Information aus dem Kanton zur Entsorgung radioaktiver Abfälle | August 2010

FoKus Tiefenla ger Nr. 2

Die erste Runde der öffentlichen Mitwirkung steht an

Seit November 2008 sind schweizweit sechs Gebiete bekannt, welche aufgrund ihrer Geologie als geeignet erachtet werden, in 500 bis 900 Metern unter der Oberfläche ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle aufzunehmen. Diese Gebiete bilden den Kern der sechs Standortregionen. Im Aargau sind insgesamt 88 Gemeinden Teil von einer der drei Standortregionen Bözberg, Lägern-Nord und Jura-Südfuss. Alle mit diesen Ausscheidungen zusammenhängenden Grundlagendokumente werden ab September 2010 öffentlich aufgelegt. Liebe Leserin, lieber Leser Die Suche nach geeigneten im Untergrund, die sogenann- dokumentiert und insgesamt Die Suche nach einem Standort Standorten für die Lagerung ten geologischen Standortge- als zu schwach eingestuft wor- für ein Tiefenlager zur Lage- radioaktiver Abfälle ist eine biete, bekannt gegeben. Die den, um einen Ausschluss in rung radioaktiver Abfälle in der nationale Aufgabe. Das Kern- Vorschläge stammen von der der ersten Etappe begründen Schweiz kommt in eine weitere energiegesetz schreibt dabei Nagra, der nationalen Genos- zu können. Vor diesem Hin- Phase: Anfang September 2010 vor, dass die Entsorgung die- senschaft für die Lagerung tergrund haben verschiedene soll die öffentliche Vernehm- ser Abfälle im Inland und in radioaktiver Abfälle. Diese Expertengremien zusätzliche lassung und Mitwirkung zur einem geeigneten Lager in si- sind unterdessen von mehre- Untersuchungen gefordert. ersten Verfahrensetappe begin- cherer Distanz zur Erdober- ren Expertengruppen geprüft nen. Gemeinden, Organisatio- fläche geschehen soll, in einem und begutachtet worden, unter Die provisorischen Standort- nen, politische Parteien sowie geologischen Tiefenlager. Die anderem vom eidgenössischen regionen Bürgerinnen und Bürger haben Federführung bei der Auswahl Nuklearsicherheitsinspektorat Die provisorischen Standort- Gelegenheit, ihre Meinung und geeigneter Standorte obliegt (ENSI) sowie von der unab- regionen bestehen aus Ge- Anliegen zu den Standortregio- dem Bund, das Bundesamt für hängigen kantonalen Exper- meinden mit unterschiedlicher nen und den vorliegenden kom- Energie (BFE) ist die Leitbehör- tengruppe Sicherheit. In den Betroffenheit: Erstens den plexen Sicherheitsgutachten ins de im Standortauswahlverfah- letzten eineinhalb Jahren sind Gemeinden im geologischen Verfahren einzubringen. ren für geologische Tiefenla- zudem regionale Behördenor- Standortgebiet, unter deren Für den Kanton Aargau steht ger. Der Kanton begleitet und ganisationen aufgebaut und Gemeindebann ein Tiefenlager bei der Standortwahl das Kri- koordiniert das Verfahren auf die entsprechenden Standort- zu liegen kommen könnte. terium der Sicherheit an erster kantonaler und regionaler Ebe- regionen provisorisch festge- Zweitens den Gemeinden im Stelle. Er setzt sich deshalb ne und unterstützt die ins Ver- legt worden. Planungsperimeter, in welchen auf nationaler Ebene weiterhin fahren involvierten Gemein- Oberflächenanlagen zu stehen für ein absolut transparentes, den. Das gesamte Verfahren Gutachten zur Sicherheit kommen könnten. Die promi- faires Verfahren ein. Die anste- dauert voraussichtlich acht Es wurde beurteilt, ob von der nenteste Oberflächenanlage ist hende öffentliche Mitwirkung bis zehn Jahre und ist in drei Nagra die richtigen Gesteine die sogenannte Empfangsanla- ist ein wichtiger Teil dieses Pro- Etappen gegliedert. Die wich- und die richtigen Standorte ge, in welcher die radioaktiven zesses. Die eingehenden Stel- tigsten Ergebnisse der Etappe im Untergrund vorgeschlagen Abfälle von den Transportbe- lungnahmen aus den Regionen 1 liegen in Form von Berichten worden sind. Dabei sind alle hältern in die Lagerbehälter und der Bevölkerung werden vor und werden von September Experten zum Schluss gekom- umgepackt werden. Diese An- ausgewertet und fliessen in die bis November 2010 öffentlich men, dass die sechs vorgeschla- lage entspricht einer grösseren Vernehmlassung des Kantons aufgelegt. genen Gebiete geeignet sind Industrieanlage und wird je Aargau zuhanden der zustän- und in die nächste Etappe auf- nach Ausgestaltung zwei bis digen Bundesbehörden ein. Ergebnisse der Etappe 1 genommen werden sollen. Un- sieben Hektaren umfassen. Nutzen Sie die Möglichkeiten Zu Beginn des Verfahrens im terschiede in der Eignung sind der Mitwirkung. Herbst 2008 hat das BFE Vor- zwar vorhanden – diese sind schläge für geeignete Standorte jedoch nicht überall gleich gut Peter C. Beyeler, Landammann Ein Verfahren unter Einbezug der Bevölkerung

Die Standortwahl für ein Tiefenlager für radioaktive gehören zu den konkreten Dis- wie Diskussionsgruppen oder Abfälle ist in einem verbindlichen Verfahren geregelt. kussionsthemen. virtuelle Diskussionsräume (Internetforen). Begleitet wird Dem Dialog mit der Bevölkerung und interessierten Partizipation wird jetzt vorbe- dieser Aufbauprozess von ei- Organisationen wird dabei ein grosser Stellenwert reitet nem Moderator. eingeräumt: Die involvierten Gemeinden in den Stand- Die regionale Partizipation be- ortgebieten führen ab Mitte 2011 für die Bevölkerung findet sich zurzeit im Aufbau. Anspruchsvoller Prozess die «regionale Partizipation» durch. Tragende Rolle hierbei spielen Die vielen Akteure – neben die Gemeinden der Standort- Gemeindebehörden und en- Fair, transparent und partizipa- gegen den Willen der ganzen regionen, welche sich in Form gagierten Bürgerinnen und tiv, dies sind die Ansprüche an Bevölkerung in einer Region von regionalen Behördenorga- Bürgern sind dies auch Orga- das Standortauswahlverfahren geschehen – ungeachtet der nisationen formiert haben (sie- nisationen, Parteien und Wirt- für geologische Tiefenlager. Um Tatsache, dass Bewilligung he nachfolgende Interviews). Der schaftsverbände – machen das der Bevölkerung Gelegenheit und Bau eines Tiefenlagers Kanton Aargau unterstützt die abgestimmte Einbringen der zum Mitwirken zu geben und alleinige Bundeskompetenz und Gemeindevertretenden und en- regionalen Anliegen zu einem einen breiten Einbezug der regi- deshalb keine kantonalen oder gagiert sich in den Startteams, anspruchsvollen Prozess. An- onalen Interessen zu erreichen, kommunalen Bewilligungen er- welche sich dem Aufbau der spruchsvoll ist auch das Um- wird in jeder der ausgeschiede- forderlich sind. Dort, wo klare regionalen Partizipation wid- feld: Die regionale Partizipation nen Standortregionen die «regi- Spielräume für die Berück- men. Diese Startteams sind bewegt sich im Spannungsfeld onale Partizipation» aufgebaut. sichtigung regionaler Interes- dafür verantwortlich, die re- von Expertenwissen (Sicherheit Betroffene Bürgerinnen, Bür- sen bestehen – beispielsweise gionalen Interessen und ihre hat oberste Priorität) und be- ger und Organisationen haben bei der Platzierung möglicher Vertretenden zu identifizie- grenzten Entscheidungskompe- die Möglichkeit, ihre Wünsche Oberflächenanlagen – soll des- ren, ihren möglichst breiten tenzen – die Bundeskompetenz geltend zu machen. Sie enga- halb der Dialog mit den Ak- Einbezug sicherzustellen, die für die Bewilligung von Tiefen- gieren sich dabei freiwillig teuren in der Region bereits in Spielregeln der regionalen Par- lagern ist nicht verhandelbar. mit dem Ziel, Entscheidungen einem frühen Stadium geführt tizipation zu präzisieren sowie Das Entstehen eines lebendigen im Standortauswahlverfahren werden. Auch die Auswirkun- die Organisation zu definie- Dialogs wird deshalb zu gros- geologische Tiefenlager zu be- gen eines Tiefenlagers auf eine ren. Unter Organisation fallen sen Teilen vom Engagement der einflussen. Region sowie Massnahmen und die Fragen nach der Struktur Bürgerinnen und Bürger sowie Projekte für eine nachhalti- – beispielsweise Regionalver- der Interessensvertretenden in Konkretes Mitreden ge Entwicklung in der Region sammlung, Leitungsgruppe der jeweiligen Standortregion Der Bau eines Tiefenlagers soll unter der Annahme, dass ein und Sekretariat – sowie zu den abhängig sein. wenn immer möglich nicht Tiefenlager realisiert würde, anzubietenden Dialoggefässen

Jura-Südfuss

Erlinsbach Kuettigen Abbildung 2: Provisorische Standortregion Jura-Südfuss

Kt. SO Rupperswil Standortgemeinden im Aargau Stüsslingen Lostorf Erlinsbach (SO) Aarau Buchs Lenzburg Aarau, Buchs (AG), Gränichen, Hirschthal, Holziken, Kölliken, Muhen, Hunzenschwil Staufen Suhr Oberentfelden, Suhr, Unterentfelden Niedergösgen Eppenberg-Wöschnau Schafisheim Winznau Schönenwerd Trimbach Unterentfelden Obergösgen Aargauer Gemeinden im Planungsperimeter

Gretzenbach Oberentfelden Aarburg, Erlinsbach, Hunzenschwil, Küttigen, Lenzburg, Oberkulm, Dulliken Däniken Gränichen Seon Wangen bei Olten Olten Starrkirch-Wil Oftringen, Rothrist, Rupperswil, Safenwil, Schafisheim, Schöftland, Seon, Rickenbach (SO) Kölliken Haegendorf Muhen Aarburg Walterswil (SO) Teufenthal Staffelbach, Staufen, Teufenthal, Uerkheim, Unterkulm Kappel (SO) Unterkulm Safenwil Holziken Hirschthal Oftringen Schoeftland Uerkheim Oberkulm Rothrist Zofingen Staffelbach

Kt. LU

0 2 4 km

Geologisches Standortgebiet Gemeinden im Planungsperimeter Ausserkantonales Gebiet

Provisorischer Planungsperimeter Siedlung Gemeindegrenzen Standortgemeinden Gewässer Information aus dem Kanton Aargau zur Entsorgung radioaktiver Abfälle | August 2010

Drittens sind die sogenann- sie der Bundesrat in seinem vorgenommen und diese in Informationsveranstaltungen ten «weiteren betroffenen Ge- Entscheid zu Etappe 1 (vor- Form eines sogenannten Erläu- Die Bevölkerung hat Gelegen- meinden» in der Standortre- aussichtlich Mitte 2011) nicht terungsberichts zusammenge- heit, mit am Verfahren betei- gion vertreten: Sie grenzen an genehmigt hat. Andererseits fasst. Der Kanton Aargau wird ligten Personen in direkten die übrigen Gemeinden an wird zu Beginn der Etappe 2 diesen Erläuterungsbericht an Kontakt zu treten und sich und haben beispielsweise enge eine Überprüfung der Stand- alle 88 involvierten Aargauer aus erster Hand über die Mit- Zusammenarbeitsformen oder ortregionen stattfinden: Sobald Gemeinden verschicken. Die wirkung zu informieren. Das Pendelbeziehungen mit diesen. die Vorschläge für mögliche Gesamtheit der Auflagedoku- Bundesamt für Energie führt In diese Kategorie fallen auch Standorte der Empfangsanlage mente wird hingegen nur an hierzu öffentliche Veranstal- einzelne deutsche Gemeinden. an der Erdoberfläche vorliegen, ausgewählten Orten im Kan- tungen durch, an denen auch Diese «weiteren betroffenen wird abgeklärt, ob der Kreis der ton aufgelegt: in Aarau, , Vertretende des Kantons und Gemeinden» sind in Zusam- weiteren betroffenen Gemein- Ehrendingen, Frick, Lenzburg, der Regionen teilnehmen: menarbeit mit den regionalen den anzupassen ist. Oftringen und Rekingen. Die Behördenorganisationen vor- Auflage findet voraussichtlich Mittwoch, 1. September läufig festgelegt worden. Die Öffentliche Auflage in den zwischen dem 1. September und 2010, 19.00 Uhr, Turnhalle provisorischen Standortregio- Gemeinden 30. November 2010 statt und Unterbözberg nen Bözberg, Jura-Südfuss und Die Liste der Grundlagendoku- wird entsprechend publiziert. Montag, 6. September 2010, Nördlich-Lägeren sind in den mente und Expertengutachten Im Weiteren werden die Doku- 19.00 Uhr, Mehrzweckhalle Abbildungen 1 bis 3 dargestellt. ist lang, die entsprechenden mente auch im Internet abruf- Niedergösgen Die drei Standortregionen, Berichte sind teilweise um- bar sein. Donnerstag, 9. September welche den Aargau betreffen, fangreich. Das federführende 2010, 19.00 Uhr, Mehrzweck- sind im zweifachen Sinne pro- Bundesamt für Energie hat eine www.ag.ch/tiefenlager halle Glattfelden visorisch. Einerseits, solange Gesamtschau aller Dokumente

Deutschland Welchen Stellenwert haben Albbruck sozio-ökonomische Studien? Laufenburg (Baden)

Böttstein Verwaltungsgemeinschaft Mettauertal Bad Säckingen - Murg Sozio-ökonomische Studien beleuchten die Auswirkungen Döttingen eines möglichen Tiefenlagerprojekts auf Wirtschaft Laufenburg Kaisten Gansingen Würenlingen und Gesellschaft. Der Bund sieht vor, diese Auswirkungen Oeschgen in Etappe 2 des Standortauswahlverfahrens ab 2011 Mönthal Elfingen Untersiggenthal Rüfenach Frick Oberbözberg untersuchen zu lassen. Verschiedene Kantone planen Hornussen Bözen Gipf-Oberfrick Unterbözberg Turgi ergänzende Untersuchungen oder haben bereits eigene Ueken Brugg Gebenstorf Wittnau Studien durchgeführt. Welchen Einfluss haben diese Linn Herznach Habsburg Birmenstorf auf das Standortauswahlverfahren? Hausen -Dorf Schinznach-Bad Mülligen Scherz Kt. SO Für die Auswahl des am bes- wirkungen eines möglichen Veltheim Holderbank Birr ten geeigneten Standorts steht Tiefenlagers auf Naturpärke, 0 2 4 an erster Stelle die Sicherheit, konkret den Jurapark Aargau, km das heisst insbesondere, die auseinanderzusetzen. Er ar- Geologisches Standortgebiet Gemeinden im Planungsperimeter Gewässer geologischen Voraussetzungen beitet diesbezüglich mit der Provisorischer Planungsperimeter Weitere betroffene Gemeinden Ausserkantonales Gebiet Standortgemeinden Siedlung Gemeindegrenzen im Untergrund. Sozio-ökono- ETH Zürich zusammen. Ausser- mische Studien dürfen deshalb dem wird zurzeit diskutiert, wie Bözberg vorerst keine Rolle spielen, eine eigene sozio-ökonomische denn Sicherheit ist nicht teilbar Studie ausgestaltet werden Abbildung 1: Provisorische Standortregion Bözberg und mit anderen Argumenten soll – zum Beispiel mit einem Standortgemeinden zu vermischen. Die konkreten Fokus auf den ganzen Kanton Bözen, Brugg, Effingen, Elfingen, Gallenkirch, Gansingen, Herznach, Auswirkungen eines Projekts und nicht nur auf eine einzel- Hornussen, Kaisten, Laufenburg, Linn, Mönthal, Oberbözberg, Remigen, auf Wirtschaft, Gesellschaft ne Standortregion, wie dies der Riniken, Ueken, Unterbözberg, Villigen, Villnachern, Zeihen und Umwelt in der Region zu Bund vorsieht. Gemeinden im Planungsperimeter belegen ist aber sinnvoll, und Der Kanton Aargau wird dabei Birmenstorf, Birr, Böttstein, Döttingen, Frick, Gebenstorf, Gipf- ausreichend belegbare Nach- mit dem Bundesamt für Ener- Oberfrick, Habsburg, Hausen, Holderbank, Lupfig, Mettauertal, Mülligen, teile sind auch im Hinblick gie im Gespräch bleiben, um die Oeschgen, Rüfenach, Scherz, Schinznach-Bad, Schinznach-Dorf, auf später stattfindende Abgel- Vergleichbarkeit der Resultate Turgi, Untersiggenthal, Veltheim, Windisch, Wittnau, Würenlingen tungsdiskussionen von Wert. seiner Studien mit denen des Der Kanton Aargau hat be- Bundes zu erreichen. Weitere betroffene Gemeinde im Aargau reits begonnen, sich mit Aus- Mandach Information aus dem Kanton Aargau zur Entsorgung radioaktiver Abfälle | August 2010

Region Jura-Südfuss

«Die Plattform Jura-Südfuss muss unabhängig sein»

Die Region Jura-Südfuss ist das am dichtesten besiedelte Gebiet aller zur Auswahl stehenden Standortregionen und betrifft Gemeinden in den Kantonen Aargau und Solothurn. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Vermischung der Diskussionen um das Tiefenlager und das geplante Kern- kraftwerk Niederamt. Umso wichtiger sei es, der Partizipation von Anfang an eine gute Struktur zu geben, sagt Hanspeter Jeseneg, Präsident der Plattform Jura-Südfuss.

Herr Jeseneg, wie schwierig funktioniert mit beiden Kan- sie haben weder die gleiche Regionsvertreter im Start- ist es, die Interessen der Region, tonen gut. Beim Kanton Solo- Ausgangslage noch die gleichen team Jura-Südfuss: Heinz Rüt- die sich teils im Kanton Aar- thurn sind die Wege vielleicht Interessen. Im Rahmen der ter (Startmoderator), Kurt Henz- gau, teils im Kanton Solothurn etwas kürzer als beim Kanton Partizipation müssen sie sich mann (Niedergösgen), Hanspeter befindet, unter einen Hut zu Aargau, wo die Hierarchien kennenlernen und zusammen- Jeseneg (für den Gemeindeprä- bringen? ausgeprägter sind. raufen. Es ist sehr wichtig, dass sidentenverband Niederamt), Die Arbeit mit den Gemeinde- wir für die Gemeinden eine gute Hans Fellmann (Gränichen), vertretern über die Kantons- Beim Aufbau der Partizipation Struktur aufbauen, damit ihre Beat Rüetschi (Suhr), Hans Beer grenzen hinaus funktioniert geht es noch nicht um Inhalte unterschiedlichen Meinungen (Geschäftsstelle). sehr gut. Man kennt sich und und Meinungen. Wie schwierig im Rahmen der Partizipation zu hat eine gewisse Erfahrung in ist dies für das Startteam? einer Meinung der Region ver- sammen. Denn die Bevölkerung der Zusammenarbeit. Wenn wir Schwierig wird es, wenn wir arbeitet werden kann. will nicht beides in ihrer Nähe. Differenzen haben, dann eher dazu gedrängt werden, eine Die Plattform Jura-Südfuss hat mit dem Bundesamt für Ener- Meinung abzugeben, obwohl Sind die Gemeinden in Sachen sich dafür eingesetzt, dass die gie (BFE) oder den Kantonen, wir noch gar nicht so weit sind. Tiefenlager bereits engagiert? sozioökonomische Studie zum gegenüber welchen wir uns als Das BFE veröffentlicht nun Bisher kamen nur vereinzelte Tiefenlager vorgezogen wird. eigenständige Organisation ab- schon Ergebnisse zur Etappe 1, Reaktionen von Gemeinden. Aber das BFE hatte dafür kein grenzen müssen. wir sind aber gemäss Fahrplan Es gibt viele Fragen, Wissens- Gehör. noch mitten im Aufbau der Par- defizite und auch Ängste. Hier Wie läuft die Zusammenarbeit tizipation. Das ist vom zeitli- setzen die Informationsveran- Erschwert dies Ihre Arbeit? mit den Kantonen? chen Ablauf her nicht geschickt staltungen an. In unserer Re- Die Kommunikation ist nicht Als Milizorganisation sind wir gelöst. Ich wäre froh, wenn wir gion besteht auch die Gefahr, einfach. Kürzlich wurde an sehr froh um die Unterstützung für den Aufbau der Partizipa- dass nach dem Gutachten des einer Infoveranstaltung zum der Kantone Aargau und So- tion mehr Zeit hätten. ENSI (Eidgenössisches Nuklear- geplanten Kernkraftwerk vor lothurn. Die Zusammenarbeit sicherheitsinspektorat) viele allem über ein Tiefenlager dis- Wie weit ist der Aufbau der meinen, der Jura-Südfuss kom- kutiert. Da hilft nur erklären, Partizipation? me als Standort nicht mehr in erklären, erklären. Wir sind mitten in der Arbeit Frage. Aber ich bin überzeugt, und stellen uns drei Teile vor: dass wir in Phase 2 noch dabei Wofür wollen Sie sich im Dos- Einen Leitungsteil, der operativ sein werden. sier geologisches Tiefenlager tätig ist, eine Behördenpartizipa- am meisten einsetzen? tion mit Gemeindevertretenden Am Jura-Südfuss ist nicht nur Mir ist es sehr wichtig, dass wir und schliesslich eine öffentliche ein Tiefenlager, sondern auch Strukturen aufstellen, die der Partizipation für alle. ein neues Kernkraftwerk Nieder- Region eine Meinungsbildung amt aktuell. Wie hängen diese ermöglichen. Die Plattform Was sind die Schwierigkeiten beiden Themen zusammen? Jura-Südfuss muss sich als ei- beim Aufbau der Partizipation? Fragt man die Vertreter der genständige Organisation etab- Die Region Jura-Südfuss er- Energiewirtschaft, dann haben lieren, welche vom BFE und der streckt sich vom Raum Lenz- sie nichts miteinander zu tun. Nagra unabhängig ist, und für burg bis ins solothurnische Fragt man die Bewohnerinnen die Region glaubwürdig sein. Hanspeter Jeseneg ist Präsident Gäu und umfasst 47 Gemeinden und Bewohner der Region, ge- Sonst wird die Meinung der der Plattform Jura-Südfuss und in zwei Kantonen. Die Gemein- hören die Diskussionen über Plattform kein Gehör finden. ehemaliger Gemeindepräsident den hatten bisher nichts oder ein Tiefenlager und ein neues von Gretzenbach (SO). nicht viel zu tun miteinander, Kernkraftwerk sehr wohl zu- www.jura-suedfuss.ch Region Bözberg

«Eine grosse Herausforderung»

Die «Plattform Bözberg» ist auf gutem Weg, obwohl die Region Bözberg aus zahlreichen Gemeinden besteht, die bisher noch nie in diesem Ausmass zusammen- gearbeitet haben. Für den Aufbau der Partizipation hat sich das Startteam von Anfang an klare Spielregeln auf- erlegt. Inger Schjold, Beraterin in Klärungsprozessen, begleitet das Startteam bei diesem auf allen Ebenen hochkomplexen Prozess.

Frau Schjold, Sie sind im Sach- flikten zu vermitteln, Veranstal- nicht allen Ausführungen fol- Startteam Bözberg: Peter plan geologische Tiefenlager tungen zu moderieren und ge- gen. Diejenigen Personen, die Plüss (Unterbözberg), Peter Hirt so genannte Startmoderatorin meinsam mit allen Beteiligten sich bereits seit einiger Zeit (Döttingen), Ulrich Krieger (D- für die Region Bözberg. Was die Partizipationsgefässe für mit dem Thema beschäftigen, Laufenburg), René Birrfelder ist Ihre Aufgabe? die Region Bözberg zu definie- übersehen vielleicht manchmal, (Mönthal), Jan Gerschler (Effin- Meine Hauptaufgabe besteht ren. Da ich Erfahrung in der Be- dass sie einen Fachjargon ver- gen), Katharina Dobler (Baden darin, das Startteam beim Auf- gleitung von partizipativen Pro- wenden, der für Aussenstehen- Regio), Christoph Riner (Zeihen), bau der regionalen Partizipa- zessen im öffentlichen Bereich de nur schwer verständlich ist. Gerry Thönen (Fricktal Regio), tion zu begleiten. Damit diese habe, kann ich etwa abschät- Da musste ich mich auch zuerst Gerhard Beuggert (Bözen), Inger wie vorgesehen ab Etappe 2 be- zen, wie ein solcher Prozess auf- einarbeiten. Meine persönli- Schjold (Startmoderatorin), Ueli ginnen kann, müssen wir eine gebaut werden könnte und wo che Einschätzung ist, dass die Müller (Riniken), Dr. Benjamin Struktur aufbauen, die es allen mögliche Stolpersteine sind. Kommunikation bis jetzt vor- Müller (Gipf-Oberfrick) interessierten Personen er- wiegend auf einem eher geologi- möglicht, zu den vorgesehenen Wo sehen Sie Stolpersteine? schen und technischen Niveau Themen mitzureden. Zurzeit In einem partizipativen Pro- stattgefunden hat. Wenn man geologischen Gegebenheiten besteht meine Aufgabe darin, zess ist es immer zentral, dass aber will, dass die Leute mit- konstruiert und besteht aus die Sitzungen des Startteams alle Beteiligten sowohl Zielset- reden, dann muss man sie dort mehreren Regionen mit zum zu leiten, sicherzustellen, dass zungen als auch Rahmenbe- abholen, wo sie stehen. Teil unterschiedlichen ökono- eine offene und faire Diskussion dingungen und Entscheidungs- mischen, ökologischen oder möglich ist, bei allfälligen Kon- wege kennen. Mitsprache ist ja Was bedeutet das konkret? raumplanerischen Bedürfnis- nicht gleichbedeutend mit Mit- Nicht alle verstehen Begriffe sen. Mit über 40 Gemeinden bestimmung. Fragen wie: «Wer wie «Partizipation» oder «sozio- stellt sich uns auch eine quanti- entscheidet was zu welchem ökonomische Studie». Auch die tative Herausforderung. Damit Zeitpunkt im Prozess?» oder genaue Bedeutung von in einem in der Partizipation alle inte- «Wer kann bei der Erarbeitung politischen Prozess üblichen ressierten Personen der Stand- der Entscheidungsgrundlagen Verfahren wie «Mitwirkung» ortregion mitmachen können, mitreden?» müssen frühzeitig oder «Anhörung» ist nicht allen müssen wir Strukturen auf- geklärt sein. geläufig. Die Art und Weise der bauen, die das auch ermögli- Kommunikation und Informa- chen. Die grösste Herausforde- Sie bewegen sich als Frau tion beeinflusst daher aus mei- rung sehe ich darin, heute eine unter vielen Männern; welche ner Sicht massgeblich, ob sich Struktur aufzubauen, die auch Möglichkeiten sehen Sie, dass eine breite Bevölkerung in die zukünftigen Anforderungen im sich mehr Frauen einbringen? Diskussionen einbringen wird. Prozess gerecht wird und mög- Es geht ja nicht nur darum, dass lichst flexibel ist. Inger Schjold, dipl. Psycho- sich mehr Frauen mit dem The- In welchem Bereich sehen Sie login FH, ist Partnerin in der ma beschäftigen, sondern ganz die grösste Herausforderung www.plattform-boezberg.ch Firma «frischer wind, AG für allgemein alle Bevölkerungs- auf sich zukommen? Organisationsentwicklungen». gruppen, zum Beispiel auch die Der Aufbau der regionalen Par- Sie ist spezialisiert auf die Be- Jugendlichen. Ich kann mich tizipation in der Region Bözberg gleitung von Entwicklungs- und gut an meine erste Sitzung im ist eine Herausforderung, weil Klärungsprozessen im öffentli- Rahmen meines Auftrags erin- es die Region so nicht gibt. Sie chen Bereich. nern: Ich konnte damals noch wurde sozusagen durch die Region Nördlich Lägeren

«Keine Alibiübung beim Einbezug der Bevölkerung»

Die Region «Nördlich Lägeren» liegt grösstenteils Jestetten auf Zürcher Boden. Die Aargauer Gemeinden im Stand- ortgebiet und im Planungsperimeter sind deshalb in der Klettgau Dettighofen Deutschland kantonsübergreifenden Behördenorganisation «Forum Lottstetten Rafz Lägern-Nord» in der Minderheit. Die Zusammenarbeit Wil

Wasterkingen Hüntwangen funktioniere aber gut und der Aufbau der Partizipation Küssaberg Buchberg (SH) Hohentengen am Hochrhein Rüdlingen (SH) sei auf gutem Weg, sagt Marcel Baldinger, Gemeinde- Eglisau Buchberg (SH) Kaiserstuhl ammann von Fisibach und einer der Aargauer Vertreter Rekingen Mellikon Rümikon Glattfelden Fisibach Weiach Baldingen im Forum Lägern-Nord. Wislikofen Böbikon Unterendingen Kt. ZH Siglistorf Stadel Endingen Hochfelden Rorbas Bachs Herr Baldinger, Sie sind seit die Möglichkeit erhält sich ein- Lengnau Schneisingen Bülach 2008 im «Forum Lägern-Nord» zubringen, befindet sich erst Embrach Oberweningen Neerach Höri Niederweningen Freienwil Bachenbülach dabei. Wie haben Sie den im Aufbau. Mit zunehmendem Schöfflisdorf Steinmaur Ehrendingen Sachplanprozess geologisches Wissen werden sich wohl mehr Schleinikon Niederglatt

Winkel Tiefenlager bisher erlebt? Bewohnerinnen und Bewohner Oberglatt Baden Dielsdorf Wie alle in der Region war ich für das Tiefenlager interessie- Niederhasli Kt. ZH auch zunächst überrascht und ren. Wer sich schlau machen 0 2 4 erschrocken, als bekannt wur- will, hat bereits heute sehr vie- km de, dass unser Gebiet als Stand- le Möglichkeiten, um sich zu Geologisches Standortgebiet Gemeinden im Planungsperimeter Gewässer Provisorischer Planungsperimeter Weitere betroffene Gemeinden Ausserkantonales Gebiet ort für das Tiefenlager in Fra- informieren. Der Sachplan ist Standortgemeinden Siedlung Gemeindegrenzen ge kommt. Mit dieser Materie meiner Meinung nach ein gutes hatte ich mich vorher noch nie Instrument. Abbildung 3: Provisorische Standortregion Nördlich Lägeren befasst. Inzwischen habe ich mich als Behördenvertreter da- Wie läuft die Zusammenarbeit Standortgemeinden im Aargau mit auseinandergesetzt. Aber im «Forum Lägern-Nord» über Fisibach, Schneisingen, Siglistorf ich merke, dass das Thema in die Kantonsgrenzen hinweg? Aargauer Gemeinden im Planungsperimeter der Region noch nicht wirklich Der grösste Teil der Region Ehrendingen, Endingen, Freienwil, Kaiserstuhl, Lengnau, Mellikon, überall angekommen ist. Lägern-Nord liegt im Kanton Rekingen, Rümikon, Unterendingen, Wislikofen Zürich. Die Zusammenarbeit Weitere betroffene Gemeinden im Aargau Woran liegt das? im Forum ist gut, wurde aber Baldingen, Böbikon Das Auswahlverfahren steckt bisher stark von der Zürcher ja erst in der ersten von drei Mehrheit geprägt. So kommt es, Phasen. Die regionale Partizi- dass ich zum Beispiel die Hal- Zudem nutze ich alle Gelegen- als Gemeindevertreter in diesem pation, bei der die Bevölkerung tung des Zürcher Regierungs- heiten, die sich mir im Rahmen Auswahlverfahren? rats besser kenne als jene des meines Amtes bieten, um über Das Einbeziehen und Anhören Kantons Aargau. Der Kanton das Thema zu informieren. der Bevölkerung darf auf kei- Aargau ist für mich noch wenig nen Fall eine Alibiübung sein. spürbar. Da wünschte ich mir Wie sind die Reaktionen aus Transparenz ist dabei sehr noch mehr Unterstützung. Aber der Bevölkerung? wichtig, da sehe ich mich als die Zusammenarbeit läuft an Gelassen. Es werden Fragen Behördenvertreter selber in der und ist auf dem richtigen Weg. gestellt, aber bis jetzt hat sich Pflicht. Es geht darum, die Be- noch niemand gemeldet, der völkerung für das Tiefenlager Worin sehen Sie Ihre wichtigste sich einbringen will. Im weite- zu sensibilisieren. Die Thema- Aufgabe? ren Verlauf und mit zunehmen- tik ist für alle neu. Mir ist kein Ich finde es sehr wichtig, den der Information der Bevölke- Thema bekannt, das unsere Re- Gemeinden im Planungsverfah- rung wird sich dies bestimmt gion je vor ähnliche Herausfor- ren Gehör zu verschaffen. Die ändern. derungen gestellt hat. Bewohnerinnen und Bewoh- ner der Region sollen sich im Was sehen Sie als grösste www.laegern-nord.info Marcel Baldinger, Gemeinde- Sachplan auch bald einbringen Herausforderung für die Ge- ammann Fisibach. und kritische Fragen stellen. meinden resp. für Sie

Departement Bau, Verkehr und Umwelt | Entfelderstrasse 22 | 5001 Aarau Telefon 062 835 32 00 | Telefax 062 835 32 99 | [email protected] | www.ag.ch/tiefenlager