Die Altenau Soll Leben Ein Tal Bekommt Seinen Fluss Zurück
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Die Altenau soll leben Ein Tal bekommt seinen Fluss zurück. MF/1 Die Altenau soll leben LEBENSADER ALTENAU IST VORBILDLICHES PROJEKT DIE ALTENAU SOLL LEBEN – NATURNÄHER GEWORDEN! MIT ENGAGIERTEN MENSCHEN SIE GEHT UNS ALLE AN Nach dem Hochwasserereignis 1965 wurden gro- Es ist außergewöhnlich, was im Altenautal im Früh- Die Altenau war schon immer ein wichtiger Be- ße Hochwasserschutzeinrichtungen im Altenautal jahr 2001 geschah. Die Menschen wollten ihren Fluss standteil unseres Tales, doch vor etwa 20 Jahren gebaut. zurück. Der Bach war ausgebaut und eing eengt, das bekam die Beziehung der Anrainer zu dem Fluss Die ökologischen Belange des Gewässers wur- wollten sie ändern. Die Altenau sollte wieder leben. schlagartig eine neue Qualität. Zu lange hatten wir den aber nicht ausreichend bedacht. Anlass für ein Auf Initiative des Attelner Heimatvereins forderten unseren Fluss genutzt, ohne Rücksicht auf Verluste. Umdenken war aber u.a. das zeitweilige Trockenfal- die Bürgerinnen und Bürger in einem Memorandum, Wir hatten die Altenau aus unserer Landschaft und len der Altenau, insbes. im Raum Atteln. Ich erinnere den Bach wieder natürlich zu gestalten. Sie warteten wohl auch aus unserem Bewusstsein weitgehend mich noch sehr genau daran, wie wir vor über 20 nicht auf den Staat und die Behörden. Sie wurden verdrängt. Die Quittung bekamen wir verblüffend Jahren fassungslos dieses Phänomen erstmals zur selbst aktiv und haben seither viel bewegt. Die Be- eindeutig präsentiert: der Fluss verschwand vor un- Kenntnis nehmen mussten. zirksregierung Detmold hat die Maßnahmen, die vor- seren Augen, er trocknete aus. Seitdem engagiert Im Jahr 2001 haben die Bürger des Altenautales bildlich vom Wasserverband Obere Lippe umgesetzt sich der Heimatverein Atteln intensiv und kontinuier- zwischen Blankenrode und Borchen unter Feder- wurden, bisher mit 1,3 Millionen Euro unterstützt. lich für die Altenau. Mit Erfolg. führung des Heimatvereins Atteln ein Memorandum Kaum beachtet, trat damals fast gleichzeitig die Im Jahr 2001 haben wir das Altenau-Memoran- „Die Altenau soll leben“ verfasst. Ich selbst habe sie Europäische Wasserrahmenrichtlinie in Kraft. Sie for- dum verfasst, das die Grundlage für die Renaturie- mit meiner Unterschrift als damaliger Bürgermeis- dert den guten Zustand und die Durchgängigkeit für rung des Flusses wurde. Zusammen mit den zustän- ter der Stadt Lichtenau unterstützt. alle Gewässer. Um das zu erreichen, sind aktive Men- digen Behörden, anderen Vereinen und engagierten Das Memorandum hat deutlich gemacht, dass schen notwendig, die begreifen, dass sie sich beteili- Menschen werden wir es schaffen, die Altenau wie- heimatliche Natur und Lebensqualität den Men- gen müssen, wenn sie etwas verbessern wollen. Die der zur Lebensader unseres Tales zu machen. Doch schen im Altenautal wichtig sind. Viel ist seitdem er- Menschen im Altenautal haben es vorgemacht. Das vielen Menschen ist noch nicht klar, warum dieser reicht worden. So manches Projekt an der Altenau Altenau-Memorandum ist ein großer Erfolg, es ist ein Rückbau notwendig ist. Die Antwort auf die Frage ist realisiert. Vorbild für ganz Ostwestfalen-Lippe. Kompliment! „Warum das alles?“ finden Sie deshalb genauso in Ich bedanke mich bei allen, die hartnäckig und mit Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für ihre Ar- dieser Broschüre wie weitere Informationen über viel Engagement die Altenau naturnäher und damit beit und für ihren Einsatz und wünsche ihnen wei- unsere Altenau sowie über Flüsse im Allgemeinen. unsere Heimat liebenswerter gemacht haben. terhin viel Erfolg. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Manfred Müller Marianne Thomann-Stahl Heiner Voss Landrat des Kreises Paderborn Regierungspräsidentin Heimatverein Atteln 2/3 Die Altenau und ihre Geschichte Die Altenau ist ein Fluss im Kreis Paderborn mit einer ganz normalen Vergangenheit: nach einem verheerenden Hochwasser wurde sie verbaut und gestaut. Die Folgen waren fatal. Doch nun bekommt sie eine zweite Chance. Die Geschichte der Altenau ist typisch für die meis- in der Altenau schwimmen. Jeder Ort hatte seinen ten Fließgewässer in Deutschland und Europa. Bis eigenen Badebereich. in die 1960er Jahre hinein war die Altenau ein weit- Doch große Hochwässer bedrohten immer wie- gehend naturnaher Bach, mit breiten kiesigen Ab- der Hab und Gut der Bewohner. Das größte war schnitten und mehreren metertiefen Bereichen, so eine Katastrophe: Im Juli 1965 stand das Altenautal genannten Kolken. Mit großen Silberweiden, Erlen fast komplett unter Wasser; Häuser wurden mitge- und Eschen bewachsene Ufer prägten das Bild. Hier rissen – und sieben Menschen starben. Daraufhin lebten Bachforelle, Äsche, Mühlkoppe, Flusskrebs, wurde 1971 der Wasserverband Obere Lippe (WOL) Eisvogel, Wasseramsel, vermutlich auch Flussufer- gegründet, um in Zukunft für Hochwassersicherheit läufer, abends hörte man die Grünfrösche von den zu sorgen. Altenauufern quaken und in den großen Uferbäu- Um das zu erreichen, wurden bis 1980 drei Hoch- men nistete vereinzelt der Wiedehopf. Hochwässer wasserrückhaltebecken an ihren Zuflüssen Sauer schwemmten Kolke aus, rissen Ufer ab und schüt- und Ellerbach errichtet und die Altenau reguliert, ihr teten den Kies an anderer Stelle wieder an. Bachbett begradigt und ausgebaggert, die Ufer be- Ökologisch war die Altenau noch weitgehend intakt, festigt. Ein weiterer Grund für die Regulierungen war wenn auch die Wasserqualität phasenweise zu wün- die Sicherung der Ufergrundstücke. Mehr Platz für schen übrig ließ und zahlreiche Mühlwehre für Fisch- Wiesen und Äcker war die Devise. Die Folgen: Ufer- arten ein unüberwindliches Hindernis darstellten. anrisse, Kolke, Schotterbänke verschwanden und Die Menschen lebten damals wesentlich stärker mit ihnen nahmen die Bestände von Tierarten ab mit und von der Altenau: Sie fischten zum Teil mit oder starben hier ganz aus, wie etwa die Grünfrö- Stellnetzen, die in die Kolke herabgelassen wurden, sche. Die Altenau glich danach von Husen bis zur verwendeten den angeschwemmten Kies für Bau- Mündung in die Alme mehr einem Kanal als einem maßnahmen, bewässerten und düngten die Weiden lebendigen Bach. Wie drastisch die Eingriffe waren, Die Altenau ist ein Mittelgebirgsfluss im Kreis Paderborn. Von den Quellen beim Ort Blankenrode bis zur Mündung in die Alme in Nord- mit dem Flusswasser, nutzten manche Pflanzen der zeigt sich in Atteln bei der heutigen Schützenhalle. borchen ist sie 28,7 Kilometer lang. Die Alme fließt bei Schloß Neu- Quellgebiete (Kresse) als vitaminreiche Kost – und Vor der Regulierung war das Flussbett der Altenau haus in die Lippe und die wiederum in den Rhein (Grafik: WAGU). statt im Schwimmbad lernten die Menschen damals hier ca. 40 Meter breit, danach nur noch 5 Meter. Die Altenau soll leben WARUM FÄLLT DIE ALTENAU SO HÄUFIG TROCKEN? Das regelmäßige Trockenfallen hat zwei Grün- de: zum einen versickert und verdunstet Was- ser in den Stauseen bei Husen, zum anderen verschwindet das Wasser etwa ab der Stau- anlage Husen im Bachbett selber. Das ist an sich im Kalk (Karst) ein natürlicher Vorgang, doch die Versickerung im Bachbett ist unnatür- lich hoch. Aufgrund der Kanalisierung und weil Es war einmal: Altenau bei Atteln vor der Regulierung nahe der heutigen Schützenhalle. durch die Stauseen in Husen der Nachschub Große Kiesbänke und ein 40 Meter breites Bachbett prägten das Bild. von Kies aus dem Oberlauf des Baches fehlt, hat sich die Altenau in den letzten Jahrzehnten Nur oberhalb der heutigen Stauanlage in Husen – einem Vor- und einem Hauptstau – auch die At- immer tiefer in den Untergrund eingeschnitten. bleib der Bach von den Maßnahmen verschont. Bis traktivität der Region erhöhen. Dabei hat sie die dichtenden Schichten aus heute ist er hier in einem bemerkenswert naturna- Doch das war für den ohnehin schon angeschla- Lehm und Kies durchtrennt und immer neue hen Zustand. genen Bach zuviel, er trocknete 1986 zum ersten mal Klüfte im Kalkstein freigelegt, in denen deshalb 1985 war dann ein weiteres einschneidendes und danach fast jeden Sommer unterhalb Husen bis immer mehr Wasser versickert. Jahr für die Altenau und seine Bewohner: in Husen Henglarn aus. Das Entsetzen in der Bevölkerung war ging die Hochwasser-Rückhalteanlage in Betrieb. groß, tote Fische und Gänse im trockenen Bachbett Anders als die bisherigen Rückhaltebecken – die erregten die Gemüter. In der Folge kam es zu einer in- der Bewohner und Experten führten schließlich zu die Altenau nur bei Hochwasser einstauen – sollte tensiven Diskussion zwischen Bevölkerung, Vereinen einer außergewöhnlichen Übereinkunft, die die Basis diese Anlage nicht nur die Hochwassersicherheit mit den zuständigen Behörden und dem Wasserver- für einen neuen Umgang mit der Altenau bildete: das verbessern, sondern durch zwei ständige Stauseen band Obere Lippe (WOL). Jahrelanges Engagement „Altenau Memorandum“. ! 4/5 Woran leidet die Altenau? WAS IST SCHLECHT AM STAU? Ein Stau ist zunächst einmal ein unüberwind- Die Ufer befestigt, ihr Bett begradigt und von Stauwehren unterbrochen. Fische bares Hindernis für Fische und andere Fluss- können nicht mehr flussaufwärts, Flusskies nicht mehr flussabwärts wandern. lebewesen. Das führt zur Verinselung von Populationen und dazu, dass z.B. wichtige Laichgebiete nicht mehr erreichbar sind. Aber Die Altenau leidet v.a. an zwei „Krankheiten“: ers- Borchen nur noch sehr wenige naturnahe Abschnit- auch Sedimente wie Kies, Sand und Lehm wer- tens unter den künstlichen Hindernissen. Das sind te. Die Regulierung seit den 1970er Jahren mit den den zurückgehalten und lagern sich im Stau- vor allem