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Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 7172 14. Wahlperiode 12. 11. 2010

Kleine Anfrage des Abg. Thomas Knapp SPD und

Antwort des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Bahnprojekt - – Auswirkungen auf und den Enzkreis

Kleine Anfrage

Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Schieneninfrastrukturmaßnahmen betrachtet sie für Pforzheim und den Enzkreis als besonders vordringlich?

2. Sieht sie Maßnahmen in der Region durch die Mittelbindung beim Bahn- projekt Stuttgart-Ulm als gefährdet an, bzw. werden sich Maßnahmen durch den Mitteleinsatz für Stuttgart-Ulm verzögern?

3. Wird durch das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm die Fahrzeit aus der Region nach Stuttgart Hbf und Ulm beeinflusst und ggf. um wie viel?

4. Inwieweit wird sich der Anschluss der Region an den Flughafen Stuttgart und die Landesmesse durch das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm verbessern?

5. Welche neuen Verbindungen im Schienenpersonennahverkehr bzw. Ange- botsverbesserungen können durch die Neuordnung des Bahnknotens Stutt- gart für die Region im Rahmen der Angebotskonzeption 2020 realisiert werden?

6. Inwieweit beeinflusst der Finanzbedarf für Stuttgart 21 die Finanzierung des regionalen öffentlichen Personennahverkehrs?

7. Mit welchen Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Region Pforzheim/ Enzkreis ist zu rechnen?

12. 11. 2010

Knapp SPD

Eingegangen: 12. 11. 2010 / Ausgegeben: 10. 12. 2010 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 7172

Antwort

Mit Schreiben vom 5. Dezember 2010 Nr. 7–3824.1–0–01/73 beantwortet das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr die Kleine Anfrage wie folgt:

Ich frage die Landesregierung

1. Welche Schieneninfrastrukturmaßnahmen betrachtet die Landesregierung für Pforzheim und den Enzkreis als besonders vordringlich?

In der Region wurde mit der Ertüchtigung der Nagold- und der Enztalbahn die Schieneninfrastruktur deutlich gestärkt. Die Abfinanzierung dieser Vorha- ben ist weiter vorgesehen. Sofern die im GVFG-Bundesprogramm angemel- dete Stadtbahnlinie Pforzheim–Ittersbach die Fördervoraussetzungen erfüllt, kann dies eine weitere Stärkung der regionalen Schieneninfrastruktur sein.

2. Sieht die Landesregierung Maßnahmen in der Region durch die Mittelbin- dung beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm als gefährdet an, bzw. werden sich Maßnahmen durch den Mitteleinsatz für Stuttgart-Ulm verzögern?

Nein. Auf die Antwort zu Ziff. 6. wird verwiesen.

3. Wird durch das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm die Fahrzeit aus der Region nach Stuttgart Hbf und Ulm beeinflusst und ggf. um wie viel?

4. Inwieweit wird sich der Anschluss der Region an den Flughafen Stuttgart und Landesmesse durch das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm verbessern?

Stuttgart wird künftig von Pforzheim jede Stunde attraktiv und preiswert in nur 30 Minuten erreicht. In der Gegenrichtung beträgt die Fahrzeit von Stutt- gart künftig sogar nur 26 Minuten (gegenüber heute 30 Minuten mit IRE und 32 Minuten mit IC). Von Mühlacker beträgt künftig die Fahrzeit 22 Minuten (gegenüber heute 24 Minuten mit IRE und 26 Minuten mit IC). Nach Mühl- acker beträgt die Fahrzeit künftig 18 Minuten (gegenüber heute 21 Minuten mit IRE und 22 Minuten mit IC).

Der gute Übergang in Stuttgart auf den ICE in Richtung München bleibt mit Stuttgart 21 erhalten. Dadurch verkürzt sich die Reisezeit nach Ulm und München um etwa 30 Minuten. Somit profitieren auch Fahrgäste aus Pforz- heim in vollem Umfang von der Reisezeitverkürzung durch die Neubau- strecke nach Ulm. An der Fahrzeit zwischen Pforzheim und und den Anschlüssen in Richtung /Frankfurt ändert sich durch Stutt- gart 21 nichts.

Für Pforzheim/Mühlacker sind künftig zwei Regionalverkehrslinien vorgese- hen:

Die IRE-Linie Karlsruhe–Lindau soll stündlich über Pforzheim, Mühlacker, Vaihingen direkt über NBS nach Stuttgart und weiter über das Filstal nach Ulm angeboten werden. Mit ihr beträgt die Reisezeit Pforzheim–Stuttgart rd. 30 Minuten und zum Flughafen rd. 52 Minuten (Mühlacker 44 Minuten) mit Umstieg in Stuttgart.

Die RE/IRE-Linie Karlsruhe/–Tübingen soll in Pforzheim/Mühl- acker zweistündlich angeboten werden und verkehrt mit mehr Halten über Vaihingen/Bietigheim/. Die Fahrzeit Pforzheim–Stuttgart be- trägt 50 Minuten; die Fahrtzeit Pforzheim–Flughafen direkt 59 Minuten (Mühlacker 47 Minuten).

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Die Reisezeit Pforzheim–Flughafen Stuttgart beträgt heute 1 Stunde 15 Mi- nuten (Mühlacker 1 Stunde 5 Minuten) jeweils mit IC und Umstieg in Stutt- gart auf die S-Bahn. Künftig wird es mit einer Fahrzeit von Pforzheim zum Flughafen von knapp einer Stunde (Mühlacker 47 Minuten, 39 Minuten Vai- hingen/) rund eine Viertelstunde schneller gehen – bequem und umsteige- frei im Regionalverkehrszug. Mit IRE und Umstieg in Stuttgart geht es sogar noch etwas schneller zum Flughafen: 52 Minuten von Pforzheim, 44 Minuten von Mühlacker und 37 Minuten von Vaihingen/Enz.

5. Welche neuen Verbindungen im Schienenpersonennahverkehr bzw. Ange- botsverbesserungen können durch die Neuordnung des Bahnknotens Stutt- gart für die Region im Rahmen der Angebotskonzeption 2020 realisiert werden?

Im Ergebnis sind mit dem Bahnprojekt Stuttgart-Ulm für den Enzkreis nicht nur durch die Reisezeitverkürzung zum Flughafen und Richtung Ulm/Mün- chen, sondern auch in der Verbindung nach Stuttgart und der Durchbindung nach Tübingen und zum Bodensee greifbare Vorteile verbunden.

6. Inwieweit beeinflusst der Finanzbedarf für Stuttgart 21 die Finanzierung des regionalen Personennahverkehrs?

Hinsichtlich der Finanzierung des regionalen Schienenpersonennahverkehrs ist zunächst darauf hinzuweisen, dass das Projekt Stuttgart 21 positive Effekte im öffentlichen Personennahverkehr in weiten Teilen des Landes, u. a. für den Enzkreis und Pforzheim hat. Abgesehen davon wird Stuttgart 21 nicht dazu führen, dass die Nahverkehrsinvestitionen in Stuttgart konzentriert wer- den. Die Landesregierung wird auch in Zukunft die Investitionen in der Flä- che nicht vernachlässigen. In der Finanzierung von Stuttgart 21 sind 286 Mio. Euro Regionalisierungsmittel enthalten. Das sind 7 % der Gesamtkosten von Stuttgart 21. Dies ist kein Betrag, der die Mittel überfordert, die für den Nah- verkehr in Baden-Württemberg zur Verfügung stehen und es ist kein Betrag, der gemessen an einem Realisierungszeitraum von elf Jahren für die Region Stuttgart unangemessen ist. Für Stuttgart 21 sind über den Realisierungszeit- raum von 11 Jahren durchschnittlich 26 Mio. Euro pro Jahr eingeplant. In der Vergangenheit wurde pro Jahr mehr als der doppelte Betrag in die Region Stuttgart investiert. Bezogen auf das Land werden etwa 15 % der Investi- tionsförderung im Nahverkehr für Stuttgart 21 gebunden. Dies lässt ausrei- chend Spielraum für andere wichtige Nahverkehrsmaßnahmen im Land.

In der Finanzierung von Stuttgart 21 sind außerdem 197 Mio. Euro Bundes- mittel enthalten, die auf Grundlage der Leistungs- und Finanzierungsverein- barung des Bundes mit der DB AG gem. § 8 Abs. 2 Bundesschienenwegeaus- baugesetz (BSchwAG) für Investitionen in Bundesschienenwege zu verwen- den sind, die dem Schienenpersonennahverkehr in Baden-Württemberg die- nen. In der Vergangenheit war allerdings die Ausschöpfungsquote dieser Mittel recht gering (vgl. Landtags-Drucksache 14/69). Mit der Finanzierung eines Nahverkehrsanteils des Projekts Stuttgart 21 aus § 8 Abs. 2 BSchwAG- Mitteln wird sichergestellt, dass diese Mittel in den kommenden Jahren tat- sächlich ausgeschöpft werden.

In der Finanzierung von Stuttgart 21 sind weiterhin 169 Mio. Euro als GVFG-Bundesanteil enthalten. Es ist kein Projekt in Baden-Württemberg be- kannt, das am fehlenden GVFG-Bundesanteil gescheitert wäre. Insofern ist davon auszugehen, dass diese Mittel ohne Stuttgart 21 in andere Länder flie- ßen würden.

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7. Mit welchen Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Region Pforzheim/ Enzkreis ist zu rechnen?

Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm stärkt den Wirtschaftsstandort Baden-Würt- temberg und sichert Wachstum und Beschäftigung. Überall im Land sind die Auswirkungen positiv. Für die Region Pforzheim/Enzkreis werden gutachter- lich folgende Wertschöpfungssteigerungen prognostiziert:

jährlicher Zuwachs an Bruttowertschöpfung in Mio. € in Prozent in € pro Einwohner

Pforzheim 4,0 0,11 % 34,0 Enzkreis 4,7 0,12 % 23,7 Baden-Württemberg 531,2 0,18 % 49,5

Gönner Ministerin für Umwelt, Naturschutz und Verkehr

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