1/2002

150 Jahre Schutz der Teufelsmauer

Tagung und Festveranstaltung am 08.06.2002 in Weddersleben

Ludwig Richter (1803 - 1884)

1 150 Jahre Schutz der Teufelsmauer

Tagung und Festveranstaltung am 08.06.2002 Berichte des in Weddersleben Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 Inhalt

Vorwort 5 (P. Wenzel)

Die Teufelsmauer bei Weddersleben und Warnstedt 7 (H.-J. Lerche)

Vom Steinbruch zum Europäischen Schutzgebiet 12 (C. Röper)

Zur Bedeutung, Pflege und Entwicklung des 16 NSG „Teufelsmauer“ (A. Stempel; B. Ohlendorf)

Streitigkeiten um die Teufelsmauer und ihre 20 Umgebung (K. George)

Die Geologie der Teufelsmauer 32 (M. Thomae; B.-C. Ehling; W. Kainz; I. Rappsilber)

Vorgeschichtliche Besiedlung um die Teufelsmauer 41 (R. Schwarz)

Die Vegetation der Teufelsmauer zwischen 44 und Neinstedt (C. Röper)

2 Zur Wirbellosen-Fauna des NSG „Teufelsmauer“ 47 (P. Schnitter; P. Sacher; C. Schönborn; P. Scholze; G. Schumann; R. Schweigert; E. Stolle)

Die Vogelwelt an der Teufelsmauer 54 (M. Wadewitz)

Die Streuobstflächen im NSG „Teufelsmauer“ 57 (M. Bink)

Geschichten von der Teufelsmauer 60 (ausgesucht von H.-J. Lerche)

Die Flora der Teufelsmauer – eine botanische 64 Wanderung (G. Schaaf; J. Schaaf)

Eine Rundwanderung im NSG „Teufelsmauer“ 68 (H.-J. Lerche)

Karte der Wanderungen 75

Literatur 76

3 Vorwort Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 P. Wenzel

Der Preußisch Königliche Landrat WEYHE sondern ausdrücklich zum Schutz der be- hat wohl kaum geahnt, dass er mit seiner sonderen heimatlichen Naturausstattung. Anordnung vom 08. Juli 1852 einen wesent- 1935 wurde auch die Teufelsmauer in die- lichen Anstoß für Diskussionen und private sem Sinne neu verordnet. wie staatliche Initiativen in Mitteldeutschland gegeben hat, die sich heute unter dem Be- Die Anordnung von 1852 sollte aber auch griff des Naturschutzes zusammenfassen als Symbol dafür begriffen werden, wie sich lassen. Die unter anderem vorangestellte mit dem ursprünglich konsequenten Schutz Begründung in seiner Anordnung, den Ein- des geologischen Gebildes das davon ab- sturz und die Zerstörung einer „Merkwürdig- hängige Ökosystem mit faunistischen und keit unserer Gegend“ zu verhindern, ist so- floristischen Besonderheiten über 150 Jahre mit ein Zeugnis für die Entstehung des Na- erhalten konnte, ohne – zumindest 83 Jah- turschutzes aus dem Heimatschutz. Eine re lang bis 1935 – ausdrücklich als solches weitere Veranlassung für das Eingreifen des geschützt zu sein. Landrates bestand offensichtlich auch darin, Gefahren beim unkontrollierten Abbau des Ich freue mich, dass diese Festschrift die Gesteins und in den umgebenden Sandgru- Möglichkeit bietet, die Entwicklung des Ge- ben abzuwenden. Mit Sicherheit spielten je- bietes, aber auch die Höhen und Tiefen der doch auch Stimmen eine Rolle, die der über Schutzbemühungen rund um die Teufels- Jahrhunderte mit Sagen und Mythen umwo- mauer als ein Symbol für den Schutz der benen ungewöhnlichen Naturerscheinung Natur in Mitteldeutschland zusammenfas- im Sinne des Volksgeistes Respekt zollten. send darzustellen. Ich wünsche eine breite Akzeptanz für die Maßnahmen zum Erhalt Die Unterschutzstellung der Felsgebilde dieses inzwischen besonderen Schutzge- dokumentiert den Entwicklungsprozess ei- bietes von gemeinschaftlichem Interesse ner Gesellschaft, die sich im Rahmen des gemäß der FFH-Richtlinie. wissenschaftlich-technischen Aufschwunges Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem mit der Unterwerfung und Nutzung der Natur, in diesem Zuge aber auch mit ihrer Er- Peter Wenzel forschung beschäftigte. Nicht umsonst fallen Abteilungsleiter Naturschutz und Forsten im in diese Zeit zahlreiche naturwissenschaftli- Ministerium für Raumordnung, Landwirt- che Arbeiten und Veröffentlichungen, die schaft und Umwelt des Landes Sachsen- sich mit der Dokumentation der heimatli- Anhalt chen Naturausstattung beschäftigen, insbe- sondere im Gebiet des Harzes. Die Vor- kommen von Tieren und Pflanzen wurden von den Naturforschern dieser Zeit erstmals bewusst losgelöst von ihrem Nutzwert für den Menschen wahrgenommen, Verände- rungen wurden festgestellt und vor allem hinterfragt.

Sicher, es war noch ein weiter Weg bis zum ersten Anhaltischen Naturschutzgesetz (1923), auf dessen Grundlage 1926 in un- serer Region 27 Naturschutzgebiete ausge- wiesen wurden – nicht unmittelbar zur Ab- wehr schädigender menschlicher Einflüsse,

4 Mittelsteine und Königsteine des NSG „Teufelsmauer“ Foto: R. SCHWARZ (04.11.1997)

5 Die Teufelsmauer bei Weddersleben Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 und Warnstedt

H.-J. Lerche

Mit Staunen ruht das Auge des Touris- Getreide und Ölsaaten beladenen Wagen ten, der auf der Kreisstraße - über das „Paßholt“ in die Thalenser Mühlen, Weddersleben- dem zustrebt, auf besonders zu den Zeiten, wenn das Hoch- dem gewaltigen Massiv der Teufelsmauer wasser der Bode die Furt am Wedderslebe- und Fragen nach Namen, Entstehung und ner Wehr unbefahrbar werden ließ. Kalk, Sinn dieses Naturbauwerkes werden in ihm Ziegeleiprodukte und Erzeugnisse der wach. Blechhütte zu Thale gelangten über den Pass in das Land. Die Boten, Bauern und Nicht immer hat der Höhenzug seinen Marktfrauen aus Thale strebten über den heutigen Namen getragen. Die einst an sei- Wittenberg, einem Teil des Mühlenbergs, nen sonnigen Südhängen wohnenden vor- über Weddersleben auf Quedlinburg zu. geschichtlichen Menschen haben gewiss nicht im Machtbereich des Teufels ihre Hüt- Der markanteste Einschnitt der Teufels- ten erbaut. mauer liegt zwischen den Mittel- und Kö- nigsteinen. Er wurde bis zur Separation von Die im Volksmund überlieferte Sage, dem nach dem Forstort „Weddehagen“ dass der Teufel mit dieser Mauer sein Reich führenden Holzwege durchschritten und abgegrenzt habe, hat sicherlich ihre histo- diente auch als Zugang für die hinter den rische Grundlage. Sie wird ein Nachklang Steinen liegenden Ackerstücke. jener Zeiten sein, in denen mit Feuer und Schwert das Christentum hier eingeführt Das herrliche Naturwunder hat in seiner wurde. Die christlichen Missionare, die ge- ganzen Ausdehnung vor unendlichen Zeiten gen den ureingesessenen Glauben unserer auf der Südseite waagerecht in der Erde ge- Vorfahren ankämpften und die die in den schlummert, ist aber durch die gewaltsame dunklen Wäldern des Harzes und auf der Heraushebung des Harzes senkrecht, ja Teufelsmauer gelegenen Kultstätten ver- teilweise nach Norden überstehend, aus der femten und mit Hexen- und Teufelsnamen Erde gehoben worden. Es wird daher als belegten um die altgläubigen Besucher da- „Aufrichtungszone“ charakterisiert. Als mit abzuschrecken, waren die Urheber. höchstes Gebilde erhebt sich auf den Kö- nigsteinen der König, auch Mönch oder Das mächtige erdgeschichtliche Denk- Adlerklippe genannt. Alte Urkunden be- mal durchzieht den südlichen Bereich der zeichnen ihn als den „Hohen Stein“ und die Wedderslebener und Warnstedter Feldflur Gesamtheit der Königsteine als „Hohe und bildet mit den Königsteinen, Mittelstei- Gegensteine“. Der Name ist eine Abkürzung nen und Papensteinen, wenn auch durch der bäuerlichen Redewendung: „Der Acker Sättel voneinander abgetrennt aber unter- scheußt gegen die Steine“ Die Naturkräfte irdisch verbunden, ein untrennbares Gan- Wärme und Kälte, Wasser und Wind haben zes. Der zwischen den Mittel- und Papen- in Jahrtausenden an der Auszackung der steinen im „Schalen Klink“ (Flurbezeich- Mauer gearbeitet und die Abhänge mit zahl- nung) gelegene Teil ist dem Abbau zur reichen Steinbrocken besät, so dass sie bis Steingewinnung zum Opfer gefallen. Sein zur Separation als Leede ungenutzt liegen Rest schlummert unter der Feldflur. blieben. Die natürliche Verwitterung nimmt auch jetzt ihren weiteren Verlauf. Zahlreiche Schon in früher Zeit dienten die Pässe Stellen auf den Felsen sind napfartig ausge- über die Teufelsmauer als Durchgangsstel- höhlt und spenden mit ihrem Regeninhalt len für Transporte. So gelangten zwischen einer dankbaren Vogelschar einen kühlen den Papensteinen und Mittelsteinen auf Trunk. dem Thaleschen Wege die schweren mit

6 Aber auch der Mensch hat sich aus 1609 10 Gr.,6 Pfg. von Johanne Siedentopf Zweckmäßigkeitsgründen an der Zerstörung empfangen für Steine aus unserem Klis- der Teufelsmauer beteiligt. Das lässt sich in steine (d. h. „Schale Klink“) gebrochen. alten Urkunden für mehrere Jahrhunderte 1611 besichtigten die Kirchenväter bei dem zurückverfolgen. Es war im Verlaufe der Zeit Steinebrecher die gehauenen Werkstücke Sitte geworden, dass die Nutznießer von mit Abschluss des üblichen Trunkes. Steinbrüchen auf Grund vertraglicher Ver- 1703 ließ die Kirche zur Legung eines Stein- pflichtungen oder aus Wohlwollen der Kir- fußes um den Schulhof zu Weddersleben che für eine zeitlich begrenzte Nutzung den Steine brechen. Steinzins, bei längerer Nutzung aber den 1704 wurden 16 Fuder Steine gebrochen, Erbenzins oder einen Kanon zahlten. Diese zur Anlage eines Steinweges auf dem Sitte erklärt vielleicht, warum die Steine bei Pfarrhofe. Warnstedt im Volksmunde den Namen „Pa- pensteine“ erhielten, da die durch die Jahr- Einen gewaltigen Aderlass erlitt die hunderte ausgeübte Zahlung des Stein- und Teufelsmauer 1714 durch die Gewinnung Erbenzinses an die Vertreter der Kirche den von Material zum Neubau der Kirche un- Popen, Papen, Pfaffen oder Pfarrern das seres Ortes. 40 Schock Quadersteine und Eigentumsrecht zuschrieb. Die starken Zer- 8 Schock Durchbinder wurden zu diesem störungen an den Papensteinen in ihren Zweck gebrochen und dem Maurermeister westlichen Teilen sprechen für eine lange 46 Thaler Lohn dafür gegeben. Noch stärker und umfangreiche Ausbeutung. war die Inanspruchnahme von Steinmaterial nach dem großen Brande von Wedders- Die ersten urkundlichen Nachrichten über leben im Jahre 1723 zum Aufbau von 38 eine Nutzung der Steinbrüche in der Wed- Wohnhäusern mit Stallungen, die unter Ver- derslebener Feldflur durch auswärtige Un- zicht des Lehm- und Fachwerkbaues neu ternehmer und Gemeinden bringen die Kir- und schöner entstanden. Im gleichen Jahr chenrechnungen von Weddersleben: schloss der Maurermeister Peter EPPERT 1661 zahlte der Herr Obrist-Wachtmeister, aus Warnstedt mit der Kirche einen Vertrag Inhaber des Hauses zu Stecklenberg, an und versprach, für die Ausbeutung des Steinzins 120 Gr. Steinbruchs vor dem „Hohen Steine“ der 1690 zahlt der Herr Kämmerer Heidtfeld zu Kirche zu Weddersleben jedes Jahr zwei Quedlinburg an Steinzins 6 Gr. Schock Steine zu liefern oder einen Thaler 1696 erlegte die Gemeinde Neinstedt an zu erlegen und dafür zu sorgen, dass für Steinzins 1 Thaler jedes nach auswärts verkaufte Schock 1701 gibt der Schmied zu Warnstedt an Steine von dem Käufer zusätzlich zwei Gro- Steinzins 6 Gr. schen der Kirche entrichtet werden sollten: Aber auch zur Ausbesserung der eigenen „nach meinem von der Kirche gemachten Bauten ließ die Kirche an der Teufelsmauer Erbenzinsbrief“. Steine brechen: 1585 zahlte sie für 1 Hauberg Steine von Um 1810 hatten die Steinbrüche an den etwa 5 Fudern zum Fundament für Schaf- Königsteinen eine Ausweitung von 10 Mor- und Schweinestall auf der Pfarre 15 Gr. 6 gen, 90 Quadratruten. Ihre Nutzung lag in Pfg. den Händen von Michael GROBE aus Wed- 1586 ließ sie durch den Maurer Lotzen dersleben, welcher der Gemeinde dafür ei- Steine zu der Wand am Küsterhof für die nen Kanon von einem Thaler entrichtete. hohe Summe von 2 Tl. 18 Gr. 6 Pfg bre- Die Ironie des Schicksals wollte es, dass mit chen. der kulturellen Entwicklung der nahe der 1589 wanderte wieder ein Hauberg Steine Teufelsmauer gelegenen Ortschaften die aus der Kuhle zum Bau einer Treppe nach Zerstückelung dieses Naturdenkmals immer der Schule und zur Errichtung des größere Ausmaße annahm. In der Folgezeit Fundaments für das neue Gebau auf die beutete man das Steinmaterial der Teu- Pfarre. felsmauer rücksichtslos aus, so ersetzte Ganz deutlich aber gibt folgende Ein- man die Lehmwällerwände der Höfe und die tragung Aufschluss über die Herkunft der Dornenhecken um die Gärten mit Mauern Bruchsteine: aus Sandsteinen. Man mauerte die Dorf- brunnen mit Sandsteinen aus, befestigte

7 das Bodeufer damit und baute Buhnen in „Es ist zu meiner Kenntnis gekommen, daß die Bode. von der zwischen Neinstedt und Wedders- leben aufrecht stehenden Felswand, welche 1819 befanden sich hinter den „Hohen unter dem Namen „Teufelsmauer“ bekannt Gegensteinen“ zahlreiche kleine Sandgru- ist, öfters Steine abgesprengt oder abge- ben, aus denen die Neinstedter und Steck- schlagen werden, wodurch, wenn dieses lenberger Einwohner ihren Sandbedarf Verfahren fortgesetzt würde, nach und nach deckten. Dabei ereigneten sich nach den der Einsturz und die Zerstörung dieser Aufzeichnungen der Wedderslebener Kir- Felsenwand herbeigeführt werden müßte. chenbücher folgende Unglücksfälle: Da hierdurch unsere Gegend einer Merk- 1800 will sich Andreas Ziele aus Neinstedt würdigkeit beraubt und zugleich das Leben zu Ostern gegen Abend hinter den „Hohen Derjenigen, welche zu nahe an der Fels- Gegensteinen“ Sand holen. Da er in die ge- wand arbeiten, gefährdet werden würde, so machte Grube zu tief einkriechet, sinket die wird auf Grund des Gesetzes über die Erde und ein großer Stein auf ihn. Die mit Polizeiverwaltung vom 11. März 1850 bei ihm in Gesellschaft sind, laufen nach Nein- einer Geldbuße von 2 bis 3 Thalern unter- stedt und sagen den Fall an. Man gräbt ihn sagt, in einer Entfernung von 12 Fuß von mit Mühe aus dem Schutt tot aus. der gedachten Felsenwand, und zwar auf 1806 am 16. Oktober will die Jungfrau beiden Seiten derselben, Steine zu brechen Karoline Ernestine Hahne aus Thale, die in oder abzusprengen, wogegen es Denjeni- Neinstedt dienet, aus den Höhlen hinter den gen, welche sonst dazu berechtigt sind, un- „Hohen Gegensteinen“ Sand holen. Dabei benommen bleibt, die in einer größeren stürzte die Grube ein und erdrückte sie. Entfernung befindlichen Klippen zur Ge- Alter 17 1/2 Jahr. winnung von Steinen zu benutzen. Quedlinburg, den 8. Juli 1852 Am Abhang nach dem Hüttanger grub Königlich Preußischer Landrat. etwa um 1800 der Ziegelbrenner REUTE für Weyhe.“ die königliche Erbenzinsziegelhütte zu Nein- stedt Ton. Das Datum 8. Juli 1852 gilt als erste Unterschutzstellung des heutigen Natur- Da nach altem Brauch jeder Nachbar für schutzgebietes. seinen eigenen Bedarf Steine an der Teu- felsmauer brechen durfte, bestand die Ge- Diese Bekanntmachung wurde in den fol- fahr, dass in absehbarer Zeit dieses Natur- genden Jahren mehrmals wiederholt. Nun denkmal gänzlich verschwinden würde. Da waren dem Abbruch der Mauer Grenzen ge- schaltete sich im Jahre 1833 der Landrat setzt. Nicht verboten war die Aufarbeitung WEYHE ein. In einem Zirkularschreiben an der auf den umliegenden Feldern liegenden die Bewohner von Thale, Neinstedt, Wed- Klippen zu Pflastersteinen. dersleben und Warnstedt untersagte er das Brechen von Steinen bei zwei bis fünf Für den Bau der Straße von Quedlinburg Thalern Strafe. Die Feldhüter hatten über nach Thale ließ 1853 der Mühlenbesitzer die Einhaltung dieses Verbotes zu wachen. LEHMANN aus Thale auf dem Wedders- Doch immer wieder erreichten ihn Anträge, lebener Anger Steine brechen. Da er die die ihn nötigten, sein Verbot zu lockern. So Gruben nicht einebnete und den Schotter erlaubte er 1835 dem Stellmacher Christoph liegen ließ, beschwerte sich die Gemeinde SCHREIBER für seinen Keller und dem Mau- beim Landrat. rermeister Michel GROBE aus Weddersleben für den Hausbau in einer Entfernung von Seit 1854 lagen die Gemeindestein- sechs Schritt von der Teufelsmauer entfernt brüche auf der Südseite der Teufelsmauer Steine zu brechen. 1840 gefährdeten einige unbenutzt. Aus dem energischen Eintreten Neinstedter, die für den Quedlinburger des Landrats für den Schutz der Teufels- Chausseebau Steine brachen, die Mauer. mauer folgerte die Gemeinde, dass ihr die Diese Abbauarbeiten hörten auch in den fol- freie Verfügung darüber entzogen werden genden Jahren nicht auf, deshalb erließ der sollte. 1855 machte sie die Behörde darauf Landrat am 8. Juli 1852 im Quedlinburger aufmerksam, dass die König- und Mit- Wochenblatt folgende Bekanntmachung: telsteine nicht mit in die Separation ein-

8 bezogen worden seien. Daraufhin baute der Erhaltung der Teufelsmauer vorliege und ihr Landrat den Schutz der Teufelsmauer in der „rechtliche Charakter einer öffentlichen den § 20 des Separationsrezesses von Anlage“ gemäß § 304 Reichsstrafgesetz- 1863 nachträglich mit der Begründung ein, buch zuzubilligen sei. Die Beschwerde der dass für die Teufelsmauer mit ihren selt- Gemeinde lehnte der Minister mit der Be- samen Formen, insbesondere für die König- gründung ab, dass der Separationsvertrag und Mittelsteine, ein öffentliches Interesse nur von sämtlichen Beteiligten bestritten bestehe. Sie müsse daher für alle Zeiten werden könne und überdies wohl die erhalten bleiben. Bestätigung der Auseinandersetzungsbe- hörde erforderlich sei. Das war eine Kultur- Nach Abschluss der Separation war es tat ersten Ranges! Seitdem blieb die Teu- Sorge der Wedderslebener Landwirte, die felsmauer ungestört erhalten, obwohl, wie ihnen an den Abhängen zugewiesenenen noch gezeigt werden soll, auch später an Ackerstücke von den zahlreichen Stein- bestimmten Stellen Pflastersteine gebro- blöcken zu befreien. Sie zahlten den Leu- chen wurden. ten, die diese Arbeit verrichteten, eine Geld- entschädigung und überließen ihnen das Weil sich die Grenzen des unter Schutz Steinmaterial. Als aber nach Eröffnung der gestellten Gebietes eng um die Teufels- Eisenbahnverbindung zwischen Halberstadt mauer zogen, fand man immer noch Mög- und Thale 1862 eine günstige Abfuhrmög- lichkeiten, in einiger Entfernung Steine zu lichkeit für die Steine geschaffen war, wur- brechen, denn Pflastersteine waren nach den das Zerschlagen der Gesteinsbrocken wie vor begehrt, z. B.: zu Pflastersteinen und der Verkauf ein Er- „Lieferungsantrag: Zur Verdingung der För- werbszweig. Eine größere Menge an Pflas- derung und Anfuhr der zur Unterhaltung der tersteinen ging nach Ditfurt. Die Steine auf Quedlinburg-Hoymischen Kunststraße im den Feldern nahmen schnell ab. Die Acker- Jahre 1861 erforderlichen Materialien und besitzer erhielten jetzt wegen der großen zwar von 109 Schachtruthen Grauwacken- Nachfrage sogar eine Vergütung für das steinen zur Chaussierung aus den Brüchen Forträumen der Steine von ihren Feldern. bei Thale und Suderode 84 Schachtruthen Die Gemeinde verbot 1865 das Heben und quarzigen Sandsteinen zur Umwandlung Fortschaffen von Steinen aus ihrem Anger, von Chaussee- in Reihenpflaster aus den um noch einen Teil für den Eigenbedarf Brüchen bei Warnstedt, Weddersleben und sicherzustellen. Westerhausen und 76 Schachtruthen Kies zum Walzen und zur 1867 ließ die Gemeinde auf der Ostseite Pflasterung aus benachbarten Gruben, ha- der Königsteine 20 Schachtruten Kopfstei- ben wir einen anderweitigen Termin auf ne für die Pflasterung der Straße des Ober- Donnerstag, den 7. d. Monats, Vormittags dorfes brechen. Als aber zwecks Verkaufs 10 Uhr auf hiesigem Rathause anbe- zur Deckung der Kosten für den Straßenbau raumt ... weitere Steine gebrochen werden sollten, Quedlinburg, den 1. Februar 1861 verbot der Landrat STIELOW die fernere Aus- Der Magistrat.“ nutzung der Steinbrüche. 1868 beantragte die Gemeinde die Aufhebung dieses Verbo- oder tes und die Genehmigung zur weiteren „Verding Weddersleben: Für Rechnung der Steingewinnung. Als der Landrat STIELOW hiesigen Gemeindekasse sollen ungefähr die Genehmigung verweigerte, legte die Ge- 20 Schachtruthen sogenannte Kopfsteine meinde Beschwerde bei der Regierung zu aus Steinblöcken auf der Ostseite der Kö- Magdeburg ein. In ihrem gleichfalls ableh- nigssteine hierselbst geschlagen, und die nenden Bescheid nennt die Regierung die dazu erforderlichen Arbeiten am Mittwoch, Teufelsmauer „einen Gegenstand der Volks- den 10. Juli d. J. Abends 7 Uhr im Traute- sage und eine als seltene Naturmerkwürdig- weinschen Gasthause hierselbst an den keit berühmte Felsengruppe“, deren Schutz Mindestfordernden in Verding gegeben aus einem öffentlichen Interesse hervorge- werden. gangen sei. Auf die weiteren Beschwerden Weddersleben, den 8. Juli 1867 der Gemeinde hin stellte der Oberpräsident Der Schulze Bodenstein“ fest, dass ein „öffentliches Interesse“ für die diese Beispiele könnten fortgesetzt werden.

9 Nach längerer Pause wurden letztmalig Hans-Joachim Lerche während der Wirtschaftskrise in den Jahren Thiestraße 17 1933/34 im Steinbruch an der Ostseite der 06502 Weddersleben Königsteine Pflastersteine gebrochen. Bür- germeister WEIDLING aus Weddersleben hatte die Wiedereröffnung des Steinbruches veranlasst, um eine Beschäftigung der Ar- beitslosen des Ortes zu erreichen. Die Stei- ne wurden für örtliche Pflasterarbeiten ver- wendet. Die Arbeiten im Steinbruch fanden ein jähes Ende. Man hatte die Wand ganz senkrecht abgearbeitet. Als man eines Mor- gens wieder zur Arbeit erschien, war die Wand eingestürzt und hatte das Arbeitsge- rät unter sich begraben. Es war ein Wunder, dass keine Menschenleben zu beklagen wa- ren. Die Arbeiten wurden dann eingestellt, die Arbeitskräfte in Granitbrüchen des Wurmtales untergebracht.

Mit der Verordnung der Regierung zu Magdeburg über das Naturschutzgebiet „Teufelsmauer bei Neinstedt-Weddersleben, Kreis Quedlinburg" vom 9. Juli 1935 wurde der Umfang des geschützten Gebietes vergrößert und der Schutzzweck konkre- tisiert.

Literatur/Quellen: 40, 41, 49

10 Vom Steinbruch zum Europäischen Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Schutzgebiet Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

C. Röper

Die Bestrebungen zum Schutz von Ei- Am 14.06.1923 wurde das Anhaltische genart und Schönheit der Natur und Land- Naturschutzgesetz verabschiedet. Auf der schaft reichen auf dem Gebiet des heutigen Grundlage der zur Ausführung dieses Ge- Landes Sachsen-Anhalt nachweisbar über setzes erlassenen Ministerialverordnung 300 Jahre zurück. Eine erste aktenkundige vom 26. Januar 1924 wurden der Saalstein Schutzverordnung ist aus dem 17. Jahrhun- bei Gernrode und ein Teil des Kühnauer dert überliefert. Sie wurde am 10.04.1668 Sees bei Dessau als flächige Schutzobjekte von RUDOLF AUGUST, Herzog zu Braun- ausgewiesen. Für diese gab es bereits Be- schweig und Lüneburg, für die Baumanns- schränkungen in der Bewirtschaftung und höhle im Harz erlassen, nachdem die Tropf- bestimmte Behandlungshinweise. Am 25. steinbildungen mutwillig beschädigt worden Januar 1926 erschien eine „Verordnung be- waren [8, 9, 10, 20, 34]. treffend die Schaffung von Naturschutz- gebieten” in Anhalt (Amtsbl. f. Anhalt. - Sachsen-Anhalt gehört zu den wenigen 163(1926) vom 02.02.1926), in der die noch Ländern der Bundesrepublik Deutschland, heute bestehenden Naturschutzgebiete auf deren Territorium aufgrund von Polizei- (NSG) Saalberge bei Dessau (jetzt Saal- verordnungen und anderen Maßnahmen berghau), Birkenhau nördlich der Möster bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts Wiesen (jetzt Möster Birken), Rößling bei Gebiete mit dem Ziel der Erhaltung der Na- Mosigkau, Brambach bei Diesdorf, Hoch- tur unter Schutz gestellt wurden. Nachdem moor im Forstrevier Gernrode (jetzt Spalten- in den Jahren 1836 der Drachenfels mit der moor), Pfaffenbusch bei Freckleben, Salz- Wolkenburg im Siebengebirge am Rhein stelle bei Hecklingen und das Wäldchen und 1844 das Gebiet Hochstein/Totenstein nördlich von Jütrichau (jetzt Jütrichauer in den Königshainer Bergen in der Ober- Busch) enthalten sind. lausitz gesichert wurden, folgte der Schutz der Teufelsmauer bei Neinstedt (Landkreis Schwerpunkte bei den Unterschutzstel- Quedlinburg). Für diese wurde erstmalig am lungen waren damals überwiegend Ein- 08.07.1852 durch eine Polizeiverordnung zelobjekte und insbesondere Bäume als des Landrates von Quedlinburg, WEYHE, Naturdenkmale. Es wurden aber auch eini- der Schutz gegen den Abbruch von Steinen ge geobotanisch wertvolle Flächen als Na- ausgesprochen und 1855 wiederholt. turdenkmale gesichert, so z.B. Xerotherm- rasen in den jetzigen Landkreisen Merse- Mit Verordnung des Regierungspräsiden- burg-Querfurt, Eisleben und Saalkreis. ten in Magdeburg vom 09.07.1935 [67] wur- de die Teufelsmauer dann als Naturschutz- Das Reichsnaturschutzgesetz vom gebiet unter Schutz gestellt. Genauere Aus- 26.06.1935 und die Durchführungsverord- führungen zu den Schutzbemühungen um nung vom 31.10.1935 gaben der bis dahin die Teufelsmauer finden sich im Beitrag von zersplitterten und auf zahlreichen Einzelver- K. GEORGE in diesem Heft. ordnungen aufgebauten Naturschutzarbeit eine gesamtstaatliche rechtliche Grundlage, Schon 1906 wurden die „Grundsätze für die zu einer wesentlich beschleunigten Un- die Wirksamkeit der Staatlichen Stelle für terschutzstellung von Naturschutzgebieten Naturdenkmalpflege in Preußen” herausge- führte. Neben flächigen Naturdenkmalen, geben, die u.a. das heutige Naturschutzge- deren Verordnungen in den Amtsblättern biet Bodetal im Harz als Beispiel für ein der Regierungen von Merseburg und von Naturdenkmal benannten. Magdeburg veröffentlicht sind, wurden auf der Grundlage des Reichsnaturschutzgeset-

11 zes in der damaligen Provinz Sachsen Punkt 3.2 (Ausnahmeregelungen) u.a. Fol- durch Verordnung der Regierungspräsiden- gendes fest: ten weitere Naturschutzgebiete ausge- wiesen bzw. bereits bestehende durch Landwirtschaft ergänzende Verfügungen bestätigt. • Die Ödlandflächen um die Felsgruppen werden nicht gedüngt, eine extensive Ende 1939 bestanden auf dem Gebiet Schafbeweidung ist anzustreben. des heutigen Landes Sachsen-Anhalt 46 • Die Obstplantagen können in der bishe- Naturschutzgebiete, davon waren zwei rigen Weise genutzt werden. Ein Nut- einstweilig sichergestellt. Die Unterschutz- zungsartenwechsel ist mit der Kreis- stellung zahlreicher weiterer NSG war in naturschutzverwaltung abzustimmen. Vorbereitung. Ihre Sicherstellung konnte je- Der Einsatz von Chemikalien ist nicht doch erst nach dem 2. Weltkrieg in den statthaft. 1950er Jahren – für die meisten 1957 – auf • Die Hutungsflächen werden mit Schafen der Grundlage des Naturschutzgesetzes der beweidet. Eine Düngung der Flächen ist DDR von 1954 erfolgen. nicht zulässig. • Das Lagern von Dünger, Silage oder Nach der Verabschiedung des Landes- anderen landwirtschaftlichen Abproduk- kulturgesetzes der DDR im Jahre 1970 [24] ten im NSG oder an dessen Rand ist waren die damaligen Räte der Bezirke nicht gestattet. aufgefordert, für den Schutz, die Pflege und • Der Umbruch von Teilflächen und die die Entwicklung von Naturschutzgebieten Wiederaussaat von Gras ist mit der spezielle Behandlungsrichtlinien zu erlas- Kreisnaturschutzverwaltung abzustim- sen. Der Rat des Bezirkes Halle, in dessen men. Zuständigkeit das Naturschutzgebiet „Teu- • Die Ufergehölze an der Bode und am felsmauer” damals lag, tat das mit Be- Mühlgraben sind zu erhalten und zu schluss vom 25.11.1982 [6]. Er erließ darin pflegen. allgemeine Grundsätze zur Behandlung von Naturschutzgebieten, die eine erhebliche Beeinträchtigung der Schutz- und Erhal- Bergsteigen und Erholungswesen tungsziele ausschließen sollten und für alle • Das Klettern an den Felsen der Teufels- Naturschutzgebiete im Bezirk Halle galten. mauer ist im NSG verboten. Dazu gehört zum Beispiel die Festlegung, • Die Teufelsmauer wird im Kletterführer dass für die NSG Behandlungsrichtlinien des Bezirkes und der DDR gestrichen. erarbeitet und erforderlichenfalls aktualisiert • Der Weg am Fuße der Teufelsmauer werden müssen. Der Beschluss enthält aber wird ausgebaut und deutlich markiert, so auch generelle Festlegungen zur Forst- dass ein Abweichen von ihm nicht mehr wirtschaft (keine forstliche Bewirtschaftung gerechtfertigt ist. bzw. forstliche Bewirtschaftung entspre- chend dem Schutzziel), zur Landwirtschaft Bei den Allgemeinen Regelungen bezieht (Anwendung von Düngemitteln und Pflan- sich die Behandlungsrichtlinie auf § 8 der zenschutzmitteln ohne negative Auswir- 1. DVO zum Landeskulturgesetz vom 14.05. kungen auf angrenzende NSG-Flächen), zur 1970 [16]. Darin heißt es: In NSG ist es Fischerei (grundsätzliches Angelverbot) und nicht gestattet, zur Jagd (nur als Pirsch- und Ansitzjagd). • Pflanzen zu beschädigen, zu entnehmen Daraufhin verabschiedete der Rat des oder Teile von ihnen abzutrennen, • Bezirkes Halle 1982 die noch heute gültige Tiere zu beunruhigen, zu fangen oder zu Behandlungsrichtlinie zur Entwicklung, Ge- töten, • staltung und Pflege des Naturschutz- den Zustand des Gebietes zu verändern gebietes J3 „Teufelsmauer”. Darin sind ins- oder zu beeinträchtigen, besondere Regelungen zur Landwirtschaft, • Baumaßnahmen durchzuführen, Biozide zur Jagd, zum Tourismus und zur Erholung anzuwenden, die Wege zu verlassen, zu sowie allgemeine Regelungen zur Umset- lärmen, Feuer anzumachen, zu zelten zung des Schutz- und Erhaltungszieles ge- oder das Gebiet zu verunreinigen. troffen. So legt die Behandlungsrichtlinie im

12 Mit der Verabschiedung der Änderung Ein solcher Plan steht aus, d.h. die Ver- der Ersten Durchführungsverordnung zum ordnung vom 09.07.1935 und die Behand- Landeskulturgesetz – Schutz und Pflege der lungsrichtlinie von 1982 gelten fort. Pflanzen- und Tierwelt und der landschaft- lichen Schönheiten (Naturschutzverord- Ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der nung) – vom 18. Mai 1989 [2] wurde die biologischen Vielfalt auf europäischer Ebe- Erstellung von Behandlungsrichtlinien noch- ne ist die Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richt- mals genauer vorgeschrieben: linie (Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur „ Durch die Räte der Bezirke sind für Erhaltung der natürlichen Lebensräume so- geschützte Objekte gemäß den §§ 11, 13 wie der wildlebenden Tiere und Pflanzen). und 14 sowie durch die Räte der Kreise für Sie verpflichtet die Mitgliedsstaaten zur Er- geschützte Objekte gemäß § 15 Behand- richtung eines kohärenten europäischen lungsrichtlinien für die Durchführung aller ökologischen Netzes von Schutzgebieten auf das Erreichen des wissenschaftlich mit der Bezeichnung NATURA 2000. Zu begründeten Schutzzieles ausgerichteten diesem Netz gehören auch die aufgrund der Maßnahmen der Entwicklung, Gestaltung Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 79/409/ und pfleglichen Nutzung der Gebiete zu EWG des Rates über die Erhaltung der wild- erarbeiten und nach der Beratung mit den lebenden Vogelarten) ausgewiesenen Ge- Nutzungsberechtigten zu beschließen so- biete, wobei sich die Vogelschutzgebiete mit wie Betreuer einzusetzen. Die Behand- den FFH-Gebieten überlagern können. lungsrichtlinien sind periodisch zu aktu- alisieren.” (§ 19, Abs. 1 Naturschutz-VO, Die Ausweisung der FFH-Gebiete vollzog Gesetzblatt der DDR vom 19.06.1989, Teil I, bzw. vollzieht sich in drei Phasen: Nr. 12). • In der ersten Phase wurden von den verfassungsgemäß zuständigen Län- Für das NSG „Teufelsmauer” wurde die dern die Gebiete auf der Grundlage der o.g. Behandlungsrichtlinie von 1982 über- in der FFH-Richtlinie festgelegten fach- nommen [5]. lichen Kriterien ausgewählt und dem Bundesministerium für Umwelt, Natur- Nach der Gebietsreform wurde im Jahre schutz und Reaktorsicherheit zur Weiter- 1991 für das NSG „Teufelsmauer” wieder leitung an die EU-Kommission über- der Regierungspräsident des Regierungs- mittelt. Diese Phase ist EU-weit fast bezirkes Magdeburg als obere Naturschutz- abgeschlossen. behörde zuständig Mit Beschluss der Lan- • In der zweiten Phase wird auf europä- desregierung wurden der oberen Natur- ischer Ebene aus den vorgeschlagenen schutzbehörde in Magdeburg drei Natur- Gebieten, die einen Beitrag zum kohä- schutzstationen zugeordnet, von denen die renten europäischen ökologischen Netz Naturschutzstation Ostharz u.a. auch Be- NATURA 2000 leisten sollen, eine Liste treuungsaufgaben im NSG ”Teufelsmauer” von Gebieten gemeinschaftlicher Bedeu- erfüllte. Genaue Ausführungen zu den Ak- tung erstellt. tivitäten des Regierungspräsidiums an der • In einer dritten Phase sollen dann die Teufelsmauer finden sich ab S. 16 in die- Mitgliedsstaaten die ausgewählten Ge- sem Heft. biete als besondere Schutzgebiete aus- weisen. Nach Inkrafttreten des Naturschutzge- setzes des Landes Sachsen-Anhalt [38] hat Das Land Sachsen-Anhalt hat auf der die obere Naturschutzbehörde die Aufgabe Grundlage der FFH-Richtlinie mit Kabinetts- erhalten, für Naturschutzgebiete Pflegeplä- beschluss vom 28./29.02.2000 auch Anteile ne gemäß der Richtlinie zur Erstellung von (18 ha) des NSG „Teufelsmauer“ (NSG- Pflege- und Entwicklungsplänen für Schutz- Größe 135 ha) als FFH-Vorschlagsgebiet gebiete und -objekte [45] aufzustellen. Die Nr. 91 („Teufelsmauer nördlich Thale”) an darin festgeschriebenen Maßnahmen soll- das BMU gemeldet. Die Weiterleitung der ten durch die untere Naturschutzbehörde Meldung an die EU-Kommission erfolgte im beim Landkreis Quedlinburg umgesetzt wer- September 2001. den.

13 Die FFH-Richtlinie fordert die Erhaltung Dr. Christiane Röper der in ihrem Anhang I aufgelisteten natür- Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt lichen Lebensräume sowie der Habitate der Reideburger Str. 47 in Anhang II vorgegebenen Arten in einem 06116 Halle/Saale günstigen Erhaltungszustand im natürlichen Verbreitungsgebiet.

Im Naturschutzgebiet „Teufelsmauer“ sind die folgenden Lebensraumtypen bekannt, für die explizit Schutzmaßnahmen zu ge- währleisten bzw. zu entwickeln sind: • trockene europäische Heiden (FFH- Code 4030) • naturnahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien (FFH-Code 6210) • Silikatfelsen mit Pioniervegetation (FFH- Code 8230). Die zugehörigen Pflanzengesellschaften sind im Abschnitt Vegetation ab S. 44 in die- sem Heft beschrieben.

Im Gebiet des NSG bedarf das Mausohr (Myotis myotis) als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie eines besonderen Schutzes. Außerdem kommen noch folgende, in anderen Anhängen der FFH-Richtlinie ge- nannte Arten vor: • Kreuzkröte (Bufo calamita), • Erdkröte (Bufo viridis), • Glattnatter (Coronella austriaca), • Zauneidechse (Lacerta agilis).

Im Land Sachsen-Anhalt erfolgt die Umsetzung der FFH-Richtlinie durch den Rderl. des MRLU vom 1.8.2001 – Kohä- rentes europäisches ökologisches Netz besonderer Schutzgebiete –, den soge- nannten Einführungserlass [46]. Danach legt das Land für jedes Gebiet die Erhal- tungsmaßnahmen fest, die notwendig sind, um einen günstigen Erhaltungszustand der Lebensraumtypen und Arten zu gewährleis- ten. Das kann durch einen Bewirtschaf- tungsplan (Managementplan) im Sinne von Art. 6, Abs. 1 der FFH-Richtlinie erfolgen.

Literatur/Quellen: 2, 5, 6, 8, 9, 10, 16, 20, 24, 34, 38, 45, 46, 67

14 Zur Bedeutung, Pflege und Entwick- Berichte des Landesamtes für Umweltschutz lung des NSG „Teufelsmauer“ Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

A. Stempel, B. Ohlendorf

Vor 150 Jahren ist wegen seiner geologi- am Westende der Königsteine, mit Besu- schen Ausprägung der imposante, steil auf- cherlenkeinrichtungen und Aussichtsplatt- gerichtete Quarzitsandstein der Teufels- form. Der Schutz dieses Bereiches war mauer bei Weddersleben unter Schutz ge- besonderes Anliegen der Naturschutzbehör- stellt worden. Unter Einbeziehung eines den und der Naturschutzstation „Ostharz“. sehr großzügigen Umfeldes erfolgte später die Ausweisung zum Naturschutzgebiet, da Unterhalb des Kammweges befindet sich nur in einem intakten Landschaftsbild das an den Königsteinen eine Streuobstwiese geologische Denkmal und Naturschutzge- mit alten hochstämmigen Kirschbäumen biet zum Tragen kommt. Neben den eigent- und Magerrasen. Besonders die termophil lichen Felsgebilden und Hangschuttkegeln geprägte Insektenwelt ist im Gebiet sehr mit Trockenrasen, Streuobstwiesen, Rude- vielgestaltig vertreten und birgt beispiels- ralfluren, Heiden, Hecken und Vorwaldstadi- weise Arten wie den Schwalbenschwanz en sind es heute weite ausgeräumte Acker- (Papilio machaon) und den Segelfalter fluren, welche das Umfeld der Teufelsmauer (Iphiclides podalirius). im Landschaftsbild prägen. Das Naturschutzgebiet erreicht auf der Aus heutiger Sicht ist die Bedeutung des Südseite das Bodeufer. Die Bodeaue liegt Naturschutzgebietes noch höher zu bewer- bei 140 m ü.NN, 45 m unterhalb der höchs- ten als zu Zeiten der Unterschutzstellung. ten Erhebung, den Königsteinen. In der Bo- Ein vielgestaltiges Mosaik an Biotoptypen deaue beherrschen Hybrid-Pappeln (Popu- und dazugehörenden Arten der Fauna und lus spec.) das Landschaftsbild, wobei die der Flora ergänzen das geologische Ge- natürliche Vegetation mit Schwarzerle (Al- samtbild der Teufelsmauer in einer ausge- nus glutinosa) und Esche (Fraxinus ex- räumten Kulturlandschaft. celsior) in Relikten erhalten geblieben ist. Im überalterten und zusammenbrechenden Die charakteristischen und geradezu ein- Pappelbestand brüten Schwarzspecht maligen Lebensgemeinschaften im Gebiet (Dryocopus martinus) und Rotmilan (Milvus der Teufelsmauer werden durch die klein- milvus). An der wieder sauberen Bode sie- klimatischen Besonderheiten geprägt. Zwi- deln Wasseramsel (Cinclus cinclus) und schen dem südexponierten und dem nord- Eisvogel (Alcedo atthis). exponierten Teil verläuft mit der „Mauer“ eine Zweiteilung in extreme Standörtlich- Auf den wind- und sonnenabgewandten keiten. Seiten der Teufelsmauer wirken völlig gegensätzliche exogene Ausgangsbedin- Auf den südexponierten Standorten an gungen als auf der Südseite. Die Vege- den Königsteinen herrscht am Felsfuß ein tation auf den nährstoffreicheren, eingeweh- binnendünenartiges Kleinklima vor. Vom ten frischen Böden mit Löss zeigt eine Nei- ständigen Westwind werden humose Teile gung zur schnellen Bewaldung durch Pio- ausgeblasen, Sand ständig umgelagert, die niergehölze wie Birke (Betula pendula), Felsen dem Wind- und Sandschliff ausge- Esche (Fraxinus excelsior), Feldahorn (Acer setzt, die freigelegten Bereiche aufgeheizt campestre) und Haselnuß (Corylus avel- und durch Sandtrockenrasenspezialisten lana) sowie zur Vergrasung. wie Blauschwingel (Festuca cinerea subsp. pallens) besiedelt. Unweit dieses hochsen- An den Steillagen auf der Nord- und Süd- siblen regional einmaligen kleinflächigen seite haben sich Heiden entwickelt. Unge- Mosaiks verläuft der Kammweg mit Treppe wöhnlich ist dabei das Vorkommen der Hei-

15 delbeere (Vaccinium myrtillus), die hier im • Aufstellung von drei Schautafeln zur Lichtschatten unter der Mauer wächst. Nur Pflanzen- und Tierwelt sowie zur durch eine extensive Beweidung war es Geologie des Gebietes. möglich, eine großflächige Verbuschung • Errichtung von Aufstellern zur Mytho- und Bewaldung zu verhindern. Hierdurch logie der Teufelsmauer. konnte sich der Mädesüß-Wiesenhaferra- • Errichtung einer Aussichtsplattform im sen (Filipendulo-Helictotrichetum) erhalten. erosionsgefährdeten Sandtrockenrasen zur Besucherinformation und zur Ver- Besonders die steil aufgerichteten und in meidung von Trittschäden. sich stark zerscherten Quarzitblöcke, mit • Aufbau der Treppe am Westende der dem Einfallen der Kluftfugen gegen Süden, Königsteine. verursachen stete kaum merkliche Verän- • Anlage des Park- und Rastplatzes mit derungen in der Lage der „Mauerkronen“. Fahrradstand, Sitzmöglichkeiten und Östlich der Aussichtsplattform ist der Quer- Schutzhütte an der Bode vor der Teu- schnitt der Teufelsmauer mit seinen zahl- felsmauer. reichen Störungen und einfallenden Kluft- Leider wurden die errichteten Besucherlenk- fugen gegen Süden sehr gut aufgeschlos- einrichtungen, Schautafeln und Beschilde- sen. Neben der Bedeutung der Felsen als rungen vielerorts beschädigt oder zerstört. Brut-, Tagesschlaf-, Atz- und Rastplätze für Vögel siedeln hier zum Teil reliktär Flech- Durch eine Initiative der Gemeinde Wed- tenarten. Die in den Felswänden wachsen- dersleben, des Landkreises Quedlinburg, den Birken verursachen weitere Verände- der Naturschutzstation „Ostharz“ und der rungen in den Kluftfugen und beschleunigen oberen Naturschutzbehörde wurde 1998 die Erosion. /1999 durch die „Umweltsanierungs- und Struktur-förder GmbH Quedlinburg“ der Ver- Im stark besiedelten nördlichen Harzvor- bindungsweg Weddersleben-Neinstedt zwi- land, vor allem im Umfeld von Quedlinburg schen Königsteinen und Mittelsteinen zur und Thale, wird die Teufelsmauer als touris- Bode hin wieder eingerichtet und mit einer tische Besonderheit angenommen und von einseitigen Bepflanzung versehen. Mit die- der Bevölkerung als Naherholungsgebiet ser Maßnahme konnte der südliche Rund- genutzt. Besonders im Frühjahr zur Kirsch- weg wieder geschlossen werden. blüte und im Frühsommer zur Blütezeit vie- ler Pflanzen erlebt dieses Gebiet einen wah- 1993 wurde durch die Naturschutzstation ren Besucheransturm. Deshalb sind Maß- „Ostharz“ ein Gutachten zur Vermessung nahmen zur Besucherlenkung im Natur- der NSG-Grenzen sowie zur Bewertung der schutzgebiet von besonderer Bedeutung. Standsicherheit der Felskronen initiiert. Das Gemeinsam mit der Gemeinde Wedders- Gutachten empfahl, die Felskronen mecha- leben entwickelte die Naturschutzstation nisch zu stabilisieren. Die naturschutzfach- „Ostharz“ ein Konzept zur Besucherlenkung. liche Diskussion um diesen Eingriff ist noch Bereits 1991 wurden in enger Zusammen- nicht abgeschlossen. arbeit zwischen Station und Gemeinde fol- gende Maßnahmen umgesetzt: Zwischen 1991 und 2000 wurden mehr- • Anlage von Leit- und Absperreinrichtun- fach Entbuschungen auf Trockenrasen, gen an naturschutzfachlich sensiblen Streuobstwiesen und an den Felsfüßen der Stellen wie Trockenrasen, Fels- und Mittelsteine und Königsteine mit Hilfe von Sandfluren. ABM bzw. der SPD-Ortsgruppe Wedders- • Verlegung des nördlichen Weges am leben in Zusammenarbeit mit der Natur- Fuß der Königsteine an die Ackerkante, schutzstation „Ostharz“ durchgeführt. um Störungen für Turmfalke und Uhu auszuschließen bzw. die Sicherheit der Durch die Agrarische Vermögens- und Besucher vor Steinschlag zu gewähr- Handelsgesellschaft mbH Ditfurt wurden die leisten. Trocken- und Halbtrockenrasen regelmäßig • Kennzeichnung des NSG mit amtlichen mit Schafen beweidet. Diese Pflegemaß- Schildern. nahme fand letztmalig im Jahr 2000 statt, da die Schäferei zwischenzeitlich leider wegen fehlender Förderung aufgegeben wurde.

16 Die Europäische Union hat bedrohte und Lebensraumtypen und Arten zu gewähr- erhaltenswerte Lebensraumtypen und Arten leisten. Hierzu kann ein Managementplan definiert (Richtlinie 92/43/EWG des Rates im Sinne des Art. 6 Abs. 1 der FFH-Richt- zur Erhaltung der natürlichen Le-bensräume linie durch die obere Naturschutzbehörde sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen, erstellt werden. In diesem Plan sind die Zie- im Folgenden: FFH-Richtlinie) und die Mit- le und Maßnahmen für das Gebiet flächen- gliedsstaaten zu deren Schutz sowie zur Er- konkret darzulegen. richtung eines zusammenhängenden euro- päischen Netzes von Schutzgebieten mit Aus der Behandlungsrichtlinie zum der Bezeichnung „NATURA 2000“ verpflich- Naturschutzgebiet sowie aus dem Status tet. Der Europäischen Union wurden 18 ha des Gebietes als FFH-Vorschlagsgebiet er- des 135 ha großen Naturschutzgebietes als geben sich folgende Konsequenzen für die besonderes Schutzgebiet - Nr. 91 „Teufels- Umsetzung des Schutzes, der Pflege und mauer nördlich Thale“ vorgeschlagen, um der Entwicklung: folgende Lebensraumtypen zu schützen • Beweidung des Gebietes mit Schafen. bzw. zu entwickeln: Hierdurch Erhalt wertvoller Trockenra- • Trockene europäische Heiden senstandorte, Zurückdrängen der Suk- Hierzu gehören besonders die boden- zession. Da zur Zeit kein Schafbetrieb sauren Heiden mit Heidekraut (Calluna die Beweidung des Geländes sicher- vulgaris) und Heidelbere (Vaccinum stellen kann, ist die Biomasse auf ande- myrtillus) auf der Nordseite der König- re geeignete Art und Weise zu beseiti- steine. gen (Mahd). Die Verfilzung von wertvol- • Naturnahe Kalktrockenrasen und len Trockenrasenstandorten ist zu ver- deren Verbuschungsstadien hindern. Hier in Ausprägung von Sandmager- • Erhalt der Streuobstwiesen. Neben rasen als: den vorhandenen Bäumen seltener – Blauschwingel-Silbergras-Sandmager- wertvoller Obstsorten sollten weitere rasen (Festuco cinereae-Corynephore- Bäume alter Sorten ergänzt werden, auf tum canescentis) mit markanten Arten der Südseite hochstämmige Kirsch- und wie Sand-Strohblume (Helichrysum are- auf der Nordseite Birnen-, Apfel- und narium) und Gemeines Katzenpfötchen Pflaumenbäume. Auch wenn das Obst (Antennaria dioica), nicht geerntet wird, werden die Gehölze – Grasnelken-Rauhblattschwingel-Sand- von zahlreichen Insekten-, Vogel- und magerrasen (Armerio-Festucetum tra- Fledermausarten von der Blüte bis zur chyphyllae) mit markanten Arten wie Frucht angenommen. Echtem Schafschwingel (Festuca ovina) • Entbuschungen und Heckenpflanzun- und Sand-Thymian (Thymus serpyllum) gen. Auf den Südseiten wurden in den auf den Südseiten des Naturschutz- letzten Jahren Entbuschungen zu Guns- gebietes. ten der Trockenrasenstandorte durchge- • Silikatfelsen mit Pioniervegetation führt. Auf den Nordseiten ist dieses an Hier besonders seltene postglaciale vielen Standorten nicht gewollt. So sind Flechten wie die nordische Krusten- entlang des Ackersaumes am Papen- flechte Dimelaena oreina am Mittelstein. stein und Mittelstein Hecken zu fördern, damit der stoffliche Eintrag vom Acker Zoologisch werden die Lebensräume auf die Kerngebiete gebremst und ein geprägt z.B. durch Uhu (Bubo bubo), Abpflügen und Befahren der Kernflä- Neuntöter (Lanius collurio), Schwalben- chen unterbunden wird. schwanz (Papilio machaon) und eine sehr • Entfernen der Pioniergehölze in den seltene Baldachinspinne (Leptyphantes pi- Felsen. Vor drei Jahren wurden auf der nicora) sowie das Mausohr (Myotis myotis). Südseite der Felsen an den Mittel- und Königsteinen Birken entfernt. An der In Umsetzung der FFH-Richtlinie sind steil aufragenden Nordseite der König- durch die EU nach Anerkennung als Gebiet und Mittelsteine mit Felshöhen bis von gemeinschaftlicher Bedeutung die Maß- 30 m stehen derartige Arbeiten noch nahmen festzulegen, die notwendig sind, aus. Hierbei sollte darauf geachtet wer- um einen günstigen Erhaltungszustand der

17 den, dass zuerst die starken Birken aus Angelika Stempel den Felsen entnommen werden. Regierungspräsidium Magdeburg • Entfernen von Müll. Besonders im Be- Postfach 1960 reich der Papensteine kommt es regel- 39009 Magdeburg mäßig zur wilden Deponierung von Hausmüll. Dieser muss, ebenso wie der Wurfmüll an den Wanderwegen, in Ab- Bernd Ohlendorf ständen beseitigt werden. Biosphärenreservatsverwaltung • Erweiterung des Wegenetzes. Die „Karstlandschaft Südharz“ i. G. Grenzen des Naturschutzgebietes ver- Hallesche Straße 68 laufen in der weiträumigen Ackerflur zu- 06536 Roßla meist entlang an nicht mehr vorhan- denen Wegen. Mit der Anlage weiterer Wege könnten durch säumende Hek- kenpflanzungen und Ackerrandstreifen landschaftsökologische Elemente ge- schaffen werden, die der Vernetzung der isoliert liegenden Biotope an den Fels- gebilden der Teufelsmauer dienlich sein können. Langfristig sind hierfür plane- rische Grundlagen für einen längst fäl- ligen Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet vorzugeben.

Das Naturschutzgebiet „Teufelsmauer“ einschließlich des gemeldeten FFH-Gebie- tes „Teufelsmauer nördlich Thale“ erfordert somit ein komplexes und zugleich differen- ziertes Pflege- und Entwicklungskonzept, welches in den kommenden Jahren aufzu- stellen und umzusetzen ist.

18 Streitigkeiten um die Teufelsmauer Berichte des Landesamtes für Umweltschutz und ihre Umgebung Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

K. George

Ein Beitrag zur Geschichte des Schutz- genannten Gemeinheiten [29]. Die freie gebietes Wirtschaftsführung sollte die Dreifelder- wirtschaft ablösen, d.h. die Aufhebung des In einem längeren Aufsatz über die Teu- Brachezwangs. Nicht durch Zwang sollte die felsmauer beschrieb BEUTLER [7] in aller Separation (lat.: Absonderung, Gebietsab- Kürze auch den Inhalt der bekannten Sage trennung; historisch: Flurbereinigung) be- über ihre Entstehung. Dabei schloss er mit gonnen werden, sondern dann, wenn sie dem Satz: „Die Reste dieser Mauer geben von der Mehrheit der Flurgemeinde bean- noch heute Zeugnis von dem mißlungenen tragt wurde [17]. Ergebnis war ein gänzlich Unternehmen des Teufels.“ Damit war wohl neues Bild der Feldflur, das hinsichtlich Flä- die erste Streitigkeit beendet. chenaufteilung und Wegeverlauf dem ent- sprach, was uns beispielhaft ein Luftbild des Als „Teufelszeug“ betrachteten dann aber Jahres 1953 aus dem Landschaftsraum des gewiss einige Menschen das, was mit dem Nördlichen Harzvorlandes zeigt, in welchem Ziel des Erhalts eines einmaligen Natur- sich auch die Teufelsmauer befindet denkmals 1852 begann und sich später (Abb. 1, S. 22). Dieses Landschaftsbild 1935 mit der Ausweisung eines größeren kann sich heute bestenfalls noch ein phan- Naturschutzgebietes (NSG) rings um die tasievoller und geübter Leser von Flurkarten Teufelsmauer fortsetzte. Die daraus resul- anhand der Flurstücks- respektive Eigen- tierenden Streitigkeiten beendeten ein tumsgrenzen vor seinen Augen ausmalen. preußischer Regierungspräsident und einige Die Grenzen sind in der Natur längst nicht Richter an verschiedenen Gerichten. Die mehr zu erkennen (Abb. 2, S. 23), meist Geschichte der Streitigkeiten ging jedoch sind sogar die Grenzsteine verschwunden. weiter und ist noch nicht beendet! Doch zurück ins 19. Jahrhundert.

Nach der Schilderung von HEMPRICH [28] Die Sache mit der Separation bekundete der höchste Beamte des Bezir- kes Magdeburg der Preußischen Provinz Über Anlass und Inhalt der Verfügung Sachsen, Oberpräsident VON WITZLEBEN, vom 8. Juli 1852 (Bekanntmachung Nr. lebhaftes Interesse für die Teufelsmauer 2159, Gemeinnütziges Wochenblatt f. und ordnete besondere Schutzbestimmun- Quedlinburg und Umgebung Nr. 28) des gen an, welche der Landrat 1860 bekannt Königlich preußischen Landrates WEYHE in gab: Quedlinburg wurde im ersten Beitrag dieses „Die Felspartien, welche in den Feldmarken Heftes bereits berichtet. Dazu schreibt Weddersleben und Warnstedt gelegen und HEMPRICH [28]: „Wohl zum ersten Male und unter dem Namen der Teufelsmauer be- ganz aus eigener Machtvollkommenheit ei- kannt sind, insbesondere die Königssteine, nes Landrates ist hier schon früh eine über- die Mittelsteine und die Papensteine, sind aus verdienstvolle Naturschutztat gesche- von der in diesen Feldmarken stattgehabten hen.“ Diese Tat fiel in eine Zeit, zu der die Acker- und Weideseparation ausgeschlos- Separation noch nicht überall durchgeführt sen und also nicht in das Privateigentum wurde oder abgeschlossen war. Ziel der übergegangen, weshalb auch niemand be- Separation war einerseits die Beseitigung rechtigt ist, darüber in irgendeiner Weise zu der Gemengelage, d.h. die Zusammen- disponieren. Die Grenzen der oben gedach- legung der landwirtschaftlichen Grundstücke ten Feldpartien sind jetzt seitens der Sepa- eines Besitzers, andererseits die Aufteilung rationskommission durch weiß angestriche- der gemeinsam genutzten Flächen, der so- ne nummerierte Steine bezeichnet worden.

19 Aufgrund des Gesetzes etc. wird daher von mäler, an deren Konservierung der Staat ein mir als Ortspolizeiobrigkeit über Wedders- nach Geld nicht zu wägendes Interesse hat, leben und Warnstedt das Brechen von Stei- veräußern oder vernichten können. Dies nen von der Teufelsmauer selbst und inner- hindert jedoch der Staat durch seine Auf- halb der durch Steine bezeichneten Gren- sichtsorgane. zen derselben in einer Entfernung von min- Ich kann es jedenfalls nicht über mich ge- destens 8 Fuß von derselben hiermit bei winnen, die Gemeinde Weddersleben einen einer Geldbuße 2 – 3 Rth. oder verhältnis- solchen Barbarismus, wie die beabsichtigte mäßiger Gefängnisstrafe untersagt.“ Niederreißung der Teufelsmauer zu Pflas- terzwecken begehen zu lassen.“ Nachdem ein neues Wege- und Die Regierung in Magdeburg half der Be- Straßennetz erstellt und der Acker neu ver- schwerde der Wedderslebener nicht ab. teilt waren, begann der Separationsrezess, Zwar geschah dies aus formellen juristi- d.h. die Beurkundung des Einverständ- schen Gründen, denn der Separationsver- nisses der Ackerbesitzer mit der Neuvertei- trag konnte nur von sämtlichen Beteiligten lung der Flächen und die Entschädigung für bestritten werden, doch enthielt der Ableh- ehemalige Gerechtsame [17]. Eine Klausel nungsbescheid auch Ausführungen zu im Separationsrezess von 1863 sollte den sachlichen Gründen: Der Oberpräsident Erhalt der Teufelsmauer im Gebiet der Kö- stellte fest, dass ein „öffentliches Interesse" nig- und Mittelsteine sichern. Als Steine, die bei der Erhaltung der Teufelsmauer vorliege sich u.a. zur Gewinnung von Straßen- und ihr der „rechtliche Charakter einer öf- pflaster eigneten und deshalb sogar bis fentlichen Anlage“ gemäß § 304 Reichs- nach Ditfurt transportiert wurden, auf den strafgesetzbuch zuzubilligen sei [28]. anliegenden Äckern knapp geworden wa- ren, verbot die Gemeinde 1865 das Heben Damit beendete der preußische Regie- und Fortschaffen von Steinen aus ihren An- rungspräsident die Streitigkeit um die Ge- gern. Die Bauern erkannten daraufhin, dass winnung von Steinen und eine damit ver- ihnen die Separation wirtschaftliche Vorteile bundene Zerstörung der einmaligen Felsen. entzogen hatte. Deshalb beschlossen die stimmberechtigten Einwohner von Wedders- Die Verordnung über das Naturschutz- leben 1868 die Aufhebung jener Rezess- gebiet „Teufelsmauer“ klausel und beantragten die Genehmigung zur Steingewinnung. Als Landrat STIELOW Zwar feiern wir im Jahr 2002 den 150. seine Zustimmung verweigerte, legte die Jahrestag der Unterschutzstellung der Teu- Gemeinde bei der Regierung Beschwerde felsmauer als ältestem Naturschutzgebiet im ein [28]. Land Sachsen-Anhalt, doch tatsächlich ist die Teufelsmauer nicht bereits seit 1852 ein Übrigens wäre auch heute der Landrat in Naturschutzgebiet. Die Polizeiverordnung Quedlinburg für die Genehmigung des Ab- von 1852 war auch nicht die erste Unter- baus von Steinen zuständig und im Falle schutzstellung zum Erhalt eines Naturgebil- einer Ablehnung würde der Regierungs- des innerhalb der Grenzen des heutigen präsident in Magdeburg über den Wider- Landes Sachsen-Anhalt, denn bereits ein spruch entscheiden. Der Regierungspräsi- Erlass vom 10. April 1668, durch den die dent würde vom Landrat einen Vorlage- Tropfsteine der Baumannshöhle Rübeland bericht einfordern. vor der weiteren Zerstörung bewahrt wur- den, gilt als die erste urkundliche Unter- So auch geschehen vor über 130 Jahren! schutzstellung eines Naturgebildes in Im Bericht des Landrates STIELOW ist Fol- Deutschland [20]. Trotzdem feiern wir das gendes zu lesen: „In jedem Falle wird die Jubiläum zu Recht, denn die Geschichte der Gemeinde das Recht der Aufsichtsbehörde, Schutzgebiete ist älter als die gesetzlich solchem Beschluß die Genehmigung zu festgeschriebenen Begriffe „Naturschutzge- versagen, welcher gegen die allgemeinen biet“ oder „Landschaftsschutzgebiet“ [22]. Interessen verstößt, respektieren müssen. Nachdem 1906 in Preußen die Staatliche Denn wenn lediglich der Geldpunkt ent- Stelle für Naturdenkmalpflege geschaffen scheiden dürfte, so würde z.B. auch jede Stadtgemeinde die altertümlichen Baudenk-

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wurde, die Prof. Hugo CONWENTZ prägend schutz“ im Reichsbund dazu 1934: „Eine leitete, unterschied man Schutzgebiete zu- neue Volksgemeinschaft soll werden – so nächst nach den Kategorien „Naturdenkmal“ will es der Führer – ... Sie soll werden aus und „Naturfreistätte“. Naturdenkmäler, wo- Blut und Boden, d.h. aus den urtümlichen mit man „besonders charakteristische Gebil- Kräften des Leibes und der Seele, die un- de der heimatlichen Natur, vornehmlich sol- serer Rasse eigen sind, und aus der natur- che, welche sich noch an ihrer ursprüng- gewollten Verbundenheit, die zwischen uns lichen Stätte befinden, seien es Teile der und der heimatlichen Scholle besteht“ [zit. Landschaft oder Gestaltungen des Erdbo- nach ANDERSEN 4]. Zur damaligen Entwick- dens oder Reste der Pflanzen- und Tierwelt“ lung in der Landwirtschaft schreibt HENNING meinte, würden zu Naturfreistätten (Reser- [29]: „Die Jahre von 1928 bis 1933 waren vaten) werden, wenn sie erworben und in von der Agrarkrise ... gekennzeichnet. Die ihrem natürlichen Zustande belassen wer- wichtigsten Merkmale dieser Einflüsse wa- den würden. Naturfreistätten konnten aber ren: Ein starker Rückgang der Agrarpreise auch dort entstehen, wo sich keine Natur- führte zu einer erheblichen Verminderung denkmäler befanden [26]. der Agrareinkommen (Agrarkrise). So ver- minderte sich die Wertschöpfung der Land- Wir begehen also den 150. Jahrestag der wirtschaft von 11,7 Mrd. RM (1928) auf ersten Unterschutzstellung des heutigen 7,3 Mrd. RM (1932)... Die Zahl der Acker- Naturschutzgebietes Teufelsmauer. Im juris- schlepper, Motorpflüge usw. stieg von den tischen Sinne waren die Felsen der Teufels- Anfängen in den letzten Jahren vor dem mauer seit 1852 ein Naturdenkmal, die sie Ersten Weltkrieg auf etwa 25 000 im Jahr unmittelbar umgebenden Flächen durch 1932. Nur etwa 1 v. H. aller Betriebe mit Festsetzung im Separationsrezess seit 1860 mehr als 2 ha hatten damit den ersten Naturfreistätten. Naturschutzgebiet wurde Schritt zur Ersetzung tierischer Zugkraft das heutige Schutzgebiet mit der Teufels- durch betriebsfremde Energiequellen und mauer und den um sie herum liegen Flä- Mechanisierung der Landwirtschaft ge- chen erst 1935. Exakt am 21. Juli 1935 macht.“ Also nicht genug um von einer entstand das NSG „Teufelsmauer“ in seiner rasanten Intensivierung zu sprechen, wohl heutigen Ausdehnung. Der § 30 des preußi- aber genug, um die Heimatschützer mit ih- schen Feld- und Forstpolizeigesetzes in der rer Angst vor dem Fortschritt auf den Plan Fassung der Bekanntmachung vom 21. Ja- zu rufen. Und nach dem Zustand, in dem nuar 1926 (GS. S. 83) ermächtigte den Re- sich das NSG „Teufelsmauer“ heute präsen- gierungspräsidenten VON JAGOW zum Erlass tiert, waren die Sorgen der Heimatschützer der Verordnung über das Naturschutzgebiet nicht unberechtigt. „Teufelsmauer bei Neinstedt-Weddersle- ben“, Kreis Quedlinburg vom 9. Juli 1935 Auf Grund des § 12 Abs. 2 des Reichs- (Amtsbl. d. Reg. zu Magdeburg 29, S. 116). naturschutzgesetzes (RNG) vom 26. Juni 1935 (RGBl. I S.821) und des § 6 Abs. 3 der Die mit der Verordnung des NSG ver- Durchführungsverordnung vom 2. Oktober bundene erstmalige Unterschutzstellung der 1935 (RGBl. I. S. 1275) ist das NSG Ackerflächen rings um die Teufelsmauer „Teufelsmauer“ mit Wirkung vom 5. Novem- und der unmittelbar angrenzenden Trocken- ber 1937 in das Reichsnaturschutzbuch für rasenflächen fiel in eine Zeit, die einerseits die höhere Naturschutzbehörde in Magde- noch von der Agrarkrise in Deutschland und burg eingetragen und damit unter den andererseits vom Übergang des völkischen Schutz des RNG gestellt worden (Bekannt- in ein nationalsozialistisches Naturverständ- machung Nr. III ² 2455 vom 15. Juni 1938 nis gekennzeichnet war. Dieses wurde des Regierungspräsidenten als höhere Na- durch die im Naturschutz den Ton angeben- turschutzbehörde, Amtsbl. d. Reg. zu Mag- den Mitglieder des „Bundes Heimatschutz“, deburg Nr. 24, S. 101). der im Juli 1933 im nationalsozialistischen „Reichsbund Volkstum und Heimat“ aufging, Die Verordnung über das NSG „Teufels- geprägt. Walther SCHOENICHEN, seit 1922 mauer bei Neinstedt-Weddersleben“ (NSG- Nachfolger von Hugo CONWENTZ in der VO) enthält unter anderem das Verbot (§ 3), Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege innerhalb des NSG „Pflanzen zu entfernen und Leiter der „Reichsfachstelle Natur- oder zu beschädigen, insbesondere sie aus-

26 zureißen oder auszugraben oder Teile da- schutzverordnung verpflichtet, Behand- von abzuflücken, abzuschneiden oder abzu- lungsrichtlinien als Grundlage für die Durch- reißen oder Pflanzen einzubringen. Die führung entsprechender Maßnahmen zur landwirtschaftliche Nutzung bleibt in dem Entwicklung, Gestaltung und Pflege der bisherigen Umfange gestattet.“ Dieses Ver- NSG zu beschließen. Mehr als 12 Jahre bot war Anlass für weitere Streitigkeiten. nach dem Inkrafttreten der Naturschutzver- ordnung legte der Beschluß des Rates des Bezirkes Halle Nr. 425-24/82 vom 25. No- Die Sache mit dem Schutz durch die vember 1982 zunächst Grundsätze für die Nutzer Behandlungsrichtlinien für die NSG im Be- zirk Halle fest. Das erste Naturschutzgesetz der DDR, das Gesetz zur Erhaltung und Pflege der Der Beschreibung des NSG „Teufels- heimatlichen Natur (Naturschutzgesetz) mauer“ in der Behandlungsrichtlinie von vom 4. August 1954 (GBl. S. 695) löste für 1989 ist zu entnehmen, dass im Süden die das Gebiet der DDR das Reichsnatur- Bode, im Osten der Mühlbach und sonst schutzgesetz und die auf dessen Grundlage Feldwege die Grenze bilden. Danach müss- erlassenen Verordnungen ab. Bestehende ten 1982 wenigstens die Feldwege, die dem Schutzgebiete hatten weiter Bestand [22]. Verordnungsgeber 1935 zur Beschreibung Noch immer war der Heimatschutzgedanke, der Grenzen des NSG gedient hatten (§ 2 auch dem Namen des Gesetzes nach, er- NSG-VO), noch vollständig existiert haben. kennbar eine tragende Säule des Natur- schutzes. In den „Allgemeinen Regelungen“ wie- derholte die Behandlungsrichtlinie den Wort- Mehr als 20 Jahre nach Inkrafttreten der laut des § 8 Abs. 2 Naturschutzverordnung. NSG-VO im Jahre 1935 wurde die Land- Danach war es unter anderem weiterhin wirtschaft im NSG im Vergleich zu heute verboten, z.B. den Zustand des Gebietes zu noch extensiv auf kleinen Feldern betrieben, verändern oder zu beeinträchtigen. Auch wie dies Abbildungen auf Postkarten aus war es nunmehr ausdrücklich verboten, Bio- den Jahren 1945 und 1958 belegen (Abb. 3 zide anzuwenden. u. 4). Kleine Felder waren mit unterschied- lichen Fruchtarten bestellt, es sind sogar Durch die Naturschutzverordnung war noch aufgestellte Garben erkennbar. Die der Vorsitzende des Rates des Bezirkes Verbote der NSG-VO wirkten. Auch gemäß aber auch ermächtigt, Ausnahmen von den § 1 Abs. 3 Naturschutzgesetz war es in Verboten des § 8 Abs. 2 zuzulassen, sofern NSG verboten, den Zustand des Gebietes es, wie es hieß: „... aus volkswirtschaft- zu verändern oder zu beeinträchtigen. Von lichen, wissenschaftlichen oder anderen der Möglichkeit Ausnahmen zuzulassen, Gründen erforderlich ist“. Davon wurde aber hatte die Zentrale Naturschutzbehörde, be- nur sehr begrenzt Gebrauch gemacht und zogen auf das NSG „Teufelsmauer“, keinen z.B. das Veränderungsverbot insoweit ab- Gebrauch gemacht. geschwächt, als der Umbruch von Teilflä- chen und deren Neuansaat mit Gras ledig- Aufgrund des Gesetzes über die plan- lich mit der Kreisnaturschutzverwaltung ab- mäßige Gestaltung der sozialistischen Lan- zustimmen war. Keinesfalls gingen die deskultur in der Deutschen Demokratischen Ausnahmeregelungen der Behandlungs- Republik – Landeskulturgesetz – (LKG) vom richtlinie aber soweit, dass es erlaubt gewe- 14. Mai 1970 (GBl. I S. 67) und der Ersten sen wäre, Wege umzupflügen oder Biozide Durchführungsverordnung (Naturschutzver- anzuwenden. ordnung) vom 14. Mai 1970 (GBl. II S. 331) Nutzer der Landwirtschaftsflächen im NSG verlagerte sich dann die Zuständigkeit für „Teufelsmauer“ war eine Landwirt-schaftliche die NSG von der Zentralen Naturschutz- Produktionsgenossenschaft (LPG). Den verwaltung wieder auf die Mittelbehörden, Ursprung der genossenschaftliche Land- d.h. auf die Räte der Bezirke als Bezirks- bewirtschaftung in der Deutschen Demokra- Naturschutzverwaltungen [20]. Für das NSG tischen Republik (DDR) beschreibt HENNING „Teufelsmauer“ war das der Rat des Be- [29]. Im hier beschriebenen Gebiet wurde zirkes Halle. Dieser wurde durch § 8 Natur-

27 Abb. 3: Ackerflächen am Südhang der Königsteine Aufnahme aus dem Jahr 1945 (Originalpostkarte bei H.-J. LERCHE)

Abb. 4: Ackerflächen auf der Nordseite der Königsteine bei Weddersleben Aufnahme aus dem Jahr 1958 (Originalpostkarte bei H.-J. LERCHE)

29 1952 die erste LPG gegründet, die sich je- als Lebensraum für eine Vielzahl von wild- doch nach kurzer Zeit wieder auflöste. We- lebenden Pflanzen und Tieren beeinträch- nig später wurde dann die LPG „Einheit“ ge- tigt. Auch die Erholungseignung des Gebie- gründet, die bis 1968 bestand. Nachfolge- tes verschlechterte sich dramatisch, weil bis einrichtung bis 1976 wurde aufgrund der zum Ende der DDR mehr als 4 km Feldwe- Spezialisierung der Produktionsgenossen- ge im NSG und an dessen Rändern umge- schaften auf Tier- oder Pflanzenproduktion pflügt und in Ackerland umgewandelt wur- die LPG Pflanzenproduktion Warnstedt, aus den. Es war eine allgemein verbreitete Un- der dann die Kooperative Abteilung Pflan- sitte, dass die LPG ihre Anbauflächen durch zenproduktion (KAP) Warnstedt hervorging. das Umpflügen von Feldwegen vergrößer- Nach der Wiedervereinigung wurde am ten, obwohl die Grundstücke der Wege gar 7. August 1991 im Zuge der Anpassung an nicht zur Nutzung in die LPG eingebracht die neue Marktordnung die Agrargenossen- wurden. Vielmehr waren die Wege überwie- schaft Warnstedt e.G. gegründet [3]. gend, wie es damals hieß, „Eigentum des Volkes, Rechtsträger Rat der ... Stadt/- Diese hier beispielhaft skizzierte, nicht Gemeinde“. Wie dramatisch sich der Erhal- ganz unkomplizierte Geschichte der Ent- tungszustand des NSG „Teufelsmauer“ ver- wicklung der Landwirtschaft in der DDR trug schlechterte, geht aus einem Bericht des sicher mit dazu bei, dass Verantwortlich- damaligen Kreisnaturschutzbeauftragten Dr. keiten hinsichtlich von Verstößen gegen FRANKE vom 10. Juni 1988 an das Fachor- bestehende naturschutzrechtliche Vorschrif- gan für Land-, Forst- und Nahrungsgüter- ten mindestens diffus geregelt waren, wollte wirtschaft des Rates des Kreise Quedlin- man nicht gar behaupten, dass die LPG aus burg hervor. Darin heißt es unter anderem: Sicht des Naturschutzes unverantwortlich „...Darüber hinaus wurden die Ödlandflä- handelten. In der Behandlungsrichtlinie für chen zwischen Königs- und Mittel-, bzw. das NSG „Teufelsmauer“ ist sogar zu lesen: Mittel- und Papensteinen in Ackerkultur ge- „Verantwortlich für die Einhaltung der getrof- nommen, gepflügt und mit Mist versehen. ... fenen Festlegungen, unter Wahrung der Damit wurden wertvolle Trockenrasenge- Naturschutzbelange, sind die zuständige sellschaften total vernichtet. ... Ein Teil des LPG und die Kleinnutzer.“ Ob die Ermäch- Gebietes wurde bis zum lfd. Jahr 3.9.88 tigung des § 3 Abs. 3 Naturschutzverord- offenbar noch gar nicht behütet. Dadurch nung soweit ging, dass aus der Pflicht der kann sehr leicht eine Florenverschiebung Bürger, die Betriebe, Genossenschaften eintreten, und es werden Futterreserven und die örtlichen Räte bei der Wahrneh- nicht genutzt. ...“ Schlussfolgernd heißt es in mung der Aufgaben des Naturschutzes zu diesem Bericht dann weiter: „Es muß nicht unterstützen, abgeleitet werden konnte, besonders betont werden, daß das Gebiet dass man die LPG und den Kleinnutzer als ältestes NSG der DDR nicht nur wegen auch per Beschluss der Behandlungsricht- der Felsen, sondern auch wegen der Pflan- linie die Verantwortung für die Einhaltung zen- und Tiergesellschaften eine besondere der getroffenen Festlegungen übertragen Bedeutung hat. Um den Charakter auch könne, ist nach heutigem Rechtsverständnis weiterhin zu erhalten ist unbedingt erfor- anzuzweifeln. Zumindest wird aus der Re- derlich, ... gelung in der Behandlungsrichtlinie deutlich, • die Hutung einschl. der notwendigen dass sich die Staatsorgane der DDR ganz Pflegemaßnahmen wie Nachmahd usw. offensichtlich ihrer Verantwortung für die in vollem Umfang zu gewährleisten, Sicherung der Belange des Naturschutzes • das Abpflügen zu unterlassen und die in entledigen wollten. Vorrang hatte die Stei- Acker umgewandelten Flächen schritt- gerung der Produktion um jeden Preis. So weise zurückzuführen, um den durch- konnte es dann auch geschehen, dass sich gängigen Charakter des Gebietes wie- der Zustand des Gebietes erheblich ver- der herzustellen.“ schlechterte. Nicht nur kleine Felder wurden Erst über ein Jahr nach dem Bericht, am 11. zu großen Schlägen zusammengelegt Oktober 1989, erfolgte eine Beratung in der (vergl. Abb. 1 u. 2, S. 22 u. 23) sondern LPG, an welcher außer dem LPG-Vorsitzen- auch Biozide wurden wie selbstverständlich den, dem verantwortlichen Mitarbeiter des angewendet und dadurch die Vielfalt und Rates des Kreises und einiger anderer Per- Schönheit des NSG sowie dessen Eignung sonen auch Dr. FRANKE teilnahm. Wer oder

30 was den Kreisnaturschutzbeauftragten zwi- wirtschaftsbetrieben abgeschlossen. Eine schenzeitlich so beeinflußt hatte, von seinen Kündigung dieser Verträge durch die Ge- Forderungen soweit abzurücken, dass er meinden hätte Forderungen nach Pachtent- durch Unterschreiben der Aktennotiz dieser schädigungen ausgelöst, was den Gemein- Beratung duldete, dass weiterhin teilweise den die Wiederherstellung der ursprüng- von den Verboten der Behandlungsrichtlinie lichen Verhältnisse praktisch bis heute weit- abgewichen werden sollte, wird dieser nur gehend unmöglich machte. Einzige Aus- selbst beantworten können. nahme ist der heute so genannte „Teufels- mauerquerweg“ in der Gemarkung Wed- Bis 1990 trug so die LPG Pflanzenpro- dersleben, den die Gemeinde mit Hilfe von duktion Warnstedt, zuletzt gemäß § 10 Abs. Fördermitteln im Rahmen einer Arbeitsbe- 1 der 1. Durchführungsverordnung zum schaffungsmaßnahme 1998/1999 neu er- Landeskulturgesetz – Schutz und Pflege der richten konnte. Das Grundstück war zum Pflanzen- und Tierwelt und der land- Glück nicht zur Ackernutzung verpachtet. schaftlichen Schönheit (Naturschutzverord- nung) vom 18. Mai 1989 (GBl. I S. 159) Auch Biozide wurden und werden im „eine besondere gesellschaftliche Verant- NSG „Teufelsmauer“ weiterhin angewendet. wortung für die Verwirklichung der Natur- Darunter auch das Totalherbizid „Roundup“, schutzaufgaben“. Die Verbote hatten gemäß welches die inzwischen im Gebiet pfluglos § 11 Abs. 3 der neuen Naturschutzverord- wirtschaftende Agrargenossenschaft regel- nung formell weiter Bestand. Es wurde so- mäßig einsetzt, um Auswuchsgetreide ab- gar ein Umgebungsschutz dergestalt festge- zutöten. Unmittelbar nach der Anwendung setzt, dass es nunmehr nicht nur verboten verfärbt sich die gesamte Vegetation gelb. war, Biozide im NSG anzuwenden, sondern Dies führte regelmäßig zu besorgten Nach- es wurde zusätzlich verboten, mit Luftfahr- fragen der Besucher des NSG. Erst als die zeugen über einen angrenzenden 100 m Agrargenossenschaft dazu überging, nicht breiten Streifen um das NSG Agrochemi- nur die Pflanzen auf den Äckern im NSG kalien auszubringen (§ 11 Abs. 3 Buchsta- sondern auch die Vegetation der angren- be f Naturschutzverordnung). Für Ausnah- zenden Wegraine und Trockenrasen zu megenehmigungen wäre gemäß § 23 spritzen und abzutöten, gab die Natur- Abs. 2 Naturschutzverordnung der Vorsit- schutzbehörde ihre zögerliche Haltung bei zende des Rates des Bezirkes zuständig der Durchsetzung der Verbote der NSG-VO gewesen. und der durch § 59 Abs. 1 Naturschutzge- setz des Landes Sachsen-Anhalt (NatSchG LSA) vom 11. Februar 1992 (GVBl. LSA S. Die Sache mit dem Gift 108) übergeleiteten Behandlungsrichtlinie vom 25. November 1982 auf und leitete ein Dass das Inkrafttreten des Umweltrah- erstes Ordnungswidrigkeitenverfahren ge- mengesetzes vom 29. Juni 1990 (GBl. I S. gen den Vorstand der Genossenschaft ein. 649) und damit des Bundesnaturschutzge- Im Jahr 1999 wurde der Betroffene darauf- setzes (BNatSchG) vom 20. Dezember hin wegen einer fahrlässigen Verletzung der 1976 (BGBl. I S. 3574) in der Fassung der Aufsichtspflicht in seinem Betrieb in Ver- Bekanntmachung vom 12. März 1987 bindung mit einer Zuwiderhandlung gegen (BGBl. I S. 889) als Landesrecht im künf- die Verbote der übergeleiteten NSG-VO zur tigen Beitrittsgebiet nicht schlagartig eine Zahlung eines Bußgeldes verurteilt [23]. Verbesserung im Sinne des Naturschutzes Eine später erlassene Unterlassungsanord- brachte, mögen die folgenden Beispiele nung gegen die fortwährende Anwendung verdeutlichen. von Bioziden auf den Äckern im NSG ist noch nicht bestandskräftig, weil Wider- Schlussendlich hatten etwa die zustän- spruch eingelegt wurde. Nur kleinere Land- digen Stellen (BVS, BVVG oder OFD) vor wirtschaftsbetriebe beachten inzwischen die Rückübertragung der Grundstücke der We- Verbote. Ein Landwirt hat Antrag auf Er- ge als Eigentum an die Gemeinden auch im schwernisausgleich gestellt. NSG „Teufelsmauer“ in der Regel lang- fristige Pachtverträge zur Ackernutzung die- ser Grundstücke mit Landwirten bzw. Land-

31 Die Sache mit dem Vorkaufsrecht Bestandsschutz, und eine Berufung auf die NSG-VO sei nicht zulässig. Die Naturschutzbehörde war bestrebt, • Die Geltendmachung des Vorkaufs- die negativen Veränderungen, die sich in rechts sei nur dann angezeigt, wenn ei- den letzten Jahre der Existenz des Staates ne Verschlechterung des bisherigen Zu- DDR aus der Nichtbeachtung der Verbote standes drohe. zum Schutz des NSG „Teufelsmauer“ erge- • Ziel der Verordnung sei es nicht, einen ben hatten, in kleinen Schritten wieder in aktuellen Zustand auf das Niveau von Ordnung zu bringen. Eine willkommene Ge- 1935 zurückzuführen. Dies sei weder legenheit schien sich 1997 zu bieten, als die tatsächlich möglich noch rechtlich zuläs- ersten Grundstückseigentümer begannen, sig. Ansonsten werde durch die Über- ihre im NSG gelegenen Grundstücke zu ver- leitung in das verfassungsrechtlich ge- kaufen. Die Prüfung der bei der Natur- schützte Eigentum eingegriffen. schutzbehörde angezeigten Kaufverträge Die Klage hatte keinen Erfolg (Auszüge aus ergab, dass dem Land Sachsen-Anhalt ge- der Urteilsbegründung im Anhang). mäß § 40 Abs. 1 NatSchG LSA das Vor- kaufsrecht an den verkauften Grundstücken ganz oder teilweise zustand. Angeknüpft Schlussbemerkung werden sollte an das bewährte Modell der Naturfreistätten (siehe oben), das einen Alles klar? Sicher nicht, denn weitere Schutz durch Eigentum der öffentlichen Fragen sind strittig. Hoffentlich werden sich Hand vorsah. Das Land Sachsen-Anhalt, zu einige davon auch ohne Inanspruchnahme dessen Gunsten das Vorkaufsrecht ausge- der Dritten Gewalt im Staat lösen lassen. So übt werden sollte, hätte dann durch die in- sollen zur besseren Erschließung für Erho- haltliche Gestaltung der Pachtverträge um- lungssuchende weitere der ehemaligen We- fassenden Einfluss auf die Bewirtschaftung ge wiederhergestellt werden. Offen ist die der Ackerflächen durch die Landwirte im Pflege der Trockenrasen, nachdem der letz- Sinne der NSG-VO. te Schäfer aufgegeben hat, weil die Förde- rung im Rahmen des Vertragsnaturschutzes Gegen den daraufhin von der unteren im NSG „Teufelsmauer“ eingestellt wurde. Naturschutzbehörde (Landkreis Quedlin- Ein Pflege- und Entwicklungsplan gemäß burg) an die Verkäufer als Vorkaufsver- § 27 Abs. 2 NatSchG LSA scheint nicht in pflichtete gerichteten Bescheid über die Sicht und auch über den Managementplan Ausübung des Vorkaufsrechts legte die für das Gebiet, das nach dem Willen der Käuferin Widerspruch und gegen den Wi- Landesregierung Bestandteil des europä- derspruchsbescheid der oberen Natur- ischen Netzes Natura 2000 werden soll, schutzbehörde (Regierungspräsidium Magde- wurde im konkreten Fall noch nicht ge- burg) Klage ein. Unter anderem machte die sprochen. Der Landkreis als untere Natur- Klägerin geltend: schutzbehörde bemüht sich, das Verbot der • Das Gebiet sei nicht mehr wirksam unter Anwendung von Bioziden im NSG auch ge- Naturschutz gestellt, weil die Unter- genüber dem letzten uneinsichtigen Land- schutzstellung auf der Grundlage des wirtschaftsbetrieb durchzusetzen. Die Natur- Feld- und Forstpolizeigesetzes erfolgte, schutzstation „Ostharz“, die bisher die aus das seinerseits nicht in der Anlage des Treppen und einer Aussichtsplattform beste- Landesnaturschutzgesetzes genannt sei. henden Besucherleiteinrichtungen unterhal- Die Eintragung in das Reichsnatur- ten hat, besteht nicht mehr. Die Besucher- schutzbuch mit Wirkung vom 5.11.1937 leiteinrichtungen befinden sich auf Grund- habe lediglich dekleratorischen Charak- stücken, die ursprünglich von der Separa- ter gehabt. tion ausgenommen wurden und nun, nach- • Unter § 3 a Satz 2 der NSG-VO sei dem die Gemeinde Weddersleben keinen festgelegt, dass die landwirtschaftliche Zuordnungsanspruch erhoben hatte, durch Nutzung in dem bisherigen Umfang ge- Zuordnungsbescheid der Oberfinanzdirek- stattet bleibe. Damit genössen die Flä- tion Magdeburg vom 08.01.2000 in das chen, bezüglich derer der beklagte Verwaltungsvermögen des Landes Sachsen- Landkreis das Vorkaufsrecht ausüben Anhalt übergegangen sind. wolle, als landwirtschaftliche Nutzfläche

32 Anhang Unterschutzstellung entfallen oder ob diese da- neben noch Fortgeltung beanspruchen sollte. Aus der Begründung des Urteils des Verwal- Die Ausübung des Vorkaufsrechts wird auch tungsgerichtes Magdeburg vom 28. Juni durch Belange des Naturschutzes oder der 2000, Aktenzeichen: A 1 K 439/98: Landschaftspflege oder durch das Bedürfnis der Allgemeinheit nach Naturgenuss und Erholung in Die fraglichen Grundstücke liegen in einem NSG der freien Natur gerechtfertigt. Nach der NSG- im Sinne des § 40 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 NatSchG VO ist es verboten, Pflanzen zu entfernen oder LSA. NSG in diesem Sinne sind auch solche Ge- zu beschädigen, insbesondere sie auszureißen biete, für die auf Grund der in der Anlage zu § 59 oder auszugraben oder Teile davon abzu- NatSchG LSA genannten Rechtsvorschriften, pflücken, abzuschneiden oder abzureißen oder erlassenen Anordnungen und Beschlüsse sowie Pflanzen einzubringen (§ 3 a Satz 1 NSG-VO). in Verbindung hiermit getroffene Festlegungen Damit verstößt eine landwirtschaftliche Nutzung (insbesondere Behandlungsrichtlinien und Land- grundsätzlich gegen die Regelungen der NSG- schaftspflegepläne) zum Schutze von NSG ge- VO, und ist die Ausübung des Vorkaufsrechts troffen worden sind. Zu den Vorschriften nach zur Einschränkung einer vorhandenen landwirt- § 59 Abs. 1 NatSchG LSA zählt nach Nr. 2 der schaftlichen Nutzung grundsätzlich von den Re- Anlage auch das Reichsnaturschutzgesetz. Die gelungen der NSG-VO gedeckt. Nach § 3 a streitbefangenen Grundstücke liegen in dem Ge- Satz 2 der NSG-VO bleibt die landwirtschaftliche biet der Verordnung des Regierungspräsidiums Nutzung in dem bisherigen Umfange gestattet. Magdeburg über das NSG „Teufelsmauer“ bei Mit diesen Ausnahmeregelungen trägt der Ver- Neinstedt-Weddersleben, Kreis Quedlinburg ordnungsgeber Bestandsschutz- und Eigentums- vom 09.07.1935 (ABl. d. Reg. zu Magdeburg S. gesichtspunkten Rechnung. Als Ausnahmerege- 116). Dieses NSG ist durch Bekanntmachung lung ist diese Bestimmung eng auszulegen. Sie des Regierungspräsidenten als höhere Natur- regelt damit entgegen der Auffassung der Klä- schutzbehörde vom 15.06.1938 (ABl. d. Reg. zu gerin nicht nur ein Verbot der Erweiterung der Magdeburg S. 96) auf Grund des § 12 Abs. 2 landwirtschaftlichen Nutzflächen zu Lasten der des Reichsnaturschutzgesetzes und des § 6 nicht landwirtschaftlich genutzten Flächen, son- Abs. 3 der Durchführungsverordnung vom dern darüber hinaus auch ein Verbot einer inten- 31.10.1935 (RGBl. I S. 1275) mit Wirkung vom siveren als der bereits vorhandenen landwirt- 05.11.1937 ab in das Reichsnaturschutzbuch für schaftlichen Nutzung. Dass gerade auch die die höhere Naturschutzbehörde in Magdeburg Qualität der Nutzung und nicht allein deren flä- eingetragen und damit unter den Schutz des chenmäßige Quantität Regelungsgegenstand Reichsnaturschutzgesetzes gestellt worden. Da- des § 3 a Satz 2 NSG-VO ist, ergibt sich auch mit ist das NSG „Teufelsmauer“ ein nach dem aus dem Regelungszusammenhang mit den wei- Reichsnaturschutzgesetz geschütztes Gebiet teren in § 3 NSG-VO geregelten Verboten. Es geworden, auf das die Überleitungsvorschriften handelt sich durchweg um Verbote, die die Qua- des § 59 Abs. 1 NatSchG LSA in Verbindung mit lität des Naturschutzgebietes in seiner bishe- Nr. 1 der Anlage hierzu Anwendung findet. Es rigen Form sichern und nicht lediglich vor einer handelt sich nicht nur um eine lediglich dekla- (schleichenden) Verkleinerung bewahren wollen. ratorische Eintragung. Dies ergibt sich schon Die Ausübung des Vorkaufsrechts dient den An- aus dem Inhalt der Bekanntmachung selbst, in gaben des Beklagten nach dazu, die landwirt- der ausdrücklich erklärt wird, dass das NSG dem schaftliche Nutzung wieder auf das im Rahmen Schutz des Reichsnaturschutzgesetzes unter- der Unterschutzstellung erlaubte Maß zurückzu- stellt wird, und dass diese Unterschutzstellung führen und dient damit den in der NSG-VO kon- ab dem 05.11.1937 Wirkung entfalten soll. In kretisierten Zielen des Naturschutzes. Die jetzige § 59 Abs. 1 NatSchG LSA in Verbindung mit Nutzung der Grundstücke, soweit sie gegen die Nr. 2 der Anlage hierzu wird darüber hinaus Bestimmungen der Unterschutzstellung verstößt, auch nicht danach unterschieden, ob es sich um ist nicht geschützt. Dabei ist zu berücksichtigen, eine erstmalige Unterschutzstellung handelt, dass die Wiederherstellung rechtmäßiger Zu- oder ob es sich um die Überleitung einer nach stände regelmäßig verhältnismäßig ist. anderen Vorschriften bereits erfolgte Unter- Ob der beklagte Landkreis gegen die unter schutzstellung handelt. Durch die Bezugnahme Verstoß gegen die NSG-VO tatsächlich durch- auf die erste Unterschutzstellung ist auch eine geführte intensive landwirtschaftliche Nutzung hinreichende gebietliche Festsetzung gewähr- hätte vorgehen können, ist eine Frage, auf die leistet. Dass die erstmalige Unterschutzstellung es vorliegend nicht ankommt. Ein Duldungs- vom 09.07.1935 auf der Grundlage des Feld- oder Gewohnheitsrecht aus einer langjährigen und Forstpolizeigesetzes erfolgte, führt zu kei- Nutzung als Umgehung des Genehmigungser- nem anderen Ergebnis. Dabei kann dahin- fordernisses nach § 4 der NSG-VO konnte nicht stehen, ob mit der Unterschutzstellung nach entstehen. Das Verbot aus § 3 der NSG-VO dem Reichsnaturschutzgesetz die erstmalige stellt eine im öffentlichen Interesse bestehende Eingriffsbefugnis dar und kann damit nicht ver-

33 wirkt worden sein. Die Klägerin kann sich inso- Klaus George weit auch nicht auf eine nach Art. 14 Grund- Untere Naturschutzbehörde gesetz geschützte Eigentumsposition berufen, Landkreis Quedlinburg denn sie ist bislang keine Eigentümerin der Heiligegeiststraße 7 streitbefangenen Grundstücke geworden. Der 06484 Quedlinburg (schuldrechtliche) Eigentumsübertragungsan- spruch aus dem zugrundeliegenden Kaufvertrag [email protected] allein vermittelt (noch) nicht die geschützte Grundrechtsposition. Darüber hinaus besteht ein Eigentumsrecht nur innerhalb der durch die NSG-VO bestimmten Grenzen, so dass die Klägerin durch die Verpflichtung zur Einhaltung dieser Grenzen auch nicht in eigenen Rechten verletzt worden sein könnte.

Gegen das Urteil wurde Berufung eingelegt. Das Oberverwaltungsgericht Magdeburg hat die Be- rufung der Klägerin zurückgewiesen. Das ent- sprechende Urteil vom 13. Dezember 2001 (Az.: 2 L 342/00) war zum Zeitpunkt des Re- daktionsschlusses noch nicht rechtskräftig. Die Revision wurde nicht zugelassen.

Literatur/Quellen: 3, 4, 7, 17, 20, 22, 23, 26, 28, 29

Luftbildnachweise: Abb. 1 (S. 22): Luftbild aus den Jahr 1953 (Archiv LAU, Nr. 50-73-53)

Abb. 2 (S. 23): CIR-Luftbild aus dem Jahr 2000 (Archiv LAU)

34 Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Die Geologie der Teufelsmauer Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

M. Thomae; B.-C. Ehling; W. Kainz; I. Rappsilber

Die regionale Geologie des Harzes und gungsschutt sammelte sich in der Sub- seines nördlichen Vorlandes herzynen Senke, die sich nördlich der Harz- scholle ab Oberjura (ab 175 Millionen Der Harz als nördlichstes deutsches Mit- Jahren) entwickelte. Die völlige Freilegung telgebirge zeigt in seinem geologischen Bau des gefalteten Gebirges erfolgte endgültig in große Ähnlichkeiten mit dem Rheinischen der höchsten Kreide zwischen 80 und 75 Mil- Schiefergebirge. Seine geologische Ge- lionen Jahren. Der Aufstieg des Harzes wur- schichte kann bis in das Proterozoikum zu- de von der Auffaltung der Deckschichten am rückverfolgt werden. Vom Ende des Prote- Harznordrand und einer starken Vertiefung rozoikums (vor etwa 560 Millionen Jahren) des Subherzynen Beckens begleitet. bis ins Unterkarbon (vor etwa 320 Millionen Zwischen Harzpaläozoikum und Sediment- Jahren) waren weite Teile Mitteleuropas schichten des nördlichen Vorlandes ent- vom Meer bedeckt. Im Gebiet des heutigen stand eine komplizierte Bruchzone, die Harzes lagerten sich in diesem Zeitraum Harznordrand-Störung, die Versatzbeträge Sande, Tone und Karbonate im Meer ab. bis zu 7 km aufweist. In der jüngsten Ver- Nur im Devon (vor 410 bis 355 Millionen gangenheit entstanden die Harzhochflä- Jahren) gab es einen intensiven Vulkanis- chen. Mit der intensiven Talbildung setzte mus am Meeresboden, der die Vorausset- erneut ein Abtragungsprozess ein, der bis zung zur Bildung der Eisenerzlagerstätten heute andauert. Das Werden und Vergehen schuf. Im Karbon begann die entscheidende eines Gebirges über einen Zeitraum von Wende in der geologischen Entwicklungsge- über 500 Millionen Jahren ist am Harz be- schichte des Harzes. Plattentektonische Pro- sonders eindrucksvoll zu studieren (Abb. 1). zesse führten im Unterkarbon zur Kollision von Krustenblöcken (variszische Orogene- se). Faltung, Überschiebung und Decken- Vielen Menschen erscheint die Geologie bau gingen einher mit metamorphen Pro- des Harzes und seines Vorlandes kompli- zessen, die die präkambrischen und paläo- ziert und unverständlich. Die Schwierigkeit zoischen Meeressedimente und Vulkanite liegt darin, dass Gesteine sehr unterschied- vorwiegend in Sandsteine, Grauwacken, lichen Alters und verschiedener Genese auf Quarzite, Tonschiefer, Kalksteine und Dia- engstem Raum nebeneinander und überein- base verwandelte. Im Anschluss an die ander vorkommen. Wird bei den privaten variszischen Gebirgsbildungsvorgänge dran- geologischen Exkursionen aber der Raum- gen im Oberkarbon granitische Magmen in und vor allem der Zeitbezug gesucht, dann die gefalteten Serien ein. Sie bilden heute löst sich das geologische Rätsel Harz bei je- das Brocken- und Rambergmassiv sowie dem Besuch ein wenig auf. Es heißt nicht den Okergranit. Im Ilfelder Becken entstan- umsonst: „wer die Geologie des Harzes ver- den ausgedehnte Vulkanitdecken. Es folgte standen hat, hat die Geologie von ganz Eu- eine Zeit der Abtragung und Einebnung. ropa begriffen“. Beginnen wir mit einem Bereits im Oberperm war das “Variszische Besuch am Harz-Nordrand. Gebirge” eingeebnet, so dass das Harz- gebiet erneut mit Sedimenten überdeckt wurde. Über dem Unterharz lagerten sich Die zeitlich-strukturelle Entwicklung des mehr als 2 000 m Gesteinsschichten, über Harz-Nordrandes dem Oberharz etwa 1 500 m ab. Diese Se- dimentdecke wurde in einer erneuten He- Die Harz-Nordrand-Störung ist eine der bungsphase (zwischen 175 und 95 Millionen markantesten tektonischen Störungen in Jahren) teilweise abgetragen. Der Abtra-

35

Sachsen-Anhalt. Sie begrenzt das gefaltete Arten bekannt. Abb. 2 zeigt ein Exemplar Grundgebirge des Harzes von den Sedi- der Muschelfamilie. menten des Zechsteins und des Mesozoi- Die Fauna des Heidelberg-Sandsteins kums des Subherzynen Beckens. Deforma- belegt durch ihren marinen Charakter die tionserscheinungen in paläozoischen Sedi- Verbindung zum Ozean. Neben den bereits mentgesteinen des Harzes, wie z.B. Fal- erwähnten brackischen Formen von tenachsen und Schieferungsverlauf, weisen Cardium treten die rein marinen Vertreter auf tektonische Aktivitäten der Störung be- der Muscheln u.a Inoceramus, Avicula, reits während der variszischen Gebirgs- Pinna, Lima, Turitella. auf, selten sind bildung hin. Seeigel (Echinoidea) und Kopffüßer (Cephalopoda). Für das jüngere Perm bis in die älteste Oberkreide (vor etwa 260 bis vor 90 Mil- Unterlagert werden die Heidelberg- lionen Jahren) finden sich keine gesicherten Schichten von den älteren Salzberg-Schich- Hinweise für die tektonische Aktivität der ten, die unterhalb der Teufelsmauer nur als Störung. In der jüngeren Oberkreide hob schmaler Streifen angenommen werden sich in einem Zeitraum von nur 5 Millionen können, sie sind aber durch Lehm und Ge- Jahren der Harzblock als Pultscholle he- hängeschutt nicht aufgeschlossen (Tab.1). raus bei gleichzeitig starker Absenkung sei- nes nördlichen Vorlandes. Die Hebung des Harznordteils verlief erheblich stärker als des Harzsüdteils. Im geologischen Karten- bild des Harzes (Abb. 1) wird dieser asym- metrische Hebungsvorgang deutlich durch das Auftreten magmatischer Tiefengesteine im Norden (z.B. Brocken- und Ramberg- Granite und Harzburger Gabbro-Komplex) und die flächenhafte Verbreitung von Vulka- nitdecken im Südharz, die eine Magmen- platznahme nahe der ehemaligen Tages- oberfläche belegen. Für das Känozoikum finden sich kaum Hinweise für stärkere Hebungsbewegungen des Harzes.

Geologischer Bau der Teufelsmauer

Ein auffälliger Klippenzug zieht sich im Harzvorland von Blankenburg über Timmen- rode nach Weddersleben und Neinstedt hin. Die höchste Erhebung befindet sich mit der Klippengruppe „Großvater“ (351,5 m üNN) bei Blankenburg. Insgesamt handelt es sich um steilgestellte quarzitische Sandsteine, den Heidelberg-Sandstein der Oberkreide. Die kretazische Stufe der Heidelberg-Schich- ten erhielt ihren Namen nach dem Heidel- berg bei Blankenburg. Dort wurden die für diese Stufe wichtigen Leitfossilien Cardium haenleinia flexuosa und Cardium ottoi nach- gewiesen. Bei den Mollusken der Familie Cardiidae handelt es sich um gleichklap- pige, ovale, radial berippte, am unteren Schalenrand innen gekerbte Herzmuscheln. Es sind ca. 400 rezente und 300-400 fossile Abb. 2: Muschel der Familie Cardiidae

36 Tabelle 1: Stratigrafische Tabelle der Oberkreide (Lokalgliederung Subhercyn)

FIS Alte Geologie Karten- Datenfeld Symbole STRAT Campon Kro4ε Ilsenburg-Schichten KrlL

Kro4δ Blankenburg-Schichten KrBK

Santon Kro4γ Heimburg-Schichten KrHM

Kro4β Heidelberg-Schichten (Oberquader) KrHD

Kro4α Salzberg-Schichten KrSZ

Santon/Coniac Kro3γ1 Münchenhofsande KrMH

Coniac Kro3γ Involutussandstein (Mittelquader) KrIV

Kroα+β Koeneni-Schichten KrKO

Kro3β Formsande KrKO2

Kro3α Graue Mergel KrKO1

Turon Kro2 krP

Cenoman Kro1 krC Oberkreide

Viele Generationen von Geologen waren ursachten Steilstellung der Schichten das fasziniert von der verschiedenartigen Ausbil- klippenartige Herausragen der Teufels- dung des Sandsteins und der steilen Lage- mauer gegenüber den nicht quarzitisierten rung der Schichten, die eine Aufbiegung von nördlich anschliessenden Sandsteinen und nahezu 90° aufweisen. Die Teufelsmauer den noch viel leichter erodierbaren südlich mit ihren steil einfallenden Schichten be- angrenzenden Mergeln verursacht. Reich- steht aus fein- bis mittelkörnigen, selten gro- lich quarzitisches Bindemittel ist in den ben Sandsteinen, von weißer, gelblicher bis Sandsteinen der Teufelsmauer von Nein- dunkelbrauner Farbe. Das kieselige Bin- stedt bis südlich Warnstedt und nochmals demittel oder Eisenoxidhydrat ist heterogen südöstlich Westerhausen vorhanden. Da- verteilt. An manchen Stellen ist es aber so durch, dass die Teufelsmauer z.T. völlig reichlich, dass die klastischen Quarzkörner quarzitisch und eine steilstehende Schicht zu einem festen Gestein verkittet sind. Die ist, entsteht auf schmalem Sandsteinsockel Quarzitbildung hat neben der tektonisch ver- die Klippenreihe der Königsteine, der Mit-

38 telsteine und des Lüdershornberges als Fol- großen Teilen durch die Ablagerungen der ge der Abtragung der diese Quarzite beider- Kreide und die Verbreitung des Lösses seits begleitenden weniger festen Sand- bestimmt. steine. Die unterschiedliche Widerstandsfähig- Die silikatischen Beimengungen treten in keit der im Schutzgebiet anstehenden Sedi- verschiedenen Formen auf. Bei geringerer mentgesteine der Kreide führte zur He- Silikatmenge bilden die verkieselten Partien rausbildung der Felsformationen der Teu- klumpige Massen mit welligen konkaven felsmauer. Verfestigte Sandsteine bilden und konvexen Begrenzungen, so dass nach hier Klippen, Mergel Rücken und Hänge, Erosion der weicheren Partien wulstige und Tone Flachhänge und Mulden. Die Ober- kugelige, sowie schüssel- bis röhrenförmige flächenformung erfolgte durch Eis, Wasser Kleinformen an der Oberfläche entstehen. und Wind. Dabei wurde nicht nur Gestein abgetragen, sondern auch Löss, fruchtbarer Der Quarzit tritt auch in Form von festen kalkhaltiger Staub, während der letzten Eis- Bänken auf, wie sie östlich des Schnappel- zeit aufgeweht. Wasser und Wind wirken berges zu beobachten sind. Dort sind große auch heute noch. Die Neigung der Klippen Flächen der Felswände mit einem dichten und Hänge liefert die Energie, die an der Netzwerk sich vielfach in scharfen Winkeln Oberfläche liegenden lockeren Sedimente durchkreuzender und sogar verwerfender hangabwärts zu verlagern. Dies erfolgt im sehr schmaler Quarzitkanten bedeckt, die ü- Zusammenspiel mit Wind, Regen, Frost und ber den danebenstehenden lockeren Sand- menschlicher Landnutzung. Die verlagerten stein herausragen. Der Sandstein war durch Sedimente, Abschwemmmassen oder Kollu- die tektonische Beanspruchung von zahllo- vien, sammeln sich auf den flachen unteren sen Klüften durchsetzt, denn in das Gestein Hangbereichen und in Mulden. Sie werden hinein ziehen sich als Fortsetzung der äuße- letztendlich von der Bode und ihren Hoch- ren Kanten weiße und graue Linien in gros- wässern abgeschwemmt und in neuer Ver- ser Zahl. Auf diesen ehemaligen Klüften ge- teilung in der Aue abgesetzt. Durch diese langt das Wasser an die Oberfläche und Abläufe wurden die Sedimente abgelagert, verdunstete dort. Dabei kam es zur Ausfäl- in denen sich die Böden entwickelten. Ihre lung von Kieselsäure aus der Lösung. Ein Verbreitung lässt sich von den Mittelsteinen schönes Beispiel für die quarzitische Netz- der Teufelsmauer über die südlich gelegene struktur befindet sich unterhalb des „Groß- Senke bis zur Bodeaue verfolgen. vaters“ bei Blankenburg. Neuere Mikrogefü- geuntersuchungen zeigen, dass die Stö- Die Sedimente bilden durch ihre che- rungszonen am Harznordrand auch einer mischen und physikalischen Eigenschaften erheblichen spät- bis postkinematischen die Rahmenbedingungen der Bodenent- Fluidmigration ausgesetzt waren. Deshalb wicklung. Die Kreidesandsteine sind kalkfrei tritt neben Quarz auch Flußspat als Kluft- und arm an verwitterbaren Silikaten. Der bei füllung auf. ihrer Verwitterung entstehende Sand hat die gleichen Eigenschaften. Der Löss ist primär Aus dem Aufrichtungsmechanismus er- kalkhaltig. Durch die in unterschiedlichen gibt sich infolge des Gleitens der Schicht- Zeitabschnitten abgelaufenen Bodenbildun- pakete, dass die Schichtköpfe morpholo- gen und Umlagerungen entkalkte der Löss. gisch die Anordnung einer Treppe zeigen, Aus dem Beschriebenen ergibt sich die Ver- die von den jüngsten aufgerichteten Schich- teilung der Böden, die mit der Oberflächen- ten im Norden zu den ältesten unmittelbar form und den oberflächennahen Sedimen- am Harzrand heruntersteigt (Abb. 3 und 4). ten auf das engste verbunden ist.

Auf den Felsklippen kommen Rohböden Die Böden des Naturschutzgebietes und Ranker vor. Sie zeigen die beginnende Teufelsmauer Bodenbildung und sind nur lückenhaft in Spalten und Mulden vorhanden. In dem jun- Das Naturschutzgebiet liegt in der Bo- gen, holozänen, Verwitterungs-Sand direkt denlandschaft des Nördlichen Harzvorlan- unterhalb der Klippen sind saure Regosole des. Hier wird die Ausbildung der Böden in ausgebildet, die in älteren, periglaziären bis

39 In der Bodeaue sind Grundwasserböden holozänen Hangsanden in Braunerden bis in Sand und lehmigem Auesand über Sand Podsole übergehen können. Die lockeren ausgebildet. Es sind Gleye, die durch hoch Sande sind stark erosionsgefährdet. stehendes Grundwasser gekennzeichnet sind. Hangabwärts gelangen wir in den Be- reich der Löss-Ablagerungen. Hier sind ton- durchschlämmte Böden aus Löss, die Fahl- Literatur/Quellen: 15, 18, 19, 30, 60, 71, erden, mit Braunerden aus teils schutthalti- 77 gem, teils sandigem Hanglöss überlagert und vergesellschaftet. Pararendzinen aus Hanglöss mit Mergelschutt gehören eben- falls zu diesem Bodenmosaik.

Auf den Hangfuss-Flächen werden die Dr. Bodo-Carlo Ehling Fahlerden, Braunerden und Pararendzinen Wolfgang Kainz durch Abschlämmmassen mit unterschied- Ivo Rappsilber lichem Humusgehalt verdrängt. Die Böden Dr. Matthias Thomae der Abschlämmmassen sind braunerde- Landesamt für Geologie und Bergwesen ähnliche Kolluvisole. Sie gehen in den tie- Köthener Str. 34 feren Bereichen mit Grundwassereinfluss in 06118 Halle/Saale Gleye über.

Abb. 3: Raumbildliche Darstellung der Teufelsmauer (Abschnitt Blankenburg) und des Harzvorlandes

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Vorgeschichtliche Besiedlung um die Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Teufelsmauer Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

R. Schwarz

Die ältesten Nachweise für die Besiedlung Ihre Fließschichtung im Unterteil deutet auf des Nordharzgebietes durch den Menschen anfänglichen solifluidalen Transport, der ho- reichen in das Paläolithikum zurück. So he Schluffanteil und die fehlende Schichtung brach der altsteinzeitliche Mensch auf der im Oberteil auf Lösssedimentation. Diese fällt Terrasse südlich der Königsteine den an- sehr wahrscheinlich in das Hochglazial der stehenden Quarzit, aus dem die Teufels- letzten Kaltzeit, wodurch ein relativer Da- mauer aufgebaut ist, und verarbeitete ihn zu tierungsanhalt für den Quarzitschutt als früh- Werkzeugen, wie dies das Vorhandensein weichselkaltzeitlich und älter gewonnen wird" zahlreicher Kernsteine verdeutlicht. Diese [36]. Kerne blieben als Reste übrig, nachdem man von Gesteinsbrocken gezielt Abschläge als Die Besiedlung des Gebietes in der Alt- Halbfabrikate für die Ausarbeitung weiterer steinzeit fand in den wärmeren Klimaphasen Werkzeuge gewann (Abb. 1). Diese bei zahl- der Interglaziale und Interstadiale statt. In reichen Begehungen geborgenen Artefakte den Eiszeiten selbst gab es keine Möglichkeit dokumentieren eine Nutzung des Quarzits dazu. Erst am Ende der letzten Eiszeit, als als Rohstoff im Zeitraum von der älteren das heutige Sachsen-Anhalt nicht mehr von (Acheuléen) über die mittlere (Mousterien) Eis bedeckt war, blieb der Mensch auch bis in die jüngere Periode der Altsteinzeit, so während der Kaltzeit im Lande. dass in diesem Zusammenhang von einem Quarzitpaläolothikum gesprochen wird. Eine Seit Beginn des Neolithikums wurde das weitere Fundstelle des Quarzitpaläolithikums Nordharzgebiet dann kontinuierlich von Ak- befindet sich am Nordhang des Lüdershorn- kerbauern besiedelt. Die Siedlungen und bergs bei Warnstedt. Zur Klärung der strati- Gräberfelder der vor- und frühgeschichtlichen grafischen Situation wurden dort Probe- Kulturen reihen sich hauptsächlich entlang schnitte angelegt, die in 0,85 bis 1,40 m Tiefe des Bodeufers aneinander, wobei die Terras- eine Schicht mit Quarzitschutt erkennen sen südlich der Teufelsmauer die zahlreichs- ließen. Darin wurden auch einige Artefakte ten Belege erbracht haben. Von den in den gefunden. Zur Terrassenkante hin streicht Gemarkungen Weddersleben und Warnstedt diese Schicht allmählich an der Oberfläche nachgewiesenen Funden aus den neolithi- aus und wird vom Pflug erfasst, weshalb dort schen Kulturen sind die ältesten aus der Zeit im Acker Artefakte zu finden sind. “Der Quar- der Linienbandkeramikkultur, dann folgen zitschutt stammt direkt von der einst auf dem solche aus der Stichbandkeramik, der Wal- Grat der Lüderhornsberge stehenden, heute ternienburger, der Bernburger, der Schnur- endgültig dem Steinbruch zum Opfer gefalle- keramikkultur und zuletzt der Glockenbe- nen Quarzitrippe (Teil der „Teufelsmauer"). cherkultur. Durch Funde belegt sind sodann Er ist vorwiegend durch physikalische Verwit- die frühe, mittlere und späte Bronzezeit, die terung entstanden und stellt größtenteils ei- frühe und jüngere Eisenzeit und die römische nen Frostschutt dar, der entweder durch Ab- Kaiserzeit. rollen von Blöcken oder Abgleiten der ge- samten Schuttmasse auf einer gleitfähigen Für die Linienbandkeramikkultur konnte Auftauschicht des ehemaligen Dauerfrostbo- bei Warnstedt eine der bisher in Sachsen- dens hangabwärts wanderte. Dabei füllte er Anhalt seltenen befestigten Siedlungen Hangdellen und kleine Wasserrisse aus. nachgewiesen werden. Diese war mit zwei Diese Schuttlage wird von schluffig-sandigen Gräben umwehrt. Die Siedlung lag „Am Schichten überdeckt, die kein Quarzitmate- Teichfeld", einer Geländesenke, in deren rial, dafür aber kleine Sandsteinbröckchen Zentrum sich eine Quelle befand, die einen aus dem Sockel der Teufelsmauer enthalten. Teich speiste, der zu Beginn des 20. Jh. im

41 Rahmen von Meliorationsarbeiten ver- den die Gegenstände häufig zufällig aufge- schwand. In unmittelbarer Nähe zur Quelle funden, so dass keine weiterführenden Aus- fand sich zudem eine früheisenzeitliche Sied- sagen möglich sind. lung. Ein Besiedlungsschwerpunkt zeichnet Der Walternienburger Kultur lassen sich sich vor allem für die späte Bronze- und frü- vier Tassen und eine Axt zuordnen, die bei- he Eisenzeit auf den Terrassen südlich der sammen gelegen haben sollen und beim Ort Teufelsmauer ab. In diesem Zusammenhang Weddersleben „zwischen Steinen beim Ein- von Interesse ist der Fund eines größeren ebnen des Bodens mit vielen andern der- unbearbeiteten Stückes Bernstein, der als gleichen" zum Vorschein kamen [1]. Die Nachweis von Handelsbeziehungen entlang Bernburger Kultur ist durch eine Steinkam- der Bode gewertet werden kann. Da es sich mer bei Warnstedt vertreten, die aus sehr bisher ausschließlich um Material handelt, großen Steinplatten zusammengefügt und in das bei Geländebegehungen geborgen wur- zwei Teilkammern unterteilt war. Diese wa- de und vornehmlich aus Keramikscherben ren 6 - 8 Fuß (= 1,80 - 2,40 m) lang und besteht, lässt sich nichts über die Art und jeweils von einer einzigen großen Steinplatte Funktion der Siedlungen aussagen. Damit bedeckt. Nur die westliche Teilkammer konn- lässt sich nicht klären, ob an dieser Stelle te damals geöffnet werden. Sie enthielt ne- offene Dörfer in siedlungsgünstiger Lage am ben einem Skelett zehn Gefäße, einige Wasser errichtet wurden, ob es sich um Steinwaffen, Feuersteinmesser und an den befestigte Siedlungen handelte, die die Teu- Enden durchlochte Raubtierzähne. Diese felsmauer in ihr Verteidigungskonzept mit Steinkammer befand sich unter einer wenige einbezogen oder um kultische Plätze, die zu Fuß hohen und etwa 20 Fuß (= ca. 6 m) lan- besonderen Anlässen aufgesucht wurden gen und 6 Fuß (= ca. 1,80 m) breiten Er- und auf denen man rituelle Handlungen voll- höhung, dem sogenannten Grafenknüchel zog. Neben den Scherben fanden sich auch [1]. Bruchstücke von Reibemühlen, Reste ge- brannten Lehms, Holzkohle und poröse Gra- Die frühe Bronzezeit ist durch eine Stab- nite, die auf die Einwirkung von Feuer hin- dolchklinge vertreten, die in der Gemarkung deuten. Doch auch aus diesen Funden he- Warnstedt bei der Teufelsmauer entdeckt raus erweist sich nicht zwingend ein profaner wurde. Solche Stabdolchklingen fanden sich oder kultischer Charakter der Siedlung un- bisher nur in Depots, die in der Mehrzahl als mittelbar an der Teufelsmauer. Bei Warn- Materiallager dienten. Darstellungen in ande- stedt sind außer einer Siedlung auch Gräber ren Gebieten Europas bezeugen, dass sie ei- der frühen Eisenzeit bezeugt. Dort ist man ner besonderen Schicht von Personen vor- beim Sandabbau immer wieder auf Urnen behalten waren. gestoßen, die bisweilen von Steinpackungen umschlossen waren. In einer solchen Stein- Die mittlere Bronzezeit ist in Wedders- packung fand sich eine Urne, in der ein dun- leben durch vergleichsweise zahlreiche Fun- kelrot bemaltes und mit Graphit schwarz ver- de bezeugt: einen Vollgriffdolch, eine Bron- ziertes Gefäß auf dem Leichenbrand lag. Bei zenadel und ein bronzenes „mittelständiges" diesem handelt es sich nicht um ein lokales Lappenbeil, wobei der Dolch in einer bei der Erzeugnis, sondern um einen Import aus Auffindung gerade noch erkennbaren Stein- dem schlesischen oder süddeutschen Hall- packung lag und demnach wohl aus einem stattraum. Weitere Beigaben wie bronzene Grab stammte. Die Nadel fand sich später Schmuckgegenstände, die durch den Brand am selben Ort. Das Lappenbeil wird als Hort- des Scheiterhaufens stark in Mitleidenschaft fund bezeichnet, ohne dass die Fundum- gezogen wurden, sowie Reste von zwei zier- stände beschrieben wären. Tatsächlich wur- lichen Knochennadeln bezeugen einen ge- den während der späten Bronzezeit am Fuße wissen Wohlstand der verstorbenen Person, markanter Felsen oder unter Felsvorsprün- bei der es sich nach Ausweis der Beigaben gen Weihefunde niedergelegt, wie der Hort um eine Frau gehandelt haben dürfte. Im Ab- am Lehof oder die Kultkeule beim Hexen- raum der Sandgrube fand sich ferner ein so- tanzplatz von Thale zeigen. Für die richtige genanntes „Zwillingsgefäß", das sich der Interpretation von Funden bedarf es aber im- Billendorfer Kultur, die östlich der Mulde ver- mer der genauen Fundumstände, doch wur-

42 breitet war, zuordnen lässt, und ebenfalls Literatur/Quellen: 1, 13, 36, 52, 66 Kulturkontakte widerspiegelt. Dr. Ralf Schwarz Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt Generell wird davon berichtet, dass „im Richard-Wagner-Str. 9-10 Warnstedter und Timmenroder Gelände von 06114 Halle/Saale jeher viele Urnenfunde gemacht worden sind, so dass die Gegend, ähnlich wie das Terrain rechts der Bode nach Thales Vor- derbergen zu als ein großes vorge- schichtliches Gräberfeld angesprochen wer- den muss ..." (Ortsarchiv des LfA: Gemar- kung Warnstedt, S. 3). Beim „Tals-Berg" wurde zudem ein Grabhügel festgestellt.

Abb. 1: Faustkeil des Altpaläolithikums von der Teufelsmauer bei Weddersleben Foto: E. HUNOLD, LfA

43 Die Vegetation der Teufelsmauer Berichte des Landesamtes für Umweltschutz zwischen Blankenburg und Neinstedt Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

C. Röper

Bei der Betrachtung der Vegetation der wälder bedecken den westlichen Nordhang Teufelsmauer soll die Schichtrippe in ihrer vom Unterhang bis zum Kamm der Teufels- gesamten Ausdehnung von Blankenburg bis mauer. Pflanzensoziologisch gesehen gehö- Neinstedt berücksichtigt werden, da das Ge- ren sie zu den bodensauren Eichenwäldern biet sowohl geologisch als auch vegeta- (Quercion robori-petraeae) mit Arten wie tionskundlich gesehen als Einheit zu be- Schlängel-Schmiele (Avenella flexuosa), trachten ist. Ähnliche Verhältnisse finden Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzulo- sich auch an anderen Stellen der Aufrich- ides), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), tungszone am Nordharzrand wie zum Bei- Heidekraut (Calluna vulgaris) und Mai- spiel am Zehnberg, am Spitzen Berg und glöckchen (Convallaria majalis). Die Rotbu- am Ziegenberg zwischen Darlingerode und chenwälder im Unterhangbereich können Wernigerode, am Horstberg und am Augst- dem Hainsimsen-Rotbuchenwald (Luzulo lu- berg zwischen Wernigerode und Benzinge- zoloides- Fagetum) zugeordnet werden. rode sowie am Ziegenberg zwischen Ben- Charakteristisch für diese Assoziation sind zingerode und Heimburg. Säurezeiger wie Schmalblättrige Hainsimse (Luzula luzuloides), Schlängel-Schmiele Die Besonderheit der Teufelsmauer im (Avenella flexuosa) und Heidelbeere (Vac- Vergleich zu den genannten anderen Gebie- cinium myrtillus). ten besteht darin, dass es sich hier um Sandstandorte handelt, während die an- Auf der Südseite gibt es vor allem ein- deren vom Muschelkalk geprägt werden. tönige Kiefernforste. Vegetationskundlich Daraus ergibt sich die besondere pflanzen- bedeutsam sind die Traubeneichenwälder soziologische Stellung der Teufelsmauer in auf lössbeeinflußten oder auf ärmeren, stär- der Reihe der Höhenzüge am Nordrand des ker sauren Böden im mittleren Teil des Süd- Harzes. hanges. Die Artenzusammensetzung der Krautschicht bei Lösseinfluss deutet darauf Waldgesellschaften bestimmen das Bild hin, dass es sich um durch einseitige För- im westlichen Teil der Teufelsmauer zwi- derung der Trauben-Eiche entstandene schen Blankenburg und Timmenrode (Na- Forste anstelle des potenziell natürlich turdenkmal „Teufelsmauer” und umgeben- vorkommenden Eichen-Hainbuchenwaldes de Bereiche). Sie werden nur auf dem (Galio sylvatici-Carpinetum betuli) handelt. Kamm an einigen Stellen von mächtigen Hierzu gehören Arten wie Trauben-Eiche Sandsteinfelsen überragt und sind bei Tim- (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus menrode von kleinflächigen Sandtrocken- betulus), Echte Sternmiere (Stellaria ho- rasen und Halbtrockenrasen durchsetzt. lostea), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum) und Hain-Rispengras (Poa nemoralis). Das Auf der Nordseite wachsen in den oberen Galio-Carpinetum selbst ist nur fragmenta- Hangteilen bis etwa zum sogenannten „Sau- risch ausgebildet, z.B. am Südostrand der trog” an der „Gewittergrotte” bodensaure Teufelsmauer nordwestlich von Timmen- Traubeneichen-Rotbuchenwälder, die im rode. Unterhangbereich in Rotbuchenwälder über- gehen. Zwischen der „Gewittergrotte” und Auf den bodensauren Standorten im Timmenrode bestimmen Kiefernforste das oberen Hangbereich zeigt die Zusammen- Bild, in denen sich durch natürliche Ver- setzung der Krautschicht eine enge Bezie- jüngung von Trauben-Eiche und Rot-Buche hung zu den auf diesen Standorten natür- ein Wandel zu naturnäheren Beständen licherweise vorkommenden Birken-Eichen- andeutet. Die Traubeneichen-Rotbuchen- wäldern (Quercion robori-petraeae). Arten

45 wie Schlängel-Schmiele (Avenella flexuosa), aber auch Streuobstwiesen. Auf den brach- Rot-Straußgras (Agrostis capillaris), Färber- gefallenen Ackerflächen haben sich Rude- Ginster (Genista tinctoria), Heidelbeere ralpflanzengesellschaften entwickelt. Da- (Vaccinium myrtillus), Heidekraut (Calluna zu gehören die Eselsdistel-Gesellschaft vulgaris) und verschiedene Habichtskräuter (Onopordetum acanthii) und die sehr selte- (Hieracium lachenalii, H. laevigatum, H. sa- ne Filzkraut-Federschwingelflur (Filagini-Vul- baudum, H. umbellatum u.a.) sind cha- pietum), eine Pioniergesellschaft der Brach- rakteristisch für den Färberginster-Eichen- äcker auf Sandsteinverwitterungsböden. wald (Genisto tinctoriae-Quercetum) trocke- ner, stark saurer Rankerböden. Die Offenlandgesellschaften an der Teu- felsmauer werden insbesondere von Sand- Eine Besonderheit unter den Waldgesell- magerrasen, Heiden und Trocken- und schaften des Gebietes stellt der im „Sau- Halbtrockenrasen geprägt. Sie kommen trog” kleinflächig ausgebildete Eschen- vor allem im östlichen Teil (NSG „Teufels- Ahorn-Bestand dar. Es handelt sich z.Z. um mauer”) zwischen Warnstedt, Weddersle- Jungwuchs. Für diesen Standort ist auf- ben und Neinstedt nördlich von Thale, aber grund der Bodenfeuchte und der starken auch kleinflächig am Ostrand der Teufels- Hangneigung ein Schluchtwald als poten- mauer zwischen Blankenburg und Timmen- ziell natürliche Vegetation anzunehmen. Der rode, am Küsterberg und am Schulmeister- Bestand könnte sich zum Eschen-Berg- berg südlich von Timmenrode sowie auf ahorn-Schluchtwald (Fraxino-Aceretum pseu- dem Lüdershornberg südlich von Warnstedt doplatani) entwickeln. vor.

Von den Waldgesellschaften leiten die Besonders gut ausgeprägt ist das Mosaik Saumgesellschaften (Staudensäume, Ge- der Pflanzengesellschaften offener, trocken- büschsäume) zu den Offenlandgesellschaf- warmer Standorte im östlichen Teil der Teu- ten über. Entsprechend der generellen Ten- felsmauer zwischen Warnstedt, Wedders- denz sind auch an der Teufelsmauer die leben und Neinstedt, wo sich auch das NSG Staudensäume nur sehr kleinflächig aus- „Teufelsmauer” befindet. gebildet. Auf lössbeeinflussten und dadurch basenreicheren Standorten sind Arten ther- Die eigentliche Sandsteinmauer ist nahe- mophiler Säume (Geranion sanguinei) wie zu vegetationslos. Am Fuß der Felsen sie- Blut-Storchschnabel (Geranium sanguine- deln auf nährstoffarmen Sanden lückige Be- um), Pfirsichblättrige Glockenblume (Cam- stände des Blauschwingel-Silbergras-Sand- panula persicifolia), Kamm-Wachtelweizen magerrasens (Festuco cinereae-Coryne- (Melampyrum cristatum), Ästige Graslilie phoretum canescentis). Neben den namen- (Anthericum ramosum), Salomonssiegel gebenden Arten kommen in dieser Pionier- (Polygonatum odoratum) und Ebensträus- gesellschaft Feld-Beifuß (Artemisia campes- sige Wucherblume (Tanacetum corym- tris) und Gemeines Katzenpfötchen (Anten- bosum) und Arten mesophiler Säume naria dioica) vor. Ebenfalls auf den Ero- (Trifolion medii) wie Kleiner Odermennig sionskegeln am Fuß der Felsen ist die Pi- (Agrimonia eupatoria) zu finden. onierflur der Frühen Haferschmiele (Airetum praecocis) anzutreffen. Weiter hangabwärts Bei den Gebüschen handelt es sich um ist auf besonnten, festgelegten Sanden der größtenteils fragmentarische Ausbildungen artenreiche Grasnelken-Rauhblattschwin- der Xerothermgebüsche (Berberidion) mit gel-Rasen (Armerio-Festucetum trachyphyl- Arten der Trocken- und Halbtrockenrasen in lae) mit Sand-Thymian (Thymus serpyllum), der Krautschicht. Die Strauchschicht wird Berg-Sandknöpfchen (Jasione montana), von Rosenarten (Rosa rubiginosa, R. ca- Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) nina), Gemeinem Liguster (Ligustrum vul- und Großem Knorpellattich (Chondrilla jun- gare) und Eingriffligem Weißdorn (Cra- cea) ausgebildet. An den Stellen, wo die taegus monogyna) gebildet. Lössauflage nicht erodiert ist, kommen Trocken- und Halbtrockenrasen vor. Auf Zwischen den beiden von Felsen be- Flächen mit mäßigem Lösseinfluß wächst stimmten Teilen der Teufelsmauer und an der Trockenrasen des Walliser Schwingels ihren Rändern liegen vor allem Ackerflächen, und des Haarpfriemengrases (Festuco vale-

46 siacae-Stipetum capillatae) mit den namen- Dr. Christiane Röper gebenden Arten und mit ringförmigen Hors- Landesamt für Umweltschutz Sachsen- ten der Erd-Segge (Carex humilis). Tief- Anhalt gründige Unterhangpartien werden vom Reideburger Str. 47 Furchenschwingel-Fiederzwenken-Halbtrok- 06116 Halle/Saale kenrasen (Festuco rupicolae-Brachipodi- etum pinnati) eingenommen. Hier kommen neben den bestandsbildenden Gräsern z.B. Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), Hü- gel-Meier (Asperula cynanchica) und ge- fährdete Arten wie Graue Skabiose (Scabi- osa canescens), Dänischer Tragant (Astra- galus danicus) und Bienen-Ragwurz (Oph- rys apifera) vor. Auf nordexponierten Sand- standorten sind die Wolfsmilch-Heidekraut- heide (Euphorbio-Callunetum) mit trocken- heitsertragenden Arten wie Echter Wiesen- hafer (Helictotrichon pratense) und Kleines Schillergras (Koeleria macrantha) sowie die Ginster-Heidekrautheide (Genisto pilosae- Callunetum) mit Dreizahn (Danthonia de- cumbens) als strukturbestimmende Art anzutreffen. Lössbeeinflußte Nordunterhän- ge sind der Standort der Mädesüß-Wiesen- hafer-Gesellschaft (Filipendulo vulgaris-Ave- nuletum pratensis) u.a. mit Zittergras (Briza media), Karthäuser-Nelke (Dianthus carthu- sianorum) und Steppen-Segge (Carex su- pina).

Literatur: 34, 43, 61, 62, 63

47 Zur Wirbellosen-Fauna des Berichte des Landesamtes für Umweltschutz NSG „Teufelsmauer“ Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

P. Schnitter; P. Sacher; C. Schönborn; P. Scholze; G. Schumann; R. Schweigert; E. Stolle

Einleitung gene Beobachtungen zur Biologie und Öko- logie dieser Arten ermöglichen. Das mit ca. 135 ha Größe relativ kleine Naturschutzgebiet liegt, unmittelbar dem dicht bewaldeten Harzmassiv vorgelagert, Die Webspinnen (Araneae) im geologisch-morphologisch und damit auch hinsichtlich seiner Vegetationsstruktur Bisher liegen gezielte Aufsammlungen reich gegliederten nördlichen Harzvorland. aus dem östlichen Teil von den Königstei- Der Biotopcharakter wird vornehmlich durch nen nahe Neinstedt vor. Dort wurden die Sandsteinaufwerfungen in Ost-West- 1995/96 vier Trockenstandorte mittels Bo- Richtung geprägt, die das umgebende re- denfallen untersucht. Im Rahmen dieser lativ schmale Mosaik aus Halbtrockenrasen, Aufsammlungen konnten insgesamt 66 Spin- Trockenrasen, Streuobstwiesen und klein- nenarten nachgewiesen werden. Dem Cha- flächigen Calluna-Heiden mit den angren- rakter der Untersuchungsflächen entspre- zenden Äckern in einen mikroklimatisch chend – es handelte sich um drei südexpo- sehr deutlich differenzierten Nord- und Süd- nierte Magerrasen auf Sand sowie eine hang unterteilen [s.a. 34]. Die unmittelbare nordexponierte Calluna-Heide mit Sand- Nähe der von Saumvegetation mit Auwald- steingeröll – dominierten wärme- und trok- charakter umgebenen Bode dürfte aller- kenheitsliebende Arten. Von diesen sind die dings einen nicht unbedeutenden Einfluss Wolfsspinnen Alopecosa accentuata, A. auf die Zusammensetzung der anzutreffen- schmidti und Pardosa nigriceps, die Zwerg- den Zönosen haben, so dass es zur Ver- bzw. Baldachinspinnen Ceratinopsis roma- mischung thermo-, meso- und hygrophiler na, Lepthyphantes mansuetus, L. pinicola, Faunenelemente kommt. Die sich daraus Mecynargus foveatus, Trichopterna cito und ergebende ökofaunistische Relevanz und Walckenaeria monoceros, die Plattbauch- naturschutzfachliche Wertigkeit, aber auch spinne Zelotes longipes, die Krabbenspinne die attraktive Lage und orographische Ge- Ozyptila claveata sowie die Springspinnen staltung sowie gute Zugänglichkeit haben Euophrys petrensis und Talavera thorelli be- Floristen und Faunisten zu mehr oder we- sonders hervorhebenswert. Viele dieser Ar- niger regelmäßigen Recherchen animiert. ten gelten als gefährdet und sind in den Ro- Während die Vegetation jedoch bereits seit ten Listen Deutschlands und/oder Sachsen- längerer Zeit vollständig erfasst wurde, sind Anhalts aufgeführt. Pardosa nigriceps und speziell bei den Wirbellosen noch keine Lepthyphantes mansuetus bevorzugen Cal- zusammengefassten Artenlisten zu einzel- luna-Heiden und kamen bezeichnenderwei- nen Taxa bekannt geworden, obwohl schon se auch an der Teufelsmauer vor allem im in früheren Zeiten auch profilierte Entomolo- Heidebereich am Nordhang vor. Die faunis- gen der Region das Gebiet wiederholt be- tisch wertvollste Art ist Lepthyphantes pini- sucht haben dürften, von Gelegenheitsbe- cola. Bisher wurde sie in Deutschland nur obachtungen ganz abgesehen. Deshalb sol- einmal in einer Höhle gefunden [74]; sie ist len an dieser Stelle neben der eher für den neu für Sachsen-Anhalt. Weitere Nachweise Spezialisten gedachten kurzen Status quo- gelangen in Österreich, Frankreich und Darstellung einige bemerkenswerte Arten Großbritannien. In der Literatur wird L. pini- vorgestellt werden, die dem interessierten cola als westeuropäische Gebirgsform be- Laien sowohl eine Artdiagnose als auch ei- zeichnet, die in den Westalpen, den Pyre-

48 näen und in Großbritannien vorkommt, je- Sachsen-Anhalt ist die Art mäßig verbreitet; doch in Frankreich auch Tieflandvorkom- die Bestände wirken gleichbleibend, auch ist men aufweist. Als Lebensraum werden von eine Gefährdung nicht abzusehen. Anders dort offene Stellen mit Vegetationsmosaiken zeigt sich die Gefährdungssituation im Bun- und Feinschutt, besonders Felsenheide, an- desmaßstab. In Norddeutschland sind die gegeben [64, 65]. An der Teufelsmauer wur- Bestände stark rückläufig. Nicht nur hier, de die Art nur am Nordhang im Sandstein- sondern in allen anderen Bundesländern geröll gefunden, was gut zu den bisherigen steht die Westliche Beißschrecke auf der Fundortbeschreibungen passt. Erwartungs- Roten Liste der gefährdeten Tierarten [s.a. gemäß ähnelt das im NSG angetroffene Ar- 12]. teninventar dem der nahe gelegenen groß- flächigeren Harslebener Berge [51], ist je- Im Jahr 1996 gelang dem Verfasser bei doch insgesamt merklich artenärmer. der Auswertung von Bodenfallenfängen der Nachweis der Ameisengrille (Myrmecophila acervorum) direkt an der Teufelsmauer. Mit Die Heuschrecken (Saltatoria) maximal 3,5 mm Körperlänge ist sie die kleinste Heuschreckenart in Europa! Ihrem Auf Grund der armen Sand- und Ge- Namen entsprechend lebt sie ausschließlich steinsschuttstandorte sowie des günstigen in Ameisennestern. Dieser zumeist unterirdi- Klimas ist das NSG für das Vorkommen schen Lebensweise hat sich der Körperbau wärmeliebender Heuschrecken prädesti- angepasst. So fehlen Flügel und Gehöror- niert. Eine genaue Untersuchung steht in gane, auch die Augen sind deutlich zurück- dieser Hinsicht aber noch aus. Nichtsdes- gebildet. Aufgrund dieser Gegebenheiten ist totrotz sollen hier drei für das Gebiet ty- zur Ökologie der Art nur wenig bekannt. pische Arten vorgestellt werden. Dies betrifft auch die Art und Weise der Nahrungsaufnahme, wo nur wenige Beob- Der Braune Grashüpfer (Chorthippus achtungen vorliegen. So konnte z.B. der brunneus) ist mit seinem Gesang, welcher Verzehr von Ameiseneiern registriert wer- aus „sst“-Lauten besteht und mit ca. zwei den, aber auch das Füttern durch Ameisen- Sekunden Abstand ertönt, nicht zu über- arbeiterinnen mit deren Körperabsonde- hören. Seine braune Färbung ist variabel rungen ist nachgewiesen. Die Ameisengrille und geht von rotbraun, schwarzbraun über ist in Sachsen-Anhalt selten, über ihre Be- grau und kann auch grün oder rosenrot standsentwicklung ist wenig bekannt [73]. sein, wobei graubraune Tiere überwiegen. Sie gilt als stark gefährdet [72]. Bevorzugte Lebensräume sind trockene Standorte, wie Trockenrasen, Trockenwald- lichtungen und Sandaufschlüsse – die Teu- Die Käfer (Coleoptera) felsmauer ist somit ein ideales Habitat. All- gemein ist der Braune Grashüpfer eine häu- Bedingt durch ihre besondere Geomor- fige Heuschreckenart. Sein Bestand scheint phologie war und ist die Teufelsmauer ein in den letzten Jahren relativ konstant zu Anziehungspunkt für zahlreiche Coleoptero- sein, eine Gefährdung ist momentan nicht logen. So besammelten z.B. HILLECKE, erkennbar. DORN und PETRY das Gebiet. Einen wich- tigen Beitrag leistete der verstorbene Lehrer Die Südseite der Teufelsmauer bietet für Otto FEHSE aus Thale mit seiner intensiven das Vorkommen der Westlichen Beiß- Tätigkeit zwischen Blankenburg und Ballen- schrecke (Platycleis albopunctata) geradezu stedt, die zahlreiche Nachweise interessan- vorzügliche Bedingungen. Diese Heu- ter Arten erbrachte. Dennoch wurde im NSG schrecke besitzt lange Fühler und gehört bislang noch nicht systematisch entomo- somit zu den sogenannten Langfühler- faunistisch gearbeitet. Einzelinformationen schrecken. Ihre Färbung ist immer braun, über Käfernachweise dürften in Anzahl vor- die Flügel zeigen sich dunkelbraun und in liegen, sind jedoch kaum veröffentlicht bzw. der Mitte weiß gefleckt. Die Westliche Beiß- nur über Sammlungen (HILLECKE, FEHSE, schrecke ist sehr wärmeliebend und demzu- DORN, IHSSEN, s.o.) und, soweit diese über- folge an den südexponierten, vegetations- haupt noch existieren, schwer zugänglich. armen und steinigen Hängen anzutreffen. In

49 Wie schon bei den Webspinnen be- wähnten Bodenfallenuntersuchungen. Wenn- schrieben, resultieren unsere Kenntnisse zu gleich aufgrund der bislang als noch recht den Laufkäfern (Coleoptera: Carabidae) der unsystematisch zu bewertenden Bestands- Teufelsmauer vorwiegend aus den 1995/96 ermittlungen erwartungsgemäß vornehmlich durchgeführten Bodenfallenuntersuchungen. häufige Arten zu belegen waren, so sollten Hier konnten 36 Arten nachgewiesen wer- doch diese Ansätze in Verbindung mit den den, darunter drei der Roten Liste Sachsen- koordinierenden Aktivitäten des Landesam- Anhalts (Carabus convexus, Cymindis an- tes für Umwelschutz Sachsen-Anhalt als ein gularis und Masoreus wetterhallii) sowie ei- erster wichtiger Beitrag zur Erfassung der ne weitere bemerkenswerte Spezies, für die Insektenfauna in einem der ältesten deut- eine Einstufung in der Roten Liste [55] auf- schen Naturschutzgebiete angesehen wer- grund fehlender aktueller Nachweise im den. Allgemeine Hinweise zur Lebensweise Nordharzvorland nicht exakt möglich war der Kurzflügler sowie Übersichten zur regio- (Harpalus atratus). Die charakteristischen nalen Bestandserfassung des Taxons fin- Arten der Trocken- und Halbtrockenrasen den sich bei SCHOLZE & JUNG [59] sowie traten in stabilen Populationen auf. Es kann SCHOLZE [58]. Bei den für das NSG Teufels- davon ausgegangen werden, dass die bis- mauer bislang 57 belegten Arten handelt es lang aufgefundenen Arten nur ein Bruchteil sich um zumeist eurytope Spezies, einige des möglichen Artenspektrums darstellen. mit Hang zur Thermophilie. Hinzu treten ni- In Sachsen-Anhalt sind bisher 414 Arten be- dicole Arten, z.B. Rheochara spadicea kannt [55]. Mehrere Zufallsbeobachtungen sowie subcorticole Vertreter wie Leptusa sollen näher kommentiert werden. ruficollis. Eine interessante Lebensweise zeigen die myrmecophagen Drusilla cana- In den Übergangsbereichen zwischen liculata, Zyras limbatus und Z. humeralis, den skelettreichen Ackerböden und den an- die allesamt Ameisen, deren Entwicklungs- grenzenden Halbtrockenrasen kann man im stadien und Abfallprodukte als Nahrungs- Frühjahr den Feld-Sandlaufkäfer (Cicindela quelle nutzen. Dazu begeben sie sich in die campestris) beobachten – einen „Tiger“ un- Nester bestimmter Ameisenarten (z.B. For- ter den eher kleinen Wirbellosen. Die „fertig“ mica sp., Myrmica sp., Lasius fuliginosus) entwickelten Käfer – die Imagines – bewe- und leben z.T. in diesen, ohne selbst von gen sich sehr schnell und zielgerichtet zu den Ameisen verfolgt zu werden. Die wohl ihrer Beute, die andere Insekten und deren größte heimische Kurzflügelkäferart mit Larvenstadien umfasst. Diese werden dann ca. 30 mm Körperlänge ist der imposante mit den starken Mundwerkzeugen, den so- Schwarze Moderkäfer (Ocypus olens). Fühlt genannten Mandibeln, gepackt, mit einem sich der Käfer angegriffen, erinnert er den Verdauungssekret aufgeweicht und dann interessierten Beobachter fast an einen „verschlungen“ bzw. eingesaugt. Alle Sand- Skorpion – der Kopf wird angehoben, die laufkäfer verfügen über große Komplex- kräftigen Mandibeln gespreizt und der Hin- augen, mit denen die Beute sehr gut wahr- terleib schiebt sich hin- und herzuckend genommen werden kann. Der Feld-Sand- nach vorn über den Vorderkörper. laufkäfer ist grünlich gefärbt und besitzt auf den Flügeldecken weiße Punkte. Die Larven Die Angaben zu den Rüsselkäfern (Co- leben mitunter kolonieweise in zumeist san- leoptera: Curculionidae) wurden im Wesent- digem Boden; die Eingänge der Gänge sind lichen bei gelegentlichen kurzen Aufenthal- kreisrund geformt. Gleich hinter der Öffnung ten am Standort in einem Zeitraum von etwa lauern sie dann mit ihren scharfen Man- 20 Jahren zusammengetragen. Als Fang- dibeln auf Beute. Die Käfer fliegen bei Be- methode kam zumeist der Kescher zur An- unruhigung auf, lassen sich aber nach weni- wendung; seltener wurden Klopfschirm und gen Metern Flug auf offenen und sehr kurz- Sieb genutzt [57]. Alle Rüsselkäfer zeigen rasigen besonnten Flächen wieder nieder. als Imago einen mehr oder weniger langen Auch der Braune Sandlaufkäfer (Cicindela Rüssel, an dem die Fühler sitzen. Prinzipiell hybrida) wurde im Gebiet festgestellt. ist der Rüssel der Curculioniden chitinöser Natur und damit sehr hart. Somit hat er mit Die Angaben zu den Kurzflügelkäfern dem der Elefanten bzw. dem unsichtbaren, (Coleoptera: Staphylinidae) beruhen eben- schleifenden, z.T. auch amöboiden Gebilde falls im Wesentlichen auf den bereits er- mancher unwilliger Zeitgenossen nichts zu

50 tun. Rüsselkäfer und ihre Entwicklungs- zählt auch die Spanische Fliege (Lytta vesi- stadien sind zumeist phytophag. Einige Ar- catoria), die in Sachsen-Anhalt nur selten ten fressen nur an einer Pflanze (mono- gefunden wird. Wenn die Art auftritt, dann phag), andere wiederum an den Pflanzen- aber oft in großer Anzahl. In getrocknetem arten innerhalb einer Gattung bzw. Familie und zerstoßenem Zustand wurden die can- (polyphag). Dazu ist eine zeitliche Abfolge tharidinhaltigen Flügeldecken der Käfer frü- des Auftretens der Arten im Jahresgang, die her für medizinische Zwecke als blasenzie- sogenannte Phänologie, zu beachten. Viele hende Pflaster (s. deutsche Namensge- der Arten sind relativ klein und unscheinbar, bung!) verwendet – im Altertum aber auch andere wiederum erreichen 20-30 mm durchaus als beliebtes Gift und somit sehr Größe. Schon im zeitigen Frühjahr sind sie hilfreiches Exekutionsmittel. Schon 0,03g an verschiedenen Wildkruziferen z.B. Ceu- der Substanz in reiner Form sollen für den torhynchus floralis, C. pallidactylus und C. Menschen tödlich sein – Igel, Frösche und obstrictus zu finden. An Brennessel (Urtica Fledermäuse fressen aber die Käfer und es sp.) frisst Nedyus quadrimaculatus, etwas schadet ihnen nicht [32]. später im Jahr Phyllobius pomaceus. Unter den Blattrosetten vom Natternkopf (Echium Fast zeitgleich mit den Ölkäfern erschei- sp.) lebt Mogulones geographicus. An Grä- nen im Frühjahr die zur Familie der Bock- sern und niedrigen Pflanzen treten die poly- käfer (Coleoptera: Cerambycidae) gehören- phagen Eusomus ovulum, Foucartia squa- den Erd- oder Grasböcke. Dorcadion fulgi- mulata, Phyllobius cloropus, P. pyri, P. robo- nator gilt als ausgesprochen wärmeliebende retanus, P. vespertinus, P. virideaeris, Si- Art der Steppenformationen und bevorzugt tona lineatus, S. macularius, S. humeralis Halbtrocken- und Trockenrasen. Die Imagi- und Strophosoma melanogrammum auf. nes laufen auf der Erde herum und ernäh- Auch die Streuobstwiesen beherbergen eine ren sich durch Benagen von Pflanzenteilen, Reihe von Rüsselkäferarten, so können hier meist von Gräsern. Zu den auffälligen Ce- im August z.B. Oxystoma craccae, O. po- rambyciden gehört auch der Kleine Spieß- monae, Phyllobius betulinus, P. maculicor- bock (Cerambyx scopolii), eine dem Großen nis, Polydrusus cervinus, P. sericeus, P. Eichenbock (C. cerdo) sehr ähnliche, aber undatus und Rhamphus pulicarius beob- wesentlich kleinere Art von 17-28 mm Grös- achtet werden. se. Die im Mai schlüpfenden Käfer sind ge- legentlich recht zahlreich bis in den Juli hi- Aus der Familie der Öl- oder Pflaster- nein u.a. auf blühenden Sträuchern (Cratae- käfer (Coleoptera: Meloidae) sei auf die gus spec.) zu entdecken. Ferner konnten große, blau schwarz gefärbte und länglich der Brennesselbock (Agapanthia villosoviri- aufgequollen erscheinende Meloe proscara- descens) sowie Grammoptera ruficornis und baeus verwiesen, die zu den häufigsten eu- Pseudovadonia livida nachgewiesen wer- ropäischen Ölkäferarten gehört. Sie er- den. scheint im zeitigen Frühjahr an grasbewach- senen Stellen. Die Käfer, vor allem die In die Familie der Blatthornkäfer (Cole- Weibchen, die ab April langsam über den optera: Scarabaeidae) gehört der Gemeine Boden kriechen und Eier legen, haben ein Rosenkäfer (Cetonia aurata), das Insekt des mächtiges Abdomen. Ein Weibchen kann Jahres 2001, der an der Teufelsmauer keine bis zu 10 000 Eier legen. Die „Maiwürmer“ Seltenheit ist und zusammen mit der ver- durchlaufen eine komplizierte Hypermeta- wandten Art Protaetia cuprea ssp. metallica morphose und sind an den Transport der auftritt. Zu dieser Familie gehören auch Triungulus-Larven durch Bienen in deren zahlreiche in Dung lebende kleine Arten Nester gebunden. Da die Verluste entspre- (Koprophagen), die recht unscheinbar sind chend groß sind, muss das Weibchen zum (Aphodius fimetarius, A. sticticus, A. rufipes, Fortbestand der Art eine große Eimenge A. prodromus, A. contaminatus) und im produzieren. Auch die sehr ähnliche M. bre- NSG gefunden wurden. vicollis kann bemerkt werden. Ferner liegen Nachweise von M. cicatricosus und M. sca- Als letzte, bezüglich ihrer Lebensweise briusculus vor, die eigentlich im pannoni- besonders interessante, im Gebiet aller- schen Donaubecken ihren Verbreitungs- dings nur sehr selten und sporadisch zu be- schwerpunkt haben. Zu dieser Käferfamilie obachtende Käferart sei der Zierliche Teu-

51 felskäfer (Lucifer diabolos ssp. gracilis) ge- Sachsen-Anhalt – die letzte Erwähnung die- nannt. Eng verwandt mit den ebenfalls däm- ser zierlichen rotschwarzen Sandwespe merungs- und nachtaktiven Leuchtkäfern kommt von PARRE (1968) aus Staßfurt – (Coleoptera: Lampyridae), bei denen die konnte sie aktuell nur noch im Mittelelbe- Weibchen artspezifisch Leuchtsignale „mor- gebiet gefunden werden [14]. Im Allge- sen“, kann der schwarze, ca. 4-5 mm große meinen kann man sie vereinzelt im Juni/Juli Zierliche Teufelskäfer kleinste Blitze aus- in Sandgruben, Sanddünen oder ähnlichen senden. Sollte man das Glück haben, ein Biotopen antreffen, wo sie Blattwespenlar- Tier aus nächster Nähe zu bemerken, ist ven fängt, durch mehrere Stichserien in die Vorsicht angebracht: die begleitende Hitze Bauchseite lähmt und dann z.T. beträchtli- kann durchaus kleinere Brandblasen verur- che Strecken bis zu ihrem unterirdischen sachen! Ähnliches ist von den Bombardier- Nest schleppt. Wegen ihrer Seltenheit, ei- käfern (Brachinus crepitans, B. explodens) gentlich bedingt durch die Seltenheit ent- aus der Familie der Laufkäfer (s. v.) be- sprechend geeigneter Lebensräume, wird kannt. Hier funktioniert der Chemismus al- die Feldsandwespe in der Roten Liste der lerdings etwas anders: aus einem im Hinter- gefährdeten Grabwespen Deutschlands [54] leib befindlichen System von verschließba- in der Vorwarnliste (Kategorie V) geführt. rem Reservoir, Brennkammer und Drüse mit Ausführgang kann unter hörbarem Knall ge- zielt eine stechend riechende kleine Gas- Die Schmetterlinge (Lepidoptera) wolke abgeschossen werden. Hydrochi- none, Methylhydrochinon und Wasserstoff- Die Schmetterlingsfauna des NSG Teu- peroxid bilden das Gemisch, welches mittels felsmauer ist bisher nicht systematisch er- diverser Enzyme bei Entzündung auf fasst worden. Auch in früherer Zeit wurde ca. 100 oC aufgeheizt und zur Explosion ge- das Gebiet von den Lepidopterologen offen- bracht wird – und dies mitunter 20 x hinter- bar wenig aufgesucht. So findet im „Ver- einander, wobei jede für das menschliche zeichnis der Großschmetterlinge des nord- Auge sichtbare Entladung wiederum aus 10- östlichen Harzrandes“ von REINECKE [47] 20 Einzelexplosionen besteht [32]! die Teufelsmauer keine Erwähnung. Dies ist nicht recht verständlich, lassen doch vor allem die ausgedehnten Xerothermrasen ei- Die Grabwespen (Hymenoptera; Sphe- ne artenreiche Schmetterlingsfauna vermu- cidae) ten. Bereits von den Wegen aus kann man charakteristische Spezies beobachten. So Obwohl das Gebiet um die Teufelsmauer fallen im Mai und wieder im August die besonders aufgrund der vegetationsarmen stattlichen Schwalbenschwänze (Papilio Sandflächen geradezu ideal für viele wär- machaon) im Bereich der Felsformationen meliebende Grabwespen erscheint und dort auf. Schwalbenschwanz-Männchen versam- einige seltene Arten zu erwarten wären, ha- meln sich zum Balzflug an exponierten ben bisher nur sehr wenige Aufsammlungen Punkten in der Landschaft wie Bergkuppen von Spheciden (und überhaupt Hymenop- und Plateaus. Dieses Verhalten wird als tera) stattgefunden. Die einzigen bekannten „hilltopping“ bezeichnet. An der Teufelsmau- Exemplare stammen aus Beifängen zweier er stellen die markanten Felsen der König- Kurzexkursionen 1998. Es handelt sich steine solche regelmäßig aufgesuchten dabei um die Kotwespe (Mellinus arvensis) Rendezvousplätze dar. Hier lassen sich und die Feldsandwespe (Ammophila cam- meist vier oder fünf Falter gleichzeitig beob- pestris). Erstere erinnert durch ihre gelb- achten. Die Raupen leben an verschie- schwarze Zeichnung etwas an die aufdring- denen Doldenblütengewächsen (Apiaceae). lichen „Kuchenwespen", ist jedoch kleiner Ursprünglich eine mesophile Art des Offen- und schmaler. Diese Wespe gehört zu un- landes, ist der Schwalbenschwanz – bedingt seren häufigsten Grabwespenarten und nis- durch die meist intensive Landnutzung auf tet oft kolonieweise im Sandboden. Als Lar- mittleren Standorten – heute eher in Xero- vennahrung werden bis zu 13 Fliegen je thermhabitaten anzutreffen. Noch enger an Nest eingetragen [39]. Die zweite Art, A. die Felsen gebunden ist der treffend be- campestris, ist die kleinste ihrer Gattung. nannte Mauerfuchs (Lasiommata megera), Nach über 30 Jahren ohne Nachweis für für den aufgrund seines hohen Wärmean-

52 spruchs vegetationsfreie Stellen, die sich Zusammenfassung leicht aufheizen, essenzielle Habitatstruktu- ren darstellen. Dabei werden neben Felsen Das NSG „Teufelsmauer“ bei Neinstedt und Hanganrissen auch Sekundärbiotope weist eine sehr interessante Wirbellosen- wie Trockenmauern und Burgruinen besie- Fauna auf. Zwar fehlen noch systematische delt. Der oberseits recht auffällig gezeich- Untersuchungen, trotzdem wird an der klei- nete Falter zeigt auf der Flügelunterseite ei- nen Auswahl von Arten das Potenzial des ne steingraue Farbe, so dass er in Ruhe- Gebietes überaus deutlich. Während für die haltung mit nach oben zusammengeklapp- behandelten Taxa zumindest Grundlagen- ten Flügeln auch für den aufmerksamen daten bekannt sind, wird für andere noch Beobachter nicht leicht zu sehen ist. Neben der Status quo festzustellen sein. Dieser den Felsen stellen vor allem die Halb- kleine Artikel möge Naturinteressierte auf trockenrasen des Gebietes bemerkenswerte die Eigentümlichkeiten der Insekten- und Schmetterlingslebensräume dar. Hier kön- Spinnenwelt hinweisen und Fachleute zur nen im Spätsommer die leuchtend schwarz- intensiven Forschung anregen! Das Wissen rot-weiß gefärbten Raupen des Wolfsmilch- um die Biodiversität unserer Naturschutzge- schwärmers (Hyles euphorbiae) gefunden biete setzt die gezielte Tätigkeit von Spe- werden. Die bunte Farbe ist eine Warn- zialisten in diesen voraus. Nur was wir wirk- tracht, mit der die Raupe potenzielle Fress- lich kennen, können wir auch für die Nach- feinde auf ihre Giftigkeit aufmerksam macht, welt bewahren, so wie dies bislang im weite- die jedoch keinen Schutz vor Schlupf- ren Gebiet des landschaftlich reizvollen wespen (Ichneumonidae) und anderen Pa- Nordharzvorlandes recht gut realisiert wer- rasitoiden bietet. Auch der Wolfsmilch- den konnte. schwärmer ist eine wärmeliebende Art, die vorrangig lückig bewachsene und daher gut durchsonnte Bereiche in den Magerrasen Anhang: besiedelt. Charakteristisch für Magerrasen und dort besonders artenreich vertreten sind Weitere im Gebiet nachgewiesene Arten die Blutströpfchen oder Widderchen (Zygae- diverser Taxa, die im Text nicht erwähnt sind: nidae), deren Raupen meist artspezifisch an Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae): verschiedenen Schmetterlingsblütengewäch- Amara aenea, A. convexior, A. plebeja, Badister sen (Fabaceae) leben. Raupen wie Falter bullatus, Bradycellus caucasicus, Calathus cinc- enthalten Cyanoglukoside und sind ent- tus, C. erratus, C. fuscipes, C. melanocephalus, sprechend auffällig gefärbt – wespenartig Harpalus affinis, H. anxius, H. atratus, H. latus, gelb-schwarz die Raupen und schwarz-rot H. pumilus, H. rubripes, H. rufipalpis, H. tardus, die Falter. Die beiden deutschen Bezeich- Leistus ferrugineus, Microlestes maurus, M. mi- nungen für die Zygaeniden gehen auf die nutulus, Ophonus azureus, Panagaeus bipustu- rote Fleckenzeichnung bzw. die kolbenartig latus, Platynus dorsalis, Poecilus cupreus, Pseu- verdickten Fühler zurück. Die Falter besu- doophonus rufipes, Pterostichus melanarius, Stomis pumicatus, Syntomus foveatus, S. trun- chen gern violett blühende Korbblütenge- catellus, Synuchus vivalis, Trechus quadri- wächse wie Witwenblumen (Knautia sp.) striatus. und Skabiosen (Scabiosa sp.) und sind Kurzflügelkäfer (Coleoptera: Staphylinidae): dann leicht in größerer Anzahl zu beob- Acidota cruentata, Amischa analis, Anaulacaspis achten. An der Teufelsmauer kommt u.a. nigra, Anotylus rugosus, A. sculpturatus, A. te- das Esparsetten-Widderchen (Zygaena car- tracarinatus, Anthobium atrocephalum, A. uni- niolica) vor, das an den weißen Ringen um color, Atheta crassicornis, A. europaea, A. fungi, die roten Flügelflecke zu erkennen und in A. triangulum, Bolitobius castaneus, B. cingu- Sachsen-Anhalt potenziell gefährdet ist [25]. latus, Coryphium angusticolle, Gabrius osse- Von der wenig bekannten Nachtfalterfauna ticus, Heterothops dissimilis, Ischnosoma splen- didum, Lathrobium fulvipenne, Liogluta alpestris können z.B. die Kleine Heidekrauteule (Ly- ssp. nitidula, Mycetoporus erichsonanus, M. mul- cophotia porphyrea), die an diese Pflanze santi, Ocalea badia, Ocypus brunnipes, O. nero, gebunden ist, und der in Sachsen-Anhalt Omalium caesum, O. rivulare, Oxypoda abdo- gefährdete Trockenrasen-Gelbspanner (As- minalis, O. brevicornis, O. vittata, Paederus litto- pitates gilvaria) auch tagsüber im Gebiet ralis, Philonthus cognatus, P. laminatus, P. lepi- beobachtet werden. dus, Plataraea brunnea, Platydracus stercora- rius, Proteinus brachypterus, Quedius boops, Q.

53 fuliginosus, Q. persimilis, Rugilus orbiculatus, perus luperus, L. longicornis, Oulema mela- Sepedophilus obtusus, Stenus clavicornis, S. nopus, O. gallaeciana, Phyllotreta nemorum, P. ochropus, Tachinus signatus, Tachyporus atri- undulata, P. atra, P. cruciferae, P. nigripes, P. ceps, T. chrysomelinus, T. hypnorum, Xantho- nodicornis, Psylliodes affinis, P. chalcomerus, linus linearis, X. longiventris, X. rhenanus. Sermylassa halensis, Timarcha goettingensis. Rüsselkäfer (Coleoptera: Curculionidae): Reseda-Samenkäfer (Coleoptera: Urodonidae): Alophus triguttatus, Apion frumentarium, Bary- Urodon suturalis, U. rufipes. peithes pellucidus, Brachysomus echinatus, Ameisen (Hymenoptera: Formicidae): Ceutorhynchus resedae, Eutrichapion viciae, Formica pratensis, Lasius fuliginosus. Glocianus punctiger, Gymnetron pascuorum, Hadroplonthus litura, Holotrichapion pisi, Hype- ra nigrirostris, H. postica, Larinus jaceae, Lixus filiformis, Omphalapion hookeri, Otiorhynchus Literatur/Quellen: 12, 14, 25, 31, 32, 34, ovatus, O. raucus, O. rugosostriatus, O. singu- 39, 47, 51, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 64, 65, laris, Perapion curtirostre, Protapion fulvipes, P. 72, 73, 74 assimile, P. nigritarse, P. apricans, Rhinocyllus conicus, Sitona ononidis, S. suturalis, Trachy- phloeus bifoveolatus, T. olivieri, Trichosirocalus horridus, T. troglodytes Tychius picirostris. Nestkäfer (Coleoptera: Cholevidae): Dr. Peter Sacher Ptomaphagus subvillosus, Nargus anisoto- Am Gönnenicht 8 moides. 38871 Abbenrode Weichkäfer (Coleoptera: Cantharidae): Cantharis fusca, C. rustica, C. obscura, Rhago- Dr. Peer Schnitter nycha fulva. Landesamt für Umweltschutz Sachsen- Malachitkäfer (Coleoptera: Malachidae): Anhalt Malachius aeneus, M. bipustulatus. Reideburger Str. 47 Schnellkäfer (Coleoptera: Elateridae): 06116 Halle/Saale Agriotes lineatus, A. obscurus, Agrypnus murina, Athous subfuscus, A. bicolor, Dalopius margi- email: [email protected] natus, Limonius aeneoniger, Prosternon tessel- latum. Dr. Christoph Schönborn Speckkäfer (Coleoptera: Dermestidae): Schleinitzstr. 3 Anthrenus verbasci, A. scrophulariae. 38889 Blankenburg Pillenkäfer (Coleoptera: Byrrhidae): Byrrhus pilula, Simplocaria semistrata. Dr. Paul Scholze Himbeerkäfer (Coleoptera: Byturidae): Im Osterfeld 31 Byturus ochraceus. 06507 Gernrode Glattkäfer (Coleoptera: Phalacridae): Olibrus aeneus, Stilbus testaceus. Moderkäfer (Coleoptera: Lathridiidae): Dr. Günter Schumann Corticarina umbilicata. Teufelsmauerstr. 24a Pilzkäfer (Coleoptera: Endomychidae): 06502 Weddersleben Lycoperdina bovistae. Marienkäfer (Coleoptera: Coccinellidae): Roland Schweigert Adalia decempunctata, A. bipunctata, Chilocorus Bahnstr. 1 bipustulatus, C. renipustulatus, Coccidula rufa, 06484 Ditfurt Coccinella septempunctata, C. quinquepunctata, C. undecimpunctata, Propylea quaturodecimgut- Eckart Stolle tata, Scymnus frontalis, Tytthaspis sedecim- Stolberger Str. 22 punctata. Scheinbockkäfer (Coleoptera: Oedemeridae): 06548 Rottleberode Oedemera lurida, O. virescens. email: [email protected] Blumenkäfer (Coleoptera: Anthicidae): Anthicus antherinus, Omonadus floralis. Wollkäfer (Coleoptera: Lagriidae): Lagria hirta. Blattkäfer (Coleoptera: Chrysomelidae): Aphthona euphorbiae, Bromius obscurus, Cas- sida viridis, C. rubiginosa, Cryptocephalus seri- ceus, C. moraei, Galeruca tanaceti, Lochmaea suturalis, L. capreae, Longitarsus pratensis, Lu-

54 Die Vogelwelt an der Teufelsmauer Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 M. Wadewitz

Das Naturschutzgebiet „Teufelsmauer“ tausend Jahren getan, als es hier überall wird von über 30 Brutvogelarten bewohnt. noch keine Gebäude gab. Allein in der Fels- Mehr als doppelt so viele Gastvogelarten wand der Königsteine halten drei bis vier kommen noch einmal hinzu. Der Grund für Männchen ein Revier besetzt und auch be- die vergleichsweise hohe Artenzahl liegt in nachbart am Mittelstein brütet die Art. Wäh- der Vielfalt und dem Strukturreichtum des rend Feldsperlinge (Passer montanus) ganz Gebietes. Es umfasst einerseits Teile des gewöhnlich und bis in die Gegenwart in den Flusslaufes und der Aue der Bode, ande- Felswänden nisten, grenzt es an eine kleine rerseits Heiden- und Trockenrasenstand- Sensation, dass dies in den 1970er Jahren orte. Offene und halboffene Gebüschland- vereinzelt auch der Haussperling (Passer schaft sowie Felder wechseln sich ab. Am domesticus) getan hat (HELLMANN pers.). Rand befinden sich eine Kirschplantage und Nachweise für derartige Brutplätze des Al- alte Obstbäume. Insgesamt aber wird die lerweltsvogels sind nicht nur in unserer Re- Vogelwelt durch die Bewohner der bizarren gion äußerst selten. Felsformationen bestimmt. Nachfolgend ist eine Auswahl der vorkommenden Vogel- Der Trockenrasen und die sandigen We- arten beschrieben, die einerseits typisch für ge gehören zum Lebensraum des Stein- das Gebiet ist und andererseits eine Beson- schmätzers (Oenanthe oenanthe). Im April derheit für die Nordharzregion darstellt. und Anfang Mai singen oft mehrere Männ- chen von den Felsen und jagen sich gegen- seitig um die Felstürme. Mit dazu beige- Brutvögel tragen, dass die hübschen Vögel heute lei- der nur noch unregelmäßig an der Teufels- Zu den dominanten Brutvogelarten ge- mauer nisten, haben sicherlich auch jene hört die Goldammer (Emberiza citrinella). Besucher, die sich nicht an das Wegegebot Mehr als zwölf Männchen tragen ihren Ge- halten. Recht ungewöhnlich ist das Vorkom- sang von den Spitzen der Wildrosenbüsche men des Wiesenpiepers (Anthus pratensis). vor. Die melancholische Stimme der gelben Eigentlich ein Vogel der nassen Wiesen, be- Vögel prägt die Landschaft rund um die Fel- wohnt die Art hier mit wenigen Paaren den sen. Die Dorngrasmücke (Sylvia communis) Trockenrasen. Auf diese Gegebenheit ha- und der Fitis (Phylloscopus trochilus) ge- ben auch HAENSEL & KÖNIG [27] besonders hören ebenfalls zu den häufigen Brutvögeln. aufmerksam gemacht. Im Bereich der Kö- Im Mai und Juni ist ihr Lied überall in den nigsteine liegen diesbezüglich und wohl all- Büschen zu hören. Mehrere Paare des gemein zur Vogelwelt ganz ähnliche Ver- Neuntöters (Lanius collurio) besiedeln das hältnisse vor, wie sie von GEORGE [21] un- Gebiet. Ihm gefallen die Trockenrasenhän- weit an den Felsformationen der Gegen- ge und Wegränder, denn hier sind auch steine bei angetroffen und be- große Insekten noch in ausreichender Zahl schrieben worden sind. zu finden. Seinen seltsamen Namen hat der Vogel erhalten, weil er erbeutete Käfer, Der Uhu (Bubo bubo) als eine echte Heuschrecken und Schmetterlinge als Vor- Rarität ist wieder seit einigen Jahren an der rat auf spitze Dornen spießt. Der in den Teufelsmauer zu Hause [68, 69]. Die größte Städten und Dörfern gewöhnlich an Gebäu- aller Eulen verschläft den Tag und ist nur in den nistende Hausrotschwanz (Phoenicurus der Nacht unterwegs. Vor allem zur Balz im ochruros) kommt an der Teufelsmauer als Januar und Februar klingen die dumpfen Felsbrüter vor und bewohnt damit einen na- „buuh-hu“ -Rufe des Uhumannes von den türlichen Nistplatz. Das ist etwas Beson- Felsen bis zu den Einwohnern nach Wed- deres, denn er hat es so wohl schon vor dersleben und Neinstedt hinüber. Wie die

56 Tabelle zeigt, ist die Vogelart erst seit etwa Das Uhuweibchen wird dadurch zum 1993 wieder im Gebiet mit einem Brutpaar Abfliegen gezwungen und Eier bzw. Junge heimisch. Gleich im nächsten Jahr wurden kühlen aus. Dann ist es für Krähe und Stein- erstmals drei Junguhus flügge, anschließend marder leicht, das unbewachte Gelege zu meistens zwei Junge. In zwei Jahren war plündern. In wenigstens zwei Fällen kamen aber kein Bruterfolg zu verzeichnen. Diesen die Altvögel außerhalb des Naturschutz- Verlust haben vor allem die illegalen Fels- gebietes zu Tode, weil sie mit ungeschütz- kletterer zu verantworten, die sich leider ten, spannungsführenden Freileitungen in noch immer durch die Felswände bewegen. Berührung kamen.

Tabelle 1: Bestandsentwicklung des Uhus im NSG „Teufelsmauer“.

Jahr 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Uhupaare ? 1 ? 1 1 ? 1 1 1 1 1 1 Jungvögel 0 0 0 0 3 0 >2 2 2 >1 >2 0

Der Mäusebussard (Buteo buteo) ist singen vereinzelt Nachtigallen (Luscinia ständig im Gebiet präsent, horstet jedoch megarhynchos). Wohl jedes Jahr wohnen nicht alljährlich im Pappelbestand. Einzelne einige Paare der Wacholderdrossel (Turdus Bussarde setzen sich oben auf die Felsen, pilaris) in den Gärten an der „Schlangen- halten von hier Ausschau und erkunden die ecke“. Der schnurrende Gesang des Feld- Umgebung. Der bis zu Anfang der 1990er schwirls (Locustella naevia) ist vor allem in Jahre noch in drei Paaren in den Felswän- der Dämmerung und in der Nacht zu hören. den nistende Turmfalke (Falco tinnunculus) Gleiches gilt für den Sumpfrohrsänger (Ac- wurde in letzter Zeit lediglich mit einem Paar rocephalus palustris), von dem mehrere bestätigt. Schon eine kleine Besonderheit Männchen im Rapsfeld singen. Der Garten- stellen die wenigstens drei Paare des inzwi- baumläufer (Certhia brachydactyla), ein klei- schen überall selten gewordenen Rebhuhns ner unscheinbarer Vogel, der auf der Suche (Perdix perdix) dar. Während der Grün- nach Nahrung die Baumstämme hinauf über specht (Picus viridis) regelmäßig seine Höh- die Borke klettert, ist zur Brutzeit vereinzelt le in den Pappeln an der Bode zimmert, er- zu sehen. Den gleichen Lebensraum an der scheint der Grauspecht (Picus canus) hier Bode bewohnt der Grauschnäpper (Musci- nur in einzelnen Jahren zur Brutzeit. Ein capa striata). Hoch oben in den Baumkro- Spechtverwandter, der Wendehals (Jynx nen ist er oft erst durch seine ziependen Ru- torquilla), kann in der Kirschplantage beob- fe zu entdecken. Der Pirol (Oriolus oriolus) achtet werden. Der Steinkauz (Athene noc- kommt gelegentlich herangeflogen und be- tua) bewohnte bis in die 1980er Jahre den sucht die Kirschplantage. Vermutlich dort in Rand des Gebietes. Seitdem gilt er als ver- den hohen Pappeln nistet auch der schollen. Auch die allseits bekannten Rufe Kernbeißer (Coccothraustes coccothraus- des Kuckucks (Cuculus canorus) sind nicht tes). Er hält sich gleichfalls an die Kirsch- mehr in jedem Mai zu hören. Zu den orni- plantage und die anderen Obstbäume, um thologischen Besonderheiten des Gebietes sich an ihren Früchten zu laben. Ein kleiner gehört zweifellos die Wasseramsel (Cinclus Finkenvogel, der Girlitz (Serinus serinus), cinclus). Der braune Vogel mit seinem lässt am Rand seinen klirrenden Gesang er- weißen Kehllatz zeigt sich an der Bode. Als tönen. Noch bis in das Jahr 1982 war die Singvogel, dessen Lied sogar im Winter er- Grauammer (Miliaria calandra) ein regel- tönt, besitzt er die einmalige Fähigkeit, unter mäßiger Brutvogel im Gebiet (HELLMANN Wasser auf Nahrungssuche zu gehen. Das pers.). Seitdem wird sie nicht mehr beob- Nest wird versteckt am Ufer angelegt. Bade- achtet und gilt als verschwunden. lustige Besucher, die in den jetzt wieder kla- ren Fluten der Bode eine Abkühlung su- chen, waren die Ursache, dass in der Ver- Gastvögel gangenheit schon mehrere Bruten von die- sen interessanten Vögeln aufgegeben wor- Als Gastvögel bezeichnet man alle Vo- den sind (LANGLOTZ pers.). In den Gebü- gelarten, die sich im Gebiet aufhalten, hier schen und benachbart am Mühlengraben aber normalerweise nicht brüten. Sie nutzen

57 das Gebiet zur Nahrungssuche, haben hier tra) und Schwarzkehlchen (Saxicola torqua- einen Schlafplatz oder rasten auf dem ta) sind hauptsächlich als Durchzügler anzu- Durchzug. treffen, wobei ein gelegentliches Brüten nicht ausgeschlossen ist. Oben von der Der Graureiher (Ardea cinerea) kann Aussicht an den Königsteinen sind im über das ganze Jahr festgestellt werden. Herbst und Frühling in der Abenddäm- Meistens überfliegt er das Gebiet nur und merung die großen Schwärme aus tausen- folgt dabei dem Lauf der Bode. Im Winter den Staren (Sturnus vulgaris) zu beobach- sind einzelne Vögel regelmäßig bei der ten, die abseits in der Bode-Niederung ei- Jagd zu beobachten, wenn sie ruhig am nen Schlafplatz haben. Einzelne Kolkraben Ufer des noch eisfreien Flusses stehen. Hin (Corvus corax) hört man öfter im tiefen und wieder überquert der Schwarzstorch Basston rufen. Im zeitigen Frühjahr führen (Ciconia nigra) das Gebiet. Von seinen sie im Luftraum über dem Gebiet ihren Brutplätzen im Harz kommend, ist er auf tollkühnen Balzflug mit Schrauben und dem Weg zu seinen Nahrungsplätzen im Überschlägen aus. Harzvorland. Der Rotmilan (Milvus milvus) nutzt während der ausgedehnten Flüge auf Meldungen und Hinweise zur Vogelwelt der Suche nach Fressbarem gerne die an der Teufelsmauer nimmt der Autor, die Thermik über den Hängen der Hügel. Der untere Naturschutzbehörde in Quedlinburg Wanderfalke (Falco peregrinus) brütet un- oder das Museum „Heineanum“ in Halber- weit im Bodetal, fliegt aber gelegentlich stadt gerne entgegen. niedrig über die Teufelsmauer. Teile des Gebietes bezieht auch ein Paar des Baum- falken (Falco subbuteo) mit in sein Revier Literatur/Quellen: 21, 27, 30, 34, 44, 53, ein. Von den Bäumen an der Bode schallen 68, 69, 70 in den Nächten die Rufe des Waldkauzes (Strix aluco) herauf. Nur noch vereinzelt ras- tet der Kiebitz (Vanellus vanellus) im Herbst und Frühjahr auf den abgeernteten Feldern. Martin Wadewitz In einer Sandgrube knapp außerhalb des Regionalverband Harz e.V. Gebietes legt der Flussregenpfeifer (Chara- Hohe Straße 6 drius dubius) in einzelnen Jahren seine gut 06484 Quedlinburg getarnten Eier fast unsichtbar in einer Mulde Tel. & Fax 03941/444853 auf dem bloßen Boden ab. Die Hohltaube Email: [email protected] (Columba oenas) kommt aus den umliegen- den Wäldern regelmäßig zum Trinken an die Pfützen am Fuß der Teufelsmauer. Na- he dem Naturschutzgebiet haben sich erst in letzter Zeit die seltenen Bienenfresser (Merops apiaster) angesiedelt. Die exotisch bunten Vögel, deren eigentliches Brutgebiet im südlichen Europa liegt, erschienen in den vergangenen Jahren regelmäßig und profi- tieren vom reichen Angebot an Insekten über den Trockenrasenflächen. Der Eisvo- gel (Alcedo atthis) zeigt sich vor allem im Spätsommer am Ufer der Bode. Im westli- chen Teil des Gebietes kommen immer wieder Uferschwalben (Riparia riparia) von einer benachbarten Kolonie herübergeflo- gen, die gegenwärtig mehr als 40 Brutpaare beherbergt. Braunkehlchen (Saxicola rube-

58 Die Streuobstflächen im Berichte des Landesamtes für Umweltschutz NSG „Teufelsmauer“ Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

M. Bink

Pflanzungen 1922 loch ausgehoben und danach Ackerboden oder Gartenerde in dieses Pflanzloch ge- Nach dem 1. Weltkrieg in der Zeit der bracht, denn bekanntlich ist der Teufels- Weltwirtschaftskrise beriet der Rat der Ge- mauerboden sehr sandig. meinde Weddersleben auch über die Mög- lichkeiten der Eigenversorgung mit Obst. Alle Hochstämme wurden im zeitigen Der Gärtner und Handelsmann Karl WE- Frühjahr von jugendlichen Arbeitslosen ge- GENER schlug dem Rat vor, Süßkirschen- pflanzt. Das Frühjahr und der Frühsommer hochstämme an der Südseite der König- waren sehr trocken. Es musste sogar Was- steine zu pflanzen. Der Vorschlag wurde po- ser von der Bode mit Gießkannen getragen sitiv aufgenommen. Der Süßkirschbaum be- werden. Dies wurde von Herrn WEGENER ansprucht warmen, durchlässigen, gut durch- kontrolliert. lüfteten Boden. Alle diese Ansprüche erfüllt der Standort im Naturschutzgebiet „Teufels- Selbstverständlich wurde in Reihen ge- mauer“ an den Königsteinen. pflanzt. Die Abstände betrugen 10 m. Auch wurden die bekannten Reifezeiten (Kir- Die Süßkirschenhochstämme wurden 1922 schenwochen) berücksichtigt. Über Boden- von den Baumschulen Severin in Blanken- untersuchungen gibt es keine Aufzeichnun- burg und Teickner in Gernrode bezogen. gen oder Mitteilungen. Bekannt ist, dass Der Gärtnereibesitzer WEGENER kannte die Roggenstroh zum Einbinden der Stämme Sorten und Unterlagen; er bestellte diese im als Wildschutz verwendet wurde, denn es Auftrage der Gemeindeverwaltung und leite- gab Wildkaninchen und Feldhasen im Ge- te die Anpflanzung. lände.

Es wurde die sogenannte Schwalben- Folgende Süßkirschensorten wurden 1922 nestbepflanzung bei Süßkirschen angewen- an den Königsteinen gepflanzt: det. Das heisst, es wurde ein großes Pflan-

Tabelle 1: 1922 an den Königsteinen gepflanzte Süßkirschensorten

Sortenbezeichnung Sortengruppe Reifezeit Kassins Frühe Dunkle Herzkirsche 2. - 3. Kirschenwoche Knauffs Schwarze Dunkle Herzkirsche 3. - 4. Kirschenwoche Schmahlfelds Schwarze Dunkle Herzkirsche 4. Kirschenwoche Hedelfinger Dunkle Knorpelkirsche 4. - 5. Kirschenwoche Büttners Rote Knorpel Bunte Knorpelkirsche 5. Kirschenwoche

Die Süßkirschenbäume wurden vom Rat kirschen in Nähe des Soldatengrabes zu der Gemeinde an Pächter in Neinstedt und pflücken. Mir wurden die Sorten erklärt, wie Weddersleben vergeben. Die Obstbäume z.B.: Blanke (Footszwiesel), Große Germs- wurden durch Winterschnitt gepflegt und oft dorfer, Prinzenkirsche, Schneiders Späte gespritzt. In den Wintern 1939/40 und Knorpel, Blankenburger Damenkirschen, 1940/41 traten große Frostschäden an den Dönissens Gelbe Knorpel und andere. Bäumen auf. Als Schüler und Gärtner- lehrling erhielt ich später oft von meinem Die Süßkirsche ist die am frühesten im Onkel, dem Gärtnermeister Albert WEGE- Jahr reifende Baumobstart. Sie hat durch NER, den Auftrag, die Restbäume der Süß- ihren Mineralgehalt hohen gesundheitlichen

59 Wert. Der größte Teil der Früchte wird frisch meier) und bei den Baumschulen Teickner verzehrt. Aber auch die Verwertungsindus- in Gernrode sowie Klußmann in Neinstedt. trie hat Bedarf an Süßkirschen. Sie stellt Der Einschlag der Bäume erfolgte in der Kompott und Dunstfrüchte her und bevor- Gärtnerei in Teichwasser. Gepflanzt wurde zugt dazu die festfleischigen bunten und mit Mitarbeitern der Fa. Wegener und Schü- dunklen Knorpelkirschen. Auch als Beleg- lern des Ortes. Die Abstände lagen bei und Füllfrüchte werden Süßkirschen ver- ca. 10 m. In Erinnerung habe ich noch, dass wendet. Noch zu Zeiten unserer Großeltern die Pflanzlöcher gesprengt und anschlies- und Urgroßeltern sah man das Obst nur als send noch nachgeschachtet wurden. Die Genuss-, nicht als Nahrungsmittel an. Zur Nachpflanzungen entwickelten sich gut auf Gesunderhaltung des menschlichen Kör- dem warmen Boden an den Königsteinen. pers sind nach Ansicht der Ernährungswis- Die Finanzierung der Nachpflanzungen er- senschaftler jährlich pro Kopf etwa 100 kg folgte bei den in der Rechtsträgerschaft der Obst- und Obsterzeugnisse erforderlich. Räte der Kreise und Gemeinden befindli- 1933 bis 1938 lag der pro Kopf-Verbrauch chen Anlagen aus dem Haushalt der Räte nur bei 45 kg, 1949 sogar nur bei 28 kg. der Kreise bzw. der Gemeinden.

Auch die weitere Bewirtschaftung nach Nachpflanzungen von 1954 bis 1956 der Pflanzarbeit wurde geplant und finan- ziert nach den gleichen Einzelplänen und In den Kriegsjahren und Nachkriegsjah- Kapiteln. Bewirtschaftet wurden die Streu- ren wurde die Baumpflege und Schäd- obstflächen der Gemeinde von 1954 bis lingsbekämpfung stark vernachlässigt. Nach 1959 von der Fa. Wegener, danach bis Auskunft von Frau Resi WEGENER befasste 1961 von der LPG-Gärtnerei Wegener. In sich der damalige Gemeinderat in einigen Erinnerung habe ich die ständigen Kon- Beratungen mit Nachpflanzungen. Jede Ge- trollen der Pflanzungen nach dem Einbinden meinde war damals für die Eigenversorgung des Stammes. Feldhasen und Wildkanin- mit Obst und Gemüse zuständig und 100 kg chen fraßen die Jungbäume bis zu 75 cm Obst pro Kopf der Bevölkerung mussten Höhe an. Eingebunden wurde wieder mit erst einmal erreicht werden. Weddersleben Roggenstroh. An das Roggenstroh wurde hatte hier einige Schwierigkeiten, trotz der Wagenschmiere angestrichen, um das Wild Obstplantagen „Dippelt“, „Eisfeld“, „Kah- fernzuhalten. Auf den Flächen an den mann“ und weiterer Obstbestände. Die Königsteinen wurden mit Öl getränkte Lap- Gärtnerei „Albert Wegener“ wurde mit der pen ausgelegt, der Geruch hielt das Wild Obstbaum-Nachbestellung beauftragt. Sie ab. Die Obstbäume wurden regelmäßig erfolgte nach gründlicher fachlicher Bera- gepflegt. Folgende Süßkirschensorten wur- tung in der volkseigenen Baumschule in den an der Teufelsmauer 1954/1956 nach- Blankenburg (früher Severin, jetzt Thor- gepflanzt:

Tabelle 2: 1954/1956 nachgepflanzte Süßkirschensorten

Sortenbezeichnung Sortengruppe Reifezeit Kassins Frühe Dunkle Herzkirsche 2. - 3. Kirschenwoche Knauffs Schwarze Dunkle Herzkirsche 3. - 4. Kirschenwoche Teickners Schwarze Dunkle Herzkirsche 3. Kirschenwoche Schmahlfelds Schwarze Dunkle Herzkirsche 4. Kirschenwoche Maibigarreau Bunte Herzkirsche 3. Kirschenwoche Hedelfinger Dunkle Knorpelkirsche 4. - 5. Kirschenwoche Große Schwarze Knorpel Dunkle Knorpelkirsche 5. Kirschenwoche Große Prinzessin Bunte Knorpelkirsche 4. Kirschenwoche Spansche Knorpel Bunte Knorpelkirsche 4. Kirschenwoche Querfurter Königskirsche Bunte Knorpelkirsche 5. Kirschenwoche Altenburger Melonenkirsche Bunte Knorpelkirsche 5. Kirschenwoche

60 Süßkirschenreihenpflanzung zwischen he Papensteine) durch die Lebenshilfe König- und Mittelsteinen 1984 Weddersleben, Herr DEIKE, und durch Ar- beitsgruppen unter Anleitung von Herrn Mit der sozialistischen Umgestaltung gin- BINK. Die finanzielle Förderung erfolgte gen zahlreiche Flurelemente, besonders durch den Landkreis. Wege, verloren. Der damalige Bürgermeis- ter, Herr Jochen KÖHLER, und das Ratsmit- Der Verein zur Förderung einer Landes- glied, Herr Manfred BINK, bemühten sich gartenschau in Quedlinburg und die Ge- 1984 erfolgreich um die Wiederherstellung werkschaften Bauen, Agrar und Umwelt, eines Wanderweges bzw. Feldweges zwi- Gebietsleitung Halberstadt, unterbreiteten schen den König- und Mittelsteinen. Auf der 1998 dem Ministerium für Landwirtschaft einen Wegseite wurde eine Reihe Süßkir- und Umwelt Vorschläge zur Erhaltung des schenhochstämme gepflanzt. Naturschutzgebietes sowie zur Pflege. Dazu gehörten: Die Sorten wurden auf Empfehlung von • Nachpflanzungen von Hochstamm-Obst- Herrn Manfred BINK beschafft und gepflanzt. bäumen und die Pflege der Wander- Diese Anpflanzung und der neue Weg zur wege. Bode finden bei den Anwohnern von Wed- Die Vorschläge wurden aus Geldmangel ab- dersleben und Neinstedt Anklang, ebenso gelehnt. Sie sollten mit Hilfe von Arbeitsbe- bei den Besuchern der „Teufelsmauer“. schaffungs-Maßnahmen des Kreises reali- siert werden.

Süßkirschenpflanzungen von Halbstäm- Als Bürger der Gemeinde sowie als Ab- men 1985 geordneter setzte und setze ich mich für die Erhaltung und Pflege des Naturschutzge- Circa 50 Stück Süßkirschenhalbstämme bietes „Teufelsmauer“ sowie der Streuobst- wurden durch den VEB Straßenobstbau flächen an der „Teufelsmauer“ ein. Landsberg, Meisterbereich Krimmling in Weddersleben, gepflanzt. Die Halbstämme hatten eine Höhe von 125 bis 150 cm. Der Literatur/Quellen: 33, 42, 75, 76 Stammumfang lag zwischen 6 und 10 cm. Die Halbstämme wurden auf der Nordseite der Teufelsmauer in Höhe der Mittelsteine gepflanzt, sie entwickeln sich prächtig und Dipl.-Ing. für Gartenbau Manfred Bink stehen nun im ertragsfähigen Alter. Thalenser Str. 09 06502 Weddersleben

Süßkirschenpflanzungen von Hochstäm- men 1992

Seit der Wende bemüht sich die SPD- Ortsgruppe Weddersleben um Sauberkeit und Ordnung im Naturschutzgebiet „Teu- felsmauer“. 1992 pflanzten Mitglieder der Ortsgruppe zehn Hochstämme. Leider gingen alle Bäume nach zwei Jahren ein, weil sie nicht richtig gepflanzt und später nicht richtig gepflegt wurden.

Bis 1989 wurden regelmäßig Pflegemaß- nahmen durch die privaten Pächter und die Genossenschaft sowie durch den VEB Straßenobstbau Landsberg (Meisterbereich Krimmling) durchgeführt. 2000/2001 erfolg- ten diese in der Gemarkung Warnstedt (Nä-

61 Geschichten von der Teufelsmauer Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 ausgesucht von H.-J. Lerche

Sagen zur Teufelsmauer Sechzigjährige Eichen rissen sie samt den Wurzeln aus und fochten damit. Was sich Von Blankenburg bis Ballenstedt zieht ihnen entgegensetzte, wurde mit Keulen sich vor dem Harz eine hohe Steinmauer niedergeschlagen und die Weiber in die hin, deren Entstehen mit dem Teufel in Zu- Gefangenschaft geschleppt“. sammenhang gebracht wird. Sie wird des- Ja, bei alten Harzchronisten, die nicht im- halb Teufelsmauer genannt. Auf folgende mer Sage und Geschichte reinlich ausein- Weise soll sie entstanden sein: „Einst soll ander zu halten wussten, findet man sogar der Teufel dem Herrgott vorgeschlagen ha- die Teufelsmauer auf jene vorweltlichen ben, dass sie unter sich die Welt teilen woll- Riesen zurückgeführt. So schreibt der Ver- ten. Zu diesem Zweck wollte der Teufel eine fasser der „Blankenburgischen Antiquitä- große Mauer zur Trennung zwischen den ten“, der alte LEUCKFELD, in seiner treu- beiden Reichen bauen. Der Herrgott willigte herzig-naiven Weise: auch ein, und so begann der Teufel mit dem „Es ist in Sonderheit unsere vorhabende Bau dieser Mauer. Bald aber verdross den blankenburgische Harzgegend noch vor der Herrgott dieser Vertrag und so verbot er den Sündflut von einigen großen Riesen aus weiteren Bau der Mauer und vernichtete den Nachkommen der Kainiten bewohnt große Teile dieses Bauwerkes. So kommt gewesen, indem man von ihren ungeheuren es, dass wir heute die Teufelsmauer, die Knochen und Körpern, welche durch die durch einen starken Horizontaldruck der Er- Sündflut in die großen Harzgebirge und son- de entstanden ist, vom Großvater bei Blan- derlich in die Baumannhöhle, die sich in der kenburg bis zu den Gegensteinen bei Bal- blankenburgischen Grafschaft befindet, mit lenstedt immer wieder im Erdboden ver- Gewalt getrieben wurden, noch einige Über- schwinden und dann wieder auftauchen bleibsel gefunden hat und noch findet, so sehen“. kein geringes Zeugnis von solchen hier ge- wohnten Einwohnern geben können. Zudem In einem weiteren Sagenkreis wird die sind die noch in der blankenburgischen Teufelsmauer im Zusammenhang mit Rie- Grafschaft vorhandenen, und in einer so ge- sen genannt: waltigen Größe und Länge aus entsetz- „Der erste Eindruck, den das Bodetal auf lichen Felsen und Steinklippen aufgerich- den Besucher ausübt, ist der des Riesigen, teten Mauern und Pyramiden Merkmale ge- Gewaltigen, Urtümlichen; dafür sorgen nug, dass solche vormals nicht von kleinen schon die himmelanstrebenden Berggipfel, Menschen und derer damals noch unbe- die wild zerrissenen Felsenklippen, die kannten Hebekunst aufgeführt wurden, son- mächtigen Granitblöcke in den Steinfeldern dern sie müssen die eingewohnten Riesen der Berghänge oder in den Wellen des rau- zu ihren Urhebern gehabt haben, welche schenden Flußes“. solche zur Beweisung ihrer Macht und Sie- Auf den Menschen der Vorzeit muss dieser ge oder als Opferstelle verfertigt, die her- Eindruck noch viel tiefer und gewaltiger ge- nach von den folgenden Einwohnern um wesen sein, denn in der berühmten Sagen- deswillen, als ob sie vom Teufel erbaut, mit sammlung der Gebrüder Grimm wird er- dem Namen Teufelsmauer belegt worden“ zählt: [35]. „Vor 1 000 und mehr Jahren, ehe noch die Raubritter der Heimburg, Lauenburg, Steck- Alte Neinstedter erzählen: lenburg und Winzenburg ihre Burgen erbaut „Einst wollte der „Himmelhund“ einer Groß- hatten, war das Land rings um den Harz von mutter das Enkelkind, das sie huckepack Riesen bewohnt, die Heiden und Zauberer trug, rauben. Da trat ein Mönch zwischen waren und Raub, Mord und Gewalttat übten. beide, schlug die Bibel auf und hielt sie dem

62 Seelenräuber entgegen, der sofort zusam- Karre selbst befand sich etwas Zockelzeug menschrumpfte. Deshalb wird der Königs- und obenauf ein paar Bettstücke, Kinder lie- stein auch Adlerfelsen oder Mönch genannt. fen nebenher, jedes etwas tragend. So An solche Dinge glaubte man früher tat- gings über die Bode zur Kreienhütte. Es sächlich.“ wurde reichlich Laub hineingeschüttet und auf dieses die Bettstücke gelegt. Vor der Tür stand ein großer, schattiger Kirsch- Die Kreienhütte baum, unter dem von früher her die Koch- stelle war. Hier wurden die wenigen Kü- Linker Hand vom Aufgang zur Teufels- chengeräte aufgebaut. An den Zweigen des mauer, dort, wo heute der lange Zaun ein Kirschbaumes hingen die Suppenkelle, die großes Gartengrundstück mit einem Steil- Bratpfanne und das kleine Stahlpöttchen, hang, den Prallhang der Bode, umschließt, ein Kochgerät mit langem eisernen Stiel. war in früheren Zeiten eine große Obstplan- Tisch und Bank wurden auch dort hingestellt tage. Heute würde man wohl sagen, eine und so waren die sogenannten Möbel alle Streuobstwiese. Das Land unter den Obst- untergebracht. Der gerundete Deckel einer bäumen wurde regelmäßig von der Schaf- Truhe wurde als „Puche“ (kleine Wiege) für herde des Wedderslebener Schafhirten das Jüngste verwendet; man musste aber beweidet. Etwa in der Mitte des Hanges, immer vorsichtig wiegen, damit die Wiege ziemlich weit oben, befand sich, mehrere nicht mitsamt dem Kinde den Berg hinunter- Meter eingetieft in den Berg, die Decke mit kollerte. So wohnten die Leute eine ganze Ziegelsteinen gewölbt, ein kleiner Raum, Zeitlang dort, bis sie in Weddersleben Un- vom Volksmund die Kreienhütte (Krähen- terkunft fanden. Diejenigen, die vor diesen hütte) genannt. Der Name deutet an, dass in der Kreienhütte gewohnt hatten, bauten hier zur Reifezeit der Kirschen ein Wächter sich ein ganz kleines Haus in der Schützen- seinen Unterschlupf hatte, um die Vögel zu straße in Neinstedt, ganz ohne Mittel, nur verjagen, die der Plantage sonst großen mit Hilfe von Einwohnern Neinstedts. Schaden zufügen würden. Ob es Krähen waren, sei dahingestellt. Es werden wohl So suchten sich die Leute vor mehr als Stare gewesen sein, die oft in großen Scha- 140 Jahren zu helfen. Die Kreienhütte, die ren in die Kirschbäume einfallen, um sich an wir älteren Leute noch gut kannten, wurde den reifenden Kirschen zu laben. Der Wach- uns durch die Erzählung von Frau REIßNER posten war sicher auch erforderlich, um die wieder ins Gedächtnis gebracht. Ernte vor Kirschendieben zu schützen. Der ganze Hang war früher frei von wildem Ge- büsch. Man konnte die Hütte, die mit einer GOETHE auf der Teufelsmauer bei Wed- hölzernen Tür versehen war, von unten gut dersleben sehen. Auch von Neinstedt aus war sie sichtbar, denn die hohen Pappeln am Ufer GOETHE hat, wie bekannt, schon früh der Bode gab es noch nicht. Sie wurden erst geologische Studien betrieben und diese nach 1945 angepflanzt. haben ihn Zeit seines Lebens beschäftigt. Sie haben manches wertvolle Ergebnis ge- Frau REIßNER berichtet, dass etwa um zeigt, so dass er unter seinen Zeitgenossen 1860 in Neinstedt eine große Wohnungsnot wie auch bei den späteren Geologen eine herrschte. Fünf Familien hatten keine Woh- beachtenswerte Stellung als Forscher ein- nung und lagen auf der Straße. Zwei Fa- nahm. Mit besonderem Stolze muss es uns milien zogen nacheinander in die Kreien- Harzer erfüllen, dass diese Studien und Un- hütte. Von den beiden Familien, die nach- tersuchungen in der Hauptsache im Harze einander in der Kreienhütte wohnten, kann ihren Anfang nahmen und dass GOETHE als man Erfreulicheres berichten. „Nah der einer der Ersten, auch hier wie sonst seiner Kreienhütte ward etreckt“, riefen die Jun- Zeit die Wege weisend, in dem Harzgebirge gens auf der Straße. Da kam ein Mann die die noch heute als klassisch anerkannte, Straße herunter mit einer Lattenkarre nach natürliche Lehrstätte für Geologen erkannte. alter Art, die vorn zwei Schempel hat. Da hing an einer Seite ein Kaffeekessel, auf der Das Brockengebiet, die Bergbaugebiete anderen Seite ein Wassereimer; auf der vor allem des Oberharzes, aber auch das

63 Bodetal und die Aufrichtungszonen des haben zur Base einen Rhombus, der mit ei- Harzvorlandes als besondere geologische nem spitzen Winkel nach Norden sachte Kostbarkeiten hatten es ihm angetan. Insge- einschließt, wobei der östliche stumpfe samt unternahm er vier Harzreisen. Uns in- Winkel gleichfalls niederbeugt; die aufwärts teressiert die dritte Harzreise, die er 1784 steigenden Seitenflächen stehen nicht rech- unternahm und die ihn auch zur Teufels- winklig auf der Base, sondern bilden, zwar mauer führte. mit dem spitzen Winkel vorgebogen, aber nicht nach dem stumpfen Winkel hin- Auch diese Reise im August und Sep- geneigte Rhomboiden. Dadurch entsteht, tember 1784 war wiederum seinen geolo- daß alle Felsen der linken Seite des Flusses gischen Studien gewidmet. Auf dem ersten nach dem Berge und nach Norden zu nei- Teile dieser Reise war der Herzog KARL gen; hingegen die Felsen der rechten Seite AUGUST aus Weimar sein Reisebegleiter, hereinwärts nach dem Flusse hängen, so- mit dem er die Clausthaler und Rammel- daß auch die meisten und größten Stürze berger Gruben befuhr; während des zwei- und Ruinen zu dieser Seite des Flusses ten, längeren Aufenthalts durchwanderte er geschehen sind und verbreitet liegen. mit dem Weimarer Maler Georg Melchior Rotes, toniges Gebirge gegen das Land zu, KRAUS einen großen Teil des Harzes. Ihn nicht recht bemerkt, Sandgebirge; dessen hatte GOETHE eigens zu dem Zwecke mit- wunderbare Gestalten“. genommen, geologisch wichtige und inter- Mit dem Sandgebirge ist ohne Zweifel die essante Felsenpartien und Gegenden zu Teufelsmauer gemeint. zeichnen. Die von KRAUS angefertigten GOETHE schreibt weiter: Zeichnungen, die deshalb allein vom geolo- „Blankenburg. Der Weg auf den Berg Ton- gisch wissenschaftlichen, nicht aber vom schiefer. Rechts der Ziegenkopf Sandstein. Standpunkte des landschaftlich Schönen Der Berg oben mit schönen Eichen und Bu- angefertigt sind, bildeten nachher für chen bewachsen. Wiesenabstieg ins Rübe- GOETHE einen wichtigen Teil seiner Samm- land. Schwarzer Marmor beim Eintritt ins lungen, die er bei seinen späteren geolo- Dorf, rechter Hand schwärzlicher Granit. gischen Arbeiten, wie sich aus seinen Nicht recht untersucht, ob er ansteht oder Schriften ergibt, immer wieder heranzog. lose ist. Gegen dem Dorfe über schwarzer Marmorbruch. Links des Weges nach der Diese dritte Harzreise führte ihn auf den Schneidemühle Marmor. Sodann kommt der Brocken, wiederum übernachtete er auf der Tonschiefer hervor. Bei der Marmormühle Heinrichshöhe. Er durchwanderte das Bode- wieder Schiefer. Auf demselben Kalkstein; tal und untersuchte es geologisch, kam zur in der Tiefe Eisenstein. Darauf ein Lager Teufelsmauer, zum Regenstein und besuch- Kalkstein mit Kalkspat gemischt, den sie te Langenstein. Kuhreim (Kuhriemen) nennen und zum Zu- Auszug aus dem geognostischen Tagebuch schlage mit dem Eisenstein brauchen. der Harzreise: Darauf liegt der bekannte rote Marmor, „Von Thale den 11. (Sept.) gegen neun der worin sich Versteinerungen finden. Bode nach, die hier zwischen abgerundeten Zurück nach Blankenburg. Versteinerung im Granitstücken hinläuft, sodann einen Berg Sandstein. Blätterabdrücke. N.B. Eine Stein- hinan, der aus Tonschiefer bestand. In meh- art, die sich dem „Serpentino antico“ nähert rerer Höhe kommt der Granit hervor. Er ist und in der Bode gefunden wird, dessen aus graulichem Quarz, weißem Feldspat anstehende Felsen man noch nicht ange- und silbergrauem, auch wenig schwärzli- troffen hat. Man müßte bis auf den kleinen chem Glimmer zusammengesetzt. Einige Brocken hinauf fleißig suchen.“ Abweichung desselben. Herab an den Fluß. Bleiben auf dem Roßtrapp. Betrachtung. Die Fast genau 40 Jahre später befasst sich Bode fließt hier von Südwest nach Nordost GOETHE nochmals mit den Ergebnissen sei- und hat ein ungeheueres Granitgebirge ner geologischen Forschungen während der durchschnitten. Ich glaube regelmäßige La- Harzreisen. In seinem Aufsatz „Gestaltung gen in der großen unordentlichen Mannig- großer anorganischer Massen“, veröffent- faltigkeit zu erblicken. (Wäre genauer zu licht in seiner Zeitschrift „Zur Naturwissen- untersuchen). Die großen Massen, die zwar schaft überhaupt“, Bd 2, Heft 2 von 1824, wieder in allen Richtungen durchrissen sind, Seite 164-172 führt er alle Zeichnungen des

64 Malers KRAUS auf. Es sind 27 große Folio- blätter (Nr. 1 – 27) und 11 kleinere Zeich- nungen. Bei der Nummer 26 steht folgender Quellen/Literatur: 11, 35, 48 Wortlaut: „Teufelsmauer bei Thale gegen Quedlin- Hans-Joachim Lerche burg; so merkwürdig als schön gezeichnet, Thiestraße 17 die Notwendigkeit des Einstürzens mancher 06502 Weddersleben Gebirgsarten unter gewissen Umständen vor Augen gestellt“ (Abb. 1.).

Abb. 1: Teufelsmauer bei Thale Zeichnung: G. M. KRAUS (1784)

65 Die Flora der Teufelsmauer – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz eine botanische Wanderung1 Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

G. Schaaf; J. Schaaf

1 Verlauf und Stationen (A)-(H) der Wanderung siehe Karte auf S. 75

Das NSG „Teufelsmauer“ ist nicht nur ei- naemontani), Graukresse (Berteroa incana), nes der ältesten geologischen Schutzge- Saat-Leindotter (Camelina microcarpa) und biete in Deutschland, sondern auch schüt- Sichel- Luzerne (Medicago falcata). zenswertes Refugium für viele Pflanzen- arten warmer und nährstoffarmer Böden. Weiterhin fallen prächtige Exemplare von dem Gemeinen Natternkopf (Echium vulga- Die Teufelsmauer befindet sich im östli- re), der Echten Hundszunge (Cynoglossum chen subherzynen Hügelland und damit in officinale) und der Kletten-Igelsame (Lappu- der Übergangszone vom atlantischen Wes- la squarrosa) ins Auge. ten zum kontinentalen Osten. Entsprechend findet man sowohl Vertreter kontinentaler, Auffällig am linken Wegrand (B) ist die wärmeliebender Steppenpflanzen, die hier große kreuzblättrige Spring-Wolfsmilch (Eu- teilweise an der Westgrenze ihrer Verbrei- phorbia lathyris), welche vermutlich aus na- tung angelangt sind, als auch atlantische hegelegenen Gärten verwildert ist und und subatlantische Florenelemente. ebenso bemerkenswert die prächtige Esels- distel (Onopordum acanthium) und am Feld- Beispiele für atlantische und subatlanti- rand der Große Knorpellattich (Chondrilla sche Pflanzenarten sind u.a. Haar-Ginster juncea). (Genista pilosa), Silbergras (Corynephorus canescens), Dreizahn (Danthonia decum- An Gräsern seien genannt: Rot-Strauß- bens), Frühe Haferschmiele (Aira praecox), gras (Agrostis capillaris), Aufrechte Trespe Nelken-Haferschmiele (Aira caryophyllea) (Bromus erectus), Mäuse-Gerste (Hordeum und für kontinentale Florenelemente Haar- murinum), Schaf-Schwingel (Festuca ovina Federgras (Stipa capillata), Ohrlöffel-Leim- agg.), Rot-Schwingel (Festuca rubra). kraut (Silene otitis), Feld-Beifuß (Artemisia campestris) und Sand-Strohblume (Heli- Am oberen Ende des Weges beginnt mit chrysum arenarium). den Königsteinen die eigentliche Teufels- mauer. Die Sandsteinfelsen sind fast frei Die Beschreibung der folgenden floristi- von Vegetation, wären aber sicher für Liche- schen Exkursion beginnt an der Schautafel nologen interessant. Am Fuße der Felsen über das NSG „Teufelsmauer“ unmittelbar (C) findet man an der Südseite noch im am östlichen Ende der Teufelsmauer am lockeren Sand Silbergras (Corynephorus Gedenkstein/Soldatengrab: canescens), Blauschwingel (Festuca cine- An dem zunächst langsam, dann etwas stei- rea), Walliser Schwingel (Festuca valesiaca) ler ansteigendem Weg findet man bereits und stellenweise die zierliche Frühe Hafer- ein artenreiches Spektrum an Pflanzen, vor- schmiele (Aira praecox). allem auch auf dem Halbtrockenrasenhang rechts des Weges (A) mit Hügel-Meier (As- Auf eine seltene Art am Fuße der Kö- perula cynanchica), Berg-Sandknöpfchen nigsteine soll hier noch hingewiesen wer- (Jasione montana), Rispen-Flockenblume den. Es handelt sich um das Lotwurz- (Centaurea stoebe), Wiesen-Labkraut (Ga- blättrige Habichtskraut (Hieracium onosmo- lium mollugo), Heide-Labkraut (Galium pu- ides), einer Art zwischen Hieracium milum), Gänse-Fingerkraut (Potentilla anse- schmidtii und H. lachenalii, nach OBERDOR- rina), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla taber-

66 FER besser zwischen H. norvegicum und H. ten von Feld-Enzian (Gentianella campes- saxifragum. tris) am Nordhang der Papensteine.

Auf dem Weg wächst flächenhaft Kahles Besonders auffällig ist das Massenauftre- Bruchkraut (Herniaria glabra). Links vom ten der Grauen Skabiose (Scabiosa canes- Weg (D) in westlicher Richtung zieht sich cens) rings um die Teufelsmauer. am Südhang entlang ein artenreicher Halb- trockenrasen mit Rauhblatt-Schwingel (Fes- Größere Flächen um die Teufelsmauer tuca brevipila), Furchen-Schwingel (Festuca sind Brachen und Äcker. Auf den Brachen rupicola), Schaf-Schwingel (Festuca ovina wächst u.a. Acker- Filzkraut (Filago arven- agg.), Fiederzwenke (Brachypodium pinna- sis), Zwerg-Filzkraut (Filago minima), Sta- tum), Zittergras (Briza media), Grasnelke chel-Distel (Carduus acanthoides), Nicken- (Armeria maritima ssp. elongata), Ohrlöffel- de Distel (Carduus nutans), Lanzett-Kratz- Leimkraut (Silene otitis), Kartäuser-Nelke distel (Cirsium vulgare), Esels-Distel (Ono- (Dianthus carthusianorum), Sprossendem pordum acanthium), Schwarze Königskerze Nelkenköpfchen (Petrorhagia prolifera), Ris- (Verbascum nigrum), Gelbe Resede (Re- pen-Flockenblume (Centaurea stoebe), seda lutea), Färber-Resede (Reseda lute- Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Gemei- ola) und Trespen-Federschwingel (Vulpia nem Steinquendel (Acinos arvensis), Feld- bromoides). Mannstreu (Eryngium campestre) und Feld- Beifuß (Artemisia campestris). Die Randstreifen (G) zwischen den Bra- chen und den Äckern bieten einer Vielzahl Eine besonders bemerkenswerte Art, die an Segetalpflanzen Raum. Es seien hier nur hier an der NW- Grenze ihrer Verbreitung einige genannt: Gemeiner Beifuß (Artemisia auftritt, ist der Zwerg-Schneckenklee (Medi- vulgaris), Kornblume (Centaurea cyanus), cago minima). Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus), Kleinblütiges Knopfkraut (Galinsoga parvi- Im weiteren Verlauf der Teufelsmauer flora), Strahlenlose Kamille (Matricaria dis- (Mittelsteine, Am schmalen Klink und Pa- coidea), Gemeines Bitterkraut (Picris hiera- pensteine) findet man an den Südhängen cioides), Taubenkropf (Silene vulgaris), (E) mehrfach Frühlings-Ehrenpreis (Veroni- Klatschmohn (Papaver rhoeas), Tüpfel-Hart- ca verna), Kleine Wiesenraute (Thalictrum heu (Hypericum perforatum), Feld-Ritter- minus), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hi- sporn (Consolida regalis), Acker-Schachtel- rundinaria), Sand-Strohblume (Helichrysum halm (Equisetum arvense), Windhalm (Ape- arenarium), Haar-Federgras (Stipa capilla- ra spica-venti), Gemeine Quecke (Elymus ta), Erd-Segge (Carex humilis) und den auf- repens), Glatthafer (Arrhenatherum elatius) fälligen Ausdauernden Windsbock (Rapis- und besonders bemerkenswert am NW- trum perenne), eine Steppenpflanze, die Rand der Papensteine der seltene Feld- hier ebenfalls die NW-Grenze ihrer Verbrei- Klettenkerbel (Torilis arvensis). tung erreicht hat. Zu erwähnen ist auch das Vorkommen von Felsen-Goldstern (Gagea Die südlichste Fläche des NSG „Teufels- bohemica). mauer“ reicht bis unmittelbar an das Bode- ufer. Entlang der Bode verläuft der Wander- An den Nord- und Nordwest-Hängen (F) weg Neinstedt-Thale parallel zur NSG- findet sich verbreitet Heidekraut (Calluna Grenze. Diesen Weg erreicht man über den vulgaris), Kleines Mädesüß (Filipendula vul- Feldweg, der von Weddersleben kommt und garis), Haar-Ginster (Genista pilosa), Echtes zwischen Königsteinen und Mittelsteinen in Tausendgüldenkraut (Centaurium ery- südliche Richtung führt. Den Wanderweg an thraea) und neben vielen anderen Gräsern der Bode geht man ca. 800 bis 1 000 m in der Echte Wiesenhafer (Helictotrichon pra- ostwärtiger Richtung durch ein Gelände, tense). welches überwiegend durch Pappelpflan- zungen geprägt ist, zum Ausgangspunkt der Bemerkenswert sind auch die Vorkom- botanischen Wanderung zurück. men von Fransen-Enzian (Gentianella cili- ata) und Mondraute (Botrychium lunaria) am Im Frühjahr entwickelt sich hier ein sehr Nordhang der Mittelsteine und das Auftre- schöner Frühlingsaspekt (H) mit Schar-

67 bockskraut (Ranunculus ficaria), Gold- thyllis vulneraria, Apera spicaventi, Arctium mi- schopf-Hahnenfuß (Ranunculus auricomus), nus, Arctium tomentosum, Arenaria leptoclados, Busch-Windröschen (Anemone nemerosa), Armeria martima ssp. elongata, Arrhenatherum Gelbem Windröschen (Anemone ranunculo- elatius, Artemisia campestris, Artemisia verloti- ides), Lungenkraut (Pulmonaria obscura), orum, Asparagus officinalis, Asperula cynan- chica, Astragalus danicus, Astragalus glycphyl- Gundermann (Glechoma hederacea), Ge- los, Ballota nigra, Bellis perennis, Berteroa in- fleckter Taubnessel (Lamium maculatum) cana, Betula pendula, Botrychium lunaria, Bra- und Weißer Taubnessel (Lamium album). chypodium pinnatum, Brachypodium sylvaticum, Besonders auffällig sind große Flecken mit Briza media, Bromus erectus, Bromus hordea- Schuppenwurz (Lathraea squamaria). ceus, Bromus sterilis, Bryonia alba, Calamagros- tis epigejos, Calystegia sepium, Camelina micro- Nach den Frühblühern erscheinen in die- carpa, Campanula gentilis, Campanula trache- sem Auwaldgelände u.a. Gold-Kälberkropf lium, Capsella bursa-pastoris, Carduus acantho- (Chaerophyllum aureum), Taumel-Kälber- ides, Carduus crispus, Carduus nutans, Carex kropf (Chaerophyllum temulum), Gefleckter hirta, Carex humilis, Carex supina, Carlina bie- bersteinii, Centaurea cyanus, Centaurea scabio- Schierling (Conium maculatum), Großes sa, Centaurium erythreaea, Cerastium arvense, Mädesüß (Filipendula ulmaria), Sumpf- Cerastium holosteoides, Chaerophyllum aureum, Storchschnabel, (Geranium palustre), Pfen- Chaerophyllum temulum, Chelidonium majus, nig-Gilbweiderich (Lysimachia nummularia), Chenopodium album, Chondrilla juncea, Cicho- Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Riesen- rium intybus, Cirsium acaule, Cirsium arvense, Schwingel (Festuca giganthea). Cirsium vulgare, Conium maculatum, Consolida regalis, Convolvulus arvensis, Conyza canaden- Die Bedeutung des NSG „Teufelsmauer“ sis, Corylus avellana, Corynephorus canescens, als Refugium für schützenswerte Pflanzen- Crataegus laevigata, Crataegus monogyna, Cre- arten zeigt sich u.a. darin, dass von den 305 pis biennis, Cynoglossum officinale, Cytisus sco- parius, Dactylis glomerata, Danthonia decum- Arten in der Gesamtartenliste 23 Arten in bens, Daucus carota, Deschampsia flexuosa, der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt Descurainia sophia, Dianthus carthusanorum, zu finden sind. In der Kategorie 1 (vom Aus- Dianthus deltoides, Echium vulgare, Elymus ca- sterben bedroht) sind das das Deutsche ninus, Elymus repens, Epilobium angustifolium, Filzkraut (Filago vulgaris agg.), der Feld- Epilobium parviflorum, Equisetum arvense, Eri- Enzian (Gentianella campestris agg.) und geron acris, Erodium ballii, Eryngium campestre, der Feld-Klettenkerbel (Torilis arvensis). In Euphorbia cyarissias, Euphorbia helioscopia, die Kategorie 2 (stark gefährdet) gehören Euphorbia lathyrus, Euphrasia officinalis agg., Gemeines Katzenpfötchen (Antennaria dio- Euphrasia stricta, Evonymus europaea, Falcaria ica), Acker-Filzkraut (Filago arvensis), Fel- vulgaris, Fallopia convolvulus, Festuca gigantea, Festuca ovina agg., Festuca pallens, Festuca ru- sen-Goldstern (Gagea bohemica agg.) und picola, Festuca valesiaca, Filago arvensis, Fila- Trespen-Federschwingel (Vulpia bromoi- go minima, Filago vulgaris, Filipendula ulmaria, des). Außerdem kommen 16 gefährdete Ar- Filipendula vulgaris, Fraxinus excelsior, Fumaria ten (Kategorie 3) vor, z.B. Steppen-Segge officinalis, Gagea bohemica agg., Galeopsis te- (Carex supina), Haar-Ginster (Genista pilo- trahit, Galinsoga parviflora, Galium aparine, Gali- sa), Fransen-Enzian (Gentianella ciliata) um mollugo agg., Galium pumilum, Galium ve- und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). rum, Genista pilosa, Gentianella campestris, Gentianella ciliata, Geranium molle, Geranium palustre, Geranium pratense, Geranium pu- Anhang: sillum, Geranium pyrenaicum, Geranium roberti- anum, Geum uranum, Glechoma hederacea, Hedera helix, Helichrysum arenarium, Helictotri- Im Gebiet nachgewiesene Arten: chon pratense, Heracleum sphondylium, Herni- aria glabra, Hesperis metronalis, Hieracium la- Acer campestre, Acer platanoides; Acer pseudo- chenalii, Hieracium onosmoides, Hieracium pilo- platanus, Achillea collina, Acinos arvensis, sella, Holcus mollis, Hordeum murinum, Humu- Aegopodium podagraria, Agrimonia eupatoria, lus lupulus, Hypericum perforatum, Hypochaeris Agrostis capillaris, Aira caryophyllea, Aira prae- radicata, Impatiens glandulifera, Inula conyzae, cox, Alliaria petiolata, Alnus glutinosa, Alyssum Jasione montana, Knautia arvensis, Lactuca ser- alyssoides, Amorpha fruticosa, Anagallis arven- riola, Lamium album, Lamium maculatum, Lap- sis, Anchusa arv ensis, Anemone nemorosa, pula squarrosa, Lapsana communis, Lathraea Anemone ranunculoides, Antennaria dioica, An- squamaria, Lathyrus pratensis, Lathyrus tubero- thoxanthum odoratum, Anthriscus nitidus, An- sus, Leontodon autumnalis, Ligustrum vulgare,

68 Linaria vulgaris, Linum catharticum, Lolium pe- Gisela und Jürgen Schaaf renne, Lotus corniculatus, Lupinus polyphyllus, Kampstr. 4 c Luzula campestris, Lysimachia nummularia, Ma- 38889 Wienrode lus domestica, Malva neglecta, Matricaria discoi- dea, Matricaria recutita, Medicago falcata, Medi- cago lupulina, Medicago minima, Medicago x va- ria, Mercurialis annua, Myosotis arvensis, Nar- dus stricta, Odontites verna, Odontites vulgaris, Onobrychis viciifolia, Ononis repens, Ononis spi- nosa agg., Onopordum acanthium, Ophrys apife- ra, Papaver rhoeas, Pastinaca sativa, Petro- rhagia prolifera, Phalaris arundinacea, Phila- delphus coronarius, Phleum bertolonii, Phleum phleoides, Picris hieracioides, Pimpinella alpina, Pinus nigra, Pinus sylvestris, Plantago altissima, Plantago major, Plantago media, Poa annua, Polygonum aviculare, Polygonum lapathifolium, Polygonum persicaria, Populus x canadensis, Potentilla anserina, Potentilla argentea, Potentil- la erecta, Potentilla reptans, Potentilla tabernae- montani, Prunella vulgaris, Prunus avium, Pru- nus domestica, Prunus mahaleb, Prunus seroti- na, Pulmonaria obscura, Pulsatilla vulgaris, Py- racantha coccinea, Pyrus communis, Quercus robur, Ranunculus acris, Ranunculus aurioco- mus, Ranunculus ficaria, Ranunculus repens, Rapistrum perenne, Reseda lutea, Reseda lute- ola, Ribes rubrum, Robinia pseudoacacia, Rosa canina, Rubus caesius, Rubus fruticosus agg., Rumex acetosa, Rumex acetosella, Rumex ob- tusifolius, Salix alba, Salix x rubens, Salvia pra- tensis, Sambucus nigra, Sanguisorba minor, Scabiosa canescens, Sedum acre, Sedum maxi- mum, Sedum rupestre, Sedum sexangulare, Se- necio erucifolius, Senecio inaequidens, Senecio jacobaea, Silene dioica, Silene latifolia ssp. alba, Silene otites, Silene vulgaris, Sisymbrium offici- nale, Solidago canadensis, Solidago virgaurea, Sonchus asper, Spergula morisonii, Stachys rec- ta, Stachys sylvatica, Stellaria aquatica, Stellaria holostea, Stellaria media, Stipa capillata, Syringa vulgaris, Tanacetum vulgare, Taraxacum offici- nale agg., Thalictrum minus, Thymus alpestris, Torilis arvensis, Torillis japonica, Tragopogon dubius, Tragopogon pratensis, Trifolium alpes- tre, Trifolium arvense, Trifolium campestre, Trifo- lium dubium, Trifolium medium, Trifolium pra- tense, Trifolium repens, Trifolium striatum, Trise- tum alpestre, Tussilago farfara, Utica dioica, Ver- bascum nigrum, Verbena officinalis, Veronica chamaedrys, Veronica verna, Vicia cracca, Vicia hirsuta, Vicia tetrasperma, Vincetoxicum hirundi- naria, Viola arvensis, Viola riviniana, Vulpia bro- moides.

Literatur/Quellen: 34, 37, 50

69 Eine Rundwanderung im Berichte des Landesamtes für Umweltschutz NSG „Teufelsmauer“ 1 Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1

H.-J. Lerche

1 Verlauf und Stationen (1)-(14) der Rundwanderung siehe Karte auf S. 75

In Heimatbüchern und anderen Veröf- sen- und Hüttenwerk Thale stammen. Mög- fentlichungen wird oft die Bezeichnung lich wäre, dass im letzten Viertel des 19. „Teufelsmauer bei Neinstedt“ gebraucht. Jahrhunderts Frachtfuhren zum Werk Thale Dies ist darauf zurückzuführen, dass Nein- die Bodefurt benutzten und auf dem Rück- stedt schon im Jahre 1862 durch die Eröff- wege zur Befestigung des Weges die nung der Eisenbahnlinie Magdeburg-Halber- Schlacke dort abluden. Noch eine andere stadt-Thale einen Eisenbahnanschluss er- Deutung bietet sich an: An diesem Hang hielt. Die Neinstedter sind ein wenig stolz stand im 19. Jahrhundert eine Ziegelbrenne- auf „ihre Teufelsmauer“. In Wirklichkeit liegt rei. Eigentümer war der Quedlinburger dieses Naturdenkmal seit eh und je auf Stadtbaurat OELERT, Ziegelbrenner der Wedderslebener Grund und Boden und ist Maurermeister Carl KROMBACH aus Wed- eng mit der Geschichte von Weddersleben dersleben. Im Quedlinburger Wochenblatt verbunden. Wandert man von Wedders- von 1865 findet sich folgende Anzeige: leben in Richtung Neinstedt, so erblickt man „Indem ich hierdurch durch die Anlage mei- nach rechts schauend die gewaltige Wand ner an der Teufelsmauer in Wedderslebener der Königsteine, fast in der Mitte die höchs- Flur belegenen Feldziegelei zur allgemeinen te Erhebung. Mit etwas Fantasie kann man Kenntnis bringe, halte ich gut gebrannte ein gekröntes Haupt, das Haupt eines Kö- Barnsteine, zu jeder Maurerarbeit geeignet, nigs, erblicken. Diese Figur könnte dem Hö- im Preise von 7 - 10 Thlr. á mille ab Zie- henzug im Volksmund den Namen „König- gelei zur gef. Abnahme ergebenst emp- steine“ gegeben haben. Diese Klippe be- fohlen. zeichnet man auch als „Adlerfelsen“. Quedlinburg, im September 1865, B. Oelert, Baumeister, Wir wollen vom Parkplatz an der Frie- Pölkenstraße Nr. 1170“ densbrücke (1) aus eine Wanderung ent- Könnte die Schlacke auch von den Wänden lang der Teufelsmauer beginnen. Die Lage des Brennofens stammen? der beschriebenen Stationen kann auf der Karte S. 75 betrachtet werden. Unser Weg Das Gebiet am nördlichen Hang der Kö- führt uns über den Mühlgraben hinweg an nigsteine trägt den Namen „Klosterbreite“ den östlichen Beginn der Königsteine. Hier (3). Auf die Deutung dieses Namens werden hat sich die Flurbezeichnung „Schlan- wir noch zurückkommen. Der Meister KROM- genecke“ (2) erhalten. Historiker führen den BACH fand hier bei Ausschachtungsarbeiten Namen auf die alte Heerstraße, den „Heß- eine Braunkohleschicht. Wenden wir uns, weg“, zurück, der von Neinstedt kommend etwas verkürzt, dem Schriftwechsel hierüber an dieser Stelle durch die Bode führte und zu. Stadtbaumeister Bernhard OELERT ließ an der Westseite von Weddersleben entlang auf seinem Ziegelgrundstück an der Kloster- sich in Richtung Westerhausen weiter breite einen Schurf durchführen und mutete schlängelte. Eine andere Deutung bezieht am 11. Juni 1878 auf Braunkohle. sich auf die haufenweise dort gefundenen „...Auf meinem an der Klosterbreite in Wed- glasartigen Schlackensteine und leitet den derslebener Gemarkung, Kreis Aschersle- Namen von „Schlackenecke“ ab. Diese ben, Regierungsbezirk Magdeburg, belege- Schlacke ähnelt sehr stark der Eisen- nen Ziegeleigrundstücke habe ich dortselbst schlacke, die bei der Schmelze im Kupol- vorhandene Kohle aufdecken lassen und ofen entsteht. Sie könnte deshalb vom Ei- am Fuße der Teufelsmauer etwa 24 Meter

70 vom Wege und 47 Meter von der Teufels- Der Fundpunkt lag so, wie im Gesuch an- mauer entfernt einen Kohlefund bewirkt ...“ gegeben. Da auch der Zeitpunkt des Fun- OELERT richtet an das königliche Bergamt in des amtlich festgehalten wird, erfolgte die Halberstadt die Bitte, ihn mit diesem Fund Bestätigung durch den anwesenden Ziegel- zu beleihen, denn Kohle ist „Staatsvorbe- meister Carl KROMBACH. Dieser machte fol- halt“ und bedarf einer Fördergenehmigung. gende Angaben: Er gedachte die Kohle in seiner Ziegelei zu „...Ich heiße Carl Krombach, bin 36 Jahre verwenden. Da er seinem Fund keinen Na- alt, evangelisch, wohnhaft auf der Ziegelei men gegeben hat, wird er aufgefordert, in- zu Weddersleben. Ich bin Ziegelmeister, nerhalb der nächsten acht Tage einen Na- resp. Pächter der Ziegelei des Herrn Oelert. men zu finden, andernfalls die Mutung als Ich habe am Tage vor dem Bußtage, also eine ungültige behandelt wird. Außerdem am 14. Mai 1878 das Kohlelager, welches ergeht die Aufforderung, binnen 14 Tagen heute besichtigt wurde, aufgefunden. Am einen Kostenvorschuss von 100,00 M an die Bußtage selbst machte ich unter Beifügung königliche Oberbergamtskasse in Halle/ von Kohleproben Herrn Oelert von dem Saale zu zahlen. Der ausgelegte Stempel- Kohlefund Anzeige. Meine Aussage kann betrag von 1,50 M wird durch Postvor- ich erforderlichenfalls beschwören.“ schuss eingezogen. Bernhard OELERT ant- Am 13. August wird die Schlussverhandlung wortete am 17. Juni 1878 und teilte mit, über die Braunkohlenmutung „Emma“ bei dass er der Mutung den Namen „Emma“ zu Weddersleben auf Sonnabend, den 31. Au- geben gedenkt. Weil für die örtliche Weiter- gust um 11 ¾ Uhr am Bahnhof Neinstedt bearbeitung der Mutung bis zur gewünsch- festgelegt. Das verliehene Feld hat eine ten Verleihung auch ein von einem Mark- Größe von Zweimillioneneinhundertneun- scheider angefertigter Situationsriss (Lage- undachtzigtausend Quadratmetern und wird plan) notwendig ist, werden Herrn OELERT im westlichen Teil von einer Steinkohlen- die Namen zweier anerkannter Markschei- mutung „Bodetal“ überdeckt. Dadurch war der mitgeteilt. OELERT legt auch dieses es notwendig, auch den Bevollmächtigten geforderte Dokument vor. Eine Fundbesich- dieser Gewerkschaft einzuladen. Die tigung wird für den 13. Juli 1878 um 11 ¾ Schlussverhandlung wird deshalb auf den Uhr mit Treffen am Bahnhof Neinstedt an- 18. September 1878 verschoben. Der Fel- gesetzt. Darüber berichtet Bergmeister desname „Emma“ wird wegen bereits zwei- Christian SCHNEIDER: „... Herr Oelert führte maliger Nennung innerhalb des Oberberg- den Unterzeichneten vom Bahnhof Nein- amtsbereiches Halle/Saale in die Bezeich- stedt nach der ihm gehörenden, bei Wed- nung „Schlangenecke“ geändert. Die Eintra- dersleben belegenen Ziegelei und zeigte gung der Verleihung erfolgte im Berggrund- demselben in einer etwa einen Meter unter buch Band 2 Seite 441. Der ideelle Wert der Tagesoberfläche liegenden Vertiefung, war mit 900 M angegeben. Das Berggrund- unmittelbar an dem Berghang‚ der von der buch wurde beim königlichen Grundbuch- Teufelsmauer gebildet wird, eine in der Län- amt in Quedlinburg geführt. In den folgen- ge von drei Meter und der Tiefe von ca. den Jahren wurde das Eigentum an der Mu- 1 Meter entblößte Braunkohlenlage, welche tung mehrmals weiterverkauft. ein Streichen von West-Nordwest nach Ost- Südost und ein Einfallen von ca. 70 Grad Dass in der Klosterbreite (3) einmal ein nach Südwest zeigte. Kloster vorhanden war, lässt sich nicht Die Lage selbst war durchschnittlich 5 cm nachweisen. Wahrscheinlich ist, dass ein stark und bestand aus einer stark glänzen- Kloster im Mittelalter Grundbesitz in dieser den, teilweise aber matten schwärzlich Feldmark hatte. So gibt es z.B. Verbin- braunen Faserkohle, die einen dunkelbrau- dungen zum Kloster Corvey im Weser- nen Strich auf weißem Papier ergab. Die- bergland. In den Traditionen dieses Klosters selbe war von einem blaugrauen, sehr zä- wird unser Ort schon 825 als „Wydisleue in hen Ton über- und unterlagert, während der pago Hardega“ genannt. Im Jahre 1063 wird eigentliche Ziegellehm, der das Material für Weddersleben in einer Urkunde des Chor- die daselbst betriebene Ziegelei lieferte, als herrenstiftes St. Peter vor Goslar genannt. Deckgebirge auftrat und bis zur Tages- Auch in den nachfolgenden Jahrhunderten oberfläche reichte ...“ wird klösterlicher Grundbesitz in Wedders- leben sehr oft erwähnt. Zum Beispiel das

71 Marienkloster auf dem Münzenberg, das durchwatet und fand sich plötzlich vor einem Kloster Stötterlingenburg und andere. Panzer stehend. Einen Anruf der Amerika- ner beachtete er nicht. Auf der Flucht zur Der Sage nach soll vor langer Zeit ein Teufelsmauer hin erreichte ihn eine Garbe Hirte, der seine Herde in der Klosterbreite aus der Maschinenpistole. An der Stelle des weidete, die alte Kirchenglocke, die heute Gedenksteines wurde er von Einwohnern noch im Kirchturm von Weddersleben begraben. Da man keine Erkennungsmarke hängt, gefunden haben. Diese Glocke, die und keine Papiere bei ihm fand, konnte keine Jahreszahl und kein Zeichen über die nichts über ihn ermittelt werden. Das Sol- Herkunft trägt, ist mit mystischen Ritzzei- datengrab wurde 50 Jahre lang von Ein- chen versehen. Nach Ansicht von Fach- wohnern unseres Ortes gepflegt. Am leuten des Glockenmuseums in Apolda, wo 11.10.1995 wurde der Tote auf Initiative der ein Gipsmodel dieser Glocke aufbewahrt „Deutschen Kriegsgräberfürsorge“ auf den wird, ist sie auf Grund der Form, der Her- Friedhof der Stadt Thale umgebettet. stellungsart und der Zeichen ein Unikat und sicher mehr als 1 000 Jahre alt. Etwas weiter südwestlich, am sogenann- ten Prallhang der Bode (7), fand DR. STOYE In alter Zeit war die Klosterbreite bewal- aus Quedlinburg Werkzeuge aus dem här- det. Im Forstregister aus dem „Regensteini- testen Quarzit der Teufelsmauer. Nach der schen Güterverzeichnis“ von etwa 1300 wird Beschreibung handelt es sich um verschie- ein Forstort „holt bi der moelen tho Weder- dene Artefakttypen, die als Kratzer, Schaber sleve“ genannt. In den Kirchenbüchern von oder Faustkeile Verwendung gefunden hat- Weddersleben wird mehrmals der Forstort ten. Auch von anderen Forschern wurden „das Steinholz“ erwähnt, welcher sich vom ähnliche Artefakte südlich des höchsten Fel- Nordhang der Königsteine bis zum Müh- sens am Abhang zur Bode gefunden. Diese lengraben erstreckt, wobei das Stück am Funde lösten in der Fachpresse zahlreiche Mühlengraben der „Hüteanger“ (4) genannt Diskussionen aus und führten in den folgen- wird. den Jahren zu regelmäßigen Flurbegehun- gen durch Beauftragte des Museums für Ur- Wir gehen jetzt weiter in Richtung Süd- und Frühgeschichte in Halle. seite. Hier liegt gleich am Anfang ein alter Steinbruch (5). Dort wurden im Jahre 1934 Die Eiszeitmenschen, die vor Hundert- letztmalig Pflastersteine für die Pflasterung tausenden von Jahren hier lebten, fanden von Dorfstraßen unseres Ortes gewonnen. sicher gute Lebensbedingungen vor. Fluss Ein zu steiler Abbau führte im Oktober 1934 und Wald boten Nahrung, die Felsgruppen zum Einsturz der Wand. Der Steinbruch boten Schutz und lieferten Material für die wurde verschüttet. Da der Einsturz der Anfertigung von Werkzeugen. Die Wieder- Wand des Nachts erfolgte, gab es keinen gabe aller Berichte und Meinungen über die Personenschaden. Gleisanlagen und Kipp- ältesten Fundstellen an der Teufelsmauer loren liegen noch heute unter der Einsturz- würde zu weit führen, deshalb sollen hier masse begraben. nur einige wichtige Aussagen dargestellt werden. Dr. MANIA sagt zur Altersbestim- Linker Hand befindet sich ein Soldaten- mung Folgendes: grab (6) und ein Gedenkstein, der an den „Die artefaktführende Terrasse liegt zu tief Tod eines deutschen Soldaten im April 1945 für präglaziales Alter; sie gehört zum plei- erinnert. Augenzeugen berichteten, dass am stozänen Hauptterrassensystem der Bode 17. April 1945 amerikanische Soldaten nach .... Das präglaziale Relief lag wesentlich kurzer Beschießung mit Panzerkanonen höher, denn die Teufelsmauer im heutigen und Maschinengewehren unser Dorf erobert Zustande ist das Abtragungsergebnis seit hatten. Danach waren einige Panzer an das der Zerstörung durch das darüber nach Sü- Ufer der Bode hinter der Teufelsmauer ge- den vorstoßende Elstereis.“ Kurz gesagt, rollt und hatten sich dort versteckt aufge- das Bodebett hat sich erst später so weit stellt, wahrscheinlich, um die vielen einzeln eingetieft. Die Forscher sind sich darin einig, und in Trupps aus den Harzwäldern flüch- dass die Funde weit über 100 000 Jahre alt tenden deutschen Soldaten abzufangen. sind . Eine Anzahl davon wird im Museum in Auch dieser Soldat hatte flüchtend die Bode Quedlinburg aufbewahrt (vgl. auch den

72 Beitrag von Dr. R. SCHWARZ in diesem Jedes Detail ist heute noch an gleicher Heft). Stelle zu sehen (Abb. 1 auf S. 63).

Oben auf dem Hang angekommen, ha- Wir wandern bis ans Ende dieses Mauer- ben wir eine Höhe von 182,5 Metern er- abschnittes und erblicken von dort aus den reicht und genießen die wunderbare Aus- nächsten Teil der Teufelsmauer, die Mittel- sicht in alle vier Himmelsrichtungen. Einige steine. Sie ragen nicht so hoch auf, sind Schritte weiter sehen wir einen größeren mehr zerklüftet und wurden daher von den herabgerutschten Felsblock, der in mehrere Kindern gern für Kletterübungen benutzt. Teile zerborsten ist. Der Felssturz (10) Davor befindet sich quer über den Berg- geschah am Nachmittag des 31. August rücken ein Einschnitt, vom Volksmund „das 1989 (Abb. 1). Das damit verbundene Pflaumenloch“ (11) genannt. Hierdurch Getöse war im ganzen Ort zu hören. Der führte von alters her, von Weddersleben höchste Felsen lädt uns nochmals zum Ver- kommend, der Holzweg. Er zog weiter nach weilen ein. Das Plateau in Richtung Süden Süden durch die Bodefurt am Wittenberg, ist Fundstelle (8) vieler Keramikreste aus über Siebenspringe in den Gemeindeforst der Steinzeit bis zur Kaiserzeit. Bei jedem Weddehagen. Eine Besonderheit der Mittel- Pflügen des Ackers kommen sie an die steine ist eine alte Kultstätte des vorge- Oberfläche. Die ältesten Funde wurden, wie schichtlichen Menschen (12). Der Quedlin- schon beschrieben, am Abhang dahinter burger Lehrer und Altertumsforscher E. KEIL gemacht. Hinter dem Hang war übrigens erklärt dazu in einem Aufsatz: etwa ab 1918 bis 1945 ein Sportplatz (9) der „Auf dem sanften Südhang der Mittelsteine, Wedderslebener Fußball- und Schlagball- unweit des von Weddersleben her vermittels mannschaften, den sie sich selbst herge- einer Treppe den Felskamm durchbrechen- richtet hatten. den Fußweges, ziemlich in der Mitte der Mauer, befindet sich eine Kultstätte. Ein Auch GOETHE hat im Jahre 1784 an die- mächtiger, im Grundriss einigermaßen recht- ser Stelle der Teufelsmauer gestanden. eckiger Block von Keilform, 4,3 Meter lang, GOETHE, der auch geologische Studien be- 2,1 Meter breit, 0,3 bis 1,7 Meter dick, liegt trieb, erkannte im Harzgebirge eine natür- sehr auffällig mit seiner Längsachse recht- liche Lehrstätte für Geologen. Das Brocken- winklig zu der des Felsenkammes (Abb. 2). gebiet, die Bergbaugebiete, vor allem des Er liegt auch nicht dem Erdboden auf, Oberharzes, aber auch das Bodetal und die sondern die Spitze des Keiles ruht auf einer Aufrichtungszonen des Harzvorlandes als natürlichen Felsenschwelle, während sein besondere geologische Kostbarkeiten hat- dickes Vorderteil durch zwei untergescho- ten es ihm angetan. Die dritte Harzreise, die bene große Blöcke in der Schwebe gehalten er 1784 unternahm, führte ihn im September wird und den Rasen nicht berührt. Auf diese auch zur Teufelsmauer. In seiner Begleitung Weise kommt die obere, fast tischartig ebe- befand sich der Weimarer Maler Georg ne Fläche der großen Platte genau in der Melchior KRAUS. Ihn hatte GOETHE eigens Waagerechten zu liegen. Zunächst hat man zu dem Zwecke mitgenommen, um von ihm ja freilich den Eindruck, dass es sich um ab- geologisch wichtige und interessante Fel- gestürzte, zufällig recht eigenartig überein- senpartien und Gegenden zeichnen zu las- ander gekollerte Blöcke handelt. Bei nähe- sen. KRAUS fertigte eine Kohlezeichnung rer Betrachtung aber entsteht sofort die Fra- von der höchsten Erhebung, den König- ge, von wo denn dieser gewaltige Stein he- steinen, an (vgl. ab S. 61 den Beitrag von runtergefallen sein könnte. Da will sich denn H.-J. LERCHE). Diese bildete zusammen mit durchaus keine Möglichkeit ergeben. Gera- den anderen angefertigten Zeichnungen de an dieser Stelle ist die Felsmauer, von einen wichtigen Teil seiner Aufzeichnungen, der der Block doch stammen muss, so nied- die er bei seinen späteren geologischen rig, zeigt auch so gar keine Spuren eines Arbeiten immer wieder heranzog. Wenn Absturzes, dass es ohne weiteres klar wird, man diese Zeichnung jetzt, nach mehr als dass der Block einem anderen Teile der 200 Jahren, mit dem Felsen vergleicht, Felsen entstammen muss. Sehr verwunder- kommt man zu dem Schluss, dass sich in lich wirkt auch die Nord-Süd-Lage, während dieser Zeit nichts am Felsen verändert hat. der Kamm, von dem der Stein herabgefallen sein müsste, Nordwest-Südost streicht.

73 Noch weitere Betrachtung schaltet jedes stein aus dem Felsen gebrochen ist. Sie Spiel des Zufalls einfach aus. Unmittelbar liegt etwa 14 Meter entfernt in den Klippen. neben dem Hauptsteine (12) nämlich liegt Hier ist der Block, wohl unter geschickter ein zweiter Block. Er ist von ganz unregel- Benutzung einer natürlichen Klüftung des mäßiger Gestalt, mit einem Ende wieder auf Gesteines, von seiner Basis losgesprengt. die Felsenschwelle gelegt, die auch das Der Befund zeigt, dass die heutige glatte Keilende des großen Steines trägt. Seine Oberfläche des Blockes mit der glatten andere Seite aber läuft in einen natürlichen Sprengfläche übereinstimmt. Der riesige zapfenartigen Fortsatz aus, und dieser fasst Stein, der nach ungefähren Berechnungen genau in eine natürliche Höhlung der Sei- zirka 350 Zentner wiegt, wurde also hier tenfläche des Hauptblockes etwa zehn Zen- gebrochen, dann um seine Achse gedreht, timeter tief hinein, so dass der mindestens das unterste nach oben, 14 Meter weit auf 80 Zentner schwere Stein auf drei Punkten nicht ganz bequemem Gelände wegge- aufliegend in der Schwebe ist. Es entsteht schafft, herumgeschwenkt und in eine sorg- so eine Art Kellergewölbe, groß genug, dass fältig durchdachte Lage gebracht. Dann einige Personen hineinkriechen können. wurde in geschickter Benutzung natürlicher Hier bleibt kein Zweifel mehr. Will man diese Zufälligkeiten durch den auch nicht leichten geradezu ausgeklügelte Benutzung der na- Nebenblock eine Art Gewölbe hergestellt. türlichen Stein- und Geländeformen für ein Mit Hilfe der modernen Technik würde der- Werk des Zufalls halten, so muß man die- artiges natürlich auch zu machen sein, sen als einen gewieften Baumeister gelten wenn auch nicht gerade mühelos. Wie aber lassen und kann ihm ruhig auch unsere die Menschen ferner Jahrtausende derartig Burgruinen zuschreiben. Die ebene und mit ungeheuren Felslasten umgehen konn- waagerechte Oberfläche des großen Stei- ten, bleibt unerfindlich und hat schon immer nes ist übersät von mehr als einem Dutzend Veranlassung zu allerlei Phantasien gege- halbkugeliger Vertiefungen, von denen sich ben“. allerdings nicht sicher sagen lässt, ob sie natürlich ausgewittert oder künstlich einge- Vom westlichen Ende der Mittelsteine arbeitet sind. Ich möchte das Letztere an- aus erblickt der Wanderer dann die Papen- nehmen, und zwar auf Grund einer in die- steine (13), die schon in der Warnstedter sem Zusammenhange merkwürdigen Stelle, Feldflur liegen. Der Name „Papensteine” die ich in einem sonst gleichgültigen Reise- wird abgeleitet von „Pfaffensteine“, also der werke über Skandinavien zufällig fand: „Ge- Kirche gehörend. Zwischen beiden wisse Anzeichen lassen darauf schließen, Abschnitten kreuzt ein Weg den Höhenzug, dass das Opfern auf den Gräbern während der sogenannte „Thalsche Weg“ (14), der der Steinzeit vielfach in Gebrauch war. Meh- von Weddersleben nach Alt-Thale mit dem rere aus großen Blöcken erbaute Dolmen Kloster Wendhusen führt. und Galeriegräber hat man gefunden, deren Decksteine, vermutlich zu diesem Zweck, Als letztes soll nun noch über einen Zu- mit etwa zwei Zoll breiten Löchern versehen fallsfund berichtet werden, der von den Fel- waren, und befindet sich ein solches Grab dern an diesem Wege stammt. Im Herbst bei Fasmorup in Skane, ein anderes in der 1989 fand der Westerhäuser Ortschronist Nähe der Kirche von Tanum in Bohuslän.“ und Gründer des dortigen Heimatmuseums, Diesen Zeilen war eine Abbildung beigefügt, Herr Adolf JOHN, zwischen den aussortier- die ich hier leider nicht wiedergeben kann. ten Steinen der Kartoffelsortieranlage zwei Sie hat in der Tat eine verblüffende Ähn- Steine mit Abdrücken von Farnen. Eine Prü- lichkeit mit dem Steinbauwerk von Wed- fung ergab, dass es sich um Abdrücke der dersleben. Die hier genannte Breite der Ver- „Weichselia ludovicae“ handelt. Die Kar- tiefungen von 2 Zoll stimmt gut mit unserem toffeln, die dort ausgesiebt worden waren, Stein überein. Bei der zu opfernden Flüssig- stammten von Feldern am Thalschen Weg keit darf der Leser nicht gleich an Ströme zwischen den Mittel- und Papensteinen. von Blut, möglicherweise Menschenblut, Über diese Farnart ist Folgendes zu be- denken. Es wird meist ein bierartiges harm- merken: Der Langenberg zwischen Quedlin- loses Getränk gewesen sein. burg und Westerhausen besteht aus ähn- Forscht man in der Nähe weiter, so findet lichen Sandsteinschichten wie die Teufels- man auch die Stelle, wo der große Deck- mauer. Hier entdeckte am 6. August 1854

74 der Blankenburger Oberbergmeister WEICH- nur einen kurzen, zylindrischen Stamm. Sie SEL in einem Steinbruch in der Nähe von stammen zeitgeschichtlich aus dem Neo- Westerhausen eine schwärzlich-braune Erd- kom (der Unterkreide) vor etwa 140 Millio- schicht. Der darauf liegende Quadersand- nen Jahren. stein zeigte ein großes Gewirr von Pflanzen- resten eigentümlicher Art wie sie bis dahin Entlang der Bode beenden wir unseren nirgends gefunden worden war. Darunter Ausflug über die Teufelsmauer bei Wed- befanden sich Farnwedel, die wissenschaft- dersleben. lich noch nicht nachgewiesen waren. Sie hatten nach damaligen Maßen eine Länge von 5 bis 8 Fuß mit 1 ½ Fuß langen Fie- Hans-Joachim Lerche dern. Er nannte sie „Weichselia Ludovicae“. Thiestraße 17 Sie waren nicht baumartig, sondern hatten 06502 Weddersleben

Abb. 1

Abb. 2 Fotos: H.-J. LERCHE (2001)

75 Karte der Wanderungen Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1 (s.S. 75)

Wandergebiet an den Königsteinen

Blickrichtung von Station 5 zur Station 11 Foto: R. SCHWARZ (04.11.1997)

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ISSN 1619-4071

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2002) SH 1: 150 Jahre Schutz der Teufelsmauer, Tagung und Festveranstaltung am 08.06.2002 in Weddersleben

Herausgeber und Bezug: Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, PSF 681, 06009 Halle, Sitz: Reideburger Str. 47, 06116 Halle, Telefon (03 45) 57 04-0 Email: [email protected]

Schriftleitung: Christiane Funkel, Robert Schönbrodt, Abteilung Naturschutz

Satz-, Karten- und Bildbearbeitung: Stefan Ellermann, Heiner Nagel, Dr. Ursula Ruge, Abteilung Naturschutz

Redaktionelle Mitarbeit: Klaus George (Landratsamt Quedlinburg); Hans-Joachim Lerche (Ortschronist Weddersleben); Dirk-Michael Meisel (Bürgermeister Weddersleben); Dr. Christiane Röper (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt); Angelika Stempel (Regierungspräsidium Magdeburg)

Diese Schriftenreihe wird kostenlos abgegeben und darf nicht verkauft werden. Der Nachdruck bedarf der Genehmigung. Die Autoren sind für den fachlichen Inhalt ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die von ihnen vertretenen Ansichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Herausgebers übereinstimmen.

Juni 2002

Diese Schrift darf weder von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist besondes die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben politischer Informationen oder Werbemittel.

Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Schrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner Gruppen verstanden werden könnte.

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