johannes Laschinger

Die kurpfälzischen Territorien in der Oberpfalz

Entwicklung und Verteilung

Der Name des heutigen Regierungsbezirks Ober­ Es würde freilich den Rahmen dieses Beitrags pfalz geht auf einen einsamen Entschluss König Lud­ sprengen, wollte man der Geschichte aller dieser wigs I. aus dem Jahre 1837 zurück. Damals entschied Territorien nachgehen, die im heutigen Regierungs­ der König, die seit Beginn des 19. Jahrhunderts nach bezirk Oberpfalz aufgegangen sind. Im Folgenden französischem Vorbild von Flussnamen ab~eleiteten soll deshalb nur die Entwicklung der kurpfälzischen Bezeichnungen der Kreise des KönigreichS - wie Gebiete vorgestellt werden.4 die späteren Regierungsbezirke seinerzeit genannt wurden - durch historisch begründete Namen zu Entstehung und Anfänge ersetzen. Die von Ludwig 1. gewählte Bezeichnung Oberpfalz und hatte bis 1932 Bestand; Die Entstehung der späteren kurpfälzischen Terri­ in diesem Jahr entfiel der Zusatz Regensburg.\ torien ist eine Folge der Territorialpolitik der baye­ In seinem Bestreben, die Erinnerung an die erhe­ rischen Herzöge aus dem wittclsbachischen Hause bende Vergangenheit mit der Gegem;'Jart ... enger auf dem ordgau im 13. Jahrhundert. Seit der ersten zu knüpfen und die alten, geschichtlich geheiligten Hälfte des zwölften jahrhunderts faßten auch die Marken ... möglichst wieder herzustellen,1 griff der Scheyern- Wittelsbach im Nordgau Fuß. Sie haben Monarch bei der Wahl des amens Oberpfalz für umfangreiche Allodialgüter, Lehensrechte, Grafen­ den neuen Regierungsbezirk auf dessen Kernterri­ und Vogteifunktionen und damit insgesamt H err­ torium, das ehemalige Fürstentum der (her)oberen schaft über Land und Leute von anderen Familien Pfalz zurück, das neben anderen in diesem zuvor des Dynastenadels erworben.5 Während einige Ge­ nach dem Fluss Regen bezeichneten Kreis aufge­ biete auf dem Erbgang an die Wittelsbacher kamen, gangen war. Letzterer umfasste nach der 1837 vor­ zu nennen ist etwa das Erbe der Grafen Hopfeno­ genommenen Einteilung folgende Bestandteile: Das he-Lengenfeld-Pettendorf, gelangten andere durch Herzogthum Oberpfalz (fast ausnahmslos), das Her­ Kauf, wie die großen Besitzungen der Herren von zogthum Sulzbach (mit geringer Ausnahme) und der Altdorf, in ihre Hand. Von großer Bedeutung wa­ größere Theil vom Herzogthum Neuburg mit den ren überdies die Erwerbungen früherer staufischer Herrschaften Cham, Ehrenfels und Pleistein, dann Güter. Leuchtenberg, Sulzbürg und Pyrbaum, Breiteneck Entscheidend für die Fortentwicklung dieser Ge­ und Sternstein, ein Theil des Herzogthums Bayern, biete wurde der Hausvertrag von Pavia, mit dem die das Bisthum Regensburg, Theile vom Bisthum Bam­ wittclsbachischen Erbländer 1329 geteilt wurden.1> berg, vom Fürstenthum , die Stadt Regens­ Kaiser Ludwig der Bayer übernahm dabei für sein burg und die dortigen Reichsabteien, sowie die Abtei Haus das bayerische Herzogtum, die Söhne seines , Theile von Böhmen und Deutschordens­ Bruders Rudolf bekamen neben der Pfalzgrafschaft Besitzungen.3 bei Rhein auch Teile auf dem eigentlich zum bayeri- 53 sehen Herzogtum gehörenden Nordgau.7 Während wesentliche Teile dieser Territorien an Kaiser Kar! der Süden bei letzterem blieb, fiel der Norden an IV. zu verpfänden. ll Dieser große Gebietsverlust die Pfalzgrafen-Kurfürsten. Im Einzelnen gehör• der Pfälzer bildete die Basis zur Errichtung des so ten dazu: Hiltpoltstein (Lkr. Forchheim), Lauf, genannten Neuböhmischen Territoriums durch Kar! Hohenstein, Hartenstein, Hersbruck, Velden und IVY Grünsberg (Lkr. Nürnberger Land), , Plech, Doch schon 20 Jahre später, im Vertrag von Fürs• Frankenberg (Lkr. Bayreuth), Thurndorf, Pressath, tenwalde 1373, erhielt der Wittelsbacher Markgraf Eschenbach, Neustadt a. d. Waldnaab, Störnstein, Ütto v., ein Sohn Ludwigs des Bayern, im Gegenzug Burgtreswitz, Waldau, Floß, Parkstein, Vohenstrauß für seinen Verzicht auf die Mark Brandenburg von und Luhe (Lkr. Neustadt a. d. Waldnaab), Kem­ Karl IV. den südlichen Teil Neuböhmens, vor allem nath, Waldeck und Erbendorf (Lkr. ), die slos, stete und lande Floß, Hirschau, Sulzbach, Amberg (kreisfreie Stadt), Auerbach, Neidstein, Rosenberg, Buchberg, Lichtenstein, Lichtenegg, Werdenstein, Pfaffenhofen, Sulzbach, Rosenberg, Breitenstein (halb), Reicheneck (einen Teil), Neid­ Hirschau (Lkr. Amberg-Sulzbach), , Ober­ stein, Hersbruck und Lauf verpfändet. \} Nach dem murach, Oberviechtach, , kinderlosen Tod üttos V. 1379 ging sein Erbe an die Nittenau, Stefling, Schwarzeneck (Lkr. Schwandorf), Söhne seines Bruders, Herzog Stephans 11., Stephan Wetterfeld, Roding, Regenpeilstein, Sengersberg 111., Friedrich und Johann 11., mit denen er nach der (Lkr. Cham), Neumarkt, Berngau, Lauterhofen, Aufgabe der Mark Brandenburg bereits gemeinsam Heinzburg und Berg (Lkr. Neumarkt i. d. Opf), regiert hatte. Meckenhausen (Lkr. Roth) und Weiden (kreisfreie 1392 schritten die drei Brüder zur Teilung des Stadt).g bayerischen Herzogtums, bei der die Teilherzog­ In diesem 1329 pfälzisch gewordenen Teil des alten tümer Bayern-Ingolstadt (Herzog Stephan 111.), Nordgaus errichteten die Pfalzgrafen-Kurfürsten Bayern-Landshut (Herzog Friedrich) und Bayern­ anstelle des beim bayerischen Herzogtum gebliebe­ München (Herzog Johann 11.) entstanden. 14 Nach nen Viztumamtes als Herrschafts­ dieser Dritten bayerischen Landesteilung gingen zentrum das Viztumamt Amberg9 und begründeten Stephan 111. und Johann 11. auch an die Teilung ih­ somit den Aufstieg der Stadt als Re1?ierungs- und res von Markgraf Ütto V. ererbten Gebietsteils auf Residenzsitz des neuen Territoriums. l dem Nordgau; Herzog Friedrich hatte darauf keine Für dieses staatliche Gebilde kam in der ers­ Ansprüche angemeldet. Dabei kam der größere ten Hälfte des 16. Jahrhunderts der Begriff Obere Gebietsanteil mit Lauf, Hersbruck, Hirschau, Floß Pfalz oder Oberpfalz auf, mit dem die dynastische und Vohenstrauß 1393 an Herzog Stephan 111. von Verbundenheit dieses Gebiets, das jetzt bereits 200 Bayern-Ingolstadt, der Rest dieser Pfandbesitzun­ Jahre lang pfälzisch war, mit dem Kurfürstentum der gen mit Sulzbach an HerzogJohann 11. von Bayern­ Pfalzgrafschaft bei Rhein, das geographisch niedri­ München. 15 ger lag, unterstrichen wurde. Das an die Münchener Herzöge gegangene Gebiet erwarb schließlich der Pfälzer Kurfürst Ruprecht 11. Von "Neuböhmen" bis zum 1395 wieder. Damit kehrte etwa auch Sulzbach in Landshuter Erbfolgekrieg das 1329 pfälzisch gewordene Territorium auf dem Nordgau zurück. 16 Schon zuvor hatten die Pfalz­ Der relativ große Gebietskomplex, über den die grafen-Kurfürsten von ihren altbayerischen Vettern Pfalzgrafen-Kurfürsten auf dem Nordgau verfügten, einige ürte wie Rieden (1336), (um 1350), wurde stark beschnitten, als sich Kurfürst Ruprecht Burglcngenfeld und Kallmünz (um 1358), Velburg I. und Pfalzgraf Ruprecht 11. 1353 gezwungen sahen, (1360), Schmidmühlen, Cham und Eschlkam als 54 Pfandbesitz an sich gebracht. 17 Eine Folge der Zer­ schaftsübergang des Jahres 1499 fehlten die Gebiete, splitterung im 14. Jahrhundert war das Bestreben der für die 40 Jahre zuvor, 1459, Herzog Albrecht In. Pfalzgrafen-Kurfürsten, ein Kurpräzipuum zu schaf­ von Bayern-München die Pfandschaft gelöst hatte, fen, das die Gebiete umfassen sollte, die untrennbar und die deshalb an sein Haus übergegangen wa­ mit der regierenden Kurlinie verbunden bleiben ren. Es handelte sich dabei um die Städte, Märkte sollten. Der Oberpfälzer Teil des Kurpräzipuums und Schlösser Sulzbach, Hemau, Burglengenfeld, fand dabei erstmals 1368 schriftlichen iederschlag. Schwandorf, Velbur~, Kallmünz, Schmidmühlen, Trotz des Bestrebens, den territorialen Bestand Rosenberg und Poppberg."' zusammen zu halten, das mit der Schaffung des Kur­ Weitere territoriale Veränderungen brachte der präzipuums zum Ausdruck kommt, erfolgte bereits Landshuter Erbfolgekrieg von 1503/1505 mit sich, 1410 wieder eine Teilung der Kur- und der späteren an dessen Ende die Gründung des Fürstentums Kuroberpfalz, die bis zum Ende des 15. Jahrhun­ Pfalz-Neuburg für Ottheinrich und Philipp, die derts Bestand haben sollte. Aus dem Testament Kur­ Söhne Pfalzgraf Ruprechts und Elisabeths von Bay­ fürst Ruprechts In., der von 1400 bis zu seinem Tod ern-Landshut stand. Zur Errichtung dieses Fürs• 1410 auch König war, ging die Schaffung von vier tentums der Jungen Pfalz hatten die Herzöge von eigenständigen Fürstentümern für seine vier Söhne Bayern-München die Städte, Märkte und Schlösser hervor. 18 So entstanden neben der Kurpfalz, die an Burglengenfeld, Kallmünz, Hemau, Velburg, Sulz­ den ältesten Sohn König Ruprechts, Kurfürst Lud­ bach und Weiden abzutreten."" Diese Gebiete waren wig In., fiel, die Linien Pfalz Neumarkt-Neunburg für die Kuroberpfalz, die darüber hinaus das Amt für Pfalzgraf Johann, Pfalz-Mosbach für Pfalzgraf Velden, ihren Anteil am Amt Lauf sowie Altdorf an Otto 1. und Pfalz Simmern-Zweibrücken für Pfalz­ die Reichsstadt Nürnberg abzugeben hatte,23 unwie­ graf Stephan. derbringlich verloren. Für die Kuroberpfalz bedeutete die Teilung .von Die Kuroberpfalz hatte damit den territorialen Be­ 1410, dass die zum Kurpräzipuum gehörenden Am­ stand erreicht, den sie beim Herrschaftsübergang an ter, Städte und Burgen Amberg, , Waldeck, Bayern im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts noch abburg, Helfenberg, Heinzburg, Murach, Nab­ haben sollte. Nur wenige Jahre zuvor hatte sich un­ burg und Rieden'~ an Kurfürst Ludwig In. kamen, ter Pfalzgraf August (1614-1632) aus dem Fürsten• der Rest an seinen Bruder Johann. Wichtigster Ort tum Pfalz-Neuburg das Fürstentum Pfalz-Sulzbach vonJohanns Territorium war neben seiner Residenz­ entwickelt.".) stadt Neumarkt - vor allem im Hinblick auf seine wirtschaftliche Bedeutung - die Stadt Sulzbach. Landstände ach dem unerwartet frühen Tod von Johanns Sohn Christoph 1448 gelangten die Pfalz- eu­ Eine Folge des Landshuter Erbfolgekriegs, der das markt-Neunburger Lande an Johanns Bruder Pfalz­ Territorium in furchtbarer Weise zerstört hatte, war graf Otto I. von Mosbach."o Eine Wiedervereinigung die erstmalige Einbe~ufung eines Landtags, einer der kuroberpfälzischen Gebiete auf dem Nordgau Ständeversammlung,") die der Konsolidierung des erfolgte erst nach dem Tod Ottos II. von Mosbach, Landes dienen sollte. 1507 zogen die Vertreter des des Sohns von Otto 1.,1499, als die Neumarkt-Mos­ Adels, der Prälaten sowie der Städte und Märkte bacher Besitzungen wieder an die Kurpfalz übergin• in das Amberger Rathaus ein. Auf die Oberpfälzer gen. Landstände soll an dieser Stelle deshalb eingegan­ Trotzdem erreichten die kuroberpfälzischen Ter­ gen werden, weil sie in ihrer Zusammensetzung die ritorien nicht mehr den Umfang, den sie vor den einzelnen zur Kuroberpfalz gehörenden Teile recht Teilungen von 1410 besessen hatten. Bei dem Herr- plastisch deutlich werden lassen.

55 • Kurplalz

E:;:;:;:;:l Kurplalz Pfand von Bayern-München Cl Pfalz Neumarkt

l~:.·.·.· "."] Pfall. böhmische lehen • Slad' ~ Plalz Neumarkt . Pfand von MarK: ~ Bayern-Munchen • Klosler 11 Gemeinschalt Parkslein·Weiden; 0 L-J Pfalz Neumarl

Insgesamt war in der Kuroberpfalz ein Kreis von M uracher, Paulstorfer, Prandt zu Stein, Reizenstein, etwa 200 Adeligen zur Teilnahme an den Landta­ Schlammersdorf, Dürrigel, Ulstorfer und Waldau­ gen berechtigt. Die bekanntesten Adeligen, die auf er. 26 Den Prälatenstand präsentierten Vertreter der den LandtC:ßen eine wichtige Rolle spielten, waren klösterlichen Niederlassungen der Benediktiner in die N othafft, Zenger, Eyb, Erlbek, Freudenberger, Reichenbach, Ensdorf, Weißenohe, Michelfeld und Fuchs zu Arnschwang, Gleißenthal, Mistelbeck, Kastl, der Zisterzienser in Walderbach und Wald-

56 Kurpfalz

o Pfalz·Mosbach ~ Pfalz-Mosbach. Pfand von L..-_J Bayern·München rmTm Gemeinscha~ Lauf. c_" . Parksteln-We,den: Pfalz-Mosooch!Bayern' Landshut Stiftsland Waldsassen

• Sladl • Markt .. Burg und Staal oKloster

• Burg

Die Oberpfalz 1499 L- ---'

sassen sowie der Prämonstratenser in Speinshart. stellten kurfürstlichen Beamten wahrnehmen ließ.n Dabei ist nicht nur festzustellen, dass Waldsassen Dies hatte eine markante Stärkung der Position des seine Reichsunmittelbarkeit verlor, sondern auch, Fürsten zur Folge.2x Die Korporation der Städte und dass die landschaftlichen Rechte der im 16. Jahr­ Märkte bestand aus den Städten Amberg, Neumarkt, hundert säkularisierten Klöster aufden Landesherrn Nabburg, Weiden, Kemnath, Auerbach, Cham und übergegangen waren, der sie durch die von ihm be- Neunburg sowie den Märkten Pressath und Bruck.

57 Die Landstände der Oberpfalz, allen voran die Stadt Amberg, bil­ deten einen wesentlichen Faktor in den religionspolitischen Ausei nan­ dersetzungen, die bis zum Ende der kurpfälzischen Herrschaft in der Oberpfalz währen sollten. Dieses bedeutete gleichzeitig auch das Ende der Oberpfälzer Landstände, denen zu Beginn des 18. Jahrhunderts nur noch ein kurzes Zwischenspiel ver­ gönnt war. 29

Ringen um den rechten Glauben

Besonders verhängnisvoll für die Entwicklung der kurpfälzischen Territorien wirkte sich das Zeitalter der Glaubenswechsel aus, vor allem als mit Kurfürst Friedrich IH. ein kalvinischer Landesherr zur Regie­ rung gek()mmen war. 30 Damit be­ gann die Ara der Kalvinisierung der Oberpfalz, die nur durch die kurze Regierungszeit Kurfürst Ludwigs VI. (1576-1583) eine Unterbrechung fand. Während der Landesherr versuchte, mit teilweise rigorosen Mitteln dem Kalvinismus zum Durchbruch zu verhelfen, war das Land bestrebt, unbeirrt am Luther­ tum festzuhalten. Richtungsweisend wurde dabei nicht nur die Haltung o Kurplalz o Pfalz Neuburg , 507'09 des Oberpfälzer Adels, sondern vor D Stlltsland Waldsassen [:~ ~:j Pfalz NelJbllfg Kondomrnatsanlell allem auch die der Stadt Amberg. ~ Eroberungen ReIchsstadt ~ Bayern-landshuf ~ Nürnberg 1504 Übergang an Kurbayern ~tt@~@ Bayern-Munchen lIIIIIl Erwerbungen Habsburg 1504 Religionspolitisch geprägt war auch Das Landshurer Erbe (1504) und Pfalz Neuburg die Entscheidung Kurfürst Fried­ richs V. zur Annahme der Krone Böhmens 1619 sowie seine Nie­ derlage gegen seinen bayerischen

58 Vetter, Herzog Maximilian 1., und die verelOlgten hängt wurde und die Oberpfalz bis zur Wiederein­ Truppen der katholischen Liga in der Schlacht auf setzung Max Emanuels in seine Rechte im Frieden dem Weißen Berge vom 8. November 1620. Dieses von Rastatt (1714) an den Pfälzer Kurfürsten Johann Debakel Friedrichs, das ihm den Spottnamen \XIzn­ Wilhclm übergegangen war.]S terkönig einbrachte, und seine wenig später erfolgte Achtung leiteten einen abrupten Herrschaftswechsel Ende der kuroberpfälzischen Territorien ein, der zwangsläufig einen tiefen Einschnitt für 1 die Oberpfalz bedeuten musste.. \ Er begann am 8. achdem mit dem Tod des Kurfürsten Max IH. Joseph September 1621 mit dem Einmarsch bayerischer der altbayerische Zweig des Hauses Wittelsbach Truppen,]2 die im Auftrag Kaiser Ferdinands 11. die 1777 ausgestorben war, entstand unter Kurfürst Karl Oberpfalz besetzten. Nach Beendi~ungder militäri• Theodor, dem Erben Pfalz-Sulzbachs, Pfalz-Neu­ schen Operationen am 30. September 1621 entband burgs und der Kurpfalz der Staat Pfalz-Bayern, der Kaiser Ferdinand 11. die Stände der Oberpfalz von alle wittclsbachischen Territorien mit Ausnahme des ihren Pflichten gegenüber dem in der Reichsacht Herzogtums Zweibrücken umfasste. befindlichen Kurfürsten Friedrich V. und befahl Bei der Einteilung Pfalz-Bayerns in Provinzen ihnen, Herzog Maximilian 1. von Bayern als kaiser­ 1799 endete die Geschichte des Sulzbacher Territo­ lichem Kommissar zu huldigen.]] Am 25. Februar riums, als es zusammen mit dem Amberger Gebiet 1623 übertrug der Kaiser dem bayerischen Herzog von d.er L~ndesdirektion Amberg, die die Aufgaben die pfälzische Kurwürde mit Erztruchsessenamt der bisherigen Regierung übernahm, verwaltet wur­ und Reichsvikariat. Zudem erhielt Maximilian die de; das Pfalz-Neuburger Gebiet konnte seine Ei­ Oberpfalz für die von ihm geforderten 12 Millio­ genständigkeit kurzfristig noch unter einer eigenen nen Gulden Kriegsentschädigung als Pfandbesitz; Landesdirektion in Neuburg bewahren. seine endgültige Belehnung mit der Oberpfalz mit Als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses Ausnahme des Amts Cham, das bereits 1626 mit von 1803 erfuhr der Pfalz-Bayerische Staat einen be­ dem Rentmeisteramt Straubing vereinigt worden trächtlichen territorialen Anfall. Während etwa die war, erfolgte am 4. März 1628. icht kurbayerisch fränkischen Hochstifte (mit Ausnahme Würzburgs) wurden auch der Anteil, den die Kuroberpfalz an nach ihrer Mediatisierung 1806 zu dem gleichzeitig den Gemeinschaftsämtern Parkstein und Weiden ge­ zum Königreich aufgestiegenen bayerischen Staat habt hatte, sowie das Amt Pleystein; beide kamen an kamen, wurden das Hochstift Regensburg und die Pfalz- euburg. Mit dem Herrschaftsübergang der Reichsstadt Regensburg Bestandteile des für den Kuroberpfalz an Bayern leitete der neue Landesherr, Fürstprimas Carl Dalberg geschaffenen Staates. Ihr Kurfürst Maximilian 1., die Rekatholisierung ein.l~ Anfall an Bayern erfolgte erst 1810. Die endg~lti~e reichsrechtliche Festschreibung des Bei der Einteilung des Königreichs Bayern in Herrschattsübergangs erfol~te 1648 !n den Verträ• Kreise,36 die an die Stelle der Provinzen traten, ging gen von Münster und Osnabrück. Hier wurde aber das Gros der ehemals kuroberpfälzischen Terri­ auch die Pfalz restituiert und für den Sohn Kurfürst torien 1808 im aabkreis auf. Zwei Jahre später37 Friedrichs v., Karl 1. Ludwig, eine neue (achte) Kur­ verschwand der Naabkreis von der politischen würde geschaffen. Landkarte, nachdem der Norden zum Mainkreis, Damit war das Fürstentum der heroberen Pfalz der Süden zum Regenkreis geschlagen worden war. endgültig Bestandteil Kurbayerns geworden und Gleichzeitig wurde der Sitz der Regierung von Am­ blieb es auch, abgesehen von einem kurzen Zwi­ berg nach Regensburg verlegt. 1837 kamen nicht nur schenspiel zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als über die 1810 zum Mainkreis gekommenen Gebiete zu­ Kurfürst Max Emanuel 1708 die Reichsacht ver- rück, es erfolgte auch die bereits eingangs erwähnte

59 Umbenennung der Kreise - die Bezeichnung Re­ landschaft Oberpfalz. Gestalt und Gestalten eines Regie­ gierungsbezirk wurde erst seit der Bezirksordnunfp, I·ungsbezirks. Aufsätze und Vorträge. Kallmünz 1986, S. 77-103, bes. S. 83. von 1953 endgültzg und ausschlzeßlzch gebraucht· 2 Verordnun~ vom 29. November 1837. In: Regierungs­ - durch König Ludwig I. blatt 1837, Y 793. 3 Karl WEllER: Neue Gesetz- und Verordnungen-Samm­ lung für das Königreich Bayern mit Einschluß der Reichsgesetzgebung. Anhan~band.. München 1894, S. 11.2. 4 Grundlegend Volker PRESS: Ule Wmelsbachlschen Tern­ torien: Die Pfälzischen Lande und Bayern. In: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. I: Vom Spätmittelalter bis zum Ende des Reiches. Stuttgart 1983, S. 555-575. - Wil­ helm VOIKERT: Die politische Entwicklung der Pfalz, . der Oberpfalz und des Fürstentums Pfalz-Neuburg bIS wm 18. Jahrhundert. In: Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. !II/3. Hg. von Andreas KRAUS. 3. neu bearb. Aufl. München 1995, S. 3-141. - DERs.: Zum historischen Oberpfalz-Begriff. In: Der Pfälzer Löwe in Bayern. Zur Geschichte der Oberpfalz. Hg. von Hans- Jürgen BECKER (Schriftenreihe der Universität Regens­ burg 24). Regensburg 1997, S. 9-24. - Das Fürstentum der Oberen Pfalz. Ein wittelsbachisches Territorium im Alten Reich. Bearb. von Karl-Otto AM BRONN und Maria Rita SACSTETTLR (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 46). München 2004. 5 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 46. 6 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 52-55 7 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 52-55. 8 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 54. 9 Geora LEI='!GÄRTNER: Amberg 1. Landrichteramt Am­ berg (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern 24). München 1971, S. 17. 10 ]ohannes LASCIII='!GER: Amberg. Die kurfürstliche Haupt- und Reaierungsstadt der oberen Pfalz (Baye­ rische Städtebil~er. Reihe Altbayern. Hg. von Konrad Ackermann und Manfred Pix). Stuttgart 2000. 11 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 57. 12 Vgl. daw Franz Xaver Lml~IER: Die böhmischen Lehen in der Oberpfalz. 2 Bände. Ambera 1907/1909. - Wilhelm VOIKERT: Die böhmischen ThronTehen in der Oberpfalz. In: Die Oberpfalz 48 (1960), S. 145-151. - VOLKERT, Das Wappen Kurfürst Ludwigs VI. aus dem Salbuch des Entwicklung (wie Anm. 4), S. 55-67. Amberger Spitals 13 Maria Rita SAGSTETTER: Sulzbach im neuböhmischen Territorium. In: Eisenerz und Morgenglanz. Geschichte der Stadt Sulzbach-Rosenberg. Hg. von der Stadt Sulz­ bach-Rosenber~(Schriftenreihe des Stadtmuseums und Anmerkungen Stadtarchivs SUlzbach-Rosenberg 12). Amberg 1999, Bd. 1, S. 61-82, bes. S. 75. Der Grund dafür lag in der Vereinigung des Regierungs­ 14 Theodor STRAUß: Bayern im Zeichen der Teilungen und bezirks Oberpfalz und von Regensburg mit dem Regie­ der Teilherzogtümer (1347-1450). In: Handbuch der rungsbezirk Niederbayern zum 1. Apnl 1932, vgl. Ernst bayerischen Geschichte, Bd. 2. Hg. von Max Spindler. E~lMERIC: Entwicklung der staatlichen Verwaltun~der München 1974, S. 185-267. Oberpfalz von Montgelas bIS heute. In: DERs.: Kultur- 60 15 VmKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 67. 32 Vgl. wn Josef ST\I\IR: Die Eroberung der Oberpfalz 16 Karl-Otto AMBRO'JI\: Die Stadt Sulzbach unter der unJahre 1621. "lach dem Tagebuch deslohann Chris­ Herrschaft der Wittelsbacher bis zum LandslllIter Erb­ toph von Prevsing. In: Verhandlungen des Historischen folgekrieg (1373-1505). In: Eisenerz. und Morgenglall7 Vereins tür Oberpfalz und Regensburg 104 (1964), S. (wie Anm. 13), Bd. 1, S. 83-102, bes. S. 86. 165-221. - Karl-Otto A\lBRU'J,: Die Erwerbung der 17 Vl)LKERT, Entwicklung (wie Anm. +), S. 63. Oberpfalz durch Kurtürst Maximilian. In: Die Ober­ 18 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 72. pfalz wird bayerisch (wie Anm. 27), S. 7-12. 19 VOLKERT, Entwicklung (wie Anlll. 4), S. 73. - A\lBIW"" 33 V~1. Karl-Otto A\lBRl 1,,,: Die bayerischen und kaiser­ (wie Anm. 16), S. 88. licllen Beamten in Amberg und der Oberpfalz. In: Die 20 VOLKERT, Entwicklung (wie Anlll. 4), S. 115. Oberptalz wird bayerisch (wie Anm. 27), S. 13-21, 21 AMBRONI\ (wie Anm. 16), S. 94. bes. S. 13. 22 Hans SClI"EIDFR: Sulzbach bei Pfalz-"leuburg bis 1614. 3+ Vol. Walter ZIICUR: Die Rekatholisierung der Oberp­ In: Eisenerz und Morgenglanz (wie Anlll. 13), Bd. 1, S. tarz. In: Um Glauben und Reich. Kurfürst Maximilian 1. 103-128, bes. S. 108. Hg. von Hubert GLASIR (Wittelsbach und Bayern 2/1). 23 VOLKERT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 81. München 1980, S. 436-447. 24 Klaus JMI"LR: Politische Geschichte des Fürstentums 35 L."sC! ""CER (wie Anm. 29). Pfalz-Sulzbach von 1614 bis 1790. In: Eisenerz und 36 Verordnung, die Territorial-Eintheilung des Königreichs Morgenglanz (wie Anlll. 13), Bd. 1, S. 129-152. betr. \'om 21. Juni 1808. In:. Re~ierungsblatt vom Jahre 25 Klaus KllIILE: Landesherr und Landstände in der Ober­ 1808, S. 1481. - Zur Kreiselnteilung \'gl. E\l\IIRIC (wie pfalz von 1400-1583. Sozialstruktur und politische Anm. 1), S. 78-85 und Heribert Sn:R,\I: Die Gebietsglie­ Repräsentanz eines frühneuzeitlichen Territoriums dcrung im Regierungsbezirk Oberpfalz seit Beginn des (Miscellanea Monacensia 16). München 1969. 19. Jahrhunderts. In: Oberpfälzer Heimat 13 (1969), S. - DLRs.: Die Landtage des 16. Jahrhunderts im Rathaus 23-44, bes. S. 32-38. zu Amberg. In: Ein Jahrtausend Amberg. Hg. \'on Hans 37 Verordnung, die Territorial-Eintheilung des Königreichs BUNGERT und Franz PRECI 1'1'1 (Schriftenreihe der U ni­ betr. vom 23. September 1810. In: Regierungsblatt vom versität Regensburg 11). Regensburg 1985, S. 47-61. Jahre 1810, S. 809. 26 K(JIIU, Landtage (\\'ie Anm. 25), S. 50. . 38 E\l7'.\IRIG (wie Anm. 1), S. 79. 27 Karl-Otto AMBRO",: Die Landstände in der Oberptalz. In: Die Oberpfalz wird bayerisch. Ho. von Karl-Otto A\IBRO"l'" und Achim FLC! IS (Ausste1lungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 10). Amberg 1978, S. 32-39, bes. S. 32. 28 KlliILE, Landtage (wie Anm. 25), S. 57. 29 Johannes ~LASCIII"CI.R: Amberg und der Landtag von 1707. In: ZeItschnft tür bayensche Landesgeschichte 52 (1989), S. 255-289. 30 VOLKFRT, Entwicklung (wie Anm. 4), S. 91-110. - Peter SC! IMID: Die Reformation in der Oberpfalz. 1n: Der Piäl• zer Löwe in Bayern. Zur Geschichte der Oberptalz. Hg. von Hans-Jürgen BLCKLR (Schriftenreihe der Uninrsität Regensburg 24). RegellSburg 1997, S. 102-129. 31 Vgl. zum Herrschahsübergang Ambergs und der Ober­ ptalz VOIKlRI, Entwicklung (wie Anm.4), S. 91-104. - Joset DllLLACKLIC Das Ende der kurptälzischen Herr­ schaft in der oberen Pfalz 1618-1621. Amberg 1928. - Johannes LASClIi"CFR: Amberg und die Obere Pfalz zu Beginn des 17. Jahrhunderts. In: Der Winterkönio. Fnednch V Der letzte Kurfürst aus der Oberen Ptafz. Amberg - Heidelberg - Pra<' - Den Haag (Veröffent• lichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur 46). Augsburg 2003, S. 54-64.

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