Das Institutionelle System Der Denkmalpflege in Der DDR Untersucht Am Beispiel Der Thüringischen Städte Erfurt, Weimar Und Eisenach
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Hinter der Fassade – Das institutionelle System der Denkmalpflege in der DDR untersucht am Beispiel der thüringischen Städte Erfurt, Weimar und Eisenach Von der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Philosophie genehmigte Dissertation vorgelegt von Katja Wüllner M. A. aus Bad Driburg Gutachterin: Prof. Dr. phil. Heiderose Kilper Gutachter: PD Dr. phil. Christoph Bernhardt Gutachter: Prof. Dr. phil. Leo Schmidt Tag der Disputation: 17. Juni 2015 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 5 2 Das institutionelle System der Denkmalpflege in der SBZ/DDR (1945 – 1989) 21 2.1 Wiedergründung denkmalpflegerischer Institutionen (1945 – 1952) 24 2.2 Zentralisierungsdruck und zunehmende Institutionalisierung (1952 – 1963) 31 2.3 Zwischen struktureller Neuorganisation und Konsolidierung denkmalpflegerischer Institutionen (1963 – 1979) 46 2.4 Schutz und Pflege von Denkmalen in einem stabilen institutionellen Rahmen (1979 – 1989) 63 3 Das Institutionensystem der Denkmalpflege in Thüringen sowie im Bezirk Erfurt (1945 – 1963) 70 3.1 Kulturlandschaft Thüringen: die Rahmenbedingungen 71 3.2 Zaghafte Bestrebungen: denkmalpflegerische Institutionen auf dem Gebiet Thüringens bis 1945 76 3.3 Beschwerlicher Neubeginn: denkmalpflegerische Institutionen auf dem thüringischen Gebiet (1945 – 1963) 79 4 Die Akteure der Denkmalpflege des Bezirkes Erfurt (1963 – 1989) 85 4.1 Die Arbeitsstelle Erfurt des Instituts für Denkmalpflege 87 4.1.1 Ausgangspunkt für den Schutz und die Pflege von Denkmalen: die materielle und personelle Ausstattung der Arbeitsstelle 87 4.1.2 Politische Regulative der fachlichen Arbeit 94 4.1.3 Instrumentarium zur Planung und Organisation der Arbeit: Beihilfe- und Arbeitspläne 101 4.1.4 Zusammenarbeit mit übergeordneten Akteuren 107 4.2 Der VEB Denkmalpflege Erfurt 111 4.3 Der Bezirksvorstand Erfurt der Gesellschaft für Denkmalpflege im Kulturbund 118 4.4 Resümee 121 5 Bürgerengagement für Denkmale auf kommunaler Ebene in Erfurt, Weimar und Eisenach 124 5.1 Prämissen und Institutionen der Denkmalpflege in den Städten Erfurt, Weimar und Eisenach 125 5.1.1 Erfurt 126 5.1.2 Weimar 134 5.1.3 Eisenach 142 5.2 Staatlich gefördertes ehrenamtliches Engagement für Denkmale auf kommunaler Ebene 147 5.2.1 Ehrenamtliches Engagement zur Unterstützung der kommunalen Volksvertretung: Aktiv für Denkmalpflege/Stadtbild in Weimar 148 5.2.2 Individuelles Engagement: Vertrauensleute für Denkmalpflege in Eisenach 155 5.2.3 Engagement für Denkmale innerhalb der Gesellschaft für Denkmalpflege: die Baubriagde der Interessengemeinschaft für Denkmalpflege in Eisenach 160 5.3 Widerspruch gegen den staatlichen Umgang mit Denkmalen 168 5.3.1 Eingaben als Protestform gegen den Verfall von Denkmalen 170 5.3.2 Konstituierung von Bürgerinitiativen zur Rettung der Altstädte 181 5.4 Resümee 195 6 Fallbeispiele zum Umgang mit Denkmalen in Erfurt, Weimar und Eisenach 198 6.1 Repräsentationsbauten des Adels 199 6.1.1 Schloss Molsdorf 202 6.1.2 Schloss Belvedere 211 6.1.3 Zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Schlössern Molsdorf und Belvedere 221 6.2 Bürgerhäuser 223 6.2.1 Die Hohe Lilie in Erfurt 224 6.2.2 Die Bürgerhäuser am Erfurter Fischmarkt 233 6.2.3 Das Bachhaus in Eisenach 241 6.2.4 Zum denkmalpflegerischen Umgang mit Bürgerhäusern in Erfurt und Eisenach 249 6.3 Gedenkstätten der Arbeiterbewegung 252 6.3.1 Gedenkstätte „Erfurter Parteitag 1891“ 255 6.3.2 Gedenkstätte „Eisenacher Parteitag 1869“ 265 6.3.3 Zum denkmalpflegerischen Umgang mit den Gedenkstätten der Arbeiterbewegung in Erfurt und Eisenach 268 6.4 Resümee 269 7 Schlussbetrachtung 272 8 Anhang 289 9 Abkürzungsverzeichnis 290 10 Quellen- und Literaturverzeichnis 291 11 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 336 12 Abbildungsnachweis 338 13 Biografische Angaben ausgewählter Akteure 339 Einleitung 5 1 Einleitung Denkmale sind Mittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Als materielle Zeugen der Vergangenheit können sie zur Manifestation und räumlichen Inszenierung von Geschichtsbildern beitragen. Damit besteht beständig die Gefahr, dass Denkmalpflege politisch funktionalisiert wird.1 In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) schien diese Bedrohung für Vertreter denkmalpflegerischer Interessen, die sich um Wissenschaftlichkeit und Objektivität bemühten, besonders evident, da die Deutungshoheit über die Geschichte von konstitutiver Bedeutung für die Legitimation des Staates war. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) als maßgeblicher Akteur im staatssozialistischen System der DDR beanspruchte daher für sich die Kompetenz, die Vergangenheit normativ zu interpretieren.2 Ein erster Blick auf die Bilanz der Denkmalpflege in der DDR erscheint ernüchternd: skandalöse Abrisse von Schlössern und Sakralbauten. Durch Vernachlässigung ruinierte Altstädte prägen das Bild. Sie sind neben den Großsiedlungen in Plattenbauweise zum Sinnbild des Staates und seines Untergangs geworden. Die zunehmende Baufälligkeit und die Verwahrlosung der historischen Bausubstanz suggerieren eine schwache Ausprägung bzw. das Fehlen wirksamer denkmalpflegerischer Institutionen. Das Interesse für den Umgang mit der historischen Bausubstanz in der DDR scheint sich auf die Narration von denkmalfeindlichen Funktionären, auf Missachtung und Verfall zu konzentrieren. Wird eine solche tendenziöse Perspektive der Komplexität und Ambivalenz der Denkmalpflege in der DDR gerecht? Verstellt sie nicht den Blick auf ein spannungs- und facettenreiches institutionelles Arrangement der Denkmalpflege? Diese Perspektive soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit geweitet werden, um die problemzentrierte Wahrnehmung der Denkmalpflege in der DDR zu durchbrechen und ein differenziertes Bild von den Möglichkeiten und Grenzen der Denkmalpflege in einem hochgradig politisierten Gesellschaftssystem zu zeichnen. Im Kontext der politischen, ideologischen und kulturgeschichtlichen Entwicklungsprozesse in der DDR stehen neben den zentralen staatlichen Institutionen und Akteuren am Beispiel des Bezirkes Erfurt sowie der kulturhistorisch bedeutsamen Städte Erfurt, Weimar und Eisenach die Entwicklungen und Akteure auf regionaler und lokaler Ebene im Fokus der vorliegenden Arbeit. Das Interesse gilt dabei nicht nur Prozessen, sondern auch den Institutionen, die das Handeln der Akteure prägten. Neben den politischen und 1 HUBEL 2006, S. 13; ASSMANN 2007, S. 98ff; SCHMIDT 2008, S. 11ff; BEYME 2012, S. 240f. 2 SABROW 2000, S. 13-18. Einleitung 6 fachwissenschaftlichen Debatten wird das zivilgesellschaftliche Engagement von Bürgern einbezogen, die sich für den Erhalt und die Pflege von Denkmalen einsetzten. Der zeitliche Rahmen umfasst die Jahre von 1945 bis 1989. Im Hinblick auf die Genese der denkmalpflegerischen Organisationen im Bezirk Erfurt liegt der Schwerpunkt jedoch auf der Zeit vom Beginn der 1960er Jahre bis zum Beginn des Transformationsprozesses im Herbst 1989, in dem die bestehenden Institutionen aufgelöst wurden.3 Die Arbeit gliedert sich in vier Teile mit unterschiedlichen Untersuchungsschwerpunkten. Sie spiegeln einerseits den zentralistischen Charakter der DDR wider. Andererseits sollen sie der neueren geschichtswissenschaftlichen Forschung gerecht werden, in der sowohl die regionale wie auch die lokale Ebene verstärkt Aufmerksamkeit erfahren. Im ersten Teil wird das institutionelle System der Denkmalpflege auf der zentralstaatlichen Ebene thematisiert. Am Beginn steht die Frage, welche Phasen der Aushandlungs- und Wandlungsprozess der denkmalpflegerischen Institutionen durchlief. Welche Charakteristika wiesen die einzelnen Phasen auf? Von welchen Akteuren und Akteurskonstellationen auf der zentralstaatlichen Ebene wurden diese Entwicklungen maßgeblich geprägt? Welche Interessen verfolgten die einzelnen Akteure und welche Zielvorstellungen waren für sie handlungsleitend? Im Mittelpunkt des zweiten Teils stehen, im Kontext der politischen, städtebaulichen und kulturpolitischen Prämissen, die Akteure im institutionellen System der Denkmalpflege auf regionaler Ebene im Bezirk Erfurt. Den Handlungsrahmen bildeten die auf zentralstaatlicher Ebene bestehenden Institutionen. Vor diesem Hintergrund soll die Frage beantwortet werden, wie das auf zentralstaatlicher Ebene ausgehandelte Arrangement die Akteure der regionalen Ebene beeinflusste. Wie wurde der Herrschaftsanspruch der SED auf dieser Ebene sichtbar und durchgesetzt? Welche Handlungsspielräume und Restriktionen ergaben sich dadurch für die Akteure? Der lokalen Ebene gilt die besondere Aufmerksamkeit im folgenden dritten Abschnitt. Am Beispiel der Städte Erfurt, Weimar und Eisenach wird danach gefragt, welche Formen des Engagements für Denkmale es in diesen Städten gab. Zudem wird untersucht, ob und welche Möglichkeiten es für die Bürger gab, Kritik und Unzufriedenheit mit der staatlichen Denkmalpolitik zu äußern. Wodurch wurde der Widerspruch entfacht? Stand er im unmittelbaren Zusammenhang mit dem zunehmenden Verfall von herausragenden Einzeldenkmalen und der historischen 3 Der Wiedervereinigungsprozess gliederte sich nach LEPSIUS 2013 in zwei Phasen. Die erste Phase von August 1989 bis März 1990 zeichnete sich für ihn durch die Erosion und Auflösung der bestehenden Institutionenordnung der DDR aus, während in der zweiten Phase von März bis September 1990 die deutsche Einheit institutionalisiert wurde. Vgl. ebd., S. 138-142. Einleitung 7 Altstädte? Gab es Berührungspunkte mit dem Engagement der fachwissenschaftlichen Akteure? Und welche Bedeutung kam dem Widerspruch