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Plenarprotokoll 13/123

Deutscher - Stenographischer Bericht

123. Sitzung

Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Inhalt:

Nachruf auf das frühere Mitglied des Zusatztagesordnungspunkt 4: Deutschen Bundestages Willi Weiskirch 11061A Vereinbarte Debatte zum Wachstums- Erweiterung der Tagesordnung 11061 C und Beschäftigungsförderungs-Ergän- zungsgesetz, zum Gesetz zur Begren- Tagesordnungspunkt 1: zung der Bezügefortzahlung bei Krank- a) Fortsetzung der ersten Beratung des heit, zum Wachstums- und Beschäfti- von der Bundesregierung eingebrach- gungsförderungsgesetz, zum Arbeits- ten Entwurfs eines Gesetzes über die rechtlichen Beschäftigungsförderungs- Feststellung des Bundeshaushaltsplans gesetz, zum Beitragsentlastungsgesetz für das Haushaltsjahr 1997 (Haushalts- und zum Achten Gesetz zur Änderung gesetz 1997) (Drucksache 13/5200) . . 11062 B des Fünften Buches Sozialgesetzbuch . 11089C b) Fortsetzung der Beratung der Unter- Dr. Wolfgang Schäuble CDU/CSU . . 11089D richtung durch die Bundesregierung: Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 SPD 11093D (Drucksache 13/5201) 11062 B Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/DIE SPD 11062 B GRÜNEN 11094 D CDU/CSU . . . 11067D Dr. F.D.P. . . . . 11096B Ingrid Matthäus-Maier SPD 11069 D Dr. PDS 11098D Joachim Poß SPD 11072 B Kristin Heyne BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN 11073A (Aachen) SPD 11100B Dr. Wolfgang Weng (Gerungen) F.D.P. . . 11075C Dr. PDS 11077 D Zusatztagesordnungspunkt 5: Dieter Pützhofen CDU/CSU . . 11079D, 11081B, Antrag der Fraktionen der CDU/CSU 11082D, 11083C und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungs- Dr. Uwe-Jens Rössel PDS 11082A ausschusses zu dem Gesetz zur Ergän- Joachim Poß SPD 11083 A zung des Wachstums- und Beschäfti- Oswald Metzger BÜNDNIS 90/DIE GRÜ gungsförderungsgesetzes (Wachstums- NEN 11083D und Beschäftigungsförderungs-Ergän- zungsgesetz) (Drucksachen 13/4611, Dr. Theodor Waigel, Bundesminister BMF 11084 C 13/5089, 13/5108, 13/5327, 13/5446, Ingrid Matthäus-Maier SPD 11088A 13/5528, 13/5536) 11102C

Zusatztagesordnungspunkt 3: Zusatztagesordnungspunkt 6: Antrag der Fraktion der SPD: Vorlage eines Ergänzungshaushalts zum Ent- Antrag der Fraktionen der CDU/CSU wurf zum Bundeshaushaltsplan 1997 und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungs (Drucksache 13/5509) 11089 C ausschusses zu dem Gesetz zur Begren-

II Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. , Freitag, den 13. September 1996

zung der Bezügefortzahlung bei Krank- Zusatztagesordnungspunkt 9: heit (Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, 13/5448, 13/5529, 13/5537) . . 11102C Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Ein- spruches des Bundesrates gegen das Zusatztagesordnungspunkt 7: Gesetz zur Entlastung der Beiträge in der gesetzlichen Krankenversi- Antrag der Fraktionen der CDU/CSU cherung (Beitragsentlastungsgesetz) und F.D.P.: Zurückweisung des Einspru- (Drucksache 13/5540) , 11102D ches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Umsetzung des Programms für Namentliche Abstimmung 11109C mehr Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Rentenversicherung Ergebnis 11109D und Arbeitsförderung (Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz) (Drucksache 13/5538) 11102D Zusatztagesordnungspunkt 10: Antrag der Fraktionen der CDU/CSU Dr. F.D.P. (Erklärung und F.D.P.: Zurückweisung des Ein- nach 31 GO) 11103B spruches des Bundesrates gegen das Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Namentliche Abstimmung 11104 A Buches Sozialgesetzbuch (Drucksache 13/5541) 11103A Ergebnis 11109B Namentliche Abstimmung 11112B

Zusatztagesordnungspunkt 8: Ergebnis 11112C Antrag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Zurückweisung des Ein- Nächste Sitzung 11115C spruches des Bundesrates gegen das Arbeitsrechtliche Gesetz zur Förderung Berichtigung 11115 von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsför- Anlage 1 derungsgesetz) (Drucksache 13/5539) 11102D Liste der entschuldigten Abgeordneten 11117 *A Namentliche Abstimmung 11106D Anlage 2 Ergebnis 11107A Amtliche Mitteilungen 11117* B Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11061

123. Sitzung

Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Beginn: 9.00 Uhr

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Liebe Kolleginnen Sie haben sich zu Ehren des Verstorbenen erho- und Kollegen! Die Sitzung ist eröffnet. Ich bitte Sie, ben. Ich danke Ihnen. sich von Ihren Plätzen zu erheben. Ich darf jetzt mitteilen: Interfraktionell ist verein- Am Mittwoch dieser Woche ist unser langjähriger bart worden, die heutige Tagesordnung zu erwei- Kollege und frühere Wehrbeauftragte Willi Weis- tern. Die Punkte sind in der Ihnen vorliegenden Zu- kirch im Alter von 73 Jahren verstorben. satzpunktliste aufgeführt. Willi Weiskirch war am 1. Januar 1923 im Sauer- 4. Vereinbarte Debatte zum Wachstums- und Beschäftigungs- land geboren worden. Nach Ende des Krieges hat förderungs-Ergänzungsgesetz, zum Gesetz zur Begren- sich der junge Journalist - er hatte Geschichte und zung der Bezügefortzahlung bet Krankheit, zum Wachs- Philosophie studiert - aktiv um den Aufbau des Bun- tums- und Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Arbeits- des der katholischen Jugend bemüht. Auch seine rechtlichen Beschäftigungsförderungsgesetz, zum Bei- tragsentlastungsgesetz und zum Achten Gesetz zur Ände- journalistische Arbeit war geprägt von dem Bestre- rung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch ben, Glauben mit politischem Engagement und akti- ver Weltgestaltung in Einklang zu bringen. 5. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Ge- Unmittelbar nach dem Krieg gehörte er zu den er- setz zur Ergänzung des Wachstums- und Beschäftigungs- förderungsgesetzes (Wachstums- und Beschäftigungsförde- sten, die am Aufbau der Christlich Demokratischen rungs-Ergänzungsgesetz - WFEG) - Drucksachen 13/4611, Union mitwirkten. Von 1970 bis 1976 war er als Pres- 13/5089, 13/5108, 13/5327, 13/5446, 13/5528, 13/5536 - sesprecher der CDU in Bonn tätig. Er gehörte dem Deutschen Bundestag von 1976 bis 1985 an. Als er 6. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P.: Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Ge- 1985 das Amt des Wehrbeauftragten übernahm, setz zur Begrenzung der Bezügefortzahlung bei Krankheit schloß sich ein Kreis in seinem Leben. - Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, 13/5448, 13/5529, 13/5537 - Schon der junge Weiskirch hatte sich 30 Jahre zu- vor während der Auseinandersetzung der Jugend- 7. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und verbände um einen deutschen Verteidigungsbeitrag F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates gegen das Gesetz zur Umsetzung des Programms für mehr entschieden für eine Streitmacht auf der Basis einer Wachstum und Beschäftigung in den Bereichen der Ren- neuen, demokratischen und in unserer Verfassung tenversicherung und Arbeitsförderung (Wachstums- und verwurzelten Konzeption a usgesprochen. Diesem Beschäftigungsförderungsgesetz - WFG) - Drucksache Bild unserer Bundeswehr hat sich Wil li Weiskirch in 13/5538 - seiner fünfjährigen Amtszeit als Wehrbeauftragter B. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und stets verpflichtet gefühlt. Für das Amt des Wehrbe- F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates auftragten hat dieser engagierte Streiter für die gegen das Arbeitsrechtliche Gesetz zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung (Arbeitsrechtliches Beschäf- Rechte aller Soldaten hohe Maßstäbe gesetzt und das tigungsförderungsgesetz) - Drucksache 13/5539 - Amt in der Öffentlichkeit bewußter gemacht. 9. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und Die Soldaten der Bundeswehr, um die er sich auch F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates mit menschlicher Wärme gekümmert hat, haben ihm gegen das Gesetz zur Entlastung der Beiträge in der ge- dies stets mit Anerkennung, Vertrauen und großem setzlichen Krankenversicherung (Beitragsentlastungsge- Respekt gedankt. setz - BeitrEntlG) - Drucksache 13/5540 - 10. Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und Wir bleiben diesem aufrechten Demokraten für F.D.P.: Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates sein Wirken im Dienste des Friedens und der Sicher- gegen das Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Bu- heit unseres Landes in Dankbarkeit verbunden. ches Sozialgesetzbuch (Achtes SGB V-Änderungsgesetz - 8. SGB V-ÄndG) - Drucksache 13/5541 - Unser Mitgefühl gilt seiner Frau und seinen Töch- tern. Der Deutsche Bundestag wird Willi Weiskirch Sind Sie damit einverstanden? - Das ist der Fall; ein ehrendes Andenken bewahren. dann verfahren wir so. 11062 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Bevor wir die Haushaltsberatungen fortsetzen, Recht das Echo der Medien auf den Haushaltsent- bitte ich um Ihre Aufmerksamkeit für einige Hin- wurf dieser Bundesregierung. weise zu den Abstimmungen, die wir heute durch- führen werden. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- ten der PDS - Zuruf von der CDU/CSU: Bereits nach der Schlußrunde zum Haushaltsge- Eine selektierte Wahrnehmung ist das!) setz, etwa gegen 11.20 Uhr, wird über einen Antrag der SPD-Fraktion abgestimmt. Danach folgt die ein- Dabei hätte die Regierung Kohl bei der Einbrin- stündig vereinbarte Debatte zum Wachstums- und gung des Haushalts die Chance gehabt, sich endlich Beschäftigungsförderungsgesetz und anderen Geset- auf den Weg finanzpolitischer Ehrlichkeit zu bege- zen. Es folgen dann gegen 12.30 Uhr zwei einfache ben. Sie hat leider diese Chance nicht genutzt. Abstimmungen zu Anträgen der Koalitionsfraktionen Waigels Zahlenwerk ist in wesentlichen Teilen wi- auf Anrufung des Vermittlungsausschusses. der besseres Wissen falsch, unrealistisch, geschönt, Danach folgen, voraussichtlich gegen 12.30 Uhr, zusammengeschustert. In seinen eigenen Reihen die vier namentlichen Abstimmungen zu Anträgen wird unumwunden eingestanden, daß im Haushalts- der Koalitionsfraktionen auf Zurückweisung von Ein- entwurf zum Zeitpunkt seiner Einbringung bereits sprüchen des Bundesrates. Für die Zurückweisung ein zweistelliges Milliardenloch klafft. der Einsprüche ist jeweils die sogenannte Kanzler- Was Sie konkret zur Deckung vorhaben, darüber mehrheit erforderlich. haben Sie sich bis jetzt die ganze Woche ausge- Sie benötigen außer Ihren Stimmkarten vier schwiegen. Sie sagen, Sie wollen die Neuverschul- Stimmausweise in den Farben hellblau, gelb, grün dung von 56,5 Milliarden DM nicht erhöhen. Sie re- und rosa. Die Stimmausweise sind in der Reihenfolge den von weiterem Konsolidierungsbedarf über alle der Abstimmungen fortlaufend mit römischen Ziffern Ministerien hinweg, lehnen die Ausbringung einer von eins bis vier numeriert. Haushaltssperre wie 1996 ab und drohen Arbeitslo- sen mit weiteren Kürzungen. Die vier Stimmausweise befinden sich in Ihren Stimmkartenfächern. Die Stimmkartenfächer werden Kollege Weng von der F.D.P. gesteht ein - ich gegen elf Uhr geöffnet. Wenn Sie nachher die Stimm- zitiere ihn -, „daß das hier im Raum stehende Finanz- karten und die Stimmausweise Ihrem Fach entneh- volumen nicht in einem normalen Haushaltsver- men, achten Sie bitte unbedingt darauf, daß die Kar- fahren einzusparen und zu erwirtschaften ist" . - ten Ihren Namen tragen, um Verwechslungen auszu- Soweit Kollege Weng. schließen. Ja, wenn das so ist, Herr Weng, dann stimmen Sie Das genaue Abstimmungsverfahren wird vor Ein- doch unserem Antrag auf Vorlage eines Ergänzungs- tritt in die Abstimmung näher erläutert. haushalts zu. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Ich rufe auf: ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN 1. a) Erste Beratung des von der Bundesregie- und der PDS) rung eingebrachten Entwurfs eines Geset- Oder wollen Sie wieder so ein unwürdiges Bera- zes über die Feststellung des Bundeshaus- tungsverfahren, wie wir es im letzten Herbst erleben haltsplans für das Haushaltsjahr 1997 mußten? (Haushaltsgesetz 1997) Wann sonst, Herr Bundesfinanzminister, wenn - Drucksache 13/5200 — nicht in dieser Situation, müßte sich eine pflichtbe- Überweisungsvorschlag: wußte Bundesregierung veranlaßt sehen, Klarheit Haushaltsausschuß über ihre politischen Absichten durch die Vorlage ei- nes Ergänzungshaushaltes zu schaffen? b) Beratung der Unterrichtung durch die Bun- desregierung (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Finanzplan des Bundes 1996 bis 2000 und der PDS) - Drucksache 13/5201 — Er kneift, weil er ohne jede Konzeption ist. Überweisungsvorschlag: Haushaltsausschuß Wenn die Arbeitnehmervertreter und die ostdeut- schen Abgeordneten in der CDU/CSU-Fraktion Ich erinnere daran, daß wir am Dienstag für die Mumm hätten, dann würden sie diesem Flickwerk heutige Aussprache zwei Stunden vorgesehen ha- und vor allem dem Kürzungspaket angesichts weite- ben. rer angedrohter Kürzungen heute die Zustimmung Das Wort hat der Kollege Karl Diller. verweigern. (Beifall bei der SPD) Karl Diller (SPD): Frau Präsidentin! Meine sehr ge- Von Ihrer Finanzpolitik behaupten Sie, Herr Bun- ehrten Damen und Herren! Ein Haushalt ohne Halt, desfinanzminister, sie stünde auf sicherem Funda- das Papier nicht wert, auf das er gedruckt wurde, die ment. Schauen wir uns das Fundament - das ist der Koalition rutscht von Loch zu Loch - so lautet zu laufende Haushalt - einmal an: Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11063

Karl Diller Da war der skandalöse Vorgang, daß der Bundesfi- Wir halten ihn nicht nur für haushalts-, sondern - ich nanzminister von Juli 1995 bis einschließlich Oktober betone das - sogar für verfassungsrechtlich geboten. 1995 jede Finanzierungslücke in seinem Entwurf stets leugnete, die Öffentlichkeit über den wahren (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Zustand der Bundesfinanzen täuschen wollte, zum ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Schluß in letzter Minute ein Haushaltsloch in zwei- und der PDS) stelliger Milliardenhöhe eingestand und es weitge- hend durch Luftbuchungen auszugleichen suchte. Herr Bundesfinanzminister, der Art. 115 des Grundgesetzes sieht eine klare Grenze für die Neu- (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Waigel verschuldung vor. Sie liegt im laufenden Haushalt- Wisch!) bei 66 Milliarden DM, nämlich der Höhe der Investi- tionen. Sie geben nun zu, mit der Verschuldung im Da bejammert die F.D.P. jetzt, sie hätte den Versi- Vollzug weit über diese Grenze hinauszuschießen, cherungen des Finanzministers geglaubt, daß Privati- zumal die Investitionen ja durch die Haushaltssperre sierungserlöse in der Größenordnung von 9 000 Mil- deutlich geringer ausfallen werden, als der Etatan- lionen DM tatsächlich möglich gewesen wären. Da satz das vorsah. kann ich nur sagen: Derartig Leichtgläubigen kann man die Finanzen des Bundes einfach nicht mehr an- Das Recht, diese Grenze zu überschreiten, ist von vertrauen. der Verfassung aber bewußt dem Parlament und (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne nicht der Regierung übertragen worden, auch nicht ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN dem Finanzminister. Es kann nicht hingenommen und der PDS) werden, daß Sie wesentliche Verfassungsbestim- mungen über die Begrenzung einfach aushebeln, in- Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von CDU/ dem Sie ohne Zustimmung des Parlaments auf nicht CSU und F.D.P, im Haushaltsausschuß, sind nicht ausgenutzte Kreditermächtigungen aus Vorjahren dort, um Waigels Zahlen zu glauben; Sie sind dort, zurückgreifen. Wenn das rechtens wäre, dann um sie zu prüfen. bräuchten wir überhaupt keine Beratungen mehr, (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Genau!) weil der Finanzminister ja ohnehin dann machen könnte, was er wollte. Wir haben Herrn Waigel nicht geglaubt, weil schon die erste Prüfung des berüchtigten Waigel-Wischs (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: So ist es!) zeigte: Alles absolut unse riös. Herr Bundesfinanzminister, die Verweigerungshal- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne tung läßt Ihre Regierung in einen Verfassungskon- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN flikt hineinlaufen. Eigentlich ist dies keine Ressort- und der PDS) frage mehr; der Bundeskanzler wäre gefordert, Jetzt sind Sie gezwungen, die von der SPD damals (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Ja!) geschätzten Haushaltslöcher einzugestehen. Statt veranschlagter 60 Milliarden wollen Sie jetzt hier Ordnung zu schaffen. Denn noch ist es Zeit, 70 Milliarden DM neuer Schulden machen. Im Mai durch einen Nachtragshaushalt 1996 den Bundes- noch hat Ihr Kollege Rexrodt großsprecherisch er- haushalt in diesem Jahr verfassungsfest zu machen. klärt, möglichen Plänen des Finanzministers, die Neuverschuldung auf eben diese 70 Milliarden DM (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- zu erhöhen, werde die F.D.P. nie und nimmer zustim- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN men. Tja, muß sie auch gar nicht; denn sie wird gar und der PDS) nicht gefragt. Der Finanzminister macht es einfach. Wollte nicht die F.D.P im übrigen sogar die Möglich- Dies gilt um so mehr, als das Haushaltsloch eine keit einer Neuverschuldung im Grundgesetz verbie- Vorgeschichte hat, die wir - Stichwort: Waigel- ten? Wisch - in übelster Erinnerung haben. Sie wären nicht in diese Zwangslage geraten, wenn Sie bei der Zurück zu Ihnen, Herr Waigel: Mit Ihrer Angabe Haushaltsaufstellung im letzten Jahr alle - ich be- von 70 Milliarden DM schaffen Sie überhaupt gar tone: alle! - zu erwartenden Einnahmen und voraus- keine Klarheit, sondern lassen die wahre Lage der sichtlichen Ausgaben wahrheitsgemäß veranschlagt Bundesfinanzen weiter im dunkeln. Die Finanzrisi- hätten. ken sind größer als die 12,5 Milliarden, die Sie jetzt notgedrungen überplanmäßig da herübergeschoben Die Koalition hat mit Verabschiedung des Haus- haben. Die wegbrechenden Steuereinnahmen und halts gegen Art . 110 des Grundgesetzes verstoßen, die ausstehenden Erlöse bei der Privatisierung reißen weil einerseits bei der Privatisierung völlig unrealisti- ein weit größeres Loch, als Sie mit 10 Milliarden DM sche Einnahmen eingestellt und andererseits beim neuer Schulden und Minderausgaben ausgleichen Arbeitsmarkt mit Sicherheit zu leistende Ausgaben können. nicht veranschlagt wurden. Deshalb ist es ein Gebot finanzpolitischen Mit ihrem leichtfertigen Glauben hat sich die Anstands, einen Nachtragshaushalt für 1996 ein- Koalition von Waigel auf das verfassungsrechtliche zubringen. Glatteis führen lassen und ist nun eingebrochen. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne Weil der Haushalt 1996 bei der Verabschiedung ten der PDS) schon gegen Art . 110 Grundgesetz verstieß, verstieß 11064 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Karl Diller er in letzter Konsequenz auch schon bei der Ver- nen zum Dauerzustand. Das war 1993 so, das ist im abschiedung gegen Art. 115 des Grundgesetzes. Das laufenden Haushalt so, und das droht auch im näch- ist die bittere Wahrheit. sten Jahr so zu kommen. Daher müßten Sie doch ei- gentlich ins Grübeln kommen, ob Ihre Politik über- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) haupt geeignet ist, die Störungen des gesamtwirt- Sie fürchteten vor einem Jahr das Signal sprung- schaftlichen Gleichgewichts zu beheben. haft ansteigender Neuverschuldung, weil Ihr angeb- (Zuruf von der SPD: Sie verursacht die Stö- licher Konsolidierungskurs damit als Lug und Trug rung doch!) erkannt worden wäre. Unsere Antwort ist ein klares Nein. - Außerdem hätten Sie angesichts Ihrer geschönten Konjunkturerwartungen auch keinerlei Begründung Trotz Ihrer jährlichen neuen Schuldenrekorde tra- für eine Überschreitung der Kreditgrenze nach gen Sie nichts zur Lösung der riesigen Probleme auf Art. 115 GG vorweisen können. Deshalb haben Sie dem Arbeitsmarkt und zur Wiederherstellung wirt- manipuliert. schaftlicher und sozialer Stabilität bei. Ihre Politik be- steht darin, den Haushaltslöchern hinterherzukür- Sie machten sich das Schlupfloch zunutze, wonach zen, statt deren Ursache, die millionenfache Arbeits- Mehrausgaben für gesetzliche Leistungen ohne losigkeit, entschieden zu bekämpfen. Nachtragshaushalt verfügt werden können. Sie miß- brauchen das Instrument überplanmäßiger Ausga- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- ben, um einen offenkundig wahrheitswidrig aufge- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN stellten Haushalt nachträglich zu reparieren. und der PDS) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne Sie verweigern sogar das Eingeständnis, daß es ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) überhaupt eine Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts gibt. Dabei sind fast 4 Millionen regi- Sie finanzieren, indem Sie Kreditermächtigungen strierte Arbeitslose und bis zu 6 Millionen fehlende aus früheren Jahren nutzen. Arbeitsplätze doch der unwiderlegbare Beweis dafür. Unter sind damit die beiden Instru- Statt dessen reden Sie unglaublich verharmlosend mente, überplanmäßige Ausgabe und Rückgriff auf von der jetzt „beendeten Wachstumspause" oder von Kreditermächtigungen aus Vorjahren, zum Einfalls- „Funktionsstörungen am Arbeitsmarkt" . Ihre Spra- tor einer beispiellosen finanzpolitischen Verwahrlo- che, meine Damen und Herren von der CDU/CSU sung geworden. und F.D.P., ist die Sprache herzloser Technokraten, die sich in die Gefühle und die Gedanken von (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Arbeitslosen überhaupt nicht mehr hineindenken Das Haushaltsrecht interessiert ihn anscheinend nur können. noch unter dem Gesichtspunkt: Wie kann ich es um- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- gehen? ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne und der PDS) ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Sie behaupten, die Eckwerte des Haushalts 1997 Mit einem Bundesfinanzminister Theo Waigel haben und des Finanzplans 2000 spiegelten die Konsolidie- die Verfasser des Haushaltsrechts offenbar gar nicht rungsfortschritte der letzten Jahre wider. Daß ich gerechnet. nicht lache: die Konsolidierungsfortschritte der letz- ten Jahre! Kohl, Kinkel und Waigel stehen für eine Wir werden deshalb den Antrag stellen, Krediter- Finanzpolitik, die im Jahre 1993 mit 66 Milliarden mächtigungen aus den Vorjahren zu streichen, um DM die Spitze der Neuverschuldung angeblich über- Ihnen dieses Manipulationsinstrument ein für alle- schritten hat. Damals gaben Sie für den Defizitaus- mal aus der Hand zu nehmen. gleich der Bundesanstalt für Arbeit übrigens (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne 24 Milliarden DM aus, in diesem Jahr, bei einer ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN neuen Rekordverschuldung von 70 Milliarden DM, und der PDS) nur die Hälfte. Außerdem fordern wir Sie auf, den Verfassungs- Ihre ständigen arbeitsmarktpolitischen Leistungs- verstoß beim laufenden Haushalt durch einen Nach- kürzungen sind nicht geeignet, die Konsolidierung tragshaushalt zu heilen. Wir werden nicht hinneh- der öffentlichen Haushalte nachhaltig voranzubrin- men, daß Sie beim Haushalt 1997 die gleiche Proze- gen. Im Gegenteil: Die Abwärtsspirale wird ständig dur durchziehen wie im vorigen Jahr. Legen Sie end- verstärkt. Wenn Graf Lambsdorff mit seiner Feststel- lich eine ehrliche Ergänzungsvorlage vor, die dem lung recht haben sollte, daß wir nicht auf dem Wege Haushaltsrecht entspricht. Riskieren Sie nicht erneut sind, die Arbeitslosenzahl bis zum Jahre 2000 von einen Verfassungsverstoß. 4 Millionen auf 2 Millionen zu halbieren, sondern uns eher auf 5 Millionen zubewegen, dann wäre das (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne das Ergebnis seiner und Ihrer Politik. ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Für 1997 hatten Sie eine Neuverschuldung in Höhe von 38 Milliarden DM geplant, jetzt sind Sie bereits Im übrigen wird die Überschreitung der verfas- bei 56,5 Milliarden DM und räumen ein weiteres sungsmäßigen Grenze der Neuverschuldung bei Ih Haushaltsloch in Höhe von 10 Milliarden DM ein. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11065

Karl Diller Ihre ganzen Hoffnungen ruhen auf einem Anziehen der ohnehin geplanten Neuverschuldung. Weil Sie der Konjunktur, sonst würden die Steuerminderein- Ihre bisherige schwarze Kasse, die alten Krediter- nahmen ein noch größeres Haushaltsloch reißen. mächtigungen, in diesem Jahr weitgehend leeren müssen, wollen Sie sich offenkundig durch diese Das Institut der Deutschen Wirtschaft macht deut- Operation eine neue schwarze Kasse für die Neuver- lich, auf welch wackligen Füßen Ihre Konjunktur- schuldung verschaffen. Theo Waigel will damit ver- hoffnungen stehen, wenn es feststellt, daß die man- meiden, 1997 vor das Parlament treten und das gelnde Investitionsbereitschaft der Indust rie den Scheitern seiner Politik öffentlich eingestehen zu Aufschwung gefährde, und darauf hinweist, noch nie müssen. Das ist der Grund. seit der Gründung der Bundesrepublik sei in einer - Aufschwungphase weniger investiert worden als (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- heute. Wie können Sie da von einem stabilen Funda- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ment reden? und der PDS) Herr Waigel, am Dienstag behaupteten Sie, das In Ihrer mittelfristigen Finanzplanung veranschla- Wagnersche Gesetz von den unaufhaltsam steigen- gen Sie für das Jahr 2000 eine Neuverschuldung in den Staatsausgaben durchbrochen zu haben. Tat- Höhe von 49 Milliarden DM. Das wären nur sächlich haben Sie aber in Ihrer Amtszeit ein neues 7,5 Milliarden DM weniger als in diesem Jahr. In all Gesetz geschaffen: das Waigelsche Gesetz von der Ihren früheren Finanzplänen seit der deutschen Ein- dynamisch steigenden Staatsverschuldung. heit haben Sie, Herr Waigel, der Öffentlichkeit weis- machen wollen, daß die Neuverschuldung im Verlauf (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne von vier Jahren um die Hälfte oder sogar mehr zu- ten der PDS) rückgehen werde. Am Dienstag haben Sie mich einen Hellseher ge- nannt, weil ich angeblich zu den ganz wenigen Men- Tatsächlich werden Sie in den Jahren 1991 bis schen gehörte, die schon die genauen Daten des Ar- 1997 insgesamt 186 000 Millionen DM mehr Schul- den gemacht haben, als ursprünglich in Ihrer eige- beitsmarktes für 1997 nen Finanzplanung vorgesehen. (Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Das stand im Konzept, ich habe es nicht vorge In Ihrer neuen Finanzplanung gelingt es Ihnen tragen!) noch nicht einmal auf dem Papier, die Neuverschul- dung mittelfristig in nennenswertem Umfang herun- und die daraus folgenden Haushaltsrisiken kennen terzufahren. Und in dieser Situation wollen Sie den würden. - Sie haben das in Ihrer verteilten Pressemit- Solidarzuschlag gänzlich abbauen? Das kostet wei- teilung so erklärt. Wenn Sie davon abrücken, können tere 20 Milliarden DM. Herr Schäuble forde rt im wir uns darüber unterhalten. Es ist jedenfalls schrift „Spiegel" außerdem eine Nettosteuerentlastung von lich publiziert worden. 20 bis 30 Milliarden DM. Kein Mensch glaubt Ihnen mehr, daß Ihre Finanzplanung irgendeine Konsoli- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Es gilt das dierungsaussicht bietet. gesprochene Wort!) (Beifall bei der SPD) Herr Waigel, ich gestehe, ich kann nicht hellsehen, aber ich kann einigermaßen präzise rechnen. Wir ha- In den nächsten vier Jahren müssen Sie sage und ben Ihnen im März dieses Jahres Ihr Haushaltsloch schreibe 996 000 Mil lionen DM umschulden oder in der Arbeitsmarktpolitik mit 11,8 Milliarden DM neue Kredite aufnehmen - 996 000 Millionen DM! vorgerechnet. Jetzt sind es nach Ihrem Eingeständnis Das ist die Hälfte der gegenwärtigen gesamten Ver- über 12 Milliarden DM. Im übrigen nehme ich die schuldung unserer Republik, Länder und Gemein- Aussage Ihres Kollegen Rexrodt bitter ernst, daß die den mit eingerechnet. Bei einem Anstieg des jetzt Arbeitslosenzahl im nächsten Jahr bei 3,9 Mi llionen historisch niedrigen Zinsniveaus um einen einzigen verharren werde, daß aber auch alle Anstrengungen Prozentpunkt ergibt sich aus dieser riesigen Brutto- unternommen werden müßten, damit sie trotz des er- kreditaufnahme für das Jahr 2000 eine Zinsbela- hofften Wirtschaftswachstums von 2 bis 2,5 Prozent stung von 10 Milliarden DM. Um das einmal zu ver- nicht weiter ansteige. Also strengen Sie sich endlich gleichen: Das ist fast das Volumen dessen, was Sie im einmal an, und tun Sie endlich das Richtige! gleichen Jahr für Frauen, Jugend, Senioren und Fa- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne milien ausgeben wollen. Herr Waigel, Sie sind und ten der PDS) Sie bleiben der größte Schuldenmacher aller Zeiten. Ihr Haushaltsgesetz 1997 zeigt, Herr Waigel, daß (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Sie sich Ihrer Sache doch überhaupt nicht sicher ten des BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und sind. - Ich mache Sie darauf aufmerksam, meine Da- der PDS) men und Herren, daß sich Herr Waigel im Haushalts- Bei dieser niederschmetternden Bilanz kommen gesetz ermächtigen lassen will, ab Oktober 1997 im Sie mit der Behauptung, die SPD habe seit 1993 Vorgriff auf die Kreditermächtigungen des folgenden Sparmaßnahmen mit einem Volumen von 6 Milliar- Jahres - 1998 - 50 Prozent mehr Schulden, als nach den DM verhindert. Das ist in der Sache falsch und bisherigem Recht möglich, aufnehmen zu können. angesichts Ihres Schuldengebirgsmassivs ein reines Statt bis zu 4 Prozent will er künftig bis zu 6 Prozent Ablenkungsmanöver. des nächsten Haushaltsvolumens im Vorgriff bereits aufnehmen können. Das wäre noch einmal die Hälfte (Beifall bei der SPD) 11066 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Karl Diller Denn die Zwangsjacke der Verschuldung haben Sie in den neuen Ländern zusätzlich 300 000 Menschen sich mit Ihrer falschen Wirtschafts- und Finanzpolitik arbeitslos machen und Kosten auf andere Kassen ver- ganz alleine angezogen. lagern. Zu Recht hat dieser Tage jemand festgestellt, daß (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- der Finanzminister in drei selbstgestellten Fallen ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN sitzt. Die schlimmste ist die Arbeitsmarktfalle. Ihr und der PDS) Versagen bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit führt zu jährlichen Kosten von 140 bis jetzt sogar Weil dies so ist, kann Ihre Operation nur einen 160 Milliarden DM. Diese produzieren ständig neue Sinn haben. Sie setzen die Daumenschrauben an, da- Haushaltslöcher. Ihre Art, sie durch Hinterherkürzen mit die neuen Länder bereit sind, sich Ihren Kür- zu stopfen, erzeugt immer wieder neue Arbeitslosig- zungs- und Ihren Steuerplänen zu beugen. Minister- keit und damit neue Kosten. Das Dumme ist nur, präsident Stolpe sagt dazu: Herr Waigel lernt daraus nichts. Dieses grausame Spiel wird hier gemacht auf dem Buckel der Leute im Osten, und das halte ich Die zweite Falle ist die Zinsfalle. Jede vie rte Mark, schon fast für eine Sauerei. die Sie an Steuern einnehmen, geht inzwischen bei Ihnen für Zinszahlungen drauf - jede vie rte Mark! Recht hat er. Weil Ihnen das Geld in der Kasse fehlt, erreichen Sie jedes Jahr neue Schuldenrekorde, ohne daß der Bun- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- deshaushalt zur Stützung der Konjunktur noch ir- ten der PDS - Zurufe von der SPD: Das gend etwas Nennenswertes hergibt. Verheerend ist, „fast" kann man streichen! - Wir halten es daß Sie trotz knapper Kasse die wichtigen Prioritä- wirklich dafür!) ten, zum Beispiel bei Forschung, bei Verkehr, bei Wir fordern: Belassen Sie doch wenigstens die Ein- Umwelt und damit für die Zukunft unseres Landes, nahmen aus der Liquidation von 3 700 Treuhand- falsch setzen. unternehmen für zusätzliche wirtschaftsfördernde (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Maßnahmen in den neuen Ländern. Laßt dem Osten, was des Ostens ist! Die dritte Falle ist die Maastricht-Falle. Mit der Be- gründung, daß ohne die Kürzungen Deutschland die (Beifall bei der SPD und der PDS) Bedingungen für die Teilnahme an der Europäischen Schaffen Sie Arbeit statt Arbeitslosigkeit, verbreiten Währungsunion verfehlt, gibt die Bundesregierung Sie Hoffnung statt Hoffnungslosigkeit! zu, daß für sie das Maastricht-Kriterium viel, viel wichtiger ist als die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit (Beifall bei der SPD und der PDS - Wider- und eine sozial gerechte Politik. Aus der geplanten spruch bei der CDU/CSU) ökonomischen Wohltat einer europäischen Wäh- Wir sind im übrigen jederzeit bereit, über eine Kon- rungsunion machen Sie im Bewußtsein der Men- zentration und Steigerung der Effizienz von ABM schen leider Gottes eine sozialpolitische Plage mit und Investitionsförderung für die neuen Länder mit verheerenden Folgen für ihre Akzeptanz. Ihnen zu reden. Aber dieser Kahlschlag muß vom Herr Waigel sagt: Nur wer heute spart, kann in die Tisch. Zukunft investieren. Aber erst haben Sie die Deut- Ihr Bekenntnis zur Stärkung des Forschungs- und sche Einheit über die Sozialkassen falsch finanziert Bildungsstandorts Deutschland ist eine hohle und die Lohnnebenkosten extrem belastet, und jetzt Phrase, weil Sie den Forschungs- und Technologie- folgen Sie den Scharfmachern im Arbeitgeberlager haushalt überdurchschnittlich kürzen. Während der statt der wirtschaftlichen und sozialen Vernunft. Auf Gesamthaushalt um 2,5 Prozent sinkt, streichen Sie diesem Wege verbauen Sie die Zukunft, statt in sie bei der Forschungs- und Technologieförderung dop- zu investieren. pelt so stark. Bei wichtigen Schlüsseltechnologien Zur Zukunftssicherung gehört, daß der Stillstand wie Lasertechnik und neuen Materialien sowie bei Ost nicht zu einem Absturz West werden darf. Der Ökologie und Klimaforschung wird von Ihnen pau- Rotstift darf deshalb nicht bei den investitionsför- schal sogar um 11 Prozent gekürzt, und die For- dernden Hilfen für die neuen Länder ansetzen, die schungslandschaft in den neuen Bundesländern wird dort Arbeitsplätze schaffen. von Ihnen weiter ausgedörrt. Ihre Politik führt damit zu mangelnder Innovationsfähigkeit. Statt die Zu- (Beifall bei der SPD) kunft kraftvoll zu gestalten, wird der Mangel verwal- tet. Deshalb werden wir in den Haushaltsberatungen Trotzdem wollen Sie im nächsten Jahr 1,7 Milliarden Umschichtungsanträge stellen, um den richtigen Bei- DM bei den für Ostdeutschland existentiell wichti- trag zur Sicherung der Zukunft unseres Landes zu gen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Be- leisten. schäftigungsgesellschaften streichen. Der Beschluß Ihrer Fraktion vom 25. April, diese Hilfen nur im Konzeptionslos bleibt die Bundesregierung im Be- Zuge eines Beschäftigungsanstiegs zurückzuführen, reich der beruflichen Bildung. Ein Land verspielt soll nun nicht mehr gelten. Sie reißen damit eine seine Zukunft, wenn es nicht mehr in der Lage ist, Brücke ein, mit der seit 1990 der soziale Frieden in seiner Jugend eine berufliche Ausbildung zu ermög- den neuen Ländern maßgeblich erhalten wird. Sie lichen. Ihre Politik der Selbstverpflichtung der Wi rt handeln volkswirtschaftlich unsinnig, weil Sie mit -schaft ist gescheitert. Wenn Verbandslobbyisten die diesen scheinbaren Einsparungen bis zum Jahr 2000 Stirn haben, das Grundrecht junger Menschen auf Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11067

Karl Diller Ausbildung zu einer reinen Konjunkturfrage herab- die sich selber helfen können, fördert die Vermö- zuwürdigen, ist dies ein gesellschaftspolitischer gensbildung ausgerechnet bei den Vermögenden. Skandal. Das ist ein Skandal.

(Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE ten der PDS) GRÜNEN) Wir werfen Ihnen vor, daß Sie die Standortdiskus- sion als eine Brechstange benutzen, um die Grund- Weil diese gesellschaftspolitische Aufgabe heute richtung unserer Republik zu verändern. überwiegend vom Handwerk und vom Mittelstand - dankenswerterweise erfüllt wird, während sich die (Zustimmung bei der SPD) Großindustrie zunehmend davor drückt, brauchen Professor Friedhelm Hengsbach vom Nell-Breuning- wir dringend einen Lastenausgleich zwischen den Institut kritisiert die Folgen Ihrer Politik als „ent- ausbildungswilligen und den nichtausbildenden Be- hemmtes Marktfieber" und stellt fest trieben. Das wäre am besten auf tarifvertraglicher Ebene zu lösen. Wenn es aber do rt nicht geht, dann (Zuruf von der SPD: BSE würde ich dazu ist die Verantwortung des Staates gefordert. Unsere sagen!) Vorschläge reichen von einer Ausbildungsplatzab- gabe bis zur Bevorzugung von Ausbildungsbetrieben - ich zitiere ihn -: bei der Vergabe öffentlicher Aufträge. Handeln Sie Das enthemmte Marktfieber hat sich in einer Spi- doch endlich, damit unsere ausbildungswillige Ju- rale der strukturellen Verantwortungslosigkeit gend wieder Hoffnung schöpfen kann! verfangen. (Beifall bei der SPD und der PDS) (Zuruf von der SPD: Sehr wahr!) Verantwortungslosigkeit! So weit ist es also dank der Dreist ist es, wenn die Bundesregierung die Förde- geistig-moralischen Wende des Herrn Kohl in unse- rung der Familie und der Jugend als eine zentrale rem Land gekommen. Aufgabe ihrer Politik bezeichnet, gleichzeitig aber die Ausgaben für die Familien um 17 Prozent kürzt, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- die für alte Menschen auch um 17 Prozent, im Be- ten der PDS) reich der Frauen um 12 Prozent, beim Kinder- und Jugendplan 12 Prozent streicht. Für das Erziehungs- Die Menschen wissen, daß wir in einer Umbruch- geld wird im nächsten Jahr sogar 20 Prozent weniger phase leben, und sie sind auch bereit zum Verzicht. ausgegeben als noch vor zwei Jahren. Aber CDU/CSU und F.D.P. mißbrauchen diese Be- reitschaft der Menschen für eine Politik, die wirt- (Zuruf von der SPD: Eine Schande!) schaftspolitisch falsch, finanzpolitisch unsolide, ver- teilungspolitisch skandalös und sozialpolitisch unge- 1 400 Millionen DM haben Sie in nur zwei Jahren recht ist. den jungen Familien allein dadurch weggenommen, (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- daß Sie ihnen eine Anpassung der Einkommensgren- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRUNEN) zen verweigerten. Die Politik von CDU/CSU und F.D.P. macht das (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne Land weder krisenfest noch zukunftssicher, sondern ten der PDS) blockiert vernünftige, gesellschaftlich konsensfähige Lösungen zur Stabilisierung der sozialen Sicherungs- Indem Sie den Familien die bereits für 1997 be- systeme und zur Stärkung der Wirtschaftskraft. schlossene Verbesserung des Kindergeldes um 20 DM wieder wegnehmen wollen, andererseits den Wir werden diese Politik weiter mit aller Kraft be- Millionären die Vermögensteuer schenken wollen, kämpfen. Die Menschen haben das erkannt, und deshalb haben CDU/CSU und F.D.P. in der Bevölke- (Zustimmung bei der SPD - Widerspruch rung inzwischen keine Mehrheit mehr. bei der CDU/CSU - Zuruf von der SPD: Das Vielen Dank. stimmt doch!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- zeigen Sie, daß Ihnen die staatliche Förderung der ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Reichen viel wichtiger ist als die Förderung der und der PDS) Durchschnittsverdiener mit Kindern. Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat jetzt (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne der Kollege Dietrich Austermann. ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS - Widerspruch bei der CDU/ CSU) Dietrich Austermann (CDU/CSU): Frau Präsiden- tin! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen! Die Die Regierung Kohl hilft absurderweise, nein, mit Sy- Welt ist ein Jammertal, und Karl Diller ist der Ober- stem denen, buchhalter, der verkündet, wo es langgehen sollte, könnte man fast sagen. Ich sage das aber deshalb (Zurufe von der CDU/CSU: Oh!) nicht, weil ich damit die Buchhalter beleidigen 11068 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dietrich Austermann würde. Denn nicht eine einzige Zahl von denen, die Der Genosse Farthmann, ehemaliger Arbeits- und Herr Diller soeben vorgetragen hat, ist zutreffend. Sozialminister in Nordrhein-Westfalen, schreibt ein Buch mit dem Titel „Blick voraus im Zorn - Aufruf zu (Zustimmung bei der CDU/CSU - Wider radikalem Neubeginn" . Er meint damit Ihre Partei. spruch bei der SPD) Sie können ähnliche Zitate finden, wo immer Sie - Ich komme noch darauf. - Er hat nicht einen einzi- schauen. Herr Schmidt, früherer Bundeskanzler: „Ich gen Lösungsvorschlag für den Weg aus diesem Jam- weiß nicht mehr, wofür meine Partei eigentlich mertal angeboten, der vielleicht aufzeigt, in welche steht." Herr Schröder: „Ich komme aus einem Mil- lieu, von dem die SPD Abschied genommen hat." Richtung wir marschieren müssen, damit es wirt- - schaftspolitisch künftig besser läuft, als es zur Zeit ( [SPD]: Wollten Sie nicht zum der Fall ist. Haushalt etwas sagen? Fällt Ihnen zum Haushalt nichts anderes ein?) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der F.D.P.) Egal welche Stimme man von wichtigen älteren oder jüngeren Sozialdemokraten nimmt: Es gibt keinen Man muß sich fragen - die Zuhörer haben heute einzigen Lösungsvorschlag von Ihnen. Gelegenheit, die Debatte auf breiter Front zu verfol- gen -: Wo liegt eigentlich die unterschiedliche Posi- Wenn man die Situation richtig beschreiben will, tion der Opposition zu dem, was die Regierung heute muß man sich damit befassen, welcher Weg eigent- mit dem Spar- und Wachstumspaket vorgeschlagen lich aus der schwierigen Lage, in der wir uns befin- hat? Wo liegt die unterschiedliche Position in bezug den, herausführen könnte. Niemand bestreitet - auf den Haushalt? Herr Diller beklagt zwar, daß die auch ich tue das nicht -, daß wir uns in einer schwie- Situation haushaltspolitisch schwierig sei. Seine Par- rigen Situation befinden. Deutschland hat - das gilt tei legt aber nur einen Antrag vor, gewissermaßen auch für die Bundesländer und die Gemeinden - zu eine doppelte Null-Lösung, in dem das Einbringen hohe Steuern, zu viele Schulden, zu hohe Abgaben, eines Ergänzungshaushalts vorgeschlagen wird. Was zu viele Arbeitslose und zu viele Sorgen mit den So- soll darin stehen? zialversicherungsgrundlagen. (Zuruf von der SPD: Das hat die Regierung (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wer regiert zu bestimmen!) denn?) Wem soll das helfen? In welche Richtung soll das ge- Bei dem Thema Steuern und Sozialabgaben frage hen? Sie treten dynamisch auf der Stelle. Aber es ich mich: Wer trägt eigentlich ein gerütteltes Maß an passiert nichts! Jeder fragt: Was macht ihr eigentlich? Mitverantwortung für die Entscheidung in unserem Es passiert nichts! föderativen Gefüge? Kam in den letzten Jahren eine einzige neue Idee aus dem anderen wichtigen Or- (Dr. Barbara Höll (PDS): Wozu ist denn das gan, aus dem Bundesrat? Gab es eine einzige neue Parlament da?) Idee, mit der der Versuch unternommen wurde, ei- nen alternativen Weg zu dem aufzeigen, was wir ma- - Eben. chen? (Dr. Barbara Höll [PDS]: Zur Kontrolle!) (Otto Schily [SPD]: Der Bundesrat wird jetzt die Regierung übernehmen!) Weil das Parlament der wichtigste Ort für die Diskus- sion über die Lösung der Zukunftsprobleme ist, hätte Ich höre, daß der Herr Lafontaine interessanter- man doch erwartet, daß Herr Diller sagt: Jetzt kom- weise inzwischen sagt - im „Focus" soll es am Mon- men die Vorschläge der SPD, wie wir die Probleme in tag stehen -: „Man kann über alles mit uns reden, Deutschland lösen. Da kam aber nichts. außer über das Thema Kindergeld" , also auch über das Thema Vermögensteuer; das ist ganz interessant. (Beifall bei der CDU/CSU - Zuruf von der Das heißt: Er ist inzwischen bereit. Folgen Sie ihm CDU/CSU: Fehlanzeige!) doch! Folgen Sie ihm doch auf dem Weg, daß in Es gab nur den Scharpingschen Dreisprung nach Deutschland etwas passiert und daß Entscheidungen dem Motto „Brutto, Netto, Mexiko". getroffen werden müssen! Beziehen Sie sich nicht ständig auf angebliche Prognosen über den Haus- (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der halt! F.D.P.) (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Das ist das Es gab ansonsten keinen Vorschlag, wohin der Weg Jammertal der SPD-Fraktion! - Zuruf des gehen soll. Das ist auch schwierig auf Grund der Dis- Abg. Otto Schily [SPD]) kussionslage, in der sich die SPD zur Zeit befindet. Herr Schily, als wir vor den Landtagswahlen im In der „Welt am Sonntag" ist soeben die 20. Folge Frühjahr dieses Jahres gesagt haben, es bestehe Ent- einer Serie mit dem Titel „SPD in der Krise" erschie- scheidungs- und Korrekturbedarf bei den Haushal- nen, in der sich ehrenwerte Genossen verbreiten. ten, und ein Programm vorgelegt haben, haben Ihre Finanzminister in den Ländern - die ja für das Steu- (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: ereintreiben zuständig sind und die es am besten Eine unendliche Geschichte! - Joachim Poß wissen - gesagt, sie würden sich an Spekulationen [SPD]: Was kann die SPD für die „Welt am nicht beteiligen. Sie haben den letzten Haushalt um Sonntag"? Ein dummes Argument!) ein halbes Jahr verzögert; der Haushalt 1995 ist erst Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11069

Dietrich Austermann im Juni verabschiedet worden. Sie blockieren und Wir sparen. Ich mache das einmal am Beispiel des verzögern Entscheidungen. Das einzige, was im Bun- Verteidigungsetats deutlich. Der Verteidigungsetat desrat an revolutionären Dingen beschlossen worden des Jahres 1997 ist der niedrigste seit dem Jahre ist, waren die Rechtschreibreform und die letzte 1982. Rundfunkgebührenerhöhung. Ansonsten kommt aus (Zuruf von der CDU/CSU: Ja!) Ihrer Partei und aus den Gremien, in denen Sie Ver- antwortung tragen, nichts. Wir gehen damit schon an die Grenzen dessen, was wirtschaftlich sinnvoll ist, auch hinsichtlich der Erhal- (Otto Schily [SPD]: Und auf dieser Grund tung von Mindestkapazitäten in der wehrtechni- lage soll man Gespräche führen?) schen Industrie. Auch jemand wie Frau Matthäus-- Maier, die sich ständig an einem bestimmten Projekt Ich möchte deutlich machen, wie der Haushalt für im Verteidigungsbereich aufhält, kann doch diese das Jahr 1997 in wichtigen Ansätzen die Korrektur Tatsache nicht leugnen. auf entscheidenden Gebieten zeigt, um ein wichtiges Problem, den Arbeitsmarkt, in Angriff zu nehmen. Wo haben die Ministerpräsidenten denn echt ge- Wir überlegen, was wir als Staat an den Rahmenbe- spart? Man hat sich verschiedentlich getroffen, ge- dingungen ändern können, um die Situation zu ver- heime Giftlisten vorgelegt, die dann keiner geschrie- bessern. Der Staat kann nur die Rahmenbedingun- ben haben wollte, und hat in Krickenbeck den Mund gen verändern; die wesentlichen Entscheidungen gespitzt, aber nicht gepfiffen. Es kam kein einziger sind von den Tarifparteien bei der Gestaltung der Ta- konkreter Vorschlag. Ein Jahr ist verplempert wor- rifverträge zu treffen. den. Auch dies hat negative Auswirkungen auf den Bundeshaushalt. Hierzu eine kurze Anmerkung: Wir bekommen pausenlos Briefe vom DGB, in denen das, was wir Herr Austermann, machen, kritisiert wird. Übrigens hat auch der DGB Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: keine Alternative. Ich halte es für besonders beschä- gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin Mat- mend, daß der DGB als Arbeitgeber mit einigen tau- thäus-Maier? send Mitarbeitern, wenn ich richtig informiert bin, nicht einen einzigen Auszubildenden beschäftigt. Dietrich Austermann (CDU/CSU): Immer gerne. Herr Schulte und Frau Engelen-Kefer beschäftigen (Zuruf von der CDU/CSU: Zum Jäger 90!) nicht einen einzigen Auszubildenden! - Nein, wahrscheinlich zu Mexiko. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge ordneten der F.D.P. - Hartmut Schauerte [CDU/CSU]: Das ist nur zum Schutz der Ingrid Matthäus-Maier (SPD): Herr Kollege Auster- Jugend, Herr Kollege!) mann, Sie sprechen so verschämt - ich benutze Ihre Worte - von einem Projekt bei den Beschaffungsvor- Aber Sie kommen hierher, heben den moralischen haben der Bundeswehr. Können Sie mir denn einmal Zeigefinger und sagen: „Was ihr da tut, ist zuwenig", sagen, wieviel Sie - wenn Sie denn die Beschaffungs- von anderen Dingen mal ganz abgesehen. vorlage hier einbringen wollen - im Haushalt 1997 bisher für dieses ominöse Projekt eingestellt haben? Normalerweise kommt von der SPD immer die Auf- Mehrere Zeitungen stellen in dieser Woche fest - wie forderung, wir sollten den Arbeitsmarkt von versi- auch ich in meiner Rede am Dienstag -, daß dafür cherungsfremden Leistungen entlasten, wir müßten bisher null DM eingestellt sind. Würden Sie bitte er- bestimmte Bereiche übernehmen. Wir tun das übri- klären, wie Sie dann ein solches Beschaffungsvorha- gens in diesem Haushalt. In diesem Haushalt trägt ben finanzieren wollen? der Bund bereits 20 Prozent der Rentenausgaben,

(Bundesminister Dr. Theodor Waigel: Sehr Dietrich Austermann (CDU/CSU): Ich habe das in richtig!) der Debatte nicht ganz verstanden: Haben Sie be- klagt, daß das Geld für das nicht ein- 5,8 Milliarden DM mehr als im letzten Jahr. Jagdflugzeug gestellt war, oder waren Sie der Meinung, daß der 87 Milliarden DM zahlt der Bund 1997 als Zuschuß Verteidigungsetat zu niedrig ist? zur Rentenversicherung. Damit entlastet er natürlich die Tarifparteien, die diesen Beitrag nicht zahlen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) müssen. Ich will Ihnen meine Meinung dazu sagen. Nach Die Lösung der Probleme kann meines Erachtens allen Erkenntnissen - ich sehe diesen Eindruck in- nur darin liegen, daß wir die Zahl der Beitragszahler zwischen in einem Dreipunktepapier der SPD auch erhöhen, und zwar im Inland. Dies geht nach den Er- in zwei Punkten bestätigt - ist es strategisch und ver- fahrungen der ersten zehn Jahre der Regierung Hel- teidigungspolitisch sinnvoll, ein neues Jagdflugzeug mut Kohls nur durch eine Belebung der Wirtschaft. zu beschaffen. Das wird auch von Ihren Verteidi- Also muß der Haushalt 1997 auch wichtige Entschei- gungsleuten, zum Beispiel Kolbow, wenn er denn dungen für eine Belebung der Wirtschaft treffen. Wir einmal reden darf, anerkannt. Ich sage zusätzlich, brauchen nach den 80er Jahren, in denen wir mit daß es auch arbeitsmarktpolitisch sinnvoll ist. Es be- ganz bestimmten Rezepten eine gewaltige Beschäfti- deutet etwa 18 000 bis 20 000 Arbeitsplätze, die da- gungswelle ausgelöst haben, eine Verbesserung der von abhängen. Also machen wir das; das ist meine Rahmenbedingungen. Damit beginnt dieser Haus- persönliche Meinung. Also werden wir bei den Haus- halt 1997. haltsberatungen - das ist der Sinn der Beratungen, 11070 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dietrich Austermann daß man sich den Haushalt anguckt und gegebenen- eine oder mehrere Nebentätigkeiten. Das bedeutet falls Korrekturen vornimmt - einen ersten Teilbetrag auf die Bundesrepublik hochgerechnet mehrere Mil- für die Serienvorbereitung bereitstellen. Das werden lionen Nebentätigkeiten. Das bedeutet auch - ich wir machen. Ich bin für Verteidigung verantwortlich, sage das ohne jede Kritik -, daß die Arbeitnehmer of- und ich bin dafür. Sagen auch Sie Ihre Position. Sind fensichtlich Zeit dazu haben - sicher ein Ergebnis Sie dagegen? der Arbeitszeitverkürzung.

(Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Das habe ich (Joseph Fischer [Frankfu rt ] [BÜNDNISSES 90/ ja nun oft genug gesagt!) DIE GRÜNEN]: Denen geht es wie Ihnen!) Sagen Sie das den Ministerpräsidenten in den Das bestätigt auch, daß Arbeit vorhanden ist, denn Bundesländern, sagen Sie es Gerhard Schröder, wel- sie machen ja die vorhandene Arbeit. Aus meiner che Konsequenz sich aus Ihrer Position ergibt. Sicht ist aber nicht akzeptabel, daß - - (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Wir müssen jetzt entscheiden, und es scheint - wie DIE GRÜNEN]: Windmühlen!) immer seit -, wir müssen alleine entscheiden. Wir tun das auch, soweit das geht. Aber wo wir das nicht al- - Oder Windbeutel, an Sie, Herr Fischer, gerichtet. leine machen können, gibt es leider die Blockade. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Jetzt nehme ich einmal das Stichwort Arbeitsbe- DIE GRÜNEN]: Das sind Sie auch, und schaffungsmaßnahmen. Herr Diller redet von einem zwar ein aufgeblasener!) Kahlschlag. Ich sage - auch an die Menschen in den neuen Bundesländern gerichtet -: Lassen Sie sich Es ist nicht in Ordnung, daß für diesen Teil der Ar- von Herrn Diller und seinen Genossen nicht belügen. beit überhaupt keine Beiträge gezahlt werden; es werden zwar Steuern gezahlt, aber keine Sozialversi- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - cherungsbeiträge. Der eine zahlt bei 4 000 DM Widerspruch bei der SPD - Otto Schily brutto die vollen Steuern und Sozialversicherungsab- [SPD]: Jetzt mal vorsichtig!) gaben, einschließlich Arbeitslosenversicherung, der Wir geben 41 Milliarden DM für eine aktive Arbeits- andere übernimmt zwei oder drei Arbeitsverhält- marktpolitik aus. Im Haushalt dieses Jahres sind nisse, zahlt aber bloß für einen Teil. Das ist nicht ge- 10 Milliarden DM für Arbeitsbeschaffungsmaßnah- recht, und ich bin der Meinung, hier müssen wir et- men vorgesehen. Möglicherweise werden wir das et- was tun. Dies wird auch die Kassen entlasten. was reduzieren. Im Haushalt des nächsten Jahres sieht es so ähnlich aus. Fortbildung und Umschulung Der Chef einer großen deutschen Werft hat mir vor - bei manchem in den neuen Bundesländern ist es wenigen Tagen gesagt - und für mich ist das eine schon die dritte Umschulung - haben ein Volumen zentrale Aussage auch für die nächsten fünf bis zehn von 15 Milliarden DM. Hinzu kommen die 10 Mil- Jahre -: „Ich bin mit meiner Werft nicht wettbe- liarden DM für ABM, das sind 25 Milliarden DM. Wir werbsfähig; nicht, weil die Löhne zu hoch sind, son- wollen von diesem Gesamtbetrag von 25 Milliarden dern weil wir aus verschiedenen Gründen in der Pro- DM 2 Milliarden DM wegnehmen. Da reden Sie von duktivität und bei den Kosten nicht mithalten kön- sozialem Kahlschlag. Das ist doch wohl nicht zu- nen. Wenn ich eine wöchentliche Arbeitszeit von treffend und heißt, daß Sie nicht erkannt haben, an 40 Stunden hätte, könnte ich 5000 Leute auf meiner welcher Stelle wir Entscheidungen treffen müssen, Werft einstellen. " (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU (Zuruf von der SPD: Lächerlich! - Joseph und der F.D.P.) Fischer [] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Warum denn nur 40 Stunden?) zumal inzwischen ein großer Kreis von Fachleuten immer stärker die Frage stellt, ob ABM tatsächlich Es gibt Fachleute in der Indust rie, die sagen: Wenn das Richtige auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt wir im Jahre 2000 gut sind, haben wir die 40-Stun- ist. Wenn im Bereich Gartenbau inzwischen mehr den-Woche und eine Woche weniger Urlaub, aber Menschen auf Basis von ABM arbeiten als im ersten wir haben dann den Standard gehalten. Ich glaube, Arbeitsmarkt, dann haben da doch falsche Entwick- daß wir darüber nachdenken müssen, ob es nicht tat- lungen stattgefunden. sächlich angezeigt ist, in einzelnen Bereichen - nicht (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU überall - mehr zu arbeiten. Das ist auf jeden Fall und der F.D.P.) sinnvoller, als Schiffbau durch den Staat zu subven- tionieren. Das Wirtschaftsinstitut in Halle bestätigt die von uns eingenommene Position: ABM ist in einzelnen Fällen (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) durchaus kontraproduktiv. Ich will einen dritten Punkt ansprechen: Jeder Kol- Lassen Sie mich noch etwas zu dem Stichwort Ar- lege kann in seinem eigenen Wahlkreis feststellen, beitsmarkt sagen. Ich behaupte - gestern wurde von daß es eine große Zahl von Arbeitsverhältnissen gibt, zwei Schulen geredet -, daß Arbeit vorhanden ist. die von deutschen Arbeitslosen oder von Arbeitslo- Nach einer Pressemeldung vom letzten Wochenende sen, die hier gemeldet sind, nicht wahrgenommen haben in Hamburg von 700 000 Beschäftigten 90 000 werden. In meinem Wahlkreis stehen bei der Kohl- eine geringfügige Nebenbeschäftigung und 30 000 ernte 300 Bürgern aus Dithmarschen 1 300 Polen ge- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperi ode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11071

Dietrich Austermann genüber. Ich weiß nicht, ob wir das auf Dauer für Risiken im Haushalt trägt die SPD - nicht nur im Bun- richtig und für tragbar halten können. desrat - die Verantwortung. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ Meine Damen und Herren, ich möchte etwas zum DIE GRÜNEN]: Was wird da geerntet? Thema Kindergeld sagen. Wenn Herr Kollege Schar- Kohl?) ping erklärt, seine Partei werde die Verschiebung der Kindergelderhöhung verhindern - dies hat er Dies bedeutet nämlich, daß andere unseren Arbeits- vorgestern getan; auch Herr Lafontaine spricht im losen Arbeit wegnehmen. „Focus"-Artikel davon -, dann muß er auch sagen, (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ wie er die Mehrausgaben bei Bund, Ländern und Ge-- DIE GRÜNEN]: Arbeitslose, die Kohl nicht meinden decken will; ernten wollen?) (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU Ziel unserer Maßnahmen ist es, mehr Wachstum zu sowie des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Ger- erreichen, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen und lingen] [F.D.P.]) die wirtschaftlichen und sozialen Fundamente unse- denn dafür reicht allein die Beibehaltung der Steuer res Staates zu sichern. Wirtschafts-, Steuer- und auf private Vermögen, die nur den Ländern zufließt, Geldpolitik müssen den notwendigen Impuls geben, nicht aus. um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. (Beifall des Abg. Dr. Wolfgang Weng [Ger (Joseph Fischer [Frankfurt ] [BÜNDNIS 90/ lingen] [F.D.P.]) DIE GRÜNEN]: Es wird mehr Kohl geerntet und verkauft!) Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeigen das. - Diesen Zwischenruf von Ihnen konnte man erwar- Ich möchte jetzt der Schwarzmalerei, die Herr Dil- ten. ler betrieben hat, ein paar positive Daten gegenüber- setzen. Wenn im letzten Jahr immerhin 52,1 Mil- Es gehört zu den bestgehüteten Geheimnissen in liarden DM an Sozialhilfe gezahlt werden konnten, unserer Bundesrepublik, daß wir ab dem 1. Januar, also seit neun Monaten, das Kindergeld und die Kin- (Zuruf von der SPD: Mußten!) derfreibeträge kräftig erhöht - gezahlt werden mußten, dann zeigt das, daß Lei- (Zuruf von der SPD: Wer hat das denn stungsfähigkeit vorhanden war. Wir haben stabiles erreicht?) Geld, niedrige Zinsen, den längsten Urlaub, sozialen Frieden, hohe Löhne, hohe Exportraten, eine intakte - wer redet eigentlich davon? - und das Existenzmi- Wirtschaft, bescheidenes - aber immerhin - wirt- nimum gänzlich von der Steuer freigestellt haben. schaftliches Wachstum. Herr Diller, Sie haben 1982 mit sogenanntem Minuswachstum aufgehört. - Wir (Beifall der Abg. Dagmar Wöhrl [CDU/CSU] haben eine gut entwickelte Forschungslandschaft. - Joachim Poß [SPD]: Weil der Staat verfas- Wir unterstützen - und das erklärt vielleicht auch un- sungswidrig kassiert hatte!) sere finanzielle Situation - beispielhaft die neuen Wer angesichts der Finanzsituation des Staates bei und viele arme Länder weltweit mit Hunderten von der Erhöhung des Kindergeldes Anfang nächsten Milliarden DM. Alleine von 1990 bis heute sind es Jahres bleiben will, der muß genau erklären, woher etwa 450 Milliarden DM, die in alle Regionen im das zusätzliche Geld, knapp 4 Milliarden DM, kom- Osten und Süden der Welt geflossen sind. 4 Millionen men soll, und muß eine andere Einkunftsquelle nen- Menschen sind nach 1990 nach Deutschland gekom- nen als eine höhere Neuverschuldung. Ansonsten men und zum großen Teil auf unseren Arbeitsmarkt werden die Anträge der SPD zur Vorlage von Ergän- geströmt. Dies haben wir einigermaßen vernünftig zungs- und Nachtragshaushalten völlig unglaubwür- verkraftet, aber es erklärt auch einen Teil unserer dig. Probleme. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wir streben mit dem Haushalt 1997 eine Senkung der Staatsquote, der Steuer- und Sozialabgabenlast Meine Damen und Herren, in der Geschichte der sowie eine Halbierung der öffentlichen Defizite an. Bundesrepublik ist die SPD die Partei der Kinder- Ich gebe zu, daß in einzelnen Bereichen Risiken vor- geldkürzungen und der Freibetragsabschaffungen. handen sind. Aber ich bestreite, daß die Tatsache, daß Risiken auch im Bereich des Arbeitsmarktes be- (Beifall der Abg. Dagmar Wöhrl [CDU/ stehen, uns gerade von denen vorgeworfen werden CSU]) kann, die die Gesetzgebungsverfahren zum Beschäf- Sie haben sich nicht geschämt, arbeitslosen Jugend- tigungspaket blockieren. lichen das Kindergeld ganz zu streichen. Jetzt mit (Zustimmung bei der CDU/CSU) dem Vorschlag zu kommen: „Tausche höheres Kin- dergeld gegen höhere Schulden zu Lasten der nach- 400 000 Arbeitsplätze mehr oder weniger, das heißt folgenden Generationen", das ist nicht solider als 12 Milliarden DM Einnahmen mehr oder weniger. Ihre Politik Anfang der 80er Jahre. Wer das Beschäftigungspaket blockiert, wird kaum kritisieren können, daß die Arbeitslosigkeit auf ei- (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. nem zu hohen Niveau stagniert. Für einen Teil der Dr. Wolfgang Weng [Gerungen] [F.D.P.]) 11072 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dietrich Austermann Ich habe angesprochen, daß wir versuchen wer- jeder Vorschlag aus jedem Haus ist gleichermaßen den, ohne Zuschuß für die Bundesanstalt für Arbeit positiv zu bewerten. auszukommen, (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ Allerdings!) DIE GRÜNEN]: Austermann, geh du voran!) Meine Damen und Herren, ich möchte kurz einen möchte aber darauf hinweisen, daß wir gleichwohl in letzten Punkt ansprechen, und zwar die Frage, wel- großem Umfang vielen Hilfe leisten, die der Unter- che Entscheidungen wir in absehbarer Zeit, das stützung bedürfen. heißt: in den nächsten drei Monaten, zu treffen ha- Die strukturschwächeren Länder müssen Hilfe er- ben, um die Politik der sparsamen Haushaltswirt- halten. Die Leistungen für Niedersachsen beispiels- schaft durchzusetzen. Der Haushalt 1997 ist der nied- weise sind beachtlich. Für die Küstenländer in Ost rigste seit fünf Jahren - dies macht deutlich, wie sehr und West - außer Hamburg - steigen die Ergän- wir sparen -, liegt wiederum unter dem Volumen des zungszuweisungen. Niedersachsen erhält im kom- Vorjahres. Niemand kann also sagen, daß wir nichts menden Jahr 200 Millionen DM mehr. tun, um Mittel einzusparen, um der Wi rtschaft mehr Luft zu verschaffen; denn jede Mark, die der Bund Die Mittel für Straßenbau und Infrastrukturpro- vom Kapitalmarkt holt, verteuert die Kredite für die jekte werden erhöht. Wenn Niedersachsen das Land normalen Investoren. im Norden mit der höchsten Arbeitslosenquote und der niedrigsten Investitionsquote ist, die geringste Das Programm für mehr Wachstum und Beschäfti- Zahl von Selbständigen pro Einwohner aufweist, am gung wird den erkennbaren Konjunkturaufschwung wenigsten für junge Existenzgründer tut und den unterstützen. Die Zinsen werden niedrig bleiben; höchsten Schulden- und Personalausgabenanstieg dies unterstützt die Investitionen. Der Abbau der Ge- zu verzeichnen hat, kann ich nur auf den „Stern" werbekapitalsteuer und der bet rieblichen Vermö- verweisen: Schröder-Land ist abgebrannt! Da auch gensteuer, die Eingrenzung des Rentenbeitrags, die Herr Scharping vor einem Jahr gesagt hat, Gerhard Begrenzung der Lohnfortzahlung, die Bekämpfung Schröder habe in Niedersachsen den Landeshaushalt des Mißbrauchs, die Begrenzung des Kündigungs- ruiniert, - schutzes, die Stärkung des Eigenkapitalhilfepro- gramms, die Ausweitung bef risteter Arbeitsverhält- nisse, die Ausweitung der p rivaten Beschäftigungs- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Herr Austermann, verhältnisse - dies ist ein ganzes Bündel von Maß- gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage des Kolle- nahmen im Interesse von mehr Beschäftigung und gen Poß? zusätzlichen Arbeitsplätzen. Wer gegen unser Pro- gramm und diesen Haushalt ist, ist gegen mehr Be- schäftigung. So einfach ist das. Dietrich Austermann (CDU/CSU): - ist wohl klar, daß nicht der Bund an der Situation der Länder (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- schuld ist. ordneten der F.D.P.) Bitte sehr. Wir sparen nicht gegen die Arbeitslosen. Wir sparen für mehr Arbeitsplätze; wir sparen für die Arbeitslo- sen. Joachim Poß (SPD): Kollege Austermann, ist Ihnen die Stellungnahme des Deutschen Instituts für Wi rt -schaftsforschung bekannt, daß die Anhebung des Die einzig erkennbare Alternative der SPD ist der Kindergeldes im nächsten Jahr auch aus wirtschafts- Wunsch nach höheren Energiesteuern - bei Frau Si- politischen Gründen, nämlich zur Stärkung der monis sogar der Wunsch nach einer höheren Mehr- Nachfrage, und damit zur Vermeidung von weiterer wertsteuer. Damit würde den Bürgern und Bet rieben - zukünftiger Verschuldung vorgeschlagen wird, was Herr Poß, das geht in die gleiche Richtung wie meine das Gegenteil von dem bedeutet, was Sie hier ausge- Antwort von eben - aber nicht nur die Wohltat weg- führt haben? genommen, die durch Übernahme des Kohlepfen- nigs als Konjunkturstützung gewährt wurde. (Zuruf von der CDU/CSU: Mexiko!)

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Herr Austermann, Dietrich Austermann (CDU/CSU): Lieber Herr Kol- kommen Sie bitte zum Ende. lege Poß, wenn man die Alternativen betrachtet, die sich dann stellen, nämlich an anderer Stelle etwas wegzunehmen oder die steuerliche Belastung zu er- höhen, Dietrich Austermann (CDU/CSU): Sofort, meine letzten Sätze. (Joachim Poß [SPD]: Die Alte rnative ist die Vermögensteuer!) Der Haushalt 1997 - wir sind sicher und werden dies durch die Beratungen noch verstärken - entla- kann ich mir kaum vorstellen, daß dies in der Summe stet die Betriebe, stärkt die Unternehmen und ermög- zu einer Stärkung der Kaufkraft führen könnte. Nicht licht also teilweise eine Verbesserung der Rahmen- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11073

Dietrich Austermann bedingungen. Jetzt sind die Länder - auch die SPD - ten. Das heißt, grüne Finanzpolitik, nachhaltige Fi- und die Tarifparteien an der Reihe, ihren Beitrag zu nanzpolitik kann nicht mehr auf Verschuldung set- leisten. zen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Herzlichen Dank. Im Sinne einer nachhaltigen Finanzpolitik begrüßen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) und unterstützen wir die Absicht dieser Bundesregie- rung, den Haushalt zu konsolidieren. Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Es spricht jetzt zu Herr Waigel hat bei seiner Vorstellung des 97er uns die Kollegin Kristin Heyne. Haushalts festgestellt, daß das Sparen von heute die- Zukunft bestimmt. Das stimmt im doppelten Sinne: Es wird die Zukunft bestimmen, ob wir sparen und - Kristin Heyne (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Während ich leider aber auch - wie wir sparen. Da graust es mir. in dieser Woche die Haushaltsdebatte verfolgt habe, Die Einseitigkeit Ihrer Sparmaßnahmen, die die konnte ich mit Freude feststellen, daß der Begriff der Wohlhabenden schont und die Geringerverdienen- nachhaltigen Finanzpolitik inzwischen auch bei der den und besonders die Familien mit Kindern, die Koalition Eingang gefunden hat. Frau Merkel, als Kranken und Behinderten belastet, ist in dieser Wo- Präsidentin der Rio-Nachfolgekonferenz mit dem che schon vielfach kritisiert worden. Auch die vielfäl- Thema „Nachhaltigkeit" doch ein bißchen vertraut, tig im Haushalt versteckten scheinbaren Ersparnisse, hat hier den Anspruch, daß sich die Wirtschaft auch die auf mittlere Sicht zu deutlich höheren Ausgaben an den Interessen der nachfolgenden Generationen führen - wie die p rivate Vorfinanzierung von Straßen zu orientieren habe - übertragen auf die Finanzpoli- und Schienenstrecken -, sind erwähnt worden. Von tik. Das ist, denke ich, zu begrüßen. nachhaltiger Finanzpolitik kann da nicht die Rede Der Ausgleich zwischen gegenwärtigen und zu- sein, eher von guter Maastricht-Tarnung. künftigen Bedürfnissen ist für uns der Maßstab der (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Finanzpolitik. sowie bei Abgeordneten der SPD) (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Für einige Ihrer Sparprojekte, Herr Waigel - er scheint der Debatte wieder einmal nicht zu folgen; Das hat aber zur Folge, daß eine Verschuldungspoli- das finde ich merkwürdig -, gibt es offenkundig das tik, wie sie im Windschatten von Keynes' Theo rien in Motto: 1997 muß die Verschuldung herunter, koste den 70er Jahren entwickelt wurde, heute nicht mehr es, was es wolle. Das ist durchaus wörtlich zu neh- akzeptabel ist. Es hat sich gezeigt, daß der damals men. gestellte Anspruch, jeweils beim nächsten Auf- schwung die Verschuldung wieder abzubauen, nicht In dem Sparpaket befindet sich ein mit 4 Milliarden erfüllt wurde. Denn es ist im Vierjahresrhythmus der DM bezifferter Posten. Er nennt sich: Vorziehung Parlamentswahlen eben doch sehr viel einfacher, des Termins für die Sozialversicherungsbeiträge. Schulden zu machen, als sie abzubauen. Diese Regelung betrifft Arbeitgeber, die bis zum 15. eines Monats die Gehälter auszahlen, was durchaus (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN eine arbeitnehmerfreundliche Verfahrensweise ist, sowie bei Abgeordneten der SPD und der die allerdings im Vergleich zur Lohnzahlung am PDS) Ende des Monats den Kapitalbedarf des Bet riebes Auch diese Bundesregierung, die in den 80er Jah- natürlich erhöht. Wer bis zum 15. eines Monats ren - das will ich durchaus anerkennen - beachtliche Löhne zahlt, soll zukünftig bis zum 25. desselben Mo- Konsolidierungserfolge hatte, konnte, wie wir alle nats die Versicherungsbeiträge zahlen, statt wie bis- wissen, 1990 bei den ersten gesamtdeutschen Wah- her am 15. des Folgemonats. Für die betroffenen Be- len der Versuchung nicht widerstehen. Sie brockte triebe heißt das zusätzlicher Kapitalbedarf und - ein- uns den Schuldenberg ein, mit dein wir heute kon- malig in 1997 - für jeden Arbeitnehmer, den sie ha- frontiert sind, statt den Leuten reinen Wein einzu- ben, einen 13. Versicherungsbeitrag zu bezahlen. schenken und sie mit den Kosten der Wiedervereini- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) gung zu konfrontieren. Besonders betroffen sind davon unter anderem die Öffentliche Verschuldung verschiebt allzu leicht freien Berufe, die in den vergangenen Jahren ver- Lasten auf die Nachfolgenden und schränkt zukünf- stärkt Arbeitsplätze geschaffen haben und von de- tige Handlungsspielräume ein, um die eigenen ge- nen laut einer Forsa-Umfrage 26 Prozent die Bereit- genwärtigen auszuweiten. Das widersp richt dem An- schaft erklärt haben, weitere Arbeitsplätze einzurich- spruch auf Nachhaltigkeit und Chancengleichheit ten. Ich fürchte, für 1997 dürfte ihnen die Begeiste- der kommenden Generationen. rung dafür vergangen sein. Noch einen weiteren Pferdefuß hat die Verschul- Diese Maßnahme, die nur einen Teil der Arbeitge- dungspolitik: Sie konnte in den 70er Jahren auf hohe ber betrifft, soll in einem Jahr 4 Milliarden DM in die Wachstumsraten setzen, die die Schulden abmilder- Kassen bringen. Zum Vergleich: Das gesamte Auf- ten oder sogar ausglichen. Mit solchen Wachstumsra- kommen aus dem Kohlepfennig betrug 8 Milliarden ten können wir heute nicht mehr rechnen, und - was DM, und für die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- noch schwerer wiegt - die Wachstumsraten der 70er rung der regionalen Wirtschaftsstruktur" sind im Jahre wären heute ökologisch nicht mehr zu verkraf Haushalt 1997 ganze 3,2 Mil liarden DM eingestellt. 11074 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Kristin Heyne Diese zusätzliche Belastung ist also für die Bet riebe Durch Ihre Subventionspolitik erhalten die Land- kein Pappenstiel. Das Motiv ist allzu durchsichtig. wirte am Markt nicht die Preise, die als Entlohnung Sie ist eine Maastricht-Sondersteuer auf Arbeits- ihrer Arbeit angemessen wären. Etliche der Land- plätze. wirtschaftssubventionen, die für teures Geld gezahlt werden, sind umweltschädlich. Schließlich ist es (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN menschenverachtend, wenn afrikanische Agrarstruk- sowie bei Abgeordneten der SPD) turen dadurch zerstört werden, daß hochsubventio- Sparen: ja, Herr Waigel, aber das Wie ist schon ent- niertes europäisches Rindfleisch auf den Markt ge- scheidend. Sparen nur bei den kleinen Leuten; Spa- worfen wird. Grundnahrungsmittel sind aus ökono- ren, das künftige Kosten erhöht; Sparen, das unnötig mischen und aus ökologischen Gründen ungeeignet Arbeitsplätze gefährdet, also Sparen ohne Rücksicht für den Weltmarkt. auf Verluste schadet mehr, als es nutzt. Für diese A rt des Sparens werden Sie unsere Zustimmung nicht Wann wird diese Regierung endlich den Mut ha- finden. ben, eine volkswirtschaftlich unsinnige Entwicklung zu korrigieren und sich auch bei der EU, bei GATT- Da aber die Kolleginnen und Kollegen von der Ko- und bei WTO-Verhandlungen für einen Wandel ein- alition in dieser Haushaltsdebatte gebetsmühlenartig zusetzen? wiederholt haben, die Opposition mache keine Spar- vorschläge, will ich unsere Vorstellungen wiederho- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN len, auch wenn es Vorschläge sind, die durchaus sowie bei Abgeordneten der SPD und der auch unsere eigenen Wähler treffen. Wir schlagen PDS) vor, die Ministerialzulage abzuschaffen, die Herr Waigel, das Haushaltslöcherstopfen greift zu 13. Pension zu streichen, die Bundeswehr umzu- kurz. Nachhaltige Finanzpolitik muß überalterte und strukturieren und ihren Personalbestand zu verrin- fehlentwickelte Strukturen erneuern und korrigie- gern, die Eigenheimzulage nur noch bedarfsorien- ren. Das gilt in ganz besonderem Maße für Ihren ur- tiert zu zahlen, die Reaktor- und Kernfusionsfor- eigenen Bereich, die Steuerpolitik. Beenden Sie end- schung massiv einzuschränken. lich diesen für das Gemeinwesen gefährlichen Zu- Für den Berlin-Umzug haben wir Ihnen in dieser stand, in dem es heißt: Wer Steuern zahlt, ist selber Woche eine konkrete Einsparung von 300 Millionen schuld. - Lichten Sie den Dschungel der Einkom- DM als Beitrag des Parlaments zum Sparpaket vorge- mensteuer, so daß Sie den Einkommensteuersatz und schlagen. Verzichten Sie auf den Luisenblock und den Spitzensteuersatz senken können, aufkommens- auf den Parlamentstunnel. Die Koalition hat sich in neutral, ohne Rückgriff auf die Mehrwertsteuer. Sie der Baukommission geweigert, diesen Vorschlag können dann auch die Vermögensteuer erhalten. Das überhaupt ernstlich zu prüfen. sollten Sie dringend tun. Wichtiger als diese Einzelvorschläge sind grundle- Vor allem aber korrigieren Sie die fatale Fehlent- gende Strukturänderungen. Unterziehen Sie die scheidung, wesentliche Teile des Aufbaus Ost über Aufgaben des Staates endlich einer kritischen Prü- die Sozialversicherungsträger zu finanzieren. fung. Wo ist Staatshandeln wirklich nötig? In wel- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN chen Bereichen müssen es tatsächlich Beamte sein, sowie bei Abgeordneten der SPD) wo können es ebensogut Angestellte sein, eine ge- wisse Personalfluktuation inbegriffen, die durchaus Der Anteil, den die Sozialversicherungsträger an belebend wirken kann? Wie einige meinen, gilt das den öffentlichen Leistungen für die neuen Länder auch für das Kabinett. übernehmen, ist beständig gestiegen. Er erreicht im Jahre 1996 fast 25 Prozent, und zwar ohne die Bun- Wagen Sie endlich erste Schritte, um nach dem fi- deszuschüsse, also reine Leistungen der Sozialversi- nanziellen Zusammenbruch des Sozialismus die cherungsträger. Das treibt die Lohnnebenkosten un- westeuropäische Planwirtschaft im Agrarbereich ab- geheuer in die Höhe. zubauen. Diese Finanzierung gefährdet bestehende Arbeits- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) plätze. Sie behindert die Schaffung von neuen Ar- Mit 28 Milliarden DM ist dies mit Abstand der am beitsplätzen, und damit sägt sie an dem Ast, auf dem stärksten subventionierte Bereich. Wie soll denn eine Sie sitzen. Mit dieser Finanzierung schaffen Sie eine Wirtschaft effektiv arbeiten, wenn Finanzhilfen und Sondersteuer auf Arbeitsplätze, und Sie treffen damit Steuervergünstigungen jedes marktwirtschaftliche die arbeitsintensiven Branchen besonders ha rt. Das Pflänzchen im Keim ersticken? Gerade diese Regie- kann nicht Ziel Ihrer Politik sein. rung, die sich Wettbewerb und Liberalisierung auf (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN die Fahnen geschrieben hat, sorgt dafür, daß die sowie bei Abgeordneten der SPD) Landwirte neben einer agrartechnischen Qualifika- tion auch Experten für den Zugang zu Subventionen Korrigieren Sie diesen Fehler schnellstens! Finan- sein müssen. zieren Sie die einigungsbedingten Lasten der Sozial- versicherungsträger durch Verbrauchsteuern, und Ich glaube nicht, daß es den Bauern gefällt, in den senken Sie damit endlich wieder die Lohnnebenko- Augen der Öffentlichkeit zum Subventionsschleicher sten! Nummer eins geworden zu sein, auch wenn die Funktionäre der Verbände damit offensichtlich keine Herr Waigel, nehmen Sie nicht irgendeine Ver- Schwierigkeiten haben. brauchsteuer! Wagen Sie den Einstieg in die ökologi- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11075 Kristin Heyne sehe Steuerreform! Bitte, nehmen Sie dann auch ist. Aber leider hält sich diese Ministerin bei den har nicht das F.D.P.-Modell einer blaßgrün getünchten ten Themen dezent zurück. Das ist eigentlich schade. Mehrwertsteuer. Dieses Modell verschenkt mögliche ökologische Wirkungen, und es ist in der Erhebung (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kaum realisierbar. Es war wohl auch so ernst nicht sowie bei Abgeordneten der SPD und der gemeint. Frau Homburger reicht es, wenn sie hier PDS) verkünden kann, auch die F.D.P. habe ein Ökosteuer modell. Sie ist leider nicht da, aber vielleicht können Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort erhält Sie ihr das erzählen. Ich glaube, bei Frau Homburger jetzt der Kollege Wolfgang Weng. - liegt da eine gewisse Verwechslung vor. Sie ist hier nicht die Opposition, die Vorschläge macht und die Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) (F.D.P.): Frau Präsi- Modelle vorlegt; sie ist in einer Regierungspartei, dentin! Meine Damen und Herren! Zum Abschluß und von der Regierung wird erwartet, Gesetzent- der Haushaltswoche gilt es, eine erste Bilanz zu zie- würfe vorzulegen und sie zu beschließen. Alles an- hen. Erwartungsgemäß hat die Opposition ihr übli- dere ist Geschwätz. ches Rollenspiel auch in dieser schwierigen Lage (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Deutschlands weitergespielt. Erwartungsgemäß ist sowie bei Abgeordneten der SPD und der sie ehrliche Alternativen schuldig geblieben. Abg. Dr. Christa Luft [PDS]) (Zustimmung bei Abgeordneten der F.D.P. und der CDU/CSU) Herr Waigel, leisten Sie eine solide Arbeit! Führen Sie eine Steuer auf Primärenergie ein, die Anreize Meine Damen und Herren, wir kritisieren weiter- schafft, Energie zu sparen, und die die Chance bie- hin zu Recht die Blockaden der Opposition, weil es tet, das Klimaschutzziel, den CO2-Gehalt bis zum schlimm ist, daß man dort aus Angst vor den Erfolgen Jahr 2005 um 25 Prozent zu reduzieren, auch zu er- der Koalition zum Schaden der Bürger die Bundes- reichen! Erhöhen Sie die Mineralölsteuer, damit der ratsmehrheit parteipolitisch mißbraucht. Autoverkehr das kostet, was er an volkswirtschaftli- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU - chen Kosten wirklich verursacht! Lachen bei der SPD) Das kann man von einem Finanzminister erwarten, Ein Weiteres ist in dieser Woche deutlich gewor- nicht aber eine kurzatmige Finanzpolitik, die sich den; es ist wichtig, das herauszuarbeiten. Zwischen von Haushalt zu Haushalt und von Jahressteuerge- der Koalition und den drei Oppositionsparteien gibt setz zu Jahressteuergesetz hangelt. Mit dieser Fi- es einen ganz grundsätzlichen Unterschied: bei der nanzpolitik ist dieser Finanzminister das Standortri- PDS, bei der SPD und eindeutig auch bei den Gril siko Nummer eins. nen gibt es einen Drang nach staatlichem Dirigis- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mus, sowie der Abg. Dr. Barbara Höll [PDS]) ( [F.D.P.]: Wohl wahr!) der nach aller Erfahrung aber Zukunftspessimismus Ende November, wenn in diesem Haus der Haus- ausdrückt; halt beschlossen werden soll, wird aller Voraussicht nach noch nicht klar sein, wie das Jahressteuerge- (Ina Albowitz [F.D.P.]: Immer anderen in die setz aussehen wird, was also überhaupt die finan- Tasche!) zielle Basis dieses Haushalts sein wird. Das ist die bei der Union und bei den Freien Demokraten gibt es Planung dieses Finanzministers. Damit würde die Be- den Willen, nach freiheitlichen Lösungen zu suchen, ratung hier zur Farce werden. Wir werden deshalb und damit echte Zukunftsfähigkeit. beantragen, daß über den Haushalt erst endgültig beschlossen wird, wenn auch klar ist, welche Ent- (Dr. Barbara Höll [PDS]: Das sehen wir ja: scheidungen zum Jahressteuergesetz fallen. Vermut- 4 Millionen Arbeitslose!) lich wird das erst in der dritten Dezemberwoche sein können. Dies zeigt sich übrigens auch bei dem Thema Steu- ern. Auf der Oppositionsseite will man Erhöhungen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN von Steuern oder Umverteilungen, dies auch im Zu- sowie bei Abgeordneten der SPD) sammenhang mit der geplanten Steuerreform. Wir wollen eine Senkung der Tarife und öffentliche Spar- Meine Damen und Herren, es ist nicht der Spitzen- samkeit. steuersatz, der die Unternehmen in Deutschland ab- schreckt. Zwischen Spitzensteuer und realer Be- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne steuerung können sie sehr wohl unterscheiden. Es ist ten der CDU/CSU) die finanzielle Unsicherheit, welches Notopfer für Die grundsätzliche Auseinandersetzung wird noch den jeweils nächsten Haushalt erforderlich ist und härter werden, und gerade dieser Auseinanderset- wen es treffen wird. Nachhaltige Finanzpolitik ist zung werden wir uns zu stellen wissen. Die Bürger auch langfristig berechenbare und vertrauensbil- können sicher sein, daß die Liberalen ihren klaren dende Politik. Die vermissen wir hier deutlich. Kurs fortsetzen. In diesem Kabinett gibt es eine Kollegin, deren Mi- Neben Blockade hat die Opposition Zwiespältiges, nisterium durchaus einiges verstanden hat, was mit manchmal auch Doppelzüngiges zu bieten. Sie erin- dem Begriff Nachhaltigkeit gemeint und angestrebt nern sich: Gestern hat die Fraktionssprecherin der 11076 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) Grünen hier im Deutschen Bundestag erklärt, auch mindest stark erschwert, dann werden sie schwieri- die Grünen wollten aus der Steinkohle aussteigen; ger. Sie werden vielleicht verzögert, aber sie werden sie hielten sie „ökologisch und ökonomisch für un- kommen, weil sie kommen müssen. Wir müssen sol- verantwortlich" . Gerade im größten Kohleland, che Strukturänderungen vornehmen, meine Damen Nordrhein-Westfalen, wo die Grünen in der Regie- und Herren, um das zu erreichen, was in Deutsch- rung sind, haben sie als Koalitionspartei einen poli- land im Augenblick am wichtigsten ist und was er- tisch-populistischen Trick angewandt, als es um die stes Ziel der Freien Demokraten ist: neue und zu- Steinkohle ging. Der Abbau der Subventionen dort kunftssichere Arbeitsplätze. ist nämlich auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verscho- - ben. Aber die Bürger durchschauen solches Doppel- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) spiel. Sie von der Opposition werden lernen müssen, daß (Wolf-Michael Catenhusen [SPD]: Was ist man gegen Tatsachen auf längere Sicht keine Politik denn die Meinung von Möllemann heute?) machen kann. Das weiß die SPD natürlich auch. Des- halb versucht sie, den Bürgern Sand in die Augen zu Da helfen auch hier im Deutschen Bundestag griffig streuen, indem sie Versprechungen macht, die nicht vorgetragene Analysen von Joseph Fischer von den einzuhalten sind. Grünen überhaupt nichts. Ein Beispiel. Gefordert wird die Steigerung der Meine Damen und Herren, die Opposition hat Massenkaufkraft. Dies soll den Bürgern draußen Angst davor, daß die Koalition mit ihrer Politik Erfolg suggerieren, daß alle Menschen mehr Geld bekom- haben könnte. men müssen, und dann ist alles in Ordnung. Die (Lachen bei der SPD - Ina Albowitz [F.D.P.]: Frage, woher dieses Geld kommen soll, beantwortet die SPD natürlich nicht. Ja, genau!) Auch das Verhalten der SPD ist deshalb populistisch. Meine Damen und Herren, mit solchen Schlagwor- Es ist aber leicht durchschaubar. ten fängt .die Sozialdemokratische Partei vielleicht ein paar Dumme. Wir, die Freien Demokraten, setzen (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wir schicken euch auf Zukunft. Wir setzen auf Stärkung der Investiti- zum Haushaltmachen zum Grundkurs nach onskraft. Wir setzen auf Stärkung der Leistungsbe- Mexiko!) reitschaft. Man nimmt aus dem riesigen Paket unterschiedlich- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne ster Positionen im Haushalt Einnahme- oder Ausga- ten der CDU/CSU) bepositionen, die man gegenüberstellt, und argu- mentiert dann nicht in der Sache, sondern rein emo- Jeder weiß, daß ein härteres Anziehen der Steuer- tional, nach dem Motto: Nicht genug Geld für die und Abgabenschraube die Situation der Wirtschaft Schwachen der Gesellschaft, aber Panzer kaufen. hier in Deutschland weiter erschweren würde. Aber der SPD ist ja selten etwas anderes eingefallen als (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) unbezahlbare Versprechungen, als Verteilen, Vertei- Die Erfahrung zeigt aber, daß die Bürger in unse- len auch dann, wenn nichts mehr zum Verteilen da rem Land viel zu klug sind, um auf solch billigen ist. Leim zu gehen. (Widerspruch bei der SPD) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) Meine Damen und Herren, wir stehen in diesem Jahr unter besonderem Druck, weil unser politischer Wir werden, meine Damen und Herren von der Op- Wille, den notwendigen weiteren Zusammenschluß position, alles tun, um die konsequente Aufklärung Europas zur Europäischen Währungsunion voranzu- der Bürger in diesem Bereich zu betreiben, um dieses bringen, zusätzliche Anstrengungen erfordert. Es jämmerliche Rollenspiel der Opposition bloßzustel- sind beileibe nicht allein die wirtschaftlichen len. Gründe, die uns das intensive Miteinander mit unse- (Ina Albowitz [F.D.P.]: Das Dilemma!) ren Nachbarn in Europa suchen lassen. Nach der Wiedervereinigung ist die enge Verflechtung noch Worum geht es? In der Wachstumsgesellschaft der dringender geworden, um den Rückfall in europäi- alten Bundesrepublik sind alle öffentlichen Haus- sche Kleinstaaterei der Vergangenheit sicher zu ver- halte, auch die Sozialhaushalte, auf ständiges hindern. Wachstum und damit auf überproportionales Wachs- tum der öffentlichen Kassen angelegt gewesen. Nach Die F.D.P. nimmt die Warnungen der Deutschen der Wiedervereinigung, in einer neuen inneren und Bundesbank ernst. Sie haben heute morgen in den äußeren Situation der Bundesrepublik Deutschland, Nachrichten sicherlich gehört, daß die Deutsche Bun- müssen wir eine neue Basis für die öffentlichen Aus- desbank in ihrem Monatsbericht darauf hinweist, mit gaben, damit auch für öffentliche Aufgaben, finden. einer Neuverschuldung gegen 4 Prozent des Brutto- sozialproduktes aus allen öffentlichen Haushalten In diesem Prozeß sind wir jetzt an einer Stelle, wo würden die Maastricht-Kriterien verfehlt. Das Errei- vielfältige Strukturänderungen erforderlich sind - chen dieser Stabilitätskriterien wäre leichter, wenn Strukturänderungen in den Sozialhaushalten, auch sich die Gewinner des Steuerpokers beim damaligen Strukturänderungen in den öffentlichen Haushalten. sogenannten Föderalen Konsolidierungskonzept, Wenn die Opposition kraft ihrer Mehrheit im Bun- nämlich die Länder im Westen, nach 1990 stärker be- desrat diese Strukturänderungen blockiert oder zu schränkt hätten. Leider haben sie das nicht getan. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11077 Dr. Wolfgang Weng (Gerlingen) Das macht unsere Anstrengungen jetzt um so der Lage ist, daß sie nicht - wie die Opposition - schwieriger. Aber, wie gesagt, wir leisten diese An- Steuern und Abgaben erhöhen wi ll. Wir von der strengungen. F.D.P.-Fraktion sind zu weiteren Anstrengungen be- reit. Meine Damen und Herren, es ist bekannt, daß dem Herrn Bundeskanzler die europäische Einigung und Meine Damen und Herren, der Etat 1997 geht jetzt die gemeinsame europäische Währung ein ganz be- nach dieser ersten Beratungswoche im Deutschen sonderes Anliegen sind. Hier unterstützt ihn die Bundestag zur Detailarbeit in den Haushaltsaus- F.D.P.-Fraktion vorbehaltlos. schuß. Die Bevölkerung erwartet von uns zu Recht, daß wir dort und dann hier im Deutschen Bundestag (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU - einen ehrlichen Haushalt auf gesicherter Grundlage Zuruf von Bundesminister Dr. Norbe rt für 1997 verabschieden. Dafür brauchen wir die Er- Blüm) gebnisse des Sparpakets, dafür brauchen wir die Er- - Auch hier, natürlich, Herr Blüm! Deswegen wollen gebnisse des Jahressteuergesetzes ebenso wie die wir alle Hürden auf dem Weg dorthin beseitigen. zusätzlichen möglichen Einsparungen. Die Koalition Eine Inflationspolitik zu Lasten der Sparer kommt mit wird heute nachmittag bei der Abstimmung über die uns nicht in Frage. Deshalb ist das Sparpaket der Ko- Spargesetze ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis alition ein richtiges Signal. Es führt in die richtige stellen. Unsere schwierige, für die Zukunft unseres Richtung. Landes aber notwendige Arbeit geht danach nahtlos weiter. Ich will mich auf Grund einer Pressemeldung im gestrigen „Handelsblatt" an den Bundesarbeitsmi- Die F.D.P.-Fraktion im Deutschen Bundestag kennt nister Norbe rt Blüm wenden. Herr Blüm, wenn diese die Herausforderung. Sie leistet ihre Arbeit so, wie Zeitung richtig zitiert, dann haben Sie erklärt, es sie es den Bürgern zur Bundestagswahl 1994 verspro- würde Ihnen nichts mehr einfallen, um die Finanzie- chen hat. rungslücke bei der Bundesanstalt für Arbeit zu Vielen Dank. schließen. Sie haben aber an der Kabinettsberatung Anfang Juli persönlich mitgewirkt; Sie haben do rt ei- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) nen Haushalt akzeptiert, nach dem die Bundesan- stalt ohne Zuschuß auskommen soll. Sie haben auch Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort erteile bei der Entscheidung über das Sparpaket der Koali- ich jetzt Frau Christa Luft. tion mitgewirkt. Zusätzlich sind Sie bekanntlich der- jenige, der den Etat der Bundesanstalt für Arbeit ge- nehmigen muß. Die Einschätzungen haben sich seit Dr. Christa Luft (PDS): Frau Präsidentin! Verehrte Juli nicht nachhaltig geändert. Deswegen geht Kolleginnen und Kollegen! Der schwarze Bundes- meine dringende Bitte, geht mein persönlicher Ap- finanzminister hat es inzwischen fertiggebracht, das pell an Sie, an dem auch von Finanzminister Theo ganze Land in Rot zu tauchen, vorerst in rote Zahlen. Waigel zu Recht für notwendig gehaltenen weiteren (Beifall bei der PDS) Sparpaket konstruktiv mitzuwirken. Herr Kollege Blüm, gerade Sie dürfen sich hier nicht verweigern. Der Haushaltsentwurf 1997 ist ein einziges Rot- Sie spielen eine ganz wichtige, eine entscheidende buch, und ich finde, aus dem Bundesfinanzminister Rolle. ist ein Finanzlochminister geworden. (Beifall bei der F.D.P.) (Beifall bei der PDS) Meine Damen und Herren, es geht auch eine Bitte Das gesamte Papier strotzt von Kürzungen, von Strei- an die Koalitionsspitze: Wer das normale Haushalts- chungen, von Defiziten. Ich frage mich: Weshalb soll verfahren, wer die beweglichen Teile des Haushalts, sich der Haushaltsausschuß in den nächsten Mona- wer die vom Haushaltsausschuß direkt beeinflußba- ten mit einem Papier befassen und sich dann um ren Sparvolumina kennt, der weiß, daß die im Au- 10 000 oder 100 000 DM streiten, wenn es Löcher in genblick geschätzte Deckungslücke, über die man zweistelliger Milliardengröße gibt? hin und her spekulieren kann - es ist noch zu früh, um abschließende Zahlen zu nennen -, aber die ja Es ist schon erstaunlich, wenn die Koalition in die- unbestritten ist, auch von Bundesministern unbestrit- ser Debatte nichts anderes sagen kann, als daß sie ten ist, durch das Haushaltsgesetz allein kaum zu mit Zähnen und Klauen diesen Etat verteidigen wird, schließen sein wird. Die weitere Beratung flankieren- und einen Ergänzungshaushalt verweigert. Sie ver- der Spargesetze scheint notwendig, um die vom Ka- trauen, meine Damen und Herren von der Koalition, binett beschlossene und vom Finanzminister vertre- einzig auf Ihre knappe arithmetische Mehrheit, und tene Schuldenhöhe 1997 nicht zu überschreiten. mit diesen vier Stimmen Mehrheit, die Sie haben, Hierfür ist, wie gesagt, begleitende Gesetzgebung muten Sie Millionen Menschen in diesem Lande Un- zum Haushaltsverfahren meines Erachtens notwen- zumutbares zu. dig. Die dafür erforderlichen Beratungen müssen be- (Beifall bei der PDS) ginnen, die politischen Entscheidungen müssen schnellstens getroffen werden, sonst gerät der Zeit- Sie wollen sich mit diesem Etat an seelenlosen fis- plan ins Wanken. kalischen Kriterien für die Europäische Währungs- union orientieren, und Sie sind nicht bereit, sie durch Die Bürger draußen müssen erkennen, daß die Ko- ökonomische und soziale Kriterien zu ergänzen. Sie alition notwendige Sparentscheidungen zu treffen in werden dieses Land wie einen Marathonläufer durch 11078 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Christa Luft das Maastricht-Tor peitschen. Sie sollten sich aber wann ergreifen Sie die Initiative, durch internatio- vergegenwärtigen, daß am Ende dieser Marathon- nale Verträge die Steueroasen im Ausland auszu- läufer im Ziel zusammenbrechen wird. trocknen? Dazu muß man doch nicht bis zu einer gro- ßen Steuerreform warten; das kann man sofort auf Das Defizit bei der Bundesanstalt für Arbeit wird - den Weg bringen. das ist doch so sicher wie das Amen in der Kirche - wiederum ein riesiges Loch in den Etat reißen. Die (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- sich weiter zuspitzende Arbeitsmarktlage läßt andere ten der SPD) Annahmen überhaupt nicht zu. Blühende Landschaf- So groß wird ja die Steuerreform offenbar ohnehin ten lassen sich nun einmal mal nicht auf Haushalts- - nicht ausfallen. Ich habe schon die Befürchtung, sie kommando errichten. Sie aber bestehen darauf, mit wird auf die Schnapsidee, Renten zu besteuern, re- diesem Nullzuschuß für die Bundesanstalt ins Ren- nen zu gehen. duziert. Nun sagen Sie es doch wenigstens noch mit Ihrem Gehen Sie sparsamer mit Geldern für Sanierungs- letzten Redner, der hier in der Beratung sprechen maßnahmen bei Umzugsbauten in Berlin um. Wenn wird, daß Sie die scharfe Schere für weitere soziale sich alle einschränken müssen, dann kann das auch Einschnitte schon parat liegen haben; denn das, was von Regierungsmitgliedern und von Beamten erwar- dieses Haus heute wahrscheinlich mit seiner knap- tet werden, die dort sitzen sollen. pen Mehrheit beschließen wird, ist doch nur die (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- Spitze des Eisberges. Das dicke Ende kommt noch ten der SPD) nach. Wir haben eine Fülle von Vorschlägen auf den Ja, es ist wahr: Die Sozialausgaben haben immer Weg gebracht - sie kann ich jetzt nicht vorstellen -, noch den höchsten Anteil am Gesamthaushalt. Aber um weitere Kürzungsmöglichkeiten zu begründen. das ist doch kein Gütesiegel für die Politik dieser Re- Warum erwarten Sie ständig von Arbeitnehmerinnen gierung, sondern inzwischen die Folge der Tatsache, und Arbeitnehmern Verständnis für soziale Ein- daß bezahlte Arbeit in diesem Lande zu einer schnitte, mit denen der Wirtschaftsstando rt Deutsch- „Bückware", zu einem Privileg geworden ist und daß land im internationalen Wettbewerb attraktiver ge- ein Großteil der Sozialleistungen leider der Finanzie- macht werden soll? Was die Banken, was Investment- rung von Arbeitslosigkeit statt der Finanzierung von fonds und Versicherungsunternehmen betrifft, habe Arbeit dienen muß. Wer immer noch behauptet, mit ich von Ihnen noch nicht einmal den leisen Appell diesem Sparpaket und mit diesem Haushaltsentwurf gehört, daß sie solidarisches Verhalten in einem ge- würde die Arbeitslosigkeit eingedämmt, treibt doch sellschaftlichen Umbruchprozeß üben sollen, obwohl Schindluder mit den Hoffnungen von Millionen Er- die Gewinne der Geldinstitute auch in der Konjunk- werbslosen in diesem Lande. Und das wissen Sie turflaute enorm eskalieren. Wäre es nicht an der Zeit, auch ganz genau. Wann endlich nehmen Sie Ihre gerade die genannten Geldinstitute für eine befri- ideologischen Scheuklappen ab und reißen das Ru- stete Anleihe mit Zeichnungspflicht zu einem Zins- der herum? Nicht die Kürzung bei den Sozialausga- satz in Höhe der Inflationsrate zu gewinnen? Dann ben bringt die Haushaltssanierung, sondern nur eine könnten Sie ein ökologisch verträgliches öffentliches beschäftigungsorientierte Wirtschafts- und Finanzpo- Investitionsprogramm auf den Weg bringen, Hun- litik. derttausenden heute arbeitsloser Menschen Arbeit Die Zahl der Steuerpflichtigen muß endlich wie- geben. Wachstum würde hervorgerufen, zusätzliches der wachsen. Das hat ja auch Herr Austermann ge- Steueraufkommen würde geschaffen, und die Zinsen sagt; nur sind die Ansätze hier völlig unterschiedlich. würden auf diese Weise nur unmerklich erhöht. Feiern Sie sich doch nicht ständig dafür, daß dieses Aber solche Überlegungen passen nicht in Ihr Kon- Land sehr viele Mil lionen und Milliarden ausgibt, um zept und Ihr ideologisches Weltbild. Die Staatsver- Arbeitslose zu unterstützen. Betrachten Sie Massen- schuldung nimmt seit Jahren rascher zu als das Wirt- arbeitslosigkeit doch nicht immer nur als einen ko- schaftswachstum. Wenn man die Ausgaben für den stentreibenden Faktor. Sie sollten Arbeitslosigkeit Schuldendienst vom jährlichen Zuwachs des Brutto- vor allen Dingen als entgangene Möglichkeit zur inlandprodukts subtrahiert, dann bleiben pro Jahr Wertschöpfung in diesem Lande sehen, nur ganz wenige Milliarden für eine zusätzliche Ver- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne teilung übrig. Das ist das Ergebnis Ihrer Wirtschafts- ten der SPD) politik der letzten Jahre und Jahrzehnte. aber auch als Verlust der Möglichkeiten für mensch- Ich frage Sie: Wann werden Sie endlich einen Obo- liche Kreativität, als Preisgabe von Motivation und lus von jenen fordern, die seit Jahren und besonders als Verlust der Lebenschancen für Mi llionen Men- seit 1990 die Profiteure der Schuldenaufnahme des schen. Staates sind? (Beifall bei der PDS) Wann intensivieren Sie endlich die Betriebsprüfun- gen und die Steuerfahndung, um Steuerhinterzie- Die Staatsschulden sind doch nichts anderes als eine hern auf die Schliche zu kommen? Wir wissen seit wichtige Quelle für den sprunghaften Anstieg der gestern, daß es im Oktober vom Bundesrechnungs- Vermögenseinkommen in den letzten zwanzig Jah- hof einen wahrscheinlich sehr aufschlußreichen Be- ren. Die Staatsschulden waren und sind ein Instru- richt geben wird. Wann ergreifen Sie die Initiative, ment, um Teile der Arbeitseinkommen abhängig Be- um Spekulationsgewinne kräftig zu besteuern? Und schäftigter in Vermögenseinkommen der Reichen Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11079

Dr. Christa Luft und Wohlhabenden umzuwandeln. Sie wollen mit die hier angesprochen werden müssen. Die dafür dem Wegfall der Vermögensteuer gerade diese nun Verantwortlichen müssen gefunden werden. auch noch schonen. Geldverleihung an den Staat ist doch eine ganz verläßliche melkbare Kuh für die Rei- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- chen und Vermögenden geworden. Da kann man ten der SPD) endlich einmal auch eine Gegenleistung erwarten. Ich komme zum Schluß. Der Kollege Adolf Roth (Beifall bei der PDS) meinte am Dienstag, der Haushalt von 1997 sei der fünfzehnte Etat in Folge, der von der Regierung Kohl Mit einem Feindbild hat das nichts zu tun, sondern erarbeitet und hier verteidigt werde. Ich meine aber, das ist ein Gebot sozialer Gerechtigkeit. alle Kolleginnen und Kollegen von der Koalition soll- ten sich in Erinnerung rufen: Was wir hier debattie- Seit Dienstag war in diesem Hause häufig die Rede ren, das ist der Etat für das siebente Jahr der deut- von den Finanzlasten aus der Vergangenheit. Ge- schen Einheit. Der Volksmund weiß: Das siebente meint sind damit immer die Erblasten aus der DDR. Jahr, das ist häufig ein verflixtes. Heute kann nie- Es ist doch eine erhebliche Irreführung, wenn Sie der mand sagen, wie dieses Land Ende 1997 aussehen Öffentlichkeit weismachen wollen, ohne die Ost- wird, wenn der Etat bzw. dieses Sparpaket, das sich transfers, die ich überhaupt nicht kleinreden will, dann im Etat niederschlägt, beschlossen werden. hätte die Bundesrepublik kein Schuldenproblem. Meine Damen und Herren von der Koalition, leiten Dazu muß ich Ihnen erstens sagen: Sie vergessen Sie Ihren Wahrheitsanspruch nicht von Ihrer knap- die gewaltigen Hypotheken, die die alten Bundeslän- pen Vier-Stimmen-Mehrheit ab, sondern hören Sie der in das vereinte Deutschland eingebracht haben. auf die Stimmung der Menschen, die um ihren Ich meine die Massenarbeitslosigkeit seit Mitte der Arbeitsplatz zittern oder gar keinen mehr haben. 70er Jahre, die ständig zu hohen Ausgaben geführt Hören Sie auf die Stimmung der vielen, vielen in be- hat, um die Auswirkungen eben dieses Phänomens drohten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beschäftig- zu mildern. Ich meine den verantwortungslosen Auf- ten Frauen und der Jugendlichen, die auf einen Aus- schub einer Reform des öffentlichen Dienstes, als bildungsplatz hoffen. Noch ist es Zeit, daß Sie sich dessen Folge die Versorgungsleistungen heute über- umstimmen lassen. zuborden beginnen. Ich meine die Verschleppung der Steuerreform. Ich meine auch das nicht rechtzei- Danke schön. tige Aufgreifen der notwendigen Reformen des deut- schen Bilanzrechts. Man könnte diese Palette ergän- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- zen. ten der SPD) Tun Sie zweitens nicht so, als hätten Sie aus der Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort hat jetzt verblichenen nichts als übernommen. DDR Schulden der Kollege Dieter Pützhofen. Ich erinnere nur daran, wie das angeblich durch und durch marode öffentliche Vermögen in p rivaten Ta- schen gelandet ist. Wenn Sie heute in die Zeitung Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Frau Präsidentin! schauen, dann sehen Sie, daß sich allein zwischen Meine Damen und Herren! Wir haben in den letzten 1989 und 1992 die Zahl der Einkommensmillionäre in Tagen im Rahmen dieser ersten Lesung des Haus- den alten Bundesländern um 40 Prozent erhöht hat. halts 1997 von seiten der Opposition die Fortsetzung Dies fällt genau in diese Umbruchzeit, in der sich des Märchens gehört, die Politik der bösen Bundesre- viele bedient haben - leider nicht die Masse der gierung würde dazu führen, daß die Kommunen - Bevölkerung in den alten Ländern, das will ich wie man im rheinischen Gerundium sagt - am kaputt ausdrücklich sagen; das ist vielmehr eine ganz am gehen sind. bestimmte Schicht gewesen. (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P. (Beifall bei der PDS) - Ina Albowitz [F.D.P.]: Das sagt man nur in Krefeld!) Sie haben das Prinzip Rückgabe vor Entschädi- gung bis heute unverände rt gelassen, was erhebliche - Nein, das sagt man im gesamten Rheinland, Frau Investitionshemmnisse darstellt. Sie haben die Ein- Albowitz. heit unverantwortlich teuer gestaltet, dem westdeut- (Dr. Wolfgang Weng [Gerungen] [F.D.P.]: schen und dem ostdeutschen Steuerbürger unverant- Rauf und runter!) wortlich viele Lasten aufgehalst. Das ist schon deshalb vom Grunde her Unsinn, (Beifall bei der PDS) weil das, was für den Gesamtstaat richtig ist - Steuer- Nun leiten Sie eine zweite Welle der Abwicklung lastsenkung für die Bürger und die Wi rtschaft, Stär- in den neuen Bundesländern ein und wollen nicht kung des Standortes Deutschland, Sicherung der einmal jenen Hunderttausenden von Menschen, die Sozialhaushalte, Stärkung der Wettbewerbssituation heute über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ein leid- Deutschlands, Schaffung von Arbeitsplätzen -, für liches Auskommen haben, ihre Beschäftigung belas- die Kommunen nicht falsch sein kann. sen. Aber Sie wollen beibehalten, was sich als Phäno- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU men in der Wendezeit entwickelt hat, nämlich le- und der F.D.P.) benslange Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zum Beispiel für Juristen, für Notare, für Sequester, für Li- Wenn durch die Beschlüsse der Bundesregierung quidatoren, für Treuhänder. Das sind Erscheinungen, die inneren und äußeren Rahmenbedingungen für 11080 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dieter Pützhofen die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland sta- 6 Prozent gesenkt, und 1997 wird es voraussichtlich bilisiert und verbessert werden, kommt das auch den wieder eine Senkung um 7 Prozent geben. Kommunen zugute. Die Fragen lauten - sie sind auch richtig -: Wem wird welche Aufgabe zugeschoben, Aus diesem Grund ist verständlich, daß die Kom- wieviel erhält man vom Gesamtsteueraufkommen, munen Beschlüsse der Bundesregierung und des um die Aufgaben im Rahmen der Gesamtpalette Bundestages nicht, wie Sie von der Opposition glau- erledigen zu können, was erhalten die Städte und ben machen wollen, allesamt als bedrückende Last Gemeinden bei dieser Verteilung? empfinden, sondern im Gegenteil ausdrücklich be- grüßen. Um diese Fragen zu beantworten, hilft ein Blick auf die Entwicklung der Anteile der Gebietskörper- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU schaften am Gesamtsteueraufkommen. Die Finanz- und der F.D.P.) berichte und die Steuerschätzung vom Mai 1996 die- nen mir als Grundlage: Von 1991 bis 1996 nahm der Sie begrüßen zum Beispiel die Beschlüsse zur Be- Bundesanteil am Gesamtsteueraufkommen um grenzung des Zuwachses der Sozialhilfeleistungen. 12,3 Prozent ab. Der Länderanteil nahm in derselben Alle kommunalen Spitzenverbände haben einver- Zeit um über 20 Prozent zu, und der Kommunalanteil nehmlich den Beschlüssen zugestimmt. Sie begrüßen nahm in derselben Zeit um genau 8 Prozent ab. auch das neue Asylrecht, nach dessen Inkrafttreten am 1. Juli 1993 sich die Zugangszahlen voraussicht- Ich weiß, daß wir die Frage der kommunalen lich um bis zu zwei Drittel reduzieren werden, und Finanzausstattung nicht in der Form eines Verschie- das Asylbewerberleistungsgesetz, das mittelfristig bebahnhofs klären sollten, indem immer dem an- zu einer spürbaren Entlastung der kommunalen deren die Schuld zugeschoben wird. Aber an zwei Haushalte führen wird. Dingen besteht überhaupt kein Zweifel: Erstens. Die primäre Zuständigkeit für die Finanzausstattung der Gleiches gilt übrigens für die Pflegeversicherung, Gemeinden und Städte liegt bei den Ländern. es sei denn, die Länder zögen sich vollends aus der Investitionsförderung zurück. Wir erleben ja zur Zeit, (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU daß gesagt wird: Aha, ihr habt jetzt Freiräume; nutzt und der F.D.P.) doch bitte diese Freiräume für die Investitionen, und dann ziehen wir uns als Länder aus den Investitionen Zweitens. Der Bund hat die Länder in einem über- zurück. Das ist eine Gefahr, die zumindest in Nord- proportionalen Maße am Steueraufkommen beteiligt, rhein-Westfalen noch nicht endgültig gebannt ist. und er hat mit den Ländern die Weiterleitung dieser Mittel an die Kommunen verabredet. Der Bund hat (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU - durch die Begrenzung von Leistungsgesetzen auch Bundesminister Dr. Norbe rt Blüm: Richtig!) die Ausgabenseite der kommunalen Haushalte ver- bessert. Meine Damen und Herren, mit Einsparungen al- lein - das zeigt die Entwicklung der letzten Jahre Das zum Thema: Wer hat die Mittel? Wer zahlt die werden die kommunalen Finanzprobleme nicht ge- Zeche für die Aufgabenerledigung? löst werden. Notwendig ist auch eine Verbesserung der Einnahmeseite. Die im Jahressteuergesetz 1996 Wenn wir uns hier im Bundestag mit der kommu- vorgesehene Gemeindesteuerreform wäre ein erster nalen Finanzausstattung und den Nöten der Städte wichtiger Schritt auf dem Wege zu einer Konsolidie- und Gemeinden ernsthaft beschäftigen, wenn wir rung. das ehrlich meinen, dann kann das Endergebnis nur ein gemeinsamer Appell aller Fraktionen an die Län- Der Wegfall der substanzverzehrenden Gewerbe- der sein, sich dieser Aufgabe nicht länger zu ver- kapitalsteuer und im Gegenzug die Beteiligung an schließen. der Umsatzsteuer als stetige Einnahmequelle der (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Kommunen wird hier im Bundestag und im Bundes- rat von der Opposition verhindert. Sie leisten damit - Die finanzielle Lage unserer Städte und Gemein- lassen Sie sich das sagen - den Städten und Gemein- den ist angespannt wie nie zuvor. Viele Städte kön- den in unserem Land einen Bärendienst. nen ihren Haushalt nicht mehr ausgleichen, kaum eine Stadt kommt ohne ein Haushaltskonsolidie- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) rungskonzept aus, und das, obwohl die Städte in den Sie können es drehen und wenden, wie Sie wollen, Bereichen, in denen sie eigenen Spielraum haben, da nützt auch kein Feldgeschrei: Alle kommunalen nämlich bei den Investitionen, nachhaltig sparen. Spitzenverbände nehmen mittlerweile eine zustim- Wir wissen, was das bedeutet: Einschränkungen mende Position zu den Vorschlägen der Regierung bei den städtischen Investitionen bedeuten weniger ein; alle Spitzenverbände wollen eine Grundgesetz- Aufträge, insbesondere für die mittelständische Wi rt änderung. Ich weiß als Mitglied des Präsidiums des -schaft, mit allen Konsequenzen für den Arbeitsmarkt Deutschen Städtetages, daß das keine einfache Ge- und möglicherweise auch für die Ausbildungsplatz- burt war. Ich weiß, daß es den sozialdemokratischen situation. Städten schwergefallen ist, nicht weiter hinter ihren sogenannten Vorleuten im Bundestag herzulaufen. Mir liegen die Zahlen aus den Städten vor: 1994 Aber die Vertreter der Städte und Gemeinden sind wurden die Sachinvestitionen bei den Städten und eben zu mehr Einsicht fähig als die Opposition im Gemeinden um 8 Prozent, 1995 noch einmal um Deutschen Bundestag. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11081

Dieter Pützhofen Wem das noch nicht ausreicht, dem möchte ich et- Ertrag überhaupt noch in die politische Landschaft was aus einer Beschlußfassung der sozialdemokrati- paßt, zeigt die kommunale Erfahrung, daß es nicht schen Städte vorlesen. Es heißt in einem Papier der nur bei Monostrukturen ganz plötzlich auftretende Bundes-SGK, der Sozialdemokratischen Gemein- rauschende gewerbesteuerliche Erfolge und kurze schaft für Kommunalpolitik in der Bundesrepublik, Zeit darauf bedrückende Defizite geben kann, die unter den Überschriften „Es ist höchste Zeit, Herr Fi- selbst die Erledigung von Pflichtaufgaben in den nanzminister" und „Bürgerschaftliche Verantwor- Kommunen nicht mehr möglich machen. tung in starken Städten" unter 1 c: Wenn man diese Entwicklung ohne Scheuklappen Die Kommunalpolitiker der SPD fordern eine betrachtet, wenn man in dieser Frage nicht hinter schnelle und umfassende Gemeindefinanzre- Popanzen herläuft, wenn man nicht mit Schlagwor- form. ten diskutiert, die allesamt keine verstandesför- Weiterhin ist do rt zu lesen: dernde Wirkung haben, kann ich mir vorstellen, daß es die Kommunen selbst sein werden, die die Gewer- Bei Wegfall der Gewerbekapitalsteuer ist als Er- beertragsteuer gegen zum Beispiel eine weitere Um- satz eine unmittelbare Umsatzsteuerbeteiligung satzsteuerbeteiligung ins Gespräch bringen werden. der Städte und Gemeinden unter folgenden Vor- aussetzungen sicherzustellen . . . Ich weiß, daß ich da bei meinen Kollegen in den Herr Kollege Diller, ist es nicht schön, daß die Städten einen empfindlichen Nerv berühre. Ich weiß sozialdemokratischen Kommunalpolitiker in diesen auch, daß ich da nicht im Konsens mit meinen Kolle- Städten mehr Einsicht zeigen als ihre Kollegen im gen im Städtetagspräsidium bin und sofort die Frage Deutschen Bundestag? gestellt wird: Wie sieht das denn eigentlich mit der kommunalen Freiheit aus, wie sieht das mit der (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Hebesatzfreiheit aus, wie sieht das mit der kommu- nalen Selbstverwaltung aus? Meine Damen und Herren von der SPD, sich hier im Bundestag als Bremser und im Bundesrat als Ich meine, daß die kommunale Praxis einen Teil Hilfsbremser zu betätigen und dann draußen in den dieser Fragen heute bereits so oder so beantwortet. Städten so zu tun, als sei man die Lichtgestalt bei der Erstens. Die Hebesätze sind weitgehend ausgereizt. Rettung der Städte und Gemeinden, das wird Ihnen Ich kann mir allenfalls noch, Herr Kollege Buwitt, nicht gelingen; das wird Ihnen draußen keiner ab- vorstellen, daß man in Berlin in der Frage der Hebe- nehmen. sätze noch Freiheiten besitzt. Ansonsten sind die (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Hebesätze ausgereizt. Die Beteiligung der Städte und Gemeinden an der Zweitens. Wenn in einer monostrukturierten auto- Umsatzsteuer würde insbesondere in den neuen Län- mobil-, chemie-, textil- oder exportorientierten Stadt dern positive Auswirkungen haben. Der Konsolidie- auf Grund weltwirtschaftlicher Zyklen die Gewerbe- rungsbedarf ist in den neuen Bundesländern be- steuer wegbricht, dann ist die kommunale Selbstver- kanntermaßen noch erheblich gewaltiger als im We- waltung am Ende. Wenn in einer Chemiestadt wie sten. Die Einnahmeschwäche bei der Gewerbesteuer Dormagen - ich wünsche es den Dormagenern weiß wird dort in den nächsten Jahren nur ganz allmäh- Gott nicht - die Großchemie einmal keinen Gewinn lich abgebaut werden. Eine gewinnunabhängige, macht, dann kann die Stadtverwaltung nach Hause konjunkturstabile Steuerquelle bedeutet für die gehen. Kommunen in den neuen Ländern eine erhebliche Verbesserung. Ich will Ihnen das am Beispiel meiner Stadt einmal deutlich machen; da kenne ich mich sehr gut aus. In Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Herr Pützhofen, einer Stadt wie Krefeld, die weitgehend mittelstän- gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten disch strukturiert ist und über einen beachtlichen Rössel? Branchenmix verfügt, zahlen - hören Sie bitte genau zu! - 2,75 Prozent der Bet riebe 80 Prozent der Gewer- besteuer. Nun können Sie sich vorstellen, wie das Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Das ist deshalb nicht aussieht, wenn 2,75 Prozent der Bet riebe eine Erkäl- möglich, weil sich der Kollege hier anhören muß, tung bekommen. Der Stadtkämmerer hat dann eine welch wirklich wichtige Dinge es in den Kommunen Lungenentzündung. Dies macht die ungeheure gibt. Das ist für ihn wichtiger, als wenn er möglicher- Abhängigkeit unserer Kommunen von einigen weni- weise unkonzentriert Fragen stellt. gen Betrieben deutlich. Was nützt hier die kommu- (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der nale Selbstverwaltung, frage ich Sie, wenn es keine F.D.P.) Handlungsfähigkeit mehr gibt? Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, wenn Ein Ausgleich für den Wegfall der Gewerbeertrag- wir über finanzielle Planungssicherheit für die Kom- steuer, der zum Beispiel an der Wi rtschaftskraft, der munen reden, muß es meines Erachtens unter ganz Gewerbestruktur, der Zahl der Bet riebe, der Zahl der bestimmten Umständen möglich sein, auch über die Arbeitsplätze orientiert wäre, also auch Raum für Gewerbesteuer nach Ertrag im Rahmen einer kommunale Freiheit bieten würde, wäre für die Wett- Gesamtsteuerreform zu reden. Unabhängig von der bewerbssituation der deutschen Wi rtschaft und da- grundsätzlichen Frage, ob die Gewerbesteuer nach mit staatspolitisch, finanzpolitisch richtig, und er 11082 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dieter Pützhofen gäbe den Kommunen ein höheres Maß an finanziel- tiert. Andererseits sind den Kommunen durch diese ler Planungssicherheit. Steuerrechtsänderungen - ich betone: Das ist eine Einschätzung des RWI in Essen - insgesamt Einnah- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU meausfälle in Höhe von etwa 5 Milliarden DM ent- und bei der F.D.P.) standen. Ich weiß, daß das jetzt nicht ansteht. Aber wenn man über eine Steuerreform redet, wenn man das Zudem - das ist eine weitere Folge - verlagert der Wohl der Städte und Gemeinden wirklich im Sinn Bund in zunehmendem Maße die Folgen der Lang- hat, wenn die Klammer zwischen unseren Städten zeitarbeitslosigkeit auf die Kommunen. Das zeigen auch die Zahlen zur - und der Wirtschaft erhalten bleibt, dann muß das in Sozialhilfe aus dem Jahre 1995, der nächsten Zeit diskutierbar sein. wonach die Zuwächse auf diesem Gebiet bereits dra- matisch sind. Meine Damen und Herren, die Regierungskoali- tion ist bereit, die Voraussetzungen für eine Stärkung Was die Gewerbekapitalsteuer betrifft: Jawohl, sie der kommunalen Finanzen zu schaffen. ist eine substanzverzehrende Steuer. Aber die Ab- schaffung der Gewerbekapitalsteuer würde von den Herzlichen Dank. kommunalen Spitzenverbänden nur dann akzeptiert, wenn in der Tat solche Ausgleichsmaßnahmen vor- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) gesehen sind, die zu einem Mehr an Einnahmen der Kommunen führen, und wenn zudem eine Aus- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Wort zu einer gleichslösung geschaffen wird, die im Interesse der Kurzintervention hat der Abgeordnete Dr. Rössel. Kommunen liegt.

Dr. Uwe-Jens Rössel (PDS): Herr Kollege Pützho- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Ihre Redezeit ist zu fen, da Sie in der Ihnen eigenen Art eine Zwischen- Ende. frage leider nicht zugelassen haben, bin ich veran- laßt, eine Kurzintervention zu machen. Dr. Uwe-Jens Rössel (PDS): Die kommunalen Spit- Sie haben ein sehr rosiges Bild von den Leistungen zenverbände fordern die Verankerung der Gewerbe- der Bundesregierung in bezug auf die kommunale steuer als Realsteuer im Grundgesetz, weil mit der Finanzautonomie und die kommunale Selbstverwal- Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer nämlich tung gemalt. Diese Einschätzung können wir nicht auch die Abschaffung der Gewerbesteuer generell teilen. Ich zitiere die gestrige Aussage der Konferenz droht. der Oberbürgermeister der ostdeutschen Groß- städte in Weimar. In der Erklärung zum Sparpaket Deshalb haben wir große Vorbehalte und wider- der Bundesregierung wird formuliert, daß es mit der sprechen dem. Übernahme des Sparpakets eine Explosion der So- ziallasten für die ostdeutschen Gemeinden geben Danke schön. wird, deren Finanzausstattung schon jetzt außeror- (Beifall bei der PDS) dentlich dramatisch ist.

Weiter heißt es: Würde das Sparpaket angenom- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Zunächst Herr men werden, so kommen weitere sehr dunkle Wol- Pützhofen. ken auf die Kommunen zu, und die kommunale Fi- nanzausstattung droht umzukippen. Überhaupt droht die kommunale Selbstverwaltung verlustig zu Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Herr Kollege, ich gehen. bedanke mich für diese Kurzintervention, weil sie mir die Gelegenheit gibt, jenseits meiner Rede noch Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister zu drei weiteren Punkten Stellung zu nehmen. in Ostdeutschland haben diese Einschätzung über die Parteigrenzen hinweg getroffen. Es waren also Der erste Punkt ist: Ich weiß, daß die Oberbürger- auch Parteifreunde der CDU darunter. meister in den Ostländern wie auch in den anderen Ländern große Sorge äußern, was die zukünftige Es ist eine Tatsache, meine sehr verehrten Damen Entwicklung betrifft. Ich will Ihnen gerne den ent- und Herren, daß durch die Steuerrechtsänderungen sprechenden Passus, der unter Beteiligung der Ost- der letzten Jahre, die von diesem Deutschen Bundes- bürgermeister entstanden ist, vorlesen. Das ändert tag beschlossen worden sind, der Bund im Gegen- allerdings nichts daran, daß sie grundsätzlich die Po- satz zu den Aussagen des Kollegen Pützhofen ganz sition der Bundesregierung teilen. Man hat formu- erhebliche Mehreinnahmen erzielt hat, während an- liert: Das Bemühen der Bundesregierung, die Staats- dererseits die Kommunen zu den deutlichen Verlie- quote durch strikte Ausgabendisziplin bis zum Jahre rern gehören. Das ist nicht meine Einschätzung, son- 2000 wieder auf das vor der Wiedervereinigung gel- dern das Ergebnis einer Recherche des Rheinisch tende Niveau zu senken, wird unterstützt. Westfälischen Instituts für Wi rtschaftsforschung in Essen, das festgestellt hat, daß im Zeitraum 1991 bis Wenn Sie sich hier zu Wo rt melden, muß ich zu die- 1995 der Bund durch diese Steuerrechtsänderungen sem ersten Punkt auch noch sagen: Sie sollten sich Mehreinnahmen in Höhe von etwa 100 Milliarden daran erinnern, daß gerade Herr Höppner es ist, der DM erzielt hat. Auch die Länder haben von diesen mit der Zustimmung der PDS zu den größten Strei- Steuerrechtsänderungen in erheblichem Maße profi chungen der Sozialleistungen in seinem Land greift. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11083

Dieter Pützhofen Und dann melden Sie sich hier zu Wo rt ! Das ist wirk- Die Koalition muß klarstellen: Ist die Abschaffung lich ein dolles Ding. der Gewerbekapitalsteuer der Einstieg zum Ausstieg aus der gesamten Gewerbesteuer, oder haben die (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Kommunen eine langfristige Perspektive im Sinne ei- Das zweite ist: Ich mache noch einmal darauf auf- ner Gemeindefinanzreform? Sie stehen im Wo rt. Sie merksam, daß die großen Gewinner in dieser Vertei- haben die Öffentlichkeit getäuscht, Herr Pützhofen. lungskampagne, die Sie hier angesprochen haben, (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE die Länder sind. GRÜNEN und der PDS) (Ina Albowitz [F.D.P.]: Wohl wahr!) - Herr Kollege Pützhofen, Die Länder sind nachweislich in einem erheblichen Vizepräsident : Umfang die Gewinner. Sie müßten sich mit Ihrer zur Replik. Kurzintervention also nicht an die Bundesregierung oder an mich wenden, sondern Sie sollten sich an die Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Herr Kollege Poß, Landesregierung wenden, die für Sie zuständig ist. Sie kämpfen gegen Dinge, die nie behauptet worden Daß Sie, Herr Kollege von der PDS, die Vorgehens- sind. Ich habe gesagt, daß die kommunalen Spitzen- weise dieser Bundesregierung nicht teilen, das ist so- verbände - und zwar alle - unserem Vorschlag gar zu begreifen. Sie haben in der Vergangenheit einvernehmlich zugestimmt haben. Sie haben Methoden favorisiert und angewandt, die wir heute bestimmte Bedingungen gestellt; das habe ich nicht niemals nachmachen würden. bestritten. (Widerspruch bei der SPD) (Beifall bei der CDU/CSU) Ich habe ausdrücklich gesagt, daß es bestimmte Be- dingungen - ohne daß ich sie im einzelnen genannt Das Wort zur Kurz- Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: habe - gibt. Sie wissen sehr genau, daß sich die Bun- intervention hat jetzt der Abgeordnete Joachim Poß. desregierung und die Regierungskoalition mit den kommunalen Spitzenverbänden über diese Bedin- Joachim Poß (SPD): Herr Kollege Pützhofen, Sie gungen unterhalten. Das ist doch nicht zu bestreiten. haben mit Ihrer Rede wie auch mit Ihrer Entgegnung Es ist gar keine Frage, daß man sich darüber einigen die Öffentlichkeit und das Parlament getäuscht. muß. (Widerspruch bei der CDU/CSU und der Das zweite, was Sie angesprochen haben, verwun- F.D.P.) dert aber doch ein bißchen. Sie haben gesagt, die Si- cherung der Kommunen sei ein wichtiger Punkt, in Die kommunalen Spitzenverbände haben in Gesprä- dem Sie die Kommunen unterstützten. Herr Kollege chen, an denen zum Beispiel die Kollegin Matthäus- Poß, Sie haben gegen die Grundgesetzänderung ge- Maier und ich teilgenommen haben, die SPD gebe- stimmt, ten, der Abschaffung der Gewerbekapitalsteuer so (Joachim Poß [SPD]: Ja natürlich!) lange nicht zuzustimmen, bis nicht eine ganze Reihe von Bedingungen erfüllt sind. die eine Absicherung der Kommunen mit sich ge- bracht hätte. Das müssen Sie draußen verkaufen. Da (Vorsitz : Vizepräsident Hans Klein) können Sie sich - ich sage es noch einmal - nicht als Dazu zählt - das muß klar sein - der Ausgleich für Lichtgestalt verkaufen. die Kommunen; dazu zählt die verfassungsmäßige (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Absicherung der Gewerbesteuer. Widerspruch bei der SPD) (Zuruf von der CDU/CSU: Dann macht doch mit!) Vizepräsident Hans Klein: Zu einer Kurzinterven- Dazu gibt es aber bis heute keine klare Aussage die- tion erteile ich dem Kollegen Metzger das Wo rt. ser Bundesregierung und dieser Koalition. Ihnen fehlt es an Klarheit. Oswald Metzger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Kollege Pützhofen, diese Argumentations- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne schiene, die von Ihnen gefahren wird, entspricht ein- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN fach nicht der Wirklichkeit. Im letzten Jahr hat die und der Abg. Dr. Christa Luft [PDS]) Opposition - auch die Grünen - für die Abschaffung Es gibt ein Angebot des Bundesfinanzministers an der Gewerbekapitalsteuer durchaus Verständnis an- die kommunalen Spitzenverbände vom 28. Mai des klingen lassen. letzten Jahres, auf diese Bedingungen einzugehen. (Dr. Wolfgang Weng [Gerlingen] [F.D.P.]: Aber es gibt bis heute keine Gesetzesvorlage, in der Toll! Großartig!) die Bundesregierung klipp und klar erklärt: Jawohl, unter den von den kommunalen Spitzenverbänden Aber wir haben leidvolle Erfahrungen mit dem Bund aufgestellten Bedingungen wollen wir darangehen. bei der Kostenverlagerung von Aufgaben ohne Herr Waigel kann dies gleich nachholen, dann aller- Finanzausgleich an die Kommunen gemacht. Siehe dings auch im Namen der F.D.P., die gestern noch die Rechtsanspruch auf Kinderbetreuungseinrichtungen, Abschaffung der gesamten Gewerbesteuer gefordert für die die Kommunen in den letzten Jahren zig hat. Milliarden DM aufgewandt haben und die auch zig 11084 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Oswald Metzger Milliarden DM in den nächsten Jahren an Unterhalt tiert werden - der Streichung der Gewerbekapital- kosten werden. steuer heute bereits zugestimmt. Weil die Gewerbesteuer in den letzten 14 Jahren Lassen Sie mich in der gebotenen Kürze noch ein- systematisch in ihrer Einnahmestruktur für die Ge- mal auf das Thema Gewerbeertragsteuer eingehen. meinden durch bundesgesetzliche Maßnahmen zu- Ich verstehe, daß Sie die Gewerbeertragsteuer absi- rückgefahren wurde und weil die Gemeinden durch chern wollen. Ich weiß, daß die SPD das will. Ich eine Kostenverlagerung im Bereich der Arbeits- weiß, daß meine Kollegen Oberbürgermeister und marktpolitik - Absenken der Sätze für Arbeitslosen- Bürgermeister in den Städten das unbedingt haben geld und Arbeitslosenhilfe - über ein Jahrzehnt hin- wollen. Aber das war doch nur eine Inte rvention, so-- weg mit zweistelligen Wachstumsraten bei der So- zusagen ein Appell. Laufen wir doch nicht hinter Fi- zialhilfe zu kämpfen hatten - die strategische Schere guren her, die es nicht mehr gibt! In vielen Städten zwischen Einnahmen und Ausgaben hat sich ständig endet die kommunale Freiheit in der Frage der Ge- geöffnet -, haben die Gemeinden gegenüber den werbeertragsteuer auf den Vorstandsetagen einiger Ländern, aber auch gegenüber dem Bund das Recht, ganz weniger Konzerne. Wir müssen uns die Realität eine Bestandsgarantie für den Rest, für die Gewer- ansehen und dürfen nicht hinter Dingen herlaufen, beertragsteuer, zu verlangen. Die übrigbleibende die es in dieser Form heute nicht mehr gibt. Gewerbeertragsteuer ist immerhin mit Abstand der größte Block der noch selbstbestimmten kommuna- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- len Einnahmen. ordneten der F.D.P.) Diese verfassungsrechtliche Verankerung der Restgewerbeertragsteuer werden wir wegen des Vizepräsident Hans Klein: Ich erteile dem Bundes- Koalitionsvertrags, den diese Regierung auf Druck minister der Finanzen, Dr. Theodor Waigel, das Wo rt. des F.D.P.-Partners eingegangen ist, einklagen. Die Stimme der Grünen im Vermittlungsverfahren zum Dr. Theodor Waigel, Bundesminister der Finanzen: Jahressteuergesetz wird davon abhängen, ob wir die Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Kol- verfassungsrechtliche Absicherung der Gewerbeer- lege Diller, der im Moment nicht da sein kann - was tragsteuer für die Gemeinden durchsetzen können. ich respektiere, weil er sich einer Besuchergruppe Nur dann kann es ein Ja zur Abschaffung der Gewer- widmen muß -, hat mir und uns mehrfach Verfas- bekapitalsteuer geben. sungsverstöße vorgeworfen. Es gibt ein ganz einfa- Zu Recht sagen Sie, Herr Kollege Pützhofen - ich ches Rezept, um das zu klären, nämlich in Karlsruhe zitiere hier den Städtetagspräsidenten Seiler aus zu klagen. Tun Sie das, wenn Sie der Meinung sind, Karlsruhe -, daß an den klebrigen Händen der Län- ein Etat oder bestimmte Dinge entsprächen nicht der derfinanzminister durchaus Gelder hängenbleiben, Verfassung. die der Bund im Rahmen der Steuerverteilung an die Ich habe Herrn Diller nicht einen „Hellseher" ge- Länder gegeben hat. Das ist eine Tatsache. Aber wer nannt. Wahr ist, daß das in meinem Manuskript selber im Glashaus sitzt, darf nicht mit Steinen auf stand; aber man muß nicht alles vortragen, was in ei- andere werfen, sondern muß sich in dieser Auseinan- nem Manuskript steht. Ich bin vor der Gleichsetzung dersetzung warm anziehen. Diller und Hellseher dann doch zurückgeschreckt Die Kommunen in Deutschland haben den größten und habe das nicht vorgetragen. Investitionshaushalt dieser Republik. Wer Wi rt Wenige Tage zuvor hatten ihn nämlich die Zei- -schaftswachstum will, kann nicht den Gemeinden in tungen in Deutschland als ziemlich unse riös bezeich- einem Zangengriff von Ländern und Bund das Geld net, entziehen, so daß sie keine Luft mehr zum Atmen ha- ben. Auch das würgt nämlich die Konjunktur, die Sie (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Mit doch ankurbeln wollen, ab und schafft keine Arbeits- Recht!) plätze. weil er uns Haushaltslücken vorwirft, aber gleichzei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tig Sparmaßnahmen blockiert, noch mehr Forderun- sowie bei Abgeordneten der PDS) gen aufstellt und zur Deckung überhaupt kein Wort verliert. Das ist unse riöse Politik, wie sie sich eine Opposition nicht leisten kann. Vizepräsident Hans Klein: Herr Kollege Pützhofen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Dieter Pützhofen (CDU/CSU): Herr Kollege Metz- Der Kollege Diller hat dann behauptet, wir hätten ger, ich danke Ihnen, daß Sie in diesem Hause noch keine Mehrheit. Heute wird sich hier zeigen, wer die einmal deutlich gemacht haben, wie das mit den Mehrheit im Deutschen Bundestag hat. Wir werden Ländern aussieht. Besonders freut mich, daß Sie die unter Beweis stellen, daß wir sie haben. Sache mit den „klebrigen Händen" zitiert haben. Ich weiß auch, daß Sie in diesen Fragen eine Position (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) einnehmen, die nicht mit der der Sozialdemokraten deckungsgleich ist. Herr Diller und meine Damen und Herren von der SPD, Sie müssen sich fragen lassen: Rechnen Sie, Ich wiederhole: Die kommunalen Spitzenverbände wenn Sie behaupten, nach der Demoskopie die haben unter ganz bestimmten Voraussetzungen - die Mehrheit zu haben, die PDS-Stimmen schon dazu? alle vorliegen, die bekannt sind und öffentlich disku Dann müssen Sie hier schon Farbe bekennen, wel- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11085

Bundesminister Dr. Theodor Waigel che Koalition Sie jetzt in der Demoskopie und über- der Ertragshoheit. Auch jetzt bedeutet die Realsteu- morgen bei Wahlen herbeiführen werden. Wir sind ergarantie im Grundgesetz nicht, daß jede Real- Ihnen für diese Klarheit dankbar, für die auch der steuer erhoben werden muß, sondern nur, daß sie, Wähler großen Dank zeigen wird. wenn sie erhoben wird, den Kommunen zusteht. Auch dann, wenn die Gewerbekapitalsteuer expres- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) sis verbis als Garantie im Grundgesetz enthalten Herr Kollege Poß, Sie haben auf die kommunalen wäre, könnte sie trotzdem abgeschafft werden. Es Spitzenverbände und auf die kommunale Finanzre- geht nur darum, daß sie dann, wenn sie erhoben form hingewiesen. Ich halte es in der Tat für wichtig, wird, nur den Kommunen zusteht. Wenn man sich daß wir uns hier sachgerecht unterhalten. Wir brau- dessen bewußt ist, kommt man vielleicht weiter. chen nämlich nicht nur hier, wie in der Steuergesetz- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU gebung, einen Konsens zwischen Bundestag und und der F.D.P.) Bundesrat, wir benötigen ihn auch schon im Bundes- tag und danach im Bundesrat, weil wir nur mit einer Übrigens, Kollege Metzger, war es im letzten Jahr Zweidrittelmehrheit diese wichtige und, wie ich der Vorschlag des Bundes, die Kommunen an der meine, entscheidende Frage lösen können. Einkommensteuer zu beteiligen. Ich glaube, daß das der bessere Weg gewesen wäre. Aber ich kann das Wahr ist, daß sich die Kommunen in dieser Frage, nicht ohne die Länder durchsetzen. Insofern haben wie es der Kollege Pützhofen dargestellt hat, sehr wir, wie ich meine, die zweitbeste Lösung gewählt. weit auf unseren Weg zubewegt haben, Die ur- sprüngliche Vorstellung, die Gewerbekapitalsteuer Nun noch eine Bemerkung zu Ihrem Antrag auf ei- nicht abzuschaffen, gehört längst der Vergangenheit nen Ergänzungshaushalt, Herr Diller: Sie wissen, an. Heute sind sich die kommunalen Spitzenver- daß dieser nach den einschlägigen Kommentierun- bände und die große Mehrheit der Kommunalpoliti- gen zu § 32 der Bundeshaushaltsordnung nicht not- ker dessen bewußt, daß diese Strukturveränderung wendig ist. Sie müssen sich daran erinnern lassen, notwendig ist und langfristig zu einer qualitativen daß wir 1981, als Sie die Regierung stellten, einen Er- Verbesserung und einer besseren Absicherung der gänzungshaushalt gefordert haben. Die SPD hat dies Kommunen führt. Diese Aussage halte ich für richtig mit dem Hinweis auf die Funktion des Haushaltsaus- und wichtig. schusses als überflüssig abgelehnt. Insofern müssen Sie Verständnis dafür haben, daß wir heute mit der (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU gleichen Argumentation wie Sie damals verfahren. und der F.D.P.) Herr Präsident, meine Damen und Herren, vor Nun muß natürlich eine langfristige Absicherung etwa einem Jahr habe ich im Deutschen Bundestag der Kommunen stattfinden und eine Übergangsrege- einen Stabilitätspakt für Europa vorgeschlagen. Der lung gefunden werden, die den Interessen der Kom- Stabilitätspakt soll die für eine erfolgreiche Wäh- munen, und zwar nicht nur allgemein, sondern mög- rungsunion wichtige finanzielle Solidität der Teilneh- lichst jeder Kommune, gerecht wird. Im Moment ist merländer dauerhaft sichern. Die Europäischen Räte das sehr schwierig. Hätten sich die Länder stärker an von Madrid und Florenz haben meinen Vorschlag be- den statistischen Arbeiten beteiligt, wären wir wei- grüßt. Die Arbeiten an der Ausgestaltung des Paktes ter. Wir sind aber auch bereit, auf die Vorstellungen kommen gut voran. Bis zum Europäischen Rat in der Kommunen zuzugehen. Es kann allerdings nicht Dublin im Dezember können wir uns mit unseren angehen, daß die Kommunen, wenn sie für den Weg- Partnern auf einen wirksamen Pakt einigen. fall der Gewerbekapitalsteuer 1,8 Prozent Umsatz- steuer bekommen müßten, 3 Prozent verlangen, um Mit den Konvergenzkriterien, der Europäischen aus der Differenz von 1,2 Prozent den entsprechen- Zentralbank nach deutschem Vorbild und dem Stabi- den Härtefonds zu bilden, Das geht ganz sicher litätspakt ist die Stabilität der europäischen Währung nicht. dauerhaft garantiert. Nun noch ein Wo rt zur Grundgesetzänderung. Es Meine Damen und Herren, wenn in einem solch ist völlig unbestritten, daß sie bezüglich der Beteili- wichtigen Punkt alle anderen europäischen Länder gung an der Umsatzsteuer notwendig ist. Es geht auf uns zugehen und damit im Grunde das akzeptie- nun noch um die Frage, ob eine weitere Grundge- ren, was wir für die dauerhafte Funktionsfähigkeit ei- setzänderung notwendig ist oder nicht. Ich glaube, nes europäischen Währungssystems benötigen, daß wir uns auf allen Seiten des Parlaments darüber dann zeigt das: Diese Regierung, diese Koalition hat im klaren sind, daß manche Grundgesetzänderung ein handlungsfähiges internationales, europäisches zum Steuerrecht - auch im letzten Jahr - dem Grund- und nationales Konzept für die künftige Finanz- gesetz nicht gerade einen Schönheitspreis einge- politik. tragen hat. Wir wollten eigentlich nicht bei jeder (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) neuen Steuerfrage das Grundgesetz ändern. Insofern habe ich viel Verständnis, wenn über alle Fraktionen Wir bauen damit das gemeinsame Europa, einen hinweg dagegen erhebliche Skepsis besteht. Mir gemeinsamen Wirtschaftsraum mit Stabilität und ho- wäre jede andere Lösung lieber. Wir sind selbst- her Wachstumsdynamik. So wird Europa ein Wachs- verständlich bereit, über diese Frage auch mit den tumspol der Weltwirtschaft des 21. Jahrhunderts. kommunalen Spitzenverbänden zu sprechen. Wir handeln für den Standort Deutschland mit dem Dabei geht es nicht, Kollege Metzger, um Be- Haushalt 1997, dem Finanzplan bis zum Jahre 2000 standsgarantien, sondern es geht um die Garantie und dem Programm für mehr Wachstum und Be- 11086 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Bundesminister Dr. Theodor Waigel schäftigung. Damit schaffen wir die Voraussetzun- und anderen Organisationen als Mitglied der SPD gen für Wachstum und Arbeitsplätze in der Zukunft verpflichtet, ihn vor Schaden zu bewahren. und die Grundlage für Investitionen in Deutschland in neue Technologien, neue Produkte und neue (Heiterkeit bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Märkte. Das haben Sie nicht getan. Damit haben Sie sich Wie sieht eigentlich die Bilanz dieser ersten Haus- grob fahrlässig schädlich für die SPD verhalten. haltswoche aus? Bei der Opposition Polemik und (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU Verweigerung. und der F.D.P.) (Widerspruch bei der SPD) Normalerweise pflege ich in solchen Gremien Das kann doch wohl nicht das letzte Wo rt für die ent- nichts über andere Länder zu sagen. Aber aus der scheidenden Auseinandersetzungen der nächsten Statistik der OECD ergibt sich, daß in Mexiko im Wochen und Monate sein. Sie als Opposition und als letzten Jahr die Inflationsrate bei über 50 Prozent lag Mehrheit im Bundesrat können sich doch nicht ver- und daß sich die Arbeitnehmer mit Lohnerhöhungen weigern. in Höhe von 10 Prozent begnügen mußten. Wie man da auf die Idee kommt, zu einem für Mexiko günsti- (Beifall des Abg. Carl-Ludwig Thiele geren Vergleich - brutto oder netto - zu kommen, [F.D.P.]) bleibt fragwürdig. Lassen Sie uns das aber ganz schnell vergessen, auch im Interesse des Kollegen Sie haben die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, Scharping. im Interesse des Gemeinwohls mitzuwirken, anstatt sich zu verweigern und in Polemik zu flüchten. Frau Matthäus-Maier, den Jäger 90 erspare ich Ih- nen. Ich trete auch deswegen für Herrn Schröder als (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Kanzlerkandidat der SPD ein, weil damit der Bau des Jäger 90 klappt. Ich bin davon zutiefst überzeugt, Ihr Konzept „mehr Staat, höhere Staatsausgaben, weil sich nämlich er und andere Ministerpräsidenten stärkere Umverteilung, höhere Steuern" stimmt doch im Interesse der Beschäftigung in ihren Ländern mit dem, was uns von nationaler und internationaler völlig anders verhalten werden, als Sie das tun. Seite, von Sachverständigenrat, Bundesbank, - päischer Union, OECD und Internationalem Wäh- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU rungsfonds, gesagt wird, nicht überein. und der F.D.P.) (Detlev von Larcher [SPD]: Sagen Sie das Frau Matthäus-Maier, Sie werfen uns vor, der einmal Ihren Leuten!) Haushalt habe hohe Zinsverpflichtungen. Richtig ist: Wir geben 21,3 Prozent der Ausgaben für Zinsen aus. Wenn Ihnen inte rnational nichts anderes einfällt Woher kommt ein Großteil der dahinterstehenden als ein weltweites Verbot des Standortwettbewerbs, Schulden? Sie können doch nicht leugnen, daß die dann ist das ein Rückfall weit hinter Godesberg. Kosten der Einheit und die Übernahme der Bahn- Dann haben Sie in drei oder vier Jahrzehnten nichts schulden dafür verantwortlich sind. Allein die Über- dazugelernt. Es ist schade um eine Partei, die einmal nahme der Erblast beträgt 360 Milliarden DM, und ein internationales Renommee hatte. die Schulden der Bahn betragen 80 Milliarden DM. (Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Rechnet man diese von mir genannten Sonderfakto- Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.] - Eduard ren heraus, dann geht die Zahl von 21,3 auf Oswald [CDU/CSU]: Lang ist es her!) 13 Prozent zurück. Das ist die Wahrheit. Sie werfen uns die Finanzierung der Einheit vor. Sie geben da- Meine Damen und Herren, damals, mit dem Go- mit zu erkennen, daß Sie die Einheit nicht finanzie- desberger Programm, hat sich die SPD als Reform- ren wollten. Das entlarvt Ihre Doppelzüngigkeit in partei verstanden. Sie hat ein Konzept entwickelt der Deutschlandpolitik. und dieses mit den Namen Schiller und Möller und auch anderen personell verdeutlicht. Heute sind Sie (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - zu einer Reformverweigerungspartei geworden. Widerspruch bei der SPD) Übrigens, was internationale Zusammenhänge an- Es ist doch gerade lachhaft, den Sozialstaat als ge- belangt: Ich hätte gern den Kollegen Scharping da- fährdet darzustellen. Im Jahre 1997 stellen die Sozial- beigehabt, als es in den letzten zwei Jahren im inter- ausgaben den mit 148 Milliarden DM größten Ausga- nationalen Bereich um Mexiko gegangen ist. Ich benbereich dar. Der Anteil der Sozialausgaben steigt hätte Sie wirklich gern dabeigehabt, Herr Scharping. sogar. Fast ein Drittel unserer jährlichen Wirtschafts- leistung - über 1 000 Milliarden DM - fließen 1997 in (Joachim Poß [SPD]: Da hätten Sie jede Sozialleistungen. Hilfe brauchen können!) Jeder Einsichtige weiß heute, daß wir den Sozial- - Herr Poß, nächstes Mal nehme ich Sie mit. Sie wa- staat und die sozialen Sicherungssysteme nur erhal- ren doch auch schon einmal dabei. Warum sind Sie ten, wenn die Beiträge nicht mehr steigen und das denn Ihrem Fraktionsvorsteher nicht in den Arm Sozialsystem auf Dauer finanzierungsfähig ist. bzw. in den Mund gefallen, als er sich über Mexiko Darum gibt es zum maßvollen und schrittweisen Um- ausgelassen hat? Sie sind doch durch die partielle bau der Sozialversicherungssysteme keine Alterna- Wahrnehmung internationaler Konferenzen von IWF tive. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11087

Bundesminister Dr. Theodor Waigel Zum Thema Forschung und Bildung. Sie beklagen steuer berücksichtigt. Insofern helfen doch die Ver- hier die Vernachlässigung von Zukunftsaufgaben. gleiche nicht. Wer sich der Informations- und Kommunikations- technologie, der Kerntechnik, der Genforschung und Sie haben immer noch nicht begriffen, was Sub- dem Transrapid grundsätzlich verweigert, kann doch stanzsteuern wie die Vermögen- und die Gewerbe- hier nicht antreten und uns den Vorwurf machen, wir kapitalsteuer für die Wi rtschaft wirklich bedeuten. täten für Forschung und Entwicklung nicht genug. Ihre Steuererhöhungsvorschläge sind falsch und nicht einmal verfassungskonform. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Jetzt noch einmal zu den Vergleichen. Ich will bei- Zur Steuerpolitik ist in dieser Woche viel Richtiges der Vermögensteuer nicht mit Mexiko beginnen. und auch manch Falsches gesagt worden. Am schön- Aber in Belgien, Großbritannien, Griechenland, Ita- sten war es, als der - im Moment nicht anwesende - lien, Irland und Portugal gibt es keine allgemeine Fraktionshäuptling der Grünen, Herr Fischer, über Vermögensteuer. Unter sozialdemokratischer Verant- die Chaostheorie sprach. Wer als Chaostheoretiker wortung wurde sie in Österreich zum 1. Januar 1994 und Chaospraktiker so viel Erfahrung wie Herr Fi- abgeschafft. In Dänemark erfolgt die Abschaffung scher gewonnen hat, mag dazu etwas sagen können. zum 1. Januar 1997. In den Vereinigten Staaten gibt Ich möchte Ihnen aber doch nicht vorenthalten, was es gar keine Vermögensteuer im deutschen Sinn. Auf ein Papier - offensichtlich der Grünen - in Sachsen- der Ebene der Bundesstaaten und Gemeinden wer- Anhalt fordert. Das Ministerium der Finanzen des den „property taxes" erhoben, die eher mit der deut- Landes Sachsen-Anhalt hat der Landeszentralbank schen Grundsteuer vergleichbar sind. für Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ein Papier mit der Bitte um Stellungnahme zugeleitet, in Eine Vermögensteuer von juristischen Personen er- dem die Einführung einer Zweitwährung in Sach- heben neben Deutschland nur noch Luxemburg und sen - Anhalt vorgeschlagen wird, also einer „Grün- die Schweiz. Insofern werden Sie hier Ihre Meinung mark" . genauso ändern müssen, wie Sie Ihre Meinung bei der Gewerbesteuer, bei der Gewerbekapitalsteuer (Dr. Wolfgang Schäuble [CDU/CSU]: Wirk und bei der Beteiligung der Kommunen an der Um- lich?) satzsteuer ändern mußten. - Ja, Kollege Schäuble, man glaubt es nicht. Es ist of- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) fiziell weitergeleitet worden. Die Landeszentralbank ist gebeten worden, dazu Stellung zu nehmen. Übrigens tragen einige Bundesländer, auch SPD- Länder, gezwungenerweise den Sparhaushalt auch Da wird behauptet, daß die Probleme mit Einfüh- heute schon mit. Es wäre viel besser gewesen, wenn rung der D-Mark durch Einführung einer parallel zur wir dafür gemeinsame Grundlagen gefunden hätten, D-Mark umlaufenden inflations- und zinsfreien anstatt daß jeder isoliert den Weg gehen muß. In Zweitwährung mit der Bezeichnung „Grünmark" ge- Sachsen, in Bayern, auch in Brandenburg und in löst werden könnten. Diese Zweitwährung soll von Sachsen-Anhalt, sollen und müssen die Ausgaben im der LZB BNS emittiert werden. Der entscheidende Vergleich zum Vorjahr deutlich sinken. Wenn das so Vorteil der Zweitwährung liege darin, daß Kredite in ist, wie kommen Sie dann dazu, uns vorzuwerfen, Grünmark zinslos seien, was für jedes kapitalschwa- daß diese Sparmaßnahmen stattfinden, stattfinden che mittelständische oder Kleinunternehmen ein Rie- müssen und damit natürlich auch Einschnitte mit senvorteil sei. Die Investitionstätigkeit würde ange- sich bringen? heizt, die Haushaltskonsolidierung vorangetrieben, und bei einer zusätzlichen Neuverschuldung in Heute ist ein bedeutender Entscheidungstag für Grünmark würde der Schuldendienst wegfallen. Deutschland. Die Welt schaut auf uns. Lieber Kollege Metzger, der Sie einen Funken von (Lachen bei der SPD - Dr. Cornelie Sonn- volkswirtschaftlichem Verstand bewahrt haben: Sa- tag-Wolgast [SPD]: Ein schwarzer Freitag!) gen Sie den Kameraden, daß sie verrückt gewesen sind, oder nehmen Sie von diesem Chaotenhaufen - Natürlich. So wie heute entschieden wird, wird es Abschied, theoretisch und praktisch. gewaltige Auswirkungen für die in- und ausländi- schen Investoren und für die Finanzmärkte geben. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Frau Matthäus-Maier, Sie haben keinen positiven Nicht nur die OECD, sondern auch die Deutsche Beitrag geleistet, wenn Sie wieder die Steuerent- Bundesbank erwarten in ihrem neuesten Monatsbe- wicklung darstellen. Das ist doch der ewig schiefe richt, daß der Konsolidierungskurs fortgesetzt wird Vergleich, wenn die Entwicklung der Lohn-, Einkom- und die Sparmaßnahmen und die Strukturreformen men- und Körperschaftsteuer für eine soziale Schief umgesetzt werden. lage herhalten soll. Sie wissen doch genau: Auch Ge- schäftsführer und Topmanager mit hohen Gehältern Ich appelliere daher eindringlich an die SPD, sich zahlen Lohnsteuer, der kleine Mittelständler von ne- nicht länger zu verweigern. Geben Sie Ihren Ver- benan aber nicht. Sie wissen genau: Erstattungen an handlungsführern endlich grünes Licht für gemein- veranlagte Arbeitnehmer werden bei der Einkom- same Lösungen bei den Spargesetzen, beim Jahres- mensteuer gebucht. Auch der jetzt erhobene Zinsab- steuergesetz 1997 und bei der Unternehmensteuerre- schlag war früher im Aufkommen der Einkommen form! 11088 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Bundesminister Dr. Theodor Waigel Ich appelliere an die Gewerkschaften, nach ihrer Wir wollen das im Jahre 1998. Die F.D.P. will das tarifpolitischen Einsicht jetzt auch am notwendigen auch im Jahre 1998. Die Union sagt: 1999. Und was Sozialumbau mitzuarbeiten. sagt der Bundeskanzler? Der Bundeskanzler sagt in einer Rede, in der wir gespannt auf die Jahreszahl Ich appelliere an die Arbeitgeber, die günstigen gewartet haben: Die Reform muß Ende 1997 im Ge- konjunkturellen Rahmenbedingungen, den eindeuti- setzblatt stehen. - Meine Damen und Herren, was ist gen Kurs auf weniger Staat und mehr Markt in Inve- denn das für ein Unsinn? Im Gesetzblatt kann das stitionen und in Arbeitsplätze umzusetzen. stehen, wann Sie wollen. Wir wollen von Ihnen wis- Ich appelliere an alle Bürger, Verantwortungsbe- sen, wann die Entlastung für die Durchschnittsver- reitschaft zu zeigen, vorübergehend auf Zuwächse diener in Kraft tritt. - zu verzichten, damit wir alle gemeinsam unsere Zu- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- kunft sichern und die Herausforderungen der Zeiten- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) wende meistern. Wir sind dazu bereit. Mit dieser sibyllinischen, nichtssagenden Aussage Ich danke Ihnen. des Bundeskanzlers werden Sie nicht über die Run- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) den kommen. Wir verlangen von Ihnen im Laufe die- ses Herbstes eine Auskunft darüber, wann die Entla- stung der Durchschnittsverdiener in Kraft treten Vizepräsident Hans Klein: Das Wort hat die Kolle- wird, wenn Sie überhaupt eine Entlastung der gin Ingrid Matthäus-Maier. Durchschnittsverdiener wollen. Zur Wir werden Sie nicht daraus (SPD): Herr Präsident! Steuerpolitik: Ingrid Matthäus-Maier entlassen, uns zu sagen, was Sie im Jahre 1997 wol- Meine sehr verehrten Damen und Herren! Drei len. Sie spiegeln den Menschen große Entlastungs- Merkmale ziehen sich durch die Haushaltsdebatte pakete für 1998 oder für 1999 vor. Dabei versuchen dieser Woche: erstens die mangelnde Seriosität und Sie zu verdecken, daß wir für das Jahr 1997 gemein- Solidität der von Theo Waigel genannten Zahlen, sam Entlastungen für untere Einkommen beschlos- zweitens das Chaos in der Steuerpolitik und drittens sen haben, die Sie wieder rückgängig machen wol- die Umverteilung von unten nach oben, indem man len. Sie sprechen nicht gern über das Kindergeld im unten abkassiert und oben Steuergeschenke verteilt. Jahr 1997, über die Verbesserung des Grundfreibe- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne trages im Jahr 1997. In Ihrem sogenannten Sparpa- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN ket, das ich für ein sozial ungerechtes und wirt- und der PDS) schaftspolitisch uneffektives Kürzungspaket halte, steht ausdrücklich drin, daß die Steuererleichterun- Zu den unseriösen Zahlen hat mein Kollege Karl gen, die wir erkämpft haben, verschoben werden sol- Diller das Wichtigste gesagt. Wenn Sie schon der len. SPD nicht glauben, meine Damen und Herren, dann schauen Sie einmal in die Zeitungen, in die Kommen- Lassen Sie uns doch einmal gemeinsam darüber tare dieser Tage: „Theos Märchenstunde", „Waigels sprechen, um was es eigentlich geht. In unserem Luftnummer" . Man könnte noch viel mehr zitieren. Land gilt das Prinzip der steuerlichen Leistungsfä- higkeit. Dieses Prinzip besagt - völlig selbstverständ- Daß Sie eben einmal zwischen Tür und Angel - lich -, daß der Staat den Menschen nicht besteuern nachdem Sie uns monatelang beschimpft haben, als darf, was sie als Existenzminimum brauchen - für das wir Ihnen eine höhere Neuverschuldung vorherge- eigene Existenzminimum, für das des Ehepartners sagt haben - für das Jahr 1996 10 Milliarden DM und für das der Kinder. Nun hat Ihnen das Bundes- neue Schulden auf die ohnehin schon hohen verfassungsgericht bescheinigt, daß die Steuerpolitik 60 Milliarden DM drauflegen, ohne das Parlament zu von Herrn Waigel über Jahre hinweg in diesem fragen, das ist wirklich ein unglaublicher Vorgang. Sinne verfassungswidrig war, weil die Menschen zu Das müssen wir gesetzlich ändern. Es kann ja wohl hoch besteuert wurden. Auf Grund dessen haben wir nicht sein, daß der Finanzminister bei einer über- im letzten Jahr gemeinsam beschlossen, das Kinder- planmäßigen Ausgabe von 10 Millionen DM den geld zu verbessern - 1996 auf 200 DM vom ersten Bundestag um Genehmigung bitten muß, gleichzei- Kind an und 1997 um weitere 20 DM - und den tig aber eine Erhöhung der Neuverschuldung um steuerfreien Grundfreibetrag auf 12 000 DM im lau- glatte 10 Milliarden DM nach eigenem Gutdünken fenden Jahr und auf 12 300 DM im Jahr 1997 fest- beschließen kann. Das muß ein Ende haben, meine zusetzen. Damen und Herren. Selbst wenn man kein Steuerfachmann ist, sieht (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE man doch, daß diese Zahlen sehr niedrig sind. 12 000 GRÜNEN und der PDS) DM als Existenzminimum im Jahr - dafür müssen wir In der Steuerpolitik herrscht das Chaos. Wir haben uns fast schon schämen. von Ihnen im Laufe der Debatte verlangt: Sagen Sie (Beifall bei der SPD sowie der Abg. uns doch nun die Eckpunkte Ihrer Steuerreform. - Dr. Barbara Höll [PDS]) Sie können unsere Eckpunkte kritisieren, aber sie sind klar: Eingangssteuersatz 19,5 Prozent, Absen- Wir Sozialdemokraten haben dem nur zugestimmt, kung von steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten weil wir gleichzeitig einen Stufenplan beschlossen und Stopfen von Schlupflöchern, ein durchgehend li- haben: 12 000 DM im Jahr 1996 mit einer Steigerung nearer Tarif ohne Sprünge. All dies ist wichtig. auf 12 300 DM im Jahr 1997. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11089 Ingrid Matthäus-Maier Als der Bundeskanzler in seiner Rede am Mittwoch Das Haushaltsgesetz 1997 und der Finanzplan des sagte, Arbeit müsse sich mehr lohnen als Nichtar- Bundes 1996 bis 2000 - Drucksachen 13/5200 und beit, hatte er recht. Das fordern wir seit Jahren. Ge- 13/5201 - sollen gemäß § 95 der Geschäftsordnung nau deswegen muß ich doch den steuerlichen an den Haushaltsausschuß überwiesen werden. Ist Grundfreibetrag verbessern! Eine Bundesregierung, das Haus damit einverstanden? - Dies ist der Fall. die durch ihre Steuerpolitik dafür sorgt, daß die Men- Dann sind die Überweisungen so beschlossen. schen so stark besteuert werden, daß sie an die Grenze der Sozialhilfe rutschen, darf sich doch nicht Ich rufe den Zusatzpunkt 3 auf: beschweren, daß sich Arbeit in diesem Lande nicht - mehr lohne. Beratung des Antrags der Fraktion der SPD Vorlage eines Ergänzungshaushalts zum Ent- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne wurf zum Bundeshaushaltsplan 1997 ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) - Drucksache 13/5509 - Es gibt so famose Leute - unter Ihnen und auch in Eine Aussprache ist nicht vorgesehen. Wir kom- den Medien -, die sagen, 20 DM seien lächerlich. men deshalb gleich zur Abstimmung. Dazu muß ich Ihnen sagen: Es scheint mir, daß viele Wer stimmt für den Antrag der SPD auf Drucksa- von Ihnen, die Sie hier sitzen, das Gespür dafür ver- che 13/5509? - Gegenprobe! - Enthaltungen? - Der loren haben, wie es im Portemonnaie von Eltern mit Antrag ist abgelehnt. Kindern aussieht. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne Ich rufe den Zusatzpunkt 4 auf: ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Vereinbarte Debatte und der PDS) zum Wachstums- und Beschäftigungsförde- Die „Süddeutsche Zeitung" schrieb gestern über die rungs-Ergänzungsgesetz, zum Gesetz zur Be- Haushaltsdebatte: „Der Kanzler hat keinen Sinn grenzung der Bezügefortzahlung bei Krank- mehr für die soziale Not der kleinen Leute. " Ich heit, zum Wachstums- und Beschäftigungsför- glaube, daß die „Süddeutsche Zeitung" das gut be- derungsgesetz, zum Arbeitsrechtlichen Be- schrieben hat, insbesondere deswegen, weil Sie schäftigungsförderungsgesetz, zum Beitrags- gleichzeitig - Herr Waigel, Sie haben es angespro- entlastungsgesetz und zum Achten Gesetz zur chen und versucht zu verteidigen, aber Sie können Änderung des Fünften Buches Sozialgesetz- es nicht verteidigen - Einnahmeverluste von 9 Mil- buch Harden DM durch die beabsichtigte Abschaffung der Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für Vermögensteuer in Kauf nehmen. die Aussprache eine Stunde vorgesehen. - Dagegen Ihr Vorhaben für 1997 bedeutet, daß ein Privat- erhebt sich kein Widerspruch. Dann ist das so be- mann oder eine Privatfrau - es soll auch Privatfrauen schlossen. mit Vermögen geben -, die ein Privatvermögen von Ich eröffne die Aussprache und erteile das Wo rt 10 Millionen DM hat, durch Ihre Gesetzgebung ab dem Kollegen Dr. Wolfgang Schäuble. 1. Januar 1997 eine Steuerentlastung von 100 000 DM erhält. Steuerentlastung in Höhe von 100 000 DM für Vermögensmillionäre einerseits, aber ande- Dr. Wolfgang Schäuble (CDU/CSU): Herr Präsi- rerseits angeblich kein Geld für die Erhöhung des dent! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir Kindergeldes - das wird mit Sozialdemokraten auf haben in der Haushaltsdebatte in dieser Woche vor gar keinen Fall zu machen sein. allem über die Frage diskutiert, wie wir die Wachs- tumskräfte stärken können, wie wir die Grundlagen (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne sozialer Sicherheit zukunftsfest machen können und ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN wie wir einen Beitrag dazu leisten können, daß die und der PDS) Arbeitslosigkeit abgebaut wird. Genau um diese Fra- gen geht es auch bei den Entscheidungen, die wir Wenn wir uns diese Woche vor Augen halten und jetzt im Anschluß zu treffen haben. Mit diesen Ent- uns dieses Chaos, diese Umverteilung, diese Schul- scheidungen findet ein langer - auch leidenschaftli- den anschauen, dann, Herr Bundesfinanzminister, cher - parlamentarischer wie öffentlicher Diskussi- hat sich in dieser Woche erneut gezeigt, wofür die onsprozeß seinen Abschluß. Buchstaben Ihrer Partei, der CSU, in Wirk lichkeit ste- hen: C für Chaos, S für Schulden, U für Umvertei- Meine Damen und Herren, vielleicht ist es in die- lung. sem Augenblick einmal ganz interessant, sich noch einmal über den zeitlichen Ablauf dieser Debatte zu Das darf so nicht weitergehen! vergewissern, weil sich mancher von uns, vor allem (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei aber die Öffentlichkeit, angesichts der Kurzatmigkeit Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE unserer öffentlichen Diskussionsprozesse kaum noch GRÜNEN) zurechtfindet und weil viele Bürger oft fragen oder auch nicht verstehen können, warum das alles so lange dauert, bis in Bonn entschieden wird, während Vizepräsident Hans Klein: Ich schließe die Aus- wir für die Gesetze, die wir jetzt zu verabschieden sprache. haben, in der parlamentarischen Beratung von der 11090 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Wolfgang Schäuble Opposition - nicht völlig ohne Grund übrigens - den - Wahrscheinlich würde der Präsident mich dann zur Vorwurf bekommen haben, das gehe alles viel zu Ordnung rufen, da wir jetzt bei einem neuen Tages- schnell, der Zeitdruck sei zu groß. ordnungspunkt sind. Deswegen ist es in diesem Augenblick vielleicht Frau Matthäus-Maier, Sie haben schon über die einmal ganz hilfreich, daran zu erinnern: Beide Koali- nächsten Themen geredet, darüber, wo wir uns auch tionsfraktionen haben am 25. Ap ril - abends - unser mit dem Bundesrat verständigen müssen, weil ohne „Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung" die Zustimmung des Bundesrates diese Gesetze nicht beschlossen. Der Bundeskanzler hat es am 26. April, zustande kommen. Aber ich finde es wirklich wich- am nächsten Morgen, hier im Deutschen Bundestag tig, daran zu erinnern, liebe Kolleginnen und Kolle- vorgestellt, und darüber haben wir eine erste De- gen, daß mit dieser Debatte und diesen Entscheidun- batte geführt. - Das waren noch nicht die Gesetze. - gen - nicht nur in unserem Hause, sondern auch bei Wir haben dann zusammen mit den Ministerien, die der Bevölkerung, für die wir alle Verantwortung tra- Gesetzentwürfe, die für die Umsetzung dieses Pro- gen, von der wir gewählt sind - viel Leidenschaft, gramms notwendig waren, erstellt und im Bundestag viel Verunsicherung, viele Auseinandersetzungen eingebracht. Die erste Lesung der Gesetzentwürfe und auch viele besorgte Fragen verbunden sind. war am 23. und 24. Mai. Dann kamen die Ausschuß- Deswegen lassen Sie uns die Chance nutzen, so beratungen, und am 28. Juni war die zweite und ernsthaft, so sachlich und so ehrlich, wie wir können, dritte Lesung der Gesetze. unsere Argumente auszutauschen, aber auch zu sa- gen, worum es geht und worum es nicht geht. Und Der Bundesrat hat sich, nach der Verabschiedung lassen Sie uns nicht über die nächsten Schritte reden, im Bundestag, am 19. Juli mit den Gesetzen befaßt bevor wir die jetzt anstehenden Entscheidungen ge- und den Vermittlungsausschuß angerufen. Der Ver- troffen haben. Jetzt müssen wir erst einmal über das mittlungsausschuß hat am 26. August - mit der Mehr- entscheiden, was heute zur Entscheidung ansteht. heit der sozialdemokratisch geführten Landesregie- rungen und der Minderheit aus dem Lager der Oppo- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) sition - mehrheitlich Ergebnisse beschlossen, die der Der Beratungsprozeß, den ich Ihnen mit den Daten Beschlußfassung im Bundestag nicht entsprochen geschildert habe, belegt auch, daß wir trotz aller Kri- haben, die nicht unserer Überzeugung entsprechen tik gründlich debattiert, jedes Detail beraten und und die wir deswegen in einer Sondersitzung des jede Einwendung - ob sie in diesem Haus oder in De- Bundestages am 29. August zurückgewiesen haben. monstrationen erhoben worden ist - daraufhin ge- Daraufhin hat der Bundesrat in seiner Sitzung ge- prüft haben, ob wir ihr Rechnung tragen können. Wir stern, am 12. September - - haben also nicht gesagt: Augen zu und durch! (Zuruf von der SPD: Das wissen wir doch (Widerspruch bei der SPD) alle!) Wir haben zum Beispiel bei unseren Vorstellungen - Nein, die Öffentlichkeit weiß das nicht. - Der Bun- zur Anhebung der Altersgrenze bei Frauen erfahren desrat hat gestern den Gesetzen, die der Zustim- müssen: Die schnelle Umstellung ist mit der Lebens- mung des Bundesrates bedürfen, seine Zustimmung planung der Frauen nicht vereinbar. Daraufhin ha- verweigert ben wir - nach dieser Kritik, die wir für berechtigt ge- (Beifall bei der SPD und der PDS) halten haben - die notwendigen Änderungen vorge- nommen, und das steht zur Entscheidung an. und bei den Gesetzen, die seiner Zustimmung nicht bedürfen, Einspruch eingelegt. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Soweit es Gesetze sind - und über die stimmen wir Aber alle Beratungen, alle Auseinandersetzungen, jetzt ab -, die nicht der Zustimmung des Bundesrates auch verbleibende unterschiedliche Meinungen, die bedürfen, können wir, der Bundestag, mit der Mehr- wir ja respektieren - und ich werde mich dafür ein- heit unserer Mitglieder diesen Einspruch zurückwei- setzen, daß Sie Ihre Argumente noch einmal unge- sen, und dann kommen die Gesetze zustande. Soweit stört vortragen können --, dürfen nicht verhindern, die Gesetze der Zustimmung des Bundesrates bedür- daß irgendwann auch entschieden werden muß. Und fen - und da gibt es vier Gesetze - werden wir entwe- jetzt, verehrte Kolleginnen und Kollegen, ist die De- der beantragen, das Vermittlungsverfahren erneut in batte zu Ende. Jetzt muß entschieden werden: heute, Gang zu setzen, oder wir werden die Gesetze zur ge- an diesem Freitag. setzlichen Krankenversicherung neu einbringen, um (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) einen Teil zustimmungsfrei zu halten und bei einem anderen Teil zu versuchen, die Zustimmung zu be- Ich will in aller Kürze noch einmal die wesentli- kommen. Das ist der Verfahrensstand. chen Argumente zusammenfassend vortragen, die uns bei unserer Entscheidung bewegen. Meine Damen und Herren, es geht aber nicht nur um Verfahren. Da gerade Frau Matthäus-Maier in Ih- Wir haben 3,9 Millionen Arbeitslose in Deutsch- rem letzten Beitrag, auf den ich nun nicht mehr ein- land. Das ist zuviel, damit dürfen wir uns nicht abfin- gehen will, weil jede Debatte mal ein Ende finden den. Das ist das Entscheidende. Angesichts eines muß - - sich verschärfenden Wettbewerbs um Investitionen und Arbeitsplätze in Europa und weltweit müssen (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Gehen Sie wir - dazu gibt es keine Alternative - den Standort doch mal darauf ein!) Deutschland stärken. Wir müssen wirtschaftliches Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11091

Dr. Wolfgang Schäuble Wachstum, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit gen können wir die Staatsquote nicht abbauen. Des- verbessern, wenn wir die Fundamente unseres So- wegen mahne ich die fehlenden Alternativen an. zialsystems, unseres Sozialstaates für die Zukunft si- chern und dazu beitragen wollen, daß neue, daß Oder - Bundesregierung, Gewerkschaften und mehr Arbeitsplätze in diesem Lande entstehen. Wirtschaftsverbände am 23. Januar -: Den Sozialstaat zu sichern und zu festigen ist ge- Dazu ist eine Begrenzung des Anstiegs von Lohn- meinsames Ziel und gemeinsame Aufgabe. Seine und der Ausgaben des kosten, Lohnnebenkosten Finanzierungsgrundlagen müssen durch Refor- von Bund, Ländern und Gemeinden - und Staates - men erhalten bleiben. Die Sozialbeiträge insge- unausweichlich. Wer Aus- - der Sozialversicherungen samt und die Sozialabgabenquote müssen stabili- gabenanstiege begrenzen will, der kommt um Ein- siert und bis zum Jahr 2000 wieder auf unter sparungen bei Ausgaben nicht herum. Das ist durch 40 Prozent zurückgeführt werden. Umschichtungen bei Einnahmen nicht zu leisten. Das haben die Bundesregierung, die Gewerkschaf- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) ten und die Wirtschaftsverbände gemeinsam festge- Sie haben in dieser Haushaltsdebatte Vorschläge stellt. Das ist nur durch Ausgabenkürzungen - an- dazu gemacht, wie man die Einnahmen umschichten ders nicht - zu erreichen. kann - Steuern abbauen an der einen Stelle, sie da- (Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Recht haben für an anderer Stelle erhöhen; Abgaben an der einen sie!) Stelle erhöhen; an anderer Stelle Abgaben senken, doch nicht zu stark -, aber Sie haben keine Vor- Oder: schläge dazu gemacht, wie man Ausgaben kürzen In der Rentenversicherung muß das Versiche- kann. Doch nur so können wir die Steuer- und Abga- rungsprinzip gestärkt, schrittweise das tatsächli- benquote senken. che Renteneintrittsalter auch vor dem Hinter- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - grund der demographischen Entwicklung erhöht Zuruf des Abg. Hans Büttner [Ingolstadt] werden. [SPD]) Auch das haben die Bundesregierung, die Gewerk- - Hören Sie doch für ein paar Minuten auf, dauernd schaften und Wirtschaftsvertreter im Januar gemein- Zwischenrufe zu machen, deren Sinn ich nicht erken- sam festgestellt. Gesetzliche Maßnahmen, die genau nen kann. das umsetzen sollen, stehen heute zur Abstimmung an. Sie sehen eine schrittweise Anhebung des Ren- (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Bei mir wird teneintrittsalters vor. Stärkung des Versicherungs- auch ordentlich dazwischengerufen!) prinzips heißt: eine Neubewertung der beitrags- freien Zeiten. Auch eine diesbezügliche gesetzliche - Ich versuche immer, dafür zu sorgen, daß auch Sie Maßnahme steht nachher zur Abstimmung an, wenn nicht gestört werden. wir den Einspruch des Bundesrats zurückweisen wol- Viele Menschen sind der Ansicht, daß wir uns mit len. dem, was jetzt zur Entscheidung ansteht, ernsthaft Oder - Bundesregierung, Gewerkschaften und auseinandersetzen sollten. In diesem Sinne verste- Wirtschaftsverbände im Januar -: hen Sie bitte, wenn wir Ihnen sagen: Sie haben keine Alternativen vorgelegt, jedenfalls nicht in bezug auf Im Gesundheitswesen müssen Kostenbegren- Einsparmöglichkeiten. Sie haben zwar Steuererhö- zung durch mehr Wettbewerb, größere Selbstver- hungen und Abgabenumschichtungen vorgeschla- antwortung und mehr Befugnisse und Verant- gen, aber keine Einsparungsvorschläge gemacht, wortung der Selbstverwaltungen erreicht wer- auch in dieser Woche nicht. den. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - Genau diese Prinzipien hat der Bundesrat in seiner Carl-Ludwig Thiele [F.D.P.]: Leider wahr!) gestrigen Entscheidung abgelehnt. Wir müssen sie durchsetzen. Im übrigen kann man in dieser Stunde vielleicht auch die Leidenschaft noch einmal dämpfen, wenn Oder auch: man daran erinnert, daß schon im Januar bei den Ge- Geprüft werden sollen in gemeinsamen Gesprä- sprächen zwischen der Bundesregierung, Gewerk- chen Möglichkeiten zur Verringerung von Fehl- schaften und Wirtschaftsverbänden Übereinstim- zeiten in den Betrieben. mung erzielt wurde. Das ist ja im „Bulletin" der Bun- desregierung vom 26. Januar 1996 festgehalten. Es Also auch in dieser Beziehung ist der Handlungs- hat ein gemeinsames Papier gegeben. Aus ihm zi- bedarf zwischen Bundesregierung, Wirtschaftsver- tiere ich die folgenden Sätze. Zum Beispiel: bänden und Gewerkschaften im Januar unstreitig gewesen. Eine zu hohe Staatsquote hemmt die wirtschaftli- che Dynamik, engt Spielräume für Eigeninitiative Wenn dies alles so ist, dann fordere ich Sie auf: ein und mindert die Leistungsbereitschaft der Lassen Sie uns doch, auch wenn wir in der Sache un- Bürger. terschiedlicher Meinung sind, den Streit nicht über- treiben. Vielmehr lassen Sie uns ein wenig auf dem Meine Damen und Herren, wenn das richtig ist, müs Teppich bleiben. Lassen Sie uns doch nicht so tun, sen wir die Ausgaben senken. Durch Umschichtun als gingen alle Maßstäbe in der parlamentarischen 11092 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Wolfgang Schäuble Auseinandersetzung verloren. Wir setzen mit unse- und anschließend 90prozentige Lohnfortzahlung vor- rem „Programm für mehr Wachstum und Beschäfti- gesehen wurden. Deswegen sage ich: Überhöhen Sie gung" genau auf die Ziele, die Bundesregierung, die Argumente gegen unseren Vorschlag nicht! Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften gemein- sam für notwendig erklärt haben. Wir setzen auch Bedenken Sie im übrigen vor allen Dingen eines: darauf, Existenzgründer stärker zu fördern - das hat Unser Vorschlag ist, Arbeiter, Angestellte und Be- die niedersächsische Landesregierung ja als vorbild- amte bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall lich gelobt; ich habe das ja vorgestern hier schon ge- gleichzubehandeln. Bei der Regelung für Beamte sagt -, und darauf, durch mehr Flexibilität neue Be- brauchen wir die Zustimmung des Bundesrates. Der Bundesrat hat diese Zustimmung verweigert. Ich schäftigungspotentiale zu erschließen, beispiels- glaube nicht, verehrte Kolleginnen und Kollegen der weise in privaten Haushalten, aber insbesondere auch bei den Existenzneugründern und vor allem bei sozialdemokratischen Bundestagsfraktion und der kleinen und mittleren Bet rieben. Mehrheit im Bundesrat, daß es auf die Dauer Sinn macht - gerade wenn Sie sich dem Erbe jener Aus- Meine Damen und Herren, ich will im Hinblick auf einandersetzung um die Gleichbehandlung von Ar- die anstehenden Abstimmungen nur vier Punkte er- beitern und Angestellten verpflichtet fühlen -, bei wähnen, die besonders in der öffentlichen Auseinan- der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall Unterschiede dersetzung im Mittelpunkt stehen. zwischen Arbeitern und Angestellten einerseits und Beamten andererseits aufrechtzuerhalten. Erstens. Wir wollen bei befristeten Arbeitsverhält- nissen und beim Kündigungsschutz mehr Flexibilität (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- schaffen. Wenn wir die Situation der kleinen und ordneten der F.D.P.) mittleren Betriebe verbessern, damit sie neue Ar- beitskräfte einstellen können, dann ist das ein Bei- Drittens. Bei den Maßnahmen im Bereich der ge- trag, Arbeitslosigkeit abzubauen. setzlichen Krankenversicherung geht es letzten En- des um das Prinzip, das wir übrigens auch bei dem (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) leidenschaftlichen Ringen um die Pflegeversiche- rung berücksichtigt haben: daß wir, wenn wir neue, Durch diese Neuregelung verliert niemand etwas, große Risiken absichern wollen - vor dem Hinter- was er hat. grund einer Sozialquote, deren Volumen rund ein (Lachen und Widerspruch bei der SPD) Drittel des Bruttoinlandprodukts ausmacht und die wir somit nicht beliebig steigern können -, bei klei- - Entschuldigung, diese Regelungen sollen nur für nen Risiken vielleicht ein Stückweit mehr Selbstbe- Neueinstellungen gelten. teiligung vorsehen. (Zuruf von der PDS: Stimmt doch gar nicht!) Da die Ausgaben für stationäre Kuren -- um das Beispiel zu nennen - in den letzten drei oder vier Das haben wir in der Argumentation berücksichtigt. Jahren um 25 Prozent oder mehr gestiegen sind - bei Das heißt, jeder, der einen Arbeitsplatz hat, behält gleichzeitigem Rückgang der Anzahl der ambulan- seinen Kündigungsschutz. Dem aber, der keinen hat, ten Kuren -, wird offenkundig, daß das Element von sage ich: Lieber bef ristet arbeiten als dauerhaft ar- mehr Selbstbeteiligung wohl doch ein richtiges beitslos sein. Steuerungselement ist, damit wir auch in Zukunft (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. - wirksame Vorsorge für die großen Lebensrisiken lei- Widerspruch bei der SPD) sten können. Bei Zahnersatz oder Brillengestellen können wir dann schon ein bißchen mehr Eigenbe- Zweitens: Selbstbeteiligung bei der Lohnfortzah- teiligung verlangen. Ich glaube, das Prinzip ist nicht lung im Krankheitsfall. Das ist kein einfaches falsch, sondern richtig. Thema. Niemand hat es sich leichtgemacht - in der Union nicht und in der F.D.P.-Fraktion auch nicht; wir Viertens: Rentenversicherung. Man kann ange- haben ernsthaft darüber geredet. Aber es führt kein sichts der demographischen Entwicklung - steigende Weg daran vorbei: Kein anderes Land in der Welt hat Lebenserwartung - die Notwendigkeit einer allmäh- eine 100prozentige Lohnfortzahlung im Krankheits- lichen Anpassung des Renteneintrittsalters nicht be- fall ohne jede Selbstbeteiligung. Meistens ist es doch streiten. Darüber hatten wir Anfang der 90er Jahre so: Wenn auf der Autobahn alle anderen in die an- Konsens. Über das Anpassungstempo kann man dere Richtung fahren als man selbst, fahren nicht all streiten. Wir haben unseren entsprechenden Vor- die anderen falsch, sondern man selbst. schlag zurückgenommen; wir haben ihn in den Bera- tungen korrigiert. Es wurde viel davon gesprochen - das respektiere ich -, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sei das Wenn das Versicherungsprinzip in der Rentenver- Ergebnis einer langen Auseinandersetzung in der sicherung gestärkt werden soll - wie Regierung, Ge- Metallindustrie in Schleswig-Holstein in den 50er werkschaften und Wirtschaft im Januar gesagt ha- Jahren gewesen. Wenn man genauer hinschaut, ben -, dann ist eine Neubewertung von beitrags- stellt man fest, daß es damals darum ging, Arbeiter freien Zeiten genau der richtige Weg. Ich sage es und Angestellte bei der Lohnfortzahlung im Krank- noch einmal: Wir haben uns die Entscheidungen, die heitsfall gleichzubehandeln. Das Ergebnis jener Aus- jetzt anstehen, nicht leichtgemacht. Wir haben auch einandersetzung ist eine Regelung der Lohnfortzah- Verständnis für die öffentliche Auseinandersetzung. lung im Krankheitsfall im Jahre 1957 gewesen, nach Wir haben uns ebenfalls nicht leichtfertig über Kritik der zwei Karenztage für Arbeiter und Angestellte hinweggesetzt, sondern versucht, genau zuzuhören. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11093

Dr. Wolfgang Schäuble Wir wissen jedoch, daß uns niemand unsere Verant dieser Entscheidung nicht verweigern und deshalb wortung zu entscheiden abnehmen kann. Dafür sind den Streit wieder begrenzen und sich der gemeinsa- wir gewählt, und deswegen müssen wir entscheiden. men Verantwortung stellen. Bitte verlieren Sie nicht die Maßstäbe: Wir haben (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- 1,2 Billionen DM Sozialleistungen in der Bundesre- ordneten der der F.D.P.) publik Deutschland. Wir haben eine Sozialleistungs- quote von 33,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Dort, wo wir auf die Zustimmung des Bundesrates Wenn die Sozialleistungsquote durch die jetzt angewiesen sind, müssen wir uns einigen. Deswegen zur Entscheidung anstehenden Maßnahmen auf wollen wir jetzt die nicht zustimmungsbedürftigen- 33 Prozent absinkt, dann ist das nicht das Ende des Gesetze verabschieden. Für die zustimmungsbedürf- Sozialstaats, sondern eine notwendige Maßnahme, tigen werden wir erneut den Vermittlungsausschuß um den Sozialstaat für die Zukunft zu sichern. anrufen. Dann wollen wir in der Würdigung der un- terschiedlichen Mehrheiten so rasch und konstruktiv (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) wie möglich Gespräche führen. Wir wollen so schnell Um die Leidenschaften zu überprüfen, lassen Sie wie möglich verhandeln. uns einen Blick darauf werfen, was in anderen euro- Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns päischen Ländern in diesen Jahren gemacht wurde. aber so schnell wie möglich handeln; denn es geht In den Niederlanden - dort gibt es einen sozialdemo- bei dem, was für Wachstum und Beschäftigung, für kratischen Ministerpräsidenten - wird eine Kosten- mehr Arbeitsplätze und den Erhalt unserer Zukunfts- beteiligung der Versicherten in der Krankenversiche- sicherheit - hier dürfen die notwendigen Entschei- rung eingeführt, ist die Lohnfortzahlung im Krank- dungen nicht verzögert werden, und man darf ihnen heitsfall auf 70 Prozent des Lohns begrenzt worden, nicht ausweichen - nötig ist, um die Zukunft unseres sind Sozialleistungen und Versorgungsbezüge von Landes. Deswegen lassen Sie uns gemeinsam unsere der Lohnentwicklung abgekoppelt worden. Verantwortung tragen. Wir sind dazu bereit. In Schweden - einstmals sozialistisches Muster- (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und land - sind Karenztage und eine Senkung auf der F.D.P.) 75 Prozent bei der Lohnfortzahlung eingeführt wor- den, ebenso Zuzahlungen bei Artzbesuchen, Arznei- mitteln und Krankenhausaufenthalten, Senkung des Vizepräsident Hans Klein: Ich erteile dem Kollegen Kindergelds - wir wollen nur die Erhöhung verschie- Rudolf Scharping das Wort . ben, nichts senken -, Herabsetzung des Unterstüt- zungssatzes in der gesamten Sozialversicherung, An- Rudolf Scharping (SPD): Herr Präsident! Meine hebung der Altersgrenze in der Rentenversicherung Damen und Herren! All diese Gesetze tragen einen auf 66 Jahre usw. lügnerischen Titel. Es wird vom Sparen geredet, tat- Im internationalen Maßstab sind wir mit dem Ni- sächlich wird an wirtschaftlicher Kraft, an sozialer veau unserer sozialen Vorsorge und sozialen Sicher- Verantwortung gespart. Es wird nicht bei den Unter- heit immer noch an der oberen Spitze. Das soll auch nehmen gespart. Sie sparen an der sozialen Demo- so bleiben. Aber damit es so bleiben kann, muß es kratie, und das ist an der falschen Stelle gespart. auch finanzierbar sein. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Die OECD hat in einem Bericht, der in dieser De- batte oft genug zitiert worden ist, davon gesprochen, Wir reden auch nicht über einzelne Gesetze, son- daß die vollständige Umsetzung der Maßnahmen, dern über Elemente, über Schritte auf einem langen die die OECD begrüßt, die Verabschiedung von Ge- Weg, von dem Sie sagen, Sie wollten heute Entschei- setzen, die gegen den hartnäckigen Widerstand der dungen treffen. Ich appelliere an Sie, diese Entschei- Länder im Bundesrat durchgebracht werden müssen, dungen nicht zu treffen. Ich appelliere an Sie, an Ihr erfordert. Das sollte ein Appell an die Bundesrats- soziales Empfinden, an Ihr Gespür für Gerechtigkeit, mehrheit sein, ihre Zustimmung bei den zustim- an ein Minimum von Anstand. mungspflichtigen Gesetzen nicht zu verweigern. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Dort, wo wir gegen den Einspruch des Bundesrates ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN entscheiden können, sind wir, wenn wir von der und der PDS) Richtigkeit und Notwendigkeit unserer Überlegun- Die gen überzeugt sind, auch verpflichtet, uns über den Lohnfortzahlung, die der Gesetzgeber gere- Einspruch hinwegzusetzen. Deswegen werden wir gelt hat, trifft Menschen, die wir unter keinen Um- mit der notwendigen Mehrheit des Bundestags den ständen treffen dürfen. Sie trifft langfristig Kranke, Einspruch des Bundesrats zurückweisen. sie trifft Behinderte, sie trifft Schwangere. Ich habe hier das Bild eines Mannes, der im Rollstuhl sitzt, Die Mehrheit im Bundesrat ist genauso demokra- 31 Jahre alt ist, der sich mühsam eine Halbtagsstelle tisch zustande gekommen wie die im Bundestag. Der besorgt hat, in einem Behindertenprojekt arbeitet, Respekt vor demokratischen Entscheidungen erfor- 1 600 DM netto verdient und, weil er im Rollstuhl dert auch den Respekt vor den Entscheidungen der sitzt und weil er seinen Körper nur eingeschränkt Mehrheit. Wenn die Entscheidung in ein paar Stun- kontrollieren kann, häufig unter Erkältungen, unter den getroffen sein wird, sollte man den Respekt vor Schwierigkeiten mit den Atemwegen und anderem 11094 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Rudolf Scharping leidet. Dieser Mann arbeitet. Er kämpft darum, mit Dann sagen Sie, es gebe ein Angebot zur Koopera- seinen eingeschränkten Möglichkeiten die Anerken- tion. Darauf kann man nur noch gallig reagieren. Sie nung nicht als Almosen zu bekommen, sondern aus haben das Angebot zur Kooperation im Januar aus- eigener Arbeit. Und jetzt kommt eine Christlich-De- geschlagen, Sie haben es im Februar ausgeschlagen, mokratische Union und wirft ihn mit diesem Gesetz Sie haben es im März ausgeschlagen. Sie haben alle in die Sozialhilfe zurück, in jenes Netz, von dem Sie diese Gesetze so zusammengezimmert, daß eine Mit- behaupten, in ihm würden nur die Faulen und die sprache der Sozialdemokratie soweit wie irgend Drückeberger liegen. Das ist Ihre Politik. möglich ausgeschlossen wird. Sie wollten nie Koope- ration. Deswegen ist es reine Heuchelei, wenn Sie (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE jetzt Kooperation einklagen. Sie wollten sie nie. - GRÜNEN und der PDS - Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU]: Sie sagen die Unwahrheit!) (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Ich habe hier den B rief einer schwangeren Mutter, die nichts anderes reklamiert als das, was Sie immer Was viel schlimmer ist: In der Zeit, in der Sie Ko- gesagt haben: kinderfreundliches Land, Schutz für operation verweigern und sie hier heuchlerisch neu das Leben, von dem sogar die CSU versprochen hat, anbieten, kündigen Sie an, Sie wollten den Weg fort- es wird geregelt. Ich sage Ihnen: Wie Sie über Men- setzen, Sie wollten ihn verschärfen. Sie kündigen an, schen, über soziale Verhältnisse reden, verrät nur ei- daß bei den Beziehern normaler Einkommen Entla- nes: Sie wissen nicht mehr, wie es den normalen stungen nicht möglich seien, wohl aber bei den Mil- Menschen in diesem Lande geht. Sie ignorieren es lionären. Sie kündigen an, die Familien würden wei- und gehen darüber hinweg. ter belastet, und die Vermögensbesitzer bekommen von Ihnen Champagner ausgeschenkt. Sie kündigen (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE an, Sie wollten die Rentner stärker zur Kasse bitten. GRÜNEN und der PDS) Sie kündigen an, Sie wollten neu und immer tiefer in das Netz zum Schutz gegen die Arbeitslosigkeit ein- War es nicht Herr Schäuble, der uns allen geschrie- schneiden. ben hat, daß es bitter und ganz und gar unverant- wortlich ist für das ehrenamtliche, das gemeinsame Dies sind alles Diskussionen, die Sie führen. Die Engagement - auf das wir alle angewiesen sind -, Opposition hat Ihnen mehrfach gesagt: Laßt uns ge- wenn man nach einem Einsatz bei den Feuerwehren, meinsam den sozialen Frieden bewahren, laßt uns der daraus entstehenden G rippe, den Krankheiten, gemeinsam die Arbeitslosigkeit bekämpfen! am Ende mit 80 Prozent nach Hause geht und, wird (Lachen bei der CDU/CSU) es etwas schwerwiegender, möglicherweise mit ei- nem geschmälerten Krankengeld? Freilich, jener Es wird aber nur die Kooperation, zu der Sie von der Herr Schäuble, der das geschrieben hat, ist der Vor- Verfassung her gezwungen sind, nicht aber die, die sitzende des Verbandes der Feuerwehren in aus politischer Einsicht notwendig wäre, stattfinden. Deutschland, nicht der Vorsitzende der CDU/CSU Fraktion. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Sie wollen den Kündigungsschutz lockern und be- haupten, das diene der Beschäftigung. Sie haben Ich weiß genau, der Appell ist vergeblich. Die dem deutschen Volk gesagt: Beschäftigungsverhält- Frauen unter Ihnen, die intern protestiert haben, nisse lockern, befristete Arbeitsmöglichkeiten ein- werden nicht die Konsequenzen ziehen, die Ostdeut- führen, private Arbeitsvermittlung einführen. Jetzt schen werden nicht die Konsequenzen ziehen, die sagen Sie: Kündigungsschutz lockern. Immer haben CDA wird nicht die Konsequenzen ziehen. Aber wir Sie behauptet, es diene der Beschäftigung. Nichts hoffen und wir werden darum kämpfen, daß die hat es geholfen, genauso wenig wie das helfen wird, Menschen in Deutschland die Konsequenz ziehen, die wirklichen Probleme des Landes zu lösen. daß endlich Schluß ist mit einer Politik, die den sozia- len Zusammenhalt ruiniert. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE (Anhaltender lebhafter Beifall bei der SPD - GRÜNEN und der PDS) Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sie behaupten, es gebe keine Alte rnative, jeden- und der PDS) falls sei keine vorgeschlagen worden. Das sagen Sie auch angesichts der Tatsache, daß die Altersgrenze Vizepräsident Hans Klein: Das Wort hat die Kolle- der Frauen in der Rentenversicherung heraufgesetzt gin Kerstin Müller. werden soll. Ich appelliere erneut an Sie: Sorgen Sie dafür, daß Frauen, die ohne Sozialversicherung ar- beiten, endlich die angemessene Sicherheit erhalten, Kerstin Müller (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- daß die Beiträge für die Rentenversicherung bezahlt NEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! werden! Sorgen Sie dafür, daß nicht die Beschäfti- Zum dritten Mal beschäftigen wir uns heute mit dem gungschancen der Jüngeren verschlechtert werden, Sparpaket - nach einem angeblich gescheiterten nur weil Sie glauben, man müsse die sozialen Rechte Vermittlungsversuch, wie Herr Schäuble gerade wie- von Menschen immer weiter schmälern! Das wird der berichtet hat. Herr Scharping hat recht, ein ernst- Deutschland nicht helfen. haftes Vermittlungsverfahren hat es doch gar nicht mehr gegeben, denn es gab nichts mehr zu vermit- (Beifall bei der SPD) teln, und das ist seit Monaten klar. Dies nicht etwa, Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11095

Kerstin Müller (Köln) weil die Opposition eine Blockadehaltung eingenom- enormen Einnahmeausfällen bei den Sozialversiche- men hätte, wie Sie so gerne behaupten. Es gab nichts rungskassen. Und vor allem: Sie schaffen mit diesem zu vermitteln, weil die Bundesregierung ihre Blocka- Sparpaket keinen einzigen Arbeitsplatz mehr. dehaltung nicht aufgegeben hat. Herr Schäuble hat in seiner Rede am Mittwoch ge- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sagt: und der SPD sowie bei Abgeordneten der Wer es mit dem Gebot der Nachhaltigkeit PDS) menschlichen Wirtschaftens oder mit der Verant- wortung für kommende Generationen ernst- Als die Koalition in der Kanzlerrunde im April den nimmt, der muß heute Entscheidungen treffen. Dialog mit den Gewerkschaften aufgekündigt hat, haben Sie, meine Damen und Herren von der Koali- Das stimmt. Aber was bieten Sie denn der jungen tion, klipp und klar gesagt: Verhandlungen über das Generation an? Was passiert denn in Wirklichkeit? Sparpaket wird es mit uns nicht geben. Wir konnten Sie haben tatenlos zugesehen, wie die deutsche Wi rt Sie zu solchen Verhandlungen leider nicht zwingen. Ausbil--schaft in den letzten Jahren die Zahl der Sie haben die Gesetze so geschnürt, daß der Bundes- dungsplätze um ein Drittel gesenkt hat. Dann hat der tag unsere Bedenken und die vieler Menschen in Kanzler Gespräche geführt und ein feierliches Lehr- diesem Land einfach niederstimmen kann. stellenversprechen der deutschen Wi rtschaft bekom- men: 10 Prozent mehr Lehrstellen innerhalb von zwei Aber dann, Herr Schäuble, lassen Sie doch bitte Jahren. Dann haben Sie wieder tatenlos zugesehen, die Heuchelei. Es bringt nichts, immer wieder Dia- wie die Wirtschaft dieses Versprechen gebrochen logangebote zu machen. Der Kanzler hat das erst vor- hat. Und jetzt loben Sie den Kanzler, weil er wieder gestern wieder gemacht. Bei Ihnen, Herr Schäuble, Gespräche führt. gehören die Gesprächsangebote schon zu Ihren Meine Damen und Herren, Sie müssen endlich die Standardfloskeln. Ich schlage Ihnen einfach vor: Las- Rahmenbedingungen für ausbildende Betriebe ver- sen Sie es. Es nimmt Ihnen draußen keiner mehr ab. bessern, zum Beispiel durch eine Ausbildungsplatz- abgabe. Nicht ausbildende Bet riebe müssen belastet, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ausbildende entlastet werden. und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der PDS) (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD - Der Bundeskanzler hat das „Bündnis für Arbeit" Widerspruch bei der CDU/CSU) ausgeschlagen. Seitdem geht es für Sie nicht mehr darum, möglichst tragfähige Lösungen für die drän- Aber da verweigern Sie sich, und nicht nur da. Wo, genden Probleme zu finden, Sie sind seitdem für Ar- bitte schön, sind denn die Initiativen für nachhaltiges gumente taub und für die gesellschaftlichen Folgen Wirtschaften, wo die Förderprogramme für nachhal- blind. Nur eines zählt für Sie seit diesem Moment: Es tige, ressourcenschonende Technologien? Wo ermun- soll Geschlossenheit demonstriert werden, koste es, tern Sie Unternehmen, die auf Sonnenenergie und was es wolle. Windkraft setzen, am Standort Deutschland zu inve- stieren? Meine Damen und Herren, welche Chance haben Ich sage: Sie gestalten nicht die Zukunft, Sie ver- Sie in diesem Jahr vertan! Sie hätten mit den Ge- weigern sie meiner Generation. Zukunftsfähigkeit werkschaften, mit den Kirchen, mit der SPD und und Nachhaltigkeit - Herr Schäuble, bei Ihnen ge- auch mit uns über Veränderungen reden können: rinnt all das zu einer belanglosen Phrase. über eine Modernisierung des Sozialstaates, zum Beispiel, der wirklich nach dem Bedarf und nicht mit (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der Gießkanne verteilt, über eine Modernisierung sowie bei Abgeordneten der SPD und der der Arbeitswelt, die Überstunden abbaut und Teilzeit PDS) fördert, und auch über einen Einstieg in eine ökologi- Apropos Phrase. Herr Eppelmann, Sie als Vorsit- sche Steuerreform. zender der CDU-Sozialausschüsse haben noch in der „Bild am Sonntag" am 12. Mai völlig zu Recht ge- Meine Damen und Herren von der Koalition, Herr schrieben: Blüm hat gestern im Bundesrat noch einmal mit Pa- thos gefragt, wo denn die Vorschläge der Opposition Die geplanten Einschnitte bei der Lohnfortzah- zur Senkung der Lohnnebenkosten blieben. Wir ha- lung radikalisieren die laufenden Arbeitskämpfe. ben Vorschläge gemacht. Denn mit der Ökosteuer können wir wirklich dauerhaft zu einer Senkung der Und: Lohnnebenkosten kommen. Das gilt auch für die geplante Verschlechterung des Kündigungsschutzes. Dies schafft keinen ein- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zigen zusätzlichen Arbeitsplatz mehr. sowie bei Abgeordneten der SPD - Dr. Her mann Otto Solms [F.D.P.]: Steuererhöhung!) Und Sie kündigten an: Die CDA bleibt bei ihrem Widerstand gegen den Das Sparpaket bewirkt genau das Gegenteil. Kür- sinnlosen Abbau von Arbeitnehmerrechten. zungen bei der Lohnfortzahlung und letztlich auch die Aufweichung beim Kündigungsschutz führen zu (Zustimmung bei der SPD) 11096 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Kerstin Müller (Köln) Und Ihr Stellvertreter, Herr Keller, hat noch in der Es geht darum, die Rahmenbedingungen für mehr „taz" vom 21. Mai gefordert: Arbeit in Deutschland zu verbessern. Nicht mehr und nicht weniger. Diese Giftzähne müssen dem Regierungspro- gramm gezogen werden. (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU - Die „Giftzähne" wurden dem Sparpaket nicht ge- Widerspruch bei der SPD - Joseph Fischer zogen. Ich frage Sie: Wo ist heute Ihr Widerstand ge- [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: gen den Abbau von Sozialleistungen und Arbeitneh- Da spricht der Gewinner des Sparpakets!) merrechten? Es geht darum, die sozialen Lasten so zu verteilen, (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, daß sie bei den Bedürftigen ankommen und nicht bei der SPD und der PDS) von den Cleveren mißbraucht werden. Frau Süssmuth, auch Sie wendeten sich gemein- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU - sam mit dem Kollegen Link im „Kölner Stadtanzei- Widerspruch bei der SPD) ger" vom 14. Mai gegen die geplante Verschlechte- rung bei der Lohnfortzahlung für Kranke und beim Es geht darum, den Steuerzahler nicht zu überfor- Kündigungsschutz. Sie forde rten, die Familienförde- dern, um seine Leistungsbereitschaft in den Gesamt- rung müsse verbessert werden. Und jetzt? Selbst dienst des Staates zu stellen. Schwangere sind von den Kürzungen der Lohnfort- zahlung nicht ausgenommen; auch an der Verschie- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- bung der Erhöhung des Kindergeldes wird weiter ten der CDU/CSU - Hans Büttner [Ingol- festgehalten. stadt] [SPD]: Sie sind der Gewinner des Sparpakets! - Joseph Fischer [Frankfu rt] Sie, Frau Süssmuth, und auch Sie, Frau Eichhorn, [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Für Sie ist haben scharfen Widerstand gegen dieses Sparpaket heute Zahltag!) angekündigt. Und der Kollege Fell vom Familien- bund der Deutschen Katholiken wollte „bis zum Zu einem solchen Vorgehen gibt es keine Alte rna- Schluß für Veränderungen in diesem Sparpaket tive. kämpfen." (Widerspruch bei der SPD und der PDS) Dieses Sparpaket verbessert nicht die konkreten Das ersehen Sie aus dieser Diskussion, in der keine Hilfen für Familien mit Kindern; es verschlechtert sie. Alternativen vorgestellt worden sind, genauso wie Haben Sie heute den Mut, diesen familienfeindli- aus den Maßnahmen im Umfeld der europäischen chen Vorhaben nicht zuzustimmen! Nachbarländer. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bei der SPD und der PDS) Ich sage denen, die von den Sparmaßnahmen be- troffen sind: Zum Schluß: Herr Eppelmann, Herr Link und Herr Keller, Ihre eigene Regierung hat nicht nur den Dia- (Joseph Fischer [Frankfurt] [BÜNDNIS 90/ log mit den Gewerkschaften aufgekündigt, sie be- DIE GRÜNEN]: Dazu gehören Sie und Ihre trachtet die Arbeitnehmerschaft der Union ganz of- Klientel nicht!) fensichtlich als zahnlosen Tiger. Wie sagte Herr Link so schön am 8. Mai im Deutschlandfunk: „Frakti- Es ist eine zumutbare Einschränkung, wenn die So- onsdisziplin um jeden Preis gibt es sowieso nicht bei zialleistungsquote um 0,4 Prozent gesenkt wird, uns. " (Zuruf der Abg. Dr. (Lachen bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ [PDS]: Nein!) DIE GRÜNEN) weil das der Aufgabe dient, die 4 Mil lionen Arbeits- Wir werden es heute sehen. losen nach und nach wieder in Arbeit und Brot zu Die CDA hat noch im Mai gefordert, alle parlamen- bringen. Das ist das Opfer wirk lich wert. tarischen Mittel gegen die geplanten pauschalen - Einschnitte auszuschöpfen. Ich sage Ihnen: Jetzt ha- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU ] [BÜNDNIS 90/ ben Sie dazu Gelegenheit. Stimmen Sie heute mit Joseph Fischer [Frankfurt DIE GRÜNEN]: Welches Opfer bringen Nein! denn Sie und Ihre Klientel? Für Sie ist heute (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Zahltag!) bei der SPD und der PDS) Ich verstehe, daß der Kollege Scharping - er mußte die Scharte vom Mittwoch auswetzen - tief in die Ich erteile das Wort dem Vizepräsident Hans Klein: ideologische Mottenkiste gegriffen hat. Kollegen Dr. Hermann Otto Solms. (Widerspruch bei der SPD) Dr. Hermann Oott(F.D.P.): Solms Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Um auf Ich kann aber nicht verstehen, daß er Beispiele an- das Thema zurückzukommen: Worum geht es? führt, die einfach unwahr sind. (Lachen bei der SPD) (Beifall bei der F.D.P.) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11097

Dr. Hermann Otto Solms Der von Ihnen zitierte Rollstuhlfahrer muß natürlich sche Regierung hat erkannt, daß Übertreibungen nicht in die Sozialhilfe zurück. des Wohlfahrtsstaates und die verbreitete miß- bräuchliche Inanspruchnahme sozialer Leistun- (Dr. Heiner Geißler [CDU/CSU]: So ist es! - gen das Land zugrunde zu richten drohten, und Zuruf von der SPD: Doch!) hat gehandelt. Wie hoch müssen die Arbeits- Er muß vielmehr, wie jeder andere Arbeitnehmer losenzahlen und die Soziallasten in Deutschland auch, für eine Woche Krankheit von seinen ihm zu- noch steigen, ehe die SPD erkennt, daß es so wie stehenden 31 Urlaubstagen einen Urlaubstag opfern. bisher nicht weitergehen kann? Ist das nicht eine zumutbare Einschränkung? So ließen sich viele Beispiele aus unseren europäi-- (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU - schen Nachbarländern zitieren. Ich wi ll Ihnen das er- Rudolf Scharping [SPD]: Sie sind ein Zyni- sparen. ker! - Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜND- Wahr ist, daß die Bundesrepublik Deutschland ei- NIS 90/DIE GRÜNEN]: Welche Einschrän nen Nachholbedarf hat und daß wir unsere Leistun- kung muten Sie denn Ihrer Klientel zu?) gen auf das Wesentliche konzentrieren müssen. Des- Diese Überhitzung der Diskussion dient der Sachauf- wegen sage ich Ihnen noch einmal und rufe das in klärung nun wirklich nicht, Herr Kollege Scharping. Erinnerung: Die sozialste Tat, die man überhaupt Das war kein gutes Kapitel Ihres Vortrages hier im vollbringen kann, ist, den Menschen zu helfen, daß Bundestag. sie aus eigener Arbeit ihr Leben gestalten und finan- zieren können. Wenn Frau Kollegin Müller eben behauptet, die Grünen hätten eine Alternative geboten, und dann (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) auf die Ökosteuer als Alternative für die Senkung der Lohnzusatzkosten zurückkommt, dann frage ich: Mit den Schlagworten Marktwirtschaft und Lei- Ist das eine wirkliche Alte rnative, wenn jeder weiß, stungsgesellschaft einerseits und Sozialstaatsprinzip daß die Steuerlast in Deutschland ohnehin viel zu andererseits soll immer ein Widerspruch beschrieben hoch ist? werden. Das ist aber kein Widerspruch, sondern bei- des gehört eng zusammen. Das Sozialstaatsprinzip (Rudolf Scharping [SPD]: Für wen denn?) ist ein tragendes Element unserer Gesellschaftsord- nung. Aber das Sozialstaatsprinzip ist auch ein kom- Es gibt nur eine Möglichkeit: Die Steuerlast für die, plementäres Element zur marktwirtschaftlichen Ord- die Leistung bringen und investieren, zu senken nung. Um es auf deutsch zu sagen: Wir können - für (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ soziale Leistungen - nur ausgeben, was wir erwirt- DIE GRÜNEN]: Aha!) schaften. (Beifall bei der F.D.P.) und sie gleichmäßig und gerecht zu verteilen, damit in Deutschland wieder Arbeitsplätze geschaffen wer- Der Staat, der auf Dauer über seine Verhältnisse den. lebt und ausgibt, was nicht zuvor erwirtschaftet (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) worden ist, der wird à la longue in die Schuldenfalle tappen und die Lasten den nachfolgenden Genera- Wir haben gute Zeugen für unsere Politik. Der Kol- tionen überlassen, die heute nicht mitwählen kön- lege Henning Voscherau, der in Fragen der Steuer- nen, weil sie minderjährig oder überhaupt noch nicht politik zum Wortführer der SPD erklärt worden ist, geboren sind. hat seine eigene Pa rtei selbst ermahnt, sie solle zu- rück zur „wirklichen Wirklichkeit" kommen. Was ist (Rudolf Scharping [SPD]: Seit 14 Jahren denn die wirkliche Wirklichkeit? machen Sie das!) (Ina Albowitz [F.D.P.]: Nicht Mexiko!) Deswegen muß mit diesem Programm für mehr Wachstum und Beschäftigung eine Konsolidierung Das ist, daß wir die Leistungskräfte in unserer Gesell- der Staatsfinanzen zwingend verbunden sein. Es schaft überfordern und deswegen im internationalen gibt keine Möglichkeiten, dem auszuweichen. Wettbewerb zurückgefallen sind. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Ich will Ihnen nicht vorenthalten, was Walter ten der CDU/CSU) Hamm in der „Frankfu rter Allgemeinen Zeitung" über das schwedische Beispiel schreibt: Das müssen wir den Menschen sagen, die in die- sem Prozeß im einzelnen Opfer bringen müssen. Das In Schweden, von der SPD jahrezehntelang als ist unvermeidlich. Wir können nur da sparen, wo wir Musterland gepriesen, hat eine sozialdemokrati- Geld ausgeben. Woanders können wir nun einmal sche Regierung alles das bereits verwirklicht, was nicht sparen; das ist eine Selbstverständlichkeit. die SPD verurteilt: Karenztage in der Kranken- und in der Arbeitslosenversicherung, Kürzung Für mich ist bis heute unerklärlich, wie es den Ge- des Krankengelds, Erhöhung des Rentenalters, werkschaften, gestützt von den Sozialdemokraten, Lockerung des Kündigungsschutzes, Abschaf- gelungen ist, den Menschen einzureden, daß wir fung der Vermögensteuer diese schwierige Situation, in der wir Mangel an Ar- - wohlgemerkt, Herr Scharping in Schweden - beit haben, durch weniger Arbeit überwinden könn- ten. Jeder Mensch, den Sie fragen, sagt: Wenn es mir und Senkung des Spitzensteuersatzes. Sparen schlechtgeht, muß ich mehr tun. Das gilt natürlich auf Kosten der Alten und Kranken? Die schwedi auch für den Staat, die Tarifparteien, die Arbeitneh- 11098 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Hermann Otto Solms mer und die Unternehmen. Wenn es mir schlecht- Abschließend möchte ich sagen: Alternativen ha- geht, muß ich mich mehr anstrengen, dann muß ich ben Sie nicht geboten. mehr arbeiten, und ich brauche flexible Tarifver- träge, die den Ansprüchen der Nachfrage des Mark- (Bartholomäus Kalb [CDU/CSU]: Richtig!) tes und dem verschärften Wettbewerb gerecht wer- Wir müssen vorangehen, die Ziele formulieren und den. Genau das tun jetzt die Unternehmen und die durchsetzen, soweit wir es können. Wir müssen Sie Arbeitnehmer vor O rt. Sie laufen dem Tarifkartell aus zwingen, da mitzugehen, wo es unausweichlich ist. Arbeitgebern und Gewerkschaften davon und su- Es gibt keine Möglichkeit, sich dieser Verantwortung chen Lösungen, weil sie es für wichtiger halten, ihren zu entziehen. Für Sie gibt es dann nur noch die politi- persönlichen Arbeitsplatz und die Existenz ihres Un- sche Alternative, andere Mehrheiten zu suchen - Sie- ternehmens zu sichern, als dem alten Tabu der flä- haben für die nächste Legislaturperiode eine Mehr- chendeckenden starren Tarifverträge weiter anzu- heit zusammen mit den Grünen angekündigt -, das hängen. Wenn sich die Tarifvertragsparteien dieser ist Ihr gutes Recht. Die Wirklichkeit in Nordrhein- Auseinandersetzung nicht stellen - einige tun das ja: Westfalen weist allerdings etwas anderes aus. Die IG Textil und IG Chemie haben das erkannt, andere Zukunftssicherung in Nordrhein-Westfalen wird tun es noch nicht -, dann wird die Desolidarisierung durch diese Koalition beschnitten und nicht verbes- in diesem Bereich unabhängig davon, ob die Politik sert. Außerdem muß man von Ihnen verlangen, daß das will oder nicht, fortschreiten. Ich bin nicht der Sie aus Ehrlichkeit dem Wähler gegenüber eine klare Meinung, daß hier politische Vorgaben gemacht wer- Aussage zu Ihrem Verhältnis zur PDS, der Partei der den sollten. Die Lohnfindung, die Tarife und die Ar- nationalen Spaltung, machen. beitszeiten liegen im Gestaltungsspielraum der Tarif- vertragsparteien. Aber sie müssen die Zeichen der (Widerspruch bei der SPD) Zeit erkennen und müssen das umsetzen, sonst wer- den sie der Frage nach der Zukunftssicherung der Sie müssen sagen, ob Sie sich von einer Partei abhän- Arbeitsplätze nicht gerecht. gig machen wollen, die die Gräben in Deutschland vertieft und nicht zuzudecken versucht. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU) ten der CDU/CSU) - Das Beispiel, das Sie in Sachsen-Anhalt geboten Meine Damen und Herren, ich will auf die Einzel- haben, ist ja nun wirklich nicht ermutigend. Ich kann heiten der Maßnahmen, die heute zur Abstimmung Sie nur auffordern: Sagen Sie ein klares Nein zu ei- stehen, nicht weiter eingehen. Der Kollege Schäuble ner Zusammenarbeit mit dieser Partei! Der Kollege ist auf die wichtigsten Punkte eingegangen. Ich sage Gysi wird ja jetzt gleich Gelegenheit haben, darauf nur: Es werden zumutbare Opfer zum Wohle aller einzugehen. verlangt. Vielen Dank. (Joseph Fischer [Frankfu rt] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN]: Zum Wohle?) (Beifall bei der F.D.P. und der CDU/CSU)

Die Oppositionsparteien, insbesondere die Sozialde- Vizepräsident Hans Klein: Das Wort hat der Kol- mokratische Partei, werden nicht umhinkommen, lege Dr. Gregor Gysi. sich ihrer Verantwortung als Mehrheitspartei im Bun- desrat zu stellen und in wichtigen Fragen mit dem Deutschen Bundestag in seiner Mehrheit zusammen- Dr. Gregor Gysi (PDS): Herr Präsident! Meine Da- zuarbeiten, weil sie sich sonst an der Zukunft der Ar- men und Herren! Das Problem ist, Herr Solms, daß beitsplätze in Deutschland schuldig macht. nicht die PDS in dieser Gesellschaft Spaltungen her- vorruft, sondern Sie, und zwar vehement zwischen (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne Arm und Reich und darüber hinaus auch noch zwi- ten der CDU/CSU) schen Ost und West.

Wenn Herr Scharping sagt, wir würden nur da auf (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- Sie zukommen, wo es verfassungsmäßig nicht ver- ten der SPD) meidbar sei, dann ist das nicht wahr. Wir haben in der Frage der Unternehmensteuerreform Angebote Es ist nämlich kein Zufall, daß die Zahl der Wahlstim- gemacht, Verhandlungen geführt, Sie zum Mitma- men für die F.D.P. im Osten, die 1990 - übrigens aus chen aufgefordert und sind nahezu anderthalb Jahre mir unerklärlichen Gründen - beachtlich war, inzwi- hingehalten worden. Die Gewerbekapitalsteuer schen gegen Null tendiert. Die Leute wissen einfach, was ihnen die F.D.P. bringt. Es ist eine Klientel, die könnte schon längst beseitigt sein, und die Unterneh- , sich aber um die Sorgen men könnten längst die Möglichkeit haben, hier die Immobilien haben will Geld zu sparen, um mehr zu investieren. Aber Sie der Menschen nicht kümmert. Das ist die Realität. sind nur dann bereit zu reden, wenn es gar nicht (Beifall bei der PDS und der SPD sowie der mehr anders geht. Also müssen wir vorangehen. Eine Abg. Monika Knoche [BÜNDNIS 90/DIE Mehrheit ist gewählt, um zu handeln. Wir handeln, GRÜNEN]) wir tun das, was richtig und vernünftig ist, weil wir unserer Aufgabe und Verantwortung als Mehrheits- Sie, Herr Solms, haben gesagt, daß das, was hier partei gerecht werden. beschlossen werden so ll, zumutbare Opfer seien. Sa- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11099

Dr. Gregor Gysi gen Sie doch einmal, welches Opfer Sie und ich in Kranken und Sozialhilfeempfängerinnen und Sozial- dieser Situation bringen! hilfeempfänger. Das ist der eigentliche Skandal Ihres Pakets. (Beifall bei der PDS, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der In dieser Gesellschaft müssen immer die Kleinen die SPD) Opfer bringen. Dabei kann es nicht bleiben. Nennen Sie mir eine Bestimmung, die Millionäre be- trifft! Es ist keine dabei. Sie haben übrigens etwas gesagt, was ich noch viel besser fand. Sie haben gesagt: Wem es schlechtgeht, Ich komme zur Steuerflucht. Sie sind doch an der der muß mehr arbeiten. Ich kann nur hoffen, daß es Regierung. Weshalb ändern Sie eigentlich nicht die dieser Regierung, dieser Koalition nach der nächsten Steuergesetze dahin gehend, daß die Einnahmen Wahl so schlecht geht, daß sie dann wirklich anfan- dort zu versteuern sind, wo sie erzielt werden? Mir ist gen muß zu arbeiten. Anders scheint dies nicht ein- es ganz egal, wo eine private Person ihren Wohnsitz zutreten. hat. Wenn sie im belgischen Fernsehen auftritt, soll sie das Honorar, das sie do rt verdient, auch dort ver- (Beifall bei der PDS) steuern, aber wenn sie in Deutschland ihr Geld ver- dient, dann soll sie es auch hier versteuern. Der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU hat ge- sagt: Wir müssen nach dieser Debatte lernen, Mehr- (Dietrich Austermann [CDU/CSU]: Das ist heitsentscheidungen, das heißt: einen demokrati- längst geändert! Schlafmütze!) schen Grundkonsens, zu akzeptieren. Darf ich Sie, Das gleiche muß für Unternehmen gelten. Es kann meine Damen und Herren von der Koalition, darauf hinweisen, daß Sie eine demokratische Prozedur zur nicht weiterhin so sein, daß Unternehmen wie Daim- Formalie reduziert haben, indem Sie schon vor der ler Benz hier alle Vorzüge genießen, aber die Steuern Sitzung des Bundesrates die Abstimmung über den woanders zahlen, weil die Gewinne ins Ausland transferiert werden, und sich somit aus der Bezah- Einspruch des Bundesrates angesetzt haben, obwohl Sie zu diesem Zeitpunkt weder die Debatte noch die lung der Bundesrepublik Deutschland verabschie- Entscheidung des Bundesrates kennen konnten. Da- den. mit sagen Sie doch nicht mehr und auch nicht weni- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- ger, als daß Sie weder das Ergebnis dieses Verfas- ten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE sungsorgans noch das, was dort inhaltlich vorgetra- GRÜNEN) gen wird, interessiert. Ansonsten hätten Sie nach dem gestrigen Tag erst einmal eine Denkpause ein- Sie nehmen das alles widerspruchslos hin. gelegt. Sie wollen den Kündigungsschutz in breitem Rah- (Beifall bei der PDS) men abschaffen und wissen, was das bedeutet. Wenn Sie für 80 Prozent der Unternehmen und für Sie machen aus demokratischen Strukturen reinen 30 Prozent der Beschäftigten den Kündigungsschutz Formalismus und untergraben damit wichtige abschaffen, dann können Sie ihn auch für die ande- Grundlagen. ren 70 Prozent nicht halten. Der Zug, den Sie hier auf die Fahrt schicken, wird katastrophale Folgen haben, Im übrigen halte ich Ihr sogenanntes Sparpaket für übrigens auch für die Bedeutung der Gewerkschaf- verfassungswidrig. ten. (Beifall bei der PDS) Ich sage aber noch etwas: Was ich besonders übel Lohnfortzahlung und das Kran- finde, ist, daß Sie den Staat durch völlig ungerecht- Sie reduzieren die fertigte Steuergeschenke arm gemacht haben und kengeld und scheuen nicht einmal davor zurück, in diese Regelung die schwangeren Frauen mit einzu- dann, wenn er arm ist, daherkommen und sagen, sie müßten Sozialabbau betreiben, weil kein Geld mehr beziehen. Damit entlarven Sie all Ihre Sätze zur Kin- derpolitik und zum Schutz des ungeborenen Lebens da ist. als glatte Heuchelei. (Beifall bei der PDS) (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne- Wer die Schuld an der Armut des Staates trägt, ist zu ten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE einer solchen Argumentation nicht legitimiert. GRÜNEN) Wer Schwangeren das Geld im Falle der Krankheit (Beifall bei der PDS) nimmt, kann hier mit diesem Thema nicht mehr auf- treten. Noch etwas: Sie können nicht über Sozialabbau in dieser Gesellschaft reden, wenn Sie nicht gleich- Ich füge hinzu: Es sind die Frauen, die bei der zeitig auch über Reichtum in dieser Gesellschaft Krankheit ihrer Kinder, nachdem sie erst einmal ge- reden. Was machen Sie denn angesichts der Tat- boren sind, zu Hause bleiben müssen. Auch denen sache, daß seit 1989 die Einkommensmillionäre um entziehen Sie die finanziellen Mittel. Sie haben in 40 Prozent zugenommen haben, daß wir inzwischen der Frage der Gleichstellung den Rückwärtsgang 100 Milliardäre haben? Diese Leute ruft niemand zur eingelegt. Ich hoffe aber, daß Ihnen die Frauen - und Solidarität auf, sondern immer nur die Arbeitslosen, mit ihnen solidarisch auch die Männer - diesen Rück- 11100 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Dr. Gregor Gysi wärtsgang verübeln werden und ihn letztlich nicht meinsame Initiative der Frauen im Deutschen Bun- zulassen. destag den Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes ergänzt und dort festgelegt haben, daß es Aufgabe des Staa- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne tes ist, die Gleichberechtigung zu fördern und be- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) stehende Nachteile abzubauen. Die Frauen in In Richtung der ostdeutschen Abgeordneten muß Deutschland haben dies als einen Fortschritt angese- ich noch etwas zu den Kürzungen im ABM-Bereich hen. Jetzt müssen sie erfahren, daß mit dem vorlie- sagen. Sie haben ja angekündigt, sich mutig dage- genden Gesetzespaket unter dem irreführenden Na- gen zu wehren. Schon jetzt werden die Weichen ge- men „Programm für mehr Wachstum und Beschäfti-- setzt. Schon jetzt soll in Ostdeutschland die ABM- gung" bestehende Nachteile vergrößert werden. Vergütung um 20 Prozent und damit auf Sozialhilfe- niveau reduziert werden. Auch dieser Zug ist nicht (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- mehr zu stoppen, es sei denn, Sie hätten den Mut, ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN heute mit Nein zu stimmen. Es hat aber sicherlich und der PDS) wenig Sinn, an das Gewissen einzelner Abgeordne- Wenn Sie, meine lieben Kolleginnen, dem vorlie- ter der Koalition zu appellieren. genden Gesetzespaket zustimmen, dann richtet sich (Dr. Dagmar Enkelmann [PDS]: Die haben Ihr Ja direkt gegen die Interessen von Frauen. keines!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Aber ich will es dennoch tun: Wenn die ostdeutschen ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN Abgeordneten in der Koalition heute nicht gegen und der PDS) dieses Sparpaket stimmen, dann verlieren sie jede Glaubwürdigkeit im Osten. Sie beweisen damit, daß Dann stellen Sie mit Ihrem Ja die Weichen für eine Sie aus Ihrem Unterordnungsdenken früherer Zeit Politik, die die angestrebte Halbierung der Arbeitslo- immer noch nicht heraus sind, sondern es beibehal- senzahlen durch die systematische Heraustrennung ten haben. Nur, jetzt haben Sie einen neuen König; von Frauen aus dem regulären Arbeitsmarkt errei- das ist der einzige Unterschied. chen wird. Dann stimmen Sie für eine Politik, die die Altersarmut von Frauen zementiert, statt sie, wie von (Beifall bei der PDS und dem BÜNDNIS 90/ uns allen beschlossen, wirksam zu bekämpfen. DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD - Widerspruch bei der CDU/CSU und (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- der F.D.P.) ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Mein letzter Satz. Dieses Sparpaket wird dazu füh- ren, daß sich die Bevölkerung diese Regierung bei Wenn Sie den Schwellenwert im Kündigungsschutz- der nächsten Wahl spart. gesetz von bisher fünf Beschäftigte auf zehn Vollzeit- beschäftigte - das können auch 20 oder 25 Teil- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordne zeitbeschäftigte sein - anheben, dann werden zirka ten der SPD - Dr. 5 Millionen derzeit erwerbstätige Frauen künftig [F.D.P.]: Das war eine große Heuchelei, Herr ohne jeglichen Schutz vor Kündigungen dastehen. Gysi!) (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- Vizepräsident Hans Klein: Frau Kollegin Ulla ten der PDS) Schmidt, Sie haben das Wo rt. Liebe Kolleginnen, es trifft die Frauen nicht nur deshalb überproportional, weil sie es sind, die über- Ulla Schmidt (Aachen) (SPD): Herr Präsident! wiegend in Kleinbetrieben arbeiten. Es trifft sie viel- Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege mehr, weil es in der Regel Frauen sind, die sich urn Sohns, Sie haben - wie viele andere heute auch - in die Kinder und um die Älteren in diesem Land küm- Ihrer Rede die Kompromißfähigkeit der SPD ange- mern und die deshalb nicht rund um die Uhr unein- mahnt. Ich frage Sie einmal ganz ehrlich: Wer soll geschränkt für den Arbeitgeber, nicht uneinge- denn mit Ihnen Kompromisse schließen, wenn Ihr schränkt für Überstunden zur Verfügung stehen. Sie Wort nichts wert ist? werden deshalb einerseits entlassen und an der glei- (Beifall bei der SPD und der PDS) chen Stelle als geringfügig Beschäftigte wieder ein- gestellt werden. Die Erhöhung des Kindergeldes auf 220 DM in 1997 war ein Kompromiß, den wir durchgesetzt haben und (Beifall bei der SPD und der PDS sowie bei dem Sie zugestimmt haben. Es hindert Sie nicht Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE daran, dies einige Monate später einseitig aufzukün- GRÜNEN) digen und die Erhöhung des Kindergeldes für viele Es ist für Frauen eh schon schwierig genug, einen Familien zu verschieben. Arbeitsplatz zu finden, von dem sie leben können. In (Dr. Hermann Otto Solms [F.D.P.]: Sie wis Chemnitz mußten sich einige Dutzend Bewerberin- sen doch, daß das nur mit der SPD geht!) nen von der Geschäftsleitung sagen lassen - ich zi- tiere: „Alle über 30 und alle Frauen mit Kindern kön- Es ist noch nicht lange her - gerade sehe ich die nen gleich wieder gehen. " Präsidentin, Frau Süssmuth, unter den Abgeordne- ten sitzen -, daß wir unter anderem durch die ge- (Zuruf von der SPD: Unerhört!) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11101

Ulla Schmidt (Aachen) Schon heute hat jeder fünfte Beschäftige Angst um Frau Ministerin Nolte, wenn Sie Ihren Auftrag als seinen Arbeitsplatz. In Ostdeutschland ist es sogar je- Frauen- und Familienministerin nur in einem ganz der dritte. Welche Mutter, so frage ich Sie, wird sich geringen Maße wahrnehmen würden, dann hätten in Kleinbetrieben noch trauen, ihr krankes Kind zu Sie die gestern angekündigte Gleichstellungskampa- betreuen? Die Freistellung bei Erkrankung des Kin- gne für 1997 besser zur Verhinderung dieses Kür- des bedeutet nicht nur die geplante Kürzung der zungspaketes genutzt. Lohnersatzleistung auf 70 Prozent. Sie wird für Mil- lionen von Frauen nur noch das Papier we rt sein. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Nach Ihrem Gesetzentwurf müssen sie nämlich da- GRÜNEN und der PDS - Zurufe von der mit rechnen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. SPD: Zuhören!) Frau Ministerin, nicht Ihre über alles geliebten Kampagnen sollten Sie planen. Vielmehr sollten Sie Frau Kollegin, darf ich Vizepräsident Hans Klein: über Moral, Gerechtigkeit, Verläßlichkeit und über Sie einen Moment unterbrechen? Meine verehrten Prinzipien unseres Sozialstaates reden, über Ver- Kolleginnen und Kollegen, die Kollegin Schmidt ist trauen, das Menschen in diesem Lande in die Ent- die letzte Rednerin in dieser Debatte. Sie hat jetzt scheidungen der Politik setzen, zum Beispiel Ver- noch gute fünf Minuten Redezeit. Wenn Sie sich jetzt trauen in das, was sie im Alter an Rente erhalten. noch fünf Minuten konzentrieren könnten, bringen wir die Debatte in würdiger Form über die Bühne. Was erzählen Sie denn zum Beispiel 55jährigen Frauen, die sich heute ihre Rentenanwartschaften (Beifall bei der SPD) ausrechnen lassen und morgen feststellen müssen, daß diese Zahlen nicht mehr stimmen? Sie stimmen nicht mehr, weil Sie nicht nur der Erhöhung des Ren- Ulla Schmidt (Aachen) (SPD): Andere wiederum können es sich finanziell nicht leisten. In vielen Fäl- tenalters zustimmen, sondern weil Sie dramatische len dürfte beides zutreffen. Für eine alleinerziehende Kürzungen bestehender Rentenanwartschaften Mutter kann so der Beinbruch ihres Kindes zur exi- heute gleich mitbeschließen. stentiellen Frage werden. Ich halte es - gelinde ge- (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE sagt - für einen üblen Scherz, diesen Frauen zu ra- GRÜNEN und der PDS) ten, statt dessen Urlaub zu nehmen. Schon heute wis- sen viele nicht, wer in den Schulferien ihre Kinder Wenn Sie zum Beispiel die Anerkennung von betreuen soll. Was sagen Sie denen? Was sagen Sie Hochschulausbildung, schulischer und Berufsausbil- denjenigen, die erst nach den Schulferien längerfri- dung reduzieren, trifft dies zwar alle, aber es trifft stig erkranken? Frauen besonders wegen der unterbrochenen Er- werbsbiographie, weil viele der sogenannten Frau- (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE enberufe eine schulische Ausbildung zur Grundlage GRÜNEN und der PDS) haben - ich nenne hier nur Krankenschwestern, Kin- derpflegerinnen, Haushaltsschulen -, weil die Aus- Wer zukünftig in diesem Land krank wird, dem bildungsvergütung für sogenannte frauentypische droht selbst bei einem Einkommen von 4 100 DM Berufe auch heute immer noch geringer ist als die brutto schon die Sozialhilfe. Bei Gelbsucht oder der Männerberufe. Herzinfarkt rutscht ein Arbeitnehmer mit drei Kin Wenn Sie in den letzten Tagen davon geredet ha--dern - so die Berechnungen des Instituts für Sozial- recht der Universität Köln - um 47 DM unter den ben, jetzt endlich eine verbesserte Anerkennung der Sozialhilfesatz. Ich glaube nicht, Herr Bundeskanz- Erziehungs- und Familienarbeit in der Rentenbe- ler, daß sich Ihre Wählerinnen und Wähler so die rechnung durchsetzen zu wollen, können Sie, meine Zukunft der Familie, von der Sie so gerne reden, vor- Damen und Herren von der Koalition, mir dann einen gestellt haben. einzigen Grund nennen, warum Sie heute zuerst Kürzungen bestehender Rentenanwartschaften be- (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE schließen, die Frauen genau wegen dieser Erzie- GRÜNEN und der PDS) hungs- und Familienarbeit überproportional treffen? Oder läuft das alles nach der Methode: Ich klaue dir Herr Bundesarbeitsminister, auch Ihre Anleitung zwar die Kuh, aber ich gebe dir morgen ein Kotelett zur betriebsbedingten Kündigung führt die Frauen zurück!? genau dort hin, wo sie Ihrer Meinung nach offen- sichtlich hingehören: in die Familie und an den Koch- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne- topf. Dies erreichen Sie zielgenau mit Ihrer soge- ten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN nannten Auswahl an Sozialkriterien, wie Dauer der und der PDS) Betriebszugehörigkeit und der ganz besonders be- triebenen und verlangten Familienernährerideologie. Mit dem vorliegenden Gesetzespaket legalisiert Für Frauen bleibt dann noch die moderne Tagelöh- diese Bundesregierung alle Gesetzesbrüche, unter nerei übrig, ungeschützte geringfügige Beschäfti- denen Frauen besonders auf dem ostdeutschen Ar- gungsverhältnisse, die zu Armut, Sozialhilfe und zu beitsmarkt ohnehin zu leiden haben. Ich erinnere Minirenten führen. Das ist unter dem Strich Ihre nur daran, daß Frauen selbst während des Erzie- Gleichstellungspolitik, meine Damen und Herren hungsurlaubs entlassen wurden oder daß Frauen von der Koalition. nicht eingestellt wurden, wenn sie nicht zuvor unter- schrieben haben, daß sie auf den Rechtsanspruch auf (Beifall bei der SPD und der PDS) Freistellung bei der Erkrankung der Kinder verzich- 11102 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Ulla Schmidt (Aachen) ten werden. Das machen Sie demnächst für jeden Wir kommen zum Zusatzpunkt 5: vierten Arbeitsplatz in diesem Land! Beratung des Antrags der Fraktionen der (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE CDU/CSU und F.D.P. GRÜNEN und der PDS) Anrufung des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Ergänzung des Wachstums- Zum Schluß noch ein Wort an meine Kolleginnen und Beschäftigungsförderungsgesetzes (Wachs- aus den Koalitionsfraktionen: Berührt es Sie nicht, tums- und Beschäftigungsförderungs-Ergän- wenn ältere Frauen, die ohnehin eine Rente unter zungsgesetz - WFEG) 1 000 DM zu erwarten haben, jetzt auch noch mit Rentenabschlägen leben sollen? Können Sie sich - Drucksachen 13/4611, 13/5089, 13/5108, nicht mehr vorstellen, wie es ist, wenn man nicht 13/5327, 13/5446, 13/5528, 13/5536 - mehr krank werden darf? Was sagen Sie den Frauen, Wir stimmen wir über den Antrag der Fraktionen die nicht einmal mehr auf eine Arbeitsbeschaffungs- der CDU/CSU und F.D.P. zur Anrufung des Vermitt- maßnahme hoffen können? Haben Sie um der Frakti- lungsausschusses zum Gesetz zur Ergänzung des onsdisziplin willen die Frauen vergessen, die zukünf- Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetzes tigen Rentnerinnen, die Arbeitslosen, die Mütter und auf Drucksache 13/5536 ab. Ich bitte diejenigen Kol- die Familien? Wo bleibt denn die Förderung der Fa- leginnen und Kollegen, die dem Antrag zustimmen milie, wenn Sie mit den vorliegenden Gesetzen den wollen, um das Handzeichen. - Gegenprobe! - Ent- Familien eine gesicherte Existenz als Grundlage des haltungen? - Der Antrag ist angenommen. familiären Zusammenlebens entziehen werden? (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Wir kommen zum Zusatzpunkt 6: GRÜNEN und der PDS) Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. Lassen Sie mich zum Schluß noch eines sagen: In den ganzen Diskussionen der letzten Zeit habe ich Anrufung des Vermittlungsausschusses zu bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, den dem Gesetz zur Begrenzung der Bezügefort- Rentnerinnen und Rentnern, den Arbeitslosen und zahlung bei Krankheit Kranken viel Bereitschaft erlebt, ihren gerechten An- - Drucksachen 13/4613, 13/5074, 13/5327, teil zur Lösung der Probleme unseres Landes beizu- 13/5448, 13/5529, 13/5537 - tragen. Ich habe auf der anderen Seite erlebt, daß Wir stimmen über den Antrag der Fraktionen der das Abschiednehmen vom Besitzstandsdenken im- CDU/CSU und der F.D.P. zur Anrufung des Vermitt- mer lauter von denjenigen eingefordert wird, deren lungsausschusses zu dem Gesetz zur Begrenzung eigene Besitzstände nicht zur Disposition stehen. der Bezügefortzahlung bei Krankheit auf Drucksache (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE 13/5537 ab. Wer dem Antrag zustimmen will, gebe GRÜNEN und der PDS) bitte ein Handzeichen. - Gegenprobe! - Enthaltun- gen? - Der Antrag ist angenommen. Kein einziges Wort aber habe ich von all diesen Murmanns, Späths oder Henkels gehört, wo denn Ich rufe die Zusatzpunkte 7 bis 10 auf: deren Beitrag liegt, um die Probleme dieses Landes ZP7 Beratung des Antrags der Fraktionen der zu lösen. CDU/CSU und F.D.P. (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Zurückweisung des Einspruches des Bundes- rates gegen das Gesetz zur Umsetzung des Eines kann ich Ihnen sagen, meine Damen und Programms für mehr Wachstum und Beschäf- Herren von der Koalition: Mit der Zustimmung zu tigung in den Bereichen der Rentenversiche- dem vorliegenden Gesetzespaket belohnen Sie die- rung und Arbeitsförderung (Wachstums- und sen Egoismus, während Sie die Bereitschaft von Mil- Beschäftigungsförderungsgesetz - WFG) lionen von Männern und Frauen in diesem Land zum - Drucksache 13/5538 - solidarischen Teilen mit Füßen treten. ZP8 Beratung des Antrags der Fraktionen der (Anhaltender Beifall bei der SPD, dem CDU/CSU und F.D.P. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Zurückweisung des Einspruches des Bun- desrates gegen das Arbeitsrechtliche Gesetz zur Förderung von Wachstum und Beschäf- Vizepräsident Hans Klein: Ich schließe die Aus- sprache. tigung (Arbeitsrechtliches Beschäftigungsför- derungsgesetz) Bevor wir in die Abstimmungen eintreten, verehrte - Drucksache 13/5539 - Kolleginnen und Kollegen, bitte ich um Ihre Auf- merksamkeit. Wir werden zunächst zwei einfache ZP9 Beratung des Antrags der Fraktionen der Abstimmungen zu Anträgen der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und F.D.P. auf Anrufung des Vermittlungsausschusses durch- Zurückweisung des Einspruches des Bundes- führen. Danach folgen vier namentliche Abstimmun- rates gegen das Gesetz zur Entlastung der Bei- gen, zu denen ich noch nähere Hinweise geben träge in der gesetzlichen Krankenversiche- werde. Zunächst also zu den beiden einfachen Ab- rung (Beitragsentlastungsgesetz - BeitrEntlG) stimmungen. - Drucksache 13/5540 - Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11103 Vizepräsident Hans Klein ZP10 Beratung des Antrags der Fraktionen der Spargesetz, sondern ein Arbeitgeberentlastungsge- CDU/CSU und F.D.P. setz ist. Zurückweisung des Einspruches des Bundes- (Ingrid Matthäus-Maier [SPD]: Wohl wahr!) rates gegen das Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (Achtes Ich will dahingestellt sein lassen, daß dieses Gesetz SGB V-Änderungsgesetz - 8. SGB V-ÄndG) nach seiner offiziellen Begründung zu einer Erhö- - Drucksache 13/5541 - hung der Belastung der Sozialversicherungsträger um 1 Milliarde DM pro Jahr führen wird und daß die Wir kommen jetzt zu den vier namentlichen Ab- vorgeschlagene Regelung, ein Urlaubstag gegen stimmungen. Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit für fünf vollbezahlte Fehltage, zu einem Mißbrauch ge- einige Hinweise. radezu anreizen wird. Das ist zwar wichtig, aber für mich ist etwas anderes entscheidend. Bei den vier namentlichen Abstimmungen ist nach Art. 77 Abs. 4 des Grundgesetzes zur Annahme der Die Lohnfortzahlung im unverschuldeten Krank- Anträge der Koalitionsfraktionen auf Zurückweisung heitsfall gehört in Deutschland seit vielen Jahrzehn- der Einsprüche des Bundesrates jeweils die absolute ten zum Kernbestand sozialer Rechte, und sie ist Mehrheit erforderlich. Sie benötigen außer Ihren schwer erkämpft worden. Stimmkarten auch vier Stimmausweise in den Far- (Beifall bei der SPD) ben hellblau, gelb, grün und rosa. Diese können Sie - soweit noch nicht geschehen - Ihrem Schließfach Je tiefer wir in soziale Rechte eingreifen, um so drin- entnehmen. Bitte achten Sie darauf, daß Stimmkar- gender stellt sich die Frage nach der sozialen Ge- ten und Stimmausweise auf Ihren Namen lauten. rechtigkeit der getroffenen Entscheidung. Sie kann nicht abstrakt beantwortet werden. Vielmehr hängt Bevor Sie Ihre Stimmkarte in die Urne werfen, sie in einer pluralistischen Gesellschaft von der Zu- übergeben Sie bitte jeweils den entsprechenden stimmung und der Akzeptanz durch die Betroffenen Stimmausweis einem der Schriftführer an der Urne. ab. Diese Akzeptanz kann auf Dauer nicht ohne die Sie dürfen nur die Urne benutzen, deren Buchsta- Gewerkschaften erreicht werden, die in der Ge- bengruppe den Anfangsbuchstaben Ihres Nachna- schichte der Bundesrepublik immer wieder bereit ge- mens umfaßt. wesen sind, Mitverantwortung für notwendige wirt- Die Schriftführerinnen und Schriftführer bitte ich schaftliche Entscheidungen zu übernehmen. Auch darauf zu achten, daß Stimmkarten nur von Kollegin- darauf beruht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nen und Kollegen in die Urne geworfen werden dür- der Bundesrepublik. fen, die ihren Stimmausweis in der richtigen Farbe Darum ist es ein schwerer politischer Fehler, mit übergeben haben. der gesetzlichen Kürzung der Lohnfortzahlung eine Nach jeder der vier namentlichen Abstimmungen Entscheidung parlamentarisch durchzusetzen, die werde ich die Sitzung jeweils für die Zeit der Auszäh- die Gewerkschaften nach der Geschichte dieses lung der Stimmen unterbrechen und erst nach Vor- Rechts so nicht akzeptieren können und die die So- lage des Ergebnisses wieder eröffnen. zialpartner in schon angekündigte Tarifauseinander- setzungen geradezu hineintreiben wird, die einen, Meine Damen und Herren, bitte behalten Sie noch die dazu auffordern, die Tarifverträge sofort zu kün- Platz. Zur ersten namentlichen Abstimmung hat der digen, die anderen, die dazu auffordern, die Lohn- Kollege Burkhard Hirsch um das Wort zu einer Erklä- fortzahlung auch ohne Kündigung gar nicht zu lei- rung nach § 31 der Geschäftsordnung gebeten. Ich sten. erteile ihm hiermit das Wort. Bisher waren wir in der Bundesrepublik stolz auf den sozialen Frieden. Er ist mindestens ein Standort- Dr. Burkhard Hirsch (F.D.P.): Herr Präsident! Meine faktor. Er ist sehr viel mehr. Dieser soziale Frieden sehr verehrten Kollegen! Ich werde dem Gesetzge- wird aufs Spiel gesetzt, und damit werden wir nichts bungspaket und dem Arbeitsrechtlichen Beschäfti- erreichen, keine Zusammenarbeit, keine Arbeits- gungsförderungsgesetz nur aus einem einzigen plätze, kein Wachstum. Das ist ein Fehler, für den wir Grund zustimmen, bezahlen werden. (Widerspruch bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/ (Beifall bei Abgeordneten der SPD) DIE GRÜNEN und der PDS) und zwar deswegen, weil sich die Abstimmungs- Vizepräsident Hans Klein: Verehrte Kolleginnen frage längst von Sachfragen gelöst hat und weil sie und Kollegen, wir kommen zur ersten namentlichen von allen Seiten hochstilisiert zu einer Vertrauens- Abstimmung. frage für oder gegen die Bundesregierung worden (Unruhe) ist. (Widerspruch bei der SPD) - Bitte hören Sie mir noch eine Minute zu! - Sie brau- chen dazu außer Ihrer Abstimmungskarte Ihren hell- Dem kann ich mich nicht entziehen, so sehr ich das blauen Stimmausweis. Dieser Stimmausweis ist in bedauere. der rechten Ecke oben mit einer I gekennzeichnet. Meine Bedenken gegen das Arbeitsrechtliche Be- Wir stimmen ab über den Antrag der Fraktionen schäftigungsförderungsgesetz sind aber unverän- der CDU/CSU und der F.D.P. auf Zurückweisung des dert. Ich will dahingestellt sein lassen, daß es kein Einspruchs des Bundesrates gegen das Wachstums- 11104 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Vizepräsident Hans Klein und Beschäftigungsförderungsgesetz auf Drucksa- Michael Jung (Limburg) che 13/5538. Wer den Einspruch zurückweisen wi ll, muß mit Ja stimmen. Dr. Egon Jüttner Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Harald Kahl Ich bitte jetzt die Schriftführerinnen und Schrift- Hartmut Büttner Bartholomäus Kalb führer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. Sind (Schönebeck) Steffen Kampeter Dr.-Ing. Dietmar Kansy alle Urnen besetzt? - Dies ist der Fall. (Emstek) Ich eröffne die Abstimmung. - Irmgard Karwatzki (Nordstrand) Meine Kolleginnen und Kollegen, wer vorhin der Peter Keller Erläuterung zugehört hat, weiß - und ich wiederhole es jetzt für diejenigen, die nicht zugehört haben -, Dr. Bernd Klaußner Albert Deß Hans Klein (München) daß nicht nur die Abstimmungskarte, sondern auch Ulrich Klinkert das blaue Kärtchen abzugeben ist. Dr. Werner Dörflinger Hans-Ulrich Köhler Ich bitte die Schriftführer, auch darauf zu achten. - Hansjürgen Doss (Hainspitz) (V o r s i t z: Präsidentin Dr. Rita Süssmuth) Dr. Manfred Kolbe Maria Eichhorn Norbert Königshofen Eva-Maria Kors Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Haben alle ihre Hartmut Koschyk Stimmkarten und Stimmausweise abgegeben? - Heinz Dieter Eßmann Manfred Koslowski Thomas Kossendey Haben jetzt alle abgestimmt? - Ich höre keine an- Rudolf Kraus derslautenden Signale mehr. Deswegen schließe ich Wolfgang Krause (Dessau) die Abstimmung. Andreas Krautscheid Dr. Karl H. Fell Arnulf Kriedner Ich bitte die Schriftführer, mit der Auszählung zu Heinz-Jürgen Kronberg beginnen. Dirk Fischer (Hamburg) Dr.-Ing. Paul Krüger (Unna) Reiner Krziskewitz Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der namentli- (Hamburg) Dr. Hermann Kues chen Abstimmung unterbreche ich die Sitzung. Dr. Gerhard Friedrich Dr. Karl A. Lamers (Unterbrechung von 13.11 Uhr bis 13.18 Uhr) Erich G. Fritz (Heidelberg) Hans-Joachim Fuchtel Michaela Geiger Dr. Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Liebe Kolleginnen und Kollegen, die unterbrochene Sitzung ist wieder Dr. Heiner Geißler eröffnet. Herbert Lattmann Wilma Glücklich Dr. Paul Laufs Ich gebe das von den Schriftführern ermittelte Er- Dr. Reinhard Göhner Karl-Josef Laumann gebnis der namentlichen Abstimmung über den An- Peter Götz Werner Lensing trag der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. auf Zu- Dr. Wolfgang Götzer rückweisung des Einspruchs des Bundesrates gegen Joachim Gres Peter Letzgus Editha Limbach das Wachstums- und Beschäftigungsförderungsge- Kurt-Dieter G rill Wolfgang Gröbl Walter Link (Diepholz) setz auf Drucksache 13/5538 bekannt. Hermann Gröhe Abgegebene Stimmen: 665. Mit Ja haben ge- Claus-Peter Grotz Dr. Klaus W. Lippold (Offenbach) stimmt: 341. Horst Günther (Duisburg) Dr. Manfred Lischewski (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Carl-Detlev Freiherr von Wolfgang Lohmann Hammerstein (Lüdenscheid) Mit Nein haben gestimmt: 324. Enthaltungen: keine. Julius Louven Der Antrag ist angenommen. (Großhennersdorf) Sigrun Löwisch Otto Hauser (Esslingen) Dr. Michael Luther Endgültiges Ergebnis Hansgeorg Hauser Erich Maaß (Wilhelmshaven) Dr. (Rednitzhembach) Dr. Diet rich Mahlo Abgegebene Stimmen: 665 Klaus-Jürgen Hedrich ja: 341 Günter Marten Dr. Sabine Bergmann-Pohl Manfred Heise Dr. Martin Mayer nein: 324 Hans-Dirk Bierling Dr. Renate Hellwig (Siegertsbrunn) Dr. Joseph-Theodor Blank Ernst Hinsken Wolfgang Meckelburg Rudolf Meinl Ja Dr. Josef Hollerith Dr. Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Dr. Norbert Blüm Siegfried Hornung CDU/CSU Joachim Hörster Rudolf Meyer (Winsen) Dr. Maria Böhmer Hubert Hüppe Peter Jacoby Meinolf Michels Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Susanne Jaffke Dr. Gerd Müller Georg Janovsky Elmar Müller (Kirchheim) Jürgen Augustinowitz Dr. Wolfgang Bötsch Helmut Jawurek Engelbert Nelle Dietrich Austermann Klaus Brähmig Dr. Dionys Jobst (Bremen) Heinz-Günter Bargfrede Rudolf Braun (Auerbach) Dr.-Ing. Rainer Jork Johannes Nitsch Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123, Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11105

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Dr. Erika Schuchardt Joachim Günther (Plauen) Peter Enders Dr. Rolf Olderog Dr. Friedhelm Ost Dr. Dr. Petra Ernstberger (Schwäbisch Gmünd) Ulrich Heinrich Annette Faße Norbert Otto (Erfurt) Gerhard Schulz (Leipzig) Walter Hirche Elke Ferner Dr. Gerhard Päselt Frederick Schulze Dr. Burkhard Hirsch Lothar Fischer (Homburg) Dr. Peter Paziorek Diethard Schütze (Berlin) Birgit Homburger Hans-Wilhelm Pesch Clemens Schwalbe Dr. Iris Follak Ulrich Petzold Dr. Christian Schwarz- Ulrich Irmer Norbert Formanski Schilling Dr. Angelika Pfeiffer Wilhelm Josef Sebastian Detlef Kleinert (Hannover) (Köln) - Dr. Gero Pfennig Roland Kohn Katrin Fuchs (Verl) Dr. Friedbert Pflüger Wilfried Seibel Dr. Heinrich L. Kolb Arne Fuhrmann Heinz-Georg Seiffert Jürgen Koppelin Monika Ganseforth Dr. Winfried Pinger Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann Norbert Gansel Dr. Konrad Gilges Dr. Hermann Pohler Bernd Siebert Sabine Leutheusser Iris Gleicke Jürgen Sikora Schnarrenberger Günter Gloser Marlies Pretzlaff Uwe Lühr Dr. Dr. Bärbel Sothmann Jürgen W. Möllemann Uwe Göllner Dr. Bernd Protzner Margarete Späte Günther Friedrich Nolting Angelika Graf (Rosenheim) Dieter Pützhofen Carl-Dieter Spranger Dr. Dieter Grasedieck Wolfgang Steiger Lisa Peters Achim Großmann Hans Raidel Dr. Günter Rexrodt Karl Hermann Haack Dr. Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Klaus Röhl (Extertal) Rolf Rau Stetten Helmut Schäfer (Mainz) Hans-Joachim Hacker Helmut Rauber Dr. Cornelia Schmalz-Jacobsen Klaus Hagemann Peter Harald Rauen Andreas Storm Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Manfred Hampel Otto Regenspurger Dr. Christel Hanewinckel Christa Reichard (Dresden) Matthäus Strebl Dr. Hermann Otto Solms Alfred Hartenbach Klaus Dieter Reichardt Michael Stübgen Dr. Dr. Liesel Hartenstein (Mannheim) Egon Susset Carl-Ludwig Thiele Klaus Hasenfratz Dr. Bertold Reinartz Dr. Rita Süssmuth Dr. Dieter Thomae Dr. Ingomar Hauchler Erika Reinhardt Michael Teiser Jürgen Türk Dieter Heistermann Hans-Peter Repnik Dr. Susanne Tiemann Dr. Wolfgang Weng Reinhold Hemker Roland Richter Dr. Klaus Töpfer (Gerlingen) Rolf Hempelmann Roland Richwien Gottfried Tröger Dr. Dr. Barbara Hendricks Dr. Norbert Rieder Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Monika Heubaum Dr. (München) Uwe Hiksch Klaus Riegert Wolfgang Vogt (Düren) Nein Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Dr. Horst Waffenschmidt Stephan Hilsberg Franz Romer Dr. Theodor Waigel Gerd Höfer Hannelore Rönsch Alois Graf von Waldburg-Zeil SPD Jelena Hoffmann (Chemnitz) (Wiesbaden) Dr. Jürgen Warnke Frank Hofmann (Volkach) Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Kersten Wetzel Ingrid Holzhüter Dr. Klaus Rose Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Erwin Horn Kurt J. Rossmanith Robert Antretter Eike Hovermann Adolf Roth (Gießen) Bernd Wilz Hermann Bachmaier Lothar Ibrügger Norbert Röttgen Willy Wimmer (Neuss) Wolfgang Ilte Dr. Christian Ruck Barbara Imhof Volker Rühe Dr. Brunhilde Irber Dr. Jürgen Rüttgers Dagmar Wöhrl Ingrid Becker-Inglau Gabriele Iwersen Roland Sauer (Stuttga rt) Michael Wonneberger Wolfgang Behrendt Renate Jäger Ortrun Schätzle Elke Wülfing Hans Berger Jann-Peter Janssen Dr. Wolfgang Schäuble Peter Kurt Würzbach Hans-Werner Bertl Ilse Janz Hartmut Schauerte Friedhelm Julius Beucher Dr. Uwe Jens Heinz Schemken Wolfgang Zeitlmann Volker Jung (Düsseldorf) Karl-Heinz Scherhag Benno Zierer Lilo Blunck Sabine Kaspereit Gerhard Scheu Wolfgang Zöller Arne Börnsen (Ritterhude) Susanne Kastner Norbert Schindler Anni Brandt-Elsweier Ernst Kastning Dietmar Schlee Tilo Braune Hans-Peter Kemper Ulrich Schmalz F.D.P. Dr. Klaus Kirschner Marianne Klappert Christian Schmidt (Fürth) Ina Albowitz Ursula Burchardt Siegrun Klemmer Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Hans Martin Bury Hans-Ulrich Klose (Halsbrücke) Hildebrecht Braun Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Hans-Hinrich Knaape Andreas Schmidt (Mülheim) (Augsburg) Marion Caspers-Merk Hans-Otto Schmiedeberg Günther Bredehorn Wolf-Michael Catenhusen Fritz Rudolf Körper Hans Peter Schmitz Jörg van Essen Peter Conradi Nicolette Kressl (Baesweiler) Dr. Christel Deichmann Volker Kröning Michael von Schmude Gisela Frick Karl Diller Thomas Krüger Birgit Schnieber-Jastram Paul K. Friedhoff Dr. Marliese Dobberthien Horst Kubatschka Dr. Peter Dreßen Eckart Kuhlwein Dr. Rupe rt Scholz Rudolf Dreßler Konrad Kunick Reinhard Freiherr von Hans-Dietrich Genscher Christine Kurzhals Schorlemer Dr. Wolfgang Gerhardt Ludwig Eich Dr. Uwe Küster 11106 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Werner Labsch Walter Schöler (Köln) Manfred Such Brigitte Lange Dr. Detlev von Larcher Gisela Schröter Ludger Volmer Waltraud Lehn Dr. Mathias Schube rt Annelie Buntenbach Helmut Wilhelm (Amberg) Robert Leidinger Schuhmann Richard Amke Dietert-Scheuer Margareta Wolf (Frankfurt) Klaus Lennartz (Delitzsch) Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Elke Leonhard Brigitte Schulte (Hameln) Dr. Uschi Eid Klaus Lohmann (Witten) Reinhard Schultz (Berlin) PDS Christa Lörcher (Everswinkel) Joseph Fischer (Frankfurt) Erika Lotz Volkmar Schultz (Köln) Rita Grießhaber Wolfgang Bierstedt Dr. Ilse Schumann Gerald Häfner Dieter Maaß (Herne) Dr. R. Werner Schuster Antje Hermenau Petra Bläss Winfried Mante Dietmar Schütz (Oldenburg) Kristin Heyne Maritta Böttcher Dorle Marx Dr. Angelica Schwall-Düren Ulrike Höfken Eva Bulling-Schröter Ulrike Mascher Ernst Schwanhold Michaele Hustedt Dr. Ludwig Elm Dr. Manuel Kiper Dr. Dagmar Enkelmann Ingrid Matthäus-Maier Bodo Seidenthal Monika Knoche Dr. Lisa Seuster Dr. Angelika Köster-Loßack Heide Mattischeck Andrea Gysi Horst Sielaff Dr. Gregor Gysi Ulrike Mehl Erika Simm Herbert Meißner Johannes Singer Dr. Helmut Lippelt Hanns-Peter Ha rtmann Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Oswald Metzger Dr. Uwe-Jens Heuer Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Kerstin Müller (Köln) Dr. Barbara Höll Ursula Mogg Wieland Sorge Siegmar Mosdorf Wolfgang Spanier Egbert Nitsch (Rendsburg) Gerhard Jüttemann Michael Müller (Düsseldorf) Dr, Dietrich Sperling Cem Özdemir Dr. Heidi Knake-Werner Jörg-Otto Spiller Gerd Poppe Jutta Müller (Völklingen) Rolf Köhne Christian Müller (Zittau) Antje-Marie Steen Simone Probst Rolf Kutzmutz Kurt Neumann (Berlin) Dr. Jürgen Rochlitz Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Struck Halo Saibold Dr. Christa Luft Gerhard Neumann (Gotha) Joachim Tappe Christine Scheel Heidemarie Lüth Dr. Edith Niehuis Jörg Tauss Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Günther Maleuda Dr. Rolf Niese Dr. Bodo Teichmann Rezzo Schlauch Manfred Müller (Berlin) Doris Odendahl Margitta Terborg Albert Schmidt (Hitzhofen) Rosel Neuhäuser Günter Oesinghaus Jella Teuchner Wolfgang Schmitt Dr. Uwe-Jens Rössel Dr. Gerald Thalheim (Langenfeld) Leyla Onur Christina Schenk Manfred Opel Ursula Schönberger Steffen Tippach Adolf Ostertag Dietmar Thieser Waltraud Schoppe Kurt Palis Franz Thönnes (Berlin) Klaus-Jürgen Warnick Albrecht Papenroth Uta Titze-Stecher Marina Steindor Dr. Winfried Wolf Dr. Willfried Penner Adelheid Tröscher Christian Sterzing Dr. Hans-Eberhard Urbaniak Georg Pfannenstein Siegfried Vergin Dr. Eckhart Pick Günter Verheugen Wir kommen jetzt zur zweiten namentlichen Ab- Joachim Poß (Pforzheim) stimmung. Sie benötigen außer Ihrer Abstimmungs- Rudolf Purps Karsten D. Voigt (Frankfurt) karte Ihren gelben Stimmausweis. Der Stimmaus- Hermann Rappe Josef Vosen weis ist in der rechten oberen Ecke mit einer II ge- Hans Georg Wagner (Hildesheim) kennzeichnet. Karin Rehbock-Zureich Hans Wallow Dr. Konstanze Wegner Margot von Renesse Wir stimmen über den Antrag der Fraktionen der Renate Rennebach Wolfgang Weiermann Otto Reschke Reinhard Weis (Stendal) CDU/CSU und F.D.P. auf Zurückweisung des Ein- Bernd Reuter Matthias Weisheit spruchs des Bundesrates gegen das Arbeitsrechtli- Dr. Edelbert Richter Gunter Weißgerber che Beschäftigungsförderungsgesetz auf Drucksa- Günter Rixe (Wiesloch) che 13/5539 ab. Wer den Einspruch zurückweisen Reinhold Robbe Jochen Welt will, muß wieder mit Ja stimmen. Gerhard Rübenkönig Hildegard Wester Dr. Hansjörg Schäfer Lydia Westrich Ich bitte jetzt die Schriftführerinnen und Schrift- Inge Wettig-Danielmeier Gudrun Schaich-Walch führer, wieder die vorgesehenen Plätze einzuneh- Dieter Schanz Dr. Norbert Wieczorek Rudolf Scharping Heidemarie Wieczorek-Zeul men. Sind alle Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Ich Bernd Scheelen Dieter Wiefelspütz eröffne die Abstimmung. Dr. Berthold Wittich Siegfried Scheffler Dr. Sind alle Stimmen abgegeben? - Horst Schild Verena Wohlleben Otto Schily Hanna Wolf (München) Ich frage ein letztes Mal: Ist noch ein Mitglied des Dieter Schloten Heidi Wright Hauses anwesend, das seine Stimme nicht abgege- Günter Schluckebier ben hat? - Das ist nicht der Fall. Dann schließe ich Horst Schmidbauer Dr. Christoph Zöpel die Abstimmung. Ich bitte die Schriftführer erneut, Peter Zumkley (Nürnberg) mit der Auszählung zu beginnen. Ulla Schmidt (Aachen) (Meschede) BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Bis zum Vorliegen des Ergebnisses unterbreche ich Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Regina Schmidt-Zadel Gila Altmann (Aurich) die Sitzung. Elisabeth Altmann Heinz Schmitt (Berg) (Unterbrechung von 13.28 Uhr bis 13.34 Uhr) Dr. Emil Schnell (Pommelsbrunn) Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11107

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich kann die Sit- Michael Jung (Limburg) Claudia Nolte zung wieder eröffnen. Unsere Auszähler und Aus- Ulrich Junghanns Dr. Rolf Olderog zählerinnen sind schnell. Dr. Egon Jüttner Friedhelm Ost Dr. Harald Kahl Eduard Oswald Ich gebe das von den Schriftführern und Schrift- Bartholomäus Kalb Norbert Otto (Erfu rt) führerinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen Steffen Kampeter Dr. Gerhard Päselt über den Antrag der Fraktionen der Dr.-Ing. Dietmar Kansy Dr. Peter Paziorek Abstimmung Manfred Kanther CDU/CSU und der F.D.P. auf Zurückweisung des Hans-Wilhelm Pesch Irmgard Karwatzki Ulrich Petzold Einspruchs des Bundesrates gegen das Arbeitsrecht- Volker Kauder Anton Pfeifer liche Beschäftigungsförderungsgesetz auf Drucksa- Peter Keller Angelika Pfeiffer che 13/5539 bekannt. Abgegebene Stimmen: 665. Eckart von Klaeden Dr. Gero Pfennig Mit Ja haben gestimmt: 341. Dr. Bernd Klaußner Dr. Friedbert Pflüger Hans Klein (München) Beatrix Philipp (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Ulrich Klinkert Dr. Winfried Pinger Dr. Helmut Kohl Ronald Pofalla Mit Nein haben gestimmt: 324. Der Antrag ist ange- Hans-Ulrich Köhler Dr. Hermann Pohler nommen. (Hainspitz) Ruprecht Polenz Manfred Kolbe Marlies Pretzlaff Norbert Königshof en Endgültiges Ergebnis Wolfgang Engelmann Dr. Albert Probst Rainer Eppelmann Eva-Maria Kors Hartmut Koschyk Dr. Bernd Protzner Abgegebene Stimmen: 665 Heinz Dieter Eßmann Dieter Pützhofen Horst Eylmann Manfred Koslowski ja: 341 Thomas Kossendey Thomas Rachel Anke Eymer Hans Raidel nein: 324 Ilse Falk Rudolf Kraus Wolfgang Krause (Dessau) Dr. Peter Ramsauer Jochen Feilcke Rolf Rau Dr. Karl H. Fell Andreas Krautscheid Ja Arnulf Kriedner Helmut Rauber Ulf Fink Heinz-Jürgen Kronberg Peter Harald Rauen Dirk Fischer (Hamburg) CDU/CSU Dr.-Ing. Paul Krüger Otto Regenspurger Leni Fischer (Unna) Reiner Krziskewitz Christa Reichard (Dresden) Klaus Francke (Hamburg) Ulrich Adam Dr. Hermann Kues Klaus Dieter Reichardt Herbert Frankenhauser Peter Altmaier Werner Kuhn (Mannheim) Dr. Gerhard Fried rich Anneliese Augustin Dr. Karl A. Lamers Dr. Bertold Reinartz Erich G. Fritz Jürgen Augustinowitz (Heidelberg) Erika Reinhardt Hans-Joachim Fuchtel Dietrich Austermann Karl Lamers Hans-Peter Repnik Michaela Geiger Heinz-Günter Bargfrede Dr. Norbert Lamme rt Roland Richter Franz Peter Basten Norbert Geis Helmut Lamp Roland Richwien Dr. Heiner Geißler Dr. Wolf Bauer Armin Laschet Dr. Norbert Rieder Michael Glos Brigitte Baumeister Herbert Lattmann Dr. Erich Riedl (München) Wilma Glücklich Meinrad Belle Dr. Paul Laufs Klaus Riegert Dr. Reinhard Göhner Dr. Sabine Bergmann-Pohl Karl-Josef Laumann Dr. Heinz Riesenhuber Peter Götz Hans-Dirk Bierling Werner Lensing Franz Romer Dr. Wolfgang Götzer Dr. Joseph-Theodor Blank Christian Lenzer Hannelore Rönsch Joachim Gres Renate Blank Peter Letzgus (Wiesbaden) Kurt-Dieter Grill Dr. Heribert Blens Editha Limbach Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Wolfgang Gröbl Peter Bleser Walter Link (Diepholz) Dr. Klaus Rose Hermann Gröhe Dr. Norbert Blüm Eduard Lintner Kurt J. Rossmanith ch Claus-Peter Grotz Friedri Bohl Dr. Klaus W. Lippold Adolf Roth (Gießen) Dr. Maria Böhmer Manfred Grund (Offenbach) Norbert Röttgen Jochen Borchert Horst Günther (Duisburg) Dr. Manfred Lischewski Dr. Christian Ruck Wolfgang Börnsen (Bönstrup) Carl-Detlev Freiherr von Wolfgang Lohmann Volker Rühe Wolfgang Bosbach Hammerstein (Lüdenscheid) Dr. Jürgen Rüttgers Dr. Wolfgang Bötsch Gottfried Haschke Julius Louven Roland Sauer (Stuttga rt) Klaus Brähmig (Großhennersdorf) Sigrun Löwisch Ortrun Schätzle Rudolf Braun (Auerbach) Gerda Hasselfeldt Heinrich Lummer Dr. Wolfgang Schäuble Paul Breuer Otto Hauser (Esslingen) Dr. Michael Luther Hartmut Schauerte Monika Brudlewsky Hansgeorg Hauser Erich Maaß (Wilhelmshaven) Heinz Schemken Georg Brunnhuber (Rednitzhembach) Dr. Dietrich Mahlo Klaus Bühler (Bruchsal) Klaus-Jürgen Hedrich Erwin Marschewski Karl-Heinz Scherhag Hartmut Büttner Helmut Heiderich Günter Marten Gerhard Scheu (Schönebeck) Manfred Heise Dr. Martin Mayer Norbert Schindler Dankward Buwitt Dr. Renate Hellwig (Siegertsbrunn) Dietmar Schlee Manfred Carstens (Emstek) Ernst Hinsken Wolfgang Meckelburg Ulrich Schmalz Peter Harry Carstensen Peter Hintze Rudolf Meinl Bernd Schmidbauer (Nordstrand) Josef Hollerith Dr. Michael Meister Christian Schmidt (Fürth) Wolfgang Dehnel Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Angela Merkel Dr.-Ing. Joachim Schmidt Hubert Deittert Siegfried Hornung Friedrich Merz (Halsbrücke) Gertrud Dempwolf Joachim Hörster Rudolf Meyer (Winsen) Andreas Schmidt (Mülheim) Albert Deß Hubert Hüppe Hans Michelbach Hans-Otto Schmiedeberg Renate Diemers Peter Jacoby Meinolf Michels Hans Peter Schmitz Wilhelm Dietzel Susanne Jaffke Dr. Gerd Müller (Baesweiler) Werner Dörflinger Georg Janovsky Elmar Müller (Kirchheim) Michael von Schmude Hansjürgen Doss Helmut Jawurek Engelbert Nelle Birgit Schnieber-Jastram Dr. Alfred Dregger Dr. Dionys Jobst Bernd Neumann (Bremen) Dr. Andreas Schockenhoff Maria Eichhorn Dr.-Ing. Rainer Jork Johannes Nitsch Dr. 11108 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Reinhard Freiherr von Dr. Wolfgang Gerhardt Gernot Erler Brigitte Lange Schorlemer Joachim Günther (Plauen) Petra Ernstberger Detlev von Larcher Dr. Erika Schuchardt Dr. Karlheinz Guttmacher Annette Faße Waltraud Lehn Wolfgang Schulhoff Dr. Helmut Haussmann Elke Ferner Robert Leidinger Dr. Dieter Schulte Ulrich Heinrich Lothar Fischer (Homburg) Klaus Lennartz (Schwäbisch Gmünd) Walter Hirche Gabriele Fograscher Dr. Elke Leonhard Gerhard Schulz (Leipzig) Dr. Burkhard Hirsch Iris Follak Klaus Lohmann (Witten) Frederick Schulze Birgit Homburger Norbert Formanski Christa Lörcher Diethard Schütze (Berlin) Dr. Werner Hoyer Dagmar Freitag Erika Lotz Clemens Schwalbe Ulrich Irmer Anke Fuchs (Köln) Dr. Christine Lucyga Dr. Christian Schwarz- Dr. Klaus Kinkel Katrin Fuchs (Verl) Dieter Maaß (Herne) - Schilling Detlef Kleinert (Hannover) Ame Fuhrmann Winfried Mante Wilhelm Josef Sebastian Roland Kohn Monika Ganseforth Dorle Marx Horst Seehofer Dr. Heinrich L. Kolb Norbert Gansel Ulrike Mascher Wilfried Seibel Jürgen Koppelin Konrad Gilges Christoph Matschie Heinz-Georg Seiffert Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann Iris Gleicke Ingrid Matthäus-Maier Rudolf Seiters Dr. Otto Graf Lambsdorff Günter Gloser Heide Mattischeck Johannes Selle Sabine Leutheusser Dr. Peter Glotz Markus Meckel Bernd Siebert Schnarrenberger Uwe Göllner Ulrike Mehl Jürgen Sikora Uwe Lühr Angelika Graf (Rosenheim) Herbert Meißner Johannes Singhammer Jürgen W. Möllemann Dieter Grasedieck Angelika Mertens Bärbel Sothmann Günther Friedrich Nolting Achim Großmann Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Margarete Späte Dr. Rainer Ortleb Karl Hermann Haack Ursula Mogg Carl-Dieter Spranger Lisa Peters (Extertal) Siegmar Mosdorf Wolfgang Steiger Dr. Günter Rexrodt Hans-Joachim Hacker Michael Müller (Düsseldorf) Erika Steinbach Dr. Klaus Röhl Klaus Hagemann Jutta Müller (Völklingen) Dr. Wolfgang Freiherr von Helmut Schäfer (Mainz) Manfred Hampel Christian Müller (Zittau) Stetten Cornelia Schmalz-Jacobsen Christel Hanewinckel Kurt Neumann (Berlin) Dr. Gerhard Stoltenberg Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Alfred Hartenbach Volker Neumann (Bramsche) Andreas Storm Dr. Irmgard Schwaetzer Dr. Liesel Hartenstein Gerhard Neumann (Gotha) Max Straubinger Dr. Hermann Otto Solms Klaus Hasenfratz Dr. Edith Niehuis Matthäus Strebl Dr. Max Stadler Dr. Ingomar Hauchler Dr. Rolf Niese Michael Stübgen Carl-Ludwig Thiele Dieter Heistermann Doris Odendahl Egon Susset Dr. Dieter Thomae Reinhold Hemker Günter Oesinghaus Dr. Rita Süssmuth Jürgen Türk Rolf Hempelmann Leyla Onur Michael Teiser Dr. Wolfgang Weng Dr. Barbara Hendricks Manfred Opel Dr. Susanne Tiemann (Gerlingen) Monika Heubaum Adolf Ostertag Dr. Klaus Töpfer Dr. Guido Westerwelle Uwe Hiksch Kurt Palis Gottfried Tröger Reinhold Hiller (Lübeck) Albrecht Papenroth Stephan Hilsberg Dr. Willfried Penner Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Nein Gunnar Uldall Gerd Höfer Dr. Martin Pfaff Wolfgang Vogt (Düren) Jelena Hoffmann (Chemnitz) Georg Pfannenstein SPD Dr. Horst Waffenschmidt Frank Hofmann (Volkach) Dr. Eckhart Pick Dr. Theodor Waigel Brigitte Adler Ingrid Holzhüter Joachim Poß Alois Graf von Waldburg-Zeil Gerd Andres Erwin Horn Rudolf Purps Dr. Jürgen Warnke Robert Antretter Eike Hovermann Hermann Rappe (Hildesheim) Kersten Wetzel Hermann Bachmaier Lothar Ibrügger Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Ernst Bahr Wolfgang Ilte Karin Rehbock-Zureich Margot von Renesse Gert Willner Doris Barnett Barbara Imhof Renate Rennebach Bernd Wilz Klaus Barthel Brunhilde Irber Otto Reschke Willy Wimmer (Neuss) Ingrid Becker-Inglau Gabriele Iwersen Bernd Reuter Matthias Wissmann Wolfgang Behrendt Renate Jäger Jann-Peter Janssen Dr. Edelbert Richter Dr. Fritz Wittmann Hans Berger Günter Rixe Dagmar Wöhrl Hans-Werner Bertl Ilse Janz Reinhold Robbe Michael Wonneberger Friedhelm Julius Beucher Dr. Uwe Jens Volker Jung (Düsseldorf) Gerhard Rübenkönig Elke Wülfing Rudolf Bindig Sabine Kaspereit Dr. Hansjörg Schäfer Peter Kurt Würzbach Lilo Blunck Susanne Kastner Gudrun Schaich-Walch Cornelia Yzer Arne Bömsen (Ritterhude) Ernst Kastning Dieter Schanz Wolfgang Zeitlmann Anni Brandt-Elsweier Hans-Peter Kemper Rudolf Scharping Benno Zierer Tilo Braune Klaus Kirschner Bernd Scheelen Wolfgang Zöller Dr. Eberhard Brecht Edelgard Bulmahn Marianne Klappert Dr. Hermann Scheer Ursula Burchardt Siegrun Klemmer Siegfried Scheffler F.D.P. Hans Martin Bury Hans-Ulrich Klose Horst Schild Ina Albowitz Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Hans-Hinrich Knaape Otto Schily Dr. Gisela Babel Marion Caspers-Merk Walter Kolbow Dieter Schloten Hildebrecht Braun Wolf-Michael Catenhusen Fritz Rudolf Körper Günter Schluckebier (Augsburg) Peter Conradi Nicolette Kressl Horst Schmidbauer Günther Bredehorn Christel Deichmann Volker Kröning (Nürnberg) Jörg van Essen Karl Diller Thomas Krüger Ulla Schmidt (Aachen) Dr. Olaf Feldmann Dr. Marliese Dobberthien Horst Kubatschka Dagmar Schmidt (Meschede) Gisela Frick Peter Dreßen Eckart Kuhlwein Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Paul K. Friedhoff Rudolf Dreßler Konrad Kunick Regina Schmidt-Zadel Horst Friedrich Freimut Duve Christine Kurzhals Heinz Schmitt (Berg) Rainer Funke Ludwig Eich Dr. Uwe Küster Dr. Emil Schnell Hans-Dietrich Genscher Peter Enders Werner Labsch Walter Schöler Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11109

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Ottmar Schreiner Angelika Beer Wir kommen jetzt zur dritten namentlichen Ab- Gisela Schröter Matthias Berninger stimmung. Sie benötigen außer Ihrer Abstimmungs- Dr. Mathias Schubert Annelie Buntenbach karte Ihren grünen Stimmausweis. Der Stimmaus- Richard Schuhmann Amke Dietert-Scheuer weis ist in der rechten Ecke mit III gekennzeichnet. (Delitzsch) Franziska Eichstädt-Bohlig Brigitte Schulte (Hameln) Dr. Uschi Eid Wir stimmen über den Antrag der Fraktionen der Reinhard Schultz Andrea Fischer (Berlin) CDU/CSU und der F.D.P. auf Zurückweisung des (Everswinkel) Joseph Fischer (Frankfurt) Einspruchs des Bundesrates gegen das Beitragsent- Volkmar Schultz (Köln) Rita Grießhaber lastungsgesetz auf Drucksache 13/5540 ab. Wer den Ilse Schumann Gerald Häfner Einspruch zurückweisen will, muß mit Ja stimmen. Dr. R. Werner Schuster Antje Hermenau Dietmar Schütz (Oldenburg) Kristin Heyne Ich bitte jetzt die Schriftführerinnen und Schrift- Dr. Angelica Schwall-Düren Ulrike Höfken führer, die vorgesehenen Plätze einzunehmen. - Ich Ernst Schwanhold Michaele Hustedt frage: Sind alle Urnen besetzt? - Das ist der Fall. Ich Rolf Schwanitz Dr. Manuel Kiper Bodo Seidenthal Monika Knoche eröffne die Abstimmung. Lisa Seuster Dr. Angelika Köster-Loßack Haben Sie alle Ihre Stimmen abgegeben? - Nein. Horst Sielaff Steffi Lemke Erika Simm Vera Lengsfeld Dann warten wir noch. Johannes Singer Dr. Helmut Lippelt Ich wiederhole die Frage: Sind jetzt alle Stimmen Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Oswald Metzger Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Kerstin Müller (Köln) abgegeben? - Das scheint der Fall zu sein. Wieland Sorge Winfried Nachtwei Ich schließe die Abstimmung und bitte die Schrift- Wolfgang Spanier Egbert Nitsch (Rendsburg) Dr. Dietrich Sperling Cem Özdemir führer, mit der Auszählung zu beginnen. Bis zum Jörg-Otto Spiller Gerd Poppe Vorliegen des Ergebnisses ist die Sitzung wieder un- Antje-Marie Steen Simone Probst terbrochen. Ludwig Stiegler Dr. Jürgen Rochlitz Dr. Peter Struck Halo Saibold (Unterbrechung von 13.43 Uhr bis 13.50 Uhr) Joachim Tappe Christine Scheel Jörg Tauss Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Bodo Teichmann Rezzo Schlauch Präsidentin Dr. Rita Süssmuth: Das Ergebnis liegt Margitta Terborg Albert Schmidt (Hitzhofen) jetzt vor. Jella Teuchner Wolfgang Schmitt Dr. Gerald Thalheim (Langenfeld) Ich gebe das von den Schriftführern ermittelte Er- Wolfgang Thierse Ursula Schönberger gebnis der namentlichen Abstimmung über den An- Dietmar Thieser Waltraud Schoppe trag der Fraktionen der CDU/CSU und der F.D.P. auf Franz Thönnes Werner Schulz (Berlin) Zurückweisung des Einspruches des Bundesrates ge- Uta Titze-Stecher Marina Steindor gen das Beitragsentlastungsgesetz auf Drucksache Adelheid Tröscher Christian Sterzing Hans-Eberhard Urbaniak Manfred Such 13/5540 bekannt. Siegfried Vergin Dr. Antje Vollmer Abgegebene Stimmen: 663; mit Ja haben ge- Günter Verheugen Ludger Volmer Ute Vogt (Pforzheim) Helmut Wilhelm (Amberg) stimmt: 341; Karsten D. Voigt (Frankfurt) Margareta Wolf (Frankfurt) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Josef Vosen Hans Georg Wagner PDS mit Nein haben gestimmt: 322; Hans Wallow Dr. Konstanze Wegner Wolfgang Bierstedt (Zuruf von der CDU/CSU: Es werden immer Wolfgang Weiermann Petra Bläss weniger!) Reinhard Weis (Stendal) Maritta Böttcher Matthias Weisheit Eva Bulling-Schröter Enthaltungen: keine. Gunter Weißgerber Dr. Ludwig Elm Gert Weisskirchen (Wiesloch) Dr. Dagmar Enkelmann Der Antrag ist angenommen. Jochen Welt Dr. Ruth Fuchs Hildegard Wester Andrea Gysi Lydia Westrich Dr. Gregor Gysi Endgültiges Ergebnis Brigitte Baumeister Inge Wettig-Danielmeier Hanns-Peter Ha rtmann Meinrad Belle Dr. Norbert Wieczorek Dr. Uwe-Jens Heuer Abgegebene Stimmen: 663 Dr. Sabine Bergmann-Pohl Wieczorek-Zeul Heidemarie Dr. Barbara Höll Hans-Dirk Bierling Dieter Wiefelspütz ja: 341 Ulla Jelpke Dr. Joseph-Theodor Blank Berthold Wittich nein: 322 Gerhard Jüttemann Renate Blank Dr. Wolfgang Wodarg Dr. Heidi Knake-Werner Verena Wohlleben Dr. Heribert Blens Rolf Köhne Ja Peter Bleser Hanna Wolf (München) Rolf Kutzmutz Dr. Norbert Blüm Heidi Wright Dr. Christa Luft Friedrich Bohl Uta Zapf Heidemarie Lüth CDU/CSU Dr. Christoph Zöpel Dr. Günther Maleuda Dr. Maria Böhmer Peter Zumkley Manfred Müller (Berlin) Ulrich Adam Jochen Borchert Rosel Neuhäuser Peter Altmaier Wolfgang Börnsen (Bönstrup) BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Dr. Uwe-Jens Rössel Anneliese Augustin Wolfgang Bosbach Christina Schenk Jürgen Augustinowitz Dr. Wolfgang Bötsch Gila Altmann (Aurich) Steffen Tippach Dietrich Austermann Klaus Brähmig Elisabeth Altmann Klaus-Jürgen Warnick Heinz-Günter Bargfrede Rudolf Braun (Auerbach) (Pommelsbrunn) Dr. Winfried Wolf Franz Peter Basten Paul Breuer Volker Beck (Köln) Gerhard Zwerenz Dr. Wolf Bauer Monika Brudlewsky 11110 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Georg Brunnhuber Dr. Egon Jüttner Friedhelm Ost Dr. Dieter Schulte Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Harald Kahl Eduard Oswald (Schwäbisch Gmünd) Hartmut Büttner Bartholomäus Kalb Norbert Otto (Erfurt) Gerhard Schulz (Leipzig) (Schönebeck) Steffen Kampeter Dr. Gerhard Päselt Frederick Schulze Dankward Buwitt Dr.-Ing. Dietmar Kansy Dr. Peter Paziorek Diethard Schütze (Berlin) Manfred Carstens (Emstek) Manfred Kanther Hans-Wilhelm Pesch Clemens Schwalbe Peter Harry Carstensen Irmgard Karwatzki Ulrich Petzold Dr. Christian Schwarz- (Nordstrand) Volker Kauder Anton Pfeifer Schilling Wolfgang Dehnel Peter Keller Angelika Pfeiffer Wilhelm Josef Sebastian Hubert Deittert Eckart von Klaeden Dr. Gero Pfennig Horst Seehofer Gertrud Dempwolf Dr. Bernd Klaußner Dr. Friedbert Pflüger Wilfried Seibel Albert Deß Hans Klein (München) Beatrix Philipp Heinz-Georg Seiffert Renate Diemers Ulrich Klinkert Dr. Winfried Pinger Rudolf Seiters Wilhelm Dietzel Dr. Helmut Kohl Ronald Pofalla Johannes Selle Werner Dörflinger Hans-Ulrich Köhler Dr. Hermann Pohler Bernd Siebert Hansjürgen Doss (Hainspitz) Ruprecht Polenz Jürgen Sikora Dr. Alfred Dregger Manfred Kolbe Marlies Pretzlaff Johannes Singhammer Maria Eichhorn Norbert Königshof en Dr. Albert Probst Bärbel Sothmann Wolfgang Engelmann Eva-Maria Kors Dr. Bernd Protzner Margarete Späte Rainer Eppelmann Hartmut Koschyk Dieter Pützhofen Carl-Dieter Spranger Heinz Dieter Eßmann Manfred Koslowski Thomas Rachel Wolfgang Steiger Horst Eylmann Thomas Kossendey Hans Raidel Erika Steinbach Anke Eymer Rudolf Kraus Dr. Peter Ramsauer Dr. Wolfgang Freiherr von Use Falk Wolfgang Krause (Dessau) Rolf Rau Stetten Jochen Feilcke Andreas Krautscheid Helmut Rauber Dr. Gerhard Stoltenberg Dr. Karl H. Fell Arnulf Kriedner Peter Harald Rauen Andreas Storm Ulf Fink Heinz-Jürgen Kronberg Otto Regenspurger Max Straubinger Dirk Fischer (Hamburg) Dr.-Ing. Paul Krüger Christa Reichard (Dresden) Matthäus Strebl Leni Fischer (Unna) Reiner Krziskewitz Klaus Dieter Reichardt Michael Stübgen Klaus Francke (Hamburg) Dr. Hermann Kues (Mannheim) Egon Susset Herbert Frankenhauser Werner Kuhn Dr. Bertold Reinartz Dr. Rita Süssmuth Dr. Gerhard Friedrich Dr. Karl A. Lamers Erika Reinhardt Michael Teiser Erich G. Fritz (Heidelberg) Hans-Peter Repnik Dr. Susanne Tiemann Hans-Joachim Fuchtel Karl Lamers Roland Richter Dr. Klaus Töpfer Michaela Geiger Dr. Norbert Lammert Roland Richwien Gottfried Tröger Norbert Geis Helmut Lamp Dr. Norbe rt Rieder Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Dr. Heiner Geißler Armin Laschet Dr. Erich Riedl (München) Gunnar Uldall Michael Glos Herbert Lattmann Klaus Riegert Wolfgang Vogt (Düren) Wilma Glücklich Dr. Paul Laufs Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Horst Waffenschmidt Dr. Reinhard Göhner Karl-Josef Laumann Franz Romer Dr. Theodor Waigel Peter Götz Werner Lensing Hannelore Rönsch Alois Graf von Waldburg-Zeil Dr. Wolfgang Götzer Christian Lenzer (Wiesbaden) Dr. Jürgen Warnke Joachim Gres Peter Letzgus Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Kersten Wetzel Kurt-Dieter G rill Editha Limbach Dr. Klaus Rose Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Wolfgang Gröbl Walter Link (Diepholz) Kurt J. Rossmanith Gert Willner Hermann Gröhe Eduard Lintner Adolf Roth (Gießen) Bernd Wilz Claus-Peter Grotz Dr. Klaus W. Lippold Norbert Röttgen Willy Wimmer (Neuss) Manfred Grund (Offenbach) Dr. Christian Ruck Matthias Wissmann Horst Günther (Duisburg) Dr. Manfred Lischewski Volker Rühe Dr. Fritz Wittmann Carl-Detlev Freiherr von Wolfgang Lohmann Dr. Jürgen Rüttgers Dagmar Wöhrl Hammerstein (Lüdenscheid) Roland Sauer (Stuttga rt) Michael Wonneberger Gottfried Haschke Julius Louven Ortrun Schätzle Elke Wülfing (Großhennersdorf) Sigrun Löwisch Dr. Wolfgang Schäuble Peter Kurt Würzbach Gerda Hasselfeldt Heinrich Lummer Hartmut Schauerte Cornelia Yzer Otto Hauser (Esslingen) Dr. Michael Luther Heinz Schemken Wolfgang Zeitlmann Hansgeorg Hauser Erich Maaß (Wilhelmshaven) Karl-Heinz Scherhag Benno Zierer (Rednitzhembach) Dr. Dietrich Mahlo Gerhard Scheu Wolfgang Zöller Klaus-Jürgen Hedrich Erwin Marschewski Norbert Schindler Helmut Heiderich Günter Marten Dietmar Schlee Manfred Heise Dr. Martin Mayer Ulrich Schmalz F.D.P. Dr. Renate Hellwig (Siegertsbrunn) Bernd Schmidbauer Ernst Hinsken Wolfgang Meckelburg Christian Schmidt (Fürth) Ina Albowitz Peter Hintze Rudolf Meinl Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Gisela Babel Josef Hollerith Dr. Michael Meister (Halsbrücke) Hildebrecht Braun Dr. Karl-Heinz Hornhues Dr. Angela Merkel Andreas Schmidt (Mülheim) (Augsburg) Siegfried Hornung Friedrich Merz Hans-Otto Schmiedeberg Günther Bredehorn Joachim Hörster Rudolf Meyer (Winsen) Hans Peter Schmitz Jörg van Essen Hubert Hüppe Hans Michelbach (Baesweiler) Dr. Olaf Feldmann Peter Jacoby Meinolf Michels Michael von Schmude Gisela Frick Susanne Jaffke Dr. Gerd Müller Birgit Schnieber-Jastram Paul K. Friedhoff Georg Janovsky Elmar Müller (Kirchheim) Dr. Andreas Schockenhoff Horst Friedrich Helmut Jawurek Engelbert Nelle Dr. Rupert Scholz Rainer Funke Dr. Dionys Jobst Bernd Neumann (Bremen) Reinhard Freiherr von Hans-Dietrich Genscher Dr.-Ing. Rainer Jork Johannes Nitsch Schorlemer Dr, Wolfgang Gerhardt Michael Jung (Limburg) Claudia Nolte Dr. Erika Schuchardt Joachim Günther (Plauen) Ulrich Junghanns Dr. Rolf Olderog Wolfgang Schulhoff Dr. Karlheinz Guttmacher Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11111

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Dr. Helmut Haussmann Petra Ernstberger Detlev von Larcher Gisela Schröter Ulrich Heinrich Annette Faße Waltraud Lehn Dr. Mathias Schubert Walter Hirche Elke Ferner Robert Leidinger Richard Schuhmann Dr. Burkhard Hirsch Lothar Fischer (Homburg) Klaus Lennartz (Delitzsch) Birgit Homburger Gabriele Fograscher Dr. Elke Leonhard Brigitte Schulte (Hameln) Dr. Werner Hoyer Iris Follak Klaus Lohmann (Witten) Reinhard Schultz Ulrich Irmer Norbert Formanski Christa Lörcher (Everswinkel) Dr. Klaus Kinkel Dagmar Freitag Erika Lotz Volkmar Schultz (Köln) Detlef Kleinert (Hannover) Anke Fuchs (Köln) Dr. Christine Lucyga Ilse Schumann Roland Kohn Katrin Fuchs (Verl) Dieter Maaß (Herne) Dr. R. Werner Schuster Dr. Heinrich L. Kolb Arne Fuhrmann Winfried Mante Dietmar Schütz (Oldenburg) - Jürgen Koppelin Monika Ganseforth Dorle Marx Dr. Angelica Schwall-Düren Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann Norbert Gansel Ulrike Mascher Ernst Schwanhold Dr. Otto Graf Lambsdorff Konrad Gilges Christoph Matschie Rolf Schwanitz Sabine Leutheusser Iris Gleicke Ingrid Matthäus-Maier Bodo Seidenthal Schnarrenberger Günter Gloser Heide Mattischeck Lisa Seuster Uwe Lühr Dr. Peter Glotz Markus Meckel Horst Sielaff Jürgen W. Möllemann Uwe Göllner Ulrike Mehl Erika Simm Günther Friedrich Nolting Angelika Graf (Rosenheim) Herbert Meißner Johannes Singer Dr. Rainer Ortleb Dieter Grasedieck Angelika Mertens Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Lisa Peters Achim Großmann Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Dr. Günter Rexrodt Karl Hermann Haack Ursula Mogg Wieland Sorge Dr. Klaus Röhl (Extertal) Siegmar Mosdorf Wolfgang Spanier Helmut Schäfer (Mainz) Hans-Joachim Hacker Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Dietrich Sperling Cornelia Schmalz-Jacobsen Klaus Hagemann Jutta Müller (Völklingen) Jörg-Otto Spiller Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Manfred Hampel Christian Müller (Zittau) Antje-Marie Steen Dr. Irmgard Schwaetzer Christel Hanewinckel Kurt Neumann (Berlin) Ludwig Stiegler Dr. Hermann Otto Solms Alfred Hartenbach Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Struck Dr. Max Stadler Dr. Liesel Hartenstein Gerhard Neumann (Gotha) Joachim Tappe Carl-Ludwig Thiele Klaus Hasenfratz Dr. Edith Niehuis Jörg Tauss Dr. Dieter Thomae Dr. Ingomar Hauchler Dr. Rolf Niese Dr. Bodo Teichmann Jürgen Türk Dieter Heistermann Doris Odendahl Margitta Terborg Dr. Wolfgang Weng Reinhold Hemker Günter Oesinghaus Jella Teuchner (Gerlingen) Rolf Hempelmann Leyla Onur Dr. Gerald Thalheim Dr. Guido Westerwelle Dr. Barbara Hendricks Manfred Opel Wolfgang Thierse Monika Heubaum Adolf Ostertag Dietmar Thieser Uwe Hiksch Kurt Palis Franz Thönnes Reinhold Hiller (Lübeck) Albrecht Papenroth Uta Titze-Stecher Nein Stephan Hilsberg Dr. Willfried Penner Adelheid Tröscher Gerd Höfer Dr. Martin Pfaff Hans-Eberhard Urbaniak Jelena Hoffmann (Chemnitz) Georg Pfannenstein Siegfried Vergin SPD Frank Hofmann (Volkach) Dr. Eckhart Pick Günter Verheugen Ingrid Holzhüter Joachim Poß Ute Vogt (Pforzheim) Brigitte Adler Erwin Horn Rudolf Purps Karsten D. Voigt (Frankfurt) Gerd Andres Eike Hovermann Hermann Rappe Josef Vosen Robert Antretter Lothar Ibrügger (Hildesheim) Hans Georg Wagner Hermann Bachmaier Wolfgang Ilte Karin Rehbock-Zureich Hans Wallow Ernst Bahr Barbara Imhof Margot von Renesse Dr. Konstanze Wegner Doris Barnett Brunhilde Irber Renate Rennebach Wolfgang Weiermann Klaus Barthel Gabriele Iwersen Otto Reschke Reinhard Weis (Stendal) Ingrid Becker-Inglau Renate Jäger Bernd Reuter Matthias Weisheit Wolfgang Behrendt Jann-Peter Janssen Dr. Edelbert Richter Gunter Weißgerber Hans Berger Ilse Janz Günter Rixe Gert Weisskirchen (Wiesloch) Hans-Werner Bertl Dr. Uwe Jens Reinhold Robbe Jochen Welt Friedhelm Julius Beucher Volker Jung (Düsseldorf) Gerhard Rübenkönig Hildegard Wester Rudolf Bindig Sabine Kaspereit Dr. Hansjörg Schäfer Lydia Westrich Lilo Blunck Susanne Kastner Gudrun Schaich-Walch Dr. Norbert Wieczorek Arne Börnsen (Ritterhude) Ernst Kastning Dieter Schanz Heidemarie Wieczorek-Zeul Anni Brandt-Elsweier Hans-Peter Kemper Rudolf Scharping Dieter Wiefelspütz Tilo Braune Klaus Kirschner Bernd Scheelen Berthold Wittich Dr. Eberhard Brecht Marianne Klappert Dr. Hermann Scheer Dr. Wolfgang Wodarg Edelgard Bulmahn Siegrun Klemmer Siegfried Scheffler Verena Wohlleben Hans Martin Bury Hans-Ulrich Klose Horst Schild Hanna Wolf (München) Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Hans-Hinrich Knaape Otto Schily Heidi Wright Marion Caspers-Merk Walter Kolbow Dieter Schloten Uta Zapf Wolf-Michael Catenhusen Fritz Rudolf Körper Günter Schluckebier Dr. Christoph Zöpel Peter Conradi Nicolette Kressl Horst Schmidbauer Peter Zumkley Christel Deichmann Volker Kröning (Nürnberg) Karl Diller Thomas Krüger Ulla Schmidt (Aachen) Dr. Marliese Dobberthien Horst Kubatschka Dagmar Schmidt (Meschede) BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Peter Dreßen Eckart Kuhlwein Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Rudolf Dreßler Konrad Kunick Regina Schmidt-Zadel Gila Altmann (Aurich) Freimut Duve Christine Kurzhals Heinz Schmitt (Berg) Elisabeth Altmann Ludwig Eich Dr. Uwe Küster Dr. Emil Schnell (Pommelsbrunn) Peter Enders Werner Labsch Walter Schöler Volker Beck (Köln) Gernot Erler Brigitte Lange Ottmar Schreiner Angelika Beer 11112 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Matthias Berninger Christian Sterzing Meine lieben Kolleginnen und Kollegen, ich gebe Annelie Buntenbach Manfred Such das von den Schriftführerinnen und Schriftführern Amke Dietert-Scheuer Dr. Antje Vollmer ermittelte Ergebnis der letzten namentlichen Ab- Franziska Eichstädt-Bohlig Ludger Volmer stimmung über den Antrag der Fraktionen der CDU/ Dr. Uschi Eid Helmut Wilhelm (Amberg) Andrea Fischer (Berlin) Margareta Wolf (Frankfurt) CSU und F.D.P. auf Drucksache 13/5541 bekannt: Es Joseph Fischer (Frankfurt) wurden 665 Stimmen abgegeben. Mit Ja gestimmt Rita Grießhaber haben 341. Gerald Häfner PDS Antje Hermenau (Anhaltender Beifall bei der CDU/CSU und Kristin Heyne Wolfgang Bierstedt der F.D.P.) Ulrike Höfken Petra Bläss Michaele Hustedt Maritta Böttcher Mit Nein gestimmt haben 324. Es gab keine Enthal- Dr. Manuel Kiper Eva Bulling-Schröter tungen. Der Antrag ist angenommen. Monika Knoche Dr. Ludwig Elm Dr. Angelika Köster-Loßack Dr. Dagmar Enkelmann Dr. Ruth Fuchs Steffi Lemke Endgültiges Ergebnis Rainer Eppelmann Andrea Gysi Vera Lengsfeld Heinz Dieter Eßmann Dr. Gregor Gysi Dr. Helmut Lippelt Abgegebene Stimmen: 665 Horst Eylmann Hanns-Peter Hartmann Oswald Metzger Anke Eymer Dr. Uwe-Jens Heuer ja: 341 Kerstin Müller (Köln) Ilse Falk Dr. Barbara Höll Winfried Nachtwei nein: 324 Jochen Feilcke Egbert Nitsch (Rendsburg) Ulla Jelpke Dr. Karl H. Fell Cem Özdemir Gerhard Jüttemann Ulf Fink Gerd Poppe Dr. Heidi Knake-Werner Ja Dirk Fischer (Hamburg) Simone Probst Rolf Köhne Leni Fischer (Unna) Rolf Kutzmutz Dr. Jürgen Rochlitz Klaus Francke (Hamburg) Christa Luft Halo Saibold Dr. CDU/CSU Herbert Frankenhauser Lüth Christine Scheel Heidemarie Dr. Gerhard F riedrich Maleuda Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Günther Ulrich Adam Erich G. Fritz (Berlin) Rezzo Schlauch Manfred Müller Peter Altmaier Hans-Joachim Fuchtel Albert Schmidt (Hitzhofen) Rosel Neuhäuser Anneliese Augustin Michaela Geiger Wolfgang Schmitt Dr. Uwe-Jens Rössel Jürgen Augustinowitz Norbert Geis (Langenfeld) Christina Schenk Dietrich Austermann Dr. Heiner Geißler Ursula Schönberger Steffen Tippach Heinz-Günter Bargfrede Michael Glos Waltraud Schoppe Klaus-Jürgen Warnick Franz Peter Basten Wilma Glücklich Werner Schulz (Berlin) Dr. Winfried Wolf Dr. Wolf Bauer Dr. Reinhard Göhner Marina Steindor Gerhard Zwerenz Brigitte Baumeister Peter Götz Meinrad Belle Dr. Wolfgang Götzer Dr. Sabine Bergmann-Pohl Joachim Gres Hans-Dirk Bierling Kurt-Dieter Grill Wir kommen jetzt zur vie rten namentlichen Ab- Dr. Joseph-Theodor Blank Wolfgang Gröbl stimmung. Sie benötigen außer Ihrer Abstimmungs- Renate Blank Hermann Gröhe karte Ihren rosa Stimmausweis, der in der rechten Dr. Heribert Blens Claus-Peter Grotz Peter Bleser Ecke mit IV gekennzeichnet ist. Manfred Grund Dr. Norbert Blüm Horst Günther (Duisburg) Friedrich Bohl Carl-Detlev Freiherr von Wir stimmen über den Antrag der Fraktionen Dr. Maria Böhmer Hammerstein der CDU/CSU und der F.D.P. auf Zurückweisung Jochen Borchert Gottfried Haschke des Einspruches des Bundesrates gegen das Wolfgang Börnsen (Bönstrup) (Großhennersdorf) Achte Gesetz zur Änderung des Fünften Buches Wolfgang Bosbach Gerda Hasselfeldt Dr. Wolfgang Bötsch Sozialgesetzbuch auf Drucksache 13/5541 ab. Wer Otto Hauser (Esslingen) Klaus Brähmig Hauser ll, muß mit Ja Hansgeorg den Einspruch zurückweisen wi Rudolf Braun (Auerbach) (Rednitzhembach) stimmen. Paul Breuer Klaus-Jürgen Hedrich Monika Brudlewsky Helmut Heiderich Ich bitte jetzt die Schriftführer, die vorgesehenen Georg Brunnhuber Manfred Heise Plätze einzunehmen. Sind alle Urnen besetzt? - Das Klaus Bühler (Bruchsal) Dr. Renate Hellwig ist der Fall. Ich eröffne die Abstimmung. Hartmut Büttner Ernst Hinsken (Schönebeck) Peter Hintze Dankward Buwitt Josef Hollerith Sind alle Stimmkarten abgegeben? - Nein, noch Manfred Carstens (Emstek) Dr. Karl-Heinz Hornhues nicht. Peter Harry Carstensen Siegfried Hornung (Nordstrand) Joachim Hörster Ist die Abstimmung jetzt abgeschlossen? Sind alle Wolfgang Dehnel Hubert Hüppe Hubert Deittert Peter Jacoby Stimmkarten in den Urnen? - Das ist offensichtlich Gertrud Dempwolf Susanne Jaffke der Fall. Ich schließe die Abstimmung und bitte die Albert Deß Georg Janovsky Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Auszäh- Renate Diemers Helmut Jawurek lung zu beginnen. Wilhelm Dietzel Dr. Dionys Jobst Werner Dörflinger Dr.-Ing. Rainer Jork Die Sitzung ist erneut unterbrochen. Hansjürgen Doss Michael Jung (Limburg) Dr. Alfred Dregger Ulrich Junghanns Maria Eichhorn Dr. Egon Jüttner (Unterbrechung von 13.58 Uhr bis 14.04 Uhr) Wolfgang Engelmann Dr. Harald Kahl Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11113

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Bartholomäus Kalb Norbert Otto (Erfu rt) Gerhard Schulz (Leipzig) Walter Hirche Steffen Kampeter Dr. Gerhard Päselt Frederick Schulze Dr. Burkhard Hirsch Dr.-Ing. Dietmar Kansy Dr. Peter Paziorek Diethard Schütze (Berlin) Birgit Homburger Manfred Kanther Hans-Wilhelm Pesch Clemens Schwalbe Dr. Werner Hoyer Irmgard Karwatzki Ulrich Petzold Dr. Christian Schwarz- Ulrich Irmer Volker Kauder Anton Pfeifer Schilling Dr. Klaus Kinkel Peter Keller Angelika Pfeiffer Wilhelm Josef Sebastian Detlef Kleinert (Hannover) Eckart von Klaeden Dr. Gero Pfennig Horst Seehofer Roland Kohn Dr. Bernd Klaußner Dr. Friedbert Pflüger Wilfried Seibel Dr. Heinrich L. Kolb Hans Klein (München) Beatrix Philipp Heinz-Georg Seiffert Jürgen Koppelin Ulrich Klinkert Dr. Winfried Pinger Rudolf Seiters Dr.-Ing. Karl-Hans Laermann- Dr. Helmut Kohl Ronald Pofalla Johannes Selle Dr. Otto Graf Lambsdorff Hans-Ulrich Köhler Dr. Hermann Pohler Bernd Siebert Sabine Leutheusser (Hainspitz) Ruprecht Polenz Jürgen Sikora Schnarrenberger Manfred Kolbe Marlies Pretzlaff Johannes Singhammer Uwe Lühr Norbert Königshofen Dr. Albert Probst Bärbel Sothmann Jürgen W. Möllemann Eva-Maria Kors Dr. Bernd Protzner Margarete Späte Günther Friedrich Nolting Hartmut Koschyk Dieter Pützhofen Carl-Dieter Spranger Dr. Rainer Ortleb Manfred Koslowski Thomas Rachel Wolfgang Steiger Lisa Peters Thomas Kossendey Hans Raidel Erika Steinbach Dr. Günter Rexrodt Rudolf Kraus Dr. Peter Ramsauer Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Klaus Röhl Wolfgang Krause (Dessau) Rolf Rau Stetten Helmut Schäfer (Mainz) Andreas Krautscheid Helmut Rauber Dr. Gerhard Stoltenberg Cornelia Schmalz-Jacobsen Arnulf Kriedner Peter Harald Rauen Andreas Storm Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Heinz-Jürgen Kronberg Otto Regenspurger Max Straubinger Dr. Irmgard Schwaetzer Dr.-Ing. Paul Krüger Christa Reichard (Dresden) Matthäus Strebl Dr. Hermann Otto Sohns Reiner Krziskewitz Klaus Dieter Reichardt Michael Stübgen Dr. Max Stadler Dr. Hermann Kues (Mannheim) Egon Susset Carl-Ludwig Thiele Werner Kuhn Dr. Bertold Reinartz Dr. Rita Süssmuth Dr. Dieter Thomae Dr. Karl A. Lamers Erika Reinhardt Michael Teiser Jürgen Türk (Heidelberg) Hans-Peter Repnik Dr. Susanne Tiemann Dr. Wolfgang Weng Karl Lamers Roland Richter Dr. Klaus Töpfer (Gerlingen) Dr. Norbert Lammert Roland Richwien Gottfried Tröger Dr. Guido Westerwelle Helmut Lamp Dr. Norbert Rieder Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Armin Laschet Dr. Erich Riedl (München) Gunnar Uldall Herbert Lattmann Klaus Riegert Wolfgang Vogt (Düren) Nein Dr. Paul Laufs Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Horst Waffenschmidt Karl-Josef Laumann Franz Romer Dr. Theodor Waigel Werner Lensing Hannelore Rönsch Alois Graf von Waldburg-Zeil SPD Christian Lenzer (Wiesbaden) Dr. Jürgen Warnke Peter Letzgus Heinrich-Wilhelm Ronsöhr Kersten Wetzel Brigitte Adler Editha Limbach Dr. Klaus Rose Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Gerd Andres Walter Link (Diepholz) Kurt J. Rossmanith Gert Willner Robert Antretter Eduard Lintner Adolf Roth (Gießen) Bernd Wilz Hermann Bachmaier Dr. Klaus W. Lippold Norbert Röttgen Willy Wimmer (Neuss) Ernst Bahr (Offenbach) Dr. Christian Ruck Matthias Wissmann Doris Barnett Dr. Manfred Lischewski Volker Rühe Dr. Fritz Wittmann Klaus Barthel Wolfgang Lohmann Dr. Jürgen Rüttgers Dagmar Wöhrl Ingrid Becker-Inglau (Lüdenscheid) Roland Sauer (Stuttga rt) Michael Wonneberger Wolfgang Behrendt Julius Louven Ortrun Schätzle Elke Wülfing Hans Berger Sigrun Löwisch Dr. Wolfgang Schäuble Peter Kurt Würzbach Hans-Werner Bertl Heinrich Lummer Hartmut Schauerte Cornelia Yzer Friedhelm Julius Beucher Dr. Michael Luther Heinz Schemken Wolfgang Zeitlmann Rudolf Bindig Erich Maaß (Wilhelmshaven) Karl-Heinz Scherhag Benno Zierer Lilo Blunck Dr. Dietrich Mahlo Gerhard Scheu Wolfgang Zöller Arne Börnsen (Ritterhude) Erwin Marschewski Norbert Schindler Anni Brandt-Elsweier Günter Marten Dietmar Schlee Tilo Braune Dr. Martin Mayer Ulrich Schmalz F.D.P. Dr. Eberhard Brecht (Siegertsbrunn) Bernd Schmidbauer Edelgard Bulmahn Wolfgang Meckelburg Christian Schmidt (Fürth) Ina Albowitz Ursula Burchardt Rudolf Meinl Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Gisela Babel Hans Martin Bury Dr. Michael Meister (Halsbrücke) Hildebrecht Braun Hans Büttner (Ingolstadt) Dr. Angela Merkel Andreas Schmidt (Mülheim) (Augsburg) Marion Caspers-Merk Friedrich Merz Hans-Otto Schmiedeberg Günther Bredehorn Wolf-Michael Catenhusen Rudolf Meyer (Winsen) Hans Peter Schmitz Jörg van Essen Peter Conradi Hans Michelbach (Baesweiler) Dr. Olaf Feldmann Christel Deichmann Meinolf Michels Michael von Schmude Gisela Frick Karl Diller Dr. Gerd Müller Birgit Schnieber-Jastram Paul K. Friedhoff Dr. Marliese Dobberthien Elmar Müller (Kirchheim) Dr. Andreas Schockenhoff Horst Friedrich Peter Dreßen Engelbert Nelle Dr. Rupert Scholz Rainer Funke Rudolf Dreßler Bernd Neumann (Bremen) Reinhard Freiherr von Hans-Dietrich Genscher Freimut Duve Johannes Nitsch Schorlemer Dr. Wolfgang Gerhardt Ludwig Eich Claudia Nolte Dr. Erika Schuchardt Joachim Günther (Plauen) Peter Enders Dr. Rolf Olderog Wolfgang Schulhoff Dr. Karlheinz Guttmacher Gernot Erler Friedhelm Ost Dr. Dieter Schulte Dr. Helmut Haussmann Petra Ernstberger Eduard Oswald (Schwäbisch Gmünd) Ulrich Heinrich Annette Faße 11114 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Elke Ferner Robert Leidinger Richard Schuhmann Annelie Buntenbach Lothar Fischer (Homburg) Klaus Lennartz (Delitzsch) Amke Dietert-Scheuer Gabriele Fograscher Dr. Elke Leonhard Brigitte Schulte (Hameln) Franziska Eichstädt-Bohlig Iris Follak Klaus Lohmann (Witten) Reinhard Schultz Dr. Uschi Eid Norbert Formanski Christa Lörcher (Everswinkel) Andrea Fischer (Berlin) Dagmar Freitag Erika Lotz Volkmar Schultz (Köln) Joseph Fischer (Frankfurt) Anke Fuchs (Köln) Dr. Christine Lucyga Ilse Schumann Rita Grießhaber Katrin Fuchs (Verl) Dieter Maaß (Herne) Dr. R. Werner Schuster Gerald Häfner Arne Fuhrmann Winfried Mante Dietmar Schütz (Oldenburg) Antje Hermenau Monika Ganseforth Dorle Marx Dr. Angelica Schwall-Düren Kristin Heyne Norbert Gansel Ulrike Mascher Ernst Schwanhold Ulrike Höfken Konrad Gilges Christoph Matschie Rolf Schwanitz Michaele Hustedt Iris Gleicke Ingrid Matthäus-Maier Bodo Seidenthal Dr. Manuel Kiper Günter Gloser Heide Mattischeck Lisa Seuster Monika Knoche Dr. Peter Glotz Markus Meckel Horst Sielaff Dr. Angelika Köster-Loßack Uwe Göllner Ulrike Mehl Erika Simm Steffi Lemke Angelika Graf (Rosenheim) Herbert Meißner Johannes Singer Vera Lengsfeld Dieter Grasedieck Angelika Mertens Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Helmut Lippelt Achim Großmann Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast Oswald Metzger Karl Hermann Haack Ursula Mogg Wieland Sorge Kerstin Müller (Köln) (Extertal) Siegmar Mosdorf Wolfgang Spanier Winfried Nachtwei Hans-Joachim Hacker Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Dietrich Sperling Egbert Nitsch (Rendsburg) Klaus Hagemann Jutta Müller (Völklingen) Jörg-Otto Spiller Cem Özdemir Manfred Hampel Christian Müller (Zittau) Antje-Marie Steen Gerd Poppe Christel Hanewinckel Kurt Neumann (Berlin) Ludwig Stiegler Simone Probst Alfred Hartenbach Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Struck Dr. Jürgen Rochlitz Dr. Liesel Hartenstein Gerhard Neumann (Gotha) Joachim Tappe Halo Saibold Klaus Hasenfratz Dr. Edith Niehuis Jörg Tauss Christine Scheel Dr. Ingomar Hauchler Dr. Rolf Niese Dr. Bodo Teichmann Irmingard Schewe-Gerigk Dieter Heistermann Doris Odendahl Margitta Terborg Rezzo Schlauch Reinhold Hemker Günter Oesinghaus Jella Teuchner Albert Schmidt (Hitzhofen) Dr. Gerald Thalheim Rolf Hempelmann Leyla Onur Wolfgang Schmitt Dr. Barbara Hendricks Manfred Opel Wolfgang Thierse (Langenfeld) Monika Heubaum Adolf Ostertag Dietmar Thieser Ursula Schönberger Uwe Hiksch Kurt Palis Franz Thönnes Waltraud Schoppe Reinhold Hiller (Lübeck) Albrecht Papenroth Uta Titze-Stecher Werner Schulz (Berlin) Stephan Hilsberg Dr. Willfried Penner Adelheid Tröscher Marina Steindor Gerd Höfer Dr. Martin Pfaff Hans-Eberhard Urbaniak Christian Sterzing Jelena Hoffmann (Chemnitz) Georg Pfannenstein Siegfried Vergin Manfred Such Frank Hofmann (Volkach) Dr. Eckhart Pick Günter Verheugen Dr. Antje Vollmer Ingrid Holzhüter Joachim Poß Ute Vogt (Pforzheim) Erwin Horn Rudolf Purps Karsten D. Voigt (Frankfurt) Ludger Volmer Eike Hovermann Hermann Rappe Josef Vosen Helmut Wilhelm (Amberg) Lothar Ibrügger (Hildesheim) Hans Georg Wagner Margareta Wolf (Frankfurt) Wolfgang Ilte Karin Rehbock-Zureich Hans Wallow Barbara Imhof Margot von Renesse Dr. Konstanze Wegner Brunhilde Irber Renate Rennebach Wolfgang Weiermann PDS Gabriele Iwersen Otto Reschke Reinhard Weis (Stendal) Renate Jäger Bernd Reuter Matthias Weisheit Wolfgang Bierstedt Jann-Peter Janssen Dr. Edelbert Richter Gunter Weißgerber Petra Bläss Ilse Janz Günter Rixe Gert Weisskirchen (Wiesloch) Maritta Böttcher Dr. Uwe Jens Reinhold Robbe Jochen Welt Eva Bulling-Schröter Volker Jung (Düsseldorf) Gerhard Rübenkönig Hildegard Wester Dr. Ludwig Elm Sabine Kaspereit Dr. Hansjörg Schäfer Lydia Westrich Dr. Dagmar Enkelmann Susanne Kastner Gudrun Schaich-Walch Inge Wettig-Danielmeier Dr. Ruth Fuchs Ernst Kastning Dieter Schanz Dr. Norbert Wieczorek Andrea Gysi Hans-Peter Kemper Rudolf Scharping Heidemarie Wieczorek-Zeul Dr. Gregor Gysi Klaus Kirschner Bernd Scheelen Dieter Wiefelspütz Hanns-Peter Ha rtmann Marianne Klappert Dr. Hermann Scheer Berthold Wittich Dr. Uwe-Jens Heuer Siegrun Klemmer Siegfried Scheffler Dr. Wolfgang Wodarg Dr. Barbara Höll Hans-Ulrich Klose Horst Schild Verena Wohlleben Ulla Jelpke Dr. Hans-Hinrich Knaape Otto Schily Hanna Wolf (München) Gerhard Jüttemann Walter Kolbow Dieter Schloten Heidi Wright Dr. Heidi Knake-Werner Fritz Rudolf Körper Günter Schluckebier Uta Zapf Rolf Köhne Nicolette Kressl Horst Schmidbauer Dr. Christoph Zöpel Rolf Kutzmutz Volker Kröning (Nürnberg) Peter Zumkley Dr. Christa Luft Thomas Krüger Ulla Schmidt (Aachen) Heidemarie Lüth Horst Kubatschka Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Günther Maleuda Eckart Kuhlwein Wilhelm Schmidt (Salzgitter) BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN Manfred Müller (Berlin) Konrad Kunick Regina Schmidt-Zadel Rosel Neuhäuser Christine Kurzhals Heinz Schmitt (Berg) Gila Altmann (Aurich) Dr. Uwe-Jens Rössel Dr. Uwe Küster Dr. Emil Schnell Elisabeth Altmann Christina Schenk Werner Labsch Walter Schöler (Pommelsbrunn) Steffen Tippach Brigitte Lange Ottmar Schreiner Volker Beck (Köln) Klaus-Jürgen Warnick Detlev von Larcher Gisela Schröter Angelika Beer Dr. Winfried Wolf Waltraud Lehn Dr. Mathias Schubert Matthias Berninger Gerhard Zwerenz Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11115

Präsidentin Dr. Rita Süssmuth Ich sage Ihnen auch dies: Bei allen namentlichen destages auf Mittwoch, den 25. September 1996, Abstimmungen haben immer Stimmausweise und 13 Uhr ein. Stimmkarten übereingestimmt. Für Sie alle ein gutes Wochenende. Damit sind wir am Schluß unserer Tagesordnung. Die Sitzung ist geschlossen. Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun (Schluß der Sitzung: 14.06 Uhr)

- Berichtigung 120. Sitzung, Seite 10805: In die Liste der entschuldig- ten Abgeordneten ist einzufügen: „Wieczorek-Zeul, Heidemarie SPD 10. 9. 1996".

Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 123. Sitzung. Bonn, Freitag, den 13. September 1996 11117*

Anlagen zum Stenographischen Bericht

Anlage 1 Drucksache 13/4636 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.12 Liste der entschuldigten Abgeordneten Innenausschuß Drucksache 13/1614 Nr. 2.14 entschuldigt bis Drucksache 13/3790 Nr. 2.3 Abgeordnete(r) einschließlich Drucksache 13/3938 Nr. 2.13 Drucksache 13/3938 Nr. 2.17 - Beck (Bremen), BÜNDNIS 13.9. 96 Finanzausschuß Marieluise 90/DIE Drucksache 13/4466 Nr. 2.44 GRÜNEN Drucksache 13/4678 Nr. 2.42 Dr. Däubler-Gmelin, SPD 13. 9. 96 Ausschuß für Wirtschaft Herta Drucksache 13/2306 Nr. 2.51 Drucksache 13/3668 Nr. 2.15 Dr. Eid, Uschi BÜNDNIS 13. 9. 96 Drucksache 13/4137 Nr. 2.91 90/DIE Drucksache 13/4137 Nr. 2.93 GRÜNEN Drucksache 13/4137 Nr. 2.94 Drucksache 13/4137 Nr. 2.95 Graf von Einsiedel, PDS 13. 9. 96 Drucksache 13/4137 Nr. 2.96 Heinrich Drucksache 13/4678 Nr. 1.1 Drucksache 13/4678 Nr. 2.6 Graf (Friesoythe), SPD 13. 9. 96 Drucksache 13/4678 Nr. 2.15 Günter Drucksache 13/4678 Nr. 2.18 Drucksache 13/4678 Nr. 2.22 Dr. Jacob, Willibald PDS 13. 9. 96 Drucksache 13/4678 Nr. 2.23 Drucksache 13/4678 Nr. 2.26 Regenspurger, Otto CDU/CSU 13. 9. 96 Drucksache 13/4678 Nr. 2.29 Drucksache 13/4678 Nr. 2.30 Drucksache 13/4678 Nr. 2.33 Drucksache 13/4678 Nr. 2.35 Drucksache 13/4678 Nr. 2.40 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Anlage 2 Drucksache 13/4137 Nr. 2.85 Drucksache 13/4466 Nr. 2.49 Amtliche Mitteilungen Drucksache 13/4466 Nr. 2.50 Drucksache 13/4514 Nr. 2.12 Drucksache 13/4514 Nr. 2.32 Der Bundesrat hat in seiner 701. Sitzung am Drucksache 13/4514 Nr. 2.35 12. September 1996 beschlossen, gegen das nachfol- gende Gesetz einen Einspruch gemäß Artikel 77 Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung Abs. 3 des Grundgesetzes nicht einzulegen: Drucksache 13/218 Nr. 85 Drucksache 13/218 Nr. 86 Siebtes Gesetz zur Änderung des Fünften Bu- Ausschuß für Verkehr ches Sozialgesetzbuch (Siebtes SGB V-Ände- rungsgesetz - 7. SGB V-ÄndG) Drucksache 13/2674 Nr. 2.21 Drucksache 13/3938 Nr. 2.11 Die Fraktion der SPD hat mit Schreiben vom Drucksache 13/3938 Nr. 2.19 11. September 1996 ihren Antrag „Verbesserung Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und des Jugendaustausches zwischen der Bundesrepu- Reaktorsicherheit blik Deutschland und der Tschechischen Republik" Drucksache 13/1614 Nr. 1.7 - Drucksache 13/5469 - zurückgezogen. Drucksache 13/3938 Nr. 2.30 Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben Ausschuß für Post und Telekommunikation mitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU Drucksache 13/4678 Nr. 2.4 Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäi- Drucksache 13/4678 Nr. 2.14 sche Parlament zur Kenntnis genommen oder von ei- Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit ner Beratung abgesehen hat. und Entwicklung Drucksache 13/4466 Nr. 2.36 Auswärtiger Ausschuß Drucksache 13/4466 Nr. 2.40 Drucksache 13/4137 Nr. 2.15 Drucksache 13/4466 Nr. 2.10 Ausschuß für die Angelegenheiten Drucksache 13/4514 Nr. 2.25 der Europäischen Union Drucksache 13/4514 Nr. 2.47 Drucksache 13/1799 Nr. 3.2