Deutscher Bundestag

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Deutscher Bundestag Plenarprotokoll 13/163 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 163. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 13. März 1997 Inhalt: Nachträgliche Glückwünsche zu den Ge- b) Erste Beratung des von den Fraktionen burtstagen der Abgeordneten Anni der CDU/CSU und F.D.P. eingebrach- Brandt-Elsweier, Dr. Bodo Teichmann ten Entwurfs eines Sechsten Gesetzes und Antje-Marie Steen 14625 A zur Reform des Strafrechts (Strafrah- menharmonisierung) (Drucksache 13/ Bestimmung der Abgeordneten Michaela 7164) 14626 C Geiger als ordentliches und des Abgeord- neten Kurt J. Rossmanith als stellvertre- c) Erste Beratung des von den Fraktionen tendes Mitglied im Gemeinsamen Aus- der CDU/CSU und F.D.P. eingebrach- schuß nach Art. 53 a des Grundgesetzes . 14625 B ten Entwurfs eines Gesetzes zur Än- derung der StPO (Zeugenschutz) Wahl des Abgeordneten Dr. Fritz Witt- (Drucksache 13/7165) 14626 C mann zum stellvertretenden Mitglied in d) Erste Beratung des von den Abgeord- der Parlamentarischen Versammlung des neten Dr. Edith Niehuis, Ch ristel Hane- Europarates 14625 B winckel, weiteren Abgeordneten und der Fraktion der SPD eingebrachten 14625 C Erweiterung der Tagesordnung Entwurfs eines ... Gesetzes zur Ände rung des Grundgesetzes (Drucksache Absetzung der Punkte 171 und des Zusatz 13/7104) 14626 C punktes 13 von der Tagesordnung . 14626A, 14731 A e) Erste Beratung des von den Abgeord- neten Ulla Jelpke, Dr. Uwe-Jens Heuer Geänderte Ausschußüberweisung . 14626 B und der Gruppe der PDS eingebrach- ten Entwurfs eines . Strafrechtsände- Begrüßung des Präsidenten der National- rungsgesetzes - Sicherungsverwah- versammlung der Islamischen Republik rung (Drucksache 13/2859) 14626 D Mauretanien mit einer Delegation . 14722 D f) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- Begrüßung des Präsidenten der Abge- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes ordnetenkammer des Großherzogtums zur Bereinigung des Strafgesetzbu- Luxemburg mit einer Delegation . 14725 A ches und zur Reform der Strafvor- schriften gegen Kinderhandel (Druck- sache 13/6038) 14626 D Tagesordnungspunkt 3: a) Erste Beratung des von den Fraktionen g) Erste Beratung des vom Bundesrat ein- der CDU/CSU und F.D.P. eingebrach- gebrachten Entwurfs eines Gesetzes - ten Entwurfs eines Gesetzes zur Be- zur Verbesserung der zivilrechtlichen kämpfung von Sexualdelikten und an- Entschädigung der Opfer von Straftaten deren gefährlichen Straftaten (Druck- (Zivilrechtliches Opferentschädigungs- sache 13/7163) 14626 B gesetz) (Drucksache 13/6831) . 14626 D 14708 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 163. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. März 1997 Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer Dann rufe ich die Zusatzpunkte 8 bis 11 auf: Ultrarechten, die Neonazis keinen Fuß mehr auf den ZP8 Beratung des Antrags der Abgeordneten Vol- Boden dieser Republik stellen oder in die Tür dieser Republik stemmen läßt. Dieser Konsens ist in den ker Beck (Köln), Gerald Häfner, Anne lie Bun- tenbach, weiterer Abgeordneter und der Frak- letzten Wochen aufgekündigt worden, und zwar von tion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN einer Partei, die in diesem Hause sitzt und diese Bun- desregierung mitträgt: von der CSU. Ich meine, daß Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen ein klares Wort der Wehrmacht 1941 bis 1944" der Verantwortlichen in der Ch rist- lich-Sozialen Union und ein klares Wort dieser Bun- - Drucksache 13/7120 - desregierung dazu nötig ist. ZP9 Beratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. Wie ist es dazu gekommen? Die Ursache ist eine Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen Ausstellung, die bereits in 15 deutschen Städten ge- der Wehrmacht 1941 bis 1944" zeigt worden ist - sie ist gegenwärtig in München zu sehen -, eine Ausstellung über Verbrechen der - Drucksache 13/7162 - Wehrmacht 1941 bis 1944. Diese Ausstellung ist ZP10 Beratung des Antrags der Abgeordneten Otto keine Pauschalverurteilung aller Wehrmachtsange- Schily, Günter Verheugen, Walter Kolbow, hörigen. Sie wissen, daß, wenn man die gesamte Zeit weiterer Abgeordneter und der Fraktion der des Zweiten Weltkrieges betrachtet, 18 Millionen SPD Deutsche in der Wehrmacht gedient haben. Darunter Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen sind viele, die dies aus Überzeugung taten, sicher der Wehrmacht 1941 bis 1944" aber auch viele, die ihren Wehrdienst wider eigenen - Drucksache 13/7175 - Willen erfüllt haben und die Taten mitgemacht oder sich verweigert haben, wenn sie diese selbst nicht ZP11 Beratung des Antrags der Abgeordneten Ger- billigen konnten und nicht richtig fanden. hard Zwerenz, Hein rich Graf von Einsiedel, Dr. Gregor Gysi und der Gruppe der PDS Es geht also nicht um eine pauschale Verurteilung. Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen Vielmehr geht es darum, mit der Lüge aufzuhören, der Wehrmacht 1941 bis 1944" daß für alle schlimmen Taten nur die SS verantwort- - Drucksache 13/7188 - lich gewesen sei und daß die Wehrmacht im Osten einen sauberen, einen hehren, einen tapferen Feld- (Unruhe) zug geführt habe, der nichts mit den brutalen, nichts - Bevor wir in der Beratung fortfahren können, muß mit den rassistischen Ideen Hitlers und nichts mit den ich erst einmal um Ruhe bitten. Greueltaten dieses Krieges zu tun hatte. Ich weise darauf hin, daß wir im Anschluß an die Die Wahrheit ist, daß die Wehrmacht gerade im Aussprache über die drei Anträge der Fraktionen je- Osten einen Eroberungs - und Vernichtungskrieg weils wiederum namentlich abstimmen werden. Die geführt hat und daß in diesem Krieg unter der Ver- Gruppe der PDS hat beantragt, daß auch über ihren antwortung der Wehrmacht Millionen von Zivilisten, Antrag namentlich abgestimmt wird. Nach unserer Frauen und Kinder, grundlos hingemordet worden Geschäftsordnung kann eine namentliche Abstim- sind. Wer zu dieser Wahrheit schweigt, wer sie ver- mung nur von einer Fraktion oder von mindestens drängen will, wer unsere eigene Geschichte ver- 34 Abgeordneten verlangt werden. Ob der Antrag fälscht, der trägt dazu bei, daß die Geschichtsklitte- der PDS das erforderliche Quorum erreicht, werde rung in diesem Land um sich greift, der trägt dazu ich vor der Abstimmung feststellen. bei, daß rechte Mythenbildung wieder fröhliche Ur- Nach einer interfraktionellen Vereinbarung ist für ständ feiert. Genau das passiert gegenwärtig in Mün- die Aussprache, die jetzt folgt, eine Stunde vorgese- chen. hen. - Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das so beschlossen. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Ich eröffne die Aussprache. Das Wo rt hat zunächst der Abgeordnete Gerald Häfner. Die Attacken auf den Initiator dieser Ausstellung, Jan Philipp Reemtsma, der Versuch, die Toten durch Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Zigarettenrauch mehr zu dramatisieren als die Toten Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kol- im Zweiten Weltkrieg, der Versuch, Reemtsma sogar leginnen und Kollegen! Bei der heutigen Debatte damit zu diskreditieren, daß er im letzten Jahr Opfer geht es um unsere Haltung zu der schlimmsten und einer Entführung geworden ist, der Versuch, die entscheidenden Phase unserer eigenen deutschen Nürnberger Prozesse - während wir alle uns gegen- Geschichte, und es geht darum, wie wir heute dazu wärtig um einen internationalen Strafgerichtshof für beitragen können, daß sich die planmäßige Vernich- das frühere Jugoslawien und Ruanda einsetzen, da- tung von Menschen, von ganzen Völkern lediglich mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen das auf Grund ihrer Rasse oder ihrer Überzeugungen nie Völkerrecht, gegen das Menschenrecht in Zukunft wiederholt. endlich abgeurteilt werden können - als „Sieger- justiz" und die Ausstellung als Teil eines ,,morali- Es gab in diesem Hause und in dieser Republik schen Vernichtungsfeldzuges gegen das deutsche lange Zeit einen Konsens zwischen den demokrati- Volk" zu bezeichnen, wie das der „Bayernkurier" schen Parteien, daß man die Rechtsextremen, die auf seiner Titelseite gemacht hat, das alles ist schlim- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode - 163. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 13. März 1997 14709 Gerlad Häfner mer als die schlimmste Propaganda von rechts, die Ich lese Ihnen ein kurzes Zitat vor: wir in diesem Lande bisher erdulden mußten. Rechtsextremistische Positionen ergeben sich (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weniger aus dem Parteiprogramm denn aus Be- und bei der SPD) gründungen und Verhaltensweisen von Funktio- nären, Gremien und Mitgliedern sowie aus den Deshalb war es nur folgerichtig, daß die NPD Peter Publikationsorganen. Gauweiler aufgefordert hat, die Hauptrede bei dem gespenstischen Aufmarsch der Ultrarechten in Mün- Was ist das für ein Zitat? Es ist die Einleitung zum chen zu halten und ihn darüber hinaus zur Mitglied- Kapitel „Die Republikaner" im Bundesverfassungs- schaft in der NPD eingeladen hat. schutzbericht aus dem vergangenen Jahr. Es folgt eine Reihe von Zitaten, in denen die Republikaner zum Beispiel die Nürnberger Prozesse als Sieger- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Gestatten Sie justiz bezeichnen - genau wie der „Bayernkurier" eine Zwischenfrage des Kollegen Albe rt Schmidt? das vor wenigen Wochen getan hat. Meine sehr verehrten Damen und Herren, diese Gerald Häfner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Bitte ,,Braune-Socken-Politik" der CSU, dieses Taktieren schön. mit dem ultrarechten Sumpf unserer Republik, dieser Versuch, die Opfer von Folter und Vernichtung zu Albert Schmidt (Hitzhofen) (BÜNDNIS 90/DIE verdrängen und kein Mitleid für sie aufzubringen, GRÜNEN): Herr Kollege Häfner, sehen Sie den CSU- dafür aber um so mehr diejenigen anzuprangern, die Vorsitzenden und Abgeordneten Dr. Theo Waigel im heute die Wahrheit über die historische
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