10. Parteitag
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10. Parteitag der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Niederschrift Bremen, 18./19. Mai 1998 Herausgeber: Christlich Demokratische Union Deutschlands, Bundesgeschäftsstelle, 53113 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus Verlag und Gesamtherstellung: Union Betriebs-GmbH, Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 53113 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus INHALT Seite Eröffnung und Begrüßung: Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, Vorsitzender der CDU Deutschlands 5 Wahl des Tagungspräsidiums 9 Beschlußfassung über die Tagesordnung 10 Bestätigung der Antragskommission 11 Wahl der Mandatsprüfungskommission 11 Wahl der Stimmzählkommission 11 Grußworte: - Parl. Staatssekretär Bernd Neumann Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Bremen 12 - Senator Hartmut Perschau Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen 15 - Bundesminister Dr. Theo Waigel Vorsitzender der Christlich-Sozialen Union in Bayern 121 Bericht des Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl 18 - Aussprache 50 Bericht der Mandatsprüfungskommission 135 Bericht des Generalsekretärs der CDU Deutschlands, Peter Hintze 72 - Aussprache 84 Unsere Verantwortung für den Aufschwung in den neuen Ländern 91 - Einführung: Bundesministerin Dr. Angela Merkel 91 Aussprache 99 Bürger schützen – Kriminalität bekämpfen 106 - Einführung: Bundesminister Manfred Kanther 106 - Aussprache 115 Beratung und Beschlußfassung über sonstige Anträge 135 3 Bericht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe in der EVP-Fraktion des Europäischen Parlaments, Prof. Dr. Günter Rinsche 141 Bericht des Vorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Dr. Wolfgang Schäuble - zugleich: Einführung in den Entwurf für das Zukunftsprogramm der CDU Deutschlands 145 Beratung und Beschlußfassung über das Zukunftsprogramm der CDU Deutschlands 162 Schlußwort des Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl 199 ANHANG Beschlußprotokoll 203 Beschlüsse - Zukunftsprogramm der CDU Deutschlands 213 - Sonstige Beschlüsse 261 Namensverzeichnis 266 4 Montag, 18. Mai 1998 Erste Plenarsitzung Beginn: 10.34 Uhr Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl, Vorsitzender der CDU: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Exzellenzen! Verehrte Gäste! Liebe Freunde aus der Christlich Demokratischen Union Deutschlands! Hiermit eröffne ich den 10. Parteitag der CDU und begrüße Sie alle sehr herzlich in der Hansestadt Bremen. (Beifall) Mein erster Gruß gilt Ihnen allen, den Delegierten aus den Orts-, Kreis- und Landesverbänden unserer Partei in Deutschland. Sie sind für die vielen Hunderttausenden unserer Mitglieder hierher nach Bremen gekommen. Mit Ihnen, liebe Freunde, begrüße ich ganz herzlich unsere in- und ausländischen Gäste, die Vertreter vieler Verbände und Organisationen. Wie jeder von mir erwartet, richte ich einen ganz besonders herzlichen Gruß an die zahlreichen Vertreter von Presse, Rundfunk und Fernsehen. (Beifall) Sie müssen zugeben: Geübt ist geübt! (Heiterkeit) Sie werden über unseren Parteitag berichten, wie immer, voller Wohlwollen. Darum bitte ich Sie sehr herzlich. (Beifall) Einen ganz besonders herzlichen Gruß entbiete ich den Repräsentanten der Kirchen und der Religionsgemeinschaften. (Beifall) Ich danke Ihnen, Herr Bischof Bode, und Ihnen, Herr Pastor von Zobeltitz, für die geistliche Stunde, für den ökumenischen Gottesdienst, den wir eben gemeinsam in Sankt Petri feiern durften. (Beifall) Ich will meine Empfindung aussprechen – ich weiß, viele denken ähnlich –: Es war eine gesegnete Stunde, (Beifall) durch das Wort, durch die großartige Musik, aber auch wegen der Einmaligkeit des Doms. Es war wunderbar. Dafür herzlichen Dank. (Beifall) 5 Liebe Freunde, es ist bei uns eine gute Tradition, zu Beginn unseres Parteitags all jener Freun- de und Weggefährten zu gedenken, die seit dem letzten Parteitag von uns gegangen sind. (Die Delegierten erheben sich) Stellvertretend für die vielen nenne ich: Hartwig Schlegelberger, geboren 1913, im Oktober 1997 gestorben. Er war durch Jahrzehnte hindurch Mitglied des Landtages von Schleswig- Holstein. Er diente diesem Bundesland in den Jahren von 1960 bis zu seinem Ausscheiden aus der Politik nach über einem Jahrzehnt als Finanzminister, als Innenminister und als Stellvertretender Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Ich nenne Alo Hauser, geboren 1930, gestorben im Oktober 1997. Er war 22 Jahre Kreis- vorsitzender der CDU in Bonn, viele Jahre hindurch Mitglied des Landtages von Nordrhein- Westfalen und in den Jahren von 1965 bis 1983 Mitglied des Deutschen Bundestages. Ich nenne Hanna Walz, geboren 1918, gestorben im Dezember 1997. Sie war von 1958 bis 1969 Mitglied des Hessischen Landtages. Von 1969 bis 1980 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages und danach Mitglied des Europäischen Parlamentes. Ich nenne Artur Lada, geboren 1921, gestorben im Januar 1998. Er war Gründungsmitglied der CDU in Plau am See. Von 1951 bis 1961 - zehn Jahre hindurch - war er als Opfer der Diktatur der SED politischer Häftling der DDR. Nach der Wende wurde er 1990 der erste frei gewählte Bürgermeister seiner Heimatstadt. Ich nenne Margareta Hunck-Jastram, geboren 1913, gestorben im März 1998. Sie war viele Jahre Mitglied der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte und von 1961 bis 1970 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Ich nenne Werner Kaltefleiter, geboren 1937, gestorben im März 1998. Als langjähriges Mitglied unserer Partei und als renommiertes Mitglied einer deutschen Universitätsfakultät hat er die politikwissenschaftliche Debatte in Deutschland ganz wesentlich mitgeprägt. Er war von 1970 bis 1975 Leiter des Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Konrad-Adenauer-Stiftung. Ich nenne Hans-Heinrich von Dobschütz, geboren 1914, gestorben im März 1998. Er war von 1956 bis 1975 Leiter des Zentralbüros der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Meine Damen und Herren, liebe Freunde, ich habe diese wenigen Namen stellvertretend für die vielen genannt, an die wir in dieser Stunde denken, um die wir trauern. Wir wollen unseren verstorbenen Freunden ein stilles Gebet widmen. – Ich danke Ihnen. Meine Damen und Herren, liebe Freunde, wir sind gerne hierher nach Bremen zu diesem Parteitag gekommen. Wir freuen uns, daß wir unter uns den Präsidenten des Bremer Senats, Herrn Bürgermeister Dr. Henning Scherf, sehr herzlich begrüßen können. (Beifall) Herr Präsident, ich nehme gerne die Gelegenheit wahr, im Namen der Partei und des Parteitags Ihnen und all Ihren Mitarbeitern sehr herzlich zu danken für die Hilfe und Unter- stützung, die wir hier in Bremen für die Vorbereitung und Durchführung dieses Parteitags gefunden haben. 6 Liebe Freunde, ich begrüße ganz besonders herzlich den Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft, unseren Freund Reinhard Metz (Beifall) und den Bürgermeister und Senator für Finanzen, unseren Freund Hartmut Perschau. (Beifall) Wer die Stadt besucht, spürt es: Seit die CDU hier mitregiert, geht es in Bremen aufwärts. (Beifall) Ich freue mich – das ist keine Höflichkeitsfloskel; ich sage das so, wie ich es persönlich empfinde –, daß, was das Wirtschaftswachtum betrifft, Bremen in der jüngsten Zeit, im letzten Jahr nicht mehr zu den Schlußlichtern der deutschen Bundesländer gehört. Es liegt jetzt zusammen mit Bayern und Rheinland-Pfalz auf Platz drei. Dazu kann ich nur gratulieren; ich tue dies hiermit. (Beifall) Mit Bremen verbinden sich besondere Erinnerungen, nämlich die an unseren Parteitag im September 1989, vor neun Jahren. Ich habe das gestern schon beim Presseempfang gesagt. Es waren damals aufwühlende Tage. In Ungarn warteten bis zu 10 000 Menschen aus der DDR auf das erlösende Zeichen der ungarischen Regierung, daß sie über Öster- reich, über das Burgenland, in die Freiheit nach Deutschland, in die Bundesrepublik Deutschland, ausreisen dürften. Ich werde jenen Sonntag nie vergessen, als wir wenige Stunden vor Eröffnung des Presseabends hier in Bremen mit dem ungarischen Außenmini- ster Horn, dem jetzigen Ministerpräsidenten, telefonierten und erreichten, daß der Zeit- punkt für die Öffnung der Grenze an jenem Abend festgelegt werden konnte. Ich konnte dann hier in Bremen am Abend des 10. September öffentlich bekanntgeben, daß die ungarische Regierung entschieden hatte, ab Mitternacht allen Flüchtlingen die Ausreise zu gestatten. (Beifall) Diese Zusage war das Ergebnis unserer Gespräche mit Ministerpräsident Németh und dem ungarischen Außenminister Horn. Liebe Freunde, wir werden diese mutige Entschei- dung niemals vergessen. (Beifall) Die Ungarn haben damals den ersten Stein aus der Mauer geschlagen. Das ungarische Volk hat sich in einem dramatischen Augenblick der Not als ein treuer Freund von uns Deutschen erwiesen. Daran erinnere ich aus gutem Grund. Die Zeit ist nämlich sehr schnellebig. In der Nacht vom 10. auf den 11. September 1989 spielten sich an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich, im Burgenland - und ebenfalls wenige Stunden später, als die Flücht- linge die deutsche Grenze erreichten - unvergeßliche Szenen ab. Eine Tageszeitung schrieb damals – ich zitiere –: 7 Sie tanzten, sie fielen einander in die Arme, sie weinten vor Glück, sie küßten die Erde und meinten symbolisch die Freiheit. 7000 DDR-Bürger überrollten gestern die ungarische Grenze nach Österreich. Sie kamen in Bussen und in ihren eigenen Autos, die meisten fuhren gleich weiter in die Bundesrepublik. Es war der größte Flüchtlingstreck seit Ende des Krieges. Liebe Freunde, die Flüchtlinge, die auf diesem Umweg von Deutschland nach Deutschland gekommen waren, wurden bei uns mit größter Sympathie und Hilfsbereitschaft aufge- nommen. Auch das wollen wir nicht vergessen, wenn wir in der Gegenwart über