LINN SOLL WIEDER LINN HEISSEN Damit Über Jahrhunderte Gewachsenes Erhalten Bleibt
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Nr. 6 – Ausgabe Dezember 2020 – Erscheint in loser Folge FOKUS LINN HEIMATORTE Quo vadis, Aargau? FINDLINGE Wie der Bözberg seinen letzen Schliff bekam URS HOFMANN Leidenschaftlicher Aargauer GEOGRAFISCHE NAMEN Ortschaftsnamen sollen im Aargau künftig erhalten bleiben LINN SOLL WIEDER LINN HEISSEN Damit über Jahrhunderte Gewachsenes erhalten bleibt. Gesuch für die Wiederherstellung des Ortschaftsnamens «Linn» 1 INHALT Inhalt Editorial 5 Wie der Bözberg seinen letzten Schliff bekam 9 Bözberger an Heiligabend auf der Jagd erschossen 16 Atommüll-Endlager – Eine Mogelpackung für die Standortwahl 18 «Fricktal» – ein mehrdeutiger Begriff 27 «Zukunftsraum» hat keine Zukunft 32 «Vielfach ist die Fusion der falsche Weg» 34 Chancen und Risiken von Gemeindefusionen 38 Ortschaftsnamen sollen im Aargau künftig erhalten bleiben 40 Gemeindelandschaft: Identitätsfindung und Aufgabenerfüllung 45 Linn soll wieder Linn heissen 48 Zeitachse zum Ortschaftsnamen «Linn» 56 Linner Flurnamen II 61 Linner Ortsbild mit sanftem Rückbau aufgewertet 73 Neuer Glanz im Ortsbild 74 Hochstammbäume im Fokus 77 Hochverdiente Laudatio an Urs Hofmann 81 Forschungscampus «Villigen Valley» ist auf Kurs 83 Heimatorte: Quo vadis, Aargau? 84 LINN SOLL WIEDER LINN HEISSEN Markus Dieth über Urs Hofmann: Leidenschaftlicher Aargauer 89 Gesuch für die Wiederherstellung des Ortschaftsnamens «Linn» 48 Eduard Müller, die Linner Linde und andere Bäume 87 Fünf Jahre ProLinn: Jubiläum mit prominentem Besuch 98 «Das ist es, was ich mir wünsche, auch im Aargau» 103 Linn – Das Auf und Ab der Einwohnerzahlen 104 Elise Bossard-Kohler – eine legendäre Wirtin 105 Fokus auf der lokalen Identität 108 Doktor Bärlauch 114 Rezept: Bärlauch-Butter 121 Rezept: Bärlauchblütenknospen 123 Historisch 126 Rückmeldung via Brief, Mail, Facebook, Twitter, Medien 129 Ortschaftsnamen sollen im Impressum 131 16 Atommüll-EndlagerKühe mit Hörnern 27 Aargau künftig erhalten bleiben Linner Ortsbild mit sanftem Fünf Jahre ProLinn – Jubiläum 73 Rückbau aufgewertet 98 mit prominentem Besuch Doktor Bärlauch 114 Titelbild: Die Linde von Linn, fotografiert von Michel Jaussi. 2 3 PLATZHALTER EDITORIAL W EINGUT ZUR L INDE Michel Jaussi Liebe Linnerinnen und Linner, liebe Leserinnen und Leser Linn soll wieder Linn heissen. Dieses Anliegen betrifft uns alle, denn Linn ist Teil unseres Kulturguts, mit allem was Linn ausmacht: seinem Namen, seinen Bewoh- nern, seiner Linde, seiner Einbettung in die Gemeinde, seiner Lage auf dem Bözberg, seiner Bedeutung im Kanton und so viel Weiterem darüber hinaus. „die Verkostung des Linner Pinot Noirs zählt Mithin sind wir auch alle vom bald anhängigen Gesuch zur Wiederherstellung des für mich zu den schönsten Weinerlebnissen“ Ortschaftsnamens Linn gefordert, denn wir alle sind dabei in der Verantwortung Daniel Cortellini, Weinhändler, Baden eine Kultur der Wertschätzung für unsere Nächsten und einen Willen zum friedlichen Konsens zu leben, die es ebenso würdig sind als Teil unseres Kulturguts an kommende Generationen weitergegeben zu werden, wie der erstmals im Jahr 1306 im Habsburger Urbar erwähnte Ortschaftsname «Linn» selbst. Wir sind überzeugt, dass wir dieser Verantwortung gemeinsam gerecht werden können und die Gemeinde Bözberg so weiter blühen und fortan als ein herausragendes Beispiel für den verantwortungsvollen Umgang mit unseren wertvollen kulturellen Gütern gelten kann. Die Herausforderungen bleiben aber auch nach bestandener Prüfung für uns alle zahlreich, sei es wegen der bevorstehenden Wahl eines Endlagerstandorts oder auch wegen der zahlreichen geplanten Fusionen von historisch bedeutsamen Aargauer Gemeinden – verschiedene Meinungen hierzu sind im Fokus Linn enthalten. All diese Herausforderungen sind mit verantwortungsvollen Lösungen unter Wahrung unserer wertvollen, über viele Jahrhunderte gewachsenen kulturellen Güter zu überwinden. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam diese Lösungen zu suchen und zu finden. Der Linde von Linn, dem Bözberg, dem Kanton Aargau und der Schweiz zu Ehren. Ihnen allen einen Moment der Ruhe, Gesundheit und viel Freude bei der Lektüre des Fokus Linn. Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und freuen uns auf Ihre Zuschrift. Vorstand ProLinn Dr. Hans-Martin Niederer Geri Hirt Michel Jaussi Iris Krebs Sarah Niederer Ein exklusiver Wein aus dem Aargauer Jura. Die Ertragsbeschränkung und der zweijährige Ausbau in neuen Barrique aus Troncé-Eiche ergeben einen gelungenen Pinot Noir! Auszeichnung: «Die besten 150 Weingüter der Schweiz» (Vinum). Weingut zur Linde · Michel Jaussi · 5225 Linn · [email protected] · www.weingutlinde.ch Die Weine des Weingut zur Linde werden exklusiv über Cortis Schweizer Weine GmbH in Baden vertrieben. Rathausgasse 5 · 5400 Baden Schweiz · Tel 056 222 5 666 · Fax 056 222 9 600 [email protected] · www.cortis.ch · Dienstag - Freitag 11 - 19 h · Samstag 9 - 17 h Ein Wintermorgen bei der Linde von Linn. 4 5 Bild Monika Roth Am 26. August 2020 wäre es wieder mal so weit gewesen, dass mit Blick vom Schloss Habsburg aus, die Son- ne und die Linner Linde genau auf einer Linie wären und somit die Sonne genau hinter der Linde von Linn unterge- hen würde. Zweimal im Jahr ist dieses Ereignis zu beobachten, am 17. April und am 26. August. Doch diesmal erwartete die Besu- cher*innen auf Schloss Habsburg ein ganz anders Spektakel. Ein feuriger Abendhimmel verzauberte die Linde märchenhaft. 6 7 FINDLINGE Wie der Bözberg Bilder Michel Jaussi seinen letzten Schliff bekam Spuren einer grossen Eiszeit – Findlingsgesteine zwischen Fricktal und Aare Text Hans Burger und André Lambert Der Bözberg blieb aufgrund seiner topogra- dauernde Erosion. Gebirgsflüsse schwemm- fischen Hochlage von den vorstossenden ten gewaltige Mengen von Gesteinsschutt Findlinge als Spuren der Erdgeschichte und wertvolle Gletschern der letzten Eiszeit verschont. aus den Alpentälern ins nördliche Vorland; Biotop-Inseln Daher blieben die Spuren älterer, intensive- es entstanden die im Mittelland heute weit- Ein Findling, auch Erratiker (= «Irrstein») rer Eiszeiten in diesem Gebiet erhalten, wel- verbreiteten Ablagerungen der Molasse, genannt, ist ein Gesteinsblock, der che andernorts von jüngeren Gletschern also Konglomerate (Nagelfluh), Mergel und durch eiszeitliche Gletscher von seiner teilweise oder vollständig verwischt worden Sandsteine. ursprünglichen Felsunterlage sind. Vorliegende Arbeit präsentiert eine abgelöst und mit dem Eisstrom aktualisierte Bestandesaufnahme der auf Die Eiszeiten wegtransportiert wurde. Daher hat Karten im Bözberg-Gebiet vermerkten Gegen Ende der Jurafaltung begann sich der Findling in der Regel eine von den Findlinge, ergänzt durch einige neu identifi- die Atmosphäre markant abzukühlen; in Gesteinen seiner neuen Umgebung zierte Objekte. Die Befunde werden eiszeit- den Alpen baute sich eine immer mächti- abweichende Mineralzusammensetzung geschichtlich nach Gesteinsarten differen- gere Eisdecke auf, deren Gletscherströme und / oder ein anderes Aussehen; er allmählich bis weit ins Flachland vordran- wirkt «ortsfremd» und liegt gewisser- gen. Daher werden die letzten 2,6 Millio- massen «irrtümlich» dort. Herkunft und Transportweg eines Erratikers nen Jahre der Erdgeschichte (das Pleisto- Vorliegende Arbeit präsentiert lassen sich dann eingrenzen, wenn zän) auch Eiszeitalter genannt, eine durch eine aktualisierte Bestandes- das Vorkommen seines «Mutterge- astronomische Prozesse gesteuerte, alter- steins» typisch für eine bestimmte aufnahme der auf Karten im nierende Abfolge von «Kaltzeiten» und Region ist. Die Transportwege sind Bözberg-Gebiet vermerkten «Warmzeiten». oft dutzende bis mehrere hundert Dies bewirkte verschiedene Vorstösse und Kilometer lang. Findlinge, ergänzt durch einige Rückzüge der alpinen Gletscher. Zeugen Standorte und Gesteinsarten von neu identifizierte Objekte. dieser Vorgänge sind die glazialen Hinter- Findlingen geben über ihren Trans- lassenschaften in Form von Moränen mit portweg hinaus auch Hinweise auf ihren Findlingen, sowie auch ausgedehnte damalige Eisrandlagen, also auch auf ziert und einordnend bewertet. Zudem Schwemmebenen aus Schotter, Kies und Mächtigkeit, Reichweite, Ausdehnung sowie das Einzugs- bzw. Herkunftsge- werden offene Fragen und der sich daraus Sand, welche die gewaltigen Schmelzwas- biet «ihres» Gletschers. Mithin sind ergebende Forschungsbedarf aufgezeigt. ser-Flüsse der Gletscher aus den Alpen bis Erratiker wissenschaftlich wertvolle Die Landschaft des Bözbergs ist geprägt weit ins Mittelland verfrachtet hatten. Zeugen früherer geologischer durch ihre jüngere erdgeschichtliche Ent- Über die Epoche der früheren Eiszeiten ist Prozesse. Mit radiometrischen wicklung seit Beginn der Alpenfaltung vor recht wenig bekannt, da die jeweils nach- Untersuchungs-Methoden lässt sich rund 40 Millionen Jahren. Damals lagen folgenden Gletscher die Spuren ihrer Vor- bei quarzreichen Erratikern (wie mehrere hundert Meter Sedimentgesteine gänger verwischten. Ein Konsens besteht Gneis oder Granit) auch ermitteln, (Kalk, Mergel, Gips, Ton und Sandstein) darüber, dass vor rund 700 000 Jahren wie lange ein solcher Block schon vor über dem Grundgebirge. Dieses besteht eine extreme, wohl die weiteste Ausdeh- Ort liegt. aus dem kristallinen Sockel der Nord- nung der alpinen Eismasse erreicht wurde. Grössere Findlinge aus kristallinen schweiz (Granit und Gneis des Schwarz- Sinngemäss spricht man daher auch von Gesteinen (wie z. B. Granite und Gneise) bilden als meist harte, kahle waldmassivs) sowie den alten Sedimenten der «Grössten Eiszeit» (engl. Most Extensi- Felsunterlage eine Herausforderung des