Land um den Ebersberger Forst

Beiträge zur Geschichte und Kultur

Jahrbuch des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e.V.

18 (2015) Umschlagvorderseite: Der Tod des heiligen Anianus in einem von Matthäus Günther Land um den 1763 gefertigten­ Deckengemälde des westlichen Gewölbes der Klosterkirche Rott am Inn. (Foto: Irene Schäfer, Jakobneuharting) Ebersberger Umschlagrückseite: Das Stammwappen der Familie Wämpl, die um 1700 das Schloss Falkenberg ihr Eigen nannte. Forst (Entnommen: Seyler, Gustav A. (Hg.): Abgestorbener Bayerischer Adel, Theil III, Nürnberg 1911)  Beiträge zur Geschichte und Kultur

Impressum Herausgeber: Historischer Verein für den Landkreis Ebersberg e.V. Tegernauer Straße 17, 83553 Frauenneuharting Jahrbuch des Historischen Vereins Redaktion: Bernhard Schäfer für den Landkreis Ebersberg e.V. Copyright: © 2016 Historischer Verein für den Landkreis Ebersberg e.V. Druck: Bugl Druck, Essenbach Verlag, Grafik: Verlag Lutz Garnies, Hans-Stießberger-Straße 2b, 85540 Haar / München ISBN 978-3-926163-92-9 18 (2015) Inhalt

Vorwort ...... 6 Mitteilungen und Notizen ...... 202

Aufsätze...... 8 Antje M. Berberich Heinrich Glückswerth. Ein Ebersberger Maler (1872-1931) ...... 202 Gottfried Mayr Emmeram, Marinus und Anianus. Günter Staudter Bemerkungen zu drei Heiligen der bayerischen Frühzeit ...... 8 Die Piusheim-Hauskapelle Sankt Raphael ...... 210

Dieter Ahlborn Der Erdstall Bichl in der Gemeinde Aßling ...... 56 Hinweise ...... 214

Peter Maicher Neues heimatkundliches Schrifttum ...... 214 Ein braver Ebersberger Abt in wirrer Zeit. Rupert I. (1085-1115) – ein Bild seines Lebens und seiner Zeit ...... 68 Wichtige Termine ...... 215

Christine Steininger Das Wappen der Familie Wämpl – Altenburg und Falkenberg. Vereinschronik 2015...... 216 Überlegungen zum Wappen des Hofmarksherrn ...... 122 Mitarbeiter dieses Bandes ...... 222 Ferdinand Steffan Der angeblich unbekannte Maler G.S.P. heißt Gregor Sulzböck aus Wasserburg ...... 132

Thomas Freller Figuren auf dem Schachbrett der frühneuzeitlichen Kabinettspolitik. Fürst und Fürstin von Bretzenheim zwischen Ebersberg, Mannheim, München und Wien ...... 140

Alfred Tausendpfund Gabriel Bernhard von Widder (1774-1831). Eine politische Karriere im Zeitalter des Grafen Maximilian von Montgelas und König Ludwigs I...... 180 Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, unter einer Legende versteht man nach lexikaler Definition im Allgemeinen eine unver- „Figuren auf dem Schachbrett der frühneuzeitlichen Kabinettspolitik“, so lautet der Titel bürgte Erzählung, im Besonderen eine Darstellung der Lebensgeschichte eines Heiligen oder des Aufsatzes des auf Malta wirkenden Historikers Thomas Freller, in dem dieser die wech- Märtyrers oder exemplarischer Geschehnisse daraus. Entscheidender als die Aufzeichnung selvolle Vita des als unehelicher Sohn des pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor geborenen historischer Fakten aus dem Leben der jeweils behandelten Persönlichkeit war in letzterem Fürsten Karl August von Bretzenheim und dessen Frau nachzeichnet, die das Paar in der Um- Fall dabei über Jahrhunderte das Aufzeigen eines vorbildlichen, gottgefälligen Erdenwandels, bruchszeit um 1800 über Ebersberg, Mannheim und München schließlich nach Wien führte. in dem Wunderbares manifest wurde. Eine politische Karriere im Zeitalter des Grafen Maximilian von Montgelas und des Königs Dass es aber auch bei einer anderen früheren literarischen Form, namentlich bei der Ludwig I. steht im Fokus der Betrachtung des Münchner Kreisheimatpflegers Alfred Tausend- Heiligenvita keineswegs immer oder gar vorrangig um die Vermittlung geschichtlich belegter pfund, und zwar die des Gabriel Bernhard von Widder, der es im Laufe seiner Dienstjahre Tatbestände ging, dies zeigt der die Reihe der Aufsätze des vorliegenden Jahrbuches eröff- vom Pflegskommissär in (Markt) Schwaben bis zum Generalkommissär und Präsidenten der nende Beitrag des Willinger Historikers Gottfried Mayr, in dem sich dieser mit den um 700 Regierung des Isarkreises brachte. lebenden Emmeram, Marinus und Anianus drei Heiligen der Frühzeit des Christentums in In den „Mitteilungen und Notizen“ stellt zunächst Antje Berberich, die Leiterin des Stadt- Bayern zuwendet, deren Lebensgeschichten quellenkritisch auf Historisch-Faktisches und archivs Ebersberg, den bislang unbekannten Eberberger Künstler Heinrich Glückswerth vor, Legendäres hin untersucht und dabei zu wertvollen Erkenntnissen hinsichtlich der gegebenen der sich 1916 mit seiner Frau in Ebersberg niederließ und hier in der Folge bis zu seinem Tod Überlieferungssituation gelangt. 1931 lebte und wirkte. Sodann macht der Bairer Geschichtsforscher Günter Staudter aus Ein 2014 in der abgegangenen Einöde Bichl bei Aßling entdeckter Erdstall ist der Unter- Unterhaching auf die wenig beachtete, doch künstlerisch durchaus interessante Hauskapelle suchungsgegenstand des Erdstallforschers Dieter Ahlborn aus Graß bei Aying. Der Experte Sankt Raphael im Piusheim bei Glonn aufmerksam, die dort 1913 eingerichtet wurde. kann in seinen diesbezüglichen Darlegungen unter anderem konstatieren, dass der in die Unter der Rubrik „Hinweise“ finden sich wieder eine Aufstellung neuen heimatkundlichen Zeit um 1000 zu datierende Fund nicht nur ein kulturhistorisches Erbe der Region darstelle, Schrifttums und eine Reihe wichtiger geschichtlicher und kultureller Termine des laufenden sondern zudem eine wichtige Besonderheit für die Ortsgeschichte sei. Jahres. Dem aus Moosach / Fürmoosen stammenden Ebersberger Abt Rupert I. widmet der in Die „Vereinschronik“ gewährt einen Rückblick auf die Aktivitäten des Historischen Pöring wohnhafte ehemalige Landtagsdirektor Peter Maicher seinen zum diesjährigen „Land Vereins im vergangenen Jahr und gibt neben einer Aufstellung der Zusammensetzung der um den Ebersberger Forst“ beigesteuerten Beitrag, in dem er den bislang im Schatten seines Vorstandschaft eine Liste sämtlicher Mitglieder wieder. berühmten Vorgängers Williram stehenden Klostervorsteher als einen Mann herausarbeitet, Allen Freunden der Geschichte und Kultur im Landkreis Ebersberg wünsche ich nun im der es verstand, seine Abtei nach anfänglichen Fehlern sicher durch die wirren Jahrzehnte an Namen der gesamten Vorstandschaft anregende Stunden bei der Lektüre dieses neuen Ban- der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert zu führen. des des „Landes um den Ebersberger Forst“. Mit der Genese des Wappens des Schloss- und Hofmarksherrn Dr. Johann Sebastian Wämpl auf Falkenberg beschäftigt sich die Inschriften-Forscherin Christine Steininger aus Bernhard Schäfer München. Ausgehend vom Stammwappen der Familie, gelingt es ihr über die Nachverfol- 1. Vorsitzender gung derer genealogischer Entwicklung, das auf dem 1701 erschienenen Wening-Stich des Schlosses Falkenberg prangende Wappen in seinen Bestandteilen aufzuschlüsseln. Leben und Werk des Wasserburger Malers Gregor Sulzböck sind das Sujet der Abhand- lung des Rosenheimer Kreisheimatpflegers Ferdinand Steffan, in der dieser mit Nachdruck darauf aufmerksam macht, dass der häufig nur mit „G.S.P.“ signierende und deshalb lange Zeit als unbekannt angesehene Künstler des 17. Jahrhunderts inzwischen eindeutig identifi- ziert sei.

8 9 Aufsätze

Emmeram, Marinus und Anianus Bemerkungen zu drei Heiligen der bayerischen Frühzeit

Gottfried Mayr

Nahe an der Südwestgrenze des Jagdrechten, mit den Wegen, überhaupt mit Landkreises Ebersberg liegt der Kirchort allem, was man dort finden kann.“3 (Abb. 1) Münster. Karl Puchner zeigte in seinem Ortsnamenbuch für diesen Landkreis, Für die Annahme der Gründung dass der Name „Münster“ kein verschol- Münsters im Forst des Königshofes lenes Urkloster bezeichne, sondern le- Helfendorf spreche auch der Flurname diglich den Besitz eines Münsters, wobei „Heimeranholz“ zwischen Münster und „Münster“ vom lateinischen Wort „mo- Helfendorf.4 Der Bezug des Ortsnamens nasterium“ = „Kloster“ komme.1 Wahr- Münster auf Sankt Emmeram darf wohl scheinlich sei unter diesem Kloster Sankt als sicher gelten, da kein anderes Kloster Emmeram in Regensburg zu verstehen, als Grundherr des Helfendorfer Forstes dem 940 Otto I. den Königshof Hel- in Frage kommt. Abb. 1: Im Jahre 940 schenkte König Otto I. dem Kloster Sankt Emmeram in Regensburg den Königshof Helfendorf. fendorf, vier Kilometer südwestlich von Münster, mit seinem Forst geschenkt habe. Die Schenkungsurkunde zeigt das Das Interesse der Regens­ beträchtliche Ausmaß des Königshofes. burger Kirche am Marterort Otto schenkte und an der Sterbestätte des heiligen Emmeram „den Hof in Helfendorf gelegen in der Freienmark in der Grafschaft des Grafen Bi- Warum das Kloster Sankt Emmeram sondern auch das Bistum Regensburg, Bischof Egilbert wollte ein Absteigequar- ligrim mit allen rechtmäßig dorthin gehörigen am Königshof Helfendorf interessiert dessen Patron Emmeram ebenfalls war, tier in Regensburg haben, im Zentralort Gütern, mit den Unterhöfen, den Unfreien war, liegt auf der Hand. Es hat ja seinen dem Heiligen entgegenbrachte, zeigt des Herzogtums Bayern, um bei seiner beiderlei Geschlechts, mit den Gebäuden, Namen vom heiligen Emmeram, der in sich darin, dass es an der Stelle seines Teilnahme an Hoftagen nicht auf eine Äckern, Wiesen, Weiden, Forsten und den der Kirche des Klosters beigesetzt ist. Todes Besitz erwarb. Um 1022 machte fremde Unterkunft angewiesen zu sein. Förstern mit dem königlichen Bann und den Helfendorf aber ist der Marterort des ein Odalschalk als Vogt der Freisinger Er ließ sich von seinem Amtskollegen übrigen Vergünstigungen, mit Zeidlern2, Hu- Bischofs Emmeram. Das Interesse, das Kirche ein Tauschgeschäft mit Bischof zwei Höfe geben, einen in Regensburg fenbauern, Barschalken, Mühlen, Fisch- und nicht nur das Kloster Sankt Emmeram, Gebhard von Regensburg. Der Freisinger selber, den anderen vor den Toren der

10 11 Stadt.5 Dafür musste der für seinen Grub heißt, wo der heilige Emmeram Wenn man in Regensburg am Mar- Die älteste Freisinger Matrikel von Bischof handelnde Freisinger Vogt seinen Geist zum Himmel schickte“ terort und am Sterbeort Emmerams 1315 nennt unmittelbar nach Asch- eine attraktive Gegenleistung erbrin- („in loco qui rustice vocatur Gruoba Besitz erwarb, dann ging es nicht um ma­ heim, einer Pfarrkirche „für sich“ („per gen. Sie bestand in fünf Joch „an dem quo ­sanctus Emmeramus spiritum ad terielle Interessen, sondern um ideelle:­ se“), das heißt ohne Filialkirchen, eine Platz, der in der Sprache der Bauern coelos misit“).6 (Abb. 2) um die Präsenz an zwei Gnadenorten, ­Kapelle „für sich“, das heißt zu keiner die geheiligt waren von Marter und Pfarrkirche gehörend, in „Münstern“, Tod des Patrons. Wie in Helfendorf die dem Abt von Sankt Emmeram in die Kirche am Marterort erst etwa ein Regensburg unterstand.8 Martin von Viertel­­jahr­hundert nach der grausamen Deutinger, der 1850 diese Matrikel he- Bestrafung errichtet wurde, so blieb rausgab, bemerkte dazu: „Unter Müns- nach der Aussage der von Bischof Arbeo tern ist vermuthlich die St. Emmerams­ von verfassten Vita des heiligen capelle bey Aschheim zu verstehen“. Emmeram auch die Todesstätte durch Diese Bestimmung trifft ohne Zweifel zu. zahllose­ Jahresläufe öde und gleichsam In der nächsten Freisinger Matrikel von dem Vergessen überlassen („incultus per 1524 ist allerdings die Gedenkkirche kei- spatia annorum innumera et quasi ob- ne eigenständige Kirche mehr, sondern livione traditus“), bis dann die ringsum Filiale von Aschheim und unterstand wohnende Bevölkerung eine Kirche am damit dem Freisinger Bischof.9 (Abb. 3) Sterbe­platz errichtete, die sich durch viele Wunder auszeichnete.7

Abb. 2: Um das Jahr 1022 machte Odalschalk, Vogt des Hochstifts Freising, ein Tauschgeschäft mit Bischof Gebhard von Regensburg. Der Freisinger Bischof Egilbert erhielt diesem zu Folge zwei Höfe in und bei Regensburg und gab im Gegenzug fünf Joch Grund an dem Grub genannten Todesort des heiligen Emmeram.

Abb. 3: In der 18. Landtafel Philipp Apians von 1568 ist unterhalb des Dorfes Aschheim der Ort „S.Haimeran“ mit seiner Filialkirche zu sehen.

12 13 Auch in der Matrikel von 1740 ist mittradierte Hufe im Besitz von Königs- die Kapelle im Weiler Sondergai der Ge- Größe, an die sich die Siedlung anleh- Sankt Emmeram „im Feld“ („in campo“)­ zinsern gewesen war („inter homines meinde Rainting im Landkreis Straubing nen konnte.15 Also muss die „Cappella“ Filiale der Pfarrkirche Aschheim;10 hier nostros censales“). gesucht habe. Gemeint ist jenes Sonder- des Jahres 853 nicht im heutigen Ort wird ausdrücklich auf den Tod des Das Diplom weist eine ungewöhnli- gai, das heute als Dorf in der Gemeinde Sondergai angenommen werden, son- Heiligen Bezug genommen. 1807 wurde che Ortsbestimmung auf – nur mit Graf- Leiblfing im Landkreis Straubing-Bogen dern kann genauso in einer der Kirchen die Filialkirche abgebrochen, 1843 ein schaft und dem Namen des Ortes, aber angeführt wird.13 Benker bezog sich auf der Umgebung gesucht werden. Ersatzbau geschaffen. ohne Gauangabe, was sich leicht damit zwei auf der Schenkungsurkunde an- Außerdem wies Diepolder darauf Bei der Gegenleistung des Freisinger erklären lässt, dass der Ortsname selber gebrachte Dorsualvermerke des Sankt hin, dass die Emmeramskapelle bei Bischofs um 1022 ist von einer Kirche eine Gaubezeichnung enthält. Alexander Emmeramer Archivs, die in der Monu- Aschheim bis zu ihrer vorübergehenden nicht die Rede. Es wurde die Vermutung von Reitzenstein musste, um den Sied- menta-Ausgabe angegeben sind. Im 11. Aufhebung durch die Säkularisation geäußert, dass die Gedenkkirche schon lungskomplex, der „Sundargave“ heiße, Jahrhundert wurde vermerkt „Cappella erhebliche Einkünfte aus Dominikalren- im Besitz von Sankt Emmeram war, auf die Emmeramskapelle bei Aschheim in villa Sundargeuui“, im 16. Jahrhun- ten zu versteuern hatte. Sie sei bei einer und zwar durch eine Schenkung Lud- beziehen zu können, 1956 annehmen, dert „Sundergew“. großen Schenkung im letzten Viertel wigs des Deutschen.11 Dazu wurde ein dass die Schenkungsurkunde Ludwigs Diepolder glaubte, dass man bei den des 11. Jahrhunderts der Pfarrkirche Originaldiplom vom 11. Februar 853 des Deutschen von 853 durch Abschrei- Dorsualvermerken einfach den Betreff Aschheim vorgezogen worden, was nur herangezogen. Das Kopfregest in der berflüchtigkeit verderbt sei; er übersah der Urkunde wiederholte und dabei verständlich sei, wenn sie als Kapelle Ausgabe lautet: „Ludwig schenkt dem dabei, dass es sich um ein Original­ im 16. Jahrhundert die Schreibung an der Sterbestelle hohes Ansehen ge- Kloster St. Emmeram eine Kapelle und diplom handelt. Die Ortsbezeichnung vereinfachte. Man ging eindeutig in nossen habe. Dieses Ansehen bestreitet eine dazugehörende Hufe in Sunder- „Sundergau“ ist unvereinbar mit der Sankt Emmeram noch im 11. Jahrhun- niemand, aber es ist auf den heiligen gau zu eigen.“12 Es heißt mit Recht „in Bezeichnung „Grub“ für den Sterbeort dert von einer „villa“ mit dem Namen Emmeram zurückzuführen, und kein Sundergau“ und nicht „im Sundergau“, Emmerams, die von Reitzenstein sel- „Sundergau“ aus und bezog sich noch Argu­ment dafür, dass die Kirche einst denn ihre Lage wird bestimmt mit „in ber für eine Flurbezeichnung hält, mit im 16. Jahrhundert, als das Kirchlein bei Königskirche war. comitatu Rumoldi in villa quae nuncu- Recht, weil es an dieser Stelle niemals Aschheim dem Freisinger Bischof unter- Insgesamt ist zu sagen, dass die patur Sundargauuae“. „Sundergau“ ist eine Siedlung („villa“) gab. Allerdings stand, auf einen Ort Sundergau, und bisher diskutierten Argumente dafür also nicht der alte Großgau, der im früh- erklärte er nicht, wie das nach Arbeo nicht auf Grub, wie der Platz um 1022 sprechen, die 853 an Sankt Emmeram mittelalterlichen Bayern oft genannt ist, von den umwohnenden Leuten erbaute hieß, und auch nicht auf Münstern, wie gegebene „Cappella“ im niederbayeri- sondern der Name einer Siedlung, in der Gotteshaus eine „Cappella“, eine Kirche das Kirchlein bei Aschheim als Regens- schen Sondergai zu suchen und nicht der König Besitz hatte: dass Ludwig der für den Gottesdienst des Königs, seines burger Besitz genannt wurde. Diepolder in Aschheim. Die Königsurkunde von Deutsche Königsgut verschenkte, wurde Hofes und seiner Repräsentanten ge- wies darauf hin, dass in dem von Benker 853 bestimmt aber die Lage der ver- ausdrücklich festgehalten („quasdam worden sein soll. angegebenen Weiler Sondergai niemals schenkten „Cappella“ nicht nur mit der res proprietatis nostrae“). Auch Gertrud Diepolder ging im eine Kirche genannt sei. „villa Sundargauuae“, sondern auch mit Außerdem ist darauf zu verweisen, selben Jahr 1956 davon aus, dass die Dazu ist zu sagen, dass der Sunder­ der Grafschaft des Grafen Rumold. Im dass unter einer Kapelle 853 eine Kirche von Ludwig dem Deutschen 853 ver- gau, wohl ein abgesonderter Gau, mit Raum Aschheim gibt es keinen Grafen ganz anderer Qualität zu verstehen ist schenkte Königskirche in „Sundergau“ Sicherheit nicht auf den heutigen Ort Rumold – ein solcher kommt in den als unter der Kapelle in der Matrikel mit dem Emmeramskirchlein bei Asch- Sondergai beschränkt war, auf den ganzen Freisinger Traditionen nicht vor, von 1315. In der Karolingerzeit war eine heim zu identifizieren sei. 1988 glaubte sich die Raumbezeichnung schließlich auch nicht in der Salzburger und Pas- Kapelle eine auf Königsland stehende sie zwei weitere Argumente für diese verengte.14 Noch 1799 führt ein Orts- sauer Überlieferung. Königskirche, 1315 hatte das Wort Identifizierung beibringen zu können, verzeichnis des Rentamts Straubing den Die Regensburger Traditionen „Kapelle“ schon den heutigen Sinn. Das und dies nach ihrer Angabe in Ausein- Ort Sondergai als „Am Sondergey“ an, nennen dagegen dreimal den Grafen Königsgut zeigt sich auch darin, dass die andersetzung mit Sigmund Benker, der kennt also den Gau noch als eine eigene Rumold. Unter Ludwig dem Deutschen,

14 15 also vor 876, dessen Todesjahr, nahm Rumold in das Gebiet südlich der Linie „Mindestens vom frühen 11. bis ins 14. – den Namen Münstern bekam, um die er an einer Versammlung von Grafen Regensburg-Plattling zu setzen ist, so ist Jahrhundert, wenn wir an der Schenkung Zugehörigkeit zum fernen Regensburg („concilium comitum“) in Aiterhofen doch keine genaue Bestimmung seiner durch Ludwig den Deutschen 853 festhal- auszudrücken. Wenn um 1022 noch ein teil. Dabei leistete er mit den Grafen Grafschaft erreicht, da er ja nicht allein ten, schon seit dem 9., mußte es bei der Gedenkbau stand – man glaubte ja, wie Chuniperht und Cundpold Zeugenhilfe als Graf anwesend war. Das Bild ändert Emmeramskapelle ein Priesterhaus mit Wirt- die Urkunde zeigt, die Todesstelle noch für ein Tauschgeschäft, bei dem Bischof sich bei der dritten Nennung des Ru- schaftshof gegeben haben, denn sie gehörte zu wissen –, dann muss er so unbedeu- Ambricho von Regensburg für Sankt mold, als er allein als Graf einen Güter- damals als ‚Münstern, capella per se‘ der Ab- tend gewesen sein, dass man ihn nicht Emmeram von einem Ougo Güter zu tausch in dem schon genannten Mundl- tei St. Emmeram in Regensburg, die hier einen für erwähnenswert hielt. Im übrigen Buchhausen, Pinkofen und Mundlfing fing bezeugte.19 Mundlfing lag also in der oder zwei ihrer Mönche mit ein paar Brüdern hätten die fünf Joch Grundbesitz nicht erhielt und diesem dafür Besitz zu Grafschaft des Rumold; wie Sondergai, oder doch wenigstens einen Weltgeistlichen in- ausgereicht, einen oder zwei Mönche Matting gab.16 Der Bischof erbat das von dem es etwa drei Kilometer entfernt stalliert haben mußte. Im einen wie im andern mit ein paar Brüdern oder zumindest ei- Einverständnis des Königs, der darauf ist, liegt es in der Gemeinde Leiblfing. Fall war ein Wirtschaftshof unabdingbar. Als nen Weltgeistlichen zu unterhalten und hinwies, dass er Tauschgeschäfte bis zu Dies lässt keinen Zweifel daran, dass das die Abtei St. Emmeram ihre Rechte an der dazu noch die Baulasten des Kirchleins fünf Huben generell erlaubt habe. 831 „Sundergauuae“ in der Grafschaft des ­Kapelle aufgab und aus dem „Münster“ die zu tragen – das Priesterhaus wäre wohl hatte Ludwig der Deutsche einen Prä- Rumold in Sondergai zu suchen ist und einfache Filialkirche der Pfarrei Aschheim ein ausgesprochener Zuschussbetrieb karievertrag bestätigt, den sein Kaplan, nichts mit Aschheim zu tun hat. Richtig wurde, mag die dazugehörige Hofstatt ver- für Sankt Emmeram gewesen. der Diakon Erchanfred, und dessen bestimmt ist das „Sundargauuae“ von kauft worden sein.“ 23 Während Diepolder nur von Pries- Verwandter Baturich mit Bischof Batu- 853 mit Sondergai in der Zusammen- terhaus und Wirtschaftshof sprach, rich von Regensburg geschlossen hatten stellung von Ortsnamen, die auf -gau Es wäre erstaunlich, wenn Sankt Em- glaubte Rainhard Riepertinger ein und der unter anderem Besitz in jenem enden, bei Wolfgang Haubrichs.20 meram für ein kleines Gedenkkirchlein, bislang nicht gewürdigtes bayerisches Buchhausen betraf.17 Erchanfred ist der Alexander von Reitzenstein, der 1956 eine Kapelle im heutigen Sinne, ein sol- Frühkloster beim Emmeramskirchlein spätere Bischof von Regensburg. Buch- „Sundargauuae“ mit der Emmerams- ches Aufgebot an geistlichen Betreuern bei Aschheim vorführen zu können. Er hausen und Pinkofen liegen in der Ge- kapelle bei Aschheim bestimmte, war bereitgestellt hätte, wie das Diepolder ging von der Bezeichnung „Münster“ meinde Schierling im Landkreis Regens- in seinen Schlussfolgerungen noch annahm. Auffällig ist, dass um 1022, aus, den er für einen Ortsnamen hielt, burg, Mundlfing liegt in der Gemeinde vorsichtig. Er schrieb: „Ludwig schenkt als Sankt Emmeram fünf Joch Land, der aber nur ein Kirchlein bezeichnet Leiblfing im Landkreis Straubing-Bogen königlichen Besitz in comitatu Rumoldi in also etwa einen Hektar,24 an dem Grub und, wie Puchner darlegte, auf keinen und Matting in der Gemeinde Salching villa quae nuncupatur Sundargave (in der genannten Platz eintauschte, an dem Fall als Beleg für ein frühes Kloster die- im Landkreis Straubing-Bogen. Die vier Grafschaft Rumolds im Dorfe Son- der heilige Emmeram starb, keine Rede nen kann. Er schrieb: „Der Gebrauch Orte des Tauschgeschäfts, für das Graf dergau), nämlich eine Kapelle, die ein von einem Gotteshaus ist. Es erscheint des Wortes Münstern weist ferner auf Rumold Zeugenhilfe leistete, liegen Mönch des Regensburger Emmerams- als ganz selbstverständlich, dass man eine kleine und eher unbedeutende im Umkreis von Sondergoi und haben kloster namens Siftinc21 innehatte, und in Regensburg an einem dortigen Ge- klösterliche Niederlassung hin, zu der nichts mit Aschheim zu tun. Unter Kö- dazu eine von Siftinc von königlichen denkbau mehr Interesse gehabt hätte geringe landwirtschaftliche Nutzflächen nig Karlmann leistete Graf Rumold mit Zinsleuten hinzuerworbene Hube Lands als an Grundbesitz. Unwahrscheinlich gehörten“.25 einem Grafen Geio in Loizenkirchen an St. Emmeram.“22 Von einer Siedlung, ist, dass beim Gütertausch ein dortiges Die geringen Nutzflächen sollen in Zeugenhilfe für ein Tauschgeschäft, das die zur Kapelle am Sterbeort gehört ha- Kirchlein bei Freising blieb und 1315 der von König Ludwig dem Deutschen Güter an der Vils bei Neuhausen betraf.18 ben soll, redete von Reitzenstein nicht. plötzlich Sankt Emmeram gehörte. Man mittradierten Hufe bestanden haben – Loizenkirchen liegt wie Neuhausen in der Gertrud Diepolder nahm dagegen kann eher davon ausgehen, dass Sankt auch Riepertinger bezog fälschlicher- Gemeinde Aham im Landkreis Landshut. eine „mittelalterliche Siedlung (Pries- Emmeram auf dem eingetauschten weise die Königskirche zu Sondergai auf Wenn auch die beiden angeführten terhaus mit Wirtschaftshof?) bei der Grundstück ein Kirchlein errichtete, das Emmeramskirchlein bei Aschheim. Nennungen darauf deuten, dass Graf Emmeramskapelle“ an: das dann – wie Münster bei Helfendorf Dieses „Minikloster“ habe der bereits

16 17 erwähnte Stiftinc geleitet. Riepertinger ist einmal Nachbarzeuge Egilolfs von Urkunde, deren Grammatikgebrauch Arbeo unterstehen mit Ausnahme einer von sah nicht, dass diese Annahme mit der Ismaning und wohl mit diesen Herren vom klassischen Latein weit entfernt ist, jenem verliehenen Vergünstigung [‚excepto Angabe der Königsurkunde unvereinbar verwandt. Er gehört nach seiner Stel- zeigt sich sein Interesse: benefici illius‘] auf meine Lebenszeit, dass ich ist, nach der Stiftinc ein Mönch des lung in den Zeugenreihen zu den Mi- aus dessen Vergünstigungen die zugestandene Klosters Sankt Emmeram war und nicht nisterialen, und zwar hält er sich zu den „Es ist bekannt, dass alles durch Gott als Erlaubnis genieße, vereinbarungsgemäß oder ein eigenes Kloster leitete. Er glaubte so- Freisinger Rittern; dies ist wohl auf den Urheber eingerichtet ist, auf dessen Wink hin wenn eine Notlage meiner Tochter zwingt, gar, weitere Angaben zum angeblichen Einfluß des mächtigen Bischofs Otto I. der Mensch alles überragend als Zeichen der dass die vorerwähnte verliehene Vergünsti- Kloster Münstern machen zu können: In zurückzuführen.“29 Ähnlichkeit mit dem Schöpfer gebildet worden gung eine Erleichterung sei. Nach meinem der Zeugenreihe der Urkunde einer Be- Auch bei jenem Heinrich „de Mvns- war, und dass von Gott befohlen wurde, alles Hinscheiden aber unterliege sie für das Heil sitzübergabe an das Kloster tern“, der nach Riepertinger als dritter solle ihm unterworfen sein, [von Gott], durch meiner Seele den kanonischen Rechten, wie aus der Zeit zwischen 1127 und 1147 bekannter Mönch beim Emmerams- dessen Geschenk als Spender wir leben und es oben erwähnt ist; mit Klerus und Knech- werde neben Heinrich von Aschheim kirchlein feststehe, ist als Ortsbestim- sind, er selbst verlieh mir sowohl die Kräfte als ten, mit Freigelassenen und Aldionen31, mit und Adalpolt von Aschheim ein Wolfolt mung in der Ausgabe der Freisinger auch die Einsicht, er selbst Zeit und Ort, er Grundbesitz und Vermögen solle sie zu dem de Munsture genannt.26 Traditionen Münster bei Egmating selbst durch seine Wohltat des Geistes einhau- in Freising gegründeten Haus Mariens, der angegeben. Wenn Riepertinger sich die chend die Gelegenheit, dass ich genau zu der Mutter unseres Herrgotts gehören. Dies sind „Damit dürfte nach Stiftinc der zweite Zeugenreihe angesehen hätte, hätte er Zeit dazukam, als der heilige Martyrer Christi die Zeugen, die eigenhändig bekräftigt haben: Mönch namentlich faßbar geworden sein, der gesehen, dass die geistlichen Zeugen mit Emmeram das Kampffeld erwählte, dass er als Abt Hrodhart Zeuge, die Priester Reginperht, den klösterlichen Betrieb bei der Emmerams- ihrem Amt genannt sind; dann wechselt Sieger triumphierend ewige Freude mit Chris- Uualtrih, Hununc, Suapilo, Ratolt. Die Zeu- kapelle (= Münstern) führte. Hundert Jahre die Zeugenreihe zu Heinrich von Müns- tus genoss, mit abgetrennten Gliedern den gen Toto, Popo, Graman, Adalperht, Ratolt, später taucht ein ähnlicher Beleg auf. Zwischen ter, Konrad und Sigfrid von Aschheim Geist aus Liebe zu ihm aufgab, dass ich dort Scrot. Vollzogen am Hof Isen am 7. Oktober 1232 und 1245 wurden auf Bitten eines Kon- und zu einem „Verwahrer“ („custos“) eine Kirche gründete, um zu verdienen, dass im 25. Jahr der Regierung des Herrn und vor- rad von Aschheim zwei Eigenleute übergeben. Heinrich – diese werden aber ausdrück- ich Verzeihung der Sünden beim gütigen Gott nehmsten Herzogs Tassilo.“32 (Abb. 4) Bezeugt wurde dieses Rechtsgeschäft durch die lich als Laien bezeichnet. Insgesamt erlange, und so wurde es durchgeführt, dass zwei Aschheimer Conradus und Sifridus, den ergibt sich, dass Riepertingers Kloster ich von den Einwohnern den Platz zu einem Zwar sagt die Urkunde nicht, von Aschheimer Pfarrer Hartmannus und ‚Hein- beim Emmeramskirchlein in der Nähe angemessenen Preis kaufte, mit Mauern die wem sie in ihrem seltsamen, gespreizten ricus de Mvnstern‘.27 Damit steht Heinrich von Aschheim niemals existierte. Kirche zu Ehren des vorgenannten Martyrers Latein diktiert wurde, aber es besteht als dritter namentlich greifbarer Mönch von erbaute, sie nach der Erbauung kanonisch kein Zweifel, dass es Arbeo selber war, Münstern bei Aschheim/Feldkirchen fest.“28 einrichtete und ordnete mit Bischof Ermbert der Bischof von Freising, dem Ortlaip Das Interesse der Freisinger ehrenvollen und guten Gedenkens als dem, seine Kirche unterstellte.33 Die zentrale Bei dem in Tegernsee um 1135 ge- Kirche an der Gedenkkirche der die Weihe vornahm; ich vertraue, für Stelle lautet in der Urkunde: „ut congrue nannten Wolfolt „de Munsture“ handelt an Emmerams Marterort diese Mühen entschädigt zu werden. Deshalb succurrere tempori ubi beatus Christi es sich aber auf keinen Fall um einen Helfendorf übertrage und übergebe ich, Ortlaip, mit martyr campum elegit certaminis“. Geist­lichen, sondern um einen Ortsade­ ­ Zustimmung meines Abtes Hrodhart30 die Dazu, dass das „succurrere“ nach „ut“ ligen, der sich nach einem Ort Münster Ungefähr zweihundert Jahre, bevor im Ort Helfendorf [‚in loco Helphindorf‘] „succurerem“ meint, gibt es keine Al- benannte. Peter Acht, der Herausgeber Otto der Große den Königshof Helfen- erbaute vorerwähnte Kirche des heiligen ternative, woraus sich die Übersetzung der Tegernseer Traditionen, setzte ihn dorf an Sankt Emmeram gab, war der Emmeram an das Haus der seligen und „dass ich herbeieilte / dazukam“, ergibt. völlig überzeugend nach Münster bei Freisinger Bischof Arbeo sehr an einer unversehrten Jungfrau Maria, dass ich nicht „Congrue“ drückt die Gleichzeitigkeit Egmating, auch Günther Flohrschütz Kirche in Helfendorf interessiert. In ei- den Eindruck erwecke, ich würde mich den zu der Zeit „tempori“ aus, die im Fol- stimmte dieser Bestimmung zu und sag- ner im Jahr 772 ausgestellten, mit einem kirchenrechtlichen Vorschriften widersetzen, genden näher bestimmt wird. Diese te zu ihm: „Wolfold, ca. 1130-47/53, ausnehmend langen Satz beginnenden solle sie der Verfügungsgewalt des Bischofs Bestimmung wird mit „ubi“ eingeleitet,

18 19 zur Kenntnis: „Die Tatsache, daß mit Scharnitz, das um 770 nach Schlehdorf ‚ubi beatus Christi martyr Heimrammus verlegt wurde, und 764/65 Bischof von campum elegit certaminis‘ die Zitate Freising.38 aus der Vita einsetzen, erklärt, warum Bald nach seinem Amtsantritt ließ er die Zeitbestimmung mit ubi einsetzt; die Reliquien Korbinians von Mais nach der Schreiber hat die Formulierung, die Freising übertragen und verfasste, um in der Vita zur Bestimmung des Marter- den Kult des Heiligen zu fördern, eine ortes dient, hier zur Angabe der Zeit des Vita (= Lebensbeschreibung). Diesem Martyriums verwendet.“35 Werk stellte er eine Widmung an Virgil Auch Diepolder war der Auffas- von Salzburg voran, nicht in dessen Ei- sung, dass die Ortlaip-Urkunde aus genschaft als Bischof und Abt von Sankt der Emmeramsvita­ zitiert: „Die Vita Peter, sondern als Gelehrter. In der Haimhrammi muß spätestens 772 vor- Bescheidenheit, die von einem Autor er- gelegen haben, weil die Tradition Freising wartet wurde, zweifelte Arbeo in seinem Nr. 50, 772 Oktober 7, aus ihr zitiert“.36 Vorwort daran, ob er im Stande sei, den Es ist offensichtlich, dass Arbeo durch Auftrag Virgils zu erfüllen, eine Vita des die ausführlichen Zitate aus der Vita vom heiligen Korbinian zu verfassen. Ein sol- Zeitpunkt des Geschehens zum Ort des ches Bekenntnis war bei einem Erstlings- Geschehens geführt wurde: „dass ich werk angebracht. Der Emmeramsvita dort (‚ibidem‘) eine Kirche gründete“ ist stellte Arbeo dann kein Vorwort mehr natürlich lokal zu verstehen. Besonders voraus – er hatte sich ja bereits als Autor merkwürdig ist, dass Rainhard Riepertin- bewährt. Wenn auch Arbeo nicht mehr ger einen Übersetzungsfehler in meiner behauptete, dass Virgil ihn angeregt 1976 vorgelegten Argumentation zum habe, kann trotzdem als selbstverständ- Bezug der Ortlaip-Urkunde zur Todeszeit lich angenommen werden, dass er dem des Emmeram erkennen wollte, aber Salzburger Amtskollegen den Text der Abb. 4: Im Jahr 772 übergab der Mönch Ortlaip die von ihm am Marterort des heiligen Emmeram in Helfendorf errichtete Kirche der Domkirche Freising. nicht einmal in der Lage war zu sagen, Emmeramsvita zukommen ließ. worin dieser Fehler bestehen solle.37 Die Verehrung des heiligen Em- Bischof Arbeo von Freising, der Ver- meram, die in Regensburg durch Bischof fasser der Vita des heiligen Emmeram Gawibald gefördert wurde, lebte auch und der Gestalter des Textes der Ortlaip- im Bistum Freising auf. Bischof Ermbert Urkunde, stammte aus der Gegend von weihte die von Ortlaip errichtete Marter- das sowohl in der Antike als auch im Gertrud Diepolder wollte zeigen, Mais bei Meran, wurde an der Freisinger kapelle, und Arbeo berichtet von einer Mittelalter meist die lokale Bedeutung dass ein temporales „ubi“ = „als“ nach Domkirche Geistlicher und schrieb für darin geschehenen Wunderheilung unter „wo“ hat, aber durchaus auch temporal dem „tempori“ eher unwahrscheinlich seinen Vorgänger Bischof Joseph die seinem Vorgänger Bischof Joseph, auf die verwendet werden kann. Das ausführ- sei, wobei sie aber nicht sagen konnte, meisten Urkunden. Als er selber Bischof wir noch eingehen werden. Die Beschäf- liche lateinisch-deutsche Handwörter- welchen Sinn ein lokales „ubi“ = „wo“ war, nennen ihn fast alle Urkunden als tigung mit der Zeit Korbinians und damit buch „Georges“ nennt als temporale nach „tempori“ haben solle.34 Bedauer- den, der sie diktierte („ex ore Arbeonis mit der Zeit des Herzogs Theodo, hatte Möglichkeiten: „wann, da, als, sobald licherweise nahm Diepolder folgenden episcopi“). Er wurde Erzpriester („archi- sicherlich Arbeos Interesse an Bischof als“. Satz meines Aufsatzes von 1971 nicht presbiter“), 763 Abt des Huosi-Klosters Emmeram und der Tatsache verstärkt,

20 21 dass zentrale Kultorte dieses Heiligen in In der Korbiniansvita berichtet er, dem Sohn eines Richters, schwanger seinem eigenem Bistum lagen: Marter- dass Korbinian nach seiner Ankunft in wurde. Die beiden baten Emmeram um platz, Sterbeort und die erste Begräbnis- Bayern einige Zeit geblieben sei: Hilfe, der sich bereit erklärte, die Schuld stätte.39 Die Formulierung, dass Ortlaip an der Schwängerung auf sich zu neh- sich nicht den kanonischen Bestimmun- „Er spendete den Samen des göttlichen men. Der Bischof verließ aber Regens- gen widersetzen wollte, lässt auf einen Wortes, der ausgestreut in die Herzen man- burg, um eine versprochene Romfahrt erheblichen Druck schließen, den der cher drang zur Vermehrung des Glaubens, anzutreten. Nach drei Tagen kam er in Bischof mit diesen Bestimmungen auf denn unser Stamm war in der Religion des Helfendorf an. Am Herzogshof wurde den Mönch ausübte. Die Anwesenheit Christentums noch ungebildet durch die Neu- unterdessen der Zustand der Herzogs- des Abtes Rudhart bei Ortlaips Schen- heit der Bekehrung. Zu der Zeit damals hatte tochter offenkundig; sie behauptete, wie kung in Isen sollte wohl deutlich machen, der sehr gottesfürchtige Herzog Theodo ruhm- vereinbart, sie sei vom Bischof verführt dass dieser für sein eigenes Kloster keinen voll durch seine Macht und die Tapferkeit der worden. Theodo verbannte in seinem Anspruch auf die Kirche erhob. Streiter, ausgezeichnet durch seine Söhne und Zorn das Mädchen nach Italien. Ihr Bru- herausragend durch den Einsatz seiner führen- der Lantperht sammelte eine Schar, zog den Männer, dessen Ruhm weit und breit sich dem Bischof nach, um ihn zu bestrafen, Arbeos „Leben und ­Leiden verbreitet hatte, sein Land für sich und seine und erreichte ihn in Helfendorf. Abb. 5: Titelseite der von Bischof Arbeo 41 des heiligen Märtyrers von Freising verfassten Vita des heiligen Emmeram Söhne in vier Teile geteilt.“ Dort war auf dem Vorplatz der ­Emmeram / Vita vel Passio in einem Würzburger Codex des 9. Jahrhunderts. Herberge ein großer Stein aufgerichtet, sancti Haimhrammi martyris“ Theodo ist damit jener Herzog, der wie man ihn brauche, um aufs Pferd nach einer wichtigen zeitgenössischen zu steigen. (Abb. 6) Lantperht sprang Arbeos schon mehrfach erwähnte Nachricht in der offiziellen Papstchro- auf diesen Stein, stützte sich auf seinen Lebensbeschreibung des heiligen Em- II., an dessen Hof Korbinian sich aufge- nik als erster seines Stammes nach Rom Stab, ließ den Bischof vor sich führen meram ist kein geschichtlicher Text, halten hatte. Pippin II. starb 714. Dass zog. Diese Romfahrt wird in das Jahr und begrüßte ihn mit den Worten: sondern ein hagiographischer, also eine Arbeo sich in der Emmeramsvita auf 715 gesetzt.42 Um diesen Herzog spielte Heiligenlegende, bei der es darauf an- den gleichen Herzog Theodo bezieht, sich das Emmeramsdrama ab, wie es kommt, die Heiligkeit Emmerams und zeigt sich darin, dass er die kirchlichen Arbeos Vita darstellt: seine Verdienste vor Gott herauszustel- Verhältnisse völlig identisch darstellt. In Emmeram war Bischof in der Stadt len. Es soll klar werden, dass die Heils- der Emmeramsvita sagt er: Poitiers in Aquitanien. Er erfuhr, dass kraft des Heiligen sich in besonderer das pannonische Volk, die Awaren (im Weise an den drei genannten Gnaden- „Er [Emmeram] gelangte nach der Stadt heutigen Ungarn), noch heidnisch sei, stätten in Arbeos Bistum verdichtete. Regensburg, die, aus behauenen Steinen und brach zu einer Missionsreise auf. (Abb. 5) erbaut, die feste Hauptstadt dieses Volkes ge- Er traf, wie die eben angeführte Stelle Dass die Vita kein Geschichtswerk worden war. Hier regierte damals als Herzog sagt, den Herzog in Regensburg, im sein will, zeigt sich allein schon darin, des Bayernstammes der wackere Theoto. […] Zentralort der Bayern. Theodo erklärte, dass sie keine eindeutige Datierung Aber die Bewohner, die erst vor kurzem zum dass er in einen Krieg mit den Awaren enthält. Allein die Erwähnung des Her- Christentum bekehrt waren, hatten zu jener verwickelt sei und Emmeram nicht zogs Theodo gibt einen Anhalt. Denn Zeit den Götzendienst noch nicht völlig bei sich weiterziehen könne. Auf Einladung des ein Theodo wird als regierender Herzog ausgemerzt; denn wie ihre Väter tranken sie Herzogs blieb Emmeram in Bayern. Abb. 6: Noch heute zeigt man in Kleinhelfendorf zwischen Pfarrkirche und Wirtshaus einen Stein, auf den sich einst der auch in der Korbiniansvita genannt; er mit ihren Kindern aus demselben Kelch die Nach Arbeo hatte der Herzog eine Herzogssohn Lantperht gestellt haben soll, um gegen Bischof gehört in die Zeit des Hausmeiers Pippin Minne Christi und der Dämonen.“40 Tochter Ota, die von einem Sigibald, Emmeram Klage zu erheben und dessen Marter anzuordnen.

22 23 Abb. 8: Transport des sterbenden Emmeram in Richtung Aschheim. In der Kleinhelfendorfer Marterkapelle ge­- Abb. 7: Das Martyrium Bischof Emmerams in einer drastischen Darstellung aus dem Jahre 1789. Die in Lebensgröße zeigter Abguss einer von vier wohl von Erasmus Grasser gehaltene Szenerie findet sich in der zwischen 1745 und 1752 an der Stelle eines gotischen Vorgängerbaues errichteten Ende des 15. Jahrhunderts für den gotischen Flügelaltar Marterkapelle zu Kleinhelfendorf, plaziert über einem dort von alters her als Marterstein verehrten Findlingsblock. der Pfarrkirche am Ort geschaffenen Relieftafeln.

Heda, unser Bischof und Schwager! Dann kamen Emmerams geistliche gebracht und dort in der Kirche des Emmeram bot an, den Papst zu seinem Begleiter, die sich vorher versteckt hat- heiligen Georg beigesetzt. Bischof Ga- Richter zu machen, aber Lantperht stieß ten, heraus, legten den verstümmelten wibald, den Bonifatius 739 eingesetzt seinen Stab dem Bischof vor die Brust.43 Heiligen auf einen Wagen und fuhren hatte, ließ ihn erheben und in einem Emmeram wurde auf eine Leiter gelegt ihn in Richtung Aschheim, wo eine kunstvollen Grab beisetzen. Der Fürst Abb. 9: Um 1052 gefertigte Darstellung des heiligen und mit Stricken festgebunden. Dann gemauerte Kirche des heiligen Petrus des Landes ließ zahllose Goldschmiede Emmeram in der Portalvorhalle des nach ihm benannten wurden ihm die Augen ausgerissen, stand. (Abb. 8) Emmeram aber brachte kommen, die aus Gold und Silber einen Klosters in Regensburg. die Nase, die beiden Ohren und seine drei Meilen vor Aschheim, soweit er es Aufbau für das Grab anfertigten. (Abb. 9) Glieder stückweise abgeschnitten und mit seinen Verstümmelungen konnte, Soweit in kurzen Zügen der Inhalt weggerissen. (Abb. 7) Stark verstümmelt zum Ausdruck, dass er hier sterben müs- der Emmeramsvita. Der Ablauf des ließen ihn seine Peiniger liegen. Die Ein- se. Der Leichnam wurde nach Aschheim Geschehens ist von Arbeo mit vielen wohner von Helfendorf versteckten die gefahren, in der dortigen Peterskirche Wundererzählungen angereichert. Eine abgeschnittenen Glieder des Heiligen bestattet, aber wieder herausgenom- ganze Reihe von Arbeos Aussagen ist unter einem Weißdorn.44 men, mit dem Schiff nach Regensburg widersprüchlich und unwahrscheinlich.

24 25 Er sagt zum Beispiel, dass Emmeram eine Entmannung als eigentliche Strafe nach 600 errichtete Bau I – die Holzkirche – auf zwei sich ablösende und leicht ver- bewusst Helfendorf, den Ort, den er zu denken; auch Arbeo spricht davon.47 über hundert Jahre lang gestanden haben.“48 setzt errichtete einschiffige Saalbauten liebte („locum dilectum“) als die Stät- An einer grausamen Bestrafung in zurückgehen könnte, was außerdem die te, an der er die Welt verlassen wollte, Helfendorf als dem Wendepunkt des Dass die Zurückhaltung gegenüber relativ lange Bestandszeit von rund 100 ausgesucht habe, aber dann doch nicht Geschehens besteht kein Zweifel, wie der angeblichen Sensation berechtigt Jahren für Bau I relativieren würde, und in den elenden Hütten („in eorum vilia der Gedenkbau des Ortlaip zeigt, den war, zeigte Christian Later: erwog folgende Konsequenz: aedifitia“) dort den Lebensodem aus- dieser lange vor der Abfassung der Vita hauchen, sondern zur Kirche in Asch- errichten ließ. „Bereits 1967-1971 konnte Hermann „Sollte die mögliche Zweiphasigkeit zu- heim als dem würdigen Ort zum Sterben Kein Zweifel besteht auch daran, Dannheimer in und bei St. Peter und Paul in treffen, wäre auch die Hypothese, dass Grab gebracht werden wollte.45 Woher sollte dass Emmeram zunächst in Aschheim Aschheim archäologische Grabungen durch­ 15 als einziges Grab im Kircheninnenraum Emmeram Helfendorf gekannt haben? beigesetzt wurde. Dort wurde ein Grab- führen, deren Ergebnisse 1988 monographisch als Grabgrube des Hl. Emmeram gedient hat, Er wusste wohl auch nicht, dass ihn der schacht gefunden, den Gertrud Diepol- publiziert wurden. Als ältesten Kirchenbau re- zu überdenken. Zumindest würde dieser leere Herzogssohn verfolgen, und schon gar der als Sensation einstufte: konstruierte Dannheimer einen dreischiffigen Grabschacht seine Sonderstellung gegenüber nicht, dass dieser ihn in Helfendorf ein- Saalbau aus Holz, der auf einem wenig älteren den übrigen Gräbern verlieren, da er dann holen würde. Genauso unwahrschein- „Arbeo berichtet von der Bestattung und Gräberfeld errichtet worden war und während auch als direkt an der Außenwand eines Kir- lich ist, dass Emmeram sich Aschheim Wiedererhebung Emmerams in der Asch- dessen Bestandszeit weitere, teilweise sehr chenbaus gelegendes Grab gedeutet werden als Sterbeort aussuchte. heimer Kirche, und Hermann Dannheimer reich ausgestattete Bestattungen im direkten könnte.“50 Aber da die Fortsetzung der Rom- konnte im Bau I der Kirche, dem Holzbau Umfeld angelegt wurden. Durch stratigra- fahrt ausgeschlossen war, mussten seine des 7. Jahrhunderts, ein Grab feststellen, das phische Überschneidungen von Gräbern und Angesichts der archäologischen Un- Begleiter sich überlegen, wohin sie den keine Bestattung enthielt. Daß die schriftliche Kirchenbau wird letzterer in die Zeit um 600 sicherheiten kann der leere Grabschacht Bischof bringen sollten. Anscheinend Überlieferung diesen archäologischen Befund bzw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts nicht, wie Diepolder meinte, als Beweis sahen sie keine andere Möglichkeit, als erklärt und vice versa der Befund die Erzäh- datiert. Dennoch ist bei diesem in der Litera- für den Tod Emmerams um 680/90 die- den Bestraften zu seinem Bischofssitz lung Arbeos bestätigt, scheint auf der Hand tur oft zitierten Befund Vorsicht geboten, da nen. (Abb. 10) zurückzubringen. Emmeram überstand zu liegen. der Kirchengrundriss lediglich aus sieben, sehr Arbeo berichtet, dass Emmerams aber den Transport nur bis in die Groß- Daß es aber so einfach nicht ist, mag man unterschiedlich geformten und dimensionier- Begleiter nach dessen Beisetzung „zu- gemarkung Aschheim. Dass der Bischof bereits daraus schließen, daß dieses eigentlich ten Pfostengruben rekonstruiert ist. Der Rest rückkehrten“ („regressi sunt“). Dies Aschheim sich als Sterbeort bewusst sensationelle Grabungsergebnis nach dem dieser Kirche – immerhin 24 weitere Pfosten kann nur bedeuten, dass sie nach erwählte, ist genauso unwahrscheinlich Vorbericht Dannheimers in der Landesge- sind vor allem in Analogie zum ältesten Bau Regensburg zurückkehrten. Sie hatten wie die Erwählung Helfendorfs. Arbeos schichte kein Echo fand. Das Grab 15 von von St. Gallus in Brenz frei ergänzt. Ohne eine demnach keine Bedenken, Theodos Aussageabsicht ist klar: Helfendorf und Aschheim wurde nicht diskutiert, geschweige spätere Überbauung durch die sicher als solche „Hauptstadt“ aufzusuchen. Auch Em- Aschheim sollen als Orte erscheinen, denn als Emmeramsgrab akzeptiert. anzusprechende Kirche II sowie die hoch- bis meram habe nicht in Aschheim bleiben, die nicht der Zufall zu Gnadenstätten Diese Zurückhaltung mochte etwas spätmittelalterlichen Nachfolgebauten wäre sondern nach Regensburg gebracht machte, sondern die freie Entscheidung zu tun haben mit einer Neudatierung der eine Deutung als Sakralbau nicht zu rechtfer- werden wollen. Ein gewaltiger, unun- des Heiligen. Emmeramskatastrophe, die Gottfried Mayr tigen und selbst die Kultkontinuität schließt terbrochener, vierzigtägiger Regen ging Ganz unmöglich ist, dass Emmeram 1976 vorgelegt hat. Er kommt dabei, ent- eine anfänglich profane Nutzung der ältesten nieder, „und hätte man nicht den Leib alle Gliedmaßen abgetrennt wurden; gegen dem bereits mehrheitlich akzeptierten Gebäudereste nicht grundsätzlich aus.“49 dieses großen Mannes und Märtyrers zu der Blutverlust schließt einen Trans- Ansatz von 680/90, auf die Jahre vor 716, der Stadt gebracht, so drohte das Ele- port bis kurz vor Aschheim aus.46 Auf näherhin 715. Träfe das zu, müsste das leere Later verwies auf die Möglichkeit, ment des Wassers das Land zu verder- Grund der Beschuldigung, die gegen Grab, falls es für Emmeram bestimmt war, dass die von Dannheimer angenomme- ben. Das wurde damals einigen Leuten den Bischof vorgebracht wurde, ist an ebenso datiert werden und damit der um oder ne „Dreischiffigkeit“ von Kirche I auch durch Gottes Fügung in nächtlichen

26 27 Gesichten offenbart, die sie öffentlich kundtaten“.51 Nach Beratung mit seinen Kriegern und Geistlichen habe Herzog Theodo entschieden, Emmerams Leichnam nach Regensburg bringen zu lassen. Dass der Herzog hinter der Entscheidung stand, den Bischof zu seiner Kathedra zurückzubringen, kann nicht bezweifelt werden: Theodo distanzierte sich also entschieden und öffentlich vom Vor- gehen seines Sohnes Lantperht. Arbeo berichtet, dass der Herzog Emmeram mit seinen Edlen, der Geistlichkeit und einer großen Volksmenge in einer feier- lichen Prozession entgegengezogen sei. Emmeram wurde in der Georgskirche – heute Sankt Emmeram – beigesetzt und nach langer Zeit, wie Arbeo berichtet, von Bischof Gawibald feierlich erhoben. Auch an dieser Erhebung der Gebeine gibt es keinen Zweifel. Das Recht zur Erhebung eines Märtyrers hatte nur der zuständige Bischof. Die Elevation, das heißt die Erhebung zur Ehre der Altäre, hatte im Mittelalter die Bedeutung der heutigen Heiligsprechung. (Abb. 11) Aus der Zeit Bischof Gawibalds, die Abb. 11: Um 1340/50 an der Stelle des ursprünglichen von 739 bis 763 angesetzt wird, stammt Regensburger Emmeram-Grabes geschaffenes Hochgrab des die älteste der Regensburger Traditio- Heiligen, zu finden vor dem Kreuzaltar in der Apsis des Georgschores der Sankt-Emmeram-Kirche in Regensburg. nen; sie erfolgte bereits an den heiligen Märtyrer Gottes Emmeram.52 Emmeram wurde nicht nur als Hauptheiliger der Stadt Regensburg, sondern auch des bayerischen Herzogtums verehrt. Er wur- de auch einer der wichtigsten ostfränki- schen Reichsheiligen. Im ältesten Rest eines Regensburger Missales, das aus Abb. 10: Um 1460/70 entstandenes Emmeram-Epitaph der Mitte des 8. Jahrhunderts stammt, in der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul in Aschheim. ist zum 22. September eingetragen:

28 29 „Leiden des heiligen Emmeram“ („pas- Mann namens David übergeben wurde sio sancti Emmerami“).53 Der 22. Sep- („de traditione quondam novilissimi tember ist heute noch der liturgische viri nomine Dauid“). Wenn die Kirche Gedenktag des heiligen Emmeram. in Helfendorf nicht von einem Adeligen Dieser Missaleeintrag spricht ­dafür, an Tegernsee gegeben wurde, kommt dass Bischof Gawibald Emmeram in nur der Herzog als Tradent in Frage. Wir den Anfangsjahren seiner Amtszeit erinnern an den Königshof Helfendorf, erheben ließ und der Fürst, der das der schon 885 begegnet, als Karl der kunstvolle Hochgrab in Auftrag gab, der Dicke den Neunten dieses Hofes an die 748 gestorbene Herzog Odilo war, nicht Kapelle zu Altötting gab. Dabei handelte der 741 geborene Herzog Tassilo. Eine es sich um eine reine Besitzausstattung, enge Zusammenarbeit zwischen Odilo von Emmeram ist ebenso wenig die und Gawibald ist quellenmäßig belegt: Rede wie von der vor 788 an Tegernsee der Bischof befand sich im Heerlager gekommenen Kirche. des Herzogs, als dieser 743 am Lech Es handelte sich bei der in der Ent- den fränkischen Hausmeiern Pippin und scheidung des Streites zwischen Tegern- Karlmann gegenüberstand. Nach seiner see und Freising dem Bischof zugespro- katastrophalen Niederlage versuchte chenen Kirche um die spätere Pfarrkirche sich Odilo durch die Flucht zurück bis Helfendorf, die also als herzogliche Kirche über den Inn zu retten, der Regensbur- auf Fiskalland entstand. In der Schen- ger Bischof fiel dagegen in die Hände kungsurkunde Ottos I. von 940, die das der Sieger. tradierte Gut so sorgfältig aufzählt, wird eine königliche Kirche („capella“) nicht Wir kommen zurück zu jenem Ort­ erwähnt. Um die heutige Marterkapelle laip, dessen Kirche in Helfendorf Bischof handelte es sich bei der zwischen Tegern- Arbeo unbedingt haben wollte. In Hel- see und Freising strittigen Kirche nicht. Es fendorf lassen sich schon in der Agilolfin-­ wäre auch ganz unwahrscheinlich, wenn gerzeit zwei Gotteshäuser nachweisen, die Domkirche Freising ein so bedeu- so wie es in (Klein-) Helfendorf heute tendes Gotteshaus, das Arbeo 772 mit noch zwei Kirchen gibt: die Pfarrkirche großem Einsatz gewinnen konnte, kurze und die Marterkapelle. Zeit später schon wieder verloren hätte. Im Verzeichnis der Kirchen, die nach Außerdem sagt Ortlaips Urkunde in einer Tassilos Absetzung 788 zwischen dem Formulierung, die auch die Vita verwen- Kloster Tegernsee und dem Bistum Frei- det, er habe seine Kirche gebaut, „wo der sing strittig waren, erscheint eine solche heilige Märtyrer Christi das Kampffeld zu „Helphindorf“.54 Von wem die Kir- erwählte, um als triumphierender Sieger che an Tegernsee gegeben wurde, wird ewige Freude mit Christus zu genießen“ – nicht gesagt, im Gegensatz zur Kirche in ein eindeutiger Hinweis, dass Ortlaip einem „Holzhusun“, von der es heißt, seine Kirche am Marterplatz errichtete. Abb. 12 u. 13: Die Marterkapelle und die Pfarrkirche Sankt Emmeram in Kleinhelfendorf, dass sie einst von einem sehr edlen (Abb. 12 u. 13) wie sie sich dem Besucher heute präsentieren.

30 31 Wenn wir fragen, warum Ortlaip sollte. Der Machtkampf zwischen Karl offensichtlich über den Söhnen stehen. Priestern, Diakonen und Bischöfen, wie so große Mühen auf sich nahm, um Martell und seiner Stiefmutter Plectru- Die bayerische Landeskirche konnte der sie gebüßt werden sollen“ („De presby- das Gedenkgotteshaus zu errichten – er dis lähmte das Frankenreich. Außerdem Herzog schaffen, aber nicht mehr als teris vel diaconis necnon et episcopis, musste den Platz zu einem angemesse- hatte Theodo mit Rupert in Salzburg selbständige Kirche, sondern mit der quomodo conponantur“). Dann wur- nen Preis kaufen und er bezahlte eine und Emmeram in Regensburg schon Einschränkung, dass jetzt dem Papst ein de der Bischof von den Priestern und aus Stein gebaute Kirche –, und das zwei Bischöfe in seinem Dukat – mit entscheidendes Mitspracherecht zukam. Diakonen getrennt, aber man übersah, zu einer Zeit, wo der Kult im Bistum einem weiteren Bischof wäre die Zahl Mit dem Wunsch, das Vertrauen ihn aus der eben zitierten Kapitelüber- Freising noch nicht durch die Vita pro- erreicht gewesen, die zu einer kirchen- der Bischöfe und das Wohlwollen des schrift zu streichen. Als Grund für die pagiert war und der weihende Bischof rechtlich gültigen Bischofsweihe ausge- Papstes zurückzugewinnen, dürfte auch Änderung, das heißt für die Einfügung Ermbert keinerlei Anspruch darauf er- reicht hätte. Theodo wäre von Bischö- die in allen Germanenrechten singuläre der unerhört scharfen Strafbestimmung hob, dann findet sich die Antwort in der fen aus dem Frankenreich unabhängig Strafbestimmung bei Bischofsmord ist nur ein konkreter Anlass denkbar, oben wiedergegebenen Urkunde: Ort- geworden. Mit Lantperhts Tat war die zusammenhängen, die im Gesetzbuch die Tötung des Bischofs Emmeram, da laip hatte das Martyrium bewusst erlebt günstige Lage vertan. der Bajuwaren, der Lex Baiuvariorum, von einer anderen nirgends die Rede ist. und war offensichtlich tief beeindruckt Bischof Rupert scheint Bayern ver- und zwar in Titel I 10 eingefügt wurde.56 Ein Zusammenhang des Bischofsmord-­ von diesem Geschehen. Zu Ortlaips lassen zu haben. Theodo blieb in dieser Der Täter musste eine nach der Gestalt Titels I 10 des Bayerngesetzes mit der Leben wissen wir nur, dass er Mönch in Situation nur, das Gespräch mit dem des ermordeten Bischofs angefertigte voreiligen Tat des Herzogssohnes Lant- Herrenchiemsee war, aber zunächst, wie Papst zu suchen, den auch Emmeram Bleitunika mit Gold aufwiegen oder den perht erklärt auch die Bestimmung, dass die Erwähnung einer Tochter zeigt, nicht nach Arbeo als Richter aufsuchen wollte Wert in Vieh, Unfreien und Landbesitz auch dann einer sich nicht unterstehen in einem Kloster lebte. 772 war er noch und der über den Vorfall in Bayern si- erbringen – eine außergewöhnlich hohe solle, einen Bischof zu töten, wenn die- am Leben. Für die Emmeramstragödie cher informiert war. Theodos Romfahrt Buße, die drastisch abschrecken sollte. ser schuldig erscheine. Als Verfehlungen, ergibt dies, dass sie in die Spätzeit der war erfolgreich. Eine auf den 15. Mai Schon vor dieser Einfügung gab es Be- für die ein Bischof bestraft werden solle, Herrschaft des Herzogs Theodo zu set- 716 datierte Anweisung Gregors II. sah stimmungen zu Bischöfen im Gesetz der werden Mord, Unzucht und Hochverrat zen ist.55 vor, dass im Herrschaftsbereich eines Bayern. Es ist zunächst die Rede vom Bi- genannt. Das Gesetzbuch rechnet also Wir kommen auf die schon erwähn- jeden Unterherzogs ein Bistum einge- schof, den der König einsetzte oder das durchaus mit der Möglichkeit der sittli- te Romfahrt des Herzogs Theodo von richtet werden sollte. Theodo hatte Volk sich als Oberhirten erwählte. Diese chen Verfehlung eines Bischofs. 715 zurück. Schon Aventin vertrat die seinen Dukat, wie die Korbiniansvita Aussage, die den Herzog unerwähnt Auffassung, dass es sich dabei um eine berichtet, unter vier Söhne geteilt, sich lässt, ist in eine Zeit zu setzen, in der der Bußfahrt wegen des Todes Emmerams dabei aber kaum ein Teilherzogtum, Frankenkönig großen Einfluss in Bayern Emmeram im Salzburger gehandelt habe. Diese sehr überzeu- sondern die Oberherrschaft vorbehal- hatte, und damit in die Zeit vor Theodo, Verbrüderungsbuch gende Auffassung bedeutet, dass die ten. Die Beschränkung auf ein eigenes unter dem die Macht der Könige aus Ermordung nicht lange vor dieser Rom- Teilherzogtum hätte nach seinem Tod dem Merowingergeschlecht erloschen Neben der Urkunde des Ortlaip, der reise anzusetzen ist. Theodo sah durch wohl das herbeigerufen, was mit der Tei- war. Am ehesten ist an den Beginn des 7. Emmeramsvita Arbeos, den Regensbur- die Tat Lantperhts seine aktive Kirchen- lung vermieden werden sollte, den Streit Jahrhunderts zu denken, als der Mero- ger Traditionen und dem angeführten politik gefährdet, und das zu einer Zeit, unter den Brüdern. Das Salzburger Ver- winger Dagobert noch einmal kraftvoll Regensburger Missale gibt es noch eine die besonders günstig für die Errichtung brüderungsbuch nennt die vier Söhne, in Süddeutschland eingreifen konnte.57 Quelle aus dem 8. Jahrhundert, die den einer eigenständigen bayerischen Kirche die ein Unterherzogtum bekamen. Lant- Es ist bemerkenswert, dass man heiligen Emmeram erwähnt: das Salz- gewesen wäre. Im Frankenreich bahnten perht ist nicht dabei, was zeigt, dass in dieser Zeit schon mit Bischöfen in burger Verbrüderungsbuch.58 In dieses sich die Auseinandersetzungen um die die Teilung nach dem Tod Emmerams Bayern rechnete, nicht nur mit Priestern Buch wurden geistliche Gemeinschaften Nachfolge des Hausmeiers Pippin des erfolgte. So wie ein Erzbischof über den und Diakonen. Für sie zusammen gab und Personen eingetragen, deren man in Mittleren an, der dann 714 sterben Bischöfen stehen sollte, wollte Theodo es Bußgeldbestimmungen: „Von den Salzburg im Gebet gedenken und so zu

32 33 ihrem ewigen Leben beitragen wollte. Es Hausmeier. Karl Martell, ein illegitimer was nur denkbar ist, wenn er in seinem es ohne Speise ausgehalten, dabei aber heißt deshalb auch „Buch des Lebens“ Sohn Pippins des Mittleren, erkämpfte Hauptort („metropolis“) Regensburg nicht die Fähigkeit zu arbeiten verloren. („liber vitae“). Dieses Buch wurde von sich nach dem Tod des Vaters 714 die keinen Bischof brauchte. Tatsächlich Bischof Virgil von Salzburg angelegt. Vir- Macht im Frankenreich; Karlmann er- muss Virgil darauf gestoßen sein, dass „Schließlich gab durch göttliche Inspiration gil, der selber historisch tätig war, hatte, möglichte durch seinen Klostereintritt vor Emmeram schon ein Bischof in Re- die geheime Stimme des Herzens jemandem wie bereits erwähnt, engen Kontakt zu 747 seinem Bruder den Griff nach der gensburg bekannt ist, der heilige Erhard. den Rat, sie müssten das Mädchen zur Kirche Arbeo von Freising, den er zur Abfas- Königskrone, die dieser 751 den Mero- Virgil fügte ihn in einem Nachtrag in von Gottes heiligem Märtyrer führen. Zwar sung der Korbiniansvita anregte. wingern entwand. seine Bischofsliste ein. Erhard, der nach lehnten jene wegen der Schwierigkeit und der Im Verbrüderungsbuch legte Virgil Virgil hätte korrekt mit Pippin be- der Vita der heiligen Odilia ein Bischof Länge der Reise ab, sie zum Leib von Gottes eine Seite an, die von großem ge- ginnen müssen, wenn er schon – ver- aus Bayern war und der diese um 665 heiligem Märtyrer zu bringen; sie geleiteten schichtlichen Interesse ist. Sie enthält ständlicherweise – die merowingischen geborene elsässische Herzogstochter sie jedoch zu dem verehrungswürdigen Ort, wo einen „Ordo communis episcoporum“, Schattenkönige nicht aufführen wollte. taufte,59 erreichte nie die Popularität des der heilige Bischof sein glorreiches Martyrium eine allgemeine Bischofsliste, die mit Em- Warum beginnt er mit Karl Martell? heiligen Emmeram – das angesprochene vollendet hatte. Als sie durch das Tor ins Innere meram beginnt, auf den Korbinian folgt. Mit ihm kam er in die Anfangszeit des Geschichtsbild, das in engem Zusam- eingetreten war und hingestreckt gebetet hatte, Dann legte er eine Reihenfolge („Ordo“) 8. Jahrhunderts, also genau in die Zeit menhang mit den frühen Viten zu sehen regte sich sogleich in ihren Eingeweiden die Lust der verstorbenen Herzöge mit Frauen von Herzog Theodo, in die Zeitschicht, ist, hatte eine enorme Nachwirkung – zu essen, so daß sie vor leiblicher Begier so rasch und Kindern an. Der „Ordo“ beginnt mit die er für Emmeram und Korbinian an- bis heute. sie konnte aufstand und für sich um Brot zum Theodo, neben dem seine Frau Folchaid setzen wollte. Wäre ein früherer Theodo Wenn auch Arbeo mit der Lebens- Essen bat. Und als es ihr gebracht worden war, steht. Dann folgen die Herzöge Theu- der Herzog gewesen, zu dem Emmeram beschreibung des heiligen Emmeram empfing sie es mit Danksagen und nahm es so debert, Grimoalt, Theodolt und Tassilo, kam, dann hätte ihn Virgil sicher im an der Prägung des Bildes von der Kir- selbstverständlich in Gegenwart der Umstehen- Theodos Söhne, unter denen er seinen „Ordo“ verzeichnet. Rupert von Salz- chengeschichte im frühmittelalterlichen den zu sich, als wäre ihr niemals die Lust am Dukat aufgeteilt hatte. Virgil verzeichnete burg, der ebenfalls in die Zeit Theodos Bayern entscheidend mitwirkte, so soll Essen versagt gewesen.“60 keineswegs alle Kinder, sondern nur die- gehört, fehlt im angeführten Bischofs- doch noch einmal betont werden, dass jenigen Söhne, die tatsächlich regierten. ordo, weil er an der Spitze einer eigenen, es nicht seine Absicht war, ein histori- Arbeo macht klar, dass das Heils- Es erscheinen auch keine Töchter im Salzburger Bischofsliste eingetragen ist. sches Werk für das Bistum Regensburg wirken des heiligen Emmeram nicht nur Herzogsordo. Lantperht, von dem Arbeo Emmeram, Korbinian und Rupert, zu verfassen. Er wollte vielmehr sein an seinem Grab in Regensburg, sondern berichtet, dass er zur Strafe verbannt über den Virgil, der Anreger Arbeos, eigenes Bistum Freising fördern. Dies auch am Marterort erfahren werden wurde, fehlt natürlich. Die nächsten eine Vita geschrieben hatte, waren nach zeigt sich in aller Deutlichkeit in seiner könne; bereits unter Bischof Joseph war genannten Herzöge sind Hucperht, der dem Geschichtsbild dieser zwei Auto- Erzählung von der Wunderheilung eines die dort von Bischof Ermbert geweihte auch in der Korbiniansvita und in der ren die Gründerheiligen, mit denen die Mädchens, das dahin verhext wurde, Kirche Ziel der Bitte um wundertätige Salzburger Notitia Arnonis vorkommt, Geschichte des wahren Christentums in jede Aufnahme von Essen und Trinken Hilfe. und Odilo. Als dritter „Ordo“ findet sich Bayern begann. Für Salzburg und Frei- abzulehnen. Mit Gewalt eingeflößtes die Reihenfolge der verstorbenen Könige, sing trifft zu, dass mit Rupert und mit Wasser mit Milch gemischt spie sie wieder mit Frauen und Kindern. An der Korbinian, den Arbeo als Vater des Bis- zusammen mit Blut wieder aus. Die El- Die „authentische“ Vita Spitze steht Karl, gemeint ist Karl Martell, tums Freising bezeichnet, die dortigen tern brachten das Mädchen zu Bischof der Heiligen Marinus und daneben die Agilolfingerin Swanahilt, frühmittelalterlichen Bischöfe beginnen. Joseph, den Vorgänger Arbeos auf dem Anianus seine zweite Frau, darunter seine Söhne Als Rupert nach Bayern kam, behielt ihn Freisinger Bischofsstuhl, der dem Mäd- Pippin und Karlmann, dazu Pippins Frau Herzog Theodo nicht in Regensburg, chen seine Hände auflegte, was sie aber Von Marinus und Anianus, den Hei- Bertha. Von den dreien war nur Pippin sondern ließ ihn weiterziehen und Salz- auch nicht dazu brachte, Nahrung zu ligen vom Irschenberg, gibt es mehrere König, Karl Martell und Karlmann waren burg zu seinem Bischofssitz machen, sich zu nehmen. Ein ganzes Jahr habe sie Lebensbeschreibungen, von denen eine

34 35 vom Herausgeber Bernhard Sepp als au- Leben am 15. November. Als der vorgenannte thentische Vita bezeichnet wurde. Diese heilige Anian aber dies sofort am selben Tag angeblich authentische Vita ist erst in noch hörte, saß er da und freute er sich über zwei Handschriften des 15. Jahrhunderts das Martyrium, das seinem Gefährten und überliefert, die davor eine um das Jahr Cousin („consobrinus“) angetan worden war, 1100 in kleine Verse gebrachte Legende verlangte, dass ihm die Eucharistie gereicht der beiden Heiligen („Legenda ss. Marini werde, und, indem eine goldene Taube seinen et Anniani ca. annum 1100 in versicu- Mund verließ, starb er, wobei alle dabeistanden los redacta“) enthalten, während eine und Augenzeugen waren. Dann ruhten ihre aus Tegernsee stammende Handschrift Körper 150 Jahre in der Erde, dann wurden des 12. Jahrhunderts nur die Legende sie dem großen und überaus heiligen Priester enthält.61 Trotz des sehr verschiedenen Priamus geoffenbart, er gab die Verdienste je- Alters der Handschriften trifft sicher zu, ner und die Stelle, wo sie ruhten, bekannt und dass die erst spät überlieferte Vita älter erzählte dann alles der Reihe nach, wie es ihm ist als die wesentlich früher überlieferte geoffenbart war, dem Bischof namens Tolusius. Legende. Da machte sich der Bischof, von großer Freude Die angeblich authentische Vita („vi- erfüllt, auf den Weg, kam zu dem Ort und fand ta authentica“) der heiligen Marinus und alles so, wie es dem heiligen Mann in einer Visi- Anianus liest sich in der vom Autor dieses on offenbart wurde. Deshalb ordnete dann der Beitrages vorgenommenen Übersetzung vorgenannte Bischof ein dreitägiges Fasten für wie folgt: das Volk an, und sie kamen am dritten Tag mit dem gesamten Psalmen singenden Klerus mit „Zur Zeit des Kaisers Leocinius ereignete Kreuzen und Hymnen zu dem Ort, trafen alles es sich, dass der ganz abscheuliche Stamm der so an, wie sie es vorher gefunden haben, und er- Vandalen auf der Flucht aus Italien und ohne hoben die Reliquien mit höchster Ehrerbietung, Kenntnis des Weges war, und sie kamen auf ih- und sie wurden an einen Ort, der Arrisio heißt, rem Weg durch das südliche Alpenvorland, und gebracht, wobei Wunderzeichen folgten, und in sie fanden, als sie durch die Berge irrten, jenen der Kirche selbst mit Wohlgerüchen in einem heiligen Mann und befahlen ihm, ihnen den weißglänzenden und wunderbar polierten Mar- Weg zu weisen. Jener heilige Mann hatte aber morsarkophag beigesetzt. Die Auffindung der seinem Gott das Gelübde gemacht, jene Höhle kostbaren Leiber erfolgte zur Zeit Pippins und auf Lebenszeit nicht zu verlassen, und weigerte Karlmanns, als sie das Frankenreich regierten, sich. Als jene ganz abscheulichen Menschen und zur Zeit des Egilolf in Italien. aber dies hörten, wurden sie sehr ungehalten, Ich, der Priester Priamus, habe, beauftragt und von außerordentlicher Wut erfüllt ließen vom Herrn Bischof Tolusius, alles gesehen und sie ein Feuer machen und den heiligen Mann geschrieben und lege Zeugnis ab für diese Ge- selbst das Holz herbeischaffen, zündeten ihn schehnisse, und mein Zeugnis ist wahr, was er bei lebendigem Leib mit dem Scheiterhaufen an selbst weiß, der gebenedeit ist in alle Ewigkeit. und setzten ihn mitten hinein. So endete er sein Amen.“ (Abb. 14 u. 15) Abb. 14: Der heilige Marinus in einem Stich des 1714 von Matthäus Rader vorgelegten Werkes „Heiliges Bayer-Land“.

36 37 In seiner Textausgabe glaubte der ausgab, brachte zwar „Leocinii impera- ­Herausgeber Bernhard Sepp zwei Kor- toris“ und „centum quinquaginta an- rekturen anbringen zu müssen. Er än- nos“, übernahm aber in seinem Aufsatz derte das in den Handschriften stehende ganz unreflektiert Sepps Konjekturen: „tempore leociny“ in „tempore leoncii“ und kam damit zu Kaiser Leontius von „Um die Berechtigung für die Annahme Byzanz, der von 695 bis 698 regierte, und der Identität von Bischof Tolusius mit Bischof die angegebenen 150 Jahre, die die Leiber Josephus noch mehr zu erhärten, ist auf die der Heiligen in der Erde ruhten, in 50 Jah- so reich gegebene Datierung hinzuweisen: re, und dies alles wegen der Hausmeier stimmen doch die Regierungszeiten des Kai- Pippin und Karlmann, in deren Herr- sers Leontius (695-698), der Frankenkönige schaftszeit die Vita die Auffindung der Pippin und Karlmann (741-755) und des Reliquien setzt. Diese regierten nach dem Königs Aistulf in Italien (749-756) sehr gut Tod ihres Vaters Karl Martell 741 bis zum mit den Angaben der Vita überein, da das Rückzug Karlmanns aus dem politischen Martyrium zur Zeit des Leontius geschah, die Leben 747 gemeinsam das Frankenreich. Heiligenleiber dann 50 Jahre im Grabe lagen, Mit diesen Eingriffen in den Text erreichte und die Auffindung der Reliquien zur Zeit der Sepp den Anschein historischer Zuverläs- genannten Könige in Franken und Italien vor sigkeit, denn zwischen dem Kaiser und sich ging. Wir treffen damals als regierenden den Hausmeiern liegt ungefähr ein halbes Bischof von Freising eben Bischof Joseph Jahrhundert. Dem überlieferten Text ent- (749-764).“62 spricht das nicht. Wenn man mit Sepp die Nennung Maier wiederholte den Aspekt, den der Hausmeier für eine zuverlässige schon Romuald Bauerreiß hervorge- Basis zur zeitlichen Einordnung der Er- hoben hatte, dass eine so wichtige hebung von Marinus und Anianus hält Handlung wie die Erhebung von Heili- und berücksichtigt, dass der zuständige genleibern nur unter der Leitung oder Bischof allein das Recht zur Erhebung zumindest mit Wissen und Billigung des von Leibern zur Ehre der Altäre hatte, zuständigen Diözesanbischofs vor sich was, wie schon bei Emmeram ange- gehen konnte. Bauerreiß hatte geglaubt, merkt wurde, die Anerkennung als Heili- mit dem Hinweis auf die Rechte des ge bedeutete, dann muss man in jenem „Ordinarius loci“ Sepps Gleichsetzung Tolusius, der die Erhebung veranlasste, von Bischof Tolusius mit Bischof Joseph einen Freisinger Bischof sehen. Ein Bi- von Freising sichern zu können und schof Tolusius kommt aber unter den erklärte „Tolusius“ als stark verderbte Freisinger Bischöfen nicht vor. Sepp ver- Namensform von „Josephus“. Genauso mutete, dass Bischof Joseph in Tolusius glaubte Bauerreiß, dass der Name des zu sehen sei. Priesters Priamus ursprünglich Arbeo Abb. 15: Der heilige Anianus in einem Stich des 1714 von Matthäus Rader vorgelegten Werkes Marinus Maier, der 1963 die angeb- gelautet habe und dass Bischof Arbeo „Heiliges Bayer-Land“. lich authentische Vita noch einmal her- von Freising der Verfasser der „Vita

38 39 authentica“ gewesen sei.63 Die von Sepp, durch jenen Tolusius ein großer zeitli- Bauerreiß und Maier vertretene Gleich- cher Abstand angegeben wird; Tolusius setzung von Tolusius mit Bischof Joseph gehört nur zur Erhebung. Deshalb sind scheitert allein schon daran, dass nicht die folgenden Ausführungen von Fried- Joseph, sondern Ermbert in der ganzen rich Prinz von vorneherein abzulehnen: gemeinsamen Regierungszeit der beiden karolingischen Brüder das Bistum Frei- „Zeitlich könnte man dann (wenn Tolu- sing leitete. Hinfällig sind damit auch sius als Tolosanus zu verstehen sei) vielleicht Maiers Überlegungen, Anianus und Marinus in jene erste Epoche fränkischer Durchdringung setzen, die mit der „daß die unserer Vita zugrundeliegende Einsetzung der Agilulfinger durch die Mero- Notiz bzw. urkundenartige Aufzeichnung vom winger begann und von der noch zu sprechen Hauptnotar Bischof Josephs, eben von Arbeo, sein wird. Ebenso wäre aber auch denkbar, stammt. Somit kann auch als erwiesen gelten, daß Anianus und Marinus ohne Zusammen- daß unsere Priamus-Fassung der Vita Marini hang mit den Agilulfingern aus dem Südwesten die Erweiterung und (allerdings reichlich un- im 6. oder 7. Jahrhundert zu den Romanen im geschickte) Vervollständigung eines Schriftstü- Voralpenland gekommen sind.“66 ckes, das ursprünglich entweder nur eine private Notiz oder die Grundlage für eine Der Name „Tolusius“ als der eines Urkunde über die Erhebung und Translation bayerischen Bischofs aus der Zeit der der Heiligen darstellt.“64 Hausmaier Pippin und Karlmann kann nur als Erfindung bezeichnet werden, Abwegig ist die zur Gleichsetzung wie denn zur ganzen Geschichte um Abb. 16: Die Wallfahrtskirche Sankt Marinus und Anianus in Wilparting. von Tolusius mit Joseph gebrachte Marinus und Anianus in der Vita his­ Angabe Sepps, es sei keineswegs un- to­rische Versatzstücke, von denen der glaubwürdig, Joseph sei „Tollenzanus“ Autor irgendwie Kenntnis hatte, zu- (= Tölzer) gewesen:65 Bad Tölz wird sam­men­gewürfelt wurden, und zwar erst ab Ende des 12. Jahrhunderts ur- ohne irgendeinen historischen Bezug kundlich erwähnt. Auch Friedrich Prinz untereinander. Wenn die Vita sagt, schlug vor, beim Namen „Tolusius“ an dass zur Regierungszeit von Pippin und die verderbte Überlieferung einer Her- Karlmann in Italien ein Egilolf regierte, um einen historischen Bezug herstellen wenn man um die spätere Verehrung kunftsbezeichnung zu denken, nämlich dann trifft auch diese Aussage nicht zu können, wurde bereits gesagt. Der weiß; die gemeinte Kirche ist zudem die an „Tolosanus“. Leider sagte Prinz zu. Zwar gab es dort um 600 einen Vandalenstamm passt aber gar nicht von Wilparting (südlich von Irschen- nicht, wo dieser Tolosanus hergekom- ­Langobardenkönig Agilulf; seit 749 dazu; er überquerte 429 das Mittelmeer, berg), nicht die von Irschenberg. (Abb. men sein soll; wahrscheinlich dachte herrschte König Aistulf, den man mit errichtete ein Reich im römischen Nord- 16) Die Unsicherheit des Verfassers in er an Toulouse. „Tolusius“ ist aber im Sepp in Egilolf sehen müsste,67 um ei- afrika, das aber, von Byzanz besiegt, um geographischen Angaben zeigt sich auch Text eindeutig ein Personenname, keine nigermaßen zur Zeit der karolingischen 533 aus der Geschichte verschwand. darin, dass er das Geschehen eigentlich Herkunftsbezeichnung. Prinz bedachte Brüder zu kommen. Unglaubwürdig ist auch der Ortsname an den südlichen Alpenrand verlegt auch nicht, dass zwischen dem Wirken Dass Sepp den Kaisernamen von „Arrisio“, den man nur dann für den („per cisalpinos montes“), richtig wäre der beiden Heiligen und der Erhebung „Leocinius“ in „Leoncius“ abänderte, Namen „Irschenberg“ halten kann, die nördliche Seite („per transalpinos

40 41 montes“) gewesen – natürlich ist der aus Die Rotter Legende von Wenn auch die Rotter Legende viel und und weit und breit mehrere ersehnte bayerischer Sicht diesseitige Alpenrand ­Marinus und Anianus vom heiligmäßigen Leben der beiden Orte in der Provinz Bayern verwüstet.“ gemeint. Insgesamt sind die Angaben Männer spricht, kann doch auch sie Dann lässt sie die Rotter Legende der Vita dermaßen widersprüchlich, Bernhard Sepp druckt als zweiten keine Angabe zu ihrer Herkunft machen. zur Zelle des heiligen Marinus kommen, dass sie nicht zu einer historischen Text zu den Heiligen die schon erwähnte In ihren konkreten Angaben hängt die verzichtet aber auf das Motiv der verwei- Interpretation herangezogen werden in Versform gebracht Legende ab, die Rotter Legende ganz von der Vita ab. gerten Wegweisung, sondern stellt das können, was dann auch für die Haus- er in die Zeit um 1100 setzt.69 Sie wird Sie kannte bereits nur mehr den uns Martyrium als Folge der Weigerung des meier als historischen Fixpunkt gilt – im Folgenden als „Rotter Legende“ be- vorliegenden Teil der „vita authentica“, Heiligen hin, Christus zu leugnen, wie sie können genauso wenig zur zeitlichen zeichnet. Ein Vergleich zwischen der „vita nicht aber den verlorenen Anfangsteil. es die Heiden verlangten. Sie begnügt Einordnung herangezogen werden wie authentica“ und dieser Legende ist sehr Die Legende gibt auch zu, von der Vita sich auch nicht mit dem Tod auf dem die anderen datierenden Angaben. Er- aufschlussreich. Die Rotter Legende ist abhängig zu sein: „Wir wissen, dass Scheiterhaufen, sondern lässt massive staunlich ist, dass die Todeszeit mit ei- wesentlich gesprächiger und versucht, in ihre heiligen Taten in kurzer Form auf- Folterungen vorausgehen. Als Todestag nem in der überlieferten Namensform der Vita vermisste Aussagen zu ergänzen. geschrieben wurden“ („gesta eorum des Marinus wird wieder der 15. No- unbekannten byzantinischen Kaiser Der Name „Marinus“ wird jetzt gleich am sancta scimus descripta esse pauca“). vember angegeben. Trotz des Todes in bestimmt wird, nicht mit dem bayeri- Beginn des Textes genannt. Sein Träger Der Ablauf der konkreten Ereignisse den Flammen „konnte das Feuer aber schen Herzog oder dem merowingi- ist „adeliger Geistlicher“ („sacerdos nobi- beginnt auch in der Rotter Legende mit kein Glied von ihm verzehren und nicht schen König. lis“). „Sacerdos“ kann gelegentlich Bischof dem Tod der Heiligen. Angaben, die einmal seine Kleider vermochte es zu Angesichts der Unglaubwürdigkeit bedeuten, was hier aber nicht gemeint ist, nicht in der Vita und nicht in der Rotter verbrennen.“ des gesamten historischen Rahmens weil eine Handschrift vom „Bischof und Legende vorkommen, wie die Herkunft Die zwei Meilen entfernte Zelle des fragt man sich, was überhaupt an der Geistlichen“ („episcopus et sacerdos“) aus Irland und die Reise nach Rom zu Anianus fanden die Wandalen nicht. Vita Glauben verdient, am ehesten der spricht. Er habe eine Einöde („eremus“) Papst Eugen, müssen als spätere Erfin- Dieser, der wegen Krankheit Marinus an Name des heiligen Anianus,68 und da in der norischen Provinz aufgesucht und dungen bezeichnet werden. Im Gegen- dessen Todestag nicht aufsuchen konn- fällt auf, dass der Name „Marinus“ dort ein Eremitenleben geführt. Auch in satz zur Vita verlegt die Rotter Legende te, starb am gleichen Tag, und zwar – an- in der ganzen Vita nicht genannt ist. der Rotter Legende ist Anian, der jetzt Le- das Leben und den Tod in die Zeit von ders als in der Vita – in Unkenntnis des Dass aber Anian als der „vorerwähnte“ vit ist, sein Gefährte, von Blutsverwandt- Pippin und Karlmann, die fälschlich als Todes seines Meisters. Dann verändert („prae­fatus“) erstmals im Text vor- schaft ist aber nicht die Rede. Könige bezeichnet werden. Der byzanti- die Rotter Legende weiter die Aussagen kommt, zeigt, dass der Anfang der Vita Während die Vita nicht behauptet, nische Kaiser und die lange Grabesruhe der Vita – sie lässt Priamus die Leichen verloren ist. Sie setzt mit dem Todestag dass Anian an einem anderen Ort gelebt werden fallen gelassen: „In den Zeiten bestatten, nicht aber auffinden – und ein, von der Herkunft und dem Wirken habe, hat er jetzt eine eigene Unterkunft also der Könige Pippin und Karlmann, stellt sich unwissend, bis die Heiligen im vor diesem Tag erfahren wir nichts. in einer Entfernung von zwei Meilen. In als sie im Frankenreich herrschten, Kloster Rott am Inn ruhten: Sicher war der Name „Marinus“ im der Einöde Alb existiert eine Kapelle zu erstrahlten die vorgenannten Heiligen, verlorenen Textteil enthalten. Wichtig Ehren des heiligen Anian, die 1373 vom wie oben geschrieben ist, in wunderba- „Schließlich bestattete nach deren glück- ist, dass Marinus nicht wie in späteren Rotter Abt Heinrich errichtet wurde. rer Heiligkeit in der norischen Provinz seligem Hinscheiden aufgrund göttlicher Versionen der Lebensgeschichte als Sie soll an der Stelle der Klause Anians in einer gewissen Einöde, die diesseits Offenbarung ein gewisser heiliger Priester Bischof bezeichnet wird, er ist immer stehen. Vielleicht wurde zwischen dem der Alpen liegt, viele Jahre hindurch in namens Priamus, der im selben Gau wohnte, nur „der heilige Mann“ („vir sanctus“), Ortsnamen Alb und der Formulierung Christus.“ Dann starben die beiden am sie zugleich an einem Ort, wo ihre Leiber Tolusius bekommt dagegen bei allen Er- der Vita, die Vandalen seien „per alpe selben Tag. „Der ungemein grausame lange Zeit ruhten. Welch große Wunder wähnungen die Bezeichnung „Bischof“ cisalpinos montes“ gekommen, eine Stamm der Wandalen also, der zu die- aber der Herr dort gewirkt hatte durch ihre („episcopus“). Auch Anian ist nur der Verbindung hergestellt, indem „alpe“ als ser Zeit den Götzendienst pflegte nach Verdienste und Fürsprachen, ist aufgrund der Heilige und nicht Diakon. „Alb“ verstanden wurde. Heidenart, hatte seine Heimat verlassen Nachlässigkeit der Autoren der Erinnerung

42 43 der Nachwelt nicht im Geringsten überlie- Festzuhalten ist, dass die Rotter fert. Nicht einmal den Namen der Einöde Legende nicht nur die Verehrung von wissen wir, in der die Heiligen zu Lebzeiten Marinus und Anianus in der Kirche von verweilten, auch nicht den Ort, an dem sie Rott behauptet, schon bevor diese wohl starben und von Priamus bestattet wurden. 1081 zur Klosterkirche wurde, sondern Vielleicht fanden sich auch zur damaligen Zeit konkret ihre Translation dorthin. Die wegen der feindlichen Streifzüge nur wenige auf das Jahr 1073 gefälschte Rotter Autoren, oder diese Menschen bemühten sich Gründungsurkunde gibt an, dass die die Namen der betreffenden Orte geheim zu Stifterfamilie sich zum Altar der heiligen halten, die die Leiber jener Heiliger an einen Marinus und Anianus in Rott begeben anderen Ort der nämlichen norischen Provinz habe, um dort die Stiftung vorzuneh- überführten, welche sie in der Kirche einer men.70 Noch heute sind sie die Patrone gewissen Siedlung bestatteten, die am Inn liegt der dortigen Pfarrkirche, der ehemaligen und nach dem Fluss Rott benannt ist. Ohne Abteikirche. (Abb. 17 u. 18) Die Rotter Zweifel wurden auch bei der Nachwelt die Legende behauptet weiter, dass die Un- Namen derer geheim gehalten, von denen die garn bei ihrem Einfall in Bayern 955, der Glieder der schon genannten Heiligen über- mit ihrer vernichtenden Niederlage auf führt wurden, weil sie fürchteten, dass, wenn dem Lechfeld endete, zur Kirche der hei- vor dem Ablauf vieler Jahre jene Überführung ligen Marinus und Anianus kamen, aber allgemein bekannt gemacht würde, ihnen nicht eindringen konnten und sie dann der so heilige Schatz von überaus mächtigen voller Schrecken verließen: Männern geraubt würde. Der Ort selbst aber, in dem jetzt diese Heiligen bestattet sind, ge- „Wir Brüder, die wir oft von diesem hörte als altes Sippenerbgut einem berühmten Wunderzeichen reden, wollen also zu diesen Grafen in Bayern, der Poppo hieß.“ Heiligen flehen, unablässig den Herrn zu bitten, dass er uns immer vor den Nachstel- Nach der Rotter Legende waren also lungen aller Feinde schütze, uns den ersehnten die heiligen Marinus und Anian nach Frieden gewähre, uns von allen Sünden und Abb. 17: Das Martyrium des heiligen Marinus in einem von Matthäus Günther um 1760 geschaffenen Fresko Rott am Inn verbracht worden; dass Drangsalen befreie und von Tag zu Tag unser des östlichen Gewölbes der Klosterkirche Rott am Inn. das Kloster nicht wusste, wie sie dorthin Vorwärtskommen in den heiligen Tugenden gekommen sein sollen, beteuert der Text fördere, für die wir es verdienen, dauernd von auf recht naive Weise. Er macht dann der höllischen Verdammnis befreit und vor wieder genaue und eingehende Angaben Gott für würdig befunden zu werden, mit der zur Familie der Gründer des Klosters Rott ewigen Erlösung gekrönt zu werden.“ am Inn. Das Kloster hatte natürlich kein Interesse daran, den tatsächlichen Ort Hatten schon die genauen Angaben des Grabes der beiden, nämlich Wilpar- zur Rotter Stifterfamilie die Annahme ting, zu nennen, zumal es offensichtlich nahegelegt, dass die Rotter Legende keine Erklärung dafür anbieten konnte, eben im Kloster Rott entstand, so wie sie nach Rott gekommen sein sollen. wird sie durch die zitierte Anrede „Wir

44 45 Brüder“, die sich an Klosterbrüder rich- zu unterstreichen, erscheint er hier erst- tet, bestätigt. Zusammenfassend soll mals als Bischof. gesagt werden, dass die Rotter Legende Wenn damit auch die Verehrung keinen Erkenntniszuwachs gegenüber des Marinus am Anfang des 11. Jahr- der Vita bietet. Ihrer Angabe, dass die hunderts gesichert ist und Marinus und Leiber der Heiligen schon lange vor der Anianus gegen Ende dieses Jahrhunderts Klostergründung in die Rotter Kirche zu den Patronen der Klosterkirche Rott gekommen seien, ist allerdings größtes wurden, erheben sich doch angesichts Misstrauen entgegenzubringen. Es ist der Widersprüche in der Vita und den ganz unwahrscheinlich, dass man die angeblich fehlenden Kenntnissen in der Heiligen in eine gewöhnliche „Dorf- Rotter Legende die Fragen, wann und kirche“ übertrug. Als die Kirche aber wo die beiden Heiligen lebten, wie sie Klosterkirche geworden war, wollte man starben, wo sie bestattet wurden. Von für sie Märtyrerreliquien haben und der schriftlichen Überlieferung her sind verfiel auf die Idee, zu behaupten, man sie nicht zu klären. sei im Besitz der Leiber von Marinus und Anianus. Das aber setzt voraus, dass der Be- Die Erhebung von 1723 kanntheitsgrad der beiden über den Ir- schenberg hinausging. Dafür aber gibt Die Unsicherheit in Bezug auf die es ein wichtiges Zeugnis. Heinrich II., beiden Heiligen wurde dadurch ver- ab 995 Bayernherzog, ab 1002 deut- stärkt, dass jahrhundertelang zwei Orte scher König und ab 1014 römischer behaupteten, das Grab der Heiligen Kaiser, gestorben 1024, stiftete dem zu besitzen, Wilparting in der Pfarrei von ihm 1007 gegründeten Bamberger Irschenberg und Rott am Inn. Rott Dom ein prachtvolles Sakramentar, das konnte allerdings nur eine Hirnschale Abb. 18: Der Tod des heiligen Anianus in einem von Matthäus Günther 1763 gefertigten Deckengemälde des westlichen Gewölbes der Klosterkirche Rott am Inn. er bald nach 1002 im Regensburger vorweisen, die vom heiligen Marinus Kloster Sankt Emmeram hatte herstel- stammen sollte. Die Zuversicht, dass die len lassen. Heute liegt es als clm 4456 Heiligen in Wilparting ruhen würden, sei in der Bayerischen Staatsbibliothek in dadurch bestärkt worden, dass, wie das München.71 Romuald Bauerreiß wies Protokoll über die Auffindung der Hei- darauf hin, dass in diesem Sakramen- ligen am 26. August 1723 behauptet,73 tar zum 15. November, den schon die der Pfarrer Johann Pruner mit seinem Vita als Todestag angibt, der heilige Cooperator Stephan Mayr 1710 auf ei- Bischof und Märtyrer Marinus einge- nen Hohlraum unter dem Kirchenpflas- tragen sei.72 Dieser Eintrag zeigt, dass ter stieß: als er um 1000 Marinus in Sankt Emmeram in Regensburg und sicher auch am Hof „aus begürdt und Geistl. fürwiz neustens Heinrichs II. durchaus als wichtiger bey dem Grab der heyl. zu Wilpärting auf Heiliger galt, und um seine Bedeutung der Evangelyseiten einen Stain vom Boden

46 47 aufgehebt, auch mit dem stab hinabgestochen, von Holz, sambt anderem verfaultem Holz seyen sie auf eine hölle khommen, dunchte obenher gefundten worden; es wurde alsdann ihnen, als stachen sie auf etwas lindes, worauf nach und nach von Stain zu Stain /: so ganze sie baide alsobaldt ein forcht und Schauder Quaterstuckh von Dufft waren :/ das Grab ankhamme, dass sie den Stain alsobald eröffnet, dieffer gegraben, bis mann entlich widerum hinzuegericht und aus der Kürchen gegen dem Choraltar herwerths auf einander gangen.“ gleichsamb yber einen hauffen ser vüll gepei- ner mit Kollen vndermischt und nach tiefferem Endlich erreichte die Pfarrei Irschen- vndergraben entlich auf einen ganzen leib, so berg die Zustimmung des Freisinger mit dem haubt gegen dem Volckh mit denen Fürstbischofs Franz Eckher zur Öffnung fiessen gegen dem Choraltar recht in ainer des Grabes in Wilparting. In Rott hatte Stainenen Sarch, welche under dem heyl. man ohne Erfolg nach den beiden Heili- leib ausgehauen ware, Sonderbahr wo das gen gegraben. haubt gelegen, khomben ist: Ihro Hochfürstl. Gnaden haben solchen mit grossem fleis von Als sich 1723 der Fürstbischof, der Pain zu pain durch dero leib Medicum vnd schon im 74. Lebensjahr stand, auf eine leib Balbierer herausheben, und in besondere Reise machte, auf der er 13 Kirchen und geschür legen lassen […].“ über 30 Altäre in den Gerichten Schwa- ben, Aibling und und im Die Reliquien kamen zunächst in Tiroler Teil des Bistums Freising weihte, die Kirche von Irschenberg. Dieser Aus- entschied er sich, persönlich an der Öff- schnitt aus dem von Dr. Franz Lindt­majr, nung teilzunehmen. Vor seiner Ankunft Rat und Visitator, verfassten Visitations- mussten das Gitter um das Grab und die bericht vom 26. August 1723 erweist Pflastersteine entfernt werden. Am 25. sich als zuverlässig. Denn der steinerne August 1723 kam der Bischof abends Sarg, in dem der ganze Leib lag, ist heute in Irschenberg an, am 26. August fuhr noch zu sehen. Auf der rechten Seite des er mit seiner ganzen Begleitung um fünf barocken Hochgrabes ist eine Platte des Uhr früh nach Wilparting und befahl Steinfußbodens mit einem eisernen Ring dort, das Grab zu öffnen. Während der versehen, mit dem diese hochgehoben Arbeiten besuchte der Bischof Alb, las werden kann, um damit den direkten nach seiner Rückkehr in Wilparting die Kontakt zur eigentlichen Grabesstätte Heilige Messe und spendete außerhalb zu ermöglichen. Zu sehen ist ein früh- der Kirche das Sakrament der Firmung. mittelalterliches Tuffplattengrab aus der Zeit um 700,74 das unter dem heutigen Abb. 19 u. 20: Die spätgotischen Grabplatten der heiligen Marinus und Anianus „Indessen bis Jhro Hochfürstl. Gnaden von barocken Hochgrab liegt, das 1778 die an der Westwand des Langhauses der Wallfahrtskirche Wilparting. der Alb herüberkhommen, seindt baide seit- spätgotische Vorgängertumba ersetzte, tenwänndt von Stain, wo S. Marin und Anian deren Deckplatten an der Westseite der entworffen, abgehebt, das Grab eröffnet, vnd Kirche angebracht wurden. (Abb. 19 u. gleich eine hölle, warin NB. ein Creuzlein 20) Bischof Eckher hatte ausdrücklich

48 49 befohlen, bei der Öffnung darauf zu ach- Das Kloster Rott am Inn war zu- aus der auffallenden Unsicherheit und Name belegt die Siedlung eines Roma- ten, dass die Sandsteinplatten, die die nächst nicht bereit, das Ergebnis der Widersprüchlichkeit ihrer Zeitangaben nen, der sich, wie die Verwendung des beiden Heiligen zeigten, nicht beschädigt bischöflichen Visitation zu akzeptieren, ablesen. Dass die Vita die Erhebung Suffixes „-berg“ zeigt, in die Strukturen würden. Die Position der Hochgräber und unternahm Schritte, um die Hei- durch einen Bischof Tolusius behauptet, des frühmittelalterlichen Bayern einge- direkt über dem Tuffplattengrab zeigt, ligen weiter für sich beanspruchen zu ist nicht als zutreffende Überlieferung zu gliedert hatte. Wie „Irschenberg“ geht dass seit dem Frühmittelalter die Kulttra- können. Der weitere Verlauf des Streits werten, sondern zeigt, dass dem Viten- auch der Ortsname „Irschenhausen“, dition niemals abgerissen ist. Dass auch ist hier nicht darzustellen,76 bemerkens- schreiber bewusst war, dass im frühen der um 810 erstmals als „Ursinhusen“ ein Haufen von Knochen mit Kohle ver- wert aber ist, dass Rott schließlich sogar Mittelalter die Erhebung die offizielle begegnet,79 auf den romanischen Per- mischt, das heißt mit Holzkohlestücken, zur Kenntnis nehmen musste, dass der Anerkennung der Heiligkeit bedeutete. sonennamen „Urso“ zurück. Das wäre also mit verkohltem Holz, gefunden Hirnschale des Marinus, die man im Die Datierung des Tuffplattengrabes nicht weiter bemerkenswert, wenn nicht wurde, lässt erkennen, dass eine zweite Kloster als Reliquie verehrte, von me- in die Zeit um 700 führt uns in die Zeit die dortige Kirche Anian, einen der Person bestattet wurde, deren Tod mit dizinischer Seite bescheinigt wurde, es des Herzogs Theodo, auf dessen aktive Heiligen vom Irschenberg, zum Patron Feuer in Zusammenhang stand. Denn handle sich um willkürliche Zusammen- Kirchenpolitik bereits hingewiesen wur- hätte.80 Mit Anian in Irschenhausen liegt die Kohlestücke wurden wie Reliquien setzung verschiedener Knochen in der de. Die Beisetzung in diesem Grab zeigt es nahe, die beiden Heiligen vom Ir- behandelt – man darf annehmen, dass Form einer Hirnschale.77 die schon einigermaßen entwickelte schenberg mit Romanen in Verbindung sie mit den Knochen nicht lose bestattet In Wilparting werden die Reliquien christliche Struktur unter diesem Herzog, zu bringen, die im Rückzugsraum des wurden, sondern geborgen in einem der Heiligen Marinus und Anianus heute die einerseits Interesse an der offiziellen Berges überlebten, dabei aber auch, wie kostbaren Tuch oder in einem hölzernen noch verehrt – und zwar mit Recht. Ob- Verehrung der zwei als heiligmäßig gel- Irschenhausen annehmen lässt, mit an- Schrein, in einem vergänglichen Material. wohl die Vita nicht authentisch in dem tenden Männer hatte, und andererseits deren Romanengruppen im frühmittel- Die ungebrochene Kulttradition Sinne ist, dass ihre Angaben als zeitge- durchaus einen Bischof, wenn auch noch alteralterlichen bayerischen Herzogtum lässt die Erhebung von Marinus und nössisch bezeichnet werden können, keinen Diözesanbischof von Freising, vernetzt waren. Dass die Herkunft aus Anianus und ihre Beisetzung in einer so ist ihr doch ein wahrer Kern nicht zum Irschenberg bringen konnte. Irland, wie sie der barocke Bilderzyklus Kirche um 700 annehmen, denn erst abzusprechen. Authentisch sind sicher Die Vita nennt für den Ablauf der Er- zum Leben der Heiligen in der Kirche eine Erhebung begründete die Vereh- die Namen der Heiligen, auch wenn der eignisse drei Personennamen: „Anian“, in Wilparting darstellt, als spätere Er- rung als Heilige. Dass die Kirche als Ge- Name Marinus in der Vita nicht vor- den Priester „Priamus“ und den Bischof findung gewertet werden muss, wurde dächtniskirche gebaut wurde, zeigt die kommt. Als authentisch darf man auch „Tolusius“, und man kann als sicher an- bereits erwähnt. zentrale Lage der Heiligengräber in der die Überlieferung vom Flammentod des nehmen, dass der Name „Marinus“ im Kirche, die in ihrer Entstehung sicher Marinus annehmen. Vieles wurde später verlorenen Teil genannt war. Alle diese nichts mit dem daneben stehenden hinzuerfunden: die Vita behauptet we- vier Namen sind romanisch. In diesem Bischof Arbeo als Verfasser Einzelhof, dem Moar zu Wilparting, zu der die Herkunft aus Irland, noch, dass Zusammenhang ist der Name Irschen- der „Vita authentica“? tun hat, der erst um 1165 als „predium Marinus Bischof und Anian Diakon war. berg zu beachten, das erstmals für die Willebatingen“ vom Freisinger Ministe- Eine späte Zutat ist die Reise nach Rom Zeit 1068 bis 1078 in den Tegernseer Nach dem Herausgeber Bernhard rialen Konrad von Beigarten (LK Bad zu Papst Eugen I., der von 655 bis 657 Traditionen als „Ursinperga“ erscheint,78 Sepp soll die von ihm als authentisch Tölz-) an Schäftlarn die römische Kirche leitete. Der wahre also als das Berg eines Urso. Auch „Ur- bezeichnete Vita, in barbarischem Stil gegeben wurde.75 Der Hof wurde von Kern besteht im Leben zweier Christen so“ ist ein romanischer Name. Natürlich niedergeschrieben, aus einem uralten einem Willipato in der Großgemarkung im Umkreis des Irschenberges, von de- ist Irschenberg kein auf die Römerzeit Dokument stammen, das der Priester Irschenberg angelegt, gehört aber als nen einer als Märtyrer, der andere als zurückgehender Ortsname, sondern ein Priamus um das Jahr 750 auf Befehl Einzelhof trotz der -ing-Endung seines sein Gefährte im Gedächtnis blieb. Dass Mischname, gebildet mit einem romani- des Bischofs Tolusius verfasste („Vita Namens Wilparting nicht zur Schicht eine lange mündliche Tradition der Ab- schen Personennamen und dem germa- ss. Marini et Anniani authentica ex per- der frühen -ing-Orte. fassung der Vita vorausging, lässt sich nischen Bestimmungswort „-berg“. Der vetusta quadam charta, quam Priamus

50 51 presbyter circa annum 750 iussu Tolusii insgesamt Aussagen, die sich – bis auf Anianus im Gegensatz zu den Gründer- wissen wir über die Entstehungszeit episcopi concepit, stilo barbaro trans- das Martyrium des Marinus – aus der heiligen Emmeram, Korbinian und Ru- Bescheid. Mit Sicherheit kann man nur scripta“).81 Dieses uralte Dokument Vita nicht belegen lassen. pert nicht im Salzburger Verbrüderungs- sagen, dass sie vor dem Eintrag des existiert nicht, es handelt sich um eine Die Zuschreibung der „Vita Marini buch vor: Marinus galt noch nicht als Bischofs und Märtyrers Marinus in das Vermutung des Herausgebers, der in der et Anniani“ an Arbeo wird weiterhin ab- Bischof. Diese Nichtberücksichtigung Sakramentar Heinrichs II. um das Jahr Frage nach dem Verfasser die Angabe der gelehnt. Immo Eberl schrieb zu Arbeo: teilen sie mit Valentin, dessen Über- 1000 entstand, denn von einem Bischof Vita ernst nimmt. Wie schon angeführt, „Der Versuch, die ‚Vita SS. Marini et tragung von Trient nach Passau durch Marinus weiß sie noch nichts. griff Romuald Bauerreiß Sepps Vor- Anniani‘ Arbeo zuzuschreiben oder de- Herzog Tassilo Arbeo in seinem Kor- Dass die beiden Heiligen vom Ir- schlag auf, Bischof Tolusius mit Bischof ren Grundlagen auf ihn zurückzuführen, biniansleben ausdrücklich erwähnt84 – schenberg keine frühe Vita erhalten Joseph von Freising zu identifizieren, und überzeugt nicht.“83 Diese Ablehnung auch Valentin wird nicht Bischof ge- hatten, führte dazu, dass sie auf Dauer sah darüber hinaus in Priamus Arbeo, erscheint völlig berechtigt wegen der nannt, sondern Bekenner („confessor“). nicht über eine regionale Bedeutung hin- den Nachfolger Josephs als Freisinger Bi- im Vergleich zu Arbeos Latein geradezu Wenn er auch, wie die Passauer Tradi- auskamen, wenn auch unter Heinrich II. schof. Er glaubte, dass Arbeo nicht nur biederen Sprache der Marinus- und An- tionen zeigen, in Passau nach seiner der Versuch gemacht wurde, zumindest die Viten Korbinians und Emmerams nianusvita und der außerordentlichen Translation zum bisherigen Patron der Marinus unter die wichtigen Heiligen geschrieben habe, sondern auch die von Knappheit der Darstellung, während Bischofskirche Sankt Stephan hinzutrat Bayerns zu setzen. Mit diesem Versuch Marinus und Anianus; diese­ Zuweisung Arbeos Darstellung ausgesprochen wie dann Korbinian zur heiligen Maria hängt wohl die Aufwertung des Marinus sei aber von Georg Baesecke mit reich- detailfreudig ist. Vor allem aber verwun- in Freising,85 so bekam er doch – wie zum Bischof zusammen. Beeinträchtigt licher Ironie zurückgewiesen worden. dert an der „Vita authentica“ der völlige Marinus und Anianus – keine frühe Vi- wurde die Verehrung der beiden Heili- Bauerreiß reagierte wenig überzeugend: Verzicht auf Wundergeschichten, die ta. Wie Marinus wurde Valentin später gen dadurch, dass jahrhundertelang das „Baesecke fehlt aber nicht nur die nötige bei Arbeo eine so große Rolle spielen, der Bischofsrang zugesprochen und die Grab der Heiligen zwischen Wilparting bayrische Ortskenntnis, er übergeht die nicht als rhetorisches Beiwerk, sondern Translation als Rückführung an seine und Rott am Inn strittig war. Wilpar- kirchenrechtliche Seite vollständig. Es als konstitutive Elemente seiner Werke. ehemalige Wirkungsstätte ausgegeben.86 ting setzte sich durch, nachdem 1723 ist undenkbar, daß eine kirchenrechtlich Wäre wirklich Arbeo der Verfasser oder Dass Marinus, Anianus und Valentinus die Reliquien aufgefunden wurden, so wichtige liturgische Handlung wie Anreger der „Vita authentica“ gewesen, nicht der gleiche Rang zuerkannt wurde und es zeigte sich, dass das Protokoll die Erhebung eines Heiligenleibes von dann hätte er es sicher nicht versäumt, wie Rupert, Emmeram und Korbinian, dieser Auffindung aus der Barockzeit einem anderen als dem Diözesanbischof die Wundertätigkeit der beiden Heiligen zeigt sich im Fehlen einer frühen Vita. das Schlüsseldokument zu den Heiligen vorgenommen wird.“82 Wozu man bay- hervorzuheben, zumal bei Marinus, Es ist davon auszugehen, dass Arbeo Marinus und Anianus darstellt. Der bei erische Ortskenntnis braucht, bleibt anders als bei Emmeram, nicht nur der nicht nur nicht der Verfasser der „Vita der damaligen Ausgrabung gefundene undurchsichtig, ebenso, wieso die Mit- Marterort, sondern auch das Grab in authentica“ war, sondern dass diese Sarkophag, heute als Tuffplattengrab wirkung des Diözesanbischofs gerade seiner Diözese lag. überhaupt nicht in Freising entstand. der Zeit um 700 bestimmt, und die mit Bischof Joseph ergeben soll. Das frühmittelalterliche Tuffplatten­ Ein Vitenschreiber auf dem Domberg verkohlten Holzstücken beigesetzten Bauerreiß vertrat die Zuweisung an grab in Wilparting und die damit hätte mit seinem Zugang zu den dorti- Gebeine einer zweiten Person leisten Arbeo auch in seinem Artikel „Anianus bezeugte Verehrung der Heiligen lässt gen Quellen kaum einen Bischof Tolusi- das, was die verworrene und völlig u. Marinus“ im „Lexikon für Theologie es als möglich erscheinen, dass Arbeo us, der die Gebeine erhob, mit der Zeit unglaubwürdige „Vita authentica“ und Kirche“, in dem er den Diakon und von ihnen Kenntnis hatte. Aber sein ge- der Hausmeier Pippin und Karlmann nicht leistet: Sie belegen die kultische den Bischof – irischer oder westfränki- schichtliches Interesse war auf Bischöfe verknüpft. Wie oben gezeigt, war die Verehrung zweier Personen im frühen scher Herkunft – bei der Flucht vor den gerichtet, die als die Überwinder des „Vita authentica“ im Kloster Rott be- Mittelalter, die natürlich nicht an einem Alpenslawen im 7. / 8. Jahrhundert in Zustands eines noch unvollkommenen kannt, wurde aber nicht dort geschrie- beliebigen Platz bestattet wurden, son- die Einöden Wilparting und Alb (Obb.) Christentums in Bayern dargestellt wer- ben. Genauso wenig wie über den Ort dern in einer Kirche an einem Ort, der ei- dort den Martertod erleiden lässt: den konnten. So kommen Marinus und der Abfassung der „Vita authentica“ nen Bezug zu den Verehrten aufwies. Die

52 53 Anmerkungen feierliche Bestattung um 700 zeigt, dass 1 Puchner, Karl: Landkreis Ebersberg, (Historisches 8 Deutinger, Martin von (Hg.): Die älteren Matrikeln Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern 1), Mün- des Bisthums Freysing, Bd. 3, München 1850, S. 210. der Tradition nach die beiden Toten als chen 1951, S. 60, Nr. 257. 9 Deutinger (wie Anm. 8), S. 354: „Item habet unam Heilige angesehen wurden. Diese Tradi- 2 Aufgabe der Zeidler war die Gewinnung des Honigs filialem ecclesiam, s. E m e r a m i in campo.“ der wilden Bienen. 10 Deutinger Martin von (Hg.): Die älteren Matrikeln tion lässt keinen Zweifel daran, dass die 3 Monumenta Germaniae Historica (MGH), Diploma- des Bisthums Freysing, Bd. 2, München 1849, S. ta (DD), Otto I., S. 115-116, Nr. 29: „curtem I in 473: „Altare majus, dedicatum honori s. Emmerami Menschen auch die Namen und wohl villa Helphindorf situm in Friero marca in comitatu Episcopi martyris, situm in illo loco et supra viridum Biligrimi comitis […] cum omnibus iuste illuc perti- cespitem, ubi mortuus est sanctus Emmeramus, in auch den Todestag der beiden Heiligen hoc loco beneficus.“ nentibus rebus curtilibus mancipiis utriusque sexus 11 noch kannten. Mit Recht wird jedes Jahr edificiis agris pratis pascuis silvis forestis forestari- Reitzenstein (wie Anm. 6), S. 26-29; Diepolder, Ger- trud: Aschheim in der Geschichte, in: 1200 Jahrfeier am 15. November das Gedächtnis der isque cum nostro regio banno ceterisque omnibus der 1. Landessynode und des 1. Bayerischen Landta- commodidatibus cidelariis mansionariis barscalcis ges unter Herzog Tassilo III. im Jahre 756 in Aschheim beiden Heiligen in Wilparting feierlich molendinis piscationibus venationibus viis et inviis vom 7.-9. Juli 1956, Markt Schwaben 1956, S. 15-16; begangen. exitibus ac reditibus quesitis et inquirendis mobilibus Dies.: Aschheim im frühen Mittelalter, Teil II: Orts- et inmobilibus“. Siehe hierzu auch Mayr, Gottfried: geschichtliche, siedlungs- und flurgenetische Beob- Der Aiblinger Raum unter der Herrschaft der Karolin- achtungen im Raum Aschheim, (Münchner Beiträge ger und Ottonen, in: Der Mangfallgau 21 (2001), S. zur Vor- und Frühgeschichte 32), München 1988, 5-22, hier S. 9-10. 885 hatte Karl III. eine Abgabe aus S. 177-179; Riepertinger, Rainhard, Aschheim und dem Königshof Helfendorf der Pfalzkapelle Altötting Dornach. Eine Mikroanalyse zweier altbayerischer vermacht (MGH, DD, Karl III., 128), 891 Arnulf von Dörfer bis zum Jahr 1800, (Studien zur Bayerischen Kärnten Bauholz aus den königlichen Forstgebieten Verfassungs- und Sozialgeschichte 18), München zu Helfendorf an Salzburg geschenkt (Hauthaler, 2000, S. 57-58. Willibald / Martin, Franz, (Bearb.): Salzburger Ur- 12 MGH, DD, Ludwig der Deutsche, S. 89-90, Nr. 65. kundenbuch, 4 Bde., Salzburg 1920-1933; hier Bd. 13 Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand: II, Nr. 35a). 1. Mai 1978, (Beiträge zur Statistik Bayerns 380), 4 Aus der frühmittelalterlichen Großgemarkung Hel- München 1978, S. 473. fendorf entstanden die heutigen Orte Groß- und 14 Beispiele für den Wandel von Ortsnamen in den alten Kleinhelfendorf. Der Königshof und die beiden im Großgemarkungen bei Mayr, Gottfried: Die Auflö- Frühmittelalter genannten Helfendorfer Kirchen sind sung der frühen Großgemarkungen – dargestellt an in Kleinhelfendorf zu suchen. Beispielen aus Oberbayern, in: Land um den Ebers- 5 Bitterauf, Theodor (Hg.): Die Traditionen des Hoch- berger Forst 15 (2012), S. 34-61. stifts Freising, Bd. 2: 926-1283, (Quellen und Erörte- 15 Freundorfer, Wolfgang: Straubing. Landgericht, rungen zur bayerischen und deutschen Geschichte NF Rentkastenamt und Stadt, (Historischer Atlas von Bayern, Altbayern 32), München 1974, S. 146. 5), München 1909, S. 255-256, Nr. 1394. 16 6 Zu den verschiedenen Identifizierungsvorschlägen Widemann, Josef (Hg.): Die Tradionen des Hochstifts für „Gruoba“ siehe Reitzenstein, Alexander Freiherr Regensburg und des Klosters S. Emmeram, (Quellen von: Frühe Geschichte rund um München, München und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 8) München 1943, S. 72f, Nr. 78. 1956, S. 26-32. 17 7 MGH, DD, Ludwig der Deutsche, S. 7-8, Nr. 6. Bischof Arbeo von Freising, der Verfasser der Le- 18 Widemann (wie Anm. 16), S. 77-78, Nr. 85. bensbeschreibung des heiligen Emmeram, nennt 19 Ebenda, S. 82, Nr. 91. keinen Ortsnamen für die Sterbestelle. Er sagt nur, 20 Haubrichs, Wolfgang: Baiern, Romanen und Andere. dass sie drei Meilen vor Aschheim auf einem ebenen Sprachen, Namen, Gruppen südlich der Donau und Platz auf einsamem Feld lag mit einer Wegekreuzung in den östlichen Alpen während des frühen Mittelal- in der Nähe. Siehe Krusch, Bruno (Hg.): Arbeonis ters, in: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Vitae sanctorum Haimhrammi et Corbiniani, (MGH, 69 (2006), S. 395-465, hier S. 407. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum 21 Richtig lautet der Name „Stiftinc“. separatim editi 13), Hannover 1920, S. 62-63, cap. 22 Reitzenstein (wie Anm. 6), S. 26-27. 24-25; Bischoff, Bernhard (Hg.): Arbeo: Vita et 23 Diepolder 1988 (wie Anm. 11), S. 188. passio Sancti Haimhrammi Martyris. Leben und 24 Riepertinger (wie Anm. 11), S. 58. Leiden des hl. Emmeram, München 1953, S. 43, 45. 25 Riepertinger (wie Anm. 11), S. 59. Die im Folgenden angegebenen Übersetzungen aus 26 Acht, Peter (Bearb.): Die Traditionen des Klosters Te- der Emmeramsvita übernehmen Bernhard Bischoff. gernsee 1003-1241, (Quellen und Erörterungen zur Die einsame Lage wird mit Recht betont von Babl, bayerischen Geschichte NF 9/1), München 1952, Nr. Karl: Emmeram von Regensburg. Legende und Kult, 157. (Thurn und Taxis-Studien 8), Kallmünz 1973, S. 229: 27 Bitterauf (wie Anm. 5), Nr. 1595b. „Schon die Tatsache an sich, daß diese immerhin 28 Riepertinger (wie Anm. 11), S. 59-60. sehr lange völlig einsam auf freiem Feld stehende 29 Flohrschütz, Günther: Der Adel des Ebersberger Rau- Kirche über diesen großen Zeitraum fortbestand, gibt mes im Hochmittelalter, (Schriftenreihe zur bayeri- also deutlich genug Aufschluß, daß diese Stelle im- schen Landesgeschichte 88), München 1989, S. 376. 30 mer ihre besondere Bedeutung besessen haben muß, Hrodhart war nicht, wie Bitterauf in seiner Vorbe- daß mit ihr die Emmeramstradition verknüpft und merkung zur Urkunde angibt, Abt von Isen, sondern hier die Verehrung des Heiligen lebendig geblieben von Herrenchiemsee. Siehe hierzu Mayr, Gottfried: sein muß.“ Zur Todeszeit des hl. Emmeram und zur frühen Ge-

54 55 schichte des Klosters Herrenchiemsee. Bemerkungen 43 Der Stoß mit dem Stab ist als symbolisches Zeichen 58 Herzberg-Fränkel, Sigmund (Hg.): Monumenta nec- ehemaligen Benediktinerabtei, Weißenhorn 1983, zur Schenkung des Ortlaip in Helfendorf, in: Zeit- der Verurteilung, als Zeichen der Verstoßung aus der rologica monasterii s. Petri Salisburgensis, in: MGH, S. 242-246. schrift für bayerische Landesgeschichte 34 (1971), S. Rechtsgemeinschaft, zu verstehen. Necrologia Germaniae 2, Berlin 1904, S. 3-64, hier 77 Sepp (wie Anm. 61), S. 35. 358-373. 44 Dem Weißdorn schrieb man besondere Kräfte zu, S. 26, col. 62. 78 Acht (wie Anm. 26), S. 67-68, Nr. 86. 31 Aldionen kommen im gesamten bayerischen Quellen- weil man glaubte, dass die Dornenkrone Christi aus 59 Levison, Wilhelm (Hg.): Vita Odiliae abbatissae 79 Weißthanner (wie Anm. 74), S. 24-25, Nr. 16. bestand nur in fünf Freisinger Traditionen aus dem Weißdorn geflochten war. Hohenburgensis, in: MGH, Scriptores rerum Mero- 80 Dehio, Georg / Gall, Ernst: Handbuch der Deutschen engen Zeitraum vom 18. August 772 bis zum 30. 45 Arbeo, Emmeramsvita (wie Anm. 7), cap. 12 ff. vingicarum (SS rer. Mer.) 6, Hannover 1913, S. 24- Kunstdenkmäler, Bayern IV: München und Oberbay- August 773 vor. Bei allen Aldionen-Nennungen ist 46 Die Ortlaip-Urkunde sagt: „membris solutus“; die 50. Eine kurz nach 1052 verfasste Vita des heiligen ern, Darmstadt 1990, S. 502. In der Freisinger Mat- ein enger Zusammenhang mit Herzog und Herzogs- Vita (cap. 17): „Eo namque orante, quinque electi Erhard ist ohne eigenen Wert für das Frühmittelal- rikel von 1740 ist Anian Patron eines Seitenaltares; gut festzustellen. Die Aldionen hatten einen eigenen sunt, qui eius membra sectionibus absciderentur.“ ter. Siehe Levison, Wilhelm (Hg.): Vita Erhardi epi- er wird hier als Märtyrer bezeichnet. Siehe Deutinger Rechtsstand und bewirtschafteten eine eigene Hof- Arbeo verbindet seine Erzählung über das Verbergen scopi Bavarici auctore Paulo, MGH, SS rer. Mer. (wie Anm. 10), S. 595. stelle auf Fiskalland, konnten aber auch an Adelige der abgeschnittenen Gliedmaßen unter einem Weiß- 6, Hannover 1913, S. 1-21. Dazu: Mayr, Gottfried: 81 Sepp (wie Anm. 61), S. 4. vergeben werden. Sie entsprachen den Königszinsern dorn mit einer pastoralen Ermahnung (cap. 22): Neuerliche Anmerkungen zur Todeszeit des heiligen 82 Bauerreiß, Romuald: Anianus u. Marinus, in: Lexikon („homines nostri censales“), von denen jener Sankt „Nachdem dies geschehen war, hoben die Einwohner Emmeram und zur Kirchenpolitik Herzog Theodos, für Theologie und Kirche, Bd. 1, Nachdruck, Freiburg Emmeramer Mönch Stiftinc die Hube erworben jenes Ortes die abgeschnittenen Glieder des heiligen in: Wolfram, Herwig (Hg.): Typen der Ethnogenese im Breisgau 1986, Sp. 562. hatte, die mit der Königskirche zu Sundergai an sein Märtyrers auf, verbargen sie unter einem Baum, den unter besonderer Berücksichtigung der Bayern, Teil 1, 83 Eberl (wie Anm. 38). Kloster gegeben wurde. Die Aldionen, die in Bay- das Volk Weißdorn nennt, und gingen weg. Denn es (Veröffentlichungen­ der Österreichischen Akademie 84 Arbeo, Korbiniansvita (wie Anm. 7), cap. 41. ern nur in Urkunden vorkommen, deren Diktat auf wurde von vielen Ärzten gelehrt: wenn jemandes ab- der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, Denkschriften 85 Heuwieser, Max (Hg.): Die Traditionen des Hoch- Bischof Arbeo zurückgeführt werden kann, sind im geschnittene Glieder mit Erde bedeckt würden, könn- 12), Wien 1990, S. 199-215, hier S. 210-212. stifts Passau, (Quellen und Erörterungen zur bayeri- Langobardenreich häufig genannt. Arbeo, der bei sei- te sein verstümmelter Leib ohne eines Arztes Kunst 60 Arbeo, Emmeramsvita (wie Anm. 7), cap. 45. schen Geschichte NF 6), München 1930, S. 6-7, Nr. ner Vorliebe für seltene und ausgefallene Wörter den die Wiederherstellung seiner Gesundheit erlangen. 61 Zu den im Folgenden benutzten Quellen zu Marinus 6 und weitere. Begriff kurzfristig verwendete, dürften Aldionen aus Doch das sollen die Gläubigen nicht zur Richtschnur und Anianus (= Annianus) siehe Sepp, Bernhard 86 Erkens, Franz-Reiner: Wie Valentin Bischof von Pas- seiner Heimat im heutigen Südtirol bekannt gewesen nehmen, vielmehr dem Zeugnis des Propheten folgen: (Hg.): Vita SS. Marini et Anniani, Regensburg 1892. sau wurde, in: Zeitschrift für bayerische Landesge- sein. Die in Ortlaips Urkunde erwähnten Aldionen Es werfe einer seine Sorge auf Gott, und er wird ihn 62 Sepp (wie Anm. 61), S. 7, Anm. 11; Maier, Marinus: schichte 74 (2011), S. 727-741. belegen Herzogsgut in tassilonischer Zeit in Helfen- ernähren.“ Die „Vita SS. Marini et Anniani“ in ihrer kürzeren dorf, wie es auch in der noch zu erwähnenden Hel- 47 Arbeo sagt (cap. 18), dass die Folterknechte sich Fassung – Untersuchung und Text, in: Beiträge zur fendorfer Kirche aufscheint, die zwischen Tegernsee nicht scheuten, schamlos die Geschlechtsteile die- altbayerischen Kirchengeschichte 23/1 (1963), S. 87- Abbildungsnachweis und Freising strittig war. Es liegt nahe, schon für die ses großen Märtyrers des hochthronenden Gottes 100, hier S. 94. Herberge in Helfendorf, in der Emmeram verstüm- wegzureißen. 63 Bauerreiß, Romuald: Kirchengeschichte Bayerns, Bd. 48 ∙ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München: Abb. 1, 2, 4. melt wurde, Herzogsgut anzunehmen. Siehe hierzu Diepolder 1988 (wie Anm. 11), S. 167-168. 1, 2. Aufl., St. Ottilien 1958, S. 47-48. ∙ Bayerische Staatsbibliothek, München: Abb. 5. Mayr, Gottfried: Haimhausen in den Anfängen seiner 49 Later Christian: Zur archäologischen Nachweisbar- 64 Maier (wie Anm. 62), S. 97. 65 ∙ Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermes- Geschichte, in: Amperland 10 (1974), S. 477-483, keit des Christentums im frühmittelalterlichen Bai- Sepp (wie Anm. 61), S. 7, Anm. 11. sung Bayern, München: Abb. 3. hier S. 478. ern. Methodische und quellenkritische Anmerkun- 66 Prinz, Friedrich: Frühes Mönchtum im Frankenreich. 32 ∙ Matthäus Rader: Heiliges Bayer-Land, Bd. 1, Augsburg Bitterauf, Theodor (Hg.): Die Traditionen des Hoch- gen, in: Fehr, Hubert / Heitmeier, Irmtraut (Hg.): Kultur und Gesellschaft in Gallien, den Rheinlanden 1714: Abb. 14, 15. stifts Freising, Bd. 1: 744-926, (Quellen und Erörte- Die Anfänge Bayerns. Von Raetien und Noricum zur und Bayern am Beispiel der monastischen Entwick- ∙ Irene Schäfer, Jakobneuharting: Abb. 6-13, 17, 18. rungen zur bayerischen und deutschen Geschichte NF frühmittelalterlichen Baiovaria, (Bayerische Landes- lung (4.-8. Jahrhundert), München 1965, S. 347. 4), München 1905, S. 78-79, Nr. 50. geschichte und europäische Regionalgeschichte 1), 67 Sepp (wie Anm. 61), S. 8, Anm. 17. ∙ Wikimedia Commons: Abb. 16, 19, 20. 33 Zutreffend charakterisiert Bernhard Bischoff Arbeos St. Ottilien 2012, S. 575-576 mit Anm. 27. 68 Die Vita verwendet wie die um 1100 in Versform ge- Sprache: „Aber der Umstand, daß so häufig Perioden 50 Ebenda. brachte Legende die Namensform Annianus, die spä- versucht sind, führt bereits zu der anderen Kompo- 51 Arbeo, Emmeramsvita (wie Anm. 7), cap. 32. teren Texte haben die heute gebräuchliche Namens- nente von Arbeos Sprache hinüber. Denn der for- 52 Widemann (wie Anm. 16), S. 1-2, Nr. 1 mit Vorbe- form Anianus. malen Mangelhaftigkeit begegnet ein verkrampftes merkung zur Amtszeit des Bischofs Gawibald. 69 Sepp (wie Anm. 61), S. 9-17. Bemühen um hohen Stil, Schwulst und rhetorischen 53 Bischoff (wie Anm. 7), S. 89. 70 Noichl, Elisabeth: Gründung und Frühgeschichte Prunk.“ Siehe Bischoff (wie Anm. 7), S. 94. 54 Bitterauf (wie Anm. 32), S. 187-190, Nr. 197. des Klosters Rott bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, 34 Diepolder 1988 (wie Anm. 11), S. 168. Siehe auch 55 Freund, Stephan: Von den Agilolfingern zu den Ka- in: Birkmaier, Willi (Hg.): Rott am Inn. Beiträge zur Diepolder, Gertrud: Arbeos Emmeramsleben und die rolingern. Bayerns Bischöfe zwischen Kirchenorgani- Kunst und Geschichte der ehemaligen Benediktiner- Schenkung Ortlaips aus Helfendorf. Eine Quellenre- sation, Reichsintegration und karolingischer Reform abtei, Weißenhorn 1983, S. 7-17, hier S. 7. vision im Lichte archäologischer Befunde, in: Kraus, (700-847), (Schriftenreihe zur bayerischen Landesge- 71 Suckale-Redlefsen, Gude: Prachtvolle Bücher zur Andreas (Hg.): Land und Reich, Stamm und Nation. schichte 144), München 2004, S. 15, Anm. 24: „Die Zierde der Kirchen, in: Kirmeier, Josef / Schneidmül- Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte. Diskussion um die Datierung von Emmerams Wirken ler, Bernd / u. a. (Hg.): Kaiser Heinrich II. 1002-1024, Festgabe für Max Spindler zum 90. Geburtstag, Bd. 1: wurde von MAYR, Todeszeit des hl. Emmeram, neu Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2002, Forschungsberichte Antike und Mittelalter, (Schrif- entfacht. Mayrs Vorschlag, Emmerams Tod um 715 (Veröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und tenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte 78), Mün- zu datieren, hat sich in der Forschung mittlerweile Kultur 44), Stuttgart 2002, S. 52-77 u. 268-273, hier chen 1984, S. 269-285. weitgehend durchgesetzt gegenüber dem älteren An- S. 58-59. 35 Mayr (wie Anm. 30), S. 362. satz „652“ (Emmeramer Haustradition) beziehungs- 72 Bauerreiß (wie Anm. 63), S. 48. 36 Diepolder 1988 (wie Anm. 11), S. 169, Anm. 34. weise „um 700“. 73 Sepp (wie Anm. 61), S. 28-31, hier S. 30. Im Proto- 37 Riepertinger (wie Anm. 11), S. 21. 56 Beyerle, Konrad (Hg.): Lex Baiuvariorum. Lichtdruck- koll ist nicht nur der Bischof Marinus Märtyrer, son- 38 Eberl, Immo: Arbeo, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. wiedergabe der Ingolstädter Handschrift des bay- dern auch Anian, mittlerweile Erzdiakon. 1, München 2003, Sp. 888. erischen Volksrechts mit Transkription, Textnoten, 74 Haubrichs (wie Anm. 20), S. 454. 39 Zu den sprachlichen Übereinstimmungen zwischen Übersetzung, Einführung, Literaturübersicht und 75 Weißthanner, Alois (Bearb.): Die Traditionen des der Ortlaip-Urkunde und der Vita sancti Haimhram- Glossar, München 1926. Klosters Schäftlarn 760-1305, (Quellen und Erörte- mi siehe Mayr (wie Anm. 30), S. 362, Anm. 26. 57 Mayr, Gottfried: Bemerkungen zu den frühen kirch- rungen zur bayerischen Geschichte NF 10/1), Mün- 40 Arbeo, Emmeramsvita (wie Anm. 7), cap. 7. lichen Verhältnissen im westlichen Oberbayern. Zur chen 1953, S. 126-127, Nr. 124. 41 Arbeo, Korbiniansvita (wie Anm. 7), cap. 15. historischen Einordnung der ‚Stafnensis aecclesia‘ 76 Siehe dazu Birkmaier, Willi: Die Heiligen Marinus 42 Störmer, Wilhelm: Theodo, in: Lexikon des Mittelal- von 800 n. Chr., in: Zeitschrift für bayerische Landes- und Anianus, Patrone von Rott, in: Ders. (Hg.): ters, Bd. 8, München 2003, Sp. 626. geschichte 75 (2012), S. 8-11. Rott am Inn. Beiträge zur Kunst und Geschichte der

56 57 Der Erdstall Bichl in der Gemeinde Aßling sind ein bezeichnendes Merkmal der Das Hauptgebäude dieser Hofstelle Erdställe. Diese sind in der Region nicht brannte in den 1980er Jahren ab, ein Dieter Ahlborn unbekannt. Im Landkreis Ebersberg kam baufälliges Nebengebäude wurde in den es in der Vergangenheit immer wieder zu letzten Jahren abgerissen. Die Fläche ähnlichen Entdeckungen.1 wurde eingeebnet und wird heute als Die Bezeichnung „Erdstall“ lässt sich Acker genutzt. auf das Wort „Erdstollen“ (unterirdi- Die Einöde Bichl, früher zur Pfarrei scher Gang) zurückführen beziehungs- Holzen gehörig, wird als „Puchel“, Amt weise kennzeichnet eine Stelle unter Wiesham, im Jahr 1417 zum ersten Mal der Erde. Erdställe sind scheinbar völlig genannt. Im Jahr 1468 wird ein Hof in planlos in den Untergrund gegrabene Puchl als Besitz der Grundherrschaft unterirdische Gangsysteme. Kurze oder Beyharting in den Urkunden erwähnt längere Gangabschnitte und niedrige (Die erste Nennung von Wiesham ist Kammern sind durch Verengungen um 1040.).2 Im topografischen Atlas miteinander verbunden. Vertikal ange- des Königreiches Bayern (1830-1840) brachte Schlupfstellen führen in darü- erscheint die Bezeichnung „Bichel“, im ber oder darunter gelegene Abschnitte. Urkataster „Büchler“. Das Wort „Bichl“, Die Wände zeigen seitlich angebrachte mittel­hochdeutsch „Bühel“ bezeichnet Nischen in verschiedener Größe, oft ohne einen Hügel. Die umgebende Flur (Nr. logische Anordnung. Die unterirdischen 41) hat nach Nordwesten hin auffällige Bauwerke wurden stets ohne Stützen Grenzlinien. und Ausmauerungen in Tiefen zwischen Gegenüber, auf der anderen Seite der 3 und 8 Metern angelegt. Warum oder Attel, liegt der Büchsenberg, ein Gelän- wofür sie gegraben wurden, ist bis heute desporn, auf dem neben einem früh- ein Rätsel. Ihre zeitliche Einordnung mittelalterlichen Gräberfeld einmal eine Abb. 1: Einsturzstelle auf einem Acker der Einöde Bichl. ist nicht eindeutig. Erdställe sind ein mittelalterliche Höhenburg stand.3 Die mitteleuropäisches Phänomen. In den Reste dieser Burg wurden beim Bau einer Regionen nördlich der Alpen wird ihr Kiesgrube zerstört. Aßling selbst wurde Alter auf circa tausend Jahre geschätzt. im Jahr 778 erstmals erwähnt. Im 10. Im Januar 2014 entdeckte der Hei- gangartige, künstliche Aushöhlung, die Jahrhundert zogen die Ungarn und im matforscher Franz Huber auf einem nach oben hin in einem Spitzbogen 17. Jahrhundert die Schweden durch das Acker bei Aßling eine Vertiefung. Nach ausläuft. Auf Grund der Ausformungen Lage und Ortsgeschichte Atteltal nach Aßling. Durch das zweite Rückfrage beim Landwirt erhielt er die und sichtbarer Werkzeugspuren, wurde Gemeindeedikt von 1818 gelangten Bichl Auskunft, dass dieser dort bei Erntear- ein sogenannter Erdstall vermutet. Dies Der entdeckte Erdstall liegt am und das naheliegende Holzen in den beiten im vorangegangenen Herbst bestätigte sich, da ganz in der Nähe der Hochufer der Attel beziehungsweise in Gemeindeverbund Aßling. In unmittel- mit dem Rad einer Landmaschine Einsturzstelle ein kreisrundes Loch sicht- einem vom Urtal der Attel umspülten barer Nähe zur ehemaligen Einöde Bichl eingebrochen sei. (Abb. 1) Herr Huber bar wurde, das nach unten in weitere Ausläufer der Jungmoräne. In seiner liegen zwei Mühlen. Bemerkenswert ist bat um Erlaubnis des Nachgrabens und Gangabschnitte führt. Solche „Schlupf“ unmittelbaren Nähe befindet sich eine wegen ihres eigentümlichen Namens die stieß in circa 2 Metern Tiefe auf eine genannten Löcher oder Verengungen abgegangene Hofstelle, die Einöde Bichl. nähergelegene Martermühle.

58 59 Die Sage vom Teufelsloch „Der alte Holzener Kirchweg ging über die Flur der Einöde Bichl und dicht am Hof Die Einöde Bichl gilt seit langem vorbei. Mit unserem Großvater kamen wir als als unheimlicher Ort; scheinbar nicht Kinder öfters des Weges, hinauf zur Haus- erst seit dem Brand der damals bereits bank des ‚Bichävadda‘ (Mathias Eisgruber, leerstehenden Hofstelle in den 1980er gest. 1941). Vor der Wetterseite des Bichler- Jahren. Für die Kinder in der Umgebung hofes erblickten wir immer eine Bodensenke war der unbewohnte Bauernhof ein mit einer merkwürdigen Anschüttung von geheimnisvoller wie auch interessanter Feldsteinen, die unsere kindliche Phantasie Ort. Angeblich wurde dort einmal die beschäftigte. Unser Vater fand die passende Tiefe eines Loches mittels Bindfaden Erklärung: Unter den Steinen verberge sich ein und Stein ausgelotet, für ein Ergebnis unergründlicher Höllenschlund, der niemals war aber die Schnur zu kurz. Es wird recht ‚zugesteint‘ werden konnte. Zur Abwehr auch von Mutproben berichtet: für des Bösen stehe das eiserne Feldkreuz drüben die Jugend war die Übernachtung am ‚Bicherbergl‘.“ auf dem unheimlichen Platz eine Herausforderung. Als die nachfolgende Sage entstand, war die Hofstelle noch Der Erdstall in Betrieb: Im Gegensatz zu den bisherigen „An einem schönen Sonntag im Sommer Entdeckungen im Landkreis Ebersberg – gingen zwei Frauen von Holzen nach Aßling. die Erdställe werden hier sonst im Sie unterhielten sich angeregt, als plötzlich Moränenschotter (Nagelfluh / Lehm­ Abb. 2: Einsturzstelle und Einstieg in den Erdstall Bichl zum Zeitpunkt der Vermessung. die Erde erzitterte. Die erschreckten Frauen kies­gemisch) gefunden – wurden die begannen zu laufen. Als sie an der Einöde unter­irdischen Gänge in Bichl in den Bichl vorbeikamen, nahmen sie Schwefelge- Sand gegraben. Der darüber liegende ruch wahr. Da siegte die Neugierde über die Acker wird landwirtschaftlich genutzt. Angst und sie gingen daran, der Sache auf den Die Überdeckung der aufgefundenen Grund zu kommen. Plötzlich erblickten sie Gangfragmente liegt an der Einsturz­ ­ den Teufel in einem Mauerloch. Die beiden stelle bei knapp 2 Metern. (Abb. 2) Der Frauen bekreuzigten sich. Der Teufel stieß Erdstall weist an zwei weiteren Stellen einen Wutschrei aus und verschwand in der Verstürze auf, die oberflächig nicht Tiefe des Loches. Der von den Frauen herbei erkennbar sind. Die Gänge wurden mit gerufene Pfarrer besprengte das Loch mit spitzbogigem Deckenabschluss gearbei- Weihwasser und bannte dadurch den Bösen. tet und sind in weiten Teilen bis zur Ein Strauch kennzeichnet die Stelle.“4 Hälfte der Ganghöhen mit feinem Sand verschwemmt. Die Gangbreite ist mit Abb. 3: Im nur 50 cm breiten Michael Pleyer, der dem Autor 50 Zentimetern stellenweise sehr gering. Gang ist kaum ein Vorwärts­ kommen. Zudem sind die Gänge freundlicherweise die oben aufgeführte (Abb. 3) Es wurden zusammengerechnet­ bis zur Hälfte mit feinem Sand Sage überließ, berichtet weiter: 12 Meter Gang, ein Vertikalschlupf, verschwemmt.

60 61 Abb. 4: Sauber gearbeiteter Gang im Sand. Im Vordergrund Lichtnischen. Abb. 7: Monika Müller-Huber im Schlupf.

Abb. 5: Sauerstoffmessung am Ende des Ganges.

eine Sitznische und einige Lichtnischen erklärt. Der Sand ist dabei so fein, erkannt. (Abb. 4) Im Erdstall befan- dass an manchen Stellen kaum ein den sich keinerlei Funde. Das erhal- Unterschied zwischen Einschwemmung tene Erdstallfragment war bei seiner und homogenem Untergrund zu erken- Entdeckung in vollkommen unberühr- nen ist. Die Enge der Gänge in Bichl tem Zustand, so als ob die Anlage und der stark zulaufende Spitzbogen niemals betreten worden sei. (Abb. 5) sind bezeichnend für den geologischen Der Erdstall erstreckt sich von der Untergrund. (Abb. 6 u. 7) Im verfestigten Einsturzstelle hin in Richtung der ehe- Sand lässt es sich leicht graben. Unter maligen Hofstelle. Wie sich im Laufe der Einhaltung einer bestimmten Architektur Abb. 6: Schlupf und Spitzbogen. Recherchen um die Einöde Bichl heraus- können Erdstallanlagen selbst in sol- stellte, wurde von einem der Gebäude chen Böden stabil gebaut werden und das Dachwasser in den Erdstall einge- lange Zeit überdauern. Die heutigen leitet, was auch die Einschwemmungen Schäden am Erdstall Bichl sind nicht

62 63 der entsprechenden Fläche, um wei- tere Einbrüche durch Maschinen zu ver­meiden.) Der Erdstall in Bichl muss, wenn auch nicht als solcher, schon früher bekannt gewesen sein. Als die Hofstelle noch bewirtschaftet wurde, bestand Kenntnis von einer Aushöhlung im Untergrund, sonst hätte kein Regenwas- ser von den Dächern abgeleitet werden können. Die Kenntnis vom Erdstall vor Abb. 10: Sicherung der Einsturzstelle. seiner heutigen Entdeckung spiegelt sich auch in den Sagen um das Teufelsloch. In anderen Regionen Bayerns beste- weitere Ausdehnung des Erdstalls wäre hen die Erdställe aus Kammersystemen hinsichtlich der oberflächigen Bewirt- Abb. 9: Sicherung der Einsteigstelle mit einer Abdeckung mit kurzen Gangabschnitten. Im Ver- schaftung und einer weiteren Einbruch- aus Beton; hier: Anbringen der Schalung. gleich dazu zeigen die Erdställe in Ober- gefahr sehr hilfreich. (Abb. 11) bayern keine Kammern, sondern weit- verzweigte und langgezogene Gänge. Das bisher entdeckte Erdstallfragment in Bichl gehört damit sicher zu einer größeren Anlage. Der Erdstall wurde soweit wie mög- lich vermessen und die Öffnung des Abb. 8: Der Entdecker des Erdstalles, Franz heutigen Einstiegs in circa 1 Meter Tiefe Huber, vor dem Schlupf. mit einer Betonplatte abgedeckt, die mit einem Kanaldeckel versehen ist. (Abb. 10) Danach wurde bis zum bewirt- schafteten Bodenniveau mit Erdreich aufgefüllt. durch Verwitterung entstanden, sondern am Erdstall Bichl darf daher nicht als Nicht erreichbare Abschnitte der durch das eingeleitete Regenwasser und ursprünglicher Eingang, sondern als Gänge wurden bei den Untersuchungen eine landwirtschaftliche Nutzung der Ende der unterirdischen Gänge gewertet im ursprünglichen (zum Teil bereits Oberfläche mit schweren Maschinen. werden. zerstörten) Zustand belassen und nicht Erdställe wurden sehr häufig zu- Der Erdstall liegt vermutlich auch in betreten. Damit bietet die Anlage ein nächst in die Tiefe gegraben und führen seinen weiteren Teilen im Sand. (Eine optimales Potential für künftige For- dann Schlupf für Schlupf und Gange- langfristige Erhaltung wird durch eine schungen. Eine Feststellung über die bene für Gangebene nach oben, bevor intensive landwirtschaftliche Nutzung sie kurz vor der Oberfläche enden. (Abb. des darüber liegenden Bodens in Frage Abb. 11: Grundriss und Quer­ 8 u. 9) Die bodennahe Einsturzstelle gestellt. Optimal wäre eine Aussparung schnitte des Erdstalles Bichl.

64 65 Die Bedeutung des Kelheim11 zwei komplette Mahlsteine ist die Interpretation der Erdställe als hungsweise Seelenkammern zuzu­ Erdstallfundes gefunden. Mit welcher Bedeutung Zufluchtsstätte. Bei Gefahr hätten sich ordnen. Die ersten Siedler nach der sie dort aufgestellt wurden, ist nicht die Menschen unter die Erde flüchten Völkerwanderungszeit konnten ihre Der Erdstall in der Einöde Bichl ist bekannt. Die Deponierung muss auf können. Die Verfolger hätten sich in Bestattungen nicht mitnehmen. Um nicht nur ein bedeutendes kulturhis- jeden Fall sehr aufwendig gewesen sein. den verwinkelten Gängen nicht zurecht ihre Ahnen weiterhin zu verehren und torisches Erbe der Region. Bereits im Die unterirdischen Gänge in der Ein- gefunden oder wären an den Verengun- in der Nähe zu wissen, könnten sie die Zusammenhang mit der Ortsgeschichte öde Bichl waren bei ihrer Entdeckung gen zurückgeschlagen worden. Gerade Erdställe als Aufenthaltsräume für deren ist der Erdstallfund eine Besonderheit. völlig unberührt. Das ist ein Indiz dafür, die Schlupfe sind aber auch größte Seelen erbaut haben. Eine verwandte Die erste Nennung der Einöde stammt dass die Erdställe dort nicht als Versteck Hindernisse für die Flüchtenden selbst, Hypothese beschreibt den Erdstall als aus dem Jahr 1417, eine Zeit, in der keine gedient haben können, denn jeder Besu- nicht nur für beleibte oder ältere Perso- frühchristliche Seelenkammer. Das Erdställe mehr gebaut wurden. Datierte cher hätte seine Spuren im Sand hinter- nen. Ein durch Plünderungen hervorge- frühe Christentum kannte noch kein Funde aus verschiedenen Einstiegs- lassen. Auch die geringen Abmessungen rufenes Brandereignis in der Nähe eines Fegefeuer, sondern glaubte an einen schächten belegen, dass Erdstallanlagen der Gänge sind für ein Versteck nicht Erdstalleinstieges hätte den Gängen den Wartezustand der Seelen zwischen Tod um 1200 nach Christus unbrauchbar geeignet. Der Erdstall zeigt keine Kam- ohnehin oft knappen Sauerstoff schnell und jüngstem Gericht. Der Erdstall gemacht wurden.5 Die Bauzeit des in der mern, gleich den meisten der bekannt entzogen. Letztendlich ist der Aufwand, wäre dann der Aufenthaltsraum für die näheren Umgebung gelegenen Erdstalles gewordenen Erdställe in Oberbayern. ein Versteck derart zu gestalten, enorm, Seelen Verstorbener, die sich am Tag der Doblberg bei Glonn6 wird in die Zeit um Die Ortslage in Bichl ist typisch, denn nur um einer Handvoll Personen in den Auferstehung wieder mit ihren Körpern 1000 nach Christus gelegt. Eine weitere die oberbayerischen Erdställe nehmen engen Gängen Platz zu bieten. vereinigen und in den Himmel oder in Datierung aus der Oberpfalz zeigt eine sehr häufig einen zentralen Platz inner- Bei allen Überlegungen zur Zweck- die Hölle fahren.12 ähnliche Zeitstellung.7 halb der Besiedlung ein, zum Beispiel bestimmung sollte bedacht werden, Im Zusammenhang mit den Kirchen- Die Erdstallentdeckung belegt ein die Lage an einer Kirche. Der Erdstall in dass die Erdställe mit einfachen Werk- patronaten und den Sagen wäre auch bisher nicht wahrgenommenes Alter der der Einöde Bichl gehört damit zu einer zeugen, zum Beispiel einer kurzstieligen ein agrarreligiöses Brauchtum möglich, Einöde, deren Besiedlung in ähnlicher Reihe von unterirdischen Gangsyste- Spitzhacke und ohne elektrisches Licht das um die Erdställe im Jahreskreis Zeit stattgefunden haben muss wie men, die auf Grund von Architektur gegraben wurden. Für viele Menschen stattfand.13 Diese Idee basiert auf einem in den nahe gelegenen Orten Holzen und Ortslage die Interpretation als ein ist selbst heute ein Besuch in den fins- überlieferten Mythos, der besagt, dass und Aßling. Zudem lässt die Lage des Versteck kaum zulassen. te­ren Gängen mit ausreichender Be- zur Sommersonnwende die Fruchtbar- Erdstalles für Bichl die Vermutung eines leuchtung eine Herausforderung. Eine keit in die Unterwelt entführt und von ehemaligen Herrensitzes oder eines Kir- im übertragenen Sinne kultische Deu- ihrem Gefolge zur Wintersonnwende chenstandortes zu, da alle Erdställe in Wofür wurden die Erdställe tung der Erdställe wird daher immer wieder geweckt oder befreit wird. Das dieser Region in unmittelbarer Nähe zu gegraben? wahrscheinlicher, aber auch hier ist eine in Bayern und Teilen Österreichs prak- einer Kirche8 oder zu einem ehemaligen Eingrenzung möglich. Immer wieder zei- tizierte Perchtenbrauchtum hat diese Herrensitz9 liegen; eine Ortslage, die sich Die räumliche Enge, die Schlupfe gen neuentdeckte Erdställe, dass sie nie- Wurzeln und eine Verbindung zu den auf fast alle oberbayerischen Erdställe mit ihren geringen Durchmessern und mals betreten wurden. Damit kann eine Erdställen wäre erklärbar. Die Verbrei- ausweiten lässt. Auch die Nähe des Erd- die scheinbar ziellos in den Untergrund Verwendung als Initiationsraum oder tung des Perchtenbrauchtums in Bayern stalles Bichl zu einer Mühle ist typisch. gegrabenen Gänge schließen eine auch ein Durchschlupfbrauchtum (das und Österreich deckt sich in etwa mit Ein möglicher Zusammenhang Erdstall / praktische Nutzung als Wohnhöhlen, auf Grund der oft kreisrunden Schlupf- der Verbreitung der Erdställe nördlich Mühle verstärkt sich durch immer wieder Vorratskammern, Wasserstollen oder löcher verschiedentlich angenommen der Alpen.14 auftauchende Mühlsteinfunde in den Bergwerke aus. Eine der häufigsten wird) ebenfalls ausgeschlossen werden. Erdställen.10 So wurden zum Beispiel im Überlegungen, weil auch in den Erklä- Es gibt Überlegungen, die Erdställe Erdstall Mitterschneidhart im Landkreis rungen recht einfach konstruierbar, den Kenotaphen (Leergräber) bezie-

66 67 Erdställe in der Umgebung15 Für Kleinrohrsdorf nahe Berganger Anmerkungen Abbildungsnachweis ist ebenfalls ein Erdstall nachgewiesen. 1 Ahlborn, Dieter: Erdställe im Landkreis Ebersberg, Im Landkreis Ebersberg befinden Leider wurde keine Vermessung durch- in: Der Erdstall 35 (2009), S. 18-27; Krammer, ∙ Dieter Ahlborn, Graß: Abb. 1, 3-6, 8. Markus: Unterirdische Gänge, Erdställe und ∙ Werner Breuherr: Abb. 2. sich mehrere nachgewiesene Erdställe. geführt, bevor die Gänge bei Baumaß- Schratzllöcher, in: Ders.: G’schichten aus Ebersberg, ∙ Werner Breuherr / Andreas Mittermüller, Bd. 2, Ebersberg 2003, S. 56-61. Bruckmühl: Abb. 11. Nur wenige von ihnen wurden nach ihrer nahmen zerstört wurden. Der Erdstall lag 2 „1417 Puchel Amt Wiesham. – 1468 Puchl, 1 ∙ Franz Huber, Pörsdorf: Abb. 7. Entdeckung ausreichend untersucht, die ebenfalls nahe einer ehemaligen Kirche Hf im Besitz von Beyharting. – 1587 Piechel ain ∙ Monika Müller-Huber, Pörsdorf, Abb. 9, 10. Ainödt. – 1671 Pichel Amt Wiesham Hauptm meisten sind heute nicht mehr zugäng- mit demselben Patronat wie in Doblberg. Aßling, 1 Hf Grh Beyharting. – 1800 Büchl Hauptm Aßling. Siedlung am Büchl, von Aßling aus gesehen. lich oder vollkommen zerstört. Weitere Erdställe in der Umgebung von Das Wort Bichl (mhd bühel, Hügel) auch sonst im Hervorzuheben ist der Erdstall Dobl­ Aßling befinden sich in Loitersdorf (Lkr. Südostteil des LK häufig [...].“ Siehe Puchner, Karl: Landkreis Ebersberg, (Historisches Ortsnamenbuch berg bei Glonn, der ausführlich vermes- EBE) und Ramerberg (Lkr. RO). von Bayern, Oberbayern 1), München 1951, S. 13-14, Nr. 48. Zu Wiesham siehe Schäfer, sen und dokumentiert werden konnte. Eine Häufung der Erdställe ist am Bernhard: Grafing und Umgebung. Historische Auf Grund einer vom Landesamt für Rande zur Münchner Schotterebene hin Kulturlandschaft am Ursprung der Attel, Haar / München 2003, S. 112. Denkmalpflege durchgeführten Boden- zu erkennen (Erdställe in Peiß, Purfing 3 Landesamt für Denkmalpflege, D-1-8038-0003. 4 Heimatkundliche Stoffsammlung, Teil Gemeinde prospektion wurden die Grundrisse und Pöring). Allgemein kann gesagt Aßling, hg. vom Staatlichen Schulamt Ebersberg, einer ehemaligen Kirche in unmittelba- werden, dass die Erdställe im Landkreis Ebersberg 1980. 5 Ahlborn, Dieter: Geheimnisvolle Unterwelt. Das rer Nähe zum Erdstall nachgewiesen. Ebersberg eher in Hügel oder Hang- Rätsel der Erdställe in Bayern, Aying 2010, S. 32-37. 6 Mittermüller, Andreas: Neue Erkenntnisse zum Das frühere Patronat des heiligen Petrus lage oberhalb eines Tales liegen. Der Erdstall Doblberg, Gde. Glonn, Lkr. Ebersberg, in: wurde später durch Peter und Paul Untergrund, in dem die Anlagen erstellt Der Erdstall 38 (2012), S. 61. 7 Kaufmann Veronika: Die Funde aus dem Erdstall ersetzt (Im Zusammenhang mit den wurden, reicht von Lehm-Kiesgemisch Höcherlmühle, Gde. Teunz, Lkr. Schwandorf, in: Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz und heute noch verbreiteten Jahreszeitenfei- (Doblberg) über Tuffstein (Moosach) in Regensburg, Band 6, Büchenbach 2004, S. ern ist interessant, dass die Johannifeuer bis zu hartem Nagelfluh (Peiß) oder 319-334. 8 Erdstall Doblberg, Erdstall Egglburg, Erdstall Klein- in vielen Orten Bayerns früher am Tag eben im Falle von Bichl zu Sand. rohrsdorf, Erdstall Peiß, Erdstall Purfing, Erdstall Ramerberg. Siehe Ahlborn (wie Anm. 1). des heiligen Petrus abgehalten und 9 Zu Loitersdorf siehe ebenda. Peterlfeuer genannt wurden.). Eine aus 10 Ahlborn (wie Anm. 5), S. 38-40. 11 Kaulich Brigitte / Rind Michael: Der Erdstall von dem Erdstall Doblberg entnommene Danksagung Mitterschneidhart, in: Der Erdstall 18 (1992), S. 7-24. Holzprobe konnte in die Zeit zwischen 12 Haschner Anton: Ist das Rätsel der unterirdischen 950 und 1050 n. Chr. datiert werden. Besonderer Dank geht an die Ent- Gänge gelöst?, in: Röhrmooser Heimatblätter 8 (2004); Ahlborn (wie Anm. 5), S. 24-27; Gschlößl Der Erdstall zeigt viereckige Schlupfe, decker des Erdstalles Franz Huber und Roland: Geheime Gänge in die Unterwelt, Bayeri- sche Archäologie 1 (2013), S. 16-22. in denen einmal hölzerne Rahmen ein- Monika Huber-Müller, die auf Grund 13 Ahlborn (wie Anm. 5), S. 49; www.erdstallfor- gearbeitet waren. Die für Erdställe eher ihrer sensiblen Vorgehensweise eine Ver- schung.de. 14 Zur Verbreitung der Erdställe siehe Ahlborn (wie seltene, viereckige Form der Schlupfe messung und Dokumentation möglich Anm. 5); zur Verbreitung des Perchtenbrauchtums siehe Perchtenbrauch in Bayern. Masken, Trom- kommt auch im Erdstall Peiß (Gde. machten, sowie an Werner Breuherr und meln, Gesang und Tanz – Macht und Zauber, hg. v. Aying, Lkr. München) vor. Der Erdstall Andi Mittermüller für die Unterstützung d. Perschten-Stiftung, Kirchseeon 2004. 15 Ahlborn (wie Anm. 5); Ders. (wie Anm. 1); Kram- in Peiß wurde bei Bauarbeiten in unmit- und für die Vermessung und Sicherung, mer (wie Anm. 1); www.erdstallforschung.de. telbarer Nähe zu einer Nikolauskirche Dank auch an Peter Voglsinger, Michael angeschnitten. In derselben Baugrube Pleyer, Hans Binsteiner, Bernhard Schä- wurde ein bronzenes Vollgriffschwert fer und nicht zuletzt an Vera Hohl, die gefunden, das eine kontinuierliche Nut- Grundstückseigentümerin. Dem AK Erd- zung des zentralen Platzes bis zurück in stallforschung sei für die Finanzierung die Bronzezeit vermuten lässt. der Betonplatte gedankt.

68 69 Ein braver Ebersberger Abt in wirrer Zeit* Fehlern, ja Fälschungen herumschlagen schriften und Abschriften. Hier für müssen) aufzulösen. Wir müssen uns zu- übersichtliche Dokumentation, Syn- weilen damit begnügen, die Fragen und opse, Analyse zu sorgen, wäre lohnen- Rupert I. (1085-1115) – ein Bild seines Lebens und seiner Zeit unterschiedliche Antworten, die es zum de wissenschaftliche Aufgabe für einen Teil schon seit Jahrhunderten gibt, zu Jüngeren. Peter Maicher beschreiben. So sieht sich der Verfasser Die Überlieferung gibt uns nur ein in nicht wenigen Punkten weniger als ein unscharfes Bild von Abt Rupert. Wir Wissender – denn mehr als ein Fragender können ihn besser darstellen und erken- und Suchender. nen, wenn wir ein Schlaglicht auf sei- Unsere Suche nach Wirklichkeit wird nen Vorgänger sowie das Geschehen im erschwert, weil wir kaum Hilfe durch ein- 11. Jahrhundert werfen, damit sich vor gehendere authentische Überlieferung diesem Hintergrund das Profil Ruperts erwarten dürfen. Die älteste Chronik deutlicher abhebt. Abb. 1: „Rudolpertus, der Sechst. Regiert 30 Jar…“ – Beginn der Notiz Ebersbergs (sog. Chronicon) stellt den über Abt Rupert I. in den um 1600 verfassten „Annales“. Zeitraum nach 1045 nicht mehr dar und enthält somit keine Information zu Ru- II. HERKUNFT UND FAMILIE pert. Authentische Aussagen über diesen Von einer guten Geschichte erwartet der gewesen sein, dann sicher nicht, weil er keine Abt enthalten nur wenige zeitnahe Doku- Unzweifelhaft kennen wir von Ru- moderne Leser häufig auch „sex and crime“. Fehler machte – sondern weil er die Größe mente, wie insbesondere das sogenannte pert nur zwei Lebensdaten: 1085 wurde Nun hat unsere historische Erzählung über hatte, begangene Fehler einzugestehen. Cartular mit seinen Notizen über beur- er Abt im Kloster Ebersberg, 1115 starb Abt und Kloster im 11. Jahrhundert nichts an kundete Schenkungen beziehungsweise er da nach 30 Amtsjahren – der sechste „sex“ zu bieten. Mögen damals in Ebersbergs Neuerwerbungen von Klosterbesitz. in der Reihe der Äbte dieses kurz nach Kloster Blumen verbotener Lust im Verborge- I. ZUR ÜBERLIEFERUNG Spätere Chronisten, die die Lücken der Jahrtausendwende vom Ebersberger nen geblüht haben, so fanden diese jedenfalls der Überlieferung – gestützt auf die- Grafen Ulrich gegründeten Benedikti- nicht Eingang in die Aufzeichnungen der Chro- Wer von dem fast ein Jahrtausend se und andere Quellen und zuweilen ner-Klosters (zuvor lebte hier seit 934 ei- nisten. Zweieinhalb Jahrhunderte später wird zurückliegenden Leben und Wirken des vielleicht auch nur auf ihre Phantasie – ne kleine Gemeinschaft von den Regeln man da eher fündig: bei einem Abt, der von „Routperht“ oder „Ruodpertus“ aus wettzumachen­ versuchten, mussten ih- des Augustinus folgenden Kanonikern). höchster kirchlicher Stelle als nachgewiesener dem Geschlecht der Edlen von Fürmoo- ren Blick auf Rupert aus etwa 500 Jahren Wir wissen nicht, wann der Abt, den wir Maßen „öffentlicher und notorischer Beischlä- sen-Moosach erzählen will, läuft Gefahr, Entfernung richten: So jener Ebersberger in der modernisierten Schreibweise Ru- fer“ gebrandmarkt und dessen Absetzung sich und seine Leser in Fragezeichen zu Jesuiten-Pater, der im Jahre 1600 die pert nennen,3 geboren wurde, wo seine auch wegen zahlreicher anderer Verfehlungen erschöpfen. Doch diese können uns „Historia Eberspergensis“ auf der Basis Wiege stand, wann er ins Kloster eintrat. verfügt wurde.1 nicht erspart bleiben, da der Fluss der eines gut hundert Jahre zuvor verfassten Rupert entstammte einem regional „Crime“ dagegen, Gewalt und Unrecht, Erzählung uns immer wieder hinein in Geschichtswerks niederschrieb; von den bedeutenden Geschlecht, das sich in spielen auch in unserer Geschichte eine Rolle – offene Fragen trägt. Unser kleiner Auf- insgesamt rund 400 Seiten handeln neun zahlreichen Urkunden erkennen lässt. und einem braven Abt, der darunter beson- satz will und kann freilich die Untiefen von Rupert. Auf den 14 Pergamentseiten Es war weit verzweigt und saß vor al- ders zu leiden hatte und zudem bis heute im und Strudel im Stand der Forschung der sogenannten Annales, ebenfalls im lem (aber nicht nur) in Fürmoosen und Schatten seines illustren Vorgängers steht, ist nicht bis ins letzte wissenschaftliche Kloster um 1600 verfasst, sind Rupert 14 Moosach. Ob Rupert aus Fürmoosen dieser Aufsatz gewidmet. Detail ausloten, hat auch gar nicht den Zeilen gewidmet.2 (Abb. 1) oder aus Moosach stammte, bleibt un- Abt Rupert ist der „Titelheld“ unserer Ge- Ehrgeiz, die Rätsel der Überlieferung Es liegt in den Archiven ein ziemli- klar.4 Wenn wir nach dem Herrensitz schichte. Held? Sollte er tatsächlich ein Held (in der wir uns auch immer wieder mit cher Verhau unterschiedlichster Hand- der Familie in der Ortschaft Fürmoosen

70 71 Aus bedeutendem Geschlecht

Der Fürmoosener Sitz darf nicht zu dicht am in allernächster Nachbar- schaft gelegenen Berghofen vermu- tet werden, da dort schon seit dem 9. Jahrhundert eine edle Familie auf einem Herrenhof beheimatet war6 – jedenfalls wenn wir davon ausgehen, dass diese Familie nicht zusammenhängt mit dem Abt-Geschlecht. Freilich ist die Versu- chung groß, einen Sitz der Abt-Familie Abb. 2: Im Zentrum der kleinen Ortschaft Fürmoosen dürfte einst der Herrensitz der Edlen in Berghofen zu suchen, zumal dort ein von Fürmoosen gewesen sein. frühes Kirchlein steht. Dieses, um 1200 erbaut, wird 1315 in einem Verzeichnis des Bistums Freising – wohl irrtümlich – als Kirche in „Furlemos“ (Fürmoosen) bezeichnet.7 Andererseits geben die frü- hen Urkunden über Berghofen um die Jahrtausendwende keine Hinweise auf Verflechtungen mit dem Geschlecht, das sich „de Furnimos“ oder ähnlich nannte.8 (Abb. 3) Dass jedenfalls Fürmoosen einst weitaus bedeutsamer war als heute, er- kennen wir noch daran, dass es im Mit- telalter mit seinen Anwesen in gleicher Abb. 3: Engste Nachbarn: Berghofen mit seinem Weise wie das größere Moosach eine ei- romanischen Kircherl und Fürmoosen. gene kommunale Einheit, eine „Haupt- mannschaft“ bildete.9 Ruperts Vater hieß Meginhart; er war ein äußerst begüterter Mann, besaß suchen, kommen wohl am ehesten die zu Moosach ein stattliches Gut mit einer ältesten Anwesen für einen damaligen Kirche und mehreren Mühlen, Äckern, Herrschaftshof in Frage: also das Gelän- Wiesen, Weiden, Wäldern. Seine Frau, de der räumlich verbundenen Anwesen Ruperts Mutter, trug den Namen Ada- Schwaiger / Rauchhof (heute Roming / la.10 Wir hören auch von einer Schwester Mählen), vielleicht aber auch das gegen- Ruperts mit Namen Kuniza und einem überliegende Anwesen Ölkofner (heute wohl früh verstorbenen Bruder During.11 Abb. 4: In dieser Urkunde über die Schenkung von Abt Ruperts väterlichem Gut durch Dietmar von Steinhart Stinauer).5 (Abb. 2) (Abb. 4) erfahren wir die Namen von Ruperts Eltern Meginhard und Adala sowie seines verstorbenen Bruders During.

72 73 Verbeugung der („Cartular“), deutete vor rund 140 Jah- Wittelsbacher? ren diesen Besuch als posthume Verbeu- gung der Wittelsbacher vor Abt Rupert, Die Fürmoosener Linie der großen als „eine Ehrung […], welche hohe […] Abt-Familie erlosch etwa drei Jahr- Gäste den Verwandten des früheren Ab- zehnte nach Ruperts Tod. Als letzten tes Rudpert I. [darbrachten], welcher 30 Spross sehen wir den Edlen Heinrich „de Jahre lang mit größter Umsicht das Klo- Furlmos“12. Er kehrte vermutlich vom ster geleitet und allgemeine Verehrung zweiten Kreuzzug (1147-1149) wie so sich erworben hatte.“16 manch andere Kreuzritter aus unserer Sehr bald allerdings waren Abt Ru- engeren Heimat nicht heim.13 perts Nachfahren in Moosach keine Die Moosacher Linie können wir freien, unabhängigen Herren mehr, son- noch einige Jahrzehnte länger bis zum dern sozial abgestiegen in den Stand Ende des 12. Jahrhunderts verfolgen. der Ministerialen. Sie standen jetzt im Diese Nachkommen aus der Sippe des Dienste einer Herrschaft, hauptsächlich Abtes Rupert trugen häufig seinen Na- des Klosters Ebersberg, aber auch der men. So jener „Rovdpert de Mosaha“, Grafen von Valley, die damals vehement der um 1130 als prominentester Zeuge in unseren Raum hineindrängten.17 Abt einer frommen Stiftung genannt wird.14 Rupert wollte – wie wir noch sehen wer- Historisch besonders bemerkenswert an den – diesen Abstieg der Seinen verhin- dieser hier beurkundeten Zusammen- dern, konnte ihn aber nicht aufhalten. kunft in Ebersberg ist, dass auch der In einem Buch aus dem 19. Jahrhundert Wittelsbacher Pfalzgraf Otto und sein ist zu lesen, dass Teile der Abt-Familie gleichnamiger Sohn später hinzukamen verarmten und dem Kloster zur Last und nachträglich ebenfalls als Zeugen fielen.18 aufgeführt wurden. Sohn Otto war ein Aber noch sind wir mit unserer Er- etwa zehnjähriger Bub – und der künf- zählung nicht so weit, noch war Rupert tige Bayern-Herzog, der hier erstmals ein kleiner Bub, wuchs bei den wohlha- auftrat. Später war sein Vater und dann benden Eltern Meginhart und Adala auf. auch er selbst mit Planung und Bau der Wenn auf ihn in der Sprache der Gebil- Burg Falkenberg befasst. Sie stand be- deten, der Geistlichen und Mönche die reits, als ein halbes Jahrhundert später Rede kam, war er der „puer“, ein „Bub“ noch einmal ein Rupert von Moosach eben. Das kleine lateinische Wort wird mit seinen Söhnen in einer Schenkungs- uns bald wichtig, wenn wir auf den Weg urkunde unter den Ministerialen aufge- schauen, den Rupert nehmen sollte. führt wurde („Rubertus de Mosah cum filiis suis“).15 (Abb. 5) Der Geschichtsforscher Friedrich Abb. 5: Bei dieser Übergabe eines Gutes an das Kloster Ebersberg um 1130 wird als prominentester Zeuge Rupert von Moosach genannt. Auch Pfalzgraf Otto von Wittelsbach und sein Sohn Otto, der spätere Herzog, erscheinen – Hector Graf von Hundt, Bearbeiter posthume Verbeugung vor Abt Rupert? der Ebersberger Schenkungsurkunden

74 75 Kultur. Im Jahrhundert zuvor hatten die Ungarneinfälle (mit Verheerungen auch in unserem Raum) zu Stillstand und Ver- ödung des geistigen Lebens im Lande ge- führt.23 Nachdem Kaiser Heinrich III. an der Ostgrenze des Reichs militärisch für Sicherheit und Ruhe gesorgt hatte und nun das Land in Frieden leben konnte, war wieder Muße da für einen geistig- kulturellen Aufschwung.24 (Abb. 6)

„Schulgeld“ für den Abt: Mühle und Äcker

Zu hoher Blüte entfaltete sich das Kloster Ebersberg mit seiner Schule und Bibliothek unter Ruperts gelehrtem Vor- gänger Abt Williram (1048-1085). Die- ser hatte zuvor (sehr wahrscheinlich als Lehrer) an der namhaften Bamberger Klosterschule gewirkt.25 Abb. 6: Als die Ungarneinfälle ein Ende finden, gibt es wieder Raum für Kultur und Bildung. Ein Heerführer der besiegten Ungarn wird auf die Ebersberger Burg gebracht. Darstellung in der „Bildchronik“ des Klosters Der hervorragende Ruf des Klosters Ebersberg, die Ende des 15. Jahrhunderts verfasst / gezeichnet wurde – in der Zeit also, als Columbus Ebersberg und seiner Schule brachte Amerika entdeckte, Albrecht Dürer ein junger Mann war und Martin Luther heranwuchs. bessergestellte Familien dazu, ihre Söhne dort erziehen zu lassen. Das mussten sie Abb. 7: Vater Meginhart übergibt als „Schulgeld“ für Sohn sich etwas kosten lassen. Sie finanzierten Rupert dem Kloster Ebersberg Besitz in Moosach. III. BEGINN DES dem Kloster die Ausbildung ihrer Söhne KLOSTERLEBENS werden. Das Kloster Ebersberg war zu und deren Lebensunterhalt als Mönche dieser Zeit „ein führendes geistiges Zen- durch fromme Schenkungen vor.26 So Eines Tages nahm Vater Meginhart trum“19, die Klosterschule hatte einen auch Ruperts Vater: Meginhart übergab seinen Sohn und begab sich mit ihm ins sehr guten Ruf.20 Den Grund dafür ge- dem Kloster quasi als „Schulgeld“ unter Hadawin und ein Ritter Megingoz ge- Kloster Ebersberg. Ob sein Weg dahin legt hatte wohl schon Ebersbergs erster anderem eine Mühle bei Moosach mit ei- nannt.28 Es fällt auf, dass im Gegensatz damals über Taglaching und Nettel­ Abt Reginbald (1007-1024)21, der aus nem Wäldchen und einigen Äckern.27 zu diesen beiden für Meginhart kein er- kofen führte oder über Kirchseeon und früheren Wirkungsstätten klösterliche In den Kloster-Aufzeichnungen se- läuternder Zusatz wie Ritter oder Freier Egglburg oder, was am wahrscheinlich- Gelehrsamkeit in das ihm ­anvertraute hen wir zusammenhängend drei derar- erscheint, er also offensichtlich im Klo- sten ist, über Pötting, bleibt uns heute neugegründete Benediktiner-Kloster mit-­ tige Schenkungen für den Eintritt von ster hinreichend bekannt war. (Abb. 7) verborgen. gebracht hatte.22 Söhnen ins Klosterleben notiert: vor In welchem Jahr begann für Rupert Der Vater übergab seinen Sohn dem Die Zeichen der Zeit standen im 11. der Notiz über Meginhart werden als das Klosterleben? Die Überlieferung bie- Abt zur Erziehung; Rupert sollte Mönch Jahrhundert günstig für Bildung und schenkende Väter ein Ritter („miles“) tet uns zwei Versionen an. Der Chronist

76 77 der „Historia“ notierte, Vater Meginhart Demnach wurde Rupert kaum dem habe seinen Sohn im Jahre 1047 dem Bubenalter entwachsen („quasi puer“) Abte Eckbert übergeben.29 Dabei be- Abt, war also keine 20 Jahre alt und zeichnete er Rupert als „iuvenis“, also somit erst nach 1065 geboren. Dafür als jungen Mann. sprechen auch die Lebensdaten seines Vaters und seiner Schwester.32 Heißt es doch in einer Urkunde um 1110/15, Puer oder iuvenis? Ruperts Schwester Kuniza solle für ih- ren Sohn die Ehefrau aussuchen – das Doch Abt Rupert selbst sollte spä- machte wenig Sinn, wenn Kuniza, wie ter in einer kurzen Rückschau auf sein bei einer Geburt ihres Bruders vor 1040 Wirken ausdrücklich betonen, er sei zwangsläufig, schon im Urgroßmutter- gleichsam noch als Bub („quasi puer“) Alter gewesen wäre.33 zur Abtwürde gekommen.30 Wenn das Der „Historia“-Chronist, anders als zutraf, konnte er unmöglich schon 1047 wir vom Eintritt Ruperts ins Kloster ins Kloster eingetreten sein. Denn da 1047 ausgehend, errechnete (nur) ma­ wäre er bei seinem Amtsantritt, der für the­matisch korrekt, dass Rupert bis zu 1085 feststeht, mindestens an die 50 seinem Tod 1115 ganze 68 Jahre lang Jahre alt gewesen, und bei seinem Tod Mönch gewesen sei – ohne sich gro- um die 80. Doch im Gegensatz zur Willi- ße Gedanken darüber zu machen, ob ram starb er nicht im Ruhestand. Rupert seine Profess (Ordensgelübde) Wenn Rupert also erst deutlich nach tatsächlich schon im gleichen Jahr, also 1047 ins Kloster kam, kann ihn – entge- auch ohne das übliche einjährige Novizi- gen dem Bericht in der „Historia“ – nicht at, abgelegt habe. Abt Eckbert in Empfang genommen ha- Verschiedene Autoren im 19. Jahr- ben, sondern es muss dessen Nachfolger hundert übernahmen die Version der Williram gewesen sein, dessen Amtszeit „Historia“ mit dem Jahr 1047, ohne 1048 begann.31 sich an den widersprüchlichen, einan- Es ist nirgends ein triftiger Grund zu der ausschließenden Angaben „puer“ / sehen, warum die eigene Aussage des Ab- „iuvenis“ zu stören. Man kann und muss tes Rupert am Abend seines Lebens nicht den Chronisten der „Historia“ korrigie- stimmen sollte. Er dürfte doch kaum ver- ren, braucht ihn aber deswegen nicht sucht haben, sich als jünger beim Amts- mit Hohn und Spott zu überschütten, antritt darzustellen, um so mehr Nach- wie in einem Aufsatz eines jungen Wis- sicht für seine in der ersten Phase seiner senschaftlers vor 150 Jahren mit trie- Amtszeit begangenen Fehler zu erlangen; fender Ironie geschehen („Wie kommt dies wäre sinnlos gewesen angesichts der der Jesuit zu seiner Weisheit?“ … „geist­ noch vorhandenen Zeitzeugen. voller Historiker“ … „neue Märchen“ … Wir folgen also der Aussage des Ab- „eigene Erfindungen mit der Miene der Abb. 8: Titelseite der im Jahre 1600 im Kloster Ebersberg von einem Jesuiten-Pater tes und nicht der Version der „Historia“. Wahrhaftigkeit“).35 (Abb. 8) verfassten „Historia Eberspergensis“.

78 79 Das Kloster Jahre nach Willirams Tod beziehungs- weise Ruperts Amtsantritt erfolgte ein Wenn wir uns vorstellen wollen, wie umfassender Umbau: Teile des Klosters, zu Willirams und Ruperts Zeit das Ebers- insbesondere der Kreuzgang, wurden berger Kloster aussah, dürfen wir uns von der Südseite der Kirche auf die nicht von späteren Abbildungen und Nordseite verlegt. Nach einer großen schon gar nicht von prächtigen Anlagen Brandkatastrophe 1305 wurden Kloster wie Sankt Gallen oder Maulbronn in die und Kirche neu erbaut. 1666 riss man Irre führen lassen. Nach den Befunden das Klostergebäude ab und errichtete der Ebersberger Ausgrabungen 1978/79, ein neues.38 müssen wir uns eine eher bescheidene Im Januar des Jahres 1085 starb Abt und zum Teil recht schiefwinkelige Klo- Williram.40 Er war bereits „ emeritus“, al- steranlage vorstellen. Über Kreuzhof und so im Ruhestand; das Kloster wurde bis Kreuzgang gibt es Erkenntnisse, ebenso zum Tode des Abtes wohl von einem Ad- über Kapitelsaal, Wärmestube, Klausur ministrator provisorisch geleitet.41 Willi- Abb. 9: So sah das Kloster Ebersberg Ende des 12. Jahrhunderts aus. Ansicht in der „Bildchronik“. (Zellen) und Wirtschaftsräume. Beson- rams Sterben wird blumig geschildert derer Komfort wurde den Mönchen in der „Historia“: „Der bereits im Ru- Abb.10: Abt Rupert (2. v. l.) mit seinem Vorgänger Williram (l.) und den Nachfolgern Adalbero und Hartwig. Die Bildchronik stellt sicher nicht geboten, die Wohnverhält- hestand weilende und an Begabungen die Reihe der Ebersberger Äbte gerne „im Quartett“ dar; eine nisse dürften eher bescheiden gewesen sowie Guttaten reiche Kämpfer Christi, Mitra durften sie erst ab 1197 tragen. sein. Allerdings scheint es schon im 11. Abt Williram, zum Empfang seines Loh- Jahrhundert eine Wasserleitung im Klo- nes in den Himmel berufen und aus dem Nachdem wir im unsicheren, zwi- ster gegeben zu haben. (Abb. 9) Gefängnis seines Körpers befreit, [ließ] schen Fragezeichen, zwischen „puer“ Auch eine Bibliothek und eine „gut seine Seele […] aufsteigen.“ Zum Nach- und „iuvenis“ schwankenden Terrain durchorganisierte Schreibstube“ exi- folger wählen die Mönche einstimmig eine wohl verlässliche Bahn gefunden stierten schon, wichtig für einen gelehr- Rupert.42 (Abb. 10) haben, kommen wir wieder auf histo- ten und musischen Menschen wie Abt Der neue Abt war ein „Gewächs“ aus risch gesicherten Boden. Halten wir Williram. Aus der Schreibstube wurde dem eigenen Haus, hatte im Gegensatz Abb. 11: „Caput undecimum De Ruodperto I. Abbatum Eberspergensium sexto“ („11. Kapitel über Rupert I., von den fest: Rupert wurde zwischen 1065 und ein leistungsstarkes Skriptorium, aus zu seinen Vorgängern das Ordensgelüb- Ebersberger Äbten der sechste“) – so überschreibt der Chronist 1085 von seinem Vater dem Kloster zur dem einige heute sehr geschätzte biblio- de im Kloster Ebersberg abgelegt (Abt der „Historia“ sein Kapitel über Abt Rupert. Erziehung und Ausbildung für ein Leben phile Kostbarkeiten hervorgingen. Die- Eckbert war aus Kloster Tegernsee ge- als Mönch übergeben, was sich der Va- se waren Kennern schon immer einiges kommen, Williram von Bamberg).44 Ob ter eine großzügige fromme Stiftung ko- wert: Für ein sehr schönes Missale und es Rupert am Tag seiner Wahl bewusst sten ließ. Abt war seit 1048 der gelehrte ein weiteres liturgisches Buch erhielt wurde, dass er nun – im Range weit über Williram, wohl auch Mentor und Lehrer Williram vom Bischof von Trient zwei Moosach-Fürmoosen steigend – ins des jungen Rupert. Unter Willirams An- Weinberge bei Bozen. Buch der Geschichte einging, im Gegen- leitung wuchs Rupert – wie ein Chronist Dass sich die damalige Klosteran- satz zu seinen für immer namenlos blei- Mitte des 19. Jahrhunderts ausmalte – lage unserer heutigen Vorstellung fast benden Mitbrüdern? (Abb. 11) „zum Jünglinge und Manne heran, emp- gänzlich entzieht, liegt an den im Laufe Abt Rupert I. übernahm ein schwe- fing die Priesterweihe und war seines der Jahrhunderte vorgenommenen bau- res Amt in schwieriger Zeit. Er stand vor Lehrers Trost und Freude.“37 lichen Veränderungen. Etwa hundert zwei besonderen Herausforderungen.

80 81 Zum einen galt es, aus dem Schatten sei- nes großen Vorgängers zu treten – hatte doch Williram das Kloster 37 Jahre lang äußerst erfolgreich geleitet; „summa cum laude“, also „höchstes Lob verdie- nend“ sei er dem Kloster vorgestanden, notierte der „Historia“-Chronist. Unter ihm hatte das Kloster seine „goldene Zeit“.45 Williram führte es zu seiner bis- lang höchsten kulturellen Blüte, ver- stand es aber auch, den Klosterbesitz zu mehren. Und zwar in einem solch bemer- kenswerten Ausmaß, dass der Chronist der „Historia“ dessen Würdigung gleich an den Anfang seines Berichts über Wil- liram stellte: Das Kloster habe unter Abt Williram „gleichsam unbegrenzte Güter und Schenkungen“ erhalten, sei mit Eh- rungen überhäuft worden. Die zweite Herausforderung für den jungen Abt Rupert sollte sein, den Besitz des Klosters in den schweren Stürmen jener Zeit zusammenzuhalten. Abb. 12: Wahrzeichen Bambergs – das ehemalige Benediktinerkloster, an dessen Schule im 11. Jahrhundert Abt Williram tätig war. Abt ins entlegene, kleine Kloster Ebers- Williram später dem Sohn an gleicher IV. WILLIRAM – berg schickte, wissen wir nicht. Jeden- Stelle, habe er von Heinrich III. immer DER ILLUSTRE VORGÄNGER falls hatte Williram wohl gehofft, es wieder kostbare Geschenke erhalten – handle sich nur um eine „Bewährung vor allem aber mit ihm persönlich Um- Befassen wir uns nun mit Williram, Ausgebildet im Kloster Fulda, kam auf Zeit“, nach der ihm höhere Weihen gang haben dürfen („gratia colloqui“). an dem Nachfolger Rupert sich messen der junge Mönch ans Kloster Bamberg offen stünden. Später hören wir ihn ge- Letztere Aussage macht nur Sinn, wenn lassen musste. Schon hinsichtlich seiner und dessen Schule, erwarb sich bald genüber König Heinrich IV., dem Sohn Williram dem Kaiser begegnen konnte. Herkunft konnte sich Rupert nicht mit hohes Ansehen und zählte zum engeren des 1056 verstorbenen Kaisers, klagen Vielleicht als Gast an dessen Hof, viel- seinem hochvornehmen Vorgänger ver- Umfeld Kaiser Heinrichs III. Er genoss über seinen „kleinen Wirkungskreis“ in leicht hatte der Kaiser ein Jahr vor sei- gleichen. Williram stammte aus dem offensichtlich dessen besondere Gunst Ebersberg, über den geringen Klosterbe- nem Tod die Schenkung ans Kloster am Hochadel, aus einer vornehmen rhein- und konnte sich wohl Hoffnungen auf sitz mit „magerem Boden“.48 13. März 1055 persönlich in Ebersberg fränkischen Familie in der Gegend um eine steile Karriere wie die seiner hoch- Hatte es zwischen dem Kaiser und vollzogen. Das allerdings ist nicht sicher. Worms, und war verwandt mit höch- gestellten Verwandtschaft machen. dem jungen Williram eine nähere Be- Zwar ist als Ort des Geschehens in ei- sten einflussreichen Herren wie dem (Abb. 12) kanntschaft gegeben, die auch nach ner vom Kanzlisten auf dem Dokument Erzbischof von Köln und Reichskanzler Warum der Kaiser 1048 Williram Willirams „Versetzung“ nach Ebers- freigelassenen, aber zu kleinen Lücke Heribert.47 aus seinem Umkreis entfernte, ihn als berg anhielt? Jedenfalls, so berichtet „Eberesberc“ nachgetragen – aber die

82 83 Urkunde könnte auch durch einen Bo- mussten.49 Solch ein Reisekönig also Hirsauer Abt bei Williram? ten überbracht worden sein. In guter war auch Heinrich III., der bei seinen Gesellschaft mit Experten kaiserlicher Amtsträgern und Untertanen im ganzen Die Kirchenpolitik führt uns zur Fra- Urkunden können wir weder mit Sicher- Reich immer wieder präsent sein und ge, inwieweit Williram mit dem ersten heit sagen, dass Heinrich III. am 13. nach dem Rechten schauen wollte. Vorsteher des Reformklosters Hirsau, März 1055 in Ebersberg war, noch dies Heinrich III. und Williram: Geschen- Abt Friedrich, Umgang pflegte. Dieser verneinen. (Abb. 13) ke, Begegnungen, Schenkung 1055 – all sei, so ist verschiedentlich zu lesen, wie- dies ist als Zeichen freundschaftlicher derholt im Kloster Ebersberg gewesen, Harmonie zu werten. Andererseits steht hier auch 1070 gestorben;52 sein Grab Der Kaiser und „Eberesberc“ dem entgegen, dass Williram die von sei einst „wegen der Wunder viel be- Heinrich III. erfolgreich eingeforderten sucht“ worden, jetzt aber unbekannt.53 Ebersberg passt gut in die Reiseroute Güter Pöring und Weißenfeld zurückfor- Keinesfalls hätte Willirams persön- des Kaisers, der, von Regensburg kom- derte („secundum ius“ – „rechtmäßig“, liches Verhältnis zu Kaiser Heinrich III. mend, nach Italien zog, am 12. März in wie der Kloster-Chronist ausdrücklich durch einen solchen Kontakt mit dem Ötting oder Eitting bei Freising, am 13. vermerkte) und der Kaiser erst auf dem Hirsauer Reformabt beeinflusst werden März in Ebersberg (?) Schenkungen ver- Sterbebett seiner Frau auftrug, die Gü- können, denn Friedrich kam erst etliche fügte und wenige Tage später in Brixen ter zurückzugeben.50 Sah Williram vom Jahre nach dem Tod des Kaisers als Abt Station machte, wo er am 22. März eine fernen Ebersberg aus das Verhältnis zu nach Hirsau (1066).54 So wäre ein Ein- Schenkung beurkundete. Wenn Hein- seinem Kaiser in durch Zeitabstand und fluss Friedrichs auf Willirams „Weitblick rich am 13. März 1055 tatsächlich in Heimweh etwas verklärtem Lichte und oder auch sein Engagement für die ent- Ebersberg war, so wäre dies hier nicht stellte er es demgemäß dar? sprechenden Anliegen [der Kirchenre- sein erster Aufenthalt gewesen: Am 7. Mochte der Kaiser den jungen Willi- form]“55, ein Einfluss auf den Geist im Januar 1049, Williram war seit einem ram als Zeichen besonderer Gunst und Kloster Ebersberg und damit auf Nach- knappen Jahr Abt, weilte Heinrich im in ihn gesetzter Hoffnungen ins Kloster folger Rupert allenfalls erst in der Regie- Zusammenhang mit einem Weihnachts- Ebersberg geschickt haben, damit er rungszeit König Heinrichs IV. möglich aufenthalt zu Freising in Ebersberg und sich dort auf dem Abtstuhl bewähre – gewesen. Abb. 13: Traf Kaiser Heinrich III. 1055, ein Jahr vor seinem Tod, noch einmal mit Abt Williram in Ebersberg vermachte hier dem Freisinger Bischof dass er ihn dann aber hier beließ, statt Doch diese Überlegungen sind ohne- zusammen? In dieser Urkunde ist „Eberesberc“ als Besitz in Südtirol. ihn andernorts die Karriereleiter weiter hin überflüssig. Das Grab Abt Friedrichs Handlungsort seiner Schenkung nachgetragen. Wir müssen uns dabei vergegenwär- emporsteigen zu lassen, lässt aufkei- ist sehr wohl bekannt. Krypta und Grab- tigen, dass es damals keine deutsche mende Differenzen vermuten: vielleicht, platte waren allerdings nie in Ebersberg, Hauptstadt, keinen Regierungssitz des weil zu starke Unterschiede in der Per- sondern sind zu sehen in der Klosterkir- Königs gab. Die deutschen Herrscher sönlichkeitsstruktur der beiden Männer che Sankt Michael auf dem Heiligenberg waren „Reisekönige“, sie übten eine deutlich wurden, oder weil Williram der bei Heidelberg.56 Im dortigen Kloster „Reiseherrschaft“ aus, lebten und re- Kirchenpolitik des Kaisers nicht mehr hatte Abt Friedrich seine letzten Lebens- gierten in wechselnden Königspfalzen eindeutig genug zu folgen schien. Der jahre verbracht, nachdem er 1069 in wie Bamberg und Regensburg oder Kaiser trat durchaus auch für Reformen Hirsau vom örtlichen Grafen abgesetzt gerne auch in Bischofsstädten, wo die ein – aber die wollte er nicht dem Papst worden war – wohl aufgrund seines Wi- Bischöfe (weil Amtsträger der Reichskir- überlassen, sondern selbst durchführen. derstandes gegen dessen Einmischungen che) den hohen Gast und sein gesamtes Wie weit konnte, mochte ihm Williram in klösterliche Angelegenheiten und ei- Gefolge unterbringen und verköstigen dabei folgen?51 ner Verleumdung durch Mönche, denen

84 85 Dokumenten auch „Ebrensberc“ und „Ebernsberc“ genannt und das dortige Kloster in einem Heiligen-Lexikon von 1861 „auf dem Ebersberge“ angesiedelt wurde. Auch die latinisierten, von „aper“ (= Eber) abgeleiteten Nennungen („Apri- mons“ / „Abrinsberc“) zeigen beträcht- liche Ähnlichkeit. Heutzutage erscheint der fragliche Berg im Internet sogar ein- mal als „Ebersberg“.58 Zurück zu Williram in seinem ober- bayerischen Kloster Ebersberg. Wenn wir uns fragen, warum Kaiser Heinrich III. Williram in Ebersberg „versauern“ ließ, so ist vielleicht schon diese Frage nur Spekulation. Denn vielleicht verbirgt sich hinter diesem Faktum nicht wie vielfach vermutet eine Entfremdung – vielleicht hatte der Kaiser, dem nach Willirams Weggang nur mehr acht Lebensjahre blieben, einfach keine Zeit, sich um sei- Abb. 14: Nicht in Ebersberg, sondern bei Heidelberg zur letzten Ruhe gebettet: der erste Hirsauer Abt Friedrich. nen Schützling in Ebersberg zu kümmern – weil er zu sehr in Kämpfe gegen seine innenpolitischen Gegner verstrickt und 1055 zum Beispiel auf Feldzug in Italien war. Vielleicht war dem Kaiser die Karrie- re Willirams nach wie vor wichtig, aber er verschob dieses Thema – bis es zu spät war. Gegen diesen Gedanken lässt sich freilich einwenden, dass der Kaiser noch Abb. 15: Kaiser Heinrich III. am 5. Juni 1040 zwischen zwei Äbten es missfiel, dass der reformorientierte ein Jahr vor seinem Tode im März 1055 in einer Darstellung aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Abt klösterliche Zucht und Ordnung Aufmerksamkeit und Zeit fand für seine durchsetzen wollte.57 (Abb. 14) oben erwähnte Schenkung ans Kloster.59 Wir haben es hier also mit einem in der Geschichtsschreibung ja öfter vor- Veränderung. Acht Jahre wirkte er jetzt kloster Fulda heimkehren zu dürfen, kommenden langlebigen Irrtum zu tun – Auf dem Abstellgleis? schon als Abt in Ebersberg; statt von hier wurde von Kaiser Heinrich IV. erhört.60 mit einer Verwechslung, ausgelöst sicher- aus in Macht und Rang höher zu steigen, Dem jungen Mönch Rupert blieb diese lich durch den Umstand, dass der Heili- Als Kaiser Heinrich III. 1056 über- musste er weitere 29 Jahre bleiben – bis Behandlung seines Abtes sicher nicht ver- genberg bei Heidelberg, wo sich Fried- raschend starb, begrub Williram nach zu seinem Tod 1085 in Ebersberg; nicht borgen; sie könnte sein Verhältnis zum richs Grab befindet, in mittelalterlichen eigener Aussage jede Hoffnung auf einmal seine Bitte, im Alter ins Mutter- Herrscher beeinflusst haben. (Abb. 15)

86 87 Doch statt enttäuscht „auf dem ein glühendes Liebeslied wirkt) leitete Abstellgleis“ zu resignieren, führte Wil- eine neue Epoche der deutschen Litera- liram selbstbewusst und ungebrochen tur ein. Als einer der ersten seiner Zeit hoch engagiert mit Kraft und Geschick führte Williram hier die deutsche Spra- das ihm anvertraute Kloster wirtschaft- che in (bislang lateinische) poetische lich und kulturell auf höchsten Stand. Er beziehungsweise biblische Texte ein und sagte selbst, er habe bei der Muse der machte diese somit auch dem Volk zu- Dichtung Trost gefunden.61 Williram gänglich. Von nun an konnte „Deutsch waren besondere literarische und ge- als Sprache der Dichtung mit dem Latein schichtliche Neigungen und Fähigkeiten konkurrieren“. Willirams Übertragung gegeben, die ihn in vielfachen Aktivitä- des Hohen Lieds gilt als das „am besten ten bis heute sichtbar aus dem Dunkel überlieferte deutschsprachige Werk des der Geschichte hervortreten lassen. Frühmittelalters“ und ist bis heute inter- national Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Darstellung.64 Literarische Lorbeeren Wir hören in Willirams Text ein ge- hobenes Deutsch, das er, Rupert und Williram hat in Ebersberg „Nachrich- Zeitgenossen gesprochen haben; wir ver- ten aus früher Zeit“ gesammelt, selbst stehen es kaum. Sprache ändert sich – niedergeschrieben oder aufschreiben wie die Zeit und ihre Umstände. Nur die lassen, ebenso Urkunden des Klosters – Menschen mit ihrem Wollen und Müs- und „hat damit bewirkt, dass wir über sen bleiben gleich. (Abb. 16) die frühe Zeit Ebersbergs unvergleich- lich besser unterrichtet sind als über sämtliche Orte Bayerns, die Bischofs- V. WIRRE ZEIT FÜR ABT sitze vielleicht ausgenommen“. (Der UND KLOSTER junge Williram dürfte in der Bamberger Reichskanzlei des Kaisers Kenntnisse Wir haben ausführlicher über Abt und Erfahrungen in Kunst und Praxis Williram berichtet, um zu veranschau- Abb. 16: Erstes Blatt von Willirams Übertragung des Hohen Lieds. des Urkunden-Schreibens erworben ha- lichen, mit welch großen Verdiensten Williram hat seine Bearbeitung des Hohen Liedes klug in drei Spalten angelegt: In der Mitte der lateinische Text aus dem Alten Testament, links der lateinische Kommentar, rechts Übersetzung und Kommentar in Deutsch. ben; einige von Heinrich III. ausgestellte dieser in die Nachwelt einging, wie hoch Die mittlere Spalte heißt übersetzt: „Er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes. Süßer als Wein sind deine Dokumente sind laut Schriftbefund aus das Podest war für diesen verdienten Ge- Brüste. Dein Name duftet wie Öl.“ Willirams Hand). 62 schichtsforscher, Literaten, Theologen Süßeste Liebeslyrik also! Damit sich seine Schäfchen nicht auf Abwegen verirren, öffnet Abt Williram in der rech- Mit seinem literarischen Wirken er- und Klostervorsteher, zu dem Nachfol- ten Spalte den theologischen Weg. Wir hören da, ergänzt durch einige lateinische Worte, das gehobene Deutsch, das er, Rupert und seine Zeitgenossen sprechen, wir verstehen es kaum: warb sich Williram einen besonderen ger Rupert aufschauen musste. Wir tun „Cusser mih mit cusse sines mundes“ – „Er küsse mich mit dem Kuss seines Mundes“, dann übersetzt weiter: Platz in der deutschen Literaturgeschich- Abt Rupert sicher keinen Abbruch, wenn „Oft verhieß er mir seine Ankunft durch die Propheten“ („Dicco giehiez er mir sine cuonft per prophetas“), jetzt te.63 Seine berühmte deutsch-lateinische wir ihn im Vergleich zum hochgebildeten wieder Willirams Deutsch: „nu cume er selbo unte cusse mih mit dero suoze sines evangelii“ („nun komme er selbst und küsse mich mit der Süße seines Evangeliums“). Übertragung des Hohen Liedes von Sa- und lange glänzend im Hochadel bezie- So transponiert Williram die Liebeslyrik ins Theologisch-Religiöse, wovon wir im eigentlichen Lied Salomos ja lomo im Alten Testament (das gelöst hungsweise am Kaiserhof vernetzten nichts lesen. Da geht es dann weiter: „Uanta bezzer sint dine spunne demo uuine“ („Denn lieblicher sind deine aus theologischem Zusammenhang wie Vorgänger eher als „Landei“, eher als Brüste als Wein“).

88 89 bodenständig, denn weltgewandt an- mit welch spätmittelalterlicher Sprach- sehen. Er mag wohl von Anfang an gar gewalt der Autor der „Bildchronik“ nicht den Ehrgeiz gehabt haben, in der diese Worte in seinem frühen Deutsch Welt des Geistes Williram nachzueifern geschrieben hat. Hier ein kurzer Auszug oder gar mit ihm zu konkurrieren. Und aus dem Text der „Bildchronik“: wenn doch, so ließen ihm die Wirren seiner Zeit, die politischen und wirt- „Wan es also stuend umb das weltlich gut schaftlichen Anforderungen an die Füh- und umb dy zeitlichen reichtumb das ein yeg- rung des Klosters keinen Raum für bril- lich mocht mit freid gehaben und besitzen und lante literarische Auftritte. Er war voll davon zimlich leben so freyet ich mich das mir als „Manager“ gefordert – und anfangs got chinder und erb’n geben het Aber yetzund offensichtlich überfordert. Rupert habe zu der Zeit als man hort überall von ubel und „anfangs grosse Anstösß erlitten“ und als den ain uglicher schantlich und posslich viel Klosterbesitz verloren, berichtete ein lebt und mueß mit armut und ainer sterben späterer Chronist.65 (Abb. 17) und offt ainer betzwungen wirt das er poslich Abt Rupert war in ein wildes, wirres muß tun So ist mir lieber ich hab chainen er- Jahrhundert hinein geboren worden. Zu ben und chain Kind von meinen sunen […].“ dessen Beginn hatte Graf Ulrich das Be- nediktinerkloster Ebersberg begründet. Seine Generation, so der Graf weiter, Kurz vor seinem Tod (1029) soll der Graf habe nach althergebrachtem Recht und seine Söhne, die keine männlichen Nach- Gesetz gelebt und gehandelt. Die Heu- kommen hatten, auf das zu erwartende tigen aber handelten „nach Gelüst ihrer Aussterben des Geschlechts angespro- Macht […] fördern oder unterdrücken, chen haben, was der Chronist nur weni- wie es ihrer gesetzlosen Willkür gut ge Jahrzehnte später notierte. Resigniert dünkt“.66 (Abb. 18) beklagte der Graf die Zeitumstände: Mag der Chronist (entweder Abt Williram selbst oder einer seiner Mön- „Solange es sich auf dieser Welt so verhielt, che) diese Worte dem greisen Ebersber- dass jeder sein Eigentum in Ruhe besitzen und ger Grafen vielleicht nur in den Mund anständig leben konnte, hätte es mich gefreut, gelegt haben und mag die Vermutung wenn mir Gott Nachkommen geschenkt hätte. zutreffen, sie seien eher einem gebil- In dieser Zeit aber, da das Böse so angewach- deten Geistlichen, denn einem Grafen sen ist, daß jedermann gezwungen ist, sein zuzuschreiben – so entsprangen diese Leben entweder erbärmlich zuzubringen oder Worte doch dem aktuellen Erleben des Unrecht zu tun, ist es mir lieber, dass ich keine Chronisten und geben so authentisch Abb. 17: Aus den Abhandlungen über Williram im 19. Jahrhundert ist hervorzuheben die 1866 in Wien erschienene 100-seitige Untersuchung des 25-jährigen Germanisten Wilhelm Enkel besitze […].“ Zeugnis vom Geist oder besser Ungeist Scherer. Später machte sich Professor Scherer als Mitbegründer der Germanistik einen dieser Zeit, mit dem sich auch Abt Ru- großen Namen. Im Gegensatz zu anderen Autoren spürt man bei ihm größeres Interesse auch für Abt Rupert. In dieser modernen Übertragung des pert sollte herumschlagen müssen. Jeg- lateinischen Textes aus dem „Chroni- liche Rechtstaatlichkeit war aus den con“ können wir nicht mehr erspüren, Fugen geraten.67 Dass Williram selbst

90 91 in eben diese Richtung dachte, zeigte Priester in ihre geistlichen Ämter einzu- er um 1070 in der Vorrede zu seinem setzen, zogen daraus politischen Nutzen Hohen Lied. Da beklagte er den Verfall (Absicherung ihrer Gefolgschaft) und durch Habsucht, Neid und Streit und materiellen Gewinn. In seinem Kern se- vermisste – da schlug der Wissenschaft- hen wir dieses System weltlicher Verfü- ler, Theologe, Literat durch – Eifer zur gungsgewalt schon früh auf der unteren Wissenschaft, Studium, Exegese.68 örtlichen Ebene im Wesen der soge- nannten „Eigenkirchen“.72 Zwischen 750 und 850 errichteten Investiturstreit – ein großer zahlreiche Grundherren auch in unserem deutscher Bürgerkrieg Raum Kirchen auf ihrem Grund und Bo- den, oft mitten in ihrem Herrschaftshof, Der junge Rupert und der ältere und dotierten die Kirche zum Lebens- Williram wurden Zeugen eines heftigen unterhalt ihres Priesters mit wirtschaft- Machtkampfs, der im letzten Drittel des lich einträglichen Gütern. Zur Weihe 11. Jahrhunderts das Reich erschütterte. brauchten sie den Bischof, aber den Wir kennen ihn aus der Schule als „Inve- Priester in ihrer „Eigenkirche“ setzten sie stiturstreit“ – aber das ist nur ein eher ver- selbst ein und sicherten den Zugriff auf niedlichendes Schlagwort für ein gewal- dieses Priesteramt für ihren Familienver- tiges Geschehen, das in Wirklichkeit ein band häufig bis in die Generation der „großer deutscher Bürgerkrieg“ war.69 Es Enkel. Mit diesen Eigenkirchen wurde ist auch viel zu einfach zu sagen, es ging unsere heute noch sichtbare ländliche hier um einen Machtkampf zwischen Kai- „Kirchenlandschaft“ geschaffen. ser und Papst. Natürlich war das der Aus- Die Macht der deutschen Herrscher gangs- und Brennpunkt – aber er führte und der hochadeligen Führungsschicht zu einem rasenden Flächenbrand, zu ei- stützte sich maßgeblich auf ihr Recht Abb. 18: Graf Ulrich beklagt vor seinen Söhnen die Schlechtigkeit der Welt. Darstellung der „Bildchronik“. nem Kampf aller gegen alle, zum Chaos.70 der „Investitur“. Daher läuteten schrill Papst und Kaiser hatten sich im frü- die Alarmglocken, als sich nach der Jahr- hen Mittelalter „gegenseitig beim Mach- tausendwende aus Klöstern wie Cluny terwerb unterstützt“.71 Die Kirche agier- und Hirsau der Ruf nach geistigen und te in „politischer Religiosität“, empfand strukturellen Reformen ausbreitete, als sich neben ihrer Aufgabe der geistlichen reformorientierte Kirchenmänner und Betreuung durchaus auch als „Herr- dann der Papst Front machten gegen schaftskirche“. Die weltlichen Herren – diese Einmischung weltlicher Herren, König, Herzöge, Adelige – hatten und gegen das Recht von Laien, geistliche nutzten die Eigentumsrechte über die Ämter zu besetzen („Laieninvestition“), kirchlichen Institutionen und ihren um- gegen Ämterschacher und Priesterehe. fangreichen einträglichen Grundbesitz; Jetzt ging es für die weltliche Herrschaft sie hatten das Recht der „Investitur“, um eine „Lebensfrage“, um eine ent- das heißt das Recht, Bischöfe, Äbte, scheidende Grundlage ihrer Macht.73

92 93 Verbissener Machtkampf nach eigenem Gusto Bischöfe einsetz- dem König das Ultimatum gestellt, ent- zwischen Kaiser und Papst te und mit der Mehrheit der deutschen weder befreie er sich innerhalb eines und mit den oberitalienischen Bischöfen Jahres vom Bann oder er werde nicht An die Spitze der Bestrebungen, die den Papst für abgesetzt erklärte. (Hier mehr als König anerkannt. Daraufhin Kirche aus jeglichem Griff weltlicher mag dem König das Beispiel seines Va- unternahm Heinrich IV. seinen Bußgang Herrschaft zu befreien, setzte sich mit ters Heinrich III., Gönner des jungen nach Canossa und unterwarf sich spek- besonderem Eifer der 1073 auf den Williram, vor Augen gewesen sein. Der takulär. Jetzt blieb dem Papst nichts Stuhl Petri gekommene Papst Gregor hatte 1046 rivalisierende Päpste ab-, anderes übrig, als Heinrich IV. aus dem VII. Nur er selbst habe das Recht, Bi- den Bamberger Bischof als neuen Papst Bann zu lösen.78 schöfe zu ernennen, erklärte er – König Klemens II. eingesetzt und sich von die- Doch die Machtkämpfe gingen wei- Heinrich IV. konterte ungerührt, er wer- sem noch am gleichen Tag zum Kaiser ter: es gab Gegenkönige und Gegenpäp- de das auch weiterhin tun. Dabei moch- krönen lassen. Dieser Bischof soll übri- ste, Ab- und Wiedereinsetzungen von te er sich durch die Tradition seiner gens den jungen Williram an den Bam- Herzögen, einen erneuten Bann Hein- Vorgänger bestätigt fühlen: Heinrich II. berger Hof empfohlen haben.76) richs. Der eroberte Rom, Papst Gregor zum Beispiel, der Gründer des Bistums musste fliehen, starb 1085 im Exil. Seine Bamberg, hatte ein halbes Jahrhundert letzten Worte: „Ich habe die Gerechtig- zuvor etwa 50 Bischöfe, natürlich alles Spektakuläre Unterwerfung keit geliebt und das Unrecht gehasst, treue Gefolgsleute, selbstherrlich einge- deshalb sterbe ich in der Verbannung.“79 setzt.74 (Abb. 19) Sofortiger Gegenschlag des Papstes: (So wie Papst Gregor sollte auch sein (Den Kern des Problems hat jetzt ein Er erklärte den König nicht nur für ab- Widersacher Heinrich in der Fremde australischer Historiker mit einem mo- gesetzt, sondern verhängte über ihn den sterben.) dernen Vergleich anschaulich gemacht, Kirchenbann.77 Heinrich IV. war jetzt ex- Heinrich IV., ein Jahr zuvor vom Ge- indem er uns mit einer heute verwun- kommuniziert, durfte keine Kirche betre- genpapst zum Kaiser gekrönt, musste derlichen paradoxen Vorstellung kon- ten, kein Sakrament empfangen – Prie- seine Krone wiederholt militärisch vertei- frontiert: Der Automobilbauer Toyota ster, die sich nicht daran hielten, wurden digen, vor allem gegen seine Söhne. Als hat seinen Firmensitz in Tokio, doch im selbst exkommuniziert. Allen Christen der erste Sohn Konrad gegen ihn Front Sinne der „Investitur“ würde der General- war unter Androhung des Banns der Um- machte, ächtete er diesen und ernannte direktor (= Bischof) der australischen To- gang mit dem König untersagt. den zweiten zum Mitkönig. Doch dieser, yota-Niederlassung in Sidney nicht vom Zum politisch verheerenden Spreng- der spätere Heinrich V., setzte sich an obersten Toyota-Boss in Tokio (= Papst), satz aber wurde der Bann, weil der Papst die Spitze einer vom Papst unterstützten sondern vom Premierminister Australiens ausdrücklich alle Gefolgsleute des Königs Fürstenverschwörung, nahm seinen Va- (= König) ernannt. Der Manager (Bi- von ihrem Treueeid befreit hatte – und da ter gefangen und zwang ihn abzudanken. schof) wäre offiziell der Zentrale in Tokio gab es viele, die nur darauf gewartet hat- Heinrich IV. konnte fliehen, starb aber (= Papst) verantwortlich, bliebe aber im- ten, sich und ihre Lehen der königlichen bald danach 1106 in der Fremde.80 Be- 75 Abb. 19: Papst Gregor VII. in einer Buchmalerei mer abhängig vom Premier (= König). ) Kuratel entziehen zu können. trachtet man das unglückliche Ende Kai- aus dem 11. Jahrhundert. Papst Gregor erklärt, der Papst stehe Der König verlor jetzt an Gefolg- ser Heinrichs IV., mag man sich fragen, über König und Kaiser und sei sogar be- schaft, unter den Fürsten wuchs eine im- ob der Kirchenbann gegen ihn wie ein fugt, ihn notfalls vom Thron zu stürzen. mer stärkere Opposition, angeführt un- bleibender Fluch gewirkt habe. (Abb. 20) Genau das versuchte er 1076 schließlich ter anderem vom Bayernherzog Welf I. Erst 1122 fand der Investiturstreit auch, als König Heinrich IV. weiterhin Beim Fürstentag im Herbst 1076 wurde mit dem „Wormser Konkordat“ ein

94 95 für eine Seite entscheiden, auch wenn er von der anderen Schaden erwarten musste. Wer dem Papst folgte, hatte Nachteile vom Herrscher zu befürchten: Verlust von Einfluss, Rang, Position und Lehen. Wer sich zum Herrscher bekann- te, musste mit dem Kirchenbann rech- nen, eingeschlossen Gottesdienstverbo- te für das gesamte Herrschaftsgebiet von Adeligen.81 Mag die Entscheidung für Herrscher oder Papst anfangs für viele noch „eine Sache des Gewissens“ gewesen sein, so wurde sie zunehmend eine „Sache des Vorteils“. Da ging es dann in vielen re- gionalen und lokalen Grabenkämpfen längst nicht mehr um religiöse Prinzi- pien, sondern um blanke Politik zum Gewinn von Macht und Besitz. Bischöfe wie Adelige hielten lieber zum Herrscher statt zum Papst, weil sie sich von Hein- rich IV. mehr Schutz und Unterstützung in ihren Konflikten mit Herzog, Graf oder konkurrierenden Geschlechtern er- warteten.82 Beispiel Bayern: Herzog Welf I., ein Abb. 20: In der oberen Reihe Heinrich IV. zwischen seinen aufrührerischen Söhnen Konrad (l.) und Heinrich V. Darstellung in einem Evangeliar des Kloster Sankt Emmeram in Regensburg besonders opportunistischer „Wende- zu Beginn des 12. Jahrhundert. Die untere Reihe zeigt drei Äbte von Kloster Emmeram. hals“, kündigte 1075 König Heinrich IV., von dem er fünf Jahre zuvor das Her- Abb. 21: Herzog Welf I. Idealporträt in dem 1510 zogtum erhalten hatte, die Gefolgschaft entstandenen Weingartener Stifterbüchlein. und ging zur Papst-Partei über – nicht Ende; formal mit einem Kompromiss, in- Land im Sog von Kampf wegen religiöser Überzeugungen, son- haltlich aber mit einem Sieg des Papstes und Streit dern weil er Heinrich IV. vom Königs- gegen den weltlichen Herrscher, der die thron stürzen wollte. Doch der bayeri- Wahl der Bischöfe durch die Domkapi- Der Machtkampf zwischen Herr- sche Hochadel und die Bischöfe waren tel zugestand (ein Recht der Kirche, das scher und Papst riss das ganze Land in und blieben fast ausnahmslos Anhän- dem Kloster Ebersberg hinsichtlich der seinen Sog. Niemand konnte sich entzie- ger des Königs und stellen sich gegen der Herzog sich für ihren Geschmack zu Abtwahl durch die Mönche schon lan- hen – vom Herzog bis zum Vasallen und den Herzog – vielfach nicht etwa, weil sehr in ihre Herrschaftsgebiete hineinzu- ge vorher 1040 durch das Privileg Kaiser Dienstmann, vom Kirchenfürsten bis sie ihren König so sehr liebten und den drängen versuchte.83 So war Welf nur ein Heinrichs III. bestätigt worden war). zum kleinen Kleriker musste sich jeder Papst so sehr ablehnten, sondern weil „Herzog ohne Land“.84 (Abb. 21)

96 97 Es ging also wild und wirr zu im politischem Kalkül entsprungen sein: zuvor ausdrücklich bestätigt. Auf welche Jahr später wurde der 16-jährige König Herzogtum Bayern des 11. Jahrhun- Ruhe und Frieden konnte er nicht be- Weise es Heinrich III. gelang, die Ebers- zur Heirat veranlasst. Den Beginn sei- derts – für die Untertanen nichts Neu- wirken, die Konflikte gingen weiter. So berger Mönche dahingehend zu „über- ner Herrschaft prägten dann seine mit es: In den 17 Regierungsjahren Kaiser musste sich Heinrich IV. militärisch mes- reden“, dass ihre freie Wahl auf den von Skandalen behafteten Versuche, seine Heinrichs III. hatte es sieben Mal einen sen mit einem Gegenkönig und dem mit ihm gewünschten Kandidaten fiel, wäre Frau wieder loszuwerden. Dann lag er Wechsel im Herzogsamt gegeben;85 statt diesem verbündeten abgesetzten Bay- interessant zu erfahren. Jedenfalls er- im Kampf mit dem mächtigen Sachsen- Männer mit politischer Wirkkraft saßen ern-Herzog Welf, verlor vorübergehend öffnete später Abt Williram selbst dem fürsten – und schon war er verstrickt im hier „Schattenherzöge“86; das war sicher Würzburg89 und auch Augsburg, wo Sohn Heinrichs III., dass er auf Geheiß Chaos des Investiturstreits, im Kampf nicht gerade dienlich für den Aufbau ei- Welf den kaisertreuen Bischof ab- und seines Vaters („iussa tui patris“) nach gegen den Papst und innenpolitische ner stabilen politischen Struktur. kurzerhand einen neuen aus der „Papst- Ebersberg gegangen sei. Dass er dabei Feinde wie den Bayernherzog Welf. Partei“ einsetzte.90 Bedenken wegen seiner „uncanonischen Konnte in diesen alle Kraft und Auf- Wahl“ zurückstellte, wie es in einem merksamkeit fordernden Zeitläuften ein Ebersberg keine Aufsatz aus dem 19. Jahrhunderth. unbekannter junger Rupert aus dem für „Insel der Seligen“ VI. WIE KAM ES ZUR WAHL heißt, finden wir nicht belegt.91 den Königshof recht unbedeutenden Ge- DES JUNGEN RUPERT? Tatsache bleibt: Die Wahl Willirams schlecht Fürmoosen-Moosach den Herr- Es ist kein Grund ersichtlich, warum zum Abt ist auf den Willen und Einfluss scher über das römisch-deutsche Reich der Raum Ebersberg mit seinem Kloster Landauf, landab also fortwährend von Kaiser Heinrichs III. zurückzufüh- ernsthaft kümmern?93 Am Hofe gab es im Investiturstreit eine „Insel der Seli- Hauen und Stechen; und mitten drin, ren92 – einerlei, ob er damit die Karriere für das Kloster Ebersberg nach dem To- gen“ geblieben und von den machtpoli- umzingelt und bedrängt von wider- des ehrgeizigen, begabten Mönchs för- de Heinrichs III. offensichtlich bald kein tischen Stürmen verschont worden sein sprüchlichen Interessen, sehen wir 1085 dern oder im Gegenteil diesen aufs Ab- besonderes Interesse mehr; Sohn Hein- sollte. Obwohl eine grundlegende Un- und in den nächsten Jahren den jungen stellgleis stellen wollte. rich IV. ließ dem Kloster 1058 noch eine tersuchung dazu leider nicht vorliegt,87 Abt Rupert – unerfahren, vielleicht hilf- Schenkung zukommen, danach nichts müssen wir davon ausgehen, dass auch los, gutmütig, vielleicht gar leichtfertig. mehr; zumindest in der urkundlichen hier Parteigänger von König und Papst Natürlich muss Historiker die Frage um- War ein Rupert von Überlieferung herrscht „Funkstille“.94 Front gegeneinander machten und da- treiben, wie es zuging, dass ein so junger Interesse? Heinrich IV. war also nicht die trei- bei auf ihren Vorteil aus waren – auch Mönch vom Lande auf den Abt-Stuhl bende Kraft, den kaum dem Knabenal- zum Schaden des Klosters Ebersberg gelangen konnte. Hatte da etwa wie bei Nachfolger Rupert aber muss un- ter entwachsenen Rupert ins Amt des und seines Abtes. seinen Vorgängern Williram und Eck- abhängig vom Herrscher ins Amt ge- Abtes zu bringen. Es müssen da andere Fast zeitgleich mit Ruperts Amts- bert der Herrscher seine Hand im Spiel? kommen sein. Jedenfalls können wir Kräfte und Motive gewirkt haben. Mag antritt 1085 gab es zwei Ereignisse, die Diese Frage führt noch einmal zurück zu nicht erkennen, welches Interesse König man später auch Ruperts besondere Hoffnung auf eine Befriedung im Lande Williram. Heinrich IV. an diesem jungen Mönch Frömmigkeit und Gutmütigkeit hervor- hätten geben können: Ende Mai starb Dass Williram 1148 Abt in Ebers- gehabt haben sollte. Heinrich war beim gehoben haben95 – für seine Wahl spiel- Heinrichs starker Gegenspieler Papst berg wurde, entsprang kaiserlichem Tod seines Vaters sechs Jahre alt, noch te das sicher die geringste Rolle. Rupert, Gregor. Doch sein Tod brachte Heinrich Willen. Heinrich III. muss dessen Wahl unmündig; der unter der Regentschaft „an Jahren noch ein Jüngling und [erst] IV. keinen Frieden mit Rom, Gregors „eingefädelt“ haben, wie sonst hätten seiner Mutter stehende Bub wurde bald kurze Zeit Priester“96, hatte schon vom Nachfolger setzten im Grundsatz dessen die Ebersberger Mönche einen ihnen begehrtes Objekt im Machtkampf der Zeitablauf her gar keine Gelegenheit, Politik fort.88 Kurz zuvor hatte Heinrich wohl kaum bekannten Klosterschulleh- Reichsfürsten und einmal sogar ent- mit diesen oder anderen Eigenschaften IV. fürs ganze Land einen „Gottesfrie- rer aus Bamberg zu ihrem Abt wählen führt. Erst 1065 übernahmimmt Hein- seine Mitbrüder (und „Wähler“) zu be- den“ verkündet. Mag dieser „Gottesfrie- sollen? Sie hatten ja das Recht auf freie rich IV. – mit 15 Jahren als volljährig eindrucken; er war wohl für die aller- de“ einem frommen Wunsch oder aber Abt-Wahl, vom Kaiser erst acht Jahre erklärt – die Regierungsgeschäfte. Ein meisten ein unbeschriebenes Blatt. Und

98 99 vor allem: Es ging bei der Regelung der konnte). Dann schilderte Abt Rupert die gegeben? Von Feinden wurden Lehen Die beiden verdienstvollen Histori- Nachfolge Willirams sicher nicht um be- Zeitumstände und Menschen, mit denen abgepresst. Das war damals nicht unge- ker, die in den letzten drei Jahrzehnten sondere menschliche oder religiöse Tu- er konfrontiert wurde: nämlich die „Wir- wöhnlich, wie wir auch beim Pfalzgrafen am intensivsten die mittelalterlichen genden, die den Himmel näher bringen – ren vieler Kriege und mannigfache Rän- Otto, dem späteren Herzog, sehen: Er Quellen über unseren Raum im Detail sondern um arg irdische Überlegungen. ke übelwollender Menschen“ (wir hören erzwang vom Freisinger Bischof die Her- untersucht, in Zusammenhänge ge- Die Abt-Wahl und die Mönche heraus das Chaos des Investiturstreits, ausgabe von hundert Höfen als Lehen stellt und analysiert haben, sind in die- wurden wohl instrumentalisiert für ein sehen auf blanken Vorteil bedachte Zeit- für seine Ministerialen.102 ser Frage uneins. Günther Flohrschütz „politisches Manöver“ von Ruperts genossen). Dies habe dazu geführt, so Das Schlimme daran für Abt Rupert ging davon aus, entscheidend sei, dass Verwandtschaft und anderen einheimi- Abt Rupert weiter, dass ihm jegliche Ba- und sein Kloster: Seine Feinde dachten Abt Williram und dessen Vorgänger die schen Adelsfamilien. Sie erhofften sich, sis für gedeihliches Wirken genommen weder daran, für das Lehen dem Kloster von den Ebersberger Grafen vorgelebte unter einem unerfahrenen „Grünschna- wurde: „Wegen der ungeheuren Drang- irgendwie beizustehen, noch es wieder Treue zu König und Reich übernahmen. bel“ wie Rupert endlich Zugriff auf Be- sale, die auf mich allzu sehr eingestürmt herauszugeben.103 Auch bisherige Freun- „Wenn“[!], so schreibt Flohrschütz vor- sitzungen und Pfründe des Klosters zu sind, bin ich, um mich selbst und den de des Klosters dürften einer solchen sichtig, „wenn sich Abt Rupert zur glei- erlangen, die zuvor der erfahrene, ge- mir anvertrauten Ort [das Kloster] zu Versuchung erlegen sein; die vom Papst chen königstreuen Richtung bekannte“, wiefte Abt Williram noch hatte zusam- verteidigen, gezwungen worden, etliche verfügte Entbindung vom Treueeid zum seien die Feinde des Klosters „bei den menhalten können. Dabei ging es nicht Güter des Klosters sowohl Feinden als König war zu verführerisch, zu verloc- Anhängern der päpstlichen Partei“ zu um die Frage, wer für den Papst und wer auch Freunden zu Lehen zu geben“ (und kend die gute Gelegenheit, im Wirrwarr suchen, also vor allem Herzog Welf I. für den Kaiser stritt, sondern nur darum, das heißt, wie wir noch sehen werden, dieser Zeit fremdes, vom Kloster gelie- und seine Getreuen, aber auch Kloster- für sich „aus der Schwäche des Jugend- viele dieser Güter gingen verloren). henes Eigentum (Lehen!) widerrechtlich Vasallen, die wie Welf zur Papst-Partei lichen Vorteile auf Kosten des Klosters“ an sich zu reißen.104 übergelaufen waren.108 zu gewinnen.97 Und dabei waren, so Es wurden noch 25 freie Herren ge- Dagegen erkannte Gottfried Mayr muss Rupert im Alter eingestehen, inter- Die Selbstkritik des Abtes zählt, die als Vasallen zum Kloster stan- in den von Abt Rupert geschilderten essierte Zeitgenossen sehr erfolgreich. den; „zu viele für die Lehen, die noch Auseinandersetzungen keinen „Kampf Später im Text sollte Abt Rupert dies zu vergeben waren, aber zu wenig für zwischen ‚kaisertreu‘ und ‚papsttreu‘ als Sünde bereuen. Seine Selbstkritik die Gefahren, die von außen drohten“, im Investiturstreit“, sondern die schon VII. DER JUNGE ABT VER­ (die in modernen Memoiren eher selten von mächtigen Adelsfamilien.105 Da die erwähnten Machtkämpfe einheimischer LIERT VIEL KLOSTERGUT Nachahmer findet) zeugt von einer ge- freien Vasallen sich zunehmend als un- Adelsgeschlechter. Der Investiturstreit reiften, souveränen Persönlichkeit. Was sichere Kantonisten erwiesen, ging Abt habe nur insofern eine wichtige Rolle „Aerumnarum patientissimus“, das heißt es, wenn Rupert bekannte, er ha- Rupert dazu über, Klostergüter nicht gespielt, als durch ihn der Kaiser sehr heißt Abt Rupert hat „außerordentlich be gezwungener Maßen [zu viele] Lehen mehr an freie Herren als Lehen auszuge- geschwächt worden sei, was solche viel Drangsal aushalten müssen“, sollte an Freunde wie Feinde ausgegeben? Das ben, sondern an (unfreie) Ministeriale, Machtkämpfe geradezu herausgefor- später der „Historia“-Chronist urteilen.98 bedeutet, „dass der junge Abt damals also Männer im Dienst des Klosters.106 dert habe.109 In einer knappen Rückschau beschrieb mehr Lehen ausgab, als das wirtschaftli- In seiner Rückschau nannte Abt Ru- Diese Schwächung von Autorität Abt Rupert, älter und reifer geworden, che Gefüge des Klosters verkraften konn- pert keine Namen, auch nicht die seiner und Macht des Herrschers über das rö- wie es dazu kam.99 te“, er somit dessen Substanz angriff.100 Feinde; er verzichtete auf eine „Abrech- misch-deutsche Reich mag auch Ursa- „Ich, Rupert, habe ohne eigenes (Demgegenüber wird seinem Vorgänger nung“. Eine auch in der „Historia“107 che gewesen sein, dass auf Landesebe- Verdienst gleichsam noch als Knabe die Williram bei der Vergabe von Lehen ein gewürdigte menschlich noble Haltung, ne offensichtlich in die Rechte und die Würde des Abtes in Ebersberg erlangt“, vorsichtiges Vorgehen nachgesagt.)101 aber dem Geschichtsforscher nicht zu- Unabhängigkeit des Klosters Ebersberg leitete er seine Schilderung ein (und Was bedeutet Ruperts Aussage, Le- träglich, der doch erkennen möchte: eingegriffen wurde. In einer in Regens- der Leser fragt sich, ob das gut gehen hen habe er an „Freunde wie Feinde“ Wer und wo waren diese Feinde? burg am 1. Januar 1040 ausgefertigten

100 101 Urkunde hatte Heinrich III. dem Kloster Hofmark übergeben, damit wir uns wie früher das Privileg verbrieft, nach dem (schon unserer Freiheit erfreuen dürfen.“ absehbaren) Aussterben des Grafenge- schlechts keinem Herzog oder Grafen, Am Schluss dann selbstbewusste keiner anderen Gewalt als der des Kö- Worte Ruperts gegen übermächtige nigs zu unterstehen und dessen Schutz Vögte und für sein Recht als Abt, gemäß zu genießen. Den Mönchen wurde das dem königlichen Privileg den Vogt selbst Recht auf freie Wahl des Abtes einge- zu bestimmen: „Wir brauchen keinen räumt, dem Abt das Recht, selbst einen Vogt über uns zu haben, außer einen Vogt für das Kloster zu ernennen.110 solchen, den wir selbst für unseren Nut- zen als der Wahl würdig erachten. Sollte der uns über das geschuldete Maß hin- Verhängnisvolle aus mit ungerechten Belastungen be- Verzweiflungstat drücken, können wir einen anderen an seine Stelle bringen.“112 Schon Abt Williram, so lesen wir in Wenn Abt Rupert dies hier so be- der „Historia“,111 habe Schwierigkeiten tont, müssen wir daraus schließen, dass gehabt, dieses Privileg gegen Übergriffe jemand (Herzog Welf?) versucht hatte, weltlicher Machthaber zu verteidigen. ihm einen bestimmten Vogt aufzudrän- Abt Rupert kommt dazu in der „Histo- gen. Vögte waren die militärischen Be- ria“ selbst zu Wort. Er beklagt, dass schützer und rechtlichen Vertreter eines trotz des dem Kloster seinerzeit verbrief- Klosters; im positiven Fall schützten sie ten Privilegs, sich niemals einem Vogt ein Kloster und mehrten seinen Besitz, unterordnen zu müssen, die „Herren des im negativen aber vergriffen sie sich Landes“ gegen geltendes Recht auf die am Klostergut. Ruperts Vorgehen hat- Klostergüter zugegriffen hätten. te (so sah es ein Geschichtsforscher im Um die Unabhängigkeit seines Klo- 19. Jh.) „einzig und allein nur […] den sters zu sichern, unternahm Rupert ei- Zweck, daß er auch fortan das Recht nen Aufsehen erregenden Schritt, den er habe, nach freiem Willen den Advoca- selbst als überlegten taktischen Schach- ten [Vogt] aufstellen und nach Erforder- Abb. 22: Ein Beispiel der von Abt Rupert erlittenen Verluste? Das „Gefreite Haus“ in Grafing, zunächst ein Großgut des Klosters, dann in der Hand des Landherrn – heute den Marktplatz 113 zug beschreibt, der sich aber später vie- niß wieder absetzen zu können.“ von Grafing optisch prägend. len als verhängnisvolle „Verzweiflungs- Der „Fürst“, dem Abt Rupert in tak- tat“ darstellt: tischer Abwägung die 50 Höfe aus der Hofmark Grafing übergeben hatte, war „Wir glaubten, dass es nützlicher sei, sicherlich Welf I., seit 1070 Herzog von Die Übergabe der 50 Höfe geriet of- selbst in seiner Klage über den Verlust so um uns von solch großer Beschwernis frei zu Bayern. Diesem erklärten Feind des Kö- fensichtlich nicht zu dem von Abt Rupert vieler Klostergüter. Dazu zählte vielleicht machen, etwa 50 unserer Güter im unteren nigs kam es sehr gelegen, ein unter dem erhofften Befreiungsschlag. Der Chro- auch das nachmalige „Gefreite Haus“ in Teil der Hofmark bei Grafing dem Fürsten zu Privileg königlichen Schutzes stehen- nist der „Historia“ merkte abschließend Grafing, ein Großgut des Klosters, das schenken als uns ewiger Knechtschaft zu un- des Kloster zu schädigen und für sich an, wie schlecht diese Sache für Abt Ru- sich später in der Hand des Landesherrn terwerfen. Daher haben wir diesen Teil der auszubeuten. pert ausgegangen sei, bekenne dieser befand.114 (Abb. 22)

102 103 Freilich: Was wir über die Kloster- Erfahrung, die ihn kurz vor Lebensende also unter der Herrschaft des Herzogs seine Erwerbungen auf, nannte in cir- Vögte in der mittelalterlichen Aufzeich- bewog, nach dem Tode des langjährigen stehenden Kloster verhindern. Ein Do- ca 30 Orten über 40 große und klei- nung einerseits und in aktuellen Un- Vogts Graf Walther zum Schutze des kument Ludwigs des Bayern besiegelte ne Höfe, dazu neun Mühlen, damals tersuchungen andererseits lesen, passt Klosters einen stärkeren Vogt zu erwäh- schließlich 1330 unumkehrbar diese ein entscheidend wichtiger, blühender nicht zusammen. Der Chronist der „Hi- len, nämlich Graf Eckhard von Scheyern Entwicklung.120 Wirtschaftsfaktor.122 storia“ beklagte vehement unrechtmä- für dieses Amt zu bestimmen – was dann Seine Erfolge in der Vermehrung des ßige Eingriffe von Vögten in Rechte und Ruperts Nachfolger so vollzog. Klosterbesitzes verbuchte Abt Rupert Besitz des Klosters schon zu Zeiten der In späteren Jahrzehnten muss das VIII. ABT RUPERTS in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit, Äbte Williram und Rupert, und manch Kloster arg unter der Fuchtel seiner Vögte ERFOLGREICHE also ungefähr ab 1100; in den 15 Jah- Geschichtsschreiber im 19. Jahrhundert aus dem Hause Scheyern / Wittelsbach WIEDERGUTMACHUNG ren zuvor konnte das Kloster nur sieben folgte ihm.115 gelitten haben; so sehr, dass jemand Schenkungen verzeichnen.123 Folglich Das aber wird vom aktuellen Stand im Kloster es für geboten hielt, eine Ur- Wir springen wieder zurück zu Abt musste ihn die von Gott gesandte „heil- der Forschung nicht bestätigt: Das Klo- kunde zu fälschen – damals ein nicht Rupert und seiner Rückschau am Le- same Erkenntnis“ (wie er selbstkritisch ster habe über so viele Vasallen (z. T. als seltenes Mittel zur Besitzsicherung. So bensabend. In deren ersten Teil hatte schrieb) um oder nach 1100 erfasst ha- „Erbe“ vom ausgestorbenen Grafenge- entstand kurz vor 1275 ein angebliches er den durch seine Schuld erlittenen ben. Er „akquirierte“ dann sehr aktiv; schlecht übernommen) und Ministeriale Diplom des Kaisers Heinrich VI. vom 18. Verlust zahlreicher Klostergüter beklagt. in Übergabe-Urkunden heißt es wieder- verfügt, dass der Abt auf einen Vogt als Mai 1193, in dem vor allem mit Blick auf Die Rückschau hat aber noch einen holt, die Schenkung ans Kloster Ebers- militärischen Beschützer seines Klosters die Wittelsbacher die privilegierte Un- zweiten, einen für ihn und das Kloster berg erfolge „petitione Routperti abba- nicht angewiesen und deshalb „weitge- abhängigkeit des Klosters, seine Rechte positiven Teil: tis“, auf Bitten des Abtes Rupert.124 hend von ihm unabhängig“ gewesen sei. ausführlich bestätigt wurden. Das Klostergut durch Schenkungen „Die Gefahr, die Vögte könnten das Klo- Der Fälscher machte es sich leicht, „Als ich aber ins reifere Alter gekommen wieder anwachsen zu lassen, vermochte ster aussaugen, wie wir bei vielen Chro- er schrieb nämlich eine (ebenfalls ge- war, schickte mir Gott die heilsame Erkennt- Abt Rupert sicher nur dank der schon nisten des Mittelalters hören, war für fälschte) Urkunde für Kloster Tegernsee nis, dass ich gesündigt hatte, indem ich mein seinem Vorgänger Williram zugeschrie- Ebersberg nicht vorhanden.“116 Die Vögte fast vollständig ab, datierte sie aber auf und meiner Mitbrüder Gut allzu sehr verrin- benen „Kunst der Überredung“; so wie im 11. Jahrhundert seien unbedeutend, das Jahr 1073 vor. Die „Historia“ hielt gerte. Von Reue erfasst habe ich daher mit Williram müssen wir uns auch Abt Ru- ja „zweitrangige Herren“117 gewesen. Urkunde wie Jahreszahl für echt und größtem Eifer begonnen, von allen Seiten Gü- pert „in seinem näheren Kreise unabläs- Kannte der Chronist der „Historia“ führte damit etliche Geschichtsforscher ter zu sammeln, mit denen ich den früheren sig heischend und begehrend“ vorstel- Sachverhalte aus früheren Quellen, von in die Irre; diese aber konnten natürlich Verlust auszugleichen vermochte.“121 len.125 Moderner ausgedrückt: Der Abt denen wir nichts (mehr) wissen? Denn, das Jahr 1073 und die Regierungszeit war ständig im Einsatz, möglichst viele mag unser aktueller Stand der For- Heinrichs VI. (1169-1197) nicht in Über- Sicher blickte er – menschlich ver- begüterte Menschen dazu zu bringen, schung für das Kloster Ebersberg unter einstimmung bringen, nahmen einen ständlich – viel lieber auf seine später Besitztum ins Kloster zu „investieren“, seinen Äbten Williram und Rupert noch Schreibfehler an und schrieben die Ur- erfolgreiche Politik der Vermehrung um als „Rendite“ für sich selbst und ih- so sehr „eine selbständige Klosterherr- heberschaft des Dokuments König Hein- von Klostergut, als auf die zuvor unter re Angehörigen das ewige Seelenheil zu schaft, die zunächst weder von geistli- rich IV. in der Amtszeit Abt Willirams zu. seiner Verantwortung erlittenen Verlu- sichern, gleichzeitig nicht selten auch chen Herren […] noch von weltlichen et- Ob echt oder gefälscht – kein Doku- ste. Mit spürbarer Genugtuung machte irdische (Alters-)Versorgung. Dafür setz- was zu befürchten hatte“118, attestieren, ment vermochte letztlich den schleichen- Abt Rupert deutlich, wie ihm die Wie- te er seinen guten Namen als Abt und Tatsache bleibt doch, dass Abt Rupert den Abstieg des Klosters Ebersberg von dergutmachung gelungen sei und er das den guten Ruf des Klosters ein. Malten in seiner Rückschau massive Übergriffe einer reichsunmittelbaren, also nur dem Klostergut wieder habe mehren, seine er oder seine klösterlichen Mitstreiter in (von wem auch immer) auf Klostergut König (keinem Herzog oder Grafen) un- Verluste wieder mehr als wettmachen Christo auch zielgerichtet die Qualen zu beklagen hatte. Es war wohl diese terstellten Abtei zu einem landsässigen, können. In einer langen Liste zählte er der Hölle aus?126

104 105 „Die Last meiner Sünden des Grafen Gebhard, hatten Ruperts Dann gab es auch Ruperts Verwand- er einen gemeinsamen Verwandten, Eb- überlegend“ Bitten Erfolg; das Kloster erhielt eine ten („meus consanquineus“) Dietrich. bo von Fürmoosen ein. Zwei Jahre spä- Mühle.129 Besonders großzügig zeigte Über dessen Fall berichtet uns Abt Ru- ter löste Ebbo dieses Versprechen ein. Empfinden und Motivation der sich wiederholt Graf Walther von Kling- pert selbst und offenbart dabei seine Als erster Zeuge bei dieser Schenkung Menschen, der Stifter in dieser Zeit ver- Wifling, langjähriger Vogt des Klosters mitleidige Seele. Wohl um das Jahr 1100 wurde der oben erwähnte Dietmar von anschaulichen uns die Testament-ähnli- (ca. 1070-1110).130 muss es gewesen sein, da kam, so schil- Steinhart zusammen mit seinem Sohn chen Worte, mit denen der in Tirol reich dert der Abt, „mein Verwandter Dietrich genannt – ein Beleg dafür, dass er in Ru- begüterte Edle Heinrich (von Hohen- zu mir und warf sich vor meine Füße“. perts Sippe viel zu sagen hatte, wohl das brunn?) seine Schenkung an das Kloster Freud und Leid mit der Dietrich klagte, sein Gut bei Stamm- Heft in der Hand hielt.136 begründete: Verwandtschaft ham (Moosinning) sei ihm von einem schändlichen Menschen mit Namen Ge- „Nichts haben wir, wie die Schrift sagt, in Auch in seiner weitverzweigten Ver- beman weggenommen und er elendig- Das Haupt auf den diese Welt hereingebracht, ohne Zweifel wer- wandtschaft war Abt Rupert erfolgreich lich geschädigt worden; zu Füßen des Altar gelegt den wir auch nichts hinauszutragen vermögen in seinem Bemühen, dem Kloster neue Abtes liegend, flehte Dietrich diesen an, als das Gute, das wir zum Heile unserer Seele Besitzungen zuzuführen.131 Viel Besitz aus ihm um Gottes willen mit Rat und Geld Eine besondere Art der Übergabe vollbringen. Dieses betrachtend und die Last dem Familienverbund hatte der Edle Diet- zu helfen. „Aus Mitleid gab ich ihm“, erlebten Abt Rupert und seine Mönche, meiner Sünden bei mir überlegend, gebe ich mar von Steinhart, Ruperts etwas jün- berichtet der Abt, „acht Pfund Silber, wenn „Freye ihr Haupt auf St. Sebasti- zum Heile meiner bedauernswerten Seele und gerer Verwandter,132 an sich gebracht.133 damit er sich und das Gut wieder frei ans Altar leg[t]en, um als Zinsleute des der Seelen aller meiner Ahnen und aller ver- In Anwesenheit Ruperts übergab er dem kaufen kann“. Klosters es wieder zu erheben.“137 So ei- storbenen Gläubigen, auch auf die Bitte des Kloster das einst dem Vater Ruperts gehö- Der Mann, der Dietrich so zugesetzt ne Gisila. Sie war eine Freie, hatte zuvor Abtes Rupert hin, ein Gut in Kundl [bei Rat- rende Gut bei Moosach: ein großes Anwe- hatte, war ein Dienstmann des Gra- einen Mann aus der „familia“ (also aus tenberg / Tirol] und zwei Anwesen in Stuben sen mit Kirche, Äckern, Wäldern, Wiesen, fen von Wasserburg. Dieser Fall macht der Gefolgschaft des Klosters) gehei- [Stubaital].“127 Weiden und Mühlen. Die Übergabe er- deutlich, wie infolge des Investiturstreits ratet und legte jetzt ihr Haupt auf den folgte für das Seelenheil der Eltern Ruperts die traditionelle gesellschaftliche Struk- Altar. Mit dieser rituellen Geste übergab Zum Zeitpunkt dieses Eintrags weil- und seines Bruders During. Im Kreise der tur aus dem Gleichgewicht gekommen sie sich dem Kloster, damit sie und ih- te der Stifter nicht mehr unter den Le- als Zeugen anwesenden Edlen und Ritter war. Hatte bislang im geordneten Sy- re Nachkommen künftig der Klosterge- benden; der Klosterschreiber vermerkte, legte Abt Rupert fest, dass aus den Ein- stem „Lehensherr – Vasall“ der Freie als meinschaft angehörten. Abt Rupert und Heinrichs Seele möge in Frieden ruhen. künften dieser Schenkung die Abendessen Vasall den Schutz seines Lehensherrn ge- seine Leute fanden das sehr gut, notierte Heinrich hatte als Tante eine äußerst der Mönche und die feierliche Begehung gen Übergriffe genossen, so waren jetzt der Klosterschreiber in der kaum über- wohltätige Dame namens Willibirg (von des Jahrtages finanziert würden.134 mit dem Ausfransen dieses Systems freie setzbaren schönen Kürze seines Lateins Glonn?), die sich bereits unter Abt Wil- Wie Ruperts väterliches Gut und an- Männer wie Dietrich Übergriffen oft- („Abbate Routperto ministrisque om- liram als großzügige Gönnerin erwiesen derer Besitz aus seiner Familie an diesen mals schutzlos ausgeliefert. Es ist nicht nibus adlaudantibus“).138 Gisila verließ hatte und später das Kloster auch auf Dietmar gekommen war, vermögen wir verwunderlich, dass bald nach dem Jahr mit diesem Schritt in die Klostergemein- Ruperts Bitte hin weiterhin mit Schen- nicht zu sagen. Andere Verwandte Ru- 1200 der Stand der Freien ausstarb, in schaft zusammen mit ihrer Familie den kungen bedachte (auch noch nach Ru- perts sollen verarmt und bald dem gut- den Stand der Unfreien überging. Stand der Freien, sicherte aber den Le- perts Tod).128 mütigen Abt beziehungsweise dem Klo- Nach der „Rettung“ durch seinen bensunterhalt. Das Kloster versorgte So wie Willibirg und Heinrich sind ster zur Last gefallen sein: Ruperts „Stel- Verwandten Rupert versprach Dietrich seine Leute, ließ sie auf seinem Land noch manch andere Vornehme als Stif- lung als Abt sowie seine Herzensgüte als übrigens aus freien Stücken, dieses Gut wirtschaften und nahm dafür Abgaben ter in der Amtszeit Ruperts verzeichnet. Mensch wurden mißbraucht, er selbst nach dem Ende seines Lebens dem Klo- aus dem Ertrag. Im Todesfalle fiel das Auch bei der Gräfin Rihkard, der Frau getäuscht und betrogen“.135 ster zu schenken; als Treuhänder setzte Anwesen zurück an das Kloster.139

106 107 Mit ähnlicher Zielsetzung kamen versorgung im Sinne hatten, sehen wir Zunehmend aber erschien diese solle er das Gut ohne Einschränkung be- auch Hörige („servi“) immer wieder in auch am Schicksal des Freien Ratolt. Der Standesehre gegenüber der größeren sitzen, heißt es in dem Dokument. Wenn die Obhut des Klosters. Sie wurden ge- hatte eben seinen Sohn verloren – und wirtschaftlichen Sicherheit nicht mehr Ulrich aber ohne rechtmäßige Frau oder kauft, wie jene Diemut, die Abt Rupert vermutlich, weil er nun für sein Alter kei- so wichtig (so wie heute mancher Ver- Nachkommen sterbe, solle das Gut dem für zwölf Silbermünzen erwarb. Oder sie ne Stütze mehr sah, übergab er sein Gut ehrer mit gesichertem Beamteneinkom- Kloster gehören.145 wurden dem Kloster ohne materielle Ge- bei Hintsberg (Steinhöring) dem Kloster. men den Eltern der Braut als Schwieger- Die etwas ungewöhnliche Verfügung genleistung übergeben: damit sie dem Im Gegenzug versprach ihm Abt Rupert sohn willkommener ist, denn ein „frei- wurde zuletzt unterschiedlich erläutert. Kloster mit ihrer Hände Arbeit Nutzen seinen täglichen Lebensunterhalt.142 schwebender“ Galan mit „von“-Titel). Es geht hier im Grunde um die Frage: bringen konnten, gleichzeitig aber sicher Ein anderes Beispiel: Der Edle Si- Während der Stand der Freien nach Hatte Abt Rupert im Falle seines Neffen versorgt waren. gisbert übergab sein Gut bei Dichen und nach verarmte, gewann jener der das Interesse seiner Familie oder das des Immer wieder erhielt Abt Rupert zu- (Dichau bei Straußdorf) dem Kloster Dienstmannen / Ministerialen bald an Klosters im Auge? sammen mit Hörigen auch die Anwe- und bedingte sich aus, dass seine Enke- Ansehen und Einkommen. Flohrschütz vermutete, Rupert gebe sen, die diese für ihre Herrschaft bewirt- lin Luitgard täglich den Lebensbedarf ei- Für das Kloster war eine Heirat sei- den Klosterinteressen Vorrang. Zwar wol- schaften; so von Graf Walther in dessen nes Ebersberger Mönchs erhalte, eben- ner Ministerialinnen mit einem Dienst- le er als Onkel für geordnete Lebensver- Sterbe­stunde mehrere Hörige, darunter so sein Sohn Rumold für sein Leben als mann die beste Möglichkeit, ein neues hältnisse Ulrichs und für ein Weiterbeste- einen Ulrich mit dem Anwesen in Aschau Mönch Kleidung und Nahrung.143 Dienstmannen-Geschlecht und dessen hen der Familie sorgen. Als Abt aber sehe (Steinhöring) und drei weitere Hörige mit Am Beispiel der Freien Gisila haben Gut für sich zu gewinnen. Es war auf ei- er im Interesse des Klosters zugleich in Anwesen in der Nähe von Wasserburg. wir gesehen, dass die Existenzsicherung nen solchen Ausgleich durch den zuvor Ulrich einen zuverlässigen Ministerialen Grafentochter Rikhart übergab ihre Hö- durch die Übergabe der eigenen Person erlittenen Verlust von Vasallen angewie- und Lehensnehmer. Nach den erlittenen rige Rotmund sowie deren Schwester beziehungsweise Familie in die Gefolg- sen. Im Gegensatz zu den Vasallen wa- Verlusten konnte der Abt jeden zusätzli- (mit Sohn oder Tochter). Von der schon schaft des Klosters mit einem sozialen ren die Ministerialen keine „unsicheren chen Dienstmann gut gebrauchen. erwähnten Wohltäterin Willibirg erhielt Abstieg erkauft wurde: statt ein Frei- Kantonisten“, konnten nicht den Herrn In eine andere Richtung dachte Mayr: Abt Rupert vier Hörige; später versorg- er war man von nun an ein abhängiger willkürlich wechseln und sich mit dem Der Abt habe im Interesse seiner Familie te sie auf diese Weise auch das in ihren Dienstmann. Diesen Weg ging auch der Lehen aus dem Staub machen.144 und ihres Standes als Freie kein Interes- Diensten stehende Ehepaar Sigwein und Freie Adalo, der sich und seinen Sohn Ri- se daran gehabt, Ulrich und damit seine Berta samt Nachkommen. Auch ein cher übergab. Er tat das unter der Maß- Familie in den Stand eines (unfreien) Hartwig wurde dem Kloster übereignet.140 gabe, dass sein Sohn eine Frau aus der Richtige Heirat für Ministerialen des Klosters zu drücken. Ein Ritter Ekkihard schenkte dem Kloster Gefolgschaft des Klosters erhalte und Ruperts Neffen Mayr verwies darauf, Rupert habe doch seinen Hörigen Lanzo und dessen Frau mit dieser das väterliche Gut in Laufing auch seinem Verwandten Dietrich (siehe samt der Mühle, in der die beiden lebten (Oberndorf) bis ans Lebensende besit- Mit einem ähnlichen Heiratsfall in oben) geholfen, seinen Stand und sein und arbeiteten. Ein Ritter Ulrich übergab zen könne. Sterbe er unverheiratet, solle der eigenen Familie hatte sich Abt Ru- Gut Stammham zu bewahren.146 eine Mühle bei Schwaben zusammen mit das Gut dem Kloster gehören. Mit ande- pert auseinanderzusetzen. Sein schon Folgende, von Willi Kneißl anschau- zwei Hörigen.141 ren Worten: Wenn der Freie Richer das erwähnter, reich begüterter edler Ver- lich formulierten Sätze (im letzten Jahr- väterliche Gut Laufing behalten wollte, wandter Dietmar von Steinhart verfügte, buch nachzulesen) treffen den Kern des so musste er eine Ministerialin, eine im dass ein Gut zu Wolfersberg über seinen Sachverhalts im Sinne Mayrs: Durchs Kloster die Alters­ Dienst des Klosters stehende unfreie Frau Sohn Hartmann an Ulrich, einen Neffen versorgung sichern heiraten. Und er musste in Kauf nehmen, des Abtes weitergegeben werden solle. „Es war in jenen Jahren üblich geworden, dass seine Nachkommenschaft, dass die Die Mutter des Ulrich war Kuniza, des dass die edelfreien Herren hübsche und gesun- Wie fromme Stifter auch die Siche- Familie künftig nicht mehr dem Stand Abtes Schwester. Wenn Ulrich eine Ehe- de Mädchen aus niedrigerem Stande zu Ge- rung des Lebensunterhalts, die Alters- der Freien angehörte. frau nach dem Rat seiner Mutter nehme, mahlinnen erkoren. Das geltende Recht traf

108 109 dann die Kinder aus solchen Ehen hart. Sie Seelenheil gewinne, ein Gut bei Tagla- hatten dem Stand der Mutter zu folgen und ching und eine Mühle bei (Jakobs?)Beu- gerieten so in die Unfreiheit. Dieses Schicksal ern.149 Und auch jener schon erwähnte wollte Abt Rupert I. der Familie seines Nef- Heinrich (v. Hohenbrunn?), reichbegü- fen und Schützlings Ulrich ersparen […]. Da tert in Tirol, wollte nach Jerusalem rei- Wolfersberg später nie als Klostereigentum sen und verfügte vor seinem Aufbruch genannt wird, hat Ulrich wohl den Wunsch eine Schenkung. Die vollzog später seines Onkels befolgt und eine allen willkom- Heinrichs Tante Willibirg und übergab mene Ehe geschlossen.“147 dem Kloster die Magd Berta – Heinrich war wohl nicht mehr heimgekehrt.150 Andererseits verzichtete Abt Rupert mit dieser Einstellung auf ein neues Dienstmannen-Geschlecht und Gut für IX. ZEIT DER KREUZZÜGE – sein Kloster. Auf Dauer freilich konnte er UND DER PRIESTEREHE den sozialen Abstieg seiner Nachfahren ohnehin nicht verhindern. Im Falle des Aber es blieb nicht bei Reisen ins Neffen Ulrich gelang das noch, einige Morgenland. Abt Rupert war zehn Jah- Jahre nach Ruperts Tod aber finden wir re im Amt, da rief Papst Urban II. zum in Moosach Abkömmlinge nicht mehr Kreuzzug gegen die Sarazenen151 auf und Abb. 23: Bis zu den Knöcheln im Blut – die Kreuzritter erobern 1099 Jerusalem. als Freie, sondern als Ministerialen in versprach den Kreuzrittern den Erlass Spätmittelalterliche Buchillustration. den Diensten des Klosters, aber auch aller Sündenstrafen. Vorausgegangen der Grafen von Valley.148 war ein militant-aggressives Vordringen eines aus der kasachischen Steppe kom- menden, Seldschuken genannten Stam- „Gott will es“ wurde zum Schlachtruf, Kein ruhmreiches Kapitel für das Auf Pilgerreise nach mes sunnitischer Muslime. Sie hatten verbreitete sich wie ein Lauffeuer, drang Abendland und dessen christliche Rit- Jerusalem die Metropole Bagdad erobert, Jerusa- wohl auch in den Ebersberger Raum. ter. Einer, der mit dabei war, berichtete lem eingenommen, das byzantinische Wir wissen nicht, wie viele hiesige Rit- später (um 1110), wie die Kreuzritter Fromme Schenkungen fürs eigene Heer vernichtend geschlagen und allent- ter dem Ruf folgten. Aber es steht fest, die Verteidiger Jerusalems vor sich her Seelenheil und wohl auch einen guten halben in religiösem Radikalismus blu- dass vom 2. Kreuzzug (1147-49) etli- trieben, „sie tötend und niedersäbelnd“; Ausgang ihrer Reise kamen auch von tig gegen Schiiten, Juden und Christen che aus dem Morgenland nicht mehr es gab ein „solches Blutbad, dass die Männern, die im Begriffe waren, nach gewütet. Der Kaiser von Byzanz richtete heimkehrten.152 Unsrigen bis zu den Knöcheln im Blut Jerusalem ans Grab Christi zu reisen. einen Hilferuf an den Westen, bat um Im Jahre 1098 eroberte ein schiiti- wateten.“153 Abenteuerliche Pilgerfahrten ins Heili- militärische Unterstützung. scher Volksstamm Jerusalem und ver- Die Kunde von solch Geschehen ge Land waren damals hoch in Mode. trieb die sunnitischen Seldschuken. Im wird auch nach Ebersberg und ins Klo- Als „Heilmittel“ („remedium“) für seine folgenden Jahr nahm das Kreuzritter- ster gedrungen sein: aus dem Munde Seele schenkte vor seiner Pilgerfahrt Graf Bis zu den Knöcheln im Blut Heer nach vierwöchiger Belagerung Je- von Reisenden, Händlern, heimkehren- Otto von Scheyern ein Gut in Egmating der Heiden rusalem ein; die christlichen Ritter ver- den Kreuzrittern. Wie Abt Rupert dazu sowie ein weiteres bei Rottenburg. übten in der eroberten Stadt ein furcht- stand, wissen wir nicht. Ein Freier Rudolf mit dem glei- Papst Urban II. rief am 27. Novem- bares Massaker, metzelten Zigtausende chen Reiseziel übergab, damit er sein ber 1095 zum Kreuzzug auf. Die Parole nieder. (Abb. 23)

110 111 „Öffentlicher Ehestand ziehungsweise auf Affären verzichten.158 der Weltgeistlichen“ (Abb. 24)

Wir kennen auch nicht seine Einstel- lung zu einem aktuellen kirchlichen Pro- Was dachte Abt Rupert? blem seiner Zeit: der Priesterehe. „Der öffentliche Ehestand der Weltgeistlichen Ruperts Vorgänger Abt Williram in Bayern im X. und XI. Jahrhunderte wurde eine gewisse Toleranz zugeschrie- [steht] als eine unbestreitbare Thatsa- ben. Er sei in einer guten Beziehung zu che fest“, schrieb in der 1. Hälfte des 19. zwei Priester-Haushalten „mit Frau“ ge- Jahrhunderts ein bayerischer Historiker, standen – was kaum möglich gewesen gestützt auf eine Vielzahl urkundlicher wäre, wenn er zu den „Eiferern“ gezählt Belege. Die Päpste hätten sich seit 937 hätte. Diesbezüglich aber habe er nicht immer wieder mit Verboten dagegen ge- auf der harten Linie Papst Gregors VII. wandt – vergeblich.154 gelegen, sondern sei eher den Reformge- Papst Gregor VII. erneuerte das Ver- danken Kaiser Heinrichs III. gefolgt, der bot mit besonderem Nachdruck, stieß sich in erster Linie gegen die Simonie ge- damit aber gerade bei den bayerischen wandt habe, das heißt gegen das Scha- Landpriestern auf wenig Gegenliebe. Als chern mit geistlichen Ämtern.159 der Passauer Bischof Altmann (einer der Zu den in Ehe oder eheähnlich in wenigen bayerischen Kirchenfürsten, die Ebersberg lebenden Geistlichen zählte Parteigänger des Papstes waren) 1074 insbesondere ein Priester Gundun. Die- die Entlassung der Priesterfrauen ver- ser war weltlicher Geistlicher und wohl langte, mussten ihn seine Leute mit dem Hauskaplan der gräflichen Familie. Er Schwert vor der Wut seiner Geistlichen lebte zusammen mit einer Freien, einer schützen.155 begüterten Frau mit Namen Hiltigund. Da spielte auch eine Rolle, dass der Diese vermachte für den Fall ihres To- Pfarrer auf dem Lande seinen Lebensun- des ihr Gut Oberndorf ihrem geistlichen terhalt weitgehend aus der zu seiner Kir- Lebenspartner – aber es kam anders, che zugehörigen Landwirtschaft bestrei- Gundun starb vor ihr, und Hiltigund ten musste und Arbeitskraft aus eigener übergab nun den gesamten Besitz dem Familie da besonders hilfreich war.156 Kloster, von dem sie sich ihren Lebens- Eine Visitation in der Diözese Passau er- unterhalt ausbedungen hatte. gab, dass noch im Jahre 1558 zwei Drit- Priester Gundun und Frau Hiltigund tel (64 %) aller dort tätigen Geistlichen hatten schon zuvor das Kloster mit meh- in Ehe oder Konkubinat lebten.157 reren Schenkungen bedacht.160 Das hät- Ganz andere Motive bestimmten die ten die beiden sicher nicht getan, wenn hohe Geistlichkeit – Fürstbischöfe etwa Abt Williram ihr Zusammenleben, den Abb. 24: In vollem Ornat als Erzbischof und Kurfürst zu Köln: Clemens August von Bayern, Sohn von wollten sich noch Jahrhunderte später Verstoß gegen das Zölibat nicht freund- Kurfürst Max Emanuel. Er hatte zahlreiche Affären und aus einer längeren Beziehung eine Tochter, für nicht von ihren Mätressen trennen be- lich toleriert hätte. Natürlich fragen wir deren standesgemäße Heirat mit einem Adeligen er sich einsetzte. Gemälde um 1746.

112 113 uns heute, ob Willirams Toleranz seiner Und auch der Chronist der ­„Historia“ innersten Überzeugung entsprach – unterstreicht, als er von Ruperts Lebens- oder aber dem Kalkül, wohlhabende ende spricht, noch einmal dessen „so Menschen als potentielle Stifter nicht viele und so große endlich überstan- vor den Kopf zu stoßen. Inwieweit Abt denen Mühen und […] unermüdlichen Rupert ihm in seiner toleranten Einstel- Eifer, alles, was er an Gütern an Unver- lung gefolgt ist – wir wissen es nicht. diente und Unwürdige übertragen hatte, endlich wiederzuerlangen.“166

X. DER TOD DES ABTES – UND SEIN NACHLEBEN „Wie Gold im Feuer der Drangsale erprobt“ Von Ruperts Denken verraten uns die Spuren, die der Abt nach seinem Tode Als „ehrwürdiger Greis“ habe (so im Jahre 1115 (lt. „Historia“161 wohl im die „Historia“) Abt Rupert, um die ewi- August) hinterließ, kaum etwas. All seine ge Ruhe genießen zu können, im Jahre uns überlieferten Äußerungen und Hand- 1115 das „hinfällige und elende Erdenle- lungen stehen – anders als bei Vorgänger ben mit einem glückseligen vertauscht.“ Williram – in Zusammenhang nur mit Er wurde als ein „hervorragender Abt“ der Wirtschaft des Klosters, mit dessen gewürdigt, als „recht milder Mann, Besitzungen als Grundlage für seine Rolle fromm, klug, und äußerst geduldig im und Existenz.162 Nur im Zusammenhang Ertragen von Mühsalen“. mit Verlust oder Gewinn von Gütern und Dieses Urteil wurde in späteren Dar- anderen Einnahmequellen des Klosters stellungen der Klostergeschichte, sofern erfahren wir etwas über Zeitgeschehen Abt Rupert darin Raum fand, übernom- und Menschen während der 30-jährigen men.167 Manche Autoren freilich fanden Regierungszeit Abt Ruperts. (Abb. 25) diesen Abt nicht der Erwähnung wert,168 Die Chronisten um 1600 – oder die sondern viel interessanter, dass hundert Autoren ihrer Quellen – interessierte Jahre nach Rupert Abt Konrad I. bei der offensichtlich nur die „Wirtschaftspoli- Besichtigung von Bauschäden vom Turm tik“ des Abtes. In den „Annales“ lesen in den Tod stürzte.169 Aber dieses spek- wir: „Rudolpertus, der Sechst. Regiert takuläre Unglück ist nur auf den ersten 30 Jar, hat anfangs grosse Anstösß er- Blick dramatischer als das so vielen Wir- Abb. 25: Der Chronist der „Annales“ beschäftigt sich in seinen Zeilen über Abt Rupert litten und vill Güetter getrungner Weiß rungen ausgesetzte Leben und Wirken ausschließlich mit dessen „Wirtschaftspolitik“. müessen zelehen geben. Hernach aber Abt Ruperts, der – so die „Historia“ – nit wenig widerumb an das Gottshauß „wie Gold im Feuer der Drangsale er- erkhaufft, nach Ausweisung des Funda- probt“ wurde. tionsbuches [„Cartular“] darin nach- Als Abt Rupert I. im Jahre 1115 volgende benant: [es folgt die Nennung starb, muss er um die 50 Jahre gewesen verschiedener Güter].“164 sein – wenn wir davon ausgehen, dass

114 115 er 1085 als sehr junger Mann („qua- so vermag man doch auch einen realen gestellt, nicht in gleicher Weise gewür- si puer“) zum Abt gewählt wurde. Die Bezug zu Ruperts Herkunft und Amt digt wie etwa die Äbte Williram174, Eck- kurze Rückschau auf seinen Amtsantritt vermuten: Aus kleinstem Dorf, aus ei- hard oder Sebastian Häfele. Diese drei und auf sein Wirken verfasste er in sei- nem im Vergleich bei weitem nicht so genießen heute öffentliche Erinnerung ner letzten Lebenszeit. Er wollte noch bedeutenden Geschlecht wie etwa sein auf unsere moderne Art zumindest in zu Lebzeiten sein fehlerhaftes Handeln Vorgänger Williram kommend, gelang- Ebersberger Straßennamen; von Häfele selbstkritisch eingestehen, die Gründe te Rupert zu hoher Würde. Selbstbe- und wenigen anderen haben sich auch erläutern, die Wiedergutmachung dar- wusst spricht er von der Nähe zu den Wappen oder Epitaphien erhalten.175 stellen – und sich so von der Last seines „Mächtigsten“. Keine Straße, kein Gedenkstein, kein Handelns erleichtern. öffentliches Erinnern aber für Abt Ru- pert I., der stets im Schatten seines il- Nahezu vergessen lustren Vorgängers Williram blieb. (Abb. „Bei den Mächtigsten“ 27) Dieser Aufsatz will ihm ein kleines Abt Ruperts Grab kennen wir nicht, Denkmal setzen – er hat es verdient, der In den ersten Zeilen seiner Rückschau ebenso wenig wie jenes des Vorgän- von den Stürmen seiner Zeit gebeutelte, schließt sich uns der Kreis seines Lebens gers Williram. Von beiden hat sich kein brave Abt aus Fürmoosen-Moosach. vom unbedeutenden Dörflein auf den Epitaph erhalten; nicht verwunderlich, Abtstuhl im namhaften Kloster Ebers- wenn man bedenkt, wie wenig pfleglich, berg – räumlich nur wenige Kilometer ja pietätlos die Klosterleute in späteren auseinander, in der Lebenswirklichkeit Jahrhunderten mit Epitaphien umgin- ein großer Sprung: „Der zu den Demüti- gen. So wurde 1967 beim Umbau der gen und Friedfertigen immer gütige Gott Ebersberger Kirche ein Relief Abt Philipp hat viele Arme und Bedürftige aus der Höhenbergers (gest. 1412) auf einem Gosse erhöht und ließ sie auch bei den Epitaph entdeckt, das umgedreht als Mächtigsten sitzen. Ich, Rupert, bin ei- Kommunionsstufe gedient hatte. Die ner von diesen und war ohne Verdienst, Jesuiten-Patres verwendeten bei einem gleichsam noch ein Knabe, zur Würde Umbau des Klosters 1610 bedenkenlos des Ebersberger Abtes gelangt.“170 Gedenksteine; nach dem Kirchenbrand Auch wenn wir den theologi- 1781 dienten wertvolle Marmorgrabstei- schen Aspekt dieser Worte berücksich- ne als Auffüllmaterial; noch im 19. Jahr- tigen und bedenken, dass man damals hundert wurden Steine „vermauert“.173 (und vielfach heute noch) in einer her- (Abb. 26) ausragenden kirchlichen Position sich Im Laufe der nunmehr 901 Jahre üblicherweise zum Zeichen der Demut seit seinem Tod ist Abt Rupert I. nahe- und des Bekenntnisses der Unzuläng- zu in Vergessenheit geraten; den meisten lichkeit in der Nachfolge Christi als „un- Menschen, auch in seinem Wirkungsort würdigen Knecht“ zu bezeichnen pfleg- Ebersberg und in seinem Geburtsort Abb. 27: Immer im Schatten des 171 illustren Vorgängers Williram – te (und so auch Abt Williram in seiner Fürmoosen-Moosach, heute unbekannt. Abt Rupert I. (r.). selbst verfassten Grabinschrift sich als Die Chronisten haben ihn nicht in die „Sünder“ und „Heuchler“ anklagte172), vorderste Reihe der Ebersberger Äbte

Abb. 26: Lag „recycelt“ in Ebersbergs Kirche – Epitaph des 1412 verstorbenen Abtes Philipp Höhenberger. 116 117 Anmerkungen * Der Verfasser dankt für vielfältige fachliche bezie- 3 Der Name erscheint in der urkundlichen Schreib­ barte Berghofen handelt (Kopie des Manuskripts Siehe Georges, Karl-Ernst (Hg.): Kleines deutsch- hungsweise logistische Unterstützung, Lese- und weise als „Routperht“, „Ruodpertus“ oder ähnlich. beim Verfasser). lateinisches Handwörterbuch, 7. Aufl., Hannover – Übertragungshilfen – insbesondere: Dr. Christian In Veröffentlichungen des 19. Jahrhunderts finden 9 Jahr 1554. Siehe Maicher, Peter: Vom Burgherrn Leipzig 1910, Nachdruck, Darmstadt 1999. Friedl (Bayer. Akad. d. Wissenschaften), Prof. P. wir „Rudpert“ (Scherer, Wilhelm: Leben Willirams zum Bürgermeister, in: Moosacher Heimatbuch – 31 Auf die Problematik geht ein Scherer (wie Anm. 3), Stephan Haering (Univ. München), Dr. Berndt Jäger Abtes von Ebersberg in Baiern, in: Sitzungsbericht Geschichten und Geschichte, hg. v. d. Gemeinde S. 244. Er meint, Rupert sei mit etwa 20 Jahren Abt (Stockdorf), Dr. Gottfried Mayr (Bad Aibling), der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Moosach, Haar / München 2015, Band I, S. 83-91, geworden, folglich um 1070 dem Kloster übergeben Hans-Martin Mumm (Hist. Verein Heidelberg), Dr. Wien, Bd. 53, Jg. 1866, Heft 1, S. 197-303) sowie hier S. 84. worden. Benjamin Müsegades (Univ. Heidelberg), Edeltraud „Rupert“ (Paulhuber, Franz Xaver: Geschichte von 10 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, Nr. III/34. 32 Überzeugende Argumentation von Gottfried Mayr in Raith (Dorfarchiv Moosach), Monika Riederer Ebersberg und dessen Umgebung, Burghausen 1847; 11 Ebenda, S. 51, Nr. III/26, S. 53, Nr. III/34; einem Schreiben an den Verfasser vom 07.01.2016. (Kreis­dokumentation Ebersberg), Bernhard Schäfer Wiedemann, Theodor: Wileram, Abt zu Ebersberg, Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 324; Mayr (wie Anm. 33 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 51, Nr. III/26. (Hist. Verein Lkr. Ebersberg), Brigitte Schliewen Wien 1864). – Gottfried Mayr und Günther 3), S. 207. 35 Die Version der „Historia“ haben zum Beispiel (Vaterstetten). Flohrschütz schreiben in ihren 1989 er­schie­­nenen 12 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 60, Nr. III/69. übernommen Paulhuber (wie Anm. 3), S. 357, und 1 Mayr, Gottfried: Die Geschichte des Klosters Ebers­ Untersuchungen „Rotbert“. Siehe Mayr, Gottfried: 13 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 175. Wiedemann (wie Anm. 3), S. 9, 32-33. Anders berg im Überblick, in: Kloster Ebersberg, hg. v. Land­ Ebersberg – Gericht Schwaben, (Historischer 14 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 56, Nr. III/49. dagegen Scherer (wie Anm. 3), S. 244. Von diesem kreis u. Kreissparkasse Ebersberg, Ebersberg 2002, Atlas von Bayern, Teil Altbayern I/48), München 15 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 65, Nr. III/90. stammen aber auch die ironischen Zitate gegen den S. 11-50, hier S. 32. – Zu diesem Abt ausführlich: 1989, S. 166 und öfter; Flohrschütz, Günther: Der Siehe dazu Maicher, Peter: Falkenbergs vergan- „Historia-Chronisten (S. 200-202, 204). Müller, Werner: Der Prozess gegen Abt Simon Kastner Adel des Ebersberger Raumes im Hoch­mittel­alter, gene Größe – eine Erinnerung, in: Land um den 37 Wiedemann (wie Anm. 3), S.33. von Ebersberg vor dem Konzil von Basel (1431- (Schriftenreihe zur Bayerischen Landesgeschichte 88), Ebersberger Forst 17 (2014), S. 94-196, hier S. 97. 38 Sage, Walter: Klostergeschichte, die im Boden steckt 1449) im Zuge der Klosterreform in Bayern, in: Land München 1989, S. 322-323 und öfter. Dagegen wird 16 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 19-20. – Ergebnisse der Ausgrabungen in der ehemaligen um den Ebersberger Forst 9 (2006), S. 19-32. in der neueren grundlegenden Veröffentlichung über 17 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 324; Mayr (wie Anm. Grafenburg Ebersberg, in: Kloster Ebersberg (wie 2 Einen Überblick über die Überlieferung der das Kloster Ebersberg von Mayr und allen anderen 3), S. 209 (mit Berufung auf zahlreiche Urkunden bei Anm. 1), S. 53-76, hier S. 67-72. – Zum Skriptorium: Ebersberger (Kloster-)Geschichte gibt Krammer, Autoren durchgängig „Rupert“ geschrieben (Kloster Hundt, Cartular (wie Anm. 2)). Ziegler, Hans Ulrich: Die mittelalterliche Schreibstube Markus: Frühgeschichte von Ebersberg, in: Ders.: Ebersberg, (wie Anm. 1)), so auch im letztverfügba- 18 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 601. des Klosters Ebersberg zur Bücherfertigung im G’schichten aus Ebersberg, Bd. III, Ebersberg 2009, ren Kloster-Aufsatz von Sammer (wie Anm. 2). 19 Ziegler (wie Anm. 2), S. 161-184. Dienste von Bildung und Wissenschaft, in: Kloster S. 9-76, hier S. 10-14. Die aktuellste wissenschaftliche 4 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 320-325; Mayr (wie 20 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 390; Wiedemann (wie Ebersberg (wie Anm. 1), S. 185-196, hier S. 187-189; Veröffentlichung über die Klostergeschichte kommt Anm. 3), S. 206-209; Mayr (wie Anm. 1), S. 26. – Anm. 3), S. 90-91. Wiedemann (wie Anm. 3), S. 91; Hundt, Cartular von Sammer, Marianne: Ebersberg, in: Kaufmann, Im Gegensatz zu anderen Nennungen aus der 21 Einen Amtsantritt 1013 nennt (wie andere) (wie Anm. 2), S. 46, Nr. II/28. – Zur Baugeschichte: Michael / Flachenecker, Helmut / u. a. (Bearb.): Familie erscheint Ruperts Vater Meginhart ohne die Hemmerle, Josef: Die Benediktinerklöster in Bayern, Schliewen, Brigitte: Überlegungen zur mittelalterli- Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner in Ortsangabe „de Furlmos“ oder ähnlich. Flohrschütz Augsburg 1970, S. 79-82, hier S. 80. Dagegen argu- chen Baugeschichte der Ebersberger Klosterkirche, in: Bayern, Bd. 1, (Germania Benedictina­ II/1), München sieht in Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 32, Nr. mentiert schlüssig für 1007 Mayr (wie Anm. 1), S. Kloster Ebersberg (wie Anm. 1), S. 77-92, hier: S. 78; 2014, S. 423-443. Sammers Aufsatz ist eine brillante, I/62 im zweimaligen Namen „Megingoß“ einen 18-19. Auch Markus Krammer kommt in einer inten- Mayr (wie Anm. 1), S. 44. – Zum sich verändernden klug und knapp formulierte Zusammenfassung der (von Hundt nicht angemerkten) Schreibfehler statt siven Untersuchung überzeugend zu dem Schluss, Erscheinungsbild des Klosters siehe Acker, Rotraut: Ebersberger Klostergeschichte. „Meginhart“ und nennt diesen „von Fürmoosen“.­ dass Reginbald schon vor 1013 nach Ebersberg kam. Das Kloster Ebersberg in bildlichen Darstellungen, in: „Chronicon“ und „Cartular“ sind auf uns gekom- Mayr dagegen vermeidet für diesen eine Orts­be­ Siehe Krammer, Markus: Abt Reginbald, der Heilige Kloster Ebersberg (wie Anm. 1), S. 417-428. men im sogenannten Fundationsbuch. Zeitliche nennung. Den vermuteten Schreibfehler hält er für aus Ebersberg, in: Ders.: G’schichten aus Ebersberg, 40 Die Frage nach dem genauen Todesdatum soll hier Zuordnungen, Anlage und zum Teil komplizierte möglich, hält aber zwei verschiedene, wenn auch Bd. I, Ebersberg 2000, S. 231-235. offen bleiben: Die Historia nennt den 5. Mai; wohl ein Einordnung der Einträge ausführlich untersucht von verwandte Personen für wahrscheinlicher. Dass in 22 Reginbald, erster Abt von Sankt Ulrich und Afra Lesefehler des Chronisten, denn laut dem postumen Friedrich Hektor Graf von Hundt. Siehe Ders.: Über Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, Nr. III/34 von in Augsburg, war laut Mayr (wie Anm. 1), S. 18, Eintrag in Willirams selbstverfasster Grabinschrift das Fundationsbuch des Klosters Ebersberg, in: Ruperts väterlichem Gut nicht zu Fürmoosen, son- ursprünglich Mönch in Tegernsee, laut Hemmerle muss der Sterbetag im Monat Januar gewesen sein; Archivalische Zeitschrift, 4 (1879), S. 282-292. dern bei Moosach („apud Mosaha“) die Rede ist, (wie Anm. 21), S. 79, in Sankt Gallen. Aus Kloster einige nennen wie z.B. Witzel (Anm. 25), S. 286, den Texte der genannten Quellen: „Chronicon“, Bayeri­ könnte Mayrs Auffassung stützen, ist aber noch kein Cluny kommt er laut Deutscher Biografie (deutsche- 3. Januar. Scherer, (wie Anm. 3), S. 233, 299, der sich sches Hauptstaatsarchiv (BayHStA), KL Ebersberg 2, Beweis. biografie.de/sfz 104751.html (05.01.2016)), ebenso ausführlich mit der Problematik befasst, kommt auf Chronicon Eberspergense; Edition und Übersetzung 5 Eindrücke und Überlegungen aus einer Begehung mit in Vierhaus, Rudolf (Hg.): Deutsche Biografische den 8. Januar, den 9. Januar finden wir bei Guggetzer, in: Ziegler, Hans Ulrich: Das Historische Gesamtwerk Rudi Obermayr, Berghofen, am 12.09.2015. Enzyklopädie , 2. Aufl., München 2007, S. 241. Martin: Elfhundert Jahre Ebersberg, 2. Aufl., des Abtes Williram von Ebersberg (1048-1085), 6 Puchner, Karl: Landkreis Ebersberg, (Historisches 23 Kraus, Andreas: Geschichte Bayerns, München 1983, Ebersberg 1957, S. 78, Wiede­mann (wie Anm. 3), S. in: Kloster Ebersberg (wie Anm. 1), S. 161-184, Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern 1), S. 70-71; Glaser, Hubert: Wissenschaft und Bildung, 100, nennt den 5. Januar. hier S. 175-182.; kommentierte Ausgabe durch München 1951, S. 13, Nr. 46. Siehe dazu in: Spindler, Max: Handbuch der bayerischen 41 Vakanzadministration. Freundlicher Hinweis von Arndt, Wilhelm (Ed.): Chronicon Eberspergense, Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 173, Mayr (wie Anm. Geschichte, Bd. 1, 2. Aufl., München 1981, S. 519- Prof. P. Stephan Haering OSB, LMU München. in: Monumenta Germaniae Historica (MGH), 3), S. 12, 27, 62. 581, hier S. 534-535. Noch heute kenne das benediktinische Eigenrecht Scriptores, Bd. XX, 7 Matrikel Freising 3, S. 213, nach Puchner (wie 24 Kraus (wie Anm. 23), S. 70-71. Regelungen für eine Vakanzadministration. E-Mail an Hannover 1868, S. 9-16. Nach Mayr (wie Anm. Anm. 6), S. 29, Nr. 114. Siehe dazu Huber, Hans: 25 Ziegler (wie Anm. 2), S. 162, 167; Witzel, Kilian: den Verfasser vom 10.01.2016). 1), S. 23 wurde das „Chronicon“ in der 2. Hälfte Berghofens wechselvolle Geschichte, in: Moosacher Dichter und Schriftsteller, in: Der Landkreis 42 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 101, 102, Übersetzung des 11. Jahrhunderts von Abt Williram verfasst, Heimatbuch – Geschichten und Geschichte, hg. v. d. Ebersberg – Raum und Geschichte, hg. v. Landkreis Bernhard Schäfer; Mayr (wie Anm. 1), S. 22. dagegen hält Ziegler (wie Anm. 2), S. 167, 174-175 Gemeinde Moosach, Haar / München 2015, Band I, Ebersberg, Stuttgart 1982, S. 286-307, hier S. 44 Mayr (wie Anm. 1), S. 22. Williram eher für einen „Redaktor“ und nimmt S. 416-421, hier S. 416. 28; Brunhölzl, Franz: Die lateinische Literatur, in: 45 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 101, 88; Flohrschütz (wie aufgrund von „Zeitmerkmalen des Schriftstiles“ 8 Wie Anm. 6. – Mit der Auffassung verschiedener Spindler (wie Anm. 23), S. 582-622, hier S. 595; Anm. 3), S. 135. das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts an. – Autoren wie Flohrschütz (wie Anm. 3) S. 271, Hundt, Mayr (wie Anm. 1), S. 23. 47 Witzel (wie Anm. 25), S. 286; Ziegler (wie Anm. 2), „Cartular“: BayHStA, KL Ebersberg 2; Edition Cartular (wie Anm. 2), S. 68, und Bitterauf, Theodor 26 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 390. S. 162. durch Hundt, Friedrich Hector Graf von (Hg.): (Hg.): Die Traditionen des Hochstifts Freising, Bd. 1, 27 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 32, Nr. I/65. 48 Witzel (wie Anm. 25), S. 286-287; Ziegler (wie Anm. Das Cartular des Klosters Ebersberg, München 744-926, (Quellen und Erörterungen zur Bayerischen 28 Ebenda, S. 32, Nr. I/64 a, b. Ein zusammenfassender 2), S.162; Glaser (wie Anm. 23), S. 548; Scherer (wie 1879. – „Historia“: Bayerische Staatsbibliothek, Clm Geschichte, Neue Folge 4), München 1905, S. 335, Überblick bei Wiedemann (wie Anm. 3), S. 10-11. Anm. 3), S. 270: „War die Verwaltung von Ebersberg 1351, Historia Eberspergensis,; Mayr (wie Anm. Nr. 395, diese Urkunden bezögen sich auf ein ande- 29 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 110; Mayr (wie Anm. 1), vielleicht das Probestück, das er ablegen sollte, 1), S. 25. – „Annales“: BayHStA, KL Ebersberg 1, res Berghofen, setzt sich ausführlich Gottfried Mayr S. 22, sieht Abt Eckbert aber erst 1048 in Ebersberg,­ ehe ihm größeres anvertraut wurde?“ – Widmung Annales Eberspergenses; Schliewen, Brigitte: Die in einem Vortrag (Grafing, 16.10. 2014) auseinan- dagegen Hemmerle (wie Anm. 21), S. 79, 1047. Willirams an König Heinrich IV., vorangestellt der Zeichnungen der Ebersberger Klosterchronik­ im der. In seiner Analyse kommt er zum eindeutigen 30 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, Nr. III/35. Paraphrase des Hohen Liedes, zitiert nach Witzel Stadtarchiv München, Ebersberg 2009. Ergebnis, dass es sich um das Fürmoosen benach- „Puer“ ist man allenfalls bis zum 17. Lebensjahr. (wie Anm. 25), S.287.

118 119 49 Scherer (wie Anm. 3), S. 270, 284. Zur Schenkung die Formulierung „auf dem Ebersberge“ in Heiligen- Landkreis Ebersberg – Raum und Geschichte, hg. v. 109 Mayr (wie Anm. 1), S. 26. vom 13. März 1055: Hundt, Cartular (wie Anm. Lexikon sei die Verwechslung verbreitet worden. d. Kreissparkasse Ebersberg, Stuttgart 1982, 110 Mayr (wie Anm. 3), S. 116; Flohrschütz (wie Anm. 2), S. 34, Nr. I/81 mit Fußnote 27; Bresslau, Harry 59 Bresslau (wie Anm. 49), S. 456-457, Nr. 334; S. 102-135, hier S. 112-113f. 3), S. 130, 216; Paulhuber (wie Anm. 3), S. 657. / Kehr, Paul (Hg.): Die Urkunden Heinrichs III., Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 34, Nr. I/81 mit 73 Hubensteiner (wie Anm. 69), S. 69. 111 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 110; Paulhuber (wie (MGH, Die Urkunden der deutschen Könige und Fußnote 27. 74 Kraus (wie Anm. 23), S. 66. Anm. 3), S. 558, vermutet den Beginn der Übergriffe Kaiser 5), Berlin 1931, S. 306, 457-458, Urkunden 60 Widmung Willirams (wie Anm. 51). Die Aussagen 75 Hirst (wie Anm. 71), S. 149. mit der Belehnung von Herzog Welf I. um 1070. Nr. 333, 334, 335, 230; Ficker, Julius: Beiträge zur in dieser Widmung widersprechen dem Gedanken 76 Witzel (wie Anm. 25), S. 286, leider ohne Belegstelle. 112 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 102; übersetzt in Urkundenlehre, 2 Bde., Innsbruck 1877, Neudruck, von Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 130, die „relative 77 Kraus (wie Anm. 23), S. 74. Anlehnung an Berndt Jäger, letzter Absatz Mayr (wie Aalen 1966, Bd. I, S. 173,176, Bd. II, S. 487. Zur Unabhängigkeit des Klosters“ könnte Williram „zum 78 Ebenda, S. 74, 76. Anm. 1), S. 26. strittigen Frage der Ortsangabe: Dr. Christian Friedl, Bleiben verlockt“ haben. 79 Schäfer, Joachim: Gregor VII., in: Ökumenisches 113 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 559. Bayerische Akademie der Wissenschaften, in E-Mail 61 Widmung Willirams (wie Anm. 51); Brunhölzl (wie Heiligenlexikon , https://www.heiligenlexikon.de/ 114 Freundlicher Hinweis von Bernhard Schäfer, E-Mail vom 11.04.2016 an den Verfasser: „Gewißheit Anm. 25), S. 595. BiographienG/Gregor_VII.html (26.12.2015). vom 21.09.2015; Ders.: Grafing und Umgebung, werden wir nicht erlangen […]. Natürlich geht man 62 Zitat Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 135. Zu Kanzlei / 80 Kraus (wie Anm. 23). S. 81-83; Das Haar / München 2003, S. 173-178, 124-126. davon aus, dass der Herrscher in der Regel bei der Schriftbefund siehe Ziegler (wie Anm. 38), S. 188. Jahrtausendbuch, Bd. 2, hg. v. ADAC-Verlag und 115 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 356-357. Urkundenausstellung anwesend war […], aber das ist 63 Siehe zum Beispiel de Boor, Helmut: Geschichte der Bertelsmann Verlag, München – Gütersloh 2001, 116 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 131. Im gleichen Sinne kein deduktives Dogma […]. Letztlich bleibt […] nur deutschen Literatur, Bd.1, München 1949 bezie- S. 35-37. Mayr (Anm. 1), S. 26. Auch Ziegler (Anm. 2), S.170, der Konjunktiv; zumindest so lange, bis man weitere, hungsweise Stuttgart 1962, S. 122, zitiert bei Witzel 81 Volkert, Wilhelm: Geschichte Bayerns, 4. Aufl., setzt Probleme mit dem Vogt erst später an. Scherer eindeutige Quellen […] hat.“ Zum Reisekönigtum: (wie Anm. 25), S. 287; nur stiefmütterlich kurz München 2010, S. 26. (wie Anm. 31), S. 281, spricht bei Williram von Historisches Museum der Pfalz Speyer, www. behandelt in Dünninger, Eberhard / Kiesselbach, 82 Ebenda; Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 148; Kraus „einer energischen Einschränkung der Befugnisse des museum.speyer.de/dyndata/Das_Reisekoenigtum. Dorothee (Hg.): Bayerische Literaturgeschichte, (wie Anm. 23), S. 82. Vogtes [Walther] […] zu einer Zeit, wo umgekehrt pdf; Dopsch, Heinz: Vorlesung „Hof und höfisches München 1965, Bd. I., S. 28, 100. – Interessanter 83 Hubensteiner (wie Anm. 69), S. 74; Kraus (wie Anm. fortwährende Bedrängungen der Äbte von Seiten der Leben im Mittelalter, Regensburg, 17.10.2001, Weise konzentriert sich der Germanist Wilhelm 23), S. 81; Hartmann (wie Anm. 72), S. 62. Vögte auf der Tagesordnung standen.“ zitiert in: http:// www.dmgh.de/. Königspfalzen und Scherer (später namhafter Lehrstuhlinhaber in Wien, 84 Universität Regensburg: Das welfische Jahrhundert 117 Flohrschütz (wie Anm. 3); S. 216; Mayr (wie Anm. 1), Königshöfe - reinis-welten.de/regensburg/.../koenigs- Straßburg und Berlin) in seiner 1866 25-jährig ver- in Bayern, S. 2, www-uni-regensburg.de/Fakultaeten/ S. 26. pfalzenundkoenigshoefe/index.ht. fassten, über 100 Seiten umfassenden Untersuchung Phil…w2009uexamen-welfen.doc (08.01.2016). 118 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 217. 50 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 44, Nr. II/12; Mayr „Leben Willirams …“ (wie Anm. 3) nicht nur auf 85 Hartmann (wie Anm. 72), S. 61. 120 Mayr (wie Anm. 1), S. 48, Fußnote 14. – Zur (wie Anm. 3), S. 46,116, 244; Flohrschütz (wie Anm. literaturgeschichtliche, sondern ebenso auf biografi- 86 Universität Regensburg (wie Anm. 84, S. 1. Fälschung jetzt eingehend MGH, Vorab-Edition 3), S. 130, Fußnote 1. sche / historische Fragen. Im Gegensatz zu anderen 87 Ein gedanklicher Ansatz bei Flohrschütz Urkunden Heinrichs VI., mgh.de-datenbanken/ 51 Widmung Willirams an König Heinrich IV., vorange- Publikationen seiner Zeit über Williram, bleibt hier (wie Anm. 3), S. 148. urkunden-heinrichs-vi, Stand 15.1.2016, S. 188- stellt der Paraphrase des Hohen Liedes, zitiert nach dessen Nachfolger Rupert nicht nur ein Nebenaspekt. 88 Stacke, Ludwig: Deutsche Geschichte, 1. Band, 190. – Zur Rezeption: „Historia“ (wie Anm. 2), S. Witzel (wie Anm. 25), S. 287. – Zu den Motiven: Scherers Text leidet stellenweise an jugendlich-arro- Bielefeld – Leipzig 1892, Nachdruck, Paderborn 101. Von einer Urkunde Heinrichs IV. geht zum Scherer (wie Anm. 3), S. 270; Witzel (wie Anm. 25), ganter Überheblichkeit, hebt sich aber von anderen 2013, S. 399-400. Beispiel aus Paulhuber (wie Anm. 3),S. 523, 657, S. 287; Ziegler (wie Anm. 2), S. 162. Publikationen des 19. Jahrhunderts durch besonders 89 Schieffer, Theodor: Hermann von Salm, in: Neue aber auch noch Guggetzer (wie Anm. 40), S. 27. 52 Hemmerle (wie Anm. 21) S. 79; Ziegler (wie Anm. engagiertes Infrage-Stellen und kluge Analyse ab. Deutsche Biographie, Bd. 8 (1969), S. 628-630, Scherer (wie Anm. 3), S. 200, bemängelt die unkriti- 2), S. 170. 64 Kraus (wie Anm. 23), S. 73; Witzel (wie Anm. 25), http://www.deutsche-biographie.de/pnd137946554. sche Übernahme der Jahreszahl 1073 bei „Historia“ 53 Guggetzer, Martin: Ebersberg und seine Geschichte, S. 287. – Eine bemerkenswert gelungene, knappe html. und Wiguleus Hund (Metropolis Salisburgensis, II. Ebersberg 1931, S. 15. Würdigung von Leben und Werk Willirams bringt 90 Kraus (wie Anm. 23), S. 82. Bd. 1719, S. 191-192), zieht aber die Echtheit der 54 Freundlicher Hinweis von Hans-Martin Mumm Schoepp, Sebastian: Der unglückliche Mönch von 91 Scherer (wie Anm. 3), S. 261. „Bedenken“ Willirams Urkunde offenbar nicht in Zweifel. – Zum Verlust (Heidelberger Geschichtsverein) auf Stadler, Johann Ebersberg, in: Süddeutsche Zeitung EBE, 15./16. sieht Wiedemann (wie Anm. 3), S. 90. der Reichsunmittelbarkeit des Klosters: Schäfer, Evangelist / u. a. (Hg.): Vollständiges Heiligen- Mai 1993, S. 2. – Ein noch zu Willirams Lebzeiten 92 Mayr (wie Anm. 3), S. 147. Bernhard: Ludwig der Bayer und das Kloster Lexikon, Bd. 2: E-H, Augsburg 1861, Stichwort in Ebersberg geschriebener Codex mit dem 93 Mayr (wie Anm. 1), S. 26: „erscheint ganz unwahr- Ebersberg, in: Kloster Ebersberg (wie Anm. 1), Fredericus, V (6), S. 12993-12995; Neusatz / Hohen Lied ist digitalisiert bei BSB-Hss Cgm 10; scheinlich“. S. 221-234, hier: S. 227. Faksimile CD-ROM, Berlin 2005. urn:nbn:de:bvb:12-bsb00059252-9. 94 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 34, Nr. I/82. 121 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 136. 55 Ziegler (wie Anm. 2), 170. 65 „Annales“ (wie Anm. 2). 95 Zum Beispiel Paulhuber (wie Anm. 3), S. 56. 122 Hupfer, Johann: Die Geschichte der Mühlen im 56 Heiligen-Lexikon (wie Anm. 54); www.buehler-hd. 66 „Chronicon“ (wie Anm. 2), zitiert nach Flohrschütz 96 Ebenda, S. 356. Landkreis Ebersberg, in: Der Landkreis Ebersberg de/landeskunde/rhein/hd.heiligenb/krypta2.htm (wie Anm. 3), S. 117 (mit einer Abweichung); Zitat 97 Gedankenführung bei Mayr (wie Anm. 1), S. 26; im – Geschichte und Gegenwart, Bd. 1, hg. v. d. (10.01.2016). aus „Bildchronik“ nach Krammer (wie Anm. 2), gleichen Sinne jetzt Sammer (wie Anm. 2), S. 425 Kreissparkasse Ebersberg, Stuttgart 1986, S. 90-107; 57 Heiligen-Lexikon (wie Anm. 54), Ludwig, Renate / S. 58. (Zitat). Maicher, Peter: Es klapperten die Mühlen …, in: Marzolff, Peter: Der Heiligenberg bei Heidelberg, 2. 67 Mayr (wie Anm. 1), S. 23; Ziegler (wie Anm. 2), 98 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 110. Moosacher Heimatbuch (wie Anm. 9), S. 530-535. Aufl., Stuttgart 2008, S. 68; Mollen, Thomas: Seliger S. 169. Zu weit hergeholt scheint Wilhelm Scherers 99 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, Nr. III/35. Die 123 Flohrschütz (wie Anm. 3), S.135. Friedrich von Hirsau, kirchensite.de/fragen-glauben/ Interpretation, Ulrich spreche als Ursache an eine nachfolgenden Übersetzungen folgen Flohrschütz 124 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 51, Nr. III/31, heiligenkalender-e, (10.01.2016). schlechtere Erziehung und mangelnde Unterweisung (wie Anm. 3), S. 136 in Verbindung mit Übersetzung Nr. III/28 a, b. 58 Freundliche Hinweise vom Institut für Fränkisch- der jetzigen Generation in dem vom lex baiuvariorum Berndt Jäger. 125 Scherer (wie Anm. 3), S. 276. Pfälzische Geschichte und Landeskunde der und Karl dem Großen gesetzten Recht. Siehe Scherer 100 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 136. 126 Ebenda. Universität Heidelberg (Benjamin Müsegades, E-Mail (wie Anm. 3), S. 221-222. 101 Scherer (wie Anm. 3), S. 281. 127 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 51, Nr. III/28 a; v. 27.01.2016); einen Bezug zum Kloster Ebersberg 68 Wiedemann (wie Anm. 3), S. 95; Schoepp (wie Anm. 102 Flohrschütz (wie Anm. 3), S.136. Übersetzung Paulhuber (wie Anm. 3), S. 471472. fand das Institut nicht; Heiligen-Lexikon (wie Anm. 64). 103 Ebenda. 128 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 51, Nr. III/28, S. 54); Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex: 69 Hubensteiner, Benno: Bayerische Geschichte, 104 Ebenda, S. 148. 55, Nr. III/44, III/45; Flohrschütz (wie Anm. 3), S. deutsch; Urkundenbuch der ehemaligen Fürstabtei 5. Aufl., München 1967, S. 70. 105 Ebenda, S. 137. Der Verfasser kann den Wider­spruch 137. Zu den Stiftern Heinrich und Willibirg siehe Lorsch, ; „Ebersberg“ in Mollen (wie Anm. 57); Mayr 70 Kraus (wie Anm. 23), S. 81. zu einer anderen Zahl bei Flohrschütz nicht auflösen: Flohrschütz, Günther: Die Dienstmannen des Klosters (wie Anm. 1), S. 48, Fußnote 4; Puchner (wie Anm. 71 Hirst, John: Die kürzeste Geschichte Europas, S. 216 nennt dieser unter Rupert 66 Vasallen gegen- Tegernsee, in: Oberbayerisches Archiv 111 (1986), 6) S. 18. – Da Paulhuber (wie Anm. 3) in seiner Hamburg 2015, S. 148. über 77 unter Williram. S. 119-185, hier 161-162. 1847 erschienenen und ansonsten detailfreudigen 72 Hartmann, Peter Claus: Bayerns Weg in die 106 Ebenda, S. 217. 129 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 48, Nr. III/8. Darstellung noch keinen Hinweis auf eine Verbindung Gegenwart, 3. Aufl., Regensburg 2012, S. 84. – 107 „Historia“ (wie Anm. 2), S. 110. 130 Ebenda, S. 50, Nr. III/17-22; Flohrschütz (wie Anm. des Abtes Friedrich mit Ebersberg gibt, scheint die Zu den Eigenkirchen siehe Mayr, Gottfried: Von den 108 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 136. Zur Reichstreue 3), S. 137. Annahme von Mumm (wie Anm. 54) stimmig, durch Agilolfingern zu den bayerischen Königen, in: Der auch Ziegler (wie Anm. 2), S. 171. 131 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 47-48 Nr. III/7,

120 121 Quellen und Literatur III/10, S. 51-53, Nr. III/25, III/26, III/31, III/34. Harry (Hg.): Arbeitsbuch Religion und Geschichte: Quellen ∙ Puchner, Karl: Landkreis Ebersberg, (Historisches 132 Stemma bei Flohschütz (wie Anm. 3), S. 324. das Christentum …, Bd. 1, Stuttgart 2009; S. 225- ∙ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, KL Ebersberg 2 Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern 1), Zu Dietmars Bedeutung siehe Mayr (wie Anm. 3), 252, hier S. 237-238. (Fundationsbuch, u. a. Chronicon, Cartular). München 1951. S. 207-208. 154 Buchner, Andreas: Geschichte von Bayern III, S. 311- ∙ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, KL Ebersberg 1 ∙ Sage, Walter: Klostergeschichte, die im Boden steckt 133 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 601. 312, zitiert nach Wiedemann (wie Anm. 3), S. 93; (Annales Eberspergenses). – Ergebnisse der Ausgrabungen in der ehemaligen 134 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, III/34. Dazu Hundt, Fundationsbuch (wie Anm. 2), S. 290. ∙ Bayerische Staatsbibliothek, Clm 1351 (Historia Grafenburg Ebersberg, in: Kloster Ebersberg, hg. v. aber im hier nicht aufzulösendem Widerspruch 155 Hubensteiner (wie Anm. 69 ), S. 69. Eberspergensis). Landkreis u. Kreissparkasse Ebersberg, Ebersberg Ruperts Angabe in ebenda, S. 53, Nr. III/35, er habe 156 Jahrtausendbuch (wie Anm. 80), S. 25. ∙ Stadtarchiv München, Zim 123 (Chronicon 2002, S. 53-76. das väterliche Gut für 20 Pfund erworben. Vielleicht 157 Egginger, Josef: Die Pfarrei Birnbach zur Zeit der Eberspergense / Chronik von Ebersberg; = ∙ Sammer, Marianne: Ebersberg, in: Kaufmann, dienten die 20 Pfund als „Anschub“ für die Übergabe Gegenreformation, in: Bad Birnbacher Heimatheft „Bildchronik“). Michael / Flachenecker, Helmut / u. a. (Bearb.): (so Gedanke Bernhard Schäfer, E-Mail 20.01.2016)? 20 (2010), S. 6-19, hier S. 17, Fußnote 7. Die Männer- und Frauenklöster der Benediktiner 135 Paulhuber (wie Anm. 3), S. 356-357, 601. Dem 158 Vergleiche die Vita von Kurfürst Clemens August I., Literatur (Auswahl): in Bayern, Bd. 1, (Germania Benedictina II/1), Verfasser sind für diese Darstellung keine Belegstellen Sohn von Kurfürst Max Emanuel, Erzbischof von ∙ Acker, Rotraut: Das Kloster Ebersberg in bildlichen München 2014, S. 423-443. geläufig. Köln 1723-1761. Aus seiner längeren Beziehung zu ∙ Schäfer, Bernhard (Red.): Kloster Ebersberg, Präge­ 136 Darstellungen, in: Kloster Ebersberg, hg. v. Landkreis Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 48, Nr. III/10; einer Bürgerlichen ging eine Tochter hervor, für deren u. Kreissparkasse Ebersberg, Ebersberg 2002, S. 417- kraft christlich-abendländischer Kultur im Herzen Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 129, 190. Heirat mit einem Adeligen ihr Vater sich einsetzte Altbayerns, Ebersberg 2002. 137 428. Hundt, Fundationsbuch (wie Anm. 2), S. 291. (Erzbischof Clemens August I., www.koelner-dom.de). ∙ Bresslau, Harry / Kehr, Paul (Hg.): Die Urkunden ∙ Schäfer, Bernhard: Ludwig der Bayer und das Kloster 138 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 48, Nr. III/9. 159 Scherer (wie Anm. 3), S. 282. Ebersberg, in: Kloster Ebersberg, hg. v. Landkreis u. 139 160 Heinrichs III., (MGH, Die Urkunden der deutschen Hundt, Fundationsbuch (wie Anm. 2), S. 291. Ebenda, S. 275, Wiedemann (wie Anm. 3), S. 92-94; Könige und Kaiser 5), Berlin 1931. Kreissparkasse Ebersberg, Ebersberg 2002, S. 221- 140 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 50, Nr. III/22, Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 30-31, Nr. I/51. 234. 161 ∙ Ficker, Julius: Beiträge zur Urkundenlehre, 2 Bde., S. 52, Nr. III/32, III/28c, S. 55-56, Nr. III/44, III/45, Historia“ (wie Anm. 2), S. 110. Innsbruck 1877, Neudruck Aalen 1966. ∙ Scherer, Wilhelm: Leben Willirams Abtes von S. 50, Nr. III/21. 162 Dem Verf. erschließt sich nicht, wie Paulhuber (Anm. Ebersberg in Baiern, in: Sitzungsbericht der Kaiser­ 141 ∙ Flohrschütz, Günther: Der Adel des Ebersberger Ebenda, S. 54, Nr. III/36, III/37. – Die erste 3), S. 393, zur Aussage kommt, Rupert I. sei ein Raumes im Hochmittelalter, (Schriftenreihe zur lichen Akademie der Wissenschaften Wien, Bd. 53, Schenkung erfolgt für das Seelenheil eines kürzlich Mann, „der, wie aus seinen Handlungen und seiner Bayerischen Landesgeschichte 88), München 1989. Jg. 1866, Heft 1, S. 197-303. verstorbenen Rupert, eines Bruders des Ekkihard, Wirksamkeit hervorgeht, voll von Sinn und Liebe zu ∙ Guggetzer, Martin: Ebersberg und seine Geschichte, ∙ Schliewen, Brigitte: Die Zeichnungen der Ebersberger ähnlich auch in der zweiten Schenkung. Seit Hundt ächter Wissenschaft und wahrer Bildung war“ – das Ebersberg 1931. Klosterchronik im Stadtarchiv München, Ebersberg halten viele den hier genannten Rupert für den Abt wissen wir sicher nur von Williram, können dies für ∙ Guggetzer, Martin: Ebersberg und sein Landkreis, 2009. (so Kneißl, Willi: Abt Rupert I. von Ebersberg und Rupert aber nur ohne Belegstellen annehmen. Ebersberg 1949 . ∙ Schliewen, Brigitte: Überlegungen zur mittelalterli- sein Ritter Ulrich, in: Land um den Ebersberger Forst 164 Wie Anm. 2. chen Baugeschichte der Ebersberger Klosterkirche, in: 166 ∙ Guggetzer, Martin: Elfhundert Jahre Ebersberg, 17 (2014), S. 82-87). Mayr (wie Anm. 3), S. 208, hat Historia“ (wie Anm. 2), S.110, 102, übersetzt von 2. Aufl., Ebersberg 1957. Kloster Ebersberg, hg. v. Landkreis u. Kreissparkasse an dieser Zuordnung erhebliche Zweifel, insbesondere Berndt Jäger. Ebersberg, Ebersberg 2002, S. 77-92. 167 ∙ Hartmann, Peter Claus: Bayerns Weg in die weil Rupert hier im auffälligen Gegensatz zu seinen Zum Beispiel Paulhuber (wie Anm. 3), S. 356-357; Gegenwart, 3. Aufl., Regensburg 2012. ∙ Spindler, Max: Handbuch der bayerischen anderen Nennungen im „Cartular“ nicht mit dem Wiedemann (wie Anm. 3), S. 33; Hundt, Cartular ∙ Hemmerle, Josef: Die Benediktinerklöster in Bayern, Geschichte, Bd. 1, 2. Aufl., München 1981. Abttitel genannt wird. Auch Flohrschütz (wie Anm. (wie Anm. 2), S. 19-20. ∙ Volkert, Wilhelm: Geschichte Bayerns, 4. Aufl., 168 Augsburg 1970. 3), S. 137, Fußnote 73, S. 285, 421, sieht hier nicht Zum Beispiel Michael Forner (1864). Siehe Krammer, ∙ Hirst, John: Die kürzeste Geschichte Europas, München 2010. den Abt Rupert, sondern einen gleichnamigen Herren Markus: Geschichte des ehemaligen Klosters zu Hamburg 2015. ∙ Wiedemann, Theodor: Wileram, Abt zu Ebersberg, von Buch. „Beide Autoren klingen überzeugend, Ebersberg von Michael Forner, 1869, in: Ders. (wie ∙ Hubensteiner, Benno: Bayerische Geschichte, Wien 1864. wenngleich der Spitzenzeuge Dietmar in Richtung Anm. 2), S. 346-355, hier S. 346-348; Guggetzer, 5. Aufl., München 1967. ∙ Witzel, Kilian: Dichter und Schriftsteller, in: Der der Abt-Rupert-Sippe deutet und mithin Hundt und Martin: Ebersberg und sein Landkreis, Ebersberg ∙ Hundt, Friedrich Hector Graf von (Hg.): Das Landkreis Ebersberg – Raum und Geschichte, hg. v. Kneißl rechtgäbe.“ (Bernhard Schäfer in E-Mail an 1949; Ders. (wie Anm. 40). Landkreis Ebersberg, Stuttgart 1982, S. 286-307. 169 Cartular des Klosters Ebersberg, München 1879. Verfasser vom 21.09.2015). – Zu den von Abt Rupert Hemmerle (wie Anm. 21), S. 79; Guggetzer (wie Anm. ∙ Hundt, Friedrich Hector Graf von: Über das ∙ Ziegler, Hans Ulrich: Das Historische Gesamtwerk genannten „Feinden“, die dem Kloster Lehen entwen- 40) , S. 28. des Abtes Williram von Ebersberg (1048-1085), in: 170 Fundationsbuch des Klosters Ebersberg, in: det haben, müssen laut Flohrschütz (wie Anm. 3), Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 53, Nr. III/35, Archivalische Zeitschrift, 4 (1879), S. 282-292. Kloster Ebersberg, hg. v. Landkreis u. Kreissparkasse S. 286, auch die Herren von Buch gehört haben. Übersetzung nach Berndt Jäger. ∙ Kneißl, Willi: Abt Rupert I. von Ebersberg und sein Ebersberg, Ebersberg 2002, S. 161-184. 142 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 49, Nr. III/14. 171 Gedanken aus E-Mails von Berndt Jäger und Bernhard ∙ Ziegler, Hans Ulrich: Die mittelalterliche Schreib­ 143 Ritter Ulrich, in: Land um den Ebersberger Forst 17 Ebenda, S. 51, Nr. III/24. Schäfer, 19. bzw. 20.01.2016. (2014), S. 82-87. stube des Klosters Ebersberg zur Bücherfertigung 144 Ebenda, S. 52, Nr. III/33; Flohrschütz (wie Anm. 3), 172 Witzel (wie Anm. 25), S. 288. im Dienste von Bildung und Wissenschaft, in: 173 ∙ Krammer, Markus: Drei Chroniken, in: Ders.: S. 182, 189-190, 323. Krammer, Markus: Die Pienzenauer im Ebersberger G’schichten aus Ebersberg, Bd. 3, Ebersberg 2009, Kloster Ebersberg, hg. v. Landkreis u. Kreissparkasse 145 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 51, Nr. III/26. Raum, in: Der Landkreis Ebersberg – Geschichte und Ebersberg, Ebersberg 2002, S. 185-196. 146 S. 10-14. Flohrschütz (wie Anm. 3),S. 322-323; Mayr (wie Gegenwart, Bd. 1, hg. v. d. Kreissparkasse Ebersberg, ∙ Krammer, Markus: Abt Reginbald, der Heilige aus Anm. 3), S. 208; zu Dietrich siehe Hundt, Cartular Stuttgart 1986, S. 66-81, hier: S. 67-68.; Ders.: Eine Ebersberg, in: Ders.: G’schichten aus Ebersberg, Bd. (wie Anm. 2), S. 48, Nr. III/10. marmorne Botschaft aus dem Untergrund, in: Land 1, Ebersberg 2000, S. 231-235. 147 Kneißl (wie Anm. 141), S. 84. um den Ebersberger Forst 15 (2013), S. 90-101, hier: Abbildungsnachweis 148 ∙ Kraus, Andreas: Geschichte Bayerns, München 1983. Ebenda. Siehe auch Anm. 17. S. 92. ∙ Mayr, Gottfried: Von den Agilolfingern zu den baye- 149 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 49, Nr. III/12, 174 Die „Historia“ berichtet über Williram auf 19 Seiten, ∙ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München: Abb. 1, 4, rischen Königen, in: Der Landkreis Ebersberg – Raum 5, 8, 13, 25. S. 55, Nr. III/43. über Rupert auf 9; in den „Annales“ gibt es für und Geschichte, hg. v. d. Kreissparkasse Ebersberg, 150 Hundt, Cartular (wie Anm. 2), S. 55-56, Nr. III/45. Williram circa 40 Zeilen, für Rupert 14. ∙ Bayerische Staatsbibliothek, München: Abb. 9, 11, 16. 151 175 Stuttgart 1982, S. 102-135. ∙ Dorfarchiv Moosach: Abb. 2, 3. Die folgenden Ausführungen zum 1. Kreuzzug nach Schliewen, Brigitte: Figurierte Stein- und ∙ Mayr, Gottfried: Ebersberg – Gericht Schwaben, Schäfer, Joachim: Kreuzzug, in: Ökumenisches Holzbildwerke in der ehemaligen Klosterkirche ∙ Bernhard Schäfer, Jakobneuharting: Abb. 22, 26. (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern I/48), ∙ Joachim Schäfer: Ökumenisches Heiligenlexikon, Heiligenlexikon, https://www.heiligenlexikon. Ebersberg und in ihrem Einflussgebiet, in: Kloster München 1989. de/Glossar/Kreuzzug.htm (22.01.2016); sowie Ebersberg (wie Anm. 1), S. 105-130, hier S. 108-113. https://www.heiligenlexikon.de: Abb. 15, 19. ∙ Mayr, Gottfried: Die Geschichte des Klosters ∙ Stadtarchiv München: Abb. 6, 8, 10, 18, 27. Jahrtausendbuch (wie Anm. 80), S. 15, 28, 38, 39. Ebersberg im Überblick, in: Kloster Ebersberg, hg. 152 Flohrschütz (wie Anm. 3), S. 188, 303; Barth, ∙ Stadtplanungsamt Stadt Bamberg (Hajo Dietz): v. Landkreis u. Kreissparkasse Ebersberg, Ebersberg Abb. 12. Reinhard: Die Chronik der Kreuzzüge, Gütersloh 2002, S. 11-50. 2005, S. 55. 153 ∙ Paulhuber, Franz Xaver: Geschichte von Ebersberg Erdmann, Elisabeth: Die Kreuzzüge, in: Noormann, und dessen Umgebung, Burghausen 1847.

122 123 Das Wappen der Familie Wämpl 1696 betrauten Kurfürst Max Ema- nuel und die Bayerische Landschaft den Hofkupferstecher Michael Wening mit Altenburg und Falkenberg der Herstellung eines topographischen Überlegungen zum Wappen des Hofmarksherrn Werks mit Ansichten und Beschreibun- gen der Städte, Klöster und Schlösser Christine Steininger Bayerns.2 Das Werk erschien zwischen 1701 und 1726 in vier Bänden unter dem Titel „Historico-Topographica De- scriptio“.3 Wening versah seine Stiche der Schlösser Bayerns meist in der lin- ken oder rechten oberen Ecke mit einer Abbildung des Wappens des jeweiligen Schlossherrn. Unter den Stichen ist als Abb. 2: Das Wappen des Hofmarksherren und Schlossbesitzers Dr. Johann Sebastian von Wämpl im 1701 erschienenen Blatt 186 des Rentamtes München auch Wening-Stich von Schloss Falkenberg. eine Abbildung des Schlosses Falken- berg zu sehen. (Abb. 1) In der linken oberen Ecke findet sich ein bekrönter Schild4 mit einem in acht Felder geteilten Wappen. Bei näherem Hinsehen lässt sich dieses achtfeldige Wappen in zwei quadrierte Wappen Dr. Johann Sebastian von Wämpl han- zerlegen. Das vordere, linke, heraldisch deln. (Abb. 2) rechte, also „vornehmere“ Wappen Versucht nun ein Historiker ein zeigt einen quadrierten Schild in dessen Wappen zu identifizieren, so ist das erstem Feld sich das Bild eines bekrön- Referenzwerk für die Wappen des bay- ten Löwen mit Halskragen befindet. erischen Adels der entsprechende Band Dieses Bild wird im vierten Feld wie- in Johann Siebmachers Wappenbuch. derholt. Im zweiten Feld findet sich ein Johann Siebmacher war ein Nürnberger mit drei Rosen belegter Schrägbalken. Wappenmaler, Kupferstecher und Verle- Das hintere, ebenfalls quadrierte Wap- ger, der um die Wende zum 17. Jahrhun- pen zeigt in Feld eins einen mit einem dert lebte. Er sammelte und publizierte Abb. 1: Das Schloss Falkenberg in einem um 1700 Pfeil belegten Schrägbalken, ebenso ab 1596 ein Wappenbuch, das die erste gefertigten Stich Michael Wenings. In Heft 17 dieser Zeitschrift publizierte in Feld vier, in Feld zwei und drei je ei- größere gedruckte Sammlung von Wap- Peter Maicher einen ausführlichen Aufsatz nen auf einem Vierfuß stehenden Topf. pen der Geschlechter des Heiligen Rö- über Schloss Falkenberg und seine Besitzer.1 Da Wening die Wappen der jeweili- mischen Reichs darstellte. Siebmachers Einem davon, Dr. Johann Sebastian Freiherrn gen Schlossbesitzer abbildete, müsste Wappenbuch erfuhr über die Jahre stets von Wämpl, und speziell seinem Wappen es sich bei dem beschriebenen Wap- Neuauflagen und Erweiterungen, es war ist dieser Beitrag, zu dem Peter Maicher die pen um das Wappen des damaligen das umfangreichste Wappenbuch der Autorin angeregt hat, gewidmet. Hofmarksherren und Schlossbesitzers damaligen Zeit.

124 125 Die Wämpl, die Adelzreiter sollte sich diese Tendenz in der nächs- Rosina wurde am 6. September 1626 und die Ligsalz ten Generation noch verfestigen. Dr. geboren, sie hatte dreizehn Geschwister. Johann Wämpl hatte zwei Söhne Dr. Interessant sind jedoch vor allem fünf Greift man zu diesem Wappenbuch, Johann Rudolf Wämpl, Geheimer Rat ihrer Brüder,15 als deren Taufpate der so findet man auf Seite 129 in Band 3 und Ratskanzler (1638-1704),9 und Dr. Hofkammerrath Dr. Johannes Wämpl des „Abgestorbenen Bayerischen Adels“ Johann Franz Wämpl (1639-1695), der genannt wird.16 Die Familien Adelzreiter das Wappen des Doctor utriusque die geistliche Laufbahn einschlug, Dom- und Wämpl waren also zu dieser Zeit iuris Johannes Wämpl. Es zeigt einen herr in Freising wurde und dem kurfürst- bereits miteinander bekannt. Rosina s(ilbernen) Löwen mit b(lauem) Hals- lichen geistlichen Rat angehörte.10 Für und Johann dürften sich auch gekannt kragen. Das Wappenbuch bezeichnet die Geschichte des Wämpl-Wappens ist haben und so mag es nicht verwundern, dieses Wappen als Stammwappen. Dr. aber ein Sohn seines Bruders, des Bür- dass bei der Suche nach einer Ehefrau Johannes Wämpl hatte als promovierter germeisters Peter Wämpl, entscheidend. die Wahl des aufstrebenden Juristen auf Akademiker das Recht ein persönliches Johann Wämpl wurde 1619 geboren, er die Tochter des hochangesehenen Hof- Wappen zu führen, hätte dieses Wap- besuchte die Ingolstädter Universität11 kammersekretärs fiel. Adelzreiter erhielt Abb. 3: Das Wappen der Wämpl. pen also für sich herstellen lassen kön- und trat nach der Promotion zum Doc- 1656 die Edelmannsfreiheit und nannte nen. Blickt man jedoch in die Familien- tor utriusque iuris in den Staatsdienst sich nach seinem niederbayerischen Le- geschichte der Wämpl oder Wampl, so als Regimentsrat in Straubing ein. 1646 hen Adelzreiter von Tettenweis. ist es wahrscheinlicher, dass er einfach heiratete er in der Landshuter Sankt Sucht man nun wieder in den „Wap- das bereits vorhandene Familienwappen Martinskirche Rosina, die Tochter des pen des bayerischen Adels“ nach dem führte. (Abb. 3) Johann Adelzreiter und der Euphrosina, Wappen der Adelzreiter, so stößt man auf Johannes Wämpl stammte aus einer geborene Gebhardt. Seite 126 des ersten Bandes der Wappen Landshuter Familie.7 Er war der Sohn Johann Adelzreiter war im Bayern des des abgestorbenen Adels auf ein Wappen des Peter Wämpl und hatte drei ältere 17. Jahrhunderts eine bedeutende Ge- des Johann A. Adelzreiter von Tettenweis, Brüder, Michael Wämpl (1577-1631), stalt, er war Hofkammerrat, leitete seit Licentiat und Geheimer Ratsvizekanzler, Wirt und Mitglied des Inneren Rats zu 1636 das Geheimarchiv und sollte noch der 1662 ohne männliche Nachkom- Landshut, den Regimentsrat Dr. Georg zum Kanzler aufsteigen, auch gehörte er men verstorben sein soll. Diese Angabe Wämpl (* 1578) und den Händler und der Regierung und dem Vormundschafts- ist sicher nicht richtig; zwar starb Johann In dieser Tradition sah sich im 19. Landshuter Bürgermeister Peter Wämpl rat zur Zeit der Unmündigkeit des Kron- Adelzreiter 1662, doch seine Söhne, erst Jahrhundert der Münchner Heraldiker (1581-1665).8 Sie alle dürften das Lö- prinzen Ferdinand Maria an.12 Joseph († 1665) und dann Johann Chris- Otto Titan von Hefner (1827-1870). wenwappen mit dem Halskragen ge- Von Adelzreiter überlieferte der bay- toph Adelzreiter, folgten ihm als Pfleger Er begann mit einigen Mitarbeitern die führt haben. erische Historiker Lorenz Westenrieder zu Moosburg nach.17 Johann Christoph Erarbeitung eines „neuen Siebmacher“. Damit wären aber nur Feld eins und ein Jahrbuch, das Adelzreiter führte und verstarb erst 1681 in Straubing. Bei dem Selbstverständlich enthielt dieses um- vier des vorderen Wappens auf dem We- in dem er die ihm wichtig erscheinenden bei Siebmacher genannten Wappenfüh- fangreiche Werk auch einen Band über ning-Stich erklärt. Die restlichen Felder aktuellen Ereignisse, die Stationen seiner rer handelt es sich jedoch ziemlich sicher die Wappen des Adels im Königreich erschließen sich Schritt für Schritt, wenn Karriere, aber auch die Stationen im Le- um Rosinas Vater. Den Bearbeitern der Bayern,5 ihm folgten, nun schon von man dem Aufstieg der Familie Wämpl ben seiner Kinder verzeichnete.13 Er teil- Wappen im neuen Siebmacher ging es den Mitarbeitern und Nachfolgern Hef- weiter folgt. Hatte die Generation des te unter anderem mit, dass er 1622 auf ja weniger um die Familiengeschichte als ners herausgegeben, drei weitere Bände Johannes neben zwei angesehenen Mit- Bitten seines Ingolstädter Mentors von um den Wappennachweis. Das Adelzrei- mit den Wappen der abgestorbenen Ge- gliedern des Landshuter Rates bereits Wolfgang Wilhelm, Fürsten zu Neuburg, ter-Wappen fanden sie wohl bei Johann schlechter Bayerns.6 zwei Akademiker hervorgebracht, so einen Wappenbrief erhalten habe.14 Adelzreiter, jüngere Nachweise kannten

126 127 gehandelt haben. Zum neuen Wappen 1691 Landschaftskanzler in München. der Wämpl wurde es aber spätestens zu 1693 erwarb Johann Sebastian die Hof- dem Zeitpunkt, als es als Wappen des mark Falkenberg vom Ordensprovinzial Vertreters der nächsten Generation auf- der Augustiner, denen die Hofmark seit trat: als Johann Wämpl 1689 sein Testa- dem Ordenseintritt des letzten Schöttl- ment aufsetzte, lebten noch zehn seiner Erben gehörte.22 1694 verlieh ihm der Kinder. Wie viele Rosina insgesamt zur Kurfürst den Adelsstand. Am 30. April Welt gebracht hatte, wissen wir nicht.19 1695 starb ihm Maria Anna. Johann Sein ältester Sohn Dr. Johann Sebastian Sebastian suchte eine zweite Ehefrau Wämpl ist der Falkenberger Hofmarks- und fand sie nun in seinem Münchner herr, um dessen Wappen es hier vorzüg- Umfeld. Er heiratete noch im September lich geht. des gleichen Jahres Maria Clara Ligsalz Abb. 4: Das Wappen Johann Sebastian wurde kurz nach zu Ascholding. Abb. 5: Das Wappen der der Adelzreiter. 1646 geboren, 1663 absolvierte er das Maria Clara war die Tochter des be- Ligsalz von Ascholding. Jesuitengymnasium, den Vorläufer des reits 1679 verstorbenen Münchner Bür- heutigen Wilhelmsgymnasiums in Mün- germeisters Ferdinand (I.) Ligsalz und chen,20 am 23. Oktober 1663 imma- der Maria, geborene Imhof. 23 Euler ver- sie nicht. Adelzreiters Wappen zeigt einen trikulierte er sich an der Ingolstädter merkte, Johann Sebastian und Maria Das Wappen seiner Ehefrau bildet Schrägrechtsbalken mit drei Rosen; wo- Universität als Logiker.21 Wo er seinen Clara seien „nachts um sechs Uhr auf der den rechten, heraldisch linken Teil des mit sich Feld zwei und drei des vorderen Doktortitel erwarb, wäre noch zu un- Landschaft eingesegnet worden“.24 Es auf dem Wening-Stich angebrachten Wappens auf dem Wening-Stich erklären tersuchen; unter den Ingolstädter Pro- war also eine stille Hochzeit ohne große achtfeldigen Wappens, das Wappen der lassen. (Abb. 4) movenden ist er nicht zu finden. Auch öffentliche Feier. Vermutlich wählte man Ligsalz zu Ascholding.26 Die Ligsalz zu Das vordere der beiden Wappen ist Johann Sebastian trat – wie sein Va- diese Form, weil der Tod Maria Annas Ascholding waren ein Zweig der Münch- also ein quadriertes Wappen aus dem ter und sein Onkel Johann Rudolf – in noch nicht einmal ein halbes Jahr zurück ner Patrizierfamilie der Ligsalz.27 Ligsalz Stammwappen der Wämpl und dem kurbayerische Dienste. Zunächst ist er lag. Maria Clara Ligsalz war kein junges zu Ascholding nannten sie sich, weil Karl Wappen der Adelzreiter. Vermutlich 1671 als Supernumerarius im Hofrat Mädchen mehr. Sie war zum Zeitpunkt (III.) Ligsalz und sein Bruder Hans (IV.) hat Johann Wämpl das Wappen seiner belegt, ab 1674 wurde er besoldet. Dies der Eheschließung 34 Jahre alt. Johann 1469 die Hofmark Ascholding erworben Frau anlässlich seiner Hochzeit oder ermöglichte ihm wohl 1675 eine ers- Sebastian wählte sie also wohl nicht in hatten und so landständisch geworden spätestens nach dem Tod des letzten te Ehe einzugehen. Seine erste Ehefrau Hoffnung auf weitere Kinder zur Ehefrau. waren.28 Sie führten in den vornehmeren seiner Schwäger in sein Wappen über- stammte wieder aus dem heimischen Er selbst gehörte dem Münchner Hof an Feldern das Stammwappen der Münch- nommen. Das ist in dieser Zeit ein nicht Landshut, Maria Anna war die Toch- und festigte mit der Auswahl seiner Frau ner Ligsalz, einen mit einem Pfeil beleg- ungewöhnlicher Vorgang. Man ermög- ter des Landshuter Handelsherrn und aus dem Münchner Patriziat wohl auch ten Schrägbalken.29 Mit dem Erwerb der lichte so ein Fortleben des Wappens des späteren Bürgermeisters Johann Mar- seine Kontakte zur städtischen Führungs- Hofmark Ascholding übernahmen sie abgestorbenen Geschlechts,18 anderer- tin Freinhuber von Dornwang. Mit ihr schicht. Mit Maria Clara übte Johann das Wappen der Pötscher, der frühe- seits dokumentierte man gegebenenfalls hatte Johann Sebastian sieben Kinder, Sebastian seine Hofmarksherrenrechte ren Hofmarksherren in Ascholding.30 Ihr die Kontinuität in den Besitzverhältnis- von denen jedoch nur die Tochter Ma- in Falkenberg aus. 1696 wurde er in den Wappenbild findet sich in den Feldern sen. Es kann sich anfangs bei der Kom- ria Anna Rosina (* 1679) das Erwach- Freiherrenstand erhoben und erhielt im zwei und drei des Wappens der Ligsalz bination der beiden Wappenbilder auf senenalter erreichte. Johann Sebastian gleichen Jahr auch die niedrige Gerichts- zu Ascholding. (Abb. 5) einem Wappenschild auch um ein Ehe- machte Karriere, er wurde 1686 Kanz- barkeit über die neuen der Hofmark ein- Somit wäre das Wappenbild auf allianzwappen von Johann und Rosina ler und Oberlehensprobst in Landshut, verleibten Untertanen.25 dem Wening-Stich vollständig erklärt.

128 129 Es handelt sich um ein Eheallianzwap- pen des Hofmarksherren Dr. Johann Se- bastian Wämpl und seiner Ehefrau Ma- ria Clara, geborene Ligsalz zu Aschol- ding. Der Stich von Falkenberg erschien im von Wening 1701 vorgelegten Band 1 seiner „Descriptio“, der das Rentamt München erfasste. Das darauf abge- bildete Wappen blieb indes nur kurze Zeit mit dem Adelssitz verbunden. Nach dem Tod Johann Sebastians 1715 näm- lich wurde die Hofmark 1716 verkauft und ging in den Besitz des Alois Clemens Franz Pancraz Reichsgraf von Rechberg und Rotenlöwen über.31

Abb. 6: Darstellung von Altenburg und Falkenberg in der Bürgersaalkirche in München. Das Gemälde wurde um 1715 von dem Hofmaler Franz Joachim Beich geschaffen. In der rechten unteren Ecke zeigt das Bild das Wappen des Dr. Johann Sebastian von Johann Sebastian von Wämpl. [Bitte digitale Vorlage zu Moosacher Heimatbuch, Bd. 1, S. 226-227 verwenden!] Wämpl, Maria Altenburg und Neubau des Kongregationssaales fiel, der Münchner Bürgersaal und Assistent des Präfekten während des Baues 1710.33 Sicher interessierte er Bleibt noch die Frage zu klären, wie sich intensiv nicht nur für den Bau, son- es zu dem Wappen der Wämpl auf der dern auch seine Ausstattung. beteiligte und auf sie Einfluss nehmende Gemäldes: In einer weiten Landschaft Darstellung von Maria Altenburg unter Wie ein von Johann August Corvi- Präfekt Wämpl war mit diesem Konzept ist auf der linken Bildseite die Wall- den Wallfahrtsorten im Münchner Bür- nus gefertigter Kupferstich des Inneren sicher befasst. fahrtskirche mehr durch die darüber gersaal kam. (Abb. 6) des Bürgersaales aus der Erbauungszeit Maria Altenburg war damals ein abgebildete Madonna im Strahlenkranz Der Bürgersaal, Gebets-und Ver- zeigt, war ein Fries mit marianischen bedeutender Marienwallfahrtsort. Im zu lokalisieren, als durch ihre auffällige sammlungsraum der Marianischen Kon- Wallfahrtsbildern, quasi als verbinden- Fokus des Hofmarksherrn Wämpl dürf- Darstellung. Eher im Zentrum des Bildes gregation der Bürger und Herren, wurde des Element zwischen der geschlosse- ten der Ort und seine Kirche nicht zu- findet sich das Falkenberger Schloss, al- 1709/10 im Laufe eines Jahres an der nen, unteren, irdischen Zone des Saales letzt deshalb gestanden haben, weil sie so der Wohnsitz Wämpls. Einen dritten Münchner Neuhauserstraße errichtet. und der durchfensterten, lichtdurchflu- genau zu dieser Zeit durch den Pfarrer Blickpunkt auf der rechten Bildseite bil- Wämpl war Sodale (Mitglied) der Kon- teten, oberen, himmlischen Zone von Johann Hagn durchgreifend barockisiert det eine zwischen Bäumen schwebende gregation. Wie schon sein Vater und sein Anfang an vorgesehen. Folgt man der wurde. Vielleicht engagierte sich Wämpl Büste des Heiligen Sebastian. Diese ist Schwiegervater, hatte auch er mehrfach Argumentation Lothar Altmanns, so auch hier finanziell? einerseits ein Hinweis auf das nahe ge- das Amt des Präfekten der Kongregation war es unter anderem von Anfang an ein Das Bild im Bürgersaal ist auf jeden legene Ebersberg und die dortige Sebas- – also ihres weltlichen Oberhauptes – in- Ziel der Kongregation, den Bürgersaal Fall nicht nur durch das links unten tianswallfahrt. Damals war Ebersberg ne.32 Johann Sebastian gehörte zu den als marianischen Wallfahrtsort zu eta- angebrachte Wappen Wämpls in der Ort einer jesuitischen Niederlassung. Da Sodalen, die am Neubau des Kongrega- blieren. Diese Angabe und die Auswahl Form, wie es schon sein Vater führte, mit die Marianische Kongregation im engen tionssaales aktiv beteiligt waren. Er war der Wallfahrtsorte weisen darauf hin.34 ihm in Verbindung zu bringen, sondern Kontakt mit den Jesuiten stand, ihr Prä- Präfekt, als 1709 der Entschluss zum Der an der Kongregationspolitik sicher auch durch die ganze Gestaltung des ses (also das geistliche Oberhaupt der

130 131 Kongregation) stets diesem Orden ange- des Landkreises Ebersberg zumindest 8 Fürnrohr, Walter: Kurbaierns Gesandte auf dem Familie Schrenk, das selbst nur Töchter hatte, das Immerwährenden Reichstag, Göttingen 1971, Wappen an seine Schwiegersöhne. Später wurde ihm hörte, war Ebersberg sicher ein Ort, mit durch sein Wappen präsent, auch wenn S. 53-61. dann doch noch ein Sohn geboren. 9 Münch, Theresia: Der Hofrat unter Kurfürst Max 30 Das Wappen findet sich daher auch auf dem dem sich die Sodalen verbunden fühl- er keinen Sohn hatte, der das Erwachse- Emanuel von Bayern (1679-1726), (Miscellanea Wening-Stich­ des Schlosses Ascholding. Siehe ten. Andererseits ist die Sebastiansbüste nenalter erreichte und die Familientradi- Bavcarica Monacensia 58), München 1979, Wening (wie Anm. 3), Rentamt München, Nr. 247. S. 178-179. Als Erinnerung an die Pötschner oder Petschner exis- auch eine Darstellung des eigentlichen tion fortführte. Neben dem Falkenber- 10 Hopfenmüller, Annelie: Der Geistliche Rat unter tiert nur mehr die Petschnermesse an Sankt Peter in den Kurfürsten Ferdinand Maria und Max Emanuel München, für die ein Hube in Ascholding Abgaben Namenspatrons des Johann Sebastian ger Hofmarksherren ist es auch der So- von Bayern (1651-1726), (Miscellanea Bavarica zu leisten hatte. Siehe Vogel, Karl von: Kurze Chronik Wämpl, wenn man den vorangestellten dale der Marianischen Kongregation der Monacensia 85), München 1985, S. 211-212. von Ascholding, in Oberbayerisches Archiv 8 (1847), 11 Pölnitz, Götz Freiherr von (Hg.): Die Matrikel der S. 278-281, hier S. 279. Johannes eher als Familienleitnamen in- Bürger und Herren, der sowohl mit dem Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut- 31 Siehe den Kaufvertrag, den er 1716 mit den Erben München, Teil 1, München 1937, Nr. 1638, 619, 43. des Johann Wämpl schloss. In ihm ist als letzte terpretiert, wie es das häufige Vorkom- Münchner Bürgersaal als auch mit Ma- 12 Lippert, Hans: Adlzreiter von Tettenweis, Johann, in: Erbin Maria Clara Freiin von Wämpl, also die Witwe men von Doppelnamen mit Johannes in ria Altenburg und ein wenig sogar mit Neue Deutsche Biographie, Bd. 1, Berlin 1953, S. genannt, daneben noch die Geschwister des Johann 73-74. Sebastian oder ihre Nachkommen. Hierzu Mayr (wie der Familie Wämpl nahelegt. dem Kloster Ebersberg zu verbinden ist. 13 „Memorabilia mein Johann Adlzreiters, der Rechten Anm. 22), S. 321. Licentiats, und der churfürstlichen Durchlaucht 32 Die 1610 gegründete Marianische Kongregation der Das Bild zeigt also mehrere Elemente, Herzog Maximilians in Bayrn Hofkammerraths“, in: Bürger und Herren in München hatte als Leitungs­ die Wämpl als Stifter oder als denjenigen Westenrieder Lorenz: Beiträge zur Vaterländischen gremium einen – bis zur Aufhebung des Ordens Historie, Geographie, Statistik etc., Bd. 10, München 1773 – stets jesuitischen Präses und einen weltlichen erscheinen lassen, dem das Bild (auch) 1817, S. 37-53. Vorstand, der aus einem Präfekten, zwei Assistenten, 14 „Memorabilia“ (wie Anm. 13), S. 39. einem Sekretär und zunächst sechs Konsultoren gewidmet war. Es ist nämlich nicht mehr 15 Johannes (* 1635), Joseph (* 1638) Ignatius (* und bestand. Die Präfektur war auf ein Jahr beschränkt zu klären, ob der Zyklus insgesamt in †1639), Hans Christoph (* 1642) und Hans Georg und wurde im Wechsel immer von einem Vertreter (* 1643). des Hofes und einem Vertreter der Bürger eingenom- Auftrag gegeben und die Wappen be- Anmerkungen 16 „Memorabilia“ (wie Anm. 13), S. 44-46. men. Johann Sebastian Wämpl, der der Hofpartei 17 Ferchl, Georg: Bayerische Behörden und Beamte angehörte, war Präfekt 1681, 1692, 1694, 1703, sonders verdienter Präfekten auf den 1 Maicher, Peter: Falkenbergs vergangene Größe – 1550-1804, 3 Bde., (Oberbayerisches Archiv 53), 1707, 1709, 1712/13. einzelnen Bildern angebracht wurden35 eine Erinnerung. Verschwundene Burg – 400-jähriges München 1908-1925. 33 Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Schloss – vergessene Hofmark, in: Land um den 18 Sicher vorhanden ist in dieser Zeit eine Vorliebe für Bürgerkongregation die Räume der beiden älteren oder ob die einzelnen Bilder von Soda- Ebersberger Forst 17 (2014), S. 94-196. quadrierte Wappen beim bayerischen Beamtenadel marianischen Kongregationen im Jesuitenkolleg 2 Zur Entstehung siehe Schuster, Rainer: Michael – vielleicht orientiere man sich hier, wie bei so vielen mitgenutzt. Zur Baugeschichte des Bürgersaales len / Präfekten gestiftet wurden. Da sich Wening und seine „Historico-Topographica anderen Dingen, am Herrscherhaus, das ja seit jeher siehe Altmann, Lothar: Aus der Geschichte von die Fertigung des Zyklus über längere Descriptio“ Oberbayerns und Niederbayerns. das quadrierte Wappen Pfalz-Bayern führte. Kongregation und Bürgersaal, in: 400 Jahre Voraussetzungen und Entstehungsgeschichte, 19 Belegt sind eine Schwester Ursula Katharina, sie Marianische Männerkongregation am Bürgersaal Zeit hinzog und sich in den Rechnungs- (Miscellanea Bavarica Monacensia 171), München heiratete 1671 Dr. Matthäus Marius Joner, den zu München, hg. v. Vorstand der Kongregation, 1999. Erzieher des Kurprinzen Max Emanuel, eine weitere Regensburg 2010, S. 29-58, zum Neubau besonders büchern der Kongregation keine Zah- 3 Wening, Michael: Historico-Topographica Schwester Maria Euphrosine, sie heiratete 1678 den S. 32. Zur Rolle Wämpls auch: Pichler, Joseph: Die lungen für die Wallfahrtsbilder finden, Descriptio, München 1701-1726. Das Werk ist Ingolstädter Professor Dominikus von Bassus. Von Marianische deutsche Kongregation der Herren und heute auch online einsehbar, die Ausgabe von 1726 den Söhnen wurde Dr. Franz Peter Wämpl (1652- Bürger am Bürgersaale zu München. Festgabe zur ist die Stiftung durch einzelne Sodalen / über die Digitalen Sammlungen der Bayerischen 1729) Domherr und Generalvikar zu Regensburg, Jubelfeier der Kongregation und des Saales im Jahre Staatsbibliothek, die einzelnen Stiche auch über das ein weiterer Joseph Felix Cajetan starb 1694 als 1910, München 1910, S. 41-42. Präfekten wahrscheinlich. Sie zahlten Portal Bavarikon. Hofkammerrat. 34 Altmann, Lothar: Marienwallfahrtsstätten in für das jeweils in Auftrag gegebene Bild 4 Die Laubwerkskrone über den Wappen ist zu Beginn 20 Leitschuh, Max: Die Matrikel der Oberklassen des Altbayern nach dem Bilderzyklus in der Münchner des 18. Jahrhunderts nur mehr als Zierelement zu Wilhelmsgymnasiums in München, Bd. I: 1561/62- Bürgersaalkirche, Lindenberg 2015, S. 24-26. direkt beim Maler. Fertiger der frühen deuten, sie hat keine Bedeutung mehr als Rang-und 1679/80, München 1970, S. 162, Nr. 118. 35 Altmann (wie Anm. 33), S. 40, geht von Stiftungen Würdezeichen. 21 Pölnitz, (wie Anm. 11), 1663, 893, 28. der Präfekten aus. Bilder des Zyklus war der Münchner 5 Hefner, Otto Titan von (Hg.): Der Adel des 22 Mayr, Gottfried: Ebersberg – Gericht Schwaben, 36 Siehe zu Beich Bürklin, Heidi: Franz Joachim Beich Hofmaler Franz Joachim Beich und seine Königreichs Bayern, Nürnberg 1856. (Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern I/48) (1665-1748). Ein Landschafts- und Schlachtenmaler 6 36 Hefner, Otto Titan von / Seyler, Gustav A. (Hg.): München 1989, S. 321. am Hofe Max Emanuels, (Miscellanea Bavarica Werkstatt. Für das Bild Wämpls ist ein Abgestorbener Bayerischer Adel, Nürnberg 1884; 23 Stahleder, Helmuth: Beiträge zur Geschichte der Monacensia 39), München 1971. Zum Zyklus der Seyler, Gustav A. (Hg.): Abgestorbener Bayerischer Münchner Bürgergeschlechter im Mittelalter. Wallfahrtsbilder besonders S. 95-100. relativ frühes Fertigungsdatum anzuneh- Adel, Theil II, Nürnberg 1906; Seyler, Gustav A. Die Ligsalz, in: Oberbayerisches Archiv 117/118 men, da er ja schon 1715 verstarb, eine (Hg.): Abgestorbener Bayerischer Adel, Theil III, (1993/94), S. 252. Nürnberg 1911. 24 Euler (wie Anm. 7), S.46. Abbildungsnachweis sehr viel spätere Anfertigung auf Grund 7 Die Familiengeschichte der Wämpl hat Friedrich 25 Maicher (wie Anm. 1), S. 119. Wilhelm Euler bereits 1956 aufgearbeitet und 26 Hefner / Seyler (wie Anm. 6), S. 19. ∙ Archiv der Stadt Grafing: Abb. 1, 2. einer zu Lebzeiten gemachten Stiftung dabei auch die zahlreichen Verwechslungen unter 27 Zu den Ligsalz siehe Stahleder (wie Anm. 23), ∙ Hefner, Otto Titan von / Seyler, Gustav A. (Hg.): oder einer testamentarischen Festlegung den Trägern des Vornamens Johann beseitigt. S. 175-260. Abgestorbener Bayerischer Adel, Nürnberg 1884: Siehe Euler, Friedrich Wilhelm: Der Aufstieg des 28 Stahleder (wie Anm. 23) S.193. Abb. 4, 5. also nicht angenommen werden kann. Kanzlergeschlechtes Wämpl, in: Roth, Adolf (Hg.): 29 Hefner / Seyler (wie Anm. 6), S. 19. Das Wappen ∙ Marianische Männerkongregation Mariae Ver­ Familienkunde, Volkskunde, Heimatgeschichte. der Ligsalz ist identisch mit dem zweier weiterer kündigung zu München (Franz Holzapfel): Abb. 6 Dr. Johann Sebastian Wämpl bleibt Festschrift für Joseph Demleitner zum 70. Münchner Bürgergeschlechter, dem der Schrenk und ∙ Seyler, Gustav A. (Hg.): Abgestorbener Bayerischer damit an mehreren Orten Bayerns und Geburtstag, München 1956, S. 28-49. dem der Ridler. Angeblich übergab ein Mitglied der Adel, Theil III, Nürnberg 1911: Abb. 3.

132 133 Der angeblich unbekannte Maler G.S.P. heißt Gregor Sulzböck aus Wasserburg

Ferdinand Steffan

Abb. 4 u. 5: Martyrium der heiligen Ursula, Öl auf Leinwand, und Heilige Florian, Sebastian und Kastulus, Öl auf Leinwand. Ehemalige Seitenaltarbilder der Pfarrkirche Albaching, jetzt in der Sakristei von St. Christoph hängend.

Abb. 1-3: Signaturen von Gregor Sulzböck: Kreuzigungsbild im Rathaus; Kreuzabnahme, Privatbesitz;– Maria besucht Elisabeth, Schechen. Gregor Sulzböck, auch Sulz­ auf kunsthistorische Fakten als vielmehr beck, Sulzbekh, Sultzböck auf eine gute Portion Lokalpatriotismus. (* ca. 1636 in Eggenfelden, In Wirklichkeit stehen die Buchstaben † 1698 in Wasserburg) – Im Jahrbuch „Land um den Ebers- zugeschrieben werden könnte[n]“ und „GSP“ für den seit langem bekannten Biographisches berger Forst 13 (2010)“ erwähnt Rudolf behauptet, dass das Sigel „GSP“ noch Wasserburger Maler Gregor Sulzböck / Münch in seinem Beitrag über „Sankt nicht habe entschlüsselt werden kön- Sulzbeck = „G[regor] S[ulzböck] P[inxit / Über die Herkunft und Ausbildung Christoph“ zwei (angebliche) Tafelbil- nen, obwohl bereits Georg Brenninger ictor]“. (Abb. 1-3) Da St. Christoph seit Gregor Sulzböcks ist bislang wenig be- der aus den Jahren 1695/96, die jeweils in seiner „Kunsttopographie“3 die Auf- 1972 als Gemeindeteil von Steinhöring kannt. Er wurde um 1636 (sicher nach mit den Buchstaben „GSP“ signiert sei- lösung bietet und der Künstler im Was- zum Arbeits- und Forschungsbereich 1635) als Sohn des Zimmermeisters Pe- en.1 Ebenso sei ein Auszugsbild über serburger Raum längst durch verschie- des Historischen Vereins für den Land- ter Sulzpeck und dessen Gattin ­Regina in dem linken Seitenaltar mit der Darstel- dene Werke bekannt ist. Münch möch- kreis Ebersberg e.V. gehört, scheint es Eggenfelden geboren.4 Seine Lehre­ könn- lung des heiligen Oswald mit „GSP“ und te die Signatur vom Hof-/Hausnamen angebracht, die Zuordnung der Bilder te er in Eggenfelden gemacht haben, wo der Jahreszahl 1695 bezeichnet.2 Münch „Griespöck“ in Haag ableiten, wo der richtigzustellen, ehe sich Mutmaßungen um diese Zeit ein Maler Georg Burckhart konstatiert, dass diese Bilder „dem Maler Hofmann seine Werkstatt hatte. verfestigen und in die kunsthistorische beziehungsweise dessen Nachfolger Haager Maler Wolfgang Hofmann ­Diese Annahme gründet sich weniger Literatur eingehen. (Abb. 4 u. 5) nach­weisbar ist.5

134 135 Als Geselle, etwas über 20 Jahre alt, mit dem Bildhauer David Zürn verwickelt Tochter des kurfürstlichen Rats und ge- sich Arbeiten der Fassmalerei nur schwer dürfte er nach Wasserburg gekommen und wurde vor das Pfleggericht geladen.10 heimen Ratsboten Adam Geörg und des- verifizieren lassen, erlauben vor allem die sein. Der früheste Nachweis liegt für Von „Gregorius Sulzböth“ soll ein sen Ehefrau Katharina. signierten Ölbilder eine Würdigung sei- 1657 vor, da er in diesem Jahr einen Stammbuchblatt aus dem Jahre 1665 Gregor Sulzböck starb am 20. Januar nes Stils. Wenn Sulzböck auch in seiner Kirchenstuhl in Sankt Jakob überlassen im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig 1698 in Wasserburg. engeren Heimat als Freskenmaler arbei- bekommt.6 Vermutlich stand er beim existieren.11 1702 taucht in Kirchenrechnungen tete, wäre zu untersuchen, inwieweit sol- Maler Matthias Wilhelm Stro(h)vog(e)l7 1673 muss Gregor Sulzböck schwer für Rieden / Zell eine Witwe „Anna Maria che Werke die Zeiten überdauert haben. ein, dessen Witwe Anna er am 4. Februar erkrankt gewesen sein, da er eine Votiv- Sulzpöckhin“ auf, die zweite Gattin von In Wasserburg wurde er möglicher- 1658 heiratete. tafel zu Ehren der heiligen Eugenia in die Gregor Sulzböck, die zu diesem Zeitpunkt weise zwischen 1658 und 1663 mit der Anna Kholnperger war zuvor in 1. Pfarrkirche Sankt Jakob stiftete.12 Darauf als Witwe am 20. Februar 1702 den aus Schaffung des Auszugsbildes (Sendung Ehe mit Wolfgang Pittenharter († kurz ist die heilige Eugenia, deren Reliquien Waldmünchen stammenden Maler Jo- des hl. Geistes) für den Hochaltar beauf- vor 05.02.1643) verheiratet gewesen. Da seit 1672 auf einem eigenen Altar ausge- hann Martin Heller geheiratet hatte.15 tragt. Da er in der Endabrechnung von Strovogl bereits am 11. Oktober 1657 stellt werden, über der Stadt Wasserburg Die bereits seit dem Ende des 16. 1663 als Zahlungsempfänger erwähnt nach nur wenigen Ehejahren verstarb, dargestellt, während der Votant seitwärts Jahr­hunderts bestehende Werkstatt der wird, wird er an der Aufstellung dieses heiratete die Witwe Pittenharter / Stro- kniet. Damit haben wir es mit einem Malerfamilie Pittenharter wurde also Hochaltares, eventuell auch als Fassma- vogl nun Gregor Sulzböck,8 um die Ma- „Porträt“ des Malers zu tun. Möglicher- über die Maler Strovogl, Sulzböck, Hel- ler, beteiligt gewesen sein. Die in der äl- lergerechtigkeit fortführen zu können. weise hatte Sulzböck sogar das Gemälde ler, Aigner, Kurz und Bernhard bis ins 19. teren Literatur vertretene Meinung, dass Schon wenige Tage nach Strovogls für diesen Altar geschaffen. Jahrhundert fortgeführt. Sulzböck das Hochaltarblatt der „Him- Tod hatte die Witwe am 19. Oktober Am 20. Mai 1680 starb Sulzböcks melfahrt Mariens“ geschaffen habe, gilt 1657 den Rat der Stadt ersucht, ihr den Gattin Anna Kholnperger. Bereits am 3. jedoch längst als widerlegt.16 Auftrag für die Malerei des Choraltares Februar des folgenden Jahres ging der Werke Gregor Sulzböcks 1667 malte er fünf Gerechtigkeits- in Sankt Jakob zu belassen, der Strovogl Witwer eine Ehe mit der Witwe Maria bilder für den kleinen Rathaussaal, eine und dem Maler Eberhardt erteilt worden (Anna) Aichinger aus Landshut ein, aus Es würde im Rahmen dieser Abhand- damals übliche Bildsequenz in Sitzungs- war.9 Dem Gesuch wurde stattgegeben, der insgesamt zehn Kinder hervorgin- lung zu weit führen, sämtliche Belege für räumen, die Bürgermeister und Ratsher- sodass davon ausgegangen werden kann, gen, von denen jedoch fünf bereits im Tätigkeiten von Gregor Sulzböck aufzulis- ren zu gerechtem Handeln und Urteil dass Sulzböck die Aufträge seines Lehr- Säuglings- beziehungsweise Kindesalter ten, zumal es sich oft um unspezifizierte mahnen sollten. Erhalten geblieben sind meisters übernahm und somit die bereits starben. Arbeiten handelt. Sein Schaffen umfasst vier querformatige Bilder mit den durch- seit dem Ende des 16. Jahrhunderts be- Lediglich zum Erstgeborenen Thomas Werke der Freskomalerei, der Fassmale- schnittlichen Maßen 71 mal 240 Zenti- stehende Werkstatt der Malerfamilie Pit- Judas Thaddäus (* 28.12.1681) gibt es rei und der Malerei, vor allem von Altar- meter, welche die Kreuzigung Jesu, das tenharter fortführte. noch einige Notizen. Als Taufpaten fun- blättern und großformatigeren Heiligen- Urteil Salomons, das Urteil Daniels (Su- Kurz nach seiner Hochzeit erhielt gierten der Schulmeister Thomas Riedl bildern. Dabei lag der örtliche Schwer- sanna vor den Richtern) sowie die Wie- Sulzböck­ am 8. März 1658 das Bürger- und vermutlich dessen Tochter Anna. punkt seines Wirkens selbstverständlich dergutmachung eines Unfallgeschehens recht der Stadt. Der Täufling erhielt seinen Namen nach im Bereich der Stadt Wasserburg und durch Kaiser Trajan zum Thema haben. Aus der Ehe mit Anna Kholnperger / dem Paten. 1702 wurde Thomas Judas deren Umgebung, wie Albaching (bzw. Als 2010 das Kreuzigungsbild restauriert Pittenharter / Strovogl ging ein Sohn Thaddäus Sulzböck als Maler und Bürger St. Christoph), Schechen, Lappach und wurde, entdeckte man am Stamm des ­Joseph hervor, über den jedoch nichts in Rosenheim aufgenommen und zahlte Gars, wo bereits sein Werkstattvorgänger Kreuzes die Signatur „G.S.P.“ und die Näheres bekannt ist. 24 Gulden.13 Allerdings erscheint dieser Strovogl gleichsam als Klostermaler tätig Datierung „1667“. Reste einer weiteren 1663 war Sulzböck zusammen mit Maler nirgends in den Werkverzeichnis- war. Allerdings war er auch weit entfernt Signatur fanden sich auch auf einem dem Maler Christoph Eberhardt und dem sen.14 Am 9. Mai 1702 heiratete Thomas im Kloster Indersdorf bei Dachau als Hundehalsband. Je nach zur Verfügung Bildhauer Adam Hartmann in Raufhändel J. Th. Sulzböck eine Maria Anna Geörg, Freskant tätig. Abgesehen davon, dass stehendem Platz, signierte Sulzböck mit

136 137 1678 beteiligte er sich auf eigene Kos- eine Gruppe von Armen Seelen im Feg- ten an der Erneuerung der drei Kreuze am feuer dargestellt. Den Hintergrund bildet Reitsteig oberhalb von Sankt Achatz, in- eine Ansicht von Wasserburg. Gleichsam dem er die Figuren und Kreuze neu fasst.17 im Mittelteil dominiert eine Gruppe von Zwischen 1688 und 1692 malte er die Engeln, von denen einer in der Mitte einen Altarblätter für die Burgkirche Sankt Ägi- Märtyrerkranz hält, während zwei andere dius in Wasserburg. Am Choraltar über- die symbolisierte Sonne und den Mond in gibt der heilige Benedikt inmitten der 14 Händen halten. Darüber sitzen auf einer Nothelfer, zu denen ja auch der Kirchen- Wolkenbank Christus und Gottvater, die patron Sankt Ägidius gehört, der Mutter- eine Krone zwischen sich halten, über der gottes eine Ansicht von Wasserburg (heu- die Taube des Heiligen Geistes schwebt te verschollen).18 Die Auflistung Joseph (für eine Krönung Mariens fehlt allerdings Heiserers nennt ferner „Jesum in der Krip- die Muttergottes als Mittelfigur). Mit die- pe“ und „die heil. Dreifaltigkeit vorstel- ser Hauptszene könnte Heiserers Interpre- lend“, ohne diese Titel einem bestimmten tation „eine hl. Dreifaltigkeit vorstellend“ Abb. 7: Gregor Sulzböck als Votant auf seinem 1673 gestifteten Votivbild. Seitenaltar zuzuordnen. Möglicherweise gemeint sein. Im rechten unteren Eck be- liegt aber auch eine Fehlinterpretation findet sich die Signatur: „G.SVLZBÖKH Heiserers vor, indem er jeweils nur eine P[inxit / ictor] 1685 [?]“. Einzelszene aus der Bildkomposition für Im Bildaufbau und in wesentlichen Jesu, hll. Katharina und Barbara). Die seine Beschreibung herausgriff. Nach der Details stimmt dieses Gemälde mit dem bis 1882 angebrachten unbeweglichen Säkularisierung der Burgkapelle erwarb heutigen Hochaltarbild einer Krönung Seitenflügel des Altares mit Darstellun- 1818 der Gutsbesitzer Joseph Schmid- Mariens in der Frauenkirche von Was- gen des heiligen Johannes Evangelist ramsl von Forsting die beiden Seitenaltä- serburg überein, sodass man mit Fug und des heiligen Georg sind auch von re für die Kirche Heilig Kreuz in Ebrach, und Recht annehmen kann, dass Sulz- der Hand Sulzböcks, wurden aber 1954 Abb. 6: Maria besucht ihre Base Elisabeth, Filialkirche Schechen. Verwaltungsgemeinschaft Pfaffing.19 Den böck wohl als eine seiner letzten Arbei- zu einem Tafelbild zusammengefügt und nördlichen Seitenaltar schmückt heute ten dieses übergroße Bild für den 1696 gesondert aufgehängt. Das Altarblatt die sogenannte „mystische Vermählung errichteten Altar schuf. Möglicherweise trägt die beschädigte Signatur „1673 der hl. Katharina“ mit dem Jesuskind – ist ihm damit auch das Auszugsbild mit G.SVLZ[…]“.21 (Abb. 3 u. 7) vollem Namen, wobei er den Vornamen offensichtlich hat Heiserer hier nur das der Darstellung des für Wasserburg un- Nachdem bereits Sulzböcks Werk- jedoch stets abkürzte, oder mit der Ab- Jesuskind auf dem Schoß Mariens, um- verzichtbaren Schifferpatrons, des heili- stattvorgänger Strovogl für das Augus- breviatur „G.S.P.“ Damit dürfte die Zu- geben von mehreren Personen, als zent- gen Nikolaus, zuzuschreiben. tiner-Chorherrenstift Gars tätig gewesen schreibung der zwei Gemälde von St. rales Thema gesehen.20 Das Altarblatt des Für die Filialkirche Sankt Margare- war, gingen nun die weiteren Aufträge Christoph beziehungsweise Albaching an südlichen Seitenaltares wurde gegen eine tha in Schechen bei Rosenheim erhielt an ihn. So kopierte er 1669 zwölf Votiv- Wolfgang Hofmann klar widerlegt sein. Darstellung der 14 Nothelfer aus dem Sulzböck den Auftrag für die Gemälde bilder zu Ehren der heiligen Radegundis Für Fassarbeiten an Altären wurde 19. Jahrhundert ausgewechselt. Das ur- zum Seitenaltar, wobei die Kistlerarbei- und fasste sie zu einer einheitlichen Tafel er noch mehrfach herangezogen. 1669 sprüngliche Gemälde, das von der Größe ten ebenfalls von einem Wasserburger zusammen. Möglicherweise hatte er be- erhielt er für die Fassung des Seelenal- genau in das Retabel dieses Seitenaltares Meister ausgeführt wurden. Die Arbei- reits 1663 für den Hochaltar das Oberbild tares in Sankt Jakob 95 Gulden und im passt, hängt stattdessen an der Langhaus- ten umfassten neben dem Mittelbild, einer Heiligen Dreifaltigkeit geschaffen, gleichen Jahr für die Fassung des Chor- Nordwand. Es zeigt die heiligen Sebastian einer Heimsuchung Mariae, auch das zwar fehlen Belege dazu, aber es bestehen altares in der Gruftkirche 80 Gulden. und Florian sitzend. Zwischen ihnen ist Predella- und Auszugsgemälde (Geburt Übereinstimmungen mit dem Altarblatt

138 139 in Ebrach. Nachweisbar sind 6 Fahnen Es mag verfrüht sein, das Schaffen gibt Münch leider keinen Beleg an. Der linke = nörd- Museum Wasserburg, Inv. Nr. 1843, Öl / Holz, Maße liche Seitenaltar ist mit 1688 datiert und enthält 58 x 44,5 Zentimeter. Siehe Steffan, Ferdinand: für die Passionsprozession (sog. Labra, Gregor Sulzböcks schon abschließend ein Altarblatt – Joachim, Anna und Maria – vom Die Verehrung der Hl. Eugenia in Wasserburg, in: 1684), „10 Tafl unserer Heyligen“ (1685), zu würdigen. Auffallend sind jedoch ei- Landshuter Maler Franz Josef Geiger (1644-1691). Pfarrbrief für die Pfarreien St. Jakob und St. Konrad Siehe zu diesem Thieme, Ulrich / Becker, Felix (Hg.): 3/2006, S. 19-24. drei Bilder von Ordensmitgliedern („tabu- nerseits farbenfreudige, personenreiche Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, Bd. 13 Stadtarchiv Rosenheim, Kammerrechnung 1702. XIII, Leipzig 1920, S. 343. Es ist anzunehmen, dass 14 Im Register zu den Kunstdenkmäler-Bänden für den la ordinis“, 1686) und die Fassung oder Darstellungen wie in St. Christoph / Geiger auch das Auszugsbild – Sankt Oswald schuf, ehemaligen Landkreis Rosenheim von Peter von das Mittelbild eines Altares in der Präla- Albaching und Gars (Hl. Felix), ande- Brenninger (wie Anm. 1) setzt es zeitgleich mit Bomhard taucht dieser Künstler nirgends auf. dem Altarblatt an. Der Hochaltar hatte ebenso ein 15 Nadler, Stefan / Hildebrandt, Maria: Dokumentation tenkammer (1690).22 Zugeschrieben wird rerseits in dunklen Farben gehaltene Gemälde – Pfingstwunder – dieses Künstlers, das zur Bau-, Ausstattungs- und Restaurierungsgeschichte jetzt aber in seinen Maßen beschnitten den rechten der Kath. Filialkirche St. Laurentius in Zell, München ihm auch eine Votivtafel zu einer Feuers- Szenen wie die Kreuzabnahme oder die Seitenaltar aus dem Jahr 1687 ziert. Das ursprüng- 2001, S. 29. Anna Maria Sulzpöck hatte dort brunst in Gars im Jahre 1675.23 Gerechtigkeitsbilder im Wasserburger liche Altarblatt – Heiliger Wandel, Maße circa 220 x Arbeiten durch einen Malergesellen ausführen lassen. 136 Zentimeter – hängt derzeit in der Sakristei und 16 So zum Beispiel Heiserer, Joseph: Topographische Aus dem Schema bisheriger Arbeiten Rathaus. Auf den Votivtafeln und ei- dürfte zusammen mit dem Auszugsbild des heiligen Geschichte der Stadt Wasserburg, in Oberbayerisches Leonhard ebenfalls von Franz Josef Geiger geschaffen Archiv 19 (1860), S. 251-344, hier S. 317, Anm. 3, Sulzböcks fallen folgende Tätigkeiten: nigen Altarblättern fallen die sehr fein worden sein. Die Datierung Brenningers „um 1700“ und Fürst, Max: Biographisches Lexikon, München 1694 goss Hans Stang in Wasserburg strukturierten Landschafts- und Archi- passt durchaus noch zu den Lebensdaten Franz J. 1901, 166. Diese Angaben wurden vom Wasserburger Geigers. Die Schmidtsche Matrikel, Deutinger (wie Anzeiger 1901, Nr. 113, übernommen. eine zinnerne Lavaboanlage um 4 Gulden tekturdarstellungen im Hintergrund auf, Anm. 1), erwähnt für 1740 als Nebenaltäre „Altare s. 17 Brunhuber, Kaspar: Das Baubuch des Josephi & altare ss. Joachim & Annae“, wobei unter Baustadelknechts Khornmesser in Wasserburg 1674- 4 Kreuzer für die Kirche in Lappach, Pfar- die vielleicht einen Hinweis auf seine dem Josephs-Altar wohl die Darstellung des Heiligen 1686, Wasserburg 1914, S. 8. rei St. Wolfgang, die der Maler Gregor Vorbilder liefern können. Wandels, wo die Gestalt des heiligen Joseph eine her- 18 Joseph Heiserer im Wochenblatt für das Landgericht ausragende Stellung einnimmt, gemeint sein dürfte. Wasserburg, 1841, 203. Erneut veröffentlicht findet Sulzböck um 36 Kreuzer fassen musste – 3 Brenninger (wie Anm. 1). sich Joseph Heiserers ausführlichere Beschreibung der 4 Manteuffel, Claus Zoege von: Die Bildhauerfamilie Kirchen Wasserburgs in Ders. (wie Anm. 17), S. 322. eine etwas seltsame Vorstellung, dass Zürn 1606-1666, Weißenhorn 1969, Bd. 1, S. Zur Geschichte der Burgkapelle siehe Mitterwieser, man ein Zinngefäß bemalte.24 314; Haushofer, Josef: Stadtarchiv Eggenfelden, Alois: Alt- und sein Schloß, (Bayerische Archivinventare 31), Freiburg 1971, S. München o. J., S. 34-35. Welche Beziehungen Sulzböck zum Anmerkungen 230. 1646 ist Peter Sulzpeckh noch unter den Stiftern 19 Kastner, Heinrich / Sponholz, Hans: Stadt und eines Gottesdienstes des Zimmerhandwerks aufge- Landkreis Wasserburg am Inn, Aßling 1970, S. 89; Kloster Indersdorf bei Dachau hatte, 1 Münch, Rudolf: Sankt Christoph, in: Land um den führt. Siehe ebenda, S. 147. Hofmann, Petra / Krey, Andrea: 1250 Jahre Ebrach in lässt sich nicht mehr feststellen, viel- Ebersberger Forst 13 (2010), S. 8-21, hier S. 8. 5 Haushofer (wie Anm. 4), S. 90. Georg Burckhart Obb., Pfaffing 2010, S. 56-57. Es handelt sich um eine Darstellung des heiligen war zwar 1635, also zum Zeitpunkt der Geburt 20 Der Hinweis Bezold, Gustav von / Riehl, Berthold leicht wurde er vom Kloster Gars dort- Sebastian zwischen dem heiligen Florian und einem Gregor Sulzböcks, bereits verstorben, doch dürfte / Hager, Georg (Bearb.): Die Kunstdenkmale des weiteren Heiligen, signiert und datiert „GSP“ / die Werkstatt wie üblich weitergeführt worden Königreiches Bayern, Oberbayern, Teil VI, Stadt hin weiterempfohlen. Jedenfalls schuf er „G.S.P. 1695“, sowie um ein Bild vom Martyrium der sein. Mit großem zeitlichem Abstand ist ein Johann und Bezirksamt Wasserburg, München 1902, S. 1694 fünf Deckengemälde für das untere heiligen Ursula, signiert und datiert „GSP“ / „G.S.P. Grainlechner, Maler, erst wieder 1695 nachweisbar. 1942, dass es sich um gute dekorative Arbeiten 1696“, Maße jeweils circa 170 x 120 Zentimeter. Siehe Haushofer (wie Anm. 4), S. 98. des 18. Jahrhunderts handle, stimmt nicht mit den große Tafelzimmer, deren Thematik mit Beide Gemälde hängen in der Sakristei. Offensichtlich 6 Stadtarchiv Wasserburg, Kammerrechnung 1657: Lebensdaten Sulzböcks überein. hat Münch ungeprüft die Angaben Pfarrer Josef „Georgen Sulzpecken Mallern, ainen Stuel verlassen 21 Bomhard, Peter von: Die Kunstdenkmäler der Stadt der Funktion des Raumes zu tun hat: Noderers in dessen Kirchenführer von Albaching (o. 1 fl“. und des Landkreises Rosenheim, Bd. I, Rosenheim Jesus und die Jünger in Emmaus, das J., vermutlich um 1937) übernommen, der erstmals 7 Matthias Wilhelm Stro(h)vog(e)l, Maler, geboren in 1954, S. 94. irrtümlich von „Tafelbildern“ schreibt, obwohl es sich München 1611 als Sohn des Kistlers Strovogl und 22 Freundliche Mitteilung von Meinrad Schroll, Gastmahl im Hause des Simon, das Ge- eindeutig um Gemälde auf Leinwand handelt. Die der Elisabeth N., Lehre bei dem Maler Eberhard Mühldorf, nach Tagebucheinträgen in den „Diaria beiden Gemälde sollen ursprünglich Seitenaltarblätter Wolf Schopf, Bürgeraufnahme in Wasserburg am Garsensia“, Archiv des Erzbistums München und spräch mit der Samariterin am Jakobs- in Albaching gewesen sein, was sich durch die 17.10.1645, Heirat der Witwe des Malers Wolf Freising, KB 37/1, Bd. 1 (1683-1705 von Dekan brunnen.25 Auch die beiden kleineren Angaben in der Schmidtschen Matrikel von 1738/40 Pittenharter am 06.07.1643 und damit Fortführung Johann Chrysostomus Hager), Abschriften durch belegen lässt, wonach sich unter den vier Altären von dessen Werkstatt, gestorben am 11.10.1657 in Cordula Böhm im Stadtarchiv Waldkraiburg. Szenen mit Putten und Schriftbändern dieser Kirche ein „altare s. Ursulae & [ein] altare s. Wasserburg. Die Werkstatt wurde dann von Gregor 23 Hauser, Josef / Schmalzl, Peter: 2000 Jahre Gars, Sebastiani martyris“ befunden habe. Siehe Deutinger, Sulzböck / Sulzbeck übernommen. Gars 1955, S. 39. Früher in der Klosterkirche, jetzt beziehen sich auf den Speisesaal, wo Martin von (Hg.): Die älteren Matrikeln des Bisthums 8 Birkmaier, Willi / Steffan, Ferdinand: Zur aber in der Felixkapelle. „die Kräfte wiederhergestellt, nicht un- Freysing, Bd. 2, München 1849, § 358 S. 59. Der Malerfamilie Pittenharter in Wasserburg, in: Heimat 24 Brenninger, Georg: Kunsthandwerker der Barockzeit dritte Heilige neben Sebastian und Florian wird von am Inn 12 (1992), S. 35-55: Anna Kholnperger – 1. aus Kirchenrechnungen der Reichsgrafschaft Haag, terdrückt“ werden sollen und wo maß- Pfarrer Noderer als heiliger Oswald angesprochen, oo 23.11.1635 mit Wolfgang Pittenharter († kurz vor in: Heimat am Inn 12 (1992), S. 225. Brenninger lässt ihn in seiner Kunsttopographie unbe- dem 05.02.1643); 2. oo 02.06.1643 mit Matthias 25 Bauer, Hermann / Büttner, Frank / u. a. (Hg.): voller Genuss „zur Nüchternheit wie bei stimmt. Siehe Brenninger, Georg: Kunsttopographie Wilhelm Strovog(e)l aus München († 11.10.1657); 3. Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, Übelkeit“ nötig ist. Signaturen sind nicht der Erzdiözese München-Freising, Pfarrei Steinhöring, oo 04.02.1658 mit Gregor Sulzböck († 20.01.1698). Bayern, Bd. 5: Landkreis Dachau, München 1996, Filialkirche St. Christoph, München 1992/94. Es han- 9 Manteuffel (wie Anm. 4), S. 349, U 249. S. 146-150. vorhanden, doch lassen sich die fünf delt sich jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit um 10 Manteuffel (wie Anm. 4), S. 207, U 261 – 26 Ebenda, S. 146. den heiligen Kastulus – eine vergleichbare Darstellung, 01.06.1663. Fresken auf Grund der erhaltenen Rech- jedoch als Schnitzwerk, findet sich in der Filialkirche 11 Thieme, Ulrich / Becker, Felix (Hg.): Allgemeines nungen „H. Gregorius Sulzpöck Mallern Meiletskirchen bei Steinhöring. Typisch sind der Lexikon der bildenden Künstler, Bd. XXII, Leipzig Abbildungsnachweis Fürstenhut, die Rüstung, das Kreuz und ein Baum. 1928, S. 289. in Wasserburg“ zuordnen.26 2 Münch (wie Anm. 1), S. 12. Für diese Zuschreibung 12 Diese Votivtafel befindet sich heute im Städtischen ∙ Ferdinand Steffan, Thalham: Abb. 1-7.

140 141 Figuren auf dem Schachbrett wurde. Nachforschungen ergaben, dass es sich bei dieser Oettinger Prinzessin der frühneuzeitlichen Kabinettspolitik um keine der im 18. Jahrhundert nur wenigen Ordensschwestern und Kano- Fürst und Fürstin von Bretzenheim zwischen Ebersberg, nissinen („canonicessa“) der Malteser Mannheim, München und Wien. Echos einer Umbruchszeit handelt. Damit bleibt die Frage, warum der damals im christlichen Europa füh- Thomas Freller rende katholische geistliche Ritterorden diese ansonsten nur sich durch militäri- sche und diplomatische Verdienste für die katholische Religion auszeichnenden Aristokraten vorbehaltene Ehre einer weiblichen Person zueignete.5 Ein Eintrag im Ordensarchiv vom 5. Nur wenige Fürstenviten an der Wende Karl August zum ungarischen Magna- August 1788 wirft mehr Licht auf die des 18. zum 19. Jahrhundert spiegeln bes- ten werden ließen. Auch wenn sich das ausgezeichnete Person und den Hinter- ser die Verwerfungen und Umwälzungen des Paar nur gelegentlich in Ebersberg auf- grund der Verleihung. An diesem Tag Zeitalters am Ende des Ancien Régime im hielt, bildete das Einkommen der Prio- notierte die Kanzlei des Ordens die so- Spannungsfeld von Revolution und Restau- ratskommturei doch für viele Jahre das eben auf Malta eingetroffenen detail- ration, das Nebenher von Neuem und Al- finanzielle Rückgrat des aufwändigen lierteren Nachrichten über die Heirat tem, die sogenannte „Ungleichzeitigkeit des Lebensstils des Fürsten. dieser Prinzessin mit Karl August Graf Gleichzeitigen“,1 als jene des Karl August von Bretzenheim.6 Mit diesen Informa- von Bretzenheim – unehelicher Sohn tionen lässt sich die Identität der Dame Kurfürst Karl Theodors – und seiner Ge- Annäherung an ein Kuriosum zweifelsfrei lüften. Es handelt sich um mahlin Maria Walburga von Oettingen- die am 29. August 1766 als neuntes Abb. 1: Johann Aloys II. von Oettingen, Bruder von Maria Walburga von Oettingen-Spielberg. Spielberg. Augenfälligstes Dokument Unter dem Datum des 14. Juni 1788 Kind7 des Anton Ernst von Oettingen- dieser Zeitenwende, der hohl gewor- befindet sich im Archiv des Malteseror- Spielberg, Reichshofrat und kaiserlicher denen tradierten politischen und auch dens auf Malta2 ein kurioser Eintrag. An Kammerherr und der Maria Theresia religiösen Formen, war die Heirat Karl diesem Tag verlieh der Ordensrat („Gran Walburga Gräfin von Waldburg zu Augusts als Großprior des geistlichen Consiglio“) der „Contessa di Bretzen- Trauchburg und Kißlegg geborene Ma- Ritterordens der Malteser; eine Instituti- heim nata Principessa d’Oettingen ria Walburga von Oettingen-Spielberg. on, deren Professritter bei ihrer Aufnah- [una] croce di divozione“.3 Zur Bekräf- Die Heirat hatte bereits am 27. April me Gelübde der Keuschheit, Armut und tigung der Bedeutung dieser Verleihung 1788 unter Anteilnahme verschiedener Die Linie benannte sich nach der Burg des bedingungslosen Daseins für Kranke des goldenen Ehrenkreuzes wurde der Vertreter adeliger Häuser im fürstlichen Spielberg am Hahnenkamm, etwa zehn und Schwache abzulegen hatten. Diese Vorgang einige Tage später, am 21. Juni, Palast von Oettingen stattgefunden.8 Kilometer südwestlich von Gunzenhau- Heirat stellt einen einzigartigen Vorgang noch einmal in der Kanzlei des Ordens Maria Walburga entstammte der 1734 sen gelegen (heutiger mittelfränkischer im Alten Reich dar; sie war es letztlich archivalisch festgehalten.4 Gleichzeitig gefürsteten katholischen Linie Oettin- Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen). auch, welche die Familie Bretzenheim wurde das Eintreffen eines päpstlichen gen-Spielberg des sich im Verlauf des Die 1734 gefürstete Grafschaft Oet- aus Mannheim nach Ebersberg, Mün- „breve “ gemeldet, in dem die Aufnah- 17. Jahrhunderts in drei Teilgrafschaf- tingen-Spielberg gehörte damals zum chen und Wien führte und schließlich me der Gräfin in den Orden bestätigt ten aufspaltenden Hauses Oettingen.9 schwäbischen Reichskreis. (Abb. 1)

142 143 Karl August von Bretzenheim Kurfürst nahm umso mehr regen Anteil die für das zukünftige Leben seiner Ge- am Leben und der standesgemäßen Ver- mahlin direkt Einfluss nehmenden Er- Die Person des Bräutigams erklärt sorgung seiner unehelichen Kinder, als eignisse konzentrieren. die Gründe für die oben skizzierte Aus- seine Ehe mit Elisabetha Augusta von Nach einigen vergeblichen Versu- zeichnung der Braut mit Ehreninsigni- Sulzbach kinderlos geblieben war. Be- chen während der Regierungen der en eines geistlichen Ritterordens. Bei reits zwei Jahre nach ihrer Erhebung in Kurfürsten Maximilian Emanuel und Karl August Friedrich Joseph Graf von den Grafenstand (03.09.1769)13 starb Maximilian III. Joseph, gelang es unter Heydeck (später erster Reichsfürst von Maria Josepha Seyffert (27.12.1771), Karl Theodor – „Herr der sieben Länder“ Bretzenheim) handelt es sich um den gerade 23 Jahre alt.14 Sulzbach, Bergen op Zoom, Pfalz-Neu- Großprior des wenige Jahre zuvor ge- Nach dem frühen Tod der Mutter burg, Jülich, Berg, Kurpfalz und Bayern – gründeten Bayerischen Großpriorats übertrug der Kurfürst im Februar 1772 die Interessen des Malteserordens und des Malteserordens. Mit der Auszeich- „die Pflege der Vormundschaft über die der Landesherrschaft bezüglich der Prä- nung Maria Walburgas und der Heirat ohnmündigen Grafen Carl August und senz der Malteser in den Ländern Bay- begegnen uns damit gleichzeitig zwei desselben drey gräfliche Geschwister erns zu harmonisieren. Damit gelang es Paradoxa: die Verleihung des Ehrenkreu- von Heydeck“ seinem Staats- und Kon- dem Orden flächendeckend im altbaye- zes eines gemäß den Statuten strikt an ferenzminister Franz Albert von Obern- rischen Raum Fuß zu fassen. Hauptbe- mönchischen Prinzipien – Keuschheit, dorff und dem Hofgerichtskanzleidi- treiber dieser Neuaufstellung der Mal- Armut und Karitas – orientierten geist- rektor Josef Freiherr von Fick. Wie der teser in Bayern war weniger der Orden lichen Ritterordens an eine Frau stellt österreichische Botschafter am kurbay- selbst, als einzelne auf Karriereschübe Abb. 2: Karl August von Bretzenheim, Großprior des eine bemerkenswerte Ausnahme dar, erischen Hof, Franz Siegmund Graf von hoffende Individuen; namentlich Jo- Bayerischen Großpriorats des Malteserordens, in einem circa 1782 von Carl Heinrich Brandt geschaffenen zweitens war Maria Walburga mit einem Lehrbach, nach Wien meldete, gehöre hann Baptist Anton von Flachslanden, Gemälde. ebenfalls mönchischem Leben verpflich- des Kurfürsten „ganzes Herz“ von An- früherer Generalkapitän der maltesi- teten Großprior verheiratet. Die Person fang an seinem unehelichen Sohn.15 schen Ordensflotte und aktueller Kom- ihres Gemahls offenbart weitere unge- In den folgenden Jahren übereignete tur von Dätzingen und Rohrdorf,18 der wöhnliche Aspekte. (Abb. 2) der Kurfürst dem jungen Karl August die Geheime Rat, Hofkaplan und seit 1782 Karl August Friedrich Joseph wurde Herrschaften Bretzenheim und Zwin- Vizepräsident des Geistlichen Rats Ca- am 24. Oktober 1769 als unehelicher genberg.16 Die Erziehung des im Mann- simir Haeffelin19 und der kurfürstliche Sohn des pfälzischen Kurfürsten Karl heimer Palais Bretzenheim aufwachsen- Kämmerer, Oberstwachtmeister und In­- Theodor und der Tänzerin Maria Jose- den Kindes entsprach höchsten Ansprü- haber „legionis equestris“ Graf Karl Al- pha Seyffert in Mannheim geboren.10 chen. Mehrere Professoren der Heidel- bert von Minucci sowie dessen Sohn Dieser Verbindung entsprangen drei wei- berger Universität kümmerten sich um Vincenz Nutius von Minucci.20 tere Kinder: Karolina Josephine (1768- die Ausbildung in Geschichte, Recht, Natürlich wären deren Bestrebun- 1786), Eleonore Karoline Josephine Mathematik, Geographie und Franzö- gen im Sand verlaufen, hätten sie nicht (1771-1832) und Friederike Karoline sisch. 1781 immatrikulierte sich Karl die willfährige Unterstützung Kur- Josephine (1771-1816).11 Kurfürst Karl August an der Universität Heidelberg. fürst Karl Theodors erhalten. Es wa- Theodor beeilte sich, diese Kinder zu Auf die weiteren Details der hoch- ren wahrscheinlich Flachslanden und legitimieren; am 19. März 1769 erhob herrschaftlichen Erziehung Karl Augusts der dem neuen Kurfürsten nach dem er Maria Josepha Seyffert unter dem Na- kann innerhalb dieses kurzen Beitrags Tod Maximilians III. Joseph 1778 aus men des erloschenen Adelsgeschlechts nicht weiter eingegangen werden;17 im Mannheim nach München folgende von Heydeck in den Adelsstand.12 Der Folgenden wollen wir uns lediglich auf Prälat Haeffelin, die Karl Theodor den

144 145 Plan unterbreiteten, den international­ Ernennung Karls von Bretzenheim („Ill. hochangesehenen Malteserorden und mo ed Eccell.mo Sig. Carlo Conte de die Mittel der bayerischen Länder zur Brezenheim“) als Inhaber des „Priorato standesgemäßen Versorgung seines un- d’Ebersberg“ datiert vom 7. November ehelichen Sohnes Karl August zu instru­- 1782.25 Am 22. August 1783 übernahm mentalisieren. Balí und Turcopilier26 Johann Baptist Der illegitime Sohn des Kurfürsten von Flachslanden für den minderjähri- war – wie bereits erwähnt – schon zuvor gen Großprior auch die Verwaltung von zum Grafen von Bretzenheim erhoben Ebersberg. Verschiedene bauliche und worden und kam mit der Etablierung der administrative Veränderungen gingen bayerischen Ordensabteilung im Alter direkt auf Flachslandens Anordnungen von dreizehn Jahren in den Genuss des Ti- zurück, unter anderem die Errichtung tels eines Großpriors21 mit reichen Pfrün- des Obelisken auf dem Marktplatz, ei- den. Der junge Großprior erreichte als ner Kopie eines ähnlichen Monuments Inhaber der Prioratskomturei Ebersberg vor Flachslandens früherer Residenz, und anderer Pensionen ein Einkommen dem Komtur-Schloss von Dätzingen von 25.000 Gulden im Jahr.22 Der wäh- bei Stuttgart. Unter Flachslandens Auf- rend Karl Augusts Minderjährigkeit die sicht erfolgte 1783 die Beauftragung Amtsgeschäfte führende Johann Baptist des Münchner Malers und Mitglieds Anton von Flachslanden wurde „Statt- der „Münchner Akademie der bildenden halter und Koadjutor des Großpriors mit Künste“ Franz Kirzinger, das nach einem dem Sukzessionsrechte“.23 (Abb. 3) Brand soeben wieder errichtete Kirchen- schiff der Ebersberger Stiftskirche mit neuen Fresken zu schmücken. Im mitt- Graf von Bretzenheim leren Teil des Kirchenschiffs erscheint und Ebersberg eine Darstellung des Ordenspatrons, Jo- hannes des Täufers, der Jesus am Jordan Beschäftigen wir uns im Folgenden tauft. Im hinteren Deckenfresko wird die etwas näher mit Karl August von Bret- Krankenbetreuung durch die Malteser, zenheims Prioratskomturei. Nachdem eine zentrale „raison d’être“ des Ordens, bereits am 22. September 1781 die dargestellt. In den folgenden Jahren Übernahme des Ebersberger Klosters schuf Kirzinger im Auftrag der Malteser durch die Malteser festgelegt worden weitere Werke in der ehemaligen Stifts- war, nahm der Orden am 13. August kirche, darunter das den Heiligen Johan- 1782 offiziell das Kloster in seinen Be- nes den Täufer darstellende Altarblatt.27 sitz.24 Zu Ebersberg gehörten umfang- Der einstmals florierende Wallfahrts- reiche Güter und Besitzrechte in der betrieb in der Ebersberger Stiftskirche Umgebung, unter anderem (bis 1799) Sankt Sebastian war nach der 1773 er- Abb. 3: Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern in einer um 1782 entstandenen und Pompeo Battoni zugeschriebenen auch Klostergut und Kirche von Mö- folgten Auflösung des Jesuitenordens Darstellung. Geschenk an den Malteserorden anlässlich der Gründung des Bayerischen Großpriorats. schenfeld. Die Urkunde der offiziellen in Bayern spürbar zurückgegangen.

146 147 Dennoch erwartete der Schatzmeister solche derer von Weichs, Törring, Prei- befand sich nun zwar finanziell auf si- Zielscheibe von Kritik und zum Sym- des Malteserordens auf Malta gemäß der sing, Tauffkirchen, Arco, Seinsheim, cherem Boden,35 doch gleichzeitig auch bol pervertierter Pfründewirtschaft.38 Aufstellung vom Oktober 1784 20.000 Vieregg – mit Komtureien und lukrati- dem Neid und der Feindschaft sowohl Seine Heirat wurde besonders gern als Gulden jährliches Einkommen aus den ven Posten versorgt. Am 14. Dezember der anderen geistlichen Orden, als auch Beispiel der Instrumentalisierung eines direkten Besitzungen des Großpriorats 1781 unterzeichnete Karl Theodor die der bayerischen Stände ausgesetzt. geistlichen Ritterordens zur persönli- Ebersberg; 2,5 Prozent davon – also 500 Schenkungsurkunde für den Orden in Im Oktober 1784 legte das Schatz­ chen Bereicherung und Verschwendung Gulden – sollten in den ersten zehn Jah- den Ländern Ober- und Niederbayern, amt des Ordens auf Malta eine Aufstel- von Landesmitteln zitiert. ren nach Errichtung des Großpriorats an Neuburg, Sulzbach und der Oberpfalz lung der finanziellen Ausstattung der Bereits im Sommer 1786 – vor An- den Ordenshauptsitz nach Malta abge- („Instrumentum donationis et funda- bayerischen Komtureien und deren zu tritt der lange geplanten Reise des jun- führt werden.28 Wie im Fall sämtlicher tionis linguae Melitensis in “).32 entrichtenden Abgabenleistungen („res- gen Großpriors nach Malta – waren anderer Komtureien des Priorats, sollten Wenige Monate später wurde mit Zu- ponsioni“) an. Diese „responsioni“ wur- dessen Vormund Franz Albert Graf von diese Abgaben („responsioni“) danach stimmung des Papstes und des Groß- den vom Schatzmeister des bayerischen Oberndorff und Wilhelm Graf von Lei- auf 10 Prozent – im Fall von Ebersberg meisters auf Malta die neue, aus 24 Großpriorats, Generalvikar (später Bi- ningen – der zukünftige Gemahl von also auf 2.000 Gulden – erhöht wer- Komtureien bestehende Institution offi- schof) Casimir Haeffelin, erhoben und Karl Augusts Schwester Eleonore – mit den.29 Für Ebersberg verzeichnen die ziell aus der Taufe gehoben.33 der Großteil dann an den Hauptsitz der Sondierung von potentiellen Part- Ordensdokumente keine weiteren auf Der Name „Englisch-Bayerische Zun- des Ordens auf Malta abgeführt. Dabei nerinnen beauftragt worden.39 Die zur dem Einkommen der Komturei liegenden ge“ mag irreführen. Er wurde angenom- profitierten die bayerischen Ordensbesi- Vorstellung und Vernetzung am Ordens- Pensionen. In den Listen des Jahres 1788 men, weil der Malteserorden neben tzungen als Neuerrichtungen von beson- hauptsitz dienende Reise nach Malta wird Ebersberg als Sitz des Großpriors den bis dato existierenden Zungen der deren Erlassen und Abschreibungen.36 lieferte auch gute Gelegenheit, dem Graf von Bretzenheim immer noch mit Provence, Auvergne, Kastilien, Aragon, Die Inhaber einer Komturei hatten in angestrebten päpstlichen Dispens des einem jährlichen Einkommen von 20.000 Frankreich, Deutschland, Italien und den ersten zehn Jahren nach Errichtung Großpriors vom Ordensgelübde der Gulden veranschlagt.30 Im April 1798 in- England keine zusätzliche Institution zu- des Großpriorats 2,5 Prozent ihrer jähr- Keuschheit Nachdruck zu verleihen.40 formierte der Schatzmeister und „rice- lassen wollte. Es erfolgte daher eine Ver- lichen Einnahmen nach Malta abzufüh- Die Vorgeschichte der Heirat ist in vitore“ der Englisch-Bayerischen Zunge einigung mit der 1540 von Heinrich VIII. ren. Diese Abgaben sollten nach Ablauf der Literatur häufig nicht korrekt wieder- Casimir Haeffelin die Finanzverwaltung enteigneten englischen Zunge. dieser zehn Jahre auf 10 Prozent erhöht gegeben. Gemäß verschiedenen moder- des Ordens auf Malta zum letzten Mal Die Zeche für Karl Theodors Lieb- werden. Dies betraf auch das Einkom- nen Autoren hat diese Reise nicht statt- vor der Eroberung Maltas durch Napo- lingsprojekt wurde von den bayerischen men der für Karl August vorbehaltenen gefunden, stattdessen habe der junge leon über die Finanzverhältnisse der Pri- Klöstern gezahlt. Als Grundausstattung Prioratskomturei Ebersberg. Insgesamt Großprior „die Heirat mit der Prinzessin oratskomturei Ebersberg.31 Gemäß den der neuen Institution wurden die Besit- wurde das jährliche Einkommen der Walburga von Oettingen-Spielberg vor- Unterlagen Haeffelins wurde der nach zungen des 1773/74 in Bayern aufgelös- bayerischen Komtureien auf 171.000 gezogen“.41 Tatsächlich aber ist die in zehn Jahren an den Ordenshauptsitz ab- ten Jesuitenordens herangezogen. Nach Gulden, die jährlichen Abgaben auf Begleitung seines damaligen Mentors zuführende Anteil nicht von 2,5 auf 10, langen und zähen Verhandlungen und 4.275 Gulden taxiert. Diese 1784 rati- Maximilian von Scharffenstein, Kämme- sondern lediglich auf 5 Prozent erhöht. immer mit dem Damoklesschwert dro- fizierten Festsetzungen blieben in den rers Christian Freiherr von Oberndorff Ebersberg entrichtete damit bis zum Fall hender Säkularisierung über dem Haupt, nächsten Jahren bestehen.37 und Hofrats Karl Joseph Fischer ange- des Ordensstaats nicht 2.000, sondern hatten die bayerischen Klöster und Kon- Ein Grund der Abneigung weiter tretene Reise archivalisch umfangreich lediglich 1.000 Gulden. vente der anderen Orden schließlich Kreise der Stände gegen das bayerische dokumentiert.42 Die Reisegesellschaft Neben Karl August von Bretzenheim zugestimmt, die zuvor von den Jesuiten Großpriorat und seine Pfründe-Inhaber traf am 30. Dezember 1786 in Rom ein. wurden zahlreiche zweite und dritte ausgeführten Schuldienste zu überneh- war die Person des lethargischen Groß- Am 7. Januar 1787 wurde Karl August Söhne führender bayerischer Adelsfa- men beziehungsweise zu finanzieren.34 priors selbst. Großprior Karl August in einem vom maltesischen Botschafter milien und des Hofadels – unter ihnen Das neue bayerische Ordenspriorat von Bretzenheim wurde immer wieder François de Guerin la Brillane gegebenen

148 149 Diner in die hohe Gesellschaft der Stadt Rohan. Am 25. August 1787 erfolgte die und das ausländische diplomatische Rückkehr nach Mannheim. (Abb. 4 u. 5) Corps eingeführt.43 Gleichzeitig verliefen Im Winter 1787/88 begab sich Karl die Verhandlungen bezüglich der ange- August mit seinem Schwager Wilhelm strebten Dispensation. Am 8. und 12. Graf von Leiningen46 nach Wien. Ziel Januar kam es zu Audienzen bei Papst der Reise war, vom Kaiserhof eine soge- Pius VI. nannte Großjährigkeitserklärung („venia Das von Pius VI. am 12. Januar in aetatis“) zur geplanten Eheschließung zu Aussicht gestellte Breve zur Dispensati- erhalten und die Erhebung in den Fürs- on sollte dann auf Malta von Großmeis- tenstand vorzubereiten.47 Gleichzeitig ter Rohan bestätigt werden. Anlässlich sollte – zur Erleichterung der Erhebung eines Besuchs bei dem für die Ausarbei- in den Reichsfürstenstand – die Möglich- tung und Ausstellung der päpstlichen keit des Erwerbs einer reichsunmittelba- Breven zuständigen Kardinal Romualdo ren Herrschaft sondiert werden.48 Die Braschi Onesti, erfuhr die Delegation kaiserliche Volljährigkeitserklärung wur- bereits einige Tage später, dass Pius VI. de am 31. Januar 1788 ausgestellt,49 die das Konzept bereits unterschieben ha- Fürstung ließ indes noch auf sich warten. be. Damit war dem Bräutigam gestat- Die Reise sollte durch Graf von Leiningen tet, die Ehe einzugehen, ohne auf die ferner genutzt werden, Ausschau nach Privilegien des Malteserordens Verzicht „Prinzessinnen oder reichsgräfliche(n) leisten zu müssen; ein in der deutschen Töchter(n)“ zu halten, die als zukünfti- Geschichte des Ordens bisher „unerhör- ge Gemahlinnen des Großpriors in Frage Abb. 5: Porträt eines Malteserritters mit typischer ter“ Vorgang. Unabhängig von der vom kämen. Im Februar 1788 berichtete Graf Überweste. Deutscher Stich aus der Zeit um 1700. Trienter Konzil festgeschriebenen Ver- Leiningen an den Münchner Hof über kündigung, durfte Karl August den Ehe- zwei Kandidatinnen zur Heirat.50 segen gemäß den Formen der römischen Nach dem Eintreffen der päpstlichen Mutterkirche empfangen. und großmeisterlichen Dispensation Nach Erhalt des Breve am 25. Janu- von der gelobten Ehelosigkeit, einem auf ar, konnte die Weiterreise nach Malta den 16. April 1788 datierten Attestat skizziert. Die zum schwäbischen Reichs- Abb. 4: Großmeister Emanuel Rohan de Polduc (ca. 1780). erfolgen, wo man nach einem längeren des Generalvikars und Finanzverwalters kreis gehörende Grafschaft Oettingen- Aufenthalt in Neapel am 25. April 1787 des Bayerischen Großpriorats Haeffelin Spielberg besaß damals auch die Lan- eintraf.44 Hier erfolgten umfangreiche und der offiziellen Genehmigung des deshoheit über die Malteserordenskom- Gespräche mit Vertretern der anderen Vaters, Karl Theodor, konnten die letz- turei Kleinerdlingen (bei Nördlingen).52 Zungen des Ordens und die Vorstellung ten Hochzeitsvorbereitungen getroffen Diese Besitz- und Hoheitsrechte dürften des jungen Großpriors.45 Die näheren werden.51 Die Wahl der Braut war mitt- jedoch nicht zur Entstehung des Kon- Umstände dieses Malta-Aufenthalts lerweile auf die damals einundzwanzig- takts zwischen den Brautleuten beige- sind für den Rahmen dieses Beitrags jährige Maria Walburga von Oettingen- tragen haben; umso mehr nicht, als die nicht relevant. Festzuhalten bleibt die Spielberg gefallen. bereits in der Mitte des 13. Jahrhunderts Bestätigung der Dispensation zur Aufhe- Wir haben eingangs bereits kurz gegründete Komturei Kleinerdlingen bung der Keuschheit durch Großmeister den familiären Hintergrund der Braut nicht zum Bayerischen Priorat, sondern

150 151 zur Deutschen Zunge des Malteseror- zu 5 Prozent verliehen, 2.000 für den di- und Karl August geben die Quellen dens gehörte. Walburgas Vater Anton rekten Zugriff reserviert. Darüber hinaus keine Auskunft, nicht einmal über eine Ernst (seit 1765 Fürst) war der Bruder verfügte Maria Walburga über ein jähr- Mätresse des Fürsten wird berichtet. Ein des ohne männliche Nachkommen ge- liches Hand-, Spiel- und Nadelgeld in enger Freund des Paares, Max Friedrich bliebenen Regenten des Hauses Oet- Höhe von 4.000 Gulden. Der ihr im Zug von Westerholt, bescheinigt dem Paar tingen-Spielberg Johann Aloys I. (1707- der Verlobung und Hochzeit geschenkte „ein musterhaftes Familienleben“61 und 1780). Da der Vater bereits 1768 ver- Schmuck war unveräußerliches Fami- charakterisiert Maria Walburga als „ei- storben war, fiel nach dem Tod Johann lieneigentum. Schon vor der Hochzeit ne ganz vortreffliche Frau“62. Aloys I. 1780 die Regentschaft an Maria wurden Eventualitäten bezüglich einer Walburgas Bruder Johann Aloys II., der Wittwenschaft geregelt. In diesem Fall damals seine Ausbildung an der Savoy- sollte Maria Walburga die Vormund- Reichsfürst und Reichsfürstin ischen Ritterakademie in Wien absol- schaft der minderjährigen Kinder und vierte. Für ihn übernahm seine Mutter die Verwaltung der Herrschaften über- Nach der Hochzeit begaben sich die die vormundschaftliche Regentschaft nehmen sowie in den Genuss eines jähr- Frischvermählten zur Vorstellung an den über das Fürstentum. lichen Einkommens aus der Herrschaft Münchner Hof, wo sie weitere Geschenke Die Hochzeit mit Maria Walburga Zwingenberg kommen.57 in Empfang nahmen.63 Ende Mai erfolg- fand am 27. April 1788 im Oettinger Maria Walburga wird von Zeitge- te die Abreise nach Schwetzingen und Schlosses statt.53 Auch darüber wurde nossen als gebildet und mit Talent zur Mannheim, wo das Paar im neu errich- der Konvent des Malteserordens auf eleganten Konversation beschrieben. teten Palais Bretzenheim seine Residenz Malta – höchstwahrscheinlich durch Ihre Kenntnisse der französischen Spra- bezog.64 Kurfürst Karl Theodor erschien „ricevitore“ und Generalvikar Casi- che waren ausgezeichnet; gemäß den persönlich zur Einweihung der pracht- Abb. 6: Kleider und Insignien des Malteserordens, mir Haeffelin – umgehend und präzise Angaben des späteren Hauslehrers ih- voll ausgestatteten neuen Residenz des abgedruckt in einer 1799 in Nürnberg erschienenen „Beschreibung der Insel Malta“. informiert.54 rer Söhne Ferdinand und Alfons, des Paares.65 In den Monaten August und Finanziell durch Maria Walburgas böhmischen Theologen Anton Gün- September stand eine über Bonn und Mitgift von 6.000 Gulden, einer kur- ther,58 nahm sie jeden Anlass zur Kon- Köln führende Hochzeitsreise in die fürstlichen Dotation von 30.000 Gul- versation in der damaligen Sprache der Territorien Kurfürst Karl Theodors im den,55 das Einkommen der Herrschaften eleganten und höfischen Welt nur zu heutigen Belgien und den Niederlanden Zwingenberg und Bretzenheim und Karl gerne wahr.59 Günther hebt ferner ihre (Maastricht, Lüttich, Spa) auf dem Pro- Augusts Pfründe eines Großpriors abge- überdurchschnittliche Frömmigkeit gramm. Nach der Rückkehr erfolgte ein sichert, lebte das Paar in den folgenden hervor.60 Zu dieser Vorliebe für die fran- Besuch Frankfurts, Wilhelmsbads und Jahren ein hochherrschaftliches Dasein. zösische Kultur und Sprache passt auch Hanaus, sowie ein Abstecher zu Karl Maria Walburga legte selbst dar, wie Maria Walburgas – und die ihres Ge- Augusts Taufpaten Herzog Karl II. nach sie die „dreysig tausend Gulden, welche mahls – Abneigung, am Sitz des Baye- Homburg und Karlsberg.66 Politischer Mir von meinem geliebtesten Herrn Ge- rischen Großpriorats in Ebersberg oder Hintergrund dieser Tour war Karls II. An- mahl, dem Hochgebohrenen Reichsgra- später im eigenen Schloss in Sárospatak erkennung Karl Augusts als Großprior.67 fen Carl August von Brezenheim vermög zu residieren, und die Präferenz für die (Abb. 6) mit demselben errichteter Ehe Pacten Wohnungen in den Städten Mannheim, Das Leben des jungen Paares in zur Morgengab baar und richtig aus- München oder Wien. Über Zwistigkei- Mannheim entwickelte sich im Fol- bezahlt wurden“56 verwendete: 28.000 ten während der immerhin über dreißig- genden als wenig im Einklang mit der Gulden wurden in kleineren Tranchen jährigen Ehe zwischen Maria Walburga Existenz eines Großpriors stehend; „die

152 153 wirtschaftlichen Prosperität beitragende Investitionen in seine Besitzungen lang- fristig überleben.69 Karl Augusts Arbeit für den Orden und seine Ländereien müssten „sichtbar“ sein; das Leben von ihm und seiner Gemahlin tugendhaft sein und an Maximen der Nützlichkeit orientiert. Dass dieses Memoir im Jahr nach der Französischen Revolution ver- fasst wurde, ist sicherlich kein Zufall. Die sichtbare Arbeit und die Mühen des Großpriors – und der übrigen Malteser- ritter – sollten ihren Rückhalt in der Be- völkerung stärken. Generalvikar Haeffe- lin war weniger direkt, sondern goss sei- ne Kritik an dem Großprior in ironische Kommentare.70 Bezeichnend für die – Abb. 7: Großprior Karl Augusts Vormund, Franz Albert von Oberndorff im Ornat von der Kamarilla beförderte – Distanz eines Groß-Balis des Malteserordens. Etwa des alternden Kurfürsten zu den Realitä- 1783 von Carl Heinrich Brandt gefertigtes Gemälde. ten, wurde ihm entgegen der Wünsche Flachslandens eine Kopie dieses Me- moires an seinen Sohn nicht zugestellt. Innen- und Konferenzminister Matthäus von Vieregg befürchtete damit einherge- hende Provokationen und verhinderte jungen Herrschaften v. B. reiten, fahren, eine Weiterleitung auf den Schreibtisch tanzen und leben wie die Vögel, wenn Karl Theodors.71 sie aus dem Käfig sind“, notiert ein Au- Die überlieferte Korrespondenz zeigt genzeuge.68 Im Dezember 1790 sah sich den Großprior nur in unwesentlichen Karl Augusts Stellvertreter, Turcopilier Themen Initiative ergreifen, etwa als Flachslanden, genötigt, seinen Herrn in er am 25. Oktober 1787 Großmeister Abb. 8: Johann Baptist Anton von Flachslanden als Turcopilier der Englisch-Bayerischen einem Memoir vor Faulheit, Lethargie Rohan um die Verleihung des Ehren- Zunge des Malteserordens. Gemälde von Carl Heinrich Brandt (ca. 1783). und den Folgen „frivole[r] Beschäfti- kreuzes des Ordens an seinen früheren gungen der Jugend“ zu warnen. Das oh- Vormund Baron von Oberndorff bat.72 nehin von den Ständen kritisch beäugte Die Unterstützung für seines Malteser- und vom guten Willen des regierenden Bruders Casimir Haeffelins Bestrebun- Augusts.73 Sein Einsatz für die Beför- des Heeres, Generalleutnant Benjamin Kurfürsten abhängige Bayerische Groß- gen zur Erlangung der Würde eines Ti- derung eines anderen Malteserritter- Thompson (seit 1792 Graf Rumford), priorat könne nur durch moralische tularerzbischofs von Chersonesos (auf Bruders, Franz Xaver Graf von Portia,74 abschlägig beantwortet.75 (Abb. 7 u. 8) Integrität, aktive Leitung und den Res- Kreta) gehört ebenfalls zu den wenigen zum Oberstleutnant in der bayerischen Der Zeitzeuge Louis de Clérembault pekt der Bevölkerung erzwingende, zur archivalisch belegten Aktivitäten Karl Armee, wurde vom neuen Reformator fasst – überspitzt – zusammen, was ein

154 155 großer Teil der bayerischen Beamten- auf die Heilige Katharina von Alexand- für die Fürstung dokumentiert das Al- Herrschaftserweiterungen des Hauses schaft und sonstige Landesbedienstete ria. Der Sternkreuz-Orden war ein 1668 leinstellungsmerkmal; tatsächlich war Bretzenheim näher erläutert werden.89 dachten: „Der Fürst von Bretzenheim von Kaiserin Eleonore gegründeteter der Gefürstete ohne militärische oder zi- Mit dem Vorrücken der französi- hatte eine unwürdige Erziehung genos- habsburgischer Hoforden für Damen.81 vile Meriten, noch verfügte er über sons- schen Revolutionstruppen im Herbst sen, hatte nichts gelernt, war von einer Mitglieder hatten vor ihrer Aufnahme tige Verdienste für das Reich und das 1792 war das Mannheimer Intermezzo riesigen Unwissenheit und liebte nur umfangreiche Adelsproben zu leisten, Haus Habsburg. Der mit der Aufnahme des Bretzenheimer Paares beendet. Karl die Pferde, die Jagd und die Vergnügun- namentlich mussten sie jeweils acht in den Reichsfürstenstand verbundenen August und seine Gemahlin zogen nach gen.“76 Eine Existenz also, die mit den adelige Urgroßeltern des Vaters und der Auflage, über ein fürstenmäßiges Reichs- München in ein Palais in Schwabing um. neuen utilitaristischen Prinzipien der Mutter dokumentieren. Der Orden kon- gut zu verfügen, wurde durch Karl Theo- Gemäß den Quellen der Ordensarchive Aufklärung nicht zu vereinbaren war. zentrierte sich zunächst auf Tätigkeiten dors Aufkauf des Lehensrechts über die beschäftigte sich der junge Großprior Die Kommentare von Karl Augusts Be- einer Gebetsgemeinschaft, im Verlauf des Reichsherrschaft Bretzenheim entspro- auch nach seinem Umzug nach Mün- kannten und Apologeten seines Vaters 18. Jahrhunderts entsprach die Aufnah- chen. Die Kaufsumme von 300.000 Gul- chen, dem Ort der Kanzlei, der Ver- wie Hofkriegsrat Felix Joseph Lipowsky, me dann mehr und mehr dem Ehrentitel den war dem bisherigen Lehensherren, waltung und der Konventskirche (St. die den Fürsten von Bretzenheim als eines Kämmerers bei den Männern. Auch dem Kurfürsten von Köln, zu entrich- Michael) seines Großpriorats, nicht ver- Mann mit „vielen Talenten, [...] einem die Schwester von Maria Walburgas Ehe- ten.84 Damit war Karl Augusts und Maria mehrt mit Ordensangelegenheit. Führer guten Herz und [gutem] Benehmen“77 mann, Eleonore von Bretzenheim, ver- Walburgas Eintritt in den Hochadel des der Geschäfte und Entscheidungsträger bezeichnen, spiegeln nicht den allgemei- heirate von Leiningen, wird damals als Reichs gesichert. Am 20. Februar 1790 waren weiterhin Balí Flachslanden und nen Eindruck seiner Umgebung. Sternkreuz-Ordensdame geführt.82 Über schickte Großmeister Rohan entspre- Finanzverwalter Haeffelin. Ebenfalls auf Misstrauen seitens der konkrete mit der Ordensmitgliedschaft chende Glückwünsche zur Erhebung in Die auffallende Untätigkeit des Beamten stieß der Plan Karl Theodors, verbundene, etwa karitative Aufgaben den Fürstenstand an seinen bayerischen Großpriors und das auch für die in Mannheim eine Bank zu gründen; er der beiden Damen hören wir nichts. Die Großprior.85 Münchner Zeitgenossen offensichtliche wurde richtigerweise als Versuch inter- andere Schwester Karl Augusts, Friederi- Auf die folgenden diplomatischen kostspielige Leben des Bretzenheimer pretiert, weitere Mittel zur Versorgung ke, war seit 1782 Äbtissin des gefürsteten Kämpfe um die Erlangung einer Vi- Fürstenpaares stießen mehr und mehr des Ehepaars Bretzenheim und der übri- Damenstifts „Unserer Lieben Frau unter rilstimme für Karl August, das heißt auf Ablehnung seitens der Bevölke- gen illegitimen kurfürstlichen Kinder zu den Linden“ in Lindau, und damit als einen Sitz und eine Stimme im exklusi- rung.90 Diese Ablehnung verstärkte sich erschließen.78 Kosten spielten bei diesem Reichsfürstin im schwäbischen Reichs- ven Reichsfürstenrat, kann im Rahmen umso mehr, als Gerüchte aufkamen, die Lebensstil keine Rolle. Für den Januar kreis vertreten. Auch hier bestand das dieses Beitrags nicht näher eingegan- Fürstung des Paares sei mit Hilfe von an und Februar 1792 ist beispielsweise ei- Interesse des leiblichen Vaters lediglich gen werden. Sie spiegeln im größeren den Wiener Kaiserhof geflossenen bay- ne Reise des Fürstenpaars zum Karneval darin, für seine unehliche Tochter eine Kontext den preußisch-österreichischen erischen Geldern erfolgt.91 Die Errich- nach Venedig dokumentiert. Die Reise- einträgliche Versorgungsstelle zu sichern. Antagonismus.86 Zwar erreichte Karl Au- tung des Bayerischen Großpriorats aus kosten wurden mit etwa 3.500 Gulden Am 19. Dezember 1789 erfolgte die gust in seiner Eigenschaft als Fürst von den eigentlich für das Schulwesen re- angegeben.79 lang vorbereitete Erhebung Karl Augusts Bretzenheim im August 1790 seine Auf- servierten Jesuitenfonds wurde ohnehin Gleichsam als Versuch, ein weibliches „samt seinen ehelichen Leibeserben und nahme in das Niedersächsisch-Westfäli- vom Großteil der Bevölkerung kritisch Pendant zu Karl Augusts Status zu schaf- deren Enkel beiderlei Geschlechts”83 in sche Grafenkollegium und in den Ober- bewertet.92 fen, erfolgte im Mai 1789 die Aufnahme den Reichsfürstenstand; sie war eine der rheinischen Kreis;87 eine Erlangung der Karl Augusts Eintritt in die öster- Maria Walburgas in den Sternkreuz- Grundlagen für die spätere enge Bindung Virilstimme im Reichsfürstenrat schei- reichische Armee im Sommer 1794 im Orden80 und St. Katharinen-Orden; ein des Ehepaars Bretzenheim an den Wie- terte jedoch.88 Ebensowenig können hier Rang eines Oberstleutnants entsprach 1571 zur Förderung der Krankenpflege ner Kaiserhof. Die in der Urkunde – bis die in den späten 1780er und frühen sicherlich nicht seinem direkten Wunsch, und der christlichen Kindererziehung auf eine kurze Referenz auf die Wünsche 1790er Jahren – durch gütige Mitwir- sondern dem Versuch des Vaters, an- gegründeter Orden. Der Name verweist des Kurfürsten – fehlende Begründung kung des Vaters – erfolgten Zukäufe und gesichts der französischen Expansion

156 157 Bayerns Bindung an Österreich und der siebzehnjährigen österreichischen Konzept eines zentralistischen und sä- die Nützlichkeit des so oft Kritisierten Erzherzogin Maria Leopoldine gekom- kularen Staats hatte die reich bepfrün- zu dokumentieren. Auch wenn Karl men.98 Schon vor der auf den 15. De- dete Einrichtung eines mittlerweile in Theodors ehemaliger Hofkriegsrat und zember 1795 in Innsbruck festgelegten der „Langue Anglo-Bavaro-Russe“ ver- späterer Biograph Lipowsky von Karl Hochzeit wurde Maria Walburga von ankerten Bayerischen Großpriorats103 Augusts Beteiligung an zwei Kampag- Karl Theodor zur ersten Hofdame der keinen Platz. Diese Erweiterung der nen gegen die Franzosen in der Kurpfalz neuen Kurfürstin bestimmt.99 Anfang Englisch-Bayerischen Ordenszunge war berichtet,93 ist dies in den einschlägigen Dezember reiste sie zur Teilnahme und auf Betreiben Zar Pauls I. durchgeführt Archivalien nicht dokumentiert.94 Nach Vorstellung nach Innsbruck.100 Diese Nä- worden. Der Zar hatte sich nach der seinem Übertritt von der österreichi- he zum kurfürstlichen Haus dokumen- Eroberung Maltas durch die Franzosen schen in die bayerische Armee, erfolgte tiert sich auch mit der Taufe der dritten (Juni 1798) im Oktober des Jahres von auf direktem Wunsch des Kurfürsten Tocher Maria Walburgas im gleichen einer Gruppe nach St. Petersburg emi- am 22. Februar 1795 seine Beförderung Jahr der Eheschließung auf den Namen grierter Ordensritter selbst zum Groß- zum Generalmajor der Kavallerie. We- Leopoldine. meister ausrufen lassen, obwohl der nige Wochen später fand seine Ernen- Die Ehe zwischen dem greisen Kur- aktuelle Amtsinhaber, Ferndinand von Abb. 9: Karte des Maltesischen Archipels, abgedruckt in 104 einer 1799 in Nürnberg erschienenen „Beschreibung der nung zum Regimentsinhaber des vakant fürsten und seiner jungen Frau währte Hompesch, nicht zurückgetreten war. Insel Malta“. gewordenen Regiments Larosée statt.95 wenig mehr als drei Jahre, als Karl Theo- (Abb. 9 u. 10) Auch hier handelte es sich um Titulare- dor am 16. Februar 1799 im Alter von Auf außenpolitischem Terrain be- xistenzen, ein aktiver Militärdienst des 74 Jahren verstarb. Damit waren nicht trieben Max IV. Joseph und Montgelas Großpriors ist nicht dokumentiert. Die nur für die Spitzen der bayerischen Ver- eine Politik des Ausgleichs zwischen Familie Bretzenheim musste indes bald waltung, sondern auch für seinen un- Frankreich und Österreich. Gerade ge- spüren, inwiefern auch der schützenden ehelichen Sohn Karl August und damit genüber Frankreich sollte zumindest Hand des Kurfürsten Grenzen gesetzt auch für Maria Walburga einschneiden- eine freundliche Neutralität gewahrt waren. Mit der französischen Besetzung de Ereignisse verbunden. Nach dem Ein- werden, eine Politik, die sogar von eini- des Rheinlands und eines Teils der Pfalz treffen des neuen Kurfürsten Maximilian gen Mitgliedern des Bayerischen Groß- verlor das Paar 1796 mit dem Verlust IV. Joseph in München am 20. Februar priorats aktiv unterstützt wurde.105 Be- der Herrschaft Bretzenheim und anderer war rasch klar, dass dieser keine Rück- reits kurz nach seiner Thronbesteigung Kleinstterritorien einen großen Teil sei- sicht auf die Stellung und Pfründe Karl berief Max IV. Joseph eine vom Herzog ner Einkünfte.96 Der Kurfürst versuchte Augusts nehmen würde.101 von Birkenfeld geleitete Kommission, dies durch die Transferierung der eigent- die seine Pläne zur Enteignung der Or- lich für die Gräfin von Wartenberg, eine densgüter in die Praxis umzusetzen hat- Abb. 10: Zeitgenössische Darstellung der französischen 106 Eroberung Maltas im Juni 1798. Entnommen aus: uneheliche Tochter Karl Theodors mit Politische und persönliche te. Gemäß den Berechnungen dieser Allgemeine Welt-Chronik oder neue und wichtige Zeit- der Freiin Schenk von Castell, in Wien Veränderungen Kommission würde durch eine Enteig- Geschichte aller Länder und Völker, Zittau 1798. angelegten Summe von 300.000 Gulden nung der 28 bayerischen Komtureien an das Bretzenheimer Paar zu kompen- Die folgenden Ereignisse um die eine Summe von 8 Millionen Gulden in sieren. Die Gräfin von Wartenberg ver- Malteserbesitzungen in Bayern waren die Staatskassen fließen. Die dringen- starb 1797 mit kaum sieben Jahren.97 Teil einer grundlegenden Neustrukturie- den Warnungen des Sekretärs Sulzer Zwei Jahre zuvor war es nach dem rung des Staates unter der Federführung an der bayerischen Botschaft in St. Pe- Tod der Kurfürstin Elisabeth Augus- des Barons (später Grafen) Maximilian tersburg107 und Proteste der Ordensrit- ta zu Karl Theodors Vermählung mit Joseph von Montgelas.102 In Montgelas’ ter halfen nichts. Bereits Ende Februar

158 159 Vielleicht unterschätzte man nach wie Frankreich eingehen, sollten die russi- vor die Bedeutung, die Zar Paul den Or- schen Generäle Korsakov und Sowarov densangelegenheiten beimaß, oder ver- Pläne einer gemeinsamen russisch-öster- ließ sich darauf, dass die Dringlichkeiten reichischen Intervention ausarbeiten. Die der „großen“ internationalen Politik den Nachrichten über die Enteignungen des Zaren bald von den inneren Ereignissen Malteserordens in Bayern waren Thugut in Bayern ablenken würden. in seinem Bemühen um eine internati- Zar und „Großmeister“ Pauls erzürn- onale Akzeptanz für eine Einverleibung te Reaktion war vorauszusehen. Sogar Bayerns in österreichisches Territorium Gerüchte über eventuelle militärische daher mehr als willkommen. Das Verhal- Reaktionen machten die Runde. Am 20. ten Max IV. Josephs gegenüber Zar Pauls März 1799 wurde Baron Reichlin in sei- „Lieblingskind“, dem Malteserorden, ner Eigenschaft als Botschafter Bayerns schien idealer Prüfstein seiner Gesinnung angewiesen, St. Petersburg innerhalb ei- für oder gegen Russland und für oder ge- nes Tages zu verlassen.112 gen eine konservative, antirevolutionäre In der Zwischenzeit hatten am Za- Orientierung zu sein. Abb. 11: Die „Herberge“ der Bayerischen Zunge in Valletta. renhof zwei weitere geheime Memoirs Die Ende März angestrengten baye- Flachslandens über die Geschehnisse in rischen Versuche, den preußischen Ge- Bayern mit eindeutiger Spitze gegen die sandten in St. Petersburg, General Tau- Regierung Max IV. Josephs weiteres Öl enzien, in den Versuch einzubinden, den in das Feuer gegossen. Die anscheinend Zorn des Zaren zu dämpfen, scheiterten. wurden die entsprechenden Anweisun- der das Heft des Agierens in die Hand auf Tatsachen beruhenden Kommenta- Der russische Gesandte in Bayern, Baron gen Max IV. Josephs offiziell in die Praxis nahm.110 In offenen Streit mit der neuen re des österreichischen Gesandten Graf von Bühler, schien für den Moment die umgesetzt.108 Offizieller Hauptgrund für Regierung konnten Turcopilier Flachs- Thugut über die „sklavengleiche“ Hal- einzige Person zu sein, die Wogen zu- die Maßnahmen war die Tatsache, dass landen und seine Anhänger nicht treten. tung von Karl Theodors Nachfolger ge- mindest ansatzweise zu glätten. Durch der Zweibrückner Zweig des Hauses Was blieb, war die umgehende geheime genüber Frankreich, waren ein weiterer Bühler erfuhr Flachslanden bereits vor Wittelsbach niemals sein Einverständnis Information der Ordensspitze in St. Pe- Mosaikstein in Zar Pauls Wahrnehmung der offiziellen Benachrichtigung des zur Etablierung des Malteserordens in tersburg und eine subversive Tätigkeit, Max IV. Josephs als „Feind“ russischer Münchner Hofes von Zar Pauls Bedin- den Wittelsbacher Territorien gegeben die sich zunächst darauf beschränkte, Politik. Die Affären des Malteserordens gungen einer Normalisierung der Lage: hätte. Die Verwaltung der ehemaligen Gerüchte zu verbreiten, die Enteignun- schienen für den russischen Hof der ge- Die vollständige Zurücknahme der Ent- Besitzungen und Eigentümer des Mal- gen der Ordensgüter seien nicht aus eignete Hebel, den widerspenstigen und eignungen und die Wiederherstellung teserordens fiel in die Hände der soge- staatlicher Raison, sondern aus Grün- verdächtigen Kurfürsten zur Raison zu der Besitzungen und Ämter des Malte- nannten geistlichen Güterverwaltung. den privater Spekulation und Geschäfts- bringen oder eventuell sogar vollständig serordens in Bayern sowie ein Beitritt Es war sicherlich nicht nur staatliche interessen der neuen Machthaber in die Herrschaft dieses „Chevalier des re- Bayerns in die antifranzösische Allianz. Propaganda, dass ein großer Teil der Bayern erfolgt.111 gicides français“113 zu beenden. Zu Graf Zar Paul verlangte ferner den Besuch bayerischen Bevölkerung die Enteignung Es ist nicht bekannt, inwieweit sich Thuguts Freude fanden sogar die alten einer offiziellen Delegation des bayeri- des Ordens begrüßte.109 (Abb. 11) Max IV. Joseph, sein Kabinett und die österreichischen Pläne, Bayern unter schen Großpriorats, die ihn als recht- Über direkte Reaktionen seitens des Mitglieder der Enteignungskommissi- österreichische Verwaltung zu stellen, mäßigen Großmeister des Malteseror- Großpriors ist nichts bekannt. Erneut on Gedanken über die russischen Re- wieder Gehör am russischen Hof. Sollte dens anerkennen sollte.114 Verschiedene war es sein Stellvertreter Flachslanden, aktionen auf ihr Vorgehen machten. Bayern wirklich eine direkte Allianz mit Minister und Mitglieder der Regierung

160 161 St. Petersburg überzeugten Max IV. Jo- übereilte Konsequenz“ alter Pläne aus seph von der Vergeblichkeit, auf eine den 1780er Jahren geschehen. Mitt- Entspannung der Situation zu hoffen. lerweile sei die Situation natürlich eine Mittlerweile hatten sich die Kontakte vollständig andere. Die vom Fürsten zwischen Montgelas und Flachslanden von Birkenfeld durchgeführten Schritte intensiviert. Offensichtlich erachtete vom Februar 1799 seien nichts anderes Montgelas den Balí, ungeachtet dessen gewesen, als das Einkommen und die undurchsichtiger Aktionen, als für den inneren Verhältnisse einer Institution zu Moment geeignete Person, der bayeri- prüfen, über deren Einrichtung Max IV. schen Sache zu dienen. Dieser Schritt Joseph von seinem Onkel Karl Theodor zeigt in besonderer Weise die Flexibilität niemals informiert worden sei. und den Pragmatismus des Staatsmi- Tatsächlich wurden die Enteignun- nisters. Von Anbeginn hatte Montgelas gen des Ordens in Bayern in einem dem Malteserorden ablehnend gegen- Schrei­ben Max IV. Josephs an Zar Paul übergestanden. Als Staat im Staat stand vom 22. Mai auf diese Weise verbrämt der Orden in Bayern einer starken Zen- und entschuldigt. Darin betonte der Kur- tralregierung entgegen. Es war zu be- fürst noch einmal, dass der Zweibrück- fürchten, dass seine Mitglieder die bay- ner Zweig der Wittelsbacher 1781/82 erische Regierung nachhaltig infiltrieren niemals der Einrichtung eines reich be- würden, wie es einst die Jesuiten getan pfründeten bayerischen Großpriorats hatten. Für den Moment jedoch hatten zugestimmt habe. Er bemühte sich nun diese Bedenken hintanzustehen. anzufügen, dass die Enteignungen vom Montgelas fand rasch eine weite- Februar nur provisorische Handlungen Abb. 12: Französischer Stich der Ankunft der französischen Flotte vor Malta und der Kapitulation des Ordens. re geeignete Person, um die verfahrene gewesen seien. Dies war die entschei- Situation wieder in befahrbare Gleise dende Wende für zukünftige Korrektu- zu bringen: Am 2. Mai 1799 wurde nie- ren und sollte dem Zaren das bayerische mand anderes als der zuvor so radikal Entgegenkommen signalisieren.118 Max die Enteignungen betreibende Wilhelm IV. Josephs Einlenken ging noch weiter: plädierten mittlerweile in München für der Ordensgüter unnötig machen wür- von Birkenfeld beauftragt, die Urkun- Die Mittel und das Eigentum des Groß- die Aufgabe der alten Politik der Neu­ de. Die durch die Enteignungen erzielten den und Dokumente der Archive des priorats seien sorgfältig geprüft, aber tralität und eine offene Unterstützung 8 Millionen Gulden schienen ein für das Bayerischen Großpriorats nach geeig- nicht angetastet worden. Es sei lediglich der russischen und österreichischen Sa- defizitäre Staatsbudget unverzichtbarer netem Material zur Rechtfertigung einer eine Frage der Zeit, wann die Güter wie- che.115 Nur mit Österreichs Hilfe schien Posten zu sein. Darüber hinaus hoffte vorübergehenden Sequestration und der ordentlich zurückerstattet werden eine Normalisierung des Verhältnisses man in München, dass eine auf dem nun wieder anstehenden Restitution zu könnten und der Geschäftsverkehr des mit Russland erreichbar. (Abb. 12) Rastatter Kongress anstehende Rückga- finden. Der Münchner Hof sollte dabei Priorats in gewohnter Form aufgenom- Im April 1799 hoffte Max IV. Joseph be Maltas an den Orden Zar und „Groß- mit so wenig Kosten wie möglich be- men werden könne.119 Besagtes Schrei­ immer noch – ohne sich zu einer ein- meister“ Paul für den Moment saturieren lastet werden.117 Birkenfeld und Mont- ben Max IV. Josephs folgt in weiten deutigen antifranzösischen Allianz be- würde. Tatsächlich erfolgte in Rastatt gelas sahen keine andere Möglichkeit Teilen dem Konzept eines von Baron kennen zu müssen – auf österreichische eine offizielle Restitution Maltas an den der Rechtfertigung, als zu erklären, die Bühler ausgearbeiteten Memoirs und diplomatische Hilfe, die eine Restitution Malteserorden,116 doch die Berichte aus Enteignungen seien als „pragmatische den von Flachslanden während seiner

162 163 Konsultationen mit Montgelas gege- Die Rechtslage war mit der Aner- Max IV. Josephs begründete dies mit der benen Ratschlägen. Der Balí hatte eine kennung Zar Pauls als Großmeister „von allen Seiten beschwerte[n] pfälzi- weitere Verkleidung der realen Gescheh- eindeutig: Das Bayerische Großpriorat schen Staatskasse und der ungeeigneten nisse empfohlen. Um offiziell seine Sou- als Teil der übergeordneten Institution Last einer an den Reichsfürsten von Bret- veränität zu wahren, sollte die erzwun- der „Langue Anglo-Bavaro-Russe“ hat- zenheim und seine Diener zu leistende[n] gene Wiederherstellung des Bayerischen te den Anordnungen Zar Pauls zu ge- Abgabe[n]“.126 Die Aberkennung der Großpriorats nicht als zurückgenomme- horchen – solange diese nicht mit den Würde eines Großpriors bedeutete ne Entscheidung, sondern als von Max Weisungen des Papstes als geistigem gleichzeitig einen Einkommensverlust IV. Joseph eingeleitete Neugründung sti- Oberhaupt des Ordens in Widerstreit von 20.000 Gulden,127 der Entzug der lisiert werden. (Abb. 13) lagen. Zar und Großmeister Paul I. be- Magistralkomturei ist mit einem Verlust In der am 7. August 1799 angeleg- stätigte alle Artikel der Konvention und von 5.000 Gulden zu beziffern.128 ten Liste der (neu-)bestätigten Inhaber versicherte den Schutz der Konvention Für den akuten Behelf wurde ihm – der Ämter und Komtureien des Ordens gegen jegliche fremde Einmischung und gegen Unterschrift und Verzicht auf wei- in Bayern erscheinen die meisten frü- Einwirkung. Die Bulle der Neugrün- tere auf seinen Namen vom kurfürstli- heren Malteserritter wieder in Amt und dung des Bayerischen Großpriorats als chen Vater angelegte Kapitalien – der Würden.120 Bereits am 12. Juli hatte Teil der „Langue Anglo-Bavaro-Russe“ Inhalt mehrer in seiner Residenz aus Si- Flachslanden als Vertreter des Groß- wurde am 13. November 1799 von Zar cherheitsgründen vom Vater vor seinem meisters Zar Paul und Montgelas als Paul ratifiziert.123 Für den Schützling Tod deponierten Schatullen zugebilligt. Vertreter Max IV. Josephs einen Vertrag seines verstorbenen Vaters, Großprior Gemäß den Forschungen Monika Gro- unterzeichnet, in dem das Bayerische Karl August von Bretzenheim, war in enings129 standen Karl August damit Großpriorat des Malteserordens sowie diesem veränderten Umfeld kein Platz 85.000 Gulden zu.130 die Großballei Neuburg und ihre Besit- mehr. Der kaum vier Jahre alte Carl Karl August und Maria Walburga zungen wieder vollständig gemäß der Theodor, Herzog von Bayern, der zweite hatten München bereits vor dem Inkraft- alten Organisation und den früheren Sohn Max IV. Josephs, wurde an Stelle treten der Stiftungsurkunde zur Wieder- Strukturen hergestellt wurden.121 Darü- von Karl August von Bretzenheim als herstellung des Bayerischen Großpriorats ber hinaus erkannte Max IV. Joseph nun Großprior nominiert.124 Balí Flachslan- und damit seiner offiziellen Enthebung Zar Paul als Großmeister des Malteser- den verzichtete auf das ihm 1783 zuge- vom Amt des Großpriors verlassen. Im Abb. 13: Wappen Johann Baptist von Flachslandens als Malteserritter der Deutschen Zunge. Entnommen aus: Des ordens an. Auf der anderen Seite bestä- billigte Recht auf die Nachfolge in der Juni 1799 trafen sie in Wien ein. Der vom Hohen Johanniter oder Maltheser Ritter-Ordens Teutschen tigte Zar Paul Max IV. Joseph als „Grün- Würde des Großpriors gegen eine jährli- Wiener Kaiserhof Gefürstete hoffte, wie Groß-Priorats Wappen Calender, Augsburg 1787. der“ des „neuen“ Bayerischen Großprio- che Pension von 2.400 Gulden. damals so viele von den Verwerfungen rats. Damit sicherte sich der Landesherr Damit wurden Karl August auch die und Neuordnungen der Revolutionskrie- das Recht, im Falle der Vakanz neue Residenz des Großpriors („Palais Fug- ge entwurzelte Aristokraten, durch die Inhaber der Komtureien zu nominieren. ger“)125 in Münchens Theatiner-Straße konservativen Habsburger Unterstützung Insgesamt wurde dem Kurfürsten ein- (heute „Palais Portia“) und die Magistral- in seinen Ansprüchen auf Kompensation geräumt, bis zu 18 neue Kandidaten zu komturei Erding entzogen, ein großer Teil und neue Pfründe zu erhalten. In Wien nominieren.122 Neu aufgenommen wur- des von ihm selbst angeschafften Mobi- mieteten die Bretzenheimer das „Schön- de eine Klausel, dass zukünftig in der liars beschlagnahmt. Wenig später wur- brunner Haus” in den Tuchlauben. bayerischen Armee dienende Mitglieder de die Familie Bretzenheim aufgefordert, Die Proteste Karl Augusts gegen des Bayerischen Großpriorats vom bay- ihre Residenz in Schwabing zu verlassen. seine Enthebung blieben weitgehend erischen Staat bezahlt würden. Die Administration der neuen Regierung ungehört. Die folgenden juristischen

164 165 Auseinandersetzungen führten schließ- Karl August sandte im Folgenden ei- lich zu einem vollkommenen Zerwürfnis ne Erklärung an das in München am 18. seiner Familie mit dem Haus Wittels- September 1799 zur Restitution tagende bach. Von den Kanzlisten Max IV. Jose- Provinzialkapitel des Großpriorats, in phs im Folgenden durchgeführte Unter- dem er gegen seine Amtsenthebung als suchungen ergaben, dass der verstorbe- – weil nicht vom Großmeister und dem ne Kurfürst der Familie Bretzenheim im großen Ordensrat abgesegnet – unrecht- Zeitraum von 1781 bis 1799 aus seinen mäß protestierte und sich nach wie vor Privatmitteln ingesamt über 1.773 000 als Großprior betrachtete.134 Zeitgleich Gulden zugeführt hatte.131 Dabei war wurde der Wiener Kaiserhof über diese die Summe der vor 1781 aufgewendeten Protestnote informiert. Mittel zum Ankauf der Herrschaft Bret- Als seitens des Münchner Hofes kei- zenheim nicht eingerechnet. ne positive Reaktionen auf seine Ansprü- Der Streit mit dem kurfürstlichen Hof che mehr zu erwarten waren, informierte deckte verschiedenste Felder ab; unter Karl August den Kurfürsten über seinen anderem betraf er den Entzug der Karl Abschied aus der kurpfalzbayerischen August noch 1796 vom Vater überschrie- Armee, sein Status als Generalmajor war benen Herrschaft Hohenfels (bei Pars- ohnehin nicht mit einem Einkommen berg in der Oberpfalz). Ungeachtet der verbunden; ein Ansinnen dem von baye- Bitte Karl Augusts um „höchste Gnade rischer Seite gerne entsprochen wurde.135 und Milde“ an den „höchst seelige[n] Neben dem damit manifestierten Pro- Churfürst“ Max IV. Joseph, erfolgte im test zeigte dieser Abschied gleichzeitig Oktober 1799 die Enteignung.132 Auf eine die Wendung zur österreichischen Seite; Wiedereinsetzung in das Amt des Groß- ein Signal, das am Kaiserhof umgehend priors war nach der Neuerrichtung des verstanden wurde. Bereits im Juli 1800 Priorats nicht mehr zu denken. Insofern ließ Kaiser Franz II. mitteilen, der Fürst konzentrierte sich Karl August auf seine von Bretzenheim solle in Verdienst sei- Bestrebungen, Kompensation für den ner dem Erzhaus Habsburg gezeigten Amtsverlust zu erhalten. In einem am 5. „Anhänglichkeit“ im Rang eines Gene- Juli verfassten Schreiben an den Zar ver- ralmajors „obschon [...] ohne wirkliche weist er auf die Unrechtmäßigkeit des Anstellung und Gehalt“ dem österreichi- Amtsentzugs, nur der Großmeister und schen Heer beitreten.136 Erneut sollten Ti- der Ordensrat könnten dieses Amt eines tularexistenzen das Prestige Karl Augusts souveränen Ritterordens entziehen, nicht in der neuen Heimat erhöhen. ein Landesfürst. Zar Paul I. wollte sich Die Wendung nach Wien war nicht allerdings mit dieser Angelegenheit nicht nur mit Hoffnungen auf Wiederherstel- beschäftigen und verwies in seinem Ant- lung des alten Status verbunden, son- wortschreiben auf sein Desinteresse, sich dern lag vor allem auf finanziellem Feld. in innere Angelegenheiten des Hauses Schon Jahre zuvor hatte Karl Augusts Wittelsbach zu mischen.133 Vater – als „zugereister“ Landesherr Abb. 14: Ansicht der Hauptstadt des Malteserordens Valletta, spätes 18. Jahrhundert.

166 167 unbeliebt und stets innerbayerische Re- auf Entschädigungen für die verlorene hier nicht näher behandelt werden. Im für Lindau. Am 9. Dezember nahm Karl volten befürchtend – über 240.000 Gul- Herrschaft Bretzenheim. Zwar bestimm- Kontext der Familie Bretzenheim muss August von Bretzenheim offiziell von den an Aktien an Wiener Banken depo- ten die Artikel IX und X die Aufhebung dabei zwischen reichsunmittelbaren und Lindau Besitz. Die Formalitäten und niert.137 Karl August sah sich zum Zugriff der früheren vollständigen Einziehung mittelbaren Herrschaften unterschieden entsprechenden Zeremonien wurden auf dieses Deposit berechtigt. der Güter,139 gemäß eines späteren Erlas- werden. In Letzteren galten die Eigen- von seinem Generalkommissär Ziwny Der Bruch mit Bayern manifestierte ses der französischen Regierung hatten tümer beziehungsweise Besitzer nur als vorgenommen.146 sich deutlich, als Karl August im Sep- jedoch nur ehemalige Besitzer, die nicht Orts-, nicht als Landesherren. Festzu- Inwieweit Karl August bereits da- tember 1799 die Herrschaften Fladnitz, dem Fürstenstand angehörten und Sitz halten ist, dass der Paragraph 22 des mals einen weiteren Tausch seiner neu- Rathmannsdorf, Sturmberg, Thannhau- oder Stimme im Reichstag gehabt hat- Reichsdeputationshauptschlusses (25. en Besitzung vorbereitete, konnte bisher sen und Wachsenegg in der Steiermark ten, Aussicht auf Kompensation oder Februar 1803)143 Abtei und Stadt Lindau nicht ermittelt werden. Mit Sicherheit erwarb und sich damit als österreichi- Wiedererlangung ihres früheren Besit- als Entschädigung für die reichsunmittel- lagen die im Januar 1803 einsetzenden scher Landstand etablierte. zes.140 Obwohl der gefürsteten Familie bare Herrschaft Bretzenheim festlegte; Versuche, die Hafen- und Handelsstadt Auch nach Entzug der Würde des Bretzenheim damit offiziell die Mög- auf den ersten Blick eine für die Fami- am Bodensee mit innerösterreichischen Großpriors verliefen die Streitereien zwi- lichkeit einer Rückkehr genommen war, lie Bretzenheim positive Entscheidung. oder ungarischen Gütern einzutauschen, schen dem Münchner Hof und Karl Au- wurden doch durch einen Bevollmäch- Bei näherem Hinsehen beinhaltete die auch im Interesse des Kaiserhofes. Im gust auf anderen Schauplätzen weiter. tigten, den geistlichen kurpfälzischen Entscheidung aufgrund der im Zuge der vom Hofkammerpräsident Carl von Zi- Einer davon betraf die Versuche der von Rat Kaspar Schmitz, Verhandlungen mit französischen und österreichischen Trup- chy am 19. Februar vorgelegten Entwurf Kurfürst Max IV. Joseph gegründeten der französischen Departementsverwal- peneinquartierungen der vergangenen eines Tausches, wurden die jährlichen sogenannten Familien-Reintegrations- tung über einen Verkauf der nicht zum Jahre aufgelaufenen hohen Verschuldung Einkünfte der Herrschaft Lindau auf kommission hinsichtlich der Einziehung Fürstentum Bretzenheim gehörenden der Stadt (man sprach von über 500.000 25.000 Gulden festgelegt. Karl Augusts der Herrschaft Zwingenberg. Der juris- ehemaligen linksrheinischen Besitztü- Gulden) verschiedene Unwägbarkeiten zukünftige Herrschaft sollte über ein et- tisch ausgetragene Zwist dauerte bis mer des Ehepaars aufgenommen. Der und Nachteile.144 Die Stadt war damals wa ebenso hohes Einkommen verfügen. Herbst 1802 und endete mit einem Ver- Ausbruch des Dritten Koalitionskriegs nicht mehr in der Lage, die Kreissteuer in Am 13. Juni 1803 kam es zum Abschluss gleich. Karl August durfte bis auf wei- 1805 ließ schließlich die letzten Hoff- Höhe von 22.419 Gulden zu bezahlen. eines entsprechenden Vertrags zwischen teres seine als „Mannlehen“ definierte nungen auf einen Verkauf und Kompen- Für eine rasche Sanierung der angeblich Karl August von Bretzenheim und Öster- Herrschaft behalten, musste einen Teil sation platzen.141 durch die Enteignungen angehäuften reich.147 In den nächsten Monaten wur- der Einnahmen jedoch an den Staat ab- Erneute Entschädigungshoffnungen 450.000 Gulden Verluste der Bretzenhei- den entsprechende Territorien sondiert treten.138 (Abb. 14) kamen mit den Vorbereitungen zum mer war der Tausch also nicht geeignet. und sich in Verhandlungen zwischen sogenannten Reichsdeputationshaupt- Inwieweit Lindau als Entschädigungsob- Hofkammerpräsident von Zichy und schluss im Frühjahr 1802 auf. Fürst jekt aufgrund der Vorgeschichte von Karl den Vertretern Karl Augusts schließ- Magnat in Bretzenheim beauftragte seinen Sekre- Augusts Schwester Friederike als Für- lich auf die Herrschaften Regécz und Österreich-Ungarn tär Hofrat Karl Joseph Fischer damit, ei- stäbtissin des dortigen Stifts ausgewählt Sárospatak im Nordosten von Ungarn ne Kompilation der durch die französi- wurde, ist nicht bekannt. entschieden.148 Nachdem auch die un- Mit dem am 9. Februar 1801 ge- sche Expansion erlittenen Enteignungen Der Versuch, über Weihbischof garische Hofkammer am 30. November schlossenen Frieden von Lunéville, mit und Verluste aufzustellen und diese bei Johann Nepomuk von Wolf auf dem 1804 ihre Zustimmung gab, schien der dem alle linksrheinischen Territorien nun der Reichsdeputation einzureichen.142 Reichstag neue beziehungsweise weite- offiziellen Übernahme von Regécz und auch offiziell in französische Hände fie- Die komplexen Überlegungen und re Entschädigung zu erreichen, blieben Sárospatak nichts mehr im Wege zu ste- len, und den damit einhergehenden Re- Verhandlungen der Kommission der fruchtlos.145 Mit dem Reichsdeputati- hen.149 Zusammen mit den federführen- parationsfragen, verband auch das Ehe- Reichsdeputation zur Entschädigung onshauptschluss kam auch die Aberken- den Franz und Nicolas Grafen von Ester- paar Bretzenheim positive Hoffnungen der weltlichen Territorialherren können nung des Status einer freien Reichsstadt hazy wird Karl August bereits damals als

168 169 Teilhaber der am 11. Mai 1804 in Wien rischen Besitzungen liefen juristische Aus- Als Sternkreuzordensdame war Ma- Herzoglich Savoysche Ritterakademie eingetragenen Handelsgesellschaft zur einandersetzungen mit dem Fürsten Karl ria Walburga ohnehin bereits seit län- in Wien besucht, unter anderen Maria Beförderung des ungarischen „Handels Friedrich Wilhelm von Leiningen um den gerem mit den Zirkeln des österreichi- Walburgas Bruder Johann Aloys II. oder mit dem Norden“ genannt.150 Über ei- Zugriff der Bretzenheimer auf ihre ehe- schen Altadels verbunden. Nachdem Kraft Ernst Graf von Oettingen-Waller- ne aktive und nachhaltige Tätigkeit des malige Besitzung Zwingenberg, die nach sie in München erste Hofdame von Kur- stein und sein Bruder Franz Ludwig.160 Fürsten in dieser Gesellschaft liegen al- der im Reichsdeputationshauptschluss fürstin Leopoldine gewesen war, diente 1806 mieteten die Bretzenheimer – lerdings keine Angaben vor. erfolgten Auflösung der Kurpfalz auf Lei- sie nun auch am Wiener Kaiserhof als zur besseren Übersicht über die ungari- Der über die Tauschvorgänge nicht ninger Territorium lag.153 Palastdame von Kaiserin Maria Karoli- schen Besitztümer – eine weitere Woh- informierte, mittlerweile zum Kaiser ge- Zwar erreichte Karl August im Sep- ne und nach deren Tod 1808 von Ma- nung in Pest. Die ungarische Hofkam- krönte Napoleon betrachtete den Herr- tember 1803 ein kaiserliches Mandat, ria Ludovika Beatrix.156 Die Biographen mer befand sich damals in Buda (früher schaftstausch als Verletzung der zuvor das ihm die Landeshoheit in der Herr- Karl Augusts157 betonen vor allem Maria Ofen). Als stimmberechtigter ungarischer getroffenenen Vereinbarungen und be- schaft Zwingenberg zusicherte, die Walburgas Rolle bei der Integretation Magnat nahm Karl August an den unga- nutzte die österreichische „Usurpation“ innerländlichen und nachbarlichen des zugezogenen Paares in die Adels- rischen Reichstagen der Jahre 1807/08 Lindaus als einen der Vorwände für den Kon­flikte bezüglich des Zehnt-, Forst-, gesellschaft Wiens. Durch die Heiraten und 1811/12 teil; eine aktive politische sogenannten Dritten Koalitionskrieg. Geleit- und Jagdrechts setzten sich je- von Maria Walburgas Tanten Maria Rolle betrieb er nicht. 1810 hatte er sei- Differenzen über die Berechnung der doch fort. Schließlich kam es ab Som- Anna Gräfin Paar, der früheren Obrist- nen Generalmajorsrang niedergelegt und Einkünfte von Regécz und Sárospatak mer 1804 zu Verkaufsverhandlungen. hofmeisterin Maria Theresias, und Ma- besaß damit – bis auf die Titularexistenz und die kürzliche Entdeckung von Erz- Streitigkeiten um den festgesetzten Ver­ ria Gertrud Friederika mit Mitgliedern eines kaiserlichen Kammerherrn – kein vorkommen bei Regécz verzögerten kaufspreis von 500.000 Gulden und des österreichischen Hochadels verfügte öffentliches Amt mehr.161 indes die Übergabe. Die nach der fran- die Forderungen Fürst Leiningens nach sie über eine große Zahl von Verwand- Sein Interesse galt ohnehin der finan­ zösischen Besetzung Lindaus im Novem- Allodifikation des Kaufobjekts verzöger- ten und Bekannten in Wien. Beson- ziellen Saturierung. Insgesamt werden die ber 1805 im Frieden von Preßburg am ten einen Vertragsabschluss bis schließ- ders enger Kontakt scheint zu Cousine Einkünfte aus Regécz und Sárospatak 26. Dezember erzwungene Abtretung lich 1807 der Großherzog von Baden als Eleonore, verheirate Fürstin Liechten- mit etwa 40.000 Gulden veranschlagt. Lindaus an Bayern verschlechterte die neuer Kaufinteressent auftrat. Im Feb- stein bestanden zu haben.158 Eleonores Zwar waren dies hohe Einkünfte und Verhandlungsbasis Karl Augusts. Die ruar 1808 kam es schließlich zum Ver- Schwester Leopoldine hatte mit dem zwar verfügte der Fürst durch die Ver- österreichische Hofkammer zögerte nun kauf der Herrschaft Zwingenberg an den Grafen von Kaunitz-Riedberg den Sohn käufe der Herrschaften Zwingenberg, nicht nur noch mehr die offizielle Über- Großherzog für die Summe von 300.000 des Staatskanzlers geehelicht. Hinzu Merfeld und der Besitzungen in der gabe der ungarischen Territorien heraus, Gulden.154 kam die enge Verbindung zu der mittler- Steiermark über große Rücklagen, doch sondern versuchte auch Karl August zur Mit der Ratifikation des Tausches weile ebenfalls in der Donaumetropole verschlangen die in Wien und noch in Akzeptanz der auf Sárospatak reduzier- der Herrschaften Lindau mit Regécz und residierenden älteren Schwester Maria Mannheim für Karl August arbeiten- ten Besitztümer zu bewegen. Es benö- Sárospatak und dem Verkauf von Zwin- Walburgas, Maria Theresia Crescentia, den Kanzleibeamten, die große Diener- tigte verschiedene Eingaben an den Kai- genberg hatte sich 1808 der Lebens- die im Januar 1795 den österreichischen schaft, die Gutsverwalter und Arbeiter ser, bis Karl August am 24. März 1808 mittelpunkt des Ehepaars Bretzenheim Gesandten am Münchner Hof, Graf Jo- sowie die Miete des Stadtpalais in den den ursprünglichen Übernahmevertrag endgültig auf Österreich beziehungswei- seph Johann Friedrich von Seilern und Tuchlauben in Wien ebenfalls große gegenzeichnen konnte.151 Karl August se Wien fokussiert. Gleichzeitig erfolgte Aspang, geheiratet hatte.159 Summen. Dennoch waren genug Mittel und Maria Walburga nannten sich von eine allmähliche Vernetzung mit den Zir- Insgesamt hatten die fürstlichen vorhanden, um ab 1811 in Brunn vor diesem Zeitpunkt an Fürst und Fürstin keln des dortigen Adels. Im November Häuser Oettingen-Spielberg und Oettin- dem Gebirge eine weitere Wohnung für Bretzenheim von Regécz.152 1807 erhielt Karl August nach Entrich- gen-Wallerstein immer gerne die Nähe die Sommerfrische zu mieten.162 Gleichzeitig mit den Verhandlungen tung der Summe von 254 Gulden die des Wiener Kaiserhofs gesucht; verschie- Maria Walburga musste in dieser um den Tausch Lindaus mit den unga- Würde eines Kammerherrn.155 dene Zöglinge der Familien hatten die Zeit über einschneidende Veränderung in

170 171 ihrer Heimat hören. Ihr Bruder Johann neuen Regierungsbezirk Aachen aner- betrügerische Beamte in den ehemali- Aloys II. war nach seiner Dienstzeit in kannt wurde.164 gen rheinischen Besitzungen verursach- der österreichischen Armee nach Oettin- Über diese Entschädigungs- bezie­ ten Verluste fort.171 Sie verstarb in Wien gen zurückgekehrt und hatte 1787 die hungsweise Restitutionsbestrebungen am 8. Mai 1833.172 Erbe der Herrschaf- Regentschaft angetreten. Nach seinem hinaus sind für die letzten Lebensjahren ten Sárospatak und Regécz wurde der Tod 1797 im Alter von kaum 40 Jahren keine weiteren Aktivitäten Karl Augusts älteste Sohn, der am 10. Februar 1801 übernahm seine Witwe, Aloysia, gebore- bekannt. Maria Walburga und verschie- geborene Ferdinand. 1831, also noch ne Prinzessin Auersperg, die Herrschaft. dene Hauslehrer waren mit der Erziehung vor dem Tod der Mutter, hatte er Prin- Von der allgemeinen Mediatisierungen und standesgemäßen Verheiratung der zessin Maria Karolina von Schwarzen- der Jahre 1805 und 1806 war auch fünf (aus neun Geburten)165 überleben- berg geheiratet. die Herrschaft Oettingen-Spielberg be- den Kinder, Ferdinand (* 1801), Alfons Das Leben der fürstlichen Familie troffen. Gemäß Rheinbundakte vom (* 1805), Leopoldine (* 1795), Maria Bretzenheim in Ungarn und Wien wur- Juli 1806 fiel Oettingen-Spielberg an Emerantia Caroline (* 1799) und Amalie de von bayerischen Historikern – nicht das neu gegründete Königreich Bayern. (* 1802) beschäftigt.166 Durch die Heira- ganz zu Unrecht – als „trauriges Relikt Fürstin Aloysia reiste damals persönlich ten der Töchter Leopoldine mit Ludwig des galanten 18. Jahrhunderts“ bezeich- nach Paris, um von Napoleon günsti- Graf Almasi von Isadnay und Toröck net.173 Karl August und Maria Walburga ge Mediatbedingungen zu erreichen; (1816), Maria Emerantia Caroline mit wurden, wie viele Standesgenossen aus die Aufhebung der staatlichen Existenz Joseph Graf Sermogye von Medgyes der hohen Aristokratie, zu Figuren auf des Fürstentums blieb indes Tatsache. (ebenfalls 1816) und Amalie mit Ludwig dem Schachbrett der Kabinettskriege Johann Aloys III., für den seine Mutter Patrick Graf Taafe von Corren verfestig- und Umverteilungen der Napoleoni- Aloysia bis zu seiner Volljährigkeit die ten sich noch zu Lebzeiten der Eltern die schen Epoche. Die hier vorgestellten Regierungsgeschäfte geführt hatte, war Verbindungen mit Österreich-Ungarn.167 Gelenkstellen ihrer Lebensläufe reflek- als fünfter Fürst des Hauses Oettingen- Karl August von Bretzenheim und tieren gleichzeitig die Veränderungen, Spielberg damit kein Landesherr mehr.163 Regécz starb nach längerer Krankheit Paradoxa und Umschichtungen einer Über einen Besuch Maria Walburgas in am 27. Februar 1823. Die Beisetzung Periode der Transition vom Ancien Ré- ihrer alten Heimat nach dem Umzug erfolgte in der Gruft von Sárospatak.168 gime beziehungsweise Alten Reich zum nach Wien geben die Quellen keine Noch vor dem Tod Karl Augusts scheint frühmodernen Nationalstaat. Karl Au- Auskunft. die Familie eine weitere große Wohnung gusts Existenz als verheirateter Großpri- Die mit dem Sturz Napoleons und im sogenannten „Michaelerhaus“ am or eines geistlichen Ritterordens zeigt den Neuordnungen des Wiener Kon- Kohlmarkt 1152 in Wien angemietet zu ferner wie kaum ein anderer Lebenslauf gresses verbundenen Hoffnungen der haben; vielleicht war sie als Refugium der Zeit die Hohlheit institutioneller Familie Bretzenheim auf weitere Ent- der größer werdenden Kinder gedacht. und geistiger Formen im Umfeld sich schädigungen beziehungsweise auf Res- Diese lebten weiterhin bei der Mutter.169 durchsetzender sogenannter bürgerli- titution der Besitzrechte in ihren links- Nach dem Tod Karl Augustus gab Maria cher und materialistischer Denkformen. rheinischen Territorien erfüllten sich nur Walburga die Residenz „Schönbrunner teilweise. Es dauerte allerdings bis zum Haus“ in den Tuchlauben auf und zog in Juni 1819 bis Karl August vom mittler- das „Michaelerhaus“.170 weile preußisch gewordenen Landes- Maria Walburga setzte die Versuche herrn wieder als Herr auf seinen Gütern ihres Gemahls zur Entschädigung und Weisweiler, Paland und Breitenbend im Kompensation von durch korrupte und

172 173 Anmerkungen 1 Bloch, Ernst: Erbschaft dieser Zeit, Gesamtausgabe, Geschichtsblatt 1986, S. 78-87; Rödel, Walter Bretzenheim an Carl August Graf von Heydeck, gelin de Kerdu, Louis: Ancient and Modern Malta, Bd. 4, Frankfurt am Main 1977, S. 116. G.: Brückenschläge von Kurbayern nach Malta. (Bretzenheimer Hefte 1), Bretzenheim 1989. 3 Bde., London 1805, hier Bd. 2, S. 297, 2 Das Archiv des Ordens wurde nach der Eroberung Illegitime Söhne der Wittelsbacher und der Malte- 17 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 65-68. Bd. 3, S. 9; Freller (wie Anm. 20), S. 153-155. Maltas durch Napoleon im Juni 1798 in Malta serorden, in: Amann, Konrad / u. a. (Hg.): Bayern 18 Freller, Thomas: Between Malta and St. Petersburg: 29 AOM, 163, f. 74r. belassen. Auch als der Orden später seine Residenz und Europa, Festschrift für Peter Claus Hartmann The Balí and Turcopilier Johann Baptist Anton von 30 Kayser (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 67. nach Catania, Ferrara und schließlich Rom verlegte, zum 65. Geburtstag, Frankfurt am Main – u. a. Flachslanden and Tsar Paul I: A Relation and its 31 AOM, 861, f. 413r. blieben die Dokumente auf Malta. Sie sind heute 2004, S. 143-151; Walter, Friedrich: Die Familie implications on European Politics, in: Melita Histo- 32 BayHStA, Kasten schwarz, 10132, II, ff. 515r-516v, der National Library of Malta in Valletta angeglie- von Bretzenheim, in: Mannheimer Geschichtsblätter rica 14, 2 (2005), S. 199-230. „Instrumentum Donationis et fundationis linguae dert. Die die Zeit nach den Juni 1798 betreffenden 2 (1900), Sp. 36-40; Brandenburg, Hans Christi- 19 Zur Karriere Haeffelins siehe ausführlicher Fendler, Melitensis in Bavaria“, 14. Oktober 1781. Für eine Archivalien des Ordens befinden sich in den Archi- an: Das Geschlecht der Grafen und Fürsten von Rudolf: Johann Casimir von Häffelin – Historiker, deutsche Übersetzung siehe: Verhandlungen zwi- ves of the Grand Magistry, Palazzo di Malta, in Bretzenheim, Teil 1: Die Grafen und Fürsten von Kirchenpolitiker, Diplomat und Kardinal, Mainz schen Seiner Churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz- Rom. Bretzenheim im Deutschen Reich, (Bretzenheimer 1980; Rumpler, Uwe: Haeffelin, Johann Casimir Baiern und Sr. Eminenz dem Großmeister zu Malta, 3 Archive of the Order of Malta, Valletta (AOM), Hefte 2), Bretzenheim 1990; Ders.: Das Geschlecht Frhr. v., in: Biographisch-Bibliographisches Kirchen- wegen Errichtung einer Malteser-Ordens-Zunge in 1538, f. 64v. der Grafen und Fürsten von Bretzenheim, Teil 2: lexikon, Bd. 28, Nordhausen 2007, Sp. 710-744. Baiern, Neuburg, Sulzbach und der oberen Pfalz, 4 AOM, 1538, ff. 69r-v. Siehe hierzu auch die Andeu- Die Grafen und Fürsten von Bretzenheim-Regécz in 20 Zur Vorgeschichte der Gründung des Bayerischen München 1782, S. 32-34 und Mayr, Georg Karl tungen in den Aufzeichnungen des Zeitzeugen und Oesterreich und Ungarn, (Bretzenheimer Hefte 4), Großpriorats siehe die immer noch wertvolle ältere (Hg.): Sammlung der neuest- und merkwürdigsten Geheimrats Stephan Freiherr von Stengel; Ebersold, Bretzenheim 1992. Studie von Steinberger, Ludwig: Die Gründung der Churbaierischen Generalien und Landesverordnun- Günther (Hg.): Stephan Freiherr von Stengel, Denk- 11 Siehe auch Vehse, Carl Eduard: Geschichte der klei- baierischen Zunge des Malteserordens, Berlin 1911; gen, 6 Bde., München 1784-1799, hier Bd. 2, S. würdigkeiten, Mannheim 1993, S. 131. nen deutschen Höfe, 7.-10. Teil: Die mediatisirten siehe auch Freller, Thomas: The Anglo-Bavarian 1407-1411. Siehe auch Steinberger (wie Anm. 20), 5 Eine weitere Ausnahme stellte die Verleihung des Teile, Aachen – Leipzig 1858, S. 66-70. Langue of the Order of Malta, Malta 2001, S. 30-52; S. 187. Ehren-Großkreuzes der Malteser an Markgräfin 12 Siehe auch Genealogisches Staats-Handbuch, Autengruber, Michael / Ferber, Klaus H.: Bayern 33 Das päpstliche „vidimus“ datiert vom 18. Sep- Magdalena Wilhelmine von Baden-Durlach (1677- Bd. 67 (1839), S. 44. Zu Maria Josepha Seyffert und Malta. Das Großpriorat Bayern der Bayerischen tember 1782, S. Maria Maggiore, Rom. BayHStA, 1742) dar. Die Markgräfin erhielt die Auszeichnung siehe Svoboda, Karl J.: Mätressen und Kinder Zunge des Souveränen Malteser Ritterordens und Kasten rot 17/a. 59; ebenda, Kasten schwarz, in ihrer Eigenschaft als Gemahlin des kaiserlichen Carl Theodors aus seiner Mannheimer Zeit, in: seine Insignien (1782-1808), 2002. 10132, II, ff. 906r-923r, 18. September 1782. Für Generalfeldmarschallleutnants Karl III. Wilhelm Wieczorek, Alfried / Probst, Hansjörg / Koenig, 21 Zur Bestätigung Karl Augusts, „filium naturalem­ die Bestätigung der Einrichtung der neuen Zunge von Baden-Durlach. Die Markgräfin schrieb am 27. Wieland (Hg.): Lebenslust und Frömmigkeit. sermi Electoris Palatino, Ducis Bavariae“, als Groß­ und die päpstliche Genehmigung vom 30 Septem- Februar 1741 einen Dankesbrief an Großmeister Kurfürst Karl Theodor (1724-1799) zwischen prior siehe AOM, 162, f. 114r. Siehe hierzu auch ber 1782 siehe AOM, 162, ff. 193-195. Siehe auch Ramon Despuig, der allerdings bereits am 15. Janu- Barock und Aufklärung, Bd. 1, Mannheim 1999, AOM, 589, ff. 234r-v; AOM, 586, f. 214v-215r. das Schreiben von Papst Pius VI. vom 23. Januar ar verstorben war. AOM, 1205, f. 10. S. 37-42; Nebinger, Gerhart: Die Nachkommen Zur Ernennung Karl Augusts zum Großprior siehe 1782. BayHStA, Kasten schwarz, 10132, II, f 567r. 6 AOM, 1538, f. 76r-v. des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz und auch Autengruber / Feder (wie Anm. 20), S. 29; Zur Ankunft der „Bolla originale della conferma 7 Handbuch zur Kenntnis der teutschen Reichsver- Bayern (Pfalzbayern), in: Blatt des Bayerischen Hartig, Michael: Die oberbayerischen Stifte, Bd. 1, della Lingua Anglo-Bavara“ auf Malta siehe den sammlung und ihre Geschichte, Dritter Teil, Nürn- Landesverbandes für Familienkunde 42 (1979), München 1935, S. 105. Brief Großmeister Emanuel de Rohans an den Bot- berg 1797, S. 13. S. 352-372. 22 Siehe auch Steinberger (wie Anm. 20), S. 226; schafter des Ordens in Rom, Balí François de Gue- 8 Siehe die Mitteilung Karl Augusts an Kurfürst Karl 13 Siehe auch Genealogisches Staats-Handbuch, Müller, Adolf: Bayerische Politik und bayerische rin la Brillane, vom 15. Februar 1783. AOM, 1535, Theodor vom 28. April 1788: Bd. 67 (1839), S. 44. Diplomaten zur Zeit Carl Theodors und Max Jose- f. 39v. Zur neuen Einrichtung siehe auch: Münchner „Eurer [Durchlaucht] [...] habe ich die Ehre, geziemend zu 14 Zur Grablege in Zwingenberg siehe Gottschalk, Kas- phs, München 1954, S. 24. Staats-, gelehrte und vermischte Nachrichten CXCVI eröfnen, dass zwischen der durchlauchtigen Fürstin Maria par Friedrich: Die Ritterburgen und Bergschlösser 23 Steinberger (wie Anm. 20), S. 226 (nach Bayerisches (1782), S. 788; Journal politique ou gazette des Walburga Josepha aus dem fürstlichen Hause Oettingen Deutschlands, Bd. 5/6, Halle 1821, S. 126. Hauptstaatsarchiv (BayHStA), Kasten Schwarz gazettes (Bouilon) 1783, Janvier 2me quinzaine, Oettingen und Oettingen Spielberg, einer Schwester des 15 Vgl. Zschokke, Heinrich: Der Bayerischen 506/1). S. 12-14. regierenden Herrn Fürsten zu Oettingen und Spielberg Geschichten sechster Band. Beschluß, Aarau 1828 24 Zur Besitzübernahme der Malteser siehe Krammer, 34 „Reflexions sur l’execution de la Bulle“ (1781), Liebden und zwischen mir eine eheliche Verlobniß gesche- (erste Auflage 1818), S. 77: „Unter diesen [natür- Markus: G’schichten aus Ebersberg, Ebersberg BayHStA, Kasten schwarz, 10132, I, ff. 238r-241r. hen, welche am 27ten dieses Monats durch priesterliche lichen Kindern] erblickt’ er mit besonderer Liebe 2000, S. 240-242. 35 Siehe die Bestätigung der mit den jeweiligen Komtu- Einsegnung bestättiget worden. Überzeugt von dem gütigen Karl August, den Fürsten von Bretzenheim. “ Siehe AOM, 2195, ff. 1-189r, f. 8, siehe auch f. 157r. reien ausgestatteten Ordensrittern vom 22. Oktober Antheil, den Eure [...] an dieser frohen Ereignis nehmen auch den Brief des österreichischen Botschafters 25 Ebenda. 1784. AOM, 163, ff. 72r-73v. werden, gereicht es mir zum besondern Vergnügen, denen- am Münchner Hof, Franz Sigmund Freiherr von 26 Die Ernennung Flachslandens zum Turcopilier und 36 Zum Einkommen und zur Finanzstruktur des Groß- selben hievon die erfreuliche Nachricht zu geben und mich Lehrbach an Kanzler Kaunitz vom 1. März 1789. damit zum Repräsentanten der neuen Zunge am priorats gemäß Casimir Haeffelins Buchhaltung und meine Braut zu dero freundvetterlichen [viel ferneren] Hier zitiert bei Brunner, Sebastian: Der Humor Ordenssitz datiert vom 7. November 1782. AOM, siehe AOM, 861, f. 411-413 („Indice delle Ricette“). Gewogenheit in jener hochachtungsvollsten Empfindung zu in der Diplomatie und Regierungskunst des 18. 2195, ff. 1-189r, hier f. 157r. 37 Anglo-Bavara, Rendita al netto = 171 000; Prime empfehlen, in welcher ich die Ehre habe zu seyn.“ Jahrhunderts, 2 Bde., Wien 1872, hier Bd. 1, S. 316. 27 Zu Person und Werk Kirzingers im Kontext der Respons. al 2 ½ p% = 4275; Seconde al 10 p% = Hier zitiert bei Freller, Thomas: Skizze eines insti- 16 Zur Erlangung des nunmehr reichsunmittelbaren Münchner Künstlerszene des ausgehenden 18. 17 100.“ AOM, 163, ff. 74r-v. Siehe auch AOM, tutionalisierten „Skandals“. Maria Walburga von Fürstentums Bretzenheim siehe Stillfried, Rudolf: Jahrhunderts siehe Meine-Schlawe, Monika: „...alles 274, f. 74r-v. Für eine Liste des tatsächlich erzielten Oettingen und das Kreuz des Malteserordens, in: Ceremonial-Buch für den Königlich-Preussischen zu leisten, was man in Kunstsachen nur verlangen Einkommens der Komtureien aus dem Jahr 1796 Ostalb/Einhorn. Vierteljahresschrift für Heimat und Hof, Berlin 1877, Abschnitt X, S. 67; Schannat, kann“. Die Münchner Akademie der bildenden siehe BayHStA, Gr. Fasz. 742/84. Kultur 144 (März 2009), S. 13-17, hier S. 15. Johann Friedrich: Eiflia illustrata oder geographische Künste vor 1808, in: Oberbayerisches Archiv 128 38 Anonym: Der freymüthig denkende Bayer. Sei- 9 Neben Oettingen-Spielberg bestanden seit 1694 und historische Beschreibung der Eifel, Aachen – (2004), S. 125-181. Zu Kirzingers Wirken für den nem durchlauchtigsten gnädigsten Landesfürsten noch die 1774 gefürstete evangelische Linie Oettin- Leipzig 1824, Bd. 1, S. 532; Stramberg, Christian Malteserorden in Ebersberg siehe Mayr, Gottfried: unterthänig, und der bayrischen gefreyten Land- gen-Wallerstein und die Linie Oettingen-Baldern. von / Weidenbach, Anton Joseph: Denkwürdiger und Die Geschichte des Klosters Ebersberg – Eine schaft devot, durch die Reichs-Grundverfassung Siehe ausführlich hierzu Kudorfer, Dieter: Die nützlicher rheinischer Antiquarius, Bd. 16, Teil 2, Darstellung seiner historischen Entwicklung im unterstützt, München 1781; Anonym: Gespräch im Grafschaft Oettingen, München 1985. Koblenz 1869, S. 268-269; Menninger, August: Fürst Überblick, in: Schäfer, Bernhard (Red.): Kloster Reich der Todten zwischen Karl Theodor Kurfürsten 10 Zur Person Karl Augusts siehe ausführlich die aus Carl August von Bretzenheim und seine Münzen, in: Ebersberg. Prägekraft christlich-abendländischer von Pfalzbaiern und Max Joseph, seinem Regie- deutschen Archivalien erarbeitete Monographie Mitteilungen für Münzsammler. Nachrichtenblatt Kultur im Herzen Altbayerns, Haar bei München rungsvorfahrer, München 1799, S. 11. von Ebersold, Günther [I]: Karl August Reichsfürst 35 (1926), S. 335-336, 346-347. Zum Prozedere 2002, S. 13-52, hier S. 47. 39 Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), Abteilung von Bretzenheim. Die politische Biographie eines der Inbesitznahme und zu den Formen der 28 Zu dieser Regelung siehe auch AOM, 163, f. 74v. 69/957, hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 10), Unpolitischen, Norderstedt 2004. Außerdem Ders.: Administrationen siehe ausführlich Ebersold I Hierzu siehe auch Kayser, Albrecht Christoph: S. 73. Karl August Fürst von Bretzenheim, ein verges- (wie Anm. 10), S. 39-45 und Brandenburg, Hans Neuestes Gemälde von Malta, 3 Bde., Ronneburg – 40 Zur Maltareise siehe Ebersold I (wie Anm. 10), sener Herrscher des Odenwalds, in: Eberbacher Christian: Übergabe der freien Reichsherrschaft Leipzig 1799-1800, hier Bd. 1, S. 66-68, 229; Bois- S. 74-78, der diesbezüglich die Dokumente des

174 175 Ungarischen Staatsarchivs (Magyar Országos Levé- 57 Siehe das Reskript von Kurfürst Karl Theodor am f. 244r-v. 88 Bezüglich der Schwierigkeiten der Aufnahme in die ltár, Budapest (MOL)) und Generallandesarchivs 16. April 1788, hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 75 Siehe Distler (wie Anm. 67), S. 208. jeweiligen Gremien siehe Genealogisches Staats- Karlsruhe, aber nicht des Bayerischen Hauptstaats- 10), S. 94. 76 Clérembault, Louis de: Mémoires de tout ce qui Handbuch 67 (1839), S. 441: archivs und der Ordensarchive der Malteser auf 58 Karl August nahm Günther 1810 zunächst als s’est passé à Munic, Bayerische Staatsbibliothek, „Im Juli 1790 wurde der Reichsgraf Carl August Malta und in Rom konsultierte. Tutor für seinen Sohn Ferdinand in seine Dienste. München, Handschriftenabteilung (BSB HA), von Bretzenheim [...] von Kaiser Joseph II. in den 41 Siehe Vehse, Carl Eduard: Die Höfe zu Bayern. Er bot ihm später eine lebenslange Pension an. Cod. Gall. 861-864, bzw. Ders.: Denkwürdigkeiten Reichsfürstenstand erhoben. Er führte zuvor den Namen Von Kurfürst Carl Theodor bis König Maximilian Siehe Burnell, Adam: Before Infallibility: Liberal und Tagebücher (...) betreffend die Höfe der eines Grafen von Haideck, nahm aber jenen eines Fürsten II. Joseph, Leipzig 1994, S. 57; Keiper, Johann: Sir Catholicism in Biedermeier Vienna, Cranbury 1990, Kurfürsten Max III. und Karl Theodor, sowie die von Bretzenheim an, als sein Vater für ihn die vormals zum Benjamin Thompson, Reichsgraf von Rumford, in: S. 55. ersten Regierungsjahre Max I. Abschrift von Fr. M. westphälischen Kreise gehörige Herrschaft Bretzenheim Mannheimer Geschichtsblätter 1 (1910), Sp. 4-6; 59 Knoodt, Peter: Anton Günther. Eine Biographie, von Rudhart, ebenda, Handschriftensammlung (an der Nahe, unweit Kreutznach) um 300 000 fl. Brandenburg (wie Anm. 10), Teil 1, S. 45; Rall, Wien 1881, S. 102. Nr. 260. Hier zitiert bei Fuchs, Peter: Kurfürst Karl von Kur-Köln erkauft hatte. Er suchte nunmehr auch Hans: Kurfürst Karl Theodor – Regierender Herr in 60 Ebenda, S. 103. Theodor von Pfalzbayern (1724-1799), in: Pfälzer Reichsstandschaft zu erlangen durch Aufnahme in das sieben Ländern. Forschungen zur Geschichte Mann- 61 Westerholt-Arenfels, Fritz Graf von: Max Friedrich Lebensbilder 3 (1977), S. 65-105, hier S. 78. Auch westphälische Reichsgrafen-Collegium. Diese war ihm zwar heims und der Pfalz, Mannheim – u. a. 1993, S. 284. Graf Westerholt. Seine Familie und seine Zeit, Köln zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 10), S. 259. durch einen Einwilligungsschein vom 20. Juli 1790 zugesi- 42 AOM, 274, ff. 120r-v. 1939, S. 87. 77 Lipowsky, Felix Joseph: Karl Theodor, Churfürst von chert, von den Fürsten von Neuwied, als damaligen Direktor 43 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 79. 62 Ebenda, S. 89. Pfalz-Bayern, Herzog zu Jülich und Berg (…). Wie der westphälischen Grafencurie, allein die wirkliche 44 MOL, BM. I/27; hier nach Ebersold I (wie Anm. 10), 63 Siehe auch Brandenburg (wie Anm. 10), Teil 1, S. er war und wie es wahr ist, oder dessen Leben und Aufnahme in das genannte Collegium unterblieb, weil die S. 82-85. 48; Ebersold I (wie Anm. 10), S. 95. Thaten, Sulzbach 1828, S. 85-86. meisten Mitglieder desselben, namenlich Kurbrandenburg 45 Zum Aufenthalt auf Malta siehe den Brief Groß- 64 Zum Palais Bretzenheim siehe Haas, Rudolf: Das 78 Distler (wie Anm. 67), S. 174, 186. und Kurbraunschweig, widersprachen, und die übrigen meister Rohans an Kurfürst Karl Theodor vom 14. Palais Bretzenheim in Mannheim A2 und seine 79 MOL, BM. IV, 544. Hier zitiert bei Ebersold I (wie Reichsgrafen-Collegien ihre Einwilligung verweigerten.“ Mai 1787. GLA, 69/957. Siehe auch die Schreiben Geschichte, Mannheim 1975. Anm. 10), S. 125. 89 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 115-117. Maximilian von Scharffensteins vom 29. April 1787 65 Ebenda, S. 7; Schlegel, Winfried: Aus der Geschichte 80 Siehe den Brief von Botschafter Lehrbach an Kanzler 90 Siehe das Schreiben Lehrbachs an Kaunitz vom (MOL, BM. I/27) und Karl Joseph Fischers vom 1. des freiweltlichen, adeligen Damenstifts zu Lindau. Kaunitz vom 31. Mai 1789. Hier zitiert bei Brunner 08.01.1789 (Brunner (wie Anm. 15), Bd. 1, S. 308- Juni (ebenda), hier zitiert nach Ebersold I (wie Anm. Fürstäbtissin Friederica Caroline Josephine von (wie Anm. 15), Bd. 1, S. 329. 309); Vehse (wie Anm. 41), S. 87. 10), S. 82-85. Karl August von Bretzenheim erhielt Bretzenheim, in: Lindauer Jahreskalender 2001, S. 81 Zur gesellschaftlichen Verankerung und Struktur 91 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 131. unmittelbar nach seiner Ankunft auf Malta am 25. 63-65, hier S. 64; Ebersold I (wie Anm. 10), S. 102. des Sternkreuz-Ordens siehe: Nachrichten über den 92 Steinberger (wie Anm. 20), S. 192-194. April 1787 eine Audienz bei Großmeister Emanuel 66 MOL, BM. IV, 538-541, hier zitiert bei Ebersold I k. k. Hochadelichen Stern Kreuz Orden. In seinen 93 Lipowsky (wie Anm. 77), S. 286. de Rohan. Die Audienz bei Großmeister Rohan ist (wie Anm. 10), S. 95-96. Einrichtungen, Formen und Gebräuchen, aus den 94 Wrede, Alphons Freiherr von: Geschichte der k. und vermerkt unter AOM, 274, ff. 120r-v. Siehe auch die 67 Siehe auch Distler, Uwe: Franz Albert Leopold von älteren Acten dieses Ordens geschöpft, Wien 1784; k. Wehrmacht. Die Regimenter, Corps, Branchen verstreuten Hinweise in AOM, 1537, 1538. Oberndorff. Die Politik Pfalzbayerns (1778-1795), Anonym: Abbildungen und Beschreibung aller hoher und Anstalten von 1818 bis Ende des XIX. Jahrhun- 46 Graf Leiningen hatte am 21. November 1787 Karl Kaiserslautern 2000, S. 170. Geistlichen, Weltlichen, und Frauenzimmer Ritter derts, Reihe III, Bd. 1, Wien 1901, S. 141; Koschatz- Augusts Schwester Eleonore geheiratet. 68 Siehe das Schreiben des Hofkammerrats Johann Orden in Europa, Augsburg 1792, S. 122: ky, Walter / Krasa, Selma: Herzog Albert von 47 GLA, 69/957, hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. Lambert von Babo an Marianne von Oberndorff „Die regierende Röm. Kayserin ist vermög der Stiftung Sachsen-Teschen 1738-1822. Reichsfeldmarschall 10), S. 88-89. vom 2. März 1789, hier zitiert bei Ebersold I (wie allezeit Großmeisterin dieses Ordens. Es floriret derselbige und Kunstmäzen, Wien 1982, S. 201-203. 48 Siehe auch Vehse (wie Anm. 41), S. 87; Ebersold I Anm. 10), S. 102. Siehe auch Mörz, Stefan: Die letz- am Wienerischen Hof, und in den Kayserl. Erblanden gar 95 MOL, MB. I, 548 & 560, hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 10), S. 86-89. te Kurfürstin. Elisabeth Augusta von der Pfalz, die sehr, und pflegt selbiger alle Jahr den 3ten May und 14ten (wie Anm. 10), S. 134-135. 49 MOL, BM. IV, 598. Gemahlin Karl Theodors, Stuttgart 1997, S. 177; September, als an welchen 2 Tagen das Creutz-Ordens-Fest 96 Siehe ausführlich Ebersold I (wie Anm. 10), S. 140- 50 GLA, 69/ 957. Westerholt-Arenfels (wie Anm. 61), S. 88-89. in dem Prozeß-Haus der PP. Jesuiten auf dem Hof gefeyert 143. 51 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 93. 69 Siehe die Zusammenfassung in Müller (wie Anm. wird, von der Kayserin Majestät an viele Fürstl. Gräfl. und 97 Siehe auch ebenda, S. 143. 52 AOM, 6348 („Miglioramenti della Comda. Klein 22), S. 25-27; Freller (wie Anm. 20), S. 161. Freyherrliche Dames ausgetheilet zu werden. Es hat dieser 98 Siehe ausführlich Krauss-Meyl, Sylvia: Das „Enfant Edlinger [sic]“). 70 Siehe Casimir Haeffelins Schreiben an den Orden auch seine Rathsfrauen und Assistentinnen. Die terrible“ des Königshauses. Maria Leopoldine, 53 Der die Zeremonie der Hochzeit durchführende Sekretär des deutschen Grand Balí, Ferdinand von Erstere führen den Titel Excellence, und bestehen größtent- Bayerns letzte Kurfürstin (1776-1848), Regensburg Geistliche war der Pfarrer von Oettingen, Johann Hompesch (dem zukünftigen Großmeister), Charles heils aus denen Oberhofmeisterinnen und Geheimder Räthe 1997. Nepomuk Baumhauer. („In presentia totius aulae Joseph Meyer de Knonau, vom 11. August 1792. Gemahlinnen; die Assistentinnen aber werden von der Prä- 99 Krauss-Meyl (wie Anm. 98), S. 321; Lipowsky et consiliariorum principis et eorumque conjugum National Library of Malta, Valletta (NLM), Ms. 418, sidentin zu Ernennung und Annehmung der Ordens-Damen (wie Anm. 77), S. 273: „Karl Theodor gab seiner in triclinio magno a me Joanne Nepom. Baumhauer i, ff. 176-177. bey Solennitäten gebraucht. Die Patronen dieses Ordens Gemahlin [Maria Leopoldine] einen prächtigen parocho copulate sunt illustrissimus et excellen- 71 Müller (wie Anm. 22), S. 67. sind die Mutter Gottes und der Heil. Joseph. Pabst Clemens Hofstaat [...] neun Damen du Palais, unter welchen tissimus S. R. Imperii comes Carolus Augustus de 72 Siehe Großmeister Rohans Antwortschreiben vom IX. hat selbigen bestättiget, und dem Erzbischof von Wien die Erste Walburga, Reichsgräfin von Brezenheim, Brezenheimb et serenissima principessa de Oetting 15. Dezember 1787, AOM, 1585, f. 161v-162r. die Aussicht in geistlichen Dingen darüber anvertrauet.“ geb. Prinzessin von Oettingen-Spielberg war, befun- Maria Walburga.“). Ebersold I (wie Anm. 10), S. Siehe auch AOM, 1538, f. 69r-v (21. Juni 1788), f. 82 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 68. den haben.“ 300. Die entsprechenden Dokumente befinden sich 76r-v (5. August 1788). 83 Hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 10), S. 105. 100 Zoller, Franz Karl: Geschichte und Denkwürdigkeiten im Fürstlich Oettingen-Spielbergischen Archiv auf 73 Zu dem der Erhebung zum Bischof von Siehe auch die Schreiben Lehrbachs an Franz Graf der Stadt Innsbruck und der umliegenden Gegend, Schloss Harburg (Bayern). Siehe auch Handbuch „Chersonesos in partibus“ vorausgegangenen Colloredo vom 25.12.1789 (Brunner (wie Anm. Bd. 2, Innsbruck 1825, S. 327-329. zur Kenntnis der teutschen Reichsversammlung und „Processus episcoporum Sacrae Congregationis 15), Bd. 1, S. 342) und an Kaunitz vom 17.02.1789 101 Der Kurpfalzbayerische Hofkalender des Jahres 1799 ihrer Geschichte, Dritter Teil, Nürnberg 1797, S. 13: Consistorialis“ siehe Litzenburger, Ludwig: Der (ebenda, S. 316). gibt noch einmal den damaligen Status quo der „Bretzenheim, katholische Religion. Fürst Karl August bischöfliche Informativprozeß des Münchener 84 Klein, Thomas: Die Erhebung in den weltlichen Würden Karl Augusts wieder: verm. 27. Apr. 1788 mit Maria Walburga, Prinzessin Hofbibliothekars Casimir Haeffelin, in: Römische Reichsfürstenstand 1550-1806, in: Blätter für deut- „Seine Hochfürstlichen Gnaden Herr Carl August, des von Oettingen Spielberg, geb. 29. Aug. 1766. Kinder: Quartalschrift 50 (1955), S. 230-247; Fendler, sche Landesgeschichte 122 (1986), S. 137-192, hier Heiligen Römischen Reiches Fürst zu Bretzenheim und Elisabeth Augusta Caroline, geb. den 23. May 1790; Rudolf: Johann Casimir von Haeffelin. 1737-1827. S. 153-155; Ebersold I (wie Anm. 10), S. 107. Winzenheim, Herr zu Mandel und Planig, Herr der Karl Theodor, den 19. Juni 1794 [...].“ Historiker – Kirchenpolitiker – Diplomat und 85 AOM, 1540, f. 34v. Herrschaften Zwingenberg, Weisweiler, Paland und 54 Zu einem auf den 5. August 1788 datierten kurzen Kardinal, Mainz 1980, S. 87. 86 Siehe die Schreiben Lehrbachs an Kaunitz vom Merfeld, Mitherr zu Rümmelsheim und Ippesheim, Bericht über die Heirat siehe AOM, 1538, f. 76r-v. 74 Franz Xaver Graf von Portia wurde schon vor der 17.02.1789 (Brunner (wie Anm. 15), Bd. 1, S. 316) des Hohen Malteser-Ritterordens bayerischer Zunge 55 Siehe die Angaben in Ebersold I (wie Anm. 10), Errichtung des Bayerischen Großpriorats als Halter und 31.05.1789 (ebenda, S. 329). Großprior, Ritter des Churfürstlichen Hohen Ritterordens S. 93-95. einer Komturei vorgemerkt. Siehe „Note des Com- 87 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 108-111; Klein (wie St. Hubertus, Kurpfalz Bayerischer Generalmajor der 56 Ebenda, S. 93, nach den im Generallandesarchiv mandeurs et Chevaliers aspirant dans l’OOrdre de Anm. 84), S. 141-143; Westerholt-Arenfels (wie Cavallerie und Oberst-Inhaber des 2. Chevauxlegers- Karlsruhe (GLA, 69/957) aufbewahrten Urkunden. Malte“ (1781). BayHStA, Kasten schwarz, 10132, I, Anm. 61), S. 87. Regiments, Inspekteur der Kurpfalz bayerischen Cavallerie.“

176 177 102 Zu einer Einführung in die politische und gesell- Zur Enteignung der Besitzungen der Englisch-Bayeri- 20), S. 226; Müller (wie Anm. 22), S. 24. 1999, S. 37, 48; Dobras, Werner: Lindau im 19. schaftliche Situation in Bayern um 1800 siehe schen Zunge in Bayern im März 1799 siehe: Verord- 128 AOM, 163, ff. 74r-v. Jahrhundert. Streifzüge durch die Geschichte der Glaser, Hubert (Hg.): Krone und Verfassung. König nungen vom 26. März 1799, Reisach Pfalz-Neuburg, 129 Groening, Monika: Karl Theodors stumme Revo- Stadt, Bergatreute 1983, S. 20; Stauder, Heiner: Die Max I. Joseph und der neue Staat. Beiträge zur in: Provinzialblätter München 1, S. 174. lution. Stephan Freiherr von Stengel (1750-1822) Mediatisierung Lindaus – Ein Sonderfall, in: Blickle, Bayerischen Geschichte und Kunst 1799-1825, 109 Anonym: Ein Wort an die Stände Baierns, Frankfurt und seine staats- und wirtschaftspolitischen Inno- Peter / Schmauder, Andreas (Hg.): Die Mediatisie- München 1992. am Main 1799, S. 7. vationen in Bayern, (Mannheimer Geschichtsblätter, rung der oberschwäbischen Reichsstädte im europä- 103 Gumppenberg, Ludwig Albert von: Das bayeri- 110 AGM, Spoglio della Corrispondenza, Classe VIII, Nr. Beiheft NF 3), Mannheim 2001, S. 28. ischen Kontext, Erpfendorf 2003, S. 119-146, hier sche Gross-Priorat des Johanniter-Ordens, in: 353, „Lettere del G. Priore di Bavaria“. Der Autor 130 Siehe auch die Schreiben Johann Friedrichs von S. 125; Heigel, Theodor von: Die letzten Tage der Oberbayerisches Archiv 4 (1843), S. 68-91, hier dieser Briefe war Balí Flachslanden. Siehe auch Seilern und Aspang an den österreichischen Minister freien Reichsstadt Lindau im Bodensee, in: Ders.: S. 80. Zur Inkorporation des russischen Priorats NLM, Libr. Ms. 420, f. 99 (Juni 1799) (= „Extrait des Äußeren, Johann Amadeus Franz von Thugut Biographische und kulturgeschichtliche Essays, in die Englisch-Bayerische Zunge siehe AOM, de la lettre de Bailli Flachslanden“). Siehe auch den vom 8. März und 5. April 1799, Österreichisches Berlin 1906, S. 251-288, hier S. 258, 265; Radke, 277, f. 13v-14v; AOM, 2196, ff. 62r-v, 77r-85r. eindeutig für die russische Sache Partei ergreifenden, Staatsarchiv, Wien, Abteilung Haus-, Hof- und Joachim: Das Heilig-Geist-Spital zu Lindau in der Letzteres Dokument ist unterzeichnet von Balí in Rastatt am 22. Oktober 1798 verfassten Brief Staatsarchiv (ÖStA, HHStA), STK Bayern. Hier Zeit der königlich Bairischen Stiftungsadministration Montauvoux, Balí Frisari, Balí Törring und Balí Flachslandens an Balí Litta. NLM, Libr. Ms. 421, ff. zitiert bei Ebersold I (wie Anm. 10), S. 311. 1806-1819, in: Neujahrsblatt des Museumsvereins Ventura. Siehe „Acte d`Incorporation du Vénérable 256r-259r. Zu Flachslandens Aktivitäten im Herbst 131 Mörz, Stefan: Aufgeklärter Absolutismus in der Lindau 22 (1972), S. 11. Grand Prieuré de Russie dans l`ancienne langue 1798 siehe NLM, Libr. Ms. 420, ff. 59r, 99r-v und Kurpfalz während der Mannheimer Regierungszeit 145 Siehe zusammenfassend Ebersold I (wie Anm. 10), d`Angleterre actuellement langue Anglo-Bavaro- die Notiz vom 10. Dezember 1798, AGM, Spoglio des Kurfürsten Karl Theodor (1742-1777), (Veröf- S. 206-210. Russe”, AOM, 2196, ff. 1r-15v, ff. 72r-76v. Siehe della Corrispondenza, Classe VI, Nr. 244. fentlichungen der Kommission für geschichtliche 146 Ebenda, S. 210-211; Stauder (wie Anm. 144), S. auch Sherbowitz-Wetzor, Olgerd / Toumanoff, 111 Zur Enteignung der Malteser in Bayern im Februar Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 127-128. Cyrill: The Order of Malta and the Russian Empire, 1799 siehe auch Walishevsky, Konstantin: Paul the Forschungen 120), Stuttgart 1991, S. 42; Walter, 147 Heiserer (wie Anm. 144), S. 11-14; Ebersold I Rom 1969, S. 16-20. First of Russia, the Son of Catherine the Great, Lon- Friedrich: Carl Theodors Hinterlassenschaft und die (wie Anm. 10), S. 212. Siehe zusammenfassend: 104 Zur Proklamation Zar Pauls zum Großmeister am 7. don 1913 (französische Fassung 1903), S. 243-245. kurpfälzische Lotterie, in: Mannheimer Geschichts- Genealogisches Staats-Handbuch, Bd. 67 (1839), November 1798 durch die Mitglieder des russischen 112 Montgelas, Maximilian von: Denkwürdigkeiten des blätter 9 (1927), Sp. 189-190. S. 441: Großpriorats und andere nach St. Petersburg emi- Bayerischen Staatsministers Maximilian Grafen von 132 ÖStA, HHStA, Bestand, „Kleinere Reichsstände 80 „Die Abtretung der Länder auf der linken Rheinseite im grierte Ordensritter siehe Maisonneuve, Joseph de: Montgelas (1799-1817), Aus dem Französischen Bretzenheim“. Hier zitiert bei Ebersold I (wie Anm. Luneviller Frieden entzog dem Fürsten die Herrschaft Annales Historiques de l’Ordre Souverain de St Jean übersetzt von Max Freiherr von Freyberg-Eisenberg, 10), 183. Bretzenheim. Er wurde dafür in den Reichsdeputations- de Jerusalem depuis l’année 1725 jusqu’au moment hg. v. Ludwig, Graf von Montgelas, Stuttgart 1887, 133 ÖStA, HHStA, STK Bayern. Hier zitiert bei ebenda, Receß von 1803 entschädigt mit der Reichsstadt und présent, St. Petersburg 1799, S. 197-200. Der Text S. 38. S. 184. dem gefürsteten Damenstift Lindau am Bodensee. Durch der Proklamation ist abgedruckt bei Boisgelin de 113 Du Moulin-Eckart (wie Anm. 106), Bd. 1, S. 101. 134 Siehe Karl Augusts Brief vom 28. August 1799, einen Vertrag vom 25. April 1803 [sic] vertauscht er diese Kerdu (wie Anm. 28), Bd. 3, S. 276-279; Pierredon, 114 Montgelas (wie Anm. 112), S. 38. ÖStA, HHStA, STK Bayern. Hier zitiert bei ebenda, Besitzungen an Österreich gegen die Herrschaften Saros- Michel de: Histoire politique de l’Ordre souverain 115 Du Moulin-Eckart (wie Anm. 106), Bd. 1, S. 103- S. 184. Patak und Regecz in Ungarn. [...] Wohnsitz zu Wien, auch de Saint Jean de Jérusalem (Ordre de Malte) de 105. 135 MOL, BM. I, 60 und MOL, BM. III, 55. Hier zitiert zu Saros-Patak.“ 1789 à 1955, 2 Bde., Paris 1956-1963, hier Bd. 116 Dem Rastatter Abkommen wurde jedoch von engli- bei ebenda, S. 185. 148 Zum Abdruck von Karl August von Bretzenheims 1, S. 366-369. Am 13. November akzeptierte Zar scher Seite nicht entsprochen. Als die Franzosen im 136 Kaiser Franz II. Schreiben vom 28. Juli 1800. Hier Abtretungserklärung für die Herrschaft Lindau vom Paul offiziell die angetragene „Wahl“ zur Groß- September 1800 Malta übergaben, wurde die Insel zitiert bei ebenda, S. 187. 29. Januar 1804 siehe Eberz, Leonhard (Hg.): Aus- meisterschaft. Siehe Maisonneuve (wie Anm. 104), de facto zur englischen Kolonie. Erst 1964 erhielt 137 Ebenda, S. 182. führliche Beschreibung der Feyerlichkeiten welche S. 201-203; Pierredon (wie Anm. 104), Bd. 1, S. Malta offiziell seine Unabhängigkeit als eigener 138 Siehe die Zusammenfassung in ebenda, S. 188-194. den Tag (24te Merz 1804) verherrlicht, an welchem 368-371. Siehe auch die in der National Library of souveräner Staat. 139 Siehe den Abdruck des Vertrags in: Recueil des die Stadt Lindau und das Stift Lindau unter die Malta, Valletta, Malta, aufbewahrte Briefsammlung 117 Müller (wie Anm. 22), S. 78-81. principaux Traités d’Alliance, de Paix, de Trève, de Königlich-Kaiserlich-Erzherzoglich Oesterreichische des Ritters Charles Joseph Meyer de Knonau, NLM, 118 Eine Zusammenfassung des Briefes ist abgedruckt in Neutralité, de commerce, de limites, d’échange …, Regierung übergangen, Lindau 1804, ohne Seiten- Ms. 420, f. 134r-v (= „Copie de la lettre du Bailli ebenda, S. 108. Bd. 7, Göttingen 1801, S. 538-544, hier S. 541-542. zählung. Flachslanden au Grand Maitre du 3 Aout 1798, 119 Siehe die abgedruckten Auszüge in ebenda, S. 82. 140 Siehe den Erlass vom 11. Mai 1804, diskutiert bei 149 MOL, BM. I, Nr. 67ª. Hier zitiert bei Ebersold I Daetzingen par Stuttgart“). 120 Gumppenberg (wie Anm. 103), S. 90-91. Werner, Rudolf: Die Nationalgüter im Département (wie Anm. 10), S. 213. Siehe auch Hassel, Georg 105 Müller (wie Anm. 22), S. 95-97. 121 Montgelas (wie Anm. 112), S. 39-41. Donnersberg. Ihre Verwaltung und Veräußerung bis (Hg.): Statistischer Umriss der sämtlichen euro­ 106 Du Moulin-Eckart, Richard: Bayern unter dem 122 Siehe Convention entre l’Empereur de toutes les zur Wiederkehr der deutschen Herrschaft auf dem päischen Staaten in Hinsicht ihrer Grösse, Bevöl­ Ministerium Montgelas 1799-1817, München Russies comme Maitre de l’Ordre de Malthe et linken Rheinufer mit besonderer Berücksichtigung kerung, Kultur-verhältnisse, (...) Finanz- und Militär­ 1877, Bd. 1, S. 90, 97. Zur Sicht des Ordens auf l’Electeur Bavaro-Palatin, AOM, 2196, ff. 1r-15v, der Güter in der heutigen Pfalz, Diss., Heidelberg verfassung, 1. Teil, Braunschweig 1805, S. 103: die Ereignisse in Bayern siehe Archives of the Grand 72r-75v. Zu Flachslandens Verhandlungen in 1922, S. 52. Siehe auch die im Landesarchiv „Das Haus Bretzenheim ist seit 1790 in Reichsfürstenstand Magistry, Palazzo di Malta, Rom (AGM), „Spoglio München im Juli 1799 siehe auch den Brief des Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, auf- erhoben und unterm 28sten July desselben Jahres mit Sitz della Corrispondenza attiva e passiva di S. A. Ema. bayerischen Finanzministers Karl von Hompesch an bewahrten Archivalien bezüglich der Bemühungen und Stimme im Westphalischen Grafenkollegium eingeführt. Il Gran Maestro d’Hompesch e di altre scritture e Charles Joseph Meyer de Knonau in Triest. NLM, der Grafen zu Limburg-Styrum um die Erbfolge in Für die auf dem linken Rheinufer belegenen unmittelbaren documenti restituiti dalla famiglia del fù P. Christian Ms. 418, ii, f. 141. Zur Übereinstimmung zwischen Bretzenheim. Ortschaften Bretzenheim und Winzenheim, entschädigte es di Montpellier all`Ordine Geno. In Roma l’anno Montgelas und Flachslanden am 29. Juli 1799 siehe 141 Siehe die Zusammenfassung der Verhandlungen der Deputationsrezess mit Stadt und Stift Lindau, welche es 1851“, Classe IV, „Nota delle carte delo spoglio Montgelas (wie Anm. 112), S. 39. bei Ebersold I (wie Anm. 10), S. 199-202. Ebersold jedoch gegen Böhemische [sic] Herrschaften an Oesterreich Hompesch che esistevano presso J. E. Il Vend. Sig. 123 Die Gründungsbulle vom 12. Juli 1799 und das bezieht sich hier auf die Akten in MOL, BM. I, 121. überließ. Die Einkünfte des Fürsten sollen über 176 000 Luogetenente ed ora formava va aggiunta al ....“, Dekret vom 4. Januar 1800 sind abgedruckt in: 142 MOL, BM. I, 43, hier zitiert nach Ebersold I (wie Gulden betragen. Stadt und Stift Lindau waren zu 46 000 Nr. 772, „Sulla soppressione del Priorato di Bavaria“. Churbaierisches Intelligenzblatt, München 1802, Anm. 10), S. 204-205. Gulden angeschlagen. Er ist katholischer Religion. Die Der auf den 5. April 1799 datierte Bericht scheint und separat als: Verhandlungen zwischen Kurbaiern 143 Nach der Verabschiedung des Reichsdeputations- Residenz ist Wien.“ von der Hand Graf Goldsteins zu stammen. und Kaiser Paul wegen Errichtung einer Johanniter- hauptschlusses in Regensburg am 25. Februar 1803 Siehe davon abweichend Lancizolle, Carl Wilhelm 107 Müller (wie Anm. 22), S. 21. Ordens-Zunge, München 1802. erfolgte am 27. April 1803 die Ratifikation durch von (Hg.): Uebersicht der deutschen Reichstand­ 108 Müller (wie Anm. 22), S. 99. Siehe auch (mit 124 Die Liste ist abgedruckt in Gumppenberg (wie Anm. den Kaiser. Zum Entscheid für Lindau siehe: Nati- schafts-­Territorial-Verhältnisse, Berlin 1830, S. 70: einigen falschen Daten und Details) Aretin, Hans 103), S. 90-91. onal Chronik der Deutschen, 14. Stück (6. April „25. April 1803 – Fürst von Bretzenheim vertauscht von: Die Bayerische Zunge des Souverainen Ordens 125 Ebenda, S. 77. 1803), S. 105-106. an Oesterreich das Stift [sic] Lindau gegen die vom H. Johannes zu Jerusalem (Malteser Orden) 126 Brandenburg (wie Anm. 10), Teil 1, S. 51. 144 Heiserer, Karl: Lindau unter österreichischer Herr- Herrschaft Saros-Patack und Regecz in Ungarn.“ 1782-1808, in: Rivista del Sovrano Militare Ordine 127 AOM, 861 („Indice delle Ricette“), f. 411-418; schaft 1804-1806 im Lichte von Dokumenten aus 150 Magazin für Geschichte, Statistik und Staatsrecht di Malta 2, 16 (Juli 1938), S. 32-41, hier S. 40-41. AOM, 163, f. 74v. Siehe auch Steinberger (wie Anm. dem Österreichischen Staatsarchiv in Wien, Lindau der Österreichischen Monarchie 1 (1806), S. 57-59.

178 179 151 MOL, P. 66 A/I Fasc. I. Hier zitiert bei Ebersold I 163 Siehe ausführlich Kudorfer (wie Anm. 9). Abbildungsnachweis (wie Anm. 10), S. 222. 164 MOL, BM. I, 43, hier zitiert bei Ebersold I (wie 152 Weber, Emanuel (Hg.): Neues genealogisches Anm. 10), S. 248. ∙ Allgemeine Welt-Chronik oder neue und wichtige Taschenbuch für das Jahr 1821, Zweiter Jahrgang, 165 Der Ehe zwischen Karl August von Bretzenheim Zeit-Geschichte aller Länder und Völker, Zittau Wien 1821, S. 104: „Bretzenheim, Fürst Karl und Maria Walburga entstammten neun Kinder: 1798: Abb. 10. August, mit dem Beynahmen ‚v. Regez‘ (zu Wien), Elisabeth Auguste (1790, gestorben wenige Tage ∙ Bayerische Staatsbibliothek, München: Abb. 13. wird im July 1790 in den Reichsfürstenstand erho- nach der Geburt), Maria Anna (1793-1796), Karl ∙ Beschreibung der Insel Malta, Nürnberg 1799: ben, k. K. Kämmerer, verm. 27. April 1786 [sic] Theodor (1794-1796), Leopoldine (1795-1844), Abb. 6, 9. mit Maria Walburga Josepha Fürsten Anton Ernst Amalie (1797, gestorben wenige Tage nach der ∙ Des Hohen Johanniter oder Maltheser Ritter-Ordens v. Oettingen-Spielberg Tochter, geb. 29. August Geburt), Maria Crescencia (1799-1866), Ferdinand Teutschen Groß-Priorats Wappen Calender. 1766.“ Es folgt eine Liste der Kinder bis zum Sohn (1801-1855, Graf von Heydeck, zweiter Reichsfürst Augsburg 1787: Abb. 13. Alfons, geboren am 28. Dezember 1805. von und zu Bretzenheim), Amalie (1802-1874), ∙ Dr. Thomas Freller, Jagstzell: Abb. 11. 153 Siehe ausführlich Ebersold I (wie Anm. 10), S. Alfons (1805-1863, Graf von Heydeck, dritter ∙ Historisches Museum der Pfalz, Speyer: Abb. 8. 223-238. Ebersold rekonstruiert die Auseinanderset- Reichsfürst von und zu Bretzenheim). Siehe die ∙ National Library of Malta, Valletta, Malta: zung anhand der Akten des GLA, 194/37, 194/78, Stammtafel in Löffelholz von Kolberg (wie Anm. Abb. 5, 10, 12, 14. 194/103, 194/107 und MOL, BM. II, 10, BM. II, 159). ∙ Palast der Großmeister, Valletta, Malta: Abb. 3. 107. 166 Zu den Lebensumständen der Familie Bretzenheim ∙ Palast von Sankt Anton, Valletta, Malta: Abb. 4. 154 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 238. Weitere in Wien und der angeschlagenen Gesundheit Karl ∙ Reiss-Museum, Mannheim: Abb. 2, 7. Einnahmen bezog das Paar mit der 1806 erfolgten Augusts siehe Westerholt-Arenfels (wie Anm. 61), Vermietung des Mannheimer Palais Bretzenheim. S. 128-130. Siehe auch: Annuaire généalogique & Siehe Haas (wie Anm. 64), S. 24. historiqe, Bd. 3, Paris 1821, S. 35. 155 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 240. 167 Nebinger (wie Anm. 12), S. 360-362; Herre, Franz: 156 Andre, Christian Carl (Hg.): Neuer Nationalcalender Metternich. Staatsmann des Friedens, Augsburg für die gesamte österreichische Monarchie, Wien 1997, S. 375. 1821, S. 19: 168 Knoodt (wie Anm. 59), S. 174. „Bretzenheim von Regetz [...] lebt zu Wien. Die 169 Hübner, Johann (Hg.): Zeitungs- und jetzigen Besitzungen bestehen aus Gütern in Conversations-Lexikon, Bd. 1: A-F, Leipzig 1824, S. Böhmen, welche durch Vertrag vom 23. April 1803 198-199: „Die Mutter des Fürsten Ferdinand, Maria an Oesterreich gegen Abtretung des Gebietes v. der Walburga Josepha, geb. Prinzessin von Öttingen- Stadt Lindau erworben worden sind. [...] Gemahlin. Spielberg, lebt noch mit 3 Töchtern und einem zwei- Maria Walburga Josepha, Fürsten Anton Ernst zu ten Sohne, Namens Alphons [...].“ Oettingen-Spielberg, Tochter, geb. 29. August 1766, 170 Brandenburg (wie Anm. 10), Teil 2, S. 18, 21; verm. 27. Apr. 1788. St. R. O. D. u. K. K. Dame Knoodt (wie Anm. 59), S. 158; Ebersold I (wie du Palais [...].“ Es folgt eine Liste der Kinder Maria Anm. 10), S. 182. Walburgas. 171 Siehe: Archiv für das Zivil- und Kriminalrecht der 157 Ebersold I (wie Anm. 10), S. 242; Brandenburg (wie königlich-preussischen Rheinprovinzen, 3. Bd., NF, Anm. 10), Teil 2, S. 8-11. Köln 1828, S. 32-33: 158 Eleonores Ehemann Karl Fürst von Liechtenstein war „Wittwe und Erben des Fürsten v. Bretzenheim bereits 1789 verstorben. Zu diesen Verbindungen – v. Schweickard und Erben Schmitt. In der siehe auch Wolf, Adam: Fürstin Eleonore Liechten- Kollokationssache gegen den Gemeinschuldner stein 1745-1812. Nach Briefen und Memoiren ihrer Anton von Schweickard stritten die Gläubiger Zeit, Wien 1875, S. 19-20. Fürst von Bretzenheim Regiez in Wien und Doctor 159 Die Stammtafel abgedruckt bei Löffelholz von Schmitt in Bingen um den Vorzug. Am 17. Mai Kolberg, Wilhelm von: Oettigana. Neuer Beitrag zur 1823 erging beim L. G. in Koblenz ein für den Öttingischen Geschichte, Nördlingen 1883. Fürsten von Bretzenheim ungünstiges Urtheil. 160 Volckamer, Volker von (Hg.): Aus dem Land der Fölix, der Anwalt von Schmitt ließ dieß Urtheil Grafen und Fürsten zu Oettingen, Wallerstein 1995, dem Anwalt des Fürsten von Bretzenheim am 16. S. 113-116; Freller, Thomas: Kavalierstour und August 1823 zustellen. Am 26. August 1823 wurde Abenteuer im Ancien Régime – Der deutsche Adel auf Anstehen der Wittwe und Kinder des in Wien auf Reisen, Teil 28: Geld, Mozart und ein Mann verlebten Fürsten von Bretzenheim Regiez, nämlich von Welt. Kraft Ernst Graf zu Oettingen-Wallerstein der verwittweten Fürstin v. Bretzenheim für sich durchstreift das galante Europa, in: Deutsches und als Vormünderin ihres minderjährigen Sones, Adelsblatt. Mitteilungsblatt der Vereinigung der der Leopoldine, verehelichter Gräfin von Almasi, Deutschen Adelsverbände, Jg. 50, Nr. 10 (Oktober der Karoline, verehelichte Gräfin v. Somogr, deß 2011), S. 12-15; Grünenwald, Elisabeth: Zehn Ferdinand, Fürsten von Bretzenheim Regiez, sämt- Biographien der Grafen und Fürsten zu Oettingen- liche wohnhaft in Wien, und der Amalie, verehe- Spielberg von Graf Wilhelm III. (1570-1600) bis lichten Gräfin von Traffe [sic], wohnhaft zu Grätz Fürst Emil (1850-1919), Maschinenschrift, aufbe- in Ungarn, gegen Doctor Schmitt in Bingen auf wahrt im Fürstlich Oettingen-Spielbergischen Archiv dem Parket des Generalprokurators beim R. A. H. auf Schloss Harburg (Bayern). gegen das gedachte landgerichtliche Erkenntniß ein 161 Zu dieser privaten Existenz siehe auch Mayr, Josef Appellakt signifiziert.“ Karl: Wien im Zeitalter Napoleons. Staatsfinanzen, 172 Im Sterberegister der Wiener St. Michaels-Kirche Lebensverhältnisse, Beamte und Militär. Abhand- („Michaelerkirche“) wird Maria Walburga als zuvor lungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt wohnhaft im „Michaelerhaus“ am Kohlmarkt 1152 Wien, Wien 1940, S. 26-28. geführt. 162 Knoodt (wie Anm. 59), S. 102. 173 Müller (wie Anm. 22), S. 152.

180 181 Gabriel Bernhard von Widder (1774-1831)

Eine politische Karriere im Zeitalter des Grafen Maximilian von Montgelas und König Ludwigs I.1

Alfred Tausendpfund

Die teils zeitliche, teils sachliche Begründung für diesen Vortrag liegt darin, dass unser in Mannheim gebo- rener Protagonist vor etwas mehr als 200 Jahren vom Pflegskommissär und Landrichter von (Markt) Schwaben schließlich zum Generalkommissär des Abb. 2: Der junge Maximilian Joseph von Montgelas nach Abb. 3: Der alte Maximilian Joseph von Montgelas nach Isarkreises – nach heutigem Sprachge- einem 1804 von Joseph Hauber geschaffenen Gemälde. einem von Eduard Heuß 1834 gefertigten Gemälde. brauch also zum Regierungspräsidenten von Oberbayern – aufstieg und dennoch seiner Wahlheimat (Markt) Schwaben über den Tod hinaus verbunden blieb. Ein weiterer Reiz des Themas liegt in der Außenminister, ebenfalls mit Unterbre- und in Tirol, in den bayerischen Staats- besonderen Verquickung der zeitlichen chungen von 1803 bis 1817 bayeri- verband, führte er statt der bisherigen Umstände mit einer in ihren Abläufen scher Finanzminister sowie von 1806 kurfürstlichen Räte und Kommissionen weniger bekannten Epoche der baye- bis 1817 bayerischer Innenminister. In die Ministerialverwaltung in Bayern ein, rischen Geschichte – der sogenannten diesen Funktionen setzte er – ganz im ersetzte er die bisherigen Rentmeister- Ära Montgelas2. Geist der Aufklärung und nach fran- ämter München, Burghausen, Landshut Für diejenigen von Ihnen, denen zösischem Muster – eine umfassende und Straubing durch die anfänglich Abb. 1: König Max I. Joseph nach einem Montgelas noch ein wenig Bekannter Umgestaltung und Modernisierung der nach Flüssen benannten Generalkom- im Geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher ist, sei kurz festgehalten: Maximilian von Politik und der Verwaltung in Bayern in missariate beziehungsweise Regierun- verwahrten Stich. Montgelas, seit 1809 Graf, zunächst im Gang, durch die nahezu alle Bereiche gen, betrieb er die Reform der einstigen pfälzischen Zweibrücken tätig, wirkte von des politischen und gesellschaftlichen Landgerichte, aus denen dann ab 1862 1799 bis 1817 als einflussreicher Minister Lebens grundlegend verändert wurden. die Bezirks- beziehungsweise heutigen unter dem Kurfürsten Max IV. und spä- So organisierte Montgelas zunächst Landratsämter hervorgehen sollten teren König Max I. Joseph in München. die Integration der bayerischen Zuer- und – keineswegs zuletzt – bescherte (Abb. 1-3) Er war mit Unterbrechun- werbsgebiete in Franken und Schwaben, er Bayern eine Verfassung, durch die gen von 1799 bis 1817 bayerischer zeitweise auch jener im Erzstift Salzburg die bisherige absolutistische in eine

182 183 konstitutionelle Staatsform umgewan- 1. Mannheim und das delt wurde. – Seinen Lebensabend ver- Widder’sche Elternhaus brachte Montgelas, der mit Ernestine Gräfin von Arco verheiratet war, auf Als 1742 Kurfürst Karl Theodor von seinen Hofmarken Egglkofen, Aham Pfalz-Neuburg und Pfalz-Sulzbach3 die und Gerzen (zwischen Vilsbiburg und Herrschaft in der (pfälzisch-wittelsba- Neumarkt-St. Veit gelegen), die sich – chischen) Kurpfalz antrat und wenig bis auf Gerzen – noch heute im Besitz später – nach Heidelberg und Düsseldorf Montgelas’scher Nachkommen befin- – Mannheim zur Hauptstadt der Kur- den. – Nicht wenige bezeichnen Mont- pfalz erhob, bestand dort ein vielschich- gelas als den „Schöpfer des modernen tiger Behördenapparat mit Geheimem Bayern“ – und das war er auch. (Abb. 4) Rat, Geheimer Konferenz, Hofkammer, Doch zurück zur Familie Widder Oberer Landesregierung, verschiedenen und damit zunächst ins Zentrum der Departements, Kirchenbehörden und kurpfälzisch-wittelsbachischen Regie- Dikasterien.4 (Abb. 5) Als Kurfürst Karl rung in Mannheim! Theodor nach dem Aussterben der

Abb. 5: Bayern und die Pfalz nach einem um 1780 von den Gebrüdern Lotter in Augsburg gedruckten Kupferstich.

Abb. 4: Das Königreich Baiern im Jahr 1808. In der Steindruckerei Senefelder, Gleisner & Co gefertigte Karte. 185 Münchner Linie der Wittelsbacher im der Mannheimer Hofkammer ist Wid- Jahre 1777 seinen Regierungssitz von der (noch) bis 1797/98 nachweisbar“, Mannheim nach München verlegte,5 bezeichnenderweise also etwa bis zu blieben die Mannheimer Regierungskol- jener Zeit, zu der sein Sohn seine erste legien zwar bestehen, doch so, dass sich Stelle in (Markt) Schwaben antrat.9 ein Teil der dortigen Beamtenschaft – teils freiwillig, teils auf eine ansprechen- de Karriere hoffend – entweder zuguns- 2. Jugendjahre ten einer Doppelfunktion (in Mannheim und München) oder aber für einen Gabriel Bernhard, „unser“ späterer Ortswechsel von Mannheim nach Mün- Landrichter, wurde am 20. Oktober chen entschied.6 Einer dieser „Doppel- 1774 als Sohn des genannten Johann akteure“ war Johann Goswin Widder, Goswin Widder und seiner Ehefrau der Vater unseres Protagonisten. Maria Charlotte (von) Cetto in Mann- Als Geheimer Sekretär war Johann heim geboren.10 (Abb. 6) Wir liegen mit Goswin 1777 in kurpfälzische Dienste der Annahme sicherlich richtig, dass der getreten und kam 1778 erstmals nach Vater wie die einer namhaften Bankiers- München. Zwischen 1787 und 1790 und Diplomatenfamilie entstammende besuchte er „die Sitzungen der kurpfäl- Mutter den Lebensweg ihres Buben mit zischen Oberen Landesregierung […] ebenso großer Zuwendung wie Strenge auf der Gelehrten Bank“7, nachdem begleiteten.11 Über den weiteren Verlauf er schon 1789 dem Departement der der Kindheit und der Jugendjahre von pfalz-neuburgischen und pfalz-sulzba- Gabriel Bernhard sind wir denn auch chischen Angelegenheiten (in Mann- durch einen relativ detaillierten Nek- heim) zugeordnet worden war. 1790 rolog gut informiert.12 So kam Gabriel ernannte Kurfürst Karl Theodor Goswin Bernhard 1778, also vierjährig, nach von Widder zum Vizedirektor der kur- München, wohin der Vater kurzzeitig als pfälzischen Hofkammer (in Mannheim) Rat und geheimer Sekretär abgeordnet und verlieh ihm den Titel eines Titulier- worden war. Die Erziehung übernahm ten Geheimen Rates, wie er überhaupt der Dompropst und spätere Weihbi- „Treue und Eifer“ seines Mitarbeiters schof Franz Ignaz von Streber, der dem hoch zu schätzen wusste.8 Zwischen Buben, wie es heißt, nicht weniger als dem 18. August und dem 15. Dezember „zehn Jahre hindurch ein einsichtsvoller 1796 gehörte Widder der zur Konferenz Lehrer und sicherer Führer war“13. In erweiterten Provisorischen Landesdi- München besuchte Gabriel Bernhard rektion an. In dieser Zeit vertrat er auch das Gymnasium, um anschlie- formell das Geistliche Departement. Ob ßend an die Universität Heidelberg zu er zu jener Zeit nochmals nach Mün- gehen, wo er sich vorrangig den Rechts- chen kam, ist nicht ausgeschlossen, und Kameralwissenschaften, also der Abb. 6: Gabriel Bernhard von Widder nach einer die Eckpunkte seines Lebens festhaltenden Lithographie. doch unbekannt. „Als (Vize-)Direktor Wissenschaft von den Staatsfinanzen,

186 187 widmete; so findet Gabriel Bernhard gewesen sein, ein Auftrag, dem er – Widder auch nachweislich unter den Zeitumständen entsprechend – mit dem 15. Mai 1793 als „juris cand.“ Engagement und Präzision, aber auch Erwähnung.14 mit Sachlichkeit und Fairness nachkam. Da die Aufhebungsunterlagen dank Widders Akribie vollständig erhalten 3. Markt Schwaben und zu sein scheinen, dürften einige Details Rott am Inn hieraus von näherem Interesse sein.18 So erfolgte der erste Auftritt Gabriel Wid- Während sich das Leben der elter- ders in Rott (bereits am 4. November lichen Familie – entsprechend der 1802 war eine Vorauskommission im beruflichen Laufbahn des Vaters – wohl Kloster eingetroffen)19 zwischen dem in Mannheim vollendete, zog es den 11. und 16. März 1803, bei dem er den Sohn nach Abschluss seines Studiums in mathematisch versierten Pater Paulin Ingolstadt (1795/96) wieder nach Mün- Schuster damit beauftragte, die Klos- chen. Seine berufliche Karriere begann tergründe zu vermessen. Die eigentliche 1794, als Widder laut Anwartschaftsde- Klosterinbesitznahme fand dann am 18. kret vom 16. Mai 1794 erst zum Pflegs- März, ausdrücklich einen Tag vor dem kommissär, dann zum Landrichter in allseits geachteten Josefitag 1803 statt. (Markt) Schwaben bestellt wurde.15 Am Wie sich im zugehörigen Protokoll des 21. November 1797 heiratete er Maria mehrfach bemühten Oberschreibers Anna, eine Tochter seines aus (Bad) Klämpfl vom 19. März näher dargelegt Aibling stammenden Amtsvorgängers findet, wurden die Konventualen über Johann Nepomuk Bonin.16 die allgemeine Rechtslage, ihre weite- Dank freundlicher Unterstützung re Besoldung, die Möglichkeiten der des 1. Vorsitzenden des Historischen Rücknahme eingebrachter Kleidung und Vereins für den Landkreis Ebersberg e. Mobilien sowie über die Möglichkeiten, V., Herrn Bernhard Schäfer, haben sich ihr Klosterleben zu beenden oder nach etliche Aufnahmen ermitteln lassen, die abgelegter Prüfung ein wissenschaftli- Hinweise auf Widders Wohnung und ches Studium aufzunehmen, unterrich- Wohnverhältnisse in (Markt) Schwa- tet. Es kennzeichnet die Betroffenheit ben geben könnten; Sie sehen zunächst des angesehenen Abtes Aemilian (II.) einige Ortsaufnahmen, sodann meh- Miller und seiner Mitbrüder, dass sie rere Außen- und Innenaufnahmen des fürs Erste nur um angemessene neue Schlosses zu (Markt) Schwaben.17 (Abb. Kleidung baten, „um [wieder] in die 7-12) Welt hinaustreten zu können“, ehe Für den weiteren Aufstieg dürfte sie schließlich ihre Unterschriften Abb. 7 u. 8: Das Schloss Widder sein Wirken als Aufhebungs- unter das schicksalsträchtige Aufhe- Markt Schwaben in den kommissär des unweit gelegenen Bene- bungsdekret setzten.20 Als ob es eines 1950er Jahren. diktinerklosters Rott am Inn nützlich weiteren Beflissenheitsbeweises der

188 189 Abb. 11 u. 12: Das Schloss Markt Schwaben um 1940.

Aufhebungskommission bedurft hätte, betrafen die Festsetzung der Pensionen ging schon am 18. März eine erste Kiste und die Entlassung des bisherigen Klos- mit Pretiosen, Silber und Kirchenornat, terpersonals.22 Unter den Betroffenen darunter neun Pektoralien (Brustkreu- befand sich auch der Elementarschul- ze), wertvolle Ringe und Bestecke, auf lehrer Joseph Mühlbauer, Vater eines den Weg nach München. Geschmacklo- gleichnamigen, ebenso geschickten serweise sollte hierunter auch der Abts- wie umtriebigen Kistlergesellen, dessen stab sein, den der Abt jedoch „ad dies Wege, man höre und staune, selbigen Abb. 9 u. 10: Das Schloss Markt Schwaben in den 1920er Jahren. vitae“ (woraus allerdings nur sechs Jahre später nicht nur bis Griechenland und wurden) für sich erbat.21 Die weiteren, Konstantinopel, sondern gar bis Kairo freilich den obrigkeitlichen Weisungen und ins Heilige Land führen sollten. folgenden Aufhebungsmaßnahmen Kein Anderer als der Kreisheimatpfleger

190 191 des Landkreises Ebersberg, Herr Markus – bei aller zeit- und zweckbestimmten Krammer, hat dem abenteuerlustigen, Sachlichkeit – die Mitglieder der Lokal- aber allzu früh verstorbenen Lehrerssohn kommission Rott vom Geist der Aufklä- aus Rott eine kurze, aber beeindruckende rung durchdrungen waren, offenbart Lebensgeschichte gewidmet.23 Des Wei- – fast beiläufig – ein charakteristisches teren fand am 25. März die Registrierung Schreiben vom 10. September. Widder des von dem Abt und den Konventualen berichtet dort, wie man unlängst drei eingebrachten Privatbesitzes (zumeist schwere Kelche aus der Klosterkirche in Form von Betten und Kleinmöbeln), entfernt und dem Klosteradministrator ferner vom 21. bis 31. März und vom 12. zur Einsendung übergeben habe. Dabei bis 15. April die Veräußerung jenes mobi- habe man auch die beiden „Leiber[n], len Klosterinventars statt, das wegen welche sich auf den Altären der Klos- seiner einfacheren Beschaffenheit mehr terkirche befunden [hätten], aus ihren für einen regionalen Interessentenkreis Behältnissen herausgenommen“. Doch bestimmt war.24 während sich die als Zierrat benutz- Mit besonderer Beflissenheit wurde ten Perlen als minderwertig erwiesen, auch die Inventarisation der Wertgegen- habe man die als wertvoll befundenen stände des Klosters betrieben, als deren Borten und Spitzen entfernt und umge- gewinnträchtigste Teile man das bereits hend zur Übersendung nach München genannte Kirchensilber, die (wegen des bestimmt.26 – Es ließe sich durchaus erst kurz zuvor abgeschlossenen und noch mehr zur Aufhebungsgeschichte, höchst aufwändigen Klosterneubaus) auch zur Einschätzung der Klosterkir- äußerst bemessenen Kassenbestände che, dem Ringen um die Einrichtung und bezeichnenderweise auch die Münz- einer Brauerei, zur Geschichte des sammlung befand. Nach Abschluss Gutes Pillersee oder zu den Südtiroler der Registrierung gingen am 23. März Klosterweingütern anfügen, doch fällt 1803 drei Kisten mit der Bezeichnung dies schon weitgehend in die Zeit nach „CR“ auf den Weg nach München, ­Widders Wirken in Rott. am 24. April 1803 folgten fünf weite- Im Übrigen scheint Widder auch re mit Musikalien, edlem Schnitzwerk an der Aufhebung des Wasserburger und einer barocken Stockuhr samt Franziskanerklosters und an der des Aufsatz und Untergestell, ferner 13 Augustiner-Eremitenklosters in Ramsau Kisten mit den Aufschriften „Kiste Nr. (heute Gemeinde Reichertsheim, unweit 57 KR“ bis „Kiste Nr. 69 KR“, gefüllt von Gars im Landkreis Mühldorf am Inn mit wertvollen Büchern, Bildern und gelegen) beteiligt gewesen zu sein, wäh- Stichen, an deren Auswahl, wie man rend die Säkularisation der Rotter Klos- ausdrücklich hervorhob, der Münchner terpfarrei Kötzting im Bayerischen Wald Abb. 13: Ein Aufhebungskommissär „in Aktion“. Galeriedirektor Johann Georg von Dil- dem dortigen Rentbeamten Joseph lis mitgewirkt hatte.25 Wie sehr dabei Preiß übertragen wurde.27 (Abb. 13)

192 193 4. Generallandesdirektion wieder dem Steuerwesen zuzuwenden Nest zerstören[,] und nur Catholiken und Finanzministerium hatte und sich in dieser Position noch- anstellen wolle“33. Gaben diese eben- mals mit den Erträgen aus dem Kloster- so provozierenden wie unziemlichen Die Bestellung des Schlehdorfer realitätenverkauf sowie mit den Gegen- Bemerkungen schon „in Stadt und Administrators Rickel zu Widders Ver- maßnahmen zur Linderung einer akuten Kreis Veranlassung zu Bewegungen und treter oder gar zum neuen Aufhebungs- Hungersnot beschäftige. Mit unüber- Aeßerungen besonders in Beziehung auf kommissär von Rott im Spätsommer bietbarer Deutlichkeit bezeichnete er die Person des zum Vice-Präsidenten 1803 zeigt, dass Widder zu dieser Zeit dabei die Erhebung einer Mehlakzise bestimmten geheimen Referendaires bereits zum Generallandesdirektionsrat (Mehlsteuer) als „eine der gehässigsten“ von Widder“, so gab sich der für seine in München mit besonderer Zuständig- Maßnahmen der Regierung und votierte nicht minder harsche und provokante keit für Klostersachen befördert worden stattdessen für eine zur Linderung der Art bekannte Ansbacher Vicedirektor war.28 Das folgende Jahr (1804) sah ihn Lage in Bayern gedachte Mehlausfuhr- Karl Heinrich Ritter von Lang, der sich als dirigierenden Rat der staatswirt- sperre in die Schweiz. Auch beim Mili- wohl auch selbst Hoffnungen auf das schaftlichen Deputation bei der Landes- täretat, dessen Kürzung nicht zuletzt Ansbacher Vizepräsidentenamt gemacht direktion in Bamberg, das übernächste zum Sturz Montgelas’ beitrug, dürfte er hatte, über dieses „Aergerniß“ derart (1805) in „provisorische[r] Funktion“ mit seiner Bemerkung einer „platte[n] echauffiert, dass er schließlich gegen als deren Direktor. 1806 wurde Widder Unmöglichkeit“ weitgehend Gegenposi- Belassung seines Gehalts von 3.000 unter der Leitung des Hof- beziehungs- tion bezogen haben.31 Gulden um seine Quieszierung (Verset- weise Generalkommissärs Carl Graf von Die zahlreichen Veränderungen, die zung in den Ruhestand) bat. (Abb. 14) Arco zum Etats-Mitkurator beim Hof- mit der Neuorganisation des König- Zwar gelang es der Regierung, durch Abb. 14: Karl Heinrich Ritter von Lang, Vizedirektor in Ansbach kommissariat in Innsbruck, 1808 zum reichs Bayern und seiner Ministerien Berufung des vordem in Aschaffenburg und Konkurrent Gabriel Bernhard von Widders um den Posten Ersten Finanzreferendär und schließlich (einschließlich des Erlasses einer Ver- tätigen Staatsrates Adam Joseph von des Vizepräsidenten bei der Regierung des Rezatkreises, nach 1811 – auf dem Höhepunkt des Tiro- fassung) in den Jahren 1817 und 1818 Mulzer die Wogen in Ansbach wieder einer von Th. Rothbarth in Nürnberg geschaffenen Lithographie. ler Freiheitskampfes – zum Gubernial- verbunden waren, ließen den weite- zu glätten, so stand doch – trotz der Direktor und Provinzial-Etats-Kurator ren Lebensweg Widders nicht unbe- Unterstützung des Staatsrates Georg ernannt.29 rührt. Nach einer kurzen Versetzung von Zentner – eine Versetzung Widders Auch nach seiner Berufung in das als Vizepräsident an die Regierung des vorerst außer Betracht.34 Münchner Finanzministerium beschäf- Regenkreises32 (in Regensburg), war tigte ihn zunächst noch das Problem Widder ab Februar 1817 die Stelle des der Finanzierung des Kampfes gegen die Vizepräsidenten bei der Regierung des 5. Direktor der Finanzkam­ Tiroler Aufständischen, 1812 übernahm Rezatkreises (in Ansbach) zugedacht. mer und Generalkommissär er als Leiter das Büro für Gendarmerie- Doch noch ehe die Regierung ihre des Isarkreises wesen, kehrte aber 1813 wieder zum Absicht näher verlauten ließ, wurde in Aufgabenbereich „Steuerwesen, Staats- Ansbach bekannt, dass sich Widder Doch schon bald eröffnete sich schuldenliquidation sowie Verhältnisse im privaten Kreise dem Finanzminister Widder in München insofern eine neue gegenüber den Mediatisierten und für gegenüber dahingehend geäußert habe, Chance, als der dortige Regierungsvi- Tiroler Belange“ zurück.30 Das Jahr 1814 „das alle ehemalige[n] Preusische[n] zepräsident Franz Freiherr von Taut­ sah ihn vorrangig mit der Verfassungs- Beamte[n] Schurken wären und ent- phoeus nur geringe Erfahrungen in frage „Beibehaltung oder Fortfall des fernt werden müßten“, sowie ferner, Finanzfragen besaß, was angesichts der Lehenswesens“ befasst, ehe er sich 1816 „daß die Regierung das preusische [sic!] besonderen Probleme des Isarkreises

194 195 als außerordentlich nachteilig galt. Als Isarkreises für Widder frei zu machen.38 deshalb Tautphoeus im September Es mag interessant sein zu wissen, 1817 nach Regensburg versetzt wurde, dass sich die Amtsräume der Regierung standen Widders Berufung zum Vize­ und die Wohnräume des Präsidenten präsidenten und damit zum Direktor des Isarkreises zu Widders Zeiten noch der Finanzkammer des Isarkreises nicht im neuen „Bürkleinbau“ an der (neben den Kammern des Innern und Maximilianstraße befanden, sondern der ­Forsten) keine weiteren Schwierig- vorläufig noch im ehemaligen Land- keiten entgegen.35 schafts- oder Landhaus auf der Nord- Aber schon vor dem nächsten Jahres- seite des Marienplatzes untergebracht wechsel (1817/18) machte von Widder waren, also jenem, dem heutigen Mode- mit seinem engagierten, ja übereifrigen haus „Beck“ gegenüberliegenden Teil Naturell erneut auf sich aufmerksam. des Münchener Rathauses, wofür die Während er in der Frage der Aufstel- altbayerische Landschaft (die frühneu- lung eines Heiligen Grabes in Bad Rei- zeitliche Landesvertretung des Adel, des chenhall ganz im Geist der Aufklärung Klerus sowie der Städte und Märkte Alt- – also ablehnend – Stellung bezog,36 bayerns) in den Jahren 1554 und 1565 beanspruchte er im eigenen Amt kon- zwei ehemalige Bürgerhäuser erworben sequent das Recht auf Einsicht aller und entsprechend umgebaut hatte.39 Konzepte, um stets und allseits infor- (Abb. 15 u. 16) miert zu sein. Da dem Vizepräsidenten Da im Rahmen der Auflösung der nach seinen zahlreichen Versetzungen Stiftungsadministration deren Kompe- Abb. 15: Das Gebäude der Regierung von Oberbayern am Marienplatz in München. Lavierte Federzeichnung von Ludwig Huber aus der Zeit um 1860. zudem seine Besoldung unzureichend tenzen auf die Finanzdirektion übergin- erschien, mahnte er im Oktober 1818 gen, waren die ersten Dienstgeschäfte unter Hinweis auf seine vielfältigen Auf- Widders von zahlreichen Neuregelun- gaben und auf die Situation beim (1812 gen im Rahmen der Landesverwaltung geschaffenen) Obersten Rechnungshof geprägt.40 Dazu kamen vielfältige Amts- und bei den Justizkollegien auch bei der verpflichtungen im Zuge der Entfesti- Regierung des Isarkreises eine zweite gung und der baulichen Entwicklung Präsidentenstelle an.37 Als der zuständi- Münchens (vor allem im Bereich des ge Minister Friedrich Graf von Thürheim Schwabinger Tores, also des Bereichs zunächst noch verlegen und unschlüssig unweit des heutigen Odeonsplatzes, und reagierte, setzte sich doch im November des Isartores)41 sowie im Zuge des Aus- 1818 die Idee durch, Ferdinand Frei- baus des Hochwasserschutzes entlang herrn von Schleich als bisherigem Gene- der .42 Eine weitere Herausforderung ralkommissär des Isarkreises die eben stellte das Schulwesen dar, dessen eins- erst frei gewordene Stelle des General- tige Leitung durch Kirche und Klerus kommissärs des Unterdonaukreises (in nun in staatlicher Zuständigkeit lag. Passau) zu übertragen und so von 1819 Wie dadurch nicht nur das Schulkom- Abb. 16: Das Gebäude der Regierung von Oberbayern in der Maximilianstraße in München an das Amt des Generalkommissärs des missariat (beim Generalkommissariat) nach einer kolorierten Bildpostkarte.

196 197 aufs Höchste gefordert war, lag es nicht Geschäftsvereinfachungskommission, ja an tief empfundener Religiosität, aber die Fatschenbrunner Mannlehensrechte zuletzt am besonderen Einsatz Widders [geradezu] einer Staatsreformkommissi- auch nicht an wirtschaftlichem Gespür. fortan auf seinen (Markt) Schwabener „vor Ort“, dass ihm erst in (Markt) on wahr“46. Obwohl in der Folge eigent- So engagierte er sich zunächst im Diens- Besitz über. Schwaben, dann im ganzen Isarkreis lich nur die Ministergehälter gekürzt te des Kern-, Surauer und Widderschen höchste Anerkennung für ein funktio- und erhebliche Stelleneinsparungen Wochenmessbenefiziums in Wasserburg nierendes Schulwesen entgegengebracht vorgenommen wurden, war die Reform und förderte mit zusätzlichen Mitteln 7. Auszeichnungen und Tod wurde.43 Angesichts weiterer wirtschaft- dennoch keineswegs von Nachteil für die das Wirken eines Chorregenten, Lehrers licher und sozialer Probleme im Lande Verwaltung. und Kuraten.49 Außerdem erwarb er Für sein Wirken wurden von Widder verstand es sich, dass sich Widder – wie Welche Linie Widder im größeren 1825, nachdem er schon zu seiner Zeit zahlreiche Ehrungen zuteil. Am 19. Mai schon sein Vorgänger – auch die Ideen Rahmen der französischen Juli-Revoluti- als Pflegskommissär, Landrichter und 1808 erhielt er das Ritterkreuz, am 16. des Polytechnischen Vereins zur Förde- on von 1830 vertrat, steht dahin; Kenner Aufhebungskommissär seine Wohnung Oktober 1820 „zum Beweise Allerhöchst rung des technischen Wissens und Ver- vermuten, dass er ganz im Geiste der im Schloss zu (Markt) Schwaben bei- Ihrer Zufriedenheit mit seinen bisher ständnisses (heute: TÜV) zum Anliegen Reaktion – also im Sinne der Gegner behalten hatte, auch noch das dortige, geleisteten Diensten“ das Komman- machte. Es erscheint alles andere als der Revolution – dachte. Dem als Stim- nach dem Gerichtsschreiber Sebastian deurkreuz des Zivilverdienstordens, am abwegig, zwischen diesem Engagement mungstest gedachten Besuch König Lud- Handloß benannte Anwesen und erwei- 22. Oktober 1822 wurde er wirklicher und der Entwicklung des Projekts eines wigs I. auf dem Oktoberfest des Jahres terte es durch ansehnliche Zukäufe. Ein Staatsrat in außerordentlichen Diensten „Amper-Canals“ von Fürstenfeldbruck 1830 wich Widder allerdings dadurch Jahr vorher, 1824, erwarb er – ähnlich und am 11. Oktober 1825 erhielt er das nach München – also mehr oder weni- aus, dass er dem Ereignis fern blieb.47 wie der seit 1823 in Heinersreuth (bei Großkreuz des Zivilverdienstordens der ger auf der Linie der späteren Eisen- Angesichts seiner absoluten Königstreue Stadtsteinach in Oberfranken) ansässi- Bayerischen Krone.52 bahnstrecke – eine geistige Verbindung dürfte dieser Schritt – wie auch der ge Finanzminister Maximilian Emanuel Die Früchte seiner Arbeit und seines zu sehen.44 anderer bayerischer Staatsmänner – frei- von Lerchenfeld50 – das durch Ausster- vielfältigen Engagements zu genießen, Wie sehr Widder ungeachtet all lich weniger vor dem Hintergrund von ben der Grafen Voit von Rieneck unweit war Gabriel Bernhard von Widder – dieser Aufgaben weiterhin als kompe- Sorgen vor einer Revolution, als vielmehr von Hassfurt am Main – halbwegs ungeachtet der 1820 in (Bad) Abbach tenter Finanzberater gefragt war, zeigt vor dem Hintergrund von Befürchtun- zwischen Bamberg und Schweinfurt und 1821 in Karlsbad genossenen die Tatsache, dass er 1825 neben dem gen vor Neigungen des österreichischen gelegen – frei (ledig) gewordene Rit- Kuren und eines 1827 in Rosenheim in vor der Ablösung stehenden Finanz- Staatskanzlers Klemens Wenzel Fürst von tergut Fatschenbrunn (mit den Orten Anspruch genommenen „Solebades“ –53 minister Maximilian Emanuel von Ler- Metternich zu sehen sein, „unter dem Hummelmarter, Hohenwart und Geus- nicht vergönnt. Am 20. Februar 1831 chenfeld, dem „aufgehenden Gestirn“ Vorwand der Revolutionsbekämpfung feld) mit insgesamt 244 Einwohnern, hatte Vizepräsident Carl Graf von Seins- Joseph Ludwig Graf von Armansperg die Bundeskompetenzen [des deutschen 42 Häusern, Kapelle, Schlösschen, heim54 dem Finanzministerium anzuzei- sowie dem späteren Generalkommissär Bundes (unter österreichischer Füh- Ökonomie, Schäferei und Waldungen. gen, dass von Widder am Vortag „von des Rezatkreises, Arnold von Mieg, in rung)] zu erweitern und die bayerische Widders Wunsch, den Lehenstatus einem Nervenschlage befallen ward, der der von König Ludwig I. einberufenen Staatssouveränität zu schmälern“48. von Fatschenbrunn mit seinen Eigen- die ganze rechte Seite und die Zunge „Kommission betr. die im Staatshaus- tumsrechten in Markt Schwaben zu gelähmt hat“; er selbst habe vorgreiflich halt zu machenden Einsparungen“ verknüpfen, entsprach das Finanzmi- die Funktion des Präsidenten übernom- vertreten war.45 Dabei beschränkte sich 6. Rittergutsbesitzer in nisterium mit Reskript vom 31. Mai men.55 Nur einen Tag später erging die die Arbeit dieser Kommission keines- Fatschenbrunn 1825 in Anerkennung des „vorzüglichen Meldung, dass von Widder am 21. Feb- wegs nur „auf Einsparungen, sondern Verdienstes, welches derselbe durch die ruar, ¾ 7 Uhr, an den Folgen des erlit- nahm [sie] gleichzeitig [auch] die [uns Ungeachtet seiner ebenso vielfältigen wohlgeordnete und energische Leitung tenen Schlagflusses (Schlaganfall) ver- Heutigen durchaus bekannte] Auf- wie unterschiedlichen Aktivitäten fehlte des seiner Aufsicht anvertrauten Isar- storben sei. Die bewegende Nachricht gabe einer Geschäftsverteilungs- und es Widder weder an Familiensinn noch kreises erworben“ hatte.51 Damit gingen schloss mit den Zeilen, dass der König

198 199 an dem Verstorbenen „einen treuen[,] Schwaben. Erst durch eine Vereinba- Anmerkungen

höchst ausgezeichneten Staatsdiener, rung vom 30. März 1927 löste Major 1 Bei der Vorbereitung des vorliegenden Vortrags die Regierung einen väterlichen Schef [!] a. D. Adolf Widder die mit dem Markt hat der Verfasser mehrfach auf seine beiden Auf­ sätze „Die Aufhebung des Klosters Rott am Inn“, und der Isarkreis einen Vorstand, dessen Schwabener Dotationslehen verbunde- in: Birkmaier, Willi (Hg.): Rott am Inn. Beiträge 60 zu Kunst und Geschichte der ehemaligen Benedik­ er sich stets mit dankbarem Andenken nen Rechte endgültig auf. tinerabtei, 2. Bd., Weißenhorn 2002, S. 311-344, erinnern wird“, verloren habe.56 Die Bei- und „Gabriel Bernhard von Widder, Generalkom­ ­ missär und Präsident der Regierung des Isarkreises setzung des Siebenundfünfzigjährigen 1819-1831“, in: Deutinger, Stephan / Gelberg, Karl-Ulrich / Stephan, Michael (Hg.): Die Regie­ fand am 24. Februar auf dem (alten) 9. Würdigung rungs­präsidenten von Oberbayern im 19. und 20. Südlichen Friedhof in München statt.57 Jahrhundert, München 2010, S. 88-96, zurück- ­gegriffen. Auf die dortigen Archiv- und Literatur­ (Abb. 17) Mit Gabriel Bernhard von Widder vermerke sei nachdrücklich verwiesen. 2 Siehe hierzu Henker, Michael / Hamm, Margot / verlor der Regierungsbezirk Oberbayern Brockhoff, Evamaria (Hg.): Bayern entsteht. einen höhst engagierten und verdienst- Montgelas und sein Ansbacher Mémoire von 1796, Katalog zur Ausstellung des Hauses der Bayerischen 8. Nachleben vollen Präsidenten, der zudem – wie Geschichte, (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 32/96), Augsburg 1996, wenige andere vor und nach ihm – passim. Zur sogenannten Ära Montgelas grund- Neben seiner Witwe Maria Anna gleichermaßen in den Aufgabenberei- legend ferner Weis, Eberhard: Montgelas, Bd. 1: 1759-1799. Zwischen Revolution und Reform, hinterließ Gabriel Bernhard von Widder chen der Justiz, des Finanzwesens und München 1971; Ders.: Montgelas, Bd. 2: 1799- 1838. Der Architekt des modernen bayerischen seine drei Söhne Johann Nepomuk, Karl der Inneren Verwaltung zu Hause war. Staates, München 2005. – Eine prägnante Übersicht und Anton sowie seine vier Töchter Dem Urteil seines Amtsnachfolgers über die Entwicklung der bayerischen Verwaltung gibt Volkert, Wilhelm (Hg.): Handbuch der bayeri- Theres (verheiratet mit dem Oberauf- Karl August Graf von Seinsheim, dass schen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, München1983, hier insbesondere S. 35 ff.. Eine schläger Konrad Mulzer), Maria Anna der König mit unserem Protagonisten Kurzfassung der bayerischen Verwaltungsentwicklung (verheiratet mit dem Oberrechnungsrat „einen treuen[,] höchst ausgezeichne- findet sich auch bei Hiereth, Sebastian: Die bayeri- sche Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. Moritz Weigand), Karoline und Ama- ten Staatsdiener, die Regierung einen bis 19. Jahrhundert, (Historischer Atlas von Bayern, 58 Teil Altbayern), München 1950. lia. Eine fünfte Tochter, Antonia, war väterlichen Schef [!] und der Isarkreis 3 Heider, Josef: Neuburg an der Donau. Geschichte am 30. Juli 1827 bereits vierzehneinhalb- einen Vorstand, dessen er sich stets mit einer alten bayerischen Herzogsresidenz, in: Ders. (Hg.): Neuburg, die Junge Pfalz und ihre Fürsten. jährig verstorben. – Während Johann dankbarem Andenken erinnern wird“, Festschrift zur 450-Jahr-Feier der Gründung des Fürstentums Neuburg, Neuburg an der Donau 1955, Nepomuk Forstmeister (in Immenstadt) verloren habe, ist deshalb in der gebo- S. 9-22, hier insbesondere S. 13 ff.; Rall, Hans: wurde und Karl als Leutnant im 1. tenen Kürze nichts hinzuzufügen. Durch Pfalz-Neuburg und seine Fürsten, in: Neuburger Kollektaneenblatt 109 (1955), S. 5-52, hier insbe- Artillerie-Regiment „Prinz Luitpold“ die Benennung eines Weges nach Gab- sondere S. 44-45; Volkert, Wilhelm: Das Fürstentum Pfalz-Neuburg und seine Nebenlinien vom 16.bis zum diente, bekleidete Anton von 1854 riel Bernhard von Widder und durch 18. Jahrhundert, in: Spindler, Max (Hg.): Handbuch bis 1870 das Amt des rechtskundigen den Erhalt und die Teilsanierung des der bayerischen Geschichte, 3. Bd., 2. Teilband, München 1971, S. 1335-1349. – Ergänzend hierzu Zweiten Bürgermeisters der Haupt- und Südflügels ihres geschichtsträchtigen die Kurzbiographie „Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz und von Bayern“, in: Rall, Hans und Marga: Die Abb. 17: Das Grab Gabriel Bernhard von Widders Residenzstadt München und bemüh- Schlosses hat vollends auch die Markt- Wittelsbacher in Lebensbildern, Graz – Wien – u. a. auf dem (alten) Südlichen Friedhof in München. te sich in dieser Eigenschaft um die gemeinde Markt Schwaben ihrem nam- 1986, S. 309-313. 4 Gigl, Caroline: Die Zentralbehörden Kurfürst Karl Hebung des Gewerbes. Insbesondere haften und angesehenen Landrichter die Theodors in München1778.1799, (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 121), München 1999, die „Gewerbeprüfungs-Commissionen gebührende Anerkennung und Ehrung S. VII ff. u. 16 ff. des Magistrats“59 gehen auf ihn zurück. angedeihen lassen61. 5 Sante, Georg Wilhelm (Hg.): Geschichte der deutschen Länder, („Territorien-Ploetz“), 1. Bd.: Darüber hinaus pflegten Johann Nepo- Die Territorien bis zum Ende des alten Reiches, Würzburg 1964, S. 251-252. Ergänzend hierzu Rall, muk, der Enkel Eduard und der Urenkel H. u. M. (wie Anm. 3), S. 312; Moser, Dietz-Rüdiger: Adolf Widder bis zum Ende des 1. Welt- Karl Theodor. Der Kurfürst und die Schönen Künste, in: Schmid, Alois / Weigand, Katharina (Hg.): Die krieges die Verbindungen zu (Markt) Herrscher Bayerns, München 2001, S. 279-294.

200 201 6 Gigl (wie Anm. 4), S. 18 u. 20. Kötztinger Kirchengeschichte, in: Kötzting 1085- hierzu Tausendpfund, Alfred: Ferdinand Freiherr von Erich: Letzte Heimat. Persönlichkeiten in Münchner 7 Gigl, S. 204-205 u. 238. 1985, hg. v. d. Stadt Kötzting, Kötzting 1985, S. 73. Schleich, Generalkommissär des Isarkreises 1810- Friedhöfen 1784-1984, München 1985, S. 79. 8 Gigl, S. 188 u. 233. 22 Tausendpfund: Aufhebung (wie Anm. 1), S. 317-318. 1819, in: Deutinger / Gelberg / Stephan (wie Anm. 58 BayHStA, Ordensakten 12369:„Todes-Anzeige“ vom 9 Gigl, S. 150 (Nr. 264) u. 218; Ferchl, Georg: 23 Krammer, Markus, Sammeln und Dokumentieren. 1), S. 81-87, hier S. 85. – Zur Verwaltungsgeschichte 21.02.1831. Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804, in: Ein Erfahrungsbericht, in: Forum Heimatforschung. des Unterdonaukreises im größeren Zusammenhang 59 Hufnagel (wie Anm. 10), S. 95, Nr. 113. Oberbayerisches Archiv 53 (1908/1912), II. Teil, Ziele – Wege – Ergebnisse, Heft 10, hg. v. siehe Liebler, Annemarie: Die niederbayerische 60 Köhler / Blasi (wie Anm. 43), S. 142. Ergänzend München 1911/12, S. 973. Zur offiziellen Schreibung Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V., Regierung in Passau 1808-1838, München 2003. hierzu BayHStA, Minn 35822 u. Ordensakten 348, des Ortsnamens Markt Schwaben seit dem München 2005, S. 37-49, hier S. 41-43. 39 Rehm-Deutinger, Sabine: Die Gebäude der Regierung 12162 u. 12369; StAM, NR 1831/W 45. 07.12.1922 siehe auch Volkert (wie Anm. 2), S. 454. 24 Tausendpfund: Aufhebung (wie Anm. 1), S. 319. von Oberbayern, in: Deutinger / Gelberg / Stephan 61 Köhler / Blasi (wie Anm. 43), S. 142; Internet, Markt 10 Schärl, Walter: Die Zusammensetzung der bayeri- 25 BayHStA, LK Rott 6: Bericht vom 2. Juni 1803. Im (wie Anm. 1), S. 51-70, hier S. 52. Schwaben – Wikipedia, 8.3 Das Schloss (Stand: schen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, (Münchner größeren Zusammenhang Bosl (wie Anm. 11), 40 StAM, RA 16158. 11. März 2016). Historische Studien, Abteilung Bayerische Geschichte S. 143-144; sowie neuerdings Schachtner, Chris­ 41 StAM, RA 16422/1; Lehmbruch, Hans: Ein neues 1), Kallmünz 1955, S. 217, Nr. 343; Hufnagel, Max tiane: „Tag und Nacht reisefertig …“. Die Reise­ München, Stadtplanung und Stadtentwicklung um Joseph: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu skizzenbücher des Münchner Künstlers und Galerie­ 1800. Forschungen und Dokumente, Buchendorf München, 4. Aufl., München 1983, S. 95. direktors Johann Georg von Dillis (1759-1841). 1987, insbesondere S. 23 ff. Abbildungsnachweis 11 Bosl, Karl (Hg.): Bosls Bayerische Biographie. 800 Ästhetische und epistemische Prozesse des Zeichnens 42 BayHStA, MInn 15251. Persönlichkeiten aus 15. Jahrhunderten, Regensburg und Schreibens auf Reisen, St. Ottilien 2014. 43 Köhler, Irmgard / Blasi, Josef: Markt Schwaben. ∙ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München: Abb. 1, 14. 1983, S. 113; Demel, Walter: Der bayerische Staats­ 26 Tausendpfund, Aufhebung (wie Anm. 1), S. 319- Ortsgeschichte eingebunden in die bayerische ∙ Bayerisches Nationalmuseum, München: Abb. 2. absolutismus 1806/08-1817, (Schriftenreihe zur 321, insbesondere S. 320. Geschichte, Markt Schwaben 2002, S. 141. ∙ Bayerische Staatsbibliothek, München: Abb. 4, 5. bayerischen Landesgeschichte 76), München 1983, 27 Braun, Rainer / Wild, Joachim / u. a. (Bearb.): Ergänzend hierzu Hopfenmüller, Annelie: Bayerns ∙ Heimatmuseum Markt Schwaben: Abb. 7-12. passim. Bayern ohne Klöster?. Die Säkularisation 1902/03 Schulwesen um 1800, in: Forum Heimatforschung: ∙ Henker, Michael / Hamm, Margot / Brockhoff, 12 Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BayHStA), MInn und die Folgen, (Ausstellungskatalog der Staatlichen Ziele – Wege – Ergebnisse, Heft 8, hg. v. Bayerischen Evamaria (Hg.): Bayern entsteht. Montgelas und 35822. Archive Bayerns 45), München 2003, S. 52-53, Landesverein für Heimatpflege e.V., München 2003, sein Ansbacher Mémoire von 1796, Katalog zur 13 BayHStA, MInn 35822 (Nekrolog). Nr. 27; Baumann (wie Anm. 21), S. 67. S. 40-85; Tausendpfund, Alfred: Schulgeschichte im Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte, 14 BayHStA, MInn 35822 (Nekrolog). Siehe ferner 28 Tausendpfund: Aufhebung (wie Anm. 1), S. 321 Spiegel staatlicher Quellen, in: ebenda, S. 86-116. (Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kraus, Andreas: Schule im Umbruch (1773-1803). u. 327. Siehe ferner Schärl (wie Anm. 10), S. 217, 44 Stephan, Michael: Der „Amper-Canal“. Projekt Kultur 32/96), Augsburg 1996, S. 216: Abb. 3. Ein Beitrag zur Frühgeschichte des Münchner Nr. 343. eines Kanals von Fürstenfeldbruck nach München ∙ Münchner Stadtmuseum: Abb. 15. Wilhelmsgymnasiums, in: Ackermann, Konrad / 29 Schärl (wie Anm. 10), S. 217, Nr. 343; Braun / Wild (1821-1827), in: Amperland (Heft 4/2002), S. ∙ Irene Schäfer, Jakobneuharting: Abb. 17. Schmid, Alois (Hg.): Staat und Verwaltung in (wie Anm. 27), S. 52-53, Kat. Nr. 27. Ergänzend 151-155. Ergänzend hierzu Schattenhofer, Michael: ∙ Stadtarchiv München: Abb. 6. Bayern. Festschrift für Wilhelm Volkert zum hierzu Demel (wie Anm. 11), S. 26 u. passim; ferner Wirtschaftsgeschichte Münchens. Von den Anfängen ∙ Stiftsmuseum Klosterneuburg: Abb. 13. 75. Geburtstag, (Schriftenreihe zur bayerischen BayHStA, MInn 35822 (Nekrolog). Zur bayerischen bis zur Gegenwart, München 2011, u. a. S. 134; ∙ Dr. Alfred Tausendpfund, Unterhaching: Abb. 16. Landesgeschichte 139), München 2003, S. 360; Politik in Tirol von 1806 bis 1809 siehe Pizzinini, Pfisterer, Herbert: Der Polytechnische Verein und Toepke, Gustav (Bearb.): Die Matrikel der Universität Meinrad: Die bayerische Herrschaft in Tirol, in: sein Wirken im vorindustriellen Bayern (1815-1830), Heidelberg, 4. Teil: (1794-1807), Heidelberg 1903, Glaser, Hubert (Hg.): Wittelsbach und Bayern, Bd. (Miscellanea Bavarica Monacensia 45), München S. 360. III/1: Krone und Verfassung. König Max I. Joseph 1973, S. 160, 268 u. passim. 15 Ferchl (wie Anm. 9), S. 972. Siehe ferner Müller, und der neue Staat, Ausstellungskatalog, München – 45 Demel (wie Anm. 11), S.112, 541; Gollwitzer, Heinz: Rainer Albert (Bearb.): Die Matrikel der Ludwig- Zürich 1980, S. 254-259. Ludwig I. von Bayern – Königtum im Vormärz. Eine Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut- 30 Schärl (wie Anm. 10), S. 217, Nr. 343; Demel (wie politische Biographie, 2. Aufl., München 1987, München, Teil I, Bd. 3, 2. Halbband, München Anm. 11), S. 17-18, 118 u. 233. S.407; Schärl (wie Anm. 19), S. 99, Nr. 34 (M. E. 1979, S. 256, Nr. 6627. 31 Demel (wie Anm. 11), S. 173, 175, 177 (!), 233, von Lerchenfeld) u. S. 101, Nr. 37 (A. von Mieg). 16 Ferchl (wie Anm. 9), S. 972. 238, 412-413. Zur Hungersnot von1816-1818 46 Gollwitzer (wie Anm. 45), S. 407. 17 Für die Bereitstellung der historischen Aufnahmen ergänzend Müller, Gerald: Hunger in Bayern 1816- 47 Ebenda, S. 444; Hufnagel (wie Anm. 10), S. 95, Nr. danke ich der Betreuerin des Archivs der Marktge­ 1818. Politik und Gesellschaft in einer Staatskrise 113. meinde Markt Schwaben, Frau Andrea Frick, sehr des frühen 19. Jahrhunderts, (Europäische Hoch­ 48 Gollwitzer (wie Anm. 45), S. 444-445. Siehe im herzlich. schulschriften, Reihe III: Geschichte und ihre Hilfs­ größeren Zusammenhang auch Fink, Humbert: 18 Siehe insbesondere die im Bayererischen Haupt­ wissenschaften 812), Frankfurt am Main-Berlin- Metternich. Staatsmann, Spieler, Kavalier, München staatsarchiv verwahrten Bestände Klosterliteralien Bern-New York Paris Wien 1998, insbesondere S. 78 1989, insbesondere S. 188 ff. (KL), Generalregistratur (GR) und Gerichtsliteralien ff. u. passim. 49 BayHStA, MK 28532. (GL). Zu den ebenfalls dort verwahrten Protokollen 32 Schärl (wie Anm. 10), S. 217, Nr. 343. 50 Egloffstein, Albrecht Graf von und zu: Schlösser und der Spezialklosterkommission ergänzend siehe Troll, 33 BayHStA, MInn 45349. Burgen in Oberfranken, Frankfurt am Main 1972, Hildebrand: Die Spezialklosterkommission und ihre 34 Ebenda; Schärl (wie Anm. 19), S. 118, Nr. 75 u. S. 375; Bosl, Karl (Hg.): Handbuch der historischen Protokolle, in: Mitteilungen für die Archivpflege S. 207, Nr. 318. Stätten Deutschlands, 7. Bd.: Bayern, Stuttgart in Bayern 7 (1961), S. 47-48. – Auf ergänzende 35 BayHStA, MF 42452; Schärl (wie Anm. 10), S. 217, 1961, S. 263. Unterlagen im Staatsarchiv München nimmt die Nr. 343. 51 BayHStA, MF 59586. Abkürzung „StAM“ Bezug. 36 Brunner-Schubert, Isolde: Religiöse Volkskultur 52 BayHStA, Ordensakten 348 und 12369; Schärl (wie 19 BayHStA, Lokalkommission (LK) Rott 31. Zum im Spannungsfeld von „Religionspolitik“ und Anm. 19), S. 217, Nr. 343; Ferchl (wie Anm. 9), S. Begriff der „Novemberkommission 1802“ siehe „Volkswillen“ im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, 973; Hufnagel (wie Anm. 10), S. 95, Nr. 113. auch Müller, Winfried: Die Aufhebung von Klosters in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1996), 53 BayHStA, MInn 35822. Fürstenfeld im Jahr 1803, in: Ehrmann, Angelika S. 79-98. 54 Putz, Hannelore: Karl August Graf von Seinsheim. / Pfister, Peter / Wollenberg, Klaus (Hg.): In Tal 37 BayHStA, MF 42452. II. Präsident des Obersten Generalkommissär und Präsident der Regierung des und Einsamkeit – 725 Jahre Kloster Fürstenfeld, Rechnungshofes war seit dem 4. Mai 1817 der Isarkreises bzw. Regierungspräsident von Oberbayern Fürstenfeldbruck 1988, insbesondere S. 144 ff. von Widder aus dem Finanzministerium sicherlich 1831-1840, in: Deutinger / Gelberg / Stephan (wie 20 Tausendpfund: Aufhebung (wie Anm. 1), S. 316-317 bekannte Franz Sales von Schilcher. Siehe Schärl (wie Anm. 1), S. 98-105. mit Anm. 41. Zu Abt Aemilian (II.) Miller ergänzend Anm. 10), S. 176, Nr. 233; Demel (wie Anm. 11), 55 BayHStA, MInn 35822. ebenda, S. 312 mit Anm. 9. passim. 56 BayHStA, MInn 35822. 21 Ebenda, S. 317 mit Anm. 44; Baumann, Ludwig: 38 BayHStA, MInn 35822 u. MF 42452. Ergänzend 57 Hufnagel (wie Anm. 10), S. 95, Nr. 113; Scheibmayr,

202 203 Mitteilungen und Notizen Heinrich Glückswerth

Ein Ebersberger Maler (1872-1931)

Antje M. Berberich

Abb. 1: H. Glückswerth: „Oberndorf“, von Ebersberg aus gesehen Abb. 2: H. Glückswerth: „Heuernte bei Oberndorf“, mit Kirche und Wirtshaus (Eigentümer: Dr. Viktor Brantl, Schliengen). (Eigentümer: Städtische Kunstsammlung Ebersberg).

schlängelnder Schotterweg auszuma- Zeit zumeist der Dekorationskunst und Eine kleine Anzeige eines Auktions- Betrachter irgendwie vertraut erscheint: chen, wäre die Sinnestäuschung perfekt Kulissengestaltung diente, erfreute sich hauses wies auf das Verkaufsangebot Während ein von rechts leicht abfallen- und riefe Assoziationen an ein Fluss- seit dem 15. Jahrhundert zunehmender eines zauberhaften Gouache-Gemäldes der Hügel, auf dem zwei Häuser und ein bett hervor. Der Künstler hat wohl – Beliebtheit und wurde unter anderem von einer oder einem bis zu dem Zeit- dahinter auf das Zentrum eines Weilers unabsichtlich, aber treffend – den von Dürer, Raphael, ­Tintoretto und punkt in der Fachwelt nicht bekannten deutender Kirchturm sichtbar sind, in Zustand der Endmoränenlandschaft Tizian angewandt. Malerin oder Maler „Glückswerth“ hin. einem breiten Tal endet, neigen sich aufgegriffen, wie er sich vor Millionen Wer war nun die Malerin / der Maler Fasziniert von dem feinen Auftrag auf der anderen Seite der Senke wei- von Jahren präsentierte. (Abb. 1) des oben beschriebenen Bildes, die / der Pastell-ähnlicher Farben blickt der tere niedrige Hügel leicht auslaufend Fast nur Gouache lässt den Farben mit dieser Maltechnik ganz offensicht- Betrachter wie gebannt auf das Werk, abwärts. Das Tal mäandert in Doppel- die Möglichkeit, sich gedeckt-weich lich auch sehr gut umzugehen verstand? das perspektivisch meisterhaft den S-Kurven scheinbar unendlich weit gen und etwas romantisch-stimmungsvoll, Wer war die Schöpferin / der Schöpfer Hauch einer Landschaft im Frühherbst Osten. Bei genauerem Hinsehen zeich- fast glanzlos der Natur als Ebenbild des Gemäldes, die / der offensichtlich vermittelt. Aufmerksamkeit erweckt es net sich im Hintergrund eine Ortschaft anzupassen. Die schon für das frühe ihr / sein Metier von der Pike auf gelernt schon deshalb, weil die Landschaft, ab. Wären nicht hie und da vereinzelt Mittelalter in der feinen Buchmalerei hatte oder ein Naturtalent par excel- die der Künstler als Motiv wählte, dem Bäume sowie im Vordergrund ein sich nachgewiesene Maltechnik, die lange lence gewesen sein muss? (Abb. 2)

204 205 Bei der Suche nach dem Künstler stand mir eine Überraschung bevor. Da keine Signatur auf dem Gemälde mit den Maßen 31 mal 24 Zentimeter zu sehen war, das ein alter, verglaster Rahmen mit goldenem Perlleistendekor schmückte, suchte ich auf der Rückseite nach einem Anhaltspunkt. Dort wurde ich fündig: „Glückswerth, Oberndorf von Ebersberg aus gesehen“, stand dort zu lesen. Die Ansicht stammte Abb. 3: H. Glückswerth: „Kirche und Weiler vor Bergkulisse“ (Eigentümer: Städtische Kunstsammlung Ebersberg). schätzungsweise aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sofort erwarb ich das Bild und gliederte es in die Städtische Kunstsammlung Ebersberg ein. Da die Signatur jedoch nur den Familiennamen wiedergab, blieb immer noch ungewiss, wer der Schöpfer oder die Schöpferin war. Gleichzeitig kam mir der Malstil bekannt vor. Irgendwann entdeckte ich im städtischen Fundus ein kleines Bild dieses Stiles, das aus dem im Stadtarchiv verwahrten Nach- lass Hettinger stammte. Ich suchte und Abb. 5-7: Meldekarteneinträge der Gemeinde Ebersberg zum Ehepaar Heinrich und Fanny Glückswerth. fand das 20 mal 14 Zentimeter kleine Gouache-Gemälde ohne Signatur auf dem Bild, drehte es um und entdeckte auf der Rückseite den Namen „Heinrich Glückswerth“. Nun galt es, den kleinen Weiler, der das Gemälde darstellt, zu Abb. 4: „Kataster-Plan von München 1:1000“. Wie im Text unter dem Titel der Karte geschrieben steht, wurde orten. (Abb. 3) und durch den Titel „Verwaltungsober- Oktober 1895 in seiner Geburtsstadt die der Plan 1896 von H. Glückswerth umgraviert. Bei dem rot Meine weiteren Recherchen nach sekretär“ ersetzt worden war. Ich hatte am 22. April 1875 in Weilheim zur Welt umrandeten Gebäude rechts neben der Frauenkirche handelt es sich um das Geschäfts- und Wohnhaus des Optikers Nikolaus der Identität des Künstlers sollten bald es also mit einem Maler zu tun und gekommene Franziska Brantl, genannt Brantl. Der heutige Eigentümer des Plans, Dr. Viktor Brantl, Früchte tragen. Beim Durchsuchen der nicht mit einer Malerin. Glückswerth Fanny. Ihre Eltern waren Franziska, gebo- besitzt noch einige von Glückswerth gravierte und signierte ältesten Karteikästen des Stadtarchivs war Zeichner und Graveur im Kataster- rene Geisenhof, und Franz Brantl. (Abb. Originalpläne. Ebersberg tauchte auf einer in deutscher amt München. (Abb. 4) 5-7) Sie war die Tochter des Bäcker- Schrift geschriebenen Karte der Name Wie sich aus den herangezogenen meisters Brantl, ansässig in München, „Heinrich Glückswerth, königlicher Unterlagen weiter ergab, wurde Heinrich in der Sendlingerstraße. Am Frauenplatz Kataster-Graveur“, auf, wobei die Berufs- Glückswerth am 5. Februar 1872 in 10 in der bayerischen Landeshauptstadt bezeichnung später durchgestrichen München geboren und heiratete am 17. gab es ein Optikergeschäft, das Fannys

206 207 Abb. 8: Kopie aus der Grabbelegungskartei der Stadt Ebersberg mit den Eintragungen zu Heinrich und Fanny Glückswerth.

Onkel Nikolaus Brantl, dem Bruder ihres Vaters, gehörte. Während des Ersten Weltkrieges zogen Fanny und Heinrich Abb. 10: Sterbebild Fanny Glückswerths. Glückswerth nach Grafing, kurz darauf, am 17. März 1916, übersiedelten sie in die Bahnhofstraße 10 nach Ebers- berg zum Vermieter Pleininger. Heinrich Glückswerth war also ein Ebersberger Künstler. Die Familie führte ein unauffälliges komplett ausgebombt worden war, deshalb darin, Verwandte des Künst- Leben. Als Verwaltungsobersekretär gab räumte Fanny ihr eigenes Schlafzimmer lers zu finden. Mein Weg führte in die sich Glückswerth in seiner Freizeit wohl in Ebersberg und nahm die obdachlos Abt-Häfele-Straße, wo Fanny Glücks- ausschließlich der Malerei hin, die ihm als gewordene Familie herzlich auf. werth und die Familie Brantl zuletzt in gelerntem Graveur gut von der Hand ging. Fanny Glückswerth wohnte bis zum Ebersberg gewohnt hatten. Dort bekam Das Ehepaar Glückswerth blieb kinder- 5. November 1957 in der Abt-Häfele- ich einen Tipp von einer Nachbarin, los. Nachdem der Maler am 7. November Straße. Dann kam sie nach Altötting die die Familie kannte: sie riet mir, in 1931 im Alter von 59 Jahren verstorben in ein Altenheim, wo sie, 84-jährig, am München zu suchen. Ich durchblätterte war, (Abb. 8 u. 9) verblieb Fanny noch vier 5. März 1960 verstarb. Sie fand neben das Münchner Telefonbuch nach dem Jahre in der gemeinsamen Wohnung. Am ihrem Ehemann auf dem Alten Fried- Namen „Brantl“, rief nacheinander die 1. Dezember 1935 übersiedelte sie dann hof in Ebersberg ihre letzte Ruhestätte. dort aufgelisteten Telefonkunden dieses in eine Mietwohnung zu Sepp Hartmann (Abb. 10) Namens an und äußerte den Anlass in der Abt-Häfele-Straße 32. Was mir blieb, war die Frage nach meines Anrufes. Bei einer der gewählten Abb.9: Sterbebild Heinrich Glückswerths. Als am 7. Januar 1945 das Anwesen Art und Umfang der künstlerischen Telefonnummern war mir schließlich ihres Onkels in München durch einen Betätigung Heinrich Glückswerths. Die das Glück hold. Eine Großnichte Fannys Bombenangriff der Royal Air Force dringlichste Aufgabe für mich bestand verwies mich an ihren Bruder, der in

208 209 Abb. 12: H. Glückswerth: „Heuernte bei Regenschauer Abb. 11: H. Glückswerth: „Partie am Egglburger See“ (Eigentümer: Dr. Victor Brantl, Schliengen). und Wind“ (Eigentümer: Dr. Victor Brantl, Schliengen).

Baden-Württemberg lebt und sich seit Anschließend veröffentlichte ich das ihrem Wohnzimmer hingen. Auch bei Quellen Kurzem mit Familienforschung befasst. oben erwähnte Oberndorfer Gemälde diesen Arbeiten seien keine Signaturen ∙ Sigrid Brantl, München. Ein freundlicher, auskunftswilliger Herr Glückswerths in der örtlichen Presse, erkennbar. Das Gleiche hörte ich von ∙ Dr. Victor Brantl, Schliengen. ∙ Stadtarchiv Ebersberg. namens Dr. Victor Brantl freute sich und zwar mit der Bitte an die Leserschaft, einer anderen Ebersberger Familie. Mein ∙ Internet, Wikipedia. über das Interesse meinerseits an der sich im eigenen Haus nach einem ähnlich Besuch vor Ort klärte die Sache jeweils Familie seiner Großcousine und tat gemalten Bild – auch ohne Signatur – positiv auf. Nach dem Entfernen des Abbildungsnachweis kund, dass er im Besitz einiger Gemälde umzusehen. Das Echo war bemerkens- vergilbten Deckblattes auf der Rücksei- ∙ Antje M. Berberich, Ebersberg: Abb. 1, 3. von Glückswerth sei, die für eine Aus- wert. Eine Ebersberger Familie meldete, te wurde auf jedem der Gemälde der ∙ Sigrid Brantl, München: Abb. 9, 10. ∙ Dr. Victor Brantl, Schliengen: Abb. 2, 4, 11, 12. stellung jederzeit verfügbar wären. Ich dass sie zwei derartige Werke besitze, Name „Glückswerth“ sichtbar. Nomen ∙ Stadtarchiv Ebersberg: Abb. 5-8. dankte ihm ganz herzlich und kündigte eine Familie aus Grafing rief freudig an est omen! Die Kunstwerke bekamen an, dass ich auf sein Angebot zu gege- und tat kund, sie könne drei Gemälde zum Teil neue Rahmen und – wo noch bener Zeit gerne zurückkommen würde. von der Hand des Künstlers ihr Eigen nicht geschehen – einen Ehrenplatz. (Abb. 11 u. 12) nennen, die schon seit Jahrzehnten in Die Recherche geht weiter!

210 211 Die Piusheim-Hauskapelle Sankt Raphael

Günter Staudter

Abb. 2: Die Hauskapelle in der Mitte des Zentralbaus.

August 1947 verschönte die Einweihung einer neuen Orgel mit 750 Pfeifen. Die 1948 neu geschaffene Malerwerkstatt übernahm ein künstlerisch veranlag- ter Meister, der dann auch die Kapelle Abb. 1: Die Tenne des Schwaigeranwesens wurde zum „bescheidenen Notkirchlein“ umgebaut. „in lichten, geschmackvollen Farben“ ausmalte. Den Erfordernissen einer modernen Für die 1905 gegründete und ab (Abb. 1) Prinzregent Luitpold stiftete Liturgie entsprechend, wurde die Haus- 1907 „Piusheim“ genannte katholi- zur Einweihung am 13. Oktober 1910 kapelle 1980 umgestaltet. Hierzu schuf sche Erziehungsanstalt war es ein gro- ein Madonnenrelief. der langjährige Mitarbeiter Jack Hell den Abb. 3: Der Altar und die Ausmalung der Raphael-Kapelle im Jugendstil. ßes Anliegen, einen Raum für Messen Mit der Fertigstellung des soge- Tabernakelaufbau, die Statue der Got- und Andachten zu bekommen. Erst als nannten Zentralbaus erhielt das Pius- tesmutter, das Halbrelief des Patrons 1910 das Schwaigeranwesen erwor- heim 1913 auch eine repräsentative Sankt Raphael und die Kreuzwegsta- ben wurde, konnten die Pläne realisiert Hauskapelle, für die man den Schutz- tionen. Dies war eine der vielen Verän- werden. Die Tenne und der Schuppen engel Raphael als Patron erwählte. derungen, die die Kapelle im Lauf eines des kleinen Bauernhofes wurden zur Der damals vorherrschende Jugendstil knappen Jahrhunderts erfuhr. (Abb. 4) Hauskapelle ausgemauert. Als äuße- prägte die Ausmalung und Ausstattung. Die Kapelle wie auch das Gebäude und res Zeichen erhielt das in der Chronik (Abb. 2 u. 3) der Park fanden inzwischen Eingang in so bezeichnete „bescheidene Notkirch- Das Fest zum 25-jährigen Priester- die Denkmalliste: „Dreigeschossige Zwei- lein“ auf dem Dach ein Türmchen. jubiläum des Direktors Georg Seidl im flügelanlage mit Krüppelwalmdächern,

212 213 Abb. 6: Die Bilder in den Arkaden der Emporenbrüstung stellen Szenen aus dem Alten Testament dar. Die gotisie- renden Kreuzrippen sind echte Stuckarbeit.

Abb. 9: Der Korpus dieser außergewöhnlichen Kreuzigungsszene stammt noch aus der alten Kapelle. Der Baum wirkt sehr plastisch, ist jedoch gemalt. Abb. 4: Die Ausstattung der Raphael-Kapelle nach der Liturgiereform. integrierter Hauskapelle und zahlreichen Gauben, im barockisierenden Jugendstil, 1912/13, Parkanlage mit Landschafts- park, Gartenanlage mit Brunnen und Toreinfahrt“. Als 2006 die Kapelle in das Eigentum von Bernhard Obermaier überging, war Abb. 10: Als Höhepunkt der plastischen Malerei gilt das Epitaph an der rechten Kapellenwand. Es zeigt in der Mitte sie wieder renovierungsbedürftig. Der Abb. 7 und 8: Beidseits der mit 750 Pfeifen bestückten die Anbetung der Heiligen Drei Könige, darunter die heilige neue Besitzer investierte eine beträchtliche Orgel zeigen mit Temperafarben auf Blattgold gemalte Hildegard von Bingen. Sie darf hier in dieser die Schöpfung Bilder die Fußwaschung und das Letzte Abendmahl. Gottes preisenden Kapellenmalerei nicht fehlen. Summe, beschäftigte einheimische Künst- Abb. 5: Im völlig neu gestalteten Inneren der Kapelle ler und Handwerker und schuf ein neues dominiert der Altarraum, beidseits flankiert von Lebens­ Kleinod im Piusheim. Dem Kirchen- und bäumen, besetzt mit allen heimischen Vogelarten. Die Apsis schmücken Wandgemälde der Erzengel Gabriel Kunstmaler Victor Adraktas wurde die (links), Michael (Mitte), über ihm Jesus Christus, und Literatur Abbildungsnachweis Neugestaltung in verschiedenen Stilrich- rechts der Kapellenpatron Raphael. Darüber wölbt ∙ 100 Jahre Katholischer Verein zur Betreuung gefähr- sich ein gotischer Himmel mit täuschend echt gemalten ∙ Stefan Gaar, mediengaarage, Lorenzenberg: tungen übertragen mit dem Schwerpunkt, deter Jugend, E. V., Sitz München / Gegründet 1852 Abb. 1-10. Kreuzrippen. und sein Piusheim bei Glonn, München 1952. die Schöpfung Gottes zu verherrlichen. ∙ Morczinek, Horst: Das Piusheim bei Glonn in Dokumenten, Aufzeichnungen und Bildern von 1905 Dabei wirkte die aus der unmittelbaren bis 1995, Baiern 1995. Nachbarschaft stammende Kirchenmale- ∙ Morczinek, Horst: 150 Jahre Kath. Verein zur Betreuung gefährdeter Jugend E. V., Gegr. 1852, rin Katharina Spiel mit. (Abb. 5-10) München – Baiern 2002.

214 215 Markt Schwaben, hg. v. Markt Markt Wichtige Termine Hinweise Schwaben, Leipzig (Stadt-Bild Verlag) 2015. 60 S. m. zahlr. f. Abb. Euro 18,00

Neues heimatkundliches Schrifttum Moosacher Heimatbuch. Geschich- 11. September 2016 ten und Geschichte, 2 Bde., hg. v. d. Der Ebersberger Kreisheimatpfleger Gemeinde Moosach, Haar / München Markus Krammer und der Historische Beer, Lucia: Der Chirurg Prof. Dr. med. Kafka, Werner: Öxing. Die nicht ganz (Verlag Lutz Garnies) 2015. 1168 S. Verein für den Landkreis Ebersberg be- Max Lebsche (1886-1957). Leben und fiktive Chronik eines Dorfes. Roman, m. zahlr. f. u. s.-w. Abb. ISBN 978-3- gehen mit einer Besichtigung der Filial- Werk, Diss. d. Medizinischen Fakultät Egling (Leika Verlag) 2015. 423 S. ISBN 926163-89-9 Euro 68,00 kirche Sankt Michael in dem vor 1200 der Universität Regensburg, Regensburg 978-3981471922 Euro 14,95 Jahren erstmals genannten Ort Eggel- (Internet) 2015. 140 S. m. f. u. s.-w. Abb. Pöring, Gde. Zorneding, Kreis Ebersberg, burg den Tag des offenen Denkmals. Kostenlos Land um den Ebersberger Forst. Bei- hg. v. Heimatkundekreis Zorneding e.V., träge zur Geschichte und Kultur. Jahr- Zorneding (Selbstverlag) 2015. 184 S. m. 16. bis 19. September 2016 Binsteiner, Hans (Hg.): 1250 Jahre in und buch des Historischen Vereins für den zahlr. f. u. s.-w. Abb. Euro 19,80 Die Freiwillige Feuerwehr Frauenneuhar- um Holzen, Plaidt (CARDAMINA) 2015. Landkreis Ebersberg e.V. 17 (2014), hg. ting feiert mit mehreren Festtagen ihr 304 S. m. zahlr. f. u. s.-w. Abb. Euro 35,00 v. Historischen Verein für den Landkreis Schäfer, Bernhard (Hg.): Neues aus 140-jähriges Bestehen. Verbunden da- Ebersberg e.V., Haar bei München (Ver- der Geschichte von Grafing und Umge- mit ist der diesjährige Kreisfeuerwehrtag. Dreyer, Peter / Huber, Ludwig: Poing lag Lutz Garnies) 2014. 276 S. m. zahlr. bung (I), (Der Grafinger Wappenbär 2), im Wandel. Einst und jetzt, Poing (Ge- f. u. s.-w. Abb. ISBN 978-3-926163-88-2 Haar bei München (Verlag Lutz Garnies) 27. Oktober 2016 bis 12. Februar 2017 meinde Poing) 2015. 60 S. m. zahlr. f. Euro 18,90 2015. 230 S. m. zahlr. f. u. s.-w. Abb. Archiv und Museum der Stadt Grafing u. s.-w. Abb. ISBN 978-3-86595-614-9 ISBN 978-3-926163-90-5 Euro 24,90 zeigen die Sonderausstellung „‚Oh Du Euro 17,90 mein Gott!‘ Katastrophen und Un- Schliewen, Brigitte: „fürgetzaigt und glücksfälle in Grafing und Umgebung“ Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde promulgiert“. Anmerkungen zu Geschich- Kirchseeon 12 (2015), hg. v. Verein für te und Gestalt des Ebersberger Sebastians- 30. Oktober 2016 Heimatkunde Kirchseeon e.V., Kirchsee- reliquiars, in: Oberbayerisches Archiv 139 Die Stadt Grafing, die Arbeitsgemein- on (Selbstverlag) 2015. 111 S. m. zahlr. (2015), S. 9-29. M. zahlr. f. u. s.-w. Abb. schaft Leonhardifahrt Grafing und das f. u. s.-w. Abb. Euro 18,00 Katholische Stadtpfarramt Grafing ver- St. Martin, Steinkirchen. Festschrift anstalten die traditionelle Grafinger Hoepner, Jochen: Die schönsten Rad- zum 500-jährigen Jubiläum, hg. v. Pfarr- Leonhardifahrt. und Wandertouren, Haar / München verband Aßling, Aßling (Selbstverlag) (Verlag Lutz Garnies) 2016. 190 S. m. 2015. 36 S. m. zahlr. f. Abb. Euro 5,00 207 f. Abb. Euro 14,99 Ziegler, Elfriede: Erinnerungen an eine Huber, Hans / Obermayr, Rudolf: 1200 kleine Welt, Eine Kindheit in Baldham Jahre Pfarrkirche St. Bartholomäus­ Moo­ von 1929-1948, Vaterstetten (Gemein- sach. 815-2015, Moosach (Kirchenver­ ­ de Vaterstetten) 2015. 210 S. m. zahlr. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hinweise auf neues hei- waltung Moosach) 2015. 63 S. m. zahlr. s.-w. Abb. ISBN 978-3-9812388-3-9 matkundliches Schrifttum sowie auf wichtige Termine f. u. s.-w. Abb. Euro 4,00 Euro 10,50 werden von der Redaktion dankbar entgegengenommen.

216 217 Gemeinde Frauenneuharting Alois Kleinmaier, Grafing Vereinschronik 2015 Winfried Freitag, München Regina Klie, Ebersberg Franz Frey, Grafing Willi Kneißl, Gelting Lutz Garnies, Haar Erhard Knoop, Ebersberg Historischer Verein für den Dr. Gabriele Bartsch, Edling Rudolf Gerer, Glonn Dr. Eduard Koch, Jakobneuharting Landkreis Ebersberg e.V. Stefan Bauer, Ebersberg Marktgemeinde Glonn Günther Koch, Vaterstetten Elisabeth Baumgarten, Ebersberg Dr. Hans Gnahn, Ebersberg Klaus Koeck, Ebersberg Tegernauer Straße 17 Brigitte Beck und Bernhard Brock, Ingrid Golanski, Grafing Markus Krammer, Ebersberg 83553 Frauenneuharting Baldham Stadt Grafing bei München Kreisbildungswerk Ebersberg e.V. Telefon: 08092 / 336373 Dr. Wolfgang Beer, Ebersberg Karolina Grasser, Hohenlinden Kulturverein Markt Glonn e.V. Telefax: 08092 / 336374 Gertrud Beham, Grafing Thomas Grundmann-von Holly, Marlies Lämmle, Ebersberg E-Mail: [email protected] Antje M. Berberich, Ebersberg Steinhöring Landkreis Ebersberg Internet: www.ebersberger-historie.de Manfred Bergmeister, Ebersberg Franz Gschwendtner, Jakobneuharting Irmgard und Josef Lang, Ebersberg Klaus Berninger, Glonn Werner Gutdeutsch, Ebersberg Erna Lechner, Niclasreuth Anneliese und Karlheinz Berwig, Elisabeth Hamel, Ebersberg Dr. Tobias Leingärtner, Regensburg Vorstandschaft Ebersberg Dr. Karl Haushofer, Markt Schwaben Karin Leonhardt, Baldham Dr. Burkhard Bietau, Zorneding Gertrud und Heinz Hecht, Ebersberg Sibylle Liesk, Grafing 1. Vorsitzender: Bernhard Schäfer Hans Binsteiner, Holzen Heimatkundekreis Zorneding e.V. Balthasar Lohmeyer, Unterlaufing Stellvertretende Gudrun Bosch, Grafing Heimatverein Wasserburg am Inn e.V. Franz Ludl, Jakobneuharting Vorsitzende: Dr. Rotraut Acker Zeno Brandl, Pliening Siegfried Herfurt, Grafing Anna und Reinhold Ludwig, Eva Niederreiter-Egerer Bärbel Braun, Vaterstetten Ingrid Herz, Markt Schwaben Markt Schwaben Schriftführerin: Ingrid Golanski Walter Brilmayer, Ebersberg Historischer Verein für Bad Aibling Peter Maicher, Zorneding Schatzmeisterin: Anja Renata Walz Anne und Fritz Brosig, Grafing und Umgebung e.V. Andrea und Michael Maier, Aßling Matthias Brosig, Grafing Anneliese Hindelang, Oberndorf Hermann Maier, Grafing-Bahnhof Markus Bürgmayr, Steinhöring Gemeinde Hohenlinden Hermann Maier, Kirchseeon Mitglieder Karin Clark, Ebersberg Josef Hollerith, Anzing Marktgemeinde Markt Schwaben Franz Czech, Hohenlinden Heidi Höfer, Grafing Robert Massar, Ebersberg Dr. Rotraut und Udo Acker, Grafing Matthias Demmel, Ebersberg Heinrich Hölzle, Grafing Herbert Mathä, Zorneding Richardis Ahammer-Schwenger, Brigitta und Dr. Hans-Jörg Diekhoff, Anton Huber, Gelting Richard Matuszewski, Zorneding Hohenthann Markt Schwaben Hans Huber, Taglaching Dr. Gottfried Mayr, Bad Aibling Dieter Ahlborn, Graß Gerhard Eberl, Ebersberg Hermann und Jacqueline Huber, Dr. Ernst und Hannelore Meineke, Max Aman, Tulling Hermann Eberle, Ebersberg Grafing Erding Andreas Ametsbichler, Gindlkofen Stadt Ebersberg Thomas Huber, Grafing Ingeborg Mertens, Ebersberg Irmtraud Anhalt, Ebersberg Wolfgang von Eichborn, Gmaind Werner Hubert, Ebersberg Germana und Helmut Metzeler, Gemeinde Anzing Fritz und Ingeborg Eichhorn, Aßling Martin Hubner, Hohenlinden Ebersberg Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde Michael Eichner, Grafing Christine und Peter Hübner, Grafing Dr. Adalbert und Johanna Grafing e.V. Ingeborg Erlenbauer-Hentze, Zorneding Birgit und Siegfried Jocher, Grafing Mischlewski, Grafing Gemeinde Aßling Gottlieb Fauth, Baldham Brigitte Keller, Lindach Gemeinde Moosach Martina und Michael Augustin, Anzing Anna Federauer, Straußdorf Prof. Dr. Reinhard und Dr. Waldtraut Martin Moosmeyer, Lohen Gemeinde Baiern Gemeinde Forstinning Kennel, Kirchseeon Helmut Moritz, Schammach

218 219 Alexander Müller, Netterndorf Brigitte Schäfer, Jakobneuharting Hans Vollhardt, Ebersberg Veranstaltungen Michael Müller, Ebersberg Rudolf Scharl, Ebersberg Manfred Wagner, Grafing Josef Niedermaier, Kronau Helmut Schaumberg, Grafing Anja Renata und Volker Walz, Grafing Max Niedermeier, Steinhöring Bernhard Schechner, Ebersberg Friedrich Wamsler, München 3. Februar 2015 Eva Niederreiter-Egerer, Grafing Erich Schechner, Grafing Margit Wegemann, Grafing Historische Runde im Gasthaus „Alte Maria Obermaier, Grafing Martin und Rosa Schimpf, Neufarn Dr. Inge Weid, Bruckhof Post“ in Ebersberg. Der Geschichts- Hans Obermair, Glonn Ulrich Schlegel, Ebersberg Elisabeth Weigl, Straußdorf forscher Hans Huber, Taglaching, be- Rudolf Obermayr, Berghofen Brigitte Schliewen, Vaterstetten Anton Weilhammer, Grafing richtet über „Das Adelsgeschlecht der Gemeinde Oberpframmern Anna Schmid, Grafing Georg und Elisabeth Weilnböck, Pienzenauer auf Wildenholzen und die Dr. Madeleine Oelmann, Forstinning Hans und Magda Schmidmaier, Grafing Schlosskapelle St. Andreas“. Elisabeth und Max Oswald, Grafing Vaterstetten Dr. Franz Weinfurtner, Ebersberg Franz Oswald, Grafing Annegret und Karlheinz Schmidt- Marlene Weininger, Traxl 25. Februar 2015 Franz und Irmgard Otter, Ebersberg Roepke, Ebersberg Robert Weininger, Ebersberg Die Archäologin Gwendolyn Schmidt Sebastian Otter, Ebersberg Dr. Hans Leonhard Schneider, Christel Weiske, Ebersberg M.A., Wasserburg, hält im Museum der Gottfried Pasour, Ebersberg Ebersberg Anton Graf von Wengersky, Elkofen Stadt Grafing einen Lichtbildervortrag Wolfram Patschky, Grafing Erika Schnell, Frauenneuharting Bernhard, David und Gisela Winter, zum Thema „Ebersberg in Wasserburg – Robert Pawlowski, Markt Schwaben Georg Schuder, Ebersberg Markt Schwaben Erste Ergebnisse der Ausgrabungen auf Reinhard Pecher, Ebersberg Herbert Schütze, Ebersberg Dr. Eleonore Wintergerst, Ebersberg dem ehemaligen Fletzinger-Areal inmit- Lilo Pfeiffer, Grafing Georg Schweiger, Baldham Maria und Siegfried Wögerer, Grafing ten der Wasserburger Inn-Schleife“. Anton Pfluger, Zorneding Segismundo Schweiger, Grafing Florian Wörner, Ebersberg Rudolf Pilzweger, Ebersberg Dr. Wilfried Seidelmann, Ebersberg Helmut Wohner, Ebersberg 25. März 2015 Michael Pleyer, Bad Aibling Johann Sichler, Kirchseeon Anton Wolf, Ebersberg Der Erdstallforscher Dieter Ahlborn, Gemeinde Pliening Josef Singer, Hungerberg Martin Ziller, Dorfen Graß, referiert im Gemeindesaal Aß- Helga-Marlene und Dr. Helmut Reinhold Sporer, Ebersberg ling zum Thema „Vom Teufelsloch zum Pölcher, Ebersberg Pankraz Spötzl, Emmering Abgänge: 8 Erdstall – Unterirdisches Gangsystem Gemeinde Poing Martin Stahhuber, Grafing Zugänge: 6 in Bichl bei Aßling entdeckt“. Bei dem Michael Pollak, Ebersberg Gabriele Staudigl, Frauenneuharting Gesamtmitgliederzahl: 210 Lichtbildervortrag handelt es sich um Johann Preimesser, Steinhöring Günter Staudter, Unterhaching eine Gemeinschaftsveranstaltung mit Dr. Rea von Raben, Eichbichl Prof. Dr. Hans Steinbigler, Poing (Stand: 31.12.2015) dem Heimatverein Aßling e.V. Theresa Ranzinger, Steinhöring Gemeinde Steinhöring Max Graf von Rechberg, Unterelkofen Christa Stewens, Angelbrechting 13. April 2015 Georg Reitsberger, Vaterstetten Caroline Thewalt, Grafing Historische Runde im Gasthaus „Alte Georg Reupold, Glonn Alois Uhl, Grafing Post“ in Ebersberg. Der 1. Vorsitzender Heinz Richter, Hohenlinden Gemeinde Vaterstetten des Heimatvereins Aßling e.V., Hans Dr. Burkhard Roselieb, Ebersberg Verein Heimatmuseum Binsteiner, informiert über das Jubiläum Gertrud und Wolfgang Rückl, Grafing Markt Schwaben e.V. „1250 Jahre Holzen“. Peter Rüth, Markt Schwaben Dr. Klaus Vogt, Markt Schwaben Bernhard und Irene Schäfer, Hartmut und Klothilde von Voigt, 22. April 2015 Jakobneuharting Grafing Der Geschichtsforscher Peter Maicher, Berthold Schäfer, Jakobneuharting Traudl Voith, Ebersberg Pöring, hält im Museum der Stadt Gra-

220 221 fing einen Lichtbildervortrag zum Thema 3. August 2015 14. Oktober 2015 riel Bernhard von Widder (1774-1831). „Falkenbergs vergangene Größe. Burg – Historische Runde im Gasthaus „Alte Der Historiker Dr. Stefan Trinkl, Nassen- Eine politische Karriere im Zeitalter des Hofmark – Schloss“. Post“ in Ebersberg. Dagmar und Elmar hausen, hält im Museum der Stadt Gra- Grafen Maximilian von Montgelas“. Der Kramer sowie Rosemarie Scheinost, al- fing einen Lichtbildervortrag zum Thema Lichtbildervortrag findet im Sitzungs- 30. Mai 2015 le Kirchseeon, berichten über das Hei- „Die altbayerischen Dorfpfarrer zwischen saal des Ebersberger Rathauses statt. Der Historische Verein für den Landkreis matmuseum Kirchseeon und das neue 1800 und 1850, mit besonderer Berück- Ebersberg besichtigt in Wildenholzen Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde sichtigung des Ebersberger Raumes“. 7. Dezember 2015 das einst zur Burg der Pienzenauer am Kirchseeon e.V. Historische Runde im Gasthaus „Al- Ort gehörige Gotteshaus Sankt Andre- 4. November 2015 te Post“ in Ebersberg. Der Bairer Ge- as. Die Führung übernimmt der Heimat- 29. bis 31. August 2015 Der Leitende Archivdirektor a. D., Kreis- schichtsforscher Günter Staudter, Un- kundler Hans Huber, Taglaching. Der Historische Verein für den Landkreis heimatpfleger des Landkreises München terhaching, berichtet über das Entstehen Ebersberg e.V. begibt sich im Rahmen Dr. Alfred Tausendpfund, Unterha- und den Inhalt des von ihm verfassten 1. Juni 2015 einer dreitägigen Studienfahrt unter dem ching, referiert über das Thema „Gab- Heimatbuches „Baiern in Bayern“. Historische Runde im Gasthaus „Alte Motto „Von welschem Rebensaft und Post“ in Ebersberg. Der Vereinsvorsit- alten Besitzungen“ auf die Spuren der zende Bernhard Schäfer berichtet über Weingüter des Klosters Ebersberg in Süd- Neues aus der Kreisdokumentation des tirol. Auf dem Programm stehen unter an- Landkreises Ebersberg und der Histori- derem Aufenthalte in Kundl, Brixen und schen Sammlung des Historischen Ver- Feldthurns, in Trient, Tramin und Prazöll eins für den Landkreis Ebersberg e.V. sowie in Bozen und auf dem Ritten.

4. Juli 2015 13. September 2015 Der Historische Verein für den Landkreis Der Historische Verein für den Landkreis Ebersberg e.V. besucht im Bayerischen Ebersberg e.V. besichtigt anlässlich des Armeemuseum in Ingolstadt die Bayeri- Tages des offenen Denkmals, der unter sche Landesausstellung 2015 „Napoleon dem Leitthema „Handwerk, Technik, In- und Bayern“. Mit dem Besuch verbunden dustrie“ steht, die Pfarrkirche Sankt Se- ist ein historischer Stadtrundgang. bastian in Ebersberg, ihre Turmuhr und den neuen Ausstellungsraum zur Ebers- 7. Juli 2015 berger Kirchen- und Klostergeschichte. Im Hermann-Beham-Saal des Land- Die Leitung der Veranstaltung liegt bei ratsamtes Ebersberg findet die Jahres- Kreisheimatpfleger Markus Krammer. hauptversammlung des Historischen Vereins für den Landkreis Ebersberg e.V. 5. Oktober 2015 statt. Daran anschließend stellt der His- Historische Runde im Gasthaus „Alte toriker Georg Weilnböck, Grafing, den Post“ in Ebersberg. Archivleiterin Antje 17. Band des vereinseigenen Jahrbuches Berberich, Ebersberg, und Kunsthisto- „Land um den Ebersberger Forst. Bei- rikerin Brigitte Schliewen, Vaterstetten, träge zur Geschichte und Kultur“ vor. informieren über historisch relevante Nachlässe in Ebersberg und Vaterstetten. Die Teilnehmer der Exkursion nach Südtirol vor dem Michael-Pacher-Altar in der alten Pfarrkirche in Gries.

222 223 Mitarbeiter dieses Bandes

Dieter Ahlborn Dr. Christine Steininger Erdstallforscher Leiterin der Forschungsstelle Graß 12 München des Projektes 85653 Aying „Deutsche Inschriften Online“ Bayerische Akademie der Wissen­ Antje M. Berberich schaften, Inschriftenkommission Leiterin des Stadtarchivs Ebersberg Alfons-Goppel-Straße 11 Marienplatz 1 80539 München 85560 Ebersberg Dr. Alfred Tausendpfund Dr. Thomas Freller Kreisheimatpfleger des Inhaber des Lehrstuhls für Landkreises München Germanistik und Kulturwissenschaften Geschwister-Scholl-Straße 9 der Universität Malta 82008 Unterhaching Rechenberger Straße 23 73489 Jagstzell

Peter Maicher Direktor des Bayerischen Landtags a. D. St. Martin-Straße 19 85604 Zorneding

Dr. Gottfried Mayr Historiker Eugen-Belz-Straße 34 Für den Inhalt der Beiträge sind aus- 83043 Bad Aibling – Willing schließlich die Verfasser verantwortlich, denen an dieser Stelle für die unentgelt- Ferdinand Steffan M.A. liche Überlassung ihrer Manuskripte ge- Kreisheimatpfleger des dankt sei. Dank gebührt auch allen in Landkreises Rosenheim den Abbildungsnachweisen genann- Thalham 10 ten Personen und Institutionen für die 83549 Eiselfing freundliche Genehmigung der Wieder- gabe der Bildvorlagen. Günter Staudter Grundschullehrer i. R. Beiträge zum Jahrbuch sowie Anre­gun­ Keltenweg 25 gen zu seiner Gestaltung werden von der 82008 Unterhaching Redaktion dankbar entgegengenommen.

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