stachlige argumente Zeitschrift des Landesverbandes / Nr. 182 / JUNI 2011

Eine grüne Stadt für alle

unsere Schlüsselprojekte

PARTEILEBEN MENSCHEN UND ZEITEN DEBATTE Sechs BürgermeisterInnen Stricken mit Michael Atomausstieg 2017 Inhalt Editorial

Titelthema

4 Eine Partei für Alle 34 38 50 von und Daniel Wesener

6 "Doppelspitzen werden unterschätzt" angestachelt ! Ein Gespräch mit den Landesvorsitzenden von Oliver Münchhoff betr.: Atomkraft

10 Ein Klima-Stadtwerk Wie gelähmt konnten wir in den letzten zwei Monaten in Zeitlupe medial verfolgen, für Berlin wie eine Region und ein ganzes Land in den Folgen eines Super – GAUs versinkt. von Michael Schäfer Parteileben Debatte Menschen und Zeiten Obwohl, lange blieb es nicht auf Seite 1 des medialen Interesses: Vielmehr rückte in den Mittelpunkt, ob dass auch bei uns passieren könne. Was für eine Frage- 12 Öffentlich geförderte 26 Integrative Stadt 36 25 Jahre Tschernobyl 44 Hilfe für die Demokratie- stellung. Die jahrzehntelangen Proteste von vielen Aktiven und uns Bündnisgrünen Beschäftigung muss Inklusive Stadt von Renate Künast bewegung in Libyen – zeigen jetzt aber endlich kleine Erfolge bei den Dagegen-Parteien: Eine schwarz- nachhaltig sein Queere Stadt aber nicht mit Krieg gelbe Regierung, die vor sechs Monaten noch gemeinsam mit Großkonzernen die von und WeltStadt 38 Der Atomausstieg ist machbar! von Hans-Christian Ströbele Atomstromparty für die Anteilseigner in eine Verlängerung gehen lassen wollte, Sabine Bangert von Bärbel Höhn konsequent die Risiken ausblendete und als Brückentechnologie verniedlichte, hat 28 Unterwegs für eine Stadt 44 Strickmuster aus dem erheblichen Risiko, nicht mehr gewählt zu werden, eine Kehrtwende voll- 14 Das grüne Programm – von Sebastian Wanner 41 Brandenburg: Rot-Rot macht von Tine Hauser-Jabs und zogen, wie man sie keinem Wendehals nach dem Mauerfall zutrauen würde: Von ein soziales Programm Werbefeldzug für klima- Michael Cramer „gesellschaftlicher Pionierleistung“ schwadroniert nun mit stolzgeschwellter Brust von Oliver Münchhoff 31 Grüne Stadt – Grüne Bezirke schädlichsten Brennstoff ein Umweltminister Röttgen. und Stefan Senkel Bürgermeisterkandidatinnen Gespräch mit 46 „Völker der Welt, schaut Wie glaubwürdig kann eine Partei eigentlich sein, die vor ihrer eigenen Meinung von Oliver Münchhoff nicht auf diese Stadt!“ flieht und dafür eine Ehtikkommission braucht? 16 Schuldistanz in 34 Unsere Landesliste – von Florian Schärdel Renate Künast skizziert uns Berlin im Mai 1986 nach der Tschernobylkatastrophe Friedrichshain-Kreuzberg unsere ersten zwanzig 42 Woher kommen die und Bärbel Höhn stellt uns kurz das grüne Ausstiegskonzept für 2017 vor. Weiteres von Monika Herrmann grünen Wähler? 48 Ein Modellspender wird kommen – auf der BDK am 25. Juni in Berlin. von Christine Dörner von Pola Böhm und 18 Familienzentren in jeden Bezirk Barbara Fischer betr.: Eine Stadt für alle – unser Wahlprogramm von Elfi Jantzen 49 Flundern der Großstadt Unser Titel ist diesmal unser Programm: Wir wollen anhand von Schlüsselprojekten 19 E-Government für Berlin von Tilo Fuchs unseres Programms Euch darstellen, wie grüne Projekte in der Stadt angegangen von Thomas Birk werden können. Aber, wie mensch das auch mal tun sollte: Gemach - wir konnten 50 Nachruf für Anne Klein natürlich nicht alle Themen abbilden, aber wir hoffen eine gute Auswahl getroffen 20 „Es wird kein Berliner von Renate Künast zu haben. Es zu lesen lohnt sich natürlich absolut, wie unsere Kollegen von der Moorburg geben“ Berliner Zeitung in ihrer Rezension vom 19. Mai bestätigen: „237 Seiten, auf DIN Ein Gespräch mit 51 Termine/Impressum A5, flüssig durchgeschrieben und zu einem Buch gebunden. Es wendet sich an den Claudia Hämmerling bildungsbürgerlichen Feuilleton-Leser. Vor jedem Kapitel stehen Zitate von Pablo Pi- von Ronald Wenke casso, Robert Musil der John F. Kennedy. Wir empfehlen dazu einen Riesling.“ Aber werte Kollegen: Überschriften lesen reicht nicht, außer vielleicht beim Riesling. 23 Baden in der Spree von Felicitas Kubala Inhalte zählen und die Umsetzung zählt und die heißt: Eine Stadt für alle.

24 Wie bekommen die für die Redaktion, Berliner und Berlinerinnen Oliver Münchhoff ihr Wasser zurück?

von Heidi Kosche fotolia zaric - © jelena Titel - Schoelzel Münchhoff (2), Andreas © Oliver

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Eine Liebe Berliner Bündnisgrüne, seit unserer Wahl zu Euren Landesvorsitzenden Anfang März ist viel passiert. Wir haben unser Wahlprogramm „Eine Stadt für alle“ verabschiedet – als erste der Berliner Parteien. Bei einer beeindruckenden Mitgliederversamm- Das gilt auch innerhalb unseres Landesverbandes. Flügel- lung im Tempodrom mit mehr als 800 Wahlberechtigten schlagen kann für Auftrieb sorgen, wenn die Flügel sich und der Landesdelegiertenkonferenz eine Woche später nicht ineinander verhaken. Aus Reibung kann Energie Partei FÜR haben wir eine Landesliste für die Abgeordnetenhauswahl entstehen und Konkurrenz ist produktiv, wenn es sich um aufgestellt. Wir finden: Beides kann sich sehen lassen. einen Wettstreit der besten Ideen und Konzepte handelt. Denn unser Programm und unser Personal bilden nicht nur Gegenseitige Wertschätzung ist dabei ebenso essentiell, die Partei in ihrer ganzen Breite, sondern auch die Vielfalt wie Konflikte fair auszutragen. Denn wer politisch etwas der Stadt und ihrer Menschen ab. verändern und Verantwortung für die ganze Stadt über- nehmen will, wird für die gemeinsamen Ziele auch gemein- Jetzt heißt es aber als nächstes: Wahlkampf, Wahlkampf, sam kämpfen müssen. lle Wahlkampf! Aus unserer Landesgeschäftsstelle ist Anfang A Mai die „Grüne Botschaft“, unsere Wahlkampfzentrale, Immer mehr Berlinerinnen und Berliner wollen sich mit uns geworden. Bei unseren vielen Terminen in allen Teilen der zusammen und als Grüne für die Stadt engagieren. Viele Stadt wird immer deutlicher, welche hohen Erwartungen Bezirksgruppen wachsen rasant, und auch die Landesar- sich seitens der Berlinerinnen und Berlin an Grün richten. beitsgemeinschaften haben großen Zulauf. Wir müssen Die Devise lautet: Zuhören, hinschauen, Lösungen aufzei- unsere Strukturen so ausrichten, dass wir den Anliegen gen – und dabei unsere Vision einer Stadt für alle fest im aller Mitglieder gerecht werden und ihre Kompetenzen Blick haben. Wir müssen noch sensibler für die Anliegen nutzen können. Wir brauchen neue Formen der internen und alltäglichen Probleme der Stadtgesellschaft werden. Kommunikation und eine engere Kooperation zwischen Berlin hat mehr verdient als rot-rote Politikmüdigkeit. Landes- und Bezirksebene. Und wir werden miteinander diskutieren müssen, welche Erwartungen sich an die Lan- Trotzdem ist uns wichtig, auch vor dem 18. September desgeschäftsstelle richten und was das für ihre zukünftige über den Wahltag hinaus zu blicken. In den verbleiben- Ausstattung bedeutet. den Monaten wollen wir unseren Landesverband mit sei- nen Aktiven, Gliederungen und Gremien intensiv auf die Wir haben uns ganz besonders darüber gefreut, dass wir Zeit danach und eine mögliche Regierungsbeteiligung schon nach wenigen Wochen im Amt das 5000. bündnis- vorbereiten. Wir wollen frühzeitig über die anstehenden grüne Mitglied begrüßen konnten. Wir sehen uns in der Herausforderungen, über Rollen- und Aufgabenverteilung Verantwortung für alle Mitglieder und wissen gleichzeitig, sprechen. Denn eins ist klar: Auch wenn im Roten Rathaus dass es nicht einfacher wird, allen gerecht zu werden. Da- Grün regiert wird, bildet die Partei das Rückgrat unserer her ist uns ein Punkt besonders wichtig: Wir sind offen Politik – als Schnittstelle zu den Mitgliedern und und dankbar für Eure Anregungen und Kritik. Kommt auf Stadtgesellschaft. Aus der der Partei müssen auch uns zu, egal ob es um neue Themen und programmatische die Impulse für die programmatische Weiterentwicklung Anstöße oder um organisatorische Belange geht. Denn ge- kommen – gerade in Regierungszeiten. meinsam sind wir stärker.

Wir stehen für eine neue politische Kultur in Berlin und wol- Eure Bettina und Euer Daniel len mit der Stadt regieren: Dabei geht es um Respekt und Partizipation, die Begegnung auf Augenhöhe, um trans- parente Verfahren und nachvollziehbare Entscheidungen

© Oliver Münchhoff © Oliver als Grundlage für tragfähige Lösungen und Kompromisse.

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„Doppelspitzen werden unterschätzt“ Ein Gespräch mit den Landesvorsitzenden Bettina Jarasch und Daniel Wesener

Seit Anfang März haben wir einen neuen Landesvorstand: Bettina: Dafür brauchen wir eine gute Streitkultur und ein Ansagen haben: Da ist etwas schlecht oder gut, richtig alle stehen, so dass alle sicher sein können, dass sie Solidari- Mit Bettina Jarasch und Daniel Wesener ziehen wir in den Gesellschaftsbild, das es uns ermöglicht, die beiden Pole oder falsch und muss am besten sofort umgesetzt werden tät bekommen werden, wenn sie sie denn einmal brauchen. aufregendsten Wahlkampf, den Berlin je hatte. Stachlige- zusammenzubringen. Wir denken den Menschen einer- - das kann auch in schwieriges Fahrwasser führen. Die Gerechtigkeit ist eben keine Frage von Gruppenstärke. Argumente-Redakteur Oliver Münchhoff traf beide in seits emanzipatorisch und selbstbestimmt gegenüber Ge- Konflikte um K 21 oder Mediaspree zeigen das. Bewe- unserer Wahlkampfzentrale und sprach mit ihnen über sellschaft und Staat. Andererseits sehen wir den Menschen gungen können einfach forcierter Forderungen stellen als Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, kann das zu grüne Grundwerte, die Rolle der Partei und Koalitions- eingebettet in die Natur und in seine soziale Umwelt. Des- etwa eine regierende Partei. Glaubwürdigkeitsverlust und Parteiverdrossenheit füh- verhandlungen. halb kann das Pochen auf Autonomie bei uns nicht zur ren. Unsere Partei gilt als besonders glaubwürdig. Müss- Ellenbogenmentalität werden. Ein tatsächlich typisch grü- Bettina: An diesen Erwartungsdruck werden wir uns ge- te man besser formulieren: Die noch am wenigsten Un- Manchmal hab ich so die Vorstellung - und ich darf kli- ner Grundwert ist die Nachhaltigkeit. Sie bietet einen Ori- wöhnen müssen. Gerade, weil wir selbst aus Bewegun- glaubwürdigste? scheehaft sein: Lohas wohnen zur Untermiete in einem entierungsrahmen für nahezu alle Politikfelder: nicht nur gen kommen, ist dieser Erwartungsdruck hoch und die feministisch-alternativen Anti-Rassismus Wohn- und in der Ökologie, sondern beispielsweise auch in unserer Gefahr zu enttäuschen immer da. Ein verständlicher, aber Daniel: Eine Partei sollte zur Selbstkritik fähig sein, aber Arbeitsprojekt auf Genossenschaftsbasis ohne Chefs, Haushaltspolitik. Eine nachhaltige Haushaltspolitik lässt gefährlicher Reflex ist es, sich als Regierungspartei gegen auch selbstbewusst. Man wird über die Parteigrenzen zusammen beflaggt man noch einmütig das Haus mit sich weder von Interessengruppen noch allein von aktu- vermeintlich anstrengende Bürgerinitiativen abzukapseln. hinweg immer wieder über das Agieren der Parteien und Anti-Atom-Bannern und kümmert sich liebevoll um die ellen Debatten leiten. Orientierung an der Nachhaltigkeit Das habe ich im erlebt. Aber wir wollen Bür- ihre Rolle nachdenken müssen. Spendenaffären, der Bruch Baumscheibe neben der E-mobil Parkbucht direkt vor dem kann auch dabei helfen, Gerechtigkeit und Selbstbestim- gerbeteiligung – auch wenn wir dabei im Fokus der Kritik zentraler Wahlversprechen – das schadet der Demokratie, Fair-Trade Laden. Alles tutti. Und im Souterrain gibt´s mung auszutarieren. stehen. Beteiligung ist für uns wesentlich - nicht nur aus da gibt es nichts zu beschönigen. Aber wenn die Parteien das Plenum "Unsere Werte" und mensch merkt plötzlich: demokratietheoretischer Sicht. Wir müssen allerdings von kritisiert werden, ist auch Selbstbewusstsein angebracht. Holla, wir müssen ganz schön viele und viel unter einen Daniel: Mir fallen in diesem Zusammenhang immer zwei vorn herein transparent machen, wer die Verantwortung Der übergroße Anteil von Menschen, die sich in Parteien Hut bringen. Negativbeispiele ein: Die FDP, die individuelle Freiheit bis für das Ganze hat und wie die Entscheidungen am Ende engagieren, hat nichts mit dem vermeintlich bösen Berufs- Besteht nicht die Gefahr, dass alles nur noch unverbind- zum Marktradikalismus verabsolutiert. Und die Linkspartei, fallen werden. politiker zu tun. Das sind gerade bei uns Grünen Leute, die lich im Raum schwebt, um einen Rahmen für Werte zu deren Idee von Gleichheit auch etwas Bevormundendes sich ehrenamtlich, mit wahnsinnig viel Zeitaufwand und erzeugen, der zudem noch genuin grün sein soll? hat. Das sind nicht unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit Daniel: Als Partei haben wir sicherlich eine andere Rolle als aus Überzeugung politisch engagieren. und Selbstbestimmung, sondern grüne Politik besteht dar- Bürgerinitiativen oder eine soziale Bewegung. Es wäre des- Bettina: Es gibt tatsächlich nicht „den grünen Wert“. Un- in, beides immer wieder neu abzugleichen. halb unehrlich, wenn ich als Grüner so tun würde, als gäbe Bettina: Ich glaube, dass auch der typische „Politsprech“, sere Entstehungsgeschichte aus verschiedenen sozialen es hier keine Unterschiede. Entscheidend ist für uns der der nur noch aus Worthülsen besteht, die Glaubwürdigkeit Bewegungen - Frieden, Frauen, Anti-Atom, Ökologie, Mit der Selbstbestimmung ist das ja so eine Sache: Es Umgang mit Protest und welche politische Kultur wir dabei von Politik untergräbt. Spitzenpolitikerinnen und -politi- Bürgerrechtsfragen – bringt es mit sich, dass uns unter- gibt Gruppen, die sehr engagiert und politisch aktiv sind, pflegen wollen. Wir versprechen den Initiativen nicht, ihre ker werden dadurch weniger angreifbar, aber sagen eben schiedliche Grundwerte tragen: Bei einigen sind die Fra- meist gut vernetzt und gut gebildet, und andere, die füh- Forderungen eins zu eins zu übernehmen, sagen aber: Wir oft nichts Substantielles mehr. Dennoch möchte ich für sie gen individueller Rechte stärker ausgeprägt. Andere haben len sich eigentlich nur durch Verwaltungen gegängelt und sind für eure Anliegen und Ideen offen und wir stellen uns auch mal eine Lanze brechen. Sie sitzen im Ausschuss im eher einen universellen Blick und stellen Gerechtigkeit und wollen am liebsten in Ruhe gelassen werden. bei Konflikten auch der Debatte. Parlament und müssen gucken, was machbar ist, wenn Solidarität in den Vordergrund. Dabei gibt es natürlich man zu einem Gesetz kommen will. Und das bei einem manchmal auch Konflikte: Wenn ein sehr universalistischer Daniel: Es gibt vor allem viele Menschen, die sich engagie- Da stellt sich mir die Frage nach Minderheiteninteressen, Thema, das für sie womöglich ein Herzensanliegen ist und Ansatz aus der Ökologie-Bewegung auf einen individuel- ren, gerade weil sie sich gegängelt und nicht erst genom- die man als Regierungspartei nicht mehr so umzusetzen einmal der Grund war, überhaupt politisch aktiv zu wer- len Ansatz für ein größtmögliches Selbstbestimmungsrecht men fühlen. Wir Grüne finden es gut, wenn Leute sagen: vermag, weil man das Große und Ganze im Auge behalten den. Es kommt dann gewöhnlich zu einem Kompromiss trifft, welches wir gerade als bürgerrechtlich-emanzipatori- Wir wollen mitgestalten. Aber eins ist natürlich richtig: muss. und dann stellt sich die Frage, wie man den nach außen sche Partei sehr hoch halten. Das sind häufig Leute mit bestimmten materiellen und vertritt. Profis erzählen einem dann, wie Mediendemo- Bildungsvoraussetzungen - ein klassisches Problem von Daniel: Auch der Schutz von Minderheiten ist eine Frage kratie funktioniert und dass man alles als Erfolg verkaufen Daniel: Entscheidend ist doch, inwieweit es gelingt, auf Beteiligung. Wir wollen bei Beteiligungsverfahren deshalb des Gemeinwohls. Das heißt für uns im Zweifelsfall, für muss. Ergebnis ist häufig eineS prache, die die Bevölkerung der Basis verschiedener Werte glaubwürdig Politik zu ma- auch dezidiert an Gruppen herantreten, die normalerweise diese Minderheiten Partei zu ergreifen. als leer und floskelhaft empfindet. Ich will das gar nicht chen. Das heißt: Werte in politisches Handeln zu überfüh- nicht als erstes auf der Matte stehen. entschuldigen, aber es ist schon eine Mühle, durch die man ren. Unsere Glaubwürdigkeit rührt vor allem daher, dass Bettina: Zumal klar ist, dass jeder Mensch, der einer ver- gemahlen wird. Es ist gar nicht so einfach, sich dabei eine wir Kontroversen um Gerechtigkeit und Selbstbestimmung Mal in eine andere Richtung gedacht: Parteien haben eine meintlich privilegierten Gruppe angehört, auch in eine Situ- gewisse Freiheit in der Sprache zu bewahren. Das merke auch austragen, wenn es nötig ist. Programmatik, die parlamentarisch umgesetzt werden ation kommen kann, in der er oder sie plötzlich zur Minder- ich auch jetzt als Landesvorsitzende, wo ich mehr in der soll. Bewegungen müssen eher den Impetus sehr klarer heit gehört. Es geht um das Fundament, auf dem letztlich Öffentlichkeit stehe.

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Inwieweit? In dem Sinne: Mensch Politiker, sag mal klar wird vorgehalten: Euer Projekt geht nur im prosperieren- Nur so lässt sich angesichts der Haushalts- an, was du willst, wo dein Zielkonflikt ist, weil du was den Ländle. lage in Berlin glaubwürdig gestalten. Wir nicht durchsetzen kannst... verbinden Schuldenabbau mit sozialöko- Bettina: Der Dreiklang Ökonomie, Ökologie und Soziales logischen Investitionen. Bettina: Zum Beispiel. Oder auch mal zuzugeben, dass bedarf bestimmter Voraussetzungen und wird nicht prob- dein politischer Gegner was Kluges gesagt hat. lemlos aufgehen. Wir leben ja nicht in Wolkenkuckucks- Zum Regieren braucht es nun noch einen heim. Wenn wir Armut bekämpfen wollen, muss grüne Koalitionspartner. Und eine gemeinsame Daniel: Ich denke, ein Glaubwürdigkeitsverlust tritt vor al- Wirtschaft auf allen Ebenen Arbeitsplätze schaffen, nicht Idee für Berlin. Das wird schwierig, mal lem dann ein, wenn die Bevölkerung den Eindruck gewin- nur den Akademikerarbeitsplatz. Unser Projekt eines Kli- ganz unabhängig von Farbspielen. nen muss, die Parteien stehen für nichts mehr, sind beliebig mastadtwerks ist ein Positivbeispiel, weil die energetische und in ihren Positionen austauschbar. Sanierung nicht nur das Klima schützt, sondern vor allem Daniel: Eine erfolgreiche Regierung Arbeitsplätze fürs Handwerk schafft. Aber: nur weil man braucht gemeinsame Projekte, von denen Die Demoskopie lässt derzeit den Schluss zu, dass wir in Wirtschaft fördert, entstehen nicht automatisch die Ar- man sagen kann: Da wollen wir in den Berlin politisch führende Kraft werden können - eine the- beitsplätze, die wir brauchen. nächsten fünf Jahren hin, das sind unsere matische Verengung auf Wohlfühlthemen funktioniert da Ziele. Die haben wir als Grüne in unserem nicht. Daniel: Unser Konzept des Green New Deal verbindet Wahlprogramm definiert und je mehr sich Umwelt-, Wirtschafts- und Finanzpolitikpolitik mit der so- davon in einer Koalitionsvereinbarung Daniel: Fakt ist, dass es kein Thema gibt, bei dem wir sa- zialen Frage. Man kann nicht nur ökologische Politik für wiederfinden, desto besser für uns. gen, das ist uns egal. Und von einer Partei, die in Umfra- Reiche machen. Nehmen wir das Thema Gentrifizierung: gen Werte von bis zu 30 Prozent erhält, wird das auch zu Hier müssen wir soziale Mietenpolitik, Klimaschutz und Vereinbaren heißt vorher verhandeln. Bei der Trennung müssen wir ein Ergebnis vorlegen, das für die Partei zu- recht erwartet. Früher wurden wir stärker als Nischenpartei Wohnungswirtschaft zusammendenken. Nur so kann es von Amt und Mandat wie wir Grüne sie haben, vielleicht stimmungsfähig ist. Ich bin übrigens sehr froh über die wahrgenommen, obwohl wir schon immer für das große uns gelingen, große Gebäudebestände energetisch zu sa- nicht ganz einfach: Das ist die Partei, daneben steht die Trennung von Amt und Mandat. Sonst müsste ich mir wie Ganze Politik gemacht haben. nieren, ohne dass es zu Verdrängung und einer sozialen Fraktion, avisierte Senatsmitglieder und eine designierte der Partei- und Fraktionsvorsitzende der SPD an einem Tag Segregation der Stadt kommt. Regierende Bürgermeisterin. Bleibt einer Partei da nur die den einen und am nächsten den anderen Hut aufsetzen. Bettina: Deshalb bin ich auch dafür, den Begriff Volkspartei Rolle eines Scharniers, um Ergebnisse an die Basis und in Wir können uns als Doppelspitze voll auf die Vertretung zu kapern und neu zu besetzen - gedacht als eine Partei, Bettina: Auch in der Wirtschaftspolitik denken wir das die Gesellschaft zu vermitteln? der Partei konzentrieren, auch wenn das bedeutet, mal ein die nicht beliebig ist, sondern den Anspruch hat, das Ge- Ganze: Nur den grünen Teppich auszurollen reicht nicht, bisschen mehr zu telefonieren… meinwohl der gesamten Bevölkerung im Blick zu behalten. auch wenn das ein schönes Bild in unserem Wahlpro- Daniel: Es geht nicht nur darum, zwischen Basis, Fraktion Den Anspruch erheben wir auch, indem wir sagen: Eine gramm ist. Wir wollen die wirtschaftliche Eigendynamik für und einer möglichen Regierung zu vermitteln. Als Grüne Bettina: Stadt für alle! bestimmte übergreifende Ziele nutzen. Etwa mit dem Top- haben wir eine funktionale Arbeitsteilung: Der Landesvor- (lacht) ...genau, Doppelspitzen werden unterschätzt. Runner Modell, bei dem das jeweils ökologischste Produkt stand ist von der Partei gewählt und vertritt deren Inte- Das erscheint mir nicht ganz einfach. Etwa Überschriften zum Standard erhoben wird. Dafür müssen wir allerdings ressen. Senatsmitglieder, Fraktionärinnen und Fraktionäre Bettina, Daniel, ich danke Euch für das Gespräch. in unserem Programm wie "Schulden haben keine Zukunft der Eigendynamik des Wettbewerbs einen verbindlichen können da wesentlich weniger frei aufspielen… – sozial-ökologisch investieren" erzeugen ein Spannungs- Rahmen vorgeben. Eine freiwillige Selbstverpflichtung der Das Gespräch führte Oliver Münchhoff feld, das auch zu einer Beliebigkeit führen kann. Industrie reicht nicht. Das zeigt die Erfahrung. Und zum Bettina: …oder positiv formuliert: Wir können Rückenwind Rahmen: Bei Ausschreibungen muss nicht unbedingt der erzeugen. Unterstützung der Regierungsarbeit durch die Daniel: Es ist sehr grün, verschiedene Politikfelder konzepti- billigste Anbieter gewinnen; ordentliche Löhne sind ein Partei kann eben auch mal heißen: Tut uns leid, wir wissen, onell miteinander zu verknüpfen. Wir haben früh damit be- wichtiges Kriterium, und so kann man die öffentliche Auf- der Koalitionspartner will dieses oder jenes, aber wir als gonnen, Dinge zusammen zu denken, etwa Ökologie und tragsvergabe zur Steuerung nutzen. Partei wollen mehr – da müsst ihr nachverhandeln. Durch Wirtschaft. Wir sagen, das Eine geht nur mit dem Anderen, uns sitzt die Partei auf jeden Fall immer mit am Tisch. wenn wir ein wirklich nachhaltiges Wachstum wollen. Zum Ganzen gehört aber auch die Haushaltspolitik: Ich fin- de es sehr gut, dass wir in unserem Wahlprogramm offen Daniel: Als Landesvorsitzende werden wir die Koalitions- Nun, gerade in Berlin stellt sich insbesondere noch die aussprechen, dass wir keine Geschenke zu verteilen haben verhandlungen führen und möchten dabei möglichst viel

soziale Frage, gerade den Grünen in Baden-Württemberg und sogar deutlich machen, wo wir Einsparpotentiale sehen. © Suleiman Bag Fachkompetenz aus unserer Partei einbinden. Am Ende

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Ein Klima-Stadtwerk für Berlin von Michael Schäfer

Die Stadtwerke München wollen bis 2025 so viel Ökostrom angeschoben werden, die sich erst nach längerer Zeit refi- in eigenen Anlagen produzieren, dass damit rechnerisch der nanzieren. So können für den Klimaschutz Projekte ansto- gesamte Strombedarf der Millionenstadt gedeckt werden ßen werden, die wirtschaftlich sind, die aber die Gewinner- kann. Während München, wo die Grünen seit 30 Jahren wartungen privater Investoren nicht erfüllen können. mitregieren, seine Stadtwerke zu 100 Prozent in eigenem Besitz behalten hat, wurden in Berlin GASAG und BEWAG Um den Klimaschutz voranzubringen und einen wirksa- von der großen Koalition vollständig privatisiert. Klaus Wo- men Beitrag zum Atomausstieg zu leisten, wollen wir in wereit selbst hatte im Abgeordnetenhaus für den Totalver- Berlin zwei Kraftwerke neuen Typs errichten: Das grüne kauf der GASAG geworben. Klimastadtwerk soll Anlagen der erneuerbaren Energien und Blockheizkraftwerke, die es in öffentlichen Gebäuden Die Gründung eines Klima-Stadtwerks ist eines der grünen errichtet, durch Regelungstechnik so zu einem „intelligen- Schlüsselprojekte für die nächste Legislaturperiode. Es ist ten Kraftwerk“ koordinieren, dass sie Lastenunterschiede eines der grünen Instrumente, um den Verbrauch von Öl, innerhalb des Systems ausgleichen können, Spitzenlasten Kohle und Atomstrom in Berlin zu verringern. Das Stadt- reduzieren und zudem einen Beitrag zur flexiblen Aufnah- werk soll da anfangen, wo am meisten zu erreichen ist: in me von Windstrom leisten. Außerdem errichten wir ein den rund 10 000 öffentlichen Gebäuden Berlins, die oft „Einsparkraftwerk“, indem wir mit Energieeffizienz und überdurchschnittlich viel Energie verschwenden. Sie sollen Energieeinsparung die Leistung eines Kraftwerks ersetzen. eine vernünftige Dämmung und moderne Heizungsanla- gen erhalten. Das Stadtwerk soll auch Energie produzieren, Das grüne Klimastadtwerk und die Versprechen der mit Solaranlagen auf öffentlichen Dächern, Erdwärmeanla- anderen gen sowie durch hocheffiziente Blockheizkraftwerke in öf- fentlichen Kellern, die auch die Nachbarhäuser mit Wärme SPD und Linkspartei versprechen im Wahlkampf die Grün- versorgen. Bei einer gering veranschlagten Eigenkapital- dung von Stadtwerken. Wenn es ihnen ernst wäre, hätten rendite können so erstmals auch Klimaschutzinvestitionen sie in den letzten Jahren wie in Hamburg ein Stadtwerk gründen können. Stattdessen hat Rot-Rot aber für acht Milliarden Euro landeseigene Unternehmen verkauft. An- ders als wir Grüne haben die Koalitionsparteien auch kein

© danu - fotolia Finanzierungskonzept für ihr Stadtwerk. Wir wollen unser Klimastadtwerk mit einem Eigenkapital von 500 Millionen Euro ausgestatten, indem ihm jährlich im Haushalt vorhan- dene Mittel der baulichen Unterhaltung zugeführt werden. Um auch darüber hinaus wirtschaftliche Investitionen in Anlagen der erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und hocheffiziente Blockheizkraftwerke anzuschieben, wollen wir auch Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen ermögli- chen, sich finanziell bei entsprechenden Projekten des Kli- mastadtwerks zu engagieren. So kann das Klimastadtwerk Energieversorgungsstrukturen in Bürgerhand aufbauen helfen.

Der Autor ist der stellv. Fraktionsvorsitzende und Sprecher für Energiepolitik im Abgeordnetenhaus

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Öffentlich geförderte Beschäftigung Das Vorzeigeprojekt des rot-roten Senats – der öffent- Sinnvolle Arbeit mit Perspektive muss nachhaltig sein lich geförderte Beschäftigungssektor (ÖBS) – ist geschei- von Ramona Pop und Sabine Bangert tert. Dies war absehbar. Anstatt Modelle zu entwickeln, Dass dieses Prinzip funktioniert, zeigt uns das Modell der wie man dauerhaft einen ÖBS mit weniger Förderfällen, Sozialfirmen in derS chweiz. Langzeiterwerbslose können in aber dafür nachhaltig absichern kann, flüchtete sich der der Schweiz unbefristete Jobs in sogenannten Sozialfirmen Senat in eine bundesfinanzierte Förderung nach der ande- bekommen und dort arbeiten, bis sie eine Stelle auf dem ren. Die Liste ist mittlerweile lang: Beschäftigungszuschuss ersten Arbeitsmarkt gefunden haben oder bis sie in Rente nach § 16e SGB II, Konjunkturprogramm, Entgeltvariante, gehen. Der Lohn wird von den zuständigen Sozialbehör- Kommunal-Kombi und nun die Bürgerarbeit. Dieses Vor- den bezahlt. Die übrigen Betriebskosten und die Gehälter gehen bringt das Problem mit sich, dass nun einmal der für alle anderen MitarbeiterInnen muss die Sozialfirma mit Hauptgeldgeber, also der Bund, auch die Regeln bzw. die Aufträgen selbst erwirtschaften. Zielgruppen definiert, die gefördert werden sollen, und bestimmt, wie lange gefördert wird. Für die Betroffenen Immerhin schaffen bis zu 40 Prozent der Beschäftigten den brachte dieser ständige Programmwechsel mehr Unsicher- Sprung in den ersten Arbeitsmarkt. Das ist ein großer Erfolg heit als dauerhafte Beschäftigung und Integrationserfolge und ein wichtiges Ziel. Aber nicht das einzige. Bei den Sozi- blieben meist aus. alfirmen geht es auch umM enschenwürde. So haben auch Menschen, die angeblich zu alt oder krank oder zu schlecht Öffentlich geförderte Beschäftigung nachhaltig qualifiziert sind für den ersten Arbeitsmarkt in den Sozial- umgestalten firmen wieder eine langfristige Perspektive. Anders als bei uns, wo die Betroffen nach kurzfristigen Maßnahmen wie- Die Bundesregierung zieht sich immer mehr aus der Ver- der nach Hause geschickt und ihrem Schicksal überlassen antwortung für langzeiterwerbslose Menschen zurück. Wir werden, fördern die Schweizer Sozialbehörden ganz gezielt wollen nicht, dass diese Frauen und Männer, die auch bei auch längerfristige Arbeitsverhältnisse in Sozialfirmen. sich verbessernder Wirtschaftslage kaum Chancen auf ei- nen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt haben, abgehängt Für Berlin wollen Bündnis 90/Die Grünen einen auf Dauer werden. Wir wissen: Die gesellschaftliche Integration lang- angelegten gemeinwohlorientierten, gemeinnützigen Sek- zeiterwerbsloser Menschen gelingt am besten durch Inte- tors schaffen, der Wirtschaftlichkeit und soziales Engage- gration in Arbeit. Für Menschen, die nicht gleich in Arbeit ment miteinander verbindet. Auf Dauer angelegte soziale, vermittelt werden können, wollen wir deshalb zusammen nicht auf Gewinn ausgelegte Unternehmen beschäftigen mit den Jobcentern ein Landesbeschäftigungsprogramm und qualifizieren Erwerbslose und verbessern die städti- Fast alle sind sich einig, dass ein sozialer Arbeitsmarkt wiesen. Die Spaltung des Berliner Arbeitsmarkts verschärft ins Leben rufen, das befristete qualifizierende Beschäfti- sche Infrastruktur. Ein immenser Handlungsbedarf besteht dringend notwendig ist. Der Ansatz muss sein, für Er- sich, viele Menschen bleiben langfristig vom Arbeitsmarkt gungen anbietet. Ein solches Programm garantiert allge- zum Beispiel bei der Pflege öffentlicher infrastruktureller werbslose, die dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgeschlos- ausgeschlossen. meinen gesellschaftlichen Nutzen und den Beschäftigten Einrichtungen, für die keine kurzfristigen Sanierungen oder sen sind, einen sozialversicherungspflichtigen Arbeits- gleichzeitig gesellschaftliche Anerkennung. Instandsetzungen aus öffentlichen Mitteln vorgesehen platz im Rahmen öffentlich geförderter Beschäftigung Berlin hat den Aufschwung nicht genutzt und steht nach sind. Zusammen mit den Bezirken kann hier ein nachhalti- zu schaffen. Das rot-rote Vorzeigeprojekt eines öffentli- fast zehn Jahren rot-roter Koalitionschlecht da. Sowohl SPD Angesichts der hohen Zahl erwerbloser Menschen in Ber- ges Beschäftigungsfeld aufgebaut werden. Wir gehen da- chen Beschäftigungssektors (ÖBS) ist gescheitert, weil als auch die Linke haben es versäumt, den Grundstein für lin, viele davon mit Vermittlungshemmnissen und Unter- von aus, dass in Berlin ein Volumen von 5 000 „sozialen“ es durch Fallzahlen beeindrucken sollte, statt einen zwar eine zukunftsfähige Weiterentwicklung zu legen. Anstatt stützungsbedarf, ist es richtig und wichtig, dass die Berliner Arbeitsplätzen innerhalb von zwei Jahren erreichbar ist. eingeschränkten, aber dafür einen nachhaltigen ÖBS zu zielgerichtet Erwerbslose so zu qualifizieren, dass diese Landespolitik zusätzlich zum Gesetzesauftrag ein eigenes Erfolgreich werden wir damit sein, wenn es uns gelingt, schaffen. auch von dem milliardenschweren Konjunkturprogramm Förderprogramm in verschiedenen Variationen nach Ziel- eine politische und gesellschaftliche Akzeptanz für diese profitieren können, wurden erfolgreiche Programme gruppen orientiert durchführt. Die Zahl dieser Menschen Unternehmen einer „neuen Gemeinwirtschaft in Berlin“ Berlin ist bundesweit trauriger Spitzenreiter in Sachen wie "Zusatzjobs und Bildung" gekürzt, das Nachholen mit Unterstützungsbedarf stellt in Berlin eine ganz stabile herzustellen. Langzeiterwerbslosigkeit. Rund 80 000 Menschen sind von Schulabschlüssen gekippt, aber auch der Etat, der Größe dar. Ihre Beschäftigungsmöglichkeiten sind fast un- davon betroffen. Trotz gewaltiger Konjunkturprogramme für Ausbildung zur Verfügung steht, wurde im Haushalt abhängig von der Wirtschaftsentwicklung, weil sie sich über bleiben langzeiterwerbslose Menschen vielfach ohne Pers- 2010/2011 drastisch verringert. Eine aktive Arbeitsmarkt- die Förderinstrumente ihre individuellen Zugangschancen Ramona ist MdA, stellvertretende Fraktionsvorsitzende pektive. Oft ist eine Beendigung des Leistungsbezugs nicht politik, die konsequent auf Bildung und Qualifizierung erst mal von Grund auf erarbeiten müssen. Für diese Men- und arbeitsmarktpolitische Sprecherin, dauerhaft. Etwa 40 Prozent der Personen sind spätestens setzt, suchen wir bei Rot-Rot vergebens. schen brauchen wir Beschäftigung, die wirtschaftliche und Sabine ist Referentin für Arbeitsmarktpolitik nach einem Jahr erneut auf staatliche Unterstützung ange- © Christian Nitz soziale Prinzipien miteinander verbindet. der Abgeordnetenhausfraktion.

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Das grüne Programm – ein soziales Programm von Oliver Münchhoff und Stefan Senkel © flipfine - fotolia

Die notwendigen energetischen Sanierungen müssen erfolgen, um unsere Klima- Gerne halten uns gerade die SPD und die Linke vor, Grün schutzziele zu erreichen. Wir fordern deshalb auf Bundesebene ein Klimawohngeld sei unsozial. Allerdings zeigt die Verwaltungsrealität unter für einkommensschwache Haushalte, welches die MieterInnen von Mehrkosten auf- dem rot-roten Senat: Einkommensschwache Haushalte ha- grund von energetischen Sanierung entlasten soll. Außerdem fordern wir, dass die ben es schwer in unserer Stadt. Und es wird ihnen unnötig Umlagefähigkeit der Modernisierungskosten des Vermieters weiter begrenzt wird. schwerer gemacht. Sei es, um am angestammten Wohnort zu verbleiben oder sei es, weil die Jobcenter nach wie vor Die Steuerungseffekte sind erheblich, denn zum einen haben die Vermieter als Strafbehörden empfunden werden. Die Verwaltungs- die Sicherheit, auch nach der Sanierung an einkommensschwache Haus- praxis unter der rot-roten Regierung fördert geradezu die halte vermieten zu können, und zum anderen können die Betroffenen Gentrifizierung und verhindert energetische Sanierungen sich auch nach energetisch saniertem Wohnraum umschauen. Der von Objekten, die sich auch einkommensschwache Haus- Berliner Senat hat sich hier aus der politischen Gestaltung verab- halte leisten können. Dies zerstört nicht nur den Zusam- schiedet und er nimmt auch keine Rücksicht auf die Berliner So- menhalt in der Stadt, sondern wird auch teuer. Denn die zialgerichte, die regelmäßig darauf hinweisen, dass den Ber- Kosten für Energie werden in Zukunft steigen. liner Regelungen der AV Wohnen kein schlüssiges Konzept zugrunde liegt. Eine Neuregelung ist dringend erforderlich. Nicht zuletzt das Bundesverfassungsgericht erklärte: Ein Ein Großteil der ALG-II-Klagen könnte überflüssig ge- Mindestmaß an Teilhabe am soziokulturellen Geschehen macht werden, und so das Potential der Verwaltung für ist ein Grundrecht, welches vom Staat, also auch vom den Umgang auf Augenhöhe mit den Hilfesuchenden Land Berlin, gewährleistet werden muss. Auch für den freigesetzt werden. Wohnraum müssen angemessene Kosten übernom- men werden. Sozial sein heißt: Unterstützung statt Sanktionierung Sozial sein heißt: Sozialräume erhalten Unser Ziel ist es, dass alle in unserer Stadt ihre Fä- Die Mietkosten steigen. Das betrifft vor allem ein- higkeiten entfalten und ihren Lebensunterhalt aus- kommensschwache Haushalte, die einen immer kömmlich selbst bestreiten können. Doch hierfür ist höheren Anteil ihres Budgets hierfür aufwenden es dringend erforderlich, das Hilfesuchende gerade müssen. Und was macht der Senat? Statt die Ausfüh- in den Jobcentern eine Unterstützung auf Augen- rungsvorschrift Wohnen (AV Wohnen), die die Un- höhe erhalten. Neben passgenauen Angeboten und terstützungsleistungen für die Kosten der Unterkunft keiner „Hilfe von der Stange“ heißt das auch,dass regelt, an die Mietsteigerungen anzupassen, ist sie Sozialbehörden nicht zu Strafbehörden werden dür- seit 2005 im Wesentlichen nicht mehr geändert wor- fen, die die teils unklaren bundesgesetzlichen Vorga- den. Mit Folgen: Es werden weder sozialräumliche noch ben zu Lasten der Betroffenen auslegen. ökologische Kriterien berücksichtigt. Und das heißt für die Betroffenen, sie müssen entweder die Differenz vom Jede Sanktionierung kann ein Eingriff in die Menschen- Regelsatz selbst zahlen oder umziehen. würde bedeuten. Nicht allein das Hartz IV - Gesetz, son- dern das Grundgesetz muss der grundlegende Maßstab der Dabei macht Bremen es vor: Dort werden die Regelungen Entscheidungen sein, denn: Menschenwürde und das Sozial- flexibel gehandhabt.S o können für Ortsteile mit insgesamt staatsprinzip gehen vor. Wir wollen, dass die Ermessensspiel- höherem Mietniveau auch höhere Kosten der Unterkunft räume bei den Jobcentern zugunsten der Betroffenen genutzt veranschlagt werden. Das Gleiche gilt für energetisch sa- werden, dass Beratungshilfen umfassend sein müssen, sei es durch nierten Wohnraum. Hiervon könnte auch Berlin profitieren, individuelle Beratung in den Jobcentern oder durch freie Träger, und wenn nicht starr an der Regelung 378 Euro für eine Person, dass die Jobcenter in die Lage versetzt werden, mit qualifiziertem Perso- 444 Euro für zwei Personen festgehalten werden würde. nal und klaren gesetzlichen Vorgaben Entscheidungen auf Augenhöhe zu Gekoppelt mit den Mietsteigerungen, wie sie sich aus dem treffen. Solange dies nicht der Fall ist, setzen wir uns auf Bundesebene für ein neuen Mietspiegel ergeben, stellt sich tatsächlich die Frage: Sanktionsmoratorium ein. Soll der Innenstadtbereich Hartz-IV-frei werden? Stefan Senkel ist als Sozialrechtler anwaltlich tätig

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Schuldistanz in Friedrichshain-Kreuzberg Haudrauf – aber es geht auch anders von Monika Herrmann

Schuldistanz – neudeutsch für Schuleschwänzen – ist eine Das war im letzten Schuljahr bei Natürlich sind auch Fälle dabei, die von einer kompletten Realität, die leider inzwischen bereits in der Grundschule fast 120 Schulversäumnisan- Nullbockhaltung geprägt sind, besonders bei älteren Schüler- ihren Anfang findet. zeige nur drei Mal erforderlich. Innen. Hier greifen dann Jugendhilfe-Projekte z.B. vom PFH, die speziell für jugendliche SchulschwänzerInnen ent- Dies ist auch deshalb wichtig, wickelt wurden, wie „Arbeit-und-Lernen“. Viele Schulämter in den Bezirken reagieren mit restriktiven weil nur in den wenigstens Fäl- Maßnahmen, wie Bußgeld für die Eltern und/oder polizei- len die Ursache darin zu finden In der nächsten Legislaturperiode werden wir in Friedrichs- licher Zuführung der SchülerInnen in die Schule. ist, dass die Eltern sich nicht um hain-Kreuzberg eine Beratungsstelle zum Thema Schul- den Schulbesuch ihres Kindes distanz eröffnen, die besonders den Eltern und pädagogi- Unsere Erfahrungen mit diesen Verfahren zeigen, dass die- kümmern, sondern die Problem- schen Fachkräften in den Schulen mit Rat und Tat zur Seite se nicht besonders von Erfolg gekrönt sind. Die „Rückfall- lagen komplex sind. Hier nur ei- stehen wird. quoten“ sind ausgesprochen hoch und SchülerInnen, die nige Beispiele: von der Polizei zur Schule gefahren wurden, steigen voller Mein Fazit lautet also: Es ist möglich, qualifizierter und so- Stolz aus dem Auto und sind die HeldInnen des Tages. W, 12 Jahre. Mutter macht ge- mit auch erfolgreicher mit dem Thema Schuldistanz umzu- rade die vierte Chemotherapie. gehen und ich empfehle jedem Bezirk in Berlin zumindest Wir Grüne in Friedrichshain-Kreuzberg haben einen anderen Sie möchte bei ihr sein, weil sie einmal über das Modell Friedrichshain-Kreuzberg nachzu- Weg eingeschlagen, der uns bisher im Ergebnis zeigt, dass Angst hat, ihre Mutter könnte denken und sich endlich vom Modell Buschkowsky (Law er der richtige ist. sterben, wenn sie nicht zu Hau- and Order und Haudrauf) zu verabschieden. se ist. Ausgehend davon, dass eine reine Symptombekämpfung nicht die Ursachen behebt, haben wir als einziger Bezirk in M, 7 Jahre alt, ging jeden Mor- Die Autorin ist Berlin im Schulamt eine Sozialarbeiterin mit ganzer Stelle gen pünktlich aus dem Haus Stadträtin für Jugend, Familie und Schule für die Aufgabe Schuldistanz eingestellt. In allen anderen und versteckte sich dann den in Friedrichshain-Kreuzberg Bezirken sind dafür lediglich VerwaltungsmitarbeiterInnen ganzen Tag im Keller. Er wurde mit einigen Stundenanteilen beschäftigt. von Mitschülern geärgert und fand keine Unterstützung bei Ziel ist es, dass sie sich intensiver mit den Ursachen der seiner Lehrerin. jeweiligen Schuldistanz befasst, anstatt zuerst den „Bestra- fungskatalog“ aus der Schublade zu ziehen. W, 6 Jahre, die Mutter nahm sie in den Ferien mit in ihr Heimat- Jede Schulversäumnisanzeige hat eine unmittelbare Einla- land. In dieser Zeit lief der Pass dung der Eltern ins Schulamt zur Folge bzw. zieht einen ab und es dauerte einige Zeit, Hausbesuch der Kollegin nach sich. Oftmals ist mehr als bis sie einen Ersatzpass zum ein Gespräch bzw. Besuch erforderlich, um in Erfahrung zu Ausreisen hatte. bringen, warum ein/eine SchülerIn nicht mehr zur Schule geht. Erst wenn wir wissen, was in der Familie tatsächlich W, 15 Jahre, fehlt jeden Monat los ist, kann die Kollegin vom Schulamt gemeinsam mit zwei bis drei Tage. Hat stark dem Jugendamt, der Schule und den Eltern Maßnahmen ihre Regel. Zum Gynäkologen entwickeln, die wieder einen regelmäßigen Schulbesuch traute sie sich noch nicht. ermöglichen. Hier greift keine Kuschelpädagogik, sondern klare und verbindliche Absprachen, die von den Eltern und M, 15 Jahre, die Eltern können SchülerInnen einzuhalten sind. Erst, wenn wir feststellen kein Deutsch. Bei Briefen aus der müssen, dass keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit be- Schule erklärt er ihnen, er habe

steht, reagieren auch wir mit der Erteilung eines Bußgelds. / photocase © ostseetropfen eine Belobigung bekommen.

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E-Government Familienzentren in jeden Bezirk für Berlin von Elfi Jantzen von Thomas Birk

In allen Diskussionen um ungleiche Bildungschancen, Integ- Dazu müssen die vorhandenen Angebote für Familien noch „Wir wollen Berlin zu einer Modellstadt des ration, Kinderschutz, Gewalt und Kriminalität wird deutlich, stärker vernetzt und Kooperationen unterstützt werden. In modernen E-Government machen, die Bürge- dass Prävention wie auch Intervention in und neben den diesen Prozess sollen Stadtteilzentren und Nachbarschaft- rInnen und Wirtschaft zugutekommt.“ So heißt Familien früh ansetzen muss. Bündnis 90/Die Grünen set- seinrichtungen mit einbezogen werden, damit langfristig es mutig in unserem Wahlprogramm. Doch zen sich deshalb seit Jahren dafür ein, Kindertagesstätten zu Strukturen aufgebaut werden und nicht nur eine punk- was heißt das genau? Tatsächlich ist die elekt- Familien- bzw. Eltern-Kind-Zentren zu entwickeln. Sie sind tuelle Förderung erfolgt. Das Leistungsangebot der Kitas ronische Abwicklung von Vorgängen schon heu- der ideale Ort, um Angebote für Mütter und Väter, von Ge- als Familien- bzw. Eltern-Kind-Zentren muss mindestens te in vielen öffentlichen Fachressorts Alltag. Also, burtsvorbereitung bis Erziehungsberatung, von Kochkursen Elternbildung und – beratung umfassen. Wünschenswert geht doch, sollte man meinen. Leider geht ganz bis Schuldnerberatung und Integrationskursen, sowie Bil- sind Räume, die von Eltern als Treffpunkte und für die Or- viel – daneben. Es gibt enorme Probleme durch eine dung und Erziehung enger miteinander zu verzahnen. Durch ganisation von Selbsthilfe genutzt werden können. gewachsene Vielfalt, die wir anderswo zwar mögen die Bündelung der vorhandenen Angebote im Stadtteil aus und fördern, bei der Informationstechnik aber sehr einer Hand können Eltern mit Bildungsbenachteiligungen Uns ist wichtig, die in vielen Kitas begonnene Entwicklung hinderlich sein kann. Berlin verschleudert immense Sum- Dienst- und Migrationshintergrund besser erreicht werden. zu Familien- bzw. Eltern-Kind-Zentren zu sichern. Hier men für die Entwicklung von Softwareprogrammen, die leistungsrichtlinie wurde das Interesse der Eltern geweckt und Vertrauen ge- nicht miteinander kompatibel sind. Es drohen Cyberatta- dient zurzeit als Muster zur Ent- Die SPD verspricht in ihrem Programmentwurf, spezielle schaffen. Um die Angebote und Kooperationen zu erhalten cken, weil IT-Sicherheit eine freiwillige Angelegenheit der wicklung anderer Online-Angebote. Diesen Schritt Familienzentren an rund 200 Kitas einzurichten. Kitas zu und auszubauen, ist eine Umsteuerung der Mittel für Hilfen einzelnen Behörden ist. Der Datenschutz wird umgangen, begrüßen wir, es dauert uns aber viel zu lange. So warten Familienzentren auszubauen, haben SPD und Linkspartei zur Erziehung in Richtung allgemeine Familienförderung weil neue IT-Fachverfahren ohne Beteiligung des Daten- die Ordnungsämter nun schon seit Jahren auf ein IT-Fach- schon im Koalitionsvertrag 2006 versprochen. Unser An- nötig. Mit entsprechender Förderung und Koordination schutzbeauftragten starten. Andere Städte nutzen das verfahren, um Bürgerkontakte abzubilden. Auch die Ent- trag „Ohne Eltern geht es nicht - Kitas zu Kinder- und durch das Jugendamt können die beteiligten Einrichtungen Netz dagegen schon viel stärker zur Veröffentlichung von wicklung der elektronischen Akte und das damit verbunde- Familienzentren entwickeln“ wurde allerdings von der Ko- wie Kitas, Nachbarschaftseinrichtungen oder Familienbe- Daten und für mehr Online-Service. ne Regelwerk lassen auf sich warten. Berlin muss hier mehr alition im Mai 2009 abgelehnt. Rot-Rot wollte lieber die ratungsstellen die konkrete Planung und Vernetzung vor steuern und das IT-Dienstleistungszentrum seinem Namen weitere Beitragsfreiheit statt den Ausbau der Kitas als Fa- Ort übernehmen. So kann ein flächendeckendes Netz von Grüne IT-Strategie besser gerecht werden. milienzentren. Familienzentren in jedem Bezirk entstehen. Berlin braucht eine IT-Strategie aus einem Guss. Grundlage Berlin transparent In Berlin hat sich in den letzten Jahren eine Reihe von Kin- Elfi Jantzen, MdA, ist muss ein E-Government-Gesetz mit verbindlichen Regeln dertagesstätten auf den Weg gemacht, familienorientierte Kinder- und familienpolitische Sprecherin für alle werden, ähnlich der Landeshaushaltsordnung. Ein NRW und Bremen machen es vor: Alle Verwaltungsvor- Angebote in ihre Arbeit zu integrieren. Die Finanzierung Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus IT-Lenkungsgremium, in dem alle Senats- und Bezirksver- schriften finden sich dort barrierefrei und maschinenlesbar läuft meist über Stiftungs- oder Projektmittel (EU, Soziale waltungen vertreten sind, entscheidet über IT-Standards, im Netz. Wir wollen darüber hinaus öffentliche Verträge zur Stadt) und nicht unerheblichen Eigenleistungen der Träger. die von einem Chief-Information-Officer (CIO) durchge- Daseinsvorsorge, Informationen zum Verbraucherschutz, B- Einige Bezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg haben Mittel setzt werden. Basis für diese Standards soll Open-Sour- Pläne oder statistische Daten in offenen Formaten online zur Familienförderung in den Ausbau von Familienzentren ce-Software (OSS) sein. So können wir strategisch unab- stellen (Open Data). VerwaltungskundInnen sollen online investiert. Die Finanzierung ist jedoch langfristig nicht ge- hängig von den Produktzyklen der Marktführer agieren. sehen können, wo ihre Anträge gerade bearbeitet werden. sichert. Zudem würde die lokale Softwarebranche profitieren, die Sie sollen online mit Verwaltung und Politik in Austausch auf OSS spezialisiert ist. Gemeinsam mit anderen Bundes- treten und beteiligt werden können. Um dabei Energie zu Bündnis 90/Die Grünen wollen in jedem Bezirk unter ländern streben wir eine IT-Plattform an, um überteuerte sparen, müssen wir vermehrt Server virtualisieren, vorhan- Nutzung der vorhandenen Angebots- und Versorgungs- Insellösungen in gemeinsam genutzte Anwendungen zu dene Serverparks zur Energiegewinnung nutzen und sparsa- strukturen in Berlin ein flächendeckendes Netz von Fami- überführen. me, recyclebare Computer und Mobils nutzen (Green IT). lienzentren bzw. Eltern-Kind-Zentren entwickeln und die notwendigen Ressourcen sichern. Dabei wollen wir die Berlin online Thomas Birk, MdA, ist Sprecher für Vielfalt der Angebote, von eigenständigen Familienzent- Verwaltungsreform der Fraktion ren über (temporäre) Projekte der Familienbildung an Kitas Es soll möglich werden, mit der Verwaltung genauso abschlie- und Schulen bis zu Eltern-Kind-Zentren in Kitas, auch in ßend online zu kommunizieren, wie wir das bei Banken oder Kooperation mit Nachbarschaftseinrichtungen, für unter- Krankenkassen längst gewohnt sind. Die Online-Lösung

schiedliche Gruppen in der Stadt erhalten. - fotolia © dephoto - fotolia © artem shcherbakov für den Einheitlichen Ansprechpartner im Rahmen der EU-

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„Es wird kein Berliner Moorburg geben“

Claudia Hämmerling, verkehrspolitische Sprecherin der mit dem Bund verhandeln könnten. Leichter wird es natür- bündnisgrünen Abgeordnetenhausfraktion, sprach mit lich dann mit einer grünen Beteiligung im Bund ab 2013. Ronald Wenke, Redaktuer der Stachligen Argumente, über die A 100, den Tramausbau und die Notwendigkeit Wie hoch ist eigentlich die Gefahr, dass auch in Berlin von Verhaltensänderung im Verkehr bei der A 100 schon Fakten geschaffen werden, die uns nach der Wahl zwingen, weiterzubauen? Droht uns Berli- Warum soll die A 100 eigentlich nicht gebaut werden? ner Grünen ein Schreckensszenario wie in Moorburg oder bei Stuttgart 21? Claudia: Wir Grünen stehen für eine andere Art von Mo- bilität. Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht das Auto. Claudia: Das ist ausgeschlossen. Es gibt eine Gerichtsent- Wer zu Fuß, mit dem Rad und mit den öffentlichen Ver- scheidung, bei der sich die Kläger gegen den Senat durch- kehrsmitteln unterwegs ist, bewegt sich klimaschonender. gesetzt haben. Demnach kann nicht gebaut werden, bevor

Deswegen geben wir diesen Fortbewegungsarten den Vor- die Klage der Anwohner letztinstanzlich entschieden ist. Münchhoff © Oliver rang. Und wenn wir 430 Millionen Euro für eine Autobahn Damit darf der Senat keine Bauaufträge vergeben und kei- Mehr Tram wagen auch in Schöneberg ausgeben, fehlt dieses Geld an anderer Stelle für umwelt- ne Fakten schaffen. In Berlin fehlen also die dritten Partei- freundliche Mobilität. Die A 100 ist in ihrer Gesamtplanung en, wie Baufirmen oder Investoren, die Schadenersatz gel- und zusätzliche Busspuren endlich beschleunigt werden. wenn sie das beste Angebot unterbreitet - also zu unseren ein wirklich kontraproduktives Unternehmen. Die Zunah- tend machen können, wenn die A 100 nicht gebaut wird. Konditionen, nicht zu denen der Bahnmanager. Wir dürfen me der Staus im Britzer- und im A-113-Tunnel belegen, Es wird kein Moorburg geben – der Ausstieg ist machbar. Dennoch müssen die Investitionen vom Senat erst einmal uns nicht länger erpressen lassen. dass die Stadtautobahn schon heute an ihrer Kapazitäts- erbracht werden. Was ist in fünf Jahren zu schaffen? grenze ist und zusätzlichen Verkehr nicht verkraften kann. Das ist erfreulich zu hören. Geld ist auch ein Stichwort Dann muss es aber Alternativen geben. Ist es dafür nicht Auch im Bereich Elsenbrücke wird die A 100 zum Dauer- beim geplanten Tramausbau. Was ist da realistisch in fünf Claudia: Natürlich können wir diese Strecken nicht alle schon wieder zu spät? stau führen. Dort, wo die Autos von der Autobahn fahren Jahren? sofort bauen, sondern eine nach der anderen. Als Erstes sollen, lassen die Straßenquerschnitte schon heute in Spit- schaffen wir Planungsrecht für die Strecke vom Alexan- Claudia: Die Insider sagen, dass man die Ausschreibung zenzeiten kaum flüssigen Verkehr zu. Die Autos fahren ja Claudia: Wir beklagen, dass der Senat Investitionen immer derplatz bis zum Kulturforum, dann wird gebaut. Schon spätestens am Jahresanfang hätte auf den Weg bringen weiter und fallen nicht alle in die Spree. Deshalb werden in Straßen steckt und die öffentlichen Verkehrsmittel ver- während des Baus werden wir weitere Strecken planungs- müssen, wenn man bis 2017, da endet der S-Bahnvertrag, Friedrichshain, Kreuzberg und Prenzlauer Berg belastet. Es nachlässigt. Die BVG hat einen riesigen Schuldenberg und rechtlich vorbereiten, so dass wir bei Sonderzuweisungen einen anderen Anbieter haben will. Das dauert so lange, entsteht eine Transitstrecke und eine Mautausweichstrecke ein strukturelles Defizit. Sie könnte aber Straßenbahnstre- vom Bund oder von der EU immer ein Tramprojekt in der weil neue Züge entwickelt und gebaut werden müssen. für den Lastverkehr mitten durch die Stadt. Wir wollen das cken eigenwirtschaftlich betreiben. Das ist selten im öffent- Schublade haben und bauen können. Berlin hatte bisher Wir gehen davon aus, dass die S-Bahn deshalb automa- Gegenteil: Eine Stadt ohne Durchgangsverkehr. Deswegen lichen Nahverkehr. Wir haben fünf Strecken im Visier, die nur vorbereitete Straßenprojekte. Deswegen wurden die tisch länger im Geschäft bleiben wird. Das ist verschenktes mein Fazit: Selbst wenn wir das Geld geschenkt bekom- interessanteste ist dabei die Strecke vom Alexanderplatz Gelder von den anderen Ebenen immer für die falsche Mo- Geld, denn bis heute kennen wir die echten Kilometerpreise men – verkehrspolitischen Unsinn darf man nicht machen. über den Potsdamer Platz nach Steglitz. Früher sind auf bilität ausgegeben. nicht. Wir bezahlen diktierte Preise der Bahn. Das verdan- dieser Strecke 140 000 täglich unterwegs gewesen. Das ken wir der Handlungsunfähigkeit des rot-roten Senats. Das Geld kommt vom Bund. Kann man das Geld denn wäre für die Berliner ein unglaublich attraktives Angebot. Das größte Verkehrsproblem in Berlin ist das Dauerchaos einfach für etwas anderes verwenden? Und die BVG könnte damit schwarze Zahlen schreiben. bei der S-Bahn. Soll man das Streckennetz zumindest zum Insbesondere die BerlinerInnen im Süden bewegen die Teil neu ausschreiben? Flugrouten des neuen Flughafens. Wann kann es da eine Claudia: Das Geld kommt nur zum Teil vom Bund. Berlin Weitere interessante Strecken sind: Am einen Ende die Ver- Befriedigung geben? trägt die Planungskosten und ab Autobahnabfahrt muss längerung der M 10 über den Görlitzer Park bis zum Her- Claudia: Eins steht fest: man darf diese Bahnmanager, die Berlin finanzieren. Alle Anschlussstrecken müssen neu mannplatz, am anderen Ende die Verlängerung über den den Senat und uns BerlinerInnen seit drei Jahren an der Claudia: Es kann leider zu keiner Lösung kommen, die alle geordnet, Signalanlagen gebaut werden. Aber zur Frage: Hauptbahnhof zur Turmstraße zum Mierendorffplatz, dann Nase herumführen, nicht mit einem neuen S-Bahn-Vertrag zufrieden stellt. Unser Ziel ist möglichst wenig von Fluglärm Politik ist die Kunst des Machbaren. Wir müssen mit dem die Tram von Pankow Wollankstraße zur Turmstraße und belohnen. Dazu gibt es auch eine Entscheidung des Bun- Betroffene. Ich habe den Eindruck, dass die Fluglärmkom- Bund verhandeln, damit wir das Geld für Dinge bekom- später die Tram von Wittenbergplatz über Potsdamer Platz desgerichtshofs: Es darf keine neue Direktvergabe an die S- mission da zumindest auf einem guten Weg ist. Als be- men, die wir auch brauchen, wie Lärmschutzmaßnahmen durch Kreuzberg über Sonnenallee bis Köpenick und zu- Bahn-AG geben. Wir sagen, wir brauchen ein transparentes sonders ungerecht haben die Menschen empfunden, dass an bestehenden Autobahnabschnitten oder an Schienen- letzt vom Ostkreuz nach Schöneweide. Außerdem müssen Wettbewerbsverfahren, in dem mehr als nur ein Anbieter sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollten. Die strecken. Wir haben verschiedene Projekte, über die wir die öffentlichen Verkehrsmittel durch Vorrangschaltungen antreten kann. Am Ende kann die S-Bahn nur gewinnen, im letzten Jahr angekündigten Routen hatten ja nichts mit

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BADEN IN DER SPREE von Felicitas Kubala

Wer möchte nicht an heißen Sommertagen nach dem Son- standards einzuhalten sind und sich die Länder Branden- nenbad am Spreeufer ein erfrischendes Bad im Fluss neh- burg und Berlin vor Gericht über die Leitparameter für die men? Eine herrliche Vorstellung, aber zurzeit nur eine schö- Nährstoffbelastung von Spree und Havel geeinigt haben. ne Zukunftsvision. Die Wasserqualität der Spree macht das Baden vorerst nicht zum Vergnügen. Durch Brandenburger Regenwasser muss nicht ins Klärwerk. Statt Abwasserka- Braunkohletagebau und Landwirtschaft vorbelastet fließt näle und Klärwerke mit dem relativ sauberen Regenwasser die Spree durch Berlin und wird – insbesondere bei starken zu belasten, sind innovative Konzepte zum Regenwasser- Regenfällen – durch vermischtes Abwasser aus dem inner- management und zur Entsiegelung von Flächen insbeson- städtischen Leitungssystem verunreinigt. Was ist zu tun, dere in der Innenstadt gefragt. Regenwasser sollte in der damit unsere grüne Zukunftsvision Wirklichkeit wird? Landschaft gehalten werden, das entlastet die Kanalisati- on, ist vorteilhaft für das Stadtklima und die Grundwasser- Flüsse halten sich nicht an Landesgrenzen, deswegen muss bildung. Das Regenwasserbecken mit Pflanzenkläranlage länderübergreifend an einer besseren Wasserqualität ge- am Potsdamer Platz ist nicht nur ökologisch vorteilhaft, arbeitet werden. Genau das ist das Ziel der europäischen sondern auch ein schöner Beitrag für mehr Aufenthalts- Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Danach sollen Staaten, qualität in der Stadt. Bisher hat Berlin nur wenige solcher Autobahn wird Fahrradbahn – Sternfahrt ´09 Regionen und Gemeinden Maßnahmen für qualitative Modellprojekte. Das muss sich ändern. Verbesserungen der Einzugsgebiete von Flüssen treffen. den Annahmen im Feststellungsplan zu tun. Da wurde der schaftlichkeit. Wir wollen ein weitreichendes Nachtflug- Für Berlin ist es das Einzugsgebiet der gesamten Spree und Es gibt noch viel zu tun, damit das Baden in der Spree Vertrauensschutz sträflich verletzt. Bereits vor zehn Jah- verbot.Wir haben dazu schon vor zwei Jahren einen ent- Havel von ihren Quellen bis zur Mündung in Havel und Realität wird! ren war klar, dass es abknickende Flugrouten geben sollte. sprechenden Antrag eingebracht. Den haben alle anderen Elbe. Berlin kann und sollte daher diese wichtige Richtlinie Diese Information ist aber weder von Diepgen noch von Parteien abgelehnt. Auch die Linke und die CDU sind Um- stärker nutzen, um die Gewässerqualität länderübergrei- Felicitas Kubala, MdA, umweltpolitische Sprecherin Wowereit weitergegeben worden. Sie tragen die Verant- fallerparteien, die jetzt mit populistischen Mitteln, versu- fend zu verbessern. wortung für das Desaster und die AnwohnerInnen sind zu chen die Menschen zu täuschen. Recht sauer. Wir brauchen sichere Flugrouten, die möglichst Im Mittelpunkt wasserpolitischer Maßnahmen steht die wenige Menschen mit Lärm belasten. Das wird zu längeren Welche Rolle spielt Verkehrspolitik beim Klimaschutz? Infrastruktur für die Berliner Wasserversorgung – die Was- Anflugstrecken führen und auch zu mehr Emissionen, was serwerke, Klärwerke, Kanäle und Rohre. Was vor rund 150 ich als Klimaschützerin bedauere. Außerdem wird es teu- Claudia: Meine Kernbotschaft ist: Wenn wir das Klima Jahren modern und innovativ war, entspricht heute nicht rer für die Fluggesellschaften. Aber bei der Gesundheit der schützen und eine Energiewende wollen, dann spielt der mehr den Erfordernissen. Die Anlagen sind sanierungsbe- Menschen darf es keine Kompromisse geben. Verkehr eine ganz entscheidende Rolle. „Berlin ist Haupt- dürftig und überdimensioniert und tragen dem stetig sin- stadt der Elektromobilität ‑ damit wirbt der rot-rote Senat kenden Trinkwasserabsatz und den Anforderungen an eine Was für einen Flughafen bekommen wir denn? Ein inter- international für S-Bahn und die Tram. Er hat aber zehn ökologische Abwasserbeseitigung nur begrenzt Rechnung. nationales Flugkreuz, einen Regionalflughafen, ein Berli- Jahre so gut wie nichts getan, um diese umweltfreundli- Wasserwirtschaftliche Maßnahmen wie Rückhaltebecken ner Tor zur Welt? chen Verkehrsmittel zu stärken. Das Mobilitätsverhalten und Wehre im bestehenden Abwassersystem sind für ei- der BerlinerInnen muss sich ändern. Das ist der schwerste nen Übergangszeitraum notwendig, aber langfristig keine Claudia: Die Messen sind doch gesungen. Wir werden Teil der Energiewende. Energetische Sanierung von Woh- adäquate Lösung für eine nachhaltige Wasserwirtschaft. Frankfurt nicht den Rang ablaufen und der Gepäckver- nungen erfordert keine Verhaltensänderung. Aber vom Sukzessive muss das alte System der innerstädtischen kehr, der Logistikumschlagplatz ist in Leipzig. Deswegen Auto aufs Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr um- Mischkanalisation rückgebaut und getrennt werden. brauchen wir keine Nachtflüge. Immer wieder wird die zusteigen, dazu muss sich jeder Einzelne selbst bewegen. Forderung gerade von den Billigairlines aufgemacht, nach Wenn wir das von den BerlinerInnen erwarten, müssen wir Die Berliner Klärwerke brauchen eine vierte Reinigungsstu- 22 Uhr und vor sechs Uhr morgens starten und landen zu ihnen aber auch attraktive Angebote unterbreiten. fe, das fordern Bündnis 90/Die Grünen schon seit vielen können. Ihnen geht es um die Wirtschaftlichkeit vor allem Jahren. Obwohl diese Investition die Wasserqualität von ihrer Kurzstreckenverbindungen. Wir haben andere Priori- Das Gespräch führte Ronald Wenke Havel und Spree deutlich verbessern könnte, wird sie seit täten. Kurzstrecken gehören auf die Bahn und Sicherheit vielen Jahren immer wieder aufgeschoben. Jetzt kommt

und Gesundheit der Anwohner haben Vorrang vor Wirt- Münchhoff © Oliver / photocase © zettberlin Bewegung in die Diskussion, da die europäischen Wasser-

22 23 Vorstand der Wasserbetriebe Anweisungen zu geben. Das Das geben. zu Anweisungen Wasserbetriebe der Vorstand der die Privaten über die Vertrag ist der Vorstand der Berlin-Wasserholding (BW diesen Durch gesichert. Wasserbetriebe Berliner der stand einheitliche eine über trag Leider weit gefehlt. Die Privaten haben sich mit einem „Ver hat dieMehrheit,wennauchknapp. doch meinen, kein Problem,das kein meinen, doch Veolia 49,9 zusammen % Da Anteile besitzen. könnte man betrieben erfolgt über eine eine über erfolgt betrieben Wasserden an Anteilseigner privaten der Beteiligung Die orientieren? be Woran muss sich ein Rückkauf der Berliner Wasserbetrie- Berliner Senatgewinnt. schaft und den in diesem Bereich handelnden Personen im Wasserwirt- Berliner die in Vertrauen wieder Bevölkerung Berliner die wie auch, steht Diskussion der Fokus im dern wie eine an, darum Debatte die nur nicht steht Deswegen gezeigt. rot-roten derzeitigen des besonders Privatisie- rungspolitik, bisherige die gegen Bevölkerung Berliner der T Der lich geworden. eine Wasserbetriebeöffent- Berliner der über Rekommunalisierung Debatte die ist wurde, erreicht berechtigten) mit über 666 das wirtschaft, durch den Volksentscheid im Februar Wasser Berliner der Absprachen und Nebenabreden ge, Mit dem ersten Volksgesetz zur Offenlegung aller Verträ- von HeidiKosche und Berlinerinnen ihr W W T Berlin 50,1% Aktienanteile und die die und Aktienanteile 50,1% Berlin Rekommunalisierung eilprivatisierungsverträge hat ein deutliches deutliches ein hat eilprivatisierungsverträge itel ie b fl ds oketced zr eöfnlcug der Veröffentlichung zur Volksentscheids des Erfolg Rekommunalisierung erfolgen soll und kann, son- ekommen die Berliner 000 BerlinerInnen (gut 27 Prozent der Wahl- n Bri it eteed machtlos. weitgehend ist Berlin Land Mehrheit verfügen, berechtigt, dem eitung“ die Leitung“ H olding A olding and hat alles im alles hat Land K G onzerne onzerne errschaft im Vor im Herrschaft , in der das das der in , M R isstrauen isstrauen W Griff,es Senats E

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obachtungs- und obachtungs- Be- öffentliches neues ein vor, wir schlagen Gleichzeitig mäßig Berichtevor. und troll- Das können. einmischen sich und werden informiert in Diskurse über messen halt. zur dienen. AnsprechpartnerIn als Öffentlichkeit die für und sein zusammengesetzt Wissenschaft der und von nen VertreterBetriebsräten, In- Parlaments, Vertreterdes Innen Dieses Wasserbetriebe. der terer die übernimmt Dieses gründen. zu - Gremien der BWB zur strategischen Ausrichtungen der tärkung seiner Stärkung R ttih oln almn ud fetihet ange- Öffentlichkeit und Parlament sollen Letztlich ehkommunalisierungsvorgänge sowie die Beratung Beratung die sowie ehkommunalisierungsvorgänge U rtgermu it fetih n lg regel- legt und öffentlich ist Strategiegremium mwelt- und Verbraucherschutzorganisationen Verbraucherschutzorganisationen und mwelt- gesundheitspolitische SprecherinderFraktion ontrollgremium - WaterWatch- Kontrollgremium nabhängigkeit einen eigenen einen Unabhängigkeit eim ol ne adrm aus anderem unter soll Gremium achen Berliner WasserwirtschaftBerliner Sachen Die Autorin ist MdA und die die und MdA ist Autorin Die ewcug wei- Überwachung s bekommt Es Institut Haus- Kon- Titel

Integrative Stadt Inklusive Stadt Queere Stadt WeltStadt

Integration verstehen wir als die gleichberechtigte Erstmals grüner, tauber Abgeordneter in BVV Keine Frage: in keiner deutschen Stadt können schwu- Wir wollen eine offene, tolerante und integrative Teilhabe aller, der Neu- und der Altberliner_innen, in le, lesbische, bi- oder transsexuelle Menschen so frei Stadtgesellschaft, die sich für Frieden, nachhaltige allen gesellschaftlichen Bereichen. Wir wollen Integra- Der grüne Kreisverband Mitte hat mit Martin Zierold und selbstbestimmt leben wie in Berlin. Aber frei von Entwicklung, Demokratie, Menschenrechte und globa- tionshindernisse beseitigen, die Stadt gemeinsam mit erstmalig einen hörbehinderten ‑ oder wie er über sich Angst vor Gewalt und Diskriminierung eben doch noch le Gerechtigkeit einsetzt. Berlin kann auf diese Weise Neu- und Altberliner_innen gestalten und gemeinsam selbst sagt ‑ „tauben“ Menschen auf einen sicheren nicht. In den letzten Jahren häufen sich leider wieder globale Herausforderungen, wie Klimawandel, Um- Verantwortung für die Zukunft der Stadt übernehmen. Listenplatz zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) die Fälle von homophober oder transphober Gewalt. weltstörung, Armut und Ausgrenzung, angehen. gewählt. Martin Zierold kandidierte für den Listenplatz Auf den Schulhöfen bleibt „schwule Sau“ eines der Statt soziale Probleme zu ethnisieren, gehen wir die 14, den er mit großer Zustimmung erhielt. Er steht für meistgenutzten Schimpfwörter. Um das Problem anzu- Das fängt im Kleinen an: Die vielfältigen Städtepart- Probleme an, die den sozialen Aufstieg blockieren und eine Politik der selbstbestimmten Teilhabe und Inklu- gehen, hat das Abgeordnetenhaus ‑ auf Initiative der nerschaften Berlins und seiner Bezirke müssen mit Chancengleichheit verhindern. Am schlimmsten ist es sion von Menschen mit Behinderungen wie von Men- Grünen ‑ einstimmig einen Aktionsplan gegen Homo- frischem Leben erfüllt werden. Sie sollten auch durch im Bereich der Bildung: 39 Prozent der in Berlin leben- schen mit Migrationshintergrund. Als Gründer des und Transphobie beschlossen. So weit, so schön. Doch neue Partnerschaften ergänzt werden. Besonders wün- den Migrant_innen haben einen Hochschulabschluss, ersten deutschlandweiten Jugendvereins, in dem Ge- die Umsetzung hakt, der rot-rote Senat lässt Gelder schenswert wäre es, wenn ein Berliner Bezirk erstmals damit liegen sie über der Quote der Einheimischen. hörlose und Hörende zusammenkommen, kennt er die verfallen, wichtige Projekte kommen nicht über die eine Partnerschaft mit einer palästinensischen Stadt Ihre Kinder aber, statistisch gesprochen die Schulab- Schwierigkeiten in der Kommunikation. Im Bezirk will Planungsphase hinaus und die geballte Kritik der Sze- knüpfen würde. gänger_innen mit Migrationshintergrund, erreichen er sich daher für den Abbau von Barrieren einsetzen ne wird von Wowereit und Lederer eiskalt ignoriert. in Berlin zu 50 Prozent nicht einmal einen Schulab- und Akteure miteinander vernetzen. In seiner Rede kri- Der Aktionsplan ist zudem nur auf zwei Jahre angelegt. Um das Engagement von jungen Menschen zu fördern, schluss. tisierte er als Beispiele die Einsprachigkeit der Verwal- Ein drei viertel Jahr davon wurde bereits vertan, bis aus sollten innovative Projekte zum globalen Lernen un- tung und die zahlreichen Barrieren auf der Homepage Ankündigungen erste sichtbare Initiativen wurden. Zu terstützt werden. Auch muss sich Berlin mit der un- Wir wollen ein Anerkennungszentrum für ausländische des öffentlichen Dienstes, auf der es keine vorlesbaren wenig, zu langsam – da müssen wir ran! reflektierten Geschichte als Metropole des deutschen Abschlüsse, das Unterstützung bietet bei den oft kom- Texte und Gebärdensprachvideos gibt. Diese Barrieren Kolonialismus auseinandersetzen und ein postkolonia- plizierten Anerkennungsverfahren. Dazu müssen auch sind diskriminierend, weil sie bestimmte Menschen- Wir wollen, dass Berlin Vorreiter für die Gleichstellung les Erinnerungskonzept für die Stadt entwickelt. die anerkennenden Stellen eingebunden werden. gruppen von der Teilhabe an Informationen und damit von lesbischen und schwulen Partnerschaften wird – am Leben in der Gemeinschaft ausschließen. über die Stadtgrenzen hinaus. Dazu gehört, dass eine Die Umbrüche in Nordafrika zeigen weitere Möglich- Wir wollen die Abwanderung von qualifizierten Men- grüne Stimme im Bundesrat klar für die Öffnung der keiten für eine verstärkte internationale Aktivität Ber- schen stoppen, die nach ihren Abschlüssen Deutsch- Derzeit gibt es in Deutschland weder in den Landes- Ehe und für das gemeinsame Adoptionsrecht eintreten lins. Ziel sollte sowohl der direkte Austausch mit den land verlassen. Dazu ist es unter anderem dringend parlamenten noch in den kommunalen Parlamenten wird. Die nächste große Debatte wird es geben, wenn jungen Freiheitsbewegungen als auch der Einsatz für nötig, die Antidiskriminierungsstelle des Landes zu einen hörbehinderten Abgeordneten. Auch im Deut- es um die Anerkennung von Regenbogenfamilien geht. eine Öffnung Europas und ein verbesserter Flücht- stärken. Anonymisierte Bewerbungen sollen zumin- schen Bundestag gibt es kein Mitglied mit Hörbehin- Der Zugang zu künstlicher Befruchtung für lesbische lingsschutz sein. Nur mit stärkerem internationalen dest bei öffentlichen Stellen und bei Unternehmen mit derung. Schaut man allerdings nach Österreich, findet Paare, das gemeinsame Adoptionsrecht und die recht- Engagement können wir Berlin von einer Weltstadt zu Landesbeteiligung Standard werden. sich mit Helene Jarmer die erste grüne hörbehinderte liche Absicherung von Mehrelternschaft, da wird nicht einer Welt-BürgerInnen-Stadt weiterentwickeln. Frau in einem nationalen Parlament. Auch im Euro- nur die CDU beweisen müssen, dass sie offen für eine Wir haben eine Initiative zur Änderung der Berliner paparlament wurde bei den letzten Wahlen erstmalig zeitgemäße Familienpolitik ist. Auch die SPD wackelt Sophie Mendéz Verfassung gestartet, um auf Bezirksebene ein Wahl- ein hörbehinderter Parlamentarier aus Ungarn, Ádám hier immer wieder. Das zeigt: Ohne uns geht es nicht. recht auch ohne deutschen Pass zu ermöglichen. Kósá, hineingewählt. Ohne Grün kein Queer. Ulrike Bürgel Ronald Wenke Wir wollen Diversity-Beauftragte in allen Verwaltungen und öffentlichen Unternehmen. Die Ausländerbehörde soll kundenfreundicher werden und Außenstellen be- kommen, so dass auch Ausländer_innen wohnortnah ihre Belange regeln können. Susanne Kahlefeldt

26 27 Parteileben

Unterwegs für eine Stadt Renate Künast im Berliner Wahlkampf

Ein bisschen aufgeregt sind sie schon, schließlich kommt gleich diese berühmte Politikerin, die sie bisher nur aus dem Fernsehen kennen: Renate Künast. Mehrere Wochen haben sich die Teilnehmer des Netzwerks Leichte Sprache Nueva zusammengesetzt, sich das grüne Wahlprogramm vorgenommen – und umgeschrieben. Eine leichtere, ver- ständlichere Version, das war der Auftrag. So, dass auch Menschen mit Lernschwierigkeiten, Leseschwächen oder Sprachproblemen eine Chance haben, sich über die grünen Renate auf einem Rundgang Positionen zu informieren. Keine leichte Aufgabe für die über die re:publica jungen Erwachsenen, die hier auf den ersten Arbeitsmarkt Beim Besuch der inklusiven Kolibri Grundschule in Hellersdorf vorbereitet und als Interviewer für Umfragen ausgebildet werden. Die Berliner Grünen hatten ihnen das Wahlpro- gramm „Eine Stadt für alle“ zugeschickt und sie mit der Übersetzung beauftragt, dann hatte sich Renate Künast angekündigt. Sie will das Ergebnis selbst in Empfang neh- men, selbst sehen, wer sich da mit dem Wahlprogramm auseinandergesetzt hat. Daher die Aufregung.

Berlinerin seit 30 Jahren

Seit mehr als 30 Jahren lebt und arbeitet Renate Künast in Berlin. Als Sozialarbeiterin, als Rechtsanwältin, als Politike- rin und als Privatperson – längst sagt Renate Künast über sich: „Ich bin eine Berlinerin“. Jetzt will sie die Hauptstadt regieren. Am 5. November letzten Jahres hat Renate Kün- ast ihre Kandidatur für das Amt des Regierenden Bürger- meisters öffentlich erklärt und den Berlinerinnen und Berli- nern „eine Stadt für alle“ versprochen.

Seither ist ihr Terminkalender prall gefüllt. Sie ist unterwegs und erklärt, wie sie das umsetzen will, in „ihrer Stadt“. Am 18. september ist die Wahl und bis dahin will die einzi- ge Frau unter den Spitzenkandidaten mit möglichst vielen Berlinern sprechen, ihre Sorgen anhören und ihre Anregun- gen aufgreifen. Sie eröffnete im FEZ-Wuhlheide, Europas größtem gemeinnützigen Kinder- und Familienzentrum, ein großes Kinderfest, besuchte das Mehrgenerationen- haus Albatros in Reinickendorf, las am Vorlesetag vor zwei Schulklassen aus ihrem Buch, diskutierte bei Biotronik in Beim Richtfest für das neue Boulevard Berlin Mit dem Wahlprogramm in leichter Sprache Neukölln und Berlin-Chemie in Adlershof die Herausfor- an der Steglitzer Schlossstraße derungen der Berliner Wirtschaft und die Frage, wie ein Jobwachstum möglich ist, informierte sich in der Kolibri- Grundschule in Hellersdorf über Inklusion. Und, und, und. Bilder © Sebastian Wanner 28 29 Parteileben Grüne Stadt - Grüne Bezirke Stadt gestalten heißt auch seine Teile zu gestalten. Und das wir in den Bezirken stark sind, haben wir mit vielen Projek- ten bewiesen, initiiert von unseren StadträtInnen, unseren BVV-Fraktionen oder unseren Bezirksgruppen vor Ort. Und Friedrichshain-Kreuzberg zeigt es: Grüne Bürgermeister tun der Stadt ausgesprochen gut. Diesmal werben wir bei den Dritten Stimme, mit der die Zusammensetzung der BVVen bestimmt wird, vor allem auch dafür, dass wir in weiteren Bezirken die BürgermeisterInnenposition besetzen können. Renate, Franz: Ihr bleibt nicht alleine. om

Die Nueva-Übersetzer halten Blumen bereit. Aber Rena- binden. Die Grünen haben sich Gedanken gemacht, wie te Künast kommt direkt aus dem Bundestag und verspä- Berlin aus der Armutsfalle herauskommen kann und die , tet sich wenige Minuten. Das steigert die Aufregung zu- Wirtschaft hat das registriert. 100 000 Jobs seien in Berlin Mitte Elfi Jantzen, sätzlich. Einer fragt, ob sie überhaupt wirklich persönlich möglich mit den richtigen politischen Weichenstellungen. Charlottenburg-Wilmersdorf kommt? Aber natürlich. Und sie nimmt sich Zeit. Im Dienstleistungssektor, in der Bildung und Betreuung, im Sie möchte wieder mitmischen und gestalten: Andrea Gesundheitsbereich und in der Pflege, in der Kreativwirt- Fischer, Bundesgesundheitsministerin a. D. kandidiert zur Elfi Jantzen, familienpolitische „Frau Grün“ im Gespräch schaft und natürlich in der Green Economy, überall liegt Wahl am 18. September 2011 im KV Mitte für das Amt der Sprecherin der Fraktion im Ab- Potential brach. In all den Bereichen kann und muss Berlin Bezirksbürgermeisterin und kehrt damit nach gut zehn Jahren geordnetenhaus, zieht es nach Renate Künast lässt sich erzählen, wie man das macht, mehr Arbeitsplätze schaffen. Nicht gegen die Wirtschaft, auf die politische Bühne zurück. 16 Jahren grüner Politik auf einen so komplizierten Text wie das Programm für eine sondern mit der Wirtschaft. Das ist Renate Künasts Bot- Landesebene zurück auf die so große Stadt zu vereinfachen. Erstmal wurde der Text schaft. Nach ihren Erfahrungen in der Bundespolitik hat Andrea Fi- politische Bühne in ihrem Hei- durchgelesen und alles, was die Übersetzer selbst nicht scher Lust auf kommunale Politik, weil für sie Entscheidun- matbezirk. Hier ist sie seit über verstanden, durchgestrichen – eine ganze Menge, wie sie Das anfängliche Fremdeln ist längst verschwunden, als gen der Bezirke die „Zukunftsfragen der Stadt im Kleinen“ 20 Jahren als Mitglied und im selbst sagen. Dann wurde Kapitel für Kapitel, Textstelle für sich Renate Künast zum nächsten Termin verabschiedet. aufzeigen. Auf zwei Versammlungen warb sie um die Unter- Kreisvorstand politisch aktiv, Textstelle nach einfacheren Formulierungen gesucht, und „Sie ist engagiert und frech genug, Paroli zu bieten“, sagt stützung der Mitglieder wie der grünen Fachpolitiker/innen von 1992 bis 1995 war sie Mit- notfalls gestrichen. Die Sätze wurden verkürzt, da beim Le- Vivantes-Chefärztin Aglaja Stöver nach dem Auftritt zu ei- in der BVV. In den kommenden Wochen und Monaten wird glied der BVV-Fraktion in Char- sen langer Sätze die Konzentration nachlässt. Ihre Schilde- nem Tagesspiegel-Reporter. sie sich in zahlreichen Gesprächen über die Bezirkspolitik in- lottenburg. rungen unterbrechen die Nueva-Teilnehmer immer wieder, formieren und sich alle Fragen wie Sachverhalte des Bezirks damit eine Gebärdensprachendolmetscherin genug Zeit, Sobald Renate Künast in die Öffentlichkeit tritt, drehen zu eigen machen. Denn, wie sie selbst sagt, sie wolle nichts Als Familien- und Sozialpolitikerin liegt ihr Schwerpunkt auf hat den anwesenden Gehörlosen ins Gespräch zu integrie- sich Köpfe und Handykameras werden auf sie gerichtet. daherplappern. einer guten sozialen und kulturellen Infrastruktur. Sie möchte ren. „Frau Künast“ gebärden die beiden mit den Zeichen Beispiel re:publica: Seit 2007 trifft sich die deutsche Inter- Kinder- und Familienfreundlichkeit als Leitziel in allen Politik- für „Frau Grün“, dabei gibt es für die Politikerin eine eige- netgemeinde zu einem Kongress in Berlin. Die Nachricht, In den letzten Jahren ist Andrea Fischer als freie Publizistin bereichen verankern, insbesondere in der Stadtplanung und ne Gebärde, wie sie selbst erzählt. Das imaginäre Zupfen dass Renate Künast dieses Jahr zu Gast war, verbreitet sich tätig gewesen und hielt Vorträge zu Themen der Gesund- Verkehrspolitik. Gepflegte Grünanlagen, der Laden um die an einer Bluse, da sie Blusen so häufig trage. schnell. Noch während sie sich auf der Messe umschaute, heitspolitik und -wirtschaft Ecke, sichere barrierefreie Wege und Familienzentren oder waren bereits die ersten Fotos von Renate Künast mit ei- sowie über Ethik in der Me- Nachbarschaftshäuser sind für Menschen mit Kindern genau- Im Anschluss an die Präsentation des Wahlprogramms in nem Stück Rhabarberkuchen am digitalen Lagerfeuer über dizin. Daneben arbeitet sie so wichtig wie für die älteren MitbürgerInnen. Elfi Jantzen ist leichter Sprache kommt es zu einer angeregten Diskussion Twitter zu finden. als selbständige Beraterin gut vernetzt mit AkteurInnen vor allem in der Jugend- und zu zahlreichen Programmpunkten. Die Teilnehmerinnen für verschiedene Unterneh- Familienpolitik, aber auch im Gesundheits- und Sozialbereich. und Teilnehmer des Übersetzungs-Projekts sind mittlerwei- Diese Aufmerksamkeit wird in den nächsten Wochen nicht men der Gesundheitswirt- Viele Menschen und Initiativen im Bezirk kennen sie als kom- le selbst zu politischen Fachleuten geworden und löchern nachlassen und erst recht nicht, wenn sie ins Rote Rathaus schaft. Zuvor war sie Be- petente und verlässliche Ansprechpartnerin. Renate Künast mit Fragen. Klimastadtwerk, Inklusion, aber einzieht. Aber es stört Renate Künast nicht: Wenn der Akku raterin in der europäischen auch die Euro-Krise in Griechenland. Was denken die Berli- leer ist, verordnet sie sich eine Pause auf dem Balkon oder Kommunikationsberatung Um die attraktive Mischung aus Wohnen, Arbeiten, Einkau- ner Grünen darüber? Und die Spitzenkandidatin antwortet kocht für Freunde Königsberger Klopse, ihr Lieblingsessen. Pleon, wo sie von 2006 fen, Kultur und Freizeit im City-Bezirk zu erhalten und nega- in leichter Sprache. Ein bisschen Zeit für sich, das ist wichtig. Aber dann ist sie bis 2009 den medizinisch- tiven Entwicklungen entgegenzutreten, setzt die Kandidatin wieder voll da, für alle anderen Berlinerinnen und Berliner. pharmazeutischen Bereich auf ein gutes Team mit Kompetenzen in allen Politikbereichen Das Interesse an den grünen Positionen ist groß in Berlin. Sie ist eine leidenschaftliche Hobby-Köchin, eine leiden- Healthcare leitete. In Berlin in der zukünftigen grünen BVV-Fraktion. Gemeinsam will sie Auch da, wo man lange nicht so viel anfangen konnte mit schaftliche Hobby-Gärtnerin, aber ebenso leidenschaftlich steht sie seit 2008 ehren- für bessere Bildung in Kitas und Schulen, die Förderung kli- den „Ökos“, kommt Zuspruch, die Wechselstimmung ist eine Berliner Politikerin. Und als solche hat Renate Künast amtlich als Diözesanleiterin maschonender Verkehrsarten und energetischer Sanierung, spürbar. Zu einem Frühstück beim Verein Berliner Kauf- viel vor: eine Wahl gewinnen. dem Malteserhilfsdienst in Berlin vor. 2002 moderierte Andrea nachhaltige Arbeitsplätze und die Stärkung bürgerschaftlichen leute sind ungefähr 120 Gäste und Mitglieder des Wirt- Fischer einige Zeit mit BamS-Chefredakteur Claus Strunz die Engagements und der BürgerInnenbeteiligung im Bezirk arbei- schaftsclub gekommen. Renate Künast erklärt, wie Berlins Sebastian Wanner Sendung „Grüner Salon“ bei n-tv. ten. Damit der Bezirk seine Aufgaben für die BürgerInnen gut Wirtschaft fit für die Zukunft gemacht werden kann: Öko- wahrnehmen kann, will sie die Interessen des Bezirks gegen- Zertifikate im Tourismus, Mobilitätskonzepte, die Elektro- Ulrike Bürgel über Senat und Abgeordnetenhaus und im Rat der Bürger- mobilität und die Förderung erneuerbarer Energien ver- meisterInnen selbstbewusst vertreten.

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Franz Schulz, Sibyll Klotz, Tempelhof-Schöneberg (Amtsinhaber) Friedrichshain-Kreuzberg Jens-Holger Kirchner, Sibyll Klotz ist 1961 in Berlin geboren, hat eine erwachsene Christa Markl-Vieto, Tochter und lebt zusammen mit ihrer langjährigen Lebensge- Steglitz-Zehlendorf Dr. Franz Schulz ist bereits seit 2006 Bürgermeister von Fried- (Nilson) fährtin. Sie kam über den Unabhängigen Frauenverband zu richshain-Kreuzberg, dem einzigen der zwölf Berliner Bezirke, PANKOW Bündnis 90 / Die Grünen und war zwischen 1991 und 2006 Als die Anfrage der Bild- der einen grünen Bürgermeister hat. Zugleich ist Friedrichs- Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Dort hat sie sich Zeitung reinkommt, reagiert hain-Kreuzberg mit seinen 270 000 Einwohnern die größte Jens-Holger Kirchner, 51 Jahre, lebt seit 1979 in Prenzlauer um soziale Themen gekümmert, war arbeitsmarkt- und frau- Christa Markl-Vieto eher „Stadt“ der Bundesrepublik, die eine grüne Verwaltungs- Berg. Seit 2006 ist er Bezirksstadtrat für Öffentliche Ordnung, enpolitische Sprecherin, etliche Jahre Fraktionsvorsitzende unwirsch: „Mit der Springer- spitze hat. Schulz ist promovierter Physiker und war bereits Verkehr und Verbraucherschutz in Pankow. Auf den ers- und Vorsitzende der Enquetekommission „Eine Zukunft für Presse? Mit denen brauchst von 1996 bis 2000 Bürgermeister des damals eigenständigen ten Blick ist das ein dröges Thema, aber er hat es geschafft, Berlin“. Seit 2006 ist sie Stadträtin für Gesundheit und Sozia- Du mir gar nicht erst zu kom- Bezirks Kreuzberg. Danach war der heute 62-jährige bis 2006 Schwerpunkte zu setzen, Probleme anzupacken und zu lösen les in Tempelhof-Schöneberg. Fachlich und persönlich wird sie men!“ Eine pressescheue Baustadtrat im Fusionsbezirk. und Kommunalpolitik zu gestalten. über Parteigrenzen hinweg geschätzt. Außer bei den Grünen Kandidatin für das Bürger- ist sie unter anderem Mitglied des Förderkreises Denkmal für meisteramt von Steglitz-Zeh- Der Bezirk hat sich in den vergangenen Jahren vom Sorgen- Das Pankower Smiley-System zur Veröffentlichung von Le- die ermordeten Juden Europas und der Berliner Tafel und ge- lendorf? Keineswegs, aber kind Berlins zum familienfreundlichen Trend- und Ausgeh- bensmittelkontrollen hat mittlerweile bundesweit Schule ge- hört auch zu amnesty international. die Bild-Zeitung soll es dann bezirk gewandelt. Die Kehrseite der Medaille sind enorme macht. Das ist grüne Kommunalpolitik für mehr Verbraucher- eben doch nicht sein. „Wir Mietsteigerungen und soziale Verdrängungsprozesse. Schulz schutz und Information pur. Gemeinsam mit ihrer Bezirksgruppe hat sich Sibyll Klotz für haben gegen die demonst- hat aus diesem Grund als einer der Ersten in Berlin Alarm ge- die kommenden Wahlen drei Ziele gesetzt: Stärkste Partei und riert, weil sie nur Unwahrhei- schlagen und das Thema auf die politische Agenda gesetzt. Den hohen Parkdruck in Prenzlauer Berg milderte er durch Fraktion im Bezirk zu werden, eine Zählgemeinschaft unter ten gedruckt haben. Daran Sein Ziel: MieterInnen mit geringem Einkommen vor Verdrän- Parkraumbewirtschaftung. Die effizienteE inführung mit guter grüner Führung zu bilden und zwei grüne BA-Mitglieder, da- hat sich doch nichts geän- gung aus ihrem Wohnumfeld zu schützen. Information zeigt Wirkung: Hartnäckig verlangen Anwohner von eine Bürgermeisterin, zu stellen. Für Sibyll Klotz stehen dert, nur weil sie jetzt ein we- aus angrenzenden Gebieten die Ausweitung der Bereiche. die Wahlen am 18. September unter dem Motto. „Tempel- nig netter zu uns sind!“ Weitere Projekte, für die er sich seit Jahren engagiert, sind hof-Schöneberg, ein Bezirk für alle – Mehr Lebensqualität für eine pädagogisch sinnvolle und zugleich energetische Sanie- Er ist verantwortlich für etliche Baustellen im Bezirk und hat alle“. Doch ist die grüne Kandidatin in Steglitz-Zehlendorf alles an- rung der Schulen. Im Bereich dabei immer die umweltfreundliche Mobilität, Verkehrssi- dere als eine Revoluzzerin. Seit vier Jahren ist sie Fraktions- Klimaschutz hat er gemeinsam cherheit für alle und Barrierefreiheit im öffentlichen Raum im Sibyll Klotz setzt auf Zusammenarbeit und Kooperation statt vorsitzende der Grünen im einzig schwarz-grün regierten mit Verteter-Innen aus Be- Auge. auf Abgrenzung und Ressortegoismen, sowohl innerhalb des Bezirk Berlins. Dabei war sie als Kritikerin in die Verhandlun- zirksgruppe und Fraktion das Bezirks als auch in Beziehung zur Landesebene. Nur im Team gen zur Zählgemeinschaft gegangen. Schwarz-Grün schien Klimaschutzprogramm 2020 Dies ist nicht immer konfliktfrei, wie wir an dem inzwischen können die anstehenden Probleme bewältigt, die Blockaden undenkbar. Heute bilanziert sie: „Schwarz-Grün funktioniert für Friedrichshain-Kreuzberg bekannten Thema Kastanienallee sehen. Verschiedenste Bür- gelöst werden. Die Bürgerinnen und Bürger wollen und müs- – in manchen Bereichen besser, in anderen schlechter.“ Aber entwickelt, das heute bereits gerinitiativen versuchen mit einem Bürgerbegehren, den nach sen in den nächsten Jahren stärker einbezogen werden: Bei sicher ist auch: „Wir konnten nie so viel grüne Inhalte um- aus über 100 Projekten be- einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsverfahren erarbeite- Bauplanungen und im Grünbereich braucht der Bezirk das setzen, wie in diesen fünf Jahren.“ Ihr Erfolgsrezept: „Reden, steht. Schulz ist übrigens der ten, durch mehrere Beschlüsse der BVV sanktionierten Umbau Bürgerengagement ebenso wie für lebendige Nachbarschaf- reden, reden!“ Einzige der Berliner Bürger- für mehr Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit zu stoppen. ten und die Versorgung der wachsenden Gruppe der Älte- meister, der seinen Dienst- Leider ist der alte Charme nicht im Geringsten barrierefrei ren. Tempelhof-Schöneberg braucht kreative Lösungen statt Reden will sie auch mit den Bürgerinnen und Bürgern. „Ich wagen der Umwelt zur Liebe oder für Verkehrsteilnehmer sicher. Grüne Verkehrspolitik eingefahrener Gleise, die glaube, nirgendwo in Berlin gibt es eine so engagierte Bür- abgeschafft hat. heißt deshalb auch, sich eindeutig zu positionieren und sich Orientierung auf die Kieze gerschaft, wie hier in Steglitz-Zehlendorf“, meint Christa auch durchzusetzen. statt die Gießkanne. Dabei Markl-Vieto. „Nur die Politik hört nicht immer so hin, wie Um den Bezirk noch lebenswerter zu machen, setzt sich Schulz steht der Bezirk vor großen sie müsste.“ Sie will eine neue politische Kultur etablieren. nicht nur für verkehrsberuhigte Wohnkieze und mehr Platz für Jens-Holger Kirchner hat diesem Bezirk liebevoll seinen Stem- finanziellen Herausforde- „Wir wollen die Menschen direkt mit einbeziehen, aber Fahrräder auf den Straßen, sondern auch für mehr Bäume und pel aufgedrückt. Er hat Lust am konstruktiven Streit, hat ak- rungen. Die knappen Mittel auch in Verantwortung nehmen. Wenn die Politik früh- Parkflächen ein. Erfolge der vergangen Jahre sind die Grünflä- zentuiert Debatten mitgeprägt und hat eins nie vergessen: das gilt es so einzusetzen, dass zeitig über geplante Vorhaben diskutiert, dann vermeiden chen Gleisdreieck, Park an der Spree und der East-Side-Park am direkte Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern zu suchen der größtmögliche Nutzen wir am Ende unnötigen Wirbel!“ Aufwirbeln wird Christa Spreeufer, das er Schritt für Schritt weiter für alle öffnen will. und zu führen. Eben ein Undiplomat, dem Klartext liegt. für die Menschen im Bezirk Markl-Vieto das bürgerliche Steglitz-Zehlendorf ganz sicher. dabei herauskommt. Sie wäre die erste Grüne und zugleich die erste Frau im Christian Honnens Bürgermeisteramt. Ronald Wenke

32 33 unsere ListezurAbgeordnetenhauswahl nominiert.DieerstenzwanzigstellensichEuchhiervor. 9. am versammlung Gute Politik braucht auch engagierte Unsere L Parteileben 34 Platz 4 Platz 3 Platz 2 Platz 1 unserer sozial-ökologische die „ 50 Jahre,Rechtsanwalt V von Berlin das für Vision künftige unserer die Gestaltung über Debatte offene eine I Bürger- interessierten mit wie genauso "Gemeinsam mit Architekten und Planern Regionalplanerin Jahre, 34 Antje K den. verbin- Verantwortung ökologischer und wirtschaftlicher mit menhalt Ziel: wichtigstes „Mein Die Grünen imAbgeordnetenhaus Bündnis Fraktion der onsvorsitzende 34 Jahre, Politikwissenschaftlerin, Frakti- Ramona Pop, Md Themen: Bildung,Arbeit,Klima Regierenden Bürgermeisterin. der Amt das für Kandidatin Renate Künast das sindmeinepolitischenZiele.“ politische neue eine und alle für an. es kommt darauf schaffen, zu beitsplätze Ar und machen zu zukunftsfähig schaft neuen mit Economy, mit erneuerbaren und bessere Bildung füralleKinder.“ nnen wünsche ich mir endlich wieder wieder endlich mir ich wünsche nnen I olker Ratzmann, Md n den nächsten Jahren kommt es auf auf es kommt Jahren nächsten den n andesliste -unsere ersten zwanzig April und der und April E in gerechteres gerechteres in I ch kämpfe für bezahlbare bezahlbare für kämpfe ch slshf an. Gesellschaft apek G eografin und Stadt- und und Stadt- und eografin T cnlge usr Wirt- unsere echnologien andesdelegiertenkonferenz eine Woche später haben wir insgesamt 74 insgesamt wir haben Wochespäter eine Landesdelegiertenkonferenz A S Menschen, die aus grauer at ü en neue eine für Stadt ozialsystem, Bildung Bildung ozialsystem, zae Zusam- Sozialen M M A t der Mit orgen." orgen." odernisierung odernisierung Energien und E ntwicklung ntwicklung K M ultur – ultur Green ieten ieten 90/ -

Theorie bunte Platz 6 Platz 8 Platz 5 Platz 7 Realität machen. Auf der "vergeudeten "vergeudeten zu verwirklichen. verwirklichen. zu "Das "Das 37 Jahre,Sozialpädagogin der der von Bildung statt Bildung geschneiderte gleichheit und gute Bildung für alle, maß- ein. onshintergrund für und Bildungs- eine für folgreiche er für Basis die ist Bildung übernehmen. Verantwortung gesellschaftliche und den wer Bürgern und Bürgerinnen selbstbe- wussten zu Bildung gute durch lichen "Ich will, dass unsere Nachrichtentechnik der Ingenieur Dipl. Jahre, 42 Özcan Mutlu, Md CO2. StattA 100gibt'sLärmschutz.“ Das spart Letztere werden konsequent beschleunigt. und hen für heißt:Vorrang enter werden und Das bleiben. bezahlbar „Mobilität muss energie- und klimaeffizi - 56 Jahre,Lehrerin Claudia Hämmerling, Md „Dem 34 Jahre,Rechtsanwalt S Anja S ie grctn ugec shfe – arbeiten.“ ich schaffen will dafür Ausgleich gerechten einen E A sozialem EngagementalsLeitmotiven." milie, ellem werden studierbar endlich gesellschaftliche as ahlr und Bachelor- dass ein, dafür anderem unter deswegen mich von Frage eine die an Bil- direkt der dungsgrad und ist geknüpft Bildungsgrad ntwicklung Berlins einleiten, insgesamt insgesamt einleiten, Berlins ntwicklung tefan Gelbhaar

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© Barbara Dietel Platz 10 Platz 14 Platz 13 Platz 12 Platz 11 Platz 9 setz, BerlinsBeitragzumAtomausstieg.“ wirksames ein Berlin, für Berliner Arbeitsmarktpolitikwerden.“ der Ziel zentrale das muss qualifizieren, der Stadtentsteht.“ virtuelles ein und kommt energetische ein braucht zur Beitrag nächste „Die 60 Jahre,Lehrer, Drucker, Journalist Jochen E eine zukunftsfähigeUmweltpolitik.“ Wasser, grenze. „Umweltpolitik endet nicht an der 55 Jahre,Volkswirtin Felicitas K zur Maschinenbauerin.“ den über vom Betriebswirtschaft, eine gehört Dazu schaft. Wirt- nachhaltige eine braucht „Berlin Gas- undWasserinstallateur 41 Jahre,Politikwissenschaftler, Heiko Platz ist.“ N neue und alte für dem in Berlin, offenes nachhaltige und Haushaltspolitik und ein tolerantes, welt- gerechte eine liche, starke für stimmung Ziele: „Meine 26 Jahre,Diplom-Geografin Clara Herrmann, Md „ 38 Jahre,freiberuflicher Texter Michael S Diese sollen. haben Arbeitsmarkt dem auf mehr tive erwerbslose viele dass hinnehmen, nicht dürfen „Wir Mitarbeiterin 56 Jahre,wissenschaftliche S regionale und globale globale und regionale an nicht sich M abine Bangert azis und geistige Brandstifter geistige und azis eine eine Thomas T G hemen: das das hemen: sser, Md as- und Wasserinstallateur bis Wasserinstallateur und as- chäfer, Md E ub nergiewende leisten. Berlin Berlin leisten. nergiewende K nce kie Perspek- keine Menschen G M tadtregierung muss einen muss Stadtregierung bueairn voran- Gebäudesanierung limastadtwerk, damit die die damit limastadtwerk, renzen. Daher braucht es es braucht Daher renzen. h ud echte und Mehr enschen fortzubilden, zu zu fortzubilden, enschen ala, Md L uft und und uft inder und Jugend- und Kinder A K ooperationen für für ooperationen K A A A Klimaschutzge- lima- lu grüner Kultur K L K raftwerk in in raftwerk ärm halten halten ärm FZ-Betrieb, FZ-Betrieb, I S nnen kein kein nnen tadtwerk tadtwerk Mitbe- Stadt- Platz 20 Platz 18 Platz 16 Platz 19 Platz 15 Platz 17 mit besserem Bürgerservice verbinden." mehr gezielter Personalentwicklung, Ver mit wir waltungsmodernisierung Basis deren auf Auf- gabenkritik, umfassende eine brauchen „Wir 49 Jahre,Politologe Thomas Birk, Md Anja K ist.“ unsinnig und kostspielig teile. Berlin braucht aber keine A alle an BBI des Anbindung gute eine auch gehört Dazu findet. lösungen intelligente Ver die kehrspolitik, nachhaltige eine braucht „Berlin 54 Jahre,Kfz-Servicetechniker Harald Moritz ischen Passihre BVVwählenkönnen.“ Menschen ohne deutschen bzw. europä - L eine für mich ich setze Daher Rechten. politischen zu Zugang minierungsfreien diskri- für auch gilt „Antidiskriminierung 54 Jahre,Rechtsanwältin C Bürgerbeteiligung.“ K wählen. politische offenere eine es braucht Dafür zu Parlament neues ein paar Jahre alle nur als mehr fordern und ein sich mischen Berliner_innen Die belebt. „ Strafverteidiger 29 Jahre,Rechtsanwaltund Benedikt L und keinSpekulationsobjekt.“ ein ist Wohnraum zahlbarer werden.Be- verteilt bedarfsorientiert und gezielt müssen tadtentwicklung s der in rechtigkeit in unserer „Mich treibt die wachsende soziale und wissenschaftliche Mitarbeiterin Sozialwissenschaftlerin Jahre, 28 K eöt mehr gehört und Frauen- G innovativen einer „Von und Projektmanagerin 51 Jahre,Vermessungstechnikerin den Bildungsverlierer_innen gehört.“ S chule und andesverfassungsänderung ein, damit damit ein, andesverfassungsänderung U ultur, faire Volksbegehren und mehr mehr und Volksbegehren faire ultur, anan Bayram, Md atrin S leichstellungspolitik profitieren alle. Dazu nsere Demokratie wird zurzeit neu neu zurzeit wird Demokratie nsere T ransparenz, ofbinger, Md chmidberger K ux, Md ita, damit kein G shehedmkai in eschlechterdemokratie tärkung der Bezirke der Stärkung A A S tadt um. Die A E - A G overnment mit mit overnment G eschlecht zu G Mobilitäts- rundrecht

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Debatte

25 Jahre Tschernobyl von Renate Künast

Vor 25 Jahren explodierte Block 4 des russischen Atom- kraftwerks in Tschernobyl. Ich war 31 Jahre alt und saß für die Alternative Liste im Abgeordnetenhaus Berlin (West). Erst zwei Tage nach dem Unfall hat die Welt davon er- fahren. Wir haben sofort angefangen, die BürgerInnen zu informieren über die Gesundheitsfragen, die folgen wer- den. Außerdem haben wir Druck auf den Senat und die Landesämter gemacht, damit sie offizielle Informationen rausgeben. In den ersten Tagen war die Situation surreal. Am 30. April und 1. Mai 1986 schien die Sonne und die BerlinerInnen saßen mit ihren Kindern auf den Wiesen der Stadt. Wer sich vorher nicht mit dem Thema Radioaktivität beschäftigt hatte, kam gar nicht auf die Idee des radio- aktiven Niederschlags auf den Wiesen und Spielplätzen. Ab dem 2. Mai liefen dann bei uns die Telefone heiß. Die Fraktion war ein einziges riesiges Call-Center, das rund um die Uhr arbeitete.

Ich war schon Jahre vorher in der AKW-Bewegung aktiv. Diese Frühlingstage 1986 haben mir aber einmal mehr klargemacht, warum die Grünen so wichtig sind. Wir wa- ren die einzige Partei, die die Atomgefahr in den Parla- menten thematisierte. Die anderen Parteien haben nicht verstehen wollen, wo das Problem liegt. Noch heute leiden wir an dem Fortschrittsbegriff der anderen, der anwendet, was technisch machbar ist. Wir Grüne wissen, dass wir die Erde von unseren Kindern nur geborgt haben. Wir wollen nicht auf Kosten anderer leben und keine unbeherrschba- ren Risikotechnologien anwenden. Classsroom in Kindergarden # 7, Pripjat, 2001 © Robert Polidori

Jetzt, ein viertel Jahrhundert später, steht in Fukushima eine „Es gibt keine Rückkehr. Verabschiede Dich, Pripjat. 28. April 1986.“ neue Atomruine. Die Welt weiß nach Tschernobyl, was das steht auf der Tafel der Schulklasse mit Kreide geschrieben. Der Abschiedsgruß gilt einer für die kommenden Generationen bedeutet. Wir müssen Stadt, viereinhalb Kilometer vom Unglücksreaktor Tschernobyl entfernt, die nur 16 endlich und endgültig raus aus der Atomkraft. Berlin muss Jahre alt wurde: Prypjat, einst bewohnt von 40.000 Einwohnern und eigens errichtet dabei mitmachen: Strom sparen und auf erneuerbare Ener- für die Mitarbeiter des AKW Tschernobyl. Rund um den Reaktor wurden 350.000 gien umstellen. Wir haben ein Umstiegskonzept für Berlin Menschen zwangsevakuiert. Damit endet die über fünfeinhalbtausend Jahre alte Kul- vorgelegt. Und ab dem 18. September 2011 steigt Berlin turgeschichte des Gebietes Tschornobylske Polissja. Die verstrahlte Sperrzone von 30 aus! km um den Sarkophag des Atommeilers wird auf unabsehbare Zeit existieren. Fünf Jahre nach dem GAU machten sich die Forscher auf eine gefährliche Reise, um für Renate Künast, Kandidatin für das Amt der regierenden Museen zu retten was zu retten war – die Bilder sind Aufnahmen aus dem Jahr 2001. Bürgermeisterin von Berlin Mehr als 400 Dörfer wurden eingeebnet oder verfallen menschenleer. Einst belebte Städte sind seit 25 Jahren Geisterstädte, das historisch bedeutende Tschernobyl fast

© Andrij Krementschouk: Menschen in der Sperrzone, 2001 unbewohnt; die verstrahlte Natur erobert sich den Raum zurück und Einige wollten bleiben - in einem Leben jenseits der Grenzwerte. Fast ikonographisch wirkt das ankla- gende Foto von Alexander Krementschouk. Bilder, die sich in 25 Jahren in der Region um Fukushima sehr wahrscheinlich wiederholen werden. 36 Oliver Münchhoff/Christian Könneke Debatte

Der Atomausstieg ist machbar! von Bärbel Höhn

Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima gibt es einen Keine Atomimporte für den Atomausstieg breiten gesellschaftlichen Konsens, schnell aus der Atom- kraft und ihren unbeherrschbaren Risiken auszusteigen. Aus diesen Gründen ist auch nicht zu befürchten, dass Aufgabe der Politik muss es nun sein, diesen neuen Kon- Deutschland nach dem Atomausstieg verstärkt auf Strom- sens umzusetzen. Zahlreiche unabhängige Studien zeigen: importe angewiesen wäre, schon gar nicht auf Atomstrom Ein Atomausstieg bis zum Ende der nächsten Legislaturpe- aus Frankreich oder Tschechien. Zwar hat die plötzliche riode, wie wir Grüne ihn fordern, ist machbar. Man muss Abschaltung der sieben ältesten AKW kurzfristig zu einer ihn nur wollen. Die von den Freunden der Atomenergie leichten Steigerung der deutschen Stromeinfuhr geführt. geschürten Zweifel und Bedenken an der Realisierbarkeit Beim Hauptliefertanten Frankreich wurde dafür aber, wie eines schnellen Ausstiegs erweisen sich bei näherem Hin- eine Studie des WWF darlegt, keine Kilowattstunde Atom- sehen als Schreckgespenster. strom zusätzlich produziert. Und mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland und der Inbe- Die Lichter gehen nicht aus triebnahme neuer Gaskraftwerke werden sich Exporte und Importe bald wieder angleichen. Ohne Strom ist unser modernes Leben nicht denkbar. Auch die Industrie ist auf eine verlässliche Stromversorgung an- Bei einem vollständigen Atomausstieg bis 2017 rechnet gewiesen. Deshalb sorgen die Warnungen der Atomlob- der BDI für den Rest der Dekade mit einem Importbedarf by vor einer angeblich drohenden „Stromlücke“ für tiefe von netto gerade einmal 3 Terrawattstunden Strom im Jahr Verunsicherung. Doch die Sorge vor einem Blackout ist – weniger als 0,5 Prozent des deutschen Strombedarfs. unbegründet. Deutschland ist seit Jahren Stromexporteur Damit wäre es zwar mit den großen Exportschüssen, die und verfügt über mehr als genug gesicherte Kraftwerks- Deutschland in den letzten Jahren durch den Ausbau von leistung, um die Abschaltung der siebzehn Atomkraftwer- Wind- und Sonnenstrom erreicht hatte, erst einmal vor- ke auszugleichen. bei. Von Importabhängigkeit kann aber keine Rede sein. Zum Vergleich: Die Energieszenarien der schwarz-gelben Deshalb ist auch ohne Atomkraft immer genug Strom da, Bundesregierung vom Herbst 2010 sahen – trotz Laufzeit- selbst in Zeiten der größten Stromnachfrage. Das bestäti- verlängerungen – einen langfristigen Stromimportanteil gen aktuelle Untersuchungen des Ökoinstituts, aber auch von 20 bis 30 Prozent vor. Da ist es wenig glaubwürdig, atomfreundlicher Organisationen wie des Bundesverbands wenn Politiker von Union und FDP nun mit düsterem Un- der deutschen Industrie oder der Vereinigung der bayeri- terton vor der drohenden Importabhängigkeit im Fall eines schen Wirtschaft. Auf einem Hearing der grünen Bundes- schnellen Atomausstiegs warnen. tagsfraktion Anfang Mai versicherte sogar der Vorstands- vorsitzende der Kraftwerkssparte von RWE, Dr. Johannes Strom bleibt bezahlbar Lambertz, die Gefahr von Stromausfällen sehe er auch bei einem schnellen Atomausstieg nicht. Das Gleiche gilt für die Mahnung, Strom müsse auch nach dem Atomausstieg bezahlbar bleiben. Seit dem Amtsan- Hinzu kommt: Erneuerbare Energien und Energieeffizienz tritt von Kanzlerin Merkel sind die Verbraucherpreise für machen Atomstrom immer entbehrlicher. Fachleute rech- Strom von rund 18 Cent 2005 auf um die 25 Cent pro nen vor, dass wir allein durch Effizienzmaßnahmen, die Kilowattstunde 2011 gestiegen – ein Preisanstieg um fast sich wirtschaftlich rechnen, jedes Jahr ein Atomkraftwerk 40 Prozent. Verglichen damit fallen die für einen schnellen wegsparen könnten. Und wenn die erneuerbaren Energien Atomausstieg prognostizierten zusätzlichen 0,5 bis 1 Cent ihren Anteil an der Stromversorgung bis 2020 von heu- je Kilowattstunde oder zwei bis vier Prozent des Gesamt- te 17 Prozent auf über 40 Prozent erhöhen, macht dieses preises kaum ins Gewicht. Zumal diese Kostenschätzung Wachstum die gesamte Stromproduktion aller deutschen die immensen gesellschaftlichen Kosten der Atomkraft aus- Atomkraftwerke wett. blendet: Die Sanierung der maroden Atomendlager in der © Oliver Münchhoff

Bärbel in Gorleben

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Brandenburg: Rot-Rot macht Werbefeldzug für klimaschädlichsten Brennstoff

Greenpeace hat gerade eine neue Studie über mögliche schleudern in der Lausitz. Auch wird die Verstromung von Endlager für Kohlendioxid herausgegeben und Branden- Braunkohle finanziell nicht mehr rentabel sein, wenn der Asse und in Morsleben wird die Steuerzahler mit mindes- kate teurer und Kohlekraftwerke damit unattraktiver. Um burg ist ganz vorne dabei. Über CCS und Kohle in Bran- europäische Emissionshandel greift. Durch die Verpres- tens 6 Milliarden belasten und die unvorstellbaren Schäden sicher zu gehen, sollte die Politik den Bau neuer Kohlemeiler denburg sprach Oliver Münchhoff mit der Landesvorsit- sung von Kohlendioxid, will man die Werte senken. Der eines Atomunfalls wie in Fukushima fielen am Ende auch durch ein nationales Klimaschutzgesetz und die Festlegung zenden der Brandenburger Grünen, Annalena Baerbock. CCS-Kampf von Rot-Rot ist derzeit nichts anderes als der der Allgemeinheit der Steuerzahler zur Last. von Klimaschutzstandards für Kraftwerke unterbinden. Versuch des Greenwashings von Kohle. Als Ergänzung für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Jänschwalde braucht Kohlen – wie ist der ak- Die Mär vom billigen Atomstrom ist eine Lüge, wie die Energien sind moderne Gas-Kraftwerke ohnehin die bes- tuelle Kohlestand? Gibt es Widerstand im Land gegen CCS? Japaner leidvoll bestätigen können. Billig ist Atomkraft sere Wahl. nur für die Atomkonzerne. Sie können den Strom in ih- Annalena: Aktuell wird aktiv Braunkohletagebau betrie- Annalena: Ja, vor allem in den Orten wie Beeskow, die ren abgeschriebenen Altmeilern relativ günstig erzeugen Atomausstieg als Chance ben und das wird bis ca. 2030 auch so bleiben. Bis da- schon ganz früh als Versuchslabore angedacht waren. und dann zum deutlich höheren Börsenpreis teuer ver- hin liegen Genehmigungen zum Abbau vor, die rechtlich Hier sind auch viele Grüne aktiv. Allerdings ist der Lan- kaufen. Denn der Börsenpreis orientiert sich an den Pro- Fazit: Ein schneller Atomausstieg ist machbar – ökologisch, bindend sind. Allerdings hat Vattenfall jetzt bereits schon desregierung in ihrem CCS- und Kohle-Werbefeldzug duktionskosten des teuersten der jeweils zur Deckung des sozial und wirtschaftlich. Über die Diskussion der Einwän- Anträge zur Erschließung weiterer Tagebaugebiete ge- scheinbar jedes Mittel recht. So unterstellt Platzeck den Strombedarfs benötigten Kraftwerke, in der Regel einem de der Atomfreunde sollten die enormen Chancen des stellt, bereitet also die weitere Kohleverstromung nach Kritikern der Kohle, sie würden von heute auf morgen Kohle- oder Gaskraftwerk. Die Preisdifferenz bringt den Atomausstiegs nicht in Vergessenheit geraten: Neue Jobs 2030 vor. Laut Koalitionsvertrag der rot-roten Regierung 10 000 rund um die Braunkohle Beschäftigte auf die Stra- Atomkonzernen geschätzte 1 Million Euro Gewinn pro Tag und Zukunftsmärkte bei erneuerbaren Energien und Ener- sollte es aber ohne drastische Senkung des CO2-Aussto- ße setzen wollen. Dabei fordern weder wir Grünen noch und Kraftwerk. Die Verbraucher profitieren davon kaum. gieeffizienz.M ehr Wettbewerb auf dem Strommarkt durch ßes keine neuen Kohlekraftwerke und damit auch keine die Umweltverbände einen Sofortausstieg, denn rechtlich Für das Problem steigender Strompreise ist Atomenergie Schwächung der Marktmacht der vier großen Stromkon- neuen Tagebau in Brandenburg geben. Daher kämpft die ist an den bis etwa 2030 erteilten Genehmigungen für deshalb keine Lösung - wohl aber Energieeffizienz und die zerne. Eine weltweit beachtete Vorbildrolle Deutschlands Landesregierung derzeit so für CCS, also die Verpressung den Braunkohleabbau nicht zu rütteln. immer preisgünstiger werdenden erneuerbaren Energien. in der Energiepolitik. Und die Sicherheit, dass sich die Kata- von Kohlendioxid. Neue Kohlekraftwerke werden nicht gebraucht strophen von Tschernobyl und Fukushima in unserem Land In der Wahlkampfkeule der taz wurde süffi- nicht wiederholen können. Ist das eine geeignete KlimaschutzmaSSnahme sant angemerkt: „Grüne unterstützen Grüne“. Auch der Klimaschutz ist kein Argument gegen den schnel- oder lediglich ein Greenwashing der Kohle? Nach dem Motto: Die Brandenburger Grünen len Atomausstieg. Zwar stimmt, dass die schnelle Abschal- machen mobil für den Berliner Wahlkampf. tung der Atomreaktoren in Deutschland kurzfristig zu Annalena: Die Folgen einer Verpressung hochkonzentrier- Wird da was unterschätzt? steigendem CO2-Ausstoß führen dürfte. Europaweit be- ten Kohlendioxids sind derzeit überhaupt nicht absehbar. trachtet bleiben die Emissionen aber stabil. Denn das Emis- Münchhoff © Oliver Die Technologie befindet sich noch im Forschungsstadi- Annalena: (lacht) Ach, die taz. Auch wenn die uns Bran- sionshandelssystem der EU setzt für Treibhausgase eine um, so dass bei Festlegungen zugunsten von CCS auch denburgern anscheinend nicht viel zutrauen als kleiner feste europäische Obergrenze. Das heißt: Was an einem ein derzeit nicht quanitifizierbares Risiko mit auf dem Haufen, wir unterstützen Euch natürlich mit allen Mitteln. Ort in Europa zusätzlich emittiert wird, muss an anderer Weg gebracht werden würde. So ist etwa fraglich, ob Eine grüne Regierung in Berlin wird erhebliche Ausstrah- Stelle wieder eingespart werden. Hinzu kommt, dass der es nicht zu Verunreinigungen von Trinkwasser kommen lungswirkung auf Brandenburg haben. Viele Berliner sind Atomausstieg den Startschuss für verstärkte Investitio- könnte. Gesteinsschichten sind keine abgeschlossenen gerade im Sommer bei uns an den Badeseen unterwegs. nen in erneuerbare Energien und klimafreundliche KWK- Behälter. Bei Lagerstätten nahe Berlin betrifft das auch Und da haben wir mit Bettina und Daniel einfach mal Kraftwerke geben wird. Viele Projekte, die bisher mit Blick die Großstadt. Und der Effizienzgrad, der bei der Braun- überlegt, für Euch Wahlkampf an den Seen zu machen. auf die AKW-Laufzeitverlängerungen und die Marktmacht kohleverstromung sowieso schon schlecht ist, wird weiter der großen Atomkonzerne auf Eis lagen, werden jetzt zum sinken, denn das Kohlendioxid muss abgetrennt und ver- Herzlichen Dank für das Gespräch und bis zum Durchbruch kommen. presst werden. Das kostet Energie. 18. September im Kosmos?

Dagegen dürfen neue Kohlekraftwerke keine Chance be- Warum will man solche Verfahren? Braucht Annalena: Na, da bin ich auf jeden Fall. Oder wir treffen kommen. Mit ihrem extremen CO2-Ausstoß und Betriebs- man Kohle zur Grundversorgung? uns im Sommer am See. zeiten von 40 bis 60 Jahren würden sie die Erreichung der Klimaschutzziele dauerhaft in Frage stellen. Die gute Annalena: Die Regierung weiß sehr genau, dass die Bran- Nachricht: Durch den Atomausstieg werden CO2-Zertifi- denburger Klimaziele nicht erreichbar sind mit den Dreck-

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Woher kommen die grünen Wähler? Eine Wahlanalyse am Beispiel Baden-Württemberg von Christine Dörner

In Baden-Württemberg haben die Grünen ein sensationel- Wählerwanderungen Interessant ist, dass die Grünen vor allem die Nichtwähler denen am ehesten der richtige Umgang mit Atompolitik les Ergebnis erzielt und stellen den ersten grünen Minister- mobilisieren konnten. Dort erhielten sie den größten Anteil zugetraut wurde, ließen die Grünen mit 60 Prozent Zu- präsidenten. Rekordanteil für die Grünen mit 24,2 Prozent Analysiert man die Wählerwanderungen, sind die Grünen von 266 000 Stimmen. stimmung die CDU (19 Prozent) und die SPD (10 Prozent) der Stimmen, die Grünen das erste Mal vor der SPD, die die wahren Gewinner. Für sie stimmten insgesamt über 1,2 weit hinter sich. historisch schlechtesten Wahlergebnisse für CDU und FDP. Millionen Wahlberechtigte. Dabei konnten die Grünen aus Strukturelle Faktoren allen Lagern Stimmen gewinnen, wie die folgende Grafik In etwa gleich geblieben ist die Dringlichkeit der Bildungs- Wie ist dieses Ergebnis zu erklären? Auf Grundlage der zeigt: Weniger überraschend ist dagegen die Wählerstruktur: politik (34 Prozent; 2006: +7), die generell bei Wahlen Daten von Infratest dimap wird dieser Frage im Folgenden Wie bekannt sind die Grünen besonders in der Altersgrup- sukzessiv an Bedeutung gewinnt. nachgegangen. pe der 35- bis 44-Jährigen stark, die Delle bei den älteren Wählern ist jedoch diesmal ausgeblieben. Von den Ab-60- Natürlich hat in Baden-Württemberg auch Stuttgart 21 Jährigen gaben 14 Prozent ihre Stimme den Grünen. eine wichtige Rolle gespielt. Jeder dritter Wähler in Stutt- gart hielt es für das wahlentscheidende Thema, noch vor Was die Berufsstruktur der Wähler angeht, ist die Partei der Wirtschaft- und Bildungspolitik. Im ganzen Bundesland überdurchschnittlich von Angestellten und sehr stark von stuften immerhin noch 15 Prozent das umstrittene Bahn- Selbstständigen gewählt worden. Aber auch bei den Ar- projekt als wahlentscheidend ein. Interessant ist auch der beitslosen hat sie mit 26 Prozent einen bemerkenswerten Zeitverlauf in der Einstellung zum Projekt. Vor der Schlich- Erfolg erzielt. Höchste Affinität zu den Grünen haben wie tung war eine klare Mehrheit gegen den Bau (54 Prozent), immer Frauen unter 60 Jahre, Beamte, Menschen in urba- nach der Schlichtung sprach sich eine Mehrheit auf Lan- nen Zentren und Höhergebildete. desebene dafür aus (54 Prozent). Dies ist ein Beispiel dafür, wie ein als fair empfundener Schlichtungsprozess zur Ak- Wahlentscheidende Themen zeptanz beitragen kann, ohne dass sich in der Sache etwas geändert hat. Mittlerweile hat sich die Stimmung wieder Spannend ist die Frage nach den Motiven der Wählerinnen gedreht, Befürworter und Ablehner halten sich die Waage. und Wähler. Da ist zuerst einmal die Unzufriedenheit mit der Regierung, die vor allem seit der letzten Landtagswahl Die Daten legen die Schlussfolgerung nahe, dass sowohl rapide zugenommen hat. 2006 gaben immerhin noch 58 der grüne Spitzenkandidat als auch die grün-rote Regie- Prozent der Wähler an, mit der Regierung zufrieden zu rungskoalition keineswegs ein Unfall war, sondern eine sein. 2011 waren es nur noch 41 Prozent. Daraus resul- bewusste Entscheidung der Wähler. tiert eine starke Wechselstimmung, die ab Februar 2011 lag mit 44 Prozent Zustimmung zur politischen Arbeit vor sprunghaft um zehn Prozentpunkte (von 49 auf 59 Pro- allen anderen Spitzenkandidaten, gefolgt von Nils Schmid zent) zugelegt hat. mit 42 Prozent und Stefan Mappus mit 33 Prozent. Bemer- kenswert auch: Jeder dritte Baden-Württemberger hatte In der Reihe der wahlentscheidenden Themen steht ganz Kretschmann im Vorfeld zugetraut, das Land als Minister- oben Fukushima, das einen großen Einfluss hatte. 47 Pro- präsident zu führen. Ebenso haben 52 Prozent der Wähler zent der Wähler nannten die Atom- und Umweltpolitik als als Wunschkoalition Rot-Grün angegeben. Für eine große wichtigstes Thema. Im Vergleich zu 2006 ist dieses ein Plus Koalition stimmten nur 47 Prozent. Die Dagegen-Partei- von 40 Prozent. Damit löste es als wichtigstes Problem für Kampagne der CDU hat demnach nicht gefruchtet. Es ist die Baden-Württemberger die Arbeitslosigkeit ab, die bei den Grünen gelungen, massiv ins bürgerliche Lager ein- dieser Wahl nur von 17 Prozent genannt wurde, was im zudringen und Wähler zu binden. Jeder zweite Baden- Vergleich zu 2006 ein Minus von 48 Prozent bedeutet. Le- Württemberger sah in den Grünen eine gute Alternative diglich 20 Prozent der Wähler hielten den Wechsel in der für enttäusche CDU-Wähler. Dieses ist im Wesentlichen Atompolitik der Bundesregierung für glaubwürdig, 78 Pro- auf die Glaubwürdigkeit der Grünen zurückzuführen, die zent sahen in ihm ein Wahlkampfmanöver. Merkels Ver- ihr deutlich stärker attestiert wird als allen anderen Wett- such, mit dem Moratorium zu punkten, ist massiv geschei- bewerbern.

© C. Dörner tert und hat das Gegenteil bewirkt. Unter den Parteien,

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Hilfe für die Demokratiebewegung in Libyen – aber nicht mit Krieg von Hans-Christian Ströbele

Zivilisten kann man schlecht retten mit Krieg, in dem Zi- abwehrstellungen zerstört. Der Luftkrieg ging dennoch vilisten getötet werden. Und Militäreinsätze sind nicht zu weiter. Die Zahl der zivilen Opfer ist nicht bekannt. Bom- verantworten, wenn vorher nicht alle anderen Mittel ge- ben und Raketen treffen selten genau. Die UN-Resolution nutzt wurden. Verhandlungen, konsequentes Waffen- und ist zu weit gefasst, enthält aber auch richtige Forderungen Ölembargo und Kontensperrungen gab es vor der Inter- wie die nach einem Waffenembargo und Schutz der Zivil- vention in Libyen nicht. Der Luftkrieg begann schon weni- bevölkerung. ge Stunden nach Verabschiedung der UN-Resolution, die doch Waffenstillstand und Verhandlungen forderte. Schon In der Bundestagsdebatte vor Beginn der Intervention habe deshalb war ich gegen den Luftkrieg der NATO in Libyen. ich mich für das Embargo und humanitäre Hilfe eingesetzt. Bombardierungen hielt ich für falsch. In Libyen gab es nach Tunesien und Ägypten den dritten Aufbruch zur Demokratie in Nordafrika. Tausende gingen Ob tatsächlich ein Blutbad in Bengasi drohte, bleibt offen. gegen den Despoten Gaddafi auf dieS traße. Alle Welt, so- Gaddafi hat den Aggressoren denU ntergang angekündigt, Wer strickt den schönsten Pullover? gar die Geheimdienste, war völlig überrascht. Einmischung mal Schonung für reumütige Rebellen. In anderen Städten, von Außen gab es zunächst nicht. Islamisten spielten keine die seine Truppen zurückeroberten, gab es kein Blutbad. Bei Bündnis 90/Die Grünen haben alle ein Mitspracherecht Rolle. Unsere Sympathien waren uneingeschränkt auf Sei- Bundesregierung und NATO haben keine Luftaufnahmen bei Entscheidungen – dazu gehört umgekehrt die Pflicht ten der Befreiungsbewegungen. von bombardierten Stadtvierteln oder Hunderten Toten. zum Zuhören. Dazu passt seit alters her ein Strickzeug! Lange geriet stricken in Vergessenheit. Schade, finden Die Demonstrationen hatten immer mehr Zulauf. Viele Sol- Die NATO ist inzwischen die Luftwaffe der Aufständischen. wir. Um so erfreulicher ist es, dass diese alte Handarbeits- daten Gaddafis weigerten sich zu schießen und liefen sogar Das kann der Demokratiebewegung schaden. Gaddafi kunst in den letzten Jahren wieder stärker ins Rampenlicht über. Dann wurde aus dem demokratischen Aufbruch ein nutzt den NATO-Kriegseinsatz, um sich als Held gegen den gerückt ist. Aufstand und Bürgerkrieg. Die Elitetruppen schossen auf Kreuzzug des Westens in der arabischen Welt aufzuwerten Demonstranten. EU-Staaten und die USA haben Gaddafi und um neue Kämpfer im Land und Hilfe von den Nach- Mit unserem Strickmuster für den Anti-Atom Pullover lange unterstützt trotz brutaler Unterdrückung und Men- barn zu gewinnen. Die Arabische Liga ging auf Distanz möchten wir zum Stricken ermuntern, zum Diskutieren, schenrechtsverletzungen. Libysches Öl und ein Bollwerk zum UN-Beschluss. Algerien, der größte Nachbarstaat, war zum Zuhören. Wir sind gespannt: Wer strickt den schöns- gegen afrikanische Flüchtlinge machten ihn attraktiv. Er von Anfang an dagegen. Russland und China protestieren ten Michael-Cramer Anti-Atom Pullover? Wir freuen uns erhielt Waffen und deutsche Sicherheitsexperten bildeten gegen die NATO-Angriffe. Die Afrikanische Union fordert sehr über ein Foto von Ihren selbst gestrickten Werken seine Elitesoldaten aus. Dank dieser Hilfe eroberte er Städ- Waffenstillstand und dringt auf Verhandlungen. Aus dem nach unserem Strickmuster. Unter allen EinsenderInnen bis te zurück. Er drohte kurz vor der Einnahme Bengasis mit Bürgerkrieg droht ein internationaler Konflikt zu werden. zum 1. September 2011 verlosen wir einen Gutschein zum einem Blutbad. Nun beschlossen die Vereinten Nationen Deshalb sollten wir spätestens jetzt auf Verhandlungen Kauf von Bio-Wolle für einen weiteren Pullover. Gewaltmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und eine setzen, um Gewalt und Töten zu beenden und humanitäre Flugverbotszone. Hilfe sowie den demokratische Aufbruch zu ermöglichen. Mail bitte an: [email protected]

Seit dem 18. März 2011 haben Flugzeuge aus NATO- Viele Grüße, Eure Tine Hauser-Jabs Staaten Stellungen in den Städten Libyens schon über tau-

send Mal bombardiert. Nach drei Tagen waren alle Flug- e. Visualisierung: caro und Pullover Münchhoff, © Oliver Michael in gestrickter Sonne

44 Menschen und Zeiten

„Völker der Welt, schaut nicht auf diese Stadt!“ von Florian Schärdel

schaftswachstumspflänzchen, das in Berlin zu Die Oranienburger Straße vermittelt einen Eindruck davon, sprießen begonnen hat? was der Kastanienallee oder der Bergmannstraße bereits blüht: Tante-Emma-Laden, Trödler oder Buchhandlungen, In der Tat lesen sich die Zahlen der Tourismus- Cocktailbars und Geschäfte für teure Klamotten. Damit Branche wie eine reine Erfolgsgeschichte: aber verlieren die Kieze an Attraktivität für die TouristIn- Berlin spielt bezogen auf die Zahl der jährli- nen, die gerade die Szene gesucht haben, und die Bewoh- chen Übernachtungen bereits in einer Liga nerInnen, deren alltägliche Kiezinfrastruktur verschwindet. mit London oder Paris. Und der Senat gibt Wenn wir diese stadtentwicklungsprägende Kraft des Tou- mit stolz geschwellter Brust das Ziel aus, die rismus nicht erkennen, wird der Kieztourismus seine eigene Zahl der Übernachtungen von derzeit 20 auf Grundlage zerstören. 30 Millionen steigern zu wollen. Diese Erfolge sind nicht nur gut für das Berliner Selbstbe- Und damit würden wir nicht nur die Chance auf ein nach- wusstsein, sie sind auch gut für die Berliner haltiges Wachstum des Berlin-Tourismus verschenken, Wirtschaft. Der Senat schreibt 230 000 Ar- sondern uns auch um die Möglichkeit bringen, das Ber- beitsplätze dem Tourismus zu und 7 Prozent lin-Gefühl, die besondere Toleranz und Offenheit gegen- der Wirtschaftsleistung der Stadt soll auf diese über allen Lebensmodellen, zu exportieren. Denn wenn Branche zurückzuführen sein. Auch wenn im BesucherInnen von der Schwäbischen Alb oder aus dem Dunklen bleibt, wie der Senat diese Zahlen er- Sauerland in den Kreuzberger Multi-Kulti-Kiezen erleben, mittelt haben will, ist es richtig: Der Tourismus wie bereichernd diese Mischung ist, und welches kreative ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für unsere Potential sich in den Freiräumen Neuköllns entfaltet, dann Stadt geworden und das soll auch so bleiben. werden sie diese Erfahrungen mit nach Hause nehmen.

Aber von den Erfolgen dürfen wir uns nicht Tourismus nur als Wirtschaftsfaktor zu betrachten, wird blenden lassen. Denn leider entspricht die dem Anspruch grüner Politik nicht gerecht. Wir haben auf Wirklichkeit in der Tourismuswirtschaft nicht der LDK letztes Jahr dank Nicole Ludwig und Johannes immer unseren Vorstellungen von einem Novy bereits die Leitlinien einer grünen Tourismuspolitik „Green New Deal“. Oft ist sie weder sozi- beschlossen. Damit sind wir den anderen Parteien voraus. al noch nachhaltig. Gerade bei der Beher- Diese Leitlinien übersetzen wir nun in konkrete Forde- bergung, in der Gastronomie, aber auch bei rungen: Die Abgeordnetenhausfraktion hat einen Antrag großen Veranstaltern entstehen zahlreiche gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen einge- Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich. Diese bracht, um unter anderem die Umwandlung von Miet- in prekären Beschäftigungsverhältnisse sind kein Ferienwohnungen zu verhindern. Zumindest diesen As- Grund, sich für eine gelungene Wirtschaftsför- pekt will nun sogar die rot-rote Koalition übernehmen. Im derung selbst auf die Schulter zu klopfen. Hier Wahlprogramm fordern wir die Einführung einer Abgabe sind der Bund und das Land Berlin gefragt, auf Hotel-Übernachtungen. Auch das ist richtig, denn die Mindestlöhne durchzusetzen und Fördermit- Bezirke müssen an dem Wachstum der Branche teilhaben. tel an die Einhaltung sozialer Standards zu Auf Bezirksebene hat Friedrichshain-Kreuzberg begonnen, So überschrieb die FAZ frei nach Ernst Reuter ihren Arti- knüpfen. Auch in Punkto Nachhaltigkeit besteht Nachhol- den Neubau von Hotels in Wohngebieten zu beschränken, kel über die Tourismus-Diskussion in den Berliner Szene- bedarf. Neben den großen touristischen Anziehungspunk- um Konflikte um Lärm und Müll zu verhindern, bevor sie Kiezen. Dem ein oder anderen mag mulmig geworden ten wie dem Brandenburger Tor oder der Museumsinsel entstehen. Damit befinden wir uns auf dem richtigen Weg sein, angesichts des Ärgers, der sich in der Diskussion Bahn haben die Szene-Kieze von Prenzlauer Berg bis Neukölln zu einem sozialen und nachhaltigen, also einem grüneren brach. Und die Grünen waren wieder mittendrin. Was also an Bedeutung gewonnen. Die TouristInnen suchen das Großstadttourismus. ist dran an den Ängsten vor „zu viel“ Tourismus? Zertreten besondere, das andere Berlin. Die Folgen des bislang un-

wir nicht auf diese Weise eines der wenigen zarten Wirt- gesteuerten Kiez-Tourismus sind nicht mehr zu übersehen. © giftgruen - photocase Der Autor ist im KV Friedrichshain-Kreuzberg aktiv

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Ein Modellspender von Pola Böhm und Barbara Fischer „Ist doch klar, Wahlkampf kostet Geld!“

Zu Besuch in Lummerland Flundern der GroSSstadt kommen wollten, müsse erst der Wahl- Besuch bei Hartmut Weidemann, 54, Eigentü- von Tilo Fuchs mer eines Fachgeschäfts für Modelleisenbahnen kampf finanziell bestritten werden. am Mierendorffplatz, Berlin-Wilmersdorf. Hier „Und so lange mein Einkommen aus- reicht, unterstütze ich das von ganzem In den Achtzigern schrieb ein gewisser Wulf Schönbohm (ja, das ist der kleine Bruder des Innensenators mittelmäßig seligen werden Kinder- und Väterträume wahr. Das Büro Angedenkens) ein Buch über die CDU: „Die CDU wird moderne Volkspartei“. Höchst instruktiv, intelligent analysiert und fak- Herzen. Ich selbst habe keine Zeit aktiv des langjährigen grünen Mitglieds gleicht einem tenreich, und auch nachträglich kein Problem mit der wissenschaftlichen Originalität. Das Beste für die Union: Der Inhalt gab grüne Politik mitzugestalten. Als über- Museum: nostalgisch anmutende Miniatureisen- die Realität gut wieder, aus dem Club der anonymen Adenauer-Verehrer und aus dem Kanzlerwahlverein war Zug um Zug eine zeugtes Mitglied möchte ich mich aber bahnen, Bahnhofsszenerien in Modell gegos- schlagkräftige Organisation geworden. sen, Plüschteddybären und andere Kuriositäten etwas tun. Spenden sind mein Bei- wie das Blechschild des Bahnhofs Lummerland trag zur grünen Sache“, sagt Hartmut Wie das so ist in der Politik, hat man was erreicht, macht man sich auf zum nächsten Ziel. Modern wollte man bleiben, Volks- schmücken den Hinterraum des eigentümerge- Weidemann. partei sicher auch, aber nach einem guten Jahrzehnt des behaglichen Regierens wollte die CDU dann auch in der Spezialdisziplin führten Ladens. Urbanität endlich deutscher Meister werden. Geboren war die „Moderne Großstadtpartei“. Sein Wunsch für ein grünes Berlin… Der Inhaber, trotz Konjunkturkrise sehr geschäf- „…mehr Sicherheit und bessere Um- Die Heroen dieser Spielart modernsten Konservatismus kamen, wie sollte es auch anders sein, aus den Stadtstaaten. In Hamburg tig, nimmt sich gern Zeit für ein Gespräch mit gangsformen im Straßenverkehr – und ging Ole von Beust gleich noch mit der Geschmacksrichtung „liberal“ auf den Markt, in Bremen (auch das ist ja eine Großstadt, uns. „Der Laden läuft – Sammeln und Spielen, zwar für alle. Im Moment schimpfen so groß wie Neukölln und Reinickendorf zusammen) waren es von Neumann bis Eckhoff gleich mehrere Herren, die sich am diese Leidenschaften wollen eben befriedigt alle auf die Radfahrer, aber das sind ja Projekt Modernisierung versuchten. werden, auch wenn die Branche unter der Kon- nicht nur Rowdys.“ Spontan wünscht Die hanseatische Seite ist schnell erzählt: An der Weser bedeutete Moderne vor allem Minimalismus, unter wechselnder Führung junkturkrise gelitten hat“, erklärt Hartmut Wei- er sich eine aktive Radpolitik für Ber- reduzierte die Union ihre Wahlergebnisse immer weiter und muss nun fürchten, dass aus Moderne irgendwann wieder Tradition demann, der seine Leidenschaft zum Beruf ge- lin. Und nach kurzem Nachdenken: wird, und die Ergebnisse aus den Fünfzigerjahren wieder kommen, als man zumeist die Zweistelligkeit erreichte. macht hat. Die kleineren Betriebe sollten von der Politik stärker gefördert werden, das sei effizienter als manche Mil- Die Hamburger Interpretation war differenzierter. In einer postmodernen Re-Interpretation von Liberalität koalierte man mit Der ausgebildete Bankkaufmann kam 1976 von den stramm-dumpfen Schillisten, schwang sich sodann zur Alleinregierung auf und startete endlich das Projekt Schwarz-Grün. Hannover nach Berlin und überschreibt selbst lioneninvestition in Konzerne. „Da gibt es ja bereits sehr viel bürgerli- Der CDU-Projektleiter war vom Ergebnis so begeistert, dass er vor Freude zurücktrat und das Feld wieder den eher altbackenen seinen beruflichen Weg eher mit Zufall als mit (weniger modernen) Parteifreunden überließ: Und schon war der Sieg vom CDU-Traditionalistenclub für die SPD erkämpft. Glück. Für reinen Pragmatismus stecke aller- ches Engagement, wie zum Beispiel hier in Wilmersdorf das Netzwerk dings zu viel Herzblut in der Sache, räumt der Bleibt Berlin. Hier begann man gleich ganz modern und erlöste mit Richard von Weizsäcker die miefig-piefig-skandalöse SPD von Büro Blau oder die Unter- Vater von sechs Kindern freimütig ein. endlich von der ewigen Regierungsverantwortung. Doch die Moderne dauerte nicht lange, was schade ist, denn nach Heinrich nehmerstammtische, wo ich auch Lummer wäre sie ja vielleicht irgendwann sogar liberal geworden. Weizsäcker wurde Präsident, Diepgen Regierender und aus der selbst ab und zu dabei bin. Das Ein Fast-Gründungsmitglied der Grünen modernen Großstadtpartei wieder nichts. Da halfen dann auch Wahlplakate mit Joggingschuhen wenig. Der Unternehmer sieht sich als wohlwollender muss alles nur besser miteinander Mitläufer der Grünen. Schon 1981 ist er einge- verzahnt werden.“ Geschichte wiederholt sich bekanntlich als Farce, weswegen zunächst eine Neuauflage des „Alle Wege des Kommunismus treten. Damals wie heute bewegt ihn die große führen nach Moskau“-Wahlkampfs aufgeführt wurde, angeführt von einem Kandidaten der München und Berlin nicht recht Frage der Atompolitik. Mit den Jahren ist aber Ein grünes Berlin – das ist für ihn unterscheiden konnte, aber ohne jeden Anspruch von Urbanität auskam. auch die Alltagspolitik wichtiger geworden. eine Stadt, in der die Leute auf- Im Gegensatz zur FDP, die nur Klientelpolitik einander und auf ihre Umwelt Die suchte uns erst wieder – zweite Wiederholung – in Gestalt des Kandidaten Pflüger heim. Vormals Mitarbeiter im Stab des für milliardenschwere Unternehmen betreibe, Rücksicht nehmen: fahrradfreund- Richard von Weizsäcker,s war er von Moderne und Weltläufigkeit schier durchströmt. Aber auch sein kosmopolitisches Sen- setzten sich die Grünen auch für Gewerbetrei- lich, kiezbezogen, mit vielen dungsbewusstsein kollidierte schmerzhaft mit den Berliner Realitäten. bende wie ihn ein und das sei auch für die kleinen Geschäften und Gewer- In einem überlieferten Dialog mit dem Regierenden tat Pflüger kund, dass doch der Bürgermeister einer Weltstadt auch mal Stadtentwicklung wichtig, unterstreicht Hart- betreibenden, die von ihrem Ein- woanders als in eben dieser gelebt haben müsse. Denklogisch schon anspruchsvoll war dem Regierenden diese unpatriotische mut Weidemann. Gerade in Berlin seien es kommen leben können. „Damit Aussage dann doch eins zu viel. Sein Konter - „Wenn ick in Hannover jeboren worden wär, hätt‘ ick ooch mal woanders jelebt“. doch die kleinen und originellen Läden, die all die charmanten und teilweise Der Berliner goutierte, Pflüger nahm sein Ergebnis zur Kenntnis und ging woanders modernisieren. das Stadtbild positiv prägen und nicht die kuriosen Eigenheiten Berlins er- großen Ketten. halten bleiben.“ Hartmut Weide- manns Augen strahlen und man Frank Henkel scheint noch nicht recht entschlossen zu sein, wie er Moderne interpretieren will. Seine Selbstwahrnehmung als sieht, dass ihm diese Stadt so Hausmeister Berlins, der mal aufräumen will, entspricht zwar der modernen Dienstleistungsorientierung. Aber sein Positionierung Wahlkampf und Werbung – auf der Urbanitätsskala ist fraglich. beides kostet Geld richtig ans Herz gewachsen ist. „Ist doch klar, dass Wahlkampf Geld kostet“, so Vielleicht auch besser so, denn eines lehrt der historische Abriss: Redet die CDU von moderner Großstadt, haben Wetten auf Die beiden Autorinnen sind die spontane Reaktion von Hartmut Weide- Ergebnisse über 25 Prozent sehr gute Quoten. mann. So einfach sei das eben: Wenn die Mitarbeiterinnen des Landesverbands Grünen hier in Berlin an die Regierung Der Autor ist Mitglied des Landesvorstands Menschen und Zeiten Termine / Impressum

Nachruf für Anne Klein

Wir trauern um Anne Klein. Anne war für uns in den Jahren 1989 bis 1990 Senatorin im ersten rot-grünen Senat. Zu Termine dem Zeitpunkt eilte Anne schon der Ruf voraus, eine enga- Sybille Volkholz, gierte und kämpferische Feministin und Anwältin zu sein. Di, 21.6., 18 Uhr 27.6., 18 Uhr Anne Klein und "Dialog mit der Politik - Wirt- Strategien für die Metropole Berlin- Einige Jahre zuvor hatte Waltraud Schoppe sie sofort in schaftspolitik im Berliner-Wahljahr Eine Stadt für alle! die Bundestagsfraktion geholt, wo Anne Klein einige Jah- 2011", Marzahn-Hellersdorfer Ringvorlesung OSI-Club Medien, re für Waltraud Schoppe arbeitete und sich noch in ihren Wirtschaftskreis e.V. Macht und Metropolen Monaten begeistert an die Diskussionen und Ideen mit Diskussion mit Renate Künast, Vortrag Renate Künast, Waltraud Schoppe, , Regina Michalik und anderen Frank Henkel (CDU), Frank Jahnke mit anschl. Diskussion erinnerte. (SPD), Dr. Jens-Peter Heuer (Linke), Hörsaal A, Ihnestraße 21 Sebastian Czaja (FDP) Sie entwarf mit anderen den ersten Entwurf eines Antidis- Schloss Biesdorf, Alt Biesdorf 55, 29.6., 16:30 Uhr kriminierungsgesetzes, dass sie auf Landesebene in Berlin Berlin Be Berlin! Politische Partizipation gleich umzusetzen begann. Unvergessen ist die bundes- von Migranten in der Hauptstadt weit erste Einrichtung eines Referats für gleichgeschlecht- Mi, 22.6., 18 Uhr Heinrich-Böll-Stiftung liche Lebensweisen. Mit diesen Maßnahmen und vielen Perpektiven und Heraus- mit Renate Künast, Günther Pie- anderen Aktionen und mit ihrem Engagement hat sie uns forderungen von Nachhaltigkeit ning, Safter Cinar (DGB) und Dr. alle beeindruckt. und Klimaschutz in Berlin Karen Schönwälder (Max Planck) Vortrag Renate Künast, mit anschl. HBS, Schumannstrasse 8 Eines hat sie uns auch gezeigt: dass man trotz aller Kämpfe Diskussion fröhlich sein kann und seine Freundschaften pflegen FU Hochschultage Nachhaltigkeit + 30.6., 19:30 Uhr muss. Klimaschutz Green New Deal für Berlin FU, Hörsaal 1A Steglitz-Zehlendorfer Wir vermissen Dich schon. Danke Dir, liebe Anne. Wirtschaftsgespräche 25.6. mit Renate Künast Renate Künast Sonder-BDK in Berlin Wrangelschlösschen am Rathaus Steglitz 25.6., 12 Uhr CSD Berlin

Impressum: Stachlige Argumente 33. Jahrgang Heft 2/2011 Nr. 182 Herausgeber: Bündnis 90/Die Grünen Landesverband Berlin Redaktion (V.i.S.d.P): Ulrike Bürgel (ub), Oliver Münchhoff (om), Astrid Schmudde (as), Ronald Wenke (rw) Freie Mitarbeiter_innen: Christine Dörner, Arne Haeger, Katrin Langenbein, Amaro Piñas Müller, Sebastian Wanner Chef vom Dienst: Oliver Münchhoff • Lektorat: Amaro Piñas Müller Bildredaktion: Oliver Münchhoff

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