Senatsverwaltung für Inneres und Sport

4. Sportbericht

2006 – 2011

Inhalt

1 Aufgaben und Ziele des Sportberichts...... 4 2 Sport und Gesellschaft ...... 4 2.1 Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Sports...... 4 2.2 Staat und Sport ...... 6 3 Grundlagen der Sportpolitik in Berlin ...... 7 3.1 Rechtliche Grundlagen der Sportförderung ...... 7 3.2 Verwaltungszuständigkeiten ...... 7 Land Berlin...... 7 Bezirke...... 8 Bund ...... 8 3.3 Mittel für die Sportförderung ...... 9 4 Sportförderung durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport ...... 9 4.1 Standortmarketing für die Sportmetropole Berlin ...... 10 Präsentation der Sportmetropole Berlin bei internationalen Veranstaltungen...... 10 „SportAccord International Convention“...... 11 Expertenkreis Sport und Wirtschaft ...... 11 FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006...... 12 IAAF Leichtathletik WM berlin 2009...... 12 FIFA Fan-Fest 2010...... 13 FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011...... 13 Förderung und Organisation von Sportveranstaltungen...... 14 4.2 Grundlagen der Sportentwicklung – ein Leitbild für den ...... 16 Entwicklung des Leitbilds für den Sport in Berlin ...... 16 Sportverhalten der Berliner Bevölkerung ...... 17 Sportentwicklungsplanung für drei Pilotbezirke...... 17 Nutzung der öffentlichen Sportinfrastruktur...... 17 Orientierungswerte zur Abschätzung des Sportflächenbedarfes...... 18 Sportentwicklungsplanung mit Blick auf die Umwelt ...... 18 4.3 Sportinfrastruktur...... 19 Bestand an Sportanlagen ...... 19 Sportgelegenheiten ...... 21 Sportanlagenbau ...... 21 Sonderprogramme aus dem Landeshaushalt...... 22 Betrieb von Sportanlagen ...... 24 Berliner Bäder-Betriebe, Anstalt öffentlichen Rechts ...... 25 4.4 Zentrale Sportanlagen des Landes Berlin...... 28 Sportforum Berlin Hohenschönhausen einschließlich Sportanlage Paul-Heyse-Straße ...... 28 Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark...... 29 Entwicklung des Olympiaparks Berlin...... 30 4.5 Förderung des Spitzensports ...... 32 Trainerinnen und Trainer für den Spitzensport...... 32 Förderung von Spitzensporttreibenden...... 33 Olympiastützpunkt Berlin...... 33 Landesleistungszentren ...... 34 Duale Karriere...... 35 Runder Tisch Spitzen- und Leistungssport ...... 35 Dopingbekämpfung ...... 35 Förderung von sportmedizinischen Untersuchungen...... 36 4.6 Förderung des Breiten- und Freizeitsports ...... 37 Kinder- und Jugendsport ...... 37 Beschäftigung von Übungsleitenden ...... 38 Freizeitsportorientierte Großvereine ...... 38 Sportservice Berlin ...... 39

2 4.7 Förderung von speziellen Zielgruppen und Sonderprogrammen ...... 39 Sport für Menschen mit Behinderungen ...... 40 Informationsstelle für den Sport behinderter Menschen...... 40 Leistungssport für Menschen mit Behinderungen...... 41 Förderungen der Behinderten-Sportvereine ...... 41 Kids in die Sportclubs – Hilfe für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ...... 43 Sport als Mittel zur Gewaltprävention ...... 43 4.8 Förderung von Vereinen und Verbänden...... 46 Zuschüsse für hauptamtliche Mitarbeiter...... 46 Förderung des Ehrenamtes...... 47 4.9 Förderung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen im Sport...... 48 Der Weltrat für Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE)...... 48 Sportmuseum Berlin ...... 49 5 Sportförderung durch weitere Verwaltungen...... 51 5.1 Der Regierende Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei...... 51 5.2 Senatsverwaltung für Justiz ...... 53 5.3 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung ...... 54 Hochschulsport ...... 54 Schulsport ...... 58 Schulsportliche Angebote für alle Schüler/innen – Zusammenarbeit Schule und Verein...... 60 Eliteschulen des Sports in Berlin ...... 65 Jugendarbeit im Sport ...... 68 Einrichtungen/Projekte der sportorientierten Jugend(sozial)arbeit...... 71 Sport mindert Jugendgewalt und Kriminalität...... 73 Kinderschutz im Sport ...... 74 5.4 Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz ...... 75 BLIQ – Bewegtes Leben im Quartier ...... 75 Zentrum für Bewegungsförderung Berlin...... 77 5.5 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ...... 78 5.6 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen ...... 83 „Frauen und Sport“ ...... 83 5.7 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales...... 86 Beauftragter für Integration und Migration ...... 86 Arbeitsgruppe „Sport und Integration“...... 86 Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung ...... 87 Projekt Respect Gaymes...... 88 6 Perspektiven und Potenziale für den Sport in Berlin...... 88 6.1 Berlin behauptet seine Position als führende Sportmetropole...... 88 6.2 Umsetzung des Leitbildes – Schwerpunkte/Projekte...... 89 6.3 Informeller Sport...... 91 6.4 Gewerblicher Sport...... 91 6.5 Trendsport...... 92 6.6 Berliner Sport im internationalen Kontext ...... 93 EU – Rolle und Bedeutung des Sports ...... 93 6.7 Sport und Gender Mainstreaming Perspektiven ...... 96 Anhang I – Bilanz der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006...... 98 Anhang II – Bilanz der Leichtathletik-WM 2009...... 114 Anhang III – Bilanz des FIFA Fan Festes 2010 ...... 139 Anhang IV – Bilanz der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ ...... 144 Anhang V – Leitbild –...... 171 1. Fortschrittsbericht zur Sportentwicklungsplanung ...... 172

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1 Aufgaben und Ziele des Sportberichts

Der hier vorliegende vierte Sportbericht dokumentiert sämtliche Maßnahmen, Aktivitäten und Leistungen, die von den mit Sport befassten Senatsverwaltungen in den Jahren 2005 bis 2011 erbracht wurden. Grundlage dafür ist das Gesetz über die Förderung des Sports im Lande Berlin (Sportförderungsgesetz), das den Senat verpflichtet, das Abgeordneten- haus regelmäßig über die Förderung des Sports in Berlin zu informieren.

Darüber hinaus zeigt der Bericht Perspektiven und Potentiale für den Sport in Berlin auf. Al- lerdings konkurriert die Förderung des Sports immer auch mit anderen öffentlichen Aufga- ben. Deshalb war die Umsetzung und Verwirklichung der verschiedenen Aktivitäten auch in diesem Berichtszeitraum wieder nur im Rahmen der gegebenen finanziellen Bedingungen und der Haushaltsgesetze möglich.

2 Sport und Gesellschaft

2.1 Zur gesellschaftlichen Bedeutung des Sports

Sport ist für die Bevölkerung unseres Landes längst ein wesentlicher Bestandteil des All- tags und des Freizeitverhaltens. Rund 27 Millionen Menschen sind bundesweit in über 92.000 Vereinen aktiv. In Berlin gehören etwa 580.000 Menschen einem der rund 2.200 Sportvereine an. Für die meisten Menschen gehören Sport und sportliche Bewegung mit und ohne Vereinszugehörigkeit zum Leben. Sie joggen, schwimmen, fahren Rad, besuchen Fitness-Studios, sie spielen Fußball mit Freunden oder wandern, sie betreiben Wassersport oder klettern. Unvermindert finden auch jene Sportangebote regen Zulauf, die sich an be- stimmte Zielgruppen richten. Sport für ältere Menschen oder Sport für Menschen mit Be- hinderungen sind Beispiele dafür.

Gleichzeitig steht der Sport in seinen verschiedensten Ausprägungen - als Breiten- und als Leistungssport - ständig im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Darüber hinaus nimmt der Sport gesellschaftlich und sozialpolitisch inzwischen einen so hohen Stellenwert ein, dass seine Förderung eine der hochrangigen öffentlichen Aufgaben ist. Sport ist auch des- halb ein fester Bestandteil des staatlichen Erziehungs- und Bildungswesens. Darüber hin- aus stellt die Qualifizierungs- und Bildungsarbeit des Landessportbundes Berlin und seiner Mitgliedsverbände einen wichtigen Bestandteil der Berliner Bildungslandschaft dar. Mit ihrer Arbeit verbessern diese Organisationen nicht nur die Qualität der Sportangebote sondern unterstützen die Qualifizierung von Trainern und Übungsleitern vor allem für den Vereins- sport. Der Sport und die ihn tragenden Organisationen vermitteln Werte, führen Menschen verschiedenster Herkunft zusammen und stabilisieren die Gesellschaft, kurz: Sie erbringen Leistungen für das Gemeinwesen, auf die der Staat nicht verzichten kann.

Die Leistungen des Sports sind dabei vielfältig. So vereint und integriert Sport Menschen unterschiedlichster Lebensstile. Er ist Orientierungspunkt und Hilfsangebot zugleich und damit ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Miteinanders. Seit 20 Jahren unter- stützt der Landessportbund Berlin mit seiner Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesell- schaft „Sport in Berlin“ die Arbeitsmarktpolitik des Landes. In partnerschaftlicher Zusam- menarbeit mit Bezirken und Job-Centern wurden mehrere tausende arbeitslose Menschen in Sportorganisationen vermittelt, dort betreut und für die Wahrnehmung gesellschaftlicher Aufgaben weitergebildet. Ein Teil von ihnen wurde im sozialen Netz „Sportverein“ aufge- fangen und erhielt wieder Zugang zum 1. Arbeitsmarkt.

4 Die Förderung und Erhaltung der Gesundheit und des Wohlbefindens, die Freude an der Bewegung, die Entwicklung körperlicher Fähigkeiten, das Streben nach Leistung - auch nach Höchstleistung -, das Erfahren persönlicher Grenzen, das Erleben von Sieg und Nie- derlage im Wettkampf, aber auch das Erlebnis von Gemeinschaft und Geselligkeit sind wei- tere Motive, Sport zu treiben.

Aber Sport leistet weit mehr. Im Sportverein werden demokratische Verhaltensweisen ein- geübt. Auch das macht die Vereine für die Stabilität des Staatswesens unverzichtbar. Zu den wichtigen Leistungen des Vereinssports zählt deshalb die soziale Integration unter- schiedlicher Gruppen und Schichten. So sind Migrantinnen und Migranten, Menschen mit Behinderung, Arbeitssuchende und viele andere, die in manchen Bereichen des Lebens häufig benachteiligt werden, in den Vereinen als gleichberechtigte Mitglieder anerkannt. Be- griffe wie Fairness und Toleranz sind im Sport keine leeren Formeln, sondern müssen täg- lich erprobt und gelebt werden. Es ist eine Tatsache, dass im Sport engagierte Jugendliche weitaus weniger zu Gewalt neigen als ihre Altersgenossen, die keinen Sport treiben. Im Mit- telpunkt des Sportgeschehens stehen eben, unabhängig von Nationalität, Weltanschauung und sozialem Status, der Wettstreit, die Freude an der Leistung und die Begegnung mit an- deren.

Sport bietet auch die Möglichkeit zur Identifikation. Die Vorbildfunktion erfolgreicher und bekannter Sportlerinnen und Sportler kann dabei gar nicht hoch genug eingeschätzt wer- den. Sie sind nicht nur oft der Auslöser für junge Menschen, ebenfalls Sport zu treiben, sondern im besten Fall in Sieg wie Niederlage Beispiele für faires, tolerantes und respekt- volles Verhalten. Zudem erwächst aus den Leistungen und dem Verhalten unserer Spitzen- sportlerinnen und -sportler ein Stück Ansehen für Berlin und Deutschland in der Welt. Aber auch das Bild, das unser Land als Austragungsort sportlicher Großereignisse abgibt, prägt die Sicht des Auslands auf die Hauptstadt und Deutschland. Nirgendwo war das so gut zu beobachten wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, der Leichtathletik WM 2009 oder der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011, die der Welt ein fröhliches, faires und weltoffenes Land präsentierten, das ganz unverkrampft stolz auf sich und seine Sportlerinnen und Sportler war. Erfolge im Spitzensport motivieren zugleich immer auch zu mehr Engagement im Freizeit- und Breitensport. Die daraus erwachsene nationale, aber auch lokale Identität schafft zugleich Stabilität; die Identifikation der Bürger mit dem eigenen Gemeinwesen stärkt die Gesellschaft.

Neben Sportvereinen und -verbänden reagieren zunehmend auch Betriebe, Einrichtungen der Erwachsenenbildung oder Wohlfahrtsverbände mit einer stetig wachsenden Zahl von Sportangeboten auf die gewandelten Sportbedürfnisse und -interessen der Bevölkerung.

Zugleich wurde gerade der Freizeitsport frühzeitig auch von kommerziellen Anbietern ent- deckt. Fitness-Studios, Tennis- und Squash-Anlagen oder auch Kletterhallen, um einen der letzten Trends zu erwähnen, sind ein unverzichtbarer Teil des Sportangebots.

Parallel dazu hat sich der Sport in Berlin zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor entwi- ckelt. Laut der Studie „Sportwirtschaft in Berlin“, die die IHK und der Landessportbund durchführen ließen, erzielte die Sportwirtschaft in der Stadt schon im Jahr 2000 Umsätze von rund einer Milliarde Euro. Die Berliner Sportvereine rufen eine Nachfrage von rund 40 Millionen Euro pro Jahr hervor - und dabei ist der Profisport mit seinen Umsätzen noch gar nicht enthalten. Der Sportfach- handel in der Stadt verfügt über etwa 500 Verkaufsstellen und schätzt sein Umsatzvolumen auf 300 Millionen Euro. Alleine zum Berlin-Marathon reisten zuletzt rund 35.000 Teilnehme- rinnen und Teilnehmer in die Stadt, begleitet von Freunden, Partnern und Fans. Sie be- scherten der Hotellerie rund 100.000 Übernachtungen und brachten einen Mehrumsatz von rund 40 Millionen Euro nach Berlin. Davon profitiert auch die öffentliche Hand: Schätzungen gehen von acht bis zehn Millionen Euro zusätzlichen Steuereinnahmen aus, die allein der

5 Berlin-Marathon beschert.

Sport spielt zudem auch im Standortmarketing eine immer größere Rolle, insbesondere im Zusammenhang mit den zahlreichen Sportgroßveranstaltungen, die den Ruf als in- ternationale Sportmetropole nachhaltig prägen. Die 145 Berliner Mannschaften in den ers- ten und zweiten Ligen, aber auch die Weltmeister und Olympiasieger aus der Hauptstadt werben national und international für die Stadt, die Übertragungen und Sportberichte aus Berlin bringen die Metropole immer wieder ins Rampenlicht. Allein bei der IAAF- Leichtathletik WM im August 2009 waren mehr als 3.500 Journalisten aus aller Welt vor Ort, TV-Übertragungen wurden in 190 Länder ausgestrahlt, ARD/ZDF sendeten 55 Stunden live in Deutschland und erzielten Rekordquoten von knapp 10 Millionen Zuschauern.

2.2 Staat und Sport

Sport hat in der Hauptstadt Verfassungsrang und ist als „förderungs- und schützenswerter Teil des Lebens“ definiert (Artikel 32 der Verfassung von Berlin). Die Pflege und die Förde- rung des Sports sind also als Aufgabe des Staates anerkannt, wobei große Teile der Um- setzung dieser öffentlichen Aufgabe von Sportvereinen und -verbänden übernommen wer- den. Hier sei vor allem der Landessportbund Berlin e. V. als Dachorganisation genannt. Das Zusammenwirken von Staat und Sportorganisationen wird dabei durch das Prinzip der Autonomie des Sports und der Grundlage der Subsidiarität bestimmt.

Vorrangiges Anliegen des Staates ist es deshalb, den Sport in seiner ganzen Vielfalt als Hilfe zur Selbsthilfe zu fördern und zu stärken. Die staatliche Hilfe setzt dort ein, wo der Sport die Mittel, die er zur Wahrnehmung seiner Aufgaben benötigt, aus eigener Kraft nicht erbringen kann. Dabei gilt, dass der Sport nicht in Abhängigkeit zum Staat geraten darf, und dass die Autonomie und Selbstverantwortung des Sports gewahrt bleiben. In einigen Bereichen allerdings - wie bei der Dopingbekämpfung oder beim Hochleistungssport von Kin- dern und Jugendlichen - sind Eingriffskompetenzen des Staates unerlässlich. Aber auch hier steht die Unterstützung des Sports dabei stets in einer gewissen Konkurrenz zu anderen Aufgaben des Staates und ist immer nur im Rahmen der gegebenen finanziellen Bedingun- gen und der Haushaltsgesetze möglich.

Grundsätzlich darf aber die angespannte Lage der öffentlichen Haushalte nicht zu einer Existenzgefährdung der Sportvereine und -verbände führen. Es muss auch künftig sicher- gestellt werden, dass Sportförderung als Investition mit hoher Rendite für das Gemeinwohl und jeden einzelnen erhalten bleibt. Diese Zielsetzung setzt eine konstruktive, partner- schaftliche Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Verwaltung und den anerkannten Organisationen des Sports voraus.

Der Sport ist auf die konsequente Förderung durch Bund, Länder und Kommunen ange- wiesen, wenn er seine vielen positiven Effekte und Funktionen aufrechterhalten soll. Die angespannte Finanzlage des Berliner Haushalts machte es allerdings in den vergangenen Jahren mitunter schwer, das hohe Niveau der Sportförderung zu sichern. Deshalb mussten erneut alle Bereiche der Förderung auf den Prüfstand.

Trotz der finanziellen Zwänge blieb aber dem Sport auch zwischen den Jahren 2005 und 2011 der notwendige Raum, um seine wichtigen gesellschaftspolitischen Funktionen in Ber- lin erfüllen zu können. Sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport präsentierte sich die Hauptstadt als äußerst leistungsfähiges, agiles und lebenswertes Sportland. Die Mann- schaften der Bundesligen sind deutlicher Beweis für eine enorme Leistungsdichte. Am Olympiastützpunkt Berlin - dem größten in Deutschland - trainieren durchgängig rund 700 Bundeskaderathleten in 21 olympischen Schwerpunktsportarten mit großem Erfolg. Berlin nimmt damit bundesweit die Spitzenposition ein. Zudem ist die Stadt Ausrichter zahlreicher bedeutender nationaler und internationaler Sportveranstaltungen. Zu den herausragenden

6 Veranstaltungen der letzten Jahre gehörten u. a. mehrere Gruppenspiele, ein Viertelfinale und das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die IAAF Leichtathletik- Weltmeisterschaften 2009, die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011, Traditionsveranstal- tungen wie der jährliche Berlin-Marathon, das Internationale Stadionfest (ISTAF), die Po- kalendspiele des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Grand-Slam-Turniere im Beachvolley- ball, FINA-Weltcup-Veranstaltungen im Schwimmen, Weltcups im Eisschnelllaufen, der AVON-Frauenlauf und auch die Berliner Sechs-Tage-Rennen.

Alle diese Veranstaltungen, getragen vom sportbegeisterten Berliner Publikum, tragen ebenso zum hervorragenden Berlin-Bild bei wie die Berliner Athleten und Athletinnen, die als Botschafter ihrer Sportart zu internationalen Wettkämpfen reisen. Dabei ist sich der Se- nat bewusst, dass öffentliche Gelder allein nicht ausreichen, um die Qualität und Vielfalt des Sports zu sichern: Ohne die tagtägliche ehrenamtliche Arbeit der tausenden Übungslei- ter, Trainer, Betreuer und Vorstände wäre der Sport in Berlin in seiner heutigen Form nicht denkbar.

3 Grundlagen der Sportpolitik in Berlin

3.1 Rechtliche Grundlagen der Sportförderung

Die Förderung des Sports durch die öffentliche Hand ist im Land Berlin durch das Sportför- derungsgesetz (SportFG) festgeschrieben. Es wird von der Maxime geleitet, jedem die Möglichkeit zu geben, „sich entsprechend seinen Fähigkeiten und Interessen im Sport nach freier Entscheidung mit organisatorischer oder ohne organisatorische Bindung zu betätigen“ (§ 1 Abs. 1 SportFG).

Neben dem SportFG regeln weitere Gesetze, Satzungen und Verwaltungsvorschriften (u. a. die Sportanlagen-Nutzungsvorschriften (SPAN), die jeweiligen Haushaltsgesetze, die Lan- deshaushaltsordnung, das Allgemeine Zuständigkeitsgesetz, die Gesetze über die Deut- sche Klassenlotterie Berlin und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin, das Gesetz über die Errichtung der Anstalt öffentlichen Rechts Berliner Bäder-Betriebe (BBB) sowie die Nutzungssatzung der BBB die Sportförderung im Land Berlin.

Finanzielle Hilfen in Form von Zuwendungen können als förderungswürdig anerkannte Sportorganisationen erhalten, die gemeinnützigen, sportbezogenen Zielen und Aktivitäten verpflichtet sind. Für den Spitzen- und Breitensport sowie die Berliner Bürgerinnen und Bürger, die Sport ohne organisatorische Bindung betreiben wollen, halten das Land und die Bezirke zahlreiche Sportanlagen unterschiedlichster Art, Freizeitsportgelegenheiten, Sport- möglichkeiten in freier Natur, Bäder etc. vor.

3.2 Verwaltungszuständigkeiten

Das Land Berlin, seine Bezirke sowie der Bund unterstützen den Sport in unterschiedlicher Weise.

Land Berlin

Die Zuständigkeit des Landes erstreckt sich auf alle Bereiche des Freizeit-, Breiten- und Spitzensports. Da im Land Berlin die Landes- und Kommunalebene zusammenfallen, werden ministerielle und kommunale Aufgaben von einer Verwaltungsebene, dem Senat von Berlin, wahrgenommen.

7 Die Federführung in der Sportförderung liegt bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Abteilung Sport. Zentrale Aufgaben der Sportabteilung sind:

 Formulierung von Programm- und Zielvorgaben für die Sportförderung,  Förderung des Sports durch Gewährung von Zuwendungen an die anerkannten Sportor- ganisationen für den Sportbetrieb bzw. für besondere Sportveranstaltungen,  Förderung von Freizeitsportangeboten, insbesondere für besondere Zielgruppen wie z. B. sozial benachteiligte Jugendliche, ältere Menschen und Menschen mit Behinde- rungen,  koordinierende Planung neuer Sportstätten (Sportanlagenentwicklungsplanung),  die Schaffung optimaler Rahmenbedingungen für den Betrieb öffentlicher Sportanlagen einschließlich der Verwaltung überregional bedeutsamer Sportanlagen,  die Förderung von Sportprojekten zur Gewaltprävention („Landeskommission Berlin gegen Gewalt“)

Neben der Senatsverwaltung für Inneres und Sport sind zahlreiche andere Senatsverwaltungen mit Aufgaben befasst, die den Sport mittelbar oder unmittelbar fördern:

Der Regierende Bürgermeister von Berlin/Senatskanzlei  Schirmherrschaften, Empfänge, Ehrungen

Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz  sportmedizinische Betreuung der Freizeit-, Breiten- und Leistungssportler (bis 2006; danach Senatsverwaltung für Inneres und Sport)

Senatsverwaltung für Justiz  Sport im Strafvollzug

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung  Schulsport einschließlich Schulsport-Wettkampfprogramme  Förderung von Jugendsport-Programmen mit sozialintegrativer Zielsetzung  Hochschulsport

Bezirke

Die auf den Sport bezogene Zuständigkeit der Bezirksämter erstreckt sich hauptsächlich auf die Verwaltung und Vergabe der öffentlichen Sportanlagen (mit Ausnahme der zentral verwalteten Anlagen wie z. B. das Olympiagelände und das Sportforum Hohenschön- hausen) sowie auf die Planung und den Bau von Sportanlagen in Abstimmung mit den zu- ständigen Senatsverwaltungen.

Bund

Auch der Bund unterstützt den Sport in Berlin. Seine Zuständigkeit bezieht sich insbesondere auf die Pflege der auswärtigen Sportbeziehungen, die gesamtstaatliche Repräsentation, den Spitzensport und den Behindertensport. In Berlin fördert der Bund u. a. den Olympiastützpunkt, Bundesstützpunkte, Häuser der Athleten sowie internationale Meisterschaften.

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3.3 Mittel für die Sportförderung

Für die Sportförderung stehen Haushaltsmittel des Landes Berlin zur Verfügung.

Zusätzlich fließen dem Sport Einnahmen aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin zu. Nach dem Gesetz über die Deutsche Klassenlotterie Berlin und die Stiftung Deutsche Klassenlotterie (DKLB-Gesetz) hat die DKLB jährlich 20 % ihrer Umsatzerlöse aus dem Lotteriegeschäft und ihrem Bilanzgewinn an die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin abzuführen. Entsprechend der Satzung für die DKLB-Stiftung stehen 25 % der Zweckab- gabe für sportliche Zwecke zur Verfügung: 15 % für den Landessportbund Berlin e. V. sowie 10 % für das Land Berlin.

Aus den Mitteln der DKLB-Stiftung finanziert der Landessportbund Berlin e. V. seine Perso- nal- und Verwaltungskosten. Weitere Mittel werden im Rahmen verschiedener Sportförde- rungsprogramme an Verbände und Vereine weitergegeben. Die dem Land Berlin zufließen- den Mittel werden hauptsächlich als Zuwendungen für sportliche Zwecke dem Landessport- bund Berlin e. V., den Sportfachverbänden und den Sportvereinen gewährt (Zinszuschüsse für Darlehen für Baumaßnahmen, Unterhaltungsmaßnahmen und Beschaffungen, Betriebs- kosten der Landesleistungszentren, Zuschüsse und rückzahlbare Zuwendungen für Ver- einsinvestitionen - Baumaßnahmen und Beschaffungen - sowie für Landes- bzw. Olympia- stützpunkttrainer und für besondere Sportveranstaltungen).

Eine dritte Einnahmequelle für den Sport waren die Mittel, die die Spielbank Berlin jährlich bis 2007 für sportliche Zwecke zur Verfügung stellt, in erster Linie für Erstliga- bzw. Bundesligamannschaften von förderungswürdigen Spotorganisationen.

4 Sportförderung durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport

Die Dynamik des gesellschaftlichen Wandels hat tief greifende Veränderungen auch in der Welt des Sports mit sich gebracht. Die Vielfalt heutiger Sportformen - des vergange- nen Jahrhunderts gab es ca. 30 Sportformen, eine Sportverhaltensstudie von 2006 für Berlin wies allein für die Hauptstadt mehr als 150 Sport- und Bewegungsformen aus - spiegelt sich auch in anderen Parametern des Sporttreibens wider. Heute wird nicht mehr nur im Verein Sport getrieben, genauso wenig sind Sportplatz und die einzigen Orte des Sporttreibens. Viele Menschen, auch diejenigen, die die Arbeit der Sportvereine schätzen, nutzen nicht nur öffentliche Sportanlagen, sondern in starkem Maße auch private Sportstudios und alle Möglichkeiten, die eine grüne Metropole wie Berlin bietet: Parks und Gärten, Wald und Feld, Straßen und Plätze sowie die zahlreich vorhandenen Gewässer.

Dabei hat gleichzeitig die Bedeutung des Sporttreibens innerhalb der Gesellschaft enorm zugenommen. Dies bezieht sich sowohl auf das aktive Sport- und Bewegungsverhalten der Berlinerinnen und Berliner als auch auf das Erleben großer internationaler Wettkämpfe oder Sportevents.

So wie Sporttreiben oder Sporterleben die unterschiedlichsten Lebensbereiche der Berlinerinnen und Berliner tangiert und an den unterschiedlichsten Orten der Stadt sichtbar wird, so vielfältig sind die Verbindungen des Sports zu anderen Politikfeldern und Verwaltungsbereichen. Die Relevanz der Sportentwicklung für gesundheitspolitische Anliegen, für kulturelle und soziale Integration, aber auch für Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung ist evident. Da Sport überwiegend im öffentlichen Raum, also auf den

9 hierfür bereitgestellten Sportflächen, aber auch in Grünanlagen, auf Verkehrsflächen, im Wald etc. stattfindet, sind die Belange des Sports zugleich wichtige Aspekte der Stadtent- wicklung. Insofern lässt sich die Planung der weiteren Sportentwicklung Berlins nicht allein auf die Daseinsvorsorge im Rahmen der Fachplanung Sport beschränken.

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport fördert den Sport in verschiedenster Weise: Die Basis für eine positive Entwicklung des Sports ist nach wie vor, möglichst vielfältige und qualitativ geeignete Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zu schaffen. Die größte und umfassendste Förderung des Sports in Berlin ist beispielsweise deshalb die entgeltfreie Nutzung von öffentlichen Sportanlagen. Darüber hinaus gilt es heute aber auch, im Rahmen der Stadtentwicklung Sportgelegenheiten weiter auszubauen.

Mit der Entwicklung eines Leitbildes für den Sport hat diese Senatsverwaltung strategische Ziele benannt, mit denen - über die Bereitstellung von Sportstätten hinaus - möglichst ziel- genau alle Teile der Bevölkerung vom Sport profitieren sollen. Mit einer besonderen Förde- rung soll die geschlechtergerechte Teilhabe und die Teilhabe unterrepräsentierter Bevölke- rungsschichten erhöht werden. „Sport für alle“ bezieht sich aber nicht nur auf die eigenen sportlichen Aktivitäten der Berlinerinnen und Berliner im Breiten- und Freizeitsport, sondern ausdrücklich auch auf den Spitzensport und Erleben von Spitzensportereignissen in der Stadt. Mit der Förderung bedeutender Sportevents gelingt es zudem immer wieder ein- drucksvoll, national und international für Berlin als Sportmetropole von Weltrang zu werben.

4.1 Standortmarketing für die Sportmetropole Berlin

Das nationale und internationale Renommee der Sportstadt Berlin ist untrennbar mit ihrem Rang im Spitzensport verbunden. In den vergangenen Jahren hat sich Berlin einen hervor- ragenden Ruf als eine der führenden TOP-Adressen des Weltsports erworben. Bereits 2008 wurde die Hauptstadt weltweit zu den drei führenden Sportmetropolen gezählt. 2009 wurde Berlin unter anderem vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) zu Deutschlands Sportstadt Nr. 1 gewählt. International errang Berlin beim Sport Event Mana- gement Award 2009 den 2. Platz hinter Melbourne. Auch 2010 konnte Berlin seine Position in der Führungsspitze behaupten und landete beim Sportstädte-Ranking des Hamburgi- schen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) auf Platz 1 in Sachen Sportevents und insgesamt auf dem zweiten Rang.

Zu dieser Position haben auch die Spitzenathletinnen und -athleten beigetragen, die bei zahlreichen Events mit ihren Leistungen für Berlin werben. Aber vor allem mit den jährlich stattfindenden sportlichen Highlights wie z. B. den DFB-Pokalendspielen, dem Berlin- Marathon, dem Internationalen Stadionfest ISTAF und den Weltsportevents wie der FIFA Fußball WM 2006, den IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 und der FIFA Frauen- Weltmeisterschaft 2011 konnte Berlin seine Spitzen-Position behaupten.

Präsentation der Sportmetropole Berlin bei internationalen Veranstaltungen

Um Berlins Status als führende Sportmetropole mit Weltrang angesichts starker nationaler und internationaler Konkurrenz zu halten bzw. zu festigen, ist eine angemessene professio- nelle Vermarktung der Qualitäten Berlins zwingend erforderlich. Zur Profilierung der Sport- metropole wurden verschiedene Maßnahmen entwickelt, die Berlin in der Bewerber-Kon- kurrenz um Sportgroßveranstaltungen Vorteile verschaffen sollen. Hierzu gehört u. a. die Präsentation der Sportmetropole Berlin bei internationalen Veranstaltungen.

So hat die Senatsverwaltung für Inneres und Sport bei den Olympischen Winterspielen in

10 Turin 2006, den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010 wichtige Vertreter aus Sport, Politik, Wirtschaft und Medien zu repräsentativen Empfängen des Landes Berlin eingeladen. Die Empfänge dien- ten sowohl als Präsentationsplattform für die Sportmetropole Berlin als auch der Kontakt- pflege beim Get-together von Sponsoren und den Berliner Athletinnen und Athleten. Der Berlin-Empfang während der Olympischen Spiele in Peking 2008 wurde vom Berliner Senat genutzt, um in Anwesenheit des IAAF-Präsidenten Lamine Diack für die Leichtathletik-WM 2009 in Berlin zu werben und die Gäste somit auf das nächste große internationale Sportgroßereignis einzustimmen.

Aber auch die unter Federführung der Senatssportverwaltung organisierte und mit rund 1,9 Mio. Besuchern weltweit größte Fan-Meile Europas anlässlich der FIFA Fußball WM 2010 in Südafrika auf dem Olympischen Platz und ab den Achtelfinalspielen auf der Straße des 17. Juni bewies die große Sportbegeisterung der Berliner Bevölkerung und warb auf beste Weise für das Ansehen der Sportmetropole.

„SportAccord International Convention“

Die SportAccord Convention ist der weltweit größte Sportkongress aller internationalen Spit- zensportverbände u. a. der Verbände der olympischen Sommer- und Wintersportarten unter Beteiligung des IOC. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport nutzt den jährlichen SportAccord seit seiner Gründung im Jahre 2003 regelmäßig als Präsentations- und Kom- munikationsplattform. Im Jahre 2005 war Berlin selbst Gastgeber des Sportkongresses. Lediglich beim SportAccord 2006 in /Korea war Berlin aufgrund der Organisation der FIFA Fußball-WM nicht vertreten. In den Jahren 2007 bis 2011 präsentierte sich die Sport- metropole Berlin wieder regelmäßig bei der „SportAccord International Convention“ mit einem informativen Messestand (2007 Peking, 2008 Athen, 2009 Denver, 2010 Dubai, 2011 ).

Die SportAccord Convention ist der bedeutendste internationale Treffpunkt der Sport- bewegung und somit der ideale Ort für länderübergreifendes Lobbying. Für die Sportmetro- pole Berlin ist dies die ideale Gelegenheit, für den Sport in Berlin und die Hauptstadt als Austragungsort herausragender Sportereignisse zu werben und ihren Stellenwert innerhalb der großen Konkurrenz zu erhöhen. Die bestehenden guten Kontakte sind insbesondere der kontinuierlichen Teilnahme an dieser Veranstaltung zu verdanken.

Expertenkreis Sport und Wirtschaft

Es ist erklärtes Ziel der Berliner Sportpolitik, in der Stadt in jedem Jahr nationale und inter- nationale Sportveranstaltungen durchzuführen und sich um die Austragung von Sportgroß- veranstaltungen zu bewerben. Immerhin kommen nach Angaben von visitBerlin (ehemals BTM) rund 10 % der Besucher Berlins in die Stadt, um Sportveranstaltungen zu besuchen oder selbst aktiv zu werden. Sportereignisse wie die FIFA Fußball Weltmeisterschaft 2006, die IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften 2009 oder die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 haben in erheblichem Maß zur Förderung des Images der Stadt als internationale Sportmetropole beigetragen.

Im Frühjahr 2008 wurde auf Initiative der IHK Berlin, der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, der Partner für Berlin GmbH und visitBerlin (ehemals BTM) der „Expertenkreis Sport und Wirtschaft“ eingerichtet. Seine Aufgabe ist u. a., „Ziele und Maßnahmen einer besseren und umfassenderen Vermarktung der Sportmetropole Berlin“ zu erarbeiten und umzuset- zen. Eingebunden sind in diesen Kreis Vertreter der Profisportvereine Berlins, der Sportstät- tenbetreiber, des Landessportbundes Berlin und des Olympiastützpunktes, namhafter Unternehmen sowie die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung und

11 die Senatskanzlei.

Eine Arbeitsgruppe „Vermarktung“ dieses Expertenkreises hat einen Maßnahmenkatalog entwickelt, der u. a. die Produktion von Publikationen und Präsentationsmaterialien, natio- nale und internationale Präsentationen der Sportmetropole, die Einrichtung und den Ausbau eines Online-Portals www.berlin-sportmetropole.de, 2-sprachige Informationen zur Sport- metropole im Tourismusportal visitBerlin.de und die Vermarktung der Sportmetropole in den touristischen Newslettern vorsieht.

In der Arbeitsgruppe „Sportevents“ werden laufend künftige Bewerbungen um Sportgroß- veranstaltungen und Trendsportevents behandelt und Unterstützungsoptionen entwickelt.

Ergebnisse dieser Gremien werden über Mitglieder des Expertenkreises in den Runden Tisch Tourismus beim Regierenden Bürgermeister eingebracht und dort behandelt.

Um diesen Status angesichts starker nationaler und internationaler Konkurrenz zu festigen und Berlins Position bei der künftigen Vergabe von Sportveranstaltungen zu stärken, ist eine angemessene Vermarktung der Qualitäten der Sportmetropole Berlin zwingend erfor- derlich. Hierfür stehen deshalb seit 2010 jährlich 50.000 € an Haushaltsmitteln zur Verfü- gung. Ergänzende Mittel bzw. Sachleistungen bringen die IHK, visitBerlin und Partner für Berlin ein.

FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006

Die FIFA Fußball-WM im Sommer 2006 hat beeindruckend bewiesen, dass Berlin ein herausragender Austragungsort für sportliche Großveranstaltungen ist. Die Hauptstadt präsentierte sich weltweit als gastfreundliche und weltoffene Metropole. Millionen von Besuchern genossen das legendäre „Sommermärchen“ im und auf der Fan-Meile im Herzen der Stadt.

Eine ausführliche Bilanz ist dem Anhang beigefügt.

IAAF Leichtathletik WM berlin 2009

Das nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit Abstand herausragendste Sportereignis waren im Jahr 2009 die 12. IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Bei der weltweit beachteten Großsportveranstaltung kämpften vom 15. bis 23. August 2009 rund 2.000 Sportlerinnen und Sportler aus über 200 Nationen in 47 Wettbewerben um 59 Gold- medaillen und Weltmeistertitel. Das WM-Motto „HAVE A GOOD TIME!™“ hat sich hierbei eindrucksvoll bestätigt.

Die Leichtathletik WM 2009 als nach Olympischen Spielen und Fußball- Weltmeisterschaften weltweit drittgrößtes Sportevent war ein sensationeller Erfolg. Berlin bewährte sich erneut als professioneller Veranstalter großer Sportveranstaltungen und Sportstadt von Weltrang. Die weltweite Berichterstattung und die Bilder der Leichtathletik- WM beförderten wieder ein überaus positives Image für die Sportmetropole Berlin mit nachhaltiger Wirkung für die Zukunft. Vor diesem Hintergrund sind auch zukünftig die Bemühungen lokaler und nationaler Sportverbände zu unterstützen, Europa- und Weltmeisterschaften für Berlin zu akquirieren und durchzuführen.

Eine ausführliche Bilanz der 12. IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften berlin 2009™ ist dem Bericht als Anhang beigefügt.

12 FIFA Fan-Fest 2010

Berlin wurde als eine von nur sechs Städten für die Ausrichtung eines offiziellen Fan Festes zur FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 ausgewählt. So fand das Internatio- nale FIFA Fan-Fest mit Live-Übertragung der WM-Spiele auf Großbildleinwänden zunächst vom 11. - 18. Juni auf dem Olympischen Platz und danach ab 23. Juni bis zum WM-Finale auf einem Teilstück der Straße des 17. Juni zwischen Yitzhak-Rabin-Straße und der Sie- gessäule statt. Neben Berlin wurden lediglich die Städte Rio de Janeiro, Mexico City, Rom, und Sydney als privilegierte Austragungsorte des Internationalen FIFA Fan Festes weltweit ausgewählt.

Insbesondere die Spiele mit deutscher Beteiligung, die von hunderttausenden Zuschauern verfolgt wurden, entfachten eine begeisterte WM-Stimmung in der Bevölkerung. Auf den Olympischen Platz kamen ca. 100.000 Besucher insgesamt und bis zu 40.000 bei den Spielen der deutschen Mannschaft. Am traditionellen Standort im versammelten sich dagegen ca. 1,7 Mio. Besucher insgesamt und bis zu 350.000 bei den Spielen der deutschen Mannschaft.

Eine ausführliche Bilanz des FIFA Fan-Festes 2010 ist dem Bericht beigefügt.

FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011

Berlin bot sich mit der Eröffnung der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 erneut eine einzigartige Möglichkeit, tourismuswirksame Imageeffekte zu erzielen und für Berlin sowie für eines seiner herausragenden Wahrzeichen, das Olympiastadion, zu werben.

Von 1985 bis 2009 wurden im Olympiastadion, dem „deutschen Wembley“, bereits jährlich die Pokalsiegerinnen im Fußball der Frauen ermittelt. Der Deutsche Fußball-Bund hat für die Folgejahre das Pokalfinale der Frauen nach Köln vergeben.

Berlin hatte sein Interesse als Austragungsort der FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 bereits im März 2007 gegenüber dem Deutschen Fußball-Bund bekundet. Die Entscheidung über den Ausrichter der FIFA Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 traf das Exekutivkomitee der FIFA am 31. August 2007. Neben Deutschland hatten sich Australien, Frankreich, Kanada, die Schweiz und Peru beworben. Der Zuschlag für Deutschland war umso erfreulicher, als Deutschland als Titelverteidiger antrat.

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 wurde vom 26. Juni bis 17. Juli 2011 in Deutsch- land ausgetragen. Auch wenn die deutsche Mannschaft ihren Weltmeistertitel nicht verteidi- gen konnte, hat die WM die Erwartungen des Weltfußballverbandes FIFA, des Deutschen Fußball-Bundes und der Öffentlichkeit teilweise mehr als erhofft erfüllt.

Das Motto der Frauen-WM lautete „20elf von seiner schönsten Seite!“ Geboten wurde hochkarätiger Sport und eine prachtvolle Stimmung. Im ausverkauften Olympiastadion Berlin erlebten über 74.000 Fans die glanzvolle Eröffnungsfeier und den Sieg Deutschlands gegen Kanada. Berlin konnte dabei gleichzeitig einen Europa-Zuschauerrekord im Frauenfußball verbuchen. Das Ansehen Berlins als sympathische und freundliche Gastgeberstadt ist nach der FIFA WM der Herren im Jahr 2006 und der Leichtathletik WM 2009 erneut aufgewertet worden.

Eine ausführliche Bilanz über die Vorbereitung und Austragung der FIFA Frauenfußball- Weltmeisterschaft 2011 in Berlin ist dem Bericht als Anhang beigefügt.

13 Förderung und Organisation von Sportveranstaltungen

In Berlin werden jährlich nationale und internationale Sportveranstaltungen durchgeführt, die nachhaltig dazu beitragen, dass die Attraktivität der Stadt Berlin als Sportmetropole weltweit verstärkt und ausgebaut wird. In den Jahren 2006 bis 2011 wurden durch das Land Berlin neben der FIFA Fußball Welt- meisterschaft 2006™, den IAAF Weltmeisterschaften in der Leichtathletik Berlin 2009™ sowie dem Eröffnungsspiel der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 insgesamt 228 Sport- veranstaltungen von nationaler und internationaler Bedeutung mit einer Gesamtsumme von rund 10,5 Mio. € gefördert. Die Förderbeträge werden in der folgenden Tabelle aufge- schlüsselt. Aus dem Förderprogramm werden Weltmeisterschaften, Europameisterschaften, Deutsche Meisterschaften sowie traditionelle internationale Wettkämpfe finanziell unterstützt.

Förderung von nationalen und internationalen Sportveranstaltungen

Jahr Zahl der geförderten Zahl der geförderten Förderbetrag € Veranstaltungen Verbände/Vereine rund 2006 36 24 1.300.000 € 2007 33 22 1.650.000 € 2008 35 26 1.560.000 € 2009 33 21 1.230.000 € 2010 54 26 2.230.000 € 2011 37 22 2.530.000 € Summe 228 10.500.000 €

Sonstige Förderungsmöglichkeiten für Sportveranstaltungen

Eine weitere Möglichkeit, Sportveranstaltungen zu fördern, besteht darin, dass den Veranstaltern geeignete nichtöffentliche Veranstaltungsstätten unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden, sofern geeignete öffentliche Sportanlagen nicht zur Verfügung stehen. Die Aufwendungen für die Nutzung von nicht öffentlichen Einrichtungen betrugen in den letzten sechs Jahren rd. 897.411€.

Aufwendungen für die Nutzung von Einrichtungen der Messe Berlin sowie von weiteren nicht öffentlichen Einrichtungen

Jahr Ausgaben 2006 176.885 € 2007 131.473 € 2008 180.077 € 2009 125.071 € 2010 158.734 € 2011 125.071 € Gesamt 897.411 €

Unter den insgesamt geförderten Sportveranstaltungen aus den Jahren 2006 bis 2011 kommt den nachfolgend dargestellten Veranstaltungen herausragende Bedeutung zu:

14

Herausragende Sportveranstaltungen zwischen 2006 und 2011

Jahr Veranstaltung 2006 FINA - Weltcup im Schwimmen 25 km von Berlin Berliner Halbmarathon FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ Weltcup im Eisschnelllaufen 2007 -Weltmeisterschaft Männer – Eröffnungsspiel Berliner Halbmarathon 25 km von Berlin Grand Slam Beach Volleyball Weltmeisterschaften im Modernen Fünfkampf Berlin Marathon FINA - Weltcup im Schwimmen 2008 Weltmeisterschaften im Eisschnelllaufen (Mehrkampf) Berliner Halbmarathon Grand Slam Beach Volleyball Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen Berlin Marathon FINA - Weltcup im Schwimmen German Open im Tischtennis Weltmeisterschaften im Tanzen 2009 Berliner Halbmarathon Euroleague im Basketball Final Four im Beach Volleyball IAAF Weltmeisterschaften in der Leichtathletik Berlin 2009™ Berlin Marathon Champions Trophy im Gerätturnen der Männer Weltcup im Eisschnelllaufen FINA - Weltcup im Schwimmen 2010 German Open im Tischtennis Berliner Halbmarathon Weltcup im Modernen Fünfkampf Weltliga Herren im Volleyball Europameisterschaften im Beach Volleyball Internationales Stadionfest ISTAF Berlin Marathon FINA - Weltcup im Schwimmen Weltcup im Eisschnelllaufen 2011 Berliner Halbmarathon Europameisterschaften im Gerätturnen FIFA Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2011™ Weltliga Herren im Volleyball Europameisterschaften im Schwimmen für Menschen mit Behinderungen Internationales Stadionfest ISTAF Berlin Marathon FINA - Weltcup im Schwimmen

15 Zuschüsse an Organisationen des Sports für die Bewerbung um Großveranstaltungen

Angesichts komplexer Bewerbungsabläufe und erheblicher nationaler und internationaler Konkurrenz sowie einem Bewerbungsvorlauf zwischen zwei bis vier Jahren ist ein Bewer- bungserfolg lokaler oder nationaler Sportverbände mit dem Austragungsort Berlin oft nur bedingt kalkulierbar.

Um aber Bewerbungsinitiativen um hochkarätige Sportereignisse in Berlin effektiver unter- stützen zu können, stehen seit dem Haushaltsjahr 2006 Haushaltsmittel in einer Größen- ordnung von jährlich 50.000 € zur Verfügung.

4.2 Grundlagen der Sportentwicklung – ein Leitbild für den Sport in Berlin

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport hat 2005 in Abstimmung gemeinsam mit dem Landessportbund Berlin e. V., einen abgestimmten, strukturierten Prozess der Sportent- wicklungsplanung für Berlin mit mehreren Teilprojekten begonnen, der auch Aussagen zur Sportanlagenentwicklungsplanung beinhaltet.

Entwicklung des Leitbilds für den Sport in Berlin

Als erster Schritt und notwendige Voraussetzung für alle weiteren Planungen wurde die Erstellung eines gesamtstädtischen Leitbildes für den Sport in Berlin angesehen, an dem sich sowohl die Planung, aber auch fachpolitisches und administratives Handeln ausrichten soll. Für die künftige Entwicklung des Berliner Sports auf gesamtstädtischer Ebene wie in den Bezirken ist ein solcher Orientierungsrahmen erforderlich, um auf dieser Basis für die wesentlichen Handlungsfelder ein Koordinatensystem mit operativen Zielen und Maßnah- men zur Entwicklung und Förderung des Berliner Sportes bestimmen zu können. Mit Senatsbeschluss vom 22.09.2009 beschloss der Senat die von der AG Leitbild erarbei- tete Vorlage und beauftragte SenInnSport federführend, die strategischen Ziele des Leit- bilds in Abstimmung mit den betroffenen Fachressorts umzusetzen und regelmäßig über den Stand der Umsetzung zu berichten.

Als künftige Leitlinien und Grundlage für die weitere Sportentwicklung in Berlin wurden

Vielfalt für viele - Berlinerinnen und Berliner treiben Sport und Topevents und Spitzenleistungen - Berlinerinnen und Berliner erleben Sport

festgelegt.

Ferner wurden 8 strategische Ziele

1. Sport für Alle 2. Sport bereichert den Alltag 3. Bildung braucht Bewegung 4. Berlinerinnen und Berliner engagieren sich im Sport 5. Sporträume sichern Lebensqualität 6. Berlin finanziert und fördert den Sport 7. In Berlin ist der Sport ein Imagefaktor 8. In Berlin ist der Sport ein Wirtschafts- und Wissenschaftsfaktor

benannt. Die ausführliche Erläuterung des Leitbilds entnehmen Sie bitte dem Anhang.

16 Sportverhalten der Berliner Bevölkerung

Gleichzeitig wurde die Wissensbasis zum Sport in Berlin durch eine repräsentative Befragung zum Sportverhalten sowie durch eine Erhebung der Auslastung öffentlicher Sportanlagen verbessert. Die Zielpopulation der Befragung war die Wohnbevölkerung Berlins, die zum Zeitpunkt der Durchführung mindestens das 10. Lebensjahr vollendet hatte. Auf eine Altersbegrenzung nach oben, wie sie in anderen Studien zu finden ist, wurde verzichtet, da dem Bewegungsverhalten der Älteren eine wachsende Aufmerksamkeit zukommt. Als Auswahlgrundlage wurde das Einwohnerregister verwendet, um eine kosten- günstige und das gesamte Stadtgebiet gut abdeckende postalische Befragung durchführen zu können. Von den melderechtlich registrierten Einwohnern Berlins, die älter als 10 Jahre waren, wurden am 01.07.2006 für die Stichprobe 30.055 Personen namentlich und mit Adressangaben gezogen. Die Rücklaufquote war mit 34,0 % (entspricht rund 8.000 auswertbaren Datensätzen) bemerkenswert hoch.1

Die Berliner Studie enthält Ergebnisse zum Sportverhalten und zu den Sportinteressen von Frauen und Männern differenziert nach Altersgruppen und Staatsangehörigkeit.

Sportentwicklungsplanung für drei Pilotbezirke

Die Bearbeitung der Sportentwicklungsplanung auf Bezirksebene resultiert aus der Größe und der Verwaltungsstruktur Berlins. Eine detaillierte und problembezogene Analyse ist nur schrittweise auf der räumlichen Ebene der Berliner Bezirke, die im deutschen Städtemaß- stab mit Großstädten vergleichbar sind, möglich. Es ist mittelfristig erforderlich, entspre- chende Sportentwicklungsplanungen in allen Berliner Bezirken durchzuführen. Aus diesem Grund wurde die Universität Osnabrück beauftragt, modellhaft für drei Pilotbezirke eine Sportentwicklungsplanung zu konzipieren, den Einsatz dieses Planungsinstrumentariums zu erproben und exemplarisch die Vorgehensweise für die übrigen Bezirke Berlins aufzuzeigen. Neben der Analyse von Rahmenbedingungen zur Sportentwicklung wurden - abgeleitet aus dem Leitbild – die wesentlichen Herausforderungen für den Bezirk formuliert. Dabei wurde eine dialogische und problemorientierte Herangehensweise bei der Abstim- mung von Strategien und konkreten Zielen zur Sportraumentwicklung erprobt. Für die drei Pilotbezirke Mitte, Pankow und Lichtenberg liegen damit neben einem methodischen Rahmen für die Erarbeitung einer Sportentwicklungsplanung auch wesentliche Ergebnisse zur Beratung in den bezirklichen Gremien vor. Die von der Universität Osnabrück vorgeleg- te Planung wurde von den Bezirken in unterschiedlicher Art weiter bearbeitet. Die Erkennt- nisse, die bei der Bearbeitung der drei Pilotbezirke gewonnen wurden, sind in die „Arbeits- hilfe Sportentwicklungsplanung“ eingeflossen, die die Senatsverwaltung für Inneres und Sport in 2011 als Heft 3 der „Berliner Schriften zur Sportentwicklung“ publiziert hat.

Nutzung der öffentlichen Sportinfrastruktur

Um einen Überblick über die tatsächliche Nutzung der öffentlichen Sportanlagen zu gewinnen, wurden im Rahmen der Erhebung zum Thema Sportverhalten zudem drei Bezirke als Untersuchungsbereich definiert. Die Auswahl der Bezirke Mitte, Steglitz-Zehlen- dorf und Treptow-Köpenick orientierte sich an dem Ziel, mit dem räumlichen Unter- suchungsrahmen einen möglichst repräsentativen Querschnitt hinsichtlich städtebaulicher und sozialräumlicher Strukturen zu erreichen. Eine Parität zwischen Bezirken aus der West- bzw. Osthälfte der Stadt war ebenso gefordert. In Abstimmung mit den Sportamtsleitern der

1 Die Studie zum Sport- und Bewegungsverhalten wurde in Zusammenarbeit mit dem Amt für Statistik Berlin Brandenburg durchgeführt. Die Publikation der Ergebnisse ist als Broschüre oder im Internet (http://www.berlin.de/sen/sport/sportpolitik/umfrage.html) verfügbar. Eine Kurzfassung der Ergebnisse ist dem Internet zu entnehmen.

17 drei beteiligten Bezirke wurde die Untersuchungskulisse festgelegt. Mit wenigen Ausnah- men wurden grundsätzlich alle öffentlichen Sportanlagen einbezogen. Insgesamt waren dies 507 Sportanlagen. Ausgenommen waren allerdings Bäder und Spezialsportanlagen. Für die Dauer eines Jahres wurden die in der Untersuchungskulisse erfassten Sportanla- gen durch ein Projektteam aus elf Mitarbeitern des Zentralen Stellenpools begangen.

Der von dem Projektteam erhobene Datensatz ermöglicht einen guten Überblick über die derzeitige Anlagennutzung in den drei Bezirken. Aus einer Problemanalyse wurden einzel- ne Maßnahmevorschläge abgeleitet, die einerseits zu gesamtstädtischen Regelungsände- rungen geführt haben (z. B. SPAN Nr. 21 i. d. Fassung vom 2. Februar 2010) und anderer- seits im Rahmen der bezirklichen Sportentwicklungsplanung zu diskutieren sind.

Orientierungswerte zur Abschätzung des Sportflächenbedarfes Bei der Sportstättenplanung kann heute nicht mehr auf die veralteten einwohnerbezogenen Richtwerte (nach dem sog. Goldenen Plan) zurückgegriffen werden. Auch eine nach der Wiedervereinigung vom Bundesinstitut für Sportwissenschaften in Bonn (BiSp) federführend erarbeitete Berechnungsmethode („Leitfaden für die Sportstättenentwicklungsplanung“) konnte sich nicht als deutschlandweit einheitliches Planungsinstrument durchsetzen und er- wies sich in der Erprobung für Berlin als untauglich. Der Bestand der Berliner Sportanlageninfrastruktur (öffentliche Sportanlagen) ist in einer Datenbank der Senatsverwaltung für Inneres und Sport gespeichert und nach den verschie- densten Merkmalen in einem Ausstattungsvergleich der Berliner Bezirke darstellbar. We- sentlich schwieriger ist eine Erfassung des konkreten Bedarfes bzw. der Sportanlagennach- frage. Derzeit existieren keine geeigneten Orientierungswerte für die Sportanlagenplanung. Sie zu entwickeln ist eine Zukunftsaufgabe der Berliner Sportentwicklungsplanung. Die Sportentwicklungsplanung für Berlin stellt derzeit neben dem Ausstattungsvergleich die Ergebnisse der Untersuchung zum Sportverhalten als Entscheidungsgrundlagen zur Ver- fügung.

Sportentwicklungsplanung mit Blick auf die Umwelt

Sportausübung und Umwelt-/Naturschutz sind keine Gegensätze. Allerdings gibt es eine Reihe von Konfliktfeldern, die es erforderlich machen, die Ziele und Maßnahmen der Sport- förderung und des Umweltschutzes so abzustimmen, dass der jeweilige gesellschaftliche bzw. gesetzliche Auftrag ohne Beeinträchtigung des anderen durchgeführt werden kann. Diese sind z. B.:

 Der Sport in der freien Natur kann die Umsetzung von Zielen des Umwelt- und Natur- schutzes beeinträchtigen.  Die von Sportanlagen ausgehenden Geräusche können von den Anwohnern der angrenzenden Grundstücke als störender Lärm empfunden werden.  Nicht zuletzt müssen Flächenverbrauch und Flächenversiegelung zugunsten des Sports den strengen Maßstäben der gesetzlichen Vorschriften im Hinblick auf den Ressourcen- schutz standhalten.

So ist die vorbeugende - bereits im Planungsstadium stattfindende - Berücksichtigung von potentiellen Konflikten mit dem Umwelt- und Naturschutz und damit die Vermeidung von späteren möglichen Konfrontationen der Schwerpunkt der kontinuierlichen Arbeit im Bereich Sport und Umwelt. Durch rechtzeitige Hinweise auf Konfliktpotentiale und Vor- schläge zu ihrer Vermeidung werden Fehlplanungen weitestgehend umgangen. Damit wird zur Errichtung bzw. zum Umbau von möglichst effektiv nutzbaren und bedarfsgerechten Sportanlagen beigetragen.

18 Darüber hinaus werden geplante und im Verfahren befindliche Gesetzes- und Verordnungs- vorhaben des Umweltbereichs dahingehend geprüft, ob sie mit den Zielen der Sportförde- rung vereinbar sind. Im Einzelfall werden Änderungsvorschläge eingebracht, um die Inter- essen des Sports ausreichend zu berücksichtigen. Dies betraf im Berichtszeitraum z. B. die Sportanlagenlärmschutzverordnung und das Berliner Naturschutzgesetz.

Ferner ist die Senatsverwaltung für Inneres und Sport - soweit es die Belange des Sports berührt - in den Kommunikationsprozess zu verschiedenen umweltbezogenen Themen- komplexen, wie u. a. dem Natursportbereich, den Klima- und Sportlärmthemen, dem Wassersporttourismuskonzept und der Befahrensregelung der Gewässer für Sportboote einbezogen.

Im Rahmen der kontinuierlichen fachlichen Diskussion zu aktuellen Themen des Bereichs Sport und Umwelt ist die Abteilung Sport der Senatsverwaltung für Inneres und Sport sowie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als beratendes Mitglied in der hierzu eingerichteten Kommission des Landessportbundes Berlin e. V. vertreten.

4.3 Sportinfrastruktur

Berlin verfügt über eine vielfältige Sportinfrastruktur, die wesentlich zum internationalen Status der Sportstadt beiträgt. Dazu gehören neben dem Olympiastadion als sportliches Wahrzeichen Berlins weitere attraktive Arenen sowie unterschiedlichste Sportanlagen, die das vielfältige Sportangebot für die Bevölkerung, aber auch die Austragung von Sportver- anstaltungen in der Stadt erst ermöglichen.

Die Sportausübung setzt für die Mehrzahl der Sportarten das Vorhandensein geeigneter Sportanlagen voraus. Bei den nicht anlagengebundenen Sportarten dagegen gilt es, für Flächen, Räume und Gewässer Nutzungsregeln und Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Sportausübung ermöglichen.

Als Grundversorgung stellt das Land Berlin öffentliche Sportanlagen (Kernsportanlagen) grundsätzlich zur unentgeltlichen Nutzung bereit. Träger dieser Anlagen sind in der Regel die Bezirke, in Ausnahmefällen die Senatsverwaltung für Inneres und Sport bzw. die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, bei Bädern vorrangig die Berliner Bäder-Betriebe. In Einzelfällen mietet das Land Berlin privat betriebene Sportanlagen an und stellt diese wie öffentliche Sportanlagen zur Verfügung.

Ergänzend zur Grundversorgung werden von Sportvereinen eigene oder vom Land Berlin zu günstigen Konditionen gepachtete Sportanlagen bzw. Grundstücke - vorrangig für Sondersportarten - genutzt.

Da inzwischen auch ein erheblicher Teil der sportlichen Aktivitäten auf Basis privater, vereinseigener, gewerblicher oder sonstiger Sportangebote nicht auf öffentlichen Sportanlagen stattfindet, muss die Bedeutung dieser zusätzlichen Säulen des Sports bei Planungen und Prognosen zur Bereitstellung öffentlicher Angebote mit einbezogen werden.

Bestand an Sportanlagen

Kernsportanlagen

Der Gesamtbestand an landeseigenen Kernsportanlagen (im Wesentlichen Sporthallen, Sportplätze einschließlich Leichtathletikanlagen, Tennisanlagen sowie Bäder) für die Bevölkerung in Berlin stellt sich gegenwärtig wie folgt dar (Stand Dezember 2009):

19 Etwa zwei Drittel der Standorte des Kernsports befinden sich auf Schulstandorten. Insgesamt stehen in Berlin folgende Sportanlagen zur Verfügung:

Kernsportanlagen in Berlin 31.12.2011 Anlagentyp Fläche [m²] Anzahl Anlagentyp* Fläche [m²] Anzahl

ungedeckte Kernsportanlagen gedeckte Kernsportanlagen 400m-Rundlaufbahnen 532.226 99 Hallen >=10x12m bis <15x27m 166.550 557 Großspielfelder 2.361.645 322 Hallen >=15x27m bis <22x44m 248.148 380 Gymnastikwiesen 188.706 81 Hallen >=22x44m bis <27x45m 75.643 72 Kleinspielfelder < 5000m² 890.850 634 Hallen >=27x45m 120.248 77 Kleinspielfelder >= 5000m² 372.069 64 Jugend- und Mehrzweckräume 15.876 254 Leichtathletik-Einzelanlagen 529.694 1.198 Kleinsthallen, Sporträume 17.549 120 Sonstige Kernsportanlagen 48.078 170 Konditions- und Krafträume 13.510 160 Tennisanlagen 358.277 278 Tennishallen 40.289 27 Zwischensumme 5.281.546 2.846 Zwischensumme 697.814 1.647

Bäder Frei-oder Sommerbäder 438.012 34 Hallenbäder ** 29.840 60 ** Bäder der Berliner Bäderbetriebe und sonstige öffentliche Bäder des Landes Berlin (z. B. die Schwimmhalle im FEZ-Wuhlheide, die Polizei-Schwimmhalle Charlottenburger Chaussee sowie Therapie- und Behindertenbecken in Schulen)

Die Verteilung der Kernsportanlagen im Stadtgebiet geht aus der folgenden Übersicht hervor. Viele der Sportanlagen weisen in baulicher, sicherheitstechnischer und sportfunk- tionaler Hinsicht teilweise erhebliche Mängel auf, so dass ihr Bestand nicht als gesichert bezeichnet werden kann.

Sondersportanlagen

Char- lottenburg Tempel Trepto Anlagentyp* Friedrichs - Steglitz- hof- w- Marzahn- hain- Wilmers- Zehlend Schöne Neu- Köpeni Hellers- Lichten- Reinicken Berlin Mitte Kreuzberg Pankow dorf orf berg kölln ck dorf berg dorf gesamt Gesamtsummen *** Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl ungedeckte Kernsportanlagen 237 154 247 315 223 312 256 221 276 178 210 230 2.859 gedeckte Kernsportanlagen 163 105 188 151 105 159 143 118 133 113 163 108 1.649 Frei- oder Sommerbäder 4 1 2 4 3 4 2 3 7 1 1 2 34

Hallenbäder 4 5 5 9 5 3 5 5 4 5 5 4 59

*** einschließlich Sportanlagen mit besonderer Zweckbestimmung (z. B. Polizeisportanlagen, Hochschulsportanlagen. Landesleistungssportanlagen) Stand: 31.12.2010

Neben den der Grundversorgung dienenden landeseigenen Kernsportanlagen gibt es ein großes Angebot an Sondersportanlagen. Die folgende Aufstellung weist die Anzahl von Standorten für die jeweiligen Sportarten aus:

20

281 Wassersport (Segeln, Angeln, Rudern, Paddeln/Kanu, Motoryachtsport, Tauchen) (176 landeseigen, 105 privat u. a.) 32 Reitsport (18 landeseigen, 24 privat u. a.) 45 Schießsport (davon 31 landeseigen) 79 Kegelsport (17 landeseigen, 62 privat u. a.) 6 Eissport (alle landeseigen) und 13 Squash- bzw. Badmintonanlagen (2 landeseigen, 11 privat u. a.) ca. 30 sonstige Sportstandorte (z. B. Velodrom, Golfplätze, Rollsportanlagen etc.)

Sportgelegenheiten

Berlin verfügt über eine Vielzahl von Parks, Grünanlagen und Wasserflächen, die hervor- ragende Voraussetzungen für vielfältige informelle Sport- und Freizeitaktivitäten bieten und zum hohen Freizeitwert der Stadt beitragen. Zum Beispiel stehen über 500 Bolzplätze, mehr als 130 Streetballplätze und fast 50 Skateranlagen zur Verfügung und bieten Gele- genheit für wohnortnahen Freizeitsport.

Die Berliner Bevölkerung kann darüber hinaus der spontanen und selbst organisierten Sportausübung sowohl im gesamten Stadtgebiet als auch in der stadtnahen Umgebung nachgehen. Um die Sportausübung zu kanalisieren, sensible Umweltbereiche zu schonen und Konflikte mit anderen Nutzungen zu vermeiden, werden im öffentlichen Raum, in Grünanlagen und an Gewässern besonders geeignete Flächen als Sportgelegenheiten angeboten, zum Teil auch speziell hergerichtet. Hierzu zählen unter anderem Ballspiel- wiesen, Badestellen, Kletterfelsen, Bouleplätze, Joggingpfade, Aktivplätze, Motorikparks und nicht zuletzt Radfahrrouten.

Sportanlagenbau

Die Förderung des Sportanlagenbaus durch das Land Berlin erfolgt im Wesentlichen über das Instrument der Investitionsplanung sowie über Sonderprogramme:

Investitionsplanung

Der Senat blickt mit einigem Stolz auf die in den letzten Jahren getätigten Investitionen zur Verbesserung der Infrastruktur in der Sportmetropole Berlin zurück. So wurden eine Viel- zahl von baulichen Maßnahmen bzw. Maßnahmen zur Verbesserung der Ausstattung auf und in Sportstätten realisiert um den Standard beizubehalten bzw. zu verbessern. Dies um- fasst beispielsweise Heizungsumstellungen, Sanierungen und Grundinstandsetzungen von Sportfunktionsgebäuden und Sporthallen, den Einbau von automatischen Versenkregneran- lagen und Trainingsbeleuchtungsanlagen auf Sportplätzen, die Erneuerung von Spiel- und Sporthallenbodenbelägen bis hin zum Neubau von Sportplätzen, Sporthallen und auch einer Eissporthalle.

Im Rahmen der FIFA-Fußball-WM 2006 (rd. 25,12 Mio. €) und der IAAF-Leichtathletik-WM (rd. 12,12 Mio. €) konnten in den Jahren 2005 - 2009 insgesamt rd. 37,24 Mio. € in die Ver- besserung der Sportinfrastruktur der Sportmetropole Berlin und der Erhaltung der Wettbe- werbsfähigkeit des Olympiastadions nachhaltig investiert werden. Nutznießer waren dabei vor allem die Sportanlagen Stadion Lichterfelde in Steglitz-Zehlendorf, das Mommsen- stadion in -Wilmersdorf, der Berlin, das Olympiastadion und das Horst-Korber-Sportzentrum. (Hinweis: Hier ist der Wechsel des Sportbereiches von der damaligen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport zur Senatsverwaltung für Inneres in 2006 bei den Kapiteldarstellungen bereits berücksichtigt.)

21 Sportforum Berlin Sanierung/Modernisierung Baukosten 2,3 Fertigstellung 2007 des Funktionsgebäudes Paul- Mio. € Heyse-Straße Bezirksamt Treptow- Umbau eines ehemaligen Baukosten 4,7 Fertigstellung 2008 Köpenick Flugzeug-Hangars zu einer 4- Mio. € fach Sporthalle Merlitzstraße Olympiapark Sanierung Hanns-Braun- Baukosten 1,3 Fertigstellung 2008 Stadion unter der finanziellen Mio. € Beteiligung von Hertha BSC Sportforum Berlin Neubau Baukosten 3,2 Fertigstellung 2008 Beachvolleyballtrainingshalle Mio. € Olympiapark Sanierung/Modernisierung Baukosten 4,0 Fertigstellung 2008 Landesleistungszentrum Mio. € Moderner Fünfkampf Bezirksamt Tretow- Alte Försterei, Baukosten 8,2 Fertigstellung 2009 Köpenick Bezirkssporthalle mit 1000 Mio. € Zuschauerplätzen, Hämmerlingstraße - Olympia-Stadion Neubau Verkaufskioske und Baukosten rd.0,6 Fertigstellung 2009 WC-Anlagen Olympischer Mio. € Platz Olympia-Stadion Einbau einer Fahrtreppe Baukosten rd. 0,7 Fertigstellung 2010 Mio. €

Sonderprogramme aus dem Landeshaushalt

Vereinsinvestitionsprogramm

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport gewährt Zuwendungen (nicht rückzahlbare Zuschüsse und rückzahlbare unverzinsliche Zuwendungen) für den Kauf, die Errichtung, Unterhaltung und Bewirtschaftung von Vereinssportanlagen einschließlich des notwendigen Grunderwerbs.

Dieses Programm ist eine wichtige Hilfe für Sportvereine, denen keine öffentlichen Sportan- lagen zur Verfügung stehen und die deshalb Vereinssportanlagen errichten müssen (insbe- sondere gilt dies für die Wassersportarten Kanu, Rudern und Segeln sowie Tennis, Schießen und Reiten).

Hierbei wird folgender Finanzierungsschlüssel zugrunde gelegt:

 20 % der Gesamtkosten als nicht rückzahlbarer Zuschuss,  bis zu 40 % der Gesamtkosten als rückzahlbare unverzinsliche Zuwendung (Darlehen) und  mindestens 40 % der Gesamtkosten als Eigenleistung des Vereins.

Im Rahmen dieses Förderungsprogramms wurden in den letzten sechs Jahren Zuwendun- gen in Höhe von rd. 8,9 Mio. € gewährt.

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Vereinsinvestitionsprogramm

Jahr Ausgaben in € 2006 1.203.000 2007 1.409.000 2008 1.186.000

2009 1.868.000 2010 2.050.000 2011 1.191.000 Gesamt 8.907.000

Sonderförderprogramm „Goldener Plan Ost“

Das Sonderförderprogramm wurde 1999 von der Bundesregierung aufgelegt. Es hatte das Ziel, die Sportinfrastruktur der neuen Länder durch investive Maßnahmen zu verbessern. Der Bund hat den neuen Ländern im Berichtszeitraum insgesamt rd. 71 Mio. € bereit- gestellt.

Im Land Berlin ist das Fördergebiet auf den Ostteil der Stadt beschränkt. Gemessen an den Einwohnerzahlen des Fördergebiets erhielt Berlin 8,35 % der vom Bund jährlich in unter- schiedlicher Höhe bereitgestellten Mittel. Auf dieser Basis finanzierte Berlin in den Jahren 1999 bis 2009 einschließlich Bundesanteil insgesamt 29,351 Mio. €.

Die Träger der Anlagen müssen sich mit (mindestens) 2/3 an den Gesamtkosten der Maßnahmen beteiligen.

Ausgegeben wurden einschl. des Komplementäranteils der Träger:

Sonderförderprogramm „Goldener Plan Ost“ Jahr Gesamtkosten der begon- davon Bundes- Anzahl der nenen Maßnahmen Mio. € anteil Mio. € Maßnahmen 1999 2,326 0,640 8 2000 2,593 0,640 6 2001 5,877 1,031 8 2002 1,482 1,124 5 2003 3,763 0,575 3 2004 3,633 0,400 4 2005 0,478 0,247 4 2006 8,285 0,167 1 2007 0,167 2008 0,914 0,167 1 2009 0,167 Gesamt 29,351 5,325 40

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Baumaßnahmen auf Schulstandorten

Für Sportanlagen auf Schul- und Sportstandorten wurden von 2006 bis einschl. 2011 ins- gesamt 110,926 Mio. € investiert. Schulsport Sport Gesamt Anzahl Kosten der Kosten der Anzahl Kosten der Jahr Anzahl der der Maßnahmen Maßnahmen der Maßnahmen Maßnahmen Maßnahmen T € T € Maßnahmen T € 2006 41 8.916 42 8.978 83 17.894

2007 36 7.943 32 7.996 68 15.939

2008 26 6.005 45 9.175 71 15.180

2009 85 18.371 42 9.000 127 27.371

2010 34 9.828 40 9.000 74 18.828

2011 27 6714 43 9.000 70 15.714

Gesamt 249 57.777 244 53.149 493 110.926

Mit der Eingliederung der Abt. Sport in die jetzige Senatsverwaltung für Inneres und Sport wurden das Schul- und Sportanlagensanierungsprogramm getrennt. Seit 2008 stehen dem Sportressort im Jahr jeweils 9 Mio. € für Sanierungsmaßnahmen für die von den Sportämtern verwalteten Sportanlagen zur Verfügung. Auch für den Doppelhaushalt 2012/13 sind je 9 Mio. € angemeldet worden.

Betrieb von Sportanlagen

Sportorganisationen

Wegen der angespannten Haushaltslage des Landes Berlin übernehmen Sport- organisationen zunehmend Pflichten im Rahmen des Betriebes von öffentlichen Sport- anlagen. Hierzu liegt auch die Bereitschaft vieler Träger des Sports vor.

Unterschieden wird dabei nach der „einfachen“ und der „eigenverantwortlichen“ Schlüssel- verantwortung.

Die „einfache“ Schlüsselverantwortung:

Für die Dauer der Nutzung trägt die Sportorganisation die Verantwortung für die Sportan- lage. Die Pflichten der Sportorganisationen sind begrenzt. Sie beschränken sich im We- sentlichen auf die Anwesenheitspflicht einer verantwortlichen Person, auf die Verantwor- tung für die ordnungsgemäße Nutzung der Sportanlage sowie auf Haftungsfragen. Das Land Berlin trägt weiterhin alle Kosten der Unterhaltung und Bewirtschaftung der Sportanlagen. Gegenwärtig gibt es ca. 1.800 Verträge für die einfache Schlüsselverant- wortung. Damit spart das Land Berlin Personalkosten im Rahmen des Bereitschafts- und Schließdienstes für die Schulhausmeister im einstelligen Millionenbereich.

Grundsätzlich sehen sich die Bezirke aufgrund der notwendigen Sparmaßnahmen zuneh- mend sogar gezwungen, die Übertragung von öffentlichen Sportanlagen in die Selbstbewirt- schaftung durch Vereine vorzunehmen. Ansonsten müssten wegen der nicht mehr in

24 ausreichender Anzahl zur Verfügung stehenden Hallen- und Platzwarte öffentliche Sportan- lagen vermehrt geschlossen werden.

Die „eigenverantwortliche“ Schlüsselverantwortung:

Die Nutzung sieht für die Sportorganisationen eine weitergehende Übernahme von Verant- wortung, bestimmte Berechtigungen und festgelegte Verpflichtungen vor. Als Ausgleich für die hiermit zu erbringenden Leistungen können die Sportorganisationen bei Erfüllung entsprechender Bedingungen Aufwandsentschädigungen erhalten.

Intention dieser Regelung ist die Optimierung der Sportanlagennutzung verbunden mit einer Absenkung der Betreiberkosten. Dies soll durch Intensivierung der Übertragung von Schlüsselverantwortung auf Vereine und Übertragung von öffentlichen Sportanlagen in die Selbstbewirtschaftung durch Vereine erreicht werden. Die mittel- und langfristig aufgrund der Haushaltszwänge auch im Sportbereich zu erbringenden Sparbeiträge sollten insbesondere durch Personalkostenreduzierungen auf Sportanlagen erreicht werden. Derzeit gibt es 60 bis 70 Verträge der eigenverantwortlichen Nutzung.

Die angestrebte Ausweitung der Verantwortung von Sportorganisationen beim Betrieb öffentlicher Sportanlagen wird aber in erster Linie von der Bereitschaft und der Leistungs- fähigkeit der beteiligten Parteien abhängig sein. Die Regelungen in den SPAN bieten einen entsprechend breiten Gestaltungsspielraum, der sowohl die Möglichkeiten und Fähigkeiten der Vereine als auch die Bedingungen in den einzelnen Bezirken berücksichtigt.

Das Land Berlin ist im Zusammenwirken mit dem Landessportbund Berlin e. V. und anderen Trägern des Sports bestrebt, die Akzeptanz bei Berliner Sportvereinen, im Rahmen der erweiterten Schlüsselverantwortung bestimmte Betreiberpflichten in öffentlichen Sportanlagen zu übernehmen, zu erhöhen.

Berliner Bäder-Betriebe, Anstalt öffentlichen Rechts

Die Berliner Bäder-Betriebe, Anstalt öffentlichen Rechts (BBB), betreiben auf Grundlage des Bäder-Anstaltsgesetzes (BBBG) die Bäder des Landes Berlin. Im Oktober 2006 wurde die strukturelle Trennung der Berliner Bäder nach Infrastruktur und Betrieb durch Gründung der BBB Infrastruktur GmbH & Co. KG (BBB Infra) vollzogen. Diese beabsichtigt als Eigen- tümerin der Berliner Bäder, den vorhandenen Instandhaltungsstau von 85 Mio. €2 konti- nuierlich abzubauen, die Bäder weitgehend zu sanieren und ihren Erhalt langfristig zu sichern. Hierzu wurde bzw. wird der Bestand von 60 Hallen-, Kombi-, Sommer- und Freibä- dern 2008 vom Land Berlin auf die BBB Infra übertragen. Das Land Berlin bringt die Bäder- liegenschaften als Kommanditeinlage sukzessive in diese Gesellschaft ein und hält 100 % der Gesellschafteranteile. Drei Bäder verbleiben im Eigentum Berlins (Hallenbad Sportfo- rum Hohenschönhausen, Sommerbad Olympiastadion und Forumbad im Olympiapark).

Das Vorhalten einer Bäderstruktur hat eine wichtige sozial- und sportpolitische Bedeutung. Öffentliche Bäder dienen der – entgeltpflichtigen – Daseinsvorsorge und der Sicherstellung der unentgeltlichen Nutzung durch den im BBBG genannten Nutzerkreis der Schulen, Kitas, Horte sowie Vereine. Die schonende Bewegung im Wasser hat zudem unter Berück- sichtigung des demographischen Wandels einen immer höheren Stellenwert in der Gesell- schaft. Um dieses sozial verträgliche Angebot zu gewährleisten, erhalten die BBB vom Land Berlin laufende Zuschüsse nach § 4 Bäder-Anstaltsgesetz:

2 Stand 2012

25 Zuschüsse an die BBB Jahr Ausgaben in € 2000 55.802.000 2001 51.487.000 20023 48.641.000 2003 42.991.000 2004 39.541.000 2005 38.300.000 2006 37.322.000 2007 36.977.000 2008 39.837.000 2009 39.337.000 2010 44.337.000 2011 44.337.000 Gesamt 242.147.000

Die zukünftige Angebotsstruktur hat sich an den Vorgaben des BBBG und der Satzungen der BBB zu orientieren. Dies erfordert unter anderem:

 Sicherstellung der Angebote für das obligatorische Schulschwimmen,  wenigstens 50 % der in Hallenbädern vorhandenen Wasserflächen sind für das öffent- liche Schwimmen (entgeltpflichtige Daseinsvorsorge) vorzuhalten und darüber hinaus  für förderungswürdige Sportorganisationen, Kindertagesstätten und Horte sind Schwimmbäder unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der Weiterentwicklung des Unternehmenskonzeptes haben das Land Berlin und die BBB gemeinsam u. a. als Ziele definiert:

 Erhaltung des bestehenden Bäderangebots zu sozialverträglichen Preisen für die Öffentlichkeit als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge,  Gewährleistung der unentgeltlichen Nutzung durch Schulen, Sportvereine, Kindertages- stätten und Horte,  Betrieb der Hallen- und Kombi-Bäder sowie der Sommerbäder in sozialen Brennpunk- ten als Kernaufgabe im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge und für die Nutzung für Schulen, Sportvereine, Kindertagesstätten und Horte,  Verpachtung der Freibäder und Betreibung durch Dritte,  Verbesserung der Bedingungen für den Schul- und Vereinssport sowie für den öffent- lichen Badebetrieb durch eine nutzerorientierte Bäderstruktur,  Erhöhung der Kundenzufriedenheit,  Verbesserung der Einnahmesituation und des Kostendeckungsgrades durch Weiterent- wicklung des vorhandenen Leistungsprogramms und Einführung neuer zielgruppen- gerechter Angebote,  Anpassung der Angebote an den demographischen Wandel, u. a. durch Herstellung von Barrierefreiheit  Bestandssicherung durch kontinuierliche bauliche Unterhaltung und Betrieb

Bädersanierungsprogramm 2007 - 2012

Der Berliner Senat hat sich in seinem Bericht an das Abgeordnetenhaus vom 01.04.2008

3 Zum 31.07.2002 entfiel die Betriebspflicht für 14 Bäder. Daraufhin erfolgte eine massive Kürzung der Zuschüsse

26 (Mitteilung zur Kenntnisnahme „Versorgung mit Bäderangeboten gewährleisten - Bäderkonzept fortschreiben“) zum Erhalt der Berliner Bäderlandschaft und hier insbeson- dere der 37 Hallenbäder bekannt. Um diesen Bäder-Bestand auf Dauer sicherstellen zu können, wurde im Jahre 2007 das "Bädersanierungsprogramm" mit einem Volumen von 50 Mio. € aufgelegt. Diese Mittel stammen aus dem Verkauf der Gewerbesiedlungsgesell- schaft GSG und sollten vor allem dazu dienen, den in den Vorjahren auf Grund fehlender Mittel entstandenen Instandhaltungsstau abzubauen. Zusätzlich zu diesen Mitteln konnten noch weitere Fördermittel eingeworben werden, um vorrangig zusätzliche Maßnahmen zur energetischen Sanierung der Schwimmhallen vorzunehmen.

So werden aus den „Finanzhilfen des Bundes zur energetischen Erneuerung der sozialen Infrastruktur in den Kommunen“ (Investitionspakt 2008) 6,8 Mio. €, aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in der Förderperiode 2007 - 2013“ (Umwelt- entlastungsprogramm UEP II) rund 8,6 Mio. € und aus dem Konjunkturpaket II nach dem Gesetz zur Umsetzung von Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder - (Zukunfts- investitionsgesetz - ZuInvG - als Teil des Gesetzes zur Sicherung von Beschäftigung und Stabilität in Deutschland vom 6. März 2009) 6,2 Mio. € bereitgestellt. Insgesamt konnten seit 2007 Maßnahmen an 45 Standorten durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen werden, die in der Zukunft durch die damit verbundenen energetischen Maßnahmen auch zu deutlichen Reduzierungen von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß führen werden.

Die mit den Förderprogrammen finanzierten Maßnahmen reichen teilweise bis in das Jahr 2012. Neben dem Abschluss kleinerer Maßnahmen ist das nächste Ziel die Fertigstellung der umfangreichen Sanierung des Stadtbades Schöneberg im Januar 2012. Aktuell laufen die Bauarbeiten in der Schwimmhalle Finckensteinallee und im Kombibad Gropiusstadt. Die Sanierung des Kombibades Spandau-Süd wird als letzte Maßnahme des Programms im September 2012 beginnen. Auch nach Abschluss des Programms verbleibt ein hoher Instandsetzungsbedarf der Bäder, der im Bädersanierungsprogramm nicht berücksichtigt werden konnte bzw. der neu entstanden ist. Darüber hinaus war das Bädersanierungspro- gramm bisher finanziell nicht in der Lage, in allen Bädern einen befriedigenden barriere- freien Zugang zu schaffen.

Um die hohen technischen und hygienischen Anforderungen an die Berliner Bäder-Betriebe auch künftig zu halten, stellte das Land Berlin zunächst 2010 und 2011 einen zusätzlichen jährlichen Zuschuss von 5 Mio. € für die Bestand erhaltende bauliche Unterhaltung zur Verfügung.

Nach der Beendigung des BSP verbleibt nach den Berechnungen der BBB ein Instand- setzungsstau von rd. 85 Mio. €. Dieser setzt sich wie folgt zusammen:

Mio. € Instandsetzungsstau 2006 66,107 Abbau Bädersanierungsprogramm *) -39,327 abzgl. Olympiaschwimmstadion (Anteil Land Berlin) **) -1,350 Rest Bezugsbasis 2006 25,430 Neu hinzugekommen 27,686 Stand Ende 2011 53,116

*) Abgezogen werden nur die Instandsetzungsanteile, nicht die zusätzlich erbrachten Anteile für eine grundhafte und energetische Sanierung. **) Nicht mehr berücksichtigt wird der Anteil Berlins am Instandsetzungsstau beim Olympiaschwimmstadion aus den Eigentümerpflichten

27 4.4 Zentrale Sportanlagen des Landes Berlin

Zur angestrebten weiteren Erhöhung der Effizienz der ministeriellen Verwaltung wurde im Jahre 2008 geprüft, ob die bisher zentral verwalteten Sportanlagen - der , das Sportforum Berlin (einschließlich der Sportanlage Paul-Heyse-Straße sowie dem Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark) - auf selbständige Betreiber übertragen werden können4.

Bei der Prüfung von Rechtsformalternativen für den Olympiapark und das Sportforum führte die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung des Olympiaparks nach den Ausführungsvorschriften der Landeshaushaltsordnung zum eindeutigen Ergebnis, dass eine Veränderung im Betrieb des Olympiaparks nicht gerechtfertigt ist. Die Erkenntnisse wurden auf das Sportforum übertragen, da dort sehr viel weniger Vermarktungs- und Entwicklungsflächen als im Olympiapark zur Verfügung stehen.

In seinem Bericht an das Abgeordnetenhaus legte der Senat zudem dar, dass er keine Notwendigkeit sieht, für den Betrieb des Olympiaparks und des Sportforums einen neuen Träger anzustreben. Beide Sportanlagen werden also in der bisherigen Form weiter- betrieben und erhalten so Planungssicherheit für ihre weitere Entwicklung.

Sportforum Berlin Hohenschönhausen einschließlich Sportanlage Paul- Heyse-Straße

Das Sportforum Berlin ist nach dem Olympiapark Berlin mit 46 ha Fläche die zweitgrößte Sportanlage in Berlin. Dieses Gelände ist das bedeutendste Spitzen- und Nachwuchs- leistungssportzentrum Deutschlands. In den vom BMI und DOSB anerkannten 12 Bundes- stützpunkten trainieren im Sportforum täglich rund 300 Bundeskader in 16 Schwerpunkt- sportarten. Den Athleten und Athletinnen stehen neben den Trainings- und Wettkampf- stätten unmittelbar auf dem Gelände eine Eliteschule des Sports, ein Haus der Athleten und der Olympiastützpunkt zur Verfügung. Als Partner befinden sich im Sportforum das Institut für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin - welches mittelfristig im Bezirk Mitte verortet sein wird und nur noch in den Sportarten Leichtathletik, Fußball und Schwimmen auf absehbare Zeit dort verweilen wird - und eine sportmedizinische Betreuungseinrichtung, die insbesondere den (Nachwuchs-)Leistungssport abdeckt.

Das Sportforum Berlin und die Sportanlage Paul-Heyse-Straße sind zugleich Zentrum für den Nachwuchsleistungssport. Auf dem Gelände trainieren rund 800 Landeskader in 17 Landesleistungszentren.

Das Sportforum war bis 2008 Heimstätte der erfolgreichen -Eishockey- Mannschaft EHC Eisbären Berlin. Nach Verlagerung des Spielbetriebes in die O2-World Berlin bleibt die Eishalle 1 (Wellblechpalast) auch künftig Zentrum des Trainingsbetriebes.

Seit 2006 hat der Senat - im Bereich des Spitzensports auch mit Unterstützung des Bundesinnenministeriums - für den Unterhalt und die Herrichtung des Sportforums Berlin rd. 25 Mio. € aufgebracht. Im Jahre 2007 wurde die Sanierung und Modernisierung der Schwimmhalle Sportforum Berlin in Verantwortung der Berliner Bäder-Betriebe AöR abge- schlossen; heute offeriert die Anlage den Schwimmerinnen und Schwimmern optimierte Trainingsbedingungen. Das Bundesministerium des Innern beteiligt sich an den Kosten von 12 Mio. € mit 70 %. Die Herrichtung einer Beachvolleyballhalle, wiederum mit anteiliger Förderung des Bundes, erfolgte in den Jahren 2007/08.

4 Bereits 2002 wurde der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark europaweit zur Verpachtung/Betreibung ausge- schrieben. Die Ausschreibung musste jedoch mangels Bieter wieder aufgehoben werden, so dass die Sportan- lage wie bisher bewirtschaftet wird.

28

Im Weiteren wurden schwerpunktmäßig Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen zur Sicherung und Optimierung der Trainingsbedingungen für den Olympiastützpunkt Berlin und diverse BSP/LLZ erbracht, so in den Sportarten Bogenschießen, Fechten, Leicht- athletik, Judo, Eisschnelllauf und Volleyball. Die Eishalle 1 erhielt 2008/09 zudem eine neue Dacheindeckung. Der Vollständigkeit halbe wird bereits darauf aufmerksam gemacht, dass die statische Ertüchtigung und Dachsanierung der Eisschnelllaufhalle in den Jahren 2011 und 2012 folgte. Zur Verbesserung der Energiebilanz des Sportforums Berlin trägt auch die Erneuerung der Beleuchtung der Eisschnelllaufhalle bei.

Diese Maßnahmen und Ausrichtungen basieren auf dem im Jahr 2004 vom Abgeordneten- haus für das Sportforum beschlossenen Nutzungs- und Entwicklungskonzept das die Grundlage für die weitere Ausprägung und Förderung durch das Bundesministerium des Innern und das Land Berlin bildet. Seiner vorrangigen Aufgabe als (Nachwuchs-) Leistungs- sportzentrum entsprechend müssen für die Bewirtschaftung und Entwicklung des Sport- forums andere Maßstäbe angesetzt werden, die über die reine Vorhaltung von Sportanla- gen im Rahmen der Daseinsvorsorge des Staates hinausgehen. Die vielen vorhandenen Spezialanlagen für den Hochleistungssport erfordern fortlaufend besondere Anstrengun- gen, um den noch weiter steigenden Anforderungen für Höchstleistungen im Sport gerecht zu werden.

Das Nutzungs- und Entwicklungskonzept Sportforum Berlin wird fortlaufend partizipatorisch mit den Nutzern evaluiert.

Aktuell muss sich der Schwerpunkt der Infrastrukturpflege und -entwicklung für den Leistungssport auf stabile Schwerpunktsportarten konzentrieren. Dies sind die Wintersport- arten Eisschnelllauf, Eiskunstlauf und Eishockey sowie die Sommersportarten Schwimmen, Radsport, Bogenschießen, Fechten, Gewichtheben, Volleyball, Judo und Leichtathletik. Selbstverständlich ist der vorrangig sicherzustellende obligatorische Schulsport des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin (Standort Werner-Seelenbinder-Schule - Eliteschule des Sports -) im Pflicht- und Wahlpflichtbereich zu gewährleisten.

Breiten- und Freizeitsport, nicht leistungssportorientierte Veranstaltungen, sonstiger Schulsport und weitere Nutzungen sind dabei weiterhin erwünscht und werden im Rahmen der vorhandenen Ressourcen ermöglicht. Hierbei werden Aufgabenstellungen der öffent- lichen Daseinsvorsorge wahrgenommen.

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Das Hauptstadion, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft 1997 die Max-Schmeling-Halle eröffnet wurde, verfügt über knapp 20.000 Sitzplätze. Wesentliche Nutzer des Stadions sind bisher der Berliner Fußball-Verband, Türkiyemspor Berlin 1978 e.V., Hertha BSC mit der Amateurmannschaft aus der Regionalliga Nord bzw. der Oberliga Nord sowie die Berlin Adler (). Der 1. FC Union hat in diesem Stadion den Aufstieg in die 2. Bundesliga erkämpft, da das Stadion „Alte Försterei“ übergangsweise nicht zur Verfügung stand. Des Weiteren stellt die Sportanlage für den Deutschen Behindertensportverband sowie den Berliner Behindertensportverband eine außerordentlich geeignete Trainings- und Wettkampfanlage dar; beispielhaft wird auf die Internationalen Deutschen Meisterschaften verwiesen, da der Verband diese Meisterschaft bereits bis 2016 an den Berliner Verband vergeben hat.

Die Sportanlage an sich erfüllt im Rahmen einer überaus hohen Auslastung und intensiven Nutzung neben leistungssportlicher Versorgung in den Sportarten Leichtathletik, American Football und Fußball Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge sowohl für den Vereins-

29 und Schulsport als auch für den ungebundenen Sport. Die örtliche Lage im innerstädtischen Bereich ermöglicht eine einvernehmliche Nutzung in dieser Breite, wobei es künftig gelingen muss, den Bestand der Gebäude und Anlagen durch investive Maßnahmen zu sichern. Die Sportanlage ist perspektivisch ohne Barrieren für Trainings- und Wettkampf- zwecke auf nationalem und internationalem Niveau modellhaft mit dem Deutschen Behin- dertensportverband und dem Behinderten-Sportverband Berlin im Einklang mit dem LSB sowie den Spitzen- und Fachverbänden der Sportarten American Football, Fußball und Leichtathletik zu konzipieren, um eine nachhaltige Entwicklung einschlagen zu können. Die Neukonzipierung der Sportanlage ist mit den Zielen der Berliner Klima- und Energiepolitik in Übereinklang zu bringen.

Entwicklung des Olympiaparks Berlin

Mit dem 2001 zwischen dem Bund und Berlin geschlossenen Kauf- und Übereignungs- vertrag hat Berlin das Eigentum am Olympiapark Berlin und damit die Aufgabe übernom- men, das vorhandene Gelände mit der denkmalgeschützten baulichen Kernsubstanz in seinem historischen Kontext zu bewahren und es gleichzeitig für die heutigen und zukünf- tigen Anforderungen von Sport- und Freizeit umzubauen und zu ergänzen.

Herzstück der Anlage ist das umfassend sanierte und modernisierte Olympiastadion Berlin, welches in den Jahren 2006 und 2009 Austragungsstätte der internationalen Großver- anstaltungen FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006™ und 12. IAAF Leichtathletik Welt- meisterschaften berlin 2009™ war und in welchem auch das Eröffnungsspiel der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ stattfand.

Das Olympiastadion Berlin ist seit dem Jahr 2004 nicht mehr Bestandteil der zentral verwal- teten Sportanlage Olympiapark. Es wird stattdessen durch die nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen agierende landeseigene Olympiastadion Berlin GmbH betrieben.

Erhebliche Entwicklungspotentiale für den Sport und sonstige Veranstaltungen bestehen insbesondere auf dem das Stadion umschließenden Gelände des Olympiaparks Berlin. Die einzigartigen Gebäude und Freiflächen bieten die Chance, das Gelände noch mehr als bisher zu einem national wie international bekannten Anziehungspunkt zu machen. Für Hochbaumaßnahmen im Olympiapark stehen im Doppelhaushalt 2012/2013 sowie den Planjahren der Investitionsplanung 2014 ff 80 Mio. € Gesamtkosten für Einzelmaßnahmen zur Verfügung. Der notwendige Substanzerhalt der denkmalgeschützten Anlagen ist somit auch künftig eine anspruchsvolle Aufgabe für das Land Berlin.

Ein 2004 fertig gestelltes Leitkonzept5 benennt die Probleme und identifiziert die Potentiale des Geländes. Der Senat hat mit Beschluss vom 29.06.2004 das Leitkonzept zustimmend zur Kenntnis genommen und seine Absicht bekräftigt, das Olympiagelände nach Maßgabe des Leitkonzepts zu einem attraktiven Sportpark weiter zu entwickeln.

Eine erfolgreiche Umsetzung der Entwicklungsziele wurde insbesondere dort erreicht, wo Nutzer des Geländes eigene Projekte verwirklichen, Sportanlagen saniert bzw. neu geschaffen oder mit Bundesmitteln öffentliche Investitionen angeschoben werden konnten.

Im Vordergrund stand dabei die erfolgreiche Ansiedlung von Hertha BSC als Hauptnutzer des Geländes. In die historische Gebäudesubstanz am Friesenhof wurden das Vereinszentrum mit Geschäftsstelle, Fanshop, Trainings- und Internatsräumen integriert.

Der bereits seit dem Jahr 2000 kontinuierlich vorangetriebene Aufbau des Vereinszentrums

5 einsehbar im Internet unter: http://www.senbjs.berlin.de/sport/sportpolitik/olympiastadion/leitkonzept_olympiagelaende.pdf

30 von Hertha BSC auf Teilen des Olympiaparkgeländes ist inzwischen weitestgehend abge- schlossen. Der Verein hat den in der Vergangenheit über zahlreiche Standorte in Berlin ver- teilten Fußballbetrieb aller Mannschaften und Altersklassen in der unmittelbaren Umgebung seiner „Heimspielstätte“, dem Olympiastadion Berlin, weitgehend konzentriert. Dadurch wurden die Besucher- und Nutzerzahlen und somit die Attraktivität und der Bekanntheits- grad des Gesamtareals nachhaltig gesteigert. Bis zum Jahr 2010 wurde im Rahmen von durch das Land Berlin mitfinanzierten Vereinsbaumaßnahmen das Fußballinternat, das regionalligataugliche Stadion auf dem Wurfplatz mit dem Umkleidegebäude, das auch für Leichtathletik geeignete Stadion auf dem Hanns-Braun-Platz, der Schenckendorffplatz, der Hueppeplatz, der Gebhardplatz und zwei Kunststoffrasenplätze auf dem August-Bier-Platz fertig gestellt.

In den letzten Jahren wurde mit dem Ausbau und der Herrichtung neuer Trainingsbereiche das Augenmerk verstärkt auf die Ansiedlung von weiteren Vereinen und Verbänden in den Gebäuden des Deutschen Sportforums gelegt. Den erfolgreichen Ansiedlungen des Box- stalles Sauerland (2007), des Berliner Verbandes für Modernen Fünfkampf (2008), von TOP Sportmarketing (2010) und des Sportclubs Charlottenburg (2010) sowie verschiedener anderer Nutzer werden in den nächsten Jahren weitere Vereine folgen.

Mit Mitteln aus dem Umbau des Olympiastadions erfolgte im Jahr 2006 eine „Historische Kommentierung“ des Olympiaparkgeländes. Diese bietet Besuchern des Olympiastadions und des Olympiaparks vielfältige Informationen über die Geschichte anhand von über das Gesamtgelände verteilten Erläuterungstafeln sowie zusätzliche multimediale Angebote in einer künstlerisch gestalteten Lichtskulptur auf dem Olympischen Platz.

Ebenfalls im Jahr 2006 konnte mit Hilfe des Bundes und des Deutschen Historischen Museums das im Leitkonzept vorgesehene Besucherzentrum am Glockenturm realisiert werden. Im Mittelteil der Maifeldtribüne wurden ein Besucherzentrum und eine Dokumen- tation zur Geschichte des „Langemarck-Mythos“, zur propagandistischen Verwendung der Weltkriegserinnerung im Nationalsozialismus und zur Geschichte des Geländes eingerich- tet. Zusammen mit dem Glockenturm als Aussichtspunkt und weiteren Informations- und Serviceangeboten entstand so ein attraktiver touristischer Anlaufpunkt für die zahlreichen Besucher des Olympiaparks. Dieser soll durch die Schaffung weiterer Ausstellungsflächen für das im Olympiapark bereits ansässige Sportmuseum in der Maifeldtribüne zukünftig noch ausgebaut werden. Eine Fertigstellung ist spätestens für das Jahr 2015 geplant.

Seit dem Jahr 2011 besteht ein gemeinsames Besucherkonzept für das Gesamtgelände mit der Olympiastadion Berlin GmbH. Ziel dieses Konzeptes ist, die touristische Erschließung des Geländes auszuweiten und damit den Besuchern des Olympiastadions und des Glockenturmes auch die einzigartigen Sport- und Veranstaltungsflächen des Olympiaparks Berlin bekannt zu machen.

Mit der für die Jahre 2012/13 geplanten Ertüchtigung der Großen Turnhalle und der für die Jahre 2014/15 beabsichtigten Sanierung von Räumen für die Poelchau-Oberschule können die zur Verfügung stehenden Gebäudeflächen im Deutschen Sportforum fast vollständig genutzt werden.

Parallel zur Nutzung des Geländes für Sport bzw. durch Sportvereine entwickelt sich der Olympiapark Berlin zunehmend zu einer gefragten Veranstaltungsstätte. Herausragend ist in diesem Zusammenhang selbstverständlich weiterhin die Waldbühne Berlin, welche nach Übernahme des Betriebs durch die CTS Eventim AG im Jahr 2009 die Anzahl der Veran- staltungen erheblich steigern konnte. Neben schon etablierten Veranstaltungen wie der Pyronale auf dem Maifeld wird das Olympiaparkgelände vermehrt auch für Filmaufnahmen, Tagungen, Familienfeiern oder Großveranstaltungen nachgefragt. Für letztere kann, sofern der Betrieb der Sportanlage dies zulässt, das Maifeld einen optimalen Rahmen bieten.

31

Durch den Rückbau der Fahrstraßen und die Wiederherstellung der Rasenfläche konnte 2010 auf dem Maifeld zudem erstmals wieder ein Poloturnier ausgetragen werden. Das „ High-Goal-Turnier - Deutsche Meisterschaften“ wird auch in den Jahren 2011 bis 2015 auf dieser historischen Spielstätte stattfinden.

Nach dem erfolgreichen Auftakt der erstmalig im Jahr 2010 vom Landessportbund durch- geführten Veranstaltung „Sport im Olympiapark Berlin“ wird auch zukünftig jeweils einen Tag vor dem ISTAF eine Breitensportveranstaltung für alle Berlinerinnen und Berliner auf dem Gelände des Olympiaparks stattfinden. In Zusammenarbeit mit der Olympiastadion Berlin GmbH wurden und werden weitere Veranstaltungen durchgeführt, um die positive Gesamtentwicklung des Gesamtgeländes fortzusetzen.

4.5 Förderung des Spitzensports

Berlin nimmt im Leistungssport eine herausragende Stellung ein. Es ist erklärtes Ziel, Berlin national weiterhin als Sportstadt Nummer 1 und international dauerhaft unter den führenden Sportmetropolen zu positionieren. Hierfür ist es erforderlich, alle vorhandenen Ressourcen zu bündeln. Im Mittelpunkt der Förderung des Spitzensports steht die Sicherung des langfristigen Leistungsaufbaus Berliner Sportlerinnen und Sportler mit dem Ziel, individuelle Höchstleistungen zu erreichen, die national im Spitzenbereich liegen und international konkurrenzfähig sind. Dazu gehört eine qualifizierte, flächendeckende Talentsichtung und Förderung unter Verantwortung des Landessportbundes und der Sportverbände mit Unterstützung der zuständigen Senatsverwaltungen. Derzeit trainieren rund 700 Männer und Frauen im Bundeskader (A bis D/C-Kader) verteilt auf 35 verschiedene Sportarten.

Trainerinnen und Trainer für den Spitzensport

Die Erfolge der Berliner Athleten basieren insbesondere auf der exzellenten Arbeit von Ver- bandstrainern, Landestrainern und den Trainern am Olympiastützpunkt. Aus Sicht des Sports entwickeln sich jedoch mittelfristig Probleme hinsichtlich der Altersstruktur (rund 30 % der Trainerinnen und Trainer scheiden in den nächsten 10 Jahren aus) bzw. des Trainernachwuchses für dieses Niveau, der teilweise gegenüber anderen Bundesländern nicht konkurrenzfähigen Gehaltssituation und der Bereitstellung und Finanzierung notwen- diger Arbeitsmaterialien. Eine Voraussetzung für die Verbesserung der Situation ist auch die Stärkung des Berufsbildes „Trainer“ in der Öffentlichkeit. Eine wichtige Unterstützung des Spitzensports stellt deshalb die Finanzierung von Trainerinnen und Trainern dar, die durch Zuwendungen der Senatssportverwaltung an den Landessportbund Berlin e. V. gesichert wird.

Bis Ende des Jahres 2009 beschäftigte der LSB 45 hauptamtliche Landestrainer und –trai- nerinnen in 21 Sportarten und 46 Landestrainerinnen und -trainer in 22 Sportarten seit dem Jahr 2010.

Der Schwerpunkt der Tätigkeit der hauptamtlichen Landestrainerinnen und -trainer liegt im Nachwuchsleistungssport und umfasst insbesondere folgende Aufgabenbereiche:

 Umsetzung der Trainings- und Wettkampfprogramme für Sportlerinnen und Sportler der Kaderbereiche D bis C,  Aufbau eines Stützpunktsystems zur Entwicklung und Förderung von Talentgruppen im engen Zusammenwirken mit Schulen und Vereinen,  Unterstützung der Sicherung des sportlichen Profils im Rahmen einer engen Zusam- menarbeit mit den Schulen mit Sportbetonung,  Mitwirkung bei der fachlichen Aus- und Fortbildung von Übungsleitern und Trainern der

32 Vereine,  Zusammenarbeit mit den in Berlin vorhandenen Bundesleistungszentren und Bundes- stützpunkten und den dort tätigen Bundestrainern.

Für die Finanzierung aller Trainerinnen und Trainer wurden in den letzten sechs Jahren Zuwendungen in Höhe von rd. 14,6 Mio. € gewährt:

Zuwendungen für Trainerinnen und Trainer Jahr Ausgaben in € 2006 2.250.000 2007 2.232.550 2008 2.522.775 2009 2.522.775 2010 2.511.000 2011 2.511.000 Gesamt 14.550.100

Förderung von Spitzensporttreibenden

Die erfolgreichsten Berliner Spitzensportlerinnen und -sportler erhalten eine Zuwendung des Landes Berlin über den Landessportbund Berlin e. V. Aus diesen Mitteln werden vom Landessportbund Berlin e. V. Beraterverträge mit Athletinnen und Athleten des Spitzen- sports abgeschlossen. Die Verträge beinhalten die Verpflichtung zur sportfachlichen Beratung von Berliner Nachwuchssportlern und deren Trainern sowie zur Wahrnehmung öffentlicher Termine im Interesse des Sports. Im Berichtszeitraum sind jährlich zwischen 54 und 60 Spitzensportlerinnen und -sportler durch entsprechende Verträge unterstützt worden. Ab dem Jahr 2009 erhalten auch Behindertensportlerinnen und -sportler (paralympische Sportarten) Beraterverträge.

In den letzten Jahren wurden für die Förderung der Spitzensportlerinnen und -sportler von der Senatssportverwaltung Mittel in Höhe von rund 1,5 Mio. € bereitgestellt:

Förderung von Spitzensportlern Jahr Ausgaben in € 2006 250.000 2007 249.900 2008 245.500 2009 250.000 2010 249.980 2011 250.000 Gesamt 1.495.380

Olympiastützpunkt Berlin

Der Olympiastützpunkt (OSP) Berlin ist eine Betreuungseinrichtung des Spitzensports, die mit den Leistungszentren und -stützpunkten zusammenarbeitet. Alleiniger Träger ist der Trägerverein des Olympiastützpunktes Berlin. Neben der Gewährleistung von optimalen Trainingsbedingungen für den Leistungssport stehen sportmedizinische, physiotherapeu- tische, trainingswissenschaftliche und soziale Betreuungsangebote zur Verfügung.

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Der Olympiastützpunkt Berlin hat sich zum bedeutendsten Leistungssportzentrum in der Bundesrepublik entwickelt.

Im Olympiastützpunkt Berlin werden über 700 Bundeskader (A bis D/C-Kader) in 21 olym- pischen Schwerpunktsportarten sowie weiteren (nicht)olympischen/paralympischen Sport- arten betreut.

Von den Gesamtkosten für den OSP Berlin trägt das Bundesministerium des Innern mit über 85 % den größten Anteil. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die Deutsche Sporthilfe, Sponsoren, Mitglieder der Trägervereins des Olympiastützpunktes Berlin und der Landessportbund Berlin e. V. beteiligen sich an den Kosten.

In den letzten sechs Jahren erhielt der Olympiastützpunkt Zuwendungen des Landes in Höhe von knapp 2,6 Mio. €:

Zuwendungen für den Olympiastützpunkt Berlin Jahr Ausgaben in € 2006 396.450 2007 396.450 2008 396.450 2009 402.450 2010 501.750 2011 501.750 Gesamt 2.595.300

In diesen Beträgen sind jeweils Zuwendungen zur Finanzierung von mischfinanzierten „OSP-Trainern“ enthalten, die den Übergangskader C/D (vom Landes- zum Bundeskader) betreuen.

Landesleistungszentren

Der Übungs- und Lehrbetrieb des Spitzensports findet überwiegend auf öffentlichen Sport- anlagen statt, die dann als Landesleistungszentren formell anerkannt werden. Ein Teil der Landesleistungszentren wird nicht vom Land Berlin, sondern von den jeweiligen Sportfach- verbänden selbst betrieben. Die Betriebskosten werden aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes vom Land Berlin im Zuwendungswege vollständig übernommen. Im Berichtszeitraum wurden dafür Zuwendungen in Höhe von rd. 18,8 Mio. € gewährt:

Zuwendungen für Landesleistungszentren Jahr Ausgaben in € 2006 2.729.850 2007 2.654.700 2008 3.813.600 2009 3.557.900 2010 3.043.900 2011 3.039.100 Gesamt 18.839.050

34 Duale Karriere

Berlin bietet mit den Eliteschulen des Sports, dem Schul- und Leistungssportzentrum Berlin, der Flatow-Oberschule und der Poelchau-Oberschule bundesweit führend sehr gute Vor- aussetzungen, um die schulische Bildung und das Leistungssporttraining parallel wahrneh- men zu können. Ziel der Eliteschulen des Sports ist eine optimale Verzahnung der Schulbil- dung und des aktiven Leistungssports durch aufeinander abgestimmte Stunden- und Trainingspläne einschließlich umfassender pädagogischer Betreuung. Der hohe Anteil der Berliner Athletinnen und Athleten in der deutschen Olympiamannschaft und der Anteil der (ehemaligen) Berliner Eliteschülerinnen und -schüler an den Medaillengewinnern bei Olympischen Spielen zeigt, dass sich dieses System der Zusammenarbeit bewährt hat. Auch für die Berufsausbildung nach dem Schulabschluss gibt es eine enge Zusammen- arbeit zwischen neun Berliner Hochschulen, weiteren Berufsbildungseinrichtungen und dem Sport. Mit einem Studium „à la carte“ soll es den Spitzensporttreibenden ermöglicht werden, den Studien- bzw. Berufsabschluss ohne qualitative Abstriche parallel zum Sport zu erreichen. Durch eine hohe Flexibiliät und spezielle Ansprechpartner wird die Koordination zwischen Sport und Berufsausbildung zudem ständig weiter verbessert.

Runder Tisch Spitzen- und Leistungssport

Auf Initiative der Senatsverwaltung für Inneres und Sport wurde nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 der Runde Tisch Spitzen- und Leistungssport eingerichtet. Das Gre- mium wird in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und dem Landessportbund Berlin e. V. geleitet. Weiterhin beteiligen sich Vertreter von Vereinen, Verbänden, des Olympiastützpunkts, der Berliner Hochschulen und aus dem Bereich Forschung an dem Runden Tisch.

Der Runde Tisch hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die herausragende Stellung der Sportmetropole Berlin im Spitzensport zu erhalten und auszubauen. Hierfür sollen die vorhandenen Ressourcen noch besser gebündelt und die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten weiter optimiert werden.

Schwerpunktthemen sind unter anderem die Talentsichtung und -förderung, die duale Karriere, der Leistungssport von Menschen mit Behinderung und die Verbesserung der Trainersituation. Ergebnisse des Runden Tisches werden demnächst per Resolution aller Beteiligten publiziert.

Dopingbekämpfung

Der Kampf gegen das Doping ist von existentieller Bedeutung für den Sport. Der Berliner Senat respektiert die Autonomie des Sports, erwartet aber, dass der Sport im Interesse der Glaubwürdigkeit das Doping konsequent bekämpft, damit die Ideen und Prinzipien des Fairplays keinen Schaden nehmen.

Ein „sauberer Sport“ ist auch die Voraussetzung für eine staatliche Förderung. Basierend auf dieser Aussage hat die Sportministerkonferenz (SMK) im Dezember 1998 auf Initiative Berlins beschlossen, Verbände, die sich nicht konsequent an der Bekämpfung des Dopings beteiligen, von der öffentlichen Sportförderung auszuschließen. Diese Intention hat die SMK auch im Berichtszeitraum 2006 bis 2011 wiederholt. So ist es nicht hinnehmbar, z. B. Sportveranstaltungen mit öffentlichen Mitteln zu fördern, an denen des Dopings überführte und mit einer Sperre belegte Sportlerinnen und Sportler teilnehmen. In den Zuwendungs- bescheiden unseres Hauses wurde im Jahre 2009 zudem mit ausdrücklicher Zustimmung des Landessportbundes Berlin e. V. die bisherige Anti-Doping-Klausel präzisiert und verschärft. So führt ein Doping-Verstoß zu einer Überprüfung der Förderung des Landes

35 Berlin im Hinblick auf eine Kürzung, Rückforderung oder Einstellung der Zuwendung. Die Anti-Doping-Klausel fand im Land Berlin bisher jedoch noch keine Anwendung.

Das Gesetz zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport vom Oktober 2007, mit dem das Arzneimittelgesetz (AMG) verschärft wurde, schafft erweiterte Eingriffs- möglichkeiten des Staates. Das Gesetz enthält im Wesentlichen folgende Regelungen:

 Strafverschärfungen für banden- oder gewerbsmäßige Dopingstraftaten nach dem AMG,  die Verpflichtung zur Aufnahme von Warnhinweisen für Arzneimittel, die für Doping geeignet sind,  die Übertragung von Ermittlungsbefugnissen für die Strafverfolgung in Fällen des international organisierten ungesetzlichen Handels mit Arzneimitteln auf das Bundes- kriminalamt und  Strafvorschriften für den Besitz von nicht geringen Mengen bestimmter Doping- substanzen.

Im Hinblick auf die Besitzstrafbarkeit bedeutet die Gesetzesregelung konkret, dass sich jeder strafbar macht, bei dem größere Mengen der im Anhang zum AMG genannten Präpa- rate gefunden werden. Die Regelung bedeutet aber auch, dass ein Sportler, der mit einer geringen Menge der verbotenen Substanzen angetroffen bzw. positiv getestet wird, nach wie vor lediglich der Sportgerichtsbarkeit unterliegt und damit straffrei bleibt. Nur die Einfüh- rung der eingeschränkten Besitzstrafbarkeit wurde vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mitgetragen.

Nach hiesiger Auffassung müsste auch der dopende Sportler selbst strafwürdig sein, weil ein dopender Sportler nicht Opfer, sondern Täter ist und sein Verhalten das eigentliche Un- recht des Geschehens ausmacht. Angesichts gerade der Vorbildwirkung, die erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler für die Jugend haben, müsste entsprechendes Fehlverhalten gesellschaftlich eindeutig geächtet werden. Das adäquate Mittel hierzu stellt das Strafrecht dar. Anderenfalls besteht die große Gefahr, dass falsche Signale gesetzt werden und Kinder und Jugendliche den Eindruck gewinnen können, dass Unredlichkeit und Missach- tung der Regeln für einen fairen Wettbewerb sich im Ergebnis „auszahlen“ können. Dies würde ein inakzeptables Ergebnis darstellen. Das Land Berlin hat sich daher im Gesetzgebungsverfahren - gemeinsam mit den Ländern Bayern und Thüringen - für weitergehende Regelungen ausgesprochen, wie die Einführung einer uneingeschränkten Besitzstrafbarkeit, die Einführung des Straftatbestandes „Sport- betrug“ und die Aufnahme dieser Straftatbestände in das Strafgesetzbuch mit der entspre- chenden sportpolitischen Signalwirkung. Diese Auffassung fand jedoch keine Mehrheit im Bundesrat.

Die Evaluierung des Gesetzes zur Verbesserung der Bekämpfung des Dopings im Sport bis spätestens Ende Oktober 2012 bleibt somit abzuwarten.

Hinsichtlich des Themas „Dopingprävention in den Berliner Schulen“ wird auf den Beitrag der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung verwiesen.

Förderung von sportmedizinischen Untersuchungen

Die sportmedizinischen Untersuchungen wurden früher vom Landesinstitut für Sportme- dizin, einer nachgeordneten Einrichtung der damaligen Senatsverwaltung für Gesundheit, wahrgenommen. Als aus Kostengründen entschieden wurde, diese Einrichtung aufzulösen, wurde der Sport-Gesundheitspark Berlin e. V. dafür gewonnen, die sportmedizinischen Untersuchungen gegen Übernahme der entstehenden Kosten für das Land Berlin durch- zuführen.

36

Der Sport-Gesundheitspark hat die Untersuchungen erstmals im Jahr 2003 vorgenommen und erhielt die Zuwendung damals noch von der für Gesundheit zuständigen Senatsver- waltung. Im Jahr 2006 wechselte die Zuständigkeit zur Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Während in den ersten Jahren auch die sportmedizinischen Untersuchungen im Breitensport gefördert wurden, wurde ab 2008 die Förderung sukzessive auf das für die Untersuchungen für den Leistungssport unabdingbare Maß zurückgeführt.

Im Berichtszeitraum wurden zur Durchführung der sportmedizinischen Untersuchungen Zuwendungen in Höhe von knapp 3,2 Mio. € gewährt:

Zuwendungen zur Durchführung von sportmedizinischen Untersuchungen Jahr Ausgaben in € 2006 606.500 2007 550.500 2008 502.500 2009 502.500 2010 502.500 2011 502.500 Gesamt 3.167.000

4.6 Förderung des Breiten- und Freizeitsports

Eine wesentliche Basis Berlins als Sportstadt ist der Breiten- und Freizeitsport und das Engagement der Ehrenamtlichen in den Vereinen. Hier werden dem Sport heute, wie in der Einleitung bereits erläutert, unbestritten diverse positive Effekte und Aufgaben zuge- schrieben: positive Effekte für die Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, wichtige Bei- träge zur Gesundheitsvorsorge, Unterstützung der Integration von Minderheiten, Gewalt- prävention oder seine Bedeutung als Wirtschafts- und Standortfaktor. Die eigene sportliche Betätigung ist darüber hinaus ein gelebtes Bekenntnis zur Eigenverantwortlichkeit und zur eigenen Leistung. Sport übernimmt in einer Großstadt wie Berlin jedoch auch eine Schlüsselrolle als Anlaufstelle für ein gesellschaftliches Miteinander im Alltag und ist damit ein wichtiges Stück Lebensqualität. Ziel ist es deshalb, in den kommenden Jahren nicht nur den guten Standard zu halten, sondern noch mehr in den Sport und damit die Zukunft der heranwachsenden Generationen zu investieren.

Kinder- und Jugendsport

Zur Förderung des Freizeitsports wurden für Vereine in den östlichen Bezirken nach Aus- laufen von AB-Maßnahmen im Jahr 1992 Personalkostenzuschüsse für die Anstellung von hauptberuflichen Übungsleitern/Trainern bereitgestellt. Die Trainerinnen und Trainer werden insbesondere für freizeitsportliche Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Im Berichtszeitraum wurden dafür rd. 3 Mio. € gewährt:

37 Zuschüsse für die Beschäftigung von Übungsleitern im Bereich Kinder- und Jugendsport Jahr Ausgaben in € 2006 496.000 2007 496.000 2008 496.000 2009 496.000 2010 496.000 2011 496.000 Gesamt 2.976.000

Beschäftigung von Übungsleitenden

Fast 10.000 lizenzierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter sind derzeit in den Berliner Vereinen tätig. Sie sind die Multiplikatoren für die Durchführung des Sports. Die Vereine erhalten für die Beschäftigung von Übungsleitenden Zuschüsse zwischen 2,10 € bis 2,60 € pro Stunde, Zuschüsse, die im Regelfall nicht einmal die Fahrtkosten abdecken. Das auch gesellschaftlich bedeutsame Engagement der Übungsleiterinnen und Übungsleiter kann somit nicht hoch genug eingeschätzt werden. In den letzten sechs Jahren wurden für diesen Zweck 8,1 Mio. € bereitgestellt.

Zuschüsse für die Beschäftigung von Übungsleitern Jahr Ausgaben in € 2006 1.260.000 2007 1.260.000 2008 1.260.000 2009 1.260.000 2010 1.460.000 2011 1.561.000 Gesamt 8.061.000

Freizeitsportorientierte Großvereine

Gemeinsam von Landessportbund Berlin e. V. und Senatssportverwaltung ist Anfang der 1980er Jahre ein Konzept von Modellsportvereinen mit der Intention entwickelt worden, um- fangreiche breiten- und freizeitsportliche Angebote für Bevölkerungskreise zu erschließen, die nicht in Vereinen organisiert sind bzw. bisher nicht sportlich aktiv waren.

Mit dem Sport Club Siemensstadt Berlin e. V. und dem Turn- und Sportverein GutsMuths 1861 e. V. werden zwei freizeitsportorientierte Großsportvereine gefördert, die damit in die Lage versetzt werden, vielfältige Kurse für alle Altersgruppen anbieten zu können. Auch sportärztliche Untersuchung und Beratung gehören zu den Angeboten der Vereine.

Im Rahmen des Modellvorhabens wurden zwei an den freizeitsportlichen Aktivitäten orien- tierte öffentliche Sportanlagen eingerichtet, die den Vereinen zur Nutzung überlassen wur- den. Es handelt sich dabei um das Sport- und Freizeitzentrum Siemensstadt sowie das Turn- und Freizeitzentrum Wullenweberwiese. Die Vereine betreiben seit der Übernahme diese öffentlichen Sportanlagen für das Land Berlin.

Dem SC Siemensstadt stehen eine Gymnastik-, eine Tennis- und Drei-Feld-Halle, eine

38 Kegelbahn, ein Kraftraum, ein Gesundheitsstudio, eine 400-m-Tartanbahn mit Leicht- athletik- und Sprungeinrichtungen, zwei Kunststoffrasen-Fußballplätze sowie ein Hallenbad mit Sauna und Solarium zur Verfügung.

Das vom TSV GutsMuths betriebene Turn- und Freizeitzentrum an der Wullenweberstraße in Tiergarten umfasst eine Drei-Feld-Halle, Fitness- und Multifunktionsräume, eine 400-m- Tartanbahn mit Leichtathletik- und Sprungeinrichtungen sowie eine Kegelbahn und eine Sauna.

Die ständig steigenden Zahlen von Kursteilnehmern, die nicht Mitglieder der Modellsport- vereine sind, belegen, dass hier Zielgruppen für den Sport gewonnen werden konnten, die sonst von Vereinsangeboten nur unzureichend erreicht wurden.

Aufgrund des anhaltenden Erfolgs wurde das Modellprojekt bereits vor Jahren beendet und durch eine dauerhafte Förderung ersetzt. Mittlerweile bieten auch andere Vereine Kursan- gebote für Nichtmitglieder an. Die von den beiden Sportorganisationen in eigener Regie betriebenen öffentlichen Sportanlagen wurden im Zeitraum dieses Berichtes mit rd. 7,67 Mio. € gefördert.

Förderung von freizeitsportorientierten Großvereinen Jahr Ausgaben in € 2006 1.192.000 2007 1.261.000 2008 1.278.000 2009 1.342.000 2010 1.256.000 2011 1.342.900 Gesamt 7.671.900

Sportservice Berlin

Der Sportservice der Senatsverwaltung für Inneres und Sport hatte die Aufgabe, interessierte Verbände, Vereine, Bürgerinnen und Bürger der Stadt in Fragen des Sports zu beraten und zudem praktische Serviceleistungen anzubieten. Der Service wurde Ende 2010 eingestellt. Der Landessportbund bietet einen ähnlichen Service auf seinem Sportportal www.lsb-berlin.net und www.wirbewegenberlin.com an.

4.7 Förderung von speziellen Zielgruppen und Sonderprogrammen

Sport gilt aufgrund seiner hohen Attraktivität und sinnstiftenden Wirkung als gutes Medium, mit dem auffällige Jugendszenen und -gruppen erreicht werden können - und zugleich als ein Feld, das es ermöglicht, sozial erwünschte Verhaltensweisen wie Fairness oder Respekt in einem spielerischen Rahmen zu erproben. Sport und insbesondere der Vereins- sport ist vor allem für Kinder und Jugendliche in einer Großstadt eine wichtige Gelegenheit für Begegnungen und das Erleben sozialer Bindungen und damit auch einer der wichtigsten Integrationsfaktoren unserer Gesellschaft. Auch für Menschen mit Handicaps kann der Sport die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben deutlich verbessern. Gerade hier in der Großstadt Berlin, mit einer immer vielfältiger werdenden Gesellschaft und immer unterschiedlicheren Lebenswelten, profitieren wir von der verbindenden Kraft des Sports.

39 Sport für Menschen mit Behinderungen

Sport bietet Menschen mit Behinderungen die Gelegenheit zur besseren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sport schafft Gelegenheiten des Aufeinandertreffens, des ge- meinsamen Erlebnisses und fördert Netzwerke zu Menschen in ähnlichen Lebens- situationen. Verschiedene Projekte und Konzepte in Vereinen, aber auch sportliche Events und nicht zuletzt die Erfolge der Athletinnen und Athleten mit Handicap haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, für den Sport von Menschen mit Behinderung ein immer größeres Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen.

Die breitensportliche Entwicklung des Behinderten-Sportverbands Berlin e. V. ist beacht- lich. So stieg die Mitgliederzahl im Verband von knapp 7.000 im Jahr 2002 auf rund 23.000 Mitglieder im Jahr 2010. Insgesamt sind 171 Sportorganisationen, von denen 125 von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport als förderungswürdig anerkannt sind, im Verband organisiert. Damit ergeben sich für Menschen mit Behinderungen zunehmend mehr Mög- lichkeiten zur eigenen sportlichen Betätigung.

Neben den Vereinen des Behinderten-Sportverbandes Berlin bieten zahlreiche Vereine anderer Verbände ebenfalls sportliche Betätigungen für Menschen mit Behinderungen an. Hervorzuheben ist in diesem Fall das mit den „Sternen des Sports“ ausgezeichnete gesell- schaftliche Engagement von Vereinen in der Integration von Menschen mit Behinderungen (www.info-behindertensport.de/aktuelles/Sterne.html oder www.sterne-des-sports.de/).

Außerdem bieten viele Selbsthilfeorganisationen oder Dienstleister für Menschen mit Behinderungen sportliche Betätigungen für ihre Zielgruppen an.

Informationsstelle für den Sport behinderter Menschen

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport unterstützt darüber hinaus die „Informations- stelle für den Sport behinderter Menschen“, eine Gemeinschaftseinrichtung der Sport- ministerkonferenz, des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Landes Berlin in Kooperation mit der Freien Universität. Die Personalkosten für die zzt. zwei Mitarbeiter der Informationsstelle trägt das Land Berlin, die Projektkosten der Deutsche Olympische Sport- bund. Die Freie Universität stellt die Arbeitsräume und Betriebsmittel zur Verfügung. Hier wurden im Rahmen der Netzwerke „Adapted Physical Activity“ THENAPA II und „Physical Activity for Persons with a Disability, Awareness, Understanding and Action“ Aktivitäten durchgeführt, an denen sich 27 europäische Länder beteiligten. Diese Aktivitäten dienen dazu, die Lebensbedingungen von Menschen mit Behinderung im höheren Lebensalter durch Bewegung und Sport zu verbessern. Im Herbst 2008 wurde anlässlich des 20jährigen Bestehens der Informationsstelle eine europäische Konferenz durchgeführt.

Durch die Mitarbeit im Verbund von 27 weiteren europäischen Universitäten am Projekt THENAPA II, welches sich dem Thema „Alter und Behinderung - ein neuer Ansatz zur Verbindung von Bewegung, sozialer Integration und lebenslangem Wohlbefinden" widmete, lag der Schwerpunkt der Arbeit im Berichtszeitraum 2006 bis 2010 insbesondere bei älteren und hochaltrigen Menschen mit Behinderungen. In diesem Kontext wurde eine Bestands- aufnahme „Menschen mit Behinderungen im höheren Lebensalter: Gesundheit und Lebensqualität durch Bewegung und Sport“ initiiert.

Weiterhin hat sich die Informationsstelle mit ihrer fachlichen Kompetenz bei der Erstellung des Zweiten Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts zum Thema „Inklusiver Schulsport - Zum gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen in der Grund- schule“ beteiligt sowie an der Erarbeitung der gemeinsamen Handlungsempfehlungen der

40 Kultusministerkonferenz und des Deutschen Olympischen Sportbundes „Sport für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen“ mitgewirkt.

Zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in allen Fragen des Sports unterstützt die Informationsstelle die ressortübergreifende Arbeits- gruppe bei der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales bei der Erstellung eines Aktions- und Maßnahmeplans für das Land Berlin.

Im Internet (www.info-behindertensport.de) werden Informationen zu Angeboten und Initia- tiven zum praktischen Sport geboten - von verschiedenen Anbietern über spezielle, weniger bekannte Sportarten bis zu Adressen von Personen und Organisationen im Sport von Menschen mit Behinderungen und Links zu inhaltlich relevanten Seiten, Terminkalendern und bedeutenden Sportveranstaltungen.

Selbstverständlich werden alle sportbezogenen Neubau- und auch - soweit gebäude- und grundstücksspezifisch möglich – Sanierungsmaßnahmen im Sportbereich barrierefrei nach DIN 18024, Teil 2, hergestellt.

Leistungssport für Menschen mit Behinderungen

Neben der wichtigen Rolle des Breitensports für Menschen mit Behinderung sieht die Senatsverwaltung für Inneres und Sport auch eine gesteigerte Bedeutung des Leistungs- sports von Menschen mit Behinderung. Während der 13. Sommer-Paralympics 2008 in Peking errangen 18 Berliner Sportlerinnen und Sportler sieben Medaillen, davon allein drei Goldmedaillen. Diese gute Bilanz wurde u. a. durch die enge Kooperation des Berliner Behinderten-Sportverbandes mit dem Olympiastützpunkt Berlin erzielt. Erfolge wie diese, aber auch die seit Jahren regelmäßig stattfindenden Großveranstaltungen - z. B. die Inter- nationalen Deutschen Meisterschaften im paralympischen Schwimmen - machen deutlich, dass der Sport für Menschen mit Handicap stetig an Bedeutung und Akzeptanz gewonnen hat. Wettkämpfe dieser Art leisten einen wichtigen Beitrag zur immer besseren Vernetzung der Menschen mit und ohne Behinderung im und durch Sport.

In Berlin bestehen paralympische Trainingsstützpunkte in den Sportarten Schwimmen und Leichtathletik. Daneben werden aber auch andere Sportarten unter leistungssportlichen Aspekten ausgeübt. Darüber hinaus haben sich Mitarbeiter des OSP in den Bereichen der Leistungsdiagnostik und der Physiotherapie auf die Betreuung von Sportlern mit Behinde- rung spezialisiert.

Der Sport für Menschen mit Behinderungen wird weiterhin seit dem 1. Oktober 2010 durch die Einrichtung von zwei zusätzlichen halben Trainerstellen für den Behindertensport beim Olympiastützpunkt Berlin (Mischfinanzierung mit dem Bundesministerium des Innern) unterstützt. Darüber hinaus hat sich der "Runde Tisch Spitzen- und Leistungssport" in diesem Sommer speziell mit dem Themenschwerpunkt Behindertensport befasst. Als Problembereich des Behindertenleistungssports wurde die Talentsichtung und -findung er- kannt. Seitens des Behindertensportverbandes werden hier zukünftig die Aktivitäten ver- stärkt werden. Grundsätzlich aber bieten der Behinderten-Sportverband Berlin (BSB) und die aktiven Vereine eine gute Grundlage für die Förderung und Ausweitung des Leistungs- sports von Menschen mit Behinderung in den kommenden Jahren.

Förderungen der Behinderten-Sportvereine

Die Behinderten-Sportvereine Berlins partizipieren an allen Sportfördermaßnahmen, die für die anerkannten Sportorganisationen vorgesehen sind. Darüber hinaus gewährt das Land Berlin eine Zuwendung für die Personalkosten der Geschäftsstelle des Berliner Behin-

41 derten-Sportverbandes sowie bis 2010 auch für Übungsleiterzuschüsse, die er an seine Vereine weiterreicht. Perspektivisch gilt der Entwicklung von Kinder- und Jugendsport- sowie Integrationsangeboten stärkere Aufmerksamkeit. Die Förderung betrug im Berichts- zeitraum 850.000 €.

Die bisher durch diese Zuwendung vorgenommene Bezuschussung der im Behinderten- Sportverband Berlin e.V. angeschlossenen Übungsleiterinnen und Übungsleiter wird in Abstimmung mit dem Behinderten-Sportverband und dem Landessportbund Berlin e. V. ab dem Haushaltsjahr 2011 vom Landessportbund Berlin e. V. nach den dort geltenden Sport- förderrichtlinien vorgenommen. Zu diesem Zweck wurde die Zuwendung an den Landes- sportbund Berlin e. V. zur Förderung von Übungsleitern zum selben Zeitpunkt um den zur Förderung von Übungsleitern im Behindertensport vorgesehenen Teilansatz in Höhe von 101.000,-- € erhöht.

Zuschüsse für den Behinderten-Sportverband Jahr Ausgaben in € 2006 136.000 2007 136.000 2008 136.000 2009 136.000 2010 186.000 2011 85.000 Gesamt 815.000

Im Rahmen der Förderung der Trainerinnen und Trainer am Olympiastützpunkt Berlin bezuschusst das Land Berlin die zwei neu geschaffenen halben Trainerstellen mit insgesamt 25.000 € jährlich. Ebenso finanziert die Senatsverwaltung für Inneres und Sport die Personalkosten für die zwei Mitarbeiter der Informationsstelle für den Sport behinderter Menschen.

In den letzten fünf Jahren erhielten der Behinderten-Sportverband Berlin e. V. und der Gehörlosen-Sportverband Berlin-Brandenburg e. V. sowie der Sportclub Lebenshilfe Berlin e. V. für nachfolgend aufgeführte Veranstaltungen Zuwendungen aus dem Förderprogramm „Nationale und internationale Sportveranstaltungen“:

Jahr Sportverband/-verein Veranstaltung Zuwendung Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Int. Deutsche Meisterschaft im Schwimmen 25.000 € Int. Deutsche Meisterschaft im Sitzvolleyball 1.300 € 2006 Gehörlosen-Sportverband Berlin e. V. Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft im Kegeln 2.000 € Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft im Schach 1.000 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e. V. Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.000 € Hallenfußball-Turnier 1.100 € Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Int. Deutsche Meisterschaft im Schwimmen 20.000 € 2007 Gehörlosen-Sportverband Berlin e. V. Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft im Volleyball 3.450 € Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft Leichtathletik 2.000 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e. V. Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.000 € Hallenfußball-Turnier 1.000 € Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Int. Deutsche Meisterschaft im Schwimmen 25.000 € Int. Deutsche Meisterschaft Leichtathletik 25.000 € 2008 Gehörlosen-Sportverband Berlin e. V. Int. Kegel-Turnier 1.000 € Int. Bowling-Turnier 2.000 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e. V. Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.000 € Integratives Feld-Fußball-Turnier 1.000 €

42 Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Int. Deutsche Meisterschaft im Schwimmen 28.000 € Int. Deutsche Meisterschaft i. d. Leichtathletik 20.000 € 2009 Gehörlosen-Sportverband Berlin e. V. Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft Schwimmen 2.000 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e. V. Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.000 € Integratives Feld-Fußball-Turnier 1.000 € Behinderten-Sportverband Berlin e. V. Int. Deutsche Meisterschaft im Schwimmen 28.000 € EM Schwimmen 2011 . Vorlaufkosten 60.000 € 2010 Gehörlosen-Sportverband Berlin e. V. Int, Sportfest des Gehörlosen-SV 10.000 € Dt. Gehörlosen-Pokal-Meisterschaft- Volleyball 1.000 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e. V. Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.000 € Integratives Feld-Fußball-Turnier 1.000 € Behinderten-Sportverband Berlin e.V. Int. Dt. Meisterschaft im Schwimmen 28.000 € Deutscher Behindertensportverband EM Schwimmen 2011 255.000 € 2011 Gehörlosen-Sportverband Berlin e.V. Deutsches Sportfest 2012 – Vorlaufkosten 10.000 € Berliner Gehörlosen Sportverein 1900 Deutsche Gehörlosen-Meisterschaft im Kegeln 800 € Sport-Club Lebenshilfe Berlin e.V. Integratives Feld- Fußballturnier 1.000 € Sportfest für Menschen mit Behinderungen 4.500 €

Kids in die Sportclubs – Hilfe für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche

Mit Unterstützung des Landes Berlin hat die Sportjugend Berlin 2008 das Projekt „Kids in die Sportklubs“ begonnen. Ziel des Projektes „Kids in die Sportklubs“ ist es, Kindern und Jugendlichen (6 - 18 Jahre), die bisher aus finanziellen Gründen nicht an den Angeboten der Sportvereine teilhaben konnten, einen Zugang zu ermöglichen, damit auch sie die posi- tiven Auswirkungen des Sporttreibens in einer Gemeinschaft erfahren können. Durch das Projekt wird Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, von dem hohen Wert, den Sport für die Gesamtentwicklung der jungen Menschen sowohl für die eigene Leistung als auch für das Erlernen von Toleranz und Gemeinschaftsgefühl hat, zu profitieren. Bis Ende 2010 haben 2.750 Kinder und Jugendliche am Sportangebot in rund 150 Vereinen teil- genommen.

Die Finanzierung des Projektes erfolgte über Mittel des Europäischen Sozial Fonds, aus öffentlichen Mitteln der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin und durch private Zuwendungen an die Sportjugend Berlin (z. B. DEGEWO, DKB und SAMSUNG.)

Dieses Projekt endete am 31.12.2010. Die Zielstellung des Projektes wird durch die Einfüh- rung des Bildungs- und Teilhabepaketes und den damit verbundenen staatlichen Leistun- gen für die kulturelle Teilhabe ab dem 01.01.2011 erfüllt.

Sport als Mittel zur Gewaltprävention

Der Sportbereich als Spiegel der Gesellschaft weist neben seinen zahlreichen positiven Effekten auch negative Strömungen auf. Nachdem die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland überaus friedlich und harmonievoll verlaufen ist, häuften sich beispielsweise mit Beginn der folgenden Fußballsaison Anzeichen für ein geändertes, zunehmend gewalt- tätiges Fanverhalten auch außerhalb der Fußball-Bundesligen. Begleitet wurde dieses Phä- nomen durch aufkommende rechtsextremistische, rassistische und auch antisemitistische Verhaltensweisen. Darüber hinaus wird auch immer wieder von schwulenfeindlichen Belei- digungen und Ausfällen in Fankurven bzw. Stadien berichtet.

Im Rahmen eines „Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit“ wurde bereits vor rund 20 Jahren die Einrichtung „Örtlicher Ausschüsse (ÖASS)“ in den Ländern empfohlen, die u. a. die Umsetzung des „Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit“ vor Ort begleiten sollten. 1994 wurde der ÖASS in Berlin etabliert; aufgrund der seinerzeit entspannten Situation im Berliner Sport sind die Aktivitäten des ÖASS im Jahr 1995 jedoch ausgesetzt worden.

43

Anfang 2008 hat der ÖASS in Berlin im Hinblick auf zunehmende Gewalt, rassistische Äus- serungen und rechtsextremistische Erscheinungen, insbesondere im Fußball, seine Arbeit erneut aufgenommen. Hintergrund hierfür war auch der Beschluss der Innenministerkonfe- renz (IMK) vom 01.06.2007 zum Thema „Fußball und Gewalt“. Die IMK sah in dem Be- schluss die Notwendigkeit, den aktuellen Gewaltentwicklungen im Zusammenhang mit Fußballspielen „frühzeitig durch nachhaltige, auf langfristige Wirkung gerichtete, gesamtge- sellschaftliche, vernetzte Präventionsmaßnahmen konsequent entgegenzuwirken“. Die Sportministerkonferenz hat in ihrer Sitzung am 23.11.2007 zum Thema „Gewalt und Rassis- mus im Amateurfußball“ diesen Beschluss unterstützt und sieht insbesondere Handlungs- bedarf für einen gesamtgesellschaftlichen Präventionsansatz.

Zwar verläuft die weit überwiegende Zahl der Fußballspiele auf und außerhalb des Spiel- feldes friedlich und im Sinne des fairen Sports. Dennoch sind, speziell im Amateurbereich und in den unteren Fußballligen, teilweise massive Ausschreitungen und auch rechtsextre- mistisches bis rassistisches Fanverhalten im Fußball zu beobachten. Im Land Berlin wurde daher in den vergangenen Jahren bereits eine Vielzahl von Programmen und Projekten auf den Weg gebracht, um diese Entwicklung einzudämmen.

Die wesentlichen Präventionsansätze und damit Handlungsfelder für die Arbeit des ÖASS sind die Unterstützung der gezielten Fanbetreuung im Rahmen von Sozialarbeit („Fan- projekte“) sowie eine Optimierung der Zusammenarbeit aller Beteiligten durch Institutionali- sierung und Koordinierung auf lokaler Ebene im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Ver- netzung.

In Berlin gehören dem ÖASS die Senatsverwaltungen für Inneres und Sport, für Justiz und Verbraucherschutz, für Bildung, Jugend und Wissenschaft, der Beauftragte des Senats für Integration und Migration, die Landesinformationsstelle für Sporteinsätze beim Polizeipräsi- denten in Berlin (LIS), die Bundespolizei, die Landeskommission Berlin gegen Gewalt, der Berliner Fußball-Verband (BFV), der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV), der Landessportbund Berlin e. V., das Fanprojekt der Sportjugend Berlin sowie die Betreiber des Olympiastadions, des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks, des Sportforums Berlin, des Olympiaparks Berlin und Vertreter der Berliner Fußballvereine Hertha BSC e. V., 1. FC Union e. V., BFC Dynamo e. V. und e. V. an. Die Gesamtkoordination und Geschäftsführung des ÖASS erfolgt über die Senats- verwaltung für Inneres und Sport.

Die wesentlichen Präventionsansätze und damit Handlungsfelder für die Arbeit des ÖASS sind die Unterstützung der gezielten Fanbetreuung im Rahmen von Sozialarbeit („Fanprojekte“) sowie eine Optimierung der Zusammenarbeit aller Beteiligten durch Institutionalisierung und Koordinierung auf lokaler Ebene im Sinne einer gesamt- gesellschaftlichen Vernetzung.

Zu den Hauptaufgaben des ÖASS in den vergangenen Jahren gehörten die Auswertung der relevanten Jahres-Saison-Berichte des BFV, der LIS und des Fanprojekts Berlin, die Identifizierung von Senats- und Landesinitiativen zur Gewaltprävention, gegen Rechts- extremismus und Rassismus und die Identifizierung von zielgruppenorientierten Projekten auf Landes- bzw. lokaler Ebene. In der Folgezeit soll auch die Sammlung und Bewertung von Projekten in anderen Bundesländern bzw. von Fanprojekten der Bundesliga-Vereine außerhalb Berlins intensiviert werden.

Bereits 2008 wurden zwei Unterarbeitsgruppen des ÖASS eingerichtet:

 Die Unterarbeitsgruppe „Sicherheit“, die vorrangig die Optimierung der Sicherheit bei Fußballspielen für Zuschauer und Aktive in den Stadien und deren Umfeld durch bau-

44 liche, technische und organisatorische Maßnahmen behandelt.

 Die Unterarbeitsgruppe „Gesamtgesellschaftliche Vernetzung“, die im Wesentlichen die vorgenannten Aufgaben der Projektidentifizierung und -verifizierung übernommen hat.

Im Jahr 2009 wurde die Zusammenarbeit mit den Sicherheits- und Fanbeauftragten der oben genannten Berliner Vereine unter Mitwirkung des Fanprojekts Berlin verstärkt, um deren praktische Erfahrungen im Umgang mit unterschiedlichen, teilweise „schwierigen“ und für Gewalt bzw. rassistisches Gedankengut empfänglichen Fangruppierungen in die Arbeit des ÖASS einzubeziehen.

Unter den zahlreichen Berliner Projekten mit präventivem Ansatz aus den vergangenen Jahren bzw. aktuell sind beispielhaft Folgende zu nennen:

 Integrationsbeauftragter des Senats: „Landeskonzeption gegen Rechtsextremismus“  Landeskommission Berlin gegen Gewalt: „Gewalt und Rechtsextremismus - Prävention im Jugendfußball“  Integrationsbeauftragter des Senats: Aktionsprogramm „Vielfalt fördern - Zusammenhalt stärken“  KICK - Projekt des Vereins für Sport und Jugendsozialarbeit e. V. (VSJ)  KICK School Team  Präventionsmodell „Berliner Jugendfußball“ - jetzt: Präventionsprojekt  SportJugendClub Lichtenberg  Zentrum für Demokratie in Treptow-Köpenick (ehemals Netzwerkstelle „ANSPIEL“)

Insbesondere der Berliner Fußball-Verband (BFV) hat in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen und Projekten initiiert, um gegen Gewalt und Rassismus bzw. Rechts- extremismus im Fußball vorzugehen und hierbei auch seine Verbandsmitglieder für diese in den Vereinen teilweise „neuen“ Entwicklungen zu sensibilisieren. Darunter sind zu nennen:

 Aufruf „Gemeinsam gegen Rassismus“ des Arbeitskreises Fairplay (Aushang und Verteilung auf allen Fußballspielstätten)  Erklärung des BFV und seiner Mitgliedsvereine „Gegen Diskriminierung im Fußball“  „Handlungsempfehlungen gegen Rassismus“  Richtlinie für Sicherheit und Ordnung des BFV (Handlungsmuster für Vereine, wie Spiele aus präventiver Sicht vorzubereiten sind

Zunehmend sind im Fußball, aber auch in anderen Sportarten Tendenzen für eine gezielte „Unterwanderung“ der Vereinsstrukturen durch rechtsgerichtete bzw. rassistisch geprägte Funktionsträger in den Vereinen erkennbar. Trainerinnen und Trainer, Jugendleiterinnen und -leiter und andere Funktionäre mit radikalen Ansichten und extremistischer Gesinnung versuchen durch die Übernahme von Ämtern in den Vereinen Fuß zu fassen und heraus- gehobene und leitende Aufgaben zu übernehmen. Vor dem Hintergrund, dass es zuneh- mend schwieriger wird, ehrenamtliche Funktionsträger für die Arbeit in den Vereinen zu gewinnen, haben rechtsgesinnte, rechtsextremistische und rassistische Personengruppen vereinfachten Zugang in die Vereine und zu deren oftmals jugendlichen Mitgliedern. Getarnt als loyale Funktionäre und fleißige Vereinsmitglieder können sie so mittelfristig Einfluss auf das Weltbild insbesondere von Jugendlichen in den Vereinen erlangen und ihre menschen- verachtende Gesinnung transportieren, ohne direkt mit rechtsgesinnten Parteien bzw. Personengruppen in Verbindung gebracht zu werden.

Von hervorgehobener Bedeutung ist das gemeinsam zwischen der Landeskommission „Berlin gegen Gewalt“ und dem BFV entwickelte Projekt "Fairplay im Fußball - Gemeinsam gegen Rassismus und Gewalt". Das Projekt wird aus Mitteln der Landeskommission Berlin

45 gegen Gewalt finanziell gefördert.

Seit 2008 erfolgt die zielgerichtete Schulung von Trainern, Betreuern, Schiedsrichtern, Sportrichtern und Funktionären als ein wesentlicher Schwerpunkt des Projekts. Darüber wurden öffentlichkeitswirksame Aktionen mit den Mitgliedsvereinen durchgeführt, dazu zählt insbesondere der jährliche Präventionstag des BFV. Als Schwerpunktarbeit hat sich die Betreuung der BFV-Vereine vor Ort durch Sozialarbeiter in Schwerpunktbezirken herauskristallisiert. Ziel ist es hierbei, die ehrenamtlichen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereine in ihrer gewaltpräventiven Arbeit zu unterstützen und über bereits bestehende Hilfsangebote besser zu informieren. Es werden dadurch neue Kompetenzen vermittelt und den Vereinen steht in Krisensituationen professionelle Unterstützung und Beratung zur Verfügung. Das Thema Kinderschutz und sexuelle Gewalt im Sport ist seit 2010 Bestandteil des Projekts.

Die folgenden Veröffentlichungen des BFV wurden im Rahmen des Projekts gefördert:

Schulungs – DVD: Prävention im Amateurfußball – „Tipps und Tricks für die Verein- sarbeit – bevor aus Frust Gewalt wird“ Broschüre: No Racism – „Dieses Spiel dauert länger als 90 Minuten“ Info-Flyer: Viele Farben „Ein Spiel gegen die Diskriminierung von Lesben und Schwulen im Fußball“ Info-Flyer: Wirksamer Kinderschutz im Fußballverein

4.8 Förderung von Vereinen und Verbänden

Vereine und Verbände als unverzichtbare Basis für den Sport in der Hauptstadt bedürfen als die „Praktiker vor Ort“ der verlässlichen Unterstützung durch das Land Berlin.

Zuschüsse für hauptamtliche Mitarbeiter

Die finanzielle Hilfe des Landes Berlin soll den Sportbetrieb in den Verbänden als Hilfe zur Selbsthilfe absichern. Ab dem Haushaltsjahr 2008 wurden zusätzlich Zuwendungen für die Beschäftigung von hauptberuflichen Verwaltungskräften in Vereinen gewährt. Der Zuschuss beträgt bis zu 40 % der Personalkosten, höchstens jedoch 9.000 € im Jahr. Ziel ist es, die ehrenamtlich Tätigen von administrativen und organisatorischen Aufgaben zu entlasten.

Die Zuschüsse betrugen im Berichtszeitraum rund 2,2 Mio. €.

Zuschüsse für hauptberufliche Verwaltungskräfte Jahr Ausgaben in € 2006 223.750 2007 201.375 2008 443.110 2009 443.110 2010 443.110 2011 443.110 Gesamt 2.197.565

46 Förderung des Ehrenamtes

Der Berliner Sport wäre nicht ohne die enorme ehrenamtliche Arbeit in seinen Vereinen, Fachverbänden und Sportarbeitsgemeinschaften denkbar. Die rund 60.000 ehrenamtlich Tätigen in den rund 2.200 Berliner Sportvereinen sind eine der großen Stärken des Berliner Sports. Sie stellen ihre Fähigkeiten und ihre Zeit für den Verein zur Verfügung. Ohne ihr Wirken gäbe es keinen Sportverein, denn es sind Ehrenamtliche, die die Vereine organisie- ren und verwalten, die die Mitglieder betreuen, den Sport und noch viel mehr möglich machen.

Die ehrenamtlichen Helfer bilden auch das Fundament für eine erfolgreiche Jugendarbeit im Sport. Dieser Einsatz ist jedoch keine Einbahnstraße, freiwilliges Engagement bietet auch viele Lern- und Erfahrungschancen. Vielfältige Kompetenzen (z. B. soziale oder didaktische Kompetenzen) werden erworben, die auch in anderen Lebensbereichen der ehrenamtlich Tätigen wertvoll und hilfreich sind.

Ziel des Berliner Senats ist es, die Rahmenbedingungen für Engagement und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Zur Förderung des bürgerschaftlichen Engage- ments in Berlin haben die Senatsverwaltungen eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe "Bürgergesellschaft" gebildet, deren Vorsitz im Jahre 2007 die Beauftragte für Bürgerschaft- liches Engagement übernommen hat.

Zum 1. Januar 2011 hat der Senat die Berliner Ehrenamtskarte eingeführt. Sie ist für über- durchschnittlich engagierte Bürgerinnen und Bürger bestimmt. Mit der Karte bekommen diese Menschen als Dankeschön für ihren Einsatz Vergünstigungen bei zahlreichen öffent- lichen und privaten Einrichtungen, Sportvereinen, Museen und Theatern.

Die Berliner Ehrenamtskarte hat die bereits vorhandenen Instrumente zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements auf besondere Weise ergänzt.

Weitere „Bausteine“ im Rahmen der Anerkennungskultur im Bereich Sport sind zum Beispiel:

Berliner FreiwilligenPass

Für die Ehrenamtlichen im Sport besteht die Möglichkeit, als Nachweis für ihr bürger- schaftliches Engagement den Berliner FreiwilligenPass zu beantragen. Der Berliner FreiwilligenPass soll Dank und Anerkennung für freiwilliges bürgerschaftliches und ehren- amtliches Engagement im Land Berlin zum Ausdruck bringen. Außerdem kann er mit einer Beschreibung der dabei geförderten Kompetenzen als Nachweis des gezeigten Einsatzes bei Bewerbungen oder Anrechnungsverfahren in Bildung und Beruf eingesetzt werden, z. B. als Beiblatt zum Europass, der seit 1. Januar 2005 als europaweit einheitlicher Kompe- tenznachweis in 31 Staaten eingeführt wird.

Der Berliner FreiwilligenPass besitzt zwei Teile: einen Nachweis für freiwilliges bürger- schaftliches und ehrenamtliches Engagement sowie eine Dokumentation der Teilnahme an besonderen Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen. Voraussetzung für die Verleihung des Passes ist ein Mindestalter von 12 Jahren sowie eine Mindestdauer des bescheinigten Engagements von 80 Std./Jahr oder 200 Stunden in einem projektbezogenen kürzeren Zeitraum.

47 Sonderurlaub

Für ehrenamtlich tätige Beschäftigte des Landes Berlin besteht die Möglichkeit der Gewäh- rung von Sonderurlaub für besondere Angelegenheiten für die Teilnahme an heraus- ragenden Sportveranstaltungen (z. B. für aktive Sportler, für ehrenamtlich tätige Kampf- und Schiedsrichter, Betreuer, ärztliche und technische Hilfskräfte). Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport bestätigt auf Antrag das besondere Interesse des Landes Berlin als Grundlage für die Sonderurlaubsgewährung.

Ehrungen/Jubiläen

Das für den Sport in Berlin zuständige Mitglied des Senats vergibt jährlich Auszeichnungen um den Akteuren in den Vereinen und Verbänden für ihre Arbeit zu danken, sie zu weiterem Engagement zu motivieren, aber auch, um ein öffentliches Zeichen der Anerkennung zu setzen. Hierzu gehören neben Ehrenpreisen für Veranstaltungen und Auszeichnungen für erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler:

Ehrenplaketten für Förderer des Sports

Persönlichkeiten, die sich um den Sport in Berlin besonders verdient gemacht haben („Förderer des Sports”), werden für ihr Engagement mit der „Senatsehrenplakette“ nebst Urkunde ausgezeichnet. Im Berichtszeitraum erhielten 91 Personen diese Auszeichnung.

Aus gleichem Anlass kann aufgrund besonders herausragender Verdienste auch eine Ordensverleihung in Betracht kommen (Verdienstorden des Landes Berlin oder Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland).

Auszeichnungen für die beste Jugendarbeit in Vereinen

Vereine mit herausragender Jugendarbeit werden im Rahmen einer Feierstunde mit einer Urkunde ausgezeichnet und erhalten eine Sportmaterialspende in Höhe von 200 €.

Sonderehrung/Jubiläumsgaben an Turn- und Sportvereine

Turn- und Sportvereine erhalten bei Jubiläen auf Antrag eine finanzielle Zuwendung. Vereinen, die 100 Jahre und älter sind, kann auf Antrag die Sportplakette des Bundes- präsidenten verliehen werden.

4.9 Förderung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen im Sport

Der Weltrat für Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung (ICSSPE)

Sport ist ein globales Phänomen. Er hat Schnittstellen mit allen Bereichen der Gesellschaft, etwa mit der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Kultur und dem Gesundheitswesen. Allen Beteiligten bietet ICSSPE ein Forum, in dem aktuelle Entwicklungen im Sport diskutiert wer- den. Außerdem vertritt die Organisation die Interessen des Sports in verschiedenen interna- tionalen Organisationen, wie der UNESCO, den Vereinten Nationen und der Weltgesund- heitsorganisation. Sie kooperiert eng mit dem Internationalen Olympischen Komitee.

Der 1958 in Paris gegründete Weltrat für Sportwissenschaft und Leibes-/Körpererziehung – beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg registriert als International Council of Sport Science and Physical Education e. V. - ist die weltweit größte internationale multidisziplinäre

48 Organisation des Sports und der Sportwissenschaft. Seit dem Beginn der Präsidentschaft von Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper im Jahr 1997 befindet sich der Sitz der Geschäftsstelle in Berlin. Bis heute wuchs die Zahl der Mitglieder auf über 300, die regional und international miteinander kooperieren. Zu ihnen zählen die bedeutendsten internationalen und nationa- len Verbände und Institute, darunter Sportverbände wie der Internationale Leichtathletikver- band IAAF, der Internationale Fußballverband FIFA, der Internationale Basketballverband FIBA und der Internationale Tennisverband ITF. Zu den deutschen Mitgliedern gehören der Deutsche Olympische Sportbund, das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, die Deutsche Sporthochschule Köln und weitere Forschungs- und Lehrinstitute. Berlin ist damit zu einer Anlaufstelle für internationale Sport- und Sportwissenschaftsverbände geworden. 1999 fand in der Stadt der erste Weltgipfel zum Schulsport statt. Seit 2009 ist die britische Wissen- schaftlerin Margaret Talbot Präsidentin der Organisation. Zum Präsidium gehören u. a. auch der deutsche Sportwissenschaftler Herbert Haag sowie der Geschäftsführende Direktor der Organisation Detlef Dumon.

Als Dachverband von Organisationen des Sports und der Sportwissenschaft widmet sich ICSSPE auch den gesellschaftlichen Themen, die als Querschnittsaufgaben zu betrachten sind und nur schwer bzw. gar nicht aus einer einzigen Perspektive bearbeitet werden kön- nen. Im Sport betrifft dies u. a. das Phänomen Doping, dem aus rechtlicher, pädagogischer, medizinischer und ethischer Sicht zu begegnen ist. Daneben initiiert die Organisation Maß- nahmen, die ressortübergreifend sind, wie zum Beispiel die Förderung des Schulsports unter Berücksichtigung seiner Relevanz für Sportförderung, Entwicklung, Bildung und Ge- sundheit. Insofern bietet sich die Organisation für Beratungsaufgaben für Politik und Ver- waltung an. Vor diesem Hintergrund haben sowohl das Bundesministerium des Innern als auch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, 2009 Zielvereinbarungen mit ICSSPE unterzeichnet, zu denen Beratungsaufgaben der Organisation für beide Verwaltungen gehören.

Die Arbeit der Organisation wird finanziert durch Mitgliedsbeiträge, durch das IOC und durch Forschungsaufträge für Auftraggeber, wie zum Beispiel die UNESCO. Die Arbeit der Geschäftsstelle wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport, das Bundesministerium des Innern, Deutschland, von UK Sports/Youth Sport Trust, Groß- britannien und durch Mittel der Organisation.

Zuwendungshöhe des Landes Berlin Jahr Ausgaben in € 2006 140.000 2007 150.000 2008 146.000 2009 150.000 2010 150.000 2011 150.000 Gesamt 886.000

Sportmuseum Berlin

Das Sportmuseum Berlin ist mit seinen umfangreichen Sammlungen zur Geschichte der Bewegungskultur und des Sports in Berlin seit 1997 auf dem Gelände des Olympiaparks Berlin ansässig. Die Bestände des Museums reflektieren die Vielfalt des sportlichen Lebens, nehmen Bezug auf regionale, nationale und internationale Entwicklungstendenzen und spiegeln die internationale Ausstrahlungskraft der Sportstadt Berlin. 2005 konnten museumsgerecht ausgebaute Depots, Arbeits- und Nutzerräume im sog. Schwimmhaus am

49 Jahnhof bezogen werden. Alle Sammlungen des Museums mit Ausnahme der Großgeräte werden hier erstmals an einem Standort zusammengeführt. Den Nutzern stehen Bibliothek und Archiv, ein Lese- und Vorlageraum und ein Seminarraum zur Verfügung.

Das Museum hat jedoch bis heute noch immer keine eigenen Dauerausstellungsflächen. Auf provisorischen Ausstellungsflächen im Haus des Deutschen Sports (Lichthof und umlie- gende Räume) im Olympiapark Berlin zeigt es seit 2006 wechselnde Sonder- und Wander- ausstellungen. Expositionen zur jüdischen Sportkultur, zur deutschen Turngeschichte, zu verschiedenen Aspekten des Behindertensports, zum 70jährigen Jubiläum des ISTAF, über den bedeutenden Berliner Sportfotografen Heinrich von der Becke sowie eine außerge- wöhnliche Fotoausstellung über die Sportlegende waren hier u. a. zu sehen. Das Museum bietet Führungen in seinen Ausstellungsräumen und im Olympiapark Berlin sowie museumsspezifische Veranstaltungen (u. a. Depotführungen, Tage des offenen Denkmals) mit steigenden Besucherzahlen an. Seit 2008 begleitet das Museum im Rahmen seiner Möglichkeiten mit Sonderöffnungszeiten, spezifischen Führungsangeboten und/oder thematischen Sonder- und Wanderausstellungen Veranstaltungen anderer Nutzer des Olympiaparks Berlin bzw. des Kuppelsaales im Haus des Deutschen Sports (Hertha BSC - Sommerfeste, Fechtturnier „Weißer Bär). Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde eine Sonderausstellung unter dem Titel „Berlin – Story of Football“ veranstaltet. Die Finanzierung erfolgte aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie Berlin. Besonders er- folgreich gestaltete sich für das Museum die Beteiligung am Tag der offenen Tür im Olym- piapark Berlin 2009 (Osterprogramm) mit einem umfangreichen Führungs- und Informa- tionsprogramm im Haus des Deutschen Sports.

1995 war das Sportmuseum Berlin in die damals neu gegründete Stiftung Stadtmuseum Berlin integriert worden. Aufgrund der inhaltlich-konzeptionellen Neuausrichtung der Stif- tung Stadtmuseum Berlin und ihrer Konzentration auf die Standorte in Berlin-Mitte hat der Senat von Berlin am 15.12.2009 den Trägerwechsel des Sportmuseums Berlin und des Grünauer Wassersportmuseums zur Senatsverwaltung für Inneres und Sport beschlossen. Mit dem Senatsbeschluss wurde gleichzeitig entschieden, im Gebäudekomplex der Maifeld- tribünen am Glockenturm Dauerausstellungsflächen für das Museum auszubauen und an diesem Standort ein komplexes Ausstellungszentrum mit historischem Schwerpunkt zu schaffen.

Damit soll die Perspektive des Museums langfristig gesichert, seine Profilierung und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit gestärkt sowie seine wirtschaftliche Flexibilität erhöht werden.

AIMS-Marathon Museum of Running

Seit 1994 führt das Sportmuseum Berlin den zusätzlichen Namen „AIMS-Marathon Museums of Running“. Auf Initiative und unter Federführung des Förderervereins des Museums wurde seither in Zusammenarbeit mit der Association of International Marathons and Distance Races (AIMS), der Vereinigung German Road Races (GRR) und den Veranstaltern des Berlin-Marathon eine weltweit einzigartige Sammlung zur internationalen Laufsportgeschichte, insbesondere der großen Stadt-Marathon-Läufe und Straßenläufe, aufgebaut. 2007 entschied das Board der AIMS, künftig noch enger mit dem Museum zu kooperieren und das AIMS-Marathon Museum of Running auch finanziell zu fördern. Bis 2010 entstanden mehrere Wanderausstellungen zur Geschichte des Marathonlaufes und zum Aufbau des Laufmuseums, die bundesweit und im Ausland gezeigt wurden, sowie die permanente Präsentation im Lichthof des Hauses des Deutschen Sports im Olympiapark Berlin „2500 Jahre Marathon - Keep on Running“.

50 Grünauer Wassersportmuseum

Das 1990 gegründete Grünauer Wassersportmuseum hat seinen Standort im Bezirk Treptow-Köpenick an der Regattastrecke Grünau. Es präsentiert seine Sammlungen zur Geschichte des Wasserfahrsports in Berlin in einer permanenten Ausstellung im ehemali- gen Kassenhaus und im Tribünengebäude, die jeweils von April bis Oktober sowie für angemeldete Führungen ganzjährig geöffnet ist. Sonderausstellungen zum Saisonauftakt, Veranstaltungen und unterschiedliche museumspädagogische Angebote sind Kern der Öffentlichkeitsarbeit des Museums. Seit seinem Trägerwechsel zur Senatsverwaltung für Inneres und Sport im Frühjahr 2010 ist das Grünauer Wassersportmuseum Bestandteil des Sportmuseums Berlin.

5 Sportförderung durch weitere Verwaltungen

5.1 Der Regierende Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei

Der Regierende Bürgermeister von Berlin hat den Berliner Sport auch in den Jahren 2006 bis 2011 in vielfältiger Weise gefördert. So wurden u. a. im Berichtszeitraum 100 in Berlin stattfindende Sportveranstaltungen mit seiner Schirmherrschaft begleitet. Dazu zählen viele traditionelle sportliche Höhepunkte wie das Berliner Sechs-Tage-Rennen, die Laufveran- staltung 25 km von Berlin, die Tour de Berlin oder die Berlin Masters in der Rhythmischen Sportgymnastik. Darüber hinaus hat der Regierende Bürgermeister bei zahlreichen Sporter- eignissen von nationaler und internationaler Bedeutung die Aktiven und die Zuschauer mit schriftlichen Grußworten begrüßt. Dazu zählen z. B. die Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009, die Turn-Europameisterschaft Berlin 2011 und der alljährliche Berlin-Marathon.

Im Berichtszeitraum wurden im Bereich der Städtepartnerschaften des Landes Berlin viele Kontakte im Sportbereich eröffnet, gefördert und mitorganisiert. Folgende Veranstaltungen wurden von der Senatskanzlei ideell und durch Sachleistungen unterstützt:

Auf Initiative der Senatskanzlei hat der Berliner Fußballverband e. V. im Rahmen seiner internationalen Jugendarbeit im August 2005 ein Fußballturnier mit Jugendfußball- mannschaften des Jahrgangs 1992 aus Kopenhagen, Madrid und Seoul veranstaltet.

Im Rahmen der Städtepartnerschaften Berlin-Warschau und Berlin-Prag nahmen vom 1. bis 3. Oktober 2005 Jugendmannschaften des Schulsportverbandes Warschau und Prag am 45. Internationalen Jubiläums–“Werner-Seelenbinder-Gedenkturnier” im Hallenhandball der SG Empor Brandenburger Tor 1952 e. V. des Handball Verbandes Berlin in Berlin teil. Im Jahre 2006 wurde die polnische und tschechische Teilnahme im Rahmen des 46. Inter- nationalen Jubiläums-“Werner-Seelenbinder-Gedenkturnier” vom 29. September bis 3. Oktober 2006 wiederholt.

Im Jahre 2008 fand das 48. Internationalen Werner-Seelenbinder-Gedenkturnier in Berlin vom 17. bis 19. Oktober statt und durfte erneut eine polnische und tschechische Handball- Jugendmannschaft begrüßen.

Vom 16. bis 18. Oktober 2009 nahmen Handball-Jugendmannschaften aus Warschau, Prag, Peking, Wien, Bukarest, Trebič und Niederösterreich am 49. Internationalen “Werner- Seelenbinder-Gedenkturnier“ in Berlin teil.

Im WM-Jahr 2006 veranstaltete der Berliner Fußballverband ein Jugendfußballturnier mit Mannschaften aus den Berliner Partnerstädten London, Mexiko-Stadt, Moskau, Paris,

51 Peking, Tokio, Windhuk und Berlin. Damit waren im WM-Jahr Mannschaften aus allen Kontinenten eingebunden, in denen Berlin Partnerstädte hat.

Seit 2009 finden alljährlich Jugendsportspiele im Rahmen der Städteverbindung Berlin- Moskau statt. Sportlerinnen und Sportler treffen sich abwechselnd in Moskau und Berlin, lernen die Trainingsbedingungen und -möglichkeiten in der jeweiligen Partnerstadt kennen und messen sich in sportlichen Wettkämpfen.

Im August 2010 nahmen Jugendfußballmannschaften aus den Berliner Partnerstädten Istanbul, Moskau, Peking und Tokio sowie aus Wien am Internationalen Jugendfußballturnier des Berliner Fußball-Verbandes e. V. teil.

In den Jahren 2010 und 2011 fanden wieder die Internationalen Werner-Seelenbinder- Gedenkturniere in Berlin jeweils im Oktober statt. Erneut durfte Berlin eine polnische, ungarische und tschechische Handball-Jugendmannschaft begrüßen. Am Turnier 2010 nahm auch eine Mannschaft aufs der Partnerstadt Peking teil.

Bereits zum dritten Mal war 2011 eine Delegation des Ruderverbandes Peking aus der Berliner Partnerstadt vom 28. September bis 9. Oktober 2011 in Berlin zu Gast. Die Pekinger Gäste absolvierten gemeinsam mit den Berliner Ruderinnen und Ruderern Trainingseinheiten und haben am 8. Oktober 2011 an der 82. Internationalen Lang- streckenregatta „Quer durch Berlin: Voll das Leben“ teilgenommen.

In den Jahren 2008 und 2009 hat der Regierende Bürgermeister bei seinen ausländischen Amtskollegen für die 12. Leichtathletik Weltmeisterschaft in Berlin geworben und diese zu den Wettkämpfen im August 2009 eingeladen. Die Kollegen aus , Bern, Rio, Madrid,Tokio und der Ausrichterstadt der nächsten Leichtathletik WM (Korea) folgten der Einladung.

Mit Ehrungen und Empfängen würdigte der Regierende Bürgermeister – Senatskanzlei - im Berichtszeitraum Erfolge einzelner Sportlerinnen und Sportler sowie Berliner Mannschaften. Ein besonderes Augenmerk lag im Berichtszeitraum auf der Würdigung ehrenamtlichen Engagements. Mit dem Empfang für ehrenamtliche Sporthelfer, den der Regierende Bürgermeister alljährlich im Rathaus gibt, wird ein Zeichen der Anerkennung gesetzt. Die Sportstadt Berlin verdankt ihre vielfältigen Aktivitäten in den Vereinen ganz wesentlich den aktiven Berlinerinnen und Berlinern, die sich freiwillig und ehrenamtlich in ihrer Freizeit für Sport einsetzen.

Der Regierende Bürgermeister – Senatskanzlei – hat für repräsentative Aufgaben im Sportbereich im Berichtszeitraum – bei durchschnittlich 20 Repräsentationsanlässen p. a. – insgesamt 459.210 € aufgewendet. Nicht erfasst in den Beträgen sind vereinzelte, vom Regierenden Bürgermeister gestiftete Ehrenpreise im Rahmen von Sportveranstaltungen in Berlin.

Die Senatskanzlei hat im Berichtszeitraum verschiedene Veranstaltungen unterstützt, wie den Berlin-Marathon und andere Laufveranstaltungen. Dabei wurden Kontakte zu Geneh- migungsbehörden oder Kooperationspartnern hergestellt.

Einen besonderen Schwerpunkt haben die FIFA-Fussball-WM und die Leichtathletik-WM eingenommen. Bei diesen Veranstaltungen hat die Senatskanzlei dafür Sorge getragen, dass auch außerhalb des Sports mit diesen Ereignissen für Berlin geworben wurde.

Das FIFA-Fanfest 2006 wurde von der Senatskanzlei veranstaltet und mit den weiteren Veranstaltungen Dritter koordiniert.

52

5.2 Senatsverwaltung für Justiz

Die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz misst dem Sport, insbesondere im Berliner Justizvollzug einen hohen Stellenwert zu. Der Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung und fördert den Integrationsprozess von Inhaftierten.

Die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten verstärkt dabei insbesondere positive Verhaltensweisen, wie Teamgeist, Gemeinschaftsgefühl, Rücksichtnahme, Toleranz und Fairplay. Sport dient daneben auch der Gesundheitsförderung und dem Stressabbau.

Die besondere Bedeutung des Sports im Justizvollzug wird auch an der sehr hohen Inan- spruchnahme der Sportangebote deutlich. In der Jugendstrafanstalt Berlin wurden bei- spielsweise im Zeitraum 2006 bis 2011 im Durchschnitt pro Jahr rund 1.585 sportliche Maß- nahmen durchgeführt, an denen durchschnittlich 13 Insassen teilgenommen haben. Das entspricht rund 21.000 Einzelteilnahmen pro Jahr; in der Justizvollzugsanstalt waren es in dem genannten Zeitraum im Durchschnitt rund 12.500 Einzelteilnahmen pro Jahr.

Die Anstalten des geschlossenen Männer-, Frauen und Jugendvollzuges ermöglichen den Inhaftierten die Teilnahme an Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball, Basketball, Tischtennis, Softball-Tennis, Streetball, Lauftraining, Yoga, Qi Gong, Gymnastik sowie Fitness- und Krafttraining.

Trotz weiterhin zunehmender Sparzwänge bemühen sich die Justizvollzugsanstalten, regelmäßige Sportangebote unter Berücksichtigung der Fähigkeiten und Wünsche der Inhaftierten, aber auch vor dem Hintergrund der örtlichen und räumlichen Gegebenheiten der verschiedenen Justizvollzugsanstalten aufrechtzuerhalten.

In der Justizvollzugsanstalt Moabit wurde im Sommer 2006 eine umfangreiche Sanierung der Sportplatzfreianlage abgeschlossen; die dortige Ausstattung des Sportplatzes mit einem Kunstrasen ermöglicht nun auch bei ungünstigen Witterungsverhältnissen eine durchgän- gige Nutzung für Fußball und Volleyball. Darüber hinaus wurde 2008 mit dem Umbau eines großen Mehrzweckraumes eine weitere Möglichkeit für sportliche Aktivitäten geschaffen. Die hohe Bedeutung des Sports in einer von der Untersuchungshaft geprägten Anstalt wie der Justizvollzugsanstalt Moabit kann nunmehr in noch besserer Weise Rechnung getragen werden.

Im Bereich der Jugendstrafanstalt Berlin wurde mit Einführung des Berliner Jugendstrafvoll- zugsgesetzes zum 1. Januar 2008 das Sportangebot schrittweise deutlich erhöht. So wurde zum Beispiel neben den festen Bediensteten in der Sportabteilung ein weiterer Sport- pädagoge eingestellt, dessen Arbeitsschwerpunkt der Schul-, Therapie- und Gesundheits- sport sowie die Zugangsdiagnostik bilden. 2008 spendete der Deutsche Fußballbund der Jugendstrafanstalt Berlin ein sog. Mini-Fußballfeld mit Kunstrasen. Der Berliner Fußball- Verband ist nach wie vor Kooperationspartner und unterstützt die Fußballarbeitsgemein- schaft der Jugendstrafanstalt Berlin erfolgreich. Er leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Resozialisierung junger Menschen. Die Jugendstrafanstalt Berlin - wie viele andere Berliner Justizvollzugsanstalten auch - führt zudem regelmäßig diverse Turniere durch, bei denen die internen Anstaltssportmannschaften mit externen Gastmannschaften sportliche Wett- kämpfe austragen (z. B. Fußballwohltätigkeitsturnier, Aktionstag „Mini-Fußballplatz“, Tisch- tennismeisterschaft, Fußballhallencup, Streetball-Cup). Besonders erfolgreich wurde auch ein Fußballtraining der internen Fußball-AG mit der U 17-Mannschaft von Hertha BSC ab- gehalten. Dieses Training hat bei vielen Inhaftierten einen nachhaltigen Eindruck hinter- lassen. Auch die Zusammenarbeit mit der 1. staatlichen Fachschule für Sozialpädagogik besteht erfolgreich fort. Angehende Erzieherinnen und Erzieher initiieren dabei besondere

53 sportliche Aktivitäten, verbunden mit sozialen Trainingseinheiten.

Im Jahr 2011 nahm die Jugendstrafanstalt Berlin erstmalig an dem deutschlandweiten Projekt für Jugendstrafanstalten „Jugend bewegt sich über Grenzen“ teil. Die Wettkämpfe der Halbmarathon-Staffel fanden in der Jugendanstalt Regis-Breitlingen und der Jugend- strafanstalt Neustrelitz statt. Die Teilnehmer der Jugendstrafanstalt Berlin konnten dabei im Finale den 2. Platz erreichen.

In der Regel stehen für die Durchführung der sportlichen Aktivitäten in den Berliner Justizvollzugsanstalten hauptamtlich tätige, ausgebildete Sportübungsleiterinnen und -leiter zur Verfügung oder es werden auf Honorarbasis freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit entsprechender fachlicher Qualifikation tätig.

In den Justizvollzugsanstalten des offenen Vollzuges bestehen grundsätzlich ebenso Sport- möglichkeiten. So können hier Inhaftierte, neben den vorgehaltenen Sportmöglichkeiten, eigenverantwortlich eine Sporthalle anmieten und diese im Rahmen eines gewährten Son- derausganges nutzen. Der überwiegende Teil der dort untergebrachten Inhaftierten nutzt je- doch im Rahmen von Tagesausgängen oder Urlauben die Sportangebote außerhalb des Justizvollzuges.

In der Justizvollzugsanstalt für Frauen Berlin gibt es seit der Dezentralisierung auf vier Standorte wegen der örtlichen Gegebenheiten nur ein eingeschränktes Sportangebot. Es besteht aber in allen Bereichen des Frauenvollzuges die Möglichkeit zum Tischtennis und Fitnesstraining. Es stehen auch Geräte und Spielflächen für verschiedene Ballsportarten zur Verfügung. Die Freistundenhöfe werden von den Inhaftierten zum Joggen genutzt. Auf großes Interesse stoßen auch die Kursangebote in Entspannungstechniken, wie z. B. Yoga und Meditation sowie rhythmische Gymnastik.

In den letzten Jahren hat auch der Bedienstetensport an Bedeutung zugenommen. Der besonderen berufliche Belastung von Justizvollzugsbediensteten und die damit einher- gehende Gefahr von Gesundheitsbeeinträchtigungen muss durch geeignete und regel- mäßige sportliche Angebote entgegengetreten werden. In den Berliner Justizvollzugs- anstalten werden daher im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements geeignete sportliche Maßnahmen angeboten (insbesondere Laufgruppen, Cardio-Fitnessräume, Badminton und Gymnastik).

Bei den Gerichten, Strafverfolgungsbehörden und in der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz werden im Rahmen des Gesundheitsmanagements ebenso verschie- dene sportliche Aktivitäten angeboten. Schwerpunktmäßig haben sich dort verschiedene Laufgruppen gebildet, die je nach Neigung und sportlichen Fähigkeiten Walking, Nordic Walking und Jogging durchführen. In der Senatsverwaltung für Justiz und Verbrau- cherschutz besteht darüber hinaus regelmäßig das Angebot einer besonderen Rücken- gymnastik, eines Pilates- und Thai-Chi-Kurses.

5.3 Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung

Hochschulsport

Die Entwicklungen des Hochschulsports im Berichtszeitraum machen deutlich, dass der Hochschulsport in Berlin zu einem wichtigen Standortfaktor der Hochschulen und damit des Wissensstandortes Berlin geworden ist. Mit seinem vielfältigen breitensportlich ausgerichte- ten Sport- und Bewegungsprogramm für alle Hochschulangehörigen, der Durchführung nationaler und internationaler Wettkämpfe und der Brückenkopffunktion für die Unterstüt- zung der studierenden Spitzensportlerinnen und -sportler verbindet er in seinem Hand-

54 lungsfeld die Sportmetropole Berlin mit dem Wissensstandort Berlin.

Dem signifikant gewachsenen und komplexer gewordenen Aufgabenspektrum stehen eine zurückgefahrene personelle Ausstattung, eine gleich gebliebene oder verminderte finan- zielle Unterstützung und unzureichend vorhandene hochschuleigene Sportstätten gegen- über. Der Hochschulsport hat die damit verbundenen Herausforderungen angenommen und seine Leistungsfähigkeit sogar noch gesteigert. Dies war nur durch die erhöhte Refi- nanzierung aus selbst erwirtschafteten Mitteln und den überdurchschnittlichen Einsatz der im Hochschulsport Tätigen möglich. Um das erzielte Niveau zu halten und im Vergleich zu anderen Bundesländern konkurrenzfähig zu bleiben, bedarf es mindestens einer Sicherung des Status quo und auf dieser Basis vermehrter Anstrengungen, die hochschuleigene Sportstättensituation zu verbessern. Damit schließt sich der Kreis auch zu den im „Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ ausgeführten Maßnahmen zur Umsetzung der auf den Hoch- schulsport bezogenen operativen Ziele.

Der Hochschulsport ist an den Berliner Hochschulen die größte kulturelle und soziale Einrichtung, der zentrale Anbieter sportlich-kultureller Angebote und damit ein wichtiger Identifikationsträger für die Hochschulen.

Die Zentraleinrichtungen Hochschulsport an den Berliner Hochschulen sind eine gesetzlich verankerte Aufgabe und erbringen mit ihren Angeboten eine Dienstleistung für die Hoch- schulen. Der Hochschulsport in Berlin ist kein reiner Studierendensport, sondern richtet sich neben der mit Abstand größten Zielgruppe der Studierenden auch an die Beschäftigten der Hochschulen. In Zahlen verdeutlicht heißt dies: In 2009 versorgte der Hochschulsport in Berlin ca. 135.000 Studierende und mehr als 40.000 Beschäftigte. Insgesamt umfasste die Zielgruppe des Berliner Hochschulsports somit über 175.000 Menschen.

Alle Zentraleinrichtungen Hochschulsport sind mit hauptamtlichem Personal ausgestattet. Die grundsätzliche Struktur sieht eine Leitung, Sportlehrerinnen und Sportlehrer sowie technisches und Verwaltungs-Personal vor. Der Umfang der personellen Ausstattung hängt von der Größe der Hochschulen, ihren Soll-Stellenvorgaben und davon ab, ob und in welchem Umfang hochschuleigene Sportstätten vorhanden sind.

Zur Organisationsform des Hochschulsports in Berlin gehört seit den 1970er Jahren auch der Koordinationsausschuss für den Hochschulsport. In ihm sind vertragsgemäß alle staat- lichen sowie einige konfessionelle und private Berliner Hochschulen vertreten, auch wenn sie kein eigenes Sportangebot bereitstellen. Als sog. Nichtanbieterhochschulen leisten sie einen finanziellen Beitrag, damit die Anbieterhochschulen ein entsprechendes Angebot für alle Hochschulmitglieder vorhalten können. Bewährt hat sich auch die Einrichtung der Wettkampfgemeinschaft (WG) Berlin. Sie setzt sich aus FU, HU, TU und HWR zusammen und wurde Ende 2005 mit dem Ziel gegründet, personelle und finanzielle Ressourcen im Wettkampfsport zu bündeln.

In der Vertretung der Interessen des Hochschulsports nach außen standen im Berichts- zeitraum die Verhandlungen mit den Berliner Bäderbetrieben (BBB) und mit der Senats- verwaltung für Inneres und Sport (SenInnSport) um die Nutzungsbedingungen der Schwimmbäder bzw. der kommunalen Sportanlagen für den Hochschulsport sowie die Mitarbeit in der AG „Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ im Vordergrund.

Über den Koordinationsausschuss für den Berliner Hochschulsport hinaus sind die Anbie- terhochschulen Mitglied im Studentensportverband Berlin e. V. (SSVB), der Träger des gemeinsamen studentischen Wettkampfsports in Berlin ist, für seine Mitglieder Meister- schaften und andere Wettkämpfe veranstaltet und die Mitgliedshochschulen bei der Durch- führung ihrer originären Aufgaben unterstützt .

55 Im Jahr 2009 umfasste das Sport- und Bewegungsangebot der Anbieterhochschulen pro Semester zwischen 2.500 (Wintersemester) und 3.400 Kursen (Sommersemester), für die über 1.100 Lehrkräfte eingesetzt wurden. Die Buchungen belaufen sich auf bis zu 54.000 Kursanmeldungen pro Semester. Hinzu kommen zwischen 4.500 (Wintersemester) und 5.600 (Sommersemester) Buchungen im so genannten freien Spiel- und Turnierbetrieb, der vor allem in den Sportspielen, im Badminton und Tennis stattfindet.

Der bereits im letzten Bericht angesprochene Personalabbau hat sich im aktuellen Berichtszeitraum vor allem im Bereich der Sportlehrerinnen und -lehrer fortgesetzt. Auch die Sportstättensituation hat sich nicht grundlegend verändert. Nachdem der HU im vergan- genen Berichtszeitraum die Sporthalle an der Chausseestraße ersatzlos gestrichen worden war, gelang es im Wintersemester 2008/09, zwei Kursräume à 100 m² in der Sporthalle am Weidendamm auszubauen, finanziert durch die Technische Abteilung und den Hochschul- sport. Dadurch konnte zumindest ein Teil des Gymnastik- und Gesundheitsangebots abgedeckt werden. An der TU wurde 2007 mit dem Umbau von Räumen in der Dovestraße als Ersatz für die Sporträume in der Franklinstraße begonnen, die 2008 in Betrieb genommen werden konnten. Demgegenüber fiel für den Hochschulsport der HTW mit dem Wintersemester 2006/07 die Sporthalle Warschauer Platz weg. Dies bedeutete den Ausfall von 20 Veranstaltungen mit ca. 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Aufgrund der unzureichend vorhandenen hochschuleigenen Sportstätten hat die Nutzung der kommunalen Sportanlagen für den Hochschulsport in Berlin eine existentielle Bedeu- tung. Vor diesem Hintergrund stellte die Überarbeitung der Sportanlagennutzungsver- ordnung (SPAN) eine besondere Herausforderung für die Beteiligten dar. Denn während die Zentraleinrichtungen Hochschulsport bisher als Mitglied des SSVB die kommunalen Sport- anlagen entgeltfrei nutzen konnten, war diese Regelung nach Meinung des Rechnungs- hofes nicht mehr aufrecht zu erhalten. Nach langwierigen Verhandlungen wurde schließlich ein gesonderter Passus zum Hochschulsport in die SPAN aufgenommen, der sicher stellt, dass der Hochschulsport auch in Zukunft für die Hochschulangehörigen die kommunalen Sportanlagen entgeltfrei in Anspruch nehmen kann.

Das Ergebnis der Verhandlungen mit den BBB war, dass der Hochschulsport als nicht förderungswürdige Sportorganisation für die Nutzung von Schwimmbadzeiten in Zukunft Entgelte zahlen muss. Eine entgeltfreie Nutzung wäre nur über den Weg einer Vereins- gründung auf Seiten des Hochschulsports möglich gewesen. Da der Hochschulsport diesen Schritt aus organisatorischen, strukturellen und inhaltlichen Gründen ablehnt, führt das o. g. Ergebnis aus Kostengründen zu einer weitgehenden Streichung der Hochschulsportange- bote im Schwimmen und im Aquasport.

In der Finanzierung des Hochschulsports haben die selbst erwirtschafteten Einnahmen durch Entgelte der Teilnehmenden inzwischen eine Existenz sichernde Bedeutung. Die Höhe des Entgelts unterscheidet sich von Angebot zu Angebot, orientiert sich am Prinzip der Kostendeckung und wird nach drei Statusgruppen (Studierende, Beschäftigte, Externe) unterschieden. Gemeinsam für alle Hochschulsporteinrichtungen ist, dass die Hochschulen jeweils das hauptamtliche Personal bereitstellen, die damit verbundenen Kosten teilweise oder vollständig finanzieren und für den Unterhalt der hochschuleigenen Sportstätten, so vorhanden, aufkommen. Während in vielen Bundesländern Teile des Hochschulsportange- bots nach wie vor entgeltfrei angeboten werden und dies ein Profilmerkmal der Hochschule bzw. des Hochschulsports ist, gilt für den Hochschulsport in Berlin eine flächendeckende Entgeltpflicht. Der Umfang der Eigen- bzw. Refinanzierung nimmt dabei beständig zu. So liegt der Anteil der Entgelte an den Gesamtausgaben des Hochschulsports einschließlich der Kosten für das hauptamtliche Personal aktuell zwischen 60 und 85 %.

Die Aufgaben des Hochschulsports, ihre Anforderungen und Komplexität haben im Laufe der letzten zehn Jahre eine signifikante Ausweitung erfahren und bewegen sich sowohl

56 qualitativ als auch quantitativ auf einem hohen Niveau. Sie reichen von einem sehr viel- fältigen Sport- und Bewegungsangebot mit den dazugehörigen Service- und Beratungslei- stungen über Personal- und Organisationsentwicklung, Sportstättenmanagement und –ent- wicklung, Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu sportlich-kulturellen Events sowie regionalen, nationalen und internationalen Wettkampfveranstaltungen.

So richtet die FU z. B. jährlich Mitternachtsturniere im Basketball und Volleyball und den Tanzball des Hochschulsports aus. Die HU organisierte erstmals in 2008 ein Hafenfest in ihrem Wassersportzentrum in Alt-Schmöckwitz, zu dem rund 800 Hochschulangehörige kamen, um das umfangreiche Wassersportangebot kennen zu lernen. Die TU lud 2009 zur ersten TU-Sportshow „Jede Woche um die Welt“ ein, gestaltet von über 200 Aktiven aus den Breitensportkursen. Die Beuth-Hochschule führt seit 2008 jährlich einen themenspezifi- schen Workshop „Studierende Spitzensportlerinnen und -sportler erfolgreich nach London 2012“ durch. Er richtet sich an Leistungs- und Spitzensportlerinnen und -sportler und hat die Optimierung der sportlichen und studienbezogenen Betreuungssysteme zum Ziel. Fest verankert ist der Hochschulsport im betrieblichen Gesundheitsmanagement bzw. in der Gesundheitsförderung der Hochschulen, indem er entsprechende Kurse anbietet und/oder die Gesundheitstage der Hochschule maßgeblich mitgestaltet und organisiert.

In Verbindung mit der Eingangs genannten intensivierten Kooperation zwischen den Anbieterhochschulen steht die hochschulübergreifende Ausrichtung von Veranstaltungen, wie z. B. 2007 das Uni-Breiten-Sport-Tanzturnier von FU, HU und TU mit rund 500 Teilneh- menden oder der seit 2007 jährlich stattfindende Tagesspiegel-Segelcup, ebenfalls von den drei großen Universitäten in Zusammenarbeit mit dem Tagesspiegel ausgerichtet. Die enge Zusammenarbeit der FU mit dem Behindertensportverband zur Übungsleiter/innen-Aus- bildung, der HU mit der Klinik für physikalische Medizin und Rehabilitation für das Rückenfit-Projekt und der TU mit der Berliner Sportjugend als Einsatzstelle für das Freiwillige Soziale Jahr sind Beispiele für gemeinsame Projekte mit externen Partnern.

Neben der Organisation und Planung, Durchführung und Evaluierung des breitensportlich orientierten Sport- und Bewegungsangebots für alle Hochschulangehörigen hat sich der nationale und internationale Wettkampfsport der Studierenden als ein unverzichtbares, sportbezogenes Aufgabenfeld im Berliner Hochschulsport etabliert. So richten die Mitglieds- hochschulen des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes (adh) FU, HU, TU, HWR und Beuth-Hochschule Vor-, Zwischen- und Endrunden zu den Deutschen Hoch- schulmeisterschaften aus und beschicken diese mit Athletinnen und Athleten. Neben den Qualifikationsturnieren in diversen Sportarten zählten im Berichtszeitraum zu den beson- deren Highlights z. B. die Organisation der „adh open“ im Inline Hockey durch die FU, die dreimalige Ausrichtung der IDHM Bogenschießen durch die TU und die Durchführung der Berliner Hochschulmeisterschaften im Beach-Volleyball mit 230 Teams durch die HTW. Hervorzuheben ist des Weiteren die Teilnahme der WG Berlin an den Europäischen Studie- rendenmeisterschaften Rudern (2007 in Girona), Rugby (2008 und 2009 in Rom bzw. Bristol) und Beachvolleyball (2009 in Gydnia) mit dem Gewinn einer Goldmedaille (Rudern, Frauen-Vierer mit Steuerfrau), einer Bronzemedaille (Rudern, Frauen-Zweier mit Steuer- frau) und weiteren hervorragenden Platzierungen.

Während es im nationalen und internationalen Studierendensport um die Ausrichtung und Beschickung der Wettkampfveranstaltungen geht, liegt bei der dualen Karriere studierender Spitzensportlerinnen und -sportlern der Fokus auf den Sportlerinnen und Sportlern selbst. Insgesamt neun Berliner Hochschulen haben Kooperationsverträge zur Förderung ihrer studierenden Spitzensportlerinnen und -sportler unterzeichnet: HTW (2001), Beuth-Hoch- schule (2002), HU (2002), HWR (2004), TU (2005), FU (2007), Charité Universitätsmedizin Berlin (2007), Hochschule für Gesundheit und Sport (2008), Internationale Hochschule für exekutives Management (2009). Die Verträge von HU und TU sind Teil des „adh“-Projekts „Partnerhochschule des Spitzensports“, deren Kooperationspartner der Olympiastützpunkt

57 (OSP) Berlin und das Studierendenwerk Berlin e. V. sind. Alle anderen Hochschulen haben bilaterale Verträge mit dem OSP Berlin abgeschlossen.

Zielgruppe der Kooperationsvereinbarungen sind die Bundeskader A - C in den olym- pischen Schwerpunktsportarten des OSP Berlin. Zielsetzung ist es, den Athletinnen und Athleten parallel zum Spitzensport eine akademische Ausbildung zu ermöglichen und den sportbedingten Nachteil durch ein vielfältiges Bündel an Unterstützungsmaßnahmen auszu- gleichen und damit eine individuell zugeschnittene Flexibilisierung des Studiums zu eröff- nen. Eine weitere Besonderheit der Kooperation ist das 2009 ins Leben gerufene Über- gangsmanagement zwischen den Eliteschulen des Sports und den Hochschulen. Insge- samt betreuen die Hochschulen 115 Bundeskader A - C: HU (53), Beuth-Hochschule (21), TU (16), FHW/HWR (8), H:G (6), FU (4), Charité (3), HTW (3), IHB (1). Dies entspricht 18,4 % aller Berliner Kaderathletinnen und -athleten.

Besonders hervorzuheben im Kontext dieses Berichts ist, dass an fünf der neun Hoch- schulen die federführende Projektleitung, hochschulinterne Koordination sowie Kooperation mit dem OSP bei der Zentraleinrichtung Hochschulsport liegt, nämlich an FU, HU, TU, HTW und Beuth-Hochschule. Diese betreuten 97 der o. g. 115 Sportlerinnen und Sportler. Darüber hinaus unterstützten die Hochschulen im Sinne einer freiwilligen Leistung und Selbstverpflichtung in 2009 noch 66 Spitzensportlerinnen und -sportler aus nicht-olympi- schen Sportarten, davon 32 an der HU und 26 an der Beuth Hochschule.

Die Bedeutung und Wertschätzung dieser Arbeit an den Berliner Hochschulen findet unter anderem darin ihren Ausdruck, dass die Beuth-Hochschule 2007 der erste Preisträger der vom DOSB ausgelobten Auszeichnung „Hochschule des Spitzensports“ wurde. 2008 belegte die HU, 2009 die TU den zweiten Platz. Der Erfolg der studierenden Spitzensport- lerinnen und -sportler und damit auch die gelungene Betreuung der dualen Karriere durch OSP und Hochschulen lassen sich beispielhaft an den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking dokumentieren: 21 (= 37,5 %) von 56 Berliner Olympiateilnehmerinnen und –teil- nehmern waren Studierende an Berliner Hochschulen: 11 Beuth-Hochschule, 7 HWR, 4 HU, je 2 FU und TU. Sie errangen 3 Goldmedaillen (Britta Steffen (Beuth-Hochschule), Lena Schöneborn (HWR), eine Bronzemedaille (Ditte Kotzian/HU) und hervorragende weitere Platzierungen. Außerdem nahmen eine Sportlerin und ein Sportler an den Paralympics teil. Neben herausragenden Platzierungen war ein Ergebnis die Silbermedaille von Thomas Grimm (HU).

Schulsport

Schulsport hat einen speziellen pädagogischen Auftrag. Erziehung zum Sport und Erziehung durch Sport sollen sich vielfältig ergänzen. Dazu gehört, dass den Schülerinnen und Schülern neben einer hohen Qualität des verpflichtenden dreistündigen Sportunter- richts auch vielfältige Bewegungs- und Sportaktivitäten im außerunterrichtlichen Bereich für ihre individuelle Entwicklung angeboten werden.

Sport ist ein wesentlicher Teil von Bildung und unverzichtbarer Bestandteil des Fächer- kanons der Berliner Schule. Das spiegelt sich nicht nur in der Stundentafel wider, wo Berlin als eines der wenigen Länder durchgängig von Klasse 1 bis 10 drei Stunden Sportunterricht verpflichtend vorschreibt, sondern gilt insgesamt für den Schulsport. Er leistet einen spezifi- schen und nicht austauschbaren Beitrag zur Bildung. Er fördert die gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und schafft soziale Erfahrungen und Bindungen bei den Schü- lerinnen und Schülern, die sich positiv auf ihre zukünftige Lebensgestaltung auswirken.

Der Sportunterricht beeinflusst die individuelle Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler positiv und fördert die Entwicklung des Leistungswillens, der Anstrengungs- und Risikobereitschaft. Außerdem wird durch das Streben nach der persönlichen

58 Bestleistung und das Erkennen individueller Leistungssteigerung gleichzeitig ein stabiles Selbstwertgefühl herausgebildet und Bewegungs-, Spiel- und Wettkampffreude gewonnen.

Der Schulsport bietet ein ergiebiges Feld für soziales Lernen, Hilfsbereitschaft und Rück- sichtnahme. Fairness und mitverantwortliches Handeln werden herausgebildet. Über den Schulsport sollen Einstellungen zur gesunden Lebensführung und Erkenntnisse eines gesundheitsfördernden Trainings gewonnen werden. Die Schülerinnen und Schüler erfah- ren Möglichkeiten einer sinnvollen Freizeitgestaltung. Schulsport will sportliche Handlungs- kompetenz vermitteln, Selbstbestätigung durch Leistungserlebnisse ermöglichen und zu lebenslangem Sporttreiben motivieren. Neben seiner gesundheitspräventiven Zielsetzung will Schulsport an Werte und Normen wie Fairplay, Kameradschaft und Toleranz heranfüh- ren und damit einen Beitrag zu partnerschaftlichem und demokratischem Handeln und zum Abbau von Ressentiments gegenüber Randgruppen leisten. Dies gilt auch für eine weitere Integration von behinderten Schülerinnen und Schülern im Schulsport.

Zahlreiche aktuelle Studien (u. a. SPRINT-Studie 2006, Zweiter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht 2008) haben die Bedeutung eines qualifizierten Schulsports für die ganzheitliche Entwicklung der Schülerinnen und Schüler nachgewiesen.

In Berlin wird konstruktiv an der Umsetzung der „Gemeinsamen Handlungsempfehlungen der Kultusministerkonferenz und des Deutschen Olympischen Sportbundes zur Weiter- entwicklung des Schulsports“ vom 20.09.2007 und der damit im Zusammenhang stehenden Qualitätssicherung des Schulsports gearbeitet.

Die Umsetzung der anerkannt bedeutsamen und vielfältigen Perspektiven des Schulsports erfordert, dass die Einbeziehung von Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten bei der Profilbildung von Schulen verstärkt berücksichtigt werden muss. Dabei geht es sowohl um die Förderung leistungsschwacher als auch um die Sichtung besonders talentierter und sportinteressierter Schülerinnen und Schüler.

Dazu müssen die positiven Erfahrungen mit den an vielen Schulen bestehenden Koope- rationsformen zwischen „Schulen und Sportvereinen/-verbänden“ stärker genutzt werden als bisher. Es sollte der Schule obliegen, sich unter Einsatz überprüfbarer Kriterien an der Auswahl externer Kooperationspartner im Bewegungs-, Sport- und Gesundheitsbereich aktiv zu beteiligen. Diese Verantwortung bezieht sich auf die Qualitätssicherung von Sport- und Bewegungsangeboten durch externe Kooperationspartner sowie auf die Abstimmung ihrer Inhalte und grundlegenden sportpädagogischen Ausrichtung mit curricularen und schulinternen Vorgaben.

Trotz vielfältig angestrebter Kooperationsbeziehungen bleibt der verpflichtende dreistündige Sportunterricht Kernelement des Schulsports in Berlin.

Entgegen der Tendenz in einigen Bundesländern, den Sportunterricht zu kürzen, werden in Berlin weiterhin an den Grundschulen (Klasse 1 bis 6) und im Sekundarbereich I (Klassen 7 bis 10 aller Schularten) grundsätzlich drei Pflichtstunden Sport pro Woche erteilt. Dies gilt im Grundsatz auch für Schulen mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkt. Im Sekun- darbereich II (gymnasiale Oberstufe) gehören zwei Wochenstunden Sport zum Pflicht- programm der Schulen.

Über den Pflichtunterricht hinaus gibt es für die Berliner Schülerinnen und Schüler eine Vielzahl zusätzlicher Sportangebote, wobei besonders die Grundschulen mit sportbetonten Zügen in den letzten Jahren bundesweite Aufmerksamkeit erhalten haben.

59 Zusätzliche Sportunterrichtsangebote

Grundschulen mit sportbetonten Zügen sind eingerichtet worden, um sportlich interessier- ten Kindern eine Möglichkeit zur Entfaltung ihres Talents zu geben. Sie haben sich in den letzten Jahren besonders als ein Ansatz zur Umsetzung einer „Bewegten Grundschule“ mit einer täglichen Bewegungszeit entwickelt. Die didaktisch-methodische Konzeption des Sportunterrichts soll in besonderem Maß den modernen Erkenntnissen der Sportpädagogik und Sportwissenschaft entsprechen. Als besondere Kriterien können dabei herausgestellt werden:

 Grundschulen mit sportbetonten Zügen sind offen für Schülerinnen und Schüler des Bezirkes, ggf. auch für Schülerinnen und Schüler anderer Bezirke.  Neben dem obligatorischen dreistündigen Sportunterricht ist ein zusätzlicher Ergän- zungsunterricht einzurichten. Durch die Erweiterung der Stundentafel ist ein vielfältiges Sport- und Bewegungsangebot möglich, das durch Kooperationsmaßnahmen mit Sport- vereinen ergänzt und profiliert wird.  Der Sportunterricht in den Klassen mit sportbetonten Zügen wird von Fachlehrern und Fachlehrerinnen erteilt.  Die Grundschulen mit sportbetonten Zügen nehmen in verstärktem Maß an bezirklichen und überbezirklichen Wettkämpfen teil.  Die materiellen Rahmenbedingungen an den Schulen sollen besonders bei der Umsetzung eines bewegungsbetonten Schullebens helfen.

Zur Ganztagsbetreuung in der Sekundarstufe erhalten die Schulen in Abhängigkeit von der Form der Ganztagsbetreuung (gebundene, teilgebundene bzw. offene Ganztagsbetreuung) je 400 Schülerinnen und Schüler von 1,5 bis zu 3,5 Stellen (Erzieherinnen und Erzieher/Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter).

Das Konzept der Sportbetonung an Grundschulen in Berlin ist in der Zeit von 2001 bis 2004 durch das Institut für Sportwissenschaft an der Humboldt-Universität wissenschaftlich be- gleitet worden. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Begleitung liegen in Form einer Habilitationsschrift mit dem Thema „Schulsportqualität durch Profilbildung“ vor. Sie bestätigt die Notwendigkeit und die positiven Ergebnisse der Einrichtung einer solchen Profilbildung an den Grundschulen in Berlin, stellt die Einmaligkeit im bundesweiten Vergleich heraus und gibt konkrete Handlungsempfehlungen für die Umsetzung an den Schulen.

Aber auch in der Sekundarstufe I wird in allen Schularten zusätzlich zum verpflichtenden Sportunterricht berlinweit Sport im Wahlpflichtbereich angeboten. 9.000 Schülerinnen und Schüler im Oberschulbereich erhalten im Schuljahr 2010/11 zusätzliche sportunterrichtliche Angebote.

Der außerunterrichtliche Schulsport bildet - neben dem verpflichtenden dreistündigen Sport- unterricht - die „Zweite Säule des Schulsports“.

Schulsportliche Angebote für alle Schüler/innen – Zusammenarbeit Schule und Verein

Schule als Lern- und Lebensort verknüpft Bildung und Betreuung mit Freizeitgestaltung und außerschulischen Aktivitäten. Dies gilt insbesondere im ganztätigen Schulbetrieb. Sport und Bewegung sind ein elementarer Bestandteil des Bildungsangebots und der Freizeitgestal- tung und bedürfen im ganztägigen Schulbetrieb besonderer Aufmerksamkeit. Sie fördern die gesunde Entwicklung der Kinder und Jugendlichen und schaffen soziale Erfahrungen und Bindungen bei ihnen, die sich positiv auf ihre zukünftige Lebensgestaltung auswirken.

60 Mit Hilfe von vielfältigen Sport- und Bewegungsangeboten für alle Schülerinnen und Schüler besteht die Möglichkeit, den Bewegungsdefiziten und den im städtischen Raum vorhandenen Einschränkungen bezüglich der Bewegungsräume entgegenzuwirken.

Die Ganztagsschule bietet Chancen, Bewegung und Sport zusätzlich zum dreistündigen Sportunterricht an den Schulen intensiver zu verankern. Rhythmisierung und Gestaltung des Schulalltages mit Bewegung, Spiel und Sport müssen dabei zu einem durchgängigen Prinzip entwickelt werden.

Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote sind so zu organisieren, dass sich der Sportunterricht und Bewegungszeiten außerhalb des Unterrichts sinnvoll ergänzen.

Mit der Einrichtung von Sportarbeitsgemeinschaften für sportlich interessierte Schülerinnen und Schüler, der Konzipierung von Sport- und Bewegungsangeboten für heterogene Schülergruppen und der bewegungsfreundlichen Gestaltung des Schulalltags gibt es viel- fältige zusätzliche Angebote zum wöchentlich obligatorischen dreistündigen Sportunterricht an den Berliner Schulen.

Im Schulgesetz sind die Voraussetzungen dafür geschaffen worden, zusätzliche sportliche Aktivitäten und Angebote im Ganztagsbetrieb der Schulen zu entwickeln und kompetente Partner in diesen Prozess einzubinden. Die Gestaltung von Bewegungs-, Spiel- und Sport- angeboten an Schulen gelingt am besten in der Zusammenarbeit der Schulen mit erfah- renen Partnern – den Sportorganisationen, Sportvereinen und sonstigen kompetenten Sportanbietern.

Auf der Grundlage folgender Vereinbarungen können die Kooperationen zwischen den Schulen und den Sportvereinen und -verbänden geregelt werden:

 Vereinbarung zwischen der Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport und dem Landessportbund über die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schule und Sportverein/-verband im Land Berlin vom 27. August 1993 (Kooperationsprogramm 1993)

 Rahmenvereinbarung zwischen der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport des Landes Berlin und dem Landessportbund Berlin e. V., der Sportjugend Berlin über die Zusammenarbeit von Schulen und Sportorganisationen in der Ganztagsbetreuung von Schülerinnen und Schülern vom 4. März 2004 (Rahmenvereinbarung Ganztagsbetreuung 2004)

 Vereinbarung zur Beteiligung von Sportorganisationen bei der Durchführung des Ganztagsbetriebes in der Sekundarstufe I vom 22. April 2010 (Vereinbarung Ganztagsbetrieb Sek I 2010)

Der Kooperationsvertrag 1993 bildet nach wie vor die Grundlage für die Kooperationsbezie- hungen zwischen Schulen und Sportvereinen und Sportverbänden, besonders im Grund- schulbereich. Das Kooperationsprogramm „Schule/Verein/Verband“ wird von der Senats- verwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft gefördert und von der Sportjugend Berlin umgesetzt und verwaltet. Bis 2007 standen für das Programm 340.866 € zur Verfügung, ab 2008 wurden die Mittel um 100.000 € erhöht.

Folgende Kooperationsschwerpunkte werden damit unterstützt:

 Allgemeine Bewegungs- und Sportangebote

Darunter fällt ein breites Spektrum von Angeboten im Wettkampf-, Breiten- und

61 Freizeitsport in den unterschiedlichen Sportarten. Es können Schnupperkurse zum Erlernen neuer Sportarten, regelmäßige Sportarbeitsgemeinschaften, Sportkurse für leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler, Sportangebote für Mädchen, Trend- sportarten oder Sportangebote zur gesundheitlichen Prävention offeriert werden. Der Phantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Angebote sind jedoch nach- haltig und kontinuierlich mindestens einmal in der Woche und mindestens für ein Schul- jahr durchzuführen.

 Talentsuche und Talentförderung im Nachwuchsleistungssport

Im Mittelpunkt dieses Programmteils steht eine vielseitige motorische Förderung, die zum Teil in eine sportartspezifische Grundausbildung und ein Grundlagentraining auf Basis der Rahmentrainingspläne der jeweiligen Sportfachverbände übergehen kann. Zur Förderung der Nachwuchsentwicklung von Schülerinnen und Schülern können in den „Schwerpunktsportarten“ so genannte „Talentnester“ gebildet werden. In den Talent- nestern werden talentierte Schülerinnen und Schüler in einer allgemeinen, sportartüber- greifenden bzw. auch bereits sportartspezifischen Grundlagenausbildung für das Training in einer Sportart vorbereitet. Die Maßnahmen sollen kontinuierlich bis zu zweimal in der Woche durchgeführt werden.

 Sportorientierte Sonderprojekte

Sonderprojekte sollen im Hinblick auf bestimmte Problemlagen, Themen und Schwer- punkte den Schul- und Vereinssport unterstützen. Im Zentrum der Zusammenarbeit können zum Beispiel sportorientierte Projekte der Gewaltprävention oder sozialen Inte- gration, die Förderung von Sozialkompetenz oder ein Modellprojekt zu Bewegung und gesunder Ernährung stehen. Die Projekte sollen gemeinsam von der Sportorganisation und der Schule entwickelt werden. Diese Projekte erhalten eine zeitlich begrenzte Unterstützung.

Der Erfolg des Kooperationsprogramms lässt sich an der Statistik ablesen. Das Gesamt- ergebnis zeigt, dass der Zuspruch nach wie vor sehr groß ist. Jährlich gibt es aber auch eine Vielzahl von Anträgen, die auf Grund der vorhandenen Haushaltssituation nicht realisiert werden können.

2006 2007 2008 2009 2010 2011

Maßnahmen 485 489 660 730 712 749

Beteiligte Schulen 279 263 314 330 312 316 Beteiligte Sportvereine/verbände 175 175 204 210 195 197

Bei der bezirklichen Übersicht der Kooperationsmaßnahmen fällt auf, dass nach wie vor ein größeres Ungleichgewicht zwischen den einzelnen Bezirken besteht. Ursachen dafür liegen sowohl in „Leistungsfähigkeit“ von Sportvereinen, den Schulen in den Zeiten des Ganztages (bis 16.00 Uhr) Kooperationen anzubieten als auch an der vorhandenen Sportstättensituation in den Bezirken.

62 Bewegungs- Talent- Sonder- Sportvereine und -verbände Bezirk Gesamt angebote suche projekte Charlottenburg-Wilmersdorf 55 2 1 58 Gesamt: 197 Friedrichshain-Kreuzberg 27 5 1 33 Verbände 3 Lichtenberg 52 20 1 73 Vereine 194 Marzahn-Hellersdorf 54 12 0 66 Mitte 51 3 0 54 Sportarten / Bewegungsangebote Neukölln 27 2 0 29 Pankow 138 25 0 163 Gesamt: 61 Reinickendorf 44 9 1 54 Spandau 32 4 1 37 Schulen Steglitz-Zehlendorf 67 4 2 73 Tempelhof-Schöneberg 34 1 1 36 Gesamt: 316 Treptow-Köpenick 55 16 1 72 davon Grundschulen: 285 Bezirksübergreifend 0 0 1 1 davon Oberschulen: 31 Gesamt 636 103 10 749

Jährlich werden über dieses Kooperationsprogramm ca. 28.000 Schülerinnen und Schüler betreut.

Der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Sportvereinen kommt für die Zukunft bei der weiteren Ausgestaltung der Ganztagsschule im Interesse beider Partner aus unter- schiedlichen Gründen eine immer größere Bedeutung zu. Die Berliner Sportvereine sind wichtige Kooperationspartner für Schulen in der Ganztagsbetreuung der Schülerinnen und Schüler.

Hierbei sind besonders der Landessportbund Berlin e. V. und die Berliner Sportverbände gefordert, im Rahmen der Aus- und Fortbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleitern und Trainerinnen und Trainern sicherzustellen, dass diese über ausreichende Kenntnisse verfügen, um einer Schülerschaft mit heterogenen Sportinteressen motivierende und diffe- renzierende Bewegungs- und Sportangebote unterbreiten zu können, ergeben sich erhöhte pädagogische Anforderungen an die Übungsleiterinnen und Übungsleiter und Trainerinnen und Trainer, besonders unter folgenden Aspekten:

Umgang mit  altersgemischten, gemischtgeschlechtlichen und interkulturellen Gruppen  heterogenen, sportbezogenen Interessen und Einstellungen  heterogenen motorischen und körperlichen Voraussetzungen

Eine aktuelle Statistik der Kooperationen an den Integrierten Sekundarschulen auf der Grundlage der Vereinbarung zur Beteiligung von Sportorganisationen bei der Durchführung des Ganztagsbetriebes in der Sekundarstufe I vom 22. April 2010 stimmt optimistisch. Unter der Berücksichtigung der erst seit zwei Jahren vollzogenen Entwicklung dieser Schulart in Berlin kann ein positives Fazit gezogen werden.

Von den in Berlin bestehenden 118 Integrierten Sekundarschulen sind bisher 53 Schulen (44,9 %) eine Kooperation mit einem Sportverein eingegangen. Auf dieser Grundlage bestehen gegenwärtig 106 Kooperationsangebote. 12 Schulen (10,1 %) planen für das kommende Schuljahr den Abschluss eines Kooperationsvertrages und 14 Schulen (26,4 %) von den 53 Schulen wollen ihre bereits bestehenden Kooperationen erweitern. Der Landes- sportbund Berlin e. V. beabsichtigt, eine Ausweitung der Kooperationen über den Einsatz

63 von Koordinationsstellen noch besser zu unterstützen.

Unabhängig von den bestehenden Kooperationsprogrammen „investieren“ nach wie vor auch viele Schulen im Rahmen ihrer vorhandenen Möglichkeiten in Sport- und Bewegungs- angebote für Schülerinnen und Schüler. Sie richten Sportarbeitsgemeinschaften (Sport-AG) ein. Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaften werden die Schülerinnen und Schüler auf Wettbewerbe des Schulsport-Wettkampfprogramms vorbereitet, aber es besteht auch die Möglichkeit der Bewegungsförderung für Kinder mit Bewegungsdefiziten und der Einrichtung von Sport- und Bewegungsangeboten für spezielle Zielgruppen.

Anzahl Anzahl Anzahl Schulart Schulen Sport-AG`s Schüler/innen Grundschule 123 295 5.260 Integrierte Sekundarschule 71 299 4.790 Gymnasium 52 181 2.936 Schulen mit sonderpäd. 18 48 561 Förderschwerpunkt Private Schulen 26 78 1.397 Gesamt 290 901 14.944

Anzahl Schulstufe Schüler/innen Grundstufe (Klasse 1 bis 6) 7.283 Mittelstufe (Sek I) 6.419 Oberstufe (Sek II) 1.242 Gesamt 14.944

Die Anzahl der angebotenen Sportarbeitsgemeinschaften an den Berliner Schulen und die Teilnahmezahlen sind positiv einzuschätzen, zeigen sie doch, dass Schulen mit den ihnen zur Verfügung stehenden eigenen Ressourcen Einfluss auf vielfältige Sport- und Bewe- gungsangebote für ihre Schülerinnen und Schüler nehmen können.

Die Bildungsverwaltung hat in den letzten Jahren ein aus ESF- und Landesmitteln finanzier- tes Programm initiiert, um Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen verstärkt zu etablieren. Das Programm „Jugendsozialarbeit an Berliner Schulen“ ist eine intensive und systematische Kooperation von Schule und Jugendhilfe im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung für die Entwicklung und den Schulerfolg aller Schülerinnen und Schüler. Es geht um die Weiterentwicklung von Bildungsangeboten und -formen vor allem für benach- teiligte Schülerinnen und Schüler. Dazu gehören u. a. Hilfen zur Bewältigung schulischer Anforderungen, beim Übergang in weiterführende Schulen und zur Erlangung der Ausbil- dungsreife. Mit dem Programm wird mehr Bildungsgerechtigkeit verwirklicht.

Die Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit GmbH (GSJ) wurde als Trägerin des Einsatzes von Sozialarbeitern an 14 Schulstandorten in acht Bezirken ausgewählt. Beson- dere Merkmale der Schulsozialarbeit der GSJ sind Förderung sozialer Kompetenzen mittels Sport und die Einbeziehung von Eltern, Lehrern, Jugendamt und anderen Partnern.

Die Mobilen Teams der GSJ,

 Mobiles Team Freizeitsport,  Mobiles Team Streetball,  Mobiles Team Erlebnisräume,

64 sind vielfältig an der Schnittstelle von Sportvereinen, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtun- gen tätig und unterstützen die Schulen bei sportlichen Projekten für ihre Schülerinnen und Schüler.

Als ehrenamtlicher Mitorganisator oder Helfer werden die Schülerinnen und Schüler unter pädagogischer Anleitung aktiv durch die mobilen Teams in die Projektarbeit einbezogen. Auf diese Weise sind z. B. bereits zahlreiche Verbesserungen von Schulen und von Wohn- umfelden mit Klettertürmen, Boulderwänden, BMX-Parcours oder Skating-Rampen entstan- den, die für neue Bewegungsaktivitäten der Schülerinnen und Schüler sorgen.

Folgende bewegungsförderliche Konzepte und Maßnahmen werden aktuell, insbesondere im Rahmen des „Landesprogramms gute gesunde Schule“ an Berliner Schulen zur Rhythmisierung des Ganztags umgesetzt und sind Bestandteil der vielfältigen Bewegungs- und Sportangebote:

 „NIKKY“ - Bewegungshits für Klasse Kids in Zusammenarbeit mit der Innungskrankenkasse Berlin-Brandenburg (IKK Berlin-Brandenburg)

 „Muuvit“ - ein Online-Bewegungsprogramm

 „Bewegungsförderlicher Unterricht auf der Basis von Yoga“

An diesen Programmen nehmen gegenwärtig fast 100 Schulen teil. Gemeinsames Ziel ist es, angeleitete und freie Bewegungsangebote als Bestandteil des Unterrichts und des Schultages zu etablieren. Diese Programme beruhen auf der Erkenntnis, dass Gesundheit als Voraussetzung und Ergebnis eines gelingenden Bildungs- und Erziehungsprozesses angesehen wird.

Gemeinsam mit der Unfallkasse Berlin und Bildungsverwaltung wurden unter Einbeziehung von neuen Kooperationspartnern aus dem gewerblichen Sport (z. B. „Funpool - Das Sport- netzwerk“ mit seinem „Weg vom Sofa Guide“) den Schulen für Projekt- und Wandertage interessante außerschulische Sport- und Bewegungsangebote unterbreitet, die von den Schulen mit großem Interesse aufgegriffen wurden und werden.

Eliteschulen des Sports in Berlin

Für den Nachwuchsleistungssport gibt es in Berlin spezielle Schulen.

Das Verbundsystem von Schule und Leistungssport hat sich bei aller kritischen Betrachtung der Ergebnisse des Leistungssports in der Bundesrepublik als ein Konzept erwiesen, zu dem es gegenwärtig keine Alternativen gibt. Die zentrale Zielstellung der Nachwuchs- förderung in der Kooperation von Schule und Leistungssport ist die Sicherstellung der best- möglichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen in sportlicher und schulischer, wie auch in sozialer und persönlicher Hinsicht. Das Verbundsystem sichert neben der sport- lichen und schulischen Ausbildung die Abstimmung und Verzahnung der beiden Bereiche, die individuelle Beratung und komplexe Betreuung im Interesse der jungen Nachwuchs- leistungssportler ab.

Die Berliner Eliteschulen des Sports gehören zu den führenden Schulen in der Bundesrepublik Deutschland.

Im Zeitraum von 2006 bis 2011 wurden nach einer umfassenden Abstimmung und Erörte- rung der Fortschreibung des Konzepts der Eliteschulen des Sports mit dem Landessport- bund Berlin e. V. und Olympiastützpunkt Berlin die Eliteschulen des Sports in Berlin unter

65 folgenden Schwerpunkten weiter profiliert:

 Konzentration auf Förderung leistungssportlich trainierender Schülerinnen und Schüler;  Verringerung der Schülerzahlen und effizienter Einsatz der personellen, materiellen und finanziellen Mittel an den Eliteschulen des Sports;  Zielgenaue Beschreibung der schulischen und sportlichen Fördermöglichkeiten;  Effiziente Nutzung der vorhandenen Schulstrukturen.

Mit diesem Konzept werden die Vorraussetzungen dafür geschaffen, dass die leistungs- sportliche und schulische Förderung auf hohem Niveau den neuen Herausforderungen angepasst und der dafür erforderliche Mitteleinsatz optimiert werden kann.

Mit der Schaffung des Schul- und Leistungssportzentrums Berlin (SLZB) im Rahmen der Fusion des Coubertin-Gymnasiums und der Werner-Seelenbinder-Schule sind bestmögli- che Bedingungen für eine zielgerichtete und systematische Talentförderung geschaffen worden.

Folgende Entwicklungsfortschritte wurden erreicht:

2006 Beginn der Fusion des Coubertin-Gymnasiums und der Werner-Seelenbinder-Schule zum SLZB in einem Zeitraum bis zum Schuljahr 2009/10

Ernennung der Poelchau-Oberschule zur Eliteschule des Sports

Werner-Seelenbinder-Schule Eliteschule des Jahres

2007 Einbeziehung der Flatow-Oberschule in den Schulversuch SLZB

Beginn Umsetzung Veranstaltungskonzeption Zentrale Einschulungsfeier der Schülerinnen und Schüler der Eliteschulen des Sports in Berlin im Hotel „Estrel“

2008 Erfolgreiche Schulinspektion am SLZB

Ernennung der Poelchau-Oberschule in Kooperation mit Hertha BSC zur „Eliteschule des Fußballs“ durch den Deutschen Fußball Bund (DFB)

Abschluss begrenzt offener Realisierungswettbewerb für einen Neu- und Umbau des SLZB am Standort Sportforum Berlin.

Umsetzung der neuen Anti-Doping-Kampagne der Nationalen Antidoping Agentur (NADA) an den Eliteschulen des Sports

2009 Poelchau-Oberschule wird in die Schulaufsicht der zentral verwalteten Schulen (SenBWF) überführt (Schulträgerschaft ab 01.01.2010)

Modifizierung des Schulversuchs unter Einbeziehung aller Standorte der Eliteschulen des Sports in Berlin

66 Festschreibung der Schülerzahlen (2.000 Schüler und Schülerinnen) 200 Schülerinnen und Schüler Primarstufe 1.200 Schülerinnen und Schüler Sekundarstufe I 600 Schülerinnen und Schüler Sekundarstufe II

Ernennung Standort Flatow-Oberschule in Kooperation mit dem 1. FC Union Berlin zur „Eliteschule des Fußballs“ durch den DFB

Beginn wissenschaftlicher Untersuchungen der Humboldt-Universität zu Berlin zur Evalu- ation von Entwicklungsverläufen sportlicher Talente an den Berliner Eliteschulen des Sports (Abschlussbericht 2012)

Abstimmung mit dem Land Brandenburg bezüglich der Einschulungen in den Profil- und Projektsportarten an den Eliteschulen des Sports

Gemeinsame Entwicklung von Unterrichtsmaterialien im Rahmen der Anti-Doping- Kampagne

Flatow-Oberschule wird Eliteschule des Jahres 2009

2010: Projekt zur Entwicklung und Einführung eines Qualitätsmanagement (QM) an den Berliner Eliteschulen des Sports (EdS) Unter dem Motto „Gutes noch besser machen“ hat die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität ein Projekt zur Entwicklung und Einführung eines Qualitätsmana- gement (QM) an den Berliner Eliteschulen des Sports (EdS) initiiert.

Das Ziel des Projekts ist die nachhaltige Sicherung und Verbesserung der schulischen und sportlichen Entwicklung, also der dualen Karriere der Schülerinnen und Schüler an den Eliteschulen. Dazu ist stets für optimale Bedingungen zur Koordination der Anforderungen von Leistungssport und Schule zu sorgen.

Durch das in diesem Projekt zu entwickelnde, wissenschaftlich fundierte und dennoch handhabbare QM-System für die Berliner EdS soll dieses Ziel erreicht werden. Grund- legend ist hierbei die Identifizierung, Operationalisierung und Validierung von Kriterien, die eine erfolgreiche duale Karriere maßgeblich beeinflussen. In einem stetigen Rückkopp- lungs- und Interaktionsprozess mit den EdS verbessert sich das System dynamisch und soll nach der Einführung dauerhaft angewandt werden.

In die Entwicklung des Qualitätsmanagements werden sämtliche beteiligte Gruppen, von der Schulleitung über die Lehrerinnen und Lehrer und Trainerinnen und Trainer bis hin zu den Eliteschülerinnen und -schüler, einbezogen.

Um herauszufinden, wie die Schülerinnen und Schüler ihre Eliteschule erleben, wird u. a. eine Studie zur Ermittlung der Schülerzufriedenheit durchgeführt. Die Schülerzufriedenheit dient zudem als geeigneter und bewährter Nachweis der Wirksamkeit von Verbesserungs- maßnahmen eines Qualitätsmanagements. Insgesamt führt die Zufriedenheitsstudie zu einem Instrument, welches den EdS erlaubt, sowohl die Zufriedenheit ihrer Schülerinnen und Schüler als auch die Effekte des QM-Systems objektiv, exakt und valide zu messen.

Im Gegensatz zu 2005, wo von fast 3.000 Schülerinnen und Schülern nur 37 % einen Kaderstatus hatten, lernten und trainierten im Schuljahr 2010/11 an den Eliteschulen des Sports in Berlin 1.823 Schülerinnen und Schüler, von denen 60,1 % einen Kaderstatus hatten. Diese Zahlen zeigen eine erfolgreiche Qualitätsentwicklung bei Umsetzung der Konzeption der Eliteschulen des Sports in Berlin.

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Schulsportliche Wettkampfprogramme

Rund 230.000 Schülerinnen und Schüler aus allen 12 Berliner Bezirken nehmen jährlich am Schulsport-Wettkampfprogramm des Landes Berlin teil. Bei mehr als 120 verschiedenen schulsportlichen Veranstaltungsangeboten haben Schülerinnen und Schüler jährlich die Möglichkeit, ihr sportliches Können zu erproben und zu vertiefen. Das Schulsport-Wett- kampfprogramm berücksichtigt sowohl die Talentfindung als auch den Breitensport.

Neben den Wettkampfangeboten im Rahmen von “Jugend trainiert für Olympia” gibt es zahlreiche weitere Wettbewerbsprogramme, wie der Vattenfall-Schul-Cup, die Streetball Turnierserie der Berliner Schulen, Deutschlands größtes Hallenfußballturnier für Schul- mannschaften um dem “Drumbo-Cup”, das Orientierungswandern der Berliner Grund- schulen, Staffelwettbewerbe für lernbehinderte Schülerinnen und Schüler der Sonderschu- len, Wanderruderwettbewerbe der Berliner Schulen, Beach-Volleyball-Turniere der Berufs- schulen und Gymnasien sowie Schulsport-Wettkämpfe im Rahmen von Großsportver- anstaltungen wie dem ISTAF (Schülersprintstaffel) und dem Berlin-Marathon (Mini- Marathon der Berliner Schulen mit 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern), Rollskiwettkämpfe, aber auch das Schwimmfest für geistig behinderte Schülerinnen und Schüler.

Die Berliner Schulen gehören seit Jahren bei JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA zu den erfolgreichsten Schulen Deutschlands.

Seit 2011 gibt es mit dem neu eingeführten Schulsportwettbewerb „Jugend trainiert für Paralympics“ ein weiteres Veranstaltungsformat des Schulsport-Wettkampfprogramms.

Bundesjugendspiele

Bundesjugendspiele sind Pflichtbestandteil des Schulsports und werden in der Regel jährlich als Sportfest durchgeführt. An den Bundesjugendspielen nehmen alle Schülerinnen und Schüler der Berliner Schulen teil.

Jugend trainiert für Olympia

JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA ist ein Schulsportwettbewerb, in dem jährlich Landes- und Bundessieger in 16 Sportarten ermittelt werden. Rund 30.000 Berliner Schülerinnen und Schüler beteiligen sich jährlich an diesem Wettbewerb.

Seit 1969 finden die Bundesfinalveranstaltungen im Rahmen von zwei Großveran- staltungen in Berlin statt, für die sich 2011 fast 8.000 Schülerinnen und Schüler aus allen 16 Bundesländern qualifiziert hatten.

JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA konstituierte sich 1992 als eingetragener Verein und ist seit 2003 als Kommission Bestandteil der „Deutschen Schulsportstiftung“, die hauptsächlich der Absicherung dieses Bundeswettbewerbs dient. In dem Kuratorium der „Deutschen Schulsportstiftung“ sind unter Vorsitz eines Kultusministers hochrangig die 16 Kultusbehörden der Bundesländer und die führenden Organisationen des Sports sowie ausgewählte Persönlichkeiten aus den Bereichen des Sports, der Wirtschaft, der Politik und der kommunalen Spitzenverbände vertreten.

Jugendarbeit im Sport

Sozial benachteiligte und bildungsferne Kinder und Jugendliche sowie junge Menschen in

68 schwierigen Lebenssituationen oder aus sozial hochbelasteten Quartieren sind in den organisierten Strukturen des Sports noch immer unterrepräsentiert. Auch junge Menschen mit Migrationshintergrund sind noch nicht entsprechend ihres Bevölkerungsanteils vertre- ten, was insbesondere für Mädchen und junge Frauen gilt.

Aus diesen Gründen ist mit finanzieller Unterstützung der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Land Berlin der Förderbereich der sportorientierten Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit entstanden. Die sportorientierte Jugendarbeit basiert auf dem § 11 des SGB VIII, der u. a. die Jugendarbeit in Spiel, Sport und Geselligkeit benennt und sich an alle Kinder und Jugendlichen richtet. Sportorientierte Jugend- sozialarbeit nach § 13 SGB VIII wendet sich speziell an solche Jugendlichen, die sozial benachteiligt oder individuell beeinträchtigt sind.

Angebote des Sports in Berlin sind seit Jahren auch ein wesentlicher Bestandteil der Prävention gegen zunehmende Gewalt und Jugenddelinquenz, zuletzt auch verstärkt gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus.

Aktuelle Anforderungen an eine sportorientierte Jugendarbeit und Jugend- sozialarbeit

Der wirtschaftliche, politische und soziale Wandel in den letzten Jahren hat auch die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen verändert. Die gesellschaftlichen Entwick- lungen stellen Jugendpolitik und Jugendarbeit vor neue und gravierende Herausforde- rungen. Das gilt beispielsweise für Anforderungen, mit denen sich insbesondere die Kinder- und Jugendhilfe in Berlin konfrontiert sieht und die mit folgenden Stichworten gekenn- zeichnet werden können:

 Verbesserung der Bildungschancen für junge Menschen  Soziale Integration  Gesundheitsförderung  Ermöglichung von gesellschaftlichen Teilhabechancen und bürgerschaftlichem Engagement  Prävention von Gewalt und Kriminalität

Der Sport leistet einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zum Erreichen der Zielsetzungen der Kinder- und Jugendhilfe. Er trägt zur gesunden physischen, psychischen und sozialen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei. Das bezieht sich insbe- sondere auch auf die zuvor skizzierten Handlungsfelder.

Bildung wird in immer stärkerem Maße zu einer Grundvoraussetzung für individuelle Entfal- tungschancen und gesellschaftlichen Erfolg. Dabei rücken neben den Lernprozessen in formalen Bildungsinstitutionen zunehmend auch so genannte nonformale Lernorte außer- halb der Schule und informelles Lernen sowie deren Verknüpfung und Zusammenarbeit in den Blick. Bewegung, Spiel und Sport besitzen erhebliche Potenziale, die Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen ganzheitlich zu fördern. Sport muss aus den genannten Gründen integrales Element der Ganztagsbetreuung von Schülerinnen und Schülern werden.

Das Thema soziale Integration gewinnt nicht nur im Hinblick auf die demografische Entwicklung und die kontinuierlich steigende Zahl junger Menschen mit Migrationshintergrund an Bedeutung, sondern auch in Zusammenhang mit wachsender Armut und sozialer Ungleichheit in der Gesamtbevölkerung. Dem Sport kommt eine hohe Integrationskraft zu, da hier über Bildungs-, Sprach- und Kulturbarrieren hinweg Verständi- gung und interkulturelles Lernen stattfindet.

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Medizinisch-wissenschaftliche Befunde und Ergebnisse der Kinder- und Jugendforschung belegen, dass sich der Gesundheitszustand und die körperliche Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen im Verlauf der letzten Jahrzehnte deutlich verschlechtert haben. Gesundheitsförderung wird somit zu einem wichtiger werdenden Element in der Jugend- arbeit und Jugendsozialarbeit. Es ist unbestritten, dass hinreichende körperliche Aktivitäten wichtige Grundlagen für den Erwerb gesundheitsfördernder Verhaltensmuster legen.

Die moderne Gesellschaft schränkt Teilhabechancen und Mitgestaltungsmöglichkeiten von jungen Menschen zunehmend ein. Die Unterstützung der gesellschaftlichen Teilhabe und des sozialen Engagements von Kindern und Jugendlichen ist daher eine wichtige Aufgabe der Jugendarbeit. Der Sport bietet Handlungs- und Erfahrungsräume, in denen junge Men- schen Mitwirkung und Selbstorganisation praktizieren und erproben können.

Die Themen Jugendgewalt und Jugendkriminalität rücken durch spektakuläre Ereignisse immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Phänomene berühren auf vielfältige Wei- se den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Gewaltprävention, der Umgang mit Konflikten sowie die Vorbeugung von Kriminalität sind daher auch zukünftig unverzichtbare Bestand- teile von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit.

Vor dem Hintergrund dieser aktuellen gesellschafts- und jugendpolitischen Herausforderun- gen bietet die sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit vielfältige Perspektiven.

Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Berlin ist charakterisiert durch niedrige Zugangsschwellen, durch die systematische Kombination von Sport mit anderen Formen der Jugendarbeit, durch die Verknüpfung von breitensportlichen Angeboten mit sozialpädagogischen Methoden sowie durch einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche und psychosoziale Entwicklungsfaktoren gleichermaßen berücksichtigt. Sportorientierte Jugendsozialarbeit holt Kinder und Jugendliche dort ab, wo sie sich aufhalten. Sie findet in Sozialräumen statt, die durch besondere Belastungen und soziale Probleme gekennzeich- net sind und versucht, unterschiedliche Akteure der Kinder- und Jugendhilfe, des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesens vor Ort einzubinden. Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit kooperiert beispielsweise mit Schulen, Sportvereinen und anderen sozialen Einrichtungen im Stadtteil.

Die Attraktivität des Sports ermöglicht den Zugang zu den beschriebenen Kindern und Jugendlichen und bringt sie in Reichweite von Prävention und Intervention. Dabei sind die Sportangebote so beschaffen, dass Kinder und Jugendliche auf sanfte Weise in pädagogische Organisationszusammenhänge eingebunden werden.

Die sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit wird von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung in Berlin finanziert und auch von bezirklichen Jugendämtern unterstützt. Grundlage sind Vereinbarungen zur Förderung von sport- orientierter Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit, die entsprechende Leistungsbeschrei- bungen und Qualitätsstandards enthalten. Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit erfordert angesichts der beschrie- benen Zielgruppen und Aufgabenstellungen ein hohes Maß an Professionalität. Die Fach- kräfte arbeiten überwiegend in interdisziplinären Teams von Sozialarbeitern und Sozialpä- dagogen, Sportpädagogen und Erziehern sowie anderer spezifischer Ausrichtungen. Es werden ausschließlich qualifizierte Fach- und Honorarkräfte eingesetzt. Daher kann auch mit bereits vorhandenen körperlichen, sozialen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen junger Menschen adäquat umgegangen werden.

Maßnahmen der Evaluation und Wirksamkeitsdialoge mit den Trägern und den zuständigen Stellen der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung sichern eine

70 kontinuierliche Qualitätsentwicklung.

Der Haushaltsplan 2010/11 sieht ein Fördervolumen für sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Höhe von 3.205.520 € vor. Die Fördersummen in den Haushaltsjahren 2006 bis 2009 waren annähernd gleich.

Einrichtungen/Projekte der sportorientierten Jugend(sozial)arbeit

Die Sportjugend Berlin als Jugendverband

Die Sportjugend Berlin als Jugendverband ist ein Zusammenschluss und eine eigenständige Organisation von Kindern und Jugendlichen. Jugendarbeit wird hier von jungen Menschen selbst organisiert, gemeinschaftlich gestaltet und mitverantwortet. Die Sportjugend Berlin wird als anerkannter und landesweit tätiger Träger der Jugendhilfe vom Land Berlin gefördert. Der Träger erhielt in der Zeit von 2005 bis 2011 eine finanzielle Zuwendung in folgender Höhe:

Zuw.empf. 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Sportjugend 166.067 168.185 173.867 168.691 164.880 166.885 166.885

Die Jugendbildungsstätte der Sportjugend erhält zudem jährlich eine Zuwendung in Höhe von 208.711 €. Auch hier handelt es sich um eine Festbetragsfinanzierung aufgrund einer mehrjährigen Fördervereinbarung, mit der Seminare der außerschulischen Bildung durchgeführt werden.

Darüber hinaus gibt es in 2010 und 2011 eine zusätzliche Förderung für die Jugendver- bandsarbeit zur erweiterten Kooperation mit Schulen. Mit diesen zusätzlichen Mitteln führen die Jugendverbände neue Kooperationen mit Schulen, insbesondere im Sekundarschul- bereich, durch.

Die Sportjugend ist darüber hinaus Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) im Sport, einer besonderen Form des ehrenamtlichen Engagements. Etwa 130 Jugendliche und junge Erwachsene absolvieren jährlich in sportorientierten Einsatzstellen ihr FSJ. Während dieses FJS absolvieren sie 25 Bildungstage. Hierbei zeichnet sich besonders die Jugendbil- dungsstätte der Sportjugend durch ein breites Spektrum von Sozialkompetenztrainings aus.

Auch die Kooperationen mit Schulen konnten im Berichtszeitraum von der Sportjugend Berlin als Jugendverband als auch von der Jugendbildungsstätte ausgebaut und weiterent- wickelt werden. Vor allem vor dem Hintergrund der sich verändernden Schulstruktur (Ganz- tagsschule) ist dies ein wichtiger Schritt.

Mobile Teams

Die mobilen Teams leisten aufsuchende Jugendarbeit in schwierigen Sozialräumen und sozialen Brennpunkten der Stadt, teilweise auch auf Straßen und öffentlichen Plätzen in Berlin.

Das Mobile Team Freizeitsport ist an der Schnittstelle von Sportvereinen, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen tätig. Die Sportpädagogen bieten Beratung sowie Praxis- und Organisationshilfen direkt vor Ort. Sie aktivieren und bündeln Ressourcen der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit für die betreffenden Kinder und Jugendlichen. Das sind z. B. Beratung und Anleitung zu Trendsportangeboten bei Stadtteilfesten und Hilfestellung bei der Gestaltung von öffentlichen Plätzen mit Sportanlagen.

71 Das Mobile Team Streetball wendet sich an junge Menschen, die ihre Freizeit zum großen Teil in unstrukturierten Zusammenhängen verbringen und animiert zu der vereinfachten Straßenvariante des Basketballs. Die Jugendlichen werden in die Lage versetzt, ent- sprechende Veranstaltungen in Eigenregie zu organisieren und durchzuführen. In Zusam- menarbeit mit Berliner Schulen werden zudem Wettkämpfe und Turniere veranstaltet. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Durchführung von Streetball-Nächten. Die von kultu- rellen und musikalischen Aktivitäten begleiteten Nachtveranstaltungen bieten hier eine echte Alternative zum „Rumhängen“.

Das Mobile Team Erlebnisräume ist ein Programm, das auf eine Verbesserung der Lebens- welt von jungen Menschen zielt. Das unmittelbare Lebensumfeld wird spiel-, bewegungs- und sportfreundlicher gestaltet, z. B. durch Kletter- oder Skateranlagen oder das Anlegen von Gemüse- und Kräuterbeeten. Mit Beteiligung von Kindern und Jugendlichen werden Planungen zur Umgestaltung geeigneter Flächen entwickelt und umgesetzt. Unter pädago- gischer Anleitung beteiligen sich die jungen Menschen an der baulichen Konstruktion und Ausführung.

SportJugendClubs

Die SportJugendClubs sind besondere Jugendfreizeitstätten in sozialen Brennpunkten der meisten Berliner Bezirke. Sie wenden sich überwiegend an Jugendliche, die nicht an einen Sportverein oder sonstige Förderangebote gebunden sind. Sie bieten Raum für Sport und Bewegung und in Einzelfällen verbindliche, individuelle Alltags- und Lebenshilfe. Sie berücksichtigen in der pädagogischen Arbeit die spezifischen Interessen und Problemlagen der Kinder und Jugendlichen in ihrem Umfeld. Neben festen Programmangeboten, sozio- kulturellen Aktivitäten, Projekten und Veranstaltungen gibt es immer auch einen offenen Bereich. Die SportJugendClubs kooperieren eng untereinander sowie mit Schulen und Sportvereinen in ihrem jeweiligen Sozialraum.

Eine besondere Stellung unter den SportJugendClubs nimmt der SJC Lichtenberg ein, der aus dem früheren Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt der Bundesregierung hervor gegangen ist und seine pädagogische Arbeit im regionalen Einzugsgebiet an Jugendliche mit rechtsextremen Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen richtet. In diesem Fall stehen kritische Auseinandersetzungen und Präventionsmaßnahmen im Vordergrund, um ein Abgleiten der jungen Menschen in organisierte und verfestigte rechtsextreme Milieus zu verhindern.

MädchenSportZentren

Die MädchenSportZentren basieren auf dem Grundkonzept der SportJugendClubs. Sie bieten jedoch spezifische Bewegungs-, Kommunikations- und Bildungsangebote für Mädchen und junge Frauen. Die Angebote berücksichtigen deren besondere Interessen und Bedürfnisse. Dazu gehören Bewegungs- und Tanzangebote sowie die Beschäftigung mit Themen wie Frauenrolle, Partnerschaft und Ernährung. Die Zentren ermöglichen somit auch solchen Teilnehmerinnen Partizipationschancen und Zugang, die ansonsten körperbe- tonten Aktivitäten und dem Sport eher fern stehen.

Die finanzielle Förderung der Mobilen Teams, SportJugendClubs und MädchenSportZentren durch die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung beträgt seit 2006 insgesamt 2.194.454 € jährlich.

KICK-Projekt

Das seit nunmehr 17 Jahren durch das Land Berlin geförderte Projekt ist Ergebnis einer einst gemeinsam konzipierten Initiative der Berliner Polizei und der Sportjugend Berlin.

72 Nach einer erfolgreichen Modellversuchsphase in den frühen 1990er Jahren in den Bezirken Prenzlauer Berg, Marzahn und Hohenschönhausen verfügt das Projekt mittler- weile über mehrere Standorte im gesamten Berliner Stadtgebiet. Die Standortauswahl orientiert sich jeweils am (hohen) Bevölkerungsanteil an Kindern und Jugendlichen in be- sonders konfliktreichen oder sozial desolaten Regionen/Kiezen und dem (mangelnden) An- gebot an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung für diese Zielgruppen. Primäre Adressaten sind Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren, wobei sich der Fokus des Projektes zuneh- mend auch auf Kinder ausweitet, die im Rahmen präventiver Jugendsozialarbeit mit Sport- angeboten von kriminellen Gefährdungssituationen abgehalten werden sollen. Schwerpunkt der Projektarbeit ist die Wiedereingliederung von jungen Menschen, die straffällig geworden sind oder bei denen das Risiko der Delinquenz bestehen könnte, durch die Bereitstellung adäquater und örtlich gut erreichbarer Sportangebote an sozialen Brennpunkten der Stadt und der etwaigen Hinführung zu Sportvereinen. An verschiedenen Standorten des Projektes werden offen gehaltene, bewusst niedrigschwellige Angebote der Jugendarbeit unterbreitet. Die Aktivitäten von KICK gehen weit über reine Sportangebote hinaus, sie umfassen die Or- ganisation und Durchführung von vielfältigsten Veranstaltungen (z. B. Turniere, Themen- wochen), Seminare zur Aufklärung und Prävention u. v. a. m. Mittelfristiges Ziel ist die gemeinsame Erarbeitung von Lebensplanungen und -perspektiven in Form von weiter- führenden Betreuungs- und Beratungsangeboten.

Die finanzielle Förderung des KICK-Projektes durch die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung beträgt seit 2006 507.421 € jährlich.

Fan-Projekt und Fanhaus-Haus der Fussballkulturen

Ziel des Projektes ist es, die jugendlichen Fans der beiden Berliner Bundesligavereine mit unterschiedlichen Angeboten für die im Umfeld von Fußballbegegnungen auftretenden An- sätze von Gewalt zu sensibilisieren und die Entstehung von Konfliktsituationen im Aufeinan- dertreffen mit den Anhängern anderer Clubs zu minimieren (Gewaltminderung und Präven- tion als Schlüssel zur Deeskalation). Besonderes Augenmerk legt die Projektarbeit auf die Aufklärung der Jugendlichen gegenüber rassistischen und extremistischen Einstellungen. Die Projektarbeit umfasst eine Vielzahl von flankierenden Initiativen und Angeboten im Sport-, Freizeit- und Bildungsbereich. Da die alte Fanbaracke auf dem Gelände des Sport- forums Hohenschönhausen Anfang 2007 durch einen Brand zerstört worden ist, besitzen die Angebote des Fan-Projekts derzeit aufsuchenden Charakter. Nach ausführlichen Planungen sollte in den kommenden Jahren mit dem Ersatzbau des „Hauses der Fankultu- ren“ auf einem Teilareal des Friedrich-Ludwig-Jahnsportparks in Berlin-Prenzlauer Berg begonnen werden. Das „Haus der Fankulturen“ soll sich zu einem Treffpunkt unterschied- licher Fankulturen entwickeln und Identität stiftender Ort für fußballinteressierte Jugendliche und junge Menschen sein, die sich dem Zusammenwachsen von Sport, Bildung und Kultur in vielfältigster Form verpflichtet fühlen und damit helfen, Ressentiments unter den Fans der jeweiligen Vereine abzubauen.

Die finanzielle Förderung des Fan-Projektes durch die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung betrug in 2006 und 2007 132.936 € und seit 2008 136.936 € jährlich.

Sport mindert Jugendgewalt und Kriminalität

Insbesondere in den letzten Jahren rückt das Problem der Kinder- und Jugendkriminalität immer mehr in den Blickpunkt der öffentlichen und fachpolitischen Debatte.

Medienberichte verstärken den Eindruck von immer brutaler und gleichgültiger werdenden Kindern und Jugendlichen. Delinquentes Verhalten von Kindern und Jugendlichen hat viel- fältige und differenzierte Ursachen. Hierzu gehören u. a. der Verlust von Wertorientierun-

73 gen, wachsende Zukunftsängste, durch den schnellen Wandel der Gesellschaft hervorgeru- fene Verunsicherungen sowie gewalthaltige Darstellungen in dem großen, den Kindern und Jugendlichen heute zur Verfügung stehenden Spektrum von Medien. Zu den Risikofaktoren gehören aber gewiss auch das soziale und familiäre Lebensumfeld sowie die zunehmende Unsicherheit vieler Eltern bei der Erziehung und das daraus resultierende widersprüchliche Erziehungsverhalten.

Jede Gesellschaft kennt Gewalt und kriminelle Grenzüberschreitungen von jungen Men- schen. Insbesondere im Jugendalter treten solche Normbrüche und Grenzüberschreitungen immer wieder auf. Von Generation zu Generation muss die Akzeptanz des Gewaltmonopols und gesetzlicher Normen deshalb neu vermittelt und gelernt werden. Dabei kommt der Sport ins Spiel. Sport ermöglicht wie kaum ein anderes soziales Handlungsfeld das Ausle- ben von Emotionen und Affekten. Euphorie, Leidenschaften, Aggressivität und körperliche Gewalt können sich Bahn brechen und müssen dennoch in Akten der Selbstkontrolle dem Regelwerk unterworfen und auf sozial akzeptierte Weise ausgelebt werden. Der Sport ver- langt unter Androhung von Sanktionen, dass Konflikte im Rahmen der Regeln ausgetragen und Affekte unterdrückt bzw. kanalisiert werden. Er ist insofern ein praktisches Übungs- und Lernfeld für die Einhaltung von sozialen Vereinbarungen (Regeln) und für ein gewaltfreies Miteinander (Fairplay). In dieser Eigenschaft ist der Sport ein wirkungsvolles Instrument zur Prävention von Gewalt und Kriminalität.

Kinderschutz im Sport

In einem Grundsatzpapier hat die Sportjugend Berlin am 5. Mai 2008 ein Leitbild zum Kinderschutz verabschiedet und damit eine Vorreiterrolle in diesem Bereich eingenommen. Danach übernehmen ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendarbeit des Sports in vielfacher Weise Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Sie sind sich dieser Verantwortung bewusst und tragen zum Kinderschutz und zum Kindeswohl bei. Verantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendarbeit des Sports setzen sich für den Kinderschutz und die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Sie sind sich ihrer Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche be- wusst, gehen verantwortlich mit dieser Rolle um und missbrauchen ihre besondere Ver- trauensstellung gegenüber Kindern und Jugendlichen nicht. Sie schauen bei Gefährdungen des Kindeswohls nicht weg, sondern beteiligen sich an dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Gefahren, Vernachlässigung, Gewalt und Missbrauch. Sie sind daher sensibel für entsprechende Anhaltspunkte und suchen bei ernsthaftem Verdacht fachlichen Rat und Unterstützung beim zuständigen Jugendamt.

Am 27. April 2010 hat darüber hinaus auch der Landessportbund Berlin gemeinsam mit der Sportjugend Berlin und dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF gAG) eine gemeinsame Erklärung zum Kinderschutz verabschiedet und einen Aktionsplan mit umfangreichen Maßnahmen im Rahmen der Fort- und Weiterbildung beschlossen. Damit soll insbesondere der Kindesmissbrauch im Sport zuverlässiger erkannt und verhindert werden. In Seminaren werden Übungsleiterinnen und Übungsleitern und Trainerinnen und Trainern für mögliche Missbrauchsfälle sensibilisiert. Auch die Fachtagung „Sexuelle Über- griffe im Sport“ richtete sich an Multiplikatoren und Multiplikatorinnen der Jugendarbeit und Verantwortliche für den Jugendbereich in Sportvereinen und Sportverbänden.

Der Landesjugendring Berlin und die Sportjugend Berlin haben mit dem Senat Vereinba- rungen entsprechend § 72 a SGB VIII für den Bereich der im Landesjugendring Berlin orga- nisierten Jugendverbände und Gruppen unter besonderer Berücksichtigung der ehrenamt- lichen Strukturen geschlossen. Danach muss für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Jugendarbeit vor Aufnahme der Tätigkeit ein erweitertes polizeiliches Füh- rungszeugnis eingeholt werden. Das ist Vorschrift im Land Berlin. Die Vorlagepflicht betrifft nicht nur hauptberuflich Tätige und Honorarkräfte, sondern auch Zivildienstleistende, Frei-

74 willigendienstleistende, MAE-Kräfte und andere vergleichbar tätige Personen, die regel- mäßig mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt kommen.

Mit dem seit Mai 2010 in Kraft getretenen § 30a BZRG ist ein erweitertes Führungszeugnis eingeführt worden, welches über Personen erteilt werden kann, die beruflich, ehrenamtlich oder in sonstiger Weise kinder- oder jugendnah tätig sind. Die Prüfung der persönlichen Eignung erfolgt somit anhand eines Führungszeugnisses nach § 30a BZRG, das nun auch über geringfügige Strafen Auskunft gibt und damit zu einem effektiveren Kinder- und Jugendschutz beitragen wird.

Mit dieser Verfahrensrichtlinie orientiert sich die Sportjugend an den allgemein gültigen Richtlinien, die für alle anerkannten Träger der Jugendhilfe in Berlin gelten.

5.4 Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz

Die 2004 von der für Gesundheit zuständigen Senatsverwaltung ins Leben gerufene Ber- liner Landesgesundheitskonferenz (LGK) hat sowohl bei ihren Beschlüssen zur Kinderge- sundheit (2007) als auch zur Gesundheit von älteren Menschen (2009) einen deutlichen Schwerpunkt auf das Handlungsfeld Bewegung gelegt. Mit der Finanzierung der Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung und durch Unterstützung des Zentrums für Bewe- gungsförderung, beide angesiedelt bei der Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsför- derung „Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V.“, will die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz dazu beitragen, dass landesweit möglichst viele Akteure für die Verwirklichung von Zielsetzungen in diesem Handlungsfeld gewonnen werden können und sich selbst aktiv daran beteiligen. Insgesamt geht es vor allem darum, langfristig funk- tionierende Kooperations- und Unterstützungsstrukturen zu entwickeln, mit deren Hilfe be- sonders für diejenigen Gruppen der Berliner Bevölkerung attraktive Bewegungsanreize ge- schaffen werden, die von sich aus sonst eher nicht zu sportlicher Betätigung im weitesten Sinne neigen, davon aber in besonderem Maße profitieren können. Beispielhaft für diese Zielsetzung wird im Folgenden über die Aktivitäten des Projektes „Bewegtes Leben im Quartier“ (BLIQ) zur Förderung der Kindergesundheit sowie des „Zentrums für Bewegungsförderung Berlin“ zur Förderung der Gesundheit älterer Menschen berichtet.

BLIQ – Bewegtes Leben im Quartier

Das Projekt „Bewegtes Leben im Quartier“ hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Strukturen zur Bewegungsförderung für sozial benachteiligte Kinder mit und ohne Migrationshinter- grund von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren in Berliner Gebieten gemeinsam mit lokalen Akteuren aufzubauen. Der im März 2009 gestarteten Durchführungsphase, die im Rahmen des nationalen Aktionsplans IN FORM vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) finanziert wird, ging eine Projektaufbauphase unter dem Namen „Gesunde Familie - Ich bin dabei!“ voraus.

Kinder aus sozial benachteiligten Familien haben häufig schlechtere Gesundheitschancen als ihre Altersgenossen aus sozial besser gestellten Familien. Um diesen Kindern von An- fang an ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen und ihre Familien in einer gesundheits- und bewegungsförderlichen Alltagsgestaltung zu unterstützen, konzentrieren sich die loka- len Aktionsbündnisse in Berlin auf vier sozial benachteiligte Kieze (Oranienplatz, Wrangelkiez, und Marzahn-Nord/West).

In einer Bedarfs- und Bedürfniserhebung wurde gemeinsam mit Eltern kleiner Kinder und Akteuren in Kreuzberg und Marzahn eruiert, welche Ressourcen bereits bestehen und wo Angebotslücken in Bezug auf alltagsnahe Bewegungsmöglichkeiten bestehen. Ergebnis

75 dieses partizipativen Prozesses ist ein gesundheitsförderliches Gesamtkonzept, das bereits vorhandene Ressourcen bündelt und zusätzliche Angebote schafft, die die Lebenswelt der Kinder nachhaltig hin zu mehr Bewegung verändert.

Durch diese Maßnahmen sollen im Alltag der Familien neue bewegungsförderliche Alltags- routinen entstehen. Außerdem sollen die Kompetenzen der Professionellen in diesen Lebenswelten unter Einbeziehung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erweitert und so sozial benachteiligte Eltern erreicht werden.

Die Maßnahmen umfassen fünf Bereiche:

1. Bewegter Spielplatz Der Bewegte Spielplatz wird vorrangig als Wochenendangebot umgesetzt. Das Ziel ist es, sozial benachteiligte Kinder und ihre Familien bei der Gestaltung eines bewegungsförder- lichen Alltags zu unterstützen. Hier können Kinder an den Wochenenden kostenlos und wohnortnah auf den Spielplätzen von Einrichtungen oder öffentlichen Einrichtungen, die den Familien bekannt sind, spielen und sich bewegen. Die Angebote der Bewegten Spiel- plätze umfassen die Anleitung von Kindern und Familien zu altersgerechter Bewegung und sollen darüber hinaus Raum bieten, in Kontakt und Austausch miteinander zu kommen. Die Gestaltung und Ausführung der Bewegten Spielplätze übernehmen externe Partner und Partnerinnen und geschulte Multiplikatoren und Multiplikatorinnen, die in ihrer Arbeit von BLiQ unterstützt und begleitet werden.

2. Bewegter Winterspielplatz Wenn im Herbst und Winter das Wetter schlechter wird, sind die Möglichkeiten für Kinder, sich im Freien zu bewegen und zu spielen, eingeschränkt. Gerade Familien mit geringen finanziellen Mitteln stehen dann kaum Angebote für eine bewegte Freizeitgestaltung zur Auswahl. Um die Lücke zu schließen, werden in dieser Zeit die Bewegten Spielplätze in die Bewegungsräume der verschiedenen Einrichtungen verlegt.

3. Bewegte Wege Geplant sind bei den „Bewegten Wegen“ insbesondere Strecken von zu Hause in die Kita oder ins Familienzentrum, aber auch Wege, die Erzieher und Erzieherinnen mit Kindergar- tengruppen im Alltag gehen, z. B. zum Spielplatz. Dazu werden Elemente wie Füßchen, Linien, Tierspuren oder Kästchen für Hüpfspiele aufgetragen, die zu verschiedenen Bewe- gungen anregen. Die Elemente sollen auch auf Interessantes am Wegesrand hinweisen, das zum Spielen und Bewegen einlädt. Bei den Planungen der Bewegten Wege werden die Kinder möglichst weit mit einbezogen.

4. Bewegte Plätze Weiterhin hat BLiQ mehrere Events initiiert oder mit gestaltet, die öffentliche Räume zu einem ‚Bewegten Platz’ machen: In verschiedenen Quartieren fanden „Bambiniläufe“ statt, die eine sehr gute Resonanz hatten (z. B. Marzahn auf dem „Olympischen Tag der Genera- tionen, August 2008, Görlitzer Park, September 2009, 600 teilnehmende Kinder; Viktoria- park/Friedrichshain-Kreuzberg, Mai 2010). Alle Läufe wurden von der jeweiligen kommu- nalen Unterstützungsstelle mitgetragen und durch die Bezirkspolitik (Bezirksbürger- meisterin, Gesundheitsstadtrat) eröffnet.

5. Qualifizierung und Kompetenzsteigerung Die Kompetenzen der Erziehenden sollen erhöht werden, um bewegungs- und gesund- heitliche Alltagsroutinen in den Familienalltag zu integrieren. Die Eltern sollen systematisch in die Aktivitäten einbezogen werden, wobei sprachliche und kulturelle Besonderheiten berücksichtigt werden. Zusätzlich wurden Multiplikatoren und Multiplikatorinnen geschult, die in der Kita oder dem Stadtteil gemeinsam mit den Eltern Ideen zur Bewegungsförderung entwickeln und umsetzen.

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Zentrum für Bewegungsförderung Berlin

Bedeutung von Bewegung für Gesundheit im Alter ist nachgewiesen

Die Bedeutung von Bewegung für mehr Gesundheit im Alter ist unter Experten und Exper- tinnen anerkannt. Es liegen zahlreiche Studienergebnisse vor, die den positiven Zusam- menhang belegen. So zeigen z. B. die Erkenntnisse einer schwedischen Studie, dass sich mehr Bewegung auch in fortgeschrittenem Alter lohnt: Die Sterblichkeitsrate von 50jährigen Männern, die bis zu diesem Alter nur gering körperlich aktiv waren, sinkt nach zehn Jahren regelmäßiger körperlicher Aktivität und befindet sich dann fast auf dem Niveau von Männern, die schon seit jungen Jahren körperlich aktiv sind.

Darüber hinaus ist der Nutzen von Bewegung zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkran- kungen oder der Vermeidung von Stürzen durch Kraft- und Ausdauertraining belegt. Wichtig dabei ist, dass nicht zwingend umfangreiche Trainingsprogramme notwendig sind, um posi- tive gesundheitliche Effekte zu erreichen. Auch kürzere tägliche Bewegungseinheiten wie Spazierengehen oder Treppensteigen können eine positive präventive Gesamtwirkung ergeben.

Bewegung kann Prozesse des Alterns also positiv beeinflussen und zur Verbesserung von Lebensqualität führen. Entsprechend kann Bewegungsförderung in zweifacher Hinsicht zu mehr Wohlbefinden beitragen: Sie hilft, mobil und selbständig zu bleiben und unterstützt zugleich die Beibehaltung oder die Anbahnung sozialer Kontakte.

Es ist aber bekannt, dass gerade die Zielgruppen, die einen hohen Präventionsbedarf ha- ben, kaum in Sportvereinen organisiert sind, an Kursen teilnehmen oder Mitglied in einem Fitnessstudio sind. Dazu gehören etwa sozial benachteiligte ältere Menschen oder Ältere mit nur wenigen sozialen Kontakten und ältere Migrantinnen und Migranten, besonders auch Männer. Die Förderung körperlicher Aktivität nach dem Ende des Erwerbslebens gerade bei den genannten Gruppen stellt also eine Herausforderung dar, der mit vielfältigen - dem Bedarf und den Bedürfnissen älterer Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen entsprechenden - Angeboten begegnet werden muss. Dabei spielt es eine große Rolle, dass diese im direkten Wohnumfeld stattfinden. Denn das Quartier, der Kiez oder die direkte Nachbarschaft sind im höheren Alter häufig der unmittelbare Lebensraum, der nur noch ungern verlassen wird.

Identifizierung, Erprobung und Verbreitung passgenauer Angebote

Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, bewegungsfördernde Angebote zu entwickeln, über die die genannten Zielgruppen erfolgreich angesprochen und aktiviert werden können. Die Zentren für Bewegungsförderung, die zur Zeit in jedem Bundesland durch das Bundes- ministerium für Gesundheit über den nationalen Aktionsplan IN FORM und mit zusätzlicher längerfristiger Unterstützung durch die Länder gefördert werden, identifizieren und multi- plizieren solche niedrigschwelligen Ansätze und erproben diese auch in der Praxis.

Ein vielversprechender Ansatz sind hier etwa so genannte Spaziergangsgruppen. Spazie- rengehen in der Gruppe ist eine kostenfreie Möglichkeit zur Gesundheitsförderung und Sturzprophylaxe sowie eine Gelegenheit, sich mit Anderen auszutauschen. In der Regel werden die Gruppen von ehrenamtlichen Paten geleitet, die die Begleitung und Kontinuität der Gruppen sicherstellen. Um der Vielfalt des Alters zu entsprechen, bedarf es unter- schiedlicher Konzepte etwa für mobilitätseingeschränkte Menschen, vereinsamte ältere Menschen oder für Migrantinnen und Migranten. Der positive Nutzen solcher wohnortnahen Gruppen liegt nicht nur in der Bewegung. Vielmehr können durch die Förderung der sozialen Kontakte auch andere gesundheitsrelevante Inhalte transportiert werden.

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Das Zentrum für Bewegungsförderung Berlin hat mit zahlreichen Netzwerkpartnern aus der Verwaltung, dem Landessportbund Berlin e. V. und Sportvereinen, Seniorenvertretungen, Seniorenfreizeitstätten, Wohnungsbaugesellschaften und Migrantenorganisationen begon- nen, Konzepte zu entwickeln, die geeignet sind, mit älteren Migrantinnen und Migranten solche Gruppen aufzubauen. Dies kann nur dann Erfolg haben, wenn vorab die Wünsche und Bedarfe der Zielgruppe ermittelt, anerkannte Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus den ethnischen Gemeinschaften einbezogen werden und sich die Ausgestaltung an den Lebensrealitäten der potenziellen Nutzerinnen und Nutzer ausrichtet. Das Zentrum für Bewegungsförderung arbeitet hier eng mit dem EU-Projekt „Learning Community“ zusam- men, das kultursensible und niedrigschwellige Zugänge zu sozialen, kulturellen oder gesundheitlichen Angeboten fördert.

5.5 Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Berlin ist Deutschlands Sportmetropole, gleichzeitig ist Berlin eine grüne Stadt. 44 % des Berliner Stadtgebiets sind Wälder, Felder, Parkanlagen oder Gewässer. Im Zuge eines gesellschaftlichen Wandels werden diese „grünen Freiräume“ immer stärker für den infor- mellen und unorganisierten Sport genutzt. Dies begründet sich zum einen in der zunehmen- den Individualisierung des einzelnen Bürgers, zum anderen wird die eigene Gesundheit und Fitness sowie die Vorsorge immer wichtiger.

Gleichzeitig entwickeln sich auch immer mehr neue Sportarten, die in der Stadtlandschaft ausgeübt werden können. Ob Parcours, Crossboccia, oder Stand-up-Paddling - gemeinsam ist diesen neuen Sportarten, dass die Umgebung direkten Einfluss auf die Art und Aus- übung der Sportart nimmt, dass sie quasi Bestandteil der Sportausübung wird und damit auch zum Reiz dieser innovativen Sportart beiträgt oder ihn sogar ausmacht.

Daher bietet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gemeinsam mit den Natur- und Grünflächenämtern der Bezirke durch die Realisierung, Qualifizierung, die Pflege und den Unterhalt der unterschiedlichsten Berliner Freiräume eine nicht zu unter- schätzende Basis für die Sportstadt Berlin. Unter dem Aspekt von Eigenverantwortlichkeit wurden im Zeitraum des Sportbericht (2006 bis 2011) durch Flächenvermietungen vermehrt Nutzungsangebote von Sportbetreibern in Parks und Grünanlagen integriert, was wiederum eine Verbesserung der sozialen Kontrolle, Unterstützung bei Pflege und Unterhalt sowie ganz einfach eine Verbesserung des Nutzungsangebotes für die Berlinerinnen und Berliner mit sich brachte. Mittlerweile werden in vielen Parks bspw. Lauftreffs angeboten, Ballspiele und ThaiChi praktiziert. Diese Kooperation soll im Folgenden anhand zweier Beispiele „Dem Park auf dem Gleisdreieck“, sowie dem „Tempelhofer Park“ dargestellt werden.

Gleisdreieck Seit der Eröffnung des Ostparks im September 2011 stehen der Öffentlichkeit großzügige Wiesen für sportliche Betätigung wie z.B. Yoga, Frisbee und Ballspielflächen sowie Boule und Tischtennis unter schattigen Bäumen zur Verfügung. Das sportliche Highlight des Parks ist eine Skateanlage, die auf einer Fläche von 1.300 m² gebaut worden ist und über den größten Outdoor-Pool der Stadt verfügt. Hier gibt es maximalen Fahrspaß und ausrei- chend Trainingsmöglichkeiten für slides, grinds und flips. Wer statt gewagten Sprüngen lieber Strecke macht, hat auf den glatten Asphaltwegen des Parks ausreichend Platz zum z. B. Inlineskaten. Im Kontext mit dem bereits eröffneten Park auf dem Gleisdreieck wurde 2009 eine 18.800 m² große Fläche als Teil der Vorbehaltsfläche der Deutschen Bahn für einen Zeitraum von ca. zehn Jahren an „Beach61“ vermietet. Im Vorfeld fanden im August 2008 Veranstaltun- gen mit interessierten, potentiellen Sportakteuren statt, um einen geeigneten Partner zu finden der ein eigenverantwortliches Konzept mit möglichst ganzjährigen und vielfältigen Nutzungen für die Bürgerinnen und Bürger bereitstellt.

78 Das Konzept von Beach 61 sieht vor, Angebote für die Öffentlichkeit zu schaffen, die Alt und Jung ansprechen. Dies soll durch eine Kombination von Freizeit, Entertainment und Sport geschehen. Freizeiterholung, (Gesundheits-)Sport und Unterhaltung sollen jenseits des organisierten Vereinssports miteinander verbunden werden. Die Organisation der Frei- zeit soll hier bewusst dem Einzelnen bzw. den Gruppen überlassen bleiben. Angeboten werden das Management der unterschiedlichen Nutzungsflächen und die Bereitstellung von nötigem Equipment. Ein ganzjährig geöffnetes informelles Sportareal bestehend aus Info- tafeln zu Sport- und Lernkursen z. B. mit Berliner Sportvereinen, Sanitär- und Umkleidebe- reich, Vermietung/Vergabe von Sportgeräten (Nordic Walking, Inlineskating, Bälle, Slack- lining, Fahrräder, Tischtennisschläger, Boulekugeln etc.). Versorgungs- und Terrassen- flächen sowie eine Kleinkinderbetreuung werden das breite Spektrum der Freizeitnutzer und -nutzerinnen ermöglichen. Offene Sandareale für Beachsoccer, -handball, Speedmin- ton gliedern sich südlich der Beach-Volleyballfelder zur Abschirmung an. Die Ausstattung ist bewusst einfach und robust gehalten. Die vorhandene Vegetation wurde als wertvolles Ge- staltungsmittel integriert. Entlang der nördlichen Grenze ist Platz für ganzjähriges Boule-Spiel, Tischtennis und Ball- sport (Speedsoccer des LSB) vorgesehen. Aus demselben Grund ist auch eine Entspan- nungswiese im südlichen Teil in Realisierung begriffen (Yoga, Tai-Chi oder Gymnastik aller Altersstufen).

Tempelhofer Feld für Sport und Freizeit öffnen

Bereits im Vorfeld der Öffnung des ehemaligen Flugfelds Tempelhof für eine öffentliche Nut- zung war allen am Planungsprozess Beteiligten bewusst, dass die Ausübung verschieden- sten Sportarten einen Schwerpunkt der zukünftigen Nutzungen auf diesem riesigen, inner- städtischen Freiraum bilden wird. Im Oktober 2009 wurde die TIB (Turngemeinde in Berlin e. V.) Mieter und Nutzer der Soft- ball, Tennis- und Mehrzwecksandfelder am Columbiadamm. Dadurch wurden erste sportli- che Nutzungen auf dem ehemaligen Flughafengelände unter dem professionellen Manage- ment eines bekannten, erfahrenen Berliner Sportvereins initiiert. Auf der Öffnungsveranstaltung im Mai 2010 präsentierten sich rund 50 Vereine und Initiati- ven mit einem sportlichen Beitrag zum Thema „Bewegungsfreiheit“. Mit Turnen, Tanz und Akrobatik, Skaten, Volleyball und verschiedenen Meditations- und Kampfsportarten sowie dem ersten IGA-Lauf läutete die Öffnungsveranstaltung den Auftakt für Sportnutzungen jeg- licher Art im Tempelhofer Park ein. Das Gelände entwickelte sich sehr schnell zu einem sportlichen Anziehungspunkt mit gesamtstädtischer Bedeutung. Folgende Sportarten haben sich bereits nach kurzer Zeit im Tempelhofer Park etabliert:

 (Renn)Radfahren  Boule  Joggen/Nordic Walking  Inlineskaten  Aikido, Tai Chi  Drachensteigen  Softball, Tennis, Speedminton (angeboten durch die TiB)  Basket-, Volley- und Fußball  American Football  Kite-Surfen  Tischtennis  Frisbee

Darüber hinaus wird festgestellt, dass das Gelände des Tempelhofer Parks immer häufiger auch von Kindergarten- und Schulgruppen der angrenzenden Quartiere für den Schulsport genutzt wird. Sport- und Spielgeräte können in der Picknick-Area geliehen werden, zusätz-

79 lich wurde während der Ferienwochen im Bereich der Oderstraße eine Ausleihstation für Spiel- und Sportgeräte vom LSB angeboten. Während der Sommermonate wurde in Koope- ration von RBB, SCC Running und Grün Berlin GmbH ein Inlineskatetreff (mit Übungsleiter) durchgeführt, der sehr großen Zuspruch erhielt. Im Mai 2010 wurde ein Verfahren für die Vergabe von Flächen an Zwischen- und Pionier- nutzer durchgeführt. Von rund 135 eingereichten Bewerbungen wurden 25 Projekte/Kon- zepte für die drei Pionierfelder am Columbiadamm, am Tempelhofer Damm und an der Oderstraße von einem Gremium bestehend aus verschiedenen Senatsverwaltungen, Ver- tretern der Bezirke und des angrenzenden QMs, der Grün Berlin GmbH, der BIM und dem Träger Tempelhof Projekt ausgewählt. Derzeit befinden sich bereits Projekte wie nature mini ARTgolf (Golfbahnen zwischen Poesie und Funktion), die Jugger (Meisterschaften und Training) sowie der im Aufbau befindliche Naturerfahrungsraum mit Skateanlage auf dem Feld. Darüber hinaus wurden im Sommer/Frühherbst 2010 zwei Bolzplätze von unterschiedlicher Größe (60 x 30; 90 x 60) mit Toren auf dem Gelände für den informellen Sport bereit- gestellt. Das Parkmanagement des Tempelhofer Parks (Grün Berlin GmbH) übernimmt Unterhaltung und Pflege der Felder.

Sport als Teil des ressortübergreifenden Zielhorizontes der Quartiersverfahren Soziale Stadt Im Rahmen der 34 Berliner Quartiersverfahren des Programms „Soziale Stadt“ werden pro- jektbezogen Aufwertungsstrategien unter Mitwirkung der Bürgerschaft und der bezirklichen Fachämter durchgeführt. Zu den neun strategischen Zielen gehört auch ein „besseres Ge- sundheitsniveau“ mit einer deutlichen Orientierung zu mehr sportlicher Betätigung. Die ver- schiedenen Ziele fließen mit entsprechender Prioritätensetzung für das jeweilige Gebiet in Handlungs- und Entwicklungskonzepte ein. Die Quartiersverfahren Soziale Stadt nähern sich dem Sport insbesondere über das Thema Gesundheit. Daneben werden auch andere strategische Ziele maßgeblich berücksichtigt, wie z. B. die soziale und interkulturelle Inte- gration und die Gewaltprävention. In Bezug auf das Ziel der Verbesserung des Gesund- heitsniveaus wird durch ein Bündel von Maßnahmen dazu beigetragen, dass sich die familiäre und gesellschaftliche Orientierung schrittweise in eine stärkere Verinnerlichung des Sportgedankens einschließlich seiner Grundwerte, wie Fairness, Kameradschaft und Achtung des Anderen wandelt. Dies erfolgt durch Förderung von Bewegungs- und Gemein- schaftskultur sowie der Gesundheitserziehung für verschiedene Zielgruppen, wie Kinder, Jugendliche, Familien, Frauen und Senioren. Die Aktivitäten finden an unterschiedlichen Orten statt, in Kindergärten, Schulen, Sportvereinen, sowie in freien Angeboten der Stadt- teilkultur, die bewusst nicht vereinsgebunden sind, um den Zugang zu erleichtern. Obgleich die einzelnen Projekte, entsprechend der jeweiligen sozialen und infra- strukturellen Lage im Stadtquartier hoch differenziert sind und sich an bestimmte Ziel- gruppen wenden, lassen sich die sportrelevanten Projekte der Sozialen Stadt grundsätzlich in vier Kategorien einordnen: Erstens in Projekte, die sich insbesondere an Kinder mit potentiellen Bewegungsmängeln wenden – ganz unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft (z. B. Projekt „Blaue Schuhe“ im Gebiet Beusselstraße, Bezirk Mitte; Projekt „Spielhaus“, Gebiet Hellersdorfer Promenade, Bezirk Marzahn-Hellersdorf). Zweitens in Projekte, die sich insbesondere Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund öffnen (z. B. Projekt „Nachtsport im Wrangelkiez“, Gebiet Wrangelkiez, Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg; Projekt „Bolzplatzliga“, Gebiete Heerstraße sowie Falkenhagener Feld West und Ost, Bezirk Spandau). Drittens in Projekte oder Projektteile, deren Zielgruppe eher Erwachsene sind, teilweise mit Orientierung auf Menschen mit Migrationshintergrund, darunter auch geschlechtsspezifische Angebote für Frauen (z. B. Projekt „Gesunde Bewegung im Alltag“, Gebiet Sparrplatz, Bezirk Mitte; Projekt „Frauensport 50plus“, Gebiet Mehrower Allee, Bezirk Marzahn-Hellersdorf). Schließlich viertens in Projekte, die sich an alle wenden, d. h., unabhängig von bestimmten Zielgruppen (z. B. Projekt „Moabiter Sportfest“, Gebiet Beusselstraße, Bezirk Mitte; Projekt „Familiensportsonntage“, Gebiet Mehrower Allee,

80 Bezirk Marzahn-Hellersdorf). Es sind dabei nahezu alle Sportarten vertreten, ein Schwerpunkt liegt jedoch in Disziplinen, bei denen zugleich eine ganzheitliche Entwicklung im Rahmen der Körperbildung möglich ist (sportmotorische, kognitive und emotionale Aspekte). So stehen die Ballsportarten im Mittelpunkt, weil sie zugleich das Sozialverhalten fördern und Respekt in der Gegnerschaft zwischen Mannschaften zu vermitteln vermögen. In den Programmjahren 2007 bis 2011 wurden im Rahmen des Programms Soziale Stadt 70 Projekte zur Verbesserung des Gesundheitsniveaus gefördert. Die Finanzmittel dafür belaufen sich auf ca. 1,8 Mio. €. Neben den o. g. Maßnahmen, welche sich auf unterstützende Arbeit im Sportbereich beziehen, werden auch investive Projekte im Sportbereich gefördert. Ende 2011 wurden drei Projekte abgeschlossen: In Kreuzberg wurde die ehemals für Schulsport genutzte Turnhalle in der Mariannenstraße saniert, um diese für Jugendsport nutzbar zu machen. Träger des Jugendsports ist der Verein Pfefferwerk. In Mitte wurde die Freisportanlage der Gustav-Falke-Grundschule erneuert und den geänderten Bedürfnissen für ein sport-, bewegungs- und gesundheitsorientiertes Unterrichts- und Freizeitangebot der Schule angepasst. In Marzahn wurde eine Beachvolleyballanlage auf dem Gelände der Tagore Oberschule gebaut. Die Anlage wird von einem privaten Sportverein regelmäßig gepflegt. Insgesamt wurden bisher 472.400 € für investive Maßnahmen im Sportbereich verausgabt. Darüber hinaus wurden bereits Mittel des Programms Soziale Stadt für weitere Maß- nahmen bewilligt: Sanierung der Sporthalle Pusteblume Grundschule in Marzahn (ca. 780.000 € - Abschluss der Maßnahme ist für 2015 geplant) und energetische Maßnahmen an der Turnhalle der Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg (ca. 180.000 € - Abschluss 2013). Diese Turnhalle steht danach auch in bestimmten Zeiten der Bürgerschaft zur Verfügung.

Sportprojekte im Rahmen des Förderprogramms Bildung im Quartier

Auch im Rahmen des Programms Bildung im Quartier (BIQ) werden sportrelevante Projekte gefördert. So wurde etwa in der „Kita Amtsfelder Knirpse“ (Treptow-Köpenick) u. a. mit BIQ-Mitteln ein Sport- und Bewegungsraum geschaffen und auch verschiedene päda- gogische Bewegungsangebote unterstützt. Im Gebäude des Baerwald-Bades (Kreuzberg) konnten mit Hilfe des BIQ-Programms die ehemaligen Wannenbäder zu Sport- und Gym- nastikräumen umgebaut werden. Das prominenteste Vorhaben aber, das im Rahmen des BIQ-Förderprogramms realisiert wird, ist der Neubau der Quartierssporthalle Campus Rütli. Dieses Vorhaben wurde mit 2,7 Mio. € aus dem BIQ-Programm gefördert (die Gesamt- kosten des Neubaus betragen 6 Mio. Euro) und im November 2012 eröffnet.

Sportprojekte im Rahmen Aktionsräume plus

Mittels der Initiative „Aktionsräume plus“ trägt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt seit dem Jahr 2010 dazu bei, dass Gesundheit, Integration und Gewalt- prävention durch Sport sowie investive Maßnahmen auch außerhalb der Gebietskulissen der Quartiersverfahren und des Stadtumbaus finanziert werden können. Die Projekte sollen dabei konzeptionell und inhaltlich eine Ergänzung bestehender Angebote darstellen. In den Programmjahren 2010 und 2011 wurden die Projekte Mitternachtssport und Bolzplatzliga (Aktionsraum plus Spandau-Mitte, Bezirk Spandau) mit ca. 170.000 € unterstützt.

Sportprojekte im Rahmen der Städtebauförderprogramme Stadtumbau Ost und West

Auch im Rahmen der Programme Stadtumbau Ost und Stadtumbau West wird der Sport durch investive Maßnahmen in den festgelegten Fördergebieten unterstützt. Die Stadtum- bau-Programme haben u. a. zum Ziel, Stadtteile und Quartiere an die Anforderungen des demografischen Wandels anzupassen. Ein Schwerpunkt bildet dabei die Erneuerung und

81 Anpassung der sozialen Infrastruktur. Aus den Fördermitteln des Programms Stadtumbau Ost werden in allen neun Fördergebieten der Bezirke Lichtenberg, Pankow, Friedrichshain- Kreuzberg und Marzahn-Hellersdorf Maßnahmen der energetischen und baulichen Sanie- rung von Schulsporthallen finanziert, Schulsportfreianlagen saniert und umgestaltet, aber auch neu errichtet. Darüber hinaus werden Freizeitsportanlagen aufgewertet. Insbesondere in den Großsiedlungen Marzahn und Hellersdorf wurde der Freizeit- und Vereinssport durch den Umbau von insgesamt fünf ehemaligen Schulsporthallen in so genannte Kiezsport- hallen nachhaltig unterstützt. Dabei wurden sowohl der Komplettumbau von Gebäuden als auch die Durchführung von dringlichen Einzelmaßnahmen finanziert. Ferner wurde das Haus des Sports - ein Zentrum für Sport, Bildung und Kommunikation - errichtet, das durch die Geschäftsstellen des Bezirkssportbundes und mehrerer Sportvereine intensiv genutzt wird. Das vom Bezirkssportbund betreute Sportmuseum ist ebenfalls in einem dieser Ge- bäude untergebracht. Für die Aufwertung der Einrichtungen des Freizeit- und Vereinssports wurden aus Fördermitteln des Stadtumbaus Ost in den vergangenen Jahren rd. 3,0 Mio. € zur Verfügung gestellt. Im Stadtumbau West erfolgt die Aufwertung von Sportanlagen in den Gebieten Tiergarten- Nordring/Heidestraße, Spandau-Falkenhagener Feld, Neukölln-Südring, Märkisches Viertel. Insbesondere auf dem Areal des „SportPark “ in Moabit im Gebiet Tiergarten- Nordring/Heidestraße wurden bereits zahlreiche Infrastrukturprojekte – auch für nicht Vereins gebundene Nutzungen - realisiert. Die Wiederherstellung des Poststadion-Tribü- nengebäudes, die Überdachung der Skater-Hockey-Anlage für den Ganzjahresbetrieb, Er- richtung einer neuen Minigolfanlage nebst Pavillon, Anlage einer neuen Rundlaufstrecke für Jogger und Walker mit Sportstationen im Fritz-Schloß-Park, sowie weitere in Planung befindliche Projekte – einschließlich eines im Aufbau begriffenen Betreiber-Netzwerkes – tragen wesentlich zur Verbesserung der Standortqualität und zur sozialräumlichen Integra- tion der alten Moabiter Stadtteile und der neuen Quartiere – der zukünftigen „Europastadt“ – im Ostteil der Moabiter Insel bei. Das „SportPark Poststadion“ birgt mit der Angebotsbreite der Projekte viel versprechende Ansätze im Sinne des vom Senat beschlossenen „Leitbilds für die Sportmetropole Berlin“ und kann modellhafte Ergebnisse hervorbringen, die über den Bezirk hinaus von gesamtstädtischem Interesse sind.

Sportprojekte im Rahmen der Programme der Stadterneuerung

Aus den Programmen der Stadterneuerung - Sanierung (Kapitel 1240, Titel 89831), Aktive Zentren (Kapitel 1240, Titel 89832,) Städtebaulicher Denkmalschutz (Kapitel 1240, Titel 89832), Stadterneuerung (Kapitel 1240, Titel 89832), Infrastruktur in Stadterneuerungsge- bieten (Kapitel 1240, Titel 89832) - wurden im Zeitraum 2006 bis 2011 Sanierungsmaß- nahmen an Schulsporthallen mit 4,6 Mio. € und an sonstigen Sporthallen mit rund 2,5 Mio. € gefördert. Für den Neubau von zwei Sporthallen im Bezirk Pankow werden anteilige För- dermittel von insgesamt rund 2 Mio. € bereitgestellt.

Sportprojekte im Rahmen des Investitionspakts

Nach den Programmvorgaben in den Bund-Länder-Verwaltungsvereinbarungen 2008 und 2009 konnten im gesamten Stadtgebiet Sanierungsmaßnahmen in Infrastruktureinrich- tungen wie Schulen, Kindertagesstätten, Sport- und Jugendeinrichtungen durchgeführt werden, wobei die Nutzung der jeweiligen Gebäude unter den Bedingungen des demogra- phischen Wandels längerfristig für soziale Infrastrukturzwecke gewährleistet sein musste. Gegenstand der Förderung waren energetische Maßnahmen an bestehenden Gebäuden der sozialen Infrastruktur sowie an deren Heizungssystemen.

Die Projekte des Investitionspaktes umfassten im unmittelbar sportrelevanten Bereich Berlins aktuell energetische Maßnahmen an 15 Schulsporthallen (geschätzte Kosten 14,2 Mio. €) und 2 Hallen-Bäder (geschätzte Kosten 6,8 Mio. €). Die Maßnahmen des Investi- tionspaktes 2008 und 2009 wurden im Wesentlichen bis Ende 2011 durchgeführt.

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5.6 Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen „Frauen und Sport“

Frauen holen im Sport in Berlin kontinuierlich auf. Das lässt sich an der kontinuierlich wach- senden Zahl der im Breiten- und Spitzensport engagierten Frauen messen, aber auch am jährlich stattfindenden sportlichen Großereignis der Stadt, dem AVON-Frauenlauf, mit den stetig steigenden Teilnehmerinnenzahlen. Seit 1950 sind die Mitgliederanteile der Frauen in den Berliner Landessportbünden von weniger als 10 % auf 36,3 % in 2009 angewachsen. Berliner Frauen holen insgesamt gesehen tatsächlich auf, liegen aber bei der Betrachtung der organisierten Sportbeteiligung unter der Quote der Frauen von 39,9 % auf Bundes- ebene und weiterhin deutlich unter der von Männern.

Bestandserhebung des Deutschen Olympischen Sportbundes Landessportbünde 2010 nach Alter und Geschlecht – Zahlen für Berlin6

männlich weiblich insgesamt Frauen in % bis 6 Jahre 17.160 13.643 30.803 44,3 % 7 - 14 Jahre 60.528 33.791 94.319 35,8 % 15 - 18 Jahre 24.042 11.129 35.171 31,6 % 19 - 26 Jahre 51.949 25.673 77.622 33,1 % 27 - 40 Jahre 68.785 32.835 101.620 32,3 % 41 - 60 Jahre 91.656 52.625 144.281 36,5 % über 60Jahre 53.152 42.287 95.439 44,3 % insgesamt 367.272 211.983 579.255 36,6 %

insgesamt Bund 14.237.969 9.455.710 23.693.679 39,9 %

Bei der Betrachtung der Beteiligung in den verschiedenen Altersgruppen ist der Unteschied bei den 7 bis 18jährigen Mädchen besonders eklatant. Das ist vor allem deshalb von Be- deutung, weil das in jungen Jahren erlernte Sportverhalten prägenden Einfluss auf das wei- tere Sportverhalten und die Sportbindung im Leben hat. Mädchen interessieren sich für Sport. Sie können im und durch den Sport ihr körperliches und geistiges Leistungsvermö- gen erleben und Stärke und Selbstvertrauen aufbauen. Dazu benötigen sie ausreichende Gelegenheiten, Anregungen und Unterstützung.

Sportartspezifisch sind deutliche Unterschiede bei der Verteilung von Frauen und Männern zu konstatieren. In den fünf größten Verbänden in Berlin sind die Frauen am stärksten im Turnerbund (51.668) und die Männer im Fußballverband (105.025) organisiert, wobei in den letzten Jahren die Zahl der Frauen im Fußballsport ebenfalls deutlich angestiegen ist. Höhere Anteile von Frauen gibt es im Schwimm-, Pferde- und Tanzsport, beim Wandern und im Behindertensport.

6 BT-Drs 17/2880, 12. Sportbericht der Bundesregierung, Seite 128, eigene Berechnungen.

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Nach wie vor unzureichend ist die Beteiligung der Frauen in den Führungs- und Entschei- dungsebenen der Sportorganisationen Berlins. Lediglich 24 % der Vorstandsmitglieder und 13 % der Präsidenten/Vorsitzenden sind Frauen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen setzt sich ein:

1. für einen gleichen Zugang von Mädchen und Frauen über soziale, kulturelle Grenzen und körperliche Einschränkungen hinweg zu allen Sportarten und Sportstätten. 2. für die systematische Berücksichtigung der unterschiedlichen Sportbedürfnisse und -interessen von Mädchen und Frauen bei zukünftigen Planungen und Ressourcenver- gaben. 3. für die Förderung gleicher Teilhabe- und Verwirklichungschancen von Frauen auf allen Ebenen in den Sportorganisationen.

Sport - ein Thema für die 16. Frauen- und Gleichstellungsministerinnenkonferenz und die 30. Sportministerkonferenz 2006 2006 hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen während der 16. Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz einen Antrag zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen im Sport eingebracht. Folgende Maßnahmen wurden darin gefordert:  die Beseitigung der Unterrepräsentanz von Frauen in Gremien und Spitzenämtern der Sportbünde, Fachverbände und Vereine.  Verstärkung der Förderung von Sportangeboten für Mädchen und Frauen.  Schaffung von Transparenz und Motivation durch die Darstellung von erfolgreichen Projekten oder Maßnahmen in den Organisationen.  Umsetzung von Gender Mainstreaming in den Sportorganisationen durch geschlechter- differenzierte Datenerhebungen auf allen Ebenen; Analyse der Daten und Fakten und Ableitung entsprechender Schlussfolgerungen.  Konsequente Berücksichtigung dieser Zielstellungen in den Budgetierungsverträgen zwischen Bund und/oder Ländern einerseits und den Sportbünden andererseits (Ziel- vereinbarungen, Erfolgskennziffern, Bonusmodelle etc.).

Als Erfolg der Antragstellung in der GFMK ist im September 2006 der Beschluss der 30. Sportministerkonferenz zur „Geschlechtergerechtigkeit im Sport“ zu werten, der u. a. bein- haltet, zukünftig gleichstellungspolitisches Handeln im Sport und Geschlechtergerechtigkeit strukturell in allen Programmen des Sports zu verankern und einen verbindlichen Rahmen seitens der Landesregierungen und Sportorganisationen zu beschließen. Der DSOB hat im gleichen Zeitraum eine Studie zur genannten Thematik herausgegeben, die zu dem Ergeb- nis kommt, dass die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit im Sport in den Bundes- ländern durch formale Vorgaben die Nachhaltigkeit, Reichweite und Effektivität der Maß- nahmen sehr unterstützt.

Neufassung der Sportanlagennutzungsvorschrift in Berlin verbessert Förderung von Mädchen und Frauensport Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen hat dementsprechend 2009 im Rahmen der Neufassung der Ausführungsvorschriften über die Nutzung öffentlicher Sportanlagen Berlins (Sportanlagen-Nutzungsvorschrift – SPAN) die Aufnahme einer „geschlechterspezifischen bzw. geschlechtergerechten Vergabe“ von Sportanlagen initiiert, um die Teilhabechancen für den Mädchen- und Frauensport zu erhöhen. In der Zukunft wird sich erweisen, ob die neuen formalen Vergaberichtlinien den Bewegungsraum der Mädchen und Frauen in den Bezirken erhöhen. Im Weiteren haben die Vereine im Zusam- menhang mit der Neufassung der SPAN die Auflage erhalten, die Anzahl der die öffent- lichen Sportanlagen nutzenden Personen nach Geschlecht zu erfassen. Zukünftig sollten damit aussagekräftigere Daten über das Sportverhalten der Frauen und Männer im organisierten Sport zur Verfügung stehen.

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Im „Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ sind 2009 die Ziele und Perspektiven für die Sportentwicklung in den nächsten zehn Jahren festgelegt worden. Auch hier hat sich die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen für die Festschreibung der beson- deren Förderung der geschlechtergerechten Teilhabe im Sport eingesetzt. In der Arbeitshil- fe zur Sportentwicklungsplanung ist der Gender Mainstreaming Ansatz enthalten. Die recht- lichen Rahmenvorgaben bilden die Grundlage für die weiter notwendigen Veränderungs- prozesse auf dem Weg zu einer größeren Teilhabe von Mädchen und Frauen im Sport.

Fachtagung „Gold für Gerechtigkeit!“ 2011 hat die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen die Fachtagung „Gold für Gerechtigkeit! Strategien für geschlechtergerechte Partizipation und Förderung im Berliner Sport“ initiiert. Gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Inneres und Sport und den Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Fachleuten aus verbandlichem und kommerziellem Sport wurde der Frage nachgegangen, wie gerecht der Berliner Sport in den Bereichen Partizipation, Zugangsvoraussetzungen und Förderung insbesondere von Mädchen und Frauen im aktiven Sport und in den Institutionen ist. Von der Infragestellung des Wettkampfgedankens über die Stärkung des Selbstwirksamkeitsgefühls der Mädchen und Frauen im Sport, veränderte Körperbilder in den Medien, Gendertrainings in Sport- vereinen, eine Offenlegung der Auslastung der Sportanlagen, Kinderbetreuung während der Sportangebote bis zum Ausbau von Sportstätten zu multifunktionalen Räumen und Gender Budgeting in der bezirklichen Sportförderung gab es vielfältige Ideen und Vorschläge, um der geschlechtergerechten Teilhabe im Sport näher zu kommen.

Fußball- Weltmeisterschaft der Frauen 2011 Das Eröffnungsspiel zur Frauenfußballweltmeisterschaft im Olympia Station, am 26. Juni 2011 war ein Höhepunkt im Frauensport, der die Entwicklung im Frauenfußball nicht nur in der Stadt positiv beeinflusst hat. Die weiblichen Mitgliederzahlen in den Vereinen insbe- sondere mit Mädchen- und Frauenabteilungen sind gestiegen.

Mittlerweile gibt es vier Vereine in der Stadt, die sich auf Fußball für Mädchen und Frauen konzentrieren:

 Seitenwechsel- Frauen/Lesben Sportverein Berlin e. V.  Frauen Fußball Verein Spandau e. V.  Frauenfußball-Club Berlin 2004 e. V.  DjK Frauenfußball Club Britz 09 e. V.

12. Sportbericht der Bundesregierung benennt Themen im Frauensport Für die Zukunft verweist der 12. Sportbericht der Bundesregierung auf folgende Themen und Ziele, die auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in der weiteren Sportentwicklung in Berlin unter Gleichstellungsaspekten aufgegriffen werden sollten:  Frauen für Führungspositionen im Sport gewinnen  Beteiligung von Migrantinnen im organisierten Sport erhöhen  Frauen im Ehrenamt  Situation der Trainerinnen im Sport verbessern  Frauengesundheit durch Sport stärken  Ältere Frauen im Sport  Gewalt gegen Frauen – nicht im Sport  Behinderte Frauen im Sport.

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5.7 Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales

Beauftragter für Integration und Migration

Integrationspreis 2009 wurde der mit 5.000 € dotierte Integrationspreis des Landesbeirats für Integrations- und Migrationsfragen für vorbildliche und innovative Initiativen der interkulturellen Sportjugendarbeit ausgelobt.

Der Integrationspreis wird seit 2003 jährlich vom Landesbeirat für Integrations- und Migrationsfragen vergeben. Die Schwerpunktsetzung für die Preisvergabe wird vom Landesbeirat beschlossen.

Die Begründung für den Schwerpunkt interkulturelle Sportjugendarbeit lautete:

„Die interkulturelle Sportjugendarbeit gewinnt zunehmend an Bedeutung. In Sportvereinen kommen Jugendliche unterschiedlicher Herkunft zusammen, sie üben, spielen und kämp- fen friedlich miteinander. Die interkulturelle Sportjugendarbeit ist ein besonders wichtiger integrationspolitischer Bereich, der vor allem durch einen hohen ehrenamtlichen Aufwand ermöglicht wird. Dieses bürgerschaftliche Engagement soll durch den Preis gewürdigt und gefördert werden.“

Bewerben konnten sich alle Initiativen, Vereine und Organisationen, die sich der Sportjugendarbeit in Berlin widmen und sich interkulturell geöffnet haben.

Preisträger

1. Preis Erster Berliner Judo Club 1922 e.V. (EBJC) 2. Preis 1. FFV Spandau e.V. mit dem Projekt „Berlin Bolzt“ 3. Preis FASO Initiative e.V – Projekt Baobab! Offene Afrika-Fußballmeisterschaft Berlin – Turnier und Afrikafestival

Arbeitsgruppe „Sport und Integration“

Im Rahmen des Vorhabens zur Umsetzung des Leitbildes für die Sportmetropole Berlin beteiligt sich der Integrationsbeauftragte seit 2010 an der ressortübergreifenden Arbeits- gruppe „Integration und Sport“.

Maßnahmen des Landesprogramms gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus

Berliner Sportvereinen wurden zur Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Verfügung gestellt. So entwickelte das Team der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) Instrumente zur Ächtung von rechtsextremem, rassistischem und antisemitischem Verhalten auf öffentli- chen Sportanlagen. Die Sportjugend im Landessportbund Berlin e. V. entwickelte mit seinem Projekt „Gewaltpräventive sowie Toleranz fördernde Fanarbeit im Bereich des BFC Dynamo“ ein Modell zur Förderung demokratischer Selbstregulierungsmechanismen von Fanszenen und unterstützte Fangruppen, die sich für eine demokratische Fankultur engagieren möchten.

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Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung

Das Land Berlin bekennt sich zu seiner gesellschaftlichen Vielfalt. Diese zu erhalten und ein von gegenseitiger Toleranz und Wertschätzung getragenes Zusammenleben zu ge- währleisten, ist Grundlage der Politik des Senats. Hierzu gehört es, aktiv und konsequent gegen jegliche Form von Diskriminierungen, sei es aufgrund der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der sexuellen Identität, der Religion, einer Behinderung oder des Lebens- alters vorzugehen. Die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung arbeitet auf der Basis des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) und koordiniert die Anti- diskriminierungsarbeit des Senats. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, auf Diskriminierun- gen in verschiedenen, gesellschaftlichen Bereichen wie u. a. dem Sport aufmerksam zu machen und dort für die Wertschätzung von gesellschaftlicher Vielfalt und Lebensweisen zu sensibilisieren.

Im Berichtszeitraum stand insbesondere das Thema Homophobie im Sport immer wieder im Fokus von Medien und Gesellschaft. Im Gegensatz zu anderen Bereichen des gesell- schaftlichen Zusammenlebens ist das Thema Homosexualität nach wie vor eines der größten Tabu-Themen im Sport und insbesondere im Fußball. So wurde im Berichts- zeitraum in den Medien nicht nur immer wieder über homophobe Beleidigungen in Fankur- ven bzw. in den Stadien, sondern auch über die Schwierigkeiten eines Coming-Outs unter Profisportlerinnen und –sportlern berichtet. Und wenngleich mittlerweile einige Fortschritte bei der Bekämpfung von Homophobie im Sport zu verzeichnen sind, findet hingegen der Umgang mit transgeschlechtlichen Menschen noch kaum Beachtung.

Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt!“

Am 2. April 2009 hat das Abgeordnetenhaus die Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestim- mung und Akzeptanz sexueller Vielfalt" (Drucksache 16/2291) beschlossen. Ziel der ein- stimmig vom Abgeordnetenhaus beschlossenen Initiative ist es, einen umfassenden Pro- zess der Auseinandersetzung mit der Homo- und Transphobie in der Gesellschaft zu initiie- ren und einen positiven Wandel hin zu Toleranz, Akzeptanz und Respekt vor sexueller Viel- falt zu erwirken. Mit Bericht vom 16. Februar 2010 hat der Berliner Senat dem Abgeordne- tenhaus unter der Bezeichnung „Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Homophobie“ einen ersten Zwischenbericht vorgelegt (Drs. 16/2978) und ein Maßnahmenpaket beschlos- sen, das auch Maßnahmen gegen Homophobie im Sport vorsieht.

Die Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung (LADS) hat für die Umset- zung der Initiative die Federführung übernommen und koordiniert seit dem die Aktivitäten und Pläne der zuständigen Senatsverwaltungen und zahlreicher zivilgesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure, die an der Umsetzung beteiligt sind.

Bündnis gegen Homophobie

Das Bündnis gegen Homophobie wurde auf Initiative des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (LSVD BB) am 23. September 2009 im Roten Rathaus gegründet und wird seit Juni 2010 im Auftrag der LADS vom LSVD BB fortgeführt. Als Erstunterzeichnende haben sich in dem Bündnis 24 relevante gesellschaftliche Organisationen, Institutionen und Unternehmen zusammengetan, um ein klares Zeichen zu setzen gegen Homophobie, Dis- kriminierung und Gewalt. Die Mitglieder im Bündnis gegen Homophobie verpflichten sich u. a. im Alltag jeglicher Form von Diskriminierung entgegenzutreten. Bis 31.12.2011 gehörten dem Bündnis auch zahlreiche Sportorganisationen an wie der Deutsche Fußball-Bund, der Landessportbund Berlin, der Berliner Fußballverband e.V., Hertha BSC Berlin, Tennis Borussia Berlin und Türkiyemspor Berlin.

87 Projekt SoccerSound

Die Sensibilisierung für sexuelle Vielfalt im Sport ist eine wichtige Maßnahme im Rahmen der Initiative zu Akzeptanz sexueller Vielfalt. Um die Zivilcourage und Gewaltprävention zu stärken und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren insbesondere in der Fußball- und Musik- szene mit Deeskalationsstrategien bei Homo- und Transphobie vertraut zu machen, wird seit Juni 2010 das Projekt SoccerSound des Bildungs- und Sozialwerks des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (BLSB) durch die LADS gefördert.

Ziel des Projektes ist die Sensibilisierung und Förderung der Akzeptanz von Homo- sexualität sowie der Abbau von Homophobie im Sport mit dem Schwerpunkt Fußball. Das Projekt arbeitet eng mit dem Berliner Fußballverband zusammen, um gemeinsam gegen Homophobie vorzugehen und über das Thema aufzuklären. In der Praxis geht es dabei vor allem darum, innerhalb des Verbandes und der einzelnen Vereine aufzuklären und zu sen- sibilisieren durch Diskussionsveranstaltungen, Informationsstände, Vorträge und Work- shops, insbesondere im Jugendbereich. Auch eine Zusammenarbeit mit Schiedsrichterin- nen und Schiedsrichtern ist in der Planung. Begleitet wird die Arbeit des Projekts mit einer medienwirksamen Öffentlichkeitsarbeit sowie Banneraktionen in Berliner Stadien.

Projekt Respect Gaymes

Die Respect Gaymes wurden im Jahre 2006 erstmalig ausgetragen und fanden im Eis- stadion Wilmersdorf statt. Bis 2007 wurde das Projekt des Bildungs- und Sozialwerks des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg (BLSB) durch Mittel der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und seit 2008 durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales gefördert. Ziel des Events war von Anfang an der Abbau von Vorurtei- len gegenüber Schwulen und Lesben durch das Schaffen von Begegnung im Sport. Einge- rahmt wird der Event durch eine große Plakatkampagne jeweils im Vorfeld der Veranstal- tung sowie eine Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagne, die das ganze Jahr über in Schulen und Jugendzentren stattfindet. Seit 2007 finden die Respect Gaymes im Jahn- sportpark im Prenzlauer Berg statt und hat sich stetig weiterentwickelt. Mittlerweile umfasst die Veranstaltung ein Fußballturnier mit 60 Teams, ein Beachvolleyballturnier, ein Break- dance-Battle, diverse Workshops für Jugendliche sowie ein umfangreiches Bühnenpro- gramm mit Musik und ein Village mit vielen Aufklärungs- und Informationsständen. Die An- zahl der Teilnehmenden liegt nach Angaben der Veranstalter mittlerweile bei ca. 700 Men- schen, die der Besucherinnen und Besucher bei ca. 2500 Personen. Sowohl bei den Teil- nehmenden wie auch bei den Besuchern ist eine vielfältige Mischung aus Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie mit verschiedensten sexuellen Orientierungen vor- handen, um den Begegnungscharakter unter dem Motto „Zeig Respekt für Schwule und Lesben“ herzustellen. Mittlerweile haben sich die Respect Gaymes in Berlin fest etabliert.

6 Perspektiven und Potenziale für den Sport in Berlin

6.1 Berlin behauptet seine Position als führende Sportmetropole

Um seine Position als führende Sportmetropole in der Welt auch künftig zu behaupten und damit gleichzeitig weiterhin positive Anreize für das gesamte Sportgeschehen in der Stadt zu schaffen, soll die Förderung des Berliner Spitzensports und hochkarätiger Sportereig- nisse auch in Zukunft auf hohem Niveau erhalten bleiben. Dazu wird Berlin auch in Zukunft ein starkes Interesse an der Durchführung hochkarätiger Sportveranstaltungen haben, um sich als Sportstadt weiter zu profilieren und - neben Kultur und Wissenschaft - auch durch Sport sein Image nachhaltig zu entwickeln. Die Durch- führung der jährlich stattfindenden sportlichen Highlights muss ebenso gewährleistet blei-

88 ben wie die Durchführung der ca. 60 in jedem Jahr ausgetragenen deutschen und interna- tionalen Meisterschaften in Berlin.

Durch eine erfolgreiche Veranstaltungs- und Akquisitionsplanung kann sich Berlin in den kommenden Jahren, neben jährlichen Traditionsveranstaltungen im internationalen Spitzen- sport, wie dem 6-Tage-Rennen, dem DFB Pokal-Endspiel, dem ISTAF oder dem Berlin Marathon, unter anderem bereits auf folgende Highlights freuen:

2012 08.06. - 10.06.  Olympia-Qualifikation Volleyball Männer (Halle) 20.10. - 21.10.  FINA Weltcup im Schwimmen

2013 23.03. – 24.03.  Finalrunde um den deutschen Basketball-Pokal (Final Four, Herren) 04.08. - 11.08.  Islandpferde-WM 12.09. - 15.09.  EM Volleyball Frauen (Finalrunde) Okt./Nov.  FINA Weltcup im Schwimmen 13.11. - 17.11.  German Open im Tischtennis 30.11.  WM in den lateinamerikanischen Tänzen

2014 13.08. - 24.08.  EM im Schwimmen (Langbahn)

2017 03.06. - 10.06.  Internationales Deutsches Turnfest

Darüber hinaus werden bisher u. a. die folgenden Akquisitionsbemühungen der Sportorganisationen zur Ausrichtung von herausragenden Veranstaltungen in Berlin durch das Land Berlin unterstützt: 2015  WM im Hallenhockey der Damen und Herren 2015 oder 2016  Champions League Finale der Männer im Fußball 2017  WM Eröffnungsspiel im Handball der Frauen 2017  WM im Eishockey 2018  EM in der Leichtathletik

6.2 Umsetzung des Leitbildes – Schwerpunkte/Projekte

Dem Auftrag des Senats, das zum Leitbild gehörende Zielsystem und die Maßnahmen zu seiner Umsetzung mit den zuständigen Fachressorts abzustimmen, ist die Senatsverwal- tung für Inneres und Sport mit der Vorlage des „1. Fortschrittsberichts zur Sportentwick- lungsplanung - Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ nachgekommen. Der Bericht wurde am 29.03.2011 vom Senat beschlossen und anschließend dem Hauptausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses zugeleitet.

Im Jahr 2010 wurde mit der schrittweisen Abstimmung von operativen Zielen und Maß- nahmen begonnen. In den Themenfeldern, für die bereits vor Beschlussfassung zum Leit- bild funktionierende konzeptionell tätige Arbeitsstrukturen bestanden hatten, konnten die Leitbildziele in die laufende Arbeit implementiert werden. Für neue Themenfelder werden nun zunächst ressortübergreifende Arbeitsstrukturen geschaffen Dies ist in den Themen- feldern Sport und Integration“ (AG Sport und Integration) sowie im Themenfeld Spitzensport („Runder Tisch Spitzensport“) im Jahr 2010 erreicht worden.

89 Im Handlungsfeld „Sport und Gesundheit“ wurde eine gemeinsame Initiative des Gesundheitsstadt Berlin e. V., der Stiftung Zukunft Berlin und des Landessportbundes Berlin e. V. durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport bei ihrem Vorhaben unter- stützt, die Akteure aus Gesundheit und Sport in Berlin stärker miteinander zu vernetzen. Zu diesem Zweck wurde am 15.Juni 2010 das Symposium „Sport & Gesundheit für Berlin“ durchgeführt. Im Ergebnis bestand Einvernehmen, dass das Symposium eine gute Be- standsaufnahme war, leider aber eine kritische Bewertung der Ist-Situation nicht vorgenom- men werden konnte. Offen blieb auch wie die Bevölkerungsgruppen, die man mit Sport- Gesundheitsangeboten ansprechen will, am besten erreicht werden können. Daher wurde in 2011 eine Absichtserklärung zwischen dem Landessportbund Berlin e.V., der Gesundheitsstadt Berlin GmbH und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport unter- zeichnet, in der die Partner bekräftigen, dass sie als Ihre Aufgabe ansehen, durch die Bün- delung der Kompetenzen und Möglichkeiten und mit Hilfe eines verstärkten Dialogs neue Wege zu entwickeln, um die Berliner Bürgerinnen und Bürger verstärkt zu mehr Bewegung im Alltag zu motivieren. Über die Absicht der gemeinsamen Finanzierung eines geplanten Kongresses wurde ebenfalls Einigkeit erzielt.

Um die Bezirke bei der Umsetzung der Leitbildziele zu unterstützen, wurde 2011 eine „Planungshilfe Sportentwicklungsplanung in den Berliner Bezirken“ herausgegeben Mit der Broschüre, die auch als Download unter http://www.berlin.de/sen/sport/sportpolitik/index.html zu erhalten ist, sollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus den Pilotprojekten für alle Bezirke Berlins verfügbar gemacht werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Bearbeitung war die Erörterung von Maßnahmen zur Unter- stützung der geschlechtergerechten Sportentwicklung. U. a. wurde 2011 gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen ein Kongress „Gender Mainstreaming und Sport“ durchgeführt.

Im Themenfeld „Sport und Integration“ wurden durch die AG-Teilnehmer Vorschläge für mögliche Maßnahmen / Projekte in den Kategorien

 Integration in den Sport  Integration durch Sport  Verbesserung der Rahmenbedingungen benannt und davon je drei als Empfehlung an die beteiligten Senatsverwaltungen abgestimmt. Nach Möglichkeit und unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit sollen diese Vorschläge sukzessive realisiert werden. Bereits Ende 2011 wurde vereinbart, in 2012 mit einem Projekt zur Förderung des Mädchenfußballs in der Gebietskulisse der Aktionsräume plus zu starten. Als Träger der Maßnahme konnte der Berliner Fußball-Verband e. V. gewonnen werden. Vorgesehene Bausteine des Projekts sind

 Mädchenfußball-AGs an den teilnehmenden Grundschulen  Teilnahme an schulsportlichen Wettbewerben  Feriencamps  Ausbildung von Mädchen zu Fußball-Assistentinnen

Im Themenfeld „Spitzensport“ bearbeitete der „Runde Tisch Spitzen- und Leistungssport“ von Ende 2008 bis 2011 die Themenbereiche

 Talentsichtung und Talentförderung  Duale Karriere  Leistungssport von Menschen mit Behinderung  Trainer

90

und fasste die Ergebnisse in einer schriftlichen Resolution zusammen. Die Resolution ist im Anhang abgedruckt.

Eine Übersicht zur Umsetzung der Leitbildziele kann dem „1. Fortschrittsbericht zur Sportentwicklungsplanung - Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ im Anhang entnommen werden. Ein weiterer Fortschrittsbericht befindet sich in Vorbereitung.

6.3 Informeller Sport

Eine große Zahl der Sport- und Bewegungsaktivitäten in Berlin finden im informellen Sport - d. h. ohne institutionelle Bindung und in privater Selbstorganisation - statt.

Bei näherer Betrachtung der Ergebnisse der 2006 durchgeführten Studie zum Sport- verhalten wird deutlich, dass dies für alle Altersgruppen ab zehn Jahre aufwärts, für beide Geschlechter und für alle Berlinerinnen und Berliner ungeachtet ihres Wohnbezirks oder ihrer Herkunft Gültigkeit hat.

Die informellen sportlichen Aktivitäten finden dabei überwiegend außerhalb der öffentlichen und gewerblichen Sportanlagen statt.

Ein Blick auf die Präferenzen der Berlinerinnen und Berliner bei den Bewegungsformen gibt Hinweise auf die klassischen Domänen des informellen Sports. Mit Radfahren, Lau- fen/Joggen, Wandern/Spazieren/Nordic Walking und Inline Skaten sind alle wesentlichen Ausdauersportarten unter den meistgenannten Bewegungsformen. Hinzu kommt das von allen Berlinerinnen und Berlinern am zweithäufigsten genannte Schwimmen, das sowohl in den öffentlichen Bädern wie auch in natürlichen Gewässern ausgeübt wird.

Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass der informelle Sport in den vergangenen Jahren mehr als bisher in Politik und Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die für den Sport verantwortlichen Stellen des Landes Berlin widmen sich mit zunehmender Tendenz diesem Handlungsfeld und beziehen die Ansprüche und Bedarfe der informell Sporttreibenden in ihre Überlegungen zur Förderung und Entwicklung des Berliner Sports ein.

Hierbei geht es weniger um Zuwendungen im Rahmen der monetären Sportförderung oder um die indirekte Förderung durch die Gestaltung der Zugangsregeln bei der Nutzung öffentlicher Sportanlagen. Vorrangig ist vielmehr die Förderung durch die Gestaltung eines vielfältigen und bedarfsgerechten Angebots an Gelegenheiten zur ungebundenen Aus- übung von Sport. Dies sind Bewegungsflächen, Wege und Rundkurse, die meist multifunk- tionale Aufgaben im Stadtraum haben, aber auch speziell für sportliche Aktivitäten gestal- tete Anlagen oder Elemente, die allgemein zugänglich bereitgestellt werden, wie z. B. Bolz- plätze, Streetballplätze, Tischtennisplatten oder Ramps und Halfpipes für Skater und Skate- boarder und Aktivplätze.

Aufgrund der Geschäftsverteilung in Senatsverwaltungen und Bezirksämtern obliegt die Aufgabe in der Regel den planenden und bauenden Verwaltungen, die für die Stadtgestal- tung zuständig sind. Es ist jedoch Aufgabe der für den Sport zuständigen Stellen, die Bedarfe des Sports zu benennen und in ressortübergreifender Kooperation an Planungs- konzepten für den Sport verantwortlich mitzuwirken.

6.4 Gewerblicher Sport

Die kommerziellen Sportanbieter in Berlin bieten in rund 1.000 Sportstätten eine breite Palette sportlicher Betätigungsmöglichkeiten an. Nach Einschätzungen von Marktexperten

91 nutzen weit mehr als 500.000 Berlinerinnen und Berliner regelmäßig oder gelegentlich kommerzielle Sportangebote. In den gewerblichen Anlagen finden ca. 15 % aller sportlichen Aktivitäten in Berlin statt (Sportverhaltensbefragung Berlin, Stand 2006).

Nach Angabe der Deloitte-Studie „Der deutsche Fitnessmarkt 2010“ setzt sich der Fitnesstrend in Deutschland weiter fort und verspricht der Branche auch für die kommenden Jahre eine positive Marktentwicklung. So stieg die Mitgliederzahl der Fitness- studios 2009 bundesweit um 6,9 % auf 6,31 Mio. an.

Der Senat verfügt mit Ausnahme der Befragungsergebnisse zum Sportverhalten bisher nicht über aussagekräftige Zahlen zum Status und zur Entwicklung des gewerblichen Sportmarkts in Berlin. Prüfungen haben ergeben, dass auch an anderer Stelle keine derartigen Daten in qualifizierter Form vorliegen.

Der Senat hat der gewachsenen Bedeutung des gewerblichen Sports Rechnung getragen, indem er diesen bei der Erstellung der gemeinsamen Ziele des „Leitbilds für die Sport- metropole Berlin“ einbezogen hat. Im Leitbild selbst wird die Netzwerkbildung der Sport- anbieter als Teilziel bei der Engagementförderung im Sport ausdrücklich hervorgehoben.

Daher ist der Senat auch weiterhin an Investitionen in kommerzielle Sportangebote interessiert. Sie sind nicht nur Ausdruck von Innovation und Lebenskraft der Metropole und stehen für Modernität und Attraktivität des Gemeinwesens. Sie sind vor allem eine Berei- cherung und Ergänzung der bewegungsorientierten Freizeitgestaltung für die Berlinerinnen und Berliner.

Teilsegmente dieser Angebote stehen in direkter Konkurrenz zu den Angeboten des förderungswürdigen Sports. Der unbestrittene Erfolg kommerzieller Angebote wird von den Vereinen als Herausforderung verstanden, ihre Angebotsstrukturen an gewandelte Bedürf- nislagen von sportinteressierten Bürgerinnen und Bürgern anzupassen, um auf diese Weise den Vereinssport zu beleben und neue Mitglieder zu gewinnen.

Der Senat wird sich weiterhin an dem Prinzip orientieren, dass ein öffentliches Angebot in den Sportarten, für die ein wirtschaftlicher Betrieb kommerzieller Sportanlagen möglich ist, weitgehend unterbleiben kann.

6.5 Trendsport

Trendsport ist eine Bezeichnung für neue, innovative Sportarten, die sich von traditionellen Sportarten abgrenzen lassen und die sowohl im Freizeitsport wie auch im Spitzensport ih- ren Ausdruck finden. Sie werden ganz überwiegend von Jugendlichen ausgeübt. Veranstal- tungen, bei denen es um eine Trendsportart geht, werden häufig als Events der Jugendkul- tur inszeniert. Im Rahmen eines Trendsports entwickelt sich zumeist eine dazugehörige Szene inklusive spezieller Kleidung, Markenprodukten und eigenem Vokabular. Die Begriffe „Funsport“ und „Extremsport“ bezeichnen lediglich unterschiedliche Ausprägungen des Trendsports. Einzelne Trendsportarten haben den Weg von der Funsport-Nische über den Breitensport- Trend hin zur Olympischen Sportart geschafft, z. B. Beachvolleyball, BMX-Race oder im Wintersport Skicross, Snowboard-Cross und -Halfpipe. Doch auch diesen erfolgreichen Sportarten ist eigen, was den Trendsport generell kenn- zeichnet: Es gibt keine klare Organisationsform, weder im Vereinssport noch im kommer- ziellen Sport sind Trendsportarten automatisch zu Hause – wenn man einmal von den un- zähligen Fitnesstrends absieht, die für den Einsatz in Fitnessstudios geschaffen werden. Trendsportarten starten zumeist mit der Erfindung oder Neuinterpretation von Sportgeräten und werden im Zusammenspiel von Medien und Sportartikelherstellern verbreitet.

92 Berlin mit seinen vielfältigen Communities und Szenen ist eine Hochburg des Trendsports. In den Straßen, auf den Plätzen und vor allem in Parks und Grünanlagen der Sportmetro- pole kann alltäglich besichtigt werden, welche Trendsportarten derzeit „hip“ und „angesagt“ sind. In der „Hauptstadt der Kreativen“ werden Trends geboren (Speedminton, Sportho- ckern), schaffen neue Freizeitorte (Beachvolleyball, Skateboard) oder werden vom Schul- sportprogramm adaptiert (Streetball). Längst sind Ramps und Halfpipes im Stadtbild nicht mehr wegzudenken, Longboarder be- nutzen ihr Sportgerät als Fortbewegungsmittel und Treppen, Mauern und Geländer sind Hindernisse im Parkour.

Dort, wo die Szene Orte findet, um ihren Sport auszuüben, entstehen temporäre Sport- stätten, die mit den öffentlichen Sportanlagen so viel gemeinsam haben wie die Karaoke- Arena im Mauerpark mit der Berliner Staatsoper. Da in der Regel keine Standortsicherheit über eine Widmung als Sportanlage oder durch langfristige Pachtverträge besteht, kommen und vergehen solche Sportorte in häufigem Wechsel. Nur selten gelingt es – ggf. mit Unter- stützung des Landes Berlin – Orte des Trendsports längerfristig zu sichern, um den Nutzern und Betreibern eine Perspektive auch für Investitionen zu geben. Beispiele hierfür sind der Mellowpark, die Beachvolleyball-Anlagen am Nordbahnhof und am Gleisdreieck oder die Mischung aus Klettersport, Skateboard und Parkour auf dem RAW-Gelände in Friedrichshain.

Zum Ende dieser Berichtsperiode zeichnet sich ab, dass die Tempelhofer Freiheit ein wich- tiger Ort für das Erproben, Ausüben und Etablieren von Trendsportarten sein wird. Aus dem ehemaligen Flugfeld wird u. a. ein Experimentierfeld für die Koexistenz von Trendsport, Ausdauersport und traditionellem Vereinssport. Das Land Berlin und die Tempelhof Projekt GmbH unterstützen die sportliche Nutzung auf dem Tempelhofer Feld u. a. durch die tem- poräre Vergabe von Teilflächen für Pioniere und durch die Genehmigung von Veran- staltungen.

6.6 Berliner Sport im internationalen Kontext

EU – Rolle und Bedeutung des Sports

Bei der Weiterentwicklung der Europäischen Union (EU) zum „Europa der Bürger“ ist der Sport ein bedeutender Integrationsfaktor, der mithelfen kann, noch bestehende Barrieren abzubauen. Gerade auch im Hinblick auf eine verstärkte Kommunikation mit den mittel- und osteuropäischen Staaten kommt dem Sport eine zunehmend wichtige Rolle zu.

Sport ist auch innerhalb der Europäischen Union eine weit verbreitete Aktivität. Trieben einer Untersuchung des Eurobarometers von 2004 zufolge rund 38 % aller Europäer mindestens einmal pro Woche Sport, sind es 2009 bereits 40 %. Unter den Europäern sind die skandinavischen Länder Schweden, Finnland und Dänemark mit 65 % bzw. über 70 % die aktivsten, wohingegen Deutschland im Mittelfeld und immerhin noch 9 % über dem europäischen Durchschnitt liegt. Die „unsportlichsten“ europäischen Länder gem. der Untersuchung von 2009 sind Bulgarien (13 %) und Griechenland (18 %).

Trotz dieser immensen Bedeutung fand der Sport in den Verträgen der Europäischen Union bis Ende 2009 keine Erwähnung. Die Europäische Kommission hatte somit keine formale Kompetenz im Bereich des Sports.

Wegen der fehlenden Kompetenz im Sportbereich bis Ende 2009 entfiel auch die Möglichkeit einer direkten finanziellen Förderung des Sports durch die Europäische Union. Eine indirekte Förderung des Sportbereichs fand über andere Bereiche, wie z. B. Jugend, Bildung, Gesundheit, Stadtentwicklung, Umwelt und soziale Integration statt. Mit dem In-

93 Kraft-Treten des EU-Reformvertrags Ende 2009 und der Aufnahme der Art. 6 und 165 hat sich dies geändert und die Europäische Union verfügt nun auch im Bereich des Sports über eine gewisse Zuständigkeit.7

Um seiner europäischen und internationalen Bedeutung gerecht zu werden und seine Offenheit zu dokumentieren, hat Berlin in den vergangenen Jahren europaweit und inter- national herausragende Sportereignisse akquiriert, unterstützt und durchgeführt. Neben der bereits erwähnten FIFA-Fußball-WM von 2006, der Leichtathletik-WM von 2009 und der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft sind dies rund 40 nationale und internationale Veranstal- tungen, die das Land Berlin pro Jahr finanziell, aber auch organisatorisch und beratend fördert und unterstützt.

Unterstützer des Sports im EU-Kontext

Die indirekte Unterstützung von sportbezogenen Projekten wurde mit Hilfe verschiedener Träger, wie z. B. dem Landessportbund Berlin e. V. und der Sportjugend Berlin, dem Deutsch-Französischen und dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk, mit Unterstützung durch die Deutsche Sportjugend sowie weiteren Trägern - z. B. aus dem Bereich der Jugendhilfe - und anderen Institutionen in den verschiedenen Bezirken Berlins möglich. Im Rahmen von Programmen wie „Soziale Stadt“ und Institutionen wie dem „Quartiers- management“ wurden ebenfalls sportorientierte Projekte und Maßnahmen durchgeführt, die u. a. dazu beitrugen, die Atmosphäre und Stabilität verschiedener Wohnquartiere positiv zu beeinflussen und aufzuwerten.

EU-Weißbuch des Sports

Mit der Veröffentlichung eines EU-Weißbuchs (WB) zum Sport im Juli 2007 hat sich die Europäische Kommission erstmals umfangreich zum Thema Sport positioniert. Zur Vorbe- reitung des WB wurden zahlreiche Gespräche mit Akteuren des Sportbereiches durchge- führt. Im Weißbuch wird ein detaillierter, nach Pierre de Coubertin benannter Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen vorgeschlagen. Der Aktionsplan befasst sich insbesondere mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten des Sports, wie öffentliche Gesund- heit, Bildung, soziale Eingliederung, ehrenamtliche Tätigkeiten, Außenbeziehungen und Sportfinanzierung. Die im Aktionsplan „Pierre de Coubertin“ aufgeführten 53 Maßnahmen zum Thema „Sport und Europa“ sollen zukünftig von der Kommission durchgeführt und unterstützt werden. Die Kommission wird verschiedenste Maßnahmen fördern, vermitteln, untersuchen und prüfen sowie Studien zu bestimmten Themen erstellen lassen. Eine wesentliche Maßnahme wird die Aufstellung eines „Sportprogramms“ sein, das in Zukunft europäische Fördermittel für den Sport zur Verfügung stellt.

Förderung mit EU-Mitteln

Sport- und bewegungsbezogene Projekte sowie bauliche Maßnahmen wurden im Rahmen des Programms „Zukunftsinitiative Stadtteil“/„Soziale Stadt“ und auf Ebene des „Quartiers- managements“ sowie im Rahmen des Programms Stadtumbau West mit Unterstützung der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und den Berliner Bezirken von ver- schiedenen Institutionen wie Schulen, Kitas, Vereinen und unabhängigen Einzelpersonen angeboten, geplant und realisiert. Für diese Maßnahmen standen EU-Fördermittel als Co- Finanzierung zur Verfügung. Beispielhaft seien hier z. B. das Projekt: „Kids in die Sport-

7 Gemäß Art. 165 wird sie einen Beitrag zur Entwicklung der europäischen Dimension des Sports leisten, indem sie die Offenheit und Fairness von Sportwettkämpfen und die Zusammenarbeit von den für den Sport verant- wortlichen Organisationen fördert und die körperliche und seelische Unversehrtheit – insbesondere von jünge- ren Sportlern – schützt. Darüber hinaus werden auch für den Bereich des Sports zukünftig EU- Fördermaßnahmen vorgesehen.

94 klubs“ sowie die Förderung für energetische Sanierungsmaßnahmen im Bereich der Berliner Bäder im Rahmen des Umweltentlastungsprogramms UEP II genannt. Das Projekt „Kids in die Sportklubs“ wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) unterstützt, und das UEP II aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).

Internationale Kontakte

Polen/Ukraine-Unterstützung

Im Rahmen der Städtepartnerschaft Berlin-Warschau kam es zu Treffen und Informationsaustauschen mit Vertretern der Warschauer Stadtverwaltung zum Thema „Sportgroßveranstaltungen“. Hier fand insbesondere im Hinblick auf die Vorbereitung der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine ein Erfahrungsaustausch auf Fachebene statt. Ebenso wurden mit Vertretern der ukrainischen Ausrichterstädte der Fuß- ball-Europameisterschaft 2012 Informationsgespräche geführt. Weitere Fachgespräche erfolgten mit Vertretern der Städte Breslau, Posen, Kiew und Donezk, allesamt ebenfalls Austragungsorte der Fußball-Europameisterschaft 2012. Im Rahmen dieser Fachgespräche wurden vor allem die Themenbereiche Organisationsstrukturen, Sicherheit, Verkehrsmana- gement, Public Viewing, Besucherbetreuung sowie Rechteschutz angesprochen und be- handelt.

Russlandkontakte

Mit der Stadtregierung von Moskau werden regelmäßige Konsultationen u. a. zu unterschiedlichen sportbezogenen Themenbereichen durchgeführt. 2008 wurde ein Seminar zu den Themen „Förderung des Breitensports und Bekämpfung von Doping als administrative Aufgaben einer Metropole - ein Vergleich zwischen Berlin und Moskau“ mit Unterstützung der Sportschule des Landessportbundes Berlin durchgeführt. Im Rahmen städtepartnerschaftlicher Vereinbarungen sind auch künftig Sportaustausch- aktivitäten mit der Stadt Moskau vorgesehen, die an das Jahr 2009, als Wettkämpfe in ver- schiedenen Ballsportarten (Handball, Basketball, Volleyball) in Moskau durchgeführt wur- den, anschließen. Diese Wettkämpfe wurden in 2010 in Berlin fortgesetzt. In 2011 fanden Wettkämpfe in den Sportarten Tischtennis, Schach und Eishockey in Moskau statt.

Sonstige internationale Kontakte

Neben den o. a. Kontakten zu osteuropäischen Partnern bestehen darüber hinaus auch Kontakte zwischen Paris und Berlin sowie zwischen Peking und Berlin. Auch hier fanden Gespräche und sportbezogene Begegnungen und Austauschveranstaltungen statt.

Im Rahmen des Projekts: „Fit for Europe“ fanden auch auf Mitarbeiterebene der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Abt. Sport, Besuche und praxisbezogene Aufenthalte in Behörden im europäischen Ausland statt. Kolleginnen und Kollegen der Abt. Sport absolvierten Aufenthalte z. B. in Polen und England. Zu den jeweiligen Kolleginnen und Kollegen im Ausland bestehen weiterhin regelmäßige Kontakte, die ggf. für den Arbeitsalltag und den Arbeitsablauf zuträglich sind.

Unter der Regie des Landessportbundes Berlin wird seit mehr als 40 Jahren ein regelmäßiger Sport-Jugend-Austausch zwischen Jerusalem und Berlin durchgeführt.

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6.7 Sport und Gender Mainstreaming Perspektiven

Im „Leitbild für die Sportmetropole Berlin“ hat der Senat unter dem strategischen Ziel „Sport für Alle“ beschlossen, dass die Teilhabe der im Sport bisher unterrepräsentierten Bevölke- rungsgruppen sowie die geschlechtergerechte Teilhabe besonders gefördert werden. Hierzu haben Senat und Bezirke mehrere Projekte und Vorhaben in die Wege geleitet, die mit der Zielsetzung Geschlechtergerechtigkeit und Frauenförderung im Sport eine verbes- serte Sportteilhabe von Frauen und Mädchen befördern sollen:

 Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport fördert gemeinsam mit den Senatsverwal- tungen für Stadtentwicklung und Umweltschutz und für Bildung, Jugend und Wissen- schaft sowie den Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neu- kölln und Spandau die Teilhabe von Mädchen am Fußball. Projektträger ist der Berliner Fußball-Verband. Die Förderung bezieht sich auf die Gebiete der Aktionsräume plus in den genannten fünf Bezirken. Damit soll sowohl eine den Sport fördernde, wie auch eine Mädchen/Frauen fördernde und eine die soziale Integration fördernde Zielsetzung ver- folgt werden. Die Bündelung von Förderprogrammen trägt dazu bei, das Projekt finan- ziell hinreichend auszustatten. Das Projekt hat zunächst eine Laufzeit von drei Jahren (2012 – 2014) und besteht aus den Bausteinen

- Grundschul-AGs - Grundschulliga - Ferienprogramme/Fußballcamps - Ausbildung von Trainer-Assistentinnen

 Der Bezirk Treptow-Köpenick hat einen Zukunftspreis für Sportvereine ins Leben geru- fen, der 2012 zum 2. Mal verliehen wird. Der Bezirk Treptow-Köpenick möchte mit dem Preis Sportvereine unterstützen, die innovativ das gesellschaftspolitische Anliegen der Gleichstellung von Männern und Frauen in ihre Arbeit einbeziehen. Der Projektleitung geht es vor allem darum, Frauen und Mädchen in den ehrenamtlichen Sportbetrieb und in die ehrenamtliche Leitung eines Sportvereins zu bringen. In Berlin sind in vielen Vor- ständen der Sportvereine ausschließlich Männer vertreten. Über 700 Vorstandsposten sind gar nicht besetzt. Das ehrenamtliche Engagement für einen Verein soll für Frauen und Mädchen attraktiver gestaltet und ihnen ihr Aufstieg ermöglicht werden. Der Zukunftspreis für Vereine ist eingebettet in eine Kampagne des Bezirksamtes, die weitere Maßnahmen und Aktionen zum Thema vorsieht. Die Teilnahme erfordert eine regelmäßige Beteiligung der Vereine an Veranstaltungen des Bezirksamtes und der Partner, die gleichzeitig der Fortbildung und Diskussion des Themas dienen. Ziel der Veranstaltungen innerhalb des Projektes ist es, für die Vereine gute Praxisbeispiele und innovative Ideen zu gewinnen, die eine Förderung von Frauen und Mädchen im Sport, insbesondere in ehrenamtliche Führungspositionen konkret befördern. Jeder Sportverein Treptow-Köpenicks, der es sich zur Aufgabe macht, eine Frau auf eine ehrenamtliche Vorstandsposition vorzubereiten und sie in absehbarer Zeit auch in den Vorstand zu wählen, hat Chancen den Preis zu gewinnen

 Der Bezirk Marzahn-Hellersdorf plant für das Jahr 2014 eine Frauensporthalle im Bezirk. Das Bezirksamt beschreitet mit diesem Modellprojekt neue Wege bei der Förderung der Frauen und des Sports. Hierfür soll eine der vorhandenen Sporthallen des Bezirks ganz dem Frauen- und Mädchensport gewidmet werden. Derzeit wird die Sporthalle im Frei- zeitforum Marzahn favorisiert. Vor zwei Jahren hat eine Bestandsaufnahme zur Nutzung der Sporthallen nach Geschlechtern ergeben, dass nur ein Drittel der Mitglieder in den Sportvereinen Frauen sind. Die öffentlichen Sportangebote werden also von Frauen we- niger genutzt. Zu den Motiven und Gründen befragte das Bezirksamt zusammen mit der

96 Alice Salomon Hochschule in einer Online-Befragung Frauen im Bezirk. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass es einen Bedarf an Frauensport gibt, der von den Vereinen bis- her nicht gedeckt wird. Als Aktion im Rahmen der Förderung des Frauensports führte der Bezirk 2012 den 1. FrauenFitnessTag mit über 150 Teilnehmerinnen durch. Außerdem wird zukünftig ein kleines Frauenfitness-Journal vier Mal im Jahr die Marzahn-Hellersdorferinnen zum Thema Frauen und Sport informieren.

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Anhang I – Bilanz der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006

98 Vorbemerkung

Die Fußball-WM 2006 war als perfekt organisierte Veranstaltung ein sensationeller Erfolg für ganz Deutschland. Einen bedeutenden Anteil daran trägt Berlin, das als WM-Endspielort und Veranstalter der größten WM-Fanmeile die besondere Aufmerksamkeit der internationalen Gäste und Beobachter auf sich zog. Berlin hat sich mit Freundlichkeit, Offenheit und Weltläufigkeit als professioneller Organisator präsentiert. Dieses positive Bild werden die Besucher, Fußballfans und Medienvertreter noch lange in Erinnerung behalten und in ihre Heimatländer transportieren.

Berlin war Gastgeber von vier Vorrundenspielen, einem Viertelfinale und dem Finale. Die Vorrundenspielpaarungen waren Brasilien - Kroatien (13.06.), Schweden - Paraguay (15.06.), Ecuador - Deutschland (20.06.) und Ukraine - Tunesien (23.06.). Am 30.06. kam es zum „Traum“- Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien, die deutsche Mannschaft konnte sich im Elfmeterschießen durchsetzen. Das Finale am 09.07. bestritten Italien und Frankreich, nach einem dramatischen Spiel sahen die Zuschauer im Olympiastadion erneut ein Elfmeterschießen, das der neue Weltmeister Italien gewann.

Neben den WM-Spielen im Olympiastadion und dem Fan Fest auf der Straße des 17. Juni trugen zahlreiche weitere Highlights zum absolut positiven Gesamteindruck Berlins bei. Bilder vom Fußball-Globus am Brandenburger Tor, der „Adidas World of Football“ auf dem Platz der Republik, der „Bundestagsarena“ vor dem Paul-Löbe-Haus und der „ZDFarena“ im am beförderten ein überaus positives Image von der Sportmetropole Berlin.

I. Grundlagen

1. Vorgeschichte der Bewerbung um die Austragung der WM 2006

Bereits 1997 hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seine Absicht bekundet, sich mit dem Spielort Berlin um die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 bei der FIFA zu bewerben. Im November 1998 wurden die WM 2006 von der FIFA offiziell ausgeschrieben und das FIFA-Pflichtenheft mit den Anforderungen zur Durchführung der WM veröffentlicht. Bis September 1999 mussten alle Bewerberländer ihre konkretisierten Bewerbungsunterlagen entsprechend dem FIFA-Pflichtenheft bei der FIFA einreichen.

Noch im Dezember 1998 hat Berlin gegenüber dem DFB eine Erklärung abgegeben, mit der sich Berlin verpflichtet hat, das Olympiastadion WM-tauglich umzubauen und als Austragungsstätte zur Verfügung zu stellen. In der Folgezeit hat die damalige Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport bis zum Frühjahr 1999 in enger Abstimmung mit dem DFB Daten, Informationen über Stadt und Stadion, Lagepläne etc. für die offizielle Bewerbungsbroschüre des DFB zusammengestellt. Im August 1999 hat dann der DFB sein ausführliches Bewerbungsdossier mit Berlin und 15 weiteren potenziellen WM-Austragungsstädten der FIFA übergeben.

Wesentliche Stationen der Bewerbung bis zur Auswahl Berlins als Austragungsort:

Juli 2000 Am 06.07.2000 gab der Präsident der FIFA, Joseph Blatter, die Entscheidung der FIFA über die Austragung der WM 2006 in Deutschland bekannt. August 2000 Kurz darauf begann die umfassende Sanierung und Modernisierung des O- lympiastadions. Januar 2001 Am 01.01.2001 erfolgte die Gründung des Organisationskomitees Deutsch- land 2006 (OK) mit Sitz in /Main und München. Dezember 2001 Zusammenstellung detaillierter Angaben zur Stadioninfrastruktur sowie über Berlin zur Vorbereitung der notwendigen Auswahl der zwölf Austragungsorte April 2002 Am 15.04.2002 erfolgte die Entscheidung über die zwölf Austragungsorte der

99 WM unter den 15 Bewerberstädten in Deutschland mit Berlin als zentralem WM-Ort.

2. Vertragliche Grundlagen

Grundlage für alle ab 1999 von Berlin erfolgten Maßnahmen zur Vorbereitung der Fußball-WM 2006 sind diverse rechtsverbindliche Verpflichtungen, die auch alle anderen Bewerberstädte gegenüber dem DFB, dem OK bzw. der FIFA eingegangen sind. Dazu gehören:

Die Verpflichtungserklärung des DFB vom 01.12.1998. Mit dieser Erklärung hat sich Berlin verpflichtet, das Olympiastadion WM-tauglich umzubauen und als Austragungsort der WM 2006 zur Verfügung zu stellen.

Der FIFA-Stadionrahmenvertrag vom Juni 1999. Darin wurden umfassend die Anforderungen, Bedingungen und Verpflichtungen für den Eigentümer eines WM-Stadions beschrieben. Der von allen Bewerberstädten unterzeichnete Rahmenvertrag war eine wesentliche Voraussetzung für die WM-Bewerbung bei der FIFA.

Das Pflichtenheft Stadion 2006 - Profile und Anforderungen an Städte und Stadien zur WM 2006 vom Juni 2001. Das OK Deutschland beschrieb in diesem Pflichtenheft detailliert die baulichen und technischen Anforderungen an das Stadion (insbesondere für die Pressearbeitsplätze) und forderte die Städte auf, entsprechende Angaben und Zusagen zur termingerechten Erstellung der zur WM erforderlichen baulichen Infrastruktur der Stadien abzugeben. Darüber hinaus wurden Vorgaben zu temporär notwendigen Baulichkeiten im Stadionumfeld (z. B. Medienzentrum, Hospitality-Flächen) gemacht und Zusagen hinsichtlich der Verkehrsverbindungen von und nach Berlin, zum ÖPNV, zur Verfügbarkeit von Werbeflächen in der Stadt sowie zur Beteiligung am Host City Programm, am WM-Projekt „Green Goal“ sowie an noch nicht konkret festgelegten kulturellen Rahmenveranstaltungen zur WM eingefordert. Berlin verpflichtete sich zur Erfüllung dieser Vorgaben.

Die Verbindliche Erklärung WM-Stadion Berlin vom März 2002. Darin hat Berlin bestätigt, alle durch die Erfüllung der aus dem Pflichtenheft Stadion 2006 resultierenden Kosten zu tragen. Neben den Forderungen aus dem Pflichtenheft ist Berlin weitere Verpflichtungen eingegangen, insbesondere die Übernahme bzw. Beteiligung an Kosten für temporäre Baumaßnahmen zur WM (z. B. Bau eines Pressezentrums, Erweiterung der Pressetribüne im Stadion).

Die Richtlinien für FIFA WM-Städte vom Januar 2003. Diese legten Rechte und Pflichten der WM-Städte im Rahmen des sog. „Host City Programms” fest. Dieses Programm eröffnete den WM-Städten die Möglichkeit, in das FIFA-Marketingprogramm integriert zu werden. Ziel des Host City Programms war zum einen, die WM-Städte in den Kreis der berechtigten Nutzer offizieller FIFA-Marken aufzunehmen, damit die Städte sich öffentlich und exklusiv als Austragungsorte der Fußball-WM darstellen konnten. Dies geschah in erster Linie durch die Entwicklung und Verwendung des sog. Host City Logos und die Durchführung sog. B-Events, der offiziellen städtischen Veranstaltungen zur Fußball-WM. Zum anderen sollte durch gestalterische Vorgaben und Marketingrichtlinien sowie durch die Teilnahme der WM-Städte am sog. Rechteschutzprogramm der FIFA die Integrität des FIFA Marketingprogramms sichergestellt werden.

Der Stadionmietvertrag vom Juni 2004. Durch diesen Vertrag wurde dem OK das Olympiastadion einschließlich des Luftraums, des Umfeldes, der Parkplätze, der Verkaufsflächen, der Eingangsbereiche und der Vorplätze frei von Rechten Dritter für einen festgelegten Zeitraum überlassen.

100 Der Vertrag über das Fan Fest FIFA WM 2006 vom September 2005. Im Vertrag wurden die Grundlagen der Zusammenarbeit im Rahmen eines zwischen Berlin und der FIFA Marketing & TV Deutschland GmbH festgelegten Gesamtkonzeptes für die Durchführung des Fan Festes geregelt. Das Fan Fest wurde eigenverantwortlich von Berlin unter einem abgestimmten gemeinsamen „Dach“ (u.a. Name, Logo, „Look and Feel“, gemeinsame Inhalte) aller WM-Städte ausgerichtet. Im Vertrag wurden die Vergabe der Public Viewing Lizenzen, Vermarktungs- und Sponsorenrechte, die Erstellung und Kostenaufteilung der Infrastruktur, Nutzungsrechte für Marken und Titel sowie Fragen des Sponsorings und Caterings geregelt.

II. Organisationsstruktur

1. Projektgruppe Fußball-WM 2006

Im Januar 2003 wurde unter Federführung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport eine „Projektgruppe Fußball-WM 2006“ eingerichtet, der alle Senatsverwaltungen angehörten. Ihr Zweck war die Erfüllung sämtlicher Aufgaben des Landes Berlin zur Vorbereitung und Durchführung der Fußball-WM in Berlin, die sich aus den unter I.2. dargestellten Verträgen ergaben, und die Koordinierung der Umsetzung der erforderlichen Einzelmaßnahmen.

Die Projektgruppe hat zwischen Januar 2003 und Mai 2006 insgesamt 14 Sitzungen durchgeführt. Neben Vertretern der Senatsressorts nahmen auch Vertreter der eigens für die Fußball-WM eingerichteten Stäbe beim Polizeipräsidenten in Berlin und bei der Berliner Feuerwehr sowie Vertreter des Lokalen OK der Fußball-WM an den Sitzungen teil. Zusätzlich wurden themenbezogen Vertreter der Berliner Bezirke sowie der Berliner Verkehrsbetriebe, der S-Bahn und anderer, Berlin nahestehender Unternehmen (z.B. Berlin Partner, Berlin Tourismus Marketing, Berliner Flughäfen, Berliner Stadtreinigung) hinzugezogen.

2. Arbeitsgruppe Fußball-WM 2006 der Senatssportverwaltung

Im Januar 2003 wurde parallel innerhalb der für den Sport zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport eine Arbeitsgruppe Fußball-WM 2006 mit Geschäftsstelle gewissermaßen als „WM-Büro“ Berlins eingerichtet. Dieses Projektteam nahm seitdem unter Leitung des Abteilungsleiters Sport die Gesamtkoordinierung der WM-Vorbereitungen Berlins in Abstimmung mit FIFA Marketing, (Nationalem) OK und Lokalem OK der Fußball-WM 2006 wahr. Es war zugleich Anlaufpunkt und Kontaktstelle für alle die Fußball-WM betreffenden Anfragen der Berliner Verwaltung, von WM-interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaftsunternehmen sowie nationalen und internationalen Delegationen zu WM-Belangen.

3. Arbeitskreis WM-Städte

Die zwölf WM-Städte haben sich 2003 zu einer „Arbeitsgemeinschaft WM-Städte“ zusammengeschlossen, um in enger Partnerschaft und mit organisatorischer Unterstützung durch den Deutschen Städtetag zahlreiche, in ihrer Verantwortung liegende Aufgabenkomplexe umzusetzen und die WM-spezifischen Interessen aller Städte zu bündeln und gegenüber dem OK bzw. der FIFA gemeinsam zu vertreten. Hierzu gehörten in erster Linie die Bereitstellung und Herrichtung der sportlichen und verkehrlichen Infrastruktur, Sicherheitsaspekte, Durchführung der Fan-Feste, aber auch zahlreiche touristische und kulturelle Leistungen, die die Fußball-WM in deutschen Städten erst zu einem eindrucksvollen Gesamterlebnis werden ließen. Unter der Leitung ihres Sprechers, des Leiters der Abteilung Sport der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport, führten die WM-Städte zwischen Januar 2003 und Mai 2006 insgesamt 18 gemeinsame Sitzungen durch.

101 4. Organigramme

Eine Übersicht zur Einbindung Berlins in die Gremienstruktur von Bund, Ländern und Städten sowie zur Projektorganisation für die WM in Berlin ist in den folgenden Organigrammen dargestellt:

102 III. Olympiastadion, Olympiapark und Umfeld

Das für die Olympischen Spiele 1936 errichtete Olympiastadion wurde in den Jahren 2000 bis 2005 saniert und modernisiert, um den heutigen Ansprüchen des Sports, seiner Fachverbände, der Medien, der Veranstalter von Kulturereignissen und der Besucher gerecht zu werden. Die Fertigstellung der Sanierung und Modernisierung wurde durch die Insolvenz des Generalunternehmers Walter Bau AG im Februar 2005 kurzzeitig unterbrochen. Auf Grund der erfolgreichen Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter über die Restleistungserstellung konnten diese Arbeiten dennoch bis zum Beginn der Fußball-WM abgeschlossen werden. Mit der Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions sind die Grundvoraussetzungen für eine höchsten Ansprüchen genügende und multifunktionale Nutzung geschaffen worden.

Die Grundausstattung ist für den Regelbetrieb ausgelegt, so dass bei Sonderveranstaltungen bzw. internationalen Großveranstaltungen eine überwiegend temporäre veranstaltungsbedingte bzw. - spezifische Aufrüstung erfolgen muss, welche für die WM 2006 insbesondere die folgenden Maßnahmen umfasste:

 Bereitstellung der geforderten Presse- und Kommentatorenplätze (Erweiterung der Presse- tribüne)  Errichtung eines Pressezentrums und des Hospitality-Bereichs auf dem Maifeld  Umsetzung des Sicherheitskonzeptes (Sicherheitsringe etc.)  Elektronische Zutrittskontrollanlage  WM-taugliche Herrichtung von Parkplätzen, Wegen und Außenanlagen im unmittelbaren Umfeld des Stadions

Alle Maßnahmen wurden professionell und zeitgerecht umgesetzt und sorgten für einen reibungslosen und allseits gelobten Ablauf der WM in Berlin. Die Finanzierung dieser Maßnahmen in Höhe von rund EUR 30 Mio. übernahm das Land Berlin, die Mittelbewirtschaftung und die Koordinierung der Maßnahmen erfolgte durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

IV. Trainingsstätten der Mannschaften

Auf der Grundlage des Pflichtenheftes Stadion 2006 wurden dem OK für die Fußball-WM vier Trainingsstätten zur Verfügung gestellt. Für die in Berlin spielenden Nationalmannschaften wurden vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf das Stadion Lichterfelde und von der Senatssportverwaltung das überlassen. Das Stadion Lichterfelde stand der erstgenannten Mannschaft und das Jahnstadion der an zweiter Stelle genannten Mannschaft der jeweiligen Spielpaarung in Berlin für ihr Vorbereitungstraining zur Verfügung.

Der auf dem Gelände des Olympiaparks befindliche Wurfplatz (Hertha-Amateurstadion) diente der Deutschen Nationalmannschaft als Haupttrainingsplatz während der WM. Die im Stadion vorhandene Infrastruktur und die Lage innerhalb des Äußeren Sicherheitsrings um das Olympiastadion sorgten dafür, dass sowohl die Deutsche Nationalmannschaft optimale Voraussetzungen für ihr Training als auch die internationalen Medienvertreter beste Bedingungen für ihre Arbeit vorfanden. Als Ausweichtrainingsplatz für die Deutsche Nationalmannschaft, der aus organisatorischen Gründen für die Spieltage im Olympiastadion und den jeweiligen Tagen zuvor vorgesehen war, wurde vom Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf das bereitgestellt.

103 V. Verkehrliche Maßnahmen

Der Einrichtung einer zentralen „Leitstelle Verkehr“, der Umprogrammierung einer größeren Anzahl von Lichtsignalanlagen, der zeitnahen Erhebung von Verkehrsdaten mittels Detektoren, einer einheitlichen Verkehrslenkung und -leitung sowie der extra zur Fußball-WM eingerichteten Verkehrsnachrichtenagentur ist es zu verdanken, dass es keine wesentlichen Verkehrsbeeinträchtigungen gab. Die S-Bahn verzeichnete an Spieltagen stadtweit 25 % zusätzliche Fahrgäste, die BVG beförderte während des WM-Zeitraumes ca. 5 Mio. mehr Fahrgäste, der Individualverkehr in der Innenstadt ging um beachtliche 5 % zurück und der Fahrradverkehr stieg um 25 %. Der Verzicht vieler Berlinerinnen und Berliner auf die Nutzung ihres PKW entsprechend dem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ausgegebenen Motto „Berlin steigt um“ hat viel dazu beigetragen, dass der Verkehr in der Stadt zur WM ohne größere Beeinträchtigungen abgewickelt werden konnte. Immerhin erreichten 80 % der Zuschauer das Olympiastadion mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

1. Bauliche Maßnahmen

Mit Fertigstellung und Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs sowie der Fern-/Regionalbahnhöfe Gesundbrunnen und Südkreuz war Berlin bestens für den erwarteten Andrang von Besuchern aus aller Welt gerüstet. Für die Anreise nach Berlin nutzten die WM-Besucher in großer Anzahl die Bahn. Die Deutsche Bahn AG hat anlässlich der WM 40 zusätzliche Sonderzüge im Fernverkehr von und nach Berlin eingesetzt (bundesweit waren es 250). Im Regionalverkehr verkehrten 350 zusätzliche Züge. Der Hauptbahnhof entpuppte sich selbst als Attraktion während der WM und war durch seine Nähe zum Fan Fest und den WM-Veranstaltungen rund um das neue Regierungsviertel am Reichstag der hauptsächliche Ankunftsort für die meisten Besucher.

Durch die rechtzeitige Fertigstellung des Nord-Süd-Fernbahntunnels und durch zahlreiche bauliche/technische Maßnahmen, z.B. die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der S-Bahnstrecke Bahnhof Zoo/Olympiastadion oder den Einbau von Aufzügen am U-Bahnhof Olympiastadion, wurde das ÖPNV-Netz zur WM weiter optimiert. Um den Straßenverkehr zu verbessern und dem erwarteten hohen Verkehrsaufkommen Rechnung zu tragen, wurden bereits im Vorfeld der WM die Heerstraße (B 5) saniert sowie die B 101 im Süden Berlins ausgebaut.

2. Verkehrskonzept Olympiastadion Berlin

Die im Pflichtenheft Stadion 2006 eingegangenen Verpflichtungen des Landes Berlins zu den verkehrlichen Belangen wurden im Rahmen eines von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bzw. der Verkehrslenkung Berlin beauftragten Verkehrskonzeptes „Olympiastadion Berlin“ erfolgreich umgesetzt (Parkplätze für FIFA, Besucher, Medienvertreter, Behinderte, Fahrradabstellplätze, Verkehrserschließung im Individualverkehr und ÖPNV einschließlich eines Verkehrsleitsystems und des Mobilitätsmanagements). Da alle Parkplätze am Stadion der FIFA und ihren Gästen sowie den Medienvertretern vorbehalten waren, wurden auf dem Messegelände - als stadionnahe Parkplätze im Sinne des Pflichtenheftes Stadion 2006 - 7.200 Stellplätze für die Besucher der Spiele bereitgestellt.

Im Umfeld des Olympiastadions wurde durch die Polizei und das Ordnungsamt Charlottenburg- Wilmersdorf die Sonderzone Verkehr umgesetzt. Die Straßen um das Stadion waren daher nicht, wie sonst üblich, zugeparkt, die Anwohner kamen ungehindert auf ihre Grundstücke. Die Anwohner und Anlieger haben sich kooperativ gezeigt und die Vignette benutzt. Die FIFA-Verkehre zum und vom Stadion liefen reibungslos. Der Taxizulauf wurde von Spiel zu Spiel optimiert, zumal die vorgehaltenen Taxihalteplätze vor der WM erweitert wurden.

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VI. Sicherheitsmaßnahmen

1. Nationales Sicherheitskonzept

Das „Nationale Sicherheitskonzept für die Fußball-WM 2006“ setzte sich aus dem polizeilichen Rahmenkonzept und weiteren Teilkonzepten der im Bund-Länder-Ausschuss vertretenen und mit Sicherheitsaufgaben betrauten Behörden, Einrichtungen, Institutionen sowie des OK der WM 2006 zusammen. Wichtigster Aspekt waren die Erscheinungsformen der Gewalttätigkeit beim Fußball, also Hooliganismus und vergleichbare Phänomene gruppendynamischer Gewalt. Ein ständiger Abgleich zwischen den Spielstätten fand regelmäßig auf ministerieller Ebene, aber auch auf der Ebene der Einzelbehörden (Polizei und Feuerwehr) statt.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass vor dem Hintergrund eines großdimensionierten Sportereignisses wie der Fußball-WM 2006 ein für alle Sicherheitsverantwortlichen verbindliches Rahmenkonzept sinnvoll und für die Abstimmung und Umsetzung der Maßnahmen im eigenen Land zweckmäßig war. Die Vorgaben aller Teilkonzepte waren inhaltlich bestimmt, ließen aber den Ländern, orientiert an jeweiligen Besonderheiten, entsprechende Umsetzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

2. Sicherheitskonzept für Berlin

Auf der Grundlage des „Nationalen Sicherheitskonzeptes“ hatte die „Koordinierungsgruppe Sicherheit WM 2006“ der Senatsverwaltung für Inneres die Aufgabe, die „Darstellung der Sicherheitsmaßnahmen für das Land Berlin aus Anlass der Fußball-WM 2006“ zu erstellen. In diesem Zusammenhang gehörte es zu ihren weiteren Aufgaben, die Maßnahmen aller mit Sicherheitsaufgaben betrauten Behörden, Einrichtungen und Institutionen zu erfassen und aufeinander und miteinander abzustimmen. Einen Schwerpunkt bildete hier die unmittelbare Zusammenarbeit in der Vorbereitungsphase mit den außerhalb der täglichen Aufbauorganisation eingerichteten Vorbereitungsstäben von Polizei und Feuerwehr, die im Wesentlichen für die operativen Sicherheitsmaßnahmen im gesamten Stadtgebiet verantwortlich waren und bei der Einsatzvorbereitung und -durchführung intensiv mit den jeweiligen Veranstaltern zusammenarbeiteten.

Die Vorbereitung und Durchführung der Sicherheitsmaßnahmen während der WM werden in den Berliner Sicherheitsbehörden derzeit intensiv nachbereitet. Einen Schwerpunkt der Betrachtung bildet hierbei die Zusammenarbeit mit anderen Sicherheitsbeteiligten auf nationaler und internationaler Ebene, die nach den vorliegenden Erkenntnissen überwiegend positiv bewertet wird. In diesem Zusammenhang haben auch die Infrastrukturbetreiber und Verkehrsträger durch ihre Flexibilität und Leistungsfähigkeit in ihren Verantwortungsbereichen zur Sicherheit in Berlin beigetragen.

3. Gesundheitsvorsorge und Medizinische Versorgung, Katastrophenschutz

Die Gesundheitsbehörden des Landes Berlin haben in Vorbereitung der Fußball-WM Vorsorge in den Bereichen Lebensmittelsicherheit, Infektionsschutz und Sicherstellung der Versorgung im Krankenhaus getroffen. Im Rahmen des Infektionsschutzes und der Lebensmittelsicherheit wurden insbesondere die Überwachungsmaßnahmen intensiviert. Die Kliniken im innerstädtischen Bereich bereiteten sich auf die vermehrte ambulante Behandlung von Notfallpatienten in den Rettungsstellen vor. In einzelnen Kliniken ergab sich eine Mehrbelastung in den Rettungsstellen von bis zu 25 %. Hitze- und alkoholbedingte Erkrankungen standen im Vordergrund. Lediglich der bedauerliche Vorfall der Amokfahrt durch Absperrungen des Fan Festes hat den positiven Gesamteindruck getrübt. Im Rahmen des Katastrophenschutzes wurde vor der WM insbesondere die Vorsorge für atomare, biologische und chemische (ABC-) Gefahrenlagen im Gesundheitsbereich ausgebaut.

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4. Akkreditierungen

Für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landes Berlin, die in der Zeit vom 30.05. bis 12.07.2006 auf Grund ihrer Funktion bzw. Aufgabenstellung an Spieltagen bzw. an Nicht-Spieltagen Zutritt in den äußeren Sicherheitsring um das Olympiastadion benötigten, bestand die Notwendigkeit einer Akkreditierung durch das OK. Insgesamt wurden 133 Akkreditierungen für Spieltage ausgestellt, diese erhielten vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Lebensmittelkontrolle, Gewerbeaufsicht, Bauaufsicht, aus Gesundheits- und Ordnungsämtern sowie Personen von Unternehmen, die im Auftrag des Senats Arbeiten zu verrichten hatten (z.B. Vattenfall).

VII. Fan Fest FIFA WM 2006

Public Viewing kann als die erfolgreichste Innovation bei der Durchführung der Fußball-WM angesehen werden. Gedacht als Angebot für die vielen Fans, die ohne Tickets bleiben mussten, wurde auf Anregung und unter maßgeblicher Beteiligung der WM-Städte in Zusammenarbeit mit FIFA Marketing ein einheitliches Fan-Fest-Konzept entwickelt. Das Berliner Fan Fest auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule war mit seinen neun Mio. Besuchern das mit Abstand größte und erfolgreichste. Es hat maßgeblich zum Erfolg der WM mit seiner hervorragenden Stimmung und zur weltweiten Imagewerbung Deutschlands und Berlins beigetragen.

Auf der Grundlage des Vertrages für das Fan Fest Berlin wurde durch die federführende Senatskanzlei im Dezember 2005 ein Interessenbekundungsverfahren für die Ausrichtung und Organisation des Festes durchgeführt. Im Rahmen des Auswahlverfahrens erhielt eine Bietergemeinschaft bestehend aus den Unternehmen K.I.T. GmbH, Compact Team GmbH und Wohlthat Entertainment GmbH den Zuschlag. Diese Arbeitsgemeinschaft (Arge Fan Fest Berlin) hat die Veranstaltung auf eigene Kosten und eigenes Risiko durchgeführt. Die Top-Partner waren Coca-Cola, MasterCard, Toshiba und Hyundai. Für Berlin konnte zusätzlich Philips als besonderer Partner gewonnen werden. Hauptmedienpartner TV für das Fan Fest war der RBB mit seiner täglichen Berichterstattung.

Das Fan Fest war, abgesehen von den Spielen im Olympiastadion, die Hauptattraktion und der Mittelpunkt des Zuschauerinteresses während der Fußball-WM in Berlin. Für die Besucher und Organisatoren stand der Fußball im Vordergrund. Daneben gab es ein vielfältiges Bühnen- und Kulturprogramm. Die Besucherzahlen haben alle Erwartungen übertroffen. Über den WM-Zeitraum haben ca. 9 Mio. Menschen das Berliner Fan Fest besucht. Die „Fanmeile“ musste mehrfach Stunden vor Spielbeginn wegen Überfüllung geschlossen werden.

Während die Spiele zunächst auf sieben Videowänden verfolgt werden konnten, wurden ab dem Viertelfinale zwei zusätzliche Videowände aufgestellt. Um den enormen Besucherströmen gerecht zu werden, wurde ab dem Halbfinale das Veranstaltungsgelände über die Siegessäule hinaus erweitert, am Großen Stern wurden für weitere 150.000 Besucher zwei weitere Videowände aufgebaut. Damit standen insgesamt elf Videowände mit über 300 qm Bildfläche zur Verfügung. An den Spieltagen wurden bis zu drei Begegnungen übertragen. Nach dem Schlusspfiff gegen 23.00 Uhr haben DJs auf verschiedenen Aktionsflächen bis 24 Uhr für Partystimmung gesorgt.

Einen besonderen Höhepunkt gab es am 9. Juli, dem Tag des Finales, als die Deutsche Nationalmannschaft auf der Hauptbühne empfangen wurde. Die Nationalelf hat sich eindrucksvoll von ihren Fans verabschiedet und sich für die großartige Unterstützung bedankt. ARD und ZDF haben die Verabschiedung als gemeinsame Produktion live übertragen.

106 An den spielfreien Tagen sorgte ein abwechslungsreiches Programm für Unterhaltung. Besonderes Highlight war ein Klassik-Konzert der DFB-Kulturstiftung am 2. Juli mit dem Deutschen Symphonieorchester unter der Leitung von Ingo Metzmacher.

Das zwischen der Senatsverwaltung für Inneres (Polizei, Feuerwehr), der Arge und der Senatskanzlei abgestimmte Sicherheitskonzept ist den Anforderungen in hohem Maße gerecht geworden und hat sich insgesamt erfolgreich bewährt. Abgesehen von der Veranstaltung am 2. Juli, die von einer Amokfahrt überschattet wurde, bei der 26 Menschen verletzt wurden, gab es keine größeren Vorkommnisse, die die Sicherheit nennenswert beeinträchtigten. Dies darf als beachtliche Leistung bezeichnet werden. Zum Gelingen des Sicherheitskonzepts hat auch beigetragen, dass das Veranstaltungsgelände umzäunt und videoüberwacht war. Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und dem privaten Sicherheitsdienst der Arge, die bei Spielen mit deutscher Beteiligung bis zu 350 Ordner einsetzte, hat insgesamt gut funktioniert.

VIII. Fan- und Gästebetreuung

Um den Besuchern und Fans aus aller Welt einen angenehmen Aufenthalt in Berlin zu ermöglichen, wurde ein Bündel von Maßnahmen realisiert.

1. Host City Volunteers

Neben den 1.500 Volunteers des OK wurden vom Land Berlin sog. Host City Volunteers (ehrenamtliche Freiwillige) sowie weitere Mitarbeiter von BVG, S-Bahn und Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) als Servicepersonal für Fans und Besucher beschäftigt. Berlin Tourismus Marketing (BTM) hat im Auftrag Berlins 42 Volunteers im Stadtgebiet eingesetzt, deren Auskünfte schwerpunktmäßig touristische Informationen und Fanangebote sowie Informationen über den ÖPNV betrafen. Die BVG setzte 140 Mitarbeiter auf U-Bahnhöfen und an Bushaltestellen, die S-Bahn 150 Mitarbeiter und der VBB weitere 150 Personen auf S-Bahnhöfen für Auskünfte über das Verkehrsnetz und die Tarifangebote ein. Die Volunteers des OK hatten ihre Einsatzorte dagegen hauptsächlich rund ums Stadion, an den Hotels der Offiziellen von FIFA und OK sowie den Mannschaftsquartieren bzw. -hotels.

2. Fan Camp

In der Nähe des neuen Hauptbahnhofs wurde am Poststadion (Seydlitzplatz) das „Fan-Camp Berlin 2006“ mit preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeiten in Zelten für vorrangig jugendliche Fans eingerichtet. Neben den Schlafplätzen für rund 2.000 Fußballfans in fest installierten Zelten wurde dort auch ein attraktives Rahmenprogramm mit verschiedenen Betreuungsangeboten und der Live-Übertragung von WM-Spielen realisiert. Wider Erwarten war die Auslastung des Fan Camps weit geringer als vor der WM von Tourismusexperten (Deutsche Zentrale für Tourismus und BTM) prognostiziert.

3. Fan Guide

Der Fan Guide wurde unter Federführung der Senatssportverwaltung durch VBB, BTM und Berlin Partner erarbeitet und in einer Gesamtauflage von 1,5 Mio. Exemplaren hergestellt. In deutscher und englischer Sprache enthielt der Fan Guide nützliche Informationen zu WM- Veranstaltungen inkl. eines Lageplans der zentralen Veranstaltungsorte, über Shopping, Ausgehen, Partys, Kunst und Kultur, das Fan Fest und andere Live-Übertragungen in der Stadt, den ÖPNV sowie hilfreiche Adressen und Telefonnummern. Die Broschüren wurden über Volunteers, Hotels, Verkehrsbetriebe, Stadtführer, DB-Bahnhöfe und Flughäfen, Fanbotschaften, auf dem Fan Fest, im Fan Camp und über die ausländischen Botschaften verteilt.

107 IX. Weitere Maßnahmen in Berlin

Die Fußball-WM 2006 wurde durch ein vielfältiges und hochkarätiges Rahmenprogramm begleitet. Bereits im Vorfeld der WM diente ein ganzes Maßnahmenbündel dazu, die „Vorfreude“ auf die WM in der Berliner Bevölkerung zu wecken bzw. zu steigern. Des Weiteren haben sich Tausende Berliner Schülerinnen und Schüler über das gesamte Schuljahr 2005/2006 mit dem Thema „Fußball-WM 2006“ befasst.

1. Maßnahmen des Landes Berlin a) Veranstaltungen

Tischfußballturnier „Kick Dich zur WM“ Am 09.12.2005 fand in die Endrundenauslosung für die Fußball-WM 2006 statt. Zu diesem Anlass wurde am selben Abend im Olympiastadion ein Tischfußballturnier an 100 Tischen durchgeführt. Die Teilnehmer konnten attraktive Preise gewinnen und an Führungen durch das Stadion teilnehmen. Mit 900 Teilnehmern wurde eine neue Bestmarke im Guiness-Buch der Rekorde erreicht.

WM-Eröffnungsfeier Nach der Absage der WM-Eröffnungsgala im Olympiastadion durch die FIFA hat Berlin am 07.06.2006 unter der Federführung der Senatskanzlei eine eigene Fan-Party als „WM- Eröffnungsfeier“ auf dem Gelände des Fan Festes vor dem Brandenburger Tor veranstaltet. Die über 250.000 Besucher feierten bis in den späten Abend mit internationaler Musik und internationalen Fußballstars wie Pelé, Bobby Charlton, Paul Breitner und Jürgen Sparwasser. Aufgetreten sind die Musikgruppen Simple Minds, Hermes House Band, die Sportfreunde Stiller, Nelly Furtado, der Tenor Andrea Bocelli und Gianna Nannini. Das ZDF hat die Party ab 21 Uhr live übertragen.

Empfang Berlin hat gemeinsam mit dem OK am 06.07.2006 im Deutschen Technikmuseum einen Empfang für die „FIFA-Familie“ und zahlreiche Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft durchgeführt. Gastgeber waren der Regierende Bürgermeister und der OK-Präsident . Organisiert wurde der Empfang durch die Senatskanzlei in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport. Den knapp 1.000 hochrangigen Gästen wurde ein abwechslungsreiches, die vielen kulturellen Facetten Berlins umfassendes Programm von klassischer Musik, Musik der „Goldenen Zwanziger Jahre“, über Karneval der Kulturen bis hin zu moderner Clubmusik und dem Auftritt des Ensembles des Friedrichstadtpalastes geboten. b) Schulische Aktivitäten

Talente 2006 Festival am 10./11.05.2006 Das OK hatte zur Fußball-WM die Kampagne „Talente 2006 - Die FIFA WM in der SchuleTM“, bestehend aus einem Kreativwettbewerb und dem Talentwettbewerb Fußball, initiiert. Schülerinnen und Schüler aus der ganzen Welt konnten sich bei dem Kreativwettbewerb mit der Fußball-WM in Deutschland beschäftigen. Auf fünf großen Bühnen im Umlauf des Olympiastadions präsentierten die 100 internationalen Gewinnergruppen ihre Projekte. 78 Berliner Schulen hatten Projekte eingereicht, 8 Schulen wurden prämiert. Für den Talentwettbewerb Fußball im Hockeystadion neben dem Olympiastadion qualifizierten sich 64 Mannschaften (32 Jungen- und 32 Mädchenmannschaften) aus allen Bundesländern. Am Ende belegte die Werner-Seelenbinder- Schule bei den Jungen einen hervorragenden 3., die Hoffmann-von-Fallersleben-Schule bei den Mädchen einen tollen 5. Platz.

Insgesamt 45.000 Besucher (hauptsächlich Berliner Schülerinnen und Schüler) sorgten an den zwei Tagen des Festivals für einen stimmungsvollen Rahmen. Das Land Berlin trat als

108 Mitveranstalter auf.

Schüler-Fußballmeisterschaften In Anlehnung an die „echte“ Fußball-WM wurden an den Berliner Schulen Meisterschaften durchgeführt. So fanden die Regional- und Landesfinalspiele in den Wettkampfklassen der Oberschulen der Jungen und Mädchen nach dem Originalspielplan der WM 2006 statt („Mini-WM der Oberschulen“). Jeder nach Ende der Bezirksrunde qualifizierten Grundschule wurde ein bestimmtes Teilnehmerland der WM zugeordnet, mit dem sie sich in kreativer Form auseinandersetzte („Mini-WM der Grundschulen“). Am 28./29.03.2006 fand der „Goleo-Cup“ der Grund- und Oberschulen statt. Am ersten Tag wurde von den 32 erstplatzierten Mannschaften der Grundschulen, am zweiten Tag von den 32 erstplatzierten Mannschaften der Oberschulen nach dem WM-Modus der Goleo-Cup ausgespielt.

Weitere schulische Aktivitäten Im Rahmen der Adidas-Aktion „2006 Bälle für Berliner Schulen“ konnte sich jede Berliner Grundschule für die Ausrichtung der Ballübergabe bewerben, jede sich bewerbende Schule erhielt drei Bälle. Um die Berliner Schülerinnen und Schüler mit den Anfängen des deutschen Fußballs vertraut zu machen, wurde eine 16-seitige didaktische Lehrerhandreichung unter dem Titel „Fußlümmel in Berlin“ erstellt. Die Handreichung konnte in den Fächern Geschichte, Geschichte/Sozialkunde, Politische Weltkunde, Deutsch und Sport verwendet werden. Zur Eröffnung der WM am 09.06.2006 haben sich zahlreiche Schulen an Lesungen zum Thema Fußball beteiligt. Auf der Grundlage einer Literaturliste des Projektteams Fußball-WM wurden 50 Schulen mit jeweils vier Büchern ausgestattet. Als Preise gab es „Bücherkisten“ mit je 40 Büchern für die Grund- und Oberschulen. c) Kulturelles Rahmenprogramm

Unter der Federführung der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur wurden in Berliner Kultureinrichtungen diverse WM-bezogene Veranstaltungen organisiert. An zahlreichen Berliner Bühnen, Theatern, Museen etc. wurden neben dem regulären Programm auf die WM ausgerichtete Programme vor und während der WM angeboten, die mal mehr, mal weniger Zuspruch fanden. Die folgenden drei Veranstaltungen sollen hervorgehoben werden:

HeimatKlänge - World Cup 2006 auf dem Potsdamer Platz Das Open-Air-Festival war Teil des Berliner Rahmenprogramms zur Fußball-WM und fand in den Jahren 2004 und 2005 sowie zeitgleich zur WM vom 09.06. bis 09.07.2006 statt. Neben der Live- Übertragung der WM-Spiele auf einer Videowand sollten insgesamt 24 Bands an 25 Festivaltagen auftreten. Ausgerichtet am WM-Spielplan präsentierte das Festival zu den Vorrundenspielen Musik aus den WM-Teilnehmernationen - mit besonderem Schwerpunkt auf Afrika, dem Gastgeberkontinent der nächsten Fußball-WM 2010. Ein bunter Markt mit Gerichten und Kunsthandwerk aus aller Welt rundete das Angebot ab. Mit der Kombination aus Public Viewing, hochklassigem Live-Musikprogramm und länderspezifischen kulinarischen Genüssen waren die HeimatKlänge als zentraler Sommertreffpunkt für Liebhaber guter Musik und die Kosmopoliten unter den Fußballfans gedacht.

Verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass die Resonanz auf dieses Konzept nicht dem entsprach, was kalkulatorisch die Weiterführung des ursprünglichen Vorhabens erlaubt hätte. Deshalb wurden zur WM-Halbzeit (ab 23.06.) das Programm auf Public Viewing und DJs reduziert und die Auftritte von Musikgruppen für den verbleibenden Zeitraum abgesagt.

PopKick.06 im Im weitläufigen und zentralen Treptower Park feierten während der Fußball-WM mehr als 200.000 Besucher. Neben der Übertragung aller WM-Spiele auf einer Videowand fanden Konzerte bekannter Interpreten sowie spannende Aktivitäten rund um die Fußball-WM zum Mitmachen für

109 Fußballfans, Familien, Kinder, Kultur- und Musikbegeisterte aller Altersgruppen statt. Außerdem wurde niveauvolle Gastronomie mit internationalen Spezialitäten der WM-Teilnehmerländer sowie Ausstellungen über die Kulturen der WM-Länder, die Historie Berlins und des Treptower Parks angeboten. An 18 Tagen traten vor oder nach den Spielen internationale Bands auf, Benefiz- Aktionen zugunsten der Aktion „6 Dörfer für 2006“ der SOS-Kinderdörfer rundeten das Programm ab. Das Festival war einer von sieben offiziellen Partnern im Kulturprogramm Berlins zur Fußball- WM und wurde von zahlreichen Institutionen der Stadt Berlin und Botschaften internationaler Länder unterstützt.

Berlin - Story of Football im Haus des Deutschen Sports Im Sportmuseum Berlin wurde vom 18.05. bis 16.07.2006 eine Ausstellung gezeigt, die in sechs Kapiteln mit über 250 Fotografien, Dokumenten und Sportobjekten die Geschichte des Berliner Fußballs erzählte, von der Gründung des ältesten Fußballvereins „BFC Germania 1888“ bis heute. Die Ausstellung wurde durch ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm begleitet. d) Marketingmaßnahmen

Imagekampagne „Das schönste Lächeln für unsere Gäste - Wir geben der Vorfreude auf die WM in Berlin ein Gesicht“ hieß die Imagekampagne der Senatssportverwaltung. Ziel war es, die Berliner Bürger auf die WM einzustimmen sowie den Gästen Berlins ein Willkommensgefühl zu vermitteln. Grundlage der Kampagne waren elf Portraits Berliner Bürgerinnen und Bürger, deren Gesichter mit einem Fußball und dem Brandenburger Tor geschminkt waren. Die Bilder der Gesichter, die mit dem Slogan „Die Welt zu Gast bei Freunden in Berlin“ und dem Berliner Host City Logo betitelt waren, wurden auf Plakatwänden dargestellt, erschienen in Zeitungsanzeigen und wurden auch als Gratispostkarten verteilt. Die Kampagne lief von Januar 2006 bis zum Ende der WM.

City Dressing Auf der Grundlage des Pflichtenheftes Stadion 2006 präsentierte sich Berlin in einem abgestimmten und einzigartigen Erscheinungsbild (sog. City Dressing). Die Präsentation erfolgte vom 29.05. bis 10.07.2006 mit 2.000 Fahnen und 300 Bannerflaggen entlang der zwischen OK und Land Berlin abgestimmten Protokollstrecken. In die Ausschmückung waren darüber hinaus die Veranstaltungsorte, Flughäfen, Bahnhöfe und besonders bedeutende Straßen und Plätze sowie die Senatsverwaltungen und Bezirksrathäuser einbezogen. Des Weiteren wurden fünf Busse der BVG und fünf Velotaxis mit dem offiziellen „look and feel“ der Host City Berlin „gebrandet“. Die Busse fuhren während der WM vornehmlich auf den attraktiven und publikumswirksamen Routen 100, 200 und M48.

Nach der WM wurde die Beflaggung an den Berliner Fußball-Verband, den Landessportbund und an Berliner Schulen verschenkt. Die Aufhängevorrichtungen der Fahnen werden vom OK der Leichtathletik-WM 2009 weiterverwendet und bis dahin eingelagert.

Zur Steigerung der Vorfreude auf die WM wurden zudem genau ein Jahr vor der Fußball-WM (09.06. bis 09.07.2005) sowie am Tag des DFB-Pokalfinales (29.04.2006) bekannte Plätze (u.a. Schlossplatz, Potsdamer Platz, Großer Stern) mit Flaggen der Fußball-WM geschmückt.

Internetseite Die Internetseite www.berlin.de/fifawm2006 wurde ab Juli 2004 unter Federführung der Senatskanzlei von Berlin Partner eingerichtet und regelmäßig aktualisiert. In deutscher und englischer Sprache waren nützliche Informationen zur WM-Stadt Berlin, zum Olympiastadion, zum Fan Fest und zu anderen Veranstaltungen enthalten. Darüber hinaus wurde der Fan Guide zum Herunterladen angeboten.

110 e) WM-Tickets

Das OK bot allen zwölf WM-Städten ein bestimmtes Kontingent an Tickets für die WM-Spiele zum Kauf an. Diese Möglichkeit hat Berlin genutzt und 2.370 Tickets aus diesem Kontingent erworben, um sie Personen zum Kauf anbieten zu können, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Hierzu gehörten Ehrenamtliche aus Sport und Gesellschaft, Repräsentanten aus der Wirtschaft sowie Repräsentanten Berlins (Senat, Abgeordnetenhaus und Bezirke). Die Abwicklung des Ticketverkaufs hat die Partner für Berlin Holding Gesellschaft für Hauptstadt-Marketing mbH im Auftrag des Landes Berlin übernommen.

2. Maßnahmen der Bundesregierung in Berlin

Im Rahmen des von der DFB-Kulturstiftung initiierten Kunst- und Kulturprogramms des Bundes wurden in Berlin mehrere Kulturprojekte vor und während der WM umgesetzt. Eine Liste aller Veranstaltungen ist unter http://www.dfb-kulturstiftung.de/projekte.de.html abrufbar. Hervorhebenswert sind folgende Highlights:

Der Fußball-Globus und seine Ausstellung zum Thema Fußball hatte während der WM 284.000 Besucher. Er stand bereits im Herbst 2003 auf dem und kehrte dorthin nach einer Tournee durch die anderen elf Austragungsstädte für die Dauer der WM zurückkehrte. Die im Jahre 2003 teilweise kritisierte Abendbespielung wurde nicht wiederholt. Berlin beteiligte sich an den Kosten für die technische Infrastruktur und den Betriebskosten.

Beim Streetfootballworld Festival 06, das vom 01. bis 08.07.2006 auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg stattfand, kamen 24 Straßenfußballteams aus sozialen Fußballprojekten aller Erdteile nach Berlin. Neben dem Fußballturnier gab es Projekte in den Bereichen Fotografie, bildende Kunst, Architektur und Film.

Vom 20.10.2005 bis 08.01.2006 widmete sich die Ausstellung Rundlederwelten des (zwischenzeitlich verstorbenen) Kurators Harald Szeemann im Martin-Gropius-Bau der Beziehung zwischen Fußball und zeitgenössischer Kunst.

3. Berlin Partner GmbH

Ab 2003 unterstützte die Berlin Partner GmbH den Senat von Berlin mit der Konzeption und Organisation von Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen zur Fußball-WM. Die Maßnahmen sollten dazu beitragen, der Bevölkerung in Berlin und Brandenburg das Composite-Logo Berlins bekannt zu machen und Vorfreude auf die WM zu schaffen. Die Aktivitäten waren sowohl auf die Bevölkerung als auch auf Medienvertreter, Multiplikatoren und Entscheider ausgerichtet. Es galt, Berlin als Austragungsort des Finales zu positionieren, das Markenzeichen Olympiastadion aufzubauen, die Stärken der Stadt zu kommunizieren und die Aktivitäten der Sponsoren als Imagetransfer für Berlin zu nutzen.

Das Spektrum der Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen reichte von klassischer Werbung über Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bis zu Veranstaltungen und der Betreuung von WM-Gästen. Die Aktivitäten fokussierten anfangs vor allem auf die Bevölkerung in Berlin und Brandenburg und wurden schrittweise national und international ausgeweitet. Besonders hervorhebenswert sind die „Lange Nacht des Fußballs“ rund um das Olympiastadion am 09.07.2005, die Realisierung der Internetseite des Senats zur WM und der Flyer „Berlin 2006“ und „Sportmetropole Berlin“ sowie die Entwicklung des Motivs „9. Juli 2006: Finale.“, das auf Postern, Plakaten und in Anzeigen für das Berliner Olympiastadion als WM-Endspielort geworben hat. Der „Abschlussbericht Juli 2006“ über ihre Maßnahmen zwischen 2003 und 2006 ist bei der Berlin Partner GmbH erhältlich.

111 4. Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) 4.4. Übergeordnetes Ziel der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BTM war es, das große Interesse an der Fußball-WM optimal zu nutzen, um die Stadt Berlin bereits im Vorfeld des sportlichen Großer- eignisses in den Fokus der nationalen sowie internationalen Medien zu rücken. Im Vordergrund standen dabei die Imagestärkung Berlins vor allem auf internationaler Ebene, die Verstärkung des „Metropolencharakters“ der Stadt und der Ausbau der Position Berlins als Austragungsort von Sportgroßveranstaltungen. Die Maßnahmen konzentrierten sich vorrangig auf den Bereich Ver- kaufsförderung, vorbereitende Pressearbeit sowie auf den Auf- und Ausbau des eingerichteten WM-Webportals und die Produktion entsprechender Werbemittel. Die Implementierung begann mit dem Messeauftritt auf der ITB 2005.

In der Umsetzung stützte sich BTM vorrangig auf den Imagefaktor der Stadt (das sportliche, touristische und kulturelle Angebot), das Olympiastadion als das Symbol der Fußball-WM, das Rahmenprogramm zur WM (z.B. Public Viewing Veranstaltungen) sowie den Charakter Berlins als zentraler Verkehrsknotenpunkt (sehr gute Erreichbarkeit und Infrastruktur). Darüber hinaus führte BTM im Auftrag von SenBJS das Host City Volunteerprogramm durch (s. VIII.1.).

5. Verkehrsunternehmen

Die Verkehrsunternehmen erweiterten das Angebot an freiwilligen Helfern während der WM (s. VIII.1.), welche auf Bahnhöfen und Bahnsteigen für Fragen von Spielbesuchern und Touristen zur Verfügung standen. Der VBB erweiterte sein Internetangebot (Infos in weiteren Sprachen, Fahrpläne der zusätzlich eingesetzten Züge) sowie seine mobilen Fahrplaninformationen um Veranstaltungshinweise für Berlin. Das Kundenmagazin „BVG plus“ erschien viersprachig in einer Auflage von 1 Mio. Exemplaren und bot Informationen rund um die BVG und die WM. Es wurde in den Fahrzeugen der BVG, auf den U-Bahnhöfen sowie an mehr als 200 Berliner Hotels verteilt. Alle Fahrzeuge der BVG wurden mit dem Host City Logo versehen. An den Spieltagen wurde ein durchgehender Nachtverkehr auf allen Linien (außer der U4) der U-Bahn angeboten.

6. Berliner Stadtreinigung

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) hat zur Fußball-WM 2006 mehrere eigene Kampagnen durchgeführt, um Berlin vor und während der WM als saubere Stadt zu präsentieren. Dazu gehörten die „Putzaktion mit Hertha BSC“ und die „Dreckecken-Kampagne“ vom Mai 2006. Für den WM-Zeitraum wurde ein gesondertes Reinigungskonzept der BSR entwickelt und erfolgreich umgesetzt, für das u.a. ein Drei-Schicht-Betrieb eingeführt, Bereitschaftsdienste und eine Task- Force eingerichtet wurden. Rund 200 neue Mitarbeiter wurden befristet zusätzlich eingestellt. Auch die orangefarbene Bekleidung des BSR-Personals im Straßenbild wurde WM-gerecht modifiziert.

X. Finanzierung

Für die Vorbereitung und Durchführung der Fußball-WM 2006 standen insgesamt rund 37 Mio. Euro im Etat der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport zur Verfügung. Davon wurden 30 Mio. Euro für WM-bedingte bauliche Maßnahmen - z. B. im Olympiastadion und dessen Umfeld - im Rahmen der auftragsweisen Bewirtschaftung an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung übertragen. Die übrigen knapp 7 Mio. Euro wurden als konsumtive Mittel u. a. für die Vorbereitung und Durchführung des Fan Festes, für sämtliche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und für das Marketing, die Fan- und Gästebetreuung sowie zur Förderung von Projekten des kulturellen Rahmenprogramms zur WM aufgewendet. Zu den Kosten für alle Aufgaben im Zusammenhang mit der Gewährleistung der Sicherheit in Berlin während der WM, des Katastrophenschutzes und der medizinischen Vorsorge liegen bisher keine Angaben aus den verantwortlichen Senatsressorts vor.

112 XI. Wirtschaftliche Auswirkungen der WM

Mit dem Schlusspfiff beim Finale der Fußball-WM 2006 im Berliner Olympiastadion ging die größte Sportparty seit Jahrzehnten zu Ende. Die Stimmung war gigantisch, das Wetter spielte mit - Berlin hat als Gastgeber eine fantastische Visitenkarte abgegeben. 19.500 für die WM akkreditierte Medienvertreter aus aller Welt realisierten mit unzähligen Berichten und Bildern eine großartige Imagewerbung für Berlin als Zukunftsinvestition.

Über diese „unbezahlbare“ Werbung für Berlin hinaus vermelden die verschiedenen Branchen Berlins ein insgesamt positives Bild. 15 Mio. Menschen besuchten Berlin während der WM, das durchschnittliche Aufkommen an Tagesbesuchern in Berlin erhöhte sich laut Berlin Tourismus Marketing GmbH um 30 % auf 450.000 Besucher täglich. Die im Vorfeld gestellte Prognose von einer Million ausländischer Gäste konnte verdoppelt werden. Darüber hinaus konnte das Image Deutschlands insgesamt wesentlich verbessert werden. Aus einer Umfrage unter Gästen aus aller Welt geht hervor, dass drei Viertel eigens für die WM nach Deutschland kamen und dass fast die Hälfte zum ersten Mal nach Deutschland reiste. Mehr als 91 Prozent fühlten sich in Deutschland willkommen und wollen es als Reiseland weiterempfehlen.

Der Arbeitsmarkt hat sich für die Zeit der WM positiv entwickelt. Es wurden allein in Berlin bis zu 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, deutschlandweit wurden laut Bundesagentur für Arbeit 50.000 Jobs geschaffen. Der überwiegende Teil der Stellen war jedoch befristet. In die Statistik der Vermittlungen wurden auch 1-Euro-Jobs eingerechnet. Rund 300 Arbeitslosengeld-II- Empfänger wurden zur Betreuung von Touristen sowie anderen zusätzlichen Dienstleistungen in den Berliner Stadtbezirken eingesetzt.

Von den hohen Tagesbesucheraufkommen in Berlin profitierten vor allem die Lebensmittel-, Fanartikel- und Sportartikelbranchen. Das Verkehrswesen mit seinem umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr ist auf gute Resonanz gestoßen. Allein die Berliner BVG und S-Bahn beförderten in den WM-Wochen 12 Mio. zusätzliche Fahrgäste. Über 2.300 zusätzliche Flüge mit über 26.000 Passagieren wurden auf den Berliner Flughäfen abgewickelt.

Für Berlins Hotels und Gastronomie sowie das Taxigewerbe verlief die WM eher ernüchternd. Die Auslastung der Hotels lag im Durchschnitt bei 60 %. Dies wurde allerdings teilweise durch höhere Übernachtungspreise kompensiert. Zum WM-Finalwochenende waren die Hotels in Berlin ausgebucht. In den Gaststätten - v.a. fernab der zentralen Veranstaltungsorte - fehlte es an Gästen, weil sich die meisten Besucher auf der Fanmeile und anderen Public-Viewing- Veranstaltungen versammelten. Die rund 6.000 Berliner Taxifahrer hatten nach eigenen Angaben ein Umsatzminus von 50 bis 60 % zu verzeichnen.

Über diese ersten Bilanzen hinaus lassen sich derzeit noch keine abschließenden Aussagen über alle betroffenen Branchen machen. Entsprechende deutschlandweite oder auf Berlin fokussierte Untersuchungen werden frühestens im nächsten Jahr veröffentlicht werden. Dann wird sich zeigen, ob der Imagezuwachs Berlins zu nachhaltigen positiven Auswirkungen auf die Berliner Wirtschaft führen konnte.

113

Anhang II – Bilanz der Leichtathletik-WM 2009

114

I. Vorbemerkung

Die 12. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften berlin 2009 waren das bedeutendste Sportereignis im Jahr 2009. Die weltweit beachtete neuntägige Großsportveranstaltung fand vom 15. bis 23. August 2009 statt. Dabei hat sich das Motto der 12. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften berlin 2009 - „HAVE A GOOD TIME!™“ eindrucksvoll bestätigt.

Rund 2.000 Sportler/innen aus 201 Nationen kämpften mit Unterstützung von ca. 1.500 Betreuer/innen in 47 Wettbewerben um 59 Goldmedaillen und Weltmeistertitel. Deutschland errang zweimal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze. Eines der Highlights der WM aus Sicht der Berlinerinnen und Berliner war die Goldmedaille des Berliners Robert Harting im Diskuswurf. Rund 400.000 sachkundige und stets faire Zuschauer im Olympiastadion, ca. 3.500 Journalisten und ca. 2.000 TV-Mitarbeiter aus aller Welt haben für eine positive Berichterstattung gesorgt.

Die Leichtathletik WM 2009 als nach Olympischen Spielen und Fußball-Weltmeisterschaften weltweit drittgrößtes Sportevent war als perfekt organisierte Veranstaltung ein sensationeller Erfolg für Berlin. Berlin hat sich nach der erfolgreichen FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erneut als Sportmetropole von Weltrang gezeigt und die besondere Aufmerksamkeit der internationalen Sport-Offiziellen, Gäste und Medienbeobachter auf sich gezogen. Berlin hat sich mit Fairness und Sportbegeisterung, Freundlichkeit, Offenheit und als professioneller Veranstalter großer Sportveranstaltungen präsentiert. Dieses positive Bild werden die Athletinnen und Athleten, Besucherinnen und Besucher, Gäste und Medienvertreter noch lange in Erinnerung behalten und in ihre Heimatländer transportieren.

Neben den Wettkämpfen im Olympiastadion trugen die erstmals bei einer Leichtathletik- Weltmeisterschaft in der Innenstadt durchgeführten Wettkämpfe in den Geher- und Marathon- Wettbewerben, die Eröffnungsveranstaltung HAVE A GOOD TIME!™“ DIE WELCOME NIGHT AM BRANDENBURGER TOR am 14. August und das Rahmenprogramm am Pariser Platz als weitere Highlights zum absolut positiven Gesamteindruck Berlins bei. Bilder dieser sportlichen und kulturellen Events beförderten das Image der Sportmetropole Berlin mit nachhaltiger Wirkung für die Zukunft.

II. Grundlagen

1. Vorgeschichte und Bewerbung um die Austragung der Leichtathletik WM 2009

Der Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) hatte sich im Februar 2002 zusammen mit Berlin für die Ausrichtung der Leichtathletik WM im Jahr 2005 beworben, nachdem London im April 2001 auf die Austragung der Leichtathletik WM im Jahr 2005 wegen Finanzierungsproblemen verzichtet hatte.

Die Bewerbung mit Berlin war seinerzeit nicht erfolgreich, die WM wurde nach Helsinki in Finnland vergeben. Dennoch bestand weiter der übereinstimmende Wunsch, der von Seiten des Bundesministeriums des Innern und des Senats von Berlin, dem DLV und Berliner Unternehmen uneingeschränkt unterstützt wurde, zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Leichtathletik WM nach Berlin zu holen. Noch am Abend der Auswahlentscheidung für Helsinki am 14. April 2002 verabredeten maßgebliche Mitglieder des damaligen Bewerbungskomitees eine erneute Kandidatur mit Berlin für das Jahr 2009.

Wesentliche Stationen der Bewerbung bis zur Auswahl Berlins als Austragungsort:

22.-23. November 2003 Ausrichtung des IAAF Council Meetings in Berlin

115 26. März 2004 Offizielle Gründung des Bewerbungskomitees Dazu gehörten u. a. der damalige Bundesminister des Innern, der Regierende Bürgermeister von Berlin, der Senator für Bildung, Jugend und Sport, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe Berlin, der Präsident des DLV und hochrangige Vertreter der Berliner Wirtschaft und des Sports.

30. März 2004 Beschluss des Senats, durch den der Regierende Bürgermeister von Berlin ermächtigt wurde, die von der IAAF für die Bewerbung geforderten Garantien des Landes Berlin abzugeben. Zugleich verpflichtete sich Berlin, durch eine angemessene finanzielle Ausstattung die Vorbereitung und Durchführung der WM mittels Gewährung einer Zuwendung i. H. v. 17 Mio. EUR sicherzustellen. Im Vorlauf der Bewerbung wurde dieser Betrag nochmals um maximal 3 Mio. € aufgestockt, um mit den Mitbewerbern gleichzuziehen und die Bewerbungschancen Berlins zu erhalten.

Im Juni 2004 hat sich der DLV zusammen mit Berlin und unter Unterstützung des damaligen Bundeskanzlers erneut bei der IAAF (International Association of Athletics Federations) für die Ausrichtung der 12. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften 2009 beworben und die offizielle Bewerbungsschrift einschließlich aller nach dem Pflichtenheft der IAAF zur Bewerbung geforderten Angaben sowie der von der Bundesrepublik Deutschland, dem Veranstalter DLV und der Stadt Berlin abzugebenden Garantien und Erklärungen an die IAAF übergeben. Zugleich wurde damit die Anerkennung des „Abkommens zur Veranstaltungsorganisation der 12. IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften 2009 (Event Organisation Agreement)“ sowie der zahlreichen verbindlichen IAAF-Richtlinien (Guidelines) durch den Präsidenten des DLV als Veranstalter und den damaligen Senator für Bildung, Jugend und Sport für die Gastgeberstadt Berlin bestätigt.

29. Juni 2004 Übergabe der Bewerbungsschrift an die IAAF in Monte Carlo

04. Dezember 2004 Berlin erhält in Helsinki den Zuschlag der IAAF-Delegierten zur Ausrichtung der 12. IAAF Leichtathletik WM 2009; Unterzeichnung des Event Organisation Agreements

2. Vertragliche Grundlagen

Grundlage für alle ab 2004 von Berlin erfolgten Maßnahmen zur Vorbereitung der Leichtathletik WM 2009 waren diverse rechtsverbindliche Verpflichtungen, die Berlin mit der IAAF, deren Vermarktungsagentur DENTSU INC., dem DLV und dem am 02.08.2005 gegründeten Berlin Organising Committee (BOC) eingegangen wurden. Dazu gehören:

Das Event Organisation Agreement (EOA) vom 04.12.2004. Durch das EOA werden die gegenseitigen Rechte und Pflichten geregelt, u. a. des Gastgebers Berlin, der IAAF und DENSU INC., des ausrichtenden IAAF-Mitgliedsverbandes und des Organisationskomitees. Ferner sind darin die Regelungen zu den Marketing- und Medien-Rechten, offiziellen WM-Marken und Versicherungen etc. festgehalten. Es umfasst auch alle wesentlichen Definitionen und Interpretationen der beteiligten Vertragspartner, Bezeichnungen und Leichtathletik-Regeln.

Der Kooperations- und Durchführungsvertrag vom 24.06.2005. Darin wird auf der Grundlage des EOA die Aufgabenverteilung bei der Vorbereitung und Durchführung der Leichtathletik WM 2009 zwischen den Vertragsparteien Berlin, DLV und BOC, mit dessen Abschluss die IAAF dem DLV als Veranstalter und Berlin als Gastgeber die Vorbereitung und Durchführung der WM übertragen hat, geregelt.

Der Gesellschaftsvertrag der Berlin Organising Committee 2009 GmbH (BOC) vom 02.08.2005

116 (in der Fassung des Änderungsbeschlusses vom 02.10.2007). Mit diesem Vertrag wird das BOC in Form einer GmbH als allein verantwortlicher Veranstalter der Leichtathletik WM 2009 gegründet. Gegenstand der GmbH ist die Vorbereitung und Durchführung der WM (zum weiteren Aufbau und den einzelnen Gremien des BOC siehe unter Punkt III. Organisationsstruktur, Ziffern 1. und 2.).

Der Vertrag über die Nutzung des Olympiageländes vom 27.05.2008. Vertragspartner sind das Land Berlin, die Olympiastadion Berlin GmbH als Stadionbetreiber und das BOC als Veranstalter. Mit diesem Vertrag werden die Überlassung und der Überlassungszeitraum von Räumlichkeiten, Einrichtungen und Flächen des Olympiastadions und des umgebenden Olympiaparkgeländes als Hauptveranstaltungsort der WM geregelt.

Bereits während der Vertragsverhandlungen wurde vereinbart, dass ggf. Zusatzvereinbarungen geschlossen werden sollen, falls das BOC für Auf- und Abbauarbeiten vor und nach der WM bestimmte Flächen vor Beginn bzw. nach Ende der Vertragslaufzeit beanspruchen muss.

Wegen der tatsächlich erforderlichen Inanspruchnahme einzelner Flächen wurde am 15.06.2009 eine Erste Zusatzvereinbarung zum Vertrag zwischen Berlin, der Olympiastadion Berlin GmbH und dem BOC abgeschlossen.

Nachdem der Fußballverein Hertha BSC als Hauptnutzer des Olympiastadions die Absicht bekundet hat, sein erstes Heimspiel der Bundesliga-Saison 2009/2010 im Olympiastadion austragen zu dürfen, obwohl gemäß des abgeschlossenen Vertrages über die Nutzung des Olympiageländes das BOC das alleinige Nutzungsrecht zu diesem Zeitpunkt am Stadion besaß, wurde am 12.06.2009 eine Zweite Zusatzvereinbarung zum Vertrag zwischen Berlin, der Olympiastadion Berlin GmbH, dem BOC sowie Hertha BSC unterzeichnet. Damit wurde die gewünschte Austragung des ersten Bundesliga Heimspiels von Hertha BSC am 8. August 2008 einvernehmlich ermöglicht.

III. Organisationsstruktur

1. Berlin Organisation Committee 2009 GmbH (BOC)

Das BOC ist durch den DLV als verantwortlicher Veranstalter für die gesamte operative Vorbereitung und Durchführung der Leichtathletik WM 2009 außerhalb der Organisationsstruktur des DLV eingerichtet worden. Alleiniger Gesellschafter des BOC war der DLV (siehe Gesellschaftervertrag S. 5). In seiner Zuständigkeit lagen auch sämtliche Abstimmungen mit der IAAF, dem DLV, ministeriellen und kommunalen Behörden, der Polizei-Behörden und Feuerwehr einschließlich Katastrophenschutz; des Weiteren die Ausschreibung, die Angebotsevaluierung und Auswahl aller erforderlichen Dienstleistungen für die Vorbereitung und Durchführung der WM, z. B. Ordner- und Sanitätsdienste, die technische Beratung und Betreuung sowie die Umsetzung baulicher Maßnahmen. Hinzu kamen die bei Großsportveranstaltungen generell anfallenden Aufgaben wie Medienbetreuung, Ticketverkauf, Sporttechnik, Hotelreservierung für Offizielle und die Athletinnen und Athleten der Teilnehmerländer mit ihren Betreuern usw..

Unter Ziffer 5. Abbildung 2 ist das Organigramm des BOC mit seinen Abteilungen und Untergliederungen dargestellt.

Wesentliche Termine hinsichtlich der Einrichtung des BOC:

04. Oktober 2005 Offizielle Eröffnung des Sitzes der Berlin Organisation Committee 2009 GmbH auf dem Gelände des Olympiaparks Berlin

117 14. Oktober 2005 Eintrag der Berlin Organising Committee 2009 GmbH in das Handelsregister

Die Berlin Organising Committee 2009 GmbH wurde mit Wirkung ab dem 30. Juni 2010 aufgelöst.

2. Gremien des BOC

Aufsichtsrat: Der Aufsichtsrat bestand aus drei von der Gesellschafterversammlung des BOC berufenen Mitgliedern. Ihm gehörten der Präsident des DLV, der für den Sport zuständige Senator sowie ein weiteres vom DLV und dem Land Berlin gemeinsam bestimmtes Mitglied an. Der Aufsichtsrat kontrolliert die Geschäftsführung des BOC und prüft die Recht-, Ordnungs- und Zweckmäßigkeit sowie die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen der Geschäftsführung und wesentlicher Einzelmaßnahmen.

Local Organising Committee (LOC): Dem LOC gehörten Vertreter des Bundes, des Landes Berlin sowie der Sportverbände und weiterer ausgewählter Institutionen an. Präsident war der Regierende Bürgermeister von Berlin, geschäftsführender Präsident der Präsident des DLV. Der für Sport zuständige Senator war Vizepräsident. Das LOC beriet die Geschäftsführung des BOC und den Aufsichtsrat in Fragen der Vorbereitung und Durchführung der Leichtathletik WM sowie bei der Umsetzung des zwischen der IAAF, DENTSU INC., dem DLV und dem Land Berlin geschlossenen EOA und beschloss Grundsatzfragen.

Kuratorium: Das Kuratorium setzt sich aus herausragenden Persönlichkeiten aus den Bereichen Sport, Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft zusammen. Es hatte die Aufgabe, das LOC und den Aufsichtsrat zu beraten und zu r Umsetzung von Maßnahmen beizutragen.

Unter Ziffer 5. Abbildung 1 sind die Organisationsstrukturen zwischen der IAAF, dem DLV, dem Land Berlin und dem BOC dargestellt.

3. Projektgruppe IAAF Leichtathletik WM 2009

Arbeitsgruppe Leichtathletik-WM 2009 in der Senatssportverwaltung

Im Oktober 2005 wurde innerhalb der für den Sport zuständigen Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport eine „Arbeitsgruppe Leichtathletik WM 2009“ mit Geschäftsstelle als „WM-Büro“ Berlins eingerichtet. Dieses Projektteam nahm seitdem die Gesamtkoordinierung der WM- Vorbereitungen Berlins in enger Abstimmung mit der Berlin Organising Committee 2009 GmbH 2006 wahr. Es war zugleich Anlaufpunkt und Kontaktstelle für alle die Leichtathletik WM 2009 betreffenden Anfragen der Berliner Verwaltung, von WM-interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Wirtschaftsunternehmen sowie nationalen und internationalen Delegationen zu WM-Belangen. Auch die Abstimmung mit dem im Bund federführenden Bundesministerium des Innern (BMI) gehörte zu ihren Aufgaben (s. unter Ziffer 5 Abbildung 3).

Projektgruppe IAAF Leichtathletik WM 2009

Im August 2006 wurde unter Federführung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport eine „Projektgruppe IAAF Leichtathletik WM 2009“ eingerichtet, der alle bei der WM-Vorbereitung involvierten Senatsverwaltungen sowie die Bezirksämter Mitte und Charlottenburg-Wilmersdorf angehörten. Neben den vorgenannten Behörden nahmen auch Vertreter der eigens für die Leichtathletik WM eingerichteten Stäbe der Polizei und bei der Berliner Feuerwehr sowie Vertreter des BOC an den Sitzungen teil. Zusätzlich wurden Vertreter der Berliner Verkehrsbetriebe, der S- Bahn und anderer Berliner Unternehmen (z.B. Berlin Partner GmbH, Berlin Tourismus Marketing GmbH, Berliner Flughafengesellschaft, Berliner Stadtreinigung, Industrie- und Handelkammer) hinzugezogen. Die Olympiastadion Berlin GmbH wurde als Betreiber des Olympiastadions als

118 Hauptaustragungsstätte der Leichtathletik-Weltmeisterschaft eingebunden.

Zweck der Projektgruppe war die Erfüllung sämtlicher Aufgaben des Landes Berlin zur Vorbereitung und Durchführung der Leichtathletik WM 2009, die sich aus den abgeschlossenen Verträgen bzw. zugesagten Garantien gegenüber dem Veranstaltern IAAF, DLV und BOC ergaben, insbesondere die Koordinierung der Umsetzung der erforderlichen Einzelmaßnahmen. Themenschwerpunkte waren Sport/Bildung, Bauliche Maßnahmen, Sicherheit, Verkehr/Transport, Umwelt, Gesundheitswesen, Kulturelles Rahmenprogramm, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing, Wirtschaft und Protokoll.

Die Projektgruppe hat zwischen November 2007 und Juli 2009 drei Sitzungen unter Leitung des Staatssekretärs für Sport bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport durchgeführt.

Unter Ziffer 5. ist in Abbildung 4 die Struktur der Projektgruppe dargestellt

4. Arbeitsgruppen zur Vorbereitung der Leichtathletik WM 2009

In Ergänzung zur der Projektgruppe IAAF Leichtathletik WM 2009 wurden themenbezogen Unterarbeitsgruppen für Baumaßnahmen, Sicherheit, Verkehr und Öffentlichkeitsarbeit/Marketing eingerichtet, um die vertiefende Aufgabenabarbeitung in Fachgremien und regelmäßigen Einzelsitzungen gewährleisten zu können:

119 5. Organigramme

Abbildung 1

120 Abbildung 2

121 Abbildung 3

IAAF WM Berlin 2009

Bund/ Veranstalter/Ausrichter Land Berlin Bundesministerium des Innern

International Association of Athletics Federations Projektgruppe WM 2009

Bundesministerium des Innern Koordination Senatsverwaltung für Inneres und Sport Koordination Sicherheit Deutscher Leichtathletik-Verband Rahmenprogramm/Kultur

Geschäftsstelle Visaangelegenheiten

Berlin Organising Committee

Local Organising Committee

Aufsichtsrat

Kuratorium

Abbildung 4

IAAF WM Berlin 2009 Partner Berlins Land Berlin Unterarbeitsgruppen

Projektgruppe WM 2009 Baumaßnahmen/Beschaffungen Berlin Partner Olympiapark Trainingsstätten Senatsverwaltung für Inneres und Sport FF: Senatsverwaltung für Koordination Stadtentwicklung Industrie- und Handelskammer Geschäftsstelle

Sicherheit FF: Senatsverwaltung für Berlin Tourismus Marketing Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Inneres und Sport

Senatskanzlei

Verkehrsbetriebe Verkehr Senatsverwaltung für Gesundheit, FF: Senatsverwaltung für Umwelt und Verbraucherschutz Stadtentwicklung

Berliner Flughäfen Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen Öffentlichkeitsarbeit Marketing Senatsverwaltung für Bildung, Berliner Stadtreinigung FF: Berlin Organising Committee Wissenschaft und Forschung

Senatsverwaltung für Finanzen Olympiastadion Berlin GmbH

Bezirksamt Mitte von Berlin

Berliner Leichtathletik-Verband Bezirksamt Charlottenburg/ Wilmersdorf von Berlin

weitere Bezirksamt Steglitz/ Zehlendorf von Berlin

122

IV. Olympiastadion, Olympiapark und Umfeld

Berlin verfügt über ein weltweit herausragendes Leichtathletikstadion und die schnellste Kunststoff- Laufbahn der Welt, bestätigt durch die beiden Weltrekorde von .

Um den Athletinnen und Athleten, Medienvertretern und Zuschauern optimale Bedingungen für die Wettkämpfe, für die Berichterstattung und für einen angenehmen Aufenthalt im Stadion zu bieten, hat das Land Berlin das von 2000 bis 2005 vollständig sanierte und modernisierte Olympiastadion (***** Sterne-Klassifizierung) den aktuellsten sportbaufachlichen und sicherheitstechnischen Standards und Regelwerken - hier des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF - anzupassen. Hierfür wurden rund 13,9 Mio. € aufgebracht.

U. a. erhielt die Kunststofflaufbahn nicht nur einen Neubelag, sondern es wurden darunter groß dimensionierte Leerrohre und Anschlussschächte für die modernsten Verkabelungen für das Stadioninnenraum für TV-, Mess- und Anzeigetechnik eingebaut. Bei den Sportgeräten wurde mit einem für die Zuschauer und die TV-Kameras nahezu nicht mehr wahrnehmbaren Stahlnetz des Diskus-Schutzkäfigs eine Weltneuheit eingesetzt.

Alle sicherheitsrelevanten und medientechnischen Bereiche des Olympiastadions wurden über eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) abgesichert, so dass das Stadion unabhängig von denkbaren Netzschwankungen bzw. gar -ausfällen sicher und ohne Unterbrechungen der Wettkämpfe bzw. der weltweiten TV-Übertragung betrieben werden kann.

Die Beleuchtung des Stadioninnenraums wurde ergänzt und auf den neuesten technischen Stand gebracht, da die Leichtathletik-Weltmeisterschaft noch vor den Olympischen Spielen in Vancouver/Kanada im Februar 2010 die weltweit erste Sportgroßveranstaltung war, die in HDTV- Qualität übertragen wurde.

Zusätzlich wurden zur Erhöhung der Sicherheit im Stadioninnenraum vier unterirdische Löschwasserentnahmestellen für die Feuerwehr installiert. Gleiches gilt auch für den erstmaligen Einsatz des neu installierten abhörsicheren Digitalfunks für die Polizei und Feuerwehr sowie die Sicherheits-, Ordnungs- und Sanitätsdienste.

Da bei der Sanierung und Modernisierung des Olympiastadions in den Jahren 2000 bis 2004 nicht das volle Leistungssoll durch den insolventen Baukonzessionär erbracht wurde, mussten wesentliche Teile der technischen Gebäudeausstattung nachgerüstet werden. Dazu gehört insbesondere die ergänzende Anbringung einer temporären Flutlichtanlage für alle Leichtathletikbereiche des Stadioninnenraums und wegen der oben bereits erwähnten erstmaligen weltweiten Übertragung in HDTV-Technik. In diesem Zusammenhang wurde eine weitere Stromversorgung bis in das Dach hinein montiert, um das gesamte Flutlicht aus Sicherheitsgründen in Sektionen unterteilen zu können.

Die Raumluftsituation in den unterirdischen Sportlerflurbereichen (ohne direkten Außenluftzugang) wurde aufgrund der Erfahrungen eines Testwettkampfs im Jahr 2008 durch den Einbau von Lüftungs- und Kühlanlagen der hohen Nutzerfrequenz bei Leichtathletik-Veranstaltungen aufwendig angepasst.

V. Trainingsstätten der Athletinnen und Athleten

Neben dem Olympiastadion waren auch die Aufwärmflächen im Olympiapark sowie die Trainingsstandorte Mommsenstadion in Charlottenburg-Wilmersdorf und Stadion Lichterfelde in Steglitz-Zehlendorf sowie die Rudolf-Harbig-Leichtathletikhalle im Horst-Korber-Sportzentrum

123 herzurichten und mit den von der IAAF zugelassenen Sportgeräten auszustatten.

In diesem Zusammenhang hat es sich außerordentlich bewährt, größten Wert auf eine Kompatibilität bei der Sportgeräteausstattung zu legen. Auf diese Weise war ein schneller und unkomplizierter Geräteaustausch zwischen den Trainingsstandorten gewährleistet.

Im Hanns-Braun-Stadion im Olympiapark, dem Stadion Lichterfelde und der Rudolf-Harbig- Sporthalle wurden die Kunststofflaufbahnen komplett erneuert, um die Anforderungen der IAAF nach identischen Bodenbelägen in Trainings- und Wettkampfstätten zu erfüllen. Parallel wurde für alle Standorte die von der IAAF geforderte Kraftgeräteausstattung für das Aufwärmtraining beschafft und bereitgestellt. Diese nachhaltigen Maßnahmen kommen in den nächsten Jahren dem Berliner Sport zu Gute.

VI. Wettkampfstätten Geher- und Marathon-Wettbewerbe in der Innenstadt

Für ganz „besondere Momente“ haben vor allen Dingen die Geher- und Marathonwettbewerbe gesorgt, die erstmals in der Geschichte von Leichtathletik-Großveranstaltungen nicht mit dem Start bzw. Zieleinlauf im Stadion, sondern im Zentrum Berlins vor rund 1,3 Mio. Zuschauern ausgetragen wurden. Die Geherwettbewerbe wurden auf einem Rundkurs auf der Straße mit Start und Ziel am Brandenburger Tor durchgeführt.

Die Marathon-Läufe fanden auf einem Rundkurs durch die Innenstadt, vorbei an den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Berlins, statt. Durch die TV-Übertragungen der Wettkämpfe wurde damit - wie beabsichtigt - auch weltweit für die Tourismus-Metropole Berlin geworben. Die internationalen Athletinnen und Athleten, Trainerinnen und Trainer, Betreuerinnen und Betreuer, Volunteers, Funktionäre der nationalen und internationalen Leichtathletik-Mitgliedsverbände, die Berlinerinnen und Berliner sowie die zahlreichen Gäste aus aller Welt haben so nicht nur das Olympiastadion, sondern auch „das Herz“ der Stadt Berlin zum Schauplatz eines friedlichen und erlebnisreichen Festes des Sports gemacht.

VII. Kulturelles Rahmenprogramm

1. Ausstellungen, KulturStadion®, Market Square

Im Rahmen der 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ erlebten die Zuschauer nicht nur sportliche Höhepunkte im Olympiastadion und in der Berliner Innenstadt: Ein attraktives kulturelles Rahmenprogramm rund um das Brandenburger Tor machte die Weltmeisterschaften auch zu einem rundum gelungenen Kunst- und Kultur-Erlebnis. Unter dem Motto „Körper - Kunst der Bewegung“ wurde so die sportliche Hochstimmung aus dem Olympiastadion auch in die Innenstadt getragen. zur 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ maßgeblich unterstützt.

Im Zentrum der kulturellen Aktivitäten standen dabei die Straße Unter den Linden sowie das Brandenburger Tor. Auf dem Mittelstreifen Unter den Linden ab der Friedrichstraße bis in die Passage der Akademie der Künste am Pariser Platz wurden 64 faszinierende Werke von international renommierten Fotografen aus 125 Jahren Leichtathletik-Sportfotografie gezeigt.

Am 14. August eröffnete nachmittags bereits das KulturStadion® auf dem Pariser Platz und präsentierte dort täglich bis zum 23. August Musik, Tanz, Comedy, Wissen und mit der täglichen IAAF-Hour Legenden und Aktive der Leichtathletik im Gespräch. Den Startschuss gab Patrice mit seiner Band und zum Abschluss setzte Nigel Kennedy einen weiteren Höhepunkt.

Weitere Ausstellungen zur Leichtathletik im Centrum Judaicum und im Berliner Rathaus beleuchteten Aspekte der Leichtathletik in Geschichte und Gegenwart.

124 Das Bundesministerium des Innern hat die kulturellen Veranstaltungen aus dem Verkauf einer Sondermünze unterstützt.

Auf dem Olympischen Platz vor dem Olympiastadion wurde als Teil des Kulturprogramms ein sog. Market Square errichtet. Dort präsentierten sich ganztägig bis zum Ende der Veranstaltungen im Stadion die offiziellen Sponsoren und Partner der Leichtathletik WM 2009 mit Show-Programmen, Gastronomie, Verkaufsständen sowie Verbände und Kandidatenstädte für künftige internationale Sportevents.

2. Eröffnungsfeier HAVE A GOOD TIME!™ - DIE WELCOME NIGHT AM BRANDENBURGER TOR

Am Vorabend des WM-Beginns, dem 14. August 2009, fand die offizielle Eröffnungsfeier unter dem Motto HAVE A GOOD TIME!™ - DIE WELCOME NIGHT AM BRANDENBURGER TOR statt.

Die Auftaktveranstaltung zur Leichtathletik-WM zeigte mit mehr als 500 Mitwirkenden ein buntes Showprogramm, das sich thematisch mit der Faszination des Sports sowie mit der Geschichte und dem Lebensgefühl Berlins auseinandersetzte. Mit dabei waren u. a. die Starsopranistin Nadja Michael, SUNRISE AVENUE und die norwegische Pop-Band a-ha, die live den offiziellen WM- Song „Foot of the Mountain“ präsentierten.

VIII. Verkehrliche Maßnahmen und Umweltschutz

1. Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)

Die AG Verkehr, in der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Verkehrslenkung Berlin (VLB), die Verkehrsmanagementzentrale (VMZ), die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Berliner S-Bahn sowie die für den Bereich um das Olympiastadion zuständige Direktion 2 der Berliner Polizei vertreten waren hat mit zahlreichen Maßnahmen zu einem reibungslosen Gelingen der WM beigetragen. Sie resümiert die Maßnahmen wie folgt:

Während der Leichtathletik-WM wurde das Leistungsangebot mit den definierten Zusatzleistungen wie von den Verkehrsunternehmen BVG und S-Bahn im Vorfeld geplant gefahren. Die Sondersituation der S-Bahn im Sommer 2009 hatte auf das Leistungsangebot der WM-Verkehre keinen Einfluss.

Durch Einsatz zusätzlicher unternehmenseigener Servicekräfte im Umfeld und auf ausgewählten Bahnhöfen wurde der Informationsbedarf nicht ortskundiger Besucher gedeckt. Positive Wirkung erzielte hierbei die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit eingesetzter Volunteers (s. dazu auch XI.). Positiv wurde von den Gästen die Herausgabe von speziell zur WM hergestellter Informationsmaterialien o g. der Verkehrsunternehmen aufgenommen. Damit konnte insgesamt das positive Image des Öffentlichen Personennahverkehrs Berlins noch einmal unterstrichen werden.

Die dynamischen Zielanzeigen auf Bahnhöfen enthielten zusätzliche Hinweise zum Erreichen des Olympiastadions. Auf ausgewählten Bahnhöfen im Bereich der S-Bahn waren zusätzliche Hinweisschilder in deutscher und englischer Sprache aufgestellt.

Im An- und Abfahrverhalten der WM-Gäste war festzustellen, dass sich entgegen der vorherigen Annahmen ausgeprägte Spitzen vor Veranstaltungsbeginn und nach Ende bildeten, die den Einsatz der vorgehaltenen Zusatzkapazitäten notwendig machten. Insgesamt konnten S-Bahn und BVG mit den eingesetzten Zusatzleistungen die Nachfrage voll abdecken.

Die im Vorfeld durch die zuständigen Institutionen geplanten und umgesetzten verkehrlichen Maßnahmen haben zum effektiven und reibungslosen Gelingen der WM beigetragen. Es traten in

125 der Zeit keine nennenswerten Behinderungen im Straßenverkehr und im Öffentlichen Verkehr auf.

2. Anwohnerschutz im Bereich Olympiastadion

Ein neues und hochmodernes Parkleitsystem wurde rechtzeitig vor Beginn der Leichtathletik- Weltmeisterschaft installiert, die Wirksamkeit des Parkleitsystems konnte jedoch aufgrund der Einsatzkürze nur begrenzt geprüft werden und wird bei künftigen Großveranstaltungen weiter verfolgt.

Neben dem Parkleitsystem wurden in den Zufahrts- und Anwohnerstraßen rund um das Olympiastadion gesonderte Halteverbots-Zonen eingerichtet. Aufgrund der nur bedingt umgesetzten Haltverbote musste im Verlauf der WM ein größerer Zustrom von Fahrzeugen ins Stadion-Umfeld festgestellt werden. Problematisch war hierbei, dass die im Vorfeld vom Veranstalter (BOC) reservierten Parkplätze im Stadion-Umfeld nur geringfügig belegt waren. Am WM-Donnerstag (20.8.) erfolgte folgerichtig die teilweise Öffnung dieser Parkplätze für den normalen Besucherverkehr.

Aufgrund der vorzeitigen Reservierung der Stadionparkplätze für das BOC wurden in der Planung zum Ausgleich die Messeparkplätze reserviert. In der Nachschau hätte man diesen Aufwand bei konkreter Nachfrageermittlung durch das BOC besser eingrenzen bzw. ggf. sparen können. Die Parkplätze am Messegelände waren am stärksten Tag (15.8.) mit 82 Bussen und rund 800 Pkw belegt. An den übrigen Tagen lag die Belegung deutlich niedriger. Bei insgesamt 3.000 vorgehaltenen Stellplätzen ist im Ganzen eine geringe Auslastung festzustellen. Indirekt kann dies aber auch positiv gewertet werden, da die im Informationskonzept vorgesehene Prioritätssetzung für den ÖPNV bei WM-Besuchern zum Tragen gekommen ist und auf die Nutzung des eigenen Fahrzeugs weitgehend verzichtet wurde.

Die während der WM-Zeit arbeitende Verkehrsnachrichtenagentur, die im Gegensatz zu 2006 nicht nur Medienvertretern, sondern der gesamten Öffentlichkeit zur Verfügung stand, kann als Erfolg gewertet werden. Gleiches gilt für die Neuinstallation der Videotechnik zur Verkehrslagebeurteilung im Bereich Heerstraße - Bismarckstraße, da hierdurch für die Verkehrsrechnerzentrale (VkRZ) eine schnellere Einschätzung der Verkehrssituation ermöglicht wurde.

Der Einsatz der zentralen Leitstelle mit Vertretern der VLB, der BVG, Polizei und VMZ erwies sich an den fünf Einsatztagen als richtig. Aufgrund der insgesamt entspannten Verkehrssituation in Berlin konnten keine kritischen Verkehrssituationen festgestellt werden.

Zusammenfassend ist das entwickelte Maßnahmenpaket zur Sicherung des Anwohnerschutzes im Stadionumfeld zufrieden stellend umgesetzt werden.

3. Umweltschutzbezogene Verkehrsmaßnahmen

Zur Leichtathletik WM 2009 wurde analog zur Fußball WM 2006 auch im Hinblick auf das Umweltprojekt GREEN BERLIN (Mobilität) ein gesonderter und bewachter Parkplatz für Fahrräder auf einer Parkfläche direkt angrenzend an den Olympischen Platz eingerichtet. Damit wurde den besonderen Ansprüchen von Stadionbesuchern, die mit dem Fahrrad anreisten, Rechnung getragen. Zugleich wurde das umweltpolitische Konzept der Reduzierung des CO²-Ausstosses durch den Individualverkehr mit Kraftfahrzeugen unterstützt.

4. Umweltprojekt GREEN BERLIN

Im Rahmen der Leichtathletik WM wurde vom BOC ein an das Umweltprojekt „Green Goal“ zur Fußball-WM 2006 angelehntes Umweltkonzept unter dem Namen GREEN BERLIN entwickelt. Ziel war es, eine klimafreundliche Weltmeisterschaft auszutragen. Kernthemenfelder zur Erreichung dieses Ziels waren Mobilität und effiziente Nutzung von Energie.

126

Eine herausgehobene Rolle hatte hierbei das Thema Mobilität. Zur WM haben sich die existierende hervorragende Verkehrsinfrastruktur des ÖPNV und die Erfahrung bei der Durchführung von sportlichen Großveranstaltungen bewährt. Die Erkenntnisse aus der Vorbereitung und Durchführung der Fußball-WM 2006 kamen dem Mobilitätskonzept der Leichtathletik-WM voll zu Gute.

Hinsichtlich des Themas Energie wurden im Olympiastadion als Hauptaustragungsort der WM bereits im Rahmen der Sanierung und Modernisierung 2000 bis 2004 umfangreiche Maßnahmen zur Energie- und Wasserverbrauchsreduzierung sowie zur Nutzung natürlicher Wasserressourcen vorgenommen und sensorgesteuerte Toilettenspülungen sowie opto-elektronische Selbstschlussarmaturen zur Wassereinsparung eingebaut. Es wurden u. a. eine Regenwasserzisterne zur Regenwasserlagerung (Wassernutzung für Toiletten und Bewässerung der Rasenflächen aus Regenwasser) errichtet.

Durch die zentral gesteuerte und variabel schaltbare Beleuchtung im gesamten Stadion, den Einsatz von Energiesparlampen und Bewegungsmeldern wird generell schon eine erhebliche Energieeinsparung erzielt.

IX. Sicherheitsmaßnahmen

1. Vorbemerkung

Zum positiven Eindruck der Leichtathletik WM 2009 haben auch die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen einen wesentlichen Beitrag geliefert.

Vom Land Berlin wurden bereits im Rahmen des Bewerbungsverfahrens gegenüber der IAAF Regierungsgarantien abgegeben, die neben der Sicherheit der Wettkampfstätten vor allem die Gewährleistung der Sicherheit für die teilnehmenden Mannschaften einschließlich ihrer Delegationen, für die Offiziellen der IAAF, für die Zuschauerinnen und Zuschauer, und die Vielzahl Gäste und Besucher aus aller Welt sowie die Medienvertreterinnen und Medienvertreter umfassten.

Um die Regierungsgarantien zu erfüllen sowie die Sicherheit der Veranstaltung und des Stadtgebietes von Berlin zu gewährleisten, mussten vom Veranstalter und den beteiligten Behörden der Sicherheitslage angepasste umfangreiche Sicherheits- und Einsatzkonzepte erarbeitet, abgestimmt und koordiniert werden.

Diese Aufgabe wurde durch das bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Abteilung III - Öffentliche Sicherheit und Ordnung - der etablierte Security Information and Coordination Center (SICC) wahrgenommen, dem auch die Erstellung des (Gesamt-) Sicherheitskonzeptes für die Leichtathletik Weltmeisterschaft 2009 oblag. Das Ansehen Berlins sowie der Erhalt und die Unterstützung des friedlichen und sportlichen Charakters der Veranstaltung standen dabei im Mittelpunkt.

Wichtige Aspekte bei den Vorbereitungen waren die Veranstaltungslage mit und ohne Bezug zur Leichtathletik WM, die Besuche hochrangiger und gefährdeter Gäste, zu prognostizierende kriminalpolizeiliche Phänomene, die erwarteten Verkehrsbelastungen und mögliche Gefährdungsszenarien.

Ein Schwerpunkt der Tätigkeiten in der Vorbereitungsphase lag in der Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verantwortlichen für die operativen Maßnahmen insbesondere des Veranstalters, der Vorbereitungsstäbe von Polizei und Feuerwehr, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, bei den Bezirksämtern sowie den Verkehrsträgern und Infrastrukturbetreibern, deren Sicherheitsmaßnahmen aufeinander

127 abgestimmt werden mussten. Dabei hat sich die frühzeitige Einrichtung von Vorbereitungsstäben, Arbeitsgruppen und Projektorganisationen, die die stadtweiten Maßnahmen koordinierten und den umfangreichen Informationsfluss steuerten und alle Beteiligten zusammenführten, bewährt.

Das Ziel, Störungen zu verhindern, die den friedlichen Verlauf der WM beeinträchtigen können, wurde erreicht. Die Gesamtzahl der anlässlich der Leichtathletik-WM stadtweit festgestellten Vorkommnisse und Straftaten ist - angesichts der im Stadtgebiet verteilten zahlreichen Veranstaltungs- und Aufenthaltsorte sowie der Länge der Veranstaltung - als äußerst gering einzustufen.

Im Ergebnis ist festzustellen, dass die von allen mit Sicherheitsaufgaben betrauten Verantwortlichen im Rahmen einer vertrauensvollen Zusammenarbeit erarbeiteten, gemeinsam getragenen und konzeptionell umgesetzten Vorbereitungen erforderlich, sinnvoll, zweckmäßig und angemessen waren.

2. Security Information & Coordination Center (SICC)

Sicherheitskonzept

Durch den Veranstalter und die beteiligten Behörden wurden jeweils umfangreiche Sicherheits- und Einsatzkonzepte erarbeitet, die vor allem in den Sitzungen der Arbeitsgruppe Sicherheit aufeinander abgestimmt wurden. Diese Konzepte wurden durch das SICC in das (Gesamt-) Sicherheitskonzept für die Leichtathletik Weltmeisterschaft 2009 eingebunden und lageabhängig aktualisiert.

3. Sicherheitslage während der Leichtathletik WM

3.1. Wettkampf-/Trainingsstätten

Die Ordner im Olympiastadion, an den Trainingsstätten sowie auch die Streckenhelfer entlang der Laufstrecken waren in ausreichender Anzahl eingesetzt, waren gut informiert und die Zusammenarbeit gestaltete sich problemlos.

Hervorzuheben ist der „gelungene“ Einsatz einer Polizei-Fahrradstaffel bei den Marathon- und Laufwettbewerben in der Innenstadt. Dieser „Einsatz“ erwies sich als zielführend und wurde von den Zuschauern sowie vom Veranstalter sehr positiv angenommen. Durch die Fahrradstaffel konnte insbesondere die Lücke zwischen Fußstreifen und motorisierten Streifen entlang der Laufstrecke geschlossen werden.

Besondere Problempunkte im Zusammenhang mit den Wettkämpfen kristallisierten sich nicht heraus. Für eventuell auftretende Sicherheitsstörungen stand jederzeit ein angemessenes zusätzliches Kräftepotenzial zur Verfügung.

3.2. Unterkünfte

Während der Leichtathletik WM bewohnten die Athletinnen und Athleten vor allem das Hotel Estrel in Berlin-Neukölln, aber auch das Hotel BerlinBerlin in Berlin-Mitte. Die erfolgten Hotelschutzmaßnahmen verliefen störungsfrei. Vor den Hotels herrschte meist ein normales Straßenbild. Das Abholen und Bringen von Sportlern durch die Busshuttles des Veranstalters war unkompliziert. Zu beachten war, dass sich die individuellen Trainings- und fußläufigen Ausflugsaktivitäten einzelner Sportler teilweise aus dem Schutzbereich des Hotels bis hin in die ortsnahen Wohnbereiche, Geschäfte und Restaurants verlagerten.

Die IAAF-Offiziellen war im Hotel Intercontinental untergebracht. Im Hotel Schweizerhof waren weitere Mitarbeiter der IAAF sowie Vertreter der internationalen Verbände untergebracht.

128 Trotz der im Bereich des Hotel Intercontinental zeitweise hohen Anzahl von Veranstalterfahrzeugen (PKW und Busse), die die Gäste abholten oder zum Hotel brachten, gestaltete sich der Verkehr dort problemlos.

3.3. Veranstaltungen

Zusätzlich zu den herausragenden Veranstaltungen des kulturellen Rahmenprogramms am Brandenburger Tor (s. unter V.) mit teilweise hochrangigen Vertretern aus Politik und Sport fanden weitere WM-begleitende Veranstaltungen statt, u. a.

11.-13. August 2009 „IAAF-Congress“ im Hotel Estrel ab 14. August 2009 „ DLV Public Doing“ auf dem Breitscheidplatz 21. August 2009 Empfang des Senats im Technik Museum 23. August 2009 „ Final Banquet“ in der Arena Berlin

Neben diesen und sonstigen Versammlungen und Fußballspielen fand als weitere relevante Parallelveranstaltung ohne WM-Bezug am 22.-23. August 2009, gerade an den Tagen, an denen auch die Marathon-Läufe veranstaltet wurden, in Berlin-Mitte der Tag der offenen Tür der Bundesregierung statt, durch enge Absprache mit dem für den Tag der offenen Tür verantwortlichen Bundespresseamt konnte trotz beider zeitlich und räumlich überschneidenden Veranstaltungen ein unproblematischer Verlauf sichergestellt werden.

Abschließend kann zusammenfassend festgestellt werden, dass sich alle Veranstaltungen unproblematisch gestalteten.

3.4. Kriminalität

Angesichts der Besucherzahlen, der im gesamten Stadtgebiet verteilten zahlreichen Veranstaltungsbereiche sowie der Trainings- und Aufenthaltsorte der Athletinnen und Athleten ist die Gesamtzahl der festgestellten Straftaten als gering einzustufen. Insgesamt mussten lediglich 66 Straftaten mit WM-Bezug registriert werden. Bei den Straftaten handelte es sich vor allem um einfache Diebstähle und Betrugsdelikte sowie um Delikte im Rahmen der Gewerbeüberwachung. Ein Anstieg der Fallzahlen bei Fälschungsdelikten wurde nicht festgestellt. Auch wurden keine Fälschungen von Eintrittskarten bekannt.

Im Zusammenhang mit Dopingverstößen wurden seitens der Fachdienststelle des Landeskriminalamtes für Arzneimitteldelikte keine Strafverfahren eingeleitet.

Man kann im Ergebnis von einer weitgehend kriminalitätsunbelasteten Veranstaltung sprechen.

4. Kräfteeinsatz Polizei und Feuerwehr

Für die Veranstaltungen waren durch die Polizei je nach Veranstaltungstag und Lagebeurteilung zwischen 200 - 700 Polizeivollzugsbeamte eingeplant. Durch sukzessive Anpassung des Kräfteansatzes konnte der ursprünglich vorgesehene Einsatz von insgesamt 11.500 Einsatzkräften auf 6.200 Einsatzkräfte reduziert werden. An allen Veranstaltungstagen und den damit verbundenen unterschiedlichen Veranstaltungsformen bzw. -arten wird der Kräfterahmen als ausreichend bewertet.

Die Berliner Feuerwehr hatte für den WM-Zeitraum den normalen Kräfterahmen für den Status 1 (ohne Ereignis) um ca. 160 Mitarbeiter auf ca. 730 Mitarbeiter erweitert. Der Kräfterahmen wird als ausreichend bewertet.

129 5. Akkreditierungen

Für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Landes Berlin, die während der Leichtathletik WM 2009 auf Grund ihrer Funktion bzw. Aufgabenstellung an Veranstaltungstagen bzw. außerhalb der Veranstaltungen Zutritt in die Sicherheitszone um das Olympiastadion, die Trainingsbereiche im Olympiapark oder zu den Wettkampfstätten in der Innenstadt benötigten, bestand mit wenigen Ausnahmen (z. B. Einsatzkräfte der Feuerwehr) die Notwendigkeit einer Akkreditierung durch das BOC. Diese erhielten u. a. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Lebensmittelkontrolle, Gewerbeaufsicht, Bauaufsicht, aus Gesundheits- und Ordnungsämtern sowie Personen aus Unternehmen, die im Auftrag des Landes Berlin Arbeiten zu verrichten hatten (z.B. Vattenfall).

X. Gesundheitsvorsorge und Medizinische Versorgung, Katastrophenschutz

Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz hat in Vorbereitung der Leichtathletik WM 2009 Vorsorge in den Bereichen Lebensmittelaufsicht, Krankenhausversorgung sowie Gesundheitsvorsorge getroffen. Neben diensthabenden beauftragten Ärzten wurde eine erhöhte Rufbereitschaft für das Infektionsgeschehen und die Trinkwasserversorgung eingerichtet.

Die Sicherstellung der Lebensmittelaufsicht erfolgte durch bezirkliche Veterinär- und Lebensmittelämter.

Die Kliniken im innerstädtischen Bereich waren auf die vermehrte ambulante Versorgung von Notfallpatienten in den Rettungsstellen vorbereitet. Im Vordergrund stand hier die Behandlung von hitze- und wespenstichbedingten Erkrankungen.

Im Rahmen des Infektionsschutzes wurden vor dem Hintergrund der pandemischen Ausbreitung des Influenzavirus A/H1N1 (Schweinegrippe) verstärkte Vorbereitungen getroffen. Hier ist in Abstimmung mit dem Medical Director des BOC, der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, dem Robert-Koch-Institut und den zuständigen Amtsärzten der Bezirke ein detaillierter Maßnahmenplan erstellt worden. Er regelte den Umgang mit Erkrankten und Kontaktpersonen für die Zeit der Leichtathletik WM 2009. Darüber hinaus wurden die Überwachungsmaßnahmen intensiviert; die Infektionsüberwachung wurde von einem wöchentlichen Verfahren auf eine tägliche Meldung umgestellt.

In diesem Zusammenhang gab es bei den Wettkämpfen lediglich bei einer Leichtathletin eine leichte Erkrankung an H1/N1, die aber problemlos und ohne nennenswerte Vorkommnisse behandelt werden konnte.

XI. Gästebetreuung - Volunteers

Das BOC hat rund 3.500 Freiwillige in ganz Deutschland (mit dem Schwerpunkt Berlin- Brandenburg) für das offizielle Volunteer-Programm der Leichtathletik WM 2009 rekrutiert und für ihre unterschiedlichen Aufgaben geschult. Die Volunteers unterstützten das BOC bei der Vorbereitung und Durchführung der WM. Die Volunteers hatten ihre Einsatzorte hauptsächlich rund um das Olympiastadion und die innerstädtischen Wettkampfstätten, an den Hotels der Offiziellen sowie den Mannschaftsquartieren bzw. -hotels. Sie wurden beispielsweise für den Transport der Athletinnen und Athleten sowie Offiziellen eingesetzt, haben organisatorische Aufgaben wie die Ausstellung von Akkreditierungsausweisen und Bewachungsaufgaben übernommen oder betreuten die Athletinnen und Athleten und die Offiziellen in den Unterkünften.

Etwa 2.000 weitere freiwillige Helfer aus ganz Deutschland wurden über die Mitgliedsvereine des Deutschen Leichtathletik-Verbandes nach Berlin entsandt. Deren eher sportspezifischen Aufgaben bestanden aus der direkten Vorbereitung der Wettkämpfe, Auf- und Abbau der erforderlichen Sportgeräte und -ausstattungen, Begleitung der Athleten während der Wettkämpfe oder

130 Zeitmessung sowie organisatorische wie technische Unterstützung bei den Wettkampfveranstaltungen u. a. als Streckenhelfer an den Laufstrecken.

Die Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM) hat im Auftrag Berlins rund 40 sog. „Host City Volunteers“ im Innenstadtbereich um das Brandenburger Tor, den Potsdamer Platz und im Bereich Unter den Linden/Friedrichstraße sowie auf dem „Market Square“ am Olympiastadion eingesetzt, die schwerpunktmäßig touristische Informationen sowie Auskünfte über den ÖPNV gaben.

Neben den vorgenannten Volunteers wurden Mitarbeiter von der BVG, der S-Bahn Berlin und vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) als Servicepersonal für Besucherinnen und Besucher bzw. Fahrgäste beschäftigt. Diese Mitarbeiter erteilten auf U-Bahnhöfen, an Bushaltestellen und auf S-Bahnhöfen Auskünfte über das Verkehrsnetz und die Tarifangebote der Verkehrsbetriebe.

XII. Weitere Maßnahmen zur Leichtathletik WM 2009

1. Testwettkampfveranstaltung

Die Deutschen Jugend-Meisterschaften der Leichtathletik 2008 vom 18.-20. Juli 2008 mit rund 2300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Berliner Olympiastadion und Olympiapark Berlin dienten als offizielle Testveranstaltung zur Leichtathletik WM 2009.

Dabei wurden die organisatorischen Rahmenbedingungen sowie trainings- und wettkampfbezogene Abläufe im Olympiastadion und auf den umliegenden Trainings- und Aufwärmflächen für Athletinnen und Athleten, Offizielle und Trainer getestet und analysiert. U. a. wurden das Hanns-Braun-Stadion als Aufwärmplatz und der Hueppeplatz als Wurfplatz, deren Sanierung kurz zuvor abgeschlossen wurde, auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft. Zugleich wurde die Nutzung der Räumlichkeiten in den Umkleidebereichen des Olympiastadions bei gleichzeitiger und ganztägiger Beanspruchung durch hunderte Athleten getestet und erforderlicher Optimierungsbedarf, z. B. bei der Belüftung, entdeckt. Bis zum Beginn der Leichtathletik WM ein Jahr später konnten so bauliche bzw. technische Ergänzungen und Veränderungen veranlasst werden, um den Athletinnen und Athleten aus aller Welt zur WM optimale Bedingungen bieten zu können.

2. Maßnahmen des BOC

2.1 WM- Maskottchen „Berlino“

Ein voller Erfolg war das offizielle WM-Maskottchen „Berlino“. Obwohl erst spät vorgestellt und als Merchandise-Artikel verfügbar, entwickelte sich der als Bär in Sportbekleidung auftretende „Berlino“ schnell zum absoluten Publikumsliebling. Täglich trat er bei den Wettkampfveranstaltungen im Olympiastadion, aber auch bei den Geher- und Marathon- Wettkämpfen in der Innenstadt und anderen Veranstaltungen des Rahmenprogramms auf und trug mit seinen spaßigen und überraschenden Einlagen wesentlich zum fröhlichen und ausgelassenen Charakter sowie zur guten Stimmung der Zuschauer bei der Leichtathletik WM in Berlin bei.

Er zeichnete sich auch durch seine Interaktion mit diversen Athletinnen und Athleten aus. Unvergessen bleibt seine „Sieger-Pose“ gemeinsam mit Usain Bolt auf der Laufbahn des Olympiastadions nach dessen Weltrekord im 100-Meter-Lauf.

Bereits im Vorfeld der WM wurden „Berlino“-Aufsteller in Dienstgebäuden verschiedener Senatsverwaltungen und Bezirksämtern, aber auch in Geschäftsräumen offizieller WM-Sponsoren und Partner als Werbeträger für die WM aufgestellt.

In der britischen Zeitung „The Observer“ wurde „Berlino“ im Dezember 2009 zum „Maskottchen des Jahres“ gekürt.

131

2.2 „City Dressing“

Das „City Dressing“, d. h. die WM-gerechte bzw. -spezifische Ausschmückung der Stadt Berlin als Austragungsort der Leichtathletik WM 2009 erfolgte durch das BOC. Es hatte dazu ein umfängliches „City Dressing“ realisiert. So wurden in der Innenstadt markante Straßenzüge, z. B. im Umfeld der Veranstaltungsorte, den Hotels wie dem Intercontinental (Hotel der IAAF-Offiziellen), und auf den Hauptzufahrtsstrecken (sog. Protokollstrecken) zum Olympiastadion rund tausend Bannern an Flaggen- und Beleuchtungsmasten in den WM-Farben blau und grün befestigt, die im Straßenbild den „typischen WM-Look“ für einige Wochen prägten. Das Olympiastadion als Hauptwettkampfstätte sowie an den Tagen der Geher- und Marathonwettbewerbe der Bereich rund die Wettkampfstätten (u. a. um das Brandenburger Tor) wurden ebenfalls aufwendig in den Farben der WM dekoriert.

Zusammen mit diesen und weiteren Marketingmaßnahmen der Berlin Partner GmbH (s. unter 4.) entstand so in den Wochen vor der Leichtathletik WM und bis zum Ende des Events ein einheitlich gebrandetes WM-spezifisches Erscheinungsbild im öffentlichen Raum.

3. Maßnahmen des Landes Berlin - Schulkampagnen

Die Leichtathletik WM 2009 wurde durch ein vielfältiges, schul- und sportbezogenes Rahmenprogramm begleitet. Tausende Berliner Schülerinnen und Schüler haben sich seit Frühjahr 2008 im Rahmen von Schulkampagnen, Lernprojekten und Wettbewerben mit dem Thema Leichtathletik befasst.

3. 1 „Schulcamp IAAF-Leichtathletik-WM 2009“ Länderübergreifender schulsportlicher Wettbewerb im Rahmen der Kultusministerkonferenz mit Abschlussevent in Berlin während der Zeit der Leichtathletik WM 2009. Wettbewerb für Schulen und Klassen in allen Bundesländern im Grundschulbereich (Talentwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“). An den Schulen wurden Aktionen in Hinblick auf die WM gestartet mit dem Ziel, sich über regionale Ausscheidungswettkämpfe für Berlin zu qualifizieren. An den Vorausscheidungen waren ca. 10.0000 Schülerinnen und Schüler beteiligt. 600 von ihnen aus allen Bundesländern nahmen am abschließenden „Schulcamp“ in Berlin in der Zeit vom 14. bis 18. August 2009 teil.

3.2 „Berliner Grundschulen begrüßen die weltbesten Leichtathleten - Aktion VIF (Very Important Fan)“ Über 200 Berliner Grundschulen beschäftigten sich mit den teilnehmenden Ländern der Leichtathletik WM 2009, deren Athletinnen und Athleten sowie der Leichtathletik im Rahmen von fächerübergreifenden Lernprojekten.

Berliner Grundschulen konnten sich für die Aktion VIF bewerben, bei der ihnen ein Teilnehmerland der WM 2009 zugelost wurde. An den Schulen wurden dann Projekte zu den Ländern, ihren Teilnehmerinnen und Teilnehmern und der Leichtathletik in Historie und Gegenwart entwickelt.

3.3 „Spielleichtathletik“ - Leichtathletik in spielerischer Form für Kinder und Jugendliche Mit diesem Projekt wurden Aktionen angeboten, um die Disziplinen der Leichtathletik in spielerischer Form als Mitmachangebote für Kinder und Jugendliche zu präsentieren. Gleichzeitig wurde dieses Projekt mit einer Initiative zur Lehrerfortbildung in Berlin und Brandenburg besonders im Grundschulbereich verbunden. Die Maßnahmen umfassten u. a. die Erstellung von didaktisch- methodischen Handreichungen; Multiplikatorenschulung gemeinsam mit dem DLV, Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer von Berliner und Brandenburger Schulen sowie Aktionstage.

132 3.4 Schulsportliche Leichtathletikwettbewerbe in Berlin Alle schulsportlichen Leichtathletikaktivitäten der Grund- und Oberschulen in Berlin wurden im Jahr 2009 unter dem Motto „Berlin, Stadt der Leichtathletik“ durchgeführt. Alle Teilnehmer an den schulsportlichen Wettbewerben (20.000 Schülerinnen und Schüler) in bezirklichen und zentralen Veranstaltungen erhielten „WM-Startnummern“. Die Veranstaltungsorte wurden gemeinsam mit dem BOC durch ein einheitliches „Dressing bzw. Branding“ ausgestaltet.

4. Marketingmaßnahmen Berlin Partner GmbH

Mit Hilfe seiner Medienpartner und im Auftrag der Senatsverwaltung für Inneres und Sport hat die Berlin Partner GmbH in den Jahren 2007, 2008 und 2009 eine Reihe von Kommunikationsmaßnahmen realisiert.

Gestartet wurde mit der Entwicklung eines zentralen WM-Motivs, das anlässlich des Internationalen Stadionfestes der Leichtathletik ISTAF 2007 zum ersten Mal auf 450 Großplakaten und 100 Megalights im Stadtbild vorgestellt wurde. Auf Wunsch des BOC wurde das Key Visual später durch andere Motive ersetzt.

Im Jahr 2008 wurden die Kommunikationsmaßnahmen durch Anzeigenschaltungen in internationalen und nationalen Titeln fortgesetzt. Zur Ankündigung der WM und zur Begrüßung der Gäste wurden zwei doppelseitige Welcome Banner am Flughafen Tegel genutzt.

Wichtigstes Projekt im Jahr 2008 war die Produktion von zwei TV-Spots „Laufen“ und „Werfen“, in denen die Berliner Leichtathleten Robert Harting und André Niklaus Werbung für Berlin als Austragungsort der WM machten, um so den Ticketverkauf zu fördern.

Im Jahr der WM 2009 wurden die Kommunikationsmaßnahmen weiter intensiviert:

Ein Begrüßungsbanner am Portal des Berliner Rathauses zeigte „Berlino“, das Maskottchen der WM.

Vier Velotaxen sowie drei Doppeldecker-Busse der BVG in Vollverklebung sowie 12 Busse mit partieller Traffik-Board-Beklebung waren im Stadtbild unterwegs. Die TV-Spots wurden im U-Bahn- Fernsehen „Berliner Fenster“ sowie bei den TV-Sendern n-tv, N24, MTV und TV Berlin ausgestrahlt. Ein Radiospot wurde produziert und bei 11 Berliner und Brandenburger Sendern geschaltet.

Korrespondierend zu diesen Maßnahmen wurden 183.000 Freecards (Postkarten) in zwei Wellen an über 600 Stellen in Berlin und (Hotels, Restaurants, Clubs etc. ausgelegt.

Im Bereich der Außenwerbung wurden 465 Großflächen bei BerlinPlakat sowie zwei Riesenposter am und am Ernst-Reuter-Platz realisiert. Ergänzend zum „City Dressing“ des BOC wurde durch Fahnenwerbung am Ernst-Reuter-Platz, Theodor-Heuss-Platz und am Großen Stern Aufmerksamkeit für die Veranstaltung erzeugt. . Ingesamt hat die Berlin Partner GmbH in den Jahren 2007, 2008 und 2009 beauftragte Marketing- Maßnahmen im Wert von rund 916.000 EUR realisiert und Medialeistungen ihrer Partnerunternehmen im Wert von 571.000 EUR in die Bewerbung der Leichtathletik-WM eingebracht.

5. Marketingmaßnahmen Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM)

BTM hat generell die Aufgabe, weltweit für das touristische Angebot des Landes Berlin zu werben und durch gezielte touristische Vermarktung Berlins einen wichtigen Beitrag zur touristischen Wirtschaftsentwicklung der Stadt zu leisten. Dabei galt es, die Austragung der IAAF Leichtathletik

133 WM berlin 2009™ in der deutschen Hauptstadt, möglichst optimal und nachhaltig für das touristische Destinationsmarketing zu nutzen.

Im Vordergrund standen hierbei allgemein die Imagestärkung Berlins und Verstärkung des "Metropolencharakters" der Stadt, die Verbesserung der Internationalität und sportspezifisch der Ausbau der Position Berlins als Austragungsort von Sportgroßveranstaltungen

Bei der touristischen Vermarktung der WM stützte sich die BTM auf verschiedene Säulen:

Imagefaktor Die Leichtathletik WM wurde gezielt als Instrument für den Imagetransfer genutzt. Dies erfolgte über das sportive Geschehen im Stadion bzw. durch Veranstaltungen, wie die Marathon- und Laufwettbewerbe in der Innenstadt selbst und das zusätzliche Angebot: Sportlich, touristisch, kulturell. Über die der BTM zur Verfügung stehenden Kommunikations-Instrumente wurde das Umfeld, die weltoffene Metropole mit einer konkurrenzlosen Kultur- und Veranstaltungsvielfalt kommuniziert und gleichzeitig Berlin als internationale Sportmetropole positioniert.

Vorher und Nachher Berlins touristische Vermarktung zielte hinsichtlich der WM auf die Reiseentscheidung im Vorfeld und Nachgang des sportlichen Groß-Events ab. Auch nach der WM ließen und lassen sich das Nachwirken des herausragenden Großereignisses und das damit verbundene Image Berlins als weltoffene Sportstadt in das touristische Marketing integrieren.

Konzentration auf Multiplikatoren Die Medienvertreter aus aller Welt, die zur WM anreisten, wurden als Botschafter für das Reiseziel bzw. die Destination Berlin gewonnen. Gemeinsam mit den Pressestellen der Stadt wurde der Aufenthalt der Medienvertreter genutzt, um ebenfalls ein Bild vom touristischen Berlin zu vermitteln und zu kommunizieren.

Die BTM hat u. a. durch folgende Maßnahmen zum Gelingen der Leichtathletik WM beigetragen:

Presse-Öffentlichkeitsarbeit vor und während der WM Pressemeldungen, Mediendienste, Email-Newsletter „Countdown“, tägliche Presse-News, BTM- Presseportal, Präsentationen der Geschäftsführung bei Auslandspräsentationen in 2008 und 2009, Presseevents im Ausland

Customer Services Touristisches Infopaket speziell zur WM mit: Hotel Guide, City Guide, WelcomeCard-Flyer, WM- Guide/Ticketbeileger, Unterstützung der Host-City-Volunteers in der Innenstadt und auf dem Market Square (s. auch . XI.)

Kommunikation Anzeigenschaltungen in mehreren überregionalen Tageszeitungen, Erfassung der WM in touristischer Veranstaltungsdatenbank, Platzierung eines Countdowns auf der Startseite BTM, Email Newsletter „Partner-Newsflash - Newsletter für Partner der BTM“ und „Top Tipps Berlin - Newsletter für Endkunden“

Marktmanagement Deutschlandweite Promotions - Erwähnung der WM im entsprechenden Promoflyer, Kooperation mit AMEROPA- Nennung der WM im Promoflyer für die Reisebüros, Bewerbung der WM auf dem Messestand der BTM zur Internationalen Tourismusbörse 2008 und 2009

WM Guide Der „WM-Guide“ wurde im Auftrag des Landes Berlin unter Federführung der Senatverwaltung für Inneres durch BTM, Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg und der Berlin Partner GmbH erarbeitet

134 und in einer Gesamtauflage von 1.000.000 Exemplaren hergestellt. In deutscher und englischer Sprache enthielt der „WM Guide“ nützliche Informationen zu WM-Veranstaltungen einschließlich eines Lageplans der zentralen Veranstaltungsorte, über Shopping, Ausgehen, Partys, Kunst und Kultur, das kulturelle Rahmenprogramm, den ÖPNV sowie hilfreiche Adressen und Telefonnummern einschließlich Polizei, Feuerwehr, zentrale Notrufnummer u.s.w. Die Broschüren wurden über Volunteers, Hotels, Verkehrsbetriebe, Stadtführer, DB-Bahnhöfe und Flughäfen verteilt.

Die 12. IAAF Leichtathletik WM berlin 2009™ ist aus touristischer Sicht als voller Erfolg für Berlin zu bewerten.

Allein der Werbeeffekt der Leichtathletik Weltmeisterschaft ist für Berlin „unbezahlbar“. Mehr als 3.500 Medienvertreter haben neun Tage lang über Berlin berichtet, die Bilder erreichten rund 4 Milliarden Fernsehzuschauer in aller Welt. In Deutschland sahen allabendlich mehr als 5,5 Millionen an den Bildschirmen zu. Berlins Tourismusgewerbe profitierte durch gute Buchungs- und Umsatzzahlen.

6. Berliner Verkehrsunternehmen

Die positive Resonanz von Besuchern der Wettkampf und Veranstaltungsstätten hat auch damit zu tun, dass der öffentliche Nahverkehr seine Aufgaben hervorragend bewältigt hat (siehe auch VIII. Ziffer 1).

Die Koordination lag hierbei beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), dem u. a. in Berlin die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn Berlin GmbH angehören.

VBB-Fahrinfo: Immer aktuell! Für die Information der großen Zahl von Besuchern hat der VBB seine bestehenden elektronischen Auskunftssysteme wie www.vbbonline.de und VBB-Fahrinfo erweitert. Die VBB- Fahrplanauskunft enthielt alle Verkehrsangebote, die im Zuge der WM 2009 verfügbar waren. Auch der Bestand an besonderen Zielen (Points of Interest) wurde mit den relevanten Veranstaltungsstätten und Hotels ergänzt. Auf www.vbbonline.de, der Internetseite des VBB, gab es seit Jahresmitte eine Sonderseite mit Themen rund um die WM, wie z. B. mit Ticketinformationen.

Infoteams des VBB An den Wettkampftagen wurden die Infoteams eingesetzt in den Bereichen der Bahnhöfe Zoo, Potsdamer Platz, Friedrichstraße, Alexanderplatz und Unter den Linden; Dabei standen Fragen rund um die WM und Wegeauskünfte im Vordergrund, aber auch allgemeine touristische Auskünfte waren gefragt. Der VBB hat mit seiner Kundeninformation und durch den Einsatz seiner Infoteams zum Gelingen der WM einen wesentlichen Beitrag geleistet.

7. Berliner Stadtreinigung

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) sorgte sowohl im Vorfeld als auch während der Leichtathletik- Weltmeisterschaft für ein sauberes Umfeld, um Sportlern, Zuschauern und den Veranstaltern auch außerhalb der Wettkampfstätten eine attraktive Metropole mit sportlichem Flair zu präsentieren. Im Olympiastadion und auf den Veranstaltungsflächen war die BSR - zum Teil mit Partnern - für Sauberkeit und für eine umweltgerechte Entsorgung im Einsatz.

Die BSR hat für die WM 2009 ein spezielles Reinigungs- und Entsorgungskonzept entwickelt. Die Mitarbeiter der Reinigung arbeiteten während der WM in drei Schichten, wobei die Arbeitszeiten flexibel an die sportlichen Ereignisse angepasst waren. Zusätzlich waren Beschäftigte als Task- Force eingesetzt, die ad-hoc reinigten, um kurzfristig bei Bedarf Veranstaltungsflächen, das Umfeld oder andere viel frequentierte Orte in der Stadt sauber zu halten.

135

Zur WM-Promotion stattete die BSR zahlreiche im Stadtgebiet eingesetzte Beschäftigte vor und während der WM mit speziellen T-Shirts aus: die Müllabfuhr hatte die Aufschrift „Sportleerer“ und die Reinigung trug „So fegen Sieger aus“. BSR-Fahrzeuge fuhren mit WM-Motiven durch die Stadt und selbst die Papierkörbe luden mit dem Aufkleber „Dabei rein ist alles“ sportlich zur richtigen Nutzung ein. Die Plakate und die Ausstattung von Fahrzeugen und Beschäftigten im Vorfeld und während der WM wiesen auf die Dienstleistung der BSR hin und trugen gleichzeitig zum sportlichen Erscheinungsbild der gesamten Stadt bei. Viele BSR-Beschäftigte der Reinigung beteiligten sich an der Freundlichkeitsoffensive von be berlin und trugen ein „i“ als Erkennungsmerkmal. Sie hatten einen speziellen WM-Plan dabei und gaben gern und bereitwillig Auskunft.

XIII. Finanzierung

Für die Organisation der Leichtathletik-Weltmeisterschaften wurde vom Deutschen Leichtathletik- Verband die Berlin Organising Committee 2009 GmbH mit Sitz in Berlin gegründet, die von Beginn an eng mit der Senatsverwaltung zusammenarbeitete.

Die Planung, Organisation, Durchführung und Nachbereitung der WM wurden in den Jahren 2005 bis 2009 mit insgesamt rund 14 Mio. EUR als Zuwendung aus Mittel des Landes Berlin unterstützt.

Die von Berlin ursprünglich veranschlagten Zuwendungsmittel i. H. v. 20 Mio. EUR mussten nicht vollständig zur Deckung des Budgets der Veranstaltung abgerufen werden, da die BOC 2009 GmbH einerseits zusätzliche Einnahmen generieren und andererseits Ausgaben in deutlichen Größenordnungen senken konnte.

Wichtigste Gründe für diesen positiven Abschluss waren:

 Entlastung durch gesetzliche Regelungen: Änderung des § 50a Einkommenssteuergesetz, verbunden mit einer Reduzierung der Athletensteuer  Nutzung der Wechselkursentwicklungen sowie Umsatzsteuerrückerstattung  Kostenübernahmen durch den Bund  Entlastungseffekte im Sachleistungsbereich durch nationale und internationale Partner

Dankenswerterweise hat das Bundesministerium des Innern das kulturelle Rahmenprogramm gefördert (s. dazu VII., Ziffer 1). Das Auswärtige Amt hat die Finanzierung von Trainingscamps für Athletinnen und Athleten aus Entwicklungsländern im Bundesleistungszentrum Kienbaum in der Nähe Berlins unterstützt.

Investive Mittel für notwendige bauliche Maßnahmen des Landes Berlin zur Leichtathletik WM 2009 hatten einem Umfang von rund 14 Mio. EUR.

Basis für dien Umsetzung der zur WM 2009 erfolgten baulichen Maßnahmen im Olympiastadion und im Olympiapark (s. auch IV.) waren die bereits im Bewerbungsverfahren als verbindlich anerkannten Richtlinien (Guidelines) der IAAF. Mit der mit dem BOC und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport vereinbarten „Aufstellung der benötigten Flächen und Gebäude“, notwendiger Bau- und Beschaffungsmaßnahmen mit Kostenschätzungen für das Olympiastadion, den Hanns- Braun-Platz, den Hueppeplatz und der Trainingsstandorte Mommsenstadion, Stadion Lichterfelde sowie der Rudolf-Harbig-Halle erfolgte eine Konkretisierung der in den zu Grunde liegenden Verträgen bzw. Guidelines nicht hinreichend beschriebenen Aufgaben und Verpflichtungen Berlins. Darin wurde abschließend festgelegt, welche Baumaßnahmen vom Land Berlin zur Vorbereitung und Durchführung der WM umzusetzen waren.

Soweit die baulichen Maßnahmen nicht ausschließlich anlassbezogen temporär erfolgten, dienen diese nunmehr der Optimierung der Infrastruktur des Olympiastadions und damit dessen künftiger

136 internationalen Wettbewerbsfähigkeit, der Stadionsicherheit sowie der Anpassung an aktuelle Stadionstandards. Sie stehen dem Verbands- und Vereinssport in Berlin sowie für andere Sportveranstaltungen zur Verfügung.

XIV. Wirtschaftliche Auswirkungen der WM

Die Leichtathletik WM in Berlin ist die erfolgreichste Leichtathletik-Großveranstaltung der letzten 20 Jahre in Deutschland gewesen. Während bei der Leichtathletik Weltmeisterschaft 1993 in rund 370.000 Tickets und bei der Leichtathletik Europameisterschaft 2002 in München knapp über 312.000 Tickets verkauft wurden, waren es in Berlin rund 418.000 Tickets. Die WM war damit die weltweit bestbesuchte Leichtathletik-Weltmeisterschaft aller Zeiten.

Und Berlin hat von der WM wirtschaftlich profitiert.

1. Tourismus Obwohl der August nicht zu den klassischen Städtereisemonaten gehört, brachte er nach Auskunft der BTM hohe Steigerungsraten:

Besucherzahlen Inland + 7,3 % Besucherzahlen Ausland + 5,2 % (Besonders viele Besucher kamen aus Schweden (+ 23,9 %), den USA (+ 23,2 %), Frankreich (+ 21,9 %) und Italien (+ 13,8 %)).

Die WM zog nicht nur zusätzliche Besucher nach Berlin, die Gäste blieben im Veranstaltungsmonat August auch länger in der Stadt.

Die Hotelauslastung lag bei rund 80 %, zahlreiche Hotels hatten mit 100 % eine wesentlich höhere Auslastung als normalerweise im Sommer.

2. Wirtschaftsergebniskraft Nach Angaben der Berlin Tourismus Marketing GmbH haben die Ausgaben der Leichtathletik WM- Besucher bis zu 120 Mio. EUR für Berlin eingebracht.

XV. Nutzen für die Leichtathletik und der Sportmetropole Berlin (national - international)

Sowohl national wie international hat die Leichtathletik durch die Weltmeisterschaft in Berlin gewonnen. Von Seiten der nationalen und internationalen Fachverbände sowie BOC und IAAF kamen durchweg nur positive Stimmen über die WM in Berlin. Die tolle Atmosphäre im Olympiastadion und insbesondere die erstmalige Durchführung der Geher- bzw. Marathonwettbewerbe bei einer Großsportveranstaltung der Leichtathletik in der Innenstadt mit hunderttausenden Zuschauern fand weltweit Anerkennung und Beachtung. Das Interesse bei Zuschauern und Jugendlichen an der Leichtathletik als eine der olympischen Kernsportarten dürfte deutschlandweit zugenommen haben, eine längerfristige positive Entwicklung ist derzeit jedoch noch nicht erkennbar.

Nach allgemeiner Einschätzung wurde der Leichtathletik durch die erfolgreiche 11. IAAF Weltmeisterschaft berlin 2009 eine „neue Chance“ für ihre Zukunft insbesondere in Europa eröffnet.

Und Berlin hat seinen Ruf mit der erfolgreichen Ausrichtung der Leichtathletik WM 2009 als weltweit führende Sportmetropole gefestigt.

Berlin gehört zu den weltbesten Sportmetropolen. Das bestätigte auch der zweite Preis unter den weltweit besten Sportstädten bei der Verleihung der „Sport Event Management Awards 2009“ am 10. November 2009 in London. Die Preisverleihung findet jährlich durch das renommierte

137 Sportberatungsunternehmens Sportbusiness Group statt. Die Leichtathletik WM 2009 in Berlin war sicherlich ein wesentlicher Faktor für diese Preisverleihung.

Sportliche Großereignisse rufen in Berlin nicht nur regelmäßig enthusiastische Begeisterung hervor, sondern bewirken auch positive wirtschaftliche Effekte, keine andere Stadt in Deutschland kann mit so vielen sportlichen Großveranstaltungen aufwarten. Seien es die jährlichen Highlights wie der Berlin-Marathon, das ISTAF und das DFB-Pokalendspiel oder die Meisterschaften wie die Beachvolleyball-WM 2005, die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006, die WM Moderner Fünfkampf 2007, die Finalrunde in der Basketball Euroleague und nun die in 190 Länder übertragene Leichtathletik-WM 2009.

Ein weiteres Resultat der gelungenen Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 ist auch, dass der DLV gemeinsam mit dem Land Berlin eine Bewerbung um die Ausrichtung der Leichtathletik- Europameisterschaft im Jahr 2018 beabsichtigt. Dies könnte das nächste „High Light“ der Leichtathletik in Berlin werden.

138

Anhang III – Bilanz des FIFA Fan Festes 2010

139

I. Einführung

Das FIFA Fan Fest zur FIFA WM 2006, die seinerzeit mit Abstand größte und erfolgreichste Fanmeile weltweit, ist bei den Fans und Gästen aus ganz Deutschland und der Welt unvergessen. Das Fan Fest auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule hatte mit seinen rund neun Mio. Besuchern maßgeblich zum Erfolg der WM 2006 und mit seiner hervorragenden Stimmung zur weltweiten Imagewerbung Deutschlands und Berlins beigetragen. Die einmaligen Bilder vom Fan Fest in Berlin standen und stehen für Sportbegeisterung, Gastfreundschaft und ein neues Selbstbewusstsein der Berlinerinnen und Berliner und der Deutschen.

So lag es nahe, auch zur FIFA WM 2010 in Südafrika ein Fan Fest in Berlin auszurichten. Das Fan Fest 2010 sollte der Tradition folgen und erneut Berlins Bedeutung als internatio- nale Sportmetropole unterstreichen.

II. Vorgehensweise und Grundlagen

Mit Schreiben vom 04.09.2008 übermittelte die FIFA ihr Konzept der FIFA Fan Feste 2010 an den Regierenden Bürgermeister. Damit war die Einladung an Berlin verbunden, als eine von insgesamt bis zu 20 ausgewählten Hauptstädten bzw. „herausragenden“ Städten in der ganzen Welt Austragungsort eines offiziellen Internationalen FIFA Fan Festes anlässlich der FIFA WM 2010 in Südafrika zu sein.

Am 24.07.2009 hat das Land Berlin einen entsprechenden Vertrag mit der FIFA geschlossen. Neben Berlin wurden die Städte Rio de Janeiro, Mexico City, Rom, Paris und Sydney als Austragungsorte des Internationalen FIFA Fan Festes ausgewählt.

Als Veranstalter für das Fan Fest fungierte das Land Berlin, vertreten durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Mit der Durchführung des Fan Festes wurde nach einem europaweiten Auswahlverfahren eine Berliner Agentur betraut, die bereits das Fan Fest 2006 mit großem Erfolg organisiert hatte.

Das Auswahlverfahren, die weiteren Vorbereitungen und die Durchführung des Fan Festes wurde unter Federführung und Koordination der Senatsverwaltung für Inneres und Sport in enger Abstimmung mit den beteiligten Behörden, u. a. der Senatskanzlei, den Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung, für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, der Verkehrslenkung Berlin, Polizei, Feuerwehr, Bezirksamt Mitte und Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf begleitet.

Sämtliche Rechte und Pflichten aus dem Vertrag mit der FIFA wurden per Konzessionsvertrag vom Land Berlin auf die Veranstaltungsagentur übertragen. Das Land Berlin blieb im Verhältnis zur FIFA Veranstalter, die Veranstaltungsagentur fungierte – im Übrigen auf eigenes wirtschaftliches Risiko - als Ausrichter im Auftrag des Landes Berlin. Lediglich bestimmte stadtbezogene Marketingrechte verblieben beim Land Berlin. Diese wurden u. a. durch das Branding an der Siegessäule im Rahmen der „beberlin-Kampagne“ ausgeübt.

140 Gemäß FIFA-Vertrag galten folgende wichtige Vorgaben: Das Veranstaltungsgelände musste eingezäunt und mit Einlasskontrollen versehen werden. Das Fan Fest musste spätestens zwei Stunden vor Anpfiff des ersten Spiels bis 24 Uhr geöffnet sein und an Spieltagen durfte kein Eintrittsgeld verlangt werden.

Ursprünglich waren folgende Veranstaltungsdaten mit der FIFA vereinbart und ausgeschrieben:

- vom 11.06. bis 13.06.2010 auf dem Olympischen Platz als Eröffnungswochenende, - vom 26.06. bis 11.07. 2010 (Achtelfinale bis Finale) auf der Straße des 17. Juni.

Dadurch sollte zum einen der verkehrlichen Bedeutung der Straße des 17. Juni Rechnung getragen werden. Eine fünfwöchige Sperrung, zumal im Wesentlichen außerhalb der Schulferien (Ferienbeginn war der 08.07.), wollte man den Berlinerinnen und Berlinern nicht zumuten.

Das Eröffnungswochenende war einerseits als „Appetitmacher“ für die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni ab dem Achtelfinale gedacht. Berlin wollte andererseits beim Start der WM in Südafrika und der anderen internationalen FIFA Fan Feste weltweit dabei sein, um ebenfalls vom erwarteten Medieninteresse zu profitieren, und auf diese Weise den zahlreichen Fans in Berlin zumindest das erste Gruppenspiel der deutschen Mannschaft präsentieren.

Der Olympische Platz, der bereits seit Jahren bei Sportgroßveranstaltungen im Olympiastadion mitgenutzt wird, wurde u. a. ausgewählt mit dem Gedanken einer Verbindung zur FIFA WM 2006: Im Olympiastadion wurden sechs Spiele ausgetragen, darunter das Endspiel und der „Klassiker“ Deutschland gegen Argentinien im Viertelfinale.

Die ursprünglichen zeitlichen Planungen hätten aber bedeutet, dass das zweite und dritte Gruppenspiel der deutschen Mannschaft nicht auf dem Fan Fest hätten gezeigt werden können. Hierauf reagierten Fußball-Fans, Sponsoren und Medien mit Unverständnis, und es zeichnete sich ab, dass für den wirtschaftlichen Erfolg der Agentur die Übertragung sämtlicher Deutschland-Spiele zur Finanzierung der Veranstaltung dringend benötigt wurde.

Daher wurde letztlich das Fan Fest auf dem Olympischen Platz bis zum 18.06. verlängert und auf der Straße des 17. Juni bereits am 23.06. weitergeführt.

141 III. Programm

Beim Internationalen FIFA Fan Fest 2010 wurde neben den Live-Übertragungen der Spiele ein umfangreiches Entertainment Programm mit Musik, Live-Acts und Tanzeinlagen geboten.

Zum Auftakt der FIFA WM in Südafrika am 11. Juni 2010 fand das Fan Fest auf dem Olympischen Platz vor dem Olympiastadion statt. Dort wurden die Spiele auf einer 80 m² großen Videowand und auf weiteren großflächigen Wänden präsentiert.. Highlights waren die Vorrundenspiele Deutschland - Australien am 13. Juni und am 18. Juni Deutschland - Serbien. Ca. 100.000 Besucher kamen insgesamt auf den Olympischen Platz, bis zu 40.000 Besucher bei den Spielen der deutschen Mannschaft.

Ab 23. Juni bis zum Endspiel am 11. Juli 2010 wurde die Straße des 17.Juni auf einer Länge von über 1,3 km erneut zu Deutschlands größter Fanmeile. Die Spiele wurden auf großflächigen Videowänden mit insgesamt fast 300 m² Fläche übertragen. Mehr als 600 akkreditierte Medienvertreter aus aller Welt, über 60 Übertragungswagen sorgten für Live- Schaltungen u. a. durch BBC, CNN, ZDF, RTL und RBB. Ergänzend gehörten Live-Bands auf den Bühnen, internationale DJ's in den Partyzonen, Talkshows rund um den Fußball, Gewinnspiele und Aktionen zum Programm.

Beim Spiel Deutschlands gegen Uruguay um Platz 3 am 10. Juli 2010 waren ca. 200.000 Fußball-Fans auf dem Fan Fest und bis zu 100.000 Fans trotzten den heißen Temperaturen beim Final-Spiel am 11. Juli 2010 und nahmen vor der Siegessäule teil am größten „dance4life- FIFA Fan Fest Flashmob“ aller Zeiten. Internationale DJs legten über Stunden Musik auf, u. a., um ihr Engagement für „dance4life“ zu zeigen. „dance4life“, die weltweit größte Jugendbewegung gegen HIV und AIDS, setzte auf dem Fan Fest ein Zeichen für eine faire, gesunde Zukunft und steht für Aufklärung, Jugendlichkeit, Völkerverständigung, Toleranz, Verantwortung, sowie für Spaß und Lebensfreude durch Tanz, Sport und Musik.

Fußballerische Highlights waren die Spiele

Deutschland – Ghana (23.06.) Deutschland - England (27.06.) Deutschland - Argentinien (03.07.) Deutschland - Spanien (07.07.) Deutschland - Uruguay (10.07.) Spanien - Holland (11.07.)

Insgesamt besuchten rund 1,7 Mio. Fans und Fußballbegeisterte das Fan Fest auf der Straße des 17. Juni. Laut Angaben der FIFA waren dies etwa die Hälfte aller FIFA Fan Fest-Besucher weltweit. An den Tagen der Deutschland-Spiele war die Fanmeile voll, bis zu 350.000 Besucher wurden geschätzt. Spielte die deutsche Mannschaft nicht, war das Besucheraufkommen dagegen eher gering. Angesichts der zahlreichen Public-Viewing- Angebote in Berlin entschieden sich die Fußballfans für andere Orte, wenn die deutsche Mannschaft nicht spielte.

142 IV. Bilanz

Nach dem Fan Fest wurden die beteiligten Behörden um ihre Einschätzung des Fan Festes an beiden Veranstaltungsorten einschließlich der Übermittlung wesentlicher Daten und Fakten gebeten. Ihre Stellungnahmen werden im Folgenden zusammengefasst wiedergegeben.

Die Veranstaltung auf dem Olympischen Platz hat aus Sicht der beteiligten Behörden keine Probleme bereitet. Angesichts des geringen Besucheraufkommens an Tagen ohne Spiel der deutschen Mannschaft und der zu geringen Kapazität an Spieltagen der deutschen Mannschaft bestand die einhellige Auffassung, den Olympischen Platz für vergleichbare Veranstaltungen in Zukunft nicht mehr vorzusehen. Ebenfalls abzulehnen sind der Aufwand und die hohen Kosten, die mit einer zweigeteilten Veranstaltung verbunden sind.

Während die Verkehrslenkung Berlin die Ausrichtung der Fanmeile auf der Straße des 17. Juni im Jahr 2010 („Ausrichtung Großer Stern“) nur unter bestimmten Umständen als grundsätzlich geeignet beurteilte, hielten Polizei, Feuerwehr und Bezirk Mitte diese Ausrichtungsvariante für generell ungeeignet. Es wurde eindeutig die Ausrichtung zur anderen Seite mit dem Standort der Hauptbühne auf dem Platz des 18. März („Ausrichtung Brandenburger Tor“) empfohlen. Mittlerweile ist dort auch nach umfangreichen baulichen Maßnahmen eine hervorragende, veranstaltungsgerechte Infrastruktur fertig gestellt worden.

Das Land Berlin und die ausrichtenden Agenturen stehen zukünftig vor der Herausforderung, Fan Feste so zu organisieren, dass sie bei Spielen der deutschen Mannschaft Platz für hunderttausende Fans bieten, und an den anderen Spiel- und spielfreien Tagen die Einschränkungen für die Berliner Bürger (insb. bezogen auf den Straßenverkehr und den Erholungswert des Tiergartens) so gering wie möglich ausfallen.

Bei der Festlegung eines Veranstaltungsbereiches auf der Straße des 17. Juni sind im Vorfeld grundsätzlich die zu erwartenden Besucherzahlen zu betrachten. Soweit nicht erforderlich, sollte versucht werden, nicht den gesamten Bereich vom Brandenburger Tor bis zum Großen Stern abzusperren. Einerseits wäre der Standort der Bühne am Brandenburger Tor förderlich, andererseits macht nur ein freier Zugang zum Brandenburger Tor das Wahrzeichen Berlins erreichbar und erlebbar. Grundsätzlich muss hinterfragt werden, ob die Straße des 17. Juni für Sperrungen von bis zu sechs Wochen geeignet ist.

143

Anhang IV – Bilanz der FIFA Frauen- Weltmeisterschaft Deutschland 2011™

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I. Vorbemerkung

Die 6. FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ (Frauen-WM 2011) wurde vom 26. Juni bis 17. Juli 2011 in Deutschland ausgetragen. 16 Nationalmannschaften, darunter das deutsche Team als amtierender Weltmeister und mehrfacher Europameister, nahmen am Turnier teil. Auch wenn die deutsche Mannschaft ihren Weltmeistertitel nicht verteidigen konnte, hat die WM die Er- wartungen des Weltfußballverbandes FIFA, des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Öffent- lichkeit teilweise mehr als erhofft erfüllt. Das Ansehen Deutschlands als sympathisches und freund- liches Gastgeberland ist nach der FIFA WM der Herren im Jahr 2006 erneut aufgewertet worden.

Neben Berlin waren weitere acht Städte Austragungsorte der Weltmeisterschaft. In Berlin fanden am 26. Juni 2011 die offizielle Eröffnungsfeier und das Eröffnungsspiel der Frauen-WM 2011 statt.

Das Motto der Frauen-WM lautete „20elf von seiner schönsten Seite!“ Geboten wurde hochkarätiger Sport und eine prachtvolle Stimmung, die sich von Berlin aus über das ganze Land legte. Im ausverkauften Olympiastadion Berlin erlebten über 74.000 Fans die glanzvolle Eröffnungsfeier und den Sieg Deutschlands gegen Kanada mit 2:1. Berlin konnte damit gleichzeitig einen Europa-Zuschauerrekord im Frauenfußball verbuchen. Auch im Fernsehen wurden Rekordquoten erreicht: Über 15 Millionen Zuschauer und somit nahezu 20 Prozent der Gesamtbevölkerung verfolgten das Eröffnungsspiel.

Berlin hat sich nach der erfolgreichen FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und den IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 zum dritten Mal innerhalb weniger Jahre erneut als Sportmetropole von Weltrang gezeigt und die besondere Aufmerksamkeit der internationalen Sport-Offiziellen, Gäste und Medienbeobachter auf sich gezogen. Berlin hat sich mit Fairness und Sportbegeisterung, Freundlichkeit, Offenheit und als professioneller Veranstalter großer Sportveranstaltungen präsentiert. Dieses positive Bild werden die Fußballerinnen, die Trainerinnen und Trainer, Besucherinnen und Besucher, Gäste und Medienvertreter noch lange in Erinnerung behalten und das Image der Sportmetropole Berlin in ihre Heimatländer transportieren.

II. Grundlagen

1. Vorgeschichte und Bewerbung um die Austragung der FIFA Frauen WM 2011

Der DFB hat nach der FIFA WM der Herren im Jahr 2006 offiziell dem Fußball Weltverband (FIFA) sein Interesse an der Ausrichtung der FIFA Frauen-Fußball-WM 2011 mitgeteilt. Weitere Bewerberländer waren Australien, Frankreich, Kanada, die Schweiz und Peru.

Die Zeitschiene des Bewerbungsverfahrens stellt sich wie folgt dar:

1. März 2007 Einreichen der offiziellen Interessenserklärung des DFB gegenüber der FIFA

6. März 2007 Interessenbekundung des Landes Berlin gegenüber dem DFB, als Ausrich- terstadt für das Eröffnungsspiel oder das Finale der WM zu fungieren

8. März 2007 Versand des Veranstaltervertrages und des FIFA Pflichtenheftes für Städte und Stadien durch die FIFA

25. April 2007 Übermittlung der Bewerbungsdokumente Berlins an den DFB

3. Mai 2007 Einsendeschluss für die Bewerbungsvereinbarung an die FIFA

11. Mai 2007 Entscheidung des DFB auf Basis der eingereichten Unterlagen über die

145 Aufnahme von Bewerberstädten (darunter Berlin) in das offizielle Kandidaten-Dossier für die FIFA

1. August 2007 Einreichung der definitiven Bewerbung einschl. des Veranstaltervertrages und des Kandidaten-Dossiers

31. August 2007 Vergabe der Endrunde der 6. FIFA-Frauenweltmeisterschaft durch das FIFA- Exekutivkomitee an Deutschland

Schon frühzeitig hat der DFB im Sommer 2008 entschieden, nur die Eröffnungsfeier der WM und das Eröffnungsspiel in Berlin durchzuführen, während in den anderen acht WM-Austragungsorten i. d. R. vier WM-Spiele ausgetragen wurden.

2. Vertragliche Grundlagen

Pflichtenheft für Städte und Stadien

Das im März 2007 vom Organisationskomitee des DFB (OK) übersandte Pflichtenheft für Städte und Stadien orientierte sich im Wesentlichen am Pflichtenheft zur FIFA WM der Herren 2006 und wurde am 25.04.2007 ausgearbeitet an das OK übergeben. Darin musste Berlin, wie alle übrigen Bewerberstädte, umfangreiche Zusagen hinsichtlich der Erfüllung der detailliert beschriebenen baulichen und technischen Anforderungen an die Stadien sowie hinsichtlich der Zurverfügung- Stellung von Werbeflächen im Stadionumfeld und in der Stadt einschließlich der Kostenübernahme für Maßnahmen der Öffentlichkeitswerbung und kultureller Rahmenveranstaltungen zur WM gegenüber dem OK abgeben.

Verpflichtungserklärung des Landes Berlin

Am 24.04.2007 hat der Senat auf Basis der Senatsvorlage vom 18.04.2007 den Senator für Inneres und Sport ermächtigt, die Verpflichtungserklärung im Namen Berlins abzugeben (Senatsbeschluss Nr. S-355/2007 vom 24.04.2007). Mit dieser Erklärung hat sich Berlin gegenüber dem DFB verpflichtet, im Falle eines Zuschlages als Austragungsort das Olympiastadion Berlin entsprechend den Vorgaben des FIFA Pflichtenheftes für Städte und Stadien zur Verfügung zu stellen und den Stadion-Rahmenvertrag zu unterzeichnen.

Stadion-Rahmenvertrag der FIFA

Mit dem vorgenannten Senatsbeschluss wurde der Senator für Inneres und Sport zugleich ermächtigt, den von der FIFA übermittelten Stadion-Rahmenvertrag für den Senat zu unterzeich- nen. Darin wurden in umfassender Form die Anforderungen, Bedingungen, der Umfang von abzu- schließenden Versicherungen und Verpflichtungen für den Eigentümer eines Stadions, das vom DFB als WM-Austragungsstätte ausgewählt wird, beschrieben. Der von allen Bewerberstädten unterzeichnete Rahmenvertrag war eine wesentliche Voraussetzung für die Bewerbung des DFB um die FIFA Frauen WM 2011.

Trainingsplatz-Rahmenverträge der FIFA

In den vier Trainingsplatz-Rahmenverträgen wurden in ähnlicher Form wie beim Stadion-Rahmen- vertrag die Definitionen, Anforderungen, Bedingungen und Verpflichtungen für den Eigentümer bzw. Betreiber des jeweiligen Trainingsstandortes detailliert beschrieben. Von den insgesamt vier dem DFB angebotenen Trainingsstandorten wurden letztlich vom OK in Abstimmung mit der FIFA zwei Standorte ausgewählt. Zum ersten das Mommsenstadion im Bezirk Charlottenburg- Wilmersdorf sowie der Wurfplatz im Olympiapark Berlin, der bereits Trainingsstandort für die deutsche Herren-Nationalmannschaft anlässlich der FIFA WM 2006 war.

146 Stadionmiet- und Betreibervertrag für das Olympiagelände

Die beiderseitigen Rechte und Pflichten wurden in einem späteren „Stadionmiet- und Betreibervertrag“ geregelt. Durch diesen Vertrag sollte u. a. das Olympiastadion einschl. des Luft- raums, des Umfeldes, der Parkplätze, der Verkaufsflächen, der Eingangsbereiche und der Vor- plätze dem DFB frei von Rechten Dritter überlassen werden. Der Vertrag wurde am 16.09.2008 durch die Olympiastadion Berlin GmbH als Betreiber und am 17.09.2008 durch die Senatsverwal- tung für Inneres und Sport als Eigentümer und Betreiber des Olympiaparks Berlin unterzeichnet und anschließend vom DFB gegengezeichnet.

Zu den wesentlichen Regelungen zählten die Überlassung des Stadions selbst, der Mietzeitraum, die anforderungsgerechte Umrüstung und der Betrieb des Stadions, finanzielle und Versicherungs- Verpflichtungen, Marketingregelungen und Umsetzung der Werbefreiheit.

Host City Vertrag

Im ebenfalls am 17.09.2008 zwischen dem DFB und dem Senator für Inneres und Sport unterzeichneten Host City Vertrag wurden die Rechte und Pflichten des WM-Austragungsortes Berlin definiert. Darin waren im Wesentlichen Regelungen über die Nutzung exklusiver Rechte durch die Host City Berlin (u. a. Events, Composite Logo, Poster, Darstellung im Stadion), zur Öffentlichkeitsarbeit sowie zu Verpflichtungen der Host City gegenüber der FIFA und dem OK des DFB (z. B. Einrichtung einer Fest-/Fan-Meile, zum Rechteschutzprogramm - s. a. unter VI. Pkt. 4. - Ticketverkauf, Host City Dressing als „Dekorationsprogramm in der Stadt“ und zur Beachtung der diversen Host City Guidelines der FIFA enthalten.

III. Organisationsstrukturen

1.1 FIFA - DFB - OK - Außenstelle des OK in Berlin

1.1.1 FIFA - Fédération Internationale de Football Association

Veranstalter der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, offiziell FIFA Women's World Cup oder FIFA Frauen-Weltmeisterschaft, ist der Weltfußballverband FIFA. Das Turnier wird seit 1991 ausgetragen und findet analog zur Fußball-Weltmeisterschaft der Männer im vierjährigen Turnus statt, jeweils ein Jahr nach dem Turnier der Männer.

Die beiden wichtigsten Gremien der FIFA sind der Kongress und der Exekutiv-Ausschuss, dem der Präsident der FIFA vorsitzt.

Nach der Auswahlentscheidung hat die FIFA eine Stadionkommission zur weiteren Vorbereitung der Frauen-WM 2011 unter Leitung von Frau Tatjana Haenni (Leiterin der FIFA-Abteilung Frauen- Wettbewerbe) eingerichtet.

1.1.2 DFB - Deutscher Fußball-Bund

Der DFB hat sich als nationaler Fußballverband und Mitglied der FIFA im Jahr 2007 um die Austragung der FIFA Frauen-WM 2011 beworben und am 31. August 2007 vom Exekutivkomitee der FIFA den Zuschlag für die Austragung der FIFA Frauen-WM 2011 erhalten. Er war damit gegenüber der FIFA und deren Partnern verantwortlich für die Gesamtorganisation der FIFA Frauen-WM 2011. Zur Vorbereitung und Organisation der Sportveranstaltung wurde - außerhalb der Verbandsstrukturen des DFB - das Organisationskomitee FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™ (s. unter Pkt. 1.1.3) eingerichtet.

147 1.1.3 OK - Organisationskomitee FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™

Am 01. Januar 2008 wurde das OK mit Sitz in Frankfurt am Main gegründet. Zu den wesentlichen Aufgaben des OK gehörte die allumfassende Planung, termingerechte Vorbe- reitung, Organisation und Durchführung der FIFA Frauen-WM 2011 in Deutschland in Abstimmung mit den zu beteiligenden Gremien der nationalen und internationalen Fußballverbände und des Weltfußballverbandes, den offiziellen Sponsoren, Partnern und Förderern der FIFA Frauen-WM 2011 sowie allen zuständigen Bundes- und Landesbehörden bzw. -institutionen. Durch das OK oder dessen Beauftragte wurden z. B. behördliche Genehmigungsverfahren veranlasst sowie die Umsetzung der zahlreichen Regierungsgarantien der Behörden begleitet.

Die hauptsächlichen Partner des OK bei der WM-Vorbereitung und Durchführung waren die Vertreter der neun Ausrichterstädte, die i. d. R. zu diesem Zweck „WM-Büros“ innerhalb ihrer städtischen Strukturen bzw. in ihrer Eigenschaft als Stadionbetreiber eingerichtet haben (s. dazu auch unter Pkt. 2. für Berlin und unter 3. für alle Ausrichterstädte).

Das OK bestand aus dem Aufsichtsrat (Vertreter des DFB-Präsidiums), dem ein beratendes Kuratorium von hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Sport, Politik, Kultur und Medien beiseite stand, der Präsidentin, der ehemaligen deutschen Fußball- und Nationalspielerin Steffi Jones, einem Gesamt-Koordinator und vier Abteilungen. Zusätzlich hatte das OK vier Bot- schafterinnen, die im Auftrag der Präsidentin auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die FIFA Frauen-WM in Deutschland warben.

Organigramm der Organisationskomitees FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™

1.1.4 Außenstelle des OK in Berlin

Im Laufe der WM-Vorbereitungen wurden in Berlin wie in den übrigen Austragungsorten lokale

148 Außenstellen des OK aus Frankfurt eingerichtet. Die Außenstelle Berlin hat am 01. Januar 2011 ihre Arbeit aufgenommen. Sie war vorrangig für die WM-bezogenen Aktivitäten wie die Rekru- tierung der freiwilligen Helferinnen und Helfer des OK in Berlin im Rahmen des „Volunteer- Programms (s. a. unter Ziffer VII.), die Mitgestaltung des Rahmenprogramms am Eröffnungswo- chenende der WM in Berlin, die Vorbereitung der offiziellen Eröffnungsfeier sowie die Unter- stützung bei der Durchführung des Eröffnungsspiels zuständig. Zunächst bestand die Außenstelle aus vier Mitarbeitern, sukzessive wurde der Mitarbeiterstab bis vor Beginn der FIFA Frauen-WM in Berlin auf 12 vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter für die verschiedenen Aufgabenbereiche aufgestockt.

Organigramm der Außenstelle OK Berlin (Stand Januar 2011)

Eröffnungsspiel Berlin

Berlin

1.2 DFB Kulturstiftung

Die DFB-Kulturstiftung verbindet Kunst und Kultur, Gegenwart und Geschichte des Fußballs.

Bedingt durch die Absage des Bundesministeriums für Inneres konnten leider keine Bundesmittel für ein offizielles Kunst- und Kulturprogramm zur FIFA Frauen-WM 2011 zur Verfügung gestellt werden. Dennoch hat die Kulturstiftung - unterstützt durch Zuwendungen des DFB - im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beigetragen, künstlerische und kulturelle Initiativen und Projekte zu fördern, die einen unmittelbaren Bezug zum Frauenfußball und zur WM hatten.

Zur FIFA Frauen-WM 2011 wurde das kulturorientierte Programm SPIELRAUM 2011 entwickelt. Im Rahmen dieses Programms unterstützte die Kulturstiftung des DFB im Frühjahr und Sommer 2011 zahlreiche Kunst- und Kulturprojekte in den WM-Städten. Viele Vereine und Institutionen aus Sport und Kultur haben mitgemacht und im Rahmen von über 100 Veranstaltungen und Projekten ihre Ideen und Kreativität eingebracht. Auf diese Weise wurde die WM auch zu einem kulturellen Highlight.

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Die DFB-Kulturstiftung hat sowohl nationale wie regionale Projekte gefördert. Zu den nationalen Projekten, die in den Austragungsstädten stattfanden, gehörten in Berlin das „Internationale Fußballkulturfest DISCOVER FOOTBALL“, das „8. Internationales Fußball- Filmfestival mit Schwerpunkt auf Filmen zum Frauen-Fußball“ und das „Gastspielstück der Augsburger Puppenkiste: Steffi - ein Sommermärchen“.

Weitere Informationen zu diesen drei Projekten stehen unter Punkt VIII. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit in Berlin, Ziffer 4.1.1 - Kulturelles Rahmenprogramm.

1.3 Umweltbeirat Frauen WM 2011 - Projekt Green Goal

Der verantwortungsvolle Umgang mit der Umwelt gehört inzwischen zum Aufgabenkatalog, der vor und während einem Sportgroßereignis abgearbeitet werden muss. Schon 2006 begleitete der DFB die FIFA WM in Deutschland mit dem Umweltprojekt „Green Goal“. Auch 2011 unterstützen die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und das Öko-Institut als erfahrene Partner die Umsetzung des Projekts. Zielsetzung war eine „klimafaire“ FIFA Frauen-WM 2011.

Sportgroßveranstaltungen hinterlassen einen ökologischen „Fußabdruck“. Dafür sind u. a. der Reiseverkehr der Teams, der Offiziellen und Fans, die klimatisierten Räumlichkeiten in den Stadien, das Flutlicht, der in Stadien anfallende Abfall verantwortlich. Dank der Programme und Maßnahmen, die unter dem Dach von „Green Goal“ durchgeführt wurden, konnten diese Umweltbelastungen vermieden oder zumindest reduziert und teilweise kompensiert werden.

„Green Goal“ wurde durch einen Umweltbeirat beraten, der regelmäßig den Fortgang des Umweltprogramms beurteilte und kritisch begleitete. Mitglieder des Umweltbeirates waren u. a. Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen, die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/DIE GRÜNEN Claudia Roth, der ehemalige Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP) Prof. Dr. Klaus Töpfer, der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Dr. Fritz Brickwedde, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Dr. Michael Vesper, der Geschäftsführer des WWF Deutschland Eberhard Brandes sowie DFB-Vizepräsident Rolf Hocke und DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg. An den Sitzungen des Umweltbeirates nahmen auch Steffi Jones und Dr. Theo Zwanziger teil.

Die wesentlichen Bausteine des Umweltkonzepts im Rahmen eines Umweltmanagements waren die fünf Bereiche Mobilität, Wasser, Energie, Abfall und Catering. Durch eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit und Umweltkooperationen sollte das Ziel einer „klimafairen“ FIFA Frauen-WM 2011 erreicht werden.

In Berlin wurden u. a. folgende Maßnahmen zur FIFA Frauen-WM für die Bereiche Wasser und Energie umgesetzt:

Wie in den anderen acht Stadien wurde das Umweltmanagementsystem ÖKOPROFIT etabliert. Des Weiteren hat Berlin bereits mit der Sanierung und Modernisierung des Berliner Olympiastadions zur Fußball-WM 2006 ein Zeichen für ressourcen- und nachhaltigkeitsorientierte Maßnahmen zur Wasser- und Energieverbrauchsreduzierung sowie zur Nutzung natürlicher Wasserressourcen gesetzt. Beispiele dafür sind die Nutzung natürlicher Rohstoffquellen und der effiziente Einsatz von Energie. So wurden z. B. eine 1.700 Kubikmeter große Regenwasser- zisterne zur Regenwasserlagerung (Wassernutzung für Toiletten und Bewässerung der Rasenflächen aus Regenwasser) errichtet und sensorgesteuerte Spülungen sowie opto-elektroni- sche Selbstschlussarmaturen zur Wassereinsparung eingebaut. Durch zentral gesteuerte Beleuch- tung im gesamten Stadion, Einsatz von Energiesparlampen und Bewegungsmeldern wird eine erhebliche Energieeinsparung erzielt.

150 Im Hinblick auf eine gezielte Abfallvermeidung und auf das Catering ist anzumerken, dass im Olympiastadion Getränke ausschließlich in Mehrwegbechern ausgeschenkt sowie Auflagen zum Einsatz von Mehrwegsystemen erteilt werden. Um den Abfall veranstaltungsnah zu entsorgen, wurden gesonderte Konzepte der entsprechenden Dienstleister entwickelt und beispielsweise die Räumungs- und Leerungsintervalle an den Veranstaltungsorten in der Innenstadt und am Olympiastadion angepasst.

Beim Themenfeld Mobilität hat sich das weltweit beachtete und an die spezifischen Anforderungen des WM-Eröffnungswochenendes angepasste Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) erneut bewährt. Zugleich wurden im Rahmen eines speziellen Verkehrskonzepts Sonderregelungen für den Individualverkehr realisiert.

Zu ausführlichen Erläuterungen zum Thema Mobilität wird auf V. - Verkehrliche Maßnahmen - verwiesen.

2. Land Berlin

2.1 Projektgruppe Frauen WM 2011

Im Dezember 2010 wurde unter Federführung der für Sport zuständigen Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine „Projektgruppe Frauen WM 2011“ eingerichtet. Ihr Zweck waren die Erfüllung sämtlicher Aufgaben des Landes Berlin zur Vorbereitung und Durchführung der Frauen- WM 2011 in Berlin, die sich aus den unter II. Pkt. 2.dargestellten Verträgen und Verpflichtungen ergaben, und die Koordinierung der Umsetzung der erforderlichen Einzelmaßnahmen.

Bereits im Vorfeld der Einrichtung dieser Projektgruppe wurde anlass- bzw. aufgabenbezogen in den verschiedenen zuständigen Gremien, Behörden und anderen Institutionen mit den Vorbereitungsarbeiten zur Frauen-WM begonnen.

Die Projektgruppe hat unter Leitung des für Sport zuständigen Staatssekretärs zwei Sitzungen im Dezember 2010 und April 2011 durchgeführt. Neben Vertretern verschiedener Senatsressorts nahmen auch Vertreter der Berliner Polizei und der Berliner Feuerwehr sowie Vertreter des OK in Frankfurt am Main sowie dessen lokaler Außenstelle Berlin an den Sitzungen teil. Themenbezogen wurden Vertreter der Berliner Bezirke, in denen u. a. Veranstaltungen des Rahmenprogramms stattfanden, der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), der S-Bahn und anderer, Berlin nahestehender Unternehmen, z.B. Berlin Partner, Berlin Tourismus und Kongress GmbH (visitBerlin), Berliner Stadtreinigung, hinzugezogen.

2.2 Arbeitsgruppe SenInnSport zur Vorbereitung der Frauen-WM 2011

Bereits im März 2007 wurde innerhalb der für den Sport zuständigen Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine Arbeitsgruppe Frauen-WM 2011 mit einer Geschäftsstelle - gewissermaßen als „WM-Büro“ Berlins - eingerichtet. Dieses Projektteam nahm seitdem unter Leitung des Referatsleiters Sportentwicklung, Sportstandortmarketing die Gesamtkoordination der WM- Vorbereitungen Berlins in Abstimmung mit der FIFA, dem OK in Frankfurt am Main und dem lokalen OK wahr.

Die Geschäftsstelle war zugleich Anlaufpunkt und Kontaktstelle für alle die Frauen-WM betreffenden Anfragen der Berliner Verwaltung und Behörden, Wirtschaftsunternehmen, von WM- interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie nationalen und internationalen Delegationen.

151 2.3 Organigramm Projektgruppe Frauen WM 2011 und deren Arbeitsgruppen

3. Städte - Länder

3.1 AG Ausrichterstädte

Die neun WM-Ausrichterstädte haben sich im November 2008 zu einer „Arbeitsgemeinschaft Ausrichterstädte“ zusammengeschlossen, um in enger Partnerschaft und mit organisatorischer Unterstützung durch den Deutschen Städtetag zahlreiche, in ihrer Verantwortung liegende Aufgabenkomplexe umzusetzen, die WM-spezifischen Interessen aller Städte abzustimmen, zu bündeln und gegenüber dem OK bzw. der FIFA gemeinsam zu vertreten. Hierzu gehörten in erster Linie vertragliche Regelungen mit dem OK und der FIFA, die Bereitstellung und Herrichtung der sportlichen und städtischen Infrastruktur, Sicherheitsaspekte, Durchführung der Fan-Feste, aber auch kulturelle Leistungen, die die FIFA Frauen-WM 2011 in den Städten insgesamt zu einem eindrucksvollen Sportevent machten.

Unter der Leitung ihres Sprechers, Herrn Kemper (Stadt Frankfurt/Main), führten die WM-Städte zwischen November 2008 und August 2011 insgesamt 13 gemeinsame Sitzungen durch.

3.2 AG Frauen-Fußball WM 2011 - Sportreferentenkonferenz

Ebenfalls im November wurde die „Arbeitsgruppe Frauen-Fußball WM 2011“ im Rahmen der Sportreferentenkonferenz der Länder (SRK) unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Zielinski, Hessisches Ministerium für Inneres und Sport, und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages eingerichtet. Die Interessen der Ausrichterstadt Berlin wurden vom Abteilungsleiter Sport bei der

152 Senatsverwaltung für Inneres und Sport wahrgenommen.

Ihre Hauptaufgabe war die gegenseitige Information zum Stand der WM-Vorbereitungen, die Entwicklung, Abstimmung und Vorbereitung WM-relevanter Beschlussvorschläge zur Befassung in der SRK und die Erstellung von Beschlussvorlagen für die Sportministerkonferenz der Länder.

Insgesamt sechs Sitzungen der AG fanden zwischen November 2008 und Mai 2011 i. d. R. in den Räumen des Landessportbundes Hessen in Frankfurt am Main statt.

3.3 AG Stadion

In der „Arbeitsgruppe Stadion“ waren die Stadionbetreiber der neun Austragungsstätten der FIFA Frauen-WM 2011 unter Leitung des Vorsitzenden des Vorstands der Vereinigung deutscher Sta- dionbetreiber und Geschäftsführers der Olympiastadion Berlin GmbH, Herrn Joachim E. Thomas, zusammengeschlossen.

In dieser AG wurden hauptsächlich stadionspezifische Themenfelder im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung der FIFA Frauen-WM 2011 sowie die Umsetzung der FIFA- und OK-Anforderungen gemeinsam erörtert. Dazu zählten u. a. die anforderungsgerechte Herrichtung des Stadions - insbesondere der TV/Medien-Infrastruktur und der Naturrasenspielfelder – Ver- sicherungsfragen, die Umsetzung des Umweltprojekts „Green Goal“ in den Stadien, die Einrichtung eines WM-spezifischen Zutrittkontrollsystems und Fragen zum Akkreditierungsverfahren.

Sitzungen der AG Stadion fanden regelmäßig seit Dezember 2008 bis kurz vor Beginn der FIFA Frauen-WM 2011 statt.

3.4 AG Städtische Verkehrsbeauftragte

Im Februar 2010 wurde die Arbeitsgruppe der städtischen Verkehrsbeauftragten eingerichtet. In dieser AG waren die von den Ausrichterstädten benannten Vertreter der für das Themenfeld Verkehr zuständigen Behörden bzw. Institutionen sowie das OK vertreten. Für Berlin nahmen Vertreter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung an der AG teil.

Ziel der Arbeit der AG war im Wesentlichen die Abstimmung, Vorbereitung und Umsetzung aller verkehrsspezifischen Aufgaben und Anforderungen zur FIFA Frauen-WM 2011 in den Ausrichter- städten. Dazu zählten u. a.:

- Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Stadt, Land, Bund sowie verantwortlichen Ämtern und Institutionen, wie z. B. Bundesverkehrsministerium, ggf. Verkehrsministerium des Länder, Bundespolizei, lokale Polizeibehörden, Straßenverkehrsamt, Straßenbauamt, Ordnungsamt - Sicherstellung der reibungslosen verkehrlichen Abwicklung des Individualverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs - bestmögliche Nutzung der vorhandenen Verkehrsanbindungen der Spielorte - Einrichtung eines verständlichen und durchgängigen Verkehrsleitsystems - Umsetzung der Verpflichtungen der Host Cities gemäß den Host City Verträgen (z. B. Festplatz / Fanmeile, Transport und Parkplätze) - Spezifisches Zufahrtssystem zu den Stadien für unterschiedliche Nutzergruppen (VIP, Me- dienvertreter, Lieferanten) - Entwicklung eines nutzergruppenspezifischen Parkplatzkonzepts - Einbindung der regionalen Verkehrsbetriebe und -verbünde, der DB AG etc. einschließlich des Abschlusses einer Kombi-Ticket-Vereinbarung - Berücksichtigung aller Zielgruppen (Pkw, Bus, Motorrad, Fahrrad, Fußgänger, mobilitäts- eingeschränkte Besucher, Taxi)

153 Die Arbeitsgruppe führte insgesamt sechs Sitzungen zwischen Februar 2010 und Juli 2011 durch.

IV. Olympiastadion, Olympiapark und Trainingsstätten

AG Bauen der Projektgruppe Frauen WM 2011

Im Rahmen der Projektgruppe Frauen WM 2011 wurde themenspezifisch die Arbeitsgruppe (AG) „Bauen“ unter Leitung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingerichtet. Ihre Aufgabe war die anforderungs- und termingerechte Umsetzung aller im Olympiastadion, Olympiapark, im Stadionumfeld sowie an den Trainingsstandorten erforderlichen baulichen Maß- nahmen zur Durchführung der Eröffnungsfeier und des Eröffnungsspiels der FIFA Frauen WM 2011.

Bauliche Maßnahmen

Die Grundlage für die Planungen bildete zunächst der Spezifikationskatalog der FIFA, in dem die WM-spezifischen baulichen und technischen Anforderungen definiert wurden. Hieraus wurde ein Bedarfsprogramm entwickelt, welches mit Unterschrift des Organisationskomitees WM 2011 bestätigt wurde. Die Planungen wurden fortgeschrieben mit den Abstimmungsergebnissen aus der Arbeitssitzungen der AG Bauen. Im Vorfeld wurden durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die folgenden Planungsbüros für die Planung und Durchführung der erforderlichen Leistungen beauftragt:

Projektsteuerung: Kappes Partner Ingenieur- und Planungsgesellschaft Hochbau: Baumgart Becker Planungsgesellschaft mbH Technische Gebäudeausrüstung: CKG Complexnet GmbH

Es folgte die Erstellung der Bauplanungsunterlagen (BPU). Wesentliche Bestandteile der BPU sind die Baubeschreibung, die Kostenberechnung sowie die Entwurfsplanung. Die anerkannten Baupla- nungsunterlagen vom 14.02.2011 mit Gesamtbaukosten i.H.v. rund 1.361Mio. € brutto incl. Hono- rare wurden Ausführungsgrundlage. Der Anteil der reinen Baukosten beläuft sich auf rd. 1.030 Mio. € brutto.

Die Fertigstellung der Leistungen erfolgte fristgerecht zum 01.06.2011. Die Übergabe des Stadions inklusive der vor genannten Leistungen erfolgte am 10.06.2011.

Die Abrechnung der Maßnahmen war zum Jahresende 2011 abgeschlossen. Der Gesamtkostenrahmen der BPU in Höhe von rd.1.361 Mio. € wurde eingehalten. (zu Kosten s. a. Pkt. IX.).

V. Verkehrliche Maßnahmen

AG Verkehr der Projektgruppe Frauen WM 2011

Im Rahmen der Projektgruppe Frauen WM 2011 wurde themenspezifisch die Arbeitsgruppe (AG) „Verkehr (Berlin)“ unter Leitung der Verkehrslenkung Berlin eingerichtet. Deren Aufgaben waren die Erstellung eines WM-spezifischen Konzepts zur Steuerung des Individualverkehrs der anreisenden Gäste und Stadionbesucher sowie der anforderungsgerechten Organisation des ÖPNV innerhalb der Stadt und Region.

Verkehrskonzept Berlin

Im Auftrag der Verkehrslenkung Berlin hat die Verkehrsmanagementzentrale Berlin (VMZ) im

154 Vorfeld der Frauen WM 2011 in Berlin ein Verkehrsgutachten erstellt und dies den weiteren organisatorischen Vorgaben seitens der FIFA laufend angepasst. Da in Berlin lediglich das Eröffnungsspiel der WM im Berliner Olympiastadion stattfand, konzentrierten sich die Verkehrsmaßnahmen im wesentlichen auf die Zufahrtswege der Besucherströme und auf die Verkehrsmaßnahmen im unmittelbaren Umfeld des Geländes rund um das Stadion.

Straßenverkehr

Aufgrund der Organisationsplanung zur WM wurden keine straßenseitigen Sperrungen oder Einschränkungen geplant. Die „Road Show - Spielfreudetour 1“ (s. unter VIII, Pkt. 4.1.2) wurde am 25.06.11 am Potsdamer Platz im Gehwegbereich aufgebaut und hat somit keine Sperrungen im Straßenbereich der Innenstadt verursacht. Der gleichzeitig stattgefundene Christopher-Street-Day- Umzug zum Brandenburger Tor tangierte diesen Bereich nicht.

Im Bereich des Olympiastadions hat die Berliner Polizei ähnlich wie bei den DFB-Pokalendspielen agiert. Grundsätzlich waren die öffentlichen Straßenbereiche frei befahrbar. Aufgrund der großen Besuchermenge wurde davon ausgegangen, dass vor Veranstaltungsbeginn und nach Spielende die Bereiche um Coubertinplatz/Flatowallee und Olympischer Platz für den Kfz-Verkehr gesperrt werden.

Die Verkehrslenkung Berlin hat die Verkehrsmaßnahmen dieses Events in gewohnter Weise organisiert.

Parkplätze

Im Umfeld des Olympiastadions standen keine freien Parkplätze für den Individualverkehr zur Verfügung. Auf den Stellplätzen PO1, PO2, PO4, PO5 (PO = Parkplätze Olympiastadion) waren die ermittelten Stellflächen für die FIFA reserviert. Auf dem PO3 (südlicher Teil des Olympischen Platzes) wurde am Spieltag ein kostenfreies bewachtes Fahrradparken und auf der übrigen freien Fläche die „Road Show - Spielfreudetour 2“ mit Mitmachangeboten eingerichtet. Auf dem Parkplatz PO4 waren darüber hinaus Behindertenparkplätze vorhanden. Der Parkplatz PO6 Flatowallee wurde für Motorradfahrer vorgehalten.

Wegweisung

Aufgrund der grundsätzlich nicht vorhandenen freien Parkplatzkapazitäten im Umfeld des Stadions konnte auf eine ausgedehnte Zusatz-Wegweisung für den Kfz-Verkehr verzichtet werden. Eine Ausweisung zum Olympiastadion war über die amtliche Wegweisung, auch auf den Autobahnen, sichergestellt. Im Umfeld des Stadions ab der BAB A100 wurden Besucher mit Parkgenehmigung über das Parkleitsystem zu den Stadionparkplätzen geleitet. Dieses wies grundsätzlich den Status -reserviert- auf. Wegweisungen im Stadion-Umfeld für Radfahrer und Fußgänger sind dauerhaft vorhanden. Aufgrund der sehr zentralen Lage des Fahrradabstellplatzes konnte auf eine hierauf gerichtete Wegweisung verzichtet werden.

Informationen

Auf den Informationstafeln der Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ) wurde bereits ab 20.06.11 auf das Eröffnungsspiel am Olympiastadion hingewiesen. Diese Information wurde am 25.06.11 und schließlich am Spieltag um verkehrliche Hinweise komplettiert. Kernaussage war der Anreisehinweis zum Stadion ausschließlich mit U- und S-Bahn (Nutzung des ÖPNV).

Über die VIZ wurden die Medien bereits im Vorfeld über die verkehrliche Situation am Spieltag informiert, dies ist über die Verkehrslagevorschau und eine veranstaltungsbezogene Verkehrsinformation erfolgt. Am Spieltag selbst hat die VIZ mit einem Verkehrsnachrichtendienst relevante Ereignisse an die Medien weitergegeben.

155

Bus und Bahn

Für den Spieltag wurde mit den Trägern des ÖPNV im Vorfeld eine Verdichtung der Linienverkehre auf U- und S-Bahn vereinbart, so dass ein reibungsloser An- und Abreiseverkehr der Besucher gewährleistet wurde. Auf der U-Bahn wurde aufgrund der Bausituation ab 24.06.11 die U12 zwischen Olympia-Stadion und Warschauer Straße eingerichtet. Damit war am Spieltag neben der Direktverbindung zum Hbf, Friedrichstraße und Alexanderplatz über die S-Bahn auch eine direkte Verbindung via Zoo und Wittenbergplatz nach Kreuzberg und Friedrichshain gegeben. Mit Umstieg am Gleisdreieck auf die U2 war der Potsdamer Platz direkt erreichbar.

Zusätzlich zu den Bahnverkehren wurde am Spieltag die Buslinie M49 zwischen Olympiastadion und Reimerweg verdichtet. Für Anreisende über die B5 bestand somit an der Stadtgrenze eine attraktive Möglichkeit, umzusteigen und direkt zum Stadion zu gelangen.

Radverkehr

Wie in den letzten Jahren bei Großereignissen üblich und bereits erwähnt, wurde auch am 26.06.2011 ein bewachter Fahrrad-Parkplatz am Olympiastadion organisiert und eingerichtet.

Taxihalteplätze

Im Stadion-Umfeld wurde ein zusätzlicher Taxihalteplatz auf der nördlichen Nebenfahrbahn der Heerstraße eingerichtet, an der östl. Flatowallee wurden die Klappschilder für den Taxihalteplatz aufgeblendet. Die Taxi-Innung wurde über die Polizei darüber informiert.

Reisebusse

Reisebusparkplätze wurden trotz nachhaltig fehlender Angaben zu den zu erwartenden Größenordnungen auf der Olympischen Straße (Südseite) der nördlichen Nebenfahrbahn der Heerstraße zwischen Flatowallee und Passenheimer Straße sowie auf der Jesse-Owens-Allee vorgehalten und wurden auch entsprechend in Anspruch genommen. Die Flächen waren ausreichend bemessen.

Anwohnerschutz

Wie in den vergangenen Jahren wurde über die temporären Halteverbotsanordnungen im Umfeld des Stadions und der intensiven Medienarbeit der Parksuchverkehr spürbar reduziert. Neben der Kombiticket-Lösung, die eine kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei Stadionbesuch beinhaltete und entsprechenden Verkehrsinformation, die in den Medien veröffentlicht wurde, konnte ein sehr hoher Nutzungsgrad des ÖPNV am Spieltag erreicht werden.

Verkehrsmanagement

Am Spieltag selbst haben die Verkehrsregelungszentrale und die Verkehrsinformationszentrale gemeinsam mit den Partnern aus Polizei, BVG und Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Form der zentralen Verkehrsleitstelle für einen reibungslosen Verkehrsablauf gesorgt und Auswirkungen durch unerwartete Verkehrsstörungen minimiert.

156 VI. Sicherheitsmaßnahmen

1. AG Sicherheit der Projektgruppe Frauen WM 2011

Im Rahmen der Projektgruppe Frauen WM 2011 wurde themenspezifisch die Arbeitsgruppe (AG) „Sicherheit“ unter Leitung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport - Abt. Öffentliche Sicherheit und Ordnung - eingerichtet.

In der AG „Sicherheit“ waren die Senatsverwaltungen für Inneres und Sport, für Stadtentwicklung, für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, der Polizeipräsident in Berlin, die Berliner Feuerwehr, die Bundespolizei, die Bundeswehr, die Bezirksämter Mitte und Charlottenburg- Wilmersdorf, die Außenstelle Berlin des Organisationskomitees der Frauen WM 2011, die Olympiastadion Berlin GmbH, das Robert-Koch-Institut sowie eine Vielzahl von Infrastrukturbetreibern, die z.B. für den öffentlichen Personennahverkehr, die Telekommunikation oder Strom- und Gasversorgung zuständig sind, vertreten.

2. Sicherheitskonzept für Berlin

Wie auch bei anderen ähnlich großen Veranstaltungen wurde die Gefahrenlage zur FIFA Frauen- WM 2011 sowohl in bundesweiter als auch in einer speziellen Berliner Projektgruppenstruktur ständig geprüft und bewertet, und es wurde ein entsprechendes Sicherheitskonzept entwickelt.

Die AG Sicherheit hatte auf Grundlage der „Rahmenkonzeption zur Bewältigung polizeilicher Einsätze anlässlich der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011“ der Projektgruppe des Unterausschusses Führung, Einsatz, Kriminalitätsbekämpfung (UAFEK) mit Stand 9. Februar 2011 vorrangig alle Aspekte des Themenbereichs Sicherheit des Eröffnungsspiels im Olympiastadion und der Begleitveranstaltungen (FIFA-Empfang, Eröffnungsfeier) sowie die sich daraus ergebenden Aufgaben zu definieren und termingerecht umsetzen.

Neben der Informationssammlung für die Hausleitung, der Darstellung der Lageentwicklung mit Bezug zu den Sicherheitsmaßnahmen und dem Stand der Vorbereitungen von Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz sowie der Finanzierung der Sicherheitsmaßnahmen standen der Informationsaustausch und die Koordination der Vorbereitungen zwischen beteiligten Behörden und Institutionen sowie das Erkennen von Schnittstellen und Problemen und das gemeinsame Erarbeiten von Lösungen, Konzepten und Senatsvorlagen im Vordergrund. Einen Schwerpunkt bildete hier die unmittelbare Zusammenarbeit in der Vorbereitungsphase mit den außerhalb der täglichen Aufbauorganisation eingerichteten Vorbereitungsstäben von Polizei und Feuerwehr, die im Wesentlichen für die operativen Sicherheitsmaßnahmen im gesamten Stadtgebiet verantwortlich waren und bei der Einsatzvorbereitung und -durchführung intensiv mit den jeweiligen Veranstaltern zusammenarbeiteten.

In der AG Sicherheit wurden u. a. folgende Themen behandelt und zwischen den beteiligten Verwaltungen, Behörden und Organisationen koordiniert:

 Sicherheitskonzept  Sicherheitsstandards für die Eröffnungsfeier  Gefährdungsbewertung  Polizeiliches Einsatzkonzept  Schnittstelle Parallelveranstaltugnen (z.B. Christopher-Street-Day, Fashion-Week) zur Eröff- nungsfeier und mögliche Probleme bei der Trennung der Besucherströme  Umsetzung bundeseinheitlicher Standards zur nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr  Koordinierung der Aufgaben der Notfallvorsorge im Gesundheitsschutz zwischen den Gesund- heitsämtern sowie Information der Amtsärzte und Krankenhäuser  Information der Katastrophenschutzbeauftragen der beteiligten Bezirksämter

157  Organisation des Notfallseelsorgedienstes  Zusammenarbeit mit Brandenburg im Falle einer Katastrophe / Großschadensereignis  Einsatzkonzeption der Bundespolizei Berlin bzgl. der Anreise über die Flughäfen Berlin, mit der Bahn sowie hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der S-Bahn  Probleme im Zusammenhang mit dem sog. „Ambush-Marketing“ (s. a. unter 4.)  Flugbeschränkung und Überflugverbote  Public Viewing durch das Land Berlin zum Eröffnungsspiel  Koordinierung des Akkreditierungsverfahrens der Mitarbeiter der Behörden, der Infrastruktur- betreiber sowie der Veranstalter und Verantwortlichen der jeweiligen Örtlichkeiten, z. B. Olympiastadion, Trainingsstätten, Unterbringungshotels (s. a. unter 3.)  Anschlagswarnungen anlässlich des Eröffnungsspiels  Finanzierung bestimmter Einzelmaßnahmen (z.B. Videoanlage Olympiastadion)

Die sehr umfangreiche und professionelle Vorbereitung in diesen Behörden ist mit ursächlich für den positiven Gesamteindruck der Weltmeisterschaft. In diesem Zusammenhang haben auch die Infrastrukturbetreiber und Verkehrsträger durch ihre Flexibilität und Leistungsfähigkeit in ihren Verantwortungsbereichen zur Sicherheit in Berlin beigetragen.

Im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen den Spielortbehörden und der Außenstelle des OK sind der AG Sicherheit keine Problemstellungen bekannt geworden. Für den Bereich der Sicherheit in Berlin sind die Maßnahmen in Bezug auf Zusammenarbeit, Vorbereitung und Durchführung des Eröffnungsspiels und des Rahmenprogramms als erfolgreich zu bewerten. Erwartungsgemäß kam es im Rahmen der Veranstaltung weder zum Auftreten von Problemfangruppierungen noch zu gruppendynamischen Sicherheitsstörungen.

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland und Berlin verlief aus Sicht der AG Sicherheit unproblematisch und störungsfrei.

3. Gesundheitsvorsorge und Medizinische Versorgung, Katastrophenschutz

Anlässlich der Frauen-Fußball-WM wurde in Berlin eine zeitlich begrenzte, intensivierte Überwachung von Infektionskrankheiten durch die Gesundheitsämter durchgeführt (vom 26.06. bis 08.07.2011). Es wurden keine Erkrankungen gemeldet, die im Zusammenhang mit der WM gestanden hätten.

Hinsichtlich des Katastrophenschutzes wurden auf die erprobten Strukturen in den 39 Aufnahmekrankenhäusern aufgebaut. Besondere Rufbereitschaften wurden nicht eingerichtet.

4. Rechteschutzprogramm der FIFA

Das Rechteschutzprogramm der FIFA (Rights Protection Programme, RPP) bildete einen integra- len Bestandteil der Frauen-WM, wie dies bei allen großen internationalen Sportveranstaltungen der Fall ist. Ziel dieses Programms war es, die Marketing- und Medienrechte der FIFA und ihrer Part- ner vor unzulässigem Ambush Marketing zu schützen.

Als Ambush Marketing werden alle Aktivitäten mit Bezug auf die WM angesehen, die mit der Absicht durchgeführt werden, sich Wert oder Image der FIFA und/oder des Events zunutze zu machen.

Im Host City Vertrag hatte sich das Land Berlin verpflichtet, die FIFA und das OK 2011 im Rahmen des Rechteschutzprogramms zu unterstützen. Die Anforderungen und Richtlinien der FIFA wurden den Teilnehmern der AG Städte im November 2010 und den sog. RPP-Koordinatoren der Austragungsstädte im Februar 2011 in zentralen Workshops in Frankfurt/M. vorgestellt.

158 Die Koordination der Maßnahmen sowie die Kommunikation mit den Vertretern der beteiligten Institutionen des Rechteschutzprogramms in Berlin (Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Polizei Direktion 2, Landeskriminalamt, Olympiastadion Berlin GmbH, Olympiapark Berlin) oblag der Abteilung Sport der Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Im April 2011 besuchten Vertreter von FIFA und OK 2011 das Olympiastadion und erläuterten den genannten Berliner Institutionen das Rechteschutzprogramm.

Am Tag des Eröffnungsspiels war ein Außendienst-Team des Ordnungsamtes um das Olympiastadion im Einsatz, um unerlaubten Handel und Werbung zu unterbinden. Dieses Team wurde von Mitarbeitern des OK 2011 und von Volunteers kontaktiert und herbeigerufen, wenn diese Beeinträchtigungen der Marketingrechte der FIFA und ihrer Sponsoren und Partner im näheren Umfeld des Stadions wahrnahmen.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes konnten mehrere nicht genehmigte Verkaufsaktivitäten von Fußballsouvenirs unterbinden und in Amtshilfe durch die Polizei Waren sicherstellen. Des Weiteren wurde der nicht genehmigte Verkauf aus fahrbaren Grillständen sowie die Verteilung von Werbematerialien unterbunden.

VII. Unterstützung des Volunteer-Programms des OK

Wie zur FIFA Fußball-WM 2006 gab es ein offizielles Volunteer-Programm, das vom OK initiiert und organisiert wurde. Schirmherrin des Volunteer-Programms war die Bundesministerin Dr. Kristina Schröder.

In Berlin wurden die freiwilligen Helferinnen und Helfer über die Berliner Außenstelle des OK rekrutiert, geschult und ausgestattet. Die Teilnehmer kamen zum überwiegenden Teil aus Berlin und der Region, aber auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland. In Berlin wurden die rund 400 Volunteers u. a. in folgenden Einsatzbereichen eingesetzt: Akkreditierung, Gästeservice, Fanservice, Hospitality, Protokoll, IT & Telekommunikation, Logistik, Marketing, Medien & Kommunikation, Ticketing, Transport & Verkehr sowie Turnier- und Spielorganisation.

Am 11. Juni 2011 wurden die Berliner Volunteers im Rahmen der Auftaktveranstaltung „VOLUNTEER KICK OFF“ im Olympiastadion Berlin auf ihren Einsatz vorbereitet. Der Kick-Off war die erste gemeinsame „Taktikbesprechung“, sowohl für die freiwilligen Helfer als auch für das Organisationskomitee und die Austragungsorte. Alle Volunteers wurden hierbei auf das Turnier vorbereitet und bekamen alle wichtigen organisatorischen Hinweise.

Eingestimmt wurden die Volunteers im Rahmen eines „Get Together“ durch eine Talkrunde mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, dem Leiter der OK-Außenstelle Berlin und dem für Sport zuständigen Staatssekretär bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport.

Das OK wurde bei der Vorbereitung der Veranstaltung von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport beraten und unterstützt. Die Finanzierung des „VOLUNTEER KICK OFF“ erfolgte durch das OK und die Senatsverwaltung für Inneres und Sport.

VIII. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit in Berlin

1. AG Marketing - Öffentlichkeitsarbeit der Projektgruppe Frauen WM 2011

Im Rahmen der Projektgruppe Frauen WM 2011 wurde themenspezifisch die Arbeitsgruppe (AG) „Marketing - Öffentlichkeitsarbeit“ unter Leitung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport - Abt. Sport - eingerichtet. Teilnehmer waren die Senatskanzlei beim Regierenden Bürgermeister von Berlin, die Industrie- und Handelskammer zu Berlin, die Berlin Partner GmbH, die Berlin Tourismus

159 & Kongress GmbH („visitBerlin“), der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg vbb, die Berliner Verkehrs-Betriebe BVG, die S-Bahn Berlin GmbH und die Berliner Stadtreinigung.

2. Maßnahmen des OK

Das OK hat in Abstimmung mit allen Ausrichterstädten bereits langfristig im Vorfeld zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung auf die erste Frauen-WM in Deutschland einzustimmen und eine positive Stimmung für das Event zu fördern. Die Einzelaktionen wurden jeweils in allen Ausrichterstädten parallel durchgeführt.

Dazu gehörten u. a Posteraktionen wie „Bereit für 2011 - Willkommen in der Arena Deutschland“, „20elf - Deutschland von seiner schönsten Seite“ oder städtespezifisch speziell zur Promotion des Ticketverkaufs „Ran an die TICKETS für BERLIN!“.

Ergänzt wurden die Werbemaßnahmen durch die Auflage von themenspezifischen Flyern zur Verteilung in den einzelnen Ausrichterstädten.

Wie bereits zur Fußball WM 2006 erhielt Berlin im Rahmen des Host City Programms exklusive Rechte der FIFA als Host City der Frauen WM 2011. Dazu gehörten neben anderem vorrangig die Entwicklung, Gestaltung und Nutzung offizieller Marken der Host City Berlin wie eines Host City Logos (Composite Logo), eines Host City Posters und die Herstellung von Host City Premiums (WM-bezogene Give Aways als Werbegeschenke zur Verteilung bei Promotion- und sonstigen Veranstaltungen bzw. anderen Gelegenheiten).

Eine besondere Stellung nahm das offizielle WM-Maskottchen „Karla Kick“ ein. Das katzenartige Maskottchen wurde am 13. Juli 2010 beim Eröffnungsspiel der FIFA U-20-Frauen-WM in Bochum der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Folgezeit wurde das Maskottchen bei zahlreichen öffentlichen Auftritten und zu besonderen Anlässen („Meilensteinen“) auf dem Weg zur bzw. im Vorfeld der Frauen WM gewissermaßen als „Botschafterin“ für Deutschland eingesetzt.

Zu diesen „Meilensteinen“ gehörten u. a. in Berlin der „WM-Countdown“: Am 2. November 2010, siebeneinhalb Monate vor dem Eröffnungsspiel der Frauen-WM, wurde mit einer Countdown-Veranstaltung in Berlin die letzte Phase der WM-Vorbereitung eingeläutet. Die Veranstaltungsreihe "WM-Countdown" führte durch alle Ausrichterstädte und endete in Berlin. Unter dem Motto "Diskutieren, Informieren, Inspirieren" wurden unter der beeindruckenden Kulisse des Bärensaals Im Alten Stadthaus WM-Themen lokal und regional in lockerer Atmosphäre in einen Mix aus Gesprächsrunden, Einspielfilmen und Unterhaltungselementen aufbereitet, um auf die Frauen-WM 2011 einzustimmen. Teilgenommen haben ca. 200 geladene Gäste, darunter ehemalige und aktive Fußballer, Offizielle und Medienvertreter, bekannte Sportler der Region sowie lokale und regionale Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Kreisen.

Eine weitere vom OK initiierte Aktion war die Enthüllung der WM-Countdown-Uhr am 16. März 2011 im Hauptbahnhof Berlin. Mit der Enthüllung der überdimensionalen WM-Uhr startete in der Hauptstadt der Countdown zur Frauen-WM 2011. Unter Teilnahme von Vertretern aus Politik, des Sports und der Deutschen Bahn wurde der Countdown im Rahmen einer Besucherinnen und Besuchern offenen Veranstaltung aktiviert, die WM-Countdown-Uhr zählte von da an die Tage bis zum Eröffnungsspiel der FIFA Frauen-WM in Berlin und sollte bei den Berlinerinnen, Berlinern und Reisenden die Vorfreude auf die WM wecken.

Zu weiteren Maßnahmen des OK in Berlin siehe unter Punkt VIII. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit in Berlin, 4.1.2 - Road Show.

160 3. Geplante Eröffnungsveranstaltung am Brandenburger Tor

AG Fan Fest

Zur Vorbereitung und Durchführung einer geplanten Eröffnungsveranstaltung zur Frauen-WM 2011 am Abend des 25. Juni 2011 am Brandenburger Tor wurde im Rahmen der Projektgruppe Frauen- WM 2011 die Arbeitsgruppe Fan Fest („AG Fan Fest“) unter Leitung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport eingerichtet.

Das OK wünschte sich eine Veranstaltung mit Volksfestcharakter, die sich an die ganze Familie richtet. Am Abend sollte ab 18 Uhr auf einer Bühne auf dem Platz des 18. März eine Eröffnungsfeier mit hochwertigen Künstlerbeiträgen und der Präsentation des offiziellen WM-Songs stattfinden. Das Bühnenprogramm wollten FIFA und OK zusammen mit dem FIFA-Partner Sony organisieren und finanzieren. Das OK erklärte sich darüber hinaus bereit, ein abschließendes Feuerwerk oder Lichtspektakel zu finanzieren. Das Land Berlin sollte die Veranstalterrolle übernehmen und alle (sonstigen) Kosten tragen. Die FIFA hatte bereits ihr Interesse an der weltweiten medialen Vermarktung der Veranstaltung geäußert.

Die AG Fan Fest stellte gemeinsam die Ausschreibungsunterlagen zusammen, um das Verfahren zur Vergabe der Ausrichtung der Veranstaltung an eine erfahrene Agentur starten zu können, sobald die Programmbeiträge einschließlich der technischen und organisatorischen Anforderungen von FIFA bzw. OK übermittelt werden. Am 22.03.2011 teilte das OK jedoch mit, dass es weder ihm noch der FIFA oder ihrem Partner Sony möglich sei, ein Bühnenprogramm zu realisieren, das für eine Veranstaltung am Brandenburger Tor angemessen wäre.

Daraufhin wurden die weiteren Planungen für eine Veranstaltung am Brandenburger Tor eingestellt und die AG Fan Fest beendete ihre Arbeit. Überlegungen für eine Ersatzveranstaltung etwa auf dem wurden nicht weiter verfolgt, da die mittlerweile verbliebene Zeit zu knapp war, um für diese Örtlichkeit ein neues Veranstaltungslayout zu konzipieren.

Durch das Land Berlin als Veranstalter unterstützte und finanzierte Public Viewing-Veranstal- tungen wie zur FIFA WM 2006 waren zur FIFA Frauen-WM 2011 von Beginn an nicht vorgesehen. Vor dem Hintergrund der hohen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen, Programmgestaltung, Einsatz Ordnerdienste etc. im Gegensatz zu der erwarteten eher geringen Resonanz der Zuschauer für eine solche Veranstaltung in Berlin wurden diesbezüglich keine Planungen eingeleitet. Auch eine erneute Schließung der Straße des 17. Juni im Umfeld des Brandenburger Tors bis hin zur Yitzak- Rabin-Straße für mehrere Wochen erschien unverhältnismäßig.

So wurden nur in kleinem Rahmen Public Viewing-Veranstaltungen durch private Anbieter bzw. Initiativen durchgeführt, z. B. am Bundespressestrand im Regierungsviertel und im Kino Babylon.

Auch im Rahmen der Veranstaltung des vom Land Berlin geförderten Projekts DISCOVER FOOTBALL fand die Übertragung einzelner Spiele der FIFA Frauen-WM 2011 statt (siehe dazu auch unter Pkt. 4., 4.1 - Kulturelles Rahmenprogramm).

4. Marketingmaßnahmen des Landes Berlins

4.1 Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Berlin Partner GmbH

Im Auftrag des Landes Berlin hat die Berlin Partner GmbH in den Jahren 2010 und 2011 im Wesentlichen folgende Maßnahmen zur Werbung für die Frauen-WM 2011 in Berlin durchgeführt:

 Produktion eines TV-Spots für das „Berliner Fenster“ (U-Bahn-Fernsehen)  Produktion und Verteilung von je 100.000 Dinamix-Cards (Postkarten mit Veranstaltungs- hinweisen zur WM) in zwei „Flights“ in Bars, Restaurants und Szene-Treffpunkten

161  Außenwerbung an ca. 300 Großflächen im innerstädtischen Bereich  WM-spezifisches Branding von BVG-Bussen und von Velo-Taxen  Produktion von Host City Give Aways (z. B. Kugelschreiber, Schreibblöcke, Schlüsselan- hänger, Pins, Lippenpflegestifte, Polo-Shirts)  City Dressing - Flaggen an Straßenbeleuchtungsmasten und Fahnen an markanten öffent- lichen Plätzen

4.2 Maßnahmen der Berlin Tourismus & Kongress GmbH („visitBerlin“) (Auswahl)

Online www.visitBerlin.de

 Listung im Eventkalender als Jahreshighlight mit Ticket-Link  Editorial auf der Startseite (redaktionelle Erwähnung) ab ca. 1 Monat vor WM-Beginn  Startseiten Banner mit Verlinkung zu einem Artikel ab ca. 2 Wochen vor WM-Beginn

Pressearbeit

 Pressereise (10 Personen) mit dem Schwerpunkt FIFA Frauen-WM 2011 mit Sportjournalis- ten aus Norwegen, Dänemark, Frankreich, Niederlande und Italien (27.-28.10.2010)  Basistext „Berlin überzeugt als attraktive Sportmetropole“ (Deutsch und Englisch): Im Inter- net abrufbar und auf Anfrage an sportinteressierte Pressevertreter verschickt sowie als Bei- lage in Pressemappen (für sportaffine Journalisten, die Berlin besuchen)  Basistext „Jahresvorschau 2011“ (Deutsch und Englisch): FIFA Frauen-WM 2011: Der Text war ebenfalls primär über das Internet verfügbar und wurde ansonsten auf Anfrage ver- schickt.  Zulieferung von Pressematerial: Die Deutsche Zentrale für Tourismus London veranstaltete am 23.02.2011 ein Presse-Event zum Thema 2011 FIFA Womens World Cup im neuen Wembley-. Hierzu wurden Pressematerialien zugeliefert (Fotos sowie Presseinfor- mationen zur Sportmetropole und zur FIFA Frauen-WM 2011)  Berlin News: Erscheinungstermin Anfang Mai 2011 / Bewerbung als Event  Berlin News: Erscheinungstermin Anfang Juni 2011 / Textbeitrag zur FIFA Frauen-WM  Pressemitteilung: unmittelbar vor dem Event (25. KW)

4.3 Sonstige Maßnahmen (vbb, BVG, S-Bahn Berlin, Berliner Stadtreinigung)

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (vbb), die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S- Bahn Berlin GmbH haben anlässlich der Frauen-WM 2011 gemeinsam ein internetgestütztes Informations- und Leitsystem für Gäste Berlins und Stadionbesucher entwickelt. Zusätzlich wurden in den monatlichen Kundenmagazinen der Unternehmen Informationen und Hinweise zeitnah vor Beginn der WM gegeben. Im Vordergrund standen Fahrplan- und Tarifauskünfte, aktuelle Angebote der Verkehrsunternehmen, aber auch nützliche Hinweise zur Erreichbarkeit des Olympiastadions und zum Öffentlichen Personennahverkehr in Berlin und der Region. Am Tag des Eröffnungsspiels wurde die Anzahl zusätzlicher Service-Mitarbeiter an den Bahnhofs- Knotenpunkten sowie an den S- und U-Bahnhöfen Olympiastadion anforderungsgemäß erheblich verstärkt.

Die Berliner Stadtreinigung (BSR) sorgte sowohl im Vorfeld wie auch während der Weltmeisterschaft für ein sauberes Umfeld, um Sportlerinnen, Zuschauern und den Veranstaltern in der gesamten Stadt eine attraktive Metropole zu präsentieren. Sie trug mit speziellen Aktivitäten jedoch auch anderweitig zum Abrunden der WM bei.

Auf Anfrage des OK hat die Berliner Stadtreinigung die Entsorgung und Reinigung der beiden „Road-Show“-Veranstaltungen (s. unter VIII. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit in Berlin - Ziffer

162 4.1.2) am 25. und 26. Juni 2011 übernommen und dort für ein sauberes Ambiente gesorgt. Unter dem Motto „Karriere machen wie die Weltmeisterinnen“ fand auf dem Olympischen Platz im Vorfeld des Eröffnungsspiels am 26. Juni eine besondere Aktion statt. In dieser hat die Berliner Stadtreinigung das Thema berufliche Chancen für Frauen bei der BSR in den Vordergrund gestellt – insbesondere auch über die guten Möglichkeiten für junge Frauen in gewerblich-technischen Ausbildungsberufen informiert. Straßen- und Grünflächenreinigerinnen, Kraftfahrerinnen, Schülerpraktikantinnen, weibliche Auszubildende und Ausbilderinnen sprachen gezielt junge Frauen und Familien an. Mit Schweißbändern, die verteilt wurden, wiesen die Mitarbeiterinnen auf die Internetadresse www.BSR.de/Karriere hin, auf der die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten dargestellt sind.

Die Kolleginnen waren während der Weltmeisterschaft mit T-Shirts mit dem Aufdruck „Mädels, fegt sie vom Platz – Die Frauen der BSR wünschen der Nationalmannschaft viel Erfolg bei der WM“ ausgestattet. Die männlichen Kollegen und Auszubildende trugen Shirts mit vergleichbaren Sprüchen.

Auch die Papierkörbe am Olympischen Platz, auf dessen Zugangswegen, am Potsdamer Platz, am Hauptbahnhof sowie rund um das deutsche Team-Hotel Esplanade waren mit speziellen WM- Motiven versehen. Auch Fahrzeuge schmückte ein besonderes WM-Motiv.

Mit den Kommunikationsaktivitäten, vor allem aber durch ihre Dienstleistung selbst trug die Berliner Stadtreinigung vor und während der Weltmeisterschaft zu sportlichem Flair und zu einer attraktiven Stadt für alle bei.

5. Rahmenprogramm zur Frauen WM 20 in Berlin

AG Kulturelles Rahmenprogramm

Im Rahmen der Projektgruppe Frauen WM 2011 wurde themenspezifisch die Arbeitsgruppe (AG) „Kulturelles Rahmenprogramm“ unter Leitung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport - Abt. Sport - eingerichtet.

5.1.1 Kulturelles Rahmenprogramm in Berlin

Neben dem Eröffnungsspiel am 26. Juni 2011 wurde - wie auch bei vorherigen Weltmeisterschaften - ein vielschichtiges Rahmenprogramm aus Kultur, Kunst, Sport und mit anderen WM-bezogenen Events angeboten. Die ersten Projekte begannen bereits im Herbst 2010, der Großteil der Veranstaltungen des Rahmenprogramms lag vor und nach dem WM- Eröffnungswochenende.

Die Veranstaltungen wurden zum Teil von der DFB-Kulturstiftung (s. unter Punkt III. Organisationsstruktur, Ziffer 1.2 - DFB-Kulturstiftung) sowie durch Institutionen des Bundes gefördert und finanziert, oder durch finanzielle und organisatorische Unterstützung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport bzw. kommunaler Behörden ermöglicht.

Folgende Projekte fanden anlässlich der Frauen-WM 2011 in Berlin statt:

 „KICKTRÄUME“ Veranstalter: SportjugendClub Prenzlauer Berg Berliner Teil der offiziellen DFB-WM-Kampagne „KINDERTRÄUME 2011“, Fußballturnier und WM-länderbezogene Workshops: Berliner Grundschulklassen (5./6.) spielen den Weltmeistertitel aus i.V.m. einer Wanderausstellung mit 20 von Schülern im Rahmen eines Wettbewerbs erstellten Bildern Termin: Herbst 2010 - Juni 2011

163  „11mm-FILMFESTIVAL“ Veranstalter: Brot und Spiele e.V. zusammen mit Kino Babylon 8. Internationales Fußball-Filmfestival mit Schwerpunkt auf Filmen zum Frauen-Fußball, Das Projekt wurde in allen Ausrichterstädten präsentiert und aus Mitteln der DFB- Kulturstiftung und für die Aufführung in Berlin von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mitfinanziert. Termin: 25. - 30. März 2011  „STEFFI - EIN SOMMERMÄRCHEN“ Aufführung eines frauenfußballbezogenen Marionettenstücks der Augsburger Puppenkiste im Kino Babylon. Das Projekt wurde in allen Ausrichterstädten präsentiert und aus Mitteln der DFB-Kulturstiftung und für die Aufführung in Berlin von der Senatsverwaltung für Inne- res und Sport mitfinanziert. Termin: 15. Mai 2011 (2 Aufführungen)  „Ausstellung SCHUHGRÖSSE 37“ - Frauenfußball in Ägypten, Palästina, der Türkei und Deutschland Fotoausstellung mit Portraits von Fußballerinnen aus Ägypten, Palästina und der Türkei sowie fußballbegeisterten Berliner Migrantinnen. Termin: 15. Juni - 28. August 2011.

 „STRASSE ! KICKT OPEN 2011“ Veranstalter: PLAY!YA e.V. in Verbindung mit der streetfootballworld gGmbH 4. Internationales Straßenfußball-Festival mit Straßenkickerinnen aus Berliner Jugendein- richtungen und sozialen Projekten mit Gästen aus aller Welt mit offenem und kulturverbin- dendem Charakter. Das Projekt wurde aus Mitteln der Senatsverwaltung für Inneres und Sport mitfinanziert. Termin: 24.-26.06.2011. Zeitgleich fand organisiert durch PLAY!YA e.V. in Verbindung mit der streetfootballworld gGmbH ein Turnier der Auslandsschulen im Rah- men des „PASCH“-Schulnetzwerks statt. PASCH ist eine vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufene Betreuungsinitiative "Schulen: Partner der Zukunft", an der neben dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), das Goethe-Institut und der Pädagogische Austauschdienst (PAD) mitwirken.

 „KUNSTAUSSTELLUNG IM SCHWULEN MUSEUM BERLIN“ Arbeiten im Themenzusammenhang „Frauenfußball - Homosexualität - Homopho- bie“.Termin. 24. Juni - 25. September 2011

 „DISCOVER FOOTBALL“ Veranstalter: Fußball und Begegnung e.V. i.V.m. dem Fußballverein BSV Al - Dersimspor Internationales Frauenfußball-Turnier mit Festivalcharakter, eingebunden in eine interkultu- relle Begegnungswoche zur Frauen-Fußball-Kultur. Das Projekt wurde über Mittel des Bun- desministeriums des Innern, des Auswärtiges Amtes, des DFB und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport finanziert. Termin: 27. Juni - 2. Juli 2011.

5.1.2 Road Show - „Spielfreude Touren“

Das OK hat unter dem Arbeitstitel „Spielfreude Tour“ in allen Ausrichterstädten und zusätzlich in Düsseldorf und Köln eine „Rundreise zur Frauen-WM“ organisiert. Diese fand in zwei Staffeln vor und während der Frauen-WM statt. Start war Ende April 2011 in Düsseldorf, den Abschluss fand die erste Tour am Vortag des Eröffnungsspiels am 25. Juni 2011 in Berlin. Schirmherrin der Touren war die Präsidentin des WM-Organisationskomitees, Steffi Jones.

Das Konzept sollte fußballspielende Mädchen und Jungen ebenso ansprechen wie Sportbegeisterte und Jugendliche, die keine aktiven Sportler sind. Der „Spielfreude-Parcours“ stand für ein Generationen übergreifendes WM-Erlebnis und soll das WM-Motto „20ELF von seiner schönsten Seite“ im wahrsten Sinn des Wortes fassbar und erlebbar machen.

Auf einer weiträumigen Fläche auf dem Potsdamer Platz wurde ein attraktives Rahmenprogramm für Teilnehmer, Betreuer und Zuschauer geboten, vielfältige und spannende Aktivitäten aus Fußball, Musik und Kultur sorgten für tolle Unterhaltung. Auch die FIFA-Partner und Nationalen

164 Förderer beteiligen sich mit zahlreichen Informations- und Mitmachmodulen an den „Spielfreude- Touren“.

Am 26. Juni 2011 startete auf dem Olympischen Platz vor Beginn des Eröffnungsspiels im Olympiastadion die zweite Tour durch die Ausrichterstädte. Vom Angebot inhaltlich gleich wurden hier die zahlreichen Berlinerinnen und Berliner und insbesondere die Stadionbesucher auf den Beginn der Frauen-WM eingestimmt.

5.2 Schulkampagnen

Die Zielstellung für die schulsportlichen Projekte zur FIFA Frauen-WM 2011 bestand darin, im Vorfeld der WM einen Beitrag für die Weiterentwicklung des Mädchenfußballs in Berlin zu leisten sowie gleichzeitig zur Steigerung des Bekanntheitsgerades des kommenden Großsportevents beizutragen. Hierzu wurden folgende „Berlinweite“ Schulprojekte erfolgreich umgesetzt.

. „Die MINI-WM im Mädchenfußball“ - Schulsportwettbewerb

Mit diesem schulsportlichen Wettbewerb wurde über das gesamte Schuljahr das Thema Frauen-WM im Schulbereich verankert. Das Projekt wurde vor der Gruppenauslosung der WM ohne Länderbezug 2010 begonnen. In dieser ersten Etappe haben bereits 45 Schulen mit fast 500 Mädchen am Wettbewerb teilgenommen. Nach der Gruppenauslosung wurde die Frauen-WM als „Mini-WM im Mädchenfußball“ nachgespielt. Hierzu gab es ein zweitägiges Schulsportevent in der Max-Schmeling-Halle am 28./29. März 2011 für die Grundschulen, an dem 64 Schulmannschaften teilnahmen. Für alle Teilnehmerinnen gab es Erinnerungsmedaillen, für die jeweils drei erstplatzierten Mannschaften Spielkleidungen und für alle teilnehmenden Schulmannschaften Fußbälle zur Unterstützung der Fußball-AG- Arbeit an der Schule. Darüber hinaus wurde das schulsportliche Event mit verschiedenen Aktionen rund um den Fußball für die Schülerinnen gestaltet.

Für die Oberschülerinnen fand der gleiche Wettbewerb am 16./17. Juni 2011 im Poststadion in zeitlicher Nähe zum Eröffnungsspiel statt. Daran nahmen 64 Schulmannschaften teil.

Insgesamt haben am Wettbewerb „MINI-WM im Mädchenfußball“ 211 Schulmannschaften mit über 2.000 Schülerinnen teilgenommen.

. „Berliner Schulen begrüßen die weltbesten Fußballerinnen in Deutschland“ - Kreativwettbewerb

Mit der Projektidee sollten an den Schulen Projekte zum Frauenfußball, den teilnehmenden Ländern und ihren Spielerinnen entwickelt werden. Mit diesem Projekt sollte die Kreativität und Begeisterungsfähigkeit der Berliner Schülerinnen und Schüler bezüglich dieses Sport- events gefördert werden.

20 Schulen haben an diesem Projekt teilgenommen. Die besten Exponate wurden im Umfeld der Frauen FIFA-WM 2011 in den Schulen und in der Öffentlichkeit präsentiert (u.a. Schülerländerspiel Deutschland - Frankreich am 25. Mai 2011 im Olympiastadion, Ausstellungen in den Senatsverwaltungen). Den Lehrer/innen wurde dazu im März in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit eine Fortbildungsveranstaltung mit konkreten Hinweisen zur Umsetzung in der Schulpraxis angeboten.

165 . „Dein Team braucht Dich - Sei dabei!“ - Fanparade bei der Eröffnungsfeier der WM

Den Berliner Schülerinnen und Schülern der Oberschulen (ab 7. Klasse) wurde die Möglichkeit geboten, sich aktiv an der Eröffnungsfeier der FIFA Frauen-WM 2011 zu beteiligen. Die Fanparade leistete einen kreativen und weltoffenen Beitrag der Berliner Jugend zur Eröffnungsfeier am 26. Juni 2011 im Olympiastadion Berlin, der weltweit wahrgenommen worden ist und gleichzeitig einen unvergesslichen persönlichen Erlebniswert für die Teilnehmer/innen hatte. Ca. 1.000 Schülerinnen und Schüler der Berliner Oberschulen nahmen an der Eröffnungszeremonie in Zusammenarbeit mit dem DFB teil.

Alle Berliner Oberschulen waren mit Plakaten und Flyern aufgefordert, „Schul-Arbeits- gruppen“ ins Leben zu rufen, in denen für die Eröffnungsfeier Fankostüme kreiert werden sollten. Die 23 AG´s beteiligten sich aktiv an der Vorbereitung, den Proben und dem eigentlichen Höhepunkt, der Eröffnungsfeier selbst.

. „Spiel mit!“ Integration durch Sport

Mit Hilfe von Fußballangeboten an Schulen sollen im Rahmen der Nachhaltigkeit der FIFA Frauen-WM 2011 besonders Mädchen mit Migrationshintergrund an eine regelmäßige sportliche Betätigung herangeführt werden.

Die anfängliche Projektidee mit der „Türkiyemspor Mädchenfußball-Schule“ wurde von den „finanziellen Problemen“ des Vereins Türkiyemspor „überschattet“ und konnte nicht umgesetzt werden. Diesbezüglich wurden keinen finanziellen Mittel eingesetzt.

Im Hinblick auf die Frauen-WM wurde gemeinsam mit dem Berliner Fußball Verband und der Senatsverwaltung für Inneres und Sport die Projektidee in das Projekt „Soziale Integration von Mädchen durch Fußball in verschiedenen Aktionsräumenplus“ überführt und 80 Starterpakte für die Kooperationen im Mädchenfußball zur Verfügung gestellt. Es wird angestrebt, dass ca. 1.200 Schülerinnen in dieses Projekt einbezogen werden.

5.3 Weitere Maßnahmen des Landes Berlin

Zu den weiteren Maßnahmen des Landes Berlin gehörte die vom Berliner Fußball-Verband und Berliner Fußballvereinen mit Mädchenabteilungen sehr begrüßte Verteilung von Give-Aways (z. B. für Freundschafts- und Auslandsturniere) und Polo-Shirts (ggf. als Spielkleidung). So haben hunderte Mädchen exklusive Polo-Shirts und Erinnerungsstücke der Host City Berlin an die Frauen-WM in Deutschlandland erhalten.

IX. Förderung des Mädchen- und Frauenfußballs

Generell hat der Frauenfußball in den letzten Jahren in Deutschland und Berlin zunehmend Bedeutung erlangt. Seit Jahren steigt die Zahl weiblicher Mitglieder in den Berliner Fußballvereinen an. In besonderer Weise hatte sich bereits die FIFA Fußball-WM 2006 auf den Berliner Fußball ausgewirkt und deutlichen Zuwachs an weiblichen Mitgliedern in den Vereinen mit Mädchen- und Frauenabteilungen gebracht.

Durch die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland und nach den gewonnenen Frauenweltmeistertiteln in den Jahren 2003 und 2007 sowie der U-20 Frauennationalmannschaft im Jahr 2010 in Deutschland ist die Bedeutung des Frauenfußballs in der öffentlichen Wahrnehmung erkennbar gestiegen. Dies belegen insbesondere auch die Einschaltquoten während der FIFA Frauen-WM 2011 bei der Live-Übertragung einzelner Spiele, unabhängig von der Tatsache, dass das deutsche Team bereits im Viertelfinale ausgeschieden war.

166

Ein wesentliches Ziel des DFB war es, durch die FIFA Frauen-WM 2011 in Deutschland die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs nachhaltig zu stärken und zu fördern.

Der DFB und in Berlin der Berliner Fußball-Verband erwarteten, dass nach der WM insbesondere das Interesse bei Mädchen und jüngeren weiblichen Jugendlichen, selbst Fußball in organisierter oder nichtorganisierter Form zu spielen, weiter zunimmt und sich der Mädchen- und Frauenfußball auch in den Berliner Vereinen weiterentwickelt. Nach erster Einschätzung des BFV ist das Ziel des DFB, den Mädchen- und Frauenfußball durch die FIFA Frauen-WM 2011 nachhaltig zu fördern und weiter zu entwickeln, in Berlin erreicht worden.

Vorrangig im Bereich der unteren Alterklassen sind das Interesse der Mädchen und die Akzeptanz deren Eltern für das Fußballspielen erkennbar gestiegen. Dies wirkt sich - allerdings auf bisher noch begrenztem Niveau - auch auf die Zahl neuer Mitglieder in den Mädchenabteilungen der Berliner Vereine aus. Die Vereine wurden durch die Frauen-WM im eigenen Land für das Thema sensibilisiert und sorgen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür, die Angebote für Mädchen zu erweitern bzw. neue einzurichten. Sinnvoll ist hierbei die Heranführung gerade der jüngsten Altersklassen, um langfristig eine Basis für den kontinuierlichen Aufbau der weiteren Stufen bis zu den regulären Frauenmannschaften zu schaffen.

Parallel hat in den Berliner Schulen das Interesse von Mädchen am Fußballsport ebenfalls zugenommen. Ein halbes Jahr nach der WM ist z. B. die Zahl von 83 gemeldeten Mädchenteams beim traditionellen Berliner „Drumbo Cup“, Europas größtem Hallenfußballturnier für Grundschulen, ein neuer Höchstwert.

Der „Drumbo Cup“ wird seit Jahren von der Commerzbank in Zusammenarbeit mit dem Berliner Fußball-Verband und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft veranstaltet. Er ist mittlerweile ein fester Baustein im Rahmen der Talentsichtung und -förderung des deutschen Fußballs. Das Turnier motiviert Kinder, Fußball im Verein zu spielen. Es werden Werte wie Teamgeist und Fairness vermittelt und die Integration von Schülern/innen mit Migrationshintergrund gefördert.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Ziel der Nachhaltigkeit durch die FIFA Frauen-WM durchaus in Ansätzen erkennbar ist, auch wenn die weitere Entwicklung vorerst abgewartet werden muss.

X. Finanzierung

1. Kosten für Berlin - konsumtive Maßnahmen

In den Jahren 2010 und 2011 wurden zahlreiche Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld und während der FIFA Frauen-WM 2011 durchgeführt. Dazu gehörten im Wesentlichen folgende Einzelmaßnahmen:

167 Kostenangabe (brutto)

Kommunikationsmaßnahmen Berlin Partner 2010 133.000 € 2011 183.000 € u. a.

- Produktion eines TV-Spots für das „Berliner Fenster“ (U-Bahn-Fernsehen), - Produktion und Verteilung von je 100.000 Dinamix-Cards (Postkarten mit Veranstaltungshinweisen zur WM), zwei. „Flights“ 2010 und 2011 in Bars, Restaurants und Szene-Treffpunkten - Außenwerbung-Media an ca. 300 Großflächen im innerstädtischen Bereich - WM-spezifisches Branding von BVG-Bussen und von Velo-Taxen - Produktion von Host City Give Aways

City Dressing - Flaggen an Straßenbeleuchtungsmasten 92.000 € und Fahnen an markanten öffentlichen Plätzen in 2011

Unterstützung der Eröffnungsfeier Olympiastadion am 26.06.2011 400.000 €

Förderung von Projekten des kulturellen Rahmenprogramms:

- 11mm Filmfestival - 8. Internationales Fußball-Filmfestival, 4.000 € Empfang am 25.03.2011 - Augsburger Puppenkiste - Steffi - Ein Sommermärchen, 3.100 € zwei Vorstellungen am 15.05.2011 - STRASSE ! KICKT OPEN 2011 - Internationales 10.000 € Straßenfußball-Festival, 24.-26.06.2011 - DISCOVER FOOTBALL - 10.000 € Internationales Frauenfußball-Turnier, 27.06.- 02.07.2011

Berlin-Empfang Puro Sky Lounge 26.06.2011 15.000 €

Sitzungen von Projekt- und Arbeitsgruppen, Reisekosten 8.500 € zu externen Gremiensitzungen, Betreuung von Kommissionen

Schulkampagnen und -projekte in 2010 und 2011 40.000 €

Volunteer KICK OFF am 11.06.2011 8.500 € im Olympiastadion Berlin ______

Anteil Berlins an den Ticketeinnahmen Eröffnungsspiel - 52.100 € ______

Summe konsumtiver Maßnahmen 855.000 €

2. Kosten für Berlin - investive Maßnahmen

Die Baukosten aller wesentlichen im Olympiastadion, Olympiapark und im Stadionumfeld erforderlichen baulichen Maßnahmen gliedern sich in die folgenden Hauptmaßnahmen mit dem folgenden Kostenvolumen auf:

168

Hauptmaßnahmen Kostenangabe (brutto)

Herrichtung TV Compound mit Rasenwaben 110.000 € Bereitstellung SMC und Pressekonferenz 120.000 € Ausstattung Medientribüne 20.000 € Aufbau Kamerapodeste 30.000 € Bereitstellung Akkreditierungs Center 30.000 € Bereitstellung Volunteer Center 20.000 € Telekommunikation und IT 120.000 € Genehmigungsverfahren 5.000 € Beschaffung Mietcontainer 80.000 € Beschaffung Mietmöbel 120.000 € Erweiterter Innenausbau 10.000 € Klima- und Lüftungstechnik 65.000 € Medientechnik 90.000 € Kabeltrog 80.000 € Schlosserarbeiten 40.000 € Zutrittskontrollsystem 90.000 € ______

1.030.000 €

Erstellung einer Konzeption und Umsetzung 41.500 € verkehrlicher Maßnahmen zur FIFA Frauen WM 2011 in Berlin

Fahrradabstellanlage am Olympischen Platz 1.250 € ______

Summe investiver Maßnahmen 1.072.750 €

Die Beauftragungen für die Hauptbaumaßnahmen erfolgten im April/Mai 2011.

XI. Wirtschaftliche Auswirkungen der Frauen WM 2011

Untersuchungen bzw. Studien über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Frauen WM 2011 auf Deutschland bzw. Berlin liegen nicht vor.

Gleichwohl kann die Frauen WM 2011 auch für Berlin als wirtschaftlicher Erfolg betrachtet werden. Auch wenn mit dem Eröffnungsspiel nur ein WM-Spiel in Berlin stattfand, waren neben den über 74.000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Olympiastadion zahlreiche Besucherinnen und Besucher aus der Region und nationale wie internationale Gäste um das WM- Eröffnungswochenende in der Stadt. Von deren Aufenthalt, bei internationalen Gästen zumeist für mehrere Tage, profitierten insbesondere das Hotel- und Gaststättengewerbe.

Aber auch durch die vielen Berlinerinnen und Berliner selbst wurden im Vorfeld der WM zusätzliche Umsätze in der Sportartikelbranche durch den Verkauf von Fan-Artikeln für die erste FIFA Frauen-WM in Deutschland erzielt. Anzumerken ist ferner, dass beispielsweise Busunternehmen und VIP-Shuttle-Dienste durch vermehrte Aufträge um das Eröffnungswochenende Zusatzumsätze erzielt haben dürften.

169 XII. Image der Sportmetropole Berlin

Berlin hat mit der erfolgreichen Ausrichtung des Eröffnungsspiels der FIFA Frauen-WM 2011 seinen Ruf als eine der weltweit führenden Sportmetropolen nochmals untermauert, auch wenn - anders als z. B. zur FIFA WM 2006 - nur das eine Spiel Deutschland gegen Kanada in Berlin stattfand. Berlin stand nach der FIFA WM 2006 und den IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 - als den bedeutendsten Weltmeisterschaften - sowie mit dem FINA World Cup im Schwimmen im Jahr 2009, der Europameisterschaft im Beach Volleyball 2010 und der Europameisterschaft im Gerätturnen 2011 als weitere Weltsport-Highlights erneut im Fokus der Weltöffentlichkeit. Berlin hat sich zum wiederholten Male als sympathischer Gastgeber einer sportlichen Großveranstaltung präsentiert und eindrucksvoll seine Kompetenz bezüglich der Organisation und Durchführung derartiger Sportgroßveranstaltungen unter Beweis gestellt.

Berlin sieht sich als weltoffene, kreative Metropole mit einem enormen Potenzial für „Future Trends“. Touristisch stellt sich Berlin als eine Kombination aus Kultur, Lifestyle und Geschichte dar. Zudem erfolgt eine Positionierung als internationaler Standort für Messen und Kongresse. Darüber hinaus definiert sich Berlin als die Kulturstadt Deutschlands sowie als international renommierter Wissenschaftsstandort und Sportmetropole. Auf sportlicher Ebene wurden durch herausragende Welt- und Europameisterschaften und werden auch künftig durch Traditionsveranstaltungen wie das jährliche DFB-Pokalfinale und den „Berlin-Marathon“ starke Akzente gesetzt.

170

Anhang V – Leitbild –

1. Fortschrittsbericht zur Sportentwicklungsplanung

Stand der Umsetzung des Leitbilds für die Sportmetropole Berlin

171 1. Fortschrittsbericht zur Sportentwicklungsplanung

Stand der Umsetzung des Leitbilds für die Sportmetropole Berlin

Vorbemerkung

Die Umsetzung/Finanzierung konkreter neuer Projekte bedarf der vorherigen Abstimmung und finanziellen Absicherung. Der aktuelle Haushalt des Landes Berlin kann insofern Leitbild- Projekte noch nicht widerspiegeln. Die Berücksichtigung abgestimmter Umsetzungsmaßnahmen steht deshalb unter dem ausdrücklichen Vorbehalt des Senats und des Haushaltsgesetzgebers im Zusammenhang mit der Aufstellung des Doppelhaushalts 2012/2013 bzw. der Finanzplanung 2011 bis 2015. Dies betrifft insbesondere die Ziffern 5.3 (Sanierung und Modernisierung), 6.1 (Finanzierung des Sports) und 7.2 (Sportveranstaltungen) dieses Berichts.

A. Stand der Sportentwicklungsplanung in Berlin

1. Stand der Sportentwicklungsplanung in den Pilotbezirken

Die Erarbeitung der Sportentwicklungsplanung in den drei Pilotbezirken Mitte, Pankow und Lichtenberg durch den Gutachter Prof. Dr. Christian Wopp von der Universität Osnabrück wurde in den drei genannten Bezirken in zum Teil unterschiedlicher Weise fortgeführt. Der von Prof. Wopp begonnene Arbeitsprozess beinhaltete eine umfassende Bestandsauf- nahme und – analyse, die Formulierung von Entwicklungszielen und eine Auflistung von „Konsequenzen“, die sich aus der Überlagerung von Bestandsanalyse und Entwicklungszielen ergeben.

Der Bezirk Mitte hat in der weiteren Bearbeitung diese „Konsequenzen“ in einen so genannten Masterplan übersetzt. Für die Erarbeitung des Masterplans wurde unter der Federführung des Sportamtes eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe „AG Sportentwicklungsplanung im Bezirk Mitte“ gebildet. Neben einer Priorisierung und Detaillierung der einzelnen Maßnahmen legte diese den Zeithorizont fest, bis zu dem das federführende Amt mit den weiteren beteiligten Ämtern die Umsetzung einzelner Maßnahmen koordiniert haben soll. Eventuell entstehende finanzielle Auswirkungen werden abgeschätzt. Der Masterplan ist damit im Bezirk Mitte die zentrale ämterübergreifend erarbeitete Arbeitsgrundlage zur Umsetzung von Maßnahmen der Sportentwicklungsplanung.

Auch im Bezirk Pankow wurde in einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe ein Masterplan zur Umsetzung von Maßnahmen erstellt. Aus der Fülle der für den Bezirk Pankow benannten „Konsequenzen“ (76) wurden zunächst 33 ausgewählt, die kurz- bis mittelfristig (bis 2013) bearbeitet werden sollen. Darüber hinaus wurde diese Agenda in drei Prioritätengruppen gegliedert.

Der Bezirk Lichtenberg hat sich intensiv mit dem Zwischenergebnis der Sportent- wicklungsplanung beschäftigt und dieses punktuell in die tägliche Arbeit des Sportamtes einfließen lassen. Die systematische Fortsetzung der Arbeit an der Sportentwicklungsplanung ist beabsichtigt, sobald die personellen Voraussetzungen gegeben sind.

2. Arbeitshilfe Sportentwicklungsplanung

Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die mit dem 2006 begonnenen Projekt

172 „Sportentwicklungsplanung für Berlin“ gewonnen werden konnten, wurden auf mehreren Ebenen ausgewertet und sind bereits an vielen Stellen Bestandteil der praktischen Arbeit. Insbesondere die Erfahrungen, die bei der Erprobung von Planungsmethodik und ressortübergreifender Zusammenarbeit in den drei Pilotbezirken gesammelt werden konnten, werden für die zukünftigen Sportentwicklungsplanungen in den Berliner Bezirken hilfreich sein. Hierzu wird die Broschüre „Arbeitshilfe Sportentwicklungsplanung“ erarbeitet. Diese wird die wesentlichen Inhalte und die empfohlene Vorgehensweise einer bezirklichen Planung zur Sportentwicklung beschreiben. Die Broschüre wird den Bezirken Anfang 2011 zur Verfügung gestellt werden. Ausarbeitung und Druck der Broschüre werden im Rahmen der Haushaltswirtschaft durch SenInnSport finanziert.

Entwurf

Abb. 1 Broschüre „Arbeitshilfe Sportentwicklungsplanung“ (Titelseite)

173 3. Gesamtstädtische Sportentwicklungsplanung

Die Entwicklung von operativen Zielen sowie eine Ableitung von zielführenden Maßnahmen aus den strategischen Zielen erfolgt schrittweise und orientiert sich sowohl an fachpolitischen Prioritätensetzungen, als auch an den personellen Ressourcen. 8Insbesondere die Themen- felder, die eine ressortübergreifende Abstimmung erfordern, können aus arbeitsökonomischen Gründen nicht alle zeitgleich in Angriff genommen werden. Andere Themenfelder gehören zu den Regelaufgaben oder sie sind bereits Gegenstand laufender Arbeitsprozesse mit etablierten Beteiligungs- und Abstimmungsformen und die Beschäftigung mit den Leitbildzielen kann dort weitgehend problemlos eingefügt werden. Somit erfolgt die Umsetzung der strategischen Ziele des Leitbilds, teils parallel und integriert in vorhandene Arbeitsgebiete, teils nacheinander in eigens gegründeten neuen Arbeitszusammenhängen. Weitere Themenschwerpunkte können nur durch Initiativen der Bezirke oder der Sportorganisationen angestoßen und umgesetzt werden. Die für den Sport zuständige Senatsverwaltung hat hier ggf. nur eine koordinierende bzw. moderierende Rolle oder die Mitwirkung beschränkt sich auf die jährliche Berichterstattung.

B. Stand der Umsetzung in den einzelnen strategischen Zielfeldern

1. Sport für Alle

Die bestehenden Sportangebote für die Berlinerinnen und Berliner sind von hoher Qualität und Vielfalt und werden von den Nutzenden in einem hohen Maß nachgefragt. Die Ergebnisse der Untersuchung zum Sportverhalten aus dem Jahr 2006 haben gezeigt, dass nahezu zwei Drittel der Berlinerinnen und Berliner regelmäßig Sport treiben. Die Sportvereine, die gewerblichen Sportanbieter, wie auch sonstige Anbieter, bedienen die Nachfrage der verschiedenen Zielgruppen in unterschiedlichen Formen und Schwerpunkten. Die Sportverhaltensstudie hat auch aufgezeigt, dass die Teilhabe am Sport nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleich ist. Die Ermöglichung gleicher Teilhabe am Sport ist jedoch ein wesentliches Ziel der Berliner Sportentwicklungsplanung.

1.1 Förderung der Teilhabe am Sport durch Maßnahmen der Sportförderung/Gender Mainstreaming

Die Förderung des sportlichen Engagements aller Berlinerinnen und Berliner, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, sozialem und kulturellem Hintergrund, körperlicher oder geistiger Behinderung, ist aus den gesetzlichen Vorgaben des „Gesetzes über die Förderung des Sports im Lande Berlin“ (Sportförderungsgesetz - SportFG) § 1 abgeleitet und bleibt eine ständige Herausforderung auch im Sinne von „Gender Mainstreaming“. Die ggf. hierfür erforderliche, ressortübergreifende Gestaltung neuer Förderkonzepte für einzelne Zielgruppen (z. B. in den Bereichen „Sport und Gesundheit“ oder „Integration durch Sport“) wirft die grundsätzliche Fragestellung auf, wie sich neue Förderprogramme zur bisherigen Förderstruktur verhalten.

Den weitaus größten Teil der Berliner Sportförderung macht derzeit die unentgeltliche Bereitstellung der öffentlichen Sportanlagen aus. Diese Förderung richtet sich nach den Vorgaben des SportFG an alle Sportlerinnen und Sportler, ungeachtet persönlicher Merkmale, Herkunft oder Status. Die Nutzung öffentlicher Sportanlagen ist in den Ausführungsvorschriften über die Nutzung öffentlicher Sportanlagen Berlins und für die Vermietung und Verpachtung landeseigener Grundstücke an Sportorganisationen (Sportanlagen-Nutzungsvorschriften - SPAN) vom 2. Februar 2010 neu geregelt worden. Die SPAN sind dem § 1 SportFG verpflichtet und räumen in den Vergabegrundsätzen bestimmten Nutzergruppen (Schulen, Landesleistungszentren, Bundesstützpunkten, förderungswürdigen Sportorganisationen mit Übungs-, Lehr- und Wettkampfbetrieb) Vorrang bei der Vergabe von Nutzungszeiten ein. Die Neufassung bietet

8 Prioritäten und Zeitleiste siehe Anhang

174 erstmals ausdrücklich auch die Möglichkeit zur geschlechterspezifischen und geschlechtergerechten Vergabe (Vergabegrundsätze, Nr. 4 Abs. 9 Satz 2 Buchst. c und g) von Sportanlagen, um den Mädchen- und Frauensport besser fördern zu können. Vorrangig sind weiterhin auch die Belange von Behinderten und Kindern und Jugendlichen (Nr. 4 Abs. 9 Satz 2 Buchst. b und d) zu berücksichtigen.

Die dem Landessportbund zur Durchführung der Förderprogramme im Wege der Zuwendung überlassenen Sportfördermittel und die von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport selbst bewirtschafteten Förderprogramme richten sich, wie gesetzlich vorgeschrieben, an die „förderungswürdigen Sportorganisationen“. Diese Förderung muss sich zukünftig auch daran messen lassen, wie gut hierbei die einzelnen Zielgruppen durch die Mitgliedsorganisationen des Landessportbundes erreicht bzw. durch bedarfsgerechte Angebote zum Sporttreiben ermuntert werden. Auch wenn bestimmte Bevölkerungsgruppen (z.B. Frauen und Mädchen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Behinderungen, Menschen aus bildungsfernen und sozial schwachen Milieus) nachweislich in geringerer Zahl in Sportvereinen vertreten sind, ist die Breitenwirkung der derzeitigen Sportförderung in hohem Maß erfolgreich und in zahlreichen Mitgliedsorganisationen wird an der Basis schon derzeit eine konkrete Zielgruppenförderung betrieben.

1.2 Förderung der Teilhabe am Sport durch Maßnahmen außerhalb der Sportförderung

1.2.1 Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit

Sozial benachteiligte und bildungsferne Kinder und Jugendliche sowie junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen oder aus sozial hochbelasteten Quartieren sind in den organisierten Strukturen des Sports noch immer unterrepräsentiert. Auch junge Menschen mit Migrationshintergrund sind noch nicht entsprechend ihres Bevölkerungsanteils vertreten, was insbesondere für Mädchen und junge Frauen gilt. Aus diesen Gründen unterstützten die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und bezirkliche Jugendämter den Förderbereich der sportorientierten Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit. Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Berlin ist charakterisiert durch niedrige Zugangsschwellen, durch die systematische Kombination von Sport mit anderen Formen der Jugendarbeit, durch die Verknüpfung von breitensportlichen Angeboten mit sozial- pädagogischen Methoden sowie durch einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche und psycho-soziale Entwicklungsfaktoren gleichermaßen berücksichtigt. Sportorientierte Jugend- sozialarbeit holt Kinder und Jugendliche dort ab, wo sie sich aufhalten. Sie findet in Sozialräumen statt, die durch besondere Belastungen und soziale Probleme gekennzeichnet sind und versucht, unterschiedliche Akteure der Kinder- und Jugendhilfe, des Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesens vor Ort einzubinden. Sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit kooperiert beispielsweise mit Schulen, Sportvereinen und anderen sozialen Einrichtungen im Stadtteil. Die Bedeutung dieser Angebote/Maßnahmen wurde durch den Abschluss von mehrjährigen Fördervereinbarungen mit den Trägern der freien Jugendhilfe bestärkt. Sie regeln neben dem Fördervolumen und der Dauer auch das jeweilige Leistungsspektrum und die Qualitätsstandards. Es wurden Maßnahmen zur kontinuierlichen Qualitätsentwicklung durch Wirksamkeitsdialoge eingeführt. Außerdem wurden die Haushaltsansätze, die für 2010/2011 ein Fördervolumen für sportorientierte Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit in Höhe von 3.205.520,- Euro vorsehen, mittels Verpflichtungsermächtigungen auch für die Folgejahre gesichert. Besondere Förderung in Richtung der genannten Zielgruppen gibt es darüber hinaus insbesondere durch finanzielle Hilfen, Projektförderung und zahlreiche Programme anderer Institutionen – außerhalb der Berliner Sportförderung. Als prominente Beispiele seien genannt: - das Bundesprogramm „Integration durch Sport“, das die Sportjugend Berlin e.V. in Berlin durchführt,

175 - das DFB-Programm „Soziale Integration von Mädchen durch Fußball“.

1.2.2 Kids in die Sportklubs

Das Programm „Kids in die Sportklubs“ ermöglicht Kindern aus sozial benachteiligten Verhältnissen einen Zugang zu den Angeboten der Sportvereine, um damit deren Lebensperspektive und –entwicklung positiv beeinflussen zu können. Kids in die Sportklubs wirkt damit gezielt einer sozialen Ausgrenzung entgegen und ist somit von seiner Struktur her ein Programmentwurf, mit dem das strategische Ziel „Sport für Alle“ für diese Zielgruppe adäquat umgesetzt werden kann. Das Programm wird derzeit vom Land Berlin, der Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin, der degewo GmbH, Samsung Electronics, der Deutschen Kredit Bank AG und dem Europäischen Sozialfonds finanziert (von 2007 – 2013 stellt die EU 1,0 Mio. Euro bereit) und ist über das Bildungsressort bei der Sportjugend Berlin organisatorisch angebunden. Das Land Berlin unterstützt das Programm durch die Bereitstellung von Personal aus dem Überhang und durch öffentliche Mittel aus verschiedenen Haushaltstiteln (bis Ende 2009 insgesamt rund 49.000 Euro) Seit Beginn im Programmjahr 2008 wird 1.850 Kindern und Jugendlichen (Stand 08/2010) die Mitgliedschaft in einem der teilnehmenden Sportvereine ermöglicht. Die Weiterführung des Programms hängt u. a. von der Entscheidung auf Bundesebene über die Neubemessung der Basisleistungen der Grundsicherung („Hartz IV“) ab. Sollte der Bundesrat nach Einigung im Vermittlungsausschuss dem Entwurf der Bundesregierung zustimmen, dann wird das System der Bildungsgutscheine das Programm „Kids in die Sportklubs“ ablösen.

1.2.3 Sport in Stadtgebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf

Der Sport wird auch in den festgelegten Fördergebieten des Programms „Soziale Stadt“ und der „Aktionsräume plus“ unterstützt. So gehört zu den strategischen Zielen der Quartiersverfahren auch die Verbesserung des Gesundheitsniveaus mit einer deutlichen Orientierung zu mehr sportlicher Betätigung, d.h., die Projekte der Quartiersverfahren nähern sich dem Sport insbesondere über das Thema Gesundheit. Die Aktivitäten der Projekte finden in Kindergärten, Schulen, Sportvereinen, aber auch in freien Angeboten der Stadtteilkultur statt, die bewusst nicht vereinsgebunden sind, um den Zugang zu erleichtern. Zielgruppen der sportrelevanten Projekte sind Kinder, Jugendliche, Familien, Frauen und Seniorinnen und Senioren. In den Programmjahren 2007 bis 2009 wurden im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ 44 Projekte zur Verbesserung des Gesundheitsniveaus mit einem Finanzmittelvolumen von 1,2 Mio. Euro gefördert.

2. Sport bereichert den Alltag

2.1 Sport zur Verbesserung und Stabilisierung der Gesundheit

Gemäß Prioritätensetzung bei der Umsetzung des Leitbilds soll im Jahr 2011 das strategische Ziel „Sport zur Verbesserung und Stabilisierung der Gesundheit“ ein Arbeitsschwerpunkt sein. Mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport haben der Landessportbund Berlin, Gesundheitsstadt Berlin und die Stiftung Zukunft Berlin bereits 2010 die Initiative „Vitales Berlin – Sport und Gesundheit für Berlin“ ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz der vielfältigen Angebote zur Gesundheitsprävention zu steigern. Das Bewusstsein, dass Sport und Gesundheit unmittelbar zusammenhängen, soll stärker in den Focus gerückt werden. Dabei wird angestrebt, weitere relevante Akteure des Sports und des Gesundheitssektors einzubeziehen, bzw. als Multiplikatoren zu gewinnen. Mit dem „Rezept für Bewegung“ ist es dem Landessportbund Berlin mit der Ärztekammer Berlin und der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin bereits gelungen, 1.200 Arztpraxen einzubinden. Im Juni 2010 fand im Rahmen eines Fachsymposiums eine erste Bestandsaufnahme zur Situation in Berlin statt. Darauf basierend soll im Sommer des nächsten Jahres ein auf Berlin ausgerichteter Kongress veranstaltet werden, bei dem Akteure aus den verschiedensten

176 Bereichen, die von den Themen Sport und Gesundheit tangiert sind, zusammengebracht werden.

Darüber hinaus verfolgt die Initiative folgende Ziele:

- Unternehmen sollen Sportangebote an ihre Belegschaften herantragen - Verbesserung der Vernetzung von privatwirtschaftlichen und rein privaten Sportangeboten mit Vereinen - Nutzung von Synergieeffekten - Erhöhung der Transparenz der Angebote und Vergleichbarkeit der Qualität

2.2 Soziale Integration im und durch Sport

Mitte 2010 wurde eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe zur Umsetzung des strategischen Ziels „Soziale Integration im und durch Sport“ gebildet. Ständige Teilnehmer der AG sind

- Senatsverwaltung für Inneres und Sport - Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (Integrationsbeauftragter) - Landessportbund / Sportjugend Berlin - Vertretende der bezirklichen Integrationsbeauftragten - Humboldt-Universität zu Berlin, Lehrstuhl Prof. Dr. Sebastian Braun

Eine Erweiterung der AG, zu einzelnen themenbezogenen Fragestellungen ist vorgesehen. Die AG hat sich auf folgende Aufgabenstellung verständigt:

- Fokussierung der AG auf die Integration von Migrantinnen und Migranten (inkl. Aussiedler), insbesondere diejenigen Migrantengruppen, die im Sport unterrepräsentiert sind - Übersicht und Bewertung bisheriger Projekte im Themenfeld „Sport und Integration“ - Verbesserung der Datenlage und Vertiefung der Kenntnisse über die Gründe der geringeren Partizipation von Migranten im Sport - Benennung von Defiziten der bisherigen Handlungsansätze und Formulierung eines Zielkatalogs - Sammlung „Good Practice“ - Workshop zur Diskussion der bisherigen Arbeitsergebnisse - Abstimmung eines ressortübergreifenden Handlungsrahmens inkl. Formulierung von Programmen/Maßnahmen

Der Zeitplan der AG sieht derzeit den Abschluss zum Ende des zweiten Quartals 2011 vor.

2.3 Sport zur Stärkung der persönlichen Leistungsfähigkeit

Unter der gemeinsamen Leitung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und dem Landessportbund Berlin wurde mit Vertreter/innen von Vereinen, des Olympiastützpunktes Berlin, des Behinderten- Sportverbandes Berlin, der Eliteschulen des Sports, der Hochschulen und des Wissenschaftsbereiches der „Runde Tisch Spitzen- und Leistungssport“ eingerichtet, der folgende Themenschwerpunkte behandelt hat:

a) Talentsichtung und Talentförderung b) Duale Karriere und Förderung von Spitzensportlerinnen und Spitzensportlern an Hochschulen im Land Berlin

177 c) Leistungssport von Menschen mit Behinderung d) Nachwuchsförderung im Trainerbereich

Eine detailliertere Darstellung zu den Themen des Spitzensports erfolgt unter Punkt 7.1 „Förderung des Spitzensports“.

3. Bildung braucht Bewegung

Die schwerpunktmäßige Bearbeitung und Abstimmung zum Themenfeld „Sport in den Bildungsinstitutionen“ ist für das Jahr 2012 vorgesehen und umfasst als zentrale Säulen die Vorschule, Schule sowie Hochschule. In 2010 sind vor allem die Schulkooperationen Gegenstand der Abstimmung zwischen dem Land Berlin und dem Landessportbund Berlin. Außerdem werden Vorbereitungen für die Einführung des Deutschen Motoriktests (DMT) an Berliner Grundschulen getroffen. Dieser dient vor allem der Qualitätssicherung im Schulsport, ist aber gleichzeitig ein wichtiges Instrument der Talentsichtung.

3.1 Sport in Vorschuleinrichtungen

Seit 1999 existiert in der Sportjugend Berlin, der Jugendorganisation des Landessportbundes Berlin, das Förderprogramm „Kleine kommen ganz groß raus – Gesundheits- und Bewegungsförderung für Kinder“. Das Programm wird von der AOK Berlin-Brandenburg unterstützt und fördert die Zusammenarbeit von Kindertagesstätten mit Sportvereinen, um mehr Bewegung und Sport in den Lebensalltag von Vorschulkindern zu bringen. Begleitet werden die praktischen Sport- und Bewegungsangebote von Fort- und Weiterbildungsseminaren für Erzieherinnen und Erzieher sowie Übungsleiterinnen und Übungsleiter zu Themen der Gesundheitsförderung und Bewegungserziehung. In der Laufzeit des Förderprogramms sind Kooperationsbeziehungen zwischen 185 Kindertagesstätten und 133 Sportvereinen in Berlin entstanden. Rund 3.500 Übungsleiter/innen und Erzieher/innen haben an insgesamt über 200 themenspezifischen Fortbildungsveranstaltungen und Fachtagungen teilgenommen. Die Mitgliederzahlen von Vorschulkindern in Sportvereinen haben sich in der Laufzeit des Förderprogramms von anfänglich 13.000 auf aktuell über 29.000 mehr als verdoppelt. Zum Stand 1.1.2010 sind 55% dieser Kinder männlichen, bzw. 45% weiblichen Geschlechts.

Zudem betreiben Landessportbund und Sportjugend Berlin in einer Kindergarten- Trägergesellschaft des Berliner Sports „Kinder in Bewegung“ (KiB gGmbH) 21 Kindertagesstätten mit rund 2.500 Plätzen. Auf Grundlage des Berliner Bildungsprogramms für Einrichtungen der Tagesbetreuung für Kinder haben diese Kitas ein besonderes Profil im Bildungsbereich „Körper, Gesundheit, Bewegung“ in Verbindung mit der Förderung der Sprachentwicklung etabliert. Im Berliner Bildungsprogramm steht „Körper, Bewegung und Gesundheit“ an erster Stelle der ausgeführten Bildungsbereiche. Damit unterstreicht das Berliner Bildungsprogramm die grundlegende Bedeutung von Körpererfahrung und umfassendem Wohlbefinden für die kindliche Bildungstätigkeit. Bewegungsbildung und eine, für die Bewegungstätigkeit des Kindes, anregende Raumgestaltung sind somit integraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit in den Berliner Kindertageseinrichtungen. Das Projekt „Kitas bewegen – für die gute gesunde Kita“ wird seit 2007 in 38 Kindertageseinrichtungen im Bezirk Mitte als ein Pilotprojekt durchgeführt und beinhaltet in besonderer Weise die qualitative Weiterentwicklung des Zusammenwirkens von Bildung, Gesundheit und Bewegung. Durch das Projekt werden aktuell ca. 3.500 Kinder und ca 650 pädagogische Fachkräfte erreicht. Im Herbst 2011 soll das Projekt durch das Landesprogramm „Kitas bewegen! Berliner Landesprogramm für die gute gesunde Kita“ nachhaltig verstetigt werden. Dann steht es in allen Berliner Bezirken zur Verfügung und kann in einer ersten Phase bis zu 200 Kindertageseinrichtungen beteiligen.

178

3.2 Sport in der Schule

Die Umsetzung von Ganztagsangeboten in den Berliner Schulen geht einher mit einer besonderen Herausforderung für den Berliner Sport. Da die Schülerinnen und Schüler länger in den Schulen bleiben, reduziert sich das für Freizeitaktivitäten wie Sport verbleibende Zeitbudget außerhalb der Schule erheblich. Es ist daher nur konsequent, wenn der Sport auf die Schulen zugeht. Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen sowie sonstigen Sportanbietern bergen für beide Seiten Chancen. Die Schulen erhalten ein qualifiziertes Angebot der Betreuung und Bewegungsförderung und die Sportorganisationen profitieren von einem im Rahmen von außerunterrichtlichen Angeboten und der Rhythmisierung des Ganztagsbetriebs gewünschten Zugang zu den Schülerinnen und Schülern.

3.2.1 Schulkooperationen

Derzeit sind über das bei der Sportjugend angesiedelte „Kooperationsmodell Schule und Verein“ mit 676 Vereinbarungen an 305 Schulen bereits gute Voraussetzungen für die Verankerung von mehr Bewegung und Sport in den Berliner Schulen geschaffen worden. An dem Programm nehmen überwiegend Grundschulen (267) teil. Derzeit stehen jährlich Mittel in Höhe von 440.866 Euro zur Verfügung. Die Ausweitung des zusätzlichen Sport- und Bewegungsangebots im Rahmen des Ganztagsangebots der Sekundarschulen (ISS) stellt eine Weiterentwicklung der „Rahmenvereinbarung über die Zusammenarbeit von Schulen und Sportorganisationen in der Ganztagsbetreuung von Schülerinnen und Schülern“ vom 4. März 2004 dar. Zur Ganztagsbetreuung in der Sekundarstufe erhalten die Schulen je 400 Schüler/innen schrittweise 3,5 Stellen (Erzieher/innen / Sozialarbeiter/innen). Die Bewirtschaftung der Personalmittel, die als Budget den Schulen zur Verfügung stehen, erfolgt direkt an den Schulen. Aus den Mitteln kann die jeweilige Schulleitung auch Sport-Übungsleiter bezahlen. Die Mittel werden in voller Höhe erst nach dem „Durchwachsen“ der ISS in allen Jahrgängen zur Verfügung stehen. Die erforderliche „Vereinbarung zur Beteiligung von Sportorganisationen bei der Durchführung des Ganztagsbetriebes in der Sekundarstufe I“ wurde im April 2010 zwischen dem Land Berlin und dem Landessportbund, bzw. der Sportjugend Berlin geschlossen.

4. Berlinerinnen und Berliner engagieren sich im Sport

Das sportliche Engagement der Berlinerinnen und Berliner hat ein hohes Niveau erreicht. 62,9% der Berliner und 59,2% der Berlinerinnen ab dem zehnten Lebensjahr treiben regelmäßig Sport (Stand Befragung 2006). Sie tun dies in vielfältiger Form und organisieren sich entweder selbst oder nehmen ein Angebot im Verein, bei einem gewerblichen oder sonstigen Anbieter wahr.

4.1 Sport im Verein

Der Landessportbund Berlin e.V. hat u.a. durch gezielte Förderung der Sport- vereinsentwicklung und durch den Ausbau von Partnerschaften in und außerhalb des Sports die kontinuierliche Steigerung seiner Mitgliederzahlen fortsetzen können und mit mehr als 560.000 Mitgliedschaften (Stand 1.1.2010) einen vorläufigen Höchststand erreicht (siehe Abb. 2, S.15). Damit ist die Zahl der Mitgliedschaften im LSB in den letzten 10 Jahren um rund 40.000 gestiegen. Die Zahl der Sportlerinnen konnte dabei auf mehr als 205.000 gesteigert werden, so dass der relative Anteil der Frauen und Mädchen nunmehr 36,3% beträgt und damit um 1,9 Prozentpunkte höher liegt als vor 10 Jahren.

179

600000 MITGLIEDERENTWICKLUNG IM 560834 LANDESSPORTBUND BERLIN 535142 1960 bis 2010 500000

377818 400000 339378

300000 244107

200000 152035

Abb. 2 100000 Mitgliederentwicklung LSB 0 1960 1970 1980 1990 2000 2010

Mit gezielten Initiativen und Veranstaltungen werben die einzelnen Fachverbände und der Landessportbund alljährlich zahlreiche Berlinerinnen und Berliner für den Vereinssport:

=> Die Berliner Familiensportmesse des Berliner Turn- und Freizeitsport- Bundes e.V. hat 2010 das dritte Mal erfolgreich stattgefunden. An 21 Stand orten in ganz Berlin konnten Berlinerinnen und Berliner am 21. März 2010 beispielsweise ihr Sportangebot finden und unter den 157 präsenten Verei nen einen passenden Verein in ihrer Nähe kennen lernen. Das Vorführpro gramm und zahlreiche Mitmachangebote werden unterstützt durch den Lan dessportbund Berlin, die Sportjugend Berlin, den Berliner Fußball-Verband, den Landestanzsport-Verband Berlin, den Behinderten-Sportverband Berlin und die Kinder in Bewegung (KiB) gGmbH.

=> Unter dem Motto „Sportabzeichen=Familienspaß!“ wirbt der Landessport bund jährlich zweimal für den „Tag des Sportabzeichens“ und spricht dabei auch die nicht im Verein organisierten Breitensportler/innen an.

180 Abb. 3 Tag des Sportabzeichens

=> Die „Bewegung Integrale“, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Landessport bund Berlin und der Zentraleinrichtung Hochschulsport der Freien Universi tät, bei der seit 1996 Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung Spaß bei gemeinsamem Sport und Spiel haben, findet jeweils im Sommer mit einem Renntag, zuletzt auf der Trabrennbahn Karlshorst, ihren Ab schluss. Der Renntag der „Bewegung Integrale“ mit seinen im letzten Jahr 12.000 Besucher/innen ist inzwischen bundesweit die meistbesuchte Veran staltung des Behindertensports.

=> Am 21. August 2010 wurde erstmals der „Tag der offenen Tür des Berliner Sports im Olympiapark“ durchgeführt. Am Vortag des Internationalen Stadi onfestes ISTAF hatten Berlinernnen und Berliner rund um das Olympiastadi on die Gelegenheit, einige der ISTAF-Stars aus der Nähe zu sehen. Außerdem präsentierten der Landessportbund und seine Berliner Sportverei ne ihr breites Spektrum und boten jeder Besucherin und jedem Besucher die Möglichkeit, verschiedene Sportangebote selbst auszuprobieren. Das Ange bot umfasste neben Fußball, Hockey und Golf auch Klettern im Hochseilgar ten, Sportabzeichen-Wettbewerbe sowie weitere interessante Sportarten. Ergänzt wurde das anspruchsvolle Programm im Olympiapark durch die er’s te Weltmeisterschaft der Velotaxifahrer, bei der es nicht nur auf Schnelligkeit, sondern auch auf Ausdauer und Geschicklichkeit ankam. Der „Tag der offenen Tür“ des Berliner Sports wird künftig jährlich am Sams tag vor dem ISTAF stattfinden.

Abb. 4 Tag der offenen Tür im Olympiapark 2010

181 Als Organisationsentwicklungsmaßnahme führte der Landessportbund am 27. November 2010 seine 3. Breitensportkonferenz unter dem Motto „Aktiv gemeinsam Zukunft gestalten“ durch. Themen der Hauptreferate waren „Strukturwandel des Ehrenamts“ und „Informeller Sport und Vereinssport – Gegensatz oder Ergänzung?“

Abb. 5 3. Breitensportkonferenz des LSB Berlin

182 Auch verbesserte Informations- und Marketingmaßnahmen sind geeignet, das Engagement im Sportverein zu stärken. Hier hat der Landessportbund Berlin e.V. mit dem neuen Sportportal www.wirbewegenberlin.com einen erheblichen Schritt nach vorn getan.

Abb. 6 Startseite www.wirbewegenberlin.com

4.2 Gewerblicher Sport

Die kommerziellen Sportanbieter in Berlin bieten in rund 1.000 Sportstätten eine breite Palette sportlicher Betätigungsmöglichkeiten an. Nach Einschätzungen von Marktexperten nutzen weit mehr als 500.000 Berlinerinnen und Berliner regelmäßig oder gelegentlich kommerzielle Sportangebote. In den gewerblichen Anlagen finden ca. 15% aller sportlichen Aktivitäten in Berlin statt (Sportverhaltensbefragung Berlin, Stand 2006). Nach Angabe der Deloitte-Studie „Der deutsche Fitnessmarkt 2010“ setzt sich der Fitnesstrend in Deutschland weiter fort und verspricht der Branche auch für die kommenden Jahre eine positive Marktentwicklung. So stieg die Mitgliederzahl der Fitnessstudios 2009 bundesweit um 6,9 Prozent auf 6,31 Mio. an. Der Senat verfügt im Bereich der Sportentwicklung nicht über aussagekräftige Zahlen zur Entwicklung des gewerblichen Sportmarkts in Berlin. Weitere Prüfungen haben ergeben, dass auch an anderer Stelle keine derartigen Daten in qualifizierter Form vorliegen. Daher ist der Senat im Gespräch mit gewerblichen Anbietern bemüht, einen Grunddatenbestand zum gewerblichen Sportmarkt in Berlin zu erhalten. Es ist nicht vorgesehen, hierfür finanzielle Verpflichtungen einzugehen.

4.3 Privater Sport

183 Sport in Eigeninitiative ist die am häufigsten gewählte sportliche Aktivitätsform in Berlin. Etwa zwei Drittel des Sportgeschehens in Berlin organisieren die Sporttreibenden selbst. Hierfür werden vorwiegend Räume in der Natur (Wälder, Wiesen, Gewässer) sowie städtische Räume (Grünanlagen, Straßen, Plätze) genutzt.

Mit der Publikation der 2006 gewonnenen Erkenntnisse der „Untersuchung zum Sportverhalten“ konnte in der Öffentlichkeit und bei den Planungsträgern ein besseres Verständnis für die Belange dieser großen Gruppe erreicht werden. Auf den Stand der Sportraumentwicklung wird unter Punkt 5 näher eingegangen.

4.4 Hochschulsport

Die Zentraleinrichtungen Hochschulsport an der Beuth Hochschule, FU, HTW, HU und TU versorgen mit ihrem sehr vielfältigen Sport- und Bewegungsangebot die rund 135.000 Studierenden und mehr als 40.000 Beschäftigten aller Berliner Hochschulen. Insgesamt umfasst die Zielgruppe des Berliner Hochschulsports somit über 175.000 Menschen (Stand 2009).

Das Sport- und Bewegungsangebot der o.g. Anbieterhochschulen beinhaltet pro Semester zwischen 2.500 (Wintersemester) und 3.400 Kurse (Sommersemester), für die über 1.100 Lehrkräfte eingesetzt wurden. Die Buchungen belaufen sich auf bis zu 54.000 Kursanmeldungen pro Semester. Hinzu kommen zwischen 4.500 (Wintersemester) und 5.600 (Sommersemester) Buchungen im sog. Freien Spiel- und Turnierbetrieb, der vor allem in den Sportspielen, im Badminton und Tennis stattfindet.

Die Aufgaben des Hochschulsports, ihre Anforderungen und Komplexität haben im Laufe der letzten 10 Jahre eine signifikante Ausweitung erfahren und bewegen sich sowohl qualitativ als auch quantitativ auf einem hohen Niveau. Sie reichen von einem sehr vielfältigen Sport- und Bewegungsangebot mit den dazugehörigen Service- und Beratungsleistungen über Personal- und Organisationsentwicklung, Sportstättenmanagement und –entwicklung, Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu sportlich-kulturellen Events sowie regionalen, nationalen und internationalen Wettkampfveranstaltungen.

4.5 Förderung ehrenamtlichen Engagements

Der Berliner Sport wäre ohne die enorme ehrenamtliche Arbeit in seinen Vereinen, Fachverbänden und Sportarbeitsgemeinschaften nicht denkbar. Die rund 60.000 ehrenamtlich Tätigen in den rund 2.000 Berliner Sportvereinen sind die größte Stärke des Berliner Sports. Sie stellen ihre Fähigkeiten und ihre Zeit für den Verein zur Verfügung. Ohne ihr Wirken gäbe es keinen Sportverein, denn es sind Ehrenamtliche, die die Vereine organisieren und verwalten, die die Mitglieder betreuen, den Sport und noch viel mehr möglich machen. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer bilden das Fundament für eine erfolgreiche Jugendarbeit im Sport. Dieser Einsatz ist jedoch keine Einbahnstraße, freiwilliges Engagement bietet auch viele Lern- und Erfahrungschancen. Vielfältige Kompetenzen (z.B. soziale oder didaktische Kompetenzen) werden erworben, die auch in anderen Lebensbereichen der ehrenamtlich Tätigen wertvoll und hilfreich sind. Ziel des Berliner Senats ist es, die Rahmenbedingungen für Engagement und Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Zur Förderung des Bürgerengagements in Berlin wurde von der Beauftragten für Bürgerschaftliches Engagement die AG Bürgergesellschaft gegründet.

4.6 Netzwerkbildung

Die Vernetzung aller Berliner Sportanbieter sieht der Senat als sinnvoll an, um ggf.

184 gemeinsame Ziele im Berliner Sport umzusetzen. In seinen strategischen Zielen definiert sich der LSB als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum sowie Netzwerk des Berliner Sports. Im gewerblichen Sport gibt es bereits Netzwerke auf Basis einer gemeinsamen geschäftlichen Verbindung. Weitere Vernetzungen vollziehen sich eher überregional. Eine Dachorganisation des gesamten gewerblichen Sports in Berlin existiert allerdings nicht.

Abb. 7 Funpool – Ein Netzwerk des gewerblichen Sports

185 Bisher sind Kooperationen der Berliner Sportanbieter über die Grenzen ihrer jeweiligen strukturellen Zugehörigkeit hinaus auf Einzelfälle beschränkt. Ein Netzwerk aller Berliner Sportanbieter und Sportangebote ist derzeit noch nicht absehbar.

5. Sporträume sichern Lebensqualität

5.1 Sportraumangebot und Sportraumstruktur

Die ehemals zur Bedarfsermittlung dienenden Richt- und Orientierungswerte für gedeckte und ungedeckte öffentliche Sportanlagen werden bereits seit geraumer Zeit nicht mehr als sinnvolle Zielgrößen für die Sportstättenplanung angesehen. Diese bundesweit vorherrschende Auffassung hat fachlich-wissenschaftliche Diskussionen ausgelöst, wie der Bedarf anderweitig bestimmt werden kann. Für Berlin wurde empfohlen, den Bedarf unter Einbeziehung einer örtlichen verhaltens- und problemorientierten Analyse im Dialog mit den Nutzern zu ermitteln. Dabei soll über die große Nutzergruppe der Sportvereine und ihre Anforderungen an die öffentlichen Sportanlagen hinaus auch der erhebliche Sportanteil, der nicht in den öffentlichen Sportanlagen betrieben wird, berücksichtigt werden. Die im Rahmen des Projekts Sportentwicklungsplanung vorgeschlagenen neuen Orientierungswerte erwiesen sich dagegen nicht als geeignet, zur allgemeinen Anwendung für Berlin empfohlen zu werden. Ein wesentliches Ergebnis des Projekts zur Sportentwicklungsplanung ist es, dass Bedarfserfassung und Planung von Sporträumen in einer Stadt der Größenordnung Berlins sinnvoller Weise auf Bezirksebene zu erfolgen hat. Selbstverständlich bleibt es Senatsaufgabe, die auf lokaler Ebene gewonnenen Erkenntnisse für die Gesamtstadt zu bewerten und im Sinne der gesamt-städtischen Verantwortung Planungshinweise zu geben sowie bei gesamt- städtischen Planungen und Programmen seine Steuerungsverantwortung wahrzunehmen. Ein Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Thema der örtlichen und gesamt-städtischen Bedarfe wird die daraufhin zu überarbeitende „Sportstättenstatistik für Berlin“ sein, die auch Angebote Privater mit umfassen soll, sowie die tatsächliche Nutzung von Straßen-, Grün- und Wasserflächen, die nicht „Sportstätten“ im engeren Sinn sind, einbezieht. Bei den Planungen des Senats für ein verbessertes Sportraumangebot stand in den vergangenen Monaten die Beschäftigung mit den aufgegebenen ehemaligen Verkehrsflächen im Vordergrund. Aufgrund der dichten Bebauung haben Bewohner/innen der Innenstadt im Allgemeinen weniger Zugang zu wohnungsnahen, sportlich nutzbaren Freiflächen. Umso mehr kommt es darauf an, bei der Gestaltung vorhandener und geplanter innerstädtischer Freiflächen die Interessen der Sportler/innen zu berücksichtigen. Mit Gestaltung ist dabei nicht nur die bauliche Herrichtung gemeint, sondern auch die Gestaltung der Nutzungsregeln. Die Aufgabe der nicht mehr benötigten großflächigen Verkehrsflächen (Bahnflächen am Gleisdreieck, Flughafen Tempelhof, demnächst Flughafen Tegel) ist eine einmalige Chance, Berlinerinnen und Berlinern zusätzliche und gut erreichbare Freiflächen für Sport und Bewegung anzubieten. Der neue Park am Gleisdreieck hat sowohl eine überbezirkliche Bedeutung als vernetzter Bewegungsraum entlang der Nord-Süd-Bahnlinien, als auch als Freifläche für die unmittelbar angrenzenden Wohnquartiere in Kreuzberg, Schöneberg und Mitte. Da der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zu den am schlechtesten mit öffentlichen Sportanlagen ausgestatteten Bezirken zählt, war ursprünglich auf dem Gelände des Gleisdreiecks eine Fläche von 4 ha für den Bau einer öffentlichen Sportanlage vorgesehen. Im Planungsverlauf erwies sich der Konflikt mit den auf der geplanten Sportfläche ansässigen Kleingärtnern als äußerst schwierig. Aufgrund der Entscheidung des Bezirks, dem Erhalt der Kleingartenparzellen den Vorrang einzuräumen, wird nunmehr die seit Jahrzehnten geplante, dringend benötigte Sportanlage, trotz erheblicher Kritik seitens des Sports, nicht mehr realisiert werden. Inwieweit die Absicht, auf dem Dach eines an der Yorckstraße geplanten, gewerblich genutzten Gebäudes ein Spielfeld zu errichten, geeignet ist, den Bedarf des Schul- und Vereinssports zu decken, ist zur Zeit noch offen. Dennoch wird der neue Park am Gleisdreieck deutliche Fortschritte für den Sport durch zahlreiche Bewegungsangebote außerhalb öffentlicher Sportanlagen mit sich bringen:

186

Derzeit wird bereits eine private Beachvolleyballanlage von etwa 1,7 ha Fläche auf dem Gelände des Gleisdreiecks betrieben. In der Planung vorgesehen sind darüber hinaus Flächen und Wege für folgende sportbezogene Nutzungen:

- Radfahren - Skaten - Laufen, Joggen, Nordic Walking - Bolzplätze - Sonstige Trend- und Bewegungssportarten

Am 08. Mai 2010 wurde die Tempelhofer Freiheit als eine neue innerstädtische Freifläche für alle Berlinerinnen und Berliner geöffnet. Die Eröffnungsveranstaltung zeigte die zahllosen Nut- zungsideen und –möglichkeiten des Tempelhofer Feldes. Es standen ca. 50 verschiedene sportliche Angebote zur Verfügung. Zukünftig wird das Tempelhofer Feld von unterschiedlichen Nutzergruppen und Vereinen vorrangig für den Freizeit- und Vereinssport genutzt werden. Darunter finden sich u.a. folgende Sportarten/sportliche Aktivitäten:

- Rad-/Rennradfahren - Inlineskaten - Skateboarden - Ballsportarten: Fußball/Bolzen, Volleyball, Basketball, American Football, Soft- / , Tennis, Speedminton - Joggen / Nordic Walking - Drachensteigen, Lenkdrachen steigen lassen - Kite-Surfen - Tischtennis - Boule/Frisbee - Fechten / Aikido / Tai Chi

Von Kindergarten- und Schulgruppen sowie Sportvereinen aus den angrenzenden Quartieren wird das Gelände des Tempelhofer Parks immer häufiger für die Sportnutzung – z. B. für das Lauftraining – aufgesucht. Sport- und Spielgeräte (Boulezubehör, Tischtennisschläger, etc.) können in der Picknick-Area gegen Pfand ausgeliehen werden. Während der Sommerferien wurden im Bereich der Oderstraße durch eine mobile Ausleihstation der Sportjugend Berlin Sport- und Spielgeräte sowie sportsoziale Kommunikationsangebote und Betreuungsmöglich- keiten bereitgestellt. Der in Kooperation mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB; Radio Eins), dem Sportclub Charlottenburg (SCC) und der Grün Berlin GmbH in der Saison 2010 durchgeführte Inlineskate–Treff wurde sehr gut angenommen. Seit Oktober 2009 ist der Sport- verein „Turngemeinde in Berlin e.V.“ (TiB) Mieter und Nutzer der Softball-, Tennis- und Mehr- zwecksandfelder am Columbiadamm. Zwischen der TiB und dem Baseballverband Berlin- Brandenburg besteht eine Übereinkunft zur gemeinsamen Nutzung der Softball- bzw. Baseball- flächen am Columbiadamm durch verschiedene Softball- und Baseballvereine Berlins. Auch Vereine anderer Sportarten können in Abstimmung mit der TiB diese Sportflächen belegen. Im Mai 2010 wurde das erste Verfahren für die Vergabe von Flächen an „Zwischen- und Pio- niernutzer“ auf den Flächen der Tempelhofer Freiheit durchgeführt. Darunter waren auch fol- gende sportbezogene Projektideen, die zur Realisierung vorgeschlagen worden sind:

- Beachvolleyball - Jugger (Meisterschaften und Training) - Einradfahrschule - nature mini ARTgolf – „Golf-Bahnen zwischen Poesie und Funktion“ - Erlebnisorientierter Jugendspielplatz mit Skateboard-, Kletter-, Streetdance- und Slacklineangeboten - Skateboard-/Inlineskateschule

187

Als weiteres Zwischennutzungsangebot wurden darüber hinaus durch die Grün Berlin GmbH, mit Unterstützung des Berliner Fußballverbandes e.V., zwei Fußball-/Bolzplätze angelegt, die im Oktober 2010 eröffnet wurden.

Im Rahmen der Auslobung für den Wettbewerb „Parklandschaft Tempelhof“ vom März 2010 sind in Abstimmung mit den Bezirken und dem Landessportbund Berlin e.V. weitere Anforde- rungen im Hinblick auf die künftigen sportlichen Nutzungsmöglichkeiten formuliert worden. Insbesondere für die sportlichen Megatrends in den unterschiedlichsten Ausdauersportarten ist das Gelände besonders gut geeignet. Darüber hinaus haben die drei Bezirke Neukölln, Tem- pelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg einen Bedarf in der Größenordnung von ins- gesamt sechs Großspielfeldern für den Hockey- und Fußballsport angemeldet. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat darüber hinaus vor, nördlich des Columbiadamms im Bereich der Züllichauer Straße, ggf. den Spielfelderbedarf, der am Gleisdreieck nicht realisiert werden kann, zu verorten. Von den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern werden nicht nur Standortvorschläge erwartet, sondern auch Konzepte, die aufzeigen, wie die für Großspielfel- der optionierten Flächen bis zur Inanspruchnahme kostengünstig sportlich genutzt werden können.

5.2 Sportraumnutzung

Eine 2008 im Auftrag des Senats erstellte Expertise zur Auslastung der öffentlichen Sportanla- gen kam zu dem Ergebnis, dass hier offensichtlich ein Optimierungsbedarf besteht und unter- breitete eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen. Als erster Schritt wurde bei der Neufas- sung der Sportanlagen-Nutzungsvorschriften – SPAN vom 2. Februar 2010 der Kostenersatz bei Nichtinanspruchnahme einer Sportanlage auf 100 Euro erhöht.

Der Landessportbund Berlin lässt derzeit

- die Vergabestrukturen für öffentliche Sportanlagen in den zwölf Berliner Bezirken, - einen Kriterienkatalog für die Vergabe sowie - weitere Möglichkeiten übergreifender Optimierungsmaßnahmen zum Themenbereich Ver- gabe und Auslastung untersuchen.

Der Senat und die Bezirke sowie der Landessportbund Berlin und die Bezirkssportbünde der Bezirke sind gemeinsam der Auffassung, dass die Erschließung von Nutzungsreserven durch die Optimierung der Auslastung ein wesentliches Ziel der Sportraumentwicklungsplanung ist.

5.3 Sanierung und Modernisierung

Angesichts eines Sanierungsstaus im Bestand der Berliner öffentlichen Sportanlagen bei gleichzeitiger Verknappung der öffentlichen Investitionsmittel hat die Sanierung und Moderni- sierung von öffentlichen Sportanlagen unter Beachtung der Wirtschaftlichkeit insgesamt wei- terhin Vorrang vor zusätzlichen Neubaumaßnahmen. Bei der baulichen Unterhaltung und der Sanierung ihrer Sportstätten tragen die Bezirke eine hohe Verantwortung. Anlässlich der aktua- lisierten Statuserhebung 2010 wurden Sanierungswünsche von 89.5 Mio. Euro seitens der Be- zirke gemeldet. Diesen Angaben stehen die aus den Zuweisungen an die Bezirke zu finanzie- renden Ausgaben für bauliche Unterhaltung und kleine Investitionsmaßnahmen gegenüber. Darüber hinaus finanziert der Senat das Sportanlagensanierungsprogramm, das mit seinem Volumen knapp 50 % abdeckt.

188 Dem gezielten Einsatz dieser Mittel und den Kriterien der Maßnahmenauswahl des Sportanla- gensanierungsprogramms kommt daher künftig eine noch größere Bedeutung zu als bisher. Am Beispiel der Fußballfelder kann verdeutlicht werden, dass die Sanierung öffentlicher Sport- anlagen auch in den nächsten Jahrzehnten erhebliche Anstrengungen erforderlich machen wird: Trotz einer gesamtstädtisch niedrigen Geburtenrate, wird die Nachfrage von Vereinen nach Nutzungszeiten für Kinder und Jugendliche aufgrund des steigenden Organisationsgrades- insbesondere bei Mädchen und Frauen – in den kommenden Jahren nicht signifikant sinken. Die Nachfrage konnte in den vergangenen Jahrzehnten nur durch die Ausstattung zahlreicher Spielfelder mit Kunstrasenbelägen befriedigt werden. Bei Berücksichtigung der Bevölkerungs- prognose und Fortschreibung des derzeitigen Trends in der Sportart Fußball wäre frühestens ab 2030 eine geringfügig nachlassende Nachfrage zu erwarten. In Stadtgebieten mit einem wachsenden Anteil junger Bewohner/innen würde die Nachfrage in den nächsten Jahren eher noch ansteigen, dafür in Stadtteilen mit einer älteren Bewohnerschaft bereits früher sinken. Hinsichtlich des Sanierungsbedarfs kann man feststellen, dass bei einer zur optimalen Be- spielbarkeit gewünschten Auswechslung eines Kunstrasenbelages nach 10 -13 Jahren bis zu 7 Mio. Euro jährlich an Kosten für die Erneuerung der Kunstrasenfelder anfallen würden. Die Re- lation zum gesamten Programm-Volumen von rund 9 Mio. Euro / pro Jahr gibt einen deutlichen Hinweis darauf, dass sich die Ersatzmaßnahmen nicht an der optimalen Bespielbarkeit werden orientieren können.

5.4 Weiterentwicklung der Berliner Bäder

Die Berliner Bäder haben einen hohen sozial- und sportpolitischen Stellenwert. Öffentliche Bä- der dienen der Daseinsvorsorge und der Sicherstellung der unentgeltlichen Nutzung durch den im Bäderanstaltsgesetz genannten Nutzerkreis der Schulen, Kitas und Horte sowie Vereine. Die den Bewegungsapparat schonende Bewegungsform im Wasser hat unter Berücksichtigung des demografischen Wandels einen immer höheren Stellenwert in der Gesellschaft.

Die zukünftige Angebotsstruktur orientiert sich an den Vorgaben des Bäder-Anstaltsgesetzes (BBBG) und der Satzungen der BBB:

- Sicherstellung der Angebote für das obligatorische Schulschwimmen - wenigstens 50% der in Hallenbädern vorhandenen Wasserflächen sind für das öffentliche Schwimmen (entgeltpflichtige Daseinsvorsorge) vorzuhalten und für förderungswürdige Sportorganisationen, Kindertagesstätten und Horte sind Schwimmbäder unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen der Weiterentwicklung des Unternehmenskonzeptes werden als Ziele definiert:

- Erhaltung des bestehenden Bäderangebots zu sozialverträglichen Preisen für die Öffent- lichkeit als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, - Gewährleistung der unentgeltlichen Nutzung durch Schulen, Sportvereine, Kindertagesstät- ten und Horte, - Betreiben der Hallen- und Kombi-Bäder sowie der Sommerbäder in Gebieten mit besonde- rem Entwicklungsbedarf als Kernaufgabe im Rahmen der öffentlichen Daseinsvorsorge und für die unentgeltliche Nutzung für Schulen, Sportvereine, Kindertagesstätten und Horte; - Verpachtung der Freibäder und Betreibung durch Dritte; - Verpachtung und/oder Betreibung der Sommerbäder durch Dritte, soweit dies wirtschaftlich ist und der Versorgungsauftrag weiter erfüllt wird, - Verbesserung der Bedingungen für den Schul- und Vereinssport sowie für den öffentlichen Badebetrieb durch eine nutzerorientierte Bäderstruktur, - Erhöhung der Kundenzufriedenheit,

189 - Verbesserung der Einnahmesituation und des Kostendeckungsgrades durch Weiterent- wicklung des vorhandenen Leistungsprogramms und Einführung neuer zielgruppengerechter Angebote, - Anpassung der Angebote an den demografischen Wandel, - Attraktivierungsmaßnahmen in den Bädern sowie Erschließung von Vermarktungspotenzia- len (z. B. Entwicklung von Freiflächen, Zusatznutzungen), - Bestandssicherung durch kontinuierliche bauliche Unterhaltung und Betrieb

Der Berliner Senat hat sich in seinem Bericht an das Abgeordnetenhaus vom 01.04.2008 (Mit- teilung zur Kenntnisnahme „Versorgung mit Bäderangeboten gewährleisten - Bäderkonzept fortschreiben“) zum Erhalt der Berliner Bäderlandschaft, und hier insbesondere der 37 Hallen- bäder, bekannt. Um diesen Bäder-Bestand auf Dauer sicherstellen zu können, wurde im Jahre 2007 das "Bädersanierungsprogramm" mit einem Volumen von 50 Mio. Euro aufgelegt. Diese Mittel stammen aus dem Verkauf der Gewerbesiedlungsgesellschaft GSG und sollten vor allem dazu dienen, den in den Vorjahren entstandenen Instandhaltungsstau abzubauen. Zusätzlich zu diesen Mitteln konnten noch weitere Fördermittel eingeworben werden, um vorrangig zu- sätzliche Maßnahmen zur energetischen Sanierung der Schwimmhallen vorzunehmen. So werden aus dem Investitionspakt 6,8 Mio. Euro, aus dem Umweltentlastungsprogramm UEP II rund 10 Mio. Euro und aus dem Konjunkturpaket II 6,2 Mio. Euro bereitgestellt. Insgesamt konnten seit 2007 Maßnahmen an fast 30 Standorten durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen werden, die in der Zukunft durch die damit verbundenen energetischen Maß- nahmen auch zu deutlichen Reduzierungen von Energieverbrauch und CO2-Ausstoß führen werden. Derartig umfangreiche Baumaßnahmen erfordern wegen der baubedingten Schlie- ßungen ein hohes Maß an Verständnis der Bürgerinnen und Bürger sowie der Sportvereine. Die mit den Förderprogrammen finanzierten Maßnahmen reichen teilweise bis in das Jahr 2012. Neben dem Abschluss kleinerer Maßnahmen ist das nächste Ziel die Fertigstellung der umfangreichen Sanierung des Stadtbades Schöneberg im 1. Quartal 2011. Ebenfalls in 2011 begonnen werden die Sanierungsarbeiten in der Schwimmhalle Finckensteinallee und den Kombibädern Gropiusstadt und Spandau Süd. Damit die hohen Anforderungen an die Berliner Bäder-Betriebe auch künftig gehalten werden können, stellt das Land Berlin seit dem Jahr 2010 einen zusätzlichen jährlichen Zuschuss von 5 Mio. Euro zur Verfügung.

6. Berlin finanziert und fördert den Sport

6.1 Finanzierung des Sports

Berlin fördert den Sport finanziell nach Maßgabe des jeweiligen Haushaltsgesetzes. Dabei ba- siert die Förderung des Sports zu einem nicht unerheblichen Teil auf Erträgen aus der Zweck- abgabe der DKLB für sportliche Zwecke nach dem DKLB-Gesetz („Lottomittel“).

6.2 Förderung des Sports

Zur Sicherung einer effektiven Umsetzung des Leitbildes und seiner strategischen Ziele bedarf es der Überprüfung der vorhandenen Sportförderprogramme. Als erstes soll der Bereich der Spitzensportförderung im Rahmen eines neuen Leistungssportkonzeptes überprüft werden. Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport erarbeitet hierzu derzeit die Grundlagen.

190 6.3 Öffentliche Sportverwaltung

Zur Schärfung des Profils der Sportverwaltung des Landes Berlin wurde im September 2008 mit externer Unterstützung ein Organisationsentwicklungsprozess in Gang gesetzt, in dessen Ergebnis die Zuständigkeiten in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Abt. IV, teilweise völlig neu zugeschnitten wurden. Durch eine klare, aufgabenstrategische Zielsetzung wurde die Abteilung so aufgestellt, dass sie neueste sportpolitische Trends aufnehmen kann und auf zukünftige Herausforderungen besser vorbereitet ist. Die Schaffung der Voraussetzungen für die Umsetzung des „Leitbilds für die Sportmetropole Berlin“ war ein wesentliches Motiv bei der Ausrichtung der Neuorganisation.

Abb. 9 Organigramm der Sportabteilung bei SenInnSport nach der Reorganisation

Weitere Details zur neuen Abteilungsstruktur können dem Bericht an den Unterausschusses Produkthaushalt und Personalwirtschaft vom 17. Juni 2010 entnommen werden.

191 7. In Berlin ist der Sport ein Imagefaktor

7.1 Förderung des Spitzensports

Die Senatsverwaltung für Inneres und Sport beabsichtigt, ein Leistungssportkonzept zu erstellen, in dem zu den wesentlichen Teilaspekten (Talentförderung, Bereitstellung von Sportstätten und Trainern, Anti-Doping, etc.) Kernaussagen getroffen werden. Die detaillierte Bearbeitung wird im Jahr 2011 erfolgen.

Der Runde Tisch Spitzen- und Leistungssport hat sich bereits mit Einzelthemen beschäftigt, Grundlagen erarbeitet und Empfehlungen abgegeben. Unter der gemeinsamen Leitung mit der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und dem Landessportbund Berlin wurden mit Vertreter/innen von Vereinen, des Olympiastützpunktes Berlin, des Behinderten- Sportverbandes Berlin, der Eliteschulen des Sports, der Hochschulen und aus dem Wissenschaftsbereich folgende Themenschwerpunkte behandelt: a) Talentsichtung und Talentförderung b) Duale Karriere und Förderung von Spitzensportler/innen an Berliner Hochschulen c) Leistungssport von Menschen mit Behinderung d) Nachwuchsförderung im Trainerbereich a) Talentsichtung und Talentförderung Bisher nimmt nur jedes siebte Kind am Sichtungsprozess teil. Es gibt keinen zwischen den Sportverbänden abgestimmten systematischen Talentsichtungsprozess und deshalb ist zu vermuten, dass eine größere Zahl von potentiellen Leistungssporttalenten nicht erkannt wird. Unter der Federführung der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung wurde eine Strategie erarbeitet, dieses zu ändern. Es ist mittelfristig beabsichtigt, den Deutschen Mo- torik-Test (DMT) flächendeckend in den 3. Klassen durchzuführen. Der DMT umfasst acht Ü- bungen, mittels derer die motorischen Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern bewertet werden. Anhand der Testergebnisse, ergänzt durch einen Eltern-Fragebogen, sollen den Kin- dern und Jugendlichen geeignete Sportangebote offeriert werden. Hierbei steht zunächst die allgemeine Sportbegabung und nicht ein mögliches Talent für eine spezielle Sportart bzw. Dis- ziplin im Vordergrund. Die Koordinierung obliegt dem Landessportbund Berlin. Im laufenden Schuljahr 2010/2011 soll zunächst in rund 50 Schulen mit der Testdurchführung begonnen werden. Eine eigenständige Finanzierung der Talentsichtung im Rahmen des DMT ist nicht erforderlich. Die Maßnahme wird im Rahmen der Qualitätssicherung des Schulsports finanziert (siehe unter 3.). b) Duale Karriere und Förderung von Spitzensportler/innen an Berliner Hochschulen Neben der Spitzensportkarriere ist es von entscheidender Bedeutung, den Athletinnen und Athleten eine parallel stattfindende Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. Hier bietet Berlin hervorragende Voraussetzungen, die bundesweit ihresgleichen suchen. Dank einer sehr guten Kooperation zwischen dem Landessportbund Berlin, den Fachverbänden, dem Olympia- stützpunkt Berlin – insbesondere dem dortigen Bereich der Laufbahnberatung - , den Elite- schulen des Sports und den im Bereich der Spitzensportförderung kooperierenden Hochschu- len ist es Berliner Athletinnen und Athleten möglich, ohne inhaltliche Abstriche Schul-, Bil- dungs- und Studienabschlüsse erfolgreich zu erlangen. Im Bereich der Schule wird dies durch eine gezielte Abstimmung von Stunden- und Trainingsplänen sowie ggf. eine Individualförde- rung ermöglicht. Im Bereich des Studiums erfolgt dies ebenfalls durch ein passgenaues Abstimmen der Stu- diensequenzen mit den Trainings- bzw. Saisonanforderungen. Bei ausgewählten Ausbildungs- berufen besteht die Möglichkeit, den Ausbildungszeitraum zu strecken. Dass Berlin sowohl mit diesem Angebot als auch mit der Kooperation zwischen den beteiligten Institutionen vorbildlich

192 aufgestellt ist, belegt auch die Tatsache, dass ein Laufbahnberater des Olympiastützpunktes Berlin als Vertreter der Länder in die EU-AG Bildung und Weiterbildung im Sport entsandt wur- de.

Ein gewisses Verbesserungspotential wird bei dem Übergang vom Studium in die Berufstätig- keit gesehen. Hier gestaltet es sich schwierig, geeignete Arbeitsplätze für Spitzensportler/innen zu finden. Seitens des Landessportbundes Berlin, des Olympiastützpunktes sowie der Sport- stiftung Berlin wird zurzeit mit dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller ein Vermittlungs- konzept für Hochleistungssportler/innen nach ihrer sportlichen Karriere entwickelt. Es wurden keine Entscheidungen zu Maßnahmen oder Projekten getroffen, die Auswirkungen auf den Berliner Haushalt haben. c) Leistungssport von Menschen mit Behinderung Berlin ist Paralympischer Trainingsstützpunkt in den Sportarten Schwimmen und Leichtathletik. Darüber hinaus werden weitere Sportarten von Menschen mit Behinderung unter leistungs- sportlichen Aspekten in Berlin ausgeübt. Mit den vorhandenen Strukturen des Behinderten- Sportverbandes Berlin und der aktiven Vereine ist hier eine gute Grundlage für die Förderung und Ausweitung des Leistungssports für Menschen mit Behinderung gegeben. Die Senatsver- waltung für Inneres und Sport beabsichtigt die gleichberechtigte Einbindung behinderter Sport- lerinnen und Sportler in die vorhandenen Förderprogramme. d) Trainersituation in Berlin Anhand von Vorträgen und Diskussionen wurde aufgezeigt, wie wichtig die Trainer/innen für einen erfolgreichen Leistungssport sind. Es besteht grundsätzlich Einvernehmen der Teilneh- mer/innen am Runden Tisch, dass u.a. im Bereich der Trainergehälter perspektivisch eine Ver- änderung vorgenommen werden muss. Die Finanzierung wird allerdings nur im Rahmen einer Umverteilung innerhalb des Sports erfolgen können. Darüber hinaus sind aber auch

- die Standards bei der Qualifizierung der Trainer/innen sportartenübergreifend in vergleich- bare Strukturen zu bringen, - die Absicherung des Trainernachwuchses durch qualifizierte (Hochschul-) Abschlüsse si- cher zu stellen und - ist in der Öffentlichkeit stärker auf die Bedeutung des Trainers/ der Trainerin im Back- ground des Athleten hinzuweisen.

193 7.2 Sportveranstaltungen

Es ist erklärtes Ziel der Berliner Sportpolitik, in der Stadt in jedem Jahr nationale und internati- onale Sportveranstaltungen durchzuführen und sich um die Austragung von Sportgroßveran- staltungen zu bewerben. Immerhin kommen nach Angaben der visitBerlin (ehemals Berlin Tou- rismus Marketing GmbH) rund 10% der Besucher Berlins in die Stadt, um Sportveranstaltun- gen zu besuchen oder selbst aktiv zu werden. Sportereignisse wie die FIFA Fußball Weltmeis- terschaft 2006 oder die IAAF Leichtathletik Weltmeisterschaften 2009 tragen in erheblichem Maß zur Förderung des Images der Stadt als internationale Sportmetropole bei Bewerbungen um Sportgroßveranstaltungen in Berlin erfolgen in aller Regel durch lokale und nationale Sportverbände. Zentraler Ansprechpartner ist für diese Verbände seit zwei Jahrzehnten das für Sport zuständige Mitglied des Senats. Von dort werden die Verbände im Akquisitionsverfahren und im Erfolgsfall bei der Planung und Organisation der Veranstaltungen unterstützt und geför- dert. Falls erforderlich, werden andere Senatsverwaltungen und Marketingpartner des Landes Berlin hinzugezogen. Der Stand der aktuellen Akquisition und Veranstaltungsplanung beinhaltet derzeit u. a.:

Nach Berlin vergebene Veranstaltungen (Stand 15.02. 2010)

2011 04.04. - 10.04. EM Gerätturnen 24.06. - 25.06. Weltliga Volleyball Männer (Halle) 26.06. FIFA Frauen-WM in Deutschland, Eröffnungsspiel 03.07. - 10.07. EM im Schwimmen der Behinderten 11.09. Internationales Stadionfest ISTAF Okt./Nov. FINA Kurzbahn-Weltcup im Schwimmen

2012 18.05. – 21.05. Olympia-Qualifikation Volleyball Männer (Halle) Juni / Juli Weltliga Volleyball Männer (Halle) August/Sept. Internationales Stadionfest ISTAF November FINA Kurzbahn-Weltcup im Schwimmen

2013 12.09. – 15.09. EM Volleyball Frauen (Finalrunde) November FINA Kurzbahn-Weltcup im Schwimmen

Laufende Akquisitionsbemühungen der Sportorganisationen

2012 Weltserienturnier / Olympia-Qualifikation Beach Volleyball 2013 WM Tanzsport Latein 2014 EM Schwimmen 2017 Int. Deutsches Turnfest 2018 EM Leichtathletik

laufende Bewerbungsverfahren

2013 ff. Champions League-Finale im Fußball

Jährliche Traditionsveranstaltungen mit besonderer Bedeutung

Januar 6-Tage-Rennen Mai BIG 25 Berlin Mai DFB Pokalfinale Männer Mai / Juni SKODA - Velothon Berlin Mai / September Jugend trainiert für Olympia - Bundesfinalveranstaltungen September BMW Berlin-Marathon

194 Neben den Sportveranstaltungen in den olympischen und anderen bereits etablierten Sportarten bemüht sich das Land Berlin auch um die Akquisition von Trendsportevents. Das Erkennen und Fördern neuer Sporttrends ist für die ständige Fortentwicklung und den Erhalt der internationalen Konkurrenzfähigkeit erforderlich und trägt wesentlich dazu bei, das Image Berlins für die jüngeren Generationen attraktiv zu halten. Dabei profitiert Berlin von der kulturellen Vielfalt und dem kreativen Potential seiner Einwohner. Der Senat und die Bezirke haben Veranstaltungen und sonstige Nutzungen unterstützt durch

- Übernahme der Schirmherrschaft für die Veranstaltung „STRASSE!KICKT Open 2010“, die vom 2. - 4. Juli den Alexanderplatz als urbane Spielwiese inszenierte.

Abb. 9 STRASSE!KICKT Open 2010

-

Beratung der „freestyle Berlin“ 2009, die Wettbewerbe mit internationalen Stars präsentierte und in Zusammenarbeit mit dem 1. Berliner Skateboardverein e.V. auch Mitmach-Angebote für Kinder und Jugendliche entwickelte.

- Verlegung der Jugendmesse „You“ mit ihren zahlreichen Trendsportangeboten nach Tempelhof.

- Hilfe für die Softball- und Baseballszene bei der Suche nach einer gemeinsamen Nutzungsmöglichkeit der ehemaligen Softballflächen der Amerikaner auf der Tempelhofer Freiheit.

- erfolgreiche Vermittlung eines Ersatzstandorts für den „Mellow- Park“ in Berlin- Köpenick

Insbesondere das Gelände der Tempelhofer Freiheit sowie die dort vorhandenen Event-Hangars sind geeignet für vielfältige innovative Sporttrends. Die entstehende Tempelhofer Parklandschaft könnte ein Experimentierfeld für neue Trends im Sport werden, da schon jetzt im Rahmen von Zwischen- und Pioniernutzungen die Möglichkeit besteht, Neues und Ungewöhnliches – auch aus dem Bereich des Sports – öffentlich auszuüben oder auszuprobieren.

195 Neben den „klassischen“ Trendsportarten wie Beachvolleyball könnten in naher Zukunft neue Trends wie „Jugger“ oder „Slacklining“ auf dem Tempelhofer Feld angeboten werden.

7.3 Wettkampf- und Veranstaltungsstätten

Das Land Berlin hat auch in den letzten fünf Jahren die sportspezifische Infrastruktur der Stadt durch die Aufwendung erheblicher Finanzmittel nachhaltig verbessert. Zu den Maßnahmen gehört beispielsweise der Neubau einer Bezirkssporthalle in Treptow- Köpenick, Hämmerlingstraße, mit rd. 1.000 Zuschauerplätzen u. a. als Heimstätte eines renommierten Volleyball-Bundesligaclubs. Die Sporthalle lässt auch internationale Spiele zu. In Charlottenburg-Wilmersdorf schreitet aktuell der Neubau einer multifunktionalen Eissporthalle voran. Ende 2010 fand das Richtfest für den Bau, der zwei Eisflächen und zunächst rd. 1.000 Zuschauerplätze für die Sportarten

 Eishockey  Eiskunstlauf  Curling / Eisstocksport  Öffentliches Eislaufen  und in den Sommermonaten für Rollschuhsport beinhaltet, statt.

In Treptow-Köpenick wurden für das Bundesleistungszentrum Rudern / Kanu die Sporthallen- Sanitärbereiche sowie neun Stege erneuert.

Im Rahmen der Vorbereitungen für die FIFA-Fußball-WM 2006 und die IAAF-Leichtathletik- WM 2009 wurden nicht nur das Olympiastadion als Wettkampfstätte und Plätze des Olympiaparks als Aufwärmbereich umfangreich modernisiert und damit wettbewerbsfähig gemacht, sondern auch die Trainingsstätten Mommsenstadion in Charlottenburg-Wilmersdorf, das Stadion Lichterfelde in Steglitz-Zehlendorf und die Rudolf-Harbig-Sporthalle im Horst- Korber-Sportzentrum in der Glockenturmstraße teilweise modernisiert.

2008 konnte Berlin das modernste Landesleistungszentrum (und zugleich Bundesstützpunkt) für den Modernen Fünfkampf in der Bundesrepublik mit Standort im Olympiapark Berlin in Betrieb nehmen. Bei den zentral verwalteten Sportanlagen sind die erfolgreichen Anstrengungen des Landes im Sportforum Berlin, hier insbesondere die Sanierung des Olympiastützpunktes und der Schwimmhalle sowie der Neubau einer Beach-Volleyballhalle, zu erwähnen. Diese Einrichtungen stehen insbesondere den Kaderathletinnen und -athleten der Sportmetropole Berlin zum Training und zur Wettkampfvorbereitung zur Verfügung. Auf dem Standort der Multifunktions-Sportanlage Paul-Heyse-Straße wurden nachhaltig die Funktionsraumbereiche an die aktuellen sportfachlichen Standards für Eissportler/innen, Turner/innen, Kraftsportler/innen und Ballsportlern/innen angepasst und erneuert. Aktuell wird im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark als ein erster Schritt der Modernisierungsmaßnahmen ein Funktionsgebäude neu errichtet. Im Olympiastadion wurden vom Land Berlin als WM-Vorbereitungen große finanzielle Anstrengungen für das Gelingen erfolgreicher und Image prägender Sportveranstaltungen übernommen und mit hervorragenden sportlichen Ergebnissen belohnt. Mit dem Einbau insbesondere einer Unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) und einem HDTV-gerechten Flutlicht weist das Stadion einen sehr hohen technischen Ausstattungslevel auf, mit dem sich die Olympiastadion Berlin GmbH als Betreibergesellschaft bei Bewerbungen Berlins um künftige Großveranstaltungen Erfolg versprechend dem Wettbewerb stellen kann.

196 8. In Berlin ist der Sport ein Wissenschafts- und Wirtschaftsfaktor

8.1 Sportwissenschaftliche Forschung und Lehre

Das Institut für Sportwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin ist im Zuge seiner wissenschaftlichen Neuprofilierung und der Neubesetzung von zentralen Professuren (Sportsoziologie, Sportdidaktik und Unterrichtsforschung, Trainings- und Bewegungswissenschaft) vom bisherigen Standort am Olympiastützpunkt Hohenschönhausen in das Herz von Berlin auf den Campus Nord umgezogen. In diesem Kontext ist mit der Einrichtung des Centrum für Sportwissenschaft und Sportmedizin Berlin (CSSB) durch die Humboldt-Universität zu Berlin und die Charité – Universitätsmedizin Berlin ein Interdisziplinäres Zentrum zur Verbindung von sportwissenschaftlicher und sportmedizinischer Forschung aufgebaut worden, das von der natur- und sozialwissenschaftlichen Grundlagenforschung über die Entwicklung, Anwendung bis zur Politik- und Organisationsberatung sowie wissenschaftlichen Weiterbildung auf hohem internationalen Niveau tätig sein soll. Verbunden damit waren umfangreiche Sanierungs- und Baumaßnahmen der HU Berlin, die u. a. mit Mitteln des Landes Berlin realisiert wurden. Bestandteil des neuen Standortes ist neben dem sanierten und denkmalgeschützten Altbau in der Philippstraße 13, Haus 11, der u. a. moderne Büros, Labors und einen Vorlesungssaal beinhaltet, die ca. 2.500 m² große Sportforschungshalle. Auf zwei Ebenen, die mit technischen Einrichtungen zur Interventionsforschung ausgestattet sind, sind eine Drei-Feld-Sporthalle und eine Halle für Gymnastik und Tanz entstanden; hinzu kommen funktionelle Flächen für Regeneration, Rehabilitation und ein Sportstudio mit Kraftgeräten. Darüber hinaus sind für die Neunutzung des Tribünengebäudes des Poststadions in der Lehrter Straße 59 in Berlin-Moabit der Bezirk Berlin-Mitte und die Humboldt-Universität eine Kooperation eingegangen. Dazu wurde der Westflügel des Tribünengebäudes insbesondere für den Lehrveranstaltungsbetrieb in Verbindung mit sportpraktischen Lehrangeboten umgebaut und erweitert. Entstanden sind ein 150 m² großer, teilbarer Mehrzweckraum, Büros, Umkleiden und Duschen.

8.2 Sporttourismus und Marketing

Die Gewinnung von Sportevents mit internationaler Ausstrahlung ist eines der Ziele des Berliner Tourismuskonzepts. Das Konzept wird derzeit durch die federführende Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen aktualisiert. Die Sicherung bestehender Sportevents mit hohem Imagewert (BMW Berlin-Marathon, DFB-Pokalendspiel der Männer, ISTAF, Grand Slam im Beachvolleyball, 6-Tage-Rennen, Skoda Velothon, Weltcup im Schwimmen) hat darin eine ebenso große Bedeutung, wie die gezielte Akquisition weiterer national und vor allem international herausragender Sportevents, die geeignet sind, Berlins Image positiv zu prägen, und die zur weiteren Profilierung Berlins als Sportmetropole beitragen. Hierzu gehören z. B. Topereignisse in den traditionellen Bereichen Fußball, Basketball, Leichtathletik, Schwimmen, Handball, Volleyball und Radsport, ebenso wie Beachsport oder Inlineskaten. Neben den internationalen Top-Events ergibt sich auch durch die Teilnahme zahlreicher Berliner Teams an den verschiedenen Bundesligen eine erhebliche Steigerung der Bekanntheit und des Prestiges der Sportmetropole Berlin. Das Bundesligaprogramm mit einem Gesamtvolumen von 1,3 Mio. Euro p. a. ist eine wesentliche Voraussetzung für die Bundesligisten, einen nationalen und internationalen Spielbetrieb in höchster sportlicher Qualität sicher zu stellen. Aufgrund des breit aufgestellten Spitzensportangebots in Berlin kommen jedes Jahr Sportler/innen, Betreuer/innen und Unterstützer/innen verschiedenster nationaler und internationaler Mannschaften nach Berlin. Diese sichern sowohl die hohe sportliche Qualität der in Berlin stattfindenden Veranstaltungen, als auch zusätzliche

197 Einnahmen in den Bereichen Tourismus und Gastronomie. Die Bandbreite der geförderten Vereine reicht dabei von den Publikumsmagneten ALBA Berlin, Eisbären Berlin, Füchse Berlin, SCC Volleyball bis zu den Vertreter/innen der nicht so stark im Fokus des allgemeinen Interesses stehenden Sportarten Hockey (z.B. BHC), American Football (Berlin Adler) oder Wasserball (z.B. Spandau 04). Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Bundesligistenförderung sind die Vereine in der Lage, als positive Botschafter der „Sportmetropole Berlin“ das sportfreundliche und weltoffene Bild Berlins nach außen zu tragen.

Im Jugendbereich zählt die Schulsportveranstaltung „Jugend trainiert für Olympia“ mit ihren im Mai und September zweimal jährlich ausgetragenen Bundesfinal-Wettkämpfen ebenfalls zu den besonders werbewirksamen Berliner Sportevents. Insgesamt rund 8.000 Nachwuchssportlerinnen und -sportler erfahren so jedes Jahr die Berliner Gastfreundschaft und kommen in Kontakt mit der Sportmetropole.

Im Frühjahr 2008 wurde auf Initiative der IHK Berlin, der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, der Partner für Berlin GmbH und der damaligen Berlin Tourismus Marketing GmbH der „Expertenkreis Sport und Wirtschaft“ eingerichtet. Seine Aufgabe ist, „Ziele und Maßnahmen einer besseren und umfassenderen Vermarktung der Sportmetropole Berlin“ zu erarbeiten und umzusetzen. Eingebunden sind in diesen Kreis Vertreter/innen der Spitzensportvereine Berlins, des Landessportbundes Berlin, namhafter Unternehmen sowie die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen und die Senatskanzlei. In der Arbeitsgruppe „Sportevents“ dieses Expertenkreises werden laufend künftige Bewerbungen um Sportgroßveranstaltungen angesprochen und Unterstützungsoptionen entwickelt. Ergebnisse dieser Gremien werden über Mitglieder des Expertenkreises in den Runden Tisch Tourismus beim Regierenden Bürgermeister eingebracht. Berlin schneidet derzeit in nationalen und internationalen Ranglisten von Sportstädten hervorragend ab: national ist Berlin Sportstadt Nr. 1, international hat Berlin einen Spitzenplatz. Um diesen Status angesichts starker nationaler und vor allem internationaler Konkurrenz zu festigen und Berlins Position bei der künftigen Vergabe von Sportveranstaltungen zu stärken, ist eine angemessene Vermarktung der Qualitäten der Sportmetropole Berlin zwingend erforderlich.

198 Eine Arbeitsgruppe „Vermarktung“ des Expertenkreises hat hierzu einen Katalog entwickelt, der u.a. folgende Maßnahmen enthält:

- Präsenz von Vertreter/innen Berlins bei herausragenden Sportgroßveranstaltungen - Werbung im Rahmen von herausragenden Sportevents in Berlin wie Pokalendspiel des Deutschen Fußball-Bundes, Internationales Stadionfest Berlin (ISTAF), Berlin Marathon - Produktion von Publikationen (u. a. Flyer Sportmetropole Berlin) und von Präsentationsmaterialien für Bewerbungen - Weiterentwicklung der „Marke“ Sportmetropole Berlin und Werbung für Berlin im Rahmen von Kampagnen des Landes Berlin - Präsentationsmaßnahmen und Empfänge Berlin im Zusammenhang mit Europa- und Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und Paralympics, Kongressen (wie z. B. „SportAccord Convention“)

Am 9. Febr. 2010 wurde in Berlin das neue Internetportal der Sportmetropole Berlin vorgestellt: www.berlin-sportmetropole.de

Abb. 11 www.berlin-sportmetropole.de

Auf Initiative und mit Förderung der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, der IHK Berlin, der Berlin Partner GmbH und der Berlin Tourismus Marketing GmbH wurde ein - bundesweit einzigartiges - Sportportal entwickelt, das dazu beitragen soll, die Spitzenposition Berlins im Sport weiter zu festigen und noch mehr Sportfans nach Berlin zu holen. Einzigartig dabei ist, dass sich in diesem Portal die namhaften Aushängeschilder des Berliner Sports - die Eisbären, ALBA Berlin, die Volleyballer des SCC, die Füchse, Hertha BSC und Union, die Anschutz Entertainment Group, die Velomax GmbH und die Olympiastadion Berlin GmbH zu einem gemeinsamen Projekt zusammengefunden haben und auch den laufenden Betrieb des Portals sicherstellen.

Der Senat von Berlin

Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister Senator für Inneres und Sport

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