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Exkursionsführer und Veröffentlichungen Schaumburger Bergbau

Der Eisenerzbergbau

im - und Wiehengebirge

Erich Hofmeister & Werner Schöttelndreier

Heft Nr. 05

Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule

Hagenburg im Juni 2006

Exkurf. u. Veröffentl./ AK Bergbau/ H. 5 / Seit. 47/ Tab.1/ Abb. 13/ 2006 2

Die Reihe „Exkursionsführer und Veröffentlichungen des Arbeitskreises Bergbau der Volkshochschule Schaumburg“ wird vom Arbeitskreis Bergbau in lockerer Folge herausgegeben.

Bisher sind erschienen: Heft 01 Schunke & Breyer: Der Schaumburger Bergbau ab 1386 und von..... Heft 02 Ahlers & Hofmeister: Die Wealden- Steinkohlen in den Rehburger...... Heft 03 Korf & Schöttelndreier: Die Entwicklung des Kokereiwesens auf den.. Heft 04 Hofmeister: Der Obernkirchener Sandstein. Heft 05 Hofmeister & Schöttelndreier: Der Eisenerzbergbau im Weser- und Wie... Heft 06 Hofmeister: Die Steinkohlenwerke im Raum Osnabrück. Heft 07 Krenzel: Vorbereitung einer Exkursion von Hagenburg zur Hilsmulde. Heft 08 Schöttelndreier & Hofmeister: Exkursion durch die Gemeinde Nienstädt. Heft 09 Ruder: Die historischen Teerkuhlen in Hänigsen bei Hannover. Heft 10 Hofmeister: Exkursion Steinzeichen am Messingberg.

1.0 Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Bergbau der Volkshochschule Schaumburg, Wilhelm- Suhr- Str. 16 31558 Hagenburg

Redaktion: Erich Hofmeister, Hagenburg; Ernst Knickrehm, Obernkirchen

Layout & Druck: Christian Abel, Obernkirchen Ludwig Kraus, Stadthagen 3

2. Vorwort: Das Schaumburger Land, von den Rehburger Bergen bis ins , ist reich an Bodenschätzen. Seit mehr als 600 Jahren prägte daher der Bergbau in Schaumburg nicht nur die Landschaft; er war zeitweise auch von erheblicher Bedeutung für das Leben zahlreicher Familien. So gab es u. a. Gesteins-, Ton-, Salz- und vor allem Kohleabbau. Heute werden nur noch (bei Obernkirchen und Steinbergen) Steine gebrochen. Der Abbau anderer Bodenschätze wurde eingestellt, so der Kohlebergbau zu Beginn der 60er Jahre. Doch gibt es noch viele ehemalige Bergleute, die von ihrem Arbeitsleben erzählen, Fachleute, die von ihren Kenntnissen über den einheimischen Bergbau berichten, und andere Zeitzeugen, die sich an manche Bergmannsgeschichte erinnern können.

In den letzten Jahrzehnten haben sich in verschiedenen Schaumburger Orten Bergmannsvereine gebildet. Sie bemühen sich, Traditionen der Bergleute zu bewahren und Bergbaudokumente und -relikte zu sichern, zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1991 wurde im Rahmen der Volkshochschule Schaumburg ein Arbeitskreis mit dem Titel "Schaumburger Bergbau und der Bergbau der Rehburger Berge" gebildet. In ihm sind Mitglieder der verschiedenen Bergmannsvereine vertreten. Hans- Ulrich Drechsler (Hagenburg/Altenhagen) übernahm die Leitung und übergab sie 1997 an Erich Hofmeister (Hagenburg). Es fanden sich etwa 25 Personen, die nun schon über 10 Jahre regelmäßig an den Treffen teilnehmen und durch ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft zum Erfolg des Arbeitskreises beitrugen und beitragen.

Allen gebührt großer Dank, neben Hans- Ulrich Drechsler und Erich Hofmeister besonders Ernst Knickrehm (Obernkirchen), Werner Schöttelndreier (Nienstädt), Werner Ahlers (Rohrsen), Jürgen Ruder (Großburgwedel) und Karl- Heinz Grimme (Barsinghausen).

In den ersten Jahren waren die Tagungen geprägt durch Berichte, Vorträge und Erzählungen einzelner Mitglieder aus ihrem Bergmannsleben. Alles Wesentliche wurde auf Tonband aufgenommen und damit für spätere Zeiten gesichert. Auf Exkursionen wurden die ehemaligen Arbeitsstätten, die alten Schacht- und Stollenanlagen des Bergbaues und verschiedene Steinbrüche aufgesucht und vor Ort die frühere Arbeit beschrieben und erläutert.

Es folgte die Zusammenstellung und Durchsicht von Veröffentlichungen über den hiesigen Bergbau. Einzelne Mitglieder übernahmen Recherchen in öffentlichen und privaten Archiven. Außerdem wurden Fachleute zu bestimmten Einzelthemen eingeladen, die sich nach ihrem Referat meist noch zu weiterer Mitarbeit im Arbeitskreis Bergbau bereit erklärten.

Von der ursprünglichen Absicht, eine umfangreiche Monographie über den Schaumburger Bergbau zu erstellen, wurde wegen des Umfangs Abstand genommen. Nun werden in loser Folge, Hefte mit einzelnen Bergbauthemen und / oder Exkursionsführer des Arbeitskreises Bergbau der VHS Schaumburg, herausgegeben

Glück auf!

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3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau

Abel Barbara Obernkirchen Abel Christian Obernkirchen Abel Willi Obernkirchen Ahlers † Werner Rohrsen Bonitz † Gerhard Rodenberg Bremer Ursel Hagenburg Busatta † Fred Hagenburg Drechsler Hans-Ulrich Hagenburg Engelking † Carl-Friedrich Lauenau Gerdts Wolfgang Wunstorf Grimme Karl-Heinz Barsinghausen Henke † Kurt Obernkirchen Hofmeister Erich Hagenburg Kaussow,sen. Günter Hagenburg Kaussow,jun. Günter Hagenburg Klinger † Herbert Hagenburg Klinger Margret Hagenburg Knickrehm † Ernst Obernkirchen Knickrehm Ingrid Obernkirchen Koch † Fritz Obernkirchen Kording Wilhelm Nienstädt Korf † Walter Nienstädt Krassmann, Dr. Thomas Rodenberg Kraus Ludwig Stadthagen Krenzel Horst Egestorf Kröger, Dr.† Uwe-Dietrich Nenndorf Ludewig Gunter Lindhorst Maiwald Heinz Hagenburg Matthias Friedrich Bad Nenndorf Oberdanner Hans Rehburg- Poßin Wolfgang Hagenburg Ruder Barbara Großburgwedel Ruder Jürgen Großburgwedel Rüppel † Hermann Barsinghausen Schewe Rita Schewe Eckhard Auhagen Schiewe Karl-Heinz Garbsen Schlegel Detlef Wunstorf Schöttelndreier Anneliese Nienstädt Schöttelndreier Werner Nienstädt Schröder Konrad Suthfeld Schröder Ralf Suthfeld Schröder Wilhelm Suthfeld Voges Gisela Hagenburg Winterstein † Traude Hagenburg Wittkugel † Helmut Hagenburg

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4. Inhaltsverzeichnis 1. Impressum 2. Vorwort 3. Langjährige Mitglieder des Arbeitskreises Bergbau 4. Inhaltsverzeichnis 4.1 Abbildungen 5. Geographische Lage 6. Tektonik 7. Stratigraphische und paläographische Übersicht des Korallenoolith im Wesergebirge 7.1 Heersumer Schichten 7.2 Unterer Korallenoolith 7.21 Klippenhorizont 7.22 Hauptoolith und Florigemma- Kalk 7.3 Mittlerer Korallenoolith 7.31 Sandmergel 7.32 Zwischenschichten 7.33 Liegendquarzit 7.34 Wohlverwahrt- Horizont 7.4 Oberer Korallenoolith 7.41 Unterer Humeralisoolith 7.42 Fossilflöz 7.43 Oberer Humeralisoolith 8. Die Erzführung im Wesergebirge 8.1 Erzführung im Klippenhorizont 8.2 Erzführung im Viktoriaflöz 8.3 Erzführung des Wohlverwahrt- Horizontes 9. Die Eisenerz- Lagerstätten im Weser- und Wiehengebirge 10. Geschichtliche Entwicklung des Erzbergbaus im Wesergebirge 11. Bergbau im Wesergebirge 11.1 Die Grube Viktoria 11.2 Die Grube Wohlverwahrt 11.3 Die Grube Wohlverwahrt- Nammen 11.31 Chronik der Eisenerzgrube Wohlverwahrt- Nammen 11.32 Untertägiger Erzabbau in der Grube Wohlverwahrt- Nammen 11.33 Übergang zur Versatzwirtschaft 11.34 Förderung von Eisenerz und Belegschaftsstand von 1948 - 1991

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12. Die Lagerstätten im östlichen Wiehengebirge 13. Geschichtliche Entwicklung des Erzbergbaus im Wiehengebirge 14. Eisenerzabbau an der Wallücke (1890 - 1917) 15. Die Eisenerzgrube Porta (1935 - 1962) 16. Zu besichtigende Anlagen 17. Literatur

4.1 Abbildungen Abb. 1 Topografische Karte 1:200000 Abb. 2 Verbreitung des Korallenooliths in Norddeutschland Abb. 3 Verbreitung des Victoriaflözes Abb. 4 Mächtigkeit des Unteren Korallenooliths im westlichen Wesergebirge Abb. 5 Verbreitung des Korallenooliths in Ost- Niedersachsen Abb. 6 Korallenoolith- Gliederung im mittleren und östlichen Wesergebirge Abb. 7 Ausbildung des Korallenooliths im Wesergebirge Abb. 8 Prinzipdarstellung des streichenden Örterbaus Abb. 9 Arbeitsvorgänge in der Gewinnung Abb.10 Fließschema der Erzbrech- u. Siebanlage Nammen Abb.11 Fließschema der Brech- u. Siebanlage Wülpker- Egge Abb.12. Titelblatt vom Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten Abb.13. Übersichtsplan der Eisenerzgrube Porta bei Minden

4.2 Tabellen Tab. 1 Gliederung des Korallenoolith im Wesergebirge

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5. Die geographische Lage Die Bergkette des Wesergebirges erstreckt sich als annähernd ostwestlich verlaufende Bergkette vom Bismarkturm auf dem Jacobsberg an der über etwa 25 km nach Osten bis zum Süntel bei Hessisch- Oldendorf und erreicht im Osten, am Hohenstein ihre größte Höhe über dem Meeresspiegel von 340 m. Im Bereich der Kammlinie dieser Bergkette streichen die flach nach Norden in die Schaumburg- Lippische Mulde einfallenden, festen und gegenüber der Verwitterung beständigen Gesteine des Korallenooliths, zutage aus und bilden teilweise schroffe Klippen, unter denen die Hohenstein- Klippen besonders sehenswürdig sind.

Im westlichen Wesergebirge, zwischen Lerbeck und Schermbeck südlich von Bückeburg, treten in der Schichtenfolge des Korallenooliths maximal sieben Eisenoolith- Horizonte auf, die z. T. noch durch taube Zwischenmittel aufgespalten sind. Von den sieben Erzhorizonten wird heute nur noch der älteste, nämlich das kalkreiche roteisenoolithische „Klippenflöz“ im Unteren Korallenoolith abgebaut.

Südlich von Minden befindet sich der Weserdurchbruch, die Porta Westfalica, sie trennt das östlich der Porta liegende Wiehengebirge, von dem westlich der Porta liegenden Wiehengebirge, das bis nördlich von Osnabrück reicht. Das Wiehengebirge wird von mehreren Quertälern unterbrochen und erreicht mit 320 m ü. NN bei Lübbecke seine größte Höhe. Das Streichen, des im Wesentlichen aus Juraschichten aufgebauten Gebirges, verläuft von Ost nach West.

Das Einfallen der Schichten nach Norden beträgt bei Porta 210, bei Häverstädt 280 bis 300 und bei Bergkirchen 360 bis 380. Im mittleren Jura, im oberen Dogger, dem Callovium tritt das wichtigste Erzflöz im Wiehengebirge das Wittekindflöz auf.

6. Tektonik Die tektonischen Hauptelemente sind die Schaumburg- Lippische Kreidemulde im nördlichen Vorland und die breite Sattelaufwölbung der Nordwestfälisch- Lippischen Schwelle („Pyrmonter Achse“) im Bergland südlich des Weser- und Wiehengebirges. Der Korallenoolith des Wesergebirges bildet einen Teil des Muldensüdflügels bzw. der Sattelnordflanke. 8

Das Einfallen verteilt sich von Osten nach Westen. Im äußersten Osten des Erzgebietes (Süntel) fallen die Schichten mit 5 o nach N ein. Mit Annäherung an den Westteil der abbauwürdigen Erzfazies des Klippenflözes bei Schermbeck und Kleinenbremen verteilt sich das Einfallen auf 17 o und im äußersten Westen der Erzfazies an der Porta Westfalica bis auf 20 o, Störungen sind im Erzgebiet nicht bekannt. Sie treten aber außerhalb des Erzgebietes im westlich anschließenden Wiehengebirge als flach nach Süden fallende Abschiebungen auf, an denen die Südschollen jeweils um unterschiedliche Beträge abgesunken sind. In den flach einfallenden Schichten des Wesergebirges haben sich die bei der Faltung entstandenen Spannungen an Schichtfugen, insbesondere an Mergel- und Tonlagen zwischen den kompakten Bänken, sowie durch das Aufreißen von Klüften ohne Verschiebung ausgleichen können. Besonders markante Schichtfugen sind die verschiedenen Emersionsflächen (aufgetauchte Landflächen nach einer Meeresabsenkung).

Das älteste Kluftsystem ist wohl altersgleich mit den in ähnlicher Richtung (Streichen 70 o; Einfallen 75 o Südost) streichenden Abschiebungen des Wiehengebirges. Die Klüfte dieses Kluftsystems sind häufig mit Kalkspat, Ankerit, Siderit, Flußspat, Quarz, Pyrit, Markasit, Gips und Impsonit ausgefüllt. Diese Ausfüllungen sind eine Folge des Einflusses eines Intrusivkörpers, des Bramscher Massivs, ein nicht bis zur Tagesoberfläche aufgestiegener Magmakörper (Pluton).

7. Stratigraphische und paläogeographische Übersicht des Korallenoolith im Wesergebirge Das erzführende Faziesgebiet des Korallenoolith (Oxford) im Wesergebirge stand nach Norden in Verbindung mit dem erzführenden Sedimentationsraum des Unteraller- Gebietes. Es ist wahrscheinlich, daß dies Sedimentationsgebiet bereits während der Sedimentation des Korallenooliths durch Schwellen und Untiefen gegliedert war.

Das Erzgebiet an der Weser nimmt eine Übergangsstellung zwischen einer kalkigen Fazies im Osten und der geringmächtigen tonig- sandigen „Wiehengebirgsfazies“ im Westen ein. Entsprechend vielfältig ist der Wechsel im erzführenden Faziesgebiet, das im Osten durch einen höheren Anteil kalkiger Sedimente gekennzeichnet ist. 9

Durch die Emersionsflächen und die mehr oder weniger stratigraphisch beständigen Eisenoolithflöze lässt sich der Korallenoolith stratigraphisch gliedern, so daß auf diese Weise auch eine Aussage über die lateralen Faziesänderungen der einzelnen Horizonte und damit auch der Eisenoolithflöze möglich ist.

Der petrographische und petrofazielle Wechsel im Vertikalprofil spiegelt außerdem den Einfluß des südwestlich benachbarten Küstengebietes und das transgressive Übergreifen mariner Sedimente wider (Transgression = Vordringen des Meeres in Landgebiete).

An der Basis des Klippenkalkes ist zuweilen ein eisenoolithischer Aufarbeitungshorizont entwickelt, der nach Westen ein transgressives Übergreifen des Klippenkalkes auf die Heersumer Schichten anzeigt.

7.1 Heersumer Schichten (ca. 15 m mächtig) An der Basis der Heersumer Schichten tritt eine auch im Wiehengebirge erkennbare 0,50 m mächtige Leitbank mit abgerollten und angebohrten Schalen von GRYPHEA dilata (Sow.) auf. Darüber folgen feinsandige, dunkle Tonsteine und dunkel geflammte Kalksandsteinbänke. Im Übergangsbereich zum Korallenoolith kommen in dünnbankigen, feinfaserigen Schichten, Lagen mit Fossiltrümmern vor.

7.2 Unterer Korallenoolith (7,5 – 38 m mächtig) Der Untere Korallenoolith umfasst den Klippenhorizont im unteren Teil, den Hauptoolith im mittleren und die nur örtlich verbreitete Florigemma – Bank im obersten Teil.

7.21 Klippenhorizont (7,5 – 27 m mächtig) Der Klippenhorizont zeigt petrofaziell zwei verschiedene Ausbildungen, den Klippenkalk und das Klippenflöz. Der unter dem Klippenflöz liegende Klippenkalk ist bereits schwach von Eisenooiden durchsetzt und geht nach oben durch Zunahme des Eisenooidgehaltes allmählich in das Klippenflöz über.

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7.22 Hauptoolith und Florigemma- Bank (0 – 11 m mächtig) Dieser kalkoolithische Horizont wird nach Westen sandiger und geringmächtiger. Die oberste Bank wird als Florigemma – Bank bezeichnet, weil sie sehr viel Stacheln vom

CIDARIS FLORIGEMMA (Seeigel) enthält. Sie ist im westlichen Teil des Wesergebirges nur örtlich unter der Hauptemersionsfläche erhalten.

7.3 Mittlerer Korallenoolith (6 – 24 m mächtig) Die Hauptemersionsfläche (Emersion= Emportauchen des Landes) an der Basis des Mittleren Korallenooliths ist für den nordwestdeutschen Sedimentationsraum von überregionaler Bedeutung und ein ausgezeichnetes Bezugsniveau. Sie zeigt eine regressive Phase und Sedimentationslücke vor der Ablagerung des Mittleren Korallenoliths an. Eine zeitweilige Verlandung ist für das Wesergebirge und Teile des Wiehengebirges wahrscheinlich.

7.31 Sandmergel (0,2 m – 7 m mächtig) Über der Hauptemersionsfläche setzt die Sedimentation zunächst mit einem feinklastischen Aufarbeitungshorizont und dunklen tonig- sandigen Gesteinen ein. Diese Ablagerungen glichen ein durch vorangegangene Abtragung entstandenes Relief aus. Innerhalb der sehr geringmächtigen Schlickfazies des westlichen Erzgebietes entstand in einer lagunenartigen Wanne das relativ eisenreiche Victoriaflöz.

7.32 Zwischenschichten (1 – 6 m mächtig) Mit deutlicher Schichtfuge beginnen die kalk- sandigen und fossilreichen Zwischen- schichten. Sie sind durch dunkle sandige Mergellagen in mehrere Bänke gegliedert. Unten und oben sind Schlieren von roten Eisenooiden („Zwischenflöz“) eingelagert.

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7.33 Liegendquarzit (0,4 – 7 m mächtig) Dieser ebenfalls durch Deltaschüttungen charakterisierte, sandige oder kalkig- sandige Horizont ist auffallend arm an Fossilien und Eisenooiden. Die Mächtigkeit nimmt mit weiterem Abstand zur Küste, d. h. von Süden nach Norden rasch ab.

7.34 Wohlverwahrt – Horizont (1 – 4 m mächtig) Mit dem Wohlverwahrt – Horizont begann eine Ausweitung des Korallenoolithmeeres, das in der Zeit des Oberen Korallenooliths immer mehr an Raum gewann. Das horizont- beständige Flöz wurde auch in anderen Gebieten wiedererkannt und könnte als Transgressionsbildung des übergreifenden Humeralis- Meeres gedeutet werden.

7.4 Oberer Korallenoolith (14 – 28 m)

7.41 Unterer Humeralisoolith (1 – 28 m mächtig) Die Kalkoolithe dieses Horizontes enthalten einzelne rote Eisenooide, gehen aber häufig in poröse Kalksandsteine über.

7.42 Fossilflöze (0,5 – 1 m) Dieses weiträumig verbreitete, fossilreiche Flöz besteht aus einer im oberen und unteren Teil mergeligen Kalkbank mit Schlieren von roten und schwarzen Eisenooiden.

7.43 Oberer Humeralisoolith (12 – 20 m mächtig) Eine Rückkehr zu den Sedimentationsbedingungen, die während der Zeit des Unteren Humeralisoolith herrschten. In diesen Bänken finden sich grünliche Eisensilikatkörner.

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8. Die Erzführung im Wesergebirge Im Wesergebirge, östlich der Porta Westfalica, treten im Korallenoolith mehrere marin- sedimentäre, flözartige Eisenoolithanreicherungen auf. Von der erzführenden streichenden Länge von 25 km waren etwa 8 km zwischen Lerbeck im Westen und Schermbeck im Osten von bergbaulichem Interesse. Neben den früher z. T. abgebauten Viktoriaflöz und Wohlverwahrtflöz ist das 3 m bis 8 m mächtige Klippenflöz das bedeutendste. Die von E nach W streichenden Schichten fallen mit 17o bis 20 o ein.

Mineralogisch ist das Eisenerz hauptsächlich Limonit (FeOOH x nH2O) untergeordnet als Goethit (Fe OOH) zu deuten. Das Erz wird bei Durchschnittsgehalten von 13 und 17

Gew.-% Fe, 34 – 36 Gew.-% CaO und 9 – 11 Gew.-% SiO2 als Zuschlag bei der Verhüttung saurer Erze eingesetzt.

8.1 Erzführung im Klippenhorizont Abbauwürdiges Eisenerz mit Mächtigkeiten von 3 – 7 m und Eisen – Gehalten von 13 % und mehr (Klippenflöz) tritt aber nur in der oberen Hälfte des Klippenhorizontes auf und ist linsenförmig verbreitet. Von Westen nach Osten sind folgende Erzlinsen zu unterscheiden: 1. Nammer Erzlinse 2. Kleinenbremer Erzlinse und 3. Schermbecker Erzlinse

Das Erz ist ein ziegelroter fester Eisenoolith, der bei nachlassendem Eisengehalt hellere Farbtöne annimmt. Die Härte nimmt mit zunehmendem Kalk- Gehalt und fallendem Eisen- Gehalt zu.

Die chemische Zusammensetzung des Klippenflözes hatte im Jahre 1966, folgende

Durchschnittsanalyse: 13,05 % Fe; 35,50 % CaO und 10 % SiO2.

8.2 Erzführung des Victoriaflözes Das nur 0,7 – 0,8 m mächtige Flöz wurde zeitweilig in der Grube Victoria bei Lerbeck abgebaut. Das Flöz liegt als räumlich begrenzte Linse innerhalb des Sandmergel – Horizontes im Mittleren Korallenoolith.

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Die chemische Zusammensetzung des Victoria- Flözes aus einigen Bohrungen hatte im Durchschnitt folgende Analyse:

30,53 % Fe ; 14,8 % CaO und 13,96 % SiO2.

8.3 Erzführung des Wohlverwahrt- Horizontes Der durchschnittlich 2 – 3 m mächtige Flözhorizont im Mittleren Korallenoolith ist eine bedeutende Leitschicht, die sich von der Porta Westfalica im Westen bis in das östliche Wesergebirge auf eine streichende Länge von 25 km verfolgen lässt.

Informationen über die Zusammensetzung des Flözes liegen vom ehemaligen Bergbaugebiet der Grube Wohlverwahrt bei Kleinenbremen vor. Im Gebiet der ehemaligen Grube ist das mächtige und eisenreiche „Wohlverwahrtflöz“ mit durchschnittlich 28 % Fe an eine Nordwest- Südost verlaufende Erzlinse von 2 km Länge und 400 m Breite gebunden.

Die chemische Zusammensetzung einer Durchschnittsanalyse:

37,5 % Fe ; 11,90 % CaO und 16,88 % SiO2

9. Die Eisenerz- Lagerstätten im Weser- und Wiehengebirge Im Korallenoolith treten flözartige Eisensteinlager auf, die linsenförmig angereichert sind und am Südhang des Wesergebirges ausbeißen. Davon wurden drei abgebaut:

1. das bis zu 3m mächtige Wohlverwahrtflöz mit 38 % Eisen, 11% Kalk und 16 % Kieselsäure auf einer Fläche von ca. 500 X 2000 m im Wesergebirge, bei Kleinenbremen.

2. das etwa 20 m tiefer liegende Klippenflöz mit 11 - 14 % Eisen, 35 - 38 % Kalk und 9 - 11 % Kieselsäure auf ca. 6 km im Streichen. Das Klippenflöz wird durch Vertaubungszonen in eine östlich gelegene, 7 m mächtige „Schermbecker Linse“, die bis 12 m mächtige „Wohlverwahrter Linse“ und die westlich gelegene, bis 15 m mächtige „Nammer- Linse“ geteilt. 14

Im Wiehengebirge wurde im Dogger das vom 50 m mächtigen (dicken) Ornatenton überlagerte „Wittekindflöz“ abgebaut. Der Toneisenstein des Wittekindflözes besteht aus 23 – 27 % Eisen, 8 – 12 % Kalk und 12 – 16 % Kieselsäure, ist linsenförmig angereichert und bis zu 2,20 m mächtig. Das Flöz war auf 10 km streichender Länge bauwürdig. Teilweise befindet sich über dem Flöz eine bis zu 40 cm dicke Schwefelkiesschicht, die beim Abbau oft nachfiel. Das Liegende wird vom bis zu 14 m mächtigen Portasandstein gebildet.

10. Geschichtliche Entwicklung des Erzbergbaus im Wesergebirge Am 8. Juli 1835 wurde Johann Dinnendahl ein Längenfeld für die Eisensteingrube Wohlverwahrt vom Königlichen Oberbergamt zu Dortmund verliehen. Doch seine Pläne, mit dem gewonnenen Erz und Mindener Steinkohle (Wealden) einen Hochofen zu betreiben, konnte wegen fehlenden Kapitals nicht verwirklicht werden. Auch die weitere Verleihung kleinerer Geviert- Grubenfelder und das aus diesen im Jahre 1866 konsolidierte Eisenstein- Geviertfeld „Victoria“ führte vorerst nur zu Schürf- und Unter- suchungsarbeiten. Erst ab dem Jahr 1881 nehmen die Gewerkschaft und die Zeche Victoria bei Lerbeck mit einem Stollen den Betrieb auf und förderte aus dem 1,25 m – 1,50 m mächtigen „Victoriaflöz“.

Der Entdecker des „Wohlverwahrtflözes“ war der damalige Grubendirektor Noltemeyer aus Porta.

Die Gewerkschaft Wohlverwahrt wurde 1833 gegründet und nahm ihren Betrieb im gleichnamigen Feld auf. Mit einem Stollen wurde das Flöz „Wohlverwahrt“ angefahren und 1885 / 86 mit einem 35 m tiefen tonnlägigen Schacht weiter erschlossen; damit war man zum Tiefbau unterhalb der Stollensohle übergegangen.

Die Gewerkschaften „Victoria“ und „Wohlverwahrt“ gingen in den Jahren 1887/ 1888 in den Besitz des Montankonzerns „Union, Aktiengesellschaft für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie zu Dortmund“ über. Die Zeche Victoria erreichte 1887 ihre höchste Fördermenge; danach setzte eine rückläufige Entwicklung ein.

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Auf der Zeche Victoria wurden die Arbeiten 1898 wegen starker Grubenwasserzuflüsse eingestellt. Danach baute die Zeche Victoria noch das Klippenflöz bis zur Stillegung am 1. November 1902 ab. Der Betrieb der Zeche Wohlverwahrt verlief günstiger: von 1899 bis 1907 wurden der Betrieb übertage und untertage modernisiert und 1909 eine neue Hauptfördermaschine beschafft. Im Jahr 1910 wurde der Bergwerksbesitz auf die „Deutsch- Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG, Abteilung Dortmunder Union“ übertragen.

Die Eröffnung der Kleinbahnstrecke Minden – Kleinenbremen erfolgte 1921. Zwei Jahre später kam die Grube infolge Wasserschwierigkeiten und Zubruchgehen des tonnlägigen Schachtes bei einer flachen Teufe von über 2000 m und bei weitgehender Vertaubung des Erzmittels zum Erliegen.

Im Jahr 1924 fand man mit der Kalksteingewinnung im Tagebau einen gewissen Ausgleich für die Erzförderung. Im Jahr 1926 erfolgte die Ablösung der „Deutsch- Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG durch die Rohstoffbetriebe der „Vereinigten Stahlwerke AG“ in Dortmund.

Ab 1934 begann für den Eisenerzbergbau im Wesergebirge eine neue Abbauperiode. Neben dem versuchsweisen Abbau des „Klippenflözes“, von der ehemaligen Grube Wohlverwahrt aus, wurden von 1937 bis 1942 Untersuchungsbohrungen niedergebracht. Ein wichtiges Ergebnis dieser Bohrungen war der Nachweis der weiträumig verbreiteten „Nammer Linse“ im Westen der Lagerstätte.

Die günstigen Ergebnisse der Untersuchungen veranlassten die Rohstoffbetriebe der Vereinigten Stahlwerke zu einer großzügigen Aus- und Vorrichtung des Klippenflözes, im Feld der Grube Wohlverwahrt, und 1938 zur Gründung der Stollengrube Nammen, östlich der Ortschaft Nammen.

Auf der Zeche Wohlverwahrt errichtete man 1938 an der Stelle der früheren Hauptanlage eine neue Brech- und Siebanlage, die später auch für den Kalksteinbetrieb genutzt wurden. In den letzten Kriegsjahren und danach waren Förderung und Belegschaft stark rückläufig. Ein stärkerer Anstieg der Förderung erfolgte wieder ab 1948 und erreichte 1952 einen Höhepunkt. 16

Der Abbau des „Klippenflözes“ von Nammen aus in östlicher Richtung, und von der Zeche Wohlverwahrt aus in westlicher Richtung führte 1952 zur untertägigen Verbindung und damit zur Verbundgrube Wohlverwahrt- Nammen.

Die Erzverladung der Grube Wohlverwahrt- Nammen verlegte man 1954 zur Betriebsabteilung Nammen und stellte die Diesellok- Förderung auf Elektrolok- Förderung um.

Der Erzabbau im Tagebau auf der Wülpker Egge begann 1956.

Im Jahre 1957, erfolgte die Umstellung der Zwischensohlenförderung auf gleislose Fahrzeuge.

Ein beachtlicher Leistungsanstieg bis auf 50 t / MS in den Jahren 1979/80 kennzeichnet die Rationalisierungsbemühungen der Betriebsführung. 1977 begann man schließlich mit der Auffahrung eines 600 m langen Schrägstollens, der mit einem Einfallen von 9 % und einem Querschnitt von 25 m2 die Tagesanlagen in Nammen mit den Grubenbauen verbindet. Dieser Schrägstollen bildet heute den Hauptzugang zum Grubengebäude.

Ein weiterer Grubenbetrieb wurde mit der Betriebsabteilung in Todenmann in der Schermbecker Linse eröffnet. Ausgehend von der dort vorhandenen Brech- und Siebanlage eines ehemaligen Steinbruchs dienen zwei neue Förderstollen in Verbindung mit den alten Grubenbauen aus der Zeit von 1935 – 1970 dem Aufschluß neuer Erzvorräte. Die Ansatzpunkte der beiden Förderstollen befinden sich an der Steilwand des ehemaligen Steinbruchs.

Als weiterer Weg in der Entwicklung der Grube Wohlverwahrt- Nammen werden seit 1987 im Untertagebetrieb verschiedene Stoffe bzw. Industrieabfälle versetzt.

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11. Der Bergbau im Wesergebirge

11.1 Die Grube Victoria Nach dem vorläufigen Ende des Bergbaus im Wiehengebirge wurde ab 1881 der Eisenerzbergbau im Wesergebirge aufgenommen, der noch bis heute betrieben wird. Die

Eisenlager waren schon länger bekannt und 1835 war schon ein Längenfeld an JOHANN

DINNENDAHL verliehen, der wegen fehlenden Kapitals noch keinen Bergbau betrieb.

Ab 1881 förderte die Gewerkschaft Victoria bei Lerbeck das erste Erz. Das Victoriaflöz wurde durch streichende Stollen am Ausbiss der Lagerstätte im Taleinschnitt und durch zwei querschlägige Stollen aufgeschlossen. Um 1885 ging man zum Tiefbau unterhalb der tiefen Stollensohle über. Zur Förderung im Gesenk wurde eine Dampfmaschine eingesetzt. 1888 erwirbt die „Dortmunder Union“ die Grube. Mit einer Belegschaft von ca. 120 Mann wurden um 1890 bis zur 20 000 Jahrestonnen gefördert. 1893 war man bereits auf 290 m flacher Teufe unterhalb der tiefen Stollensohle. 1896 wurde der Abbau des Victoriaflözes eingestellt und noch bis zum 1.11.1902 das Klippenflöz abgebaut.

Das Abbauverfahren war ein streichender Örterbau mit Pfeilerrückbau. Das Erz wurde durch Bohr- und Sprengarbeit hereingewonnen und von Hand geladen. Die Förderwagen wurden von hand zutage geschoben.

11.2 Die Grube Wohlverwahrt

Die Gewerkschaft Wohlverwahrt nahm in Porta Westfalica- Kleinenbremen 1883 den Betrieb auf. Der Abbau begann im Tagebau und in streichenden, vom Tagebau aus aufgefahrenen Abbaustrecken. Zur Wasserlösung wurde ein 50 m langer „Tiefer Stollen“ aufgefahren und das Erzlager mit einer Grundstrecke und Bremsbergen vorgerichtet. Anfangs wurden 40 t – 50 t am Tag gefördert. Der ab 1885 im Erz aufgefahrene tonnlägige Schacht erreichte bis zur Einstellung der Eisenerzförderung im Wohlverwahrtflöz eine flache Teufe von 2000 m. Zur Förderung und Wasserhaltung wurden Dampfmaschinen und ab 1901 elektrische Maschinen eingesetzt. Der Abbau erfolgte wie auf Victoria im Örterbau mit Pfeilerrückbau. Das Bohren von Hand wurde 1906 durch elektrische Bohrmaschinen und 1908 durch Druckluft betriebene Maschinen ersetzt. 18

Die Grube wurde 1887 von der „Dortmunder Union“ übernommen, wodurch sich die Förderung auf 33 000 Jahrestonnen erhöhte. 1889 wurde die Grube mit der Schmal- spurbahn an die Köln- Mindener Eisenbahn angeschlossen. 1892 waren 290 Mann auf der Grube angelegt. 1915 erreichte man die vorläufig höchste Förderung von 150 000 t. Nachdem bis 1923 drei Mio t Erz gefördert worden sind, wurde der Betrieb wegen Vertaubung des Erzlagers und Zubruchgehen des tonnlägigen Schachtes stillgelegt. Nach dem Ende der Eisenerzgewinnung wurde verstärkt Kalkstein im Tagebau abgebaut.

11.3 Die Grube Wohlverwahrt- Nammen Wegen der Autarkiebestrebungen des Dritten Reiches wurden viele minderwertige Eisenerzlagerstätten wieder interessant, so auch an der Weser. Die Grube Wohlverwahrt gehörte seit 1.1.1934 zu den Rohstoffbetrieben der „Vereinigten Stahlwerke“. Zu dieser Zeit wurden 60 Bohrungen im Wesergebirge niedergebracht. Während in den oberen Schichten des Korallenoolith keine bauwürdigen Lager mehr erbohrt wurden, fand man das Klippenflöz auf einer streichenden Länge von 7 km ungestört. Nachgewiesen wurden 40 – 60 Mio t Erzvorräte. Bereits Anfang des Jahrhunderts wurde versuchsweise das Klippenflöz abgebaut, der Eisenanteil war zu gering. 1934 wurde das Erz auf der Grube Wohlverwahrt nochmals für Verhüttungsversuche abgebaut, was ergab, daß das Erz wirtschaftlich als eisenschüssiger Kalkstein einsetzbar war. Mit dem Auffahren des Wülpker Stollens im westlichen Teil der Schermbecker Linse begann im gleichen Jahr die zweite Bergbauperiode der Grube Wohlverwahrt. Der Wülpker Stollen wurde bis zur Wohlverwahrter Linse aufgefahren. Der östliche Teil der Schermbecker Linse wurde durch den Schermbecker Stollen aufgeschlossen. Der tonnlägige Schacht wurde gesümpft und diente dem Aufschluss und der Förderung der unter der Stollensohle anstehenden Vorräte. 1936 wurde auch die Förderung im Tagebau am Ausbiß des Lagers auf der „Roten Klippe“ aufgenommen. Anstelle der alten Förderanlage des tonnlägigen Schachtes wurde 1938 ein neuer Förderturm mit Brech-, Sieb- und Verladeanlage aus Stahlbeton gebaut. Die bereits 1936 auf Normalspur ausgebaute Anschlußbahn mußte zum Aufstellen der Waggons für die am Hang liegenden Verladeanlage bis nach untertage verlängert werden. Dafür wurde im Liegenden des Klippenflözes der Eisenbahnstollen aufgefahren, der dann auch als Zugang zu der später geplanten untertägigen Rüstungsproduktion dienen sollte.

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1937 begann schließlich der Bau der Grube Nammen, östlich von Porta Westfalica- Nammen. Von 1938 - 1939 wurde der 800 m lange querschlägige Nammerstollen aufgefahren. Die Nammer Linse, dort mit einer Mächtigkeit von bis zu 3,8 m, wurde durch Grundstrecken sowie Auf- und Abhauen vorgerichtet.

1939 ging die Grube Nammen in Betrieb. Die beiden Gruben förderten 1940 bereits 716 423 t mit 564 Mann. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in das Minetterevier (Frankreich) wurden die Gruben an der Weser zu Reserveanlagen erklärt und die Förderung gedrosselt.

Ab 1944 erfolgte ein Aus- und Umbau des Grubengebäudes Schermbeck durch die Organisation Todt. Unter dem Decknamen Elritze I – IV sollten mehrere tausend Quadrat- meter unterirdische Produktionsfläche geschaffen werden.

Nach dem Krieg wurde die Förderung wieder gesteigert. 1946 förderten 200 – 250 Mann bereits 170 000 t, 1948 werden mit 418 Mann 843 278 t gefördert. Von 1947 bis 1951 wurde außerdem Kalkstein in der Vertaubungszone westlich der Schermbecker Linse gefördert und untertage gebrochen. Ab 1952 wurden die beiden Gruben auf dem Niveau der Nammer Stollensohle verbunden, so daß ab 1954 die gesamte Förderung auf Nammen zu Tage kam (Verbundbergwerk Wohlverwahrt- Nammen).

Im Jahre 1956 begann der Tagebau auf der Wülpker Egge. Das gewonnene Erz wurde über Rollen und Bremsberge einem Bunker auf der Nammer Stollensohle zugeführt, der gleichzeitig abgebaute Kalkstein wurde mit SKW´s über eine Werkstraße zur Aufbereitung Wohlverwahrt gefahren.

Ab 1957 wurde die Leistung durch den Einsatz von Gleislosgeräten und Umstellung des Abbauverfahrens von 10 t / MS auf 100 t / MS Anfang der 80er Jahre erhöht. Für die Gleislosgeräte waren neue, entsprechend dimensionierte Einfahrten nötig: 1957 wurde der Stollen Nammen- West, 1966 der erste und 1971 der zweite Stollen Nammer Berg fertiggestellt. Ab 1977 wurde neben dem Nammer Stollen die 470 m lange und mit 9 % einfallende Barbara- Rampe von über- und untertage aus im Gegenortbetrieb aufgefahren, die am 10.08.1998 durchschlägig wurde. 1982 endete die Fahrdrahtlok- Förderung im Nammer Stollen entgültig. Seitdem wird das Erz mit SKW`s über die Barbara- Rampe gefördert. 20

Am unteren Ende der Rampe wurde das Feld im Osten erschlossen. 1984 wurde die Kalksteinaufbereitung Wohlverwahrt stillgelegt, nachdem man eine neue Aufbereitung im Tagebau Wülpker Egge in Betrieb genommen hatte.

Ein neuer Tiefbau wurde 1991 mit der Betriebsabteilung Todenmann in Betrieb genommen. Dort sollte Kalkstein für die Baustoffindustrie gefördert werden und im Gegenzug Versatz eingebaut werden. 1994 fielen mit der Stillegung der Georgs- marienhütte und der Umstellung der Möllerung auf der Klöckner- Hütte in Bremen die letzten Kunden der Stahlindustrie weg. Das Erz wird seitdem nur noch als Baustoff und an die Zementindustrie verkauft.

Neben Erz wird auch Kalkstein aus dem Liegenden des Klippenflözes durch Strossen der Abbaustrecken gewonnen. Mit dem Auslaufen des Tagebaus soll die Förderung von Kalkstein und Eisenerz im Tiefbau erhöht werden. Abbauverfahren war schwebender Örterbau. Versuchsweise wurde anfangs auch streichender Strebbau angewandt, der die Leistung des Örterbaus aber nicht erreichte. Parallel zur Förderstrecke wurde im Erz eine Seilstrecke aufgefahren, in der ein Schrapperhaspel aufgestellt wurde. Seilstrecke und Förderstrecke wurden mit Rollöchern verbunden. Von der Seilstrecke aus wurden 9 m breite und 70 m, später 100 m lange Örter schwebend mit Bohr- und Sprengarbeit aufgefahren. Das Haufwerk wurde mit dem Schrapper in die Rollöcher gezogen.

Ab 1960 wurde das Abbauverfahren dem Einsatz von Gleislosgeräten angepasst und vom schwebenden auf streichenden Örterbau mit Diagonalstrecken umgestellt. Ab 1962 waren elektrohydraulische zweiarmige Bohrwagen und Landswerk- Bagger zum Laden des Haufwerks im Einsatz. 1964 kamen 20 t Schwerlast- LKW in die Grube. Zum Schießen wurde loser ANC- Sprengstoff eingesetzt, für den ein Besetztwagen mit verfahrbarer Hubbühne angeschafft wurde.

11.3.1 Chronik der Eisenerzgrube Wohlverwahrt – Nammen 1835 Eisensteinfeld „Wohlverwahrt“ verliehen, zwischen Hausberge und Kleinenbremen an den Mechanikus Johann Dinnendahl.

1883 Gründung der Gewerkschaft Wohlverwahrt. Eröffnung eines kleinen Gewinnungsbetriebes von Eisenstein aus dem Wohl- verwahrt – Flöz. Tagesförderung: 40 – 50 t. 21

1885/86 Herstellung eines tonnlägigen Förderschachtes.Transport des Erzes mit Pferde- wagen nach Bückeburg. Umladen auf Eisenbahnwagen zum Versand zur Ruhr.

1889 Bau einer Grubenbahn von Kleinenbremen über Neesen nach Porta.

1910 Übergang des Bergwerksbesitzes auf die Deutsch- Luxemburgische Bergwerks- und Hütten AG, Abteilung Dortmunder Union.

1921 Eröffnung der Kleinbahnstrecke Kleinenbremen – Minden.

1924 Stillegung des Untertagebetriebes. Aufnahme der Kalksteinförderung im Tagebau.

1926 Ablösung der Deutsch- Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG durch Rohstoffbetriebe der Vereinigten Stahlwerke AG in Dortmund.

1934 Auffahrung des Wülpker Stollens. Gewinnung von 3 000 t Klippenflöz- Erz zur Probeverhüttung.

1936 Beginn der Klippenflözgewinnung auf Grube Wohlverwahrt.

1937 Auffahrung des Schermbecker Stollens.

1938 Errichtung der neuen Brech- und Siebanlage Wohlverwahrt. Auffahrung des Nammer Förderstollens.

1939 Inbetriebnahme der Grube Nammen. Abbauverfahren: „Schwebender Örterbau mit schwebendem Verhieb“. Beginn der Gewinnung aus dem Klippenflöz auf der Grube Nammen.

1944 Umbau durch Todt für Untertageverlagerung von kriegwichtigen Rüstungs- Produktionen

1952 Untertägige Verbindung der Gruben Wohlverwahrt und Nammen.

1953 Gründung der „Barbara Erzbergbau AG“.

1954 Gesamtförderung wird in Nammen zutage gebracht.

1956 Beginn der Kalkstein- und Erzgewinnung im Tagebau Wülpker Egge. Inbe- triebnahme der Kalksteinaufbereitung auf der Betriebsabteilung Wohlverwahrt. Umstellung der Hauptstreckenförderung von Diesel- Loks auf elektrischen Fahrdraht-Betrieb.

1957 Umstellung der Teilsohlenförderung auf gleislose Fahrzeuge, 5 t Vorderkipper und 12 t Seitenkipper der Fa. Faun. Erstanschaffung eines Schaufelladers mit Raupenfahrwerk der Fa. Caterpillar.

1958 Betriebskonzentration von 5 auf 2 Förderreviere. Ausrüstung der Zwischen- förderung in Nammen mit einem 1 200 mm breiten Stahlcord- Förderband.

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1960 Umstellung des Abbauverfahrens vom schwebenden auf streichenden Örterbau mit Diagonalstrecken. Beginn der Vollmechanisierung. Erste Versuche mit gleislosen Geräten im Abbau.

1962 Umstellung der Bohrarbeit von Hand auf elektrohydraulische 2- armige Jumbo- Bohrwagen (drehendes Bohren). Einsatz von Seilbaggern mit 1 m3 Schaufelinhalt (Fa. Landsberg) Inbetriebnahme der Erzvorbrechanlage Nammen. Einsatz von ANC- Sprengstoff im Tagebau.

1963 Umwandlung der „Barbara Erzbergbau AG“ in „Barbara Erzbergbau GmbH“.

1964 Einsatz von 20 t Muldenkippern (Blew Knox, Frankreich). Einführung von losem ANC- Sprengstoff im Untertagebetrieb.

1966 Einsatz eines Sprengstoff- Transportfahrzeuges mit Hebebühne und Einblasgerät. Fertigstellung der Einfahrt „Mundloch Nammer Berg“.

1968 Einsatz von Hinterkippern der 25 t Klasse (Kiruna Truck, Schweden). Personenfahrung mit Diesel betriebenen Bussen von übertage bis vor Ort.

1970 Fertigstellung eines 1 500 m3 Zwischenbunkers im Liegenden und Einrichtung einer Zentralladestelle für die Hauptstreckenförderung. Inbetriebnahme einer neu errichteten Feinerz-, Brech- und Siebanlage. Übernahme durch „Barbara Rohstoffbetriebe GmbH“.

1971 Fertigstellung des Stollens „Nammer Berg“ für den Transport von gleislosen Geräten und für die Fahrung. Inbetriebnahme der Feinerzbrech- und – siebanlage Nammen und der neuen Kalksteinvorbrech- und siebanlage im Tagebau.

1973 Stillegung des Kalksteinabbaus östlich der Schermbecker Linse. Umstellung der Personentransporter auf Flüssiggasantrieb.

1975 Mechanisierung des Beräumens und Knäpperns durch den Einsatz eines Beräum- baggers mit Teleskoparm und Hydraulikhammer (Fa. Eisenwerke Kaiserslautern).

1976 Einsatz eines elektrohydraulischen Großbohrwagens mit Gesteinsbohrhämmern. Übergang vom drehenden zum schlagenden Bohren. Änderung des Sprengverfahrens vom Keileinbruch auf Paralleleinbruch. Umstellung des Erztransports auf zwei 40 t Schwerlastkraftwagen (Kiruna Truck, Schweden).

1977 Herstellung eines Geländeeinschnittes für die Auffahrung einer „Rampe“ und Beginn der Auffahrung dieser Rampe als diagonale, mit 9 % einfallende Strecke von ca. 590 m Länge im Rahmen eines Forschungsauftrages. Beginn der Auffahrung einer ca. 470 m langen streichenden Strecke im Klippenflöz aus D2 Ost – Ort 3 unterhalb der 3. Teilbausohle Osten als Gegenort zur Rampe. Einsatz von 35 t Schwerlastkraftwagen und Hydraulikbagger mit 2,5 m3 Schaufelinhalt untertage.

1978 Durchschlag des 1977 begonnenen Gegenortbetriebes, Gesamtlänge 1059 m.

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1979 Inbetriebnahme der „Barbara- Rampe“ als Versuchsstrecke und Werkstatt- Verbindung.

1980 Herstellen einer 50 m langen Tunnelröhre im Einschnitt zum Mundloch der Rampe und Rekultivierung des Geländes.

1981 Aufschluß des Baufeldes Osten mit Abbau von Klippenflöz Ober- und Unterbank aus der Kurve am Ende der Rampe. Inbetriebnahme der erweiterten Kalkstein- ,Brech- und Siebanlage Wülpker Egge und Einsatz eines Hydraulikbaggers im Tagebau.

1982 Einsatz von Daihatsu- Personentransportern.

1984 Stillegung der Kalksteinaufbereitung auf der Betriebsabteilung Wohlverwahrt. Erweiterung der Kalksteinaufbereitungsanlage im Tagebau Wülpker Egge. Einsatz eines 3 armigen Hydraulikbohrwagens im Erzbetrieb untertage (Atlas Copco, Schweden).

1985 Inbetriebnahme der geänderten Kalksteinbrech- und Siebanlage Wülbker Egge.

1986 Verkauf von Gelände und Anlagen der Betriebsabteilung Wohlverwahrt und Verpachtung von Teilen des Grubengebäudes an den Kreis Minden- Lübbecke zur Einrichtung eines Bergbaumuseums und eines Besucherbergwerkes.

1987 Errichtung einer Übernahmestation für REA- Gipse und Flugaschen aus der Steinkohlekraftwerks- Entschwefelung sowie für Zement. Erste Anlieferung von Versatzmaterial am 28.09.1987.

1988 Verpachtung der ehemaligen Betriebsabteilung Wohlverwahrt an die Besucherberg- werk- Kleinenbremen GmbH.

1988/89 Errichtung einer pneumatischen Bahnwaggon- Entladeanlage für REA- Gipse und Flugaschen mit Blasleitung zur Übernahmestation.

1989 Ankauf des in NRW liegenden Teils des Steinbruchs Todenmann.

1991 Betriebsabteilung Todenmann: Neubau einer Versatzmischanlage.

1995 Beginn der Umbauarbeiten der Brech- und Siebanlage Nammen (Erweiterung der Produktpalette)

1998 Erweiterung der Versatzanlage (Ost) durch Einbau einer Big- Bag Entladestation.

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11.3.2 Untertägiger Erzabbau in der Grube Wohlverwahrt- Nammen Abbauverfahren: Schwebender Örterbau mit schwebendem Verhieb. In der Erzgewinnung ist ein dreiarmiger elektrohydraulischer Großbohrwagen, Typ Atlas- Copco Boomer H 175 mit hydraulischen Gesteinsbohrhämmern Typ COP 1038, im Einsatz. Ein allradbetriebener Unterwagen mit Knicklenkung und Dieselantrieb (102 kW) ermöglicht einen unbeschränkten Aktionsradius. Der Antrieb für alle Arbeitsvorgänge erfolgt durch drei Elektromotoren mit je 55 kW.

Die Betriebsspannung beträgt 380 V, welche in der Nähe des Abbaues von transportablen 6000 / 380 V Trafostationen abgenommen wird.

Die Bohrhämmer der 135 kg Klasse werden hydraulisch mit einem Betriebsdruck von 150 – 250 bar betrieben.

Als Einbruchsverfahren wird der Paralleleinbruch auf zwei bis vier Großbohrlöcher mit 152 mm Durchmesser angewandt. Die Sprenglöcher werden parallel mit 45 mm Durchmesser und 5 m Länge abgebohrt. Die Bohrleistung des Bohrwagens beträgt 1400 t / Schicht.

Die Abschläge werden mit losem Ammonium- Nitrat-Sprengstoff geladen. Gezündet wird mit U- Kurz- und Langzeitzündern der Zeitstufen 0 – 18 bzw. 1 – 24, verbunden mit einer Schlagpatrone aus gelatinösem Ammon- Salpeter- Sprengstoff (Ammon- Gelit 2).

Der lose Sprengstoff wird mittels eines Druckluft betriebenen Einblasgerätes, das auf einem Diesellastwagen montiert ist, in das Bohrloch eingebracht. Das Sprengstoff- Fahrzeug ist mit einer Hebebühne ausgestattet, so daß jedes Bohrloch aus nächster Nähe geladen werden kann. Die erreichbare Abschlaglänge beträgt 4,6 m, so daß rd. 600 – 700 t Haufwerk / Abschlag, bei einem Querschnitt von ca. 54 m³ anfallen.

Die Firsten und Stöße der Örter werden von einem Teleskopbagger mit Hydraulikhammer beräumt. Mit diesem Gerät werden auch die anfallenden zu großen Erzbrocken hydraulisch zerkleinert (geknäppert).

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Das gesprengte Haufwerk wird zunächst von einem Frontschaufellader so zusammen- geschoben, daß die eigentliche Wegfüllarbeit von einem Bagger übernommen werden kann. Eingesetzt ist ein elektrohydraulischer Bagger vom Typ BROYT X 41, Leistung 165 kW, mit einem Schaufelinhalt von 3,0 m3. Die Ladeleistung liegt bei etwa 300 t/h .

Zur Förderung sind dieselbetriebene Spezial- Schwerlastkraftkraftwagen vom Typ Kiruna Truck K 500 mit 366 kW Antriebsleistung und 26 m3 Muldeninhalt und vom Typ K 501 mit 333 kW Antriebsleistung und 27 m3 Muldeninhalt. Mit je 3 Fahrzeugen können bis zu 1400 t / Schicht gefördert werden, wobei in den Digonalen teilweise Steigungen von 9 % zu überwinden sind.

Da das Klippenflöz als Zuschlagstoff dem Verhüttungsprozeß dient, also ein Schlackenbildner und kein Erz im Sinne eines Eisenträgers ist, bestand die Aufbereitung lediglich aus einer Reihe hintereinander geschalteter Brech- und Siebvorgängen

Es wurden folgende Körnungen erzeugt:

Splitterz 8/35 mm Splitterz 5/12 mm Feinerz 0/8 mm

11.3.3 Übergang zur Versatzwirtschaft Auf der Eisenerzgrube Wohlverwahrt- Nammen wird seit 1987, dem Erzabbau nachfolgend, Versatz in die entstandenen Hohlräume eingebracht. Mit dieser Maßnahme werden die zum Schutz der Tagesoberfläche in der Lagerstätte stehengelassenen Pfeiler zusätzlich gestützt. Da auf der Grube selbst kein Nebengestein anfällt, wurde die Möglichkeit genutzt, geeignete Reststoffe als Versatzmaterial zu verwenden. Besonders die zunehmend anfallenden Reststoffe aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen moderner Steinkohlenkraftwerke stellen ein Versatzmaterial dar, daß seinen Ursprung selbst im Schoß der Erde hat. Im Einzelnen handelt es sich bei diesem Material um Flugasche und Gips aus Steinkohlenfeuerungsanlagen. Darüber hinaus werden Reststoffe aus der Eisen- und Stahlindustrie auf ihre Verwertung hin geprüft. Die Abgasreinigung keramischer Betriebe bietet ebenfalls verwertbare Reststoffe. 26

Auch Altsande aus den Bereichen der Sandstrahlindustrie sowie der Gießereien kommen für die Verarbeitung zum Versatzbaustoff in Frage, so daß auf der Grube Wohlverwahrt- Nammen, nach vorangestellten Prüfverfahren, die Verwertungsmöglichkeit für verschiedene industrielle Reststoffe besteht.

Die Anlieferung des Versatzmaterials erfolgt per LKW, mit dem Schiff über den Anschlußhafen Minden oder mit der Bahn über einen eigenen Bahnanschluß. Übertage wird das Material in einer Mischanlage mit einem hydraulischen Bindemittel und Wasser zu einem erdfeuchten Gemisch verarbeitet. Die für den Erztransport eingesetzten Schwerlastkraftwagen übernehmen auch den Transport des Versatzbaustoffes in die Grube, zu den jeweils bestimmten Abbaukammern. Dort wird das Versatzmaterial mit einer Planierraupe zusammengeschoben und bis unter die Firste gedrückt, so daß eine vollständige Verfüllung der Abbaukammern gewährleistet ist. Das durch Überfahren mit den Schwerlastkraftwagen sowie das Zusammenschieben mit der Planierraupe vorverdichtete Versatzmaterial bindet anschließend zu einem festen Körper ab.

Ständige Eigenkontrollen und Analysen sowie Fremdüberwachung von Seiten der zuständigen staatlichen Aufsichtsämter sorgen dafür, daß eine schädliche Umweltbeeinflussung, insbesondere des Grundwassers, ausgeschlossen werden kann.

11.3.4 Förderung von Eisenerz (Zuschlagerz) und Belegschaftsstand der Grube Wohlverwahrt – Nammen von 1948 – 1991 (nach Unterlagen der Barbara Rohstoffbetriebe GmbH) Jahr Roteisenerz Belegschaft Förderung in t Mann 1948 475 012 405 1949 604 163 403 1950 712 085 430 1951 843 293 465 1952 986 007 556 1953 877 281 499 1954 739 570 435 1955 911 636 459 1956 933 473 460 27

Jahr Roteisenerz Belegschaft Förderung in t Mann 1957 959 255 431 1958 880 196 368 1959 886 142 351 1960 924 328 369 1961 862 627 333 1962 720 946 303 1963 498 739 274 1964 572 724 271 1965 517 918 243 1966 473 947 235 1967 558 452 210 1968 629 339 199 1969 636 227 176 1970 412 404 165 1971 305 890 151 1972 301 873 137 1973 329 934 124 1974 364 060 121 1975 317 203 112 1976 267 665 90 1977 245 341 80 1978 290 418 78 1979 329 858 85 1980 453 636 94 1981 425 491 98 1982 436 782 99 1983 357 366 90 1984 315 821 83 1985 350 130 81 1986 216 546 81 1987 106 452 60 1988 68 995 69 28

12. Die Lagerstätten im östlichen Wiehengebirge An der Porta Westfalica befindet sich der Weserdurchbruch. Dieser trennt das von Ost nach West verlaufende Weser– Wiehengebirge. Westlich der Weser liegt das bis nördlich von Osnabrück reichende Wiehengebirge, das von mehreren Quertälern unterbrochen wird und bei Lübbecke mit 320 m ü. NN seine größte Höhe hat. Das Streichen verläuft von Ost nach West des hauptsächlich aus Schichten des Jura aufgebauten Gebirges.

Die Schichten fallen nach Norden unterschiedlich steil ein. Das Einfallen beträgt bei Porta 21o, bei Häverstedt 28o bis 30o und bei Bergkirchen 36o bis 38o.

Im mittleren Jura und zwar im Oberen Dogger (Callovium), treten im östlichen Wiehengebirge dunkelgraue oolithische Toneisensteine auf, die infolge der Verwitterung an der Luft rot anlaufen. Wichtigstes Flöz ist das Wittekindflöz, das auf einer Länge von etwa 15 km, von der Porta bis zum Ort Nettelstedt angetroffen wird. Das 1,00 m bis 2,20 m mächtige Flöz war auf etwa 10 km streichender Erstreckung bauwürdig. Bei Nettelstedt betrug die Flözmächtigkeit nur noch 0,05 m. Im Norden des Gebirges taucht das Flöz unter mächtigen Kreideschichten ab.

Zusammen mit dem liegenden Porta- Sandstein liegt das Wittekindflöz in der durch reichhaltige Ammonitenfauna bekannten Macrocephalus- Zone. Über dem Flöz befindet sich ein etwa 0,20 m z. T. 0,40 m dicker Schwefelkiespacken, der beim Abbau oft nachfiel.

Die Entstehung des Erzes wird auf marine Ausscheidungen aus eisenreichen Verwitterungslösungen zurückgeführt. Die Ooide bestehen aus Tonmineral und sind häufig von Calcit und Siderit umsäumt oder verdrängt. Die Eisengehalte schwanken

zwischen 23 und 27 Gew.-% bei durchschnittlich 12 bis 16 Gew.-% SiO2 und 8 – 12 Gew.-% CaO. Die Fe- Gehalte nehmen vom Hangenden zum Liegenden ab.

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Das Liegende wird vom bis zu 14 m mächtigen Porta- Sandstein gebildet. Im 18. Jahrhundert wurde auch im unteren Dogger Bergbau auf Toneisenknollen in den Parkinsonschichten und im Oberen Lias auf Toneisenstein und Schwefelkiesknollen betrieben.

Das Abbauverfahren war ein streichender Örterbau mit Pfeilerrückbau. Das Erz wurde durch Bohr- und Sprengarbeit hereingewonnen und vonhand geladen. Die Förderwagen wurden vonhand zutage geschoben.

13. Geschichtliche Entwicklung des Erzbergbaus im Wiehengebirge Mit Gründung der „Porta Westfalica Actien- Gesellschaft für Bergbau und Hüttenbetrieb“ im Jahr 1856 wurden unmittelbar an der Porta ein Hochofen sowie verschiedene kleine Eisenerzbergbaue in Betrieb genommen. Der Abbau des „Wittekindflözes“ erfolgte meist am Ausgehenden, in kleinen Tagebauen, in der Nähe von Porta, bei Bergkirchen, in der Wallücke und bei Luttern. Doch ging man auch bald zum Tiefbau über und legte zur Entwässerung der Erzgrube den am „Kaiserhof“ in Porta beginnenden kleinen „Pariser Erbstollen“ an. Weitere kleine Stollen und Grubenbaue unterhalb des Kaiser- Wilhelm- Denkmals geben Aufschluß über den ehemaligen Bergbau. Der Hochofen der später so benannten Friederichshütte war nur bis etwa 1872 in Betrieb, weil der hohe Phosphorgehalt des aus den Erzen hergestellten Roheisens dessen Verwertung erschwerte und einen gewinnbringenden Betrieb ausschloß. Somit kam der Bergbau vorerst zum Erliegen.

14. Eisenerzabbau an der Wallücke (1890 – 1917) Am 23. Juni 1890 schloß der Georgs– Marien– Bergwerks– und Hütten– Verein, Osnabrück (GMV), des konsolidierten Eisensteinbergwerks Porta I und des Eisenfeldes Wittekind, einen Vertrag ab. Der Felderbesitz des konsolidierten Eisensteinbergwerks Porta I setzte sich aus 14 Einzelfeldern zusammen. Durch diesen Vertrag wurde dem Georgs- Marien- Bergwerks- und Hütten- Verein (GMV) das Recht eingeräumt, bis zum 1. Juli 1891 innerhalb der 14 konsolidierten Felder und dem Einzelfeld „Wittekind“ das Eisensteinvorkommen zu untersuchen und weiter aufzuschließen und zugleich auch die Grubenfelder zu erwerben.

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Als Ansatzpunkt für den Erzbergbau wählte man die Wallücke, eine tiefe Einsattelung des Wiehengebirges. Hier wurde das „Wittekindflöz“ mit dem östlich gelegenen Carlstollen bei 40 m und mit dem westlich gelegnen Hedwigstollen bei 75 m Länge angefahren.

15. Die Eisenerzgrube Porta (1935 – 1962) Durch die Übernahme des GMV in die Klöckner Werke AG gingen auch die Grubenfelder an der Porta in den Besitz dieser Gesellschaft über. Im Rahmen der Autokratiebestrebungen des Dritten Reichs wurde dem Eisenerz des „Wittekindflözes“ wieder Beachtung geschenkt. Im Jahre 1935 stellte die Klöckner- Werke AG einen Antrag auf Gewährung von Förderungsbeiträgen aus Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen- Versicherung zum Zwecke der Erschließung des Eisenerzlagers der Porta- Grubenfelder.

Neben den bergmännischen Aufschlussarbeiten wurden von 1936 bis 1939 insgesamt sieben Tiefbohrungen niedergebracht, die alle das Wittekindflöz erreichten. Nach den Plänen der Georgsmarien- Werke, Osnabrück, sollte zunächst nur der östliche Teil des Erzvorkommens, von Porta bis Häverstädt abgebaut werden. Die günstigen Aufschlussverhältnisse im Westfeld und die vom Reich geforderte Erhöhung der Inlandsförderung ließen jedoch den Plan für eine Großanlage aufkommen.

So kam es am 1. Juli 1937 zur Gründung der „Gewerkschaft Porta“, an der die Vereinigten Stahlwerke mit 55 %, die Klöckner- Werke mit 25 %, die Mannesmann- Werke mit 10 % beteiligt waren.

Zur Beschleunigung der Aus- und Vorrichtungsarbeiten wurden von der Nordseite des Wiehengebirges noch drei weitere Stollen aufgefahren, und zwar der 730 m lange Peckelohstollen, im Niveau des Weserstollens (1937 bis 1940), der Dützer Stollen (1937 / 38) mit 214 m Länge, und der 256 m lange Biemker Stollen (1937 / 38), letztere im Niveau der Häverstädter Stollensohle. Auf der Südseite des Wiehengebirges kam schließlich noch der 130 m lange Denkmalstollen hinzu.

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Nach den damaligen Planungen war die Erzgrube Porta mit einer geplanten Jahresförderung von etwa 2 Mio t auf dem besten Wege die größte Eisenerzgrube Deutschlands zu werden. Die Teufarbeiten des ersten Schachtes begannen im Januar 1938. Im August 1939 hatte der Schacht mit 317 m die vorläufige Endteufe erreicht.

Ein schwerer Wassereinbruch beendete 1940 die Arbeiten. Die Wasserzuflüsse waren für eine Sümpfung oder Abdämmung zu stark und die Pläne für eine zweite Schachtanlage wurden aufgegeben. Das Erz wurde nun über den Peckelohstollen gefördert.

Im Jahr 1953 wurde die „Erzbergbau Porta- Damme AG“ gegründet, zu der die Gruben Damme und Porta gehörten. Ab 1957 wurde auch in der Barkhausener Linse im Tiefbau unterhalb der Weserstollensohle abgebaut. Die allgemeine Krise im Deutschen Eisenerzbergbau führte 1962 zur Stillegung.

Neben der Erzförderung begann man im Jahr 1961 auch Kalksteine der Heersumer Schichten in einem Tagebau und auch untertage abzubauen. Zu diesem Zweck wurden die Tagesanlagen am Peckelohstollen umgerüstet. Pächter des Steinbruchbetriebes war die Barbara Erzbergbau GmbH bis zur Stillegung dieses Betriebes 1967.

Das Abbauverfahren auf der Grube Porta war anfangs in der Regel ein streichender Örterbau mit schwebendem Verhieb. Das Erzlager wurde durch Begleitörter, die parallel zur Förderstrecke im Erz aufgefahren wurden und durch Rollen mit der Förderstrecke verbunden.

16. Zu besichtigende Anlagen - Von der Grube Victoria ist nichts mehr vorhanden.

- Die Tagesanlagen der Grube Wohlverwahrt sind durch einen Bergbaulehrpfad erschlossen. Im Betriebsgebäude ist ein Bergbaumuseum eingerichtet, das zum Besucherbergwerk gehört und zusammen mit den Untertageanlagen zu besichtigen ist. Die Untertageführung beginnt mit einem geschichtlichen- und geologischen Überblick. Anschließend werden Fördermethoden und -Anlagen erklärt. Führungs- dauer ca. 90 Min. 32

- Auf der Grube Nammen sind noch alle Anlagen erhalten. Das Bergwerk ist noch in Betrieb und daher für Besucher nicht zugänglich.

- Der Häverstädter-, Dützener- und Weser- Stollen ist verschlossen.

- Im Wiehengebirge ist noch ein Teil der Tagesanlagen der ehemaligen Anlage Peckeloh erhalten, die in den Freizeitpark Potts- Park mehr oder weniger integriert sind.

17. Literatur ANGERMEYER,H.O. (1958): Zur Verbreitung der Korallenoolith- Erze im östlichen Wesergebirge zwischen Bernsen und Hohenstein;- Unveröfentl. Mskr. Barbara Erzbergbau;- Kleinenbremen.

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SIMON, P. (1969): Die marin- sedimentären Eisenerze des Jura in Nordwestdeutschland; Sammelwerk Deutsche Eisenerzlagerstätten;- Beih. Geol. Jb. H.79; Hannover.

34

Gliederung des Korallenoolith im Wesergebirge

Kimmeridge ______Oberer Oberer Humeralisoolith Fossilflöz Korallenoolith Unterer Humeralisoolith ______

Wohlverwahrtflöz Mittlerer Liegendquarzit Oberes Zwischenflöz Zwischenschichten Korallenoolith Unteres Zwischenflöz Viktoriaflöz Sandmergel Wülpker Flöz Hauptemersion Hauptemersion

Unterer Florigemma – Korallenbank Oolithbank Florigemmakalk Hauptoolith Korallenoolith Westendorfer Flöz Ockerbank Flöz Todenmann Tonstein/Kalkstein Wechsellagerung Korallenkalk Klippenflöz Klippenkalk Basiskalk ------Heersumer Schichten ------

Ornatenton Dogger Wittekindflöz Ockerbank Tonstein-Kalkstein- Wechsellagerung

AK Bergbau: Heft 5, Tab. 1 (Simon; Klüpfel; Thienhaus & Freitag)

35

Topographische Karte

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 1

36

Verbreitung des Korallenooliths in Norddeutschland

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 2 (Klüpfel, W. 1931) 37

38

Mächtigkeit des Unteren Korallenooliths im westlichen Wesergebirge

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 4 (Klüpfel, W. 1931)

39

Verbreitung des Korallenooliths in Ost- Niedersachsen

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 5 (Hofmeister, E. 1970) 40

Korallenoolith- Gliederung im mittleren und östlichen Wesergebirge

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 6 (Simon, P. 1969)

41

Ausbildung und Gliederung des Korallenooliths im Wesergebirge

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 7 (Hofmeister, E. 1970)

42

Prinzipdarstellung des streichenden Örterbaus

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 8 (Röhrs, H. 1992) 43

Erklärung der Begriffe in der Gewinnung

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 9 (Röhrs, H. 1992) 44

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 10 (Röhrs, H. 1992) 45

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 11 (Röhrs, H. 1992)

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47

AK Bergbau: Heft 5, Abb. 13 (Röhrs, H. 1992)