Maria Rita Sagstetter

Vom K.önigsgut "Nittenouua" 1007 zum königlich-bayerischen Landgericht Nittenau im 19. Jahrhundert

Kijnigsgut und bambergische Immuniklf Nittenau eines der mächtigsten und bedeutendsten Grafen­ gescWechter auf dem lordgau, als Lehenleute des Als ittenau mit seiner ersten urkundlichen Bamberger Bischofs wahr. Als Vögte übten sie die Erwähnung zu Beginn des 11. Jahrhunderts in das weltliche Schutzherrschaft über die Immunitätsleute Licht der Geschichte trat, gehörte der Ort mit aus, vertraten sie vor dem Grafengericht und übten seinem Umland zu der im Donaugau gelegenen das Richteramt im Immunitätsgericht aus. Grafschaft des Regensburger Burggrafen Rupert. Nittenau bildete das Zentrum eines grundherr­ schaftlich organisierten Bezirks, in den ausgedehnte Die Staufer als Sittenauer Vogte Besitzungen, vor allem ein großes \X'ald- und Forst­ gebiet, der Nittenauer Forst, eingefangen ,-,varen. Nach dem Aussterben der Sulzbacher im Jahr 1188 ging die Vogtei über das ittenauer Gebiet l\1it Urkunde vom 1. ovember 1007 übereignete auf die Staufer über, die die praktische Wahrneh­ Kaiser Heinrich H. den Ort ittenau ("quia mung "or Ort i\1inisterialen, den Lutzmannsteinern, nostrae quendam proprietatis locum Nittenouua überließen. ach dem Tod des letzten Staufers dictum in pago Tonohkoa et in comitatu Rodperti Konradin, der 1268 in eapel enthauptet wurde, comitis situm", MG DD HH, S. 173 r. 145) mit hel das Vogteilehen an das Hochstift Bamberg zahlreichen Zugehörungen an das yon ihm neu zurück. Im Jahr darauf belehnte Bischof Berthold gegründete Bistum Bamberg. von Bamberg Herzog Ludwig H. den Strengen, den Onkel und Vormund Konradins, mit der Vogtei. Durch den Wechsel vom weltlichen Königsgut zum geistlichen Grundeigentum war ein Ludwig regierte seit 1255 im Teilherzogtum Ober­ Immunitätsbezirk entstanden, der von der Herr­ bayern (mit dem Hauptort München), zu dem auch schafts- und Amtsgewalt des Grafen ausgenommen der Löwenanteil des Herrschaftsbesitzes auf dem war. Die Vogtei über den exemten Immunitätsbezirk Nordgau gehörte, den die Wittelsbacher infolge nahmen in der Folge die Grafen von Sulzbach, des großen Dynastensterbens durch Erbschaft und

31 durch gezielte Erwerbspolitik an sich bringen konn­ reichende Herrschafts- und Gerichtsrechte über ten. die bevogteten geistlichen Grundholden eröffnete, richtete Ludwig Ir. das Amt Nittenau ein, das als solches auch im zweiten Herzogsurbar von Witte/sbachisches AmtNittenau etwa 1285 erscheint (unter der Überschrift "Red­ ditus bonorum in Nittenowe" = die Einkünfte aus Bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatten den Gütern im Amt Nittenau). Aus der Lage der die wittelsbachischen Herzöge begonnen, ihr durch darin genannten Güter, die nach Orten gegliedert wiederholte Zugewinne sprunghaft wachsendes aufgezählt werden, kann der räumliche Umfang Territorium, das in seinen räumlichen Ausmaßen des Amtes erschlossen werden. eben Nittenau erstmals im Herzogsurbar (= Verzeichnis von werden in dem Urbar auch folgende nördlich Gütern und Abgaben, angelegt zur Sicherung von der Donau gelegenen Ämter und Burggüter des Eigentum und Besitzstand) von 1231/34 greifbar Herzogtums Oberbayern aufgeführt (Monumenta wird, zum Zweck der Verwaltung und Rechtspflege Boica 36, 1, S. 337-424): Berngau, "Paern" (bei in Sprengel einzuteilen. Diese vergaben sie in der Neumarkt i.d. Opf.), Wetterfeld, Schmidmühlen, Regel amtsweise an ihnen geeignet erscheinende , Auerbach, Altendorf, Nab­ (adelige) Personen (Richter, Landrichter, Pfleger), burg, Amberg, Hahnbach, Vogtei Viiseck, Eschen­ die vom Landesherrn auf befristete Zeit oder auf bach-Frankenberg, Thurndorf, Eslarn, Waidhaus, Widerruf bestellt und für ihre Tätigkeit regelmäßig Grünsberg, Lauf, Hilpoltstein, Lutzmannstein, entlohnt wurden. In dieses Netz von Ämtern und Störnstein, Altenstadt-Neustadt, Murach und Wal­ Landgerichten banden die Herzöge allen Güter• deck. Einen Teil des bambergischen Lehens, und Rechtsbesitz (vor allem Grafschaften, Herr­ nämlich Bruck und einige Orte in dessen Umge­ schaften, Grundherrschaften, Vogteien) ein, den sie bung sowie den Brucker Forst, traten die Wit­ nach und nach aufgrund unterschiedlicher Rechts­ telsbacher an die Schwarzenburger ab; er kam titel an sich bringen und aneinander fügen konn­ später (1345) durch Kauf in landesherrlichen Besitz ten; neue Gebietserwerbungen bewirkten, dass das zurück und wurde Grundlage für die Errichtung anfangs noch grobmaschige etz sich nicht nur des Amtes Bruck. nach außen hin weiter ausdehnte, sondern sich vor allem im Innern immer stärker verdichtete und konsolidierte. Das Pflegamt Wetteife/d

Auf der Grundlage des Bamberger Im 1326 entstandenen Herzogsurbar des Viztu­ Immunitätsbezirks, in dem ihm die Vogtei weit- mamtes (Burg-)Lengenfeld, das als Mittelbehörde

32 den genannten Ämtern übergeordnet war, erscheint Hals und Haupt betreffen oder an Leib und Leben der ittenauer Gebietskomplex mit dem Markt zu strafen sind) hatten z.B. die Klöster Walder­ ittenau unter dem Amt \'('etterfeld ("Officium bach und Reichenbach, die Märkte ittenau und in Weternuelt"). Offenbar hatten die Herzöge im Roding, die adeligen Hofmarken Bodenstein, Kir­ Zuge einer Ämterreduzierung das Amt Nittenau chenrohrbach, Neuhaus, Regenpeilstein, StraWfeld, in das Amt Wetterfeld eingegliedert; dieses ging Stamsried u.a. Wurde ein Delinquent, der sich eines auf das ehemalige Königsgut Roding und Reichs­ MalefizYerbrechens (z.B. Totschlag, schwerer Dieb­ kirchengut zurück, das nach dem Ende der Stau­ stahl, Raub, Notzucht) schuldig gemacht hatte, ferherrschaft an die Wittelsbacher gelangt ,,'ar. innerhalb einer klösterlichen Hofmark oder eines adeligen Landsassengutes gefasst, war er nach Nittenau war in der Folge aber immerhin Sitz eines dreitägiger Untersuchungshaft an den für die Schergenamtes oder Cnteramtes des Amtes \'(!et­ Abstrafung zuständigen Richter oder Pfleger von terfeld, für das bereits 1298 und 1301 landesherrli­ Wetterfeld auszuliefern. Eine Ausnahme bildeten che Richter nachgewiesen sind. Spätestens seither die lehenbaren Herrschaften Stockenfels-Fischbach war Wetterfeld nicht mehr nur grundherrschaft­ und Stefling, die selbst das Halsgericht besaßen. liche Verwaltungseinheit, sondern auch Gerichts­ sprengel. Dem Amt \'(;'etterfeld, das seit et\\'a 1400 eber die gerichtsunmittelbaren Untertanen stand in den Quellen als Pflegamt erscheint, stand \'or dem Pfleger neben der Niedergerichtsbarkeit auch allem die Blutgerichtsbarkeit und die hohe Zi\'il­ das Recht der Steuereintreibung zu; des Weiteren gerichtsbarkeit in Liegenschaftssachen (Erb und hatte er aufgrund seiner militärischen Befehlsgewalt Eigen, Grund und Boden) zu, zugleich die niedere ihnen gegenüber die Musterungen durchzuführen. Jurisdiktion bei Fahrnis- und Schuldklagen sowie leichteren Vergehen, soweit nicht der Adel, die Prälaten und die :\Iärkte aufgrund Herkommens Zur KIlIpfalz bz\\'. landesherrlicher Pri\'ilegierung selbst über ihre Grunduntertanen bzw. Einwohnerschaft die le­ Bei der Landesteilung, die Herzog Lud\\'ig IV. \-on dergerichtsbarkeit ausübten. Oberba\'ern mit den Söhnen seines \'erstorbenen Bruders Rudolf 1., Rudolf 11. und Ruprecht 1., im Niedergerichtsbefugnisse (in den Quellen negati\' Haus\'ertrag yon Pavia yom 4. August 1329 ver­ formuliert als die Gerichtsbarkeit mit Ausnahme einbarte, gelangte der größte Teil der wittelsbachi­ der dem Landesherrn und seinen Beamten vorbe­ schen Herrschaft auf dem Nordgau (und damit haltenen todeswürdigen Verbrechen, umschrieben auch das Amt Wetterfeld inklusive Markt Nitte­ als die drei Fälle, als },Ialefizfälle oder als Fälle, die nau) an die kurpfälzische Linie und wurde künftig

33 von Heidelberg aus regiert. Der Vertrag nennt im für den später eine eigene Behörde, die Rentkam­ Einzelnen folgende Orte: Burg Hilpoltstein, Markt mer Amberg, geschaffen wurde. Lauf, Burg Hohenstein, Markt Hersbruck, Burg Hartenstein, Markt Pegnitz, Markt Velden, Markt 1353 teilten die Pfalzgrafen Ruprecht 1. und Rup­ Plech, Burg Frankenberg, Burg Waldeck, Markt recht H. das von ihrem Vater Rudolf H. ererbte Pressath, Markt Kemnath, Markt Erbendorf, Burg Herrschaftsgebiet auf dem Nordgau auf. Aus den Thurndorf, Markt Eschenbach, Markt Auerbach, Besitzungen, die an Ruprecht H. fielen, wurde das Burg Neidstein, Burg Werdenstein, Stadt Neu­ Viztumamt gebildet, das sich aus den markt, Hofmark Berngau, Burg Heinzburg, Burg Ämtern Nabburg, Neunburg, Murach, Treswitz Berg, Burg Meckenhausen, die halbe Burg Pfaf­ und Wetterfeld (mit Nittenau und Roding) zusam­ fenhofen, Markt Lauterhofen, Burg Grünsberg, mensetzte. Das Viztumamt bestand bis 1410, als Burg und Stadt Sulzbach, Burg Rosenberg, Markt nach dem Tod Kurfürst Ruprechts IH., der seit 1400 Hirschau, Stadt Amberg, Stadt Nabburg, Stadt die Königswürde inne hatte, dessen Erbe unter Neustadt a.d. Waldnaab, Burg Störnstein, Burg seinen Söhnen aufgeteilt wurde. Der ältestes Sohn, Murach, Markt Oberviechtach, Stadt Neunburg der neue Kurfürst Ludwig IH., bekam einen Vor­ vorm Wald, Burg Wetterfeld, Markt Roding, Markt ausanteil (Kurpräzipuum) um die Städte Amberg, Nittenau, Burg Burgtreswitz, Burg Regenpeilstein, Nabburg und Kemnath zugesprochen. Pfalzgraf Burg Sengersberg, die halbe Burg Waldau, Burg Johann erhielt alle übrigen oberpfälzischen Gebiete Stefling, Burg Schwarzeneck, Burg und Markt Floß, als Teilfürstentum Pfalz-Neunburg-Neumarkt, dem Burg Parkstein, Markt Weiden, Markt Vohenstrauß auch das Amt Wetterfeld zugeschlagen wurde. und Markt Luhe. Der restliche Teil des Viztumam­ tes (Burg-)Lengenfeld (in etwa das Gebiet zwischen Pfalzgraf Johann starb 1443, ihm folgte sein Sohn Schwandorf, , Weichs, Viehhausen, Alt­ Christoph als Landesherr, der zugleich König in mannstein, Holnstein, Velburg und Schmidmühlen) Dänemark, Schweden und Norwegen war. Chris­ verblieb beim oberbayerischen Herzogtum und toph ließ sein Oberpfälzer Teilfürstentum zunächst wurde weiterhin von München aus regiert. von den beiden einheimischen Rittern Hans von Parsberg und Martin von Wildenstein verwalten. Nach 1329 wurde für den nunmehr kurpfalzischen 1447 bestellte er seinen Onkel Pfalzgraf Otto 1. Teil des Nordgaus eine eigene Mittelbehörde mit von Mosbach zum Statthalter. Als Christoph ein Sitz in Amberg eingerichtet, die sich zunächst "Viz­ Jahr später starb, wurde er durch seine Onkel Ste­ tumamt" und später "Regierung" nannte. Für Auf­ phan von Simmern und Otto von Mosbach beerbt. gaben der Finanzverwaltung und die Aufsicht über Stephan veräußerte noch im gleichen Jahr seinen die Außenbehörden war der Rentmeister zuständig, Anteil an Otto, so dass das Fürstentum ungeteilt

34 erhalten blieb. Auf Otto 1., der 1461 im Kloster Damit war die Oberpfalz definitiv wieder bayerisch Reichenbach starb und auch in dessen Klosterkir­ geworden. che beigesetzt wurde, folgte sein Sohn Ono II. Er hinterließ bei seinem Tod 1499 keine legitimen achkommen, weshalb das Teilfürstentum an die Hussiten und baulicher Veifall Heidelberger Kurlinie zurückfiel, unter welcher die Besitzungen in der Oberpfalz yon nun an wieder Die Richter und Pfleger des Amtes Wetterfeld, VereInIgt waren. denen als Hilfspersonal ein Gerichtsschreiber und mindestens ein Gerichtsdiener, Büttel oder Amt­ Bis 1623/28 unterstand das Pflegamt Wetterfeld mann zur Seite standen, mussten im Laufe derJahr­ als Teil des Fürstentums der Oberen Pfalz der hunderte - bedingt vor allem durch kriegerische Herrschaft der pfalzischen Kurfürsten. Zu einem Ereignisse - wiederholt ihren Amtssitz wechseln. Herrschaftswechsel kam es nach der Schlacht am Zunächst saßen sie auf Schloss Wetterfeld, nach Weißen Berg bei Prag (1620). Die böhmischen dessen Zerstörung durch die Hussiten im Pfleg­ Stände hatten 1619 Kaiser Ferdinand II. als haus in Wetterfeld. Wegen Baufälligkeit ließ die König von Böhmen abgesetzt und an seine Stelle Regierung Amberg den Amtssitz um 1540 in das Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz gewählt. In Fürsrenbergerhaus nach Neubäu verlegen, ohne der darauf folgenden militärischen Auseinanderset­ dass jedoch die Bezeichnung "Amt Wetterfeld" zung konnten die kaiserlichen Truppen mit Hilfe geändert worden wäre. Da das Fürstenbergerhaus der Katholischen Liga einen klaren Sieg über das während des Dreißigjährigen Krieges abbrannte, böhmisch-pfälzische Heer erringen. verlegte der damalige Pfleger Albrecht Notthafft seinen Sitz nach Roding; als auch dieses zerstört Über den Winterkönig Friedrich wurde die Reichs­ wurde, verwaltete er das Amt Wetterfeld von seinem acht verhängt, was die Aberkennung der Kut\vürde Gut Runding aus. Sein achfolger ab 1663, Frei­ zur Folge hatte. Im Auftrag des Kaisers besetzte herr Karl Jakob von Siegershofen, richtete seinen daraufhin Maximilian 1. von Bayern 1621 die Ober­ Amtssitz im Pfundtnerhof in Wetterfeld ein. Auf pfalz und übernahm die kommissarische Verwal­ ihn folgte als Pfleger Franz earl von Asch, der tung. 1623 belehnte der Kaiser Maximilian ad den Pfundtnerhof 1709, als die zwei Burggüter zu personam mit der Kurwürde und verschrieb ihm Wetterfeld mit weiterem Besitz zu einem Landsas­ die seit 1619 aufgelaufenen Kriegskosten zur Hälfte sengut Wetterfeld zusammengelegt wurden, dem hypothekarisch auf die Oberpfalz. 1628 schließlich Landesherrn zur Verwendung für die Amtswoh­ konnte Maximilian die erbliche pfälzische Kur und nung der Pfleger zu Wetterfeld als Eigen überließ. die Reichsbelehnung mit der Oberpfalz erlangen. Die Gerichtsverhandlungen fanden ursprünglich

35 an der Schranne in Wetterfeld statt, seit 1640 in und Landrichterämter Landgerichte errichtet. Zur Roding, auch nachdem der Amtssitz wieder nach Unterscheidung von den späteren Landgerichten Wetterfeld zurückverlegt wurde. Wegen der Größe als Zweiter Instanz der Amtsgerichte pflegt man des Sprengels war das Ptlegamt Wetterfeld nach­ die 1802/03 geschaffenen Landgerichte mit dem weislich seit dem 15. Jahrhundert in drei Gerichte Zusatz "älterer Ordnung" (ä.o.) zu versehen. unterteilt, in ein Ober-, :NIitter- und Untergericht. Aus dem Pflegamt Wetterfeld wurde das Land­ Das Obergericht wurde im 18. Jahrhundert in vier gericht Wetterfeld, dem auch das kleine Ptlegamt Viertel aufgegliedert. Ober- und Mittergericht nann­ Bruck zugeschlagen wurde. Zugleich wurden die ten sich nach Wetterfeld, das Untergericht nach Kompetenzen in Kameral- oder Finanzgeschäften ittenau. Von 1649 bis 1690 war das kleine Ptleg­ abgespalten und dem neu errichteten Rentamt Wet­ und Forstmeisteramt Bruck aus Ersparnisgründen terfeld übertragen. vorübergehend mit dem Pflegamt Wetterfeld ver­ einigt. Von einigen ortsbezogenen Umgruppie­ 1815 wurde der Sitz des Landgerichts Wetterfeld rungen und der erwähnten Untergliederung des nach Roding verlegt, woraufhin auch der Name Obergerichts abgesehen blieb die innere Organisa­ in "Landgericht Roding" geändert wurde. 1838/39 tion des Ptlegamts Wetterfeld bis zum beginnen­ \vurde von dessen Sprengel das Landgericht (ä.o.) den 19. Jahrhundert bestehen. ittenau abgespalten, das in etwa dem Unter­ gericht Nittenau des ehemaligen Pflegamts Wet­ Dem Ptlegamt benachbart waren das kurfürstliche terfeld entsprach und das ehemalige Ptlegamt Pfleggericht Cham, die Herrschaft Falkenstein, Bruck mitaufnahm. Mit der Durchführung der das hochstift-regensburgische Ptlegamt Donau­ Trennung von Justiz und Verwaltung auf der stauf, das Ptlegamt Regenstauf und das Landrich­ unteren Ebene 1862 wurden die Bezirksämter als teramt - beide pfalz-neuburgisch ­ reine Verwaltungsbehörden geschaffen, die Land­ sowie die kurfürstlichen Gerichte Neunburg vorm gerichte (ä.o.) wurden damit zu ausschließlichen Wald, Bruck und Rötz. Rechtsbehörden. Das damals entstandene Bezirks­ amt Roding umfasste die Sprengel der Landge­ richte (ä.O.) Roding, ittenau und Falkenstein. Landgen'cht (älterer Ordnung) Wetterfeid bzw. Roding ­ 1939 wurden die Bezirksämter in "Landratsämter" Landgericht (alterer Ordnung) lYittenau umbenannt. Die Gebietsreform von 1972 brachte die Auflösung des mit 33 000 Einwohnern relativ Im Zuge der durchgreifenden Reformen und kleinen Landkreises Roding und die Umglie­ Veränderungen in der Ämterorganisation wurden zu derung seiner Gemeinden in die heutigen Land­ Beginn des 19. Jahrhunderts anstelle der Ptlegämter kreise Cham und Schwandorf. Die Stadt ittenau

36 wurde dabei Schwandorf zugeschlagen. Auf der der landesherrlichen Konfessionspolitik wurden mittelbehördlichen Ebene war 1808 das 1806 pro­ Ordnungen, :'.Iandate und Edikte erlassen sowie klamierte Königreich Ba~'ern nach geographischen Visitationen durchgeführt. und statistischen Gesichtspunkten in Kreise ein­ geteilt worden, denen jeweils ein Generalkreis­ 1556 \\lude durch I,urfürst Ottheinrich in der Pfalz kommissariat vorstand. Das Landgericht (ä.o.) und ebenso in der Oberen Pfalz als ihrem eben­ Wetterfeld wurde damals dem Regenkreis zugeord­ land der katholische Kultus endgültig verboten und net, dessen Generalkreiskommissariat seinen Sitz offiziell das lutherische Bekenntnis eingeführt. Sein zunächst in Straubing, seit 1810 dann in Regens­ Nachfolger, Kurfürst Friedrich IH., betrieb seit burg hatte. 1817 wurden die Generalkreiskommis­ 1563 die Einführung der reformierten Lehre. Die sariate in Kreisregierungen umge\\'andelt, die bis oberpfälzische Be\'ölkerung, auch ein Großteil des 1919 bestanden. Der Großteil des Regenkreises .-\dcls, stand dem Cah'inismus ablehnend gegenüber wurde 1838 in "Kreis Oberpfalz uno " und \\'ollte am T,uthertum festhalten. Ein Haupthin­ umbenannt. Seit 1953 heißen die Kreise offiziell dernis zur Realisierung der Pläne Friedrichs IH. war "Regierungsbezirke". sein ältester Sohn Ludwig, seit 1564 Statthalter in Amberg, der ebenfalls hartnäckig auf der Aufrecht­ erhaltung der e\'angeLischen Konfession bestand; Riformation und Gegenreformatioll als er 1576 seinem Vater als I,urfürst Ludwig VI. nachfolgte, ordnete er ~Iaßnahmen zur \'('ie­ ach der Geschichte der weltlichen, landesherrli­ derherstellung derselben an. 1580 führte sein chen Verwaltungs- und Behördenorganisation im jüngerer Bruder, Pfalzgraf Johann Casimir, in Gebiet von ittenau, Roding und \\"etterfeld soll seinem Deputatfürstentum, zu dem die Ämter abschließend noch kurz der mehrfache Konfessi­ Rötz, \'\'aldmünchen, Neunburg \'orm Wald und onswechsel, dem die Obere Pfalz in der frühen Burgrres\\'itz gehörten, den Calvinismus ein. Als Neuzeit unterworfen \yar, skizziert \yerden. Dieser Johann Casimir 1583 die Vormundschaftsregierung Problembereich war eng mit der Person des je\\'ei­ über seinen :'\effen Friedrich IV. übernahm, suchte ligen Landesherrn \Trbunden. Seit dem Augs­ er dem reformierten Bekenntnis in der gesamten burger Religionsfrieden von 1555 besaßen die Oberpfalz die Tore zu öffnen. \'{'eder er noch Fried­ Landesfürsten generell das Konfessionsbestim­ rich IV nach dessen Regierungsantritt schreckten mungsrecht. Nach dem Grundsatz "Cuius regio, davor zurück, mit durchgreifenden Maßnahmen eius religio" mussten die Untertanen im Fürstentum gegen den Widerstand, der ihnen \'or allem von den der Oberen Pfalz das Bekenntnis des jeweils regie­ Bürgern oer Städte Amberg, ).Jeumarkt, Tirschen­ renden Kurfürsten annehmen. Zur Durchsetzung reuth und Nabburg entgegenschlug, vorzugehen. Auch Friedrich V. suchte gezielt und mit Nach­ ten aus benachbarten Territorien in die Oberpfalz druck den calvinischen Kultus durchzusetzen. gelangten. Erst in der Montgelaszeit sollte mit dem Religionsedikt von 1809 die konfessionelle Parität Eine gravierende Veränderung brachte der Herr­ hergestellt werden. schaftswechsel von 1623/28 für die Oberpfalz. Literatur Maximilian 1. von Bayern hat bereits 1623 begon­ t\fax Spindler, Handbuch der bal'erischen Geschichte, neu hg. \'on nen, gegenreformatorische Maßnahmen einzulei­ Andreas Kraus, Bd. 3, 3: Geschichte der Oberpfalz und des bayeri­ ten. Nachdem er dann 1628 erblich mit der Kur schen Reichskreises bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, 3., neu bearb. l\uA. ;,[ünchen 1995. für das Haus Bayern und mit der Oberpfalz Karl-Otto Ambronn, Die Herrschaft der Kurpfalz in der Oberp­ belehnt wurde, sich also im rechtlich unanfechtba­ falz. Ein geschichtlicher Überblick. In: Ders. - Otto Schmidt, Kur­ ren Besitz der Landeshoheit sehen konnte, ging er pfalz und Oberpfalz (Beiträge zur Geschichte und I.andeskunde der Oberpfalz, Heft 23), Regensburg 1982, S. 3-32. mit größter Entschlossenheit an die Rekatholisie­ Karl-Otto Ambronn - Maria Rita Sagstetter, Das Fürstentum der rung des Landes. Kurz vor dem auf den 30. April Oberen Pfalz. Ein wittelsbachisches Territorium im Alten Reich. 1628 festgesetzten Huldigungstermin publizierte Ausstellung des Sraatsarchi\·s Amberg in Zusammenarbeit mit der Kommission für bayerische 1.andesgeschichte bei der Bayerischen er das Religionspatent, in dem er alle Bewohner Akademie der Wissenschaften (Ausstellungskatalog der Staatlichen des Fürstentums Obere Pfalz zur Konversion zur Archi\"e 13m'erns, Nr. 46), München 2004. einzigen wahren katholischen Religion auffor­ Ernst J-:mmerig, Ent\\'icklung der staatlichen Verwaltung der Ober­ pfalz von Momgelas bis heute. In: Verhandlungen des Historischen derte, was binnen eines halben Jahres zu gesche­ Vereins für Oberpfalz und Regensburg 114 (1974) S. 305-331. hen hatte; andernfalls hatten sie das Land zu Ingrid Schmitz-Pesch, Roding: Die PAegämter Wetterfeld und Bruck verlassen. Ein großer Teil des Oberpfälzer Adels (Historischer Atlas \"(Jl1 Bayern, Teil Altbayern, Heft 44), München 1986. zog den Abzug dem Konfessionswechsel vor. Josef Klose, 800 Jahre Nittenau (1007-1807). In: Stadt Nittenau Zur Unterstützung seiner gegenreformatorischen im Naturpark Vorderer Ba\'erischer \X'ald, l'IIünchen-Assling/Obb. Absichten holte Maximilian geistliche Orden wie 1972, S. 45-70. Georg I lager, Die Kunstdenkmäler von Oberpfalz und Regensburg, die Jesuiten, Franziskaner, Paulaner und Salesia­ Bd. 1: Bezirksamt Roding (Die Kunstdenkmäler des Königreichs nerinnen in die Oberpfalz. Die Wiedererrichtung Bayern, hg. vom Bayerischen Landesamt für DenkmalpAege), der oberpfälzischen Klöster, die im 16. Jahrhun­ München-Wien 1981 [un\"eränd. Nachdruck der Ausgabe München 1905j. dert nach Einführung der Reformation säkularisiert Karl Gschwendner - Eduard Trinkerl, Sitte und Recht im ehemali­ worden waren, konnte aber erst unter seinem gen PAegamt Wetterfeld, Roding 2005. Sohn, Kurfürst Ferdinand Maria, bewerkstelligt Die archivalische Cberlieferung findet sich im Staatsarchiv Amberg, das als Regionalarchi,' für den gesamten Regierungsbezirk ()ber­ werden. Der Grundsatz von der ausschließlichen pfalz ZLlständig ist, vor allem in den Beständen Oberpfalz Urk.; Katholizität des Landes konnte spätestens im 18. PAegamt Wetterfeld und Regierung Amberg - Amt Wetterfeld Jahrhundert nicht mehr aufrechterhalten werden, sO\\·ie in den zugehörigen Rechnungsbeständen; Briefprotokolle; Landgericht (ä.o.) Nittenau; Landgericht (ä.o.) Roding; Bezirksamt als auf verschiedenen Wegen evangelische Chris- Roding.

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