UID Jg. 20 1966 Nr. 19, Union in Deutschland
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Z 6796 C BONN 13. MAI 1966 NR. 19 • 20. JAHRGANG UNIONtnJ>4utscftlanil INFORMATIONSDIENST der Christlich Demokratischen und Christlich Sozialen Union „Unsere Politik ist richtig" CDU-Vorsitzender Prof. Erhard sprach auf den CDU-Landesparteitagen Bremen und Niedersachsen Die Höhepunkte der Parteitage des CDU-Landesverbandes Bremen und der zusetzen — ich glaube, dann ist das eine "DU Niedersachsen am Wochenende waren Ansprachen des CDU-Vorsitzen- ganz große Leistung. den, Bundeskanzler Prof. Ludwig Erhard. Zum ersten Male seit seiner Wahl In dem Augenblick, wo wir aufhören auf dem Bundesparteitag in Bonn stellte sich der Bundeskanzler dabei in Bre- würden, das als eines der wesentlichsten Ziele unserer Außenpolitik zu setzen, men und Oldenburg als Parteivorsitzender vor. In seinen mit starkem Beifall wenn draußen über uns der Eindruck ent- aufgenommenen Reden bekannte er sich nachdrücklich zu der bisherigen stehen würde, wir Deutschen werden all- Deutschlandpolitik der Bundesregierung, die „absolut richtig" gewesen sei. mählich unsicher, wir sind daran, den Bo- den unter den Füßen zu verlieren, dann Vor den Parteitagen der CDU Bremen unterrichten, als durch einen einmaligen würde diese Politik nicht mehr durchsetz- und der CDU Niedersachsens ging Bun- .Schlagabtausch', wie man so schön sagt, bar sein. Darum geht es uns auch bei der deskanzler Erhard auf außenpolitische jetzt zu glauben, das ganze Schicksal wen- Beurteilung dieses Redneraustausches. Fragen ein und nahm ausführlich zur den zu können. Aber wir sollten sehr darauf achten, jüngsten Entwicklung der Deutschland- wie man die Dinge von außen beurteilt. politik Stellung. Er sagte u. a.: Ich bin der Meinung: unsere Deutsch- Denn, wenn erst einmal in der übrigen landpolitik war absolut richtig. Wer sie Welt der Eindruck entsteht, die Deut- „Meiner Ansicht nach handelt es sich natürlich daran mißt, daß es uns nicht bei diesem Redneraustausch in der ersten schen selbst stellten all ihre Bedenken zu- gelungen ist, die Wiedervereinigung rück und seien drauf und dran, eine Posi- Initiative eher um eine systematische Ak- schon jetzt zu erreichen, könnte sagen, tion Moskaus als um einen originären tion nach der anderen aufzugeben, dann sie sei gescheitert. Aber wenn Sie sie haben wir unsere Position draußen total Schritt Pankows. Doch jetzt ist das Lager daran messen, daß es der deutschen im Osten vielleicht mehr in sich gespal- verloren. Wenn überhaupt die Hoffnung Außenpolitik in einer Welt, die in ihrer entstehen könnte, daß es der sogenann- ten als zu Beginn dieser Aktion. Man Haltung und Gesinnung immer dubioser überlegt sich, ob es wohl zweckmäßig ge- ten DDR gelingen würde, den Schein wird, gelungen ist, den Alleinvertretungs- eines souveränen Staates zu erhalten, wesen ist, sich überhaupt auf einen sol- anspruch, mit Ausnahme der kommunisti- chen Redneraustausch einzulassen. dann können wir auf die Wiedervereini- schen Länder, bis zu dieser Stunde durch- gung verzichten." Ich glaube, es wird von Tag zu Tag deutlicher, daß man drüben kalte Füße j«kommen hat und sich aus diesem Aben- „Ein Trugbild" teuer wieder lösen möchte. Und da sucht man irgendeinen Anlaß, der es äußerlich „Wer sich mit dem Trugbild hingibt, Ich glaube, wenn wir die Plattform der gerechtfertigt erscheinen läßt, nein zu als ob es zwischen den geteilten Teilen gemeinsamen Verteidigung verlieren sagen. Deutschlands eine Art von Konfödera- würden, dann würde das politische Ge- tion geben könnte, die uns weiterhilft, schehen morgen vielleicht auch in Europa Wie dem auch sei, die Oppositionspar- der ist ein Narr. Man kann ungleich- sehr viel gefährlicher werden. Deshalb tei kann uns — weder der Regierung namiges nicht unter eine Formel bringen, sind wir treue Anhänger der Integration noch der CDU als Partei und als Frak- angefangen von der Orientierung der in der NATO." tion — nicht vorwerfen, daß wir uns nicht Außenpolitik hin bis zu unserer Rechts- In diesem Zusammenhang führte Prof. fair und loyal verhalten hätten, obwohl ordnung, aber auch unserer Gesellschafts- wir nicht rechtzeitig unterrichtet wurden, Erhard zur neuesten Entwicklung der ordnung, unserer Wirtschafts- und So- französischen Politik aus: um in einer so bedeutsamen Frage, in der zialordnung, unserer Handels-, Zoll- und alle Deutschen angesprochen sind, unser Steuerpolitik. Es gibt überhaupt keine „Ich habe die Hoffnung, daß die eini- Votum in die Waagschale zu werfen. gende Formel gefunden werden wird. Gemeinsamkeit, auf der ein Zusammen- Aber so sehr uns daran liegt, mit Frank- Wir stehen auf dem Standpunkt, daß leben in einem Staatenbund möglich ist." reich im Sinne beiderseitiger Freundschaft es eine gute Sache ist, wenn wir die Mög- zu einem guten Einvernehmen zu gelan- lichkeiten ausschöpfen, um hüben und Auf NATO-Probleme eingehend, er- klärte der Kanzler: gen, so würden wir doch nichts unterneh- drüben die andere Stimme zu hören und men, um auch nur den Anschein zu er- ihr nicht auszuweichen. Aber dazu ist der wecken, als ob wir wieder ins Besat- Redneraustausch natürlich nicht die ein- „Man hört heute allenthalben in der Welt, daß die Bedrohung Europas nicht zungsrecht zurückfallen könnten. Denn zige Möglichkeit. mehr gegeben sei, daß sich die Gewichte mit der Aufnahme Deutschlands in die Denn seit geraumer Zeit sind wir daran, im Augenblick nach Südostasien verlagert NATO ist das Besatzungsrecht außer nun auch die rechtlichen Grundlagen für hätten. Aber warum steht Europa jetzt Kraft getreten." einen Zeitungsaustausch in die Wege zu nicht in der Schußlinie? Ich möchte die Die in letzter Zeit ins Gespräch ge- leiten. Denn es käme uns sehr darauf an, Antwort ganz klar geben: Weil wir eben brachten Konföderationspläne mit der unsere Brüder und Schwestern drüben eine NATO haben und weil dem mög- Zone wurden von Prof. Erhard mit der fortlaufend über die Ereignisse der Welt lichen Angreifer die Trauben zu hoch Bemerkung abgelehnt: auch aus der Sicht der freien Welt zu hängen. Fortsetzung Seite 2 insbesondere haushaltsrechtlich — zu „Unsere Politik ist richtig" verantworten sind, Fortsetzung von Seite 1 führte Diskussion", sagte er. „Regierung # ob die Preise überhöht waren und ob und Opposition sind Gegner. Sie dürfen Einsparungen hätten vorgenommen Zu den gegenwärtigen Stand der euro- werden können. päischen Einigungsbestrebungen führte aber nicht zu Feinden werden, soll die der Kanzler aus: „Es ist nicht glaubhaft, Demokratie keinen Schaden nehmen". „Die bremische Bevölkerung kann er- von Europa zu sprechen, ohne Taten fol- In einer Entschließung wurde den bei- warten", so heißt es, „daß die von Herrn gen zu lassen. Die Zeit ist reif, aus der den Abgeordneten, die der SPD die un- Boljahn geführte Mehrheit der Bürger- Enge der EWG herauszutreten und die bequeme Wahrheit sagten, das volle schaft nicht wieder wie im Falle der EFTA-Länder miteinzubeziehen. Ein sol- Vertrauen ausgesprochen. Stadthalle jede gründliche Untersuchung cher Schritt würde uns in der europäi- verhindert." In der Entschließung fordert die CDU schen Einigung ein Stück weiterbringen. Außerdem beauftragte der Landespar- Denn, obzwar der Güteraustausch inner- die restlose Aufklärung über die stritti- gen Vorgänge des Bauskandals und zwar: teitag die Bürgerschaftsfraktion, ihr be- halb der EWG dichter geworden ist, wur- sonderes Augenmerk auf die besorgnis- den damit die trennenden Gräben zur £ abrechnungsmäßig durch den Rech- erregende Verquickung von Politik und EFTA tiefer." nungshof, dem endlich alle erforder- Geschäft in der Grundstücks-, Vergabe- Im innenpolitischen Teil seiner Rede lichen Unterlagen vorzulegen sind, und Baupolitik des Landes und der Stadt- gemeinde Bremen zu richten und Maß- erklärte Prof. Erhard: © politisch durch Einsetzung eines par- nahmen in die Wege zu leiten, um das „Jetzt stehen wir vor der unausweich- lamentarischen Ausschusses, der zu überprüfen hat: mit öffentlichen Mitteln gebildete Ver- lichen Notwendigkeit des Handelns, um mögen der großen anonymen Wohnungs- der Stabilität willen. Daraus schöpfe ich # ob die Vorgänge bei Vergabe und baugesellschaften eigentumswilligen Mit- die Hoffnung, daß alle diejenigen, die Durchführung des Mantelbaues — bürgern verfügbar zu machen. die Zeit noch nicht begriffen haben und immer noch in völliger Verirrung glau- ben, allein durch Wohltaten könnte man ein Volk beglücken, auch wenn die Vor- aussetzungen nicht gegeben sind, zur Ein- Langeheine Spitzenkandidat sicht kommen werden. Wir haben dem deutschen Volk in der CDU Niedersachsen wählte Dr. Fricke zum Vorsitzenden wieder düstersten Stunde seiner Geschichte ein Programm gegeben. Ich bin der Über- Nach der CDU-Fraktion des niedersächsischen Landtages und dem Zentral- zeugung, daß ein Rückblick auf die Er- vorstand der CDU Niedersachsen hat sich jetzt auch der Parteitag der nieder- folge der Vergangenheit heute nicht sächsischen Union einmütig dafür ausgesprochen, Kultusminister Richard mehr ausreicht. Wir müssen vorwärts Langeheine zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahlen im kommenden blicken. Aber eine Partei, der durch vier Legislaturperioden immer wieder etwas Jahr zu benennen. Am Wochenende richteten die Delegierten eine entspre- eingefallen ist, um das deutsche Volk chende Empfehlung an das 27köpfige Wahlmännergremium, das über die Auf- vorwärtszubringen, verdient das Ver- stellung der Landesliste zu entscheiden hat. trauen, daß sie den Geist und die Ener- gie aufbringen wird, um für das deutsche Langeheine begründete in seinem mit durch die FDP ausgelösten Streit um das Volk auch für die Zukunft ein glückliches starkem Beifall aufgenommenen