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2006 Bericht 2006

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Inhalt 5 Einführung

8 Völkerverständigung

16 Bildung

22 Gesellschaft

28 Gesundheit

36 Wissenschaft

46 Kultur

53 2006 im Blick

68 Struktur der Stiftung

70 Zahlen, Daten, Fakten

78 Publikationen

80 Impressum Dieter Berg Dr. Ingrid Hamm Heinrich Gröner 5

Einführung

Auch 2006 war ein von vielen Neuerungen in der Stiftungsarbeit geprägtes Jahr. Wir sind überzeugt, dass nur mit einem langen Atem Veränderung und Nachhal- tigkeit erzielt werden. Das gilt auch und gerade für unser Engagement in der Völ- kerverständigung. Gegen Vorurteile anzugehen und Umdenken zu bewirken, bleibt unser Auftrag.

Der europäische Integrationsprozess ist nach der durch die Verfassungsreferenden in Frankreich und den Niederlanden ausgelösten Krise des Vorjahres ins Stocken geraten. Mit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft soll neuer Schwung in den euro- päischen Verfassungsprozess kommen. Wir haben verschiedene europabezogene Programme und Projekte in einem neuen Schwerpunkt »Europa stärken« gebündelt. Damit wollen wir ein Zeichen setzen, das auch im eigenen Land wahrgenommen werden soll. So tragen wir mit europäischen Bürgerkonferenzen europäische Themen näher an die Bürger heran.

Mit der Aufnahme Rumäniens und Bulgariens hat die Europäische Union ihren Erweiterungsprozess zunächst beendet. In Zukunft werden die Beziehungen zu der Ukraine und zu Russland als unmittelbare Nachbarn Gegenstand einer neuen gemeinsamen EU-Ostpolitik werden. Erstmals werden wir diesem Thema bei einem deutsch-polnischen Forum nachgehen. Aber auch mit unseren Stipendienpro- grammen ebenso wie mit unseren Angeboten zum politischen und kulturellen Dialog in Europa werden wir weiterhin unseren Beitrag zur Integration und Stabi- lisierung leisten. Deutliche Konturen hat im Jahr 2006 unser Engagement in Süd- osteuropa bekommen. In einem ersten Schritt wenden wir uns Journalisten zu, die in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens die große Aufgabe haben, Themen der Politik und Wirtschaft in guter Qualität verantwortungsvoll umzusetzen. Unserem Medienengagement werden in diesem Jahr weitere Programme folgen.

Europa steht im zunehmenden globalen Wettbewerb und muss seine Innovations- kraft in der Wissenschaft beweisen. Das Euroscience Open Forum (ESOF) stellt sich dieser Herausforderung. Wir haben mit unserem Engagement 2006 in Mün- chen zum zweiten Mal das große europäische Schaufenster der Wissen schaft er- möglicht. ESOF sucht den Dialog zu Spitzenforschern ebenso wie zur Politik und trägt die europäische Wissenschaftsleistung in Öff entlichkeit und Politik. ESOF wird damit zu einem wichtigen Faktor des Wissenschaftsstandortes Europa. Die 6

Frage der Nutzung von natürlichen Ressourcen beschäftigt Politiker weltweit. Mit der Robert Bosch Juniorprofessur zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen wollen wir Karrierepfade für exzellente Wissenschaftler aus aller Welt in Deutschland eröff nen.

Grundsätzlich haben wir entschieden, den Blick auch nach Asien zu richten. So haben wir einen deutsch-chinesischen, einen deutsch-japanischen und einen deutsch-indischen Schwerpunkt auf dem Gebiet Völkerverständigung eingerichtet. In den kommenden Jahren werden wir in allen drei Ländern Programme zur Bildung, zur Förderung von Nachwuchsführungskräften und zur Unterstützung der Aus- wärtigen Kulturpolitik aufbauen. Für China haben wir bereits das Programm »Wissen schafts brücke China« eingerichtet. Wir suchen deutsche Wissenschaftler aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie aus der Medizin, die länger- fristige Kooperationen mit chinesischen Kollegen anstreben. Mit Schüleraustausch- gruppen, einer Journalisten förderung und einem gemeinsamen Kulturportal mit dem Goethe-Institut konnten bereits weitere Schritte für den deutsch-chinesischen Dialog eingeleitet werden. Auf dem ersten Young Leaders Forum 2006 in , und Straßburg, zu dem wir in Zusammenarbeit mit dem Japanisch-Deut- schen Zentrum Berlin eingeladen haben, diskutierten deutsche und japanische Nachwuchs führungs kräfte zwischen 25 und 35 Jahren aus Politik, Medien, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissen schaft zum Thema »East-Asian Integration«.

Die Auswirkungen des demographischen Wandels werden in Deutschland immer off ensichtlicher. Zugleich zieht Realismus in die öff entliche Diskussion ein und damit verbunden die Chance zu handeln. Uns erscheint es vordringlich, Familien zu entlasten und junge Menschen zur frühen Familienplanung zu ermutigen. Wir sind außerdem überzeugt, dass die Handlungschancen in diesem Wandel noch nicht hinreichend erkannt und genutzt werden. Dazu ist es erforderlich, das Altersbild in unserer Gesellschaft zu verändern; wir arbeiten daran.

Bildung ist der Schlüssel für Lebenschancen - die Chance auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe. Bildung entscheidet zudem über die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Mit dem erstmalig ausgerichteten Deutschen Schulpreis, 7

eingebettet in viele umfangreiche Programme zur Bildungsentwicklung in Deutsch- land, setzen wir auf das gute Beispiel und vertrauen auf die ansteckende Kraft des Lobes. Die Resonanz auf die Ausschreibung und die Reaktionen auf den ersten Deutschen Schulpreis geben uns Recht: Es geht auch anders.

Wir werden verstärkt die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Gesund- heitsberufen fördern. Deshalb beteiligen wir uns in den nächsten Jahren als erster deutscher Partner mit je einem Stipendium am Harkness Fellowship Program, einem renommierten internationalen Stipendienprogramm des Commenwealth Fund für Forscher, Praktiker, Politiker und Journalisten im Gesundheitsbereich. Mit großer Beharrlichkeit setzen wir unsere Arbeit im Gesundheitsbereich fort. Das Robert- Bosch-Krankenhaus ist gut gerüstet, das Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie hat mit Professor Matthias Schwab einen neuen Leiter, der die weltweit anerkannte Arbeit des Instituts fortsetzen wird.

Seit dem Jahreswechsel führen wir die DVA-Stiftung als unselbständige Stiftung. Sie wird in der gewohnten Ausrichtung und im bisherigen Umfang die bewährte Arbeit in den deutsch-französischen Beziehungen fortsetzen.

Aus dem Kreis der Gesellschafter und Kuratoren wurde Dr. Hermann Eisele nach Erreichen der Altersgrenze verabschiedet. Neu eingetreten ist Dr. Kurt Liedtke, zuletzt Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.

Wir danken unseren Partnern und Freunden für den kritischen und konstruktiven Dialog. Ohne diese Begleitung würde uns ein wichtiges Korrektiv fehlen. Unser Dank gilt ebenfalls unseren engagierten Mitarbeitern, die in vorbildlicher Weise dazu beitragen, das Vermächtnis von Robert Bosch lebendig zu halten.

Dieter Berg Dr. Ingrid Hamm Heinrich Gröner Neugierde vor dem großen Auftritt: Gemeinsam führen Schüler aus St. Petersburg und Hamburg das Stück »Peter der Große« auf 9

Völkerverständigung Europa in neuen Grenzen Rumänien und Bulgarien gehören jetzt zur Europäischen Union. Damit ist der Erweite- rungsprozess der Gemeinschaft vorerst abge- schlossen. Gleichzeitig rücken Länder wie die Ukraine, Russland und insbesondere die Türkei ins Zentrum europäischer Nachbarschafts politik. Für die Zukunft der Länder des Balkans werden Weichenstellungen vorgenommen, und in den jungen EU-Demokratien wie Polen und Ungarn muss die demokratische Kultur Stabilität entwi- ckeln. Innerhalb der Europäischen Union steht die Wiederbelebung des Verfassungsprozesses an. 10

Auftaktveranstaltung der Europäischen Bürgerkonferenzen in Brüssel

Europamüdigkeit überwinden Die Auftaktveranstaltung zu den europä- Von »Europa in der Krise« war seit der Ableh- ischen Bürgerkonferenzen fand im Oktober nung des EU-Verfassungsvertrags in Frank- 2006 in Brüssel statt. 200 Bürgerinnen und reich und in den Niederlanden vielfach die Bürger, acht aus jedem EU-Land, wurden Rede. »Früher wurden europäische Politiker nach Zufallskriterien ausgesucht. Sie ent- von den Völkern Europas zu mehr Europa schieden sich nach kontroverser Debatte per getrieben, und heute werden sie von mindes- elektronischem Abstimmungsverfahren für tens der Hälfte der Europäer gebremst, wenn drei Themen, die Gegenstand der nationalen sie mehr Europa möchten.« Nach dieser Ein- Bürgerkonferenzen sein werden: Umwelt und schätzung von Luxemburgs Premierminister Energie, Familie und Soziale Sicherung sowie Jean-Claude Juncker, die er im November 2006 Immigration und die globale Rolle der Euro- beim Stiftungsvortrag in Stuttgart formulierte, päischen Union. »Ich hoff e, dass dies der müssen neue und bessere Ansätze gefunden Beginn einer Bewegung zur Wiederbelebung werden, um das Vertrauen der Bürger in der Demokratie in ganz Europa ist. Ich ver- Europa wieder zu festigen. spreche, dass die Kommission zuhören und daraus lernen wird. Die Bürger sind die wirk- Die hat im Herbst lich wichtigen Persönlichkeiten«, sagte EU- 2006 entschieden, einschlägige Programme Kommissarin Margot Wallström am Ende der und Projekte in einem neuen Schwerpunkt Konferenz. »Europa stärken« zu bündeln, der Ausgangs- punkt für weitere Beiträge zur Überwindung Im Frühjahr 2007 fanden neben der Kon- der »Europa-Müdigkeit« sein soll. Dazu zählt ferenz in Deutschland 26 weitere nationale die Unterstützung europäischer Bürgerkon- Konferenzen im selben Format statt. Die ferenzen. Diskussionen konnten über Telekonferenzen verfolgt werden, gesamt europäische elektro- Die europäische Kommission hatte zivilge- nische Abstimmungen waren möglich. Bei sellschaftliche Akteure aufgefordert, Kräfte einem abschließenden Treff en in Brüssel zu sammeln und gemeinsam mit der Kommis- werden die nationalen Bürgergruppen ihre sion über Strategien zu beraten, wie neue Ergebnisse präsentieren. Zur Abschlussver- Wege eines europäischen Dialogs beschritten anstaltung sind Vertreter nationaler Regie- werden könnten. Im Network of European rungen sowie der Europäischen Kommission Foundations (NEF) unterstützen wir vor und des Europäischen Parlaments eingeladen. diesem Hintergrund mit anderen europä- Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung ischen Stiftungen das Projekt »European tagte die nationale Bürgerkonferenz in Citizens Consultations«. Deutsch land mit 200 Teilnehmern im 11

Stipendiaten aus dem Bellevue-Programm erkunden in einer Seminarwoche das politische Berlin

Frühjahr 2007 im Weltsaal des Auswärtigen Amtes in Berlin. Sie soll in der deutschen Ratspräsident schaft ein Zeichen aktiver Bürgerbeteiligung setzen.

Mit den Stipendien des Bellevue-Programms initiiert die Robert Bosch Stiftung ein europa- weites Netzwerk für Mitarbeiter oberster Staats- behörden, die fünf bis zehn Jahre Berufser- fahrung haben und bereits Führungsaufgaben wahrnehmen. Exzellente Ab schlüsse, Aus- landserfahrung und Fremdsprachenkennt- nisse sind Voraussetzung. Das Programm soll die Kooperation der öff entlichen Verwaltungen in den EU-Mitgliedsstaaten verbessern. Um eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Verwaltungen der Mit glieds staaten sicher zustellen, müssen höhere Beamte auf das internationale Arbeitsumfeld vorbereitet werden. In der Aus- und Weiterbildung des öff entlichen Dienstes wird dies noch zu wenig geleistet. Genau da setzt das Sti pendien- programm an. Bereits 2004 gemeinsam mit dem Bundespräsidialamt ins Leben gerufen, konnte das Programm 2006 weiter gefestigt werden. Neben Deutschland, Polen, Portugal, Spanien und Italien sind Slowenien und Ungarn Partnerländer, die jeweiligen Staatsober- häupter sind Schirmherren des Programms. 12

Im Diplomatenkolleg erfahren junge Diplomaten aus Mittel- und Osteuropa mehr über ihren Einsatzort Deutschland – hier Michal Bucháček, Mitarbeiter der tschechischen Botschaft in Berlin, vor dem Stadtmo- dell Dresdens

Europa stabilisieren Zusätzlich zu unseren kontinuier lichen Wollen wir mit dem Bellevue-Programm multi- Förderungen der deutsch-polnischen Be- laterale Kooperation in Europa fördern, so ziehungen unterstützten wir 22 besondere soll das Diplomatenkolleg jungen Diplomaten Vorhaben und förderten die Koordinie- aus Mittel- und Osteuropa ein zeitgemäßes rungsstelle an der Deutschen Botschaft in Deutschlandbild näher bringen. In Partner- Warschau. Zum Abschluss ent stand ein In- schaft der Robert Bosch Stiftung mit dem formationsportal im Internet, das die beste- Auswärtigen Amt und der Deutschen Gesell- hende deutsch-polnische Zusammenarbeit schaft für Auswärtige Politik werden jährlich dokumentiert und als Ideenpool für neue zwölf junge Diplo maten ausgewählt und Formen der Zusammenarbeit dient. monatlich in ein- bis zweitägigen Veranstal- tungen mit wichtigen Aspekten Deutschlands Das Wissen der Deutschen über Ungarn ist bekannt gemacht. Zum Programm gehören sehr begrenzt. Medienberichte können hel- neben Informations- und Hinter grund ge- fen, dazuzulernen. Deshalb initiierte die sprächen mit Persönlichkeiten aus Politik, Bálint György Journalisten Akademie Buda- Wirtschaft und Gesellschaft auch Besuche pest auf Anregung und mit Förderung der wichtiger Orte deutscher Geschichte. Robert Bosch Stiftung 2006 erstmals das »Deutschland, Perspektiven erleben« – unter Projekt »Medientandem Ungarn«. Zehn jun- diesem Motto beeindruckte das erste Diplo- gen deutschen Journalisten wurde während matenkolleg 2006 seine Teilnehmer. Um die eines einmonatigen Studien- und Arbeitsauf- zwölf Plätze des zweiten Kollegs bewarben enthaltes in Ungarn die Gelegenheit geboten, sich 28 Jungdiplomaten. Den beteiligten fundiertes Hintergrundwissen über Ungarn Institutionen bringt das Diplomatenkolleg im zu erwerben, vor Ort zu recherchieren und mit Kreise der Kollegiaten bis hinein in die Außen- ungarischen Kollegen zusammenzuarbeiten. ministerien ihrer Herkunftsländer Anerken- Die thematischen Schwerpunkte lagen auf nung. »Dank des Diplomatenkollegs haben wir Politik, Wirtschaft und Sozialfragen. Die im Kleinen das vollbracht, wofür die Politik jungen Journalisten lernten die ungarischen noch Jahre, ja vielleicht sogar Jahrzehnte Medien kennen und nutzten ihr neu erworbe- brauchen wird – wir haben das Europa von nes Wissen nach der Rückkehr in ihren morgen«, fasste eine Teilnehme rin ihren Heimatredaktionen. persönlichen Eindruck zusammen. Der Kooperation mit den östlichen Nachbarn Das Deutsch-Polnische Jahr (1. Mai 2005 der EU, der Ukraine, Belarus und Russland bis 30. April 2006) nahm die Robert Bosch (insbesondere mit der Exklave des Kalinin- Stiftung zum Anlass, junge Menschen aus grader Gebiets), kommt auch auf zivilgesell- Polen und Deutschland zu ermutigen, ihr schaftlicher Ebene eine besondere Bedeu- Wissen über den Nachbarn durch Begegnung, tung zu. Mit der »Partnerschaft für gesell- Information und Austausch zu verbessern. schaftliche Initiativen« fördert die Robert 13

Nachwuchsjournalisten aus Deutschland erhalten beim Medientandem Ungarn die Gelegenheit, vier Wochen lang vor Ort zu recherchieren und Landesmedien kennen zu lernen

Bosch Stiftung in diesen Ländern die gesell- Konsequent für Südosteuropa eintreten schaftliche und politische Bildung sowie die Die Robert Bosch Stiftung hat 2006 ihre Stärkung einer gemeinsamen europäischen ersten programmatischen Schritte in ver- Identität. Unterstützt wird die Robert Bosch schiedene Länder des Balkans gesetzt. Zu- Stiftung dabei von der polnisch-ukrainischen sammen mit europäischen Partnern wie der Stiftung PAUCI und der polnischen Stefan King Baudouin Foundation in Brüssel, der Batory Stiftung. Die west-östliche Kooperation Fondazione Cariplo in Mailand und der der Stiftungen ist beispielhaft für den euro- Ersten Spar-Casse Privatstiftung in Wien hat päischen Dialog in neuen Grenzen. die Robert Bosch Stiftung eine europäische Förderinitiative in der Region ins Leben Prominenz konnte Hamburgs Erster Bürger- gerufen. Im Vordergrund stehen Programme meister Ole von Beust am 4. Oktober 2006 für Verwaltungskräfte und Führungsnach- zur feierlichen Eröff nung der Stiftung wuchs. Die Reuters Foundation in London Deutsch-Russischer Jugendaustausch im wird die Weiterbildung von Wirtschaftsjour- Hamburger Rathaus begrüßen. Neben der nalisten übernehmen. Bundesminis terin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, Die Situation in der Krisenregion Balkan vor waren Russlands stellvertretender Bildungs- Ort erleben und Probleme und Aufgaben minister Andrej Swinarenko und der ehema- kennen lernen konnten vierzehn deutsche lige russische Wirtschaftsminister Andrej Chefredakteure auf Einladung der Robert A. Netschajew an die Elbe gekommen. Sie Bosch Stiftung im Herbst 2006 im Rahmen machten mit ihrer Anwesenheit deutlich, einer mehrtägigen Reise durch Serbien, wie wichtig Politikern aus beiden Ländern Kosovo und Bosnien und Herzegowina. Im- die Pfl ege des Jugendaustausches ist. Hinter mer wieder hörten die Chefredakteure re- dem Projekt steht als privater Partner neben nommierter Regionalzeitungen von ihren der Robert Bosch Stiftung der Ostausschuss Gesprächspartnern, dass diese ohne Abstriche der Deutschen Wirtschaft. Die Träger öff ent- zu Europa gehören wollen. Die Aussicht auf licher Hand sind die Bundesregierung und die Mitgliedschaft in der Europäischen Union die Hansestadt Hamburg. Die Stiftung küm- gilt vor Ort nicht nur als wichtiger Katalysator mert sich gleichermaßen um den Schüler- für die Reformbemühungen der Regierungen, wie den außerschulischen Jugendaustausch. sondern bietet jungen Menschen die einzige Im Jahr 2006 profi tierten bereits 1600 deut- Perspektive, die derzeitigen gesellschafts- sche und russische Schüler von der Arbeit politischen und wirtschaftlichen Herausfor- der neu gegründeten Stiftung. derungen zu meistern. In Serbien sprachen die Journalisten mit dem Präsidenten der Republik Serbien Boris Tadić, dem Premier- minister Vojislav Koštunica und mit Vertre- tern verschiedener politischer Parteien, von 14

Deutsche Journalisten begegnen im Rahmen einer Informationsreise auf den Balkan Bewohnern der serbischen Enklave im Kosovo

Medien und der Zivilgesellschaft. Im Mittel- Unbekannte Türkei punkt standen das Referendum zur Verfas- In Städten und Regionen in Deutschland mit sungsreform und die Lösung der Statusfrage vielen türkischstämmigen Bürgern berichten für das Kosovo. Auch im Kosovo stand die Lokalredakteure oft über Ereignisse und Kon- Frage nach dem zukünftigen Status der fl ikte im Zusammenleben zwischen Deutschen Provinz im Vordergrund. Besuche in serbi- und Türken, deren soziale, kulturelle und schen Enklaven verdeutlichten die dort immer religiöse Hintergründe sie nicht ausreichend noch schwierigen Lebensbedingungen von kennen. Ihre Artikel bedienen dann häufi g Minder heiten. Wichtigstes Gesprächsthema ungewollt Klischees und Stereo typen. Als mit Vertretern von politischen Parteien der Beitrag für eine ausgewogene Berichterstattung drei ethnischen Gruppen in Bosnien und hat die Robert Bosch Stiftung ein Journalisten- Herzegowina waren die Verfassungsrefor- programm mit Schwerpunkt Lokaljournalisten men, die aus dem dreigeteilten Land mit aufgelegt. Der erste Durchgang fand im Früh- verwirrend vielen Entscheidungsebenen jahr 2006 statt. Den Höhepunkt bildete eine einen funk tions fähigen Staat machen sollen. einwöchige Reise nach Istanbul, Ankara und in die Provinz Diyarbakir. Zwölf Journa listen konnten Gespräche mit Repräsentanten von politischen Parteien, Nichtregierungsorgani- sationen und religiösen Einrichtungen führen und erhielten ein umfassendes Bild der türki- schen Gegenwart. Von besonderem Interesse waren die Begegnungen mit Vertretern der türkischen Medien, allen voran mit dem im Januar 2007 ermordeten Hrant Dink, dem Chefredak teur der armenischen Wochenzei- tung Agos. Dink, Verfechter der Gleichheit der armenischen Türken, beschrieb im 15

Deutsche Medienvertreter treffen auf einer Informati- onsreise in die Türkei Professor Ali Bardakoğlu, Präsident der Staatlichen Religionsbehörde

Gespräch die Schwierigkeiten im Umgang mit Deutsch-amerikanisches der armenisch-türkischen Geschichte und Journalistenprogramm Gegenwart. Er selbst war angeklagt gewesen Interessieren sich amerikanische Journa- wegen Verleumdung und »Herabsetzung des listen für Fußball? Nein, es sei denn in Türkentums«. Das Kulturforum Köln, Organi- Deutschland fi ndet die Fußballweltmeister- sator des Journalistenprogramms, hat inzwi- schaft statt. Nach erfolgreichem Start im schen eine Internetseite eingerichtet (www. Jahr 2005 in den USA fand Anfang Mai das-kulturforum.de), die über die Inhalte 2006 das Treff en des deutsch-amerikani- des Programms unterrichtet. Teilnehmer und schen Journalistenprogramms erstmals in Referenten können diskutieren und Artikel Deutschland für vier Tage in Berlin und oder Informationen einstellen. Im Oktober Heiligendamm statt. Die insgesamt 19 2006 fand in Bonn das Vorbereitungsseminar amerikanischen und deutschen Journalis- für die nächste Journalistenreise statt. ten diskutierten über die anstehende Fußballweltmeisterschaft, informierten sich über Aspekte der deutsch-amerikani- schen Außenpolitik, interviewten Karsten Voigt, den Koordinator der deutsch-ame- rikanischen Zusammenarbeit, debattierten den Karikaturenstreit und Problemstel- lungen im Nahen und Mittleren Osten und gingen Fragen von Immigration und Inte- gration als für beide Länder gleicherma- ßen bestehende Herausforderungen nach. Um auch die europäischen Perspektiven einzubeziehen, schloss sich ein Tag in Brüssel mit der Begegnung von EU- und NATO-Vertretern an. Schülerin der Grundschule Harmonie in Eitorf. Die Schule wurde für den Deutschen Schulpreis 2006 nominiert 17

Bildung Es geht auch anders – zukunftsfähige Bildung für Deutschland Selten wurde so umfassend über Bildungs- themen berichtet wie im Jahr 2006. Bundes- präsident Horst Köhler forderte in seiner ersten Berliner Rede in der Kepler-Oberschule rasches Umdenken und das Beschreiten neuer Wege im Bildungswesen. Bewegung in der Sache ist an vielen Stellen zu spüren. Kindergärten werden allmählich als Teil des Bildungswesens begriffen, die Schulen stellen sich den Veränderungen und der Begriff Demographiedividende macht die Runde. Innovationen und Investitionen sind gefragt. 18

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen beim Kindergipfel in Berlin über »Kinder zuerst – Mentali- tätswechsel für Kinder in Deutschland«

»Es kommt auf den Anfang an« an. Trotz unterschiedlicher Finanzierungs- Familienministerin Ursula von der Leyen, modelle – fest steht: Weil in Deutschland im- Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und die mer weniger Kinder geboren werden, besteht Präsidentin der Kultusministerkonferenz die Gefahr, dass der Staat an Ausgaben spart. Ute Erdsiek-Rave waren sich auf dem »Kinder- Bis 2020 werden nach Schätzung einer Studie gipfel« in Berlin einig: Der Kindergarten in der Robert Bosch Stiftung etwa 80 Milliarden Deutschland muss dringend zur vollwertigen Euro durch Einsparungen bei Ausgaben im ersten Stufe des Bildungssystems aufgewertet Bildungswesen frei. »Diese Summe gilt es gegen werden. 500 Gäste aus Politik, Wissenschaft, konkurrierende Interessen zu verteidigen«, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen disku- sagte Ministerin von der Leyen. Der Präsident tierten am Weltkindertag im September über des Deutschen Industrie- und Handelskam- die Verbesserung der frühkindlichen Förde- mertages, Professor Ludwig Georg Braun, rung. Unter dem Motto »Kinder bilden! forderte das Engagement von Bürgern und Deutschlands Zukunft« hatte die Robert Bosch Wirtschaft in Form von Spenden, Förderver- Stiftung zusammen mit der Konrad-Adenauer- einen und Stiftungen sowie konkreter Hilfe Stiftung und der Bundesvereinigung der vor Ort für mehr und bessere Kindergärten. Deutschen Arbeit geberverbände eingeladen und unter dem Titel des Kindergipfels ein Gute Bildung für alle Memorandum veröff entlicht. Seit dem Winter Am 11. Dezember 2006 verliehen die Robert 2005 ist die Robert Bosch Stiftung mit ihrem Bosch Stiftung und die Heidehof Stiftung Programm PiK »Profi s in Kitas« aktiv. Sie will zusammen mit ihren Medienpartnern stern in den nächsten vier Jahren mit einem Netzwerk und ZDF erstmalig den Deutschen Schul- aus Experten, Hochschulen sowie deren regio- preis. 481 Schulen hatten sich für den Preis nalen Kooperationspartnern ein Rahmen - beworben, 18 wurden nominiert und zur curriculum zur Ausbildung von Frühpädago- Festveranstaltung, die live im Sender Phoenix gen an Hochschulen erarbeiten. übertragen wurde, in das Berliner Haupt- stadtstudio des ZDF eingeladen. Die Grund- Die Robert Bosch Stiftung setzt damit um, was schule Kleine Kielstraße in Dortmund erhielt Erdsiek-Rave als »revolutionären Mentalitäts- von Bundespräsident Horst Köhler den neu wechsel« bezeichnete. Neben der verbindlichen geschaff enen und mit 50 000 Euro dotierten Einführung von frühkindlichen Bildungsplänen Preis: den »gefl ügelten Stuhl«. Das Ziel einer und einem Rechtsanspruch auf Sprachförde- »guten Bildung für alle« sei in Deutschland rung für alle Kinder seien die Fort- und Weiter- zwar längst noch nicht erreicht, sagte Köhler. bil dung der Erzieher und Erzieherinnen die Schulen dürften jedoch nicht pauschal dringlichsten Schritte, so die Präsidentin. Ob schlecht geredet werden. Sprachtests und -förderung oder Verbesserun- gen bei Qualität und Quantität – in einem Die Kleine Kielstraße in Dortmund arbeitet in herrschte Einklang: Es kommt auf den Anfang einem schwierigen Umfeld: Problemviertel 19

Die Hauptpreisträgerin des Deutschen Schul- preises 2006, die Grund- schule Kleine Kielstraße: Lehrer und Schüler freuen sich gemeinsam mit Bundespräsident Horst Köhler

der Dortmunder Nordstadt, Kinder aus mehr nutzbar werden lassen, um damit deutsch- als 20 Nationen, für nur 20 Prozent der Schüler land weit vorbildliche Standards der Schulent- ist Deutsch Muttersprache. Die Schule verbinde wicklung zu setzen. Darüber hinaus bietet pädagogische Leidenschaft, professionelles die Akademie einen Rahmen, in Zusammen- Können und modernes Qualitätsmanagement, arbeit mit den Preisträgern eigene Schulent- lobte die Jury. Die Jury hatte sechs Kriterien wicklungsprozesse anzustoßen und voranzu- entwickelt, anhand derer die Schulen bewer- treiben. tet wurden. Dazu zählen Leis tung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwor- tung, Schulklima und Schulmana ge ment. Die Dortmunder Schule über zeugte die Jury auch durch ihre enge Zusammenarbeit mit Fami- lien und Kindergärten. Bereits Monate vor der Einschulung tauschen sich Lehrer mit Erzieherinnen aus. In der Schule gibt es ein »Elterncafé«, mit den Eltern werden »Erzie- hungsverträge« geschlossen. Die Entwick- lung jedes Kindes wird von den Lehrern, die konse quent im Team arbeiten, ausführlich dokumentiert; die Schüler bekommen auf sie zugeschnittene Wochenpläne. Vier weitere Schulen freuten sich über die Auszeichnung und je 10 000 Euro Preisgeld: die Gesamtschule Franzsches Feld in Braunschweig, die Hamburger Max-Brauer-Schule, die Jena- plan-Schule in Jena und die Off ene Schule in Kassel-Waldau. Weil sie jeden Schüler indi- viduell fördern und eine produktive Schul- kultur ent wickeln, bieten sie Perspektiven für die pädagogische Zukunft, wie der Sprecher der Jury, Professor Peter Fauser, her vor hob. Ihnen gelingt hohe Leistung ihrer Schüler, weil sie großen Wert legen auf Integration, auf ein Miteinander junger und älterer, schwächerer und auch behinderter Kinder. Im Jahr 2007 startet die Akademie des Deut- schen Schulpreises, in der die Preisträger- schulen ihre Erfahrungen für andere Schulen 20

Dr. Eva Madelung, jüngste Tochter von Robert Bosch und Initiatorin des Deut- schen Schulpreises, im Gespräch mit Moderator Karsten Schwanke bei der Preisverleihung des Deutschen Schulpreises 2006

Die Demographiedividende – Interview mit Dr. Eva Madelung Demographischer Wandel als Chance Warum haben Sie den Deutschen Einen Blick in die Zukunft ermöglichte die von Schulpreis initiiert? der Robert Bosch Stiftung in Auftrag gegebene Es gibt eine Menge guter Schulen, obwohl Studie »Demographie als Chance: Demogra- sie seit Pisa nicht mehr in dem Ruf stehen. phische Entwicklung und Bildungssystem – Aber durch zahlreiche Tätigkeiten der fi nanzielle Spielräume und Reformbedarf«. Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Der Berliner WELT-Redakteur Joachim Peter Stiftung wissen wir, dass es sehr gute und hatte die Idee dazu, die die Stiftung gerne engagierte Schulen in Deutschland gibt. aufgriff . Nach bisher bekannten Berechnungen Die wollen wir fi nden und auszeichnen. wird die Zahl der Schüler bis zum Jahr 2020 Als mein Bruder Robert Bosch vor zwei um mehr als zwei Millionen zurück gehen. Jahren starb und ich aus Altersgründen Das ist gegenüber dem Jahr 2005 ein Rück- aus dem Kuratorium der Robert Bosch gang von 17 Prozent. Weniger Schüler verur- Stiftung ausschied, habe ich mir den Preis sachen weniger Kosten. In den nächsten 14 gewünscht. Er ist die Krönung meiner Jahren werden dadurch – so die Berechnung 40-jährigen Stifterkarriere. der Schweizer Prognos AG – 80 Milliarden Euro eingespart. Diese Demographiedividende Was wollen Sie mit dem Preis erreichen? summiert sich, wenn die allgemeinen Preis- Es wird zu Recht viel auf Lehrer geschimpft, und Lohnstei gerungen hinzugerechnet wer- trotzdem gibt es viele sehr engagierte Päda- den, auf annähernd 100 Milliarden Euro. gogen. Deren Selbstbewusstsein wollen wir Bereits im Jahr 2007 fallen die Ausgaben für mit dem Preis stärken. Wichtig ist auch die Schulen um 1,2 Milliarden Euro. Die Autoren jetzt gegründete Akademie des Deutschen der Studie kommen zu dem Schluss, dass die Schulpreises. Dort sollen sich die prämier- frei werdenden Mittel dringend zur Entwick- ten Schulen treff en, austauschen und gute lung von Schulen eingesetzt werden müssen, Schule in Deutschland verbreiten. um dem Reformbedarf im Bildungswesen gerecht zu werden. Sonst droht Deutsch land Was muss sich in der Schule ändern? im Wettbewerb der Wissensgesellschaften ins Die Kinder sollen mehr für das Leben Hintertreff en zu geraten, mit den bekannten lernen. Sie sollen nicht mit Wissen voll ge- Konsequenzen wie erhebliche Arbeitslosigkeit stopft werden, sondern lernen zu lernen. und höhere Sozialausgaben. Für mich ist ein besonderes Thema der Umgang mit Gewalt. Die Grundschule Kleine Kielstraße, die den Preis bekom- men hat, ist da besonders vorbildlich. 21

Dr. Michael Schlesinger (rechts), Chefökonom der Prognos AG, und der WELT- Chefredakteur Christof Keese beim 5. Berliner Demographiegespräch über bessere Finanzen für Bildung

Keine Grenzen für Kreativität sam mit den an der Schule tätigen Künstlern. Zum Wissen muss die Kreativität kommen, Damit wird die Kreativitätsförderung im um es produktiv zu machen, in der Wissen- pädagogischen Alltag verankert und kann schaft ebenso wie in der Wirtschaft oder in nachhaltig auf die Unterrichtsqualität wirken. der Kunst. MUS-E, ein Kooperationsprogramm zwischen Schulen und Künstlern, geht auf Forschungssabbatical für Lehrer die Initative des Musikers Yehudi Menuhin Am Zentrum für Molekulare Biologie (1916–1999) zurück. 1999 wurde die Yehudi der Universität Heidelberg (ZMBH) kön- Menuhin Stiftung Deutschland gegrün det. Sie nen Gymnasiallehrer mit Förderung der ist Trägerin des MUS-E Programms in Deutsch- Robert Bosch Stiftung ein sechsmonatiges land. Über die kontinuierliche Arbeit mit Forschungssemester absolvieren. In dieser Künstlern will MUS-E gezielt die Persönlich- Zeit bearbeiten sie ein wissenschaftliches keit von Kindern und Jugendlichen stärken, Projekt und gewinnen dadurch Einblicke ihre Kreativität und künstlerische Ausdrucks- in moderne Forschungsstrategien, experi- fähigkeit entfalten und ihre soziale Kompetenz mentelle Methoden und Theorie. Gleich- fördern. MUS-E eröff net Kindern den Zugang zeitig verpfl ichten sich die Lehrer zur Mit- zur Kunst. Einmal pro Woche bestreiten arbeit im universitären Lehrbetrieb. Von Künstler aus Theater, Tanz, Musik und bilden- ihrer Unterrichtserfahrung und ihrer der Kunst unter Mitwirkung der Lehrer zwei Schulpraxis soll auch die Ausbildung der Schulstunden im Kernbereich des Unterrichts, Lehramtskandidaten profi tieren. ohne dabei den regulären Unterricht in den musischen Fächern oder im Sport zu erset- zen. Die Robert Bosch Stiftung unterstützt die Yehudi Menuhin Stiftung jetzt, mit den MUS-E Modellschulen einen qualitativen Schritt weiterzugehen: Aus dem Kreis der MUS-E Schulen sind zwölf Grundschulen in Nordrhein-Westfalen mit unterschiedlichem sozialen Umfeld ausgewählt worden, die Kreativitätsförderung und Künste in den Mittelpunkt ihres Schulprogramms stellen. Sie entwickeln nun ihren Lehrplan gemein- Ein Neugeborenes in der Stutt- garter Frauenklinik Charlotten- haus. Noch sind Geburten- und Sterberaten in Stuttgart ausge- glichen, mittelfristig werden weniger Geburten erwartet 23

Gesellschaft Chancen im Wandel Der demographische Wandel hat Auswirkungen auf das Sozial- und Wirtschaftssystem und auf die politische und gesellschaftliche Kultur Deutschlands. Stand in den letzten Jahren die Beschreibung der negativen Folgen des demo- graphischen Wandels im Fokus der Diskussion, geht es heute mehr um die Chancen in einer sich verändernden Gesellschaft. Hier ist die Bürgergesellschaft gefordert. Gesucht werden neue Formen des sozialen Zusammenlebens von Jung und Alt, Wege zur Stärkung von Eigen- verantwortung und Solidarität sowie Konzepte zur Verbesserung der Bildungschancen von Migranten. 24

Die Diskussion um Kinderbetreuung in Deutschland rüttelt am Selbstverständnis von Familie – ein Paradigmen- wechsel ist zu erwarten

Verleihung des Otto-Mühlschlegel- Preises – Zukunft Alter in Baden-Baden

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit – »Wissen – Können – Handeln« – Kinderwünsche in Deutschland Konzepte des Lebens im Alter In Deutschland wollen jeder vierte Mann und Das bürgerschaftliche Engagement der Senio- jede siebte Frau kinderlos bleiben. Männer ren in Rathenow ist beispielhaft. Das befand wünschen sich im Schnitt nur noch 1,59 Kin- auch die Jury, die dem Wohn- und Pfl egezen- der – Frauen 1,75. In jedem anderen europä- trum Westhavelland für den Aufbau des Kom- ischen Land wünschen sich die Menschen petenzzentrums Havelland den Hauptpreis mehr Kinder. Das ergab die Studie »Kinder- des »Otto-Mühlschlegel-Preises – Zukunft Alter« wunsch in Deutschland« des Bundesinstituts in Höhe von 13 000 Euro zusprach. Die Jury für Bevölkerungsforschung (BiB), die in Zu- lobte das Kompetenzzentrum Havelland – sammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung Agentur für Bürgerschaft liches Engagement erarbeitet und im Juni 2006 in Berlin vorge- für ihre Pionierarbeit gerade im Osten, wo stellt wurde. Das BiB hatte 10 000 Menschen nur ein deutlich geringerer Teil der Bevölke- in Deutschland zu ihren Einstellungen zu rung ehrenamtlich engagiert ist. Im Programm Kindern, zum Ansehen von Familien und »Erfahrungswissen für Initiative« (EFI) haben Forderungen an die Familienpolitik befragt. Senioren im Landkreis Havelland mittlerweile Nach dem Ergebnis der BiB-Studie spricht über 40 Projekte in verschieden sten Lebens- wenig für Kinder: Lebensfreude, Partner- bereichen angestoßen. Mit Preisen über insge- schaft und Sicherheit im Alter würden durch samt 50 000 Euro würdigte die Robert Bosch Kinder nicht gesteigert. Noch nicht einmal Stiftung bei einer Festveranstal tung im jeder zweite Kinderlose verbindet mit Kindern November in Baden-Baden bundesweit acht positive Erwartungen. Ob man mit Kindern Projekte, die vorbildlich zeigen, wie ältere lebt oder nicht, hat kaum Einfl uss auf das Menschen ihre Kreativität, Innovationskraft (vermutete) Ansehen in der Gesellschaft. Zwei und Leistungsbereitschaft zum Wohle der Drittel der befragten Frauen gaben an, dass Gemeinschaft entfalten. Mit je 7500 Euro Kinder den fi nanziellen Spielraum, die Be- wurden drei Projekte ausgezeichnet, in denen schäftigungs chancen und ihre persönliche Senioren ihre Erfahrungen und ihr Können Freiheit einschränkten. Männer rechnen mit ein bringen, um jüngeren Menschen bessere Verschlechterungen ihrer fi nanziellen Mög- Chancen zu verschaff en. So wurde die Stabs- lich keiten und ihrer persönlichen Freiheit. Die abteilung Integration der Landeshauptstadt Familienpolitik sollte nach Ansicht der Be- Stuttgart für ihr Projekt STARTklar ausge- fragten bessere fi nanzielle Leistungen, bessere zeichnet, bei dem Seniorpartner Hauptschü- Betreuungsmöglichkeiten und fl exiblere lern beim Berufseinstieg helfen. Das Ökolo- Arbeits zeiten bieten. 90 Prozent der Befrag ten gische Schullandheim Licherode, Alheim, wünschen sich mehr und bessere Teilzeitar- erhielt den Preis für sein Umwelttrainer- beitsmöglichkeiten für Eltern, ebenso viele Zertifi kat für Senioren: Ältere machen sich fi t wünschen sich fl exible Arbeitszeiten für zum Thema Umwelt und geben ihr Wissen in berufstätige Eltern mit kleinen Kindern. Schulen und Kindergärten weiter. Die Initiative 25

Senioren setzen Lebenserfahrung und Wissen ein, um Haupt- schülern beim Berufs- einstieg zu helfen

Seniorpartner in School e.V. bekam 7500 Euro rund 300 so genannte »Seniortrainer« zu für ihren Brückenbau zwischen Enkel- und qualifi zieren. Diese Trainer sollen als Multi- Großelterngeneration. 20 weiteren Projekten plikatoren in Bildungs-, Gesundheits- und wurde eine Anerkennung ausgesprochen. Freizeitprojekten ältere Menschen zur Mitar- Unter dem Motto »Wissen – Können – Handeln« beit motivieren. Dass auch jüngere Menschen hatten sich in der zweiten Ausschreibung des sich mit Heraus forderungen der Zukunft Preises 160 Initiativen beworben. Die Robert intensiv befassen, zeigten Stipendiaten aus Bosch Stiftung greift mit dem »Otto-Mühl- unterschiedlichen Fachbereichen des Studien- schlegel-Preis – Zukunft Alter« die Herausfor- werks Klaus Murmann, die sich Ende Mai 2006 derungen des demographischen Wandels auf eine Woche lang mit Bevölkerungsentwicklung, und macht Initiativen bekannt, die die Chancen Familienpolitik, sozialen Sicherungssystemen, des Alters für un sere Gesellschaft sowie eine den wirtschaftlichen Folgen des demogra- positive Gestaltung des Lebensumfelds älterer phischen Wandels und dem Thema Alter Menschen aufzeigen. auseinander setzten. Beim Sprung von der Theorie zur Wirklichkeit halfen den Nach- Ältere Menschen für das Ehrenamt gewinnen wuchskräften Experten aus der Praxis. Diese Wie man ältere Menschen nach dem Eintritt vermittelten, was Demenzerkrankungen für in den Ruhestand fördern kann, zeigen meh- das Leben der Betroff enen bedeuten, aber rere Projekte, die die Robert Bosch Stiftung auch zu welchen vorbildlichen gesellschaft- 2006 gefördert hat. Hinsichtlich des ehren- lichen Initiativen aktive ältere Menschen im amtlichen Engagements gibt es in Deutsch- Stande sind. Besonders intensiv beschäftigten land noch große Unterschiede zwischen sich die Stipen diaten mit der Zukunft der West und Ost. So engagieren sich in den alten Arbeit. Sie lernten Fahrion Engineering kennen, Ländern 22 Prozent, in den neuen Ländern ein Unternehmen, das auf ältere Arbeitnehmer aber lediglich 15 Prozent der »jungen Alten«. setzt und dabei besonders erfolgreich ist. In Die Städte und Gemeinden in den neuen dem Planspiel »Unternehmen Bellheim« Bundesländern sind durch die Abwanderung erarbeiteten sie, welches für die Betriebe die junger Arbeitskräfte und den demogra- wichtigsten Bau steine im Umgang mit ihren phischen Wandel gleich zweifach betroff en. älteren Mitarbeitern sind. Das Seminar zum Zusätzlich erschwert die mangelnde Tradition demographischen Wandel und seinen Konse- einer aktiven Zivilgesellschaft das bürger- quenzen für Wirtschaft und Gesellschaft wurde schaftliche Engagement. Mit Unterstützung in Kooperation mit der Stiftung der Deut- der Robert Bosch Stiftung werden nun im schen Wirtschaft und der Robert Bosch Stif- Rahmen eines erprobten Modellprojekts in tung durchgeführt. Ostdeutschland neue Wege eingeschlagen, das Wissen von alten Menschen besser zu nutzen. Das Projekt stellt sich dem ehrgei- zigen Ziel, in zwölf ausgewählten Kommunen 26

Das Zusammenleben an Hauptschulen zu verbessern ist Ziel von »Wir reden mit!«

Integration – lokale Schule ist nicht nur reiner Lernort, sondern Handlungsansätze stärken auch ein sozialer Erfahrungsort. Das gilt ins- Kaum ein anderes Thema hat unser Land im besondere für die Integration von Schülern letzten Jahr stärker beschäftigt als die Frage, mit Zuwanderungsgeschichte. Dabei besu- wie die Integration von Migranten besser chen überproportional viele Kinder und gelingen kann. In vielen deutschen Städten Jugendliche nichtdeutscher Herkunft die machen Menschen mit Migrationshinter- Hauptschule und verlassen sie, ohne einen grund bereits mehr als ein Drittel der Bevöl- Abschluss zu erreichen. Die Stiftung hat mit kerung aus. Die Robert Bosch Stiftung unter- »Wir reden mit! – Für ein besseres Zusammen- stützt vor allem lokale Ansätze für eine leben an der Hauptschule« in Hessen und erfolgreiche Integration. Denn gerade dort, Baden-Württemberg 2006 eine Initiative auf wo die Menschen miteinander leben, kann den Weg gebracht, mit der das Zusammenleben Integration wirkungsvoll gestaltet werden. von Schülern mit und ohne Migrationshinter- Die Richtigkeit und die Notwendigkeit des grund an Hauptschulen verbessert und ihre Ansatzes zeigt sich mit dem 2006 gestarteten sprachliche und soziale Kompetenz gestärkt Programm »Integration junger Migranten« . werden sollen. Die Stiftung unterstützt mit vergleichsweise kleinen Einzelförderungen von 5000 Euro überzeugende Projektideen zur Integration junger Menschen gleich welcher Herkunft. Die sehr hohe Zahl an Bewerbungen verdeut- licht den großen Bedarf vieler kleiner Initia- tiven, vor allem für die sprachliche Förderung und die soziale Integration von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunft Un- terstützung zu fi nden. Ähnliches war für den Förderwettbewerb »Besser integriert« zur Verbesserung der Integration türkischer Ein- wanderer festzustellen, in dem 26 Einzelpro- jekte mit einer Höchstförderung von 15 000 Euro unterstützt wurden. Überdeutlich wur- de der Bedarf, eine sprachliche Förderung für Eltern und Kinder zu bieten. Vor allem aber hat die bisherige Arbeit an »Besser integriert« verdeutlicht, wie wichtig es ist, Migranten als Gesprächspartner ernst zu nehmen. 27

Junge Migrantinnen und Einheimische stellen die in ihrer Ausbildung zur Damenmaßschneiderin entworfenen Kleider vor

Ayse Almila Akca, Politik- und Islamwissenschaftlerin, untersucht den Dialog mit dem Islam in Baden- Württemberg

Pfi ffi ge Integration Ayse Almila Akca ist türkischer Herkunft Sie konnte dem französischen Staatspräsi- und zweisprachig. Das ist nichts Ungewöhn- denten und der deutschen Bundeskanzlerin liches. Ungewöhnlich ist vielmehr, dass die persönlich über ihre Integrationserfahrung Politik- und Islamwissenschaftlerin als Frau berichten und gleich Vorschläge für die Zu- islamische Einrichtungen besucht und vor kunft machen. Die Rede ist von der 27-jährigen allem Imame über die Situation von Musli- Muonia Dia, die von deutscher Seite als Teil- men in Baden-Württem berg befragt. Seit nehmerin für das deutsch-französische Februar 2006 betreut die Wissenschaftlerin Ministertreff en im Herbst 2006 in Paris das von der Robert Bosch Stiftung gemein- benannt worden war. Nach Paris kam Dia sam mit der Katholischen Akademie der über den Verein Junge Frauen und Beruf e.V./ Diözese Rottenburg-Stuttgart initiierte Pro- Atelier La Silhouette, ein »Best-Practice- jekt »Islamische Organisationen und Imame Projekt« der Jugendberufs hilfe in München. in Baden-Württemberg als Partner bei der Dieser Verein führt das Vorhaben »Ausge- Integration von muslimischen Zuwander- mustert und Wiederbelebt – Armutstraining ern«. »Ich will die zahlreichen Kontakte Mode und Recycling« durch. Junge Einheimi- und gelingenden Dialogprojekte zwischen sche und Migrantinnen, meist mit minimaler staatlichen Ein richt ungen, kommunalen Schulbildung, erlernen, sozial pädagogisch Integrationsbeauftragten, Bürgermeistern, begleitet, den Beruf Damenmaß schneiderin. Kirchengemeinden und islamischen Ver- Dazu zählt Muonia Dia, die eine afrikanisch- einigungen erfassen und auswerten«, indisch-europäische Identität hat. Zum Aus- beschreibt Akca ihre Arbeit. bildungsabschluss fi ndet eine selbst präsen- tierte öff entliche Leistungsschau statt. Das Motto im September 2006 lautete »Armuts be- wältigung und eine refl ektierte Konsum- haltung«. »Die Mädchen stellen aus gebrauchter Kleidung pfi ffi ge, modische Mo delle her. Mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb München haben wir den größten kommunalen Entsorger Deutschlands als Partner für die Schau gewonnen«, erklärt Barbara Hemauer-Volk, die das Projekt betreut. Die Robert Bosch Stiftung fördert das Vorhaben aus dem Programm »Integration junger Migranten«. Übung für den Ernstfall: In der neu eingerichteten Isolierstation für hochin- fektiöse Patienten im Robert-Bosch-Krankenhaus wird eine Mitarbeiterin der Station desinfi ziert 29

Gesundheit Der Patient im Mittelpunkt Politik, Verbände und Wirtschaft suchen nach Wegen zur Verbesserung unseres Gesundheits- wesens. Mit ihrem Engagement im Gesund- heitsbereich unterstreicht die Robert Bosch Stiftung immer wieder, dass dabei der Patient im Zentrum allen Handelns stehen muss. Unter diesem Leitgedanken unterstützt und fördert die Stiftung vorrangig Projekte mit engem Praxisbezug, die im Alltag spürbare Verände- rungen und Verbesserungen bewirken. 30

Robert-Bosch-Kranken- haus, Stuttgart: Hohe Qualifi kationsansprüche, moderne Technik und Ausstattung – über 1800 Mitarbeiter sorgen für mehr als 30 000 Patienten pro Jahr

Robert-Bosch-Krankenhaus Patienten (zum Beispiel Ebola, SARS). Die Behandlung so genannter hochkontagiöser Dem Patientenwohl verpfl ichtet Patienten wird nur äußerst selten erfolgen. Das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) in Dennoch probt die Klinik den Ernstfall und Stuttgart verkörpert den Willen des Stifters, führt regelmäßige Übungsläufe, Schulungen das Patientenwohl in den Mittelpunkt allen und Weiterbildungen mit dem Klinikpersonal Handelns zu stellen. Heute ist die Klinik als durch. Tochterunternehmen der Robert Bosch Stif- tung auf vielfältige Weise mit dieser verbunden: Mehr Sicherheit für Mütter und Kinder er- Neben der Förderung der Um- und Neubauten, möglicht die neue Überwachungseinheit für der Begleitung bei der Übernahme der Klinik Neugeborene. Eine mit bis zu sechs Plätzen Schillerhöhe () sowie der Frauen- im RBK installierte Dependance der Kinder- klinik Charlottenhaus (Stuttgart) werden klinik Olgahospital ermöglicht die Versorgung derzeit zehn verschiedene Modellprojekte von kranken Neugeborenen, die bislang verlegt im Bereich der Pfl ege inklusive der Aus- und und deshalb von der Mutter getrennt werden Weiterbildung von Pfl egemanagementperso- mussten, um von Kinderärzten betreut zu nal gemeinsam durchgeführt. Zudem ist das werden. Als integraler Bestandteil der Ent- RBK in Deutschland als forschendes Kranken- bindungsstation bedeutet die Überwachungs- haus bekannt. Die Zusammen arbeit zwischen einheit jetzt noch mehr Sicherheit für Mutter dem Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut für und Kind, die dadurch in den so wichtigen Klinische Pharmakologie (IKP) und der Kli- ersten Tagen des neuen Lebens zusammen- nik kommt vor allem den Patienten zugute. bleiben können. Mit dem fast abgeschlossenen Umbau, den technischen Innovationen, dem Ausbau der Das forschende Krankenhaus – die patienten- medizinischen Leistungen und mit seinem orientierte Forschung Forschungspotential ist das RBK gut für die Forschung am eigenen, nicht universitären Zukunft aufgestellt. Krankenhaus ist in Deutschland eine große Ausnahme. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Technische Innovation auf höchstem Niveau Wegen fehlender Motivation oder Finanzie- Zwei sehr unterschiedliche und technisch rung, Zeitmangel und mangelnder Integration anspruchsvolle medizinische Einheiten in den laufenden Krankenhausbetrieb ver- wurden im Jahr 2006 im RBK in Betrieb zichten die meisten Krankenhäuser auf For- genommen. So hat das Krankenhaus im Auf- schungsaktivitäten. Anders im RBK. Hier trag des Landes Baden-Württemberg eine forscht man schon seit langem in Zusammen- moderne Isolierstation für hochinfektiöse arbeit mit dem renommierten Dr. Margarete Patienten eingerichtet. Bisher gab es in der Fischer-Bosch-Institut für Klinische Pharma- Bundesrepublik nur fünf Kompetenzzentren kologie (IKP). Durch die tägliche Arbeit für als Anlaufstelle für hochinfektiös erkrankte und mit Patienten ergeben sich Forschungs- 31

Eine Patientin des RBK informiert sich in der Dauerausstellung zur Geschichte des Krankenhauses

themen mit unmittelbarem Anwendungs- Dauerausstellung zur Geschichte des RBK bezug zum Kranken. Im Jahr 2006 haben Seit 2006 fi nden Patienten, Besucher und mehrere Forschungsprojekte, an denen Mit- Mitarbeiter des RBK im Eingangsbereich arbeiter des RBK beteiligt waren, Preise der Klinik eine Dauerausstellung zur Ge- erhalten: so beispielsweise Privatdozent schichte des RBK. Diese Ausstellung, die Dr. Wolfram Lamadé, Oberarzt der Abteilung in jahrelanger Arbeit vom Institut für für Chirurgie am RBK. Er hat zusammen mit Geschichte der Medizin der Robert Bosch Dr. Klaus Peter Koch vom Fraunhofer Institut Stiftung wissenschaftlich erarbeitet wur- für Biomedizinische Technik ein kontinuier- de, gewährt spannende Einblicke in die lich arbeitendes Nervenmonitoring mit Elek- Geschichte des Stiftungskrankenhauses. troden entwickelt, das während operativer Zahlreiche Bilddokumente, kurze Erläute- Eingriff e die Nerven vor Schädigung durch rungstexte und Ausstellungsstücke ver- Zug, Druck oder Temperatureinfl üsse schüt- schaff en einen Überblick über Geschichte zen kann. Die Signale der Elektroden werden und Gegenwart des Hauses. Hör- und umgehend erfasst und EDV-gestützt ausge- verschiedene Bildschirmstationen sorgen wertet. Professor Dr. Cornelius Knabbe, für Abwechslung. Licht wird zum bedeu- Chefarzt der Abteilung für Laboratoriums- tenden Gestaltungselement und seine medizin und Molekulare Diagnostik, gehört Leuchtkraft lockt den Betrachter hin zur zu den Gewinnern des bundesweiten Innova- Ausstellung. Sie vermitteln die Geschichte, tionswettbewerbs »Medizintechnik 2006«. Philosophie, die Leistungen und Ziele des Das neue Testsystem »Path.Ident«, an dessen Krankenhauses. Entwicklung Knabbe maßgeblich beteiligt ist, soll es demnächst erlauben, pathogene Keime und ihr krankmachendes Potential in Urinproben schnell zu identifi zieren und Antibiotika-Resistenzen festzustellen. »Path. Ident« ist ein Diagnosesystem, das mit mole- kularbiologischen Methoden funktioniert. Das kann zum gezielteren Einsatz von Anti- biotika führen und die Behandlungskosten senken. Vor allem wird damit das Risiko zunehmender Resistenzen erheblich einge- dämmt. 32

Qualität geprüft Gesundheit im interdisziplinären Dialog Der Anspruch, qualitätvolle Arbeit in der Um den Fachaustausch unter den deutschen Patientenversorgung zu leisten, ist weit ver- Pfl egeschulen zu initiieren und zu verstetigen, breitet. Im RBK ist dieses Ziel aber nicht nur wurde 2001 von der Stiftung das »Netzwerk im Leitbild – einem Führungsinstrument, das Pfl egeschulen« ins Leben gerufen. In Ergän- klassischerweise eher in Industrieunterneh- zung zu den umfassenden Angeboten des men, nicht aber in Krankenhäusern zu fi nden Netzwerks erfolgte im Oktober 2006 die ist – verankert, sondern wird auch durch das Ausschreibung des Förderprogramms »Part- Qualitätsmanagement-System »CIP« (Contin- nerschaften zur Unterrichts- und Schulent- uous Improvement Process) bereits seit 1997 wicklung«, mit dem themenorientierte Ko- wirkungsvoll verfolgt. Das RBK geht noch operationen zwischen Schulen unterstützt einen Schritt weiter: Um den Patienten Sicher- werden. Dabei wendet sich das Programm heit und einen Einblick in die Qualität zu nicht nur an Pfl egeschulen, sondern bezieht vermitteln, stellt sich das RBK den Prüfungen auch Bildungseinrichtungen für weitere unabhängiger Dritter. So sind mittlerweile Gesundheitsberufe, wie zum Beispiel Heb- verschiedene Abteilungen nach den Richtlinien ammen, Physiotherapeuten oder Logopäden der jeweiligen Fachgesellschaften und des ein. Abhängig von der Themenstellung und TÜV zertifi ziert. Das gesamte Akutkranken- den Aufgaben werden unterschiedliche Ziel- haus ist seit 2005 nach KTQ (Kooperation für gruppen wie Schulleiter, Lehrkräfte und Transparenz und Qualität), einem speziellen Schüler in die Aktivitäten eingebunden. Begutachtungsverfahren für Einrichtungen im Gesundheitswesen, zertifi ziert und gehört Während das »Netzwerk Pfl egeschulen« den damit bundesweit zu den zehn Prozent der Austausch unter den Fachschulen auf breiter Krankenhäuser, die sich einer solchen um- Ebene »alltäglich« werden lässt, arbeiten in fassenden Überprüfung unterzogen haben. dem ebenfalls von der Robert Bosch Stiftung So wurde auch im Jahr 2006 die Klinik für initiierten »Transfernetzwerk innovative Geriatrische Rehabilita tion des RBK als Pfl egeausbildung« (TiP) wichtige Modellpro- fünfte Rehabilitationseinrichtung in ganz jekte zur Reform der Pfl egeausbildung in Deutschland nach KTQ zertifi ziert. Die Deutschland zusammen. Führende Reform- Kriterien der KTQ sind: Patientenorientie- schulen und Modellprojekte zur Pfl egeaus- rung, Mitarbeiter orientierung, Sicherheit bildung in Deutschland – darunter auch das für Patienten und Mitarbeiter, Informations- Ausbildungszentrum am Robert-Bosch- wesen, Führungsinstrumente und Qualitäts- Krankenhaus – haben damit ein eigenes management. Forum gewonnen. Neben der gegenseitigen Beratung und inhaltlichen Unterstützung entstehen gemeinsame Initiativen, um Ergeb- nisse und Fragestellungen aus Modellvorha- ben in die politische Diskussion zu tragen. 33

Szene aus dem Theater- stück »Du bist meine Mutter« mit Achim Conrad, das im Rahmenprogramm zur Vereinsgründung »Aktion Demenz – Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz« im Palais am Funk turm in Berlin aufge- führt wurde

Ebenfalls von der Stiftung angeregt wurde Unter dem Titel »Demenzfreundliche Kom- ein weiterer interdisziplinärer Kooperations- mune« wurden bereits in diesem Jahr Vertre- verbund, der sich unter der Federführung ter von Kommunen an einen Tisch gebracht, der TU die »Entwicklung, Erpro- um gemeinsam Konzepte für einen besseren bung und Evaluierung übergreifender Quali- Umgang mit Demenzkranken in Gemeinden tätskriterien für die Berufsausbildung der und Städten zu entwickeln. Darin wird der Gesundheitsberufe« vorgenommen hat und Ansatz der Aktion deutlich: Ehrenamtliche, seit Ende 2006 aktiv ist. Überberufl iches Experten und Vertreter der Verwaltung und Denken und Handeln soll zu einem zentralen der lokalen Presse an dem Projekt zu betei- Element der Berufsqualifi zierung und die ligen. Der Gründung des Vereins ging eine erarbeiteten Qualitätskriterien zu einem weit inhaltliche Vorarbeit unter der Federführung verbreiteten und anerkannten Maßstab zur der Robert Bosch Stiftung voraus. Seit März Curriculumsentwicklung werden. 2004 wurden in sieben Bereichen zentrale Fragestellungen bearbeitet, die im Verlauf Würde wahren in Krankheit und Schmerz einer Demenzerkrankung von Bedeutung Deutlich über eine Million Menschen in sind. Die Arbeitsergebnisse werden 2007 in Deutschland leiden an Demenz. Jedes Jahr der neuen Reihe »Gemeinsam für ein besseres kommen rund 20 000 neue Betroff ene dazu. Leben mit Demenz« vom Hans Huber Verlag In Pfl egeheimen sind es heute bereits etwa publiziert. 60 Prozent der Bewohner. Damit gehört die Altersverwirrtheit zu den häufi gsten Erkran- Ein Thema, das in Deutschland noch wenig kungen des hohen Alters. Eine wirksame Heil- Aufmerksamkeit erfährt, ist die Sterbebe- methode ist derzeit nicht in Sicht. Im Mai 2006 gleitung und palliative Versorgung außerhalb wurde in der Berliner Bosch-Repräsentanz in von Hospizen und Palliativstationen. Palliative Anwesenheit der Bundesministerin für Gesund- Versorgung ist eine komplexe Aufgabe, auf heit, Ulla Schmidt, der neu gegründete Verein deren Bewältigung Altenpfl egeeinrichtungen »Aktion Demenz« der Öff entlichkeit vorgestellt. und ambulante Dienste kaum vorbereitet sind. Die Menschenwürde zu wahren und gleichzeitig Die Robert Bosch Stiftung will die Versorgung neue Wege der Umsorgung und Integration von in diesem Umfeld verbessern. Sie hat 2006 mit betroff enen Menschen zu fi nden, ist das Ziel Hilfe von Experten ein kompaktes Curriculum der Aktion. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der für die palliative Praxis in der Altenhilfe bereit- Ergänzung der staatlichen Daseinsfürsorge gestellt. Das Bildungsvorhaben wird ergänzt durch zivilgesellschaftliches Engagement. Es durch den Start der Förderung von Praxis- gehe darum, Menschen mit Demenz vor allem projekten, die in der häuslichen Versorgung, als Mitbürger anzusehen, erklärte der Vereins- im Altenpfl egeheim und im Krankenhaus vorsitzende Professor Reimer Gronemeyer, Wege und Qualitätsmaßstäbe aufzeigen, wie Soziologe an der Univer sität Gießen und palliative Praxis umgesetzt und zum Bestand- Experte in Generationsfragen. teil des Dienstleistungsangebots in der 34

In Bangalore, Indien, errichtet die Stiftung Sri Kanchi Kamakoti Medical Trust eine neue Augenklinik

Betreuung alter Menschen werden kann. Für die in Bangalore geplante 225 Betten »Nachahmern« soll die Implementierung von umfassende Augenklinik mit angegliedertem palliativer Praxis erleichtert und ein »Nach- Fortbildungszentrum wird die Robert Bosch ziehen« der Versorgung auf breiter Ebene Stiftung ein- und dreijährige Ausbildungs- bewirkt werden. Die Deutsche Gesellschaft stipendien für 15 Augenchirurgen fi nanzie- für Palliativmedizin hat mit Unterstützung ren, sowie zweijährige Ausbildungen für 60 der Stiftung curriculare Bausteine für die Assistenzkräfte (Pfl ege, Technik und Verwal- Ausbildung in Gesundheits- und Kranken- tung). Zusätzlich werden Ausbildungsmaß- pfl ege sowie Altenpfl ege entwickelt. Sie tragen nahmen von zwei Tagen bis zu zwei Wochen der 2004 erfolgten Änderung der Ausbildungs- für Hilfspersonal in der medizinischen Ver- und Prüfungsverordnung für Berufe in der sorgung und in der Verwaltung gefördert. Krankenpfl ege Rechnung. Ein Lehrfi lm des Mit ihrer Kompetenz in der Gesundheits- Krebsverbandes Baden-Württemberg zur pfl ege kann die Robert Bosch Stiftung hier Umsetzung der palliativen Schmerztherapie, zum Gelingen eines durch besonderes sozi- der durch die Stiftung mitgefördert wurde, ales Engagement geprägten Vorhabens in ist mit dem Comenius EduMedia Siegel 2006 Indien beitragen. als besonders wertvolles Lehrmedium ausge- zeichnet worden.

Pilotprojekt mit indischer Augenklinik Jährlich erkranken in Indien zwei Millionen Menschen am Grauen Star, der unbehandelt zur Erblindung führt. In Bangalore wird die Stiftung Sri Kanchi Kamakoti Medical Trust bis Mitte 2007 eine neue Augenklinik errich- ten. Sie betreibt bereits drei große augen- ärztliche Einrichtungen und engagiert sich seit 30 Jahren in der Augenheilkunde. Im Zentrum des Interesses steht die arme Bevöl- kerung in ländlichen Gegenden. Ärzte des Medical Trust nahmen bisher 295 000 kos ten- lose augenchirurgische Eingriff e vor. Das medizinische Angebot um fasst das ganze Spektrum moderner augenärztlicher Be- hand lung bis hin zu Laseroperationen und Transplantationen. 35

Strukturen verändern – Menschlichkeit wahren vor Ort an entsprechenden Qualifi zierungs- Die Robert Bosch Stiftung hat die »Humanitäre angeboten. Auf der Grund lage eines vom Hilfe« regional fokussiert: Sie wird ihr Engage- Institut für Angewandte Forschung, Entwick- ment stärker auf Bulgarien, Rumänien, die lung und Weiterbildung (IAF) an der Katholi- Ukraine, Belarus, Bosnien und Herzegowina schen Fachhochschule Freiburg entstandenen sowie Moldau richten. Gemeinsam mit deut- Curriculums, das auf 20 Jahre Erfahrung schen Partnern, die Fachkenntnisse und in der Aids-Präventionsarbeit zurückgeht, lang jährige Kontakte vor Ort haben, will die werden durch die deutsche Organisation Stiftung zu einer nachhaltigen bedarfsorien- Connect plus e.V. neue, auf die ukrainischen tierten Verbesserung von Ausbildungsange- Verhältnisse angepasste Vorschläge erarbeitet. boten in Handwerk, Landwirtschaft und Mitarbeiter des »Staatlichen Instituts für Dienstleistung beitragen. Unterstützt wird Probleme der Familie und Kinder« der Ukrai- sie dabei vom Senior Experten Service, Bonn. ne werden als Multiplikatoren geschult. Für das Projekt »Seniorexperten nach Ost- europa« werden Arbeitnehmer, die ihr aktives Nach Projektende soll das Qualifi zierungs- Berufsleben abgeschlossen haben und ihre angebot von anderen Ausbildungseinrich- langjährigen berufl ichen Erfahrungen ehren- tungen in der Ukraine übernommen werden. amtlich zur Verfügung stellen, in Berufs- Die Übertragung des Curriculums auf an dere schulen, Betriebe und Sozialeinrichtungen Länder wie Moldau und Belarus wird bereits nach Rumänien, Bulgarien und in die Repu- unterstützt. blik Moldau entsendet.

Hinzu kommen Qualifi zierungsangebote in Gesundheits- und Sozialberufen. In diesem Zusammenhang hat die Robert Bosch Stiftung entschieden, ein Aids-Präventionsprojekt in der Ukraine zu unterstützen. Dort sind schät- zungsweise 416 000 Menschen (1,7 Prozent der Bevölkerung im Alter von 15 bis 49 Jahren) HIV-positiv bzw. an Aids erkrankt. Um einer weiteren Steigerung der schon jetzt in Europa höchsten Rate entgegenzuwirken, hat der Ministerrat der Ukraine beschlossen, die lan- desweit vorhandenen 157 staatlichen Dienste für Familie, Jugend und Kinder mit je einem zusätzlichen Sozialarbeiter im Schwerpunkt Drogenberatung und HIV/Aids-Prävention dauerhaft auszustatten. Allerdings fehlt es Sich in einer wissen- schaftlichen Bibliothek zurechtzufi nden, lernen Schüler, die mit dem Denk- werk-Projekt »Menschen- würde« die Universität Heidelberg besuchen 37

Wissenschaft Faszination Wissenschaft Mit der Exzellenzinitiative für deutsche Hoch- schulen soll der Forschungsstandort Deutsch- land wieder international an die Spitze rücken. Mit der besseren fi nanziellen Ausstattung und dem damit verbundenen innerdeutschen Wett- bewerb um Spitzenforschung geht auch ein Mentalitätswandel einher. Exzellente Ausbil- dung und begeisterungsfähiger Nachwuchs entstehen nicht von alleine. 38

Junge Nachwuchsforscher des Meeresforschungspro- jekts HIGHSEA aus Bremer- haven untersuchen Wasser- proben

Für Wissenschaft begeistern in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. Bei der Studienwahl nach dem Abitur sind Mehr Begeisterung und Lust auf diese Wissen- die geisteswissenschaftlichen Disziplinen schaften zu entfachen ist Ziel des Programms begehrt. Doch welche Vorstellungen hat ein NaT-Working, in dessen Rahmen im September Abiturient von dem, was ihn dort erwartet? 2006 der erste nationale NaT-Working-Preis Und auf Hochschulseite stellt sich die Frage: ver geben wurde. Der Minister präsident des Wie kann Nachwuchs gewonnen werden, der Landes Baden-Württemberg, Günther sich wirklich eignet? Im Programm »Denkwerk« Oettinger, kürte die Sieger im NaT-Working – fördert die Robert Bosch Stiftung Kooperati- Wettbewerb 2006. »NaT-Working – Naturwissen- onsprojekte von Schulen und Universitäten. schaften und Technik: Schüler, Lehrer und Lehrern und Schülern soll in der aktiven Arbeit Wissenschaftler vernetzen sich« heißt das ein stimmiges Bild geistes- und sozialwissen- Programm, mit dem die Stiftung seit dem Jahr schaftlicher Forschung vermittelt und Orien- 2000 gemeinsame Projekte von Naturwissen- tierungshilfe in der Fächervielfalt gegeben schaftlern und Schulen fördert. Heute gibt es werden. Bislang sind zwölf Denkwerk-Netz- insgesamt 118 dieser Projekte in ganz Deutsch- werke aus Wissenschaftseinrichtungen und land, in denen der natur- und ingenieur- Schulen entstanden, die sich im November wissen schaft liche Nachwuchs forscht. Durch 2006 beim ersten Denkwerk-Symposium in den direkten Kontakt mit Wissenschaftlern Berlin vorstellten. Einig waren sich die Teil- sollen Schüler für die naturwissenschaftlich- nehmer darin, dass es wichtig sei, bereits in technischen Fächer gewonnen und Lehrer auf der Schule zu vermitteln, dass das geisteswissen- den aktuellen Stand der Forschung gebracht schaftliche Studium ebenso anspruchsvoll ist werden. Seit 2002 zeichnet die Stiftung die wie das der Naturwissenschaften. Es wurde besten geförderten Projekte aus. 2006 wurde auch ein größeres Selbst bewusstsein in den der Preis zum ersten Mal bundesweit ausge- Geisteswissenschaften gefordert: »Die Geistes- schrieben und mit insgesamt 90 000 Euro wissenschaftler sind die eigentlichen Lebens- dotiert. Auch Kooperationen, die nicht von wissenschaftler, denn Leben beschränkt sich der Stiftung unterstützt werden, konnten nicht auf biologische Zusammenhänge und sich bewerben. Von 143 Bewerbungen nahm Prozesse. Geisteswissen schaftler müssen die Jury 51 in die engere Auswahl, elf wurden aufhören, sich zu ducken«, sagte der Kirchen- für den Preis nominiert. Der Festakt wurde in historiker und Leibniz-Preisträger Professor Zusammenarbeit mit dem Intendanten des Hubert Wolf von der Universität Münster. Alten Schauspielhauses Stuttgart, Dr. Carl Vielleicht gehen vom »Jahr der Geisteswissen- Philipp von Maldeghem, inszeniert. Durch schaften« 2007 entsprechende Impulse aus. die Veran staltung führte die »Schriftsteller- Nach wie vor fehlt in Deutschland Nachwuchs legende« Jules Verne. 39

Den ersten Preis gewann das Projekt knapp die Hälfte des Gesamtbudgets, sie- »HIGHSEA«, bei dem drei Bremerhavener wirkten auch aktiv an der Gesamtkonzeption Schulen, die Schulbehörde und das Alfred- mit. ESOF ist die größte interdisziplinäre Wegener-Institut für Polar- und Meeres- Konferenz der europäischen Wissenschaft, forschung zusammenarbeiten. Der Chemie-, die sich nicht ausschließlich an ein wissen- Biologie- und Mathematikunterricht für schaftliches Fachpublikum wendet. Die Mün- ausgewählte Schüler fi ndet an zwei Tagen chener Tagung zeigte, dass die Initiatoren pro Woche am Institut statt. Wissenschaftler mit ihrem Ansatz, Fachleute zur verständli- und Lehrer gestalten den Unterricht gemein- chen, interdisziplinären und aktuellen Wis- sam. Im Mittelpunkt stehen Themen aus der senschaftsvermittlung zu animieren, die aktuellen Forschung des Instituts. Der zweite Fachöff entlichkeit ebenso erreicht haben wie Preis ging an das Schülerlabor NatLab der Politik und Medien. Die Robert Bosch Stif- Freien Universität Berlin. Dort machen Lehr- tung präsentierte auf der begleitenden Aus- amtsstudenten gemeinsam mit Schülern stellung neben Förderungsprogrammen für Experimente unter anderem zur Neuro- und Wissenschaftsjournalisten Programme an Verhaltensbiologie, die an der Schule nicht der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und durchführbar sind. Den dritten Preis erhielt Schule und aktuelle Ergebnisse der Krebs- das Schülerforschungszentrum Südwürttem- forschung an den stiftungseigenen Einrich- berg in Bad Saulgau, das pro Jahr rund 200 tungen. Wichtige forschungspolitische Neuig- interessierte Schüler in ihrer Freizeit für keiten wurden im »Science-Biergarten« eigene Forschungen nutzen. ausgetauscht. Dieser informelle Treff punkt für Wissenschaftler, Journalisten und Poli- Forschung ist Standortfaktor tikvertreter geriet zur Zukunftsbörse euro- 2100 Teilnehmer aus 58 Ländern konnte das päischer Forschung. Euroscience Open Forum 2006 (ESOF) nach München ins Deutsche Museum locken, da- Die Zukunft von ESOF scheint vorerst gesichert. runter 485 Journalisten und 1300 Wissen- Im Steering Committee der dritten ESOF- schaftler, und damit zeigen: Mit der zweiten Tagung 2008 in Barcelona stellen die Robert Ausrichtung nach Stockholm 2004 ist ESOF Bosch Stiftung und die katalanische Stiftung etabliert. Neben vier Nobelpreisträgern fan- Fundació Catalana per a la Recerca i la Inno- den sich auch erfreulich viele Nachwuchs- vació den Vorsitz. Die Robert Bosch Stiftung forscher ein. Die Münchener Wissenschafts- und der Stifterverband bemühen sich gemein- tagung wurde von Bundespräsident Horst sam mit weiteren europäischen Stiftungen um Köhler und der Bundesforschungsministerin die Errichtung einer dauerhaften Geschäfts- Annette Schavan eröff net. Die Robert Bosch stelle und damit um die langfristige Sicherung Stiftung und der Stifterverband für die deut- von ESOF. sche Wissenschaft sicherten nicht nur etwa 40

Die Wissenschaftsbrücke China fördert den Aus- tausch und die Kooperation zwischen chinesischen und deutschen Forschern

Forschungsdialog aufnehmen deutschen Wissenschaftslandschaft ein Neben den USA und Europa schickt sich Signal für die Bedeutung der wissenschaft- China an, eines der größten Wissenschafts- lichen Beschäf tigung mit nachhaltiger Res- zentren der Welt zu werden. Die Wissen- sourcennutzung setzen. Die Ausschreibung schaftsbrücke zwischen Deutschland und bietet jährlich einem herausragenden jünge- China baut auf einer guten Basis auf. Es gibt ren Wissenschaftler attraktive Bedingungen, bereits eine Vielzahl von internationalen als Robert Bosch Juniorprofessor an einer Konferenzen, die Forschern Kontaktmöglich- deutschen Universität oder außeruniversi- keiten bieten. Mit dem Programm Wissen- tären Forschungseinrichtung eigener Wahl zu schaftsbrücke China unterstützt die Robert forschen. Mit der Möglichkeit, Mittel in Höhe Bosch Stiftung deutsche Wissenschaftler darin, von bis zu einer Million Euro fl exibel für die den Austausch und Kooperationen mit For- Forschung einzusetzen, ist die Perspektive schern in China zu intensivieren. Partner für verknüpft, nach einer positiven Evaluierung neue Forschungsprojekte sollen ein dichtes am Ende der Förderung auf eine ordentliche Netz für den Erfahrungs- und Wissensaus- Professur an der Gastinstitution übernommen tausch schaff en. Das Programm richtet sich zu werden. Diese so genannte »tenure track«- an Mitarbeiter wissenschaftlicher Einrich- Option ist ein im anglo-amerikanischen tungen in den Natur- und Ingenieurwissen- Raum bewähr tes Instrument der Karriere- schaften sowie in der Medizin in Deutschland. planung für viel versprechende Nachwuchs- Gefördert werden Projekte, die Möglich keiten forscher. Viele im Ausland tätige deutsche zur gemeinsamen Forschung sondieren und Wissenschaftler nennen diese Option als anbahnen oder bestehende Kooperationen wichtigen Grund für ihre Abwanderungs- verstärken. Seit November 2006 haben sich entscheidung aus Deutschland. mehr als drei Dutzend Projekte aus verschie- denen Fachgebieten beworben, von Wasser- management bis Sportwissenschaft, von Nanomaterialforschung bis zu traditioneller chinesischer Medizin.

Im November 2006 wurde erstmals die »Robert Bosch Juniorprofessur zur Erfor- schung der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen« ausgeschrieben. Seit einigen Jahren gewinnt dieser Forschungsbereich durch die zunehmenden globalen Umwelt- probleme stark an Dynamik und Bedeutung. In Deutschland wird der Trend erst zögerlich aufgegriff en. Die Juniorprofessur soll in der 41

Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut Für jeden Patienten das richtige für Klinische Pharmakologie (IKP) Medikament in der richtigen Dosierung Trotz großer Fortschritte in der Arzneimit- Neue Leitung teltherapie ist es auch heute noch für den Das Jahr 2006 bedeutete für das IKP eine behandelnden Arzt schwierig, für jeden Zäsur. Der langjährige Leiter, Professor Patienten das richtige Medikament in einer Michel Eichelbaum, der das Institut zu einer wirksamen Dosierung bei möglichst geringen der renommiertesten außeruniversitären Nebenwirkungen auszuwählen. In koopera- Forschungseinrichtungen gemacht hatte, tiven Forschungsprojekten zwischen dem wurde im Juni 2006 mit einem großen inter- IKP, dem RBK und nationalen wie interna- nationalen Symposium in den Ruhestand tionalen Institutionen gehen Naturwissen- verabschiedet. Nachfolger wurde im Januar schaftler und Ärzte der zentralen Fragestel- 2007 Professor Matthias Schwab, der ge- lung nach, welche Ursachen die fehlende meinsam von der Robert Bosch Stiftung und Wirksamkeit von Arzneimitteln bzw. uner- der Eberhard Karls Universität Tübingen beru- wünschte Arzneimittelwirkungen haben. fen wurde. Mit der Leitung übernimmt er gleichzeitig den Lehrstuhl für Klinische Die Gründe für individuelle Variabilität der Pharmakologie an der Universität Tübingen. Arzneimittelwirkung wurden in den letzten Schwab, der nicht nur klinischer Pharmako- Jahren zunehmend mit pharmakogeno- loge, sondern auch Facharzt für Kinder- und mischen Methoden untersucht. Erbliche Jugendmedizin ist, kehrte nach einem Aus- Faktoren spielen dabei eine herausragende landsaufenthalt am St. Jude Children’s Re- Rolle. Die Entschlüsselung des menschlichen search Hospital in Memphis, USA, nach Stutt- Genoms bedeutet einen wissenschaftlichen gart zurück. Schwabs wissenschaftlicher Fortschritt, der für die Arzneimittelentwick- Schwerpunkt liegt auf dem Gebiet der Phar- lung bzw. -therapie zeitnah genutzt werden makogenomik, der multifaktoriellen Wech- muss. Mittelfristig kann er wartet werden, dass selwirkung zwischen Arznei mittel und eine individualisierte Arzneimitteltherapie menschlichem Organismus. möglich wird, die zu einer deutlichen Ver- besserung der Patienten versorgung beiträgt. 42

Die Grundlagenforschung am Institut für Klinische Pharmakologie (IKP) hat für die medizinische For- schung weltweit Bedeutung

Bei dem integrierten experimentellen und den aus Bulgarien sowie im Rahmen weiterer klinischen Forschungsansatz »Vom Gen zum Projekte sechs ausländische Studenten bzw. Patienten« steht am IKP/RBK die Identifi zie- Gastwissenschaftler aus China, Japan, Portu- rung neuer therapeutischer Ziele im Mittel- gal und Slowenien am Institut tätig. punkt. Mit einer thematischen Fokussierung auf Erkrankungen, wie beispielsweise Brust- Institut für Geschichte der Medizin krebs oder chronisch entzündliche Erkran- der Robert Bosch Stiftung kungen des Darms, ist es gelungen, medizi- nische Schwerpunkte am RBK in die For schung Alternativen in der Gesundheitspolitik einzubinden. Darüber hinaus hat am IKP die Aus der Medizingeschichte können ange- Entwicklung neuer, hochempfi ndlicher und hende Ärzte meist nur Bescheidenheit und spezifi scher Messmethoden einen besonde- das Zweifeln lernen und sich darüber bewusst ren Stellenwert. Mit deren Hilfe können nicht werden, dass wissenschaftliche Paradigmen nur körpereigene Eiweiße und Medikamen- einem Wandel unterworfen sind. In der Homöo- tenspiegel in verschiedenen Körperfl üssig- pathiegeschichte ist das anders. Hier liefert keiten quantifi ziert werden, auch eine gene- beispielsweise die philologische Grundlagen- tische Diagnostik wird möglich. arbeit, die am Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung (IGM) im 2006 waren 77 Mitarbeiter am IKP beschäftigt, Rahmen der kritischen Edition der Kranken- 21 davon wurden aus Drittmitteln bezahlt. journale Samuel Hahnemanns geleistet wird, 42 wissenschaftliche Mitarbeiter, davon 18 konkretes Wissen, das für die heutige Praxis Doktoranden, bilden das wissenschaftliche der Homöopathie unmittelbar von Relevanz Stammpersonal. Wissenschaftler am IKP und ist. »Macht’s nach, aber macht’s genau nach«, RBK haben zusammen mit nationalen und diesen Leitspruch Hahnemanns befolgen bis internationalen Partnern zwei internationale in die Gegenwart Anhänger der Homöopathie Patente beantragt. Dem IKP wurden 2006 in aller Welt. Doch ist historische Grundla- ca. 1,1 Millionen Euro an Drittmitteln von der genforschung für die Hersteller homöopa- Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), thischer Arzneien auch in anderen Bereichen dem Bundesministerium für Bildung und von großem Interesse. Eine Direktive der Forschung (BMBF) sowie von der Industrie Europäischen Union schreibt vereinfachte zugeführt. Im Rahmen des von der EU geför- Zulassungsbedingungen für homöopathische derten Marie Curie PhD Trainingprogramms Arzneimittel vor, wenn in dem betreff enden »Fighting Breast Cancer« sind zwei Doktoran- Land die Homöopathie als Heilkunde bereits 43

eine Tradition hat. Gerade in den neuen Bei- Workshop zum Thema »Männlichkeit und trittsländern ist diese Tradition in der Zeit Gesundheit 1500–1900« des Eisernen Vorhangs und zum Teil noch Professor Martin Dinges veranstaltete in früher in Vergessenheit geraten. Seit den Kooperation mit Dr. Petr Mata (Karls-Universität 1990er-Jahren versucht man in Tschechien, Prag) und Lucie Storchova (Philosophisches Ungarn und den baltischen Staaten, wieder an Institut der Akademie der Wissen schaften, diese Tradition anzuknüpfen ohne viel über Prag) einen Workshop zu dem Thema »Männ- die eigene Geschichte zu wissen. Ein Über- lichkeit und Gesundheit 1500–1900«. Unter- sichtswerk zur Geschichte der Homöopathie stützt wurde dieses Arbeitstreff en, das im in Nord-, Mittel- und Osteuropa, das am IGM September 2006 in Prag stattfand, vom In- erarbeitet wurde, bietet eine Einsicht in stitut für Gender Studies der Karls-Univer- Alternativen in der Gesundheitspolitik. sität Prag. Während des Workshops bestand erstmals die Möglichkeit für deutsche und tschechische Referenten, sich anhand vor- ab verschickter Vorträge intensiv über ge- schlechtsspezifi sche Körperlichkeit, Gesund- heit und Krankheit auszutauschen. Analysiert wurden Quellen zu Nürnberger Kaufl euten, tschechischen Humanisten, gegenreformato- rischen Bischöfen, böhmischen Aristokraten, einem aufgeklärten Wissenschaftler sowie einem schweizerischen Kleinhändler und deutschen USA-Emi granten. 44

Diakonissen prägten viele Jahre das Berufsbild der Krankenschwestern – hier im Robert-Bosch-Kranken- haus 1940

Forschungsprojekt »Die Organisation von International Conference on Nursing History Krankenpfl ege in den jüdischen Gemeinden Im September 2006 veranstaltete das IGM in Österreich-Ungarns« Stuttgart eine internationale Tagung zur In Österreich-Ungarn gab es ein ausgedehn- Pfl ege geschichte, zu der 25 Historiker aus tes Netz von jüdischen Krankeneinrich- der USA, aus Kanada, Großbritannien, tungen. Es umfasste einige Dutzend Spitäler Schweden, Österreich, der Bundesrepublik und Heilanstalten, die über die gesamte und der Schweiz zusammenkamen. Eine Habsburgermonarchie verstreut waren und Auswahl der Vorträge aus dem deutschspra- beispielsweise vom »Asyl für arme brust- chigen Raum wird im Sommer 2007 in einem kranke Juden« in Meran bis zum Jüdischen Themenheft der führenden amerikanischen Spital in Czernowitz reichten. Parallel dazu Pfl egezeitschrift »Nursing History Review« gab es zahlreiche Krankenunterstützungs- veröff entlicht. und traditionelle Beerdigungsvereine, die für eine den religiösen Bedürfnissen ent- sprechende Versorgung von Kranken und Sterbenden sorgten. Ende des 19. Jahrhun- derts entwickelten sich zudem in einigen Städten der Monarchie Initiativen zur Profes- sionalisierung der Krankenpfl ege durch die Gründung jüdischer Krankenpfl egeschulen. Ziel des Forschungsprojekts ist es, he rauszu- fi nden, wie die Krankenpfl ege in den jüdischen Gemeinden Österreich-Ungarns organisiert war und welche Institutionalisierung die Krankenpfl ege durch die Gründung jüdischer Krankenpfl egeschulen in dieser Region er- fahren hat. 45 Saša Stanišić war »Grenzgänger« der Robert Bosch Stiftung. Mit seinem Roman »Wie der Soldat das Grammofon repariert« wurde er nominiert für den Deutschen Buchpreis 2006 47

Kultur Die kulturelle Vielfalt Europas nicht nur zu er- halten, sondern auch über die Staatsgrenzen hinweg erfahrbar zu machen, kann nicht alleine Aufgabe staatlicher Kulturpolitik sein. Es gilt, auf vielen Wegen Verständnis und Interesse für den Aufbau eines grenzüberschreitenden Kultur- dialogs zu vermitteln und Unterschiede wie Gemeinsamkeiten in den kulturellen Wurzeln zu entdecken. So legt Kulturarbeit ein dauerhaftes Fundament für eine bessere Verständigung zwischen den europäischen Völkern. 48

Ein halbes Jahr lang arbeiten Schüler der Max- Eyth-Schule in Stuttgart mit Schauspielern vom Renitenztheater in einer Kabarettwerkstatt zusam- men

Kultur braucht Kreativität Expertenrunde haben sie alles respektlos Kreative Zusammenarbeit neuer Art fördert durch den Kakao gezogen und dabei völlig die Robert Bosch Stiftung mit »Literatur im unverkrampft vielfältige Formen der Dar- Dialog«. Zum ersten Mal wird in Baden-Würt- stellung ausprobiert: einzeln, in der Gruppe, temberg literarisches Schreiben in den regu- als Sketch, mit und ohne Gesang und Tanz«, lären Deutschunterricht integriert. Das ge- schrieb die Stuttgarter Zeitung in einer Kri- schieht in Zusammenarbeit zwischen dem tik. Mit der Kabarettwerkstatt soll nicht nur Literaturhaus Stuttgart, dem baden-würt- möglicher Nachwuchs gefördert werden. In tembergischen Kultusministerium und der dem Halbjahresprojekt wurden unter Anlei- Robert Bosch Stiftung. Ziel des Projekts ist tung von erfahrenen Schauspielern tagesak- es, Jugendliche, die bislang wenig Interesse tuelle Themen im Sinne einer politisch-sati- an Literatur zeigen, an diese heranzuführen. rischen Unterhaltung bearbeitet. Teile des Unterrichts fi nden am Stuttgarter Ursprüng lich sollten die Kabarettwerkstät- Literaturhaus statt. »Literatur im Dialog« ten allen Stuttgarter Schulen off en stehen. richtet sich an alle Schularten einschließlich Die gezielte Arbeit mit einer Schulklasse berufl ich orientierter Schulen. Die Schreib- erwies sich aber im Laufe der Vorberei- werkstatt hat Prosa, Lyrik, Reportage, Dra- tungen als Erfolg versprechender. ma, Wort und Spiele sowie Comic im Gepäck. Die Ergebnisse der Arbeit werden in einer Neue Identität in neuer Kultur eigenen Zeitschrift publiziert, auf einer In- Die Allerheiligen Hofkirche der Münchener ternetseite dokumentiert und in öff entlichen Residenz war im Februar 2006 wieder Schau- Vorführungen präsentiert. platz der Verleihung des Adelbert-von-Cha- misso-Preises der Robert Bosch Stiftung. Der Dass Kultur erfolgreich in die Schule getra- Preis wird Autoren nichtdeutscher Mutter- gen werden kann, wurde auch in dem von der sprache verliehen, die mit ihrem Werk einen Robert Bosch Stiftung geförderten Pilotpro- wichtigen Beitrag zur deutschsprachigen jekt »Kabarettwerkstätten für Jugendliche« Literatur leisten. Der ungarische Schriftstel- deutlich. In Stuttgart erarbeiteten zwanzig ler Péter Esterházy hielt vor 400 Gästen die Elftklässler der Max-Eyth-Schule über ein Laudatio auf die Schriftstellerin und Erzäh- halbes Jahr lang einmal pro Woche ihr ei ge- lerin Zsuzsanna Gahse. In der vom Fernseh- nes Kabarettprogramm und präsentierten es sender BR-Alpha übertragenen Festveran- unter dem Titel »Ein verrückter Fernsehabend« staltung wurde Gahse mit dem Adelbert-von- im Juli 2006 vor vollem Saal im Stuttgarter Chamisso-Preis 2006 für ihr Gesamtwerk Renitenztheater. »Dem Einfallsreichtum sind ausgezeichnet. Sie sei eine sprachlich sen- dabei keine Grenzen gesetzt, und die teilweise sible Person, für die der plötzliche Wechsel wild kostümierten Jugendlichen nutzten diese in ein anderes sprachliches Umfeld etwas Freiheit ausgiebig: Von den Nachrichten bis Brutales sei, beschreibt Esterházy Gahses zur Quizschau, vom Werbeblock bis zur Persönlichkeit. »Zsuzsanna Gahse, die die 49

Péter Esterházy bei seiner Laudatio auf die Chamisso- Preisträgerin Zsuzsanna Gahse in der Allerheiligen- Hofkirche in München

meisten meiner Texte vom Ungarischen ins Talente für den europäischen Film Deutsche übertragen hat, ist frühzeitig in der Die Ausschreibung des Filmförderpreises für deutschen Sprache sozialisiert worden und Koproduktionen von Nachwuchsfi lme- obwohl ihr Ungarisch immer im Kopf war, machern aus Deutschland und Ländern Ost- war es nie so stark präsent, wie es die deut- und Südost europas in den Sparten Anima- sche Sprache heute ist«, erklärte der tion, Dokumen tation und Kurzspielfi lm 2007 Friedenspreisträger des Deutschen Buch- endete am 30. September 2006. Eine Jury handels 2004. Die Laudationes auf die För- wählte aus den Bewerbungen vierzehn Pro- derpreisträgerinnen Eleonora Hummel und jekte aus, die für den Förderpreis nominiert Sudabeh Mohafez wurden von Volker Hage wurden. Die nominierten Teams wurden auf (Der Spiegel) und Kurt Scharf (ehemals Goethe- der Filmschau Baden-Württemberg im De- Institut) gehalten. Eleonora Hummel war für zember 2006 in Stuttgart der Öff entlichkeit ihren Debütroman »Die Fische von Berlin« präsentiert. Hier stellten sie auch der Jury ausgezeichnet worden, in dem sie Teile ihrer ihre Projekte vor. In einem erstmalig durch- eigenen Biographie verarbeitet. Als Zwölf- geführten Kopro duktionsforum auf der Film- jährige war sie mit ihren Eltern aus Kasachs- schau wurden Werkstätten und Informati- tan in die damalige DDR nach Dresden gezo- onsveranstaltungen angeboten. Der Film- gen, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. förderpreis bedeutet für deutsche Nach - Sudabeh Mohafez erhielt den Förderpreis für wuchsfi lme macher der Fachrichtungen ihren Erzählband »Wüstenhimmel Sternen- Produk tion, Regie, Kamera und Drehbuch land«. Als Kind einer deutschen Mutter und die Möglichkeit, ein gemeinsames Filmpro- eines iranischen Vaters hat sie ihre Kindheit jekt mit Nachwuchs fi lme machern aus Ost- in Teheran verbracht, als Jugendliche ging und Südosteuropa zu realisieren. Die wäh- sie mit ihrer Mutter nach Berlin. Sie lebt und rend der Filmschau tagende Jury wählte am arbeitet heute in Lissabon. Ingrid Acker- Ende drei Projekte für die Förderung aus: In mann erhielt für ihre langjährigen Verdiens- der Kategorie Animationsfi lm die deutsch- te um den Chamisso-Preis und den Aufbau bulgarische Koproduktion »Anna Blume«, in des Chamisso-Archivs am Deutschen Litera- der Kategorie Kurzspielfi lm die deutsch-pol- turarchiv Marbach die Stiftungsmedaille. nische Koproduktion »Freund schaft« und in Sie betreut die bedeutendste Sammlung von der Kategorie Dokumentarfi lm die deutsch- »Chamisso-Literatur«, die Forscher aus aller estnische Koproduktion »Normal«. Die För- Welt nutzen. derpreise wurden am 3. April 2007 auf dem goEast-Festival in Wiesbaden verliehen. Neuer Medienpartner des Filmförderpreises ist der deutsch-französische Kulturkanal arte, dessen Geschäftsführer Dr. Heiko Hole- fl eisch seit 2006 Mitglied der Jury ist. Zudem wird arte ab 2007 als Ergänzung zum Film- 50

Auf der Leipziger Buch- messe liest Hasan Ali Toptaş aus seinem jüngsten Roman »Die Schattenlosen«, erschienen in der Reihe Türkische Bibliothek

förderpreis einen eigenen Preis stiften, der Erzählanthologie »Liebe, Lügen und den besten der drei dann fertig gestellten Gespenster«, herausgegeben von Börte Filme auszeichnet. Auch will arte die Sende- Sagaster, »Palast des Ostens« von Murathan rechte erwerben und diesen Film ausstrahlen. Mungan und »Die Schattenlosen« von Hasan Ali Toptaş. Verständigung durch Literatur »Halma« lautet der Name eines Netzwerkes, Um jenseits der Literaturhäuser und Buch- das Ende 2006 von sechzehn Literaturzent- handlungen weitere Leserkreise zu erschlie- ren aus elf Ländern im polnischen Sejny ßen und insbesondere auch die Nachfahren gegründet wurde. Zu den Initiatoren zählen türkischer Einwanderer zu erreichen, die an das Literarische Colloquium Berlin, die deutschen Übersetzungen türkischer Litera- Robert Bosch Stiftung und die Stiftung Bor- tur interessiert sind, haben die Übersetzer derland, Sejny. Mit »Halma« soll eine länder- der Türkischen Bibliothek in vielen deut- übergreifende Plattform geschaff en werden, schen Städten die beiden ersten 2005 er- die Autoren, Übersetzern und Literaturver- schienenen Erzählanthologien vorgestellt. mittlern des europäischen Literaturbetriebs Die Lesereisen werden durch Kooperationen die Möglichkeit eröff net, in verschiedenen mit lokalen Vereinen, Bibliotheken oder Häusern zu arbeiten, sich fortzubilden und Gemeinden als literarisch-musikalische Projekte zu planen und zu verwirklichen. Zu Ver anstaltungen organisiert. Die Bücher- den Gründungsmitgliedern gehören Litera- reihe soll auch junge Leser erreichen. So turzentren aus Bulgarien, Deutschland, wurden mit dem Unionsverlag Materialien Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, für den Schulunterricht zusammengestellt. Serbien, Slo wenien, der Tschechischen Repu- blik und Ungarn. Eine Erweiterung des Netz- werkes nach Westen ist geplant.

»Das Vorhaben – ein Land vorzustellen – ge- lingt. Die Bibliothek sprengt bereits nach sechs Bänden das sehr einseitige Türkeibild, das in vielen Jahrzehnten durch Klischees und Vorurteile geprägt wurde. Der Facetten- reichtum der türkischen Gesellschaft wird durch die Bände nicht nur literarisch greif- bar.« –schreibt SPIEGEL online über die von der Robert Bosch Stiftung initiierte Tür- kische Bibliothek. Im August 2006 erschie- nen drei neue Bände der Bibliothek, die ins- gesamt 20 Bände umfassen wird: die 51

Übersetzer als Fährmänner André-Gide-Preisträger 2005/06 der Völkerverständigung Sonja Ulrike Finck aus Berlin und Olivier Übersetzer sind Fährmänner der Völkerver- Le Lay aus Saint-Brieuc wurden im Novem- ständigung: Sie setzen über Sprachgrenzen ber 2006 mit dem André-Gide-Preis der hinweg und erschließen fremde Literatur. DVA-Stiftung, einer Tochtergesellschaft Für die Sprachen Mittel- und Osteuropas der Robert Bosch Stiftung, ausgezeichnet. fehlt es an Übersetzernachwuchs. Die Robert Die DVA-Stiftung engagiert sich für die Bosch Stiftung hat daher im März 2006 in deutsch-französischen Beziehungen in Zusammenarbeit mit Fähre e.V. erstmals 24 Kulturwissenschaften, Übersetzungsför- angehende Übersetzer zu einer einwöchigen derung, Literatur und Theater. Die Ehrung Einführung in das literarische Übersetzen fand im Hôtel de Beauharnais statt, der nach Leipzig eingeladen. Die Einladung rich- Residenz des deutschen Botschafters in tete sich an Studierende und Absolventen der Paris. Der Preis wird alle zwei Jahre an Germanistik, Polonistik oder Bohemistik. Die jüngere literarische Übersetzer aus dem Werkstatt für Nachwuchsübersetzer gibt Deutschen und aus dem Französischen ihnen die Möglichkeit, ihre Talente auszu- verliehen und ist mit jeweils 10.000 Euro bauen, mit erfahrenen Übersetzern sowie dotiert. Lektoren und Autoren zusammenzuarbeiten und sich eine realistische Vorstellung vom Beruf des Literaturübersetzers zu machen. Die Zusammenarbeit von Teilnehmern aus Polen, Tschechien und Deutschland ermöglich te darüber hinaus den direkten Austausch über Sprache und Kultur der anderen Länder.

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Zsuzsanna Gahse, Gewinnerin des Adelbert- 2006 im Blick von-Chamisso-Preises 2006, bei einer Lesung im Bosch Haus Heidehof

Januar Februar

Auftakt Reformzeit Adelbert-von-Chamisso-Preisverleihung, Gemeinsam mit der Deutschen Kinder- München und Jugendstiftung regte die Robert Bosch Ihnen gemeinsam ist die Erfahrung, in einem Stiftung das Programm »Reformzeit – Schul- Land fremd zu sein: den Preisträgerinnen des entwicklung in Partnerschaft« an. Schulen Chamisso-Preises 2006. Auf unterschiedliche sollen darin unterstützt werden, eine Lern- Art beschäftigen sie sich literarisch mit Verlust kultur zu entwickeln, die die jeweiligen Be- und Gewinn von Heimat und wählten dafür die gabungen der Kinder stärker berücksichtigt. Sprache ihrer neuen Umgebung: Deutsch. Die In Schulpartnerschaften geben sieben reform- gebürtige Ungarin Zsuzsanna Gahse, Essay- erprobte Beraterschulen ihre Erfahrungen mit istin, Übersetzerin und Literatur vermittlerin, Elementen der individualisierten Schüler- erhielt den Adelbert-von-Chamisso-Preis der förderung an interessierte Kollegien weiter. Robert Bosch Stiftung für ihr Lebenswerk. Eleonora Hummel und Sudabeh Mohafez wurden mit Förderpreisen ausgezeichnet.

Drittes Congress-Bundestag Forum, San Diego Das dritte Congress-Bundestag Forum, von der Robert Bosch Stiftung und dem German Marshall Fund of the organisiert, bot erneut deutschen und amerikanischen Abgeordneten die Chance zum informellen Austausch. Neue sicherheitspolitische Heraus- forderungen standen im Mittelpunkt der Gespräche in San Diego, Kalifornien. Zudem zogen die Teilnehmer Vergleiche zwischen politischen Kampagnen und der Wahlkampf- führung in beiden Ländern. Ein Besuch der Grenze zu Mexiko ging einer Diskussion über Demographie, Immigration und Integration in Deutschland und den USA voraus. 54

Schüler beim Landeswett- bewerb Jugend debattiert im Landtag Baden-Württem- berg in Stuttgart

März

Lehrerfortbildung Talent im Land, Dillingen Journalistenreise Moldau Mit »Migration als Chance, individuelle Be- Vielen ist die Republik Moldau, zwischen gabungen bei Kindern mit Migrationshinter- Rumänien und der Ukraine gelegen, weitge- grund erkennen und fördern« war die erste hend unbekannt. Ähnlich vage ist das Wissen Lehrerfortbildung zu Talent im Land über- über Politik, Gesellschaft und Kultur des schrieben. Den Lehrern sollten Hilfestellungen kleinen Landes sowie den Transnistrienkon- beim Erkennen von besonderen Begabungen fl ikt. Durch die EU-Erweiterung zum 1. Januar geboten werden, um bei den Kindern auf 2007 wurde Moldau zum direkten Nachbarn Talente zu achten und sie schulisch stärker der Staatengemeinschaft. Eine Reise für 20 unterstützen zu können. Journalisten aus verschiedenen Nationen sollte dazu beitragen, langfristig mehr Öff ent- Stiftungsvortrag Joachim Gauck, Stuttgart lichkeit für das Land zu schaff en. Mit der Frage »Welche Erinnerungen braucht Europa?« beschäftigte sich Joachim Gauck, Landeswettbewerb Jugend debattiert, vormals Bundesbeauftragter für die Unter- Stuttgart lagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe- 7500 Schüler beteiligten sich im Schuljahr maligen DDR, in der Vortragsreihe »Europa 2005/2006 am Landeswettbewerb Jugend bauen, den Wandel gestalten«. Viele europä- debattiert in Baden-Württemberg. Jeweils ische Nationen stünden erst am Anfang einer vier Finalisten aus den Klassen 8 bis 10 und Aufarbeitung von staatlicher Unterdrückung 11 bis 13 traten zur Diskussion im Plenarsaal und Terror. Europa brauche auch Erinne- des Stuttgarter Landtags gegeneinander an. rungen an »Verlust, Trauma, Leid und Ver- Die 14-jährige Christiane Weiler setzte sich sagen«, die »die geschichtlichen Spuren mit Sachkenntnis und Ausdrucksvermögen gewachsener Freiheit nachzeichnen«. zum Thema Verbot von gewaltverherrlichen- den Computerspielen für Minderjährige durch. Oskar Bollinger, 19, überzeugte in der Gruppe der Oberstufenschüler mit der vorgetragenen Haltung zum Ausstieg aus der Kernenergie. 55

Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse und Bundespräsident a.D. Richard von Weizsäcker gemeinsam mit jungen Diplomaten in Berlin

April

Vortrag Roger Cohen, Stuttgart Workshop Studienmethoden in Roger Cohen ist einer der einfl ussreichsten der Komplementärmedizin englischsprachigen Journalisten. Seine Kar- Die Kluft zwischen Komplementär- und Schul- riere führte ihn zu Reuters, The Wall Street medizin zumindest verkleinern sollte der Journal und New York Times, für die er jahre- Workshop mit 29 internationalen Teilnehmern. lang aus Europa berichtete. Seit 2004 ist er Komplementärmediziner, konventionelle Kolumnist der New York Times und der Inter- Mediziner, Biochemiker, Psychologen, Statis- national Herald Tribune. Cohen, Bosch Pu- tiker, Informatiker und Medizinhistoriker blic Policy Fellow der American Academy in tauschten sich über die Frage aus, ob es Studien- Berlin, entwarf in seinem Vortrag »The Par- methoden gibt, die die Wirksamkeit von ting: America in the German Imagination komplementärmedizinischen Behandlungs- since 1989« das Bild einer transatlantischen verfahren wissenschaftlich nachweisen und Rollenverteilung, demzufolge die Außenpoli- die von Vertretern beider Ausrichtungen tik Europas erst durch die amerikanische gleichermaßen anerkannt werden. Interventionspolitik möglich wird.

Eröffnung Diplomatenkolleg, Berlin Ein weltweit einmaliges Angebot an junge Diplomaten ist das Diplomatenkolleg von Robert Bosch Stiftung und Auswärtigem Amt. Zwölf in Berlin akkreditierte junge Diplo maten aus Mittel- und Osteuropa, dem Südkaukasus und Zentralasien erhalten die Chance zu ei- ner neunmonatigen berufsbegleitenden tour d’horizon durch Deutschland. Informations- besuche, Fachgespräche und Kulturereignis- se ermöglichen Einblicke in das Gastland abseits des diplomatischen Alltags. 56

Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Vereins »Aktion De- menz – Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz« ist Professor Reimer Gronemeyer

Mai

Stuttgarter Schlossgespräch Informations- und Begegnungsreise für Im Stuttgarter Schlossgespräch diskutierten deutsche und amerikanische Journalisten Experten die Zukunft der europäischen Stadt. Deutsche Innen- und Außenpolitik und die Nachdem die Städte sich lange an einem gemein- deutsch-amerikanische Zusammenarbeit samen Leitbild ausgerichtet haben, stehen sie waren die Top-Themen der ersten Station in heute in hartem Wettbewerb. Zugleich gewin- Berlin, mit denen sich Redakteure deutscher nen Städte und Regionen neue Bedeutung. und amerikanischer Regionalzeitungen be- Mit der internationalen Arbeitsteilung gehen schäftigten. Ein Vergleich, wie Immigration Industriearbeitsplätze verloren, Städte werden und Integration sowie Bürgerrechte und staat- zu Zentren für globale Dienstleistungen. Dass liche Sicherheit in Deutschland und den USA Auswirkungen der Globalisierung bereits gehandhabt werden, stand in Heiligendamm heute bestehen, zeigt die zunehmende kultu- auf der Agenda. Den Abschluss der Informa- relle und ethnische Mischung der Städte. tions- und Begegnungsreise bildeten Treff en mit Vertretern von NATO und EU in Brüssel. Zwischentreffen Stiftungskolleg für inter- nationale Aufgaben, Ulan Bator Vereinsgründung Aktion Demenz, Berlin Jährlich 20 Stipendiaten des Stiftungskollegs »Gemeinsam für ein besseres Leben mit sind weltweit in internationalen Einrichtungen Demenz« lautet das Ziel, das sich der Verein tätig. Ungewöhnlich war daher Ulan Bator als Aktion Demenz gesetzt hat. Zur Auftakt- Ort für das Halbzeittreff en des 11. Kollegjahr- veranstaltung waren 400 Gäste geladen. gangs nicht. Vertreter der deutschen Botschaft, Die Bundesministerin für Gesundheit, Ulla der Gesellschaft für technische Zusammen- Schmidt, würdigte die Initiative und wies arbeit (GTZ) und des Deutschen Entwicklungs- darauf hin, dass es eine Gemeinschaftsaufga- dienstes (DED) berichteten von ihrer Arbeit be sei, die Versorgung demenziell erkrankter in der Mongolei. Teilnehmer und Projektver- Menschen zu verbessern. Aktion Demenz antwortliche tauschten Erfahrungen zum versteht sich als übergreifendes Netzwerk. bisherigen Verlauf des Stipendienjahres aus. Mit einem Aktionsprogramm möchte es Bürger dazu ge winnen, durch ihren Einsatz die Lebenssituation von Menschen mit De- menz zu ver bessern. 57

Die Nobelpreisträgerin für Literatur Wisława Szymborska und Karl Dedecius, Namens- geber des deutsch-polnischen Übersetzerpreises der Robert Bosch Stiftung, waren bei den Krakauer Literaturtagen zu Gast

Preis für bürgerschaftliches Engagement in 4. Demographiegespräch »Ist Kinderkriegen deutsch-französischen Städte- und Gemein- Glaubenssache?«, Berlin departnerschaften, Stuttgart Warum haben Atheisten seltener Kinder als Mit einer Schwarzwaldtanne im Gepäck Gläubige? Margot Käßmann, evangelische reisten 150 Narren aus Ühlingen-Birkendorf Landesbischöfi n in Niedersachsen, Christoph in ihre französische Partnerstadt Machecoul. Bockamp, Leiter der Prälatur Opus Dei in Dort zeigten sie drei Tage lang, was eine Deutschland und Gisela Trommsdorf, Pro- alemannische Fastnacht ist. Die »Närrische fessorin für Entwicklungspsychologie und Mission« verband Deutsche und Franzosen Kulturvergleich an der Universität Konstanz, aus beiden Gemeinden weit über die Aktion sahen durchaus einen Zusammenhang zwi- hinaus. Dafür erhielt die Initiative den Preis schen Glauben und Familiengründung: für bürgerschaftliches Engagement in »Gottvertrauen und die Zukunftshoff nung, deutsch-französischen Städte- und Gemein- schlicht die Lust am Leben, machen es dem departnerschaften. 130 kreative Bürger- gläubigen Menschen leichter, sich ganz gruppen hatten sich mit Projekten beworben, selbstverständlich für ein Kind zu entschei- darunter ein Kindermusical und ein Jugend- den«, so Käßmann. kochduell.

Krakauer Literaturtage Auf die Suche nach einer »europäischen Identität«, nach Gemeinsamkeiten in der kultu rellen Vielfalt begaben sich Autoren, Übersetzer und Gäste auf den 3. Krakauer Literaturtagen. Karl Dedecius’ Lesung aus seiner Biographie »Ein Europäer aus Lodz. Erinnerungen« eröff nete die Veranstaltung, die ein vielfältiges Programm bot: Werkstätten für Literaturüber setzer und Autoren, eine Podiumsdiskussion, Performances, Konzerte, Ausstellungen und immer wieder Lesungen stellten die Arbeit von Literaturschaff enden aus vielen Regionen Europas vor. 58

Beim Wettbewerb zum Frankreich Preis/Prix Allemagne erhalten Auszu- bildende der Carl Schäfer Schule, Ludwigsburg, und vom Lycée Professionnel Luxemburg, Vesoul, für einen selbstgebauten Fahrradständer aus Metall einen Hauptpreis

Juni

Abschlussveranstaltung »Krank in der Frankreich-Preis Schule«, Reutlingen Erfolgreich und doch ganz einfach, das Kon- Über drei Jahre hinweg förderte die Robert zept des Frankreich-Preises/Prix Allemagne. Bosch Stiftung das Forschungsprojekt Berufsschüler aus Deutschland und Frank- »Chronisch kranke Kinder und Jugendliche reich arbeiten in gemeinsam entwickelten in den allgemeinen Schulen«. Ein Symposium Projekten, um so Partnerland und -sprache bot den Rahmen, um abschließend Berichte kennen und manchmal auch lieben zu lernen. aus den beteiligten Krankenhausschulen Bei der zehnten Ausschreibung des Preises vorzustellen. In Workshops entwickelten die wurden 21 deutsch-französische Projekte in Teilnehmer Ideen, wie die Ergebnisse an die Förderung aufgenommen und die besten allgemeinen Schulen umgesetzt werden elf Projekte ausgezeichnet. Einen Hauptpreis können. Die Herausforderung einer »Päda- erhielt in diesem Jahr das Projekt: »Sich auf- gogik bei Krankheit« betriff t alle Schulen. einander zu bewegen. Mit dem Fahrrad geht es schneller! Aller l’un vers l’autre. Ça va plus vite en vélo.« Auszubildende der Fachrich- tungen Industriemechanik, Werkzeugme- chanik, Technisches Zeichnen sowie Kon- struktionsmechanik bauten zusammen zwei Fahrradständer aus Metall, die auf beiden Schulhöfen aufgestellt und natürlich benutzt werden. So erhielten die Carl Schäfer Schule, Ludwigsburg, und das Lycée professionnel Luxembourg, Vesoul, verdient 5000 Euro Preisgeld. 59

Professor Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums in München, führt ein in die Opening Lecture von Nobelpreisträger Theodor Hänsch auf dem Euro- science Open Forum 2006

Juli

ESOF, München Kulturkiosk in Weimar, Bonn, Osnabrück 2100 Wissenschaftler, Wissenschaftsver- »Kontrabanda« kommt aus dem Mittelosteuro- mittler und -manager aus 58 Ländern trafen päischen und bedeutet so viel wie Schmuggel. sich zum Eurosciene Open Forum 2006 im Zu Zeiten des Eisernen Vorhangs wurden Deutschen Museum in München. Sie disku- westliche Kunst und Kultur in den Ostblock tierten die wichtigsten Trends und Entde- geschmuggelt. Heute geht der »Schmuggel« ckungen in verschiedenen Bereichen der weiter, in umgekehrter Richtung und anderer europäischen Wissenschaft – im Science- Form: Mit einem mobilen Kulturkiosk mach- Biergarten unter dem Titel »Pretzel with the ten die zwölf Kulturmanager aus Osteuropa Prof« oder auf einem Forschungsseminar in Werbung für ihre Herkunftsländer. Die bunte einem Flugzeug. Die Teilnahme von vier Nobel- Mischung aus informativen und kulturellen preisträgern an ESOF 2006 unterstrich die Angeboten zog zahlreiche Passanten in den Bedeutung der Konferenz nicht zuletzt für Bann. die Vernetzung europäischer Wissenschaftler.

Schüler diskutieren im Robert-Bosch-Haus, Stuttgart 30 Oberstufenschüler aus Stuttgart stellten im Robert-Bosch-Haus kritische Fragen zu Religion und Glauben. So wollten sie beispiels- weise wissen, ob auch Fußball eine Religion sein könne und ob der Mensch überhaupt eine Religion brauche. Rede und Antwort stand Professor Hans Joas, Dekan des Max- Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissen- schaftliche Studien in Erfurt. 60

An ungewöhnlichen Orten, hier in der Stuttgarter Feuerwache 2, tragen Autoren und Schauspieler bei der Prager Nacht tschechische Literatur vor

August September

Bellevue-Stipendienprogramm, Kindergipfel, Berlin Stuttgart, Berlin, Rom Am Weltkindertag lud die Robert Bosch Was haben ein ungarischer Agraringenieur Stiftung zusammen mit der Konrad-Adenauer- beim Landwirtschaftsministerium in Lissabon Stiftung und der Bundesvereinigung der und ein italienischer Personaldirektor in der Deutschen Arbeitgeberverbände zum Kinder- spanischen Gesundheitsbehörde gemeinsam? gipfel »Kinder bilden Deutschlands Zukunft!«. Sie sind Bellevue-Stipendiaten und verbrin- 500 Gäste aus Bildungseinrichtungen und gen ein Jahr in einer Verwaltungsstelle im Wissenschaft, aus Politik und Gesellschaft Ausland. Später sollen sie ein europaweites berieten über frühkindliche Bildung. Die Netzwerk von Beamten in Führungspositio- Finanzierungskonzepte blieben unter- nen bilden. Sieben Partnerländer beteiligen schied lich, während sich im Ziel alle einig sich an dem von Bundespräsidialamt und waren: Der Kindergarten muss sich von einer Robert Bosch Stiftung durchgeführten Pro- Betreuungsstätte zur vollwertigen ersten gramm. In Berlin und Rom trafen sich die Stufe des Bildungssystems entwickeln. Beamten des 2. Jahrgangs zum Abschluss- seminar. Parallel dazu bereiteten sich die Prager Nacht, Stuttgart Teilnehmer des 3. Programmjahres in Stutt- An unbekannte Orte in Stuttgart führte die gart und Berlin auf ihre Arbeitsstation im Prager Nacht ihre Gäste, die tschechische Ausland vor und erhielten Gelegenheit zum Literatur in einem Hochbunker oder dem Austausch mit früheren Stipendiaten. Stuttgarter Amtsgericht zu hören bekamen. Ein Shuttle-Bus verkürzte die Wege zwischen Sommerakademie Talent im Land, Überlingen zehn außergewöhnlichen Schauplätzen, an Lust auf neues Wissen wecken und Ideen für denen Schauspieler und Autoren Texte vor- den weiteren Bildungsweg geben, wollte die trugen. Seit ihrem Start 2003 gastierte die erste Sommerakademie Talent im Land auf Prager Nacht in 15 deutschen Städten und dem Campus des Salem International College. lockte über 20.000 Besucher. 70 Stipendiaten der Oberstufe waren einge- laden, aus einem Kursangebot von Robotik bis Geschichte auszuwählen und sich dem Thema »Arbeit« aus Sicht unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen zu nähern. Ergänzend gab es Kurse in Musik, Sport, Theater und Sprachen.

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Mit der Landung der Schriftstellerlegende »Jules Verne« im Garten startet die NaT-Working Preisverleihung im Robert-Bosch-Haus

Oktober

Verleihung NaT-Working-Preis 2006, Stuttgart Festakt Junge Wege in Europa, Berlin »Biologie, Chemie und Mathematik sind nicht Zehn grenzüberschreitende Projektteams an sich langweilig, sie werden normalerweise von Schülern und Jugendlichen aus Deutsch- nur langweilig unterrichtet«, sagt Meeres- land und Mittel- und Osteuropa erhielten biologin Susanne Gatti. Im Projekt HIGHSEA Auszeichnungen für ihre Zusammenarbeit unterrichten Lehrer von drei Bremerhavener unter der Überschrift »Europa gemeinsam Schulen und Wissenschaftler des Alfred- gestalten!«. Slowakische und deutsche Schüler Wegener-Instituts für Polar- und Meeres- entwarfen umweltschonende Schneeschuhe, forschung diese Fächer teilweise gemeinsam Schüler aus Prag und Höchst im Odenwald und verhindern so, dass Langeweile auf- studierten das Theaterstück »Ich bin 16, na kommt: Die Fragestellungen für den Unter- und?« ein. In einer Ausstellung, begleitend richt leiten sich aus der Forschungspraxis ab. zum Festakt, stellten die Jugendlichen ihre Dafür erhielten sie den erstmals bundesweit Projekte vor. ausgeschriebenen NaT-Working-Preis 2006. Verleihung »Otto-Mühlschlegel-Preis – Zukunft Alter«, Baden-Baden Die demographische Entwicklung hin zu einer älteren Gesellschaft bietet – neben Umstrukturierungen und Belastungen – zahlreiche Chancen und Potentiale, die häufi g übersehen werden. Ältere Menschen verfügen über Wissen und Fertigkeiten, von denen unser Gemeinwesen profi tieren kann. Mit dem »Otto-Mühlschlegel-Preis – Zukunft Alter« wurden bundesweit acht Projekte honoriert, wie zum Beispiel das Wohn- und Pfl ege zentrum Westhavelland in Rathenow. Dort betreiben Senioren eine Agentur für bürgerschaftliches Engagement. 62

Die Stipendiaten Ferkat Parhat, Ebru Seda Angın und Moderatorin Martina Meisenberg vom SWR bei der festlichen Aufnahme in das Programm Talent im Land im Neuen Schloss, Stuttgart

Deutsch-Polnisches Chefredakteurtreffen, Talent im Land, Stuttgart und München Zoppot/Danzig Ferkat Parhat fl oh mit 17 Jahren vor der Ver- Einen kontinuierlichen Austausch zwischen haftung aus Nordchina nach Deutschland. Er deutschen und polnischen Meinungsbildnern hatte den Geschichtsunterricht in seiner zu ermöglichen, ist Ziel der jährlichen Chef- Schule kritisiert. Nun steht Ferkat kurz vor redakteurtreff en. Im Zentrum der Begegnung dem Abitur. Er ist einer von 100 Schülern mit stehen Diskussionsrunden zu bilateralen Migrationshintergrund aus Bayern und Ba- außen- und wirtschaftspolitischen Themen. den-Württemberg, die als Talente im Land Konkret diskutierten die Teilnehmer diesmal erkannt und mit einem Festakt in das Förder- die Möglichkeiten einer »Energie-NATO«. programm aufgenommen wurden. Neben Zudem war der Wechsel von einer gewerk- einem monatlichen Stipendium sollen Studien- schaftsdominierten zur liberalen Wirtschafts- tage und Seminare die Bildungschancen der politik in Polen Thema. Die Filmvorführung Schüler verbessern. von »Der Erlöserplatz« und Gespräche mit Regisseur und Protagonistin ergänzten das 2. Symposium »Integrative Pfl egeausbildung: Treff en um eine kulturelle Dimension. das Stuttgarter Modell« Am 1. Oktober 2002 war der erste Modellkurs 2. Kiewer Gespräche »Integrative Pfl egeausbildung: Das Stuttgar- Die »Orange Revolution« im Jahr 2004 wurde ter Modell« am Robert-Bosch-Krankenhaus von der Jugend getragen. Nun befass ten sich gestartet. Zwei gleichwertige Abschlüsse in die 2. Kiewer Gespräche unter dem Titel einem Pfl egeberuf standen im März 2006 am »Jugend verändert Gesellschaft« mit Chancen Ende der Ausbildung. Das Ziel der Modell- und Schwierigkeiten des Generationenwechsels kurse lautet: »Pfl egeexpertise kompetenz- für die politische Landschaft der Ukraine. orientiert ausbilden«. Auf einem Symposium Auch die Qualität der Hochschulen und der wurden die Erfahrungen aus dem Modell- Zugang dazu wurden dis kutiert. kurs diskutiert. Sie sollen in die Gestaltung der folgenden Kurse einfl ießen. 63

Thomas Gruber, Vorsitzender der ARD und Intendant des Bayerischen Rundfunks, beim Treffen deutscher und französi- scher Fernsehjournalisten in Berlin

Preisverleihung »Pfl ege schreibt«, München Informationsreise für deutsche Zahlreiche Beiträge zum Thema »Partner- Wissenschaftsjournalisten schaftlichkeit der Professionen« gingen beim In diesem Jahr führte die Reise zwölf Jour- Wettbewerb »Pfl ege schreibt« ein. Auf dem nalis ten aus Presse und Rundfunk an Orte Münchener Pfl egekongress »Zukunft sucht ausgezeichneter Wissenschaft in Bulgarien Weg« wurden drei Preise an die Hobby-Auto- und Rumänien. Von Demographie bis Meeres- ren aus der Pfl ege verliehen. Während eines forschung konnten sie sich vor Ort ein Bild von Schreibwochenendes im Allgäu sind die der Situation in Wissenschaft und Forschung Preisträger eingeladen, an ihren Fertigkeiten machen. Die neuen Kontakte und Eindrücke zu feilen. bereicherten später die Medienberichter- stattung zum EU-Beitritt der beiden Länder.

Treffen deutscher und französischer Fernseh journalisten, Berlin Zum Austausch über Arbeitsmethoden und Möglichkeiten der medialen Aufberei- tung von politischen und gesellschaftlichen Themen trafen sich deutsche und französi- sche Fernsehjournalisten in Berlin. Hans Leyendecker referierte über das Verhältnis von Journalisten und Politik, Korrespon- denten berichteten aus ihrem Arbeitsalltag in Berlin bzw. Paris. Das Seminarangebot richtet sich an Journalisten öff entlich-recht- licher Sender aus Frankreich und Deutsch- land und wurde in der nun dritten Aufl age mit dem ZDF organisiert. 64

Der luxemburgische Premierminister Jean- Claude Juncker wirbt für Europa und fasziniert über 1000 Zuhörer

November

1. Denkwerk-Symposium, Berlin Stiftungsvortrag Jean-Claude Juncker, Den Auftakt beim 1. Denkwerk-Symposium Stuttgart in Berlin machten Schülerinnen aus Oster- Er ist Premierminister des Großherzogtums burg, die ein Kooperationsprojekt mit dem Luxemburg und leidenschaftlicher Verfechter Geschichtsnetzwerk Sachsen-Anhalt vor- des europäischen Staatenverbundes. Jean- stellten: Sie schilderten ihre Ausgrabungen Claude Juncker hielt in der Vortragsreihe in einem frühmittelalterlichen Urnengräber- »Europa bauen, den Wandel gestalten« eine feld der Langobarden. Anschließend tausch- mitreißende Rede zur Lage und Zukunft der ten sich Wissenschaftsexperten darüber aus, EU. Der luxemburgische Regierungschef »Wozu Geisteswissenschaften in der Schule« er munterte die Bürger der Europäischen Union, nötig sind und wie man das Ansehen des ihre Begeisterung für Europa und ihren Stolz viel fältigen geisteswissenschaftlichen Fächer- auf die bisherigen Errungenschaften der Union repertoires in Gesellschaft, Wirtschaft und wieder zu entdecken. Dazu müssten der Ver- Politik stärken kann. fassungsvertrag vorangebracht und die EU- Erweiterung fortgesetzt werden. Impulswerkstatt Pfl ege: Praxis trifft Forschung, Berlin Schüler diskutieren im Robert-Bosch-Haus, Mit der »Impulswerkstatt Pfl ege: Praxis Stuttgart triff t Forschung« beendete die Robert Bosch Wieland Backes, der seit 20 Jahren die Talk- Stiftung ihr Förderprogramm »Gemeinsame Sendung »Nachtcafé« im Südwestrundfunk Projekte von Hochschule und Praxis«. Die (SWR) moderiert, stellte sich den Fragen von Teilnehmer konnten wählen zwischen Arbeits- fast 80 Stuttgarter Oberstufenschülern. The- gruppen, die sich mit Pfl egeanforderungen ma war die Gratwanderung des Fernsehjour- im häuslichen Umfeld und im Krankenhaus nalismus zwischen Unterhaltung und Voyeu- sowie mit der Qualifi kation Pfl egender und rismus. Backes warnte vor einer zunehmen den Beratung pfl egender Angehöriger beschäf- Zuschauerhörigkeit bei der Programmgestal- tigten. Professor Frank Weidner, Leiter des tung und plädierte für die erzieherische Deutschen Instituts für angewandte Pfl ege- Funktion der Medien. Gleichzeitig wusste forschung, zog eine Bilanz des Programms. sich der Moderator kritischen Nachfragen zu Seit 1998 wurden 50 Kooperationen von seiner Sendung zu stellen. Pfl egeeinrichtungen und universitären Einrichtungen gefördert. 65

Schulleiterin Gisela John und Schülerin Anne Müller der Jenaplan-Schule erhalten vom Chefredak- teur des stern, Thomas Osterkorn, einen Preis im Rahmen des Deutschen Schulpreises 2006

Dezember

Preisverleihung André-Gide-Preis, Paris Berliner Wissenschaftsgespräch Im zweijährigen Rhythmus vergibt die DVA- Dass der Dialog von Wissenschaft und Stiftung den mit 10 000 Euro dotierten André- Öff ent lichkeit nicht einfach ist, ist eine häufi g Gide-Preis für deutsch-französische Literatur- getroff ene Feststellung. Doch ist ein Dialog übersetzungen. Sonja Ulrike Finck aus Berlin überhaupt gewollt? In einer Podiumsdiskus- wurde ausgezeichnet für ihre deutsche Über- sion stellten Medienvertreter und Kom mu ni- setzung von Leslie Kaplans Roman »Fever«, ka tions experten aus Wissenschaft und der 2006 beim BERLIN VERLAG erschienen Forschung die Forschungs kommunikation ist. Olivier Le Lay aus St. Brieuc erhielt den auf den Prüfstand. Dabei wurden Erwar- Preis für die Übersetzung von Elfriede Jelineks tungen und Versäumnisse wie auch gute Roman »Die Kinder der Toten«, veröff entlicht Praxisbeispiele für die Kommunikation bei den Editions du Seuil in Paris. komplexer wissenschaftlicher Zusammen- hänge diskutiert. Schreibwerkstätten, Stuttgart Bei der vorerst letzten »Zetteldämmerung« Verleihung des Deutschen Schulpreises 2006 im Literaturhaus Stuttgart trugen Jugend- Jubel brach aus im Zollernhof in Berlin, als liche erneut selbst Geschriebenes vor. Ins- Robert Boschs Tochter Dr. Eva Madelung den gesamt 750 Schüler haben bisher an den Gewinner des Deutschen Schulpreises 2006 Schreibwerkstätten teilgenommen. Unter verkündete. Lehrer und Schüler der Grund- Anleitung professioneller Dozenten wagten schule Kleine Kielstraße in Dortmund nahmen sie sich daran, eigene Texte zu verfassen – den mit 50 000 Euro dotierten Hauptpreis von Prosa, Lyrik, Drama über Reportagen bis von Bundespräsident Horst Köhler entgegen. hin zu Rap-Zeilen – und sprachen oder spiel- 18 Schulen waren nominiert, fünf wurden mit ten diese auf der Bühne vor. Die besten Werk- Preisen ausgezeichnet. Gemeinsam mit der stattbeiträge erschienen in der zehnten Aus- Heidehof Stiftung sowie den Medienpartnern gabe der Broschüre »Literatur machen«. stern und ZDF zeichnete die Robert Bosch Stiftung erstmals vorbildliche Schularbeit aus. In der neu gegründeten Schulentwick- lungsakademie werden ausgewählte Schulen ihre Erfahrungen an andere reformwillige Schulen weitergeben. 66

Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, und die Preisträger des Journalistenpreises für Bürgerschaftliches Engage- ment 2006 Gabriele Bär- tels, Freia Peters, Diana Zinkler, Miriam Opresnik, Jens Schröder und Anne Klesse (von links)

6. Demographiegespräch »Alte Mütter, müde Journalistenpreis Bürgerschaftliches Männer – Demographie und Medizin« Engagement, Stuttgart Was tun bei ungewollter Kinderlosigkeit? Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der ZEIT, Mögliche Abhilfen wie künstliche Befruch- warnte in seiner Festrede Journalisten vor tung oder Adoption und deren Bedingungen Populismus und Abhängigkeit von wirtschaft- diskutierten auf dem Podium in der Berliner lichen oder politischen Interessen. Deshalb Repräsentanz Andrea Fischer, Bundesminis- gelte besonderes Lob denen, die durch quali- terin für Gesundheit a.D., Dr. Bettina Pfüller, tative Reportagen die Glaubwürdigkeit der leitende Oberärztin im Bereich Reprodukti- Medien wahrten. Den mit 5000 Euro dotier- onsmedizin im Kinderwunschzentrum an ten Hauptpreis erhielt die 34-jährige Journa- der Charité Berlin, und Rolf Bach, Leiter der listin Freia Peters für ihren Artikel »Nesta gemeinsamen Zentralen Adoptions stelle von und Podolski«, erschienen in der WELT am Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Sonntag. Der zweite Preis (3000 Euro) ging an Schleswig-Holstein. den GEO-Redakteur Jens Schröder für seinen Beitrag »Gemeinsinn – Der Aufstieg des Guten«. Für den Filmförderpreis nominierte Teams Gabriele Bärtels wurde für ihren Artikel stellen sich auf der Filmschau in Stuttgart vor »Aufheben ohne viel Aufhebens«, der im Insgesamt 15 Teams präsentierten auf der Berliner Tagesspiegel veröff entlicht wurde, Filmschau Baden-Württemberg Entwürfe für mit dem 3. Preis (2000 Euro) ausgezeichnet. Filmproduktionen in den Kategorien Kurz- Den Serienpreis sprach die Jury Miriam spielfi lm, Dokumentation und Animation. Die Opresnik, Anne Klesse und Diana Zinkler Nachwuchsfi lmemacher, die mit Kollegen aus für die 24-teilige Serie »Die Hamburg stark Ländern Ost- und Südosteuropas zusammen machen« im Hamburger Abendblatt zu. eine Filmidee realisieren möchten, bewarben sich um eine Förderung durch die Robert Bosch Stiftung. Titel wie »Das Leben im Da- zwischen« und »Normal – estnische und deut- sche Lebenswelten« zeigen, dass Interkultu - ralität nicht nur beim »Dreh«, sondern auch in den Filmideen Thema ist.

Dr. Heiner Gutberlet, Eberhard Stilz, Helga Solinger, Dr. Christof Bosch, Professor Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Dr. Kurt Liedtke, Professor Dr. Hubert Markl (v. l. n. r.). Es fehlen Professor Dr. h.c. Ludwig Georg Braun, Matthias Madelung 69

Struktur der Robert Bosch Stiftung

Gesellschafter und Mitglieder des Kuratoriums Geschäftsführung

Dr. Heiner Gutberlet, Fellbach (Vorsitzender) Dieter Berg (Vorsitzender) Dr. Christof Bosch, Königsdorf Dr. Ingrid Hamm Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg Braun, Melsungen Heinrich Gröner (Stv.) Prof. Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Erlangen Dr. Kurt Liedtke, London Zentralbereich Finanzen, Matthias Madelung, München Personal, Organisation Prof. Dr. Hubert Markl, Konstanz Heinrich Gröner Helga Solinger, Stuttgart Eberhard Stilz, Asperg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Josef Krieg

Büro Berlin Sandra Breka

Programmbereiche

Wissenschaft und Forschung Völkerverständigung Mitteleuropa, Dr. Ingrid Wünning Osteuropa Privatdozent Dr. Joachim Rogall Gesundheit und Humanitäre Hilfe Dr. Almut Satrapa-Schill Bildung und Gesellschaft Günter Gerstberger Völkerverständigung Westeuropa, Amerika Gesellschaft und Kultur Dr. Peter Theiner Dr. Olaf Hahn

Stand: April 2007 70 Zahlen, Daten, Fakten

Zahlen, Daten, Fakten Stiftung in Zahlen

Der nach handelsrechtli- Die Beteiligung der Robert Bosch Stiftung Hierin sind auch die für die Forschung chen Bilanzierungsvor- GmbH am Stammkapital der Robert Bosch am Robert-Bosch-Krankenhaus, dem Dr. schriften erstellte Jahres- abschluss zum 31.12.2006 GmbH von 1200 Mio. € betrug im Berichts- Margarete Fischer-Bosch-Institut für Klini- wurde von der Wirt- jahr unverändert 92 Prozent. Aus dieser sche Pharmakologie und dem Institut für schaftsprüfungsgesell- Beteiligung fl oss der Stiftung eine Dividende Geschichte der Medizin, bereitgestellten schaft Ernst und Young, Stuttgart, geprüft und mit von 58,0 Mio. € zu. Darüber hinaus erhielt die Mittel in Höhe von 5,5 Mio. € enthalten. dem uneingeschränkten Stiftung eine Spende in Höhe von 2,0 Mio. €. Die Prüfungsvermerk verse- Zinseinnahmen betrugen 4,7 Mio. €. Sie ent- Für Sondermaßnahmen, Bauprojekte und hen. Danach vermittelt der Jahresabschluss unter stammen aus Mitteln, die für satzungsgemäße Investitionen am Robert-Bosch-Krankenhaus, Beachtung der Grundsät- Leistungen bereitgestellt und in kurz- oder die durch die Pauschalförderung des Landes ze ordnungsgemäßer mittelfristig festverzinslichen Anlageformen nach dem Krankenhausfi nanzierungsgesetz Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnis- und in einem Spezialfonds angelegt sind. Aus nicht gedeckt sind, wurden 5,5 Mio. € aufge- sen entsprechendes Bild sonstigen Erträgen und nicht verfügten Mitteln bracht. Die Otto und Edith Mühlschlegel Stif- der Vermögens-, Finanz- aus dem Vorjahr standen weitere 9,6 Mio. € tung förderte Projekte in Höhe von 0,3 Mio. €. und Ertragslage der Robert Bosch Stiftung. zur Verfügung. Die Aufwendungen für Mitarbeiter, Verwal- Aus dem Vermögen der unselbständigen tung, Presse- und Öff entlichkeitsarbeit Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung wurden betrugen im Berichtsjahr 12,6 Mio. €. 1,3 Mio. € Erträge erzielt. Auf die unselbstän- dige Hans-Walz-Stiftung entfi elen 0,1 Mio. €.

Die Bewilligungen des Kuratoriums und der Geschäftsführung der Stiftung für Fremd- und Eigenprojekte beliefen sich auf 48,8 Mio. €. 71

1 | Vermögensübersicht zum 31.12.2006*

Aktiva31.12.2006 31.12.2005 Passiva 31.12.2006 31.12.2005 T € T € T € T € Anlagevermögen Eigenkapital Immaterielle 3 536 3 669 Gezeichnetes Kapital 72 72 Vermögensgegenstände Gewinnrücklagen und Sachanlagen -- Gebundene Mittel 5 061 927 5 061 053 Finanzanlagen -- Rücklage für satzungs- 39 963 34 422 – Beteiligungen 5 054 700 5 054 693 gemäße Leistungen – Ausleihungen an ver- 8 058 -- Leistungserhaltungs- 8 153 8 153 bundene Unternehmen rücklage 62 552 67 745 – Wertpapiere des Mittelvortrag 2 244 6 522 Anlagevermögens Summe 5 128 845 5 126 107 Summe 5 112 359 5 110 222 Umlaufvermögen Rückstellungen Forderungen und sonstige 63 616 62 943 Rückstellungen für 8 179 6 771 Vermögensgegenstände Pensionen und ähnliche Verpfl ichtungen Flüssige Mittel 24 27 Rückstellungen 38 677 40 564 für satzungsgemäße Leistungen Sonstige Rückstellungen 1 221 1 306 Summe 63 640 62 969 Summe 48 077 48 641 Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten 244 296 aus Lieferungen und Leistungen Verbindlichkeiten 151 436 gegenüber verbundenen Unternehmen Verbindlichkeiten für 31 302 29 079 satzungsgemäße Leistungen Sonstige Verbindlichkeiten 353 402

Summe 32 050 30 213 Robert Bosch Stiftung 5 192 486 5 189 076 Robert Bosch Stiftung 5 192 486 5 189 076 Sondervermögen Sondervermögen Otto und Edith 46 250 45 487 Otto und Edith 46 250 45 487 Mühlschlegel Stiftung Mühlschlegel Stiftung Hans-Walz-Stiftung 1 148 1 169 Hans-Walz-Stiftung 1 148 1 169 Summe der Aktiva 5 239 884 5 235 733 Summe der Passiva 5 239 884 5 235 733 * Zusammenfassung der testierten Bilanz 72 Zahlen, Daten, Fakten

2 | Leistungsrechnung

2006 2005 Veränderung T € T € T € Mittelzufl üsse Dividende 57 956 57 956 0 Spenden 2 000 1 500 500 Zinserträge 4 652 3 524 1 128 Übrige Erträge 2 997 5 096 -2 099 Nicht verfügte Mittel aus dem Vorjahr 6 577 6 522 55 Erträge Hans-Walz-Stiftung 70 56 14 Erträge Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 1 338 609 729 Summe Mittelzufl üsse 75 590 75 263 327 Verwendung Projektförderung -- Wissenschaft und Forschung 5 495 5 657 -162 -- Gesundheit und Humanitäre Hilfe 5 747 4 810 937 -- Völkerverständigung Westeuropa, Amerika 9 846 7 953 1 893 -- Völkerverständigung Mitteleuropa, Osteuropa 10 104 9 212 892 -- Bildung und Gesellschaft 7 216 6 134 1 082 -- Gesellschaft und Kultur 4 881 3 952 929 Summe Bewilligungen Robert Bosch Stiftung 43 289 37 718 5 571 Forschungsförderung Institute und Krankenhaus 5 500 5 300 200 Investitionen am Robert-Bosch-Krankenhaus 5 530 11 720 -6 190 Hans-Walz-Stiftung 36 47 -11 Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 264 849 -585 Gesamtförderung Robert Bosch Stiftung 54 619 55 634 -1015 Berghof-Stiftung 800 800 0 Mitarbeiter, Verwaltung, Presse- und 12 560 10 459 2 101 Öffentlichkeitsarbeit Sonstige Aufwendungen, Investitionen 4 649 1 793 2 856 Summe Mittelverwendung 72 628 68 686 3 942 Nicht verfügte Mittel 2 962 6 577 3 615 73

3 | Gesamtförderung 2006

Gesamtförderung 2006: 54,6 Mio. Euro Gesamtförderung 1964 – 2006: 790 Mio. Euro 5,5 Mio. Euro Wissenschaft und Forschung 0,3 Mio. Euro Stiftungen in der Stiftung 7,2 Mio. Euro Bildung und Gesellschaft

5,5 Mio. Euro Forschungsförderung IKP, 10,1 Mio. Euro RBK und IGM Völkerverständigung Mitteleuropa, Osteuropa

5,5 Mio. Euro 9,8 Mio. Euro Investitionen am Robert- Völkerverständigung Bosch-Krankenhaus Westeuropa, Amerika

4,9 Mio. Euro 5,8 Mio. Euro Gesellschaft und Kultur Gesundheit und Humanitäre Hilfe 74 Zahlen, Daten, Fakten

Bewilligungen 2006 der Robert Bosch Stiftung (im Vergleich 2005)

Programmbereich 1: Wissenschaft und Forschung

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005

Jugend und Technik 63 64 1 131 930 2 893 180 Gesellschaft und Wissenschaften 9 5 1 646 870 4 600 Nachwuchs in der geriatrischen Medizin 3 2 1 350 000 1 520 000 Internationale Agrar- und Forstwissenschaften 2 5 876 365 452 440 Naturgemäße Heilverfahren 2 9 17 495 25 400 Das Notwendige in der Medizin 3 1 37 340 20 000 Einzelvorhaben 5 11 434 730 741 500 Summe 87 97 5 494 730 5 657 120

Programmbereich 2: Gesundheit und Humanitäre Hilfe Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005 Akademische Struktur in der Pfl ege 17 6 317 500 230 300 Pfl ege in Theorie und Praxis 1 8 15 700 14 000 Neue Wege in der Gesundheitspfl ege 14 15 1 401 400 2 036 000 Gesundheit in Mittel- und Osteuropa 18 19 354 700 396 900 Leben im Alter 12 13 1 335 500 961 000 Ausbildung schafft Perspektiven in Osteuropa 2 3 825 000 617 000 Pfl ege allgemein 4 4 118 000 87 600 Qualifi zierung in den Gesundheitsberufen 13 - 1 369 000 - durch interdisziplinäre Zusammenarbeit Einzelvorhaben 1 1 10 000 35 000 Summe 82 72 5 746 800 4 810 100 75

Programmbereich 3: Völkerverständigung Westeuropa, Amerika

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005 Deutsch-französische Beziehungen 122 156 2 729 985 2 043 895 Deutsch-amerikanische Beziehungen 19 18 2 455 625 3 148 450 Deutsch-türkische Beziehungen 16 13 780 500 248 860 Internationale Nachwuchsförderung 47 40 1 263 200 1 965 740 Beziehungen zu Südosteuropa 1 - 50 000 - Europa stärken 3 - 945 000 - Einzelvorhaben 19 14 1 621 883 546 050 Summe 227 241 9 846 193 7 952 995

Programmbereich 4: Völkerverständigung Mitteleuropa, Osteuropa Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005 Deutsch-polnische Beziehungen 10 27 168 600 350 400 Beziehungen mit Mittel- und Osteuropa 95 117 6 836 265 7 083 885 Soziale Bürgerinitiative in Europa 4 6 200 000 300 000 Beziehungen zu Südosteuropa 8 1 1 534 000 100 000 Internationale Nachwuchsförderung 3 3 1 070 000 1 000 000 Einzelvorhaben 4 6 295 000 377 600 Summe 124 160 10 103 865 9 211 885

Programmbereich 5: Bildung und Gesellschaft Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005 Schule in Deutschland und Europa 29 17 4 112 150 2 888 400 Frühkindliche Bildung 6 7 111 368 1 915 000 Familie und demographischer Wandel 6 - 2 232 190 - Einzelvorhaben 19 19 760 190 447 710 Summe 60 43 7 215 898 6 134 010 76 Zahlen, Daten, Fakten

Programmbereich 6: Gesellschaft und Kultur Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 20062005 2006 2005 Bürgerschaftliche Initiative und Ehrenamt 16 9 1 091 050 502 000 Historisch-politische Bildung 1 1 3 000 8 500 Jugend und Freiwilligkeit 1 1 10 000 260 000 Literatur im interkulturellen Kontext 34 27 606 930 523 600 Migration und Integration 98 8 1 823 530 1 311 585 Museum 3 2 315 000 20 100 Pädagogisch-künstlerische Kooperation 6 14 382 585 423 900 Politische Bildung 3 - 59 000 - Einzelvorhaben 25 24 590 160 797 350 Summe 187 88 4 881 255 3 951 535

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro 20062005 2006 2005 Projektförderung gesamt767 707 43 288 741 37 717 645

Unselbständige Stiftungen

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro 20062005 2006 2005 Hans-Walz-Stiftung 4 1 36 000 46 660 Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 16 11 264 500 849 000 Summe 20 12 300 500 895 660

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Allgemeine Publikationen ·· Andrea Schiff , Schlaff örderung :: Bericht 2006, Robert Bosch Stiftung durch atemstimulierende Einreibung (Hrsg.), Stuttgart 2007 bei älteren Menschen, :: Profi l, Robert Bosch Stiftung ISBN 3-456-84359-3 (Hrsg.), Stuttgart 2006 ·· Doris Tacke, Schlagartig abgeschnitten. :: Profi le (englisch), Robert Bosch Stiftung Aphasie: Verlust und Wiedererlangen der (Hrsg.), Stuttgart 2006 Kontrolle, ISBN 3-456-84339-9 :: Otto und Edith Mühlschlegel, Krankenhaus und Forschungsinstitute Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), :: Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart 2006 Geschäftsbericht 2006, Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH (Hrsg.), Völkerverständigung Westeuropa, Amerika Stuttgart 2007 :: Vortragsreihe »Europa bauen, den :: Dialog, Newsletter für Mitarbeiter des Wandel gestalten«, Robert Bosch Stiftung Robert-Bosch-Krankenhauses, Robert- (Hrsg.), Stuttgart 2006 Bosch-Krankenhaus GmbH (Hrsg.) ·· Joachim Gauck, Welche :: Bericht 2006, Institut für Geschichte der Erinnerungen braucht Europa? Medizin der Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), ISBN 978-3-939574-02-6 Stuttgart 2007 ·· Jean-Claude Juncker, Welche Vision braucht Europa? Wissenschaft und Forschung ISBN 978-3-939574-03-3 :: NaT-Working – Naturwissenschaften :: Türkische Bibliothek. Eine Initiative der und Technik: Schüler, Lehrer und Robert Bosch Stiftung, Erika Glassen und Wissenschaftler vernetzen sich, Jens Peter Laut (Hrsg.), Unionsverlag, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Zürich 2006 Stuttgart 2006 ·· Hasan Ali Toptaş, Die Schattenlosen, ISBN 3-293-10004-X Gesundheit und Humanitäre Hilfe ·· Murathan Mungan, Palast des Ostens, :: Reihe Pfl egewissenschaft, ISBN 3-293-10005-8 Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), ·· Börte Sagaster (Hrsg.), Liebe, Hans Huber Verlag, Bern 2006 Lügen und Gespenster. Erzählungen, ISBN 3-293-10006-6 79

Völkerverständigung Mitteleuropa, :: Demographie als Chance. Osteuropa Demographische Entwicklung und :: Tschechische Bibliothek, Bildungssystem – fi nanzielle Spielräume 33 Bände, Hans Dieter Zimmermann, und Reformbedarf, Studie der Eckhard Thiele, Peter Demetz, Jiří Gruša Prognos AG im Auftrag der Robert Bosch und Peter Kosta (Hrsg.), Deutsche Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2006, Verlags-Anstalt, München 2006 ISBN 978-3-939574-00-2 ·· Božena Němcová, Mich zwingt :: Schulfördervereine – Ein Leitfaden aus nichts als die Liebe, der Praxis für die Praxis, Robert Bosch ISBN 3-421-05260-3 Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2006, ·· Urs Heftrich, Michael Špirit (Hrsg.), ISBN 3-939574-01-5 Höhlen tief im Wörterbuch. :: Gesundheitsförderung in der Schule, Tschechische Lyrik der letzten Jahrzehnte, Förderungsprogramm Gesunde Schule, ISBN 3-421-05255-7 Ergebnisse und Empfehlungen, Robert ·· Ludvík Vaculík, Das Beil, Bosch Stiftung (Hrsg.), Stuttgart, 2006, ISBN 3-421-05949-7 ISBN 3-922934-98-6 ·· Ludvík Kundera, Eduard Schreiber (Hrsg.), :: PiK – Profi s in Kitas. Das Programm, Süß ist es zu leben. Tschechische Dichtung Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), von den Anfängen bis 1920, Stuttgart, 2006 ISBN 3-421-05262-X :: PiK – Profi s in Kitas. Der Reformkatalog, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Bildung und Gesellschaft Stuttgart, 2006 :: Unternehmen Familie, Studie von Roland Berger Strategy Consultants im Auftrag der Gesellschaft und Kultur Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), :: Viele Kulturen – eine Sprache. Stuttgart 2006, ISBN 3-922934-97-8 Adelbert-von-Chamisso-Preisträgerinnen :: Kinderwünsche in Deutschland. und -Preisträger 1985–2007, Robert Bosch Konsequenzen für eine nachhaltige Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2007, Familienpolitik, Bundesinstitut für ISBN 978-3-939574-04-0 Bevölkerungsforschung und Robert :: Journalistenpreis Bürgerschaftliches Bosch Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2006, Engagement. Ausgezeichnete Beiträge ISBN 3-922934-99-4 2006, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2006 80 Impressum

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April 2007