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Anlage 1 zu Vorlage Nr.

COVID-19 IM LANDKREIS

Bericht zur aktuellen Lage

Sonntag, 10.05.2020

LANDRATSAMT TUTTLINGEN GESUNDHEITSBERICHTERSTATTUNG COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

IMPRESSUM PRESSM

Landratsamt Tuttlingen Gesundheitsamt Gesundheitsberichterstattung Werderstraße 19 78532 Tuttlingen

07461 - 926 4213 [email protected]

Tuttlingen, 11.05.2020

Titelbild CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM. Centers for Disease Control and Prevention's Public Health Image Library (PHIL), with identification number #23312. Neu eingefärbt und Zugriff unter https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2019-nCoV-CDC-23312.png#/media/File:SARS-CoV- 2_without_background.png am 30.04.2020

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

INHALTSVERZEICHNIS

VORBEMERKUNG 3

DATENLAGE

LANDKREIS TUTTLINGEN

COVID-19-Fallzahlen im Landkreis Tuttlingen 8

COVID-19-Fallzahlen nach Meldedatum 9

COVID-19-7-Tage-Fallzahlen 10

stationäre COVID-19-Fälle Klinikum Tuttlingen 11

COVID-19-Genesene im Landkreis Tuttlingen 12

COVID-19-Fallzahlen nach Altersgruppen 13

COVID-19-Verstorbene nach Altersgruppen 14

COVID-19-Fallzahlen nach Geschlecht 15

altersspezifische COVID-19-Krankheitsraten 16

COVID-19-Testzahlen 17

COVID-19-Kontaktpersonenmanagement 19

BADEN-WÜRTTEMBERG

COVID-19-Fallzahlen in Baden-Württemberg 20

COVID-19-Fallzahlen in Baden-Württemberg nach Meldedatum 21

COVID-19-Krankheitsraten in Baden-Württemberg 22

stationäre COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg 24

COVID-19-Verstorbene in Baden-Württemberg 26

COVID-19-Reproduktionszahl in Baden-Württemberg 28

BEWERTUNG 30

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

VORBEMERKUNG

Gesundheitsamt im Landkreis Tuttlingen

- Herausforderung COVID-19-Pandemie

Im Zuge einer Verwaltungsreform sind die Staatlichen Gesundheitsämter 1995 den Landkrei- sen übertragen worden. Damit sind die Landkreise für den Öffentlichen Gesundheitsdienst zuständig und verantwortlich.

Im Unterschied zu den großen und sozialpolitisch dynamischen Ämtern wie das Sozialamt oder das Jugendamt liegen die Aufgaben des Gesundheitsamtes meist weniger im Fokus der Öffentlichkeit.

Das Gesundheitsamt gehört mit rd. 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eher zu den kleine- ren Ämtern im Haus. 4 Ärzte, medizinische Fachkräfte, Gesundheitsaufseher und Sozialpä- dagogen arbeiten dort. Seit rd. 15 Jahren ist Herr Dr. Eichin Leiter des Gesundheitsamtes Tuttlingen. Mit über drei Jahrzehnten Tätigkeit im öffentlichen Gesundheitsdienst gilt er als einer der landesweit erfahrensten Ärzte auf diesem Gebiet.

Die Hauptaufgaben des Gesundheitsamtes sind

- Beratung von Institutionen (z.B. Verwaltungen, Pflegeheime, Schulen) in hygienischen und medizinischen Fragen - Einschulungsuntersuchung für jährlich rd. 1.200 Kinder - Jugendzahnpflege mit Kariesprophylaxe für Kinder und Jugendliche - Trinkwasserüberwachung - Überwachung nach dem Infektionsschutzgesetz (z.B. Tuberkulose, Masern etc.) - Schwangerschaftskonfliktberatung - Aidsprävention mit Beratung und Testangebot - Lebensmittel – und Hygieneschulungen und Hygieneüberwachung im Rahmen des In- fektionsschutzgesetzes - Kremations - Leichenschauen

Wir haben immer wieder im Kreistag über die Arbeit des Gesundheitsamtes berichtet (Trink- wasserbericht, Einschulungsuntersuchung, Jugendzahngesundheit). Gleichwohl standen oft 3

COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

andere Bereiche im sozialpolitischen Brennpunkt (Kindeswohlgefährdung, Langzeitarbeitslo- sigkeit, Umsetzung des BTHG uvm.).

Dies änderte sich schlagartig mit dem Auftreten von COVID- 19 (Coronavirus) im Februar 2020.

Das Gesundheitsamt ist seit diesem Zeitpunkt enorm gefordert. Mit dem Auftreten des ersten Falles im Landkreis Tuttlingen arbeiteten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesund- heitsamtes bis an die Grenzen – und darüber hinaus. Aufgrund der Wucht der Ereignisse mit täglich bis zu 40 neuen COVID -19 Infektionen, einer Flut an Beratungsbedarfen, Testanfra- gen und vieles mehr, mussten – zur Entlastung des Gesundheitsamtes – innerhalb weniger Tage Unterstützungseinheiten aufgebaut werden. Diese waren bunt zusammengewürfelt aus Mitarbeitern unterschiedlichster Fachrichtungen und Ämter des Landratsamtes. Ende April waren rd. 120 (!) zusätzliche Mitarbeiter und teilweise auch externe Personen wie pensio- nierte Ärzte als Unterstützung für das Gesundheitsamt bei der Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus im Landkreis Tuttlingen beschäftigt.

Da die Struktur und personelle Besetzung eines Gesundheitsamtes auf eine solche Pande- mie - Situation überhaupt nicht ausgerichtet war, konnte – gerade auch zu Beginn – nicht al- les völlig reibungslos laufen. Darüber hinaus haben wir uns Problemen angenommen, für die wir per se gar nicht zuständig sind, die jedoch dringend zu regeln waren (z.B. Einrichtung ei- nes Corona-Testzentrums, Terminvergaben für Tests, Zuordnung der Testergebnisse). Wir konnten jedoch innerhalb weniger Tage und Wochen (der erste COVID-19-Fall trat im Land- kreis am 13.3.2020 auf) die Abläufe und Strukturen kontinuierlich verbessern.

Bei der Eindämmung des Corona-Virus im Landkreis Tuttlingen ist vor allem die Kontaktper- sonennachverfolgung von positiv Getesteten entscheidend. Je energischer und umfassender diese erfolgt, desto schneller kann man die Infektionsketten brechen. Die derzeitige Fallzahl- entwicklung zeigt, dass uns dies bisher hervorragend gelungen ist. Jeder positiv Getestete hat im Durchschnitt 10 enge Kontakte (Familie, Arbeitskollegen, Freunde etc.). Diese engen

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Kontakte (Kontaktpersonen 1. Kategorie) ebenfalls schnell zu isolieren, zu beraten und ggf. zu testen, ist bei der Virusbekämpfung am Erfolgversprechendsten.

Dem Gesundheitsamt ist die Umgebungsuntersuchung nach dem Infektionsschutzgesetz durchaus vertraut – vor allem bei Masern und Tuberkulose. Zwei Mitarbeiter haben dies in den letzten Jahren federführend durchgeführt.

Durch die Wucht der Corona-Pandemie erreichte dies natürlich eine völlig neue Qualität. Weitere Mitarbeiter des Gesundheitsamtes wurden für diese Aufgabe abgestellt, aber auch Kräfte aus anderen Ämtern. Auf dem Höhepunkt waren permanent rd. 8 Mitarbeiter in die Kontaktpersonennachverfolgung eingebunden. Aktuell schulen wir weitere Kräfte in diesem Bereich (z.B. Prophylaxehelferinnen aus der Jugendzahnpflege), die dann bei Bedarf schnell zur Verfügung stehen können.

Der Bund und das Land legen allergrößten Wert auf einen Ausbau dieser Einheiten, da nur durch eine effektive Kontaktpersonennachverfolgung Infektionsherde schnell bekämpft wer- den können (Anlage). Bund und Land fordern pro 20.000 Einwohner 5 Fachkräfte, die aus- schließlich diese Aufgabe übernehmen. Für uns im Landkreis Tuttlingen wären dies in der Spitze 35 Mitarbeiter, die ausschließlich bei der Kontaktpersonennachverfolgung eingesetzt werden sollen. Jedes Team (ca. 5 Personen) soll von einer medizinisch erfahrenen Kraft aus dem Gesundheitsamt geführt werden.

Viele Fachleute gehen davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen aufgrund der deutlichen Lockerungsmaßnahmen wieder zunehmen wird. Viele rechnen mit einer „Zweiten Welle“, die gegebenenfalls im Herbst über Deutschland hinwegrollen könnte. Dies würde zu einer deutli- chen Steigerung der Kontaktpersonennachverfolgung führen. Ferner wollen Bund und Land die Testreihen erheblich ausweiten. Dies ist erklärtes Ziel.

Mehr Tests werden – aufgrund einer unbekannten Dunkelziffer – absehbar auch zu mehr po- sitiven Fällen führen. Dies führt ebenfalls zu einer Ausweitung der Umgebungsuntersuchung.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

„Notbremse“ bei Neuinfektionen

Bekanntlich hat der Bund eine „Notbremse“ mit den Lockerungen verknüpft (50 Neuinfektio- nen auf 100.000 Einwohnern innerhalb 7 Tagen). Bei uns im Landkreis Tuttlingen sind dies 70 Neufälle innerhalb einer Woche. Wenn die Zahl der Neuinfektionen diese Grenze über- steigt, muss seitens des Landkreises bzw. der Ortspolizeibehörden eingegriffen werden, bis hin zur erneuten Verhängung von Kontaktsperren und erneuter Schließung von Einrichtun- gen. Sogar Mobilitätsbeschränkungen (!) sind denkbar. Die zu treffenden Maßnahmen liegen hauptsächlich in der Verantwortung der Landkreise. Der politische Sprengstoff ist hier im- mens.

Wir sollten alles dafür tun, um nicht in eine solche Situation zu geraten. Und wenn wir die Hürde („Notbremse“) reißen, sollten wir durch professionelles Handeln so schnell wie möglich die Infektionsketten unterbrechen, damit wieder Normalität einziehen kann. Alles andere wäre Gift für die Wirtschaft und für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Die Zahl von 70 Neuinfektionen in 7 Tagen ist aufgrund des dynamischen Prozesses durch- aus möglich. Ende März / Anfang April hatten wir im Landkreis Tuttlingen schon einmal über 160 Neuinfektionen in einer Woche.

Personalaufwuchs im Gesundheitsamt

Der Bund und das Land haben das feste Ziel, die Gesundheitsämter personell erheblich aus- zubauen. Da wir uns - so die Politik – erst am Beginn der Pandemie-Situation befinden, müs- sen wir den immensen Herausforderungen Rechnung tragen- zumal das derzeit eingesetzte Personal absehbar wieder im Regelbetrieb arbeiten muss (Veterinäre, Bärenstark, Schulkin- dergarten, Einschulungsuntersuchung usw.). Im Bereich der Umgebungsuntersuchungen brauchen wir – wie oben dargestellt – sehr schnell zusätzliches Personal für das Kernteam im Gesundheitsamt.

Ferner brauchen wir einen deutlich größeren Unterbau (Verwaltung) innerhalb des Gesund- heitsamtes, da die Dimension der Aufgaben sehr viel größer geworden ist (Meldewege, Da- tenerfassung – und Verarbeitung, Quarantänemaßnahmen, Rückverfolgung, Begleitung der

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

positiv Getesteten, Entschädigungsregelungen uvm.). Wir müssen im Bereich der IT, im Be- reich der Verwaltung (auch auf Leitungsebene), bei den Gesundheitsaufsehern, bei den Hy- gienekontrolleuren, im Bereich der Sachbearbeitung und vor allem im medizinischen Bereich (wenn überhaupt möglich) deutlich nachlegen.

Bund und Land haben das Ziel, die Gesundheitsämter massiv auszubauen und haben hierfür finanzielle Unterstützung zugesagt. Die Eindämmung von Fällen hängt entscheidend von der zügigen und konsequenten Kontaktnachverfolgung ab. Der Aufbau und die Schulung zusätz- licher Kräfte aber auch die weitere Verbesserung der Strukturen und Prozesse wie neu vor- gegebene Meldewege aber auch rechtliche Maßnahmen sind deshalb in unserem originären Interesse. Wir treiben deshalb die notwendigen Vorbereitungen weiter voran, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein und sofort reagieren zu können.

Noch ist die Krise bei weitem nicht bewältigt. Es muss abgewartet werden, wie sich die zu- nehmenden Lockerungen auf das Infektionsgeschehen auswirken. Bereits jetzt ist jedoch klargeworden, dass die Ressourcen der Gesundheitsämter erheblich aufgestockt werden müssen, um die derzeitige Pandemie zu beherrschen und in Zukunft für Infektionsgeschehen dieser Größenordnung besser gerüstet zu sein. Denn eines ist durch die Pandemie sehr deutlich geworden: die Auswirkungen von Infektionsgeschehen „irgendwo in der Welt“ blei- ben nicht mehr kleinräumig auf besonders betroffene Regionen beschränkt. Im Zuge der Glo- balisierung verbreiten sich neue Erreger vielmehr innerhalb kürzester Zeit weltweit und be- drohen auch sicher geglaubte Wirtschafts- und Sozialsysteme

Welche Dimensionen die notwendigen Eindämmungs- und Bekämpfungsmaßnahmen dann bis herunter auf die kommunale Ebene annehmen, zeigt die Corona-Pandemie eindrücklich auf. Der vorliegende Bericht von Herrn Dr. Pommer gibt dazu einen Überblick über die Situa- tion im Landkreis Tuttlingen.

Tuttlingen, den 11.05.2020

Stefan Bär Bernd Mager

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

DATENLAGE LANDKREIS TUTTLINGEN COVID-19-Fallzahlen

COVID-19-Fallzahlen im Landkreis Tuttlingen

600

500

400

300

200

100

0

Fallzahl genesen oder verstorben

Abb. 1: COVID-19-Fallzahlen sowie COVID-19-Genesene und Verstorbene im Landkreis Tuttlingen (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 1 zeigt die Anzahl die Gesamtzahl der COVID-10-Fälle im Landkreis Tuttlingen (blaue Flä- che) sowie die COVID-19-Genesenen und –Verstorbenen (rote Fläche). Die Differenz zwischen Ge- samtfallzahl und Genesenen/Verstorbenen entspricht der aktuellen Krankheitslast in der Bevölkerung (=Prävalenz).

Zusammenfassung: . die ersten 3 COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen wurden am Freitag, 13.03.2020, gemel- det . bis zum 10.05.2020 beläuft sich die Gesamtzahl an COVID-19-Fällen im Landkreis Tuttlingen auf 495

. die höchsten Zahlen aktuell Infizierter (=Krankheitsprävalenz) traten in den KW 15 und 16 auf, seit der KW 17 sinkt die COVID-19-Prävalenz

. die aktuelle Prävalenz am 10.05.2020 liegt bei 85 Personen

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Fallzahlen nach Meldedatum

COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen nach Meldedatum 45

40

35

30

25

20

15

10

5

0

13.03. 17.03. 19.03. 21.03. 23.03. 25.03. 27.03. 29.03. 31.03. 02.04. 04.04. 06.04. 08.04. 10.04. 13.04. 15.04. 17.04. 19.04. 21.04. 23.04. 25.04. 27.04. 29.04. 01.05. 03.05. 05.05. 07.05. 09.05. Abb. 2: Anzahl der COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen nach Meldedatum (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 2 zeigt die Anzahl der COVID-10-Fälle nach Meldedatum im Landkreis Tuttlingen.

Zusammenfassung: . in der ersten Woche (KW 12) erfolgten noch wenig Meldungen von Neuerkrankungen pro Tag . in KW 13 bis Mitte KW 14 stiegen die Meldezahlen erheblich an auf etwa 20-25 Neuerkran- kungen pro Tag . der Höchststand an Neuerkrankungen war Ende KW 14 mit maximal 41 Meldungen am 03.04.2020 . danach gingen die täglichen Neuerkrankungen zurück auf ein Niveau von weniger als 5 Neu- meldungen/Tag

Anmerkung: Die hohe Anzahl an neuen Fällen am 26.04.2020 beruht auf ersten Testergebnisse einer Pfle- geeinrichtung in .

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-7-Tage-Fallzahlen Mit Beschluss vom 06.05.2020 haben sich der Bund und die Länder auf das weitere Vorgehen bei der Eindämmung der COVID-19-Epidemie verständigt. Der Beschluss sieht unter anderem eine Locke- rung der bisherigen Maßnahmen in verschiedenen Bereichen vor. Diese Lockerungen stehen unter dem Vorbehalt, dass sich die Infektionszahlen nicht wieder dynamisch nach oben entwickeln. Dazu wurde eine Neuinfektionsrate in Landkreisen oder kreisfreien Städten von max. 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 7 Tage (7-Tage-Inzidenz) festgelegt. Wird der Wert über- schritten, werden die Länder in den betroffenen Regionen die Beschränkungen wieder intensivieren. Bei einer Bevölkerungszahl von rund 140.000 liegt der Grenzwert der 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Tuttlingen bei 70 Neuerkrankungen.

Abbildung 3 zeigt den Verlauf der 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Tuttlingen. Die höchste 7-Tage-Inzi- denzen wurde mit 163 Neuerkrankungen zwischen dem 29.03. und 05.04.2020 erreicht. Aktuell liegt die 7-Tage-Inzidenz bei 12 Neuerkrankungen, so dass die Beschränkungen im Landkreis Tuttlingen derzeit nicht wieder intensiviert werden müssen.

Abb. 3: Anzahl der stationären COVID-19-Fälle im Klinikum Tuttlingen (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Anmerkung: Laut Lagebericht des Landesgesundheitsamtes liegt in Baden-Württemberg kein Meldekreis über dem Grenzwert von 50 gemeldeten Fällen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 7 Tage (Stand 10.05.2020, 16:00 Uhr).

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

stationäre COVID-19-Fälle Klinikum Tuttlingen

Abb. 4: Anzahl der stationären COVID-19-Fälle im Klinikum Tuttlingen (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 4 zeigt die Anzahl der stationär im Klinikum Tuttlingen behandelten COVID-10-Fälle.

Zusammenfassung: . insgesamt wurden im Klinikum Tuttlingen bisher 59 Patienten mit COVID-19 behandelt . maximal waren davon bis zu 28 Patienten gleichzeitig stationär zu versorgen (davon 7 inten- sivmedizinisch) . die Anzahl der COVID-19-Patienten, die stationär betreut werden müssen, ist seit der KW 17 gesunken . aktuell befinden sich 11 Personen in stationärer Krankenhausbehandlung . von den derzeit 11 bestätigten Fällen im Klinikum müssen 3 Personen intensivmedizinisch be- handelt werden (davon 1 mit Beatmung).

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Genesene im Landkreis Tuttlingen

Covid-19-Genesene im Landkreis Tuttlingen nach Meldedatum 60

50

40

30

20

10

0

26.03. 31.03. 03.04. 05.04. 07.04. 09.04. 11.04. 13.04. 15.04. 17.04. 19.04. 21.04. 23.04. 25.04. 27.04. 29.04. 01.05. 03.05. 05.05. 07.05. 09.05. Abb. 5: Anzahl der COVID-19-Genesenen im Landkreis Tuttlingen nach Meldedatum (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 5 zeigt die Anzahl der COVID-19-Gemesenen im Landkreis Tuttlingen nach Meldedatum (*vergl. Anmerkung).

Zusammenfassung: . die Anzahl der Genesenen pro Tag steigt insbesondere in der KW 17 an . von den bestätigten Fällen im Landkreis Tuttlingen sind bisher 393 Personen wieder genesen

(als genesen gilt, wer ohne Klinikaufenthalt 14 Tage nach Symptombeginn in den letzten 48 Stunden dieser 14 Tage keine Symptome mehr zeigt und dies vom zuständigen Gesundheitsamt bestätigt wurde oder wer mit Klinikaufenthalt Symptomfreiheit seit mindestens 48 Stunden und 2 negative Tests auf- weist)

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Fallzahlen nach Altersgruppen

COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen Krankheitsfälle nach Altersgruppen 250 n 210 200

150

110 110 100

52 50

10 3 0 0-4 5-14 15-34 35-59 60-79 80+ Alter Abb. 6: COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen nach Altersgruppen (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 6 zeigt die Anzahl der COVID-10-Fälle nach Altersgruppen im Landkreis Tuttlingen.

Zusammenfassung: . COVID-19-Patienten im Landkreis Tuttlingen sind zwischen 2 und 94 Jahre alt

. der Altersmedian der COVID-19-Patienten im Landkreis Tuttlingen liegt bei 50 Jahren

Erläuterung: der Median teilt die Anzahl der Fälle in zwei Hälften, d.h. die Hälfte der Patienten ist jün- ger als 50 Jahre und die andere Hälfte ist älter . im Landkreis Tuttlingen sind die absoluten COVID-19 Fallzahlen in der Altersgruppe der 35- 59-Jährigen am höchsten (42,4% der Fälle) . Kinder und Jugendliche sind nur in geringem Umfang von der Erkrankung betroffen - die Krankheitsdynamik ist hier stark abgeschwächt und zeigt aktuell keinen Anstieg bei den Fall- zahlen (13 Fälle)

. 110 Personen sind älter als 60 Jahre, 52 Personen sind 80 Jahre oder älter

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Verstorbene nach Altersgruppen

COVID-19-Todesfälle im Landkreis Tuttlingen Todesfälle nach Altersgruppen 14

12 12

10

8

6 5

4

2

0 0 0 0 0 0-4 5-14 15-34 35-59 60-79 80+ Alter Abb. 7: COVID-19-Todesfälle im Landkreis Tuttlingen nach Altersgruppen (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr)

Abbildung 7 zeigt die Anzahl der COVID-19-Todesfälle nach Altersgruppen im Landkreis Tutttlingen.

Zusammenfassung:

. im Landkreis Tuttlingen sind bisher 17 Personen an oder mit COVID-19 verstorben (9 Männer, 8 Frauen)

. die Verstorbenen waren zwischen 66 und 94 Jahre alt, der Altersmedian lag bei 84 Jahren (5 Personen waren zwischen 60-79 Jahre alt und 12 Personen +80 Jahre alt)

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Fallzahlen nach Geschlecht

COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg

51% 53% 49% 47%

Männer Frauen

Abb. 8: COVID-19-Fälle im Landkreis Tuttlingen und in Baden-Württemberg nach Geschlecht (Datenstand: 10.05.2020) Anmerkung: im Landkreis Tuttlingen ohne 5 Personen mit unklarem Geschlecht

Abbildung 8 zeigt die Anteile der COVID-10-Fälle nach Geschlecht im Landkreis Tuttlingen und auf Landesebene

Zusammenfassung:

. im Landkreis Tuttlingen sind Männer und Frauen in etwa gleich häufig betroffen (nMänner=243,

nFrauen=252)

. auf Landesebene sind dagegen Frauen mit 53% etwas häufiger betroffen

. Ursachen für die unterschiedliche Geschlechterverteilung auf Landesebene können aus den vorliegenden Daten nicht abgeleitet werden – denkbar sind soziodemografische Unter- schiede, beispielsweise bei der Altersstruktur

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

altersspezifische COVID-19-Krankheitsraten

altersspezifische COVID-19-Krankheitsraten im Landkreis Tuttlingen (Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner* der jeweiligen Altersgruppe) 700

600

500 596,8

400

300 432,4 398,9

200 325,5

100 70,5 41,0 0 0-4 5-14 15-34 35-59 60-79 80+ Alter Abb. 9: altersspezifische COVID-19- Krankheitsraten im Landkreis Tuttlingen (Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner* der jeweiligen Altersgruppe) (Datenstand: 10.05.2020, 12:30 Uhr; *Einwohnerzahl am 31.12.2018; Datenquelle: Statistisches Lan- desamt Baden-Württemberg, Zugriff unter https://www.statistik-bw.de/BevoelkGebiet/Al- ter/010352xx.tab?R=KR327 am 03.03.2020)

Abbildung 9 zeigt die altersspezifischen COVID-10-Krankheitsraten im Landkreis Tuttlingen (Krank- heitsfälle pro 100.000 Einwohner* der jeweiligen Altersgruppe).

Zusammenfassung:

 die altersspezifische Krankheitsrate bei den +80-Jährigen ist im Laufe der Pandemie angestie- gen und ist jetzt die höchste in den Erwachsenenaltersgruppen

 die altersspezifische Verteilung entspricht damit der Verteilung auf Landes- und Bundesebene

 diese Entwicklung ist ungünstig, da es sich bei der Altersgruppe der +80-Jährigen um eine be- sonders vulnerable Personengruppe mit einem hohen Risiko für komplizierte Krankheitsver- läufe handelt

 die altersspezifischen Krankheitsraten bei Kindern und Jugendlichen liegen deutlich unter den Raten bei den Erwachsenenaltersgruppen

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Testzahlen

COVID-19-Testzahlen nach Testzentrum 1200

1003 1022 1000 915

800

600

377 400 337

200

0 Corona-Zentrum TUT Testzentrum Spaich. Klinikum TUT ambulante Praxen keine Angabe

Abb. 10: Anzahl der COVID-19-Tests nach Testzentrum (Datenstand: 11.05.2020, 12:30 Uhr)

Zusammenfassung: . im Landkreis Tuttlingen wurden bisher rund 3.650 Tests auf das Corona-Virus SARS-CoV-2 durchgeführt . die Mehrzahl der Test fand mit rund 1.000 Tests im Corona-Zentrum Tuttlingen statt

Anmerkung: Die Daten zu den durchgeführten Corona-Tests sind nicht vollumfänglich belastbar, da trotz ge- setzlicher Meldepflicht die Durchführung eines Tests nicht in allen Fällen an das Gesundheits- amt gemeldet wurde. Die Zahl der tatsächlich im Landkreis durchgeführten Tests dürfte daher noch über den in der Abbildung dargestellten Werten liegen.

Hintergründe:

Die Indikation für die Testung wurde bisher anhand der vom Robert-Koch-Institut formulierten Testkri- terien. Die Testung erfolgt demnach insbesondere bei Patienten mit akuten respiratorischen Sympto- men, die Kontakt zu einem bestätigt positiven COVID-19-Fall hatten. Die Testung erfolgte daher reak- tiv, also erst nach dem Auftreten einschlägiger Krankheitssymptome.

Die neue Teststrategie des Landes Baden-Württemberg vom 26.04.2020 nimmt nun zunehmend auch asymptomatische Personen in den Fokus der Testungen, d.h. nicht nur Personen, die Symp- tome aufweisen, sollen getestet werden, sondern alle Angehörigen vulnerablen Gruppen. Ziel ist es, proaktiv die Entstehung neuer Infektionsketten zu verhindern. 17

COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Im Landkreis Tuttlingen wird die neue Teststrategie bereits umgesetzt. Im Fokus stehen dabei insbe- sondere Bewohner und Mitarbeiter der Pflegeheime. Ziel ist es, flächendeckend alle Pflegeheime im Landkreis so schnell wie möglich einmal komplett durchzutesten. Insgesamt leben und arbeiten in den 14 Pflegeheimen im Landkreis über 1.300 Pflegeheimbewohner und 1.500 Mitarbeiter. Diese An- zahl an Tests muss daher in enger Absprache mit den Laboren administriert werden.

Die vermehrten „vorbeugenden“ Testungen asymptomatischer Personen könnte allerdings dazu füh- ren, dass die COVID-19-Fallzahlen im Landkreis wieder stärker ansteigen. Ein solcher Anstieg wäre dann u.U. aber nicht einem tatsächlichen Wiederaufflammen der Pandemie, sondern vielmehr der Tatsache geschuldet, dass bei einer Erhöhung der Testzahlen auch mehr Fälle entdeckt werden. Bei steigenden Fallzahlen muss für das allgemeine Infektionsrisiko zudem differenziert werden, ob sich die Neuerkrankungen diffus auf die Gesamtbevölkerung verteilen oder ob es sich um eine umschrie- bene, in sich begrenzte Personengruppe handelt (z.B. in einem Pflegeheim).

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Kontaktpersonenmanagement

Zu jedem positiv getesteter Person werden vom Gesundheitsamt die direkten Kontaktpersonen identi- fiziert und schriftlich oder telefonisch kontaktiert. Ziel ist es, Infektionsketten zu unterbrechen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. Je nach Intensität des Kontakts zu einem Infizierten wird dazu zwischen Kontaktpersonen der Kategorie I (enger Kontakt mit hohem Infektionsrisiko) und Kontaktpersonen der Kategorie II (geringes Infektionsrisiko) differenziert.

Bei Kontaktpersonen der Kategorie I empfiehlt das RKI folgende Maßnahmen:

. Information der Kontaktpersonen über das COVID-19-Krankheitsbild, mögliche Krankheitsver- läufe und Übertragungsrisiken.

. Reduktion der Kontakte zu anderen Personen, häusliche Absonderung (ggf. in einer anderen Einrichtung unter Abwägung der Möglichkeiten und nach Risikobewertung des Gesundheitsam- tes)

. generell im Haushalt nach Möglichkeit zeitliche und räumliche Trennung der Kontaktperson von anderen Haushaltsmitgliedern. Eine „zeitliche Trennung“ kann z.B. dadurch erfolgen, dass die Mahlzeiten nicht gemeinsam, sondern nacheinander eingenommen werden. Eine räumliche Trennung kann z.B. dadurch erfolgen, dass sich die Kontaktperson in einem anderen Raum als die anderen Haushaltsmitglieder aufhält.

. häufiges Händewaschen, Einhaltung einer Hustenetikette.

. Gesundheitsüberwachung bis zum 14. Tag nach dem letzten Kontakt mit dem bestätigten COVID-19-Fall auf folgende Weise:

 zweimal täglich Messen der Körpertemperatur durch die Kontaktperson selbst.  Führen eines Tagebuchs durch die Kontaktperson selbst bezüglich Symptomen, Körpertemperatur, allgemeinen Aktivitäten und Kontakten zu weiteren Personen:  tägliche Information des Gesundheitsamts zu der häuslichen Quarantäne sowie über den Gesund- heitszustand.

Seit April wurden 2.310 Kontaktpersonen identifiziert, kontaktiert und beraten. Pro Fall wurden damit im Durchschnitt rund 5 weitere Personen kontaktiert. Zzgl. der positiv-Getesteten wurden damit rund 2.800 Personen häuslich isoliert.

Anmerkung: Die Beratungen im März 2020 wurden nicht statistisch erfasst.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

BADEN-WÜRTTEMBERG COVID-19-Fallzahlen in Baden-Württemberg

Abb. 11: Gesamtzahl der COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg (Datenstand: 9.05.2020, 18:31 Uhr)

Abbildung 11 zeigt die Gesamtzahl der COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg, die Anzahl der Gene- senen sowie die Anzahl der derzeit Erkrankten (bereinigt um die Todesfälle) in Baden-Württemberg.

Die höchste Anzahl an aktuell Erkrankten (=Prävalenz) wurde demnach Anfang April verzeichnet. Seitdem sinkt die Prävalenz nahezu kontinuierlich auf aktuell unter 5.000 Erkrankte.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Fallzahlen in Baden-Württemberg nach Meldedatum

Abb. 12: COVID-19-Fallzahlen in Baden-Württemberg nach Meldedatum (Datenstand: 9.05.2020, 18:31 Uhr)

Abbildung 12 zeigt die Zahl der täglichen Zugänge in Baden-Württemberg.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Krankheitsraten in Baden-Württemberg

COVID-19-Krankheitsraten in Baden-Württemberg (Fälle pro 100.000 Einwohner)

Hohenlohekreis 673,2 Zollernalb 611,9 592,6 Tübingen 546 538,8 476,9 469,5 455,5 Breisgau-Hochschwarzwald 421,1 Schwäbisch Hall 420,3 413,5 402,7 377,3 Tuttlingen 352,1 Böblingen 336,5 332,1 Baden-Baden 330,7 Rems-Murr 328,2 322,5 310,6 310 Göppingen 301,9 Landesdurchschnitt: 300,4 300,1 Alb-Donau 295,2 Main-Tauber 290,4 Lörrach 285,8 Neckar-Odenwald 282 279,7 Heilbronn 262,1 258,2 250,3 Schwarzwalb- 248,3 217,1 216,4 Kreis 207 206,4 186,1 180,7 178,4 Rhein-Neckar 162,9 158 152,1 132,4 Karlsruhe Stadt 120,7 0 100 200 300 400 500 600 700 800

Abb. 13: COVID-19-Krankheitsraten in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg (Krank- heitsfälle pro 100.000 Einwohner) (Datenstand: Lagebericht LGA, 10.05.2020, 16 Uhr)

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Abb. 14: grafische Darstellung der COVID-19-Krankheitsraten in den Stadt- und Landkreisen von Ba- den-Württemberg (Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner), ©LGA BW (Datenstand: 10.05.2020, 16 Uhr)

Die Abbildungen 13 und 14 zeigen die COVID-10-Krankheitsraten in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg (Krankheitsfälle pro 100.000 Einwohner = Inzidenz)).

Zusammenfassung: . innerhalb von Baden-Württemberg ist die Krankheitshäufigkeit unterschiedlich

. die Krankheitsrate in dem am stärksten betroffenen Landkreis ist rund 5,6mal größer als im Stadtkreis mit der geringsten Krankheitsrate

. die Krankheitsrate im Landkreis Tuttlingen liegt mit 352,1 Fällen pro 100.000 Einwohner über der durchschnittlichen Rate in Baden-Württemberg mit 300,4 Fällen pro 100.000 Einwohner

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

stationäre COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg

Abb. 15: Anzahl der stationären COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg (Datenstand: 10.05.2020, 08:00 Uhr)

Abbildung 15 zeigt die Anzahl der stationären COVID-19-Fälle in Baden-Württemberg.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Abb. 16: Anzahl der stationären COVID-19-Fälle mit Beatmung in Baden-Württemberg (Datenstand: 10.05.2020, 08:00 Uhr)

Abbildung 16 zeigt die Anzahl der stationären COVID-19-Fälle mit Beatmung in Baden-Württemberg.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Verstorbene in Baden-Württemberg

COVID-19-Letalität in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg (COVID-19-Verstorbene/Gesamtzahl der Fälle)

Waldshut 11,5 Baden-Baden 10,4 Ortenaukreis 9,5 Lörrach 8,1 Karlsruhe Kreis 7,9 Emmendingen 7,8 Freiburg 7,7 Heidenheim 7,4 Schwäbisch Hall 6,4 Freudenstadt 6,2 Zollernalb 5,8 Esslingen 5,7 Breisgau-Hochschwarzwald 5,5 Hohenlohekreis 5,3 Göppingen 5,0 Biberach 4,8 Landesdurchschnitt: 4,6 Rems-Murr 4,2 Reutlingen 4,2 Neckar-Odenwald 4,2 Sigmaringen 4,1 Tübingen 4,0 Stuttgart 4,0 Ludwigsburg 3,9 Heilbronn 3,8 Schwarzwalb-Baar 3,8 Heilbronn 3,8 Rhein-Neckar 3,6 Rottweil 3,5 Calw 3,3 Tuttlingen 3,2 Böblingen 3,1 Rastatt 2,8 Bodenseekreis 2,8 Alb-Donau 2,8 Enzkreis 2,7 Konstanz 2,7 Karlsruhe Stadt 2,7 Pforzheim 2,2 Mannheim 2,1 Main-Tauber 2,1 Heidelberg 2,1 Ostalbkreis 2,0 Ulm 1,9 Ravensburg 1,3 0 2 4 6 8 10 12 14 % Abb. 17: Anteil an COVID-19-Verstorbenen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Fälle in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg (Datenstand: Lagebericht LGA, 10.05.2020, 16 Uhr)

Abbildung 17 zeigt den Anteil an COVID-19-Verstorbenen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Fälle in den Stadt- und Landkreisen von Baden-Württemberg (Letalität).

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Zusammenfassung: . innerhalb von Baden-Württemberg ist die COVID-19-Letalität unterschiedlich

. die Letalität in dem am stärksten betroffenen Landkreis ist rund 9mal größer als im Landkreis- kreis mit der geringsten Letalität

. die Unterschiede bei der Letalität dürften auf Unterschiede bei der soziodemografischen Struktur der Patientenkollektive zurückzuführen sein (z.B. unterschiedliche Altersstrukturen)

. obwohl die COVID-19-Krankheitsrate im Landkreis Tuttlingen über dem Landesdurchschnitt liegt (vergl. Abb. 13) liegt die hiesige Letalität mit 3,2% unter der durchschnittlichen Letalität in Baden-Württemberg von 4,6%

Erläuterung: Die aktuelle Letalität im Landkreis Tuttlingen von 3,2% bedeutet, dass von 100 COVID- 19-Patienten durchschnittlich 3,2 verstorben sind.

Anmerkungen:

Als COVID-19-Verstorbene werden definitionsgemäß alle Patienten erfasst, die mit COVID-19 infiziert sind und versterben. Es handelt sich demnach um Patienten, die sowohl an, auch als mit COVID-19 versterben. Die „reine“ Letalität von COVID-19 liegt daher etwas niedriger als die ausgewiesenen Raten.

Aufgrund der teilweise geringen Fallzahlen von Verstorbenen ist die Letalitätsberechnung nicht bei jedem Stadt- /Landkreis statistisch belastbar.

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

COVID-19-Reproduktionszahl in Baden-Württemberg

Die effektive Reproduktionszahl R gibt an, wie viele Personen im Durchschnitt von einem Infizierten angesteckt werden. Die Reproduktionszahl ist eine Kennziffer, um die Ansteckungsfähigkeit eines Er- regers zu bewerten. Sie erlaubt zudem Rückschlüsse auf die Effektivität der Schutzmaßnahmen, die ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Erregers zu verlangsamen. Sinkende Reproduktionszahlen sind ein Hinweis für den Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen.

Die Reproduktionszahl wird vom Robert-Koch-Institut auf Basis eines Nowcastings1 geschätzt. R ist keine unveränderliche, erregerspezifische Größe, sondern wird durch eine ganze Reihe teilweise be- einflussbarer Größen bestimmt, z.B. die Anzahl „Ansteckbarer“ und „Anstecker“, Virulenz des Erre- gers und den ergriffenen Schutzmaßnahmen. R kann daher in verschiedenen Regionen und zu ver- schiedenen Zeitpunkten erheblich variieren. Ziel ist es, auch bei einer Lockerung der Maßnahmen die Reproduktionszahl konstant unter 1 zu halten. Dazu das Robert-Koch-Institut im seinem Lagebericht vom 27.04.2020: „Gelingt das dauerhafte Niedrighalten der Reproduktionszahl unter 1 nicht, so setzt sich der anfängliche exponentielle Anstieg wieder fort. Selbst ein R von 1,3 bedeutet bei einer Gene- rationszeit von 4 Tagen eine Verdoppelung der Anzahl von Neuerkrankung innerhalb von etwa 11 Ta- gen.“

In der Anfangsphase der Pandemie lag die landesweite Reproduktionszahl im Bereich von R=3 (Ab- bildung 18). Innerhalb einer Generationszeit² von vier Tagen wurden damit von einer Person 3 wei- tere angesteckt. Die Anzahl der Neuerkrankungen hatte sich innerhalb einer Generationszeit verdrei- facht. Zwischenzeitlich hatte sich die Reproduktionszahl in Baden-Württemberg auf einen Wert von unter 0,6 verringert. Die aktuelle für den 06.05.2020 berechnete Reproduktionszahl ist jedoch wieder auf einen Wert von 1,21 angestiegen (95%-Vorhersageintervall von 0,97 – 1,52). Das bedeutet, dass in Baden-Württemberg jeder mit SARS-CoV-2 Infizierter wieder mehr als eine weitere Person ansteckt.

Dazu das Robert-Koch-Institut in seinem Lagebericht vom 10.05.2020: „Aufgrund der statistischen Schwankungen, die durch die insgesamt niedrigeren Zahlen verstärkt werden, kann somit weiterhin noch nicht bewertet werden, ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfekti- onen weiter fortsetzt oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt. Der Anstieg des ge- schätzten R-Wertes macht es erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten.“

Anmerkung: Die Reproduktionszahl R wird vom Robert-Koch-Institut nicht auf Landkreisebene be- rechnet, da hierfür die Fallzahlen zu klein sind.

1Das Nowcasting eine Methode, „um eine Schätzung des Verlaufs der Anzahl von bereits erfolgten SARS-CoV- 2-Erkrankungsfällen in Deutschland unter Berücksichtigung des Diagnose-, Melde- und Übermittlungsverzugs zu erstellen“ (LGA Baden-Württemberg).

²Zeitspanne zwischen dem Erkrankungsbeginn einer Person und dem Erkrankungsbeginn der von ihr ange- steckten Personen

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

Abb.18: Schätzung der effektiven Reproduktionszahl R in Baden-Württemberg für eine angenom- mene Generationszeit von 4 Tagen mit 95%-Vorhersageintervall (95%-PI) bis zum 06.05.2020; RKI Datenstand: 10.05.2020. ©LGA Baden-Württemberg

Die gestrichelten vertikalen Linien kennzeichnen den Start der Maßnahmen zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Epidemie in Deutschland:

. 09.03.2020, Absage großer Veranstaltungen (bei über 1.000 Teilnehmer) vom

. 16.03.2020, Bund-Länder Vereinbarung zu Leitlinien gegen die Ausbreitung des Coronavirus

. 23.03.2020, bundesweites umfangreiches Kontaktverbot

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COVID-19 im Landkreis Tuttlingen

BEWERTUNG

Die Dynamik des Infektionsgeschehens hat sich insgesamt abgeschwächt. Die Anzahl der täglichen Neuerkrankungen ist gesunken und die Zahl der Genesenen steigt an. Die aktuelle Krankheitslast in der Bevölkerung (=Prävalenz) wird dadurch sukzessive geringer. Für die weitere Entwicklung ist dies von großer Bedeutung, da die Zahl der aktuell Infizierten, die das Virus verbreiten können, sinkt.

Im Zuge dieser Entwicklung ist jedoch auch im Landkreis Tuttlingen die altersspezifische Krankheits- rate der über 80-Jährigen nach und nach angestiegen. Diese Entwicklung ist ungünstig, da es sich bei der Altersgruppe der über 80-Jährigen um eine besonders vulnerable Personengruppe mit einem hohen Krankheitsrisiko handelt. Es ist daher vermehrt mit einer Zunahme komplizierter Krankheitsver- läufe zu rechnen. So ist der weitaus größte Teil der COVID-19-Todesfälle im Landkreis in der Alters- gruppe der über 80-Jährigen zu verzeichnen. Beim Wiederhochfahren der Kreisklinik auf Normalbe- trieb ist dieser Aspekt zu berücksichtigen. Bisher haben die Intensivkapazitäten des Kreisklinikums jedoch ausgereicht, um alle stationären COVID-19-Patienten optimal zu versorgen. Da die Anzahl der stationär zu betreuenden Patienten sukzessive sinkt, ist derzeit mit einer Überlastung des Klinikums nicht zu rechnen.

Eine sichere Beurteilung der weiteren Entwicklung ist nach wie vor jedoch kaum möglich. Insbeson- dere muss abgewartet werden, wie sich die schrittweise Lockerung der Maßnahmen auf die Infekti- onszahlen auswirkt. Erschwert wird eine Prognose zudem durch die unbekannte Dunkelziffer an nur mild erkrankten und asymptomatischen Patienten. Diese weisen zwar selbst kaum bzw. keine Krank- heitssymptome auf, können das Virus jedoch trotzdem weiterverbreiten und neue Infektionsketten hervorrufen. Unter epidemiologischen Gesichtspunkten hat eine hohe Dunkelziffer jedoch durchaus auch positive Aspekte. Zum einen, weil sich dadurch die Anzahl der Verstorbenen relativiert – zum anderen weil eine hohe Durchseuchung der Bevölkerung die Weitergabe des Virus an noch nicht Infi- zierte erschwert (Herdenimmunität). Das Robert-Koch-Institut sieht jedoch die Herdenimmunität als Strategie der Virusbekämpfung mit sehr großen Vorbehalten. Das Risiko, das Gesundheitssystem da- bei durch eine hohe Anzahl an Patienten mit schweren Krankheitsverläufen zu überlasten, sei kaum kalkulierbar. Zudem sei über die möglichen Langzeitfolgen einer Infektion, insbesondere bei schwe- ren Verläufen derzeit noch sehr wenig bekannt.

Zusammenfassend darf die aktuell günstige Entwicklung daher nicht dazu verleiten, die Erkrankung zu verharmlosen und die kontaktreduzierenden Maßnahmen zu vernachlässigen. Denn die Einschät- zung kann sich jederzeit und kurzfristig durch neue Erkenntnisse ändern. Das Robert-Koch-Institut schätzt in seinem Lagebericht vom 10.05.2020 die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland daher nach wie vor insgesamt als hoch ein, für Risikogruppen als sehr hoch (Robert- Koch-Institut, Lagebericht zur Coronavirus-Krankheit-2019 vom 10.05.2020).

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