Important Bird Areas (Bedeutende Vogelschutzgebiete) in Deutschland 17 ]
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[ SUDFELDT, C. et al.: Important Bird Areas (Bedeutende Vogelschutzgebiete) in Deutschland 17 ] CHRISTOPH SUDFELDT und DANIEL DOER (Dachverband Deutscher Avifaunisten) HERMANN HÖTKER, CLAUS MAYR und CHRISTIAN UNSELT (NABU-Naturschutzbund Deutschland) ANDREAS VON LINDEINER (Landesbund für Vogelschutz Bayern) HANS-GÜNTHER BAUER (AG „IBA“ im Deutschen Rat für Vogelschutz) Important Bird Areas (Bedeutende Vogelschutzgebiete) in Deutschland - überarbeitete und aktualisierte Gesamtliste (Stand 01.07.2002) - Abstract Sudfeldt, C., D. Doer, H. Hötker, C. Mayr, C. Unselt, A.v. Lindeiner & H.-G. Bauer: Important Bird Areas in Germany – revised updated and completed list (state of 1st July 2002). Ber. Vogelschutz 38: 17-109. BirdLife International’s publications on IBAs in 1989 and in 2000 mentioned 107 sites and 285 sites resp. in Germany. Meanwhile, through recent intensive investigations, the list of German IBAs has been completed and now contains 542 sites which are named and briefly characterized in this publication. IBAs cover an area of 56.509 km² in Germany, equal to a share of 15.8 of land surface. IBAs were selected in accordance with internatio- nal criteria which are specified for Germany by DOER et al. (2002) in this issue. Data collection and site selection have been performed by the federal branches of NABU (BirdLife partner Germany) and regional ornithological societies under the umbrella of Dachverband Deutscher Avifaunisten. The procedure of site selection in different federal states is detailed in separate chapters. The list of IBAs is sorted by federal states and shows names, national and international codes, geographical coordinates, size, and criteria used for selection. For IBAs which have been designated as SPAs, SPA codes are given. It is also noted whether SPAs cover the IBAs completely (more than 75 % of the area) or incompletely (less than 75 % of the area). Keywords: Important Bird Area, Special Protection Area, Germany, updated list, EU Birds Directive, bird conservation Correspondence: Christoph Sudfeldt, Daniel Doer Dachverband Deutscher Avifaunisten, Geschäftsstelle, Coermühle 100, 48157 Münster eMail: [email protected], [email protected] Hermann Hötker, Claus Mayr, Christian Unselt NABU Institut, Goosstroot 1, 24861 Bergenhusen eMail: [email protected], [email protected], [email protected] Andreas von Lindeiner Landesbund für Vogelschutz (LBV), Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein eMail: [email protected] Hans-Günther Bauer Am Obstberg 1, 78315 Radolfzell-Möggingen eMail: [email protected] [ 18 Ber. Vogelschutz 38 (2002): 17-109 ] 1. Schutzgebiete für Vögel in Europa Das „Important Bird Area“-Programm von Bird- erfüllen, nach einschlägiger Rechtsprechung Life International und seinen nationalen Partner- des Europäischen Gerichtshofes zur Auswei- organisationen (in Deutschland ist dies der sung von „Special Protection Areas“ nach Art. NABU-Naturschutzbund Deutschland) ist si- 4 der Vogelschutzrichtlinie herangezogen wer- cherlich eines der wirkungsvollsten Instrumen- den können. te des nicht-behördlichen Vogelschutzes. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Kriterien wer- den von Naturschutzverbänden und ornitholo- Das „Important Bird Area“-Programm gischen Vereinigungen im Rahmen dieser welt- von BirdLife International weiten Initiative Gebiete für den Schutz aller Entwickelt wurde das IBA-Programm bereits vor Vogelarten der Erde identifiziert – die sogenann- etwa zwei Jahrzehnten, nachdem der Rat der Eu- ten Important Bird Areas [IBA1 ]. Besondere ropäischen Gemeinschaft am 2. April 1979 die Bedeutung kommt dabei denjenigen Gebieten zu, EU-Vogelschutzrichtlinie [VSchRL] verabschie- die Vogelarten beherbergen, die in ihrem Bestand det hatte. In den 1980er Jahren begann eine Grup- bedroht sind bzw. die in ihrer Verbreitung be- pe von Sachverständigen im Auftrag des Euro- grenzt sind, und für die deshalb bestimmte Län- parates und der europäischen Naturschutzver- der oder Regionen eine besondere Verantwor- bände zur Erfüllung der Verpflichtungen aus der tung haben. VSchRL damit, ein Konzept für die Auswahl der Die 1979 in Kraft getretene EU-Vogelschutz- für den Vogelschutz zahlen- und flächenmäßig richtlinie (79/409/EWG) sieht die Ausweisung geeignetsten Gebiete zu erarbeiten – allen voran von „Besonderen Schutzgebieten“ (Special Pro- der Internationale Rat für Vogelschutz2 [ICBP] tection Areas) für regelmäßig in Europa vorkom- mit seinen Partnerverbänden und das Interna- mende Vogelarten vor, von denen eine ganze Rei- tional Waterfowl and Wetlands Research he der gefährdeten (aber nicht alle!) explizit im Bureau3 [IWRB]. Für Deutschland war bis 1992 Anhang I der Richtlinie aufgeführt sind. Um die die Deutsche Sektion des Internationalen Rates Erfüllung der Vorgaben der EU-Vogelschutzricht- für Vogelschutz4 [DS/IRV] zuständig. Seitdem linie bzw. ihre Umsetzung durch die EU-Mitglied- übernimmt der Naturschutzbund Deutschland staaten zu überprüfen, hat BirdLife Internatio- [NABU] als deutscher Partner von BirdLife In- nal sein Kriteriensystem zur Identifikation von ternational diese Aufgabe. Nach mehreren Vor- IBA gezielt um die „ornithologischen Kriterien“ läuferstudien (PARSLOW & EVERETT 1981; OSIECK zur Auswahl von Special Protection Areas er- & MÖRZER BRUYNS 1981; VAN DER VEEN 1984; gänzt (sogenannte C-Kriterien, s. DOER et al. GRIMMETT & GAMMELL 1989) wurde erstmals 1989 2002). Einzelne Vorgaben der Vogelschutzricht- ein europäisches Verzeichnis von IBA5 erarbei- linie, die einen gewissen Interpretationsspiel- tet (GRIMMETT & JONES 1989) und auf seine Eig- raum zuließen, wurden von BirdLife Internatio- nung zur Ausweisung von Schutzgebieten nach nal konkret mit Zahlen und Fakten gefüllt, so der VSchRL („Special Protection Areas“6 , [SPA]) dass Important Bird Areas, die diese Kriterien geprüft (WALICZKY 1994). 1 Grundsätzlich werden die Abkürzungen IBA und SPA zur leichteren Lesbarkeit immer im Singular verwendet, auch dann, wenn der Plural gemeint ist. Die in diesem Beitrag verwendeten fachlichen Abkürzungen werden in einem kurzen Glossar auf S. 156 erläutert. 2 International Council for Bird Preservation, Anfang der 1990er Jahre umbenannt in BirdLife International. 3 1995 umbenannt in Wetlands International. 4 1992 umbenannt in Deutscher Rat für Vogelschutz. 5 In Deutschland wird für IBA auch der Terminus „Bedeutende Vogelschutzgebiete“ synonym verwendet. 6 In Deutschland werden für SPA die Termini „Besondere Schutzgebiete“ (BSG) bzw. auch (selten) „Europäisches Vogelschutzgebiet“ synonym verwendet. [ SUDFELDT, C. et al.: Important Bird Areas (Bedeutende Vogelschutzgebiete) in Deutschland 19 ] Da seinerzeit das Wissen um Vorkommen und Mitgliedsverbände des Dachverbandes Deut- Verbreitung vieler Vogelarten noch nicht den scher Avifaunisten) auf Bundes- und Länder- heutigen Stand erreicht hatte, musste das An- ebene auf, die deutsche IBA-Liste für die von fang der 1990er Jahre aufgestellte IBA-Inventar BirdLife International geplante Revision des zwangsläufig unvollständig bleiben. So ergab 1989er-Inventars zu überarbeiten. Bis zum Ab- eine Überprüfung, dass im wesentlichen Feucht- gabetermin dieser Abfrage im Juli 1998 wurden gebiete von internationaler Bedeutung (Ramsar- auf der Grundlage des in den 1990er Jahren deut- Gebiete) bzw. die von den Verbänden vorgeschla- lich gestiegenen Wissenszuwachses zunächst genen „Ramsar-Kandidaten“ erfasst worden 285 IBA identifiziert, die in HEATH & EVANS (2000) waren, über die seinerzeit bereits umfassendes publiziert sind. Da es aufgrund der Größe und Datenmaterial vorlag, das im Zusammenhang mit der föderalen Struktur Deutschlands jedoch der 1971 verabschiedeten Ramsar-Konvention nicht gelang, unter Beachtung der fachlichen gesammelt worden war. Schutzgebiete für Vogel- Kriterien fristgerecht ein vollständiges IBA-Ver- arten der Pionierlebensräume, der offenen Kul- zeichnis vorzulegen, wurde dem deutschen Ka- turlandschaft wie auch der Wälder gab es kaum. pitel eine „Cautionary Note“ vorangestellt, die Aufgrund dieser Defizite konnte der Schutz der die Liste ausdrücklich als „vorläufig“ kennzeich- Vogelarten, die derartige Lebensräume nutzen, nete und eine Publikation des endgültigen deut- mit dem ersten IBA-Verzeichnis nicht in ausrei- schen IBA-Verzeichnisses im Fachorgan von chendem Maße erreicht werden. Außerdem hat- DRV und NABU, den „Berichten zum Vogel- te BirdLife International die IBA-Kriterien wei- schutz“, ankündigte (UNSELT et al. 2000). Das hier terentwickelt. Insbesondere das Konzept der veröffentlichte Gesamtverzeichnis der deutschen „Species of European Conservation Concern“ IBA stellt nun das Ergebnis dieser umfassen- (EVANS 1994, TUCKER & HEATH 1994) wurde in den und mehr als fünf Jahre dauernden Recher- das Kriterienschema einbezogen (siehe B-Krite- che dar. Mit Stand vom 1. Juli 2002 wurden von rien in DOER et al. 2002). Es bestand also offen- den deutschen Verbänden 542 IBA identifiziert. sichtlicher Bedarf an einer Überarbeitung der Sie decken eine Gesamtflächengröße von gut IBA-Liste, die BirdLife International in der zwei- 56.509 km2 (Landflächenanteil) ab, das entspricht ten Hälfte der 1990er Jahre mit enormen Auf- 15,8 % der Landfläche Deutschlands (s. auch wand begann und im Jahr 2000 mit der Vorlage Tab. 1 und Abb. 1). des aktualisierten IBA-Verzeichnisses mit Stand vom Juli 1998 abschloss (HEATH & EVANS 2000). Kriterien für Important Bird Areas IBA bilden das Rückgrat des gebietsbezogenen Umsetzung des IBA-Programms in Vogelschutzes. Sie werden anhand einheitlicher, Deutschland wissenschaftlich