Heute wiedamals... Und dieCDUmitunsanderSpitze inDeutschland. Die CDA ist60! ISSN 1432-9689ISSN 59. Jahrgang 2006 Ausgabe 4. Magazin für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

CDA-Verlagsgesellschaft mbH, Oranienburger Str. 65, 10117 Berlin - Postvertriebsstück 6361 - Gebühr bezahlt

Festschrift C M Y CM MY CY CMY K

Eine gesundheitspolitische Herausforderung

Die Kosten unserer Sozial- und Gesundheitssysteme steigen ständig, das Lebensalter der Menschen wächst. Diese Entwicklungen machen Korrekturen in der Sozialpolitik erforderlich. Doch die Reformkonzepte vermitteln vielen Betroffenen Unsicherheit und Misstrauen, insbesondere die anstehende Gesundheitsreform beunruhigt.

Wir sagen: Verunsicherung muss nicht sein! Mit unserer kapitalgedeckten Finanzie- rung bauen wir auf ein demographiefestes System, das auch den nach- folgenden Generationen die nötige Luft zum Atmen lässt. Die Privaten bilden Alterungsrückstellungen, die den Versicherten im Alter zugute kommen.

Über Verantwortung Die Privatpatienten stärken das Gesundheitssystem, indem sie für viele Leistungen höhere Preise und Arzthonorare zahlen. Dadurch können jedes und Fortschritt Jahr mehrere Milliarden Euro zusätzlich in fortschrittliche Behandlungs- methoden und moderne Geräte investiert werden. Über 100 Jahre Tradition, attraktive und innovative Produkte und kompe- tenter Service haben uns zu dem gemacht, was wir heute sind: eine der Die PKV sichert langfristig die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems, großen unabhängigen Versicherungsgruppen Deutschlands. Mehr als indem sie Wettbewerb und Wahlfreiheit stärkt. 3.500 Mitarbeiter verwalten über 1,6 Millionen Verträge und ein Beitrags- aufkommen von 1.353 Millionen Euro (Stand: 31.12.2005). Und wussten Sie schon: Bis zu 50.000 Arbeitsplätze in der PKV-Branche könnten durch die aktuelle Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die bisher verlässlichen Rahmenbedingungen Diskussion um die Reform des dualen Gesundheitssystems gefährdet sein. für das Wohlergehen unserer Versicherten zu erhalten und zu stärken. Wir sehen uns als wichtige Stütze eines dualen Gesundheitssystems, dessen Kämpfen Sie gemeinsam mit uns für den Erhalt eines der besten Vorzüge es zu optimieren gilt. Gesundheitssysteme der Welt!

Familien, Privatkunden, Gewerbetreibende, Selbstständige und Freiberufler Barmenia Versicherungen begleiten wir mit Zuverlässigkeit durch alle Lebenslagen und begeistern Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit durch erlebbaren Service und leistungsstarke Versicherungsprodukte. Kronprinzenallee 12-18 42094 Wuppertal Besonderes Augenmerk legen wir auf unsere Krankenversicherung. Ob Vollversicherungen oder Ergänzungstarife zur gesetzlichen Krankenversiche- www. barmenia.de rung: Die Barmenia zählt hier zu den besten Anbietern des Marktes. Im E-Mail: [email protected] Tarif VCN stehen Schulmedizin und Naturheilkunde gleichberechtigt neben- einander. Es ist der umfassendste private Krankenversicherungsschutz, mit dem unseren Kunden beide Therapiewege offen stehen.

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60 Jahre CDA - Gedanken zum Jubiläum von Freunden Geschichte und Geschichten: Die Historie der Christlich- geschäftsstelle im Osten von Berlin haben wir einen weiten Demokratischen Arbeitnehmerschaft ist voll von beidem. Weg zurückgelegt. Viele Menschen haben uns begleitet – Vom Büro Albers in Köln bis zum heutigen Sitz der Haupt- dafür möchten wir mit dieser Festschrift Dank sagen.

Karl-Josef Laumann S.2 Peter Heesen S.21 Die Würde des Menschen ist unantastbar Die CDA hat Großes geleistet

Dr. S.4 S.22 Die CDA ist Impulsgeber für die Union Globalisierung gestalten – Europa als sozialer Akteur

Martin Kamp S.6 Ingrid Sehrbrock S.24 60 gute Gründe, warum wir auch heute 60 Jahre CDA – und morgen eine starke CDA brauchen... ein persönlicher Rückblick auf 30 Jahre

Gerald Weiß S.8 Werner Schreiber S.27 Soziale Kapitalpartnerschaft: Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V. Eine Idee setzt sich durch

Die Geschichte der CDA S.10 Dr. S.28 Die Arbeitnehmerschaft – Ein neuer Generationenvertrag ein Grundpfeiler der Volkspartei CDU

Rainer Eppelmann S.14 Hermann-Josef Arentz S.29 Wir sind das Volk – auch heute Sozialpolitik – Das Tafelsilber der Union

Dr. S.16 Wolfgang Vogt S.30 Eine zukunftsorientierte Sozialpolitik Geschichte wiederholt sich nicht, braucht christliche Maßstäbe Geschichten schon

Prof. Dr. Maria Böhmer S.17 Dr. Heiner Geißler S.31 Frauenleben sind vielfältig, Die CDA braucht Mut Frauenrenten leider nicht

Michael Sommer S.19 Dr. Norbert Blüm S.32 Menschenwürdige Arbeit CDA-Standortbestimmung

Matthäus Strebl S.20 Josef Zolk S.40 Herausforderungen annehmen 60 Jahre Sozialausschüsse der CDU – Der Mensch im Mittelpunkt

Sonderteil: CDA-Mitglieder in den Ämtern S.41

Festschrift / 60 Jahre CDA 1 KARL-JOSEF LAUMANN

Die Würde des Menschen ist unantastbar

CDU ist ohne uns keine Volkspartei hat den Kommunismus besiegt. Lech mehr. Und die CDU braucht uns, um Wał sa, ein großer Christlich-Sozialer Volkspartei zu bleiben. in Polen, und der verstorbene Papst Johannes Paul II. haben mehr für die Ich bin in einer Gemeinde im Mün- Beseitigung des Kommunismus getan sterland auf einem Bauernhof groß als der Kapitalismus. Und würde Lech geworden. Das ist die Region in Wał sa heute in Deutschland leben, Deutschland, wo vor der Erfindung so wäre er Mitglied der CDA. Des- des Kunstdüngers die Kaninchen in halb dürfen wir, nachdem vor allem die Knie gehen mussten, um satt zu die Christlich-Sozialen es geschafft werden. Ich habe erlebt, wie es ist, haben, all diese Ideologien zu über- sehr bescheiden groß zu werden. winden, nicht in einen Neoliberalis- Natürlich wollten meine katholischen mus zurückfallen. Jahrzehntelang hat Eltern, dass ich Ministrant werde die Angst vor dem Kommunismus den und die katholische Lehre zu meinen Kapitalismus gezähmt. Jetzt scheint Lebensregeln wird. Der Kirchgang er völlig entfesselt die Welt erobern gehört auch heute zu meinem Leben, zu wollen, Firmen werden zerschlagen Minister für Gesundheit, Arbeit und Soziales ist für mich Besinnung und Aufforde- und deren profitable Stücke meistbie- in NRW, CDA-Bundesvorsitzender, MdL. rung zugleich. tend an der Börse verhökert, die drit- te Welt wird immer mehr ausgebeutet Warum muss es in Deutschland Gelernt habe ich Maschinenschlosser, und die Schwellenländer schlagen eigentlich eine CDA geben? Was kön- und was lag näher als in die Christlich- zurück mit der größten Macht, die sie nen wir tun, damit es uns auch noch Demokratische Arbeitnehmerschaft haben, den menschlichen Ressourcen. in zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren einzutreten? Nächstes Jahr bin ich 30 Während die Angst vor dem Kommu- gibt? Ich weiß, dass die Situation in Jahre Mitglied und seit fast einem Jahr nismus vieles verhinderte, scheint den Regionen Deutschlands sehr Vorsitzender der CDA. Nach den Wor- unter dem Schlagwort Globalisierung unterschiedlich ist. Im nordrhein- ten eines meiner Vorgänger – Norbert alles erlaubt. westfälischen Landtag sind von 89 Blüm – das schönste Amt der Welt. Landtagsabgeordneten 41 Mitglieder Die Zeichen der Zeit werden heute der CDA – nicht überall sind wird so Wir wollen Politik aus dem Men- auch in der CDU sehr unterschied- aufgestellt, wie in dem Land, in dem schenbild der christlichen Soziallehre lich interpretiert. Während einige ich Arbeits- und Sozialminister bin. heraus entwickeln und gestalten, das meinten, dass nur das freie Spiel der ist der Grundsatz der CDA. Die christ- Kräfte in der Marktwirtschaft die Ein Viertel der Bundestagsfraktion liche Soziallehre ist meiner Überzeu- Probleme unserer Gesellschaft lösen sind Mitglieder der Arbeitnehmer- gung nach das gelungenste Gesell- kann, und dies über Monate land- gruppe, darunter die Kanzlerin Dr. schaftskonzept, das die Menschheit auf-landab vor der Bundestagswahl Angela Merkel und viele andere bis heute erdacht hat. Ich denke sehr verkauften, mussten sie im letzten Regierungsmitglieder. Vor allem in oft an 1990, die Wiedervereinigung September die bittere Quittung in der Hauptstadt Berlin wird sichtbar, und den Zusammenbruch des Kom- Empfang nehmen. Die bereits im Vor- warum es eine CDA geben muss. Die munismus. Nicht der Kapitalismus feld verteilten Plätze auf der Regie-

2 Festschrift / 60 Jahre CDA KARL-JOSEF LAUMANN

rungsbank nehmen heute andere ein. schon in Deutschland stattfinden, of- bedingungen sind ein Großteil unseres Die CDA hat davor gewarnt: Wir sind fen in der Gesellschaft berichtet und Lebens und daran muss man mitwirken der Meinung, dass immer der Mensch diskutiert, bin ich der festen Über- und mitbestimmen können. Und des- im Mittelpunkt stehen muss. Dies zeugung, hätten wir keine derartige wegen stehen das Betriebsverfassungs- ist auch im deutschen Grundgesetz Debatte über die Frage der Tarifauto- gesetz und das Mitbestimmungsgesetz verankert. In Artikel 1 heißt es: Die nomie. Denn Lohndumping, Löhne, nicht zur Diskussion. Würde des Menschen ist unantastbar. von denen man beim besten Willen Die christliche Soziallehre lässt sich in nicht leben kann, sind mit der Würde Wir in der CDA müssen Hüterin der eben diesen wenigen Worten zusam- des Menschen unvereinbar. Idee des Christlich-Sozialen sein. Die menfassen: Die gläubigen Menschen Idee ist so gut und immer noch so unter uns begründen dies auch damit, Unvereinbar sind sie aber auch mit attraktiv, dass es eine Chance gibt, dass der Mensch ein Ebenbild Gottes einer zukunftsgerichteten Familienpo- die Menschen dafür zu gewinnen. ist. litik. Wie sollen sich junge Menschen Unser Nachwuchs kam früher aus dem für Kinder entscheiden, wenn sie christlichen Bereich. Aber immer we- Wenn wir Christlich-Sozialen dies in nicht einmal wissen, ob sie von ihrem niger Menschen binden sich, weder an reale Politik umsetzen, dann bedeu- Einkommen leben können? Wie viel Kirchen noch an Parteien oder Gewerk- tet dies für mich, dass Arbeitneh- sie künftig für die Gesundheit und schaften. Dies ist unser Auftrag: Die merinnen und Arbeitnehmer auch ein die Vorsorge für das Alter aufbringen Menschen für uns, die CDA, zu gewin- Recht auf Planbarkeit ihres Lebens müssen? Ein zu teueres Auto kann nen – durch ein persönliches Gespräch haben. Und dazu gehört, dass der man wieder verkaufen, aber Kinder oder mit modernen Kommunikations- Kündigungsschutz in seinen Kern- sind eine Entscheidung fürs Leben mitteln. Die Idee der Christlich-Demo- bereichen nicht veränderbar ist. Es und deshalb ist Planbarkeit so wichtig. kratischen Arbeitnehmerschaft muss muss einen Schutz vor willkürlichen Wir dürfen den Arbeitnehmerinnen weiter getragen werden. Kündigungen geben. Als ich 28 Jahre nicht auf der einen Seite mit finanzi- alt war und Schlosser und überhaupt ellen Hilfen direkt nach der Geburt gar nicht daran denken konnte, dass die Entscheidung für das Kind leichter ich einmal in den komme, machen, sie aber dann allein lassen, haben meine Frau und ich uns für Kin- weil es keine Betreuungsangebote der entschieden, weil wir der Meinung gibt und sie ihren Beruf aufgeben waren, dass mein Job sicher ist. Heute müssen. sind solche Bewertungen nichtig. Die Würde des Menschen ist unantast­ Fast alle Länder dieser Erde und auch bar. Dies wird auch an der Mitbestim- die Verfassung unseres Landes schrei- mung deutlich. Wir Christlich-Sozialen ben die Koalitionsfreiheit oder Tarif- sind in der Geschichte dieses Landes autonomie fest. Tariffreiheit ist ein Vater und Mutter der Mitbestim- hohes Gut und verfassungsrechtlich mung. Die Sozialisten wollten in der geschützt. Doch es wird immer mehr Weimarer Republik Arbeiterräte wäh- ausgehöhlt. In den neuen Ländern len. Lange lehnten die Sozialisten ein gibt es kaum noch Tarifgebundenheit, Mitbestimmungs- und Betriebsverfas- weil die Arbeitgeber nicht organisiert sungsgesetz ab. Soziale Partnerschaft sind. Die Diskussion über Flexibilität heißt für uns: Dass der Arbeitnehmer ist vollkommen unehrlich. Denn vor eben nicht nur Arbeitnehmer ist, son­ Ort wird vieles flexibel gehandhabt, dern seine Arbeitswelt mitgestalten Seit Beginn seiner politischen Arbeit im Bun- aber niemand spricht darüber. Würde soll und damit einen Großteil der Zeit destag 1990 kämpft Karl-Josef Laumann für über diese Veränderungen, die alle als Mensch bewusst lebt. Die Arbeits- soziale Gerechtigkeit in Deutschland.

Festschrift / 60 Jahre CDA 3 DR. ANGELA MERKEL

Die CDA ist Impulsgeber für die Union

im Kolpinghaus in Herne die CDA ins heitsreform der Großen Koalition. Zu Leben riefen, waren im selben Jahr nennen ist die CDU-Arbeitsgruppe auch Mitbegründer der CDU in der zur Erarbeitung eines Konzepts zur britischen Besatzungszone. Kapitalbeteiligung unter Leitung von So hatte die CDA schon früh großen Karl-Josef Laumann. Und zu nennen Einfluss auf die Programmatik der ist der wichtige Beitrag, den die CDA CDU. Das Ahlener Programm von bei der Erneuerung unseres Grund- 1947 ist dafür mit seinem Eintreten satzprogramms leisten wird. für eine Wirtschaftsordnung, in der der Mensch im Mittelpunkt wirt- Keine politische Kraft in Deutschland schaftlichen Handelns steht, genauso ist von ihren Werten und von ihrem ein Beispiel wie die Düsseldorfer Selbstverständnis her so gut gerüstet Leitsätze von 1949, in denen sich die wie die CDU, um die heutigen Heraus- CDU zur Sozialen Marktwirtschaft forderungen zu bewältigen. Globali- als Dritten Weg zwischen Sozialismus sierung, technologische Revolutionen und Kapitalismus bekannte. und der demografische Wandel ver- ändern unsere Gesellschaft in einem Im Laufe der Jahre, in denen die Union beispiellosen Tempo. politische Verantwortung trug, sind den Sozialausschüssen zahlreiche Wir wissen aber auch: Diese Verän- Bundeskanzlerin, Bundesvorsitzende der wichtige sozialpolitische Weichenstel- derungen erfordern neue Antworten. Christlich Demokratischen Union, MdB. lungen in der Bundesrepublik zu ver- Unsere Grundwerte Freiheit, Solida- danken: Von der Mitbestimmung über rität und Gerechtigkeit gelten fort. Liebe Freunde der Christlich-Demo- den Mutterschutz, das Kindergeld, Das christliche Menschenbild ist die kratischen Arbeitnehmerschaft, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ethische Grundlage unserer Politik. und das Berufsbildungsgesetz bis hin Daraus leiten wir unser Bild eines zum 60-jährigen Jubiläum der CDA zum Erziehungsgeld und zur Pflege- selbstbestimmten Menschen mit gratuliere ich von Herzen und versicherung als fünfte Säule der Sozi- eigener Würde genauso ab wie die übermittle Ihnen die Grüße der CDU alversicherung. Namen einflussreicher Gewissheit, dass jeder Mensch irren Deutschlands. Politiker der Sozialausschüsse wie kann und nicht die letzte Instanz ist. Jakob Kaiser, Johannes Albers, Hans Schon immer war die CDA wich- Katzer oder Norbert Blüm sind un- Unser christliches Verständnis vom tiger Impulsgeber für die gesamte trennbar mit der Geschichte der CDU Menschen ist die Basis für die Stärke Christlich Demokratische Union: Als und der Bundesrepublik verbunden. der CDU als Volkspartei. Auf dieser Johannes Albers Ende 1945 mit dem Basis können wir auch „unterschied- Aufbau der Sozialausschüsse begann, Auch heute gibt die CDA wichtige liche Standpunkte durch gemeinsame entwickelte sich sein Kölner Büro Anstöße für die Arbeit der CDU Werte und Ziele verbinden“, wie es schnell zu einer Koordinationsstelle als Partei und in der Regierung. Zu schon im Ludwigshafener Programm auch für die Gründung der CDU. Viele nennen ist die enge Einbeziehung der von 1978 heißt. Unsere Gründerväter christliche Gewerkschafter, die 1946 CDA in die Entwicklung der Gesund- haben das als Erste verstanden: Die

4 Festschrift / 60 Jahre CDA DR. ANGELA MERKEL

CDU war Volkspartei, als andere noch Potential an Entfaltungsmöglichkeiten Gründervätern gemein. In diesem vom Klassenkampf sprachen. Sie war in den Mittelpunkt stellt. Und daran, Sinne danke ich allen Mitgliedern Volkspartei, als andere noch reine Kli- dass das so ist, haben die Sozialaus- der CDA für ihre Arbeit und wünsche entelpolitik betrieben haben. Die CDU schüsse einen wesentlichen Anteil. den Sozialausschüssen weiterhin viel war nie die Partei einer bestimmten Erfolg und gute Ideen für die gemein- gesellschaftlichen Schicht, sie war Die Orientierung an unserem Men- same politische Arbeit. – wie es ihr Name bis heute treffend schenbild macht christdemokratische ausdrückt – von Anfang an im Be- Politik nicht nur verlässlich, sondern wusstsein christlicher Verantwortung auch erfolgreich. Mit Zuversicht Mit freundlichen Grüßen eine Union für ganz Deutschland. und Einsatzfreude werden wir in der Regierungsverantwortung daran ar- Nicht ideologische Konstrukte für beiten, dass unser Land wieder dahin die Gesellschaft – Staatsgläubigkeit kommt, wohin es unserer Meinung und Kollektivismus – sind die geistige nach gehört: in die Spitzengruppe der Grundlage der CDU, sondern das weltweit erfolgreichsten Nationen. christliche Verständnis vom Men- schen, das den Einzelnen in seiner Wir arbeiten also weiter an der Einzigartigkeit und seinem ganzen Zukunft. Das haben wir mit unseren Dr. Angela Merkel ©SAD 2006 FSIM02-1

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60 gute Gründe, warum wir auch heute und morgen eine starke CDA brauchen...

10. weil Turbo-Kapitalismus keine Zu- in der Bundestagsfraktion und den kunft hat. Vorsitzenden des Bundestagssozi- alausschusses stellen. 11. weil die Gewerkschaften ohne CDA’lerinnen zu wenige starke 22. weil für uns echte Integration ein Frauen hätten. Herzensanliegen ist – und eine CDA-Kollegin Integrationsbeauf- 12. weil Menschenwürde wichtiger als tragte der Bundesregierung ist. Shareholder-Value ist. 23. weil unsere neue Homepage 13. weil unsere neu gestaltete Mitglie- www.cda-bund.de aus eingefleisch­ derzeitschrift „Soziale Ordnung“ ten Computermuffeln wahre PC- SO! beliebt ist. Freaks macht. 14. weil man sich bei uns die Meinung 24. weil wir Familien mit Kindern Hauptgeschäftsführer der Christlich-Demo- schon immer unverBLÜMt gesagt hat. kratischen Arbeitnehmerschaft. nicht nur wegen der Rente fördern 15. weil Solidarno den Eisernen Vor- wollen, sondern weil Kinder Spaß machen. 1. weil Deutschland auch in Zukunft hang zum Einsturz gebracht hat und das die Kraft des Christlich- organisierte Christlich-Soziale 25. weil Sozialpartnerschaft sich auch Sozialen beweist. braucht. für die deutschen Unternehmen rechnet und auszahlt. 2. weil die CDU ohne uns keine 16. weil Rosinenpickerei etwas für die Freunde von Trockenfrüchten ist, in Volkspartei wäre. 26. weil man es bei uns genießen der solidarischen Krankenversiche- kann, nicht Genosse genannt zu 3. weil der DGB ohne uns zu rot rung aber nichts zu suchen hat. werden. wäre. 17. weil wir die Pflegeversicherung ein- 27. weil unsere Betriebs- und Perso- 4. weil Arbeitnehmer verbriefte geführt haben und sie jetzt zukunfts- nalräte engagiert die Interessen Rechte brauchen. fest machen wollen. der Kolleginnen und Kollegen 5. weil knapp 5 Millionen Arbeitslose vertreten. Teilhabechancen erwarten. 18. weil Dumpinglöhne sittlich nicht zu 28. weil wir auch in Zukunft Altersar- verantworten sind. 6. weil es endlich einen Durchbruch mut verhindern müssen. beim Miteigentum von Arbeit- 19. weil der Arbeitnehmergruppe der 29. weil wir die Würde des Menschen nehmern geben muss. CDU/CSU-Bundestagsfraktion, un- in allen Phasen des Lebens achten serer parlamentarischen Speerspitze, 7. weil der Berliner Republik eine – vom Beginn bis zu seinem Ende. auch die Bundeskanzlerin angehört. Portion rheinischer Kapitalismus 30. weil die Sozis immer noch zu kol- ganz gut bekommt. 20. weil wir das sozialromantische Feld lektivistisch denken. anderen überlassen. 8. weil Mitbestimmung und Tarifau- 31. weil die FDP so individualistisch tonomie keine alten Hüte sind. 21. weil wir u.a. den Arbeitsminister in wie nie zuvor denkt und mit ihrer 9. weil Klassenkampf ausgedient hat. NRW, den sozialpolitischen Sprecher Politik weit weg vom Bürger ist.

6 Festschrift / 60 Jahre CDA MARTIN KAMP

32. weil der bayerischen CSA ohne uns 41. weil wir familiengerechte Unterneh- 51. weil wir in Menschenrechtsfragen die Schwesterorganisation im Rest men und nicht unternehmensge- auf keinem Auge blind sind. der Republik fehlte. rechte Familien wollen. 52. weil die Förderung des lebenslan- 33. weil nicht nur Lebensalter, son- 42. weil der DAX für uns nicht der ent- gen Lernen für uns eine Lehr- aber dern auch Lebensleistung über scheidende Maßstab für Wohlstand keine Leerformel ist. den Renteneintritt entscheiden ist. 53. weil es uns auch auf europäischer soll und wir deshalb die abschlag- 43. weil KAB, Kolping und Evangelische Ebene gibt – als EUCDA mit wich- freie Rente nach 45 Beitragsjahren Arbeitnehmer einen Ansprechpartner tigen Politikern im EU-Parlament. durchgesetzt haben. in der Politik brauchen. 54. weil sich die Soziale Frage immer 34. weil „wir Papst sind“ und die ka- 44. weil wir bei „Marx aus Trier“ zunächst wieder neu stellt. tholische Soziallehre hochmodern an Bischof Reinhard und erst dann an ist. 55. weil die Generation P echte Zu- Karl denken. kunftschancen statt unbezahlter 35. weil die protestantische Sozial­ 45. weil Freiheit, Gerechtigkeit und Soli- Praktika und bloßer Gelegenheits- ethik nicht weniger aktuell ist. darität zusammengehören. jobs will. 36. weil wir die einzige parteinahe Or- 46. weil wir zwar schon manches Mal 56. weil wir besser als andere wissen, ganisation sind, die die christliche Schwein gehabt haben, aber nicht dass das, was verteilt wird, erst Sozialethik in die Politik trägt. täglich eine neue politische Sau erwirtschaftet werden muss. durchs Dorf treiben. 37. weil nicht alle BILD-Schlagzeilen 57. weil die CDA mal „Sozialaus­ so originell sind wie die zur Papst- 47. weil wir ein eigenes Leistungsgesetz schüsse“ hieß – und wer mag, sie wahl – siehe Rente. für Behinderte wollen. auch heute noch so nennen darf. 38. weil die Mittelstandsvereinigung 48. weil unseren E-mail-Newsletter auch 58. weil wir auch kleinen Gewerk- der CDU/CSU (MIT) einen Coun- viele Nicht-CDA-Mitglieder abonniert schaften Gehör schenken. terpart benötigt. haben. 59. weil bei uns die Basis über das Mot- 39. weil wir neben der MIT, die in die- 49. weil Firmen, die ihre Mitarbeiter an to auf Bundestagungen entscheidet. sem Jahr erst 50 wird, noch lange Kapital und Gewinnen beteiligen, 60. weil wir auch da nicht zu Monar- nicht alt aussehen. erfolgreicher sind – und wir dieses chisten geworden sind, als wir unterstützen. 40. weil Arbeit Vorrang vor dem Kapi- einen Kaiser als Vorsitzenden tal haben muss. 50. weil „hire and fire“ von vorgestern ist. hatten.

AB_214x66__Streifen_DKV6 10 4 29.03.2006 10:33 Uhr Seite 1

Um ernste Krankheiten besser heilen zu können, entwickelte der Mediziner Albert Schweitzer eine völlig neue Methode: das Orgelspielen. Manchmal muss man für die Gesundheit ungewöhnliche Wege gehen. Schweitzer sam- melte durch weltweite Konzertauftritte Geld, um seine Patienten im afrikanischen Lambarene © Archive Albert Schweitzer, Gunsbach. Albert© Archive Schweitzer, optimal versorgen zu können. Auch die DKV denkt innovativ, um Menschen bestmöglich zu betreuen. Mit „Best Care“ wird Versicherten im Falle spezieller, insbesondere ernster Diagnosen innerhalb weniger Tage ein Behandlungsplatz bei einem renommierten Experten in Deutschland vermittelt. In Zukunft möchten wir noch viel mehr erreichen, um medizinische Versorgung besser und effektiver zu machen – wir haben diesem Ziel einen Namen gegeben: Das Unternehmen Gesundheit!®

Postfach 50594 Köln, www.dkv.com

Soziale Ordnung – 214x66 mm – 1/4 S. quer, ang. – 4c DTP: J:Böhme DKV=MB 6/10/4 GERALD WEIß

Soziale Kapitalpartnerschaft: Eine Idee setzt sich durch

Arbeitgeberseite das Thema in seiner sicherheit und mehr Teilhabe für die gesellschaftspolitischen Bedeutung Arbeitnehmer! erst im Laufe der Zeit erkannt wurde. Vieles spricht dafür, dass die Mitarbei- Dazu gehört, dass der Paragraph 11 terbeteiligung jetzt ihre Zeit hat und Einkommensteuergesetz in dem Sinne an Breite gewinnt. klargestellt werden muss, dass die Mitarbeiterbeteiligung nachgelagert Im Sinne einer Ausdifferenzierung zu besteuern ist, das heißt, nicht ermöglicht sie mehr Flexibilität in der in der Vermögensbildungsphase. Tarifpolitik (Geldlohn, Erfolgslohn Darüber hinaus muss der Paragraph und Kapitallohn). Sie ist ein Mittel, 3 Einkommensteuergesetz so gestal- der wachsenden Ungleichheit der tet werden, dass er die Umwandlung Einkommens- und der Vermögensent- der Mitarbeiterbeteiligung in eine wicklung zu begegnen. Sie eröffnet betriebliche Altersvorsorge leicht er- Vorsitzender der CDU/CSU-Arbeitnehmer- einen weiteren Weg zur zusätzlichen möglicht. Auch den Paragraphen 19a gruppe, erster stellvertretender Bundesvor- kapitalgedeckten Altersversorgung. Einkommensteuergesetz müssen wir sitzender der CDA, MdB. Sie befördert Produktivität und Moti- neu fassen: Ein Verzicht des Arbeit- Christlich-Soziale wissen schon immer, vation im Unternehmen. In der Form nehmers auf bestimmte Sondervergü- wie wichtig vor allem drei Quellen der Kapitalbeteiligung kann sie die tungen sollte dann steuerfrei mög- für die Autonomie des Menschen Eigentumsstruktur stabilisieren und lich sein, wenn ihm von Seiten des sind: Familie, Arbeit und – Eigentum. eine längerfristig angelegte Unter- Arbeitgebers in gleicher Höhe eine Stets waren sie bemüht, das Tor für nehmensentwicklung zu Lasten des Mitarbeiterbeteiligung eingeräumt Vermögensbildung in Arbeitnehmer- einseitigen und kurzfristigen Rendite- wird. Keiner darf gezwungen werden: hand weiter zu öffnen. Dabei spielte denkens herbeiführen. Somit kann sie Weder der Arbeitnehmer, sich an die Beteiligung der Arbeitnehmer am zur Sicherung von Arbeitsplätzen in einem Betrieb zu beteiligen, noch der Kapital und am Erfolg der Unterneh- Deutschland beitragen. Arbeitgeber, seine Arbeitnehmer zu men eine herausragende Rolle. CDA Mitunternehmern zu machen. Aber und CSA waren hierbei Motor in der Der Staat muss die Rahmenbedin- die Rahmenbedingungen müssen Union. Die Union hat in unserer Nach- gungen für die Mitarbeiterbeteiligung dieses Verhalten begünstigen. Und kriegsgeschichte für die Vermögens- verbessern. Dies zu fördern, ist eine außerdem müssen überbetriebliche bildung Bedeutendes geleistet. der wichtigsten strategischen Aufga- Beteiligungsformen für die Arbeitneh- ben von CDA und CSA. Die Formen mer und Unternehmer bereit stehen, Dennoch: Die Kapital- und Erfolgs- der staatlich geförderten kapitalge- die sich anders entscheiden. Wir, beteiligung der Arbeitnehmer hat in deckten zusätzlichen Altersvorsorge die CDA, müssen durchsetzen, dass Deutschland noch nicht den Durch- (Riester, Rürup) müssen nicht nur um Arbeitnehmer im ernstzunehmenden bruch geschafft. Im internationalen die Alternative „Eigenheim“, sondern Umfang Miteigentümer am Produk- Vergleich liegen die entsprechenden um die Alternative „langfristige und tivkapital werden. Hier geht es nicht Beteiligungsquoten unter „ferner gesicherte Mitarbeiterbeteiligung“ nur um materielle Dinge. Es geht um liefen“. Dies hat damit zu tun, dass ergänzt werden. Wir schlagen zwei Freiheit und Unabhängigkeit – um auf der Arbeitnehmer- wie auf der Fliegen mit einer Klappe: Mehr Alters- persönliche Autonomie.

8 Festschrift / 60 Jahre CDA Anz.-Jubi CDA 30.03.2006 17:36 Uhr Seite 1

Herzlichen Glückwunsch

Die RheinEnergie gratuliert der CDA, Christlich demokratische Arbeitnehmerschaft Deutschlands, zum 60jährigen Bestehen. Wir freuen uns über langjähriges Engagement und die erreichten Ziele. Für die zukünftige Arbeit wünschen wir weiterhin viel Erfolg.

Die RheinEnergie AG - ein Unternehmen aus der Region, ein Unternehmen für die Region.

www.rheinenergie.com GESCHICHTE DER CDA

Die Arbeitnehmerschaft – Nicht alle Einzelvorschläge, etwa die Vergemeinschaftung zentraler Indus- ein Grundpfeiler der Volkspartei CDU triebereiche und zentrale staatliche Planung, erwiesen sich in der Folge als geeignet. Bis heute jedoch hat das „Konzept einer Wirtschaftsverfas- Als die Sozialausschüsse der Christ- fassenden Sinn, vielmehr liegt seine sung, die die Würde und die Freiheit lich-Demokratischen Arbeitnehmer- Bedeutung in der Neuformulierung des Einzelnen sichert, wirtschaft- schaft 1946 im Kolpinghaus in Herne der wirtschafts-, sozial- und gesell- lichen Konzentrationsprozessen ent- gegründet, Jakob Kaiser ihr erster schaftspolitischen Ziele für Deutsch- gegenwirkt und Mechanismen dafür Vorsitzender und Hans Katzer Haupt- land nach dem Krieg. Das Anliegen entwickelt, wie Konflikte zwischen geschäftsführer wurde, war das der nach einer humanen Wirtschaftsver- Arbeitgebern und Arbeitnehmern Abschluss einer Gründungsphase, die fassung prägt den Inhalt. friedlich beigelegt werden können,“ im Juni 1945 begonnen hatte. (Norbert Blüm) Bestand in der Pro- Die Suche nach einer neuen Antwort grammatik der CDU. Die Interpreta- Johannes Albers eröffnete damals be- auf die wirtschafts- und gesellschafts- tion, das Ahlener Programm sei ein reits das „Büro Albers“ auf der Breite- politischen Herausforderungen in Ab- Gesellschaftsentwurf im Sinne eines Straße in Köln. Es sollte Anlaufstelle lehnung der sozialistischen Ordnung „christlichen Sozialismus“, wird in spä- für ehemalige christliche Gewerk- einerseits und eines liberalistischen teren Kommentaren häufig verwendet schafter sein und entwickelte sich Kapitalismus andererseits steht im und war zunächst auch beabsichtigt. schnell zum Koordinationsbüro für Mittelpunkt. So strebt das Ahlener Im Ahlener Programm jedoch findet die Gründung der Union im Jahr 1946 Programm eine Wirtschaftsordnung sich dieser Begriff nicht. in der britischen Besatzungszone. an, „die die Mängel der Vergangen- Dieser Umstand zeigt, wie eng CDA heit vermeidet und die Möglichkeit Der ein Jahr später unternommene und CDU miteinander verwurzelt zum technischen Fortschritt und zur Schritt in die Soziale Marktwirtschaft sind. Es verwundert also auch nicht, schöpferischen Initiative des Einzel- mit Währungsreform und der Frei- dass die Sozialausschüsse der Union nen lässt.“ Der Mensch sollte zukünf- gabe von Preisen und Löhnen zeigte

schon früh auf die Programmatik der tig Mittelpunkt und Orientierungs- erstmals in der Geschichte, welche „Mutterpartei“ Einfluss nehmen. punkt eines jeden wirtschaftlichen ungeahnten Kräfte eine freiheitliche Handelns sein – ein Grundsatz, der und zugleich dem Sozialen verpflich- Wie das Ahlener Programm (1947): Es noch heute für alle Christlich-Sozialen tete marktwirtschaftliche Ordnung ist kein politisches Programm im um- gilt. freizusetzen vermag.

10 Festschrift / 60 Jahre CDA GESCHICHTE DER CDA

In den „Düsseldorfer Leitsätzen“ historischer Kompromiss auch zwi- Chef der Arbeitnehmergruppe, der (1949) bekennt sich die CDU zum schen dem damaligen Bundeskanzler „dicke Bretter“ für die Arbeitnehmer- Konzept der Sozialen Marktwirt- und dem DGB-Gründungsvorsit- Beteiligung bohrt. schaft, der Fortentwicklung des Ge- zenden Hans Böckler. Im Stahl- und dankens vom Dritten Weg zwischen Kohlebereich erhalten die Arbeit- Der Kündigungsschutz wird gesetzlich Sozialismus und Kapitalismus, wie er nehmer- und Arbeitgebervertreter verankert: Im weiteren Verlauf der im Ahlener Programm angelegt war. gleichwertige Mitbestimmungsrechte. Neustrukturierung Deutschlands wird Im Gegenzug gibt die CDU Nordrhein- der Mutterschutz ebenso gesetzlich Nach dem Wahlsieg auf Bundesebene Westfalen ihre Forderung nach einer geregelt, wie die Betriebsverfas- gründet sich im Jahr 1950 die CDU Vergesellschaftung der Schlüsselindu- sung, die Arbeitnehmervertretern Deutschlands in Goslar. So lenkt die strien auf. in Gewerbebetrieben Mitbestim- CDU, und mit ihr die CDA, bis 1969 mungsrechte sichert. Der Deutsche als Regierungspartei die Geschicke Karl Arnold eröffnet 1951 auf dem Bundestag beschließt im Jahr 1952 die der Bundesrepublik. Es werden viele Bundesparteitag der CDU in Karls- Einrichtung einer Bundesanstalt für fortschrittliche Gesetze erlassen, die ruhe mit seinem „Vier-Pfennig-Plan“ Arbeitsvermittlung und die Arbeitslo- die Handschrift christlich-sozialer die Diskussion über den Investiv- senversicherung. Vordenker tragen. So verabschie- lohn. Sein Plan sah vor, dass von dete die Bundesregierung das erste Arbeitnehmer und Arbeitgeber je Die erste große Rentenreform, die Wohnungsbaugesetz – ein Schritt, zwei Pfennig pro Arbeitsstunde an aufgrund der herrschenden Alters- der die Bauwirtschaft des in Schutt eine Kasse abzuführen seien, die als armut beschlossen wird, koppelt die und Asche liegenden Landes ankur- Kapitalbildungsstelle zur Finanzierung Rentenleistungen an die Lohnsteige- belte und zugleich die Wohnungsnot von Investitionsvorhaben dienen rungen und man vereinheitlicht das bekämpfte. Durch das Heimkehrer- sollte. Dies bildete den Auftakt Rentenrecht für Arbeiter und Ange- und das Bundesversorgungsgesetz zu einer Reihe von Initiativen, mit stellte. Die Rentner sollten dadurch erhielten über vier Millionen Kriegs- denen die Sozialausschüsse in über am wirtschaftlichen Fortschritt betei- versehrte, Kriegshinterbliebene und fünf Jahrzehnten immer wieder für ligt und die Altersarmut überwunden Kriegswaisen Unterstützungen. Vermögensbildung und Produktivka- werden.

Nach Auseinandersetzungen mit den pitalbeteiligung warben. Später ist es Die dynamische Rente wird Alterslohn Gewerkschaften und innerhalb der vor allem Wolfgang Vogt, langjähriger für Lebensleistung. Indes bleibt sie ein Union zwischen Konrad Adenauer und CDA-Landesvorsitzender in NRW und „Zwei-Generationen-Vertrag“, weil Karl Arnold tritt am 21. Mai 1951 die zeitweise Parlamentarischer Staats- Adenauer meinte, Kinder bekämen Montanmitbestimmung in Kraft – ein sekretär im Arbeitsministerium und die Leute ohnehin – ein Trugschluss.

Festschrift / 60 Jahre CDA 11 GESCHICHTE DER CDA

Viele Christlich-Soziale hatten schon Das Jahr 1969 bringt einschneidende volle Parität in den Aufsichtsräten ein- damals einen Drei-Generationen- Veränderungen für die CDU. Das er- zuführen. Die SPD lehnt dies jedoch Vertrag auch unter Einbeziehung der ste Mal seit Gründung der Bundesre- aus Koalitionsräson ab, und so erhält Familien mit Kindern gefordert. Das publik ist die Union nicht mehr in der der, in der Regel von der Kapitalseite zunächst eher mäßige Kindergeld än- Regierungsverantwortung. Die Partei gestellte, Aufsichtsratvorsitzende für derte an der Vernachlässigung dieser und ihre Vereinigungen beginnen, Pattsituationen ein Doppelstimm- dritten Generation wenig. sich mit der eigenen Modernisierung recht. Norbert Blüm, damals Haupt- zu beschäftigen. So legen die Sozial­ geschäftsführer der Sozialausschüsse, Im Jahr 1960 führen sieben christ- ausschüsse Musterregelungen für die spricht von „Parität mit doppeltem lich-soziale Verbände in Köln einen Gründung von Arbeitskammern vor, Boden“ oder „Doppelstimmrecht“. Arbeitnehmerkongress durch, der die in enger Zusammenarbeit mit den Der Abstimmung im Bundestag waren die Lohnfortzahlung für Arbeiter bei Gewerkschaften Bildungs- und Infor- jahrelange heftige Auseinanderset- Krankheit und soziales Bodenrecht mationsaufgaben übernehmen sollen. zungen innerhalb der CDU zur Mitbe- fordert. Auf ihrer 12. Bundestagung stimmung vorangegangen. verabschieden die CDU-Sozialaus- Heftige Debatten werden in der schüsse ihr Grundsatzprogramm, die „Jungen Arbeitnehmerschaft“, der Auf europäischer Ebene gründet sich „Offenburger Erklärung“. Es wird eine Nachwuchsorganisation der CDA, ge- 1978 die „Europäische Union Christ- „offene und solidarische Gesellschaft“ führt. Zentrales Konfliktthema ist die lich-Demokratischer Arbeitnehmer“. gefordert, in deren Mittelpunkt der Bodenreform. Eine starke Minderheit Hans Katzer wird erster Präsident. Mensch steht. unterliegt schließlich mit der Forde- rung „Grund und Boden sind Gemein- Die CDU kommt 1982 wieder in Das Jahr 1966 bringt die erste Große eigentum. Nutzungsrechte können Regierungsverantwortung. Bundes- Koalition zwischen CDU/CSU und gewährt werden“. Am Ende dieser kanzler wird , Norbert SPD. Hans Katzer, der Bundesvorsit- Diskussion entsteht das Grundsatz- Blüm der Vorsitzende der CDA wird zende der CDA und Bundesminister programm „Radikale Evolution“. Als Bundesminister für Arbeit und Sozial­ für Arbeit und Sozialordnung, formu­ die sozialliberale Koalition 1976 das ordnung. Durch die Einführung von liert das Arbeitsförderungsgesetz Mitbestimmungsgesetz für Kapitalge- Erziehungsgeld, Rentenansprüchen

und setzt die Lohnfortzahlung im sellschaften außerhalb der Montan- für Erziehungsleistung und Erzie- Krankheitsfall gesetzlich durch. Der wirtschaft, in denen mehr als 2000 hungsurlaub unter Federführung des Bundestag beschließt das von christ- Beschäftigte arbeiten, beschließt, CDU-Generalsekretärs und Famili- lich-sozialen Politikern maßgeblich fordert die Arbeitnehmergruppe der enministers Heiner Geißler – auch er formulierte Berufsbildungsgesetz. CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die ein Christlich-Sozialer – wird erstmals

12 Festschrift / 60 Jahre CDA GESCHICHTE DER CDA

die erzieherische Arbeit der Eltern mit zwischen Bund, Ländern, Kommunen, Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfa- einem „gesellschaftlichen Lohn“ mate- Wirtschaft und Gewerkschaften“. len Ministerpräsident. Karl-Josef Lau- riell anerkannt. mann wird Arbeits- und Sozialminister Ebenfalls auf eine Initiative der CDA in NRW – nur wenige Tage vor seiner In ihrem Programm „Arbeit für alle“ ist die Einführung der Pflegeversiche- Wahl zum CDA-Bundesvorsitzenden. fordert die CDA ein „gesetzliches Vor- rung als fünfte Säule der Sozialversi- kaufsrecht für Belegschaften“. Dieses cherung im Jahr 1995 zurückzuführen Angela Merkel wird Bundeskanzlerin sollten die Arbeitnehmer in Anspruch – Norbert Blüm war zuständiger einer Großen Koalition. Forderungen nehmen können, falls deren Betriebe Bundesminister, Karl-Josef Laumann der CDA zum abschlagfreien Renten- veräußert, aufgelöst oder in Konkurs Berichterstatter im zuständigen eintritt nach 45 Beitragsjahren, zu gehen sollten. Im Rahmen der Gesund­ Bundestagsausschuss. Kurz vor der zusätzlichen Anstrengungen für ältere heitsreform wird der gesetzliche Abwahl der Regierung Kohl wird das Arbeitnehmer, zu besseren Vermö- Anspruch auf Pflegeurlaub und Pfle- 3. Vermögensbildungsgesetz – ein gensfreigrenzen für Transferempfän- gegeld in Kraft gesetzt. Die erbrachte weiterer Schritt hin zu einer „sozialen ger und zur Weiterbildung werden Pflegeleistung wird aufgewertet. Kapitalpartnerschaft“ verabschiedet. aufgegriffen.

Im Herbst 1989 fällt die Diktatur der 1998: Mit dem Verlust der Bundes- Zum Jahreswechsel 2005 / 2006 SED. Kurz drauf wird das erste und tagswahl verliert die Union mit der spricht sich Bundespräsident Horst einzige Mal in der DDR frei gewählt. Regierungsverantwortung auch wich- Köhler für die Mitarbeiterbeteiligung Der spätere Bundesvorsitzende der tige Gestaltungsspielräume. In der aus. Die CDA regt innerparteilich CDA , schon als Opposition ringen CDU und CSU um an, eine Kommission zum Thema Bürgerrechtler aktiv am Sturz des ihre Positionen zur Reform der Ge- Miteigentum einzusetzen – und hat SED-Regimes beteiligt, wird Abrüs­ sundheits- und Rentenversicherung, damit Erfolg. Das CDU-Gremium tungsminister. zum Arbeitsrecht und zur Tarifauto- unter Federführung von CDA-Chef nomie. In der Familienpolitik setzt Laumann bereitet einen konkreten Am 3. Oktober 1990 wird das Gebiet die CDA mit Erziehungsgehalt und Forderungskatalog vor. Die Sozialaus- der DDR mit dem sozialen Rechts- Familiengeld Akzente, die die CDU in schüsse kommen damit im Jahr ihres

staat Bundesrepublik Deutschland veränderter Form aufgreift, aber auch 60-jährigen Bestehens ihrer Vision, vereinigt. Als erste fordern der weiterentwickelt. eine Gesellschaft von Teilhabern CDA-Bundesvorsitzende Ulf Fink und zu schaffen, einen entscheidenden der Arbeitsminister Sachsen-Anhalts 2005 wird wieder ein erfolgreiches Schritt näher. Werner Schreiber einen „Aufbau-Pakt Jahr: Nach 39 Jahren Opposition wird Danny Dobmeier

Festschrift / 60 Jahre CDA 13 RAINER EPPELMANN

Wir sind das Volk – auch heute

Für Deutschland hatte mit dem Erkenntnis von der Notwendigkeit, Vollzug der Einheit eine neue Zeit nach 40 erfolgreichen Jahren in Poli- begonnen. Obwohl die meisten tik, Wirtschaft und Sozialstaat neue Westdeutschen wollten, dass nach Wege einzuschlagen. der Vereinigung möglichst alles so bleiben sollte, wie es zuvor gewesen Es gilt heute, die neuen Herausfor- ist, und die Ostdeutschen nichts derungen, die sich aus der deutschen sehnlicher wünschten, als dass es Einheit ebenso wie aus der Erweite- auch bei ihnen so werde, wie es 40 rung der Europäischen Union, der Jahre lang im Westen war, hat sich Globalisierung des Wirtschaftslebens, nicht nur Ostdeutschland, sondern dem Wandel der Industriegesellschaft auch der Westen der Bundesrepublik zur Dienstleistungs-, Wissens- und in den letzten Jahren grundlegend Informationsgesellschaft oder aus gewandelt. Das Koordinatensystem, in der notwendigen Reformierung der welchem man vor der friedlichen Re- sozialen Sicherungssysteme ergeben, Minister a.D., Ehrenvorsitzender der CDA, volution in der DDR gelebt hat, wurde gemeinsam anzupacken – in Ost und Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung durch ein völlig neues abgelöst. West. „Wir sind das Volk!“, riefen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. wir 1989, als wir uns in der DDR die Die Bürger Ostdeutschlands haben Freiheit erkämpften. Dies gilt heute Als wir 1989 in der DDR die SED seit 1989 lernen müssen, flexibel mit ebenso für ganz Deutschland: Wir alle davongejagt hatten und der Zug un- schnellem und umfassendem Wandel gemeinsam sind verantwortlich für aufhaltbar in Richtung Einheit rollte, zurechtzukommen. Sie mussten erfah- das, was in unserem Gemeinwesen war es mir als Minister der frei ge- ren, dass Veränderung der Normalfall passiert und deshalb müssen wir alle wählten DDR-Regierung unter Lothar ist, Stillstand dagegen die Ausnahme. gemeinsam daran arbeiten, unser de Maiziére ein wichtiges Anliegen, Doch auch die alte Bundesrepublik Gemeinwesen zu verbessern. Es geht den wirtschaftlichen Einigungspro- konnte nach der Vereinigung nicht un- um nicht weniger als um die zeitge- zess so sozialverträglich wie möglich verändert bleiben. Die Landschaften, mäße Gestaltung von Gegenwart und zu gestalten. So war es eine logische die Städte und die Menschen in Ost- Zukunft dieser Republik. Konsequenz meines bis dahin noch deutschland, die vorher aus westlicher recht jungen politischen Wirkens, als Sicht weitgehend Terra incognita und Angesichts tiefgreifender Verände- ich 1994 auf Bitten vieler Mitstreiter eher fremd waren, sind nun gleich- rungen sehe ich für mich eine zentrale in einer schwierigen Zeit den Vorsitz berechtigter Teil eines Ganzen. Und Aufgabe darin, die Menschen dafür zu der CDA mit Respekt vor der Aufga- so wirken sich die wirtschaftlichen sensibilisieren, aus der Vergangenheit be, aber gleichwohl frohen Herzens Schwierigkeiten in den neuen Ländern Lehren für die Zukunft zu ziehen, aber übernahm. Zu einem sozialen Aus- eben auch auf die Konjunkturdaten auch für Verständnis zu werben und gleich in der deutschen Vereinigungs- und den Wohlstand in Westdeutsch- Brücken zu bauen in unserer Gesell- gesellschaft beizutragen, war mir in land aus. schaft: zwischen Ost und West, zwi- einer Zeit des politischen, wirtschaft- schen arm und reich, zwischen oben lichen und gesellschaftlichen Wandels Nach und nach wuchs daher auch in und unten, zwischen Arbeitnehmern ein lohnendes Ziel. der westdeutschen Bevölkerung die und Arbeitgebern.

14 Festschrift / 60 Jahre CDA AZ_AOK_214x266_Beratung 04.04.2006 15:11 Uhr Seite 1

AOK. Wir tun mehr.

Wussten Sie schon, dass wir täglich mehr als 250.000 Gesundheitsfragen beantworten? Wenn es um die eigene Gesundheit geht, will man es ganz genau wissen. Deshalb bietet Ihnen die AOK viele Möglichkeiten, sich schnell und kompetent zu informieren. Mit einem dichten Netz von Geschäftsstellen, am Telefon oder auf www.aok.de sind wir immer in Ihrer Nähe. Nicht umsonst heißt die AOK „Die Gesundheitskasse”. DR. HORST SEEHOFER

Eine zukunftsorientierte Sozialpolitik braucht christliche Maßstäbe

von Leistungsempfängern finanzieren. für andere, als Ausdruck von Humani- Die wirtschaftliche Stagnation führt tät und Verantwortungsgemeinschaft zu Steuerausfällen, aber die steuerfi- beinhaltet sie die Unterstützung nanzierten Sozialausgaben steigen zu derer, die sich selbst nicht helfen Lasten der Zukunftsinvestitionen. können. Aber: Wer sich selbst hel- fen kann, aber nicht will, darf keine Die Menschen in unserem Land sehen Sozialleistungen erhalten. Anspruch die Notwendigkeit von Reformen ein. auf Sozialleistungen darf nur haben, Sie sind aber existenziell berührt, was wer sich selbst helfen will, dies aber ökonomisch und sozial in unserem nicht kann. Sozialmissbrauch und Bundesminister für Ernährung, Landwirt­ Land stattfindet. Die Menschen ha- Mitnahmeeffekte müssen konsequent schaft und Verbraucherschutz, Vorsitzender ben Sehnsucht nach geistiger Orien- eingedämmt werden! der CSA, MdB. tierung, nach Maßstäben und nach Die solidarische Gesellschaftsordnung einem klar definierten Menschenbild. Soziale Marktwirtschaft: Wir brau- der letzten 50 Jahre ist das Funda- chen eine Leistungs- und Wettbe- ment für den erfolgreichsten Weg der Die christliche Arbeitnehmerschaft werbskultur. Leistungsanreize sind Deutschen, den sie in ihrer Geschich- hat diese Orientierung: Das christ- keine Gegensätze zu mehr sozialer te zurückgelegt haben. Eine hohe liche Menschenbild mit den Prinzipien Sicherheit. Ohne spürbare Anreize wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und Subsidiarität und Solidarität und die zur Anstrengung verliert jede Ge- ein hohes Maß an sozialer Sicherheit Idee der Sozialen Marktwirtschaft sellschaft die Kraft zur Solidarität. und Gerechtigkeit sind zu wichtigen sind unsere Maßstäbe. Diese müssen Deshalb brauchen wir keine leistungs- Bestandteilen unserer nationalen wir den Menschen vermitteln und in feindliche Nivellierung, sondern Wett- Identität geworden. Unser Sozialstaat der Politik zur Geltung bringen. Auf bewerb und Aktivierung. Leistungs- trägt zum inneren Frieden bei und ist dieser Grundlage müssen wir die Sozi- orientierung ist die unabdingbare gelebter Ausdruck der notwendigen alpolitik zukunftsorientiert gestalten. Voraussetzung für ein wettbewerbs- Solidarität mit den Bedürftigen. fähiges Deutschland. Nur ein leis- Subsidiarität: Die Menschen müssen tungsorientiertes Volk kann dauerhaft Gleichwohl besteht kein Zweifel, dass mehr Eigenverantwortung und Eigen- solidarisch sein. Der Staat muss dazu wir an einem Wendepunkt in der So- vorsorge übernehmen. Wir müssen Bürokratie abbauen und sich aus eini- zialstaatsentwicklung angelangt sind: Berufseinsteigern deutlich machen, gen Bereichen zurückziehen. Die hohe Dauerarbeitslosigkeit und was auf sie zukommt. Sie können sich der Verlust an sozialversicherungs- nicht mehr vollständig auf die soli- Auf dem Weg zum Sozialstaat der pflichtigen Arbeitsplätzen verdoppeln darische Absicherung verlassen. Die Zukunft müssen wir so nach einer mit Beitragsmindereinnahmen und Absicherung der großen Risiken bei Gesellschaftsordnung streben, bei Anstieg der Leistungsausgaben die Gesundheit, Alter und Pflege muss der der Mensch das Maß der Dinge ist Finanzierungsprobleme der sozi- bleiben. Wir müssen aber Abschied und nicht das Kapital. Dafür tritt die alen Sicherungssysteme. Aufgrund nehmen von einer Vollkaskomentali- Christlich-Demokratische Arbeitneh- unserer demografischen Entwicklung tät, um den unverzichtbaren Kern des merschaft Deutschlands (CDA) seit 60 müssen in Zukunft immer weniger Sozialstaats zu bewahren. Solidarität: Jahren ein. Zu diesem Jubiläum gratu- Beitragszahler eine wachsende Zahl Als Ausdruck der Mitverantwortung liere ich der CDA ganz herzlich.

16 Festschrift / 60 Jahre CDA PROF. DR. MARIA BÖHMER

Frauenleben sind vielfältig, Frauenrenten leider nicht

Als sich im Jahr 1945 christliche und Erwerbstätigkeit hat sich stark Arbeitnehmervertreter zusammen- verändert. Schon heute sind 64,4 % schlossen, um einheitliche Gewerk- aller 15- bis 64-jährigen Frauen mit schaften und die CDU mitzubegrün- minderjährigen Kindern im Haushalt den, hatten sie die Vision, Brücken erwerbstätig, fast zwei Drittel (61 %) zu bauen – zwischen christlichem davon in Teilzeitarbeitsverhältnissen. Menschenbild und sozialer Verant- wortung, zwischen Arbeitgeber und Mit der Vielfalt der Familienformen Arbeitnehmer, zwischen Ost und hat sich auch das Leben der Kinder West. Auch heute, sechzig Jahre nach geändert. Große Aufmerksamkeit ihrer Gründung, ist die Christlich-De- verdient der Anstieg der Kinderarmut mokratische Arbeitnehmerschaft das in Deutschland. Besonders betrof- soziale Bindeglied innerhalb der CDU. fen sind hierbei die unter 5-jährigen. Während die Armutsrate im Jahr 1984 Die Wegmarken erfolgreicher CDA- noch bei 15,5 % lag, stieg sie bis 2003 Politik sind zugleich Wegmarken auf 23,8 % an. Mehr als die Hälfte der Frauen Union dieser Kinder und Jugendlichen lebt in Alleinerziehendenhaushalten. Hier Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Der Rückblick macht deutlich, wie gilt es, den Kreislauf zu durchbre- Vorsitzende der Frauen Union der CDU, MdB. viele Brücken die Visionäre von chen, indem wir die Vereinbarkeit von einst und ihre Nachfolger bis heute Familie und Beruf für die Alleinerzie- leisten. Gemeinsam haben wir gegen gebaut haben und welche eindrucks- henden und die Bildungschancen der die daraus resultierende Altersarmut vollen Spuren sie dabei gerade in Kinder und Jugendlichen verbessern von Frauen gekämpft. der Arbeitswelt hinterlassen haben. und ihnen damit die Chance zur sozi- Die Gleichbehandlung von Frau und alen Teilhabe ermöglichen. Dies gilt Erst in den 80er und 90er Jahren wur- Mann hat die CDA dabei stets im insbesondere für Kinder und Jugendli- den auf Initiative der Union wichtige Blick gehabt. Im Schulterschluss mit che mit Migrationshintergrund. Gesetze zur sozialen Absicherung von der Frauen Union konnte deshalb Frauen verabschiedet: Das Gesetz zur gemeinsam viel auf den Weg gebracht Frauen wollen sich frei entscheiden, Neuordnung der Hinterbliebenen- werden, um die Situation der Frauen für Beruf oder Familie oder für beides, rente, zur Anerkennung von Kinder- und ihrer Familien zu verbessern. ohne dadurch Einbußen bei der erziehungszeiten und Pflegezeiten in sozialen Sicherung im Alter zu haben. der gesetzlichen Rentenversicherung Frauen leben länger – aber wovon? Das bedeutet: Frauen brauchen ein sowie die Gewährung von Erziehungs- Altersvorsorge-Konzept, das wirklich geld und Erziehungsurlaub für Mütter Wie wichtig dieses gemeinschaftliche zu ihrer ganz persönlichen Situation und Väter. Nicht locker gelassen Engagement war und noch heute ist, passt, nichts von der Stange. Doch die haben wir in der Frauen Union, als zeigt der Blick zurück: Die Lebensent- eigenständige Alterssicherung von die rot-grüne Regierung 2001 die würfe von Frauen sind heute vielfäl- Frauen stand lange im Missverhältnis Witwenrente, die nicht erwerbstätige tiger und bunter als noch vor 60 Jah- zu ihrem gesellschaftlichen Beitrag, Frauen absichert, abschaffen wollte. ren. Das Verhältnis von Familienarbeit den sie durch die Kindererziehung 2004 haben wir uns erfolgreich für

Festschrift / 60 Jahre CDA 17 PROF. DR. MARIA BÖHMER

Unisex-Tarife in der staatlich geför- Maße an den vielfältigen Lebens- und deshalb beitragsfrei sind, die volle derten Riester-Rente eingesetzt. Das Erwerbsbiografien von Frauen orien- steuerliche Anerkennung des Privat- Schlagwort „Altersarmut ist weiblich“ tieren. Im Koalitionsvertrag ist daher haushaltes als Arbeitgeber, eine wirk- stimmt heute nicht mehr. Aber wir festgeschrieben, dass die Kinderzu- lich familienfreundliche Arbeitswelt müssen wachsam bleiben, denn die lage für die ab 1.1.2008 geborenen für Mütter und Väter, eine wirksame steigende Lebenserwartung und die Kindern von 185 Euro auf dann 300 Familienförderung orientiert an dem absehbare Absenkung des Rentenni- Euro jährlich angehoben wird, um die französischen Beispiel der Familien- veaus werden sich für Frauen proble- private Altersvorsorge von Müttern kasse, die Förderung der Erziehungs- matischer auswirken als für den so und Vätern zu stärken. kompetenz der Eltern. Kurz gesagt: genannten „Eckrentner“. Deutschland muss zu einem echten Ebenso wichtig wird es sein, die Ver- Familienland werden. Die Herausforderungen von heute einbarkeit von Erwerbstätigkeit und Familie zur vordringlichen Aufgabe Mein Appell an Sie kann nur lauten: Es ist der bleibende Verdienst von zu machen. Wir können es uns nicht Lassen Sie uns auch in Zukunft an CDA und Frauen Union gemeinsam, mehr leisten, dass beruflich gut quali- einem Strang ziehen. Die Erfolge in Schulter an Schulter, die Weichen für fizierte Frauen auf Kinder verzichten. der Vergangenheit haben es gezeigt: eine zukunftsgerichtete Frauen- und Es fehlt trotz aller Anstrengungen an Gemeinsam können wir Kompetenzen Familienpolitik gestellt zu haben. Wir geeigneten Rahmenbedingungen: Wir nutzen, Positionen vermitteln und Brü- sind noch lange nicht am Ende un- brauchen ein für alle Altersstufen der cken zu den unterschiedlichsten gesell- seres Weges angekommen und stehen Kinder geeignetes ganztägiges Be- schaftlichen Gruppen und Instituti- vor neuen Herausforderungen. Die Al- treuungsangebot, Kindergärten, die onen bauen. Für eine sozial gerechte terssicherung muss sich im stärkeren als Orte der frühkindlichen Bildung und partnerschaftliche Gesellschaft.

60 Jahre CDA!

Zum Jubiläum gratulieren wir herzlich und wünschen weiterhin viel Erfolg. SIGNAL IDUNA Gruppe, www.signal-iduna.de, Service-Nr. (0180) 3 330 330.

Gut zu wissen, dass es SIGNAL IDUNA gibt. MICHAEL SOMMER

Menschenwürdige Arbeit

Der Einsatz neuer Technologien, Menschen und Frauen und Männer andere Arbeitsabläufe und neue über 50 Jahre vom Arbeitsmarkt betriebswirtschaftliche Steuerungs- zunehmend ausgeschlossen werden, und Managementkonzepte haben die sehen sich Beschäftigte verstärkt den Arbeitswelt weit reichend verändert. Forderungen der Arbeitgeber nach Der „Strukturwandel der Arbeit“ Arbeitszeitverlängerungen und mehr drückt sich auch in der anhaltend ho- Flexibilität gegenüber. Zudem werden hen Arbeitslosigkeit bei zunehmender sie durch die Androhung von Stand- Langzeitarbeitslosigkeit aus. ortverlagerungen massiv unter Druck gesetzt. Auf der einen Seiten steht Die Arbeitsverhältnisse haben sich die Entwertung von Qualifikationen vervielfältigt. Neben der Vollzeit- exi- und Menschen durch lang anhaltende stieren Teilzeitbeschäftigung sowie Arbeitslosigkeit, auf der anderen befristete Beschäftigung. Zudem führen Leistungsverdichtung, Arbeits- haben prekäre Beschäftigungsverhält- zeitverlängerungen und Arbeitsplatz- nisse in der Form von Leiharbeit und angst auf Dauer zu gesundheitlichen Niedriglohnjobs zugenommen und Störungen und Beschädigungen der sind Mobilitäts- und Flexibilisierungs- Würde des Einzelnen. Beide Seiten anforderungen angestiegen. Gleich- haben gemeinsam, dass Menschen zu Bundesvorsitzender des Deutschen Gewerk- zeitig kennzeichnet eine rückläufige Objekten des Arbeitsmarktes werden. schaftsbundes (DGB). Lohnquote die veränderte Arbeits- welt. Nicht alles ist gerecht und men- Möglichkeit, seine Fähigkeiten mitbe- schenwürdig, was Arbeit schafft stimmend einzubringen und weiter zu Zudem werden die Gültigkeit von entwickeln. Dies gilt für Beschäftigte Flächentarifverträgen zugunsten Für den DGB und seine Mitglieds- und für zu Beschäftigende. Zu einer betrieblicher Regelungen permanent gewerkschaften gilt der Zugang zur humanen, am Individuum orientierten in Frage gestellt, der Konkurrenzdruck Erwerbsarbeit in Deutschland weiter- Arbeitsgestaltung gehört auch, dass zwischen Beschäftigten und Erwerbs­ hin als zentraler Indikator für Gerech- Beruf und Familie für Frauen und losen durch verschärfte Zumutbar­ tigkeit. Dabei ist allerdings nicht alles Männer miteinander vereinbar sind. keitskriterien erhöht sowie der Nied­ gerecht und menschenwürdig, was riglohnsektor zur Reduzierung der Arbeit schafft. Menschenwürdige Ar- Die Schaffung von menschenwür- Arbeitslosigkeit weiter ausgebaut. beit bedeutet nicht nur die Sicherung digen Arbeitsbedingungen ist von der Existenz des Beschäftigten durch je her Zweck und Ziel gewerkschaft- Vor diesem Hintergrund stellt sich eine gute Bezahlung. Sie muss zudem lichen Handelns gewesen. Dies haben die Frage nach menschenwürdiger die Gesundheit und Lebensqualität Gewerkschaften mit der christlichen Arbeit in zweierlei Hinsicht: Wie fördern. Soziallehre gemeinsam. Mit Unter- sieht die Arbeit der Beschäftigten nehmern, Arbeitgebern, aber auch konkret aus und welche Arbeit wird Um die Würde des Einzelnen zu Ökonomen und Politiken, die im Men- den Beschäftigung Suchenden an- schützen und ihr Raum zur Entfaltung schen nur eine Kostenstelle sehen, ist geboten? Während vor allem junge zu geben, braucht der Einzelne die dies nicht zu verwirklichen.

Festschrift / 60 Jahre CDA 19 MATTHÄUS STREBL

Der DGB engagiert sich daher gemeinsam mit gesellschaftlichen Herausforderungen annehmen Gruppen, die sich auf den Schutz der Würde des Menschen verpflichten, die Arbeit und soziale Gerechtigkeit in das Zentrum ihrer Bemühungen stellen. sozial gerechten Konzepten dauerhaft erfolgreich gestalten können. Dabei Der DGB setzt sich konkret dafür ein, bedürfen gerade die Leitgedanken dass der Anspruch von Arbeitneh- der christlichen Soziallehre – Sub- merinnen und Arbeitnehmern auf sidiarität, Solidarität, Gemeinwohl gerechte Teilhabe an der Erarbeitung und Gerechtigkeit – engagierter und und der Verteilung des Wohlstands durchsetzungsstarker Verteidiger. sowie ihrer Erwartungen an Selbst- und Mitbestimmung in Arbeitswelt Ein solcher durchsetzungsstarker und Gesellschaft anerkannt wird. Zu- Verteidiger ist die CDA. Als sozi- dem muss der Sozialstaat so gestaltet ale Stimme der CDU hat sie in den werden, dass auch vor dem Hinter- vergangenen Jahrzehnten ebenso grund des globalen wirtschaftlichen engagiert wie erfolgreich die Inte- Wandels und den damit verbundenen ressen der Arbeitnehmerinnen und Herausforderungen der soziale Schutz Arbeitnehmer vertreten und einen des Einzelnen im Alter, vor Krankheit wichtigen Beitrag für ein soziales und vor Arbeitslosigkeit gewährleistet Gleichgewicht in der Gesellschaft ist. geschaffen. Bundesvorsitzender des Christlichen Ge- Menschen müssen trotz dieser werkschaftsbundes (CGB). Ob in den Fragen der Sozial- und Ar- existenziellen Risiken weiterhin im beitsmarktpolitik, von Arbeitnehmer- gesellschaftlichen Leben integriert Zu dem 60. Jubiläum des Bestehens rechten und der Tarifautonomie – die bleiben und dürfen nicht ins soziale der Christlich-Demokratischen Arbeit- CDA war und ist eine unverzichtbare Abseits rutschen. Menschenwürdige nehmerschaft Deutschlands möchte Stütze des sozialen Miteinanders in Arbeit setzt auch voraus, dass allen ich Ihnen im Namen des Christlichen Deutschland. Menschen unabhängig von Status, Gewerkschaftsbundes Deutschlands Ausbildung und Einkommen der Eltern meine allerherzlichsten Grüße und Solidarität und soziale Gerechtigkeit der Zugang zu Bildung und Ausbil- Wünsche übermitteln. entstehen nicht von selbst. Beides dung ermöglicht wird. Nur durch braucht Menschen, die sich dafür eine gute Bildung wird der Einzelne Unser Sozialstaat steht vor großen einsetzen, und eine Idee, die sie befähigt, den Wandel von Arbeits- Herausforderungen: Die Erkenntnis verbindet. Möge die CDA daher auch markt, Wirtschaft und Gesellschaft und die Einsicht in die Notwendigkeit in Zukunft wachsen, blühen und mitzugestalten. von Reformen ist in unserem Land gedeihen und damit dafür sorgen, stetig gewachsen. Sie ist so groß wie dass der soziale Ausgleich bei aller Wie ernst es eine Gesellschaft mit der nie. Deshalb muss es uns jetzt darum Reformnotwendigkeit nicht aus den im Grundgesetz verankerten Würde gehen, die soziale Marktwirtschaft auf Augen verloren wird. In diesem Sinne des Menschen nimmt, wird sich letzt- die globalen Herausforderungen der wünsche ich der CDA eine langjährige endlich daran zeigen, inwieweit es ihr Gegenwart und der Zukunft einzustel- Fortsetzung ihrer Erfolgsgeschichte gelingt, auch weiterhin menschenwür- len. Diesen Reformprozess werden wir für die Interessen der Arbeitnehmer dige Arbeitsplätze zu schaffen. nur mit ausgewogenen und vor allem und Arbeitnehmerinnen.

20 Festschrift / 60 Jahre CDA PETER HEESEN

Die CDA hat Großes geleistet

Zum 60-jährigen Bestehen gratuliere zichtbare Funktion ausüben. Die CDA ich der CDA, der Christlich-Demo- hat es stets vermieden, die Rolle der kratischen Arbeitnehmerschaft, sehr Gewerkschaften auf die des reinen herzlich! Tarifpartners zu reduzieren. Vielmehr unterstützt die CDA unser soziales Seit ihrer Gründung im Jahr 1945 als und gesellschaftliches Engagement. Zusammenschluss der christlichen Gewerkschaftler der Weimarer Diese Unterstützung ist notwendig: Republik setzt sich die CDA für die Wir beobachten derzeit eine verstärk­ Berücksichtigung von Arbeitnehmer- te Erosion der sozialen Verantwor- interessen in der CDU ein. Besonders tung der Wirtschaft gegenüber ihren für die Gewerkschaftslandschaft der Beschäftigten. Obwohl die Gewinne noch jungen Bundesrepublik hat die der meisten DAX-notierten Konzerne CDA Großes geleistet, indem sie sich im Jahr 2005 wie nie zuvor sprudelten, von Beginn an für eine partnerschaft- müssen die Beschäftigten nicht nur liche Wirtschaftsordnung eingesetzt immer härter um ihre Beteiligung am hat, in der Mitbestimmung und Mit- wirtschaftlichen Erfolg und um ihre Bundesvorsitzender des Deutschen Beam- beteiligung den scheinbaren Konflikt Rechte kämpfen, sondern immer häu- tenbundes (dbb). zwischen Kapital und Arbeit überwin- figer auch um ihre Arbeitsplätze. Hier den konnte. ist die CDA gefordert, sich noch stär- tet damit langfristig die Grundlage ker als bisher zu engagieren, um das des wirtschaftlichen Erfolges und Tarifautonomie, Betriebsverfassungs- wachsende Missverhältnis zwischen bringt den sozialen Frieden in Gefahr. und Personalvertretungsgesetz, Wirtschaftsinteressen und Arbeit- Ähnliches gilt für den öffentlichen Kindergeld, Vermögensbildung in nehmerrechten wieder in Einklang zu Dienst, der als Motor des Staates Spit- Arbeitnehmerhand, Lohnfortzah- bringen. zenleistungen erbringt, und der einen lung im Krankheitsfall, Erziehungs- Anspruch auf gleiche Behandlung wie geld und Erziehungsurlaub sowie Zu Recht tritt die CDA dafür ein, die die Menschen in der Privatwirtschaft die Pflegeversicherung sind soziale Beschäftigten stärker am Unterneh- hat. Auch hier drohen kurzfristig Errungenschaften, die aus unserer menskapital zu beteiligen und ihre angestrebte Sparmaßnahmen die modernen Gesellschaft nicht mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit zu Zukunftsfähigkeit des öffentlichen wegzudenken sind und an deren stärken. Die Manager müssen sich Sektors zu beeinträchtigen. Dieser Gestaltung die CDA maßgeblich vor Augen halten: Traumbilanzen sind Entwicklung tritt die CDA, gestützt mitgewirkt hat. Im Bemühen um den ohne motivierte Beschäftigte nicht durch die Arbeitsgemeinschaft Christ- Ausgleich zwischen Arbeitgeber- und möglich. Die Mitarbeiterinnen und lich-Demokratischer Gewerkschafter Arbeitnehmerinteressen ist die CDA Mitarbeiter haben einen Anspruch auf im dbb, entgegen. Sie weiß, dass die eng und in kritischer Solidarität mit Beteiligung am Unternehmenserfolg. Qualität des Wirtschaftsstandortes den Gewerkschaften verbunden, die Deutschland von der Qualität seines als Tarifvertragsparteien und Partner Wer unter dem Vorbehalt von Kosten- öffentlichen Dienstes abhängt. Dafür in der sozialen Selbstverwaltung des druck und Globalisierungszwängen sage ich ausdrücklich Dank und Aner- deutschen Sozialstaats eine unver- wahllos Mitarbeiter entlässt, vernich- kennung.

Festschrift / 60 Jahre CDA 21 ELMAR BROK

Globalisierung gestalten – Europa als sozialer Akteur

politisch oft nicht in der Lage, alleine halt verpflichtet. Mit der Verfassung in der Welt erfolgreich zu sein. Ein wird dies noch deutlicher und diffe- enger Zusammenschluss der euro- renzierter festgeschrieben. Damit päischen Staaten ist daher auch zum entwickelt sich die EU nicht nur zu Erhalt unseres sozialen Standards nur einer politischen Union, sondern vor folgerichtig und sinnvoll. allem auch zu einer Union der Bürger. Die Stärkung benachteiligter Regi- Deshalb haben wir dort, wo es für alle onen und Bevölkerungsgruppen wird einen Mehrwert gibt, auch gemein- durch den Sozial- und Strukturfonds same Standards gesetzt – etwa beim sichergestellt. Arbeitsschutz, in Teilen der Sozialpo- litik und im Umweltschutz. Mindest- Auch in der Gesetzgebung hat sich standards überfordern die weniger gezeigt, dass die Angst vor zuneh- leistungsstarken Länder nicht; sie mender sozialer Ungerechtigkeit nicht sorgen aber für einen Verbraucher- gerechtfertig ist. So hat das Europä- schutz auf höherem Niveau und ische Parlament die Dienstleistungs- tragen dazu bei, die Unterschiede richtlinie, die in ihrer ursprünglichen zwischen den Mitgliedstaaten zu Version zu sozialen Verwerfungen verringern. Dies fördert den Handel geführt hätte, in den entscheidenden Vorsitzender der Europäischen Union Christ- untereinander, steigert die internatio- Punkten abgeändert. Das Arbeits- lich-Demokratischer Arbeitnehmer, MdEP. nale Wettbewerbsfähigkeit und senkt recht, die Sozial- und Gesundheits- die Abhängigkeit von der Weltwirt- dienste sowie die Dienste von allge- Die EU steht oft in der Kritik sozialer schaft. Dem deutschen EU-Nettobei- meinem Interesse sollen nunmehr von Kälte. Die Globalisierung verstärkt trag von 7,1 Mrd. Euro steht so ein der Richtlinie ausgenommen werden. diesen Trend. Die mit ihr einherge- EU-weiter Handelsbilanzüberschuss Das Land, in dem eine Dienstleistung henden Veränderungen erzeugen von 123 Mrd. Euro gegenüber und erbracht wird, erhält gegenüber dem dort, wo das Handeln der Politik mit diesem mehr Einnahmen für die ausländischen Unternehmen das un- abstrakt und unverständlich bleibt, Unternehmen, mehr Arbeitsplätze eingeschränkte Kontroll- und Überwa- Ängste und Ablehnung bei den Men- und mehr Steuereinnahmen. Nur 10% chungsrecht. schen, wie etwa im Falle der Dienst- der Wertschöpfung werden außerhalb leistungsrichtlinie. Dabei wird leider von EU-Standards auf dem Weltmarkt Was wir zur Gestaltung der Zukunft zu häufig übersehen, dass die EU generiert. brauchen, ist eine Politik, die den nicht das Problem, sondern ein Teil Menschen ehrlich vermittelt, dass der Lösung ist: Die EU ist eine Ant- Dabei wurde den sozialen Rechten bei der Sicherung sozialer Standards wort auf die Herausforderungen, vor ein fester Platz eingeräumt. Über die offene Märkte gut und wichtig sind. welche die Globalisierung alle Staaten Verträge und die Sozialcharta von Das europäische Sozialmodell, die Europas gemeinsam stellt. 1989 ist die EU auf ein hohes Be- Verknüpfung von Wettbewerb und schäftigungsniveau, ein hohes Maß Solidarität, ist unser Weg, Wachstum, Selbst ein Land der Größe Deutsch- an sozialem Schutz sowie den wirt- Beschäftigung und sozialen Zusam- lands ist heute wirtschaftlich und schaftlichen und sozialen Zusammen- menhalt dauerhaft zu sichern.

22 Festschrift / 60 Jahre CDA SA Soz Ordnung_M7 30.03.2006 16:13 Uhr Seite 1 done by WE done by DO

Bandscheibe: www.fuer-eine-gesunde-zukunft.de „Was, wenn bei mir mal etwas vor- fällt? Werde ich auch in Zukunft gut behandelt?“

Fingergelenk:

„Entspann dich! Gemeinsam sichern gesetzliche und private Krankenversicherung die medizinische Ver- sorgung. Die Privatpatienten stärken unser Gesundheits- system, indem sie für viele Leistungen höhere Preise und Arzthonorare zahlen. Dadurch können jedes Jahr mehrere Milliarden Euro* zusätzlich in fortschrittliche Be- handlungsmethoden und moderne Geräte investiert werden.“

*Ausführliche Informationen zu den Mehrzahlungen der Privatpatienten finden Sie unter www.fuer-eine-gesunde-zukunft.de/studie Für eine gesunde Zukunft INGRID SEHRBROCK

60 Jahre CDA – ein persönlicher Rückblick auf 30 Jahre

Und überhaupt, Arbeiter und Aka- unter Mitgliedern, seien sie Männer demiker mussten sich zusammen- und Frauen im Blaumann und im Kittel tun, um diese Welt zu verändern. oder Minister und Generalsekretäre. Der Spontispruch „Gerechtigkeit ist Natürlich war die CDA damals nicht machbar, Herr Nachbar“ war zwar frei von Klüngel und Deals, in einigen nicht unbedingt das Motto unserer Landesverbänden mehr, in anderen Mitglied im geschäftsführenden Bundesvor- Initiativen, aber dass Arbeitsbedin- weniger – und das gilt bis heute. Es stand des DGB, stellvertretende Bundesvor- gungen von Menschen gemacht, also überwog und überwiegt aber der sitzende der CDA. auch veränderbar sind, davon waren kollegiale Umgang, nicht nur das. 1975 – wir waren Studenten - und die wir überzeugt. Eine Veranstaltung zur Christlich-sozial zu sein war keine Frage beschäftigte uns, wie die Ar- Humanisierung der Arbeitswelt, orga- Sprechblase. beitswelt humanisiert werden muss. nisiert von uns Neumitgliedern in der Ich hatte immerhin eine Lehre ge- CDA, sollte nach innen in die Partei Lutz Esser, langjähriger Schriftleiter macht und sieben Jahre Erfahrungen wirken und nach außen. In der Partei der „Sozialen Ordnung“ und kreativer in der Arbeitswelt gesammelt, aber mahnten wir eine Streitkultur an. Der Kopf, stellte diese Rückbindung an meine Kollegen kannten bestenfalls Kompromiss sollte am Ende stehen. Grundsätze immer wieder her in Pro- Ferienjobs als SchülerInnen oder Ar- grammen, die oft in Kneipen entstan- beit in den Semesterferien. Dennoch Was hatte uns – alle im JU-Alter den. Unter die Leute gemischt und im ging es uns darum, mit den Arbeitern – dazu gebracht, in die CDA einzu- Gespräch mit Menschen, die gerade und Angestellten die Arbeitswelt zu treten? Eine anspruchsvolle Veran- vorbeikamen, brachte er neue Ideen revolutionieren. staltung mit der Philosophisch-The- zu Papier und diskutierte sie gleich ologischen Hochschule St. Georgen mit den Adressaten der Politik, den Wir wollten kürzere und flexible Ar- in Frankfurt am Main zum Thema Kneipenbesuchern. Christlich-sozial beitszeiten, den gleitenden Ausstieg „Pluralisierung“, damals noch mit Os- hieß auch Hilfe für Kolleginnen und aus der Erwerbsarbeit in die Rente, wald von Nell-Breuning. Dazu gehörte Kollegen in persönlichen Notlagen, wir wollten Familie und Beruf lebbar auch die Entdeckung der Katholischen auch solche, in die sich diejenigen machen, für Kindererziehung ohne Soziallehre, ein Klima der Offenheit, durch eigenes Verschulden gebracht (größere) Risiken aus der Erwerbstä- der Bereitschaft über den Tellerrand hatten. Das war Markenzeichen mei- tigkeit aussteigen und garantiert wie- der Anforderungen des politischen ner, der hessischen CDA. der einsteigen können. Die Beschäfti- Alltags hinaus zu sehen, Politik an gungsbedingungen mussten auf den Grundorientierungen und an Werten Als junge Menschen hatten wir auch Prüfstand. Die Halbgötter in Weiß in zu verorten, sich nicht von Sachzwän- manches zu lernen, was die Älteren, den Kliniken sollten runter von ihrem gen knebeln zu lassen, Visionen zu meist nicht akademisch Gebildeten, Sockel. Das Pflegepersonal sollte entwickeln. Das alles fanden wir zum nämlich Betriebsräte und manche mehr Kompetenzen, Verantwortung Teil schon als Forderungen in dieser Parlamentarier drauf hatten. Dass und Mitsprache bei der Arbeitszeit- Organisation vor oder sie schienen es nicht genügt, einen Beschluss zu gestaltung bekommen, Hierarchien uns möglich in und mit der CDA. fassen, der die Welt revolutionieren sollten abgebaut werden. Rücksicht soll und ihn der Presse zu verkaufen. auf die Bedürfnisse von PatientInnen Dazu ein menschenfreundlicher Um- Dies war mit Hilfe der „Frankfurter war gefragt. gang miteinander, das kollegiale „Du“ Rundschau“ nicht so schwer. Aber wie

24 Festschrift / 60 Jahre CDA INGRID SEHRBROCK

konnte man in der Partei und in den die Auseinandersetzung mit vielen Bundesländern. Aber Aufbruch und Parlamenten Mehrheiten gewinnen fortschrittlichen Ansätzen, die vor uns Ausverkauf lagen nah beieinander. für das, wovon man überzeugt war? noch keiner so ausgesprochen hatte. Westdeutsche Investoren diktierten Auf Kreisparteitagen die „reine Lehre“ Die Wahlfreiheit für Familie und/oder Bedingungen und übernahmen Teile zu vertreten, war schon mühsam Beruf wurde zwar postuliert, aber großer Betriebe nur, wenn die Beleg- genug und oft nicht erfolgreich. Und Frauen, die sich für den Beruf ent- schaft „frauenfrei“ war. Wer hätte das es war schwierig, auch nur einen Fuß schieden und keine Kinder (oder auch in der alten Bundesrepublik gewagt? in die Tür der parlamentarischen keinen Partner) hatten, sahen sich Betriebsräte wurden Abwickler des ei- Gremien zu bekommen. Die Mühen zum Teil recht unfein von älteren Kol- genen Betriebs. Gleichwohl überwog der Ebene hatten wir unterschätzt. legen argumentativ unter der Gürtel- bei uns Westdeutschen das Staunen Die Kunst, Menschen für Überzeu- linie getroffen. Mütter wurden gegen über neue Möglichkeiten, die vielen gungen und Konzepte zu gewinnen, Nichtmütter ausgespielt. Trotzdem Kontakte, der Erfahrungs- und Infor- beherrschten die Älteren besser. Was hat dann die CDA als erste Vereini- mationsaustausch; das Gefühl, mitten uns Jungen als faule Kompromisse er- gung in der CDU eine Frauenquote drin zu sein im Buch der Geschichte. schien, war die hohe Kunst der Politik. beschlossen. Außerdem wurde die Und nicht nur das: Wir schrieben auch Satzung geschlechtsneutral formu- an den neuen Seiten kräftig mit. Unvergessen meine erste CDA-Bun- liert, der Frauenanteil in Vorständen destagung in Hannover 1977. Kampf- und auf Listen systematisch gestei- Mein Verhältnis als CDA-Mitglied kandidatur von Norbert Blüm gegen gert und darüber Bilanz gezogen. zu den Gewerkschaften? 1976 kam Hans Katzer, klar, dass ich für Blüm Mit dem Fall der Mauer lernten wir, ich zur Gewerkschaft Handel Ban- war. Aber es war auch spannend, mit dass Magdeburg nicht aus der Welt ken Versicherungen (HBV) und fand all denen diskutieren zu können, die man aus den Medien kannte. Und es war die Atmosphäre auf der Tagung: kämpferisch, selbstbewusst, fort- schrittlich, optimistisch, menschen- freundlich. Unvergessen auch die Krefelder Bundestagung 1979 mit den Beschlüssen zur Zukunft der Arbeit – vieles davon ist noch unerledigt.

Für die Frauenpolitikerinnen war ohne Zweifel die Mannheimer Bundesta- gung 1981 zur „Sanften Macht der Familie“ ein historisches Datum. Gut Hans Katzer war 14 Jahre CDA-Vorsitzender. Die Mannheimer Bundestagung 1981 lieferte gemeint, mit wichtigen Impulsen, Ingrid Sehrbrocks CDA-Eintritt fiel in diese Zeit. heiße Debatten um die Emanzipation der Frau. aber in einem aufgeheizten Klima diskutiert, mit einer frauen- und ist. Von Königswinter nach Ruhla in den Einstieg in die Arbeit nicht. familienpolitisch eher traditionell Thüringen konnte man an einem Tag Denn so richtig interessierte sich positionierten CDA, die noch nicht fahren, zur Not auch wieder zurück. niemand für das Neumitglied. Später reif war für eine nüchterne, sachliche Ein nie da gewesener Aufbruch in in der Gewerkschaft Erziehung und und unvoreingenommene Sicht auf neue Zeiten begann: Es gab Kontakte Wissenschaften(GEW) schien es mir die Lage der Frauen. Der Streit um zu Betrieben und Schulungen von so, als müsste ich erst beweisen, dass den Programmsatz „Mutterarbeit BetriebsrätInnen, CDAler wurden Christdemokraten keine U-Boote in ist mehr als Erwerbsarbeit“ verbaute Referenten und Minister in den neuen den Gewerkschaften sind, sondern

Festschrift / 60 Jahre CDA 25 INGRID SEHRBROCK

sich wirklich für die Belange von unterstützt. Andererseits waren die gut. Wer in den Gremien der CDA und ArbeitnehmerInnen einsetzen. Als CDA-Frauen in Hessen selbst den der Gewerkschaften sitzt, findet kaum Schulgruppenvorsitzende der GEW GEW-Frauen um Längen voraus, als gravierende Unterschiede bei den und zeitweise Personalratsvorsitzen- es um die Frage der Übernahme von Argumenten. Doch die ideologische de meiner Schule fand ich mich als Leitungsfunktionen ging, nicht nur Prägung macht den Unterschied. „Schwarze“ in einer DGB-Gewerk- in Schulen. Hier hatte mich Irmgard Christdemokraten verlangen vom schaft so richtig zwischen den Stüh- Blättel vom DGB-Bundesvorstand Einzelnen immer Verantwortung ab len: In der Stadtverordnetenfraktion – oder ich sie? – auf die Fährte ge- und fordern sie ein. Das entspricht der CDU war ich eindeutig zu links, in setzt. Die Frauen im DGB wiederum dem christlichen Menschenbild. Sozi- der GEW nicht richtig einzuordnen, schubsten ihre männlichen Kollegen aldemokratisch sozialisierte Gewerk- aber eher mit Vorsicht zu genießen. mit dem Hinweis, dass ja selbst die schafter verstehen den Appell an die Die GEW war klar gegen die CDU Frauen in der CDU längst auf Gleich- Verantwortung des Einzelnen oft so, positioniert, die CDU in Hessen bil- stellungspolitik setzten. Das war ein als wolle der Staat sich kostengünstig dungspolitisch auf zu konservativem Grund mehr, denen dann doch ein aus der Affäre ziehen. Gemeinsame Kurs. Stück voraus sein zu müssen. Ziele von Gewerkschaftern und CDA-Mitgliedern sind ohne Frage die Mit dem DGB in Hessen – insbeson- Im Bundesvorstand des DGB allein Sicherung von Arbeitnehmerrechten dere den Frauen – arbeitete ich als „unter Linken“, wie die Berliner und menschenwürdige Arbeits- und ABF-Vorsitzende gerne zusammen, Zeitung titelte, das wäre ein eige- Lebensbedingungen. weil ich so den CDA-Männern frauen- nes Kapitel wert. Kurz gesagt: Das politisch stärker auf die Füße treten ernsthafte Bemühen um vernünftige Im Jahre 2006, im 60. Jahr der CDA, konnte. Während die Diskussion von Lösungen für die ArbeitnehmerInnen heißt das für mich: Bequem ist es noch immer nicht zwischen den Stühlen von Partei und Gewerk- schaften zu sitzen. Aber ich habe jetzt mehr Übung als in den Siebzi- ger Jahren und mehr Ausdauer. Ich weiß, dass auch viele andere es in dieser Position lange ausgehalten haben und noch aushalten, weil es ihnen wichtig war, CDA-Mitglied und GewerkschafterIn zu sein. Denn für gesetzliche Regelungen braucht man die Parteien, aber im Betrieb geht ohne Gewerkschaften wenig. Schwar- Aufbruchsstimmung in Krefeld 1979. Das Helmut Kohl und Norbert Blüm kämpften ze GewerkschafterInnen haben nicht Thema Arbeit entzündete viele Diskussionen. gemeinsam für die Soziale Marktwirtschaft. den sozialdemokratischen Stallgeruch und können und wollen ihn auch nicht Frauenförderplänen zunächst Lächeln findet man überall, in allen Gewerk- mehr beibringen. In der CDU galten bei den Männern auslöste, wurde es schaften und auch in der CDA. Das sie früher als Herz-Jesu Marxisten und nach und nach selbstverständlicher, findet man aber nur heraus, wenn heute oft als die Sozialromantiker, die dass Frauen besser in Gremien be- man häufiger miteinander spricht, notwendige Veränderungen ver- rücksichtigt wurden. Gleichstellung die Positionen kennen lernt und vor kennen. Wer sich dennoch in dieser in Betrieben und Behörden verlor das allem die Menschen, die sie vertreten. unbequemen Position in Politik und Exotische in der politischen Diskussi- Regelmäßige Gespräche zwischen Gewerkschaften hält, muss Überzeu- on und wurde auch von den Kollegen CDA und DGB wären für beide Seiten gungstäterIn sein.

26 Festschrift / 60 Jahre CDA WERNER SCHREIBER

Stiftung Christlich-Soziale Politik e.V.

Bildung ist eine wichtige Vorausset- „Zentrum für Arbeitnehmerbildung“ zung für die Teilhabe und Mitwirkung (ZAK). Gemäß Weiterbildungsge- auf allen Ebenen des öffentlichen setz Nordrhein-Westfalen hat es als Lebens. Seit jeher ist Bildung ein „Heimvolkshochschule und Bildungs- zentrales Anliegen der Christlich-So- werk“ eine eigene Satzung. Gleichzei- zialen. Fundament für den Bildungs- tig begann man mit der Planung zum ansatz ist die Gestaltung von Arbeits- Bau eines Bildungshauses. Dieses Bil- welt, Wirtschaft und Gesellschaft dungshaus wurde am 1. Oktober 1996 nach christlich-sozialen Ordnungsvor- im Beisein von Bundeskanzler Dr. stellungen. Helmut Kohl und Prominenz aus Po- litik, Wirtschaft und Gewerkschaften Bis 1977 diente das Adam-Stegerwald- förmlich eröffnet. Unsere Bildungs- Haus in Königswinter den Sozialaus- stätte, das Arbeitnehmer-Zentrum schüssen der CDA als Bildungsstätte. Königswinter (AZK), feiert am 30. Das ehemalige Bildungshaus der September d. J. den 20. Jahrestag Christlichen Gewerkschaften war seiner Eröffnung. Es ist das Haus der 1948 der CDA zurückgegeben wor- Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- Vorsitzender der Stiftung Christlich-Soziale den. Trägerverein des Hauses war mer, das Haus der Christlich-Sozialen, Politik, Minister a.D., CDA-Bundesvorsitz­ der Verein Arbeiterwohl, der später unabhängig und eigenständig. ender von 1993 – 1994. in Jakob-Kaiser-Stiftung umbenannt wurde. Tausende von Teilnehmern haben in viele Kolleginnen und Kollegen den diesen Jahren die Programme und die Aufbau und die Weiterentwicklung Nach Konflikten und Querelen in den Gastfreundschaft des Hauses ange- von Stiftung und Haus geprägt. Es Jahren 1977/78 entstand die Idee nommen. Insofern ist dieses Haus für würde zu weit führen, alle zu nennen. zur Gründung einer neuen Stiftung. die Vermittlung des Bildungsauftrags Einen möchte ich jedoch nennen, Am 13. April 1978 wurde die Stiftung der Stiftung Christlich-Soziale Politik der all die Jahrzehnte bis heute „an Christlich-Soziale Politik e.V. gegrün- eine Grundvoraussetzung. Bord“ ist: Heinz Soénius. Seit 1981 als det. Erster Vorsitzender laut Grün- Schatzmeister, als stellv. Vorsitzender dungsprotokoll: Dr. Norbert Blüm. Mit Informationen, Schulungen, Bera- und dann vom 1985 bis 1996 21 Jahre tung und Forschung hat die Stiftung Vorsitzender der Stiftung. Die Leitidee für die Gründung und bis heute auf vielfältige Weise die den Aufbau der Stiftung Christlich- politische Bildung der Arbeitneh- Stellvertretend für alle, die auch eine Soziale Politik e. V. war die Schaffung merschaft gefördert. Aus der großen Erwähnung verdient hätten, möchte einer unabhängigen christlich-sozialen Resonanz zu unserer Arbeit wissen ich ihm für seine Arbeit danken. Haus Bildungsarbeit. Die Stiftung sollte wir, dass wir die Bereitschaft vieler und Stiftung wollen auch in Zukunft einen Beitrag zur Gestaltung der Menschen zu politischer Mitarbeit ihre eigenständigen und unabhän- sozialpolitischen Landschaft nach geweckt und ihre Motivation und gigen Beiträge für die Anliegen von christlich-sozialen Grundsätzen und ihr Engagement für gesellschaftliche Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Ideen leisten. In Umsetzung dieser Aufgaben unterstützt haben. nehmern leisten. Zur Mitarbeit sind Grundidee gründete die Stiftung das In den vergangenen Jahren haben alle eingeladen!

Festschrift / 60 Jahre CDA 27 DR. ULF FINK

Ein neuer Generationenvertrag

der Familienzusammenhalt und die verkaufen, spitzt sich das Dilemma zu: patriarchalische Rollenverteilung Der Gutverdiener leidet unter Zeit- brüchig geworden sind, tritt diese und Beziehungsarmut und die, die ihr Wahrheit, die weitgehend in Verges- Leben sozial widmen, verdienen kein senheit geraten schien, wieder hervor. Geld oder zu wenig. Hierin liegt die So wie wir selbst nicht nur Geld, sozialpolitische Herausforderung. Un- sondern auch Zeit brauchen, müssen sere Arbeitswelt und unsere Lebens- wir auch für andere nicht nur Geld, welt sind immer noch starr und auf sondern auch Zeit aufbringen. Über sich selbst zentriert, dass den meisten Berliner Senator a.D., CDA-Bundesvorsit- ein Fünftel des Einkommens muss Menschen eine sinnvolle und gerechte zender von 1987 – 1993. künftig für die Altersrente abgezweigt Geld-Zeit-Balance nicht möglich ist. Das große demografisch bedingte werden. Müssten die Jüngeren nicht Problem des 21. Jahrhunderts ist die auch ein Fünftel ihrer Zeit für die Die Tarifpartner müssen erkennen, Versorgung der wachsenden Zahl Älteren aufbringen? Es besteht eine dass Arbeitszeit und Freizeit nicht al- älterer Menschen mit sozialen Dien- Sozialpflichtigkeit des Eigentums les im Leben sind. Schon immer gab es sten. Die Probleme in diesem Bereich und der Einkommen; ebenso besteht zwischen beiden eine dritte Zeit – die sind schwieriger zu lösen als im Be- eine Sozialpflichtigkeit der Zeit. Der Sozialzeit, also die Zeit, in der man für reich „Rente“. Denn hier geht es eben Generationenvertrag muss erweitert andere Menschen, für den Dienst am nicht nur um Finanzzuweisungen. Es werden um die Dimension der Erbrin- Nächsten da ist. Ein hoher Stellenwert geht um die Zeit und die Zuwendung gung sozialer Dienste – für Angehöri- der Sozialarbeit ist ein grundlegendes von Menschen für ihre Mitmenschen. ge ebenso wie für Nichtangehörige. Moment im neuen Generationenver- trag und überhaupt beim Neuknüpfen Ältere Menschen brauchen Zuspruch In der Arbeitswelt hat man den der sozialen Netze, der Entfaltung und Rückhalt, Geborgenheit, Wärme, Zusammenhang von Zeit und Geld einer neuen Kultur des Helfens. Sympathie, Mitgefühl. Das alles kann längst erkannt. Der Produktivitäts- man von Staats wegen nicht verord- fortschritt wird grundsätzlich in Form Im familiären Haushalt, für Angehöri- nen. Aber man kann Bedingungen von höheren Löhnen und Gehältern ge ist die Sozialarbeit noch am selbst- schaffen, die dem zuträglich sind. und in Form von mehr Freizeit verteilt. verständlichsten; für Angehörige, die Dazu gehört, sich daran zu erinnern, Es gibt nicht nur eine entfaltete entfernt wohnen schon etwas weniger. dass hinter jeder Geldwirtschaft noch Lohnpolitik, sondern ebenso eine Auch für Freunde und gute Nachbarn immer eine Ökonomie der Zeit steckt. entfaltete Arbeitszeitpolitik. Entspre- ist man bereit, ein gewisses Maß an Gerade soziale Beziehungen beruhen chend ist volkswirtschaftlich nicht nur Hilfsbereitschaft aufzubringen. Aber darauf, dass wir mehr Zeit füreinander eine bestimmte Einkommensvertei- die Mitbürger, die einem fremd sind, aufbringen. Und dies kommt auch lung vorhanden, sondern auch eine sind auch meistens weit entfernt von beim Knüpfen sozialer Netze zum bestimmte Zeitverteilung. unserem sozialen Gesichtsfeld und Tragen: Mit Geldzuweisungen allein Aktionsradius. Es besteht also, von ist es nicht getan. So wie es Menschen gibt, die immer der Einzelperson her betrachtet, ein knapp bei Kasse sind, gibt es auch Gefälle des sich Angesprochenfühlens Heute, wo im Zuge einer weit voran­ Menschen, die nie genügend Zeit und somit auch der Motivation, sich getriebenen Individualisierung auch haben. Da wir unsere Zeit für Geld praktisch zu engagieren.

28 Festschrift / 60 Jahre CDA HERMANN-JOSEF ARENTZ

Sozialpolitik – Das Tafelsilber der Union

Stärker als alle anderen Parteien zu- programm bieten eine große Chance, sammen hat die Union nach 1945 den eine solche wertorientierte Reform- Sozialstaat in Deutschland aufgebaut perspektive zu erarbeiten. Dabei und gestaltet. Alle großen sozial- und geht es nicht um eine neue Definition gesellschaftspolitischen Gesetze der unseres Menschenbildes oder der Bundesrepublik Deutschland tragen Grundwerte, diese verändern sich die Unterschriften der Bundeskanz- nicht alle paar Jahre, aber die Aufga- ler Konrad Adenauer, Kurt-Georg ben und Herausforderungen haben Kiesinger oder Helmut Kohl. Die sich seit den 90er Jahren verändert. sozialpolitische Bilanz der Union ist um Klassen besser als es viele – auch Deshalb muss die Diskussion des neu- in den eigenen Reihen – wissen oder en Grundsatzprogramms Antworten wissen wollen. auf folgende Fragen geben: CDA-Vorsitzender 2001 – 2004. > Was ist unsere Identität als Christ- Eine engagierte Sozial- und Gesell- Seeligen in einer Welt von Umwelt­ liche Demokraten – und was unter- schaftspolitik gehört zum Wesens- katastrophen, Krieg, Hunger und scheidet uns von anderen? kern, zur Identität einer Union, die Diktaturen gibt? das „C“ in ihrem Namen ernst nimmt. > Wie gestalten wir aus den drei Das gilt heute, im Zeitalter der Globa- Grundwerten Freiheit, Solidarität und Auf diese Fragen muss das neue lisierung, ganz besonders. Denn noch Gerechtigkeit, die gleich wichtig sind, Grundsatzprogramm der Union wert- nie hatten so viele Menschen Angst praktische Politik? gebundene Antworten geben. Das vor Arbeitslosigkeit, vor Ausschluss ist nicht nur eine schwere Aufgabe, aus der Geselllschaft, vor sozialem > Wie sichern wir die Freiheit des sondern auch eine große Chance. Abstieg. Einzelnen und gleichzeitig den Zusam- Ich bin ganz sicher, dass der Hunger menhalt unserer Gesellschaft? nach einer wertegebundenen und Die große sozialpolitische Tradition zukunftsfähigen Politik in unserem der Union gehört zu unserem wert- > Wie werden wir mit der demogra- Lande größer ist, als es uns oft selbst vollsten politischen Tafelsilber. Wer fischen Entwicklung fertig und wie klar ist. Deshalb sollten wir, sollte die da von einer angeblichen Sozialdemo- nutzen wir verstärkt die Fähigkeiten CDA, sollte die ganze Union den Dis- kratisierung der Union schwadroniert, und das Können der Älteren? kussionsprozess um das neue Grund- hat nichts verstanden. Die große Auf- satzprogramm als eine große Chance > Wie stärken wir politisch, sozial und gabe der nächsten Jahre ist es, eine begreifen, auch in der Zeit der großen kulturell die Familien? christlich-soziale Reformperspektive Koalition die eigene Identität deutlich zu eröffnen, die den Ausgegrenzten > Wie kommen wir von der nationalen zu machen und die Attraktivität der und Schwachen neue Chancen gibt, zur internationalen Sozialen Markt- CDU zu stärken. die Leistung fordert und fördert, und wirtschaft? die den Sozialstaat wetterfest macht. Hier liegt ein wichtiger, vielleicht > Wie nehmen wir unsere internati- sogar der entscheidende Schlüssel für Die jetzt beginnenden Beratungen onale Verantwortung künftig wahr, die künftige Mehrheitsfähigkeit der der CDU für ein neues Grundsatz- wohl wissend, dass es keine Insel der Christlich Demokratischen Union.

Festschrift / 60 Jahre CDA 29 WOLFGANG VOGT

Geschichte wiederholt sich nicht, Geschichten schon – ein Querdenker erinnert sich

der 1. Reichstagung der CDU-Sozial- Ihre Führungs zieht sich in die Suite von ausschüsse 1947 in Herne auf. Schließ- Hans Katzer im Kongresshotel zurück. lich ließ die Gründung der Christlichen Spät nachts klingelt es. In der Tür steht Gewerkschaften die Beziehungen – geschickt oder aus eigenem Antrieb zwischen beiden Verbänden vollends gekommen – Karl Carstens, der Frakti- erkalten. So lernte ich uns kennen: onschef. Er will beschwichtigen. Aber er Sprachlos die Spitzen. lädt nur den Frust auf sich.

Die Sprachlosigkeit schrie nach Abhil- Hans Katzer hat der CDA Gesicht gege- fe. Den Weg aus der Misere wies Jakob ben. Die Zeit steht jedoch nie still. Die Parlamentarischer Staatssekretär a.D. Kaiser. Unter Einschluss aller Verbän- „Neue Soziale Frage“ wird entdeckt. In Sie stehen so einträchtig beieinan- de, auch der Christlichen Gewerk- den Parteien übernehmen Jüngere die der auf der Einladung zur Feier „60 schaften, aber unter Ausschluss der Verantwortung. Führungsstile ändern Jahre CDA“ – Karl Arnold und Konrad Gewerkschaftsfrage, sollten sich die sich. Josef Mick, der mit dem Ruf „Libe- Adenauer, Josef Gockeln und Jakob Christlich-Sozialen zu einem Kongress ralismus ist schlimmer wie Herzinfarkt“ Kaiser. Bilder aber können trügen. Die finden, der das Trennende hintan-, das aufgeschreckt hatte, gibt die rheinische beiden Düsseldorfer jedenfalls, der Gemeinsame voranstellte. Im Kette- CDA ab. 1977 wird Norbert Blüm Bun- eine Ministerpräsident, der andere lerhaus der KAB stieß Jakob Kaiser auf desvorsitzender. Die Bundestagungen Landtagspräsident, hatten ihre schon Zustimmung. Die Zaudernden wurden 1979 in Krefeld und 1981 in Mannheim in der Weimarer Republik begründe- geschubst und der 1. Christlich-Soziale überzeugen in Stil und Inhalt. Die CDA te persönliche Rivalität selbst über Arbeitnehmerkongress fand 1959 in bereitet sich auf Regierungsverantwor- das „Tausendjährige Reich“ hinweg Köln statt. Er beendete die Sprachlo- tung vor. Die Jakob-Kaiser-Stiftung ak- gerettet, was den „Alten“ versuchen sigkeit. Er wertete die Christlich-So- zeptiert jedoch den Wechsel nicht. Sie ließ, den einen gegen den anderen ins zialen auf. Jetzt wollte jeder für den verweigert dem Vorsitzenden und dem Spiel zu bringen. Die Christlich-Sozi- gemeinsamen Auftritt gewesen sein. Schatzmeister die Mitgliedschaft. Das alen legten trotzdem die Grundsteine Adam-Stegerwald-Haus ist nicht länger für den Sozialstaat. Zum Menscheln 1975: Der Parteitag in Hamburg steht „Unser Haus“. Die CDA richtet eine kamen handfeste Konflikte. So konn- an. Auf Drängen der CDA, von Hans eigene Stiftung ein – das AZK. Ihr Ar- ten sich die Spitzen von CDA und KAB Katzer geführt, hatte die CDU in der chitekt: Heinz Soénius. 1987 muss die weder über die Zweckbestimmung Mitbestimmungsfrage schon eine CDA über die Nachfolge von Norbert des Adam-Stegerwald-Hauses in lange Wegstrecke hinter sich, aber die Blüm entscheiden. Auch Heinz Soénius Königswinter noch über die Rolle der Hürde „Parität“ nicht übersprungen. bewirbt sich. Der Bundesvorstand zieht „CDU-Sozialausschüsse“ verständi- Jetzt kann die CDA erwarten, dass die aber den Mitbewerber vor. Im Konrad- gen. Darob war die Spitze der CDA so Partei springt. 14 Tage vor Hamburg Adenauer-Haus breitet sich Genug- verärgert, dass der Verbandspräses entscheiden sich die rheinische wie die tuung aus. Die CDA aber hat an der Hermann-Joseph Schmitt den Verein westfälisch-lippische CDU auf Partei- Entscheidung ziemlich zu schlucken. „Arbeiterwohl“ (jetzt Jakob-Kaiser- tagen für die Parität nach CDA-Modell. Norbert Blüm baut den Sozialstaat Stiftung), den er mit Johannes Albers In Hamburg aber findet die Parität um. Der ist für die Wiedervereinigung gegründet hatte, unter Protest verließ. erneut keine Mehrheit. Die Partei gerüstet. Es hätte einen sorgfältigeren Der Vorsitzende Josef Gockeln rief die beschließt ein Modell knapp unterhalb Umgang mit ihm verdient. Der Men- Mitglieder des Verbandes zum Boykott der Parität. Die CDA ist tief getroffen. schen wegen.

30 Festschrift / 60 Jahre CDA DR. HEINER GEIßLER

Die CDA braucht Mut

Wir sollten uns angesichts des internationalen sozial-ökonomischen 60-jährigen Jubiläums der Sozial­ Marktwirtschaft ist das große ausschüsse nicht lange mit Gratula­ Zukunftsthema von Millionen. Die tionen aufhalten, sondern die Forde- Sozialausschüsse müssen klar ma- rungen für die Zukunft formulieren: chen, dass man den Menschen nicht Die CDA muss endlich Front machen Hoffnung und Zuversicht vermitteln gegen die ewig Gestrigen in unserer kann, wenn man die Gewerkschaften eigenen Partei, aber auch bei SPD, bekämpfen, den Kündigungsschutz FDP und den Grünen, die das jetzige abbauen, den Flächentarifvertrag Wirtschaftssystem als sakrosankt beschädigen und eine Kopfpauschale und sozusagen naturgesetzlich unab- einführen will. Bundesminister für Jugend und Familie a.D., änderlich betrachten und die einzig ehemaliger Generalsekretär der Christlich notwendige Veränderung im Abbau Die CDU muss sich befreien von Demokratischen Union Deutschlands. des Sozialstaates sehen. einer rein angebotsorientierten Konjunkturpolitik. Arbeitsplätze Reihen der CDU, die seit Jahren die Beide großen Parteien sind bei der entstehen im Wesentlichen nur durch angebliche „Sozialdemokratisierung letzten Bundestagswahl mit ihrem Aufträge und erhöhte Nachfrage der CDU“ anprangern und mit diesem neoliberalen Kurs gescheitert und und nicht dadurch, dass man den Argument die CDU-Führung in eine die CDU ist nun zum dritten Mal seit Menschen immer mehr Geld aus der neoliberale und marktradikale Posi- 1998 im 30%-Turm gelandet. Mit die- Tasche zieht. Die Shareholder-Value tion gedrängt haben, was zu erheb- sem Wahlergebnis steht für die CDU Ökonomie kennt keine Werte jenseits lichen Stimmenverlusten geführt hat, nichts Geringeres zur Disposition als von Angebot und Nachfrage, sie be- nun gerade dadurch dazu geholfen die strukturelle Mehrheitsfähigkeit günstigt Spekulanten und behindert haben, dass die SPD noch einmal vier als Volkspartei. langfristige Investoren. Jahre weiterregieren kann.

Millionen von Menschen haben Die CDA muß Stellung nehmen Man kann nicht auf Dauer Solidarität angesichts eines Wirtschaftssystems, gegen ein Meinungskartell von und Partnerschaft in einer Gesell- in dem Hiobsbotschaften am Arbeits- Ökonomieprofessoren und Publi- schaft aufs Spiel setzen, ohne dafür markt Siegesmeldungen an der Börse zisten, die meinen, die menschliche irgendwann einen politischen Preis bedeuten und der Börsenwert eines Gesellschaft müsse funktionieren wie bezahlen zu müssen. Unternehmens umso höher steigt, je DaimlerChrysler und die sich beharr- mehr Leute wegrationalisiert werden, lich weigern anzuerkennen, dass der Den Streit für eine internationale begründete Angst um ihre Arbeits- Markt einen geordneten Wettbewerb sozial-ökologische Marktwirtschaft plätze und vor der Zukunft. braucht, auch global Regeln einzu- durchzufechten, verlangt Mut und halten sind und Lohndumping die geistige Präsenz. Dies zu erneuern, Die Perspektivlosigkeit ist das Qualität der Arbeit und der Produkte wünsche ich der Christlich-Demo- schlimmste Defizit, das sich eine Par- zerstört. kratischen Arbeitnehmerschaft. Es tei leisten kann. Die Globalisierung entspräche der Tradition der Sozi- ist nicht aufzuhalten. Aber sie human Es ist ein Treppenwitz der Partei- alausschüsse in vielen guten Jahren zu gestalten mit den Konzepten einer geschichte, dass diejenigen in den ihrer 60-jährigen Geschichte.

Festschrift / 60 Jahre CDA 31 DR. NORBERT BLÜM

CDA-Standortbestimmung

politik“ auch etwas richtig oder gar Zur Ironie dieses neoliberalen Selbst- gut gewesen sei, ist schnell im Muse- erfahrungsexperiments der CDU um für politische Altertümlichkeiten. gehört, dass die, welche penetrant vor der Sozialdemokratisierung der CDU Doch bitte keine Almosen oder gar warnten und die Sozialausschüsse Beileidsbesuche bei der Christ-De- meinten, jetzt mit der SPD regieren mokratischen Arbeiterschaft. Unsere müssen. Wer nach rechts rückt, wird Zeit kommt wieder. Die neoliberale von links regiert. Vorhut ist bereits die Nachhut der Entwicklung. Sie haben es nur noch Erfahrungen sind Lehrmittel, mit nicht gemerkt. Weltweit ist eine tiefe denen man klüger werden kann. Das Sehnsucht nach Orientierung in dem ist die Chance für eine Politik, die aus Trubel der Veränderung aufgebro- den Impulsen der Christlichen Sozial- chen. Die Neoliberalen stehen mit lehre gespeist wird. leeren Händen da. Das Zeitalter der Schausteller und Finanzjongleure geht Der Neoliberalismus war der histo­ zu Ende. rische Pendelschlag gegen den kol- lektivistischen Sozialismus, wie dieser Die Reduzierung des Menschen auf das Gegenstück zum Kapitalismus einen Kostenfaktor, die Verwirtschaf- war. Die Gesellschaft bewegt sich of- tung der Gesellschaft, die Moneta- fenbar in Sprüngen, solange sie nicht risierung aller Lebenszüge hält kein in der Mitte relative Stabilität erlangt. Mensch auf Dauer aus. Die schönsten Sachen der Menschen – Liebe, In der Mitte zwischen Kapitalismus Freundschaft, Großzügigkeit, Aner- und Sozialismus ist die Christliche kennung, Heimat, Nachbarschaft, Kol- Soziallehre angesiedelt, welche die Bundesminister für Arbeit a.D. und CDA- legialität – sind unbekannte Begriffe Irrtümer des Kollektivismus’ wie des Bundesvorsitzender von 1977 – 1987. im neoliberalen Wörterbuch. Individualismus’ zu vermeiden sucht. Das Neue wird vom Neuesten über- Nie waren die Chancen für die Christ- holt. Alles Beständige verdampft, alles Die neoliberale CDU hat das zweit- liche Soziallehre größer als heute. Dauerhafte wird aufgelöst. Die neue schwächste Wahlergebnis ihrer Ge- Über 100 Jahre hatten Kapitalismus Dreifaltigkeit des Neoliberalismus’ schichte eingefahren, und das gegen und Sozialismus in der Welt Zeit, zu heißt: „Mobilisierung, Flexibilisierung, eine Regierung Schröder, die am beweisen, was sie können. Sie haben Deregulierung“. Lebenslange Arbeits- Boden lag. So ist das eben: Der Beifall es unter allen möglichen Bedingungen verhältnisse sind ebenso von gestern von Arbeitgeberverbänden, den ihnen versucht. wie lebenslange Ehepartnerschaften. angeschlossenen Professoren, Lobby- „Alles fließt“ und nichts ist fest. Neu isten und Wirtschaftsredakteuren ist Die Schleifspur des Sozialismus’ ist muss es sein, wenn etwas gelten soll. eben noch nicht die Zustimmung der blutgetränkt. Hinter dem Triumph- Wer etwa in der CDU die Frage stellt, Wähler. Das war eine folgenschwere zug des Kapitalismus’ humpeln die ob vielleicht in der „gestrigen Sozial- Verwechslung. verelendeten Massen in Afrika, Asien

32 Festschrift / 60 Jahre CDA DR. NORBERT BLÜM

und Lateinamerika. Die Spaltung in welche das Proletariat vor der Tür des Stillstand zu Tode. Wofür treten Reich und Arm vertieft sich auch in Staates stehen ließ. Die reaktionäre Christ-Soziale ein? Was war gestern den westlichen Wohlstandsländern. Obrigkeit musste vom Podest geholt richtig und wird es morgen auch noch Der neoliberale Kapitalismus spaltet werden, um Demokratie und Sozial- sein? die Welt. Verzweifelt suchen die Men- staat die Bahn zu ebnen. Die Sozial- schen nach einer Ordnung jenseits versicherung – von der Renten- bis Der Mensch ist Gottes Geschöpf. von Kapitalismus und Sozialismus. zur Pflegeversicherung – trägt eine christlich-soziale Handschrift. Der Mensch ist nicht Produkt von Ist Veränderung schon alles? Menschenhand und empfängt sein Immer galt es, Altes durch Neues zu Leben nicht als Entwurf von Gen- Was tun? Aussteigen aus dem poli- ersetzen. Über 100 Jahre ging der Programmierern. In der Gotteseben­ tischen Festival der Neuigkeiten? Die Kampf um Emanzipation und Fort- bildlichkeit gründet die Würde des Kunst der Unterscheidung ist gefragt, schritt. Aber vielleicht verlangt die Menschen. Der Mensch ist nicht und die ist nicht ohne Besinnung zu Zeitenwende von uns, den Christlich- austauschbar, er hat keinen Preis. haben. Was ist gut und soll erhal- Sozialen, jetzt nicht nur an der Front Immanuel Kant verteidigte diese ten werden? Was ist schlecht und der Veränderung zu kämpfen, sondern christliche Einsicht: „Was einen Preis muss verändert werden? Unter dem auch uns im Kampf um die Erhaltung hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes, als Äquivalent, gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde“.

Die Menschenrechte, die immer und überall gelten, sind nicht staatlich zugeteilt, sondern gottgegeben. Men- schenrechte sind unbezahlbar. Es gibt auf der ganzen Welt keine denkbare Rechtfertigung, Menschen zu entwür- digen und zu foltern.

Das ist nicht so erbaulich wie es klingt, sondern von einer scharfen CDA-Chef und Ministerpräsident von Nord- Norbert Blüm fand große Fußstapfen vor Konsequenz, die sich ebenso ge- rhein-Westfalen: Karl Arnold (li.) und hinterließ auch solche als CDA-Chef. gen Bush (Guantanamo) und Putin Dach der Reformer versammeln sich des Erhaltenswerten zu engagieren. (Tschetschenien) richtet. vornehmlich Leute, die nach Verän- Erhalten wird zur neuen Mutprobe. derung verlangen. Gibt es eigentlich Das ist ungewohnt. Darauf sind wir Die Welt ist Gottes Schöpfung. auch Verteidiger des Bewahrens- nicht ausreichend vorbereitet, zumal werten? die Veränderung mehr Glanz abstrahlt Es ist uns nicht freigestellt, Gottes als die Erhaltung. Schöpfung zu ruinieren. Die Erde ist Als Teil der Arbeiterbewegung ist die uns anvertraut. Die Sorge um ihre Er- Christlich-Demokratische Arbeitneh- In den Turbulenzen der Zeitenwende haltung übertrifft unsere Lebenszeit. merschaft über Generationen geübt, den Sinn für das Erhaltenswerte zu Wir stehen in Pflichten auch für nach- den Fortschritt in der Veränderung zu bewahren, ist konservativ im besten folgende Generationen. Die Schöp- suchen. Es galt, die Privilegien einer Sinne. Wir rennen uns sonst wie die fung ist nicht der Schuttabladeplatz bürgerlichen Gesellschaft abzubauen, Ratten in der Trommel im rasenden eines rücksichtslosen Fortschritts.

Festschrift / 60 Jahre CDA 33 DR. NORBERT BLÜM

Wenn der Energieverbrauch der behandelt, verletzt die Würde des Kaufpreis: Ball paradox. Vodafone Menschheit pro Kopf so hoch wird, Menschen. Das spekulative Finanz- kauft Mannesmann. Bezahlt haben wie er in der westlichen Zivilisation kapital umkreist den Erdball ohne die Mannesmann-Aktionäre mit Hilfe zur Sicherung unseres Wohlstandes Beziehung zur Wertschöpfung und des Aktienaustauschtricks, bei dem eingesetzt wird, geht der Menschheit realen Gütern, getrieben lediglich von Vodafone mit Aktien um sich gewor- die Luft zum Atmen aus. China meldet spekulativem Gewinn. Die Gewinn- fen hat wie mit „Kamellen“. Nach monatlich neue Verseuchungskata- chancen sind offenbar um so größer, der Transaktion haben die neuen strophen. Jährlich verunglücken 6.000 je mehr Arbeitnehmer entlassen Herren Kasse gemacht und filetierte Bergleute tödlich in chinesischen werden. Eine Wirtschaftsordnung, die Teile von Mannesmann verkauft. Bergwerken. Der neoliberal bewun- Entlassungen regelmäßig mit Gewinn- Arbeiter wurden bewegt wie Figuren derte wirtschaftliche Aufstieg Chinas steigerung prämiert, ist ein Schlag ins im Mensch-ärger-Dich-nicht-Spiel. ist kein Vorbild für die Zukunft der Gesicht jeglicher Vernunft, die sich In dieser Wirtschaftsordnung geht Menschheit, so wenig wie ein west- auf Humanität beruft. Sie wird keinen jede Anerkennung, auf die Menschen liches Modell, das nur „Mehr – Höher Bestand haben. angewiesen sind, verloren. – Weiter“ kennt.

Die Arbeit ist Auftrag Gottes

Gott ist der eigentliche Arbeitge- ber, alle anderen sind nur Filialleiter. „Macht Euch die Erde untertan“ ist der erste Arbeitsvertrag. Dieser Arbeitsvertrag ist das Angebot zur Teilhabe an der Schöpfung. Dieses Angebot gilt allen Menschen. Arbeits- losigkeit widerspricht dem Teilhabe- recht an der Schöpfungsordnung.

Die Christliche Soziallehre hat immer am Vorrang der Arbeit vor dem Kapi- tal festgehalten. Das Kapital ist nur Jakob Kaiser, Minister für Gesamtdeutsche Kanzler Konrad Adenauer stellt den Alliierten Instrument des Produktionsprozesses, Fragen und CDA-Chef, spricht vor Flüchtlingen. sein Kabinett vor, in der Mitte Jakob Kaiser. die Arbeit aber seine Wirkursache. Die Bedeutung der Arbeit geht über Weltwirtschaft, die als eine globale Im Zirkus Global ruft der Dompteur: das Wirtschaftliche hinaus. Mit der Olympiade organisiert ist, in der der „Standortverlagerung“, und wie auf Arbeit produziert der Mensch nicht Billigste die Goldmedaille gewinnt, Peitschenhieb geben die Gewerk- nur Güter, sondern in der Arbeit ruiniert sich selber, denn auf die schaften Pfötchen, und die Arbeiter verwirklicht er auch sein Wesen. Die Spitze getrieben gibt es niemanden kuschen. kapitalistische Wirtschaftsordnung mehr, der die Güter kaufen kann, die stellt die Hierarchie der Werte auf so billig produziert werden. Firmen Der Prototyp des flexiblen Arbeit- den Kopf. Johannes Paul II. hat dies als werden verkauft, gekauft, fusioniert, nehmers ist der Tagelöhner: jederzeit Irrtum des Ökonomismus’ gegeißelt filetiert. einsetzbar, immer abrufbar, aber (laborem et exercens). heimatlos und einsam ohne Ehe und Firmen werden auf Kredit gekauft, Familie. Schon aus der Bibel wissen Eine Wirtschaftsordnung, welche die und die Gekauften zahlen die Schul- wir, dass die Tagelöhner schutzloser Arbeit lediglich als Produktionsmittel den ab. Der Gekaufte also zahlt den waren als die Sklaven, denn deren

34 Festschrift / 60 Jahre CDA DR. NORBERT BLÜM

Arbeitskraft musste erhalten werden, Aquin erst auf der sekundären Ebene Sie weist den Prinzipien ihren Platz die der Tagelöhner nur in der Zeit, in des Naturrechts, und es rechtfertigt an. Auch die Freiheit bleibt ihr unter- der sie gebraucht wurden. Maschinen sich erst dadurch, dass es besser ge- geordnet. Es lässt sich eine Freiheit muss man noch warten und pflegen. eignet ist, das allgemeine Nutzungs- ohne Gerechtigkeit denken. Im Tagelöhner nicht. Sie sind nur wäh- recht der Erdengüter sicherzustellen. Tierreich funktioniert es so. Der große rend der „Laufzeit“ wertvoll. Befri- Wenn jedoch der große Teil der Fisch frisst den kleinen. Gerechtigkeit stete Arbeitsverhältnisse, kapazitäts- Menschheit nichts hat und wenige al- ohne Freiheit ist jedoch nicht denk- orientierte Arbeitszeit, Arbeit ohne les, verliert das Privateigentum seine bar, weil Gerechtigkeit ohne Freiheit Kündigungsschutz entsprechen einer naturrechtliche Legitimation. eine Form der Unterdrückung wäre, Gesamtstrategie, die zurück zu den der die personale Verantwortung des Job-Nomaden führt. So schwinden 358 Milliardäre, welche die Hälfte Menschen widerspricht. Fürsorge und Treuepflichten aus dem des Weltvermögens besitzen, sind ein Arbeitsleben. Den Rest besorgt der gefährlicherer Angriff auf die Insti- Gerechtigkeit ist weder neu noch alt. Staat. tution des Privateigentums als ihn Auch durch „mehr Freiheit“ wird die Karl Marx je zustande gebracht hat. Gerechtigkeit auch nicht „neu“. Was Die neoliberalen Entstaatlicher pro- Die Systemüberwinder haben sich also wollen die CDU-Begriffsjongleure duzieren entgegen ihren lautstarken unbemerkt in den Börsen der Welt mit „Neuer Gerechtigkeit durch mehr Worten mehr Staat. Nicht jeder, der eingenistet. Freiheit“? Herr sagt, kommt ins Himmelreich, und nicht jeder, der Wohlstand sagt, Gerechtigkeit Als naturrechtliches Prinzip bietet meint auch den der anderen. Gerechtigkeit zwar keine Detaillö- Die Christliche Soziallehre ist kein sung an, aber normative Imperative. Eigentum für alle Feuilleton für neoliberale Essayisten „Jedem das Seine“ ist ein Appell, den und schönredende Lobbyisten. Die die Christliche Soziallehre aus der Die Güter dieser Erde sind für alle da. Christliche Soziallehre gründet auf klassischen Philosophie übernommen Das ist der unumstößliche Satz des einer normativen Prinzipienordnung. hat. Was „das Seine“ sei, ist freilich primären Naturrechts. Das Privat- Gerechtigkeit ist ein Zentralbegriff von dem Menschenbild abhängig, eigentum erscheint bei Thomas von der Christlichen Soziallehre. welches gelten soll. „Das Seine“ in DR. NORBERT BLÜM

einer kollektivistischen Anthropologie ungleicher ist als dass die Antwort Getriebe nicht knirscht. Einen fairen sieht eben anders aus als in einer in- darauf auf einem Bierdeckel unterge- Fußballspieler würde ich noch nicht dividualistischen und noch anders im bracht werden könnte, leuchtet jedem als gerechten Fußballspieler bezeich- christlichen Menschenbild, welches ein, falls er seinen gesunden Men- nen. Dann würde „Verlässlichkeit“ das individuelle und das soziale We­ schenverstand nicht verloren hat. als zentraler Wert der Gerechtigkeit sen des Menschen zur Personalität ausgegeben. Aber Verlässlichkeit ist integriert. Man muss also gar nicht erst Thomas eine sekundäre Tugend, die selbst der von Aquin studieren, um die Klugheit Dieb beherzigen kann. So viel ist jedoch gesicherte Auffas- der Christlichen Soziallehre zu ver- sung der christlichen Anthropologie stehen. Ein Teil derjenigen – so darf Um den normativen Zwängen der Der Mensch ist ambivalent – wesens- man annehmen – die trotz Schröder alten Gerechtigkeit zu entfliehen, gleich und individuell differenziert. der CDU nicht die Stimme gegeben wurden neue Wortschöpfungen zu Die menschliche Gesellschaft versam- haben, hatten sie möglicherweise Hilfe gerufen. Verteilungsgerech- melt in sich Gleiches wie Unterschied- besser verstanden als die Delegierten tigkeit wird offenbar als verkappter liches. auf dem Leipziger Parteitag. Es gibt Sozialismus empfunden, obwohl die ein offenbar angeborenes Gefühl für „justitia distributiva“ schon in der Die Gerechtigkeit empfiehlt, „Gleiches Gerechtigkeit, und dieses Gefühl hat Antike bekannt war. Beteiligungsge- gleich“ und „Ungleiches ungleich“ zu die neoliberale CDU sträflich verletzt. rechtigkeit soll an ihre Stelle treten. behandeln. Auf den ersten Blick erscheint diese Aufforderung wie eine Banalität. Als Maßstab angelegt an die Politik der CDU hat dieser Ge- rechtigkeitsbegriff ein hohes Kritik- potential. Die Kopfpauschale zum Beispiel behandelt Ungleiches gleich. Der Spitzenverdiener wird pauschal wie der Geringverdiener behandelt. Das ist das Wesen einer Pauschale. Pauschal gleich werden Cheffahrer und Chef gefordert.

Der proportionale Nachteil für den Der Ex-Bundesminister Hans Katzer (li.), Bundestagswahl 1990: Norbert Blüm und Minderbemittelten soll durch staatli- Ulf Fink (mi.), DGB-Vize Gustav Fehrenbach. Heiner Geißler kommentieren den Sieg. che Zuschüsse ausgeglichen werden. Das jedoch widerspricht dem Sub- Gerechtigkeit – bisweilen hat man Das Wort erscheint wie ein seman- sidiaritätsprinzip, weil der Staat für den Eindruck, die CDU fürchtet den tischer Fluchtversuch, mit dem eine Aufgabe zur Hilfe gerufen wird, Begriff wie der Teufel das Weih- offenbar die Zumutungen der Vertei- welche die Sozialversicherung mit wasser, wenn sie den Gebrauch des lungsgerechtigkeit entschärft werden proportionalen Beiträgen aus eigener Wortes „Gerechtigkeit“ schon nicht sollen. Denn tatsächlich verlangt die Kraft selbst lösen kann. umgehen kann, dann wird versucht, Verteilungsgerechtigkeit, dass die diesen Begriff krampfhaft umzubie- einen etwas abgeben, bevor die an- Wer ohne Prinzipienorientierung han- gen. Erst wurde Gerechtigkeit mit deren etwas erhalten. Das setzt auch delt, kommt ins Rutschen wie jeder, „Fairness“ übersetzt. Gerechtigkeit keine Beteiligungsgerechtigkeit außer der die schiefe Bahn mit Schmierseife ist jedoch kein Verhaltensmuster und Kraft. Ohne Gerechtigkeit funktio- an den Sohlen betritt. Dass die Ein- auch kein Schmiermittel, das lediglich niert kein Staat. „Was sind Staaten kommenslage der Steuerpflichtigen dafür sorgt, dass das gesellschaftliche ohne Gerechtigkeit anderes als große

36 Festschrift / 60 Jahre CDA DR. NORBERT BLÜM

Räuberbanden?“ wusste schon der Zuständigkeiten des Gerechtigkeits- muss, wer ist reich und wer ist arm. Heilige Augustinus. prinzips beschränken. Eigenverant- Die beitragsbezogene Sozialversiche- wortung ist jedoch nicht der Kon- rung interessiert sich dagegen nur für Es geht in der Gerechtigkeit um drei trahent der Gerechtigkeit, sondern die Vorleistung des Leistungsberech- Dimensionen: Um die Tauschgerech- Teil einer gerechten Gesellschaft. tigten. Alle Erfahrungen zeigen, dass tigkeit zwischen Einzelnen, um die Bekanntlich weist nicht das Teil dem Sozialsysteme, die mit Steuereinnah- Verteilungsgerechtigkeit, welche die Ganzen den Platz an. Wohin eine los- men finanziert werden, anspruchs- Pflichten der Gemeinschaft gegen- gelassene Eigenverantwortung führt, und manipulationsanfälliger sind. über dem Einzelnen regelt, und um konnte jedermann in New Orleans Die Leistungsgerechtigkeit hat sich die legale Gerechtigkeit, welche die studieren. Die Eigenverantwortlichen jedenfalls aus ihnen verabschiedet. Pflichten des Einzelnen gegenüber stiegen in ihre Wagen, der Rest blieb Beitragsbezogene Sozialsysteme sind der Gesellschaft bestimmen. Erst in den Fluten. ein Instrument solidarischer Selbst- in diesem Kosmos von Rechten und hilfe, steuerfinanzierte versorgungs- Pflichten entfaltet sich die Kraft des Sozialpolitik staatliche Zuweisungen. christlichen Gerechtigkeitsbegriffs. Was auch immer gescheite Formulie- Eine Sozialpolitik, die immer stär- Den Sozialstaat von der Arbeit abzu- rungskünstler und Begriffsakrobaten ker Steuern und Staat zu Hilfe ruft, koppeln, könnte sich zur großen Illusi- zur Gerechtigkeit sagen, ganz alt und provoziert entgegen den Erklärungen onsnummer der Reformer entwickeln. Zu guter Letzt werden nämlich alle Ansprüche aus der Arbeit finanziert. Sie ist die Quelle allen Wohlstands. Das wusste schon Adam Smith, der „Erfinder“ der Marktwirtschaft.

Selbst wenn Arbeitgeber von Bei- tragspflichten befreit werden, wer­ den sie zwar aus den Zahlpflichten entlassen, aber keineswegs aus den Traglasten. Zahl- und Traglasten sind nämlich zweierlei. Wenn die Arbeitnehmer den Arbeitgeberbei- 1990 besucht Norbert Blüm als Bundesmi- 2000 auf dem Parteitag in Essen legt trag übernehmen müssen, werden nister die Frankfurter Buchmesse. Norbert Blüm alle Parteiämter nieder. sie die höhere Belastung nicht ohne jede Kompensationsversuche in den dennoch zukunftsträchtig bleibt die ihrer Promotoren mehr interperso- Lohnverhandlungen hinnehmen. Wo- Einsicht: Starke Schultern müssen nale Umverteilung als ein auf Beitrag hin käme auch eine Volkswirtschaft, mehr tragen als schwache. basierendes Sozialversicherungssy- in der die Masseneinkommen über stem, das dem Äquivalenzprinzip der Nacht um 20 % sinken? Eigenverantwortung Tauschgerechtigkeit nahe steht und deshalb eine größere Affinität zur Bei der Riester-Rente lässt sich Eigenverantwortung, die im christ- Marktwirtschaft hat als jede steu- studieren, dass die Beitragsbelastung lichen Gerechtigkeitsverständnis eine erfinanzierte Rente oder Kranken- der Arbeitnehmer größer geworden wichtige Ordnungsfunktion über- versicherung. Ein Steuerfinanzierter ist, als sie bei der Rentenversicherung nimmt, wird in der neuen Debatte Sozialstaat entpuppt sich zu guter geblieben wäre. Arbeitgeber freuen sogar gegen Verteilungsgerechtigkeit Letzt als kollektive Bedürfnisprü- sich zu früh, wenn sie glauben, die ins Feld geführt und soll offenbar die fungsanstalt, die ständig feststellen Freistellung vom Arbeitgeberbeitrag

Festschrift / 60 Jahre CDA 37 DR. NORBERT BLÜM

würde sie auf Dauer entlasten. Der Teilhabe an den Investitionen bleibt Die institutionellen Anhänger, als Scheideweg, vor dem sich der Sozial- „ungerechter Lohn“. deren Speerspitze die Pensions- staat befindet, trennt zwischen einer fonds gelten, haben schon genug Sozialpolitik, die sich dem Staat an Die Mitbeteiligung der Arbeitneh- Verwirrung in der Weltwirtschaft den Hals wirft und damit von seinen mer an den Investitionen können die angerichtet und ganze Währungen Steuereinnahmen abhängig wird, und Tarifverhandlungen entspannen. Als ausgehebelt. Sie unterminieren jede einer Sozialpolitik, die Solidarität Ertragsbeteiligung zum Bespiel wird Unternehmenskultur, weil sie von subsidiär organisiert. Der Pfad der sie nachträglich abgerechnet. Keiner der Hand in den Mund leben und nur Christlichen Soziallehre weist auf we- der beiden Seiten muss also fürchten, am Tageskurs interessiert sind, so niger Staat, mehr Sozialversicherung, beim Aushandeln des Standardlohns dass eine langfristige Unternehmens- weniger Gesetzgebung, mehr Selbst- über den Tisch gezogen zu werden. strategie keinen Spielraum erhält. verwaltung und mehr Tarifautonomie. Wo nichts ist, gibt es auch nachträg- Diese Börsenhopser bekämen mit Subsidiarität ist eine Form sozialer lich nichts nachzuholen. Wo aber einer breiten Beteiligung der Arbeit- Eigenverantwortung. nachträglich mehr ist als geschätzt nehmer die Luft für ihre Sprünge und vereinbart wurde, wird nachge- abgestellt. Eigentumslohn bessert. Die Ertragsbeteiligung ist also eine vertrauensbildende Maßnah- Eigentum in Arbeitnehmerhand ist Die Christliche Soziallehre ist kein me einer partnerschaftlichen Gesell- eine wichtige Ergänzung der Sozial- Museum angestaubter Relikte ver- schaft. versicherung. Kapital und Arbeit darf gangener Zeiten. man nicht einem wildgewordenen Mit der investiven Beteiligung der Ar- Kapitalismus überlassen, denn der Die Forderung nach investiver Betei- beitnehmer würde auch jenes Finanz- Mensch ist wichtiger als jede Sache. ligung der Arbeitnehmer bleibt eine kapital, das ohne Bezug zur Arbeit der großen Zukunftsaufgaben der Börsenpolitik betreibt, wieder Boden Die große Zeit der Christlich-Sozi- christlichen Sozialbewegung. Man unter die Füße bekommen und an die alen liegt vor uns! (Wenn wir unsere kann es wenden wie man will: Wenn Arbeit gekoppelt werden. Chancen ergreifen). die Arbeitnehmer beim Verteilungs- kampf auf den konsumtiven Teil des volkswirtschaftlichen Ergebnisses ab- gedrängt werden, bleiben sie immer zweiter Sieger.

Das Saatgut kann nicht verfüttert werden. Das Geld für Investitionen muss zurückgelegt werden. Aber wie- so werden die Arbeitnehmer nicht an diesen Investitionen beteiligt, die sie mit ihrer Arbeit und Lohnzurückhal- tung mit erwirtschaftet haben?

Wenn die Kapitalseite ihre Dividen- den, die Arbeitnehmer den Lohn vom Ergebnis abgezweigt haben, wieso gehört dann das, was übrig bleibt, nur einer Seite? Der gerechte Lohn ist kei- ne Buchhaltergröße. Aber Lohn ohne

38 Festschrift / 60 Jahre CDA GfD6 Soziale Ordnung 31.03.2006 10:27 Uhr Seite 1

Sparkassen-Finanzgruppe

Ein verlässlicher Finanzpartner. Gut für den Aufbruch. Gut für Deutschland.

S

Deutschland nimmt neuen Schwung, um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu meistern. Die Chancen stehen gut, dass der Aufbruch gelingt. Wichtig ist, dass möglichst viele Menschen den Wandel mit- tragen. Dazu brauchen sie auch einen Finanzpartner, der ihnen die nötige Sicherheit gibt und ihnen bei der Über- nahme von eigener Verantwortung hilft. Sparkassen stehen als leistungsstarke, regional verankerte Kreditinstitute rund 50 Millionen Kunden und drei Viertel aller mittelständischen Unternehmen verlässlich zur Seite. Sie ermutigen Menschen und Unternehmen, den Weg der Veränderungen mitzugehen und die eigenen Möglichkeiten zu nutzen. www.gut-fuer-deutschland.de JOSEF ZOLK

60 Jahre Sozialausschüsse der CDU – Der Mensch im Mittelpunkt

unermüdlich für die Christlich-Soziale teilichen Kritiker. Das gilt auch heute. Idee eingesetzt haben. Nicht alle Ziele Natürlich haben wir uns veränderten wurden erreicht – erinnert sei nur globalen und demografischen Heraus- an die Vermögensbildung in Arbeit- forderungen zu stellen, natürlich ge- nehmerhand – aber ohne die Sozial- fährdet die Massenarbeitslosigkeit die ausschüsse wäre der Weg der CDU sozialen Sicherungssysteme. Natürlich zur großen und erfolgreichen Volks- brauchen wir Antworten auf gesell- partei ebenso wenig möglich gewor- schaftliche Erosionsprozesse. Diesen den wie die Umsetzung des Verfas- Fragen müssen wir uns stellen: In der sungsauftrags unseres Grundgesetzes Grundwertediskussion in der CDA und „Deutschland ist ein demokratischer in der Grundsatzdiskussion der CDU. und sozialer Bundesstaat“. Nach der „Der Mensch steht im Mittelpunkt“ Geschäftsführer der Verlagsgesellschaft mbH Diktatur des Dritten Reiches, der – das ist unser Ausgangspunkt und der CDA. Katastrophe des Zweiten Weltkrieges unsere Leitlinie. und dem nachfolgenden Zusammen- Sechzig Jahre Sozialausschüsse in der bruch Deutschlands entwickelte sich Das muss auch die Leitlinie der CDU CDU sind ebenso Anlass zum Rück- die Sozialpolitik zu einem konstitu- sein, wenn sie mittel- und langfris­ blick und zur Bestandsaufnahme wie ierenden Element der Bundesrepu- tige Gestaltungschancen haben will. zum Ausblick. Dem soll diese Jubilä- blik. Das wurde zur Voraussetzung Wenn es der CDU nicht gelingt, die umsausgabe der „Sozialen Ordnung“ der breiten Akzeptanz der jungen Menschen mitzunehmen auf ihrem dienen, an der viele mitgearbeitet Republik. Und die Leistungen der inhaltlichen und gestalterischen Weg, haben: Unsere Bundesvorsitzenden, Sozialpolitik im Zuge der Deutschen dann werden immer weniger Men- Kolleginnen und Kollegen aus dem Wiedervereinigung können nicht hoch schen die CDU auf ihrem Weg beglei- christlich-sozialen Umfeld, christ- genug eingeschätzt werden. Mit Stolz, ten. Eine Volkspartei ohne Volk oder lich-soziale Urgesteine, Partner im Dankbarkeit und großer Hochachtung kein Wähler für unsere CDU – davor sozialpolitischen Dialog. dürfen wir feststellen: Die entschei- müssen wir die Union schützen. Die denden sozialpolitischen Weichenstel- Sozialausschüsse sind aber nur dann Wir haben bewusst keine Themen lungen der Bundesrepublik tragen die für die Union eine Hilfe, wenn wir in vorgegeben für die Autoren dieser Unterschriften von Bundeskanzlern der Lage sind, eine fundierte Ausein­ „Sozialen Ordnung“ sondern freien und Arbeitsministern der Union. andersetzung in den Sachfragen zu Raum gelassen für Bilanz, Tendenz führen und überzeugende personelle und Anmutung. Allen Autorinnen und Oft war der Weg zu diesen Entschei- Angebote zu bieten. Eine Nagelprobe Autoren gilt unser Dank – wir verste- dungen nicht leicht, im Ergebnis aber steht uns bei unserer eigenen Grund- hen ihre Texte als solidarischen Bei- war er folgreich. Häufig waren die Po- wertediskussion ebenso bevor wie bei trag zur Programmdiskussion unserer sitionen der Sozialauschüsse umstrit- der Grundsatzprogrammdiskussion der CDA und der Union. ten – manchmal wurden sie mit dem CDU. Da stehen uns wichtige Ausein­ Untergang des Vaterlandes in Verbin- andersetzungen bevor, die 60 Jahre Dieser 60. Geburtstag lässt uns dung gebracht – und doch waren sie Geschichte der CDA können uns Kraft dankbar zurückblicken auf engagierte meist moderner als viele Positionen und Zuversicht geben, denn leicht war Kolleginnen und Kollegen, die sich der innerparteilichen und außerpar- der Weg nie, aber er hat sich gelohnt.

40 Festschrift / 60 Jahre CDA CDA-MITGLIEDER IN ÄMTERN

Diese Sondernummer der Sozialen Ordnung (SO!) ist unserer Geschichte und unserem Auftrag gewidmet. Die nächste Ausgabe der SO! erscheint im Juli mit den Schwerpunktthemen „Arbeit“ und „Grundwerte“.

Titelbild: Von links nach rechts: Karl Arnold, Konrad Adenauer, Josef Gockeln, Jakob Kaiser.

Fotohinweise: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, CDU, KAS, Bildarchiv des Deutschen Bundestages, Frank Ossenbrink.

CDA-Mitglieder mit Mandaten und in Ämtern

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Berlin

CDA-Mitglieder im Bundestag:

CDA-Mitglieder im Berliner Abgeordnetenhaus: Norbert Atzler Axel Rabbach Nicolas Zimmer Michael Braun Cerstin-Ullrike Richter-Kotowski Frank Henkel Peter Trapp Gregor Hoffmann Kurt Wansner Fritz Niedergesäß

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Brandenburg

CDA-Mitglieder im Brandenburgischen Landtag: Monika Schulz

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Bremen

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung und im Bundestag:

CDA-Mitglieder in der Bremer Bürgerschaft: Sandra Ahrens Rolf Herderhorst Klaus Peters Michael Bartels Erwin Knäpper Bernd Ravens Rainer Bensch Karl-Uwe Oppermann Helmut Pflugradt

Festschrift / 60 Jahre CDA 41 CDA-MITGLIEDER IN ÄMTERN

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Hamburg

CDA-Mitglieder im Bundestag: Dirk Fischer

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Birgit Schnieber-Jastram Dr. Volkmar Schön Dietrich Wersich

CDA-Mitglieder in der Hamburger Bürgerschaft: Wolfgang Beuß Jörn Frommann Olaf Ohlsen Bruno Claussen Heiko Hecht Wolfhard Ploog Lars Dietrich Klaus-Peter Hesse Bernd Reinert Henning Finck Karen Koop Frank-Thorsten Schira Egbert von Frankenberg Harald Krüger Elke Thomas Marino Freistedt Brigitta Martens

CDA-Europaabgeordnete der CDU Hamburg: Dr.

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Hessen

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung: Dr. Franz Jung

CDA-Mitglieder im Bundestag: Dr. Bernd Siebert Gerald Weiß Dr.

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Norbert Kartmann Karl Winfried Seif Karin Wolff Gerd Krämer

CDA-Mitglieder im hessischen Landtag: Peter Beuth Roger Lenhart Helmut Peuser Alfons Gerling Dr. Peter Lennert Mark Weinmeister Dr. Norbert Herr Aloys Lenz Kurt Wiegel Norbert Kartmann Frank Lortz Karin Wolff Horst Klee Petra Müller-Klepper Hugo Klein Anne Oppermann

CDA-Europaabgeordnete der CDU Hessen: Thomas Mann

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Mecklenburg-Vorpommern

CDA-Mitglieder im Bundestag: CDA-Mitglieder im Landtag: Rainer Prachtl Wolfgang Riemann

42 Festschrift / 60 Jahre CDA CDA-MITGLIEDER IN ÄMTERN

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Niedersachsen

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung: Dr. Dr. Hermann Kues Dr. Friedbert Pflüger

CDA-Mitglieder im Bundestag: Monika Brüning Thomas Kossendey Rita Pawelski Hartwig Fischer Dr. Hermann Kues Dr. Friedbert Pflüger

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Bernd Busemann

CDA-Mitglieder im niedersächsischen Landtag: Norbert Böhlke Angelika Jahns Frank Oesterhelweg Bernd Busemann Gabriele Jakob Heinz Rolfes Dr. Karl-Ludwig Danwitz Karl-Heinz Klare Kurt Schrader Hermann Eppers Gabriela Kohlenberg Ulrike Schröder Rudolf Götz Klaus Krumfuß Regina Seeringer Wilhelm Heidemann Editha Lorberg Britta Siebert Reinhold Hilbers Dr. Max Matthiesen Ulf Thiele Wilhelm Hogrefe Heidemarie Mundlos Katrin Trost Print & More_214x133_Anschn.qxd 13.04.2006 12:43 Seite 1 CDA-Europaabgeordnete der CDU Niedersachsen: Prof. Dr. Hans-Peter Mayer Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering Print & More ! Redaktion, Produktion und Distribution aus einer Hand.

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Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Nordrhein-Westfalen

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung:

CDA-Mitglieder im Bundestag: Jürgen Herrmann Dr. Peter Hintze Hubert Hüppe Karl Schiewerling Ingrid Fischbach Norbert Königshofen Hans-Joachim Fuchtel Dr. Elisabeth Winkelmeier-Becker Wolfgang Meckelburg Willi Zylajew Ursula Heinen

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Karl-Josef Laumann Eckhard Uhlenberg Dr. Marion Gierden-Jülich Prof. Dr. Stefan Winter Manfred Palmen

CDA-Mitglieder im Landtag: Peter Biesenbach Walter Kern Peter Preuß Alfons-Reimund Billmann Hubert Kleff Marc Ratajczak Peter Brakelmann Bernhard Recker Oskar Burkert Rita Klöpper Elke Rühl Rainer Deppe Karl Kress Heinz Sahnen Ursula Doppmeier Theodor Kruse Winfried Schittges Rolf Einmahl Manfred Kuhmichel Rolf Seel Marie-Luise Fasse Karl-Josef Laumann Reinold Sendker Gerhard Lorth Michael-Ezzo Solf Josef Hovenjürgen Manfred Luckey Helmut Stahl Werner Jostmeier Manfred Palmen Bernhard Tenhumberg Klaus Kaiser Clemens Pick Eckhard Uhlenberg Marie-Theres Kastner Norbert Post Josef Wilp Ilka Keller

CDA-Europaabgeordnete der CDU Nordrhein-Westfalen: Elmar Brok Prof. Dr. Horst Posdorf Dr.

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Rheinland-Pfalz

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung: CDA-Mitglieder im Bundestag: Prof. Dr. Maria Böhmer Prof. Dr. Maria Böhmer Peter Rauen

CDA-Mitglieder im Landtag: Dr. Adolf Weiland Hedi Thelen Josef Keller Hans-Josef Bracht Heinz-Hermann Schnabel

44 Festschrift / 60 Jahre CDA CDA-MITGLIEDER IN ÄMTERN

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Saarland

CDA-Mitglieder in der Bundesregierung und im Bundestag:

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Peter Müller Josef Hecken Annegret Kramp-Karrenbauer

CDA-Mitglieder im Landtag:

Peter Müller Anke Heimes Peter Jacoby * Die Listen wurden nach Angaben der CDA-Landesverbände Baden-Württemberg erstellt, und Sachsen-Anhalt konnte noch keine Angaben machen. Peter Hans Günter Heinrich Annegret Kramp-Karrenbauer Klaus Meiser Sabine Hennrich Karl Rauber Günther Becker

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Sachsen

CDA-Mitglieder im Deutschen Bundestag: Robert Hochbaum Dr. Michael Luther

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Steffen Flath Stanislaw Tillich

CDA-Mitglieder im sächsischen Landtag: Robert Clemen Friederike de Haas Thomas Pietzsch Thomas Colditz Dr. Fritz Hähle Gottfried Teubner Steffen Flath Alexander Krauß Stanislaw Tillich Helmut Gregert Frank Kupfer Dr. Roland Wöller Marko Schiemann

CDA-Mitglieder im Europäischen Parlament: Jürgen Schröder

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Schleswig-Holstein

CDA-Mitglieder im Bundestag: Wolfgang Börnsen Carl-Eduard von Bismarck

CDA-Mitglieder im Landtag: Werner Kalinka

Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft in Thüringen

CDA-Mitglieder im Bundestag: Manfred Grund

CDA-Mitglieder in der Landesregierung: Dieter Althaus Andreas Trautvetter Dr. Klaus Zeh

CDA-Mitglieder im Thüringer Landtag: Dieter Althaus Siegfried Jaschke Carola Stauche Johanna Arenhövel Eckehard Kölbel Andreas Trautvetter Rolf Berend Christine Lieberknecht Marion Walsmann Gustav Bergemann Michael Panse Dr. Klaus Zeh

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„Nur Gerechtigkeit schafft Zukunft!“ Dies ist das Motto der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Die Bundestagswahlen haben gezeigt, dass die Menschen ein sozial gerechtes Deutschland wollen. Dafür stehen wir Christlich-Soziale in der CDU.

Helfen Sie uns, dieses Ziel zu erreichen!

Aufnahmeantrag der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) Postfach 04 01 49 • 10061 Berlin

Ich beantrage die Aufnahme in die CDA: Bankeinzugsermächtigung: Wir bitten Sie, die Bankeinzugsermächtigung auszufüllen. Name: Hiermit erkläre ich mich bis auf Widerruf damit einverstanden, dass die CDA-Hauptgeschäftsstelle den von mir zu zahlenden Vorname: Monatsbeitrag in Höhe von: € Straße: Haus-Nr.: in Worten: € PLZ: Wohnort: einmal jährlich zweimal jährlich Geb.-Datum: von meinem Konto: Telefon: Nr.: Telefax: BLZ: Mobil: bei der: E-Mail: (Geldinstitut, Ort) abbucht. Betrieb / Verwaltung / Ausbildungsstätte: , den

Unterschrift (für Kreditinstitut) CDU-Mitglied: ja nein Unsere monatlichen Beiträge: Als Aufnahmespende zahle ich € > Familienbeitrag für Ehepartner und Kinder: 5,10 € > Nichtmitglieder der CDU: 4,60 € > CDU-Mitglieder: 4,10 € > Mitglieder, die das 27. Lebensjahr noch nicht , den vollendet haben: 2,60 € > Auszubildende, Schüler/innen, Studenten/innen, Wehr- und Zivildienstleistende, Arbeitslose und bei Unterschrift besonderen sozialen Härten: 1,10 €

Zuwendungen (Mitgliedsbeiträge und Spenden) an politische Parteien sind steuerlich als Sonderausgaben absetzbar (§ 10 b EStG).