ZENTRUM ÜBERLEBEN Wege in eine menschenwürdige Zukunft newsletterNr 2/3 | September 2017

25 EDITORIAL Jahre Liebe Leserinnen und Leser, Wie alles begann... was 1992 mit einer Handvoll von Mitar- bzfo/ZÜ beitenden und einem kleinen Wirkungs- radius begann, ist heute ein ganzheitlich arbeitendes Zentrum. Neben der Behand- lung und Rehabilitation von traumatisier- ten Geflüchteten sorgen wir auch für die Integration und berufliche Qualifizierung bis hin zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit unterschiedlichen Flucht- und Migrationserfahrungen. Die Krisen und Kriegsschauplätze wäh- rend dieser Zeit wechselten, die Not und das Leid der Geflüchteten sind geblieben und so sehen wir uns auch nach 25 Jah- ren weiterhin in der Pflicht mit unserer Expertise Wege in eine menschenwürdi- ge Zukunft zu eröffnen. Wir danken allen, die uns dabei beglei- tet und geholfen haben und hoffen Sie

unterstützen uns auch weiterhin! TV Archiv) und Sehen; bzfo Hören © (

Ihre Ende© Türkisches der 1980er Pressefoto, Jahre Human erarbeitete Rights Foundation eine ofGruppe Turkey von Ärzt*innen, Journalist*innen und Dr. Mercedes Hillen Geschäftsführerin Aktivist*innen das Konzept einer Behandlungseinrichtung für Folterüberlebende. Hin- & Ärztliche Leiterin tergrund war die fachliche Auseinandersetzung mit der Rolle von Ärzt*innen während des Holocausts und bei der Begutachtung von diesen Überlebenden.

1992 wurde das Behandlungszentrum für In den Anfangsjahren waren Geflüchte- Ohne Sicherung des Aufenthaltes ist es Folteropfer in Berlin gegründet - maßgeb- te aus Bosnien eine weitere große Grup- nur eingeschränkt möglich, Traumatisier- lich unterstützt durch das Deutsche Rote pe von Patient*innen. Damit einher ging te zu behandeln. Sie brauchen grundle- Kreuz, die Bundesärztekammer und mit die Beteiligung des Zentrums an Runden gend einen sicheren Ort, um die Traumata finanziellen Mitteln des Bundesfamilien- Tischen zur Frage der Sicherung des Auf- verarbeiten und sich ein neues Leben ministeriums. Die ersten Mitarbeitenden enthaltes von traumatisierten Geflüch- mit Zukunftsperspektiven aufbauen zu waren vornehmlich Mediziner*innen. Sehr teten aus dem ehemaligen Jugoslawien. können. Dafür war es wichtig, in einem bald kamen Sozialarbeiter*innen und auch Da sich seit Anfang der 1990er Jahre Netzwerk mit anderen Organisationen Psychotherapeut*innen hinzu. Die ersten die Situation für Asylbewerber*innen in zusammenzuarbeiten, die sich für die Ver- Patient*innen stammten zumeist aus der Deutschland verschlechterte, die Aufent- besserungen der Aufnahmebedingungen Türkei. Es waren v. a. Kurd*innen, die Haft haltsgenehmigungen sehr restriktiv erteilt und Versorgung der Geflüchteten einset- und Folter erlebt hatten. Auch psychisch wurden, waren die Erarbeitung von Stan- zen. Hierbei ist die Zusammenarbeit mit belastete Opfer der Stasi-Verfolgung in der dards für Stellungnahmen und Gutachten dem Dachverband, der BAfF (Bundes- ehemaligen DDR suchten im bzfo Hilfe. sowie Dialogprozesse mit dem Bundes- weite Arbeitsgemeinschaft der Psychoso- amt für Migration und Flüchtlinge und zialen Zentren für Flüchtlinge und Fol- Mit dem IRCT, dem International Re- Richtern ein wesentlicher Bestandteil der teropfer e.V.) hervorzuheben. Besonders habilitation Council for Torture Victims, Arbeit des bzfo. 2001 wurden gemeinsam wichtig für die Interessensvertretung der wurde bereits früh kooperiert, so dass es mit anderen Fachleuten die »Standards Betroffenen ist der Dialog der BAfF mit viele internationale Kontakte gab, insbe- zur Begutachtung psychisch traumatisier- Entscheidungsträgern sowie die Zusam- sondere zu Organisationen wie der Men- ter Menschen« (SBPM) veröffentlicht und menarbeit mit dem IRCT auf EU-Ebene. schenrechtsstiftung in der Türkei. Das eine entsprechende curriculare Fortbil- bzfo war an der Erarbeitung des Istan- dung für die Begutachtung in aufenthalts- Von Anfang an gab es im bzfo eine Fach- bul-Protokolls der Vereinten Nationen rechtlichen Verfahren von den Ärzte- und bibliothek und die intensive Teilnahme beteiligt. Seit 1999 sind darin einheitliche Psychotherapeutenkammern erarbeitet. von Mitarbeitenden an Kongressen, Fach- Kriterien zur Dokumentation von Folter- Seither konnten viele Kolleg*innen fort- gesellschaften, Forschungsprojekten und spuren festgelegt. gebildet und zertifiziert werden. Veröffentlichungen.

Behandlung: MEILENSTEINE AUS 25 JAHREN • Psychotherapie • psycho- Presse- und Netzwerk- Konzentrative Bewe- Soziale Arbeit soziale Integration Gutachten Forschung Fortbildung Öfentlich- arbeit gungstherapie • Ergo- Versorgung internationale keitsarbeit Berufiche Stellung- Menschen- therapie • Kunst- und Rehabilitation Beratung Projekte und Supervision Qualifzierung nahmen rechtsarbeit Gestaltungstherapie • Trainings Musiktherapie •

~ 150 Patient*innen ~ 600 Patient*innen ~ 950 Klient*innen Mitgliedschaft im IRCT ~ 150 Schüler*innen

Standort: Bundesfamilienministerin Erste Kunstauktion zugunsten Bundestagspräsident Bundespräsident DRK-Klinikum Westend Claudia Nolte der Überleben – Stiftung fortan jährlich

Regierender Bürgermeister Schirmherr Schirmfrau Eberhard Diepgen Bundestagspräsident Vizepräsidentin des bzfo, zfm, Catania und Überleben – Stiftung Deutschen Bundestages arbeiten nach gemeinsamen Leitzielen unter Bundespräsident Bundespräsident Bundestagspräsident Bundespräsident dem Dach des Zentrum ÜBERLEBEN Regierender Bürgermeister Roman Herzog Johannes Rau Wolfgang Thierse Horst Köhler Michael Müller

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Aufbau von zehn Behandlungszentren Behandlungszentrum für Folteropfer bzfo e.V. in Nordirak Ambulante Abteilung für die Behandlung Forschungsabteilung Ambulante Abteilung für neuer Standort: Catania gGmbH aus dem Kirkuk Center von Folteropfern und Kriegstraumatisierten Erwachsene Gesundheits- und als Tochter der for Torture Victims (2005) (Erwachsene und Jugendliche) Sozialzentrum Moabit Überleben – Stiftung wird die Jiyan Foundation Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH und die bzfo Bibliothek ~ 50 Informationsträger Wohnverbund for Human Rights führt die operative Tätigkeit des für Migrantinnen ZENTRUMbzfo e.V. fort, ÜBER bzfoLEBEN und Überleben Überleben - Stiftung für Folteropfer Ambulante Abteilung für Tagesklinik Wege– Stiftungin eine menschenwürdige sind Gesellschafter Zukunft unter der Schirmherrschaft Kinder und Jugendliche in Kooperation mit von Richard von Weizäcker, der Schlosspark-Klinik ab 2008 in Kooperation mit der Berufsfachschule Paulo Freire Bundespräsident a.D. Charité – Universitätsmedizin Berlin staatlich anerkannte Ersatzschule in Kooperation mit Vivantes

zfm jährlich ~ 200 Teilnehmende jährlich 100 Ausbildungsplätze: als Abteilung für Flüchtlingshilfen in beruflichen Qualifizierungskursen Sozialassistent*in mit Schwerpunkt Pflege IRAN und Migrationsdienste (vom DRK übernommen) ERITREA GUINEA ~ 31.000 SYRIEN Informationsträger TSCHETSCHENIEN KOSOVO TÜRKEI Hauptherkunftsländer SOMALIA ~ 100 Mitarbeitende 13 Mitarbeitende AFGHANISTAN IRAK ~ 100 Honorarkräfte

1992 – 1995 Bosnienkrieg 1998 – 2000 Eritrea-Äthiopien-Krieg 2003 – 2011 Irakkrieg mit Folgezeit der Besetzung 15./16. Juli 2016 Putschversuch in der Türkei – seitdem landesweiter Ausnahmezustand

1994 – 1996 1. Tschetschenienkrieg 1999 – 2009 2. Tschetschenienkrieg seit 2011 Bürgerkrieg in Syrien

1998/99 Kosovokrieg seit 2001 Krieg in Afghanistan

seit 1991 Somalischer Bürgerkrieg

seit 1978 kurdisch-türkischer Konflikt DANK

WIR DANKEN ALLEN ENGAGIERTEN MENSCHEN UND INSTITUTIONEN, DIE UNS IN DEN LETZTEN 25 JAHREN FINANZIELL, ORGANISATORISCH UND IDEELL UNTERSTÜTZT HABEN. OHNE SIE WÄRE UNSERE ARBEIT NICHT MÖGLICH. EINIGE UNTERSTÜTZER*INNEN MÖCH- TEN WIR HIER AUFFÜHREN, AUS PLATZ- UND DATENSCHUTZRECHTLICHEN GRÜNDEN KÖNNEN WIR LEIDER NICHT ALLE NAMENTLICH NENNEN.

Deutsches Rotes Kreuz Einem breiten Kreis an privaten Spenderin- nen und Spendern. Freie Universität Berlin Zahlreichen Künstler*innen und Galerien, GIZ Deutsche Gesellschaft für die mit ihren gespendeten Werken Internationale Zusammenarbeit GmbH die jährliche Kunstauktion zugunsten der Überleben – Stiftung für Folteropfer Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten ermöglichen. Präsident des Amtsgerichts Tiergarten Unternehmen wie ART PASSEPAR- Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und TOUT, Brillenwerkstatt, Pfizer Deutsch- Wissenschaft land GmbH, Schellenberg Unternehmer- anwälte, Zenon GmbH. Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung & Landesbeauftragter für Diversen Kirchengemeinden Psychiatrie

Senatsverwaltung für Integration, Arbeit Prof. Dr. Andreas Heinz und Soziales & Der Beauftragte des Berliner Werner Gegenbauer Senats für Integration und Migration Prof. Dr. Peter Raue United Nations Voluntary Fund for Victims of Torture Claudia Roth

U.S. Department of State Wolfgang Thierse

Dr. Eric Schweitzer Cassiopeia Foundation gGmbH

Hamburger Stiftung zur Förderung von Industrie- und Handelskammer Berlin Wissenschaft und Kultur Internationale Filmfestspiele Berlin Henry Maske PLACE FOR KIDS Stiftung

Dr. F. Samimi Stiftung Langjährigen Kooperationspartnern

Stiftung Deutsche Klassenlotterie Unseren ehrenamtlichen Gremienvertretern Stiftung SPI Sämtlichen Mitarbeitenden, die in 25 Jahren TRIBUTE TO BAMBI Stiftung mit viel Kraft, Zeit, Elan und Engagement das bzfo / ZÜ mit aufgebaut und zu dem Aktion Mensch e.V. gemacht haben, was es heute ist. Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V. Jede Spende hilft! BAfF e.V. The Breslaff Center Zum Online- Spendenformular Katholische Zentralstelle für Entwicklungs- hilfe e.V. c/o MISEREOR e.V. PerspektivFabrik gGmbH UNO Flüchtlingshilfe e.V. FOLGEN SIE UNS! STATEMENTS

Claudia Roth, Werner Gegenbauer, Leyla Schön, Schirmfrau des Zentrum ÜBERLEBEN Unternehmer seit 1992 Bibliothekarin im bzfo / Zentrum ÜBERLEBEN Ich freue mich, das Zentrum ÜBERLE- Deutschland hat es in doppeltem his- BEN als Schirmfrau zu unterstützen. Die torischen Zusammenhang geschafft, Auch nach 25 Jahren ist die Arbeit im vielfältigen Rehabilitations- und Quali- dass Mittel wie Folter von staatlicher Zentrum eine Herausforderung. Sie be- fikationsangebote sind ein unerlässlicher Seite nicht eingesetzt werden. Das war steht und bestand darin, mit knappen Beitrag zur Integration schutzbedürftiger noch vor gar nicht so langer Zeit auch Ressourcen Bestmögliches zu leisten: Menschen in unsere Gesellschaft – heu- in unserem Land keine Selbstverständ- aktuelle Fachpublikationen und Hinter- te leider mehr denn je. Sie verdienen die lichkeit. Wenn heute zu uns Geflüchte- grundinformationen sammeln und sie für Chance auf eine aussichtsreiche Zukunft. te kommen, die Folter erfahren haben, Therapeut*innen zugänglich machen. Bitte unterstützen auch Sie diese wichti- sollten wir uns daran erinnern und für So trage ich meinen Anteil zur Unter- ge Arbeit des Zentrums. diese Menschen Verantwortung über- stützung unserer Patient*innen und nehmen. Zudem geht es uns mittlerwei- Klient*innen bei. le so gut, dass es einfach eine Frage des Anstandes ist, nach unseren Möglich- Asya (22 Jahre, aus Deutschland), keiten auch anderen zu helfen. Alma (19 Jahre, aus dem Kosovo), Dr. Sabine Sundermann, Ehrenamtliche Ahmed (25 Jahre, aus Ägypten), Severin (21 Jahre, aus Guinea), Das besondere Profil des Zentrums ist Auszubildende der Berufsfachschule spürbar: das ernsthafte Engagement, Paulo Freire im Zentrum ÜBERLEBEN den zutiefst Verletzten zur Seite zu stehen und ihnen ein menschenwürdi- Im Alltag werden wir immer wieder ges Leben zu ermöglichen. Die Men- ausgegrenzt. Dagegen wehren wir uns! schen an die Hand zu nehmen und zu Wir gehören dazu und wollen uns ein- ermutigen, Teil der Gesellschaft zu bringen. Das Tolle an unserer Schule werden. Das Zentrum lebt von seiner ist, dass hier Menschen aus aller Welt Mitmenschlichkeit. Das hat mich von zusammen lernen. Offen und tolerant. Anfang an berührt und verbindet mich Deshalb sind wir jetzt auch im Netz- bis heute. Die ehrenamtliche Tätigkeit werk ›Schule ohne Rassismus – Schule für das Lebenstagebuch und im Lese- mit Courage‹. Unsere Lehrer*innen und ZENTRUMzirkel war für mich eine ganzÜBER besondere LEBEN der Schulleiter setzen sich sehr für uns WegeErfahrung in eine und deswegen menschenwürdige empfinde ich Zukunft ein. Dafür danken wir Ihnen! Und kön- diese Arbeit als Geschenk. Ich habe ei- nen die Ausbildung jedem empfehlen, nen Blick für das Ausmaß von Leid und der die Chance für einen Neuanfang von Folter bekommen. nutzen will.

Birgit Ramsauer, Herr A. aus Syrien, Erich Bonert, Künstlerin Patient (anonymisiert) Spender Ich habe das Gefühl, hier im Zentrum Als ich nach Deutschland kam, hatte ich Jeder Mensch ist eine ganze Welt für verlangsamt sich die Welt. Hier kommt jede Nacht Albträume und dachte, ich sich. Folter will diese Welt zerstören. Atem an. Hier wird eine Umschau wieder will nicht mehr leben. Manchmal träume Mitmenschliche Hilfe für einen gefol- möglich. Wer die schlimmste Verrohung ich noch immer von meinen Erlebnissen terten Menschen zum körperlichen und der Menschen am Menschen erlebt hat, in Syrien. Aber das ist weniger gewor- seelischen Überleben ist der Versuch, bekommt hier Hilfe, sein Gleichgewicht, den. Hier habe ich Vertrauen und neue eine ganze Welt zu retten. Das unter- die Freude am Sein und das Vertrauen Hoffnung gefunden. stütze ich gerne ein wenig. aufs eigene Ich wiederzuentdecken.

Ihre Spende kommt direkt an und gibt Hrsg.: Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH (vormals bzfo) Überlebenden von Folter und Gewalt neue GF: Dr. Mercedes Hillen Hoffnung auf eine menschenwürdige Zukunft. GSZ Moabit, Haus K, Turmstr. 21, 10559 Berlin Tel (030) 3039 06-0 Spendenkonto: [email protected], www.ueberleben.org

Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH IMPRESSUM Redaktion: Dr. Mercedes Hillen, Wenn Sie den Newsletter nicht mehr erhalten IBAN: DE82 1002 0500 0001 5048 00 Tinja Schöning, Verena Schoke möchten, bitte Nachricht an [email protected] oder

SPENDENKONTO BIC: BFSWDE33BER Layout und Satz: Anna M. Bejenke telefonisch bei Tinja Schöning, Referentin Presse- und Bank für Sozialwirtschaft Druck: USE gGmbH – Printing House Öffentlichkeitsarbeit, unter (030) 3039 06-62.