»Meine Absicht geht dahin, neben der Linderung von allerhand Not, vor allem auf Hebung der sittlichen, gesundheit- lichen und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwirken.« , 1935

Robert Bosch Robert Bosch (1861 bis 1942) hat aus Erträgen seines Unternehmens beträchtliche Mittel für gemeinnützige Zwecke bereitgestellt. »Ihm ging es um das sachliche Helfen-Wollen und Helfen-Können. Er wollte damit weder Ehre noch Ehrung ernten, auch nicht Macht oder Einfluß gewinnen, noch folgte er einem sentimentalen Trieb zur ungestalteten Wohltätigkeit. Die groß­artige und in Deutschland außer Vergleich stehende Freiheit, mit der Bosch nun durch Jahrzehnte hindurch kleine­re, größere und schließlich riesige Summen für Zwecke der Allgemeinheit zur Verfügung stellte, quillt aus einer souveränen Auffassung des Geldes und aus dem bürgerlichen Pflichtgefühl, ein wachsendes Vermögen für Volkswohlfahrt im weitesten Sinne fruchtbar zu machen.« Theodor Heuss: Robert Bosch – Leben und Leistung, 1946 Bericht 2010

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Inhalt 5 Einführung

10 Robert Bosch

14 Völkerverständigung

30 Bildung

38 Gesellschaft

46 Wissenschaft

56 Kultur

68 Gesundheit

77 2010 im Blick

94 Gremien der

96 Zahlen, Daten, Fakten

104 Publikationen

109 Impressum Dieter Berg und Dr. Ingrid Hamm 7

Einführung

Wie würde Robert Bosch mit den Herausforderungen unserer Zeit umgehen? Auf diese Frage gibt es keine eindeutige oder gar abschließende Antwort. Der kluge Robert Bosch hat sein Vermächtnis vielmehr so formuliert, dass es uns zwingt, sich diese Frage immer wieder aufs Neue zu stellen. Die großen Themen, die er vorgegeben hat, Gesundheit, Bildung und Völkerverständigung, sind un- verändert aktuell. Doch welche Aufgaben ergeben sich heute daraus? Welche Themen müssen neu interpretiert werden? Müssen neue Themen hinzukommen? Wie kann eine Stiftung dabei Nutzen stiften?

Mit diesen Fragen hat sich die Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung in der Vorbereitung auf das Jahr 2010 intensiv auseinandergesetzt. Das Ergebnis schlägt sich in vielen Programmen der Stiftung nieder.

So kümmert sich die Robert Bosch Stiftung noch intensiver um die Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen und gesellschaftlichen Engagements. Ange- sichts globaler Herausforderungen einerseits und knapper Kassen andererseits können die Regierungen außerhalb ihrer Hoheitsaufgaben für viele Probleme keine Lösung bieten. In die Bresche springen oft selbstbewusste Bürger, die Probleme anpacken und ihre Umwelt gestalten. In vielen Projekten – von der Nachbarschaftshilfe bis zur Internetseite für politisch engagierte Jugendliche – fördern wir solche Initiativen.

Unser Engagement im Bereich Bildung haben wir 2010 konsequent weiterent- wickelt. Wie kann man die individuellen Begabungen junger Menschen optimal fördern – vom Kindergarten über die verschiedenen Schulformen bis hin zur Universität und dem Berufseinstieg? Was bedeutet dieser Anspruch für die Qualifikation von Erziehern, Lehrern und Schulleitern? Wir unterstützen Pro- jekte, in denen modellhaft Lösungen auf diese Fragen gesucht werden. Hinzu kommt verstärkt die Förderung von talentierten Jugendlichen, die von ihren Eltern nicht die notwendige Unterstützung bekommen können. Diesen Jugend- lichen eröffnen wir durch finanzielle Förderung und individuelle Betreuung neue Chancen, um so für mehr Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft zu sorgen. 8

Einer der Höhepunkte des Jahres 2010 war der Start der Internetplattform AcademiaNet mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Sie schaltete im November das Portal frei, in dem sich seither exzellente Wissenschaftlerinnen mit ihren Kompetenzprofilen präsentieren können. Für Forschungseinrichtungen, die häufig mehr Frauen für Führungspositionen gewinnen möchten, gibt es nun erstmals ein Instrument, das die gezielte Suche nach hochqualifizierten Wissen- schaftlerinnen ermöglicht.

Kraftvoll weiterentwickelt haben wir 2010 den Schwerpunkt »Europa stärken« im Bereich Völkerverständigung. Die EU der 27 mit ihren schwer verständlichen Strukturen verliert zusehends den Rückhalt bei den Bürgern. Dieser Tendenz wollen wir entgegenwirken, indem wir die Menschen aus den verschiedenen Regionen des Kontinents zusammenbringen. Junge Spitzenbeamte, Journalisten oder Jugendliche können so Europa auf eine positive Weise erleben und diese Erfahrung mit in ihre Heimatländer nehmen.

Auch auf höchster politischer Ebene soll die Idee eines vereinten Europas lebendig bleiben. Gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung veranstalteten wir deshalb am 9. November 2010 die erste Europa-Rede. Am Jahrestag des Mauerfalls sprach Herman van Rompuy, der Präsident des Europäischen Rats, in über die gemeinsamen Werte, die Europa mit seiner kulturellen Viel- falt – trotz der vielen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen – zusammenhalten.

Der Schwerpunkt Europa passt auch zu unserem grundsätzlichen Bestreben, im Bereich Völkerverständigung verstärkt Teilnehmer aus mehreren Staaten an einen Tisch zu bringen. Multilaterale Formate – so die Erfahrung – fördern Austausch und Verständigung noch stärker als bilaterale Veranstaltungen. In diesem Bericht stellen wir Ihnen viele der erwähnten Projekte ausführlich vor. Dabei konzentrieren wir uns auf die Aktivitäten, die entweder 2010 neu gestartet 9

wurden oder die in diesem Jahr auf andere Weise herausragende Bedeutung hatten. Weitere Informationen, auch zu den Projekten, die in diesem Jahresbericht nicht dargestellt sind, finden Sie auf unserer Website (www.bosch-stiftung.de).

Öffentlich noch nicht sichtbar, für die Stiftung aber dennoch wichtig, war 2010 die Vorbereitung auf das jetzt laufende Jubiläumsjahr. Die zahlreichen Aktivitäten zum 150. Geburtstag von Robert Bosch stehen dabei unter der Leitidee »Verantwor- tung unternehmen«. Unter anderem haben wir 150 Personen ausgewählt, die heute im Sinne von Robert Bosch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Sie begleiten ihr eigenes Projekt 150 Tage lang mit einer Videokamera und stellen es in einer Art Videotagebuch im Internet (www.verantwortung-unternehmen.org) vor. Die Aktion startet am 27. April und endet am 23. September 2011, dem Geburts- tag von Robert Bosch.

Neben allen inhaltlichen Fragen war die Arbeit der Robert Bosch Stiftung im Jahr 2010 geprägt von einer besonderen wirtschaftlichen Situation. Nachdem das Gesamtbudget über viele Jahre kontinuierlich gestiegen war, fiel die Dividenden- zahlung der Robert Bosch GmbH infolge der Finanzkrise geringer aus als 2009. Die Stiftung hat auf diese Herausforderung mit einem strikten Sparprogramm reagiert und insbesondere die eigenen Verwaltungskosten reduziert. Auf diese Weise ist es gelungen, das Fördervolumen annähernd auf dem Niveau des Vor- jahres zu halten.

Intern ist zum 1. Dezember 2010 eine neue Aufteilung der Programmbereiche in Kraft getreten. Die Themen Wissenschaft und Gesundheit einschließlich des Robert-Bosch-Krankenhauses und der Institute für Klinische Pharmakologie und für Geschichte der Medizin wurden im Programmbereich »Gesundheit und Wissenschaft« zusammengefasst. Daneben werden in einem Sonderbereich »Zukunftsfragen der Gesundheitsversorgung« bearbeitet. 10

Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle Prof. Dr. Hubert Markl, der mit Ab- lauf des 30. Septembers 2010 aus Altersgründen aus dem Kuratorium der Robert Bosch Stiftung ausgeschieden ist. Professor Markl hat die Arbeit der Stiftung über viele Jahre klug und intensiv mitgestaltet und sich besonders für das Thema Wis- senschaftsförderung eingesetzt. Seine Position übernahm am 1. Oktober 2010 Prof. Dr. Renate Köcher.

Wir danken auch allen Partnern, die uns im Jahr 2010 unterstützt haben. Ohne ihren Rat und ihre aktive Mitwirkung wäre unsere Arbeit undenkbar. Ebenso danken wir den Mitarbeitern der Robert Bosch Stiftung, die durch ihr vorbild- liches Engagement dazu beigetragen haben, dass wir unsere Förderung fast uneingeschränkt aufrechterhalten konnten.

Dieter Berg Dr. Ingrid Hamm 11 12

Robert Bosch mit seiner Frau Margarete und Sohn Robert dem Jüngeren 1931, mit einer Robbe am Strand in Schweden 1917, beim Prüfen einer Lehrlingsarbeit 1936, mit Mitarbeitern des Stuttgarter Werks 1926, beim Paneuropa-Kongress 1930, bei der Einweihung des Robert-Bosch-Krankenhauses 1940. 13

150. Geburtstag Robert Bosch, 1861–1942 Unternehmer, Bürger, Stifter

Robert Bosch wurde als elftes von zwölf Kindern am 23. September 1861 in Albeck bei Ulm geboren. Nach dem Umzug seiner Eltern nach Ulm besuchte Bosch von 1869 bis 1876 die dortige Realschule und absolvierte anschließend eine drei- jährige Feinmechanikerlehre. Nach Arbeitsaufenthalten in Deutschland, einjähri- gem Militärdienst in Ulm und einem Gastsemester an der Technischen Hochschule Stuttgart ging Bosch 1884 für ein Jahr in die USA und arbeitete dort unter anderem bei Thomas Edison. 1885 sammelte er mehrere Monate Erfahrung bei Siemens Brothers in Großbritannien, bevor er am 15. November 1886 die »Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik« in Stuttgart gründete.

Robert Bosch erkannte früh die unternehmerischen Chancen der internationalen Zusammenarbeit und des Vertriebs seiner Produkte auf ausländischen Märkten. Die erste Auslandsvertretung gründete Bosch 1898 in Großbritannien, die erste Auslandsfertigung 1905 in Frankreich. Auch durch die Gründung eines Produk- tionsstandortes 1912 in den USA öffneten sich schnell neue Absatzmärkte. Es folgte die weltweite Expansion durch die Neugründung von Niederlassungen und Fertigungsstandorten. Die Internationalisierung des Unternehmens zu einem weltweit erfolgreichen Fertigungs-, Produktions- und Vertriebsverbund gehört zu den entscheidenden Weichenstellungen von Robert Bosch.

Robert Bosch war ein sozial eingestellter Unternehmenslenker. »Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in gleicher Weise von dem Schicksal ihres Unternehmens abhängig«, schrieb er 1920 in einem Aufsatz. Seit der Unternehmensgründung war er sehr um die Förderung seiner Mitarbeiter sowie des sozialen Unternehmensum- feldes bemüht. Er verbesserte darüber hinaus die damals üblichen Arbeitsbe- dingungen in der industriellen Fertigung, zum Beispiel durch eine gute Belüftung und Beleuchtung. Als er 1906 den Achtstundentag im Unternehmen einführte, war er seiner Zeit wieder einen Schritt voraus. Durch die Verkürzung der Arbeitszeit, die eine deutliche Entlastung für seine Belegschaft bedeutete, war es Bosch nun auch möglich, Doppelschichten zu je acht Stunden einzuführen, um die Produkti- vität zu steigern. Eine Unternehmensentscheidung also, von der das Unternehmen und die Arbeitnehmer gleichermaßen profitierten. 14

1910 leitete Robert Bosch mit der Schenkung von einer Million Mark an die Tech- nische Hochschule Stuttgart »sein schier unvergleichliches Mäzenatentum ein«. So schreibt es Theodor Heuss, der spätere erste Bundespräsident der Bundesrepu- blik Deutschland, 1946 in seiner Biographie »Robert Bosch – Leben und Leistung«. Gedankliche Unabhängigkeit, Familientradition und die frühe Beschäftigung mit sozialen Fragen seiner Zeit sind Wurzeln seines philanthropischen Wirkens. Wie mit der Wirtschaftstätigkeit seines Unternehmens verfolgte Robert Bosch auch mit seinen Stiftungen, Zuwendungen und den anderen öffentlichen Aktivitäten die Absicht, an der Verbesserung der Lebensverhältnisse seiner Zeit mitzuwirken und Gesellschaft und Staat mitzugestalten. Dieser Wille zum aktiven Gestalten im gesellschaftlichen Zusammenhang zeigt sich auch in dem Vorgehen, das bei den verschiedenen Stiftungen und Zuwendungen zu beobachten ist. Sein Haupt- interesse galt der Unterstützung von Einrichtungen und Vereinigungen, die er für geeignet hielt, seine Ideen zu verwirklichen. Dabei verfolgte er kein strate- gisches Ziel oder Programm. Wichtig war ihm sicherzustellen, dass seine Unter- stützung andere dazu bewegte, ihre Fähigkeiten einzusetzen und auf die Heraus- forderungen der Zeit zu antworten. Handeln anderer nicht zu ersetzen, sondern anzustoßen, war auch seine Absicht gegenüber dem Staat. Er selbst wollte für sein philanthropisches Handeln weder Ehre noch öffentlichen Ruhm. Für Robert Bosch stand die sachliche Hilfe im Vordergrund, und das tat er aus seinem bür- gerlichen Pflichtgefühl heraus, ein »wachsendes Vermögen für Volkswohlfahrt im weitesten Sinne fruchtbar zu machen« (Theodor Heuss: Robert Bosch – Leben und Leistung, Stuttgart 1946).

Mit seinen Stiftungen und Zuwendungen unterstützte Robert Bosch Ziele und Interessen, die ihm als Bürger und Privatmann ein Anliegen waren: Dazu gehörte zum Beispiel die Homöopathie, die er zeitlebens als sinn- und wirkungsvolle Heilweise sah, ohne die Schulmedizin zu verdammen. Oder die Förderung von (Volks-)Bildung und Begabung, um die Menschen in die Lage zu versetzen, sich eigene Urteile bilden zu können und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Der Bürger Bosch entschied sich nach dem Ersten Weltkrieg für eine aktive Mitar- beit am Aufbau der ersten deutschen Demokratie. Er unterstützte die von Matthias Erzberger gegründete »Deutsche Liga für den Völkerbund« mit 300 000 Mark. Aus Sorge vor der Selbstzerstörung der Republik wurde Bosch Gründungsmitglied des »Bundes zur Erneuerung des Reiches«, der auf der Basis der Weimarer Ver- fassung die Republik stabilisieren wollte. 15

Im Zentrum seines europäischen Politikengagements stand die deutsch-franzö- sische Aussöhnung, die er in vielfältiger Weise finanziell und mit persönlichem Einsatz vorantrieb. So lässt sich auch sein Engagement als förderndes Mitglied in der paneuropäischen Bewegung von Richard von Coudenhove-Kalergi erklären. Am 31. Dezember 1932 ließ Robert Bosch einen Artikel in verschiedenen Zeitungen veröffentlichen, in dem er zur Völkerverständigung aufrief. 1926 gründete er zusammen mit Hans Walz und Theodor Bäuerle die Stuttgarter Ortsgruppe des »Vereins zur Abwehr des Antisemitismus«. Hier legte er einen Grundstein für sein weiteres Engagement für jüdische Mitbürger. Ab 1936 ließ er jüdische Wohlfahrts- einrichtungen durch die »Walz-Hilfe« unterstützen. Carl Goerdeler, von den Widerständlern des 20. Juli nach dem Sturz des Hitler-Regimes als Kanzler vor- gesehen, wurde 1937 mit einem Beratervertrag ausgestattet und knüpfte mit Wissen und Unterstützung von Robert Bosch und des »Bosch-Kreises« Kontakte zum deutschen Widerstand. Zwischen 1938 und 1940 übergab Hans Walz, sein Privatsekretär, der jüdischen Mittelstelle in Stuttgart größere Geldbeträge, um die Ausreise inhaftierter jüdischer Mitbürger zu ermöglichen. Außerdem wurden Verfolgte des Naziregimes in seinen Betrieben beschäftigt.

Das Kriegsende 1945, den raschen Wiederaufbau der Nachkriegsjahre und den Aufstieg seines Unternehmens zum globalen Technologiekonzern erlebte Robert Bosch nicht mehr. Er starb am 12. März 1942 in Stuttgart an den Folgen einer Mittelohrentzündung.

Bereits 1921 gründete Robert Bosch die Vermögensverwaltung Bosch GmbH, die nach seinem Tod die Weiterführung des Unternehmens in seinem Sinne über- nehmen sollte. Neben dem Auftrag, das Unternehmen kraftvoll weiterzuent- wickeln, formulierte Bosch in den Richtlinien für seine Testamentsvollstrecker 1937 auch ein gemeinnütziges Ziel für seine Nachfolger: »Meine Absicht geht dahin, neben der Linderung von allerhand Not vor allem auf Hebung der sittlichen, gesundheitlichen und geistigen Kräfte des Volkes hinzuwirken.« In seinem Ver- mächtnis legte er zudem fest, dass die Dividende des Unternehmens ebenfalls gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden soll. 1964 schufen die Testamentsvoll- strecker die heutige Verfassung des Hauses Bosch, fünf Jahre später folgte die Umbenennung der Vermögensverwaltung Bosch in Robert Bosch Stiftung, die sich im Sinne des Unternehmensgründers für das Gemeinwohl engagiert.

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Völkerverständigung Konflikte entschärfen, Armut und Krankheiten bekämpfen, den Waren- und Kapitalverkehr regulieren sowie Klima und Umwelt schützen – all dies kann im Zeitalter der Globalisierung nur von Ländern gemeinsam gemeistert werden. Damit diese Zusammenarbeit gelingen kann, sind gegenseitiges Verständnis und Vertrauen Grundvoraussetzungen. Die Robert Bosch Stiftung fördert deshalb den grenzüber- schreitenden Dialog und Programme zum interkulturellen Austausch. So werden Ressen- timents und Berührungsängste abgebaut und es entstehen neue Netzwerke und persönliche Freundschaften. 19

Die Teilnehmer des »Medienforums China – Deutschland« besuchen den deutschen Pavillon der EXPO in Shanghai.

Rosen und Tulpen – Chinesisch-deutsches und Positionen«. Heikle Themen, wie Kor- Medienforum auf der EXPO in Shanghai ruption und Umweltzerstörungen, würden Im Mai 2010 trafen sich Chefredakteure und auch in den chinesischen Medien immer Ressortleiter von Printmedien, Nachrichten- häufiger aufgegriffen. So sei der Skandal agenturen und Fernsehsendern auf der EXPO um das verseuchte Milchpulver, mit dem in Shanghai am Runden Tisch zu einem fast 300 000 Babys vergiftet wurden, durch chinesisch-deutschen Dialog. Organisiert die Zeitschrift »Dongfang Zaobao« aufge- wurde dieses Pilotprojekt von der Robert deckt worden. Der verantwortliche Groß- Bosch Stiftung gemeinsam mit der englisch- konzern sei anschließend zerschlagen sprachigen chinesischen Tageszeitung worden. Volle Meinungsfreiheit aber, »Global Times«. Im persönlichen Gespräch schränkte Hu ein, könne in einem Land wollten die Journalisten falsche Klischee- mit 1,3 Milliarden Menschen, unter ihnen vorstellungen vom jeweils anderen Land Millionen Analphabeten, schnell zum hoch- korrigieren, Fronten abbauen und die Bezie- explosiven Sprengstoff werden. Noch sei hungen zwischen den Ländern fördern. Pressefreiheit für China ein zu »schnelles Eine schwierige Aufgabe – das war allen Pferd«, dem im Interesse sozialer Stabilität Teilnehmern klar. So warnte Bai Yansong, Zügel angelegt werden müssten. Chinas bekanntester Nachrichtenkommen- tator, dessen tägliche Fernsehsendung Während der Gespräche wurde das unter- mehr Zuschauer erreicht, als Deutschland schiedliche Verständnis von Rolle und Auf- Einwohner hat, man solle die Erwartungen gabe des Journalisten in beiden Ländern nicht zu hoch hängen. Dazu zitierte er Karl deutlich. Während die deutschen Medien- Marx: Man dürfe »nicht erwarten, dass Rosen vertreter, darunter Josef Joffe (DIE ZEIT), und Tulpen den gleichen Duft haben«. Sabine Christiansen (TV21), Hans Werner Kilz (Süddeutsche Zeitung), Thomas Schmid Gerade deswegen, so betonten die Chinesen, (Welt-Gruppe), sich als gesellschaftliches sei der Austausch wichtig. China werde in Korrektiv sehen, ordnen sich die chine- der deutschen Berichterstattung vorwiegend sischen Journalisten dem Gebot der »sozialen als ein Land voller Probleme dargestellt Harmonie« (Hu) unter. Sie sehen sich in einer – eine Verzerrung, die verkenne, dass es im dienenden Funktion für den staatlichen Alltagsleben für die Chinesen weitaus »mehr Zusammenhalt. Es wurde also Klartext gere- Freiheit« gebe, als die westlichen Medien det bei diesem deutsch-chinesischen Dialog wahrnähmen, so Hu Xijin, der Chefredakteur – aber auch aufmerksam zugehört. So ent- von »Global Times«. Das gelte auch für die stand ein ehrlicher Dialog, den auch Bundes- Pressefreiheit, ergänzte Chen Xiaochuan präsident Horst Köhler miterlebte, als er sich von »China Youth Daily«, bei mehreren während seines EXPO-Besuches mit den tausend Zeitungen und Zeitschriften gäbe Journalisten traf und über die Konferenz- es durchaus »unterschiedliche Meinungen ergebnisse diskutierte. Shanghai war damit 20

ein vielversprechender Auftakt. Im Mai nach deutschem Recht. Im Gegenzug werden 2011 werden die chinesischen Journalisten bis zu 20 vom BMJ und den Richterakade- nach München kommen. Die Ergebnisse mien bundesweit ausgesuchte deutsche diskutieren sie dann mit Bundespräsident Richter für etwa zehn Tage nach China ent- Christian Wulff. sandt, wo sie an Verhandlungen teilnehmen, www.bosch-stiftung.de/medienforumchina Vorträge halten und sich in wechselnden Arbeitsgruppen konkreten chinesischen Rule of Law – Chinesisch-deutscher Rechtsfällen widmen. Den Nukleus des Richteraustausch Rechtsdialogs bildet die bilaterale Gerichts- »China hat viele Gesetze, aber keine Rechts- partnerschaft zwischen dem Oberlandes- staatlichkeit.« Dieser Satz aus der »Charta 08« gericht Stuttgart und dem Obersten Volksge- des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo richt Henan. Im Rahmen dieser Partnerschaft beschreibt ein zentrales Problem der chine- reisen jährlich bis zu sechs Richter aus sischen Staatsordnung. Die Modernisierung Baden-Württemberg nach Henan, um dort des Rechts- und Justizsystems, zu der sich mit ihren chinesischen Amtskollegen aktu- das Land mit dem Beitritt zur Welthandels- elle Fälle zu besprechen. Umgekehrt werden organisation im Jahre 2001 völkerrechtlich bis zu 20 Richter aus Henan nach Stuttgart verpflichtet hat, macht Fortschritte. Dennoch kommen, um in der Gerichtspraxis vor Ort gibt es in der täglichen Anwendung der ein tieferes Verständnis für die Rechtspre- Gesetze durch Richter und Staatsanwälte chung und Gerichtsbarkeiten in Deutschland noch massive Defizite. Hier knüpft die Robert zu erlangen. Die Zusammenarbeit mit dem Bosch Stiftung an, um den Prozess zu mehr Obersten Gericht Chinas, das sich auch finan- Rechtsstaatlichkeit durch ein Austausch- ziell an dem Projekt beteiligt, schafft das und Partnerschaftsprogramm voranzutrei- Fundament für einen produktiven Rechts- ben und eine direkte Zusammenarbeit von dialog, der von chinesischer Seite partner- chinesischen und deutschen Richtern zu schaftlich getragen wird und den die Robert ermöglichen. So werden in Kooperation mit Bosch Stiftung in den kommenden Jahren der Deutschen Gesellschaft für Internatio- in weiteren Initiativen entfalten wird. nale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, dem Bundesministerium für Justiz (BMJ) und Global Governance 2020 – dem Obersten Volksgericht (OVG) in Peking Deutsch-amerikanisch-chinesischer Dialog bis zu 20 vorzugsweise jüngere und in Ab- »Dieses Programm ist einzigartig, weil stimmung mit dem OVG ausgewählte Richter es junge Leute aus China, den USA und aus ganz China die Möglichkeit erhalten, Deutschland nicht nur zum Erfahrungsaus- an einer deutschen Richterakademie eine tausch zusammenbringt, sondern weil dabei dreiwöchige Fortbildung zu durchlaufen. Im konkrete Vorschläge entwickelt werden Mittelpunkt stehen die praktische Fallbear- sollen, wie die weltweit größten Heraus- beitung und die Rechtsauslegungssystematik forderungen in den nächsten zehn Jahren 21

Global Governance 2020: Björn Conrad, wissen- schaftlicher Mitarbeiter des Projektteams, fasst die Ergebnisse der 24 deutschen, amerika- nischen und chinesischen Workshop-Teilnehmer zusammen.

gemeistert werden können.« »Ich kenne Eine gemeinsame Erinnerungskultur – kein vergleichbares, ähnlich ergebnis- und Internationale Konferenz »Towards lösungsorientiertes Programm.« »Brücken Reconciliation. Experience, Techniques zwischen Kulturen und Denkweisen zu schla- and Opportunities for Europe« gen, voneinander zu lernen und einander Welche verheerenden Folgen eine nicht auf- zuzuhören, auch wenn mir vielleicht nicht gearbeitete Vergangenheit haben kann, lehrt immer gefällt, was ich höre, ist eine wunder- die europäische Geschichte des 20. Jahrhun- bare Herausforderung.« Das sind drei derts. Sie zeigt aber auch, dass es möglich Stimmen aus einem Kreis von 24 deutschen, ist, geschehenes Unrecht durch offenen Dia- amerikanischen und chinesischen Nach- log und eine gemeinsame Erinnerungskultur wuchskräften, die sich im Januar 2010 in zu überwinden, so dass Frieden und Ver- Berlin erstmals zu einem fünftägigen Work- söhnung möglich werden. Wie kann die shop zusammengefunden haben, um über Balkanregion von diesen Erfahrungen profi- drängende Gegenwarts- und Zukunftsfragen tieren? Diese Frage zu beantworten, war das in der internationalen Zusammenarbeit Ziel der internationalen Konferenz »Towards zu beraten: Global Governance 2020. Die Reconciliation« (Reden und Zuhören – über Teilnehmer – viele stehen am Anfang ihrer Grenzen hinweg). Anhand von Beispielen Karriere in Wissenschaft, NGOs, öffent- aus Europa und anderen Regionen der Welt, lichem Dienst oder Wirtschaft – werden von wie etwa Südafrika, wurde diskutiert, wie einem hochrangig besetzten Gremium aus- erfolgreiche Verständigungsprozesse initi- gewählt. Wie muss die globale Ordnungs- iert werden können. Dazu kamen auf Initia- politik gestaltet werden, um in den verschie- tive des Vorsitzenden des European Council denen Themenfeldern Frieden, Sicherheit on Tolerance and Reconciliation und frühe- und Abrüstung, Wirtschaft, Handel und ren polnischen Präsidenten Aleksander Finanzen, Energie, Klima und Umwelt eine Kwaśniewski, der Robert Bosch Stiftung und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten? der Bertelsmann Stiftung am 24. und 25. Welche Rolle spielen dabei die internatio- Oktober 2010 in Dubrovnik (Kroatien) 140 nalen Organisationen? Diese Fragen disku- Politiker, Vertreter von Nichtregierungs- tieren die Teilnehmer in drei mehrtägigen organisationen und Experten aus über Seminaren (in Berlin, Shanghai und Washing- 20 Ländern zusammen. Die Teilnehmer aus ton, D.C.) sowie auf einer webbasierten Platt- Deutschland, Polen, Spanien und Südafrika form. Dabei überprüfen sie immer wieder, tauschten mit ihren Pendants aus Albanien, ob die formulierten Ziele auch tatsächlich Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Kroatien, umsetzbar sind. Das Programm wird unter Mazedonien, Montenegro und Serbien anderem vom Global Public Policy Institute in Workshops ihre Erfahrungen aus. Dass organisiert und von der Robert Bosch sich zum Abschluss der Konferenz der Stiftung und dem Bundesministerium für kroatische Präsident Ivo Josipović gemein- Wirtschaft und Technologie unterstützt. sam mit seinen Kollegen, dem designierten 22

Djunis (Serbien), Pilgerort für orthodoxe Christen. Fotografiert von Andrei Pungovschi (Rumänien), Teilnehmer der Master- class 2010.

Präsidenten von Bosnien-Herzegowina, höchste Professionalität. Deshalb organi- Bakir Izetbegović, und dem Präsidenten sierte die Robert Bosch Stiftung gemeinsam Montenegros, Filip Vujanović, den Fragen mit der World Press Photo Foundation, die der Teilnehmer stellte, war für Ivan Krastev, alljährlich das Pressefoto des Jahres kürt, den Vorstandsvorsitzenden des Centre for eine Masterclass zur Weiterbildung von Liberal Strategies in Sofia (Bulgarien), ein talentierten jungen Fotojournalisten aus sichtbarer Schritt in eine bessere Zukunft: Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, »Vor zehn Jahren hätten die Präsidenten hier Kosovo, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, vielleicht das Gleiche gesagt – aber nie hätten Rumänien und Serbien. 15 ausgewählte sie danach so offen mit den Zuhörern disku- Stipendiaten nahmen vom 1. bis 8. September tiert.« Weitere Schritte sollen 2011 folgen. 2010 unter Anleitung von fünf renommierten www.bosch-stiftung.de/reconciliation_see Fotografen, Fotoredakteuren und Kuratoren an einer Meisterklasse in Berlin teil. Nach Den Balkan neu sehen – Eine Masterclass für sechs Tagen intensiver theoretischer und Fotografen aus Südosteuropa praktischer Übungen, nach zahlreichen Bilder sind mächtig: Fernsehen, Internet und Präsentationen, Diskussionen und Planungs- die vielen gedruckten Bilder prägen unseren sitzungen fuhren die Teilnehmer in die Blick auf die Welt. Und immer transportieren Länder der Region – jedoch nicht in das die Bilder mehr als nur ihren oberflächlichen eigene Heimatland –, um dort in zwei Mona- Inhalt. Produzenten und Betrachter ergän- ten einen Fotoessay zu einem vorgegebenen zen sie bewusst oder unbewusst mit impli- Thema zu erstellen. Nach Abschluss dieser ziten Botschaften und Deutungen. Es ist Projektarbeit fand im Dezember erneut ein diese Eigenschaft, über das Gezeigte hinaus- zweitägiges Treffen statt, auf dem die Teil- zuweisen und gleichwohl als verlässliche nehmer ihre Ergebnisse präsentierten. Die Reproduktion zu gelten, die das Medium Bild besten Bilder sollen 2011 auf einer Wander- so stark, aber auch so gefährlich macht. Bil- ausstellung auf dem westlichen Balkan, der können aufklären und Mitgefühl wecken, in Deutschland und anderen europäischen aber sie können auch für Propagandazwecke Ländern gezeigt werden. missbraucht werden. Deshalb tragen Presse- fotografen und Fotojournalisten eine ganz Beitrittsfähig werden – Fellowship Pro- besondere Verantwortung. Einseitige, gramme for Young Government Officials klischeehafte Bilder von Gewalt und Rück- from the Western Balkans ständigkeit haben die Wahrnehmung des Krieg und Bürgerkrieg haben das Verhältnis Balkans im Ausland wie auch zwischen den zwischen den Nachbarn Südosteuropas Balkanstaaten zum Teil bis heute geprägt. mit einer schweren Hypothek belastet und Zu zeigen, was ist, und damit gleichzeitig die europäische Staatengemeinschaft vor einen Beitrag zu einer veränderten, differen- ihre vielleicht größte Herausforderung seit zierten Wahrnehmung zu leisten, erfordert dem Ende des Zweiten Weltkriegs gestellt. 23

Angehende Führungs- kräfte bei einem Work- shop des Fellowship Programme for Young Government Officials from the Western Balkans im April 2010 in Berlin

Diese Herausforderung hat Europa – nach Offenheit für andere Kulturen und grenz- anfänglichem Zögern – angenommen: Den überschreitende Arbeitsbeziehungen helfen, Balkanstaaten wurde die Mitgliedschaft in die Beschränkungen national orientierter der Europäischen Union in Aussicht gestellt Administration und die Nachwirkungen – und damit eine Perspektive auf ein Leben vergangener Konflikte zu überwinden. in Frieden, Freiheit und Wohlstand eröffnet. www.balkanfund.org/fellowship2011 Kroatien und Mazedonien sind bereits offi- zielle Beitrittskandidaten, Albanien, Bos- Meinungseliten auf Augenhöhe – nien-Herzegowina, Montenegro und Serbien Das Ost-West-Forum Qualitätsjournalismus haben, als Vorstufe dazu, das Stabilisie- Unabhängigkeit der Medien und hohe jour- rungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) nalistische Standards sind elementare Pfeiler mit der EU unterzeichnet. der Demokratie. Repression und politische Verwerfungen haben in Mittel- und Ost- Um sich in das europäische Konzert inte- europa den Auf- und Ausbau eines selbst- grieren zu können, müssen Regierungen, bewussten Qualitätsjournalismus vielerorts Verwaltung und Verbände reformiert und behindert. Seit Jahren engagiert sich die modernisiert werden. Institutionen müssen Robert Bosch Stiftung deshalb mit vielfäl- sich entwickeln, um ihre Mitarbeiter europa- tigen Programmen für die Qualifizierung fähig zu machen. Diesem Ziel widmet sich von Journalisten in den Ländern Mittel- das 2008 gestartete Fellowship Programme und Osteuropas. Dieses Engagement trägt for Young Government Officials from the mittlerweile Früchte. Rund 200 Journalisten Western Balkans. Projektträger ist der Euro- wurden bisher gefördert. Viele Alumni pean Fund for the Balkans, der in Kontinuität spielen in der Presselandschaft ihrer Län- der Internationalen Balkankommission der inzwischen eine führende Rolle. Diese (2004 bis 2006) auf Initiative von vier euro- Meinungsmacher – leitende Redakteure, päischen Stiftungen – Robert Bosch Stiftung, Kolumnisten, Reporter – bekommen nun King Baudouin Foundation, Compagnia di die Möglichkeit, ihre journalistischen Kom- San Paolo und ERSTE Stiftung – gegründet petenzen zu erweitern und neue internatio- wurde, um die Integration der Balkan- nale Kontakte aufzubauen. Unter dem Gene- staaten zu unterstützen. ralthema »Die Zukunft des Journalismus« organisierte die Robert Bosch Stiftung 2010 20 Fellows mit mindestens dreijähriger Be- erstmals ein Ost-West-Dialogforum. Zehn rufserfahrung durchlaufen jedes Jahr ein ost- und südosteuropäische Alumni der ambitioniertes Programm – mit Sprachtrai- Bosch-Journalistenprogramme nutzten die ning, Weiterbildungsseminaren und einer Chance, mit zehn führenden deutschen dreimonatigen Auslandshospitation in einer Journalisten zusammenzutreffen, um sich staatlichen Einrichtung eines EU-Mitglieds- etwa über »Qualität im interkulturellen landes. Persönliche Freundschaften, die und Auslandsjournalismus«, »politischen 24

Saša Mirković, Geschäfts- führer B92 Ltd. (Hörfunk- und Fernsehsender in Serbien), Lenka Kabrhe- lová, Tschechischer Rundfunk Moskau, und Ines Pohl, Chefredak- teurin der taz, beim Ost-West-Forum Quali- tätsjournalismus in Neuhardenberg.

Journalismus im Internet« und ethische Harry Bradley Foundation ins Leben gerufen, Standards auszutauschen. Von diesem Erfah- um herausragenden Wissenschaftlern und rungsaustausch profitieren unmittelbar die Entscheidungsträgern von beiden Seiten des Teilnehmer beider Seiten, mittelbar aber Atlantiks die Chance zu geben, über einen auch die Medien, für die sie arbeiten, und längeren Zeitraum intensiv und im kontinu- nicht zuletzt die Idee von einem offenen, ierlichen Austausch an global relevanten demokratischen Haus Europa. Herausforderungen zu arbeiten. Dieses Mal www.bosch-stiftung.de/ostwestforum spricht der gemeinsame Abschlussbericht der Fellows unter dem Titel »Getting to Zero: Die Türkei, ihre Nachbarn und der Westen – Turkey, its Neighbors and the West« Empfeh- Der Jahresbericht der Transatlantic Academy lungen an die Türkei, die EU und die USA aus. Welche Konsequenzen hat die wachsende Das Ergebnis: Die Türkei braucht den Westen außenpolitische Unabhängigkeit der genauso, wie der Westen die Türkei braucht. Türkischen Republik für die Diskussion Die Türkei ist als Motor für Transformation um den EU-Beitritt? Muss und kann die und Modernisierung im Nahen und Mittleren EU die zähen, seit 2005 laufenden Verhand- Osten unverzichtbar. Damit das Land diese lungen über den Beitritt forcieren, um die Rolle wahrnehmen kann, ist der Westen gut Bündnispartnerschaft in einer strategisch beraten, den Demokratisierungsprozess wichtigen Region zu retten – obgleich das weiter zu stützen und die Türkei durch eine Land am Bosporus immer noch Demokratie- Fortsetzung des Beitrittsprozesses noch defizite aufweist? Wie sind die Beziehungen enger an die EU zu binden. Die Vereinigten der Türkei im Norden zu Russland, im Staaten könnten diesen Prozess durch Ver- Osten zu Armenien, Irak und Iran, im Süden mittlung bei den ungelösten Konfliktherden zu Syrien zu werten und mit ihren Bezie- (Zypern, Nagorno-Karabakh) unterstützen. hungen zum Westen neu auszutarieren? www.transatlanticacademy.org Diese Fragen standen im Zentrum der www.bosch-stiftung.de/ta Transatlantic Academy 2009/2010. Wissen- schaftler und Praktiker aus Europa und Entscheidungsträger von morgen – Black Sea den Vereinigten Staaten setzten sich wäh- Young Reformers Fellowship (BSYR) rend eines zehnmonatigen Forschungs- Die politische Bedeutung der Region um aufenthalts in Washington, D.C. mit dem das Schwarze Meer wurde lange Zeit Thema auseinander. unterschätzt. Erst mit dem EU-Beitritt der Schwarzmeeranrainer Bulgarien und Rumä- Die Transatlantic Academy besteht bereits nien im Januar 2007, dem bewaffneten seit dem Jahr 2007. Die Robert Bosch Stiftung Konflikt zwischen Russland und Georgien im hat sie gemeinsam mit dem German Marshall August 2008 sowie dem anhaltenden Streit Fund of the , der ZEIT-Stiftung um Gas-Pipelines vom Kaspischen Meer nach Ebelin und Gerd Bucerius und der Lynde and Europa ist der Schwarzmeerraum verstärkt 25

in den Blick der Öffentlichkeit und den Fokus Die »neue« Rolle der Türkei – German- der Weltpolitik gerückt. Die Robert Bosch Turkish Roundtable on International Affairs Stiftung hat gemeinsam mit dem Centrum für Neben China, Indien und Brasilien gehört angewandte Politikforschung (CAP), dem insbesondere die Türkei zu den Staaten, die Institute for Regional and International international an Bedeutung und Einfluss Studies (IRIS) und dem Black Sea Trust for gewonnen haben. Das Land erlebt zurzeit Regional Cooperation das Black Sea Young einen beispielhaften wirtschaftlichen Auf- Reformers Fellowship ins Leben gerufen. schwung und genießt zugleich die längste Dieses dialogorientierte Programm bietet Phase politischer Stabilität seiner Geschich- Nachwuchskräften aus den Bereichen Politik, te. Außenpolitisch hat sich die Türkei von der Verwaltung und Politikberatung ein Forum, einseitigen Orientierung auf Amerika und um sich über die Potentiale und Probleme des Europa emanzipiert. Sie pflegt inzwischen – erweiterten Schwarzmeerraumes (Bulgarien, vom Westen argwöhnisch beobachtete – Rumänien, Moldawien, Ukraine, Russland, Beziehungen zum Nachbarn Iran, intensive Armenien, Aserbaidschan, Georgien und Kontakte zum Irak und zu Syrien, sie ver- Türkei) auszutauschen. mittelt zwischen Israel und Syrien, zwischen Georgien und Russland, und sie wirbt chine- Auf einer ersten Konferenz in Varna (Bul- sische Investoren an. Unverkennbar strebt garien) im April 2010 diskutierten 19 Fellows die Türkei eine Mittlerrolle an, zumindest im aus neun Ländern Sicherheitsfragen und Nahen Osten, vielleicht sogar in der isla- Kooperationsmöglichkeiten in der Schwarz- mischen Welt. Das stärkt ihre Position in meerregion sowie mögliche Ansätze für den Verhandlungen über einen EU-Beitritt. Entwicklungsstrategien. Diese ersten Über- Die Wahrnehmung des rasanten Wandels legungen wurden anschließend zu Vorschlä- zu einer »neuen Türkei« ist in Deutschland gen und Projektideen weiterentwickelt und gelegentlich durch die Debatte um Zuwande- auf einer zweiten Konferenz im November rung und muslimische Parallelgesellschaften in Berlin Vertretern aus Politik, Wissenschaft blockiert. Dementsprechend beschränken und Medien vorgestellt. Bewusst setzt sich viele Foren auf klassische deutsch- das Programm der Stiftung auf die Vernet- türkische Themen, auf Fragen der Migration zung von jungen reformorientierten Nach- und Integration oder den türkischen EU- wuchskräften aus den Staaten des Schwarz- Beitritt. Der »German-Turkish Roundtable on meerraumes. Der Dialog zwischen den International Affairs«, eine Kooperation der Entscheidungsträgern von morgen soll ihr Robert Bosch Stiftung, des Istanbul Policy Bewusstsein für die Chancen der Zusammen- Center (IPC) und der Stiftung Wissenschaft arbeit schärfen und helfen, nationalistische und Politik (SWP), möchte den Beziehungen Positionen zu überwinden. neue Impulse geben. Ein Netzwerk unter www.bsyr.org den Entscheidungsträgern und Nachwuchs- führungskräften aus Politik, Wirtschaft, 26

Wissenschaft und Medien soll die Verstän- zur Vertiefung der deutsch-türkischen digung zwischen beiden Staaten verbessern. Beziehungen« ins Leben. Es soll deutschen Dabei geht es weniger um das bilaterale und türkischen Kollegen aus Print-, Online- Verhältnis als um Themen von internatio- und elektronischen Medien Kenntnisse über naler Bedeutung. Dem ersten Roundtable, das jeweilige Partnerland vermitteln und der im Oktober 2010 in Istanbul stattfand, zu einer sachlicheren und professionellen wurde deshalb das Thema mitgegeben: Berichterstattung beitragen. »Perspektiven für den Nahen und Mittleren Osten unter Betrachtung der Rollen der Das Programm besteht aus drei Teilen. Die Türkei und Deutschlands«. türkischen Journalisten erhalten in ihrem ersten Seminar in Istanbul einen kleinen Vorurteile abbauen – Das Journalisten- Crashkurs in Sachen Bundesrepublik – über programm zur Vertiefung der die wichtigsten Institutionen, die Grundla- deutsch-türkischen Beziehungen gen deutscher Europa-, Außen-, Sicherheits- Viele türkische Bürger empfinden das Bild, sowie Wirtschaftspolitik und die Zuwande- das in der deutschen Presse von ihrem Land rungs- und Integrationspolitik sowie die gezeichnet wird, als einseitig. Zwangsehen, Menschenrechte. Im Anschluss daran reisen Ehrenmorde, Kopftuchstreit, Intensivstraf- sie nach Deutschland. Bei Besuchen in Köln täter – diese Schlagwörter, die hier die Nach- und Berlin erarbeiten sich die Journalisten richten bestimmen, haben nach ihrem ein realistisches Bild über die Lage der Empfinden nichts mit der modernen Türkei Migranten und den Stand der Integrations- zu tun. Von den »Deutschländern«, den tür- bemühungen. Außerdem diskutieren sie mit kischen Migranten in Deutschland, werden hohen Vertretern der katholischen und evan- deutsche Medien ohnehin kaum genutzt. gelischen Kirche. Die deutschen Journalisten Wenn sie eine Tageszeitung lesen, dann ist treffen Politiker, Wissenschaftler und Me- es häufig die hiesige Ausgabe von »Hürriyet«, dienvertreter in Istanbul und Ankara, aber oder sie holen sich das Deutschlandbild, das sie fahren auch in weniger fortschrittliche in Ankara oder Istanbul gemacht wird, über Teile der Türkei. Im Osten und Südosten des Satellit ins Wohnzimmer. Und auch dieses Landes, etwa in Diyarbakır oder Mardin, wo Bild ist nicht frei von Klischees und Verzer- ein großer Teil der türkischen Kurden und rungen. So spielen Journalisten für das Ver- der türkischen Christen lebt, erleben sie hältnis zwischen den beiden Ländern eine unmittelbar die schwierige Situation dieser zentrale Rolle. Ihre Berichterstattung prägt, Gruppen in ihrem Heimatland. Religion ist was hier wie dort über den jeweils anderen hier ein kritisches Thema, und in der Frage gedacht wird. Um bei den Journalisten der Religionsfreiheit ist die Türkei bisher beider Länder eine vorurteilsfreie Bericht- nicht auf dem Stand europäischer Ver- erstattung zu fördern, rief die Robert Bosch fassungen. Am Schluss wird auf einem Stiftung 2007 das »Journalistenprogramm Wochenendseminar Bilanz gezogen und 27

Die Teilnehmer des deutsch-türkischen Journalistenprogramms trafen Politiker, Wissen- schaftler und Medien- experten. Auch der Besuch von Sehens- würdigkeiten wie der Blauen Moschee stand auf dem Programm.

die Umsetzung der Erfahrungen in die täg- gemeinsam durchgeführte Carlo-Schmid- liche Arbeit diskutiert. Eine eigene Website Programm benannt, das 2010 sein zehn- versorgt die Teilnehmer fortlaufend mit jähriges Bestehen feierte. Es eröffnet jungen aktuellen Meldungen und Dossiers und hochqualifizierten Deutschen durch Praktika ermöglicht den Austausch von Beiträgen den Zugang zu einer beruflichen Tätigkeit über das Jahresprogramm hinaus. Das An- im internationalen Bereich und trägt so dazu gebot, das vom KulturForum TürkeiDeutsch- bei, die deutsche Präsenz in internationalen land in Köln gestaltet wird, kommt an. Viele Organisationen und auch Nichtregierungs- schätzen es – schon wegen der offenen Dis- organisationen (NGOs) auszubauen. Bewer- kussionskultur, der Begegnungen und ber können mit einer durch Eigeninitiative Kontakte – als eine besondere Weiterbildung erlangten Praktikumszusage ins Rennen für Journalisten. Bundeskanzlerin Angela gehen oder sich auf einen oder zwei der Merkel wollte bei ihrem Treffen mit den ausgeschriebenen Plätze in internationalen Redakteuren aus der Türkei noch einen Organisationen bewerben. 2010 waren es Schritt weiter gehen: Warum eigentlich, Plätze bei der Weltbank und ihr zugehörigen fragte sie in die Runde, sollte es nicht einen Organisationen. Das Programm wird in deutsch-türkischen Fernsehsender nach Zusammenarbeit mit dem Tönissteiner dem Vorbild des deutsch-französischen Kreis (Verein zur Förderung von Führungs- Kulturkanals ARTE geben? Das wäre doch nachwuchs für internationale Aufgaben) ein interessantes Ziel für die Zukunft. durchgeführt. Das Auswärtige Amt leistet www.bosch-stiftung.de/journalistenprogramme Hilfestellung bei der Akquisition von Prakti- kumsplätzen und bei der Betreuung der Eine attraktive Allianz – Stipendiaten vor Ort. Diese Allianz hat sich Das Carlo-Schmid-Programm in zehnjähriger Zusammenarbeit als überaus 1946, als Europa noch in Trümmern lag, trat attraktiv erwiesen: Bei den Organisationen er schon vehement für ein »wirtschaftlich, wie bei den Bewerbern gilt das Programm politisch, militärisch« geeinigtes Europa ein, als »Gütesiegel« für hochmotivierte Teilneh- eine Vorstellung, die so kurz nach dem Ende mer und empfehlenswerte Praxisstationen. des Zweiten Weltkrieges vielen noch ganz Anfang und Ende des Programms markiert undenkbar schien. Er war ein ungewöhn- jeweils ein von der Studienstiftung des licher Politiker, in seinen Zukunftsvisionen deutschen Volkes ausgerichtetes Sommer- seiner Zeit oft weit voraus: der Staatsrechtler seminar, in dem die Stipendiaten die Mög- und baden-württembergische Bundes- lichkeit haben, sich dem Alumni-Netzwerk tagsabgeordnete Carlo Schmid, einer der anzuschließen und mit Experten aus »Väter des Grundgesetzes«. Nach ihm ist Wissenschaft und Praxis ihre Tätigkeit das von der Studienstiftung des deutschen in den Organisationen vorzubereiten und Volkes, dem Deutschen Akademischen Aus- – im Anschluss an ihr Praktikum – ihre tauschdienst und der Robert Bosch Stiftung Erfahrungen aufzuarbeiten. 28

Ein DeutschMobil vor dem Hôtel de Ville, Paris

Appetitmacher – Das DeutschMobil Austauschdienst und die Goethe-Institute, Das passte: 2010, als das DeutschMobil zehn- unterstützen das Projekt mit Förderbei- jähriges Jubiläum feierte, wurde vom Aus- trägen oder bei der Organisation vor Ort. wärtigen Amt zum »Jahr der deutschen Spra- Seit 2003 steht die Aktion zudem unter che« ausgerufen. Ende 2000 waren die ersten der Schirmherrschaft des französischen vier Lektoren, mit Unterstützung der Robert Bildungsministers. Bosch Stiftung und Mercedes Benz, in ihren www.bosch-stiftung.de/deutschmobil Vans gestartet, um bei französischen Schü- lern auf spielerische Weise Begeisterung für Die Gründung des deutsch-japanischen die deutsche Sprache zu wecken und das Hochschulrektoren-Forums nicht immer positive Deutschlandbild zu Japan und Deutschland stehen vor ganz ähn- korrigieren. Es war die Zeit, als sich immer lichen Herausforderungen – wirtschaftlich, weniger Schüler in Frankreich für Deutsch demographisch und ökologisch. Eine inten- als zweite Fremdsprache entschieden. Tempi sive wissenschaftliche Zusammenarbeit bei passati. Die Zahlen sprechen für sich: Steige- diesen und weiteren Themen böte große rungen um bis zu 50 Prozent bei der Wahl Chancen für beide Seiten. Doch trotz vieler von Deutsch als zweiter Fremdsprache Bemühungen verharrten die Kontakte zwi- und um 25 Prozent bei Deutsch als erster schen deutschen und japanischen Universi- Fremdsprache sind nach einem Besuch des täten bislang auf enttäuschend niedrigem DeutschMobils im Schnitt zu verzeichnen. Niveau. Das belegen schon zwei einfache Erfolg wirkt ansteckend. 2002 ging – unter- Zahlen: Nur 2500 Japaner studieren aktuell stützt von der französischen Botschaft in in Deutschland und gerade mal 450 Deutsche Deutschland und Renault – die Parallelaktion in Japan. Die Robert Bosch Stiftung unter- FranceMobil an den Start. Heute besuchen stützt deshalb die Gründung des deutsch- zwölf Stipendiaten deutschlandweit Schulen, japanischen Hochschulrektoren-Forums, das um auch der französischen Sprache zu von der Ruprecht-Karls-Universität Heidel- neuem Aufschwung zu verhelfen. Für dieses berg gemeinsam mit den Exzellenzuniversi- Engagement wurde beiden Programmen, täten Göttingen und Karlsruhe initiiert wur- dem DeutschMobil und dem FranceMobil, de. Ziel ist es, führende Universitäten beider 2004 der Adenauer-de Gaulle-Preis verlie- Länder in einen Dialog zu bringen, gemein- hen. Inzwischen hat die Gruppe der deut- same Projekte anzustoßen und die Zahl der schen Lektoren eine eindrucksvolle Bilanz Studierenden und Postgraduierten, die einen vorzuweisen: Fast 900 000 Kilometer wurden Teil ihrer Ausbildung im jeweils anderen zurückgelegt, 460 000 französische Schüler Land absolvieren, deutlich zu erhöhen. angesprochen. Aufgrund der stetig wach- senden Nachfrage wurde die Flotte auf Die ersten Schritte sind getan. Ende Juli zehn Einsatzfahrzeuge vergrößert. Viele 2010 war eine 40-köpfige Delegation der Helfer, vor allem der Deutsche Akademische Kyoto University, der Osaka University 29

und der Tohoku University (Sendai) an der zur Freundschaft zwischen beiden Ländern Ruperto Carola in Heidelberg, der ältesten beitragen. Bereits für die zweite Ausschrei- Universität Deutschlands, zu Gast, um mit bung mit zehn Plätzen gab es rund 65 Bewer- Kollegen der drei deutschen Hochschulen bungen aus ganz Deutschland. Innerhalb über eine Intensivierung der wissenschaft- eines Jahres nach der Stipendienzusage, lichen Zusammenarbeit zu beraten. Zum zu der auch die Übernahme der Flugkosten Abschluss des zweitägigen Treffens haben gehört, treten die Teilnehmer ihren Auf- die Rektoren und Präsidenten der sechs enthalt an. Sie bewerben sich dafür selbst- Einrichtungen im Beisein des japanischen ständig in Japan. Ein Einführungskurs Botschafters in Deutschland, Takahiro und Intensivsprachtraining bereiten die Shinyo, eine gemeinsame Erklärung unter- jungen Deutschen vor; außerdem erhalten zeichnet und die Gründung eines deutsch- sie während ihrer Zeit in Japan begleitenden japanischen Hochschulkonsortiums Sprachunterricht. Die Resonanz der bis- beschlossen. Mit diesem in der deutsch- herigen Teilnehmer ist sehr positiv und der japanischen Zusammenarbeit bisher einzig- Aufenthalt wird als »große Bereicherung« artigen Konsortium wollen sie ihre Koopera- beschrieben. tionen in Forschung und Lehre ausbauen www.bosch-stiftung.de/rechtsreferendare und den Austausch von Studierenden, Doktoranden und Wissenschaftlern fördern. Wanderausstellung Der Zusammenschluss soll durch regel- »Homöopathie 1796‒1996« in Indien mäßige Folgetreffen in Deutschland und Eine außerordentliche Breitenwirkung hatte Japan gefestigt werden. 2010 die englischsprachige Wanderausstel- lung zur Homöopathiegeschichte. Sie wurde Wahlstation Japan: Programm für deutsche in Kooperation mit dem Goethe-Institut Rechtsreferendare in Neu-Delhi in über 20 indischen Städten Anfang des Jahres 2010 reisten die ersten gezeigt. Ausstellungsorte waren homöopa- fünf Teilnehmer des Japanprogramms thische Colleges, die in Indien Träger der für deutsche Rechtsreferendare um den universitären Ausbildung sind (zum Beispiel halben Globus, um ihre dreimonatige Wahl- in Mumbai/Bombay, Hyderabad, Jaipur, station in Fernost zu absolvieren. Die Robert Lucknow), Kulturzentren (zum Beispiel Bosch Stiftung hat dieses Programm ent- in Goa und Pune), das Museum der Kunst- wickelt, um mehr qualifizierten deutschen akademie (in Chennai/Madras), ein Uni- Nachwuchsjuristen die Chance zu geben, versitätsmuseum (Ahmedabad), Forschungs- Japan und sein Rechtssystem kennenzuler- zentren (in Noida, Kalkutta), Spezialkran- nen und Kontakte zu knüpfen. Die jungen kenhäuser (wie das Indian Spinal Injuries Juristen sollen sich mit dem japanischen Centre in Neu-Delhi) oder auch das Goethe- Recht und den deutsch-japanischen Rechts- Institut, zum Beispiel in Bangalore. Bei beziehungen auseinandersetzen und damit mehreren großen Ärztekongressen, wie dem 30

Professor Martin Dinges, Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, stellt dem indi- schen Staatsminister für Gesundheit und Familie, Shri S. Gandhiselvan, in Neu-Delhi die Wanderaus- stellung zur Geschichte der Homöopathie vor.

nationalen indischen Kongress homöopa- thischer Ärzte in Neu-Delhi oder beim Kon- gress der Homoeopathic Medical Association of India in Mysore, wurde die Ausstellung ebenfalls gezeigt. So konnte ein vielfältiges Netz von Kontakten zwischen deutschen und indischen Homöopathen entstehen, aus denen sich bereits weitere Kooperationen entwickeln. Sowohl indische - und Fernsehstationen als auch lokale und regio- nale Printmedien berichteten ausführlich über die verschiedenen Ausstellungsorte. www.bosch-stiftung.de/homoeopathie 31

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Bildung Ein erfolgreiches Bildungssystem muss jeden nach seinen spezifischen Möglichkeiten fördern und eine Vielfalt an Bildungspfaden ermög- lichen. Es dürfen keine Hürden entstehen zur jeweils nächsten Station – von der Vorschule bis zum Eintritt ins Berufsleben. Das erfordert Kompetenz, Dialog und Flexibilität aller. Die Konzepte zu Individualisierung und Durch- lässigkeit verfolgen wir in unserem Bildungs- engagement konsequent: in Programmen zur Professionalisierung der frühkindlichen Bildung und Erziehung und zur Qualifizierung der Leitungsteams in Schulen genauso wie in Initiativen zur Qualitätsentwicklung von Schule, Begabten- und Kreativitätsförderung sowie zur besseren Gestaltung des Übergangs zwischen Schule und Arbeit. 35

Kinderbetreuung in der Kinderstube Fabido in Dortmund

NUBBEK: Nationale Untersuchung zur sind: die Forschungsgruppe Verhaltens- Bildung, Betreuung und Erziehung biologie des Menschen, Kandern, die Uni- in der frühen Kindheit versitäten Osnabrück und Bochum, das Seit Jahren unterstützt die Robert Bosch Deutsche Jugendinstitut, München, das Stiftung im Programmschwerpunkt Früh- Staatsinstitut für Frühpädagogik, München, kindliche Bildung kontinuierlich die Ver- das Institut für Pädagogische Qualitäts- besserung von Bildung, Betreuung und Informations-Systeme an der Freien Univer- Erziehung von Vorschulkindern. Seit der sität Berlin. Ein methodisches Spezifikum Einführung eines ab 2013 geltenden Rechts- der Studie besteht darin, dass die Forscher- anspruchs auf einen Betreuungsplatz für gruppe SOEP (Sozio-oekonomisches Panel) Kinder unter drei Jahren befindet sich das am Deutschen Institut für Wirtschafts- deutsche Früherziehungssystem in einem forschung (DIW) in Berlin als assoziiertes reformorientierten Wandlungsprozess. Mitglied an dem Forschungsvorhaben betei- Die Umsetzung der gesetzlichen Vorgabe ligt ist. In einer Auftaktveranstaltung am stellt alle Beteiligten vor eine große Heraus- 22. Februar 2010 in der Bosch-Repräsentanz forderung. So gilt es in den nächsten Mona- Berlin wurde die Öffentlichkeit über den ten, einige noch offene Fragen zu klären, Start der »Nationalen Untersuchung zur die sowohl die Quantität des Ausbaus, aber Bildung, Betreuung und Erziehung in der vor allem auch die Qualität der Kinderbe- frühen Kindheit« (NUBBEK) unterrichtet. treuung betreffen. Bislang gibt es in Deutsch- Seitdem läuft die Erhebungsphase, in die land nur wenig evidenzbasiertes Wissen bundesweit rund 2 000 zwei- und vierjährige über die pädagogische und bildungsför- Kinder, ihre Familien und ihre Kindertages- dernde Qualität bestehender Betreuungs- stätten, Krippen oder Tagespflegestellen angebote. Die angestrebte »Verbesserung« einbezogen werden. Ausführliche Inter- der pädagogischen Angebote von Kinder- views, Überprüfungen des Entwicklungs- tageseinrichtungen ist auf diese Grundlage standes der Kinder sowie Untersuchungen angewiesen und kann sich nur mit diesen der Qualität der verschiedenen Betreuungs- Kenntnissen zielorientiert entwickeln. formen und -einrichtungen sollen Aufschluss über den Status quo der Frühpädagogik Um diese Lücke zu schließen, unterstützt geben. Die Ergebnisse sollen eine belastbare die Stiftung – in Partnerschaft mit der Jacobs Basis für individuelle Gestaltungskonzepte Foundation, dem Bundesministerium für der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Erziehung schaffen. Über den Fortgang den Bundesländern Bayern, Brandenburg, der Untersuchung informiert das NUBBEK- Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen – Konsortium kontinuierlich im Internet. ein großangelegtes Forschungsvorhaben, www.nubbek.de das von einem Verbund von Forschungs- einrichtungen durchgeführt wird. Beteiligt 36

Kinderchor »Wir Kinder vom Kleistpark« bei der Auftaktveranstaltung zum Forschungskolleg Frühkindliche Bildung in Berlin

Droht ein Personalnotstand in der Der erfolgversprechendste Weg besteht Kinderbetreuung? darin, die Qualifizierung zusätzlichen Von 2013 an, so sieht es das neu gefasste Tagespflegepersonals zu intensivieren und Kinderförderungsgesetz vor, haben auch die die Aus- und Weiterbildungslandschaft in unter Dreijährigen einen Rechtsanspruch auf diesem Bereich transparenter zu gestalten. Betreuung, das heißt auf einen Platz in der Genau diese Ziele hat sich die Weiterbil- Krippe oder bei einer Tagesmutter. Aber : dungsinitiative Frühpädagogische Fach- Bereitgestellte Mittel für Investitionen sind kräfte in der Folge gesetzt und zu einem zu wenig, wenn das Fachpersonal fehlt und Bundeskongress für Weiterbildungsanbieter es an qualifizierten Erziehern und Tages- in der Frühpädagogik eingeladen. Unter müttern mangelt. Und wie lässt sich der ent- dem Titel »Höher Schneller WeiterBildung« sprechende Bedarf präzise errechnen? Seit kamen am 31. Mai 2010 in Berlin mehr als der Verabschiedung des Gesetzes wird heftig 300 Teilnehmer zusammen. Sie berieten darüber diskutiert, wie der darin gewährte über die Zukunft der frühpädagogischen Anspruch eingelöst werden kann. Betreuung, diskutierten in Arbeitsgruppen mit renommierten Experten über Qualität, Um diese Debatte zu versachlichen, haben Kompetenzorientierung und anschluss- die Partner der Weiterbildungsinitiative fähige Bildungswege und suchten gemein- Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), sam nach Wegen, um die Attraktivität des die die Robert Bosch Stiftung gemeinsam Berufsfeldes zu erhöhen und das Betreu- mit dem Bundesministerium für Bildung ungsangebot durch geeignete Qualifizie- und Forschung und dem Deutschen Jugend- rungsmaßnahmen zu verbessern. Hierfür institut betreibt, eine Studie zur Personal- wurde mit der Expertise der Grundstein situation veröffentlicht. Die Situation präsen- gelegt. tiert sich demnach in Ost und West wie auch www.weiterbildungsinitiative.de von Bundesland zu Bundesland sehr unter- schiedlich. Den ostdeutschen Bundesländern Von der Schule in den Beruf – prognostizieren die Autoren ab 2013 einen Die SENTA-Schulen deutlichen Personalüberhang, während »Der erfolgreiche Übergang von der Schule in den alten Bundesländern eine Lücke von in den Beruf ist ein entscheidender Erfolgs- 32 000 Fachkräften droht. Dieses Problem indikator für unser Bildungssystem. Das könnte sich sogar noch verschärfen, wenn SENTA-Programm macht die SENTA-Schulen mehr Eltern als angenommen einen Betreu- in dieser Hinsicht zu leuchtenden Vorbil- ungsplatz für ihren Nachwuchs beanspru- dern«, resümierte Baden-Württembergs chen. Auch das haben die Forscher in zwei Kultusministerin Marion Schick die Ergeb- unterschiedlichen Szenarien errechnet. nisse der zweijährigen Pilotphase des Die Studie zeigt aber auch, wie sich der dro- von der Robert Bosch Stiftung geförderten hende Personalnotstand abwenden lässt. Schulentwicklungsprogramms SENTA im 37

32 Haupt- und Realschu- len nahmen in der Pilot- phase am Programm SENTA teil. Die acht Lerngemeinschaften aus je einer Mentoren- und drei Projektschulen ent- wickelten erfolgreich neue Übergangskonzepte.

September 2010. Dieses Vorbild kommt seit große Mehrheit der teilnehmenden Schulen dem Schuljahr 2010/2011 auch den Schülern nun über ein durchgehendes Curriculum zur in Sachsen-Anhalt zugute, wo es mit einer Berufsorientierung bereits ab Klasse 5 sowie zweijährigen Laufzeit eingeführt wurde. über stabile Kooperationen und Bildungs- Das Thema Übergangsmanagement greift partnerschaften mit schulischen und außer- die Robert Bosch Stiftung außerdem im LISA- schulischen Partnern. Die Mehrheit der Fachkräfteprogramm auf: Während dort Schulen wird nach der Förderung im SENTA- der Fokus auf spezifischen Herausforde- Projekt ihre Arbeit fortsetzen. Damit hat rungen von Migranten liegt, konzentriert SENTA zu einer nachhaltigen Vernetzung das SENTA-Programm seine Aktivitäten auf der Schulen beigetragen. Schulen und notwendige Schulentwicklung www.bosch-stiftung.de/senta zur Verbesserung der Übergänge. Mit effizienten Führungsstrukturen Schule Arbeitslosigkeit, fehlende Berufsausbildung verbessern. Schulmanagement in sowie eine hohe Zahl von Schul- und Ausbil- Bildungsregionen Baden-Württembergs dungsabbrechern gefährden die Entwick- Die Preisträger des Deutschen Schulpreises lungschancen von Jugendlichen und damit belegen beispielhaft, was auch viele inter- die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. nationale Studien zeigen: Wer die Qualität Vor allem Schulen der Sekundarstufe I sehen von Schulen verbessern will, muss bei der sich in besonderer Weise mit den Herausfor- Führungsqualität der Schulleitung ansetzen. derungen der Berufswelt konfrontiert. Hier Qualifizierte Schulleiter stoßen Innovatio- setzt die Robert Bosch Stiftung mit »SENTA! nen an und sorgen für eine Schulkultur und Schule, Entwicklung, Arbeit« an und unter- ein Unterrichtsklima, die die Entwicklung stützt Schulen dabei, den Übergang ihrer der Schüler fördern und damit deren Absolventen in den Beruf vorzubereiten und Leistungen verbessern. Gerade die heute zu erleichtern. Seit eine Jury im März 2008 geforderte »eigenständige« Schule lässt neue 32 Haupt- und Realschulen zur Förderung Aufgabenfelder entstehen, die von der Schul- ausgewählt hatte (acht Mentorenschulen leitung zusätzliche Kompetenzen und vor mit bereits erfolgreichen Übergangskonzep- allem Führungseignung einfordern. Qualifi- ten sowie 24 Projektschulen mit erkenn- zierte Schulleitung ist somit ein eigenstän- barem Entwicklungspotential), konnten alle diges Berufsfeld, auf dessen Anforderungen SENTA-Schulen und auch die erfolgreichen die herkömmliche pädagogische Ausbildung Mentorenschulen ihre Vermittlungsquoten in keiner Weise vorbereitet. Länder wie deutlich verbessern: Sie bereiten ihre Holland, Großbritannien und die skandina- Schüler mittlerweile zielgerichtet, wirk- vischen Länder haben dies schon vor län- sam und nachhaltig auf den erfolgreichen gerer Zeit erkannt und eigene professionelle Start in das Arbeitsleben vor. Die beiden Ausbildungswege für Schulleiter entworfen. Erfolgsgaranten: Durch SENTA verfügt die Deutschland steht erst am Anfang dieser 38

Führung, Kooperation, Qualität und Gestaltung sind die zentralen Be- reiche erfolgreichen Schulmanagements.

Entwicklung. Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung wurde 2010 in den baden- württembergischen »Bildungsregionen« Ravensburg und Freiburg ein dreijähriges Programm konzipiert, um an jeweils zwölf Schulen innovative Führungs- und Manage- mentstrukturen zu etablieren. Bildungsver- waltung und Schulträger sind in die Weiter- bildung des Leitungspersonals einbezogen. In zahlreichen Workshops lernen die Teil- nehmer unternehmerisches Denken und strategische Entscheidungsfindung genauso wie die Gestaltung von Rahmenbedingungen für innovative Entwicklungen, die Organisa- tion verlässlicher Teamstrukturen, die Moti- vation von Mitarbeitern und den effizienten Umgang mit Ressourcen. Gleichzeitig öffnen die Workshops den Blick über den Tellerrand der Einzelschule. Das Ziel ist dabei eine effiziente Zusammenarbeit mit Verwaltung und Schulträgern und der Aufbau von Netz- werken zur wechselseitigen Beratung und Unterstützung der Schulleitungsteams untereinander (»peer coaching«). Manage- mentberater begleiten die Schulleiter und ihre Teams während der gesamten drei Projektjahre intensiv und systematisch. Aus der Dokumentation der Entwicklungs- prozesse werden in einem nächsten Schritt Materialien zur Aus- und Weiterbildung von Führungskräften an Schulen generiert. So stiften die Erkenntnisse aus diesem Projekt Nutzen über den unmittelbaren Teilnehmerkreis hinaus. www.bosch-stiftung.de/bildung 39

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Gesellschaft Veränderungen wie der demographische Wandel und die Integration von Migranten stellen unsere Gesellschaft und ihre Institu- tionen vor große Herausforderungen. Wir nehmen diese an, suchen nach beispielhaften Antworten und fördern gesellschaftliches Engagement – gelegentlich auch auf unkonven- tionellen Wegen. Wir suchen nach Konzepten für einen respektvollen Umgang mit alten Menschen. Wir unterstützen Initiativen zur Förderung von Familien. Und wir fördern eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaft- lichen Leben – unabhängig von kultureller Herkunft. 43

Selim Korkmaz hat gut lachen. Das Mentoren- Programm des Deutsch- Türkischen Forums Stuttgart hat ihm einen großen Bruder beschert.

Abi und Abla – Mentoren-Programm anschaut und ruhig auch mal ein wenig mit für türkische Schüler den Händen gestikuliert, um Sicherheit In türkischen Familien sind der Abi, der auszustrahlen. So gewinnt auch Selim mehr große Bruder, und die Abla, die große Selbstvertrauen und ist zuversichtlich, Schwester, traditionell Stellvertreter von dass er eine erfolgreiche Bildungslaufbahn Vater und Mutter und für die Jüngeren Vor- absolvieren kann. bild und Autorität zugleich. Diese Tradition nutzt das von der Robert Bosch Stiftung ge- Für viele Lehrer sind Schüler wie Selim eine förderte Agabey-Abla-Mentoren-Programm »Risikogruppe« oder »Restschüler«, denen des Deutsch-Türkischen Forums in Stuttgart, sie nicht besonders viel zutrauen. Aber wenn bei dem türkischstämmige Gymnasiasten wir Schüler wie ihn auf die »Verliererstraße« und Studenten Grund- und Hauptschüler schicken, schaden wir uns selbst. Denn aus türkischen Familien begleiten, um sie was aus ihnen, den Kindern aus Zuwanderer- in ihrer persönlichen Entwicklung zu unter- familien, auf ihrem Bildungsweg wird, ent- stützen, ihnen zu schulischem Erfolg und scheidet über die Zukunftsfähigkeit dieser einer Berufsperspektive zu verhelfen. Denn Gesellschaft. 2009 wurde deshalb das im eigenen Umfeld fehlt es diesen Kindern Agabey-Abla-Mentoren-Programm auf den und Jugendlichen oft an ermutigenden Weg gebracht. Und es hat sich als sehr erfolg- Vorbildern, an denen sie sich orientieren reich erwiesen. Bei den meisten Schülern können. Überwiegend kommen sie aus wurde eine Verbesserung des Lern- und bildungsfernen Familien und leben in Stadt- Sozialverhaltens festgestellt. Aber auch die bezirken mit einem hohen Anteil an Zuwan- Mentoren profitieren davon: Die regelmäßige derern. Viel zu wenigen gelingt deshalb Fortbildung in pädagogischen und sozial- ein höherer Bildungsabschluss. pädagogischen Fragen, die sie erhalten, erweitert auch ihre Kompetenzen; darüber Özgür möchte daran etwas ändern, er möch- hinaus sind sie in ein Netzwerk gegenseitiger te Verantwortung für einen Jüngeren über- Unterstützung eingebunden. Und sie haben nehmen. Der Informatikstudent war Stipen- bürgerschaftliches Engagement unter diat des Stiftungsprogramms »Talent im Beweis gestellt und gezeigt, wie sehr diese Land« und ist nun einer von 80 Mentoren, Gesellschaft von erfolgreichen Migranten die an Stuttgarter Grund- und Hauptschulen profitieren kann. Jüngeren helfen. Sein neuer Bruder Selim ist www.dtfstuttgart.de zehn Jahre alt. Einmal in der Woche treffen sie sich, um gemeinsam an Selims Hausauf- »Du hast die Macht« – Politische Bildung gaben zu arbeiten, aber auch, um die Kommu- für politikferne Jugendliche nikationsfähigkeiten und das Auftreten Parteien beklagen einen akuten Nach- des Jungen zu verbessern: wie man deutlich wuchsmangel, junge Menschen gehen be- spricht, die Zuhörer bei einem Referat sonders selten zur Wahl und laut aktueller 44

Das LISA-Projekt »Start- klar für Ausbildung und Beruf« in Lahr

Shell-Jugendstudie schätzt sich nur ein gutes lernen die Jugendlichen, wie Demokratie Drittel der Jugendlichen als politisch interes- funktioniert und wie sie durch eigenes siert ein. Stimmt dieses immer wieder ge- Engagement ihre Umwelt gestalten können. zeichnete Bild einer zunehmend politikver- Herzstück des Projekts ist die von Jugend- drossenen Jugend auch mit der Wirklichkeit lichen für Jugendliche betriebene Website überein? »Ja und Nein!«, sagen Tanisha (17) www.duhastdiemacht.de, auf der alle Aktivi- und Sandra (19) aus dem Redaktionsteam der täten gebündelt werden. Dort finden sich Internetplattform www.duhastdiemacht.de. zum Beispiel die Ergebnisse einer Deutsch- Für viele Jugendliche mag das Politikgesche- landtour, bei der das vierköpfige Redaktions- hen zwar undurchschaubar und unattraktiv team zahlreiche politische Statements junger sein, unpolitisch sind sie deshalb aber nicht. Menschen eingeholt hat, und die Filmdoku- Sie haben eine Meinung und wollen mit- mentation »Die Anpacker«, die einen kurz- gestalten. Dafür suchen sie Möglichkeiten weiligen Einblick in den Berufsalltag und jenseits der herkömmlichen Politikvermitt- das Privatleben junger Politiker bietet. lung und des klassischen parteipolitischen Ein Politquiz, ein Blog sowie Foto-, Video- Engagements. und Rednerwettbewerbe zu den Anliegen von Jugendlichen ergänzen die redaktio- Tanisha und Sandra wissen, wovon sie reden. nellen Inhalte um interaktive Elemente. Denn sie sprechen keineswegs nur für sich, Auftritte des Redaktionsteams in Fernseh- sondern für die vielen Jugendlichen, die sich shows und auf Jugendmessen tragen zusätz- an dem Projekt »Du hast die Macht« beteiligt lich zur Bekanntheit der Plattform bei. haben, einem Projekt, das die junge Genera- www.bosch-stiftung.de/dhdm tion für Politik und politische Partizipation www.duhastdiemacht.de interessieren und motivieren will. »Du hast die Macht« ist eine in Kooperation mit der Das LISA-Fachkräfteprogramm: UFA Film & TV Produktion im April 2010 Die Übergänge in Ausbildung und Beruf gestartete und von prominenten Paten wie professioneller gestalten der Monrose-Sängerin Senna Guemmour Seit 2006 fördert die Robert Bosch Stiftung und dem Schauspieler Raúl Richter begleitete kommunale Netzwerke, die beispielhaft die Medieninitiative. Damit unterstützt die Qualität der Berufsorientierung und Berufs- Robert Bosch Stiftung die Suche nach neuen vorbereitung vor Ort verbessern. Etliche Wegen und innovativen Methoden medialer Jugendliche, insbesondere aus Migrantenfa- Politikvermittlung in der politischen Bil- milien, haben keine oder schlechte Bildungs- dung. Hierfür werden vor allem die von abschlüsse, als Konsequenz daraus keine Jugendlichen favorisierten Medien wie sozi- abgeschlossene Ausbildung und damit einen ale Netzwerke im Internet nutzbar gemacht. denkbar schlechten Start in ein erfolgreiches Mit direktem Bezug zu ihrem eigenen Leben Berufsleben. Dem muss entgegengewirkt und auf emotionale, authentische Weise werden. Dank des Programms »LISA« (Lokale 45

Gezielte Bewegungs- therapie ist ein Baustein, um Pflegebedürftigkeit vorzubeugen.

Initiativen zur Integration junger Migranten Personalpolitik demographiefest gestalten – in Ausbildung und Beruf) ist es an den geför- Das Projekt »Älter werden in der Pflege« derten Standorten gelungen, den Übergang Der deutsche Sozialstaat ist auf sinkende von Schule in Ausbildung und Beruf deutlich Geburtenraten und eine Zunahme der Zahl erfolgreicher zu gestalten. Alle beteiligten pflegebedürftiger alter Menschen nicht Fachkräfte – Lehrer, berufliche Ausbilder, vorbereitet. Besonders in der Pflegebranche Mitarbeiter der Agentur für Arbeit und lässt der demographische Wandel drama- Sozialpädagogen − arbeiten Hand in Hand. tische Relationen erkennen. Nach Berech- Diese Erfahrungen aus der Praxis nützt die nungen des Forschungszentrums Generatio- Stiftung nun für die Erweiterung von LISA nenverträge der Universität Freiburg wird zum mehrjährigen LISA-Fachkräftepro- sich die Zahl der Pflegefälle von 2,2 Mio. gramm. Denn oft sind erforderliche Kompe- im Jahr 2007 auf etwa 4,4 Mio. im Jahr 2050 tenzen bisher kaum systematisiert, und die verdoppeln. Um diese Menschen zu versor- öffentlich zugänglichen Fort- und Weiter- gen, müsste die Zahl der Pflegekräfte ent- bildungen sind unübersichtlich und eher sprechend zunehmen. Tatsächlich sinkt punktuell angelegt. Am Beispiel der Sozial- jedoch das Angebot an jungen, fachlich gut pädagogen zeigte dies eine von der Stiftung qualifizierten Berufseinsteigern. Mittel- 2009 in Auftrag gegebene Studie »Zur Pro- und langfristig droht eine massive Unter- fessionalisierung von sozialpädagogischen versorgung an Fachkräften in der Pflege. und weiteren Fachkräften im Übergang von Gleichzeitig müssen sich die Pflegeeinrich- der Schule in die Arbeitswelt«. Das Ergebnis: tungen auf ein deutlich höheres Durch- Diese Berufsgruppe wird in ihrer Ausbil- schnittsalter der eigenen Belegschaften dung auf die strukturbezogenen Aufgaben einstellen. Diese Entwicklung wird von den (Kooperation und Netzwerkausbildung) Personalverantwortlichen bislang noch nicht ausreichend vorbereitet. Das LISA- nicht angemessen in den Blick genommen. Fachkräfteprogramm soll nun für mehr Vor diesem Hintergrund hat das Forschungs- Professionalität der am Übergangsmanage- institut Betriebliche Bildung (f-bb) in Zu- ment beteiligten Fachkräfte sorgen und sammenarbeit mit der Berufsgenossenschaft die kommunale Verantwortung für die für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege Professionalisierungsprozesse stärken. (BGW) von 2008 bis 2010 das von der Robert Als erste Kommunen identifizieren derzeit Bosch Stiftung geförderte Projekt »Älter Kassel, Mannheim und Mülheim a.d.R. werden in der Pflege« durchgeführt. Neben ihren Fortbildungsbedarf und erarbeiten einer bundesweiten Studie der Bedarfslage konkrete Vorschläge zu seiner Deckung. angesichts älter werdender Belegschaften www.bosch-stiftung.de/lisa-fachkraefteprogramm wurden exemplarisch in sechs Einrichtungen zukunftsorientierte Konzepte für die statio- näre und ambulante Altenpflege sowie die stationäre Krankenpflege entwickelt und 46

erprobt. Am 29. September 2010 wurden Familienfreundlichkeit im europäischen die Ergebnisse auf einer Fachtagung »Demo- Vergleich – Der »Europäische Unternehmens- graphie in der Pflege« in Stuttgart vorgestellt monitor Familienfreundlichkeit« und mit über 150 Experten diskutiert. Dabei Angesichts des teilweise bereits spürbaren wurde ein breites Spektrum unterschied- Fachkräftemangels müssen sich Unterneh- licher Lösungsansätze erkennbar: Arbeits- men darauf einstellen, dass der Wettbewerb organisatorische Veränderungen und eine um gut qualifizierte Arbeitskräfte härter stärkere Transparenz der Arbeitsprozesse wird. Viele Betriebe versuchen schon heute, können Belastungen reduzieren, präventive durch eine familienbewusste Personalpolitik Angebote der Gesundheitsförderung stärken um Fachkräfte zu werben und sie zu binden. die Mitarbeitergesundheit, die gezielte Das Institut der deutschen Wirtschaft Qualifizierung älterer Fachkräfte sowie Köln (IW) hat im Auftrag der Robert Bosch ein systematischer Wissensaustausch zwi- Stiftung und des Bundesministeriums schen älteren und jüngeren Beschäftigten für Familie, Senioren, Frauen und Jugend können sowohl die Qualität der Pflege als den Europäischen Unternehmensmonitor auch die Arbeitszufriedenheit verbessern, Familienfreundlichkeit im November 2010 Mitarbeitergespräche helfen, Problemlagen veröffentlicht. Mehr als 5 000 Firmen in frühzeitig zu erkennen, und neue Einar- Großbritannien, Frankreich, Polen, Italien, beitungskonzepte können die Einstellung Schweden und Deutschland wurden im von Wiedereinsteigern, Umschülern Herbst 2009 zur Verbreitung familien- oder älteren Auszubildenden erleichtern. freundlicher Maßnahmen befragt. Dabei »Älter werden in der Pflege« liefert wichtige wurde insbesondere auf folgende Themen Hinweise für die Gestaltung einer zukunfts- eingegangen: Arbeitszeit- und Arbeitsort- fähigen Personal- und Organisationsent- flexibilisierung, Elternzeit/Wiedereinstieg, wicklung in der Gesundheitsbranche. Die Kinder- und Angehörigenbetreuung und Konzepte und Maßnahmen zeigten schon Familienservice. Ferner wurden in der während der Projektphase erste Erfolge repräsentativen Studie die Bedeutung und veranlassten die teilnehmenden Einrich- sowie Voraussetzungen und Hemmnisse für tungen, ihre Personalplanung zu systema- Familienfreundlichkeit herausgearbeitet. tisieren. Die im Projekt gewonnenen Er- Die Ergebnisse zeigen, dass insgesamt mehr kenntnisse wurden in Handlungsleitfäden als acht von zehn Unternehmen die Verein- zusammengetragen, so dass sie auch ande- barkeit von Familie und Beruf als wichtig ren Pflegeeinrichtungen zur Verfügung für sich und ihre Beschäftigten betrachten. stehen. Das Engagement schwedischer und briti- www.bosch-stiftung.de/personalpolitik scher Unternehmen ist besonders hoch, gefolgt von Deutschland. Flexible Arbeits- zeiten und Organisationsformen sind in allen sechs Ländern bevorzugte Instrumente, 47

Familienfreundliche Hoch- schule: die Hochschule für angewandte Wissen- schaft und Kunst (HAWK), Hildesheim/Holzminden/ Göttingen

um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Familiengründungen während des Studiums zu verbessern. Dies geschieht durch Teilzeit- oder der wissenschaftlichen Laufbahn beschäftigung, flexible Tages- und Wochen- erleichtern und zugleich exzellente Wissen- arbeitszeiten und individuell ausgehandelte schaftlerinnen und Wissenschaftler mit Kind Arbeitszeiten. für die Hochschulen gewinnen und bei ihrer www.bosch-stiftung.de/demographie Karriere unterstützen können. Eine Infra- struktur, die Arbeitsplätze für Eltern, Bitte mit Familie – Kinderzimmer, Wickel- und Stillräume und Familienfreundliche Hochschulen Kinderbetreuung durch geschultes Fachper- Der Bildungsaufstieg von Frauen binnen sonal anbietet, gehört ebenso dazu wie eine einer Generation ist eindrucksvoll: Mehr Flexibilisierung der Studienstrukturen und als die Hälfte aller Abiturienten und aller Prüfungsordnungen oder spezielle Lern- Studenten sind junge Frauen. Aber nur und Ferienangebote für Kinder, damit der wenige schlagen anschließend eine wissen- Campus zu einem Ort wird, an dem Kinder schaftliche Karriere ein, und viele von ganz selbstverständlich dazugehören. denen, die sich für diese Option entscheiden, 2010 hat die Transferphase des Programms brechen sie schon beim Übergang zur Pro- begonnen. Jetzt geht es darum, das bereits motion oder zur Habilitation wieder ab. entwickelte Innovationspotential und erfolg- Doch allmählich setzt sich an deutschen reiche Projekte durch fachliche Expertise zu Universitäten die Einsicht durch, dass man überprüfen, anzureichern und zu vertiefen. nicht auf junge, hochqualifizierte Frauen Das erarbeitete Wissen des »best-practice- verzichten kann. Wer die besten Köpfe Clubs« der bisher geförderten Hochschulen gewinnen will, muss intelligente Angebote soll in einem »Werkzeugkasten« gebündelt, machen, die Frauen eine Entscheidung einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt und für Kind und Karriere erlauben. Mit dem auf andere Standorte übertragen werden. Programm »Familie in der Hochschule« setzt www.bosch-stiftung.de/demographie sich die Robert Bosch Stiftung seit 2007 für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Studium oder wissenschaftlicher Karriere ein. Familie in der Hochschule ist ein Pro- gramm des Beauftragten der Bundesregie- rung für die Neuen Bundesländer (BMI) und der Robert Bosch Stiftung in Zusammen- arbeit mit dem Centrum für Hochschulent- wicklung (CHE). Acht Hochschulen, verteilt auf alte und neue Bundesländer, wurden in den letzten Jahren in der Entwicklung praktischer Angebote unterstützt, die

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Wissenschaft Für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Gesell- schaft kommen Wissenschaft und Forschung Schlüsselrollen zu. Exzellenz in diesen Bereichen ist deshalb das Ziel zahlreicher unserer Programme und Initiativen. Wir fördern das Interesse von jungen Menschen an Natur- wissenschaften und Geisteswissenschaften, um langfristig den wissenschaftlichen Nach- wuchs zu sichern. Wir unterstützen die Karrieremöglichkeiten von Frauen in Wissen- schaft und Forschung. Und an unseren eigenen Instituten fördern wir Forschung zur Individuali- sierung der Therapien für die Patienten und zur Sozialgeschichte der Medizin. 51

Juniorprofessorin Regina Palkovits mit dem Vorsit- zenden des Kuratoriums der Robert Bosch Stiftung, Kurt W. Liedtke

Biomasse als effizienter Energielieferant: herstellen und damit auf Erdöl verzichten Die Robert Bosch Juniorprofessur Nach- kann. Sie sucht nach Prozessen der Energie- haltige Nutzung natürlicher Ressourcen gewinnung, die effizient, kostengünstig Die Natur braucht einige hundert Millionen sowie in kleinem und mittelgroßem Maßstab Jahre, um Erdöl herzustellen – wir haben nah bei den Anbauflächen in Entwicklungs- keine 200 Jahre gebraucht, um so viel davon und Transformationsländern umgesetzt zu verbrauchen, dass die Fördermenge trotz werden können. Für ihre bisherigen For- größter Anstrengung zur Erschließung neuer schungen auf dem Gebiet der »katalytischen Ölquellen schon bald zurückgehen wird. Das Transformation nachwachsender Rohstoffe« Ende des Erdölzeitalters ist absehbar. Einen hat sie schon zahlreiche Auszeichnungen Königsweg zur Ablösung der fossilen Brenn- erhalten – unter anderen 2010 den Innova- stoffe gibt es nicht, wohl aber eine Reihe von tionspreis des Landes Nordrhein-Westfalen Alternativen. Insbesondere Biomasse gilt sowie den Jochen-Block-Preis der Deutschen – im Gegensatz zu Sonnen- und Windenergie, Gesellschaft für Katalyse. Seit 2008 ist sie die nur zur Stromproduktion taugen – als externes Mitglied im Exzellenzcluster der »Alleskönner« und als vielversprechender RWTH Aachen »Maßgeschneiderte Kraft- Primärenergielieferant der Zukunft. Holz, stoffe aus Biomasse«, wo sie mit Biologen, Raps, Mais, Zuckerrohr, aber auch Pflanzen- Chemikern, Verfahrenstechnikern und reste wie Grünschnitt oder Stroh können Maschinenbauern zusammenarbeitet. Aber durch Verbrennen, Vergärung oder über die Regina Palkovits ist keine Wissenschaftlerin Extraktion von Pflanzenöl oder stärke- und im Elfenbeinturm. Von der Helmholtz- zuckerhaltigen Bestandteilen als Bioenergie Gemeinschaft erhielt sie 2008 den Preis genutzt werden. Bisher allerdings fehlt es an »Verständliche Wissenschaft« für ihr Enga- wirtschaftlich und ökologisch vertretbaren gement an Schulen, ihre »Vorlesungen unter Verfahren, um die in den Pflanzen gebun- freiem Himmel« und für ihren Einsatz bei denen Rohstoffe effizient aus den äußerst der Ausbildung von »Wissenschaftlern für stabilen Verknüpfungen zu lösen und in morgen« zugesprochen. einzelne Bausteine oder Moleküle zu spalten. Dieser Prozess belastet die Energiebilanz 2010 wurde sie von dem zuständigen Aus- der Biokraftstoffe, lässt sie teilweise sogar wahlgremium der Robert Bosch Stiftung zur negativ ausfallen. Hilfe versprechen vor dritten »Robert Bosch Juniorprofessorin« allem neuartige Katalysatoren. gekürt. Ihre Vorgängerinnen waren die Bio- login Nina Farwig, die die Auswirkung des An dieser Frage arbeitet die am Max-Planck- Artensterbens auf den Regenwald in Südafri- Institut für Kohlenforschung promovierte ka untersucht, und Asia Khamzina, die sich Chemieingenieurin Regina Palkovits. Sie mit dem Teufelskreis von versalzten Böden möchte herausfinden, wie man langfristig und Wassermangel in dem bereits stark Kunststoffe oder Treibstoffe aus Biomasse geschädigten Ökosystem Aralsee befasst. 52

Regina Palkovits kann mit dem Preisgeld für ermöglicht, sich im Umfeld hochqualifizier- fünf Jahre über ein Budget von einer Million ter Kolleginnen auf einer professionellen Euro verfügen, um mit ihrer Forschungs- Plattform zu präsentieren. Ein Lenkungsaus- gruppe an der RWTH Aachen die »grüne schuss mit Spitzenvertretern der großen Zukunft« voranzutreiben. Von ihren For- deutschen Wissenschaftsinstitutionen nomi- schungen verspricht man sich einen nachhal- niert nach spezifischen Kriterien geeignete tigen Beitrag zur Industrialisierung von Kandidatinnen. Anbaugebieten in Entwicklungsländern und zur Senkung des Ausstoßes von Treibhaus- Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das gasemissionen. Energiesicherheit und Klima- Portal am 2. November 2010 in der Berlin- wandel sind die großen Themen der Zukunft. Brandenburgischen Akademie der Wissen- www.bosch-stiftung.de/juniorprofessorship schaften freigeschaltet. Anschließend disku- tierte sie mit einem prominent besetzten AcademiaNet: Exzellenzportal für Podium über das Thema »Ist gute Forschung Wissenschaftlerinnen weiblich?«. Mit dem Exzellenzportal für Frauen sind in wissenschaftlichen Führungs- Wissenschaftlerinnen aller Fachdisziplinen positionen stark unterrepräsentiert: Nur aus dem deutschsprachigen Raum wird rund zwölf Prozent der höchstdotierten Entscheidungsträgern aus Wissenschaft (C4-/W3-)Professuren sind mit Frauen und Industrie erstmalig eine Datenbank zur besetzt; bei Führungspositionen in der Verfügung gestellt, die ihnen für Berufungen außeruniversitären Forschung sind es sogar wie für die Besetzung wissenschaftlicher nur neun Prozent. Ähnliche Zahlen gelten Gremien oder außeruniversitärer Führungs- für wichtige Gremien und Kommissionen, positionen eine schnelle Identifizierung die über Preise, Berufungen und Förder- herausragender Wissenschaftlerinnen gelder entscheiden. Die geringe Zahl weib- ermöglicht. So hoffen wir, den Anteil von licher Führungskräfte bedeutet ein brachlie- Frauen in wissenschaftlichen Führungs- gendes Potential für Wissenschaft und positionen und Entscheidungsgremien signi- Forschung. Der Vergleich mit Ländern mit fikant zu erhöhen. Mit einem umfangreichen einem hohen Frauenanteil in der Wissen- Begleitprogramm sollen exklusive Vernet- schaft zeigt, dass dort die Forschungen inno- zungsmöglichkeiten für die eingestellten vativer und erfolgreicher sind. Die Robert Wissenschaftlerinnen geschaffen werden. Bosch Stiftung hat deshalb den Aufbau des Auf der Internetseite werden auch redaktio- Internetportals AcademiaNet angestoßen. nelle Beiträge zum Thema »Frauen in der In Kooperation mit der Spektrum der Wissenschaft« und Erfolgsgeschichten Wissenschaft Verlagsgesellschaft und zahl- rund um die Wissenschaftlerinnen der reichen Partnern aus Wissenschaft und Datenbank veröffentlicht. Wirtschaft wurde damit ein Instrument www.bosch-stiftung.de/academianet geschaffen, das es Wissenschaftlerinnen 53

Junge Forscher in Kiel. 2010 wurde die Landes- hauptstadt zur Stadt der jungen Forscher 2011 gekürt.

Gipfeltreffen in der »Stadt der Lernen eingeladen. Die Stadt hatte gegen jungen Forscher« 11 Mitbewerber die Auszeichnung gewon- Welchen Einfluss haben die immer häufiger nen. Mit ihr wollen die drei Stiftungen die in Imprägniermitteln und Kosmetika ver- regionale Vernetzung von Schulen mit wendeten Nanopartikel auf Flora und Fauna Wissenschaftseinrichtungen vorantreiben von Gewässern? Dieser Frage sind Schüler und Projekte anstoßen, bei denen Schüler, der Gießener Aliceschule zusammen mit begleitet von Lehrern und Wissenschaftlern, Wissenschaftlern des Instituts für Biophar- Forschungsfragen nachgehen. Der Gießener mazeutische Industrie nachgegangen. »Die Forschergipfel war für alle Beteiligten ein ökotoxischen Auswirkungen dieser Stoffe voller Erfolg. Unter den Schülern stieß die sind noch völlig unerforscht. Wir haben Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen herausgefunden, dass das in Sonnenmilch »Profis« und Experten auf große Zustim- verwendete Titandioxid das Wachstum von mung, für die Lehrer war es ein spannendes Pflanzen beeinträchtigt. In kleineren Bade- Weiterbildungsangebot, und die Wissen- seen könnte das langfristig zu einem echten schaftler mussten sich um Verständlichkeit Problem werden«, berichtete ein am Projekt bei der nächsten Wissenschaftlergeneration beteiligter Jungforscher nicht ohne Stolz. Nur bemühen. »Es liegt klar im Interesse der ein Beispiel vom Gießener Festival junger Justus-Liebig-Universität, die Begeisterung Forscher am 30. Mai 2010. Auch mit Wasser für Forschung und Wissenschaft möglichst und Luftdruck betriebene Raketen, Unter- früh zu wecken«, erklärte Universitätspräsi- druckexperimente mit Schokoküssen, Nano- dent Professor Joybrato Mukherjee. »Spit- versiegelung mit Teelichtern und sprechende zenforschung und Nachwuchsförderung Fische gab es zu bestaunen. Rund 25 000 sind zwei Seiten derselben Medaille.« Besucher waren gekommen, um eine öffent- liche Experimentiermeile zu erleben. Rund Nach Göttingen (2009) und Gießen (2010) hat um die Festivalbühne stellten junge Forscher die Jury bereits die Stadt der jungen Forscher aus 26 Schul-Wissenschafts-Projekten ihre 2011 ausgewählt. Unter dem Motto »Mit dem Ergebnisse vor, die sie vorher auf einer bun- Forschungsschiff auf Expedition durch desweiten Fachtagung vor Lehrern und Wis- Kieler Schulen« hat sich Kiel mit einer virtu- senschaftlern in einem »wissenschaftlichen ellen Schifffahrt durch Bildungs- und For- Speed-Dating« präsentiert hatten. schungsstätten durchgesetzt. 27 Schulen haben sich mit 72 Projekten beworben, und »Keine Angst vor Wissenschaft! Wie man mehr als 25 außerschulische Partner – Hoch- Schülerinnen und Schüler für Wissenschaft schulen, Forschungsinstitute, Stiftungen, begeistert«: Unter diesem Motto hatten Medien, Wirtschaftsunternehmen und Kom- Robert Bosch Stiftung, Körber-Stiftung und mune – haben sich zusammengetan, um den Deutsche Telekom Stiftung zum zweiten Wissenschaftsstandort Kiel zu stärken. Gipfeltreffen rund um das wissenschaftsnahe www.stadt-der-jungen-forscher.de 54

Die Wissenschaftler des IKP beschäftigen sich mit dem Thema persona- lisierte Medizin.

Dr. Margarete Fischer-Bosch-Institut Drei ausgewählte Forschungsergebnisse für Klinische Pharmakologie (IKP) mit aus dem Jahr 2010 zeigen die Bedeutung Forschungsbereich des Robert-Bosch- einer individualisierten Therapie: Die am Krankenhauses (RBK) IKP etablierte gastroenterologische For- Personalisierte oder individualisierte Medi- schergruppe des RBK sucht nach Ursachen zin ist in aller Munde und steht für einen für die Entstehung von entzündlichen gegenwärtigen Trend in der Medizin. Indivi- Darmerkrankungen, um daraus neue Thera- dualisierte Medizin weckt bei Forschungs- pieansätze zu entwickeln. Die Störung der institutionen, Krankenhäusern und sons- körpereigenen Immunantwort ist ursächlich tigen Leistungsanbietern sowie Patienten für eine chronische Darmentzündung. gleichermaßen hohe Erwartungen. Selbst Erstmals konnte jetzt gezeigt werden, dass die Politik verspricht sich von der personali- ein Eiweißstoff zur Abtötung von Bakterien sierten Medizin Einsparungen im Gesund- im Darm nur dann wirksam ist, wenn sauer- heitswesen. Patientenverbände setzen ihre stoffarme Bedingungen vorliegen. Dieser Hoffnungen auf die kürzlich ins Leben Befund beschreibt ein neues biologisches gerufene Gesellschaft für Personalisierte Prinzip bei chronisch entzündlichen Medizin in Europa. Das IKP mit dem For- Darmerkrankungen. schungsbereich des RBK hat schon seit längerem die personalisierte Medizin als Die Wissenschaftler des IKP haben unter- Generalthema ausgewählt. Schwerpunkt- sucht, warum ein wichtiges Mittel im Kampf mäßig ist damit vor allem die sogenannte gegen Brustkrebs, Tamoxifen, bei einigen pharmakogenomische Forschung gemeint, Patientinnen nur mangelhaft anspricht. die den Einfluss der genetischen Unter- Sie erforschten dazu ein Enzym in der Leber, schiede im menschlichen Körper auf die das für die Umwandlung von Tamoxifen Wirkung von Medikamenten untersucht. in seine wirksame Form wichtig ist. Durch Damit soll erreicht werden, dass Patienten umfassende genetische Tests dieses Enzyms in Zukunft eine individuelle, maßgeschnei- ist es möglich, das Ansprechen einer Tamoxi- derte Therapie erhalten bzw. dass neue, fentherapie bei Frauen mit Brustkrebs besser individualisierte Therapieansätze erarbeitet vorhersagen zu können. Damit kann eine werden. Die Analyse der genetischen Unter- Entscheidung getroffen werden, ob der Ein- schiede ermöglicht auch ein besseres Ver- satz von Tamoxifen bei einer spezifischen ständnis von Krankheitsursachen. Erstmals Patientin sinnvoll ist oder nicht. Das am RBK können Faktoren identifiziert werden, die 2010 neugegründete Molekular-Diagnos- dazu beitragen, dass zum Beispiel Tumor- tische Zentrum (MDZ) stellt sicher, dass erkrankungen bei verschiedenen Individuen dieser genetische Test für Tamoxifen auch ganz unterschiedlich verlaufen. klinisch eingesetzt werden kann. 55

Für Ärzte ist es noch immer schwierig, die ideale Medikation für jeden einzelnen Patienten zu finden. Doch die Forschung des IKP trägt dazu bei, dass die Medizin in diesem Bereich bedeutende Fort- schritte macht.

Ähnliche Erfolge gelangen bei der Unter- am IKP abgeschlossen. Die Facharztprüfung suchung eines sogenannten Transport- für Klinische Pharmakologie wurde von proteins, das ein Diabetesmedikament zwei Ärzten erfolgreich abgelegt. Vier Mitar- in die menschlichen Leberzellen schleust. beiter des IKP haben sich an der Universität Dieses Transportprotein ist nicht bei allen Tübingen (um-)habilitiert. Dem Forschungs- Menschen in gleicher Weise vorhanden. bereich IKP wurden 2010 1,6 Mio. Euro Die IKP-Forscher haben nun gezeigt, dass an Drittmitteln von der EU, der DFG, der es dafür neben genetischen auch sogenannte Deutschen Krebshilfe, dem BMBF, der Uni- epigenetische Gründe gibt. Daraus ergeben versität Tübingen sowie einzelnen Industrie- sich wiederum Ansätze für eine individuell partnern zugeführt. angepasste Therapie. www.ikp-stuttgart.de

Um auch in Zukunft so erfolgreich arbeiten zu können, hat das IKP auch im Jahr 2010 Institut für Geschichte der Medizin der in erheblichem Umfang in neue Ausrüstung Robert Bosch Stiftung (IGM) investiert. So konnten ein neues Labor der Sicherheitsstufe 1 in Betrieb genommen und Stellungnahme zum Placebo-Effekt damit neue Technologien eingeführt werden. Die Placeboforschung hat in jüngster Zeit Auch personell hat sich das Institut weiter bedeutende Fortschritte erzielt, die es häufig verstärkt. In den Bereichen Onkologie, ermöglichen, die Behandlung von Patienten Gastroenterologie und Pharmakologie arbei- zu optimieren. Um Ärzte, ganz gleich, teten insgesamt 62 Wissenschaftlerinnen ob sie in klinischen Studien involviert sind und Wissenschaftler am IKP – darunter oder in Kliniken und Praxen tagtäglich am 33 Doktoranden. Im Rahmen des von der Patienten arbeiten, auf diese Erkenntnisse EU geförderten Marie Curie Initial Training aufmerksam zu machen, hat der Vorstand Network »FightingDrugFailure«, das vom IKP der Bundesärztekammer den Leiter des IGM, initiiert und koordiniert wird, konnten aus- Professor Robert Jütte, im Juli 2007 beauf- ländische Doktoranden aus Ägypten, Groß- tragt, einen Arbeitskreis »Placebo« zu leiten. britannien, Kanada, Nigeria und den USA Nach knapp dreijähriger Arbeit einer inter- für das Institut gewonnen werden. Zur Aus- disziplinär zusammengesetzten Experten- bildung von Studenten, Diplomanden, Dokto- gruppe liegt nun eine 200-seitige Stellung- randen und der Weiter- und Fortbildung nahme vor. Sie wurde vom Vorstand der von Ärzten wurden zahlreiche Seminare Bundesärztekammer zustimmend zur Kennt- zu unterschiedlichen Themen national wie nis genommen. Anfang 2011 wird die bereits international unter großer Beteiligung aus- im Internet zugängliche Stellungnahme gerichtet. Im Jahre 2010 wurden insgesamt auch als Buch im Deutschen Ärzte-Verlag sechs Dissertationen, sieben Diplomarbeiten erscheinen. sowie zwei Bachelorarbeiten erfolgreich 56

Die Zentrale zur Bekämpfung der Unlauter- konsultierten Männer häufiger einen Medi- keit im Heilgewerbe (ZBUH) 1950–1990. ziner als Frauen. Sieht es beim Konsum von Geschichte, Wirken und Wirkung Arzneimitteln ähnlich aus? Dieser Frage geht Die Zentrale zur Bekämpfung der Unlau- das IGM nun in einer Studie nach. Haupt- terkeit im Heilgewerbe (ZBUH) wurde quelle sind Rezeptkopierbücher: Apotheken- 1952 in Mainz durch Roman M. Schüppert bücher, in die Apotheker täglich eintrugen, (1884‒1965) gegründet und nach seinem Tod welche Arzneimittelzubereitungen sie für von Gerhard Rose (1914‒2002) bis 1991 am wen angefertigt haben. Anhand dieser Quel- Gesundheitsamt Mannheim weitergeführt. len wird untersucht, wie viele und welche Aufgabe war die Aufdeckung und gericht- Arzneimittel Männer und Frauen erhielten. liche Verfolgung unlauterer Heilmethoden. Durch einen erfolgreichen Aufruf in der Die Akten der ZBUH befinden sich im Gene- Deutschen Apothekerzeitung, Recherche rallandesarchiv Karlsruhe. Sie dokumen- in öffentlichen Archiven, Apothekenmuseen tieren einen Aspekt der deutschen Medizin- und schließlich durch direkte Anfragen geschichte, der bisher kaum erforscht ist. bei Apotheken steht mittlerweile eine breite Dies zu ändern, ist Ziel eines weiteren IGM- Quellenbasis zur Verfügung. Mit ersten Projektes. Erste Ergebnisse des Forschungs- Ergebnissen der Arbeit ist 2011 zu rechnen. vorhabens zeigen eine überraschend eindeutige Konzentration des unlauteren Roundtable-Gespräch zur Angebots im Versandhandel und auf dem Geschichte der Altenpflege Gebiet der Heilversprechen bei Sexualleiden Im Januar fand im IGM ein Roundtable- und bei Schlankheits- und Verjüngungs- Gespräch zur Geschichte der Altenpflege kuren. Daneben boten selbsternannte mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und »Doktoren« oder »Pharmazeuten« primitive Gesundheitswesen statt. Ziel war es, Heilmittel für chronische, in der Öffentlich- Themen herauszuarbeiten, die Aufschluss keit häufig thematisierte Leiden (Rheuma) über den Lebensalltag alter Menschen geben. an. Auffallend ist ferner die Treue der Auf der Grundlage der Ergebnisse dieses Kunden. Diese weist darauf hin, dass nicht Roundtable-Gespräches ist nun eine geringe Teile der Bevölkerung in dem »Machbarkeitsstudie« in Auftrag gegeben fraglichen Zeitraum ein grundsätzliches worden, die in Archiven und Institutionen Misstrauen gegenüber Ärzten und Heil- der Bundesrepublik Deutschland nach praktikern hegten. Quellen sucht, aus denen sich der Umgang mit alten Menschen in der Bundesrepublik Geschlechterspezifischer Arzneimittel- und der Deutschen Demokratischen konsum ca. 1800–1950 Republik unter sozialen, gesellschafts- Frauen gehen häufiger zum Arzt als Män- politischen und kulturellen Aspekten ner. Diese Tatsache ist unbestritten, sie gilt erschließen lässt. aber erst seit ca. 1860. In der Zeit zuvor www.igm-bosch.de 57

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Kultur »Politik kann nie Kultur, Kultur wohl aber Politik bestimmen!« So hat der frühere Bundespräsi- dent Theodor Heuss einmal treffend gesagt. Kultur schafft Zusammenhalt, sie ist das Fundament jeder Gesellschaft. Kultureller Austausch kann darüber hinaus Brücken bauen – zwischen Ländern, unterschiedlichen Bevöl- kerungsgruppen und Generationen. Die Robert Bosch Stiftung fördert kulturelle Projekte, um damit ihre Ziele vor allem in der Völker- verständigung und in der Bildung noch besser und nachhaltiger verwirklichen zu können. Häufig geht es dabei um die Überwindung von Sprachbarrieren. Manchmal helfen professio- nelle Dolmetscher und gute Übersetzungen. Doch oft erreichen Musik, Tanz und bildende Kunst mehr als viele Worte. 61

Nino Haratischwili, Adelbert-von-Chamisso- Förderpreisträgerin 2010

Schreiben als Grenzüberschreitung – gottverlassenen Dorf«. Wenige Monate Der Adelbert-von-Chamisso-Preis nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ging Der Adelbert-von-Chamisso-Preis gehört sie nach Berlin. Nicht zufällig ist der Held zu den bekanntesten literarischen Aus- in Moras erstem Roman ein Übersetzer, ein zeichnungen im deutschsprachigen Raum. Sprachmigrant, den sie auf jenes schwan- Das liegt auch an seiner besonderen Aus- kende Hochseil des Übersetzens schickt. richtung auf Autoren, die einen Sprach- wechsel ins Deutsche vollzogen haben. Für Rasul Hamid, den Hauptprotagonisten Alle Preisträger gehören ganz selbstver- in Abbas Khiders Roman »Der falsche ständlich zur deutschen Gegenwartslite- Inder«, ist Schreiben ein Akt der Selbstbe- ratur, und dennoch haben sie sich einen hauptung gegen die vernichtende Verfol- ganz speziellen Blick auf die Kultur gung unter der Diktatur Saddam Husseins. ihrer ursprünglichen Herkunft bewahrt. Als politischer Aktivist im Gefängnis Das gilt auch für die drei Preisträger von sitzend, ritzt er seine Worte mit Steinen in 2010, die im März bei einem Festakt in die Wände. Aber keiner seiner Texte über- der Münchner Residenz geehrt wurden: dauert. Die aus dem Gefängnis geschmug- die aus Ungarn stammende Überset- gelten Aufzeichnungen werden von der zerin und Schriftstellerin Terézia Mora ahnungslosen Mutter verbrannt, andere (Hauptpreis), der aus dem Irak geflüchtete ließ ihr Verfasser bei wechselnden Gelieb- Abbas Khider (Förderpreis) und die ten zurück, und seine Manuskripte und in Georgien geborene Dramatikerin Nino Bücher hat der Vater, ein Anhänger Saddam Haratischwili (Förderpreis). Die Aus- Husseins, ins Wasser geworfen. Denn in der einandersetzung mit Grenzsituationen Diktatur sind Texte gefährlich – sie können gehöre bei ihnen sozusagen zur »sozio- ihre Verfasser an den Galgen bringen, an kulturellen und psycho-semantischen die »Schaukel der Helden«, zitiert der Lau- Grundausstattung«, so Sigrid Löffler dator Hubert Spiegel. In Rasul Hamid hat in ihrer Laudatio auf Terézia Mora, der 1973 in Bagdad geborene Autor eigene die in einem Land aufgewachsen ist, in Erfahrungen verarbeitet: Auch Khider dem Deutsch, die Sprache ihrer Familie, wurde unter Saddam Hussein verhaftet. als Sprache der »Faschisten« galt. »Ich habe zwei Jahre die Sonne nicht sehen können. (...) Das Gefängnis ist fort, die Dun- »Ich hatte das Gefühl, und das war das kelheit ist geblieben«, erzählt er in einem eigentlich Schlimme, dass ich meiner Interview. 1996 flieht er, Deutschland ge- Sprache beraubt war, dass ich zum Schwei- währt ihm letztlich Asyl. Dass er sein Ro- gen verurteilt war«, erinnert sich Terézia mandebut auf Deutsch verfasste, so Khider, Mora in einem Interview an ihre Kindheit habe ihm manches erleichtert: »Wenn ich und Jugend unter der Diktatur in Ungarn, auf Arabisch schreibe, handelt alles vom in dem »erzkatholischen und zugleich Leid. Das Deutsche hält mich auf Distanz.« 62

Szene aus dem Film »Sunstroke« von Lili Horváth, der 2010 im Rahmen des Filmförder- preises für Koproduktio- nen gefördert wurde.

»Wenn mir bloß nie die Tinte ausgeht – bekannt: In der Kategorie Animationsfilm dann wird alles gut«, lässt Nino Haratisch- ging der Förderpreis an das bulgarisch- wili, Regisseurin, Dramatikerin, Schrift- kroatisch-deutsche Projekt »Father«, stellerin aus Georgien, Marina Zwetajewa dessen bulgarische Produzentin Maria in dem Theaterstück »Ich, Du, Marina« Stanisheva mit sehr viel Sorgfalt ein (2007) sagen. Das »Fragment einer Nacht« außergewöhnlich kreatives europäisches ist ein Zwiegespräch über die Sisyphus- Team mit drei Regisseuren zusammen- arbeit des Schreibens mit Russlands gestellt hat. Dieses Team hat nun ein bedeutendster Dichterin, die unter Stalin Jahr lang Zeit, sich in Form eines Anima- in Ungnade fiel und schließlich Selbst- tionsfilms mit verschiedenen euro- mord beging. Im fremden Deutschland hat päischen Vaterbildern auseinanderzu- Nino Haratischwili, Kind zweier Kulturen, setzen. In der Kategorie Dokumentarfilm das Schreiben als ihre innere Heimat wurde das kasachisch-deutsche Projekt und das Thema entdeckt, das viele ihrer »SeaTomorrow« ausgezeichnet. Die in Stücke beherrscht: »Wie kann man Moskau studierende kasachische Regis- anders sein und trotzdem gemeinsam?« seurin Katerina Suvorova wird in diesem Das, so ihre Laudatorin Barbara Müller- Film ein Porträt der Menschen am aus- Wesemann, durchzieht alle Stücke dieser getrockneten Aralsee zeichnen, die die Dramaturgin wie ein roter Faden. »Eine Hoffnung auf eine Rückkehr des Wassers Antwort darauf findet sich nicht, aber eine nicht aufgeben. Katerina Suvorova feierte Haltung (…). Leben bedeutet Risiko; wer den Preis in ihrer Danksagung als »wert- sich ihm nicht stellt, hat schon verloren.« volle Auszeichnung und wichtige Moti- www.bosch-stiftung.de/chamissopreis vation für alle jungen kasachischen Filme- macher«. Auf die Reise nach Moldau geht Nachwuchsschmiede – es für das deutsch-moldauische Team Der Filmförderpreis für Koproduktionen des Kurzspielfilm-Projekts »Panihida«. Einmal im Jahr durchweht ein Hauch Regisseurin Ana-Felicia Scutelnicu von Glamour die Caligari Filmbühne in erzählt in ihrem Film den skurrilen Ver- Wiesbaden. Dort, in einem der schönsten lauf eines Beerdigungszuges in einem Kinosäle Deutschlands, werden traditio- abgelegenen moldauischen Dorf. Alle nell die Preise des goEast Filmfestivals drei Produktionen werden jeweils mit vergeben und drei Projekte des Film- bis zu 70 000 Euro gefördert. Sie erhalten förderpreises für Koproduktionen junger so die Möglichkeit, in den jeweiligen Filmemacher aus Deutschland und Ost- Partnerländern zu drehen und die Post- europa ausgezeichnet. In Anwesenheit produktion zu bezahlen. zahlreicher internationaler Ehrengäste www.bosch-stiftung.de/filmfoerderpreis gab die Jury unter großem Jubel die Ge- winner der diesjährigen Auszeichnungen 63

Die Vollendung der Türkischen Bibliothek wurde in Istanbul und Essen gefeiert.

Weltliteratur – Die Türkische Bibliothek versehen, erscheinen im Schweizer Unions- Im Jahr 2010 wurde die Türkische Bibliothek verlag. Darüber hinaus wurde gemeinsam abgeschlossen. Die Reihe präsentiert Meis- mit der Stiftung Lesen eine »Wanderausstel- terwerke der türkischen Literatur von 1900 lung« auf den Weg gebracht: Exemplare bis in die Gegenwart. Die Spannweite dieser der Türkischen Bibliothek werden Biblio- Preziosen reicht von Erzählungen, Gedichten theken und kulturellen Einrichtungen in und klassischen Romanen des 20. Jahrhun- ganz Deutschland kostenlos zur Verfügung derts bis hin zu Werken der jüngsten Genera- gestellt. Schautafeln zu historischen, sozi- tion türkischer Autoren – von den Klassikern alen und kulturellen Zusammenhängen, bis hin zu den »jungen Wilden« –, viele von eine Begleitbroschüre und ergänzendes ihnen zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt. Unterrichtsmaterial bieten viele Diskus- Ihre Geschichten vermitteln uns eine Vor- sionsansätze zu Kultur und Lebenswelt der stellung von den gesellschaftlichen, poli- modernen Türkei. Flankierend dazu unter- tischen und kulturellen Umbrüchen, denen stützt die Robert Bosch Stiftung ein vom das Land bis heute ausgesetzt ist, und tragen KulturForum TürkeiDeutschland angeregtes so zur Aufklärung auch über die kompli- Projekt, das Schülern einen etwas leichteren zierte türkische Gegenwart bei. Zugang zur türkischen Hochkultur eröffnen möchte: eine Serie von TV-Video-Porträts Mit der Türkischen Bibliothek, die an die über sechs Autoren der Türkischen Biblio- Seite ihrer beiden Schwestern Polnische thek, die Leben und Wirken der Autoren und Tschechische Bibliothek tritt, wurde zeigen und in Schulen und im Bildungsfern- ein bisher blinder Fleck auf der literarischen sehen einsetzbar sind. Landkarte Europas mit Leben gefüllt. Sie www.bosch-stiftung.de/tuerkischebibliothek dokumentiert, wie radikal sich die Türkei seit Gründung der Republik von den er- Tarabya – Der deutsch-türkische/ starrten Formen und Konventionen der türkisch-deutsche Übersetzerpreis osmanischen Tradition gelöst und Europa Tarabya – der Ort mit dem geheimnisvoll geöffnet hat. Für Deutschland ist die Türkei klingenden Namen, etwa 15 Kilometer längst zum Nachbarn geworden, die nicht von Istanbuls Zentrum entfernt, hat eine immer ruhmvolle gemeinsame Geschichte mehr als hundert Jahre währende deutsch- und die Einwanderung von fast drei Millio- türkische Geschichte. Hier entstand die nen Türken verbinden uns. Auch an sie und Sommerresidenz des Botschafters des ihre Kinder, denen die Sprache und Kultur Deutschen Kaiserreichs, und auf ihrem des Landes ihrer Väter und Mütter oft schon weitläufigen Gelände wurde für die deut- fremd geworden ist, richtet sich die Biblio- schen Gefallenen, die an der Seite des Osma- thek. Die hervorragend edierten und schön nischen Reiches in der Dardanellenschlacht gestalteten Bände, alle mit einem Nachwort, gekämpft hatten, ein Soldatenfriedhof er- einem Glossar und einer Autorenbiografie richtet. Heute wird die historische Residenz 64

Den deutsch-türkischen Übersetzerpreis Tarabya erhielten 2010 in Istanbul die Übersetzer Ingrid Iren und Ahmet Cemal.

hoch über dem Bosporus als Ort des deutsch- ist erheblich gestiegen. Umgekehrt lassen türkischen Dialogs genutzt. Und in dem sich solche Erfolge noch nicht vermelden. zählt das Wort, nicht die Waffe: Im November Die europäische Literatur hat es nicht leicht, 2010 wurde hier zum ersten Mal der Tarabya- in der Türkei zur Kenntnis genommen zu Übersetzerpreis für herausragende Über- werden. Umso wichtiger ist es, den Dialog setzungen literarischer Werke verliehen. fortzusetzen und zu vertiefen. Staatsministerin Cornelia Pieper und der www.bosch-stiftung.de/uebersetzerpreis_tarabya türkische Kulturminister Ertuğrul Günay zeichneten insbesondere Texte aus, die Erfolgreiche Grenzgänger-Autoren für das Verständnis der Kultur beider Länder Literatur ist eine Brücke, sie öffnet Grenzen, wie auch für die interkulturelle Verständi- erschließt neue Welten und schafft Verbin- gung von hoher Relevanz sind. Der Überset- dungen zu dem Anderen, dessen Fremdheit zerpreis ist eine Gemeinschaftsstiftung des uns einen Spiegel vorhält. Das gilt ganz Auswärtigen Amtes, des türkischen Ministe- besonders für die Werke von Autoren, die riums für Kultur und Tourismus, des Goethe- selbst den manchmal schmerzhaften Spagat Instituts Istanbul, der S. Fischer Stiftung zwischen verschiedenen Kulturen leben. und der Robert Bosch Stiftung im Rahmen Im Programm »Grenzgänger« unterstützt die der Ernst Reuter Initiative für Dialog und Robert Bosch Stiftung deshalb in Zusammen- Verständigung. Mit ihm soll die Mittlerrolle arbeit mit dem Literarischen Colloquium der Übersetzer gewürdigt werden. Berlin Recherchen in Mittel-, Ost- und Süd- europa, um deutschsprachige Veröffent- Hauptpreisträgerin auf deutscher Seite ist lichungen aus diesen Regionen zu fördern Ingrid Iren, die vier Romane des türkischen – mit beeindruckendem Erfolg. Schriftstellers und Literaturnobelpreis- trägers Orhan Pamuk übersetzt hat; auf Nachdem Herta Müller, deren Recherche- türkischer Seite wurde der Essayist Ahmet Reise in die Ukraine für ihren Roman »Atem- Cemal geehrt, der von Johann Wolfgang schaukel« mit einem Grenzgänger-Stipendi- Goethe über Bertolt Brecht bis hin zu Inge- um ermöglicht worden war, 2009 mit dem borg Bachmann zahlreiche Klassiker der Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wur- deutschen Literatur ins Türkische übertra- de, konnten sich 2010 erneut zwei Grenzgän- gen hat. Förderpreise erhielten Michael Heß ger-Stipendiaten über höchste Ehrungen und Cemal Ener. Die Zahl der ins Deutsche freuen. Für ihr Buch »Tauben fliegen auf« übersetzten Bücher türkischer Autoren ist wurde der Autorin Melinda Nadj Abonji im in den letzten Jahren geradezu sprunghaft Oktober in Frankfurt der Deutsche Buchpreis angestiegen. Das Interesse hiesiger Leser 2010 zugesprochen. Dass die Auszeichnung an dem Land am Bosporus, das in die für den besten deutschsprachigen Roman Europäische Union drängt und 2008 Gast- des Jahres an eine Autorin geht, die aus einer land auf der Frankfurter Buchmesse war, ungarischen Familie in Serbien stammt und 65

Grenzgänger-Autorin Melinda Nadj Abonji bei einer Lesung im Literari- schen Colloquium Berlin

in der Schweiz eingebürgert wurde, ist Verstehen des Originals, ein Verstehen, das ein weiterer Beleg für den Wert dieser litera- außerhalb der Sprache liegt, dem Klang der rischen Grenzgänge. In keinem anderen Wörter nachspürt, der Sprachmusik und der für den Buchpreis nominierten Bücher ihrem Rhythmus. Erst dann wird ein Akt des – so kommentierte »Der Spiegel« die Jury- Übersetzens möglich, bei dem das Fremde Entscheidung – stecke »so viel von der bewahrt bleibt, der anderen Sprache nicht Realität des Jahres 2010«. »Mit Melinda Nadj einverleibt, sondern in seiner unverwechsel- Abonji hat der Deutsche Buchpreis nicht nur baren Eigenheit erkennbar wird. die deutschen Grenzen überwunden – er ist www.bosch-stiftung.de/grenzgaenger in der Realität angekommen.« Das sahen auch die Schweizer Juroren so, die das Buch weni- Lebenskompetenz Lesen – ge Wochen später mit dem Schweizer Buch- Der Kulturreport Europa preis 2010 prämierten. »Europa liest – Literatur in Europa«: 33 Auto- ren des »Kulturreport Europa« 2010 erörtern Auch der Schweizer Filmpreis 2010 ging die Bedeutung von Literatur und Lesen für an einen Grenzgänger-Stipendiaten, an den den kulturellen Zusammenhalt des wachsen- in Bremen geborenen und in der Schweiz den Europas. Die Robert Bosch Stiftung lebenden Regisseur Vadim Jendreyko für bringt gemeinsam mit dem Institut für Aus- seine bewegende Filmdokumentation über landsbeziehungen (ifa) und in Kooperation »Die Frau mit den fünf Elefanten«: die im mit dem British Council, der Schweizer Stif- November 2010 im Alter von 87 Jahren tung Pro Helvetia, der Calouste Gulbenkian verstorbene Übersetzerin Swetlana Geier, Foundation und der Stiftung für Deutsch- unbestrittene Meisterin der Übertragung Polnische Zusammenarbeit den Report regel- russischer Klassiker ins Deutsche. Sie war mäßig heraus. Ist die Literatur, sind Bücher mit dem Filmemacher erstmals wieder noch der »Kitt« eines gemeinsamen euro- an die Orte ihrer Kindheit in die Ukraine päischen Selbstverständnisses? Dieser Frage gereist. Hier wie auch in ihrem Haus am gingen die Autoren – unter ihnen Umberto Rande von Freiburg entstand ein behutsames Eco, Rafik Schami, Tim Parks, Hubert Porträt, das der Geschichte und Gegenwart Winkels und viele andere – in ihren Beiträgen einer Mittlerin zwischen den Welten nach- nach. Sie stellen Fragen nach der Bindungs- spürt. Sie hatte zuletzt mit ihrer vielbeachte- fähigkeit der Literatur, nach ihren Identi- ten Neuübersetzung der großen Romane fikationsangeboten, nach der Gefährdung von Dostojewskij, die sie selbst die »fünf der Lesekultur, nach der Rolle der Literatur- Elefanten« nannte, ihr Lebenswerk gekrönt. kritik; sie schreiben Liebeserklärungen »Zwei Sprachen einander durch Interpreta- an das Buch und untersuchen den Einfluss tion ähnlich zu machen«, so hat Swetlana des EU-Binnenmarktes auf die Kulturen Geier ihre Arbeit beschrieben, erfordert ein der Mitgliedstaaten; sie fordern professio- durch immer wiederholte Lektüre eröffnetes nelle Botschafter für das Buch und neue 66

Die Übersetzerwerkstatt »Kein Kinderspiel« thema- tisierte speziell die deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur.

Vertriebswege ein und bilanzieren Fort- Übersetzer muss in zwei Sprachen zu Hause schritte und Rückschritte auf dem Weg zu sein – in seiner eigenen, der Muttersprache, einer gemeinsamen europäischen Kultur. und in der fremden, der seiner Überset- Der »Kulturreport« erscheint seit 2007 in fünf zungsarbeit. Und er muss eine dritte erfin- Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, den, eine »Zwischensprache«, in der sich Polnisch und Portugiesisch. Er versteht sich beide die Hand reichen können. Erst so als Monitor der kulturellen Zusammenarbeit, entstehen gute Übersetzungen. Und daran benennt vorbildhafte Beispiele, weist auf mangelt es oft, gerade bei Kinder- und Defizite hin und gibt Handlungsempfeh- Jugendbüchern – als käme es bei ihnen nicht lungen für die europäische Kulturpolitik. so »drauf an«. Bereits erschienen sind die Themen »Stand der Kulturbeziehungen« (2007) und »Die Die Robert Bosch Stiftung und der Arbeits- europäische Medienlandschaft« (2008). kreis für Jugendliteratur e.V. haben deshalb www.bosch-stiftung.de/kulturreport im Sommer 2010 zu einer fünftägigen Über- www.ifa.de/pub/kulturreport-fortschritt-europa/ setzerwerkstatt eingeladen, die sich speziell literatur der deutschsprachigen Kinder- und Jugend- literatur widmete. Teilnehmer aus zwölf Kein Kinderspiel – Die Übersetzer-Werkstatt Ländern, alle ausgewiesene Übersetzer deutschsprachiger Literatur für junge Leser deutschsprachiger Kinder- und Jugendlite- »Alles Große, das in der Welt vollbracht wur- ratur, erhielten damit erstmalig ein Weiter- de«, so sagte die schwedische Autorin Astrid bildungsangebot. Sie hatten die Möglichkeit, Lindgren anlässlich einer internationalen sich mit den spezifischen Übersetzungspro- Auszeichnung, »spielte sich zuerst in der blemen ihrer literarischen Vorlagen ausein- Phantasie eines Menschen ab, und wie die anderzusetzen, Autoren, Kritiker, Lektoren Welt von morgen aussehen wird, hängt zum und Illustratoren zu treffen und Informatio- großen Teil vom Maß der Einbildungskraft nen zu Fördermöglichkeiten und bestehen- jener ab, die heute lesen lernen. Deshalb den Netzwerken zu erhalten. Damit ist ein brauchen Kinder Bücher.« Die Werke vieler Anfang gemacht, die Literatur für Jüngere deutscher Kinder- und Jugendbuch-Autoren auf Augenhöhe und Standards der Erwach- sind im Ausland begehrt: 25 Prozent aller senen-Literatur zu heben. Die Übersetzer- verkauften deutschen Lizenzen kommen aus werkstatt wird im nächsten Jahr fortgesetzt. dem Bereich der Kinderliteratur. Aber für www.bosch-stiftung.de/brueckenbauer diese wunderbaren Bücher braucht es gute www.jugendliteratur.org Übersetzer, die den Ton treffen, die Sprach- bilder einfangen, den »Geist« eines Buches Kulturmanager jetzt auch in den verstehen. Die Arbeit des Übersetzens ist russischen Regionen eine anspruchsvolle Kunst, die weit mehr Seit 2002 entsendet die Robert Bosch als Sprachkenntnisse einfordert: Ein guter Stiftung Kulturmanager aus Deutschland 67

Das Eisskulpturenprojekt »Eis und Flammen« fand im Januar 2010 in der nordrussischen Kleinstadt Kargopol statt, initiiert von der Robert Bosch Kulturmanagerin Wilma Rethage.

an regionale Kultureinrichtungen in Mittel-, Uljanowsk und an das Ministerium für Ost- und Südosteuropa, um diesen konzep- Bildung, Wissenschaft und Kultur in der tionell und organisatorisch zur Seite zu Region Archangelsk. Solche regionalen Zen- stehen und – unterstützt vom Auswärtigen tren verfügen meist noch über eine breit- Amt und dem Goethe-Institut – mit Hilfe inno- gefächerte kulturelle Infrastruktur. Darüber vativer Projektarbeit ein aktuelles Deutsch- liegt allerdings meist ein sehr traditionelles landbild zu vermitteln. Das Programm ist Kulturverständnis, das von einem oft älteren keine Einbahnstraße: Auf Einladung der Personal vertreten wird, dem moderne Stiftung sind auch Stipendiaten aus Mittel-, Managementstrukturen fremd sind. Vor Ost- und Südosteuropa für dreizehn Monate den deutschen Kulturmanagern liegen also an renommierten Kultureinrichtungen in große Aufgaben: längerfristige Strategien Deutschland tätig, um ein lebendiges Bild zu entwickeln, die Managementstrukturen der Kunst- und Kulturszene ihrer Länder zu zu modernisieren, Drittmittel einzuwerben präsentieren, partnerschaftliche Kontakte und die lokalen Kultureinrichtungen durch aufzubauen und in wichtigen Bereichen internationale Kontakte, insbesondere des Kulturmanagements, der europäischen zu Deutschland und anderen europäischen Kulturpolitik und -förderung fortgebildet Ländern, aufzufrischen und zu vernetzen. zu werden. Die Arbeit der Kulturmanager wird von entsprechenden Weiterbildungsseminaren Während sich die deutsche auswärtige Kul- flankiert, ihr weiterer beruflicher Werdegang turpolitik in Mittel-, Ost- und Südosteuropa durch ein Rückkehrprogramm unterstützt. stark auf die Metropolen konzentriert, lokale Denn nicht nur in den Ländern Mittel-, Ost- Partner eher nur punktuell in Projekte und Südosteuropas steht ein Generationen- einbindet und in erster Linie für bilaterale wechsel in der auswärtigen Kulturpolitik Kontakte sorgt, setzt dieses Programm auf an – das gilt auch für Deutschland. Die ausgewählte Regionen, die im Zuge ihrer praktische Tätigkeit und die begleitenden regionalen Entwicklung an einer Strategie Fortbildungen qualifizieren die jungen für den Kulturbereich arbeiten und systema- Nachwuchskräfte für Führungsaufgaben tisch internationale Kontakte aufbauen wol- im internationalen Kulturmanagement. len. Erstmals hat die Robert Bosch Stiftung www.bosch-stiftung.de/kulturmanager in Kooperation mit dem Goethe-Institut im September 2009 auch drei hochquali- Heimkehr – Das DVA-Archiv kommt fizierte Stipendiaten für zwei Jahre an Kul- nach Marbach turverwaltungen ausgewählter Regionen Das Archiv der Deutschen Verlags-Anstalt, in die Russische Föderation entsendet: an eines der wichtigsten deutschen Verlagsar- die Staatliche Konzertvereinigung in der chive mit wertvollen Erstausgaben von Stadt Tscheljabinsk im Südural, an das Max Frisch, Erich Kästner, Paul Scheerbart Kultur- und Archivdepartment des Gebietes und Wilhelm Raabe, kommt ins Deutsche 68

Literaturarchiv nach Marbach am Neckar. sie bis heute ziert. Die Lyriker Nelly Sachs, Mehr als 10 000 Buchtitel aus den Jahren Paul Celan und Sarah Kirsch gehören dazu, zwischen 1831 und 1945 und nahezu alle Gottfried Benn und Ulla Hahn, der erste 12 000 Bände, die nach 1945 in dem Haus Bundespräsident Theodor Heuss wie auch erschienen sind, werden damit der For- die meisten seiner Nachfolger im Amt, der schung und Öffentlichkeit zugänglich ge- Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, die macht und langfristig kompetent betreut. Publizisten Marion Gräfin Dönhoff, Sebastian Das Deutsche Literaturarchiv verfügt schon Haffner und viele andere. Nicht zu vergessen: über einige Nachlässe ehemaliger DVA- Waldemar Bonsels mit seiner »Biene Maja«, Autoren. Nun werden diese Bestände sinn- dem Spitzentitel des Hauses, der seit seinem voll zusammengeführt. Der Ankauf des Erscheinen 1915 in vierzig Länder verkauft, Archivs wurde maßgeblich von der Robert vielfach verfilmt oder zu einer Comic- Bosch Stiftung, der Kulturstiftung der Serie verarbeitet wurde. Umfangreiche Länder und der Frankfurter Allgemeine Korrespondenzen, die sich im DVA-Archiv Zeitung GmbH getragen. Unter den Schätzen befinden, zeugen von dem intimen Arbeits- des Archivs befinden sich echte Raritäten, verhältnis zwischen Verlag und Autor. ein Brief von Theodor Fontane beispiels- Es sind seltene Dokumente der Zeitgeschich- weise oder ein Schreiben von Emile Zola te wie auch der materiellen Bedingungen an »Monsieur le directeur de la Deutsche des Schreibens. Im elektronischen Zeitalter Verlags-Anstalt«. Sie lassen fast zwei Jahr- sind immer weniger davon zu finden. hunderte literarisch-politischer Kultur Wo es sie noch gibt, verdienen sie eine lebendig werden und geben ein differen- umsichtige Bewahrung und Pflege. Durch ziertes Bild des geistigen und wirtschaft- den Ankauf ist dies nun gesichert. lichen Lebens in der Region Stuttgart.

Die Geschichte der DVA ist eng mit der Per- son Robert Bosch verbunden, der 1920 eine Mehrheit an dem Verlag erwarb. Bis 1980 verblieb sie im Familienbesitz, dann ging sie mehrheitlich an die Frankfurter Allge- meine Zeitung, eine Minderheitsbeteiligung übernahm die DVA-Stiftung. Viele ihre Zeit prägende Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker und Publizisten aus Deutschland und Europa sind unter dem Signé der DVA erschienen, die 1831 in Stuttgart als »Hallberger’sche Verlagshandlung« gegrün- det wurde und 1881 den Namen erhielt, der 69

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Gesundheit Der demographische Wandel verändert die Altersstruktur unserer Gesellschaft und stellt unser Gesundheitssystem vor gewaltige Herausforderungen. Alte Menschen leiden häufig unter chronischen Krankheiten oder Multimorbidität. Auf diese Patienten müssen sich Ärzte und Krankenhausverwaltungen verstärkt einstellen, medizinisch genauso wie organisatorisch. Hinzu kommt die schnelle Folge medizinisch-technischer Innovationen, die das Gesundheitssystem permanent zu Anpassungen zwingt. Wir fördern Projekte, die sich innovativ mit Organisationsstrukturen und Weiterbildungskonzepten, insbesondere für ältere Mitarbeiter, befassen. Denn nur ein effizienter Einsatz der personellen und finanziellen Ressourcen sichert die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit unserer Gesundheits- versorgung. 73

In Altenpflegeeinrichtun- gen und in der häuslichen Pflege bekommen betroffe- ne Menschen noch zu wenig palliative Hilfe. Das wollen wir ändern.

Charta zur Betreuung schwerstkranker Menschen zu verbessern und notwendige und sterbender Menschen Entwicklungen im Bereich der Palliativ- »Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben und Hospizversorgung aufzuzeigen. Zwar unter würdigen Bedingungen. Er muss hat die Betreuung schwerstkranker und darauf vertrauen können, dass er in seiner sterbender Menschen in Deutschland in den letzten Lebensphase mit seinen Vorstel- vergangenen 25 Jahren erhebliche Fort- lungen, Wünschen und Werten respektiert schritte gemacht, doch noch immer erreichen wird und dass Entscheidungen unter Ach- die entsprechenden ambulanten und statio- tung seines Willens getroffen werden. (…) nären Angebote nur einen Teil der Betrof- Wir werden uns dafür einsetzen, ein Sterben fenen. Vor diesem Hintergrund will die unter würdigen Bedingungen zu ermögli- Charta Orientierung geben und zum Um- chen und insbesondere den Bestrebungen denken anregen: Sie zeigt in fünf Leitsätzen nach einer Legalisierung der Tötung auf und ergänzenden Erläuterungen die gesell- Verlangen durch eine Perspektive der schaftspolitischen Herausforderungen. Sie Fürsorge und des menschlichen Miteinan- benennt Anforderungen an die Versorgungs- ders entgegenzuwirken. Dem Sterben als Teil strukturen wie auch an die Aus-, Weiter- und des Lebens ist gebührende Aufmerksamkeit Fortbildung, skizziert Entwicklungsperspek- zu schenken.« tiven für die Forschung und vergleicht die verschiedenen palliativmedizinischen Kon- Dies ist ein kleiner Auszug aus dem ersten zepte in Europa. von fünf Leitsätzen einer »Charta zur Betreu- ung schwerstkranker und sterbender Men- Die Charta stößt auf breite Zustimmung. Nur schen«, die am 8. September 2010 in Berlin zwei Monate nach ihrer Veröffentlichung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Vor- hatten im November 2010 bereits mehr als ausgegangen war ein von der Robert Bosch 170 Institutionen und Einrichtungen – darun- Stiftung und der Deutschen Krebshilfe ter AOK, Arbeiterwohlfahrt, Paritätischer geförderter zweijähriger Arbeitsprozess, Gesamtverband, Deutsche Alzheimer Gesell- den die Deutsche Gesellschaft für Palliativ- schaft, Deutscher Caritasverband, das Deut- medizin (DGP), der Deutsche Hospiz- und sche Rote Kreuz oder der Berufsverband PalliativVerband (DHPV) und die Bundes- der Pflegeberufe – sowie zahlreiche Einzel- ärztekammer (BÄK) im September 2008 personen mit ihrer Unterschrift erklärt, angestoßen hatten. Mehr als 150 Experten dass sie Ziele und Inhalte der Charta teilen. und rund 50 Vertreter gesellschaftlich und In der Folge sollen die Ziele der Charta gesundheitspolitisch relevanter Institutio- weiter konkretisiert und ihre Umsetzung nen haben in Arbeitsgruppen, an Runden durch einen wachsenden Unterstützerkreis Tischen und in regelmäßigen Telefonkonfe- angeregt werden. renzen den Text erarbeitet. Er soll helfen, die www.charta-zur-betreuung-sterbender.de Betreuung schwerstkranker und sterbender 74

Stärkere Kooperationen der verschiedenen Gesundheitsberufe sollen die Gesundheitsver- sorgung von morgen verbessern.

Die Gesundheitsversorgung von morgen Hermann Heimpel die nach wie vor verbrei- Vor gut 20 Jahren (1989) veröffentlichte die tete Wagenburgmentalität zwischen den Robert Bosch Stiftung eine Denkschrift Fakultäten und Berufsgruppen. Dabei, auch des von ihr initiierten »Murrhardter Kreises« darin waren sich die Experten einig, ist eine unter dem Titel »Das Arztbild der Zukunft«. verbesserte Zusammenarbeit der verschie- Die Analyse künftiger Anforderungen denen Fachrichtungen und Gesundheitsbe- an die Medizinerausbildung war dabei rufe eine der wichtigsten Weichenstellungen zugleich eine harsche Kritik. Wissenschaft- für die Gesundheitsversorgung von morgen. licher Fortschritt, sozialpolitische Entwick- Nur ein Zusammenwirken der heilenden, lungen und gesundheitsökonomische Erfor- therapeutischen und pflegerischen Tätig- dernisse hätten zwar, so die Autoren der keiten kann eine bestmögliche Patientenver- Studie, die Berufsausübung des Arztes in sorgung gewährleisten. erheblichem Umfang verändert, seien aber an der Berufsausbildung nahezu spurlos Um diese Erkenntnis in der Fachöffentlich- vorübergegangen. keit stärker zu Gehör zu bringen, hat eine Expertengruppe im Auftrag der Stiftung Seitdem hat sich zweifellos einiges getan. das Memorandum »Kooperation der Gesund- Aber sind die bis heute unternommenen heitsberufe – Qualität und Sicherstellung Reformanstrengungen auch ausreichend? der zukünftigen Gesundheitsversorgung« Können sie mit den Entwicklungen – etwa erarbeitet. Es wurde im Rahmen eines zwei- dem demographischen Wandel, den Verän- ten Symposiums präsentiert, zu dem die derungen des Krankheitsspektrums und Robert Bosch Stiftung, dieses Mal in Koope- dem Fortschritt der Medizintechnik – sowie ration mit der AOK Baden-Württemberg den Erfordernissen einer guten hausärzt- und der Bosch BKK, Ende November 2010 lichen Betreuung Schritt halten? Um diesen erneut rund 150 Experten für zwei Tage nach Fragen nachzugehen, lud die Robert Bosch Stuttgart eingeladen hatte. Neben der besse- Stiftung im Juni 2010 rund 100 Fachleute ren Koordination und Kooperation zwischen aus verschiedenen Bereichen der Gesund- den Sektoren und den Gesundheitsberufen heitsversorgung zu einem zweitägigen wurde auch über eine verbesserte regionale Symposium »Ausbildung für die Gesund- Ausrichtung der Gesundheitsversorgung heitsversorgung von morgen« nach Stuttgart diskutiert. Nur durch eine Veränderung ein. In ihren Vorträgen und Diskussionen der rechtlichen Rahmenbedingungen und zogen die Teilnehmer hierbei eine recht eine Anpassung der Verantwortlichkeiten, durchwachsene Bilanz: Viele Ansätze seien so das Ergebnis, lässt sich die Gesundheits- erfolgreich, manche Curricula verbessert versorgung vor Ort auf die Bedürfnisse der worden. Woran es aber mangele, sei die Patienten neu ausrichten. interprofessionelle Zusammenarbeit. Heftig www.bosch-stiftung.de/ kritisierte der emeritierte Ulmer Professor gesundheitsversorgungvonmorgen 75

Professor Joachim Fischer, Direktor des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedi- zin, hielt bei der ELMA- Fachtagung einen Vortrag zum Thema »Chancen der Sozialmedizin«.

Japanisch-deutsches Symposium zu Demenz Rechte und Pflichten von Betreuten und und Betreuungsrecht: Zur Bewahrung der Betreuern geht, müssen stets auch Kultur, menschlichen Würde des älteren Menschen Tradition, soziale Verhältnisse, finanzielle Der Umgang mit einer zunehmenden Zahl Rahmenbedingungen und die spezifischen von Betreuungsbedürftigen ist überall in Ausprägungen des Einzelfalls berück- der industrialisierten Welt zu einem wich- sichtigt werden. Wichtigstes Ziel ist es, tigen Thema geworden, über das, aufgrund darin waren sich deutsche und japanische unterschiedlicher Praxen und Erfahrungen, Teilnehmer einig, die Würde des alten der internationale Austausch lohnt. In Menschen zu bewahren. Vorbereitung einer vom 2. bis 4. Oktober 2010 abgehaltenen Weltkonferenz zum The- Erhaltung der beruflichen Leistungsfähigkeit ma Demenz und Betreuungsrecht hat die und Motivation älterer Arbeitnehmer (ELMA) Robert Bosch Stiftung deshalb ein japanisch- Seit Sommer 2008 untersucht das Institut deutsches Symposium zu diesen Fragen für Gerontologie der Universität Heidelberg gefördert, das am 29. und 30. September auf Initiative der Robert Bosch Stiftung 2010 in Tokio stattfand. Die japanisch- die Wirksamkeit von Weiterbildungsmaß- deutsche Zusammenarbeit ist besonders nahmen und körperlicher Ertüchtigung, die interessant, da die Zivilrechtssysteme bei- sich speziell an ältere Arbeitnehmer richten. der Länder vergleichbar sind. Zudem hat In Zusammenarbeit mit dem Institut der Japan im Jahr 2000 – in einer ganz ähnlichen deutschen Wirtschaft wurde dafür an demographischen Situation wie Deutsch- zwei Standorten der Robert Bosch GmbH, land – ebenfalls ein neues Betreuungsrecht in Reutlingen und Ansbach, ein speziell eingeführt, das sich am deutschen Vor- für Mitarbeiter ab 45 Jahren entwickeltes bild orientiert. Auf dem Symposium wurde Programm zur Verbesserung der kognitiven jedoch deutlich, dass die Anwendungspraxis und körperlichen Fähigkeiten eingeführt erhebliche Differenzen aufweist: Während und evaluiert. Die Ergebnisse des Praxis- in Japan bei einer Bevölkerung von 127 Milli- projekts ELMA wurden am 24. März 2010 onen Einwohnern nur 67 000 Menschen ge- im Stuttgarter Haus der Wirtschaft der setzlich betreut werden, gibt es in Deutsch- Öffentlichkeit präsentiert. Gerade durch land bei 83 Millionen Einwohnern etwa die Kombination der verschiedenen Pro- 1,2 Millionen Fälle. Dieser gravierende grammelemente konnten bei den Teilneh- Unterschied kann einem noch mangelnden mern deutliche Leistungszuwächse erzielt Bewusstsein für die Möglichkeit und die werden. So zeigten sich klare Verbesse- Vorzüge eines Betreuungsvertrages inner- rungen bei der Geschwindigkeit der Infor- halb der japanischen Gesellschaft zuge- mationsverarbeitung und bei der Anpassung schrieben werden oder einer mangelnden an veränderte Umweltbedingungen. Auch Akzeptanz der »Fremdbetreuung« seitens die Kapazität des Arbeitsgedächtnisses der japanischen Familien. Wenn es um die nahm messbar zu. 76

Durch enge Zusammenar- beit mit benachbarten Disziplinen, wie hier der Geriatrie, bietet die neue Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie am RBK eine umfassende Versorgung.

Fazit des Projekts: Ein zentraler Schlüssel Alterstraumatologie. Angesichts des demo- zur Erhaltung der Arbeitskraft älterer graphischen Wandels ist davon auszugehen, Mitarbeiter sind Weiterbildung, körperliche dass solche Verletzungen älterer Menschen Fitness und Gesundheitsbewusstsein. Durch zunehmen. Alterserscheinungen wie Osteo- kontinuierliche Qualifizierungsangebote porose, aber auch die steigende Aktivität lassen sich deren Lern- und Veränderungs- älterer Menschen sind Gründe dafür. Durch potentiale optimal ausschöpfen. Dadurch die enge Zusammenarbeit mit benachbarten werden Leistungsfähigkeit und Motivation Disziplinen am RBK – wie zum Beispiel Geri- älterer Mitarbeiter nicht nur erhalten, atrie, Anästhesie oder den internistischen sondern nachhaltig gesteigert. Und davon Fächern – kann dem Patienten eine umfas- profitieren sowohl Arbeitgeber wie Arbeit- sende integrierte Versorgung angeboten nehmer. werden. Neben dem künstlichen Gelenker- www.bosch-stiftung.de/elma satz (Endoprothetik) liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der gelenkerhaltenden rekonstruktiven Chirurgie von Schulter, Robert-Bosch-Krankenhaus Ellbogen, Hüfte, Knie, Sprunggelenk und Das Robert-Bosch-Krankenhaus verfügte im Fuß. Das RBK bietet dazu sämtliche moderne Jahr 2010 über 888 Betten. Rund 2000 Mitar- Verfahren wie Gelenkspiegelung, Knorpel- beiter kümmerten sich um die Versorgung therapie sowie Achskorrekturen. Ein beson- der etwa 39 000 stationär aufgenommenen deres Augenmerk gilt darüber hinaus der Patienten. Wirbelsäulenchirurgie. War diese bislang im RBK nicht vertreten, können jetzt minimal- Neue Abteilung für Orthopädie invasive Wirbelsäulenoperationen durch- und Unfallchirurgie geführt werden. Zum Jahresbeginn 2010 hat die neue Abtei- lung für Orthopädie und Unfallchirurgie Erfolgreiche Erst-Zertifizierung am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) des Onkologischen Zentrums ihre Arbeit aufgenommen. Mit der Einrich- Nachdem bereits die Organzentren Brust-, tung dieser Abteilung wurde das chirur- Darm-, Lungen- und gynäkologisches Zen- gische Leistungsspektrum am RBK weiter trum zum Teil mehrfach zertifiziert wurden, ausdifferenziert und konsequent auf konnte im Sommer 2010 das Onkologische den sich wandelnden Bedarf an chirur- Zentrum mit großem Erfolg durch die Zertifi- gischen Behandlungsmöglichkeiten aus- zierung geführt werden. Damit ist unter gerichtet. Unter der Leitung des neuen der Leitung des Chefarztes der Abteilung Chefarztes, Professor Bernd Kinner, ge- für Hämatologie, Onkologie und Palliativ- hört zu den Schwerpunkten der Abteilung medizin, Professor Walter E. Aulitzky, die Behandlung älterer Menschen mit Brü- ein gemeinsames Dach für die verschiede- chen und Verletzungen, die sogenannte nen Organzentren geschaffen worden. 77

Chirurgen des Robert- Bosch-Krankenhauses nehmen im neuen Hybrid- OP minimal-invasive Eingriffe am Herzen vor. Weil Diagnose und Thera- pie gleichzeitig erfolgen können, werden gefährli- che Zeitverzögerungen vermieden.

Patienten mit ihrer Therapeutin im Bewe- Zusätzlich wird durch das Zertifikat die Bildgebungsverfahren für die Diagnose gungsbad der Klinik hohe Behandlungsqualität von Lymphomen, von Erkrankungen und Verletzungen gehört für geriatrische Rehabili- Leukämien, gastrointestinalen Tumoren die Computertomografie (CT). Der bisherige tation am RBK und Schilddrüsenkarzinomen nachgewiesen. Nachteil dabei: Die Untersuchungen bean- In Stuttgart ist das RBK damit das erste spruchen Zeit und die Strahlenbelastung ist Krankenhaus mit einem zertifizierten Onko- für den Patienten vergleichsweise hoch. Jetzt logischen Zentrum. Wichtigstes Ziel dieses setzt das RBK ein neu entwickeltes CT-Gerät Zentrums ist die optimale und standardisier- ein, das die Strahlenbelastung erheblich te Versorgung aller onkologischen und hä- reduziert und mit doppelter Geschwindigkeit matologischen Patienten. Die Beteiligung die notwendigen Bilder für die Diagnose unterschiedlichster Abteilungen sichert die produziert. bestmögliche Versorgung des Patienten. Bewegungsbad – Eine neue Ära geriatrischer Hightech-Medizin am RBK Rehabilitation Gleich mit zwei hochmodernen Hightech- Im Herbst konnte der Erweiterungsbau mit Ausstattungen konnte das RBK im Jahr 2010 dem Bewegungsbad und den angeschlos- aufwarten. Seit dem Sommer verfügt das senen Räumlichkeiten für Therapie und Krankenhaus nach einer umfangreichen Wissenschaft eröffnet werden. Für die Pati- Erweiterung des OP-Bereichs über einen enten der Klinik für geriatrische Rehabilita- sogenannten Hybrid-OP und ist damit Vor- tion bedeutet dies einen Quantensprung reiter nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz im Therapieangebot. Deutschlandweit gibt Baden-Württemberg. In dieser neuesten es derzeit nichts Vergleichbares. Die Behand- Entwicklung für Eingriffe am Herzen wird lungsmöglichkeiten für geriatrische Pati- ein komplett ausgestatteter herzchirur- enten werden durch verschiedene, zum gischer OP-Saal mit einem vollwertigen Teil innovative Ansätze deutlich erweitert. kardiologischen Herzkatheterlabor vereint. Therapie kann nun noch individueller auf Dadurch können minimal-invasive Eingriffe die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt am Herzen mit größtmöglicher Sicherheit werden. Gerade vor dem Hintergrund eines durchgeführt und herzchirurgische Notfälle immer höheren Durchschnittsalters begeg- ohne Zeitverzögerung simultan diagnosti- net das RBK damit gezielt den Herausfor- ziert und therapiert werden – ohne riskanten derungen der Zukunft. Bestandteile des Transport. Für den Patienten bedeutet dies Therapiekonzepts sind dabei neben dem einen erheblichen Gewinn an Behandlungssi- Bewegungsbad die robotergestützte The- cherheit und Schnelligkeit. Ein ähnliches Ziel rapie, die sogenannte virtuelle Realität, – nämlich Schnelligkeit und deutlich gerin- das Gang- und Bewegungslabor sowie ein gere Strahlenbelastung – wird durch die gezieltes Gerätetraining. Darüber hinaus zweite Großanschaffung des Jahres 2010 bietet das neue Bewegungsbad die Möglich- verfolgt. Zu den wichtigsten medizinischen keit zu wissenschaftlichen Studien. 78 79

Klaus Eder, General- sekretär des internationa- 2010 im Blick len Filmkritiker- und Film- journalistenverbandes FIPRESCI, übergibt den »Preis der Filmkritiker« an Pelin Esmer, Regisseurin des Films »11’e 10 kala (10 vor 11)«.

Januar März

3. Deutsch-Russisches Mediengespräch, 15. Filmfestival Türkei/Deutschland, Berlin Nürnberg Beim 3. Deutsch-Russischen Mediengespräch Wie jedes Jahr im März trafen sich auch 2010 des Deutschen Digital Instituts und der deutsche und türkische Regisseure, Schau- Robert Bosch Stiftung diskutierten deutsche spieler und Filmkritiker beim einzigartigen und russische Journalisten über den weiteren Filmfestival Türkei/Deutschland in Nürn- Ausbau der Beziehungen. Die meisten berg. Auf dem vom InterForum Kunst & Teilnehmer wünschen, dass sich über den Kultur organisierten Festival werden aktu- ehemaligen Eisernen Vorhang hinweg elle Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme eine Wertegemeinschaft bildet. Zunächst aus beiden Ländern gezeigt. Das Publikums- seien aber gemeinsame Interessen, speziell interesse ist groß, wozu auch zahlreiche enge Wirtschaftsbeziehungen, der beste Diskussionen und Gespräche mit den Filme- Ausgangspunkt für die Beziehungen. machern beitragen.

SENTA ein Ort im Land der Ideen, Stuttgart Das Förderprogramm SENTA wurde als Preisträger des bundesweit ausgetragenen Innovationswettbewerbs »365 Orte im Land der Ideen« geehrt. SENTA unterstützt Haupt- und Realschüler beim Übergang ins Berufs- leben mit erfolgversprechenden Konzepten. Das Programm wurde damit Teil der Reihe, die im fünften Jahr von der Deutschen Bank und der Standortinitiative »Deutschland – Land der Ideen« unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten organisiert wird. 80

Adelbert-von-Chamisso- Preisträgerin 2010: Terézia Mora

Verleihung Adelbert-von-Chamisso-Preis, Eröffnungskongress Graduiertenkolleg München Demenz, Heidelberg Die im ungarischen Sopron geborene Schrift- Das neue Graduiertenkolleg Demenz stellerin Terézia Mora erhielt den Adelbert- der Robert Bosch Stiftung wurde an der von-Chamisso-Preis 2010 der Robert Bosch Universität Heidelberg feierlich eröffnet. Stiftung. Der Preis ist mit 15 000 Euro dotiert. 13 Stipendiaten unterschiedlicher Fach- Der aus Bagdad (Irak) stammende Schrift- richtungen werden Fragestellungen rund steller und Lyriker Abbas Khider und die aus um das Thema Demenz bearbeiten und Tiflis (Georgien) kommende Theater- und nach maximal fünf Jahren mit einer Disser- Prosaautorin Nino Haratischwili wurden mit tation abschließen. Das Kolleg steht unter Förderpreisen in Höhe von je 7 000 Euro der wissenschaftlichen Leitung von Profes- ausgezeichnet. Mit dem Chamisso-Preis sor Andreas Kruse, Direktor des Instituts würdigt die Robert Bosch Stiftung seit 1985 für Gerontologie, und Professor Konrad deutsch schreibende Autoren, deren Mutter- Beyreuther, Direktor des Netzwerks sprache oder kulturelle Herkunft nicht die Alternsforschung. deutsche ist. Die Preise wurden bei einem Festakt mit rund 400 Gästen in der Aller- Tagung »Bitte mit Familie – heiligen-Hofkirche der Münchner Residenz Hochschulen im Wandel«, Berlin verliehen. Acht Hochschulen in Deutschland arbeiten seit über zwei Jahren gemeinsam daran, Türkische Bibliothek mit Familie und Studium bzw. Karriere mitein- BuchAward ITB ausgezeichnet, Berlin ander vereinbar zu machen. Bundesfamilien- Die Türkische Bibliothek wurde auf der ministerin Kristina Schröder lobte die Internationalen Tourismus-Börse in Berlin Projekte der Hochschulen; sie brächten (ITB) mit dem Award »Literarische Reihe« neuen Schwung für eine familienorientierte ausgezeichnet. Die von der Robert Bosch Gesellschaft. Mehr Familiensinn im Wissen- Stiftung initiierte Bibliothek umfasst 20 schaftsbetrieb forderte Hessens Wissen- Bände und präsentiert Meilensteine der schaftsministerin Eva Kühne-Hörmann: türkischen Literatur von 1900 bis in die »Eltern benötigen an den Hochschulen Gegenwart, darunter Romane, Erzäh- jemanden, der ihnen den Rücken stärkt.« lungen und Gedichte. 81

Grenzgänger Nicol Ljubić auf der Leipziger Buch- messe 2010. 2011 erhielt er den Adelbert-von- Chamisso-Förderpreis.

Christoph Keese (Die Welt) moderierte das XIII. Berliner Demogra- phiegespräch – hier mit Heinz Buschkowsky.

April

Leipziger Buchmesse XIII. Berliner Demographiegespräch Auf der Leipziger Buchmesse stand die Unter dem Titel »Arme Kinder – Familien- Balkanregion besonders im Rampenlicht. politik im sozialen Brennpunkt« diskutierten Die Robert Bosch Stiftung unterstützte den auf Einladung der Robert Bosch Stiftung gemeinsamen Auftritt der Balkanländer Christine Haderthauer (CSU), Bayerische und war in zahlreichen Veranstaltungen Staatsministerin für Arbeit und Sozialord- unter anderem mit folgenden Programmen nung, Familie und Frauen, sowie Heinz und Initiativen vertreten: Adelbert-von- Buschkowsky (SPD), Bezirksbürgermeister Chamisso-Preis, Filmförderpreis für Nach- von Berlin-Neukölln. wuchsfilmer aus Deutschland und Ost- europa, Grenzgänger Recherchestipendien, Verleihung Robert Bosch HALMA – Europäisches Netzwerk Litera- Juniorprofessur, Berlin rischer Zentren und Übersetzerprogramm Regina Palkovits heißt die »Robert Bosch Literarische Brückenbauer. Ein Stiftungs- Juniorprofessorin Nachhaltige Nutzung Weblog des Schriftstellers und Literaturkri- natürlicher Ressourcen 2010«. Die promo- tikers Kolja Mensing rundete das Angebot ab. vierte Chemieingenieurin erhält eine Million Euro, um in den kommenden Jahren über die Gewinnung von Energie aus Bio- masse zu forschen. Sie will herausfinden, wie man langfristig Kunststoffe oder einen Teil der Treibstoffe aus Biomasse herstellen und damit auf Erdöl verzichten kann. Regina Palkovits arbeitet im Grenzbereich von Chemie und Ingenieurwissenschaften. Die besondere Relevanz des Themas, ihr innovativer Forschungsansatz sowie ihre bisherigen Leistungen überzeugten das Auswahlgremium unter Vorsitz von Profes- sor Klaus Töpfer. 82

Regisseurin Katerina Suvorova freut sich bei der Verleihung des Filmförderpreises über die Auszeichnung.

Jugend debattiert, Landesfinale Verleihung Filmförderpreis für Kopro- Baden-Württemberg, Stuttgart duktionen von Nachwuchsfilmemachern Miriam Wolf vom Humboldt-Gymnasium in aus Deutschland und Osteuropa – Ulm überzeugte in der Runde der Klassen goEast Festival, Wiesbaden 8 bis 10. Jakob Lehners vom Goldberg- Die Preise für herausragende Filmkonzepte Gymnasium Sindelfingen konnte den Wettbe- sind insgesamt mit bis zu 210 000 Euro werb der Jahrgangsstufen 11 bis 13 für sich dotiert und wurden beim goEast Festival entscheiden. Rund 15 600 Schüler hatten in Wiesbaden verliehen. Die Produktions- sich im Schuljahr 2009/2010 am Landeswett- vorhaben werden in Deutschland und im bewerb Jugend debattiert beteiligt. Kultus- Partnerland realisiert; der Fernsehsender ministerin Marion Schick lobte: »Jugend ARTE – Partner des Filmförderpreises – debattiert stärkt nicht nur die rhetorischen wird einen der drei Filme ausstrahlen. Kompetenzen der Schülerinnen und Sieger in der Kategorie Kurzspielfilm wurde Schüler, sondern weckt auch das Interesse die moldauisch-deutsche Koproduktion an gesellschaftlichen und politischen The- »Panihida« der Regisseurin Ana-Felicia men.« Jugend debattiert ist ein gemeinsames Scutelnicu und des Produzenten Jonas Projekt der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, Weydemann. In der Kategorie Animations- der Robert Bosch Stiftung, der Stiftung film überzeugte das bulgarisch-kroatisch- Mercator und der Heinz Nixdorf Stiftung in deutsche Projekt »Father« der Regisseure Kooperation mit der Kultusministerkonfe- Asparuh Petrov (Bulgarien), Dim Yagodin renz und den Kultusministerien der Länder. (Russland), Moritz Mayerhofer (Deutsch- land), Rosita Raleva (Bulgarien) und Veljko Popović (Kroatien) sowie der Produzen- ten Maria Stanisheva (Bulgarien), Vanja Andrijević (Kroatien) und Christian Müller (Deutschland). Das kasachisch-deutsche Filmvorhaben »SeaTomorrow« der Regis- seurin Katerina Suvorova sowie der Produ- zenten Stephan Grobe und Anna Hoffmann gewann in der Kategorie Dokumentarfilm. 83

Ein junger Forscher in der Stadt der jungen Forscher 2011: Kiel

Über die Verantwortung der Medien diskutierten die Teilnehmer beim Medienforum China – Deutschland in Shanghai.

Mai

Kongress Soziale Marktwirtschaft Medienforum China – Deutschland und Demokratie, auf der EXPO 2010, Shanghai Robert Bosch Stiftung und Hanns Martin In Zusammenarbeit mit einer der größten Schleyer-Stiftung wollen bei Studenten Tageszeitungen der Volksrepublik China, das Verständnis für die Zusammenhänge Global Times, führte die Robert Bosch unseres Gemeinwesens stärken, ihren Stiftung auf der EXPO 2010 prominente kritischen Geist schärfen und eine Haltung Medienvertreter und Chefredakteure wich- aktiven Einstehens für unsere Grundord- tiger deutscher und chinesischer Medien nung fördern. Neben Seminaren an Hoch- zu Gesprächen zusammen, um über die schulen veranstalteten beide Stiftungen Herausforderungen und die Verantwortung einen Kongress mit 300 Teilnehmern der Medien in der internationalen Berichter- aus Wissenschaft, Unternehmen, Politik stattung zu debattieren. Die oft einseitige und Medien. Aktuelle Herausforderungen Berichterstattung über das jeweils andere wurden im Hinblick auf ordnungspoli- Land zeigt die Notwendigkeit eines inten- tische Zusammenhänge diskutiert – unter siven und sachlich geführten Dialogs. Mitwirkung exzellenter Nachwuchswis- senschaftler und als öffentliches Forum mit Kiel ist Stadt der jungen Forscher 2011, breiter Ausstrahlung. Richard Schröder Stuttgart (Humboldt-Universität Berlin) gab in seinem Zum dritten Mal verliehen Körber-Stiftung, Vortrag die Richtung vor, »weniger jam- Robert Bosch Stiftung und Deutsche mern und stattdessen die Probleme mit Telekom Stiftung die mit bis zu 65 000 Euro Bürgerstolz selbst anpacken«. dotierte Auszeichnung »Stadt der jungen Forscher«. Sie fördert Städte, die gemeinsam mit Schulen, Hochschulen und Forschungs- einrichtungen Kinder und Jugendliche für Wissenschaft begeistern und ihr Engage- ment verstärken möchten. Kiel setzte sich gegen drei Städte durch mit dem Motto »Mit dem Forschungsschiff auf Expedition durch Kieler Schulen«. Gemeinsame Projekte von Schülern, Lehrern und Wissenschaftlern stehen im Zentrum des Jahres. Das Wissen- schaftsfestival im Sommer wird die Ergeb- nisse der Projekte mitten in die Stadt bringen – zum Erleben und Anfassen für alle. 84

Bundeskanzlerin Angela Merkel verliest den Hauptpreisträger des Deutschen Schulpreises 2010: die Sophie-Scholl- Schule, Bad Hindelang- Oberjoch.

Juni

Symposium »Ausbildung für die Gesundheits- Verleihung Deutscher Schulpreis, Berlin versorgung von morgen«, Stuttgart Bundeskanzlerin Angela Merkel brachte Die Teilnehmer des Symposiums »Ausbil- es bei der Verleihung des Deutschen Schul- dung für die Gesundheitsversorgung preises auf den Punkt: »Die Sophie-Scholl- von morgen« diskutierten die derzeitige Schule und die anderen Preisträger zeigen Ausbildung der Mediziner und anderer anschaulich und vorbildlich, wie gute Gesundheitsberufe und forderten die Inter- Schule gelingt. Im Mittelpunkt ihres sehr professionalität als zentrales Merkmal vielfältigen und erfolgreichen Unterrichts der Ausbildung und Berufspraxis. Die Robert steht immer der einzelne Schüler, sein Bosch Stiftung hat das Thema schon lange Können, seine Bedürfnisse.« Die Sophie- im Blick: Vor 20 Jahren erschien das »Arzt- Scholl-Schule aus Bad Hindelang-Oberjoch bild der Zukunft«, erarbeitet durch den gewann den mit 100 000 Euro dotierten »Murrhardter Kreis«. 1992 veröffentlichte Hauptpreis und nahm die Auszeichnung die Stiftung die Denkschrift »Pflege braucht aus den Händen der Bundeskanzlerin ent- Eliten«. gegen. Vier weitere Preise in Höhe von je 25 000 Euro erhielten die Waldhofschule Gründung Netzwerke für in Templin, die Realschule am Europakanal Bildungspartnerschaft e.V., Stuttgart in Erlangen, das Oberstufen-Kolleg des Baden-Württemberg will die Bildungs- Landes Nordrhein-Westfalen in Bielefeld chancen von Kindern mit Migrations- und die Grundschule Süd in Landau. Der mit hintergrund verbessern. Zu diesem Zweck 15 000 Euro dotierte »Preis der Jury« ging an gründeten die Landesregierung, die die Schule »Am Park« in Behrenhoff; der Robert Bosch Stiftung und die Breuninger ebenfalls mit 15 000 Euro dotierte »Preis der Stiftung einen Trägerverein zur »Bildungs- Akademie« an das Evangelische Firstwald- partnerschaft mit Eltern mit Migrations- Gymnasium in Mössingen. hintergrund«. Aufgabe des Vereins ist es, die Umsetzung der Konzeption für das Inte- grationsprojekt zu steuern, die das Land federführend mit den beiden Stiftungen und unter Mitwirkung zahlreicher Fachleute an einem Runden Tisch erstellt und verab- schiedet hatte. 85

Professor Stephen Szabo (li.), Transatlantic Academy, und Professor Thomas Straubhaar, Helmut-Schmidt-Stipen- diat der Transatlantic Academy 2009/2010, präsentieren den Ab- schlussbericht »Getting to Zero: Turkey, its Neigh- bors and the West« auch in Stuttgart.

Verleihung »City for Children 2010«, Präsentation Jahresbericht Stuttgart Transatlantic Academy, Berlin/Stuttgart Cádiz (Spanien) und Gelsenkirchen erhielten Wo steht die Türkei und welche Beziehungen die Auszeichnung »City for Children 2010«. pflegt sie zu ihren Nachbarn? Diese Fragen Der Preis belohnt innovative Ideen für beschäftigten die Transatlantic Academy kinderfreundliche Angebote in Großstädten. 2009/2010. Wissenschaftler und Praktiker Die Gewinner wurden auf der Jahresver- aus Europa und den USA arbeiteten daran sammlung des Netzwerks »Cities for Child- während ihrer Forschungsaufenthalte in ren« ausgezeichnet. Gegründet von der Washington, D.C. und legten den Abschluss- Robert Bosch Stiftung und der Stadt Stuttgart, bericht »Getting to Zero: Turkey, its Neigh- fördert das Netzwerk den Austausch kinder- bors and the West« vor. Das Ergebnis: Die freundlicher Konzepte zwischen europä- Türkei kann als Motor für Transformation ischen Städten. und Modernisierung im Nahen und Mitt- leren Osten fungieren. Gemeinsam mit dem Verleihung Deutsch-Polnische German Marshall Fund of the United States Journalistenpreise, Dresden (Washington, D.C.), der ZEIT-Stiftung Ebelin Im Rahmen der 3. Deutsch-Polnischen und Gerd Bucerius (Hamburg) und der Medientage wurden in Dresden die Deutsch- Lynde and Harry Bradley Foundation (Mil- Polnischen Journalistenpreise verliehen. waukee, WI) hat die Robert Bosch Stiftung Die Preisträger kommen vom Deutschland- die Transatlantic Academy als interdiszipli- radio Kultur, RBB/ARTE und von der Tages- näres Forum für Forschung und Dialog ins zeitung Gazeta Wyborcza. »Wenn viele Leben gerufen. Einzelbeispiele von Mutigem und Vorbild- haftem beleuchtet werden, die es zwischen Polen und Deutschen gibt, dann ist es ein guter deutsch-polnischer Journalismus«, hob Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich hervor. Mit 207 Einsendungen nah- men so viele Journalisten wie noch nie am Wettbewerb teil. Preisstifter sind die Robert Bosch Stiftung, die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sowie die Bundesländer Brandenburg, Meck- lenburg-Vorpommern, Sachsen und die drei Wojewodschaften Westpommern, Lebuser Land und Niederschlesien. 86

Bleibt unser Handeln hinter dem zurück, was eigentlich nötig ist? Mit solchen Fragen setzte sich Professor Wolfgang Huber in seinem Vortrag auseinander.

Juli

10 Jahre DeutschMobil, Paris Stiftungsvortrag Professor Wolfgang Huber, Im »Jahr der deutschen Sprache«, das das Stuttgart Auswärtige Amt 2010 ausgerufen hatte, Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evange- feierte das DeutschMobil seinen zehnten lischen Kirche in Deutschland und Bischof Geburtstag. Seit Ende 2000 besuchen von Berlin-Brandenburg, Professor Wolfgang deutsche Lektoren französische Schüler Huber, sprach innerhalb der Vortragsreihe in Grundschulen, Collèges und Oberstufen »In Verantwortung für die Zukunft«. Unter und leisten auf unkonventionelle Art Basis- dem Titel »Ist Umdenken möglich – was kann arbeit für die deutsch-französischen Bezie- der Einzelne tun?« nannte er unter anderem hungen. Es wurden bisher insgesamt 460 000 »Korridore persönlicher und institutioneller französische Schüler mit dem DeutschMobil Entscheidungen«, die in Freiheit und Verant- angesprochen, und die Lektoren haben wortung beschritten werden könnten, und rund 900 000 Kilometer Strecke zurück- plädierte für ein umfassendes Ja zur Familie, gelegt. Die Robert Bosch Stiftung feierte das von der ganzen Gesellschaft getragen diese Erfolgsgeschichte mit den Trägern werden müsse. und Partnern des DeutschMobils, der Föde- ration der Deutsch-Französischen Häuser Podiumsdiskussion Führung und in Frankreich, Mercedes Benz und dem Management für Lehrer, Stuttgart Deutschen Akademischen Austausch- Was muss die Lehrerausbildung und -weiter- dienst (DAAD). Eröffnet wurde die Veran- bildung leisten, damit künftige Lehrkräfte staltung in Paris von Cornelia Pieper, den Herausforderungen der Praxis gewach- Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sen sind? Dieser Frage stellten sich Professor und Botschafter Reinhard Schäfers. Rolf Dubs, Wirtschaftspädagoge und ehe- maliger Rektor der Universität St. Gallen, Professor Manfred Prenzel, PISA-Koordina- tor und Dekan der TUM School of Education in München, sowie Professor Dennis Shirley, Erziehungswissenschaftler und Lehreraus- bilder am Boston College. Zu einer verbes- serten Lehrerausbildung gehören Themen wie »Führen in der Schule«, »Mehr Praxisbe- zug in der Lehre«, »Mehr Freiraum für Schul- leitung und Lehrkräfte« sowie »Wissensaus- tausch per Schulnetzwerke«. 87

Schüler verfolgen die Ausführungen von Klaus Zehelein, der der heuti- gen Generation eine »große Wachsamkeit und Sensibilität« zuspricht.

Europa erfahren, Zugfahrt und Blog Schüler diskutieren im Robert Bosch 150 herausragende Studenten aus Albanien, Haus mit Klaus Zehelein, Stuttgart Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Maze- Können Kunst und Kultur in Zeiten einer donien, Montenegro und Serbien waren auf Wirtschaftskrise Lösungen aufzeigen oder Einladung der Robert Bosch Stiftung mit sind sie verzichtbar? Und ist subventionierte einem Interrail-Ticket vier Wochen lang Kunst schlechte Kunst? Schüler diskutierten unterwegs in den Ländern der Europäischen darüber mit Professor Klaus Zehelein, Präsi- Union. Erstmals dokumentierten sechs dent der Bayerischen Theaterakademie. Teilnehmer des seit 2007 bestehenden Er betonte die zukunftsgestaltende Kraft von Projekts ihre Erlebnisse in einem Blog. Kunst und Kultur: »Wer heute aus Kosten- Bei »Europa erfahren« arbeitet die Stiftung gründen an Bildung, Kunst und Kultur spart, in Partnerschaft mit dem Balkan Trust wird in einem wirklich überblickbaren Zeit- for Democracy und zivilgesellschaftlichen raum ein Vielfaches für Überwachen und Organisationen aus den Ländern Südost- Strafen, für soziale Leistungen aufbringen europas. müssen.« Zehelein setzte die Gesprächsreihe im Robert Bosch Haus fort, bei der Schüler Congress-Bundestag Forum, Stuttgarter Schulen mit einem Experten aus Washington, D.C., Dayton/USA Wirtschaft, Wissenschaft, Politik oder Kultur Acht amerikanische und zehn deutsche ins Gespräch kommen. Parlamentsmitglieder nahmen am siebten Congress-Bundestag Forum teil, das Transatlantisches Kamingespräch mit turnusgemäß in den USA stattfand. Gemein- Botschafter Philip D. Murphy, Stuttgart sam mit dem German Marshall Fund of Rund 30 Schüler Stuttgarter Gymnasien the United States richtet die Robert Bosch sowie Stipendiaten des Programms »Talent Stiftung dieses jährliche Treffen aus, bei im Land« hatten im Robert Bosch Haus die dem Bundestagsabgeordnete und Mitglieder Gelegenheit, den US-amerikanischen Bot- des Repräsentantenhauses gemeinsam glo- schafter in Deutschland, Philip D. Murphy, bale Themen in vertraulicher Atmosphäre kennenzulernen und mit ihm zu diskutieren. diskutieren können: dieses Mal unter Nach seinem Vortrag über den Stand der anderem die Lage auf dem Balkan 15 Jahre transatlantischen Beziehungen vor dem nach dem Abkommen von Dayton, die Hintergrund der Wirtschafts- und Finanz- Situation der Türkei sowie die Zusammenar- krise tauschten sich der Botschafter und die beit der Geheimdienste. Der Programm- jungen Teilnehmer über Themen wie Job- teil in Dayton/Ohio kam auf persönliche suche und gesellschaftliches Engagement Initiative von Congressman Mike Turner in beiden Ländern aus. zustande. 88 2010 im Blick

Die Jury würdigte das filmische Werk der 81-jährigen Ruth Lohrfink mit einem Ehrenpreis. Das Foto mit der Flor- fliege hat sie mit viel Geduld und neuester Technik eingefangen.

Verleihung Otto-Mühlschlegel-Preis 3. Jahreskonferenz Transatlantic Forum »Zukunft Alter«, Baden-Baden on Migration and Integration, Izmir/Türkei Das »Virtuelle und reale Lern- und Kompe- Auf ihrer Jahreskonferenz diskutierten die tenz-Netzwerk älterer Erwachsener« Teilnehmer des Transatlantic Forum on (ViLE e.V.) wurde mit dem Otto-Mühlschle- Migration and Integration (TFMI) über gel-Preis »Zukunft Alter« der Robert Bosch die Herausforderungen, die sich aus den Stiftung ausgezeichnet und erhielt 50 000 internationalen Wanderungsbewegungen Euro für vier Einzelprojekte aus der Vereins- ergeben. Das TFMI ist eine Plattform für arbeit. Die Ausschreibung stand unter dem junge Führungskräfte aus Politik, Wirt- Motto »Kreativität in den neuen Medien«. schaft, Medien, Verwaltung und Nichtregie- Wie dadurch Erfahrungswissen und Kompe- rungsorganisationen, die über Integration tenzen Älterer für die Gesellschaft nutzbar und Migration arbeiten. Derzeit besteht das gemacht werden können, zeigten die Preis- 2008 gegründete Netzwerk, ein gemein- träger. Den zweiten Preis und jeweils 10 000 sames Projekt des German Marshall Fund Euro erhielten der Verein der Magdeburger of the United States und der Robert Bosch Film- und Videoamateure für das monatliche Stiftung, aus 65 Mitgliedern aus über Fernsehmagazin »50 plus«, das in Koope- 20 Ländern. ration mit dem Offenen Kanal Magdeburg entstanden ist, und der Film- und Videokreis Euro Science Open Forum, Turin Leverkusen für den Kurzfilm »Albtraum Die Robert Bosch Stiftung unterstützt Gesundheitsreform«. Die mit 1 000 Euro seit seiner Gründung 2004 das Euro Science dotierten Anerkennungspreise gingen an Open Forum (ESOF), das größte Wissen- Barbara John, Laatzen, Fenna Bonacker, schaftsforum Europas und das zweitgrößte Lima (Peru), und Wolfgang Dix aus Börnicke. der Welt: Unter anderem wurden 2010 Ruth Lohrfink aus Esslingen bekam für ihren 20 Reisestipendien an junge deutsche Makrofilm »Die Kinderstube der Florfliege« Wissenschaftsjournalisten und 28 Reise- den Ehrenpreis. stipendien an erfahrene Wissenschaftsjour- nalisten aus Asien und Nordamerika ver- geben. Außerdem ermöglichte die Stiftung »ESOF Shuttle Busse« nach Turin für Alumni und Teilnehmer des Programms NaT- Working sowie für Nachwuchswissenschaft- ler der Lindauer Nobelpreisträgertagung. 89

Beim 16. Filmfestival in Sarajewo war der amerikanische Schau- spieler Morgan Freeman Ehrengast.

August

Sarajewo Filmfestival, Talent Campus Werkstatt für Übersetzer deutschsprachiger Das Internationale Filmfestival Sarajewo Literatur für junge Leser, Hamburg richtete erneut einen Talent Campus für Kinder- und Jugendliteratur öffnet die Tür junge Nachwuchsfilmemacher aus Osteuropa in die Welt des Lesens und erweitert den aus, der von der Robert Bosch Stiftung Horizont. Übersetzer spielen dabei eine als offiziellem Partner unterstützt wird. wesentliche Rolle. Die Robert Bosch Stiftung Ein Höhepunkt war der Workshop von und der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V. Morgan Freeman, in dem er seinen Karriere- veranstalteten erstmals eine Übersetzer- weg skizzierte und seine Arbeit mit Regis- werkstatt, die sich der deutschsprachigen seuren wie Clint Eastwood und David Fincher Kinder- und Jugendliteratur widmete. analysierte. Seit drei Jahren fördert die 25 Prozent aller verkauften deutschen Robert Bosch Stiftung den Talent Campus Lizenzen kommen aus diesem Bereich. und gestaltet ihn inhaltlich mit. Ein wichtiges Doch die Qualität der Übersetzungen hält Element ist die Einladung der Stiftung mit der Marktentwicklung nicht Schritt. an zehn junge deutsche Produzenten, als Die fünftägige Werkstatt bot Einblicke Experten und Gäste am Campus teilzuneh- in aktuelle Tendenzen und die Überset- men. In »Speed Datings« und »One-to-One- zungsprobleme dieses Genres. Die Teilneh- Meetings« präsentieren Filmemacher aus mer aus Bulgarien, China, Finnland, Grie- der Region den Produzenten ihre Projekt- chenland, Korea, Lettland, Polen, Slowenien, ideen und erhalten ein professionelles Thailand, Tschechien, der Türkei und Feedback auf ihre Arbeit. Ungarn arbeiteten mit der Autorin Kirsten Boie zusammen und lernten Kritiker, Ver- leger und Illustratoren kennen. 90

Die neuen Stipendiaten freuen sich mit Eltern, Verwandten und Freun- den über die Chance, die ihnen das Programm Talent im Land bietet.

Das Rahmenprogramm der Preisverleihung »Schule trifft Wissen- schaft« brachte nicht nur Spaß, sondern war auch noch lehrreich. September

Festveranstaltung Talent im Land Preisverleihung Schule trifft Wissenschaft, Baden-Württemberg, Stuttgart Berlin 32 Mädchen und 18 Jungen aus 24 verschie- Über das Internet steuern sie von Göttingen denen Herkunftsländern wurden in das aus ein Teleskop in Texas: Das Projekt Programm Talent im Land Baden-Württem- »Astrophysik enger Doppelsterne« gewann berg aufgenommen. »Es ist an der Zeit, den Hauptpreis »Schule trifft Wissenschaft« dass endlich alle die kulturelle Vielfalt der in Höhe von 50 000 Euro. Die Robert Bosch heutigen Jugend als Vorteil begreifen«, Stiftung vergibt den Preis für die herausra- sagte Moderatorin Dunja Hayali (ZDF) bei gende gemeinsame Arbeit von Lehrern und der Festveranstaltung. »Ich wünsche mir, Wissenschaftlern, die neue Wege gehen, dass sie ihre interkulturelle Kompetenz für um Schüler für Naturwissenschaften und sich und unsere Gesellschaft gewinnbrin- Technik zu begeistern. Dem Max-Planck- gend nutzen.« Mit dem Stipendienprogramm Gymnasium Göttingen und dem Institut haben Robert Bosch Stiftung und Baden- für Astrophysik der Georg-August-Universi- Württemberg Stiftung seit 2003 über tät Göttingen gelang dies am besten. Zwei 400 talentierte Schüler aus Zuwanderer- weitere Preise von jeweils 20 000 Euro familien auf ihrem Weg zum Abitur oder erhielten die Projekte »Moos- und Nemato- zur Fachhochschulreife gefördert. Eine den AG« des Mariengymnasiums (Werl) unabhängige Jury wählte die 50 neuen in Kooperation mit der Universität Bielefeld Stipendiaten aus 374 Bewerbungen aus. und das Projekt »GRIPS: Goethe-Research Integration Program Simmern« des Herzog- Johann Gymnasiums (Simmern) in Zusam- menarbeit mit der Johann Wolfgang Goethe- Universität Frankfurt am Main. 91

Der ehemalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski diskutiert bei der internationalen Konferenz »Towards Reconciliation« in Dubrovnik.

Oktober

Transatlantisches Kamingespräch Internationale Konferenz »Towards mit General William E. Ward, Stuttgart Reconciliation. Experience, Techniques General William E. Ward, Kommandeur and Opportunities for Europe«, des U.S. Africa Command (AFRICOM), sprach Dubrovnik/Kroatien auf Einladung der Robert Bosch Stiftung Die Erfahrung aus Prozessen der Verstän- vor einem Publikum aus Schülern und digung und Versöhnung in Europa und Trainees im Robert Bosch Haus über »The anderen Regionen reflektieren und bewerten U.S. Africa Command’s Role in Support- sowie die Erinnerungskulturen in Südost- ing U.S. Government Efforts for Stability europa fördern: Diese Ziele hatte die Konfe- and Security in Africa«. Seit 2007 existiert renz »Towards Reconciliation. Experience, AFRICOM und wurde in Stuttgart angesie- Techniques and Opportunities for Europe«. delt. General Ward thematisierte neben 140 Politiker, Vertreter von Nichtregierungs- den Aspekten Sicherheit und Stabilität auch organisationen und Experten aus über die größten Investitionsbedürfnisse des 20 Ländern trafen sich auf Initiative des afrikanischen Kontinents; sie lägen in Infra- European Council on Tolerance and Recon- struktur, Energie und Wasserversorgung. ciliation, der Robert Bosch Stiftung und der Bertelsmann Stiftung. Verständigung und Frankfurter Buchmesse Versöhnung beginnt mit Zuhören – darin Auf der Buchmesse war die Robert Bosch waren sich alle einig. Zugehört hatte auch Stiftung mit zahlreichen Programmen der kroatische Präsident Ivo Josipović, der und geförderten Autoren vertreten. sich zum Abschluss der Konferenz gemein- Am Vorabend der Eröffnung wurde die sam mit seinen Kollegen, dem designierten Schweizer Schriftstellerin Melinda Nadj Präsidenten von Bosnien-Herzegowina, Abonji mit dem Deutschen Buchpreis aus- Bakir Izetbegović, und dem Präsidenten gezeichnet. Für ihren prämierten Roman Montenegros, Filip Vujanović, den Fragen »Tauben fliegen auf« recherchierte sie der Teilnehmer stellte und mit ihnen über mit einem Grenzgänger-Stipendium der die Zukunft der Region diskutierte. Stiftung in Serbien. Dabei ging es für sie um die Frage, warum aus »Jugoslawien ein Trümmerhaufen sogenannter unabhän- giger Staaten geworden ist, in denen sich Minderheiten vor der Mehrheit fürchten«. Die Autorin wurde 1968 in Becsej in der serbischen Vojvodina geboren und stammt aus der ungarischen Minderheit. 92

Networking in Nature: Teilnehmer der Deutsch- Russischen Gespräche Baden-Baden üben den Zusammenhalt.

Bücher der 20-bändigen Türkischen Bibliothek

3. Deutsch-Russische Gespräche Abschluss Türkische Bibliothek, Essen Baden-Baden Mit einer Festveranstaltung in Essen 30 junge Führungskräfte aus Deutschland feierte die Robert Bosch Stiftung die Vollen- und Russland kamen zu den 3. Deutsch- dung der 2005 gestarteten 20-bändigen Russischen Gesprächen Baden-Baden Türkischen Bibliothek. »Neben dem Lesege- und beschäftigten sich an sechs Seminar- nuss vermittelt die Türkische Bibliothek tagen mit der Leitfrage »Globalisierung – einen Gesamteindruck des Werdegangs und Erfolgsgeschichte oder Krisenursache?«. der Vielfalt der modernen türkischen Das Intensivseminar wird gemeinsam Literatur«, erklärte die Herausgeberin Erika von der Robert Bosch Stiftung, der BMW Glassen, die sich bei der Auswahl der Werke Stiftung Herbert Quandt und dem Ost- unter anderem auf eine Umfrage unter Ausschuss der Deutschen Wirtschaft Turkologen, türkischen Literaten, Kritikern veranstaltet. »Gegenseitiges Verständnis und Lesern stützte. und Vertrauen sind entscheidende Erfolgs- faktoren für erfolgreiche Wirtschafts- Konferenz des Chicago Council beziehungen«, erklärte Professor Klaus on Global Affairs, Berlin Mangold, ehemaliger Vorsitzender des Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. initiierte der Chicago Council on Global Seine Einschätzung: »Bei den Deutsch- Affairs aktuelle Berichte von Experten über Russischen Gesprächen treffen sich junge den derzeitigen Stand und die Perspek- Führungskräfte beider Länder, die in tiven der NATO und der transatlantischen wenigen Jahren den Takt der Wirtschafts- Beziehungen. Die Ergebnisse wurden in beziehungen maßgeblich angeben werden. Berlin (später auch in Brüssel und Washing- Davon werden beide Volkswirtschaften ton, D.C.) vorgestellt und mit Vertretern aus nachhaltig profitieren.« Wissenschaft, Think Tanks, anderen Stif- tungen und der amerikanischen Botschaft Verleihung André-Gide-Preis, Paris diskutiert. Ein wichtiges Resultat dabei: Julia Schoch aus Potsdam und Patricia Für die USA haben die transatlantischen Zurcher aus Renens wurden mit dem André- Beziehungen anders als in früheren Jahren Gide-Preis für deutsch-französische Litera- nicht mehr den höchsten Stellenwert. turübersetzungen 2010 ausgezeichnet, den die DVA-Stiftung seit 1997 vergibt. Die feier- liche Preisverleihung fand auf Einladung von Botschafter Reinhard Schäfers im Palais Beauharnais in Paris statt. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro je Preisträgerin dotiert. 93

Yvonne Kleinmann (re.) mit einer weiteren Teil- nehmerin des 5. Berliner Wissenschaftsgesprächs im intensiven Dialog

November

Preisverleihung »On y va – auf geht’s!«, Start des Internetportals »AcademiaNet«, Stuttgart Berlin Bürger wollen etwas bewegen, denn AcademiaNet ist ein neues Internetportal nachbarstaatliche Beziehungen sind nicht mit Profilen exzellenter Wissenschaftlerin- nur Sache der Politik. Wie dies konkret nen aller Fachdisziplinen mit Schwerpunkt aussehen kann, zeigten die Teilnehmer des im deutschsprachigen Raum. Das Portal, deutsch-französischen Ideenwettbewerbs das mit 500 Profilen startete, entstand auf »On y va – auf geht’s!«. Der mit 5 000 Euro Initiative der Robert Bosch Stiftung in dotierte Hauptpreis ging an die Kopernikus- Kooperation mit der Spektrum der Wissen- Oberschule Berlin und das Städtepartner- schaft Verlagsgesellschaft sowie Partnern schaftskomitee von Allègre, Ceaux, Monlet aus Wissenschaft und Wirtschaft. Bundes- für ihr deutsch-französisches Schulkoope- kanzlerin Angela Merkel schaltete es bei rationsprojekt »Mit dem Herzen sieht man einer Festveranstaltung frei: »AcademiaNet besser«. Einen Preis von 3 500 Euro gewann bietet den Wissenschaftlerinnen die große das Projekt »Samba-Auftritt deutscher und Chance, ihre Kompetenzen noch besser und französischer Jugendlicher während der sichtbarer als bisher in den Wissenschafts- Festlichkeiten zum Jubiläum des Mauerfalls« betrieb einzubringen«, sagte sie. Außerdem vom Centre Français de Berlin und der bliebe »die Wissenschaft hinter ihren Mög- Einrichtung Le Grapillon in Lyon. 2 000 Euro lichkeiten zurück, wenn sie nur die Hälfte erhielt »Grenzenlose Solidarität: Deutsche der Talente fördert«. und Franzosen stricken Mützen für die Dritte Welt« vom Seniorenbüro Alfeld und dem 5. Berliner Wissenschaftsgespräch Verein APABLIB‘ Espace Bel Age in Colmar. Das Berliner Wissenschaftsgespräch fand dieses Mal in englischer Sprache mit internationaler Beteiligung statt und wid- mete sich der Frage »How fit is our Research for Global Competition?« Zum hochrangig besetzten Kreis der Referenten und Disku- tanten gehörten unter anderem Professor Helga Nowotny (Präsidentin des European Research Council), Professor Matthias Kleiner (Präsident der Deutschen For- schungsgemeinschaft) und Philipp Campbell (Chefredakteur »Nature«). 94

Ulrich Wickert, Secrétaire perpétuel, bei der Ver- leihung des Prix de l’Académie de Berlin

Denkwerk-Symposium, Weimar Verleihung Prix de l’Académie de Berlin, Das jährliche Symposium des Programms Berlin Denkwerk stand unter dem Motto »Insze- Die Verlagshäuser Matthes & Seitz aus Berlin nierung, Wahrnehmung und Wirklichkeit« und L’Arche Editeur aus Paris bekamen und führte Wissenschaftler, Lehrer und den Prix de l’Académie de Berlin. Der Preis Schüler in Gesprächsrunden, Projektpräsen- ehrt Personen und Vorhaben, die sich in tationen und Workshops zusammen. Dabei besonderer Weise für die deutsch-franzö- konnten sowohl neue fachliche Erkenntnisse sischen Beziehungen einsetzen. Er ist mit als auch praktische Tipps für die Projekt- 20 000 Euro dotiert und wird von der Robert arbeit vermittelt und ausgetauscht werden. Bosch Stiftung gefördert. Stephan Märki, Intendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Professor Matthias Symposium »Die Gesundheitsversorgung von Warstat, Theater- und Medienwissenschaft- morgen«, Stuttgart ler an der Universität Erlangen-Nürnberg, In Kooperation mit der AOK Baden-Württem- und Professor Gerd Althoff, Historiker berg und der Bosch BKK lud die Robert an der Universität Münster, diskutierten die Bosch Stiftung zu einem Symposium über Frage »Inszenierung in Kunst, Geschichte, die künftige Ausrichtung der Gesundheits- Politik und Medien – wer bestimmt die versorgung ein. Dabei ging es um zwei Regeln, nach denen Wirklichkeit entsteht? große Schwerpunkte. Erstens: Die aus dem Dürfen wir unserer Wahrnehmung noch demographischen Wandel resultierenden trauen?«. Entwicklungen und damit einhergehenden regionalen Unterschiede rücken die regio- Verleihung Übersetzerpreis Tarabya, nale Planung als Lösungsansatz für eine Istanbul integrierte Gesundheitsversorgung in den Die neu geschaffenen Übersetzerpreise Mittelpunkt. Zweitens: Da Effizienz und Tarabya für deutsch-türkische Literatur- Qualität nur erreicht werden können, wenn übersetzungen erhielten jeweils für ihr Grenzen von Zuständigkeiten überwunden Gesamtwerk Ingrid Iren und Ahmet Cemal; werden, sind Kooperationsbereitschaft außerdem wurden Förderpreise verge- und Interdisziplinarität zentrale Anfor- ben. Die Auszeichnungen lobt die Robert derungen und brauchen eine Grundlage Bosch Stiftung gemeinsam mit dem Aus- bereits in der Ausbildung. wärtigen Amt, dem türkischen Kultur- ministerium, der S. Fischer-Stiftung und dem Goethe-Institut aus. 95

Hans-Gert Pöttering (Vorsitzender der Konrad- Adenauer-Stiftung), EU-Ratspräsident Herman van Rompuy und Bundes- kanzlerin Angela Merkel in Berlin (v.l.)

Die Preisträger des Journalistenpreises Bürgerschaftliches Engagement 2010 Dezember

1. Europa-Rede, Berlin Verleihung Journalistenpreis Bürgerschaft- Gemeinsam mit der Konrad-Adenauer- liches Engagement 2010, Stuttgart Stiftung und der Stiftung Zukunft Berlin Die Robert Bosch Stiftung verlieh den mit organisierte die Robert Bosch Stiftung jeweils 10 000 Euro dotierten Journalisten- die erste Veranstaltung der neuen Reihe preis Bürgerschaftliches Engagement in den »Europa-Rede« mit einem Vortrag von Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen. EU-Ratspräsident Herman van Rompuy Die Gewinner waren Ariane Heimbach für im Berliner Pergamon Museum. Künftig den Beitrag »Elvis, einer von uns« in chris- wird jährlich ein herausragender Reprä- mon plus (Print), Anja Rosenow-Sottdorf für sentant der Europäischen Union über »Heiles Herz für Mubarak – Das Hamburger aktuelle und grundsätzliche europäische Albertinen-Krankenhaus hilft afghanischen Belange sprechen. So soll ein Beitrag zur Kindern« in NDR Info (Hörfunk) und Markus europäischen Identität gerade bei jungen Henssler und Sebastian Georgi für ihren Menschen geleistet werden; sie machten Beitrag »Rollis für Afrika – ein Rollstuhl, ein rund ein Viertel des Publikums aus. Leben!« in der SWR-Sendung Auslandsrepor- Die Einführung hielt Bundeskanzlerin ter. Der Marion-Dönhoff-Förderpreis für Angela Merkel. Journalisten bis 30 Jahre und 5 000 Euro gingen an Vanessa Seifert für den Beitrag Festveranstaltung zum 90. Geburtstag »Musik gegen den Tod« im Hamburger von Richard von Weizsäcker, Berlin Abendblatt, Magazin. Aus Anlass des 90. Geburtstages von Richard von Weizsäcker luden die Robert Stiftungsvortrag Bosch Stiftung und die Deutsche Gesellschaft Professor Hans-Gert Pöttering, Stuttgart für Auswärtige Politik (DGAP) zu einer ge- Der 1945 geborene Hans-Gert Pöttering meinsamen Veranstaltung ein. Nach einer setzte die Stiftungsreihe »In Verantwortung Gesprächsrunde zur europäischen Sicher- für die Zukunft« mit dem Vortrag »Die heitspolitik mit dem Altbundespräsidenten, europäische Perspektive – Werte, Politik, Joschka Fischer, Janusz Reiter und Karl Wirtschaft« fort. Gerade angesichts der zu Schwarzenberg, die der Journalist Stefan Turbulenzen in der Europäischen Union Kornelius moderierte, gab es einen Fest- plädierte er für den langen Atem, damit empfang in den Räumen der DGAP. die wirkliche Einigung Europas gelingt. Pöttering war von 2007 bis 2009 Präsident des Europäischen Parlaments und gehört ihm als einziger Abgeordneter seit der ersten Direktwahl im Jahr 1979 an. 2010 wurde er Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung. Dr. Kurt W. Liedtke, Eberhard Stilz, Wolfgang Chur, Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg Braun, Helga Solinger, Prof. Dr. Renate Köcher, Dr. Christof Bosch (von links) Es fehlen: Prof. Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Matthias Madelung 97

Gremien der Robert Bosch Stiftung

Gesellschafter und Mitglieder Geschäftsführung Dr. Kurt W. Liedtke, Frankfurt (Vorsitzender) Dieter Berg (Vorsitzender) Dr. Christof Bosch, Königsdorf Dr. Ingrid Hamm Prof. Dr. h.c. Ludwig Georg Braun, Melsungen Wolfgang Chur, Stuttgart Zentralbereich Finanzen, Prof. Dr. Dr. h.c. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Personal, Organisation Erlangen Dr. Hans-Werner Cieslik Prof. Dr. Renate Köcher, Allensbach Matthias Madelung, München Kommunikation Helga Solinger, Stuttgart Michael Schwarz (bis 31. Dezember 2010) Eberhard Stilz, Asperg Stefan Schott (seit 1. Januar 2011)

Büro Berlin Sandra Breka

Sonderbereich Zukunftsfragen der Gesundheitsversorgung Dr. Almut Satrapa-Schill

Programmbereiche

Gesundheit und Wissenschaft Völkerverständigung Mitteleuropa, Dr. Ingrid Wünning Tschol Südosteuropa, GUS, China Prof. Dr. Joachim Rogall Gesellschaft und Kultur Dr. Olaf Hahn Bildung und Gesellschaft Günter Gerstberger Völkerverständigung Westeuropa, Amerika, Türkei, Japan, Indien Dr. Peter Theiner

Stand: April 2011 98

Zahlen, Daten, Fakten Stiftung in Zahlen

Der nach handelsrecht- Die Beteiligung der Robert Bosch Stiftung die für die Forschung am Robert-Bosch- lichen Bilanzierungsvor- GmbH am Stammkapital der Robert Bosch Krankenhaus, dem Dr. Margarete Fischer- schriften erstellte Jahres- abschluss zum 31.12.2010 GmbH von 1200 Millionen Euro betrug Bosch-Institut für Klinische Pharmakologie wurde von der Wirt- im Berichtsjahr unverändert 92 Prozent. und dem Institut für Geschichte der Medizin schaftsprüfungsgesell- Aus dieser Beteiligung floss der Stiftung bereitgestellten Mittel in Höhe von 7,0 Millio- schaft KPMG Deutsche Treuhand-Gesellschaft eine Dividende von 59,8 Millionen Euro zu. nen Euro enthalten. AG, Stuttgart, geprüft Die Zinseinnahmen betrugen 3,4 Millio- und mit dem uneinge- nen Euro. Sie entstammen aus Mitteln, die Für Sondermaßnahmen und Investitionen schränkten Prüfungsver- merk versehen. Danach für satzungsmäßige Leistungen bereitge- am Robert-Bosch-Krankenhaus, die durch vermittelt der Jahres- stellt und in kurz- oder mittelfristig fest- die Pauschalförderung des Landes nach abschluss unter Beach- verzinslichen Anlageformen und in Spezial- dem Krankenhausfinanzierungsgesetz tung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buch- fonds angelegt sind. Aus übrigen Erträgen nicht gedeckt sind, wurden 5,4 Millionen führung ein den tatsächli- und nicht verfügten Mitteln aus dem Vorjahr Euro aufgebracht. Die unselbstständigen chen Verhältnissen ent- standen weitere 23,0 Millionen Euro zur Stiftungen förderten Projekte in Höhe sprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Verfügung. von 1,8 Millionen Euro. Ertragslage der Robert Bosch Stiftung. Die unselbstständigen Stiftungen hatten Für Mitarbeiter, Verwaltung, Kommunika- Zuflüsse durch Zinserträge und Spenden tion und Investitionen wurden im Berichts- in Höhe von 3,4 Millionen Euro. jahr 14,8 Millionen Euro aufgewendet.

Die Bewilligungen des Kuratoriums und der Geschäftsführung der Stiftung für Fremd- und Eigenprojekte beliefen sich auf 55,0 Millionen Euro. Hierin sind auch 99

1 | Vermögensübersicht zum 31.12.2010*

Aktiva 31.12.2010 31.12.2009 Passiva 31.12.2010 31.12.2009 T € T € T € T € Anlagevermögen Eigenkapital Immaterielle 6 156 6 408 Gezeichnetes Kapital 72 72 Vermögensgegenstände Gewinnrücklagen und Sachanlagen -- Gebundene Mittel 5 062 691 5 062 872 Finanzanlagen -- Rücklage für satzungs- 44 201 45 350 -- Beteiligungen 5 054 681 5 054 681 mäßige Leistungen -- Ausleihungen an ver- 9 427 9 064 -- Betriebsmittelrücklage 500 300 bundene Unternehmen -- Leistungserhaltungs- 8 153 8 153 -- Wertpapiere des 85 000 60 000 rücklage Anlagevermögens -- Anteile an verbundenen 18 18 Bilanzgewinn 11 300 13 650 Unternehmen Summe 5 155 282 5 130 171 Summe 5 126 918 5 130 397 Umlaufvermögen Rückstellungen Forderungen und sonstige 1 017 61 872 Rückstellungen für Vermögensgegenstände -- Pensionen und ähnliche 10 646 9 894 Flüssige Mittel 34 388 12 Verpflichtungen -- satzungsmäßige 15 313 14 089 Leistungen -- Sonstige 1 630 1 663 Summe 35 406 61 884 Summe 27 590 25 645 Rechnungs- Verbindlichkeiten abgrenzungsposten 130 76 Verbindlichkeiten -- aus Lieferungen und 234 312 Leistungen -- gegenüber Unternehmen, 190 422 mit denen ein Beteili-

gungsverhältnis besteht, sowie Sondervermögen -- für satzungsmäßige 35 156 34 753 Leistungen -- Sonstige 730 601 Summe 36 311 36 088 Robert Bosch Stiftung 5 190 818 5 192 131 Robert Bosch Stiftung 5 190 818 5 192 131 Sondervermögen Sondervermögen Otto und Edith 48 578 47 501 Otto und Edith 48 578 47 501 Mühlschlegel Stiftung Mühlschlegel Stiftung DVA-Stiftung 5 833 5 770 DVA-Stiftung 5 833 5 770 Rochus und Beatrice 4 893 4 939 Rochus und Beatrice 4 893 4 939 Mummert-Stiftung Mummert-Stiftung Hans-Walz-Stiftung 1 114 1 002 Hans-Walz-Stiftung 1 114 1 002 Summe der Aktiva 5 251 236 5 251 343 Summe der Passiva 5 251 236 5 251 343

* Zusammenfassung der testierten Bilanz 100 Zahlen, Daten, Fakten

2 | Leistungsrechnung 2010 2009 T € T € Mittelzuflüsse Dividende 59 815 66 957 Spenden 2 000 2 000 Zinserträge 3 374 4 601 Übrige Erträge 9 290 14 356 Nicht verfügte Mittel aus dem Vorjahr 13 650 10 176 Erträge Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 1 999 1 897 Erträge DVA-Stiftung 325 369 Erträge Rochus und Beatrice Mummert-Stiftung 992 913 Erträge Hans-Walz-Stiftung 109 44 Summe Mittelzuflüsse 91 554 101 313 Verwendung Projektförderung -- Wissenschaft und Forschung 5 745 5 748 -- Gesundheit und Humanitäre Hilfe 5 750 4 545 -- Völkerverständigung Westeuropa, Amerika, 11 238 11 262 Türkei, Japan, Indien -- Völkerverständigung Mitteleuropa, 10 815 11 126 Südosteuropa, GUS, China -- Bildung und Gesellschaft 8 481 8 738 -- Gesellschaft und Kultur 6 949 6 969 Summe Bewilligungen Robert Bosch Stiftung 48 978 48 388 Forschungsförderung Institute und Krankenhaus 7 044 7 200 Investitionen am Robert-Bosch-Krankenhaus 5 405 6 020 Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 944 1 238 DVA-Stiftung 220 226 Rochus und Beatrice Mummert-Stiftung 611 986 Hans-Walz-Stiftung 35 22 Gesamtförderung Robert Bosch Stiftung 63 238 64 080 Berghof-Stiftung 826 925 Mitarbeiter, Verwaltung, Kommunikation 13 750 14 920 Sonstige Aufwendungen, Investitionen 1 001 1 265 Summe Mittelverwendung 78 815 81 190 Nicht verfügte Mittel 12 739 14 123 101

3 | Gesamtförderung 2010

Gesamtförderung 2010: 63 Mio. Euro Gesamtförderung 1964 – 2010: 1 027 Mio. Euro

5,8 Mio. Euro 5,4 Mio. Euro Gesundheit und Humanitäre Hilfe Investitionen am Robert-Bosch-Krankenhaus 7,0 Mio. Euro Forschungsförderung IKP, 6,9 Mio. Euro RBK und IGM Gesellschaft und Kultur 1,8 Mio. Euro 8,5 Mio. Euro Stiftungen in der Stiftung Bildung und Gesellschaft 5,7 Mio. Euro 10,8 Mio. Euro Wissenschaft und Forschung Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS, China 11,2 Mio. Euro Völkerverständigung Westeuropa, Amerika, Türkei, Japan, Indien 102 Zahlen, Daten, Fakten

Bewilligungen 2010 der Robert Bosch Stiftung (im Vergleich zu 2009)

Programmbereich 1: Wissenschaft und Forschung

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Jugend und Technik 84 55 2 072 220 2 108 560 Gesellschaft und Wissenschaft 13 11 6 000 617 800 Nachwuchs in der geriatrischen Medizin 7 7 1 120 000 1 190 000 Internationale Agrar- und Forstwissenschaften 2 2 1 090 000 1 090 000 Naturgemäße Heilverfahren 2 1 16 200 3 000 Einzelvorhaben 25 27 1 440 290 739 000 Summe 133 103 5 744 710 5 748 360

Programmbereich 2: Gesundheit und Humanitäre Hilfe

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Akademische Struktur in der Pflege 12 11 178 000 1 270 000 Neue Wege in der Gesundheitspflege 15 17 1 762 200 1 392 300 Gesundheit in Mittel- und Osteuropa 6 6 285 500 360 800 Leben im Alter 15 31 1 298 600 1 105 105 Ausbildung schafft Perspektiven in Osteuropa 3 – 604 000 – Pflege allgemein 4 4 110 000 212 000 Qualifizierung in den Gesundheitsberufen 9 6 1 511 500 204 500 durch interdisziplinäre Zusammenarbeit

Summe 64 75 5 749 800 4 544 705 103

Programmbereich 3: Völkerverständigung Westeuropa, Amerika, Türkei, Japan, Indien

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Deutsch-französische Beziehungen 62 80 2 326 990 1 786 130 Deutsch-amerikanische Beziehungen 24 30 2 760 450 3 349 595 Deutsch-türkische Beziehungen 41 39 1 566 290 718 500 Deutsch-indische Beziehungen 1 1 92 000 182 000 Deutsch-japanische Beziehungen 11 11 1 236 700 1 603 210 Internationale Nachwuchsförderung 51 54 432 600 559 700 Europa stärken 13 17 2 070 000 2 780 450 Einzelvorhaben 8 7 752 500 282 300 Summe 211 239 11 237 530 11 261 885

Programmbereich 4: Völkerverständigung Mitteleuropa, Südosteuropa, GUS, China

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Deutsch-polnische Beziehungen 10 8 311 455 378 532 Deutsch-chinesische Beziehungen 12 15 1 575 190 645 080 Beziehungen mit Mittel- und Osteuropa 96 81 7 094 286 7 329 640 Soziale Bürgerinitiative Europa 1 1 – – Beziehungen zu Südosteuropa 15 18 1 034 000 1 430 760 Internationale Nachwuchsförderung 2 2 350 000 1 070 000 Einzelvorhaben 2 3 450 500 271 500 Summe 138 128 10 815 431 11 125 512

Programmbereich 5: Bildung und Gesellschaft

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Historisch-politische Bildung 1 4 2 000 785 000 Kreativitätsförderung 41 9 425 900 1 350 235 Schule und Arbeit 27 1 133 300 874 000 Schule in Deutschland und Europa 30 29 7 204 900 3 916 400 Frühkindliche Bildung 18 21 369 970 673 000 Familie und demographischer Wandel 7 7 184 000 692 000 Einzelvorhaben 5 10 161 320 447 500 Summe 129 81 8 481 390 8 738 135 104 Zahlen, Daten, Fakten

Programmbereich 6: Gesellschaft und Kultur

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro Förderungsschwerpunkt 2010 2009 2010 2009 Bürgerschaftliche Initiative und Ehrenamt 21 17 1 309 600 701 570 Historisch-politische Bildung – 1 – 1 200 Jugend und Kultur 6 9 254 545 617 500 Literatur im interkulturellen Kontext 32 24 225 326 390 670 Migration und Integration 48 70 2 058 265 3 014 625 Pädagogisch-künstlerische Kooperation 13 16 571 500 895 950 Politische Bildung 16 13 1 986 150 766 450 Einzelvorhaben 19 11 544 100 581 450 Summe 155 161 6 949 486 6 969 415

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro 2010 2009 2010 2009 Projektförderung gesamt 830 787 48 978 347 48 388 012

Unselbstständige Stiftungen

Anzahl Bewilligungen Bewilligungssumme in Euro 2010 2009 2010 2009 Hans-Walz-Stiftung 2 3 35 200 22 400 Otto und Edith Mühlschlegel Stiftung 13 4 943 500 1 238 000 DVA-Stiftung 14 18 220 000 225 950 Rochus und Beatrice Mummert-Stiftung 1 2 611 000 986 000 Summe 30 27 1 809 700 2 472 350

106 Publikationen

Publikationen (Auswahl)

Allgemeine Publikationen Wissenschaft und Gesundheit :: Bericht 2010, Robert Bosch Stiftung :: Unterrichtsmaterialien und Lehrerhand- (Hrsg.), Stuttgart 2011 reichung. Technik im naturwissenschaft- :: Kurzprofil, Robert Bosch Stiftung lichen Unterricht – Aktuelle Materialien (Hrsg.), Stuttgart 2011 für den handlungsorientierten Unterricht, :: Profile in brief, Robert Bosch Stiftung Robert Bosch Stiftung und (Hrsg.), Stuttgart 2011 Zeitbild Verlag (Hrsg.), Berlin 2010 :: Profil en bref, Robert Bosch Stiftung :: Leben im Alter, Broschüre, (Hrsg.), Stuttgart 2011 Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), :: Magazin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart 2010 Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), :: Es muss nicht Schweigen herrschen. Stuttgart 2010/2011 Gelungene Kommunikation mit Schwerkranken und Sterbenden, Krankenhaus und Forschungsinstitute Prof. Dr. Walter E. Aulitzky (Hrsg.) und :: Geschäftsbericht 2010, Dr. Alexander Marmé, DVD, STUMM-FILM Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH Medien, Ludwigsburg 2010 (Hrsg.), Stuttgart 2011 :: Dialog. Newsletter für Mitarbeiter Gesellschaft und Kultur des Robert-Bosch-Krankenhauses, :: Best of Journalistenpreis der Robert Robert-Bosch-Krankenhaus GmbH Bosch Stiftung Bürgerschaftliches (Hrsg.), Stuttgart 2010/2011 Engagement 2010, Special zum :: Bericht 2010, Institut für Geschichte Medium Magazin 01 und 02/2011 der Medizin der Robert Bosch Stiftung :: Dossier »Islam, Politik und Kultur« (Hrsg.), Stuttgart 2011 in der Zeitung »Politik und Kultur« des Deutschen Kulturrates, Januar/Februar 2011 :: Chamisso, Heft Nr. 5, 2011: Magazin zum Adelbert-von-Chamisso-Preis und den Preisträgern 2011 107

Völkerverständigung Westeuropa, :: Mobilität: ein Schlüssel zum beruflichen Amerika, Türkei, Japan, Indien Erfolg. Handbuch für den deutsch- :: Vortragsreihe »In Verantwortung französischen Austausch in der beruflichen für die Zukunft«, Robert Bosch Stiftung Bildung, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), (Hrsg.), Stuttgart 2010 Stuttgart 2010 ·· Huber, Wolfgang, Ist Umdenken :: Mobilité, clé de la réussite professionnelle. möglich – Was kann der Einzelne tun?, Guide pour la mise en oeuvre de la mobilité Stuttgart 2010, ISBN 978-3-939574-23-1 franco-allemande dans la voie professi- :: DeutschMobil – Zehn Jahre für die deutsche onnelle, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Sprache und Kultur durch Frankreich. Stuttgart 2010 Rückblick. Gegenwart. Perspektiven, :: Getting to Zero: Turkey, Its Neigbors and Robert Bosch Stiftung et al. (Hrsg.), the West, Transatlantic Academy (Hrsg.), Stuttgart 2010 Washington 2010 :: Türkische Bibliothek – Eine Initiative der Robert Bosch Stiftung, Erika Glassen und Jens Peter Laut (Hrsg.), Unionsverlag, Zürich 2010 ·· Kulin, Ayse, Der schmale Pfad, Zürich 2010, ISBN 978-3-293-10018-3 ·· Adiva, Halide Edip, Mein Weg durchs Feuer. Erinnerungen, Zürich 2010, ISBN 978-3-293-10019-8 ·· Glassen, Erika und Adak, Hülya, Hundert Jahre Türkei. Zeitzeugen erzählen, Zürich 2010, ISBN 978-3-293-10020-1 108 Publikationen

Völkerverständigung Mitteleuropa, Bildung und Gesellschaft Südosteuropa, GUS, China :: Die beste Schule für mein Kind, :: Kulturreport Fortschritt Europa Stern, Ratgeber Bildung 01/2010, »Europa liest – Literatur in Europa«, Hamburg 2010 Institut für Auslandsbeziehungen :: Der Deutsche Schulpreis 2010. und Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Was für Schulen! Individualität und Stuttgart 2010, ISBN 978-3-921970-99-7 Vielfalt – Wege zur Schulqualität, :: Robert Bosch Stiftung (Hrsg.) hrsg. von Peter Fauser, Manfred Prenzel ·· Förderung in China, Broschüre, und Michael Schratz für die Robert Bosch Stuttgart 2010 (deutsch und chinesisch) Stiftung und die Heidehof Stiftung, ·· Imagebroschüre »Medien – Mittler Seelze 2010 zwischen den Völkern«, Stuttgart 2010 :: Der Deutsche Schulpreis – Die Preisträger ·· Imagebroschüre »Diplomatenkolleg«, 2010, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), Stuttgart 2010 Stuttgart 2010 :: Streifzug durch Europa/ :: Europäischer Unternehmensmonitor Travel Through Europe, Familienfreundlichkeit (Deutsch/Englisch), HALMA, The European Network of Bundesministerium für Familie, Senioren, Literary Centres (Hrsg.), Berlin 2010 Frauen und Jugend (Hrsg.), Berlin 2010 :: Balkan Investigative Reporting Network :: Publikationen im Rahmen der Weiter- (BIRN), Taboo. Secrecy and Shame in bildungsinitiative Frühpädagogische the Balkans, Sarajewo 2010 Fachkräfte (WiFF) :: European Fund for the Balkans. ·· Höher Schneller WeiterBildung – Work in Progress, European Fund for Bundeskongress für Weiterbildungs- the Balkans (Hrsg.), Belgrad 2010 anbieter in der Frühpädagogik, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), München 2010 ·· Aus der Kita-Praxis in den Hörsaal – und wieder zurück? Neue Qualifikations- wege für Erzieherinnen und Erzieher, Robert Bosch Stiftung (Hrsg.), München 2011 109 110 Impressum 111

Herausgegeben von der Seite 46: Tim Lochmüller Robert Bosch Stiftung GmbH Seite 46, 51, 81: Grit Hiersemann

Seite 53: Günther Klemens Verantwortlich Seite 56, 57: Jan Zappner Stefan Schott, Leiter Kommunikation Seite 57, 59, 78, 94: Yves Noir Redaktion Seite 57: Standbild »Alerik«, Vuk Mitevski Lore Tress, Stephanie Rieder-Hintze, Seite 60: Standbild »Sunstroke«, Lili Horváth Ingke Brodersen Seite 61, 90: Deborah Eisinger Seite 63: Tobias Bohm Bildredaktion Seite 64: Katrin Erbe Tanja Frey Seite 65: Dirk Bernkopf Gestaltung Seite 71, 72: Werner Krueper Hesse Design, Düsseldorf Seite 74: Kim Landolt

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