Deutscher Drucksache 15/ 15. Wahlperiode

Antrag

der Abgeordneten Carl Ludwig Thiele (FDP), Stephan Hilsberg (SPD), Franziska Eichstädt-Bohlig (Bündnis 90/Die Grünen), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Dr. (FDP), (CDU/CSU), Peter Altmai- er (CDU/CSU), Ingrid Arndt-Brauer (SPD), Dr. (CDU/CSU), Dr. Hans- Peter Bartels (SPD), Ernst-Reinhard Beck (CDU/CSU), (Bre- men) (Bündnis 90/Die Grünen), (Bündnis 90/Die Grünen), Vero- nika Bellmann (CDU/CSU), (CDU/CSU), Dr. (CDU/CSU), (SPD), (CDU/CSU), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Dr. Wolfgang Bötsch (CDU/CSU), Klaus Brähmig (CDU/CSU), Hans-Günter Bruckmann (SPD), Rainer Brüderle (FDP), (FDP), (CDU/CSU), Hartmut Büttner (CDU/CSU), (FDP), Cajus J. Caesar (CDU/CSU), (CDU/CSU), Helga Daub (FDP), (CDU/CSU), Hu- bert Deittert (CDU/CSU), Thomas Dörflinger (CDU/CSU), Marie-Luise Dött (CDU/CSU), Vera Dominke (CDU/CSU), Jutta Dümpe-Krüger (Bündnis 90/Die Grünen), Detlef Dzembritzki (SPD), Maria Eichhorn (CDU/CSU), Dr. Uschi Eid (Bündnis 90/Die Grünen), Marga Elser (SPD), (CDU/CSU), Jörg van Essen (FDP), Karin Evers-Meyer (SPD), Annette Faße (SPD), Albrecht Feibel (CDU/CSU), (CDU/CSU), Klaus-Peter Flosbach (CDU/CSU), (CDU/CSU), Gabriele Frechen (SPD), (FDP), (FDP), Erich G. Fritz (CDU/CSU), Jochen-Konrad Fromme (CDU/CSU), (CDU/CSU), Dr. (FDP), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Georg Girisch (CDU/CSU), Ralf Göbel (CDU/CSU), Dr. Wolfgang Götzer (CDU/CSU), Michael Goldmann (FDP), (CDU/CSU), (SPD), (SPD), Kurt-Dieter Grill (CDU/CSU), (CDU/CSU), Michael Grosse- Brömer (CDU/CSU), Markus Grübel (CDU/CSU), (CDU/CSU), Joachim Günther (FDP), Dr. (FDP), Hans-Joachim Ha- cker (SPD), Holger Haibach (CDU/CSU), Dr. Christel Happach-Kasan (FDP), Klaus Haupt (FDP), CDU/CSU), Ursula Heinen (CDU/CSU), Uda Heller (CDU/CSU), Juergen Herrmann (CDU/CSU), Peter Hettlich (Bündnis 90/Die Grünen), (CDU/CSU), Robert Hochbaum (CDU/CSU), Jelena V. Hoffmann (Chemnitz) (SPD) Dr. (FDP), Michaele Hustedt (Bündnis 90/Die Grünen), Susanne Jaffke (CDU/CSU), Dr. (CDU/CSU), Dr. Egon Jüttner (CDU/CSU), Bernhard Kaster (CDU/CSU), Julia Klöckner (CDU/CSU), Kristina Köhler (CDU/CSU), Hellmut Königshaus (FDP), Norbert Königshofen (CDU/CSU), Dr. Heinrich Kolb (FDP), Manfred Kolbe (CDU/CSU), Gudrun Kopp (FDP), Ernst Kranz (SPD), Rudolf Kraus (CDU/CSU), (CDU/CSU), Jutta Krüger-Jacob (Bündnis90/die Grünen), Angelika Krüger-Leissner (SPD), Horst Kubatschka (SPD), Dr. Hermann Kues (CDU/CSU), (CDU/CSU), (FDP), Harald Leib- recht (FDP), Werner Lensing CDU/CSU), Peter Letzgus (CDU/CSU), Eckhart Lewering (SPD), Walter Link (CDU/CSU), Eduard Lintner (CDU/CSU), Dr. Mi- chael Luther (CDU/CSU), (CDU/CSU), (SPD), Dr. (CDU/CSU), Petra Merkel (SPD), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Klaus Minkel (CDU/CSU), Dr. Gerd Müller (CDU/CSU), (Bremen) (CDU/CSU), Volker Neumann (Bramsche) (SPD), Christa Nickels (Bündnis 90/Die Grünen), (FDP), Henry Nitzsche (CDU/CSU), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Günther Friedrich Nolting (FDP), Franz Obermeier (CDU/CSU), Me- lanie Oßwald (CDU/CSU), Eberhard Otto (FDP), Hans-Joachim Otto (FDP), Detlef Parr (FDP), Rita Pawelski (CDU/CSU), Dr. Peter Paziorek (CDU/CSU), Ulrich Petzold (CDU/CSU), Sibylle Pfeiffer, (CDU/CSU), Johannes Pflug (SPD), (CDU/CSU), (FDP), Gisela Piltz (FDP), Dr. And- reas Pinkwart (FDP), Hans Raidel (CDU/CSU), Helmut Rauber (CDU/CSU), Pe- ter Rauen (CDU/CSU), Christa Reichard (Dresden) (CDU/CSU), Katherina Rei- che (CDU/CSU), Hans-Peter Repnik (CDU/CSU), (CDU/CSU), Reinhold Robbe (SPD), Franz Romer (CDU/CSU), Heinrich-Wilhelm Ronsöhr (CDU/CSU), Dr. Klaus Rose (CDU/CSU), Dr. (SPD), Kurt J. Rossmanith (CDU/CSU), Hartmut Schauerte (CDU/CSU), Christine Scheel (Bündnis90/die Grünen), Siegfried W. Scheffler (SPD), Norbert Schindler (CDU/CSU), Georg Schirmbeck, (CDU/CSU), Albert Schmidt (Ingolstadt) (Bündnis90/Die Grünen), Andreas Schmidt (Mülheim) (CDU/CSU), Silvia Schmidt (Eisleben) (SPD), Karsten Schönfeld (SPD), Wilfried Schreck (SPD), Dr. Ole Schröder (CDU/CSU), Brigitte Schulte (Hameln) (SPD), (Spandau) (SPD), Dr. Martin Schwanholz (SPD), Wilhelm Josef Sebastian (CDU/CSU), Heinz Seiffert (CDU/CSU), Petra Selg (Bündnis 90/Die Grünen), Bernd Siebert (CDU/CSU), (CDU/CSU), Ursula Sowa (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. (FDP), (CDU/CSU), Dr. Rainer Stinner (FDP), (CDU/CSU), Matthäus Strebl (CDU/CSU), Lena Strothmann (CDU/CSU), Dr. Dieter Thomae (FDP), E- deltraut Töpfer (CDU/CSU), Jürgen Türk (FDP), (CDU/CSU), (CDU/CSU), Dr. Marlies Volkmer (SPD), (CDU/CSU), Reinhard Weis (Stendal) (SPD), Hildegard Wester (SPD), Klaus- Peter Willsch (CDU/CSU), Willy Wimmer (Neuss) (CDU/CSU), Josef Philip Wink- ler (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Claudia Winterstein (FDP), Dr. Volker Wissing (FDP), Heidi Wright (SPD), Elke Wülfing (CDU/CSU), Wolfgang Zöller (CDU/CSU), Willi Zylajew (CDU/CSU),

Gelände um das Brandenburger Tor als Ort des Erinnerns an die Berliner Mau- er, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung

Der Deutsche Bundestag wolle beschließen:

Der Deutsche Bundestag stellt fest:

Am 9. November 2004 jährte sich der Mauerfall zum fünfzehnten Mal. Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennten 106 km Mauer West-Berlin von Ost-Berlin und der DDR. Die Gesamtlänge der Grenze um West-Berlin belief sich auf 155 km, die Gesamtlänge der innerdeutschen Grenze auf 1393 km. Fast 1000 Menschen ließen an dieser Grenze ihr Leben, davon über 230 an der Berliner Mauer. Nach der Wende wurde die Mauer konsequent aus dem Stadtbild verbannt. Ohne einen Ort des Gedenkens an die Mauer an zentraler Stelle droht aber die Erinnerung an die Teilung Berlins, Deutschlands und der Welt zu schwinden. Diejenigen, die die Mauer und den Todesstreifen nicht aus eigener Anschauung kennen, insbesondere junge Menschen, haben nur wenige Gelegenheiten einer unmittelbaren Auseinan- dersetzung mit der Bedeutung der Mauer und der deutschen Teilung. Heute erinnern nur noch wenige, schwer zu findende Abschnitte an die Dimension dieses men- schenverachtenden Bauwerks.

Es ist notwendig und es gibt ein großes Bedürfnis, sich zu erinnern: Das private Mauermuseum am ehemaligen Checkpoint Charlie besuchen jährlich viele hundert- tausend Menschen. Daneben gibt es die Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße, die sich in zurückhaltender Gestalt als Ort der Erinnerung an die Teilung der Stadt und des Gedenkens an die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft präsentiert. Mehr noch als diese Orte steht jedoch das Gelände um das Brandenburger Tor für die Teilung Berlins, Deutschlands, Europas und der Welt sowie für deren friedliche Überwindung. Deshalb verwundert es nicht, dass am 31. August 2004 der neu ge- wählte Bundespräsident Horst Köhler der Opfer des Mauerbaus ausgerechnet an diesem Ort gedachte, obwohl dort heute nur improvisierte weiße Kreuze an die bei Fluchtversuchen ums Leben gekommene Menschen erinnern.

Das Bedürfnis der Menschen, sich an zentraler Stelle an die Mauer zu erinnern und sich mit ihren Folgen auseinander zu setzen, ist anzuerkennen. Es entspricht einer historischen Notwendigkeit. Hier, am Brandenburger Tor, verdichtet sich die Ge- schichte einer ganzen Generation, für die die Teilung Deutschlands und der Welt prägend war. Kein Ort der Welt stand so für die Teilung Deutschlands und der Welt wie das Brandenburger Tor inmitten von Mauer, Stacheldraht, Wachtürmen und To- desstreifen. Das Brandenburger Tor symbolisierte jedoch nicht nur die Teilung, es stand auch für den ungebrochenen Willen der Menschen, diese zu überwinden. Am 9. November 1989 wurde das Brandenburger Tor zum Symbol der Freiheit und der friedlichen Überwindung einer Diktatur.

Auch jüngere Menschen und Besucher aus aller Welt müssen die Möglichkeit haben, die Schicksalhaftigkeit und historische Bedeutung dieses Ortes zu erfahren. Hierfür reicht das in Asphalt eingelassene Band aus Kopfsteinpflaster, wie es sich auch an anderen Stellen der Stadt befindet, nicht aus. Geschichte muss an diesem zentralen Ort erfahrbar werden, damit sich diese Geschichte nicht wiederholt und damit nie wieder Willkür und Ideologie über Menschenrecht und Menschenwürde gestellt wer- den.

Der Deutsche Bundestag beschließt:

1. Unter Einbeziehung der vorhandenen Orte der Erinnerung und des Gedenkens an die deutsche Teilung erarbeitet der Deutsche Bundestag gemeinsam mit der Bundesregierung und dem Land Berlin ein Gesamtkonzept und einen Verfahrens- vorschlag der Bundesregierung zur Dokumentation und Erinnerung an die Berli- ner Mauer sowie ihre lokal- wie gesamtpolitischen, individuellen wie gesellschaft- lichen Folgen. Die Verantwortung des Bundes ergibt sich aus dem gesamtdeut- schen Charakter dieser Aufgabe.

2. Auf dem Gelände um das Brandenburger Tor ist ein Ort für die Information über und die Erinnerung an die Berliner Mauer, die Auseinandersetzung mit ihren Fol- gen, des Gedenkens an ihre Opfer und der Freude über die Überwindung der deutschen Teilung zu gestalten.

3. Das Dokumentationszentrum an der Bernauer Straße ist aufzuwerten.

Berlin, den 28. Januar 2005

Carl-Ludwig Thiele (FDP) Stephan Hilsberg (SPD) Franziska Eichstädt-Bohlig (Bündnis 90/Die Grünen) Werner Kuhn (CDU)