Plenarprotokoll 13/149

Deutscher

Stenographischer Bericht

149. Sitzung

Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Inhalt:

Tagesordnungspunkt 14: Gila Altmann (Aurich) BÜNDNIS 90/DIE Beschlußempfehlung und Bericht des GRÜNEN 13513 C Auswärtigen Ausschusses Dr. Christian Schwarz-Schilling CDU/CSU 13514 D - zu dem Antrag der Bundesregierung Christian Schmidt (Fürth) CDU/CSU . . 13516 A - zu dem Entschließungsantrag der Heinrich Graf von Einsiedel PDS (Erklä Gruppe der PDS zu dem Antrag der rung nach § 31 GO) 13517 D Bundesregierung Namentliche Abstimmung über die Be- Deutsche Beteiligung an der von der schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- NATO geplanten Operation zur weite- schusses auf Drucksache 13/6519, Buch- ren militärischen Absicherung des stabe a 13517 C Friedensprozesses im früheren Jugo- slawien Namentliche Abstimmung über den Ent- (Drucksachen 13/6500, 13/6487 [neu] schließungsantrag der Fraktion BÜND- 13/6519) 13491 A NIS 90/DIE GRÜNEN auf Drucksache 13/ 6501 13517 D in Verbindung mit Ergebnisse 13519A, 13521 C Zusatztagesordnungspunkt 13: Nächste Sitzung 13523 D Antrag der Fraktion der SPD: Fort- setzung des Friedensprozesses in Bosnien-Herzegowina (Drucksache 13/ Anlage 1 6488) 13491 B Liste der entschuldigten Abgeordneten . 13525* A Dr. , Bundesminister AA . 13491 C - Günter Verheugen SPD 13494 C Anlage 2 Dr. Karl-Heinz Hornhues CDU/CSU . . 13497 D Erklärung des Abgeordneten Dr. Manfred Joseph Fischer (Frankfurt) BÜNDNIS 90/ Kanther zur namentlichen Abstimmung DIE GRÜNEN 13499 C über den Entschließungsantrag der Frak- Günther Friedrich Nolting F.D.P. . . . 13501 C tion der SPD zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern in der 148. Sitzung am Andrea Gysi PDS 13502 C 12. Dezember 1996 13525* C CDU/CSU 13504 C Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD . . . 13506 B Anlage 3 BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN 13508 C Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- ten Konrad Gilges, , Fried- Volker Rühe, Bundesminister BMVg . 13509 C helm Julius Beucher, Lilo Blunck, Annie SPD 13512 A Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Chri- II Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 stel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Abstimmung über die Beschlußempfeh- Peter Dreßen, Arne Fuhrmann, Iris Gleicke, lung des Auswärtigen Ausschusses zu Angelika Graf (Rosenheim), Christel dem Antrag der Bundesregierung über Hanewinckel, Uwe Hiksch, Barbara Imhof, „Deutsche Beteiligung an der von der NA- Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Ku- TO geplanten Operation zur weiteren mili- nick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, tärischen Absicherung des Friedenspro- Erika Lotz, Dr. Ch ristine Lucyga, Dieter zesses im früheren Jugoslawien" (Tages- Maaß (Herne), Dorle Marx, Michael Mül- ordnungspunkt 14) 13526* C ler (Düsseldorf), Günter Oesinghaus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, Otto Resch- ke, Bernd Reuter, Günter Rixe, Marlene Anlage 5 Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne- Schmidbauer (Nürnberg), ten Elisabeth Altmann (Pommelsbrunn), (Meschede), Horst Sielaff, Erika Simm, Gila Altmann (Aurich), Annelie Bunten- Antje-Marie Steen, Jella Teuchner, Mar- bach, Monika Knoche, , Jür- gitta Terborg, Adelheid Tröscher, gen Rochlitz, Halo Saibold, Irmingard (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) Schewe-Gerigk, Ursula Schönberger und zur Abstimmung über die Beschlußemp- Marina Steindor (alle BÜNDNIS 90/DIE fehlung des Auswärtigen Ausschusses zu GRÜNEN) zur Abstimmung über die Be- dem Antrag der Bundesregierung über schlußempfehlung des Auswärtigen Aus- „Deutsche Beteiligung an der von der schusses zu dem Antrag der Bundesregie- NATO geplanten Operation zur weiteren rung über „Deutsche Beteiligung an der militärischen Absicherung des Friedens- von der NATO geplanten Operation zur prozesses im früheren Jugoslawien" (Ta- weiteren militärischen Absicherung des gesordnungspunkt 14) 13525* C Friedensprozesses im früheren Jugosla- wien" (Tagesordnungspunkt 14) . . . 13527* A

Anlage 4 Anlage 6 Erklärung nach § 31 GO der Abgeordne ten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zur Amtliche Mitteilungen 13528* A

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149. Sitzung

Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Beginn: 9.30 Uhr

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Kolleginnen und Ich eröffne die Aussprache. Das Wo rt hat der Bun- Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. desminister des Auswärtigen, Herr Kinkel.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 14 sowie Zusatz- Dr. Klaus Kinkel, Bundesminister des Auswärtigen: punkt 13 auf: Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An der von der NATO geführten erfolgreichen IFOR- 14. Beratung der Beschlußempfehlung und des Friedensmission in Bosnien haben rund 4 000 deut- Berichts des Auswärtigen Ausschusses (3. Aus- sche Soldaten teilgenommen. Sie haben mitgeholfen, schuß) einen über vier Jahre dauernden schrecklichen - zu dem Antrag der Bundesregierung Krieg, der über 250 000 Menschenleben gekostet hat, zu beenden. Jetzt schweigen die Waffen; das - zu dem Entschließungsantrag der Gruppe Morden, das Töten, das Vergewaltigen hat aufgehört. der PDS zu dem Antrag der Bundesregie- Das ist eine große Leistung, vor allem der Soldaten rung aus 33 Ländern, und das ist natürlich auch eine große Deutsche Beteiligung an der von der NATO Leistung unserer Bundeswehrsoldaten. Ich möchte geplanten Operation zur weiteren militäri- allen Beteiligten, insbesondere unseren eigenen schen Absicherung des Friedensprozesses im Bundeswehrangehörigen und ihren Familien, sehr, früheren Jugoslawien sehr herzlich danken. - Drucksachen 13/6500, 13/6487 (neu), 13/ (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und 6519 - der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Berichterstattung: Ihr Einsatz, ihr Engagement und ihre Disziplin waren Abgeordnete vorbildlich und haben uns internationale Anerken- Karsten D. Voigt (Frankfu rt) nung gebracht. Menschen aus allen Bevölkerungs- Gerd Poppe gruppen haben unseren Soldaten gegenüber immer Ulrich Irmer wieder ihre Dankbarkeit bezeugt. Wir sind natürlich Andrea Gysi besonders froh und dankbar dafür, daß kein Verlust ZP13 Beratung des Antrags der Fraktion der SPD von Menschenleben zu beklagen ist. Fortsetzung des Friedensprozesses in Bos- Ich möchte in diesen Dank auch unsere nien-Herzegowina 150 Polizeibeamten und die vielen, vielen freiwilli- gen Helfer einbeziehen, die oft unter Gefahr für Leib - Drucksache 13/6488 - und Leben dafür sorgen, daß Menschen etwas zu es- Überweisungsvorschlag: sen und ein Dach über dem Kopf haben. Auch sie Auswärtiger Ausschuß (federführend) sollten wir bei unserem Dank nicht vergessen. Rechtsausschuß Verteidigungsausschuß (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und Haushaltsausschuß der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Zum Antrag der Bundesregierung liegt ein Ent- PDS) schließungsantrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen vor. Ich weise darauf hin, daß wir im Anschluß Dank gebührt auch unseren Bürgerinnen und Bür- an die Aussprache zwei namentliche Abstimmungen gern in der Bundesrepublik Deutschland, die mit der durchführen werden. Nach einer interfraktionellen Aufnahme von nach wie vor über 320 000 Flüchtlin- Vereinbarung sind für die Aussprache zwei Stunden gen aus Bosnien und von inzwischen über 130 000 vorgesehen. - Kein Widerspruch. Dann verfahren wir Asylbewerbern, die im wesentlichen aus dem Kosovo so. kommen, und mit ihren Spenden zeigen, daß entge- 13492 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Bundesminister Dr. Klaus Kinkel gen manchen Vorurteilen in unserem Land Mensch- Diese weiteren eineinhalb Jahre müssen von allen lichkeit und Solidarität zu Hause sind. drei Bevölkerungsgruppen wirklich genutzt werden, um Frieden und Wiederaufbau auf eigene Füße zu (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU und stellen. Man kann nicht auf Dauer Frieden von außen der SPD sowie bei Abgeordneten des mit noch so vielen Soldaten aufzwingen oder absi- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) chern. Die Menschen do rt müssen den Frieden und Trotz des unbestreitbaren Erfolges von IFOR macht die Versöhnung selber erkennbar wollen. die Lage in Bosnien eine Fortsetzung der militäri- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU schen Absicherung unumgänglich. Darin sind sich sowie bei Abgeordneten der SPD und des die internationale Staatengemeinschaft und die Kon- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) fliktparteien einig. Deshalb hat das Bundeskabinett am Mittwoch beschlossen, sich an der 30 000 Mann Es muß diese bequeme Nehmermentalität aufhören; starken Nachfolgemission SFOR mit insgesamt 3 000 es muß das Gegeneinander aufhören; es muß die Be- Bundeswehrsoldaten zu beteiligen; das ist der viert- hinderung der Rückkehr der Flüchtlinge aufhören; es stärkste Verband nach den USA, Großbritannien und muß die mutwillige Zerstörung von Häusern und Un- Frankreich. Zugleich wollen wir unsere Beteiligung terkünften, um die Rückkehr der Flüchtlinge zu ver- an der multinationalen Friedenstruppe zur Unterstüt- hindern, aufhören. zung der UN-Übergangsadministration für Ostslawo- Selbsttragende Stabilität muß das Ziel sein; das nien - auch nicht ganz unwichtig - fortsetzen. heißt politisch vor allem Durchführung der verscho- Nach dem grünen Licht durch die NATO-Außen- benen Kommunalwahlen unter Aufsicht der OSZE, minister und dem Mandat des UN-Sicherheitsrates die in Lissabon das Mandat erhalten hat, Bildung aus der heutigen Nacht liegen damit die Vorausset- und Nutzung gemeinsamer Institutionen wie des Mi- zungen für eine Fortsetzung des deutschen Friedens- nisterrates der Zentralbank, Umsetzung der Abrü- beitrages in Bosnien vor. Das letzte Wo rt hat selbst- stungsvereinbarungen - das gilt insbesondere für die verständlich heute der Deutsche Bundestag. Ich serbische Seite -, Räumung der Minen und Zusam- möchte mich gerade auch im Anschluß an die Sitzun- menarbeit mit dem Internationalen Gerichtshof in gen gestern, heute und in den vorausgegangenen Den Haag, so wie es die Konfliktparteien im Dayto- Wochen ganz besonders herzlich bei allen beteiligten ner Friedensvertrag zugesagt haben. Ausschüssen bedanken, vor allem aber beim Vertei- Am allerwichtigsten ist aber ein Umdenken der digungsausschuß und beim Auswärtigen Ausschuß. Menschen, vor allem der verantwortlichen Politiker. Dort ist ausgesprochen konstruktiv und helfend auf Frieden und Versöhnung sind die einzige Chance für eine Art und Weise beraten worden, die meines Er- eine bessere Zukunft in dieser Region. achtens vorbildlich war. (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) Meine Damen und Herren, die Völkergemein- schaft unternimmt in Bosnien-Herzegowina beson- Im zurückliegenden Jahr sind in Bosnien viele Re- ders seit einem Jahr, aber natürlich auch schon vor- den gehalten worden. Auf den Aufruf der politisch her mit Soldaten, Personal und einem ungeheuren Verantwortlichen an alle drei Bevölkerungsgruppen Aufwand an Geld eine außerordentliche Anstren- zur Zusammenarbeit, Toleranz und Versöhnung gung für Frieden und Wiederaufbau, und da ist eini- habe ich bisher vergeblich gewartet. Genau das habe ges erreicht worden: Im September haben Parla- ich den Konfliktparteien in Paris und in London mentswahlen stattgefunden; es sind auch schon nochmals gesagt. Flüchtlinge zurückgekehrt; in Sarajevo und an- Ich appelliere erneut an die Präsidentschaft in Bos- derswo hat sich das Leben normalisiert. nien-Herzegowina, über das Fernsehen, über die Zeitungen, über das Radio an Bosniaken, Kroaten Nach all dem Schrecklichen, was vorgefallen ist, ist und Serben einen solchen gemeinsamen Aufruf für einiges erreicht worden; aber der wi rtschaftliche die schwierige vor uns liegende Zeit zu richten. Wiederaufbau und die Schaffung gemeinsamer de- mokratischer Strukturen kommen - das müssen wir (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU offen sagen - nur sehr schleppend voran. Die Ursa- sowie bei Abgeordneten der SPD) chen dafür sind vielfältig; sie sind hier bekannt. Der Aufbau der Föderation wird durch Mißtrauen zwi- Ich appelliere ganz bewußt auch an die Führer der Religionsgemeinschaften, der Sorge um ihre eigene schen Bosniaken und Kroaten behindert. Die Verant- Gemeinde die Sorge um das gemeinsame Wohl zur wortlichen in der Republik Srpska isolieren ihre Re- gion - ich füge hinzu: leider - immer mehr; übrigens Seite zu stellen. gegen die Interessen der dort lebenden Menschen, Bosnien-Herzegowina braucht dringend einen gegen die Bevölkerung. Das kann - jedenfalls so - neuen geistigen Anfang. Die Pariser und Londoner nicht in eine gute Zukunft führen. Konferenzen haben in diesem Sinne ein klares Signal an die Konfliktparteien gerichtet. Die weitere Hilfe Ich möchte den Konfliktparteien, so wie ich es auf wird stärker als bisher konditionalisiert. Die Parteien der Pariser und der Londoner Konferenz getan habe, müssen ihren vertraglichen Verpflichtungen nach- als ich allen Beteiligten direkt gegenübersaß, noch- kommen. mals aus dem Deutschen Bundestag mit großem Ernst sagen: Die nun vorgesehene 18monatige Fo rt Die Rückkehr der Flüchtlinge ist für uns Deutsche -setzung der militärischen Absicherung ist kein natürlich nach wie vor von zentraler Bedeutung. Wir Selbstzweck und darf keine Dauereinrichtung sein. wissen aus unserer Geschichte - auf Grund von Mil- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13493

Bundesminister Dr. Klaus Kinkel lionen von Flüchtlingen nach dem Zweiten Welt- Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, für Frieden krieg - ganz genau, daß dies ein Motor des Auf- und Versöhnung in der Region trägt auch die Belgra- bruchs sein kann. Dazu brauchen die Flüchtlinge na- der Regierung eine große Verantwortung, und zwar türlich Sicherheit, Vertrauen und Ruhe. Sie sollen auch Herr Milošević persönlich. EU und NATO ha- und wollen in ein Land, in eine Region zurückkeh- ben zu den Wahlmanipulationen klar Stellung bezo- ren, wo aber leider Gottes nach wie vor dieses gegen- gen. Der Mut und der Wille des serbischen Volkes, seitige Vertrauen, Sicherheit und Ruhe fehlen. SFOR für seine Rechte, für Demokratie auf die Straße zu ge- soll mithelfen, daß diese Voraussetzungen zuneh- hen, sind beeindruckend, und der Kampf für Demo- mend gegeben sind, zum Beispiel durch Unterstüt- kratie dort, der uns ja an eine Situation in unserem zung der OSZE bei der Überwachung der Kommu- eigenen Land vor sieben Jahren sehr, sehr deutlich nalwahlen. erinnert, dieser Kampf für Demokratie auf der Straße mit friedlichen Demonstrationen verdient unser Zugleich sollen Aufgaben wo immer und so früh Echo. wie möglich an die zivilen Träger übergeben werden. Die werden jetzt gestärkt. Wir haben in London be (Beifall bei der der F.D.P., der CDU/CSU, schlossen, daß das Mandat des Hohen Repräsentan- der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜ ten gestärkt wird, insbesondere im Hinblick auf die NEN) Koordinationsfunktion, die bisher fehlt. Es geht um bessere Abstimmungen. Es geht um mehr Transpa- Wer in Serbien für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit renz. Es geht auch um einen die Synergieeffekte nut- und Medienfreiheit kämpft, muß uns auf seiner Seite zenden optimalen Einsatz der Mittel. wissen. Ich sage bewußt an Präsident Milosevi ć ge- richtet: Die Serben wollen und sollen auch nach un- Auch die internationale Polizeitruppe soll gestärkt serem Wunsch ihren Weg zurück nach Europa fin- werden. Wir brauchen Fortschritte bei der Ausbil- den. Aber dieser Weg verlangt konstruktive Mitwir- dung und Ausrüstung der lokalen Polizei. Wir wer- kung bei der Umsetzung von Dayton, verlangt De- den dazu auch weiter unseren Beitrag leisten: durch mokratisierung, verlangt Minderheitenschutz und 150 Polizeibeamte aus Bund und Ländern. vor allem eine Lösung des Kosovo-Problems. Es muß (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ ein Ende damit haben, daß eine zehnprozentige Min- NEN]: Viel zu wenig!) derheit der Serben eine neunzigprozentige Mehrheit der Kosovo-Albaner schikaniert und unterdrückt. Vor allem, liebe Kolleginnen und Kollegen: Die Kriegsverbrecher gehören nach Den Haag. (Beifall bei der der F.D.P., der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜ (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU, der NEN) SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der PDS) Wir werden sehr genau darauf achten, ob Präsi- dent Milošević das, was ich mit ihm in Hinblick auf Das haben die Konfliktparteien zugesagt, verspro- die Rückführung der Asylbewerber vereinbart habe, chen und unterschrieben. einhält. Ich habe hier bei einem anderen Anlaß schon ge- Ich bitte auch von hier aus Herrn Milošević , dar- sagt, daß ich es als eine Unverschämtheit empfinde, über nachzudenken, ob es nicht richtig wäre, wenn daß insbesondere aus Pale jetzt erklärt wird, do rt er - einem Gedanken folgend, der auch vom Kolle- würden die Kriegsverbrecher in eigener Regie vor gen Schwarz-Schilling mit initiiert wurde - von sich Gericht gestellt. So geht es nicht. aus eine internationale Juristenkommission ins Land ruft, die untersucht, was do rt vorgefallen ist. Es müssen vor allem die großen Anstifter und Herr Miloševi , überlegen Sie sich das, aber lassen Drahtzieher vor Ge richt gestellt werden. Deshalb ć Sie sich das nicht von außen aufdrängen, sondern ru- werde ich nicht müde zu sagen: Insbesondere die fen Sie eine solche Kommission von sich aus nach Herren Mladi und Karadzi gehören nach Den ć ć Belgrad! Haag, und zwar bald. (Beifall bei der F.D.P., der CDU/CSU, der (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) - SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Meine Damen und Herren, vor einem Jahr haben In den Ausschüssen ist zu Recht betont worden, wir uns die Entscheidung über unseren Beitrag zu daß freie Medien für Frieden und Demokratie von IFOR nicht leicht gemacht. Das tun wir diesmal auch außerordentlicher Bedeutung sind. Wir haben uns in nicht, wo es um die Fortsetzung des Friedensengage- besonderer Weise engagiert: durch die Schaffung un- ments geht. Inzwischen haben wir eine Erfahrung abhängiger Radio- und Fernsehstationen. machen können, mit der wir so gar nicht rechnen konnten, nämlich daß die Anwesenheit unserer Sol- Die friedliche Reintegration Ostslawoniens - auch daten entgegen manchen Befürchtungen von allen nicht so ganz unwichtig - ist auf einem positiven Bevölkerungsgruppen begrüßt wurde. Diese positi- Weg. Erforderlich ist ein Konzept zur Lösung der ven Erfahrungen machen es jetzt möglich, unsere Flüchtlingsfrage. Das bedeutet Rückkehr der kroati- Soldaten mit demselben Auftrag zu entsenden, den schen Vertriebenen, Bleiberecht für die Serben oder auch ihre französischen, italienischen oder spani- Rückkehr in die alte Heimat in Westslawonien und in schen Kameraden haben, mit denen zusammen sie der Krajina. ihren Dienst tun werden. 13494 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. 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Bundesminister Dr. Klaus Kinkel Die NATO hat im vergangenen Jahr in Bosnien ge- Günter Verheugen (SPD): Frau Präsidentin! Meine zeigt, wie unersetzbar sie auch nach dem Ende der sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Die SPD- Ost-West-Auseinandersetzung in Europa ist. Und Bundestagsfraktion wird dem Antrag der Bundesre- wer glaubt, die UNO könne in Bosnien eine solche gierung zustimmen, daß sich die Bundesrepublik Operation führen, sollte sich daran erinnern, wie er- Deutschland an der IFOR-Nachfolgemission SFOR leichtert die Bevölkerung in Bosnien war, als die er- mit Einheiten der Bundeswehr beteiligt. Das ist auch sten NATO-Verbände kamen. Da ging doch eine für uns kein schneller und kein einfacher Entschluß Welle der Erleichterung durch die Bevölkerung, und gewesen. Wir haben sehr intensiv und lange darüber von da ab hat mindestens - wie ich vorher sagte - das beraten müssen. Morden, das Töten, das Vergewaltigen aufgehört. Ich muß hier schon ein paar Dinge vortragen, die (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU vielleicht etwas abweichen von dem, was der Außen- sowie bei Abgeordneten der SPD und des minister gesagt hat, etwa hinsichtlich der Bilanz des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) politischen Prozesses, in dem wir uns befinden. Am Anfang muß noch einmal ganz klar gesagt werden: Ich möchte besonders betonen, wie sehr wir uns Die Entscheidung, die wir heute treffen wollen, ist freuen, daß es eine enge Verbindung mit dem fran- nicht in erster Linie eine militärische. Es handelt sich zösischen Einsatzverband geben wird. Liebe Kolle- um die militärische Absicherung eines politischen ginnen und Kollegen, daß jetzt deutsche und franzö- Prozesses. sische Infanteristen Seite an Seite für den Frieden und den Schutz der Menschenrechte in Bosnien ein- (Beifall bei der SPD) treten, ist ein starkes Symbol für die Freundschaft, Die Bundeswehr wird nicht dorthin geschickt, um ge- die sich seit Kriegsende zwischen unseren beiden gen irgendwen zu kämpfen; die Bundeswehr wird Völkern, zwischen Franzosen und Deutschen, ent- dorthin geschickt - zusammen mit vielen anderen wickelt hat. Dies sollte auch ein Beispiel für die aus vielen anderen Staaten -, um einen sicheren Rah- Noch-Erbfeinde von heute, die Konfliktparteien in men zu schaffen für das, was im Friedensprozeß von Bosnien, sein. Dayton angelegt war. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Wir müssen leider feststellen, daß die Bilanz dieses sowie bei Abgeordneten der SPD) Friedensprozesses nach einem Jahr außerordentlich Die anvisierte Rückkehr Frankreichs in die militäri- ernüchternd, ja, fast erschreckend unbef riedigend sche Integration des Bündnisses ist sowohl für die ausfällt. Alle unsere Befürchtungen, vor einem Jahr neue NATO wie für ihren sich verstärkenden euro- von diesem Pult aus vorgetragen, daß sich der militä- päischen Pfeiler ein Glücksfall. Wir wollen, daß sich rische und der zivile Teil auseinanderentwickeln die Rolle des deutsch-französischen Motors für Eu- könnten, sind leider eingetreten. Die Befürchtungen ropa auch und gerade im Bereich Sicherheit und Ver- haben sich bewahrheitet. Der zivile Prozeß hat von teidigung bewährt. Anfang nicht die Dynamik entfaltet, die notwendig gewesen wäre. Natürlich ist auch die weitere Beteiligung der rus- sischen Soldaten ganz wichtig. Der praktische ver- Trotzdem, zu einer fairen Bilanz gehört, daß man trauensbildende Nutzen dieser militärischen Zusam- sagt: Die Waffen schweigen. Das Schlimmste ist vor- menarbeit kann gar nicht überschätzt werden, ge- bei. Menschen werden nicht mehr in bestialischer rade in der Zeit der jetzigen europäischen Weichen- Weise umgebracht. Vertreibung findet nur noch in stellungen und für die neue Sicherheitsarchitektur. einzelnen Bereichen statt, konnte - man muß hinzu- Die europäische Einigung, die Öffnung der NATO fügen: leider - nicht ganz beseitigt werden. Das mas- darf und wird sich nicht mit dem Rücken zu Rußland senhafte Elend, das uns veranlaßt hat, zu sagen: und der Ukraine vollziehen. „Nun muß endlich etwas geschehen", hat aufgehört. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie vor einem Wie der Bundesaußenminister möchte ich im Na- Jahr geht es um eine Entscheidung nicht für Kriegs- men der SPD-Bundestagsfraktion all denjenigen führung, sondern für Friedenserhalt. Von Kardinal danken, die daran beteiligt waren: den Soldatinnen Puljić in Sarajevo stammt das Wo rt: „Wer das Böse und Soldaten der Bundeswehr, den Polizeibeamtin- nicht stoppt, wird schuld am Bösen." Dies ist im übri- nen und Polizeibeamten, aber auch den vielen Helfe gen auch eine Lehre aus unserer eigenen Ge- rinnen und Helfern in zivilen Organisationen,- die schichte. beim Wiederaufbau dieses Landes wichtige und er- folgreiche Arbeit geleistet haben. Ich glaube, daß unsere eigene Bevölkerung, daß die Menschen in Deutschland sehr wohl verstehen, (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU, der daß wir nicht abseits stehen können und wollen. Un- F.D.P. und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sere Soldaten verdienen in ihrem erneut schwierigen sowie bei Abgeordneten der PDS) Einsatz eine breite Unterstützung des Deutschen Ihnen allen gilt unser Dank. Bundestages, und die sollten wir ihnen heute geben. Die Defizite des Friedensprozesses sind in erster (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU Linie darauf zurückzuführen, daß die am Konflikt Be- sowie bei Abgeordneten der SPD) teiligten nicht den ernsthaften Willen zur Versöh- nung und zur Zusammenarbeit haben. Das immer Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat der wieder Erschreckende bei Besuchen in Bosnien-Her- Kollege Günter Verheugen. zegowina ist, daß wir erleben müssen, daß diejeni- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13495

Günter Verheugen gen, um die es eigentlich geht, die geringste Bereit- Der andere Punkt, auf den ich noch hinweisen schaft zeigen, einen stabilen, dauerhaften, sich selbst möchte, ist die Frage der Konditionierung. Darin tragenden Friedensprozeß in Gang zu halten. Es muß stimmen wir überein. Es ist den Menschen in unse- deshalb immer gesagt werden: Die Hauptverantwor- rem Land nicht zuzumuten, daß wir ihnen auferle- tung für das, was in diesem Prozeß angelegt ist, liegt gen, die Kosten zu tragen, die aus Menschenrechts- nicht bei uns, nicht beim Westen, nicht bei den Ver- verletzungen und anderen Verbrechen entstehen, einten Nationen; die Hauptverantwortung liegt bei wenn die Hauptverantwortlichen nicht bereit sind, den Menschen dort und bei ihren politischen Füh- dafür zu sorgen, daß das in Zukunft nicht mehr ge- rern, die auch schon die Verantwortung dafür getra- schehen kann. gen haben, daß es zu diesen schrecklichen Zustän- den gekommen war. Mit anderen Worten: Hilfe, auf welcher Ebene auch immer, beim Wiederaufbau des Landes muß un- Die Defizite sehen wir an der wachsenden Krimi- abdingbar an die Bereitschaft geknüpft sein, sich an nalität, weiteren Vertreibungen und Obstruktion der die Vereinbarungen von Dayton zu halten und sie zu Flüchtlingsrückkehr. Wir haben erlebt und erleben erfüllen. es, daß die Menschenrechte der Angehörigen von Minderheiten in den einzelnen Gebieten nicht ge- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne währleistet sind. Wir erleben, daß die Zusammenar- ten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/ beit mit dem Kriegsverbrechertribunal nicht ausrei- DIE GRÜNEN und der F.D.P.) chend ist. Wir brauchen Klarheit über die politischen Rah- Wir haben in Erinnerung, daß die Wahlen in Bos- menbedingungen des Einsatzes, in den wir die Bun- nien-Herzegowina von der OSZE als weder fair noch deswehr schicken wollen. Ich will diese kurz skizzie- frei, noch demokratisch bezeichnet wurden. Sie wa- ren: Entscheidend ist für uns, daß wir an der Grund- ren es auch nicht, weil die Voraussetzungen dafür idee festhalten, einen demokratischen zivilen Staat gefehlt haben. Dies ist immer noch so, weil die eth- Bosnien-Herzegowina zu erhalten, in dem die einzel- nisch orientierten herrschenden nationalistischen nen Gruppen auf Dauer friedlich miteinander leben. Parteien ein autoritäres Machtverhalten entwickeln Ich sage das deshalb so betont, weil es Realpoliti- und demokratische Strukturen nicht aufkommen las- ker - ich sage das in Anführungszeichen - diesseits sen wollen. und jenseits des Atlantiks gibt, die uns erklären, Ich sage aber: Es gibt auch - das ist ein Zeichen warum das eine Illusion ist und bleiben wird, und die der Hoffnung - überzeugte und überzeugende De- uns sagen: Am Ende ist die Teilung unausweichlich. mokraten in allen Gruppen in Bosnien-Herzegowina, Ich will Ihnen klar sagen, was das bedeutet: Wer bei den Kroaten, bei den Muslimen und bei den Ser- auf diese Linie geht, der akzeptiert am Ende Vertrei- ben. Diejenigen von uns, die dorthin reisen, kommen bung und „ethnische Säuberung". Genau deshalb, nicht nur mit negativen Eindrücken zurück, sondern weil wir das nicht akzeptieren wollen, treffen wir auch mit dem positiven Eindruck, daß es do rt Men- diese heutige Entscheidung. Wir können nicht nach- schen gibt, mit denen wir zusammenarbeiten können träglich durch die Akzeptierung der Teilung des Lan- und denen wir helfen wollen. des in ethnische Einheiten das legitimieren, was sich Ich bitte Sie wirklich herzlich, Herr Kinkel, die in einem Meer von Blut abgespielt hat. ganze Regierung und uns alle: Laßt uns zusammen (Beifall bei Abgeordneten der SPD) mehr tun, um diejenigen zu stärken, die Demokratie in diesem Lande wollen, dafür einstehen und die Das zweite ist: Zur Unterstützung demokratischer auch zu den Friedenszielen des Prozesses von Day- Strukturen in diesem Lande gehört, daß wir die Be- ton stehen. dingungen für demokratisches Engagement herstel- len. Herr Kinkel hat darauf hingewiesen, daß im Be- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne reich der Medien jetzt etwas geschieht - reichlich ten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/ spät, wenn ich das sagen darf. Es wäre besser gewe- DIE GRÜNEN und der F.D.P.) sen - ich will da nicht beckmesserisch sein -, die Zwei Punkte möchte ich besonders hervorheben: Europäische Union hätte rechtzeitig im vergangenen Jahr dafür gesorgt, daß es neben den von den natio- Es gibt auch eine Verantwortung auf der westlichen - Seite. Machen wir uns nichts vor. Die Zusammenar- nalistischen Parteien gelenkten Medien auch freie beit zwischen den internationalen Institutionen in Medien gibt, die den Menschen überhaupt erst die Sarajevo und dem übrigen Land hat nicht so funktio- Chance eröffnen, sich unabhängig zu informieren niert, wie es wünschenswert gewesen wäre. Es gab und sich ein politisches Urteil zu bilden. Kompetenzwirrwarr und Gerangel, es gab Kompe- Der ganze Haß, die Gewaltbereitschaft, das a lles tenzstreitereien, und manches Wichtige ist einfach ist in den Medien dieses Landes geschürt worden. steckengeblieben, weil sich die internationalen Insti- Die Medien müssen deshalb auch einen ganz zentra- tutionen nicht einigen konnten. Wir treten deshalb len Beitrag dazu leisten, daß das aufhört. Darum ist entschieden dafür ein, daß der Hohe Repräsentant das ein wichtiger Punkt. eine klare und eindeutige Koordinierungs- und Lei- tungsfunktion erhält, damit nicht mehr gegeneinan- Ich stimme dem Bundesaußenminister ausdrück- der gearbeitet wird, Eifersüchteleien ausbleiben und lich in der Frage der Kriegsverbrecher zu. Rechts- der zivile Prozeß wenigstens von den Institutionen staatlichkeit und Vertrauen in rechtsstaatliche Struk- her eine Erfolgsperspektive erhält. turen werden nicht entstehen, solange erkannte 13496 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Günter Verheugen Kriegsverbrecher sich immer noch ziemlich frei im jetzt bereit zu erklären, mit der Opposition zusam- Lande bewegen können. men Rahmenbedingungen für die bevorstehenden serbischen Wahlen zu schaffen, die sicherstellen, daß Es gibt noch einen anderen Punkt, auf den Sie we- diese Wahlen fair, frei und demokratisch verlaufen niger hingewiesen haben: Wenn wir verhindern wol- werden. len - was wir verhindern müssen -, daß die Gewalt wieder ausbricht, daß ein neuer Krieg entsteht, dann Meine Damen und Herren, in der Diskussion über ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, daß das die Entscheidung, die heute zu treffen ist, spielt die Rüstungsniveau in der Region niedriger wird. Frage eine Rolle, ob es eigentlich richtig ist, daß eine NATO-geführte Operation unter einem Mandat der (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Vereinten Nationen stattfinden soll, und ob das nicht GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord eigentlich die UNO machen sollte. Das ist die Posi- neten der CDU/CSU und der F.D.P.) tion der Grünen, und das ist auch die Position einer Das Niveau der Rüstung ist zu hoch. Gruppe meiner eigenen Fraktion, die deshalb dem Antrag nicht zustimmen will. Ich gebe zu: Zunächst einmal muß erreicht wer- den, daß sich alle Konfliktparteien an die getroffenen Lassen Sie mich dazu folgendes sagen. Natürlich Rüstungskontrollvereinbarungen halten. Wir dürfen ist es so, daß wir uns eine Weltordnung wünschen, in dabei aber nicht stehenbleiben. Es muß einen Schritt der die Vereinten Nationen stark genug sind, das zu weitergehen. Wir müssen zu weiteren drastischen tun, was in ihrer Satzung steht, nämlich solche Aktio- Rüstungsverminderungen kommen. nen selber durchzuführen. Hat es aber Sinn zu sa- gen: Solange die Weltordnung nicht so ist, wie wir sie Ich finde, es ist ein schwerer Mangel in der Ge- uns vorstellen, kann dann eben in solchen Situatio- samtkonstruktion, daß es immer noch möglich ist, nen gar nichts geschehen? Ich frage Sie ganz ernst- daß Waffen in das Konfliktgebiet geliefert werden. haft: Kann der Deutsche Bundestag gegenüber mehr (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ als 180 Mitgliedern der Vereinten Nationen sagen, DIE GRÜNEN) weil ihr es nicht so organisiert, wie wir es für richtig halten, müssen wir eben sehen, wie sich das da in Das Liefern von Waffen in Konfliktgebiete ist dafür Bosnien-Herzegowina von selber regelt; wir können verantwortlich, daß die Konfrontation weitergehen da nichts tun. kann. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Die Gesamtlage auf dem Balkan ist in unsere Be- DIE GRÜNEN]: Wer sagt das? Das sagt trachtungen einzubeziehen. Das, was sich in den doch keiner!) letzten Wochen in Belgrad abspielt, hat bei vielen einen Aha-Effekt ausgelöst. Es gibt eben nicht nur Ich halte das - ich will das ganz deutlich sagen - für Milošević . nicht verantwortbar. Eines dürfte jetzt wohl klargeworden sein: Demo- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der kratische Strukturen in den Balkanstaaten sind die F.D.P.) beste Voraussetzung dafür, einen stabilen, dauerhaf- Wir sollten darauf hinarbeiten, daß die Vereinten Na- ten Frieden in der gesamten Region aufzubauen. tionen so stark werden, wie wir sie haben wollen. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Das ist überhaupt keine Frage. DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD) Ein demokratisches Serbien, ein demokratisches Kroatien, das können wirklich stabilisierende Fakto- Aber zu sagen: Solange die Vereinten Nationen es ren werden. Dann ist die Chance sehr viel größer, die nicht selber tun, so lange darf es auch kein anderer Konflikte in der Region zu lösen. Ich nenne nur den tun, ist nicht möglich. Kosovo-Konflikt als den potentiell gefährlichsten. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Auch wir appellieren an die serbische Regierung, DIE GRÜNEN]: Wer sagt das denn?) an den Präsidenten Miloševi ć , die Ergebnisse demo- - Das ist die Begründung, weshalb Sie, Herr Fischer, kratischer Wahlen zu akzeptieren. Wer in Europa als ablehnen wollen. ein gleichberechtigtes Mitglied im Kreis von Natio- - nen anerkannt werden will, die sich bestimmten (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Werten und Standards verpflichtet fühlen, der muß NEN]: Sie sollten einmal lesen!) als erstes damit anfangen, daß er elementare demo- Lassen Sie mich noch auf einen Punkt hinweisen, kratische Prinzipien akzeptiert. Dazu gehört an erster der für uns wichtig ist. Ich danke der Bundesregie- Stelle, daß Wahlergebnisse akzeptiert werden. rung und Herrn Kinkel persönlich dafür, daß die Bun- (Beifall bei der SPD) desregierung sich große Mühe gegeben hat, das Mandat des Sicherheitsrats in New York zustande Die gewaltfreien Demonstrationen verdienen Un- zu bekommen. Ich weiß, daß Sie sich da sehr einge- terstützung. Bei allen Problemen, die man mit der setzt haben. Es ist keine P rinzipienreiterei, wenn wir serbischen Opposition haben kann, schälen sich in- darauf bestanden haben, das Mandat zu kennen, be- zwischen jedoch auch demokratische Kräfte heraus, vor wir entscheiden. die unsere Unterstützung verdienen. An die serbi- sche Regierung muß die Aufforderung ergehen, sich (Beifall bei der SPD) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13497

Günter Verheugen Ich bitte Sie, einen Augenblick darüber nachzuden- möglichst viele Menschen hinter ihrem Auftrag ste- ken, auch diejenigen aus den Reihen der Koalition, hen. Wenn es möglich ist - in diesem Falle ist es mög- die mit den Argumenten bereits in die Öffentlichkeit lich -, sollte man ihnen diese Gewißheit geben. gegangen sind, die wir schon kennen, wenn das Ich bin froh, daß der Konsens erreicht worden ist; Thema aufkommt, daß der Bundestag einmal außer- gerade auch angesichts der Tatsache, daß wir es mit halb seines Sitzungsplans zusammentreten möchte. Veränderungen im Auftrag zu tun haben, die nicht Seien Sie sich bitte bewußt: Die Entscheidung, die verschwiegen werden dürfen. Im Gegensatz zu dem Sie heute hier treffen, ist nicht irgendeine. Antrag vor einem Jahr stationieren wir jetzt die Bun- deswehr in Bosnien-Herzegowina selbst und neh- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) men an dem eigentlichen Überwachungs- und Siche- Die Entscheidung, die Sie heute hier treffen, kann rungsauftrag der Vereinten Nationen im Rahmen des bedeuten, daß wir am Ende die Verantwortung dafür SFOR-Mandates teil - und nicht nur im Rahmen ei- übernehmen müssen, daß junge Menschen ihre Ge- ner Unterstützung des Auftrags. Das ist ein Unter- sundheit oder sogar ihr Leben verlieren. Könnte es schied. Man kann darüber streiten, ob es ein wirklich einer von uns verantworten, dann sagen zu müssen: qualitativer Unterschied ist. Ich habe gar nicht ganz genau gewußt, in was für ei- Wichtig ist jedenfalls, daß wir die Probleme und nen Einsatz wir sie eigentlich schicken, ich habe gar die Bedenken, die wir im vergangenen Jahr in bezug nicht ganz genau gewußt, was in dem Mandat der auf die Stationierung im Konfliktgebiet selbst noch Vereinten Nationen steht? hatten, nach übereinstimmender Analyse für nicht (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) mehr gegeben halten. Wir sind zu dem Ergebnis ge- kommen: Wir können dieses Mandat unterstützen. - Rufen Sie nicht „Oh", es ist nämlich so. - Sie haben Aber der Unterschied im Auftrag muß jedem bewußt nämlich vorgestern nicht gewußt, ob in dem Mandat sein. Darum habe ich ihn angesprochen. der Vereinten Nationen etwas zum Auftrag steht, Kriegsverbrecher festnehmen oder nicht. Wenn wir dem Antrag zustimmen, so tun wir das in dem Bewußtsein der Verantwortung für die jungen (Beifall bei der SPD) Menschen, denen wir einen schweren Auftrag ge- ben, im Bewußtsein der Verantwortung für den Frie- Es macht einen gewaltigen qualitativen Unterschied, den in einer Region in unserer unmittelbaren Nähe ob die SFOR-Truppe den Auftrag bekommt, Kriegs- und in dem vollen Bewußtsein, daß wir am Ende alle verbrecher festzunehmen oder nicht. Jedermann, der zusammen auch in die Lage kommen können, für das persönlich mit seinem Gewissen ausmachen diese Entscheidung einstehen zu müssen. muß, muß wissen, wie gefährlich das ist, was die Bundeswehr in diesem Einsatz zu tun hat, einmal Vielen Dank. ganz abgesehen von der Selbstachtung des Parla- (Beifall bei der SPD sowie des Abg. Jürgen ments. Augustinowitz [CDU/CSU]) (Beifall bei der SPD) Wir haben hier einen klaren Auftrag, in Kenntnis Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat der der Mandate zu entscheiden. Anders ist das Urteil Kollege Professor Karl-Heinz Hornhues. des Verfassungsgerichts gar nicht auszulegen. Im vergangenen Jahr haben wir alle gesagt, es ist eine Dr. Karl - Heinz Hornhues (CDU/CSU): Frau Präsi- Ausnahmesituation. Denken Sie bitte daran, daß sol- dentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Be- che Ausnahmen nicht zur Regel werden dürfen. vor ich zu meinem eigentlichen Redebeitrag komme, (Beifall bei der SPD) möchte ich als Vorsitzender des Auswärtigen Aus- schusses für die Berichterstatter im Auswärtigen Aber dieses Problem ist uns Gott sei Dank am Ausschuß den bereits schriftlich vorliegenden Bericht Ende erspart geblieben. Ich wollte nur deutlich ma- des Ausschusses auf Drucksache 13/6519 gemäß § 66 chen, daß uns die Verantwortung bewußt ist und daß Abs. 1 Satz 2 der Geschäftsordnung des Deutschen wir uns auch deshalb darum bemühen, die notwen- Bundestages ergänzen und folgendes zu Protokoll dige Entscheidung so zu treffen, daß die Bundes- geben: wehr weiß: Sie stützt sich auf einen breiten Konsens - Die Bundesregierung hat heute morgen durch den im Deutschen Bundestag. Das ist ein Argument, von dem der eine oder andere vielleicht denken mag: Bundesminister des Auswärtigen dem Auswärtigen Warum sind die Soldaten da so zimperlich? - Sie sind Ausschuß berichtet, daß der Sicherheitsrat der Ver- aber nicht zimperlich. In meinen Augen ist es so, daß einten Nationen den Beschluß über das Mandat für zur weiteren Absiche- der Wunsch der Soldaten, von einer breiten Zustim- die geplante Operation SFOR mung im Bundestag getragen zu sein, etwas über rung des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien Geist und Charakter unserer Armee aussagt. gefaßt hat. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der Der Auswärtige Ausschuß hat im Einvernehmen CDU/CSU und der F.D.P.) mit dem Verteidigungsausschuß festgestellt, daß da- mit die Voraussetzungen gegeben sind, die in dem Sie wollen nicht nur für einen Teil des Volkes, das vorliegenden Antrag für den Einsatz der Truppen ge- durch uns repräsentiert wird, einen schweren Auf nannt worden sind. Die beiden Mandate, nämlich trag erfüllen, sie wollen vielmehr sicher sein, daß das Mandat des Sicherheitsrates der Vereinten Natio- 13498 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Dr. Karl-Heinz Hornhues nen und das Mandat des NATO-Rates, liegen vor. Im Ein Weiteres ist zu bedenken, daß wir uns nämlich übrigen hat der Auswärtige Ausschuß im Einverneh- bewußt sind, wohin wir unsere Soldaten schicken. men mit dem Verteidigungsausschuß zur Kenntnis Die Tatsache, daß es bisher militärisch so gut gelau- genommen, daß die Bundesregierung die Ab- fen ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß das schnitte 3 und 4 ihres Antrages als gegenstandslos neue Mandat - für uns jedenfalls - eher problemati- ansieht. scher und risikoreicher ist, vor allen Dingen auch deswegen, weil es länger dauert und im Laufe der Soweit meine Ausführungen für das Protokoll. Zeit das Risiko von Verlusten eher wächst. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will Deswegen ist es notwendig, uns deutlich vor Au- vorab sagen: Wir sind außerordentlich froh, daß wir gen zu führen, um was es geht. Vor wenigen Tagen bereits heute morgen hier entscheiden können und haben auf der London Peace Implementation Confe- daß dem Antrag der Bundesregierung mit - wie sich rence die Vertreter aller beteiligten Länder zusam- andeutet - großer Mehrheit zugestimmt wird. mengesessen - das sind die Nachbarländer, hinzu Ich darf eine Kleinigkeit anmerken, die nicht ver- kommen Kroatien und Restjugoslawien, also alle am gessen werden sollte: Es gehört zu den Denkwürdig- Prozeß Beteiligten - und haben einen Bericht erstellt. keiten und Besonderheiten dieser Vorgänge, daß der Dieser Bericht benennt zunächst auf einer Seite die Resolutionsentwurf im Namen und im Auftrag der so- Erfolge und umfaßt dann etwa 30 bis 40 Seiten, auf genannten Bosnien-Kontaktgruppe - dazu gehören denen aufgelistet wird, was noch alles erledigt wer- u.a. die USA, Großbritannien und Deutschland - vom den muß. Wenn man die Erfolgsbilanz des letzten russischen Botschafter im Weltsicherheitsrat einge- Jahres heranzieht, dann ist festzustellen, daß im Kern bracht worden ist. Die Tatsache, daß er diesen An- ein nicht unwesentlicher, vielmehr entscheidender trag für uns gemeinsam eingebracht hat, sollte nicht Punkt übrigbleibt. Hierzu steht in diesem Be richt - übersehen und nicht vergessen werden. Dies ist ein übersetzt -: Der Frieden hat erste Wurzeln geschla- positives Ereignis in diesem Zusammenhang. gen; in 1996 ist nämlich kein Bosnier bei militäri- schen Auseinandersetzungen zu Tode gekommen. - (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. Der Preis auf unserer Seite war - ich habe das soeben sowie bei Abgeordneten der SPD) nicht umsonst erwähnt - die Bilanz von IFOR: 61 Tote. Als wir vor einem Jahr über das Mandat für IFOR In der Positivbilanz wird festgestellt, es hätten beraten haben, ahnten wir sicherlich, wie schwer es Wahlen stattgefunden. Von dem Kollegen Verheu- werden würde, die Vereinbarungen von Dayton im gen ist hier soeben zu Recht angemerkt worden, wie allgemeinen politischen Teil zu implementieren. Wir problematisch diese Wahlen letztlich zu sehen sind - fürchteten aber auch - das schwang in der Debatte ich will dies im einzelnen nicht vertiefend aufgreifen -, damals sehr mit und sollte nicht vergessen werden -, bis hin zu der Tatsache, daß am Ende der Wahlen wie schwer der Einsatz auch für unsere Soldaten Sieger dastanden, die nicht gerade geeignet sind, werden könnte. Ich kann mich sehr gut an die dama- Konflikte zu lösen, da sie offensichtlich dazu gar lige Entscheidungslage erinnern, vor allem weil die nicht willens sind. persönliche Betroffenheit noch hinzukam. Um so zu- friedener und glücklicher kann man heute feststel- Wir haben eine lange Liste von Problemen, deren len, wie gut dieser Einsatz bisher verlaufen ist. Lösung noch ansteht, vor uns liegen: allein in den letzten beiden Wochen zahlreiche Verstöße gegen Unsere Soldaten haben auch Glück gehabt. Sie ha- Menschenrechte; Vorfälle von „ethnischen Säube- ben ihre Aufgabe vorzüglich gelöst. Wir sollten aber rungen"; die Zerstörung von Häusern; Ang riffe auf angesichts dieser Tatsache und der Freude darüber, zurückkehrende Flüchtlinge; das Nichtfassen von daß wir bei den deutschen Soldaten keinen Todesfall Kriegsverbrechern und die Tatsache, daß sie dort in zu beklagen haben, nicht vergessen, daß die Bilanz aller Gemütlichkeit leben; die Tatsache, daß man am 11. Dezember 1996 immerhin von IFOR sich nicht nur an Abrüstungsmaßnahmen vorbeimo- 269 Verletzte und 61 Tote umfaßte. Auch dies sollten gelt, sondern Abrüstungsbemühungen absichtsvoll wir heute morgen zur Kenntnis nehmen und dabei unterminiert; die Tatsache, daß von IFOR allein in bedenken, was die internationale Gemeinschaft tut den letzten Wochen zahlreiche Waffen, die illegal und versucht, um den Frieden in jener Region zu si- versteckt waren, zusammengetragen und vernichtet chern. worden sind; die Minenfelder sind nicht geräumt. Wenn sich heute morgen hier ein so großer Kon- Die Bilanz ließe sich fortsetzen. Dies macht deut- sens hinsichtlich der Notwendigkeit der weiteren mi- lich, welche Probleme noch vor uns liegen. litärischen Absicherung des Friedensprozesses ab- zeichnet, dann ist sicherlich vor allen Dingen eine Er- Das Kernproblem ist vorhin schon beschrieben kenntnis für viele von uns maßgeblich - viele von uns worden. Es besteht in der bedrückenden Erkenntnis, haben in den letzten Monaten Bosnien-Herzegowina daß sich offensichtlich hauptsächlich die Fremden, besucht -, daß uns nämlich ohne SFOR, ohne eine die von außen kommen, die internationale Gemein- weitere militärische Absicherung die Bilder von Sre- -schaft, bisher die IFOR-Truppen, künftig die SFOR brenica bereits morgen mit fast an Sicherheit gren- Truppen, die vielen Vertreter der NGOs, die Vertre- zender Wahrscheinlichkeit wieder eingeholt hätten. ter von OSZE und UNO sowie der Europäischen Deswegen fällt es einem zwar nicht leichter, jetzt zu- Union, mit aller Kraft bemühen, dort Frieden zu zustimmen, aber angesichts der Lage, in der wir ste- schaffen und Frieden zu erhalten. Sie versuchen mit hen, wird diese Notwendigkeit dann doch überzeu- Gewalt, Frieden zu schaffen, während offensichtlich gender. die politisch Hauptverantwortlichen eher darüber Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. 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Dr. Karl-Heinz Hornhues nachdenken, wie man sich mit dem einen oder ande- Ländern überhaupt erst die Voraussetzungen dafür ren Trick weitere Vorteile verschaffen kann. Dort soll geschaffen, daß man hoffen darf, daß es uns gemein- der Frieden von außen importiert werden, während sam gelingt, Frieden in jener Region zu schaffen. im Inneren so gut wie überhaupt kein Bemühen um Meine Fraktion und, wie ich glaube, wir alle wün- Frieden, Versöhnung und Wiederaufbau vorhanden schen den Soldaten von SFOR, die in den nächsten ist. 18 Monaten mit einem nicht unproblematischen Mandat in eine nicht unproblematische Region ge- Dies muß den Kroaten, Serben und Bosniern in den hen, daß sie heil und gesund zurückkehren. Gesprächen immer wieder entgegengehalten wer- den. Zwar ist die Masse der Verstöße wieder bei den (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge Serben festzustellen, aber auch alle anderen sind ordneten der F.D.P. und der SPD) wahrlich nicht frei von permanenter absichtsvoller Verletzung des Vertrages von Dayton. Dies alles läßt Es werden im Laufe dieser insgesamt 18 Monate nichts Gutes ahnen. knapp 15 000 Soldaten sein. Rund 15 000mal werden Meine sehr geehrten Damen und Herren, dies Verwandte, Eltern und Freunde hoffen und warten, daß sie gesund und wohlbehalten zurückkehren. macht deutlich, warum wir der weiteren Entsendung deutscher Truppen im Verbund mit den Alliierten - Dies sei auch unser Wunsch für diese Soldaten. nicht leichten Herzens, sondern weil es notwendig Herzlichen Dank. ist - zustimmen. Die CDU/CSU stimmt dem Antrag der Bundesregierung zu. Wir werden gemeinsam mit (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und unseren NATO-Partnern und mit den Soldaten ande- der SPD sowie bei Abgeordneten des rer Länder versuchen, die Chance auf Frieden zu si- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) chern, die es in Bosnien-Herzegowina gibt. Glückli- cherweise gibt es auch Politiker - leider zu wenig -, die sich wirklich um Versöhnung und Aussöhnung Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat der bemühen. Wir richten die dringende Erwartung an Fraktionsvorsitzende vom Bündnis 90/Die Grünen, die Politiker, die Verantwortung tragen, in Bosnien Joseph Fischer. Herzegowina nun endlich ihrerseits überzeugend darzulegen, daß auch sie Frieden, Ausgleich und Versöhnung wollen. Es kann nicht angehen und Joseph Fischer (Frankfurt) (BÜNDNIS 90/DIE nicht so weitergehen, daß sie versuchen, sich mit Ge- GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Her- walt Vorteile zu verschaffen, und wir sie mit Gewalt ren! Ein Jahr nach der begonnenen Umsetzung des zwingen müssen, friedlich zu sein. Dies kann auf Dayton-Friedensvertrages muß der Deutsche Bun- Dauer keine Lösung des Problems und der Konflikte destag heute über ein Nachfolgemandat beraten. Ein dort sein. Jahr danach gilt es, die Umsetzung des Dayton-Frie- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. densvertrages, den Einsatz von IFOR und die Imple- sowie bei Abgeordneten der SPD) mentierung des Friedens in Bosnien-Herzegowina, zu bewerten. Ein Jahr danach können wir Gott sei Es ist schon - auch ich möchte dies tun - all denje- Dank feststellen, daß der IFOR-Einsatz ein Erfolg nigen gedankt worden, die sich bemüht haben. Ich war, daß es zu einem Ende des Mordens, des Vertrei- möchte die vielen Kollegen in Ihr Gedächtnis rufen, bens, des Vergewaltigens und des Krieges in Bosnien die sich weit über ihr normales Mandat hinaus per- gekommen ist. sönlich um den Frieden in diesem Gebiet bemüht ha- ben: der Kollege Schwarz-Schilling in seiner Funk- Aber ein Jahr danach müssen wir auch feststellen, tion als internationaler Vermittler, daß es sich hierbei um nicht mehr als die Abwesen- heit von Krieg handelt. Das ist sehr viel angesichts (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. des Grauens, das in Bosnien über Jahre hinweg ge- sowie bei Abgeordneten der SPD und des wütet hat. Aber wir sind von einem Frieden do rt noch BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) sehr weit entfernt. der Kollege Duve, der Kollege Poppe. Es wären viele andere Kollegen zu nennen, die sehr persönlich en- Mit der Trennung der Konfliktparteien, mit der gagiert immer wieder ihren Beitrag leisten. Durchsetzung des Nicht-mehr-Schießens,- des Nicht- mehr-Vertreibens und des Nicht-mehr-Vergewalti- Ich möchte den Diplomaten danken. Ich habe sel- gens kann man feststellen, daß der Einsatz militä- ten so viele Diplomaten erlebt, die sich so weit über risch erfolgreich war. Aber bei der Durchsetzung des ihre Dienstpflichten hinaus engagiert haben, ob es Friedens - meine Vorredner haben das hier bereits unser Botschafter bzw. unsere Botschaft do rt ist, ob gesagt - sind wir von einem Erfolg weit entfernt. es die Diplomaten sind, die beim Hohen Repräsen- tanten beschäftigt sind. Auch ihnen gilt es ebenso Darüber werden wir heute zu beraten haben, be- wie den Polizisten und all den anderen, die sich en- vor ein neues Mandat zu beschließen ist. Aber lassen gagieren, herzlichst zu danken. Sie mich auch für meine Fraktion all jenen danken, die sich für die Umsetzung des Dayton-Friedensver- (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P, der trages engagiert und dabei teilweise ein nicht uner- SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) hebliches persönliches Risiko getragen haben: den Der besondere Dank gilt natürlich den Soldaten Militärs, den Polizisten und den Diplomaten; an ihrer von IFOR. Sie haben mit ihren Kollegen aus vielen Spitze lassen Sie mich besonders Herrn Botschafter 13500 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Joseph Fischer (Frankfurt) Michael Steiner hervorheben, der Herausragendes aufflammens des Krieges mit sich bringen, und das in Sarajevo leistet. muß unter allen Umständen verhindert werden. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) bei der CDU/CSU, der SPD und der F.D.P. sowie des Abg. Dr. [PDS]) Dennoch - nun komme ich zu Ihnen - werden wir dem Antrag der Bundesregierung nicht zustimmen. Lassen Sie mich aber auch den vielen zivilen Hel- Ich möchte dies begründen. fern, den engagierten Menschen in den Bosnien-In- itiativen danken, die über Jahre hinweg selbstlos (Zuruf des Abg. Dr. Wolfgang Schäuble und freiwillig ihre Arbeit geleistet haben. Lassen Sie [CDU/CSU]) mich auch den vielen Menschen in den Flüchtlings- - Herr Schäuble, wir haben gerade politisch klar un- initiativen in Bosnien, aber auch hier in Deutschland sere Unterstützung für das, was in Bosnien notwen- danken. dig ist, ausgesprochen. Was mit uns jedoch nicht (Beifall im ganzen Hause) machbar ist, ist all das, was darüber hinausgeht.

Dayton hatte einen Konstruktionsfehler. Das war In den politischen Erklärungen vor allen Dingen nicht die Schuld derer, die Dayton ausgehandelt ha- des Verteidigungsministers, aber auch im Entwurf ben, sondern es war nicht anders machbar. Mit am des Antrags der Bundesregierung - seien Sie mir Verhandlungstisch saßen die Kriegstreiber, ja, die nicht böse - wird im Zusammenhang mit dem Instru- Kriegsverbrecher. Das Problem bei der Umsetzung ment des Bosnien-Mandats von Normalisierung, dem des Friedens in Bosnien-Herzegowina ist, daß diesel- Wegfall aller historischen Beschränkungen und ähn- ben Mächte, die den Krieg wollten, dort heute noch lichem mehr gesprochen. Es ist einfach eine Tatsa- das Sagen haben. Das ist der Konstruktionsfehler von che, daß wir eine qualitative Ausdehnung des deut- Dayton. schen Beitrages vornehmen, die durch die Situation in Bosnien nicht erklärbar und nicht begründbar ist. Deswegen stehen wir vor der Situation, heute über Dagegen sprechen wir uns aus. ein Nachfolgemandat beraten zu müssen, ein Man- dat, das 18 Monate dauern soll. Wir fragen Sie aber, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Herr Kinkel, und wir fragen all diejenigen, die dem Meine Damen und Herren, wenn Sie tatsächlich an heutigen Mandat zustimmen wollen: Werden wir in einem Konsens interessie rt gewesen wären und 18 Monaten auf Grund des Konstruktionsfehlers von wenn Ihre Argumentation richtig ist, daß Sie einen Dayton erneut ein Mandat beschließen müssen? Was einheitlichen multiethnischen Staat in Bosnien wol- wird dann dieses Mandat sein? Wer wird es tragen? len, dann frage ich Sie: Warum haben wir uns nicht Herr Verheugen, es geht doch nicht darum, daß schon längst auf einen zivilen Friedensdienst geei- wir uns dafür aussprechen, den IFOR-Einsatz jetzt er- nigt, der jetzt bei der freiwilligen Rückkehr der satzlos zu beenden, sondern wir sagen: Die NATO Flüchtlinge, aber auch beim Abbau des Konflikt- wird dieses Mandat auf Dauer nicht übernehmen potentials in Bosnien eine wichtige Funktion hätte? können, das heißt wir werden in der Konsequenz ein (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN UN-Mandat brauchen. Niemand von uns bestreitet sowie bei Abgeordneten der PDS) das grauenhafte Scheitern von UNPROFOR. Nur, daß UNPROFOR gescheitert ist, hat vielleicht auch etwas Ich frage Sie: Reden Sie nicht mit gespaltener mit der politischen Absicht derer im Sicherheitsrat zu Zunge tun, die die politische Verantwortung und die Ver- antwortung für die Ausstattung von UNPROFOR zu (Lachen und Widerspruch bei der CDU/ tragen haben. CSU und der F.D.P.) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) - das richtet sich auch an Herrn Verheugen -, Das heißt, wir sind uns völlig darüber im klaren, (Lachen und Widerspruch bei der SPD) daß ein Beenden der militärischen Sicherung, der wenn Sie sich auf der einen Seite für ein multiethni- Umsetzung des Friedens und der Durchsetzung der sches Bosnien aussprechen und auf der- anderen zivilen Gesellschaft in Bosnien gegenwärtig nicht Seite mit Ihrer zwangsweisen Rückführung der möglich ist. Deswegen plädieren wir dafür, möglichst Flüchtlinge die ethnischen Säuberungen in Bosnien schnell zu einem UN-Mandat nach Art. 6 zu kom- letztendlich akzeptieren und auch entsprechend legi- men. Für den notwendigen Übergangszeitraum spre- timieren? chen wir uns ohne Wenn und Aber für den notwendi- gen IFOR-Nachfolgeeinsatz mit Beteiligung der Bun- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN deswehr aus. Dies müssen Sie zur Kenntnis nehmen, sowie des Abg. Rolf Kutzmutz [PDS]) Herr Verheugen. Wenn Sie mit einem einheitlichen multiethnischen (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Dann Bosnien Ernst machen wollen, dann dürfen Sie an müßt ihr heute ja sagen!) dieser Politik, an der zwangsweisen Rückführung der Flüchtlinge, nicht festhalten. - Ich komme gleich zu dem, was Sie hier anspre chen. - Niemand spricht sich für einen Abzug aus; (Beifall der Abg. Angelika Beer [BÜNDNIS denn dies würde das schreckliche Risiko des Wieder 90/DIE GRÜNEN]) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13501

Joseph Fischer (Frankfurt) Sie ist unmoralisch und schäbig. Schlimmer noch: Günther Friedrich Nolting (F.D.P.): Frau Präsiden- Darüber hinaus zementiert sie die ethnische Teilung tin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Fischer, und die Spaltung Bosniens mit fatalen Konsequen- es ist Ihnen in der vorletzten Woche auf Ihrem Bun- zen für die Zukunft. desparteitag noch einmal gelungen, die Grundsatz- debatte wegzurücken, um der Öffentlichkeit und (Zuruf von der F.D.P.: Stimmen Sie jetzt auch Ihren eigenen Basismitgliedern vorzugaukeln, zu?!) es gäbe in Ihrer Partei, in Ihrer Fraktion in der Frage der Außen- und Sicherheitspolitik Harmonie. Meine Damen und Herren, ein weiterer Punkt, den ich hier anmerken möchte: Das, was Sie heute aufgezeigt haben, war jedoch ein reines Ablenkungsmanöver. (Ulrich Irmer [F.D.P.]: Eiertanz!) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Herr Kinkel, die Regierung muß sich verstärkt für die Unterstützung oppositioneller Kräfte einsetzen. Dies Auf die Frage, ob Sie zustimmen, antworten Sie nicht gilt für Belgrad, für Bosnien, aber auch für Kroatien. mit Ja. Sie antworten auch nicht mit Nein. Sie ant- worten nicht einmal mit einem Vielleicht. Sie antwor- Wenn ich in der Zeitung lesen muß, daß Herr Tudj- ten mit einem „Verschiedenes". Das war es, was Sie man einen gesuchten Kriegsverbrecher mit einem hier aufgezeigt haben. Orden auszeichnet, dann frage ich Sie: Was muß denn noch alles passieren, bevor Sie endlich zu einer (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Überprüfung Ihrer Kroatien-Politik kommen? Ihre Wendefähigkeit - das sage ich Ihnen hier in aller (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Öffentlichkeit - schlägt a lles, was Sie bisher politi- sowie bei Abgeordneten der SPD und der schen Gegnern unterstellt haben. PDS) Meine Damen und Herren, ich möchte noch einmal In der Kriegsverbrecherfrage stimmen wir Ihnen darauf hinweisen, daß es auf der ganzen weiten Welt nachdrücklich zu. In der Abrüstungsfrage müssen außer Ihnen, den Grünen, niemanden gibt, der auf wir verstärkt Initiativen unternehmen. Es darf nicht den Gedanken gekommen ist, die Beendigung von zu Aufrüstungsschritten in dieser Region kommen. IFOR bzw. SFOR zu fordern und diese Mission dann durch UN-Truppen zu ersetzen. Weder die ehemali- Wenn wir es aber nicht schaffen, meine Damen gen Kriegsparteien noch die Kontaktgruppenmitglie- und Herren, daß die demokratische Opposition in der noch der Generalsekretär der UNO erheben eine Bosnien, in Kroatien, in Belgrad, in Serbien endlich solche Forderung. Sie alle wollen die Fortsetzung der in die Vorhand kommt, dann werden wir das dauer- gegenwärtigen NATO-Mission, nur Sie nicht. Sie le- hafte Konfliktpotential nicht loswerden. Dann wird ben offensichtlich in einer irrealen Welt, Sie nehmen es zu einem dauerhaften Mandat mit ungewissem die Wirklichkeit nicht mehr zur Kenntnis. Ausgang und erheblichen Risiken kommen. Deswe- gen ist es wichtig, daß die internationale Staatenge- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) meinschaft - an ihrer Spitze die Bundesregierung - die Unterstützung der demokratischen Opposition Ich komme auf Ihren Antrag noch einmal zurück: zum Hauptinhalt ihrer zukünftigen Politik in Kroa- Wir halten Ihren Antrag für falsch; aber wenn Sie tien, Serbien und Bosnien-Herzegowina macht. selbst Ihren Antrag ernst nähmen, dürften Sie sich heute hier nicht verweigern. Sie können die Men- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN schen in der gegenwärtigen Situation do rt nicht al- sowie des Abg. Hein rich Graf von Einsiedel leine lassen, [PDS]) (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Ger Meine Damen und Herren, auch wenn wir dem lingen] [F.D.P.]) Mandat für SFOR nicht zustimmen können, verbin- det uns die Hoffnung auf Frieden und die Erkennt- es sei denn, dieser Antrag ist reine Kosmetik, um nis, daß dieser Frieden weiterhin militärisch abgesi- über die Zerrissenheit in Ihrer Partei und Ihrer Frak- chert werden muß. Lassen Sie mich mit den Worten tion hinwegzutäuschen. - schließen: Auch wenn wir, Herr Außenminister, Herr Verteidigungsminister, diesem Mandat nicht zustim- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) men können, wünschen wir allen beteiligten Solda- Sie haben im letzten Jahr einen B rief an die grüne ten eine gesunde Heimkehr und endlich einen Erfolg Partei und an die grüne Fraktion geschickt und in des Friedens. ihm mangelnde Handlungsfähigkeit der NATO be- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN klagt. Sie haben die NATO aufgefordert, zur Beendi- sowie bei Abgeordneten der PDS - Michael gung der Massaker auf dem Balkan beizutragen. Glos [CDU/CSU]: Herr Fischer, das war Von der NATO also - jetzt kommt eine Pikante rie sehr billig! - Weiterer Zuruf von der CDU/ dazu - haben Sie eine Handlungsinitiative verlangt. CSU: So etwas Scheinheiliges!) Die NATO handelt, und wir wollen, daß die NATO auch weiterhin handelt. Das haben Sie ja im letzten Jahr selbst angemahnt. Heute wollen Sie es nicht Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat der mehr wahrhaben. Ich sage Ihnen dazu: Diese Halb- Kollege Nolting. wertzeit einer grünen Sachposition in der Außen- 13502 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Günther Friedrich Nolting und Sicherheitspolitik zeigt auch heute wieder Ihre hat mit dem Feldlazarett die medizinische Versor- Politikunfähigkeit. gung sichergestellt. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, ich denke, wir sollten am Schluß dieser Debatte einen sehr breiten Konsens Sie fordern die Abschaffung der NATO, die Ab- herstellen. Die F.D.P.-Fraktion wird dem Antrag der schaffung der Bundeswehr. Bundesregierung, wie er jetzt vorliegt, zustimmen. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Vielen Dank. DIE GRÜNEN]: Und die Abschaffung der F.D.P.!) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Gleichzeitig sagen Sie, daß bei Völkermord, wie wir ihn erleben mußten, ein militärisches Eingreifen ge- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Es spricht jetzt die rechtfertigt sein könnte. Meine Damen und Herren Abgeordnete Andrea Gysi. von den Grünen, so einfach geht es nicht. Sie müssen (Zuruf von der CDU/CSU - Joseph Fischer sich an dem messen lassen, was Sie draußen fordern [Frankfurt ] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: und was Sie hier erklären; letztendlich müssen Sie Frau Präsidentin, das finde ich nicht okay! bereit sein, zuzustimmen. Anders geht dies nicht. Ich finde das unmöglich!) Das aber, was Sie heute hier wieder aufgezeigt ha- ben, ist geradezu eine Verhöhnung aller, die ihren Dienst in dieser wichtigen Mission leisten. Andrea Gysi (PDS): Frau Präsidentin, ich bitte Sie, sexistische Bemerkungen bei diesem Thema zu un- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) terbinden. Meine Damen und Herren, es ist deshalb richtig, (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ daß wir gleich dafür Sorge tragen, daß unser Land in DIE GRÜNEN - Joseph Fischer [Frankfurt] einer so wichtigen außen- und sicherheitspolitischen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir sind hier Frage mit der Stimme des Parlaments weitgehenden nicht im Wirtshaus, sondern im Bundestag!) Konsens demonstrieren kann. Das geschieht auch im Sinne der Angehörigen der Bundeswehr und deren - Ich erwarte von denen nichts anderes; das ist ein- Familien; denn diese brauchen und wünschen einen fach so. Die fühlen sich hier immer im Wi rtshaus. einmütigen Rückhalt ihres Parlaments für das, was (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ sie in unser aller Auftrag zu tun haben. DIE GRÜNEN]: Wir sind hier nicht am Herr Kollege Verheugen, Sie haben recht: Dies ist Stammtisch!) nicht irgendeine Entscheidung. Aber wir alle, die wir zustimmen, sind uns, denke ich, unserer Verantwor- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Herr Fischer, ich tung bewußt. Wir müssen uns unserer Verantwor- kann nicht Stellung nehmen. Sie sagen, Sie finden tung bewußt sein. etwas unerhört. Sie müßten mir zunächst einmal sa- Es entspricht jedoch auch unserem Interesse, wenn gen, was. Ich habe hier nichts gehört. wir uns an der Friedenssicherung in Bosnien auch im (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ kommenden Jahr in einem Umfang beteiligen, der DIE GRÜNEN]: „Schick' den Vater und rund 10 Prozent der Personalstärke des Gesamtum- nicht die Mutter! " hat er gerufen! Er soll fanges von SFOR umfaßt. Wir sichern damit die Mög- sich dafür entschuldigen! - Dr. Wolfgang lichkeit, in einer nach wie vor schwierigen Situation Schäuble [CDU/CSU], zu Abg. Joseph tragfähige Friedensstrukturen zu bilden, und wir Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ stellen auch sicher, daß die unvorstellbaren Men- NEN] gewandt: Oberlehrer des Parlaments! schenrechtsverletzungen und Greueltaten, die dort Die Petzer haben wir hier immer am lieb stattgefunden haben, nicht wieder beginnen können. sten!) Gerade diese furchtbaren Ereignisse mit Vertreibun- gen, Massengräbern und systematischen Vergewalti- - Also bitte: Was ist da gewesen? Dann wird es sofort gungen haben bei vielen Menschen hier bei uns zu klargestellt. - Ich stelle nur fest: Wir haben alle Kolle- einem Umdenken geführt, das letztlich auch zu ent- ginnen und Kollegen gleichzubehandeln und per- sprechenden Mehrheiten in diesem Parlament ge- sönliche Herabsetzungen zu unterlassen.- führt hat. (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ Meine Damen und Herren, unser Dank gilt unse- DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der ren Soldatinnen und Soldaten, die unsere Haltung SPD) und unsere Beschlüsse in die Tat umsetzen. Diese ha- ben mit zu den ersten gehört, die mit den Aufklä- Andrea Gysi (PDS): Frau Präsidentin! Liebe Kolle- rungs- und ECR-Tornados den streitenden Parteien ginnen und Kollegen! „Bonn direkt" bezeichnete am die Entschlossenheit der Völkergemeinschaft demon- vergangenen Sonntag den heutigen 13. Dezember striert haben, den Gewalttaten Einhalt zu gebieten. als großen Tag für die Bundeswehr. Sie sei nun end- Die Bundeswehr hat mit ihren Pionieren im wahrsten gültig eine ganz normale Armee, durch nichts von Sinne des Wortes, aber auch im übertragenen Sinne den Armeen der anderen europäischen Staaten un- Brücken gebaut. Die Bundeswehr hat mit Tausenden terschieden. Und Verteidigungsminister Rühe ver- von Flugstunden und mit Millionen von Straßenkilo- stieg sich in dieser Sendung sogar zu der Aussage - metern wichtige Transpo rte durchgeführt, und sie Zitat -: „Jeder, der dem Einsatz nicht zustimmt, hätte Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13503

Andrea Gysi die Verantwortung dafür, daß der Krieg wieder be- bel und so irrational, so unverantwortlich und men- ginnt." Die Verantwortung dafür haben diejenigen, schenfeindlich das sein mag - sich selbst nicht in der die zu Waffen greifen, statt um politische Lösungen Lage sehen, aus eigener Kraft den Griff zur Waffe zu ringen, und diejenigen, die Waffen liefern, statt zi- auszuschließen, also Unterstützung von außen erhof- vile Unterstützung zu leisten. Ihre Aussage, Herr Mi- fen, um an diesem Griff gehindert zu werden, dann nister, ist moralisch völlig indiskutabel. kann die sogenannte internationale Staatengemein- schaft davor die Augen nicht verschließen und auf (Beifall bei der PDS) Unterstützung nicht verzichten. Die heute zu treffende Entscheidung halte ich für (Beifall bei der PDS sowie des Abg. Joseph kompliziert und für noch schwieriger als diejenige Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ vor einem Jahr, und das nicht nur, weil bei vielen die NEN]) Macht der Gewöhnung an solche Einsätze gewirkt hat. Wir konstatieren: Der Vertrag von Dayton hat Ich bin deshalb davon überzeugt - und mit mir meine glücklicherweise dazu geführt, daß die Waffen Fraktion -, daß in Bosnien-Herzegowina die Frage schweigen. Die IFOR-Truppen haben die Konflikt- nicht ist, ob IFOR ersatzlos abgezogen oder in einen parteien militärisch auseinandergehalten; sie haben SFOR-Einsatz umgewandelt werden muß. Auch wir dazu beigetragen, eine zivile Infrastruktur - zumin- sind davon überzeugt, daß es internationaler Unter- dest rudimentär - wiederherzustellen. Die Bundes- stützung beim Verhindern des Krieges bedarf und wehr hat einen Beitrag hierzu geleistet. Die Befürch- daß das die Einrichtung eines militärischen Puffers tung, sie werde Teil des Problems, wie sich Herr zwischen den Konfliktseiten implizieren kann. Rühe vor zwei Jahren ausdrückte, als er einen Bun- riedrich Nolting [F.D.P.]: Das deswehreinsatz im ehemaligen Jugoslawien noch ab- (Günther F machen dann die anderen!?) lehnte, ist glücklicherweise nicht eingetreten. - Ich komme noch zu Ihren Anmerkungen, keine (Beifall bei Abgeordneten der PDS) Sorge. - Gleichwohl gehört zu einer verantwortungs- Eine internationale militärische Präsenz wird von al- vollen Prüfung dieser Fragen nicht nur die Entschei- len Konfliktparteien gewünscht und für notwendig dung über das Ob, sondern auch über das Wie. erachtet; eine Beteiligung der Bundeswehr hieran lle und das An- wird zumindest akzeptiert. Das stellen auch wir fest. Erstens. Die Aussagen über die Ro sehen der UN in Bosnien-Herzegowina sind allge- Zweifellos ist es als Versagen anzusehen, daß der mein niederschmetternd. Sie sind do rt von einigen zivile Teil des Vertrags von Dayton noch so wenig Mächten - auch von der Bundesregierung - diskredi- umgesetzt wurde, daß heute noch Verwüstungen von tiert und desavouiert worden, Häusern stattfinden, in die Flüchtlinge zurückkehren (Beifall bei der PDS) sollen; daß ein politisches Zusammenwirken der drei Konfliktparteien kaum gelingt; daß nationalistische was auf lange Zeit großen völkerrechtspolitischen Interessen die Politik der Führungen der drei Volks- Schaden mit sich bringt. Die Orientierung auf die gruppen bestimmen; daß demokratische Opposition NATO und deren Beauftragung mit Planung, Vorbe- gegen diesen Nationalismus so wenig Unterstützung reitung und Umsetzung dieser Mission macht deut- erfährt; daß humanitäre Organisationen bei ihrer Ar- lich, welcher Schwerpunkt in der internationalen beit mit Mängeln fertig werden müssen; daß von Politik von den Regierungen, vor allem der USA und wirklicher Abrüstung keine Rede sein kann, sondern der europäischen NATO-Partner, gesetzt wird. Es daß die Konfliktparteien ihre Armeen nach dem Vor- ging leider auch darum, in einem verhängnisvollen bild der militärischen Blockkonfrontation zwischen Konkurrenzkampf zwischen UN und NATO der Ost und West bis an den letzten Rand der vereinbar- NATO den ersten Platz einzuräumen. ten Obergrenzen aufrüsten. (Beifall bei der PDS) Den Soldaten aus den an IFOR beteiligten Ländern ist sicherlich nicht das Versagen in diesen Fragen an- Daran ändert sich auch nichts durch die Beteiligung zurechnen; die Verantwortung hierfür kommt in er- von Nicht-NATO-Staaten mit Truppen an diesem ster Linie den politischen Führungen der Konfliktpar- Einsatz. Das wird heute nicht mehr nur hinter vorge- haltener Hand erklärt und begrüßt, sondern es gibt teien zu, aber auch denjenigen, die vor allem mit - Blick auf den militärischen Teil von Dayton dessen ein hämisches Auflachen, wenn diese Problematik zivilen in den Hintergrund gedrängt haben. überhaupt angesprochen wird. Das Verhältnis NATO-UN drückt sich auch in der Tatsache aus, daß (Beifall bei der PDS) die NATO bei ihrer Studie zu den notwendigen Nachfolgeaktivitäten nicht einmal im Ansatz prüft, Noch viel größere Verantwortung wird die Bundesre- gierung tragen müssen, wenn sie die zwangsweise ob es nicht die UN sein könnten oder müßten, die die Voraussetzung für die zivile Implementierung von Abschiebung von Flüchtlingen in eine völlig unge- wisse Zukunft um den Preis einer Zuspitzung der Dayton schaffen. Es wäre vordringliche Aufgabe, diese materiell und personell dazu in die Lage zu ver- dortigen Situation weiter vorantreibt. setzen, ohne freilich ein Sicherheitsvakuum entste- (Beifall bei Abgeordneten der PDS) hen zu lassen. Dennoch: Wenn es darum geht, Krieg zu verhin- Herr Kollege Verheugen, es tut mir leid, Sie haben dern, also Menschenleben zu schützen, und wenn eine richtige Kritik geübt, aber Ihre Schlußfolgerung die Gefahr besteht, daß Konfliktparteien - so kritika- ist die falsche: Wenn Sie nämlich eine Regierungs- 13504 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Andrea Gysi politik unterstützen, die der NATO Priorität vor den Wir werden den Regierungsantrag deshalb ableh- UN einräumt, dann unterstützen Sie schlichtweg nen. Wir haben einen eigenen Antrag mit unseren diese Politik. Dabei hilft es leider nicht, darauf zu ver- Vorstellungen eingebracht. weisen, daß die UN heute noch nicht so sind, wie wir sie uns wünschen. Faktum ist: Sie unterstützen eine Noch eine Anmerkung zum Antrag der Grünen: Politik, die diese Relation weiter festigt und verstärkt Hinsichtlich der Ziffern 1 bis 4 können wir unsere Zu- und die Rolle der NATO gegenüber den UN in den stimmung erklären. Allerdings macht uns - was ich Vordergrund drängt. auch begründet habe - die Ziffer 5 eine Zustimmung leider unmöglich, weil do rt ohne Not und ohne wei- (Beifall bei der PDS) tere Begründung die Beteiligung der Bundeswehr an der militärischen Absicherung festgeschrieben wer- Wir meinen, daß es von kurz-, aber auch langfristiger den soll' - und das, obwohl auch Sie, Herr Kollege Bedeutung wäre, bei der Sicherung des fragilen Frie- Fischer, in Ihrer Rede Ihre Kritik an der deutschen Si- dens in Bosnien-Herzegowina den UN eine zentrale cherheitspolitik seit 1990 deutlich gemacht haben. Rolle einzuräumen. Dazu bedarf es an allererster Das halten wir schlicht für einen Widerspruch. Stelle des entsprechenden politischen Willens. Ich danke. Zweitens. Wir können nicht außer acht lassen, was (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne sich militärpolitisch in diesem Land seit 1990 vollzo- gen hat. Der in nur sechs Jahren zurückgelegte Weg ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) von der Prämisse „Keine deutschen Soldaten im Aus- land" bis hin zur heutigen „Endlich eine normale Ar- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat der mee, selbstverständlich auch mit Kampftruppen" Kollege Paul Breuer. macht die Orientierung deutlich; die Salamitaktik ist aufgegangen. General a. D. Schmückle stellt fest: Paul Breuer (CDU/CSU): Frau Präsidentin! Meine Die Bevölkerung war noch nie solchen Einsätzen ge- Damen und Herren! Mit unserer heutigen Beratung genüber so gleichgültig wie heute. - Wir fürchten und Beschlußfassung wollen wir unsere politische diese Normalität und lehnen sie ab. Wir lehnen eine Verantwortung für den Friedensprozeß im ehemali- Normalität ab, wie sie bereits 1992 in den Verteidi- gen Jugoslawien wahrnehmen und unseren Beitrag gungspolitischen Richtlinien festgeschrieben wurde, dazu leisten, die dortige Lage zu stabilisieren und ein die militärisches Agieren auch zur Wahrung ökono- Wiederaufbrechen offener Feindseligkeiten zu unter- mischer Interessen mit einschließt. Wir können uns binden. einfach nicht darüber freuen, daß die deutsch-franzö- sische Brigade einen ersten realen Einsatztest haben Wir haben im letzten Jahr im früheren Jugoslawien soll, wenn gleichzeitig betont wird, daß dieser wich- viel erreicht. Es ist hier gemeinsam festgestellt wor- tig für die Zukunft einer europäischen Armee sein den, daß sich die militärische Lage signifikant ver- soll. Die deutsch-franzöische Freundschaft ist uns auf bessert hat. Kampfhandlungen finden Gott sei Dank zivilem Gebiet hunderttausendmal wichtiger. nicht mehr statt. Die Kriegsparteien konnten ge- trennt, das schwere Gerät eingesammelt und die (Beifall bei der PDS) Streitkräfte weitgehend demobilisiert werden. Ver- trauensbildende und abrüstungspolitische Maßnah- Wenn regelmäßig von rechter Seite friedenspoliti- men konnten umgesetzt werden. Die Bewegungsfrei- sche . Alternativen zur Regierungspolitik als deut- heit der Bevölkerung konnte teilweise - leider nur scher Sonderweg denunzie rt werden, dann stellen teilweise - wiederhergestellt werden. wir dazu fest: Die militärische Zurückhaltung der Bundesrepublik bis 1990 war Ergebnis einer vernünf- Dies alles ist das Verdienst der internationalen tigen Reflexion der deutschen Geschichte; diese mili- Staatengemeinschaft, die sich mit 33 Staaten unter tärische Zurückhaltung aufgegeben zu haben, ist für Führung der NATO an der militärischen Absiche- uns nicht nur unvernünftig, sondern friedenspolitisch rung des Dayton-Abkommens beteiligt. Unser Dank verantwortungslos. Das ist der zentrale Faktor, der gilt allen, die dabei mitgeholfen haben. uns eine Zustimmung am zwingendsten versagt. Mein Dank gilt heute ganz besonders unseren Sol- Wir werfen der Bundesregierung vor, eine frie- daten der Bundeswehr, die sich durch ihre Leistung, denspolitische Zäsur in der deutschen Außenpolitik durch ihr umsichtiges Handeln die Anerkennung- der nach dem Ende der Blockkonfrontation zielgerichtet internationalen Staatengemeinschaft erworben ha- ausgeschlossen zu haben. Was um Himmels willen ben. würde es dem internationalen Bild der Bundesrepu- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge blik schaden, wenn sie die Mittel, die sie für den mili- ordneten der F.D.P. und der SPD) tärischen Einsatz auszugeben bereit ist, gezielt und konzentriert für die Unterstützung des zivilen Fort- Sie haben - da hatten viele von uns Befürchtungen - schritts in Bosnien-Herzegowina zur Verfügung stel- auch die Akzeptanz aller ethnischen Gruppen in Bos- len würde? nien-Herzegowina gefunden. (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- Trotz der insgesamt positiven Entwicklung - da ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) sind wir uns einig - ist der Frieden in Bosnien-Herze- gowina aber weiterhin äußerst brüchig. Die zivile Wir meinen: nichts. Im Gegenteil: Eine solche Politik Implementierung von Dayton und die politische Ent- könnte nur Respekt und Anerkennung abverlangen. wicklung sind hinter den Erwartungen zurückgeblie- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13505

Paul Breuer ben. Gerade deshalb bedarf es auch künftig der mili- Sollte diese Zielsetzung scheitern, würde Europa tärischen Absicherung und der militärischen Ab- nicht zur Ruhe kommen. Ich finde, daß wir mit den schreckung. Nur so wird es möglich sein, angesichts zirka 3 000 Soldaten, die wir in diese SFOR-Mission des auf allen Seiten noch spürbar unterentwickelten schicken, einen richtigen Beitrag leisten. Die Bun- Friedenswillens die zivile Implementierung voranzu- deswehr nimmt gemeinsam mit französischen, italie- treiben. nischen und spanischen Truppen im Raum zwischen Sarajevo und nördlich von Mostar Verantwortung Uns allen wird noch einmal verdeutlicht, daß man wahr. mit dem Einsatz von Soldaten zwar Kampfhandlun- gen unterbinden, Abrüstung vorantreiben, die Par- Ich will - im Gegensatz zu dem, was hier eben von teien auseinanderbringen kann - aber Friedenswil- der Rednerin der PDS gesagt wurde - deutlich fest- len kann man mit Soldaten nicht erzeugen. Es wird stellen, daß mir die deutsch-französische Koopera- unsere Aufgabe bleiben, alles zu tun, die Grundlage tion dabei - historisch gesehen - doch sehr bedeut- dafür zu liefern, die Menschen im ehemaligen sam ist. Wissen Sie, Frau Kollegin Gysi, mein Vater Kampfgebiet dazu zu bringen, Frieden in den Her- mußte noch als deutscher Soldat während der Besat- zen möglich zu machen, friedenswillig zu sein, auf- zung in Frankreich Dienst tun. Ich finde es einen gro- einander zuzugehen und nicht Haß in den Vorder- ßen historischen Fortschritt, daß deutsche und fran- grund zu stellen. zösische Soldaten heute ihren Beitrag dazu leisten, Aber, meine Damen und Herren, realistische Kon- daß der Friede in Europa herbeigeführt und gesichert zepte sind gefragt, um Bosnien eine Zukunft, eine werden kann. Perspektive zu geben. Ich freue mich, daß in weiten (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Teilen der Opposition die Einsicht gewachsen ist, daß es uns nie um eine Militarisierung deutscher Außen- Das Zusammenwachsen Europas ist Vorausset- politik in diesem Zusammenhang ging. Es ging und zung für Sicherheit und Wohlstand auf Unserem Kon- es geht uns darum, daß wir uns der Realität stellen tinent. Mir ist wichtig, daß die Einbindung der Ver- müssen, daß ohne eine angemessene militärische einigten Staaten auch in die SFOR-Mission gesichert Absicherung eine zivile Implementierung, ein Frie- werden konnte, und nicht weniger wichtig ist die Be- densprozeß in diesem Gebiet nicht möglich ist. teiligung Rußlands. Wenn die Grünen in ihrem Antrag das IFOR-Nach- Die bisherige erfolgreiche Kooperation beider folgemandat durch eine von der UNO geleitete frie- Staaten hat mitgeholfen, das vorhandene Mißtrauen denserhaltende Mission ersetzen wollen, so täuschen gegenüber der NATO abzubauen. Ich denke, das sie sich selbst. Herr Fischer, was Sie hier machen, ist kann bei den bevorstehenden Verhandlungen mit eine Selbsttäuschung. Es ist insofern eine Selbsttäu- Rußland im Zusammenhang mit der Öffnung der schung, als Sie offenbar vergessen haben, was sich in NATO noch sehr nützlich werden; denn da geht es Srebrenica oder anderswo ereignet hat. Erinnern Sie um eine europäische Sicherheitsarchitektur und den sich nicht an die Bilder, die wir von dort gesehen ha- Frieden in Europa. ben? Erinnern Sie sich nicht daran, daß die Soldaten der UNO und die Völkergemeinschaft verhöhnt wor- Wir alle müssen uns der Herausforderung und der den sind, an Brücken angekettet, daß der niederlän- Gefahren des militärischen Einsatzes aber sehr wohl dische Verteidigungsminister im Hinblick auf die Er- bewußt sein. Ich möchte das unterstreichen, was der lebnisse seiner Soldaten gesagt hat: Kollege Professor Hornhues vorhin gesagt hat: Der (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ IFOR-Einsatz war mit Risiken für unsere Soldaten DIE GRÜNEN]: Genau darum geht es eben verbunden, der neue Einsatz ist es nicht minder. nicht!) Die Tatsache eines breiten Konsenses in diesem Sie haben zuschauen müssen, sie haben ihre Seele Parlament ist wichtig. Sie ist wichtig für die Men- verloren. - Niemand in der Völkergemeinschaft, nie- schen, die wir in eine schwierige Mission schicken, mand im ehemaligen Jugoslawien will, daß ein Man- für unsere Soldaten. Wir müssen ihnen aber auch sa- dat in der Form, wie Sie es in Ihrem Antrag wün- gen, daß sie nicht leichtfertig sein sollen. Wir müssen schen, herbeigeführt wird. Es bleibt Ihr Geheimnis, ihnen sagen, daß sie es vermeiden müssen, daß Rou- warum Sie es wollen. tine eintritt. Man muß vorsichtig und umsichtig sein. Mir fällt - dieser Gedanke ist mir während Ihrer Der Konsens in der deutschen Bevölkerung ist Rede gekommen - Matthäus 5,37 ein. Do rt heißt es: wichtig, und er ist auch in der Zukunft erforderlich. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was dar- Ich möchte betonen, daß wir die Hilfsbereitschaft un- über ist, das ist vom Übel. serer Bürger aber auch nicht überstrapazieren dür- fen. Das deutsche Volk wendet jährlich viele Milliar- Sagen Sie doch entweder „Ja, wir sind dafür, unsere den DM für die Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Verantwortung wahrzunehmen" oder sagen Sie ehemaligen Jugoslawien auf. „Nein, wir verweigern die Übernahme der Verant- wortung". (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Und was heißt das?) Meine Damen und Herren, eine Stabilisierung der Lage ist Voraussetzung für den Verbleib der Minder- Wir wollen mit der militärischen Beteiligung, mit der heiten und die Rückkehr der Vertriebenen. Nur mit Wiederaufbauhilfe unseren Beitrag dafür leisten, daß ihrer Hilfe ist der Wiederaufbau des Landes möglich. die Voraussetzungen zur Rückkehr der Menschen 13506 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Paul Breuer aus dem ehemaligen Jugoslawien geschaffen wer- Sicherheitsrates dem Einsatz formal zu. Gerade den. wenn Rußland in diesem Punkt eine neue Funktion der NATO über ihren klassischen Verteidigungsauf- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) trag hinaus hinnimmt und sich daran beteiligt, dann Für dieses Ziel sind die etwa 350 Millionen DM, die ist es wichtig, daß man in dieser Prozedur genauso der deutsche Beitrag bei SFOR im Jahr 1997 kosten viel Rücksicht auf Rußland wie auf andere westliche wird, gut angelegt. Verbündete im Sicherheitsrat nimmt. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ (Beifall bei der SPD) DIE GRÜNEN]: Wunderbare Begründung!) Das ist mehr als eine formale Frage und besonders Die deutsche Bevölkerung kann darauf vertrauen, wichtig in einer politischen Phase, in der wir über die daß Regierung und Parlament mit großer Verantwor- NATO-Osterweiterung entscheiden. Wir müssen tung alles getan haben und zukünftig tun werden, deutlich machen, daß die NATO, wenn sie neue Auf- um das Risiko für unsere Soldaten kalkulierbar zu gaben über ihren klassischen Verteidigungsauftrag halten. Das sind wir nicht zuletzt den Soldaten und hinaus übernimmt, dabei nicht neue Fronten bildet, ihren Familien schuldig. Aber jeder muß wissen, daß sondern daß sie Brücken zu Rußland, zur Ukraine, zu Restrisiken verbleiben und Opfer leider nicht ausge- den mittelosteuropäischen Staaten und zu den bisher schlossen werden können. bündnisfreien Staaten schlägt. (Vorsitz: Vizepräsident Dr. ) Das ist der eigentliche Punkt der NATO-Diskus- sion, über den zu sprechen es sich lohnt. Der andere Die Entsendung deutscher Soldaten, deren Statio- Punkt - bei aller Wertschätzung, - ist nierung auf bosnischem Gebiet und der über die bis- ein Irrtum; denn es gibt Mitglieder im UNO-Sicher- herige Unterstützung hinausgehende Auftrag bedeu- heitsrat, zum Beispiel die Vereinigten Staaten, die tet aber keine Änderung unserer Politik. Es ist eine eine Schwächung der Vereinten Nationen wollen. Weiterentwicklung hin zu einer Normalität in der in- ternationalen Staaten- und Wertegemeinschaft. Es ist Ich habe mit Boutros-Ghali, wie andere hier im die Wahrnehmung unserer Verantwortung. Hause auch, gesprochen; er war ehemals Vizepräsi- dent der Sozialistischen Internationale. Er sagte: Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bitte Selbst wenn ihr jetzt beschließen würdet, die UNO Sie deshalb um eine breite Zustimmung für die Teil- sollte es tun, könnten wir es heute und auf absehbare nahme deutscher Soldaten an SFOR. Zeit nicht, weil wir einen eigenen Führungsapparat Vielen Dank. für Militär von erheblicher Größe aufbauen müßten, um 30 000 Menschen in Bosnien führen zu können, (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. ohne daß diese ihr Leben riskieren. sowie des Abg. Walter Kolbow [SPD]) Ich lasse außer Betracht, ob eine solche Entwick- lung eines zusätzlichen Militärapparats bei den Ver- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe das einten Nationen in diesem Umfang wünschenswert Wort dem Abgeordneten . wäre, der unter der Kontrolle des Sicherheitsrates stünde. Aber nicht nur in einem Jahr, selbst in meh- Karsten D. Voigt (Frankfurt) (SPD): Herr Präsident! reren Jahren wäre es, wenn es heute beschlossen Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin würde, nicht durchführbar. Deshalb gibt es realisti- froh, daß wir heute erst entscheiden, nachdem der scherweise gar keine andere Alternative, als die mili- UNO-Sicherheitsrat in der vergangenen Nacht das tärische Führung der NATO zu übertragen. Das ist Mandat beschlossen hat. die Auffassung aller im Sicherheitsrat, das ist keine ideologische, sondern eine praktische Frage. Wer (Beifall bei der SPD) diese nicht beantwortet, weicht den praktischen Das ist mehr als eine Formalie. Denn wer dem Men- Menschenrechtsproblemen in Bosnien aus. schenrecht und dem Völkerrecht in Bosnien Geltung (Beifall bei der SPD und der CDU/CSU verschaffen will, der muß darauf achten - bis ins sowie bei Abgeordneten der F.D.P.) kleinste Detail -, daß wir zu Hause Verfassungsrecht beachten. Insofern habe ich bei allem Respekt diese Rede eher für eine taktische Rede gehalten, mit der ver- Bei diesen ersten Schritten in eine neue Dimension sucht worden ist, sich selbst genauso wie die Anhän- der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik - in ger der Grünen zu überzeugen, als daß ich sie als Wahrheit entscheiden wir heute auch darüber - ist es Ausdruck einer inneren Überzeugung wahrgenom- besonders wichtig, daß wir sorgfältig auf die st ri kte men habe. Einhaltung von Völkerrecht und Verfassungsrecht drängen. (Dr. Karl-Heinz Hornhues [CDU/CSU]: Da hat er recht!) Es gibt über diese verfassungsrechtlichen Gründe hinaus auch überzeugende außenpolitische Gründe, Wir haben es uns im Bundestag mit dieser Ent- darauf zu beharren; denn mit der Zustimmung des scheidung nicht leichtgemacht. Das gilt für alle Frak- NATO-Rates hatten alle unsere westlichen Verbün- tionen. Denn wenn wir ja sagen, übernehmen wir die deten dem Einsatz und dem Mandat formal zuge- Verantwortung für Leib und Leben von Soldaten; stimmt. Mit der Zustimmung des Sicherheitsrates wenn wir nein sagen, übernehmen wir die Verant- stimmt nun auch Rußland als ständiges Mitglied des wortung dafür, daß möglicherweise die Kriegs- und Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13507

Karsten D. Voigt (Frankfurt) I Kampfhandlungen wiederaufleben und zahllose Zi- rückkehren können, ohne daß diese nach ihrer Rück- vilisten umgebracht werden. Beides ist eine schwere kehr Gewaltanwendungen befürchten müssen. Verantwortung. Mit dem heutigen Beschluß finden wir auch zu ei- Wir Sozialdemokraten haben es uns mit unserer ner neuen Gemeinsamkeit mit unseren europäischen Entscheidung besonders schwer gemacht. Ich mache Partnern. Ohne diese Gemeinsamkeit im Handeln keinen Hehl daraus - Sie wissen es alle -, daß ich in würde jeder Beschluß über eine gemeinsame euro- den letzten Jahren häufig darauf gedrängt habe, daß päische Identität in der Außen-, Sicherheits- und wir uns den neuen Anforderungen an die deutsche Verteidigungspolitik hinfällig werden. Das ist eben Außen- und Sicherheitspolitik nach 1989 schneller die andere Lehre: Es ist richtig, wenn wir uns um anpassen. eine Antithese zur deutschen militaristischen Ver- gangenheit bemühen. Aber wenn wir diese Anti- Andererseits muß ich gegen mein eigenes Argu- these wieder nur national bestimmen, dann bleibt ment sagen: Wenn wir so schnell darauf reagie rt hät- sie, auch wenn sie friedenspolitisch motiviert wird, ten, wie ich es mir gewünscht habe, wäre mancher nur eine nationale Antithese, und es kommt nicht zu Nachbar von uns besorgt gewesen. Insofern ist die einer Synthese mit unseren europäischen Pa rtnern. Kultur dieses Hauses, in dem wir mit Argumenten über eine neue Außen- und Sicherheitspolitik mitein- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne ander ringen, auch wichtig für unsere Nachbarn. Es ten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/ ist aber auch gut, daß wir endlich zu einer Entschei- DIE GRÜNEN) dung und Neubestimmung der deutschen Außen- Friedenspolitik in Deutschland und in Europa kann und Sicherheitspolitik kommen. den Frieden und die Strukturen des Friedens in Eu- (Beifall bei der SPD) ropa nur dann glaubhaft fördern, wenn wir sie ge- meinsam mit unseren Pa rtnern in Ost und West defi- Zwei Lehren, Frau Gysi, nicht nur eine, sind aus nieren. der deutschen Geschichte zu ziehen. Beides sind mo- ralische Lehren. Sie stehen meiner Meinung nach (Beifall bei der SPD) aber nur scheinbar in einem Konflikt. Die eine Lehre Deshalb ist dieser Beschluß heute auch ein Beschluß lautet, daß nie wieder andere Völker unter der Ge- gegen die Renationalisierung der deutschen Außen- walt des deutschen Militärs leiden dürfen. Die an- und Sicherheitspolitik. dere Lehre lautet: Insbesondere wir Deutsche dürfen nie wieder wegschauen, wenn anderen Völkern Ge- Aus diesem Anlaß möchte ich noch einmal sagen, walt angedroht wird. wie wichtig es ist, daß wir es bei der Revision der Maastricht-Verträge gegen den Widerstand der briti- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des schen Konservativen - das sei in Richtung der Koali- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) tion gesagt - endlich schaffen, die Kooperation und Meiner Meinung nach schaffen wir es mit dem Integration in der Außen- und Sicherheitspolitik in heutigen Beschluß zur Entsendung von deutschen Europa zu vertiefen. Soldaten, eine Synthese zwischen diesen scheinba- (Beifall bei der SPD) ren Gegensätzen herzustellen. Denn wir entscheiden uns für einen Militäreinsatz, der die Möglichkeit zur Deutsche und Franzosen werden im Gebiet um Sa- Androhung und Anwendung bewaffneter Gewalt be- rajevo und nördlich von Mostar gemeinsam im Ein- inhaltet. Aber wir tun dies mit dem politischen Ziel, satz sein. Das mag für viele, die jünger sind als ich, Gewalt zu verhindern. selbstverständlich sein. Aber für ganze Generationen von Deutschen und Franzosen war so etwas nicht Dieser Einsatz hat keine Feinde, keine Gegner. selbstverständlich. Diese Selbstverständlichkeit muß Weder sind die Serben noch die Kroaten, noch die immer wieder neu gestiftet werden, auch im Handeln Bosnier Feinde und Gegner. Dieser Einsatz hat nur und nicht nur im Reden. einen Gegner: Das ist die Gewalt selber. (Beifall bei der SPD) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne ten der CDU/CSU und der F.D.P.) Es gibt zum erstenmal einen solchen gemeinsamen Militäreinsatz, und zwar nicht gegeneinander und Aber damit die Soldaten potentielle Gewalttäter von nicht gegen Dritte, sondern gemeinsam auf- der Basis ihren Aggressionen glaubhaft abhalten können, und zur Durchsetzung von Völkerrecht und Men- müssen sie ausreichend geschützt und auch bewaff- schenrecht. Deshalb ist dies ein gutes Beispiel für un- net sein. Daran gibt es überhaupt nichts zu deuteln; sere zukünftige Politik. die Truppen müssen kampffähig sein. Aber ihr Ziel ist Kampfverhinderung. Es sind Kampfverhinde- Ich danke den Soldaten, den Zivilisten, den Diplo- rungstruppen und keine Kriegsführungstruppen. maten wie Herrn Steiner. Wir wünschen den deut- schen Soldaten und auch den Zivilisten, die do rt ein- Daß dieses Ziel erreichbar ist, haben wir im ver- gesetzt sind, ein sicheres Leben und Überleben, viel gangenen Jahr bewiesen. Es ist ein moralisches Ziel. Erfolg und eine gesunde Rückkehr. Aber das Ziel entspricht auch bosnischen und unse- ren Interessen. Denn es ist unser Interesse, daß die Bei allem Streit, den wir heute haben - das haben Bosnier keine Gewalt mehr in ihrem Land haben, da- letzten Endes die Stellungnahmen von allen Mitglie- mit sie es wiederaufbauen können. Es ist auch bosni- dern des Hauses, die bisher geredet haben, deutlich sches Interesse, daß Flüchtlinge aus Deutschland zu gemacht -: Wir streiten zwar um den Einsatz der 13508 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Karsten D. Voigt (Frankfurt) deutschen Soldaten, aber wir haben keinen Zweifel Vielen Dank. mehr daran - wenn ich diese Debatte mit denen aus den 50er Jahren vergleiche -, daß die deutschen Sol- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der daten, die dorthin gehen, Soldaten einer deutschen F.D.P. sowie bei Abgeordneten des BÜND Demokratie sind, daß sie auf Verfassungsrecht und NISSES 90/DIE GRÜNEN) Völkerrecht verpflichtet sind und daß wir uns in die- sem Punkt auf sie verlassen können. Das ist ein ganz Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe das wichtiger Fortschritt in diesem Lande. Wort der Abgeordneten Angelika Beer.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr F.D.P.) Angelika Beer Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist Versöhnung kann nicht erzwungen werden, nicht notwendig, die Mißinterpretationen des Antrages durch Soldaten, letzten Endes durch niemanden von meiner Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zurückzu- uns. Versöhnung ist eine genuin zivile Aufgabe. Wer weisen und noch einmal die wichtigsten Punkte her- weiß, wie lange es gedauert hat, bis sich Deutsche vorzuheben. Es ist vollkommen klar, daß, wenn SPD und Polen und jetzt Deutsche und Tschechen ver- und Koalition übereinstimmen, die politische Alter- söhnt haben, der wird die Zeitperspektive realistisch native als solche nicht akzeptiert und kleingeredet vor Augen haben müssen. Aber dieser Prozeß wird wird. Das lassen wir aber mit uns nicht machen. nur gelingen, wenn die Völker und die politischen Der Beschluß meiner Fraktion ist ein grüner Dop- Führer Bosnien-Herzegowinas Versöhnung auch pelbeschluß, und zwar in zwei Punkten. wollen. Dieser Wille zur Versöhnung ist bei Minder- heiten vorhanden, aber er ist noch nicht bei Mehrhei- (Lachen bei der CDU/CSU und der F.D.P.) ten und den nationalistischen Führern vorhanden. Er ist ein Beschluß gegen die Politik der NATO, die Wenn dann dort neue Probleme entstehen, dann soll- sich zum Ziel gesetzt hat, die UNO zum Sündenbock ten diese nationalistischen Führer auch nicht sagen: abzustempeln. Er ist ein Beschluß gegen die Politik Ihr habt schuld, daß wir uns wieder neu bekriegen. Rühes, der auf dem Rücken der Situation in Bosnien Die erste Verantwortung ist bei denen selber, die do rt versucht, die Militarisierung der Politik weiterzube- die Leute nationalistisch gegeneinander aufhetzen. treiben. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Das ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) doppelte Grünchen!) Ja, wir müssen beim zivilen Wiederaufbau helfen. Er ist eine politische Alternative. Aber beim zivilen Wiederaufbau können wir nur hel- Ich wende mich in diesem Punkt auch an die Kriti- fen, wenn sich die Leute selber helfen wollen. Wir als kerinnen in meiner Fraktion, an die Friedensbewe- Deutsche zahlen nicht nur für die Flüchtlinge, die gung und alle, die unseren Antrag kritisieren, weil hier sind, wir beteiligen uns auch nicht nur an der sie meinen, wir würden der Bundeswehr den Weg EU-Hilfe. Vielmehr überweisen die Flüchtlinge - das bereiten. Das ist falsch; wir tun dies nicht. Aber ich weiß jeder, der das in seinem Wahlkreis erlebt - auch sage und ich appelliere auch: Lassen wir die Men- Gelder nach Bosnien zurück. Die Schätzungen sind, schen in Bosnien jetzt nicht in Vergessenheit gera- daß von den 17 Milliarden DM, die bisher an die ten, nur weil dort seit einem Jahr ein fragiler Frie- Flüchtlinge gezahlt worden sind, über 20 Prozent in densprozeß herrscht! dieser Weise zurück in den zivilen Wiederaufbau nach Bosnien geflossen sind. Wir tun vielleicht noch Ich kann nicht verantworten, zu sagen: Wir wollen, nicht genug, aber wir tun es. Aber es ist nicht nur daß am 20. Dezember der ganze Prozeß beendet wird eine Aufgabe von uns, den Politikern in Bosnien un- und alle dieses Land ersatzlos verlassen. sere Hilfe wie sauer Bier anzubieten. Es ist verdammt (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Dann noch einmal auch die Aufgabe der dortigen Führung, müssen Sie heute zustimmen!) selbst etwas dafür zu tun, daß Leute do rt friedlich miteinander den Wiederaufbau betreiben können. Ich kann es nicht verantworten, weil es ungefähr so wäre, als wenn ich ins Krankenhaus gehen, einem (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der schwerkranken Menschen, dem ich wünsche,- daß er F.D.P.) lebt, den Tropf abdrehen und den Übergang zur nächsten Infusion verweigern würde. Wenn es irgendeine Kampfansage politischer A rt, begleitend zum Friedenseinsatz und Kampfverhinde- (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Dann rungseinsatz der Bundeswehr, in Richtung Bosnien müssen Sie aber zustimmen!) gibt, dann ist es die Kampfansage an die do rt noch Wir wollen nicht dieses 18monatige SFOR-Mandat, immer mächtigen Nationalisten, Verhetzer der ver- weil es in militärischem Denken verharrt. Wir haben schiedenen Volksgruppen und diejenigen, die das die Alternative, und das ist ein Mandat der Verein- Zusammenleben erst unmöglich gemacht haben, ten Nationen nach Kapitel VI der UN-Charta. Wenn jetzt ein neues Zusammenleben durch ihr Verhalten dieses Mandat politisch gewollt wäre, könnte es in behindern und gleichzeitig nach der Hilfe in Europa wenigen Monaten umgesetzt werden. rufen. Die Hilfe von Europa kommt, aber sie kommt um so mehr, je mehr diese Art von nationalistischen (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS Führern aus den Ämtern verjagt werden. SES 90/DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13509

Angelika Beer In dem dazwischenliegenden Zeitraum können wir stabilen Friedensprozeß gewähren kann, nämlich ein Sicherheitsvakuum, welches dazu führt, daß der den Aufbau eines multiethnischen Bosniens. A llen Krieg wieder ausbricht, nicht verantworten. Für die- Zwischentönen, die immer deutlicher ausdrücken, sen Zeitraum wären wir bereit, eine Übergangslö- davon Abstand zu nehmen, erteilen wir eine klare sung zu tolerieren, die allerdings nichts mit dem zu Absage. tun hat, was Volker Rühe mit dem jetzigen Einsatz durchführen will. Verehrte Damen und Herren, wir erteilen mit unse- rem Antrag Ihrer Position - ich habe vorhin gesagt, Die „Normalität" , die Volker Rühe wi ll - er hat sie warum - eine Absage. Die Vereinten Nationen müs- vor einem Jahr so beschrieben: die Bundeswehr soll sen in die Lage versetzt werden, einen Friedenspro- machen, was sie heute machen kann, und nicht das, zeß zu unterstützen, der viele Jahre in Anspruch neh- was sie in vier Jahren machen kann -, setzt sich nun men wird. Es wird nicht reichen, im Halbjahres- oder in einem verschärften Kampfeinsatz fo rt. Er benutzt Jahrestakt irgendwelche Militäreinsätze zu beschlie- Bosnien als militärisches Zeichenbrett, auf dem diese ßen. Es bedeutet keine Sicherheit für die Menschen, Normalität - deutsch-französisches Kommando, wenn man die Politik so betreibt, wie sie die Bundes- deutscher Brigadegeneral als Chef des Stabes - ge- regierung forciert. übt werden soll. Während alle Nationen ihre Kontin- gente reduzieren, wird sich Deutschland brüsten (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS können, daß es nunmehr ein Zehntel der internatio- SES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) nalen Truppen in Bosnien stellt. Obwohl die zivile Implementierung der militäri- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe das schen hinterherhinkt und all unsere Bemühungen Wort dem Bundesminister Volker Rühe. genau in die zivile Richtung gehen sollten, wird der Preis für diese politische Normalität, nämlich die Mi- Volker Rühe, Bundesminister der Verteidigung: litarisierung, von allen Fraktionen bereitwillig getra- Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich gen. möchte zunächst allen danken, die die Leistung der (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Fusio deutschen Soldaten im Rahmen des bisherigen nieren Sie doch gleich mit der PDS!) IFOR-Einsatzes gewürdigt haben und die auch Ver- trauen in den zukünftigen Einsatz der deutschen Sol- Die Bundesregierung hinkt der politischen Realität daten zum Ausdruck gebracht haben. hinterher. Ich möchte allen danken, die sich in den letzten (Zuruf von der CDU/CSU: Sie!) Wochen, Tagen und Stunden bemüht haben, einen Ich will das an einem Beispiel deutlich machen: Herr Konsens herbeizuführen. Für die Soldaten ist nicht Rühe, Sie wollen mit den Truppen die Bewegungs- nur wichtig, daß sie gut ausgebildet in den Einsatz freiheit der Menschen sichern. Ich habe gestern mit gehen und daß sie eine hervorragende Ausrüstung dem UN-Beauftragten für die Minenräumung ge- haben, sondern auch, daß es einen Konsens im Deut- sprochen. E r sagt, daß es in Bosnien ein Ungleichge- schen Bundestag gibt. Der Kollege Verheugen hat wicht zwischen zivilem und militärischem Engage- recht: Das hat nichts mit Zimperlichkeit zu tun. Für ment gibt; denn Bewegungsfreiheit wird es erst dann die Familien ist es aber eine große Beruhigung, zu geben, wenn drei Millionen Minen geräumt worden spüren, daß der ganze Deutsche Bundestag hinter ei- sind, nem solchen Einsatz steht. Das hat etwas mit dem Selbstverständnis unserer Soldaten zu tun. Die Bun- (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Aber deswehr ist nicht die Armee einer Regierung, son- wer soll die Minen räumen?) dern es handelt sich um Streitkräfte des ganzen deut- schen Volkes. Das soll jeder spüren. wenn die Felder wieder bewi rtschaftet werden kön- nen. Er hat einen Plan, dieses Problem in zwei bis (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und drei Jahren zu lösen. Wo ist denn die Initiative der der SPD) Bundesregierung, um Bewegungsfreiheit herzustel- len? Wo ist das Geld für die Minenräumung? Fehlan- Ich bin auch froh, daß in dieser Debatte das Risiko zeige! nicht ausgeblendet worden ist und daß- die Debatte von großer Ernsthaftigkeit gewesen ist. Der Vorsit- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS zende des Auswärtigen Ausschusses, Professor Horn- SES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - Gün hues, hat darauf hingewiesen, daß es in diesem Jahr ther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Ihr habt doch in der IFOR-Truppe 61 tote Soldaten gegeben hat. selbst die Anträge gestellt, um die Haus Ich plädiere sehr dafür, daß wir solche Todesfälle haltsmittel nicht zu bewilligen!) nicht nach der nationalen Herkunft betrachten und Wir werden, das wird aus unserem Antrag deut- zählen, sondern alle Soldaten, die do rt getötet wor- lich, unsere Kraft dafür einsetzen - auch wenn dies den sind, als unsere Soldaten betrachten. von allen anderen politisch blockiert wird -, jene Ar- (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und beit zu implementieren, die notwendig ist, zivilen der SPD sowie bei Abgeordneten des Friedensdiensten die Möglichkeit zu geben, das zu BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) tun, wozu NATO und Militär nicht in der Lage sind: Versöhnungsarbeit, Versöhnung der Menschen un- Deswegen ist es wichtig, daß wir alle nach dieser De tereinander, um das einzige zu erreichen, was einen batte nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern 13510 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Bundesminister Volker Rühe die Soldaten bei dieser schwierigen und risikorei- treten sie gemeinsam auf. Das habe ich mit dem Be- chen Mission begleiten. griff Leuchtturm gemeint.

Ich freue mich auch, daß verstanden worden ist, (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. daß der gemeinsame Einsatz von deutschen und sowie bei Abgeordneten der SPD) französischen Soldaten in erster Linie nicht unter mi- Ich möchte auch betonen, daß wir gut daran tun, litärischer Bedeutung gesehen werden sollte, son- die Rolle der Vereinigten Staaten von Amerika rich- dern daß er ein wichtiges politisches Zeichen ist. tig zu würdigen. Ich erinnere mich an eine schwie- Herr Kollege Fischer, Sie haben gesagt, ein Grund lige Situation im Juli letzten Jahres in London auf der für Ihre Ablehnung sei die qualitative Veränderung Lancaster-House-Conference. Srebrenica war gefal- des deutschen Beitrags. Qualitativ hat sich folgendes len. Wir ahnten die Massaker. Der Fall Goraždes geändert: Die deutschen Soldaten machen jetzt das, wurde dreist angekündigt. Dort waren es die Ameri- was die französischen Soldaten tun. Sie tun das ge- kaner, allen voran übrigens - ich sage das ganz be- meinsam. Ich finde, das ist eher ein Grund zur Zu- wußt - Warren Christopher, die aufgestanden sind stimmung. und der UN sowie uns allen ins Gewissen geredet ha- ben. Ohne die Amerikaner hätten wir die Kehrt- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. wende in der europäischen Politik nicht geschafft. sowie bei Abgeordneten der SPD) Auch das sollte an dieser Stelle gesagt werden.

Ich weiß auch nicht, wie man die Debatten von ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) stern und heute gedanklich einfach so trennen kann. Professor Hornhues hat zu Recht gesagt, daß es Man kann doch nicht über eine gemeinsame Wäh- von symbolischer Bedeutung ist, daß der russische rung, den Gemeinsamen Markt sowie die Gemein- Botschafter die gemeinsame Resolution von Ameri- same Außen- und Sicherheitspolitik sprechen und kanern, Engländern, Franzosen und Deutschen in sich voll hinter die Europapolitik dieser Regierung den Sicherheitsrat eingebracht hat. Das zeigt eben, stellen und dann am nächsten Tag sagen: Daß deut- daß es im ehemaligen Jugoslawien um mehr als nur sche und französische Soldaten dasselbe tun und darum geht, ein Stück Zukunft zu schaffen. Hier ent- dasselbe Risiko tragen, ist nicht in Ordnung. Ich scheidet sich auch die neue europäische Sicherheits- finde, in diesem Punkt Ihrer Politik haben Sie noch ordnung. Hier haben russische Soldaten zu NATO- einiges in Ordnung zu bringen. Soldaten Vertrauen gefaßt. Das schlägt sich bereits heute auf den internationalen Konferenzen nieder. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Wir sollten dankbar dafür sein, daß Rußland eine so Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ konstruktive Rolle in diesem Konflikt spielt. DIE GRÜNEN]: Heißt das gemeinsame Nuklearpolitik?) (Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD sowie bei Abgeordneten des Aus meiner Sicht ist es eine ganz große Chance, BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) daß deutsche und französische Soldaten hier nicht nur nebeneinander, sondern in einem integ rierten Es ist von allen Seiten sehr richtig gesagt worden, Verband auftreten. Etwas Ähnliches wie die deutsch- daß unsere Soldaten zwar den Krieg verhindern kön- französische B rigade gibt es sonst nirgendwo auf der nen, daß sie aber nicht den Frieden erzwingen kön- Welt. Eine so tiefe Integration hat es auch niemals zu- nen. Es gibt deshalb keine Alternative dazu, daß die vor in der Geschichte gegeben. Im ehemaligen Jugo- Verantwortlichen dort endlich den Weg für einen er- slawien gibt es, was Haß und Verblendung angeht, folgreichen politischen Prozeß, für Frieden und Ver- noch viele Bestandteile des 19. Jahrhunderts oder söhnung frei machen. aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ich muß Wir haben in Deutschland viele Flüchtlinge. Die Ihnen sagen: Diese deutschen und französischen Sol- normale Reaktion der Menschen ist, daß sie in ihre daten stehen für die Politik des 21. Jahrhunderts. Heimat zurück wollen. Die Heimat ist do rt, wo die Gräber sind. Warum wollen viele dieser Menschen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. noch nicht zurückkehren? Weil die Zukunft im ehe- sowie bei Abgeordneten der SPD) maligen Jugoslawien noch nicht begonnen hat. - Insofern sind sie ein Leuchtturm des neuen Europa. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ So sollten wir sie über die militärische Bedeutung DIE GRÜNEN]: Weil sie nicht können!) hinaus auch verstehen. - Hören Sie doch einmal zu! Sie wollen nicht zurück, weil sie noch kein Vertrauen in die Zukunft haben. (Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN]: Ein Leuchtturm?) Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand in Deutschland kein Stein mehr auf dem anderen, ob in - Ja, das ist sehr ernst gemeint. Manche im ehemali- Berlin, Hamburg oder Köln. Aber es war die Stunde gen Jugoslawien beklagen zu Recht, daß die Verant- Null. Jeder spürte: Jetzt hat die Zukunft begonnen. wortlichen noch nicht über Frieden sprechen und Deswegen hat es die Trümmerfrauen gegeben. Sie sich weiterhin unversöhnlich gegenüberstehen. Wir haben gespürt: Jetzt hat die Zukunft begonnen. Die sollten ihnen sagen: Seht, was Deutschland und Tatsache, daß es dies do rt leider noch nicht gibt, Frankreich früher getrennt hat, welchen Haß und hängt damit zusammen, daß es im ehemaligen Jugo- welche Verblendung es dort gegeben hat; und heute slawien noch zuviel Vergangenheit gibt. Deshalb Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13511

Bundesminister Volker Rühe kann ich es nur voll unterstützen, daß hier endlich Eines ist klar: Niemand wird do rt so lange bleiben, ein Neuanfang geschaffen werden muß. Das bezieht wie es dort Probleme gibt. Dieser Einsatz ist be- sich auch ganz wesentlich auf die Kriegsverbrecher. grenzt. Er muß auch begrenzt sein. Aber wir müssen alles tun, daß diese 18 Monate voll genutzt werden. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Angelika Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ NEN]: Mit Zwangsabschiebungen von trau DIE GRÜNEN]: Das haben Sie das letzte matisierten Flüchtlingen!) Mal auch gesagt! - Zuruf von der F.D.P.: Was ist denn die Alternative?) Die Nachfolgetruppe SFOR wird mit etwa 31 000 Soldaten ungefähr halb so stark sein wie IFOR. Der - Was heißt „Das haben Sie das letzte Mal auch ge- Umfang ist erheblich reduziert worden, weil die poli- sagt"? Es gibt doch gar keine Alternative dazu. Die tischen und militärischen Rahmenbedingungen in Alternative lautet doch, daß Sie sagen: Wir bleiben so der Region heute völlig anders sind als vor einem lange, bis die Probleme gelöst sind. Wir müssen auf Jahr. Wir müssen nicht mehr damit rechnen, uns wo- die Konfliktparteien Druck ausüben. Dies ist ein An- möglich gegen eine organisierte, stark bewaffnete gebot, das auch genutzt werden muß. Streitmacht durchsetzen zu müssen. Das darf man (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) nicht vergessen. Jedenfalls von der NATO ist das sehr ernst gemeint. Als die Amerikaner und wir alle im letzten Jahr Niemand kann erwarten, daß wir auf Dauer im ehe- dorthin kamen, war nicht auszuschließen, daß wir es maligen Jugoslawien bleiben. Diese Zeit muß jetzt mit Truppen zu tun bekommen würden, die vielleicht genutzt werden. In den letzten zwölf Monaten ist, Widerstand leisten würden. Im letzten Jahr ist es be- was die militärische Seite angeht, eine ganze Menge werkstelligt worden, die Konfliktparteien militärisch gemacht worden. Im übrigen wollen wir nach sechs zu trennen. Die Waffen sind eingesammelt worden, bzw. nach zwölf Monaten die Lage überprüfen, um die militärischen Bestimmungen des Dayton-Vertra- dementsprechend den Umfang der Truppe zu ver- ges sind umgesetzt worden. SFOR muß jetzt dafür mindern. sorgen, daß sich die Parteien weiterhin daran halten. Es ist keine Frage: Die Mission ist schwierig und Deswegen sind auch die Überwachung und - anspruchsvoll. Unsere Soldaten erhalten deshalb die wenn nötig - die Durchsetzung der Vertragsbestim- bestmögliche Ausbildung und Ausrüstung, die sie mungen die zentrale Aufgabe von SFOR, gekoppelt für ihren Auftrag benötigen. Der Auftrag erfordert mit der Fähigkeit zur Abschreckung, damit es nicht entschlossenes Handeln, aber auch Besonnenheit wieder zum Krieg kommt. SFOR hat einen kriegsver- und Umsicht. Ich möchte auch an dieser Stelle sagen, hindernden Auftrag. Aber die Truppe muß stark ge- daß zwar das Parlament, der Verteidigungsminister nug und ihr Mandat robust genug sein, damit sie und die Regierung alles tun können, um die Soldaten auch glaubwürdig ist. Sie muß sich schützen können gut auszubilden und gut auszurüsten. Aber die ei- und - wenn nötig - auch erfolgreich selbst verteidi- gentliche Leistung der Soldaten ist die Veränderung gen können. Deshalb sieht die UNO-Resolution da- in den Köpfen. Man kann das gar nicht deutlich ge- für auch die Durchsetzungsfähigkeit nach Kapitel VII nug sagen. der UN-Charta vor. Das Risiko für die Soldaten hat übrigens früher be- Herr Fischer und Frau Beer, wer in dieser Situation gonnen, nur haben manche das damals nicht so zur für Blauhelme und Kapitel VI plädiert, der setzt Kenntnis genommen. Das Risiko, das unsere Piloten leichtfertig das Leben unserer Soldaten aufs Spiel. und die anderen getragen haben, die in den Trans- Das darf auf keinen Fall sein. alls nach Sarajevo unterwegs waren, um Medika- mente und Lebensmittel zu liefern, und die unter (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) konkretem Beschuß, in ganz konkreter Lebensgefahr gestanden haben, ist in der Vergangenheit von man- Während die militärische Absicherung der Dayton- chen verdrängt worden. Insofern haben wir keine Friedensvereinbarung durch IFOR in definie rten völlig neue Situation. Aber es ist eine große Leistung Phasen auf etwa ein Jahr angelegt war, läßt sich ab- unserer Soldaten, daß sie sich dieser Herausforde- sehen, daß die jetzt anstehende Stabilisierung mehr rung stellen. Zeit zum erfolgreichen Abschluß braucht. Die Mis- - sion der IFOR-Nachfolgetruppe wird daher auf eine Man sollte an dieser Stelle auch einmal sagen, daß Dauer von 18 Monaten angelegt. die Art und Weise, wie sie sich dort äußern - das kann man nicht von oben her kommandieren, denn (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ es sind Dutzende und Hunderte von Soldaten, die in DIE GRÜNEN]: Und danach? - Angelika unserer offenen Mediendemokratie auftauchen -, Beer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine Anerkennung verdient; das zeigt, welch guter Geist Antwort!) in der Bundeswehr herrscht. - Sie fragen immer: „Und danach?" Helfen Sie doch (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. lieber mit, den Konfliktparteien klarzumachen, diese sowie bei Abgeordneten der SPD) 18 Monate auch wirklich für den politischen Neube- ginn zu nutzen. Sie können auch spüren, daß die Frauen und Män- ner der Bundeswehr wissen, wofür sie in den Einsatz (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. gehen, nämlich um in einem weiß Gott geschunde- sowie bei Abgeordneten der SPD) nen Land Frieden zu sichern, damit es die Chance 13512 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Bundesminister Volker Rühe zur Versöhnung und zum Wiederaufbau behält, um handelt worden. - Ist das Militarisierung der Außen- notleidenden Menschen zu helfen, die nicht wieder politik? Opfer von Gewalt werden dürfen, und schließlich um (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der unseren Verbündeten und Pa rtnern solidarisch zur Seite zu stehen, mit denen wir das neue Europa CDU/CSU) bauen wollen. Deswegen haben unsere Soldaten die Der Friedensprozeß in diesem Land bleibt aber Unterstützung des ganzen Deutschen Bundestages weiterhin fragil; darauf ist hingewiesen worden. Von verdient. einer selbsttragenden Stabilität kann leider noch nicht gesprochen werden. Aus diesem Grunde ist Vielen Dank. eine Fortsetzung der militärischen Absicherung des (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und Friedensprozesses unabdingbar. Darüber besteht ein der F.D.P. - Beifall bei Abgeordneten der großer Konsens. Es gibt keinen Zweifel daran, daß SPD) wir uns weiterhin beteiligen werden. Dies ist die Grundlage für einen sicherheitspoliti- schen Konsens im Bundestag und in der deutschen Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe das Wort dem Abgeordneten Walter Kolbow. Öffentlichkeit - das möchte ich noch einmal aus- drücklich festhalten; Herr Minister Rühe hat davon gesprochen - , den auch unser Bundespräsident vor- Walter Kolbow (SPD): Herr Präsident! Meine sehr gestern beim Besuch der Führungsakademie der verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich wi ll zu- Bundeswehr begrüßt hat. Er hat recht, wenn er her- nächst, trotz Ihrer Rede, Frau Kollegin Beer, auf der ausstellt, daß Deutschland auf diese Weise seiner Grundlage der taktischen Notwendigkeiten inner- Mitverantwortung bei der international vorbeugen- halb der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und auch den Risikobewältigung gerecht wird, und die Ent- auf der Grundlage der Debatten außerhalb dieses scheidung, die wir heute treffen, in diesen Rahmen Hauses in unserem Land sagen, daß ich vom hohen einordnet. Roß der Selbstgerechtigkeit einer besseren Position Die Beteiligung unserer Streitkräfte an der Folge- in dieser Debatte abrate. mission wird von anderer Art sein als bisher. Der Ver- (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der teidigungsminister hat recht, wenn er auf die ge- CDU/CSU und der F.D.P.) meinschaftliche Qualität dieser Aufgabe hinweist; denn wir arbeiten in diesem Sektor zusammen mit In dem Wissen, daß jeder für sich um die richtige Lö- den Franzosen, aber auch mit den Italienern, den sung ringt - ich meine, die große Mehrheit dieses Spaniern und den Amerikanern. Hauses hat sie gefunden -, sollten wir hier Selbstge- rechtigkeit vermeiden, Die Unterstützung von IFOR I war gefährlich ge- nug, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich bin froh, (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie daß der Verteidigungsminister uns diesen Sachver- des Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.]) halt noch einmal in Erinnerung gerufen hat; denn daraus resultiert die tiefe Überzeugung, daß das, was auch weil wir aus der Erfahrung heraus heute siche- wir tun, nicht Routine ist. Es handelt sich vielmehr rer in diesem Hause die Entscheidung treffen kön- um eine höchst gefährliche Mission, die aufklärt, um nen. Denn unsere Bundeswehr hat mit ihrer Beteili- das Wiederaufflammen von Feindseligkeiten zu ver- gung am Einsatz von IFOR nicht neue Probleme ge- hindern, die überwacht, um die Einhaltung der mili- schaffen, sondern war Teil der Problemlösung. Diese tärischen Bestimmungen des Dayton-Abkommens si- Erkenntnis herrscht heute nicht nur bei den Partnern cherzustellen, die kontrolliert, um ein sicheres Um- der gemeinsamen Friedensmission vor, sondern bei feld für die Aufgabenerfüllung der zivilen Organisa- allen am Konflikt beteiligten Parteien. tionen zu gewährleisten, und die wiederum auch un- terstützt, um den zivilen Prozeß im Rahmen freier mi- Das eben war vor einem Jahr bei ähnlicher Debatte litärischer Kapazitäten voranzubringen. heftig umstritten. Die Bedenken, auch die historisch nachvollziehbaren, gegen den Auftritt deutscher Deshalb, liebe Kolleginnen und Kollegen, legen Soldaten auf dem Balk an haben sich nicht bestätigt. wir als SPD-Bundestagsfraktion - das ist schon ange- Von allen Seiten wird Anerkennung für das, was die sprochen worden, wiederum vom Bundesminister- Bundeswehr im Rahmen der IFOR-Friedenstruppen der Verteidigung, und das ist auch richtig - sicherlich auf dem Balkan leistet, ausgesprochen. Dies ge- mit allen im Haus nach wie vor Wert darauf, daß un- schieht auch deshalb, weil unsere Soldaten a lles ver- sere Soldaten, wie schon beim ersten Einsatz, best- mieden haben und vermeiden, um selbst Partei zu möglichen Schutz für ihre schwierige Aufgabe erhal- werden. ten. Unsere Soldaten haben den Menschen im früheren In dem Antrag, den die SPD heute im Parlament Jugoslawien in der Not gehollen. Sie haben unter ho- eingebracht hat, stellt meine Fraktion fest: hem persönlichen Risiko in beispielhafter Pflichter- Es ist notwendig, daß wieder ein umfassendes füllung der Völkergemeinschaft gedient. Das muß Schutzkonzept für alle Truppenteile der Bundes- man auch einmal in Zahlen zum Ausdruck bringen wehr erstellt wird. dürfen: 4 813 395 Kilometer sind bei erheblicher Ge- fährdung durch die Minen zurückgelegt worden. Im Es ist wichtig, daß die Ausbildung und die Vorbe Feldlazarett sind 9 755 Patienten aus 56 Nationen be- reitung unserer Soldaten für ihre schwierige Auf- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13513

Walter Kolbow gabe umfassend, gründlich und einsatzorientiert Wir halten aus den dargelegten Gründen den Vor- sind. Davon haben sich die Kolleginnen und Kolle- schlag der Bundesregierung für die deutsche Beteili- gen meiner Fraktion, insbesondere die aus dem Ver- gung an der neuen Operation für zustimmungsfähig. teidigungsausschuß, vor Ort in den Standorten, beim Die übergroße Mehrheit meiner Fraktion wird des- Ausbildungszentrum in Hammelburg und beim Zen- halb dem Antrag der Bundesregierung zustimmen. trum für Innere Führung überzeugen können. Den Wir tragen damit erheblich dazu bei, daß unsere Sol- vorbereitenden Übungen in Hohenfels werden wir daten mit starkem politischen und öffentlichen Rück- unsere Aufmerksamkeit widmen, wie wir auch die halt in diese schwere Mission gehen können. Mögen Soldaten in den Leitverbänden besuchen werden. alle unversehrt zurückkehren! Dieses Parlament ist bei ihnen. Die Betreuung im Stationierungs- und Einsatzge- biet wird von den Soldaten selbst positiv bewe rtet. (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der Auch davon haben wir uns persönlich überzeugt. F.D.P.) Viele Kolleginnen und Kollegen konnten vor Ort in ihren Einheiten feststellen, daß das menschliche Klima unter den Soldaten, aber auch zwischen Vor- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe der gesetzten und Untergebenen stimmt. Das ist gut so. Abgeordneten Gila Altmann das Wort . Dies bestätigt auch die Frau Wehrbeauftragte bei (Aurich) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ihren Erkenntnissen aus den unangemeldeten Besu- Gila Altmann NEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! chen. Der Leiter des Zentrums für Innere Führung Heute geht es um ein Ja oder Nein zu Bundeswehr- hat vor dem Verteidigungsausschuß berichtet, daß einsätzen out of area. Die Gründe, die uns vor einem die Grundsätze der Inneren Führung stärker als im Jahr bewogen haben, der Beteiligung der Bundes- Inlandsbetrieb zur Anwendung gebracht werden. wehr an IFOR nicht zuzustimmen, gelten nach wie Auch das ist notwendig. vor. Alle wichtigen Rahmenbedingungen sind somit hergestellt. Im übrigen stelle ich mit Bef riedigung Weitere schwerwiegende Gründe für eine Ableh- fest, daß sich eine gute, aktuelle Informationspraxis nung sind hinzugekommen. Das NATO-Kontingent zwischen dem verantwortlichen Minister und dem soll verringert werden; gleichzeitig wird der Anteil Verteidigungsausschuß entwickelt hat, also dem Par- der Bundeswehr ausgeweitet. Damit will die Bundes- lament, so daß die Entscheidung für den heutigen regierung ihr militärisches Gewicht innerhalb der Tag umsichtig vorbereitet werden konnte. NATO erhöhen. Ausdrücklich ist zum erstenmal in der Geschichte der Bundesrepublik der Einsatz von Auch konstatiere ich, daß sich das Führungszen- Kampftruppen vorgesehen - eine historische Zäsur. trum auf der Hardthöhe bewährt hat. Sie, Herr Bun- desverteidigungsminister, haben als Inhaber der Be- Mit ihrer Begründung für diesen Schritt leistet die fehls- und Kommandogewalt im Frieden bisher eine Bundesregierung geradezu einen politischen Offen- respektierte Arbeit geleistet. Auch haben Sie dabei barungseid, wenn sie etwa formuliert: die notwendige - ich füge hinzu - verdiente Fo rtune Der politische Prozeß gemäß dem Dayton-Ver- gehabt. Wir wünschen Ihnen im Interesse des Erfolgs tragswerk hat bisher aber noch nicht vermocht, des Auftrages auch weiterhin diese Fo rtune. die notwendigen Voraussetzungen für selbsttra- (Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und der gende Stabilität in Bosnien und Herzegowina F.D.P.) herzustellen. Zöge IFOR nun ersatzlos ab, wäre zu befürchten, daß es zur Eskalation lokaler Abschließend möchte ich noch einmal auf die Per- Spannungen käme. spektive des Einsatzes eingehen, die Sie, Herr Kol- lege Rühe, dem SFOR-Einsatz für die Zukunft einer Im Klartext: Die jetzige instabile Situation liegt we- Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik in Eu- sentlich an der mangelnden Umsetzung der zivilen ropa und vielleicht sogar darüber hinaus gegeben Teile des Dayton-Vertrages. haben. Auch ich glaube, daß wir hier ein Beispiel ge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ben. Ich wähle nicht das Bild eines Leuchtturmes sowie der Abg. Dr. oder Beispiele, die auf das 21. Jahrhundert fixiert [PUS]) - sind. Aber ich betone, daß damit klar wird - ich schließe an Karsten Voigt an -: Militärische Allein- Die Bundesregierung ist nicht willens oder in der gänge der Deutschen wird es nie wieder geben. Lage, eine zwingende Begründung dafür zu liefern, Auch das ist Ausdruck unserer Zustimmung zu die- wieso die „Eskalation lokaler Spannungen" nicht sem Einsatz. durch die Ausweitung der Kompetenzen und der Ausstattung der internationalen Polizeitruppe zu be- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne wältigen ist. ten der CDU/CSU und der F.D.P.) Wir nehmen die Befürchtungen und Ängste der Auch deswegen - lassen Sie mich dies sagen, weil Menschen in Bosnien ernst, daß durch den Abzug ich es nicht für Prinzipienreiterei halte, was die Posi- der militärischen Absicherung eine sogenannte tion meiner Fraktion betrifft - haben wir das Mandat Sicherheitslücke entstehen könnte. der UNO als unabdingbar für eine verantwortbare Entscheidung am heutigen Tag über diesen Einsatz (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Wie angesehen. wollen Sie die denn schließen?) 13514 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Gila Altmann (Aurich) Sie ist aber durch gravierende Versäumnisse im poli- Meine Kolleginnen und Kollegen, wir haben die tischen und zivilen Bereich entstanden. Um diesen gesamte Debatte mit einiger Ruhe und Würde über- Mangel aufzuholen, ist das Ausbrechen aus der standen. Daher bitte ich Sie nun wirklich, Ihre priva- Logik der Militärs erforderlich. ten Gespräche nach draußen zu verlegen, so daß wir jedem Redner die Aufmerksamkeit geben, die ihm (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gebührt. und bei der PDS) Fahren Sie bitte fo rt , Frau Kollegin. Es ist doch wirklich absurd, auf ein festgestelltes De- fizit im zivilen Bereich mit noch mehr Militär zu rea- gieren. Gila Altmann (Aurich) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Diese identitätsstiftende und versöhnende Ar- (Abg. Günther F riedrich Nolting [F.D.P.] beit in der gebotenen Form zu unterstützen wurde je- meldet sich zu einer Zwischenfrage) doch von der Bundesregierung bisher unterlassen. Sie hat nicht einmal bescheidene 3 Millionen DM für ein Pilotprojekt des zivilen Friedensdienstes übrig. Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Frau Kollegin 350 Millionen DM für den Bundeswehreinsatz dage- Altmann, gestatten Sie eine Zwischenfrage? gen sind trotz aller Sparzwänge kein Thema. Deutli- cher läßt sich die Geringschätzung ziviler Maßnah- Gila Altmann (Aurich) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- men nicht ausdrücken. NEN): Nein, ich möchte meine Gedanken so vortra- Die Alternative kann deshalb nur sein: Abzug der gen. Bundeswehr aus Ex-Jugoslawien, volles Engage- ment der Bundesrepublik für den Wiederaufbau und Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Bitte schön. die Demokratisierung mit ausschließlich zivilen Kräf- ten, nicht zuletzt auf Grund der historischen Rolle Deutschlands, und die Ersetzung von IFOR/SFOR Gila Altmann (Aurich) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- durch eine Peace-Keeping-Mission nach Kapitel VI NEN): Die Einleitung eines zivilen selbsttragenden der UN-Charta. Prozesses wurde sträflich vernachlässigt, obwohl al- len Beteiligten nach den bitteren Erfahrungen der Zur Debatte steht heute kein beliebiger Bundes- letzten Jahre klar ist: Militärisch ist kein dauerhafter wehreinsatz. Schon der Friedensschluß von Dayton Friede zu erzwingen. Dieser Einsicht muß sich auch verlangte keine Präsenz der Bundeswehr. Die heu- das Parlament stellen und die dazugehörende Ver- tige Entscheidung ist ein historischer Einschnitt hin antwortung übernehmen. Sie ist kompliziert und zur „Normalisierung" militärischer Aufgaben hin- stellt in der Tat hohe Anforderungen. sichtlich künftiger Kampfeinsätze in aller Welt. Die Lehre aus der jugoslawischen Tragödie kann nur Die Bundesrepublik muß ein deutliches Signal für sein: Wir brauchen weltweit ein grundsätzliches Um- eine Stärkung des internationalen Konfliktmanage- denken und Handeln im Umgang mit Krisen und be- ments setzen. Daraus erwächst für das Parlament waffneten Konflikten; wir brauchen eine Hinwen- eine Aufgabe, die nicht an das Militär zu delegieren dung zur präventiven und zivilen Konfliktbearbei- ist. tung. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Günther Friedrich Nolting [F.D.P.]: Fischer, Fischer: Zuhören!) Die Abschiebung von Bürgerkriegsflüchtlingen in das Krisengebiet trägt dagegen zur Verschärfung der Aktive zivile und humanitäre Maßnahmen sind die Spannungen bei und ist das völlig falsche Signal. einzige Alternative, um aus der vermeintlichen mili- tärischen Sachzwanglogik herauszukommen. Wir Während das Bundeswehrkontingent technisch wollen eine deutsche Politik, die diesen Weg berei- und finanziell bestens ausgestattet wird, fehlen vor tet. Ort die notwendigen Mittel für den zivilen Wieder- aufbau, die Stärkung unabhängiger Medien und zi- Danke. vilgesellschaftlicher Strukturen als Grundlage einer (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN- Demokratisierung. Selbsthilfe-, Menschenrechts- sowie bei Abgeordneten der PDS) und Friedensgruppen, Bürgerforen, humanitäre Pro- jekte, Einrichtungen zur Betreuung traumatisierter Ich gebe nun Kriegsopfer sowie Kulturinitiativen leisten über eth- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: dem Abgeordneten Dr. Christian Schwarz nische und politische Grenzen hinweg unter schwie- das Wort Schilling. rigsten Bedingungen eine beeindruckende Arbeit. (Unruhe - Glocke des Präsidenten) Dr. Christian Schwarz - Schilling (CDU/CSU): Herr Diese fast nur aus Spenden finanzierten Initiativen Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! legen die Saat, aus der eines Tages ein dauerhafter Ich möchte zunächst meinen tiefempfundenen Dank Frieden erwachsen kann. für die Entscheidungsvorlage der Bundesregierung aussprechen, die der Bundesaußenminister und der Bundesverteidigungsminister heute vorgelegt haben. Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Einen Augen- Für mich ist das ein bewegender Augenblick, weil blick, Frau Kollegin Altmann. ich in den vergangenen Jahren in vielen Stunden al- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13515

Dr. Christian Schwarz-Schilling lein stand und mir gewünscht habe, daß eine solche Menschenrechtsverletzungen in Bosnien-Herzego- Entscheidung getroffen wird, daß sie mit einem so wina ausgeführt wird. Menschenrechtsverletzungen großen Konsens in diesem Hause getroffen wird, daß passieren laufend. Lesen Sie den Be richt der drei wir die Verantwortung der Bundesrepublik Deutsch- Ombudsleute! Diese drei Ombudsleute sind hierher land in dieser Frage voll akzeptieren und unseren gekommen. Schade, daß die deutschen Medien nicht Teil zum Bündnis, zur Allianz, und zu Europa leisten. die Gelegenheit ergriffen haben, sie wirklich auszu- fragen. Die drei verkörpern das Idealbild von Bos- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU nien-Herzegowina: eine Serbin, eine Kroatin, ein und der F.D.P.) Muslim. Sie haben wie mit einer Stimme gesprochen. Ich danke aber auch der Bevölkerung, die nach Das Schlimmste, was sie sagten, war: Die größten meinem Dafürhalten in den vergangenen vier Jahren Menschenrechtsverletzungen bei uns geschehen in ihrem Bewußtsein der Politik teilweise voraus war, durch die Polizei. Aber IPTF ist do rt der Berater der die uns in dieser Frage nie im Stich gelassen hat und Polizei. Wie das funktionieren soll, kann man sich die jetzt endlich, vielleicht etwas gelangweilt, fest- kaum vorstellen. Andere Vollmachten sind in Formu- stellen wird, daß nun auch die Politik diesen Schritt lierungen vorhanden, so daß ich nur beide Seiten bit- getan hat. ten kann: Der politische Wille zur Rückendeckung von SFOR durch entsprechende Inspektions- und Ich möchte ein Wo rt an die Adresse des Verteidi- Nachforschungsrechte muß denjenigen, die dort gungsministers sagen: Meine Kritik habe ich in dem Krieg und Nationalismus betreiben, klarmachen, daß Sinne geäußert, wie ich es eben gesagt habe, und nie wir das nicht mit uns machen lassen und nicht erst in dem Sinne, wie sie hier noch einmal vorgetragen dann einen Polizeipräsidenten absetzen, wenn ein worden ist. Sie sind den Weg gegangen, sich aus der Waffenlager gefunden wird, sondern schon dann, normalen Position eines Bündnispartners unter ande- wenn er rückkehrende Flüchtlinge foltern oder zu- ren der Verantwortung zu stellen. Dafür möchte ich sammenschlagen läßt oder heute noch welche aus ih- Ihnen ganz besonderen Dank aussprechen; denn Sie rer eigenen Stadt herauswirft. Das ist Menschen- haben das auch schon zu den Zeiten gesagt, als an- rechtsverfolgung, die wir angreifen und vollständig dere noch nicht dafür gewesen sind. Ich sage: Herzli- beseitigen müssen. Nur dann werden wir unserer chen Dank! Verantwortung gerecht. Das ist keine militärische (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge Frage, das ist eine Frage politischen Willens. ordneten der F.D.P.) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Ich möchte das besonders denjenigen sagen, die und der F.D.P.) auch dann noch von der Militarisierung der Außen- politik gesprochen haben, als es höchste Zeit war, Das hängt auch mit unseren Fragen nach Rückkehr diesen Beitrag zu leisten. der Flüchtlinge zusammen. Wenn wir das vor Ort nicht bewerkstelligen, wie sollen dann die Institutio- Karsten Voigt hat mit Deutlichkeit gesagt, daß die- nen den Wiederaufbau leisten? ser Zusammenschluß, die Synthese einer neuen Ge- meinsamkeit, zu einem erfreulichen Resultat führt. Ich möchte noch eines deutlich sagen: Wir sollten Ich möchte allerdings eines hinzufügen: Es war nicht alle dortigen Parteien allgemein als „Kriegs- schon immer die These der Union - von Adenauer parteien" sehen. Do rt findet ein Kampf zwischen frei- angefangen -, daß wir in militärischer Hinsicht Au- heitlich-demokratischen und diktatorisch-nationali- ßenpolitik und Bündnispolitik nur noch gemeinsam stischen und superideologischen Kräften statt. Wir betreiben können. Das ist keine Neuerfindung. Viel- müssen immer wieder klarmachen: Wir sind auf der mehr haben wir dieses Prinzip hier nur endlich wie- Seite der demokratischen und freiheitlichen Kräfte, der richtig praktiziert. die es dort in sehr unterschiedlicher Form gibt. Diese müssen unterstützt und die anderen müssen in die (Beifall bei der CDU/CSU) Schranken gewiesen werden. Ein allgemeiner Appell Daß es in diesem Zusammenhang zu einem Ein- an beide Seiten hilft uns hier gar nichts. satz des Eurokorps, des deutsch-französischen Ver- bandes, kommt, macht deutlich, daß bei dieser Poli- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU tik eine Konstellation verwirklicht wird, die und der F.D.P.) - Adenauer von Anfang an angestrebt hat: NATO-Alli- Meine Damen und Herren, lassen Sie mich ein anz plus deutsch-französische Freundschaft. Ich Wort zu Joschka Fischer sagen: Ich bin eigentlich ge- kann der Bundesregierung nur dazu gratulieren, daß wohnt, daß Sie, Herr Fischer, Ihre Auffassungen mit sie diesem Prinzip so vollständig Geltung verschafft aller Klarheit und Deutlichkeit vertreten. Sie waren hat. Ich sage: Herzlichen Dank! heute in einer Rolle, die Ihnen sicherlich schwerge- (Beifall bei der CDU/CSU) fallen ist; denn Eiertänze sind eigentlich, gerade in der Opposition, nicht Ihre Sache. Ich komme jetzt allerdings zu einigen kritischen Punkten. Wir wissen, daß Dayton in militärischer (Widerspruch beim Abg. Günther F riedrich Hinsicht ein großer Erfolg ist; wir wissen, daß es in Nolting [F.D.P.]) bezug auf die zivile Implementierung mit einem gro- ßen Fragezeichen zu versehen ist. Ich bin kritisch ge- Eiertänze haben Sie dort vollführt, wo Sie in der Re- genüber dem eingestellt, was in der Vorlage in bezug gierung waren und die halbe Verantwortung mit auf IPTF und in bezug auf den aktiven Eingriff hei übernehmen mußten. - 13516 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Herr Kollege in den letzten sechs Jahren in diesem Hohen Hause Schwarz-Schilling, Ihre Redezeit ist abgelaufen. zu diesem Thema gemacht hat. Er wird sie vermut- lich nicht gern lesen und sie schamhaft beiseite stek- ken. Dr. Christian Schwarz-Schilling (CDU/CSU): - Noch zwei bis drei Sätze. - Ich darf Ihnen nur eins (Günter Verheugen [SPD]: Kein Wo rt !) sagen: Sie dürfen die Reform der Vereinten Natio- nen, die eine so große Aufgabe darstellt, daß sie das - Wenn Sie kein Wort beiseite stecken, dann zweifle erste Quartal des nächsten Jahrhunderts brauchen ich in dieser Frage allerdings an Ihrer Lernfähigkeit. wird, nicht dazu benutzen, die Sicherheit unserer Blicken wir in die Zukunft. Wir haben fünffach ei- Soldaten und die Friedensmöglichkeiten der Bevöl- nen Markstein auf dem Weg zur kerung in Bosnien auf Grund der von Ihnen heute Stabilität in Bosnien Das heißt erstens, daß die Bereitschaft vorgenommenen falschen Weichenstellung zu ge- und Europa. und die Fähigkeit der Völker, den Konflikt selbst zu fährden; das muß ich Ihnen in aller Klarheit sagen. beenden, gefragt ist. Dieser Markstein SFOR ist ein (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, Angebot. Er muß von den Entscheidungsträgern an- der SPD und der F.D.P.) genommen werden. Die Menschen in Bosnien wer- den darüber entscheiden - Kollege Schwarz-Schil- Lassen Sie mich zum Schluß sagen: Das f riedliche ling hat es angedeutet; Außenminister Kinkel, dem Umfeld, wo es um Demokratie und Freiheit geht, ich für seinen Einsatz noch mal recht herzlich dan- muß in allen Bereichen - auch in Belgrad - unter- ken möchte, hat es angedeutet -, stützt werden. Ich rufe alle Parteien und Kollegen im Bundestag auf, diese Mission auch im Umfeld und in (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Belgrad wahrzunehmen. und der F.D.P.) Ich danke Ihnen. ob unser Angebot angenommen wird, ob die Zukunft mühselig nach oben geht oder ob sie ihre Völker wie- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge der zurück ins Elend der letzten Jahre stürzen. Das ordneten der SPD und der F.D.P.) ist die große Bewährungsprobe für die Politiker in Bosnien. Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich gebe das Wort dem Abgeordneten Ch ristian Schmidt. Zweitens ist es ein Markstein für die deutsche Glaubwürdigkeit. „Von der Machtbesessenheit zur Machtvergessenheit" hieß ein Satz zur Beschreibung Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU): Herr Präsi- der deutschen außenpolitischen Positionen zu Be- dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich ginn der 90er Jahre. „Von der Machtbesessenheit zur möchte der Versuchung widerstehen, den Grünen Verantwortungsscheu" wäre vielleicht besser gesagt. mehr Aufmerksamkeit zuzubilligen, als ihnen wahr- Sechs Jahre nach dieser Diskussion hat sich die Er- haft in dieser Frage zukommt. kenntnis festgesetzt, daß sich ein Land von der (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Größe Deutschlands um die inte rnationale Friedens- und der F.D.P.) sicherung nicht herummogeln kann. Darum bin ich sehr froh, daß wir in diesem Hause heute einen brei- Daß wir uns überhaupt mit Positionen der Grünen ten Konsens finden werden. beschäftigen, ist nicht von denen zu verantworten, die hier heute für diese Partei bzw. diesen Zusam- Drittens ist es ein Markstein für die europäische menschluß geredet haben, sondern von jenen, die in Handlungsfähigkeit. Die Bundesregierung verhan- der Zwischenzeit andere Positionen einnehmen wie delt heute und morgen in Dublin. Wenn wir der Ge- etwa der Kollege Poppe und andere, die sich auch meinsamen Außen- und Sicherheitspolitik Gesicht aktiv um die Entwicklung in Bosnien bemüht haben. und Stimme geben wollen, ist gemeinsames Handeln Aber lassen wir die Grünen in ihrem Streit und in ih- für Bosnien die Voraussetzung dafür. Der heutige Be- rer Diskussion stehen: Vielleicht kommen sie in eini- schluß ist ein notwendiger Markstein, weil die euro- gen Jahren dorthin, wo Gott sei Dank der Bundestag päische Handlungsfähigkeit Deutschlands durch ihn jetzt gelandet ist. endgültig dokumentiert und untermauert wird. Das ist die wahre politische Bedeutung für Europa. Auch andere Oppositionsparteien im Bundestag - haben sechs Jahre gebraucht. Es ist im Januar sechs (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Jahre her, daß wir mit anderen Zungenschlägen über Er ist viertens ein Markstein für eine gute zukünf- die Frage des Golfkrieges diskutiert haben. Wenn es Volker Rühe zu dieser Zeit nicht die Union gegeben hätte - ich tige transatlantische Zusammenarbeit. hat sehr deutlich gemacht, wer die Initialzünder für darf hinzufügen: insbesondere die CSU und ihren die Rettung Bosniens gewesen sind, auf deren Weg damaligen Landesgruppenvorsitzenden Wolfgang wir gehen: die Amerikaner. Aber wir dürfen nicht Bötsch -, dann hätten wir die Debatte um die Frage vergessen, daß das kein auf Dauer geborgtes und ge- der militärischen Komponente der deutschen Betei- sichertes Element ist. Der Vorsitzende des Budget ligung an internationaler Politik nicht zu diesem Er- Committee des Repräsentantenhauses hat mit Hin- gebnis und Markstein führen können, an dem wir weis auf die ungewisse Dauer des Bosnien-Engage- heute stehen. ments deutlich gesagt, daß Bosnien nicht zu den Ge- Insbesondere dein Kollegen Verheugen wäre zu bieten zähle, an deren Schutz die Vereinigten Staa- empfehlen, manche Äußerungen nachzulesen, die er ten ein vitales Interesse haben müßten. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13517

Christian Schmidt (Fürth) Deswegen, Frau Kollegin Altmann, kommt es dar- Es ist um Abgabe einer persönlichen Erklärung auf an, daß das prozentuale politische und militäri- nach § 31 von dem Kollegen Graf von Einsiedel gebe- sche Gewicht an der gemeinsamen Mission Europas ten worden. Ich werde Ihnen nach den beiden na- und Deutschlands gesteigert wird. Es ist eine Bewäh- mentlichen Abstimmungen das Wort geben, aber vor rungsprobe für die Verantwortungsübernahme Euro- den dann folgenden weiteren Abstimmungen, weil pas gegenüber Amerika. wir uns in der Tat in einer außerordentlichen Zeitnot befinden, die ich berücksichtigen muß. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wir treten nun in die Abstimmung über die Be- Nur so werden wir die transatlantische Zusammenar- schlußempfehlung des Auswärtigen Ausschusses beit erhalten können. Nicht die, die glauben, sie zum Antrag der Bundesregierung zur deutschen Be- könnten sich hinter dem breiten amerikanischen teiligung an der von der NATO geplanten Operation Rücken verstecken und so tun, als gehörten sie nicht zur weiteren militärischen Absicherung des Frie- dazu und könnten anderen die schwierigen Arbeiten densprozesses im früheren Jugoslawien ein, Druck- überlassen, werden uns in eine gute Zukunft führen. sache 13/6519 Buchstabe a. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Der Ausschuß empfiehlt, den Antrag der Bundes- Fünftens ist es ein Markstein für die Einbeziehung regierung auf Drucksache 13/6500 anzunehmen. Die Rußlands in das europäische Sicherheitssystem - ne- Fraktionen der CDU/CSU und der F.D.P. verlangen ben der NATO-Erweiterung die große Aufgabe der namentliche Abstimmung. kommenden Jahre -, Rußland im sicherheitspoliti- Ich bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, schen Bereich so einzubinden, daß es konstruktiv ei- die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Darf ich fra- nen Beitrag für eine friedliche Zukunft unseres Kon- tinents leisten kann. gen, ob die Urnen von den Schriftführern besetzt sind? - Das ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Das ist in der Tat zielführende Politik ins Sind noch Kollegen im Haus, die ihre Stimme noch 21. Jahrhundert. Alle Soldaten, die - Zeitsoldaten der abgeben wollen? - Dann bitte ich sie, das so bald wie Bundeswehr oder der anderen Streitkräfte - in den möglich zu tun. nächsten Tagen nach Bosnien zur SFOR-Mission los- fahren oder abfliegen, um do rt den Frieden zu si- Sind jetzt noch Kollegen im Haus, die ihre Stimme chern, leisten in diesem Sinne einen wichtigen Bei- abgeben wollen? - Das ist nicht der Fall. Dann trag für den Frieden in Europa im 21. Jahrhundert, schließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftfüh- weit über ihre konkrete Aufgabe hinaus. Und weil rer, mit der Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wir sehr wohl wissen - - der Abstimmung wird Ihnen später bekanntgege- ben.*) Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Herr Kollege, Wir stimmen nun ab über den Entschließungsan- Sie müssen zum Schluß kommen! trag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen auf Druck- sache 13/6501 zum Antrag der Bundesregierung zur Christian Schmidt (Fürth) (CDU/CSU): Und weil deutschen Beteiligung an der von der NATO geplan- wir sehr wohl wissen, daß es nicht nur um die großen ten Operation zur weiteren militärischen Absiche- Strategien geht, wünschen wir den Soldaten - da sie rung des Friedensprozesses im früheren Jugosla- einen gefährlichen Einsatz leisten - von dieser Stelle wien. insgesamt ein gutes, friedvolles neues Jahr. Kommen Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen verlangt na- Sie gesund wieder zurück! Gott befohlen! mentliche Abstimmung. Sind die Urnen wieder be- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) setzt? - Das ist der Fa ll. Ich eröffne die Abstimmung. Darf ich fragen, ob alle Stimmen abgegeben wor- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: Ich schließe den sind? - Ist ein Mitglied des Hauses anwesend, damit die Aussprache. das seine Stimme noch nicht abgegeben hat? - Das Wir haben jetzt zwei namentliche Abstimmungen ist nicht der Fall. Dann schließe ich die Abstimmung. vor uns, eine nicht namentliche Abstimmung und Ich bitte die Schriftführer, mit der Auszählung zu eine Überweisung. Es sind zu Protokoll gegeben beginnen. Das Ergebnis der Abstimmung wird Ihnen worden Erklärungen nach § 31 der Geschäftsord- später bekanntgegeben.* * ) nung von dem Kollegen Konrad Gilges und weiteren 45 Abgeordneten aus der Fraktion der SPD,*) dann Darf ich Sie bitten, Platz zu nehmen, damit wir mit von Frau Kollegin Heidemarie Wieczorek-Zeul, * *) der Sitzung fortfahren können. und es ist weiter zu Protokoll gegeben worden eine Ich gebe das Wort zu einer persönlichen Erklärung Erklärung nach § 31 der Geschäftsordnung von der nach § 31 der Geschäftsordnung dem Abgeordneten Abgeordneten Elisabeth Altmann und neun weiteren Graf von Einsiedel. Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grü- nen. * * *) Heinrich Graf von Einsiedel (PDS): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Ich

*) Anlage 3 **) Anlage 4 *) Seite 13519A ***) Anlage 5 **) Seite 13521C 13518 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Heinrich Graf von Einsiedel habe weder dem Antrag der Bundesregierung zuge- kein Wort über die von den USA bet riebene Aufrü- stimmt, noch werde ich dem Antrag der Bundestags- stung der Bosnier verliert. gruppe meiner Partei, der PDS, zustimmen. Ich darf (Beifall bei Abgeordneten der PDS) Ihnen erklären, warum. Überhaupt fehlt es an einer greifbaren politischen Ich kann dem PDS-Antrag nicht zustimmen, weil Perspektive, die Hoffnung auf eine Beschleunigung er unter I den Rückzug des kleinen Bundeswehrkon- des Friedensprozesses wecken könnte. tingents aus Jugoslawien forde rt . Ich teile die Be- fürchtung der großen Mehrheit des Hauses, daß ein Ich habe dem Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die ersatzloser Abzug der IFOR zu einem Wiederaufflam- Grünen auf eine begrenzte SFOR-Beteiligung zuge- men des Bürgerkrieges führen würde. stimmt, der wenigstens in Umrissen erkennen läßt, welche flankierenden politischen Zielsetzungen die- Wenn aber eine weitere militärische Absicherung sen SFOR-Einsatz begleiten sollten. des brüchigen, mühsam erzwungenen Waffenstill- Ich weiß, meine Meinung steht jetzt im Gegensatz stands nötig ist, müssen sich die Deutschen daran be- fast zum gesamten Haus: Ich warne Sie alle, an der teiligen. Illusion festzuhalten, daß die einmal erfolgten ethni- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, schen Säuberungen rückgängig gemacht werden der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ könnten. Bei den Konfliktparteien diese Hoffnung zu NEN und der F.D.P.) erwecken hieße, die Kriegsgefahr auf Jahrzehnte festzuschreiben. Oder sollen wir etwa den 14 NATO-Staaten und min- Auch das sollten wir Deutschen gelernt haben. Die destens acht Nicht-NATO-Staaten, die bisher dabei jahrzehntewährende konsequente Verweigerung der sind, darunter den Russen, die kaum als besonders Anerkennung der Oder-Neiße-Linie und der mit ihr NATO-hörig gelten können, sagen: Wunderbar, ihr verbundenen, von allen Siegermächten gewünsch- haltet die Wacht, und wir leisten Wirtschafts- und ten gigantischen ethnischen Säuberungen hat uns ei- Aufbauhilfe? nen jahrzehntelangen Kalten Krieg beschert. Dies ist (Beifall des Abg. Ulrich Irmer [F.D.P.]) eine Lehre, über die wir sehr gründlich nachdenken sollten. Die Frage stellen heißt, sie zu beantworten. Meine Zustimmung zu einer begrenzten SFOR-Be- Das eine schließt das andere ja nicht aus. Im Ge- teiligung ändert nichts an meiner konsequenten Ab- genteil: Voraussetzung jeder Hilfe für die Überleben- lehnung des Aufbaues von speziellen Krisenreakti- den dieses schrecklichen Krieges, der übrigens nicht onskräften in der Bundeswehr sowie der geplanten von Großmächten oder Kapitalinteressen ausgelöst kostspieligen Investitionen in neue Waffensysteme. worden ist, sondern von Exkommunisten, die sich als (Beifall bei der PDS) nationalchauvinistische Demagogen entpuppt haben Die bisherige deutsche IFOR-Beteiligung beweist, (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem daß man auch mit einer deutlich verkleinerten Bun- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) deswehr durchaus in der Lage wäre, sich an militä- risch notwendigen und verantwortbaren Friedens- - verschonen Sie mich mit Ihrem Beifall - missionen in der europäischen Area zu beteiligen. (Beifall des Abg. Joseph Fischer [Frankfu rt] Zur Rechtfertigung einer neomilitaristisch unterfüt- [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) terten neuen deutschen Großmachtpolitik taugt die SFOR-Beteiligung nun wirklich nicht. ist die militärische Absicherung. Gegen Kriegstreiber helfen eben nicht fundamentale pazifistische Über- Ich danke Ihnen. zeugungen, sondern manchmal nur Waffen. (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ Wir Deutschen sollten das wirklich gelernt haben. DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD) Gerade wenn man der Bundesregierung vorwirft, bei der Konfliktverhinderung durch einseitige Bevorzu- gung der kroatischen Seite schwere Fehler began- Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch: -Wir setzen die gen zu haben, ist deutsche Mitverantwortung für die Abstimmungen fort und kommen zum Entschlie- Friedensimplementierung gefordert. Kein Volk in ßungsantrag der Gruppe der PDS auf Drucksache Europa hätte Verständnis dafür, wenn wir uns in eine 13/6487 (neu). Zu diesem Entschließungsantrag hat Splendid isolation zurückziehen würden. Schon gar der Auswärtige Ausschuß keine Beschlußempfeh- nicht würde das zu einer Stärkung von UNO oder lung abgegeben, sondern empfohlen, eine Beschluß- OSZE gegenüber der NATO führen. fassung im Plenum herbeizuführen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Wer dem Entschließungsantrag zustimmt, den bitte F.D.P.) ich um das Handzeichen. - Die Gegenprobe! - Stimmenthaltungen? - Damit stelle ich fest, daß der Ich kann aber auch dem Antrag der Bundesregie- Entschließungsantrag mit den Stimmen des gesam- rung nicht zustimmen, weil er nicht erkennen läßt, ten Hauses bei einer Stimmenthaltung aus der daß die Bundesregierung irgend etwas aus den bis- Gruppe der PDS gegen die übrigen Stimmen der her begangenen Fehlern gelernt hat, und obendrein Gruppe der PDS und gegen einige Stimmen aus der Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13519

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abgelehnt worden Ulrich Klinkert ist. Hans-Ulrich Köhler Marlies Pretzlaff (Hainspitz) Dr. Bernd Protzner Ich gebe das von den Schriftführern und Schrift- Manfred Kolbe Dieter Pützhofen führerinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen Norbert Königshofen Abstimmung zum Antrag der Bundesregierung be- Eva-Maria Kors Hans Raidel Hartmut Koschyk Dr. kannt, Drucksachen 13/6500 und 13/6519. Abgebene Manfred Koslowski Rolf Rau Stimmen: 613 ; mit Ja haben gestimmt: 499; mit Nein Thomas Kossendey Peter Rauen haben gestimmt: 93 bei 21 Enthaltungen. Die Be- Rudolf Kraus Otto Regenspurger schlußempfehlung ist damit angenommen. Wolfgang Krause (Dessau) Christa Reichard (Dresden) Andreas Krautscheid Klaus Dieter Reichardt Arnulf Kriedner (Mannheim) Dr.-Ing. Paul Krüger Dr. Bertold Reinartz Reiner Krziskewitz Erika Reinhardt Endgültiges Ergebnis Dr. Hermann Kues Hans-Peter Repnik Roland Richter Abgegebene Stimmen: 611; Dr. Karl A. Lamers Roland Richwien davon: (Heidelberg) Dr. Norbert Rieder ja: 499 Dirk Fischer (Hamburg) Karl Lamers Dr. (München) (Unna) Dr. Norbe rt Lammert Klaus Riegert nein: 91 (Hamburg) Dr. enthalten: 21 Franz Romer Dr. Gerhard Friedrich Herbert Lattmann Hannelore Rönsch Hans-Joachim Fuchtel Dr. Paul Laufs (Wiesbaden) Ja Michaela Geiger Karl-Josef Laumann Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Werner Lensing Dr. Klaus Rose Dr. Heiner Geißler Adolf Roth (Gießen) CDU/CSU Peter Letzgus Norbert Röttgen Wilma Glücklich Editha Limbach Dr. Christian Ruck Dr. Reinhard Göhner Walter Link (Diepholz) Volker Rühe Peter Götz Eduard Lintner Dr. Jürgen Rüttgers Joachim Gres Dr. Klaus W. Lippold Roland Sauer (Stuttgart) Jürgen Augustinowitz Kurt-Dieter Grill (Offenbach) Ortrun Schätzle Wolfgang Gröbl Dr. Manfred Lischewski Dr. Wolfgang Schäuble Heinz-Günter Bargfrede Hermann Gröhe Wolfgang Lohmann Hartmut Schauerte Franz Peter Basten Claus-Peter Grotz (Lüdenscheid) Heinz Schemken Dr. Julius Louven Karl-Heinz Scherhag Horst Günther (Duisburg) Sigrun Löwisch Gerhard Scheu Carl-Detlev Freiherr von Norbert Schindler Dr. Sabine Bergmann-Pohl Hammerstein Dr. Michael Luther Dietmar Schlee Hans-Dirk Bierling Erich Maaß (Wilhelmshaven) Ulrich Schmalz Dr. Joseph-Theodor Blank (Großhennersdorf) Dr. Dietrich Mahlo Christian Schmidt (Fürth) Dr. Otto Hauser (Esslingen) Günter Marten Dr.-Ing. Joachim Schmidt Hansgeorg Hauser Dr. Martin Mayer (Halsbrücke) Dr. Norbert Blüm (Rednitzhembach) (Siegertsbrunn) Andreas Schmidt (Mülheim) Wolfgang Meckelburg Hans-Otto Schmiedeberg Dr. Maria Böhmer Manfred Heise Rudolf Meinl Hans Peter Schmitz Detlef Helling Dr. (Baesweiler) Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Dr. Renate Hellwig Dr. Birgit Schnieber-Jastram Ernst Hinsken Dr. Dr. Wolfgang Bötsch Rudolf Meyer (Winsen) Dr. Klaus Brähmig Josef Hollerith Reinhard Freiherr von Rudolf Braun (Auerbach) Dr. Karl-Heinz Hornhues Meinolf Michels Schorlemer Paul Breuer Siegfried Hornung Dr. Gerd Müller Dr. Erika Schuchardt Joachim Hörster Elmar Müller (Kirchheim) Hubert Hüppe Engelbert Nelle Dr. Dieter Schulte Hartmut Büttner Peter Jacoby (Bremen) (Schwäbisch Gmünd) (Schönebeck) Susanne Jaffke Johannes Nitsch Gerhard Schulz (Leipzig) Georg Janovsky Frederick Schulze Helmut Jawurek Dr. Rolf Olderog Diethard Schütze (Berlin) (Nordstrand) Dr.-Ing. Rainer Jork Friedhelm Ost Clemens Schwalbe Michael Jung (Limburg) Dr. Christian Schwarz- Norbert Otto (Erfurt) Schilling Dr. Egon Jüttner Dr. Gerhard Päselt Wilhelm Josef Sebastian Albert Deß Dr. Harald Kahl Dr. Peter Paziorek Bartholomäus Kalb Hans-Wilhelm Pesch Marion Seib Steffen Kampeter Ulrich Petzold Wilfried Seibel Werner Dörflinger Dr.-Ing. Dietmar Kansy Heinz-Georg Seiffert Hansjürgen Doss Dr. Gero Pfennig Dr. Irmgard Karwatzki Dr. Friedbert Pflüger Maria Eichhorn Bernd Siebert Peter Keller Dr. Winfried Pinger Jürgen Sikora Heinz Dieter Eßmann Dr. Bernd Klaußner Dr. Hermann Pohler Margarete Späte 13520 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch Carl-Dieter Spranger Günter Gloser Kurt Palis BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Wolfgang Steiger Uwe Göllner Albrecht Papenroth Günter Graf (Friesoythe) Dr. Willfried Penner Dr. Wolfgang Freiherr von Dieter Grasedieck Dr. Waltraud Schoppe Stetten Karl Hermann Haack Georg Pfannenstein Dr. (Extertal) Dr. Eckhart Pick Andreas Storm Hans-Joachim Hacker Rudolf Purps F.D.P. Klaus Hagemann Karin Rehbock-Zureich Matthäus Strebl Manfred Hampel Dr. Edelbert Richter Michael Stübgen Alfred Hartenbach Reinhold Robbe Dr. Egon Susset Dr. Liesel Hartenstein Gerhard Rübenkönig Hildebrecht Braun Dr. Rita Süssmuth Klaus Hasenfratz Dieter Schanz (Augsburg) Michael Teiser Dieter Heistermann Günther Bredehorn Dr. Susanne Tiemann Reinhold Hemker Bernd Scheelen Jörg van Essen Dr. Klaus Töpfer Rolf Hempelmann Siegfried Scheffler Dr. Paul K. Friedhoff Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Dr. Barbara Hendricks Horst Schild Wolfgang Vogt (Düren) Monika Heubaum Hans-Dietrich Genscher Dr. Horst Waffenschmidt Reinhold Hiller (Lübeck) Dieter Schloten Dr. Alois Graf von Waldburg-Zeil Stephan Hilsberg Günter Schluckebier Joachim Günther (Plauen) Dr. Jürgen Warnke Gerd Höfer (Aachen) Dr. Jelena Hoffmann (Chemnitz) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Kersten Wetzel Ulrich Heinrich Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Frank Hofmann (Volkach) Regina Schmidt-Zadel Dr. Emil Schnell Walter Hirche Erwin Horn Birgit Homburger Bernd Wilz Eike Hovermann Walter Schöler Dr. Willy Wimmer (Neuss) Wolfgang Ilte Ulrich Irmer Brunhilde Irber Gisela Schröter Dr. Mathias Schube rt Dr. Klaus Kinkel Dr. Gabriele Iwersen Detlef Richard Schuhmann Kleinert (Hannover) Dagmar Wöhrl Renate Jäger (Delitzsch) Roland Kohn Michael Wonneberger Jann-Peter Janssen Brigitte Schulte (Hameln) Jürgen Koppelin Elke Wülfing Dr. Uwe Jens Volkmar Schultz (Köln) Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann Peter Ku rt Würzbach Volker Jung (Düsseldorf) Uwe Lühr Ilse Schumann Sabine Kaspereit Jürgen W. Möllemann Dr. R. Werner Schuster Wolfgang Zeitlmann Susanne Kastner Günther Friedrich Nolting Dietmar Schütz (Oldenburg) Benno Zierer Ernst Kastning Dr. Dr. Angelica Schwall-Düren Wolfgang Zöller Hans-Peter Kemper Lisa Peters Ernst Schwanhold Klaus Kirschner Dr. Klaus Röhl Marianne Klappert Helmut Schäfer (Mainz) Bodo Seidenthal SPD Siegrun Klemmer Cornelia Schmalz-Jacobsen Lisa Seuster Hans-Ulrich Klose Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Johannes Singer Dr. Hans-Hinrich Knaape Dr. Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Walter Kolbow Dr. Hermann Otto Sohns Wieland Sorge Robert Antretter Fritz Rudolf Körper Dr. Dr. Dietrich Sperling Hermann Bachmaier Nicolette Kressl Carl-Ludwig Thiele Jörg-Otto Spiller Dr. Dieter Thomae Volker Kröning Dr. Peter Struck Thomas Krüger Jürgen Türk Joachim Tappe Dr. Wolfgang Weng Ingrid Becker-Inglau Eckart Kuhlwein Dr. Bodo Teichmann Wolfgang Behrendt Christine Kurzhals (Gerlingen) Dr. Gerald Thalheim Dr. Hans Berger Dr. Uwe Küster Franz Thönnes Hans-Werner Bertl Werner Labsch Uta Titze-Stecher Arne Börnsen (Ritterhude) Brigitte Lange Hans-Eberhard Urbaniak Nein Tilo Braune Detlev von Larcher Siegfried Vergin Dr. Robert Leidinger Günter Verheugen Dr. Elke Leonhard Karsten D. Voigt (Frankfurt) SPD Ursula Burchardt Klaus Lohmann (Witten) Josef Vosen Marion Caspers-Merk Winfried Mante Hans Georg Wagner Klaus Barthel Wolf-Michael Catenhusen Ulrike Mascher Wolfgang Weiermann Friedhelm Julius Beucher Peter Conradi Reinhard Weis (Stendal) Anni Brandt-Elsweier Ingrid Matthäus-Maier Matthias Weisheit Hans Martin Bury Gunter Weißgerber Christel Deichmann Ludwig Eich Ulrike Mehl (Wiesloch) Dr. Marliese Dobberthien Peter Enders Herbert Meißner Jochen Welt Peter Dreßen Hildegard Wester Arne Fuhrmann Petra Ernstberger Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Lydia Westrich Konrad Gilges Annette Faße Ursula Mogg Inge Wettig-Danielmeier Iris Gleicke Elke Ferner Siegmar Mosdorf Dr. Norbert Wieczorek Angelika Graf (Rosenheim) Lothar Fischer (Homburg) Jutta Müller (Völklingen) Heidemarie Wieczorek-Zeul Christel Hanewinckel Christian Müller (Zittau) Dieter Wiefelspütz Uwe Hiksch Iris Follak Volker Neumann (Bramsche) Dr. Barbara Imhof Norbert Formanski Gerhard Neumann (Gotha) Verena Wohlleben Ilse Janz Dr. Edith Niehuis Hanna Wolf (München) Horst Kubatschka (Köln) Dr. Rolf Niese Heidi Wright Konrad Kunick Katrin Fuchs (Verl) Doris Odendahl Christa Lörcher Monika Ganseforth Leyla Onur Dr. Christoph Zöpel Erika Lotz Norbert Gansel Manfred Opel Peter Zumkley Dr. Deutscher Bundestau - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13521

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch Dieter Maaß (Herne) Heinrich Graf von Einsiedel Endgültiges Ergebnis Dr. Wolf Bauer Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Ludwig Elm Brigitte Baumeister Günter Oesinghaus Dr. Dagmar Enkelmann Abgegebene Stimmen: 610; Meinrad Belle Adolf Ostertag Andrea Gysi davon: Dr. Sabine Bergmann-Pohl Renate Rennebach Dr. Gregor Gysi ja: 38 Hans-Dirk Bierling Otto Reschke Hanns-Peter Hartmann Dr. Joseph-Theodor Blank nein: 567 Renate Blank Bernd Reuter Dr. Uwe-Jens Heuer enthalten: 5 Dr. Heribert Blens Günter Rixe Dr. Barbara Höll Peter Bleser Rupprecht Marlene Gerhard Jüttemann Dr. Norbert Blüm Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Heidi Knake-Werner Ja Friedrich Bohl Horst Schmidbauer Rolf Köhne Dr. Maria Böhmer (Nürnberg) Rolf Kutzmutz Jochen Borchert Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. SPD Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Heinz Schmitt (Berg) Heidemarie Lüth Wolfgang Bosbach Horst Sielaff Dr. Günther Maleuda Dr. Dr. Wolfgang Bötsch Erika Simm Manfred Müller (Berlin) Klaus Brähmig Antje-Marie Steen Rosel Neuhäuser Rudolf Braun (Auerbach) • Dr. Uwe-Jens Rössel BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Paul Breuer Jörg Tauss Christina Schenk Monika Brudlewsky Jella Teuchner Steffen Tippach (Bremen) Georg Brunnhuber Adelheid Tröscher Klaus-Jürgen Warnick (Köln) Hartmut Büttner Angelika Beer Ute Vogt (Pforzheim) (Schönebeck) Dankward Buwitt Amke Dietert-Scheuer (Emstek) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Franziska Eichstädt-Bohlig Peter Harry Carstensen Enthalten Dr. Uschi Eid (Nordstrand) Gila Altmann (Aurich) (Berlin) Wolfgang Dehnel Joseph Fischer (Frankfurt) Elisabeth Altmann Hubert Deittert CDU/CSU Rita Grießhaber (Pommelsbrunn) Gertrud Dempwolf Gerald Häfner Albert Deß Volker Beck (Köln) Manfred Carstens (Emstek) Antje Hermenau Renate Diemers Angelika Beer Kristin Heyne Wilhelm Dietzel Annelle Buntenbach Uli Höfken Werner Dörflinger Amke Dietert-Scheuer SPD Michaele Hustedt Hansjürgen Doss Andrea Fischer (Berlin) Dr. Manuel Kiper Dr. Alfred Dregger Antje Hermenau Dr. Angelika Köster-Loßack Maria Eichhorn Ulrike Höfken Heide Mattischeck Vera Lengsfeld Wolfgang Engelmann Monika Knoche Dr. Hermann Scheer Dr. Helmut Lippelt Heinz Dieter Eßmann Dr. Angelika Köster-Loßack Wolfgang Spanier Kerstin Müller (Köln) Horst Eylmann Dr. Helmut Lippelt Anke Eymer Kerstin Müller (Köln) Egbert Nitsch (Rendsburg) Ilse Falk Winfried Nachtwei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Cem Özdemir Ulf Fink Egbert Nitsch (Rendsburg) Gerd Poppe Dirk Fischer (Hamburg) Simone Probst Marieluise Beck (Bremen) Simone Probst Leni Fischer (Unna) Christine Scheel Matthias Berninger Christine Scheel Klaus Francke (Hamburg) Irmingard Schewe-Gerigk Franziska Eichstädt-Bohlig Rezzo Schlauch Herbert Frankenhauser Albert Schmidt (Hitzhofen) Dr. Uschi Eid Albert Schmidt (Hitzhofen) Dr. Gerhard Friedrich Wolfgang Schmitt Fuchtel Ursula Schönberger Joseph Fischer (Frankfurt) Hans-Joachim (Langenfeld) Michaela Geiger Marina Steindor Rita Grießhaber Gerald Häfner Waltraud Schoppe Norbert Geis Christian Sterzing (Berlin) Dr. Heiner Geißler Kristin Heyne Manfred Such Christian Sterzing Wilma Glücklich Michaele Hustedt Ludger Volmer Manfred Such Dr. Reinhard Göhner Cern Özdemir Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Peter Götz Gerd Poppe Ludger Volmer Joachim Gres Rezzo Schlauch Margareta Wolf (Frankfurt) Kurt-Dieter Grill PDS Wolfgang Schmitt Wolfgang Gröbl (Langenfeld) Hermann Gröhe Wolfgang Bierstedt Werner Schulz (Berlin) PDS Claus-Peter Grotz Petra Bläss Dr. Antje Vollmer Manfred Grund Eva Bulling-Schröter Margareta Wolf (Frankfurt) Heinrich Graf von Einsiedel Horst Günther (Duisburg) Carl-Detlev Freiherr von Hammerstein Nein Gottfried Haschke (Großhennersdorf) Ich gabe das von den Schriftführern und Schrift- Gerda Hasselfeldt führerinnen ermittelte Ergebnis der zweiten nament- CDU/CSU Otto Hauser (Esslingen) lichen Abstimmung zum Entschließungsantrag der Hansgeorg Hauser Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zum Antrag der Ulrich Adam (Rednitzhembach) Bundesregierung bekannt, Drucksachen 13/6500 Peter Altmaier Helmut Heiderich und 13/6501. Abgegebene Stimmen: 610; mit Ja ha- Anneliese Augustin Manfred Heise ben gestimmt: 38; mit Nein haben gestimmt: 567 bei Jürgen Augustinowitz Detlef Helling Dietrich Austermann Dr. Renate Hellwig 5 Enthaltungen. Der Entschließungsantrag ist abge- Heinz-Günter Bargfrede Ernst Hinsken lehnt. Franz Peter Basten Peter Hintze 13522 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch Josef Hollerith Hans Michelbach Reinhard Freiherr von Anni Brandt-Elsweier Dr. Karl-Heinz Hornhues Meinolf Michels Schorlemer Tilo Braune Siegfried Hornung Dr. Gerd Müller Dr. Erika Schuchardt Dr. Eberhard Brecht Joachim Hörster Elmar Müller (Kirchheim) Wolfgang Schulhoff Edelgard Bulmahn Hubert Hüppe Engelbert Nelle Dr. Dieter Schulte Ursula Burchardt Peter Jacoby Bernd Neumann (Bremen) (Schwäbisch Gmünd) Hans Martin Bury Susanne Jaffke Johannes Nitsch Gerhard Schulz (Leipzig) Marion Caspers-Merk Georg Janovsky Claudia Nolte Frederick Schulze Wolf-Michael Catenhusen Helmut Jawurek Dr. Rolf Olderog Diethard Schütze (Berlin) Peter Conradi Dr.-Ing. Rainer Jork Friedhelm Ost Clemens Schwalbe Christel Deichmann Michael Jung (Limburg) Eduard Oswald Dr. Christian Schwarz Karl Diller Ulrich Junghanns Norbert Otto (Erfu rt) Schilling Dr. Marliese Dobberthien Dr. Egon Jüttner Dr. Gerhard Päselt Wilhelm Josef Sebastian Peter Dreßen Dr. Harald Kahl Dr. Peter Paziorek Horst Seehofer Freimut Duve Bartholomäus Kalb Hans-Wilhelm Pesch Marion Seib Ludwig Eich Steffen Kampeter Ulrich Petzold Wilfried Seibel Peter Enders Dr.-Ing. Dietmar Kansy Anton Pfeifer Heinz-Georg Seiffert Gernot Erler Manfred Kanther Dr. Gero Pfennig Rudolf Seiters Petra Ernstberger Irmgard Karwatzki Dr. Friedbert Pflüger Johannes Selle Annette Faße Volker Kauder Beatrix Philipp Bernd Siebert Elke Ferner Peter Keller Dr. Winfried Pinger Jürgen Sikora Lothar Fischer (Homburg) Eckart von Klaeden Ronald Pofalla Johannes Singhammer Gabriele Fograscher Dr. Bernd Klaußner Dr. Hermann Pohler Margarete Späte Iris Follak Ulrich Klinkert Ruprecht Polenz Carl-Dieter Spranger Norbert Formanski Hans-Ulrich Köhler Marlies Pretzlaff Wolfgang Steiger Dagmar Freitag (Hainspitz) Dr. Bernd Protzner Erika Steinbach Anke Fuchs (Köln) Manfred Kolbe Dieter Pützhofen Dr. Wolfgang Freiherr von Katrin Fuchs (Verl) Norbert Königshofen Thomas Rachel Stetten Arne Fuhrmann Eva-Maria Kors Hans Raidel Dr. Gerhard Stoltenberg Monika Ganseforth Hartmut Koschyk Dr. Peter Ramsauer Andreas Storm Norbert Gansel Manfred Koslowski Rolf Rau Max Straubinger Konrad Gilges Thomas Kossendey Peter Rauen Matthäus Strebl Iris Gleicke Rudolf Kraus Otto Regenspurger Michael Stübgen Günter Gloser Wolfgang Krause (Dessau) Christa Reichard (Dresden) Egon Susset Uwe Göllner Andreas Krautscheid Klaus Dieter Reichardt Michael Teiser Günter Graf (Friesoythe) Arnulf Kriedner (Mannheim) Dr. Susanne Tiemann Angelika Graf (Rosenheim) Dr.-Ing. Paul Krüger Dr. Bertold Reinartz Dieter Grasedieck Dr Klaus Töpfer Reiner Krziskewitz Erika Reinhardt Karl Hermann Haack Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Dr. Hermann Kues Hans-Peter Repnik (Extertal) Wolfgang Vogt (Düren) Werner Kuhn Roland Richter Hans-Joachim Hacker Dr. Horst Waffenschmidt Dr. Karl A. Lamers Roland Richwien Klaus Hagemann Alois Graf von Waldburg-Zeil (Heidelberg) Dr. Norbert Rieder Manfred Hampel Dr. Jürgen Warnke Karl Lamers Dr. Erich Riedl (München) Christel Hanewinckel Kersten Wetzel Dr. Klaus Riegert Alfred Hartenbach Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Helmut Lamp Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Liesel Hartenstein Armin Laschet Franz Romer Gert Willner Klaus Hasenfratz Herbert Lattmann Hannelore Rönsch Bernd Wilz Dieter Heistermann Dr. Paul Laufs (Wiesbaden) Willy Wimmer (Neuss) Reinhold Hemker Karl-Josef Laumann Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Matthias Wissmann Rolf Hempelmann Werner Lensing Dr. Klaus Rose Dr. Fritz Wittmann Dr. Barbara Hendricks Christian Lenzer Adolf Roth (Gießen) Dagmar Wöhrl Monika Heubaum Peter Letzgus Norbert Röttgen Michael Wonneberger Uwe Hiksch Editha Limbach Dr. Christian Ruck Elke Wülfing Reinhold Hiller (Lübeck) Walter Link (Diepholz) Volker Rühe Peter Kurt Würzbach Stephan Hilsberg Eduard Lintner Dr. Jürgen Rüttgers Cornelia Yzer Gerd Höfer Dr. Klaus W. Lippold Roland Sauer (Stuttga rt) Wolfgang Zeitlmann Jelena Hoffmann (Chemnitz (Offenbach) Ortrun Schätzle Benno Zierer Frank Hofmann (Volkach) Dr. Manfred Lischewski Dr. Wolfgang Schäuble Wolfgang Zöller Erwin Horn Wolfgang Lohmann Hartmut Schauerte Eike Hovermann (Lüdenscheid) Heinz Schemken Wolfgang Ilte - Julius Louven Karl-Heinz Scherhag SPD Barbara Imhof Sigrun Löwisch Gerhard Scheu Brunhilde Irber Heinrich Lummer Norbert Schindler Brigitte Adler Gabriele Iwersen Dr. Michael Luther Dietmar Schlee Gerd Andres Renate Jäger Erich Maaß (Wilhelmshaven) Ulrich Schmalz Robert Antretter Jann-Peter Janssen Dr. Dietrich Mahlo Bernd Schmidbauer Hermann Bachmaier Ilse Janz Erwin Marschewski Christian Schmidt (Fürth) Ernst Bahr Dr. Uwe Jens Günter Marten Dr.-Ing. Joachim Schmidt Doris Barnett Volker Jung (Düsseldorf) Dr. Martin Mayer (Halsbrücke) Klaus Barthel Sabine Kaspereit (Siegertsbrunn) Andreas Schmidt (Mülheim) Ingrid Becker-Inglau Susanne Kastner Wolfgang Meckelburg Hans-Otto Schmiedeberg Wolfgang Behrendt Ernst Kastning Rudolf Meinl Hans Peter Schmitz Hans Berger Hans-Peter Kemper Dr. Michael Meister (Baesweiler) Hans-Werner Bertl Klaus Kirschner Dr. Angela Merkel Birgit Schnieber-Jastram Friedhelm Julius Beucher Marianne Klappert Friedrich Merz Dr. Andreas Schockenhoff Rudolf Bindig Siegrun Klemmer Rudolf Meyer (Winsen) Dr. Rupe rt Scholz Arne Börnsen (Ritterhude) Hans-Ulrich Klose Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13523

Vizepräsident Dr. Burkhard Hirsch Dr. Hans-Hinrich Knaape Gisela Schröter F.D.P. PDS Walter Kolbow Dr. Mathias Schubert Fritz Rudolf Körper Schuhmann Richard Ina Albowitz Wolfgang Bierstedt Nicolette Kressl (Delitzsch) Hildebrecht Braun Petra Bläss Volker Kröning Brigitte Schulte (Hameln) (Augsburg) Eva Bulling-Schröter Thomas Krüger Volkmar Schultz (Köln) Günther Bredehorn Dr. Ludwig Elm Horst Kubatschka Jörg van Essen Ilse Schumann Dr. Dagmar Enkelmann Eckart Kuhlwein Dr. Olaf Feldmann Dr. R. Werner Schuster Andrea Gysi Konrad Kunick Paul K. Friedhoff Christine Kurzhals Dietmar Schütz (Oldenburg) Rainer Funke Dr. Gregor Gysi Dr. Uwe Küster Ernst Schwanhold Hans-Dietrich Genscher Hanns-Peter Hartmann Werner Labsch Rolf Schwanitz Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Uwe-Jens Heuer Brigitte Lange Bodo Seidenthal Joachim Günther (Plauen) Dr. Barbara Höll Detlev von Larcher Lisa Seuster Dr. Karlheinz Guttmacher Dr. Willibald Jacob Robert Leidinger Horst Sielaff Ulrich Heinrich Gerhard Jüttemann Dr. Elke Leonhard Erika Simm Walter Hirche Dr. Heidi Knake-Werner Klaus Lohmann (Witten) Johannes Singer Dr. Burkhard Hirsch Rolf Köhne Christa Lörcher Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Birgit Homburger Rolf Kutzmutz Erika Lotz Dr. Werner Hoyer Wieland Sorge Dr. Christa Luft Dr. Christine Lucyga Ulrich Irmer Wolfgang Dieter Maaß (Herne) Spanier Dr. Klaus Kinkel Heidemarie Lüth Winfried Mante Dr. Dietrich Sperling Detlef Kleinert (Hannover) Dr. Günther Maleuda Ulrike Mascher Jörg-Otto Spiller Roland Kohn Manfred Müller (Berlin) Christoph Matschie Antje-Marie Steen Jürgen Koppelin Rosel Neuhäuser Ingrid Matthäus-Maier Ludwig Stiegler Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann Dr. Uwe-Jens Rössel Heide Mattischeck Dr. Peter Struck Uwe Lühr Christina Schenk Markus Meckel Joachim Tappe Jürgen W. Möllemann Steffen Tippach Herbert Meißner Dr. Bodo Teichmann Günther Friedrich Nolting Klaus-Jürgen Warnick Angelika Mertens Jella Teuchner Dr. Rainer Ortleb Gerhard Zwerenz Meyer (Ulm) Dr. Jürgen Dr. Gerald Thalheim Lisa Peters Ursula Mogg Dr. Klaus Röhl Franz Thönnes Siegmar Mosdorf Helmut Schäfer (Mainz) Michael Müller (Düsseldorf) Uta Titze-Stecher Cornelia Schmalz-Jacobsen Enthalten Jutta Müller (Völklingen) Adelheid Tröscher Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Christian Müller (Zittau) Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Irmgard Schwaetzer SPD Volker Neumann (Bramsche) Siegfried Vergin Dr. Hermann Otto Sohns Gerhard Neumann (Gotha) Günter Verheugen Dr. Max Stadler Dr. Edith Niehuis Ute Vogt (Pforzheim) Carl-Ludwig Thiele Ulrike Mehl Dr. Rolf Niese Karsten D. Voigt (Frankfurt) Dr. Dieter Thomae Horst Schmidbauer (Nürnberg) Doris Odendahl Josef Vosen Jürgen Türk Heinz Schmitt (Berg) Günter Oesinghaus Hans Georg Wagner Dr. Wollgang Weng Leyla Onur Dr. Angelica Schwall-Düren Wolfgang Weiermann (Gerlingen) Manfred Opel Dr. Guido Westerwelle Jörg Tauss Reinhard Weis (Stendal) Adolf Ostertag Kurt Palis Matthias Weisheit Albrecht Papenroth Gunter Weißgerber Dr. Willfried Penner Gert Weisskirchen (Wiesloch) Es wird vorgeschlagen, den Antrag der Fraktion Dr. Martin Pfaff Jochen Welt der SPD zur Fortsetzung des Friedensprozesses in Georg Pfannenstein Hildegard Wester Bosnien-Herzegowina, Drucksache 13/6488, zur Fe- Dr. Eckhart Pick Lydia Westrich derführung an den Auswärtigen Ausschuß und zur Rudolf Purps Inge Wettig-Danielmeier Karin Rehbock-Zureich Mitberatung an den Rechtsausschuß, den Haushalts- Dr. Norbert Wieczorek ausschuß und den Verteidigungsausschuß zu über- Renate Rennebach Heidemarie Wieczorek-Zeul Otto Reschke weisen. Gibt es dazu anderweitige Vorschläge? - Das Dieter Wiefelspütz Bernd Reuter ist nicht der Fall. Dann ist die Überweisung so be- Dr. Edelbert Richter Dr. Wolfgang Wodarg schlossen. Günter Rixe Verena Wohlleben Reinhold Robbe Hanna Wolf (München) Gerhard Rübenkönig Heidi Wright Wir sind damit am Schluß der Tagesordnung. Marlene Rupprecht Uta Zapf Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Christoph Zöpel Dieter Schanz Peter Zumkley Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- Rudolf Scharping destages auf Mittwoch, den 15. Januar 1997, 13 Uhr Bernd Scheelen ein. Siegfried Scheffler BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Horst Schild Otto Schily Gila Altmann (Aurich) Ich wünsche Ihnen allen im Namen des Präsidiums Dieter Schloten Elisabeth Altmann Günter Schluckebier ein frohes Weihnachtsfest, Erholung und ein glückli- (Pommelsbrunn) Ulla Schmidt (Aachen) ches, gesundes neues Jahr. Annelie Buntenbach Dagmar Schmidt (Meschede) Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Monika Knoche Regina Schmidt-Zadel Irmingard Schewe-Gerigk Die Sitzung ist geschlossen. Dr. Emil Schnell Ursula Schönberger Walter Schöler Marina Steindor Ottmar Schreiner Helmut Wilhelm (Amberg) (Schluß der Sitzung: 12.30 Uhr)

Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13525*

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Anlage 2

Liste der entschuldigten Abgeordneten Erklärung

entschuldigt bis des Abgeordneten Manfred Kanther Abgeordnete(r) einschließlich zur namentlichen Abstimmung über den Entschließungsantrag der Fraktion der SPD Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 13. 12. 96 ** zur vereinbarten Debatte zu Substanzsteuern Büttner (Ingolstadt), Hans SPD 13. 12. 96 - Drucksache 13/6522 - Dreßler, Rudolf SPD 13. 12. 96 in der 148. Sitzung am 12. Dezember 1996, Eppelmann, Rainer CDU/CSU 13. 12. 96 Seite 13429 D Frick, Gisela F.D.P. 13. 12. 96 Fritz, Erich G. CDU/CSU 13. 12. 96 Versehentlich habe ich in der namentlichen Ab- Dr. Fuchs, Ruth PDS 13. 12. 96 stimmung mit Ja gestimmt. Ich erklärte, daß mein Dr. Götzer, Wolfgang CDU/CSU 13. 12. 96 *** Votum Nein ist. Großmann, Achim SPD 13. 12. 96 Dr. Hauchler, Ingomar SPD 13. 12. 96 Dr. Haussmann, Helmut F.D.P. 13. 12. 96 Ibrügger, Lothar SPD 13. 12. 96 * * * Anlage 3 Jelpke, Ulla PDS 13. 12. 96 Dr. Kohl, Helmut CDU/CSU 13. 12. 96 Erklärung nach § 31 GO Kronberg, Heinz-Jürgen CDU/CSU 13. 12. 96 Dr. Graf Lambsdorff, Otto F.D.P. 13. 12. 96 der Abgeordneten Konrad Gilges, Klaus Barthel, Lennartz, Klaus SPD 13. 12. 96 Friedhelm Julius Beucher, Lilo Blunck, Anni Dr. Leonhard, Elke SPD 13. 12. 96 Brandt-Elsweiler, Hans Martin Bury, Christel Deich- Marx, Dorle SPD 13. 12. 96 mann, Dr. Marliese Dobberthien, Peter Dreßen, Metzger, Oswald BÜNDNIS 13. 12. 96 Arne Fuhrmann, Angelika Graf (Rosenheim), Iris 90/DIE Gleicke, Christel Hanewinckel, Uwe Hiksch, Bar- GRÜNEN bara Imhof, Ilse Janz, Horst Kubatschka, Konrad Kunick, Waltraud Lehn, Christa Lörcher, Erika Lotz, Nickels, Christa BÜNDNIS 13. 12. 96 Dr. Christine Lucyga, Dieter Maaß (Herne), Dorle 90/DIE Marx, Michael Müller (Düsseldorf), Günter Oesing- GRÜNEN haus, Adolf Ostertag, Renate Rennebach, O tto Poß, Joachim SPD 13. 12. 96 Reschke, Bernd Reuter, Günter R ixe, Marlene Dr. Probst, Albert CDU/CSU 13. 12. 96 * Rupprecht, Dr. Hansjörg Schäfer, Horst Schmid- Dr. Rexrodt, Günter F.D.P. 13. 12. 96 bauer (Nürnberg), Dagmar Schmidt (Meschede), Dr. Rochlitz, Jürgen BÜNDNIS 13. 12. 96 Horst Sielaff, Erika Simm, Antje-Marie Steen, Jella 90/DIE Teuchner, Margitta Terborg, Adelheid Tröscher, GRÜNEN Ute Vogt (Pforzheim), Berthold Wittich (alle SPD) Saibold, Halo BÜNDNIS 13. 12. 96 zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung des 90/DIE Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag der Bun- GRÜNEN desregierung über „Deutsche Beteiligung an der Schreiner, Ottmar SPD 13. 12. 96 von der NATO geplanten Operation zur weiteren Schultz (Everswinkel), SPD 13. 12. 96 militärischen Absicherung des Friedensprozesses Reinhard im früheren Jugoslawien" (Tagesordnungspunkt 14) Singer, Johannes SPD 13. 12. 96 Dr. Skarpelis-Sperk, Sigrid SPD 13. 12. 96 Wir haben uns entschlossen, dem Antrag der Bun- Thieser, Dietmar SPD 13. 12. 96 desregierung im Gegensatz zur Mehrheit der SPD- Tröger, Gottfried CDU/CSU 13. 12. 96 Fraktion nicht zuzustimmen. Dies bedeutet keine Ab- Uldall, Gunnar CDU/CSU 13. 12. 96 lehnung des mühsamen Friedensprozesses in Bos- Dr. Waigel, Theodor CDU/CSU 13. 12. 96 nien-Herzegowina, sondern forde rt andere Wege Wallow, Hans SPD 13. 12. 96 und Schwerpunktsetzungen ein. Weiter wollen wir Dr. Wegner, Konstanze SPD 13. 12. 96 nochmals bekräftigen, daß wir friedenssichernde Wieczorek (Duisburg), SPD 13. 12.96 Maßnahmen der Vereinten Nationen (VN) ausdrück- Helmut lich unterstützen. Wir lehnen den Antrag der Bundesregierung aus für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen folgenden Gründen ab: Versammlung des Europarates Für uns sind die VN die einzige zuständige Institu- * * für die Teilnahme an Sitzungen der Westeuropäischen Union tion für Krisenmanagement und friedenssichernde * * * für die Teilnahme an Sitzungen der Nordatlantischen Ver- Maßnahmen. Sie dürfen nicht durch regionale Mili- sammlung tärbündnisse, auf deren langfristige Auflösung wir 13526* Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 drängen, ersetzt werden. Auch die Organisation für verantwortbar. Mit unserem ablehnenden Votum be- Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist finden wir uns in Übereinstimmung mit dem Be- in Befahr, durch die NATO und deren dominante Mi- schluß des Mannheimer Parteitages der SPD. litärstruktkur verdrängt zu werden. Zivile Aufgaben dürfen auf keinen Fall der NATO überantwortet wer- den. Die NATO verschafft sich vor diesem Hinter- grund durch die Stabilization Force (SFOR) durch die Hintertür eine neue Legitimation. Wir sehen diese Anlage 4 Gefahr - und unsere Bedenken, die sich hinsichtlich IFOR auf die Ungenauigkeit des Auftrages und das Erklärung nach § 31 GO Übergewicht militärischer Mittel bezogen, sind nicht der Abgeordneten Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) zerstreut worden. zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung Vorrang vor allen militärischen Maßnahmen muß des Auswärtigen Ausschusses zu dem Antrag den zivilen Wiederaufbaumaßnahmen gewährt wer- der Bundesregierung über „Deutsche Beteiligung den. Dazu gehören: 1. das Festhalten an der Konsoli- an der von der NATO geplanten Operation dierung des Staates Bosnien-Herzegowina, 2. die zur weiteren militärischen Absicherung Konzentration auf den zivilen Wiederaufbau, 3. die des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" Konditionierung der Hilfen, 4. die verantwortungsbe- (Tagesordnungspunkt 14) wußte Behandlung der Flüchtlinge, 5. die Unterstüt- zung beim Aufbau freier Medien, 6. die Stärkung der In der Abstimmung im Deutschen Bundestag im zivilen Ordnungskräfte, 7. die konsequente Ahn- Dezember 1995 habe ich die Beteiligung der Bundes- dung von Kriegsverbrechen, 8. die Durchsetzung der wehr am IFOR-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien Abrüstungsvereinbarungen und 9. die Stärkung der abgelehnt. Dies vor allem, weil zu diesem Zeitpunkt Friedensbemühungen für die ganze Balkanregion. dem Deutschen Bundestag kein UN-Sicherheitsrats- Dieser Vorrang ist unserer Meinung nach nicht nur beschluß und keine „rules of engagement" des Ein- nicht gesichert, sondern es herrscht ein krasses Miß- satzes vorlagen bzw. bekannt waren. Einen „Vor verhältnis zugunsten der militärischen Maßnahmen. ratsbeschluß", mit dem die NATO sich selbst manda Bisher fehlt beispielsweise jede gemeinsame wirt- tiert, wollte ich dieser Bundesregierung bei einem schaftliche Perspektive für die Region. Die Ursachen derart wichtigen Einsatz nicht an die Hand geben. der Konflikte auf dem Balkan werden somit eher ver- Bei der Abstimmung über die Fortsetzung des Ein- schärft als beseitigt. satzes und die Beteiligung der Bundeswehr an dem SFOR-Einsatz im Jahr 1997 habe ich diesem Einsatz Der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der SFOR aus den folgenden Gründen zugestimmt: wird gegenüber dem der IFOR hinsichtlich des Ter ri -toriums wie auch hinsichtlich der Aufgaben wesent- 1. Dieses Mal liegt der Abstimmung ein UN-Sicher- lich erweitert. Welche Grenzen dieser Ausweitung heitsratsbeschluß zugrunde. Das heißt, der Bun- im weiteren Ablauf des Friedensicherungsprozesses destag gibt keinen „Vorratsbeschluß", sondern im ehemaligen Jugoslawien in Zukunft gesetzt wer- entscheidet in voller Kenntnis der veränderten den, wird, unserer Ansicht nach mit Absicht, ver- Einsatzbedingungen. schwiegen, um sich die Tür für eine schleichende 2. Bei der vorsichtigen Bewe rtung des ersten Einsat- Ausweitung des Auftrages offenzuhalten. Diese zes der Bundeswehr vor einem Jahr spielte für schleichende Ausweitung ist eine Mißachtung der mich eine große Rolle die Sorge, deutsche Solda- Legislative, wobei Kompetenzen vom Bundestag hin ten und deutsche Kampfflugzeuge könnten den zur Bundesregierung völlig unnötig verschoben wer- Konflikt verschärfen, statt ihn zu mildern. Das Ab- den. Dies könnte nur damit begründet werden, daß ebben des Krieges im ehemaligen Jugoslawien der Deutsche Bundestag nicht in der Lage sei, seine hat aber gezeigt, daß diese Sorge unberechtigt Beschlüsse den aktuellen Erfordernissen anzupas- war. Es hat sich gezeigt, daß ein Einsatz mit der sen. Zustimmung der Konfliktparteien zur Absiche- Nach der regionalen Vereinbarung über Vertrau- rung der Gewährleistung des Friedens etwas an- deres ist als der Einsatz auf der Seite einer kriegs- ens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen vom - 26. Januar 1996 und dem Subregionalen Rüstungs- führenden Partei. kontrollabkommen vom 14. Juni 1996 darf die Bun- 3. Bei der Frage, ob ich dem Einsatz zustimme, muß desrepublik Jugoslawien eine relativ hohe Zahl an ich abwägen, welche Auswirkungen eine Ableh- Waffensystemen behalten und Bosnien-Herzegowina nung des Einsatzes hätte. Es ist aber sicher, daß weitere Waffensysteme anschaffen. Einerseits wer- der Abzug der IFOR den Krieg wieder aufflackern den in ein unsicheres Gebiet weitere Waffen gelie- lassen würde. Und in Bosnien-Herzegowina fert. Andererseits sollen ausländische Truppen einen würde der Abzug als ein „Im Stich Lassen" emp- unsicheren Frieden bewahren. Für uns ist diese Si- funden. tuation paradox. Ziel muß es vielmehr sein, ein Rü- stungskontrollabkommen durchzusetzen, durch das Aufgrund dieser Überlegungen komme ich zur ein gleich geringes Rüstungsniveau erreicht wird. Überzeugung, daß in der Abwägung die Gründe für eine Zustimmung zur Beteiligung der Bundeswehr Unter den genannten Umständen halten wir eine an dem SFOR-Einsatz überwiegen, auch wenn ich es Zustimmung zum Antrag der Regierung nicht für nach wie vor für ein Problem halte, daß im ehemali- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996 13527* gen Jugoslawien keine nur der UN verantwortliche land wieder normal werden - nach außen und Friedensmission durchgeführt wird, sondern die nach innen, über öffentliche Rektrutengelöbnisse, NATO dabei das Sagen hat. Aber dieses Bedenken großen Zapfenstreich wird eine seit der Studen- muß meines Erachtens gegenüber dem Schicksal der tenbewegung zumindest im Westen der Republik betroffenen Menschen zurückstehen. bis heute nicht mehr denkbare öffentliche Prä- senz von Militär durchgedrückt bis hin zum gesetz- Einem Kriegseinsatz der Bundeswehr, das heißt ei- lichen Schutz der Soldatenehre gegen Tucholsky-Zi- nem militärischen Einsatz auf der Seite einer kriegs- tate. führenden Partei, würde ich niemals zustimmen. Wenn die Bundesregierung jetzt den Einsatz der Bundeswehr mit dem Schutz des Friedensprozesses begründet, muß sie sich sagen lassen, daß sie ebenso wie andere Großmächte viel früher mit zivilen Mit- Anlage 5 teln den brutalen Konflikt in Ex-Jugolslawien hätte deeskalieren können, z. B. mit der ernsthaften Erklärung Durchsetzung eines Embargos. Sie muß sich auch sa- nach § 31 GO der Abgeordneten Elisabeth Altmann gen lassen, daß sie durch ihre Anerkennungspolitik (Pommelsbrunn), Gila Altmann (Aurich), Annelie zur Eskalation in Jugoslawien beigetragen hat. Sie Buntenbach, Monika Knoche, Dr. Jürgen Rochlitz lieferte Waffen an die Konfliktparteien. Gerade bei und Halo Saibold, Steffi Lemke, Irmingard Schewe friedenserhaltenden Einsätzen, für deren Durchfüh- Gerigk, Ursula Schönberger, Marina Steindor (alle rung außerdem die NATO als Militärbündnis grund- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) zur Abstimmung über sätzlich nicht geeignet ist, sollten u. E. grundsätzlich die Beschlußempfehlung des Auswärtigen Ausschus nicht diejenigen vor Ort beteiligt sein, die offensicht- ses zu dem Antrag der Bundesregierung „Deutsche liche Eigeninteressen in der jewei ligen Region ha- Beteiligung an der von der NATO geplanten Ope ben. Neben dem historischen Argument spricht auch ration zur weiteren militärischen Absicherung dieses Argument gegen die Beteiligung der Bundes- des Friedensprozesses im früheren Jugoslawien" wehr. Daß die Bundesregierung sich überhaupt für (Tagesordnungspunkt 14) die Übernahme eines militärischen statt eines zivilen Anteils an der Umsetzung von Dayton entschieden Den Argumenten, die die Kollegin Altmann heute hat, diesen jetzt auch noch qualitativ und quantitativ in der Debatte vorgetragen hat und die wir alle voll ausweiten will, vermögen wir uns nicht über die Si- und ganz unterstützen, möchten wir folgendes hinzu- tuation vor Ort zu erklären, zumal die Teilnahme der fügen: Militär ist und bleibt für uns kein „gewöhnli- Bundeswehr auch für den Erfolg des militärischen ches" Mittel der Politik. Wir lehnen den Antrag der Teils von Dayton nicht ausschlaggebend ist, sondern Bundesregierung ab, weil damit 51 Jahre nach dem über innenpolitische Interessen der Bundesregie- Ende des Zweiten Weltkriegs Bundeswehreinsätze rung, die Akzeptanz für eine veränderte Rolle des out of area zur bundesdeutschen Normalität werden Militärs, eine allseitige Einsetzbarkeit der Bundes- sollen. Seit Jahren setzt die Bundesregierung darauf, wehr zu erreichen. die Bevölkerung - über Kambodscha, Somalia, die verschiedenen Bosnieneinsätze, Eurocorps, schnelle Eingreiftruppe usw. - daran zu gewöhnen, ihre Zu- Den Friedensprozeß in Ex-Jugoslawien voranzu- stimmung dazu zu gewinnen, daß die Bundeswehr bringen braucht unser Engagement. Die Bundes- außerhalb des bundesdeutschen Territoriums die wehr ist dafür kein geeignetes Mittel, selbst der Ver- „Landesinteressen verteidigt" . Einer solchen Milita- teidigungsminister schließt trotz des erweiterten risierung der deutschen Außenpolitik möchten wir Mandats den Zusammenbruch des Friedensprozes- eine eindeutige Absage erteilen. Für keinen Einsatz ses nicht aus. Im Gegenteil: Er will heute schon die der Bundeswehr out of area wird es unsere Zustim- Zustimmung für einen Kampfeinsatz mit Panzern mung geben. Deshalb lehnen wir alle Anträge ab, und Infanterie. Das zeigt deutlich: Das Defizit liegt die einen Einsatz der Bundeswehr vorsehen, in wel- im zivilen Bereich. Zivile politische Verantwortung cher Form auch immer. an Militär zu delegieren führt allzu oft dazu, daß nur die militärische Logik übrigbleibt. Die zentrale Auf- Das bundesdeutsche Auftreten auf der Bühne der gabe, neue politische Gestaltungsräume- auch in der Weltpolitik läßt keinen Zweifel: „Wir sind wieder Konfliktregelung zu erschließen, bleibt auf der wer" . Statt nach dem Fall der Mauer die historische Strecke. Für eine Unterstützung des Friedensprozes- Herausforderung einer zivilen Bürgerinnengesell- ses in Ex-Jugoslawien das ganze zivile Gewicht der schaft umzusetzen, aus der eigenen katastrophalen Bundesrepublik in die Waagschale zu werfen ver- Geschichte zu lernen, daß eine besondere deutsche pflichtet zuallererst dazu, nicht selbst noch zu einer Verantwortung darin besteht, das ganze wirtschaft- Zuspitzung der schwierigen Situation durch Ab- liche und politische Gewicht für zivilisierte Konflikt- schiebung von Bürgerkriegsflüchtlingen beizutra- lösung mit allem Nachdruck in die Waagschale zu gen. Es bedeutet aber auch, die wi rtschaftliche werfen, statt dessen geht die Bundesregierung den Macht einzusetzen, das wache Interesse der Öffent- anderen Weg: Militär soll wieder normal werden. lichkeit und des Bundestags auf die Unterstützung Der militärische Blickwinkel erdrückt die zivile des Friedens auszurichten. Statt dessen hat die Bun- Perspektive, die großen Raum in Sonntagsreden ein- desregierung bislang das Parlament nur mit der Si- nimmt, aber verschwindend geringen in der Reali- tuation in Bosien befaßt, wenn es um den Einsatz tät des Regierungshandelns. Militär soll in Deutsch von Militär ging. 13528* Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 149. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. Dezember 1996

Anlage 6 Drucksache 13/5687 Nr. 2.28 Drucksache 13/5837 Nr. 1.3 Amtliche Mitteilungen Drucksache 13/6152 Nr. 2.16

Die Vorsitzenden folgender Ausschüsse haben mit- Ausschuß für Wirtschaft geteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 Drucksache 13/5295 Nr. 1.11 der Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu Drucksache 13/5555 Nr. 2.26 den nachstehenden Vorlagen absieht: Drucksache 13/5555 Nr. 2.68 Drucksache 13/5687 Nr. 2.6 Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/5687 Nr. 2.11 Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 13/5687 Nr. 2.12 Bericht über die Bemühungen zur Wiederherstellung Drucks ache 13/5687 Nr. 2.17 der Demokratie in Nigeria Drucksache 13/5687 Nr. 2.20 - Drucksachen 13/4327, 13/4588 Nr. 3 - Drucksache 13/5687 Nr. 2.22 Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 13/5687 Nr. 2.33 Bericht zu Stand und Problemen der Implementierung Drucksache 13/5687 Nr. 2.39 des KSE-Vertrages, über die Ergebnisse der KSE Drucksache 13/5837 Nr. 1.9 Überprüfungskonferenz und zu den weiteren Vorstel- lungen der Bundesregierung über neue Impulse für Drucksache 13/5837 Nr. 1.12 konventionelle Abrüstung und Rüstungskontrolle in Drucksache 13/5837 Nr. 1.14 Europa Drucksache 13/5837 Nr. 1.15 - Drucksachen 13/5488, 13/5655 Nr. 3 - Drucksache 13/5837 Nr. 1.16

Innenausschuß Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 13/5555 Nr. 2.20 Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- Drucksache 13/5687 Nr. 2.13 wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistun- Drucksache 13/5687 Nr. 2.14 gen an jüdische Verfolgte Drucksache 13/5687 Nr. 2.18 - Drucksachen 13/8542, 13/265 Nr. 1.5 - Drucksache 13/5687 Nr. 2.21 Unterrichtung durch die Bundesregierung Drucksache 13/5687 Nr. 2.31 Bericht der Bundesregierung über den Stand der Ab- Drucksache 13/5687 Nr. 2.35 wicklung des Fonds für Wiedergutmachungsleistun- Drucksache 13/5687 Nr. 2.38 gen an jüdische Verfolgte Drucksache 13/5687 Nr. 2.40 - Drucksache 13/2394, 13/2643 Nr. 3 - Drucksache 13/5687 Nr. 2.41 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse ha- Drucksache 13/5866 Nr. 1.3 ben mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden Drucksache 13/5866 Nr. 1.5 EU-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Euro- Drucksache 13/5866 Nr. 1.7 päische Parlament zur Kenntnis genommen oder von Drucksache 13/5866 Nr. 1.8 einer Beratung abgesehen hat. Drucksache 13/5866 Nr. 1.10 Drucksache 13/5866 Nr. 1.12 Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/5866 Nr. 1.13 Drucksache 13/5555 Nr. 2.49 Drucksache 13/6152 Nr. 1.6 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicher- heit Finanzausschuß Drucksache 13/5687 Nr. 2.16 Drucksache 13/4921 Nr. 2.10 Drucksache 13/5866 Nr. 1.11 Drucksache 13/5056 Nr. 2.15 Drucksache 13/5295 Nr. 1.16 Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Tech- nologie und Technikfolgenabschätzung Drucksache 13/5555 Nr. 2.41 Drucksache 13/5687 Nr. 2.32 Drucksache 13/5555 Nr. 2.80 Drucksache 13/5555 Nr. 2.84 Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung - Drucksache 13/5555 Nr. 2.92 Drucksache 13/5555 Nr. 2.14 Drucksache 13/5555 Nr. 2.96 Drucksache 13/5687 Nr. 2.19 Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Drucksache 13/5687 Nr. 2.23 Drucksache 13/4466 Nr. 2.45 Drucksache 13/5687 Nr. 2.25 Drucksache 13/5056 Nr. 2.13