Pandoras Gaben

Total Page:16

File Type:pdf, Size:1020Kb

Pandoras Gaben BORIS ROMAN GIBHARDT PANDORAS GABEN Konsum, Luxus und die neue Muße im Umfeld der klassischen Ästhetik Konsum, Luxus und die neue Muße im Umfeld der klassischen Ästhetik 1. Materielle Verführungen „Lesen Sie in dieser Hieroglyphe nicht auch deutlich, daß Luxus nie gemißbraucht, die Büchse nie geöffnet werden darf, wenn er nicht unglücklich machen soll?“1 Diese Warnung ereilt den Leser auf den ersten Seiten des von Friedrich Justin Bertuch in Weimar herausgegebenen Almanachs namens Pandora (1787). Der Pandora-Mythos fungiert in dem mode- und marktorientierten Blatt freilich nicht als ernst gemeinte Luxus-Schelte, sondern als „Hieroglyphe“ eines zeitgemäßen und angemessenen Umgangs mit kommerziellen Dingen zur Verschönerung des Lebens. Als „Symbol der Cultur des Menschen“, als schillerende Verbindung von „Luxus und Unheil“,2 wird die mythische Namensspenderin des Weimarer Alma- nachs in diesem Sinn neu gedeutet und mit der „Pandora an der Seine“ identifi- ziert, als Alter ego der allmählich zur tonangebenden Metropole avancierenden Stadt Paris und der dortigen Vergnügungswelt. Zwischen gefährlicher Verführung und sinnvoll-modernem Komfort „hieroglyphisch“-ungewiss changierend, stellte in der Wahrnehmung der Autoren diese urbane Warenwelt offenbar eine längst ge- öffnete „Büchse“ der Pandora dar; sie sollte aus der Weimarer Distanz heraus auch als Menetekel der Zukunftskultur gelesen werden.3 Diese Reizkulisse wurde zusätz- lich durch aktuelle Verwerfungen stimuliert, etwa die Halsbandaffäre, diesem „Haupt der Gorgone“ im Zeichen entfesselten Luxus-Lasters, die laut Johann Wolfgang von Goethe eine „düstre Vorbedeutung“ des Zeitalters der Revolutionen gewesen sei4 und die „Liederlichkeit im Ungeheuern“ gleichsam symbolisch-„hiero- 1 Pandora Oder Kalender des Luxus und der Moden für das Jahr 1787. Weimar [u. a.] 1787, S. 8f. 2 Pandora. In: Antike Mythen in der europäischen Tradition. Hg. v. Heinz Hofmann. Tübin- gen 1999, S. 127-151; Erwin Panofsky: Die Büchse der Pandora – Bedeutungswandel eines mythischen Symbols [1956]. Frankfurt am Main 1992; Gerhard Vogel: Der Mythos von Pandora. Die Rezeption eines griechischen Sinnbildes in der deutschen Literatur. Hamburg 1972. 3 Journal des Luxus und der Moden. Hg. v. Friedrich Justin Bertuch / Georg Melchior Kraus (Januar 1804), S. 5. Im Text fortan auch „Mode-Journal“ genannt. 4 Johann Wolfgang von Goethe: Campagne in Frankreich 1792. In: Ders.: Goethes Werke. Hg. i. A. der Großherzogin Sophie von Sachsen. Weimar 1887-1919, Bd. 33, S. 3-271, hier: S. 261 und S. 264. 158 BORIS ROMAN GIBHARDT gly phisch“ zusammenfasse.5 Dass die Herausgeber ihren Almanach nach der Ge- stalt der Unheils-Bringerin Pandora benannten, macht vor diesem materiellen Hintergrund zusätzlich Sinn. Freilich glätteten sie das Dämonische zur amüsanten Lustbarkeit für die deutsche Leserschaft, bei der ausgerechnet „Eventail[s] à la Ca- gliostro“ beliebt waren.6 Maßstäbe der Beurteilung zu liefern, war also nicht Ziel dieses Unterhaltungsalmanachs, wohl aber mit hoher Sensibilität die urbane Ge- genwartskultur zu registrieren und sie in Symbolen vor Augen zu stellen. So wird das „Auffliegen“ der Warengüter als zwiespältigen Glücksboten aus der Büchse der Pandora zum literarisch reflektierten Sinnbild des Luxus-Getriebes, gleichsam zum modernen Schicksalsrad der Fortuna im Auf und Ab der modischen Obsessionen und bald der Aktienkurse pointiert; noch in der Metapher von der „Glücks-Pando- ra“ als Tombola ist es ironisch beschwichtigt gegenwärtig.7 Ikonografisch passend, zierte die ersten Jahrgänge des Weimarer Journal des Luxus und der Moden, dessen zugehörige Ergänzung dieser Almanach war, das Emblem des Handelsgottes Mer- kur, dem traditionell die Büchse der Pandora beigegeben ist. Dass die neue Markt- realität, mit der sich die aufgeschlossene Leserschaft solcher Journale als potentielle Käuferschicht konfrontiert sah, in der Tat etwas von einem ungewissen Glücksspiel hatte, zeigt sich in der Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten fremder Dinge und Waren aus der Großstadt. Die in der sich formierenden deutschen Bürgergesell- schaft wie nie zuvor begehrten Luxusgüter aus der aufstrebenden Metropole Paris wurden entsprechend als Gaben und Attribute der „Allschenkenden“ Pandora gedeutet,8 womit bereits die ganze Skala einer solchen Dialektik des Fortschritts angesprochen ist: Nicht nur hat die Druckgrafik des mit kolorierten Mode-Kupfer- stichen ausgestatteten Weimarer Journals die ursprüngliche historische Pandora – so hieß im 17. und 18. Jahrhundert die von Händlern mitgeführte Gliederpuppe zur Demonstration von Mode – abgelöst, sondern auch die Ausbreitung der Mo- den hat sich durch das effiziente Korrespondentennetz der Mode-Journale be- schleunigt, wie es Journal-Herausgeber Friedrich Justin Bertuch in der Metapher von den „auffliegenden“ Mode-Neuigkeiten auf den Punkt bringt. Die Pariser Pandora bleibt die programmatische Figur des Mode-Journals weit über dessen Gründungszeit hinaus, als moderne Personifikation französischer Hegemonie in Fragen des Geschmacks wie der Politik – Pandora als arbiter elegan- tiarum und Tyrannin des Schönen. Schon die materielle äußere Gestaltung des Al- manachs – seine Aufbewahrung in einer Schachtel, sein betont kleines Duodez- Format – spielt raffiniert mit der Ähnlichkeit von Buch und Büchse. Allerdings täuscht die bibliophile Aufmachung nur vor, dass es hier um gelehrtes Wissen ge- 5 Goethes Gespräche. Eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. Hg. v. Klaus Herwig. München 1998, Bd. 2, S. 1969 und S. 1138. 6 Journal des Luxus und der Moden (Mai 1786), S. 191. 7 Vgl. Journal des Luxus und der Moden (März 1804), S. 157. 8 Vgl. Angela Borchert: Ein Seismograph des Zeitgeistes. Kultur, Kulturgeschichte und Kul- turkritik im Journal des Luxus und der Moden. In: Das Journal des Luxus und der Moden. Kultur um 1800. Hg. v. ders. / Ralf Dressel. Heidelberg 2004, S. 73-104, hier: S. 81..
Recommended publications
  • Erwin Und Elmire 1776 (70’)
    Sound Reseach of Women Composers: Music of the Classical Period (CP 1) Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach 1739–1807 Erwin und Elmire 1776 (70’) Schauspiel mit Gesang nach einem Text von Johann Wolfgang von Goethe Erstveröffentlichung/First Publication erste vollständige szenische Aufführung am 25. Juni 2009 im Ekhof-Theater Gotha first complete scenic performance on June 25th 2009 at Ekhof-Theatre Gotha hrsg. von /edited by Peter Tregear Aufführungsmaterial leihweise / Performance material available for hire Personen Olympia: Sopran/Soprano Elmire: Sopran/Soprano Bernardo: Tenor oder/or Sopran/Soprano Erwin: Tenor oder/or Sopran/Soprano Orchesterbesetzung/Instrumentation 2 Flöten/2 Flutes 2 Oboen/2 Oboes Fagott/Bassoon 2 Hörner/2 Horns Violine 1/2 Viola Kontrabass Quelle: Anna Amalia Bibliothek, Weimar, Mus II a:98 (Partitur), Mus II c:1 (Vokalstimmen) © 2011 Furore Verlag, Naumburger Str. 40, D-34127 Kassel, www.furore-verlag.de Alle Rechte vorbehalten / Das widerrechtliche Kopieren von Noten wird privat- und strafrechtlich geahndet Printed in Germany / All rights reserved / Any unauthorized reproduction is prohibited by law Dieses Werk ist als Erstveröffentlichung nach §71 UrhG urheberrechtlich geschützt. Alle Aufführungen sind genehmigungs- und gebührenpflichtig. Furore Edition 2568 • ISMN: 979-0-50182-383-5 Inhalt/Contents Seite / Page Dr. Peter Tregear Erwin und Elmire – Eine Einführung 3 Professor Nicolas Boyle Goethes Erwin und Elmire in seiner Zeit 4 Dr. Lorraine Byrne Bodley Die Tücken des Musiktheaters: Anna Amalias
    [Show full text]
  • Der Weltgeist Von Weimar Das Wissen Die Literatur Bescherte Der Stadt Inneren Reichtum, Konnte Aber Äußere Katastrophen Nicht Verhindern Der Zeit
    Raritäten Die Herzogin Die Bibliothek besitzt SONDERAUSGABE Auf Anna Amalias kostbare Handschriften, Spuren durch Weimar Bibeln und Globen S.8/9 Herzogin Anna Amalia Bibliothek spazieren S.19 WWW.WELT.DE OKTOBER 2007 EDITORIAL Der Weltgeist von Weimar Das Wissen Die Literatur bescherte der Stadt inneren Reichtum, konnte aber äußere Katastrophen nicht verhindern der Zeit Am 2. September 2004 brannten Teile T Von Dieter Stolte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aus. Rund 50 000 Bücher ibliotheken sind das Wissen wurden zerstört. Drei Jahre dauerten der Zeit. Ihre Geschichte die Wiederaufbauarbeiten. Am 24. Ok- begann im 1. Jahrtausend tober 2007 kann das historische Bvor Christus, als der Assyrer- Bibliotheksgebäude mit dem restau- könig Assurbanipal in Ninive rierten Rokokosaal eröffnet werden. 5000 Keilschrifttafeln zusammen- trug. Sie überlebten den Zusam- T Von Wolf Lepenies menbruch seines Reiches und können noch heute im Britischen nna Amalia, Herzogin von Museum studiert werden. So Sachsen-Weimar-Eisenach, erging es vielen Bibliotheken des starb am 10. April 1807. In Altertums: Trotz Naturkatastro- Weimar hielt zu ihrem „fei- phen, Feuersbrünsten und Plün- erlichsten Andenken“ Goe- derungen überlebten sie, blieben Athe die Ansprache. Er erinnerte Zeugnisse der Menschheit. Ins- an die Fürstin als eine große Frau, besondere die Klöster erwarben die dem „übrigen Menschenge- sich große Verdienste bei der schlecht“ ein Beispiel für „Stand- Pflege von Bibliotheken. Die Höfe haftigkeit im Unglück und teil- der Fürsten machten sie im 17. nehmendes Wirken im Glück“ ge- und 18. Jahrhundert zum Mittel- geben hatte. punkt geistiger Begegnungen. Wo Standhaftigkeit benötigte Anna es Bibliotheken gab, wehte als- Amalia vor allem im Siebenjähri- bald ein Geist des Wissens und gen Krieg (1756–1763): Die Staats- Verstehens.
    [Show full text]
  • Anna Amalia Herzogin Von Sachsen-Weimar-Eisenach
    Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach Orte und Länder Aufgewachsen am Braunschweig-Wolfenbüttler Hof, seit ihrer Vermählung mit Herzog Ernst August II. Constan- tin von Sachsen-Weimar-Eisenach im Jahr 1756 in Wei- mar ansässig. Biografie Als fünftes von dreizehn Kindern des Herzogs Carl I. und Philippine Charlotte, geb. Prinzessin von Preußen am 24. 10. 1739 in Wolfenbüttel geboren. Umfassende Ausbil- dung in allen geistes- und naturwissenschaftlichen Fä- chern, daneben besonders ambitionierte Unterweisung im Tanzen, Klavier-, Traversflöten-, Harfenspiel und in der Komposition. Nach ihrer Eheschließung mit Herzog Ernst August II. Constantin von Sachsen-Weimar-Eise- nach (1756) Übersiedelung nach Weimar. Nach dem Tod des Gatten 1758 vormundschaftliche Regentin und bis zur Regentschaftsübernahme ihres Sohnes Carl August (1775) Durchsetzung eines eigengeprägten Hofkonzepts Herzogin Anna Amalia von Georg Melchior Kraus (Öl auf („Weimarer Musenhof“). Sie setzte sich mit einer geziel- Leinwand), 1774 ten Personalpolitik, mit der sie Dichter wie Johann Carl August Musäus (ab 1763), ab 1772 Christoph Martin Wie- Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar- land zu den Erziehern ihrer Söhne machte, ab 1775 Jo- Eisenach hann Wolfgang Goethe und wenig später Johann Gottf- Geburtsname: Anna Amalia Prinzessin von ried Herder an sich band und Musiker wie Ernst Wil- Braunschweig-Wolfenbüttel helm Wolf, Carl Friedrich Freiherr von Seckendorff oder die Sängerin Corona Schröter in ein umfassendes Pro- * 24. Oktober 1739 in Wolfenbüttel, gramm integrierte, für Wissenschaft, Literatur, bildende † 10. April 1807 in Weimar, Kunst und Musik ein und hatte an allen Bereichen selbst aktiven Anteil. Ihr kompositorisches Œuvre umfasst Fürstin, Begründerin des Weimarer Musenhofs, Kammermusik und musikdramatische Werke (s.u.).
    [Show full text]
  • Des Reiches Strasse
    Lauchstädt Ein Tempel Weimars Wenn Goethe heute, wie so oft zwischen den Jahren 1791 und 1811, im Sommer nach Lauchstädt fahren würde, um dort den Brunnen zu trinken und das Spiel seiner Weimarer Truppe zu leiten, so müßte er zwischen Freyburg an der Unstrut und seinem Ziel in der Gegend des Geiseltales ein Stück durch die Luft fahren. Die alte Straße hört hier plötzlich auf, und das Erdreich ist tief ausgehöhlt: hier sind die Braunkohlengruben, die das Leunawerk versorgen. Bergbau hat ihn, der selbst in Ilmenau die Silbergruben wieder in Tätigkeit zu bringen versuchte, stets lebhaft interessiert. Er würde also die Anlagen höchst bemerkenswert finden und dafür auch den Umweg in Kauf nehmen, den der neue Straßenzug verlangt. Dann aber würde die Nähe von Lauchstädt ihn freuen, die Dürre der Gegend hört auf, und an dem kleinen Bach, der sich durch Wiesen und Felder zur Saale schlängelt, ist das hohe Wachstum der Bäume von Lauchstädt entfaltet, in deren Hut das kleine Theater liegt, das nach Goethes Angaben hier errichtet wurde. Goethe hat drei Bühnen gebaut: das alte und das neue Komödienhaus in Weimar sowie das Sommertheater in Bad Lauchstädt bei Halle. Der erste Bau brannte nieder, der dann errichtete Neubau wurde zu Beginn unseres Jahrhunderts pietätvoll abgerissen. Ein Zeugnis blieb bestehen: das Goethe-Theater in Lauchstädt. Durch zwei Jahrzehnte, 1791- 1811, hat Goethe – mit kurzer Unterbrechung durch die Kriegsläufte hier Sommer für Sommer die Weimarer Schauspieler gastieren lassen, auf damals kursächsischem Boden, vor einem Publikum, das zumeist aus Halle, dazu aus Leipzig und aus kleinen Städten des östlichen Thüringen kam.
    [Show full text]
  • Hòmseb\A^L P^K`Gò`^G
    Göttinger Bibliotheksschriften 29 1 2 Nützliches Vergnügen Kinder- und Jugendbücher der Aufklärungszeit aus dem Bestand der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und der Vordemann-Sammlung Ausstellungskatalog Herausgegeben von Elmar Mittler und Wolfgang Wangerin Göttingen 2004 3 Ausstellung in der Paulinerkirche vom 5. 12. 2004–20. 2. 2005 Ausstellung und Katalog: Arbeitsgruppe Historische Jugendbuchforschung am Seminar für Deutsche Philologie, Georg-August-Universität Göttingen: Angelika Bochem, Paul Kahl, Wolfgang Vetter, Wolfgang Wangerin Katalogredaktion: Angelika Bochem (Bilder), Paul Kahl (Texte), Wolfgang Vetter (Bibliografien), Wolfgang Wangerin Ergänzend zur Ausstellung und zum Katalog erscheint eine CD-ROM mit Illustrationen der ausgestellten Werke, zusammengestellt von Verena Fleischer unter Mitarbeit von Tobias Möller. Ein Projekt der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und der Arbeitsgruppe Historische Jugendbuchforschung Gefördert durch die Sparkasse Göttingen, die VGH-Stiftung Niedersachsen und die Universitätsstiftung Göttingen Einbandillustrationen: Aus Campes Abeze- und Lesebuch (1807); Exp.-Nr. 15, Bd. 1. Frontispiz: Aus Ridingers Lehrreiche Fabeln aus dem Reich der Thiere (1774); Exp.-Nr. 13. Titelvignette: Aus Raffs Geographie für Kinder (1776). Titelvignette von Johann Heinrich Meil; Exp.-Nr. 201. © Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen 2004 Koordination: Dr. Silke Glitsch, Paul Kahl, Dr. Wolfgang Wangerin Umschlag: Ronald Schmidt • Satz:
    [Show full text]
  • Die Rheinaquarelle Von Johann Christian Reinhart
    VORWORT Klaus-Dieter Lehmann ................................................................................................ Der Rhein gilt als ein besonders deutsches Gewässer, obwohl er doch als eine europäische Haupt- verkehrsader die Schweiz mit den Niederlanden und über seine schiffbaren Nebenflüsse Loth- ringen mit Oberfranken verbindet. Albrecht Dürer musste mit seiner Schiffsreise von Bamberg über Frankfurt und Mainz in die Niederlande nicht erst beweisen, dass Pegnitzwasser durch den Rhein in die Nordsee fließt. Seine Zeichnungen auf dem Rhein waren beiläufige Fingerübungen während der gebührenpflichtigen Aufenthalte an den vielen Zollstellen, die er in seinem Tage- buch beklagt: Vom „Mythos Rhein“ noch keine Spur. Der Rhein, der trennt und nicht verbindet, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Der Frieden von Lunéville erklärte ihn 1801 zur natürlichen Grenze zwischen der französischen Re- publik und den Territorien des Reiches. Seitdem wurde die Rheinschiffahrt mit immer mehr politischem Ballast beladen. „Deutschlands Strom nicht Deutschlands Grenze“ war 1813 die Parole von Ernst Moritz Arndt. „Sie sollen ihn nicht haben, den freien Deutschen Rhein“, schrieb Niklas Becker 1840 an die Adresse der Franzosen und erhielt prompte Antwort von Alfred de Musset: „Nous l’avons eu, votre Rhin allemand“. Verärgert hörte Heinrich Heine damals den Va- ter Rhein in seinen Bart murmeln, ob des nationalistischen Gezänks möchte er sich am liebsten in sich selbst ersäufen. Aber umsonst: Zu den Sedan-Feiern des Kaiserreichs sang man als zweite Nationalhymne Max Schneckenburgers „Rheinlied“: „Lieb Vaterland magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein“. Die bedeutende Neuerwerbung, die das Germanische Nationalmuseum mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder sowie dem Fördererkreis des Germanischen Nationalmuseums tätigen konnte, handelt nicht von nationaler, sondern von Natur- und Geschichtsbegeisterung, von der Entdeckung der landschaftlichen Schönheiten des Rheins in der Epoche der Aufklärung.
    [Show full text]
  • Necessary Luxuries Series Editor: Peter Uwe Hohendahl, Cornell University
    Necessary Luxuries Series editor: Peter Uwe Hohendahl, Cornell University Signale: Modern German Letters, Cultures, and Thought publishes new English- language books in literary studies, criticism, cultural studies, and intellectual history pertaining to the German-speaking world, as well as translations of im- portant German-language works. Signale construes “modern” in the broadest terms: the series covers topics ranging from the early modern period to the present. Signale books are published under a joint imprint of Cornell University Press and Cornell University Library in electronic and print formats. Please see http://signale.cornell.edu/. Necessary Luxuries Books, Literature, and the Culture of Consumption in Germany, 1770–1815 Matt Erlin A Signale Book Cornell University Press and Cornell University Library Ithaca, NY Cornell University Press and Cornell University Library gratefully acknowledge the College of Arts & Sciences, Cornell University, for support of the Signale series. Copyright © 2014 by Cornell University All rights reserved. Except for brief quotations in a review, this book, or parts thereof, must not be reproduced in any form without permission in writing from the publisher. For information, address Cornell University Press, Sage House, 512 East State Street, Ithaca, New York 14850. First published 2014 by Cornell University Press and Cornell University Library Printed in the United States of America Library of Congress Cataloging-in-Publication Data Erlin, Matt, author Necessary luxuries : books, literature, and the culture of consumption in Germany, 1770/1815 / Matt Erlin. pages cm — (Signale) Includes bibliographical references and index. ISBN 978-0-8014-5304-5 (cloth : alk. paper) — ISBN 978-0-8014-7940-3 (pbk. : alk.
    [Show full text]
  • Stellungnahme Der Klassik Stiftung Weimar Zu Den Hypothesen Ettore Ghibellinos“ – Nebst Dem Wortlaut Der Stellungnahme
    ANNA A MALIA UND G OETHE A KADEMIE ZU W EIMAR STEFAN WEIß/ETTORE GHIBELLINO ERWIDERUNG zu „Stellungnahme der Klassik Stiftung Weimar zu den Hypothesen Ettore Ghibellinos“ – nebst dem Wortlaut der Stellungnahme 1 Vortragsreihe der Anna Amalia und Goethe Akademie zu Weimar herausgegeben von PROF. DR. ILSE NAGELSCHMIDT (LEIPZIG) UND DR. HABIL. STEFAN WEIß (PARIS) PD DR. STEFAN WEIß/DR. ETTORE GHIBELLINO ERWIDERUNG zu „Stellungnahme der Klassik Stiftung Weimar zu den Hypothesen Ettore Ghibellinos“ – nebst dem Wortlaut der Stellungnahme 1. Auflage, Weimar 2009 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von: Karin & Joachim KÖNIG, Burgau Sven Uwe GRAENER, Hamburg und Jürgen KLETT-BLEZINGER, Ravensburg PDF-Version unter: www.AnnaAmalia-Goethe.de Anna Amalia und Goethe Akademie zu Weimar Cranachstraße 29 | D-99423 Weimar Tel: +49 (0)3643 77 37 639 | Fax: +49 (0)3643 77 37 572 [email protected] Umschlagabbildungen: GOETHE, Martin G. Klauer, 1780, aus Anna Amalias Waldschloss Ettersburg; ANNA AMALIA, Martin G. Klauer, um 1780, aus Goethes Gartenhaus an der Ilm aus: E. Ghibellino, Goethe und Anna Amalia - Eine verbotene Liebe?, Weimar 32007, Abb. 6 und 7 Alle Rechte .vorbehalten. Bitte besuchen Sie uns im Internet: www.denkena-verlag.de Druck: EDV-Service-Friedrichs, Berlin Printed in Germany ² ISBN 978-3-936177-14-5 DR. A. J. D2ENKENA VERLAG WEIMAR STEFAN WEIß/ETTORE GHIBELLINO ERWIDERUNG zu „Stellungnahme der Klassik Stiftung Weimar zu den Hypothesen Ettore Ghibellinos“ – nebst dem Wortlaut der Stellungnahme 3 PD Dr. Stefan Weiß, Jahrgang 1960, Studium der Geschich- te, Germanistik, Erziehungswissenschaft und Mittellateini- schen Philologie in Düsseldorf und Köln. Mitarbeit am ÅGöttinger Papsturkundenwerk´. Lehr- und Forschungs- aufenthalten u.a.
    [Show full text]
  • Abbildungsverzeichnis Abb
    603 Abbildungsverzeichnis Abb. 13, S. 34: Goethe: Gartenhaus von der Rückseite. Feder über Bleistift, Aquarell, 1779/80. Klassik Stiftung Weimar. Inventar- Abb. 1, S. 6: Laokoon-Gruppe, Fassung vor der Nr.: GGz/1942 Restaurierung von 1957. Rom, Vatikanische Abb. 14, S. 35: Goethe: Felsen auf dem Ochsen- Museen, ca. 50 v. Chr. akg-images/Bildarchiv kopf. Bleistift, Aquarell, 1785. Klassik Stiftung Steffens Weimar. Inventar-Nr.: GGz/1523 Abb. 2, S. 6: Francois Jacques Oberthür: Das Abb. 15, S. 37: Goethe: Allee im Park Borghese. Straßburger Münster. Klassik Stiftung Wei- Bleistift, Aquarell, Feder mit Tusche, 1787. mar. Inventar-Nr.: GGr Klassik Stiftung Weimar. Inventar-Nr.: GGz/ Abb. 3, S. 9: Vicenza, Villa Almerico Capra ›La 1955 Rotonda‹ (1566–70 erbaut von Andrea Palladio Abb. 16, S. 38: Goethe: Italienische Gebirgs- für Paolo Almerico; nach 1580 vollendet von landschaft. Aquarellierte Pinselzeichnung über Vincenzo Scamozzi). bpk/Scala Bleistift, 1787. Goethe Museum Düsseldorf Abb. 4, S. 12: Raffael: Die Heilige Cäcilie mit Abb. 17, S. 40: Goethe: Festung Verdun. Bleistift, Heiligen. Öl auf Holz, um 1515. Bologna, Pi- Aquarell, 1792. Klassik Stiftung Weimar. In- nacoteca nazionale. bpk/Scala ventar-Nr.: GGz/2292 Abb. 5, S. 12: Raffael: Die Verklärung Christi. Öl Abb. 18, S. 41: Goethe: Der Borschen bei Bilin. auf Holz, 1518–1520, Vatikanstaat, Pinacoteca Bleistift und Feder, 1810. Klassik Stiftung Wei- Vaticana. bpk/Scala mar. Inventar-Nr.: GGz/2011 Abb. 6, S. 18: Franz und Johannes Riepen- Abb. 19, S. 42: Goethe: Erscheinung des Erd- hausen: Deckblatt des Polygnot-Werkes Ge- geists. Bleistiftzeichnung, 1810–12 oder 1819. maehlde des Polygnotos in der Lesche zu Del- Klassik Stiftung Weimar.
    [Show full text]
  • Ausstellungen
    »Wornach soll man am Ende trachten? Goethe,Die Welt zu kennen und sie nicht verachten.« derZahme Xenien 1820 Welt- bürger Ausstellungen Kunst des Bucheinbandes .9.2008 –2.8.2009 Stammgebäude der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Das Bauhaus kommt aus Weimar 1.4.2009 – 6.7.2009 Neues Museum, Schillermuseum, Bauhaus-Museum, Goethe-Nationalmuseum, Haus am Horn Mittwoch, 3. Juni 2009 Jugend- und Kulturzentrum mon ami, Saal Symposium junger Goetheforscher Konzeption und Leitung: PD Dr. Wolf Gerhard Schmidt, Eichstätt Dr. Matthias Buschmeier, Bielefeld 9.00–9.15 Uhr Begrüßung durch den Präsidenten der Goethe-Gesellschaft Dr. habil. Jochen Golz 9.15–9.0 Uhr Einführende Worte durch PD Dr. Wolf Gerhard Schmidt 9.0 –10.15 Uhr Sebastian Kaufmann (Freiburg i. Br.) Der Dichter auf dem Gipfel der Welt. Zur poetolo- gischen Reflexion in Goethes »Harzreise im Winter« 10.15 –11.00 Uhr Marie Wokalek (Berlin) Die schöne Seele zwischen Evidenz, Wohlredenheit und der Beredsamkeit des Herzens. Zu einer Konfiguration in Goethes Schauspielen »Torquato Tasso« und »Iphige- nie auf Tauris« 11.00 –11.0 Uhr Kaffeepause 11.0 –12.15 Uhr Dr. Mattias Pirholt (Uppsala) Nachahmung und Geschichtsphilosophie. Zu den Grundlagen der Ästhetik Goethes 12.15 –1.00 Uhr Dr. Stephan Pabst (Jena) Das Bild der Idylle. Goethes Kritik an Salomon Geßner 1.00 –14.0 Uhr Mittagspause 14.0 –15.15 Uhr Gerrit Brüning (Berlin) Unglückliches Ereignis. Goethes Erfindung und sein Verhältnis zu Schiller 4 Mittwoch, 3. Juni 2009 15.15 –16.00 Uhr Lars Korten (Kiel) »Das sonderbare Wälzen und Rollen«. Überlegungen zu Johann Wolfgang von Goethes antiken Versmaßen 16.00 –16.45 Uhr Julia S.
    [Show full text]
  • Anna Amalia Und Das »Ereignis Weimar-Jena«
    Joachim Berger Anna Amalia und das »Ereignis Weimar-Jena« Nach ihrer Übersiedlung aus Wolfenbüttel (1756) war Herzogin Anna Amalia über fünfzig Jahre in den Herzogtümern Weimar und Eisenach eine Zentral- person – als Frau des regierenden Herzogs, dann als obervormundschaftliche Regentin sowie schließlich als Mutter des regierenden Herzogs. Eine Fürstin, die über einen so langen Zeitraum in der Residenz des Landes präsent war, bot sich in einem Herrschaftsraum, der von dynastischen Kategorien geprägt war, als Identifikationsfigur an. Als die Herzogin am 10. April 1807 in Weimar starb, konnte sie ihr Bibliothekar Carl Ludwig Fernow unwidersprochen zu derjeni- gen stilisieren, die den »Grund gelegt« habe zu »so viel Gutem und Schönen, als seit dreißig Jahren aus dieser kleinen Residenz hervorgegangen ist«.1 Die Sentenz Fernows aufnehmend, soll im folgenden danach gefragt werden, wie die Herzogin Anna Amalia zu ihren Lebzeiten auf die Entwicklung der Doppelstadt Weimar-Jena eingewirkt hat – wie sie zur Entstehung einer Konfigu- ration beigetragen hat, die in der Forschung seit einigen Jahren als »Ereignis Weimar-Jena« bezeichnet wird.2 Dieser Begriff umfaßt sowohl die ästhetischen und wissenschaftlichen Hervorbringungen als auch die politischen, gesellschaft- lichen und künstlerisch-wissenschaft lichen Strukturen im zeitlich-geographischen »Ereignisraum« Weimar-Jena zwischen 1770 und 1830. Ein »heuristischer Zu- griff«3 soll disziplinär gebundene, thematisch beschränkte und normativ konno- tierte Begriffe wie »Weimarer Klassik«, »Musenhof« oder »Jenaer Romantik« ersetzen. Die Konfiguration »Ereignis Weimar-Jena« wird bewußt rückblickend konstruiert, um das vielschichtige Geschehen transdisziplinär in den Blick zu nehmen. Zwar gab es bereits zeitgenössische Stimmen, die Weimar und Jena als »zwey Enden einer großen Stadt«4 auffaßten.
    [Show full text]
  • Goethe Und Umkreis
    GOETHE UND UMKREIS GEMÄLDE GRAPHIK SKULPTUREN GOETHEANA in memoriam GOETHE UND UMKREIS Werner Sumowski Jens Christian Jensen Michael Engelhard GEMÄLDE GRAPHIK SKULPTUREN GOETHEANA GOETHE UND UMKREIS GEMÄLDE GRAPHIK SKULPTUREN GOETHEANA Katalog Michael Thimann mit Beiträgen von Anne Auber, Andreas Beyer, Florian Illies Dorothee von Hellermann, Jutta von Simson Bernhard von Waldkirch KÜNSTLERVERZEICHNIS VORWORT BACH, CARL DANIEL FRIEDRICH ....................................................................................................... 48 „Nicht den großen und berühmten Sammlungen gilt unser Wort, Sammlungen, die ausgebreitet in weiten palastartigen BAGER, JOHANN DANIEL .......................................................................................................................... 1 Räumen, aufgezeichnet in prunkvollen Katalogen, Museen im kleinen sind und in allen Zentren der Welt zu bestaunen. BLECHEN, CARL .................................................................................................................................... 62, 63 Von den bescheidenen, namenlosen Sammlungen wollen wir sprechen, die mit weit weniger Geld, aber um so mehr Kenner- BRÜCKE, WILHELM .................................................................................................................................. 13 schaft, die nicht durch Erwerbungen im großen, sondern langsam, oft mühselig, Stück für Stück zusammengebracht und CARSTENS, ASMUS JAKOB .......................................................................................................................
    [Show full text]