Schriften zur Zukunft der Öffentlichen Sicherheit

Das Undenkbare denken „Seit Menschengedenken ist dies das erste Mal, dass die Welt so einen komplexen Notfall erlebt, der einen Tsunami, ein Erdbeben und eine nukleare Krise beinhaltet. Obwohl dieses Szenario noch nie da gewesen ist, könnte es sein, dass es kein Einzelfall bleibt. Denn ein Anstieg dieser komplexen Art von Katastrophen ist fast sicher. Um uns zu schützen, müssen wir das Undenkbare denken. Wir müssen große Investitionen im Bereich der Katastrophenbereitschaft tätigen, Risiken reduzieren – eingeschlossen nukleare Risiken – und den Gemeinden helfen, sich selbst zu schützen. Das ist Vorsorge. Die einzige Antwort auf solch eine Tragödie ist schließlich wechselseitige Hilfe und ein Geist der Gemeinschaft – in meinem Land, in Ihrem Land und in allen Ländern – und eine Entschlossenheit, uns besser vorzubereiten, damit wir im An­ gesicht dieser brutalen Katastrophen Leben schützen können.“

Aus einem offenen Brief von Tadateru Konoé, Präsident des Japanischen Roten Kreuzes1

1 Quelle: www.drk.de/news/meldung/5691-japan-eine-herausforderung- fa14r-die-vorstellungskraft-ein-appell-an-das-gewissen.html Seite

Versicherungswirtschaft und öffentliche Sicherheit: 1. Vorwort Das Undenkbare berechenbarer machen Der Mensch ist fehlbar, aber lernfähig Dr. Bernhard Gause, GDV...... 18 Dr. , MdB...... 4 Kreditwirtschaft und öffentliche Sicherheit Dr. Ibrahim Karasu, BdB. 22 2. Geleitwort des Vorstands Das Undenkbare denken Sicherheit ist unser Geschäftszweck Prof. Dr. Hermann J. Thomann, Axel Dechamps, Clemens Graf von Waldburg-Zeil, Dieter Kaden, DFS...... 24 Dr. Sandra Schulz...... 6 LÜKEX – das „Undenkbare“ denken und üben Christoph Unger, BBK...... 26 3. Bestandsaufnahme Forschung für zivile Sicherheit Verwundbarkeiten und Bewältigungsmöglichkeiten in komplexen Lagen Interview mit Dr. Wolf Junker, BMBF ...... 30 Marie-Luise Beck und Dr. Clemens Gause. 8 mit Einwürfen der Forumsredner aus dem Jahr 2011, sowie flankierenden Beiträgen Komplexität, Unsicherheit und Ambiguität – von Albrecht Broemme, THW, und Michael Hange, BSI vom mühsamen Umgang mit systemischen Risiken Marie-Luise Beck und Dr. Lars Gerhold, FOES...... 32 4. Fortführung der Fachdiskussion Bevölkerungsschutz in Deutschland – Bilanz und Perspektiven Zuverlässige Stromversorgung als eine Säule der öffentlichen Sicherheit Norbert Seitz, BMI. 36 Interview mit Hildegard Müller, BDEW...... 14

Informations- und Kommunikationstechnologie als Beitrag zur öffentlichen Sicherheit 5. Ergebnisbewertung Prof. Dieter Kempf, Bitkom . 16 Chancen für die Sicherheit, Chancen durch Sicherheit Prof. Dr. Hermann J. Thomann, ZOES...... 38

6. Nachwort und Ausblick auf das Jahresthema 2012 Demographischer Wandel – Herausforderungen für ländliche Räume, Städte und Deutschland in Europa , MdB...... 40

Mitwirkende

Impressum 1. Vorwort

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Vorwort Der Mensch ist fehlbar, aber lernfähig

In unserer hoch technologisierten Welt treffen Na- turereignisse auf Kritische Infrastrukturen, deren Schädigung ihrerseits katastrophale Folgen nach sich ziehen kann. Naturereignisse erscheinen zwar unausweichlich, doch wie sich unsere Gesellschaft Bewältigungsfähigkeiten Bei allen Innovationen den gegen Katastrophen wappnet, ist planbar. Vor dem verbessern, Infrastrukturen Bürgerrechtsgesichtspunkt Hintergrund des Klimawandels erscheinen aller- robuster machen mitdenken dings gehäuft auftretende Extremwetterereignisse durchaus nicht mehr als rein natürliche Phänome- Wir sollten meines Erachtens katastrophenvorbeu- Ein ähnlich hoher Dialogbedarf mit den Menschen ne, sondern bis zu einem gewissen Grad auch als gende Maßnahmen ganz oben auf die politische wird sich im Bereich des Smart Metering ergeben: menschengemacht. Es verlangt daher einen klaren Agenda setzen. Dazu gehört auch, unsere Infra- Wenn es darum geht, die Stromversorgung mit In- politischen Willen, um zu beeinflussen, was sich strukturen robuster zu machen. Schon ein schein- ternettechnologie leistungsfähiger zu machen, sehe wirklich beeinflussen lässt. bar trivialer Stromausfall würde in Deutschland ich den Datenschutz als die Voraussetzung dafür, nach wenigen Stunden große, nach wenigen Tagen dass sich der Standort Deutschland in diesem Punkt Unsere Verletzlichkeit steigt in dem Maße, wie die massivste Sicherheitsprobleme hervorrufen. Der weiterentwickelt. Wenn wir die fortschreitende Technologisierung unserer Alltagswelt und die In- Verbesserung unserer Bewältigungsfähigkeiten Digitalisierung in der Energieversorgung wollen, so Dr. Konstantin von Notz terdependenz von kritischen Infrastrukturen zuneh- dient auch die Modernisierung des Stromnetzes. ist Datenschutz kein Hemmschuh, sondern die con- ist Mitglied des Deutschen men. Politik im Dienste der öffentlichen Sicherheit Föderalismus und effizienter Nun werden allenthalben Bedenken laut, dass die ditio sine qua non für einen Erfolg dieser verbesser- Bundestages von BÜNDNIS muss stets im Auge behalten, dass der Mensch Bevölkerungsschutz: ein notwendigen Maßnahmen nur gegen hohe Wider- ten Technologien. Wir müssen smarte Infrastruk- 90/DIE GRÜNEN und in und alles Menschengemachte fehlbar sind und Widerspruch? stände von Seiten der Bürger durchzusetzen sein turen grundrechtskonform gestalten, damit sie ihr diesem Jahr Beirats­ dass Technologien immer so ausgelegt sein müs- werden. Ich finde, da wird manches in der Diskussi- volles Potenzial für die Energieeffizienz entfalten vorsitzender des ZOES. sen, dass sie keine unabsehbaren, katastrophalen Deutschland mit seinen zahlreichen Hilfs- und Ret- on überzeichnet. Die Verantwortlichen müssen sich und eine sichere, umweltschonende Stromversor- Folgen nach sich ziehen. Das ist der Grund dafür, tungsorganisationen hat durchaus sehr positive in die Menschen hineinversetzen, die sagen: Wir gung gewährleisten können. Der Staat muss auf warum der Deutsche mit breiter Mehr- Seiten im Bevölkerungsschutz zu verzeichnen. Die wollen keine Starkstromleitung über unserem Kopf der einen Seite Sicherheit gewährleisten, auf der heit beschlossen hat, aus der Atomenergie auszu- durch Ehrenamt und Hauptamt geprägte Struktur haben. Dann müssen Leitungen dort, wo es prob- anderen Seite müssen sämtliche Maßnahmen der steigen. bei den Rettungsdiensten, THW und Feuerwehren lematisch ist, unter die Erde verlegt werden, auch Sicherheitsgewährleistung rechtsstaatlich geerdet ist grundsätzlich gut und sollte erhalten werden. wenn das etwas teurer ist. Der Ausbau des Strom- sein. Auch bei neuen Technologien gilt es, mögliche Risi- Wir müssen aber auch klar sehen, dass unsere fö- netzes und seine Anpassung an erneuerbare Ener- ken vorauszusehen, die Fehlbarkeit von Systemen derale Struktur, die viele unbestrittene Vorteile hat, gien ist eine Zukunftsinvestition: sie wird sich über und technologischen Mechanismen im Auge zu sich im Bevölkerungsschutz als limitierender Faktor viele Jahrzehnte auszahlen und ist jede politische behalten und Sicherheit von vornherein als integ- auswirken kann: bei Schadensfällen durch Natur- und wirtschaftliche Anstrengung wert. Dr. Konstantin von Notz, MdB ralen technologischen Bestandteil zu konzipieren. ereignisse, die häufig überregional wirken, können Berlin, im Januar 2012 Folgekosten, die beispielsweise aus einer klimaun- sich Zuständigkeitsprobleme auftun, die sich auf Noch ein Wort zum so genannten Wutbürger, vor verantwortlichen Energiepolitik resultieren, müs- der kommunalen und Kreisebene fortsetzen und dem sich einige politische Vertreter zu fürchten sen, so weit sie auch in der Zukunft liegen mögen, letztlich auch bei der internationalen Zusammenar- scheinen: Dass Menschen sich darum kümmern, in Wirtschaftlichkeitsberechnungen einfließen. Eins beit von Rettungsdiensten relevant werden können. was in ihrer Region geschieht, ist zuallererst Aus- muss klar sein: Nur sichere Technologien sind wirk- Sich einfach mit dieser Situation zufrieden zu ge- druck einer bürgerschaftlichen Wachheit und in- lich ausgereift. ben, ist keine Lösung. Sind wir für den Fall vorberei- sofern etwas Positives. Menschen wollen Einfluss tet, dass auch wir einmal Hilfe benötigen werden? nehmen auf die Gestaltung ihrer Lebenswelt. Das Ich sehe da einen dringenden Nachholbedarf, denn ist ihr gutes Recht. Politik muss in einen Dialog tre- Deutschland ist nicht unverletzlich. So gut eine ten und versuchen, solche Prozesse zu moderieren dezentrale Gefahrenabwehr ist: Je größer die Scha- und die Menschen zu beteiligen. Zum Wutbürger denslage, desto wichtiger ist ein zentrales überge- wird nur derjenige, der das Gefühl bekommt, es wird ordnetes Krisenmanagement. über ihn hinweg regiert. Portraitfoto: von-notz.de, Foto Umspannwerk: Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) 2. Geleitwort des Vorstands

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Geleitwort des Vorstands Das Undenkbare denken

Die Katastrophenkaskade in Japan hat Menschen auch hierzulande – von den Bürgern an den Bild- schirmen bis zu den Verantwortlichen in Politik und den öffentlichen und privaten Institutionen des Be- völkerungsschutzes – verunsichert, zumindest aber nachdenklich gemacht:

ƒƒ Wie würden wir in einer Situation reagieren, die niemand für möglich gehalten hat?

ƒƒ Wären unsere Einsatzkräfte ausreichend ge- schult und belastbar, um Katastrophen eines solchen Ausmaßes zu bewältigen? Infrastrukturen stärker in den Blick genommen Für den zweiten Teil haben wir nicht nur Akteure ƒƒ Wie ist es um die Selbsthilfefähigkeit unserer und mögliche kaskadierende Effekte mit bedacht der öffentlichen Sicherheit um eine Stellungnah- Bevölkerung bestellt? werden müssen, darauf hat bereits das Grünbuch me zum „Undenkbaren“ gebeten, sondern auch Öffentliche Sicherheit mit Nachdruck hingewiesen. Vertreter aus Wirtschaftsverbänden, ihre Sicht auf ƒƒ Welche Konsequenzen müssen in Deutsch­ Hinter diese Erkenntnis dürfen diejenigen, die sich Bewältigungsmöglichkeiten in krisenhaften, für die land aus den Ereignissen in Japan gezogen in Sachen Bevölkerungsschutz engagieren, sei es öffentliche Sicherheit relevanten Situationen- dar werden? öffentlich oder privat, gemeinnützig oder unterneh- zulegen. Die hohe Bereitschaft, sich zu diesem The- merisch, nicht zurückfallen. ma zu äußern, werten wir als Ausdruck dafür, dass ƒƒ Wie steht es allgemein um die Beherrschbar- die öffentliche Sicherheit in zunehmendem Maße keit von systemischen Risiken in einer immer Wir sehen in diesem Heft davon ab, weitere Kata- ganzheitlich wahrgenommen wird. komplexeren Welt? strophenszenarien zu entwickeln. Wir fragen also nicht: Was könnte alles schiefgehen? Sondern wir Der Gewinn, den wir uns aus der Jahrespublikation Prof. Dr. Hermann J. Thomann Axel Dechamps Wir haben unter dem Eindruck der Ereignisse nicht fragen: Was geht, wenn gar nichts mehr geht? erhoffen, ist: sowohl Vertretern der Politik und der Vorstandsvorsitzender Stellvertr. Vorstandsvorsitzender starr an unserem Jahresprogramm festgehalten, Welche Ersatzsysteme, Redundanzen und System- öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen des sondern die vorgenannten Überlegungen in unseren verstärkungen müssten noch geschaffen werden? Bevölkerungsschutzes die Problemlösungskompe- Foren widergespiegelt. Besonders im 13. Forum, das Welche Bewältigungspotenziale stehen uns heute tenz in der Wirtschaft nahezubringen, als auch die der vorliegenden Jahrespublikation seinen Namen bereits zur Verfügung? Welche können mit wenig Entscheider in der Wirtschaft noch stärker als bisher geliehen hat: Das Undenkbare denken. Dabei haben Aufwand, ggf. allein durch mehr und klügere Ko- für die Belange der öffentlichen Sicherheit zu sen- wir bei der Auswahl der Vortragenden wiederum auf operation der öffentlichen und privaten Akteure ge- sibilisieren. Sofern das vorliegende Heft dazu bei- den bewährten Zusammenklang aus Politik und schaffen werden? trägt, einem breiten Gedankenaustausch praktische Behörden sowie Wirtschaft und Wissenschaft ge- Verbesserungen der öffentlichen Sicherheit folgen setzt. In den Beiträgen der Experten wurde deutlich: Im ersten Teil der Publikation schildern wir drei Bei- zu lassen, sehen wir das als ein gutes Ergebnis an. Hilflos sind wir nur, wenn wir uns vor dem Denken spiele von Verwundbarkeit unserer hochtechnisier- drücken, die Risiken ausblenden statt sie zu analy- ten Gesellschaft und loten Möglichkeiten zu deren sieren und zu bewerten. Es stehen Methoden und Bewältigung aus: Leben in schädlicher Umwelt, Techniken zur Verfügung, sich auf das „Undenkba- Leben ohne Strom, Leben mit dysfunktionaler IKT. Berlin, im Januar 2012 re“ planerisch vorzubereiten, von der Szenarioent- Flankiert werden die Problembeschreibungen von Clemens Graf von Waldburg-Zeil Dr. Sandra Schulz wicklung und Risikoanalyse, über szenariobasierte erhellenden Statements, die den Vorträgen unse- Schatzmeister Programmvorstand Übungen bis hin zu Computersimulationen. Dass rer Forumsredner des Jahres 2011 entnommen sind im Rahmen der Risikoanalyse des Bevölkerungs- oder am Rande der Veranstaltungen aufgefangen schutzes auch die Interdependenzen von Kritischen wurden. Portraitfotos: ZOES 3. Bestandsaufnahme

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Das Undenkbare denken Komplexität/ Klimawandel mangelnde Redundanzen Extremwetterereignisse

Nahrungssicherheit Verwundbarkeiten und Logistik/Transport Umwelt Gentechnologie Bewältigungsmöglichkeiten Informations- ökologisch Es gibt einen dringenden Be­ Großanlagen technologie darf, die Wechselwirkungen biologisch Pandemie in komplexen Lagen zwischen Infrastrukturen zu kritische Infrastruktur Herausforderungen verstehen. Hierfür ist sowohl für die öffentliche Krankheiten Sicherheit ein Ausbau der Modellierungs-, Wirtschafts­­- Simulations- und Analyse- spionage Alltagskriminalität Kapazitäten erforderlich als auch Energie und Wasser Cyberkriminalität eine systematische, umfassen­ Schutz vor Gewalt/ Kriminalität de und fortdauernde Daten Versorgungssicherheit Terrorismus erhebung über KRITIS-Ausfälle Bei einer gleichzeitigen Bewältigung mehrerer demographisch und Kaskaden in Deutschland. Personalengpässe Extremismus Schadensereignisse kommen alle Rettungssysteme organisierte Kriminalität/ sehr schnell an ihre Leistungsgrenzen. Deshalb Dr. Erich Rome, Fraunhofer IAIS Vulnerabilität/ Schattenwirtschaft muss die genaue Leistungsfähigkeit und Ausdauer Resilienz Schutz der Persönlichkeitsrechte aller Schutzsysteme geprüft und erprobt werden.

Ralph Stühling, Feuerwehrverband Gleichgewicht von effiziente Sicherheit und Persönlichkeit Datenklau/ Sicherheitskonzepte Datenmissbrauch

Leben in schädlicher Umwelt Um die Potenziale und Fähigkeiten eines westlichen Industrielandes zu beleuchten, wurden folgende Wenn wir uns heute, 10 Jahre nach dem 11. September 2001 und auch aus Anlass Nach dem schweren Erdbeben, der Flutwelle und den Fragen durch die Expertenbeiträge und die anschlie- der Ereignisse in Japan und angesichts geänderter Rahmenbedingungen fragen, Reaktorschäden in Fukushima hat das Zukunftsfo- ßende Diskussion bearbeitet: wie wir einen modernen und zukunftsfähigen Bevölkerungsschutz erhalten und rum Öffentliche Sicherheit nach den Konsequenzen voranbringen können, müssen wir die europäische Dimension und eine immer Marie-Luise Beck, Dr. Clemens Gause, für den Bevölkerungsschutz und die öffentliche Si- 1. Durch welche Maßnahmen ist sichergestellt, stärkere Vernetzung der Mitgliedstaaten mit berücksichtigen. In der Vergangen­ Projektkoordinatorin Geschäftsstelle Zukunftsforum cherheit in Deutschland gefragt. Es ging nicht um dass Menschen unverzüglich, gezielt und ver- heit haben wir uns noch zu wenig die Frage gestellt, wo wir selbst im Bevölke­ Forschungsforum Öffentliche Sicherheit die Bewertung der Risiken eines Kernkraftwerkes, ständlich gewarnt werden können? rungsschutz von der EU profitieren können. Öffentliche Sicherheit sondern um die Diskussion der Bewältigungspoten- ziale des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. Die 2. Sind wir auf einen Massenanfall von sehr vielen Norbert Seitz, BMI zentrale Herausforderung in einem solchen Scha- und eventuell kontaminierten Verletzten aus- von Marie-Luise Beck und Dr. Clemens Gause densfall liegt in der kurzfristigen Evakuierung einer reichend vorbereitet? Stehen genügend Dekon- großen Anzahl von Menschen und ihrer Unterbrin- taminations- und Behandlungskapazitäten zur Die klassische Risikobestimmung richtet sich nach gung sowie – sobald, wie im Falle von Fukushima, Verfügung? Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß. die Dimension der Kontamination bekannt ist – in Wir sollten, weg von Institutionen, mehr über die Betroffenen in einer Katas­ Diese rein quantitative Methode kann dazu verfüh- der langfristigen Unterbringung der Evakuierten. 3. Sind die in Großschadenslagen eingesetzten trophe sprechen. Wie können sie sich selbst helfen? Sie müssen eigenständig ren, Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit Die Zweifel daran, dass die Bevölkerung einer Groß- Kräfte und Krankenhäuser ausreichend ausge- das Richtige tun. Dies setzt eine Schärfung des Risikobewusstseins und eine als vernachlässigbar zu bewerten, ohne Parameter stadt oder Mega-City evakuiert und untergebracht stattet und qualifiziert? Verbesserung der Selbsthilfefähigkeiten voraus. wie Ungewissheit oder ein gesellschaftlich nicht werden kann, sind groß. Eine Warnung an die Bevöl- tolerierbares Schadensausmaß zu berücksichtigen. kerung kann man aber nur verantworten, wenn eine 4. Welche Vorsorge ist für eine möglicherweise Clemens Graf von Waldburg-Zeil, Deutsches Rotes Kreuz Die Folge ist, dass das Auftreten solcher „schwarzer Evakuierung überhaupt machbar ist um Massenpa- notwendige langfristige Evakuierung der Be- Schwäne“ als undenkbar gilt und eine Auseinan- niken und zusätzliches Chaos zu vermeiden. völkerung getroffen worden? dersetzung mit den Folgen und Bewältigungsmög- lichkeiten unterbleibt. Sich eher mit Bewältigungs- 5. Welche Vorsorgemaßnahmen müssen für das strategien für einfache und bekannte Ereignisse zu Krisenmanagement über einen längeren Zeit- Braucht es (…) erst Katastrophen, um die Richtung zu ändern? Und ist die beschäftigen, erhöht zwar das Gefühl der Kontrolle Die Lebensmittelversorgung ist gut, flexibel und raum bereitgehalten werden? Richtung nach Katastrophen „richtiger“, oder entscheidet sich „Richtigkeit“ nur über die Zukunft, bedeutet aber auch, besonders im Alltag sicher. Sie kann aber durch ihre extreme entlang der Zeit, in der Katastrophen ausbleiben? hart von unvorhergesehenen Ereignissen getroffen Abhängigkeit von der Infrastruktur und wegen 6. Wie kann die Fähigkeit der Bevölkerung, sich zu werden. Das Zukunftsforum Öffentliche Sicher- der Unterschiedlichkeit der Akteure im Katastro­ selbst und anderen auch in lang anhaltenden Prof. Dr. Wolf R. Dombrowsky, Steinbeis-Hochschule Berlin heit hat aus einer theoretisch unendlichen Zahl phenfall schnell kritisch werden. Schadenslagen zu helfen verbessert werden? möglicher Ereignisse drei gewählt, in denen kom- Dr. Helmut Grimm, Tengelmann plexe, unvorhergesehene Lagen neue Wege der Be- wältigung erfordern. Portraitfoto Beck: FOES, Portraitfoto Gause: ZOES 3. Bestandsaufnahme

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Michael Hange schwierig bis unmöglich, sensible technische Anla- Leben mit dysfunktionaler Präsident des Bundes- gen in der Chemie- oder der Stahlproduktion wieder IKT Von einer Sensibilisierung des Energierechts speziell amtes für Sicherheit in hochzufahren. Es kann beispielsweise zum Durch- für die Problematik „Kritische Infrastrukturen“ kann der Informationstechnik schmelzen von Hochöfen und zu Bränden kommen. Die moderne Informations- und Kommunikations- nur ansatzweise gesprochen werden. (BSI) Die Folgewirkungen reichten in jedem Fall über das technologie ist zu einem unverzichtbaren Bestand- Prof. Dr. Johann-Christian Pielow, Ruhr-Universität Bochum Ereignis hinaus. teil von Wirtschaft und Gesellschaft geworden. In einigen Branchen wie dem Telekommunikations- Die geschilderte Lage – ein überregionaler Strom- oder dem Finanzbereich ist IKT mittlerweile fast ausfall – ist angesichts zunehmenden Stromhan- alleiniges Betriebsmittel. Nachdem diese Technik Leben ohne Strom dels, der natürlichen Schwankungen erneuerbarer zunächst vor allem Effizienzgewinne und Renditen Energieressourcen, deren dezentraler Einspeisung bescherte, rücken zunehmend Fragen der Sicherheit Die zunehmende Abhängigkeit moderner Gesell- und der Abschaltung von Kernkraftwerken nicht in den Vordergrund. Zum einen weil Kriminelle das Statement Michael Hange, BSI schaften von funktionierenden Infrastrukturen mehr so undenkbar wie noch vor 15 Jahren. Um „Renditepotenzial“ des Internet für sich entdeckt Vertrauen ist der Pfeiler, auf dem treibt die Entwicklung von Smarten Infrastruktu- die Vulnerabilität zu senken, ist es unerlässlich, haben, zum zweiten weil die Verwundbarkeitspo- Kritische Infrastrukturen ruhen: ren voran. Über die technische und informatorische den Netzausbau voranzutreiben. Flankierend dazu tenziale der IKT auch das Interesse von Staaten Auch das Internet Vernetzung können beispielsweise die heterogen muss in der Bevölkerung für Verständnis gewor- geweckt haben, und zum Dritten weil aufgrund der verfügbaren erneuerbaren Energien effizienter ge- ben werden, dass die gesellschaftlich akzeptierte gestiegenen Komplexität gepaart mit Intranspa- Bedrohungen im Cyber-Raum sind deshalb so tückisch, weil sie im nutzt und das erklärte gesellschaftliche Ziel der Un- Energiewende nur mit einem der Energieerzeugung renz des Systems und unzureichenden Sicherheits- Gegensatz zu den Gefahren der realen Welt unsichtbar sind und abhängigkeit von fossilen Energieträgern realisiert angepassten Netz und Regulation im Strommarkt standards technisches Versagen wahrscheinlich ist. daher oft unterschätzt werden. Das senkt die Bereitschaft vieler werden. Der Preis ist jedoch eine erhöhte Vulnerabi- bewerkstelligt werden kann. Mit welchen Risiken wir jetzt schon leben und wel- Internetnutzer, sich dagegen zu wappnen. Tatsache ist: Die Bedro­ lität durch Komplexität und Koppelung der Systeme che weiteren Risiken sich abzeichnen ist dabei alles hungen aus dem Internet, die viele schon als eine Art systemim­ sowie eine Vervielfältigung der Akteure. andere als klar. manente Belästigung hinnehmen, wird andauern und zunehmen. Die Motivation der Cyber-Kriminellen – das vergleichsweise einfach Die zentralen Prozesse einer modernen Gesellschaft Die Sicherstellung eines bedarfsgerechten Fest steht: die fortschreitende Digitalisierung und und risikoarm zu erbeutende Geld – ist zu hoch. – Information und Kommunikation, Verkehr und Ausbaus der Stromübertragungsnetze ist eine informationelle Vernetzung birgt neben großarti- Logistik, Notfall- und Rettungswesen – sind ohne der wesentlichen Aufgaben zur langfristigen gen Möglichkeiten zunehmend beängstigende und Aus der IT-Perspektive können wir heute anhand der technolo­ Energieträger, vor allem ohne Strom, nicht realisier- Gewährleistung der Versorgungssicherheit in für den Wirtschaftsstandort Deutschland hoch re- gischen Entwicklungen antizipieren, was uns an Bedrohungen bar. Fallen diese Kritischen Infrastrukturen aus, so Deutschland. levante Risiken und Gefahren. Neben einer fortwäh- in zwei bis drei Jahren erwartet und uns entsprechend vorberei­ trifft das nach und nach die ganze Gesellschaft in renden Bestandsaufnahme gilt es, neue Strategien ten. Verschiedene methodische Herangehensweisen wenden wir Iris Henseler-Unger, Bundesnetzagentur ihren Kernbereichen. Das zu erwartende immense im Umgang mit der Unsicherheit in der digitalen hierzu an: Die Entwicklung von Szenarien sowie szenariobasierte Schadensausmaß macht den großräumigen und Welt aus dem Bereich der Politik und Verwaltung, Übungen, wie zuletzt die Bund-Länder-übergreifende LÜKEX, die langfristigen Stromausfall wegen seiner gestiege- der Wirtschaft und der Wissenschaft zum Thema Analyse der Gefährdungslagen, die Frühwarnung und schließlich nen Eintrittswahrscheinlichkeit zu einer ernsthaf- IKT-Sicherheit und Internet zu entwickeln. die Prävention. Gerade bei der Prävention können alle Akteure der ten Bedrohung. Ein weiteres Innovationsfeld, für die gesellschaftli- Informationsgesellschaft – Unternehmen, Organisationen sowie che Akzeptanz erst noch hergestellt werden muss, Die hohe Abhängigkeit von IKT wird in den kom- Bürgerinnen und Bürger – ihren Beitrag leisten. Allein die Reaktion Der Betrieb von Notstromanlagen kann, bedingt ist die Verbindung der Elektrizitätsverteilernetze menden Jahren weiter steigen. Damit werden Stö- greift zu kurz. Sicherheitsgestaltung darf nicht erst dann einset­ durch die Versorgungsknappheit mit Treibstoff, mit moderner IKT (Smart Grids). In die Planung ei- rungen – insbesondere bei kritischen Prozessen zen, wenn IT-Sicherheitsvorfälle bereits geschehen und Schäden nur zeitweise erfolgen, aber auch die Notstromge- nes bundesweiten Smart Grids ebenso wie bei der – zunehmend intolerabel. Die eingesetzten IKT-Ar- zu verzeichnen sind. räte selbst wären schon ein extrem knappes Gut. Einführung von Smart Metering müssen Sicher- chitekturen werden gleichzeitig komplexer. Damit Es wird auch in Zukunft darum gehen, Vertrauen in die für unsere Es besteht ein hohes Risiko für Menschen, Staat heitsüberlegungen von Anfang an integriert und sind sie tendenziell fehleranfälliger und störungs- Gesellschaft wichtige Infrastruktur Internet aufzubauen und zu er-­ und Wirtschaft: Ein unmittelbar existenzielles gesetzgeberisch begleitet werden. Hier gilt es, den empfindlicher. Die Herausforderung für die kom- halten. Vergleichen wir dies mit der Verkehrsinfrastruktur: Als Auto­ zum Beispiel für Kranke, die zu Hause an mobilen Zielkonflikt im Energiewirtschaftsrecht zwischen menden Jahrzehnte besteht in einer Nachjustierung f­ahrer tue ich das meine, um mich sicher im Straßenverkehr zu Beatmungs- oder Dialysegeräten versorgt werden. Sicherheit/Ausfallsicherheit auf der einen und Um- auf folgenden Ebenen: Zum einen muss es zu einer bewegen und um andere nicht zu gefährden: ich sorge dafür, dass Ebenso lebens­bedrohlich können Versorgungsaus- weltschutz sowie Wirtschaftlichkeit auf der ande- Debatte um Schutzziele kommen, beispielsweise mein Auto verkehrstüchtig ist, schnalle mich an, halte mich an die fälle, verursacht durch Lieferunterbrechungen, sein; ren Seite aufzulösen. hinsichtlich der Ausfallsicherheit des Notrufs. Zum Verkehrsregeln. Aber ich vertraue auch darauf, dass die anderen aber auch Sachschäden, Verdienst- und Umsatzaus- zweiten müssen wirtschaftliche Anreizsysteme für Verkehrsteilnehmer sich an die Regeln halten, dass die Ampeln fälle aller Art müssen antizipiert werden. Die Ver- Sicherheit geschaffen werden; nicht nur Preis, Ge- richtig funktionieren und die Straßen in gutem Zustand sind. sorgung mit Bargeld wäre ebenfalls gestört. Indus- schwindigkeit oder Komfort, sondern auch Sicher- triebetriebe, Dienstleister wären massiv betroffen Das derzeitige Vertrauen in die Verbrauchsmess­ heit muss ein klarer Wettbewerbsvorteil sein. Zum Damit die Dienstleistungsangebote im Internet weiterhin ver­ und mittel- bis langfristig auch die Landwirtschaft, technik darf nicht verspielt werden. Die Anforde­ Dritten müssen diese Sicherheitsgewinne durch trauensvoll genutzt werden können, müssen alle Beteiligten dazu Viehhaltung und Ackerbau. Die für eine Krise typi- rungen an Datenschutz und Datensicherheit sind Aufklärung, Gütesiegel oder Zertifizierung auch für beitragen, dieses Vertrauen zu rechtfertigen. Das kann geschehen, sche Suche nach den Ursachen bzw. den Verant- deshalb sehr hoch anzusiedeln und zuverlässig Nicht-Experten (und das ist fast jeder) erfahrbar indem Sicherheitsmaßnahmen transparent gemacht werden und wortlichen könnte zu einem Vertrauensverlust der umzusetzen. Beides muss vor der Einführung von und transparent gemacht werden. Und schließlich Anbieter ihre Dienste zertifizieren lassen. Dies gilt auch für neue Bevölkerung in Staat und Wirtschaft führen. Je Smart Metering sichergestellt und einer breiten muss sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mehr technologische Innovationen in der IT oder neue Geschäftsmodelle länger ein Stromausfall dauert, desto deutlicher Öffentlichkeit verständlich kommuniziert werden. Gewissheit über das Ausmaß der Schäden verschaf- wie das Cloud Computing. werden die Folgen und ­Folgefolgen sichtbar: im- fen. Während die Sicherheitsindustrie oder auch die Dr. Michael Arzberger, Power Plus Communications mer mehr andere stromabhängige Infrastrukturen Medien die Risiken tendenziell übertreiben, schei- würden zusammenbrechen. Es würde zunehmend nen andere Unternehmen sie eher zu untertreiben. Portraitfoto: ZOES, Klaus Dombrowsky 3. Bestandsaufnahme

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Sicherheitsforschung ist Grundlagenforschung. Die drei Bereiche Sicher­ Mit einer Plattform „Dialog Sicherheit im Netz“ heit, Virtualisierung und zuverlässige Handhabbarkeit der Geräte und sollte die Grundlage für eine themenorien­ Plattformen müssen als Einheit begriffen werden. Nur mittels eines tierte Kooperation von Wissenschaft, Staat solchen holistischen Ansatzes lassen sich verlässlichere Sicherheitsarchi­ und Wirtschaft mit strategischer Ausrichtung tekturen schaffen. geschaffen werden.

Prof. Dr. Jean-Pierre Seifert, TU Berlin Lutz Diwell, Staatssekretär a. D.

Die Mittel der Wahl wären Forschung aber auch eine Aufgrund dessen sind Systeme bereits im jeweili- Statement Albrecht Broemme Veröffentlichungspflicht von Ereignissen, wie sie gen Planungsprozess gegen unterschiedlich wirken- Unser Credo: Zukunftsbilder Albrecht Broemme, Präsident THW mit dem Cyber Incident Disclosure diskutiert wer- de Störfaktoren mehrfach echt redundant anzule- entwerfen, um in der Gegenwart den. gen. Unter Umständen können dadurch auch bisher das Richtige zu tun nicht vollständig wahrgenommene und erfasste Auf technischer Ebene gilt es Software, Hardware Pfadabhängigkeiten aufgedeckt, das Ausfallrisiko Vom THW wird zu Recht mehr erwartet, als zwischen den Einsät­ Wasserbetriebe, die im Katastrophenschutzmanagement sehr gut und IKT-Architekturen so weiterzuentwickeln, dass durch die Anlage energetisch und technisch anders zen einfach nur auf die nächste Katastrophe zu warten. Deswegen aufgestellt sind. sie ein verlässliches Instrument zur Prozessunter- abhängiger Strukturen breiter gestreut und damit gehört es zu unserer Denkweise, auch das Undenkbare zu skizzie­ stützung darstellen bzw. bleiben. Eine Strategie minimiert werden. Breite Aufstellung bildet einen Das System des Zusammenwirkens baut auf regelmäßigen ren, Szenarien gedanklich durchzuspielen, zu planen und zu üben, liegt in der Entnetzung besonders sensibler Berei- wesentlichen Schlüssel. Gesprächen auf. Man tauscht sich mit den Akteuren aus, lernt und schließlich auch die eigene Leistungsfähigkeit zu bemessen. che. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass ihre Leistungsfähigkeit und die Anforderungswege kennen, weiß Zu wissen, was man leisten kann, ist die beste Voraussetzung für IKT auch bei Störungen handlungsfähig bleibt. Hier- Sicherheit muss damit als gemeinsame Aufgabe um bereitstehende Mittel und erfährt, wie man sich gegenseitig erfolgreiche Einsätze. Dazu gehört auch, die eigenen Grenzen zu zu sollten IKT-Infrastrukturen verstärkt redundant aller Akteure verstanden und geschultert werden. unterstützen kann. Beispielsweise könnte das THW bei Personal­ kennen. ausgelegt sein. Zusätzlich sollten möglicherweise Die Vernetzung des in allen gesellschaftlichen Be- engpässen Einsatzkräfte beistellen, die Wasserbetriebe könnten alte proprietäre Technologien bei Bedarf gestuft reichen vorhandenen Know-hows und der unter- dann die Gerätebeistellung übernehmen. Wenn Akteure des Kata­ Falsche Erwartungen zu wecken, kann gefährlich sein reaktiviert werden können. Der Mix unterschied- schiedlichen Analyse- und Handlungsperspektiven strophenschutzes ihre Visitenkarten erst auf den Trümmerhaufen licher Funktionalität, verschiedener Stofflichkeit, kann dazu beitragen, Konzepte zur Bypassfähigkeit Es gibt eindeutige Anhaltspunkte, die zur Bemessung der Leis­ austauschen, ist etwas massiv schiefgelaufen. bei gleichem Produktionsergebnis, macht ein Sys- von lebenswichtigen Prozessen einer Gesellschaft tungsfähigkeit dienen können: Da ist zum einen der qualitative tem relativ robust. Zu beachten ist aber, dass jede zu erarbeiten. Eine Verstetigung und stärkere Ins- Aspekt (Wie ist der Ausbildungsstand der Einheiten?), zum Private Betreiber von KRITIS: Berührungspunkte kennen und Redundanz ihre eigenen Schwächen und Angriffs- titutionalisierung des Dialogs zwischen Politik, Wis- anderen der quantitative Aspekt (Wie viele Helfer stehen zur nutzen punkte hat. Auch durch eine echte Redundanz (also senschaft und Wirtschaft – auch das gehört zu den Verfügung, gibt es Mehrfachbesetzungen und Kompensations­ Zu den privaten Betreibern von kritischen Infrastrukturen ergeben einem funktional und, wenn möglich sogar örtlich lessons learned der Vergangenheit - ist für alle Be- möglichkeiten bei Personalmangel? Wie sieht es mit der Geräte­ sich Anknüpfungspunkte ganz von selbst, nämlich durch Mitar­ und stofflich anders aufgebautem System) kann teiligten ein Gewinn und für die öffentliche Sicher- ausstattung aus?) beiter dieser Unternehmen, die sich ehrenamtlich beim THW oder die Verletzbarkeit nur bedingt eingedämmt wer- heit ein Gebot der Vernunft. Selbst alle mobilen Notstromaggregate des THW zusammen­ bei den Feuerwehren engagieren. Auf diesen Verbindungen bauen den. Nur in Grenzen kann ein System als zumindest genommen können kein Kraftwerk ersetzen. Wir sind lediglich wir auf: Das THW hat Vereinbarungen mit der RWE geschlossen vergleichsweise oder relativ robust charakterisiert in der Lage, punktuell und an besonders kritischen Punkten die und mit E.on vorbereitet, auch einige lokale Energieverteiler sind werden. Zudem verliert es im Rückfall stets Fähig- Stromversorgung aufrechtzuerhalten, wenn andere Ersatzanlagen bereits mit an Bord. keiten, jedoch muss dies nicht notwendigerweise IT-Sicherheit ist unverzichtbar, auch wenn sie Geld kos­ versagen. Hier gilt die Maxime: Kenne deine Grenzen und kommu­ mit einem vollständigen Informations- oder Fähig- tet. Prävention ist aber auch hier günstiger als der nicht Vereinbart werden zum Beispiel gemeinsame Übungen oder Plan­ niziere sie nach außen. Sonst gibt es falsche Erwartungen nach keitsverlust einhergehen, sofern die Redundanz die ganz unwahrscheinliche Schadensfall. besprechungen, aber wir prüfen auch, ob Mitarbeiter des Energie­ dem Motto: Großflächiger Stromausfall? Macht ja nichts, das Fähigkeiten zumindest teilweise aufrechterhalten versorgers im Katastrophenfall eher dort gebraucht oder nützlicher Cornelia Rogall-Grothe, BMI THW wird’s schon richten. oder mit etwas Zeitverzug partiell wieder zusam- beim THW eingesetzt werden. mensetzen oder rekonstruieren kann. Katastrophenschutz ist immer Gemeinschaftsarbeit Do you speak Denglish? Im Ernstfall sprachlos Das THW kann nicht alles alleine stemmen. Wir sind auf die Zu­ Ein Manko sehe ich darin, dass Deutschland noch nicht ausrei­ sammenarbeit mit anderen wichtigen Akteuren der öffentlichen chend auf den Einsatz ausländischer Hilfskräfte hier vorbereitet Die Entwicklung des Cybercrime ist durch zunehmende Kommerzialisierung, Man muss sich darüber klar sein: Es gibt keine perfekte Sicherheit angewiesen. ist. Auch das muss geplant und geübt werden. Es darf nicht als Internationalisierung, Professionalisierung und womöglich auch politische Sicherheit. Sicherheit ist ein Prozess und kein käufli­ Nehmen wir das Beispiel einer Unterbrechung der Trinkwasserver­ unwahrscheinliches Szenario beiseite geschoben werden, dass Radikalisierung gekennzeichnet. Für die wirksame Bekämpfung der neuen ches Produkt: Sicherheit kann nur entstehen, wenn sich sorgung in Berlin: Das THW könnte in einer Krisensituation nicht auch Deutschland einmal Hilfe brauchen könnte. Schon mit Kriminalitätsphänomene im Internet ist eine strategische und konzeptionelle Verwaltung, Benutzer, Integratoren und Zulieferer ge­ die ganze Stadt mit Trinkwasser versorgen; unser Limit liegt, das Englisch als internationaler Sprache der Katastrophenschützer Ausrichtung der Polizei in allen Aufgabenfeldern erforderlich. meinsam der Sicherheit als einer fortlaufenden Aufgabe wissen wir anhand der Leistungsfähigkeit der einzelnen Fachgrup­ sieht es in Deutschland eher dürftig aus. Hier würden viele unserer stellen.“ Helmut Picko, LKA NRW pen, großzügig berechnet bei 400.000 Einwohnern. Dabei läge inländischen Helfer schnell keine richtigen Antworten auf wichtige Dr. Johann Fichtner, Siemens die Verteilung des Trinkwassers nicht beim THW, sondern würde Fragen bekommen – die Kommunikation wäre problematisch. in Gemeinschaftsarbeit erledigt, beispielsweise durch die Berliner

Portraitfoto: BA THW 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif. Wie be­ urteilen Sie in diesem Zusammenhang die Faktoren Zuverlässige Strom– für Strompreiserhöhungen? Ich warne immer davor, schnell Zahlen in den Raum zu werfen, denn es gibt zahlreiche Einflussfaktoren ver­sorgung als eine Säule beim Thema Strompreisentwicklung. Im Wesentli- chen sind es drei: Zunächst die staatlichen Steuern der öffentlichen Sicherheit und Abgaben, deren Anteil am Strompreis liegt mit 46 Prozent für private Haushalte inzwischen auf einem Rekordniveau. Zweitens gibt es die Entwick- lungen am Großhandelsmarkt, beim Service und Vertrieb. Dieser Anteil liegt im Durchschnitt bei 34 Ist in der Bevölkerung ausreichend Verständnis für Prozent. Und drittens liegt der Anteil der Netzent- notwendige Infrastrukturmaßnahmen vorhanden? Interview mit Hildegard Müller, Beim Thema Netzausbau hat der BDEW in den ver­ gelte derzeit bei rund 20 Prozent. Durch den Ausbau Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gangenen Monaten immer wieder einen gestiegenen der Erneuerbaren Energien müssen mehr Netze ge- Wir sehen in der gesellschaftlichen Akzeptanz ganz Handlungsdruck konstatiert. Welche Schritte stehen baut werden. Das schlägt sich zum Teil schon jetzt in klar einen Schlüsselfaktor für die Energiewende. Frau Müller, die Bürger werden in den Medien auf län­ jetzt darüber hinaus an? den Strompreisen nieder. Die Tendenz der Preise ist Fakt ist: Das Gesicht unseres Landes wird sich ver- ger dauernde Stromausfälle eingestimmt. Sind das im Zuge der Energiewende steigend. Aber niemand ändern. Die Energieerzeugung wird sichtbarer. Am Schreckensszenarien, die für wohligen Schauer in der Die Ziele sind klar und werden von der deutschen kann heute seriös sagen, was das am Ende genau stärksten deutet sich das durch die großen Wind- Sofaecke sorgen sollen, oder sehen Sie einen konkre­ Energiewirtschaft mitgetragen: an erster Stelle kosten wird. Die deutschen Ausbauziele im Bereich parks an, die überall entstanden sind. Die Zahl der ten Gefährdungshintergrund? steht der Ausbau der Erneuerbaren Energien zum der Erneuerbaren Energien haben Auswirkungen Anlagen hat sich in den letzten zehn Jahren weit Leitsystem der Zukunft und deren Integration in das auf die gesamte Volkswirtschaft, auf jeden Bürger, mehr als verdoppelt. Vielerorts haben sich Bürger- Zunächst möchte ich betonen, dass Deutschland bestehende System. Das wiederum zieht den drin- dennoch müssen die Verbraucher künftig vor einer initiativen gebildet, die gegen eine „Verspargelung“ die zuverlässigste Stromversorgung im weltweiten gend notwendigen Ausbau der Verteil- und Über- Kostenexplosion bewahrt bleiben. Parallel wird ent- der Landschaft oder neue Stromtrassen aufbegeh- Vergleich hat. Die deutschen Energieunternehmen tragungsnetze nach sich. Die Energieeffizienz muss scheidend sein, wie die Politik die Verbesserung der ren. Eine tiefgreifende Infrastrukturskepsis ist hier tun alles dafür, jeden Tag, rund um die Uhr, diesen gesteigert werden und es gilt, die Forschungsförde- Energieeffizienz gestaltet. Wenn den Bürgern und zu beobachten: Energiewende ja, aber nicht vor mei- hohen Standard zu halten. Denn die sichere Versor- rung für Speicher und neue Technologien zu verbes- Industrien geholfen wird, Energie einzusparen, ist ner Haustür. An dieser Stelle muss das gemeinsame gung mit Strom und Gas ist ein wesentlicher Garant sern. Auch die Zukunft der konventionellen Erzeu- das der richtige Weg. Gespräch gesucht werden. Der BDEW und seine Mit- dafür, den Erfolg unseres Industriestandortes auch gung in Deutschland braucht intensive Diskussion. gliedsunternehmen setzen sich dafür ein, Konflikte Hildegard Müller, in Zukunft zu gewährleisten. Die Energiewende Die Politik arbeitet aktuell an rund zwei Dutzend Wie beurteilen Sie die Innovations- und Investitions­ zu benennen, Branchenlösungen zu erarbeiten und Vorsitzende der Haupt­ stellt die Netzbetreiber jedoch zunehmend vor die Gesetzen und Verordnungen, die im Zuge der Ener- bereitschaft der Branche? alle Interessengruppen an der Umsetzung des Ener- geschäftsführung des Herausforderung, das Stromnetz zu stabilisieren. giewende noch angepasst oder neu verfasst werden giekonzeptes zu beteiligen. BDEW Die Erneuerbaren als zweitwichtigster Energieträ- müssen. Die Energiewende ist kein Selbstläufer, die Klar ist: Für die erfolgreiche Umsetzung der Ener- ger – sie decken bereits einen Anteil von 20 Prozent Arbeit zur Umsetzung geht jetzt erst richtig los. Es giewende brauchen wir eine Fülle von Innovationen. Die Stromversorgung ist Kritische Infrastruktur, de­ des Strombedarfs – machen das Stromangebot zu- fehlt allerdings noch in einigen Bereichen an einem Denn es werden neue Lösungen in den Bereichen ren Schutz das besondere Augenmerk des Staates nehmend volatiler. Die Ausbeute von Windstrom konkreten Fahrplan. Die Energieversorgung muss Netze, Erzeugung, Klimaschutz, Effizienz, Mobilität und der Öffentlichkeit gilt. Wie bringt sich der BDEW und Photovoltaik schwankt je nach Witterung. sicher und bezahlbar bleiben. Im nächsten Jahr und Speicherung erforderlich sein. Dabei sollten wir in die Diskussion um den Schutz Kritischer Infra­ Gleichzeitig muss immer mehr Strom von Nord nach werden die Verbraucher für den Ausbau der Erneu- jeweils nicht auf eine einzelne Technologie setzen. strukturen ein? Süd transportiert werden, weil insbesondere an der erbaren voraussichtlich die Rekordsumme von 14,1 Aus diesem Grund machen wir uns für eine verbes- Küste große Windparks entstehen, deren Strom in Milliarden Euro aufbringen. Meines Erachtens müs- serte Forschungsförderung stark und begrüßen die Die Energiewirtschaft steht insbesondere zum The- den Verbrauchszentren im Süden des Landes ge- sen wir uns kurzfristig die weiteren Auswirkungen Aktivitäten der Bundesregierung in diesem Punkt. ma Cyberabwehr im engen Kontakt mit dem Bun- braucht wird. Die Netzbetreiber müssen aus diesem des EEG genau anschauen, bei Fehlentwicklungen Auch im Bereich der Erneuerbaren sollten weitere desamt für Sicherheit in der Informationstechnik Grund immer öfter eingreifen, damit Stromangebot eingreifen und die Förderung falls nötig erneut an- Technologien erforscht und gefördert werden. Ent- (BSI). Konkret geht es um die Themen Sicherheit und -nachfrage zueinander kommen. passen. Mittelfristig muss es darum gehen, die Ver- scheidend für den weiteren Ausbau der Erneuerba- der IT-Infrastruktur und Datenschutz. Neben den braucher zu entlasten und die regenerative Strom- ren wird sein, wie schnell es gelingt, sie in das be- datenschutzrechtlichen Fragen geht es auch um die In den kommenden Jahren wird es darauf ankom- erzeugung in den Markt zu integrieren. Was wir stehende Versorgungssystem einzubinden. Hierzu Umsetzung eines wirksamen Schutzkonzeptes für men, dass sowohl der Gesetzgeber als auch die brauchen, ist ein schrittweiser Systemwechsel und stehen in den kommenden Jahren milliardenschwe- die IT-Infrastruktur zukünftiger intelligenter Mess- Regulierungsbehörden die nötigen Rahmenbedin- kein Hau-Ruck-Verfahren. Im Moment wird erneu- re Investitionen an. Eine Studie des Bundesverban- systeme, so genannter „smart meter“. Das BSI er- gungen schaffen und die Bevölkerung die nötige erbarer Strom erzeugt, wann immer es möglich ist. des der Energie- und Wasserwirtschaft hat bereits arbeitet derzeit hierzu verbindliche Sicherheits- und Akzeptanz für die Infrastrukturprojekte aufbringt: Es muss aber schon bald darum gehen, dass auch im vergangenen März einen Investitionsbedarf von Datenschutzanforderungen. Der BDEW begleitet Versorgungssicherheit muss eines der zentralen die Erneuerbaren den Strom dann liefern, wenn er bis zu 27 Milliarden Euro allein beim Netzausbau er- dieses Vorhaben intensiv, um die Anforderungen energiepolitischen Ziele in Deutschland bleiben. wirklich gebraucht wird. Falls wir diese Systemver- mittelt. Alles muss einhergehen mit der Moderni- der Branche und den bestmöglichen Schutz der Kun- Deshalb sollte die Regierung auch die richtigen In- antwortung nicht schaffen, können wir das Ziel, ein sierung des konventionellen Kraftwerkparks. dendaten und der IT-Infrastruktur zu gewährleisten. vestitionsanreize für den Netzausbau setzen. Er ist tragfähiges Energieversorgungssystem aus Erneu- aktuell die entscheidende Determinante dafür, dass erbaren aufzubauen, nicht erreichen. die Energiewende in Deutschland gelingt. Portraitfoto: BDEW 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Informations- und Kommuni­ kationstechnologie als Beitrag zur öffentlichen Sicherheit

von Prof. Dieter Kempf, Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien

Informations- und Kommunikationstechnologien Zukunftsfähig bleiben mit IT sind innerhalb von knapp zwei Jahrzehnten zu häufig unverzichtbaren Bestandteilen kritischer Infrastruk- Behalten wir aber auch im Hinterkopf, welche Her- Zum Schluss möchte ich an die Empfehlungen des turen in hochentwickelten Industriegesellschaften ausforderungen in der öffentlichen Sicherheit noch BITKOM erinnern, wie sie im „Leitfaden Krisenma- geworden. Ausfälle oder umfassende Störungen, vor uns stehen: In dem Maße, wie die Verstädterung nagement und Bevölkerungsschutz“ zusammen- Sabotage und Missbrauch der IT für kriminelle Zwe- zunimmt, stehen wir vor der Aufgabe, urbane Räu- gefasst sind. Der Leitfaden ist vor gut drei Jahren cke bergen erhebliche Risiken für die öffentliche Si- me mit Hilfe der IT zu „Smart Cities“ zu machen. erschienen. Darin wird für ein ganzheitliches Si- cherheit. In einer immer stärker vernetzten Welt po- Es gilt darüber hinaus, spezifische Sicherheitspro- cherheitsdenken geworben. Diese Forderung hat tenzieren sich diese Bedrohungen – insbesondere, bleme von Großstädten zu bewältigen. Die IT kann nichts an Aktualität eingebüßt. Wir haben da- wenn keine echten Redundanzen zum Auffangen dazu beitragen, zu einem effizienteren Sicherheits- mals Empfehlungen für einen gut aufgestellten, möglicher Fehlfunktionen zur Verfügung stehen. management komplexer, urbaner Infrastrukturen IT-verstärkten Katastrophenschutz gegeben. Was Wenn die IT von Kritischen Infrastrukturen versa- zu gelangen. Das betrifft das Wassermanagement ist davon bis heute umgesetzt worden? Wir haben Prof. Dieter Kempf, gen würde, könnte dies in der Tat innerhalb weniger Mehr Sicherheit durch IT ebenso wie effiziente Energieversorgung oder die aufgezeigt, welche Effizienzgewinne sich im Bevöl- Präsident BITKOM Stunden zu einer ernsten Bedrohung für die Bevöl- intelligente Verkehrssteuerung bis hin zur Orches- kerungsschutz durch organisatorische Interopera- kerung werden. Szenarien, die noch vor wenigen Klar ist: Wir profitieren im Privatleben und in der trierung von Rettungs- und Hilfskräften bei Groß- bilität erzielen lassen. Die Vielfalt von öffentlichen Jahren undenkbar erschienen, nähmen dann realis- Wirtschaftswelt von zahlreichen Verbesserungen einsätzen. und privaten Organisationen macht die Stärke des tische Konturen an. Zweifellos gilt: Wir müssen uns durch moderne IT-Infrastrukturen. Wir sollten auch Bevölkerungsschutzes in Deutschland aus, kann mit den Risiken der Abhängigkeit von Informations- die Chancen ergreifen, die in einem spezifischen aber die Abstimmung bei der Rettung von Men- und Kommunikationstechnologien auseinander- Einsatz von IT für Sicherheitszwecke liegen. Rich- schenleben auch zeitaufwändiger machen. Und Zeit setzen. Und wir müssen diese Risiken beherrschen ten wir also unseren Blick auf die Erfolge und Fort- ist beim Krisenmanagement einer der kritischen lernen. Dennoch darf die Beschäftigung mit den Ri- schritte im Sinne eines modernen Bevölkerungs- Erfolgsfaktoren. Eine echte IT-gelenkte Verzahnung siken nicht dazu führen, dass wir die Chancen, die schutzes und einer öffentlichen Sicherheit, die mit und Synchronisierung von Rettungsmaßnahmen uns die vernetzte Welt bietet, aus den Augen ver- IT-gestützten Methoden arbeitet, beispielsweise in lässt noch auf sich warten. Wir brauchen aber eine lieren. Die vertrauenswürdige digitale Vernetzung der polizeilichen Bekämpfung der Organisierten Kri- gesamtstaatliche Sicherheitsarchitektur, die es er- ist mittlerweile selbst eine vielfach unverzichtbare minalität oder in Prozessen und Services zur Steu- möglicht, auch in einer Großschadenslage rasch und damit kritische Ressource. Dessen werden wir erung und Sicherung der Verfügbarkeit Kritischer Verantwortlichkeiten zuzuweisen, Hilfsbedarfe so- uns oft erst bewusst, wenn es mit der Vernetzung Infrastrukturen. Ein Beispiel ist die Einführung des wie -potenziale zu identifizieren und zusammenzu- Probleme gibt – egal welche Ursache den Problemen Digitalen Behördenfunks: ging sie anfangs durch die bringen. Deshalb sollten wir unsere Intelligenz und zugrunde liegt. Aber wollen wir deshalb wirklich Grenzen des Föderalismus nur sehr stockend voran, unseren Ideenreichtum weniger für möglichst um- die Nutzung der Informationstechnologie in Frage nimmt sie jetzt zum Wohle von Behörden und Or- fängliche Darstellung von Horrorszenarien bezüglich stellen? Sollen wir uns ernsthaft nach Zuständen ganisationen mit Sicherheitsaufgaben und der Be- unserer IT-Abhängigkeit nutzen, sondern beides zur zurücksehnen, in denen wir die effizienzsteigernde völkerung Fahrt auf. Beim Digitalen Behördenfunk Lösung der anstehenden Aufgaben einsetzen – für und leistungsverbessernde Unterstützung durch handelt sich um eines der größten technischen Mo- einen Bevölkerungsschutz, der auch zukünftig je- moderne Informations- und Kommunikationstech- dernisierungsvorhaben der vergangenen Jahre; nach dem weltweiten Vergleich standhält. nologie und die darauf aufbauenden Dienstleistun- Fertigstellung wird Deutschland über das weltweit gen noch nicht kannten? Mir erscheint eine solche größte auf TETRA beruhende Funknetz verfügen, Haltung absurd. Sie offenbart einen gefährlichen das aufgrund seiner Leistungsfähigkeit im interna- Fortschrittspessimismus. tionalen Kontext seinesgleichen sucht.

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Versicherungswirtschaft und öffentliche Sicherheit Hochwasserschadenmodell des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung Das Undenk­bare berechenbarer machen 1500

1000

500 von Dr. Bernhard Gause, Expertise potenzieren Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft Die Versicherungswirtschaft ist eine Branche, die 0 mit ihren Mitarbeitern über eine äußerst breite Versicherer brauchen keine Kristallkugel, um in die Expertise aus den unterschiedlichsten Wissensbe- 1961–2000 2011–2040 2041–2070 2071–2100 Zukunft zu schauen, sie arbeiten mit Expertenwis- reichen verfügt. Neben Mathematikern und Spe- CCLM sen, umfangreicher Schadenerfahrung und mathe- zialisten für Photovoltaik, Windkraft, Brennstoff- Entwicklung des langjährigen Schadenniveaus: hydrologische Modellierungen in verschiedenen REMO matischen Berechnungen. Diese Qualifikationen zellen oder Wasserstofftechnologie werden auch Szenarien basierend auf CCLM- bzw. REMO-Klimadaten. Werte in Mio. EURO versetzen sie in die Lage, eine Vielzahl von Ereignis- Meteorologen oder Geologen und andere Fachleute Durchschnitt Quelle: GDV sen aus der Vergangenheit abzubilden und daraus für die Risikoeinschätzung eingesetzt. Und das ist Folgerungen für die Zukunft hinsichtlich möglicher nur eine kleine Auswahl der Fachdisziplinen. Darü- Schadenhöhen und der Wahrscheinlichkeit ihres ber hinaus ziehen wir externe Experten zu Rate, um Eintretens abzuleiten. die Schärfeneinstellung für den Blick in die Zukunft noch zu verbessern. So geschehen bei der großen Zu diesem Zweck greift die Versicherungswirt- Klimastudie des GDV, deren Ergebnisse im Mai 2011 schaft auf ihre umfangreichen statistischen Daten- vorgestellt wurden. Die Studie stellt eine weltweit Dr. Bernhard Gause, banken mit detaillierten Angaben zu Schadenerfah- einzigartige und sehr fruchtvolle Zusammenarbeit Mitglied der Haupt­ rungen zurück, sie analysiert die Daten, gleicht sie der Versicherungswirtschaft mit renommierten wis- geschäftsführung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen ab und ver- senschaftlichen Instituten1 dar: Mit unseren Scha- Geburtshelfer für des GDV mag so schon frühzeitig deutschlandweit Trends zu dendaten haben wir die beteiligten Klimaforscher in Innovationen erkennen, so beispielsweise bei der Zunahme von die Lage versetzt, Klimadaten aus der Vergangen- Extremwetter­ereignissen. heit mit den aufgetretenen Schäden zu verknüpfen Ingenieure kommen in der Versicherungswirtschaft und die Auswirkungen der Klimaentwicklung für die auch zum Einsatz, wenn es um die Chancen von kommenden Jahrzehnte zu prognostizieren. Die Er- Technologien geht, die sich noch in der Entwick- kenntnis: Die Menschen in Deutschland müssen sich lungsphase befinden. Es ist wichtig, dass Versiche- in Zukunft auf häufigere, heftigere Wetterextreme rer so früh wie möglich an der „Werkbank“ dabei einstellen – und mit ihnen auch sämtliche Verant- sind, denn der Aspekt der Versicherbarkeit muss wortliche der öffentlichen Sicherheit. in die jeweiligen Wirtschaftlichkeitsberechnungen natürlich stets mit einfließen. Die Versicherungs- wirtschaft kann somit als Geburtshelfer von zu- kunftsträchtigen technologischen Innovationen fungieren. Unsere Aufgabe besteht aber auch darin aufzuzeigen, ob eine neue Technologie ein nur in sehr engen Grenzen oder gar nicht versicherbares Risiko darstellt, beispielsweise für die öffentliche Sicherheit.

1 An der Studie waren Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, der Freien Universität Berlin und der Universität Köln beteiligt. Weitere Informationen unter www.gdv.de.

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Der öffentlichen Sicherheit verpflichtet

Wenn wir etwas für die öffentliche Sicherheit tun Naturgefahren schaffen neue Versicherungsbedürfnisse können, dann tun wir das gerne – Schadenpräventi- on ist seit jeher ein elementares Anliegen der Versi- cherungswirtschaft und stellt Versicherbarkeit oft- Schäden an mals erst her. Bis zum Jahresende werden wir eine Kühl­wasser Leistung Betriebs­unterbrechung drosseln Netzinfrastruktur öffentliche Version unseres Geoinformationssys- tems ZÜRS Geo im Internet zur Verfügung stellen: ZÜRS Public wird Hausbesitzern eine Einschätzung Schäden an des Risikos ermöglichen, mit dem eigenen Haus Straßen, Brücken, Unzuver­lässige Lieferkette Opfer einer Überschwemmung zu werden. So las- Trans­porte Nicht­lieferung Schienen sen sich rechtzeitig Vorkehrungen für den Schutz von Hab und Gut, von Leib und Leben treffen. Ein Service, der unbedingt vor dem Kauf von Bauland in Verspätungen, Anspruch genommen werden sollte. Generell kön- Mehrkosten Rohstoffe Ausfälle Umwege, nen wir sagen: gerade Starkregen und die damit in Lieferausfälle Zusammenhang stehenden Überschwemmungen werden immer noch unterschätzt. ZÜRS Public ist nur ein Beispiel dafür, wie sich aus Berechnungen Pkw, Lkw, Bahn, Wasser– Wind­­– Technische der Versicherungswirtschaft Handlungsempfehlun- Flugzeug, Schiff kraft energie Versicherung gen ableiten lassen – für die Bevölkerung und Bevöl-

kerungsschützer gleichermaßen. Grafik: GDV

Miteinander von Staat Terrorversicherung ist ein gelungenes Beispiel für und Privat: Terrorrisiken eine punktuelle öffentlich-private Zusammenarbeit gemeinsam bewältigen in der Risikoabsicherung. Auch in anderen Indus­ trieländern, wie z. B. den USA, England, Frankreich, Naturgefahren in Deutschland – nicht nur Hochwasser Für Risiken, die zwar als Bedrohung real sind, aber Spanien und den Niederlanden existieren in Zusam- sich in Deutschland nicht in größerem Ausmaß ver- menarbeit von Staat und privater Versicherungs- wirklicht haben, liegen keine Schadenerfahrungen wirtschaft Lösungen zur Absicherung von Schäden vor. In diese Reihe gehören Terroranschläge, deren durch Terrorismus. Eintrittswahrscheinlichkeit nicht kalkulierbar ist Erdsenkung Erdrutsch und deren Schadenhöhen derart verheerend sein können, dass sie die Grenzen der Versicherbar- keit überschreiten. Da bei Terrorschäden die versi- Rückstau Erdbeben cherungstechnischen Kapazitäten von Erst- und Rückversicherern begrenzt sind, haben sich der Starkregen Staat und die private Versicherungswirtschaft zur gemeinschaftlichen Deckung der Risiken entschie- den. In Sachversicherungen ist bis zu einer Versiche- Vulkan- Hochwasser ausbruch rungssumme von 25 Millionen Euro das Terrorrisiko generell mitversichert. Für darüber hinausgehende Schäden bietet der Spezialversicherer EXTREMUS Schneedruck Lawinen Schutz vor finanziellen Verlusten bei Sach- und Be- triebsunterbrechungsschäden durch Terroranschlä- ge. Dort decken die Versicherer Gesamtschäden mit einer Jahreskapazität bis 2 Milliarden Euro ab, daran schließt sich eine Haftungsstrecke des Bun- des mit 8 Milliarden Euro an. Dieses PPP-Modell der Grafik: GDV 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Kreditwirtschaft und öffentliche Sicherheit

von Dr. Ibrahim Karasu, Die Bankenbranche zeichnet sich traditionell durch Bundesverband deutscher Banken ein gutes Geschäftskontinuitätsmanagement aus. Diese Expertise, die einzelne Bankgesellschaften Bankdienstleistungen kommen in ihrer Bedeutung zum Schutz vor Umsatzeinbußen und Reputations- für das öffentliche Gemeinwesen einer Kritischen schäden aufgebaut haben, ist selbstverständlich Infrastruktur gleich. Doch die Kreditwirtschaft ist auch von Nutzen, um die Kritische Infrastruktur auch angewiesen auf ein reibungsloses Funktionie- „Kreditwirtschaft“ als Ganzes zu schützen. Eine ren anderer Kritischer Infrastrukturen wie Energie- sichere IT-Infrastruktur ist Grundvoraussetzung versorgung oder Internet. In Krisensituationen, die für den Geschäftserfolg einer jeden Bank. Und Si- relevant sind für die öffentliche Sicherheit, arbeitet cherheit muss dabei ganzheitlich gesehen werden: die Kreditwirtschaft mit Vertretern der anderen Die IT-Struktur muss ständig verfügbar und wider- Wirtschaftszweige im Umsetzungsplan „Kritische standsfähig sein. Integrität, Authentizität und Ver- Eine gute IT-Infrastruktur ermöglicht beispielswei- ist und bleibt in erster Linie die Bereicherung. Wir IT-Infrastrukturen“ – kurz UP KRITIS – der Bundes- traulichkeit sind wichtige Merkmale. Insofern trägt se auch Tele- bzw. Online-Arbeitsplätze oder nutzt konnten nicht feststellen, dass sich am Motiv der regierung zusammen. Hier werden Prozesse und jedes einzelne Kreditinstitut mit seiner individuel- Ausweichrechenzentren, sodass die Mitarbeiter ei- Angreifer substanziell etwas ändert. Gegen die- Maßnahmen zur Krisenreaktion und Krisenbewälti- len Expertise und seinen hohen Qualitätsanforde- nen von einer Pandemie betroffenen Standort gar se Formen der Bedrohung entwickelt die gesamte gung entwickelt oder auch Krisenszenarien tatsäch- rungen an die eigene IT-Struktur dazu bei, dass in nicht aufsuchen müssen. Allerdings braucht eine deutsche Kreditwirtschaft ihre Sicherheitssysteme Dr. Ibrahim Karasu, lich geübt. Krisenfällen die Sicherheit der gesamten Finanz- gute IT auch leistungsfähige, gesunde Mitarbeiter. ständig weiter. Geschäftsführer Retail wirtschaft gewährleistet ist. Bei außerordentlich vielen Krankheitsfällen könnte Banking und Bank­ Die Kreditwirtschaft ist bereits seit 2006 im UP KRI- der Produktionsprozess leiden oder müsste teils Gezielte, organisierte Attacken auf die Kreditwirt- technologie des BdB TIS sehr aktiv. Da die Kreditwirtschaft ein nicht phy- Anders als die klassischen KRITIS, wie Energie, eingestellt werden – nicht nur in der Kreditwirt- schaft, mit dem Ziel, die globalen Finanzmärkte zu sisches Produkt anbietet – nämlich Finanzdienst- Wasserversorgung, Lebensmittelversorgung, ist die schaft. unterminieren, haben wir nicht beobachtet. Doch leistungen – sind IT-Infrastrukturen die Basis für das Bankeninfrastruktur geographisch gut verteilt und wir bleiben wachsam. Der UP KRITIS, in dem die gesamte Bankgeschäft. Der Schutz und der sichere erscheint insofern weniger anfällig für regionale Na- Bei einem überregionalen Stromausfall ist es wich- Kreditwirtschaft aktiv mitwirkt, ist auch Teil der Betrieb dieser IT-Infrastrukturen steht daher schon turkatastrophen. Bei Pandemien als „natürlichem“ tig, die Versorgung mit Bargeld sicherzustellen. Für Cyber-Sicherheitsstrategie der Bundesregierung. immer im Fokus einer Bank – ganz unabhängig von Risiko haben Banken gute Voraussetzungen, die größere Stromausfälle sind ausreichend viele Filia- Das Beispiel Estland hat gezeigt, dass man gezielte der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage. Funktionsfähigkeit ihrer Services sicherzustellen: len mit Notstromaggregaten ausgestattet. Angriffe auf die IT von ganzen Wirtschaftszweigen oder gar Staaten nicht ausschließen kann. Aus die- Banken und ihre Kunden sind seit Jahren das Ziel sem Grund behandelt der UP KRITIS verschiedene von Cyberkriminellen, die an Prozeduren des On- Angriffs- und Abwehrszenarien, um alle kritischen linebanking ansetzen, um das schnelle Geld zu ma- Sektoren – und damit die IT-Struktur Deutschlands chen. Das Tatmotiv für Online-Banking-Kriminalität – bestmöglich zu schützen.

Portraitfoto: BdB 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Sicherheit ist unser Geschäftszweck

von Dieter Kaden, Die DFS ist somit, was die Stromversorgung an- DFS Deutsche Flugsicherung belangt, bis zu einem gewissen Grad autark, wenn auch zeitlich begrenzt. Wenn also das „Undenkbare“ Es ist nicht nur gute Tradition, sondern auch gelebte eintritt, kann mit Hilfe unserer Reservesysteme der Selbstverständlichkeit, dass die DFS Deutsche Flug- Flugverkehr abgearbeitet werden. In diesem Zeit- sicherung GmbH (DFS) die Sicherheit an die erste fenster werden in der Luft befindliche Flugzeuge zur Stelle setzt. Dieses Bestreben beschränken wir nicht Landung gebracht oder zu störungsfreien Flughäfen nur auf die Sicherheit des Luftraums. In allen Unter- weitergeleitet, falls erforderlich ins benachbarte nehmensbereichen handeln wir nach der Maxime, Ausland. Schließlich stehen als vierte Redundanz Fehlentscheidungen systematisch zu erfassen und an jedem Fluglotsenplatz batteriebetriebene Funk- auszuwerten, um sie künftig zu vermeiden. Wir sind sprechgarnituren zur Verfügung – fiele im äußers- daher für verschiedene Arten von Sicherheitsvorfäl- ten Notfall auch der strombetriebene Sprechfunk len außerordentlich gut gewappnet. aus, könnten unsere Fluglotsen dennoch mit den Piloten kommunizieren, ihnen Anweisungen geben Uns wären daher auch im Fall eines überregionalen oder sie zu sicheren Flughäfen umleiten. Krisensituationen werden im Rahmen der Ausbil- Stromausfalls nicht die Hände gebunden. Die DFS dung bei der DFS regelmäßig durchgespielt. Darü- Dieter Kaden, verfügt über mehrfach ausgelegte Redundanzen Neue Flugzeuge würden in dieser Zeit keinesfalls ber hinaus bereiten wir uns auf verschiedene sicher- Vorsitzender der für die Stromversorgung: Neben dem Zugang zum starten oder in den Luftraum hineingelassen wer- heitsrelevante Ausnahmesituationen in Übungen Geschäftsführung öffentlichen Stromnetz haben wir in unserer Haupt- den. Hier geben wir der Sicherheit absoluten Vor- vor. Dazu gehört beispielsweise, dass wir übungs- der DFS niederlassung in Langen ein Kraftwerk, in dem wir rang vor Wirtschaftlichkeitserwägungen. weise nachts die Stromversorgung unterbrechen, unseren eigenen Strom produzieren. Alle anderen um die Zuverlässigkeit der Notsysteme zu prüfen. Niederlassungen halten dieselbetriebene Stromge- Das bedeutet aber: Nachdem diese zwei Stun- neratoren vor. Eine weitere Redundanzstufe bie- den verstrichen sind, wird der Flugverkehr in dem Wie in Notfällen verfahren wird, ist in den Towern tet unsere Unterbrechungsfreie Stromversorgung betroffenen Gebiet zum Erliegen kommen. Ein und Kontrollzentralen der DFS mithin nicht dem Zu- (USV), deren Hauptaufgabe im Normalbetrieb darin dauerhaftes funktionales Äquivalent zu unseren fall überlassen. Die DFS verfährt wie alle Flugsiche- besteht, für einen gleichmäßigen, schwankungs- stromabhängigen Flugsicherungssystemen exis- rungsorganisationen weltweit nach den Vorschrif- freien Strom zu sorgen. So können unsere Flugsi- tiert nicht. Bei der Komplexität des heutigen Flug- ten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation cherungssysteme zuverlässig arbeiten. Darüber verkehrs ließe sich die Kontrolle ohnehin nicht mehr ICAO. Nach diesen Grundsätzen wird gehandelt, im hinaus dient die USV dazu, bei einem Stromausfall von Hand bewerkstelligen. Normalbetrieb wie im Notfall. einen Notbetrieb für etwa zwei Stunden aufrecht zu erhalten. Die Deutsche Flugsicherung ist jedoch nur ein Ak- Wir sind gegenwärtig gut aufgestellt, doch schau- teur im Verbund aller am Flugverkehr beteiligten en wir auch in die Zukunft: Schon jetzt müssen Unternehmen und Organisationen. Im Falle eines wir für die anspruchsvolle Tätigkeit des Fluglotsen überregionalen Stromausfalls wären gleichermaßen permanent werben. Wie wird sich die demographi- die Flughafengesellschaften, die Airlines und an- sche Entwicklung auf die Rekrutierung von Flug- dere Leistungserbringer rund um die Luftfahrt wie lotsen auswirken? Dass sich Nachwuchsprobleme Bundespolizei und Sicherheitsunternehmen betrof- verschärfen und schließlich Auswirkungen auf die fen. Der Flugverkehr würde also ohnehin zum Erlie- Betriebssicherheit unserer Einrichtungen haben gen kommen, weil keine Buchungen mehr getätigt, könnten, sehen wir derzeit noch nicht. Das Phäno- keine Passagiere mehr abgefertigt, kein Gepäck men des Bevölkerungsrückgangs verbunden mit mehr eingecheckt und die Sicherheit an den Flughä- einem Fachkräftemangel wird Deutschland in der fen nicht mehr gewährleistet werden könnte. Breite treffen, so viel ist sicher. Das wird die Volks- wirtschaft insgesamt betreffen, nicht nur die Flug- sicherung isoliert. Fotos: DFS Deutsche Flugsicherung 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Kooperations-Netzwerke unterstützen das LÜKEX – das „Undenkbare“ Krisenmanagement in realen Krisenlagen Bundesbehörden denken und üben Landesressorts Landesbehörden

Bundesressorts Strategische HiOrg/Verbände Krisenmanagement- Übung

Internationale Bezüge KRITIS Betreiber von Christoph Unger, LÜKEX-Übungen finden zu wechselnden The- Bundesamt für Bevölkerungsschutz men / Szenarien und mit darauf abgestimmter Be- und Katastrophenhilfe teiligung statt. Den bisherigen Übungen lagen fol- gende Szenarien zugrunde: Wissenschaft, „Das Undenkbare denken“ – und dennoch realis- Grafik: BBK Forschung tisch bleiben: Dieser Leitsatz steht auch über den ƒƒ LÜKEX 04: winterliche Extremwetterlage mit Szenarien für die LÜKEX-Übungen, die sich grund- Hochwasser und großflächigem Stromausfall; sätzlich an „worst-case-Szenarien“ orientieren und dadurch gelegentlich Kritik auf sich ziehen, über die ƒƒ LÜKEX 05: terroristische Anschläge und An- Der Zyklus einer LÜKEX-Übung dauert etwa 2 Jahre. Realität hinauszuschießen. Mittlerweile ist die Kri- schlagsdrohungen im Zusammenhang mit der Er gliedert sich in die vier Phasen Planung, Vorberei- tik leiser geworden, da z. B. ein Jahr nach dem 2004 Fußball-Weltmeisterschaft 2006; tung, Durchführung und Auswertung. Die ca. 18mo- gewählten Stromausfallszenario ein großflächiger natige Phase der Übungsvorbereitung ist für das Stromausfall im Münsterland die bei der Übung ƒƒ LÜKEX 07: weltweite Influenza-Pandemie; Erreichen der Übungsziele von besonderer Bedeu- simulierten Effekte fast deckungsgleich hervorrief. tung. Schon hier sollen sich die Übungsbeteiligten Auch bei der jüngsten Übung LÜKEX 11 zum Thema ƒƒ LÜKEX 09/10: terroristische Bedrohung mit An- in themenbezogenen Workshops, Diskursen und IT-Sicherheit haben im Vorfeld reale Hackerangriffe drohung und Durchführung von Anschlägen mit Arbeitssitzungen intensiv mit den Übungsinhalten Christoph Unger, auf als sicher geltende IT-Systeme gezeigt, dass das konventionellen Sprengstoffen, chemischen und auseinandersetzen, Schwachstellen in der eigenen Präsident des BBK gewählte Szenario der Wirklichkeit sehr nahe kam. radioaktiven Tatmitteln („schmutzige Bombe“); Organisation erkennen und möglichst vor Übungs- beginn beseitigen. In dieser Phase wird das Dreh- Der Begriff LÜKEX steht für „Länder übergreifende ƒƒ LÜKEX 11: Bedrohung bzw. Störung der IT-Struk- buch als wichtigste Übungsgrundlage erstellt und Krisenmanagement-Übung/Exercise“ und bezeich- turen und -systeme. Und da nach der Übung bei abgestimmt. Wissenschaftliche Gutachten zu Fach- net eine Übungsserie im strategischen Krisenma- uns vor der Übung ist, hat der Zyklus für fragen werden eingeholt und vermittelt. Aufgrund nagement, die seit 2004 von Bund und Ländern der intensiven Zusammenarbeit aller für das Kri- im zweijährigen Rhythmus gemeinsam geplant, ƒƒ LÜKEX 13 bereits begonnen; diese Übung wird senmanagement Verantwortlichen von Bund, Län- vorbereitet und durchgeführt wird. Die Übungen sich mit Fragen der Lebensmittelsicherheit be- dern, gesellschaftlichen Organisationen und Unter- gehen auf Beschlüsse der Innenministerkonfe- fassen. nehmen entstehen „Kooperations-Netzwerke“, die renz aus dem Jahr 2002 zurück, als die Minister im wesentlich dazu beitragen, über die Übung hinaus Rahmen einer „Neuen Strategie des Bundes und Eine der wesentlichen Prämissen von LÜKEX ist, die Funktionsfähigkeit des Hilfeleistungssystems in der Länder zum Schutz der Bevölkerung in Deutsch- dass Bevölkerungsschutz die intensive und part- realen Krisensituationen zu gewährleisten. land“ für „außergewöhnliche Gefahren- und Scha- nerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den be- denslagen“ eine gemeinsame Verantwortung von hördlichen Akteuren in Bund und Ländern und mit Die Übungsdurchführung ist Höhepunkt des Bund und Ländern feststellten. Im Rahmen der – größtenteils privaten – Betreibern gesamtstaat- Übungszyklus und zugleich „Lackmustest“ für den Krisenvorbereitung sollten auch gemeinsame stra- lich wichtiger Infrastruktureinrichtungen erfordert. Erfolg langer, vertrauensvoller Zusammenarbeit. In tegische Übungen stattfinden, die unter Wahrung Ziel ist eine verstärkte Auseinandersetzung mit dieser Phase wirken bundesweit bis zu 3.000 Per- der gesetzlichen Zuständigkeiten die überwiegend Fragen der Früherkennung und Frühwarnung sowie sonen in den Krisen- bzw. Verwaltungsstäben der operativ-taktisch ausgerichteten Übungsvorha- der Risikoanalyse. Ebenso ist die Risiko- und Krisen- Bundes- und Landesressorts bzw. den sonstigen für ben der Länder ergänzen. Mit der Planung, Vor- kommunikation mit Medien und Bürgern integraler das Krisenmanagement zuständigen Stellen mit. bereitung und Durchführung der LÜKEX-Übungen Bestandteil eines professionellen strategischen Kri- wurde das 2004 neu eingerichtete Bundesamt für senmanagements. Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) beauftragt, das 2009 im § 14 des Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetzes (ZSKG) dazu einen ge- setzlichen Auftrag erhielt. Portraitfoto: BBK 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Die Gefährdung der IT-Strukturen und -verfahren ist komplex

Eingriffe in Prozesssteuerungen IT Störungen Flughafensicherung/ Manipulation -betrieb von Webseiten

Schad- IT-Störungen Datenmanipulation Flugbetrieb software Integrität

IK n „LÜKEX 11“ – IT-Sicherheit Nach den Erfahrungen von nunmehr fünf LÜKEX- T Strukture auf dem Prüfstand Übungen kann man sagen, dass das Übungskon- Störungen Info-/Kommunikations- Datenabfluss zept inzwischen als bewährte Grundlage für die Technik Vertraulichkeit Die letzte Übung ihrer Art, die LÜKEX 11, wurde am Anlage strategischer Übungen per se gilt. Über die Manipulation 30. November und 1. Dezember 2011 bundesweit Erprobung des Krisenmanagements hinaus haben Zahlungsverkehr und unter Beteiligung zahlreicher Bundesländer die Übungen zahlreiche Impulse für das strategi- Grafik: BBK durchgeführt. Übungsthema war diesmal IT-Sicher- sche Krisenmanagement in der Bundesrepublik heit. Ziel der Übung war es, dafür zu sensibilisieren, insgesamt gegeben, nicht zuletzt auf Grund der Bil- dass der Befall mit „Malware“, der Abfluss vertrauli- dung von Kooperations-Netzwerken und vielfältiger cher Daten und Integritätsverletzungen von IT-Sys- spin-off-Effekte für zahlreiche andere Bereiche und temen zur existentiellen Bedrohung für Behörden Handlungsfelder. LÜKEX ist so Ausdruck eines in die und Unternehmen werden können. An der Übung Zukunft gerichteten Prozesses, der wichtige Ent- waren wichtige, für die IT-Sicherheit und das allge- wicklungen im strategischen Krisenmanagement meine Krisenmanagement im Bevölkerungsschutz im Bevölkerungsschutz in Gang gesetzt hat. Nicht relevante Stellen von Bund und Ländern beteiligt, zu Unrecht gilt LÜKEX deshalb heute als anerkann- ebenso Unternehmen der Kritischen Infrastruktu- tes Markenzeichen eines vorausschauenden Krisen- ren (KRITIS) aus den vier Sektoren Staat und Ver- vorsorgesystems im Bevölkerungsschutz Deutsch- waltung/Behörden mit Sicherheitsaufgaben (BOS), lands und wird im In- und Ausland auch als solches Informations- und Kommunikationstechnologie wahrgenommen. (IKT), Banken und Versicherungen, Transport und Verkehr sowie gesellschaftliche Organisationen und Verbände. Die Übung, die wegen der hohen Aktuali- tät des Themas große öffentliche Aufmerksamkeit und Medienresonanz erfuhr, verlief nach den derzeit vorliegenden, noch nicht vollständigen Auswer- tungsergebnissen erfolgreich. Insbesondere ist die Sensibilisierung der Übungsbeteiligten für Fragen der IT-Sicherheit und die Integration des IT-Krisen- managements in das allgemeine Krisenmanage- ment gelungen. Darüber hinaus fand das erstmalig durchgeführte, zweitägige Fachforum, das für über 150 Gäste die Übung mit Expertenvorträgen aus dem In- und Ausland begleitete, großen Anklang. Ganz im Sinne des Vernetzungsgedankens der Übungsserie LÜKEX ermöglichte das Begleitforum zur LÜKEX 11 nicht nur einen intensiven, sektorüber- greifenden fachlichen Austausch, sondern bot auch einen passenden Rahmen für die Intensivierung be- stehender Netzwerke und die Knüpfung neuer fach- licher Kontakte auch auf dieser Ebene. 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Forschung für zivile Sicherheit

Interview mit Dr. Wolf Junker, Bundesministerium für Bildung und Forschung

Herr Junker, das Sicherheitsforschungsprogramm wird fortgeschrieben. Auf welche Herausforderungen Welche Akteure waren an der Fortschreibung des Sicherheitstechnische Produkte tragen zum spezi­ Die klassischen Sicherheitsressorts liegen beim BMI zielt das Programm? Programms beteiligt? fisch deutschen Kompetenzprofil der Industrie bei. bzw. BMVg. Wie wird der Erkenntnistransfer aus dem Inwieweit schärft das Sicherheitsforschungspro­ Sicherheitsforschungsprogramm des BMBF in die zu­ Die Risiken für die zivile Sicherheit werden in einer Um die künftigen Herausforderungen für die zivi- gramm dieses Profil? ständigen Ministerien bewerkstelligt? globalisierten Welt immer vielfältiger. Die Vernet- le Sicherheitsforschung zu identifizieren, hat das zung internationaler Handels- und Reiseströme, die BMBF im Herbst 2011 einen offenen Agenda-Pro- Das Sicherheitsforschungsprogramm setzt auf Aus- Im Bereich der zivilen Sicherheitsforschung besteht Gefahren durch Extremwetterereignisse sowie die zess initiiert, in dem wir gemeinsam mit Forschern, tausch und Vernetzung: Der Innovationstransfer ein enger Austausch zwischen den Ressorts. Aus- zunehmende Digitalisierung führen zu neuen Ver- Endnutzern und Industrie die Herausforderungen zwischen Forschung und Wirtschaft sowie internati- druck dieser Dynamik ist unter anderem der Res- wundbarkeiten. Weitere Risiken entstehen durch der zivilen Sicherheitsforschung und neue For- onale Kooperationen mit den USA, Israel und Frank- sortkreis, in dem etwa BMI, BMWi, BMG, BMELV, organisierte Kriminalität und einen weltweit operie- schungsthemen, wie etwa Urbane Sicherheit, iden- reich beschleunigen den Informationsaustausch der BMVBS vertreten sind. Zudem hat das BMI zwei renden Terrorismus. Diesen Herausforderungen stellt tifiziert haben. Akteure über leistungsfähige Hightech-Lösungen sogenannte One-Stop-Agencies eingerichtet. Eine sich das neue Rahmenprogramm „Forschung für die und innovative Dienstleistungen. Die Erforschung an der Deutschen Hochschule der Polizei und eine Dr. Wolf Junker, zivile Sicherheit“ im Zeitraum von 2012 bis 2017. Dem Sicherheitsforschungsprogramm als Teil der und Entwicklung konkurrenzfähiger Produkte und zweite im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Leiter Referat 522 – Hightech-Strategie liegt die Erkenntnis zu Grunde, Dienstleistungen eröffnen die Chance, Deutschland Katastrophenhilfe (BBK). Diese dienen als zentra- Sicherheitsforschung – Welche neuen Akzente sollen mit dem Rahmenpro­ dass Innovationen unerlässlich sind, um die zivile als Leitanbieter für zivile Sicherheitslösungen zu le Koordinierungsstelle für alle Bedarfsträger und im BMBF gramm gesetzt, welche Forschungsschwerpunkte Sicherheit zu erhöhen. Welchen Anteil hat das Pro­ etablieren. erleichtern den Informationsfluss. Hiervon zu un- noch stärker gefördert werden? gramm daran, dass der Bereich zivile Sicherheit auch terscheiden ist die wehrtechnische Forschung des als Treiber von Innovationen wahrgenommen wird? Ein Leitbegriff der Hightech-Strategie ist neben Ideen BMVg, die als Bestandteil der dortigen Ressort- Mit dem Rahmenprogramm vertiefen wir Schwer- und Innovation das Wachstumspotenzial. Inwieweit forschung sich auf die für wehrtechnische Anwen- punkte, für die weiterhin Bedarf besteht, wie der Sicherheit ist ein wichtiger Standort- und Wirt- spielt die zivile Sicherheitsforschung als Wachstums­ dungen relevanten wissenschaftlichen Disziplinen Schutz Kritischer Infrastrukturen sowie die Erfor- schaftsfaktor. Mit dem ersten Programm „For- faktor bereits eine Rolle? bezieht. schung der gesellschaftlichen Aspekte der zivilen schung für die zivile Sicherheit“ hat sich seit 2007 Sicherheit. Gleichzeitig stellen wir uns aktuellen eine Fachszene der zivilen Sicherheitsforschung in Zivile Sicherheit ist nicht nur eine wichtige Grundla- Fragestellungen mit Schwerpunktsetzungen, wie Deutschland etabliert, die auch auf europäischer ge für die Freiheit in der Gesellschaft, sondern stellt Urbane Sicherheit, Schutz vor Gefahrstoffen und Ebene beachtliche Erfolge zu verzeichnen hat. Es auch einen zunehmenden Wettbewerbsfaktor dar. Sicherheit der Wirtschaft. sind zahlreiche innovative Projekte initiiert worden, Der Markt für zivile Sicherheitstechnologien und wie etwa für die schnellere Erstversorgung von Ver- -dienstleistungen hatte 2008 ein Gesamtvolumen Der erfolgreiche Ansatz des ersten nationalen Si- letzten durch Digitalisierung oder die Überprüfung von gut 20 Mrd. Euro in Deutschland laut einer Stu- cherheitsforschungsprogramms besteht aus einem von grenzüberschreitenden Warenketten durch IT- die des BMWI. Aufgrund begründeter Wachstums­ Dreiklang: Interdisziplinarität, Einbeziehung von In- Plattformen oder auch Organisationskonzepte und annahmen ergibt sich für das Jahr 2015 ein Umsatz- dustrie und Endnutzern, wie Polizei, Feuerwehr und -systeme, die die Sicherheit der Besucher von Groß- volumen in Deutschland von über 31 Mrd. Euro und Rettungskräften, sowie die Analyse gesellschaft- veranstaltungen erhöhen sollen. Viele dieser Projek- ein Wertschöpfungsanteil von etwa 69 % oder 21,5 licher Aspekte der zivilen Sicherheit. Innovative te setzen mit ihren Innovationen erste Standards, Mrd. Euro. Technologien werden in umfassende Sicherheits- die entsprechend in die Normierungen auf nationa- konzepte eingebettet, die dem täglichen Bedarf ler und internationaler Ebene einfließen sollen. von Anwendern, wie zum Beispiel dem Technischen Hilfswerk (THW), Polizei und Rettungskräften ebenso wie der Gesellschaft insgesamt Rechnung tragen. Diesen erfolgreichen Ansatz setzt das neue Rahmenprogramm für Sicherheitsforschung fort. Portraitfoto: BMBF 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Komplexität, Unsicherheit und Ambiguität – vom mühsamen Umgang mit systemischen Risiken

von Marie-Luise Beck und Dr. Lars Gerhold, FOES 2. Ein hohes Maß an Komplexität und oftmals Das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit hat nicht mehr nachzuzeichnende Ursache-Wir- sich im Jahr 2011 in drei interdisziplinären Work- Wollte man versuchen Risiken und Gefahren für kungs-Bezüge, die in ihren Verästelungen shops mit systemischen Risiken auseinanderge- unsere Gesellschaft zusammenzutragen, würde kaum bekannt, geschweige denn beherrschbar setzt und sich Fragen des Umgangs mit Unsicher- man eine Liste ganz unterschiedlicher Phänome- sind. Ein Beispiel sind die Interdependenzen heit in nichtbeherrschbaren Systemen anhand der ne zusammenstellen können, wie bereits vielfach von Kritischen Infrastrukturen und ihre kas- Themen Kriminalität bzw. Cyberkriminalität, biolo- geschehen: Ausfall kritischer Infrastrukturen, Na- kadierenden Effekte bei Störungen, aber auch gische Gefahren und Naturkatastrophen gestellt4. turgefahren, Pandemien sowie Terrorismus und Infektionserkrankungen, bei denen es keinen Themenübergreifend konnte gezeigt werden, dass (Cyber-) Kriminalität1. Die Aufzählung ließe sich eindeutigen Dosis-Wirkungs-Zusammenhang sich durch die hohe technische wie gesellschaftliche problemlos erweitern. Entscheidend ist jedoch, gibt und wo durch unterschiedliche Inkubati- Vernetzung unserer Gesellschaft, die Folgen eines dass die benannten Gefahren und Risiken etwas onszeiten die Ursache (Ansteckung) und Aus- Ereignisses rasant auf unterschiedlichste Systeme gemeinsam haben: Sie haben systemischen Cha- wirkung (Erkrankung) zeitlich extrem auseinan- ausbreiten können. Besonders soziale, ökonomi- rakter. Nach Renn et al. beziehen sich systemische der liegen kann. sche und politische Nebenfolgen von ursprünglich Risiken auf „hochgradig vernetzte Problemzusam- technischen Krisenereignissen sind ein Phänomen, menhänge, mit schwer abschätzbaren Breiten- und 3. Ein hohes Maß an Unsicherheit, das sich oft das Forscher wie Praktiker beschäftigt. Dabei sind Langzeitwirkungen, deren Beschreibung, Kategori- nicht hinreichend qualifizieren lässt und - For systemische Risiken nicht erst durch moderne Tech- Marie-Luise Beck, Dr. Lars Gerhold, sierung und Bewältigung mit erheblichen Wissens- men der Verunsicherung ebenso annehmen nologien und Lebensweisen entstanden. Als Blau- Projektkoordinatorin wissenschaftlicher Koordinator und Bewertungsproblemen verbunden sind2. Renn kann wie Formen des Nicht-Wissens. Unsicher- pause systemischer Risiken kann die Ansteckungs- Forschungsforum Forschungsforum Öffentliche et al. machen dies an vier Kriterien fest3: heit entsteht im Wesentlichen durch Mangel an dynamik von Infektionserkrankungen betrachtet Öffentliche Sicherheit Sicherheit Kontrolle und Einfluss gegenüber Risiken und werden, die schon zuvor – man denke nur an die mit- 1. Die Entgrenzung in Zeit, Raum und Schadens- Gefahren, deren Eintreten und Auswirkungen telalterliche Pest oder die Spanische Grippe Anfang kategorie, welche sich auf die Ausstrahlung nicht eindeutig abschätzbar sind. Beispiele fin- des 20. Jahrhunderts – beachtliche Auswirkungen oder Ausbreitung eines betroffenen Systems den sich in der Terroranschlagsgefahr auf Flug- entfalten konnte. Dies spiegelt sich beispielsweise auf andere, vernetzte Systeme, Bereiche oder häfen und Weihnachtsmärkten oder plötzlich auch sprachlich wider, wenn im Zusammenhang Sektoren, deren Funktionen oder Leistungen auftretenden Naturgefahren, deren Vorhersage mit der Euro-Krise auf medizinisches Vokabular wie gefährdet oder gestört werden können, be- selbst mit einem hohen Maß an Unsicherheit „Ansteckungsgefahr“, „infizieren“ und dergleichen zieht. Während direkte Folgen bei offenkun- verbunden ist. zurückgegriffen wird. Neu sind heute jedoch zum digen Systemzusammenhängen beobachtbar einen die Dimensionen der gekoppelten Systeme, und steuerbar sind, lassen sich nicht-intendier- 4. Ein hohes Maß an Ambiguität, das heißt an zum anderen die technische Beschleunigung der te Nebenfolgen weder absehen noch regulie- Mehrdeutigkeit hinsichtlich der zu erwarten- Prozesse, die die gesellschaftlichen Strukturen wie ren. Ein prominentes Beispiel ist die derzeitige den Konsequenzen und ihrer Bewertung. Bei- das individuelle Reaktionsvermögen zu überfordern Finanzkrise, die als US-Immobilienkrise starte- spielsweise ist die Frage, ob Atomkraftwerke scheinen, und zum dritten die zunehmende Ab- te, auf den Bankensektor übersprang, sich zur ein tolerierbares oder nicht-tolerierbares Risi­ hängigkeit der Menschen von deren reibungslosen Staatenkrise entwickelte und derzeit wieder die ko darstellen, technisch-naturwissenschaftlich Funktionieren. Banken in Bedrängnis zu bringen scheint. Als nicht eindeutig zu beantworten. Vielmehr liegt weitere Nebenfolgen wird der Vertrauensver- ihr eine gesellschaftliche Wertentscheidung lust der Bevölkerung in das Finanz- und Wirt- zugrunde. Oder das Internet, das einerseits

schaftssystem sowie ein Legitimitätsverlust die Welt unsicherer macht, andererseits aber 1 z. B. Bundesministerium des Innern 2009a: 9–12, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 2011: 30, der Demokratie in den Medien diskutiert. durch Frühwarnfunktionen der Risikominimie- Bundesministerium für Bildung und Forschung 2007: 5, Reichenbach et al. 2008:10 rung in einer Gesellschaft dient. 2 Renn, Ortwin/Schweizer, Pia J./Dreyer, Marion/Klinke, Andreas 2007: Risiko. Über den gesellschaftlichen Umgang mit Risiko, München:176

3 vgl. Renn et al. 2007:176

4 State-of-the-Art Studien, die Vorträge und die Workshopdokumentation finden sich unter www.sicherheit-forschung.de

Portraitfotos: FOES, Foto oben: ZOES, Klaus Dombrowsky 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Jochen Schiller wies anlässlich eines Expertenge- sprächs am Deutschen Bundestag auf das Verletz- lichkeitsparadoxon hin, das systemische Risiken kennzeichnet: „Kommunikationstechniken funkti- onieren ‚fast immer‘; daraus ergibt sich eine große Erwartungshaltung in der Bevölkerung bis hin zu einem medienwirksamen Aufschrei, wenn z. B. das Mobilfunksystem auch nur teilweise, für nur einen Teil der Nutzer und auch nur für eine relativ kurze Zeit ausfällt. Gerade mit zunehmender Robustheit und eigentlich geringer Störanfälligkeit schleicht sich ein Gefühl der (trügerischen) Sicherheit ein.“5 Folge dieses Phänomens ist, dass derzeit ein un- verbundenes Nebeneinander von Ignoranz auf der einen und anekdotischen Horrorbotschaften auf der anderen Seite existiert. Zum einen operieren Mobil- funkbetreiber mit veralteten Sicherheitsstandards, geht Politik der Frage nach wirksamen Anreiz- systemen für mehr Sicherheit aus dem Weg, sind (mobile) Netze in der Administration aller Ebenen Eindruck entstand, als habe die Definition systemi- Literatur und Institutionen unersetzbar geworden, fehlt eine scher Risiken vor über 10 Jahren nicht stattgefun- ehrliche Kommunikation der Unternehmen über Da- den. Nach wie vor werden systemische Risiken wie Bonß, W. (1995). Vom Risiko: Unsicherheit und Un- Jungermann, H. & Slovic, P. (1993a). Charakteristi- tenverluste, Spionage oder Sabotage und eine ver- „einfache Risiken“ behandelt8, als ob sie sich – ge- gewissheit in der Moderne. Hamburg: Hamburger ka individueller Risikowahrnehmung. In Bayerische antwortungsvolle Risikokommunikation der Politik nügend Zeit und Geld vorausgesetzt – vollständig Edition. Rückversicherung (Hrsg.), Risiko ist ein Konstrukt. über die grundsätzliche Unsicherheit und Nichtbe- beherrschen ließen. Wahrnehmungen zur Risikowahrnehmung (S. 90- herrschbarkeit von Kommunikationsnetzen. Zum Buergin, R. (1999). Handeln unter Unsicherheit und 107). München: Knesebeck. anderen konzentrieren sich Medien auf der Suche Damit ist die Frage nach dem Wissenstransfer als Risiko. Eine Zusammenschau verschiedener Zu- nach skandalträchtigem Stoff zunehmend auf Cy- einer der Kernfragen unserer wissensbasierten Ge- gänge und disziplinärer Forschungslinien. Arbeits- Reichenbach, Gerold/Wolff, Hartfrid/Göbel, Ralf/ bercrime und wieder andere Unternehmen nutzen sellschaft berührt. Wie kann sich eine gesellschaft- bericht 27-99. Albert-Ludwigs-Universität Feiburg: Stokar von Neuforn, Silke 2008: Risiken und He- reale Sicherheitsvorfälle als Verkaufsargument ihrer liche Praxis entwickeln, die sensibilisiert ist für un- Institut für Forstökonomie. rausforderungen für die Öffentliche Sicherheit in sicherheitstechnischen Wunderwaffen. vorhersehbare Ereignisse, dabei eher auf coping, Deutschland. Szenarien und Leitfragen. Grünbuch als auf control & command in eingeübten Routinen Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastro­ des Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit, Berlin. Und obwohl systemische Risiken immer wieder setzt? Wo ist der gesellschaftliche Ort, an dem der phenhilfe (Hrsg.) 2011: Vierter Gefahrenbericht. Gegenstand wissenschaftlicher Analysen sind, öffentliche Diskurs über die Chancen und Risiken Schriften der Schutzkommission, Bonn. Renn, Ortwin/Schweizer, Pia J./Dreyer, Marion/Klin- mangelt es an der Akzeptanz begrenzter Hand- von komplexen und grundsätzlich unsicheren, dabei ke, Andreas 2007: Risiko. Über den gesellschaftli- lungsräume. Der Wunsch nach Strategien und Si- aber effizienten, profitablen und für Individuum, Bundesministerium des Innern (o.J.). Nationale Stra- chen Umgang mit Risiko, München. cherheitsmaßnahmen übersieht den Charakter Wirtschaft und Gesellschaft eben auch „prakti- tegie zum Schutz Kritischer Infrastrukturen (KRITIS- des systemischen Risikos. Das Ziel der Klassifika- schen“ Systemen stattfinden kann? Strategie). http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/ Renn, O. & Zwick, M. (1997). Risiko- und Technikak- tion und Kartographie systemischer Risiken kann Downloads/DE/Themen/Sicherheit/SicherheitAllge- zeptanz. Berlin: Springer. Wissenschaft nur für einzelne Problembereiche Diese Fragen sind nicht trivial und nicht simpel durch mein/kritis.pdf?__blob=publicationFile, S. 9-11. erreichen. Allumfassende Lösungsansätze zur voll- den Ruf nach „der Politik“ zu lösen. Thymian Busse- ständigen Sicherung kann es nicht geben; vielmehr mer fordert in seinem Buch „Die erregte Republik“ bedarf es zukünftig (kreativer) Strategien des Um- eine neue Diskursordnung, die die drei wesentlichen gangs mit dem Nichtfunktionieren. Akteure – Bürger, Politiker und Journalisten – bes- ser als bisher zu Problemlösungen befähigt. Dafür Systemische Risiken lassen sich längst nicht mehr müssten sie „die vorherrschenden schwarz-weiß allein über die klassischen Komponenten Eintritts- Zeichnungen der Realität durch ein ambivalenteres wahrscheinlichkeit und Schadensausmaß bewer- Bild der Welt ersetzen, …. Alle am öffentlichen Dis- 5 Prof. Dr.-Ing. Jochen Schiller, Projektleiter des Forschungsforums, anlässlich des Expertengesprächs zum Thema „Sicherheit im Netz“ der Enquete Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages, siehe http://www. ten. Vielmehr müssen qualitative Faktoren wie kurs Beteiligten müssen … die Welt in ihrer ganzen bundestag.de/internetenquete/dokumentation/Zugang_Struktur_und_Sicherheit_im_Netz/PGZustrSi_2011-11-28_oef- fentliches_Expertengespraech/PGZuStSi_2011-11-28_Expertengespraech_Stellungnahme_ProfSchiller.pdf wahrgenommenes Katastrophenpotenzial, Unsi- Kompliziertheit in den Blick … nehmen.“9 cherheit, Kontrollierbarkeit, Schrecklichkeit, sys- 6 Vgl. Renn/Zwick 1997: 92. temisches Vertrauen und weitere berücksichtigt Das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit am 7 Vgl. Buergin 1999, Bonß 1995, Jungermann & Slovic 1993, Renn & Zwick 1997. 6 werden. Die Forschung um qualitative Kriterien der Deutschen Bundestag hat in seinen inzwischen 14 8 „However, it is a consistent finding that in most of these cases, the risks are treated, assessed and managed as if they were simple. The assessment and management routines in place do not do justice to the nature of such risks. The Risikowahrnehmung ist ebenso wie die grundlegen- Foren und das vom Bundesforschungsministerium consequences of this maltreatment ranges from social amplification or irresponsible attenuation of the risk, sustained controversy, deadlocks, legitimacy problems, unintelligible decisionmaking, trade conflicts, border conflicts, expensive den Erkenntnisse um die Kriterien systemischer Ri- geförderte Forschungsforum in seinen fünf Work- rebound measures, and lock-ins.“ Ortwin Renn, Andreas Klinke, Marjolein van Asselt, “Coping with Complexity, Uncertainty siken bereits seit den 90er Jahren des vergangenen shops solche Diskursräume eröffnet. Es wäre gut, and Ambiguity in Risk Governance: A Synthesis”, AMBIO (2011) 40:231–246 DOI 10.1007/s13280-010-0134-0 Jahrhunderts etabliert.7 Es ist deshalb erstaunlich, solche Ressourcen auszubauen und systematisch 9 Thymian Bussemer, Die erregte Republik, Stuttgart 2011, S. 237/238. dass in Folge des Reaktorunfalls in Fukushima der weiterzuentwickeln. Fotos: ZOES, Klaus Dombrowsky 4. Fortführung der Fachdiskussion

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Bevölkerungsschutz in Deutschland – Bilanz und Perspektiven

von Norbert Seitz, Als neue Instrumente in der Bund-Länder-Zu- Bundesministerium des Innern sammenarbeit wurden das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum des Bundes und der Länder, die Das Jahr 2011 war geprägt vom Überdenken der Datenbank deNIS für das Informations- und Strukturen, Stärken und Schwächen unseres Bevöl- Ressourcenmanagement, das satellitengestützte kerungsschutzes. Die Ereignisse in Japan zu Beginn Warn­system des Bundes und als organisatorischer des Jahres führten uns eindringlich vor Augen, dass Schwer­punkt das Bundesamt für Bevölkerungs- große Katastrophen und Industrieunfälle mit kom- schutz und Katastrophenhilfe gegründet. Das BBK plexen Schadenszenarien auch hochmoderne Indus- verknüpft alle Bereiche der zivilen Sicherheitsvor- trienationen empfindlich treffen können. -„Rest sorge zu einem wirksamen Schutzsystem für die risiken“ und Grenzen staatlicher Vorsorge wurden Bevölkerung und ihre Lebensgrundlagen („Bevöl- greifbar. kerungsschutz“) und unterstützt mit Ausstattung und Expertise die Länder bei Großschadenslagen mit eingerüstet werden, und Warnungen können für unseren nationalen Bevölkerungsschutz. Hierzu Zugleich war es zehn Jahre nach den Ereignissen („Katastrophenhilfe“). regional begrenzt herausgegeben werden. Die tech- gilt es, laufende Projekte zur Unterstützung und des 11. September 2001 an der Zeit Bilanz zu zie- nischen Voraussetzungen hat der Bund bereits ge- Stärkung des Ehrenamtes weiterzuentwickeln und hen. Die Terroranschläge in den USA brachten die Die großen Entscheidungen im Bevölkerungsschutz schaffen. konsequent umzusetzen, so beispielsweise den Norbert Seitz, große Zäsur auch in unserem nationalen Bevölke- sind damit gefallen. Die „Neue Strategie“ ist – letz- Wettbewerb um den Förderpreis „Helfende Hand“ Abteilungsleiter Krisen­ rungsschutz. Zuvor war der Zivilschutz auf Ebe- ter wesentlicher Schritt war das neue Gesetz über Der medizinische Bevölkerungsschutz war Gegen- oder die Zusammenarbeit mit Schulen und die management und ne des Bundes rückläufig. Nach Beendigung des den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bun- stand umfassender Diskussionen und Beratungen Zertifizierung von Ausbildungsabschlüssen beim Bevölkerungsschutz, Kalten Krieges erschienen Vorkehrungen, um die des im Jahr 2009 – im Wesentlichen umgesetzt, in einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe, die 2012 ihren THW. Zur Entwicklung strategischer Konzepte hat BMI Bevölkerung vor verteidigungsbedingten Gefah- auch wenn noch einige Punkte abzuarbeiten sind, Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen in das Bundesministerium des Innern in Absprache ren zu schützen, obsolet. Aber nach 2001 und den so die bundesweite Risikoanalyse. Ferner wird das verschiedenen Feldern von der Sanitätsmaterial- mit den Ländern ein umfassendes Forschungspro- Sommerhochwassern 2002 entstand ein grund- satellitengestützte Warnsystem des Bundes, mit bevorratung bis zur Krankenhausalarmplanung der jekt initiiert. Wichtig ist, dass die ehrenamtlichen sätzlich neues Bewusstsein für Zivil- und Katastro- dem wir binnen weniger Sekunden Gefahrenwar- IMK vorlegen wird. Strukturen der heutigen Lebenswirklichkeit gerecht phenschutzfragen. Bund und Länder vereinbarten nungen und Verhaltensweise über Rundfunk und werden. Wenn es dafür neuer Formate wie befris- eine „Neue Strategie für einen modernen Bevölke- Fernsehen an die Bevölkerung herausgeben kön- Insgesamt sind wir heute mit unserem dezentralen teter oder projektbezogener Engagements bedarf, rungsschutz“, gekennzeichnet durch eine bessere nen, jetzt ausgebaut zu einem modularen Warn- Notfallvorsorgesystem, das im Ereignisfall von un- einer stärkeren Unterstützung durch hauptamtliche Verzahnung, Abstimmung und partnerschaftliche system. Daran können diverse zusätzlich Warn- ten bis ganz oben aufwachsen kann und den nach Kräfte oder einer organisierten Einbindung sponta- Zusammenarbeit aller Akteure über föderale Gren- mittel angeschlossen werden – darunter Sirenen, 2001 für die Bund-Länder-Zusammenarbeit neu ner Helfer in akuten Großschadenslagen, müssen zen hinweg und eine stärkere Verantwortung des Rauchwarnmelder oder Cell Broadcast. Wichtig ist installierten Instrumenten gut und richtig auf­ wir hierfür Wege schaffen. Bundes zur Unterstützung der Länder bei der Be- ein „Weckeffekt“. Neu ist auch eine stärkere regio- gestellt. Aber wir dürfen nicht stehen bleiben. Un- wältigung von Großschadenslagen. nale Differenzierung: Regionale Leitstellen können ser Bevölkerungsschutz muss sich wandelnden Wir müssen eine Idee entwickeln, wie der Be­ Rahmenbedingungen anpassen, um zukunftsfähig völkerungsschutz 2020/2030 aussehen kann. In- zu sein. soweit besteht auch eine hohe Erwartung an das Zukunftsforum und in diesem Sinne wertvolle Seine Stärke und Schlagkraft verdankt unser Beiträge. System den vielen freiwilligen Helfern in Feuer­ wehren, Hilfsorganisationen und Regieeinheiten. An­gesichts einer Vielzahl geänderter Rahmenbe- dingungen von der Wehrstrukturreform über den demographischen Wandel bis hin zur Fülle kon- kurrierender Freizeitangebote ist die langfristige Sicherstellung eines flächendeckenden Freiwilli- gennetzwerkes heute die zentrale Herausforderung Portraitfoto: BMI 5. Ergebnisbewertung

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Ergebnisbewertung Priorisierung von Risiken und wahrgenommen: Hier besteht eine kommende He- Schutzmaßnahmen rausforderung darin, die Bürger zur Partizipation zu ermutigen, dazu, Verantwortung für ihren unmit- Chancen für die Sicherheit, In einem sich dynamisch verändernden Risikoumfeld telbaren Lebensbereich zu übernehmen, auch im müssen sich auch die Abwehrmaßnahmen dyna- Sinne der öffentlichen Sicherheit. Inklusionspro- misch anpassen. Um klug die Verantwortungsberei- jekte in sogenannten sozialen Brennpunkten sind Chancen durch Sicherheit che für die öffentliche Sicherheit zu bemessen, soll- beeindruckende Beispiele dafür, wie die Menschen ten wir womöglich stärker differenzieren zwischen der zunehmenden Bandenkriminalität und Ghetto- Risiken für das wirtschaftliche Gedeihen, Risiken für isierung wirksam begegnen. Diese positiven Trends das soziale Gefüge und Risiken für Leib und Leben. gilt es angesichts der zunehmenden Verstädterung Letztere – die existenziellen Risiken - erfordern ver- zu fördern. Mehr dazu in den kommenden Foren. ständlicherweise die intensivste Form der Präven- tion und im Schadensfall Schutzmaßnahmen, die Tatsache ist: Wir können nicht sämtliche Risiken eindeutig in die Zuständigkeit staatlicher Stellen auf null reduzieren, oft gelingt es uns nur, deren von Prof. Dr. Hermann J. Thomann, ZOES genveränderter Lebensmittel, an das Klonen von fallen: Wenn es dabei um Maßnahmen geht, die in Eintrittswahrscheinlichkeit herabzusetzen. Künftig Lebewesen usw.). Die Sicherheitsansprüche der Bür- die Grundrechte der Bürger eingreifen, dann hat der wird es im Zukunftsforum auch darum gehen, Ri- Wir haben in dieser zweiten Jahrespublikation dem ger sind gewachsen, die Risikoperzeption hat sich Staat seine Schutzpflichten nach rechtsstaatlichen siken nach Wichtigkeit abzustufen und Schutzpri- Denken in Extremen einen Vorrang eingeräumt vor intensiviert und neue Risiken sind unbestreitbar auf Maßstäben zu erfüllen. Wenn es hingegen darum oritäten festzulegen. Öffentliche Sicherheit jedoch dem routinierten Umgang mit Risiken für die öf- den Plan getreten: Die Beiträge in dieser Jahrespub- geht, Risiken für das wirtschaftliche Gedeihen ab- ausschließlich im Sinne einer Risikobetrachtung fentliche Sicherheit, denen sich unsere Gesellschaft likation unterstreichen dies. zufedern, dann sind die betroffenen Wirtschafts- und Gefahrenabwehr wahrzunehmen, greift meines tagtäglich ausgesetzt sieht. Das Undenkbare zu akteure – wie beispielsweise Betreiber Kritischer Erachtens zu kurz. Es gilt auch, öffentliche Sicher- denken hat im Bevölkerungsschutz seine Berech- Risiken in komplexen Systemen verstärken sich Infrastrukturen - dazu aufgerufen, ihrer Verant- heit im Sinne einer Chancenwahrnehmung zu be- tigung, weil es von uns abverlangt, die Grenzen gegenseitig. Ereignisse, deren Schadensausmaß wortung für die öffentliche Sicherheit gerecht zu greifen. Dass Freiheit und Sicherheit ein Wertepaar unserer Belastbarkeit zu berechnen und unsere Be- relevant ist für die öffentliche Sicherheit, können werden. Risiken für das soziale Gefüge schließlich sind, sollte dabei Konsens sein. wältigungsfähigkeiten – zunächst gedanklich – aus- ihrerseits Folgen nach sich ziehen, die in einer Art werden am frühesten von den betroffenen Bürgern zubauen. Domino-Effekt weitere Schäden provozieren. Unse- re modernen Infrastrukturen stellen sich als kom- In den Foren tauchte die Frage auf, ob es nicht letzt- plexes Räderwerk aus miteinander verbundenen, hstof lich die Extremerfahrungen sind, die eine Änderung interdependenten und adaptiven Systemen dar, von KRITIS-Verzahnung o fe rgun R von Einstellungen erst herbeiführen und notwendi- deren störungsfreiem Funktionieren Menschen in so g er Prof. Dr. Hermann J. ge Richtungswechsel einleiten. Der durch einen Ex- ihrem privaten Lebensumfeld, staatliche Institu- v IK Thomann, tremtsunami ausgelöste Atomunfall in Fukushima tionen und Wirtschaftsbranchen abhängen. Es ist ie g T Vorstandsvorsitzender hat diese Annahme bestätigt: Unter dem Eindruck nicht nur die Verzahnung der Infrastrukturen, die die r ZOES der Katastrophe haben sich einige Regierungen Analyse der immanenten Risiken zu einem kompli- e n m ei itt zu einer Neubewertung der Kernenergie bzw. zum zierten Unterfangen macht, sondern auch die Viel- E n z e

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Ausstieg entschieden. Diese politische Entschei- zahl der Abhängigkeiten und die Geschwindigkeit r e

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besser beherrschbar und verantwortbar erscheint. Schritt halten kann. g F

o d L n u Unser Ausflug an die Ränder des Vorstellbaren soll- Dass die Nutzung risikobehafteter Technologien n e B nk a Ba te jedoch nicht zu der verzerrten Wahrnehmung jedoch auch enorme Vorteile hat, lässt sich anhand r G g e e führen, das Leben in einer modernen Technologie- der Internettechnologie am besten verdeutlichen ld s u (z.B. rasche Informationsbeschaffung, Nutzung n gesellschaft wie der unseren sei so gefährlich wie d h nie zuvor. Dies ist sicherlich nicht der Fall. Es gibt gemeinsamer Plattformen, „informationelle Globa- ei ts wenige Länder auf der Welt, die sich eines so hohen lisierung“). Erst wenn das Web gestört ist, kommt system

E z Sicherheitsniveaus in allen Bereichen des Lebens er- uns dies zu Bewusstsein. r i n ä t freuen können wie Deutschland. Hierzu gehört auch t h ft s ru a n h u die Erkenntnis, dass technischer Fortschritt wichtig gs sc wirt J und richtig ist, weil er in der Regel Erleichterungen S , t g verschafft und nutzenstiftende Möglichkeiten- er a n Grafik: ZOES at tu öffnet. Manche neuen Technologien bedürfen aber , Verwal auch einer kritischen Wertung, bevor sie für die allgemeine Nutzung freigegeben werden (Ich den- ke hier an die pränatale Medizin, an die Erzeugung Portraitfoto: ZOES, Klaus Dombrowsky 6. Nachwort und Ausblick auf das Jahresthema 2012 Mitwirkende

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Nachwort und Ausblick auf das Jahresthema 2012 Das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit e. V. dankt allen Mitwirkenden für ihren Beitrag zum Gelingen der Jahrespublikation:

Prof. Dr. Gerhard Adrian Dr. Lars Gerhold Kirsten Lühmann Bernhard Schneck Präsident des Deutschen Wetterdienstes wissenschaftlicher Koordinator des Mitglied des Deutschen Bundestages Technischer Geschäftsführer, GeNUA Demographischer Wandel – Forschungsforums Öffentliche Sicherheit (SPD), Mitglied des Ausschusses für GmbH Dr. Michael Arzberger Vice President Research & Development, Ralf Göbel Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Dr. Sandra Schulz Power Plus Communications AG stellvertretender Abteilungsleiter der sowie Mitglied des Innenausschusses Vice President Political Affairs und Herausforderungen für Michael Bartsch Bundespolizei im Bundesministerium Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas Leiterin Hauptstadtrepräsentanz Berlin, Manager Marketing & Communications, des Inneren Leiter der Abteilung „Schlüsseltechno- Thales Deutschland GmbH, Programm- T-Systems International GmbH Dr. Dietmar Gollnick logien – Forschung für Innovationen“ vorstand des Zukunftsforums Öffentli- Vorsitzender der Geschäftsführung, im Bundesministerium für Bildung und che Sicherheit e. V. Marie-Luise Beck Forschung ländliche Räume, Städte Projektkoordinatorin des Forschungs­ e*Message – Wireless Information forums Öffentliche Sicherheit Services Deutschland GmbH Jörg Marks Mitglied des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Dr. René Gottschalk Leiter Siemens Building Technologies (CDU), innenpolitischer Sprecher Clemens Binninger GmbH & Co KG, Siemens AG Mitglied des Deutschen Bundestages stellvertretender Amtsleiter des Stadt- Prof. Dr. Jean-Pierre Seifert und Deutschland in Europa gesundheitsamtes Frankfurt Alexander C. Mayer TU Berlin und Deutsche Telekom (CDU/CSU), Mitglied des Innenausschusses Dr. Helmut Grimm Vertrieb kommunale Rechenzentren, Laboratories, Fachgebiet „Security in Stephan Boy Cisco Systems GmbH Telecommunications“ Geschäftsführer, KKI GmbH Sonderbeauftragter des Vorstandes, Tengelmann Warenhandelsgesellschaft Patrick Meinhardt Norbert Seitz KG Mitglied des Deutschen Bundestages Abteilungsleiter „Krisenmanagement Die Rede vom „demographischen Wandel“ ist mitt- Institutionen oder eine Fokussierung staatlicher Si- Mitglied des Deutschen Bundestages (FDP), Mitglied des Ausschusses für und Bevölkerungsschutz“ im Bundes­ (SPD), Mitglied des Haushaltsausschusses Michael Hange lerweile in aller Munde. Er erscheint regelmäßig wie cherheitsaufgaben notwendig? Präsident des Bundesamtes für Sicher- Bildung, Forschung und Technikfolgen­ ministerium des Inneren Albrecht Broemme heit in der Informationstechnik abschätzung Joachim Steig ein Menetekel in medialen Diskussionsrunden und Präsident der Bundesanstalt Technisches Dr. Horst Miska Key Account Director Public Security Hilfswerk Michael Hartmann hinterlässt oft eine Spur der Ratlosigkeit. Denn Das sind nur einige Aspekte, mit denen sich das Mitglied des Deutschen Bundestages Mitglied der Schutzkommission beim Marketing & Sales, Thales Deutschland Bundesministerium des Inneren GmbH wie auf die Bevölkerungsentwicklung in Deutsch- Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit im Rahmen (SPD), innenpolitischer Sprecher der Mitglied des Deutschen Bundestages SPD-Fraktion Hildegard Müller Prof. Dr. Jürgen Stock (FDP), Mitglied und Obfrau der FDP- land mit adäquaten politischen Maßnahmen zu des Jahresthemas 2012 befassen wird. Dabei wird Dr. Iris Henseler-Unger Hauptgeschäftsführerin des Bundes­ Vizepräsident des Bundeskriminalamtes Bundestagsfraktion im Ausschuss für verbandes der Energie- und Wasserwirt- reagieren sei, darüber gehen die Meinungen aus- deutlich: Die mit dem demographischen Wandel Umwelt, Naturschutz und Reaktor­ Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur Matthias L. Strate schaft Fachbereichsleiter „Rettungsdienst und einander. Einig ist man sich aber in einem Punkt: verbundenden Herausforderungen werden nicht sicherheit Dieter Hesse Leiter Vertriebsregion Ost, Dräger Safety Herbert Nalbandjan Bevölkerungsschutz“ bei der Johanniter- Raimund Bücher General Manager, 3M Deutschland GmbH Unfall-Hilfe e. V. Die tiefgreifende Veränderung des Altersgefüges überall gleich sein. Polizei, Feuerwehr, Rettungs- Vorsitzender des Bundesverbandes AG & Co. KGaA ist aktuelle Herausforderung und Zukunftsthema dienste und Katastrophenschutz etwa müssen in Betrieblicher Brandschutz/Werkfeuer- Dr. Hans-Dieter Heumann Ortwin Neuschwander Ralph Stühling wehrverband e. V. Präsident der Bundesakademie für Unternehmensberatung Neuschwander Kreisbrandinspektor, Deutscher Feuer- wehrverband e. V. gleichermaßen. Sie beeinflusst die Lebensplanung dünn besiedelten ländlichen Regionen anderen Manfred Buhl Sicherheitspolitik Dr. Konstantin von Notz für das Alter, die Mobilität, den Arbeitsmarkt und Anforderungen gerecht werden als in urbanen Bal- Vorsitzender der Geschäftsführung, Dr. Wolf Junker Mitglied des Deutschen Bundestages Frank Tempel Securitas Deutschland Holding Referatsleiter für Zivile Sicherheit im (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Mitglied Mitglied des Deutschen Bundestages das Berufsleben. Sie wirkt sich schon jetzt auf Pro- lungsräumen. Deshalb befassen sich im Jahr 2012 GmbH & Co. KG Bundesministerium für Bildung und des Innenausschusses sowie Mitglied (Die Linke), Mitglied des Innenaus­ Forschung der Enquete-Kommission „Internet und schusses, stellvertretendes Mitglied duktgestaltung, kulturelle Angebote, Immobilien- zwei Zukunftsforen mit den Perspektiven und He- Detlev L. Burgartz digitale Gesellschaft“ des Sportausschusses sowie stellver­ Inhaber, Pro Versicherer Dieter Kaden markt und Gesundheitsdienstleistungen aus. Und rausforderungen für die öffentliche Sicherheit im Uwe Osterkamp tretendes Mitglied des Ausschusses Vorsitzender der Geschäftsführung, für Gesundheit Deutsche Flugsicherung GmbH Vorstand, ProDV Software AG sie stellt unsere Sozialsysteme vor große Heraus- ländlichen Raum und in der Stadt, ergänzt durch ein Mitglied des Deutschen Bundestages Prof. Dr. Hermann J. Thomann (FDP) sowie parlamentarischer Staats- Robert Kamrau Dr. Sigurd Peters Clemens Binninger, forderungen. drittes Zukunftsforum, das sich mit übergeordne- Leiter des Fachbereichs „Katastrophen- Globaler Geschäftsfeldleiter Consulting, sekretär im Bundesministerium für Business Development Executive Public TÜV Rheinland Group sowie Vorstands- Mitglied des Deutschen ten Fragestellungen der öffentlichen Sicherheit im Wirtschaft und Technologie Sector, IBM Deutschland GmbH medizin National“ der Deutsch-Euro­ päischen Kommission für Bevölkerungs- vorsitzender des Zukunftsforums Bundestages von Vergleichsweise wenig öffentlich diskutiert wird in- europäischen Rahmen beschäftigt. Axel Dechamps Dr. Ibrahim Karasu schutz e. V. Öffentliche Sicherheit e. V. Deutsches Komitee für Katastrophenvor- Geschäftsführer Retail Banking und Serkan Tören CDU/CSU und Beirats­ des über die Auswirkungen des demographischen sorge e. V., stellvertretender Vorstands- Banktechnologie, Bundesverband Helmut Picko Leiter des Dezernates „Wirtschafts- Mitglied des Deutschen Bundestages mitglied des ZOES Wandels für die Sicherheit in Deutschland. Dabei Es gehört zu den vornehmsten Aufgaben des Staa- vorsitzender des Zukunftsforums deutscher Banken (FDP), Mitglied des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit e. V. kriminalität und IuK-Kriminalität“ beim Prof. Dieter Kempf Landeskriminalamt NRW Menschenrechte und Humanitäre Hilfe, prägt die Bevölkerungsentwicklung auch und gera- tes, Sicherheit für seine Bürger zu gewährleisten. Lutz Diwell Vorstandsvorsitzender, DATEV eG, sowie Mitglied des Innenausschusses Staatssekretär a. D. Präsident, BITKOM e. V. Prof. Dr. Johann-Christian Pielow de die öffentliche Sicherheit und wirft Fragen auf: Gerade deshalb stellt die Veränderung in der Al- Geschäftsführender Direktor des Bernhard Tschöpe tersstruktur der Bevölkerung auch in diesem Be- Prof. Dr. Wolf Dombrowsky René Kiefer Instituts für Berg- und Energierecht Landesvorsitzender Berlin des Bundes- Lehrstuhl Katastrophen-Management, Leiter Services & Maintenance, Siemens an der Ruhr Universität Bochum verbandes Betrieblicher Brandschutz/ Wie entwickelt sich die Kriminalität in einer altern- reich eine wichtige politische Gestaltungsaufgabe Steinbeis Business Academy AG Werkfeuerwehrverband Deutschland Gisela Piltz e. V., Leiter Standortsicherheit, Bayer Uwe Kirsche den Gesellschaft? Gibt es zukünftig andere Strafta- der kommenden Jahre dar. Dabei kommt es darauf Mitglied des Deutschen Bundestages Schering Pharma AG Mitglied des Deutschen Bundestages Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (FDP), Mitglied des Sportausschusses ten? Wird der abnehmende Anteil von jungen Men- an, die Auswirkungen der demographischen Verän- (SPD), stellvertretendes Mitglied des des Deutschen Wetterdienstes sowie im Ausschuss für Planung und Christoph Unger Präsident des Bundesamtes für Bevölke- schen für einen Rückgang der Kriminalität sorgen? derungen frühzeitig zu erkennen, um gestalten zu Innenausschusses Hans-Peter Kröger Stadtentwicklung, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion rungsschutz und Katastrophenhilfe Oder wird umgekehrt die Zuwanderung in urbane können. Es geht darum, Risiken zu identifizieren, Christian Endreß Präsident des Deutschen Feuerwehrver- wissenschaftlicher Mitarbeiter an der bandes e. V. Detlef Raphael Clemens Graf von Waldburg-Zeil Vorstandsvorsitzender des Deutschen Räume kriminelle Milieus anwachsen lassen? um vorbeugen zu können, aber auch darum, Chan- Universität Witten/Herdecke Norbert Kronenberg Beigeordneter beim Deutschen Städtetag Roten Kreuzes e. V., Schatzmeister des Dr. Johann Fichtner Referatsleiter beim Deutschen Städtetag cen zu begreifen, um sie nutzen zu können. Dazu Dr. Peer Rechenbach Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit Corporate Research and Technologies Prof. Dr. Hans-Jürgen Lange Vorsitzender des Arbeitskreises V der e. V. Wie wird sich unsere Gesellschaft verändern? Wird möchte das Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit CT T DE, Siemens AG Universität Witten/Herdecke, Fakultät Landesinnenministerkonferenz, Behörde Prof. Dr. Lothar H. Wieler Michael von Foerster für Kulturreflexion für Inneres und Sport der Freien und sie ängstlicher, zurückgezogener, risikoaverser wer- mit dem Jahresthema „Demographischer Wandel geschäftsführender Direktor des Insti- Bosch Sicherheitssysteme GmbH, Vorsit- Hansestadt Hamburg Peter Lange tuts für Mikrobiologie und Tierseuchen den? Wie werden die Selbsthilfefähigkeiten einer – Herausforderungen für ländliche Räume, Städte zender der ZVEI-Landesstelle Berlin Kanzler der Freien Universität Berlin Gerold Reichenbach an der Freien Universität Berlin Mitglied des Deutschen Bundestages alternden Bevölkerung im Katastrophenfall ausse- und Deutschland in Europa“ einen Beitrag leisten. Benedikt Liefländer Hartfrid Wolff Mitglied des Deutschen Bundestages (SPD), Mitglied des Innenausschusses Bereichsleiter Notfallfürsorge des Malte- Mitglied des Deutschen Bundestages hen? (SPD), Mitglied des Sportausschusses, ser Hilfsdienstes e. V. Cornelia Rogall-Grothe (FDP), Mitglied des Innenausschusses des Innenausschusses sowie stellver­ Staatssekretärin im Bundesministerium Yitzhak Lifshitz sowie Vorsitzender des Arbeitskreises tretendes Mitglied des Verteidigungs- des Inneren, Beauftragte der Bundesre- Direktor Konzernsicherheit, Axel Springer Innen- und Rechtspolitik der FDP- Wie sind Sicherheitsbehörden, Polizei oder Frei- ausschusses gierung für Informationstechnik AG Bundestagsfraktion willigen-Organisationen wie die Feuerwehren, die Clemens Binninger, MdB Dr. Bernhard Gause Dr. Erich Rome Mauro Lima-Vaz Jörg Ziercke Mitglied der Hauptgeschäftsführung Projektleiter am Fraunhofer-Institut für Niederlassungsleiter und Prokurist, Präsident des Bundeskriminalamtes Rettungsdienste und das Technische Hilfswerk Berlin, im Januar 2012 des Gesamtverbandes der Deutschen Intelligente Analyse- und Informations- Bosch Sicherheitssysteme GmbH aufzustellen? Wie kann mit einem Personal- und Versicherungswirtschaft e. V. systeme Volker Zintel Wolfgang Lohmann freier Managementberater Luftverkehr Dr. Clemens Gause Prof. Dr. Jochen H. Schiller Fachkräftemangel umgegangen werden? Welche Vizepräsident des Bundespolizei­ und Sicherheit Geschäftsstelle, Zukunftsforum Vizepräsident der Freien Universität Ber- präsidiums technische Ausstattung wird in Zukunft gefragt Öffentliche Sicherheit e. V. lin, Projektleiter des Forschungsforums Öffentliche Sicherheit sein? Sind organisatorische Veränderungen, neue Portraitfoto: Clemens Binninger IMPRESSUM:

Herausgeber: Prof. Dr. Hermann J. Thomann Axel Dechamps Dr. Sandra Schulz Clemens Graf von Waldburg-Zeil

V.i.S.d.P. Dr. Clemens Gause, Berlin

Redaktion: Dr. Susanne Schubert, Berlin

Lektorat: Daniela von Treuenfels, Berlin

Gestaltung: Galasix-Schack, Bodenheim b. Mainz

Druck: Druckerei Schlesener KG, Berlin

Redaktionsschluss/Auflage: 23. 01. 2012, 1. Auflage/500

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