Arch.Ologie Rastatt.Indd
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Gerhard Hoffmann Spuren früher Zeiten Funde und Fundstätten im Landkreis Rastatt Eine Materialkunde zur Vor- und Frühgeschichte Bestandsaufnahme und Dokumentation Sonderveröffentlichung des Kreisarchivs Rastatt Band 5 verlag regionalkultur Dieses Buch ist meiner Frau gewidmet, die mit viel Geduld und Verzicht über viele Jahre hinweg mir selbstlos den Freiraum ließ, den meine Arbeit benötigte. Unterstützt vom Förderkreis Archäologie in Baden, von der Badischen Heimat/Rastatt und den Herren Karl Hauger/Rastatt und Hans-Jürgen Krell/Kuppen heim. Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Herausgeber: Kreisarchiv Rastatt Redaktion + Realisation: Martin Walter Gesamtherstellung: verlag regionalkultur (vr) Satz: Harald Funke, vr Kartograf e: Harald Funke und Barbara Rave, vr Umschlaggestaltung: Jochen Baumgärtner, vr Endkorrektur: Bernd Gillmann, Ladenburg ISBN: 978-3-89735-495-1 Diese Publikation ist auf alter ungsbeständigem und säur efreiem Papier (TDF nach ISO 9706) gedruckt entsprechend den Frankfurter Forderungen. Alle Rechte vorbehalten. © 2007 verlag regionalkultur Heidelberg – Ubstadt-Weiher – Weil am Rhein – Basel Korrespondenzadresse: verlag regionalkultur Bahnhofstraße 2 • 76698 Ubstadt-Weiher • Telefon (07251) 36703-0 • Telefax 36703-29 E-Mail: [email protected] • Internet: www.verlag-regionalkultur.de Inhaltsverzeichnis Grußwort des Landrats .......................................................................... 5 Vorwort des Kreisarchivars .................................................................... 5 Vorwort des Autoren .............................................................................. 7 Einleitung ............................................................................................. 13 Au am Rhein ......................................................................................... 17 Bietigheim ............................................................................................ 22 Bischweier .............................................................................................26 Bühl ....................................................................................................... 27 Bühlertal ............................................................................................... 33 Durmersheim ........................................................................................ 34 Elchesheim-Illingen .............................................................................. 54 Forbach ................................................................................................. 58 Gaggenau ............................................................................................. 60 Gernsbach ............................................................................................. 68 Hügelsheim ...........................................................................................69 Iffezheim ...............................................................................................79 Kuppenheim ....................................................................................... 108 Lichtenau ............................................................................................ 129 Loffenau ............................................................................................. 133 Muggensturm .....................................................................................133 Ötigheim .............................................................................................136 Ottersweier .........................................................................................149 Rastatt .................................................................................................150 Rheinmünster ..................................................................................... 169 Sinzheim ............................................................................................. 184 Steinmauern ....................................................................................... 204 Weisenbach ........................................................................................ 212 Nachwort ............................................................................................ 213 Glossar .................................................................................................214 Literaturverzeichnis ............................................................................217 Fundstatistik ....................................................................................... 218 Au am Rhein Au am Rhein Pf aster …“ Dies dürfte im B ereich des Bill- feldes gewesen sein, und es könnte sich um den Ersterwähnung 819 als „Augia“ Rest einer Römerstraße (?) gehandelt haben. In der alten Kir che, dem Vorgängerbau Nach Ernst Wagner fand Karl Schumacher der heutigen Kir che, war bis 1811 an der 1898 römische Siedlungsspuren in den Gruben- R Turmseite des Eingangs ein Leugenstein ein- äckern (heute Grabäcker im Norden der Kern- gemauert. Er ist senkr echt gespalten, 85 cm siedlung). Bis heute wur den keine w eiteren hoch, 47 cm breit und besteht aus Buntsand- Anhalts punkte in diesem z. T. überbauten Ge- stein. (Foto in „H eimatbuch 1985“, S. 69, lände gemeldet. Abb. 1) D ie Inschrift wurde von Ferdinand Pfarrverweser A. G eier schreibt am 27. Juli Haug für den „Wagner“ ergänzt. Als Vorbild 1885 in einem Brief: „… vor einigen Jahren auf diente dabei ein besser erhaltener S tein aus einem Acker gegen Dur mersheim unweit der Sinzheim bei B aden-Baden, der dem selben Straße 2–3 Fuß unter dem Boden eine A rt Kai ser gewidmet ist. Ergänzung in [ ] und erhaltene Originalschrift übersetzt (Ergänzungen inschriftlich üblicher Ab kürzungen stehen in runden Klammern) [IMP. CAES.] DIVI SE Dem Imperator Caesar des vergöttlichten Se- [VERI NEP] OTI DIVI verusx1 Enkel, des vergöttlichten [ANTONINI MAG(NI) FIL(IO) großen Antoninusx2 Sohn, M. AVR. ANTONINO PIO dem Marcus Aurelius Antoninusx3, dem Frommen, FELICI AVG. PONT. MAX. dem glücklichen Augustus, dem Pontifex Maximusx4 TRIB. POTEST.] III COS in seiner 3. tribunizischen Amtszeit, im Konsulat [III P. P. PRO] COS. C(IVITAS) A(VRELIA) dem 3., dem Vater des Vaterlandes, dem Prokonsul der Bezirksgemeinde Baden- [AQ(VENSIS) AB AQ(VIS)] LEVGAE Baden, von Baden-Baden … Leugen (entfernt) Auf ösung üblicher Kürzel (wieder- Anmerkungen gegeben im jeweils verwendeten Kasus) IMP CAESAR = IMPERATORI CAESARI x 1 = Kaiser Septimius Severus (193–211 n.Chr.), in Wirklichkeit nicht sein Enkel, sondern sein M AVR = MARCO AVRELIO Großneffe (wenn überhaupt) AVG = AVGVSTO PONT MAX = PONTIFICI MAXIMO x 2 = Kaiser Caracalla (211–217 n.Chr.), in Wirklichkeit unehelicher Sohn Caracallas TRIB POTEST = TRIBVNICAE POTESTATIS (Behauptung der Mutter) COS = CONSVLE PP = PATER PATRIAE x 3 = Kaiser Elagabal (218–222 n.Chr.) PROCOS = PROCONSVLE x 4 = Oberpriester IMP(erator), CAES(ar) und AUG(ustus) sind als Titel zu verstehen (die alle römischen Kaiser führten) 17 Spuren früher Zeiten – Funde und Fundstätten im Landkreis Rastatt Die Entfernungsangabe ist nicht erhalten; c) Herkules, eine derbe, stämmige Gestalt in sie müsste aber zwischen 10 und 12 Leugen ruhig fester H altung, über der linken gelautet haben. Nach der Inschrift war dieser Schul ter die Löw enhaut, deren Tatzen Entfernungsanzeiger dem Kaiser E lagabal weit herabfallen, auf dem Rücken den Kö- (218–222 n. Chr.) gewidmet. Nach den Anga- cher, in der gesenkten Rechten die Keule, ben betreffs der tribunizischen Gewalt und des in der Linken die Hesperiden äpfel. wahrscheinlichen Konsulats, müsste der S tein d) Minerva, in langem Chiton, Himation, 220 n. Chr. aufgestellt worden sein. Schuhen und Schuppenpanzer, in der Wagner vermutete aufgrund des S teins in erhobenen Rechten die Lanz e, in der Au am Rhein einen römischen Rheinübergang. gesenkten Linken den auf einem Posta- Verbleib: Der Stein kam 1812 nach Baden-Ba- ment ruhenden Schild; über die rechte den und 1858 in die Großherzogliche Stein- Schulter fällt eine Locke herab; der sammlung (Vorgänger des BLM) nach Karls- Helm ist mit B usch und Flügeln ver- ruhe (Inv. Nr. C 74) (Wagner 1911, S. 49). ziert; auf einer Konsole, oben steht ihr Begleittier, die Eule. 1859/60 wurde die heutige Kirche nach Ost- Verbleib: BLM Karlsruhe (Wagner 1911). südosten hin erheblich erweitert. Dabei wurde das dort stehende Beinhaus abgerissen. In ihm II. (Inv. Nr. C 23) (Abb. 2): Seine Figuren waren bis 1811 in Ecken drei (möglicherweise sind etwas verwaschen und z. T. verstüm- sogar vier ?) sogenannte Viergöttersteine des melt. Er ist aus Buntsandstein, 95 cm hoch, 2./3. Jhdts. n. Chr. eingemauert. Auch diese 40 cm breit. Er zeigt: drei Dokumente aus B untsandstein kamen a) Juno, im Chiton und Schleier, mit der 1858 von Baden-Baden nach Karlsruhe. Dort Rechten auf ein Altärchen opfernd. haben sie dur ch Kriegseinwirkung z. T. ge- b) Merkur, mit F lügel am K opf, in der litten. Linken der Schlangenstab. I. (Inv. Nr. C 22) (Abb. 1): Der besterhal- c) Herkules, bärtig, in der gesenkten Rech- tene, aus gelblichem S andstein, 106 cm ten die Keule, in der Linken die Hesperi- hoch, 49 cm breit, hat oben ein Loch (ca. denäpfel, die Löw enhaut links herab- 18x20 cm; sekundäre Nutzung?). Er zeigt hängend. sorgfältig gearbeitet (nach Wagner bzw. d) Minerva, in langem Chiton, H elm auf Haug