«Die Momo-Perspektive» 6 «Eine umherirrende Generation» 22 «Recht auf eigene Zeit» 14 Gesine Agena und Gerald Hüther über die Beschleunigung Ulrich Mückenberger über Gesetze gegen über Grüne Zeitpolitik und Verdichtung des Lebens Entwertung und Diskriminierung

Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung Ausgabe 2, 2015 Sehnsucht nach Zeit

Was Zeitpolitik tun kann Böll.Thema 2/2015

Der besondere Tipp

Event Publikationen Podcast und Mitschnitte

Dare the im_possible/Wage das Un_mögliche KOHLEATLAS Fokus Europa Das 21. Jahrhundert feministisch gestalten Daten und Fakten über einen globalen Brennstoff Die Krise in der Ukraine und der Krieg mit Russ- Vorträge, Workshops, Diskussionen, Buchvorstel- Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung in Zusam- land erschüttert die Region und Europa. Neue lungen, Filme, Ausstellung & Konzert menarbeit mit dem BUND Fronten und alte Vorbehalte brechen auf und ver- Di–So, 15.–18. Oktober 2015 2015, 50 Seiten setzen das politische System und die Gesellschaft Mit Sahar Rahimi, Gloria Atiba-Davies, Sookee, www.boell.de/kohleatlas in Unruhe. Gespräch mit Manfred Sapper, Chef­ Angela Mc Robbie u. a. redakteur der Zeitschrift «Osteuropa». Veranstaltet vom GWI in Koop. mit Missy Die Welt der Commons http://fokus-europa.de Magazin Muster des gemeinsamen Handelns www.gunda-werner-institut.de Hrsg. von Silke Helfrich, David Bollier und Die Stiftung in Sozialen Netzwerken Heinrich-Böll-Stiftung im Transcript Verlag Bielefeld 2015, 380 Seiten, 19,99 Euro Die Heinrich-Böll-Stiftung ist in verschiedenen Konferenz Sozialen Netzwerken aktiv. Let’s Talk About …. Kritik der Grünen Ökonomie Werden Sie Freund oder Freundin der Stiftung Zukunft der Parteiendemokratie Von Thomas Fatheuer, Lili Fuhr und auf Facebook unter www.facebook.com/boellstif- tung, sehen Sie Filme und Videos bei YouTube Interdisziplinäre Konferenz im Rahmen des bun- Barbara Unmüßig (www.youtube.com/user/boellstiftung), Bilder desweiten Projekts «Gut vertreten? Update für Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung bei Flickr (w w w . fl i c k r . c o m / p h o t o s / boellstiftung), Demokratie» Berlin 2015 (erscheint am 4.11.), 14,95 Euro hören Sie unsere Audiofiles (www.soundcloud. Fr–Sa, 6.–7. November 2015 com/boellstiftung) oder verfolgen Sie die aktuel- Sophiensäle, Berlin Jenseits des Raubbaus Lateinamerikanische Alternativen zum len Nachrichten der Stiftung über den Kurznach- Extraktivismus richtendienst Twitter unter www.twitter.com / boell_ stiftung. Tagung Perspectivas Lateinamerika Hrsg. von der Heinrich-Böll-Stiftung Digital Everything Berlin 2015, 48 Seiten Impressum Wie digital ist unsere Zukunft? www.boell.de/perspectives Do, 26. November 2015, 10–16 Uhr Herausgeberin Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung e.V. Websites und Dossiers Schumannstraße 8, 10117 Berlin T 030 – 2 85 34 – 0 F 0 3 0 – 2 8 5 3 4 – 1 0 9 Preisverleihung Flucht und Migration E [email protected] W www.boell.de / t h e m a Neben Beiträgen zu den jüngsten Ereignissen Reportagepreis für junge Journalistinnen ­ beschreiben wir die Fluchtursachen, werfen einen Redaktion und Journalisten 2015 Blick auf die Grenzen Europas, auf die Asylpolitik, Elisabeth Schmidt-Landenberger Fr, 13. November 2015 die Willkommenskultur in Deutschland u.v.m. Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung www.boell.de/de/dossier-flucht-asyl Redaktionsassistenz Susanne Dittrich Rassismus und Rechtspopulismus Reihen Mit Beiträgen zu Rassismus und Rechtspopulis- Mitarbeit Barbara Unmüßig, Ralf Fücks, Susanne Diehr, Auf der Höhe der Zeit: Jugend, [ewige] mus in Deutschland sowie den Forschungsergeb- Dorothee Schulte-Basta, Hannah Lichtenthähler Mit DJ WestBam nissen unser Fachkommission Mo, 28. September 2015, 19.30–21 Uhr www.boell.de/de/rassismus-und-rechtspopulismus Art Direktion / Gestaltung Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung Re:Claim Human Rights! Menschenrechte State, Berlin einfordern – umsetzen – garantieren www.s-t-a-t-e.com Auf der Höhe der Zeit: Kreativität Unter der Ägide der UN werden in diesem Jahr Mit Andreas Reckwitz neue Ziele verhandelt, um die globale Armuts- Umschlagsfotografie Sybille Fendt, Ostkreuz Mo, 2. November 2015, 19.30–21 Uhr und Umweltkrise zu bewältigen. Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung www.boell.de/de/reclaimhumanrights Druck BGZ Druckzentrum GmbH, Berlin Konkrete Utopien: Das vermessene Ich Peking + 20 Frauenrechte weltweit – Di, 6. Oktober 2015, 18–19.30 Uhr endlich umsetzen! Papier Beletage der Heinrich-Böll-Stiftung Seit 20 Jahren gilt die Pekinger UN-Weltfrauen- Inhalt: Envirotop, 100g / m2 matt hochweiß, Konferenz von 1995 mit der dort verabschiedeten Recyclingpapier aus 100 % Altpapier Aktionsplattform. Ist sie heute noch aktuell und Umschlag: Clarosilk, 200g / m2 Buchvorstellung und Gespräch richtungsweisend? www.gwi-boell.de/peking-20 Die Welt der Commons Bezugsbedingungen Mi, 4. November 2015, 19–21 Uhr zu bestellen bei oben genannter Adresse Kino Babylon Mitte Die einzelnen Beiträge stehen unter der Creative Commons Lizenz: CC BY-NC-ND 3.0 Fotos und Illustrationen wie angezeigt 1

Böll.Thema 2/2015 1 Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

as gibt es Spannenderes, als ein Heft zu Politik? Mehr selbstbestimmte Zeit für Arbeitneh- einem Thema zu machen, das nicht schon merinnen und Arbeitnehmer, geschlechtergerechte W hundertfach diskutiert und von allen Sei- Aufteilung von Fürsorgearbeit – alles altbekannte For- ten beleuchtet wurde? Zeitpolitik ist so ein Thema. derungen, was also ist das Neue an Zeitpolitik? Ant- Viele Menschen, die diesen sperrigen Begriff zum ers- worten geben Gesine Agena vom Bundesvorstand ten Mal hören, zucken entweder mit den Schultern – Bündnis 90/Die Grünen und Robert Habeck, stellver- «Was soll das sein? Hat das was mit Zeitmanagement tretender Ministerpräsident in Schleswig-Holstein, in zu tun?» – oder, deutlich ablehnend: «Will die Politik unserem großen Interview (S. 6). Bettina Jarasch vom jetzt auch noch in mein Privatestes, meine Lebenszeit Bundesvorstand Bündnis 90/Die Grünen beschreibt, eingreifen?» weshalb sie sich für Zeitpolitik engagiert (S. 10). Ulrich Wer sich mit dem Thema beschäftigt, der erkennt Mückenberger, Professor für Arbeits- und Europa- schnell: Zeitpolitik gab es schon immer, es wurde eben recht, und der Zeitforscher Jürgen P. Rinderspacher nur nicht so genannt. Der Kampf um den 8-Stunden- legen dar, weshalb auch Demokratie Zeit braucht Tag war ein zentrales Anliegen der Arbeiterbewegung, (S. 14) und fragen: Muss es nicht auch ein verbrieftes «Samstags gehört Vati mir» (!) eine populäre Parole der «Recht auf eigene Zeit» geben? (S. 12) Gewerkschaften in den Anfängen der Bundesrepub- Politik kann und soll nicht alles richten. Ein wei- lik. Schulbehörden bestimmen Ferienzeiten, an die terer Schwerpunkt dieses Heftes beschäftigt sich des- Eltern sich halten müssen, und wer am Sonntag den halb mit der Frage: Warum fühlen wir uns so gehetzt? Bohrer ansetzt, verstößt gegen die vom Grundgesetz Eine Antwort liegt in der Auflösung der alten Fami- geschützte Sonntagsruhe, was in schweren Fällen mit lienordnung: Wenn beide berufstätig sind, wird die Bußgeld geahndet werden kann (S. 4). Familienzeit knapp, obwohl die reguläre Erwerbsar- Seit einiger Zeit nun hat die Politik, haben auch beitszeit noch nie so kurz war wie heute. Was können Barbara Unmüßig Bündnis 90 /Die Grünen das Thema für sich entdeckt. wir selber zur Entschleunigung unseres Lebens bei- Mitglied des ­Vorstands der Dabei geht es darum, die Zeitstrukturen einer Gesell- tragen? Die Germanistin Ann-Katrin Hoklas zeigt in Heinrich-Böll-Stiftung schaft so zu gestalten, dass sie den Alltag der Men- ihrem Beitrag, was unsere Sprache zu diesem Thema schen verbessern, anders ausgedrückt: Bürgerinnen verrät. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie, und Bürger sollen so leben können, wie sie es als stellt die These auf: «Wenn wir wüssten, was wichtig sinnerfüllt empfinden, nicht mehr so «gehetzt» von ist, hätten wir genug Zeit.» Der Zeitforscher Karlheinz einer Aufgabe oder Pflicht zur anderen eilen. Män- Geißler versucht, neben die Last die Lust des Wartens ner wie Frauen wollen sich um ihre Familie, Kin- zu stellen (S. 21), und der Bestsellerautor Stefan Klein der, alten Eltern kümmern und nicht auf existenz­ sagt: «Wir gehen lausig mit unserem Humankapital sichernde Erwerbsarbeit verzichten. Wir wissen, wie um». (S. 40) sehr es vor allem Frauen sind, die diesen Spagat täg- In unserer Fotokolumne und unseren Reportagen lich machen müssen, dass sie viel mehr Zeit mit Kin- lassen wir Menschen zu Wort kommen, die erzählen, dern oder der Pflege verbringen. Es geht aber auch wie sie ihre Lebenszeit gestalten – was ihnen daran darum, Zeit für sich selber zu finden: um sich weiter- gefällt und was sie unbedingt verändern wollen. Nicht Ralf Fücks zubilden, ein Ehrenamt zu übernehmen oder einfach zuletzt – was sie sich auch von Zeitpolitik erhoffen. Mitglied des ­Vorstands der mal auszusteigen. Wir freuen uns auf eine anregende Debatte mit Heinrich-Böll-Stiftung Mehr Zeit für Verschiedenes: Das klingt verlo- Ihnen. ckend und zugleich nach einer Quadratur des Kreises. Und was unterscheidet Zeitpolitik von gut gemach- Ihre Fotografie v.u.: Ludwig Rauch, Bettina Keller ter Arbeits- oder Sozialpolitik oder von feministischer Ralf Fücks und Barbara Unmüßig --- 2

2 Böll.Thema 2/2015 Inhalt

1 Editorial 27 Das viele, viele Andere — Katrin Spoerr fragt sich, warum sie viel weniger Zeit hat als ihre Zeit und Politik Großmutter, die keinen Tag frei hatte. 3 Liebe Politikerinnen und Politiker! — Ein Brief von Karlheinz Geißler 28 Generation Null Fehler — Keine Zeit für Irrtümer? Schade. Sie führen meistens auf die 4 Was ist Zeitpolitik? — richtige Spur. Eine Einführung von Jürgen P. Rinderspacher Von Sabine-Schmidt-Lauff und Fanny Hösl

6 «Aus der Momo-Perspektive» — 30 Sehnsucht nach Zeit — Gesine Agena und Robert Habeck über grüne Eine Erzählung in Bildern. Zeitpolitik. Interview: Barbara Unmüßig und Von Sibylle Fendt und Jana Prosinger → S.20 Was unsere ­Sprache Elisabeth Schmidt über unser Verhältnis zur Zeit und Alltag Zeit verrät 10 «Warum mir Zeitpolitik wichtig ist» — 36 Sie lieben das System — Firma Projektron Bettina Jarasch will Vereinbarkeit neu denken. schafft freie Freiräume durch akribische Planung. Von Johannes Gernert 11 Eine kurze Geschichte ... Chronik der Zeitpolitik in Gewerkschaften und 38 Durch Kreuzberg gleiten — Roland Prähofer hat Parteien. Von Björn Gernig mehrere Jobs und keine Zeit fürs Leben. Von Annabelle Seubert 12 «Wie viel Freiheit trauen wir uns zu?» — Knut Giesler über den frischen Wind in der 40 Meine Frau arbeitet sieben Tage die Woche — Zeitpolitik der IG-Metall. Nichts gegen grüne Zeitpolitik, aber wer den Interview: Friedrich Landenberger Alltag meistern will, muss wissen, was er vom Leben will. Von Peter Unfried 14 Wann kommt das «Recht auf eigene Zeit»? — Ulrich Mückenberger fordert Gesetze gegen 42 Das schaffst du schon — Alleinerziehende → S. 2 2 Gerald Hüther Entwertung und Diskriminierung. kommen immer entweder zu früh oder zu spät. über die «umherirrende Von Simone Schmollack Generation» 16 Nicht jeder Tag hat 24 Stunden — Wider den Diebstahl von Zeit. Von Ulrich Mückenberger Zeit und Zukunft 44 Zeit für Ungehorsam — Die Protestantische Ethik 18 Zeit für Visionen — Wer Demokratie (leben) ist viel besser als ihr Ruf. Von Uwe Becker will, braucht Energie und einen freien Kopf. Von Jürgen P. Rinderspacher 46 Lebenslang lernen — 50 Jahre und mehr sind wir erwachsen – jede Menge Zeit, immer noch Zeit und Mensch schlauer zu werden. Von Sabine Schmidt-Lauff 20 Von Zeitfressern und anderen Monstern — Was unsere Sprache über unser Zeitempfinden 47 Arbeit – mit Vergnügen — Wie unser verrät. Von Anne-Kathrin Hoklas Berufsleben selbstbestimmter und gesünder werden könnte. Von Heide Oestreich 22 «Wir sind eine umherirrende Generation!» — Gerald Hüther über die Beschleunigung und 49 Es ist angerichtet — Kulturtechniken des → S. 30 Wenn ich Zeit Verdichtung des Lebens. Essens schaffen Zeit für Gemeinschaften. hätte … Interview: Elisabeth Schmidt Von Uta Meier-Gräwe

24 Womit Deutsche ihre Zeit verbringen — 50 Seid faul, Frauen! — Natürlich gehören Ergebnisse der jüngsten Zeitbudget- Frauen nach oben auf die Karriereleiter. Ist Erhebung, ausgewertet von der Heinrich- aber entspanntes Runterrutschen nicht viel Böll-Stiftung. Von Dorothee Schulte-Basta attraktiver? Von Katrin Gottschalk

25 Von der Last und Lust des Wartens — 51 Uhrlos glücklich — Ein Bekenntnis von Inhalt Es nervt, es demütigt, könnte aber auch zu Karlheinz Geißler 3 Zeit und Politik Phantasien und Gedankenspielen anregen. 20 Zeit und Mensch Von Karlheinz Geißler 52 Zum Lunch mit ... dem Bestsellerautor Stefan 36 Zeit und Alltag Klein, mit am Tisch: Annette Maennel.

44 Zeit und Zukunft Fotografie & Illustration v. u.: Sibylle Fendt (Ostkreuz), Jan Robert Dünnweller, Josef Fischnaller Fotografie & Illustration v. u.: Sibylle Fendt (Ostkreuz), Jan Robert Dünnweller, Josef Fischnaller Auf den Zustand steigender Unklarheit, zunehmender ­Aus Ab was inbegründeten Fällen durchaus zweckmäßig ist Unsicherheit, wachsender Aufgeregtheit und sich sich und Aufgeregtheit wachsender Unsicherheit, Zeit Beschleunigungsstrategie. Eszielt nämlich darauf ab, Liebe Politikerinnen und Politiker! mit Warten und Abwarten reagieren. Man kann aber könnens, dasGegenteil von Geduld. Aussitzen ist eine möglichst schnell Gras über eine unangenehme An Zeit und Politik

bringt, ist keine politische Erfolgsstrategie. DasAus ­Strategie des Ablenkens und des Sitzfleisches, Warten gelegenheit wachsen zulassen. Aussitzen ist eine erfolgreich praktizierte, die Aufgeregtheiten durch Aus- eine auch versuchen, was ein ehemaliger Bundeskanzler ­ausbreitender Orientierungslosigkeit kann man sitzen zubewältigen. Doch Vorsicht! Zwischen der sitzen ist die Kehrseite des Warten- und Abwarten- ( Karlheinz Karlheinz Geißler Ihr Karlheinz Geißler → ­war www.timesandmore.com), s. a. S. a. s. 21. www.timesandmore.com), ­­sitzen, selbst wenn manesdarinzur Meisterschaft ­­ strategie des Aussitzens und der des Wartens und ­ Strategie der Toleranz. ­tens besteht ein gravierender Unterschied. Das

schreibt, lehrt und lebt in München München in lebt und lehrt schreibt,

Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema –

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4 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

Sie ist längst mitten unter uns und war es schon immer – nur hatten Grund) nicht selten die Grenzen des Ladenschlussge- wir bis vor kurzem noch keinen Begriff dafür. Ohne Zeitpolitik setzes, aber auch die Zeiten, die die Supermarktketten hätten wir heute möglicherweise kein freies Wochenende mehr – sich selbst gesetzt haben. Und wenn wir am folgenden und das ist nur ein Beispiel von vielen. Sonntag unseren Rasen mähen wollen, weist uns der Nachbar auf die Bestimmungen der «Rasenmäherver- ordnung» hin, nach der solche Arbeit in Deutschland als Verstoß gegen die vom Grundgesetz geschützte Sonntagsruhe gewertet und in schweren Fällen mit Bußgeldern geahndet werden kann. Zeitpolitik ist also schon längst mitten unter uns – und war es schon immer, nur hatten wir bis vor kur- Was ist Zeitpolitik – zem noch keinen allgemein zugänglichen Begriff dafür. Denn immer wenn der Staat oder große gesellschaft- liche Organisationen ihren Einfluss geltend machen, um die zeitliche Struktur der Gesellschaft, das gesell- und wozu brauchen schaftliche Zeitregime, nach ihrem Bilde zu formen, handelt es sich um Zeitpolitik. So kann man zeigen, wie die Kirchen über die Jahrhunderte zeitpolitisch wir sie? agiert haben, nicht nur wenn es um den Schutz einer ihrer zentralen, tief in Theologie und Kirchenpraxis/- geschichte verankerten Zeitinstitutionen, den Sonn- tag, geht. Und auch die Eisenbahngesellschaften haben in ihrer frühen Phase ihre je eigenen Zeitsysteme ver- teidigt, bis schließlich staatliche Autoritäten die Not- wendigkeit erkannten, eine gesellschaftlich gültige Von Jürgen P. Rinderspacher Einheitszeit einzuführen.

Zeitpolitik kann also, stark vereinfacht, zweierlei eitpolitik – ein relativ neuer Begriff heißen: in der öffentlichen Debatte, der auf- →→ mit den Mitteln der Politik gesellschaftliche horchen lässt. Bei den einen löst er Zeit­strukturen gestalten zu wollen (Zeit als erst einmal Neugier aus, bei anderen Gestaltungsgegenstand) Bedenken oder gar Ängste: Heißt das, →→ mit der Veränderung von Zeitstrukturen nicht- dass sich nun auch die Politiker des- zeitliche Sozialstrukturen gestalten zu wollen sen bemächtigen wollen, was doch (Zeit als Gestaltungsinstrument). Zunser aller Ureigenstes ist, unsere Lebenszeit? Also Zum Beispiel sollen die Bürger regelmäßig die noch mehr Zugriff auf unsere Privatsphäre durch Ein- Möglichkeit erhalten, ihren politischen Willen fluss von außen in Gestalt von Staat, politischen Par- zu artikulieren; dafür gibt es zeitlich gleich teien oder Verbänden? gestaltete Wahl­perioden. Die Regelmäßigkeit Bei näherem Hinsehen entdeckt man schnell, dass wir und damit Vorhersagbarkeit von Wahlterminen in unserem Alltag ja eigentlich schon längst in ein eng- ist somit ein­­ Instrument zur Aufrechterhaltung maschiges Netz zeitlicher Anforderungen und Struk- einer lebendigen Demokratie. turen eingebunden sind, die wir weithin nicht selbst gemacht haben. Sie sind das Ergebnis vorangegange- Zeitpolitik ist aber nicht nur dem Staat vorbehalten. Je ner Entscheidungen staatlicher und religiöser Autori- nachdem, wie weit man den Politikbegriff fasst, kann täten oder wirtschaftlicher Akteure. So setzt etwa eine man davon sprechen, dass sogar jedes Individuum Schulbehörde Beginn und Ende des Schultages und der Zeitpolitik macht. So können etwa die Konsumen- Ferienzeiten fest, an die sich Eltern und Kinder zu hal- tinnen und Konsumenten durch Nutzung oder Nicht- ten haben, wenn sie nicht unangenehme Sanktionen nutzung von Spätkaufzeiten im Einzelhandel Ein- riskieren wollen. Ebenso bestimmt der Arbeitgeber fluss auf die Ladenschlusszeiten nehmen. Mehr noch Arbeitsbeginn und -ende oder aber auch, ob Gleitzeit in erzeugen Individuen und kleinere oder größere Grup- seinem Unternehmen möglich ist oder nicht. pen allein mit ihren alltäglichen Lebensgewohnhei- Auf dem Weg zur Schule oder Arbeit treffen wir ten bestimmte Zeitstrukturen – wenn man so will als auf die Fahrpläne öffentlicher Verkehrsmittel, die von materialisierte Kondensstreifen ihrer Alltagsgeschäfte. den Stadtwerken oder der Bundesbahn ausgearbeitet Beispielsweise hat ja niemand jemals eine spanische wurden. Falls wir nach der Arbeit noch etwas ein- Siesta verordnet, ebenso wenig wie das inzwischen kaufen gehen wollen, hindern uns daran (aus gutem weithin aus der Mode gekommene deutsche Mittags- 5

Böll.Thema 2/2015 5

schläfchen. Beide sind als geronnene Form gewohn- Erst der jahrzehntelange Protest unterband die « heitsmäßigen Handelns eines großen Teils der Bevöl- Arbeit am Sonntag kerung zu Zeitinstitutionen geworden. Allerdings Die Geschichte hält hierfür markante Beispiele bereit. Jedes Individuum, lässt sich gegen einen solchen weiten Politikbegriff So war es den Unternehmern der frühkapitalisti- jede Gruppe macht mit einigem Recht einwenden, dass Handeln, um zu schen Periode möglich, aufgrund ihrer Funktion als Zeitpolitik. Niemand Politik zu werden, eigentlich immer eine bewusste Bereitsteller (nicht «Anbieter»!) von Arbeitsplätzen Gestaltungsabsicht des Akteurs voraussetzt. die Arbeitszeiten auf 16 Stunden und mehr herauf- hat zum Beispiel Diese ist auf jeden Fall gegeben, wo Individuen zusetzen und zudem die Tradition einer kollektiven jemals die spanische zusammenkommen, um gemeinsame Interessen zu Arbeitsunterbrechung am Sonntag aufzulösen, jeden- Siesta verordnet oder verfolgen. So finden sich Bürgerinitiativen, die für falls für die Arbeiterschaft. Erst der jahrzehntelange das weithin aus der eine alltagsnähere zeitliche Organisation ihres unmit- Protest der Kirchen und die zum Teil sehr heftig ver- telbaren Lebensumfeldes streiten; sie versuchen, den laufenden Kampfmaßnahmen der Gewerkschaften Mode gekommene Schulbeginn, die Fahrpläne des ÖPNV sowie die Öff- zwangen die Politik zu einer Gesetzgebung, die die deutsche Mittags- nungszeiten von Ämtern, Arztpraxen oder Stadtbü- Arbeitszeiten drastisch reduzierte und Sonntagsarbeit schläfchen. chereien besser mit den Bedürfnissen der Bewoh- mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich untersagte. ner eines Quartiers in Einklang zu bringen. Dies hat Zeitpolitik bewirkte hier erstens, dass überhaupt » übrigens eine deutsche Kleinstadt kreativ aufgenom- erst ein gemeinsamer gesellschaftlicher Rhythmus, men und versucht nun schon seit einigen Jahren, zur wie er sich etwa in Gestalt eines gelebten kollekti- «Chrono-City» zu werden. Von den Zeitinteressen der ven Wechsels zwischen Arbeit und Ruhe manifestiert, Menschen in abhängiger Beschäftigung, die von den für die Mehrheit der Bevölkerung entstehen konnte. Gewerkschaften bei Arbeitgebern und Gesellschaft Damit schuf sie zweitens zugleich die Rahmenbedin- in gebündelter Form eingebracht werden, war schon gungen, innerhalb derer sich, wenn auch nur inner- die Rede. Die Individuen benötigen also angemes- halb eines zeitlichen Biotops, die zeitliche Selbstbe- sene Organisationsformen, um ihre Zeitbedürfnisse stimmung der arbeitenden Menschen erstmals entfal- artikulieren und durchsetzen zu können. Denn die ten konnte. Dies wirkt bis heute: Ohne die zeitlichen bekannte Einsicht, dass man nur gemeinsam stark ist, Grenzen zwischen Arbeit und Nichtarbeit, die das gilt selbstverständlich auch für die Zeitpolitik. Grundgesetz durch seinen Begriff der Sonntagsruhe setzt, die «der Erholung und Entspannung sowie der Zeitpolitik wahrt die natürlichen und sozialen seelischen Erhebung» dienen soll, wären die Freihei- Rhythmen einer Gesellschaft ten bei der Gestaltung unseres freien Wochenendes Allerdings wäre es ein Irrtum zu glauben, dass ein wahrscheinlich schon längst nicht mehr im gewohn- zeitpolitisches Optimum beziehungsweise maxima- ten Umfang vorhanden. Dafür sprechen jedenfalls ler «Zeitwohlstand» dann gegeben wäre, wenn eine die jahrzehntelangen Versuche verschiedener gesell- möglichst große Zahl der Menschen die Möglichkeit schaftlicher Gruppen, diese Regelung zu unterhöhlen hätte, ihre ganz persönlichen Zeitoptionen möglichst oder gar ganz zu Fall zu bringen. umfassend zu verwirklichen. Zeitpolitische Begriffe/ Zeitpolitik wird also verstanden als eine Arena, in Konzepte wie das eines «Rechts auf eigene Zeit» (s. a. der in Permanenz über die zeitliche Gestalt der Gesell- Ulrich Mückenberger, Seite 12), legen eine solche Ver- schaft verhandelt wird – und damit über die Möglich- mutung zunächst zwar nahe. Doch Zeitpolitik hat keiten des Individuums, mit seiner Zeit so umzugehen, nicht nur das Individuum als letzten Bezugspunkt im dass daraus ein möglichst hohes Niveau an Lebens- Blick, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes. Sie qualität und Zeitwohlstand resultiert. Darüber hin- sieht den handelnden Menschen als Teil seines sozi- aus braucht es aber auch eine ganz individuelle Befä- alen und darin auch seines zeitlichen Umfeldes, also higung zum guten Umgang mit Zeit: «Zeitkompetenz» eingebunden in die Zeitordnung seines Landes bezie- meint die Fähigkeit, Zeitstrukturen kritisch zu reflek- hungsweise einer Region. Die natürlichen Rhythmen, tieren und Schlussfolgerungen für den eigenen, aber in die eine Gesellschaft eingebettet ist, ebenso wie die auch öffentlichen guten Gebrauch der Zeit daraus sozialen Rhythmen, die sich die Menschen im Ver- ableiten zu können. So gesehen beginnt Zeitpolitik in lauf ihrer Geschichte gegeben haben, sind ein wesent- der Zivilgesellschaft eigentlich mit dem Erlernen des Durchschnittlich licher Bestandteil der Zeitkultur einer Gesellschaft klugen Umgangs mit der Zeit schon von Kindesbeinen verbringen Eltern in und damit Teil ihrer Identität – ähnlich wie die Spra- an – also bei guten Vorbildern in der Familie und in che oder wie Nationalgerichte. Zeitpolitik muss dazu der Schule. Deutschland beitragen, mit diesem Kulturgut pfleglich umzugehen und hegemoniale Ansprüche und Partialinteressen in Jürgen P. Rinderspacher ist Zeitforscher und arbeitet am 1:43 h Bezug auf die zeitliche Architektur einer Gesellschaft Institut für-- -Ethik und angrenzende Sozialwissenschaften am Tag mit der der Uni Münster. Er ist Mitbegründer und stellvertreten- Betreuung ihrer Kin- abzuwehren. der Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Zeitpoli- tik. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu unterschied­ der im Haushalt. lichen Aspekten von Zeit und Gesellschaft. ­(Statistisches Bundesamt 2015) 6

6 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

Böll.Thema: Bündnis 90/Die Grünen haben wie Menschen ihre Zeit zu verbringen jetzt umdrehen und mehr Selbstbestimmung sich entschieden, unter den Begriff Zeitpo- hätten. für Arbeitnehmer/innen erreichen, das ist litik eine neues Thema zu setzen. Zeitpoli- Robert Habeck: Ich würde deswegen auch das Ziel. Es geht bei Zeitpolitik also um eine tik klingt allerdings technokratisch, abs- von Arbeitszeitpolitik reden, weil ich genau neue Gestaltung und eine andere Verteilung trakt. Wie wollen Sie unter dieser Über- diese Sorge teile: dass die Menschen unse- von Arbeit in der Gesellschaft. schrift Menschen erreichen? Und vor allem ren Vorstoß als einen unzulässigen Eingriff Zeitpolitik will Menschen also dabei welche? ins Private begreifen könnten. Eine zweite unterstützen, neben ihrer Erwerbsarbeit Gesine Agena: Der Begriff mag technokra- Sorge ist: Wenn wir nur über «Zeit» sprechen, noch Zeit zu haben, für sich und andere zu tisch klingen. Aber es geht um ganz alltägli- verlieren wir möglicherweise die eigentli- sorgen. Zeit zu haben, sich um das zu küm- che Probleme, die viele Menschen betreffen. che politische Frage aus den Augen, näm- mern, was sie in ihrem Leben als sinnstif- In unserer Gesellschaft dominieren Arbeit lich wie wir mit der Ressource Arbeit umge- tend erleben – und nicht allein dem Takt des und Leistung, und bei vielen Menschen hen. Die Arbeitsverdichtung ist beispiels- Arbeitsmarktes folgen zu müssen. ragt der Beruf immer mehr ins Private hin- weise in Krankenhäusern, bei Altenpflegern, Böll.Thema: Warum läuft diese Politik ein. Viele Menschen fühlen sich zunehmend im gesamten sozialen Bereich so hoch, dass nicht einfach weiter unter dem Label gehetzt. Das sind zum Beispiel Eltern, die die Beschäftigten dort sagen werden: Ver- Arbeitspolitik? Gut gemachter Arbeits- erzählen: Mein Kind ist jetzt schon total einbarkeit von Familie und Beruf schön und politik? Welchen Unterschied macht das gestresst, weil es in zwölf Jahren Abitur gut, aber ich wäre auch froh, wenn ich für Wörtchen Zeit? machen muss. Das merkt man bei jungen die Leute, die ich pflegen muss, einfach mal Robert Habeck: Ich würde sagen, die Momo- Frauen und Männern, die Kinder und Kar- fünf Minuten mehr hätte. Wir reden immer Perspektive ist der Unterschied. In dem riere unter einen Hut kriegen müssen. Das darüber, dass wir externe Kosten benennen Kinderbuch von Michael Ende rauben die merkt man bei Leuten, die neben ihrem Job sollen, Ressourcenverbrauch, die Folgen der grauen Herren den Menschen ihre Lebens- ältere Angehörige pflegen und die sagen, Umweltverschmutzung, Klimaschäden und zeit und ködern die Leute dabei mit dem fal- dass ihnen einfach die Zeit dafür fehlt. Und so weiter. Aber bei der Arbeit, da vergessen schen Versprechen, dass sie die Zeit irgend- dann braucht jeder Mensch ja auch Zeit für wir den Preis von permanentem Zeitdruck: wann mit Zins zurückgewinnen, wenn sie sich selbst, das ist essentiell. Unsere Zeitpo- Unzufriedenheit, Stress, Krankheit. im Jetzt sparen. Momo widersetzt sich – sie litik setzt genau da an, wo die Leute heute Gesine Agena: Ich würde noch einen Schritt bewahrt ihre Zeit für sich und hat deshalb Probleme haben. weiter gehen. Die Flexibilisierungen in der Zeit für andere und anderes. Arbeitszeit- Böll.Thema: Der Begriff Zeitpolitik klingt Arbeitswelt kamen in den letzten Jahren politik bedeutet, die Idee des Buches auf- ein wenig so, als wüssten die Grünen, immer nur den Arbeitgebern zugute, nie den zugreifen. Wie können Menschen Zeit für Arbeitnehmer/innen. Und das wollen wir sich bewahren, selbst über sie verfügen, wie

Gesine Agena und Robert Habeck im Gespräch über Zeitpolitik – was beide darunter verstehen, ­ was Zeitpolitik bewirken kann und an welchen Konzepten Bündnis 90/ Die Grünen derzeit arbeiten.

«Aus der Momo- Perspektive»

Interview: Barbara Unmüßig und Elisabeth Schmidt Fotografie: Stephan Röhl Fotografie: Stephan Röhl Vor allem mangelt es erst mal an einer ehr einer an mal erst es Vor mangelt allem Die Leute stechen teilweise sogar wieder aus aus wieder sogar teilweise stechen Leute Die Das ist einfach nicht gerecht, und viele Men viele und gerecht, nicht einfach ist Das Umweltpolitik erfunden? Wir hätten doch hätten Wir erfunden? Umweltpolitik finanzieren, wenn zum Beispiel Angehörige Beispiel zum wenn finanzieren, Linie in der Arbeitsmarktpolitik. der Arbeitsmarktpolitik. in Linie Interview Pflege organisiert werden muss. werden muss. organisiert Pflege Mit einem grünen Pflegekonzept wollen wir wir wollen Pflegekonzept grünen einem Mit Care-Sek im bezahlt schlecht oder Hause zu unbezahlt entweder machen, Pflegearbeit Robert Habeck: ihren Arbeitsalltag meistern zu können. Ich können. zu meistern Arbeitsalltag ihren Über vergüteten nicht Die Bilanz. lichen rien hast du das Ding vom Kopf auf die Füße Füße vom die Kopf auf Ding du das hast rien recht, also partnerschaftlich, aufzuteilen. aufzuteilen. partnerschaftlich, also recht, nachgehen. Beschäftigungen tenzsichernden exis der Mehrzahl in Männer tor, während tige gesellschaftliche Modell beruht darauf, darauf, beruht Modell gesellschaftliche tige nur auf der betrieblichen Ebene verankert. verankert. Ebene der betrieblichen auf nur und ausgestattet Rechtsansprüchen mit für Berufstätige Auszeiten ermöglichen und und ermöglichen Auszeiten Berufstätige für feministische Forderungen an. Es geht eben Es an. Forderungen feministische fressen zu werden? Viele Instrumente, die werden? Viele Instrumente, zu fressen Gesine Agena: Gesine und gehen an ihren Arbeitsplatz zurück, um um zurück, Arbeitsplatz ihren gehen an und zeitarbeit, Jobsharing. Sie sind nur nicht nur Sie sind Jobsharing. zeitarbeit, Sab bereits, ja wir haben ermöglichen, zeit batical, Bildungsurlaub, Zeitkonten, Teil Zeitkonten, Bildungsurlaub, batical, politik oder andere Wirtschaftspolitik. Aber Aber Wirtschaftspolitik. andere oder politik plötzlich zum Pflegefall werden und diese und werden Pflegefall zum plötzlich politik braucht kein Mensch. Wir machen Wir Mensch. kein braucht politik durch Umweltpolitik und Umweltministe und Umweltpolitik durch die Zeit für die Erziehung geschlechterge Erziehung die für Zeit die Elternzeit die daran, Beispiel zum denken nicht die Aber Arbeitsmarktpolitik. einfach dass Frauen den Großteil der Sorge- und der Sorge- den Großteil Frauen dass das ist doch der Grundgedanke dieser Partei. dieser der Grundgedanke doch ist das die Arbeitszeit steuern und damit den Men damit und steuern Arbeitszeit die glaube, die Zeit ist einfach eine vergessene vergessene eine einfach ist Zeit die glaube, gar nicht mehr. Grüne Zeitpolitik knüpft Zeitpolitik mehr. nicht Grüne gar Zeit sagen: wir könnten Natürlich gestellt. sagen können: Wir machen andere Agrar andere machen Wir können: sagen stunden werden oft überhaupt nicht erfasst. nichterfasst. werden oft überhaupt stunden also neben der Arbeitszeitpolitik auch an der Arbeitszeitpolitik neben also auch solche Aufteilung eine wollen schen auszuweiten und dafür Anreize zu setzen, setzen, zu Anreize dafür und auszuweiten Wir verteilen. zu den Geschlechtern schen zwi gerechter Sorgearbeit die auch darum, schaffen sie es, nicht von der Arbeit aufge nichtArbeit vones, der sie schaffen auch um einen zweiten Konflikt. Das heu Das Konflikt. zweiten einen auch um artikulierten Dinge ins Bewusstsein holen, Bewusstsein ins Dinge artikulierten schen mehr Verfügbarkeit über ihre Lebens ihre über Verfügbarkeit mehr schen Böll.Thema: Warum soll das jetzt unter jetzt das soll Böll.Thema: Warum Böll.Thema: Warum ist der Faktor der ist Warum Böll.Thema: Zeit denn aus der Arbeitspolitik ver Arbeitspolitik der aus denn Zeit einem anderen Namen besser werden? besser Namen anderen einem schwunden? schwunden? Und es geht bei der Zeit eben eben der Zeit Und geht bei es Warum haben wir die wir haben Warum - - ­ ------­------­

Thema, und zusammen mit ver.di kämpfenmit ver.di zusammen und Thema, verantwortlich. Gerade die Erhöhung der Erhöhung die Gerade verantwortlich. Tarifautonomie: Politik ist immer Einmi immer ist Politik Tarifautonomie: wenn sie nichts tut, ist sie ja für Zustände Zustände für ja sie ist tut, nichts sie wenn wir für einen gerecht bezahlten Care-Sektor. Care-Sektor. bezahlten gerecht einen für wir Urdomäne. Es ist aber seit Jahren kein Thema Thema kein Jahren seit aber ist Es Urdomäne. Reduzierung der Arbeitszeit ist doch ihre ihre doch ist der Arbeitszeit Reduzierung auch ist Zeitpolitik übersetzt. Geld Regel in Produktivität und die Senkung der Real Senkung die und Produktivität sind den Gewerkschaften zu Gegensatz Im IG Metall und DGB arbeiten intensiv an dem an intensiv arbeiten DGB und IG Metall Robert Habeck: Robert Habeck: löhne in den letzten Jahren waren ja aus ja waren Jahren den letzten in löhne nicht auf unserer Seite sind. sind. Seite unserer auf nicht tor Zeit verschwunden, aber er wird in der in wird er aber verschwunden, Zeit tor innen aufgebracht werden. aufgebracht innen Gewerkschaften ein Umdenken stattfindet. stattfindet. ein Umdenken Gewerkschaften Gesine Agena: Gesine und muss jetzt von den Familienpolitiker jetzt muss und drückliches Ziel, um die Wettbewerbsfähig die um Ziel, drückliches es doch eher Teile der Unternehmen, die da da eher doch Teile die es der Unternehmen, der blinde Fleck von Gewerkschaften. Eine Eine von Gewerkschaften. Fleck der blinde schung, weil Politik Rahmen setzt. Auch setzt. Rahmen Politik weil schung, Exportmodells, des Wirtschaftsmodells, Wirtschaftsmodells, des Exportmodells, deutschen des Kernstück Böll.Thema: Zwängen überhaupt einmischen? überhaupt einmischen? Zwängen ist es, die Arbeitsproduktivität noch wei noch Arbeitsproduktivität die es, ist nicht mithalten, brachial aus. Kann, darf darf Kann, aus. brachial mithalten, nicht tung wird größer und gliedert Leute, die die Leute, gliedert und größer wird tung Verdich die heißt, Das steigern. zu ter sich Politik bei diesen ökonomischen diesen bei Politik sich Bei allem Respekt vor der Respekt allem Bei Wobei gerade bei den Wobei bei gerade Es ist ja nicht der Fak nicht ja ist Es / ------vial ist und nichts kostet. Ich lese dauernd dauernd Ich lese kostet. nichts und ist vial wig-Holstein macht seit 15 Jahren Sparpo 15 seit macht Jahren wig-Holstein Diskussion, dann würde man sehen, dass dass sehen, man würde dann Diskussion, Gesine Agena Gesine Milliarde unbezahlter Überstunden. Lasst Lasst Überstunden. unbezahlter Milliarde Rahmen großen die also begeben, zu Ebene Robert Habeck: Robert Habeck: litik, und wir in der Politik reden für den für reden der Politik in wir und litik, Zeitmangel kein individuelles, sondern ein ein sondern individuelles, kein Zeitmangel heit gibt es auch bei den Gewerk auch bei es gibt heit keit zu steigern. Vergessen wurde, dass Poli dass Vergessen wurde, steigern. keit zu len die an, in welchem Betrieb? Wenn welchem man in Betrieb? an, die len machen würde, dann hätte man eine andere eine man hätte dann würde, machen eine Deutschland in gibt Es den Studien: in Leute die dass muss, sorgen auch dafür tik kritik ten sind, sich auf die makrosoziologische makrosoziologische die auf sich sind, ten zu denken und zu verändern. zu und denken zu uns doch mal die Karten offenlegen. offenlegen. fal Wo Karten die mal doch uns Stiftung möglicherweise auch. Mit Sicher auch. möglicherweise Stiftung der Böll- In tragen. mehr immer Schultern öffentlichen Sektor immer von immer Aufgaben Sektor öffentlichen das zum Beispiel für jeden Betrieb öffentlich öffentlich Betrieb jeden für Beispiel zum das glaube allerdings, dass die Grünen gut bera gut Grünen die dass allerdings, glaube schaften und bei den Kirchen zu hohe Kirchen bei den und schaften systemisches Problem ist. Problem systemisches werden. Ich gelassen Ruhe in auch mal Böll.Thema: Welche Zahlen würden da würden Böll.Thema: Zahlen Welche Rahmen» zu verändern? verändern? zu Rahmen» Böll.Thema: haben Welchen Vorschlag Sie zum Beispiel, um diesen «großen «großen diesen um Beispiel, Sie zum bei Ihrem Ministerium herauskommen? herauskommen? Ministerium Ihrem bei

– in Wahrheit müssen immer weniger weniger immer Wahrheit müssen – in Keine Ahnung, aber Schles aber Ahnung, Keine Einen, der erst einmal tri einmal der erst Einen, Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema -

7 7 ------Arbeitslast. Es ist ja gar nicht so, dass man man so, dass nicht gar ja ist Es Arbeitslast. Arbeit ausgenutzt Arbeit Transparenz schaffen. Das kostet nichts und nichts kostet Das schaffen. Transparenz wenn mal ab und an mehr gearbeitet wird, in in wird, gearbeitet mehr an und ab mal wenn würde vermutlich schon zu erheblichen Ver zu schon vermutlich würde Robert Habeck Robert Zeit und Politik 8 Freunden und Familie. Und das akzeptie Und das Familie. und Freunden Bundestagsfraktionen besonders hart trifft. trifft. hart besonders Bundestagsfraktionen Robert Habeck: rie schauen muss. Überstunden machen ja machen Überstunden muss. schauen rie Indust böse so angeblich die auf immer ihre Arbeitgeber setzen das ja oftauch ja vor das setzen Arbeitgeber ihre ten. Wenn dann aber die betriebliche Bilanz Bilanz betriebliche die aber Wennten. dann ren wir nicht mehr. Mein Vorschlag also: also: Vorschlag mehr. nicht Mein wir ren nicht VW, nicht z. BMW, sondern die B. Mercedes, Stoßzeiten, bei Inventuren oder auch,Stoßzeiten, Inventuren wenn bei - Teilzeit arbei dafür andere und mehr einige durchschnittlich 60 Stunden pro Woche pro 60 Stunden durchschnittlich dafür bezahlen müsste, dass sie Leute nicht Leute sie dass müsste, bezahlen dafür gerade oft die Leute, die aus hohen intrin hohen die aus Leute, die oft gerade gearbeitet, dann ist das zu viel: Dann wird wird Dann viel: zu das ist dann gearbeitet, sischen, ja ethischen Motiven arbeiten. Und arbeiten. Motiven ethischen ja sischen, aus. Kann also gut sein, dass mein Vorschlag mein dass sein, gut also Kann aus. sagt: Das ganze Jahr über wird von allen von allen wird über Jahr ganze Das sagt: änderungen führen. Und falls jemand mal mal jemand Und falls führen. änderungen 8

Bö bewerkstelligen? das sollen Instrumente che politischen dieser Transparenz verändern? Und wel verändern? Transparenz dieser Böll.Thema 2/2015 l l.Thema: Was genau wird sich mit sich Was wird l.Thema: genau Ich finde es ja okay,es voll Ich finde

– um den Preis v den Preis – um on Glück, ------5000 Euro verdient, der wird wahrschein 5000 der wird verdient, Euro wenn er das will. Dann verdient er eben er verdient Dann will. das er wenn wenn dafür ein neuer Arbeitsplatz geschaf Arbeitsplatz neuer ein dafür wenn Rober lich zehn Stunden weniger arbeiten können, können, arbeiten weniger Stunden zehn lich nur 3800nur geht Jemand, schon. Das Euro. lich. Wenn man das politisch will, kann man man kann will, politisch das Wennlich. man mal üb mal Staat hat bis 2009 Altersteilzeit gefördert, gefördert, 2009 bis hat Altersteilzeit Staat einstellen, dann wird er sich das schon drei schon das sich er wird dann einstellen, einem Viertel weniger nicht über die Run die über nicht weniger Viertel einem essentieller Bestandteil des Lohns. Teilzeit Lohns. des Bestandteil essentieller der 800 1000mit oder wird verdient, Euro es jedoch lösen. Nur kostet das etwas. Der etwas. das kostet Nur lösen. jedoch es sogar oft der Überstunden Auszahlung die ist Lohnsegment unteren Im den kommen. alle Fragen lösen. Jemand, der beispielsweise der beispielsweise Jemand, lösen. Fragen alle arbeit ist da nur bei Lohnausgleich mög Lohnausgleich bei nur da ist arbeit Böll.Thema: Ein kühner Gedanke! Wel Gedanke! kühner Ein Böll.Thema: haben mit der Vereinbarkeit mit haben von Beruf «gehetz der zu genauso können? Und die ten Generation» gehören, Probleme die ten Generation» und Familie, die sich um ihre Kinder Kinder ihre sich um die Familie, und das aber wirklich nicht leisten können? leisten nicht wirklich aber das für denn Zeitpolitik hat che Angebote oder alten Eltern kümmern wollen – sich wollen kümmern Eltern alten oder die die, für Lohngruppen, unteren die gar nicht auf Überstunden verzichten Überstunden nicht auf gar t erlegen. erlegen. Habeck: Nicht jede Antwort kann kann Nicht Antwort jede ------von Ehegattensplitting und Minijobs. Gleich- Minijobs. und von Ehegattensplitting von der Erwerbsarbeit machte und dass es dass und machte von der Erwerbsarbeit von der Union, die unter Zeitpolitik versteht, versteht, Zeitpolitik unter von die der Union, Die Idee dahinter wäre ja, dass ein Grund ein dass ja, wäre Idee dahinter Die Kontext von Zeitpolitik über ein bedin ein über von Zeitpolitik Kontext Eine hohe Armutsgefahr im Alter. Für mich mich Für Alter. im hohe Armutsgefahr Eine Frauen und Männer und die Abschaffung Abschaffung die und Männer und Frauen Beruf und Familie ist nur für die Juristin Juristin die für nur ist Familie und Beruf Zeitpolitik der Kampf für gleiche Löhne für für Löhne gleiche für der Kampf Zeitpolitik Zeitpolitik verbinden, jedenfalls bis zu einer einer zu bis jedenfalls verbinden, Zeitpolitik rung sinnvoll. Damit könnten Menschen könnten Damit sinnvoll. rung in ihrer Zeitgestaltung unterstützen. Zeitgestaltung ihrer in wir würden Modellen solchen Mit kommen. - reinzu ALG-II-System bürokratische das in ihren Lebensunterhalt nicht verdient. Lebensunterhalt ihren litik. Da unterscheiden wir uns dann auch dann uns wir unterscheiden Da litik. ver zu etwas daran hin, der Zeitpolitik mit es wir Kriegen entscheidend: deshalb ist Ergebnis? das oft dann ist Und was machen. ten, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. Ich reduzieren. fände zu Arbeitszeit ten, ihre Geschlechterfrage. Bisher sind es Frauen, es sind Bisher Geschlechterfrage. die Zeitpolitik der bei Gerechtigkeitsfrage aber kriegen darauf, Anrecht auch ein tisch nicht schließlich kann Es es. man muss nach Gesine Agena: Gesine Agena: Gesine mit Lohnpolitik also kann Man fen wurde. zieren, um Pflege oder Kindererziehung zu Kindererziehung oder Pflege um zieren, bestimmte Zeiten überbrücken, Zeiten denen in bestimmte berechtigung ist keine Nebenfrage, sondern keine Nebenfrage, ist berechtigung und die Altenpflegerin haben zwar theore zwar haben Altenpflegerin die und der Kassierer aber wichtig, den Arzt und erwerbstätig sein können oder wollen, ohne ohne wollen, oder können sein erwerbstätig Menschen unabhängiger die einkommen eines der wichtigsten Ziele unserer Zeitpo Ziele unserer der wichtigsten eines dafür schlecht bezahlt werden oder die oft werden die oder bezahlt schlecht dafür die machen, der Sorgearbeit den Großteil die dass mit dem Betreuungsgeld weiterhin das das weiterhin dem Betreuungsgeld mit dass gungsloses Grundeinkommen diskutiert. diskutiert. Grundeinkommen gungsloses gezwungenermaßen ihre Arbeitszeit redu Arbeitszeit ihre gezwungenermaßen gewissen Einkommenshöhe. Meiner Ansicht Ansicht Meiner Einkommenshöhe. gewissen auch Menschen mit geringem Einkommen Einkommen geringem mit auch Menschen nicht auch immer, welchen aus sie, Gründen Brückengrundsiche eine Schritt ersten als alte Geschlechterverhältnis zementiert wird. wird. zementiert Geschlechterverhältnis alte ändern? Deswegen gehören zu einer guten gehören guten einer Deswegen zu ändern? sich dadurch mehr Menschen leisten könn leisten Menschen mehr dadurch sich sein, dass wir sagen, die Vereinbarkeit von die sagen, wir dass sein, «Zeitpolitik» die Aufwertung von Fürsor Aufwertung die «Zeitpolitik» Böll.Thema: Wie könnte unter dem Titel dem unter Wie könnte Böll.Thema: Das ist ja erklärtermaßen auch ein Thema Thema auch ein erklärtermaßen ja ist Das Böll.Thema: Gibt es dann auch den Mut, dann es Gibt Böll.Thema: nicht? oder verschwunden, der Versenkung in diskutieren? Die ist doch bei den Grünen den Grünen bei doch ist Die diskutieren? zu aktiv wieder Grundeinkommen das gearbeit und Care organisiert werden? organisiert Care und gearbeit Natürlich wird gerade im gerade wird Natürlich Für mich ist die zentrale zentrale die ist mich Für ------

Fotografie: Stephan Röhl

Fotografie: Stephan Röhl Fotografie: Stephan Röhl

Fotografie: Stephan Röhl von einer Frau von den Philippinen betreut betreut von Frau von den Philippinen einer weil es ein Verteilungskonflikt ist. Der GroßDer ist. Verteilungskonflikt ein es weil wollen arbeiten und Kinder großziehen. Das Das großziehen. Kinder und arbeiten wollen wird, das sind einfach Beispiele dafür, wie wie dafür, Beispiele einfach sind das wird, wiederum Hause zu Familie ihre während Interview Bereichen die Zeit immer mehr verdichten,Bereichen immer Zeit die Menschen geben, die gepflegt werden müs gepflegt die geben, Menschen mehr zunehmend es wird Deutschland In Frauen Geld spart. Das geht einfach nicht. nicht. geht einfach Das spart. Geld Frauen kratie zugrunde. Und wenn wir in allen allen in Und wir wenn zugrunde. kratie Demo geht die mitzumachen, hat, Zeit mehr pflegt, Menschen alte hier herkommt und machen. Und junge Frauen und Männer Männer und Frauen Und junge machen. über auch finanzieren, also das wir müssen finan öffentlich wird Care-Systems des teil tig dafür, dass wir Grüne das auch fordern. das Grüne wir dass dafür, tig Gesine Agena: Gesine Absolut! Wenn niemand Wenn niemand Absolut! Agena: Gesine ziert, wenn wir das besser bezahlen wollen, bezahlen besser das wir wenn ziert, Sektor. Heute wird Care-Arbeit unsichtbar unsichtbar Care-Arbeit wird Heute Sektor. eindeu Ich bin Sozialabgaben. oder Steuern das G8, bleibt dafür kaum noch Zeit. Ich Zeit. noch kaum G8,das bleibt dafür der Pflege Migrantinnen systematisch aus systematisch Migrantinnen der Pflege die deutsche Gesellschaft auf Kosten von Kosten auf Gesellschaft deutsche die gemacht und mies bezahlt. Oft werden in werden Oft bezahlt. mies und gemacht gebeutet. Die Pflegerin, die aus hier die aus Polen Pflegerin, Die gebeutet. schulte Lehrpläne oder in der Schule durch der Schule in oder Lehrpläne schulte ver durch Studium, im Arbeitsplatz, am sen, und irgendjemand muss diese Pflege Pflege diese muss irgendjemand und sen, alles geht nur mit einem vernünftigen Care- vernünftigen einem mit geht nur alles Ansicht nach politisch weitergehen? politisch nach Ansicht Böll.Thema: Eine funktionierende Demo funktionierende Eine Böll.Thema: kret um Aufwertung von Care-Arbeit von Care-Arbeit Aufwertung um kret kratie braucht Zeit, die die Bürgerinnen Bürgerinnen die die braucht Zeit, kratie für die Zeitpolitik? die für nicht mit, weil sie entweder nicht wollen nicht entweder sie weil mit, nicht kon wo sehr es Kita-Streik, einen mer und Bürger nicht haben. Auch ein Thema Thema Auch ein haben. nicht Bürger und der Zeitpolitik. Wir hatten im Frühsom hatten Wir Zeitpolitik. der oder kein Geld haben. Wie soll das Ihrer Ihrer das Wie soll haben. Geld kein oder geht. Und die Kommunen machen da machen Kommunen Undgeht. die doch maldie K eine Milliarde unbezahlter Das bleibt ein harter Kampf, Kampf, harter bleibt ein Das «Es gibt inDeutschland ­Überstunden. Lasst uns Wo fallen die an…?» ------arten offenlegen. Abend eine Veranstaltung. Montags war war Montags Veranstaltung. eine Abend Verfügung stehen müssen. Auf der Auf anderen müssen. stehen Verfügung Wer kriegt das eigentlich heute noch hin? hin? noch heute eigentlich das Wer kriegt finde, wir müssen vor allem die Ideologie allem vor müssen wir finde, Menschen auch bei einem stressigen Tag sich stressigen einem auch bei Menschen Partei einer in sie wofür wissen, doch Leute Bezirks war dienstags Fraktionssitzung; Merkel'sche Politik-Schläfrigkeit anarbeiten! Merkel'sche Politik-Schläfrigkeit diese gegen müssen Wir geboren. Partei Politik und Einmischung. Der leidenschaft Der Einmischung. und Politik Robert wollen Habeck: vor ja, allem Na los ist, dann frage ich mich wirklich, wie wie wirklich, ich mich frage dann ist, los tag angucke und was in der Sitzungswoche der Sitzungswoche in was und angucke tag hinterfragen, dass junge Menschen unbe Menschen junge dass hinterfragen, im Kreisvorstand. Da war eigentlich jeden eigentlich war Da Kreisvorstand. im liche Diskurs, gern auch der leidenschaftli gern Diskurs, liche tags war Flügeltreffen. Da fragt man sich: man fragt Da Flügeltreffen. war tags tische Menschen antreibt. Daraus ist unsere unsere ist Daraus antreibt. Menschen tische auf Lust nicht gar schon und mehr nen Spaß kei einfach macht rende Alternativlosigkeit grassie Diese eher inhaltlich. ist tikverdruss Wenn ich mir den Bundes Wenn ich mir Agena: Gesine Seite sollten wir aber auch unsere Partei auch unsere aber wir sollten Seite che Streit um Ideen und Projekte und um und Projekte und Ideen um che Streit das so normale Menschen eigentlich durch eigentlich Menschen normale so das dingt möglichst früh dem Arbeitsmarkt zur zur dem Arbeitsmarkt früh möglichst dingt engagieren und begeistern können. Der Poli- Der können. begeistern und engagieren - frei und Parteivorstand war donnerstags die Alternative, das ist doch das, was poli was das, doch ist das Alternative, die gruppe; mittwochs war Landesausschuss; Landesausschuss; war mittwochs gruppe; sind oder diese wählen. Ich sehe schon, dass Ich dass schon, sehe wählen. diese oder sind Kreuzberg in Ich war anschauen. strukturen wenig Zeit Politikerinnen und Politi und Politikerinnen Zeit wenig Böll.Thema: Wenn man allein Parla allein Wenn man Böll.Thema: hören, fragt man sich manchmal: Was manchmal: sich man fragt hören, zuzu nur einander ker sichnehmen, men Sie sich für Debatten, Auseinander Debatten, Sie für men sich neh bleibt oder Zeit Wiemachen? viel Berufgruppe Ihre für Zeitpolitik müsste mentsdebatten verfolgt und sieht, wie sieht, und verfolgt mentsdebatten setzungen, Entwicklung von Konzepten? von Konzepten? Entwicklung setzungen, ------wenn wir es schaffen, diesen Freiraum, die Freiraum, diesen schaffen, es wir wenn wenn ich sage: Ich will mit euch jetzt mal mal jetzt euch mit Ich will ich sage: wenn Frage nachgehen: Was für eine Politik wol- Politik eine Was für nachgehen: Frage Kollegen bei mir im Ministerium nutzen die nutzen Ministerium im mir bei Kollegen Robert Habeck: len wir für die Zukunft? Darum geht es geht doch Darum Zukunft? die für wir len Aber Arbeit. voller den Tisch auch sie haben morgen ein Erlass folgen muss. Natürlich Natürlich folgen muss. Erlass ein morgen halten. Ich versuche mir und meinem Team meinem und mir Ich versuche halten. tag, muss man immer wieder erkämpfen. Sie erkämpfen. wieder immer man muss tag, All organisierten im Alltag, politischen im Tag, einen mal Beispiel zum dann men uns tik kommunizieren. kommunizieren. tik zwei Stunden diskutieren, ohne dass daraus daraus dass ohne diskutieren, Stunden zwei zu führen, geht immer nur gegen den Wider gegen nur geht immer führen, zu bewu - Zeitpoli wir wie arbeiten, zu daran nur um gen dafür zu schaffen, dass das Leben bes Leben das dass schaffen, zu dafür gen gen Freiraum zu organisieren, dann steigen steigen dann organisieren, zu gen Freiraum auch bei der Zeitpolitik: die Voraussetzun die der Zeitpolitik: auch bei der gemeinsam dann Weil wir ein. voll sie sen gedanklichen und diesen kalendermäßi diesen und gedanklichen sen stand des Alltags. Auch die Kolleginnen und und Kolleginnen Auch die Alltags. des stand sen Freiraum, wenn ich hier Zeit investiere, investiere, Zeit ich hier wenn Freiraum, sen ser wird. ser «Verwirrte Väter» und «Patriotismus. Ein Ein «Patriotismus. und Väter» «Verwirrte 90/DIE GRÜNEN und koordiniert zusammen zusammen GRÜNEN90/DIE koordiniert und zess zur Zeitpolitik. zur zess ­linkes Plädoyer» mit der Zeitpolitik intensiv Gesine Gesine Agena Heinrich-Böll-Stiftung. Heinrich-Böll-Stiftung. Medienbereich. Medienbereich. des Mitglied Robert Habeck Robert und frauenpolitische Sprecherin von BÜNDNIS BÜNDNIS von Sprecherin frauenpolitische und beschäftigt. mit Bettina Jarasch den grünen Programmpro grünen den Jarasch Bettina mit wig-Holstein und hat sich in seinen Büchern Büchern seinen in sich hat und wig-Holstein als Trainerin im und Dozentin antwortliche Redakteurin von von Barbara Unmüßig Barbara Elisabeth Schmidt Elisabeth s st Freiräume zu erarbeiten. Wir neh Wir erarbeiten. zu Freiräume st Böll.Thema

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­ Vorstan

ist Mitglied im Bundesvorstand Bundesvorstand im Mitglied ist Zeit für Grundsatzdebatten

und arbeitet arbeitet und

ist Umweltminister in ist Umweltminister Schles

ist ist ist ver ist ds der der ds

Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema

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10 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

ir sind heutzutage nicht mehr nen und Arbeitnehmer möglichst unbe- so eng gebunden an unsere Her- schränkt für den Arbeitsmarkt verfügbar zu W kunftsfamilien. Das hat uns machen, wollen wir die Arbeitswelt zuguns- viele Freiheiten verschafft, selbstbestimmte ten von Fürsorge umbauen. Auch wenn es Lebensentwürfe ermöglicht. Trotzdem ernüchternd klingt: Nur wenn Fürsorgear- wünschen sich die meisten Menschen ver- beit gesellschaftlich anerkannt und kein Hin- lässliche Beziehungen. Alle Menschen sind dernis mehr ist für die Karriere, werden mehr zudem in bestimmten Phasen ihres Lebens Männer bereit sein, sich stärker um ihre auf andere angewiesen – als Kinder, Kranke Kinder oder ihre alten Eltern zu kümmern. oder Alte. Gesellschaftspolitik in einer stark Neben dem Abbau der Lohnungleichheit individualisierten Gesellschaft wie der unse- zwischen Männern und Frauen ist deshalb ren muss solidarische Strukturen stärken, die Aufwertung der Fürsorge eine entschei- gewachsene wie Ehe und Familie ebenso dende Voraussetzung für eine partnerschaft- wie neue Formen der Verantwortungsge- liche Verteilung von Beruf und Familie. meinschaften – Ehe für alle, Familienver- Wir wollen ein Rückkehrrecht auf Vollzeit, träge, wechselseitige Fürsorge-Vereinbarun- «Warum mir die arbeitsrechtliche Gleichstellung von gro- gen in der Nachbarschaft. Zeitpolitik stärkt ßer Teilzeit mit Vollzeit sowie eine Verän- solche Strukturen, ermöglicht neue Formen derung unserer Arbeitskultur, damit mehr gelebter Solidarität und ist darum ein ent- Zeitpolitik Menschen sich die Zeit für ihre Kinder, für scheidender Hebel, um die Herausforderun- Pflege oder für Engagement nehmen kön- gen des demografischen Wandels in einer wichtig ist» nen. Verbündete dafür gibt es: Die Forde- sich weiter verändernden Arbeitswelt zu rungen von Arbeitnehmerseite nach mehr bewältigen. Zeitpolitik geht gegen die Fixie- Mitbestimmung über die eigene Arbeitszeit rung auf die Erwerbsarbeit an: Fürsorge für werden ebenso stärker wie die Bemühungen andere und politisches wie soziales Engage- von Arbeitgeberseite um Arbeitsbedingun- Von Bettina Jarasch ment sind gesellschaftlich wichtige Arbeit gen, die begehrte Fachkräfte ans Unterneh- und müssen als solche anerkannt werden. men binden. Das Leben mit Kindern braucht außer Wir müssen aber vor allem die Entschei- Menschen, die sich um andere kümmern, guten Schulen und Kitas aber auch Zeit – dung treffen, dass es uns als Gesellschaft stehen zunehmend unter Druck genauso wie die Pflege von kranken und etwas wert ist, wenn Menschen sich um Die Zahl alter Menschen wächst rasant. Die alten Familienangehörigen, Freunden oder andere kümmern. Ich plädiere dafür, dass meisten von ihnen wollen möglichst lange Nachbarn. Menschen, die sich um andere wir das tun. selbstbestimmt leben und, falls nötig, von kümmern, stehen zunehmend unter Druck: Das bedeutet unter anderem, Fürsorge- vertrauten Menschen und im vertrauten Die meisten hetzen durch den Alltag und zeiten für diejenigen finanziell abzusichern, Umfeld gepflegt werden. Für diese Heraus- haben oft keine Zeit für das, was ihnen wirk- deren Einkommen zu gering ist, um sich eine forderung ist unsere Gesellschaft bei weitem lich wichtig ist. Der Druck wird verstärkt Reduzierung leisten zu können - die womög- nicht gerüstet: Pflegeberufe sind schlecht durch die arbeitsrechtlichen Flexibilisierun- lich aus diesem Grund auch das Elterngeld bezahlt, die häusliche Pflege wird allzu oft gen der vergangenen Jahre und durch unsere nicht in Anspruch nehmen. Wir brauchen durch irregulär beschäftigte Migrantin- Arbeitskultur, die nach wie vor auf Präsenz eine soziale Absicherung für die immer grö- nen geleistet – die dafür häufig ihre eigenen und Verfügbarkeit setzt. ßere Zahl an Soloselbständigen, die aus den Familien zu Hause zurücklassen müssen. sozialen Sicherungssystemen weitgehend Nach wie vor geschieht zu wenig, um pfle- Die Arbeitswelt muss zu Gunsten von herausfallen. Denn auch sie haben Men- gende Angehörige zu unterstützen. Wenn Fürsorge umgebaut werden schen, um die sie sich kümmern wollen. wir Fürsorge nicht endlich stärker anerken- Hier kommt die Zeitpolitik als zentra- Die Wertschätzung von Fürsorge gibt nen, wird der demografische Wandel unsere ler Hebel ins Spiel. Denn ich möchte weder es nicht umsonst. Aber sie macht unsere Gesellschaft in einer Weise verändern, die zurück in die Gesellschaft der 50er Jahre Gesellschaft zukunftsfähig. uns nicht lieb sein kann. mit ihrer traditionellen Arbeitsteilung zwi- Beschleunigt wird der demografische schen den Geschlechtern – noch möchte ich Bettina Jarasch ist Berliner Landesvorsit- Wandel durch die hartnäckig niedrige in einer Gesellschaft leben, in der die traditi- zende und im Bundesvorstand-- -gemeinsam mit Gesine Agena für den Programmprozess zur Geburtenrate. Dabei ist in den vergangenen onelle Arbeitsteilung schlicht professionali- Zeitpolitik zuständig. Das Thema beschäftigt Jahren viel getan worden, um Eltern die Ent- siert wird, sprich: Wer arbeitet, arbeitet viel – sie schon lange – nicht zuletzt, weil sie als scheidung für Kinder und die Vereinbarkeit und delegiert die Fürsorge an professionelle Berufspolitikerin mit zwei Kindern den ständi- von Beruf und Familie zu erleichtern: Eltern- Kräfte und Institutionen. gen Zeitdruck aus eigener Erfahrung kennt. geld, der Rechtsanspruch auf einen Kita- Grüne Zeitpolitik möchte Familien Zeit Platz, der Kita-Ausbau und der Ausbau von füreinander verschaffen, indem sie «Verein- Ganztagsschulen. barkeit» neu denkt: Anstatt Arbeitnehmerin- 11

Böll.Thema 2/2015 11

Grob eingeteilt hat das gewerkschaftliche Arbeitsfeld Eine kurze Geschichte «Zeitpolitik» drei Zugänge: 1. Gute Arbeit/Lebensqualität (Intensivierung und Entgrenzung von Arbeit), der Zeitpolitik 2. Arbeitszeitpolitik mit neuen Arbeitsformen und Lebensverlaufsperspektive, in Gewerkschaften und 3. Vereinbarkeit von Job und Leben (mit Care, also der Sorge-Arbeit besonders in der Familie), bisher vor allem von Frauen eingefordert. Parteien Der Gleichstellungsgedanke spielt in allen Zugängen eine wichtige Rolle. Beim DGB ist Zeitpolitik in der Frauen- und Familien­- abteilung angesiedelt. Die anderen Dachgewerkschaf- ten dbb und CGB haben keinen explizit zeitpolitischen Bereich. Von den DGB-Gewerkschaften gibt es außer bei ver.di auch bei der IG Metall seit 2014 explizite zeitpolitische Forderungen. In den anderen Gewerk- Von Björn Gernig schaften wird Zeitpolitik nicht explizit benannt.

Parteien eit ihrem Bestehen machen Gewerkschaften Auch in der Politik wurde Zeitpolitik als Handlungs- und Parteien Zeitpolitik. Denn Zeitpolitik tritt feld am frühesten und deutlichsten im Bereich Frauen, S in zwei Formen auf: einmal implizit (also indi- Familie und Vereinbarkeit explizit. Tarifparteien und rekt und im weiten Sinne) sowie explizit (also direkt Betrieben wurde deutlich gemacht, dass Fürsorge- und im engen, eigentlichen Sinne). Implizite Zeitpoli- arbeit gleichberechtigt neben Erwerbsarbeit stehen tik beeinflusst und taktet den Alltag und Lebensver- sollte. Im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU/CSU lauf von Menschen «unbewusst». Explizite, eigent­ und SPD findet sich der Abschnitt «Zeitpolitik» im liche Zeitpolitik strebt bewusst an, die Zeitstrukturen Kapitel «Zusammenhalt der Gesellschaft» unter «Mehr einer Gesellschaft so zu gestalten, dass sie den All- Zeit für Familien – Partnerschaftlichkeit stärken». tag und die Lebensverläufe der Menschen verbessern. Andere Politikbereiche weisen kaum explizit zeit- Diese explizite Zeitpolitik entsteht gerade erst. politische Perspektiven auf. Was steht nun in den Pro- grammen der Parteien? Nicht viel. Gewerkschaften →→ CDU/CSU/FDP: kein explizites Politikfeld/ Das augenscheinlichste Element gewerkschaftlicher Arbeitsbereich Zeitpolitik ist die Verkürzung der Arbeitszeit seit der →→ Die Linke: kein explizites Arbeitsfeld. Ein Industrialisierung. Parteitagsbeschluss 2009 zur Umsetzung von In den 1990er Jahren akzeptierten die Arbeitge- Zeitpolitik (Verteilung von Arbeit auf alle) ber die 35-Stunden-Woche unter der Bedingung, die →→ SPD: kein explizites Arbeitsfeld. Zeitpolitik wird Arbeitszeit zu flexibilisieren. Das war der Kristallisa- ähnlich wie bei den Gewerkschaften über die tionspunkt gewerkschaftlicher expliziter Zeitpolitik: Frage von Arbeitszeit und Vereinbarkeit behan- Denn die Gewerkschaften vertraten nun die Interes- delt, inkl. Pflege sen der Arbeitnehmer/innen in dieser Frage. Gewerk- →→ Die Grünen: 2013 wurde ein Programmprozess schafterinnen sorgten schließlich dafür, dass die The- zur expliziten Zeitpolitik angestoßen, der das men Gleichstellung und besonders die Vereinbarkeit Thema zu einem eigenen Politikfeld mit vielen von Berufsarbeit und Leben in diesem Zusammen- Querschnittsbereichen bis in die Steuerpolitik hang diskutiert wurden. Aber bis heute orientieren machen soll. Großen Raum nehmen auch hier sich Gewerkschaften am normativen Leitbild des Nor- Sorge-Arbeit und die Geschlechterperspektive malarbeitsverhältnisses (NAV): einem langdauernden ein. Dies ist die bisher breiteste Formulierung und kontinuierlichen, beruflich qualifizierten Vollzeit­ expliziter Zeitpolitik als Parteipolitik. erwerbsarbeitsverhältnis im mittleren oder größeren Betrieb. Mit diesem NAV geht aber ein bestimmtes Björn Gernig ist Doktorand an der Bremen International Bild vom Arbeitnehmer einher: dem Familienernäh- Graduate School of Social Sciences, Universität--- Bremen.

rer. Das ist zumeist der vollzeitarbeitende Mann, des- sen Frau sich um Kinder, Angehörige, Haushalt und eventuell einen Nebenverdienst kümmert. Das NAV fordert und belohnt eine bestimmte zeitliche Organi- sation von Familien. «Wie viel Freiheit trauen wir uns gegenseitig zu?» «Arbeit und Privatem», wie er esnennen möchte -und warum allein schon eine gute Infrastruktur wichtig für ein Interview: Tarifpolitik. Heute geht es zunehmend um die qualita die um zunehmend geht es Heute Tarifpolitik. Knut Giesler von der IG Metall über den Einfluss der Frauen auf eine neue Zeitpolitik, die Vereinbarkeit von Metall. Die Durchsetzung des 8-Stunden Arbeitstages, Arbeitstages, 8-Stunden des Durchsetzung Die Metall. Zeit und Politik 12 Knut Giesler: Die Arbeitszeitpolitik, ihre Verkürzung Verkürzung ihre Arbeitszeitpolitik, Die Giesler: Knut Leben, beispielsweise mehr Zeit für die Kinder. Immer Immer Kinder. die für Zeit mehr beispielsweise Leben, Eine große. Die Frauen waren und sind eine wichtige wichtige eine sind und waren Frauen Die große. Eine Gesundheit. Mehr Freiheit für die Beschäftigten bei Beschäftigten die für Freiheit Mehr Gesundheit. Böll.Thema: Herr Giesler, die Gewerkschaften haben Giesler, Gewerkschaften die Böll.Thema: Herr 12 bessere «Vereinbarkeit von Familie und Beruf» längst längst Beruf» «Vereinbarkeit und vonbessere Familie zite Begriffe wie Zeitsouveränität und Zeit für sich für Zeit und Zeitsouveränität wie Begriffe zite haben - wie kam es zu diesem Wandel? diesem zu es kam -wie haben - expli der bei IG Metall, zumindest sich, finden mal ihrer Arbeitszeitgestaltung. Beschäftigte sollen selbst selbst sollen Beschäftigte Arbeitszeitgestaltung. ihrer –Vereinbarkeit - Freiheit der Arbeitszeit. Seiten tiven mehr Leistungsdruck auf und in der Arbeit führt zu zu führt der Arbeit in und auf Leistungsdruck mehr privatem und Vereinbarkeit von Arbeit Bessere träge. Tarifver und Gesetze bestehender Rahmen im ten, treibende Kraft in der Arbeitszeitpolitik, gerade in gerade Arbeitszeitpolitik, in der Kraft treibende der IG das insbesondere Thema, zentrale –das politik nicht möglich gewesen. möglich nicht gelingendes Leben ist. entscheiden können wann, und wie lange sie arbei sie lange wie und wann, können entscheiden Vati gehört mir») Wochenendes freien («Samstags des einfach mehr Pausen. mehr einfach derund 35-Stunden Woche unserer Meilensteine sind der Lohn –neben immer schon war Gestaltung und eine Forderung aller Kolleginnen und Kollegen gewor Kollegen und Kolleginnen aller Forderung eine Gewerk geprägten von Männern mehrheitlich einer ein Auf ändern. zu sich nun scheint das beschäftigt, den ist, wäre ohne das Engagement der Frauen so der Frauen Engagement das ohne wäre den ist, gesundheitsförderliche Arbeitszeiten, zum Beispiel Beispiel zum Arbeitszeiten, gesundheitsförderliche sich bisher hauptsächlich implizit mit Zeitpolitik Zeitpolitik mit implizit hauptsächlich bisher sich stressbedingten Erkrankungen. Deshalb brauchen wir wir brauchen Deshalb Erkrankungen. stressbedingten schaft wie der IG Metall. Das zum Beispiel das Thema Thema das Beispiel zum Das wie der IG Metall. schaft Welche Rolle haben die Frauen in den Gewerk den in Frauen Welche die haben Rolle

schaften dabei gespielt? dabei schaften Böll.Thema 2/2015 Friedrich Landenberger ------2013 über 500.000 haben, Menschen teilgenommen Themen wie mobiles Arbeiten und die Grenzen «stän die Grenzen und Arbeiten wie mobiles Themen wenn Jahr für Jahr Millionen von Arbeitsstunden ein von Arbeitsstunden Millionen Jahr für Jahr wenn vorhandene Arbeitsvolumen so verteilen können, dass können,vorhandene dass verteilen so Arbeitsvolumen vergütet wird, muss eingehalten werden. Aber auch werden.Aber eingehalten muss wird, vergütet Nein überhaupt nicht. Die IG Metall hat bereits 2008 bereits hat IG Metall Die nicht. überhaupt Nein Instrumenten wie der tariflich geförderten geförderten Kurzar der tariflich wie Instrumenten Frage, wie wir mit intelligenter Arbeitszeitpolitik das das Arbeitszeitpolitik intelligenter mit wir wie Frage, Regel nichts gegen flexible Arbeitszeiten, wenn die wenn Arbeitszeiten, flexible gegen Regel nichts Zunächst gibt es auf der unmittelbaren, der betrieb der der unmittelbaren, auf es gibt Zunächst litik verschoben. Unser Tarifvertrag «Job-Paket» mit mit «Job-Paket» Tarifvertrag Unser verschoben. litik lichen Ebene Handlungsbedarf. Es ist ein Skandal, Skandal, ein ist Es Handlungsbedarf. Ebene lichen hat uns dann bestärkt, beim Thema Arbeitszeit nicht Arbeitszeit Thema beim bestärkt, dann uns hat kurzfristig gebraucht wird. gebraucht kurzfristig Gegenleistung des Arbeitgebers stimmt, zum Bei zum stimmt, Arbeitgebers des Gegenleistung fen. Doch durch die mit der Finanzmarktkrise einher der Finanzmarktkrise mit die durch fen. Doch fach verfallen und die Beschäftigten «für lau» arbei lau» «für Beschäftigten die und verfallen fach beit oder einer Arbeitszeitverkürzung mit Teilentgel mit Arbeitszeitverkürzung einer oder beit nachzulassen. Es wurde sehr deutlich: Sie wollen deutlich: sehr wurde Es nachzulassen. durch Entlassungen ohne weitgehend wir dass tragen, beige dazu entscheidend Übrigen im hat tausgleich ten. Der Grundsatz, dass geleistete Arbeit erfasst und und erfasst Arbeit geleistete dass Grundsatz, Der ten. planbare Arbeitszeiten. Aber sie haben auch in der auch in haben sie Aber Arbeitszeiten. planbare oritäten eher in Richtung quantitative Arbeitszeitpo quantitative Richtung eher in oritäten die Krise gekommen sind. Da ging es also eher um die die eher um also es ging Da sind. gekommen Krise die gehenden Beschäftigungsprobleme hatten sich die Pri die sich hatten gehenden Beschäftigungsprobleme arbeitszeit- und leistungspolitisch die Initiative ergrif Initiative die leistungspolitisch und arbeitszeit- alle an Bord bleiben können. bleiben Bord an alle spiel die Zusage, Freizeit nehmen zu können, wenn sie wenn können, zu nehmen Freizeit Zusage, die spiel Anschl Arbeitspolitik ganz besonders schnell passieren? passieren? schnell besonders ganz Arbeitspolitik Was muss aus Sicht der IG Metall im Bereich im Sicht IGder aus WasMetall muss Unsere große Befragung der Beschäftigten, an der der Beschäftigten, Befragung große Unsere Hätte die Gewerkschaft nicht beinahe den beinahe nicht Gewerkschaft die Hätte Politik verloren?Politik uss zu der mittlerweile deutlich aktiveren aktiveren deutlich der mittlerweile zu uss ------

Fotografie: Josef Fischnaller Fotografie: Josef Fischnaller ... mit Industrie 4.0 und den zu erwartenden Sprüngen Sprüngen 4.0 erwartenden den zu und Industrie ... mit Arbeitszeit(konten)regelungen mit Leistungsbedin mit Arbeitszeit(konten)regelungen Wichtig erscheint mir dabei die Verknüpfung die von dabei mir erscheint Wichtig weisen Absenkung von Arbeitszeiten für Pflege- und Pflege- für von Arbeitszeiten Absenkung weisen ausgelagerten Diese Beispiele. worker aktuelle sind Tätigkeiten sind einerseits weiter Teil einerseits sind Tätigkeiten der Wertschöp Tarifverträgen zur Bildungsteilzeit und zum flexiblen flexiblen zum und Bildungsteilzeit zur Tarifverträgen Betreuungsaufgaben, Zeit für berufliche Bildung und Bildung berufliche für Zeit Betreuungsaufgaben, Einkommensverluste wären die Folge. Früher inte Folge. die Früher wären Einkommensverluste Die Beschäftigten wünschen sich lebensphasen eine wünschen Beschäftigten Die flexible Altersübergänge verbindet. Mit unseren neuen neuen unseren Mit verbindet. Altersübergänge flexible inaber weitgehendrechts-, andererseits fungskette, Übergang in die Rente haben wir schon damit ange damit schon wir Rente haben die in Übergang fangen und wir werden dieses Thema zum Schwer zum Thema werden dieses wir und fangen mitbestimmungs-, und beteiligungsfreie Zonen abge Zonen beteiligungsfreie und mitbestimmungs-, Crowd- Click und verschoben. Grauzonen rechtliche in der Produktivität droht eine Spaltung der Beleg Spaltung eine droht der Produktivität in punkt unserer Arbeit in den nächsten Jahren machen. Jahren den nächsten in Arbeit unserer punkt chen wir mehr Mitbestimmung durch die Betriebsräte. die durch Mitbestimmung mehr wir chen ein neues Normalarbeitsverhältnis anstreben, das eine das anstreben, Normalarbeitsverhältnis neues ein sollten Wir von Arbeitszeiten. Gestaltung orientierte Handelns.: gewerkschaftlichen Maxime oberste unbefristete Vollzeitarbeit mit der Option der zeit der Option mit Vollzeitarbeit unbefristete Beschäftigungsverhältnissen integrierten umfassend diger Erreichbarkeit» müssen und werden wir regeln. regeln. werden wir und müssen Erreichbarkeit» diger grierte Dienstleistungen werden ausgelagert und in in und werden ausgelagert Dienstleistungen grierte gefährdet. Leistungsverdichtung, Qualifikations- und gungen und Fragen der Personalbesetzung. Hier brau Hier der Personalbesetzung. Fragen und gungen schoben. Deshalb bleibt die Sicherung von guten und und von guten Sicherung bleibt die Deshalb schoben. schaften. Schlechter Qualifizierte sind besonders besonders sind Qualifizierte Schlechter schaften. Werden Sie weiter an dem Leitbild des Normal des Werden Leitbild dem Sie weiter an Den Gewerkschaften wurde und wird vorgewor wird und wurde Gewerkschaften Den jetzt angehen? angehen? jetzt Sie wollen Instrumenten welchenMit konkreten Hause: bleibt zu Frau die geht arbeiten, Mann Der zeitarbeitsverhältnisses (NAV) festhalten? zeitarbeitsverhältnisses fen, indirekt das alte Familienmodell zu stützen: stützen: zu Familienmodell alte das fen, indirekt Stichwort Industrie 4.0 ...? Industrie Stichwort dieses Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf Beruf und Thema von Vereinbarkeit Familie dieses ­öffentlichen Verkehrssysteme nicht attraktiv genug «Und was bringt mehr Zeitsouveränität, wenn ich die gewonnene Zeit imStau verbringe, weil die sind oder schlichtweg nicht passen?» ------Arbeit zu betrachten. Die Grundfrage bleibt: Wem bleibt: Grundfrage Die betrachten. zu Arbeit Wenn wir mehr Freiheit, bessere Vereinbarkeit und bessere Freiheit, mehr Wenn wir von Arbeit und Privatleben sprechen und nicht mehr mehr nicht und sprechen Privatleben und von Arbeit wir zulassen? Oder anders gesagt: Wieviel Freiheit Wieviel gesagt: anders Oder zulassen? wir können Fremdbestimmung Wieviel erreichen? wir können. zu auch leben würfe weil die öffentlichen Verkehrssysteme nicht attraktiv nichtattraktiv öffentlichen die weil Verkehrssysteme Einerseits. Andererseits: Reproduzieren wir mit die mit wir Reproduzieren Andererseits: Einerseits. Letzten Endes geht es darum, auch die Zeitpolitik aus aus Zeitpolitik auch die darum, geht es Endes Letzten Das alte Familienmodell gehört ebenso auf den Müll auf ebenso gehört Familienmodell alte Das Und das gilt auch für den Feierabend unter der Woche. den Feierabend unter auch für gilt Und das len Internet auf dem flachen Land und hört bei Ganz bei und hört Land dem flachen auf Internet len haufen der Geschichte wie eine auf den alleinverdie auf eine wie der Geschichte haufen Gesundheit erreichen wollen, dann brauchen wir auch wir brauchen dann wollen, erreichen Gesundheit Vorausset die und leisten Geschlechtergerechtigkeit zungen dafür schaffen, unterschiedliche Lebensent unterschiedliche schaffen, dafür zungen nen, nicht auf. Und was bringt mehr Zeitsouveräni mehr bringt Und was auf. nicht nen, neuen Arbeitszeitpolitik auch einen Beitrag zu mehr zu Beitrag auch einen Arbeitszeitpolitik neuen einer mit wollen Wir Beruf». und vonnur «Familie von Vereinbarkeit besser sollten Wir Frage. Ihrer in trauen wir uns gegenseitig zu? zu? gegenseitig uns wir trauen nenden Mann abzielende Tarifpolitik. Samstags gehört gehört Samstags Tarifpolitik. abzielende Mann nenden tät, wenn ich die gewonnene Zeit im Stau verbringe, verbringe, Stau im Zeit gewonnene ich die wenn tät, Klei ganz die auch für tagesbetreuungsangeboten, eben nicht nur Vati dem Kind, sondern auch Mutti. auch Mutti. sondern Vati nur nicht dem eben Kind, die Voraussetzungen dafür. Das beginnt beim schnel beim beginnt Das dafür. Voraussetzungen die der Perspektive eines gelingenden Lebens und guter guter und Lebens gelingenden eines der Perspektive die sie Beachten Wortwahl Gesellschaftsbild? und gehört die Zeit? Wieviel Selbstbestimmung können Selbstbestimmung Wieviel Zeit? die gehört genug sind oder schlichtweg nicht passen? passen? nicht schlichtweg oder sind genug ser Rhetorik nicht geradezu ein tradiertes Familien- Familien- tradiertes ein geradezu nicht Rhetorik ser Wie sieht es unter der Überschrift Zeitpolitik aus Zeitpolitik der Überschrift unter Wie sieht es Dienstleistungen? mit der Verbesserung der Infrastruktur und der und der Infrastruktur der Verbesserung mit Westfalen. an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. in Viadrina Europa-Universität der an Knut Giesler Knut Friedrich Landenberger

ist Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein- Metall IG der Bezirksleiter ist studiert European Studies (MA) (MA) Studies European studiert - - Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema - 13

13 ------14

14 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

Viele Menschen wie zum Beispiel Erwerbslose haben keine Zeitnot. Sie leiden unter der Sinnentleerung von Zeit. Zeit aber darf nicht systematisch entwertet werden – nur eines der Gebote, das eine gesetzliche Regelung beachten müsste.

Wann kommt das «Recht auf eigene Zeit»?

Von Ulrich Mückenberger

ir wissen: Zeitpolitik zielt auf die 1. Der individuelle oder kollektive Zeitgebrauch darf nachhaltige Verbesserung der nicht fremdbestimmt werden. Lebensqualität von Menschen aller 2. Er darf nicht systematisch entwertet werden. Lebenslagen hin. Das «Recht auf 3. Er darf nicht mit Diskriminierung einhergehen. eigene Zeit» ist gefordert, wo Men- 4. Individuen und Gruppen muss die Möglichkeit Wschen ohne Willen und Zutun in Stress und Hetze, in gegeben werden, einen kulturellen Eigenwert zersplitterte «Zeitpuzzle»-Alltage und entwürdigen- ihrer Lebenszeit zu wählen. des Warten gezwängt werden, wo (auch zeitliche) 5. Ihnen müssen Spielräume gemeinsamer Zeiten Benachteiligung nach Geschlecht und sozialer Klasse offenstehen. zu verzeichnen ist. Der zweite Bestandteil des Rechts auf eigene Zeit Dass die Umwertung von zeitlicher Lebensqualität (der objektiv-rechtliche) verlangt, dass eine Gesell- und Zeitwohlstand nicht außer jeder Reichweite poli- schaft alles tut, um selbstbestimmten Zeitgebrauch tischer Institutionen und Machtstrukturen ist, zeigt zu ermöglichen. Um die alltägliche Zeit «freier» zu der Beschluss des Europarates (siehe Kasten) aus dem gestalten, brauchen Menschen Infrastrukturen – wie Jahr 2010. Mit ihm fand das «Recht auf Zeit» erstmals Verkehrsmittel, Kultur- und Sozialeinrichtungen, Kin- in ein offizielles Politikdokument auf europäischer dertagesstätten usw. Beispiele für den objektiv-recht- Ebene Eingang. Man soll die Bedeutung solcher Poli- lichen Anteil des Rechts auf eigene Zeit sind etwa tikdokumente allerdings auch nicht überschätzen. Sie Gebote zu Zeitbüros oder örtlichen Zeitleitplänen, wie können einfach in der Schublade – oder zeitgemäß: auf sie die italienische Gesetzgebung von 2000 vorsieht. der Festplatte – verschwinden. Bisher ist «Keine-Zeit-Haben» reine Privatsache, Was heißt Recht auf eigene Zeit? eine Frage des «Managements» Das Recht auf eigene Zeit gäbe zum einen einzelnen Das Recht auf eigene Zeit löst für sich allein nicht die Menschen und Gruppen die Möglichkeit, ihre zeit- aktuellen gesellschaftlichen Probleme. Dort wo ein lichen Bedürfnisse auch bei ungleichen Machtver- «Recht» besteht, beginnt eigentlich erst die Arbeit an hältnissen durchzusetzen, zu erreichen, dass sie ernst der Konkretisierung und Durchsetzung dieses Rechts. genommen und unterstützt werden. Zu diesem ersten Rechte Einzelner kollidieren mit den Rechten ande- Bestandteil (den man auch als subjektiv-rechtlichen rer – und bedürfen einer gegenseitigen Koordination Anteil des Rechts auf eigene Zeit bezeichnen kann) und Harmonisierung. Trotzdem ist die Anerkennung

gehören meines Erachtens fünf Gebote: eines Rechts auf eigene Zeit keineswegs überflüssig – Illustration: Jan Robert Dünnweller Illustration: Jan Robert Dünnweller «Alle Menschen haben pro Tag pro haben 24 haben Menschen Stunden» «Alle «Zeit-Haben» oder «Keine-Zeit-Haben», auch oder «Keine-Zeit-Haben», Zeit «Zeit-Haben» Ausländerämtern kommen diejenigen, die gleich mor gleich die diejenigen, kommen Ausländerämtern Wege-, Betreuungszeiten kritisch gemustert und neu und gemustert kritisch Wege-, Betreuungszeiten werden. einem zu Gelegenheit müsste Dort werden) verletzt. Tätigkeiten werden komprimiert) auslöst. Hier wird wird Hier auslöst. werden komprimiert) Tätigkeiten Profit-, Effizienz- oder Bequemlichkeitslogik ent Bequemlichkeitslogik oder Effizienz- Profit-, Fertilitätsraten und Demografie, sondern dem sondern Recht Demografie, und Fertilitätsraten Beispiel zu geben: Es gibt gesellschaftliche Grup gesellschaftliche gibt Es geben: zu Beispiel das Genau der Gesellschaft. das nicht Managements»), Damit sind w sind Damit Mehrzahl von Männern Mehrzahl Nicht alle Menschen haben gleich viel Zeit, (der Zeitgebrauch darf nicht systematisch entwertet entwertet systematisch nicht darf (der Zeitgebrauch Zum Beispiel sind dann Arbeitzeiten systematisch auf auf systematisch Arbeitzeiten dann sind Beispiel Zum Sinnentleerung von Zeit besteht. Dort wird das oben oben das wird Dort besteht. von Zeit Sinnentleerung nicht in quantitativer Zeitnot, sondern in qualitativer qualitativer in sondern Zeitnot, quantitativer in nicht nicht alle Menschen gleich viel alltägliche Zeit. Immer Immer Zeit. alltägliche viel gleich Menschen alle nicht nicht. Zeit«anbieter» können Zeiten anbieten, die ihrer ihrer die anbieten, Zeiten können Zeit«anbieter» nicht. rung einhergehen). Dass unter diesem Aspekt Arbeits-, Arbeits-, Aspekt diesem unter Dass einhergehen). rung den so Störungen denen schon kleinste bei nen und Abfolge werden eine gebracht kön in mühsam nur noch hat eine Mehrzahl von Frauen Mehrzahl eine hat noch haben, Zeit keine permanent Und sie wenn richten. ihre Vereinbarkeit mit sonstigen Lebenszeiten abzu Lebenszeiten Vereinbarkeitihre sonstigen mit thekszeiten müssen sich daran messen lassen, obsie lassen, messen daran sich müssen thekszeiten tung für die eigene Lebensführung. Aber sie unter sie Aber Lebensführung. eigene die für tung Verantwor individuelle die nicht ersetzt Diese tät. pen (man denke an viele Erwerbslose, Senioren, aber aber Senioren, Erwerbslose, viele an denke (man pen puzzle» darstellt: viele fremdbestimmte Taktgeber, die die Taktgeber, fremdbestimmte viele darstellt: puzzle» prüfen; Ämter-, Öffnungs-, Kinderbetreuungs-, Biblio Kinderbetreuungs-, Öffnungs-, Ämter-, prüfen; eigenbestimmten Zeitumgang, zu Zeitkultur, gegeben gegeben Zeitkultur, zu Zeitumgang, eigenbestimmten offenbar gegen das dritte Gebot des Rechts auf Zeit ver auf Rechts des Gebot dritte das gegen offenbar oder bloße «Verfassungslyrik». Existiert es, so müssen müssen so es, Existiert «Verfassungslyrik». bloße oder erscheinen. det so etwas wie eine gesellschaftliche Zeit-Solidari gesellschaftliche eine wie etwas so det «Zeit- individuellen ihres (und das Problem ihr das den Zeitbedarfen der Nutzer/innen entsprechen. der Nutzer/innen den Zeitbedarfen genannte zweite Gebot des Rechts auf eigene Zeit eigene auf Rechts des Gebot zweite genannte gestaltet werden, ist dann nicht mehr nur der Sorge um um der Sorge nur mehr nicht dann werden, ist gestaltet nachfolgenden alle (= Akkordeon-Effekt genannten gestresst, überlastet und ausgebrannt sind ausgebrannt und überlastet gestresst, sondern sie haben viele fremdbestimmte Taktgeber heilbar gesellschaftlich und verursacht gesellschaftlich auch Jugendliche), bei denen das alltägliche Zeitleiden Zeitleiden alltägliche auch denen das Jugendliche), bei autonomie Privatsache: Der eine hat sie, die andere andere die sie, hat eine Der Privatsache: autonomie auf eigene Zeit des «anderen Geschlechts» geschuldet. Geschlechts» «anderen des Zeit eigene auf Diskriminie mit nicht darf (der Zeitgebrauch stoßen sprechen sich die Befugnisse anderer auch daran messen lassen. lassen. messen daran auchanderer Befugnisse die sich ändert sich mit dem Recht auf eigene Zeit. Es begrün Es Zeit. eigene dem Recht auf mit sich ändert stützt sie gerade dort, wo Zeitleiden vorhersehbar, gar vorhersehbar, gar wo Zeitleiden dort, gerade sie stützt Ein zweites Beispiel: Entgegen dem Gemeinspruch dem Entgegen Gemeinspruch Beispiel: zweites Ein Bislang Man könnte weitere Beispiele geben: Bei manchen manchen Bei geben: Beispiele weitere könnte Man

– Zeit«nachfrager» müssen sich nach ihnen sich ihnen nach müssen – Zeit«nachfrager» – also ohne das Recht auf eigene Zeit eigene Recht auf das ohne – also ir beim Zeitprekariat. Um ein erstes erstes Um ein Zeitprekariat. beim ir

– einen Allta – einen

– anders als ei als – anders g, der ein «Zeit g, der ein

– dann ist ist – dann

– sind – sind ne

------Ärgernis, bei Anerkennung des Rechts auf eigene Zeit Zeit eigene auf Rechts des Anerkennung bei Ärgernis, öffentlich-private-Partnerschaften). Der Kongress Kongress Der öffentlich-private-Partnerschaften). und Bürgerdialog kommunale der B. (z. geführt tion Koopera und Partizipation lokalen der Formen neuen zu und (Zeitbüros) Institutionen von Formen neuer Raumplanungsmechanismen. Sie hat zur Entwicklung traditionelle hinterfragt sie und Medium kulturelles als auch als Ressource als sowohl Zeit betrachtet [Diese] […] Zeitpolitik. mit implizit Privatleben und Berufs- von (CDEG) Vereinbarung Frau zur und Mann von Gleichheit die für Lenkungsausschusses des Arbeit die und (1996) Sozialcharta Europäische überarbeitete (1961), seine Sozialcharta Europäische seine durch Jahren vielen seit […] sich befasst Europarat «Der (Auszug) < < aufzunehmen, zusammen mit den Konzepten Konzepten den mit zusammen aufzunehmen, Aktivitäten ihre in Zeitverwaltung die und befassen zu Zeitpolitik der mit ausdrücklich sich befassen, menhalt Zusam sozialem und Geschlechter der Gleichstellung der mit sich die jene, insbesondere aufzurufen, rats Europa des Organe relevanten die Ministerkomitee, Wohlbefinden Flugverspätungen zu einer finanziellen Entschädi finanziellen einer zu Flugverspätungen Denken wir an die erstrittene Regelung der Deut der Regelung erstrittene die an wir Denken Beschluss des Europarates 2010 zieht. Beispiele über Beispiele könnten folgen. könnten Beispiele über Beispiele zieht. nicht mit Diskriminierung einhergehen), der Rechtfer einhergehen), Diskriminierung mit nicht reiterrolle hat der Europäische Gerichtshof, der Gerichtshof, der Europäische hat reiterrolle mit der Verspätung ein Vermögensschaden einge Vermögensschaden ein der Verspätung mit tigungsbedarf und gegebenenfalls Abhilfe nach sich nach Abhilfe gegebenenfalls und tigungsbedarf treten ist: Als Schaden wurde der bloße Zeitverlust Zeitverlust der bloße wurde Schaden Als ist: treten darf nicht fremdbestimmt werden) und 3 (er darf werden) 3(er und darf fremdbestimmt nicht darf das «Recht auf Zeit» zu nennen zu Zeit» auf «Recht das dran eingestuft. des Fahrgeldes zurückzuerstatten. Eine gewisse Vor gewisse Eine zurückzuerstatten. Fahrgeldes des gens eine Marke ziehen, nicht mehr am selben Tag selben am mehr nicht ziehen, Marke eine gens gung verpflichten. Und zwar unabhängig davon, ob unabhängig zwar Und verpflichten. gung aber ein Verstoß gegen die Gebote 1 (der Verstoß Gebote Zeitgebrauch die ein gegen aber schen Bahn, ab einer bestimmten Verspätung Teile Verspätung bestimmten einer ab Bahn, schen Recht auf Zeit auf Recht ruft Ein kleines bisschen Recht auf Zeit gibt es schon. es gibt Zeit Recht auf bisschen kleines Ein Zeitplanungspolitik ist sinnvoll?» Zeitplanungspolitik Auf der 19. Tagung vom 26.–28. Oktober 2010 verab 2010 Oktober 26.–28. vom Tagung 19. der Auf Arbeits- und Europarecht und Vorsitzender der Deutschen Deutschen der Vorsitzender und Europarecht und Arbeits- 295 mit dem Titel «Soziale Zeit, Freizeit: Welche lokale lokale Welche Freizeit: Zeit, «Soziale Titel mit 295 dem Regionen) Regionen) die 313 Entschließung und die Empfehlung Gesellschaft für Zeitpolitik; derzeit Forschungsprofessor Forschungsprofessor derzeit für Zeitpolitik; Gesellschaft an der Universität Bremen. Universität der an Ulrich Mückenberger Ulrich schiedete der Europarat (Kongress der Gemeinden und und Gemeinden der (Kongress Europarat der schiedete

> – bislang ein (oftnichtwerdendes) ein öffentlich – bislang das Ministerkomitee des Europarats auf, das das auf, Europarats des Ministerkomitee das > und und > einzubeziehen. Er empfiehlt dem dem Er empfiehlt einzubeziehen. < zeitliche Lebensqualität zeitliche

ist emeritierter Professor für Professor ist emeritierter

– entschied en hat, dass dass hat, en < > Zeit- .» .»

– ohne – ohne ------13,8 ­ (rbb 2015) (rbb Mon beträgt Sozialgericht Berliner vor dem Verfahrens Die Dauer eines eines Dauer Die Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema ate. 15

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16 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

Was Zeitpolitik mit Gerechtigkeit zu tun hat, warum sie mehr ist lienpolitikformuliert, so trägt seine Lösung vielleicht diesem Bereich, nicht aber dem übergreifenden Cha- als gute Familien- oder Arbeitspolitik und was ihr noch fehlt, um rakter Rechnung, wie wir Zeit im Alltag erleben und mitten in der Gesellschaft anzukommen. erfahren.

Erleben wir eine «Einheit des Alltags?» Die Zeitpolitik thematisiert die gesellschaftlichen Ver- hältnisse, seien sie baulicher, finanzieller, bürokrati- Nicht jeder Tag hat scher oder sonstiger Art, radikal von den mensch- lichen Alltagen her und nicht (oder erst sekundär) von den Eigenlogiken, also den Gestaltungspoten- 24 Stunden zialen und –grenzen dieser Bereiche. Dahintersteht die Annahme, dass sie ihre Legitimität nicht aus sich selbst beziehen, sondern aus dem Lebens- und Bedarf- shorizont derer, die sie in jeweiligen Alltagen nutzen und die mit Legitimitätsentzug drohen, wenn sie ihre Von Ulrich Mückenberger Bedarfe dauerhaft ignoriert finden. Warum dieser Zugang? Erstens: Jeder Alltag von en Begriff «Zeitpolitik» haben viele noch Menschen geschieht in der Zeit. Arbeiten, Kom- nie gehört, geschweige denn, dass sie wis- munizieren, Lieben, Pflegen, Schlafen, Ausspannen sen, was damit gemeint ist. Häufig tau- geschehen in der Zeit. Deshalb kann gutes gelingen- chen in diesem Zusammenhang Syno- des Leben vielfach auch an seinem zeitlichen Rahmen nyme wie «Zeitmanagement» und ande- festgemacht werden – und wird es vielfach auch. Ist Dres mehr auf. Zeitpolitik meint aber sicher mehr – und das «meine» Zeit? «Take your time!» sagen die Englän- Anderes – ,als die individuelle Fähigkeit, den Alltag der im Gegensatz zu den Deutschen, die mit «Nimm zu ‚händeln’. Zeitpolitik will öffentliche, wirtschaftli- Dir Zeit!» fremdes Eigentum unterstellen. Erlebe ich che und politische Zeitstrukturen mit den Bedürfnis- eine «Einheit des Alltags»? Sind meine Zeiten verein- sen von einzelnen Menschen, Familien und Gruppen bar miteinander? Machen meine Zeiten Sinn? nachhaltig miteinander vereinbaren. Zeit tritt – und Zweitens: Entgegen dem simplen «Jeder hat pro Tag dieses ihr Schicksal teilt Zeitpolitik – nie allein für 24 Stunden» ist Zeit in ihrem alltäglichen Gebrauch sich auf. Alle Abläufe und Ereignisse geschehen «in in quantitativ und qualitativ höchst ungleicher Weise der Zeit», und Zeiten sind immer Zeiten «von etwas». vorhanden. Zunehmend beobachten wir denn auch Zeitpolitik kommt daher in unterschiedlichsten Berei- «Zeitkonflikte». Zu denken ist an unterschiedliche chen und in unterschiedlichen Mischungen mit ande- durchschnittliche Zeitbudgets von Männern und ren Politiken vor. Sie kann eine Ergänzung zur Sozi- Frauen. Zudenken ist an den unterschiedlichen Zeit- alpolitik sein, etwa wenn es darum geht, kommunale wert Älterer und Arbeitsloser; Älteren geht die Zeit Dienstleistungen auch in Anspruch nehmen zu kön- schneller «verloren» – «gelebte Zeit» ist nicht «gezählte nen; zur Familienpolitik, wenn es darum geht, Aufga- Zeit». Zu denken ist an den Diebstahl von Zeit durch ben in Beruf und Familie miteinander vereinbaren zu Ämter, Wartezimmer, Staus. Zu denken ist an die können; zur Ökologie, etwa wenn es darum geht, wie unterschiedlichen Zeitstrukturen industrieller und Beschleunigung im Alltag das Klima beeinflusst, zur dienstleistungsorientierter Quartiere. Zu denken ist Ernährungspolitik, wenn es darum geht, wie verträg- an die Alltagsignoranz bestimmter Investoren, Poli- lich «fastfood» oder Schnell-Lege-Batterien sind; zur tiker und Planer. Viertens: Zeiten sind daher immer Raum- und Stadtentwicklungspolitik, wenn es um die Gegenstand von Verteilungsprozessen und –konflik- Stadt der kurzen Wege, Mischnutzung oder Revitali- ten, und bei ihrer Verteilung divergieren die Kriterien sierungskonzepte geht. sozialer Gerechtigkeit. Warum aber werden diese Anliegen als «zeitpo- Die gesellschaftliche Organisation von Zeitver- litische», und nicht, wie es auch ginge, jeweils als teilung und Zeitkonflikten hat nach Maßstäben der sozial-, familien- und stadtentwicklungspolitische Gerechtigkeit zu erfolgen: Diese Erkenntnis, die sich oder ökologische verspürt und artikuliert? Das liegt mehr und mehr durchsetzt, ist die Geburtsstunde der daran, dass Zeit in diesen jeweiligen Bereichen meist Zeitpolitik. Dabei kann man sich Zeitpolitik als eine als besonders leidhaft (oder gelungen?) wahrgenom- zweite Generation im sozialstaatlichen Denken vor- men und diese Leidens- (oder Glücks-)erfahrung stellen. Zu der ersten Generation, die im Wesentli- zugleich als eine erlebt wird, die übergreifend im All- chen materiellen Wohlstand gestaltet und (um)verteilt, tag spürbar ist: «Einheit des Alltags»(Helga Krüger) tritt die zweite hinzu (kein Ersetzungsverhältnis, wie als Maßstab gelingender Zeiterfahrung, zersplitterter, mancher Postmoderne denken mag!), die Zeit gestal- «puzzle»- oder »patchwork»-Alltag als dessen Gegen- tet und (um)verteilt. Zeit wird dabei nicht nur quan- teil. Bleibt ein Anliegen also zum Beispiel in der Fami- titativ als Ressource verstanden, sondern auch quali- 17

Böll.Thema 2/2015 17

tativ als kulturelles Medium (daher ist Zeitpolitik kri- «Zu denken ist an Wie kann Zeitpolitik in der Gesellschaft verankert tisch gegenüber dem immer noch florierenden Begriff die unterschied­ werden? «Zeit-Management»). Während vielleicht der Sozial- Wenn man die oben mitgeteilten Annahmen teilt, so staat der ersten Generation noch bürokratisch –«top lichen Zeitbudgets liegt zunächst nahe, die akademische Verankerung down» verfahren konnte, muss Zeitpolitik nicht nur von Männern und von Zeitpolitik als wissenschaftliche Disziplin anzu- den Maßstab der Gerechtigkeit anlegen, sondern auch Frauen. Zu denken streben; eine, die nicht von vorneherein den Paradig- systematisch die einbeziehen, um deren «Alltag» es mender anderen Gestaltungsbereiche unterliegt. Viel- geht. ist an den Diebstahl leicht teilt Zeitpolitik die Entwicklungslogik anderer An welchen Maßstäben von Gerechtigkeit sollte von Zeit durch übergreifender Themenbereiche wie Gender, Daten- sich zeitpolitische Intervention orientieren? Es gibt Ämter, Wartezim- schutz oder Nachhaltigkeit: Sie haben zunächst die mehrere Vorschläge: Sie firmieren unter Begrif- theoretischen, normativen und methodologischen mer, Staus. An die fen wie «Zeitwohlstand» (Jürgen Rinderspacher) Voraussetzungen des eigenen Gegenstands(-feldes) und«Zeitsouveränität» (Bernhard Teriet) sowie dem Alltagsignoranz geklärt, um sie dann in die Gestaltungsbereiche zu «droit au temps» (Francois Ost) oder «Recht auf eigene bestimmter Inves- integrieren, nach denen die Gesellschaft organisiert Zeit» (Ulrich Mückenberger). toren, Politiker und ist. Gender-, Datenschutz- wie Nachhaltigkeits-The- men belegen gleichzeitig, dass es selbst bei hochgradi- Die fünf wichtigsten Ziele der Zeitpolitik Planer.» ger Aufnahme dieses Themas keineswegs überflüssig 1. keine illegitime Fremdbestimmung über die Zeit wird, in den einzelnen Politiken dessen Grundlagen- anderer und Anwendung zu reflektieren. 2. keine Diskriminierung im Zeitgebrauch Wie könnte Zeitpolitik außerhalb des akademi- 3. keine gesellschaftliche Entwertung von Zeit schen Bereiches in der Gesellschaft verankert wer- 4. Recht auf Zeitkultur, das heißt die Befähigung, den? Wir kennen das Problem aus den Bereichen, mit Zeit im Sinne selbst gefundener Sinnkriterien die«Querschnittscharakter» haben: die alle betreffen, umzugehen für die deshalb aber, jedenfalls zu Beginn, niemand 5. Recht auf kollektive («gemeinsame») Zeiten zuständig ist! Man denke an die Gleichbehandlung der Geschlechter, den Umwelt-,den Datenschutz, den Ver- Der Zeitpolitik wird öfters entgegengehalten, diese braucherschutz. Dort werden im Allgemeinen «künst- Anliegen würden ja in den jeweiligen Gestaltungsbe- liche» Interessenvertretungen geschaffen, um in Rück- reichen ja bereits berücksichtigt. Mit diesem oder ähn- koppelung mit den Betroffenen «anwaltliche» Vertre- lich lautendem Einwand machen viele Sozialpolitiker, tung zu schaffen. In Deutschland nennt man diese Familienpolitiker, Stadtplaner und Ökologen der Zeit- Vertretung «Beauftragte». politik den Anspruch streitig, eineigenständiges, über- Sie sind oft einfach verlängerte Arme von Ämtern, greifendes Gestaltungsfeld zu sein. Unternehmen, Bürokratien. Aber es gibt auch solche, Da ist allerdings ist Skepsis angebracht, und sie die wissen die lebendige Nähe zu ihrer Klientel zu beruht auf der Gewissheit, dass in diesen Bereichen ein halten und so dem übergreifenden gesellschaftlichen wissenschaftlich gesicherter zeitpolitischer Methoden- Interesse öffentlich Geltung zu verschaffen. Das beste und Instrumenten-, und damit Wissensbestand der- Beispiel einer «Landesbeauftragten» ist die Leiterin zeit gar nichtvorliegt. Und so lange die wissenschaft- der Zentralstelle für die Gleichberechtigung der Frau. lich gesicherte methodische Kenntnis fehlt, kann Ich schlage eine Bundesbeauftragte für Zeitpolitik überhaupt keine Rede davon sein, dass die partikula- vor. Nicht in Konkurrenz und in der Dimension von ren gesellschaftlichen Gestaltungsbereiche bereits in Gleichbehandlungs- oder Bürgerbeauftragten, aber seriöser Weise von der übergreifenden zeitpolitischen mit ähnlichen Befugnissen: gewählt vom Parlament; Perspektive angereichert und zugleich untereinander mit einem «Arbeitsstab» zur Seite, der sich aus den vernetzt seien. Die entsprechende Affirmation kann verschiedenen Ressorts zusammensetzt; als Anlauf- nur als «Widerstand» im psychoanalytischen Sinne stelle für Bürger/innen mit zeitpolitischen Anliegen; verstanden werden: als Problemleugnung, die sich mit Initiativ- und Rechercherechten – und entspre- zugleich notwendigen, auch Lernprozessen in den ver- chenden wissenschaftlichen und finanziellen Ressour- schiedenen Bereichen verschließt. cen; zur Begutachtung einschlägiger Planungsvorha- Klar – viele Akteure in Politik und Wirtschaft ben befugt; zur öffentlichen Berichterstattung auch beginnen, zeitpolitische Fragen zu entdecken. Die dem Parlament gegenüber verpflichtet und berechtigt. Wirtschaft entdeckt die Produktivität der «Langsam- Paul Virilio wollte einmal das Ministerium für keit». Die Familienpolitik entdeckt «Zeit» als allzu oft Raumplanung durch das Ministerium für Zeitplanung vernachlässigte Ressource des sozialen Zusammen- ergänzen. Vielleicht geht das ja (noch) zu weit … halts. Aber für die systematische Erschließung des zeitpolitischen Feldes fehlen noch wichtigen Metho- Ulrich Mückenberger ist emeritierter Professor für den- und Wissensbestände – und der erklärte Wille, Arbeits- und Europarecht und Vorsitzender der Deutschen--- Gesellschaft für Zeitpolitik; derzeit Forschungsprofessor diese Lücken zu füllen. an der Universität Bremen. 18

18 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Politik

Wer dafür sorgen will, dass in den Parlamenten die richtigen straße gebaut werden soll oder nicht – viel kompli- zierter und damit auch langwieriger. Die gewonnene Themen diskutiert und entschieden werden, wer in der Entscheidung hat nun aber – selbst wenn sie am Ende Schülermitverwaltung dabei sein will, sich als Betriebsrat, in einer nicht optimal war – eine sehr viel höhere Qualität als Bürgerinitiative oder gar in einer Partei engagiert, kurz, etwa die «von oben» bestimmten Planungsverfahren wer Demokratie (leben) will, braucht Kraft und einen freien Kopf. in den 1950er, 60er und 70er Jahren. «Zeit für Demokratie» heißt daher zum einen, dass es bei der Planung und Durchführung politischer Pro- zesse auf das rechte Timing ankommt – Prozesse dür- fen also nicht zu hektisch und ohne Beteiligung der Betroffenen geplant sein. Prozesse dürfen aber auch Zeit für Visionen nicht so lange dauern, dass ihre Umsetzung zu spät kommt, wie etwa im Fall der noch nicht fertiggestell- ten verbesserten Deiche in Deutschland nach der zwei- ten großen Flutkatastrophe 2013. Zeit für Demokratie Von Jürgen P. Rinderspacher heißt zum anderen aber auch, der schlichten Tatsache Rechnung zu tragen, dass jede Aktivität Zeit benötigt. ls der ehemalige SPD-Bundeskanzler Das wirft die Frage auf, woher die Menschen diese Zeit Willy Brandt Anfang der 1970er Jahre eigentlich nehmen sollen beziehungsweise können. unter dem Eindruck der Studentenbe- In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich wegung und der von ihr propagierten die Voraussetzungen für politische Arbeit stark ver- «Außerparlamentarischen Opposition» ändert. Die Menschen haben für diese Dinge heute Adie Gesellschaft dazu aufrief, «mehr Demokratie zu erstaunlicherweise eher weniger Zeit als früher – und wagen», meinte er damit sowohl die breite Beteili- das sind inzwischen schon längst nicht mehr nur gung an den klassischen demokratischen Institutio- diejenigen in der mittleren Lebensphase, die Karri- nen, wie etwa Parlamenten und Parteien, als auch die ere, Kinder, Freizeit, Fortbildung und die Pflege ihrer Demokratisierung der Gesellschaft an ihren Wurzeln Eltern unter einen Hut zu bringen haben. So verfü- und in ihrem gelebten Alltag. An der Gestaltung aller gen infolge der Rationalisierungsmaßnahmen im Bil- Lebensbereiche sollten die Menschen teilhaben: in dungssystem inzwischen beispielsweise auch Schüler/ Arbeitswelt, Schule, Betrieb, Krankenhaus und selbst innen und Studierende nicht mehr über viele Frei- im Theater und in Gefängnissen. «Demokratie wagen» räume, die es ihnen erlauben würden, sich zusätzlich meint aber auch eine veränderte, offenere Geisteshal- zu den Anforderungen in der Ausbildung und drin- tung – die nicht nur in Deutschland seit Menschen- gend erforderlicher Freizeit für Dinge einzusetzen, die gedenken von Obrigkeitsstaatsdenken und Gehorsam sie nicht unmittelbar betreffen. gegenüber oft nur vermeintlich höhergestellten Perso- nen und Institutionen geprägt war. Die Erwerbsarbeit fordert viel Lebensenergie – Ein solches demokratisches Modell erfordert neben auch schon in jungen Jahren einer mehr oder weniger soliden Sachkenntnis vor Erst recht, wenn ein Engagement über einzelne allem Zeit – erst recht, wenn Interessensgegensätze Konfliktlagen in Schule und Studium hinausgehen oder Konflikte gewaltfrei und auf Augenhöhe unter soll, wenn man sich zum Beispiel über einen länge- den beteiligten Menschen und Gruppen ausgehandelt ren Zeitraum auf die Jugendorganisation einer Partei werden sollen. Das betrifft langwierige parlamentari- oder Gewerkschaft einlassen soll. Ähnliches gilt für sche Debatten und Verfahrensvorschriften ebenso wie Arbeitnehmer/innen oder selbständig Erwerbstätige. lange Instanzenwege. Diskussion bedeutet also, dass Die Bedingungen im alltäglichen Konkurrenzkampf Prozesse zumeist länger dauern, als würden sie von in Arbeit und Privatzeit haben sich derart verschärft, einer Instanz von oben entschieden. Je mehr Parteien dass vermutlich für die ganz überwiegende Mehr- daran beteiligt sind und gehört werden wollen, desto heit der Menschen in der Jugendphase und im mittle- mehr Zeit muss dafür aufgewendet werden. ren Lebensabschnitt weder genügend verfügbare Zeit Die gesamte Geschichte der Umweltpolitik ist ein noch genügend Lebensenergie für Dinge bereitstehen, Beleg dafür, wie die Beteiligung von Menschen außer- die nichts mit der Erwerbsarbeit zu tun haben. halb der Parlamente – Bürgerinitiativen, Wissenschaft Die Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, führt und so weiter – Aspekte in die politische Diskussion zusätzlich dazu, dass die Beschäftigten stärker unter- hineingebracht hat, die es wenige Jahre zuvor, in den einander konkurrieren, teilweise auch gegeneinan- 1960er Jahren, in den Parlamenten und anderswo der ausgespielt werden. So fehlt außer den zeitlichen praktisch noch nicht gegeben hatte und an die infol- und körperlich-mentalen Ressourcen den Menschen gedessen auch niemand denken konnte. Zugleich wird auch der Mut, sich in ihrem Betrieb im Rahmen der mit der Beteiligung von vielen Betroffenen und Inte- gesetzlich vorgesehenen Partizipationsmöglichkeiten ressierten jede Debatte – etwa ob eine Umgehungs- zu engagieren, beispielsweise als Betriebsräte. Immer 19

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öfter hört man von großen Ketten des Versandhan- Zeit zu haben reicht jedoch bekanntlich bei weitem « dels und anderen Branchen, die die Wahrnehmung nicht aus, um sich zu engagieren – weder im politi- der gesetzlich verankerten Mitbestimmungsmög- schen Raum noch sonst wo. So hat sich gezeigt, dass Auch ist der lichkeiten massiv behindern. Gerade sie sind aber für nicht diejenigen Gruppen der Gesellschaft am meis- moderne­ Alltag eine Demokratie, die nicht nur den politischen, son- ten engagiert sind, die über besonders viel frei dispo- insgesamt­ kompli- dern auch den sozialen Interessenausgleich fried- nierbare Zeit verfügen – das wären rein rechnerisch lich regeln will, genauso unverzichtbar wie das pas- zum Beispiel rüstige Rentner/innen und Arbeitslose. zierter geworden. sive und aktive Wahlrecht für die Staatsorgane. Hier Vielmehr arbeiten diejenigen, die sich ohnehin schon Wir müssen wissen, liegt sicher eine der gefährlichen Entwicklungen, die irgendwo öffentlich engagieren, zusätzlich noch auf was in unserem zur Unterminierung der in ihrer Existenz keineswegs weiteren Betätigungsfeldern. Körper vor sich selbstverständlichen demokratischen Ordnung eines Gemeinwesens führen. Politisches Engagement ist nicht zuletzt auch eine geht (der mündige Frage der Motivation Patient), müssen Viele Menschen haben gar keine Chance, in Wenn man sich diese Ausgangslage vor Augen hält, über Schadstoffe öffentlichen Gremien oder Parteien mitzuarbeiten ist es eigentlich erstaunlich, dass wir in Deutschland Andere Teile der Bevölkerung werden von der poli- nach wie vor eine sehr lebendige und bunte politi- in Lebensmitteln tischen Partizipation allein schon strukturell ausge- sche Landschaft antreffen. Lebendig allerdings weni- Bescheid wissen schlossen: Seit Jahrzehnten wird die alte Erkennt- ger im Bereich der etablierten Politikstrukturen, wie (der mündige Ver- nis immer wieder neu bestätigt, dass Nacht- und den politischen Parteien, sondern eher auf dem wei- Schichtarbeiter/innen zu derjenigen gesellschaft­ ten Feld zivilgesellschaftlichen Engagements, wie es braucher), müssen lichen Gruppe gehören, die in öffentlichen Gremien sich seit den 1960er Jahren herausgebildet hat. Dies uns kontinuierlich oder gar in politischen Parteien am wenigsten vertre- darf jedoch nicht über die Dauerkrise des politischen fortbilden (lebens- ten ist. Zeitpolitisch geht es also darum, bei der Ent- Engagements in den verfassten Institutionen der Poli- langes Lernen). wicklung der zeitlichen Rahmenbedingungen unserer tik hinwegtäuschen, die sich vor allem an der sinken- Gesellschaft – also bei Arbeitszeiten, Fahrzeiten, bei den Bereitschaft der Menschen zur Mitarbeit zeigt – » der Arbeitsgeschwindigkeit und so weiter – darauf so etwa, wenn in nicht wenigen Gemeinden nie- zu achten, dass die strukturellen Barrieren zur poli- mand mehr das Amt des Bürgermeisters übernehmen tischen Beteiligung nicht so hoch sind, dass die Men- möchte. Alles ein Zeitproblem? schen sie selbst bei gutem Willen nur mit unangemes- Selbstverständlich muss man auch fragen: Was sen hohem Aufwand oder gar nicht mehr übersprin- motiviert die Menschen zur politischen Arbeit? Zum gen können. Beispiel der Einsatz für soziale Gerechtigkeit, für eine Andere Faktoren kommen hinzu: Anders als in frü- bessere Umwelt oder für die Grundfreiheiten in der heren Generationen wird heute der Balance von Fami- Demokratie, darunter auch für Abhör- und Datensi- lie und Partnerschaft auf der einen Seite und berufli- cherheit im Netz. chem und ehrenamtlichem, darunter auch politischem In vielen dieser Fragen streckt die Politik allzu oft die Engagement auf der anderen – viel mehr Aufmerk- Waffen und erklärt sich ein ums andere Mal nicht mehr samkeit geschenkt als früher. Auch ist der moderne für zuständig oder mächtig genug – statt zu demonst- Alltag insgesamt komplizierter geworden. Wir müs- rieren, was Politik gegen die Macht der Ökonomie oder sen wissen, was in unserem Körper vor sich geht (der der digitalen Bevormundung leisten könnte, mündige Patient), müssen über Schadstoffe in Lebens- Warum also sollte man seine wertvolle Lebenszeit mitteln Bescheid wissen (der mündige Verbraucher), für die «res publica», die öffentliche Sache, einbrin- müssen uns kontinuierlich fortbilden (lebenslanges gen? Wenn ohnehin nur noch die Sachzwänge regie- Lernen). Dabei gleicht unser Bemühen oft einer Sisy- ren und ein ums andere Mal politische Maßnahmen phos-Aufgabe, weil das, was wir eben gelernt haben, als alternativlos vorgestellt werden, erübrigt sich die schon morgen wieder obsolet sein kann. Beteiligung der Bürger/innen. Ohne das Denken in Bei all dem Stress sollen wir überall möglichst Zukunftsvisionen, die Hoffnung auf eine bessere und relaxed rüberkommen – nicht nur zu Hause, sondern gerechtere Welt, für die sich Menschen gern einset- auch in der Firma. Auch in Kunst und Kultur will man zen würden, wird es die Demokratie auf Dauer schwer auf dem Laufenden sein. Nicht zuletzt wollen wir in haben, das Ausmaß an Zeit für sich zu mobilisieren, Im Dezember 2014 der Erziehung nicht mehr befehlen, sondern erklä- das sie eigentlich verdient hätte. dauerte es ren – Einübung in die demokratische Kultur – warum das eine oder andere Verbot sinnvoll ist, was nicht nur Jürgen P. Rinderspacher ist Zeitforscher und arbeitet am 5,7 nervlich, sondern auch zeitlich häufig aufwändiger Institut für Ethik und angrenzende- Sozialwissenschaften-- der Uni Münster. Er ist Mitbegründer und stellvertreten- ist als der alte Befehlston. Wenngleich auf lange Sicht Monate, der Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Zeit­ gerade dies dazu beigetragen haben dürfte, dass heute politik. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu unter­ bis über einen Asyl- das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern und umge- schied­lichen Aspekten von Zeit und Gesellschaft. antrag entschieden kehrt nach allem, was man erkennen kann, im Durch- wurde. schnitt wesentlich besser geworden ist als früher. (Spiegel 2015) 20

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Unsere Sprache verrät viel darüber, wie wir über Zeit denken. Und warum wir glauben, keine zu haben. Von Zeitfressern und anderen Monstern

Von Anne-Kathrin Hoklas

enn wir im Alltag mal wie- Zeit als eine ökonomisierbare Größe der grummelnd oder mah- Eine tief im Denken unserer Kultur veran- nend feststellen, keine Zeit kerte Verknüpfung zweier solcher Vorstel- zu «haben», erscheint uns lungsbereiche ist das Konzept «Zeit ist eine Zeit als selbstverständli- Ressource» bzw. «Zeit ist Geld». In unserer Wche und naturgegebene Größe. Gäbe es ein Alltagssprache finden sich eine ganze Reihe Verb wie «zeiten», so würde dies, wie der metaphorischer Ausdrücke wie etwa Zeit Soziologe Norbert Elias feststellte, den ins- «sparen», «investieren», «verplempern» oder trumentellen Charakter der Zeit, ihre sozi- auch «Arbeitszeitkonto», denen dieses Kon- ale Funktion, Handlungen zu synchronisie- zept zugrunde liegt. Solche Metaphern las- ren und auf diese Weise das gesellschaftliche sen uns Zeit als eine ökonomisierbare, zu Zusammenleben zu koordinieren, erkennbar verwaltende Größe erfahren und appellie- machen. Im Alltag aber «rennt» uns diese ren an einen selbstbestimmten, rationalen soziale Konstruktion, die wir Zeit nennen, Umgang mit ihr. Sie fordern dazu auf, jede «davon», wir versuchen sie möglichst effizi- Handlung auf ihren Nutzen für die Zukunft ent zu «nutzen», um sie uns dann doch wie- zu prüfen. Dieses Metaphernkonzept spie- der von unverfrorenen Zeitfressern «stehlen» gelt damit den Zeitnutzungsimperativ unse- zu lassen oder einfach «totzuschlagen». rer Gesellschaft, den wir so verinnerlicht Dass solche Bilder weit mehr sind als poe- haben, dass er uns selbst in unserer freien tische oder rhetorische Mittel, haben der Lin- Zeit antreibt. Es blendet aus, dass auch ver- guist George Lakoff und der Philosoph Mark meintliche Inaktivität «produktiv» sein Johnson gezeigt. In ihrem 1980 erschiene- kann. Die durch die Metapher vorgeschla- nen Buch »Metaphors we live by« verdeut- gene Zweckorientierung des Handelns findet lichen sie, dass Metaphern auf kulturspezi- ihre ideologische Entsprechung in der von fische Konzepte und Modelle hinweisen, die Max Weber untersuchten protestantischen unser Denken strukturieren und damit auch Ethik, die nicht nur eine Ethik der Arbeit unser Handeln anleiten. Abstrakte Wissens- ist, sondern auf die gesamte Lebensführung und Vorstellungsbereiche wie das Phäno- zielt (s. a. «Zeit für Ungehorsam», S. 34). men Zeit werden für uns greifbar, indem wir Wird etwa das Pflegen von Freundschaf- sie über konkrete, erfahrungsnahe Bereiche ten als «Investition» verstanden, so legt verstehen. Jedes Bild lässt dabei das Phäno- dies nahe, früher oder später zu prüfen, ob men, das es beschreibt, in einem bestimmten sich diese Anlage auch gelohnt hat – und Licht erscheinen und impliziert bestimmte im Zweifel doch besser in eine aussichtsrei- Denkrichtungen und Handlungsmöglich- chere zu «investieren». Damit tragen solche keiten – verdeckt aber zugleich Alternativen Metaphern jedoch dazu bei, das Denkmus-

für diese. ter der Rationalisierung, welches jegliches Illustration: Jan Robert Dünnweller Illustration: Jan Robert Dünnweller «zu viel in den Tag hineingepackt» haben, haben, den Tag in hineingepackt» viel «zu Vorschub, dass bestimmte Handlungen Handlungen bestimmte Vorschub, dass Vergangenheit über die Gegenwart in eine in Vergangenheit Gegenwart über die Wiederkehrendes zu begreifen, finden wir in wir finden begreifen, zu Wiederkehrendes Wenn wir davon sprechen, dass wir wieder wieder wir dass davon sprechen, Wenn wir wollen, als Zeit«inseln» oder -«höhlen» ver -«höhlen» oder Zeit«inseln» als wollen, konzentrieren Sache eine auf ganz uns wir in denen Zeitabschnitte, wir werden: Indem Damit ausrichten. Handlungen unsere wir Zeit als Behälter Metapher. Zudem leistet sie der Denkweise der Denkweise sie Metapher. Zudem leistet Metaphernkonzept aber auch nutzen, um auch nutzen, aber Metaphernkonzept der Behälter-Metapher in das Begrenztheit, wurde, wel getroffen darüber Entscheidung bemisst, Wertschöpfung seiner an Handeln Bewegung auf einer Linie vor, von die der Linie einer auf Bewegung Zeit«kontingent» diese von vornherein nicht nicht von vornherein diese Zeit«kontingent» lungsergebnissen selbst. Merkmal Das der liche Zeitkonvention, der nach der Orientie lungen gefüllt wird. Die Zeit richtet sich in in sich richtet Zeit Die wird. gefüllt lungen zulasse. Der Ausspruch «keine Zeit» tarnt Zeit» «keine Ausspruch Der zulasse. nur dabei kommt Zeit reproduzieren. zu nicht ausgeführt werden können, weil das das weil werden können, ausgeführt nicht ren und es ermöglichen würden, Zeit ähnlich ähnlich Zeit würden, ermöglichen es und ren Fluss erscheinenden unaufhaltsam ihrem Gerichtetheit und Irreversibilität die nen in ihrer Quantität in den Blick. Wie man Wie man den Blick. in Quantität ihrer in nur als Zeitdruck erzeugende Enge ausgelegt ausgelegt Enge erzeugende Zeitdruck als nur eine häufig Fristen und Terminen an rung gesellschaft die Metapher die reproduziert dem an «Orientierungsprimat», zum nennt, che Handlungen Vorrang haben und wichtig wichtig und haben Vorrang che Handlungen chen Zeit schaffen können, konzeptuali chen schaffen Zeit ohnmächtig zu sein. Metaphern, die dage die Metaphern, sein. zu ohnmächtig beto Metaphern Diese zeigt. offene Zukunft oder «nostalgisch zurückblicken» spiegelt zurückblicken» «nostalgisch oder «nehmen». zu Zeit «Besitz» von seinem etwas dafür um erscheinen, genug dringend oder dem Lauf der Jahreszeiten auch als etwas etwas auch als der Jahreszeiten dem Lauf gegenüber scheint Individuum Das der Zeit. diese verbringt, liegt im toten Winkel der Winkel toten im liegt verbringt, diese der mal gerast» oder «der Urlaub ist viel zu zu viel «der Urlaub oder ist gerast» der mal erlauben. zu Fokussierung und Rückzug uns den Ereignis nach nicht Metapher dieser der glei «in» mehr wir wie fragen, uns oder gen eine zyklische Zeitvorstellung implizie Zeitvorstellung zyklische eine gen größere Bedeutung zukommt als den Hand als zukommt Bedeutung größere auch für die Sprechenden selbst Sprechenden die auch für stehen, können wir unser Denken in diesem diesem in Denken unser wir können stehen, nicht jedoch kann wird, übertragen Zeit auf Luhmann Niklas es wie wird, sondern sen, are Zeitvorstellung: Wir stellen uns Zeit als als Zeit uns stellen Wir Zeitvorstellung: are line typische Kulturen westliche für die sich schauen» die Zukunft «in verflogen», schnell sieren wir Zeit als Behälter, der mit Hand der mit Behälter, als Zeit wir sieren In Metaphern wie «die Zeit ist aber wie aber ist Zeit «die wie Metaphern In

–, dass ei –, dass ne

– ------«Spiel» zu begreifen. Ein solches Verständnis Verständnis solches Ein begreifen. zu «Spiel» Weise eine Umorientierung zu bewirken. So bewirken. zu Weise Umorientierung eine wäre es denkbar, den Umgang mit Zeit als als Zeit mit den Umgang denkbar, es wäre wenig» oder «zu viel», «zu schnell» oder «zu «zu oder schnell» «zu viel», «zu oder wenig» zeigt, «Zeitpraktiken» Studie die wie würde, Zeit als Spiel? Erscheinung zu gewähren und auf diese diese auf und gewähren zu Erscheinung bekannte eine Sicht neue auf eine Potenzial, Diese Metapher würde erhellen, dass wir wir dass erhellen, würde Metapher Diese vorschlägt. Seiwert Lothar Ratgeber-Autor flexiblen, spielerischen Umgang mit Ereig mit Umgang spielerischen flexiblen, halten. Gleichzeitig haben sie aber auch das auch das aber sie haben Gleichzeitig halten. langsam» ein ganz auf den Moment fokus auf ganz ein langsam» könnte Zeit aber etwa auch als «Bumerang» «Bumerang» auch als etwa aber Zeit könnte Gerade weil Metaphern so in unsere Sprache Sprache unsere in so Metaphern weil Gerade fasst. Indem sie jenseits der Kategorien «zu «zu der Kategorien jenseits sie Indem fasst. immer wieder aufs Neue handeln und dabei dabei und handeln Neue aufs wieder immer Spiels lädt zu einer ereignisorientierten Zeit ereignisorientierten einer zu lädt Spiels tags, das Nicht-Planbare als Normalität auf Normalität als Nicht-Planbare das tags, Metapher Die des entgegenhalten. nissen prägten Denk- und Handlungsmustern fest Handlungsmustern und Denk- prägten praxis ein, die die Unwägbarkeiten des All des Unwägbarkeiten die die ein, praxis eingelassen sind, dass wir sie gar nicht als als nicht gar sie wir dass sind, eingelassen einzuschlagen. denken, wie es der als «Zeitguru» gehandelte gehandelte «Zeitguru» der als es wie denken, unserer verinnerlichten Zeitdisziplin einen Zeitdisziplin verinnerlichten unserer Man kaum. dagegen Alltagssprache unserer solche erkennen, können sie uns in vorge in uns sie können erkennen, solche auch wagen können, andere Richtungen Richtungen andere können, auch wagen sie eine alternative Zeitorientierung an. Zeitorientierung alternative eine sie siertes Erleben und Handeln nahelegt, bietet bietet nahelegt, Handeln und Erleben siertes → 1980]: Leben in Metaphern. Konstruktion und und Konstruktion Metaphern. in Leben 1980]: Auer Auer Verlag, Heidelberg. Lakoff, George/Johnson, Mark (2014) [engl. Mark (2014) [engl. George/Johnson, Lakoff, Mitarbeiterin im DFG-Projekt «Time has come come has «Time DFG-Projekt im Mitarbeiterin Gebrauch von Sprachbildern. 8. Auflage. Carl- Auflage. 8. Sprachbildern. von Gebrauch Anne-Kathrin Hoklas Anne-Kathrin leben-in-metaphern/ today» an der Technischen Universität Dresden. Dresden. Universität Technischen der an today» Literatur manistin. Sie arbeitet als wissenschaftliche wissenschaftliche als arbeitet Sie manistin. www.carl-auer.de/programm/artikel/titel/

Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema ist Soziologin und Ger und Soziologin ist

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Professor Gerald Hüther über die Verdichtung des Alltags, die Suche nach dem Bedeutsamen im Leben und wie Politik Menschen dabei unterstützen könnte – es aber (noch) nicht tut. «Wir sind eine umherirrende Generation!»

Interview: Elisabeth Schmidt

Böll.Thema: Herr Hüther, die Politik hat die Generation. Wir haben eine in Orientierungs- «gehetzte Generation» für sich entdeckt. In losigkeit «herumirrende» Generation. Wir der Tat haben viele Menschen das Gefühl, irren herum, glauben alles Mögliche machen die Zeit «rennt ihnen davon», sie müssen zu müssen, wollen überall dabei sein. Des- sich Zeit «stehlen», sie «verlieren» Zeit ..., halb haben wir keine Zeit. alles Begriffe der Anstrengung und Entbeh- Menschen, die mehrere Jobs brauchen, rung, Begriffe des Mangels. Warum empfin- um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, den wir Zeit so? würden das als zynisch beschreiben. Gerald Hüther: Wir erleben in unserer Es ist ja völlig klar, dass für Menschen, die Gesellschaft eine zunehmende Verdichtung um die existenziellen Grundlagen kämpfen, des Lebens. Wir haben aberwitzig viele Opti- eben die primär bedeutsam sind. Aber – und onen, was wir alles tun können: Nehmen ich bin mir dessen bewusst, dass ich jetzt Sie die Schulabgänger/innen, die zwischen etwas sehr Gewagtes sage: Ich würde mir das unzähligen Ausbildungswegen wählen kön- im Einzelfall sehr gerne anschauen, warum nen, nehmen Sie die Generation in der Mitte, da jemand drei Jobs hat. Vielleicht ist doch in in der viele arbeiten wollen, eine Familie dem einen oder anderen Fall der Wunsch vor- gründen, Hobbys pflegen, sich fortbilden und so weiter. Nehmen Sie rangig, einen Lebensstandard und bestimmte Dinge haben zu wol- die Pensionisten: Früher waren sie «nur» Opa und Oma, heute sind len, die andere ihm als bedeutsam vorgaukeln. sie Studierende, Weltreisende, haben ein Ehrenamt ... das war unvor- Und was würden Sie ihnen raten? stellbar noch vor kurzer Zeit ... Da eröffnen sich ganz neue Perspek- Was ich allen Menschen raten würde: Vielleicht könnte es helfen zu tiven und Lebensentwürfe. schauen, ob es möglicherweise einen anderen Ort – zum Beispiel auf Das ist doch eigentlich wunderbar? dem Land – oder eine andere Gemeinschaft – zum Beispiel einen Natürlich. Aber bei diesem Überangebot an Optionen wird es für guten Freundeskreis – gibt, wo sie ihr Leben mit anderen zusammen viele Menschen auch immer schwieriger – vielleicht auch, weil die besser und selbstbestimmter gestalten könnten. Prozesse sich so beschleunigen –, Wichtiges vom Unwichtigem zu Zu erkennen, was bedeutsam ist: Wie kann das gelingen? unterscheiden. Also Bedeutsamkeiten zu erkennen, wie ich es nenne. Wir erkennen Bedeutsamkeiten jedenfalls nicht durch kognitive Wir wollen alles oft sogar gleichzeitig machen, weil wir begreifli- Überlegungen und erst recht nicht anhand der Bewertungen und cherweise das Gefühl haben, sonst etwas zu verpassen. Wenn etwas Behauptungen anderer. Also, wenn jemand sagt: «Das und das ist für mich wirklich vorrangig und zentral, also bedeutsam ist, dann wichtig, das musst du tun», wird das noch längst nicht bedeutsam kümmere ich mich auch darum. für einen Menschen. Das wird überall, in Unternehmen in der Füh- Das heißt, eigentlich haben wir genug Zeit? rungskultur, in der Politik im Gespräch mit den Bürginnen und Bür- Wenn ich gerade Vater geworden bin und es wichtig finde, dass ich gern, oft vergessen. Bedeutsamkeiten ergeben sich aus dem konkre- mit meinem Kind eine gewisse Zeit verbringe, dann nehme ich mir ten Erleben, anders ausgedrückt: als Summe oder als Integral über dafür auch die Zeit. Nur: Ich muss eben herausbekommen und mich die bisher im Leben gewonnenen Erfahrungen. Und an diese Erfah- dafür entscheiden, dass es so wichtig ist für mich, wichtiger als alles rungen ist immer ein Gefühl gekoppelt, und das ist entscheidend für

andere. Ich spitze es zu: Wir haben in Wirklichkeit keine «gehetzte» unsere eigenen Bewertungen. Fotografie: Josef Fischnaller Fotografie: Josef Fischnaller Wir müssen abwarten, was genau die Inhalte dieser «Zeitpolitik» «Zeitpolitik» dieser Inhalte die genau was abwarten, müssen Wir weiterzuentwickeln. weiterzuentwickeln. und Autonomie zunehmender Kompetenzzuwachs, von Wachstum, viele Politikerinnen und Politiker mit ihren Bürgerinnen und Bür und Bürgerinnen ihren mit Politiker und Politikerinnen viele gesagt, ehrlich Hoffnung, meine wegen ist wie noch so gerechtfertigt. Sie kann nur durch durch nur Sie kann gerechtfertigt. so noch wie Mitglieder eine Relevanz erkennen, also sehen, erkennen, Relevanz also eine Mitglieder die Seite Vater, anderen der Auf also Mutter,Menschen, Familie. Hören Sie nur mal zu, auf welche auf Weise zu, mal SieHören nur Politikerinnen und Politiker viele haben Das Bündnis 90/Die Grünen wüssten bereits, wie die Menschen ihre ihre Menschen die wie bereits, wüssten 90/Die Grünen Bündnis Indem sie einen Raum eröffnen, der es den Menschen erlaubt, selbst selbst erlaubt, es Menschen den der eröffnen, Raum einen sie Indem Der VeggieDer Day Zeitpolitik viel bewegen wird. bewegen viel Zeitpolitik Zeit sinnvoll oder besser verbringen oder sogar, dass sie Zeit verord Zeit sie dass sogar, oder verbringen besser oder sinnvoll Zeit jetzt, bei der so genannten Zeitpolitik, gewinnt man den Eindruck, den Eindruck, man gewinnt Zeitpolitik, genannten der so bei jetzt, herab und sehr exklusiv. Und wundern sich dann, dass sich nichts nichts sich dass dann, sich Und wundern exklusiv. sehr und herab könnte. Und diese Relevanz kann nicht ver nicht kann Relevanz Undkönnte. diese konkretes Erleben erfahrbar gemacht werden. Erleben erfahrbar konkretes nichtgezielt von außen sind Gemeinschaften Lebens ihres Anfang am erfahren Menschen meisten Die Genau. zwei Dinge: auf der einen Seite die Verbundenheit anderen die mit Seite der einen auf Dinge: zwei ben und sich gleichzeitig persönlich, im Beruf oder etwas anderem oder etwas Beruf im persönlich, sich und ben gleichzeitig Gesell unserer in es Moment ist Im erleben. zu Freiheit bundenheit bewegt, dass niemand ihre Positionen teilen will. Das ist leider auch ist Das will. teilen Positionen ihre niemand dass bewegt, belehren, reden von Veränderungen notwendigen Maßnahmen. und Systeme, die sich nur verändern, wenn ihre ihre wenn verändern, nur sich die Systeme, Sie agieren in einem hierarchischen System, top down, von down, oben top System, hierarchischen einem in Sie agieren nen wollen nicht sehr groß, dass sich jetzt auch bei der auch bei jetzt sich dass groß, sehr nicht des verstanden, nicht noch Land unserem in net sie, macht die Bürgerinnen und Bürger zu Objekten. Wenn Men Objekten. zu Bürger und Bürgerinnen die macht sie, net ordnet werden, sei sie moralisch oder sonst oder moralisch sie werden, sei ordnet sein bedeutsam wichtig, sie für etwas dass der politischen Führung der Grünen passiert. der Grünen Führung der politischen die gut sein mag, aber man zwängt sie den Menschen auf, verord auf, den Menschen sie zwängt man aber mag, sein gut die Absicht, politische eine hat Man kann. machen Politik was dessen, gern sprechen. Sie verkünden politische Positionen, sie mahnen, sie mahnen, sie Positionen, politische Sie verkünden sprechen. gern ganz allein auf die Idee kommen, ihre Ernährung umzustellen. Und umzustellen. Ernährung ihre kommen, Idee die auf allein ganz steuerbar. Sie sind sich selbst organisierende organisierende selbst sich sind Sie steuerbar. kann. bewirken Politik was fragen, sätzlich grund lieber Sie mich werden. Lassen sein erle zu Verbundenheit der Familie die mit Beispiel zum also stillen: zu beiden schwer,Grundbedürfnisse diese extrem allerdings schaft der Ver in ist: möglich beides dass lernen, Wir Ende: Freiheit. am schen fleischloses Essen bedeutsam fänden, dann würden sie vonwürden dann fänden, bedeutsam Essen fleischloses schen auszuprobieren und herauszufinden, was ihnen wirklich am Her wirklich ihnen was herauszufinden, und auszuprobieren Woran erkennen Sie, dass die Politik das das Politik die Woran Sie, dass erkennen Was ist die Alternative? Wie können Politikerinnen und Politi und Politikerinnen Wie können Alternative? die Was ist ker Relevanz herstellen? ker Relevanz Haben Sie ein Beispiel dafür? Beispiel Sie ein Haben und ist uns für bedeutsam was bereits, wissen wir das, Heißt Zeit wieder mehr nach ihren Bedürfnissen oder Bedeutsamkei oder Bedürfnissen ihren nach mehr wieder Zeit ihre unterstützen, dabei gerade ja Menschen will Zeitpolitik nicht verstanden hat? verstanden nicht Zeit? ten rech zu gerade also sie Kommt gestalten. zu Sie sagen, wie ten, erkennen es wieder, wenn wir es erleben? es erkennen wieder, wenn es wir

– das könnte ebenfalls nach hinten losgehen. losgehen. hinten nach ebenfalls könnte – das

– ein gran – ein dioses Beispiel für eine völlige Verirrung Verirrung völlige eine für Beispiel dioses - - - - Aufgabe der «Leuchttürme Politik!» finden und und finden das ist die sie anstrahlen – ------Väter bei der Erziehung ihrer Kinder machen, nicht propagiert. Bei machen, nicht propagiert. Kinder ihrer Väter der bei Erziehung wenn ich fleischlos esse? Relevanz schaffen heißt: von Subjekt zu vonheißt: Subjekt schaffen esse? Relevanz ich fleischlos wenn Bisher sicher nicht. Denn bei uns wird die positive Erfahrung, die die Erfahrung, positive die wird uns bei Denn nicht. sicher Bisher Nein, aber sie könnten sie suchen und ins Licht der öffentlichen Auf der öffentlichen Licht ins und suchen sie könnten sie aber Nein, Menschen andere, für sie und ihr Zusammenleben günstigere Erfah günstigere Zusammenleben ihr und sie für andere, Menschen fleischlos kochen» das Thema in kürzester Zeit sehr bedeutsam für bedeutsam sehr Zeit kürzester in Thema das kochen» fleischlos haben, dass ihre Mitarbeiter und sie selbst davon profitieren. selbst sie und Mitarbeiter ihre dass haben, haben, als Objekte behandelt zu werden, wird sich bei uns nichts nichts uns bei sich werden, wird zu behandelt Objekte als haben, Gegenteil dessen, was bei uns in der Politik passiert. der Politik in uns bei was dessen, Gegenteil beschlossen hat, sondern weil Unternehmer die Erfahrung gemacht gemacht Erfahrung die Unternehmer weil sondern hat, beschlossen zurückgewinnen. Solche Leuchttürme müssten Politiker/innen fin Politiker/innen müssten Solche Leuchttürme zurückgewinnen. Beispiele, bemerkenswerte sehr und genügend ja gibt Es liegt. zen Subjekt sprechen, ermutigen, einladen, Beispiele geben. Also das das Also geben. Beispiele einladen, ermutigen, sprechen, Subjekt merksamkeit rücken. Ich bin davon überzeugt, dass Aktionen wie wie Aktionen dass davon überzeugt, Ich bin rücken. merksamkeit nun die Politik oder wir alle wir oder Politik die nun sich auchVäter wenn Einzelne, für Gemeinschaft, eine für es hat teil rungen machen können, solange so viele Menschen das Gefühl Gefühl das Menschen viele so solange können, machen rungen ter keine Zeit haben. haben. Zeit keine ter eine gewisse Zeit zu verlassen, bekommt von seinem Arbeitgeber Arbeitgeber von bekommt seinem verlassen, zu Zeit gewisse eine uns ist es bedeutsam, dass ein Unternehmen reibungslos weiterläuft, weiterläuft, reibungslos Unternehmen ein dass bedeutsam, es ist uns eine hohe Attraktivität für alle anderen bekommen. bekommen. anderen Welchen alle für Vor hohe Attraktivität eine die einiger bekannter Köche jüngst über Facebook «Eine Woche Facebook «Eine über Köche jüngst bekannter einiger die ohne lästige Zwischenfälle. Solange wir so denken, solange wir solange denken, so wir Solange Zwischenfälle. lästige ohne den und so in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit stellen, dass sie dass stellen, Öffentlichkeit der den Mittelpunkt in so den und Gestaltungskraft eigene ihre Menschen wie machen, deutlich die um ihre Kinder kümmern? Was verändert sich für mich, für andere, andere, für mich, für sich Was verändert kümmern? Kinder ihre um sogar ein Gratifikationsfest ausgerichtet. Nicht weil die Politik das so das die Nicht Politik weil ausgerichtet. Gratifikationsfest ein sogar sehr viele Menschen gemacht haben, mehr als es Politik könnte oder oder könnte Politik es als mehr haben, gemacht Menschen viele sehr ändern. So lange werden die Menschen weiter umherirren und wei und weiter umherirren Menschen werden die lange So ändern. Aber es kann doch nicht allein Aufgabe der Politik sein, solche sein, Politik der Aufgabe allein nicht doch kann es Aber Können Sie sich so etwas bei uns auch vorstellen? auch vorstellen? uns bei etwas Sie so sich Können Leuchttürme aufzustellen? Leuchttürme

Gerald Hüther Gerald logischer Präventionsforschung (z. an der Universität Göttingen Göttingen Universität an der arbeitet als Trainerin arbeitet im und Dozentin Medienbereich. Elisabeth Elisabeth Schmidt sich im Rahmen verschiedener Initiativen und Projekte mit neuro mit Projekte und Initiativen verschiedener Rahmen im sich wandel.org,

S chule-im-Aufbruch.

ist Sachbuchautor und Professor für Neurobiologie Neurobiologie für Professor und Sachbuchautor ist Wenn Sie heute in Schweden über die Straße Straße die Wenn Schweden über in Sie heute Wo ist das Ihrer Ansicht schon mal gelungen? mal schon Ansicht Ihrer Wo das ist - gegan den Erziehungsurlaub in die Männer, Erstaunen, wie viele junge Männer dort augen dort Männer junge viele wie Erstaunen, Relevanz, Bedeutsamkeit. Wenn das auch Politi Wenn das Bedeutsamkeit. Relevanz, herschieben. Dort hat es sich bei den Unterneh bei sich es hat Dort herschieben. ker schaffen würden, dann wäre ihre Arbeit auf auf Arbeit ihre wäre dann würden, ker schaffen ist verantwortliche Redakteurin von Böll.Thema von Redakteurin verantwortliche ist zurückkommen. Und jeder, der sich entschließt, entschließt, sich Und der jeder, zurückkommen. men längst herumgesprochen, dass diejenigen dass herumgesprochen, men längst nachmachen, die mitmachen wollten. So entsteht entsteht So wollten. mitmachen die nachmachen, einmal auch viel leichter. auch viel einmal es sich auf das Wohlbefinden ausgewirkt hat und hat Wohlbefinden ausgewirkt das auf sich es darüber gesprochen, wie es geschmeckt hat, wie wie hat, geschmeckt es wie gesprochen, darüber gen sind, als wesentlich wertvollere Mitarbeiter Mitarbeiter wertvollere wesentlich als sind, gen gehen, kriegen Sie die Augen kaum zu vor zu kaum Augen Sie die kriegen gehen, getan hat. Die Leute haben Rezepte ausgetauscht, ausgetauscht, Rezepte haben Leute Die hat. getan scheinlich sehr glücklich Kinderwagen vor sich Kinderwagen glücklich sehr scheinlich sein Kind zu betreuen und das Unternehmen für für Unternehmen das und betreuen zu Kind sein so weiter. Und auf einmal gab es viele, die das das die viele, es gab weiter.so einmal Und auf - - - →

– nicht ernsth – nicht

www.gerald-huether.de. Er befasst de).

B.

maennerf aft danach suchen, wie suchen, danach aft uermorgen.org, Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema Kultur- ­bio und und 23

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– ob 23 ------B Womit Deutsche verbringen 25 Minuten pro Tag zugenommen. Überproportional Überproportional Tag pro 25 zugenommen. Minuten Womit verbringen Menschen ihre Zeit, und und verbringenWomit Zeit, Menschen ihre Von Von verändert? Die aktuelle Studie im Auftrag Studie aktuelle im Auftrag Die verändert? wie hat sich das in den vergangenen sich das Jahren hat wie Tag wie Mütter. Auf der anderen Seite Seite wenden anderen Müt Tag Mütter. der wie Auf Abstriche in der Freizeit, beim Sport, beim Lesen, Geschlecht, Alter und Haushaltstyp Alter Geschlecht, 30 Jahren verändert hat. hat. verändert Jahren 30 Jahren stetig zugenommen. Einbußen sind jedoch in in jedoch sind Einbußen zugenommen. stetig Jahren Zeit und Mensch Nachwuchs verbringen: Diese hat in den vergangenen den vergangenen in hat Diese verbringen: Nachwuchs st Die Beziehungen zu verzeichnen. Auch für bürgerschaftli Auch für verzeichnen. zu Beziehungen sozialen ihren in und Lesen Sport, beim Regeneration, Zeit für die tägliche Hausarbeit auf, während Väter in in Väter während auf, Hausarbeit tägliche die für Zeit lich moderat mehr Zeit für die Betreuung ihrer Kin ihrer Betreuung die für Zeit mehr moderat lich bei Müttern auchKinder, aber ohne bei Frauen häufig haben teils deutliche Abstriche bei ihrer persönlichen persönlichen ihrer bei Abstriche deutliche teils haben zunehmend besser, Sorgetätigkeiten und Hausarbeit Hausarbeit und Sorgetätigkeiten besser, zunehmend ter in Paarbeziehungen mittlerweile deutlich weniger weniger deutlich mittlerweile Paarbeziehungen in ter vor wie Nach an. deutlich sie stieg Paarbeziehungen in durchschnittlich um Jahren zehn den vergangenen in partnerschaftlicher aufzuteilen. aufzuteilen. partnerschaftlicher ches Engagement bleibt zunehmend weniger Zeit. Zeit. weniger bleibt zunehmend Engagement ches die Zeitverwendung der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt, wie sich sich wie zeigt, der Heinrich-Böll-Stiftung ihre Zeit der investieren. Es gelingt Männern und Frauen also also Frauen und Männern gelingt Es der investieren. täg gleichzeitig und zulegen etwas Bereich diesem der Freizeitgestaltung und Regeneration von Men Regeneration und der Freizeitgestaltung bestimmten Bereichen in den vergangenenbestimmten in den sozialen allerdings arbeiten Väter mehr als doppelt so lange pro lange so doppelt als mehr Väter arbeiten allerdings von hat Frauen Erwerbsarbeit Die Frauen. auch bei schen mit Kindern festzustellen. Paare mit Kindern Kindern mit Paare festzustellen. Kindern mit schen ihrem mit sie die der Zeit, Lasten zu geht nicht arbeit 24

Dorothee Schulte-Basta und demografischen Wandel der Heinrich-Böll-Stiftung. Heinrich-Böll-Stiftung. der Wandel demografischen und Dorothee Schulte-Basta Böll.Thema 2/2015 ärkere Beteiligung beider Eltern an der Erwerbs an Eltern beider Beteiligung ärkere ren Stellenwert ein, sowohl bei Männern als als sowohlren Stellenwert ein, Männern bei ezahlte Arbeit nimmt der Studie zufolge in zufolge der Studie nimmt Arbeit ezahlte den Lebensverläufen einen zunehmend höhe zunehmend einen Lebensverläufen den Beziehungen

– differenziert nach nach – differenziert

ist Referentin für Sozialpolitik Sozialpolitik für Referentin ist

– in – in ------Alle ZahlenbeziehensichaufallebefragtenPersonenab10Jahren. Erwerbsarbeit Haushaltsführung undBetreuungderFamilie Physiologische Regeneration Sie sindinallenRubrikenproportionalzueinander. Zeitbudgets (ZeitinStunden Zeitbudgets nachHaushaltstyp2012/13 Quelle: FDZderstatistischenÄmterdesBundesundLänder,Zeitbudgeterhebung1991/1992,2001/2002 Die KreisgrößenstellendiejeweilsaufgebrachteZeitinStunden und 2012/13,eigeneBerechnungennachMeier-Gräwe,Klünder2015 10:53 1:55 1:11 2:31 3:12 3:01 0:25 0:09 2001/02 10:57 1:46 2:24 3:19 1:08 0:21 0:08 3:15 2:47 3:07 2012/13 11:01 Allein- lebende

/

Minuten) 3:53 4:23

Sport, Hobbys,Spiele Haushaltsführung und Unterhaltung Erwerbstätigkeit Kinderbetreuung Mediennutzung Soziales Leben Physiologische und Betreuung Regeneration 2:12 der Familie Ehrenamt 10:34 3:25 Paare mit mit Paare Kindern 2:52

4:50

/

Minuten proTagdar. 1:44 11:11 2:36 0:57 4:14 2:04 0:23 0:21 11:22 2001/02 Paare ohne ohne Paare Kinder Stiftung unterwww.boell.de Mehr zurZeitverwendungs - studie derHeinrich-Böll-

1:55 11:16 2:52 2:09 0:51 0:21 0:18 3:49 10:50 2012/13 Allein- erziehende

Grafik: Ole Häntschel Grafik: Ole Häntschel W «vertane» Zeit. Zum Warten wird man »ver man wird Warten Zum Zeit. «vertane» 68 Stunden wartet er jährlich am Telefon. am jährlich er wartet 68 Stunden Warten, und er endet mit dem Warten auf dem Warten mit endet er und Warten, wartet an Bahnhöfen, auf Parkplätzen, im Parkplätzen, auf Bahnhöfen, an wartet den Sech auf wöchentlich zweimal warten von der Natur vorgesehenen Tag der Geburt Tag vorgesehenen der Geburt von der Natur den auf mehr nichteinmal oft wir warten nur, den Ein er es er weil tut wahrscheinlich lang Leben sein wartet und wartet warten nicht mehr auf das Abklingen einer einer Abklingen das auf mehr nicht warten Urlaubfotos, uns sie sehen unserer wicklung Ent die auf mehr nicht warten werden. Wir Jahre verbringt er beim Schlangestehen, und und Schlangestehen, beim er verbringt Jahre Minuten lassen sich noch ertragen, zehn nur nur zehn ertragen, noch sich lassen Minuten Der Mensch ist ein «Wartender». Er wartet, wartet, «Wartender». Er ein ist Mensch Der Erkältung, nicht mehr auf das Christkind Christkind das auf mehr nicht Erkältung, los: «Wartʼ mal schnell!» Fünf verwartete verwartete Fünf schnell!» mal «Wartʼ los: kung. Mal wartet man einsam, mal gemein mal einsam, man wartet Mal kung. hasen. Wir wollen alles, immer, überall, und und überall, immer, alles, wollen Wir hasen. Café, an Flughäfen, bei Ärzten, vor Klotüren, vor Klotüren, Ärzten, bei Flughäfen, Café, an fest. Wir warten nicht mehr auf den Postbo auf mehr nicht warten Wir fest. zwar sofort!zwar mal an sonnigen Orten. Der Tag beginnt mit mit Tag Der beginnt Orten. sonnigen an mal versprochene Steuersen Wahlkampf im vor dem Fern - warten vor der Kasse, markt Super im warten Wir Verkehrsstau. im ten länger, ist mit unkontrollierten Aggressi unkontrollierten mit ist länger, ten War das Motor. laufendem bei noch Dauert tun und nicht Warten das lieben wir tun, mer vergeht. Sekunden nach dem Klick bereits an. Wir an. bereits dem Klick nach Sekunden ten und auch nicht mehr auf einen Brief, son Brief, einen auf mehr auch nicht und ten es uns die «Experten» mit den Hornbrillen den Hornbrillen mit «Experten» die uns es Roth). (Joseph Wartesaal» ein eines Kindes, sondern legen den Termin legen sondern Kindes, eines zu zählt Warten rechnen. zu onsausbrüchen ruhe und ungeduldig hektisch, deshalb es den folgenden. Kurz gesagt: «Das Leben ist ist Leben «Das gesagt: den folgenden. Kurz dafür gemeinsam mit Arzt und Hebamme Hebamme und Arzt mit gemeinsam dafür ist, so Weil das Zeiterfahrungen. den lästigen langsa Warten beim Zeit die dass hat, druck und dem schütteren Haar, wartet der Durch der wartet Haar, dem schütteren und dern erwarten, unverzüglich «angemailt» zu und schon lange nicht mehr auf den Oster auf mehr nicht lange schon und an windigen, und wenn man Glück hat auch Glück hat man wenn und windigen, an entspannt; selten und gestresst häufig sam, die auf wieder mal immer und Lotto im ser der Lieblingssendung, den Beginn auf seher oder Bahn Bus, auf dem Arbeit Wegauf zur schnittsamerikaner vor roten Ampeln, fünf fünf Ampeln, vorroten schnittsamerikaner Warten hat einen schlechten Ruf. Es sei Es Ruf. schlechten einen hat Warten Und trotzdem, obgleich wir es so häufig häufig so es wir obgleich Und trotzdem, Sechs Monate seines Lebens, so sagen sagen so Lebens, seines Monate Sechs wir’s sehr ungeduldig. Im Im ungeduldig. sehr wir’s Halbschlaf warten wir auf auf wir warten Halbschlaf ir tun es immer und über und immer es tun ir das Läuten des Weckers, des Läuten das all, und fast immer tun tun immer fast und all,

– und ------Von der Last und und Last der ­­Von «gezwungen». Warten ist so etwas wie ein ein wie etwas so ist Warten «gezwungen». Angekommen sind wir in einer Welt, einer der in in wir sind Angekommen Warten, kurzum: der Zeit», «Krankheit Art Wir wollen alles, immer, überall, und zwar sofort: Warten hat einen hat Warten sofort: immer, wollen alles, und zwar Wir überall, Von Von wird. Es wird gehasst und genossen. Länger Länger genossen. und gehasst wird Es wird. Warten kann ganz unterschiedlich erlebt E Kampf gegen das Warten gescheitert ist. ist. gescheitert Warten das gegen Kampf nun man kann war, erfolgreich sie Dass War Technik. unausgereifter und Planung Fehler im ein Getriebe, im Sand ist Defekt, zu Phantasien, zu Gedankenspielen zu Tagträumen und zu anregen. Phantasien, zu Lust des Wartens des Lust Ziel gesetzt hat, das Warten abzuschaffen. abzuschaffen. Warten das hat, gesetzt Ziel lent ist, weil es ganz unterschiedlich erlebt unterschiedlich ganz es weil lent ist, werden – es wird gehasst und genossen - All zur wurde, versprochen lauter Jahr für Fehler im System. Dabei kann die Leere der Zeit, die wir «Warten» nennen, nennen, «Warten» die wir der Zeit, die Leere kann Fehler Dabei im System. beim besten Willen nicht behaupten. Heute, behaupten. nicht Willen besten beim schlechten Ruf. Es ist so etwas wie ein Defekt, ist Sand im Getriebe, ein ein im Getriebe, Sand ist ein wie Defekt, etwas so ist schlechten Ruf. Es System. Wartezeiten sind die Folge die schlech sind Wartezeiten System. tend erfolglose Kampf? erfolglose tend gegen enden wollende Mobilmachung nicht die Warum zurück. Hintertür die durch rei – durch paradox ist Es gehört. tagsnormalität rundum modernisierten Zeitgenossen uns durchdachter mangelhaft Organisation, ter ten ist «Zeitdiebstahl», «geraubte» Zeit, eine eine Zeit, «geraubte» «Zeitdiebstahl», ist ten - hin genauer etwas man wenn Antwort, die geführte der aufwändig dass eingestehen, das Warten? Warum aber auch das Scheitern Scheitern auch das aber Warum Warten? das Warte die kehrt vertrieben, Vordertür die Jahr uns Abschaffung dessen Warten, das di Zumutung. eine ist das auch oftmals und «verurteilt» dammt», schaut. Dann nämlich entdeckt man, dass es es dass man, entdeckt nämlich Dann schaut. seiner Abschaffung? Warum dieser anhal dieser Warum Abschaffung? seiner wir müssen 21. des Jahrhunderts, Beginn am s ist nicht allzu verwegen, in der Moderne der Moderne in verwegen, allzu nicht s ist ejenige Epoche zu erkennen, die sich zum zum sich die erkennen, zu Epoche ejenige Die kurze Antwort: Weil ambiva Warten Antwort: kurze Die Karlheinz Geißler Geißler Karlheinz - - - - - Wartens gibt. Beginnen wir mit dem ärger mit wir Beginnen gibt. Wartens Tür auf ihre Direktiven warten. Kein Wun Kein warten. Direktiven ihre auf Tür Kassenpatienten müssen mit längeren War längeren mit müssen Kassenpatienten dran, schneller kommen Privatpatienten Das Wartenlassen zählt zu den verbreitets zu zählt Wartenlassen Das Mächtigen und Möchtegernmächtigen lichsten Warten. lichsten Ohnmachtserfahrungen derer, vor die der Ohnmachtserfahrungen (es sind Herren die genießen Geltungsdrang - Mani der und Demonstration der Opfer festation sozialer Unterschiede. Wartenlas Unterschiede. sozialer festation zelebrieren. Konkret sieht das dann so aus: so dann sieht das Konkret zelebrieren. nen unwohl, abgewertet und entwür und abgewertet unwohl, nen Das Wartenlassen ist eine Praxis der meist Herren) hinter den Doppeltüren die den Herren) Doppeltüren hinter meist tezeiten rechnen. Den Pförtner kann man man kann Pförtner Den rechnen. tezeiten nicht nur ein einziges Warten, sondern ganz ganz sondern Warten, einziges ein nur nicht te tige und Möchtegernmächtige bedienen, Möchtegernmächtige und tige die wird, über deren verfügt Zeit an, nigen dieje Schultern, hängenden Kopftem und geneig mit immer fast aber sitzend, mal stehend, mal man, trifft Dort tezimmer. ten. Es hat seine bevorzugten Orte. Das sind sind Das Orte. bevorzugten seine hat Es ten. digt fühlen. Ihr Warten ähnelt dem ähnelt Warten Ihr fühlen. digt solchen Situatio in Wartende sich der, dass von frei Wochen. drei Nicht immer in erst unverzüglich sprechen, den Herrn Direktor Direktor sprechen, den Herrn unverzüglich um ihre Vorrangstellung zu zeigen und zu zu und zeigen zu Vorrangstellung ihre um des Formen Qualitäten und unterschiedliche die Flure, die Gänge und Korridore, und das das und Korridore, und Gänge die Flure, die - hal derer, dafür sich mehr noch die und gen sadistischen Attitüden und überzogenem und Attitüden sadistischen sen ist eine soziale Praxis, der sich Mäch der sich Praxis, soziale eine ist sen War und Vor-, Empfangs- unzählige sind n Selbstaufblähungsritualen der Mächti der n Selbstaufblähungsritualen Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema 25 -

25 ------«eines Gefangenen auf die Gelegenheit zum zum Gelegenheit die auf Gefangenen «eines «gestohlene» Zeit zu sein. In der Welt In sein. der zu Zeit «gestohlene» Ausbruch» (Musil). (Musil). Ausbruch» Weni Warten im Verkehrsstau ist gleich unnütz für für unnütz gleich ist Verkehrsstau im Warten werden muss. Im Umfeld der Zeit-ist-Geld- Im werden muss. wünscht und frustrierend wird dort gewar dort wird frustrierend und wünscht Zeit und Mensch 26 Zeit, es «schenkt» sie uns. Geldver zum nicht das Warten, ist Diktate Die qualitätslose Rechenmarke «Geld» raubt raubt «Geld» Rechenmarke qualitätslose Die Den hat. Warten welcheRolle, Qualitäten Da die spielen wurde, Mammons Dienstmagd Zeit-ist-Geld-Anhängern gilt das Warten Warten das gilt Zeit-ist-Geld-Anhängern keine es spielt Zeit-ist-Geld-Imperative froh. Nur so kann der fatale Eindruck ent Eindruck der fatale kann so Nur froh. undgewar er- Hoffnung voller noch freudig Den Zeit-ist-Geld-Anhängern gilt Warten Das Warten «stiehlt» uns nicht nur keine «verlorene», oder behaftet, dem Makel mit «gespart» und «gewonnen» «genutzt», immer Stimmungen keine Rolle. Es wird dort weder dort wird Es Rolle. keine Stimmungen der knap Verwertungslogik wo die tet, als «verlorene» Zeit tern der Zeit gehört, erschließt sich bei sich erschließt gehört, der Zeit tern und Gefühle verbundenen dem Warten mit tet, nicht zuversichtlich und nicht zukunfts nicht und zuversichtlich nicht tet, wo Zeit bestimmt, Geschehen das Zeit pen ersehnte Ankunft einer geliebten Person, das das geliebten Person, einer Ankunft ersehnte wird, genutzt Geldausgeben oder dienen einem Blick in das anregende Wörterbuch anregende das in Blick einem dem Warten jeden besonderen Charakter Charakter besonderen jeden dem Warten der Brüder Grimm. Sieht man dort beim beim dort Sieht man Grimm. der Brüder eine Last, sondern auch eine Lust. auch eine sondern Last, eine Wo zur Zeit die Eigensinn. jeglichen und unternehmen. Man unternimmt auch etwas, auch etwas, unternimmt Man unternehmen. auf den Sonnenuntergang am Meeresstrand. Meeresstrand. am den Sonnenuntergang auf oder Lottozahlen die auf Warten das wie sie die auf Warten das wie Zeit «verlorene» als ebenso öffentliches ein Verkehrsmittel auf schafft würde. Warten ist nämlich nicht nur nämlich ist würde. Warten schafft abge Warten das dass viel, so niemals aber Warten das gegen etwas müsse man stehen, 26

ss das W das ss Böll.Thema 2/2015 ger e ger ntwürdigend, aber auch uner aber ntwürdigend, arten auch zu den Töch schönen auch zu arten ------«Belästigung» oder gar zur «Nötigung» attes «Nötigung» zur gar oder «Belästigung» «unnützen» Zeit steht dort nichts. Im Gegen Im nichts. dort steht Zeit «unnützen» Andeutung, die dem Warten eine Nähe zur zur Nähe eine dem Warten die Andeutung, Vielfalt des Zeitlichen. des Vielfalt Warten und Wartenkönnen bereichern das das bereichern Wartenkönnen und Warten während ich warte.» Und eine 25-jährige 25-jährige Und eine ich warte.» während viel anderes Zeug erledigen. Ich muss sagen, sagen, Ich muss erledigen. Zeug anderes viel Jobberin an der Theatergarderobe schildert schildert der Theatergarderobe an Jobberin Lebendige im Leben und gegen die bunte die gegen und Leben im Lebendige Frust über einen Verkehrsstau, was soll all all soll was Verkehrsstau, einen über Frust bun Leben das und Zeit die machen Leben, so noch nebenbei kann und frei so ist Man je länger er am Bahnsteig auf sie warten warten sie auf Bahnsteig am er länger je keine Zeit, es «schenkt» sie uns. Der ein Der uns. sie «schenkt» es Zeit, keine auch keine dort entdeckt Man könnte. haben lebensfreundliche Zeitqualität. Warten, liest liest Warten, Zeitqualität. lebensfreundliche keit auf etwas richten, versorgen, pflegen, versorgen, richten, etwas keit auf Stichwort «Warten» nach, findet man nicht man findet nach, «Warten» Stichwort men an. Robert Walser erzählt davon nicht erzählt Walser Robert an. men werden, vorausge Wartenden Die musste. dass Erfahrung, Walter Benjamins ist tens geht. Maschinen und Autos –unserer tung» Aus Wohin schauen, bedeutet: dort, man - Unnöti etwas Unangenehmes, etwas ten» ter, vielfältiger und friedlicher, mit einem einem mit friedlicher, und ter, vielfältiger tiert. Selbst von einer «verlorenen», einer «verlorenen», von einer Selbst tiert. tiv besetzte, eine attraktive, menschen- und menschen- attraktive, eine besetzte, tiv - posi eine Grimms die für ist Warten das teil, einem unauffälligen Trick, sich in der sich War Trick, unauffälligen einem träumen zu gelernt, es habe «Ich Stolz: ohne usw. dienen, harren einem einer Journalistin ihr kleines Zeitenglück Zeitenglück kleines ihr Journalistin einer drücklichste Beleg für das Glück War des das für Beleg drücklichste die wir «Warten» nennen, regt zu Phanta zu regt nennen, «Warten» wir die wurden, schöner und schöner Frauen die die – «War Pflege die wo um es kennen, dort mehr nur heute «Wartens» Grimmʼschen des Bedeutungshöfe der zentralen einen wir dass Fortschrittspro zum heute Warten, das Sie kurzum: und Wünschens, Hoffens des «War dass darauf, Hinweis den geringsten die Empörung über die Zuspätkommenden Zuspätkommenden die über Empörung die Wartens. des Zeit die mag «Ich Wartens: des dass ich nie einen angenehmeren Job hatte.» Job hatte.» angenehmeren einen ich nie dass und was die gereizt-hektische Suche nach nach Suche gereizt-hektische die was und gramm erklärt, wäre für die Brüder Grimm Grimm Brüder die für wäre erklärt, gramm sich an Entwürdigendes etwas gar oder ges sien, zu Gedankenspielen und zu Tagträu zu und Gedankenspielen zu sien, der Zeit, Leere Die belohnt. vom Leben an, Warten das gegen nicht kämpfen sie setzt, es, gehört Bedeutungswandels schichtlichen das gegen Kampf einem gliche er absurd, gegen Kampf Der der Zeit. Geschenk ein sind - Aufmerksam seine aufpassen, halten, schau starken Wort: menschlicher. Warum also der also Warum Wort: menschlicher. starken Wartezeiten sind Zeiten der Erwartung, der Erwartung, Zeiten sind Wartezeiten Zu den Merkwürdigkeiten des begriffsge des Zu den Merkwürdigkeiten Das Warten «stiehlt» uns nicht nur nicht uns «stiehlt» Warten Das ------«Felix Krull»: «Bildung wird nicht in stump in nicht wird «Bildung Krull»: «Felix «Wartenkönnen». Man kann Bildung nicht Bildung kann Man «Wartenkönnen». Abwarten zur Voraussetzung haben. Auf die die Auf haben. Voraussetzung zur Abwarten Warten geht auch in der Erziehung und Bil und der Erziehung geht auch in Warten viel, warten können ist mehr.» (Schnitzler) (Schnitzler) mehr.» ist können warten viel, vorstellen Menschen glücklichen als uns wir ves Tun, Aufmerksamkeit und Präsenz. Es Präsenz. und ves Tun, Aufmerksamkeit würde niemand mehr auf uns warten. «Alles «Alles warten. uns auf mehr niemand würde Bescheid weiß, kann warten. Warten auf Warten warten. kann weiß, Bescheid Flussufer vor sich hindösenden Angler, den Angler, vor hindösenden sich Flussufer Zukunft müssen wir alle warten, ohne ohne War warten, alle wir müssen Zukunft hung und der Bildung immer auch akti immer der Bildung und hung wohl nicht auf nur aber trifft das haben,» lorene», zuweilen und produktive sondern können, fragen. Seine Devise: «Bereit sein ist ist sein «Bereit Devise: Seine können, fragen. kurze Zeit später in der nächsten Warte der nächsten in später Zeit kurze an» (Tolstoi) kann.» fer Fron oder Plackerei gewonnen, sondern zu bekommen. Die Natur kann warten, und und warten, kann Natur Die bekommen. zu ren Müßigganges; man erringt sie nicht, man man nicht, sie erringt man Müßigganges; ren äuße des und der Freiheit Geschenk ein ist nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt wer verwechselt Gleichgültigkeit mit nicht Sie wissen, singen. vom Warten Lied nes schö ein können Gärtnerinnen und ner ten kommt sie nicht. Warten ist also nicht also ist Warten nicht. sie kommt ten muss zulassen, nur sie kann man machen, Weile will Ding «Gut nachzutun. ihr es ten, nimmt ein gutes Ende für den, der warten der warten den, für Ende gutes ein nimmt teschlange nach vorne zu mogeln, um nur um mogeln, vorne zu nach teschlange das, was kommt, und warten auf Fragen Fragen auf warten und kommt, was das, den. Thomas Mann beschreibt das in seinem seinem in das beschreibt Mann Thomas den. und Antworten, die das Warten und das das und Warten das die Antworten, und recht erst und Untätigkeit mit nicht darf bera gut sind haben, tun zu ihr mit die die, besten undWein den Kartoffeln dicksten beherr Wartens» des «Kunst die sie dass das kein Warten kennt. Dann nämlich nämlich Dann kennt. Warten kein das Leben, ein vielmehr ist Hölle Die Hölle. die dung nichts voran. Bildung, so Adorno, heißt Adorno, heißt so Bildung, voran. nichts dung atmet sie ein.» ein.» sie atmet schen müssen, um die schönsten Äpfel, die schönsten die um müssen, schen am den nur muss Man Zeiten. auch profitable auf sie warten. Und das heißt in der Erzie in heißt Und das warten. sie auf Wein ohne zu, Äpfel guten schmeckende und sind Wartezeiten beileibe nicht immer «ver immer nicht beileibe Wartezeiten sind schlange zu landen? Aber auch Bauern und Bäuerinnen, Gärt Bäuerinnen, und auch Bauern Aber Gebildete wissen: Wer wer auskennt, sich wissen: Gebildete Selbst dort, wo es ums Zeitnutzen geht, Zeitnutzen wo ums es dort, Selbst Jonas: «Time is Honey. Honey. is «Time Jonas: München ( licht, das neueste: Geißler Karlheinz/ Geißler Geißler Karlheinz/ Geißler neueste: das licht, Karlheinz Karlheinz Geißler mit Zeit», Oekom Verlag, München 2015. 2015. München Verlag, Oekom mit Zeit», veröffent Zeit Thema zum Bücher mehrere → www.timesandmore.com). 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schreibt, lehrt und lebt in in lebt und lehrt schreibt, ­ Vom klugen Vom Umgang Umgang ------

Illustration: Jan Robert Dünnweller

Illustration: Jan Robert Dünnweller Illustration: Jan Robert Dünnweller

Illustration: Jan Robert Dünnweller N Andere Waschmaschinen, Staubsauger, Putzfrauen, 30 Tage Jahresurlaub und Tage und 30 Jahresurlaub Staubsauger, Putzfrauen, Waschmaschinen, Spülmaschinen, haben Wir eine haben 36-Stunden-Woche. Wir Wir fühlen uns getrieben von Pflichten, die von Pflichten, getrieben uns fühlen Wir Von Von wir nicht kriegen, nicht mal im Urlaub. im Wer mal nicht kriegen, nicht wir trotzdem das Gefühl, die Last der Welt auf unseren Schultern zu tragen. zu Schultern der Welt unseren auf die Last Gefühl, das trotzdem Das viele, viele viele viele, Das len können. Wir sehnen uns nach Pausen, die die Pausen, nach uns sehnen Wir können. len beifälliges Nicken. beifälliges blau, die andere schwarz. Als sie es merkte, merkte, es sie Als schwarz. andere die blau, ist grenzenlos. Genauso wie unser Stress. Stress. unser wie Genauso grenzenlos. ist erzählt, wie anstrengend es war, bekommt war, es anstrengend wie erzählt, ein Reihenhaus und zwei Kinder. Ihr Stress Stress Ihr Kinder. zwei und Reihenhaus ein aus dem Urlaub zurückkommt und davon und dem Urlaubaus zurückkommt schief läuft: Der Stress. Wir verstanden sie. verstanden Wir Der Stress. läuft: schief etwas wenn sagt, immer sie was sie, sagte so zahlreich sind, dass wir sie nicht aufzäh nicht sie wir dass sind, zahlreich so Die Kollegin hat einen Job, einen Mann, Mann, Job, einen einen hat Kollegin Die Kathrin Spoerr Spoerr Kathrin verschiedene Socken, eine die Frühkonfe zur spät zu wieder tig. An den Füßen trug sie zwei zwei sie trug den Füßen An tig. fer völlig schon morgens renz, eulich kam meine Kollegin mal mal Kollegin meine kam eulich - - - Aber wenn ich ehrlich bin, verstehe ich uns ich uns verstehe bin, ich ehrlich wenn Aber wieder in den Garten und so weiter, so sie und bis den Garten in wieder ver Urlaub, immer Tiere im weil nie war Kinder und einen großen Bauernhof. Sie Bauernhof. großen einen und Kinder Garten, um Gemüse anzubauen, ging dann dann ging anzubauen, Gemüse um Garten, nicht. ins Haus, um für 20 Leute Mittag zu kochen, Mittag 20 Leute für um Haus, ins Haus, ins ging melken, zu um den Stall, in einen 18-Stunden-Tag, Siebentagewo einen eine um Frühstück zu machen, ging dann in den in dann ging machen, zu Frühstück um 4.00 ging um auf, Uhr Sie stand Ostern. und ging dann aufs Feld, dann in die Küche, dann Küche, die dann in Feld, aufs dann dann ging auch gestresst aus dem Urlaub zurückkehre. dem Urlaub zurückkehre. aus auch gestresst abends um 10 Schlafen ging. Sie hatte also also Sie hatte 10 ging. um abends Schlafen werden auch müssen, Weihnachtensorgt Ich nicke dann immer mit, weil ich selbst ich selbst weil mit, immer Ich dann nicke Meine Großmutter zum Beispiel hatte vier hatte Beispiel zum Großmutter Meine - - Woche. Wir haben Spülmaschinen, Wasch Spülmaschinen, Woche. haben Wir wurde gearbeitet. wurde viele, viele Andere. viele viele, wenn sie in der Schule waren, mit sich selbst selbst sich mit waren, der Schule in sie wenn wären Schuhe das einzige, was sie nicht sie was einzige, das Schuhe wären wir das Nachdenken über die Arbeit nicht Arbeit die über Nachdenken das wir Trotzdem haben unsere Großeltern und Großeltern Trotzdem unsere haben Gefühl, das trotzdem und Tage Jahresurlaub Jahr ein. Ich weiß nicht, was sie kaufte, sie kaufte, sie was Ich nicht, weiß ein. Jahr Pausen. Während der Pausen wurde geschla wurde der Pausen Während Pausen. übersichtlich. war Es Küchenshow abziehen. Sie musste nicht auf auf nicht Sie musste abziehen. Küchenshow keine pflegen, Facebookfreundschaften Eier und in den Ställen stand Fleisch herum. Fleisch stand den Ställen in und Eier ver Arbeiten mit Zeit mehr sicher Eltern jedem Kind zwei Kleider. Brot backte meine meine Kleider. Brot backte zwei Kind jedem kaum etwas zu tun. Sie musste nicht shop nicht Sie musste tun. zu etwas kaum Großmutter selbst, Kartoffeln und Gemüse Gemüse und Kartoffeln selbst, Großmutter fen oder gegessen. Während der Arbeit der Arbeit Während fen gegessen. oder besser gesagt: das unsere Pause ist. Das viele, viele, Das ist. Pause unsere das gesagt: besser beschäftigt waren. beschäftigt Monate paar alle sich die chauffieren, bys bracht. Das kann es also nicht sein. nicht also es kann Das bracht. Serien. Sie musste ihre Kinder nicht zu Hob zu nicht Kinder ihre Sie musste Serien. keine beantworten, Emails keine Sie musste mehrt hat, das uns keine Pause gönnt oder gönnt Pause keine uns das hat, mehrt noch bei den Trends, noch bei den neuesten den neuesten den Trends, bei noch bei noch im Jahr kam eine Schneiderin und nähte nähte und Schneiderin eine kam Jahr im nach der Arbeit weitergeht, weil die Emails Emails die weil weitergeht, der Arbeit nach tragen. 30 Putzfrauen, Staubsauger, maschinen, pen, nicht ausgehen, keinen Urlaub keinen buchen. ausgehen, nicht pen, che und Null Tage gesetzlichen Urlaubsan Tage gesetzlichen Null che und ein paar Sachen mehr gewesen sein. Einmal Einmal sein. gewesen mehr Sachen paar ein als von Kinderschuhen, immer erzählte unterteilt in Arbeit und in Freizeit, Freizeit, in und Arbeit in unterteilt dem Laufenden bleiben. Weder bleiben. der Mode, dem bei Laufenden um ihre Kinder kümmern, weil die, außer außer die, weil kümmern, Kinder ihre um zu Schultern der Welt unseren auf Last die und kein Kind. Wir haben eine 36-Stunden- eine haben Wir Kind. kein und gab es im Garten. Die Hühner sorgten für für sorgten Hühner Die Garten. im es gab als unser Leben. Und trotzdem auch leichter. Und trotzdem Leben. unser als sich in den letzten Jahren exponentiell ver exponentiell Jahren den letzten in sich ändern, sie musste sich überhaupt kaum kaum überhaupt sich musste sie ändern, selbst machen konnte, aber es werden wohl es aber konnte, machen selbst abstellen können, und das stimmt alles auch. alles stimmt das und können, abstellen weil und Feierabend ankommen auch nach spruch. Sie war nie gestresst. nie Sie war spruch. Wir klagen gern darüber, dass die Arbeit Arbeit die dass darüber, gern klagen Wir Der Tag war unterteilt in Arbeit und in und Arbeit in unterteilt TagDer war Bei uns ist es anders. Der Tag Der ist anders. es ist uns Bei härter viel sicher damals war Leben Das Meine Großmutter kaufte einmal im einmal kaufte Großmutter Meine das Andere, viele Das Andere. das ist Es Meine Großmutter hatte, außer arbeiten,Meine Großmutter außer hatte, Meine Kolleginnen haben zwei, drei, ein drei, zwei, haben Meine Kolleginnen Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema 27

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und es ist statistisch leicht nachweisbar, dass Zu jedem Zeitpunkt richtig entscheiden, den nächsten Schritt schon der Freizeitanteil immer mehr zunimmt. Freizeit ist allerdings nicht das gleiche wie gedacht, geplant und wenn möglich sogar schon getan zu haben: Die Pause. Es ist das krasse Gegenteil davon. Die Zukunft ist immer schon da. Für Umwege – und damit fürs Lernen – bleibt Freizeit macht uns fertig. keine Zeit. Freizeit ist eine Illusion von freier Zeit. Sie ist ein Ozean der Möglichkeiten, aus dem wir genau das fischen wollen, was das Beste für uns ist. Während die Waschma- schine ununterbrochen und in allen Tem- peraturabstufungen die Kleidung der letz- ten Onlineshoppings und die Spülmaschine das Geschirr wäscht, die Putzfrau die Reste Generation Null der Einladung von gestern beseitigt und die Wohnung für die Einladung von heute her- richtet, sind wir mit den Kindern unterwegs zum Klavierunterricht, schauen auf dem Fehler Rückweg bei Ikea und zu Hause bei HM.com vorbei, weil wir Kleider, Möbel und eigent- lich alles im Rhythmus der Mode konsumie- ren. Wir haben die Schränke voll, aber nichts anzuziehen, wir haben überhaupt wahnsin- Von Sabine Schmidt-Lauff und Fanny Hösel nig viele Schränke und Regale und Bücher und Kochtöpfe und Küchenmaschinen und Kram, sinnlosen Kram, den wir in Schränke Sabine Schmidt-Lauff ist Professorin ie heutige Gesellschaft zeichnet sich und Regale packen und dort vergessen, weil für Erwachsenenbildung/Weiterbildung durch eine beispiellose Dynamik aus. Sie kein Mensch mit so viel Schränken und an der TU Chemnitz, derzeit Geschäfts- hat eine Unruhe erfasst, die kaum noch führende Direktorin des Instituts für Regalen den Überblick behalten kann. Und Pädagogik (IfP). In den Jahren 2010 bis Freiräume für kreatives Denken, Umwege zwischendurch: Nie die Mails vergessen. 2014 war sie Vorsitzende und Spreche- oder Versuche (und Irrtümer) zulässt. Ich verbringe jedes Jahr Wochen damit, rin der Sektion Erwachsenenbildung der DWir fühlen uns getrieben zu handeln, zu jedem Zeit- unsere Familienurlaube zu buchen. Es gibt Deutschen Gesellschaft für Erziehungs- punkt richtig zu entscheiden, auf den nächsten Schritt wissenschaft. wahnsinnig viele Länder, Kontinente, Hotels, gut vorbereitet zu sein, ihn schon gedacht, geplant Fanny Hösel ist wissenschaftliche Mitar- Preisklassen, Onlineportale, und mir geht es beiterin an der Professur Erwachsenen- und wenn möglich sogar schon getan zu haben. Die natürlich nicht um irgendeinen Urlaub, son- bildung/Weiterbildung der TU Chemnitz, Zukunft ist eigentlich immer schon da. Zugleich dern um den perfekt passenden, mindestens ihre Forschungs- und Arbeitsschwer- wächst das Bewusstsein in der Gesellschaft und bei drei Mal im Jahr. punkte sind Biographieforschung, Ler- jedem Einzelnen dafür, mit dem schnellen Wandel nen und Entscheiden im Lebenslauf. Meine Großmutter war einmal in Tirol - und seinen Risiken, Nebenwirkungen, Konflikten bevor sie meinen Großvater und dessen Hof und Unsicherheiten kompetent und verantwortlich heiratete. Sie schwärmte bis zu ihrem Tod umgehen zu müssen. Das ‹Lebenslange Lernen›, also davon. Sie hatte die Möbel, die sie als Aus- die Aneignung von allgemeinem, beruflichem, kul- steuer bekam, bis zuletzt. Sie trug mir 40 die turellem und politischem Wissen könnte uns dafür gleichen Sachen wie mit 70. Sie hatte kein wappnen. Smartphone, keinen Computer, kein Ama- Wie aber können wir es schaffen, Zeiträume für ein zon. Ihre Kinder spielten weder Hockey denkendes, entschleunigtes Lernen zu schaffen? Was noch Tennis noch Fußball. Sie hatte Arbeit. kann dem «hochtourigen Lerner zu Turbobedingun- Sie hatte Pausen. Sie hatte nichts von dem, gen» als «Prototyp des effektiven Selbstlerners», wie was mein Leben ist. die renommierte Lerntheoretikerin Käthe Meyer- Manchmal sehne ich mich nach der Art, Drawe kritisch formuliert, entgegengehalten wer- wie lebte. Aber nie lange, weil mein Handy den? Welche Zeitqualitäten hat der Prozess des Ler- mich von solchen dummen Sehnsüchten nens an sich – und nicht nur der, Lernergebnisse zu ablenkt. Neue Email, Betreff: Wichtig. Ich verwerten? muss wissen, um was es geht, sofort. Nein, falsch. Ich muss nicht. Ich will. Auch das Lernen selber muss immer schneller gehen Kathrin Spoerr ist Redakteurin bei der "Welt" Jede und jeder Einzelne wird im Laufe des Lebens und schrieb mehrere Bücher, zuletzt als Co- immer wieder auf sich selbst verwiesen unter dem Autorin den Roman "Nach Feierabend" (Dumont Verlag, 2015) Anspruch, die eigene Existenz zu sichern, gesellschaft- liche wie ökonomische Teilhabe herzustellen – letzt- 29

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lich: ein gelungenes Leben zu führen. Um mithalten « gen. Stattdessen verlässt man sich unter anderem lie- und sich anpassen zu können, am besten sogar antizi- ber auf technokratische Manuale, Standards oder ein- pativ das Neue, die Zukunft vorausschauend und fort- Stillstand entsteht gefahrene Routinen. Bei allem Wissen um die entlas- schrittlich zu gestalten, werden Veränderungen und auch dort, ­wo man tenden Effekte und die Hoffnung auf ein ‹Schneller› Entwicklungen als lernrelevant ausgelegt (von wem?). Angst haben muss, und scheinbar auch ‹Zuverlässiger› oder ‹Sicherer›: Lernen ist also auf der einen Seite notwendig zur Sie führen weder zu neuen Erfahrungen noch krea- Bewältigung des Wandels – auf der anderen zugleich sich mit ­neuen tiven Lösungen, Weiterentwicklung oder Innovation. selbst Teil des Beschleunigungsszenarios (frühere Ein- Ideen zu verbinden, Vielleicht liegt gerade im Aushalten von Offenheit schulung, verkürzte Gymnasialzeit, arbeitsintegriertes weil sie sich als (noch Nicht-Wissen), im Abwarten, im Reifen-lassen Lernen u.v.m.). falsch erweisen der Schlüssel zu alternativen Lösungen, zu anderen Für Fehler und Umwege aber scheint nicht nur kein Wegen und zu Neuem. Raum zu sein. Vielmehr scheut man im Land einer könnten. Das Ziel muss eine offene, fragende, kritische Lern- „Generation Null Fehler“, Risiken einzugehen und » gesellschaft sein, nicht eine «depressive Stressgesell- Verantwortung zu übernehmen – wenn das Eingeste- schaft»: Wiltrud Gieseke verweist als eine der ganz hen von Fehlern und Irrtümern selbst als ein Fehler Wenigen durch ihre Emotionsforschungen für die bewertet wird. Dies ist umso brisanter, als Unsicher- Erwachsenenbildung darauf, dass Stillstand auch dort heiten und Komplexität zunehmen und selbst wissen- entsteht, wo man Angst haben muss, sich mit neuen schaftliches Expertenwissen als zunehmend anfällig Sichten zu verbinden, weil Fehler nicht offensichtlich für Irrtümer und Fehler gilt. Die Menschen werden werden dürfen. Scheitern wird allzu oft mit einer Ban- kritischer gegenüber Wissens-Täuschungen (Plagiate) krott-Erklärung gleichgesetzt, je nach Milieu auch mal und sogenannten Wahrheiten – zugleich suchen wir als bewusst in Kauf genommenes Risiko auf dem Weg nach Orientierung und Halt im Wissen. zur großen Karriere verharmlost – und damit nicht ernst genommen. Fehler markieren den Beginn eines Lernprozesses Welchen Wert wollen wir mit dem Begriff Bildung Fehler wirken generell nach innen und nach außen: Im und dem lebensbegleitenden Lernen verbinden? Bil- Kontext von Lernen und Prüfungen sanktioniert das dung ist keine Ware, keine Dienstleistung und muss Außen zum Beispiel mit Hilfe schlechter Noten und nicht primär den ‹return on investment› als Investi- entscheidet damit über ganze Lebensläufe. Im inneren, tion in die Zukunft sichern. Der Bildungsbegriff impli- subjektiven Empfinden können Fehler von einfachen ziert Unterbrechungen im linearen Vorwärtsschreiten Irritationen, einem Defiziterleben (Ausgrenzung) bis (Entwicklung als Fortschritt) und fordert auf zu Refle- hin zum Kontrollverlust reichen. Fatal – denn aus bil- xivität, Verzögerung, Innehalten. Erfahrungen lassen dungswissenschaftlicher Sicht markieren Fehler und sich nicht an- und abschalten. Bildung beinhaltet die Krisen den Beginn von Lernen. Sie gelten als Auslö- Idee eines fragenden Denkens und kreativen Suchens; ser für erneutes Fragen, weiteres Probieren, kreati- Informationen haben wir massenhaft im Internet ves Experimentieren, Umdenken. Subjektorientierte abgespeichert. Lerntheorien gehen davon aus, dass es gerade diese Bildung in der Moderne darf sich auch wieder auf Erfahrungen, Irritationen und Krisen sind, die den kontemplative Momente des Erkennens, auf Nach- Startpunkt für Lernen bilden – wenn Menschen sie denklichkeit ohne direkten Outcome besinnen. Das so wahrnehmen; es gibt durchaus auch andere Mög- ist nicht allein nostalgisch, sondern setzt auf eine ent- lichkeiten, zu reagieren (sie von vornherein vermei- wicklungsoffene, qualitätsvolle Bildungszeit bereits den, ignorieren, Aufgaben delegieren u.v.m.). Fehler während des Lernens selbst und wird als Menschrecht und Scheitern weisen uns auf Momente in unserem für alle begriffen. Für die Lehrenden wie die Lernen- Leben hin, die durch die Entscheidung für Lernen um- den bedeutet das nicht nur Leichtigkeit – Lernen ist und neugestaltet werden können. auch Mühe und Anstrengung, Fehler zu erkennen, ist nicht leicht und Konzentration bei steigender Ablen- In der Offenheit, im Abwarten liegt der Schlüssel kung kostet Kraft. Erwartungen, denen zufolge durch zu alternativen Lösungen Lernen ein Schalter umlegt werden könne, entsprin- Fehler müssen daher zunächst vom Status ihres gen ihrerseits Denkschablonen der Unruhekultur, ‹Makels› befreit werden – und das möglichst früh in wie der Philosoph Ralf Konersmann in seinem der- Kindheit und Jugend und über alle Bildungsinstituti- zeit vielbeachteten Buch über Die Unruhe der Welt onen hinweg. Wenn Fehler, Umwege oder auch Sack- ausführt. gassen und Widersprüche bewusst zugelassen wer- Eine moderne Zeitpolitik schafft Lernchancen für den, kann das zu der Erkenntnis führen, dass sie ihre ein Lernen als ‹Eigen-Wert›. Dieser Wert liegt im Fra- Berechtigung und vor allem einen Sinn haben. In der gen und Suchen, im Finden und Entdecken, als Begeg- Dynamik der Moderne steigt die Gefahr, sich nicht nungszeit mit Anderem, Neuen, mit Anderen und sich mehr die nötige Zeit zu nehmen: für Umwege, für selbst. Die Idee des lebensbegleitenden Lernens kann das Durchspielen von Handlungsmöglichkeiten oder solche Zeiträume bieten – es gilt, sie zu würdigen und Szenarien, für das Abwägen von Optionen und Fol- zu nutzen. --- 30

30 Böll.Thema 2/2015 «Ich habe alles verändert, was mir die Zeit genommen hat.» Jan Metke (41) Erzieher in Ausbildung

ch konnte einfach nicht mehr. I Erst die Kochausbildung, dann vier Jahre als Koch und Sanitätshelfer bei der Marine, dann in der Gastronomie als Food-and-Beverage-Manager, danach als Bereichsleiter im Ein- zelhandel. Das war zu viel. Ich habe 70 Stunden pro Woche gearbeitet, meinen Sohn und meine Frau fast nicht mehr gese- hen. Ich habe dann meinen Job verloren und musste mir überle- gen, was ich jetzt machen kann. Meine Frau sagte: «Werde doch Erzieher.» Ich probierte es aus. Bei einem Praktikum merkte ich, erziehen fällt mir leicht. Jetzt mache ich eine Ausbildung. Wer im Leben einen so strikten Zeit- plan hatte wie ich, empfindet lär- mende Kinder als pure Entspan- nung. Stress empfinde ich nicht mehr. Ich habe Glück, unser Leben organisiert ansonsten meine Frau. Anstrengend wird vielleicht, dass ich bald auch alle drei Monate die Fortschritte und Ver- änderungen der Kinder in einem Bogen festhalten muss. Vielleicht ist das bürokratischer Unsinn, es sind doch noch Kinder. Wenn ich freitags nach der Sehnsucht Berufsschule nach Hause komme, setze ich mich in meine Holly- nach Zeit woodschaukel oder unternehme was mit meinen Söhnen. Manch- mal bringe ich pädagogische Interviews Jana Prosinger Spiele mit, so was kannte ich frü- Fotografien Sibylle Fendt her nicht. Zeit habe ich jetzt genug. Denn ich habe schon alles verändert, was mir Zeit genommen hat. 31

Böll.Thema 2/2015 31 «Meine Zeit teile ich in Blasen ein. Arbeitsblase, Kunstblase, Leseblase.» Marie von Heyl (34) Künstlerin

ch bin meine eigene Chefin, I ich allein bin für meine Zeit verantwortlich. Grenzen zwi- schen Beruflichem und Privaten gibt es fast nicht. Mein Atelier ist gleichzeitig mein Zuhause. Wenn ich auf eine Ausstellung hinar- beite, wird das Wohnzimmer von der Kunst übernommen. Morgens wache ich auf und sehe als erstes meine Kunst, abends schlafe ich mit Blick auf die Arbeiten ein. Wochentage und Wochenenden unterscheiden sich bei mir nicht. Es fällt mir oft schwer zu sagen, ob ich arbeite oder Freizeit habe. Das ist aber auch schön so. Ich stehe immer zwischen 6 und 7 Uhr auf. Früher dachte ich immer, Künstlerin und früh wach sein, das passt nicht zusam- men. Jetzt merke ich, dass Kreati- vität Struktur braucht. Projekte bringe ich am besten zu Ende, wenn ich klare Abgabetermine habe. Nur so wird aus Herumwa- bern eine Punktlandung. Meine Zeit teile ich mir in Blasen ein. Die Atelierblase, die Antragsblase, die Schreibblase, die Leseblase, die Joggingblase. Diese Art zu denken entspannt mich. Natürlich sehne ich mich nach mehr Zeit. Aber die Vorstellung davon ist meist schöner als die Realität. Ich würde mein Leben genau so weiterleben. Ich würde weiterhin Kunst machen, Vor- träge halten, Anträge schrei- ben und Ausstellungen zusam- menstellen. Nur eben noch mehr davon. 32

32 Böll.Thema 2/2015 «Wir wollen weniger und anders arbeiten.» Andrea (39), Ethnologin, Mutter von 4 Kindern, Alexander (43), Soziologe, Frida (9), Bela (6), Luz (4), Eliane (7 Monate)

ch hatte verdammt Angst, den I Anschluss zu verpassen. Mit 30 das erste Kind, das zweite mit 33, das dritte, als ich gerade meine Promotion beendete. Danach war klar: Ich muss end- lich Arbeitserfahrung außerhalb der Uni sammeln. Als ich jetzt mit dem vierten Kind schwan- ger wurde, wollte ich meinen Job nicht aufgeben. Ich habe Eliane im Büro, bei Vorträgen und Ter- minen dabei – in einem Trage- tuch. Daran musste sich meine Chefin erst einmal gewöhnen. Blöd angeguckt werde ich schon manchmal. Aber wie soll ich ansonsten alles unter einen Hut bekommen? Seit ich auch zuhause arbei- ten kann, ist es angenehmer geworden. Allerdings kommt es jetzt öfter vor, dass ich noch um 22 Uhr vor dem Computer sitze und arbeite. Die Flexibilisierung der Arbeitswelt ist eben nichts weiter als der nächste Schritt zur optimalen Ausbeutung. Gleich- zeitig weiß ich, dass es für Frauen wie mich die einzige Möglichkeit ist, zu arbeiten. Mein Mann und ich arbei- ten beide Vollzeit. So geht das auf Dauer aber nicht weiter. Wir wollen beide weniger und anders arbeiten. Wir würden gerne beide nur 30 Stunden pro Woche arbeiten. Etwas mehr Urlaub für Familien mit Kindern und Chefs, die verstehen, dass Kinder und Beruf wie zwei Vollzeitjobs sind – das würde uns total helfen. 33

Böll.Thema 2/2015 33 «Hätte ich Zeit, würde ich mal an die Ostsee fahren.» Daniel Müller (60), Hauswart, Reini- gungskraft und Fahrradladenbesitzer

ch bin Realist. Wenn was I vorbei ist, ist es vorbei. Frü- her hatte ich in diesem Haus nur den Fahrradladen. Den mache ich jetzt nach 25 Jah- ren zu. Hauswart, hier am Puls des armen Lebens, bleibe ich aber trotzdem. Zusätzlich putze ich frühmorgens noch in einer Rechtsanwaltskanzlei. Noch davor, ich war gerade 17 Jahre, habe ich eine Fleischer- ausbildung gemacht. Da hab ich gelernt, wie wichtig Sauberkeit ist. Die vier Höfe, in denen ich als Hauswart tätig bin, sind so sau- ber wie nirgendwo sonst. Meine Menschenkenntnis habe ich aus meiner Zeit als Gastwirt einer 24-h-Kneipe, das war 1990. Das hilft mir. Denn in diesem Haus bin ich nicht nur Hauswart, son- dern auch Konfliktmanager und Seelsorger. Nichts tun, das kann ich nicht. Wenn ich etwas anfange, mache ich es vernünftig. Urlaub ist für mich, wenn etwas funktioniert, wenn der Hof sauber ist zum Bei- spiel. Richtig weggefahren bin ich schon 10 Jahre nicht mehr. Ich bin aber trotzdem ein Genießer. Ich trinke auch mal ein Glas Whisky und flirte mit schö- nen Frauen. Wenn ich mehr Geld verdienen würde, könnte ich meine Zeit so gestalten, dass ich lange lebe. Ich würde gut essen und gute Ärzte bezahlen können. Hätte ich mehr Zeit, würde ich mal an die Ostsee fahren. Endlich aus dem alten Trott rauskommen. Und wer weiß, vielleicht gründe ich dort einen kleinen Fahrradla- den und kümmere mich um die Fahrräder der Urlauber. 34

34 Böll.Thema 2/2015 «Zeit verschwenden? Das geht nicht! Sie ist ja immer da.» Christine Schmitz (51) Krankenschwester, spezialisiert in palliativer Pflege

ch habe verschiedene Dienst- I pläne. Der eine ist dafür da, die Pflege meiner 82-jährigen Mutter im Westerwald zu orga- nisieren. Etwa alle zwei Monate fahre ich für drei Tage zu ihr. Der nächste Plan wird von mei- nem ambulanten Pflegedienst geschrieben, wo ich 20 Stun- den die Woche angestellt bin. Mindestens vier Stunden in der Woche arbeite ich ehrenamtlich in einem buddhistischen Café. In der restlichen Zeit berate und begleite ich Flüchtlinge. Das klingt viel, ist es für mich aber nicht. Ich habe immer genug Zeit, denn ich tue genau das, was ich möchte. Hilfreich ist sicherlich auch, dass der Pflege- dienst die Arbeitszeiten auf uns abstimmt. In einem Wunschbuch kann ich eintragen, wann ich frei haben möchte. In der Gesellschaft gibt es das Bild der Pflegekraft ohne Zeit. In der palliativen Pflege aber kann ich mir Zeit nehmen und frage am Ende meines Besuches: «Gibt es noch etwas, was ich für Sie tun kann?» Wenn meine Schicht vorbei ist, kann ich meine Sor- gen an die Kollegen übergeben. In der Flüchtlingsarbeit ist das nicht so. Die Arbeit kennt keine Grenzen und wenn ich nicht auf- passe, ich auch nicht. Da hilft mir meine Nähe zum Buddhismus. Überschreite ich eine Grenze, betrachte ich es als eine Übung – beim nächsten Mal gelingt es bestimmt. Hätte ich eine Aufgabe weni- ger, würde etwas fehlen. So wie es ist, bin ich zufrieden. Zeit verschwenden – nein, das geht nicht – sie ist ja immer da. 35

Böll.Thema 2/2015 35 «Wenn ich im Flugzeug sitze, ist das meine Freizeit.» Carsten Holm (40), Manager

ch pendle jede Woche von Ber- I lin nach München, habe jeden Monat eine Geschäftsreise inner- halb Europas, und jedes Viertel- jahr bin ich in Asien unterwegs. Meine Frau arbeitet ähnlich viel, meinen Sohn sehe ich von Frei- tag bis Sonntag. Ich habe noch nie gezählt, wie viele Stunden ich arbeite. Es müssen aber sehr viele sein. Das gehört aber auch dazu. Meine Reisen schreibe ich in eine Excel- Tabelle, damit ich den Überblick nicht verliere. Ich sage meiner Frau, wann ich wo bin, sie orga- nisiert die Nanny, den Sohn und ihren eigenen Job. Sie ist definitiv noch organisierter als ich. Wenn ich im Flugzeug nach München sitze, ist das meine Freizeit. Meistens schlafe ich oder lese Zeitung. E-Mails ver- suche ich nur in der Arbeitszeit zu lesen, manchmal rufen mich Geschäftspartner auch samstags an beim Fußballspiel meines Sohnes. Zeit für mich habe ich fast keine. Wenn ich sie hätte, würde ich reisen, die Welt noch besser kennenlernen. Und alle Wasser- sportarten erlernen: Segeln, Kite- Surfen, Tauchen. Mein Sohn und meine Frau kommen dann hof- fentlich mit, damit wir gemein- sam Erlebnisse haben, die uns zusammenhalten. A 17 Uhr. Sie hatte den Eindruck, dass sie dafür dafür sie dass 17Eindruck, den Sie hatte Uhr. Sie lieben lieben Sie Wen Von Von m e t s y S s a ­d wo immer sie gerade Lust hat, nicht unbe nicht hat, Lust gerade sie wo immer wortete er. Jahre, das Programm am Telefon. am Sie macht Programm das Jahre, Man könnte das Überwachung nennen, was nennen, was Überwachung könnte das Man Zeit und Alltag 36 Ihr Chef, einer der beiden Firmengründer, Firmengründer, der beiden einer Chef, Ihr den Bache machte ein, Informatik für Berlin werden musste. Programmiererin Büro in Berlin. Den Winter verbringt sie in in sie verbringt Winter Den Berlin. in Büro Dao der Traum von der Freiheit erfüllt hat, hat, erfüllt von der Traum der Freiheit Dao jungen Firma Projektron. Es dauerte nicht dauerte Es Projektron. Firma jungen der bei Jahren vor einigen landete lor und fünf, auch nicht montags bis freitags, son freitags, bis montags auch nicht fünf, der Typ. Du sagte Ich Dao. arbeite, fragte es wie das Gegenteil. das wie es zwei im Winter. Sie tut es nicht immer im im immer nicht es Winter. Sie tut im zwei zu erahnen begann. nagement-Software nutzen, die Projektron Projektron die nutzen, nagement-Software vor, ihr künftig schlug Er auch. das merkte ihrem Haus in Spanien. in Haus ihrem die Firma Projektron mit ihren Mitarbeitern tut. tut. Mitarbeitern ihren mit Projektron die Firma entwickelt. Seitdem erklärt Sarah Dao, 34 Dao, Sarah erklärt Seitdem entwickelt. die Kunden zu beraten, die die Projektma die die beraten, zu Kunden die das nicht unbedingt zwischen neun und neun zwischen unbedingt nicht das machte. Spaß keinen Computergetippe dige von 8.30 bis freitags bis Uhr montags dingt dern drei Tage und Woche die drei Sommer dern im die sie damals vor 15 Jahren zum ersten Mal Mal ersten vor zum 15 Jahren damals sie die allzu lange, bis sie merkte, dass ihr das stän das ihr dass merkte, sie bis lange, allzu sie gewusst, dass sie das auch will. Arbeiten, Arbeiten, auch will. das sie dass gewusst, sie Webseiten, ant Ich programmiere arbeitest? 36 Dao schrieb sich an der Freien Universität Universität der Freien an sich schrieb Dao In diesem Moment, sagt Sarah Dao, habe habe Dao, Sarah Moment, sagt diesem In Man kann wohl sagen, dass sich für Sarah Sarah für sich dass sagen, wohl kann Man

Johannes Gernert Johannes Böll.Thema 2/2015 n man sie allerdings besucht, wirkt wirkt allerdings besucht, sie n man ls sie 19 Jahre alt war, sah sah war, 19 sie alt ls Jahre Computer auf einem Felsvor einem auf Computer Spanien einen Mann mit einem einem mit Mann einen Spanien in Klettern beim Dao Sarah sprung sitzen. Was machst du, Was machst sitzen. sprung ------versität Wirtschaftsmathematik studiert. Sie studiert. Wirtschaftsmathematik versität Jahre die Abteilung Kaufmännische Systeme Systeme Kaufmännische Abteilung die Jahre Minuten vergehen in den Räumen der Firma, der Firma, den Räumen vergehen in Minuten aus Tickets müssen Es Fünf-Minuten-Takt. haltung und Controlling. Davor hat sie drei drei sie Davor hat Controlling. und haltung Jah sechs seit Projektron bei Sieheit. leitet für Menschen haben können, wenn man man wenn können, haben Menschen für zuvor hat sie ihren Sohn zur Schule gebracht Schule zur Sohn ihren sie hat zuvor batical zu nehmen. Patricia Rezic schenkt sie schenkt Rezic Patricia nehmen. zu batical sieUnd entwickelt. Mitte in boden bei der Pixelpark AG geführt, nachdem sie nachdem AG geführt, der Pixelpark bei ron in den hellen Räumen mit dem Parkett mit Räumen den hellen ron in Projekt die Software, Coordination ness mag Zahlen. Sie den Wert, erkennt den sie Zahlen. mag ren und fünf Monaten die Abteilung Buch Abteilung die Monaten fünf und ren richshain nach Mitte gefahren. Bisher hat sie hat Bisher gefahren. Mitte nach richshain ohne dass jemand präzise festhält, womit er womit festhält, präzise jemand dass ohne ermöglicht es Sandra Gerhardt, bald ein Sab ein bald Gerhardt, Sandra es ermöglicht vor den Winter allem Dao, Sarah erlaubt es die Möglichkeit, ihren Sohn montags schon schon montags Sohn ihren Möglichkeit, die der Busi Sie mit kommt der Buchhaltung. dort zwei Jahre und acht Monate Elternzeit Elternzeit acht Monate und Jahre zwei dort bringen. zu Kroatischkurs 14um zum Uhr und ist die 35 Minuten vom Stadtteil 35Fried die vom Stadtteil ist und Minuten gabe braucht ihre exakte Zeit. Keine fünf fünf Keine Zeit. exakte ihre braucht gabe Jede Auf fördern. zu sie werden, um gestellt gen hat sie um acht Uhr zu arbeiten begonnen, begonnen, arbeiten zu acht Uhr um sie hat gen Dienstagmor diesem An hatte. genommen arbeitet abge Produktmanagement im Tickets sieben sante dar sante sie verbracht hat. Die Freiheit ist eine Frage Frage eine ist Freiheit Die verbracht hat. sie an Felswänden in Spanien zu verbringen. Sie verbringen. zu Spanien in Felswänden an

Diese Freiheit, das ist nun das Interes das nun ist das Freiheit, Diese Patricia Rezic hat an der Technischen Uni der Technischen an hat Rezic Patricia Rezic ist eine der Erfinderinnen dieser Frei dieser der Erfinderinnen eine ist Rezic

. E an, sie kommt bei Projektron im Projektron bei kommt sie an, s ist mittlerweile 9.30 mittlerweile Uhr. s ist ------«Mein ganzes Wissen steht in der Vorlage in steht Wissen ganzes «Mein Weltmeisterschaft. Rezic hat das Tippspiel das hat Rezic Weltmeisterschaft. Tippspiel haben, kann einfach jemand ande jemand einfach kann haben, Tippspiel Tickets werden Aufgaben, die den Mitarbei die werden Aufgaben, Tickets Projektmanagement-Software dafür sorgt, sorgt, dafür Projektmanagement-Software eine wie erklären, zu versucht und Brille Führungsposition innehat, wie auch einige auch einige wie innehat, Führungsposition Prozessorientierung. Egal ob es um die Programmierung eines eines Programmierung die um obes Egal etwas Wenn Mitarbeiterin eine fest. Rezic lich, aber auch sachlich durch ihre randlose randlose ihre durch auch sachlich aber lich, herstellt und vertreibt, muss prozessorien muss vertreibt, und herstellt der Frage eine alles ist lienbeauftragte, beiter Teilzeit arbeiten, dass sie über einen beiter Teilzeit dass arbeiten, basteln oder den Spieleabend. den oder basteln System. Genauso wie für das Weihnachts das für wie Genauso System. renzraum namens Fernsehturm, trägt eine eine trägt Fernsehturm, namens renzraum ner-Europameisterschaft ist, keine Zeit fürs fürs Zeit keine ist, ner-Europameisterschaft res übernehmen. Es ist alles dokumentiert. dokumentiert. alles ist Es übernehmen. res tischstuhl für den neuen Kollegen. Aus den Aus Kollegen. den neuen für tischstuhl den Schreib um geht oder Moduls neuen Ticket aus. ein System im sie füllt möchte, gelebt», stellt das wird uns «Bei denken. tiert tern zugewiesen werden. Aufgaben werden werden. Aufgaben zugewiesen tern organisiert. Es gibt dafür eine Vorlage eine im dafür gibt Es organisiert. durchschnittlich hohen Frauenanteil haben haben hohen Frauenanteil durchschnittlich der Mitar Prozent 44 Firma ihrer in dass und dass sie selbst als Mutter in Teilzeit eine in eine Mutter Teilzeit als selbst sie dass und drinnen», sagt Rezic. sagt drinnen», schwarze Bluse zur Jeans, schaut freund schaut Jeans, zur Bluse schwarze andere Kolleginnen und Kollegen. Kollegen. und Kolleginnen andere Konfe im sie sitzt Jetzt einsetzt. richtig sie Wer eine Projektmanagement-Software Wer Projektmanagement-Software eine Im Grunde, sagt Patricia Rezic, die Fami die Rezic, Patricia sagt Grunde, Im Gerade beispielsweise läuft die Fußball- die läuft beispielsweise Gerade Sollte sie im kommenden Jahr, wenn Män wenn Jahr, kommenden im sie Sollte ------

Fotografie: Julia von der Heide Fotografie: Julia von der Heide «Wir versuchen alles, was wir machen, in machen, wir was alles, «Wir versuchen Außerdem, sicher, seien sie eben eine IT- eine sicher, eben sie seien Außerdem, weiß sie, dass alles so sauber dokumentiert dokumentiert sauber so alles dass sie, weiß werde ja auch bezahlt. Wie auch die Über Wie auch die werde auch bezahlt. ja Patricia Rezic ist der Kopf hinter dem System dem hinter Kopf der ist Rezic Patricia Reportage Minuten genau. Minuten wel fest, Mitarbeiter jeder hält dazu Parallel Firma. Programmierer finden sich finden leichter Programmierer Firma. Freiheit ist eine Frage der Buchhaltung – Buchhaltung der Frage eine ist Freiheit Mehraufwand. So lange dauert es im Schnitt, Schnitt, im es dauert lange So Mehraufwand. Rezic. Patricia sagt übertragen», zu Intranet Weg. geht den entgegengesetzten Projektron viel von ist Ver etwa Microsoft Konzerns Windows- des Deutschland-Ableger Beim füllen. Wenn man es raushat. Und diese Zeit Zeit Und diese raushat. es Wenn man füllen. Sinn so einer akribischen Dokumentation Dokumentation akribischen einer so Sinn nützlich ist und jeder den Nutzen erkennt». den Nutzen jeder und ist nützlich kann. men überneh anderes jemand jederzeit dass ist, in Anleitungslisten im Intranet zurecht, sie zurecht, Intranet im Anleitungslisten in trauensarbeitsort. Manche argwöhnen, das das argwöhnen, Manche trauensarbeitsort. vom Rede und Ver die trauensarbeitszeit che Aufgaben er wann erledigt hat. Auf fünf fünf Auf hat. erledigt wann er che Aufgaben erste Urlaubsvertretung gemacht habe, seien seien habe, gemacht Urlaubsvertretung erste die meisten überzeugt, «weil es einfach einfach es «weil überzeugt, meisten die wird, krank Sohn Rezics Wennden. Patricia unser Projektmanagementsystem und ins ins und Projektmanagementsystem unser kann. zusammendenken anders Arbeit und gebucht. Jemand muss ja dafür bezahlen. bezahlen. dafür ja muss Jemand gebucht. übrigens rechne das System auch automa System das rechne übrigens gerade neue Wege weisen, wie man Freiheit Freiheit man Wege neue wie gerade weisen, sofort ein. Aber spätestens wenn man seine seine man wenn spätestens Aber ein. sofort sind das gewohnt. gewohnt. das sind stunden, die man so aufschreibt. Den Urlaub Den aufschreibt. so man die stunden, - auszu Nachhinein im Stundenplan seinen Büroeinsparmaßnahme. eine vorsei allem Es ist der Versuch, Filmrisse zu vermei zu der Versuch, Filmrisse ist Es Klar, sagt Rezic, nicht jedem leuchte der leuchte jedem nicht Rezic, sagt Klar, Es sind vor allem IT-Unternehmen, die IT-Unternehmen, vor allem sind Es Zehn Minuten am Tag, sagt Rezic, sei der sei Rezic, Tag, sagt am Minuten Zehn

------Arbeitgeber, die Projektron gewonnen hat. hat. gewonnen Projektron die Arbeitgeber, weil es einmal als Frühstück anfing. Es fin Es anfing. Frühstück als einmal es weil weil eben alles dokumentiert ist. dokumentiert alles eben weil vor. Sandra Gerhardt wirft ihr eigenes Pro eigenes ihr wirft Gerhardt vor. Sandra wann sie aufhört, aufhört, sie 17.25wann Lis gibt Es Uhr. Mittagessen ist, aber immer noch so heißt, so heißt, noch immer aber ist, Mittagessen Interview». Interview». fil an die Wand. Man kann nachsehen, wel nachsehen, kann die Man an Wand. fil lich beim gemeinsamen Frühstück, das ein ein das Frühstück, gemeinsamen beim lich jedem zwei Mal im Jahr geführt werden. Sie geführt Jahr im Mal zwei jedem lich gar nicht allzu viel zu besprechen gibt, gibt, besprechen zu viel allzu nicht gar lich Gerhardt, die Personalerin, die 27 Jahre alt ist, ist, alt 27 die Jahre Personalerin, die Gerhardt, zu sorgen, dass es allen möglichst gut geht. gut möglichst allen es dass sorgen, zu zugeordnet sind. In einer anderen Liste hält hält Liste anderen einer In sind. zugeordnet bis vor gar nicht allzu langer Zeit BWL stu BWL Zeit langer allzu nicht vorbis gar Sport, und wer mag, trifft die anderen täg anderen die trifft wer mag, und Sport, mit die Mitarbeitergespräche, die wie So Stunden täglich, wann sie anfängt, 8.50 Uhr, anfängt, sie wann täglich, Stunden Sie wird bald eine Auszeit nehmen, im Wis im nehmen, Auszeit eine bald Sie wird ten, ein Kicker ist auch da. In einer Vitrine Vitrine einer In auch da. ist Kicker ein ten, Teilzeitstellen vielen so bei sei Das aus. tisch ten mit Tickets und mit Aufgaben, die ihr ihr die Aufgaben, mit und Tickets mit ten che Arbeitszeiten für sie hinterlegt sind, acht sind, hinterlegt sie für che Arbeitszeiten det an einem großen Holztisch statt. Jemand Jemand statt. Holztisch großen einem an det BCS», «Unser Erleichterung. wirkliche eine dieses Business Coordination System einmal einmal System Coordination Business dieses diert hat und danach bei Projektron anfing. anfing. Projektron bei danach und hat diert Sandra sagt erfassen», auch zeitnah Zeiten die geht eigens dafür einkaufen, jeden Tag. einkaufen, geht dafür eigens grillen zusammen, bekommen Zuschüsse für für Zuschüsse bekommen zusammen, grillen stehen all die Auszeichnungen als bester bester als Auszeichnungen die all stehen sen, dass es vorher und nachher wahrschein vorher es nachher und dass sen, fast. Liebevoll Rezic. sagt sie fest, was sie tut: «Kurze Absprache fürs fürs Absprache «Kurze tut: sie was fest, sie «Wir haben uns daran gewöhnt, dass wir wir dass gewöhnt, daran uns «Wir haben In einem Raum gibt es Tischtennisplat es gibt Raum einem In Die Software ist auch der Versuch, dafür auch der dafür ist Versuch, Software Die Im Raum Fernsehturm führt ihre Kollegin Kollegin ihre führt Fernsehturm Raum Im ------«Ich kann es aber auch irgendwie verstehen.» verstehen.» auch irgendwie aber es kann «Ich Arbeit», sagt Sarah Dao zur Zeiterfassung. Zeiterfassung. zur Dao Sarah sagt Arbeit», Woche neun Stunden.» Es scheint eine Busi eine scheint Es Woche Stunden.» neun wie viel arbeitet. Und was genau. Damit nie Damit genau. Und was arbeitet. viel wie wann wer exakt, man regelt Stattdessen viel. Hauptsache still: Und denkt du willst. wann wieder ein neuer Grund eingefallen, warum warum eingefallen, Grund neuer ein wieder hinzu. sie vor», nie fügt wie hat. gelohnt Unternehmen das für wirklich Bereich ihrem in gerade Arbeitszeit viel wie buche «Ich gesagt: ihr zu einmal vor Jahren Tag, indem sie in ihrem Mail-Postfach nach Mail-Postfach ihrem Tag, in sie indem Patricia Rezic überlegt. Eine Weile ist es still still es Weile ist Eine überlegt. Rezic Patricia reden. ihnen mit zugehen, Leute stres einen wer gerade System, im sehe Man Zeiterfassung zu sein, optimiert unter ande unter optimiert sein, zu Zeiterfassung lacht zwischendurch oft los, als sei ihr gerade gerade ihr sei als oft los, zwischendurch lacht für sie gewesen sein, zu beweisen, dass das das dass beweisen, zu sein, gewesen sie für zu probieren. Man sagt nicht: Arbeite ruhig, ruhig, Arbeite nicht: sagt Man probieren. zu ben hatte, damit sie möglichst lange bleiben. bleiben. lange sie möglichst damit hatte, ben ihrem Freund in einem Haus lebt, teilt sie teilt lebt, Haus einem in Freund ihrem wo mit sie arbeitet, Spanien in Siurana in ter gut so kommt das «Aber nach. einmal noch Raum. im wissen, immer Teamleiter die dass dazu, nur nicht dient Zeiterfassung Die ist. so nicht ausbrennt. mand bei Jahrtausendwende, der Start-up-Firmen rem von einer Wirtschaftsmathematikerin, rem von Wirtschaftsmathematikerin, einer minutiöser mit Software Coordination ness ausgege Taxi das und Pizza die abends ihnen ein. Siuarana ist ein Klettergebiet, deshalb ist ist deshalb Klettergebiet, ein ist Siuarana ein. Anreiz ein muss Es dich.» für nur eigentlich das Leben so großartig ist. Wenn sie im Win Wenn im sie ist. großartig so Leben das die ihr diesen Wunsch nun erfüllt. erfüllt. nun Wunsch diesen ihr die - Gratis-Früh mit morgens denen Mitarbeiter gebraucht wird. Oder ob sich die Messe Messe die obsich Oder wird. gebraucht anders zu arbeiten. «Nicht fünf Tage die fünf «Nicht arbeiten. zu anders hat. gemacht wann sie was sieht, sitzt sie abends oft da und rekonstruiert den undrekonstruiert da oft abends sie sitzt der Bürotage, Ende Sommer, am Im dort. sie selbstständig Arbeitstage beiden die sich Sie denkt aufzuräumen.» Arbeitsplatz seinen an, man fängt «Dann schließlich. sie sagt die auf dann könne Man hatte. 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ist Redakteur der Tages der Redakteur ist Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema

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38 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Alltag

Roland Prähofer fährt seit 26 Jahren Taxi, arbeitet nebenher als Programmierer – und nie reicht das Geld. Nicht für eine Familie, nicht in Berlin. Die Geschichte eines Geringverdieners.

Durch Kreuzberg gleiten

Von Annabelle Seubert

r war neu in Berlin und sein Stadtplan gleich. Sie warten. Sie arbeiten. Sie küssen, sie hoffen, verknittert. «Erinnern Sie sich noch an sie fluchen und sie verzeihen. Im Taxi ist Gefühl. den Falkplan?» So einen hatte er, sagt Er pinnte den Falkplan an seine Küchenwand und Roland Prähofer, einen Falkplan – von der lernte «Objekte», vierhundert Standorte, Flughafen Sorte, die das Zentrum zu dicht abbildete Tegel, Bahnhof Zoo, Hotel InterContinental. Er lernte Eund nach außen hin, in Richtung der Randbezirke, Adressen und die Routen zu den Adressen. «Zur Char- breiter und unübersichtlicher wurde. Berlin zerfranst, lottenburger Chaussee und dann rauf auf die Otto- so sah das für ihn aus, 1989, er fuhr durch verzerrte Suhr-Allee.» Anfangs unterliefen ihm Fehler, er fuhr Straßen und einen Wald aus Ampeln und Schildern, zu schnell und riskant, war berüchtigt für Unfälle. «Elf «Schönefeld», «Weißensee», Stau, Stopp, rot. Er fuhr Fehlerpunkte», sagt er, «elf Fehlerpunkte hatte ich.» über Grenzübergänge in einen Osten, der ab sofort Die Kollegen zogen ihn auf, sie lachten: Der Prähofer Teil des Westens sein sollte. «Achtung Gefahrenstelle!» überschätzt sich. Sein Plan bekam Risse und Falten. «You are leaving Dann gewann er an Sicherheit. Stück für Stück, the American sector». Motor an, Taxilampe aus. Prähofer wendete seinen Roland Prähofer war jung, Anfang zwanzig, aus Wagen, er bremste und hielt, baute keine Unfälle mehr, der Nähe von Rosenheim: studierter Gitarrist, Rau- er ließ den Falkplan im Seitenfach. Es war merkwür- heit und Jazz im Kopf und bereit, Berlin zu erörtern dig, eigentlich: Je mehr Sicherheit er gewann, desto wie Schiffbrüchige das Meer: Untergehen ist möglich. seltener überschätzte er sich jetzt. Er traf eine Frau, Überleben kostet Kraft. Man wird müde dabei. Man eine Kunststudentin, sie ließ sich für ihn scheiden, sie wird kalt. ließ ihn nicht los. Er vergaß jetzt öfter, wohin er mit Es gehörte zum Mythos, dass Roland Prähofer sich wollte, die Gitarre, Musik – was ist Musik schon wenig besaß. Er aß Schafskäse, weil Schafskäse billig gegen Liebe? Sie bekamen eine Tochter, bezogen war. Er konnte das Zeug nicht mehr sehen, aber das eine Wohnung. Sie brachte ihren Sohn mit, aus ers- gehörte zum Mythos. Er jobbte bei der Post, weil er ter Ehe, und Roland Prähofer fuhr nachts, nur nachts. Geld brauchte, um Musik zu machen, und weil Geld- Immer nachts. Der Lohn, den er für Schichten am Tag brauchen zum Mythos gehörte; irgendwann las er eine bekommen hätte: zu niedrig, sagt er. «Das hätte nie Anzeige im Stadtmagazin: «Taxifahrer gesucht». «War gereicht.» Die Familie war ein Patchwork-Modell. Er es die Zitty oder der Tip? Ich hab’s vergessen.» Egal, der Fast-Alleinverdiener. Prähofer wollte Mythos sein, und Taxis, klar – sind Sie machte den Kindern Frühstück, weil er lange Mythos: Im Taxi hat er Fremde auf dem Rücksitz und schlief. Er holte die Kinder von der Schule, weil sie rauscht durch die Nacht. Im Taxi sind alle Menschen mittags Donuts verkaufte; ab und zu eines ihrer Bilder. 39

Böll.Thema 2/2015 39 Reportage

Sie brachte die Kinder ins Bett, weil er abends in den tet: «Ich vermiete meine Wohnung in Brooklyn», hat Mercedes stieg. Im Winter, so fühlte es sich an, ging der Mann gesagt. die Sonne fast schon wieder unter, wenn er aufstand. Die Klimaanlage läuft, die Ledersitze kleben, und Die Kollegen lachten, sie sagten: «Von Licht bis Licht Roland Prähofer kann so weiter erzählen, jenen Mor- und noch ’ne Schicht.» gen während der Love Parade abrufen, den er hinter Mit seiner Frau übte er sich im «Wenn»-Sagen. Er der Windschutzscheibe absaß: Sonnenaufgang am sagte: Wenn du mit dem Studium fertig bist, wird’s Brandenburger Tor. Sie ziehen mit riesigen Bassanla- einfacher. Sie sagte: Wenn du wieder Musik machst, gen über die Straße des 17. Juni. Wie er noch dachte: wird’s einfacher. Sie sagten: Wenn die Kinder erst älter «Man glaubt zu spüren, wie die Gesellschaft gerade sind, wird’s einfacher. tickt.» Wie er dann vor der Philharmonie oder dem Die Kinder wurden älter, sie wurden teurer, stän- Renaissance-Theater stand, wer weiß das noch genau – dig neue Schulbücher, ständig diese Ausflüge. In den er wartet also auf das Ende einer Vorstellung und auf Ferien erzählten die Kinder von den Ferien ihrer Kundschaft und denkt plötzlich, dass dieses Gefühl Freunde: Mallorca, Lissabon – da wollten wir doch einem peinlichen Irrtum entspricht, der ihn spät auch mal hin? Der Sohn, Prähofers Stiefsohn, brachte erreicht: Er gehört nicht dazu. Er sieht bloß zu. Geschenke mit nach Hause. Geschenke vom anderen «Gar keine Zugverspätung heute?», fragt er. Zwei Vater. Vom Exmann. Frauen sind zu ihm ins Taxi gestiegen, um 21.50 Uhr «Ich ernähre sie nicht», «ich biete ihnen nichts» – am Hauptbahnhof, sie möchten nach Süden. Seit Roland Prähofer wollte so nicht denken. «Archa- knapp drei Stunden ist Roland Prähofer unterwegs, isch», wie er sagt. «Männerdenken.» Lag ihm längst dieser Mann im weißen Hemd, der zu Opernklängen nicht mehr. Berlin wie das Meer zu erörtern: Was für durch Kreuzberg gleitet und Leuchtreklamen passiert. ein Schwachsinn. Er zuckt mit den Schultern. «Ich Sunpoint. Kaiser’s. Die Merkur Spielothek. ernähre sie nicht.» Er dachte es doch. Es ist jetzt so, dass Roland Prähofer alleine wohnt. Und so arbeitete er. Zwölf Stunden pro Nacht, sechs Seine Tochter ist erwachsen, seine Frau ist Lehrerin Nächte pro Woche. Er war Anhänger des Selbst­ geworden, der Scheidungstermin demnächst. 25 Euro betrugs geworden, von Verzögerungsformeln: «Das Umsatz müsse er schaffen, sagt sein Chef. Brutto, pro wird schon.» «Das schaffen wir.» Er sah seine Kolle- Stunde. 25 Euro – dann käme Prähofer auf den Min- gen, die «kaputtgingen», meistens die türkischen, mit destlohn von 8,50 Euro, sagt sein Chef. noch größeren Familien, noch geringeren Nebenver- «Im Schnitt», sagt Prähofer, «schafft man 15 bis diensten. «Es gibt keine Grenze», sagt Prähofer. Dass 20 Euro Umsatz.» Brutto, pro Stunde. Er hat eine App ein Taxifahrer auch 15 Stunden an sieben Tagen entwickelt, einen «Mindestlohnrechner», der Taxi- arbeiten kann, niemand überprüft das, und würde fahrern ihre unbezahlte Arbeitszeit anzeigt. Die App es jemand überprüfen, würde das Arbeitsamt mit ein erfasst die Dauer jener Pausen, die Taxifahrer gezwun- paar ­Tausend Hartz-IV-Anträgen überschwemmt: Wie gen sind einzulegen – wenn sie sich in Schlangen ein- gesagt, sagt Prähofer – vom Taxifahren, allein, lebt es reihen, das fünfte, sechste, siebte Auto sind – die aber sich schlecht. oft vom Gehalt abgehen: Sind ja Pausen, heißt es. Wie lebt es sich? Er kommt schon zurecht, sagt er. Mittlerweile. Hat «Wie ein Mönch», bloß ungesünder, meint er, und bloß noch sich zu versorgen, sich und seine Tochter. trotzdem: Er mag keine Larmoyanz, Beschwerden Hat endlich Zeit, seinen Zweitjob zu etablieren: Soft- nerven, er raucht nicht, er joggt, und Alkohol verbiete ware-Entwickler, das ist es. Manchmal kriegt er einen sich in seinem Beruf sowieso. Früh hat er aufgehört, Auftrag vom Fernsehen, er programmiert dann die bestimmte Kneipen anzufahren, die bestimmte Gäste Textnachrichten, die Kommissare auf ihren Handys anziehen. Die «Komaquelle» oder den «Magendoktor». lesen, wenn sie im «Tatort» gerade einen Fall lösen. «Ist im Wedding», sagt Roland Prähofer. Er trägt ein Mit solchen Worten, sagt Roland Prähofer, «ich bin weißes Hemd, seine Haut ist gebräunt. «Reinicken- Taxi gefahren» – so werde er sich nämlich nicht vom dorfer 111.» Am liebsten nehme er ältere Damen mit, Leben verabschieden. Später mal. Was bliebe denn weil die aggressionsfrei seien. «Die reden gern.» Und sonst von ihm? Anekdoten doch bloß. Und ein alter er liebt ja die Geschichten, dass sie überall dasselbe Falkplan. Knittrig, mit Rissen. erzählen, die Gentrifizierung in Tel Aviv, die Gentri- fizierung in New York. Einmal hat ihm ein Mann aus Annabelle Seubert ist Redakteurin der Tageszeitung taz. Brooklyn erklärt, wie er sich sein Leben in Berlin leis- Sie arbeitet im Gesellschaftsressort--- der Wochenendausgabe. 40

40 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Alltag

Nichts gegen Grüne Zeitpolitik, aber wer den Alltag mit Kindern (beziehungsweise ihr Untergang nicht in unserer Zei- einigermaßen meistern will, muss erst mal wissen, was er vom tung am besten berichtet wurde). Leben wirklich will: als Ich, als Paar, als Familie. Schleswig-Holsteins grüner Energiewendeminis- ter Robert Habeck hat dankenswerterweise in sei- nem Klassiker «Verwirrte Väter» herausgearbeitet, dass der Mann, der nach Geburt der Kinder länger als vorher im Büro arbeitet, nicht vor der Familienarbeit flüchtet, sondern den gestiegenen Druck spürt, sei- ner Ernährerrolle gerecht zu werden. Dass auch Väter Opfer der gesellschaftlichen Umstände sind. Meine Frau Das ist die eine Wahrheit. Die zweite, unangenehme Wahrheit: Selbst wenn er nicht in einem Unternehmen zur Vollzeit verdammt arbeitet sieben Tage ist, subtil oder offen an familienorientierten Arbeits- zeiten gehindert wird; die Reputation des Mannes sinkt auch in anscheinend progressiven Milieus und die Woche Firmen durch Übernahme von Familienarbeit und damit verbundenem Rückgang der ökonomischen Potenz. Auch bei Frauen. Und zwar beruflich und ero- tisch. Der Mann soll etwas Neues machen, das ihm aber im Hier und Jetzt keine Gratifikation einbringt. Manchmal nicht mal bei der eigenen Frau, die sich auch in widersprüchlichen Bedürfnissen verhakt. Ich Von Peter Unfried habe jedenfalls noch nie erlebt, dass Frauen gezielt «Hausmänner» klarmachen. Wann und wo denn auch? Oder leitende (kinderlose) Frauen es gut finden, wenn er größte Fehler meines Familienlebens subalterne Arbeitsdrohnen und -bienen um 15 Uhr in unterlief mir, als ich einmal in einem die Kita verschwinden. Gespräch sagte: «Meine Frau arbeitet drei Die dritte Wahrheit des Vaters ist Ulrich Becks Satz Tage in der Woche.» von der «verbalen Aufgeschlossenheit bei weitgehen- Fail, wie mein Sohn zu sagen pflegt. der Verhaltenstarre». Viele Väter sagen, dass sie sich DIch hatte sie damit tief getroffen. Sie dachte, dass viel mehr einbringen wollten, nur ließe sie ihr Arbeit- ich sage, dass sie nur drei Tage die Woche arbeitet und geber ja leider nicht. sonst durchhängt. Und genau das sagte ich auch, denn Das heißt noch lange nicht, dass sie es tatsächlich ich hatte das Wording des uralten Denkens übernom- tun, wenn sie können. men: Erwerbsarbeit rules, der Rest ist Pipifax. Was Ich bin nicht repräsentativ, schon weil mein Arbeit- ich hätte sagen sollen: dass sie eine 0,6-Erwerbsar- geber eine Unternehmenskultur pflegt, in der die ein- beitsstelle hat, um die restliche Zeit des Tages und der jährige Elternzeit von Männern obligatorisch ist und Woche in der Familie und im sozialen Umfeld arbei- verschiedene Teilzeitmodelle möglich sind. ten zu können. Trotz dieser Infrastruktur fällt mein Beitrag zur Als die beiden Kinder im Abstand von zwei Jahren Familienarbeit im Vergleich zu dem meiner Frau ein- gekommen waren, hatten wir die Gesamtkonstellation deutig zu gering aus. Warum? So wie jeder wohlfeil so ausgetüftelt, dass ich auf meiner vollen Stelle blei- ökologisch reden kann oder «links» und damit durch- ben konnte (es gab aus meiner Sicht selbstverständlich kommt, wenn er nicht gerade SUV fährt, so kann man Gründe) und sie das nötige zweite Gehalt beisteuerte als mikroengagierter, aber grundsätzlich aufgeschlos- und den größten Teil der Kinder- und Haushaltsarbeit sen redender Vater auch schnell mal ein Jahrzehnt übernahm (sie akzeptierte meine Gründe). überstehen. Kurzum: Männer spüren den Druck des «Du hast uns immer erst um halb fünf aus der Kita Ernährers, Männer leiden darunter, wenn sie zu wenig abgeholt.» Das wird mir heute noch regelmäßig von Zeit für ihre Kinder haben, und gleichzeitig drücken den Kindern vorgeworfen, das «Duuuu» soll den Kon- sie sich. Der eine mehr, der andere noch mehr. Der trast herausarbeiten zu ihrer Mutter, die selbstver- dritte gar nicht. Solche kenne ich auch. ständlich Punkt 15 Uhr auf der Matte stand. Sie vier- Was tun? Der eine klassische Reflex ist, den mora- mal die Woche, ich einmal. lischen Wertewandel einzufordern. Der andere Reflex Sie war immer da und hatte immer das Gefühl, zu ist, ihn kollektiv organisieren zu wollen. Der Staat wenig Zeit für die Kinder zu haben. Ich hatte immer wird tatsächlich Erwerbsarbeit anders verteilen müs- noch was Superwichtiges im Büro zu tun, das prioritär sen als bisher. Gerechter. Gleichmäßiger. Weniger erledigt werden musste, weil sonst die Welt unterging Erwerbsarbeit auf mehr Menschen. Weniger in der 41

Böll.Thema 2/2015 41 Reportage

Rushhour des Lebens zwischen 30 und 40. Mehr ab 63; statt Rente. Dadurch, dass es geschieht, wird es irgendwann eine kulturelle Selbstverständlichkeit werden. Aber weil vieles umgewälzt wird, wird der Staat auch selbständiges innovatives Unternehmer- tum anders fördern müssen als bisher. Und sich auf komplizierte Arbeitsbiografien einstellen. Das heißt vor allem: flexible und bezahlbare Betreuung, von der Krippe an. Aus meiner Sicht wird alles helfen, das den Fokus - und die Geldtransfers - von der Erwerbsarbeit zu den Kindern verschiebt. Besonders, wenn man wenig Geld hat. Kindergrundeinkommen, etwa. Statt Zeit ist Geld lautet das neue Motto: Geld ist Zeit. Die Politik muss es hinkriegen, dass das nicht nur den Solventen neue «Statt ‹Zeit ist Geld› lautet Lebensqualität eröffnet. Die neue Familie wird aber – allen hehren Ansprü- das neue Motto: ‹Geld ist Zeit›. chen zum Trotz – nicht flächendeckend organisierbar Die Politik muss es hin­kriegen, dass sein. Mit einer besseren Politik kann es mehr Paaren gelingen, das harte erste Jahrzehnt gut zu überstehen, das nicht nur den Solventen neue aber letztlich wird man es trotzdem selbst hinkrie- gen müssen. Ich sehe im Bekanntenkreis, wie Paare Lebensqualität eröffnet.» mit kleinen Kindern leiden. Miteinander, aneinan- der. Wenn man sie fragt, was die Politik machen muss, damit es besser läuft, dann wissen sie es auch nicht. Elterngeld? Hm, ja. sich für etwas entscheiden – und gegen etwas. Als Ich, Zeitkonto, um jetzt weniger und später mehr zu als Paar, als Familie. arbeiten? Das wäre schon gut. Damit sind die infrastrukturellen Probleme nicht Aber sie schauen dabei, als spielten sie ein kom- gelöst, aber man kann innerhalb der Begrenzungen pliziertes Puzzle, bei dem das nur wenige Teile von selbstbestimmter handeln. Wenn beide ihre eigenen unüberschaubar vielen sind. Spielräume voll nutzen – auch der Mann –, ist viel Die Wirklichkeit ist einfach zu kompliziert und von gewonnen. jedem Punkt der Betrachtung aus – Frau, Mann, Poli- Die entscheidende Frage ist: Will ich mit dieser Frau tik, Arbeitgeber – zu unterschiedlich, als dass man aufwachen und einschlafen, und ist es trotz der gan- sie mit den alten Lösungshebeln Gerechtigkeit und zen Scheiße lebenswichtig, dass sie mich anlacht? Was Gleichberechtigung in den Griff bekommen könnte. kann ich tun, damit sie das tut? Wie machen wir uns Weil Dinge entscheidend sind, die einem Politik und gegenseitig stärker? Wer sich diese Fragen nicht mehr Staat nicht abnehmen können und auch nicht dürfen. stellt, dem hilft auch keine Politik. Liebe. Wir haben inzwischen ein sehr ordentliches Ver- Antwort auf die Frage, was man vom Leben wirk- hältnis von Arbeit und Zeit für die Kinder. Sie 0,8 lich will. Festanstellung, ich 0,8 Festanstellung. Mehr Geld, mehr Welt, mehr Glück? Beide haben genügend Zeit für die Kinder. Mehr Zeit, weniger Welt, mehr Glück? Das Problem ist nur: Diese Kinder, 14 und 16, haben Das muss man selbst wissen, wenn man ein autono- keine Zeit mehr für uns. mes, gelingendes Leben führen will. Genauer gesagt: Schule aus, Zimmertür auf, Zimmertür zu. Das war's. Man muss über die Kompetenzen oder das Glück ver- Wohnungstür auf. Wo gehst du hin? Tschühüss. fügen, es in dem Prozess des Lebens herauszufinden Und mal zusammen was unternehmen? Kino oder so? und sich zu holen. Wozu und wie viel Kinder? Wozu «Schaut ihr mal schön ‹Musikantenstadl›.» Und weg und wie viel Beruf? Will ich mich zudem engagieren sind sie. oder lieber gemütlich mit allem hadern? Mit welchen Die sind in der Rushhour des Teenager-Lebens und Verpflichtungen fühle ich mich am freiesten? lassen die alten Eltern einsam auf dem Sofa zurück. Die Gegenwart macht viele kirre. Sie haben den Ein- So geht das doch nicht. Da müssen die Grünen drin- druck, alles müsste gehen und sie müssten alles hin- gend auch was machen. kriegen. Das ist falsch. Zwei Karrieren plus zweimal zeitaufwendiges intensives Familienleben, das geht Peter Unfried ist Chefreporter der Tageszeitung taz und mit der idealsten Politik nicht. Es gibt mehr Möglich- Autor von «Autorität ist,- -wenn- die Kinder durchgreifen» (Ludwig). keiten als in den Generationen zuvor, aber man muss 42

42 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Alltag

Ob mit Job oder ohne, als Festangestellte oder Selbstständige – Alleinerziehende kommen immer entweder zu früh oder zu spät. Ich versuchte vor allem, mir selber Mut zu machen Selbstcoaching hilft da nur bedingt. Ich krabbelte zu ihr ins Bett und tröstete sie: Das klinge alles schlimmer, als es ist. So ein Umzug sei nun mal anstrengend und koste Geld. Wenn der aber erst mal erledigt sei, ist alles gut. Während ich das sagte, stellte ich fest, dass ich vor allem versuchte, mir Mut zu machen: Wird schon, du schaffst das, kein Problem. Du bist stark, dich haut so leicht nichts um. Trotzdem fragte ich mich, ob meine Entscheidung, die ich anderthalb Jahre zuvor getroffen hatte, richtig war. Ob er überhaupt notwendig war. Ich hatte mei- Das schaffst nen festen, sicheren Job bei einer Berliner Tageszei- tung gekündigt. Eine Kollegin hatte damals mehrfach besorgt nachgefragt: Bist du sicher, dass du das wirk- lich willst? Ja, ich war sicher. Ich wollte weg vom Alltagsstress, Du schon den eine Tageszeitung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produziert. Ich wollte selbst entschei- den, wann ein Text fertig und gut war. Vor allem aber wollte ich mehr Zeit haben. Für das Kind, für mich, für das Leben. Ich wollte mich nicht mehr fühlen wie eine Maschine, die auf Knopfdruck losschnurrte und erst dann wieder stillstand, wenn jemand anderes das so Von Simone Schmollack festlegte. Ich wollte wieder jemand sein mit Spaß am Leben, ich wollte wieder die große Freude empfinden uf einmal piepste das helle Stimmchen darüber, dass es da einen kleinen Menschen gab, der meiner Tochter aus dem Nebenzimmer: wichtiger war als alles andere auf dieser Welt. Den ich «Ich habe noch 13,89 Mark, Mama. Die öfter sah als nur die müden Minuten am Morgen und kann ich dir geben.» die schläfrigen Minuten am Abend. Die Tür stand halb offen, es war weit Anach elf Uhr in der Nacht, das Kind sollte längst schla- Meine Tochter war morgens die erste in der Kita, fen. Das tat es ganz offensichtlich aber nicht, stattdes- und abends die letzte sen belauschte es mein Telefonat mit einer Freundin. Heute gibt es Teilzeit und Stundenreduzierungen für Meine Tochter war damals fünf und nickte gewöhn- Eltern. Familienministerin Manuela Schwesig schlägt lich schon beim Abendessen ein. Aber dieses Gespräch ein 30-Stunden-Modell für Mütter und Väter vor. Vor musste sie so aufgewühlt haben, dass es ihre Müdig- ihr im Amt hatte schon Kristina Schröder (CDU) für keit besiegte. Ich erschrak heftig. Was hatte ich gerade mehr Familienfreundlichkeit in Unternehmen gewor- erzählt? ben. Eine 30-Stunden-Woche hätte mir auch gefallen. «Keine Zeit, keine Kraft, kein Geld.» So was in der Aber die war in meiner Redaktion damals nicht vor- Art. Ich war damals freiberufliche Journalistin und gesehen. Ich arbeitete volle 40 Stunden, vom ersten alleinerziehende Mutter. Da war niemand, der abends Tag an nach meiner Elternzeit, die damals noch Erzie- das Kind ins Bett brachte, wenn mir selbst die Augen hungsurlaub hieß. Mit Folgen: Meine Tochter war mor- zufielen. Keiner, der an den Wochenenden sagte: gens die Erste in der Kita und abends die Letzte. Wenn Schlaf du dich heute aus, ich mach das schon. Keiner, ich Spätdienst hatte, holte Frau Z. vom Großeltern- der auch mal die Waschmaschine befüllt, die Spül- dienst das Kind aus der Kita ab, gab ihm zu essen und maschine ausräumte, die Wohnung saugte, einkaufte. brachte es ins Bett. An Sonntagen, in denen ich in der Und jetzt mussten meine Tochter und ich auch noch Redaktion sein musste, sprangen meine Eltern oder umziehen. Freunde ein. Der Vater meiner Tochter hatte zu jener Es war der Beginn der Gentrifizierung in Berlin- Zeit wenig Zeit, er war damit beschäftigt, ein Unter- Prenzlauer Berg. Die Wohnung, in der meine Tochter nehmen aufzubauen. Wir übergaben uns unsere Toch- und ich wohnten, war verkauft worden, wir sollten ter, so wie die Umgangsregelung das damals vorsah: innerhalb weniger Wochen raus. Die neue Wohnung Jedes zweite Wochenende, ein Abend in der Woche. war um die Ecke, aber doppelt so teuer. Geld, das ich Wenn ich abends im Bett lag und an den vergange- damals nicht hatte. «Ich weiß nicht, wie ich das bezah- nen Tag dachte, freute ich mich selten auf den nächs- len soll», hatte ich der Freundin am Telefon vorgeheult. ten. An den übernächsten dachte ich erst gar nicht, ich Meine Tochter hatte es gehört - und bekam Angst. war einfach nur frustriert: Soll das alles gewesen sein? 43

Böll.Thema 2/2015 43 Reportage

Nein, natürlich nicht. Also kündigte ich und stürzte mich in mein Dasein als Freiberuflerin. Ich hatte geglaubt, der Stress würde weniger, wenn ich meinen Tag selbst bestimmen könnte. Wenn ich die Freiheit hatte, selbst zu entscheiden, wann ich den Compu- ter ausschalte und mit meiner Tochter auf den Spiel- platz gehe. Wann der Termin beim Zahnarzt sein soll und wann meine Tochter und ich neue Schuhe für sie kaufen. Doch ich sollte mich getäuscht haben. Ich genoss zwar die Flexibilität, doch der Stress, der nahm nicht ab. Das Geld für die Wohnung, für Essen, Klei- «Ja, wo war sie hin, meine positive dung und die kleinen Freunden nebenbei musste Einstellung zum Leben? Ganz einfach: ja irgendwo herkommen. Womit ich nämlich nicht gerechnet, als ich den Sprung in die Selbstständig- Sie war aufgefressen vom Alltag einer keit nahm, war die erste große Krise der Medienbran- che. Den Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen bra- Alleinerziehenden. » chen die Anzeigen weg, mit dem sich die Blätter zum Teil finanzierten. Journalisten wurden gekündigt und freie Autorinnen und Autoren seltener mit Aufträgen bedacht.

Ich nahm alle Aufträge an, die ich kriegen konnte Plötzlich wollte nur noch jeder zweite meiner Auf- traggeber Texte von mir. Der Satz, den ich damals am meisten hasste: «Wir sind angehalten, jetzt vor allem Texte unserer eigenen Leute zu drucken.» Was tun? Ich nahm alle Aufträge, die ich kriegen konnte: jour- nalistische Arbeiten, PR-Broschüren, Tagungsvor- bereitungen, Moderationen. Mein Leben entschleu- nigte sich nicht, die Stressphasen waren lediglich ver- schoben. Nachdem ich das Kind morgens in die Kita Es dauerte Monate, bis mein Antrag genehmigt war: gebracht hatte, hastete ich an den Schreibtisch. Telefo- 60 Mark Wohngeld, sechs Monate lang. Jahre später, nieren, recherchieren, neue Aufträge akquirieren, sch- als ich wieder einen festen Job hatte, bekam ich Post reiben. Manchmal vergaß ich zu essen. Wenn das Kind vom Finanzamt: Ich musste das Geld zurückzahlen. abends im Bett lag, arbeitete ich weiter, meist bis nach Jetzt, sechzehn Jahre später, blicke ich zurück auf Mitternacht. diese Zeit und mir werden die Knie weich dabei: Was Auf die Frage «Wie geht es dir?» hatte ich nur eine für ein beschissenes Leben damals. Aber ich habe Antwort: «Müde.» Die ehrlichere Antwort wäre gewe- es überwunden. Wenn Freunde sagen: «Du kannst sen: «Mein Leben kotzt mich an.» Aber ich wagte stolz auf dich sein», winke ich ab. Was sollte ich denn nicht, das genau so zu sagen. Mich kotzten ebenso die machen? Nachfragen an: «Wo ist denn nur deine gute Laune Meine Tochter wurde groß, sie wurde selbststän- hin? Dein Optimismus? Dein Frohsinn?» dig, sie hat ein Gefühl für Geld und Zeit. Sie studiert Ja, wo war sie hin, meine positive Einstellung zum Mathematik, hat Studentenjobs, arbeitet im Ausland. Leben? Ganz einfach: Sie war aufgefressen vom Alltag Die Zeit damals hat sie offenbar stärker geprägt, als einer Alleinerziehenden. ich es jemals geahnt hätte. Ich bin mir nicht sicher, ob Selbstständige in In der neuen Wohnung angekommen, beantragte das gut oder schlecht finden soll. Auf jeden Fall habe Deutschland arbeiten ich Wohngeld. Im dafür vorgesehen Formular gab es ich ihr vorgelebt, dass man sich um sich selbst küm- rund das Feld «Einkommen». Dahinein sollte man eine feste mern muss. Weil es niemand anderes sonst tut. Allein- Summe schreiben und die entsprechenden Belege bei- erziehende heute wissen das, für sie hat sich nicht viel fügen. Ich hatte aber kein regelmäßiges Einkommen, geändert. 400 einen Fall wie mich sah das Wohngeldamt nicht vor. Wenn ich meine Tochter heute frage, ob sie Geld Stunden Die Sacharbeiterin sagte: «Dann beantragen Sie doch brauche, antwortet sie: «Behalt mal dein Geld, Mama, mehr im Jahr als Sozialhilfe.» Ich reagierte nervös: «Ich brauche keine du brauchst es doch auch. Ich komm schon klar.» Angestellte. Sozialhilfe, ich arbeite und verdiene Geld. Ich brauche (FAZ 2014) nur ein bisschen Wohngeld wegen der teuren Miete.» Simone Schmollack ist Redakteurin der Tageszeitung- -taz- . ­ Zeit für für Zeit Ungehorsam Von Von Zeit und Zukunft 44 Dikt Quellensich Bibel, in um der ausreichend gegensie die ökonomische findet Dabei gegen polemisiert. Ruhe die untätige stets Ethik hat protestantische Die 44

Uwe Becker Uwe Böll.Thema 2/2015 atur von Zeit zur Wehr zu setzen. Wehr zur von setzen. zu Zeit atur

Illustration: Jan Robert Dünnweller Illustration: Jan Robert Dünnweller D Anders gesagt: Die Sonntagsruhe wurde eingefordert, eingefordert, wurde Sonntagsruhe Die gesagt: Anders Abgrenzung zum Judentum gegen die Ruhe an sich an Ruhe die gegen Judentum zum Abgrenzung Artikel des Evangelischen Soziallexikons von 1954 Soziallexikons Evangelischen des Artikel Verständnis des Sonntags vorgedrungen […] hat vorgedrungen Das Sonntags des Verständnis Wert beizumessen. So polemisiert auch er gegen die die gegen auch er polemisiert So Wert beizumessen. vatenhandel und «Futures» die Zukunft als zeitlichen zeitlichen als Zukunft die «Futures» und vatenhandel verständnisses (Sabbatarianismus) aufgekommen ist Jahrzehnten Ladenschlusszeiten am Sonntag oder Sonntag am Ladenschlusszeiten Renditeraum der Gegenwart definieren und zugleichund definieren der Gegenwart Renditeraum der Zeitnotstand Leben, und von Arbeit Entgrenzung Das L Das Ruhe hat eine theologische Dimension, die von liche Arbeit auf dem Felde als unzufrieden im Thea im dem Felde unzufrieden auf als Arbeit liche werden kann. Tages erfüllt Zweckliche dieses körperliches Nichtstun. […] nütz lieber Nichtstun. Jude Der täte körperliches kolonialisieren. kolonialisieren. Gottesdienst, zu verteidigen. Zwar hat sich die evan die sich hat Zwar zu verteidigen. Gottesdienst, […] Es ist ev. Pflicht, jeder ‹Judaisierung› des Sonntags Sonntags des […] ev.jeder ‹Judaisierung› ist Pflicht, Es felder, die andeuten, dass es eine zeitpolitische Bewe zeitpolitische eine es felder, dass andeuten, die freilich nicht verhindert, dass auch in der ev. auch in Kirche dass verhindert, nicht freilich ber der internationalen Finanzmärkte, die mit Deri mit die Finanzmärkte, der internationalen ber bald wieder eine Verdunklung des rechten Sonntags rechten des Verdunklung eine wieder bald Sabbat geistig zu halten und nicht wie die Juden durch die wie nicht und halten zu geistig Sabbat Sabbattradition, da «dies Gepot nach dem groben groben nach dem Ver Gepot da «dies Sabbattradition, theologischen einen überhaupt Ruhetag als Sonntag im hektischen Geschlechterarrangement, wenn es um um es wenn Geschlechterarrangement, hektischen im die und von Verdichtung Arbeit die der Zeit, muster Verwendungs ökonomischer Diktat das men durch wach Kultur Die beschrieben: zahlreich nobiologie eingemischt, Stahlindustrie und der Eisen- in tion hoher sozialer ev. zum wieder sind Reformatoren «Die lesen: zu ist dem abgeneigt, deutlich ist Auch Luther sitzen.» zu ter polemisiert. So wusste Augustinus zu warnen, «den warnen, zu Augustinus wusste So polemisiert. eine theologische Würdigung zuzuführen wie es wie zuzuführen Würdigung theologische eine die Vereinbarung von Familie und Beruf geht, und geht, Beruf und von Familie Vereinbarung die […]»entgegenzutreten eigent der damit und besucht der Gottesdienst damit den Gottesdienst. durch Sonntags des Heiligung die die soziale Existenz von Millionen von Menschen von Menschen von Millionen Existenz soziale die die Sabbattradition tut, hat schon die Alte Kirche in Kirche Alte die schon hat tut, Sabbattradition die gelische Kirche immer wieder in die Debatte um die um Debatte die in wieder immer Kirche gelische schließlich die Praxis der ökonomischen Zeittaktge der ökonomischen Praxis die schließlich von Biorhyth Ignoranz die Beschleunigung, sender auf reduziert eigenartig war Argumentation ihre aber stand uns Christen nichts» angehe. Noch in einem in Noch angehe. nichts» Christen uns stand Das sind nur stichwortartig einige der Gestaltungs einige stichwortartig nur sind Das Statt also der arbeitsunterbrechenden Ruhe selbst selbst Ruhe arbeitsunterbrechenden der also Statt eiden an der Zeit ist in der Soziologie und Chro und der Soziologie in ist der Zeit eiden an zur Gestaltung von Zeitpolitik beitra von Zeitpolitik Gestaltung zur ie protestantische Ethik könnte viel könnte Ethik ie protestantische tem nicht aus. Sie konzentriert sich dar sich Sie konzentriert aus. nicht tem gen, schöpft ihr Potenzial aber bei bei wei aber Potenzial ihr schöpft gen, auf, den sonntäglichen Kultus, also den also Kultus, den sonntäglichen auf,

– um die um – Bedeutung ist vollkontinuierliche Produk vollkontinuierliche

– in früh – in eren ------Kräften, die sich jener zeitökonomischen Diktatur kri Diktatur zeitökonomischen sichjener die Kräften, M Ökonomische Entschleunigung für eine Ökonomie Zeitwohlstandes statt des Güterreichtums. esUnd Güterreichtums. des statt Zeitwohlstandes lich ihre eigenen Quellen und Referenzen, um sich in in sich um Referenzen, und Quellen eigenen ihre lich betrachtet, sondern sie fruchtbar aufgreift, um koali aufgreift, fruchtbar sie sondern betrachtet, brache zur Selbstversorgung der Ärmsten und der alle der alle und der Ärmsten Selbstversorgung zur brache Land eingehaltenen Jahre sieben der alle Praxis bene zu setzen. Die protestantische Ethik hätte diesbezüg hätte Ethik protestantische Die setzen. zu nigung» für eine Ökonomie der Lebensfülle und des und Ökonomie der Lebensfülle eine für nigung» rative neu zu entdecken. entdecken. zu neu rative den zivilgesellschaftlichen werden mit zu tionsfähig tisch entgegenstellen. Die protestantische Ethik wäre wäre Ethik protestantische Die entgegenstellen. tisch zur sie Wehr sichgegen und enttarnen zu tokkupation tung ist. tung aller sich Sie müsste anzuschließen. tungehorsams» den darf. Es geht um eine «ökonomische Entschleu «ökonomische eine geht um Es den darf. einer solchen Bewegung zivilgesellschaftlichen «Zei zivilgesellschaftlichen Bewegung solchen einer der aktuellen (zeit)ökonomischen Verwendungsimpe (zeit)ökonomischen aktuellen der der Lebensfülle theologi eine «Ruhe» die dass besinnen, darauf dings geht insofern um die Gewinnung einer protestanti einer Gewinnung die um geht insofern gung braucht, um die gegenwärtige ökonomische Zei ökonomische gegenwärtige die um braucht, gung gut beraten, die biblische Ruhedimension angesichts angesichts Ruhedimension biblische die beraten, gut schen Ethik, die die Sabbattheologie nicht als erledigt erledigt als nicht Sabbattheologie die die Ethik, schen auf die Gottesdienstfeier am Sonntag reduziert wer reduziert Sonntag am Gottesdienstfeier die auf nicht die «Ruhepraxis», biblischer Bestandteile sind Beides aller. Entschuldung praktizierten sieben Jahre sche Dignität hat, die von immenser sozialer Bedeu sozialer von die immenser hat, Dignität sche an e an Autor u. Autor Neukirchen-Vluyn 2006. Neukirchen-Vluyn Uwe Becker Uwe sabbattheologisch begründete kirchliche Zeitpolitik», begründete sabbattheologisch schen Fachhochschule Bochum. Er ist zudem Vorstands mitglied der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik und und Zeitpolitik für Gesellschaft Deutschen der mitglied rinnere nur an die alttestamentlich beschrie alttestamentlich die an nur rinnere

a. von «Sabbat und Sonntag. Plädoyer für eine eine für Plädoyer Sonntag. und «Sabbat von a.

ist Professor für Sozialethik an der Evangeli der an Sozialethik für Professor ist - - - Böll.Thema 2/2015 Böll.Thema 45

45 ------46

46 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Zukunft

Nach dem ersten Berufsabschluss kommen weitere 50 und mehr Jahre, Was kann Zeitpolitik noch tun? in denen gesellschaftliche, technische und andere Entwicklungen Um diese individuelle Bereitschaft zu unter- weitergehen. Dafür brauchen wir Bildung – und Zeit. stützen, könnten Arbeitgeber/innen wie Arbeitnehmer/innen noch viel stärker bereits bestehende Freistellungsgesetze der Länder (Stichwort: Bildungsurlaub) nutzen. In ihnen lassen sich längst die unterschied- lichen Interessen von Betrieb und Beschäf- tigten verbinden. Auch gibt es Gesetze, die zusätzlich für einen finanziellen Ausgleich sorgen (z. B. Bildungsscheck). Der Bildungs- Lebenslang lernen urlaub, wie er heute in 13 Bundesländern existiert, unterstützt zum Beispiel auch Auszubildende oder sogenannte bildungs- ferne Menschen. Über alle diese Möglichkei- ten muss allerdings noch viel besser infor- miert werden. Auch der Bund hat Instrumente entwi- ckelt, um Betriebe zeitlich wie finanziell Von Sabine Schmidt-Lauff zu unterstützen (z. B. Flexi-II-Gesetz zur Absicherung flexibler Arbeitszeitregelun- gen in Konjunkturzyklen), geringer qua- lles Lernen findet in der Zeit alles im Kopf›) können Bildungsdefizite nicht lifizierte oder ältere Arbeitnehmer/innen statt, und in einer Wissens- kompensieren und benötigen ebenfalls Zeit. weiterzubilden (z. B. Projektförderung wie gesellschaft des lebenslangen WeGebAU) Lernens darf Bildungspolitik Wie ist es um die Weiterbildung derzeit Für eine moderne Zeitpolitik des nicht bei Kindheit und Jugend bestellt? lebensumspannenden Lernens gibt es den- Aenden und nicht allein Schule, Ausbildung Langsam ändert sich etwas: Betriebe, die noch vielfältige Optionen, die längst noch und Studium im Blick haben. Das Erwach- aktiv in der Weiterbildung sind, beziehen nicht ausgeschöpft sind. Von grundlegen- senenalter ist die längste Phase unseres immer mehr Beschäftigte mit ein und stel- der Bedeutung zur Unterstützung indivi- Lebens, in der wir lernen können. Nach dem len den Einzelnen immer mehr Lernzeit dueller Lerninteressen wie auch betrieb­ Abschluss einer ersten berufsqualifizieren- zur Verfügung. Laut einer Studie des Ins- licher ­Weiterbildung sind neben monetären den Phase kommen weitere 50 und mehr tituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfor- und zeitlichen Lösungen weitere politische Jahre hinzu, in denen technische und gesell- schung (IAB) stehen sie selbst längerfristi- ­Signale und entsprechende Infrastrukturen schaftliche Entwicklungen weitergehen gen Weiterbildungsmaßnahmen (Nachholen auf den verschiedenen Ebenen von Bund, und ein lebenslanges Lernen nötig machen. von Berufsabschlüssen; Erwerb eines höhe- Ländern, Betrieben. Erwachsenenbildung stärkt auch Bildungs- ren Abschlusses) zunehmend positiv gegen- Die Existenz von Anspruchsrechten gerechtigkeit: Bildungsabschlüsse können in über, und mehr als 60 Prozent der Betriebe führt nicht automatisch zu den gewünsch- späteren Lebensphasen nachgeholt werden, wären auch bereit, sich an den Kosten für ten Effekten. Um mehr Chancengleichheit, berufliche Veränderungen werden möglich. diese Maßnahmen zu beteiligen, indem sie Transparenz und Zugang zu schaffen, kann Auch verschobene oder spät entdeckte Inter- die Mitarbeitenden von der Arbeit freistel- man nicht auf Selbstläufereffekte hoffen, essen können realisiert werden, um nur eini- len. : «Die Zahl der Sabbaticals steigt; immer weil dann das ‹Matthäusprinzip› wirksam ges zu nennen. mehr Chefs begreifen, dass nur, wer geht, wird: Wer hat, dem wird gegeben! Was vor Eine Zeitpolitik für lebensumspannende verändert wiederkommen kann» (SZ vom allem fehlt, ist weiterhin ein Gesetz auf Bun- Lernchancen bedeutet, den Druck aus dem 3.8.2013) – Sabbaticals schaffen private Zeit- desebene für das Recht auf ein ‹lebenslanges›, gesamten Bildungssystem herauszuneh- qualität und stärken die Arbeitsleistung. lebensumspannendes Weiterlernen. men. Gerade die Phase des Erwachsenenal- Statistiken zeigen, dass Teilnehmende

ters unterliegt hohen zeitlichen Belastungen, jährlich durchschnittlich 43 Stunden für Sabine Schmidt-Lauff ist Professorin für und zugleich gibt es kein Recht auf lebens- Weiterbildung aufwenden. Dabei verschlei- Erwachsenenbildung/Weiterbildung an- -der- ­ langes Weiterlernen. Zeit ist ein rares Gut ert dieser Mittelwert, dass die Bereitschaft, TU Chemnitz, derzeit Geschäftsführende und der Mangel der zweithäufigste Grund Zeit für individuelles berufliches Lernen Direktorin des Instituts für Pädagogik (IfP). dafür, nicht an einer Weiterbildung teilzu- zu investieren, fast drei mal so groß ist (86 In den Jahren 2010 bis 2014 war sie Vorsit- zende und Sprecherin der Sektion Erwachse- nehmen, Genau deshalb darf lebenslanges Stunden) wie für die betriebliche Weiterbil- nenbildung der Deutschen Gesellschaft für Lernen nicht allein in die Verantwortung dung (31 Stunden) – und hier sind Lernzei- Erziehungswissenschaft. der Einzelnen gelegt werden und braucht ten am Wochenende, Wegezeit, Nacharbeit zudem professionelle pädagogische Unter- noch gar nicht mitgezählt. stützung. Scheinbar ‹zeitfreiere› informelle Lernformen (e-learning ‹mit einem Click ist 47

Böll.Thema 2/2015 47

Die Verkürzung der Erwerbsarbeitszeit ist derzeit nicht Rund um uns kennen wir solche Beispiele. Wir nei- mehrheitsfähig. Wie können wir es trotzdem schaffen, gen zum Individualisieren: M war schon immer so sie für alle entspannter und gesünder zu gestalten? perfektionistisch, das sollte sie sich einfach mal abge- wöhnen. Ja, stimmt. Aber das ist nur die halbe Wahr- heit. Denn der innere Druck trifft auf äußeren Druck. Ms Chef geht schlicht und einfach davon aus, dass sie Mehrarbeit leistet, schließlich sitzt sie auf einer beliebten Stelle im Verlag, Hunderte andere würden sich die Finger ... und so weiter.

Fehltage wegen Depression haben sich verdoppelt Man kann es drehen und wenden wie man will, es ist unser Arbeitsregime, das Menschen krank macht. Arbeit – Arbeitsverdichtung und Entgrenzung, die berühm- ten E-Mails nach Feierabend sind die Stichworte. Die DAK ermittelt die durchschnittlichen Fehltage wegen Depressionen: Sie haben sich in den vergangenen zehn mit Vergnügen Jahren verdoppelt, 2014 kamen auf hundert DAK-Ver- sicherte 112 Fehltage. Die Kasse rät zur Prävention. Doch das ist ein unbestelltes Feld, die meisten Arbeit- geber haben keinen Schimmer, was sie tun könnten – und auch die Arbeitnehmer/innen selbst sehen meist keine Möglichkeit, der Mehrarbeit zu entkommen. Genau dieses Gefühl der Arbeitnehmer/innen ist es auch, das die Gewerkschaften hilflos reagieren lässt. Von Heide Oestreich Zahlreiche Initiativen fordern eine Arbeitszeitver- kürzung, zumeist mindestens mit Lohnausgleich in den unteren Einkommensgruppen. Aber der große chon wieder sagt M den Kinobesuch ab. Bündnispartner fällt weitgehend aus: Man habe in Sie ist einfach zu kaputt. Sie arbeitet in den Betrieben nachgefragt, ob die Mitglieder mit die- einem Verlag. Völlig unterbezahlt, das ist sem Thema zu mobilisieren seien: Die Antwort lau- für kleine Verlage normal. Dazu arbeitet tete Nein, so erklärt Jörg Wiedemuth von ver.di in sie frei für andere Verlage. Aber immer der Jungen Welt die traurige Realität. Die Menschen Swieder gibt es Sonderprojekte, an denen sie bis in die befürchten weitere Lohnkürzungen - nicht von unge- Nacht sitzt. Das Wochenende ist dann der Zeitpuf- fähr: Teilzeitarbeit ist generell schlechter bezahlt als fer, in dem sie ihre freien Aufträge abarbeitet. Um die Vollzeit. Und oft verdichtet sich die Arbeit noch mehr, Tochter kümmern sich dann Großeltern und Kinder- wenn man die Arbeit einer 40-Stunden-Stelle in eine frau. Denn ihr Mann, der arbeitet ähnlich wie sie und 30-Stunden-Stelle drückt. Zudem seien in den Dienst- hat auch kaum Freizeit. leistungsberufen Teilzeitstellen ohnehin an der Tages- Vor einigen Jahren war M zusammengeklappt: ordnung, dass man nun noch mehr von diesen schlecht Angststörung und Depressionen. Sie kam in eine bezahlten Jobs einrichten wolle, sei nicht vermittelbar. Klinik, wo sie die Sorge begleitete, dass sie nun ihre Es ist also eine nicht ganz so große Avantgarde, die freien Aufträge verlieren könnte. Und dass ihr Kind eine Arbeitszeitverkürzung fordert. Dafür aber wort- sie vermissen würde oder – noch schlimmer – nicht gewaltig: Der Philosoph Patrick Spät in seiner Streit- vermissen, weil es sich an anderen Personen orientiert. schrift «Und was machst Du so?»: «Die Lohnarbeit In der Klinik lernt M Stressbewältigung. Sie medi- ist ein Selbstmord auf Raten. Sie hält uns von allem tiert. Mehrmals am Tag drei Minuten lang nur auf den Schönen und Freudvollen ab: Wir haben immer weni- Atem konzentrieren. Wichtige und unwichtige Auf- ger Sex, wir essen Junkfood aus der Mikrowelle, wir gaben unterscheiden. Und die Angst vor Misserfolg spielen nicht mehr mit unseren Kindern, wir unter- bekämpfen. Wenn ich es mal nicht schaffe, dann geht halten uns mehr mit unseren Geschäftskunden als mit auch nicht gleich die Welt unter. Die anderen werden unseren Lebenspartnern und Freunden, wir sehen die Verständnis haben. Lauter Sätze gegen die Angst, dass Natur nur noch im Fernsehen. Erst die Arbeit, nie das man hinausrutscht aus dem Arbeitsleben. Vergnügen.» Das Meditieren hilft. Gegen die Schlaflosigkeit ist Der Soziologe Richard Sennett gehört zu den Befür- es ein gutes Mittel geworden. Gegen die Angst eher wortern der 30-Stunden-Woche, Attackies sowieso, nicht. Bald soll der Verlag verkauft werden, und was die Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspo- ist dann? litik verfasste 2011 zu diesem Zweck bereits 48

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ein Manifest. Und die linke Feministin Frigga Haug Der Kollegin M hätte ein Sabbatical von einigen « möchte schon lange eine Vier-in-einem-Perspektive Monaten vielleicht gereicht, um nicht vollends in ihre verwirklichen: Die 16 Stunden, in denen wir wach Angstattacken hineinzurutschen. Sie hätte dann auch Nur der, der viel sind, sollen zu gleichen Teilen auf die Erwerbsarbeit, nicht den Stempel der «Kranken» (= nicht Leistungs- arbeitet, hat einen Reproduktionsarbeit, politische Arbeit und indivi- fähigen) fürchten müssen. hohen Status. Wer duelle Entwicklung aufgeteilt werden. Das würde – weniger im Betrieb wie viele dieser Vorstellungen – die Kombination mit Von dem Modell der Familienzeit könnten auch einem Grundeinkommen erfordern. Nichteltern profitieren ist, ist weniger wert. Auszeit oder Teilzeit: Ein Einfallstor dafür könnte die Der Generalvorwurf Der soziale Status eines und einer jeden steht und Familienzeit von Frauenministerin Manuela Schwe- lautet: Faulheit fällt immer noch mit dem Beruf sig (SPD) sein: Das entfallende Arbeitsentgelt wird Doch die Probleme sind immer gleich: Ein Grundein- dabei vom Staat in einem begrenzten Rahmen finan- und mangelndes kommen jenseits von Hartz IV ist in unserer Gesell- ziell aufgefangen. Ein Grund auch für Nichteltern, sich Engagement, Des­ schaft im Moment undenkbar. Und die Arbeitszeitver- für dieses Modell einzusetzen: Denn es ist ausbaufä- interesse. kürzung ist ebenfalls nicht mehrheitsfähig. Warum? hig. Zunächst begründet man es mit der gesellschaft- Weil die Erwerbsarbeit zu einer Art Ersatzreligion lich allgemein anerkannt notwendigen Familienarbeit, » geworden ist. Der soziale Status eines und einer jeden dann kommt die Sorge für ältere Menschen dazu, und steht und fällt mit dem Beruf. Davon können etwa die schließlich können sich auch die anderen andocken: Hausfrauen ein Lied singen, die immer in einer merk- Eine Phase der Arbeitsverkürzung, weil man die Zeit würdigen Zwischenposition lebten: Eigentlich war für sich einfach gerade braucht – auf dieser Schiene ihr Status als Nichterwerbstätige eher niedrig, doch könnte man allen ein entspannteres Arbeitsleben wurde er ihnen als insgeheim hoher Status verkauft. ermöglichen. Das verlogene Motto lautete: Die Haus- und Sorgear- Die zweite Frage, die nach unserem Unbewuss- beit der Frauen ist unbezahlbar. Die Hausfrau wurde ten, lässt sich ähnlich beantworten. Wieder sollten geradezu zum Refugium vor der bösen Erwerbswelt die Nichteltern Huckepack reisen, denn ein Umbau stilisiert: Sie war die Person, die sich der kapitalis- ist bereits in Vorbereitung. Eltern können mit dem tischen Verwertbarkeit des Menschen widersetzte – Elterngeld plus gleichzeitig in großer Teilzeit, also 30 quasi ein Hort des Widerstands. Stunden, arbeiten. Ideologisch ist das fest abgesichert, De facto allerdings sind Hausfrauen massiv unter- schließlich geht es um das Wohl unseres Nachwuchses. bezahlte Arbeiterinnen. Das rückt immer stärker ins Und wenn Väter erst einmal merken, dass die gewon- gesellschaftliche Bewusstsein, worunter konservative nenen 10 Stunden sie entstressen, dann könnten sie Hausfrauen leiden, die immer der Ideologie der guten auf die Idee kommen, in großer Teilzeit weiterzuar- Seele im Haus gefolgt waren und sich nun erst ent- beiten. Und wenn dann die vermeintlichen Leistungs- wertet fühlen. Dabei waren sie es schon immer. träger, also die Männer, auf den Geschmack gekom- Von den Frauen kann man auch lernen, dass Teil- men sind, dann müssen Unternehmen mitziehen und zeitarbeit ebenfalls massiver Abwertung unterliegt. auch ihre Führungsjobs in großer Teilzeit anbieten. Neun von zehn Teilzeitarbeiter/innen sind Frauen. Und wenn wir alle gemerkt haben, dass die Welt dann Siebzig Prozent der Mütter mit kleinen Kindern arbei- auch nicht untergeht, ist es Zeit, dieses Modell auf alle ten in Teilzeit. Hier haben wir also bereits einen Groß- auszuweiten. versuch mit Arbeitszeitverkürzung, der keineswegs Vorteil: Kein Systemwechsel mitsamt seinem ideo- ermutigend ist. logischen Brimborium ist nötig. Es gibt eine Schiene, Die Idee der Arbeitszeitverkürzung hat also zwei auf die wir langsam und leise einbiegen können gravierende Probleme: Das eine ist die finanzielle und sie dann gemütlich weiterfahren. Am Ende ste- Absicherung. Das zweite ist unser kollektives Unbe- hen entspanntere Arbeitnehmer/innen, die immer Deutsche Arbeitneh- wusstes: Nur der, der viel arbeitet, hat einen hohen weniger Angst vor Leistungsausfall haben müssen. mende in Vollzeit Status, haben wir verinnerlicht. Und das ist ein sehr Und damit auch weniger Depressionen entwickeln leisten pro Monat starkes Bild. Wer weniger da ist, ist weniger wert. dürften. mehr als Generalvorwurf: Faulheit und mangelndes Commit- ment, Desinteresse. Geradezu beleidigt fühlen sich die Heide Oestreich ist Redakteurin bei der taz. 5 Über- Chefs, wenn jemand signalisiert, dass er oder sie noch --- ein Leben außerhalb der Arbeit hat, und reagieren, stunden vielleicht gar nicht bewusst, mit Liebesentzug, und (2,4 bezahlt; 3,0 das ist immer auch Beförderungsentzug. Die Frauen unbezahlt) – in Teilzeit bestätigen das. die meisten im euro- Wie kann man ansetzen? Wenn man diesseits des päischen Vergleich. Grundeinkommens bleiben will, muss es mehr Mög- (Institut für Arbeitsmarkt und lichkeiten für bezahlte Auszeiten oder Teilzeit geben. ­Berufsforschung 2014) 49

Böll.Thema 2/2015 49

Familien nehmen sich immer noch viel Zeit für das gemeinsame Essen – qualitativ hochwertige Verpflegung in Kita schaffen es aber immer seltener zu vermitteln, wie gute Gerichte und Schule. Denn Mütter sind quer durch alle zubereitet werden. Kitas, Familienzentren und Ganztagsschulen sollten sozialen Milieus immer noch diejenigen, die das als Bildungsauftrag begreifen. für das «Alltagskochen» und seine Organi- sation von den Zutaten bis zur Entsorgung weitgehend allein zuständig sind. Was die Qualität des Essens betrifft, gibt es jedoch erhebliche Unterschiede zwischen Es ist angerichtet verschiedenen Bildungsgruppen und sozia- len Milieus. Akademikerinnen legen großen Wert auf gesundes Essen und regionale Pro- dukte. Sich vegetarisch oder vegan zu ernäh- Von Uta Meier-Gräwe ren, liegt voll im Trend. Anders gehen Müt- ter aus dem Arbeitermilieu und in sonstigen prekären Lebenslagen vor. Sie identifizieren llen pessimistischen Progno- Esskultur des «Slow Food» zumindest ein- sich häufig explizit mit ihrer Versorgerinnen- sen zum Trotz: Gemeinsam mal am Tag zu praktizieren, das heißt, sich rolle und richten sich eher unkritisch nach zu essen gehört in Deutsch- Zeit zum Essen zu nehmen anstatt zu schlin- den Wünschen und geschmacklichen Präfe- land – wie in anderen europäi- gen, ist Teil einer gesunden Lebensweise und renzen ihrer Partner und Kinder. Signifikant schen Ländern auch – nach wie einer dementsprechenden Ernährungsso- häufiger als in anderen Milieus läuft in der Avor zu den Aktivitäten, für die in der Fami- zialisation. Beim gemeinsamen Essen wer- gemeinsamen Zeit des Essens der Fernseher. lie die meiste Zeit aufgewendet wird. Das den Regeln und elementare Kulturtechni- Quer durch alle sozialen Milieus aller- belegt auch die dritte repräsentative Zeit- ken vermittelt. Im Übrigen erlernen Kin- dings werden Kulturtechniken des Essens verwendungsstudie 2012/13, durchgeführt der Tischregeln nahezu beiläufig, wenn sich immer weniger an die Kindergeneration vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden. auch Erwachsene daran halten. vermittelt, wird sie in die Herstellung von Wenngleich im Durchschnitt viele Men- Die gemeinsame Mahlzeit ist eine kost- Mahlzeiten eingebunden. Das Hotel Mama schen auch mehr außer Haus essen, versu- bare alltägliche Gelegenheit für Kommuni- machtʼs möglich, und Zeitmangel ist eine der chen gerade Familien, ungeachtet unter- kation und Austausch. Wie war der Tag der Ursachen. Es wäre Aufgabe einer präventiv schiedlicher Tagesrhythmen aller Familien- anderen? Was haben die Kinder heute erlebt? orientierten Verpflegung in Kitas, Familien- mitglieder, sich im Alltag und noch mehr am Wen haben sie getroffen? Manche Familien zentren und Ganztagsschulen, Kindern und Wochenende Zeit für das gemeinsame Essen praktizieren auch einen schönen Brauch Jugendlichen aus unterschiedlichen Milieus zu nehmen. Trotz «gefühlter» und faktischer aus fernen Ländern – immer ein Gedeck Lust auf gutes Essen zu machen. Sie könnten Zeitknappheit wissen vor allem Mütter um mehr aufzulegen, als Personen anwesend Geschmacksbildung als Teil des Bildungsauf- die identitätsstiftende Wirkung von Fami- sind. Erwiesen ist jedenfalls, dass ein offe- trags begreifen, ihnen vielfältige Gelegen- lienmahlzeiten und investieren ein ganz nes Haus kommunikationsfähige und tole- heiten bieten, sich in Gemeinschaft an der erhebliches kreatives und logistisches Poten- rante Kinder sozialisiert. Bemerkenswert ist Zubereitung von schmackhaften Gerichten zial, um zumindest einmal am Tag alle um schließlich, dass Kinder, in deren Herkunfts- zu üben. Die Lust auf gemeinsames Essen den Esstisch zu versammeln. familien regelmäßig gemeinsam gegessen stellt sich dann von ganz alleine ein. Bei Tisch geht es zwar auch darum, Hun- wird, ein deutlich größeres Vokabular haben

ger und Durst zu stillen, aber auch um das, und weniger anfällig für Essstörungen und Uta Meier-Gräwe ist Professorin für Wirt- was die Familienforschung «Doing Family» Übergewicht sind. Food Literacy, also die schaftslehre des Privathaushalts und Familien--- - nennt: Familie muss im Alltag immer wie- Fähigkeit, den Essalltag selbstbestimmt, wissenschaften an der Justus-Liebig-Universi- der neu hergestellt und erfahren werden. verantwortlich und genussvoll zu gestalten, tät Gießen. Sie ist Mitglied der familienpoliti - Gemeinsam zu essen ist eine gute Gele- wird zuerst in der Herkunftsfamilie erwor- schen Kommission der Heinrich-Böll-Stiftung und Sachverständige für die Erstellung des genheit dafür, ein Ritual, an das sich Kin- ben – oder eben nicht. Zweiten Gleichstellungsberichts der Bundes­ der später gern erinnern. Der Duft des Lieb- regierung. lingsgerichts oder bestimmter Zutaten, die Mütter wünschen sich mehr Entlastung im Erwachsenenalter wiedererkannt wer- durch Partner, Kita und Schule den, wecken Bilder im Kopf und sind häu- Dass «Liebe durch den Magen geht», ist nicht fig Anlass für Familiengeschichten aus neu, auch nicht, dass Mütter sehr darum der Kindheit. «Weißt du noch, wie Mama bemüht sind, den Geschmack ihrer Kinder dann immer versucht hat, den Karpfen blau und Partner zu berücksichtigen. Sie erweisen 105 Minuten gerecht zu verteilen? Oder wie köstlich ihr sich auch in der entstrukturierten Moderne nehmen sich die Menschen in Deutschland Apfelstrudel war?» unserer Tage als einfallsreiche Choreogra- pro Tag Zeit zum Essen und Trinken. Dieser Kinder üben bei Tisch soziale Kompeten- finnen, wenn es darum geht, den Essalltag Wert liegt deutlich unter dem der Türkei zen ein, sie lernen, andere zu Wort kommen zu organisieren: allerdings wünschen sie (162 Minuten), aber deutlich über dem der zu lassen, erfahren, wie sich Familienzusam- sich mehr Entlastung durch den Partner, die USA (74 Minuten). menhalt anfühlt und was Essgenuss ist. Die Kinder und vor allem durch verlässliche und (Statista 2015) 50

50 Böll.Thema 2/2015 Zeit und Zukunft

Es ist natürlich richtig, dass mehr Frauen auf die oberen Stufen der Karriereleiter gehören. Aber es ist auch Zeit zu fragen: Ist Entschleunigung, ist entspanntes Runterrutschen nicht viel attraktiver?

Seid faul, Frauen!

Von Katrin Gottschalk

rauen machen Karriere. Frauen haben sollen. Gleiche Rechte für alle. Das Das Telefonnetz des Landes brach zusam- machen den Haushalt. Frauen machen wäre gerecht für die Welt, in der wir leben. men, Schulen blieben geschlossen, Hemden F Kinder. Frauen machen Altenpflege. Aber ist das denn die Welt, in der wir leben ungebügelt. Frauen machen sich hübsch. Frauen machen wollen? Mit der Chefposition, die das Privat- Mit nur einem Tag Arbeitsverweigerung sich die Beine glatt. Frauen machen sich die leben absorbiert. Mit der Ehe als Institution. hatten die Frauen den Wert ihrer Arbeit ver- Haare schön. Frauen machen Sport. Frauen Müssen wir wollen? deutlicht. Ein Jahr später wurden im Gesetz machen Wellness. Frauen machen Frühstück. Paul Lafargue begegnete schon 1880 dem Richtlinien zur Gleichberechtigung ver- Frauen machen Mittag. Frauen machen «Recht auf Arbeit» mit dem «Recht auf Faul- ankert. Vier Jahre später hatte Island seine Abendbrot. Frauen machen Frauenabend. heit». In seiner Analyse schreibt er: «Aber erste weibliche Präsidentin und gilt heute Machen Frauen eigentlich mal frei? damit ihm seine Kraft bewusst wird, muss weltweit als eines der Länder, in denen die Die Ansprüche an Frauen sind heute so das Proletariat die Vorurteile der christli- Gleichberechtigung mehr als anderswo hoch wie noch nie zuvor. Was auf den ers- chen, ökonomischen und liberalistischen ­Realität wurde. ten Blick wie ein bunter Reigen an Wahlfrei- Moral mit Füßen treten; es muss zu seinen Die isländischen Frauen waren nicht heiten aussieht, ist am Ende nichts anderes natürlichen Instinkten zurückkehren, muss faul im Oktober 1975. Sie gingen auf die als neoliberaler Zwang zum Erfolg auf allen die Faulheitsrechte ausrufen.» Straße, demonstrierten. In ihrem Aufruf Ebenen. Oder wie Laurie Penny in ihrem Fast ein Jahrhundert später, 1976, wurden sprachen die Initiatorinnen allerdings nicht Buch «Unsagbare Dinge» schreibt: «Wer ver- im Gesetz Richtlinien zur Gleichberechti- von Streik – sondern von «einem Tag frei» hindern will, dass Mädchen etwas erreichen, gung verankert. machen. «Streik» hätte so manche vielleicht zwingt sie am besten dazu, alles zu errei- Für Lafargue führte das Recht auf Arbeit abgeschreckt, «ein Tag frei» klingt, wonach chen.» Alles ist Arbeit. Und in allem könn- nach Marx lediglich dazu, dass in Zeiten sich überarbeitete Menschen sehnen. «Ein ten Frauen noch besser sein. Penny schreibt: der Industrialisierung nun auch Frauen und Tag frei» wirkt harmlos. Der 24. Okto- «Genderidentität ist Arbeit.» Kinder in den Fabriken malochen mussten – ber 1975 war alles andere als harmlos. Er Frauen sind gestresst. Laut einer Umfrage zu grausigen Bedingungen. Kapitalismus, war ein starkes Zeichen, was Frauen errei- der Techniker Krankenkasse 11 Prozent Industrialisierung, Getriebe. Dass Faulheit chen können, wenn sie sich durch kollekti- gestresster als Männer. Dazu haben auch der Sand darin sein kann, verrät schon der ves Miteinanderabhängen auf den Straßen einige feministische Ansätze der vergange- Wortstamm der Industrialisierung: Indus- widersetzen. nen Jahre beigetragen, indem sie sich darauf tria beschreibt auf Lateinisch «eine beharr- fokussiert haben, dass Frauen auf der Kar- liche, nachhaltige Tätigkeit; Betriebsamkeit; Katrin Gottschalk ist Chefredakteurin des riereleiter nach möglichst ganz oben klet- Fleiß». Missy Magazine--- . Für die Frankfurter Rund- schau schreibt sie regelmäßig über Netz­ tern können, auch mit Kindern. Vollkom- ass das Verweigern von jeglicher themen, Politik, Gesellschaft und Kultur. ­ men zu Recht. Mit keiner Logik der Welt ist Arbeit von größerem Erfolg gekrönt Sie studierte Kulturwissenschaften und -jour- es erklärbar, warum derzeit etwa nur eine D sein kann als Fleiß, haben Frauen nalismus und forscht gerade, sehr langsam, Frau Chefredakteurin einer überregionalen in Island vor genau 40 Jahren gezeigt. Am zu faulen Frauen in der Popkultur. Zeitung in Deutschland ist. 24. Oktober 1975 riefen sie zum General- Frauen müssen die gleichen Rechte haben streik auf und legten jegliche Arbeit nie- wie andere auch. Genauso, wie Homosexu- der – die Erwerbs- wie auch die Reproduk- elle auch ein Recht auf die Eheschließung tionsarbeit. 90 Prozent beteiligten sich. 51

Böll.Thema 2/2015 51

Ein Bekenntnis von Karlheinz Geißler ter den Menschen ein schlechtes Gewissen macht, wenn ihre Zeitnatur sie zum Trö- deln, zum Bummeln, zum Zögern und Zau- dern und zum Pausieren verführt. Und ich fühle mich in keiner Umgebung wohl, in der Gewogen, ich vom Leben bestraft werde, wenn ich zu schnell und vom Chef, wenn ich zu langsam bin. Die Zeit ist zum leben, nicht zum mes- sen da. nicht gezählt: eitzufrieden und mit der Zeit in Frie- den leben kann man nur dann, wenn Z man die Uhr hin und wieder igno- riert, sich ihrem Diktat ab und an entzieht, Uhrlos glücklich sie immer mal wieder keines Blickes würdigt und ihr, wenn sie im Outfit eines Weckers daherkommt, auch öfters mal kein Ohr leiht. Nur wenn man der Verführung widersteht, Von Karlheinz Geißler im Takt der Uhr und ihrer Zeitanzeige das Maß und das Vorbild für die Daseinsge- staltung zu sehen, kann man die Zeit als Herr Geißler, Sie leben seit vielen Jah- an, sie erst macht die Tage mehr oder weni- Freundin gewinnen. Belohnt wird man in ren ohne Uhr. Warum?» So, oder so ger interessant, verleihen ihnen Farbe und « diesem Fall mit jenen ungeahnten Vergnü- ähnlich lautet fast immer die Ein- Qualität. Die Tage, Wilhelm Hauff hat dar- gungen, Erfahrungen und Erlebnissen, die gangsfrage, wenn mich ein Journalist oder auf hingewiesen, werden gewogen, nicht die Abwesenheit der Uhr und ihres Zeitdik- eine Journalistin zu meinen Zeitstudien gezählt. Zum Wiegen der Tage aber eignet tats zur Vorrausetzung haben. Das wollten befragt. Die Frage bereits sagt viel, sehr sich die Uhr nicht. Daher brauche ich keine uns die Brüder Grimm mit ihrem Märchen viel, über unser Zeitverständnis, unseren Fessel am Handgelenk die mich an eine tote, vom Wolf und den sieben Geißlein sagen, als Umgang mit Zeit und darüber wie unsere mechanisch produzierte Zeit bindet und sie das einzige Geißlein, das der Gefräßig- Gesellschaft tickt. Ich besitze auch kein Kla- mich davon abhält, auf meine Leidenschaf- keit des Wolfs entkam, in den Uhrenkasten vier, doch danach fragt kein Mensch, das ten, Gefühle, Wünsche und das, was um fliehen ließen. An einen Ort, von dem man scheint auch niemanden zu interessieren. mich herum vor sich geht, zu schauen. weder Zeiger noch Ziffernblatt sehen kann. Wir leben, so wie es aussieht, in einer Die Zeit will ich in die Breite, nicht in die Nur dort kann man überleben. Gesellschaft in der man sich für das Nicht- Länge leben. Und in die Breite kann man die Mit der Uhr und ihrer Zeit kann man im tragen einer Uhr rechtfertigen, zumindest Zeit nur dann leben, wenn man des Öfteren doppelten Sinne rechnen, man kann mit ihr aber erklären muss, für den Nichtbesitz eines nicht weiß, wieviel Uhr es ist. Es sind nicht planen und Ordnung machen, leben aber, so Klaviers aber nicht. Obgleich die Gesetzes- die Stunden, und sind sie noch so exakt, die wie ich mir Leben vorstelle und wünsche, lage es durchaus erlaubt, auf die Uhr zu ver- ich leben will, ich will die Stündchen, die kann man mit der Uhr nicht. Da geht’s mir zichten, wird der uhrlose Mensch zu einem von Situation zu Situation unterschiedlich wie Johann Peter Hebel, der in einem Brief Sonderling, zu einem Exot, zu einem der langen und bunten, genießen. Denn ich habe schreibt: »Es ist gar herrlich so etwas Vaga- irgend etwas falsch macht, erklärt. Verwun- die Erfahrung gemacht, dass die Stunden, bundisches in das Leben zu mischen (…) derlich, trägt doch die Mehrheit der Weltbe- die im Leben zählen, die Stunden sind, die Man fühlt doch wieder einmal, dass man völkerung keine Uhr am Arm. Nicht, weil nicht gezählt werden. der Erde nicht angehört, und dass man ein sie dafür kein Geld hat, sondern weil sie mit In den Regionen des zeitlich nicht Ver- freier Mensch ist, wenn man wie der Spatz der Uhr gar nichts anfangen kann. Ihr Leben messenen, des Unbestimmten und Ungefäh- alle Abende auf einem anderen Ast sitzen folgt nämlich nicht dem Takt der mecha- ren siedelt das Glück. Was aber ist das für kann”. Das geht auch ohne Uhr und wahr- nisch hergestellten toten Uhrzeit, sondern ein Vergnügen, sich von den Zeigern sagen scheinlich geht’s auch nur ohne sie. Kurzum, den Rhythmen der äußeren und innerern zu lassen, wann man sich freuen und amü- man muss keine Uhr tragen, es reicht völlig, Natur und deren Zeitsignalen. Nicht die Uhr sieren darf? Und noch weniger Freude macht sie zu ertragen. sagt ihnen was die Stunde geschlagen hat, es, seine Mitmenschen – und dazu nötigt

sondern der Körper, die Sterne, die Pflanzen dieses zum Teilen und Sortieren erfundene Karlheinz Geißler schreibt, lehrt und lebt in und Tiere in ihrer Umgebung tun’s. tickende Leitmedium der Zeitorganisation - München (→ www.timesandmore.com).--- Er hat Sie brauchen, wie ich auch, keine Uhr, in pünktliche und unpünktliche, in taktvolle mehrere Bücher zum Thema Zeit veröffent- denn diese sagt ja nicht, wie der Körper und und taktlose Zeitgenossen und Zeitgenossin- licht, das neueste: Geißler Karlheinz/ Geißler die Sterne, was wann zu tun ist. Die Zeiger nen einzuteilen. Mir macht das keinen Spaß, Jonas: «Time is Honey. ­Vom klugen Umgang mit Zeit», Oekom Verlag, München 2015. bestätigen mir, dass jeder Tag gleich lang ist, mir sind solche Zuschreibungen zu schlicht aber sie sagen nichts über die unterschiedli- und zu unsozial. Ich möchte in keiner Welt che Breite der Tage. Auf diese kommts doch leben, in der der Blick auf den Chronome- 52

Böll.Thema 2/2015 52 Zeit und Zukunft

len sich ganz konkret. Nehme ich als Frei- Zum Lunch mit berufler noch einen Auftrag an oder ver- bringe ich die Zeit mit meinen Kindern? Wie viel Karriere im Unternehmen will ich, und Stefan Klein was ist der Preis? Es geht, zweitens, darum, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse, aber auch Ängste kennen. Das, was sich vielen Men- schen als Zeitmangel darstellt, ist sehr häufig eine Angst vor irgendetwas. Denken Sie an die gestressten Mütter, die meinen, vor dem Kita-Geburtstag noch einen Kuchen backen Interview: Annette Maennel zu müssen, und sich dann furchtbar gehetzt fühlen. Was ist das Problem? ­3 Uhr im Café Einstein Unter den Lin- ihrem Leben etwas los ist. Es gibt natürlich Dass sie Angst hat, als Rabenmutter dazuste- den. Stefan Klein ist pünktlich. Wir haben einen Teil von Menschen in unserer Gesell- hen, wenn sie ihr Kind mit einem gekauften genau eine Stunde Zeit, um über Zeit zu schaft, die keine Wahl haben. Menschen, die Napfkuchen in die Kita schickt. sprechen und dabei zu essen. Danach wird kaum von ihrer Arbeit leben können. Das Lassen Sie uns noch einmal über die sozi- er im Funkhaus für den ORF erwartet. Wir sind nicht unbedingt die, die jammern. Aber alen Medien sprechen. E-Mails, Face- müssen uns also beeilen. Um uns herum ist die haben ein ganz reales Problem. book, Twitter, Instragram … kosten Zeit. es laut: Herr Klein, was ist Zeit für Sie? Wer jammert denn am meisten? Twitter ist im Prinzip ein tolles Medium. Stefan Klein: Die Frage ist, ob es so etwas Der gefühlte Zeitdruck ist umso höher, je Ich habe es drei Monate lang gemacht, bis wie Zeit in einem physikalischen Sinn über- wohlhabender die Menschen sind. Das ist ich anfing, mein letztes Buch zu schreiben. haupt gibt. Die Zeit, in der wir leben und die erst einmal ziemlich erstaunlich, weil diese Dann merkte ich: Das kann ich nicht. Ich wir erleben, ist nicht die Zeit, die die Uhr Leute, die sich so über den Zeitdruck bekla- kann nicht ein Buch schreiben und twit- anzeigt, sondern etwas viel Weicheres: Sie gen, Dienstleistungen einkaufen können, die tern. Das war dann meine letzte Twittermel- ist dehnbar, streckbar, stauchbar. sie entlasten: Putzfrau, Kinderfrau ... Warum dung. Es geht nicht um die paar Minuten, die Wir arbeiten weniger und leben länger, klagen sie also? Je weniger sie durch andere Sie auf Ihr Twitter- oder Facebook-Account und im Haushalt helfen Maschinen. Und Faktoren eingeschränkt sind, wie zum Bei- starren. Es geht um jede einzelne der Stö- dennoch meinen viele, zu wenig Zeit zu spiel zu wenig Geld, und je mehr Möglich- rungen. Sie müssen sich von jedem Blick auf haben. Logisch ist das nicht. keiten sie im Leben haben, umso mehr man- Twitter, oder was immer Sie haben, erho- Nein. Logisch ist das nicht. Eine Industrie- gelt es ihnen an Zeit, all das zu tun, was len. Sie müssen buchstäblich zurückfinden arbeiterin hatte 1890 in Deutschland zur möglich wäre. in das, was Sie eigentlich tun wollen. Und Hochzeit der Industrialisierung ein massives Wie steht es um unsere Zeitplanung? das kostet verdammt viel Zeit. Ökonomisch Zeitproblem. Sie war 60 Stunden die Woche Unsere Lebenserwartung ist gewaltig ange- gesprochen: Wir gehen lausig schlecht um abhängig beschäftigt und hatte Kinder und stiegen. Aber wir leben noch in den alten mit unserem Humankapital. Lausig! Familie. Darüber wurde aber nicht geredet. Zeitmustern: Mit 30 sollst du wissen, wo Wir blicken auf die Uhr: Stefan Klein wird Heute haben sehr viele Menschen – nicht du beruflich stehst, mit 40 einen großen zu spät zum ORF kommen. alle – mehr Wahlmöglichkeiten im Leben. Teil deiner Karriere geschafft haben, und Diese Freiheit führt dazu, dass uns die Zeit mit 50 brauchst du überhaupt nicht mehr Stefan Klein ist Physiker, Wissenschafts­ knapp erscheint. Dazu sind wir einer ständig zu versuchen, dich anderswohin zu bewer- journalist und Autor des Bestsellers «Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist», S. Fischer zunehmenden Menge an Reizen ausgesetzt. ben, weil du mit 65 in Pension gehst. Das ist Verlag, Frankfurt am Main 2006. Liegt es nicht daran, dass es uns biswei- absurd. Wir drängen viel zu viel in die ers- Annette Maennel ist Leiterin der Abteilung len schwerfällt, uns für etwas zu ent- ten 35 Lebensjahre hinein. Wir müssen die Kommunikation der Heinrich-Böll Stif- scheiden? Und darf ich erwarten, dass Lebensarbeitszeit anders verteilen, und das tung und schreibt für den Blog → www.weib- blick.com alle meine Ansprüche auf gleichzeitige ist etwas, wo die Politik sehr viel tun kann. Karriere, Familie, Hobbys, Reisen und Beispielsweise müssen wir weg von einem Wellness-Wochenenden mit mehr indi- starren Rentenalter. Man könnte überlegen, vidueller Zeit berücksichtigt werden? Einkommen und Erwerbsarbeit über längere Sie sprechen mir aus der Seele. Es gibt Leute, Zeiträume zu strecken. Dafür ist unser heuti- die haben sich Entschleunigung auf die Fah- ges System nicht gemacht. nen geschrieben. Das ist ein antimoderner Was muss der Mensch tun oder wie muss In Deutschland verbringen Diskurs. Erstens ist überhaupt nicht klar, wie er sein, damit er die richtige Balance fin- die Menschen im Schnitt die angeblich so entschleunigte Gesellschaft det? Ein, wie Sie sagen, «befriedigendes politisch umgesetzt werden soll. Zweitens Zeiterleben»? 32 Minuten glaube ich nicht, dass es irgendjemand wirk- Erstens geht es da um persönliche Werte. mit Lesen am Tag. lich will. Die Leute genießen es doch, dass in Diese Fragen sind nicht abgehoben, sie stel- (Statistisches Bundesamt 2015) ­ Böll.Thema 2/2015

Themenschwerpunkt « Zeitpolitik » in der Heinrich-Böll-Stiftung

Familienpolitik in der Heinrich-Böll-Stiftung

Die Frage der Vereinbarkeit Die aktuelle Zeitverwendungsstudie von Prof. Dr. Die Kommissionsmitglieder sind: Uta Meier-Gräwe und Nina Klünder (siehe S. 20) hat gezeigt: Familienarbeit, Erwerbsarbeit, Erho- Gesine Agena, Mitglied Bundesvorstand lung und gesellschaftliches Engagement zugleich Bündnis 90/Die Grünen und möglichst erfolgreich zu schaffen, setzt vor Dr. Franziska Brantner, MdB (Bündnis 90/ allem Familienhaushalte unter Druck. Die Folge: Die Grünen), Vorsitz Einzelne Tätigkeiten müssen mit immer knapperen Anke Domscheidt-Berg, Gründerin Zeitkontingenten auskommen oder werden ganz f e m ­p o w e r . m e vernachlässigt. Um das zu ändern, müsste die Effizienz gesteigert werden. Insbesondere aber Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, die Bereiche des sozialen Miteinanders entziehen Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume sich dieser Logik: Kindern kann ein Buch nicht Schleswig-Holstein sinnvoll schneller vorgelesen werden, politische Bettina Jarasch, Mitglied Bundesvorstand Debatten können nicht schneller geführt werden Bündnis 90/Die Grünen und persönliche Regeneration braucht eben die Dr. Karin Jurzcyk, Deutsches Jugendinsti­- Zeit, die dafür notwendig ist. tut e.V., München Vereinbarkeit funktioniert nur, wenn einzelne Zeitkontingente reduziert werden können, anstatt Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, Justus-Liebig- sie aufzusummieren. An dieser Stelle ist die Poli- Universität Giessen tik gefragt, denn Auszeiten und Vereinbarkeit sind Dr. Ulrich Mücken­berger, Deutsche Gesell­- sowohl ein Frage der finanziellen Absicherung als schaft für Zeitpolitik auch eine der zuverlässigen öffentlichen Infra- Dr. Insa Schöningh, eaf struktur. Hier sind auch Arbeitgeber und Tarif- Dorothee Schulte-Basta, Heinrich-Böll- partner gefragt, denn es geht auch um Unterneh- Stiftung, Koordination menskulturen und Karrierewege, in denen es mög- lich und normal werden muss, auch mit einer Teil - Dr. Holger Stichnoth, ZEW zeitstelle aufzusteigen, Jobsharing zu etablieren Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn, MdB oder ein Rückkehrrecht in Teilzeit tariflich festzu- (Bündnis 90/Die Grünen) legen. Zahlreiche weitere politische Maßnahmen Dr. Maria Wersig, FU Berlin ließen sich nennen. Die familienpolitische Kommission der Hein- rich-Böll-Stiftung existiert seit Mai 2015. Sie soll Dorothee Schulte-Basta einen ideologiefreien Blick auf die Familienpolitik werfen und lebensnahe, sozial gerechte Reform- perspektiven aufzeigen.

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Maßlose Freiheit 12 Automobile Freiheit 19 Lustvolle Zerstörung 33 Sonntagsreden 18 Fluchtgeschichten 38 Krokodilstränen 40 7 15 Eine vierte Lebensphase 34 Ulf Poschardt über Liberalität und Annette Jensen über Wege macht sich für den Dem Entsetzen über Geschäfte mit der Not Was Flüchtlinge erzählen müssen, um gehört Ein Europa ohne Humanität ist kein Europa. Ein Gebot der Fairness Eine grüne Herausforderung ihre grüne Grenze in die automobile Zukunft Ordoliberalismus stark folgen wenig Taten. Von Michael Obert zu werden. Von Charlotte Wiedemann Von Heribert Prantl Stefan Gosepath über die über den Eva Birkenstock über Generationengerechtigkeit demografi schen Wandel den Unruhestand

Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung Ausgabe 1, 2015 Ausgabe 3, 2014 Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung Ausgabe 2, 2014

Wir ...

Ökologie und Freiheit Niemand fl ieht ohne Grund

1 / 1 5 3 / 1 4 2 / 1 4 Ökologie und Freiheit Niemand flieht Schwerpunkt ohne Grund Generationenvertrag Böll.Thema 2/15 Sehnsucht nach Zeit

«Der gefühlte Zeitdruck ist umso höher, je wohlhabender die Menschen sind. Das ist erst einmal ziemlich erstaunlich, ­ weil diese Leute, die sich so über den Zeitdruck beklagen, Dienstleistungen einkaufen können, die sie entlasten: Putzfrau, ­Kinderfrau ... Warum klagen sie also? Je weniger sie durch andere Faktoren eingeschränkt sind, wie zum Beispiel zu wenig Geld, und je mehr Möglichkeiten sie im Leben haben, umso mehr mangelt es ihnen an Zeit, all das zu tun, was möglich wäre. » Stefan Klein, Physiker, Wissenschaftler und Autor

Die Heinrich-Böll-Stiftung ist len politischen Richtungen des eine Agentur für grüne Ideen und Sozialismus, des Liberalismus Projekte, eine reformpolitische und des Konservatismus heraus- Zukunftswerkstatt und ein gebildet hat. internationales Netzwerk mit Organisatorisch ist die Heinrich- weit über hundert Partnerprojek- Böll-Stiftung unabhängig und ten in rund sechzig Ländern. steht für geistige Offenheit. Mit Demokratie und Menschenrechte derzeit 31 Auslandsbüros verfügt durchsetzen, gegen die Zerstö- sie über eine weltweit vernetzte rung unseres globalen Ökosys- Struktur. Sie kooperiert mit 16 tems angehen, patriarchale Landesstiftungen in allen Bundes- Herr­schaftsstrukturen überwin- ländern und fördert begabte, den, in Krisenzonen präventiv gesellschaftspolitisch engagierte den Frieden sichern, die Freiheit Studierende und Graduierte im des Individuums gegen staatliche In- und Ausland. Heinrich Bölls und wirtschaftliche­ Übermacht Ermunterung zur zivilgesell- verteidigen – das sind die Ziele, schaftlichen Einmischung in die die Denken und Han­deln der Politik folgt sie gern und möchte Heinrich-Böll-Stiftung bestim- andere anstiften mitzutun. men. Sie ist damit Teil der « grünen » politischen Grundströ- mung, die sich weit über die Bundesrepublik hinaus in Ausein- andersetzung mit den traditionel- www.boell.de