Oder-Neiße-Linie Ein Provisorium „Wir Können Uns Dem Eindruck Nicht Entzie• Hen, Daß Sich in Der Westlichen Verteidigungs• Von Robert G
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®Sw ÖfiurtuümbfaU Organ der Landsmannschaft Ostpreußen e. V. Jahrgang 17 / Folge 40 Hamburg 13, Parkallee 86/1. Oktober 1966 3 J 5524 C Zweimal gescheitert? EK. Wir wollen es nicht vergessen: unter familiäres Klima. Jeder Gutgesinnte konnte nui denen, die davon träumten und darauf hofften, haften, aus diesem Saatkorn könne einmal — daß es eines Tages möglich sein werde, einen wenn man alle Kinderkrankheiten überwunden Bund aller Völker und womöglich eine habe — reiche Frucht kommen. Wir wissen, daß ordnende und schlichtende Weltregierung es dann ganz anders kam, daß der Völkerbund zu schaffen, finden wir erlauchteste Geister vor in entscheidenden Stunden versagte, weil seine allem der abendländischen Menschheit. Von so wichtigsten Mitglieder immer nur an sich, nicht manchem Weisen Altgriechenlands bis hin zu an das große Ganze dachten. Es gibt Sternstun• Immanuel Kant, Hugo Grotius, Thomas Morus den und Gelegenheiten, die nie wiederkommen. und den Humanisten der Gegenwart ist der Ge• Ziemlich schimpflich ist die alte „Liga der Na• danke immer wieder neu aufgenommen und tionen", die den Zweiten Weltkrieg nicht ver• durchdacht worden. Je grausiger und mörde• hindern konnte, später liquidiert worden. rischer die Kriege und blutigen Streitereien wurden, desto größer die Sehnsucht nach einem neuen Zeitalter, das ohne die Barbareien seine Im New Yorker Wolkenkratzer strittigen Fragen lösen würde. Mußte es nicht in einer Zeit größter technischer und wissen• Hatte der amerikanische Präsident Woodrow schaftlicher Fortschritte, gewaltiger menschlicher Wilson eine entscheidende Rolle bei der Leistungen endlich möglich sein, auch das Zu• Gründung des Völkerbundes gespielt — dem sammenleben dieser Menschen auf eine neue die Vereinigten Staaten dann doch fernblieben Grundlage zu stellen, Gegensätze und An• — so hat Franklin Delano Roosevelt, der sprüche friedlich abzuklären, ehe Geschütze, erste Demokrat seit Wilson im Weißen Haus, Panzer und noch schlimmere Waffen sprachen? sich zeitlebens als geistiger Vater der neuge• schaffenen „Vereinten Nationen" angesehen. Als — wieder in einer Stunde des alliierten Einst am Genfer See Sieges — der eigentliche Aufbau einsetzte, war Roosevelt allerdings schon tot. Hat man aus Zweimal ist in diesem Jahrhundert nach bei• den Fehlern und Mängeln des Völkerbundes den Weltkriegen der Versuch unternommen qelernt, den einzelnen Organen die volle Ak• worden, große Gemeinschaften der Nationen tionsfähigkeit gegeben? Moskau schmuggelte zu schaffen, zuerst den Völkerbund in von vornherein nicht nur die Satelliten, son• Genf und 1945 die „Vereinten Natio• dern auch noch einzelne Sowjetrepubliken wie nen" Wer das Glück hatte, etwa Ende der die Ukraine und Weißrußland als Vollmitglie• zwanziqer Jahre in der großen Schweizer Re• der ein, um die eigene Phalanx zu stärken. Mos• formationsstadt das Wirken und Schaffen der kau erzwang sich das Recht, im entscheidenden damaligen „Liga der Nationen" in ihrer viel• Sicherheitsrat jeden Beschluß durch Einspruch leicht besten Zeit unmittelbar mitzuerleben, der zu verhindern. Und das „Njet" hat von An• wird das nie vergessen. Man tagte und beriet fang an wichtigste Entscheidungen, die den damals noch im uralten Reformationssaal mit Kommunisten nicht paßten, boykottiert. Chru- seinen ewig knarrenden Bohlen — die auch schtschew schließlich versuchte den Trick, an großartige Redner zum Schweigen brachten — die Stelle des immer recht einflußreichen UNO- und in einem früheren Hotel am See. Man er• Generalsekretärs ein Dreierkollegium zu lebte Gustav Stresemann, schon damals von setzen, in dem ein Kommunist, ein moskau• der tödlichen Krankheit gezeichnet, Aristide freundlicher Neutralist und ein „Kapitalist" Biiand, Austin Chamberlain und die wunder• sitzen sollten. Damit drang er nicht durch, aber bare Gestalt Fridtjof Nansens. Zugleich aller• er erreichte es immerhin, daß nach Hammar- dings auch den verschlagenen Eduard Benesch. skölds tragischem Ende der Burmese U T h a n t Die Zeit, in der dieser Völkerbund nur Werk• Generalsekretär wurde, der zweifellos dem zeug der Siegermächte gewesen war, schien neutralistischen Lager immer sehr nahe stand. schon etwas überwunden. Man ahnte, was diese Zugleich rückten Russen in höchste Stabsstel• Liga bei allseiligem quten Willen noch hätte lungen auf und dirigierten nicht wenige der werden können. Es ging durchaus nicht alles 9000 UNO-Funktionäre, die beute vor allem im nach Wunsch, es gab harte Kontroversen, aber riesigen Wolkenkratzer in New York wirken. es herrschte hier doch manchmal ein geradezu Äußerlich gesehen sind die „Vereinten Na• tionen" sicher ein recht imposantes Gebilde mit Noch glaubwürdig? heute weit über hundert Mitgliedsstaaten und gut funktionierenden und nützlichen Nebenor• kp. Es hat in den letzten Wochen nicht an ganisationen: UNESCO für das Bildungswesen, Stimmen gefehlt, die dem Bundeskanzler Pro• Weltgesundheitsorganisation, landwirtschaft• fessor Ludwig Erhard dringend rieten, seine liche Organisation usw. Das politische Wirken Reise nach Washington, seine Begegnung mit der „Weltregierung" ist unter kommunisti• Präsident Johnson zu verschieben. Einmal schem und neutralistischem Einfluß, aber — vor scheint vielen Bonner Politikern schon aus in• allem nach der Aufnahme der jungen afrika• nerpolitischen Gründen (Frage der Regierungs• nischen und asiatischen Staaten — immer frag• umbildung, Verabschiedung des Stabilisierungs• würdiger geworden. Viele Akzente sind in der Das Bischofsschloß zu Heilsberg gesetzes u. a.) die Anwesenheit des Regierungs• Siegerstimmung von 1945 gesetzt chefs dringend geboten, zum anderen kann man worden. Der schwarz-gelbe Block macht es gilt neben der Marienburg als der bedeutends te Profanbau des Ordensländes. Um 1241 zunächst mit ziemlicher Sicherheit darauf rechnen, daß heute fast unmöglich, daß z. B. auf U Thant ein in Holz und Erde erbaut, erhielt es um 1350 seine jetzige Form in Stein, nachdem es endgül• die amerikanischen Staatsmänner nur wenige weißer Staatsmann folgt. So nützlich manche tig zum Sitz der Bischöfe von Ermland bestimmt worden war. Zweimal (1414 und 1478) wurde Wochen vor den Kongreßwahlen viele alte und UNO-Aktionen — etwa an der Israelgrenze es von polnischen Truppen vergeblich belagert. neue Forderungen an ihre deutschen Gäste rich• und auf Zypern — waren, so verfehlt waren ten werden. Die Tendenz, nicht nur jede nen• etwa die Unternehmungen im Kongo. Linke nenswerte Beteiligung der Bundesrepublik an Scharfmacher haben oft eine verhängnisvolle den atomaren Entscheidungen auszuschalten, Rolle gespielt. Die Sowjets haben durch Zah• sondern auch den Aufbau einer europäischen lungsverweigerung nicht wenig zu den ewigen heute, 21 Jahre nach der Gründung der Ver• rung aus ihrer Heimat als „Verbrechen gegen nuklearen Streitmacht zu verhindern, zeichnet Finanznöten der UNO beigetragen. Schon kann einten Nationen, noch immer nicht Mitglied, die Menschlichkeit" charakterisiert wurde. Auf sich überdeutlich ab ebenso das Bestreben, man ernsthaft fragen, ob nicht das Ansehen des weil Moskau dann auch die Aufnahme des Ul- den Außenministerkonferenzen des folgenden faktisch die amerikanischen Streitkräfte zweiten Völkerbundes schwer gelitten hat. Was brichtschen Regimes erneut fordern würde. Es Jahres 1947 in Moskau und London vertrat denn (und ihre wichtigsten Waffen) jetzt und in Zu- wird, wenn Rotchina einmal Mitglied ist und liegen dunkle Schatten über der Zukunft und auch der amerikanische Außenminister Marshall kunit abzubauen. hier die Bühne für verschärfte rote Agitation man kann sich fragen, ob nicht auch der zweite gemeinsam mit Bevin namens der beiden angel• sieht? Die Bundesrepublik Deutschland ist große Ansatz schon weitgehend gescheitert ist. sächsischen Mächte die Forderung und Rück• Es läßt doch wohl aufhorchen, wenn Bundes• erstattung der deutschen Ostgebiete mit Aus• minister Dr. Heinrich Krone, der als leitender nahme Ostpreußens und Deutsch-Oberschlesiens Mann im Bundesverteidigungsrat sicher über die an die Deutschen, wobei er sich — in London — Situation gut unterrichtet ist, dieser Tage in der ausdrücklich auf jenen Punkt der Atlantik- .Weil" betonte: Oder-Neiße-Linie ein Provisorium „Wir können uns dem Eindruck nicht entzie• hen, daß sich in der westlichen Verteidigungs• Von Robert G. Edwards politik Veränderungen anbahnen, die dazu füh• Zum Vertreter der nordostdeutschen Lands• von Swinemünde bis ostwärts Zittau verlaufen• ren können, daß Zweifel an der Glaubwürdig• Vor mehr als zwanzig Jahren, am 6. Septem• mannschaften beim Präsidium des BdV wählte keit der Abschreckung (der Sowjets durch den ber 1946, hielt der amerikanische Außenminister den Demarkationslinie als „Grenze" erfolgen. soiortigen Einsatz amerikanischer Atomraketen Byrnes in Stuttgart jene berühmte Rede, mit die Nordostdeutsche Gruppe bei ihrer Sitzung In der Tat hatte Byrnes bereits auf der Vier- am vergangenen Wochenende das Geschäfts• bei einem Angrili auf Deutschland. Die Redak• der nicht nur die amerikanische „Politik der Be• Mächte-Außenministerkonferenz in Paris, die am tion! entstehen." strafung Deutschlands" beendet, sondern hin• 25. 4. 1946 begann und etwa drei Wochen an• führende Vorstandsmitglied Egbert Otto, stell• Krone hat weiter festgestellt: sichtlich der Oder-Neiße-Frage das begonnen dauerte, die Forderung erhoben, daß alsbald vertretenden Sprecher der Landsmannschaft wurde, was von polnischer Seite später als „Re• „Wenn Zehntausende amerikanischer Solda• eine „Grenzregelung" erfolgen müsse. Großbri• Ostpreußen. visionismus" bezeichnet worden ist. Byrnes hob tanniens