Deutscher Drucksache 13/801 7 13. Wahlperiode 23. 06. 97

Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit (14. Ausschuß)

zu dem

1. Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Drucksache 13/4355 -

Entwurf eines Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG)

2. Gesetzentwurf der Abgeordneten Monika Knoche, Gerald Häfner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/2926 -

Entwurf eines Gesetzes über die Spende, die Entnahme und die Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG)

3. Antrag der Abgeordneten Dr. , Dr. Herta Däubler-Gmelin, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Manfred Opel, Robert Antretter, Wolfgang Behrendt, Hans-Werner Bertl, Anni Brandt-Elsweier, Dr. , Eva-Maria Bulling-Schröter, , Hans Martin Bury, Marion Caspers-Merk, Peter Conradi, Christel Deichmann, Dr. Marliese Dobberthien, Petra Ernstberger, Elke Ferner, , , Katrin Fuchs (Vert), Arne Fuhrmann, Norbert Gansel, Günter Gloser, Günter Graf (Friesoythe), Dieter Grasedieck, Hans-Joachim Hacker, Manfred Hampel, Christel Hanewinckel, Alfred Hartenbach, Dr. Liesel Hartenstein, Dieter Heistermann, Reinhold Hemker, Rolf Hempelmann, Dr. Barbara Hendricks, Reinhold Hiller (Lübeck), Stephan Hilsberg, Frank Hofmann (Volkach), Eike Hovermann, Brunhilde Irber, Gabriele Iwersen, Jann-Peter Janssen, Sabine Kaspereit, Marianne Klappert, Nicolette Kressl, Eckart Kuhlwein, Konrad Kunick, Rolf Kutzmutz, Detlev von Larcher, Waltraud Lehn, Klaus Lennartz, Erika Lotz, Dr. , Heide Mattischeck, Ulrike Mehl, , Adolf Ostertag, Albrecht Papenroth, Georg Pfannenstein, Karin Rehbock-Zureich, Reinhold Robbe, , Dieter Schloten, (Meschede), Regina Schmidt-Zadel, Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Heinz Schmitt (Berg), Walter Schöler, Gisela Schröter, Reinhard Schultz (Everswinkel), Dr. R. Werner Schuster, Dr. Angelica Schwall-Düren, , Lisa Seuster, Erika Simm, Dr. Cornelie Sonntag-Wolgast, Wieland Sorge, Wolfgang Spanier, Joachim Tappe, Jella Teuchner, , Franz Thönnes, Uta Titze-Stecher, Adelheid Tröscher, (Pforzheim), Hans Wallow, Reinhard Weis (Stendal), Matthias Weisheit, Hildegard Wester, Dr. Norbert Wieczorek, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Hanna Wolf (München) - Drucksache 13/4114 -

Kriterien für die Spende, Entnahme und Übertragung von menschlichen Organen

4. Antrag der Abgeordneten Rudolf Dreßler, , Klaus Kirschner, Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid), , Dr. Wolfgang Schäuble, Dr. Dieter Thomae, Wolfgang Zöller, , Dr. , , , Dr. Sabine Bergmann-Pohl, , Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Rudolf Braun (Auerbach), Tilo Braune, Hans Büttner (Ingolstadt), Edelgard Bulmahn, , , , , , (Unna), Norbert Formanski, Paul K. Friedhoff, Erich G. Fritz, (Köln), Hans-Joachim Fuchtel, Arne Fuhrmann, Monika Ganseforth, Angelika Graf (Rosenheim), Dieter Grasedieck, Claus-Peter Grotz,

Joachim Günther (Plauen), Dr. , . Karl Hermann Haack (Extertal), Manfred Heise, Ernst Hinsken, Josef Hollerith, Dr. Dionys Jobst, Dr.-Ing. Rainer Jork, Dr. Egon Jüttner, , Dr. Harald Kahl, Dr. Hans- Hinrich Knaape, Eva-Maria Kors, Volker Kröning, Christine Kurzhals, Werner Labsch, Robert Leidinger, Werner Lensing, , Editha Limbach, Sigrun Löwisch, Uwe Lühr, Dieter Maaß (Herne), Winfried Mante, , Ingrid Matthäus-Maier, Dr. Jürgen Meyer (Ulm), , Jürgen W. Möllemann, Engelbert Nelle, Gerhard Neumann (Gotha), Günther Friedrich Nolting, Leyla Onur, Friedhelm Ost, Dr. Gerhard Päselt, Kurt Palis, Dr. Wilfried Penner, Hans-Wilhelm Pesch, , , , Christa Reichard (Dresden), Erika Reinhardt, Kurt J. Rossmanith, Dr. Hansjörg Schäfer, Gudrun Schaich-Walch, Dieter Schanz, Dietmar Schlee, Michael von Schmude, Dr. Mathias Schubert, Dr. Erika Schuchardt, , Volkmar Schultz (Köln), Frederik Schulze, Ilse Schumann, Bodo Seidenthal, Heinz-Georg Seifert, Wieland Sorge, Bärbel Sothmann, Dr. , , Dr. Peter Struck, Dr. Bodo Teichmann, Jella Teuchner, Dietmar Thieser, Dr. Klaus-Dieter Uelhoff, Siegfried Vergin, Karsten D. Voigt (Frankfurt), Michael Wonneberger, Heidemarie Wright, Elke Wülfing - Drucksache 13/4368 -

Spende, Entnahme und Übertragung von Organen

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

5. Antrag der Abgeordneten , Dr. Wolfgang Götzer, Dr. Edzard Schmidt-Jortzig, , , Dr. Joseph-Theodor Blank, (Emstek), , , Hermann Gröhe, Ulrich Heinrich, Ernst Hinsken, Dr. , Siegfried Hornung, Hubert Hüppe, Helmut Jawurek, Jürgen Koppelin, Rudolf Kraus, Dr. Dietrich Mahlo, Rudolf Meinl, Rudolf Meyer (Winsen), Ronald Pofalla, Helmut Rauber, Christa Reichard (Dresden), Dr. Klaus Rose, Heinz Schemken, Gerhard Scheu, Cornelia Schmalz-Jacobsen, , Wolfgang Steiger, Kersten Wetzel, Michael Wonneberger und Benno Zierer - Drucksache 13/6591 -

Eckpunkte für die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen

A. Problem Die rechtlichen Voraussetzungen für die Spende und Entnahme von menschlichen Organen, Organteilen und Geweben zum Zwecke der Transplantation sind in der Bundesrepublik Deutsch- land - im Gegensatz zu den meisten anderen europäischen Staa- ten - nicht spezialgesetzlich geregelt, sondern bestimmen sich nach allgemeinen Regeln und Grundsätzen. Eine Zusammen- fassung wichtiger medizinischer, ärztlicher, ethischer und juristi- scher Grundsätze bei Organtransplantationen enthält der Trans- plantationskodex, den sich die deutschen Transplantationszentren im Jahre 1987 gegeben und zu dessen Einhaltung sie sich selbst verpflichtet haben. Die in der ehemaligen DDR auf diesem Rechtsgebiet erlassenen Vorschriften gelten nach dem Einigungs- vertrag im Beitrittsgebiet als Landesrecht fo rt, soweit sie mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Sie werden aber wegen verfassungs- rechtlicher Bedenken gegen einzelne Bestimmungen nicht mehr angewandt.

B. Lösung a) Schaffung klarer Rechtsgrundlagen durch den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Drucksache 13/4355 - für

- die Spende und Entnahme von Organen, Organteilen und Geweben (Organen) zum Zwecke der Übertragung auf an- dere Menschen auf der Grundlage erteilter Zustimmung, - die Gewährleistung und den rechtlichen Schutz der Möglich- keit, eine Organspende abzulehnen, - die organisatorischen Voraussetzungen der Entnahme, Ver- mittlung und Übertragung lebenswichtiger Organe, - die Vermittlung lebenswichtiger Organe nach Maßgabe medizinischer Kriterien, um die Gleichbehandlung der für

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

eine Transplantation nach ärztlicher Entscheidung vorge- sehenen Patienten zu gewährleisten,

die Bestrafung des Handeltreibens mit menschlichen Orga- nen sowie unrechtmäßigen ärztlichen Handelns bei der Organentnahme und -übertragung,

- die Aufklärung der Bevölkerung über die Spende, Entnah- me, Vermittlung und Übertragung von Organen, damit auf der Grundlage sachgerechter Information möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu Lebzeiten eine persönliche Ent- scheidung zur Organspende treffen und dokumentieren.

Die vom Ausschuß angenommenen Änderungsanträge ent- halten im wesentlichen Klarstellungen und Präzisierung der Bestimmungen des Gesetzentwurfs, die sich als Folge der An- hörungen als notwendig und zweckmäßig erwiesen haben. b) Der Ausschuß hat die Themenkomplexe des Hirntodes und der Art der Zustimmungsregelung intensiv diskutiert. Er konnte dazu aber keine einvernehmlich getragene Formulierung des Gesetzestextes finden. Er empfiehlt daher die Herbeiführung einer Beschlußfassung im Plenum des Deutschen Bundestages zur Ausfüllung der in den §.§. 3 und 4 enthaltenen Lücken des Gesetzentwurfs der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Drucksache 13/4355 -. c) Herbeiführung einer Beschlußfassung im Plenum des Deut- schen Bundestages über den Gesetzentwurf der Abgeordneten Monika Knoche, Gerald Häfner und der Fraktion BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN - Drucksache 13/2926 -.

Dieser Gesetzentwurf enthält folgende Schwerpunkte:

- Schaffung einer gesetzlichen Regelung, die die Zulässigkeit und die Voraussetzungen der Organentnahme in einem Transplantationsgesetz regelt;

- Verzicht auf das Hirntodkonzept zur Feststellung des Todes des Menschen;

- Schaffung einer Regelung für die Voraussetzungen zur Ent nahme lebenswichtiger Organe auf der Grundlage einer ver- fahrens- und organisationsrechtlich abgesicherten Zustim- mungslösung. Als Kernpunkte gelten die Einwilligung des Spenders oder der Spenderin für den Fall des irreversiblen Ausfalls aller meßbaren Hirnfunktionen als formales Ent- nahmekriterium;

- Achtung des garantierten unveräußerlichen Persönlichkeits- rechts der Organspender und Organspenderinnen auf Selbstbestimmung durch eine enge Zustimmungsregelung, die die Übertragbarkeit der Einwilligung zur Organent- nahme auf Dritte ausschließt; . - Einführung eines amtlichen Organspendeausweises;

- Regelung der Organtransplantation bei Kindern als Aus nahmefall; Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

- Schaffung eines Aufklärungsanspruchs, der die interessen- freie Aufklärung vor Einwilligung in die Organspende durch die öffentliche Hand gewährleistet; - Verbot der Transplantation von Gehirnen, Hirngewebe und Organen von Föten und Embryonen; - Schutz menschlicher Organe vor Kommerzialisierung durch strafrechtliche Regelungen zum Organhandel; - uneingeschränkte Gewährleistung des informationellen Selbstbestimmungsrechts der Organspendenden. und Or- ganempfangenden. d) Mehrheitlich hat der Ausschuß einen Entschließungsantrag an- genommen. Danach soll die Bundesregierung aufgefordert wer- den, so bald wie möglich einen Gesetzentwurf vorzulegen, um den Bereich der Transplantation fetalen Gewebes zu regeln.

Mehrheitsentscheidung

C. Alternativen Keine

D. Kosten Bund, Ländern und Gemeinden sowie den Krankenkassen und anderen Beteiligten entstehen Kosten im Rahmen der Aufklärung der Bevölkerung über die Organspende und -transplantation ge- mäß § 2 Abs. 1 des Gesetzentwurfs. Die Höhe dieser Kosten läßt sich noch nicht genau beziffern. Die Kosten für die mögliche Ein- richtung einer Registerstelle nach § 2 Abs. 3 des Gesetzentwurfs lassen sich ebenfalls derzeit noch nicht beziffern; im übrigen ist die Regelung der Finanzierung der Registerstelle einer Rechtsver- ordnung vorbehalten. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Beschlußempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, 1. a) den Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Drucksache 13/4355 - in der aus der anliegenden Zu- sammenstellung ersichtlichen Fassung anzunehmen, b) zur Ausfüllung der in den §§ 3 und 4 enthaltenen Regelungs- lücken einen Beschluß im Plenum des Deutschen Bundes- tages herbeizuführen, c) über den Gesetzentwurf der Abgeordneten Monika Knoche, Gerald Häfner und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/2926 - einen Beschluß im Plenum des Deut- schen Bundestages herbeizuführen, d) folgendem Entschließungsantrag zuzustimmen: „Der Deutsche Bundestag forde rt die Bundesregierung auf, so bald wie möglich einen Gesetzentwurf vorzulegen, in dem die Transplantation fetalen Gewebes geregelt wird.", 2. den Antrag - Drucksache 13/4114 - für erledigt zu erklären, 3. den Antrag - Drucksache 13/4368 - für erledigt zu erklären und 4. den Antrag - Drucksache 13/6591- für erledigt zu erklären.

Bonn, den 11. Juni 1997

Der Ausschuß für Gesundheit

Dr. Dieter Thomae Beatrix Philipp Klaus Kirschner Vorsitzender und Berichterstatter Berichterstatterin Berichterstatter

Monika Knoche Dr. Berichterstatterin Berichterstatterin Deutscher Bundestag- 13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Zusammenstellung des Entwurfs eines Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) - Drucksache 13/4355 - mit den Beschlüssen des Ausschusses für Gesundheit (14. Ausschuß)

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

Entwurf eines Gesetzes über die Spende, Entwurf eines Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen Entnahme und Übertragung von Organen (Transplantationsgesetz - TPG) (Transplantationsgesetz - TPG)

Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundes- Der Bundestag hat mit Zustimmung des Bundes- rates das folgende Gesetz beschlossen: rates das folgende Gesetz beschlossen:

ERSTER ABSCHNITT ERSTER ABSCHNITT Allgemeine Vorschriften Allgemeine Vorschriften

§1 §1 Anwendungsbereich Anwendungsbereich

(1) Dieses Gesetz gilt für die Spende und die Ent- (1) unverändert nahme von menschlichen Organen, Organteilen oder Geweben (Organe) zum Zwecke der Übertragung auf andere Menschen sowie für die Übertragung der Organe einschließlich der Vorbereitung dieser Maß- nahmen. Es gilt ferner für das Verbot des Handels mit menschlichen Organen.

(2) Dieses Gesetz gilt nicht für Blut und Knochen- (2) Dieses Gesetz gilt nicht für Blut und Knochen- mark sowie embryonale und fetale Organe. mark sowie embryonale und fetale Organe und Ge- webe.

§2 §2 Aufklärung der Bevölkerung, Aufklärung der Bevölkerung, Erklärung zur Organspende, Organspenderegister, Erklärung zur Organspende, Organspenderegister, Organspendeausweise Organspendeausweise

(1) Die nach Landesrecht zuständigen Stellen, die (1) Die nach Landesrecht zuständigen Stellen, die Bundesbehörden im Rahmen ihrer Zuständigkeit, Bundesbehörden im Rahmen ihrer Zuständigkeit, insbesondere die Bundeszentrale für gesundheitliche insbesondere die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, sowie die Krankenkassen sollen auf der Aufklärung, sowie die Krankenkassen sollen auf der Grundlage dieses Gesetzes die Bevölkerung über die Grundlage dieses Gesetzes die Bevölkerung über die Möglichkeiten der Organspende, die Voraussetzun- Möglichkeiten der Organspende, die Voraussetzun- gen der Organentnahme und die Bedeutung der gen der Organentnahme und die Bedeutung der Organübertragung aufklären. Sie sollen auch Aus- Organübertragung aufklären. Sie sollen auch Aus- weise für die Erklärung zur Organspende (Organ- weise für die Erklärung zur Organspende (Organ- spendeausweise) zusammen mit geeigneten Aufklä- spendeausweise) zusammen mit geeigneten Aufklä- rungsunterlagen bereithalten. rungsunterlagen bereithalten. Die Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungsunterneh- men stellen diese Unterlagen in regelmäßigen Ab- ständen ihren Versicherten, die das sechzehnte Le- bensjahr vollendet haben, zur Verfügung mit der Bitte, eine Erklärung zur Organspende abzugeben. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(2) Wer eine Erklärung zur Organspende abgibt, (2) Wer eine Erklärung zur Organspende abgibt, kann in eine Organentnahme nach § 3 einwilligen, kann in eine Organentnahme nach § 3 einwilligen, ihr widersprechen oder die Entscheidung einer na- ihr widersprechen oder die Entscheidung einer na- mentlich benannten Person seines Vertrauens über- mentlich benannten Person seines Vertrauens über- tragen (Erklärung zur Organspende). Die Einwilli- tragen (Erklärung zur Organspende). Die Erklärung gung oder der Widerspruch kann auf die Entnahme kann auf bestimmte Organe beschränkt werden. Die bestimmter Organe beschränkt werden. Einwilligung und die Übertragung der Entschei- dung können vom vollendeten sechzehnten, der Wi- derspruch kann vom vollendeten vierzehnten Le- bensjahr an erklärt werden. (3) Das Bundesministerium für Gesundheit kann (3) Das Bundesministerium für Gesundheit kann durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bun- durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bun- desrates einer Stelle die Aufgabe übertragen, die Er- desrates einer Stelle die Aufgabe übertragen, die Er- klärungen zur Organspende auf Wunsch der Erklä- klärungen zur Organspende auf Wunsch der Erklä- renden zu speichern und darüber berechtigten Perso- renden zu speichern und darüber berechtigten Perso- nen Auskunft zu erteilen (Organspenderegister). Die nen Auskunft zu erteilen (Organspenderegister). Die gespeicherten personenbezogenen Daten dürfen nur gespeicherten personenbezogenen Daten dürfen nur zum Zwecke der Feststellung verwendet werden, ob zum Zwecke der Feststellung verwendet werden, ob bei demjenigen, der die Erklärung abgegeben hatte, bei demjenigen, der die Erklärung abgegeben hatte, eine Organentnahme nach § 3 oder § 4 zulässig ist. eine Organentnahme nach § 3 oder § 4 zulässig ist. Die Rechtsverordnung regelt insbesondere Die Rechtsverordnung regelt insbesondere 1. die Anlaufstellen für die Abgabe einer Erklärung 1. die für die Entgegennahme einer Erklärung zur Or- zur Organspende oder für deren Änderung, die ganspende oder für deren Änderung zuständigen Verwendung eines Vordrucks, die Art der darauf öffentlichen Stellen (Anlaufstellen), die Verwen- anzugebenden Daten und die Prüfung der Identität dung eines Vordrucks, die A rt der darauf anzuge- des Erklärenden, benden Daten und die Prüfung der Identität des Er- klärenden, 2. die Übermittlung der Erklärung durch die Anlauf 2. unverändert stellen an das Organspenderegister sowie die Spei- cherung der Erklärung und der darin enthaltenen Daten bei den Anlaufstellen und dem Register, 3. die Auskunft aus dem Organspenderegister aus- 3. die Aufzeichnung aller Abrufe im automatisierten schließlich an den Erklärenden und nach Feststel- Verfahren nach § 10 des Bundesdatenschutzgeset- lung der Voraussetzungen gemäß § 3 Abs. 1 Satz 1 zes sowie der sonstigen Auskünfte aus dem Or- Nr. 2 an einen Arzt sowie die Weitergabe der erhal- ganspenderegister zum Zwecke der Prüfung der tenen Auskunft an den Arzt, der die Organentnah- Zulässigkeit der Anfragen und Auskünfte, me vornehmen soll, und an die Person, die nach § 3 Abs. 2 oder § 4 über die beabsichtigte Organent- nahme zu unterrichten ist, 4. die Speicherung der Personendaten der nach 4. unverändert Nummer 3 auskunftsberechtigten Ärzte bei dem Register sowie die Vergabe, Speicherung und Zu- sammensetzung der Codenummern für ihre Aus- kunftsberechtigung, 5. die Löschung der gespeicherten Daten und 5. unverändert 6. die Finanzierung des Organspenderegisters. 6. unverändert (3 a) Die Auskunft aus dem Organspenderegister darf ausschließlich an den Erklärenden sowie an ei- nen von einem Krankenhaus dem Register als aus- kunftsberechtigt benannten Arzt erteilt werden, der weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des möglichen Organspenders beteiligt ist und auch nicht Weisungen eines Arztes unter- steht, der an diesen Maßnahmen beteiligt ist. Die Anfrage darf erst nach der Feststellung gemäß § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 erfolgen. Die Auskunft darf nur- an den Arzt weitergegeben werden, der die Org an an die Person, die-entnahme vornehmen soll, und nach § 3 Abs. 2 oder § 4 über die beabsichtigte Or- ganentnahme zu unterrichten ist. Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(4) Das Bundesministerium für Gesundheit kann '(4) unverändert durch allgemeine Verwaltungsvorschrift mit Zustim- mung des Bundesrates ein Muster für einen Organ- spendeausweis festlegen und im Bundesanzeiger be- kanntmachen.

ZWEITER ABSCHNITT ZWEITER ABSCHNITT Organentnahme nach endgültigem, Organentnahme nach endgültigem, nicht behebbarem Ausfall nicht behebbarem Ausfall der gesamten Hirnfunktion oder Stillstand der gesamten Hirnfunktion oder Stillstand von Herz und Kreislauf von Herz und Kreislauf

§3 §3 Zulässigkeit der Organentnahme mit Einwilligung unverändert des Organspenders

(1) Die Entnahme von Organen ist, soweit in § 4 nichts Abweichendes bestimmt ist, nur zulässig, wenn 1. der Organspender in die Entnahme eingewilligt hatte, 2. (Wird während der Gesetzesberatung ausgefüllt.), 3. der Eingriff von einem Arzt vorgenommen wird.

Die Entnahme ist unzulässig bei einer Person, die ihr widersprochen hatte. Die Einwilligung kann vom vollendeten sechzehnten, der Widerspruch vom voll- endeten vierzehnten Lebensjahr an erklärt werden.

(2) Der Arzt hat den nächsten Angehörigen des Or- ganspenders (§ 4 . . .) über die beabsichtigte Organ- entnahme zu unterrichten.

§4 §4 Zulässigkeit der Organentnahme unverändert mit Zustimmung anderer Personen

(Wird während der Gesetzesberatung ausgefüllt.)

§5 §5 Nachweis des endgültigen, nicht behebbaren unverändert Ausfalls der gesamten Hirnfunktion oder Stillstands von Herz und Kreislauf

(1) Der endgültige, nicht behebbare Ausfall der ge- samten Hirnfunktion oder der endgültige, nicht be- hebbare Stillstand von Herz und Kreislauf ist nach Regeln, die dem Stand der medizinischen Wissen- schaft entsprechen, durch zwei dafür qualifizierte Ärzte nachzuweisen, die den Organspender unab- hängig voneinander untersucht haben. Vor der Ent- nahme von vermittlungspflichtigen Organen (§ 8 Satz 2) ist stets der endgültige, nicht behebbare Aus- fall der gesamten Hirnfunktion des Organspenders nachzuweisen. In den anderen Fä llen genügt der Nachweis des endgültigen, nicht behebbaren Sti ll -stands von Herz und Kreislauf. Abweichend von Satz 1 genügt die Untersuchung und der Nachweis durch einen Arzt, wenn seit dem endgültigen, nicht behebbaren Stillstand von Herz und Kreislauf mehr als drei Stunden vergangen sind. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(2) Die an der Untersuchung nach Absatz 1 betei- ligten Ärzte dürfen weder an der Entnahme noch an der Übertragung der Organe des Organspenders beteiligt sein. Sie dürfen auch nicht Weisungen eines Arztes unterstehen, der an diesen Maßnahmen betei- ligt ist. Die Feststellung des Untersuchungsergebnis- ses und ihr Zeitpunkt sind von den Ärzten unter Angabe der zugrundeliegenden Untersuchungsbe- funde jeweils in einer Niederschrift aufzuzeichnen und zu unterschreiben. Dem nächsten Angehörigen ist Gelegenheit zur Einsichtnahme zu geben. Er kann eine Person seines Vertrauens hinzuziehen.

§6 §6 Achtung der Würde des Organspenders unverändert

(1) Die Organentnahme und alle mit ihr zusam- menhängenden Maßnahmen müssen unter Achtung der Würde des Organspenders in einer der ärztlichen Sorgfaltspflicht entsprechenden Weise durchgeführt werden.

(2) Der Leichnam des Organspenders muß in wür- digem Zustand zur Bestattung übergeben werden. Zuvor ist dem nächsten Angehörigen Gelegenheit zu geben, den Leichnam zu sehen.

§ 6a Auskunftspflicht (1) Dem Arzt, der eine Organentnahme bei einem möglichen Spender nach § 3 oder § 4 beabsichtigt, oder der von der Koordinierungsstelle (§ 10) beauf- tragten Person ist auf Verlangen Auskunft zu ertei- len, soweit dies zur Feststellung, ob die Organent- nahme nach diesen Vorschriften zulässig ist und ob ihr medizinische Gründe entgegenstehen, sowie zur Unterrichtung nach § 3 Abs. 2 erforderlich ist. Der Arzt muß in einem Krankenhaus tätig sein, das nach § 108 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch oder nach anderen gesetzlichen Bestimmungen für die Übertragung der Organe, deren Entnahme er beab- sichtigt, zugelassen ist oder mit einem solchen Krankenhaus zum Zwecke der Entnahme dieser Or- gane zusammenarbeitet. Die Auskunft soll für alle Organe, deren Entnahme beabsichtigt ist, zusam- men eingeholt werden. Die Auskunft darf erst nach der Feststellung gemäß § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 erteilt werden. (2) Zur Auskunft verpflichtet sind 1. Ärzte, die den möglichen Organspender wegen einer der Feststellung nach Absatz 1 Satz 4 voraus- gegangenen Erkrankung behandelt hatten, 2. Ärzte, die über den möglichen Organspender eine Auskunft aus dem Organspenderegister nach § 2 Abs. 3 a erhalten haben, 3. der Arzt, der bei dem möglichen Organspender die Leichenschau vorgenommen hat, 4. die Behörde, in deren Gewahrsam sich der Leich- nam des möglichen Organspenders befindet, und Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

5. die von der Koordinierungsstelle beauftragte Per- son, soweit sie nach Absatz 1 Auskunft erhalten hat.

DRITTER ABSCHNITT DRITTER ABSCHNITT Organentnahme bei Lebenden Organentnahme bei lebenden Organspendern

§7 §7 Zulässigkeit der Organentnahme Zulässigkeit der Organentnahme (1) Die Entnahme von Organen einer lebenden (1) Die Entnahme von Organen einer lebenden Person ist nur zulässig, wenn Person ist nur zulässig, wenn 1. die Person 1. unverändert a) volljährig und einwilligungsfähig ist, b) nach Absatz 2 Satz 1 aufgeklärt worden ist und in die Entnahme eingewilligt hat, c) nach ärztlicher Beurteilung als Spender geeig- net ist und voraussichtlich nicht über das Opera- tionsrisiko hinaus gefährdet oder über die unmittelbaren Folgen der Entnahme hinaus ge- sundheitlich schwer beeinträchtigt wird, 2. die Übertragung des Organs auf den vorgesehenen 2. unverändert Empfänger nach ärztlicher Beurteilung geeignet ist, das Leben dieses Menschen zu erhalten oder bei ihm eine schwerwiegende Krankheit zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten oder ihre Be- schwerden zu lindern, 3. ein geeignetes Organ eines Spenders nach § 3 oder 3. ein geeignetes Organ eines Spenders nach § 3 oder § 4 nicht zur Verfügung steht und § 4 im Zeitpunkt der Organentnahme nicht zur Verfügung steht und 4. der Eingriff durch einen Arzt vorgenommen wird. 4. unverändert

Die Entnahme von Organen, die sich nicht wieder Die Entnahme von Organen, die sich nicht wieder bilden können, ist darüber hinaus nur zulässig zum bilden können, ist darüber hinaus nur zulässig zum Zwecke der Übertragung auf Verwandte ersten oder Zwecke der Übertragung auf Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, Verlobte oder andere zweiten Grades, Ehegatten, Verlobte oder andere Personen, die dem Spender in besonderer persön- Personen, die dem Spender in besonderer persön- licher und sittlicher Verbundenheit offenkundig licher Verbundenheit offenkundig nahestehen. nahestehen.

(2) Der Organspender ist über die A rt des Eingriffs, (2) Der Organspender ist über die A rt des Eingriffs, den Umfang und mögliche, auch mittelbare Folgen den Umfang und mögliche, auch mittelbare Folgen der beabsichtigten Organentnahme für seine Ge- und Spätfolgen der beabsichtigten Organentnahme sundheit sowie über die zu erwartende Erfolgsaus- für seine Gesundheit sowie über die zu erwartende sicht der Organübertragung und sonstige Umstände, Erfolgsaussicht der Organübertragung und sonstige denen er erkennbar eine Bedeutung für die Org an Umstände, denen er erkennbar eine Bedeutung für -spende beimißt, durch einen Arzt aufzuklären. Die die Organspende beimißt, durch einen Arzt aufzuklä- Aufklärung hat in Anwesenheit eines weiteren Arz- ren. Die Aufklärung hat in Anwesenheit eines weite- tes, für den § 5 Abs. 2 Satz 1 und 2 entsprechend gilt, ren Arztes, für den § 5 Abs. 2 Satz 1 und 2 entspre- zu erfolgen. Der Inhalt der Aufklärung und die Ein- chend gilt, und, soweit erforderlich, anderer sach- willigungserklärung des Organspenders sind in einer verständiger Personen zu erfolgen. Der Inhalt der Niederschrift aufzuzeichnen, die von dem aufklären- Aufklärung und die Einwilligungserklärung des Or- den Arzt, dem weiteren Arzt und dem Spender zu ganspenders sind in einer Niederschrift aufzuzeich- unterschreiben ist. Die Einwilligung kann schriftlich nen, die von den aufklärenden Personen, dem weite- oder mündlich widerrufen werden. ren Arzt und dem Spender zu unterschreiben ist. Die Niederschrift muß auch eine Angabe über die versi- cherungsrechtliche Absicherung der gesundheitli- chen Risiken nach Satz 1 enthalten. Die Einwilligung kann schriftlich oder mündlich widerrufen werden. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(3) Die Entnahme von Organen bei einem Leben- (3) Die Entnahme von Organen bei einem Leben- den darf erst durchgeführt werden, nachdem sich der den darf erst durchgeführt werden, nachdem sich der Organspender und der Organempfänger zur Teil- Organspender und der Organempfänger zur Teil- nahme an einer ärztlich empfohlenen Nachbetreu- nahme an einer ärztlich empfohlenen Nachbetreu- ung bereit erklärt haben und eine Kommission bei ung bereit erklärt haben. Weitere Voraussetzung ist, der Ärztekammer gutachtlich dazu Stellung genom- daß die nach Landesrecht zuständige Kommission men hat, ob begründete tatsächliche Anhaltspunkte gutachtlich dazu Stellung genommen hat, ob begrün dafür vorliegen, daß die Einwilligung in die Organ- dete tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß spende nicht freiwillig erfolgt oder das Organ Ge- die Einwilligung in die Organspende nicht freiwillig genstand verbotenen Handeltreibens nach § 16 ist. erfolgt oder das Organ Gegenstand verbotenen Han- Der Kommission muß ein Arzt, der weder an der Ent- deltreibens nach § 16 ist. Der Kommission muß ein nahme noch an der Übertragung von Organen betei- Arzt, der weder an der Entnahme noch an der Über- ligt ist noch Weisungen eines Arztes untersteht, der tragung von Organen beteiligt ist noch Weisungen an solchen Maßnahmen beteiligt ist, eine Person mit eines Arztes untersteht, der an solchen Maßnahmen der Befähigung zum Richteramt und eine in psycho- beteiligt ist, eine Person mit der Befähigung zum logischen Fragen erfahrene Person angehören. Das Richteramt und eine in psychologischen Fragen er- Nähere, insbesondere zur Zusammensetzung der fahrene Person angehören. Das Nähere, insbesonde- Kommission, zum Verfahren und zur Finanzierung, re zur Zusammensetzung der Kommission, zum Ver- wird durch Landesrecht bestimmt. fahren und zur Finanzierung, wird durch Landes- recht bestimmt.

VIERTER ABSCHNITT VIERTER ABSCHNITT Entnahme, Vermittlung und Übertragung Entnahme, Vermittlung und Übertragung bestimmter Organe bestimmter Organe

§ 8 § 8 Zulässigkeit der Organübertragung unverändert Die Übertragung von Herz, Niere, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Darm darf nur in dafür zu- gelassenen Transplantationszentren (§ 9) vorgenom- men werden. Sind diese Organe Spendern nach § 3 oder § 4 entnommen worden (vermittlungspflichtige Organe), ist ihre Übertragung nur zulässig, wenn sie durch die Vermittlungsstelle unter Beachtung der Regelungen nach § 11 vermittelt worden sind. Sind vermittlungspflichtige Organe im Geltungsbereich dieses Gesetzes entnommen worden, ist ihre Übertra- gung darüber hinaus nur zulässig, wenn die Entnah- me unter Beachtung der Regelungen nach § 10 durchgeführt wurde.

§9 §9 Transplantationszentren Transplantationszentren (1) Transplantationszentren sind Krankenhäuser (1) unverändert oder Einrichtungen an Krankenhäusern, die nach § 108 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch oder nach anderen gesetzlichen Bestimmungen für die Übertragung von in § 8 Satz 1 genannten Organen zugelassen sind. Bei der Zulassung nach § 108 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch sind Schwer- punkte für die Übertragung dieser Organe zu bilden, um eine bedarfsgerechte, leistungsfähige und wirt- schaftliche Versorgung zu gewährleisten und die erforderliche Qualität der Organübertragung zu si- chern. - (2) Die Transplantationszentren sind verpflichtet, (2) Die Transplantationszentren sind verpflichtet, 1. Wartelisten der zur Transplantation angenomme- 1. Wartelisten der zur Transplantation angenomme- nen Patienten mit den für die Organvermittlung nen Patienten mit den für die Organvermittlung Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

nach § 11 erforderlichen Angaben zu führen sowie nach § 11 erforderlichen Angaben zu führen sowie unverzüglich über die Annahme eines Patienten unverzüglich über die Annahme eines Patienten zur Organübertragung und seine Aufnahme in die zur Organübertragung und seine Aufnahme in die Warteliste zu entscheiden und den behandelnden Warteliste zu entscheiden und den behandelnden Arzt darüber zu unterrichten, Arzt darüber zu unterrichten, ebenso über die Her- ausnahme eines Patienten aus der Warteliste,

la. über die Aufnahme in die Warteliste nach Regeln zu entscheiden, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft entsprechen, insbesondere nach Notwendigkeit und Erfolgs- aussicht einer Organübertragung,

2. die auf Grund der §§ 10 und 11 getroffenen Rege- 2. unverändert lungen zur Organentnahme und Organvermittlung einzuhalten,

3. jede Organübertragung so zu dokumentieren, daß 3. unverändert eine lückenlose Rückverfolgung der Organe vom Empfänger zum Spender ermöglicht wird; bei der Übertragung von vermittlungspflichtigen Organen ist die Kenn-Nummer (§ 12 Abs. 1 Satz 1) anzu- geben, um eine Rückverfolgung durch die Koordi- nierungsstelle zu ermöglichen,

4. vor und nach einer Organübertragung Maßnah- 4. unverändert men für eine erforderliche psychische Betreuung der Patienten im Krankenhaus sicherzustellen und

5. nach Maßgabe der Vorschriften des Fünften 5. nach Maßgabe der Vorschriften des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Maßnahmen zur Quali- Buches Sozialgesetzbuch Maßnahmen zur Quali- tätssicherung, die auch einen Vergleich mit ande- tätssicherung, die auch einen Vergleich mit ande- ren Transplantationszentren ermöglichen, im Rah- ren Transplantationszentren ermöglichen, im Rah- men ihrer Tätigkeit nach diesem Gesetz durchzu men ihrer Tätigkeit nach diesem Gesetz durchzu- führen. führen; dies gilt für die Nachbetreuung von Or- ganspendern nach § 7 Abs. 3 Satz 1 entsprechend.

(3) Absatz 2 Nr. 3 und 5 gilt für die Übertragung von Augenhornhäuten entsprechend.

§ 10 § 10 Zusammenarbeit bei der Organentnahme, Zusammenarbeit bei der Organentnahme, Koordinierungsstelle Koordinierungsstelle

(1) Die Entnahme von vermittlungspflichtigen (1) Die Entnahme von vermittlungspflichtigen Organen einschließlich der Vorbereitung von Ent- Organen einschließlich der Vorbereitung von Ent- nahme, Vermittlung und Übertragung ist gemein- nahme, Vermittlung und Übertragung ist gemein- schaftliche Aufgabe der Transplantationszentren und schaftliche Aufgabe der Transplantationszentren und der anderen Krankenhäuser in regionaler Zusam- der anderen Krankenhäuser in regionaler Zusam- menarbeit. Zur Organisation dieser Aufgabe errich- menarbeit. Zur Organisation dieser Aufgabe errich- ten oder beauftragen die Spitzenverbände der Kran- ten oder beauftragen die Spitzenverbände der Kran- kenkassen gemeinsam, die Bundesärztekammer und kenkassen gemeinsam, die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine geeig- die Deutsche Krankenhausgesellschaft oder die Bun- nete Einrichtung (Koordinierungsstelle). Sie muß auf desverbände der Krankenhausträger gemeinsam Grund ihrer Trägerschaft, der Zahl und Qualifikation eine geeignete Einrichtung (Koordinierungsstelle). ihrer Mitarbeiter, ihrer bet rieblichen Organisation Sie muß auf Grund einer finanziell und organisato- sowie ihrer sachlichen Ausstattung die Gewähr dafür risch eigenständigen Trägerschaft, der Zahl und bieten, daß die Maßnahmen nach Satz 1 in Zusam- Qualifikation ihrer Mitarbeiter, ihrer bet rieblichen menarbeit mit den Transplantationszentren und den Organisation sowie ihrer sachlichen Ausstattung die anderen Krankenhäusern nach den Vorschriften die Gewähr dafür bieten, daß die Maßnahmen nach ses Gesetzes durchgeführt werden. Die Transplanta- Satz 1 in Zusammenarbeit mit den Tr ansplantations-- tionszentren müssen in der Koordinierungsstelle an- zentren und den anderen Krankenhäusern nach den gemessen vertreten sein. Vorschriften dieses Gesetzes durchgeführt werden. Die Transplantationszentren müssen in der Koordi- nierungsstelle angemessen vertreten sein. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(2) Die Spitzenverbände der Krankenkassen ge- (2) Die Spitzenverbände der Krankenkassen ge- meinsam, die Bundesärztekammer, die Deutsche meinsam, die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Koordinierungs- Krankenhausgesellschaft oder die Bundesverbände stelle regeln durch Vertrag die Aufgaben der Koordi- der Krankenhausträger gemeinsam und die Koordi- nierungsstelle mit Wirkung für die Transplanta tions- nierungsstelle regeln durch Vertrag die Aufgaben zentren und die anderen Krankenhäuser. Der Vertrag der Koordinierungsstelle mit Wirkung für die Trans- regelt insbesondere plantationszentren und die anderen Krankenhäuser. Der Vertrag regelt insbesondere 1. die Anforderungen an die im Zusammenhang mit 1. unverändert einer Organentnahme zum Schutz der Organemp- fänger erforderlichen Maßnahmen sowie die Rah- menregelungen für die Zusammenarbeit der Betei- ligten,

2. die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaus- 2. unverändert tausch mit der Vermittlungsstelle,

3. die Unterstützung der Transplantationszentren bei 3. unverändert Maßnahmen zur Qualitätssicherung,

4. den Ersatz angemessener Aufwendungen der 4. unverändert Koordinierungsstelle für die Erfüllung ihrer Auf- gaben nach diesem Gesetz einschließlich der Abgeltung von Leistungen, die Transplanta tions- zentren und andere Krankenhäuser im Rahmen der Organentnahme erbringen.

(3) Der Vertrag nach den Absätzen 1 und 2 bedarf (3) Der Vertrag nach den Absätzen 1 und 2 sowie der Genehmigung durch das Bundesministerium für seine Änderung bedarf der Genehmigung durch das Gesundheit und ist im Bundesanzeiger bekanntzu- Bundesministerium für Gesundheit und ist im Bun- machen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen desanzeiger bekanntzumachen.. Die Genehmigung gemeinsam, die Bundesärztekammer und die Deut- ist zu erteilen, wenn der Vertrag oder seine Ande- sche Krankenhausgesellschaft überwachen die Ein- rung den Vorschriften dieses Gesetzes und sonsti- haltung der Vertragsbestimmungen. gem Recht entsprechen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen gemeinsam, die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft oder die Bundesverbände der Krankenhausträger gemein- sam überwachen die Einhaltung der Vertragsbestim- mungen.

(4) Die Transplantationszentren und die anderen (4) unverändert Krankenhäuser sind verpflichtet, untereinander und mit der Koordinierungsstelle zusammenzuarbeiten. Die Krankenhäuser sind verpflichtet, den endgülti- gen, nicht behebbaren Ausfall der gesamten Him- funktion von Patienten, die nach ärztlicher Beurtei- lung als Spender vermittlungspflichtiger Org ane in Betracht kommen, dem zuständigen Transpl antations- zentrum mitzuteilen, das die Koordinierungsstelle unterrichtet. Das zuständige Transplantationszen- trum klärt in Zusammenarbeit mit der Koordinie- rungsstelle, ob die Voraussetzungen für eine Org an -entnahme vorliegen. Hierzu erhebt das zuständige Transplantationszentrum die Persona lien dieser Pa- tienten und weitere für die Durchführung der Org an -entnahme und -vennittlung erforderliche personen- bezogene Daten. Die Krankenhäuser sind verpflich- tet, dem zuständigen Transplantationszentrum diese Daten zu übermitteln; dieses übermittelt die Daten an die Koordinierungsstelle.

(4 a) Die Koordinierungsstelle veröffentlicht jähr- lich einen Bericht, der die Tätigkeit jedes Trans- plantationszentrums im vergangenen Kalenderjahr nach einheitlichen Vorgaben darstellt und insbeson- Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

dere folgende, nicht personenbezogene Angaben enthält: 1. Zahl und Art der durchgeführten Organübertra- gungen nach § 8 und ihre Ergebnisse, getrennt nach Organen von Spendern nach den §§ 3 und 4

sowie nach § 7, 2. die Entwicklung der Warteliste, insbesondere aufgenommene, transplantierte, aus anderen Gründen ausgeschiedene sowie verstorbene Pa tienten, 3. die Gründe für die Aufnahme oder Nichtaufnah- me in die Warteliste, 4. Altersgruppe, Geschlecht, Familienstand und Ver- sichertenstatus der zu Nummer 1 bis 3 betroffenen Patienten, 5. die Nachbetreuung der Spender nach § 7 Abs. 3 Satz 1 und die Dokumentation ihrer durch die Or- ganspende bedingten gesundheitlichen Risiken, 6. die durchgeführten Maßnahmen zur Qualitäts- sicherung nach § 9 Abs. 2 Nr. 5. In dem Vertrag nach Absatz 2 können einheitliche Vorgaben für den Tätigkeitsbericht und die ihm zugrundeliegenden Angaben der Transplantations- zentren vereinbart werden. (5) Kommt ein Vertrag nach den Absätzen 1 und 2 (5) unverändert nicht innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten dieses Gesetzes zustande, bestimmt das Bundesmi- nisterium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die Koordinie- rungsstelle und ihre Aufgaben.

§11 § 11 Organvermittlung, Vermittlungsstelle Organvermittlung, Vermittlungsstelle (1) Zur Vermittlung der vermittlungspflichtigen (1) Zur Vermittlung der vermittlungspflichtigen Organe errichten oder beauftragen die Spitzenver- Organe errichten oder beauftragen die Spitzenver- bande der Krankenkassen gemeinsam, die Bundes- bände der Krankenkassen gemeinsam, die Bundes- ärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesell- ärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesell- schaft eine geeignete Einrichtung (Vermittlungs- schaft oder die Bundesverbände der Krankenhaus- stelle). Sie muß auf Grund ihrer Trägerschaft, der träger gemeinsam eine geeignete Einrichtung Zahl und Qualifikation ihrer Mitarbeiter, ihrer be- (Vermittlungsstelle). Sie muß auf Grund einer finan- trieblichen Organisation sowie ihrer sachlichen Aus- ziell und organisatorisch eigenständigen Träger- stattung die Gewähr dafür bieten, daß die Organver- schaft, der Zahl und Qualifikation ihrer Mitarbeiter, mittlung nach den Vorschriften dieses Gesetzes er- ihrer betrieblichen Organisation sowie ihrer sachli- folgt. Soweit sie Organe vermittelt, die außerhalb des chen Ausstattung die Gewähr dafür bieten; daß die Geltungsbereichs dieses Gesetzes entnommen wer- Organvermittlung nach den Vorschriften dieses Ge- den, muß sie auch gewährleisten, daß die zum Schutz setzes erfolgt. Soweit sie Organe vermittelt, die au- der Organempfänger erforderlichen .Maßnahmen ßerhalb des Geltungsbereichs dieses Gesetzes ent- nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft nommen werden, muß sie auch gewährleisten, daß durchgeführt werden. Es dürfen nur Org ane vermit- die zum Schutz der Organempfänger erforderlichen telt werden, die im Einklang mit den am Ort der Ent- Maßnahmen nach dem Stand der medizinischen Wis- nahme geltenden Rechtsvorschriften entnommen senschaft durchgeführt werden. Es dürfen nur Or- worden sind. gane vermittelt werden, die im Einklang mit den am Ort der Entnahme geltenden Rechtsvorschriften ent- nommen worden sind, • soweit deren Anwendung- nicht zu einem Ergebnis führt, das mit wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts, insbesondere mit den Grundrechten, offensichtlich unvereinbar ist. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(2) Als Vermittlungsstelle kann auch eine geeig- (2) unverändert nete Einrichtung beauftragt werden, die ihren Sitz außerhalb des Geltungsbereichs. dieses Gesetzes hat und die Organe im Rahmen eines internationalen Or- ganaustausches unter Anwendung der Vorschriften dieses Gesetzes für die Organvermittlung vermittelt. Dabei ist sicherzustellen, daß die Vorschriften der §§ 13 und 14 sinngemäß Anwendung finden; eine an -gemessene Datenschutzaufsicht muß gewährleistet sein.

(3) Die vermittlungspflichtigen Organe sind von (3) unverändert der Vermittlungsstelle nach Regeln, die dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechen, insbe- sondere nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit für geeignete Patienten zu vermitteln. Die Wartelisten der Transplantationszentren sind dabei als eine ein- heitliche Warteliste zu behandeln. Die Vermittlungs- entscheidung ist für jedes Organ unter Angabe der Gründe zu dokumentieren und unter Verwendung der Kenn-Nummer dem Transplantationszentrum und der Koordinierungsstelle zu übermitteln.

(4) Die Spitzenverbände der Krankenkassen ge- (4) Die Spitzenverbände der Krankenkassen ge- meinsam, die Bundesärztekammer, die Deutsche meinsam, die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die Vermittlungsstelle Krankenhausgesellschaft oder die Bundesverbände regeln durch Vertrag die Aufgaben der Vermittlungs- der Krankenhausträger gemeinsam und die Vermitt- stelle mit Wirkung für die Transplantationszentren. lungsstelle regeln durch Vertrag die Aufgaben der Der Vertrag regelt insbesondere Vermittlungsstelle mit Wirkung für die Transplanta- tionszentren. Der Vertrag regelt insbesondere

1. die Erfassung aller von den Transplantationszen- 1. die Art der von den Transplantationszentren nach tren nach § 12 Abs. 3 Satz 3 gemeldeten Patienten § 12 Abs. 3 Satz 3 zu meldenden Angaben über die in einer Warteliste, Patienten sowie die Verarbeitung und Nutzung dieser Angaben durch die Vermittlungsstelle in einheitlichen Wartelisten für die jeweiligen Arten der durchzuführenden Organübertragungen, 2. die Erfassung der von der Koordinierungsstelle 2. unverändert nach § 12 Abs. 1 Satz 4 gemeldeten Organe, 3. die Vermittlung der Organe nach den Vorschriften 3. unverändert des Absatzes 3 sowie Verfahren zur Einhaltung der Vorschriften des Absatzes 1 Satz 3 und 4, 4. die Überprüfung von Vermittlungsentscheidungen 4. unverändert in regelmäßigen Abständen durch eine von den Vertragspartnern bestimmte Prüfungskommission und 5. die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaus- 5. unverändert tausch mit der Koordinierungsstelle und den Trans- plantationszentren, 6. eine regelmäßige Berichterstattung der Vermitt- 6. unverändert lungsstelle an die anderen Vertragspartner, 7. den Ersatz angemessener Aufwendungen der Ver- 7. unverändert mittlungsstelle für die Erfüllung ihrer Aufgaben nach diesem Gesetz, 8. eine vertragliche Kündigungsmöglichkeit bei Ver- 8. unverändert tragsverletzungen der Vermittlungsstelle.

(5) Der Vertrag nach den Absätzen 1 und 4 bedarf (5) Der Vertrag nach den Absätzen 1 und 4 sowie der Genehmigung durch das Bundesministerium für seine Änderung bedarf der Genehmigung durch das Gesundheit und ist im Bundesanzeiger bekanntzu- Bundesministerium für Gesundheit und ist im Bun- machen. Die Spitzenverbände der Krankenkassen desanzeiger bekanntzumachen. Die Genehmigung Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses gemeinsam, die Bundesärztekammer und die Deut- ist zu erteilen, wenn der Vertrag oder seine Ände- sche Krankenhausgesellschaft überwachen die Ein- rung den Vorschriften dieses Gesetzes und sonsti- haltung der Vertragsbestimmungen. gem Recht entspricht. Die Spitzenverbände der Krankenkassen gemeinsam, die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft oder die Bundesverbände der Krankenhausträger gemein- sam überwachen die Einhaltung der Vertragsbestim- mungen.

(6) Kommt ein Vertrag nach den Absätzen 1 und 4 (6) unverändert nicht innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten dieses Gesetzes zustande, bestimmt das Bundesmi- nisterium für Gesundheit durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates die Vermittlungs- stelle und ihre Aufgaben.

FÜNFTER ABSCHNITT FÜNFTER ABSCHNITT Meldungen, Datenschutz, Fristen, Meldungen, Datenschutz, Fristen, Richtlinien zum Stand der medizinischen Richtlinien zum Stand der medizinischen Wissenschaft Wissenschaft

§ 12 §12 Meldungen, Begleitpapiere Meldungen, Begleitpapiere (1) Die Koordinierungsstelle verschlüsselt in einem (1) unverändert mit den Transplantationszentren abgestimmten Ver- fahren die personenbezogenen Daten des Org an -spenders und bildet eine Kenn-Nummer, die aus- schließlich der Koordinierungsstelle einen Rück- schluß auf die Person des Organspenders ermöglicht. Die Kenn-Nummer ist in die Begleitpapiere für das entnommene Organ aufzunehmen. Die Begleit- papiere enthalten daneben alle für die Organübertra- gung erforderlichen medizinischen Angaben. Die Koordinierungsstelle meldet das Organ, die Kenn Nummer und die für die Organvermittlung erforder- lichen medizinischen Angaben an die Vermittlungs- stelle und übermittelt nach Entscheidung der Ver- mittlungsstelle die Begleitpapiere an das Transplan- tationszentrum, in dem das Org an auf den Empfän- ger übertragen werden soll. Das Nähere wird im Ver- trag nach § 10 Abs. 2 geregelt. (2) Angaben aus den Begleitpapieren dürfen mit (2) Die Koordinierungsstelle darf Angaben aus den personenbezogenen Daten des Organspenders den Begleitpapieren mit den personenbezogenen zur weiteren Information über diesen nur zusammen- Daten des Organspenders zur weiteren Information geführt werden, wenn für den Organempfänger eine über diesen nur gemeinsam verarbeiten und nutzen, gesundheitliche Gefährdung zu befürchten ist. insbesondere zusammenführen und an die Trans- plantationszentren weitergeben, in denen Org ane des Spenders übertragen worden sind, soweit dies zur Abwehr einer zu befürchtenden gesundheitli- chen Gefährdung der Organempfänger erforderlich ist. (3) Der behandelnde Arzt hat Patienten, bei denen (3) Der behandelnde Arzt hat Patienten, bei denen die Übertragung vermittlungspflichtiger Organe die Übertragung vermittlungspflichtiger Org ane medizinisch angezeigt ist, mit deren Einwilligung un- medizinisch angezeigt ist, mit deren schriftlicher verzüglich an das Transplantationszentrum zu mel- Einwilligung unverzüglich an das Transplantations- den, in dem die Organübertragung vorgenommen zentrum zu melden, in dem die Organübertragung- werden soll. Die Meldung hat auch dann zu erfolgen, vorgenommen werden soll. Die Meldung hat auch wenn eine Ersatztherapie durchgeführt wird. Die dann zu erfolgen, wenn eine Ersatztherapie durchge- Transplantationszentren melden die in die Warteliste führt wird. Die Transplantationszentren melden die aufgenommenen Patienten nach deren Einwilligung für die Organvermittlung erforderlichen Angaben Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses mit den für die Organvermittlung erforderlichen An- fiber die in die Wartelisten aufgenommenen Patien- gaben an die Vermittlungsstelle. Der Pa tient ist vor ten nach deren schriftlicher Einwilligung an die Ver- der Einwilligung darüber zu unterrichten, an welche mittlungsstelle. Der Patient ist vor der Einwilligung Stellen seine personenbezogenen Daten übermittelt darüber zu unterrichten, an welche Stellen seine per- werden. sonenbezogenen Daten übermittelt werden. Duldet die Meldung nach Satz 1 oder 3 wegen der Gefahr des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädi- gung des Patienten keinen Aufschub, kann sie auch ohne seine vorherige Einwilligung erfolgen; die Ein- willigung ist unverzüglich nachträglich einzuholen.

§13 §13 Datenschutz Datenschutz (1) Ist die Koordinierungsstelle oder die Vermitt- (1) Ist die Koordinierungsstelle oder die Vermitt- lungsstelle eine nicht-öffentliche Stelle im Geltungs- lungsstelle eine nicht-öffentliche Stelle im Geltungs- bereich dieses Gesetzes, gilt § 38 des Bundesdaten- bereich dieses Gesetzes, gilt § 38 des Bundesdaten- schutzgesetzes mit der Maßgabe, daß die Aufsichts- schutzgesetzes mit der Maßgabe, daß die Aufsichts- behörde die Einhaltung der Vorschriften über den behörde die Einhaltung der Vorschriften über den Datenschutz überwacht, auch wenn ihr hinreichende Datenschutz überwacht, auch wenn ihr hinreichende Anhaltspunkte für eine Verletzung dieser Vorschrif- Anhaltspunkte für eine Verletzung dieser Vorschrif- ten nicht vorliegen. ten nicht vorliegen oder die Daten nicht in Dateien verarbeitet werden. Dies gilt auch für die Verarbei- tung und Nutzung personenbezogener Daten durch Personen mit Ausnahme des Erklärenden, an die nach § 2 Abs. 3 a Auskunft aus dem Organspendere- gister erteilt oder an die die Auskunft weitergege- ben worden ist. (2) Die an der Mitteilung und Übermittlung nach (2) Die an der Erteilung oder Weitergabe der Aus- § 10 Abs. 4 sowie die an der Organentnahme, -ver- kunft nach § 2 Abs. 3 a beteiligten Personen mit Aus- mittlung oder -übertragung beteiligten Personen dür- nahme des Erklärenden, die an der Stellungnahme fen personenbezogene Daten der Organspender und nach § 7 Abs. 3 Satz 2, die an der Mitteilung, Unter- der Organempfänger nicht offenbaren. Dies gilt auch richtung oder Übermittlung nach § 10 Abs. 4 sowie für personenbezogene Daten von Personen, die über die an der Organentnahme, -vermittlung oder -über die beabsichtigte Organentnahme nach § 3 Abs. 2 tragung beteiligten Personen dürfen personenbezo- oder § 4 unterrichtet worden sind. Die im Rahmen gene Daten der Organspender und der Organemp- dieses Gesetzes erhobenen personenbezogenen Da- fänger nicht offenbaren. Dies gilt auch für personen- ten dürfen für andere als in diesem Gesetz genannte bezogene Daten von Personen, die über die beab- Zwecke nicht verarbeitet oder genutzt werden. sichtigte Organentnahme nach § .3 Abs. 2 oder § 4 unterrichtet worden sind. Die im Rahmen dieses Ge- setzes erhobenen personenbezogenen Daten dürfen für andere als in diesem Gesetz genannte Zwecke nicht verarbeitet oder genutzt werden. Sie dürfen für gerichtliche Verfahren verarbeitet und genutzt wer- den, deren Gegenstand die Verletzung des Offenba- rungsverbots nach Satz 1 oder 2 ist.

§ 14 § 14 Aufbewahrungs- und Löschungsfristen Aufbewahrungs- und Löschungsfristen Die Aufzeichnungen zur Feststellung des Ausfalls Die- Aufzeichnungen zur Feststellung des Ausfalls der gesamten Hirnfunktion oder des Stillstands von der gesamten Hirnfunktion oder des Stillstands von Herz und Kreislauf nach § 5 Abs. 2 Satz 3, zur Auf- Herz und Kreislauf nach § 5 Abs. 2 Satz 3, zur Auf- klärung nach § 7 Abs. 2 Satz 3 und zur gutachtlichen klärung nach § 7 Abs. 2 Satz 3 und zur gutachtlichen Stellungnahme nach § 7 Abs. 3 sowie die Dokumen- Stellungnahme nach § 7 Abs. 3 Satz 2 sowie die Do- tationen der Organentnahme, -vermittlung und kumentationen der Organentnahme, -vermittlung -übertragung sind mindestens zehn Jahre aufzube- und -übertragung sind mindestens zehn Jahre aufzu- wahren. Die in Aufzeichnungen und Dokumentatio- bewahren. Die in Aufzeichnungen und Dokumenta- nen nach den Sätzen 1 und 2 enthaltenen personen- tionen nach den Sätzen 1 und 2 enthaltenen perso- bezogenen Daten sind spätestens bis zum Ablauf nenbezogenen Daten sind spätestens bis zum Ablauf- eines weiteren Jahres zu vernichten; soweit darin eines weiteren Jahres zu vernichten; soweit darin enthaltene personenbezogene Daten in Dateien ge- enthaltene personenbezogene Daten in Dateien ge- speichert sind, sind diese innerhalb dieser Frist zu speichert sind, sind diese innerhalb dieser Frist zu löschen. löschen. Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

§ 15 §15 Richtlinien zum Stand der medizinischen Richtlinien zum Stand der medizinischen Wissenschaft Wissenschaft

(1) Die Bundesärztekammer kann in Richtlinien (1) Die Bundesärztekammer kann in Richtlinien den Stand der medizinischen Wissenschaft für den Stand der medizinischen Wissenschaft für

1. die Regeln zum Nachweis des endgültigen, nicht 1. die Regeln zum Nachweis des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der gesamten Hirnfunktion behebbaren Ausfalls der gesamten Hirnfunktion und des endgültigen, nicht behebbaren Stillstands einschließlich der dazu erforderlichen ärztlichen von Herz und Kreislauf nach § 5 Abs. 1, Qualifikation sowie des endgültigen, nicht beheb baren Stillstands von Herz und Kreislauf nach § 5 Abs. 1,

la. die Regeln zur Aufnahme in die Warteliste nach § 9 Abs. 2 Nr. 1 a einschließlich der Dokumenta- tion der Gründe für die Aufnahme oder die Ableh- nung der Aufnahme,

2. die ärztliche Beurteilung nach § 10 Abs. 4 Satz 2, 2. unverändert

3. die Anforderungen an die im Zusammenhang mit 3. unverändert einer Organentnahme zum Schutz der Organemp- fänger erforderlichen Maßnahmen einschließlich ihrer Dokumentation, insbesondere an

a) die Untersuchung des Organspenders, der ent- nommenen Organe und der Organempfänger, um die gesundheitlichen Risiken für die Organ- empfänger, insbesondere das Risiko der Über- tragung von Krankheiten, so gering wie möglich zu halten,

b) die Konservierung, Aufbereitung, Aufbewah- rung und Beförderung der Organe, um diese in einer zur Übertragung oder zur weiteren Aufbe- reitung und Aufbewahrung vor einer Übertra- gung geeigneten Beschaffenheit zu erhalten,

4. die Regeln zur Organvermittlung nach § 11 Abs. 3 4. unverändert Satz 1 und

5. die Anforderungen an die im Zusammenhang mit 5. unverändert einer Organentnahme und -übertragung erforder- lichen Maßnahmen zur Qualitätssicherung

feststellen. Die Einhaltung des Standes der medizi- feststellen. Die Einhaltung des Standes der medizi- nischen Wissenschaft wird vermutet, wenn die Richt- nischen Wissenschaft wird vermutet, wenn die Richt- linien der Bundesärztekammer beachtet worden linien der Bundesärztekammer beachtet worden sind. sind.

(2) Bei der Erarbeitung der Richtlinien nach (2) Bei der Erarbeitung der Richtlinien nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 und 4 sollen Ärzte, die weder an Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 und 4 sollen Ärzte, die weder an der Entnahme noch an der Übertragung von Orga- der Entnahme noch an der Übertragung von Orga- nen beteiligt sind noch Weisungen eines Arztes un- nen beteiligt sind noch Weisungen eines Arztes un- terstehen, der an solchen Maßnahmen beteiligt ist, terstehen, der an solchen Maßnahmen beteiligt ist, angemessen vertreten sein. bei der Erarbeitung der Richtlinien nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 a und 4 Personen mit der Befähigung zum Richteramt und Personen aus dem Kreis der Pa-- tienten, bei der Erarbeitung von Richtlinien nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 4 ferner Personen aus dem Kreis der Angehörigen von Organspendern nach § 3 oder § 4 angemessen vertreten sein. Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

SECHSTER ABSCHNITT SECHSTER ABSCHNITT Verbotsvorschriften Verbotsvorschriften

§16 § 16 Verbot des Organhandels Verbot des Organhandels (1) Es ist verboten, mit Organen, die einer Heilbe- (1) unverändert handlung zu dienen bestimmt sind, Handel zu trei- ben. Satz 1 gilt nicht für 1. die Gewährung oder Annahme eines angemesse- nen Entgelts für die zur Erreichung des Ziels der Heilbehandlung gebotenen Maßnahmen, insbe- sondere für die Entnahme, die Konservierung, die weitere Aufbereitung einschließlich der Maßnah- men zum Infektionsschutz, die Aufbewahrung und die Beförderung der Organe, sowie 2. Arzneimittel, die aus oder unter Verwendung von Organen hergestellt sind und den Vorschriften des Arzneimittelgesetzes über die Zulassung oder Re- gistrierung unterliegen oder durch Rechtsverord- nung von der Zulassung oder Registrierung frei- gestellt sind. (2) Ebenso ist verboten, Organe, die nach Absatz 1 (2) Ebenso ist verboten, Organe, die nach Absatz 1 Satz 1 Gegenstand verbotenen Handeltreibens sind, Satz 1 Gegenstand verbotenen Handeltreibens sind, zu entnehmen oder auf einen anderen Menschen zu zu entnehmen, auf einen anderen Menschen zu übertragen. übertragen oder sich übertragen zu lassen.

SIEBTER ABSCHNITT SIEBTER ABSCHNITT

Straf- und Bußgeldvorschriften . Straf- und Bußgeldvorschriften

§ 17 17 Organhandel Organhandel (1) Wer entgegen § 16 Abs. 1 Satz 1 mit einem (1) Wer entgegen § 16 Abs. 1 Satz 1 mit einem Organ Handel treibt oder entgegen § 16 Abs. 2 ein Organ Handel treibt oder entgegen § 16 Abs. 2 ein Organ entnimmt oder überträgt, wird mit Freiheits- Organ entnimmt, überträgt oder sich übertragen strafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. läßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (la) Handelt der Täter in den Fällen des Absat- zes 1 gewerbsmäßig, ist die Strafe Freiheitsstrafe von einem bis zu fünf Jahren. (2) Der Versuch ist strafbar. (2) unverändert (3) Das Gericht kann bei Organspendern, deren Organe Gegenstand verbotenen Handeltreibens wa- ren, und bei Organempfängern von einer Bestra- fung nach Absatz 1 absehen oder die Strafe nach sei- nem Ermessen mildern (§ 49 Abs. 2 des Strafgesetz- buches).

§ 18 §18 Weitere Strafvorschriften Weitere Strafvorschriften (1) Wer entgegen § 3 Abs. 1 Satz 1 oder § 4 ein (1) unverändert Organ entnimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Wer entgegen § 7 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Buch- (2) unverändert stabe a, b, Nr. 4 oder Satz 2 ein Org an entnimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geld- strafe bestraft. Deutscher Bundestag -13. Wählperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

(3) Wer entgegen § 12 Abs. 2 Angaben zusammen- (3) Wer entgegen § 2 Abs. 3 a Satz 1 oder 3 eine führt oder entgegen § 13 Abs. 2 personenbezogene Auskunft erteilt oder weitergibt oder entgegen § 12 Daten offenbart, verarbeitet oder nutzt, wird, wenn Abs. 2 Angaben verarbeitet oder nutzt oder entge- die Tat nicht in § 203 des Strafgesetzbuches mit gen § 13 Abs. 2 Satz 2 bis 3 personenbezogene Daten Strafe bedroht ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem offenbart, verarbeitet oder nutzt, wird, wenn die Tat Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. nicht in § 203 des Strafgesetzbuches mit Strafe be- droht ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

(4) In den Fällen der Absätze 1 und 2 ist der Ver- (4) unverändert such strafbar.

(5) Handelt der Täter in den Fällen des Absatzes 1 (5) unverändert fahrlässig, ist die Strafe Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe.

(6) In den Fällen des Absatzes 3 wird die Tat nur (6) entfällt auf Antrag verfolgt.

§ 19 §19 Bußgeldvorschriften unverändert (1) Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig

1. entgegen § 5 Abs. 2 Satz 3 die Feststellung des Untersuchungsergebnisses oder ihren Zeitpunkt nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht in der vorgeschriebenen Weise aufzeichnet oder nicht unterschreibt,

2. entgegen § 8 ein Organ überträgt,

3. entgegen § 9 Abs. 2 Nr. 3 die Organübertragung nicht oder nicht in der vorgeschriebenen Weise dokumentiert oder

4. entgegen § 14 Satz 1 eine dort genannte Unterla- ge nicht oder nicht mindestens zehn Jahre aufbe- wahrt.

(2) Die .Ordnungswidrigkeit kann in den Fä llen des Absatzes 1 Nr. 1 bis 3 mit einer Geldbuße bis zu fünf- zigtausend Deutsche Mark, in den Fällen des Absatzes 1 Nr. 4 mit einer Geldbuße bis zu fünftau- send Deutsche Mark geahndet werden.

ACHTER ABSCHNITT ACHTER ABSCHNITT Schlußvorschriften Schlußvorschriften

§20 § 20 Änderung des Arzneimittelgesetzes Änderung des Arzneimittelgesetzes Das Arzneimittelgesetz in der Fassung der Be- Das Arzneimittelgesetz in der Fassung der Be- kanntmachung vom 19. Oktober 1994 (BGBl. I kanntmachung vom 19. Oktober. 1994 (BGBl. I S. 3018) wird wie folgt geändert: S. 3018) wird wie folgt geändert:

1. In § 2 Abs. 3 wird nach Nummer 7 der Punkt am 1. In § 2 Abs. 3 wird nach Nummer 7 der Punkt am Ende des Satzes durch ein Komma ersetzt und fol- Ende des Satzes durch ein Komma ersetzt und fol- gende Nummer 8 angefügt: gende Nummer 8 angefügt: „8. die in § 8 Satz 1 des Transplantationsgesetzes „ 8. die in § 8 Satz 1 des Transplantationsgesetzes genannten Organe, wenn sie zur Übertragung genannten Organe und Augenhornhäute, auf andere Menschen bestimmt sind. " wenn sie zur Übertragung auf andere Men- schen bestimmt sind. " Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

2. § 80 wird wie folgt geändert: 2. unverändert a) In Satz 1 wird nach Nummer 3 der Punkt am Ende des Satzes durch ein Komma ersetzt und folgende Nummer angefügt: „4. menschliche Organe, Organteile und Ge- webe, die unter der fachlichen Verantwor- tung eines Arztes zum Zwecke der Übertra- gung auf andere Menschen entnommen werden, wenn diese Menschen unter der fachlichen Verantwortung dieses Arztes be- handelt werden. " b) Nach Satz 2 wird folgender Satz angefügt: „Satz 1 Nr. 4 gilt nicht für Blutzubereitungen".

§21 §21 Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch Änderung des Fünften Buches Sozialgesetzbuch § 115a Abs. 2 des Fünften Buches Sozialgesetz- § 115a Abs. 2 des Fünften Buches Sozialgesetz- buch - Gesetzliche Krankenversicherung - (Artikel 1 buch - Gesetzliche Krankenversicherung - (Artikel 1 des Gesetzes vom 20. Dezember 1988, BGBl: I des Gesetzes vom 20. Dezember 1988, BGBl. I S. 2477), das zuletzt durch ... geändert worden ist, S. 2477), das zuletzt durch ... geändert worden ist, wird wie folgt gefaßt: wird wie folgt gefaßt:

„(2) Die vorstationäre Behandlung ist auf längstens „ (2) Die vorstationäre Behandlung ist auf längstens drei Behandlungstage innerhalb von fünf Tagen vor drei Behandlungstage innerhalb von fünf Tagen vor Beginn der stationären Behandlung begrenzt. Die Beginn der stationaren Behandlung begrenzt. Die nachstationäre Behandlung darf sieben Behand- nachstationäre Behandlung darf sieben Behand- lungstage innerhalb von 14 Tagen, bei Organübertra- lungstage innerhalb von 14 Tagen, bei Organübertra- gungen nach § 8 des Transplantationsgesetzes drei gungen nach § 8 des Transplantationsgesetzes drei Monate nach Beendigung der stationären Kranken- Monate nach Beendigung der stationären Kranken- hausbehandlung nicht überschreiten. Die Frist von hausbehandlung nicht überschreiten. Die Frist von 14 Tagen oder drei Monaten kann in medizinisch be- 14 Tagen oder drei Monaten kann in medizinisch be- gründeten Einzelfällen im Einvernehmen mit dem gründeten Einzelfällen im Einvernehmen mit dem einweisenden Arzt verlängert werden. Kontrollunter- einweisenden Arzt verlängert werden. Kontrollunter- suchungen bei Organübertragungen nach § 8 des suchungen bei Organübertragungen nach § 8 des Transplantationsgesetzes dürfen vom. Krankenhaus Transplantationsgesetzes dürfen vom Krankenhaus auch nach Beendigung der nachstationären Behand- auch nach Beendigung der nachstationären Behand- lung fortgeführt werden, um die weitere Krankenbe- lung fortgeführt werden, um die weitere Krankenbe- handlung oder Maßnahmen der Qualitätssicherung handlung oder Maßnahmen der Qualitätssicherung wissenschaftlich zu begleiten oder zu unterstützen. wissenschaftlich zu begleiten oder zu unterstützen. Eine notwendige ärztliche Behandlung außerhalb Eine notwendige ärztliche Behandlung außerhalb des Krankenhauses während der vor- und nachstatio- des Krankenhauses während der vor- und nachstatio- nären Behandlung wird im Rahmen des Sicherstel- nären Behandlung wird im Rahmen des Sicherstel- lungsauftrags durch die an der vertragsärztlichen lungsauftrags durch die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte gewährleistet. Das Versorgung teilnehmenden Ärzte gewährleistet. Das

Krankenhaus hat den einweisenden Arzt über die Krankenhaus hat den einweisenden Arzt über di e vor- oder nachstationäre Behandlung sowie diesen vor- oder nachstationäre Behandlung sowie diesen und die an der weiteren Krankenbehandlung jeweils und die an der weiteren Krankenbehandlung jeweils beteiligten Ärzte über die Kontrolluntersuchungen beteiligten Ärzte über die Kontrolluntersuchungen und deren Ergebnis unverzüglich zu unterrichten." und deren Ergebnis unverzüglich zu unterrich- ten. Die Sätze 2 bis 6 gelten für die Nachbetreuung von Organspendern nach § 7 Abs. 3 Satz 1 des Transplantationsgesetzes entsprechend."

§21a Änderung des Siebten Buches Sozialgesetzbuch § 2 Abs. 1 Nr. 13 Buchstabe b des Siebten Bu- ches Sozialgesetzbuch - Gesetzliche Unfallversiche- rung - (Artikel 1 des Gesetzes vom 7. August 1996, BGB1. I S. 1254), das zuletzt durch Artikel 7 des Ge- Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Entwurf Beschlüsse des 14. Ausschusses

setzen vom 24. März 1997 (BGBl. I S. 594) geändert worden ist, wird wie folgt gefaßt:

„b) Blut oder körpereigene Organe, Organteile oder Gewebe spenden,".

§ 22 § 22 Änderung des Strafgesetzbuchs unverändert § 5 des Strafgesetzbuchs in der Fassung der Be- kanntmachung vom 10. März 1987 (BGBl. I S. 945, 1160), das zuletzt durch ... geändert worden ist, wird wie folgt geändert:

1. In Nummer 14 wird der Punkt durch ein Semikolon ersetzt.

2. Nach Nummer 14 wird folgende Nummer 15 ange- fügt:

„ 15. Organhandel (§ 17 des Transplantationsge- setzes), wenn der Täter zur Zeit der Tat Deut- scher ist."

§ 23 §23 Übergangsregelungen unverändert (1) Bei Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehende Verträge über Regelungsgegenstände nach § 10 gelten weiter, bis sie durch Vertrag nach § 10 Abs. 1 und 2 abgelöst oder durch Rechtsverordnung nach § 10 Abs. 5 ersetzt werden.

(2) Bei Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehende Verträge über Regelungsgegenstände nach § 11 gelten weiter, bis sie durch Vertrag nach § 11 Abs. 1 und 4 abgelöst oder durch Rechtsverordnung nach § 11 Abs. 6 ersetzt werden.

§ 24 § 24 Inkrafttreten, Außerkrafttreten Inkrafttreten, Außerkrafttreten

(1) Dieses Gesetz tritt am 1.. 1996 in Kraft, so (1) Dieses Gesetz tritt am [einsetzen: Datum des er- weit in Satz 2 nichts Abweichendes bestimmt ist. § 7 sten Tages des ersten auf die Verkündung des Geset- Abs. 3 tritt am 1.... 1998 in Kraft. zes folgenden Kalendermonats] in Kraft, soweit in Satz 2 nichts Abweichendes bestimmt ist. § 7 Abs. 3 , Satz 2 und 3 tritt am [einsetzen: Datum des ersten Ta- ges des fünfundzwanzigsten auf die Verkündung des Gesetzes folgenden Kalendermonats] in Kraft.

(2) Am 1.... 19960 treten außer Kraft: (2) Am [einsetzen: Datum des ersten Tages des er- sten auf die Verkündung des Gesetzes folgenden Kalendermonats] treten außer Kraft:

1. die Verordnung über die Durchführung von Organ- 1. unverändert transplantationen vom 4. Juli 1975, (GBl. I Nr. 32 S. 597), geändert durch Verordnung vom 5. August 1987 (GBL I Nr. 19 S.199), -

2. die Erste Durchführungsbestimmung zur Verord- 2. unverändert nung über die Durchführung von Organtransplan- tationen vom 29. März 1977 (GBl. I Nr. 13 S. 141). Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Beatrix Philipp, Klaus Kirschner, Monika Knoche, Dr. Dieter Thomae und Dr. Ruth Fuchs

A. Allgemeiner Teil eines Transplantationsgesetzes im Plenum auf der Grundlage einer synoptischen Darstellung der ver- 1. Zum Beratungsverfahren schiedenen Anträge erfolgen kann.'

Der Deutsche Bundestag hat die beiden Gesetzent- Der Ausschuß für Familie, Senioren, Frauen und Ju- würfe - Drucksachen 13/2926 und 13/4355 - und den gend teilte in seiner Stellungnahme vom 11. Juni Antrag der Abgeordneten Dr. Wolfgang Wodarg, 1997 mit, daß er von einer Beratung der Vorlagen ab- Dr. Herta Däubler-Gmelin, Horst Schmidbauer (Nürn- gesehen habe. berg) sowie weiterer Abgeordneter - Drucksache 13/4114 - und den Antrag der Abgeordneten Ru- Der Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, dolf Dreßler, Rudolf Scharping, Klaus Kirschner, Technologie und Technikfolgenabschätzung er- Wolfgang Lohmann (Lüdenscheid), Horst Seehofer, klärte in seiner Stellungnahme vom 11. Juni 1997, Dr. Wolfgang Schäuble, Dr. Dieter Thomae, Wolf- daß er die Vorlagen beraten aber auf eine Abstim- gang Zöller sowie weiterer Abgeordneter der Frak- mung verzichtet habe. tionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Drucksache 13/4368 - in seiner 99. Sitzung am 19. April 1996 in Zur Vorbereitung des Transplantationsgesetzes hat erster Lesung beraten und an den Ausschuß für Ge- der Ausschuß für Gesundheit in seiner 17. Sitzung sundheit zur federführenden Beratung und an den am 28. Juni 1995 eine öffentliche Anhörung von Innenausschuß, den Rechtsausschuß, den Ausschuß Sachverständigen durchgeführt. Zu dieser Anhörung für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie den waren das Physiologische Ins titut der Universität Ausschuß für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Münster; die Kontaktstelle Organspende, Billerbeck/ Technologie und Technikfolgenabschätzung zur Mit- Westphalen; die Interessengemeinschaft Angehöri- beratung überwiesen. Den Antrag der Abgeordneten ge, Hagen/Westfalen; das Gen-Archiv Essen, Ham- Eckart von Klaeden, Dr. Wolfgang Götzer, Dr. Edzard burg; die Deutsche Krankenhausgesellschaft, Düs- Schmidt-Jortzig sowie weiterer Abgeordneter der seldorf; der Verband der Angestellten-Krankenkas- Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. - Drucksache sen e.V., Siegburg; der Bundesverband der Organ- 13/6591- hat der Deutsche Bundestag in der 151. Sit- transplantierten e.V., Duisburg; die Deutsche Stif- zung am 16. Januar 1997 an die gleichen Ausschüsse tung Organtransplantation, Neu-Isenburg; die Dialy- überwiesen. sepatienten Deutschlands e.V., Mainz; die Eurotrans plant International Founda tion, NL-Leiden; das Kura- Der Innenausschuß teilte in seiner Stellungnahme torium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., vom 11. Juni 1997 mit, daß er einstimmig von einer Neu-Isenburg; der Verband Organtransplantierter Beratung der Vorlagen abgesehen habe. Deutschlands e.V., Bad Oeynhausen; die Bundes- Der Rechtsausschuß hat am 11. Juni 1997 folgende ärztekammer - Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Stellungnahme abgegeben: Ärztekammern e.V., Köln; die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwesternverbände, Göttingen; der ,Auf der Grundlage des Gesetzentwurfs auf Druck- Deutsche Bundesverband für Pflegeberufe, Esch- sache 13/4355 empfiehlt der Rechtsausschuß dem fe- born; der Marburger Bund - Verband der angestell- derführenden Ausschuß für Gesundheit ten und beamteten Ärzte Deutschlands e.V. (Bundes- 1. mehrheitlich, den Änderungsantrag der Fraktion verband), Köln; der Verband der leitenden Kranken- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - § la des Entwurfs hausärzte Deutschlands e.V., Düsseldorf; die Arbeits- eines Transplantationsgesetzes - auf Ausschuß- gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen drucksache 853 (Änderungsantrag 1) abzulehnen Fachgesellschaften (AWMF), Düsseldorf; die Deut- sowie einstimmig statt dessen die diesem Ände- sche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensiv- rungsantrag zugrundeliegende Thematik (Trans- medizin, Nürnberg; die Deutsche Gesellschaft für plantation fetalen Gewebes) durch ein gesonder- Neurochirurgie, ; die Deutsche Gesellschaft tes Gesetz zu regeln; für Neurologie, Göttingen; die Deutsche Physiologi- sche Gesellschaft e.V., Jena; die Deutsche Gesell- 2. mehrheitlich, in § 18 Abs. 2 des Entwurfs eines schaft für Medizinrecht, Teningen; die Deutsche Transplantationsgesetzes die Wörter „oder Satz 2" Ophthalmologische Gesellschaft, Köln; die Deutsche zu streichen. Transplantationsgesellschaft, Berlin; die Akademie Der Rechtsausschuß verzichtet einvernehmlich auf für Ethik in der Medizin e.V., Göttingen; die Berliner eine Stellungnahme zu den §§ 3 und 4 des Entwurfs Initiative für die Zustimmungslösung im Blick auf ein eines Transplantationsgesetzes. Transplantationsgesetz, Berlin; die Humanistische- Union e.V., München; Der Bevollmächtigte des Rates Darüber hinaus empfiehlt der Rechtsausschuß dem der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der federführenden Ausschuß für Gesundheit, dafür Sor Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen ge zu tragen, daß die weitere Beratung des Entwurfs Gemeinschaft, Bonn; das Kommissariat der Deut-

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 schen Bischöfe - Katholisches Büro Bonn, Bonn; der Deutschlands e.V., Mainz; das Kuratorium für Dialyse Zentralrat der Muslime in Deutschland, Köln; der und Nierentransplantation e.V., Neu-Isenburg; der Zentralrat der Juden in Deutschland, Bonn; die Ge- Verband Organtransplantierter Deutschlands e.V., sellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutschland, Bad Oeynhausen; die Bundesärztekammer - Arbeits- Filderstadt-Bonlanden; die Medizinische Hochschule gemeinschaft der Deutschen Ärztekammern e.V., Hannover, das Institut für psychoanalythische Kunst- Köln; die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schwe- therapie, Hannover; die Staatsministerin für Arbeit sternverbände, Göttingen; der Deutsche Bundesver- und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit, band für Pflegeberufe, Eschborn; der Marburger Frau Stamm, München; der Senator für Gesundheit, Bund - Verband der angestellten und beamteten Ärz- Herr Dr. Luther, Berlin; die Landesministerin für Ar- te Deutschlands e.V., Köln; der Verband der leiten- beit, Soziales, Gesundheit und Frauen, Frau Dr. Hil- den Krankenhausärzte Deutschlands e.V., Düssel- debrandt, Potsdam; die Senatorin für Gesundheit, Ju- dorf; die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen gend und Soziales, Frau Gaertner-Fichtner, Bremen; Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), Düssel- die Senatorin für Arbeit, Gesundheit und Soziales, dorf; die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie Frau Fischer-Menzel, Hamburg; die Landesministe- und Intensivmedizin, Nürnberg; die Deutsche Gesell- rin für Jugend, Familie und Gesundheit, Frau Blaul, schaft für Neurochirurgie, Hamburg; die. Deutsche Wiesbaden; der Landesminister für Soziales, Herr Gesellschaft für Medizinrecht, Teningen; die Deut- Kuessner, Schwe rin; der Landesminister für Soziales, sche Transplantationsgesellschaft, Berlin; die Akade- Herr Hiller, Hannover; der Landesminister für Arbeit, mie für Ethik in der Medizin e. V, Göttingen; die Ber- Gesundheit und Soziales, Herr Müntefering, Düssel- liner Initiative für die Zustimmungslösung im Blick dorf; der Staatsminister für Arbeit, Soziales, Familie auf ein Transplantationsgesetz, Berlin; die Humani- und Gesundheit, Herr Gerster, Mainz; die Landesmi- stische Union e.V., München; Der Bevollmächtigte nisterin für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales, des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland Frau Granz, Saarbrücken; die Landesministerin für bei der Bundesrepublik Deutschland und der Euro- Arbeit und Soziales, Frau Dr. Kuppe, Magdeburg; päischen Gemeinschaft, Bonn; das Kommissariat der der Staatsminister für Soziales, Gesundheit und Fa- Deutschen Bischöfe - Katholisches Büro Bonn, Bonn; milie, Herr Dr. Geisler, Dresden; die Landesministe- der Zentralrat der Muslime in Deutschland, Köln; der rin für Arbeit, Soziales, Jugend und Gesundheit, Frau Zentralrat der Juden in Deutschland, Bonn und die Moser, Kiel; die Landesministerin für Soziales und Gesellschaft Anthroposophischer Ärzte in Deutsch- Gesundheit, Frau Ellenberger, Erfurt und die Lan- land, Filderstadt-Bonlanden als sachverständige Ver- desministerin für Arbeit, Gesundheit und Sozialord- bände und Prof. Dr. jur. h. c. Schreiber, Göttingen; nung, Frau Solinger, Stuttga rt als sachverständige Prof. Dr. jur. Heun, Göttingen ; Prof. Dr. med. Angst- Verbände und öffentliche Institutionen sowie Prof. wurm, München; Prof. Dr. Höfling, Gießen; Prof. Dr. Dr. med. Angstwurm, München; Prof. Dr. med. Bauer, Geisler, Gladbeck; Prof. Dr. Dr. Dörner, Gütersloh; Altötting; Frau Bissegger, Filderstadt-Bonlanden; Dr. Klein, Margetshöchheim; Prof. Dr. Beckmann, Prof. Dr. Dr. Dörner, Gütersloh; Prof. Dr. med. Eigler, Hagen; Dr. Kluth, Köln; Prof. Dr. med. Link, Berlin; Essen; Prof. Dr. Gallwas, München; Prof. Dr. Geis- Priv.-Doz. Dr. med. Spittler, Bochum; Prof. Dr. Hetzer, ler, Gladbeck; Prof. Dr. Gubernatis, Hannover; Prof. Berlin; Prof. Dr. Bernsmann, Köln und Dr. Wesslau, Dr. Heun, Göttingen; Prof. Dr. Höfling, Gießen; Bi- Berlin als Einzelsachverständige geladen. schof Prof. Dr. Huber, Berlin; Prof. Dr. med. Ingvar, S - Lund; Prof. Dr. Körner, Berlin; Prof. Dr. Mieth, Die zweite öffentliche Anhörung fand in der 67. Sit- Tübingen; Frau Dr. med. habil. Romanowski, Halle; zung am 9. Oktober 1996 statt. Es waren die Kon- Prof. Dr. phil. Dr. rer. nat. Roth, Bremen; Prof. taktstelle Organspende, Billerbeck/Westphalen; die Dr. Schockenhoff, Sölden; Frau Dr. med. Schöne- Deutsche Krankenhausgesellschaft, Düsseldorf; der Seifert , Berlin; Prof. Dr. jur. Dr. h. c. Schreiber, Göttin- Verband der Angestellten -Krankenkassen e.V., Sieg- gen; Dr. Vilmar, Köln; Dr. med. Zieger, Sande und burg; der Bundesverband der Organtransplantie rten Prof. Dr. Gründel, München als Einzelsachverstän- e.V., Duisburg; die Deutsche Stiftung Organtrans- dige geladen. Auf das Wortprotokoll und die als plantation, Neu- Isenburg; die Dialysepatienten Ausschußdrucksachen verteilten Stellungnahmen Deutschlands e.V., Mainz; die Eurotransplant Inter- der Sachverständigen wird Bezug genommen. national Foundation, NL - Leiden; das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., Neu-Isen- Der Ausschuß für Gesundheit hat die Beratung der burg; der Verband Organtransplantierter Deutsch- Vorlagen in seiner 55. Sitzung am 8. Mai 1996 aufge- lands e.V., Bad Oeynhausen; die Bundesärztekam- nommen. In seiner 53. Sitzung am 24. Ap ril 1996 hat mer - Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ärztekam- der Ausschuß für Gesundheit zuvor beschlossen, zu mer e.V., Köln; die Arbeitsgemeinschaft Deutscher den Vorlagen zwei öffentliche Anhörungen von Schwesternverbände, Göttingen; der Deutsche Bun- Sachverständigen durchzuführen. desverband für Pflegeberufe, Eschborn; der Marbur- ger Bund, Köln; der Verband der leitenden Kranken- Die erste öffentliche Anhörung von Sachverständi- hausärzte Deutschlands e.V., Düsseldorf; die Arbeits- gen fand in der 64. Sitzung am 25. September 1996 gemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen statt. Dazu waren die Kontaktstelle Organspende, Fachgesellschaften (AWMF), Düsseldorf; die Deut- Billerbeck/Westphalen; die Interessengemeinschaft sche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensiv- Angehörige, Hagen/Westfalen; Bioskop Essen, Ham- medizin, Nürnberg; die Deutsche Gesellschaft für burg; der Bundesverband der Organtransplantier- Medizinrecht, Teningen; die Deutsche Ophthalmolo- ten e.V., Duisburg; die Deutsche Stiftung Organ- gische Gesellschaft, Köln; die Deutsche Transplanta- transplantation, Neu- Isenburg; die Dialysepatienten tionsgesellschaft, Berlin; Der Bevollmächtigte des Ra- Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode tes der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der unsicherheiten ausgeräumt und eine dadurch be- Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen dingte Zurückhaltung bei der Organspende über- Gemeinschaft, Bonn; das Kommissariat der Deut- wunden werden. Gleichzeitig muß jedoch sicherge- schen Bischöfe - Katholisches Büro Bonn, Bonn; der stellt werden, daß jeder Bürger die Möglichkeit be- Zentralrat der Muslime in Deutschland, Köln; der hält, eine Organspende ausdrücklich abzulehnen. Zentralrat der Juden in Deutschland, Bonn; der Bun- Durch eine bessere Organisation der bei der Spende desverband der Pharmazeutischen Industrie e.V. lebenswichtiger Organe erforderlichen Maßnahmen (BPI), Frankfurt am Main; der Bundesfachverband sollen die vorhandenen Möglichkeiten unter Berück- der Arzneimittelhersteller e.V. (BAH), Bonn; der Ver- sichtigung qualitativer Kriterien besser genutzt wer- band Forschender Arzneimittelhersteller e. V. (VFA), den. Dabei sind die Verantwortungsbereiche Organ- Bonn; der Verband aktiver Pharmaunternehmen e.V., entnahme, Organvermittlung und Organübertra- Tauting; die Arbeitsgemeinschaft für Biologische gung klar zu trennen. Die Gleichbehandlung der Arzneimittel e.V. (ABA), Salach; die Bundesvereini- nach ärztlicher Entscheidung für eine Transplanta- gung Verbandmittel und Medicalprodukte e.V. tion vorgesehenen Patienten soll durch medizinische (BVMed), Wiesbaden; und der Verband der Diagno- Kriterien für die Vermittlung lebenswichtiger Organe stica-Industrie e.V., Frankfurt am Main als sachver- gewährleistet werden. ständige Verbände und Herr Prof. Dr. med. Bauer, Altötting; Herr Prof. Dr. med. Gubernatis, Hannover; Der vorliegende Entwurf eines Transplantationsge- Herr Gutmann, München; Herr Prof. Dr. jur. Dr. h. c. setzes setzt den gegebenen gesetzgeberischen Schreiber, Göttingen; Frau Feyerabend, Essen; Herr Handlungsbedarf um und regelt die Spende und Ent- Prof. Dr. Kühl, Gießen; Herr Prof. Dr. Geisler, Glad- nahme von menschlichen Organen und ihre Übertra- beck; Herr Prof. Dr. Dörner, Gütersloh; Herr Dr. Wolff, gung auf andere Menschen. Ferner wird für die Or- Hannover; Herr Dr. Schmidt, Mannheim; Herr Prof. ganisation und Durchführung der im Zusammen- Bernsmann, Köln; Herr Prof. Dr. med. Lison, Bremen; hang mit der Spende, Entnahme, Vermittlung und Herr Prof. Dr. med. Eigler, Essen; Herr Dr. jur. Holz- Übertragung von Organen erforderlichen Maßnah- nagel, Münster; Herr Prof. Dr. med. Forst, Augsburg; men ein rechtlicher Rahmen normiert. Schließlich Herr Dipl.-Ing. Wujciak, Heidelberg; Herr Prof. Dr. enthält das Gesetz auch Vorschriften zur Strafbarkeit med. Kirste, Freiburg; Herr Prof. Dr. Hetzer, Berlin; des Handels mit menschlichen Organen sowie un- Herr Weichert, Hannover; Herr Prof. Dr. Höfling, Gie- rechtmäßigen Verhaltens bei der Organentnahme, ßen; Herr Rixen, Bonn; Herr Prof. Dr. Feuerstein, Bie- der Organübertragung und der Verwendung medizi- lefeld; Herr Dr. Wesslau, Berlin und Herr Dozent Dr. nischer Angaben und personenbezogener Daten Be- med. May, Berlin als Einzelsachverständige geladen. teiligter. Auf das Wortprotokoll der beiden Anhörungen und die als Ausschußdrucksachen verteilten Stellungnah- Gesetzentwurf - Drucksache 13/2926 men der Sachverständigen wird Bezug genommen. Mit dem Entwurf des Transplantationsgesetzes wird Der Ausschuß für Gesundheit setzte die Beratung in erstmals in der etwa 20jährigen rechtspolitischen seiner 94. Sitzung am 14. Mai 1997 und seiner 95. Sit- Diskussion über die Organtransplantation ein norma- zung am 4. Juni 1997 fort und schloß sie in seiner tives Rahmenwerk präsentiert, das die mit der Trans- 96. Sitzung am 11. Juni 1997 ab. Dabei hat er dem plantationsmedizin aufgeworfenen medizinischen Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und verfassungsrechtlichen Fragen mit Blick auf alle und F.D.P. in der vorstehend abgedruckten Fassung Beteiligten zu lösen versucht. Es darf bei der ge- mit den Stimmen der Mitglieder der Fraktionen der setzlichen Regelung nicht um eine möglichst opti- CDU/CSU, SPD und F.D.P. gegen die Stimmen der male Organversorgung" gehen. Vielmehr muß der Mitglieder der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Schutz vor unzulässiger Organentnahme und Auf- und des Mitglieds der Gruppe der PDS bei Stimment- klärung und Information über Organentnahme im haltung zweier Mitglieder der Fraktion der SPD zu- Mittelpunkt des Gesetzes stehen. gestimmt. Über die Ausfüllung der Lücken in den §§ 3 und 4 in dem Gesetzentwurf der Fraktionen der Der Entwurf vermeidet konsequent, die individuelle CDU/CSU, SPD und F.D.P. und den Gesetzentwurf Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat der beeinflussen. Er vermeidet jeden Druck auf einzelne, Ausschuß nicht abgestimmt. Mehrheitlich hat der sich wegen der Existenz der Transplantationsmedizin Ausschuß dem in Nummer 1 d der Beschlußempfeh- zu den möglichen Umständen des eigenen Sterbens lung enthaltenen Entschließungsantrag zugestimmt. verhalten zu müssen. Die staatliche Verantwortung für die Gesundheit be- ziehungsweise medizinische Betreuung derjenigen, 2. Zum Inhalt der Vorlagen die auf ein Fremdorgan angewiesen sind, beschreibt Gesetzentwurf - Drucksache 13/4355 lediglich einen wichtigen Zielaspekt des Gesetzent- wurfs. Er stellt das gesetzgeberische Instrumenta- Ziel der gesetzlichen Regelung ist die zivil- und straf- rium zur Verfügung, um eine Organentnahme für die rechtliche Absicherung der Organspende und Or- Betroffenen so sicher wie möglich zu machen. Die ganentnahme zum Zweck der Übertragung auf an- Entscheidung für oder gegen die Organentnahme- dere Menschen, die gesundheitsrechtliche Absiche- wird ausschließlich den Betroffenen selbst überlassen rung der Organübertragung sowie das strafbewehrte und nicht auch - und sei es auch nur subsidiär - den Verbot des Organhandels. Durch einen klaren recht- Angehörigen. Außerdem werden die Kriterien, nach lichen Handlungsrahmen sollen bestehende Rechts denen der irreversible Ausfall aller meßbaren Hirn-

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 funktionen festzustellen ist, im Gesetz selbst geregelt daß wir Sie alle heute noch einmal zu der Anhörung und nicht einem Verweis auf die medizinischen Re- bitten müssen, die mehr oder weniger die gleichen geln, die dem Stand der medizinischen Wissenschaft Fragestellungen hat. Das hängt einfach damit zusam- entsprechen, überlassen. men, daß das parlamentarische Verfahren das er- zwingt. Damals hat es sich mehr um eine Voranhö- Der Gesetzentwurf legt besonderes Gewicht auf die rung gehandelt. Rechtsposition der Organspendenden. Er benennt die drei unterschiedlichen körperlichen Zustände, Ich möchte zuerst die Professoren Heun und Link aufgrund derer die Explantation möglich und zuläs- und die Bundesärztekammer - ich beschränke mich sig sein soll. Durch die Verwendung des Kriteriums bewußt wegen der knappen Zeit - fragen. Man erlebt irreversibler Ausfall aller meßbaren Hirnfunktionen ja in Diskussionen zur Zeit häufig, daß wir sagen, das wird klargestellt, daß diese medizinische Vorausset- wesentliche Argument für den Hirntod als Todeskri- zung ausschließlich Bedeutung als formelles Entnah- terium sei der Eintritt des Hirntodes wegen des Endes mekriterium besitzt. Der irreversible Ausfall aller der körperlich geistigen Einheit. Ich hätte von Ihnen meßbaren Hirnfunktionen ist damit als materielles gerne gewußt, wie Sie diese ganzheitliche Betrach- Todeszeichen anzusehen. Die Zulässigkeit der Ex- tung des Menschen sehen, und ob diese Sichtweise plantation ist an das unveräußerliche Persönlichkeits- auch mit der Verfassung in Einklang steht. recht der spendenden Person durch eine enge Zu- stimmungsregelung gebunden. SV Prof. Dr. Heun: Ich denke, daß in der Tat der Ver- fassung eine Konzeption des Menschen zugrunde Zum Inhalt der beratenden Anträge wird auf liegt, die von einer - wie Sie das schon formuliert die Drucksachen 13/4114, 13/4368 und 13/6591 haben - von einer leiblich-geistigen Einheit ausgeht, hingewiesen. und daß das Hirntodkonzept genau an diesem Punkt ansetzt. Das Gehirn ist sowohl im Hinblick auf die vegetativen Steuerungsfunktionen als auch im Hin- 3. Zu den Beratungen im Ausschuß blick darauf, daß es nicht nur der Sitz des Bewußt- Einhellig war der Ausschuß der Auffassung, daß für seins sondern jeder Empfindungsfähigkeit, Wahr- diesen bisher ungeregelten Bereich eine spezialge- nehmungsfähigkeit, Bewußtseins- oder Selbstbewußt- setzliche Regelung gefunden werden muß, um so- seinsfähigkeit ist, der Punkt, der auch das entschei- wohl den Patienten mehr Sicherheit und Vertrauen dende Kriterium bildet für die Frage, wann ein zu geben als auch den an dem Transplantationsge- Mensch tot ist. In dem Moment, in dem der Gesamt- schehen beteiligten Ärzten eine eindeutige recht- hirntod eingetreten ist, also in der Tat der irreversible liche Basis für ihr Tun zu verschaffen. Gleichzeitig sei Ausfall sämtlicher Hirnfunktionen, ist in der Tat diese es vordringlich und notwendig, das Vertrauen in der leiblich-geistige Einheit zerbrochen. Bevölkerung zu stärken und die Bereitschaft des ein- Das Menschenbild des Grundgesetzes und die Kon- zelnen zu erhöhen, sich mit den mit der Transplanta- zeption der Menschenwürde des Artikels 1 Abs. 1 tion zusammenhängenden Fragen zu beschäftigen, GG geht in der Tat von einer solchen Konzeption aus, und in weiten Kreisen der Bevölkerung die Bereit- so daß wir ohne weiteres - denke ich - schon sagen schaft zu einer möglichen Organspende zu erhöhen. können, daß der Gesamthirntod das endgültige Ende Eine grundsätzliche Ablehnung der Transplanta- des Menschen anzeigt und damit ein sicheres Todes- tionsmedizin insgesamt wurde von keinem Mitglied kriterium für den Menschen ist. des Ausschusses formuliert. In der Frage des Hirn- todkonzepts wie auch in der Frage der erweiterten SV Prof. Dr. Link: Vielen Dank für die Einladung, oder engen Zustimmungslösung gab es sehr unter- hier Stellung nehmen zu können. Ich möchte nicht al- schiedliche Meinungen zwischen den Mitgliedern les wiederholen, was mein Vorredner schon gesagt der einzelnen Gruppen, die zu den Unterzeichnern hat, und das Ganze mehr aus medizinischer Sicht be- der drei im Deutschen Bundestag eingebrachten trachten. Danach ist mit Eintritt des Gesamthirntodes Gruppenanträgen gehörten. Insoweit wird auch auf jede Fähigkeit zu irgendeiner Wahrnehmung, zur Er- die Ausführungen der einzelnen Mitglieder dieser innerung, zum Fühlen sowie gleichzeitig - das ist das Gruppen in der ersten Lesung der Gesetzentwürfe besondere des Gesamthirntodes - jede Möglichkeit Bezug genommen. und Fähigkeit zur Selbststeuerung des Organismus erloschen. Diese beiden Punkte nahmen auch breiten Raum in den Anhörungen ein, in denen sehr breit und inten- Damit ist aber auch die Existenz des Lebewesens, die siv die Sachverständigen befragt wurden. Beispiel- ja eine Vorbedingung für die Existenz als Mensch ist, haft sollen hier auszugsweise die Fragen einiger erloschen. Es ist nicht richtig, wie von den Hirntodkri- Abgeordneter und die entsprechenden Äußerungen tikern immer wieder behauptet wird, daß durch die der Sachverständigen zur Frage des Hirntodkon- Diagnose Hirntod - und wenn ich von Hirntod rede, zepts aus der Anhörung vom 25. September 1996 an- dann meine ich immer den Gesamthirntod - der geführt werden: Mensch zweigeteilt wird. Da mit Eintritt des Hirnto- des das Gehirn nicht mehr gegeben ist, kann ich das Abg. Wolfgang Lohmann (CDU/CSU): Wir hatten ja Verbleibende dann auch nicht mehr teilen. Nach Ein- zu den beiden Hauptfragen - Stichwort Hirntodkon- tritt des Hirntodes bleibt nur noch der Körper des zeption und erweiterte und enge Zustimmungslö- Menschen übrig und nicht der Mensch selber. Des- sung - bereits am 28. Juni 1995 eine erste Anhörung. wegen läßt dies nach meiner Ansicht nur den Schluß Ich will mich von vornherein dafür entschuldigen, zu, daß mit Eintritt des Gesamthirntodes - unabhän-

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

gig davon, ob dieser Gesamthirntod überhaupt dia- restlichen Lebensprozessen im Menschen unterschei- gnostiziert wird - das Ende des Menschen, das Ende den muß. Das Bundesverfassungsgericht hat in sei- des Lebens gekommen ist. nen Entscheidungen, die ja zum Schwangerschafts- abbruch ergangen sind, Leben in einem frühen Zeit- SV Dr. Vilmar (BAK): Die Auffassung der Bundes- punkt angesetzt und hat damit einem Konzept von ärztekammer ist, daß diese Einheit endgültig zerstört Hirnleben, wie es ja vertreten worden ist, daß der ist - das Gehirn ist das zentrale Steuerungsorgan des Mensch erst beginne, wenn die Hirnfunktionen ent- Menschen -, wenn die Funktionen endgültig erlo- wickelt sind, eine Absage erteilt. Aber, wie Herr schen sind. Dann ist der Mensch tot, unbeschadet Angstwurm schon sagte - das ist auch die Begrün- der Möglichkeit, das irgendwo einzelne Zellen noch dung des Bundesverfassungsgerichts -, daß entele- nicht abgestorben sind. Der Mensch als Lebewesen chal - also im Ansatz - das ganze menschliche Leben Mensch ist damit tot. Das kann auch durch keinerlei im Embryo bereits programmiert vorliegt und sich Wiederbelebungsmaßnahmen, andere Ersatzmaß- entwickelt, also auch Leben auf der Basis von Hirn- nahmen, Transplantationen oder ähnliches wieder in steuerung und Leben mit Gehirn. Das reduziert den Gang gebracht werden. Insoweit unterscheidet sich Menschen nicht etwa auf das Gehirn, wie es fälsch- das Hirn eben von allen anderen Organen, man kann lich immer wieder gesagt wird, sondern stellt die zen- da nicht wie bei Nieren eine Niere transplantieren, trale Funktion des Gehirns hin. das ist beim Hirn unmöglich. Das ist eben der end- Von den Entscheidungen des Verfassungsgerichts gültige Tod des Menschen. Damit wird wohlgemerkt wüßte ich nicht, wie diese gebieten würden, den der Zustand beschrieben, das sagt nichts über den Hirntod am Ende des Lebens, wenn die Hirnfunktion Todeseintritt aus. Der Zeitpunkt wird damit nicht be- endgültig ausgefallen ist, als Ende des Lebens anzu- schrieben. Aber, wenn sämtliche Hirnfunktionen er- sehen. Die Entscheidungen, die ergangen sind, sol- loschen sind, ist der Tod des Menschen damit fest- len eher ganz deutlich dem Schutze des beginnen- stellbar. den Lebens gelten, das alle potentialen Funktionen, also auch die des Gehirns in sich enthält. So würde Abg. Wolfgang Lohmann (CDU/CSU): Es ist eben ich diese Rechtsprechung interpretieren. schon gesagt worden, daß mit dem Eintritt des Hirn- todes alle Fähigkeiten unwiederbringlich zerstört SV Prof. Dr. Bock (Deutsche Gesellschaft für Neuro- sind. Ich möchte jetzt die Frage ergänzen, Professor chirurgie): Die Feststellung des Hirntodes hat einen Angstwurm, Professor Schreiber und möglicherweise Hintergrund. Die Gehirnzelle kann keine Sauerstoff- auch die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie. schuld eingehen, das heißt, die Überlebenschance ist Das ist sowohl eine juristische wie auch eine medizi- im Normalfall etwa vier Minuten, im -experimentellen nische Frage. Wenn Sie dem zustimmen, daß mit Stadium sind es zehn Minuten. Das Gehirn ist also dem Hirntod das Bewußtsein und alle geistigen Fä- das Organ, das am schlechtesten überleben kann. higkeiten unwiederbringlich zerstört sind, wie könn- Alle anderen Organsysteme können dann durchaus ten Sie uns denn helfen, wenn bei dem Gegenargu- noch Funktionen haben. Es ist aber die Steuerung ment auf die Rechtsprechung des Bundesverfas- unwiderruflich ausgefallen. Das ist Nummer eins. sungsgerichts zum Schwangerschaftsabbruch bei- spielsweise hingewiesen wird, die angeblich dem Nummer zwei ist, alle Todeszeitpunkte, die wir be- Hirntod als Kriterium für den Tod des Menschen ent- stimmen - egal ob es Totenflecke sind, ob es Toten- gegenstehe? starre, Herz-Kreislauf-Versagen oder Hirntod ist -, sind willkürlich vom Menschen angenommene Zeit- SV Prof. Dr. Angstwurm: Ärztlich besteht kein Ge- punkte. Der sicherste ist dabei wegen der geringen gensatz zwischen der Beurteilung des Schwanger- Überlebenschance der Hirnzellen der Hirntod. schaftsabbruchs durch das Bundesverfassungsge- richt und dem Todeskriterium Hirntod, . denn bei Abg. Wolfgang Zöller (CDU/CSU): In diesem Zusam- Schwangerschaft wird sich das Gehirn entwickeln, menhang möchte ich noch einmal nachfragen. Es die Anlage ist von Anfang an vorhanden. Der ent- wird ja immer wieder behauptet, das Hirntodkriteri- scheidende Unterschied zum Hirntod besteht darin, um sei als ein neues Kriterium, das auf die Bedürf- daß beim Hirntod die Anlage nicht mehr vorhanden nisse der Transplantationsmedizin zugeschnitten ist, ist, sich nicht mehr entwickeln kann. Beim sich ent- eingeführt worden. Aber ist das Hirntodkriterium wickelnden Menschen wird die Anlage einsetzen nicht vielmehr das Ergebnis wissenschaftlicher Er- und dem entwickelnden Menschen wird die Hirntä- kenntnis im Zuge der Intensivmedizin, die wir als Tat- tigkeit nicht fehlen. Insofern ist das also kein Wider- sache zur Kenntnis nehmen müssen? Stellen dann spruch. Anfang und Ende des menschlichen Lebens letztendlich nicht alle anderen Todeskriterien inso- können nicht in dieser Weise miteinander verknüpft fern auf den Hirntod ab, als dieser die Irreversibilität werden mit diesem von Ihnen zitierten Argument. als unverzichtbares Merkmal jedes Todeskriteriums, wie zum Beispiel auch beim Atem- und Herzstill- SV Prof. Dr. Schreiber: Die entscheidende Frage stand, begründet? Ich hätte ganz gerne eine Antwort geht ja dahin, ob das, was nach dem Hirntod mögli- von Herrn Professor Link, Professor Angstwurm und cherweise noch als Lebensprozesse im Menschen von der Bundesärztekammer. vorhanden ist, als Leben anzusehen ist. Das ist die Frage, über die mit dem Hirntodkriterium entschie- SV Prof. Dr. Link: Ich bin sehr dankbar für diese Fra- den wird. Ich meine, daß man, so wie es Herr Angst- ge, weil diese Behauptung, das Hirntodkriterium sei wurm auch sagte, das Leben des Menschen von den erfunden worden, um der Transplantationsmedizin

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 zu dienen, nun wirklich seit 15 Jahren die Diskussion ist eigentümlich, daß gerade diejenigen oft, die den durchzieht, aber falsch ist. Wir müssen uns der Ent- Hirntod als Kriterium für die Organentnahme be wicklung der letzten Jahrzehnte stellen. Wenn wir er- zweifeln, umgekehrt der Medizin den Vorwurf ma- lauben, daß auf der einen Seite durch die Intensiv- chen, daß sie eine inhumane Maschinenmedizin be- medizin in Sterbeprozesse eingegriffen wird, um Le- treibe, wenn derartige intensivmedizinische Maßnah- ben zu retten, was ja anerkanntermaßen und unbe- men zu lange fortgesetzt werden. strittenermaßen geschieht, dann müssen wir auch ak- Auch bei der Intensivmedizin ist das klare Kriterium zeptieren, daß durch diese Maßnahmen Zustände für den erfolgten Todeseintritt der Hirntod. Dann ist entstehen, die vorher bei einem natürlichen Ster- man berechtigt, die weiteren Maßnahmen einzustel- beablauf nicht bekannt waren. Ein solcher Zustand len, weil dann überhaupt keine Aussicht auf irgend ist der Hirntod. Er ist nicht herbei definiert worden, einen Erfolg noch besteht. Der Mensch ist dann tot, wie immer wieder behauptet wird. Der Hirntod ist ein dann kann das beendet werden. Wenn er aber tot ist, pathophysiologisches Faktum, das sich eindeutig dann kann man natürlich Organe entnehmen, falls nachweisen läßt. die anderen Voraussetzungen vorliegen. Das sind Die Tatsache, daß nicht jeder in der Bevölkerung er- dann Organentnahmen bei einem Toten und nicht kennen kann, ob ein Patient hirntot ist, spricht nicht bei einem Sterbenden. Dieser Hirntod ist die Defini- gegen die Tatsache, daß es den Hirntod gibt und daß tion dafür, daß der Mensch tot ist. Das ist weitaus - wie Professor Bock auch schon ausgeführt hat - der sicherer als der Stillstand von Herz, Kreislauf und Hirntod eigentlich das zuverlässigste Kriterium des Atmung. Diese Dinge kann man künstlich wieder in Todes ist. Alle anderen Todeszeichen, vor allem den Gang setzen, die Hirnfunktion aber nicht. Kreislaufstillstand, kann ich manipulieren. Die Sicherheit ist beim Hirntod weitaus größer als bei Es ist auch nicht richtig, wenn gesagt wird, daß durch allen anderen Kriterien. Sie können im Tierexperi- die Hirntoddiagnostik der Todeszeitpunkt vorverlegt ment ja ein völlig isoliertes Herz schlagen lassen. Es würde. Bei einem natürlichen Sterbeprozeß tritt der wird niemand behaupten, daß dann dieses Tier noch Hirntod immer nach dem Kreislaufstillstand ein. lebt. Also ist der Herztod wesentlich unsicherer. Beim Selbst die Kritiker des Hirntodkonzeptes, wie bei- Hirntod besteht die absolute Sicherheit, daß der spielsweise Linke und Kurten, geben zu, daß das ei- Mensch dann tot ist, wenn der Hirntod festgestellt ist. gentliche Kriterium des Todes der Hirntod ist, der auf den Kreislaufstillstand folgt. Wir müssen also feststel- Abg. Beatrix Philipp (CDU/CSU): Ich würde da len, daß wir zur Zeit häufig den Tod erklären, den To- gerne anschließen und Herrn Professor Link, Herrn tenschein ausfüllen, bevor der Hirntod - und nach Doktor Spittler und Professor Angstwurm fragen. dem eben gesagten, der endgültige Tod - eingetreten Gibt es außer der Transplantationsmedizin andere ist. Warum bei dieser Sachlage der primäre Hirntod medizinische Bereiche, für die das Hirntodkriterium nicht als Kriterium des Todes akzeptiert werden soll, relevant ist? Was bedeutet das? ist mir persönlich nicht eingängig. Die Intensivmedi- Zweitens. Gibt es ein Land, das wäre eine Frage an zin hat es mit sich gebracht, daß sich das Erscheinen Herrn Professor Schreiber, in dem der Hirntod als Kri- der Todeskriterien umgekehrt hat. Das spricht aber terium für die Organentnahme anerkannt ist, aber nicht gegen das Kriterium. nicht als juristisch sicheres Todeszeichen gilt?

SV Prof. Dr. Angstwurm: Man kann es, glaube ich, SV Prof. Dr. Link: Außerhalb der Transplantations kurz beantworten. Es ist schlicht unmöglich, will- medizin spielt der Nachweis des Hirntodes insofern kürlich aus welchen edlen Gründen auch immer ein eine Rolle, als er uns erlaubt, ohne Zeitverzögerung neues Todeskriterium zu erfinden. Das ist von natur- die Therapie bei diesem Patienten beziehungsweise wissenschaftlicher Seite aus schlicht eine phantasti- dann Toten einzustellen. Das hat insofern gesell- sche Vorstellung. Daß das so ist, sieht man schon dar- schaftliche Bedeutung, als dadurch verhindert wird, aus, daß es sich vollkommen unabhängig historisch daß dadurch gesellschaftliche Ressourcen ver- entwickelt hat, daß sich die Transplantationsmedizin schwendet werden. Ansonsten kann ich mir im Mo- unabhängig entwickelt hat, daß sich das Hirntodkri- ment keine weiteren Bereiche vorstellen, wo der terium unabhängig entwickelt hat. Die Beurteilung, Nachweis des Gesamthirntodes als Kriterium für den der Hirntod ist sicheres Todeszeichen des Menschen, Tod des Menschen eine Rolle spielt. ist aus der Biologie und aus der Beobachtung der höheren Lebewesen abgeleitet und sonst aus nichts, SV Dr. Spittler: Ich kann das Ganze nur unterstützen. weil das aus nichts anderem ableitbar ist. Es sind genau diese beiden Situationen, die mir auch nur bekannt sind. Ich möchte einfach ergänzend SV Dr. Vilmar (BAK): Ich kann das voll unterstrei noch darauf hinweisen, daß die Erkenntnis dieses chen. Der Hirntod ist keine Erfindung zum Zwecke medizinischen Tatbestandes unter den Bedingungen der Organtransplantation, er ist immer eingetreten. der Beatmung 1959 festgestellt wurde, als an eine Or- Man hat das früher nur so nicht bemerkt, weil der ganentnahme aus einem solchen Zustand noch nicht Stillstand von Kreislauf das Eindrucksvolle war. gedacht wurde. Ich möchte gerne ergänzen, daß Mol- Nachdem es aber durch die Intensivmedizin möglich laret und Goulon in ihrer ersten Arbeit, in der sie das - geworden ist, den Menschen maschinell zu beatmen, herausgearbeitet haben und wo sie bemüht waren um die Kreislauffunktion künstlich in Gang zu halten, zu klären, wann können wir es verantworten, die Ma- entstand ja das Problem zu entscheiden, wie lange schine abzustellen, diesen Zustand als coma depasse es sinnvoll ist, derartige Maßnahmen fortzusetzen. Es bezeichnet haben, nicht etwa als irreversibles Koma,

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode sondern als coma depasse. Das ist keine Wortspiele- halten würde. Aber nach allem, was mir bekannt ist, rei, das ist das Koma, das eigentlich schon vorbeige- wird der Hirntod für diese Fälle als das verläßliche gangen ist, wenn man es wörtlich übersetzt. Es ist und sichere Kriterium für den Todeseintritt ange- schade, daß diese sehr sehr detaillierte Kenntnis des sehen. Faktums untergegangen ist. Abg. Dr. Wolfgang Wodarg (SPD): Ich habe erst ein- SV Prof. Dr. Angstwurm: Außer im Zusammenhang mal eine Frage an die Mediziner. Ich möchte da zwei mit der Organentnahme spielt die Feststellung des Mediziner hören, einmal Herrn Professor Angstwurm Hirntodes häufig eine Rolle, wenn Kollegen auf der und anschließend Herrn Professor Geisler. Ich Intensivstation eine absolute Sicherheit anstreben, möchte diese Frage dann auch noch aus rechtlicher daß ihr Therapieabbruch aus irgendwelchen Grün- Sicht von Herrn Professor Höfling beantwortet haben. den nicht mehr anfechtbar ist. Die Todesfeststellung Wenn jetzt die Bestimmung des Hirntodes mit kom- hat für den betroffenen Menschen nie eine andere plizierten Geräten geschieht, so kann es da auch zu Bedeutung, als daß der einzelne zu Lebzeiten weiß, Konflikten kommen. Ich stelle mir vor, auf der Inten- daß sein Tod sicher festgestellt wird. Entscheidend ist sivstation liegt ein Patient, der sich im fortgeschritte- im Zusammenhang dieser ganzen Debatte auch, daß nen Stadium der Demenz befindet, zum Beispiel ein der Tod als solcher ausschließlich von dem betroffe- an Alzheimer Erkrankter, der jetzt auch beatmet wer- nen Menschen aus gesehen und definiert wird, daß den muß, weil er einen Stammhirntumor hat. Der die Lebenden wissen, daß bei ihrem Todeseintritt das Stammhirntumor verhindert, daß die vitalen Funktio- sicher festgestellt wird. Das, was sich daraus an- nen von alleine gehen, der Patient muß also beatmet schließend ergibt, ist eine vollkommen zu trennende werden, der ist von der Maschine abhängig. Was ist Frage. Das ist ja einer der Gründe dieses vorher be- da eigentlich der Unterschied? Wieso unterscheiden sprochenen Vorwurfs, der Tod sei aus irgendwelchen Sie in diesem Fall von jemandem, bei dem das Ge- Gründen definiert worden. Er ist nur deshalb defi- hirn ganz versagt? Sie haben ja noch EEG-Linien. niert worden, weil die Natur ihn uns so vorgibt. Die Warum gehen Sie mit diesem Menschen anders um, sichere Feststellung hat die Bedeutung, daß die Men- der kein Bewußtsein mehr haben kann, auch nie wie- schen wissen, daß das eindeutig festgestellt wird. der ein Bewußtsein erlangen wird, dessen vitale Funktionen auch nicht funktionieren? Da haben Sie SV Prof. Dr. Schreiber: Wir alle, die wir hier in die- aber die Kriterien des Hirntodes nicht, weil das EEG sem Saale sind, werden voraussichtlich den soge- noch keine Nullinien zeigt. Wie stellen Sie das ne- nannten klassischen Tod sterben, nämlich den Tod beneinander? Warum ist der eine tot und der andere durch Stillstand von Kreislauf und Atmung. Weitere ist Patient, der noch lebt? Diagnosen finden nicht statt. Es folgt ja dann in der Regel im Abstand von wenigen Minuten der Hirntod, SV Prof. Dr. Angstwurm: Die Antwort ist eindeutig. wenn die Sauerstoffversorgung unterbrochen wird. Der Unterschied besteht darin, daß beim Hirntod das Daß der Hirntod in der Regel nicht diagnostiziert gesamte Organ abgestorben ist, das ist ein anatomi- wird, hängt davon ab, daß die Wiederingangsetzung scher Befund, die Nekrose des gesamten Organs, von von Atmung und Kreislauf in allen Fällen, in denen dem sich das Rückenmark und im Bereich der Seh- wir am Ende einer langen Krankheit möglicherweise nerven der übrige Körper durch ein entsprechendes sterben, sinnlos erscheint. Der Hirntod ist also eigent- Abbaugewebe absetzt. Der Unterschied ist also ein- lich die verläßlichere hinter dem klassischen Tod deutig feststellbar zwischen dem von Ihnen beschrie- stehende Definition des Todes. Aber wir verlassen benen Alzheimer-Patienten mit einem zusätzlichen uns praktisch wohl immer weitgehend darauf, daß Hirnstammtumor. Ein solcher unglücklicher Mensch der Hirntod dann dem Stillstand von Kreislauf und würde wahrscheinlich keiner Intensivbehandlung zu- Atmung nachfolgt. geführt werden. Das ist nur eine vollkommen andere Frage, ob diese Intensivbehandlung einem solchen Soweit mir bekannt ist, ist das Phänomen des Hirnto- unglücklichen Menschen etwas Gutes tut. Diese Fra des in allen Ländern bekannt und wird diagnostiziert. ge ist scharf und eindeutig abzugrenzen von der Er wird auch als Eintritt des Todes behandelt, gerade Feststellung des bereits eingetretenen Zustands, daß für die intensivmedizinische Behandlung, denn einen das gesamte Gehirn abgestorben ist. Nur das wird Hirntoten weiter zu behandeln ist sinnlos. Ihn weiter beim Hirntod festgestellt. intensivmedizinisch zu behandeln und zu beatmen ist sogar nicht zulässig, weil der Mensch tot ist und man für ihn therapeutisch nichts mehr machen kann. SV Prof. Dr. Geisler: Ich denke, daß man hier einen Fall konstruiert, der in der Diskussion wahrscheinlich Ich weiß, daß in nahezu allen mir bekannten Ländern nicht allzuviel bringt. Ich glaube schon, daß ich weiß, der Hirntod als das verläßliche Kriterium für die Zu- was Sie als Intention mit der Frage verbinden. Man lässigkeit der Organentnahme angesehen wird. Ich könnte sich vorstellen, daß man sich nur auf den Aus- weiß, daß zur Zeit in Japan erhebliche Streitigkeiten fall des Stammhirns als Kriterium beschränkt, wie das darüber stattfinden. Dort wird zum Teil eine ähnliche zum Beispiel in England der Fall ist. Dann kann das Auffassung vertreten, wie es die hiesigen Hirntodkri- schon wieder anders aussehen. Man sieht, daß es hier von den Definitionen her schon zu unterschiedlichen tiker tun. Man geht dann davon aus, daß unter dem - Gesichtspunkt des Notstandes des überwiegenden Aussagen kommen kann. Ich glaube aber, daß ein Gutes von dem hoffnungslos sterbenden Hirntoten solcher Patient, der ja mit seiner Demenz auch eine Organe entnommen werden können. Das ist eine klare Vorgeschichte hat - ich nehme einmal an, daß Auffassung, die ich für rechts- und verfassungswidrig der Tumor im Stammhirn nicht erst auf der Intensiv-

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 station im Zustand der Beatmung festgestellt wurde -, Abg. Waltraud Lehn (SPD): Meine Frage versucht eine ganz andere Situation repräsentiert. Ich denke, den Zusammenhang herzustellen zwischen der medi- das zeigt gewisse diagnostische Probleme, aber nicht zinischen und der rechtlichen Sicht. Meine Frage grundsätzliche Schwierigkeiten auf. Das würde ich geht an Herrn Professor Geisler. Ich empfinde, daß erst einmal so sehen. wir es mit einem Begriffswirrwarr zu tun haben, der politisch sehr schwer bewertbar ist. Ich möchte gerne SV Prof. Dr. Höfling: Ich glaube schon, daß dieses wissen - in der Hirntoddebatte spielen die Begriffe Beispiel deutlich macht, daß die herrschende Begrün- von Todesbegriff, Todesverständnis, Todeskriterien, dung des Hirntodkonzepts nicht schlüssig ist. Die Todeszeichen, Todesfeststellung eine Rolle -, ob Sie Antwort von Herrn Angstwurm hat das eigentlich uns als Mediziner hier eine Orientierung geben kön- noch einmal unterstrichen, denn er hat die Frage von nen? Daran schließt sich meine Frage an Professor Herrn Wodarg nicht beantwortet, sondern hat nur Sachs an, was diese Unterscheidungen juristisch und darauf hingewiesen, daß wir zwei unterschiedliche insbesondere grundrechtsdogmatisch bedeuten. pathophysiologische Zustände vor uns haben. Das bezweifelt keiner, das bezweifelt sicherlich auch kei- SV Prof. Dr. Geisler: Sie haben vollkommen recht, ner der anwesenden Kritiker der Hirntodkonzeption. daß hier auf verschiedenen Ebenen häufig durchein- Die Frage ist - und das war die, die Herr Wodarg ge- ander diskutiert wird. Wir können einmal hergehen stellt hatte -, worin unterscheiden sich diese beiden und sagen, wir nehmen eine Todesdefinition, wir set- pathophysiologischen Zustände im Hinblick auf die zen zum Beispiel den Hirntod als Tod des Menschen Frage, haben wir es mit einem Lebenden oder einem fest. Dann gibt es Kriterien dafür, die erfüllt werden Toten zu tun. müssen, die lassen sich genau beschreiben, ich will das hier im einzelnen nicht ausführen. Es gibt Deshalb ist das schon ein schönes Beispiel. Daran schließlich Testverfahren dafür, mit denen geprüft läßt sich schön exemplifizieren, warum die beiden Ar- werden kann, ob diese Kriterien vorliegen. Ich denke, gumente, die für das herrschende Hirntodkonzept das sind schon drei Ebenen, die man sauber trennen vorgetragen werden, in unserem Fall ihre mangelnde muß. Beweisfähigkeit dokumentieren. Zum einen kann nicht auf ein materielles Kriterium von Bewußtsein Darüber steht aus meiner Sicht die eigentlich ent- abgestellt werden. Ich denke, das ist in der Verfas- scheidende Ebene, die anthropologische Frage des sungsrechtslehre weitgehend Konsens. Es kann nicht Menschenbildes. Das Menschenbild ist unabhängig darauf ankommen, wie groß die Fähigkeiten intellek- davon, ob wir den Hirntod als Tod des Menschen de- tueller, emotionaler, kognitiver oder sonstiger Art finieren. Hier, denke ich, stößt man auf die größten noch sind, die da vorhanden sind, ob da noch jemand Schwierigkeiten, dieses Hirntodkonzept zu akzeptie- subtrahieren oder auch weniger kann, das ist als ver- ren. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er wird als fassungsrechtliches Beurteilungskriterium völlig irre- solches wahrgenommen. Ich bin ganz sicher, meine levant. Damen und Herren, daß der große Teil von Ihnen,. wenn er wirklich einmal auf einer Intensivstation ei- Deshalb hat die Bundesärztekammer - und ich wun- nen solchen „ Hirntoten" mit all seinen biologischen dere mich, daß die anwesenden Mediziner auf diese Funktionen, mit all dem, was ihn als Person aus- Begründung bisher nicht eingegangen sind - ja auch macht, sehen würde, niemand auf die Idee käme, er gesagt, es. kommt darauf an, ob der Gesamtorganis- habe einen Toten vor sich. Ich glaube, das ist ein so mus mit der Hirntoddiagnose als solcher aufgehört tiefes Menschenverständnis, daß, wenn wir, wie es hat zu existieren. Ein entscheidendes Argument ist zum Beispiel von seiten der Transplantationsmedizin bei vielen der Befürworter der herrschenden Konzep- vorgeschlagen wird, als gesellschaftliche Vereinba- tion, daß die Spontanatmung ausgesetzt hat, daß der rung - man bedenke, was dahinter steht -.den Hirn- Patient von außen künstlich beatmet werden soll. Ein tod als Tod des Menschen ansehen, wir fundamental solcher Fall liegt auch indem Beispiel von Herrn Wo- gegen das verstoßen, was der Mensch als Tod des darg vor, doch würde keiner der anwesenden Befür- Menschen versteht. worter sagen, das Beispiel beinhaltet einen Toten. Das zeigt, daß das biologische Argument des Zu- sammenbruchs des gesamten Organismus als Ein- SV Prof. Dr. Sachs: Aus grundrechtsdogmatischer heit - und abzustellen auf die Spontanatmung - nicht Sicht ist die Frage, ob Hirntod gleich Tod ist, dafür trägt. entscheidend, ob das Grundrecht auf Leben eingreift oder nicht. Wenn der Betreffende tot ist, dann haben Ich glaube, es war eben Herr Link, der das Beispiel wir es mit einem Verstorbenen, einer Leiche zu tun. genannt hat, mit dem Eintritt der Hirntoddiagnose Dann hat die Entnahme mit diesem Grundrecht auf haben wir es nicht mehr mit einer leib-seelischen Ein- Leben nichts mehr zu tun. Wenn er noch nicht zu den heit zu tun, sondern nur noch mit einem Körper. Da Toten gezählt wird, greift das Grundrecht auf Leben kam der schöne Halbsatz, nicht mehr der Mensch sel- ein. Das führt manche dazu, daß das unbedingt ber sei da. Da fragt sich natürlich nicht nur der Laie, postuliert werden muß, weil es eben so sein muß und wer denn da eigentlich in Erlangen einer mehrmona- so sein soll, denn dann ist die Verfassungsrechtslage tigen Intensivbehandlung zugeführt werden sollte in einfach. Im anderen Fall ist die Verfassungsrechts- der Hoffnung, daß dieser Mensch, der da nicht mehr lage sehr kompliziert. - ist, wenn ich Herrn Link richtig verstanden habe, dann noch einen lebenden Menschen zur Welt brin- Das, was das Bundesverfassungsgericht bis jetzt ent gen sollte. Das scheint mir doch ein äußerst proble- schieden hat, gibt da keine entscheidenden Hin matischer Punkt zu sein. weise. Das liegt sicher daran, daß der Lebensbeginn

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

und das Lebensende sicherlich unterschiedliche Phä- nach schwieriger Überlegung „ ja" gesagt, das würde nomene sind. Zu § 218 StGB ist im Grunde entschie- er wohl auch getan haben. Ich meine, daß Angehöri- den worden, daß das Leben jedenfalls dann beginnt - ge, die das nicht leisten können oder wollen, dann der eigentliche Anfang ist offen geblieben -, wenn eben verneinen sollen. Ich glaube aber, daß es eine gewisse Lebensprozesse da sind und schon eine Indi- Fürsorgepflicht von Angehörigen gerade für ihre vidualität in diesem Zellhaufen vorhanden ist. Diese Angehörigen sein könnte, dazu Stellung zu nehmen, Individualität ist bei .dem Sterbenden oder Toten so daß ich die erweiterte Zustimmungslösung einer sicher da, auch Lebensprozesse finden nach dem Widerspruchslösung auch aus diesen Gründen vor- Hirntod noch statt. Wie man die nun richtig definiert, ziehen würde, gerade weil die Angehörigen mit ein- wo die hingehören, dazu sind die Standpunkte - Sie bezogen werden. haben das gehört sehr geteilt. Was das Bundesver- fassungsgericht entscheiden wird, ist unsicher. Des- Ich habe damals gesagt, ich stimme zu. Die Entnah- wegen denke ich, ist der Gesetzgeber, der nicht er- me konnte dann nicht stattfinden, weil sie medizi- mächtigt ist, das Lebensende zu definieren, gehalten, nisch nicht mehr möglich war. Ich habe das im Ver- das Grundrecht auf Leben anzuwenden und zu prü- trauen darauf getan, daß ich keinen lebenden Men- fen, ob demgegenüber eine solche Behandlungs- schen einem fremden Nutzen preisgebe, sondern daß weise zulässig ist. es sich hier in der Tat um ein Leben gehandelt hat, das zu Ende war. Ich glaube, daß nur solche Zustim- mungen wirksam sein können. Abg. Horst Schmidbauer (SPD): Meine Frage richtet sich an Herrn Vilmar. Mich würde interessieren, 'wie Ich glaube nicht, daß Zustimmungen wirksam sein Ihre Stellungnahme zu bewerten ist. Ist das die Stel- können - das ist der zweite Teil der Frage. Sie haben lungnahme des Präsidenten, ist das die Mehrheits- sich, Frau Abgeordnete, auf die Ausführungen von auffassung in der Bundesärztekammer, ist das Ihre Herrn Sachs bezogen, bei denen sich mir, das muß persönliche Meinung? Ich denke, es wäre für uns ich ehrlich sagen, die Haare sträuben. Hier wird von auch einmal wichtig, wie denn der Prozeß der Mei- einer leichthändigen Verfügbarkeit von Leben ausge- nungsbildung innerhalb der Ärzteschaft tatsächlich gangen, die doch gerade die Hirntodkritiker nicht ist. Wenn es eine Minder- und Mehrheitsmeinung wollen. Ich würde warnen, diesen Weg zu gehen. gibt, dann möchte ich Sie bitten, diese kurz zu skiz- Eine solche Einwilligung ist eine notwendige aber zieren. nicht hinreichende Bedingung der Organentnahme, gerade wenn man in der Medizin eine nicht biologi- SV Dr. Vilmar (BÄK): Wenn ich die Einladung hier stische sondern ein leib-seelische Sichtweise vertritt, richtig verstanden habe, dann bin ich als Vertreter wie es Herr Dörner getan hat. Dann kommen wir mit der Bundesärztekammer geladen und nicht als Kar- dieser Verfügbarkeit von Leben in fremdem Inter- sten Vilmar. Ich habe die Meinung der Bundesärzte- esse, die ja weit über eine aktive Euthanasie hinaus kammer vorgetragen, ich kenne keine abweichende geht, in Gebiete, die, glaube ich, gefährlich sind. Meinung davon. Im Vorstand, im wissenschaftlichen Beirat und in anderen Gremien, wo dies diskutiert Die Tatsache, daß die Hirntodkritiker einer Entnahme worden ist, ist man einhellig der Meinung, daß der zustimmen wollen, wenn der Hirntod vorliegt, zeigt Hirntod eben der Tod des Menschen ist. Das deckt meiner Meinung nach ganz deutlich, daß sie dieses sich im übrigen aber auch mit meiner persönlichen Leben eben nicht mehr als Leben im vollen Sinne an- Meinung und meiner Erfahrung als Unfallchirurg sehen. Der Bundesjustizminister hat es in einer De- und meiner Kenntnis von vielen Sektionen, die ich er- batte als heikel bezeichnet, diese Frage überhaupt zu lebt habe, wo man das dann gesehen hat, und wo stellen. Ich meine, wir dürfen nicht zwischen Leben kein Zweifel mehr besteht, daß das tatsächlich so ist. und minderem Leben, zwischen Volleben und gerin gerem Leben unterscheiden. Eine Zustimmung wür- Auf eine Frage von Abg. Beatrix Philipp führte der de ich hier als einen Schritt in eine ganz gefährliche Sachverständige Prof. Dr. Schreiber aus: Richtung halten, die menschliches Leben verfügbar macht. SV Prof. Dr. Schreiber: Zunächst zur Frage der Ein- beziehung und der Betroffenheit der Angehörigen. Die dritte Frage, die Sie mir gestellt hatten, ob es Ich meine, daß die Angehörigen unbedingt einbezo- nicht nützlich sei, oder erforderlich sei, aus Gründen gen werden sollten. Das ist auch ein Zwang zu einer der Sicherheit die Untersuchungen, die erforderlich gewissen Offenheit und einer gewissen Kontrolle, sind, gesetzlich zu regeln. Ich muß gestehen, daß ich daß hier jemand nicht einfach in der Klinik als tot be- für diesen Teil im Gesetzentwurf der Grünen eine ge- handelt wird, sondern daß diese Frage nach außen wisse Sympathie habe, weil hier nämlich gerade im gegeben werden muß, und den Angehörigen darge- Interesse des Lebensschutzes bestimmte Mindestver- legt und dargetan werden muß. Ich halte diesen Be- fahren festgelegt sind. In der Tat ist ja die Angst in gründungszwang für außerordentlich wichtig und der Bevölkerung durchaus ganz deutlich, daß man richtig. Für die Angehörigen ist das sicherlich eine nicht mehr als Lebender behandelt wird, wenn die schwer belastende Situation, hier nun darüber ent- Explantation für einen anderen nützlich sein kann, scheiden zu sollen, ob Organe entnommen werden was ja in der Karikatur deutlich zum Ausdruck sollen oder nicht. kommt, wo bei dem Patienten ein Aufhänger mit der- Aufschrift angebracht ist: „ Ich bin kein Organspen- Ich spreche ungern darüber, ich habe selbst in der Si der, ich schlafe nur". Ich will damit sagen, daß da tuation des schrecklichen Todes meines Sohnes ge keine tatsächlichen Situationen abgebildet werden, standen. Ich habe diese Last empfunden und habe aber doch Ängste deutlich werden. So könnte es

Deutscher Bundestag - 13.Wahlperiode Drucksache 13/8017 nützlich sein, gewisse Voraussetzungen des Verfah- noch Chancen auf die Wiederherstellung und Auf- rens der Feststellung des Hirntodes, der für mich der rechterhaltung des Kreislaufs bestünden. Auch bei weit verläßlichere Tod ist als etwa der Herztod, fest- laufender Intensivtherapie ist der Hirntod Entschei- zuschreiben. Dagegen spricht natürlich, daß sich die dungskriterium für den etwaigen Abbruch weiterer Methoden ändern können. Ich würde es fast für bes- Therapiemaßnahmen, ganz unabhängig von der Fra- ser halten, gewisse elementare Voraussetzungen der ge einer Explantation oder Transplantation. Durch Methode in das Gesetz hineinzuschreiben und dann die öffentliche Diskussion vor allem im vergangenen eine Anpassung bestimmten Verordnungen oder Ent- Jahr mit der Infragestellung des Hirntods als dem scheidungen von Gremien der Bundesärztekammer Tod des Menschen ist eine ungeheure Verunsiche- zu überlassen. Das würde einen gewissen Nutzen ha- rung insgesamt eingetreten, wobei die mangelnde ben und ein gewisses Vertrauen schaffen können. Differenzierung zwischen Hirntod und Koma und vermeintliche Bestätigung aus fachlich kompetenter Sicht auffällt, daß bei der Organentnahme nach dem In der Anhörung vom 28. Juni 1995 nahmen eine Hirntod bei noch bestehenden Lebensäußerungen Reihe von Sachverständigen zu der Frage der Zu- aktiv in einen noch nicht abgelaufenen Sterbeprozeß stimmungslösung und der Hirntodkonzeption in eingegriffen werde. All dies hat zu einer weiteren ihren Statements wie folgt Stellung: Verunsicherung beigetragen. Kriterien des Hirntods SV Prof. Dr. Bauer: Herr Vorsitzender, meine sehr des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärzte- verehrten Damen und Herren. Meine Ausführungen kammer sind ohne Einschränkungen geeignet und stützen sich auf langjährige Erfahrungen mit den Pro- ausreichend, den irreversiblen Ausfall der gesamten blemen bei der Bereitstellung von Spendeorganen an Hirnfunktion zweifelsfrei festzustellen. Die jetzigen einem peripheren Krankenhaus. Die zunehmend Anforderungen an die Hirntodfeststellung sind auch knappe Organverfügbarkeit mit den konsekutiv an- als Gesetzesgrundlage heranzuziehen. Die Aufnah- steigenden Wartelisten, die für viele und auch für me des Herztodes kann, wie das in Gesetzesentwür- junge Menschen auf der Warteliste den Tod zu tägli- fen schon der Fall war, aus ärztlicher Sicht unter die- chen klinischen Realitäten werden ließ, ist die Folge sen Aspekten sicherlich nicht akzeptiert werden. mit dem Ergebnis, daß Deutschland in der Transplan- Wenn der Hirntod nicht als Tod des Menschen akzep- tationsmedizin heute Importland geworden ist. Wenn tiert wird, darf, und da bin ich der persönlichen Mei- ich nur ein Beispiel nenne: 20 v H. der letztes Jahr nung auch aus ärztlicher Verantwortung, selbst bei transplantierten Lebern kamen aus unseren Nachbar- einer Zustimmung nicht explantiert werden, das staaten. Diese beiden Tatsachen sind nicht in gerin- würde letztlich das Ende der Transplantationsmedizin gem Umfang darauf zurückzuführen, daß sich die bedeuten. Krankenhäuser und die Kliniken in der Bundesrepu- blik immer noch viel zu wenig um die Bereitstellung Nun zu dem Punkt „ Gespräch mit den Angehöri- von Spendeorganen bemühen. Die Gründe, warum gen ": Dieses Gespräch mit Informationen über den etwa 2/3 aller Krankenhäuser hier inaktiv sind, wobei Tod eines ihnen nahestehenden Menschen gehört dieser Prozentsatz vor allem in Krankenhäusern der immer schon zu den emotional belasteten Aufga- Grund- und Regelversorgung auf über 80 v H. an- ben des Arztes. Im Hinblick auf eine mögliche steigt, sind vielschichtig und nicht unwesentlich auf Transplantation treten zusätzliche enorme Belastun- die derzeit noch bestehende Rechtsunsicherheit zu- gen bei der Frage auf, wie die Einstellung des Ver- rückzuführen. Die Probleme, die heute bestehen, las- storbenen zur Organspende wohl gewesen wäre, und sen sich in etwa an den Aufgaben erkennen, die auf die Bitte zur Erlaubnis zur Organentnahme ist eine ein Krankenhaus im Rahmen einer möglichen Organ- unmögliche Frage zu einem unmöglichen Zeitpunkt. spende zukommen, und ich will hier eben nur die zwei Jedem einzelnen Angehörigen wird praktisch eine Punkte herausgreifen, denn die anderen sind lösbar eigene Entscheidung in einer schlimmen Situation, durch organisatorische Absprachen oder, auch das dazu in einem gewissen Zeitdruck, unter Umständen muß man zugeben, Verbesserungen in der Weiterbil- in Auseinandersetzungen mit anderen Angehörigen dung. Also ich will eingehen, wie es vorgesehen ist, und Ärzten abgefordert, das alles in einem Zustand auf die Hirntodproblematik und den schweren Punkt tiefen Schmerzes und größter Unsicherheit.. Aber auch den Ärzten wird ein stets schwerbelastetes Vor- „ Gespräch mit den Angehörigen ", wie es sich heute darstellt und das natürlich bei allen zu erwägenden gehen abverlangt. Die Furcht vor diesen Gesprächen Lösungen berücksichtigt werden muß. ist aus meiner Erfahrung einer der Hauptgründe, warum bei potentiellen Organspenden diese Nach- Zunächst zum Hirntod: Der Hirntod ist keine Erfin- frage nach Erlaubnis überhaupt unterbleibt und so- dung der Transplantationsmedizin. Der vollständige mit die Explantation unterbleibt. Jede rechtliche Lö- und unumkehrbare Ausfall sämtlicher Hirnfunktio- sung, die nicht ausschließlich den Wunsch des ein- nen ist eindeutig und absolut zweifelsfrei feststellbar. zelnen und damit des Verstorbenen berücksichtigt, Unabhängig von Überlegungen zu einer möglichen sondern diese Entscheidungslast, in welcher Form Explantation ist er seit jeher Entscheidungskriterium, auch immer, den Angehörigen aufbürdet, wird an ob zum Beispiel bei einem Patienten mit einem Herz- dieser Grundproblematik meiner Auffassung nach und Kreislaufstillstand noch Reanimationsmaßnah- wenig ändern. Dies gilt auch - wie ich meine - für die men eingeleitet werden sollen oder nicht. Diese wer- in dem jetzigen Gesetzentwurf vorgesehene erwei- den eben dann nicht eingeleitet beziehungsweise terte Zustimmungslösung. Ein Blick auf die Gründe, auch abgebrochen, wenn feststeht, daß das Hirn die am häufigsten zur Ablehnung einer Organspende durch einen entsprechend langen Ausfall der Zirku- durch die Angehörigen führen, zeigt auch den Lö- lation irreversibel geschädigt ist, obwohl durchaus sungsbedarf bei einer gesetzlichen Regelung auf.

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Diese Gründe sind: Der vermutete Wille des Verstor- phischen Seminar der Universität Göttingen bezie- benen ist unklar; auch bei einer Entscheidung oder hungsweise zur Zeit am Wissenschaftskolleg in Ber- auch bei keiner Entscheidung glauben viele, wenig- lin. Mein Plädoyer geht zugunsten einer Anerken- stens keine falsche Entscheidung zu treffen. Die Er- nung des Hirntodkriteriums und einer erweiterten fahrung zeigt, daß Angehörige oft erst nach langer Zustimmungsregelung. Aus Zeitgründen nehme ich Zeit nach der Entscheidung unter schweren Gewis- jetzt fast auch nur zur Hirntodproblematik Stellung. sensdruck geraten, etwas falsch gemacht zu haben, Ob ein hirntoter Mensch als lebend oder als bereits was sowohl für Entscheidungen pro oder contra Or- gestorben anzusehen ist, läßt sich nicht allein kraft ganspende festzustellen ist. medizinischer Kompetenz beantworten, das haben Sie bereits ein Dutzend mal gehört. Allerdings müs- Ein weiterer wichtiger Punkt ist das mangelnde Hirn- todverständnis der Angehörigen, auf diese Probleme sen Hirnforscher und Ärzte entscheidend wichtige Teilantworten geben. Andere Teilantworten betreffen wurde ja bereits eingegangen, und auch die kurze rechtliche, soziale, psychologische und religiöse Zeitspanne zwischen Todesnachricht und der Bitte Aspekte und vor allem die Frage, wie wir Menschen um Erlaubnis zur Organentnahme. Diese aus medizi- lins selbst sehen. Am Ende geht es in der Hirntodfra- nischer Sicht notwendige Fristsetzung wird nicht zu ge um eine praktische Übereinkunft auf dem Boden Unrecht häufig als unzumutbar angesehen. Bei nicht abgeschlossener Entscheidungsfindung erfolgt dann von Fakten und von Plausibilitäten und Abwägun- gen. Eine Ablehnung des Hirntodkriteriums als Krite- eher die Ablehnung. Auch bei Angst der Angehöri- rium für das Totsein des betroffenen Menschen kann gen vor einer Verstümmelung des Toten, auch hier ist dreierlei Gründe haben. viel sachliche Aufklärungsarbeit und Information noch notwendig. Ein wichtiger Grund sind auch Mei- Erster Grund: Eine ablehnende Haltung gegenüber nungsverschiedenheiten innerhalb der Familie, die der Organtransplantation als inhumaner Ersatzteile- nicht selten dazu führen, daß aus Angst vor Vorwürfen medizin. Diese Position teile ich entscheidend nicht. positive Entscheidungen gerade der nächsten Ange- Viel mehr sehe ich in Organverpflanzung wie die hörigen beziehungsweise Partner unterbleiben. Be- meisten Bürger unseres Landes eine im Prinzip äu- sondere Probleme ergeben sich dann, wenn der Ver- ßerst segensreiche Möglichkeit der Medizin, wenn storbene beispielsweise in einer Partnerschaft gelebt sie human und freiwillig in Gebrauch genommen hat und der Partner, der ihm seit vielen Jahren näher wird. Wer Organverpflanzungen generell nicht unter- stand, eine andere Meinung vertritt als die zum Bei- stützt, könnte das Hirntodkriterium zwar dennoch in- spiel hinzugerufenen Eltern oder ein Verwandter. tellektuell für überzeugend halten, praktisch jedoch Auch religiöse Beweggründe können eine Rolle spie- fehlt ihm dann die heute wesentliche Motivation für len, das fällt zahlenmäßig sicher weniger ins Gewicht, die ganze Todesdebatte. Da nämlich Sterbende nach sie sind selbstverständlich zu akzeptieren. Rechtsprechung und ärztlicher Richtlinie nicht weiter Als gesetzliche Regelung ist deshalb nach meiner behandelt werden müssen, würde man bei Hirntoten Auffassung eindeutig eine solche Lösung zu favori- die Beatmung abstellen und so den raschen Eintritt sieren, die klar den Willen des Verstorbenen und da- auch des Herztodes herbeiführen. Jene praktische mit sein Selbstbestimmungsrecht berücksichtigt. Eine Motivation diskreditiert das Hirnkriterium jedoch kei- Nichtäußerung zu Lebzeiten - und ich glaube, dies neswegs, entscheidend ist, ob es auch theoretisch auf muß man auch den Bürgern klarmachen - bedeutet eigenen Füßen stehen kann. die unzumutbare Übertragung dieser Entscheidung Und noch ein letzter Punkt hierzu: Wer behauptet, auf die Angehörigen. Nach meiner Auffassung kann gerade die Ablehnung des Hirntodkriteriums schaffe man schon von jedem mündigen Bürger erwarten, das nötige Vertrauen in die Organtransplantationen, daß er in dieser wichtigen Frage Position bezieht und macht sich etwas vor. Wer meint, wie hier schon zwei- sich für oder gegen eine mögliche Organentnahme mal vorgetragen, die Entnahme eines lebenswichti- ausspricht. Die Entscheidung, ob pro oder contra, gen Organs aus Lebenden sei. keine Ausnahme vom muß selbstverständlich jederzeit widerrufbar sein. Tötungsverbot, weil sie de facto mit einer Sterbever- Jeder bestimmt also für sich selbst, ob nach seinem längerung einhergehe, irrt. Rechtsdogmatisch lassen Ableben Organe entnommen werden dürfen. Die so- sich nämlich eine vorausgehende Lebensverlänge- genannte Widerspruchslösung, die eigentlich eine rung und eine anschließende ursächliche Herbeifüh- echte Selbstbestimmungslösung darstellt, sieht dazu rung des Todes nicht gegeneinander aufrechnen. vor, daß der, der mit der Organspende einverstanden ist, nichts zu unternehmen braucht. Will er das nicht, Zweiter Ablehnungsgrund: Skepsis gegenüber der erklärt er ausdrücklich einen Widerspruch. Dieser Annahme, daß ein Hirntoter kein Bewußtsein hat. kann jederzeit nach reiflicher und ruhiger Überle- Diese Annahme ist eine der besagten naturwissen- gung auch auf bestimmte Organe beschränkt wer- schaftlichen Teilantworten auf die Hirntodfrage. Die den. Eine Rücknahme der Entscheidung ist - wie er- ganz überwiegende Mehrheit der hier Sachverständi- wähnt - jederzeit möglich. Somit ist sichergestellt, gen ist, wie Sie wissen, der Überzeugung, daß bei ab- daß nur dann eine Explantation erfolgen darf, wenn gestorbenem Hirn eine zwingende Voraussetzung für eindeutig klar ist, daß der Verstorbene das auch ge- jegliche Form von Empfindung und Wahrnehmung wünscht hat. Die Entscheidung wird nicht anderen des betroffenen irdischen Menschen fehlt. Diese Personen überlassen. Überzeugung gründet sich auf einhelliges neurophy-- siologisches, pharmakologisches und klinisches Wis- SVe Dr. Schöne-Seifert, MA: Herr Vorsitzender, sen. Sie setzt keine weiteren und problematischen meine Damen und Herren. Ich habe eine Ausbildung Annahmen darüber voraus, wie genau Bewußtsein in Medizin und Philosophie und arbeite am philoso und Gehirn zusammenhängen. Diese Überzeugung

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 ist auch keineswegs naiv und wissenschaftsgläubig. rium haben Kritiker unterschiedlicher Provenienz, Sie steht auf dem selben menschlichen Fundament, wie ich meine zu Recht, als unbegründbar bemän- auf dem andere gut abgesicherte Kausalvorstellun- gelt. Ob bestimmte Körperfunktionen, wie Atmung gen stehen. Wer tatsächlich meint, Wahrnehmung und Kreislauf, die de facto stattfinden, durch Eigen- und Empfindung könnten auch ohne Beteiligung ei- leistung integriert werden oder durch künstliche Hilfe, nes Gehirns vorkommen, macht sich gleichwohl kei- scheint mir schlicht irrelevant. Warum in der kompli- nes logischen Fehlers schuldig. Philosophen ist eine zierten Körpermaschine - und jetzt geht es um diesen tiefe Skepsis gegenüber allem menschlichen Dafür- Aspekt des Menschen - ausgerechnet erhaltene halten eine ernstzunehmende allerdings lähmende Steuerfunktionen des Gehirns einer der Indikatoren Position. Philosophisch und plausibel jedoch ist eine für Tod oder Leben sein sollen, nicht aber Funktionen punktuelle Skepsis gegenüber der Gehirnabhängig- von Rückenmark, Herz oder Niere bleibt unplausibel. keit vom Bewußtsein ähnlich und plausibel wie eine Das zweite Kardinalproblem für dieses Merkmal be- Skepsis gegenüber der Körperabhängigkeit von Be- steht in dem schon langjährigen Wissen darüber, daß wußtsein. Derlei Skepsis zu hegen, ist legitime Privat- Hirntotsein keineswegs einen vollständigen Ausfall sache, mehr nicht. zerebraler Körperfunktionen bedeuten muß. Rest- funktionen hier, erhaltene Zellennester dort verlan- Dritter Ablehnungsgrund: Die Ansicht, die Anerken- gen nach einer Differenzierung, die nicht einfach nur nung des Hirntodkriteriums lasse sich, auch wenn Gehirnfunktion mit Lebensmerkmalen gleichsetzen man den Verlust des Geistigen annimmt, nicht oder kann. Die These von der spezifischen Lebensrelevanz vergleichsweise schlecht begründen. Die eigentlich zerebraler Körperfunktionen ist, meine ich, entweder wichtige und schwierige Debatte ist genau diese über defensiv ad hoc oder fehlgeleitet von der Vorstellung, gute und schlechte Begründungen. Nicht begründen alles Zerebrale sei gleichermaßen primär oder gar läßt sich langjährigen Behauptungen etwa der Bun- identitätsstiftend. Die Verfechtung dieser These desärztekammer zum Trotz eine problemlose Konti- macht die Anerkennung des Ganzheitskriteriums in nuität zwischen Herztod- und Hirntodkriterium. Der der Tat inkohärent und angreifbar. Zustand des Hirntotseins ist klarerweise ein anderer biologischer Zustand als der des Herztotseins und Anders ist es um das Kriterium des Geistigen bestellt, muß als ein klinischer Neuzustand dem Leben oder meine ich. Eine allein vertretbare nicht reduktionisti- dem Tode neu zugerechnet werden. Diese Zurech- sche Auffassung eines lebenden Menschen als einer nung verlangt so oder so eine Präzisierung der her- körperlich-geistigen Einheit legt noch nicht fest, ob kömmlichen Todesvorstellungen. Die theoretisch be- der Tod schon im Verlust einer oder erst beider dieser stehende Möglichkeit, zwischen Leben und Tod ei- Komponenten besteht. Daß aber ein entseelter Kör- nen dritten Zustand zu definieren, ist lebenspraktisch per, ein sich und anderes nicht mehr fühlender Leib, unsinnig. Hirntote als Lebende zu bezeichnen, weil als tot zu betrachten sei, weil in ihm für alle Zeit kein sie das traditionelle Herztodkriterium klarerweise „ Du" mehr angesprochen werden kann, weil hier nicht erfüllen, erweitert begrifflich das Spektrum des Körperfunktionen leerlaufen, das ist die einzige Wer- menschlichen Lebens um eine früher nicht vorkom- tung, die das Hirntodkriterium tragen könnte. Diese mende Seinsweise. Hirntote umgekehrt den Toten zu- Begründung anzuerkennen führt nicht zu den pro- zurechnen erweitert begrifflich das Spektrum des phezeiten Abgründen. Weder Patienten mit teilwei menschlichen Totseins. Beide Erweiterungen liegen sem Hirnausfall noch Neugeborene mit fehlender im Bereich des prozeßhaften und irreversiblen Ab- oder mangelhafter Hirnanlage müßten dann ver- sterbens eines Menschen und legen hier einen be- meintlich konsequent für tot erklärt werden, wenn stimmten biologischen Zustand als den Umschlag- wir das nicht wollen und nicht erneut gesetzlich ver- punkt vom Leben zum Tode fest. Keine von beiden fügen. Und wir werden das nicht wollen, weil wir zu- Erweiterungen ist zwingend. Nicht weil hier weitere wenig darüber wissen und wissen können, genau Kenntnisse fehlten, Irrtümer möglich wären, sondern welche anatomische Strukturen, genau welche be- weil es hierbei nichts weiter zu kennen, sondern viel- griffliche Komponenten das minimale Geistige aus- mehr zu entscheiden gilt. machen. Wir werden das auch deswegen nicht wol- len, weil zur Einsehbarkeit des Todes gehört, daß er Beide Erweiterungen kommen nicht um die Frage sich etwa zeitgleich feststellen lasse. herum, was genau bedeutet uns menschliches Tot- sein. In unserm kulturellen Kontext werden seit den Beim Absterben des gesamten Gehirns sind wir hier 60er Jahren drei kennzeichnende Merkmale mensch- allemal auf der sicheren Seite und können diesen Zu- lichen Totseins debattiert. Hirntodgegner pochen auf stand zuverlässig und rasch testen. Leere Körperhül- Todesmerkmal eins, das Ende organübergreifender len umgekehrt als lebende Menschen anzusehen, ob- Körperfunktionen wie Atmung und Kreislauf. Hirn- wohl diese Leere sicher und zeitgleich feststellbar ist, todbefürworter pochen auf das weniger restriktive scheint eine bizarre Verrenkung des gesunden Men- Todesmerkmal, den Verlust allen geistigen Lebens, schenverstandes oder aber eine zu achtende weltan- und das heißt notabene jeder minimalsten Empfin- schauliche Sondermeinung zu sein. Mehr nicht. Bei dungfähigkeit und nicht etwa der Fähigkeit, zu dich- dieser Anhörung gewinnt man den Eindruck, es geht ten oder zu subtrahieren, wie der unscharfe Begriff bei der Hirntodproblematik vor allem um einen Kon- Geist suggerieren möchte. Und viele Hirntodbefür- flikt zwischen der Würde der Hirntoten und den In- - worter, so auch die Bundesärztekammer, erachten zu- teressen möglicher Organempfänger als den Nutz- sätzlich Merkmal drei, den Verlust der sogenannten nießern solcher Würdeverletzungen. Eine solche Selbststeuerung zentraler Körperfunktionen durch Wahrnehmung aber ist bereits durch die Gehirntod- den Hirnstamm für notwendig. Dieses letzte Krite ablehner präjudiziert. Was hier verletzt werden

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode könnte, ist dann jedenfalls ein sehr abstrakter Würde Wiederbelebungsmöglichkeiten des Gehirns be- begriff. Die Eingriffe in die Integrität des Sterbens, stehen. vor denen gewarnt wird, sind Eingriffe in eine Inte- grität höchst idiosynkratischer und abstrakter Natur, Wesentlich ist aber, daß hier in der Begründung auf nicht zu vergleichen mit herkömmlichen Vorstellun- den Hirntod als die sichere und verläßliche Zäsur gen von Integritätsverletzungen, wie das Abschieben zwischen Leben und Tod zurückgegangen wurde. von Sterbenden in Badezimmer oder die Benutzung Wann nämlich Irreversibilität des Kreislaufs gegeben Sterbender als Versuchsobjekte. Die Uneinigkeit ist, das kann nur durch Rückgriff auf den Hirntod über Todesvorstellungen und Kriterien erfordert ei- festgestellt werden. Ich habe insofern also Bedenken nen guten, einen sicheren Minderheitenschutz. Eine gegen die Formulierung des jetzigen § 15, in dem die erweiterte Zustimmungsregelung kombiniert mit ei- Methode der Feststellung des klinischen Todes ne- nem zentralen Melderegister scheint mir hierfür aus- ben den Hirntod gestellt wird. Der Hirntote ist, das reichend. Sollten politische Faktoren am Ende doch haben Sie heute hier von vielen gehört, weit definiti- zu einer engen Zustimmung führen, so hielte ich ver tot als der bloß klinisch Tote. Daß der Tod einen dann die Einführung einer immer wieder diskutierten Prozeß darstellt, weiß man seit langem. Aber der Erklärungspflicht zu Lebzeiten für absolut zwingend. Hirntod ist nach allem, was wir hören konnten, die entscheidende Zäsur.

SV Prof. Dr. Schreiber: Herr Vorsitzender, meine Da Es wird nun behauptet, der Tod des gesamten Ge- men und Herren. Lassen Sie mich aus meiner schrift- hirns lasse sich gar nicht feststellen. Es könne noch lichen Stellungnahme nur einige Stichworte vortra- Restaktivitäten geben. Der Sachverständige Geisler gen. Erstens: Der sogenannte klinische Tod kann für hat Feststellungen solcher Restaktivitäten einzelner die Explantation nicht als entscheidendes Kriterium Zellengruppen heute wiedergegeben. Dazu hat Gei- angesehen werden. Es müßten sich im Zusammen- len, heute auch als Sachverständiger geladen - er ist hang mit der Transplantation weit mehr Einwände aus Krankheitsgründen heute nicht da -, bereits 1972 gegen diesen klinischen Tod als gegen den Hirntod ausgeführt, beim Hirngesamttod könne es nicht etwa richten. Erstaunlicherweise wird der klinische Tod auf die vollständige und absolute Hirnnekrotisierung von den Hirntodgegnern als der verläßlichere, als der und das Ende aller Zellaktivitäten ankommen. Auch richtigere oder „ anständigere Tod" angesehen. Ich für das Gehirn sei nicht der Untergang der allerletz- muß Bedenken gegen den Entwurf des Gesetzes in- ten Zelle und aller Zellverbände wesentlich. Es genü- sofern geltend machen, als für Entnahmen von Orga- ge der endgültige, nicht mehr reparable Funktions- nen in zeitlicher Nähe zum Tode auf diesen soge- ausfall des Gehirns. Das kann mit den gegenwärtig nannten klinischen Tod, also den Stillstand von Kreis- verwendeten Methoden mit aller erforderlichen Ver- lauf und Atmung, abgestellt werden soll. Denn dieser läßlichkeit festgestellt werden. Ausfall von Kreislauf und Atmung kann durch künst- liche Beatmung für längere Zeit überbrückt werden. Der entscheidende Einwand gegen den Hirntod als Er kann, sofern die Beatmung innerhalb der .Isch- Explantationskriterium geht nun dahin, die Hirntoten ämiezeit des Gehirns erfolgt, also innerhalb einiger lebten in Wirklichkeit noch. Es wird freilich allenthal- Minuten, später auch wieder zu normaler Atmung, ben von den Hirntodkritikern eingeräumt, daß der zu normalen nicht künstlich aufrechterhaltenen Le- Hirntod eine entscheidende Zäsur darstellt. Er erlau- bensfunktionen kommen. Wollte man weiter mit dem be die sichere Prognose, daß der Betroffene nie wie- klinischen Tod arbeiten, so wäre bei Stillstand von der in einen Wachzustand zurückkehren werde, da Kreislauf und Atmung der Mensch bereits tot. Eine die Funktion seiner Organe nur mit Mittéln der Inten- Behandlungspflicht des Arztes entfiele schon des- sivmedizin für eine Zeit lang künstlich aufrecht erhal- halb, eine Reanimation stünde dann auch in seinem ten werden könne. Das sei aber noch Sterben und Belieben. nicht Tod. Es wird freilich allgemein von den Hirntodgegnern Im sogenannten ersten internationalen Workshop gefolgert, daß es keinerlei Lebenserhaltungspflicht über die sogenannten non-heart-beating-donors, 'die des Arztes nach der Feststellung des Hirntodes mehr Spender mit nicht mehr schlagendem Herzen, in gebe, es gebe sogar keine Rechtfertigung für eine Maastricht Ende März dieses Jahres, ging es um die weitere Behandlung, weil diese nur eine Verlänge- Frage, ob und unter welchen Bedingungen eine Or- rung des Sterbeprozesses darstelle. Daher sei der Ab- ganentnahme bei Herzstillstand etwa nach schweren bruch der künstlichen Behandlung Pflicht. Unfallverletzungen oder am Ende einer Krankheit mit infauster Prognose zulässig sein kann. Verschie- Wann nun Tod angenommen werden solle, darüber dene Gruppen aus Amerika, England und Holland gehen die Meinungen der Hirntodkritiker auseinan- sowie aus der Schweiz einigten sich in These 5 der der. Ausdrücklich wurde bisher nicht verlangt, daß Resolution von Maastricht, eine Explantation dürfe für die Annahme des Todes das Ende der Tätigkeit al- dann beginnen, wenn nach erfolgloser Wiederbele- ler Organe und Zellen eines Organismus gegeben bung eine Wartezeit von zehn Minuten verstrichen sein müsse. Man hat mir gestern gesagt, es war ein sei. Weshalb geschah das? Das geschah deshalb, weil Hirnforscher, daß man noch bei Ötzi im Magen le- man, wie die Diskussionen ergaben, davon ausging, bende Enzyme gefunden habe. Das kann in diesem- nach zehn Minuten Kreislaufstillstand sei inzwischen Sinne die letzte Zelle wirklich nicht sein. Herr Dörner der Hirntod eingetreten, eine wohl medizinisch bis- hat auf das Ende der Blutzirkulation abgestellt. Da her nicht belegte Angelegenheit, weil hier offenbar kann man nur warnen. Das ist kein verläßliches Krite- unterschiedliche Auffassungen über die Dauer der rium.

Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Frau Däubler-Gmelin hat in der Zeitung den vollstän- ten erklärt hat. Das alles reimt sich nicht zusammen. digen Stillstand von Herz-, Kreislauf- und Hirnfunk- Es steht auch im Gegensatz zum geltenden Recht, es tion - kurz aller Körperfunktionen -, also offenbar verletzt das Tötungsverbot. einen Hirntod und einen klinischen Tod, mit auch Eine Tötung auch auf ausdrückliches Verlangen ver- noch sonstigen Bedingungen als Kriterium gefordert. bietet der derzeitige § 216 StGB. Nun könnte man Welche Bedingungen noch? diese Bestimmung, wenn die Verfassung nicht dage- Herr in der Schmitten gefolgt von Bischof Huber will gen stände, ändern. Wenn der Zustand der Hirntoten den unumkehrbaren Zusammenbruch der Funktions- vom Würdeprinzip her so absolut geschützt ist, wie es einheit Organismus als Tod ansehen. Der Sterbepro- vorhin angenommen worden ist, dann würde auch zeß des Organismus sei erst eingetreten, wenn Le- eine Einwilligung des Betroffenen nicht in diese Wür- bensprozesse nur noch auf der Ebene einiger Organe deverletzung eingreifen. Das ist ein Widerspruch in und Zellen lägen. Im Ergebnis kommt das dann auf sich. Ich muß mich überhaupt in diesem Zusammen- den irreversiblen Kreislaufstillstand als entscheiden- hang gegen die Alternative wehren, die Bischof Hu- den und frühesten Zeitpunkt für den Zusammen- ber vorhin aufgestellt hat, als gehe es bei der Trans- bruch des Organismus heraus. plantation um die Grundposition zweier unterschied- licher Ethiken, nämlich einer Ethik bloßer Interessen, Wann aber diese Irreversibilität gegeben ist, kann, die aus einer bestimmten utilitaristischen Richtung wie die Bemühungen etwa gerade der Non-heart- her kommt, und einer Ethik der Würde und der Per- beating-donor-Gruppen zeigen, nur vom Hirntod her son. So nachdrücklich ich Bischof Huber in dieser bestimmt werden. Dann erst ist der Kreislaufstillstand letzten Position unterstütze, so falsch ist es, und so wirklich irreversibel. In gewisser Weise ist es aber zurückzuweisender ist es, der Transplantation eine verständlich, daß die Hirntodgegner sich gar nicht Verletzung der Würde vorzuwerfen und vorzuhalten. ernsthaft um einen schlüssigen Begriff für den Zeit- Ich meine, daß die Ethik der Explantation keine Ver- punkt des Todes bemühen. Sie verwenden den Hirn- letzung der Würde darstellt. tod selbst für die Zwecke der Transplantation als An- laß, dem sie dann noch die individuelle Zustimmung In der Sache zeigt die vorgeschlagene Lösung, daß des Betroffenen als Rechtfertigungsgrund hinterher das angebliche mit Würdeschutz gesicherte Leben schieben. Der Sache nach geht es darum, wie der der Hirntoten von den Hirntodgegnern auch als ein Hirntote in der ohne künstliche Beatmung ganz kur- Leben minderer Qualität angesehen und behandelt zen, durch die künstliche Beatmung aber verlänger- wird, verfügbares Leben wird. Hirntote leben danach baren, Phase nach dem endgültigen Funktionsausfall in einem status quo minus, das ist kein eigentlich un- des Gehirns bis zum restlosen Ausfall aller Vitalfunk- eingeschränktes Leben mehr, wenn es keinen Schutz tionen behandelt werden soll. Die entscheidende Fra- gegen einen Behandlungsabbruch hat und auf Ein- ge geht dahin, ob in dieser Phase nicht nur alle Be- willigung hin beseitigt werden kann. handlungen unterbleiben dürfen oder sogar müssen, sondern ob Organe zur Transplantation entnommen SV Prof. Dr. Dörner: Herr Vorsitzender, meine Da- werden dürfen. Das bejahen die Hirntodgegner er- men und Herren. Um es gleich vorweg zu sagen, ich staunlicherweise und lassen bei Vorliegen einer per- gehöre zu derjenigen Fraktion, die den Hirntod nicht sönlichen individuellen Einwilligung die Explanta- mit dem Tod des Menschen gleichsetzt. Ich habe mir tion zu. vorgenommen, mich in dieser mündlichen Stellung- nahme auf wissenschaftstheoretische Aspekte zu be- Offenbar soll, das klang heute mehrfach an, eine schränken, damit Sie nicht von allen Sachverständi- Hirntoddiagnostik als Voraussetzung für die Explan- gen vielleicht dasselbe hören. tation erfolgen. Ich komme damit zu Ziffer 1.8 des Fragenkataloges. Obwohl die Hirntoten Lebende Ich denke, daß das Parlament immer gut beraten war sein sollen, dürfen ihnen Organe nach den Kriterien und ist, erst jetzt in die Frage der Gesetzgebung ein- der Hirntodkritiker auch mit der Folge entnommen zutreten bezüglich des Umstandes, daß erst jetzt so werden, daß dadurch der endgültige Tod - gemeint viele Erfahrungen vorliegen, daß jetzt intensiv das ist offenbar der Herz- und Kreislaufstillstand - ein- Pro und Contra der Voraussetzung für die Gleichset- tritt. Begründet wird das auf eine ganz eigenartige zung Hirntod - Tod geschaffen werden kann. Jede Weise, Frau Schöne-Seifert hat eben schon darauf wissenschaftliche Aussage ist immer in der Gefahr, hingewiesen, ohne daß wir es abgesprochen hätten: interessenbedingt zu sein. Das gilt selbstverständlich Der hirntote Mensch habe einen Anspruch auf Ab- auch für naturwissenschaftliche Aussagen, und jede bruch der Intensivbehandlung mit der Folge des als- wissenschaftliche Aussage, gerade eben auch die baldigen Todeseintrittes, daher stehe ihm die Befug- medizinische Aussage, hat gewissermaßen ihre Halb- nis zu, für sich eine andere Todesart - konkret das wertszeit. Das heißt eine Zeit, wo sie in ihrer Akzep- Sterben durch Organtransplantation - zu wählen. Es tanz zunimmt, dann erreicht sie einen Zenit, und handele sich eigentlich - so hat es Höfling vorhin ge- dann kommen die Einschränkungen der Indikation, sagt - um eine Lebensverlängerung durch Beatmung die Fragwürdigkeit Wirkung - Nebenwirkungen zum bis dann schließlich ein Organ entnommen wird und Zuge, so daß dann die kritische Überprüfungsphase der Mensch stirbt. Das halte ich für ein nicht akzep- einzusetzen hat. Daß dieses bei der Frage der Organ- tables juristisches Kunststückchen. Daraus, daß man transplantation eine lange Halbwertszeit gewesen ist,- nicht früher die Beatmung eingestellt hat, ergibt sich versteht sich von selbst, weil es mit der Faszination überhaupt nicht die Befugnis, nun durch aktives ge- sowohl der Mediziner für ihre Möglichkeiten als auch zieltes Handeln, ein Leben zu beenden, ein Leben, der Gesellschaft zusammenhängt, daß man sterben- das man zuvor als schutzwürdiges Leben von Hirnto den oder todgeweihten Menschen durch Ersatz eines

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Organs helfen kann. Das mußte so lange dauern. Auf schen Konsens zu sprechen - weil wir den nicht ha- der anderen Seite sind die Zeichen unüberhörbar, ben - bleibt uns dadurch und wegen der phänomeno- insbesondere von den unmittelbar Betroffenen. Das logischen Erfordernisse nur möglich, von der prakti- sind die Angehörigen, das sind insbesondere die schen Erfahrung, die einzelne Menschen, betroffene Schwestern, die immer skeptischer sind, ob sie, wenn Menschen, machen, auszugehen und daraus Schluß- sie dort tätig sind, richtig handeln, ob sie das mit ih- folgerungen zu ziehen, ganz egal welche Fähigkeiten rem Gewissen vereinbaren können, und es sind ins- oder Unfähigkeiten wir dann noch mit wissenschaftli- gesamt auch die Krankenhäuser, die zunehmend den chen Mitteln darauf aufbauen. Die Erfahrung ist, daß Eindruck haben, daß die wissenschaftliche Legitima- im Leib eines anderen Menschen der andere mir in tion, auf deren Basis sie handeln, eine falsche ist und seiner Unverfügbarkeit gegeben ist und gewisserma- ßendeswegen mich revidiert werdengenau muß, ohnedadurch daß deswegen verpflichtet, mit ihm verant- die Organtransplantation in Gefahr gerät. Im Gegen- wortlich umzugehen. Diese beziehungsethische Set- teil. Mit einer anderen wissenschaftlich begründeten zung, die sich aus praktischer und alltäglicher Erfah- Wahrheit kann auch das Vertrauen, das verlorenge- rung speist, ist genau das, wo Ärzte immer zu neigen, gangen ist, wieder hergestellt werden oder mögli- dies zu überspringen und da nur eine entscheidungs- cherweise auch noch verstärkt werden. ethische Analyse vorzunehmen, die gewissermaßen nur noch die technische Endstrecke des jewe iligen Wieso sage ich, daß die Gleichsetzung von Hirntod Prozesses berücksichtigt. und Tod nicht möglich ist, sondern eine Möglichkeit nur darstellt, die den Beginn des Sterbeprozesses be- Sechstens: Es ist wissenschaftlich unzulässig, sich deutet. von der zugrundegelegten Definition von Eigen- schaften und Fähigkeiten abhängig zu machen, son- Erstens: Es ist wissenschaftlich nicht zulässig - natur- dern es ist erforderlich, von der praktischen Erfah- wissenschaftlich nicht zulässig -, vom Bewußtseins- rung der Existenz beteiligter Menschen auszugehen, verlust im vollen Sinne des Wortes zu reden, weil Be- weil man sonst in der Relation zwischen Wert und wußtsein etwas ist, was im strengen naturwissen- Würde eine Umkehr vornehmen würde und den Wert schaftlichen Sinne nicht beobachtet werden kann als wesentlicher als die Würde erachten würde. und deswegen nicht allein von Naturwissenschaftlern bewertet werden kann. Siebtens: Dieses wird insbesondere erfahren von de- nen, die am nächsten dran sind, das sind einmal die Zweitens: Es ist wissenschaftlich nicht zulässig, vom Angehörigen, das sind zum anderen die Pflegenden, Verlust der zentralen Steuerung insgesamt zu spre- die gar nicht anders können, als mit einem sogenannt chen, weil es selbstverständlich Wechselbeziehun- hirntot definierten Menschen die Sterbebegleitung gen zwischen Organismus und Umwelt auch nach zu beginnen, und deswegen in Schwierigkeiten gera- dem sogenannten Hirntod gibt. ten, wenn auf der anderen Seite jetzt die Frage der Drittens: Es ist wissenschaftlich nicht zulässig, vom medizinischen Verwendbarkeit dieses Menschen und Verlust aller Hirnfunktionen zu sprechen, we il einer- seines Körpers zur Debatte steht. seits einige Hirnfunktionen nachweisbar sein können und andererseits über Hirnfunktionen, die durch die Da dies nach meiner Ansicht so ist, kann nur die enge vorgenommenen Messungen gar nicht gemessen Zustimmungslösung möglich sein, wobei ich - mir ist werden können, auch keine Aussage gemacht wer- das Votum des Verbandes der Dialysepatienten be- kannt geworden - es für durchaus denkbar halte, den kann. Das ist einer der Gründe - vermute ich je- daß, weil denfalls -, warum die Engländer pragmatischer und man in diesem Punkt dann nur von der persönli- chen Selbstbestimmung ausgeht, we il vielleicht auch bescheidener als wir dann eigentlich es ein Eingriff nur davon sprechen, der irreversible Verlust der in höchstpersönliche Angelegenheiten ist, was schon Atmungsfähigkeit ist gegeben und das sei das ent- deswegen - auch verfassungsrechtlich - gar nicht scheidende Kriterium. Das dürfte dann wohl auch durch Dritte ersetzbar ist, daß man dieses gewisserma- ßen dadurch ausgleicht, und das Votum des Verban- zutreffen. des für Dialysepatienten besagt es auch, daß jeder Viertens: Es ist wissenschaftlich nicht zulässig, wie Bundesbürger unter dann noch zu definierenden Um- der Wissenschaftliche Beirat der Bundesärztekammer ständen zu Lebzeiten vor die Frage gestellt werden es tut, den Tod als ein biologisches Phänomen sollte, ob er zu spenden bereit ist oder nicht. schlechthin zu bezeichnen und dieses noch in einer rationalen Welt stattfinden zu lassen, we il mit beiden Abschließend würde ich ganz gerne ein Zitat des Pro- Definitionen eine ganze Menge ausgeklammert ist, fessor Ebbrecht von der Evangelischen Akademie was für den Alltag der betroffenen Menschen von Iserlohn bringen, weil es die Problematik in einen - entscheidender Bedeutung ist. Seit .etwa 70 Jahren ich sage einmal - politischen oder politikwissen- ist es eigentlich üblich, daß sowohl die Philosophie schaftlichen Raum reinbringt, was für den Gesetzge- als auch jede Wissenschaft mit einer phänomenologi- ber vielleicht auch nicht ganz verkehrt sein könnte. schen Beschreibung des Gegenstandsbereichs be- Er schreibt: An dieser Stelle verknüpft sich die Dis- ginnt, um den sie sich kümmern will, bevor sie dann kussion über Organtransplantation mit der gegen- zu Hypothesen wissenschaftlicher Art kommt. Dies wärtigen Kommunitarismusdebatte und der Grund- ist hier nicht erfolgt oder zu wenig erfolgt - gewisser- wertediskussion in den USA. Am Beispiel der Organ-- maßen ist diese Phase übersprungen. transplantation kann gezeigt werden, daß der Libera- lismus (Freiheits- und Selbstbestimmungsrechte des Fünftens: Da es nun auch wissenschaftlich nicht zu einzelnen, die vom Staat zu schützen sind durch Ab- lässig ist, von einem irgendwie gearteten metaphysi -wehrrechte) und der Kommunitarismus (Verantwor

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 tung für die Gemeinschaften, in denen wir leben und Mein vierter Punkt - Abwägungsgesichtspunkte: Das ohne die wir nicht wären, was wir sind), also daß Li- Interesse desjenigen, der auf ein Transplantat ange- beralismus und Kommunitarismus nicht, wie immer wiesen ist, wird durch das Verfassungsrecht und zwar behauptet wird, sich quasi ausschließen, sondern sich durch das Grundrecht auf Leben und körperliche Un- eben sehr gut ergänzen können, denn nur auf der versehrtheit in Schutz genommen, und zwar in Form Werterfahrung von Solidarität ist Freiheit lebbar, der leistungsrechtlichen Dimension dieses Grund- muß sie aber auch ermöglicht werden, damit sie nicht rechts. Damit ist jedoch noch nichts über die Intensi- zum Totalitarismus wird. Vielen Dank. tät eines solchen Schutzes gesagt, zumal nicht über einen Vorrang dieses Interesses im Verhältnis zu an- deren Interessen. Aus dem Grundrecht auf Leben SV Prof. Dr. Gallwas: Herr Vorsitzender, meine Da und körperliche Unversehrtheit selbst folgt zumal men und Herren. Ich möchte aus meiner Stellung- kein Recht des einzelnen gegen den Staat auf Ver- nahme fünf Punkte aufgreifen und zu denen kurz schaffung eines Transplantats im Wege einer Begrün- sprechen. Der erste Punkt: Es ist nicht Sache des dung staatlicher Duldungspflichten gegenüber Be- Staates zu entscheiden, wann das Leben des Men- troffenen. Solange der Spender noch im Sterben schen endet, ob also der Hirntote schon ein Toter liegt, würde einem solchen Recht dessen Grundrecht oder noch ein Sterbender ist. Wohl aber ist es Sache auf Leben und körperliche Unversehrtheit entgegen- des Staates festzulegen, welche Rechtsfolgen an be- stehen, zwei Grundrechte, die wie Lokomotiven ge- stimmte tatsächliche Voraussetzungen geknüpft wer- geneinander stehen. Das Recht auf Leben des einen den dürfen. Mögen die Naturwissenschaften und die findet nämlich eine überwindliche Schranke am glei- Erkenntnistheorie über die richtige Todesfeststellung chen Recht des anderen. streiten. Der Staat muß darüber entscheiden, welche rechtlichen Konsequenzen aus welchen Ereignissen Dem Staat ist es wegen der Verfassung verwehrt, jeweils zu ziehen sind. menschliches Leben zu bewerten und je nach dem Ausgang der Bewertung das Grundrecht des einen Der zweite Punkt: Die Frage der Folgen ist mitnichten dem Grundrecht des anderen zu opfern. Verfassungs- bereits entschieden, wenn man sich entweder auf den rechtlich besteht insoweit ein Differenzierungsver- Hirntod oder auf den Herzkreislauftod festgelegt hat. bot. Der rechtliche Schutz für das Leben darf nicht Der Staat kann nämlich die Phase zwischen dem Hirn- zur Funktion des individuellen Lebenswerts oder gar tod und dem Herzkreislauftod sowohl dem Bereich des der besseren Überlebenschance des anderen ge- Todes wie dem Bereich des Lebens zuordnen, notfalls macht werden. Verfassungsrechtlich unbedenklich im Wege der Fiktion. Er kann aber auch einen beson- wäre es hingegen, wenn der Staat sein allgemeines deren Zustand einer besonderen Regelung unterwer- Tötungsverbot für den Fall zurücknehmen würde, fen. Ausschlaggebend ist insoweit der verfassungs- daß sich jemand bereit findet, nach dem Hirntod als rechtliche Rahmen und innerhalb diesem die politi- Organspender zur Verfügung zu stehen. Wenn der sche Entscheidung der parlamentarischen Gremien. Staat also dem Spender erlaubte, soweit auf den Eine so wichtige Frage wie die, ob und unter welchen Rechtsschutz für Leben und körperliche. Unversehrt- Voraussetzungen jemandem Organe entnommen wer- heit zu verzichten. den dürfen, muß durch Gesetz entschieden werden. Es besteht hier im Gegensatz zu früher ein Regelungsbe- Sieht man den Spender andererseits als tot an, so hat darf, und der unterliegt dem Gesetzesvorbehalt. zwar das Grundrecht auf Leben und körperliche Un- versehrtheit seinen Gegenstand und damit auch sei- Dritter Punkt: Das Verfassungsrecht bietet für unsere nen Widerstand verloren, an seine Stelle tritt jedoch Fragen zwei Maßstäbe. Nämlich einmal das Recht die Schutzpflicht des Staates für den Verstorbenen. auf Leben und körperliche Unversehrtheit und zum Ihr Gegenstand, der Gegenstand dieser Schutzpflicht, anderen den postmortalen Persönlichkeitsschutz. ist einmal der Respekt vor der Selbstbestimmung des Sieht man den Hirntoten wie die Kritiker des Hirntod- Verstorbenen und die Wahrung der Integrität seines konzepts noch als Sterbenden an, so stellt sich die Körpers. Dieser Schutz ist um so intensiver, je kürzer Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen und der Todeszeitpunkt zurückliegt. Läßt man den Schutz in welchem Umfang sich die Organentnahme mit des Grundrechts auf Leben und körperliche Unver- dem Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sehrtheit mit dem Hirntod enden, so ist immerhin der vereinbaren läßt. Folgt man dagegen dem Hirntod- postmortale Persönlichkeitsschutz in der Phase bis konzept, so steht man vor der Frage, ob und unter zum Herzkreislauftod besonders hoch. Sein Gegen- welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang stand ist, wie gesagt, die Integrität des Körpers, bei sich die Organentnahme mit dem postmortalen Per- dem nach Eintritt des Hirntodes die Herzkreislauf- sönlichkeitsrecht verträgt. In beiden Fällen verweist funktionen künstlich aufrecht erhalten werden. Ver- das Verfassungsrecht auf Abwägungsprozesse. Das fassungsrechtlich geht also der Unterschied im Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit Schutz des nach dem Hirntod noch Sterbenden ge- steht unter Gesetzesvorbehalt. Der Gesetzgeber darf genüber dem bereits durch den Hirntod Verstorbe- also zur Verwirklichung legitimer Gegeninteressen nen gegen Null. Das bedeutet, daß man in der Phase im Rahmen des Übermaßverbotes zu Eingriffen er- zwischen Hirntod und Herzkreislauftod stets darauf mächtigen. Das postmortale Persönlichkeitsrecht ist abzustellen hat, ob der Verstorbene zu Lebzeiten eine Konkretisierung der Achtung und Schutzpflicht eine entsprechende Disposition für den Fall seines- des Staates gegenüber dem Verstorbenen. Im Vor- Hirntodes getroffen hat gang der Konkretisierung sind die jeweiligen Inter- essen auszumachen, zu bewerten und aufeinander Damit ist man in beiden Fällen bei einer engen, näm abzustimmen. lich auf den erklärten Willen des Verstorbenen abstel-

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode lenden Zustimmungslösung. Hiervon darf selbst zwungene Behandlungsmaßnahmen nach Hirntod dann nicht abgewichen werden, wenn der Verstor- diagnose strikt zu unterbleiben haben. Therapeutisch bene von seinem Selbstbestimmungsrecht keinen kann dem Hirntoten in seinem Interesse nicht mehr Gebrauch gemacht hat, wenn er weder widerspro- geholfen werden. Mit der Hirntoddiagnose ist also chen noch zugestimmt hat. Denn dies würde bedeu- ein Zustand erreicht, in dem es eigentlich geboten ten, daß man sein Selbstbestimmungsrecht, das eben ist, weitere intensivmedizinische Maßnahmen zu un- auch die Möglichkeit einschließt, sich aus welchen terlassen mit der Folge des unmittelbar eintretenden Gründen auch immer nach keiner Seite festzulegen, endgültigen Todes. In einer solchen Situation besteht zur Disposition Dritter stellt. Dies wäre allenfalls hin- also auch keine Pflicht des Staates, gegen den Willen nehmbar, wenn es einen Erfahrungssatz gäbe, wo- des Betroffenen sein Leben zu verlängern. Anderer- nach derjenige, der sich nicht ausdrücklich gegen seits besteht ein Recht des Betroffenen, den Sterbe- eine Organspende ausspricht, in dieser Hinsicht an prozeß in seiner letzten Phàse selbst bestimmen zu der Integrität seines Körpers nach dem Tode kein können und damit auf diese Art und Weise zu sagen,

Interesse mehr habe. Davon kann jedoch in unse- „ ich bin einverstanden mit der Explantation lebens- rer Gesellschaft keine Rede sein. Die Substituierung wichtiger Organe ", wenn das vorab erklärt worden einer fehlenden Erklärung des Verstorbenen durch ist. Vorab erklärt heißt, es wird zu gesunden Zeiten eine entsprechende Erklärung der Angehörigen oder von einer einsichtsfähigen Person freiwillig erklärt. gar durch deren Verzicht auf einen ausdrücklichen Um diese Freiwilligkeit valide zu machen, scheint mir Widerspruch ist daher nichts anderes als eine wenn eine entsprechende intensive Aufklärung über die- auch altruistisch motivierte Bevormundung des ein- sen Zustand wichtig, in der diese Entscheidung voll- zelnen durch den Staat. Aus dem Verfassungsrecht zogen wird. Das bedeutet im Kern eine enge Zustim- folgt somit nach meinem Dafürhalten eine Beschrän- mungslösung, von der ich allerdings annehme, daß kung des Gesetzgebers auf die enge Zustimmungs sie im Blick auf die Entnahme lebenswichtiger Or- lösung. Allenfalls könnte man, eben weil nach dem gane bei Kindern ergänzt werden kann durch eine Verfassungsrecht die Organentnahme so eng mit stellvertretende Entscheidung der Eltern für ihre Kin- dem Selbstbestimmungsrecht des davon Betroffenen der. Das scheint mir durch Artikel 6 Abs. 2 legitimiert. verkoppelt ist, dann eine Ausnahme zulassen, wenn Darüber hinaus glaube ich, daß das in dem Modell der Betroffene einen anderen ausdrücklich dazu er- von Abg. von Klaeden und anderen angesprochene mächtigt, diese Entscheidung im Falle des Hirntodes „ Botenmodell" auch keinen durchgreifenden verf as- für ihn zu treffen. Ich danke Ihnen. sungsrechtlichen Bedenken unterliegt, wenn es pro- zedural abgesichert ist. Die Einschaltung Dritter in In der Anhörung des Rechtsausschusses diese Entscheidungsphase, die allerdings nur einen vom 15. Januar 1997 führte der Sachverständige anderweitig, d. h. nicht formell dokumentierten Wil- Prof. Dr. Höfling aus: len des Betroffenen wiedergeben, muß so ablaufen, daß einigermaßen sichergestellt ist, daß keine Fremd-

Wenn man von der These ausgeht, daß der hirntote bestimmung „ durch die Hintertür" stattfindet, also Patient, bei dem lebenswichtige Organe zu entneh- keine „ erweiterte Zustimmungslösung" platzgreift. men sind, ein noch Lebender, wenn auch Sterbender, ist, stellt sich das in letzter Zeit problematisierte The- Der Ausschuß hat diese beiden Kernfragen intensiv ma, inwieweit die Entnahme, die damit letztlich die erörtert. Diese waren auch Gegenstand einer Vielzahl Tötung des Organspenders herbeiführt, verfassungs- von Gesprächen einer Reihe von interfraktionellen rechtlich zugelassen werden kann. Die vorliegenden Arbeitsgruppen. Da sich keine von allen Gruppen ge- Gesetzentwürfe gehen implizit von der Anerkennung tragene Lösung finden ließ, kam der Ausschuß einver- einer Verfügungsbefugnis über den Sterbeprozeß nehmlich überein, diese Problemkomplexe nicht des Organspenders aus. Das ist auch aus meiner mehrheitlich im Ausschuß zu entscheiden. Er emp- Sicht verfassungsrechtlich gewährleistet. Es kann fiehlt vielmehr dem Deutschen Bundestag, daß im Ple- heute im Blick auf die Rechtsprechung auch des Bun- num eine entsprechende Entscheidung getroffen wird. desverfassungsgerichts als gesicherte Erkenntnis der verfassungsrechtlichen Dogmatik angesehen wer- Mit großer Mehrheit stellte der Ausschuß fest, daß den, daß die in Artikel 2 Abs. 1 geschützte Selbstbe- die Frage der Behandlung fetaler und embryonaler stimmung auch den Grundsatz legitimiert, über Gewebe nicht dem Regelungsbereich dieses Gesetz- grundrechtliche Positionen verfügen zu können. Ins- entwurfs unterliege. Diese Fragen sollten zu einem besondere Grundrechtsbestimmungen, die personale späteren Zeitpunkt im Zuge der Novellierung des Rechtsgüter schützen, nicht zuletzt auch Artikel 2 Embryonenschutzgesetzes oder in einem speziellen Abs. 2 enthalten so einen spezifischen Autonomiege- Gesetz behandelt werden. Dies sei ein sehr kompli- halt. Den anzuerkennen, jedenfalls für die ganz spe- zierter Sachverhalt, der bei den Beratungen des zifische Konstellation der Entnahme lebenswichtiger Transplantationsgesetzes - auch bei den Anhörun- Organe bei Hirntoten, ist verfassungsrechtlich durch- gen - nur am Rande behandelt worden sei. Vor dem aus akzeptabel. Wie der Staat und seine Rechtsord- Hintergrund einer notwendigen intensiven Beratung nung nämlich auf die autonom-individuelle Sterbe- dieser Problematik und im Interesse einer nun zügi- entscheidung je reagiert, hängt ab von der konkreten gen Verabschiedung des Gesetzentwurfs hielten die Ausprägung seiner verfassungsrechtlichen Schutz- Ausschußmitglieder es nicht für sinnvoll, dies -im verpflichtung. Transplantationsgesetz zu regeln. Sie begrüßten das Votum des Rechtsausschusses, diesen Bereich spe- In dem hier zu erörternden speziellen Fall haben wir zialgesetzlich zu regeln und stimmten mehrheitlich es aber mit einer Situation zu tun, bei der aufge einem entsprechenden Entschließungsantrag zu.

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Die Mitglieder der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- dung. Der neue Satz 3 stellt klar, daß auch die Über- NEN hielten dem entgegen, daß es in diesem Bereich tragung der Entscheidung vom vollendeten sech- einen dringenden Regelungsbedarf gebe. Die zur zehnten Lebensjahr an erklärt werden kann. Im übri- Zeit laufende Forschung in diesem Bereich spiele gen wird die Regelung des bisherigen § 3 Abs. 1 Satz sich in einer rechtlichen Grauzone ab. Es drohe eine 2 im Interesse einer Zusammenfassung der Bestim- unkontrollierte Entwicklung, die durch diese be- mungen über die Erklärung zur Organspende an ei- stehende Regelungslücke gefördert werde. ner Stelle hierher übernommen. Es handele sich um fetales extrauterines Gewebe, das dem Regelungsbereich des Emryonenschutzge- Zu § 2 Abs. 3 setzes in keiner Weise unterliege. Es sei deshalb we- der möglich noch sinnvoll, diesen Sachverhalt im Die Änderungen enthalten datenschutzrechtliche Embryonenschutzgesetz regeln zu wollen. Sie waren Präzisierungen unter Einbeziehung des automati- nicht der Auffassung, daß dies spezialgesetzlich ge- sierten Verfahrens nach § 10 des Bundesdatenschutz- regelt werden solle. Es sei durchaus möglich, dies gesetzes (BDSG). Für die Weitergabe von Daten an ohne Verzögerung im Transplantationsgesetz zu re- die für die Datenschutzkontrolle zuständigen Stel- geln, wie zum Beispiel auch der Entwurf eines Trans- len gilt § 24 Abs. 4 BDSG; insoweit bedarf es kei- plantationsgesetzes ihrer Fraktion zeige. Sie brach- ner Regelung für die Rechtsverordnung nach § 2 ten auch einen entsprechenden Änderungsantrag zu Abs. 3. dem Gesetzentwurf der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. ein, der allerdings keine Mehrheit fand. Ein Mitglied der Fraktion der SPD schloß sich Zu 6 a dieser Auffassung an. Zur Erfüllung der Vorschriften der §§ 3 und 4 ist Den Vorschlag des Rechtsausschusses, in § 18 Abs. 2 der Arzt, der eine Organentnahme beabsichtigt, auf des Gesetzentwurfs die Worte „oder Satz 2" zu strei- Informationen über die nächsten Angehörigen an- chen, griff der Ausschuß für Gesundheit nicht auf. gewiesen, zum Beispiel um zu klären, ob der Eine kurze synoptische Übersicht über den Inhalt der mögliche Organspender in eine Organspende ein- beiden Gesetzentwürfe und den drei Anträgen findet gewilligt hatte oder ob der nächste Angehörige nach sich in Teil C. § 4 zustimmt. Die Vorschrift gibt dem Arzt einen entsprechenden Auskunftsanspruch. Die Regelung Die Änderungsanträge enthalten im wesentlichen ist notwendig, um den datenschutzrechtlichen An- Präzisierungen und Klarstellungen vor allem daten- forderungen an das Auskunftsverlangen des Arztes schutzrechtlicher A rt, die sich als Schlußfolgerungen Rechnung zu tragen. Das gilt insbesondere für der Anhörungen ergeben haben. Die Begründungen den Fall, daß der Arzt den möglichen Organspen- finden sich in dem besonderen Teil des Berichtes. der nicht behandelt hatte oder bei diesem der endgültige, nicht behebbare Ausfall der gesamten Hirnfunktion oder der endgültige, nicht behebbare B. Besonderer Teil Stillstand von Herz und Kreislauf nicht im Rahmen Soweit die Vorschriften des Gesetzentwurfs unverän- einer ärztlichen Behandlung aufgetreten ist. Der dert übernommen wurden, wird auf deren Begrün Auskunftsanspruch umfaßt alle zur Klärung der dung verwiesen. Zu den vom Ausschuß vorgenom- rechtlichen und medizinischen Voraussetzungen der menen Änderungen ist folgendes zu bemerken: beabsichtigten Organentnahme erforderlichen Infor- mationen und gilt unabhängig von der Mitteilungs- pflicht der Krankenhäuser nach § 10 Abs. 4 Satz 2 Zu § 1 Abs. 2 für alle Organe, die dem Geltungsbereich des Geset- zes unterfallen. Soweit ein zur Auskunft Verpflichte- Klarstellung ter bereits selbst geklärt hat, ob eine Organentnah- me zulässig ist, beschränkt sich der Auskunftsan- Zu§2 Abs. 1 spruch auf die Mitteilung des Ergebnisses der Klä- rung. Der neue Satz 3 ist eine Konkretisierung der Aufklä- rungspflicht nach Satz 1 und 2. Zur Erfüllung der Mit der Auskunftspflicht nach Absatz 2 Nr. 1 bis 3 Verpflichtung können die Unterlagen beispielsweise wird im Hinblick auf die ärztliche Schweigepflicht bei Ausgabe und Verlängerung der Krankenversi- (§§ 3 und 4 der Muster-Berufsordnung für die deut- chertenkarte (§ 291 SGB V) oder entsprechenden schen Ärzte) zugleich klargestellt, daß die Aus- Versicherungsnachweisen der p rivaten Krankenver- kunftserteilung keine unbefugte Offenbarung ist. sicherungsunternehmen versandt werden. In Be- Auskunftspflichtig sind nach Nummer 4 auch Behör- tracht kommen auch eine entsprechende regelmäßi- den, zum Beispiel die Staatsanwaltschaft, in deren ge Veröffentlichung oder Beilage in den Mitglieder- Gewahrsam sich der Leichnam eines möglichen Or- zeitschriften. ganspenders befindet. Gleiches gilt nach Nummer 5 für von der Koordinierungsstelle beauftragte Perso-- nen, zum Beispiel Transplantationskoordinatoren, die Zu § 2 Abs. 2 häufig das Gespräch-mit nächsten Angehörigen we- Die redaktionelle Präzisierung des Satzes 2 erstreckt gen einer möglichen Zustimmung zur Organspende die Regelung auch auf die Übertragung der Entschei führen.

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Zu § 7 Abs. 1 Abs. 2 Satz 1) in die Maßnahmen zur Qualitätssiche- rung einzubeziehen ist. Die Änderung des Absatzes 1 Satz 1 Nr. 3 konkreti- siert die Vorschrift im Interesse der Rechtssicherheit. Zu § 9 Abs. 3 Die Änderung des Absatzes 1 Satz 2 berücksichtigt, daß die Formulierung „in besonderer persönlicher Der neue Absatz 3 dient dem Schutz des Empfängers Verbundenheit" das Sittliche dieser Verbundenheit einer Augenhornhaut. zwischen Organspender und Organempfänger in- haltlich einschließt. Zu § 10 Abs. 1 Die Ergänzung dient der Klarstellung, daß der Träger Zu § 7 Abs. 2 der Koordinierungsstelle von medizinisch-therapeu- Die Änderungen in Absatz 2 Satz 1, 2 und 3 dienen tischen Leistungen, die nicht der Organübertragung der Klarstellung. Der neue Satz 4 in Absatz 2 soll si- dienen, unabhängig sein muß. cherstellen, daß insbesondere die krankenversiche- rungsrechtliche Absicherung des Spenders vor seiner Zu § 10 Abs. 1 Satz 2 Einwilligung geklärt ist. Redaktionelle Anpassung an die Terminologie des SGB V (siehe z. B. § 112 Abs. 5, § 115 Abs. 5, § 115 a Zu § 7 Abs. 3 Abs. 3 Satz 3 und § 115 b Abs. 1). Die Aufteilung des bisherigen Absatzes 3 Satz 1 in zwei Sätze ist eine Folgeänderung zur Präzisierung Zu § 10 Abs. 2 Satz 1 und Konkretisierung der Inkrafttretensvorschrift des § 24 Abs. 1 Satz 2. Die Einrichtung der Gutachter- Siehe die Begründung zu § 10 Abs. 1 Satz 2. kommissionen erfolgt durch Landesrecht. Zu § 10 Abs. 3 Zu § 9 Abs. 2 Durch die Ergänzung des Satzes 1 wird klargestellt, daß auch Änderungen des Vertrages der Genehmi- Die Ergänzung ist eine Klarstellung. Sie dient der gung bedürfen. Transparenz für den behandelnden Arzt und damit auch für den Patienten. Die Unterrichtungspflicht gilt Durch den neuen Satz 2 wird klargestellt, daß sich auch, wenn der Patient auf Veranlassung der Ver- die Genehmigung auf eine Rechtsprüfung des Ver- mittlungsstelle aus der Warteliste herausgenommen trages beziehungsweise seiner Änderung beschränkt wird. Insoweit ist die entsprechende Unterrichtung und keine fachliche Ermessensprüfung beinhaltet. des Transplantationszentrums durch die Vermitt- lungsstelle im Vertrag nach § 11 Abs. 4 zu regeln. Zu § 10 Abs. 3 Satz 3 Siehe die Begründung zu § 10 Abs. 1 Satz 2. Zu § 9 Abs. 2 Nr. 1 a Die Vorschrift stellt im Hinblick auf die Bedeutung Zu § 10 Abs. 4 a der Aufnahme in die Warteliste für die Behandlungs- chance einer unter Umständen lebensrettenden Or- Die Berichtspflicht dient dem Ziel, in der Öffentlich- ganübertragung klar, daß die Entscheidung über die keit mehr Transparenz über das Transplantationsge- Aufnahme nach medizinisch begründeten Regeln schehen bei lebenswichtigen Organen herzustellen. vorzunehmen ist, die unter medizinischen Gesichts- Diese Transparenz ist eine wesentliche Grundlage punkten für die Notwendigkeit der jewei ligen Arten für die gesellschaftliche Akzeptanz der Transplanta- von Organübertragungen und ihren Erfolg von Be- tionsmedizin sowie für gesundheitspolitische Ent- deutung sind. Die Regelung dient angesichts der scheidungen auf diesem Gebiet der Hochleistungs- Knappheit an Spenderorganen der Chancengleich- medizin. heit nach Maßgabe medizinischer Kriterien. Sie schließt aus, die Aufnahme in die Warteliste von nichtmedizinischen, zum Beispiel finanziellen oder Zu § 11 Abs. 1 Satz 2 sozialen, Erwägungen abhängig zu machen. Die Die Ergänzung dient der Klarstellung, daß der Träger Bundesärztekammer kann in Richtlinien nach § 15 der Vermittlungsstelle von medizinisch-therapeuti- Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 a den St and der Erkenntnisse der schen Leistungen, die nicht der Organübertragung medizinischen Wissenschaft für die Regeln zur Auf- dienen, unabhängig sein muß. nahme in die Warteliste für die jewei ligen Arten von Organübertragungen näher feststellen. Zu § 11 Abs. 1 Satz 4 Die Ergänzung des § 11 Abs. 1 Satz 4 enthält eine Zu § 9 Abs. 2 Nr. 5 - Klarstellung in Anlehnung an Artikel 6 des Einfüh- Die Ergänzung stellt klar, daß die Nachbetreuung rungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche. Da- von Lebendspendern im Hinblick auf die gesund nach wäre zum Beispiel die Vermittlung von Orga- heitlichen Risiken einer Lebendspende (siehe § 7 nen hingerichteter Strafgefangener wegen des Ver-

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

stoßes gegen wesentliche Grundsätze des deutschen Der neue Absatz 3 Satz' 5 stellt im Hinblick auf § 4 Rechts (sogenanntes ordre public), insbesondere ge- Abs. 1 BDSG klar, daß bei Gefahr in Verzuge (zum gen die Menschenwürde (Artikel 1 Abs. 1 GG), das Beispiel bei einem Patienten im Leberkoma) die Ein- Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit (Ar- willigung auch nachträglich eingeholt werden kann. tikel 2 Abs. 2 Satz 1 GG) und die Abschaffung der To- desstrafe (Artikel 102 GG), unzulässig. Demgegen- über ist die Vermittlung von Organen, die zum Bei- Zu § 13 spiel in Belgien oder Österreich entsprechend den Die Ergänzung des Absatzes 1 Satz 1 ermöglicht eine dort geltenden Rechtsvorschriften auf der Grundlage Kontrolle der Einhaltung der Datenschutzvorschrif- der Widerspruchslösung entnommen worden sind, ten bei den genannten Stellen auch, soweit deren zulässig, auch wenn diese Rechtsvorschriften von Datenverarbeitung nicht dateimäßig sondern in Ak- zwingenden Rechtsvorschriften eines deutschen ten erfolgt. Der neu hinzugefügte Satz 2 in Absatz 1 Transplantationsgesetzes abweichen. ermöglicht die gleiche lückenlose Datenschutzkon- trolle bei Ärzten und anderen Personen, die - abge- Zu § 11 Abs. 4 Satz 2 Nr. 1 sehen vom Erklärenden - nach § 2 Abs. 3 a Auskunft erhalten haben oder an die eine solche Auskunft wei- Die Neufassung stellt klar, daß die A rt der von den tergegeben worden ist. Transplantationszentren zu meldenden Patientenda- ten in dem Vertrag festzulegen ist. Dazu gehört auch Die Ergänzung des Absatzes 2 Satz 1 dient der Ver- die Bestimmung, ob die Patienten namentlich zu vollständigung des Schutzes personenbezogener Da- nennen sind. Im übrigen enthält die Neufassung eine ten der Organspender und der Organempfänger. Der Präzisierung der Aufgaben der Vermittlungsstelle bei neu hinzugefügte Satz 4 enthält eine Klarstellung zur der Erfassung der Patientendaten in Wartelisten un- Reichweite der Zweckbindung nach Satz 3. ter Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Erfor- dernisse. Zu § 14 Folgeänderung zur Aufteilung des § 7 Abs. 3 Satz 1 Zu § 11 Abs. 4 Satz 2 Nr. 4 in zwei Sätze. Redaktionelle Be richtigung. Zu§ 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 Zu § 11 Abs. 5 Klarstellung entsprechend § 5 Abs. 1 Satz 1. Durch die Ergänzung des Satzes 1 wird klargestellt, daß auch Änderungen des Vertrages der Genehmi- Zu § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 a gung bedürfen. Folgeänderung zur Einfügung der Nummer la in § 9 Durch den neuen Satz 2 wird klargestellt, daß sich Abs. 2. die Genehmigung auf eine Rechtsprüfung des Ver- trages beziehungsweise seiner Änderung beschränkt und keine fachliche Ermessensprüfung beinhaltet. Zu§ 15 Abs. 2 Um im Zuge einer Konkretisierung durch Verfahren Zu § 11 Abs. 5 Satz 3 eine bessere Sicherung dafür zu treffen, daß die Vor- Siehe die Begründung zu § 10 Abs. 1 Satz 2. gaben des § 9 Abs. 2 Nr. la und des § 11 Abs. 3 Satz 1 sachgerecht umgesetzt werden, bestimmt die neue Regelung, daß bei der Erarbeitung der entsprechen- Zu§ 12 Abs. 2 den Richtlinien auch Personen mit der Befähigung zum Richteramt sowie Personen aus dem Kreis der Die Neufassung des Absatzes 2 dient der daten- Betroffenen vertreten sein sollen. Die Vertretung schutzrechtlichen Präzisierung von Zweck und Um- durch Personen aus dem Kreis der Angehörigen trägt fang der Zusammenführung der genannten Daten dem Umstand Rechnung, daß in der weitaus über- sowie ihrer gemeinsamen Verarbeitung und Nutzung wiegenden Zahl der Fälle die Entscheidung über durch die Koordinierungsstellen. eine porstmortale Organspende durch Angehörige entsprechend dem mutmaßlichen Willen des mög- Zu § 12 Abs. 3 lichen Organspenders getroffen wird und einer trans- parenten, den Vorgaben des Gesetzes entsprechen- Die Änderungen in Absatz 3 Satz 1 und 3 stellen ent- den Regelung der Organvermittlung auch für die sprechend § 4 Abs. 2 Satz 2 BDSG klar, daß die Ein- Entscheidung durch Angehörige große Bedeutung willigung der Patienten in die Meldungen schriftlich zukommt. erfolgen muß. Die weitere Änderung des Absatzes 3 Satz 3 bezieht Zu § 16 Abs. 2 die Meldepflicht auf die für die Organvermittlung er- forderlichen Patientendaten. Ob dazu auch eine na- Auch der Empfänger trägt mit seiner Bereitschaft, für mentliche Nennung der Patienten gehört, ist in dem die Beschaffung entsprechender Transplantate mög- Vertrag nach § 11 Abs. 4 zu regeln (siehe die neuge- licherweise ein hohes Entgelt zu leisten, zur Kom- faßte Nummer 1 in § 11 Abs. 4 Satz 2). merzialisierung menschlicher Köpersubstanzen bei.

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Ein solches Verhalten ist in gleicher Weise verwerf- Zu § 18 Abs. 3 lich wie das kommerzielle Verhalten des Spenders. Die Ergänzung des Absatzes 3 Satz 1 ist eine Folge- Mit der Ergänzung wird dem berechtigten Anliegen änderung zur Einfügung des § 2 Abs. 3 a und der im Hinblick auf die Zielsetzung des Entwurfs, eine Neufassung des § 12 Abs. 2. gewinnorientierte Ausnutzung existentieller Notla- gen von Menschen zu verhindern, entsprochen und das Verhalten des Empfängers in gleicher Weise wie Zu § 18 Abs. 6 das Verhalten des Spenders strafrechtlich geahndet. Das Erfordernis des Strafantrags nach Absatz 6 des Eine Strafbewehrung könnte den Empfänger durch Gesetzentwurfs würde zu einer Erschwerung der das ihn treffende Strafrisiko davon abhalten, mit Or- Strafverfolgung führen, die mit der Zielsetzung des ganhändlern zusammenzuwirken und auch die für Absatzes 3 nicht zu vereinbaren wäre. Die Wahrung Organhändler sonst bestehende Möglichkeit, den der Verschwiegenheit über die personenbezogenen Zugriff für die Strafverfolgungsorgane zu er- Daten der Organspender und Organempfänger ist schweren, zumindest einschränken. Dadurch wird vorrangig im öffentlichen Interesse geboten. Hinzu auch der Schutz der in wi rtschaftlichen Notlagen be- kommt, daß in den Fällen des Absatzes 3 ein An- findlichen Spender besser gewährleistet. tragsberechtigter unter Umständen überhaupt nicht vorhanden oderbekannt ist. Außerdem ist es den Be- Zu § 17 Abs. 1 troffenen beziehungsweise Angehörigen angesichts der emotionalen Bedeutung einer Organspende und Siehe die Begründung zu § 16 Abs. 2. Organtransplantation oft nicht zuzumuten, innerhalb der Antragsfrist des § 77b StGB gegen die beteiligten Personen - zumeist Ärzte - wegen Verletzung der Zu § 17 Abs. 1 a Schweigepflicht vorzugehen. Die Strafverschärfung gegenüber dem Strafrahmen des Absatzes 1 soll der Entstehung und Ausweitung eines illegalen Organhandels entgegenwirken. Zur Zu § 20 Nr.1 Auslegung des Begriffs „gewerbsmäßig" kann auf Durch die Änderung werden Augenhornhäute eben die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes zum so wie die vermittlungspflichtigen Organe Herz, Le- Begriff der Gewerbsmäßigkeit im Betäubungsmittel- ber, Niere und so weiter aus dem Begriff des Arznei- recht zurückgegriffen werden. Danach handelt ge- mittels im Sinne des Arzneimittelgesetzes und damit werbsmäßig, wer sich durch wiederholte Tatbege- aus dessen Anwendungsbereich ausgenommen. Die hung eine fortlaufende Einnahmequelle von einiger Vorschrift trägt dem Umstand Rechnung, daß Augen- Dauer und einigem Umfang verschaffen will (ver- hornhäute ebenso wie vermittlungspflichtige Organe gleiche BGHSt 1, 383; 19, 63, 76). nach der Entnahme nicht pharmazeutisch verändert oder konserviert werden, sondern bis zur Transplan- rt wer- Zu § 17 Abs. 3 tation nur im ursprünglichen Zustand bewah den können, ohne ihre Transplantierbarkeit zu be- Zwar ist zu berücksichtigen, daß der Empfänger auf- einträchtigen. Insbesondere sind sie Verfahren zur grund seiner Erkrankung unmittelbar betroffen ist Inaktivierung pathogener Keime nicht zugänglich und das begehrte Organ möglicherweise im Einzel- und können nicht mit dem Ziel einer genormten fall zur Lebensrettung dringend benötigt. Dieser ge- Qualität bearbeitet und zum Gegenstand der Pro- sundheitlichen Notlage des Erwerbers wird unter dukthaftung gemacht werden. Den Anforderungen anderem durch die Anwendung des neuen § 17 an die zum Schutz der Organempfänger erforderli- Abs. 3 Rechnung getragen. Die Privilegierung des chen Maßnahmen, die derzeit durch standardisierte, § 17 Abs. 3 gilt darüber hinaus auch für den eigen- international abgestimmte Arbeitsrichtlinien der Ar- nützig und damit auch tatbestandsmäßig handelnden beitsgemeinschaft Deutscher Hornhautbanken ver- Organspender, um die im Einzelfall gegebenen Moti- wirklicht werden, kann ebenso wie bei den vermitt- vationslagen dieses Täterkreises, der möglicherweise lungspflichtigen Organen durch Richtlinien der Bun- eigene wirtschaftliche Not oder auch gesundheit- desärztekammer nach § 15 Abs. 2, Nr. 3 Rechnung liches Leid eines schwerkranken Menschen abwen- getragen werden. den will, gleichermaßen zu berücksichtigen. Eine Unterstellung der Augenhornhäute unter die Vorschriften der §§. 8 bis 11 mit Ausnahme des § 9 Zu § 18 Abs. 2 Abs. 2 Nm. 3 und 5 erscheint aus Gründen der Ver- hältnismäßigkeit nicht geboten. Regelungen der Zu- Der Ausschuß ist bei seinen Beratungen zu dem Er- sammenarbeit zwischen den Hornhautbanken er- gebnis gelangt, daß die Klärung des Konkurrenzver- scheinen insoweit ausreichend. hältnisses der §§ 223 ff. StBG und § 18 Abs. 2 Trans- plantationsgesetz Rechtsprechung und Wissenschaft überlassen bleiben soll. Deshalb wird der in der Be- Zu 21 gründung zu § 18 Abs. 2 des Gesetzentwurfs der - Fraktionen der CDU/CSU, SPD und F.D.P. - Druck- Die Vorschrift schafft für die Nachbetreuung von Le- sache 13/4355 - enthaltene Hinweis auf das Verhält- bendspendern im Hinblick auf die gesundheitlichen nis des § 18 Abs. 2 zu den Körperverletzungsdelikten Risiken einer Lebendspende den gleichen gesetz- nicht aufrecht erhalten. lichen Rahmen wie für die Nachbetreuung von Pa-

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017 tienten, die Empfänger postmortal oder zu Lebzeiten materielle Änderung des Rechts der gesetzlichen Un- gespendeter Org ane nach § 8 Satz 1 sind. fallversicherung ist damit nicht verbunden.

Zu 24 Zu 21a Die Änderungen aktualisieren und konkretisieren § 2 Abs. 1 Nr. 13 Buchstabe b SGB VII sieht - wie die Daten zum Inkrafttreten und Außerkrafttreten. schon § 539 Abs. 1 Nr. 10 RVO bis zum 31. Januar Die Änderung des Absatzes 1 Satz 2 stellt darüber 1996 - vor, daß Personen, die Blut oder körpereigenes hinaus klar, daß von den Vorschriften des § 7 Abs. 3 Gewebe spenden, kraft Gesetzes unfallversichert nur die Bestimmung über die gutachtliche Stellung- sind. Die Vorschrift verwendet die Bezeichnung „Ge- nahme einer Kommission bei der Ärztekammer erst webe" als Oberbegriff für Organe, Organteile und zwei Jahre später in Kraft tritt. Die Vorschriften über Gewebe. Demgegenüber verwendet § 1 Abs. 1 des die nähere Regelung der Tätigkeit der Kommission Gesetzentwurfs die Terminologie „Organe, Organ- durch Landesrecht sowie über die Teilnahme des Le- teile und Gewebe (Organe)". Im Interesse der bendspenders an einer ärztlich empfohlenen Nach- Rechtsklarheit durch Verwendung einheitlicher Be- betreuung sollen wie alle anderen Vorschriften des griffe wird die Terminologie im SGB VII an die Termi- Gesetzes zu dem in Absatz 1 Satz 1 bestimmten Ter- nologie im Transplantationsgesetz angepaßt. Eine min in Kraft treten.

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

C. Synoptischer Überblick

Synoptische Gegenüberstellung der Gesetzentwürfe und Antrage zur Organtransplantation

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/2926 Themenbereich (Interfraktioneller Gesetzentwurf der Fraktionen (Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU, SPD und F.D.P.) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Anwendungsbereich Entnahme menschlicher Organe zum Zwek Entnahme von menschlichen Organen, Or ke ihrer Übertragung auf andere Menschen; ganteilen und Geweben (Organe); Übertra- Übertragung der Organe; Vorbereitungs- gung von menschlichen Organen; nicht für maßnahmen für Eingriffe zur Organentnah- Blut, Knochenmark, Ei- und Samenzellen. me und -übertragung einschließlich organi- satorischer Maßnahmen; Verbot des Organ- handels; nicht für Blut und Knochenmark so- wie embryonale und fetale Gewebe.

Aufklärung Pflicht der zuständigen Behörden und der Anpruch interessierter Personen auf umfas- Krankenkassen, die Bevölkerung über die sende Aufklärung über alle Fragen des Ge- Möglichkeiten und Voraussetzungen der Or- setzes, insbesondere über Chancen und Risi- ganspende und die durch Organtransplanta ken für Organspender. tion mögliche Hilfe für schwerkranke Men- schen aufzuklären.

Erklärung zur Formfreie Erklärung zur Organspende (Ein- Schriftliche Einwilligungserklärung im Or- Organspende, willigung ab 16. Lebensjahr, Widerspruch ab ganspendeausweis (ab 16. Lebensjahr). Organspendeausweis 14. Lebensjahr); Muster für Organspende- Muster für Organspendeausweis durch Ver- ausweis durch Verwaltungsvorschrift des waltungsvorschrift des BMG. BMG.

Register Angebot eines Registers für die Speicherung - von Erklärungen zur Organspende (Errich- tung durch RVO).

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/4368 Drucksache 13/4114 Drucksache 13/6591 Drucksache 13/2926 (Interfraktioneller Ge (Antrag der (Antrag der (Antrag der (Gesetzentwurf setzentwurf der Fraktio Abgeordneten Dreßler, Abgeordneten Abgeordneten der Fraktion nen der CDU/CSU, SPD Seehofer, Dr. Thomae, Dr. Wodarg, v Klaeden, Dr. Götzer, BÜNDNIS 90/ und F.D.P.) Zöller u. a.) Dr. Däubler-Gmelin u. a.) Dr. Schmidt-Jortzig u. a.) DIE GRÜNEN

Themenbereich Bewertung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der gesamten Hirnfunktion (Hirntod)

Verfahrensrechtliche Der Hirntod ist ein Der Hirntod ist kein Der Hirntod ist nicht Der Hirntod ist kein Vorgaben für die Fest- sicheres Zeichen für sicheres Todeszei- als sicheres Todeszei- sicheres Todeszei- stellung des Hirntodes den eingetretenen chen, sondern mar- chen und damit als chen, sondern mar- (2 unabhängige Ärzte, Tod des Menschen. kiert den Beginn Tod zu definieren. kiert den Beginn die den potentiellen Aus der Anerken- eines irreversiblen Nach dem Organtod eines irreversiblen Organspender unab- nung des endgülti- Sterbeprozesses; der des Gehirns ist das Sterbeprozesses; hängig voneinander gen, nicht behebba- Tod des Menschen Leben des Menschen hirntote Menschen untersucht haben ren Ausfalls der ge- steht unmittelbar dem Tod zwar sehr leben. müssen). Die Regeln samten Hirnfunktion bevor. nahe. Die reduzierte, Bestimmte medizini- (Untersuchungen und als sicheres Todeszei- aber zweifellos noch sche und medizin- Untersuchungsver- chen folgt zugleich, vorhandene Integra technische Untersu fahren) zum Nachweis daß der Ausfall nur tionsfähigkeit des chungen werden im des Hirntodes sollen von Teilen der Hirn- Körpers eines Hirn- Gesetz vorgegeben. von der BAK in Richt- funktion (z. B. bei toten spricht jedoch Feststellung durch linien entsprechend einem im dauerhaften dafür, die Ganzheit dem Stand der medi- Koma liegenden 2 unabhängige Fach- des menschlichen Or- ärzte für Neurologie zinischen Wissen- Menschen mit apalli- ganismus noch nicht schaft festgelegt und schem Syndrom oder in jeweils einem als endgültig zerbro- Protokoll, das durch fortgeschrieben wer- bei Neugeborenen chen anzusehen. Der den. mit schwersten Miß BMG vorgegeben Hirntod ist daher nur werden soll. bildungen des Ge als Entnahmekrite- - hirns, sog. Anen rium für eine Organ- zephale) nicht als transplantation anzu- Todeszeichen anzu erkennen. sehen ist.

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/4368 Drucksache 13/4114 Drucksache 13/6591 Drucksache 13/2926 (Interfraktioneller Ge (Antrag der (Antrag der (Antrag der (Gesetzentwurf setzentwurf der Fraktio Abgeordneten Dreßler, Abgeordneten Abgeordneten der Fraktion nen der CDU/CSU, SPD Seehofer, Dr. Thomae, Dr. Wodarg, v. Klaeden, Dr. Götzer, BÜNDNIS 90/ und F.D.P.) Zöller u. a.) Dr. Däubler-Gmelin u. a.) Dr. Schmidt-Jortzig u. a.) DIE GRÜNEN

Themenbereich Enge / Erweiterte Zustimmungslösung

Der Arzt hat die näch Erweiterte Zustim Enge Zustimmungs Enge Zustimmungs Enge Zustimmungs- sten Angehörigen des mungslösung: lösung: lösung: lösung: Organspenders über Organentnahme Organentnahme Organentnahme Organentnahme die beabsichtigte kommt nur in Be kommt in Betracht, kommt in Betracht, kommt in Betracht, Organentnahme zu tracht, wenn zuvor wenn zuvor der Tod wenn zuvor der irre wenn zuvor der Tod unterrichten. der Tod des Org an anhand sicherer versible Ausfall der anhand sicherer Todeszeichen fest Gesamtfunktion des Todeszeichen fest--spenders festgestellt worden ist. Eine gestellt worden ist. Großhirns, des Klein gestellt worden ist. Organentnahme ist Besonders empfind hirns und des Hirn Besonders empfind- dann nur zulässig, liche Organe (z. B. stamms („Hirntod") liche Organe (z. B. wenn der Verstor Herz, Lunge, Leber, festgestellt worden ist Herz, Lunge, Leber, bene zu Lebzeiten Niere, Bauchspeichel oder bei irreversibel Niere, Bauchspeichel- eingewilligt hat oder drüse) können ent eingetretenem drüse) können ent- - wenn keine Erklä nommen werden, Atmungs- und Kreis nommen werden, rung des Verstorbe- wenn der Hirntod laufstillstand, wenn wenn der Hirntod nen bekannt ist - die festgestellt worden von einem völligen festgestellt worden gesetzlich bestimm ist. Funktionsausfall des ist. ten nächsten Ange Gehirns auszugehen Eine Organentnahme hörigen zustimmen ist. Eine Organentnahme ist nur zulässig, wenn (sind keine Angehört ist nur zulässig, wenn der Organspender Eine Organentnahme gen vorhanden oder der Organspender persönlichist nur zulässig, eingewil- wenn erreichbar, ist die persönlich schriftlich ligt hat. Die Org an der Verstorbene zu eingewilligt hat. Bei Organentnahme Lebzeiten eingewil unzulässig). unter 16jährigen Kin--spende von Kindern ist ein problemati ligt und das 16. Le dern sind die Eltern scher Ausnahmefall, bensjahr vollendet berechtigt, in eine in dem den Eltern ein hat. Organentnahme ein- stellvertretendes Ent zuwilligen, sofern scheidungsrecht ein nicht der erkennbare geräumt werden oder ausdrückliche sollte. Wille des Kindes ent- gegensteht.

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/2926 Themenbereich (Interfraktioneller Gesetzentwurf der Fraktionen (Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU, SPD und F.D.P.) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Organisation und Die Entnahme von Herz, Niere, Leber, Lun- Die Spitzenverbände der Krankenkassen, Durchführung der ge, Bauspeicheldrüse und Darm bei Verstor- die BAK und die DKG errichten für die Orga- Organentnahme benen ist eine gemeinschaftliche Aufgabe nisation der Entnahme, Vermittlung und der Transplantationszentren und der ande Übertragung eine Koordinierungsstelle, de- ren Krankenhäuser in regionaler Zusam- ren Aufgaben in einem gemeinsamen Ver- menarbeit. Die Spitzenverbände der Kran- trag der Beteiligten geregelt werden sollen. kenkassen, die BAK und die DKG errichten Der Vertrag bedarf der Genehmigung durch oder beauftragen für die Organisa tion dieser das BMG. Kommt kein Vertrag innerhalb Aufgabe eine Koordinierungsstelle, deren von 2 Jahren nach Inkrafttreten des TPG zu- Aufgaben in einem gemeinsamen Vertrag stande, bestimmt das BMG durch RVO die der Beteiligten geregelt werden sollen. Der Koordinierungsstelle und ihre Aufgaben. Vertrag bedarf der Genehmigung durch das BMG. Kommt kein Vertrag innerhalb von 2 Jahren nach Inkrafttreten des TPG zu stande, bestimmt das BMG durch RVO die Koordinierungsstelle und ihre Aufgaben. -

Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/2926 Themenbereich (Interfraktioneller Gesetzentwurf der Fraktionen (Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU, SPD und F.D.P.) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Organisation und Die Spitzenverbände der Krankenkassen, Die Spitzenverbände der Krankenkassen, Durchführung der die BAK und die DKG errichten oder beauf- die BAK und die DKG errichten oder beauf- Organvermittlung tragen für die Organisa tion dieser Aufgabe tragen für die Organisa tion dieser Aufgabe eine Vermittlungsstelle, deren Aufgaben in eine Vermittlungsstelle, deren Aufgaben in einem gemeinsamen Vertrag der Beteiligten einem gemeinsamen Vertrag der Beteiligten geregelt werden sollen. Die Organe sind geregelt werden sollen. Die Organe sind nach Regeln zu vermitteln, die dem Stand nach Regeln zu vermitteln, die dem Stand der medizinischen Wissenschaft entsprechen der medizinischen Wissenschaft entsprechen (insbesondere Erfolgsaussicht und Dringlich- (insbesondere Erfolgsaussicht und Dringlich- keit); die BAK kann in Richtlinien den Stand keit). Mit der Organvermittlung kann auch der medizinischen Wissenschaft für die Re- eine Einrichtung beauftragt werden, die ih- geln feststellen. Mit der Organvermittlung ren Sitz außerhalb des Geltungsbereiches kann auch eine Einrichtung beauftragt wer- dieses Gesetzes hat und die Organe im Rah- den, die ihren Sitz außerhalb des Geltungs- men eines internationalen Organaustau- bereiches dieses Gesetzes hat und die Or- sches unter Anwendung der datenschutz- gane im Rahmen eines internationalen Organ- rechtlichen Vorschriften des TPG vermittelt austausches unter Anwendung der Vor- (mit Kontrollmöglichkeit des BfD). schriften des TPG für die Organvermittlung Der Vertrag bedarf der Genehmigung durch vermittelt; datenschutzrechtliche Vorschrif- das BMG. Kommt kein Vertrag innerhalb ten gelten entsprechend; eine angemessene von 2 Jahren nach Inkrafttreten des TPG zu- Datenschutzaufsicht muß gewährleistet sein. stande, bestimmt das BMG durch RVO die Der Vertrag bedarf der Genehmigung durch Vermittlungsstelle und ihre Aufgaben. das BMG. Kommt kein Vertrag innerhalb von 2 Jahren nach Inkrafttreten des TPG zu- stande, bestimmt das BMG durch RVO die Vermittlungsstelle und ihre Aufgaben. Meldungen und Personenbezogene Daten des Organspen- Personenbezogene Daten des Organspen- Datenschutz ders sind von der Koordinierungsstelle durch ders sind von der Koordinierungsstelle durch annonyme Kenn-Nummer zu verschlüsseln. annonyme Kenn-Nummer zu verschlüsseln. Die Kenn-Nummer wird mit medizinischen Die Kenn-Nummer wird mit medizinischen Daten der Vermittlungsstelle mitgeteilt und Daten der Vermittlungsstelle mitgeteilt und in Begleitpapiere für das Organ aufgenom- in Begleitpapiere für das Organ aufgenom- men. Nach Entscheidung der Vermittlungs- men. Nach Entscheidung der Vermittlungs- stelle wird das Organ mit Begleitpapieren stelle wird das Organ mit Begleitpapieren vom Entnahmekrankenhaus an ausgewähl- vom Entnahmekrankenhaus an ausgewähl- tes Transplantationszentrum übermittelt. Zu- tes Transplantationszentrum übermittelt. sammenführung der Angaben aus den Be- Zusammenführung der Angaben aus den gleitpapieren und der personenbezogenen Begleitpapieren und der personenbezoge- Daten ist nur zulässig, wenn gesundheitliche nen Daten ist nur zulässig, wenn gesund- Gefährdung für den Organempfänger zu be- heitliche Gefährdung für den Organempfän- fürchten ist. ger zu befürchten ist. Einwilligung des Patienten, der auf ein Or- Meldung eines Patienten, der auf ein Organ gan wartet, für Meldung seiner personenbe- wartet, nur in anonymisierter Form an Ver- zogenen und medizinischen Daten an das mittlungsstelle. Transplantationszentrum und die Vermitt- Verbot der Offenbarung personenbezogener lungsstelle. Verbot der Offenbarung perso- nenbezogener Daten von Spender oder Daten von Spender oder Empfänger. Empfänger

Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode Drucksache 13/8017

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/2926 Themenbereich (Interfraktioneller Gesetzentwurf der Fraktionen (Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU, SPD und F.D.P.) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Lebendspende Nur von volljährigen, einwilligungsfähigen Per- Nur von volljährigen, einwilligungsfähigen sonen. Nach eingehender Aufklärung durch Personen. 2 Ärzte (der zweite Arzt darf weder an Organ- Nach eingehender Aufklärung. entnahme noch -übertragung beteiligt sein). Nur zur Übertragung auf Verwandte ersten Nicht regenerierungsfähige Organe (z. B. Nie- oder zweiten Grades. re) nur zur Übertragung auf Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, Verlobte oder andere Personen, die dem Spender in be- sonderer persönlicher und sittlicher Verbun- denheit offenkundig nahestehen. Vor Entnahme gutachterliche Stellungnahme einer Kommission bei der Ärztekammer, ob begründete tatsächliche Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß die Einwilligung nicht freiwillig erfolgt oder das Organ Gegenstand verbote- nen Handeltreibens ist; das Nähere wird durch Landesrecht bestimmt. Vor Entnahme auch erklärte Bereitschaft von Organspender und -empfänger zu einer ärzt- lich empfohlenen Nachbetreuung. Lebendspende nur, wenn kein geeignetes Spenderorgan eines Verstorbenen zur Verfü- gung steht.

Verbot und Wer mit Organen, die einer Heilbehandlung Wer mit Organen, die einer Heilbehandlung Strafbarkeit des zu dienen bestimmt sind, Handel treibt, wird zu dienen bestimmt sind, Handel treibt, wird Organhandels mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geld- mit Freiheitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geld- strafe bestraft. Dies gilt nicht für strafe bestraft. Dies gilt nicht für die Gewäh- rung oder Annahme eines angemessenen • die Gewährung oder Annahme eines an- gemessenen Entgelts für die zur Errei- Entgelts für die zur Erreichung des Ziels der chung des Ziels der Heilbehandlung gebo- Heilbehandlung gebotenen Maßnahmen tenen Maßnahmen (z. B. für die Entnahme, (z. B. für die Entnahme, Konservierung, Be- Konservierung, Beförderung der Organe), förderung der Organe). Ebenso wird bestraft, wer zum Zwecke des • Arzneimittel, die aus oder unter Verwen- dung von Organen hergestellt sind und Handeltreibens den Vorschriften des AMG unterliegen. • Organe ein- oder ausführt, Ebenso wird bestraft, wer Organe, die Ge- • Transplantationen vermittelt oder durch genstand verbotenen Handeltreibens sind, Gewähren oder Verschaffen von Gelegen- entnimmt oder überträgt. heiten fördert. Wer gewerbsmäßig handelt, wird mit Frei- heitsstrafe von 1 bis 5 Jahren bestraft.

Weitere Wer entgegen den Bestimmungen über die Wer entgegen den Bestimmungen über die Strafvorschriften Zulässigkeit einer Organentnahme bei Ver- Zulässigkeit einer Organentnahme bei Hirn- storbenen ein Organ bei einem Verstorbenen toten oder bei einem Verstorbenen ein Or- entnimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu gan entnimmt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. Wer entgegen den Bestimmungen über die Wer entgegen den Bestimmungen über die Zulässigkeit einer Organentnahme bei Le- Zulässigkeit einer Organentnahme bei Le- benden ein Organ entnimmt, wird mit Frei- benden ein Organ entnimmt, wird mit Frei- heitsstrafe bis zu 5 Jahren oder mit Geld heitsstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren

strafe bestraft. . bestraft. Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr oder Geldstrafe Wer Gehirn, Gehirnteile, Hirngewebe, Or- bei Verstößen gegen datenschutzrechtliche gane von Föten und Embryonen und innere Bestimmungen. Geschlechtsorgane entnimmt oder auf einen anderen Menschen überträgt, wird mit Frei- heitsstrafe bis zu 5 Jahren oder Geldstrafe bestraft. Freiheitsstrafe bis zu 1 Jahr (in schweren Fällen bis zu 2 Jahren) oder Geld- - strafe bei Verstößen gegen datenschutz- rechtliche Bestimmungen.

49 Drucksache 13/8017 Deutscher Bundestag -13. Wahlperiode

Drucksache 13/4355 Drucksache 13/2926 Themenbereich (Interfraktioneller Gesetzentwurf der Fraktionen (Gesetzentwurf der Fraktion der CDU/CSU, SPD und F.D.P.) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Bußgeldvorschriften Ordnungswidrigkeit bei Verstößen gegen Ordnungswidrigkeit bei Verströßen gegen • Dokumentationspflicht bei der Todesfest- • Dokumentationspflicht bei der Todesfest- stellung, stellung, • organisatorische Bestimmungen (Entnah- • organisatorische Bestimmungen (Übertra- me, Vermittlung und Übertragung be- gung bestimmter Organe, Betreiben einer stimmter Organe), nicht zugelassenen Einrichtung zur Über • weitere Dokumentations- und Aufbewah- tragung von Organen), rungspflichten. • weitere Dokumentations- und Aufbewah- rungspflichten. Sonstiges Anpassung des AMG. Änderung des SGB V (Verlängerung der Möglichkeit zur nachstationären Behand- lung von Organtransplantierten sowie da- nach Möglichkeit zu Kontrolluntersuchun- gen bei diesen Patienten, jeweils durch das Krankenhaus/Transplantationszentrum) .

Bonn, den 11. Juni 1997

Beatrix Philipp Klaus Kirschner Monika Knoche Berichterstatterin Berichterstatter Berichterstatterin

Dr. Dieter Thomae Dr. Ruth Fuchs Berichterstatter Berichterstatterin

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