FEUCHTWIESEN – INFO NR. 7 2006 WESTNIEDERSACHSEN e.V. WESTNIEDERSACHSEN FEUCHTWIESENSCHUTZ ARBEITSKREIS Inhalt

3 Vorwort

4 Kein Platz für Sumpfvögel?

7 EU-Vogelschutzrichtlinie - Niedersachsen in der Pflicht

9 Schmetterlings - Monitoring

10 Schlaglichter

12 Biogasanlagen in Niedersachsen - Bedrohung für das Grünland?

13 Gelegeschutzprojekt in Neuenkirchen (Landkreis Osnabrück)

14 Homepage des AKFW

15 Honorierung ökologischer Leistungen im Grünland

16 Artenportrait: Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis)

18 Atlas deutscher Brutvogelarten „ADEBAR“

19 Neue Publikationen

Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V. Mitarbeit: Karl-Heinz Augustin, Matthias Beckwermert, Bettina Hönisch, Carsten Marien, Ulrike Marxmeier, Dr. Johannes Melter, Jan-Harm Mülstegen, Andreas Otto, Gundolf Reichert, Friedemann Schmidt, Uwe Schramm, Achim Welz Bezug: c/o NABU Osnabrück, Am Schölerberg 8, 49082 Osnabrück, Tel.: 0541-589184, Fax: 0541-57528, e-mail: [email protected] Kontakt: Dr. Johannes Melter, Bohmter Str. 40, 49074 Osnabrück, Tel.: 0541-29346, e-mail: [email protected] Achim Welz, Bösenseller Str. 18b, 48161 Münster, Tel: 0251-1312980, e-mail: [email protected] Layout: Gundolf Reichert, [email protected] Titel-/Rückseite: Breitblättriges-Knabenkraut (Foto: Bernhard Volmer), Feldlerche (Foto: Gundolf Reichert) Druck: Steinbacher Druck, Osnabrück Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier Auflage: 1000 Exemplare Spendenkonto: Konto 100 793 900 bei der Raiffeisen- und Volksbank Nordhorn eG (BLZ 267 600 05)

ISSN 1612-8273

3 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ FEUCHTWIESEN – INFO Vorwort

î Die letzten Monate haben Bewe- wird sicher einen Ziel-Schwerpunkt gung in die Bemühungen zum Schutz der neuen Programme bilden. Eine der Feuchtwiesen und ihrer Lebensge- Beschränkung auf die europäischen meinschaft gebracht. Schutzgebiete würde den Ansprü- chen des Naturschutzes allerdings Rückenwind für den Naturschutz sicher nicht gerecht werden; die För- kommt von der EU-Kommission aus derprogramme müssen auch Flächen Brüssel: Niedersachsen werden im in der „Normallandschaft“ erreichen. Rahmen eines Vertragsverletzungsver- Neue Förderansätze werden durch fahrens bezüglich der EU-Vogelschutz- die erfolgsorientierte Honorierung richtlinie erhebliche Defizite aufgezeigt ökologischer Leistungen im Grünland (unzureichende Gebietsmeldun- (auf Grundlage von Pflanzenarten) ge- gen). Wie in vielen anderen Bereichen gangen; in der Diskussion sind zudem ist Deutschland in bzw. für Europa auch Gelegeschutzprämien zur För- auch hinsichtlich der Umsetzung des derung der Wiesenvögel. Über diese EU-Naturschutzprogramms NA- Ansätze und erste Erfahrungen aus TURA 2000 längst kein Musterkna- Projektgebieten berichten wir in die- be mehr, sondern befindet sich eher sem Heft. im letzten Drittel der Mitgliedsstaa- ten. Andere Länder – wie z.B. die Nie- Leider drohen dem Grünland aber auch derlande mit vergleichbarer Struktur neue Gefahren. Nach den Debatten und Wirtschaftskraft – gehen mit den um die Windenergienutzung beginnt Naturschutzprojekten wesentlich pro- sich mit dem Bau von Biogasanlagen gressiver um. und dem enormen Flächenbedarf für Nun hat die EU Niedersachsen aufge- den Anbau der nachwachsenden Roh- fordert, weitere Schutzgebiete – vor al- stoffe ein weiterer Konflikt Umwelt- lem auch für Feuchtwiesenvogelarten schutz versus Naturschutz heraus zu wie den Großen Brachvogel und die kristallisieren. Primäre Rohstoffe sind Uferschnepfe – zu melden. Essenti- neben Gülle oftmals Mais und Grün- ell wichtige Gebiete für ein kohärentes roggen. Der Druck auf das Grünland Schutzgebietssystem wurden vom Ar- nimmt mit dem Bau von Biogasan- beitskreis Feuchtwiesenschutz West- lagen somit weiter zu. Dabei ist die niedersachsen in den letzten Jahren Produktion regenerativer Energieträ- immer wieder benannt und mit ent- ger natürlich grundsätzlich zu begrü- sprechenden Daten dokumentiert. Das ßen, nur sollte eine Förderung nicht Land Niedersachsen wird jetzt hof- zu Lasten der letzten wertvollen Grün- fentlich konsequent - und wirklich ab- landflächen gehen. Könnten Biogas- schließend - die Anforderungen der anlagen alternativ auch mit höheren EU-Vogelschutzrichtlinie zu den Ge- Grasanteilen (v.a. aus extensiv genutz- bietsmeldungen umsetzen. Damit trägt ten Wiesen) beschickt werden, würden auch die Arbeit des AKFW auf diesem sich diese Konflikte begrenzen lassen, Feld endlich Früchte. Im nächsten vielleicht sogar Chancen für ein Ma- Schritt wird es dann um die inhaltliche nagement von großflächigen Grün- Ausgestaltung der Schutzgebiete (Ver- landarealen entstehen. Forschung und ordnungen, Pflege- und Entwicklungs- Technik sind hier gefordert, Lösungen pläne, Monitoring etc.) gehen; der für eine nachhaltige Landnutzung zu AKFW sagt dazu Unterstützung zu. entwickeln. í

In Zusammenhang mit der Neuord- Die Mitarbeiter des „Arbeitskreises nung der Agrarumweltprogramme der Feuchtwiesenschutz Westniedersach- EU zeichnen sich ab dem Jahr 2007 sen e.V.“ ebenfalls Veränderungen ab. Die För- derung der NATURA-2000 Gebiete Kiebitze (Fotos: Bettina Hönisch)

3 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ FEUCHTWIESEN – INFO Kein Platz für Sumpfvögel?

î Spricht man von Wiesenvögeln, brütet sie in der Schwimmblattzone sind in erster Linie die Wiesenlimiko- aus See- und Teichrosen. len Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel, Aber - und das ist in diesem Zusam- und eventuell auch noch die Bekas- menhang wesentlich - sie brütet am sine gemeint. Auf sie richtet sich der Dümmer und auch in fast allen ande- Fokus verschiedener Förderprogram- ren Gebieten ausschließlich auf Nist- me für Wiesenbrüter und auch For- hilfen, meist kleinen Styroporflößen. schung und Effizienzkontrollen. Dabei Nur mit ihrer Hilfe ist die Seeschwalbe ist die Liste der Arten, die auf offenes in der Lage ihren Nachwuchs erfolg- Grünland zur Brut angewiesen sind, reich aufzuziehen. Die nahezu einzige deutlich länger (Tab. 1). Sie erstreckt Ausnahme ist das Ewige Meer in Ost- sich auf verschiedene Entenarten, friesland. Dort sitzt sie in einem kleinen auf Greifvögel, Rallen, Limikolen, Eu- nassen Hochmoorgebiet auf Seggen- len, Möwen und Seeschwalben, nicht bulten, also auf natürlichen Standor- zu vergessen diverse Kleinvogelar- ten (SÜDBECK & WENDT 2005). Ein Schlammiger Boden wird von Rotschenkeln zur Nahrungssuche bevorzugt (Foto: Dieter Tornow) ten. Darunter befinden sich Arten, die solcher Brutplatz ist typisch für die hochgradig vom Aussterben bedroht Seeschwalbe, denn sie ist ursprüng- sind, wie Tüpfelralle, Knäkente und lich ein Vogel der „Sümpfe“ und be- Trauerseeschwalbe, deren Grad der siedelte früher ein Mosaik von offenen, Bedrohung diejenige von Kiebitz und teils dauerhaft, teils periodisch über- Uferschnepfe noch übersteigt. schwemmten Flächen (GLUTZ VON Woran liegt es, dass diese Arten in BLOTZHEIM & BAUER 1982). Vor der Schutzprogrammen oft nur zweitran- flächendeckenden Entwässerung der gig betrachtet werden? Wie kommt es Landschaft war sie in Niedersachsen also, dass sie zwar in der Theorie als vergleichsweise weit verbreitet. Durch Wiesenbrüter gelten, in der Praxis je- Überstau und Rückstau der zahlrei- doch vergessen werden? Oder anders chen Fließgewässer und Seen ergaben gefragt: warum gelten diese drei Arten sich damals unzählige geeignete Brut- eigentlich als Wiesenvögel? Schließ- plätze. Die fortgesetzte Melioration lich siedelt die Trauerseeschwalbe in machte sie spätestens in den 1970er Niedersachsen heute vor allem in der Jahren zu einem Brutvogel an „sta- Verlandungszone von Gewässern und tischen“ Gewässern. Die Einstufung Flach überschwemmte Grünlandflächen nicht in Wiesengebieten. Am Dümmer, der Trauerseeschwalbe als Wiesen- üben auf Kampfläufer eine starke Anzie- dem wichtigsten Brutplatz der Art in brüter beschreibt somit einen früheren hung aus (Foto: Rüdiger Becker) Niedersachsen, und auch an der Elbe Zustand, als die Art noch verbreitet an

Ein Mosaik aus Schlammflächen, lückiger Vegetation und Wasserflächen - vernäss- te Flächen im Ochsenmoor im Mai (Foto: Frank Körner)

5 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 4 natürlichen Standorten brüten konnte. vögel tatsächlich unmöglich? Mangelt Auch die Tüpfelralle ist heute überwie- es nicht vielleicht nur an Konzep- gend in Verlandungs- und Röhrichtbe- ten, „Sumpfland“ eventuell sogar in reiche von Gewässern zurückgedrängt, Zusammenarbeit mit der Landwirt- obwohl sie ursprünglich zu den Be- schaft möglich zu machen und zu er- siedlern von flach überstautem Seg- halten? In einer Zeit, in der es für eine genried, einem Übergangsbereich prämienfähige Grünlandbewirtschaf- zwischen Röhricht und trockenerem tung ausreicht, Wiesen einmal pro Grünland, gehörte. Jahr zu mähen oder zu mulchen, ohne Die Knäkente ist zusammen mit an- das Material zu entfernen, könnte der deren Entenarten ebenso als Wie- Landwirt zu einem Betreuer von Son- senbrüter auf Flachwasserbereiche derstandorten werden. Denn eine ge- im Grünland angewiesen. Sumpfi- wisse „Betreuung“ wäre wichtig, um ge Wiesen, überschwemmtes Seg- eine heute nicht mehr in der Land- genried und generell Landschaften schaft vorhandene Dynamik nachzu- „zwischen Wasser und Land“ sind in stellen. Niedersachsen allerdings bis heute so Doch wie kommt das Wasser wieder selten geworden, dass auch ihre Be- in die Flächen? Eine Möglichkeit wäre wohner wohl zwangsläufig vom Aus- wieder vermehrt Windpumpen zur Ver- sterben bedroht sind. nässung einzusetzen. Am Dümmer Trauerseeschwalben werden heute fast nur noch auf Brutflößen flügge, natürliche Nistunterlagen Was diese stark bedrohten Arten von sind sie bereits seit den 1970er Jah- sind Mangelware (Foto: Frank Körner) den Wiesenlimikolen auf den ers- ren im Gebrauch. Sie wären sicher- ten Blick unterscheidet und trennt, ist lich die Methode der Wahl, wenn nur ihr hoher Bedarf an Wasser. Für die kleine, nicht arrondierte Flächen zur Trauerseeschwalbe darf der Wasser- Verfügung stehen, die z.B. im Rah- stand wenigstens bis Mitte Juli nicht men von Kompensationsmaßnahmen sinken, denn frühestens dann werden erworben werden. Vielleicht ergeben die ersten Küken flügge. Solch ein An- sich auch Möglichkeiten zur Flächen- spruch an das Wasserregime lässt sich umgestaltung in Gewässernähe im im Grünland - und das ist der Knack- Zuge der Umsetzung der Wasserrah- punkt - meist nur sehr schlecht oder menrichtlinie. Ein Grabenanstau kann vielleicht auch gar nicht mit einer land- nur erfolgen, wenn kein Rückstau auf wirtschaftlichen Nutzung bzw. Bewirt- Privatflächen stattfindet und ist da- schaftung vereinbaren. Zumindest mit nur umzusetzen, wenn großräu- dann nicht, wenn diese auf einen Er- mig arrondierte öffentliche Flächen trag auf den betroffenen Flächen ab- zur Verfügung stehen. Wenn eine Flä- zielt. chenvernässung gar nicht möglich ist, Aber macht dieses Hindernis eine För- können zumindest größere Wasser- Im Dümmergebiet sind Knäkenten in der Brut- derung der selten gewordenen Sumpf- flächen mit randlichen Sumpfzonen zeit oft auf flach überstautem Grünland zu beob- achten (Foto: Dieter Tornow)

Uferschnepfen suchen kurz vor Beginn der Brutzeit auf überschwemmten Flächen im Ochsenmoor nach Nahrung (Foto: Rüdi- ger Becker)

5 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 4 innerhalb des Grünlandes geschaf- aus sind, setzen im Gebiet Krimpen- fen werden. Es stellt sich schließlich erwaard, in dem Wiesenlimikolen, wie noch die Frage, ob sich eine stärke- Uferschnepfe, Rotschenkel und Be- re Vernässung von Flächen ungünstig kassine brüten, auf eine stärkere Ver- auf Wiesenlimikolen auswirken könn- netzung von Grünland und Sumpfland. te. Im Ochsenmoor am Dümmer wer- „Weidevögel und Sumpfvögel sind den seit mehreren Jahren etwa 150 nicht immer deutlich voneinander zu Hektar so vernässt, dass Teilberei- unterscheiden“ heißt es in einem Ar- che während der Brutsaison lange Zeit tikel zu geplanten Entwicklungsmaß- flach überstaut sind. Das Mosaik aus nahmen (VOGELBESCHERMING Schlammflächen, lückiger Vegetation 2006). Auch in unseren Schutzgebie- und kleinen Wasserflächen, das sich ten sollte und könnte - unabhängig dabei herausbildet, ist für Wiesenli- von begründeter Prioritätensetzung mikolen von sehr hoher Attraktivität. - zumindest auf Teilflächen Raum für Vom Kiebitz werden die Bereiche so- „Sumpfvögel“ geschaffen werden. í wohl zur Brut als auch Junge führend durchgehend während der gesamten Literatur Brutzeit bevorzugt aufgesucht. Auch GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. & K. M. BAUER Rotschenkel und Bekassinen nisten (1982): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band dort, z.T. in direkter Nachbarschaft zu 8/II, Charadriiformes (3. Teil). Aula Verlag, Wiesba- den. S. 1013-1054. Lachmöwen, einzelnen Tüpfelrallen MELTER, J., VOSKUHL, G. & A. WELZ (1997): sowie Löffel-, Schnatter- und Knäk- Grünland und Grünland-Avizönosen in Nieder- enten. Die Uferschnepfe hält sich ge- sachsen: Hohe Bedeutung - unsichere Zukunft? meinsam mit dem Brachvogel vor und Vogelkundl. Ber. Niedersachs. 29: 25-36. nach der Brutzeit auf den schlammi- SCHRÖDER, K. & T. SCHIKORE (2004): Wiesenvö- gel in der Naturlandschaft Niedersachsens: Über- gen oder flach überschwemmten Flä- legungen zu alternativen Schutzkonzepten. In: chen auf. Während der Brutzeit ist sie Krüger, T. & P. Südbeck: Wiesenvogelschutz in Niedersachsen. Naturschutz Landschaftspfl. Nie- oft in unmittelbarer Nähe der nassen dersachs. 41: 90-105. Flächen zu finden. Aus diesen Beob- SÜDBECK, P. & D. WENDT (2002): Rote Liste der achtungen zeichnet sich ab: auch für in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brut- diese Arten stellt ein hoher Wasser- vogelarten. 5. Fassung, Stand 2002. Inform. d. Na- turschutz Niedersachs. 22 Jg., Nr. 5: 243-278, stand während der Brutzeit eine Berei- Hannover. cherung dar (vgl. auch SCHRÖDER & SÜDBECK, P. & D. WENDT (2005): Bestandsent- SCHIKORE 2004). Von Entwicklungs- wicklung der Trauerseeschwalbe in Niedersach- maßnahmen für Sumpfvögel könnten sen. Vogelwelt 126: 215-217. somit auch Wiesenlimikolen profitie- VOGELBESCHERMING (2006): Krimpenerwaard voor nóg meer vogels. Vogels 3: 6. ren; ein Zielartenkonflikt ist also prak- tisch nicht vorhanden. Unsere niederländischen Nachbarn, Ulrike Marxmeier die uns in Fragen des Vogelschutzes fast immer einen großen Schritt vor- Tab. 1: Wiesen- und Weidevogelarten und ihr Rote Liste-Status, aktualisiert und verändert nach MELTER et al. 1997 (Rote Liste Deutschland und Niedersachsen nach SÜDBECK & WENDT 2002)

Art Rote Liste Deutschland Niedersachsen Weißstorch Ciconia ciconia 3 1 Schnatterente Anas strepera Stockente Anas platyrhynchos Knäkente Anas querquedula 2 1 Spießente Anas acuta 2 1 Löffelente Anas clypeata 2 Wiesenweihe Circus pygargus 1 1 Wachtelkönig Crex crex 2 2 Tüpfelralle Porzana prozana 1 1 Bläßhuhn Fulica atra Kiebitz Vanellus vanellus 2 2 Kampfläufer Philomachus pugnax 1 1 Bekassine Gallinago gallinago 1 2 Uferschnepfe Limosa limosa 1 2 Großer Brachvogel Numenius arquata 2 2 Rotschenkel Tringa totanus 2 2 Lachmöwe Larus ridibundus Trauerseeschwalbe Chlidonias niger 1 1 Sumpfohreule Asio flammeus 1 1 Feldlerche Alauda arvensis 3 Tab. 1: Wiesen- und Weidevogelarten und Wiesenpieper Anthus pratensis ihr Rote Liste-Status, aktualisiert und ver- Schafstelze Motacilla flava ändert nach MELTER et al. 1997 (Rote Liste Braunkehlchen Saxicola rubetra 3 2 Deutschland und Niedersachsen nach SÜD- Schwarzkehlchen Saxicola torquata 3 BECK & WENDT 2002)

7 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 6 EU-Vogelschutzrichtlinie - Niedersachsen in der Pflicht

î Im Rahmen eines Vertragsverlet- durch Schutzgebiete in der „Nordhorn- Bundesländer werden einen beson- zungsverfahrens (2001/5117) wird der Bentheimer Sandniederung“ (mit ins- ders genauen Blick auf Niedersach- Bundesrepublik Deutschland eine un- gesamt über 250 Brutpaaren der Art) sen richten. zureichende Umsetzung von Art. 4 der eingegangen wird. Die EU hebt damit Nach Aussagen der Niedersächsi- Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom i.w. auf ein zu lückiges Schutzgebiets- schen Staatskanzlei bzw. des Um- 2. April 1979 über die Erhaltung der netz, Missachtung von Dichtezentren weltministeriums sollen etwa 20 wildlebenden Vogelarten (EU-Vogel- und somit letztlich eine Gefährdung Vogelschutzgebiete nachgemeldet schutzrichtlinie - VRL) vorgeworfen. der angestrebten Kohärenz ab. werden. Dazu soll in diesem Herbst Nach Überprüfung der bislang gemel- Unzureichende Meldungen werden ein öffentliches Beteiligungsverfahren deten EU-Vogelschutzgebiete (Special Niedersachsen darüber hinaus u.a. durchgeführt werden. Nach Maßgabe Protection Area, SPA) hat die EU-Kom- für Uhu, Grau-, Schwarz- und Mittel- der VRL ist das Meldeverfahren aller- mission Deutschland im Frühjahr 2006 specht, Heidelerche und Neuntöter at- dings nach ausschließlich fachlichen in einer begründeten Stellungnahme testiert. Kriterien durchzuführen; eine Verwäs- aufgefordert, Nachmeldungen sowohl Die EU-Kommission hat für ihre Stel- serung durch fachfremde Anliegen und für Gebiete als auch für bestimmte Ar- lungnahmen offensichtlich fachlich in- Einflüsse würde der Richtlinie nicht ge- ten vorzunehmen, um die erheblichen tensiv recherchiert und beruft sich recht werden. Den Voslapper Groden, Meldedefizite zu beheben. neben den IBA-Verzeichnissen (Impor- der ebenfalls von der EU als Schutz- Während die EU-Kommission die ge- tant Bird Areas) auf weitere Quellen. gebiet gefordert wurde, hat die Lan- meldeten Gebietskulissen für einige Die Bewertung der Umsetzung von Art. desregierung zwischenzeitlich zum Teil Bundesländer mittlerweile als zufrie- 4 der VRL sowie die daraus abgeleite- bereits als SPA gemeldet; pikanter- den stellend bewertet (u.a. Bayern, ten Forderungen seitens der EU sind weise geschah diese Meldung zur Si- Brandenburg, Hessen und Sach- nicht überzogen, insgesamt bleiben cherung der weiteren Planung für den sen-Anhalt), werden von anderen, diese hinter den IBA-Gebietslisten und Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven. insbesondere Niedersachsen teils um- Naturschutzverbandspositionen zu- Es ist zu hoffen, dass es im Rahmen fangreiche Nachbesserungen gefor- rück. So wird von der EU-Kommission des Verfahrens nun endlich zur befrie- dert. Auf entsprechende Versäumnisse z.B. eine Meldung der -Jümme- digenden Umsetzung der VRL kommt. hatte auch der Arbeitskreis Feuchtwie- Niederung (wichtiges Wiesenvogelge- Interessanterweise wird u.a. auch aus senschutz Westniedersachsen (AKFW) biet) nicht angemahnt. Wirtschaftskreisen die Forderung nach immer wieder hingewiesen. Wie geht nun Niedersachsen mit dem einer tatsächlich, abschließenden Mel- Die EU-Kommission hält Niedersach- Verfahren um? Im bundesdeutschen dung gefordert, nicht zuletzt um Pla- sen in der mit Gründen versehenen Ländervergleich steht Niedersachsen nungssicherheit zu erhalten. Stellungnahme konkret u.a. die feh- recht ungünstig dar, das Vertragsver- Der AKFW stellt aus seinem Arbeits- lende Meldung von 15 Gebieten bzw. letzungsverfahren - und damit dro- bereich die sachdienlichen Daten und Gebietskomplexen und mangeln- hende Sanktionen gegenüber der Informationen gern zur Verfügung und de Abdeckung von 12 Arten durch Bundesrepublik Deutschland - hängt sagt dem Land eine konstruktive Mit- Schutzgebiete vor. ganz wesentlich an Niedersachsen. arbeit zu. í Aus dem Arbeitsbereich des AKFW Nicht nur die EU, auch die anderen Johannes Melter werden folgende Gebiete aufgeführt: - Krummhörn-Westermarsch, einschl. Wybelsumer Polder: für Blaukehlchen, Wat- und Wasservögel, Wiesenbrüter - Gebiet Norden-Esens: für Wat- und Wasservögel, Blaukehlchen - Aper Tief (Landkreis , Am- merland): für die Arten Kampfläufer, Uferschnepfe, Rotschenkel, Kiebitz, Rohrweihe - Süd-/Mittelradde und Markaniede- rung: für Gr. Brachvogel, Uferschnep- fe, Kiebitz, Rohr- und Wiesenweihe, Wachtelkönig - Gandersum/Lange Maar: für rasten- de Wat- und Wasservögel in funktiona- ler Beziehung zum SPA Rheiderland. Explizit werden von der EU-Kommissi- on zudem Meldedefizite für den Gro- ßen Brachvogel aufgeführt, wobei v.a. auf die mangelnde Abdeckung der Art Rastende Goldregenpfeifer (Foto: Gundolf Reichert)

7 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 6 Apollofalter (Foto: Bernhard Volmer)

Kleiner Fuchs (Foto: Bernhard Volmer)

9 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 8 Schmetterlings - Monitoring

î Rund 3700 Schmetterlingsarten Cirsium arvense (Ackerkratzdistel), tenarmut. Ein weiterer Faktor ist der (Lepidoptera) sind in Deutschland be- Tragopogon pratensis (Wiesenbocks- Pestizideinsatz und die Überpflege der kannt, 190 davon sind Tagfalter. Doch bart). Landschaft (Wegränder). das Vergnügen, die Tiere zu bestau- Die eher feuchte Struktur, allerdings Erst die nächsten Jahre werden zei- nen, wird immer seltener, denn vie- in Kombination mit dem trockenen gen, welche Veränderungen sich suk- le Schmetterlingsarten sind vom Schotterweg, hat besonderen Ein- zessiv einstellen werden. Der Erhalt Aussterben bedroht. Viele Arten sind fluss auf die Lepidoptera-Fauna. Der einer nutzbaren vielfältigen Wiesen- mittel- oder unmittelbar z.B. über spe- Schwarzkolbige Braun-Dickkopffalter landschaft könnte den Artenrückgang zifische Wirtspflanzen von Wiesen ab- ist ein häufiger Schmetterling auf den der Schmetterlinge aufhalten. í hängig. unterschiedlichsten Habitaten. Auf Im Frühjahr 2005 startete unter Ko- dem beschriebenen Untersuchungs- Matthias Beckwermert ordination des UFZ-Umweltfor- gebiet ist er vor allem in der Kratzdis- Ökologisches Forum Bad Rothenfel- schungszentrums Leipzig-Halle das tel-Region zu finden, hat entgegen der de/ Dissen im BUND Tagfalter-Monitoring in Deutschland. Literatur auch Präferenz zu den feuch- Jahr für Jahr erfassen Freiwillige nun ten Arealen, wobei die Randzonen der bei wöchentlichen Begehungen ent- Schotterstellen am häufigsten auf- Weitere Informationen: lang festgelegter Strecken (Transekte) gesucht werden. Violette und gelbe www.tagfalter-monitoring.de alle tagaktiven Schmetterlinge. Die so Blüten werden bevorzugt. Die Rau- entstehenden Bestandsdaten doku- pen ernähren sich von Grasarten, die mentieren die Entwicklung der Falter Wirtschaftswiesen begleiten (Quecke, auf lokaler, regionaler und nationaler Land-Reitgras). Sehr auffällig ist die Ebene und können verglichen werden Habitatwahl des Landkärtchenfalters. mit denen aus anderen europäischen Fast ausschließlich bewohnt die Art im Ländern, in denen die Beobachtungen beschriebenen Areal die halbschatti- z. T. schon seit Jahrzehnten erfolgen. ge Brennnessel-Flur. Insbesondere in Das Projekt findet breite Unterstüt- diesem Jahr trat die Sommergenera- zung, u.a. bei NABU und BUND, dem tion in Massen auf. Die Raupe ernährt BfN (Bundesamt für Naturschutz), en- sich auch von der Grossen Brennnes- tomologischen Verbänden, der Gesell- sel, auffallend sind die Eiertürme an schaft für Schmetterlingsschutz sowie der Blattunterseite. Die Art ist auch der europäischen Stiftung Butterfly aufgrund der „guten“ Nährstoffbedin- Conservation Europe. Im Rahmen des gungen in unserer Kulturlandschaft in bundesweiten Tagfalter- Monitorings starker Ausbreitung begriffen. wird auch eine Hochstaudenflur im Auch der häufige Schornsteinfeger be- südlichen Landkreis Osnabrück unter- nötigt ungeschnittene Stellen an den sucht, über die hier exemplarisch be- Wegrändern und in Sekundärlebens- richtet werden soll. räumen. Seine Raupen leben in ver- Die Strecke in Bad Rothenfelde: Ein schiedenen Gräsern. Auch hier kann 200 m langer Wirtschaftsweg wird beobachtet werden, dass Nährstoffan- auf der einen Seite begleitet von ei- zeiger, wie Kratzdisteln, Brombeeren nem ca. 5 m breiten Grünstreifen mit etc. den Schmetterling anlocken. Graben, der an eine Milchviehweide Weitere Arten, die keine engen Habi- grenzt. Die andere Seite stößt vor al- tatansprüche haben, sind auf diesem lem auf eine Neuaufforstung. Geprägt Abschnitt zu beobachten: Admiral, ist das gesamte Gebiet von feuchten Kleiner Fuchs, Distelfalter, Zitronen- Arealen, verbuschten Zonen und zu- falter, Grosses Ochsenauge, Kleines nehmender Beschattung durch die Wiesenvöglein, Kleiner Kohlweißling, rasch wachsenden Bäume. Zum Teil Grünaderweißling, Grosser Kohlweiß- ist ein feuchter Hochstaudenbestand ling. erkennbar, vor allem mit Lythrum sali- Fazit dieser noch jungen Beobach- caria (Blutweiderich), Mentha aquativa tungszeit: Auf dem reich strukturier- (Wasserminze) und Achilea ptarmica ten, feucht und halbschattig geprägten (Sumpfschafgarbe). Ansonsten sind Gelände ist eine hohe Individuenzahl, sehr stark vertreten: Urtica dioica aber geringe Artenvielfalt der Tagfal- (Brennnessel), Chrysanthenum leucan- ter zu beobachten. Gründe können die thenum (Magerite), Centaurea jacea fehlenden vernetzenden Biotopstruk- (Wiesenflockenblume), Senecio eru- turen der Landschaft sein, begleitet cifolius (Raukenblättriges Geiskraut), von landwirtschaftlich geprägter Ar-

9 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 8 Schlaglichter

Planung einer Biogasanla- Blänken in der Südraddenie- zwischenzeitlich eingestellt. ge am Rande eines EU-Vogel- derung Prädationsverluste sind ein natürlicher schutzgebietes î Die Niederung der Südradde Teil biologischer Prozesse und Wech- î Am Rande eines EU-Vogel- stellt einen sehr wichtigen Brutraum selbeziehungen. In mehreren, seriö- schutzgebietes in Campen, Ge- für Wiesenlimikolen wie z.B. Gro- sen Studien, u.a. in den Niederlanden, meinde Krummhörn, wird von einer ßer Brachvogel, Uferschnepfe, Kie- England und NRW, konnte erneut be- landwirtschaftlichen Betreibergesell- bitz und Bekassine dar. Mitte der stätigt werden, dass insbesondere Ra- schaft eine Biogasanlage geplant. 1990er Jahre wurden in diesem Ge- benkrähen nur einen unwesentlichen Für die Brut - und Rastvögel in dem biet einige Blänken angelegt, um die Einfluss auf die Bestandsentwicklung Gebiet würde ein Flächenbedarf für Habitatbedingungen für die dort vor- und auch den Bruterfolg von Wie- den Maisanbau von ca. 180 - 200 ha kommenden, bedrohten Arten zu ver- senvögeln ausüben. Eigentlich sollte eine weitere Einschränkung ihres Le- bessern. Eine positive Auswirkung auf der gezielt und unfachlich „bekrittel- bensraumes bedeuten. Ausreichen- den Brutbestand stellte sich wunsch- te“ Ruf der Krähen also endlich reha- de Maisanbauflächen in unmittelbarer gemäß ein. bilitiert sein. Nähe der Biogasanlage stehen nicht Leider wurden die Ufer der Blänken in Wider besseren Wissen werden die- zur Verfügung und somit soll der den darauf folgenden Jahren nicht of- se Erkenntnisse aus Teilen der Jä- nachwachsende Rohstoff aus eini- fen gehalten. Bei Blänken, die in Mäh- gerschaft leider immer noch ignoriert, gen km entfernt liegenden Flächen wiesen angelegt wurden, wurden die fach-wissenschaftlich erhobene Da- per LKW zur Anlage transportiert wer- Ufer oft nicht mit gemäht. Blänken, die ten entsprechend „gedehnt bzw. ge- den. Angesichts des Energieverbrau- in beweideten Flächen liegen, wur- dreht“ und regional immer wieder der ches von ca. 1.700 LKW (An - und den zum Schutz der Ufer gegen Vieh- Ruf nach verstärkter Bekämpfung der Abfahrten) muss die regenerative En- tritt eingezäunt. Infolge dessen kam es Rabenvögel laut. ergiegewinnung dieser Biogasanlage zur Verbuschung. So können die Blän- Es werden dabei groteske Argumen- auf Unverständnis stoßen und in Fra- ken nicht mehr ihre wichtige Funktion te angeführt: für die von Seiten nieder- ge gestellt werden (US). für den Wiesenvogelschutz erfüllen. sächsischen Jägerschaft propagierte Im Gegenteil: Sie stellen sogar ein zu- Notwendigkeit einer intensiveren Be- Touristische Zielsetzung in sätzliches Sichthindernis für die Li- jagung wird z.B. auch die EU-Vogel- einem Wiesenvogelbrutge- mikolen dar und beeinträchtigen das schutzrichtlinie (VRL) herangezogen. biet des ehemaligen Freep- Bruthabitat. Deshalb wurden einige Das Land Niedersachsen steht der- sumer Meeres, Gemeinde Blänken zwischenzeitlich wieder frei- weil gerade am Pranger der EU wegen Krummhörn gestellt. der mangelnden Umsetzung eben die- î Die Gemeinde Krummhörn läßt An den Blänken im Landkreis - ser Richtlinie. Zur Klärung der Rechts- gegenwärtig eine Machbarkeitsstu- land ist jedoch bisher noch nichts un- sache, in der VRL steht u.a.: die für ein Naherholungsgebiet in ei- ternommen worden. Auf Anfrage des „§ 8 Abs.1: Was die Jagd, den Fang nem bedeutenden Wiesenvogelgebiet AKFW bei der Unteren Naturschutz- oder die Tötung von Vögeln im Rah- erstellen. Mit der Zielsetzung das ehe- behörde des Landkreises Emsland men dieser Richtlinie betrifft, so unter- malige „Freepsumer Meer“ wieder zu sagte man eine Umsetzung der Pfle- sagen die Mitgliedstaaten sämtliche vernässen, verfolgt die Gemeinde eine gemaßnahme im Winter 2005/2006 Mittel, Einrichtungen oder Metho- touristische Erschließung. Die diesjäh- zu. Leider sind bislang jedoch noch den, mit denen Vögel in Mengen .... rige Brutperiode bestätigt erneut die keine Arbeiten durchgeführt worden. gefangen oder getötet werden ...., herausragende Bedeutung des Gebie- Auf eine wiederholte Anfrage des insbesondere die in Anhang IV .... auf- tes für Wiesenvögel (u.a. Uferschnep- AKFW begründete man dies mit feh- geführten Mittel, Einrichtungen und fe 19 BP, Rotschenkel 4 BP, Kiebitz lenden Kapazitäten beim Pflegetrupp Methoden. (Anmerk.: aufgeführt sind 40 BP, Schilfrohrsänger 5 BP, Wie- der Behörde. Es wurde aber zuge- u.a. Netze, Fangfallen etc.).“ senpieper ca. 25 - 30 BP). Die NABU sichert, die Maßnahme zum Winter Unter bestimmten Voraussetzungen - Kreisgruppe Emden hält es für un- 2006 / 2007 in Angriff zu nehmen. sind zwar Ausnahmen möglich (und vorstellbar, dass eine objektive Mach- Vor dem Hintergrund der anstehenden in § 9 definiert), diese können unter barkeitsstudie unter Berücksichtigung Meldung als EU-Vogelschutzgebiet den aktuellen Bedingungen jedoch des hohen naturschutz-fachlichen erfahren die Maßnahmen eine beson- nicht greifen. Wertes des Gebietes, eine Realisie- dere Dringlichkeit (CM). í Die Negativschlagzeilen um das un- rung der touristischen Erschließung sägliche Projekt im Kreis Leer sind (incl. Einstau) vorschlagen wird. Krähenverfolgung - und noch nicht ganz verflogen, da wird Es besteht sogar die Hoffnung, dass (k)ein Ende? das Land nun wohl doch andernorts das Gebiet im Nachmeldeverfah- î Das „Forschungsprojekt“ der Jä- nicht ein neues „Fass“ aufmachen. ren zur Umsetzung der VRL in die gerschaft Leer und der Tierärztlichen Der AKFW spricht sich eindeutig ge- geforderte Erweiterung des EU-Vo- Hochschule Hannover - bundesweit gen eine Verfolgung der Rabenvögel gelschutzgebietes Krummhörn aufge- negativ bekannt als Rabenvogelmas- aus und wird die weitere Entwicklung nommen wird (US). í senfang und -tötungsprojekt - wurde aufmerksam verfolgen (JM). í

11 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 10 EU: „action plans“ und Jagd Überschlickungsmaßnahmen si als Kompensation für durchgeführ- î Im Auftrag der EU-Kommission im Emstal te Abtorfungen im Georgsdorfer Moor. werden für verschiedene Vogelarten î Auch nachdem das Sperrwerk Sie ist in einem Ergebnisprotokoll der sogenannte „action plans“ erarbei- nördlich von Leer für den Aufstau der Gespräche zwischen Landkreis und tet, die sich v.a. auf global gefährde- Ems genutzt wird, damit Schiffe der den Naturschutzverbänden von 1997 te und Arten beziehen, die in der EU Meyer-Werft von Papenburg an die dokumentiert. Im geltenden Regiona- einen ungünstigen Erhaltungszustand Nordsee gelangen können, ist das len Raumordnungsprogramm (RROP) aufweisen. Zweck der „action plans“ Schlickproblem nicht gelöst. Jährlich ist der Hochmoor-Grünlandbereich soll sein, den aktuellen Kenntnisstand fallen tausende Kubikmeter an, die ir- als Vorranggebiet für Natur und Land- zum Status der Arten zusammenzu- gendwohin gebracht werden müssen. schaft ausgewiesen. stellen und insbesondere Aktionen zu Planungen in der Gemeinde Ihrhove In den Grafschafter Nachrichten vom definieren, die zur Verbesserung des zwischen Papenburg und Leer nehmen 24. März 2006 veröffentlichte der Erhaltungszustandes führen können. immer konkretere Formen an: eine Ge- Landkreis eine Bekanntmachung, Dazu sollen auch den Mitgliedstaaten samtfläche von ca. 530 ha soll hier für nach der der Landrat das Verfahren der EU Leitlinien gereicht werden. Für eine Überschlickung zur Verfügung ge- zur Änderung des RROP für diesen einige Wiesenvogelarten liegen bereits stellt werden. Bei dem betroffenen Ge- Bereich eingeleitet hat. „action plans“ vor. Aktuell werden in biet handelt es sich um Grünland, das Die Kreisverbände des NABU und des der EU die Entwürfe für Uferschnepfe vor allem im westlichen Bereich sehr BUND protestieren gegen die eingelei- und Kiebitz diskutiert. feucht ist und teilweise noch aus seg- tete Änderung des RROP, die offenbar Die mitteleuropäischen Brutbestände gen-, binsen- und hochstaudenreichen zum Ziel hat, den Hochmoorblock zur der Uferschnepfe weisen einen stark Nasswiesen oder sogar Flutrasen be- Abtorfung und anschließenden land- abnehmenden Bestandstrend auf. An- steht. Auch wenn nach der geplanten wirtschaftlichen Nutzung freizugeben. dererseits wird die Art im Anhang II/ Maßnahme wieder Grünland vorgese- Angesichts des laufenden Vertrags- 2 der EU-Vogelschutzrichtlinie aufge- hen ist, verschwindet der Lebensraum verletzungsverfahrens der EU-Kom- führt. Damit darf eine Bejagung der Art für die jetzt hier zahlreich brütenden mission gegen Deutschland wegen in den Mitgliedstaaten durchaus er- Kiebitze, Uferschnepfen, Brachvögel, unzureichender Umsetzung der Vo- laubt werden, wovon aktuell in Frank- Austernfischer, etc.. Die Auswirkungen gelschutzrichtlinie, handelt es sich bei reich immer noch Gebrauch gemacht einer Überschlickung sind einige Kilo- den Flächen um ein faktisches Vogel- wird. Angesichts der akuten Gefähr- meter südlich im Emsland zu sehen. schutzgebiet. Neue Abtorfungsge- dungssituation ist dieser Zustand nicht Seit ca. 20 Jahren wurden große Flä- nehmigungen dürfen deshalb nach haltbar. Im „action plan“ sollte deshalb chen in Tunxdorf-Nenndorf mit Ems- Auffassung von BUND und NABU nicht eine klare Position bezogen werden; schlick aufgespült. Die Nenndorfer erteilt werden. Eine solche Verfahrens- konsequenterweise kann eigentlich Wiesen waren einmal für Wiesenvögel weise widerspräche den ursprüngli- nur ein Jagdstopp für die Uferschnep- ein Schwerpunktraum, insbesonde- chen Abmachungen und Zielen, die fe ausgesprochen werden. Leider re die Uferschnepfe war hier mit ca. mit der Sicherung des Hochmoor- bleibt der vorliegende Entwurf - wahr- 15 Paaren vertreten. Heute sucht man blockes verbunden waren. (NABU/ scheinlich auf französischen Einfluss - die Art vergeblich. Außerdem hat sich BUND) í eine klare Aussage dazu schuldig. die Landschaft in Richtung einer Geest Für den Kiebitz gibt es in der EU im- verändert. Zusammenfassend muss mer noch offene Jagdzeiten in Frank- man feststellen, dass auch in Ihrho- reich, Spanien, Italien, Malta und ve durch Aufspülmaßnahmen die Ge- Griechenland. Die Jagdstrecken wer- fahr des Verschwindens eines weiteren den für diese Länder auf jährlich ca. wertvollen, naturnahen Lebensraumes 500.000 Vögel geschätzt (davon allein besteht. (KHA) í ca. 400.000 in Frankreich)! Der „action plan“ schlägt für die Art immerhin ei- nen fünf-jährigen Jagdstopp vor. Genehmigt Landkreis Graf- Die Bejagung dieser und anderer Wie- schaft Bentheim Abtorfungen senvogelarten ist ein Anachronismus in aktuellem Vorranggebiet und konterkariert die Bemühungen für Natur und Landschaft? zum Erhalt der Arten in den EU-Mit- î Der Landkreis Grafschaft Bentheim gliedstaaten. Internationale Natur- und hat Mitte der 1990er-Jahre im Bereich Vogelschutzverbände (z.B. BirdLife In- Georgsdorf einen ca. 80 ha großen ternational) haben die EU auf das Ge- Hochmoor-Grünlandbereich gesichert fährdungspotenzial hingewiesen. Die und damit eine Abtorfung dieser Flä- EU sollte endlich entsprechende Kon- che verhindert. Die geplante dauerhaf- sequenzen ziehen. (JM) í te Sicherung erfolgte im Einvernehmen mit den Naturschutzverbänden qua-

11 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 10 Biogasanlagen in Niedersachsen - Bedrohung für das Grünland?

î Seit Inkrafttreten des Erneuer- schen bei 55.484 ha. Nach Angaben Das liegt innerhalb der Brut- und Setz- bare-Energien-Gesetzes (EEG) und des Niedersächsischen Landesamtes zeit vieler Tierarten. Vor allem boden- seinen hohen Einspeisevergütun- für Statistik ging der Flächenzuwachs brütende Vogelarten wie Rebhuhn, gen erleben die Biogasanlagen einen bei den Energiepflanzen in diesem Wachtel, Kiebitz, Heide- und Feldler- Boom - vor allem in Niedersachsen Jahr hauptsächlich zu Lasten der che, etc. sind von solch einem frühen setzen immer mehr Landwirte auf Bi- Brachflächen und der Hackfrüchte. Mahdtermin betroffen. ogas. Nach Angaben der Landwirt- Doch nach eigenen Beobachtungen Noch dramatischer sind die Folgen schaftskammer Niedersachsen waren ist auch großflächig Grünland umge- der Biomasseproduktion aber oftmals zum Jahresbeginn 2006 mehr als brochen worden, um auf diesen Flä- im Grünland. Hier werden Flächen 400 solcher Anlagen in Niedersach- chen Mais anzubauen. umgebrochen, um Energiepflanzen sen in Betrieb und weitere Anlagen Biogasanlagen werden als sehr posi- anzubauen, zudem wird die Grün- befanden sich in der abschließen- tiv dargestellt und tragen auch sicher- landnutzung sehr stark intensiviert, den Planungs- bzw. Bauphase. Wur- lich in zunehmendem Maße dazu bei, um möglichst hohe Biomasse-Erträge den anfänglich Biogasanlagen gebaut, den Verbrauch fossiler Energieträger zu erzielen. Das bedeutet im Einzelnen um auf landwirtschaftlichen Betrieben zu reduzieren. Aus Naturschutz-Sicht Entwässerung, verstärkte Düngung, anfallende Reststoffe - insbesondere zeigen sich jedoch auch bereits die Neueinsaat mit produktiven Grassor- Gülle - energetisch zu nutzen, so hat ersten Probleme. Biomasseprodukti- ten und frühe Mahd, denn in Biogas- sich dies spätestens mit dem EEG ge- on auf dem Acker führt zu einer noch anlagen kann in der Regel nur junges, ändert: es lohnt sich inzwischen Bio- intensiveren Bewirtschaftung. Denn saftiges Gras verarbeitet werden. Dies masse in großem Maßstab speziell zur angebaut werden zu diesem Zweck führt langfristig zu einer starken Ar- Energiegewinnung anzubauen. In Nie- überwiegend besonders energiereiche tenverarmung im Grünland und die dersachsen hat sich dadurch 2005 und Sorten von Mais und anderem Getrei- Flächen werden wertlos für viele Wie- 2006 die Anbaufläche für Silomais je- de (Grünroggen), die regelmäßig eine senbrüter. weils fast verdoppelt und liegt inzwi- starke Düngung und Behandlung mit Hier ist die Politik gefragt, die Weichen Pflanzenschutzmitteln erfordern. Dazu so zu stellen, dass zukunftsträchtige kommt, dass die Mahdtermine noch Lösungen zur Energieversorgung wie weiter ins Frühjahr verschoben wer- Biogasanlagen und Naturschutz ne- den. Im Landkreis Lüchow-Dannen- beneinander bestehen können. í berg wurden 2005 beispielsweise über 250 ha Grünroggen für Biogasanlagen Achim Welz & Friedemann Schmidt vor dem 26.05. gemäht (EJZ 26.05.05).

Intensiver Maisanbau, Biogasan- lage

13 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 12 Gelegeschutzprojekt in Neuenkirchen (Landkreis Osnabrück)

î Das Projekt „Wiesenvogelschutz Vertragsvereinbarung zur Bewirtschaf- im Schneckenbruch/Im Koelzen“ ist tung ein an gezielten Artenschutzmaßnah- Naturschutzfachliche Betreuer als men orientierter Ansatz zum Erhalt und auch die Landwirte machen die vor- zur Förderung der Vorkommen von handenen Gelege kenntlich, so dass stark gefährdeten Wiesenbrütern, ins- diese Flächen von der Bewirtschaf- besondere von Kiebitz, Uferschnepfe, tung ausgespart bzw. die Gelege um- Bekassine und Großem Brachvogel. gesetzt werden können. Seit 2002 wurden von der Natur- Für jedes geschützte Gelege (auf schutzstiftung des Landkreises Grünland + Acker) wird eine Er- Osnabrück freiwillige Nutzungsein- folgsprämie gezahlt (Entgelt: 30 €/Ge- schränkungen auf konventionell ge- lege); der Nachweis erfolgt durch die nutzten Grünlandflächen in dem Gebiet Gelegekontrollen und Beobachtungen Schneckenbruch/Im Koelzen (Land- der Kartierer. Naturschutzstiftung kreis Osnabrück) zum Schutz der Wie- Landkreis Osnabrück senvögel gefördert. Ab diesem Jahr wird das Projekt inhaltlich und räum- Bedrohung und Förderung lich erweitert und von der Deutschen des Schlupferfolges: Bundesstiftung Umwelt (DBU) unter- Viele Gelege gehen bei der konven- stützt, erstmals werden auch Gelege tionellen Flächennutzung durch land- auf Ackerflächen eingeschlossen. wirtschaftliche Pflegemaßnahmen Das Projekt beruht auf freiwilliger Ver- (Schleppen, Walzen auf Grünland) tragsbasis mit einer Laufzeit von 2006- verloren. Mit einem Verzicht auf diese 2008. Die Landwirte schließen dabei Arbeiten im Grünland können Verlus- jeweils jährliche Verträge ab. Es bietet te – auch anderer bodenbrütender Ar- den beteiligten Landwirten eine pau- ten – vermieden werden. schale Förderung für artenschutz-ori- entierte Bewirtschaftungsänderungen Vertragsvereinbarung zur Pflege während der Brutzeit und eine erfolgs- Die im Frühjahr notwendigen Pflege- orientierte Honorierung für geschlüpfte maßnahmen wie Schleppen und Wal- Gelege bzw. jede erfolgreiche Brut auf zen unterbleiben (Entgelt: 50 €/ha). Flächen, die am Projekt beteiligt sind. Das Projektgebiet bezieht sich auf insgesamt ca. 1.900 ha, davon sind Bedrohung und Förderung allerdings nicht alle Teilräume von Wie- der Jungvögel: senvögeln gleich dicht besiedelt. Im Viele Küken werden insbesonde- gesamten Gebiet brüten u.a. Kiebitze re bei sehr schneller Mahd und gro- (> 130 Brutpaare), Großer Brachvogel ßer Bearbeitungsbreite (Mähwerk) (6-8 BP), Uferschnepfe (20-25 BP) und auf Grünlandflächen ausgemäht, da Bekassine (2-3 BP). Daneben finden dann kaum noch Fluchtmöglichkei- sich gute Bestände von Rebhühnern, ten bestehen. Eine Reduzierung der Wachteln und z.B. auch Steinkäuzen. Bearbeitungsgeschwindigkeit und Be- Die Vertragsvereinbarungen leiten sich grenzung der Mähbreite erhöht die aus den wesentlichen Gefahren für Überlebenschancen der Jungvögel, Gelege und Jungvögel ab: da mehr Zeit zum Ausweichen auf un- bearbeitete Flächen bleibt. Das Ein- Aktiver Gelegeschutz: kesseln flüchtender Küken bei einer Viele Gelege werden bei Düngung und Mahd von außen nach innen, kann bei Mahd von Grünlandflächen bzw. den einer Bearbeitung von innen nach au- diversen Bearbeitungsschritten bei der ßen vermieden werden. Feldbestellung der Äcker zerstört. Mar- Mit der Mahd soll erst nach Rück- kierte Nester können von den Landwir- sprache mit Gebietsbetreuern be- ten bei der Bewirtschaftung umfahren gonnen werden. Ist der Schnitttermin Foto: Diesjährige Uferschnepfe: Flevoland/NL am und verschont werden. rechtzeitig bekannt, können anwe- 23.7.2006; beringt am 29.5.2006 im Projektge- sende Limikolenfamilien am Tag vor biet (Foto: A. Kant)

13 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 12 der anvisierten Mahd durch kurzzei- in Neuenkirchen positiv angenommen. gen gesammelt. Gelegeschutzprojekte tiges Aufstellen von Flatterbändern, Die Maßnahmen des Gelegeschutzes – mit jeweils spezifischen Modifikati- „Vogelscheuchen“ oder Begehungen zeigten in den letzten Jahren schon onen – werden lokal auch in einigen mit Hund zum Ausweichen auf benach- erste Erfolge: anderen Gebieten Niedersachsens barte Flächen animiert werden. durchgeführt (z.B. in Ostfriesland, - Entgegen dem landesweiten Trend Landkreis Wesermarsch oder an der Vertragsvereinbarung zur Mahd sind die Bestände der Wiesenvögel Mittelradde). Neben dem Schutzge- Die Mähgeschwindigkeit ist auf ma- hier stabil. bietsmanagement stellt dieser An- ximal 8 km/h begrenzt, die Mähwerk- - die Bruterfolgswerte beim Kiebitz satz eine Alternative zur Förderung der größe ist auf maximal 3,00 m Breite und der Uferschnepfe sind vergleichs- Wiesenvogelvorkommen in der kon- begrenzt (Entgelt: 50 €/ha). Die Mahd weise gut; der Bestand kann sich of- ventionell genutzten Agrarlandschaft wird von innen nach außen durchge- fensichtlich selbst tragen. dar. Über mögliche landesweite Pro- führt. Mit der Flächenbewirtschaftung gramme wird derzeit auch im Rahmen soll erst nach Anmeldung bei Gebiets- Der Naturschutzansatz im Schnecken- der Neuordnung der Agrarumwelt- betreuern begonnen werden. bruch ist vielversprechend. Die Ak- maßnahmen diskutiert. í zeptanz seitens der Landwirte ist sehr hoch. In der Abwicklung des Projektes Bettina Hönisch & Johannes Melter Das Projekt wurde von den Landwirten wurden bislang nur positive Erfahrun-

Große Brachvögel, Uferschnepfen, Kiebitze und Pfeifenten auf überschwemmtem Grünland (Fotos: Gundolf Reichert)

Homepage des AKFW

Auf der Homepage des „Arbeitskrei- finden sich einige neue Angebote. Die wichtigsten Untersuchungsgebiete ses Feuchtwiesenschutz Westnieder- Dazu zählen detaillierte Informatio- sind kartografisch dargestellt und kön- sachsen“ nen zu Wiesenvogelarten mit Angaben nen damit auch für die regionale und zur Biologie, Verbreitung, Gefährdung kommunale Landschaftsplanung ge- und Schutzmaßnahmen. Nach einer nutzt werden. www.ak-feuchtwiesen.de ähnlichen Gliederung werden zudem charakteristische Pflanzenarten des AKFW Feuchtgrünlandes kurz vorgestellt.

15 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 14 Honorierung ökologischer Leistungen im Grünland

î Ein von der Deutschen Bundes- Verbraucherschutz ein neues Agrar- stiftung Umwelt (DBU) und dem Land förderprogramm konzipiert, das in Nie- Niedersachsen gefördertes Entwick- dersachsen bereits umgesetzt wird lungsvorhaben „Entwicklung und und in das neue Agrar-Umweltförder- Erprobung von Methoden für die er- programm integriert werden soll. gebnisorientierte Honorierung öko- logischer Leistungen im Grünland Das F+E- Projekt und die Umset- Nordwestdeutschlands“ wurde im zungsmöglichkeiten wurden in einer Frühjahr 2006 abgeschlossen. NNA-Tagung am 16./17. Februar 2006 in Schneverdingen vorgestellt und dis- Ziel des Projektes war, fachliche kutiert. Das Programm kann einen Bei- Grundlagen für mögliche Förderricht- trag zur Grünlandförderung leisten. linien zur Erhaltung von artenreichem Offen ist jedoch noch, welche Gebiets- Grünland zu erarbeiten. Dabei wurden kulisse in den Genuss der Fördermög- unter der Projektleitung der Nieder- lichkeit kommt. Eine Beschränkung auf sächsischen Alfred Toepfer Akademie wenige ausgewählte Zielgebiete – wie für Naturschutz Vorschläge zur Ausge- aktuell diskutiert - würde die Wirkung staltung möglicher Förderprogramme dämpfen. Aus Sicht des Naturschutzes und zur verwaltungstechnischen Um- sollte das Förderprogramm jede hoch- setzung entwickelt. wertige Grünlandfläche in Niedersach- Das praxisorientierte Projekt diente sen gleichermaßen einschließen. Der der Entwicklung und Erprobung von Nutzungsdruck auf den letzten Relikt- Förderrichtlinien für die Honorierung flächen ist z.B. in den grünlandärme- ökologischer Leistungen (z. B. Erhalt ren Regionen Niedersachsen ungleich der Biodiversität) im Grünland Nord- größer als z.B. in den Marschen. westdeutschlands auf Grundlage von Pflanzenarten. So wurden insgesamt Die Ergebnisse des Projektes wur- 36 Kennarten als Bioindikatoren für den publiziert im NNA-Bericht 19, 1: Grünlandflächen identifiziert, die auf- „Entwicklung und Erprobung von Me- grund ihrer ökologischen Wertigkeit thoden für die ergebnisorientierte Ho- zukünftig für eine Förderung in Frage norierung ökologischer Leistungen im kommen. Grünland Nordwestdeutschlands“, der bei der Alfred Toepfer Akademie für Neben wissenschaftlichen Grundla- Naturschutz, Hof Möhr, 29640 Schne- genuntersuchungen wurde in dem verdingen, zum Preis von 10,- € (zzgl. Projekt die konzipierte Förderrichtli- Porto) bestellt werden kann. í nie vor Ort in Testgebieten mit Land- wirten erprobt. Darauf aufbauend wurde ein Honorierungssystem erar- Weitere Informationen: beitet und in enger Zusammenarbeit www.artenreiches-gruen- mit dem Niedersächsischen Umwelt- land-nwd.de/index.htm ministerium und dem Niedersächsi- schen Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und

Wiesenschaumkraut, Sumpfdotterblume (Fotos: Gundolf Reichert)

15 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 14 Artenportrait: Das Breitblättrige Kna- benkraut (Dactylorhiza majalis)

Einleitung kator für nicht oder wenig gestörtes und knapp so lang wie der Frucht- î Das Breitblättrige Knabenkraut Feuchtgrünland. Wenn man die Art im knoten. (Dactylorhiza majalis) ist unter den ein- Grünland in größeren Beständen an- Die Blütezeit beginnt in tieferen Lagen heimischen Orchideenarten eine der trifft, kann man sich ziemlich sicher bereits Anfang Mai und endet in hö- häufigsten und bekanntesten. Die- sein, dass das Grünland nicht einer in- heren Lagen Ende Juli. Die untersten se Orchidee ist aber heute bei wei- tensiven Nutzung unterliegt bzw. dass Blüten öffnen sich meist schon, bevor tem nicht mehr so verbreitet, wie sie durch Naturschutzmaßnahmen die der Stengel seine endgültige Höhe er- es noch bis in die 1950er Jahre war. Lebensbedingungen für diese Orchi- reicht hat. Die Knolle ist flach und drei- In älteren Floren sind aufgrund der da- dee wieder hergestellt wurden. teilig-handförmig. Ihr verdankt die Art maligen Häufigkeit der Art meistens ihren Vornamen „Dactylorhiza“, denn keine Einzelfundorte angegeben. Ins- Beschreibung dieser bedeutet übersetzt: „Finger- besondere in Feuchtwiesen (Sumpf- Das Breitblättrige Knabenkraut er- Wurzel“. dotterblumen-Wiesen) kam die Art reicht Wuchshöhen von 15 bis 40 cm, nicht selten in Massenbeständen vor, kräftige Pflanzen auch von 60 cm. Die Vermehrung und Fortpflan- so dass im Mai oder Juni der rosaro- drei bis acht dunkel gefleckten Laub- zung te Blühaspekt des Breitblättrigen Kna- blätter sind am Stengel verteilt. Die Die Vermehrung des Breitblättri- benkrauts weithin sichtbar war. Heute unteren Laubblätter sind eiförmig bis gen Knabenkrautes erfolgt entweder gibt es nur noch wenige Standorte, an eiförmig-lanzettlich mit einer Länge über Samen oder durch das Wachs- denen diese Orchidee in Massen vor- von 6 bis 18 cm und einer Breite von tum von Tochterknollen. Die Samen kommt. Oft hat sie sich in die Bereiche 1,5 bis 3,5 cm. Die oberen Laubblätter sind sehr klein (wie Staubkörnchen) entlang von Gräben zurückgezogen werden zunehmend kleiner und sind und mit bloßem Auge kaum als sol- oder ist sogar ganz verschwunden. mehr lanzettlich geformt. Die Trag- che zu erkennen. Der Samen enthält Aufgrund der relativ hohen Ansprüche blätter sind ungefähr so lang wie die keinerlei Nährgewebe für den Keim- an den Lebensraum ist das Breitblätt- Blüte, sie bedecken diese vor dem ling. Eine Keimung kann nur mit Hilfe rige Knabenkraut ein guter Bioindi- Aufblühen. eines speziellen Wurzelpilzes (Mykor- Der 4 bis 15 cm lange, dichtblüti- rhiza) erfolgen. Die Art kann daher nur ge Blütenstand (siehe Abb. 1) ist zu- an Standorten leben, die auch für den nächst konisch, im aufgeblühten Wurzelpilz geeignet sind. Zustand deutlich zylindrisch und ent- hält 7 bis 40 Blüten. Die Blüten sind Ökologie und Vergesellschaf- purpurrot, selten hellrosa oder weiß tung gefärbt. Die seitlichen Blütenhüllblät- Das Breitblättrige Knabenkraut kommt ter des äußeren Kreises der Blütenhül- auf nassen, mäßig nährstoffreichen, le stehen schräg oder senkrecht nach sauren und meist kalkarmen Gley- oben. Sie sind 7 bis 12 mm lang und oder Niedermoorböden in Flach- und 2,5 bis 5 mm breit. Das mittlere Blü- Quellmooren, in Dünentälern, auf älte- tenhüllblatt ist kleiner und bildet mit ren Spülflächen, an Graben- und Ka- den beiden seitlichen Blütenhüllblät- nalrändern und manchmal auch in tern des inneren Kreises einen „Helm“. lichten Auwäldern vor. Diese sind 6 bis 11 mm lang. Die drei- Die Vegetation, in der die Art anzutref- lappige Lippe ist 5 bis 10 mm lang und fen ist, ist relativ vielfältig. So findet 7 bis 14 mm breit. Die Lippenform und man sie in den Pflanzengesellschaf- das Lippenmuster sind sehr variabel. ten der Sumpfdotterblumen-Wie- Im helleren, mittleren Bereich der Lip- sen, der Kleinseggenriede, der lichten pe setzt sich die Zeichnung aus Lini- Röhrichte und verschiedener Feucht- en, Strichen oder Punkten zusammen. waldtypen. Der Sporn ist etwas abwärts gebogen

Abb. 1: : Blütenstand des Breitblättrigen Knabenkrauts (Foto: Bernhard Volmer)

17 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 16 Verbreitung und Bild. - Graz (Leopold Stocker-Verlag). 95 S. sofern diese nicht bereits erfolgt ist. OBERDORFER, E. (1990): Pflanzensoziologische Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich Maßnahmen zum Schutz des Breit- Exkursionsflora. - Stuttgart (Ulmer). 1050 S. in Europa von den Pyrenäen bis zum blättrigen Knabenkrauts sind meis- PRESSER, H. (2002) : Die Orchideen Mitteleuropas Baltikum und an den Don. Südlich der tens auch Maßnahmen zum Schutz und der Alpen. Variabilität, Biotope, Gefährdung. - Alpen kommt das Breitblättrige Kna- der Feuchtgrünlandgesellschaften und 2. Aufl. Hamburg (Nikol Verlagsgesellschaft). 374 S. benkraut nicht vor, in Südskandinavi- aller daran gebundenen Organismen. SUNDERMANN, H. (1980): Europäische und medi- terrane Orchideen. Eine Bestimmungsflora mit Be- en ist es selten. Dazu zählen nicht zuletzt auch viele rücksichtigung der Ökologie. - 3. Aufl. Hildesheim In Deutschland ist das Breitblättrige Wiesenvogelarten. í (Brücke-Verlag Kurt Schmersow). 280 S. Knabenkraut weit verbreitet, es sind WEBER, H. E. (1995): Flora von Südwest-Nieders- achsen und dem benachbarten Westfalen. - Osna- jedoch viele Standorte bereits erlo- Literatur brück (H. Th. Wenner). 770 S. schen, besonders in West- bis Nord- BAUMANN, H. & S. KÜNKELE (1988): Die Orchi- deutschland. deen Europas. 247 Arten, 51 Unterarten. - Stutt- gart (Franckh). 192 S. Im westlichen Niedersachsen hat die Andreas Otto BUTTLER, K. P. (1986): Orchideen. Die wildwach- Art heute Verbreitungsschwerpunk- senden Arten und Unterarten Europas, Vordera- te im südlichen Teil des Landkreises siens und Nordafrikas. - München (Mosaik). 288 S. Orchideen-Link im Internet: Osnabrück und in Teilen Ostfrieslands. GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Auch in anderen Bereichen des westli- Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. - Inform. D. Naturschutz Niedersachs. 24/ www.orchideen-kartierung.de chen Niedersachsens kam die Art frü- 1. S. 1-76. her zum Teil in größeren Beständen vor GARVE, E. (1994): Atlas der gefährdeten Farn- und (siehe Abb. 2). Diese sind heute zum Blütenpflanzen in Niedersachsen und Bremen. großen Teil nicht mehr vorhanden. So Kartierung 1982-1992. - Naturschutz Landschafts- pfl. Niedersachs. 30/1-2. S. 1-895. sind beispielsweise für den Bereich NOWAK, N. (2003): Heimische Orchideen in Wort zwischen Diepholz und Papenburg nur noch wenige, meist kleine Bestände verzeichnet.

Gefährdung und Naturschutz Der deutliche Rückgang des Breit- blättrigen Knabenkrauts in den letzten Jahrzehnten ist anhand der Verbrei- tungskarte (Abb. 2) gut zu erkennen. Dennoch hat die Art sich an vielen Stellen halten können und die Situati- on ist bei weitem nicht so alarmierend wie z.B. beim Fleischfarbenen Kna- benkraut (Dactylorhiza incarnata), das im westlichen Niedersachsen nur noch in wenigen Restbeständen vorkommt. Der deutlichen Rückgangstendenz entsprechend ist das Breitblättrige Knabenkraut in der Roten Liste für Niedersachsen (GARVE 2004) als stark gefährdet (Gefährdungsstufe 2) einge- stuft. Bundesweit hat es die Gefähr- dungsstufe 3 (gefährdet). Hauptursachen für den Rückgang der Art sind Nährstoffeintrag durch Dün- gung, Trockenlegen der Standorte, intensive Beweidung, Umbrüche und Verbrachung. Die Abnahme der Art dokumentiert gleichzeitig auch den Abb. 2: Verbreitung des Breitblättrigen Knabenkrauts in Niedersachsen (aus GARVE Rückgang der artenreichen Feucht- 1994), (rotes Symbol: Nachweise ab 1982, grau unterlegt: Nachweise vor 1982) wiesen. Zur Verbesserung der Situation des Breitblättrigen Knabenkrauts ist eine Extensivierung der Grünlandnutzung notwendig. Geeignete Maßnahmen sind z.B. Reduzierung oder Einstellung der Düngung und Wiedervernässung. Die noch vorhandenen Bestände der Art und ihre Lebensräume sollten vor einer Intensivierung der Nutzung be- wahrt werden. Dies ist i.d.R. nur durch eine Unterschutzstellung zu erreichen,

17 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 16 Atlas deutscher Brutvogelarten „ADEBAR“

Lange Jahre mussten die deutschen (NOV) und des Dachverbandes Deut- Regionalkoordinatoren: Ornithologinnen und Ornithologen scher Avifaunisten (DDA). So werden Ostfriesland: Torsten Penkert (OVO) mehr oder weniger neidvoll auf viele z. B. die Ergebnisse der Probeflä- Landkreis Emsland: Heiko Rebling ihrer Nachbarländer schauen, wenn es chenkartierungen häufiger Arten in der Landkreis Grafschaft Bentheim: Jan- um die Präsentation eines neuen, na- Normallandschaft direkt für das At- Harm Mülstegen tionalen Brutvogelatlas ging. So ha- lasprojekt genutzt. Zusätzliche, ein- Landkreis Osnabrück: Johannes Mel- ben uns u.a. die Niederländer oder die jährige Probeflächenkartierungen zu ter Schweizer vorgemacht, wie man in ei- Atlaszwecken werden helfen, die Da- ner Gemeinschaftsleistung zu einem tengrundlage für Hochrechnungen zu Die Anschriften und weitere Informati- modernen, gehaltvollen und internati- verbessern. Umgekehrt werden wir onen sind über den Landeskoordinator onal gelobten Brutvogelatlas kommen mit der Atlaskartierung viele Fragen im Thorsten Krüger, Tel.: 0511-3034- kann. Ein Brutvogelatlas moderner Zusammenhang mit Hochrechnungen 3222, e-mail: thorsten.krueger@nlwkn- Prägung zeigt die Verbreitung und die und bundesweiten Trendabschätzun- h.niedersachsen.de Häufigkeit aller Brutvögel in einem be- gen beantworten können. stimmten Zeitabschnitt. Daran lässt Kartiert wird in Niedersachsen auf sich aus den Ergebnissen erkennen, Grundlage von Messtischblatt-Qua- Internet-Adressen: welche Arten eine eingeschränkte, dranten. Dabei müssen nicht alle Ar- www.ornithologie-niedersachsen.de welche eine weite Verbreitung haben ten kartiert werden. Je Messtischblatt und welche sich auf wenige Brutge- ist grob mit einem Erfassungsaufwand www.dda-web.de biete konzentrieren. Genauso wird au- von ca. 60-80 Erfassungsstunden über genfällig, welche Arten „geringe“ und einen Zeitraum von zwei Jahren zu www.vogelmonitoring.de welche „große“ Bestände aufweisen. rechnen, wobei in erster Linie die mit- Damit stellt ein Brutvogelatlas auch telhäufigen Vogelarten gezielt erfasst Literatur: unentbehrliche Grundlagen für die Ein- werden sollen. Dazu liegen detaillier- Gedeon, K., A. Mitschke & C. Sudfeldt; Hrsg. stufung in Rote Listen sowie die Pri- te methodische Anweisungen vor, die (2006): Brutvögel in Deutschland. Erster Bericht. Hohenstein-Ernstthal. oritätensetzung im Vogelschutz zur z.B. auch im ersten Zwischenbericht Verfügung. der „Brutvögel in Deutschland“ publi- Es existieren für Deutschland bereits ziert wurden und die allen Mitarbeitern zahlreiche regionale Bestandserhe- zur Verfügung gestellt werden. bungen, für die meisten Bundesländer Die Kartierungen wurden mit der auch landesweite Atlanten. Die ein- Brutsaison 2005 begonnen und sol- zelnen Vorhaben waren jedoch weder len 2008 abgeschlossen werden. Die methodisch noch zeitlich abgestimmt. Mitgliedsverbände der „Arbeitskrei- Somit konnte eine Zusammenfas- ses Feuchtwiesenschutz Westnieder- sung der Ergebnisse auf Bundesebene sachsen“ beteiligen sich an diesem (Rheinwald 1993) nur einen stark ver- Projekt, für die nächsten Jahre stellt einfachten Überblick liefern. es den Schwerpunkt der Erfassungs- Mit der Gründung der Stiftung „Vogel- tätigkeiten dar. In dieser Region sind monitoring Deutschland“ haben die große Flächen zu bearbeiten; ange- Bestrebungen, auch hierzulande ei- sichts einer nicht gerade hohe „Orni- nen aktuellen, einheitlichen Brutvogel- thologen-Dichte“ sind reichlich MTB`s atlas auszuarbeiten, starken Aufwind zu schultern. Dies kann nur gelingen, erfahren. Ziel des neuen Atlasprojekts wenn sich möglichst viele Personen an „ADEBAR“ (= Atlas deutscher Brutvo- den Erfassungen beteiligen. gelarten) ist es, eine deutschlandweite Der Arbeitskreis bittet deshalb alle vo- Erfassung der Brutvögel nach defi- gelkundlichen interessierten Mitar- nierter, einheitlicher Methode durch- beiter um Teilnahme an dem Projekt, zuführen. Nach dem Vorbild aus den damit letztlich auch das westliche Nie- Nachbarländern soll auch für Deutsch- dersachsen vollständig abgedeckt land eine neue Grundlage geschaffen werden kann. Alle Mitarbeiter werden werden, auf deren Basis in Zukunft über den Fortgang des Projektes re- langfristig Arealveränderungen in der gelmäßig unterrichtet; zudem finden Vogelwelt erkannt und dokumentiert auf der Landes- und den regionalen werden können. Dabei profitiert das Ebenen Treffen der Kartierer statt, in Atlasprojekt von den laufenden Mo- denen Zwischenergebnisse vorgestellt nitoringprogrammen der Niedersäch- und diskutiert werden. sischen Ornithologischen Vereinigung

19 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 18 Neue Publikationen

Paul Knolle, Erich Meyer, Jan- Harm Mülstegen & Günter im negativen Sinn die Tiere und Pflan- Die Artikel in den neuen BzV bieten Niehaus: „Vögel in der Graf- zen der feuchten Wiesen und Weiden, wieder einmal einen hervorragenden schaft Bentheim - Eine kom- z.T. mittlerweile sogar existentiell be- Ein- und Überblick in aktuelle Themen mentierte Übersicht aller troffen. des Vogelschutzes in Deutschland. Die beobachteten Vogelarten“. Reihe kann übrigens zum Peis von € Herausgeber und Bezug: Heimatverein DRV, Deutscher Rat für Vogel- 8,80 je Heft auch abonniert werden. Grafschaft Bentheim e.V., Nordhorn schutz & NABU, Naturschutz- 2005, Lingener Straße 17, D-48531 bund Deutschland (2005): NABU (2006): Landwirtschaft Nordhorn. 17 x 24,5 cm, 296 Seiten, Berichte zum Vogelschutz 42. 2015. Perspektiven und An- ISBN 3-922428-72-X. Preis: € 28,80. 194 S. mit vielen Tab., Abb. und Fotos. forderungen aus Sicht des Na- Erstmals seit 1940 wird mit dieser Ver- Bezug: LBV, Eisvogelweg 1, 91161 Hil- turschutzes. öffentlichung eine aktuelle Übersicht poltstein, e-mail: [email protected], ISSN 66 S. mit zahlreichen Tab. und Abb. der in der Grafschaft Bentheim beo- 0944-5730, Preis: € 11,80. Bezug: NABU-Bundesverband, Her- bachteten Vogelarten vorgelegt. Sie Etwa einmal jährlich werden von DRV bert-Rabius-Str. 26, D-53225 Bonn, richtet sich an alle natur- und heimat- und NABU die „Berichte zum Vo- e-mail: [email protected] (gegen Ein- kundlich interessierten Menschen, die gelschutz“ herausgegeben; Heft 42 sendung von sieben Briefmarken à sich über Vorkommen und Häufigkeit (2005) erschien im August 2006. Die 55 Cent). der Vögel im südwestlichsten Land- BzV behandeln aktuelle Entwicklungen Mit dem Strategiepapier möchte sich kreis Niedersachsens informieren wol- aus dem Bereich des Vogelschutzes der NABU mit einem eigenen Konzept len. Das Buch ist für einen breiten und der Vogelkunde. Das neue Heft in die agrar- und umweltpolitische Dis- Leserkreis geschrieben und stellt be- umfasst insgesamt 12 Einzelbeiträge. kussion für eine zukunftsfähige Land- wusst keine Avifauna im herkömmli- Je zwei umfassende Artikel beschäf- wirtschaft einbringen. chen Sinn dar. tigen sich mit den Themen „Geflü- Nach einer Analyse der aktuellen Si- Es gliedert sich in folgende Kapitel: gelpest bei Wildvögeln“ und der tuation in der Landwirtschaft wer- Einleitung (mit Angaben zum Daten- „Vogeljagd in Europa“. Darüber hinaus den Szenarien entwickelt, wie sich material und zur Methodik) - Land- werden u.a. ausführlich das Konzept die Landwirtschaft bis zum Jahr 2015 schaft und Vögel im Wandel der Zeit „Prioritäre Arten für den Vogelschutz entwickeln könnte und welche Kon- - Artenliste (macht mit ca. 170 Seiten in Deutschland“, „Das Kriteriensystem sequenzen diese für Natur und Land- den größten Teil aus) - Glossar - Litera- für die nächste Rote Liste der Brutvö- schaft bedeuten. Es wird ein Leitbild tur - Bestimmungsbücher, CDs, Weba- gel Deutschlands“ und „Vogelschutz- für Ziele des Naturschutzes mit qua- dressen - Verantwortliche Autoren und programme in Deutschland: Übersicht, litativen und quantitativen Vorgabe Bildnachweise - Register. Zahlreiche Bilanz und Perspektiven – Ergebnis- entwickelt und entsprechende Hand- Aquarelle des bekannten niederländi- se einer Fachtagung“ behandelt. In lungserfordernisse aufgezeigt. schen Vogelmalers Erik van Ommen einem aufschlussreichen Beitrag „Su- Der NABU fordert, dass die Agrarre- und viele Fotos aus der Grafschaft per-Airbus im Mühlenberger Loch form hin zu einer weiteren Entkopp- Bentheim (aktuelle und historische) – Wie Europas größtes Süßwasser- lung geführt werden sollte – eine vervollständigen das fast durchgängig watt zum Industriegebiet wurde“ wird Entkopplung von festen Betriebs- oder farbig gestaltete Buch. deutlich, welch geringen Stellenwert Flächenprämien hin zu einer leistungs- Insbesondere die Fotos spiegeln sehr Naturschutz in Deutschland – trotz gerechten Bezahlung der Landwirt- anschaulich den dramatischen Wan- EU-Richtlinien – unter dem ökonomi- schaft. del der Landschaft in den letzten Hun- schen Diktat bisweilen immer noch ha- dert Jahren wieder. Leider sind davon ben kann.

Rotschenkel (Foto: Gundolf Reichert)

19 ׀ 2006 ׀ Nr. 7 ׀ AKFW e.V. FEUCHTWIESEN – INFO ׀ 18 ARBEITSKREIS FEUCHTWIESENSCHUTZ WESTNIEDERSACHSEN e.V.

Biologische Station Rieselfelder Münster

Biologische Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems (BSH) * Naturschutzgruppe Unterems

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisgruppen: * Cloppenburg * Emsland * Graf- schaft Bentheim

Naturschutzbund Deutschland(NABU): Kreisgruppen Aschen- dorf-Hümmling * Dümmer * Grafschaft Bentheim * Leer * Lingen * Meppen * Osnabrück * Vechta

RANA, Regionale Arbeitsgruppe Naturschutz im Artland

Interessen-Gemeinschaft-Raddetal

Ornithologische Vereinigung Ostfriesland (OVO)

Unterstützen Sie den Wiesenvogelschutz in Westniedersachsen! Effektiver Schutz vom Aussterben be- drohter Wiesenvögel ist nur möglich, wenn dafür erhebliche finanzielle Mittel eingesetzt werden. Der „Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V.“ hat in den ver- gangenen Jahren wichtige Projekte zur Erhaltung von Wiesenvogellebensräumen Spenden- gefördert, zum Beispiel durch Zuwen- dungen für den Ankauf von Flächen oder aufruf! die Schaffung von Blänken. Auch Öffent- lichkeitsarbeit, wie die Herausgabe eines Infoheftes, kostet Geld. Bitte unterstützen Sie die Tätigkeit des Arbeitskreises durch eine Spende auf das Konto des Vereins: Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz West- niedersachsen e.V. Kto-Nr. 100 793 900 Raiffeisen- und Volksbank Nordhorn eG BLZ 267 600 05 Vielen Dank!

ISSN 1612-8273