Sumpfohreule Asio Flammeus Als Brutvogel Im Leda-Jümme- Gebiet (Landkreis Leer) Im Sommer 2014
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 44 (2014) 67 Sumpfohreule Asio flammeus als Brutvogel im Leda-Jümme- Gebiet (Landkreis Leer) im Sommer 2014 Helmut Kruckenberg, Thomas Munk & Marian Max Meyer KRUCKENBERG , H., T. M UNK & M. M. M EYER (2014): Sumpfohreule Asio flammeus als Brutvogel im Leda-Jümme-Gebiet (Landkreis Leer) im Sommer 2014. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 44: 67-77. Im Frühjahr und Sommer 2014 konnte eine große Anzahl brütender Sumpfohreulen Asio flammeus in der Leda-Jümme-Niederung (Ostfriesland, Niedersachsen) festgestellt werden. Erstmalig wurde die gesamte Niederung intensiv während der beginnenden Brutzeit von Mitte März bis in den Mai hinein kartiert. Obwohl bereits seit Beginn der 1990er Jahre regel - mäßig Bruten der Sumpfohreule im Gebiet beobachtet wurden, war die Zahl von mindestens 8 Brutpaaren im Sommer 2014 überraschend hoch. Damit könnte die Leda-Jümme-Niederung das zweitwichtigste Brutgebiet für diese bedrohte Art in Niedersachsen sein. Wir diskutieren Gefährdungsursachen und Schutzerfordernisse. H. K., Am Steigbügel 3, D-27283 Verden (Aller), [email protected]; T. M., 3. Südwieke 291, D-26817 Rhauderfehn, [email protected]; M. M. M., Borgweg 1a, D-26817 Rhauderfehn, [email protected] Einleitung Innerhalb Europas beherbergen Russland, Weiß - russland, Skandivavien und Großbritannien jeweils Sumpfohreulen Asio flammeus (Abb. 1, 2) brüten mindestens 1.000 Brutpaare (SOVON 2002). In in der Neuen wie in der Alten Welt weit verbreitet Deutschland hat der Bestand der Sumpfohreulen zwischen der hohen Arktis und den gemäßigten stark abgenommen, und die Art hat sich auf kleine Breiten ( CRAMP 1985). In Europa besiedelt sie die Teile des ehemaligen Verbreitungsgebietes zurück - nördlichen Bereiche von Island über die britischen gezogen ( BOSCHERT 2005). So brüteten Mitte der Inseln und Skandinavien bis nach Nordrussland. In 2000er Jahre nur noch 75-175 bzw. 60-130 Brut - Mitteleuropa findet man sie verstreut in einem paare (BP; MEBS & S CHERZINGER 2008, B OSCHERT Streifen nördlich der Alpen, es gibt spärliche Vor - 2005), von denen mindestens 40-60 BP auf den kommen in Nordspanien und Frankreich ( HUNTLEY ostfriesischen Inseln brüteten ( DIERSCHKE 2008). et al. 2007). Neben den Tundren und Sumpfgebieten Einzig hier im Nationalpark Niedersächsisches Wat - Osteuropas bevorzugen Sumpfohreulen offene tenmeer, wo die Art mindestens seit der vorletzten Grasslandgebiete, Moorgebiete und Marschen Jahrhundertwende regelmäßig brütet ( LEEGE 1909), (CRAMP 1985, B AUER et al. 2005). Für Deutschland hat sich aufgrund der dort vorherrschenden Dü - geben MEBS & S CHERZINGER (2008) bevorzugte Le - nenvegetation, einer maximal extensiven Land - bensräume als offene Landschaften mit niedriger, wirtschaft sowie stabilen Mäusevorkommmen, die aber deckungsreicher Vegetation an (Abb. 3). Nach letzte Hochburg der Eulenart in Deutschland ge - MANNES (1986) sollen auch in Niedersachsen Rest - halten ( KNIPPING & B RANDT 2012). hochmoorflächen mit Pfeifengrasbeständen die bevorzugten Brutgebiete gewesen sein, daneben In Norddeutschland brütete sie ursprünglich auch auch Ruderalflächen. In Mittel- und Westeuropa in den ausgedehnten Moorlandschaften sowie seit hat der Bestand durch Lebensraumzerstörung und Mitte des 19. Jahrhunderts dann auf den Ostfriesi - –verschlechterung in den letzten Jahrzehnten stark schen Inseln ( DIERSCHKE 2008). Auf dem Festland abgenommen (SOVON 2002). des Landkreises Leer brütet die Art weit verstreut 68 KRUCKENBERG et al.: Sumpfohreule als Brutvogel im Leda-Jümme-Gebiet einige seltene Arten, wie z. B. die Brutvorkommen der Sumpfohreule, die hier vorgestellt werden sollen. Material und Methoden Die Sumpfohreulen im Leda- Jümme-Gebiet werden durch die lokalen Vogel - kundler bereits seit einigen Jahren intensiv beobachtet, jedoch wurde ergänzend in 2014 eine wöchentliche Er - fassung der Gastvögel im Gesamtgebiet durchgeführt und so auch die Randflä - chen der Niederung relativ intensiv erfasst. Mit dem Abb. 1: Angreifende Sumpfohreule im Holter Hammrich, 29.05.2014, Foto: Marian ersten Auftreten revieran - Max Meyer. – Aggressive Short-eared Owl. Polder Holte. zeigender Eulen im März wurde das Gebiet mehrmals und in Abhängigkeit von Mäusegradationen ( GERDES wöchentlich flächendeckend abgesucht. Entspre - 2000). Über die Verbreitung vor den 1960er Jahren chend der Kriterien in SÜDBECK et al. (2005) wurde ist nur wenig bekannt, aber seit 1968 wurden das Verhalten der Reviervögel gewertet, wenn ab immer wieder Bruten nachgewiesen. Seit 1984 Mitte April balzende oder revieranzeigende Vögel brütete die Art häufiger im Fehntjer-Tief-Gebiet, beobachtet wurden (zur Abgrenzung von Brutver - wo sie dann seit 1993 regelmäßig vorkommt dacht zu Brutnachweis vgl. SÜDBECK et al. [2005]). (NLWKN 2007). 1976 wurde eine Brut im Leda- Nur in Ausnahmefällen wurden in Gebieten mit Jümme-Gebiet nachgewiesen, danach dann 1993 brutverdächtigen Vögeln aus Schutzgründen nach und 1996 sowie in den 2000er Jahren (vgl. GERDES Nestern gesucht, festgestellte Nester wurden dann 2000, T. MUNK Beob.). Mit der Einrichtung des Na - turschutzpolders Holte ( WEN - DEBURG & R EICHERT 2012) stieg die Aufmerksamkeit der Vo - gelbeobachter für das Leda- Jümme-Gebiet merklich an und es wurde hier in den letzten Jahren sehr konti - nuierlich beobachtet. Aus diesem Grund gibt es heute nicht nur einen guten Über - blick über die Wiesenvogel - vorkommen im Gebiet (AKFW 2005) und die Gast - vögel ( KRUCKENBERG 2013, 2014, K RUCKENBERG et al. Abb. 2: Sumpfohreule am Boden im Holter Hammrich, 02.07.2014, Foto: Helmut 2012), sondern auch über Kruckenberg. – Short-eared Owl sitting on the ground. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 44 (2014) 69 ausgesteckt und dem Land - bewirtschafter bzw. der Un - teren Naturschutzbehörde mitgeteilt. Untersuchungsgebiet Die Leda-Jümme-Niederung liegt im östlichen Landkreis Leer und ist eine offene, weitläufige Hammrichland - schaft, die von zahlreichen Gräben und Tiefs durchzo - gen ist. Die Niederung wird durch den Verlauf der Flüsse Leda und Jümme geprägt und reicht bis in die Land - kreise Cloppenburg und Ammerland hinein. Das Un - tersuchungsgebiet umfasst Abb. 3: Nahrungssuchende Sumpfohreule im Holter Hammrich, 10.04.2014, Foto: nur den Leeraner Teil der Thomas Munk. – Foraging Short-eared Owl in Polder Holte. Abb. 4: Untersuchungsgebiet. – Study area. 70 KRUCKENBERG et al.: Sumpfohreule als Brutvogel im Leda-Jümme-Gebiet Abb. 5: Räumliche Verteilung von Sumpfohreulenbruten in den Leda-Jümme-Niederung im Sommer 2014. – Spatial distribution of breeding Short-eared Owls in the Leda-Jümme-Lowlands during summer 2014. Niederung von der B70 im Westen bis an die im Osten und Südosten des Gebietes anzutreffen, Kreisgrenze im Osten. Im Norden wird das Gebiet wo heute großflächig Mais angebaut wird. Das durch den Geestrand Uplengens, im Süden durch Gebiet ist dünn besiedelt, und größere Ortschaften die Wallheckenlandschaft Rhauderfehns und liegen zumeist an den Rändern des Gebiets auf Ostrhauderfehns begrenzt. Durch das Gebiet verläuft der Geest. Es stellt einen ruhigen, verkehrsarmen von Potshausen nach Detern die B72 in Nord-Süd- und unzerschnittenen ländlichen Raum dar ( REICHERT Richtung (Abb. 4). Dabei umfasst das Untersu - 2012) und umfasst eine Gesamtfläche von rund chungsgebiet das IBA „Leda-Jümme-Niederung“ 10.500 ha (s. dazu KRUCKENBERG in diesem Heft). sowie Teile von „Aper Tief“ (vgl. MELTER & S CHREIBER 2000). Das Gebiet wurde 2014 von BirdLife Inter - national als eines von fünf deutschen Gebieten Ergebnisse auf die Liste „IBA in danger“ gesetzt ( KRUCKENBERG Die ersten brutverdächtigen Sumpfohreulen wurden 2015). am 14.03.2014 am Holter Hammrich beobachtet (Verf. M. M.), bereits am 20.03. waren es 4 Ind. an Im Gebiet sind die Bodentypen der Fluss- sowie gleicher Stelle. Anfang der dritten Märzwoche der Moormarschen auf Niedermoor prägend. Der fand D. BUWALDA am Grabenrand einer Grünland - zentrale Bereich des Gebietes, der Jümmiger Hamm - parzelle südlich des Polders Holte ein Gelege mit 8 rich, der Nortmoorer Hammrich, der Breinermoorer Eiern. Zwei Wochen später in ca. 600 m Entfernung und Schatteburger Hammrich werden noch annä - hierzu ein weiteres Gelege mit 5 Eiern. Hier verhielt hernd vollständig als Grünland bewirtschaftet, sich das Männchen ausgesprochen aggressiv. Ein wenngleich auch hier der Maisanbau deutlich fort - drittes Paar hielt sich westlich des Polders Holte schreitet. Die Nutzung der Grünlandflächen ist mit den gesamten Sommer über auf und wurde mehr - bis zu drei Schnitten und einer Nachbeweidung fach beim Futtertragen beobachtet. In diesem Teil - (Mähweiden) sehr intensiv (AKFW 2005). Acker - gebiet rund um den Polder Holte wurden insgesamt flächen sind vor allem in den Randbereichen und drei Brutnachweise und zwei Brutverdachte erbracht. Vogelkdl. Ber. Niedersachs. 44 (2014) 71 Von zwei Gelegen ist bekannt, dass sie trotz aus - Limikolendurchzugs Mitte Mai nicht weiter kon - gebrachter Nestmarkierungen offenbar ausgemäht trolliert werden konnten. wurden, während das dritte Paar scheinbar erfolg - reich brütete. Das vierte Paar verschwand vermutlich Abb. 5 zeigt die räumliche Verteilung der Brutpaare schon Anfang Mai. innerhalb der Leda-Jümme-Niederung. Deutlich ist die Bedeutung der Flächen südwestlich des Polders Anfang Juli wurde in diesem Teilbereich eine Person Holte zu erkennen. Ebenso fanden sich auch Reviere beobachtet, die eine junge Eule im Gelände aus - im Osten sowie ein Brutpaar im äußersten Westen setzte. Die junge Eule konnte mit Hilfe eines orts - des Untersuchungsgebietes.