17. Wahlperiode

Plenar- und Ausschussdienst

Wortprotokoll Öffentliche Sitzung

Ausschuss für Sport

58. Sitzung 27. November 2015

Beginn: 11.02 Uhr Schluss: 13.13 Uhr Vorsitz: Karin Halsch (SPD)

Punkt 1 der Tagesordnung

Aktuelle Viertelstunde

Siehe Inhaltsprotokoll.

Punkt 2 der Tagesordnung

Aktuelles aus der Senatsverwaltung

Siehe Inhaltsprotokoll.

Vorsitzende Karin Halsch: Dann kommen wir zu

Punkt 3 der Tagesordnung

a) Besprechung gemäß § 21 Abs. 3 GO Abghs 0025 Eine Zukunft für das Sportmuseum im Sport Olympiapark: Aktuelle Situation und Stand der Planungen (auf Antrag der Fraktion Die Linke und der Fraktion der Grünen)

Hierzu: Anhörung

Redaktion: W. Schütz, Tel. 2325-1461 bzw. quer 99407-1461

Abgeordnetenhaus von Seite 2 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

b) Antrag der Fraktion der SPD und der Fraktion der CDU 0069 Drucksache 17/1005 Sport Konzeption zum Ausbau des Sportmuseums Berlin

Ich schlage vor, beide Tagesordnungspunkte miteinander zu verknüpfen. – Ich höre keinen Widerspruch, dann verfahren wir so. Wird ein Wortprotokoll gewünscht? – Das ist der Fall.

Ich komme nun zu unseren Anzuhörenden, die ich herzlich begrüße. Das sind Frau Martina Behrendt, die Leiterin des Sportmuseums Berlin, Herr Gerd Steins, der Präsident des Forums für Sportgeschichte; Förderverein für das Sportmuseum Berlin e. V., Herr Dr. Thomas Schneider sowie Herr Daniel Küchenmeister, Projektleiter „Die Fußball-Route Berlin“ vom Sport: Kultur e. V. – Herzlich willkommen! Vielen Dank, dass Sie sich für uns die Zeit neh- men!

Wir haben für jeden Anzuhörenden eine Redezeit von fünf bis maximal zehn Minuten vorge- sehen. – Bevor wir etwas später in die Diskussion eintreten können Sie sich schon einmal überlegen, wer von Ihnen beginnen möchte. – Wir kommen zunächst zur Begründung des Tagesordnungspunkts 3a. – Bitte, Frau Hiller, Sie haben das Wort!

Dr. Gabriele Hiller (LINKE): Gerne! – Wir haben in Berlin eine große Chance, denn das Sportmuseum Berlin kann auf gute Füße gestellt werden. Im Jahr 2010 erfolgte die Umstruk- turierung mit der Ausgliederung aus der Stiftung „Stadtmuseum“ des Landes Berlin. In die Infrastruktur und Hülle des Sportmuseums wird viel Geld gesteckt. Was uns fehlt und wo- rüber wir auch politisch diskutieren sollten, das ist die Beantwortung der Frage: Wie wird dieses Sportmuseum aussehen? Wird es ein Sportmuseum, das für junge Leute attraktiv ist und die Menschen anzieht, oder wird es eine Sammlung von Dingen aus dem Berliner Sport werden? Ich wünsche mir das Erste und freue mich, dass wir relativ zeitnah die Chance ha- ben, darüber zu diskutieren. Es liegen einige Papiere vor, und der Senat ist federführend. Ich hoffe, dass es einige Eckpunkte gibt, über die wir heute diskutieren können. –Danke schön!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Dr. Hiller! – Gibt es Begründungsbedarf zum Tagesordnungspunkt 3b? – Das ist nicht der Fall, sodass wir jetzt mit der Anhörung begin- nen. – Bitte, Herr Steins, Sie haben das Wort!

Gerd Steins (Präsident des Forums für Sportgeschichte): Ich möchte ein Bonmot des ehema- ligen Museumsreferenten, Herrn Prof. Reiner Güntzer, der vor kurzer Zeit verstorben ist, an den Anfang meiner Rede setzen. Er hat früher einmal gesagt: „Man kann, wenn man Pech hat, Flöhe aus dem Ärmel schütteln, Museen aber nicht.“ Und das wird an der Planungsentwick- lung des Sportmuseums deutlich.

Ich hatte meinem Statement eine Chronik beigelegt, aus der Sie ersehen können, dass wir uns seit 2001 in der sogenannten heißen Phase befinden. Jetzt sind wir im Jahr 2015, und in der letzten Woche ist die BPU verabschiedet worden, sodass nun grünes Licht für das Sportmuse- um gegeben worden ist. Bemerkenswert ist bei allen Beschlüssen, die im Parlament gefasst worden sind, dass sie aus der Opposition heraus gestellt und von allen Parlamentariern ge- meinsam verabschiedet worden sind. Das hat man im Berliner Parlament nicht so häufig, in den Bezirksparlamenten auch nicht. Deswegen bedanke ich mich noch einmal im Namen des

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Forums und des Landessportbundes Berlin. Das ist seit vielen Jahren ein guter Brauch, und wir sind erfreut, dass das so lange angehalten hat.

Parlamentarische Beschlüsse nützen nichts, wenn seitens der Verwaltungen keine aktive Un- terstützung erfolgt. So war es wegweisend, dass das Sportmuseum in der Koalitionsvereinba- rung von 2011 verankert wurde, aber deswegen wurde es noch kein Selbstläufer. Es wurde eine sogenannte Konzeption seitens des Stadtmuseums, die dem Ausgliederungsbeschluss von 2008 beigelegt war – Sie alle bzw. Ihre Vorgänger haben sie erhalten –, ohne Beteiligung des Sportmuseums, des Forums und des Landessportbundes erstellt. Zu allen Fragen, also zu den Finanzen, den Inhalten und zu der Betriebsweise wurden nur – ich sage es mal kritisch – Phrasen zusammengestellt, die keine umsetzbare Grundlage für ein Sportmuseum darstellten, sodass die damalige sportpolitische Sprecherin der Grünen, Frau Kubala, zu Recht verlangte, jenes Papier müsse völlig umgearbeitet werden. Aus dieser Situation heraus ist der jetzt zu behandelnde Besprechungspunkt beantragt worden.

Um Finanzierungsanträge bei LOTTO oder EFRE zu stellen, haben das Sportmuseum, das Forum und das Architektenbüro Brenner eine Machbarkeitsstudie nebst Kostenschätzung nach DIN 276 und ein Bedarfsprogramm mit den wesentlichen Aussagen für die Ausstel- lungsflächen in den Maifeldtribünen erarbeitet.

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Diese Unterlagen wurden Anfang 2013 genehmigt und führten schließlich zur Bewilligung von Lotto- und EFRE-Mitteln. In den Kernpunkten ist dieses Bedarfsprogramm einschließlich der darin formulierten baulichen Anforderungen in die Vorplanungs- und Bauplanungsunter- lage eingeflossen, die Sie, glaube ich, in der letzten Woche über den Hauptausschuss erhalten haben. Ich habe Ihnen trotzdem noch einmal dieses erste gemeinsame Grobkonzept in der Anlage meines Schreibens übermittelt.

Neuerdings, seit vielleicht sechs, sieben Wochen, gibt es ein weiteres Projekt mit zwei Perso- nen, die eine Grobkonzeption erstellen sollen und die uns, also das Forum, an diesem Diens- tag erstmals konsultiert haben. Dabei stellte sich heraus, dass zwischen allen Beteiligten weite Übereinstimmung mit den vom Sportmuseum und Forum vor längerer Zeit entwickelten Grundsätzen und Parametern für die Bespielung der Ausstellungsflächen in der Maifeldtribü- ne herrscht. Es bestehen demzufolge gute Aussichten, dass alsbald ein schlüssiges und reali- sierbares Grobkonzept vorgelegt werden kann, aus dem sich dann ein Feinkonzept entwickelt.

Vor über einem Jahr haben das Forum und das Sportmuseum in mehreren Sitzungen eine Art Checkliste erarbeitet, woraus man ersehen kann, was vermieden werden muss. Manchmal ist es hilfreich, dass man festlegt, was man nicht will, um herauszubekommen, was man machen kann. Ich darf kurz daraus zitieren: Was wir nicht wollen, ist die klassische Hall of Fame. Es soll auch kein Kuriositätenkabinett existieren, vor allen Dingen keine klassische Timeline, die Sie mittlerweile in fast allen Museen finden, kein Geschichtsbuch, also ein Informationsüber- angebot schaffen, zu viele Medien, also Übermacht an Medien, und auch zu viele Computer- spiele und Simulationen – ich denke an das Fiasko von Olympic Spirit vor etlichen Jahren im Münchner Olympiapark –, immer gleich bleibender Objekteinsatz – Objektwiederholungen sind genauso tödlich –, eine Kletter- und eine Torwand haben wir im Alltag und in anderen Museen, das ist sehr weit verbreitet und bringt dem Sportmuseum keine Attraktivität. Grund- sätzlich wollen wir eine Textlastigkeit vermeiden und auch zu wissenschaftliche Texte sollten nicht eingeführt werden. Unangenehm sind auch fehlende, unklare Besucherführungen, insbe- sondere Sackgassen, dunkle, erdrückende Raum- und Lichtgestaltungen und Raumbeschal- lungen, denen sich der Besucher nicht entziehen kann. Das ist häufig in internationalen Sportmuseen der Fall. Das Sportmuseum Köln wirbt sogar damit, dass es das lauteste Muse- um in der Bundesrepublik Deutschland sei.

Dem entgegengestellt sind einige positive Zielstellungen, die ich Ihnen jetzt nicht unterbreiten möchte. Ich möchte noch etwas über die inhaltliche Lage sagen. Das Forum hat im guten al- ten Westberlin 1986, 1987, 1988 drei große Ausstellungen organisiert und präsentiert, indem schon damals so gut wie alle Ausstellungsobjektinformationsunterlagen für ein zukünftiges Sportmuseum erarbeitet worden sind. Man kann also jetzt, wenn man eine Feinplanung vor- nimmt, darauf zurückgreifen.

Bei der Frage nach der Attraktivität muss das Gelände berücksichtigt werden. Wenn Sie heute die sogenannte Maifeldtribüne entweder vom Maifeld oder von der Glockenturmstraße her betreten wollen, lacht Sie eigentlich ein sehr düsteres Gebäude an. Das muss natürlich inner- halb der Ausstellung mit hellen Ansichten und mit einer entsprechenden Szenografie aufge- hoben werden. Das Besondere an dem Sportmuseum und der Stätte ist natürlich der Glocken- turm. Es muss jetzt erreicht werden, dass im Betriebskonzept oder in der Rechtsform, in der das Museum oder die Ausstellungsflächen dann geführt werden sollen, dafür gesorgt wird, dass der Besucher nur einmal Eintritt bezahlt. Es gibt genügend Besucher, die oben auf den

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Glockenturm wollen, knipsen und dann runter. Dann können sie noch ins Sportmuseum. Das muss dann so hergestellt werden, dass es wegen der Wegeführung attraktiv für die Besucher ist. Es ist auch ganz wichtig zu wissen, was in der Langemarckhalle passierte. Es gibt zwar schon eine Ausstellung, wo der Mythos hinterfragt wurde, aber vielleicht kann sich der eine oder andere erinnern, dass es vor sechs, sieben Jahren eine heftige Kritik an diesem Ausstel- lungsteil wegen der Richtigkeit der dort dargestellten Inhalte, Fotos usw. gegeben hat. Dieser Ausstellungsteil muss völlig umgearbeitet werden, und ich halte es für richtig, das aus dem Sportmuseumsausstellungsflächenteil herauszunehmen und in die Langemarckhalle zu setzen. Dafür scheint mir auch die Bereitschaft des Denkmalschutzes gegeben zu sein.

Sehr wichtig ist es für ein Sportmuseum, wenn es eine Attraktion sein soll, dass Sie relativ schnell auf wechselnde Anforderungen reagieren können. Innerhalb der Ausstellung muss eine sogenannte Aktualitätenfläche geschaffen werden, wo sich entweder Personen, die gera- de eine Goldmedaille oder die den Deutschen Pokal in einer der vielen Sportarten gewonnen haben, sehr schnell präsentieren können. Das gilt für Mannschaften, Vereine und Verbände. Wir haben in Berlin etwa 2 000 Vereine in knapp 50 Sportarten, und da gilt dann das Prinzip, was Herr Manfred von Richthofen vor langer Zeit aufgestellt hat: Mir sind alle mir anvertrau- ten Kinder gleich lieb. – Das heißt, es kann nicht eine bestimmte Sportart oder eine bestimmte Mannschaft besonders hervorgehoben werden, aktuell natürlich. Dabei denke ich in erster Linie daran, wenn in Berlin das Pokalendspiel ist, dass zukünftig der Pokal nicht im Roten Rathaus präsentiert wird, sondern im Sportmuseum.

Sehr wichtig ist natürlich, und das ist in die Bauunterlagen schon weitgehend eingearbeitet worden, die sogenannte Barrierefreiheit. In dem ersten Konzept, das, ich glaube, von 2008 ist, hatte gmp einen Hürdenlauf durch die Räumlichkeiten veranstaltet. Vielleicht können Sie sich noch an Ihren Besuch in der Maifeldtribüne erinnern. Da ging es hoch, runter, Treppenstufen. Das kann man einem Museumsbesucher nicht anbieten. So ist dann auch unser Vorschlag relativ schnell durchgerechnet worden, alle Hürden aus dieser Halle herauszunehmen. Das ist jetzt klargestellt. Natürlich führte das zu einer erheblichen Erhöhung der Baukosten, aber das ist die Grundlage dafür, dass dieses Museum ohne Weiteres durchlaufen werden kann. Es ist auch eine zweite Ebene im ersten Vorschlag von uns gewesen. Die Ebene ist erhalten worden. Man kann jetzt also in einer Art Rundgang, der aber kein Zwangsrundgang ist – – Die Besu- cher könnten sich nach dieser Planung frei entscheiden, wohin sie wollen, aber sie haben auch die Möglichkeit eines Rundgangs. Das ist ganz wesentlich für dieses Gebäude. Wenn Sie dann in der ersten Etage sind, haben Sie die Möglichkeit, die Themen, die in bestimmten Themeninseln dargestellt sind – also nicht chronologisch langatmige Erläuterungen in Fotos und Objekten oder eine Person nach der anderen abhandeln, das wäre dann eine Hall of Fame –, die Olympiaparkbezogenheit, in Natura, nämlich von der ersten Etage zu sehen, und dann geht es noch mal ganz weit nach oben. Wichtig für die Zukunftsfähigkeit des Museums ist auch eine Imbissmöglichkeit. Es haben einige Planer versucht, ein First-Class-Restaurant ein- zubauen. Das ist Gott sei Dank vom Staatssekretär Statzkowski schon längst ad acta gelegt worden; das hätte die Baukosten massiv in die Höhe getrieben und wäre dort auch in die Plei- te gegangen. Als Vorbild für die nächste Planung erscheinen uns nicht die monothematischen Museen in Europa, also Fußball-, Basketball-Hall of Fame, entscheidend, sondern die Muse- en, die wie das Sportmuseum ein allgemeines Sportmuseum darstellen. Dafür wäre das gerade vor drei Jahren fertiggestellte Museum in , direkt neben dem , maß- gebend, und es wäre das neue Nationalmuseum Frankreichs, das von Paris weggegangen ist; es ist jetzt in Nizza ist. Das wären die Ankerpunkte, die wir hier nennen können.

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Vorsitzende Karin Halsch: Herr Steins! Wir hatten uns auf fünf bis zehn Minuten verstän- digt, und wir hoffen, dass Frau Behrendt auch noch etwas sagen kann. Wir sind sehr groß zü- gig.

Gerd Steins (Forum für Sportgeschichte): Habe ich die erreicht? – [Vorsitzende Karin Halsch: Sie sind schon ganz schön drüber. Wir sind ja sehr großzügig!] – Dann kann ich ohne Weiteres schließen.

Vorsitzende Karin Halsch: Ich weiß nicht, inwieweit Sie sich abgestimmt haben. Wenn Sie noch etwas zu ergänzen haben, Frau Behrendt – bitte!

Martina Behrendt (Sportmuseum Berlin): Wir stimmen uns sehr oft mit unserem Förderver- ein ab, aber in diesem Fall haben wir das nicht getan. Ich werde dennoch versuchen, mich sehr kurz zu fassen, weil das auch möglich ist.

Ich möchte zunächst erst einmal sagen – und das muss man manchmal auch konstatieren –, dass die Herauslösung des Sportmuseums Berlin aus der Stiftung Stadtmuseum eine richtige und wichtige Entscheidung und Voraussetzung für die Sicherung der Perspektive des Muse- ums gewesen ist. Das lässt sich nach den letzten fünf Jahren sehr gut und mit Freude von uns konstatieren. Genauso froh sind wir natürlich darüber, dass mit der Zustimmung des Abge- ordnetenhauses zu unserer BPU nunmehr auch die Baumaßnahme gesichert ist und in weni- gen Monaten das Bauprojekt tatsächlich an den Maifeldtribünen am Glockenturm starten kann.

Frau Hiller! Ich kann Ihnen versichern, dass wir genau das wollen, was Sie formuliert haben: ein modernes Museum, weil ich weiß, dass Museen per se, wenn man den Begriff benutzt, die Anmutung haben, dass man etwas Althergebrachtes, Verstaubtes zu sehen bekommt. Das ist bei Sportmuseen eigentlich zunächst schon mal gar nicht der Fall, weil das Thema das eigent- lich nicht zulässt, aber genau das wollen wir natürlich auch nicht, und dazu hat Herr Steins schon eine ganze Menge gesagt.

Vielleicht müsste man noch zwei Dinge hinzufügen. Wir haben uns, solange wir existieren, immer als ein allgemeines und als kulturhistorisches Museum verstanden, das sich dem The- ma Sport widmet. Das sagt auch schon aus, dass wir nicht Sport und die Sportorganisationen per se in ihrer Geschichte, Tradition und Zukunft betrachten, sondern dass ein Schwerpunkt in unserem Museum sein muss – gerade in Berlin und gerade an diesem Ort, muss man noch dazu sagen –, wo Sportgeschichte mit Gesellschaft und Politik verknüpft wird und das im Mittelpunkt der Vermittlung steht oder zumindest ein herausgehobener Schwerpunkt ist. Na- türlich muss man auch all das tun, was die Bürger, was die Öffentlichkeit, von einem Sport- museum erwarten. Sie erwarten natürlich auch die Traditionen ihres Sports, ihres Sportvereins zu finden, und sie erwarten natürlich auch, die Erfolge, die sie errungen haben, dort zu sehen. Wie man das macht und dass man keine Übermächte in verschiedene Richtungen schafft, ist eine ganz andere Frage, und das ist die, ich will es durchaus als Herkulesaufgabe bezeichnen, die wir gemeinsam mit dem ausgewählten Kuratorenteam in den nächsten anderthalb Jahren bewältigen müssen. Das wird eine sehr spannende Frage sein.

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Was wir in der künftigen Ausstellung sicherlich sichtbar machen werden können, ist die Be- deutung, die Berlin für die Entwicklung des Sports in Deutschland und international hat, und allein diese Punkte abzuarbeiten – bitte in Häkchen zu betrachten –, wird möglicherweise die Größenordnung, die unsere Ausstellung haben wird, vielleicht schon übersteigen. Ich will es noch mal konkret sagen: Das Bauvorhaben hat insgesamt eine Fläche von etwa 2 000 Quadratmetern. Davon werden ungefähr 1 300 Quadratmeter für Dauer- und Wechsel- ausstellungsflächen zur Verfügung stehen. Hinzu kommt ein kleiner, weil eine andere Mög- lichkeit nicht vorhanden war, direkt an den Räumen angedockter Sportgarten. Das, was wir wollen, ist – ich sage jetzt trotzdem mal das nicht so sehr beliebte Wort – klassische Muse- umsarbeit auf der einen Seite zu machen mit klassischen, aber modernen Ausstellungen zu verknüpfen mit einem Sport Lab – moderner Begriff –, Sportlabor, das kennt man aus dem Technikmuseum oder anderen Häusern, einem Ort, an dem man Sportgeschichte ausprobieren und sich selbst betätigen kann und wo das sportliche Experiment im Vordergrund steht. Das ist der große Rahmen, den ich Ihnen im Moment ein wenig beschreiben kann.

Lassen Sie mich noch zwei Aspekte hinzufügen, und dann höre ich auch schon auf und habe mein Manuskript gestrichen: Wir haben mit dem Start des Bauprojektes und mit der Siche- rung der Ausstellungsräume einen großen Meilenstein erreicht. Wir haben noch ein weiteres Problem zu lösen, dessen sich die Senatsverwaltung für Inneres und Sport schon angenom- men hat. Also, das wird schon andiskutiert, aber es ist sehr wichtig. Deshalb möchte ich hier noch mal darauf aufmerksam machen. Um das Museum langfristig zu sichern, muss in den nächsten 12 bis 14 Monaten eine adäquate Rechts- und Betriebsform gefunden werden, denn die jetzige direkte Einbindung in die Verwaltung entspricht natürlich nicht der Arbeitsweise und Struktur eines Museums, insbesondere dann nicht mehr, wenn die Ausstellungsflächen in den Maifeldtribünen am Glockenturm im Jahr 2018 eröffnet werden. Es müssen Mittel und Wege gefunden werden, hier noch einmal nachzuarbeiten und das Museum rechtlich und be- triebswirtschaftlich auf die richtigen Füße zu stellen.

Letzte Bemerkung zur Betriebsform: Sie wissen sicherlich wie die meisten Bürger, dass die öffentlichen Museen sich in der Regel nicht tragen, sich also nicht refinanzieren können. Wir werden am Standort Maifeldtribünen in einer eigentlich exklusiven Lage sein. Wir werden einen besseren Refinanzierungsquotienten erreichen können. Das ist aber nur dann möglich, wenn wir eine Betriebsform finden, die den Betrieb des Glockenturms und des Museums mit- einander verknüpft, weil sich dort entsprechende Effekte ergeben, und wenn es, wie wir es vorgesehen haben, eine Verknüpfung mit dem Besucherkonzept des Olympiaparks Berlin und des Olympiastadions Berlin gibt, sodass es ein Kombiticket gibt, das den Besuch beider Standorte ermöglicht und auch eine Effizienz, dass die Besucher beide Orte besuchen und effektive Wege finden können und natürlich, das muss man auch mal sagen, der Museumsbe- such für die Besucherinnen und Besucher finanzierbar bleibt. Ich habe nämlich meine leisen Zweifel, ob das Besucherticket für 17 Euro an der Kasse des neu geschaffenen Fußballmuse- ums in Dortmund auf Dauer durchsetzbar sein wird. Das ist etwas, das ich mir für Berlin nicht wünsche, dass wir – jetzt bin ich ein bisschen frech – mit Dollarzeichen in den Augen die Preise so nach oben schrauben, dass uns die Besucher letztendlich wegbleiben, weil ich den- ke, dass Museen per se und natürlich auch unser Museum einem möglichst breiten Besucher- kreis geöffnet werden sollen. – Vielen Dank!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Behrendt! – Herr Dr. Schneider! – Bitte sehr! Sie haben das Wort.

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Dr. Thomas Schneider (Fußball Route Berlin): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Sehr ge- ehrte Damen und Herren! Zunächst vielen Dank für die Gelegenheit, hier heute zu Ihnen spre- chen zu können. Ich will kurz erläutern, aus welcher Perspektive wir das Sportmuseum, die Aktivitäten und die Ausführungen von Herrn Steins und Frau Behrendt betrachten, mit wel- chen Ohren wir das hören. Wir sind eingeladen als Projektleiter der Fußball Route Berlin, das ist einleitend gesagt worden. Das ist ein Projekt des Vereins Sportkultur, das heißt, wir spre- chen einerseits zu Ihnen als Akteure, die sich seit mittlerweile zehn Jahren mit der Geschichte und der gesellschaftlichen Verantwortung des Sports befassen, und wie Sie sich unschwer denken können, stehen hinter dem Projekt der Fußballverband und seine Vereine, für die wir andererseits sprechen. Der Berliner Fußballverband befasst sich seit einigen Jahren mit seiner Geschichte, und er tut dies ebenso aus einem Bewusstsein der sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung heraus. Ich sage das deswegen einleitend, weil zu allererst aus unserer Sicht die Frage gestellt werden muss, und das tauchte in den Ausführungen eben verschiedentlich auf, welchen Rang, welche Bedeutung Sport und in unserer Gesellschaft hat und was in die- sem Haus überhaupt dargestellt werden soll, denn allein der Bestand einer Sammlung recht- fertig ja noch nicht den Bau und den Betrieb eines Museums.

Ich will kurz noch zwei andere Dinge vorausschicken, bevor Daniel Küchenmeister unsere Erwartungshaltung an dieses Haus aus der eben dargestellten Grundposition formulieren wird. Dass es gerade unmittelbar einen Beschluss gegeben hat und die Finanzierung gesichert ist, ist zunächst ein Grund zur Freude, das sollte man festhalten. Dass es ein Museum geben wird, wie wir jetzt mit einiger Sicherheit voraussagen können, ist ein Grund zur Vorfreude. Das Konzept, so wie es sich jetzt darstellt, wie es von Herrn Steins und Frau Behrendt ausgeführt wurde, kann sicherlich breite Zustimmung finden, zumal es viele Aspekte berücksichtigt, die in der museologischen Praxis in den letzten Jahren zunehmend üblich geworden sind. Ich will nur ergänzend darauf hinweisen, das Beispiel des Fußballmuseums in Dortmund ist genannt worden. Mit diesem Haus befassen wir uns bereits seit einigen Jahren. Das, was dort verwirk- licht worden ist, ist nicht die Ultima Ratio. Das ist ein Museum eines Verbandes, das hier nur bedingt maßgebend sein kann. Es sind andere Beispiele genannt worden; uns würden sicher- lich eine Menge mehr einfallen. Dem muss man Rechnung tragen. Die Erwartungshaltungen an Häuser, zumal wenn sie in erster Linie junge Leute ansprechen sollen, haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt.

Zu den Einzelheiten des Konzepts: Sie werden uns nachsehen, dass wir uns nicht zu Details äußern können, sondern unsere Anmerkungen aus der eingangs skizzierten Haltung sehr grundsätzlich sein müssen, dass sie eher darauf abzielen, wie der Prozess der Erarbeitung die- ses Hauses verlaufen sollte.

Daniel Küchenmeister (Fußball Route Berlin): Dr. Schneider hat angedeutet, dass ich etwas zur Erwartungshaltung sage, aber ich denke, die Erwartungshaltung ist nicht nur die unsrige, sondern es ist die Erwartungshaltung aller hier im Raum. Es geht darum, ein Museum des Sports zu präsentieren, ein Museum, das der Sportmetropole Berlin gerecht wird und das vor allen Dingen Werbung für den Sport macht, sowohl in Bezug auf die historische Tiefe als auch die aktuelle Dimension.

Die Zukunft des Sportmuseums ist das heutige Thema, und eigentlich hat die Zukunft des Sportmuseums – Herr Steins hat es angedeutet – schon einen sehr langen Weg hinter sich,

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aber unter den Voraussetzungen, die jetzt geben sind, wird es in gewisser Hinsicht ernster. Es ist ein neuer Punkt erreicht. Wir wollen nur zwei Anmerkungen machen, weil es von unserer Seite aus in vielen Punkten Übereinstimmung mit dem Vorgetragenen gibt. Aber wir glauben, dass es bereits jetzt, um die Zukunft und den Erfolg des Sportmuseums zu sichern, sinnvoll ist, neben dem Sportmuseum und vielleicht auch aus dem Sportmuseum heraus zahlreiche Initiativen zu starten, um Sportgeschichte stärker in der Stadt zu verankern.

Wenn man in den Bezirken und im Land unterwegs ist, wird man feststellen, dass das Sport- museum Berlin leider weitgehend unbekannt ist. Dieser Zustand, finden wir, sollte sich än- dern, und er sollte sich vor allen Dingen bis zu dem Zeitpunkt ändern, wenn das Sportmuse- um als solches mit der neuen Dauerausstellung in Betrieb geht. Der Erfolg dieses Sportmuse- ums wird wesentlich davon abhängig sein.

Es geht mittelfristig in den nächsten Jahren parallel zum Prozess der Erarbeitung und des Baus darum, die Sportgeschichte in die Stadt zu tragen und Initiativen und auch die Arbeiten des Museums selbst zu fördern, vielleicht auch gelegentlich anzuregen, die die Sportgeschich- te in der Stadt verorten. Es gibt vielfältige Ereignisse, an die wir anknüpfen können. Wir ha- ben das Sportfest, wir haben regelmäßige Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel das DFB- Pokalfinale, aber auch Marathon und viele andere Sachen, und wir haben zahlreiche Akteure, die bereit wären, sich in diesem Zusammenhang einzubringen. Da sind nicht zuletzt die Be- zirke zu nennen; zahlreiche Initiativen ließen sich da anführen.

Einzubeziehen, das ist uns besonders wichtig, auch aus der Kenntnis der Vereine selbst; es wurde angedeutet, dass wir eine sehr enge Bindung haben und sehr intensiv für den Berliner Fußballverband arbeiten – – Es scheint uns wichtig, dass die Vereine sehr frühzeitig über die Entwicklung des Sportmuseums informiert werden, breit informiert werden, dass Vorfreude in den Vereinen entsteht, dass für die Vereine Möglichkeiten gesucht werden, teilzuhaben, mitzumachen und dann die Eröffnung des Sportmuseums als ein Höhepunkt auch ihres sport- lichen Daseins über die Bewegung hinaus empfunden wird.

Es wäre wünschenswert, das formuliere ich bewusst mit diesem Begriff, wenn die Entwick- lung, wie sie sich jetzt darstellt, bekannter wäre, wenn die Entwicklung des Sportmuseums, sowohl des Konzeptes als auch der bauliche Fortschritt, transparenter wäre und stärker in die Öffentlichkeit getragen würde. Das heißt nicht, dass jeder einzelne Schritt zu kommentieren ist, auch nicht von jedem, aber eine größere Öffentlichkeit sowohl fachkompetenter Leute als auch eine größere Öffentlichkeit insgesamt haben das Sportmuseum und dieses Konzept al- lemal verdient. – Danke!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Küchenmeister! – Bevor wir die Stellung- nahme des Senats hören, darf ich mich bei Ihnen, Herr Steins, Herr Küchenmeister und Herr Dr. Schneider, bedanken, dass wir auch in schriftlicher Form schon von Ihnen informiert wurden. Vielen Dank für Ihre Stellungnahmen! – Dann würde ich jetzt gern die Stellungnah- me des Senats hören wollen, und danach treten wir in die Diskussion und Fragerunde ein. – Herr Staatssekretär, bitte!

Staatssekretär Bernd Krömer (SenInnSport): Danke schön, Frau Vorsitzende! – Es wurde eben in einem Satz gesagt, jetzt wird es langsam ernst oder wir kommen auf eine neue Ebene. Ich denke, „langsam ernst“ ist nicht die richtige Formulierung, sondern wir sind relativ weit,

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was die Planungen betrifft. Ich werde zu den einzelnen Meilensteinen, zum Ausstellungskon- zept und zur Finanzierung etwas sagen. Wir haben die Situation – einige Dinge sind jetzt schon gesagt worden –, dass in der Sitzung des Hauptausschusses am 18. November der BPU erfreulicherweise zugestimmt worden ist. Die Museumsräume werden im bisher ungenutzten Nordflügel des Gebäudes mit einer mehrgeschossigen Halle und in den angrenzenden unter- halb der Portaltreppe gelegenen ehemaligen Kassenräumen der Waldbühne ausgebaut, insge- samt 2 000 Quadratmeter Ausstellungsinteraktionsflächen, integrierte Bereiche für Veranstal- tungen und Museumspädagogik, ein Servicebereich mit einer Kasse, Garderobe und Muse- ums-Shop, einem Museumscafé und natürlich auch für die internen Zwecke Technik-, Ar- beits- und Lagerflächen. Alle öffentlich zugänglichen Flächen werden eben nicht im Rahmen eines Hindernisparcours, sondern barrierefrei gestaltet. Im Rahmen der Baumaßnahme wer- den auch das Tribünendach und die Portaltreppe Nord umfassend saniert werden, wo es seit Jahren Undichtigkeiten gibt.

Der Baubeginn soll im März des Jahres 2016 sein, die Fertigstellung des Rohbaus im Oktober 2016. Der Bau insgesamt soll im Januar 2018 fertiggestellt sein. Beginn des Aufbaus der Aus- stellung soll im Februar 2018 sein und die Eröffnung des Museums selbst im Juli 2018.

Mit der Erstellung des inhaltlichen Ausstellungskonzepts wurde im Oktober die Kulturprojek- te Berlin GmbH beauftragt, die als Kuratoren das renommierte Büro Focus + Echo gewinnen konnte, die unter anderem auch das Grundkonzept für das Deutsche Fußballmuseum des DFB in Dortmund entwickelt hat und auch bei der innenarchitektonischen Ausformung des Hum- boldtforums mitwirkt. Mitte Dezember wird ein erstes Ideenpapier vorgelegt. Das Grobkon- zept wird im Januar 2016 vorliegen und das Feinkonzept im April des Jahres 2016. Das wird anschließend im Beirat des Sportmuseums vorgestellt und diskutiert werden.

Die Finanzierung des Vorhabens setzt sich aus Investitionsmitteln des Landes Berlin in der Größenordnung von 6,37 Mio. Euro, EFRE-Mitteln von 300 000 Euro und DKLB-Mitteln in der Größenordnung von 1,820 Mio. Euro, Gesamtsumme 8,850 Mio. Euro, zusammen.

Vorsitzende Karin Halsch: Es werden jetzt mehrere Fragen aus dieser Runde kommen, und ich würde Sie bitten, sich diese zu notieren. Es wird nicht nach jeder Frage geantwortet, son- dern wir sammeln, und dann gibt es eine Antwortrunde. – Wir beginnen mit Herrn Schwei- khardt, ihm folgen Herr Schaddach und Frau Dr. Hiller. – Herr Schweikhardt! Sie haben das Wort. – Bitte!

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Notker Schweikhardt (GRÜNE): Vielen Dank! – Zunächst einmal vielen Dank für die aus- führlichen Informationen, die dringend nötig sind, denn, Herr Küchenmeister, das geht mir genauso, ich hätte mir da eine intensivere und fundamentalere Vorbereitung gewünscht. Das ist ja kein Erfolgsbericht, der hier vorliegt, sondern es ist eigentlich ein Desaster. Wir haben EFRE-Mittel von 850 000 Euro verloren, die eigentlich schon da waren, und ein Bauprojekt, bei dem nächsten April das Feinkonzept vorliegt, bei dem aber vorher schon gebaut wird, das ist wieder die Berliner Lösung: Wir bauen irgendetwas, und wir wissen überhaupt nicht, was hinein soll. Das wird wieder länger dauern, und es wird teurer werden, das ist eigentlich schon absehbar und dramatisch.

Zu Fokus und Echo: Das Konzept kenne ich nicht, daran kann ich auch nichts kritisieren, aber wenn sie für das Fußballmuseum zuständig war, was, wie Sie selbst sagen, nicht optimal um- gesetzt wird, dann weckt es eher Fragen, als dass es Lösungen gibt. Fragen wären etwa: Wa- rum wurde das erste Planungsbüro nicht weiterbeschäftigt? Ist es richtig, dass sie nach der gültigen Honorarordnung bezahlt werden wollten und deshalb das Planungsbüro gewechselt wurde, das neue Planungsbüro aber natürlich nach der gleichen Planungs-HOAI-Ordnung bezahlt werden muss und dass das dazu führte, dass wir die EFRE-Mittel verloren haben? Die entfallenen 850 000 Mittel: Ist das kompensiert? Kommt da noch ein zusätzlicher Nachtrag? Das fände ich ganz spannend und natürlich dramatisch, dass wir es nicht mehr schaffen, zum Deutschen Turnfest 2017 zu eröffnen, was eigentlich geplant und zugesichert war.

Das Budget der Ausstellung wurde aufgrund der technischen Baumängel dort und weil eben andere Dinge saniert werden müssen um fast 20 Prozent reduziert. Können Sie einschätzen, ob das Auswirkungen auf die Möglichkeiten hat, auf die Freiheit, die die Kuratoren dann ei- gentlich brauchen, um gestalten zu können? Und die Digitalisierung, wissenschaftliche Mitar- beit, also Aspekte, die für ein zeitgemäßes Museum eigentlich sehr dringend sind, da würde mich interessieren, ob es da schon Vorplanungen gibt, inwieweit das zum Beispiel in ein Cloud-System eingebunden wird, vielleicht Collection-Cloud wie beim Deutschen Sportmu- seum, oder ob es eine eigene Cloud-Lösung gibt, wie diese Inhalte den Besuchern später zu- gänglich gemacht werden, auch was Medienkooperationen angeht. Das ist ein historisches Pfund, und bei jeder Sportberichterstattung wird von privaten und öffentlichen Sendern auf das Material zugegriffen werden wollen. Inwieweit sind da Kooperationen schon eingebun- den?

Sie hatten darauf gedrängt, die Bezirke und Vereine einzuspinnen. Mich würde auch die Rolle der Verbände interessieren, inwieweit die mit dabei sind. Ich finde, eine offene Frage und für Berlin an dem Standort ganz wichtig ist natürlich 1936. Wie gehen wir mit der Langemarck- halle um? Das wird von außen erst mal nicht differenziert werden, wenn ich als Besucher dorthin komme, dann ist das so, dass die Sportausstellung da irgendwie erst mal zusammen- gehört. Diese ist sicherlich auch durch so ein Kombiticket intelligent mit dem Park zu verbin- den, aber natürlich ist die Aufarbeitung ganz wichtig. Daran werden wir gemessen, wie wir damit umgehen. Das ist, finde ich, eine ganz spannende Frage.

Und vielleicht noch mal inhaltlich. Frau Behrendt, Sie hatten vorhin kurz die Aktualitätenflä- che angedeutet, also der, worauf man eingehen kann: Ist das ausreichend? Sehen Sie da noch Mehrbedarf? Gibt es da räumliche Möglichkeiten, das zu machen, oder können wir guten Gewissens davon ausgehen, dass wir dann später so flexibel sind, dass wir auch alles in dem

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tollen Museum anstellen können, was wir da gerne machen wollen? Ich freue mich auf jeden Fall auf dieses Museum.

Als allerletzte Frage noch: Diese selbstständige Stiftung, die auch ursprünglich mal angedacht war, hat die CDU mit gutem Recht damals auch gefordert. Da wollte ich fragen, ob das in Aussicht ist, oder wie die zukünftige administrative Struktur geplant ist. – Vielen Dank!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Herr Schaddach, bitte!

Robert Schaddach (SPD): Erst mal recht vielen Dank für Ihre Ausführungen! – Mich würde mal interessieren, ich habe ganz aufmerksam zugehört, und der ein oder andere, der schon länger hier im Ausschuss ist, kennt das Thema Wassersportmuseum. Das Wassersportmuse- um ist ein Teil des Sportmuseums insgesamt. Wir haben sehr lange dafür gekämpft, dass es am Standort dort auch erhalten wird. Sie sprechen jetzt von modernen, schicken Museen und modernen Führungssystemen; wenn man so durch das Wassersportmuseum geht, kann man das jetzt nicht unbedingt feststellen, denn auch die personelle Ausstattung ist nicht die tollste oder die ausreichendste aus meiner Sicht. Dazu meine Frage: Wie ist das in die moderne Kon- zipierung einbezogen? Ist diese beauftragte Unternehmung, die dort die ganzen Analysen durchführt, auch schon mal in Grünau gewesen und hat sich das Wassersportmuseum ange- schaut? Ist das da involviert? Wie sieht da die Zukunft aus, oder wird das da auch modern mit einbezogen? Oder passiert da jetzt gar nichts, und man versucht Stück für Stück so auszudün- nen, bis gar nichts mehr da ist? Und Herr Philipp, der als Gründer des Wassersportmuseums auch Geld dazu gestiftet hat: Wie wird sozusagen diese „Zustiftung“, die da auch erfolgt ist, in dem Gesamtkontext berücksichtigt?

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Jetzt Frau Dr. Hiller.

Dr. Gabriele Hiller (LINKE): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Vielen Dank den Anzuhö- renden! Das war eine interessante Darstellung, und ich glaube, es ist hoffentlich noch ein Zeitpunkt, wo wir uns einmischen können, denn ich habe den Eindruck, dass vieles passiert, aber in einer Art und Weise, wo es schwer ist zu erfahren, was da als Ergebnis rausgekommen ist. Für mich ist es nicht transparent genug. Das, was Sie vorgelesen haben, Herr Krömer, war bekannt, aber das ist keine Darstellung der Inhalte und dessen, was man da will. Aus der Sicht, finde ich, ist das heute hier ein wichtiger Diskussionsort. Herr Schweikhardt, danke schön, dass Sie das auch noch mal aufgearbeitet haben, was bisher an Chancen vertan wurde. Und dass es 2017 nicht eröffnet wird, ist leider eine Berliner Geschichte ohne Ende. 2018 ist wahrscheinlich die optimistische Variante. Das wollen wir aber jetzt nicht an die große Glo- cke hängen.

Ich habe viele inhaltliche Fragen und würde mich hier einfach mal entlangbalancieren. Gibt es ein Personalkonzept? Dieses Gebäude will gefüllt sein. Ich meine, ich weiß gar nicht so rich- tig, ich muss wahrscheinlich den Senat fragen, da dieser der Träger ist, das muss man ja jetzt einplanen, und wir wissen, dass es bei Personalangelegenheiten in Berlin immer Riesenprob- leme gibt. Und wenn man da alles anguckt – Security, technische Mitarbeiter, Kuratoren, Mu- seumsleitung –, da kommt eine ganze Reihe zusammen. Was ist da eingeplant? Wie wird das vorbereitet? Gibt es da bereits Vorbereitungen im Senat, auch wenn man das jetzt haushalts- mäßig noch nicht nachvollziehen kann? Wer wird eigentlich am Ende den Hut aufhaben? Wir haben hier angefangen, Strukturdiskussionen zu machen. Ich bin nicht der Meinung, dass eine

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Stiftung automatisch die Lösung ist, weil ich die ganze Stiftungsdiskussion mit der Oper da- mals miterlebt habe und heute auch Ergebnisse oder Erfahrungen da einbringen kann, aber das wäre natürlich wichtig, auch noch mal zu diskutieren, was bringt es wirklich. Wichtig ist ja, wie viel Geld würde man so einer Stiftung zur Verfügung stellen, und wer macht es? Das kann sicherlich nicht ein Abteilungsleiter der Sportverwaltung sein. Das ist wahrscheinlich dann eine Überforderung. Nein, er schüttelt den Kopf, das kann die Sportverwaltung, okay. Die Kulturverwaltung gibt das lieber ab. Aber gut, wie gesagt, das ist für mich nicht das Wichtige, wichtig ist, dass jemand verantwortlich ist. Diesen sehe ich personell bezogen jetzt zwar in Frau Behrendt, aber doch vor Ort und nicht in der Sportverwaltung. Das wäre mir eine wichtige Sache.

Herr Steins, Sie sagten vorhin, dass da zwei Personen etwas vorgestellt haben. Mich würde schon interessieren, wer das ist, einfach weil Personen auch eine gewisse inhaltliche Dominie- rung mitbringen, oder einfach weil es interessant ist zu wissen, wer das macht. Am Parlament ist es vorbeigegangen. Wir haben gehört, was es alles nicht sein soll. Das teile ich alles mit Ihnen. So richtig ist mir noch nicht klar, wie es sein wird. Es ist auch ein hoher Anspruch. Es ist sicher auch eine Vision, die wir da gemeinsam haben, und das muss auch entwickelt wer- den. Aus der Sicht: Gibt es beispielgebend ein Museum, was Ihnen vor Augen schwebt, wo man sagt, so in der Art – es muss ja kein Sportmuseum sein – würde es mir gefallen?

Sie haben die Bibliothek. Wie wird die bisher genutzt? Wie soll die weitergenutzt werden? Wird es einen Lesesaal geben? Es gibt den historischen Pfad im Olympiapark, der sehr gut läuft, und Sie sagten, dass Sie das verbinden wollen. Bei der Organisationsstruktur wird das auch inhaltlich zusammengeführt. Ich denke, der ist im Zusammenhang mit dem gesamten Gelände sehr wichtig und sozusagen ein lebendiger Bestandteil des Museums. Aus der Sicht ist es ein wichtiger Punkt, um das Museum in den Umkreis dort auch einzuarbeiten. Muse- umspädagogische Angebote – das gehört dann zu der Vision. Wie können Kindern herange- führt werden? Das ist ein niederschwelliges Angebot, um an Kultur, Sport, Museen heranzu- führen und aus der Sicht auch eine Chance. Wie arbeiten Sie mit Museumspädagogen zu- sammen, auch mit Lehrerinnen und Lehrern, Bildungsinstitutionen, möglicherweise dem LISUM? Das wäre mir wichtig. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Muse- um war mal da. Gibt es die noch? Auf welcher Ebene? Was läuft da? Es gab auch mal eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum. Wird das in irgendeiner Art und Weise wei- ter fortbezogen?

Wichtig ist es, und darauf haben Herr Küchenmeister und Herr Schneider hingewiesen, Ak- teure einzubeziehen. Und in meinem Bezirk gibt es ein Sportmuseum, was ein Ausstellungs- ort von Erinnerungsstücken ist. Okay, es zeigt aber auf jeden Fall das Interesse, was es an der Basis des Sports gibt, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen. Wir haben in Berlin die hervorragende Chance, Ost und West auch im Sport zusammenzuführen – erst ge- trennt zu betrachten, dann wieder zusammenzuführen. Wie nutzen Sie die Erfahrungen, die es da gibt? Ich fand, dass diese Matinee beim Berliner Fußballverband vor zwei Wochen ein guter Ansatz war, einfach zu sagen, das und das gibt es, und wir haben Anknüpfungspunkte usw. Wie soll das in dem Museum dann mit den verschiedenen Akteuren dargestellt werden? Und ganz ausdrücklich sage ich auch: Die Bezirke – Verbände wurden schon genannt – sind da mit einzubeziehen, damit es ein Museum für die Stadt wird und nicht für den Bezirk Char- lottenburg, wo der Staatssekretär herkommt. Ist er heute nicht da, weil er die Diskussion scheut? – Nein! Ich hätte mich gefreut, weil er einer der – – – [Zuruf von Peter Trapp (CDU)]

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– Ich meine das inhaltlich, Herr Trapp, Sie müssen nicht gleich erschrecken. – Mich hätte seine Position heute interessiert, wie er das sieht. Und es wäre sicherlich auch für ihn schön gewesen zuzuhören. – [Peter Trapp (CDU): Das richte ich ihm aus.] – Das ist schön. –

Vorsitzende Karin Halsch: Ich darf noch mal daran erinnern, Frau Dr. Hiller hat jetzt das Wort. Jeder kann sich melden, wenn er einen Beitrag hier zu der Diskussion leisten will.

Dr. Gabriele Hiller (LINKE): Hier fiel der Begriff Beirat des Sportmuseums. Ich glaube, Herr Krömer, Sie haben das gesagt. Ich wusste nicht, dass es so was gibt. Wer ist das? Was macht der? Was hat der für Aufgaben? Wird der uns mal vorgestellt? Manchmal ist sogar das Parlament beteiligt, wenn Beiräte bestimmt werden. Ich will das nicht an die große Glocke hängen, aber zu wissen, wer da was macht und warum, das wäre mir schon wichtig.

Zu der Zusammenarbeit mit der Poelchau-Oberschule: Da gibt es historische Zeichen aus dem Umfeld 36, die auch von uns hingenommen wurden, als die Schule hingezogen ist, aber die müssen jetzt irgendwie auch in den Zusammenhang eingeordnet werden. Die können nicht unkommentiert da stehenbleiben, und ich denke, auch das ist für das Museum eine Herausfor- derung. – So weit erst mal. Danke schön!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Dr. Hiller, für die große Palette der Fragen!. – Herr Baum, bitte!

Andreas Baum (PIRATEN): Vielen Dank für den Einblick und Ihre Darstellung! Ich hätte da zunächst noch mal eine Nachfrage an den Senat, denn für mich war das jetzt durchaus doch wieder noch mal eine neue Information, was den Eröffnungstermin angeht. 2014 war noch eine Fertigstellung vor dem Turnfest geplant. In der roten Nummer jetzt aber vom 30. Oktober 2015, was noch nicht so lange her ist – 1403 N an den Hauptausschuss –, wurde dann gesagt, Anfang 2018. Das ist jetzt – einen guten Monat später – schon wieder überholt und ist dann schon wieder einen Monat später geworden. Nur, wenn es so weitergeht und sich mit jedem weiteren Monat der Eröffnungstermin um einen Monat nach hinten verschiebt, dann heißt das nichts Gutes. Vielleicht können Sie noch kurz sagen, was sich innerhalb des letzten Monats tatsächlich noch mal geändert hat, dass diese Information aus der roten Num- mer überholt ist.

Dann würde mich interessieren, inwiefern es Kooperationen auch mit anderen Museen oder mit anderen Institutionen gibt. Vielleicht können Sie dazu konkret noch mal etwas sagen. Teilweise wurde es schon angedeutet, aber da würde mich eben auch noch mal interessieren, wie es zum Beispiel dann auch mit anderen größeren Sportvereinen aussieht – hier geht es ja auch darum, dass es einen Schwerpunkt Hertha BSC geben soll. Ist das dann sozusagen ein sehr großer Schwerpunkt, oder gibt es dann vielleicht auch noch andere Schwerpunkte? Viel- leicht können Sie dazu noch etwas sagen.

Es wurde auch angesprochen: Wie schafft man es, dass dann Besucher kommen, gerade auch in Bezug auf Ideen zur Werbung. Das hängt natürlich so ein bisschen auch mit den Koopera- tionen zusammen. Haben Sie da vielleicht schon konkrete Vorstellungen? Herr Steins, Sie sprachen auch davon, dass die derzeitige Eingliederung in die Abteilung IV der Senatsverwal- tung für Inneres und Sport schwierig ist. Vielleicht können Sie noch mal etwas deutlicher ma-

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 15 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

chen, welche Probleme – Sie haben es schon angedeutet – da jetzt auch gelöst werden und wie da so die Perspektive aussieht.

In Bezug auf die Einbindung auch von anderen Entwicklungen und neuen Sportarten usw. hatten Sie auch schon einiges gesagt. Inwiefern denken Sie da auch darüber nach, dieses Thema Computerspiele, E-Sport oder Ähnliches einzubinden? Ist das für Sie ein Aspekt, oder wie ist da Ihre Position? – Das war es erst mal! Danke schön!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Baum! – Herr Trapp, bitte!

Peter Trapp (CDU): Schönen Dank, Frau Vorsitzende! – Ich möchte mich auch bei den An- zuhörenden für Informationen bedanken, die einem sonst nicht so zugänglich sind, und des- halb ist meine erste Frage: Welche Rechts- und Betriebsform stellen Sie sich denn vor? Das wäre schon mal der erste Punkt, wie man dann den Betrieb organisiert. Dann sind zwei Fra- gen bei mir noch in Bezug auf die Kooperationen mit dem Glockenturm Olympiapark aufge- taucht. Wie weit sind da die Gespräche, dass die Kooperation oder die Zusammenarbeit noch enger wird, und dass man daraus auch eine Erfolgsgeschichte machen kann? Denn, wenn man vorbeifährt, sieht man sehr viele Reisebusse am Glockenturm stehen, und ich glaube auch, dass man davon partizipieren kann, wenn man ein entsprechendes Angebot macht.

Eine Sache noch: Sie hatten gesagt, Sie wollten nicht textlastig werden. Sind denn Bilder und Filme vorgesehen, dass dann diejenigen, die in Ihr Museum kommen, mehrsprachig mit Fil- men und Bildern in den Genuss kommen, das alles zu verstehen? Dann noch zwei Sachen: Wäre es denn nicht möglich, bei bestimmten Veranstaltungen auch Sonderausstellungen zu organisieren? Ich denke, wir haben demnächst das Internationale Turnfest, die Leichtathle- tikeuropameisterschaft, dass man diejenigen, die dort vor Ort sind, dann auch unter Umstän- den durch Sonderausstellungen ins Museum locken kann und damit eigentlich auch schon eine breite Streuung erfolgt. Und ein kleiner, spontaner Vorschlag von mir: Wir sind bei „Ju- gend trainiert für Olympia“ fast immer in irgendwelchen Bundesländern vertreten, wenn die Auftaktveranstaltung ist in den entsprechenden Botschaften. Wäre es nicht auch mal eine Idee, die Auftaktveranstaltung von „Jugend trainiert für Olympia“ im Museum zu machen, um die jungen Leute an das Museum mal heranzuführen?

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Herr Buchner, bitte!

Dennis Buchner (SPD): Vielen Dank, Frau Vorsitzende! – Auch ich möchte mich für die Vorträge bedanken und muss ganz ehrlich sagen, dass ich konzeptionell überhaupt keine Be- denken bei Ihnen und dem Sachverstand habe, den Sie hier deutlich gemacht haben, und es eigentlich auch nicht für besonders hilfreich halte, jetzt mit allzu vielen Tipps und Hinweisen an der Stelle politisch um die Ecke zu kommen und mit Halbwissen zu glänzen. Da fühle ich mich in der Tat, glaube ich, ganz gut bei Ihnen aufgehoben und in guten Händen. Und ich habe auch keine Bedenken, dass es gelingen wird, wenn dieses Sportmuseum dann irgend- wann an einem attraktiveren Standort in attraktiveren Räumen eröffnet ist, da auch die not- wendigen Besucher hinzubekommen, wenn wir wissen, dass der Sport in Berlin eine Wert- schöpfung von über einer Milliarde Euro im Jahr hat, dass Hunderttausende wegen Sporter- eignissen jedes Jahr in diese Stadt kommen, dann glaube ich, dann wird es Ihnen als leichteste Aufgabe noch gelingen, Leute, die zum Berlin-Marathon, zum Halbmarathon, zum Veloton, zu Bundesligaspielen anreisen, dann irgendwie auch in dieses Sportmuseum zu bekommen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 16 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

Und spätestens als Sie gesagt haben, dass es in Richtung Barcelona – das ist eins, was ich mir einmal angesehen habe – gehen soll, wo man wirklich sehr gut auch die Verknüpfung aus all dieser Sportgeschichte hat, aber eben auch moderne Entwicklung im Sport, wo man auch das eine oder andere Mal ausprobieren kann, bin ich absolut überzeugt, dass es gelingen wird.

Eine Frage habe ich tatsächlich an die beiden Vertreter der Fußballroute. Wir haben uns am Anfang des Jahres, glaube ich, das Olympiastadion ansehen können und da auch einige Stelen gesehen, dabei ist deutlich geworden, dass es nach wie vor auch erhebliche Probleme beim Lückenschluss der Fußballroute Berlin gibt, nämlich vor allem im Bezirk Mitte. Mich würde da eine aktuelle Entwicklung interessieren und vor allem auch die Frage, inwieweit das Ab- geordnetenhaus – vielleicht auch der Senat – helfen kann, da bei den Problemen, die es noch gibt, Abhilfe zu schaffen.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Dann kommen wir jetzt zur Beantwortung. Ich würde vielleicht zunächst Frau Behrendt bitten. Sie sind hier auch so ein bisschen in einer Doppelrolle, und vielleicht können Sie einiges an Fragen, die auch an den Senat gerichtet wurden, mit beantworten.

Martina Behrendt (Sportmuseum Berlin): Ich will es gerne versuchen. Das ist natürlich ein ganzer Sack voll Fragen, und falls ich etwas für Sie sehr Wichtiges vergesse, dann bitte ich ganz einfach, mich daran zu erinnern. Die ersten Fragen gingen von Ihrer Seite oder auch von mehreren u. a. in die Richtung: Warum gibt es diese Verzögerung? Warum sind wir jetzt bei dem Eröffnungstermin 2018? Warum haben wir die EFRE-Mittel verloren, und warum muss- ten wir uns von dem Architektenteam trennen? – Wir mussten uns in der Tat vom ersten Ar- chitektenteam aus zwei Gründen trennen, zum einen war es tatsächlich der Fall, dass es hier um höhere Honorarforderungen ging, weil sich dort zwischenzeitlich die rechtlichen Grund- lagen verändert hatten, es aber eben rechtlich nicht möglich war, hier eine vertragliche Ände- rung herbeizuführen. Letztendlich hat diese ständige Vertragsverhandlung – aus meiner Sicht – auch dazu geführt, dass die Planungsleistungen in der Qualität zurückgegangen sind, und auch das hat eben zu der Verzögerung beigetragen. Zur Verzögerung des Bauprojektes hat ebenfalls beigetragen, dass wir uns hier auf einem Areal in einem Gebäude befinden, für das es keine Bauunterlagen gibt und u. a. auch nach den notwendigen Prüfungen der VPU durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung richtigerweise, muss man sagen, verschie- dene Untersuchungen gefordert worden sind, die auch dringend notwendig gewesen sind, was wiederum eben – Sie haben das gerade angesprochen – Monat um Monat Verzögerung her- beigeführt hat. Und ein weiterer Grund, der auch zur Verzögerung beigetragen hat, ist die Personalnot in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, insbesondere in der Prüfabteilung, weil sowohl die VPU als auch die PPU dort an Prüfzeit weit über die eigentlich vorgeschrie- bene und von uns vorgesehene Zeit – es waren insgesamt, glaube ich, vier oder sogar fünf Monate mehr – benötigt haben. Und letztendlich war es auch gar nicht so einfach – das ist jetzt keine Kritik an Ihrem Gremium oder überhaupt am Abgeordnetenhaus –, es hat auch eine erheblich längere Zeit gebraucht, bis wir die PPU in den Hauptausschuss einbringen und auch zur Beratung vorstellen konnten. Es ist ein ganzes Ensemble von Dingen, die wir nicht beeinflussen konnten, die letztlich zu dieser Verzögerung geführt haben, und diese Verzöge- rung wiederum ist der Grund dafür, dass wir die EFRE-Mittel nicht mehr rechtzeitig abrufen konnten. Das wiederum liegt aber auch daran, dass wir sehr spät erst in die EFRE-Förderung eingestiegen sind. Wir waren das letzte Kulturprojekt, das überhaupt in diese Förderperiode eingestiegen ist, und da gab es noch eine ganze Reihe von rechtlichen Grundlagen zu klären,

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 17 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

wer darf die Anträge stellen etc., sodass das gesamte Projekt von vornherein unter einer ex- tremen Zeit notgelitten hat. Und nur, wenn es möglich gewesen wäre, dass wir uns an den vorgegebenen Zeitraum hätten halten können, dann wären wir dort ein wenig sorgenfreier gewesen. Ich hoffe, dass Sie mir glauben, dass wir als Museum – und jetzt spreche ich mal nicht für die Verwaltung, und das wird mir vielleicht nachgesehen – genauso ungeduldig sind wie Sie und es uns überhaupt nicht erfreut hat, dass wir in diese Situation gekommen sind, denn wir haben mit sehr viel Verve diese Mittel auch eingeworben und uns sehr darum be- müht. Das vielleicht zu dieser Frage des Projektes und zu den zeitlichen Verzögerungen. Ich bin mir jetzt allerdings, nachdem diese Dinge behoben worden sind und nachdem wir ein zweites Architekturbüro beauftragen konnten – und allein diese Beauftragung wiederum be- darf auch eines gewissen Zeitrahmens, wo das Projekt nicht weiterbearbeitet werden kann –, mit dem wir sehr zufrieden sind. Es ist das gleiche Architekturbüro, das auch die Poel- chau-Oberschule betreut und projektiert hat, Müller und Reimann, und die Erfahrungen der letzten Wochen haben zumindest mir gezeigt, dass dort ein sehr sorgfältig arbeitendes Archi- tekturbüro – es ist auch ein sehr renommiertes Architekturbüro – am Werk ist, die auch mit dem Gebäude und mit der Umgebung des Gebäudes sehr verantwortungsbewusst umgehen. Ich bin mir also dort sehr sicher, dass die Gefahr weiterer gravierender Terminverzögerungen eigentlich nicht bestehen sollte. Nun ist man natürlich beim Bauen im Bestand da immer vor Überraschungen nicht so ganz gefeit – ich bitte, da meine Worte nicht hundertprozentig auf die Goldwaage zu legen.

Es gab sehr viele Fragen zum inhaltlichen Konzept von allen anwesenden Parteien, und hier habe ich die herzliche Bitte, ein wenig Geduld zu haben. Auch da wären wir gerne weiter, und es ist richtig, dass, und das zeigen die Erfahrungen aller Museumsbauten, mindestens eine parallelen Planung von Ausstellungsinhalten und Ausstellungsbau eigentlich die bessere Ver- fahrensweise ist, aber aus vielen unterschiedlichen Gründen, auf die ich jetzt gar nicht einge- hen will, sind wir mit diesem Konzept noch nicht so weit, dass es diskussionsreif wäre. Das, was ich Ihnen dazu sagen kann, ist, dass wir die Anregungen, die Sie hier als Erwartungen an uns gestellt haben, mit Sicherheit aufgreifen, wenn sie nicht schon ohnehin Teil unserer Über- legungen gewesen sind. Und wir werden sicherlich gerne, wenn wir hier weiter vorangeschrit- ten sind, in Ihr Gremium wiederkommen und dann konkret auch anhand von vorliegenden Papieren mit Ihnen darüber diskutieren.

Ich will noch einen Satz dazu sagen, weil das verschiedentlich auch angeklungen ist, dass Sie zu wenig wissen oder dass insgesamt zu wenig Transparenz in der Entwicklung der letzten Jahre und Monate gelegen hat. Das wird sich ändern. Die Sichtbarkeit des Museums in der Stadt hängt nun einmal wesentlich davon ab, dass man Ausstellungsflächen hat oder nicht, denn sonst ist ein Museum eben nicht sichtbar. Dass wir nicht in die Offensive gegangen sind mit Werbung und mit weiteren Dingen liegt daran, dass wir uns bis vor wenigen Tagen nicht sicher sein konnten, ob dieses Projekt überhaupt umgesetzt und realisiert werden wird, denn das letzte Wort haben letztendlich das Parlament und der Hauptausschuss, denn wir sind mit den Kosten ein wenig über dem uns eigentlich gesetzten Limit angelangt. Das heißt, wir konnten gar nicht wissen, ob das, was wir wollen und was wir bauen wollen, auch umgesetzt wird. Und bitte, ich rassele nicht gern mit Dingen, von denen ich noch nicht weiß, ob ich sie überhaupt realisieren kann. Ich denke, dass das vernünftiger ist. Und jetzt, wo wir an dem Punkt sind, wo die Chance besteht und wo die Wege dahin gesichert sind, werden wir sicher- lich dort auch transparenter werden.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 18 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

Einen Einwand zu dem, was Sie hier gefordert haben, habe ich dennoch. Ich sehe es nicht so, dass es möglich ist und auch nicht notwendig ist, dass wir alle Verbände, alle Vereine in diese Vorbereitungsarbeiten kontinuierlich einbeziehen. Warum? – Weil das wiederum den Diskus- sionsprozess außerordentlich erschweren würde und die Eigendarstellung und die Entwick- lung der Vereine nicht das Thema des Sportmuseums sein kann. Da muss ich wirklich um Verständnis bitten. Sie sind das Gremium in der Stadt, das am besten weiß, welche Vielfalt diese Stadt an Vereinssport und auch an sportlichen Möglichkeiten darüber hinaus bietet. Das werden wir nicht können. Das heißt nicht, dass wir uns vor dem organisierten Sport, dass wir keine Kooperation möchten, im Gegenteil, unser Förderverein ist ja ein Verband im Lan- dessportbund Berlin, und er vertritt in dem Sinne auch die Vereine und wird natürlich auch dort Kooperations- und Einbeziehungsmöglichkeiten suchen, aber dass wir Gremien schaffen – ich formuliere auch das jetzt mal ein bisschen pauschaliert –, wo alle über alles mitreden können, dann gebe ich Ihnen die Garantie, haben wir im Jahr 2030 noch keine Ausstellung für ein Sportmuseum. Ich bitte da herzlich um Verständnis. Es geht nicht um Ausschluss, sondern es geht nur darum, die richtigen Mittel und Wege zu finden, hier alle diejenigen einzubezie- hen, die wir auch brauchen. Und natürlich brauchen wir auch die Verbände und die Vereine.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 19 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

Ein wichtiger Punkt, der überall zu hören war – ich komme kurz zum Inhalt –, ist auch bei Ihnen angeklungen. Natürlich kann man auf dem Gelände des Olympiaparks Berlin, dem ehemaligen Reichssportfeld, Blickrichtung Olympiastadion Berlin, kein Sportmuseum kreie- ren und keine Ausstellung machen, ohne auf die Olympischen Spiele von 1936 einzugehen. Diese Olympischen Spiele werden mit Sicherheit ein Kernthema sein, das wir bewältigen und dort darstellen müssen. Dieses Gelände ist geradezu prädestiniert dafür – das ist auch ein gro- ßer Vorteil dieses Standorts –, dass das Museum nicht nur ins Olympiastadion, sondern auch in den Olympiapark hineinwirkt und dass auch die schon existierenden Dinge, wie der histori- sche Pfad, einbezogen werden, und zwar nicht ins Museum, sondern in die museumspädago- gische Arbeit und in die Veranstaltungen.

Alles das, was von Ihnen gesagt worden ist, was das Museum leisten und was darin stattfin- den könnte, das soll auch stattfinden. Natürlich soll es auch Veranstaltungen für die Vereine und Verbände geben, und es soll auch über den Freizeitsport und die modernen Sportarten diskutiert werden. Wir stehen sowohl den modernen als auch den noch nicht organisierten Sportarten offen gegenüber. Ob diese dann jeweils in der Dauerausstellung auftauchen, das ist eine andere Frage, aber wir werden sie über das gesamte Spektrum der Museumsarbeit hin- weg im Kopf haben.

Zur Präzisierung, weil man das meinen Ausführungen vielleicht nicht entnehmen konnte: Es wird eine Dauerausstellung und Flächen für Wechselausstellungen geben. Gerade weil der Berliner Sport all diese Vielfalt und dieses Thema hat, sind diese Wechselausstellungen ganz besonders wichtig, denn dort kann sich die Vielfalt wechselnd widerspiegeln. Wir befinden uns in dem glücklichen Zeitalter, wo es nicht mehr so ist wie früher, dass man, wenn man Sonder- und Wechselausstellungen durchführte, dicke Kataloge brauchte, um die Ausstellun- gen im Langzeitgedächtnis zu halten. Wir haben heute andere Medien und technische Mög- lichkeiten um das, was man zeitweilig zeigt, auch noch den späteren Besuchern in anderer Form nahezubringen.

Zu Ihrer Frage nach dem Grünauer Wassersportmuseum: Das Grünauer Wassersportmuseum ist in die Planungen dieses Bauprojekts nicht einbezogen. Das heißt nicht, dass wir das Grün- auer Wassersportmuseum vernachlässigen möchten, aber ich möchte daran erinnern: Das Sportmuseum Berlin ist zum Grünauer Wassersportmuseum wie die Jungfrau zum Kind ge- kommen, eigentlich noch problematischer, weil die Stiftung Stadtmuseum das Grünauer Was- sersportmuseum ohne Personal und mit einer ganz geringen Mitteldecke an die Senatsverwal- tung für Inneres und Sport übertragen hat. Wir versuchen das zu heilen, aber wir können auf Dauer – insbesondere mit Blick auf 2018 – das Grünauer Wassersportmuseum personell nicht mitbewirtschaften, sondern darüber muss neu nachgedacht werden. Der Standort des Grünau- er Wassersportmuseums soll meines Wissens erhalten bleiben, das halte ich für richtig. Es ist dort entstanden, hat dort seine Heimat und ist dort auch richtig verortet. Die Tribüne befindet sich in einem maroden Zustand, das Kassenhaus ist ebenfalls marode. Der Bezirk hat uns im letzten Gespräch mitgeteilt, er beabsichtige ab 2018 die Tribüne zu sanieren, sodass das dann ein völlig anderes Spiel sein wird – das ist nicht negativ gemeint – und darüber nachgedacht werden muss: Wie kann das Grünauer Wassersportmuseum in diesen Sanierungsprozess ein- gebunden werden? Was stellen wir uns an dieser Stelle als eine Dependance des Sportmuse- ums Berlin vor? Aus unterschiedlichen Gründen können wir das nicht gleichzeitig stemmen, sondern der nächste Schritt wird sein, diese Dependance des Sportmuseums Berlin in gleicher

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 20 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

Form und mit dem gleichen Anspruch wie im Haupt- oder Mutterhaus so zu ertüchtigen, dass es langfristig attraktiv und lebensfähig ist.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Behrendt! – Herr Steins! Möchten Sie noch ergänzen?

Gerd Steins (Präsident des Forums für Sportgeschichte): Ja, es waren noch einige Fragen offen. – Zuerst zu Herrn Schweikhardt von den Grünen: Die Kuratoren des DFB-Projekts, die sich uns vorstellten – das waren Herr Riggs und Herr Pinkow (beide phonet.) –, haben uns überraschenderweise erklärt, dass ihr Konzept für das DFB-Museum in Dortmund überhaupt nicht umgesetzt worden ist. Die haben also gearbeitet, Geld bekommen, aber davon ist nichts zu sehen. – Und wenn wir schon mal beim DFB-Museum sind: Es wurde bekanntgegeben, dass die Besucherzahlen zurzeit bei 300 Personen pro Tag liegen. Zur wirtschaftlichen De- ckung bräuchte das DFB-Museum aber über 1 000 Besucher pro Tag. – [Zuruf von Dr. Gabriele Hiller (LINKE)] – Wir hatten keine Chance, irgendwelche Bundesmittel zu be- kommen. Es tut uns leid!

Die Verringerung der Ausstellungsmittel ist leider nicht zu verhindern gewesen, sonst wäre wohl auch in der BPU der Betrag auf über neun Millionen Euro geschnellt. Wozu haben wir einen Förderverein? Wozu haben wir seit etwa anderthalb Jahren auch eine private Stiftung, die gemeinnützig ist? – Das ist ein Mitglied aus unserem Verein. – Wir liegen jetzt knapp unter 300 000 Euro, aber wollen noch wesentlich höher kommen. Ich bin da im Vorstand, kann da reingucken und darf auch etwas dazu sagen. Diese Sportmuseumsstiftung trägt den Namen Holsteinstiftung und soll finanziell noch sehr weit ausgebaut werden. Das heißt: Frü- her galt immer die Rede, die Fördervereine besorgen die Sahne auf dem Kaffee, aber den Kaf- fee muss das Museum schon allein kochen.

Ganz wichtig ist: Natürlich halten wir als Förderverein – da stimmen wir mit dem Museum überein – eine Collection Cloud für unabdingbar, genauso wie eine weitgehende Medienko- operation, die wir hin und wieder schon mit der „Berliner Morgenpost“ und dem „Tagesspie- gel“ hatten, aber mangels Ausstellung und großer Veröffentlichungen lohnt es sich nicht, an die Zeitungen heranzutreten. Wir haben ständig den Sport in Berlin und dabei kleinere Saiten bespielt, wo sich die Sportgemeinde über den Stand des Sportmuseums informieren konnte. Seitdem die VPU eingereicht ist, haben wir das erst einmal sein lassen, denn wir können nicht über etwas berichten, was noch nicht öffentlich im Parlament beschlossen wurde.

Einige von Ihnen fragten nach der Rechtsform. – Wir hatten in unserer Dokumentation von 2006 – Denkschrift – ausgeführt, dass eine nachgeordnete Einrichtung bei der Senatssport- verwaltung sowie eine unselbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts oder eine selbststän- dige Stiftung möglich wären. Wir haben dann gesagt: Okay, die bestmögliche Form wäre eine unselbstständige Stiftung, bei der der Staatssekretär der Stiftungsdirektor wäre. Es würde dann beim Personal bleiben, denn eine derartige Stiftung sei nicht personalintensiv. Es gibt jedoch die Möglichkeit – ich komme auf die Cloud zu sprechen –, aus Geldgründen nur in einer vom Senat abgekoppelten Einrichtung die Netzwerke zu verwirklichen. Wenn Sie näm- lich gezwungen sind, bei der landeseigenen ITDZ Material zu mieten anstatt zu kaufen, dann kann das niemand bezahlen.

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 21 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

Ich nenne Ihnen einmal die Größenordnung: Das Sportmuseum hat einen Bestand von etwa 1,5 Millionen Bildmotiven, die langsam gescannt werden. Nach der letzten Schätzung kom- men Sie dabei mindestens auf 50 Terabyte. Wir haben von einem bekannten amerikanischen Fotografen, Herrn Sailor, schon allein 13 Terabyte digitale, analoge Bilder, die wir nur beim Verein speichern können, weil es dem Museum gar nicht möglich wäre, diese Speicherele- mente zu mieten. Das würde Tausende Euro kosten, und für einen Speicher, den ich im Ge- schäft kaufe – zum Beispiel bei Medion –, wären 300 Euro zu bezahlen. Das ist ein wichtiger Grund für die Veränderung in eine Stiftung. Herr Härtel hat das damals zugesagt, aber wegen gewisser Schwierigkeiten und weil man etwas anderes tun musste, ist das bisher nicht erfolgt. Das ist eine Sache, die etwa im Jahr 2017 angegangen werden müsste.

Frau Dr. Hiller! Dass Sie sich einmischen können, das ist ein ähnliches Thema. Ich hätte gern immer wieder etwas geschrieben, aber ich kann über mir bekannte Dinge, die vom Senat ver- öffentlicht werden, das nicht schreiben. Ich habe mir in Versammlungen des Landessportbun- des und in verschiedenen Verbänden zigmal den Vorwurf anhören müssen: Ihr baut ja auch einen Flughafen und werdet nie fertig, und dann habe ich denen das etwas erklärt.

Über das Personalkonzept ist nichts zu sagen, weil das erst dann entwickelt werden kann, wenn 2017, 2018 bevorsteht und die Rechtsform geklärt ist. Deshalb ist derzeit auch nicht zu klären, wer den Hut aufhat, und welche Person und wie das sein wird auch nicht. Das können wir jetzt leider nicht klären.

Schwebt Ihnen ein Museum vor? – Ja! Ich bin von dem Barcelona-Konzept angetan. Dabei geht es auch um ein allgemeines Sportmuseum, also nicht um ein monothematisches Muse- um. Mir schwebt auch – das ist noch ein bisschen weiter weg – das Olympic Centennial Mu- seum in Atlanta vor, denn von dort bin ich mit der Zusage zurückgekommen, dass wir die technischen Zeichnungen für die Angelegenheiten des Sportlaboratoriums einfach überneh- men könnten, denn Prof. David Martin, der das konzipiert hat, ist uns sehr verbunden. Er ist Sportmediziner, Sportstatistiker, Ausstellungsmacher usw. Von ihm haben wir in den letzten Jahren 1,5 Tonnen Material, Objekte und Bibliotheksmaterialien nach Berlin kommen lassen.

Der historische Pfad ist selbstverständlich ein integraler Bestandteil des Sportmuseums und der Einrichtungen. – Zum niedrigschwelligen Angebot stimme ich Ihnen vollkommen zu. Wir versuchen das immer so zu ermöglichen, wie es die Finanzen zulassen. – Zur Zusammenar- beit mit der DHM: Wenn sich die Gelegenheit bietet, dann sind wir da völlig offen.

Akteure einbeziehen – das Marzahner Sportmuseum: Das haben wir schon längst gemacht. Der Verein, also das Forum für Sportgeschichte und das Sportmuseum haben mehrfach mit den Damen und Herren darüber konferiert. Im Grunde genommen gibt es kein Redeverbot und auch kein Leihverbot – das ist so.

Die Ost-West-Beziehung ist in Berlin selbstverständlich klar, gerade weil das Museum nach 1990 ein Teil der Geschichte geworden ist. Wir waren fast die Ersten, die im Mai 1990 eine Arbeitsgemeinschaft gegründet haben – da waren manche Sportvereine noch gar nicht aufge- wacht.

Museum für die Stadt sein: Das ist für mich privat selbstverständlich. Wir haben schon in der Vergangenheit in den Bezirken mit Kultureinrichtungen und Sport-AGs kooperiert, aber es

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 22 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

muss einen Anlass geben, und die Ausstellungen und Veröffentlichungen müssen bezahlbar sein.

Zum Beirat des Museums kann Herr Staatssekretär Krömer noch etwas sagen. Wir sind Mit- glied, auch der Landessportbund ist Mitglied, ich kann jetzt nicht alle Namen derer nennen, die da eingeladen sind.

Zur Poelchau-Oberschule: Das ist eine sehr interessante Frage. Die Putzkeramiken befinden sich in einem Treppenhaus. Ich arbeite gerade daran, um das zu veröffentlichen. Wir haben hier eine ganz besondere Situation im vermeintlichen Nazi-Olympiapark. Das stimmt nicht. Ich begrüße die Menschen, die zur Führung kommen, immer mit: Sie befinden sich hier im demokratischen Sektor, weil der gesamte Olympiapark nach der Weimarer Zeit von Herrn Marsch zwar konzipiert, dummerweise aber nicht in der Weimarer Zeit umgesetzt wurde. Die Putzkeramiken von August Babberger, die jetzt völlig frei liegen, waren zum Teil in der eng- lischen Zeit versteckt. Herr Babberger gehört zur entarteten Kunst, ist auch von den Nazis in der entarteten Kunstausstellung ausgestellt worden. Wir haben Hinweise darauf, dass nach den Olympischen Spielen die Abschlagung der Putzkeramiken drohte. August Babberger ist ein expressionistischer Künstler, was in Norddeutschland sehr selten ist. Leider ist er am 1. September 1936 verstorben, gleichzeitig haben seine Familie und Freunde die Kunstwerke aus Deutschland in die Schweiz verbracht. Ein Teil der Kunstwerke ist heute wieder in Karls- ruhe zu finden. Also, das ist eine ganz interessante Situation. Wir können in diesem Bereich auch durch verschiedene andere Kunstwerke – Schwimmhallenflügel – nachweisen, dass der Olympiapark keine Naziarchitektur und keine Nazikunst hat.

Herr Buchner – zur Kooperation mit anderen Museen: Wir – das Museum für sich und wir als Forum – haben bereits relativ früh, in den 90er Jahren – haben Kooperationen mit verschiede- nen Museen und auch mit Leihgliedern geschlossen.

Die Eingliederung in die Abteilung IV – das hatte ich vorhin ausgeführt – erfolgt insbesonde- re wegen der gesamten PC-Problematik. Muss das sein? – Es ist für mich kein Problem, den E-Sport mit einzubeziehen, aber wir müssen erst einmal die Entwicklung abwarten, denn der E-Sport gleitet doch sehr schnell in den professionellen Sport ab. Da wird mit viel Geld zu handeln sein.

Zu Herrn Trapp: Ich hatte gerade kurz etwas zur Rechtsbetriebsform gesagt. Die Zusammen- arbeit mit Herrn Uhlitz im Glockenturm ist momentan nicht möglich, weil wir keine Ausstel- lung haben. Wir kennen und sehen uns, und natürlich sprechen wir auch miteinander, aber wir können momentan nicht zusammenarbeiten.

Nicht textlastig, das ist sehr wichtig. Textlastig heißt, Sie haben ein Bild und einen langen Bandwurm, der dann noch übersetzt werden soll, und deswegen sollte man das vermeiden. Unser Ziel ist es – das haben wir auch schon in verschiedenen Ausstellungen gezeigt, auch in der jüdischen Ausstellung, in der Ausstellung „Moderner Fünfkampf“: Wir arbeiten im Grun- de immer mit Englisch und Deutsch, und möglicherweise müsste man eine dritte Sprache hin- zunehmen.

Ein Museum ohne Cloud und ohne Angebote im Internet kann es nicht mehr geben. Wir ha- ben die verschiedenen Add-ons zu entwickeln, und wir haben dafür zu sorgen, dass sich die

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Besucher aus der Ferne Texte, interessante Mitteilungen und Dokumente aus dem Internet besorgen, damit sie in der Ausstellung keine Lesebrille brauchen. Das ist einer der wichtigs- ten Grundsätze. Das heißt, Texte werden, wenn sie zu lang sind, ins Internet ausgelagert.

Ausstellung anlässlich des Turnfests: Es hat schon erste Hinweise von Anette Hoffmann ge- geben, die ich seit mehr als zehn Jahren kenne. Wir sind sehr daran interessiert und könnten aus der Lamäng sofort eine entsprechende Foto- oder andere Ausstellung errichten. Dum- merweise müsste auch ein bisschen Geld vom Deutschen Turnerbund dazugegeben werden, aber dieser hat momentan 30 Millionen Euro Schulden und weiß nicht, wie er in den nächsten Monaten über die Runden kommen soll. Wir haben das Thema auf der Tagesordnung.

Der Hinweis auf „Jugend trainiert im Museum“ ist genauso wichtig wie die Ehrungen des Landessportbundes oder ausgesuchter Vereine, die man im Museum durchführen sollte. – Danke!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Bitte, Herr Dr. Schneider!

Dr. Thomas Schneider (Projektleiter „Die Fußball-Route Berlin“): Vielen Dank! – Ich möchte nur kurz zu vier angerissenen Themen etwas sagen, bevor Herr Küchenmeister die Frage nach der Fußball-Route Berlin beantwortet. – Zum einen: Ich mache es äußerst ungern, aber ich muss Frau Behrendt in zwei Punkten widersprechen. Es geht mitnichten darum, alle Vereine an der Entwicklung eines Konzepts zu beteiligen, das wäre schlichter Wahnsinn. Im Gegenteil! Es geht darum, die Initiativen ernst zu nehmen, die sich da entwickelt haben. Wir erleben in der Auseinandersetzung mit der Sportgeschichte einen Wandel. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass die Hochschuldisziplin Sportgeschichte in den letzten Jahren immer weiter abgewickelt worden ist, es aber stattdessen immer mehr private Initiativen oder Initia- tiven von Vereinen und Verbänden gibt, sich dieses Themas anzunehmen. Wir wollten dafür werben, auf die Vereine und Verbände zuzugehen. Der Berliner Fußballverband hat im Übri- gen seine Bereitschaft dazu erklärt und diese auch mit einem Brief an den Sportsenator be- kräftigt.

Das Zweite – die Bezirke sind angesprochen: Auch da ist es in der Tat so, dass die Bezirke ein Interesse haben, dieses Thema zu bearbeiten und zu bedienen. Ich kann namentlich, ganz aktuell, ein Beispiel anführen: Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg will im nächsten Jahr das Länderspiel gegen England nutzen, um einen historischen Ort zu markieren und aus diesem Anlass eine kleine Feier zu veranstalten. Das wäre eine Gelegenheit, wo sich noch viel Poten- zial für Kooperationen durch und mit dem Sportmuseum bieten würde, und dafür möchten wir an dieser Stelle werben.

Der dritte Aspekt betrifft die „Fußball-Route Berlin“. Ich möchte einleitend kurz bemerken, warum wir das jetzt überhaupt ausführen – ich bin Herrn Buchner für seine Frage sehr dank- bar: Die „Fußball-Route Berlin“ versteht sich von Anfang an als ein Beispiel dafür, wie es möglich sein könnte, Initiativen in dieser Stadt zu entwickeln, die auch Werbung für das Sportmuseum machen. Das ist die übergreifende Klammer. – Auch die Beteiligung der Verei- ne zielt darauf ab, Vorfreude zu schüren und dafür zu werben, dass die Sportler in dieser Stadt dieses Haus als eines empfinden, das ihr Haus ist. Bei der „Fußball-Route Berlin“ ist es so, dass wir dankenswerterweise eine Kooperation haben und dass wir auch mit Ihnen, Herr Dr. Dierker, schon seit längerer Zeit im Gespräch sind, wie es denn sein wird, wenn es so weit ist.

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Wir haben schon verschiedentlich die Bitte um Geduld gehört, und wir können sie nachemp- finden, dass wir dann gucken, wie wir das an dieser Stelle geeignet verzahnen können.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Bitte, Herr Küchenmeister!

Daniel Küchenmeister (Projektleiter „Die Fußball-Route Berlin“): Ich möchte noch kurz ergänzen, warum wir so werben und in gewisser Hinsicht vielleicht auch drängen, auf die Verbände zuzugehen. – Das Sportmuseum wird viele Funktionen haben. Es sollte Freude ma- chen und Leute für den Sport begeistern, aber es sollte auch die Sportverbände anregen – da- für ist es jetzt schon Zeit –, sich selbst stärker zu reflektieren. Wir haben momentan – man kann es allerorten in den Medien lesen – offensichtlich eine Krise des deutschen Fußballs, aber ich spreche von einer Krise des Deutschen Fußballbundes in Frankfurt am Main. Was die Selbstreflexion und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tun in den Sportverbänden be- trifft, so sind diese permanent zu fördern. Sporthistorische Betrachtungen und Reflektionen sind ein wunderbarer Ausgangspunkt, das zu tun – auch das ist ein Grund, warum wir dafür werben.

Zur Fußball-Route: Das im Einzelnen darzustellen, wäre sicherlich sehr umfangreich. Wir versprechen, dass wir noch einmal alle Mitglieder dieses Ausschusses in einem Schreiben über den Sachstand informieren werden, und das werden wir dann auch entsprechend belegen. Um die Situation zu beschreiben: Für einen Bauantrag in Mitte haben wir im Februar 2016 das dritte Jubiläum. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass viele Akteure und wir, die wir hier sit- zen, gemeinsam an der Entwicklung der Sportgeschichte teilhaben und diese auf den ver- schiedensten Feldern, an den verschiedensten Orten voranbringen. – Danke!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Küchenmeister! – Die Beiratsfrage war noch offen, und sie wird von Frau Behrendt beantwortet. – Sie wissen, wer im Mitglied im Beirat ist? – Bitte sehr!

Martina Behrendt (Sportmuseum Berlin): Ich habe jetzt leider nicht die Liste der Mitglieder parat. – Der Beirat setzt sich vielgestaltig zusammen, und zwar zum einen aus Mitgliedern, die sich in der Sportgeschichte und zum anderen aus solchen, die sich in der Sportwissen- schaft auskennen.

Vorsitzende Karin Halsch: Frau Behrendt! Vielleicht reichen Sie uns die Liste der Mitglie- der einfach nach, und dann geben wir sie zum Protokoll. Sie brauchen dann nicht Ihre Erinne- rungen zu bemühen. – Herzlichen Dank! – Bitte, Herr Schweikhardt, Sie haben das Wort!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Ich darf vielleicht aushelfen: Prof. Dr. Adamantios Aram- patzis von der HU und Prof. Dr. Alexander Koch vom Deutschen Historischen Museum, Prof. Dr. Gunter Gebauer von der FU. Und zur Vorabausstellung, Bekanntmachung: Vielleicht kann man das auch über diese Partner ein Stück weit realisieren: im Deutschen Historischen Museum zum Deutschen Turnfest, vielleicht geht da was. Ich glaube, das wäre ein wichtiges Signal.

Frau Behrendt, Sie haben es vorhin angesprochen und uns um etwas Geduld gebeten, dass ist in Berlin immer ein zweischneidiges Schwert. Diese Geduld haben wir, und wir haben auf jeden Fall auch Vertrauen und finden die Arbeit toll und gerade auch, dass man sich so be-

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wusst mit den Fehlentwicklungen bei anderen auseinandersetzt, aber dass wir schon anfangen zu bauen, ohne dass es ein Konzept gibt, das ist einfach – – Wir haben Angst, dass das schlimmer ist.

Vorsitzende Karin Halsch: Ich bitte noch um etwas Geduld! Wir sind gleich am Ende der Sitzung. – Herr Schweikhardt hat das Wort!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Es wäre vielleicht besser, erst das Konzept abzuwarten und dann loszubauen, bevor wir etwas verändern müssen.

In der Bedarfsplanung war eine Viertelmillion mehr für die Ausstellung vorgesehen. Es ist zwar toll, dass es einen Förderverein gibt, aber ich glaube, der hat andere Aufgaben als für bauliche Maßnahmen einzuspringen. Die Bedarfsplanung war nicht aus der Nase gezogen, sondern sie entsprach konkreten Bedürfnissen. Und wenn die Mittel dafür jetzt einfach nicht mehr da sind, dann weckt auch das ein bisschen Bedenken und macht vorab nervös.

In der Kalkulation ist ein hoher Anteil Unvorhergesehenes enthalten, über eine Million. Las- sen Sie uns hoffen, dass nichts passiert. Vielleicht kann man dadurch etwas abdecken, aber man müsste es benennen und konsequent angehen.

Ich habe noch eine Frage zur Rechtsform. Wenn – was gut möglich ist – das Sponsoring eine Rolle spielen wird: Inwieweit hat das Einfluss auf die Struktur? Was wäre nötig, um das ma- chen zu können?

Herr Steins! Sie hatten angesprochen, dass beim E-Sport die Entwicklung abzuwarten wäre. Ich bin auch schon grauhaarig und kann da nicht so mitreden, aber was den kommerziellen Aspekt angeht, so habe ich den noch nicht verstanden, weil wir in anderen Sportbereichen auch hochkommerziell unterwegs sind, inwieweit das ein Problem darstellt oder berücksich- tigt werden muss. Vielleicht können Sie dazu noch einen halben Satz sagen.

Zum Deutschen Turnfest: Vielleicht ist auch der Senat ein Stück weit in der Pflicht, dafür zu sorgen. Das ist ein Massenevent, und wenn wir da noch Exponate und Material haben, dann wäre es eine Schande, wenn wir das nicht in irgendeiner Form präsentieren würden und dann gerade da – hoffentlich ein Jahr vor der Eröffnung –, auf einer ganz anderen Ebene noch mal Werbung dafür machen könnten.

Noch kurz an den Senat: Ich finde es toll, dass Tempelhof-Schöneberg – das ist mein Bezirk – der Vorreiter bei den Kooperationen ist. Wie hat denn der Senator auf das Angebot der Initia- tiven regiert, sich da stärker einzubringen?

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Herr Schweikhardt! – Bitte, Herr Schaddach!

Robert Schaddach (SPD): Ich habe eine kurze Nachfrage an Frau Behrendt, zum Wasser- sportmuseum: Ich habe mir gerade von Frau Krause die Protokolle von den Verhandlungen zeigen lassen, als es zur Übertragung kam. Da wurden für beide Museen Personalmittel und andere Mittel in Höhe von 330 000 Euro zur Verfügung gestellt, also inklusive des Wasser- sportmuseums. Ist denn gesichert – Sie sagten, 2018 wolle der Bezirk neu bauen –, dass bis dahin auch die personellen Mittel, die jetzt zur Verfügung stehen, für das Wassersportmuse-

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um weiter zur Verfügung stehen, um die Ausstellungsvariante, die da erfolgt, auch künftig in Aktion zu halten – oder nicht?

Vorsitzende Karin Halsch: Abschließend hat Herr Baum das Wort. – Bitte sehr!

Andreas Baum (PIRATEN): Vielen Dank! – Ich danke auch Frau Behrendt für die Beant- wortung meiner Frage bezüglich der Verzögerung! Dazu habe ich noch eine Nachfrage an den Senat: Ich möchte wissen, welche im Vergleich zu heute veränderte Situation seit dem letzten Bericht vom 13. Oktober 2015 eingetreten ist, sodass sich innerhalb eines Monats eine erneu- te Verzögerung ergeben hat. – Die Antwort darauf können Sie auch gern schriftlich geben, wenn Ihnen das jetzt nicht bekannt ist.

Meine zweite Frage bezieht sich auf den E-Sport. Es gibt in Berlin ein Computerspielemuse- um, das auch in diesem Bereich aktiv ist. Möglicherweise ergibt sich insbesondere auf diesem Gebiet eine Zusammenarbeit. – Das vielleicht als Anregung.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor, sodass ich Herrn Steins und Frau Behrendt um eine kurze Beantwortung der Fragen bitte. – Bitte, Herr Steins!

Gerd Steins (Präsident des Forums für Sportgeschichte): Wichtig für uns als Verein und für unsere Stiftung ist die Frage: Wie werben wir Sponsorenmittel ein? Normalerweise ist es so, dass Sponsorenmittel, die an den Senat von Berlin gehen, eigentlich im Haushalt verschwin- den. Man kann zwar ein Konto einrichten, das dann nur der Verwendung für bestimmte Zwe- cke dient, aber verkompliziert die ganze Angelegenheit. In einer Stiftung – auch in einer un- selbständigen Stiftung – können Sie viel freier arbeiten und Ihre Wirtschaftskontakte besser ausnutzen.

Vorsitzende Karin Halsch: Bitte, Frau Behrendt!

Martina Behrendt (Sportmuseum Berlin): Das ist in der Tat ein Punkt, weshalb wir eine andere Rechtsform für das Museum empfehlen, denn beim Umgang mit Sponsoring, mit Ver- einen und Ehrenamtlichen geht es auch um die Bindung von Arbeitskräften, bei der dem Se- nat selbst enge Grenzen gesetzt sind. Und es geht unter anderem auch um die selbstständige Verwaltung der finanziellen Mittel, die dann dem Museum zur Verfügung stehen, weil wir jetzt keinen selbstständigen Zugriff darauf haben. Wir haben einen Wirtschaftsplan, der aber im Etat des Olympiaparks Berlin steckt, das muss ich jetzt nicht weiter ausführen.

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Aber diese Dinge sind ein Grund, ernsthaft darüber nachzudenken, ob man das ab 2018 nicht besser anders machen sollte.

Zum Grünauer Wassersportmuseum und zu dem übertragenen Etat muss ich noch einmal be- tonen: Es ist keine Stelle übertragen worden. Dem Land Berlin ist es leider nicht möglich – wie es einer Stiftung möglich wäre –, Arbeitskräfte, die man beispielsweise über Vereine oder über Fördermittel einstellt, in den Bezirken rechtlich zu binden, sondern es gibt ein striktes Reglement, wie Arbeitskräfte im Land Berlin eingebunden und bezahlt werden können, so- dass alles, was wir jetzt machen, aus dem gemeinsamen Etat mit Unterstützung unseres Per- sonals passiert. Man muss in der Tat ernsthaft darüber nachdenken, wie man mit diesem klei- nen Grünauer Wassersportmuseum – wenn es denn dort weiterentwickelt und auf lange Frist gesichert werden soll – personell und hinsichtlich der Sachmittel umgehen möchte, um es auf gesicherte Füße zu stellen. Die Mittel, die uns als Sachmittel mitgegeben worden sind, ste- cken wir jetzt schon in das Grünauer Wassersportmuseum – und mehr als das. Das heißt, Per- sonalkräfte aus unserem Haus fließen auch in das Grünauer Wassersportmuseum, und auch Sachmittel aus unserem Etat fließen in das Grünauer Wassersportmuseum, über das hinaus, was uns mitgegeben wurde.

Noch zwei Sätze zu den Kooperationen, Computerspielemuseum – das hatte ich vorhin ver- gessen: Es ist so, dass wir über lange Jahre diese Kooperationsansätze mit den Bezirken, mit anderen Museen und mit den Sportmuseen haben, nur wird das öffentlich nicht sichtbar, weil es im sich Moment auf die Leihverkehre und die rein museumsspezifische Arbeit beschränkt, diese Kommunikation herzustellen. Sie fließen eben nicht in die nicht sichtbare öffentliche Tätigkeit des Museums. Auch das ist etwas, was sich bis 2018 wandeln wird, aber die Kon- takte und die Zusammenarbeit sind jetzt schon da, die müssen wir nicht neu knüpfen, sondern nur wandeln.

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank, Frau Behrendt! – Bitte, Herr Staatssekretär Krömer!

Staatssekretär Bernd Krömer (SenInnSport): Die Frage nach der Verzögerung ist schlicht und ergreifend so zu beantworten, dass es noch Abstimmungsfragen zwischen SenStadtUm und SenFin gab. Dadurch ist die WPU etwas später als ursprünglich vorgesehen in den Hauptausschuss gekommen, aber vielleicht ist eine Verzögerung um drei Monate, über wir jetzt reden, nicht das große Drama. – Die Frage, wie jetzt der Stand bezüglich der Initiative aus Tempelhof-Schöneberg ist, kann ich aus dem Stand nicht beantworten.

Vorsitzende Karin Halsch: Herr Schneider!

Dr. Thomas Schneider (Projektleiter „Die Fußball-Route Berlin“ vom Sport: Kultur e. V.): Es ging um das Angebot des BFV-Präsidenten.

Vorsitzende Karin Halsch: Können Sie die beantworten?

Dr. Thomas Schneider (Projektleiter „Die Fußball-Route Berlin“ vom Sport: Kultur e. V.): Nein!

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Vorsitzende Karin Halsch: Nein? Das kann jetzt keiner? – [Dr. Thomas Schneider: Rich- tig!] – Dann ist das so, und dann müssen wir mit diesem bedauerlichen Umstand umgehen. – Herr Schweikhardt! Sie haben noch eine Nachfrage?

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Ja! – Können Sie noch etwas zur Rechtsform sagen, wie da die Planung aussieht?

Vorsitzende Karin Halsch: Bitte, Herr Dr. Dierker!

Dr. Herbert Dierker (SenInnSport): Ich möchte darauf hinweisen, dass aus der Debatte deut- lich wird, dass wir in einem Planungsprozess sind.

Noch eine Antwort in Ihre Richtung, Herr Schweikhardt: Es ist nicht so – das hat Frau Beh- rendt sehr deutlich herausgearbeitet –, als gäbe es keine Konzeption. Es gibt eine Basiskon- zeption, und diese Basiskonzeption ist auch die Basis für das, was da jetzt gebaut wird. Was jetzt passiert und was Frau Behrendt herauszuarbeiten versuchte, das ist, dass das jetzt weiter- und feingearbeitet wird.

Zum Betriebskonzept ist im Moment Folgendes zu sagen: Wie Herr Steins gerade ausführte, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die man dort verfolgen kann. Da ich aus diesem Bereich komme, können Sie davon ausgehen, dass wir diese unterschiedlichen Varianten prüfen wer- den. Wir werden sie ausarbeiten und dann – so hoffe ich jedenfalls – werden wir das für das Museum für Sport richtige Betriebskonzept auf den Weg bringen. Es gibt unterschiedliche Varianten, mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen, und die werden wir im Verlauf dieses Prozesses genau herausarbeiten. Um es noch einmal deutlich zu machen: Wir haben schon ein Sportmuseum. Es wird hier ab und zu so getan – jedenfalls habe ich das so wahrge- nommen – als ob es kein Sportmuseum gäbe. Wir haben ein Sportmuseum, mit Personal. Wo- rüber wir im Moment debattieren, das ist ein konkreter Punkt, nämlich – auch das hat Frau Behrendt deutlich gemacht, und dafür darf man ihr einmal ein großes Lob aussprechen – über die Frage, wie dieses Sportmuseum mit Ausstellungsflächen versehen wird. Da sagt man nicht zu viel, wenn man feststellt, dass Frau Behrendt und Herr Steins sehr intensiv über einen lan- gen Zeitraum dafür gesorgt haben, dass es jetzt so weit ist, wie es ist. Ich kann Ihnen von meiner Seite dafür nur noch einmal ein großes Kompliment aussprechen. Also, wir haben ein Sportmuseum, das auf dem Olympiapark ansässig ist. Dieses Sportmuseum leistet schon jetzt hervorragende Arbeit – Frau Behrendt deutete es gerade an. Wenn Sie einmal etwas über die Sportgeschichte suchen, dann gehen Sie zum Sportmuseum auf dem Olympiapark. Sie können dort viele hochinteressante Informationen bekommen. Das, was jetzt passiert – das ist das Faszinierende –, ist Folgendes: Dieses Gelände ist ein historisches Gelände, mit einer Ge- schichte. Unsere Strategie, die wir mit Ihrer Hilfe umgesetzt haben, war, dieses Gelände mit Leben zu erfüllen. Aber das, was passiert ist: Es ist die Poelchau-Oberschule, die dort ange- siedelt worden ist.

Ich erinnere kurz an die European Maccabi Games. Es geht darum, dieses Gelände – das sage ich nicht mit meinen Worten, sondern ich zitiere die Verantwortlichen der European Maccabi Games: Weswegen sind sie auf dieses Gelände gegangen? – Sie wollten dieses Gelände in Besitz nehmen und überformen. Ein Aspekt dieses faszinierenden Geländes und seiner Aus- führung ist, wenn es uns gemeinsam gelingt, dort für Berlinerinnen und Berliner sowie für

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Abgeordnetenhaus von Berlin Seite 29 Wortprotokoll Sport 17/58 17. Wahlperiode 27. November 2015

internationale Gäste ein in die Zukunft gerichtetes und attraktives Museum für Sport auf den Weg zu bringen. Ich glaube, dass wir dort gemeinsam eine große Chance haben, das zu tun.

Die Schwierigkeit bei dem, was man dort leisten muss, ist einerseits – auch das ist deutlich geworden –, dieses historische Gelände wahrzunehmen. – Herr Steins hat das vorhin an der Langemarckhalle deutlich gemacht. – Das ist ein historischer Ort, aber gleichzeitig ist es auch ein Denkmal, und in dieses Denkmal hinein wird dieses – ich hoffe – wunderbare Sportmuse- um hineingegeben. – Ich danke Ihnen!

Vorsitzende Karin Halsch: Vielen Dank! – Wir haben eine weitere Wortmeldung. – Bitte, Herr Schweikhardt!

Notker Schweikhardt (GRÜNE): Ich teile Ihre Begeisterung, das ist genau der Grund, wa- rum uns das so interessiert. – Mich interessiert dieses Basiskonzept. Könnten wir davon ein- mal eine Synopse sehen? Und vor allem würde mich interessieren: Wann können wir zu den alternativen Rechtsformen mit einer Vorentscheidung rechnen? Werden wir diese auch noch einmal im Ausschuss besprechen?

Vorsitzende Karin Halsch: Bitte, Herr Dr. Dierker!

Dr. Herbert Dierker (SenInnSport): Für uns ist es wichtig, dass das Thema Sportmuseum auch hier debattiert wird. Mein Kollege, der der Projektleiter dafür ist, sagte mir gerade, dass wir Ihnen spätestens im Herbst des kommenden Jahres ein entsprechendes Betriebskonzept und die verschiedenen Varianten vorlegen können.

Vorsitzende Karin Halsch: Gut! Dann werden wir sehen, wer sich das nächstes Jahr im Herbst 2016 anhört. – Lob und Dank von den Mitgliedern dieses Ausschusses an Frau Beh- rendt, Herrn Steins, Herrn Küchenmeister und Herrn Dr. Schneider – [Beifall] –, dass Sie heu- te so ausführlich unsere Fragen beantwortet haben. Sie haben bereits gehört, dass uns – oder wen auch immer im nächsten Herbst – dieses Thema noch eine Weile beschäftigen wird. Wir danken Ihnen für Ihre Zeit, Ihr Engagement und wünschen Ihnen für Ihre Vorhaben viel Er- folg! Alles Gute, und bis bald!

Ich gehe davon aus, dass wir mit der Beschlussfassung des vorliegenden Antrags so lange warten, bis uns das Wortprotokoll vorliegt. Wir vertagen die Beschlussfassung und die Aus- sprache darüber bis zu dem Zeitpunkt, den wir dann noch festlegen werden.

Punkt 4 der Tagesordnung

Verschiedenes

Siehe Beschlussprotokoll.

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