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Samtgemeinde

Begründung

Flächennutzungsplan Tostedt

6. Änderung Teilplan „Im Ahler“ Vorentwurf

Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020 ohne Maßstab 2

Aufgestellt: Niedersächsische Landgesellschaft mbH Geschäftsstelle Lüneburg Wedekindstraße 18 21337 Lüneburg

Dipl.- Biologin Ulrike Hagemann Tel. 04131 / 9503-38 Fax 04131 / 9503-30 [email protected]

Dipl. Ing. Stadtplanung Iryna Davydenko Tel. 04131 / 9503-39 Fax 04131 / 9503-30 [email protected]

Stand: Februar 2020

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INHALT Teil A 1 Planungsgrundlagen ...... 4 1.1 Anlass und Ziel der Planung ...... 4 1.2 Lage und Abgrenzung des Änderungsgebiets ...... 4 1.3 Vorhandene Nutzungen und Erschließung ...... 5 1.4 Bebauungsplan „Im Ahler“ ...... 5 1.5 Erfordernis der Planung und Alternativenprüfung ...... 6 2 Planungsvorgaben ...... 10 2.1 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen ...... 10 2.2 Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis ...... 10 2.3 Wirksamer Flächennutzungsplan ...... 13 2.4 Landschaftsrahmenplan ...... 14 2.5 Regionales Entwicklungskonzept Metropolregion ...... 14 3 Darstellung der geplanten Flächennutzung ...... 14 4 Auswirkungen der geplanten Flächennutzung auf Einwohnerentwicklung und Infrastruktur .... 16 5 Natur und Landschaft ...... 17 6 Klimaschutz und Klimaanpassung ...... 17 7 Flächenbilanz...... 17 8 Rechtsgrundlagen ...... 18

Teil B 1 Einleitung ...... 20 1.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele ...... 20 1.2 Relevante planerische und rechtliche Grundlagen...... 21 2 Beschreibung und Bewertung der erheblichen Umweltauswirkungen ...... 21 2.1 Basisszenario ...... 21 2.1.1 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften ...... 21 2.1.2 Schutzgüter Fläche und Boden ...... 22 2.1.3 Schutzgut Wasser ...... 22 2.1.4 Schutzgut Klima ...... 22 2.1.5 Schutzgut Landschaftsbild ...... 23 2.1.6 Schutzgut Mensch ...... 23 2.1.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 23 2.2 Prognose bei Nichtdurchführung der Planung ...... 23 2.3 Prognose bei Durchführung der Planung ...... 23 2.3.1 Beschreibung der Wirkfaktoren ...... 23 2.3.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften ...... 24 2.3.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Fläche und Boden ...... 25 2.3.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser ...... 25

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2.3.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima ...... 26 2.3.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaftsbild ...... 26 2.3.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch ...... 26 2.3.8 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 27 2.3.9 Wechselwirkungen und kumulative Wirkungen ...... 27 2.4 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung ...... 27 2.5 Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung und externe Kompensationsmaßnahmen ...... 28 2.5.1 Rechnerische Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung für das Plangebiet ...... 28 2.5.2 Externe Kompensationsmaßnahmen ...... 28 2.6 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten ...... 30 2.7 Beschreibung der Auswirkungen durch schwere Unfälle oder Katastrophen infolge der vorliegenden Planung ...... 30 3. Zusätzliche Angaben ...... 30 3.1 Technische Verfahren, Hinweise auf Lücken und fehlende Kenntnisse ...... 30 3.2 Überwachungsmaßnahmen ...... 31 3.3 Allgemein verständliche Zusammenfassung ...... 31 3.4 Quellen ...... 31

4 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

1 PLANUNGSGRUNDLAGEN 1.1 Anlass und Ziel der Planung Die Gemeinde Wistedt stellt durch die räumliche Nähe und gute Anbindung an Tostedt sowie durch die vorhandene Infrastruktur – u.a. Grundschule und Kindergarten - einen beliebten Wohnort innerhalb der Samtgemeinde Tostedt dar. So besteht hohe Nachfrage nach Wohnbauland, die derzeit nicht mehr durch Schließen von Baulücken im Innenbereich erfüllt werden kann. Es soll daher ein neues Wohngebiet auf bisherigen landwirtschaftlichen Flächen im Anschluss an die bestehende Bebauung am Höhnkamp entwi- ckelt werden, das die Siedlung in Richtung Nordwesten abrundet. Hierfür wird der Bebauungsplan „Im Ah- ler“ aufgestellt, nachdem die Flächen nunmehr für eine Bebauung zur Verfügung stehen. Der Flächennut- zungsplan stellt hier bisher Flächen für die Landwirtschaft dar. Aus diesem Grund soll im Parallelverfahren zur Aufstellung des Bebauungsplans gleichzeitig der Flächennutzungsplan in diesem 5,5 ha großen Bereich geändert werden. Ebenfalls in dem Bebauungsplan „Im Ahler“ soll eine ca. 0,58 ha große Fläche westlich der Feuerwehr als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen werden, um hier die Möglichkeit für die Ansiedlung eines Gemeindebü- ros, das für kommunale, kulturelle und gemeinschaftliche Zwecke genutzt werden kann, zu schaffen. Auch hierfür wird eine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich, da die Fläche bisher ebenfalls als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt ist. Ziel der Planung ist somit die zusätzliche Ausweisung von Wohnbauflächen sowie einer Gemeinbedarfsflä- che, um hier eine funktionale Ortsmitte mit Feuerwehr und Gemeindebüro zu stärken, die innerhalb des Siedlungsbereichs einen räumlichen Ortsmittelpunkt darstellt. Der Flächennutzungsplan wird somit dahin- gehend geändert, dass in den zwei Änderungsbereichen – der eine südlich der Straße „Im Ahler“, der andere westlich der Feuerwehr bzw. östlich der Bebauung am Höhnkamp – Wohnbaufläche und Gemeinbedarfs- fläche dargestellt werden. Die Änderungsbereiche umfassen eine Gesamtfläche von 5,55 ha.

1.2 Lage und Abgrenzung des Änderungsgebiets Das Änderungsgebiet liegt am nordwestlichen Siedlungsrand der Gemeinde Wistedt und besteht aus zwei Änderungsbereichen. Der ca. 4,13 ha große Änderungsbereich 1 grenzt an die vorhandene Wohnbaufläche am Höhnkamp bis zur Straße „Im Ahler“. Am südöstlichen Punkt dieser rechteckigen Fläche grenzt er an den etwa 1,4 ha großen Änderungsbereich 2, der sich zwischen der Wohnbebauung am Roggenkamp und dem Grundstück der Freiwilligen Feuerwehr an der Straße „Am Brink“ erstreckt. Östlich des Plangebietes befindet sich ein Geflügelschlachtbetrieb. Die genaue Abgrenzung ist aus dem folgenden Übersichtsplan (unmaßstäbliche Darstellung) ersichtlich.

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Abb. 1: Übersicht über die Änderungsbereiche ohne Maßstab Quelle der Kartengrundlage: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020

1.3 Vorhandene Nutzungen und Erschließung Die zu beplanenden Flächen im Änderungsbereich 1 werden ausschließlich landwirtschaftlich als Ackerland genutzt. Die Erschließung erfolgt über die Straße „Im Ahler“ mit Anschluss an die Landesstraße L 142. Im Änderungsbereich 2 werden die Flächen teilweise ebenfalls als Ackerland genutzt, der östliche Teil stellt sich dagegen als Feuerwehrübungsgelände dar. Die Erschließung erfolgt ausgehend von der Straße „Am Sportplatz“ über eine bestehende Zufahrt.

1.4 Bebauungsplan „Im Ahler“ Mit der Änderung des Flächennutzungsplans wird gleichzeitig im Parallelverfahren gemäß § 8 Abs. 3 BauGB der Bebauungsplan „Im Ahler“ aufgestellt. Dadurch wird zukünftig der Bebauungsplan aus dem Flächennut- zungsplan entwickelt sein. Der Geltungsbereich der 6. Änderung ist mit dem Geltungsbereich des Bebau- ungsplans nicht vollständig identisch: Zum einen wird der Weg „Im Ahler“ aufgrund der fehlenden Bedeu- tung als überörtliche Erschließungsstraße nicht mit einbezogen. Zum anderen umfasst der Geltungsbereich der 6. Änderung im Süden der Änderungsfläche 2 in geringem Umfang weitere bisherige Fläche für die Landwirtschaft, die bereits bebaut ist bzw. Teil eines Hofgrundstücks ist. Entsprechend der geplanten Darstellungen im Teilplan Wistedt des Flächennutzungsplans trifft der Bebau- ungsplan „Im Ahler“ folgende Festsetzungen: Der westliche Teil setzt allgemeine Wohngebiete fest, die über eine Ringerschließung an die Straße „Im Ahler“ angebunden werden. Überwiegend ermöglichen die Festsetzungen die Errichtung von eingeschossi- gen Einzel- und Doppelhäusern bei einer Grundflächenzahl von 0,25 und einer Mindestgrundstücksgröße für Einzelhausgrundstücke von 600 m². Im Südwesten wurde in zwei Bereichen abweichend hiervon eine

5 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt höhere GRZ von 0,35 mit dem Ziel des Ermöglichens von ebenerdigen Bungalows festgelegt. Im Norden des Plangebiets sind sechs Baufelder für die Errichtung von maximal zweigeschossigen Einzelhäusern bei einer Grundflächenzahl von 0,35 festgesetzt, wobei die Festsetzungen die Errichtung von Mehrfamilienhäusern mit bis zu sechs Wohneinheiten ermöglichen, wodurch auch Wohnraum für Einzelpersonen oder Paare ge- schaffen werden kann. Im Geltungsbereich 2 des Bebauungsplans wird für den westlichen Teil ebenfalls ein allgemeines Wohnge- biet mit einer Grundflächenzahl von 0,25 und einer maximal eingeschossigen Bauweise festgesetzt, wäh- rend der größere Teil als Gemeinbedarfsfläche beplant ist. Der Westteil der Gemeinbedarfsfläche ermög- licht durch die Festsetzung einer Baugrenze die Errichtung eines Gebäudes, wobei hier konkret an ein Ge- meindebüro gedacht ist, während der östliche Teil einer Nutzung als Feuerwehrübungsplatz vorbehalten bleibt. Die Erschließung des Geltungsbereichs 2 ist über eine neue Stichstraße, ausgehend von der Straße „Am Sportplatz“, und zum anderen über die bestehende Straße „Gerstenkamp“ geplant. Die nachfolgende Abbildung (unmaßstäbliche Darstellung) zeigt die geplanten zeichnerischen Festsetzun- gen.

Abb. 2: Zeichnerische Festsetzungen des Bebauungsplans „Im Ahler“ ohne Maßstab Quelle der Kartengrundlage: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020

1.5 Erfordernis der Planung und Alternativenprüfung Planungserfordernis Die Samtgemeinde Tostedt beabsichtigt mit der 6. Änderung Teilplan Wistedt des Flächennutzungsplans Planungsrecht für die bauliche Entwicklung der Flächen am nordwestlichen Rand der Gemeinde Wistedt zu schaffen. Aus folgenden Gründen wird dieses als erforderlich erachtet: In der Samtgemeinde Tostedt ist der Anteil der Wohnbaufläche zwischen 2011 und 2018 um 13 ha entspre- chend eines Zuwachses von 0,1 % gestiegen, in Wistedt betrug der Wohnbauflächenzuwachs in dem glei- chen Zeitraum sogar 2,9 %. (Angaben des Landesamtes für Statistik 2020). Die bisherige Bevölkerungsent- wicklung der Samtgemeinde Tostedt verlief in der Vergangenheit ebenfalls positiv. Im Jahr 2011 zählte die Samtgemeinde insgesamt 25.018 Einwohner (Angaben des Landesamtes für Statistik 2020), derzeit leben in der SG Tostedt 27.063 Einwohner (SG Tostedt 2019). In der Gemeinde Wistedt war der Trend ebenfalls positiv, nämlich von 1.670 Einwohnern im Jahr 2011 auf 1.765 im Jahr 2019.

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Für die SG Tostedt wird von dem CIMA Institut für Regionalwirtschaft im Jahr 2019 auf Grundlage der Daten der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Landesamtes ein Bevölkerungszuwachs von +3,6 % (2018-2035) prognostiziert (schwarze Linie mit Punkten in unten stehender Abbildung). Bei der Ge- meinde Wistedt ist die Prognose ähnlich dimensioniert (dunkel rote Linie in unten stehender Abbildung).

Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung Samtgemeinde Tostedt Quelle: Einwohnermeldestatistik aus der CIMA-Bevölkerungsprognose für den Landkreis Harburg

Innerhalb der Ortslage Wistedt steht derzeit keine ausreichende Anzahl an Wohnbaugrundstücken zur Ver- fügung, um den durch die Bevölkerungsentwicklung prognostizierten Bedarf zu decken. Letztmalig wurden im Jahr 2004 im Rahmen der 4. Änderung des Flächennutzungsplans Wohnbauflächen neu ausgewiesen, die inzwischen vollständig bebaut sind. Alternativenprüfung Als Alternative stünde theoretisch innerhalb der Gemeinde Wistedt ein Standort südlich der „Bremer Straße – B75“, an dem Wohnbebauung möglich wäre, zur Verfügung (s. Abbildung 4). Es handelt sich um eine etwa 6,5 ha große landwirtschaftliche Nutzfläche, in dessen nordöstlichen Bereich auch eine Hofstelle angesie- delt ist. Ein Teilbereich dieser Fläche entlang der „Bremer Straße“ könnte aus städtebaulicher Sicht zur Wohnbaufläche entwickelt werden. Allerdings ist der Flächenzuschnitt ungünstig, wodurch sich lediglich eine Lückenschließung anbietet. Daher ist nur ein kleinteiliges Wohngebiet mit einer Ausdehnung von ca. 0,5 ha möglich. Die Erschließung wäre ausschließlich über die „Bremer Straße – B75“ möglich, einer stark befahrenen Straße von überregionaler Bedeutung, was als sehr ungünstig zu beurteilen wäre. Diese bereits starke Frequentierung könnte die verkehrliche Erschließung problematisch gestalten. Zudem sprechen die zu erwartenden Lärmemissionen gegen diesen Standort. Für den gewählten Standort sprechen dagegen verschiedene Gründe: Da mit der Realisierung des Bauge- biets „Höhenkamp“ auch die Schulwegsicherung zwischen den Wohngebieten und dem Standort Kinder- garten/ Grundschule (nördlich der B 75 am östlichen Ortsausgang) optimiert wurde, ist es sinnvoll auch weitere Wohnbauflächen nördlich der B 75 auszuweisen, wodurch die vorhandene Siedlungsstruktur be- rücksichtigt und sinnvoll weitergeführt wird. Zudem ist die nunmehr gewählte Fläche verfügbar, schließt

7 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt dreiseitig an ein bestehendes Wohngebiet an und die technische Infrastruktur ist bereits vorhanden (Ab- fallentsorgung, Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung etc.), so dass auch wirtschaftliche Aspekte für diese Fläche sprechen. Weitere Standorte, die mehrseitig von Bebauung umgeben sind oder gut erschließbar sind, kommen auf- grund der Darstellungen wertvoller Bereiche im Landschaftsrahmenplan nicht in Betracht oder aber würden den Entwicklungsspielraum für landwirtschaftliche Betriebe bzw. gewerbliche Betriebe unerwünscht ein- schränken. Darüber hinaus wurde geprüft, ob alternativ die Ausweisung neuer Wohnbaufläche an anderer Stelle der Samtgemeinde in Betracht kommt. Gemäß dem Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) des Landkreises Harburg soll die Siedlungsent- wicklung vorrangig auf die zentralörtlichen Standorte und die Einzugsbereiche der Haltepunkte des öffent- lichen Personennahverkehrs ausgerichtet werden. Daher wäre die Gemeinde Tostedt aufgrund ihrer Funk- tion als Grundzentrum und der Lage an der Bahnlinie Hamburg - Buchholz i.d.N. - mit eigenem Haltepunkt ein bevorzugter Standort für die Siedlungsentwicklung. Im nordwestlichen Bereich Tostedts, nördlich der „Bremer Straße – B75“, befindet sich ein möglicher Alternativstandort für eine Siedlungsent- wicklung. Dabei handelt es sich um eine etwa 3,5 ha große landwirtschaftlich genutzte Fläche, welche sich an ein vorhandenes Wohngebiet anschließt. Die Fläche ist aus eigentumsrechtlichen Gründen nicht verfüg- bar. Darüber hinaus ist im RROP 2025 nördlich der Fläche die geplante Ortsumfahrung Wistedt als Haupt- verkehrsstraße mit überregionaler Bedeutung dargestellt. Westlich der Fläche verläuft ein derzeit nicht ge- nutzter Schienenverkehrsweg (Strecke Tostedt-Zeven), der künftig wieder genutzt werden soll. Diese über- geordneten Planungen erschweren die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers durch die möglichen Lärm- belastungen. Eine weitere potenziell geeignete Fläche ähnlicher Größe liegt an der südlichen Gemeindegrenze von Tostedt. Von hier aus ist der Ortskern von Tostedt mit Geschäften und Arztpraxen bereits ca. 2,5 km ent- fernt und ist über die ohnehin stark befahrene Bahnhofstraße (L 141) erreichbar, so dass die Inanspruch- nahme dieser im entfernten Außenbereich gelegenen Fläche ein hohes Verkehrsaufkommen nach sich zie- hen dürfte, was aus Sicht des Umweltschutzes nachteilig ist. Auf der nachfolgenden Karte sind die geprüften größeren Flächen im Außenbereich im Vergleich zur bean- spruchten Fläche dargestellt.

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Abb. 4: Übersichtskarte Plangebiet (rot) und alternative Standorte (lila) Quelle der Kartengrundlage: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020

Bezüglich des Standortes für ein Gemeindebüro wurde eine weitere Alternative geprüft, nämlich ein Stand- ort in der Straße „Auf der Fahlhorst“ in der Nähe zum Sportplatz südlich der B 75. Die Gemeinde hat sich aufgrund der am gewählten Standort möglichen sinnvollen Bündelung der Standorte für Feuerwehr und Gemeindebüro zu einem räumlichen Ortsmittelpunkt für diesen entschieden. Begründung des Erfordernisses zur Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen Gemäß § 1a Abs. 2 BauGB ist die Notwendigkeit der Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzflächen als Bauland zu begründen, da vorrangig Möglichkeiten der Innenentwicklung genutzt werden sollen. Es wurde geprüft, ob der Bedarf an Wohnbauland auch ausschließlich durch Maßnahmen der Nachverdich- tung und Innenentwicklung befriedigt werden kann. Dieses ist zum einen nicht der Fall, da die verbliebenen unbebauten Flächen im Innenbereich sowohl von Wistedt als auch von Tostedt aus eigentumsrechtlichen Gründen kurzfristig zur Deckung des aktuellen Bedarfs nicht verfügbar sind oder aber als betriebliche Er- weiterungsflächen vorgesehen sind. Zum anderen ist jedoch auch gerade im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels ein ausreichender Anteil an mit Bäumen begrünten oder durch Wasserflächen eingenom- mene innerörtlichen Freiflächen sehr bedeutend, so dass insbesondere die Freiflächen in der Niederung des Mühlenbachs in Tostedt nicht für die Inanspruchnahme zur Nachverdichtung in Betracht kommen. Der historische Ortskern von Wistedt ist durch eine dorftypische lockere Bebauung mit umfangreichen Groß- baumbestand geprägt, weshalb eine Nachverdichtung nur in geringem Maße erwünscht ist. Zudem befin- den sich hier landwirtschaftliche Betriebe, für die vorrangig Möglichkeiten der Erweiterung erhalten bleiben sollen. Daher wird zur Deckung des Wohnraumbedarfs auf Flächen im Außenbereich ausgewichen. Die beanspruchten landwirtschaftlichen Nutzflächen sind auf der anderen Seite aus heutiger landwirt- schaftlicher Perspektive teilweise nur begrenzt bedeutend: Es handelt sich im Änderungsbereich 2 um kleine Parzellen, die aufgrund der angrenzenden Bebauung nur schwer zu bewirtschaften sind. Für die gut

9 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt geschnittene und bewirtschaftbare Fläche des Änderungsbereichs 1 gilt dieses jedoch nicht, die Lage der Fläche dreiseitig angrenzend an Bebauung ist jedoch aus Sicht der Bewirtschafter als ungünstig zu bewer- ten. Es finden sich hier Böden mit nur geringer bis mittlerer Ackerzahl, d.h. die Flächen spielen für die Er- zeugung von Nahrungsmitteln eine vergleichsweise geringe Rolle.

2 PLANUNGSVORGABEN 2.1 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen Die derzeit gültige Fassung des Landesraumordnungsprogramms (LROP) ist vom 26. September 2017. Die Niedersächsische Landesregierung beabsichtigt, das LROP fortzuschreiben, wodurch sich umfassende Än- derungen u.a. in den Abschnitten Entwicklung der Siedlungsstruktur, Natur und Landschaft und Energie ergeben. Bis zum 10.01.2020 bestand die Möglichkeit für Träger öffentlicher Belange sowie die Öffentlich- keit im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung eine Stellungnahme zu den allgemeinen Planungsabsichten abzugeben. Im zeichnerischen Teil des LROP sind keine Darstellungen für das Änderungsgebiet getroffen worden. In den Erläuterungen sind ebenfalls keine konkreten Aussagen enthalten. Südlich von Wistedt verläuft die Bundesstraße 75 als Hauptverkehrsstraße von Tostedt nach Rotenburg (Wümme). Parallel dazu verläuft die Haupteisenbahnstrecke Hamburg-Bremen über Buchholz und Rotenburg (Wümme) mit Abzweig nach Tostedt als sonstige Eisenbahnstrecke. Zwischen der Bundesstraße und der Bahntrasse fließt die als linienförmiger Bestandteil des Biotopverbundsystems. Die nächst gelegenen Mittelzentren sind Rotenburg (Wümme), Buchholz i.d.N. und Buxtehude. Allgemeine zur Entwicklung der Siedlungsstruktur relevante Ziele (Z) und Grundsätze (G) werden im Folgen- den aufgeführt: - Die Auswirkungen des demographischen Wandels, die weitere Entwicklung der Bevölkerungsstruk- tur und die räumliche Bevölkerungsverteilung sind bei allen Planungen und Maßnahmen zu be- rücksichtigen (LROP 1.03 G). - In der Siedlungsstruktur sollen gewachsene, das Orts- und Landschaftsbild, die Lebensweise und Identität der Bevölkerung prägende Strukturen sowie siedlungsnahe Freiräume erhalten und unter Berücksichtigung der städtebaulichen Erfordernisse weiterentwickelt werden (LROP 2.1 01 G). - Es sollen Siedlungsstrukturen gesichert und entwickelt werden, in denen die Ausstattung mit und die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge für alle Bevölkerungsgruppen gewähr- leistet werden; sie sollen in das öffentliche Personennahverkehrsnetz eingebunden werden (LROP 2.1 02 G). - Die Festlegung von Gebieten für Wohn- und Arbeitsstätten soll flächensparend an einer nachhalti- gen Siedlungsentwicklung unter Berücksichtigung des demografischen Wandels sowie der Infra- strukturfolgekosten ausgerichtet werden (LROP 2.1 04 G). - Bei regionalen oder überregionalen Erfordernissen sind in den Regionalen Raumordnungsprogram- men Entwicklungsaufgaben in den Gemeinden als Ziele der Raumordnung festzulegen (LROP 2.1 07 Z). Die für die Planung bedeutsamen Ziele und Grundsätze werden eingehalten. Die vertiefende Betrachtung der Vorgaben der Landesraumordnung findet im Regionalen Raumordnungsprogramm für den Landkreis Harburg statt.

2.2 Regionales Raumordnungsprogramm Landkreis Harburg Das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) für den Landkreis Harburg aus dem Jahr 2000 wurde 2009 um Fachbeiträge Rohstoffgewinnung und Windenergie ergänzt. Darüber hinaus hat der Kreistag im Oktober 2009 beschlossen, das RROP einschließlich seiner Änderung als RROP 2025 neu aufzustellen. Grund hierfür

10 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt waren geänderte Rahmenbedingungen durch das neue Raumordnungsgesetz sowie die Anpassungspflicht an das LROP Niedersachsen von 2008. Darin sollen die Ziele und Grundsätze der Raumordnung für das Kreisgebiet im Zeitraum bis etwa 2025 neu festgelegt werden. Nach insgesamt vier Entwurfsfassungen be- schloss der Kreistag das RROP 2025 am 22.10.2018 als Satzung. Mit der Bekanntmachung am 04. April 2019 trat das RROP 2025 des LK Harburg offiziell in Kraft und ist somit rechtswirksam. Laut zeichnerischer Darstellung des RROP 2025 hat die Gemeinde Wistedt keine Funktion eines zentralen Siedlungsgebiets und gilt somit als sonstige Gemeinde. Das Änderungsgebiet ist als Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft aufgrund besonderen Funktionen dargestellt. Der entsprechende Grundsatz 3.2.1.1 (01) be- sagt, dass in diesen Gebieten die landwirtschaftlichen Belange bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Maßnahmen und Planungen eine besondere Beachtung finden sollen. Dieser Grundsatz wird im Rahmen der Planung berücksichtigt, da durch die geplante kleinräumige Ausdehnung des Siedlungs- gebiets die nachhaltige Funktion der regionalen Landwirtschaft nicht beeinträchtigt wird. Nördlich des Änderungsgebietes ist die Landesstraße 142 als Straße von regionaler Bedeutung dargestellt. Ebenfalls nördlich des Plangebiets verläuft die Trasse einer geplanten Nordumfahrung Tostedt-Wistedt. Diese dient laut dem Grundsatz 4.1.3 (02) der beschreibenden Darstellung künftig der Trassensicherung der B 75, welche nördlich von Wistedt liegt und als Vorranggebiet Hautverkehrsstraße bezeichnet wird. Nörd- lich des Planareals verläuft zudem eine Leitungstrasse mit 110 kV. Diese dient gemäß dem Ziel 4.2.4 (01) der Sicherung und Entwicklung der regionalen und überregionalen Energie- und Produktenversorgung. Durch die vorliegende Planung werden die vorgenannten Ziele und Grundsätze nicht berührt. Westlich von Wistedt sind Vorbehaltsflächen für Wald dargestellt, die gemäß dem Grundsatz 3.3.1.2 (02) zur Sicherung und Entwicklung ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Funktionen dienen. Gleich- zeitig sind diese Flächen der Natur und Landschaft vorbehalten, da sie nach dem Grundsatz 3.1.2 (07) auf- grund ihrer Beschaffenheit und Verbundfunktion eine besondere Bedeutung für den Tier- und Pflanzenar- tenschutz, den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und für die Erholung haben. Die Vorbehaltsflächen für Natur und Landschaft gehen über die dargestellten Waldfläche hinaus und betreffen daher nicht das Ände- rungsgebiet. Südlich von Wistedt ist ein Gebiet als Vorranggebiet für Natura 2000 dargestellt. Aufgrund ihrer internationalen Bedeutung sind die Gebiete des europäischen ökologischen Netzes "Natura 2000" ge- mäß dem Ziel 3.1.3 (01) entsprechend der jeweiligen Erhaltungsziele zu sichern. Konkret handelt es sich dabei um das FFH-Gebiet „2724-331 Kaueres Wittmoor“. Die vorliegende Planung steht den vorgenannten Zielen und Grundsätzen nicht entgegen. Die Darstellungen des RROP 2025 sind aus dem nachstehenden Ausschnitt ersichtlich:

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Abb. 5: Auszug aus den zeichnerischen Festlegungen des RROP 2025 (Endfassung) für den Landkreis Harburg, ohne Maßstab

In der beschreibenden Darstellung zum RROP wird unter dem Punkt 2.1 „Entwicklung der Siedlungsstruk- tur“ das Ziel 2.1.2(03) formuliert, dass sonstige Gemeinden ihre weitere Siedlungsentwicklung auf die ört- liche Eigenentwicklung beschränken sollen. Dabei darf der Zuwachs an Bruttobaulandfläche bis zum Jahr 2025 maximal 5% betragen, bezogen auf die bestehenden Bruttobaulandfläche ab 31.12.2016. Gemäß der Begründung des RROP errechnet sich die Bruttobaulandfläche aus den Flächen für Wohn- und Mischge- biete, Sonderbauflächen, Gemeinbedarfsflächen sowie den zugeordneten Verkehrsflächen, welche in den Flächennutzungsplänen am 31.12.2016 ausgewiesen sind. Innerhalb der Samtgemeinde Tostedt gilt die sog. 5 %-Eigenentwicklungs-Klausel für die Mitgliedsgemeinden , Heidenau, , Königsmoor, Welle und ebenso für Wistedt. Im Flächennutzungsplan für die Mitgliedsgemeinde Wistedt erfolgen Darstellungen der oben genannten Nutzungen von ca. 85 ha. Im Verhältnis zur geplanten Änderungsfläche von ca. 5,53 ha ergibt dies einen Flächenzuwachs von ca. 6,5 %, d.h. die Richtgröße wird für den Teilplan Wistedt überschritten. Wird bei der Berechnung die Gemeinbedarfsfläche vernachlässigt, da hierdurch kein Einwohnerwachstum bedingt ist, beträgt der Flächenzuwachs 5,8 %. Da die Samtgemeinde aber über einen Flächennutzungsplan verfügt, ist es zulässig, die Bauflächen der Teilpläne für die besagten Mitgliedsgemeinden mit in die Berechnung einzu- beziehen. Damit wird gewährleistet, dass der Wachstumsspielraum nicht isoliert innerhalb einzelner Orts- teile bzw. Mitgliedsgemeinden liegt, sondern im Rahmen der kommunalen Planungshoheit in angemesse- ner Form verteilt werden kann. Unter Hinzuziehung der anderen Teilpläne liegt der Flächenzuwachs des hier vorliegenden Änderungsgebietes bei 1,07 %. Somit verbleibt ein ausreichender Puffer, um bis zum Jahr 2025 auch weitere Entwicklungen im Bereich der Siedlungs- und Versorgungsstruktur in den Mitgliedsge- meinden durchführen zu können. Die Vorgabe des RROP 2025 wird somit bezüglich der 5 %-Eigenentwick- lungs-Klausel eingehalten. Gemäß dem Ziel 2.1.1 (02) soll die Gestaltung der Siedlungsränder – v.a. die Integration in die Landschaft – besonders beachtet werden. Dabei soll die städtebauliche Abrundung von Ortsrändern zugunsten kompak- ter Siedlungskörper Vorrang vor der Entwicklung neuer Siedlungsansätze haben. Die vorliegende Planung dient ausschließlich der Eigenentwicklung der Gemeinde Wistedt. Durch die Änderung des Flächennut- zungsplans im Sinne einer Wohnbauflächenausweisung werden die vorhandenen baulichen Potenziale nutzbar gemacht und der nördliche Ortsrand abgerundet. Somit geht die Planung mit den beiden vorge- nannten Zielen konform. Weiterhin wird unter dem Punkt 2.1.2 (05) der Grundsatz aufgeführt, dass die

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Nutzungsdichte neuer Baugebiete unter Berücksichtigung der vorhandenen Siedlungsstruktur und der zent- ralörtlichen Bedeutung des Ortes auf eine sparsame Flächeninanspruchnahme ausgerichtet werden soll. Die vorliegende Planung orientiert sich an der vorhandenen Siedlungsstruktur und trifft dahingehend auf der Ebene des Bebauungsplans entsprechende Festsetzungen zu Art und Maß der baulichen Nutzung. In der beschreibenden Darstellung des RROP wird unter dem Punkt 2.1 Entwicklung der Siedlungsstruktur das Ziel 2.1.1 (01) vorgegeben, dass in ländlichen Teilräumen Verstädterungs- und Zersiedelungstendenzen zu vermeiden sind. Es sollen vorrangig die gewachsenen Ortsbilder und Siedlungsstrukturen unter der Vo- raussetzung weiterentwickelt werden, dass Veränderungen und Ergänzungen an das bestehende Erschei- nungsbild angepasst werden. Ein wichtiger Grundsatz zur Wohnentwicklung ist unter Punkt 2.1.2 (04) for- muliert. Demnach soll u.a. bei der Zuordnung von Wohnraum darauf geachtet werden, dass die Wohnent- wicklung funktional sinnvoll ist sowie die ökologischen Belange und Interessen aller Generationen berück- sichtigt. Dem Grundsatz folgend werden auf der Ebene des Bebauungsplans verschiedene diesbezügliche Festsetzungen getroffen. Insgesamt betrachtet ist die Ausweisung der Wohnbauflächen und Gemeinbedarfsflächen mit den Belan- gen der Raumordnung vereinbar.

2.3 Wirksamer Flächennutzungsplan Das Änderungsgebiet, bestehend aus zwei Bereichen, ist im rechtskräftigen Flächennutzungsplan der Samt- gemeinde Tostedt, Teilplan Wistedt aus dem Jahr 1992 als Fläche für die Landwirtschaft dargestellt, wie die nachfolgende Abbildung zeigt. Die beiden Änderungsbereiche grenzen vorwiegend an dargestellte Wohn- bauflächen an. Im Osten ist bereits der bestehende Standort der Feuerwehr als Gemeinbedarfsfläche Feu- erwehr dargestellt, zudem ist hier kleinflächig auch Dorfgebiet ausgewiesen.

Abb. 6: Auszug aus dem wirksamen Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt, ohne Maßstab, mit Darstellung der Änderungsflächen

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2.4 Landschaftsrahmenplan Der Landschaftsrahmenplan (LRP) für den Landkreis Harburg in seiner endgültigen Fassung stammt aus dem Jahr 2013. In den überregionalen Biotopverbund wird die Planfläche nicht einbezogen. Das Änderungsge- biet ist als Biotop mit geringer Bedeutung, die Baumreihe entlang der Straße „Im Ahler“ an der nördlichen sowie westlichen Plangrenze als linienhaftes Gehölz dargestellt. Das Änderungsgebiet befindet sich in der Landschaftsbildeinheit 64 S - großzügige versiegelte Siedlungsbereiche von Tostedt, Todtglüsingen und Wis- tedt. Nördlich des Ämnderungsgebiets verläuft eine Hochspannungsfreileitung mit > 110 kV, die das Land- schaftsbild beeinflusst. Der Bereich weist durch die überwiegende jüngere Bebauung (Neubauten) einen geringen historischen Charakter auf. Gleiches gilt für die Natürlichkeit. Die Vielfalt des Landschaftsbildes ist durch den Wechsel von Siedlung, Bach bei Todtglüsingen, Grünland und Ackerbereiche zwischen den Sied- lungen durchschnittlich (mittel). Insgesamt wird diesem Bereich eine geringe Bedeutung des Landschafts- gebiets zugeschrieben.

2.5 Regionales Entwicklungskonzept Metropolregion Hamburg Die Gemeinde Wistedt liegt in der Metropolregion Hamburg, südlich der Elbe bei Tostedt. Die Freie und Hansestadt Hamburg ist innerhalb einer Stunde Fahrzeit zu erreichen, so dass ein enger räumlicher Bezug gegeben ist. Um die wachsenden Herausforderungen der trilateralen Zusammenarbeit der Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein gemeinsam zu bewältigen, wurde ein Regionales Entwick- lungskonzept für die Metropolregion Hamburg erarbeitet und im Dezember 2000 veröffentlicht. Dabei wer- den strukturpolitische Themen wie z.B. Siedlungsentwicklung, Wirtschafts- und Verkehrsthemen zentral behandelt. Der Leitgedanke der Siedlungsentwicklung sieht u.a. vor, die Siedlungsentwicklung auf die gewachsenen Zentren zu konzentrieren. Dabei soll die bauliche Entwicklung auf die Siedlungsachsen entlang der von und nach Hamburg führenden und der überregionalen Verkehrswege ausgerichtet werden. Die Siedlungsent- wicklung soll durch eine regional, interkommunal und mit der Landschaftsplanung abgestimmte Flächen- vorsorge gewährleistet werden. Neben der Nachverdichtung und Nachnutzung soll der Fokus auf flächen- sparende Nutzungsformen liegen, um die Inanspruchnahme wertvoller land- und forstwirtschaftlicher Flä- chen zu minimieren. Um den bestehenden Bedarf nach Wohnbaufläche in Wistedt zu bedienen, ist das Änderungsgebiet insbesondere durch seine Lage geeignet, da es als Freifläche das Siedlungsgefüge räumlich abschließt und an die vorhandene Erschließung angebunden werden kann.

3 DARSTELLUNG DER GEPLANTEN FLÄCHENNUTZUNG Die geplanten Darstellungen der 6. Änderung Teilplan Wistedt des Flächennutzungsplanes betreffen zwei Teiländerungsflächen. Die geänderten Darstellungen sind aus der nachfolgenden Abbildung ersichtlich.

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Abb. 7: Geplante Darstellungen der 6. Änderung Teilplan Wistedt des FNP Samtgemeinde Tostedt ohne Maßstab Quelle der Kartengrundlage: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2019

Der Änderungsbereich 1 umfasst den Bereich nördlich des bestehenden Wohngebiets bis zur Straße „Im Ahler“ mit einer Ausweisung von ca. 4,13 ha Wohnbaufläche. Innerhalb der Wohnbaufläche im Änderungs- bereich 1 werden voraussichtlich ca. 40 neue Baugrundstücke für Einzelhäuser mit einer Wohneinheit oder Doppelhaushälften und sechs Grundstücke mit Mehrfamilienhausbebauung von 3 – 6 Wohneinheiten ent- stehen. Die Struktur des geplanten Baugebiets ist gemäß der Festsetzungen des Bebauungsplans „Im Ahler“ dazu geeignet, dass hier nicht nur Wohnraum für junge Familien, sondern auch für Singles oder ältere Per- sonen geschaffen wird. Hierzu gehören z.B. junge Menschen, die eine eigene Wohnung beziehen möchten, aber gleichzeitig in der Heimatgemeinde bleiben möchten und ältere Personen, die nach Auszug der Kinder weniger Wohnraum innerhalb der Heimatgemeinde beanspruchen möchten. Die Erschließung erfolgt über die Straße „Im Ahler“, die daher ausgebaut werden muss. Über mehrere Rad- und Fußwege erfolgt zudem eine Anbindung an das südliche Wohngebiet, von wo aus eine gute Anbindung an Schule und Kindergarten besteht. Ein Anschluss an die bestehenden Ver- und Entsorgungsleitungen ist durch die Lage des Baugebiets problemlos möglich. Das anfallende Oberflächenwasser der Straßen kann ebenso wie das Dachflächenwasser aufgrund guter Versickerungsfähigkeit der Böden ganz überwiegend vor Ort zur Versickerung gebracht werden. Der Änderungsbereich 2 beinhaltet eine Fläche für den Gemeinbedarf von ca. 0,58 ha als Erweiterung für die Feuerwehr und für die Errichtung eines Gemeindebüros sowie eine Wohnbaufläche von etwa 0,83 ha. In den Änderungsbereich 2 einbezogen worden ist ein bereits bebautes Wohnbaugrundstück, das in zweiter Reihe südlich der Straße „Gerstenkamp“ errichtet wurde, und die nördliche Teilfläche einer Hofstelle. Der Änderungsbereich 2 soll über eine Rad- und Fußwegeverbindung in Verlängerung der Straße „Gersten- kamp“ an die Straße „Am Sportplatz“ angebunden werden. Die Wohnbaufläche nördlich der bestehenden Straße „Gerstenkamp“ ermöglicht durch die Festsetzungen des Bebauungsplans sechs neue Baugrundstü- cke für eine Einfamilienhausbebauung. Auch innerhalb der Wohnbaufläche südlich der geplanten Erschlie- ßungsstraße bzw. südlich der dargestellten Gemeinbedarfsfläche wäre eine Neubebauung auf maximal zwei Grundstücken möglich, wobei dieser Bereich nicht innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungs- plans gelegen ist, d.h. die baulichen Möglichkeiten orientieren sich an der bestehenden Bebauung in der

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Umgebung. Für die Gemeinbedarfsfläche ist im westlichen Teil die Errichtung eines Gemeindebüros ge- plant, im östlichen Teil soll die bestehende Nutzung als Feuerwehrübungsplatz aufrecht erhalten werden. Bezüglich der Anbindung an Schule und Kindergarten sowie der Ver- und Entsorgung gelten hier die für den Änderungsbereich 1 getätigten Aussagen. Im nahen Umfeld des Änderungsgebiets befindet sich ein Geflügelzucht- und –schlachtbetrieb. In der schall- technischen Untersuchung, die zur Genehmigung der Geflügelschlachterei erarbeitet wurde, wurden die Auswirkungen dieser Nutzung auf die geplante Bebauung geprüft. Hierbei wurde festgestellt, dass die maß- geblichen Geruchs- und Lärmemissionen durch den Betrieb im Änderungsgebiet nicht überschritten wer- den.

4 AUSWIRKUNGEN DER GEPLANTEN FLÄCHENNUTZUNG AUF EINWOHNERENTWICKLUNG UND INFRASTRUKTUR Auf Grundlage der geplanten Bebauung ist bei einer Annahme von durchschnittlich 2,5 Personen pro neuer Wohneinheit im Sinne eines Einfamilienhauses sowie 1,5 Personen für Wohnungen im Mehrfamilienhaus bzw. in kleinen Einzelhäusern (Häuser in ebenerdiger Bungalowbauweise) und insgesamt ca. 55 - 75 Wohneinheiten von einem Einwohnerzuwachs von ca. 130 – 160 Personen auszugehen. Aufgrund der oben genannten Rahmenbedingungen, wonach hier nicht ausschließlich Wohnraum für junge Familien geschaf- fen werden soll, wird davon ausgegangen, dass nur ca. 20 % des Einwohnerzuwachses auf Kinder zwischen 0 und 10 Jahren entfällt, d.h. ca. 26 – 32 Kinder in dieser Altersspanne. Es wird darauf hingewiesen, dass bei diesen statistischen Berechnungen die Möglichkeit einer zeitlich gestreckten Umsetzung in bauliche Teilabschnitte vernachlässigt wurde. Gleichzeitig ist zu berücksichtigen, dass die Kinder aus den benachbar- ten Mitgliedsgemeinden Königsmoor und Dohren ebenso die Grundschule in Wistedt besuchen. Da in die- sen Gemeinden aktuell keine Baugebiete neu ausgewiesen werden, bleiben diese möglichen Schülerzahlen unberücksichtigt. Für die Kindertagesstätte in Wistedt stehen insgesamt 93 Plätze zur Verfügung, die auch belegt sind. Da in den vergangenen Jahren die Kinder der zuletzt ausgewiesenen Baugebiete „Fuhrenkamp“ und „Albert Busch“ dem Kindergartenalter entwachsen sind, wird davon ausgegangen, dass für die zu erwartenden Kin- der des Neubaugebiets ausreichend Plätze zur Verfügung gestellt werden können. Im April 2019 besuchten 154 Kinder, verteilt auf acht Klassen die Grundschule in Wistedt. Im Jahr 2016 wurden noch 169 Schüler in neun Klassen unterrichtet, weil der 4. Jahrgang dreizügig geführt wurde. Die Dreizügigkeit resultierte aus den Baugebieten „Fuhrenkamp“ und „Albert Busch“. Die Kinder sind inzwi- schen in den weiterführenden Schulen, so dass derzeit auch Kapazitäten an der Grundschule frei sind. Es ist jedoch nicht zu befürchten, dass aufgrund einer Neubebauung im Änderungsgebiet aus der bestehenden Zweizügigkeit eine durchgängige Dreizügigkeit erforderlich wird. Grundsätzlich geht die Verwaltung davon aus, dass die grundschulpflichtigen Kinder des zukünftigen Baugebiets in die zweizügigen Jahrgangsklassen verteilt werden können und nur im Einzelfall Jahrgänge dreizügig geführt werden müssen. Zur Anbindung des Baugebiets über die Straße „Im Ahler“ an die Sittenser Straße (Landesstraße 142) wird eine Neugestaltung der Ortseinfahrt erforderlich, so dass gleichzeitig eine geschwindigkeitsreduzierende Wirkung erreicht wird, z.B. durch einen Fahrbahnteiler mit Rechts- und Linksabbiegespur. Die vorhandenen technischen Infrastruktureinrichtungen wie insbesondere Trinkwasserleitung, Abwasser- entsorgung, Stromversorgung etc. können problemlos so weit ausgebaut werden, dass ein Anschluss mög- lich ist.

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5 NATUR UND LANDSCHAFT Zur vorliegenden Änderung des Flächennutzungsplans wurde gemäß § 2a BauGB ein Umweltbericht erstellt. Der Umweltbericht bildet einen gesonderten Teil der Begründung (Teil B). Die voraussichtlichen Umwelt- auswirkungen auf die einzelnen Schutzgüter, die bei einer Realisierung der Planungen entstehen können, sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minimierung und zum Ausgleich sind im Umweltbericht beschrieben.

6 KLIMASCHUTZ UND KLIMAANPASSUNG Ebenso wie die anderen bei der Bauleitplanung zu berücksichtigenden Belangen steht hinter den Bestim- mungen über die bauleitplanerischen Oberziele und die Grundsätze der Bauleitplanung (vgl. § 1 Abs. 5 und Abs. 6 BauGB) und damit auch dem Klimaschutz das Abwägungsgebot des § 1 Abs. 7 BauGB. Danach sind bei der Aufstellung der Bauleitpläne die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander und untereinan- der gerecht abzuwägen. Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, Rech- nung getragen werden. Solche Maßnahmen können vor allem auf der Ebene des Bebauungsplans getroffen werden, indem wie hier für den Bebauungsplan „Im Ahler“ vorliegend Festsetzungen zur Förderung einer kompakten, flächenspa- renden Bauweise getroffen werden, die aus Sicht des Klimaschutzes vorteilhaft sind. Der Bebauungsplan ermöglicht eine Nord-Süd-Ausrichtung der Dachflächen, wodurch die Dächer für die Solarstromerzeugung gut nutzbar sind. Die Ausbildung der Verkehrsflächen und die Breite ihrer Fahrbahn orientieren sich am Prinzip der flächensparenden Erschließung, so dass die Versiegelung durch Verkehrsflächen begrenzt ist, was ebenfalls positiv zu bewerten ist. Zudem dient die Festsetzung von Baum- und Strauchpflanzungen der Ein- und Durchgrünung und damit der Frischluftentstehung und Luftfilterung. Bezüglich der hier vorliegenden Ebene des Flächennutzungsplans tragen folgende Maßnahmen zum Klima- schutz und zur Klimaanpassung bei: Die vorgesehenen neuen Bauflächen beanspruchen zwar einen bishe- rigen Freiraum, der aber ohne besonders hohe Bedeutung als Frischluftentstehungsgebiet ist, weil die Flä- chen bereits mehrseitig von Bebauung umgeben sind. Es werden auch keine für die Frischluftzufuhr wert- vollen Leitbahnen überplant. Die Bauflächen beanspruchen Böden, der gut sickerfähig sind, was angesichts von zukünftig zunehmenden Starkregenereignissen als vorteilhaft erachtet wird (Klimaanpassung). Die Nie- derschläge können vor Ort dem Grundwasser zugeführt werden und werden nicht einem Vorfluter zugelei- tet, was Hochwasserereignisse verstärken würde.

7 FLÄCHENBILANZ Geltungsbereich der 6. Änderung 5,53 ha

Änderungsbereich 1 4,13 ha

- davon Wohnbaufläche 4,13 ha

Änderungsbereich 2 1,40 ha

- davon Wohnbaufläche 0,83 ha

- davon Gemeinbedarfsfläche 0,58 ha

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8 RECHTSGRUNDLAGEN Baugesetzbuch (BauGB) i. d. F. der Bekanntmachung vom 23.9.2004 (Bl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 3 des Gesetzes vom 20. Juli 2017 (BGBl. I S. 2808) Baunutzungsverordnung (BauNVO) i. d. F. der Bekanntmachung vom 23. Januar 1990 (BGBl. I S. 132), zu- letzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) Planzeichenverordnung (PlanzV 90) i. d. F. vom 18.12.1990 (BGBl. 1991 I S. 58), geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 4. Mai 2017 (BGBl. I S. 1057) Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) vom 17. Dezember 2010 (Nds. GVBl. S. 576), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 02. März 2017 (Nds. GVBI. S. 48) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S.2542), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom 30. Juni 2017 (BGBl. I S. 2193) Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) vom 17. Dezember 2010 (Nds. GVBl. S. 576), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes vom 26.10.2016 (Nds. GVBl. S. 226) Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S.2542), zuletzt geändert durch Artikel 2 Abs. 124, Art. 4 Abs. 100 des Gesetzes zur Strukturreform des Gebührenrechts des Bundes vom 7. August 2013 (BGBl.IS.3154)

18 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

Teil B der Begründung Umweltbericht zur 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan Samtgemeinde Tostedt, Stand: Februar 2020

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1 EINLEITUNG 1.1 Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele Die vorliegende Änderung des Flächennutzungsplans dient vorrangig dem Ziel, zur Deckung des bestehen- den Wohnbedarfs neue Wohnbauflächen im Nordwesten der Ortslage Wistedt angrenzend an ein beste- hendes Wohngebiet auszuweisen. Außerdem soll eine Gemeinbedarfsfläche anschließend an das beste- hende Feuerwehrhaus entwickelt werden. Um diese Ziele zu erreichen, soll für eine Fläche von insgesamt 4,96 ha Wohnbaufläche und eine Gemeinbedarfsfläche von 0,58 ha im Flächennutzungsplan dargestellt werden. Mit weitergehenden Festsetzungen im parallel aufgestellten Bebauungsplan „Im Ahler“ werden in den allgemeinen Wohngebieten die planungsrechtlichen Voraussetzungen sowohl für den Bau von Einfa- milienhäusern als auch für eine Mehrfamilienhausbebauung geschaffen. Das Änderungsgebiet umfasst zwei Geltungsbereiche, nämlich einen größeren Änderungsbereich 1 und ei- nen kleineren Änderungsbereich 2. Die nachfolgende Karte zeigt deren Grenzen.

GB 1 GB 2

Abb. 1, Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020

Zur Änderung des Flächennutzungsplans ist ein Umweltbericht zu erstellen, in dem die Umweltauswirkun- gen der Planung ermittelt werden. Die Gliederung des Umweltberichts ergibt sich entsprechend Anlage 1 zum BauGB, wobei besonderes Augenmerk auf die Bearbeitung der Eingriffsregelung gelegt wird, d.h. es werden die zu erwartenden erheblichen Beeinträchtigungen von Naturhaushalt und Landschaftsbild ermit- telt und bewertet sowie Maßnahmen zur Vermeidung, Minderung und zum Ausgleich der Beeinträchtigun- gen benannt.

20 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

Das Änderungsgebiet umfasst eine Gesamtfläche von 5,53 ha und wird derzeit vorrangig als Ackerfläche genutzt. Nur im Änderungsbereich 2 befindet sich eine kleinflächige Grünlandfläche (derzeitige Feuerwehr- übungsfläche). Im Nordwesten angrenzend an den Änderungsbereich 1 wird die Fläche durch einen unbe- festigten Weg begrenzt, während westlich, südlich und nordöstlich Wohngebiete angrenzen. Im Südosten schließt eine Ackerfläche an. Der Änderungsbereich 2 wird durch landwirtschaftliche Flächen und dörfliche Bebauung begrenzt. Im Änderungsbereich 2 sind auch ein mit einem Einfamilienhaus bebautes Grundstück und landwirtschaftliche Lagerflächen in kleinem Umfang einbezogen. Es werden folgende geänderte Nutzungen dargestellt: Wohnbaufläche: 5,53 ha Gemeinbedarfsfläche: 0,58 ha

1.2 Relevante planerische und rechtliche Grundlagen Rechtliche Grundlagen Im Aufstellungsverfahren ist die Eingriffsregelung gemäß § 1a Abs. 3 BauGB i. V. m. § 14 BNatSchG zu be- achten. Eingriffe in den Naturhaushalt im Sinne des § 13 BNatSchG sind zu beurteilen, Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung von Beeinträchtigungen aufzuzeigen und erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft entsprechend auszugleichen. Darüber hinaus ist ggf. der Artenschutz gemäß §§ 19 und 44 BNatSchG hinsichtlich artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände und streng geschützter Arten bei Eingriffsvorhaben zu berücksichtigen. Bezüglich der Geruchs- und Lärmemissionen durch einen in der Nähe gelegenen Geflügelschlachtbetrieb sind die TA Lärm und die Geruchsimmissionsrichtlinie GIRL beachtlich. Landschaftsplanerische Grundlagen Für den Landkreis Harburg gilt die Fortschreibung des Landschaftsrahmenplans (LRP) aus dem Jahr 2013. In den überregionalen Biotopverbund wird die Änderungsfläche nicht einbezogen. Der LRP sieht für das Än- derungsgebiet als Gebiet mit sehr geringer bis mittlerer Bedeutung für alle Schutzgüter eine umweltver- trägliche Nutzung vor. Konkrete Vorgaben für Schutz, Pflege und Entwicklung werden für das Plangebiet nicht gemacht. Das Änderungsgebiet liegt außerhalb von Schutzgebieten und -objekten. Das nächst gelegene FFH-Gebiet (2724-331/Kauers Wittmoor) befindet sich ca. 500 m südlich des Plangebiets; dazwischen befindet sich Wohnbebauung. Eine Betroffenheit bzw. Verschlechterung des FFH-Gebietes ist durch die Ausweisung die- ses Wohngebietes nicht erkennbar.

2 BESCHREIBUNG UND BEWERTUNG DER ERHEBLICHEN UMWELTAUSWIRKUNGEN 2.1 Basisszenario 2.1.1 Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften Die Erfassung der Biotoptypen im Änderungsgebiet und dessen näherer Umgebung wurde im Zuge der Er- arbeitung des Bebauunngsplans vorgenommen und basiert auf dem Kartierschlüssel für Biotoptypen in Nie- dersachsen (NLWKN 2016). Nachfolgend werden die vorkommenden Biotoptypen lediglich bezogen auf die vorliegende Ebene des Flächennutzungsplan zusammenfassend beschrieben und bewertet. Die Bewertung der Biotoptypen orientiert sich an der Arbeitshilfe zur Ermittlung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Bauleitplanung (Niedersächsischer Städtetag, 2013), speziell an der Werteinstufung der Biotoptypen, die in der Liste II für diese Arbeitshilfe erarbeitet wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die Erfassung und Bewertung von Biotoptypen im Regelfall den Zustand des Naturhaushaltes in ausreichender Form be- schreibt. In die Bewertung fließt bereits eine Betrachtung der einzelnen Schutzgüter ein, daher finden diese

21 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt nur noch bei besonderem Schutzbedarf Beachtung. Den Biotoptypen werden Wertstufen von 0 bis 5 zuge- ordnet, wobei die Stufe 0 – ohne Biotopwert bedeutet und die Stufe 5 dem höchsten Biotopwert entspricht. Kategorie 0: weitgehend ohne Bedeutung (Faktor 0) Kategorie 1: sehr geringe Bedeutung (Faktor 1) Kategorie 2: geringe Bedeutung (Faktor 2) Kategorie 3: mittlere Bedeutung (Faktor 3) Kategorie 4: hohe Bedeutung (Faktor 4) Kategorie 5: sehr hohe Bedeutung (Faktor 5) Die Flächen in den Änderungsbereichen stellen sich vorwiegend als landwirtschaftliche Flächen mit über- wiegender intensiver Ackernutzung dar. Aufgrund der geringen Artenvielfalt ist die Bedeutung von Ackerbi- otopen für das Schutzgut Arten- und Lebensgemeinschaften allgemein als gering einzustufen (Wertfaktor 1). Eine Bedeutung als Lebensraum für Brutvögel des Offenlands wurde aufgrund der angrenzenden Bebau- ung nicht festgestellt. Aufgrund der Biotopausstattung ist mit dem Vorkommen planungsrelevanter Arten aus anderen Tiergruppen (Amphibien, Reptilien, Insekten) ebenfalls nicht zu rechnen. Der Änderungsbereich 2 ist durch kleinflächig wechselnde Nutzungen geprägt. Es sind hier neben der Zu- wegung landwirtschaftliche Lagerflächen, Intensivgrünland trockenerer Standorte, Sandacker, Sandacker- brache und Trittrasen auf vergleichsweise trockenen, nährstoffarmen Standorten vorhanden. Aufgrund der intensiven Nutzungen und der Störungsintensität durch die Lage angrenzend an landwirtschaftliche Nut- zungen ist das Vorkommen planungsrelevanter Tierarten auch für diesen Bereich auszuschließen.

2.1.2 Schutzgüter Fläche und Boden Der ganz überwiegende Teil des Änderungsgebiets wird als Acker genutzt und gehört zum planerischen Außenbereich, ist allerdings bereits mehrseitig von Bebauung umgeben. Nur zu einem geringen Teil wird die Fläche derzeit als Feuerwehrübungsplatz und als Lagerfläche genutzt. Gemäß Niedersächsischem Bo- deninformationssystem kommen im Plangebiet die Bodentypen „Mittlere Podsol-Braunerde“ und „Mittlere Pseudogley-Braunerde“ mit geringer bzw. mittlerer Bodenfruchtbarkeit vor, die sich aus schluffigen Schmelzwassersanden entwickelt haben. Es handelt sich nicht um besonders schutzwürdige Bodenforma- tionen.

2.1.3 Schutzgut Wasser Oberflächengewässer befinden sich nicht im Änderungsgebiet oder in dessen näherem Umfeld. Die Grundwasserabstände im Planungsraum liegen gemäß Baugrunduntersuchung überall mehr als 1,5 m unter Gelände (Stand September 2018). Das Schutzpotenzial der Grundwasserdeckschichten wird als hoch bewertet. Die Grundwasserneubildungsrate der unversiegelten Flächen liegt im Planungsraum bei 250 - 300 mm/a. Die unversiegelten Ackerflächen innerhalb des Plangebiets tragen zur Speisung des Grundwassers bei und verfügen damit über eine hohe Funktionsfähigkeit.

2.1.4 Schutzgut Klima Makroklimatisch wird der Planungsraum durch atlantisch beeinflusstes Übergangsklima mit maritimen Ei- genschaften geprägt. Kleinkimatisch kommt der Freifläche eine mittlere Bedeutung für den Naturhaushalt als Kaltluftentstehungsraum zu. Aufgrund der Geländemorphologie fließt die hier entstehende Kaltluft in Richtung Südosten ab, so dass das Plangebiet von dieser Kaltluft nicht nachhaltig profitiert. Erhebliche Be- einträchtigungen der Luftqualität durch den nahe gelegenen Geflügelmastbetrieb sind entsprechend der Aussagen im Fachgutachten nicht zu verzeichnen.

22 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

2.1.5 Schutzgut Landschaftsbild Der Planungsraum liegt in der naturräumlichen Landschaftseinheit "Zevener Geest", die durch eiszeitliche und nacheiszeitlichen Ablagerungen geprägt wird. Das Änderungsgebiet befindet sich gemäß Landschafts- rahmenplan in der Landschaftsbildeinheit 64 S - großzügige versiegelte Siedlungsbereiche von Tostedt, Todtglüsingen und Wistedt. Das kleinräumig zu betrachtende Landschaftsbild wird aufgrund der vorhandenen Bebauung deutlich vom Siedlungsbereich geprägt. Insofern erweckt das Plangebiet nicht den Eindruck von freier Landschaft, son- dern eher den Eindruck von „Bauerwartungsland“. Der Bereich weist durch die überwiegende jüngere Be- bauung (Neubauten) einen geringen historischen Charakter auf. Gleiches gilt für die Natürlichkeit. Die Viel- falt des Landschaftsbildes ist durch den Wechsel von Siedlung, Grünland und Acker durchschnittlich (mittel). Insgesamt wird diesem Bereich eine geringe Bedeutung des Landschaftsgebiets zugeschrieben. Die Erholungsqualität ist jedoch relativ hoch, da der nördlich angrenzende Weg „Im Ahler“ von Spaziergän- gern der Wohngebiete sehr genutzt wird. Das Plangebiet ist daher gut erlebbar.

2.1.6 Schutzgut Mensch Das Änderungsgebiet wird in westlicher Richtung von Wohngebieten umgeben, die durch eine lockere Ein- zel- und Doppelhausbebauung geprägt sind. Im Osten schließt das Änderungsgebiet an dörfliche Bebauung an. In der Nähe (Mindestabstand 50 m) findet sich auch ein Geflügelschlachtbetrieb, der jedoch den Ände- rungsbereich nicht nachteilig beeinflusst. Die Wohnqualität ist daher gut, Beeinträchtigungen für Gesund- heit und Wohlbefinden des Menschen sind nicht gegeben.

2.1.7 Schutzgut Kultur- und Sachgüter Derzeit sind keine Hinweise auf Kulturgüter in Form von archäologischen Denkmalen für das Plangebiet bekannt. Insbesondere die große, gut geschnittene Ackerfläche im Änderungsbereich 1 ist gut nutzbar und stellt damit ein zu betrachtendes Sachgut dar. Im Änderungsbereich 2 wird eine größere Fläche als Feuer- wehrübungsplatz genutzt, was ebenfalls als relevantes Sachgut zu bewerten ist.

2.2 Prognose bei Nichtdurchführung der Planung Ohne die vorliegende Planung würde sich der Umweltzustand nicht wesentlich ändern. Insbesondere die Ackerfläche im Änderungsbereich 1 wird weiterhin als solche intensiv genutzt werden und wäre somit auch dauerhaft von nur geringer Bedeutung für die zu betrachtenden biotischen und abiotischen Schutzgüter. Auch der Feuerwehrübungsplatz würde weiterhin genutzt werden.

2.3 Prognose bei Durchführung der Planung 2.3.1 Beschreibung der Wirkfaktoren Durch die Umsetzung der Wohnbaunutzung und der Bebauung auf der Gemeinbedarfsfläche sind die fol- genden Wirkfaktoren zu erwarten: Baubedingt kann es zu Schadstoff-, Staub- und Lärmemissionen durch die Bautätigkeit kommen, außerdem zu visuellen Störungen (z.B. durch Baucontainer, Baukräne) und Störreizen. Im Zuge der Baufeldräumung kommt es zu Bodenbewegungen durch den erforderlichen Oberbodenabtrag. Es kommen übliche Techni- ken und Baustoffe zum Einsatz, so dass baubedingte besondere Risiken durch Unfälle oder sonstige Kata- strophen nicht näher zu betrachten sind. Zudem entstehen keine Probleme durch Abfälle und deren Besei- tigung.

23 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

Anlagebedingte und damit dauerhafte Wirkfaktoren sind die Flächenbeanspruchung für die Bebauung durch Straßen und Gebäude sowie die Inanspruchnahme für neue gärtnerisch gestaltete Freiflächen im bisher unbebauten Änderungsbereich. Hiervon wird eine Fläche von insgesamt 2,62 ha maximal für Ge- bäude, Nebenanlagen und Fahrbahnen der Straßen neu versiegelt. Anlagebedingt sind in geringem Maße visuelle Störungen durch die Gebäude- und Straßenkörper und sons- tige Nebenanlagen des geplanten Baugebiets anzunehmen, die sich jedoch nur auf den unmittelbaren Nah- bereich auswirken, da es sich bei dem Plangebiet um Flächen handelt, die bereits mehrseitig von Bebauung umgeben sind. Die Nutzbarkeit der bisherigen landwirtschaftlichen Flächen ist damit nicht mehr gegeben. Als betriebsbedingte Wirkfaktoren sind allenfalls Schadstoff- und Lärmemissionen bedingt durch den Ver- kehr im direkten Umfeld des Baugebiets zu erwarten. Unter der Annahme, dass im gesamten Änderungs- gebiet ca. 55 - 75 Wohneinheiten entstehen und bei jedem zweiten Grundstück ein Zweitwagen zur Verfü- gung steht, werden zukünftig ca. 100 PKW das Plangebiet nutzen. Hinzu kommen weitere Verkehrsbewe- gungen zum geplanten Gemeindebüro. Weitere betriebsbedingte Auswirkungen sind nicht zu erwarten, insbesondere spielen die Erzeugung von Abfällen oder die Möglichkeit des Auftretens von Unfälle oder Katastrophen in Wohngebieten keine im Hinblick auf Umweltauswirkungen zu betrachtende Rolle.

2.3.2 Auswirkungen auf das Schutzgut Arten und Lebensgemeinschaften Baubedingte Auswirkungen Der durch Bauarbeiten hervorgerufene Lärm sowie Störreize stellen insbesondere für Vögel und Säugetier- arten einen Stressfaktor dar. Da jedoch das Änderungsgebiet selbst nicht als Lebensraum für diesbezüglich empfindliche Arten dient, die Auswirkungen zeitlich befristet sind und die Tiere durch die angrenzenden menschlichen Nutzungen Störungen gewohnt sind, sind keine nachhaltigen und damit keine erheblichen Beeinträchtigungen für die Fauna zu erwarten. Auch wenn eine Brut von Offenlandarten unwahrscheinlich ist, kann diese nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Insofern könnten Baufeldräumungen innerhalb der Brutzeit Tötungen von Individuen zur Folge haben. Unter Berücksichtigung erforderlicher Einschränkungen hinsichtlich der Termine zur Baufeldräu- mung, festzusetzen auf der Ebene des Bebauungsplans, sind jedoch keine Auswirkungen auf die lokalen Populationen zu erwarten. Unter dieser Voraussetzung werden artenschutzrechtliche Verbote nicht eintre- ten. Anlagebedingte Auswirkungen Mit der Umsetzung der Planung geht die Beseitigung von Ackerbiotopen auf einer Fläche von 4,6 ha und landwirtschaftlichen Lagerflächen und Grünland von ca. 0,1 ha einher. Die Beseitigung dieser Biotoptypen führt jedoch zu keiner erheblichen Beeinträchtigung des Naturhaushalts, da die Flächen artenarm sind und nur wenigen, weit verbreitete Arten als Lebensraum dienen. Planungsrelevante Tierarten sind von der Pla- nung nicht nachteilig betroffen, da die Ackerflächen aufgrund der siedlungsnahen Lage nicht als Lebens- raum für planungsrelevante Feldvögel wie z.B. Feldlerche in Betracht kommen. Bezogen auf die Inanspruch- nahme der landwirtschaftlichen Flächen werden durch die Planung keine artenschutzrechtlichen Verbote ausgelöst. Betriebsbedingte Auswirkungen Aufgrund der Festlegung von Wohnbauflächen und Gemeinbedarfsflächen sind betriebsbedingt keine Aus- wirkungen auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen zu erwarten.

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2.3.3 Auswirkungen auf das Schutzgut Fläche und Boden Baubedingte Auswirkungen Schadstoffeinträge in den Boden durch Verbrennungsrückstände der Baumaschinen und der transportie- renden Fahrzeuge während der Bauphase können auf der gesamten Fläche des geplanten Baugebiets nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der baubedingten Schadstoffeinträge sind un- ter Beachtung der Vermeidungs-/Verminderungsmaßnahmen keine erheblichen Funktionsbeeinträchtigun- gen des Bodens zu erwarten. Baubedingt kommt es zum Abtrag und zur Lagerung von Mutterboden sowie zu Verdichtungen durch den Einsatz von Baumaschinen und die Lagerung von Baumaterialien. So weit diese Verdichtungen auf den zu- künftigen Garten- und Grünflächen stattfinden, sollen sie nach Beendigung der Bauarbeiten durch Locke- rungsmaßnahmen zurückgenommen werden. Dadurch sind keine dauerhaften, erheblichen Beeinträchti- gungen durch die Bautätigkeit gegeben. Anlagebedingte Auswirkungen Die bisher noch unversiegelten Böden werden als überprägten Naturböden mit allgemeiner Bedeutung ein- geschätzt. Mit der vorliegenden Änderung des Flächennutzungsplans mit Ausweisung von Bauflächen wird ein Eingriff in den Bodenhaushalt vorbereitet, woraus sich erhebliche Umweltauswirkungen und ein flä- chenhaftes Kompensationserfordernis ableiten. Die Festsetzungen des parallel aufgestellten Bebauungs- plans lassen eine maximale Überbauung und Versiegelung von 1,72 ha für Wohngebiete, von 0,12 ha für den Gemeinbedarf und 0,78 ha für die festgesetzten neuen Straßenverkehrsflächen zu. Gegenüber Versie- gelung und Überbauung sind Böden generell empfindlich. Bodenfunktionen werden künftig nicht mehr o- der nur noch eingeschränkt erfüllt. Die Auswirkungen auf das Schutzgut Boden durch Überbauung und Ver- siegelung sind erheblich, woraus sich ein flächenhaftes Kompensationserfordernis für die Überbauung und Versiegelung ableitet. Die Flächenbeanspruchung umfasst zusätzlich auch den Abtrag, die Durchmischung und Aufschüttung von Boden, so weit diese für die Gestaltung der Freiflächen auf den Baugrundstücken oder der Straßenseiten- räume erforderlich werden. Hierdurch wird ebenfalls der Bodentyp zerstört und neues Ausgangsmaterial für eine Bodenbildung freigelegt bzw. geschaffen. Insbesondere durch Bodenabgrabungen werden Boden- funktionen beeinträchtigt, die je nach Intensität der Erdarbeiten zu dauerhaften Störungen des Bodens füh- ren können. Aufgrund der Wirkung sind die zu erwartenden Bodenbeeinträchtigungen als erheblich zu be- urteilen. Betriebsbedingte Auswirkungen Schadstoffeinträge in den Boden durch an- und abfahrenden Kfz-Verkehr sind aufgrund der vergleichsweise geringen Verkehrsmengen als nicht erheblich zu beurteilen.

2.3.4 Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser Baubedingte Auswirkungen Baubedingte Auswirkungen, die z.B. durch Wasserhaltungen während der Bauphase bedingt sein können, sind hier nicht zu erwarten. Anlagebedingte Auswirkungen Beeinträchtigungen des Schutzgutes Wasser sind bezogen auf die Baugrundstücke durch die gute Versicke- rungsfähigkeit des Bodens nicht zu erwarten, da das Dachflächenwasser und der Straßenabfluss dadurch vollständig vor Ort zur Versickerung gebracht wird. Mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Grundwas- serneubildungsrate ist daher nicht zu rechnen. Die Auswirkungen auf das Schutzgut Wasser sind somit un- erheblich.

25 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

Betriebsbedingte Auswirkungen Schadstoffeinträge durch an- und abfahrenden Kfz-Verkehr sind aufgrund der vergleichsweise geringen Ver- kehrsmengen und des hohen Grundwasserflurabstands als nicht erheblich zu beurteilen.

2.3.5 Auswirkungen auf das Schutzgut Klima Baubedingte Auswirkungen Im Zuge des Einsatzes von Baufahrzeugen und durch Verwehungen von gelagertem Bodenmaterial kann es im Geltungsbereich und in seiner unmittelbaren Umgebung zu einer erhöhten Anreicherung der Luft mit Stäuben und anderen Schadstoffen, die zu einer temporären Verschlechterung der Luftqualität führen kön- nen, kommen. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung der Bautätigkeiten sind keine nachhaltigen und damit erheblichen Beeinträchtigungen der Luftqualität zu erwarten. Anlagebedingte Auswirkungen Mit der Inanspruchnahme von vorrangig Ackerfläche für Bebauung werden die Taubildung und damit die Entstehung von Kaltluft herabgesetzt. Die Versiegelung wird zu einer unwesentlichen Erhöhung der Tem- peratur im Plangebiet führen. Erhebliche klimatische Beeinträchtigungen aus Versiegelung sind aufgrund der geringen Größe einerseits und der bestehenden Lage mit umgebender Bebauung andererseits nicht zu erwarten. Betriebsbedingte Auswirkungen Durch die geringe Zunahme des Verkehrs ist mit Schadstoffeinträgen in die Luft zu rechnen, die aufgrund der geringen Menge der Verkehrszunahme als nicht erheblich bewertet werden.

2.3.6 Auswirkungen auf das Schutzgut Landschaftsbild Baubedingte Auswirkungen Baubedingte Lärmemissionen sowie visuelle Störungen und Störreize durch die Bautätigkeiten können zu einer vorübergehenden Verlärmung und Beunruhigung und damit zu kurzfristigen Beeinträchtigungen des Landschaftserlebens führen. Dieses gilt umso mehr als dass der Weg „Im Ahler“ als ein für die Erholungs- nutzung wichtiger Weg den gesamten Baustellenverkehr im Änderungsbereich 1 aufnehmen muss und zu- dem auch selbst auszubauen ist. Aufgrund der kurzfristigen Dauer sind die Beeinträchtigungen dennoch nicht erheblich. Anlagebedingte Auswirkungen Die Realisierung der Planung hat eine weitere bauliche Überprägung am Ortsrand zur Folge. Die Auswirkun- gen auf das Landschaftsbild werden sich jedoch andererseits auf das Änderungsgebiet begrenzen, da mit dem Baugebiet lediglich die mehrseitig angrenzende Bebauung, die auch jetzt schon in das Plangebiet hin- ein wirkt, fortgeführt wird. Unter Berücksichtigung der geringen bis mittleren Wertigkeit und Empfindlich- keit des Landschaftsbildes sowie der geringen Wirkungsintensität ist somit zusammenfassend betrachtet eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes nicht anzunehmen. Betriebsbedingte Auswirkungen Betriebsbedingt sind keine Auswirkungen auf das Landschaftsbildes zu erwarten.

2.3.7 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch Baubedingte Auswirkungen Während der Bauphase kann es zur Beunruhigung des Wohnumfeldes der benachbarten Grundstücke durch Bautätigkeiten (Lärm, visuelle Störungen) sowie durch Staub- und Schadstoffemissionen kommen. Dauerhafte und nachhaltige Wirkungen sind damit nicht verbunden, daher sind die Wirkungen nicht erheb- lich.

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Anlagebedingte Auswirkungen Da die Ackerflächen und weiteren landwirtschaftlichen Flächen in der meisten Zeit des Jahres nicht der Öffentlichkeit zugänglich sind, sind die Beeinträchtigungen durch Entzug der Fläche als nicht erheblich für die Erholungsfunktion in diesem Raum zu beurteilen. Erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Wohn- umfeldfunktionen insbesondere im Hinblick auf die Gesundheit des Menschen sind nicht gegeben. Betriebsbedingte Auswirkungen Durch die künftige Wohnbebauung und die Bebauung einer Gemeinbedarfsfläche ist mit einer Zunahme der Lärm- und Schadstoffemissionen im direkten Umfeld des Plangebietes durch den zunehmenden Ver- kehr zu rechnen, was aber bezüglich der menschlichen Gesundheit als unerheblich bewertet wird.

2.3.8 Auswirkungen auf das Schutzgut Kultur- und Sachgüter Auswirkungen auf Kulturgüter durch die Umsetzung des Bebauungsplans sind nach derzeitigem Wissen- stand nicht zu erwarten. Falls im Rahmen der Baudurchführung kulturbedeutsame Funde bzw. Annahmen festgestellt werden sollten, ist gemäß § 14 NDSchG die zuständige Denkmalbehörde umgehend zu benach- richtigen. Durch die Planung kommt es zu einem Verlust an landwirtschaftlich genutzter Fläche, es kommt dabei je- doch zu keiner erheblichen Beeinträchtigung für den Landwirtschaftsbetrieb.

2.3.9 Wechselwirkungen und kumulative Wirkungen Die nach den Vorgaben des BauGB zu betrachtenden Schutzgüter beeinflussen sich gegenseitig in unter- schiedlichem Maße. Dabei sind Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern sowie Wechselwirkungen aus Verlagerungseffekten und komplexe Wirkungszusammenhänge unter den Schutzgütern zu betrachten. Die aus methodischen Gründen auf Teilsegmente des Naturhaushaltes, die so genannten Schutzgüter, be- zogenen Auswirkungen betreffen also ein stark vernetztes komplexes Wirkungsgefüge. Die Überbauung von Boden führt zwangsläufig zu einem Verlust der Funktionen dieser Böden, wozu auch die Speicherung von Niederschlagswasser zählt. Aufgrund der derzeitigen überwiegend intensiven Bewirt- schaftung geht Boden nur als Lebensraum für wenige Pflanzen- und Tierarten verloren. Es kann davon aus- gegangen werden, dass keine unersetzbaren Lebensräume für gefährdete Arten in Anspruch genommen oder beeinträchtigt werden. Eine Verstärkung der erheblichen Umweltauswirkungen durch sich negativ verstärkende Wechselwirkungen ist hier nicht zu erwarten. Insgesamt sind für die Schutzgüter „Mensch“, „Arten- und Lebensgemeinschaften“, „Klima“, „Wasser“, „Landschaftsbild“ und „Kultur- und sonstige Sach- güter“ keine erheblichen Beeinträchtigungen durch die Planungen anzunehmen. Nur für die Beeinträchti- gung des Schutzguts „Boden“ sind Kompensationsmaßnahmen erforderlich. Es ist davon auszugehen, dass die Beeinträchtigungen durch geeignete Maßnahmen ausgleichbar sind.

2.4 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung Schutzgutbezogene Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung potenzieller Beeinträchtigungen werden auf der Ebene des parallel aufgestellten Bebauungsplans durch entsprechende Festsetzungen getroffen. Im Rahmen der vorbereitenden Bauleitplanung können solche Maßnahmen nur in geringem Umfang durch Lage und Größe der Bauflächen getroffen werden. - Beanspruchung von fast ausschließlich Ackerfläche als Lebensraum mit geringer Bedeutung für den Na- turschutz für Siedlungserweiterung. - Beanspruchung von durch Ackernutzung vorbelastete Böden mit nur allgemeiner oder geringer Bedeu- tung für Siedlungserweiterung. - Beanspruchung von gut versickerungsfähigen Flächen für die Siedlungserweiterung und damit Vermei- dung der Reduzierung der Grundwasserneubildung vor Ort.

27 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

- Durch die Lage der geplanten Wohnbaufläche angrenzend an höher gelegene, ackerbaulich genutzte Freiflächen wird das Baugebiet durch auf den Freiflächen entstehende und von hier abströmende Kalt- luft gut durchlüftet, wodurch die Folgen des Klimawandels gemindert werden. - Vermeidung der Inanspruchnahme wertvoller und unbeeinträchtigter Landschaftsräume durch die Standortwahl. - Falls während der Baudurchführung kulturelle Bodenfunde entdeckt werden, ist dies der zuständigen Denkmalschutzbehörde des Landkreises Harburg unverzüglich zu melden. § 14 Nds. Denkmalschutzge- setz ist entsprechend zu beachten (Hinweis zum Bebauungsplan).

2.5 Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung und externe Kompensationsmaßnahmen 2.5.1 Rechnerische Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierung für das Plangebiet Im parallel aufgestellten Bebauungsplan wird der Ausgangszustand des Plangebietes dem Zustand des Ge- bietes gemäß den Festsetzungen des Bebauungsplanes unter Verwendung der Arbeitshilfe zur Ermittlung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in der Bauleitplanung des Niedersächsischen Städtetags gegenüber- gestellt. Aus der Differenz ergibt sich der Kompensationsbedarf für externe landespflegerische Maßnah- men. Im Modell erfolgt die Gegenüberstellung des Bestandes und des Planungszustandes anhand von Wert- faktoren, mit denen der Flächenwert (Fläche multipliziert mit dem Wertfaktor) für den Ist-Zustand und den Plan-Zustand ermittelt wird. Ein rechnerischer Ausgleich ist hergestellt, wenn die Differenz des Gesamtwer- tes von Ist- und Planzustand größer oder gleich Null ist. Das Modell sieht zusätzlich besonderen Ausgleichs- bedarf für Schutzgüter mit einem besonderen Schutzbedarf vor. Dieser ist gegeben, wenn die Wertigkeit des betroffenen Schutzgutes mit den flächenbezogenen Wertfaktoren nicht abgedeckt ist. Ein besonderer Schutzbedarf eines Schutzgutes ist im Plangebiet nicht zu erkennen. Aus der Bilanzierung im Bebauungsplan ergibt sich, da auf Kompensationsmaßnahmen im Baugebiet selbst verzichtet werden soll, ein erhebliches Defizit von ca. 29.411 Werteinheiten nach „Städtetag-Modell“. Die- ses Kompensationsdefizit muss durch externe Maßnahmen ausgeglichen werden.

2.5.2 Externe Kompensationsmaßnahmen Für das errechnete Kompensationsdefizit stellt die Gemeinde Wistedt mehrere externe Flächen zur Verfü- gung, auf der Ersatzmaßnahmen durchgeführt werden sollen. Die Gemeinde Wistedt ist Eigentümerin von hierfür geeigneten landwirtschaftlichen Flächen und von Wegeparzellen, für die eine Aufwertungsfähigkeit und -bedürftigkeit gesehen wird. Die Planung wird zum Entwurf weitergehend konkretisiert. Es sind konkret folgende Maßnahmen geplant: Wegeparzelle „Trift“(Flurstück 210, Flur 8): Die Wegeparzelle verbindet die Bremer Straße am Westrand von Wistedt mit der Triftstraße östlich von Wistedt und ist nach Flurstückskarte 23 m breit. In der Realität wird davon nur eine ca. 3 m breite Fläche als Weg genutzt, die übrige Fläche stellt jedoch überwiegend nicht den Wegrain dar, sondern wurde den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen zugeschlagen. Auf einer Länge von ca. 300 m zwischen dem Stockenweg und dem Sportplatz besteht ein hohes Aufwertungsbedürf- nis und –potenzial, indem die nicht für den Verkehr erforderliche Fläche als Wegeseitenraum mit Gehölz- pflanzungen entwickelt wird. Bei einer Fläche von 18 m (23 m – 5 m erforderliche Wegefläche für landw. Verkehr) ergibt sich bei 300 m Länge eine Fläche von 5.400 m², die je nach angrenzender Nutzung um eine oder zwei Wertstufen (Durchschnitt 1,5) entsprechend 8.100 Werteinheiten aufgewertet werden kann. Ackerfläche (Flurstück 278/166, Flur 8): Es handelt sich um eine im vergangenen Jahr überwiegend mit Mais bestellte Fläche, die nördlich des Weges „Zum Düvelshöpen“ östlich von Wistedt gelegen ist. Eine Teilfläche wird als Osterfeuerplatz verwendet wird, weshalb lediglich eine Fläche von 0,7 ha als Ausgleichsfläche zur Verfügung steht. Anknüpfend an die bestehenden Strukturen soll diese Fläche dauerhaft sich selbst über- lassen werden, so dass sich auch hier halbruderale Gras- und Staudenfluren entwickeln. Im Randbereich sind zur Abgrenzung gegenüber der angrenzenden ackerbaulichen Nutzung Strauch- und Baumpflanzungen

28 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt vorzunehmen. Bei einer Fläche von ca. 7.000 m² kann durch die genannten Maßnahmen eine Aufwertung um zwei Werteinheiten/m² erreicht werden, was insgesamt 14.000 Werteinheiten entspricht. Wegeparzelle – Verlängerung Dorfstraße: Eine Wegeparzelle in Verlängerung der Dorfstraße in Wistedt wurde bereits im Zuge der Kompensationsplanung für den Windpark Wistedt einmal als Ausgleichsfläche zugeordnet. Nachdem diese Planung jedoch nicht zustande gekommen ist, soll die damalige Planung zur Bepflanzung des Wegeseitenraums mit einer Hecke nunmehr wieder aufgegriffen werden. Es handelt sich um einen artenarmen Wegrain bzw. teilweise auch um Fläche, die dem angrenzenden Acker zugeschlagen wurde, auf einer Länge von ca. 1,6 km, der durch eine 3 m breite Heckenpflanzung um 1,5 Wertstufen (von durchschnittlich 1,5 auf 3) aufgewertet werden kann. Es sollen in zwei versetzt zueinander stehenden Pflanzreihen als Straucharten Weißdorn, Holunder, Salweide und Faulbaum gepflanzt werden. Je 15 m An- pflanzlänge ist ein standortheimischer hochstämmiger Laubbaum zu pflanzen (Sandbirke, Stieleiche, Eber- esche ). Hierdurch wird eine Aufwertung um ca. 7.200 Werteinheiten erreicht.

Abb. 2: Geplante Ausgleichsflächen (olivgrün), Quelle Kartengrundlage: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung, © 2020 Die drei oben benannten Flächen mit den vorgeschlagenen Maßnahmen sind als Kompensationsflächen ausreichend, denn es erfolgt eine Aufwertung um ca. 8.100 + 14.000 + 7.200 = 29.300 Werteinheiten. Be- nötigt werden 29.411 Werteinheiten.

29 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt

2.6 In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten Mit der vorliegenden Planung wird angrenzend an bestehende Wohnbebauung und in unmittelbarer Nähe zum Ortszentrum von Wistedt ein neues Wohnquartier und eine Gemeinbedarfsfläche geplant. Zur Deckung des bestehenden Bedarfs nach Wohnbaufläche ist die ausgewählte Fläche besonders geeignet, da sie als Freifläche in den Siedlungsraum hineinragt und mit der Bebauung eine Ortsabrundung erreicht wird. Ähnlich geeignet wäre hinsichtlich Größe und Lagebezug zum Ortskern auch eine Freifläche im Süden von Wistedt, gelegen zwischen B 75, Stockenweg und Sportplatz. Durch die aufgrund der Sportplatznutzung und des Verkehrs zu erwartenden Lärmemissionen ist sie jedoch deutlich weniger geeignet. Zudem würde die Inanspruchnahme der teils feuchten Grünlandfläche zu höheren Umweltauswirkungen führen. Es wurde untersucht, ob alternativ im Bereich der Gemeinde Tostedt als Hauptort der Samtgemeinde ge- eignete Flächen für die Wohnbaulandentwicklung zur Verfügung stehen, deren Inanspruchnahme mit ge- ringeren Umweltauswirkungen verbunden wäre. Eine alternative Fläche im Nordwesten von Tostedt, die ebenfalls mehrseitig von Bebauung umgeben ist, bietet sich nicht an, weil hier aufgrund der Bahnstrecke, angrenzender Sportplatznutzung und potenzieller Lage im Umfeld der geplanten Ortsumfahrung Wistedt planerisch mit erheblichen Problemen zu rechnen ist. Eine weitere potenziell geeignete Fläche, die als Ackerfläche ebenfalls nur gering bedeutend ist, liegt an der südlichen gemeindegrenze von Tostedt. Von hier aus ist der Ortskern von Tostedt mit Geschäften und Arztpraxen bereits ca. 2,5 km entfernt, so dass die Inanspruchnahme dieser im entfernten Außenbereich gelegenen Fläche ein hohes Verkehrsaufkommen nach sich ziehen dürfte, was aus Sicht der Umweltbelange nachteilig ist. Die Frage, ob die Nachfrage nach Wohnbauland auch ausschließlich durch Maßnahmen der Nachverdich- tung und Innenentwicklung bedient werden kann, wurde negativ beschieden. Dieses ist zum einen nicht der Fall, da die verbliebenen unbebauten Flächen im Innenbereich aus eigentumsrechtlichen Gründen kurz- fristig zur Deckung des aktuellen Bedarfs nicht verfügbar sind oder aber als betriebliche Erweiterungsflä- chen vorgesehen sind. Zum anderen ist jedoch auch gerade im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels ein ausreichender Anteil an mit Bäumen begrünten oder durch Wasserflächen eingenommene innerörtli- chen Freiflächen sehr bedeutend, so dass insbesondere die Freiflächen in der Niederung des Mühlenbachs in Tostedt nicht für die Inanspruchnahme zur Nachverdichtung in Betracht kommen. Da sich die Gemeinbedarfsfläche im Eigentum der Gemeinde und in direkter Nähe zum vorhandenen Ge- meindebüro und zur Feuerwehr befindet sowie teilweise schon als Feuerwehrübungsfläche genutzt wird, bietet sich die Nutzung als Gemeinbedarfsfläche an. Eine Alternative im Umfeld der Sportanlagen wurde geprüft, drängt sich jedoch aufgrund der Möglichkeit, am jetzt geplanten Standort öffentliche Nutzungen sinnvoll zusammenzuführen, nicht in gleicher Weise auf.

2.7 Beschreibung der Auswirkungen durch schwere Unfälle oder Katastrophen infolge der vorlie- genden Planung Die Planung ermöglicht vorrangig Wohnnutzungen und auf kleiner Fläche Nutzungen für den Gemeinbe- darf, hier insbesondere ein Gemeindebüro und eine Übungsfläche für die Feuerwehr. Durch die zulässigen Nutzungen sind keine schweren Unfälle oder Katastrophen zu erwarten, so dass entsprechende Auswirkun- gen nicht zu prüfen sind. Die Feuerwehrübungsfläche wird bereits als solche genutzt, d.h. die Planung führt zu keinen Veränderungen hinsichtlich des Risikos für schwere Unfälle oder Katastrophen.

3. ZUSÄTZLICHE ANGABEN 3.1 Technische Verfahren, Hinweise auf Lücken und fehlende Kenntnisse Zur Beurteilung der Planung aus Sicht von Natur und Landschaft wurde die Eingriffsregelung gem. §§ 15 ff BNatSchG in den Umweltbericht integriert. Die Ergebnisse wurden in der Umweltprüfung zur Beurteilung

30 Begründung │ 6. Änderung Teilplan Wistedt, Flächennutzungsplan der Samtgemeinde Tostedt und zur Festsetzung von Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und zum Ausgleich von erheblichen Umweltauswirkungen herangezogen. Schwierigkeiten bei der Erhebung der Grundlagen haben sich nicht ergeben.

3.2 Überwachungsmaßnahmen Überwachungsmaßnahmen sind insbesondere auf der Ebene der konkreten Bauleitplanung erforderlich und werden hier wie folgt beschrieben: Die Maßnahmen zur Überwachung dienen hierbei der Überprüfung der Umsetzung und dem Erreichen der Ziele umweltrelevanter Festsetzungen des Bebauungsplans und obliegen der Gemeinde Wistedt. Vom Zeit- punkt der Rechtswirksamkeit des Bebauungsplans bis zur vollständigen Realisierung des zukünftigen Bau- gebietes ist der Vollzug sämtlicher Maßnahmen mit umweltrelevanten Vorgaben zu überprüfen und ggf. zu veranlassen. Nach Umsetzung der Maßnahmen ist in der Folge ein Abgleich der im vorliegenden Bebau- ungsplan festgesetzten umweltrelevanten Ziele mit dem jeweils erreichten Zustand der entsprechenden Fläche oder Maßnahme vorzunehmen. Dieser Abgleich erfolgt in einer Bestandsaufnahme oder Dokumen- tation der Ziele. Diese Prüfungen werden in jährlichem Rhythmus zunächst für einen Zeitraum von zehn Jahren durchgeführt, da dann davon auszugehen ist, dass die Bautätigkeiten abgeschlossen sind. Insbeson- dere ist auch die Entwicklung der im Bebauungsplan festgesetzten Baum- und Strauchpflanzungen und der Erfolg der Maßnahmen auf den externen Ausgleichsflächen zu überprüfen. Hierbei ist insbesondere darauf zu achten, dass die Ausgleichsflächen nicht durch Auswirkungen angrenzender Nutzungen verkleinert wer- den und dass die flächige Ausgleichsfläche aufgrund der Lage zum Osterfeuerplatz nicht als Ablageort für organische Abfälle missbraucht wird.

3.3 Allgemein verständliche Zusammenfassung Die vorliegende Änderung des Flächennutzungsplans betrifft ein vorrangig ackerbaulich genutztes Plange- biet, das teils dreiseitig an vorhandene Bebauung angrenzt, in einer Größe von ca. 5,53 ha. Die Bedeutung des Änderungsgebiets für die zu betrachtenden Schutzgüter ist durch die Lage und Nutzung bedingt insge- samt gering. Allerdings werden erhebliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu erwarten sein, da eine Fläche von ca. 2,62 ha, die bisher ganz überwiegend unbefestigt war, für den Bau von v.a. Wohn- häusern, Verkehrsflächen und eines Gemeindebürogebäudes neu versiegelt wird. Die Eingriffe können au- ßerhalb des Geltungsbereichs durch Aufwertung gemeindeeigener Ackerflächen und Wegeparzellen kom- pensiert werden.

3.4 Quellen DRACHENFELS, O V, (BEARB. ) (2016): KARTIERSCHLÜSSEL FÜR BIOTOPTYPEN IN NIEDERSACHSEN unter be- sonderer Berücksichtigung der gesetzlich geschützten Biotope sowie der Lebensraumtypen von Anhang I der FFH-Richtlinie. LANDKREIS HARBURG (2011): Landschaftsrahmenplan, https://www.landkreis-harburg. de/ landschafts- rahmenplan LANDESAMT FÜR BERGBAU, ENERGIE UND GEOLOGIE (2017): Bodenübersichtskarte, Maßstab 1:50.000, http://nibis.lbeg.de/cardomap3 NIEDERSÄCHSISCHES MINISTERIUM FÜR UMWLT, ENERGIE UND NATURSCHUTZ (2017): Interaktive Um- weltkarten der Umweltverwaltung, http://www.umweltkarten-niedersachsen.de NIEDERSÄCHSISCHER STÄDTETAG (Hrsg.) (2013): Arbeitshilfe zur Ermittlung von Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen in der Bauleitplanung, Hannover BREUER, W. (1994): Naturschutzfachliche Hinweise zur Anwendung der Eingriffsregelung in der Bauleitpla- nung. Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 1/94. Hrsg.: NLWKN

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