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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: AVK-Nachrichten Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz

Jahr/Year: 2008

Band/Volume: 55_2008

Autor(en)/Author(s): Thaler Katherina

Artikel/Article: Waldohreulen in Baslan / Tscherms 5-6 Waldohreulen in Baslan / Tscherms Je weiter wir uns vom Startplatz der Eulen entfernten, AVK - Projekt »Vernetzte Welt« dass es kaum zu kontrollieren war. Es ließen sich Facharbeit von Katharina Thaler St. Walburg, um so weiter auseinander lagen die Beobachtungs- /Siebeneich nicht einmal jene Vögel zuverlässig zählen, die sich AVK - Projekt vom 24. Jänner - 6. März 2008, betreut positionen und um so mehr Leute mussten zum Ein- Erich Gasser bereits in der Anlage befanden. So bot es sich an, die und begleitet von Erich Gasser satz kommen. So wurden nach und nach alle erreich- Kontrollen auf das kleinere Teilstück zu beschränken, baren Freunde und Bekannten eingespannt, die sich In den ersten Julitagen 2008 meldete sich ein Rad- zumal es sich bei dieser Obstwiese um ein völlig abge- Alles begann mit einer Facharbeit, die Katharina für einen Beobachtungstermin gewinnen ließen. fahrer aus Terlan. Er hatte festgestellt, dass die Obst- schlossenes Areal handelte. Anlässlich einer späteren Thaler am Ende des Schuljahres abliefern sollte. anlage eines Bauern vollkommen eingenetzt war, genauen Kontrolle stellte sich heraus, dass sich in der Nachdem sie sich für das schwierige Thema Eulen Den Flug der Waldohreulen zu beobachten bzw. zu das Hagelnetz sich also nicht wie üblich nur über größeren Parzelle ein größeres Loch am Seitennetz entschieden hatte, ging es darum, einen Aspekt zu verfolgen ist von vornherein ein sehr schwieriges Un- der Anlage und seitlich angebracht, sondern rund- befand (etwa 70 x 100 cm) sowie mehrere kleine, ver- finden, den wir untersuchen konnten, mit unseren terfangen. Die Eulen verlassen in der Regel innerhalb herum hermetisch abgeschlossen war. Er bat darum, mutlich von Feldhasen und Dachsen durchgebissene Mitteln und mit zumutbarem Zeitaufwand. Wir ent- von 20 Minuten ihren Schlafbaum und fliegen dann in dass wir uns um die Sache kümmerten. In den Tagen Öffnungen am Boden des seitlichen Netzes. Die klei- schieden uns, die Beuteflüge der Waldohreulen von fast alle Richtungen davon. Dabei liegt die Bandbreite darauf setzten Wolfgang Drahorad und ich uns mit ne Parzelle war ausschließlich über eine dreieckige Baslan etwas näher unter die Lupe zu nehmen und einer guten Beobachtungsmöglichkeit in einem eng dem Obstbauern bzw. dessen Verwalter in Verbin- Öffnung (etwa 60 x 60 cm) knapp über der Einfahrt zu ihr Winterjagdgebiet genauer zu erforschen. Nach- begrenzten Zeitraum von 10 Minuten. Je nach Witte- dung. Nachdem es sich um eine völlig neue Situation erreichen bzw. zu verlassen. Sonst gab es nur einige dem die Vögel jeweils von einem bestimmten Punkt rungsbedingungen, Hintergrund und Zeitpunkt des handelte, wollten wir die Gelegenheit ergreifen und wenige, sehr schmale Schlitze, wo das Hagelnetz ein aus (Park) zum Flug in die tiefer liegenden Obstwie- Ausflugs können die Vögel dann mehr oder weniger die Situation näher abklären. Das Hagelnetz wurde wenig auseinanderdriftete und ein ziemlich kleines, sen des Etschtales starteten und ihre Ausflugzeit rela- weit mit dem Auge bzw. Feldstecher verfolgt werden. Mitte Mai 2008 geschlossen. Seit damals gab es also rundliches Loch am Boden eines Seitennetzes (etwa tiv einfach zu ermitteln war und konstant blieb, lag es In den meisten Fällen fliegen die Eulen vom Beobach- so gut wie keinen Zugang mehr in die Obstwiese, 13 cm). Die einzige Möglichkeit sonst in die Anlage nahe, hier anzusetzen. ter weg, also in die Tiefe, was die Einschätzung der bzw. keinen Ein- und Ausflug mehr. Es drängten sich einzudringen bot sich am Boden der Einfahrt, weil Entfernung zusätzlich erschwert. Spätestens zu dem mehrere Fragen auf: Wie verhielten sich die Vögel dort das Netz nur auf dem Boden auflag und z. B. Arbeitsmethode Zeitpunkt, an dem die Waldohreulen tiefer ins Tal ab- im geschlossenen Areal? Konnten die Vögel über die durch Windstöße etwas angehoben und so einige Wir entschieden uns, die (mindestens) drei Beobach- gleiten und der gegenüber liegende Bergrücken des wenigen kleinen Öffnungen in die Anlage eindringen kleine Öffnungen freigegeben wurden. tungspositionen jeweils so festzulegen, dass sie an ei- Tschögglberges ins Glas rückt, ist es mit dem Beo- und diese wieder verlassen? Wie verhielten sich die In der Zeit vom 7. Juli bis zum 23. August kontrol- ner Stelle eines konzentrischen Kreises lagen, der gut bachten vorbei. Vögel bei anhaltender Hitze ohne Wasser? lierte ich die (abgeschlossene) Anlage 12 Mal. Die überschaubar war und eine optische Verfolgung der Bei der Obstanlage handelt es sich um zwei Parzellen folgenden Vogelarten wurden dabei festgestellt, hier Eulen gestattete. Die einzelnen Beobachtungspunkte Ergebnis mit insgesamt 5 ha Fläche. Als erstes nahmen wir eine gereiht nach Häufigkeit: Girlitz, Bachstelze, Wachol- wurden an jedem Beobachtungstag auf einer Kar- Der Jagdflug der Eulen in die Obstwiesen bzw. Wein- genaue Bodenkontrolle der beiden Teilstücke vor, um derdrossel, Amsel, Singdrossel, Feldsperling, Grau- te eingetragen und die dazugehörige Flugrichtung berge der Umgebung konnte einigermaßen gut be- festzustellen, ob sich eventuell schon verendete Tiere schnäpper, Bluthänfling, Wiedehopf, Neuntöter und festgehalten. Als Arbeitsmittel kamen – neben der stimmt bzw. zumindest teilweise eingegrenzt wer- (Vögel) in der Wiese befanden. Mit Ausnahme von Buntspecht. Beobachtung mit freiem Auge – vor allem lichtstarke den. Insgesamt wurden bei 13 Kontrollen 73 Flüge zwei verendeten Drosseln in einem Nest konnte kein Es fällt auf, das sich weder ein Buchfink noch ein Grün- Ferngläser zum Einsatz. Der Einsatz eines Nachtsicht- aufgenommen und deren Flugrichtung (extrapoliert) Kadaver gefunden werden. Nachdem das größere specht in der Anlage aufgehalten haben, obwohl diese gerätes erwies sich als wenig tauglich. für die Auswertung berücksichtigt. Teilstück 4 ha groß ist, stellte sich sehr bald heraus, in der Umgebung relativ häufig anzutreffen sind.

Blick auf Tscherms und Baslan. Vom Schlafbaum flogen die Waldohreulen abends in Richtung Osten ins Tal aus. Bis zum Boden geschlossen, wie in einem Gewächshaus. Blick ins Etschtal: Ist bald der ganze Talboden vernetzt? (lu)

4 avk-nachrichten 55 - 08 avk-nachrichten 55 - 08 5 Durchschnittlich hielten sich etwa fünf Vögel in der Der Graureiher als Brutvogel fälligen Bewegungen, besonders mit dem Hals, dem - Dürrensee: 2006 soll dort eine Brut stattge- Anlage auf, mindestens drei und höchstens elf Exem- in Südtirol - eine erste Analyse Weibchen zu (Balz?). Es sträubt das Halsgefieder und funden haben; 2007 war nichts zu bemerken; Juli-Au- plare. Ich war immer wieder überrascht, wie es den Oskar Niederfriniger ungewöhnliche Laute sind zu hören. gust 2008 waren 1 ad + 2 juv regelmäßig anwesend; einzelnen Vögeln gelingen konnte, in die Anlage ein- 01.04.1997: 1 Ex wird tot am Ufer zwischen Bäumen Horst ist unsicher. zudringen – und noch mehr – sie wieder zu verlassen. Seit ungefähr zehn Jahren gibt es in Südtirol kleine gefunden, nicht weit vom Horstbaum. - Stilfes - Unterackern: 2008 mögliche Horste Am ehesten kann ich es bei den Bachstelzen nachvoll- Brutkolonien des Graureihers. Dieser überraschenden 08.04.1997: Das Weibchen wird zum ersten Mal direkt gefunden (mind. 4-5), aber erst nach der Brutzeit, da- ziehen, weil diese Insektenfresser meines Erachtens Entwicklung waren eine Zunahme der Graureiher- im Horst gesehen. her keine genaueren Angaben möglich. inzwischen gelernt haben, die kleinen Mücken und Beobachtungen und ein verlängerter Aufenthalt z. T. 09.04.1997: Eine Paarung wird beobachtet: Das Weib- Natz - Schabs - Lüsen: 2008 im Bereich Rienzschlucht Fliegen gezielt von der Oberfläche des Hagelnetzes das ganze Jahr über vorausgegangen. chen sitzt im Horst, als plötzlich das Männchen he- – Lasanke soll gebrütet haben, aber keine Hinweise zu picken. Nur einmal konnte ich eine Singdrossel be- Im Atlas der Vogelwelt Südtirols (1996), in dem die ran geflogen kommt. Nach kurzer Begrüßung paaren gefunden. obachten, die anscheinend gezielt nach dem einzigen Ergebnisse der Bestandsaufnahmen von 1987-1991 sie sich, dann fliegt das Männchen wieder weg. Ab – Pontives: 2008 regelmäßige Beobach- kleinen Loch in Bodennähe suchte, es fand und von aufgearbeitet sind, steht Folgendes: jetzt sitzen Männchen und Weibchen abwechselnd im tungen zur Brutzeit, Horstsuche erfolglos. dort aus in die Obstwiese schlüpfte. Außer dem Ein- »Zugvogel. Der Graureiher ist vor allem auf dem Horst. Störenfriede wie Rohrweihe und Rabenkrähe Bozen - Sill: 2008 auf einer Zeder im Februar ein schlüpfen unter dem lose aufliegenden Netz bei der Frühjahrszug regelmäßig zu sehen (März bis Mai / werden vertrieben. schlampiges Nest gebaut, aber zerfallen. Einfahrt in die Anlage kann ich mir nicht erklären, Schwerpunkt im April). Noch nicht geschlechtsreife 16.05.1997: 2 Jungvögel befinden sich im Nest. Die wie es gelingen konnte, hinein - und vor allem wieder Vögel sind aber auch zur Brutzeit und im Sommer zu Vögel werden anfangs abwechselnd von einem El- 3. Mögliche Brutplätze, jedoch ohne Bruthinweise heraus zu kommen! erwarten, wenn sie ohne festes Ziel weit umherstrei- ternteil gefüttert, während das andere am Horst Bozen – Eisack-Etsch-Zusammenfluss; fen (Juni bis Oktober). Beobachtungen während der Wache hält. Vor allem das Männchen nimmt immer Salurn – Adlermösl/Paludel; Ergebnis Wintermonate gehören zu den Ausnahmen.« wieder Ausbesserungen am Horst vor. Die Reiher Andrian/Eppan – Fuchsmoos; Außer den bereits erwähnten zwei im Nest tot vorge- Die ersten Bruten hat es im Pustertal (Ahrauen) gege- wachsen schnell heran, ihre lauten Rufe sind kaum Laas – Schgumser Möser; fundenen jungen Drosseln und in der kleinen Parzel- ben, es folgten dann weitere im unteren Pustertal, bei zu überhören. Prad – Prader Sand; Prad – Lichtenberger Auen; le eine tote Amsel, konnte kein Vogelkadaver gefun- und bei /Riffian. 15.06.1997: Die Jungvögel machen Flugübungen im – Schludernser Au den werden. Ein für mich durchaus überraschendes Im Jahre 2008 hat die AVK zur besonderen Beachtung Nest. Ergebnis, auf jeden Fall besser als vermutet. Ein paar des Graureihers aufgerufen. Wir wollten die aktu- 21.06.1997: Am 21.06. und wenige Tage später wer- Die Nachsuche nach Graureiher-Brutplätzen wird im Gedanken sollten allerdings trotzdem nicht uner- elle Situation erfassen, um die weitere Entwicklung den beide Jungvögel tot aufgefunden. Einer liegt un- Jahre 2009 fortgesetzt. Wir freuen uns sehr, wenn sich wähnt bleiben: verfolgen zu können. Weitere Brutplätze wurden im ter dem Baum, auf dem sich der Horst befindet, der wieder viele Mitarbeiter mit ihren Graureiher-Beo- Vinschgau (Schluderns, Prad, Laas), im Unterland zweite etwas abseits am Waldrand. bachtungen melden. Auch Winter-Beobachtungen 1. Der Sommer war ziemlich verregnet und es gab (Pfatten, Salurn), im Raum Sterzing, zwischen Bozen Einen herzlichen Dank an Sepp Hackhofer, Markus sind erwünscht. Im Frühjahr werden Sie dann wieder nie mehrere Tage mit großer Hitze. und Meran und im oberen Pustertal vermutet. Moling und Klaus Graber, die ihre Beobachtungen den folgenden Aufruf erhalten: 2. Die tote Amsel in der kleinen Parzelle ist kaum auf Im Verlauf des Jahres sind von Seiten unserer Mit- notiert und die Beobachtungsprotokolle der AVK zur die »Gefängnissituation« zurückzuführen, weil glieder in lobenswerter Weise zahlreiche Beobach- Verfügung gestellt haben. 1. Notieren Sie alle Graureiher-Beobachtungen und Drosselvögel allgemein in der Obstwiese ziemlich tungen von Graureihern eingelangt, die z. T. zu neuen leiten Sie diese an uns weiter: genaue Ortsangabe, gute Überlebensbedingungen vorfinden. Brutplätzen geführt oder wichtige Angaben für mög- Uhrzeit(!), Anzahl, Flug wohin (Richtung), Verhal- 3. Die beiden toten Jungvögel dürften mit einiger liche Brutplätze geliefert haben. Überblick über die Situation 2008: tensweisen. Wahrscheinlichkeit mit der »Gefängnissituation« Die Ergebnisse sind im September bei der naturkund- 1. Brutkolonien 2. Achten Sie auf morgendliche und abendliche Flug- in Zusammenhang gebracht werden. lichen Tagung im »Naturmuseum Südtirol« vorge- - St.Sigmund: 4 Horste, mind. einer besetzt bewegungen. Sie könnten Hinweise auf mögliche 4. Es ist grundsätzlich abzulehnen, das Hagel-Schutz- stellt worden. -Kematen: 11 Horste, mind.10 besetzt Brutplätze (oder Schlafplätze!) liefern. netz auf diese Art und Weise zu gebrauchen. Es Brixen - Industriezone: 6 Horste, alle besetzt verwehrt den wild lebenden Tieren die freie Be- Wie wichtig und wertvoll detaillierte Aufzeichnungen Aufhofen/Dietenheim: 4 Horste, 3 besetzt Oskar Niederfriniger wegung in der Natur und engt ihre Nahrungsauf- sein können, soll die folgende Zusammenstellung der Riffian - Kuens: 17 Horste, fast alle besetzt e-mail: [email protected] oder nahme ein. Wahrscheinlich auch zum Nachteil der Notizen am ersten Brutplatz in Südtirol zeigen. insgesamt: 42 Horste, davon ca. 35 besetzt [email protected] Landwirtschaft! 1997: , St. Georgen, Ahrauen (Höhe: 830 m) tel. 339 5215371 14.03.1997: Es werden erstmals jene 3 Reiher beobach- 2. Andere Nachweise (gelegentliches/wahrschein- tet, die sich später beim Nest aufhalten: 1 M, 1 W, 1 liches Brüten, Brutversuche) unausgefärbtes Ex. : 2008 ein Brutplatz wird vermutet (Hinweis 30.03.1997: 1 Reiher ruft auf dem Baum, wo das Nest für eine Kontrolle zu spät erfahren) gebaut wurde. Gais - Uttenheim: 2006 auf einzelstehender Fichte 31.03.1997: Die Reiher halten sich etwas abseits vom im Talboden Brut mit mind. 1 juv; Horst später nicht Brutbaum auf. Das Männchen wendet sich mit auf- mehr benützt und zerfallen.

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