INFO NR. 10 2010 WESTNIEDERSACHSEN E.V
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FEUCHTWIESEN – INFO NR. 10 2010 WESTNIEDERSACHSEN e.V. FEUCHTWIESENSCHUTZ ARBEITSKREIS Inhalt 3 Vorwort 4 Wiesenweihenschutz in Südwest-Niedersachsen 6 Das Hahnenmoor als wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet für wandernde Vogelarten 9 20 Jahre „Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V.“ 12 Nachhaltige energetische Verwertung des Mahdguts von Moor- grünländern durch die Feststoffvergärung (Biogasbildung) 15 Schlaglichter 17 Die Niederung der Großen Norderbäke zwischen Westerstede und Apen 18 Situation der Feuchtwiesenvögel im Emsauenbereich bei Papenburg 20 NATURA 2000 – Vogelschutzgebiete in der Umsetzung 22 Vogelschutz auf wiedervernässten Torfabbauflächen 25 Libellen (Odonata) im EU-Vogelschutzgebiet Südradde sowie in den NSG Molberger Dose und Hahnenmoor 29 Auffällige Spinnen in Mooren, Heiden, Wiesen und Weiden Impressum Herausgeber: Arbeitskreis Feuchtwiesenschutz Westniedersachsen e.V. Mitarbeit: Dr. Bernd Holtmann, Dr. Helmut Kruckenberg, Eckart Liebl, Dr. Johannes Melter, Heiko Rebling, Gundolf Reichert, Dr. Markus Richter, Michael Röhrdanz, Brigitte Thien, Dr. Florian Thienel, Manfred Trzoska, Robert Tüllinghoff Bezug: c/o NABU Osnabrück, Am Schölerberg 8, 49082 Osnabrück, Tel.: 0541-589184, Fax: 0541-57528, e-mail: [email protected] Kontakt: Dr. Johannes Melter, Bohmter Str. 40, 49074 Osnabrück, Tel.: 0541-29346, e-mail: [email protected] Robert Tüllinghoff, Ellerstr. 110, 49082 Osnabrück, Tel.:0541-150810, e-mail: [email protected] Layout: Gundolf Reichert, [email protected] Titel-/Rückseite: Kiebitz, Uferschnepfe (Fotos: G. Reichert ) Druck: Steinbacher Druck, Osnabrück, gedruckt auf Recycling-Papier aus 100 % Altpapier Auflage: 1000 Exemplare Spendenkonto: Grafschafter Volksbank eG, Konto 100793900 (BLZ 280 699 56) ISSN: 1612-8273 Wir danken der Westphal Umweltstiftung für eine Förderung des Druckes! Vorwort Der „Arbeitskreis Feuchtwiesen- zung, wobei aus naturschutzfachlicher schutz Westniedersachsen e.V.“ feiert Sicht insbesondere die agrarpoliti- in diesem Jahr „offiziell“ sein 20-jäh- schen Vorgaben wichtige Stellschrau- riges Bestehen. Amtlich wurde die ben sind. Von der nächsten Reform Gründung im Jahr 1990 vollzogen, ak- der Gemeinsame Agrarpolitik der EU tiv waren viele Mitarbeiter unseres Ar- (GAP 2013) müssen deshalb wirksa- beitskreises aber teils schon lange vor me Weichenstellungen für eine natur- dieser Zeit. Das Jubiläum ist Anlass und umweltverträgliche Landnutzung genug, einmal kurz auf die Arbeit der ausgehen! letzten zwei Jahrzehnte zurückzubli- War unser 20-jähriges Engagement cken: Was haben wir erreicht, wo sind also völlig wirkungslos? wir gescheitert, wie steht es um unse- Klar ist: im stark agrarisch geprägten re Feuchtwiesenfauna und –flora im westlichen Niedersachsen müssen westlichen Neidersachsen? Feuchtwiesenschützer dicke Bret- Ohne der in diesem Heft aufberei- ter bohren und langen Atem haben. teten Chronik der Entwicklung des Wir wollen uns trotz einiger ernüch- Verbandes und weiteren Beiträgen ternden Rückblicke die Feierlaune vorzugreifen, müssen wir im Rückblick dennoch nicht gänzlich vermiesen las- wehmütig feststellen: unsere Tier- und sen. Dem Naturschutz ist es gelungen, Pflanzenwelt ist deutlich ärmer gewor- nicht nur einige wichtige Feuchtwie- den. Blühende Wiesen und Weiden sengebiete formal zu erhalten, sondern mit Sumpfdotterblumen, Knabenkräu- diese auch positiv wieder herzurichten, tern und selbst dem früher allgegen- wie das Beispiel Dümmer zeigt. Es gibt wärtigen Wiesenschaumkraut sind sie also noch, die „Feuchtwiesenper- allenfalls noch punktuell zu finden. len“ mit einer vielfältigen Tier- und Uferschnepfen haben weite Bereiche Pflanzenwelt. Viele andere Gebie- des einstigen Brutareals im westlichen te sind noch nicht ganz so weit, das Niedersachsen - dem landes- und Netz der Natura-2000 Gebiete ist aber bundesweiten Verbreitungsschwer- geknüpft, wozu der AKFW nicht ganz punkt ! - verlassen, Kampfläufer sind unerheblich beigetragen hat, denken bereits ausgestorben und weiteren Ar- wir z.B. an die Raddeniederungen. ten wie dem Goldregenpfeifer droht Daneben gibt es weitere, ergänzen- ein ähnliches Schicksal. Anderen Tier- de Schutzansätze und Kooperationen gruppen geht es nicht viel besser, wie auch mit der Landwirtschaft. wissenschaftlich fundiert die Roten Es lohnt also, sich für den Lebensraum Listen belegen. Feuchtgrünland und im AKFW einzu- setzen! In diesem Sinne, viel Spass bei Eine ernüchternde Erkenntnis, auch der Lektüre des Heftes! und gerade im von der Politik prokla- mierten Jahr der Biologischen Vielfalt. Die Mitarbeiter des „Arbeitskreises Der Begriff Erhalt der Biodiversität im- Feuchtwiesenschutz Westniedersach- merhin ist in aller Munde; nur mangelt sen e.V.“ es noch an der konsequenten Umset- 3 ׀ 2010 ׀ Nr. 10 ׀ FEUCHTWIESEN – INFO Wiesenweihenschutz in Südwest- Niedersachsen Die Wiesenweihe Circus pygargus rhein-westfälischen Kreis Steinfurt tausch trägt zum Erfolg des Projek- ist trotz verstärkter Schutzbemühun- besonders intensiv bearbeitet - eine tes bei. gen in ganz Europa gefährdet, der länderübergreifende Zusammenarbeit, Die Zahl der gemeldeten und dokumen- Brutbestand in Niedersachsen wird die insbesondere bei hochmobilen Ar- tierten Wiesenweihenbeobachtungen auf etwa 100 Brutpaare geschätzt. Die ten wie der Wiesenweihe unerläss- außerhalb der Hauptdurchzugszeiten kleinste bei uns heimische Weihenart lich ist. nahm im Laufe der Jahre insgesamt kehrt erst Mitte April aus ihrem Win- Aus diesem Grund wird inzwischen zu- kontinuierlich zu. Besonders erfolg- terquartier zurück und jagt dann im dem verstärkt mit den Fachleuten der reich war das Jahr 2007 mit fünf Brut- typischen, niedrigen Gaukelflug über niederländischen Stiftung „Werkgroep nachweisen und mindestens 14 unseren Feldern, Heiden und Moo- Grauwe Kiekendief“ zusammengear- flüggen Jungvögeln im Emsland und ren. Auffallend sind insbesondere die beitet. In gemeinsamen Aktionen z.B. einem weiteren erfolgreichen Brutpaar taubenblau gefärbten Männchen mit im Bereich nördlich der Tinner Dose mit zwei Jungvögeln in der Grafschaft. schwarzem Querband auf dem Ober- können so nicht nur gezielt Wiesen- Es folgten zwei Jahre mit jeweils vier flügel. Die unauffällig braun gefärbten weihennester gesucht und geschützt Brutnachweisen aber deutlich ge- Weibchen brüten am Boden und wer- werden, auch der Erfahrungsaus- ringerem Bruterfolg. Das Jahr 2010 den dann regelmäßig von den Männ- chen mit Nahrung versorgt. Das präferierte Bruthabitat der Wie- senweihe in Mitteleuropa hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts fast voll- ständig von Feuchtgebieten, Fluss- niederungen und nassen Wiesen auf intensiv ackerbaulich genutzte Flä- chen verlagert. Bevorzugt liegen die Brutplätze in Wintergetreideschlä- gen, die im April/Mai höher stehen als Grünlandflächen und somit eine opti- male Deckung bieten. Aufgrund des späten Brutbeginns sind die Jung- vögel der Weihen oftmals durch die Mahd des Getreides gefährdet. Über die ehrenamtlichen Schutzbe- mühungen für die Wiesenweihe im südwestlichen Niedersachsen wur- de bereits 2007 im Feuchtwiesen-Info Nr. 8 ausführlich berichtet. In den Fol- gejahren 2008 bis 2010 wurde das Schutzprojekt in der Region fortge- führt und intensiviert. Durch die Einbe- ziehung weiterer in der Region aktiver Naturkundler und Ornithologen konnte der Kreis ehrenamtlicher Mitstreiter auf über 30 gesteigert werden. Allen Mit- arbeitern sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt, ohne ihren Ein- Abb. 1: Wiesenweihenbestand im Emsland und den angrenzenden Landkreisen 2005- satz wäre der Wiesenweihenschutz in 2010 dieser Form nicht zu realisieren! Das Projektgebiet umfasst inzwischen wei- Tab. 1: Entwicklung des Brutbestandes der Wiesenweihe im Emsland von 2006 bis 2010 te Teile des Emslandes und die östlich angrenzenden Bereiche zu den Land- 2006 2007 2008 2009 2010 kreisen Osnabrück und Cloppenburg sowie die südliche und östliche Graf- Brutnachweis 2 6 4 4 1 schaft Bentheim. Über die enge Zu- sammenarbeit mit Mitarbeitern der Brutverdacht - - 2 3 3 Biologischen Station im Kreis Stein- furt werden darüber hinaus vor allem Brutzeitfeststellung 2 5 14 12 16 die Grenzbereiche der niedersächsi- schen Landkreise Emsland, Grafschaft Anzahl flügger juv. 6 > 14 4 6 0 Bentheim und Osnabrück zum nord- .AKFW e.V ׀ 4 muss für das Projektgebiet als „Kata- Störungen am Nest, hat aber den ent- strophenjahr“ für die Wiesenweihe be- scheidenden Nachteil, dass die Ursa- zeichnet werden, es konnte lediglich che für die in den letzten drei Jahren ein Brutnachweis erbracht werden, der vermehrt aufgegebenen Bruten oft zudem noch erfolglos blieb (siehe Ta- nicht genau geklärt werden konnte. In belle 1). Seit Beginn der Bemühungen mehreren Fällen wurde jedoch eindeu- zum Schutz der Wiesenweihe gab es tig Prädation als Verlustursache belegt. keine Verluste von bekannten Bruten Aufgrund des sehr mäßigen Bruter- durch landwirtschaftliche Nutzung. folgs der Wiesenweihe im Untersu- Im Zuge der langjährigen Untersu- chungsraum in den vergangenen drei chungen zur Brutverbreitung der Wie- Jahren sollen ab 2011 auch verstärkt senweihe im Emsland zeichnet sich als Nestschutzmaßnahmen in Form von bedeutendstes Brutgebiet der Raum Elektrozaun und Drahtgeflecht ab der nördlich der Tinner Dose ab. In den 2. Hälfte der Bebrütungsphase durch- großräumig offenen Bereichen des geführt werden. Die positiven Erfahrun- Abb. 2: Wichtige Nahrungsflächen in den Wiesen nörd- Schießplatzes östlich der Ortschaften gen in anderen Teilen Niedersachsens lich der Tinner Dose Renkenberge,