Quellschwemmkegel – Eine Sonderform Temporärer Karst- Quellen Auf Der Paderborner Hochfläche

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Quellschwemmkegel – Eine Sonderform Temporärer Karst- Quellen Auf Der Paderborner Hochfläche Stand: 2007 Quellschwemmkegel – eine Sonderform temporärer Karst- quellen auf der Paderborner Hochfläche Die Paderborner Hochfläche ist nicht Drainage ganz oder teilweise zerstört schwemmt und von unterirdischen Gebiet und Identität nur die größte, sondern auch die wasser- worden sind. Ende der 1990er Jahre Karstwasserströmen mitgeführt. Zudem reichste Karstlandschaft Westfalens wurden auch im Altenaugebiet vier werden bei der Lösung von anstehen- (vgl. Abb. 1). An ihrem Nordrand ent- QSK aufgefunden. Der größte von dem Gestein Residualtone freigesetzt, springen entlang der Bundesstraße 1 in ihnen liegt im Mental, einem linken wodurch der Suspensionsanteil der Bad Lippspringe, Paderborn, Salzkot- Nebental der Altenau das unterhalb von Karstwässer zusätzlich erhöht wird. ten-Upsprunge und Geseke zahlreiche Henglarn mündet. Ihm widmeten FEIGE Wasserdruck und Turbulenzen verhin- Dauerquellen, von denen allein die und OTTO 1999 in „GeKo aktuell“ eine dern weitgehend eine Klärung der Trübe Paderquellen 5 m3/s im Mittel schütten. erste Veröffentlichung. In den folgenden auf dem unterirdischen Lauf, und so Im Karstgebiet selbst finden sich dage- Jahren wurden die Untersuchungen am werden die mitgeführten Schwebstoffe Naturraum gen nur in der Nähe der tief liegenden Henglarner QSK fortgesetzt und auf in den Quellen zutage gefördert. Hier Konfluenz von Alme und Altenau bei weitere, insbesondere die Tudorfer erlischt die Transportkraft, und die Trü- Borchen einige wenige perennierende Quellen ausgedehnt (FEIGE/OTTO 2005). be wird ringförmig um die Quellöffnun- Quellen. Alle übrigen versiegen in den Die Entstehung der QSK lässt sich gen im Gras der Talauen abgelagert. Die Sommermonaten zeitweilig. Sie werden wie folgt erklären: Auf den offenen frischen Ablagerungen werden von die- im Paderborner Land Quickspringe ge- Feldfluren zwischen den Tälern wird in sem durchwachsen, und die QSK wer- nannt. niederschlagsreichen Zeiten viel toniges den allmählich höher. Unter Wald bilden Die meisten temporären Quellen und schluffiges Verwitterungsmaterial sich keine QSK. Sie können daher erst Bevölkerung liegen in den kastenförmig in die Hoch- in Dolinen und Gesteinsklüfte einge- nach der Rodung der Wälder entstanden fläche eingeschnittenen Tälern der Alme, der Altenau und der Sauer, häufig Quellen im Karstgebiet der Bad Lippspringe am Fuße der Talhänge, aber auch in den Thune Talsohlen, wo sie bei Tudorf und Etteln Paderborner Hochfläche Lippe bis zu 2,5 m tiefe Trichter gebildet ha- ch eke nba B ben. Ob, wie lange und wie stark die Hauste temporären Quellen fließen, hängt von Neuenbeken ne Pader der Höhe des Karstwasserspiegels ab, Boke Gün Siedlung die im Jahresverlauf entsprechend dem Scharmede Paderborn Lippe Erlb Witterungsgang schwankt. ach Thüle Eine Besonderheit des Paderborner Alme Dahl H Wewer ed Quellschwemmkegel e Karstes sind die r h (in Folgendem auch QSK), die bislang Nord- c a Salzkotten Borchen rb nur hier festgestellt wurden. Auf den le El W Alfen zumeist als Grünland genutzten Talsoh- e O Upsprunge Kirch- s s t t e e Geseke r s len der Alme und ihrer Zuflüsse befin- r s c c Obern- h TA Ebbing- h l den sich 15 temporäre Quellen, die bis e l tudorf e d hausen Wirtschaft und Verkehr Etteln d d A e d Niedern- E zu 25 l/s schütten, auf schildförmigen l te e T n Erhebungen, die Höhen von bis zu 2 m WT a Lichtenau und Durchmesser bis zu 50 m erreichen u AH Sauer Henglarn Atteln Wewels- A (Abb. 2). Die „Erstentdeckung“ der lte Stein- burg na H u Quellschwemmkegel erfolgte im Jahre hausen Alme 1955 im Zusammenhang mit Färbversu- Brenken Menne chen zur Klärung der Karstwasserwege. Büren Haaren Dalheim Kultur Sextaner des Mauritiusgymnasiums in Büren, deren Aufgabe es war, die Quel- Afte 5 km Bildung und len in Niederntudorf zu beobachten und Quellschwemmkegel Wasserlauf Quellgruppen Wasserproben zu entnehmen, stellten nur zeitweilig fließend permanent AH zw. Atteln u. Henglarn als erste fest, dass einige von ihnen erhalten temporär E bei Ebbinghausen „oben auf Hügeln“ entsprangen. Einmal teilweise zerstört H bei Henglarn Quartär Nicht dargestellt bei Tudorf auf das Phänomen aufmerksam gewor- T Weitere Quellen Santon u. Coniac TA zw. Tudorf u. Alfen den, entdeckte FEIGE (1961) im Rahmen ständig fließend Turon WT zw. Wewelsburg u. der Feldarbeiten für seine Dissertation nur zeitweilig fließend Tudorf Cenoman „Talentwicklung und Verkarstung im Entwurf: W. FEIGE Ausgewählte Ortschaft Karbon Quelle: Decheniana 2005, S. 146 Gesellschaft und Politik Kreidegebiet der Alme“ (1961) im Almetal insgesamt 17 QSK, von denen Abb. 1: Quellen im Karstgebiet der Paderborner Hochfläche inzwischen neun durch Wegebau und (Entwurf: W. FEIGE, Quelle: Decheniana 2005, S. 146) 32 Geographische Kommission für Westfalen Quellschmemmkegel am Fuße des Kegels nachgewiesen wer- den konnte. In dem ausgesprochen Gebiet und Identität feuchten Jahr 2002, in dem der QSK nur in den Monaten August und Oktober ohne Abfluss war, in den Monaten Febru- ar und März aber immer floss, wurden rund 9 000 kg Schwebstoffe sedimen- tiert. Die mittlere Sedimentationsrate pro ENTWURF: W. FEIGE Jahr ist aber wesentlich geringer. Abb. 2: Quellschwemmkegel im Almetal – schematische Darstellung Die größte und zugleich am besten Naturraum (Entwurf: W. FEIGE) erhaltene Quellschwemmkegelgruppe sein, deren Beginn an das Ende der sich im Mental südlich von Henglarn befindet sich in Salzkotten-Niederntu- Jungsteinzeit datiert werden kann. (Abb. 3). Er liegt in einer Mähweide dorf. Hier liegen unterhalb des Stein- Sämtliche QSK liegen physiogeo- linksseitig der Menne und hat einen bruchs Stellbrink in der Talaue der Alme graphisch gesehen in den Talauen tem- Durchmesser von ca. 50 m und eine vier große QSK und wenig östlich da- porärer Trockentäler. Kulturgeogra- Höhe von 2,5 m. Der Rauminhalt der von drei weitere, im Sommer kaum phisch gesehen liegen alle Quellen bis Aufschüttung beträgt rund 3 000 m3. Im wahrnehmbare kleinere Hügel, die sich auf die der Gruppe WT (Abb. 1) in Zentrum der schildförmigen Erhebung aber im Winter durch ihr frisches grünes Mähweiden. Auch für die Quellen der fließen zeitweilig bis zu sieben Quick- Gras aus der Umgebung klar abheben Bevölkerung Gruppe WT lässt sich nachweisen, dass springe, die zusammen mit weiteren (Abb. 4). Die vier großen, bis zu 2 m sie in Weiden gelegen haben, bevor die- kleinen Wasseraustritten auf den Flan- hohen Kegel liegen in einer NNW-SSE se 1963 aufgeforstet wurden. ken des Kegels bis zu 25 l/s schütten. gerichteten Reihe und sind zu einem fla- Die Wassertemperatur schwankt im chen Sedimentrücken zusammenge- Der QSK im Mental bei Henglarn (H) Jahresverlauf nur gering zwischen 8 und wachsen. Der nördlichste Kegel ist als und die Tudorfer QSK als Musterbei- 9 Grad und lässt Gras auch im Winter Hügel ausgebildet. Er ist nicht mehr spiele sprießen und den Schnee schmelzen. aktiv und besitzt deshalb auch keine Quellschwemmkegel treten zumeist in Der QSK ist im Mittel etwa vier Mona- Quellöffnung mehr. Die drei anderen Gruppen, aber auch singulär auf. te im Jahr in Tätigkeit, wobei das Maxi- QSK weisen bis zu 2,5 m tiefe Trichter Siedlung Der größte singuläre QSK befindet mum des Abflusses in einem achtjähri- auf, in denen in feuchten Jahreszeiten das Karstgrundwasser langsam ansteigt, bis es schließlich überfließt und sich einen Weg zur Alme sucht. Dabei wech- selt die Fließrichtung von Zeit zu Zeit, wenn das Wasser sich durch seine Schwebstoffe den bisherigen Weg ver- baut. So floss der südlichste QSK bis zum Jahre 2005 ganz überwiegend nach Wirtschaft und Verkehr Westen, im Jahre 2006 aber nach Osten ab. Ein Teil des Wassers versickert und Abb. 3 Singulärer Quellschwemmkegel im Mental verdunstet bereits, bevor es die Alme (Foto: ALFONS HILLEBRAND) erreicht. An seiner Einmündung wurden maximal 25 l/s gemessen. gen Beobachtungszeitraum Die Tudorfer QSK fließen im Mittel (1998 – 2005) in den Mona- etwas mehr als sechs Monate im Jahr ten Februar und März lag. und damit entsprechend ihrer geringeren Bildung und Kultur Das Wasser ist zeitweilig Höhenlage erheblich länger als der QSK mäßig bis stark getrübt. Es im Mental (212 m über NN, vier Mona- wurden Schwebstoffgehalte te im Jahr). Noch länger fließen die 142 bis zu 0,8 Gramm/Liter ge- m hoch liegenden QSK zwischen Tudorf messen. Die Trübe wird und Alfen, nämlich 10–11 Monate im größtenteils in unmittelba- Jahr. In den Monaten Februar und März rere Nähe der Austrittsstel- – also gegen Ende des Hydrologischen len des Wassers im Gras Winterhalbjahres – fließen alle Quell- sedimentiert, wie durch schwemmkegel nahezu immer. Gesellschaft und Politik Abb. 4 Quellschwemmkegelreihe bei Nie- vergleichende Messungen derntudorf (Foto: W. FEIGE) des Schwebstoffgehaltes WOLFGANG FEIGE, KARL-HEINZ OTTO WESTFALEN REGIONAL 33.
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