100 Jahre Kaiser- Wilhelm-Turm Jubiläum des Wahrzeichens auf der Hohen Acht ______PETER MENCHES

OG . Die Hohe Acht, mit 747 Me- tern die höchste Erhebung der , ist für viele touristische Gruppen, seien es Wan- Zeichnung: Wolfgang Pantenburg derer, oder Autofahrer, die ihr Fahrzeug auf nau damit, dem „Heldenkaiser“ Wilhelm I. dem nahen Wanderparkplatz an der L 10 ein Denkmal auf der Hohen Acht zu errich- abstellen und den ca. 1,5 Kilometer langen ten. Umgesetzt wurde die Planung erst Weg zum Gipfel zu Fuß zurücklegen, ein anlässlich der Silbernen Hochzeit von besonderer Anziehungspunkt und ein Aus- Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste flugsziel, weil auf der Basaltkuppe des Viktoria im Jahre 1906. Im Inneren des ehemaligen tertiären Vulkans der Kaiser- Turmes weist eine kleine Marmorplatte mit Wilhelm-Turm steht. Inschrift darauf hin. Hat man den Turm bestiegen, liegt dem In einer Chronik der Ortsgruppe Adenau im „Gipfelstürmer“ das wunderschöne Eifelpa- Eifelverein (gegründet 1889), sind auch norama zu Füßen. Romantisch liegen die Daten über den Turm enthalten. Dieser Eifelberge und –täler sowie die vielen klei- Chronik zufolge besuchte Kaiser Wilhelm I. nen Orte vor dem Betrachter. Ein einmali- am 17. Oktober 1906 die damalige Kreis- ger Rundblick über die Eifel bis zum Wes- stadt Adenau. Die Johanniterstadt Adenau terwald, Hunsrück, und dem war von 1816 bis 1932 mit einem Umland, ist möglich, bei guten Wetterbedingungen das heute teilweise in den Kreis Mayen und erreicht der Blick sogar die Türme des teils in den Kreis eingegliedert ist, Kölner Domes. selbstständiger Kreis. Obwohl der Besuch des Kaisers erst kurz Geschichtliches vorher bekannt geworden war, so heißt es in der Chronik, hatte sich Adenau in einen Was aber war der Grund, in der Eifel einen Fahnenschmuck gehüllt, wie man es vorher solchen Aussichtsturm zu errichten? Erbaut wohl noch nie erlebt hatte. Am Viehmarkt wurde er in einer Zeit, als Kaiserverehrung überreichte ein Schulkind im Namen aller großgeschrieben wurde. Bereits 1903 Schüler einen Blumenstrauß. Im Automobil befasste sich ein Ausschuss im Kreis Ade- fuhr Wilhelm I. im langsamen Tempo, nach Hohe Acht. Alte Postkartenansicht von 1909

allen Seiten freundlich grüßend, unter dem Das Bauwerk Jubel der Bevölkerung durch die Straßen. Vermutlich durch diesen kaiserlichen Be- Beispielhaft dafür war jener kurz zuvor such und anlässlich der Silbernen Hochzeit errichtete Dronke-Turm in Daun, zum An- Wilhelms II. angeregt, kam es noch im denken an den Gründungsvater und ersten Dezember des gleichen Jahres zur Stiftung Hauptvorsitzenden des Eifelvereins Dr. eines Fonds zwecks Errichtung eines Adolf Dronke. Doch der Kaiser-Wilhelm- Denkmals in Gestalt dieses Turmes auf Turm sollte (noch) schöner werden. Des- dem höchsten Eifelberg, der Hohen Acht. halb startete man einen Wettbewerb unter Die zur Errichtung des Denkmals erforderli- namhaften Architekten in ganz Preußen chen Mittel wurden durch Sammlungen und setzte dafür eine Prämie von 500 aufgebracht und zwar zum größten Teil im Goldmark aus. Von den 14 Entwürfen, Kreise selbst, indem der Kreis, die Gemein- welche auf die Aufforderung des Denkmal- den, die Vereine, insbesondere die Krieger- ausschusses eingingen, wurde der des vereine sowie die gesamte Kreisbevölke- königlichen Regierungsbaumeisters a. D. rung zu den Kosten beisteuerten. Nach der Freiherr Wilhelm von Tettau zu preis- Genehmigung durch den Kreisdenkmalaus- gekrönt und zur Ausführung bestimmt. schuss wurde in einer folgenden Kreistags- Mit der Errichtung des Denkmals wurde im sitzung beschlossen, dass der Kreis Ade- Frühjahr 1908 begonnen. Die Maurerarbei- nau als Träger der Maßnahme auftreten ten führten die Adenauer Bauunternehmer und sowohl die Errichtung des Denkmals Karl und Johannes Leidinger unter Leitung als auch die spätere Unterhaltung und den des Architekten von Tettau durch, der durch Schutz des Turmes übernehmen soll. den Kreisbaumeister Wald tatkräftig unter- stützt wurde. Dem günstigen Umstand, Die Jubelfeier dass das Baumaterial (Säulenbasalt) für die Errichtung des Turmes aus einem vom Am 23. Juni 1909 war es dann endlich Kreis Adenau erworbenen Steinbruch im soweit. Menschenscharen zogen die flag- Bereich der Bergkuppe gewonnen werden gengeschmückten Wege zum Denkmal konnte und der Transport nur wenige Meter hinauf, um an der Einweihungsfeier teilzu- zur Baustelle betrug, ist es zu verdanken, nehmen. dass es mit den verhältnismäßig geringen Abordnungen der Krieger- und Ortsvereine Kosten von etwa 18.000 Goldmark möglich mit ihren Fahnen, die Schulen, Vertreter der war, ein Bauwerk solcher Größe zu errich- Behörden und der Geistlichkeit waren ten. Einige Zahlen zum Turm: der Turm ruht auf einem 2 Meter hohen Sockel von 7,50 mal 6,00 Meter Grundfläche. Das Grundmaß des Turms auf dem Sockel beträgt 5,50 mal 5,50 Meter, die Höhe mit Sockel beträgt 16 Meter. Er hat im Untergeschoß eine Mauer- stärke von 1,25 Meter, die sich nach oben auf 1 Meter verjüngt. Schmuck des Turms ist eine einzige mächtige Bronzeplatte von 2,70 Meter Höhe, die über dem Eingang angebracht ist. Das Relief darauf zeigt eine heldenähnliche Gestalt im Kampf mit einer Schlange und darunter das Bildnis von Kaiser Wilhelm I. im Profil.

Einweihungsfeier am 23. Juni 1909 anwesend, als der Königliche Landrat Scherer und der Oberpräsident der Rhein- provinz, Dr. Freiherr von Schorlemer, unter Hochrufen, Fanfarenklängen und Böller- schüssen das Bronzerelief am Turm ent- hüllten. Nachdem dann auch im Inneren die Tafel mit der Inschrift „Gestiftet im Jahre der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares 1906“ gewürdigt war, bestieg man den Turm. Danach bildete ein großes Festessen der Honoratioren im Hotel „Eifeler Hof“ in Ade- nau den Abschluss der Feierlichkeiten, bei denen Landrat Scherer ein inzwischen Bronzerelief über dem Turmeingang eingetroffenes „Kaisertelegramm“ mit den Grüßen und dem Dank des Monarchen Unterdessen feierte die Bevölkerung im bekannt gab. Festzelt am Turm das große Ereignis. Weitere Ereignisse Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen die alliierten Besatzungstruppen den Bergkegel Wegen des Turmbaus war eine ältere der Hohen Acht mit dem Aussichtsturm in Blockhütte auf dem Plateau abgebrochen Beschlag. 1949 requirierten die Franzosen worden. Stattdessen wurde nach dem das Gebiet um die Hohe Acht. Später ka- Entwurf des Architekten Freiherr von Tettau men die Amerikaner, die unter Einbezie- für rund 4.000 Goldmark in halber Höhe der hung des Turmes eine für die Airforce Kuppe, etwa 100 Schritte unterhalb des wichtige Funkstation einrichteten. Erst 1959 Turmes und in der Nähe des Aufgangs zum wurde das „Militärische Sperrgebiet“ aufge- hoben und der Zugang zum Turm nach zwei Monaten Renovierungsarbeit freige- geben und der Bevölkerung der Besuch wieder ermöglicht.

Umfassende Renovierungsarbeiten wurden auch Mitte der achtziger Jahre notwendig, da das Gesamtgefüge vom „Zahn der Zeit“ angenagt war. Der Kreis Ahrweiler musste über 100.000 DM für Absicherungs- und Renovierungsarbeiten investieren. Dank dieser Maßnahme kann der Turm nun in Blockhaus. (Erfrischungsstation) an der Hohen Acht diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen feiern und weiter als beliebtes Ausflugsziel Denkmal ein geräumiges Blockhaus errich- besucht werden. tet, in dem die Denkmalbesucher Gelegen- heit zur Rast und Erfrischung finden sollten. Adenauer Chronisten berichten, dass für die ersten drei Jahre mit dem Adenauer Gastwirt Wilhelm Frings, einem Bruder von Theodor Frings, dem langjährigen Besitzer des bekannten „Hotel zum Wilden Schwein“, ein Pachtvertrag abgeschlossen wurde.

Der Erste Weltkrieg brachte dann Einschnit- te. Der Turm war zeitweise geschlossen und konnte später nur noch gegen Zahlung eines Eintrittsgeldes besucht werden. Der Schlüssel zum Turm musste beim Wirt des Berghotels „Hohe Acht“ empfangen werden. Nach Auflösung des Kreises Adenau im Jahre 1932 gingen der Aussichtsturm sowie Grund und Boden in den Besitz des Land- 1988 - Renovierungsarbeiten am Turm kreises Ahrweiler über.