Titel aktuell-neu 23.08.2005 11:27 Uhr Seite 1

Rita Bake Wer steckt dahinter?

Nach Frauen benannte Strassen, Plätze und Brücken in Wer steckt dahinter? nach frauen benannte strassen in hamburg

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Bildung und Sport Amt für Bildung Landeszentrale für politische Bildung

Rita Bake Wer steckt dahinter?

Nach Frauen benannte Strassen, Plätze und Brücken in Hamburg Wer steckt dahinter? nach frauen benannte strassen in hamburg

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Bildung und Sport Amt für Bildung Landeszentrale für politische Bildung Die Landeszentrale für politische Bildung ist eine Abteilung des Amtes für Bildung in der Behörde für Bildung und Sport der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein pluralistisch zusammengesetzter Beirat sichert die Überparteilichkeit der Arbeit. Zu den Aufgaben der Landeszentrale gehören:

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Impressum: Copyright 2005 Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg, 4. aktualisierte Aufl. Umschlag: Bilder und Zeichnungen: Birgit Kiupel Druck: Schüthedruck GmbH, 21079 Hamburg ISDN 3-929728-83-4 ISBN 3-929728-29-X Rita Bake

Wer steckt dahinter? Nach Frauen benannte Straßen, Plätze und Brücken in Hamburg

Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 4. aktualisierte und erweiterte Auflage Vorwort zur 4. aktualisierten Auflage Zwei Jahre sind seit der letzten Auflage vergangen. Zwei Jahre, in denen Hamburg wieder neue Stra§en bekam, die benannt werden mussten. Zwischen Dezember 2003 und Juni 2005 wurden vierzehn Straßen nach Männern und zwei Straßen nach Frauen benannt. Die beiden Damen sind: Eva König (Bergedorf, seit 2003), in zweiter Ehe mit Gotthold Ephraim Lessing verheiratet und Fanny Mendelssohn (Eimsbüttel, seit 2004), Komponistin, Piani- stin und Schwester von Felix Mendelssohn. Letzterer ist damit die Ehre einer Stra§en- benennung zum zweiten Mal zu Teil geworden. Seit 1999 gibt es in der Neustadt nämlich den Geschwister-Mendelssohn-Stieg, benannt sowohl nach Felix als auch nach seiner Schwester Fanny. Es scheint nach wie vor schwer zu fallen, sich für Frauenpersönlichkeiten zu entscheiden, die es “wert” sind, nach ihnen eine Straße zu benennen. Zu finden sind solche Damen jedoch allemal. Denn mittlerweile gibt es entsprechende Publikationen, in denen zu “ge- eigneten” Frauen aus Hamburgs Geschichte nachgeschlagen werden kann. Unter den vierzehn Herren, nach denen eine Stra§e benannt wurde, sind zu finden: ein Herzog (Herzog Carl Friedrich, Lohbrügge) und ein Stifter aus Kirchwerder (Christopher Harms, Kirchwerder). Dieser gründete eine Stiftung für benachteiligte Kinder aus den Vier- und Marschlanden. Weiter geht es mit dem Mitbegründer und Geschäftsführer der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf-Bille und Bezirkspolitiker (Werner Ne- ben, Bergedorf). Es folgt ein Kommunalpolitiker (Otto Siems, Mitglied im ehemaligen Flottbeker Gemeinderat, Gro§ Flottbek), ein Bundeskanzler (Willy Brandt, Altstadt); zwei Schriftsteller (Arno Schmidt, Klostertor, und Hans Christian Andersen, Osdorf). Auch der Erbauer der Windmühle Johanna (Christoph Cordes, Wilhelmsburg) wird durch eine Stra§ennamensgebung geehrt; ebenso der Schriftsteller, Rundfunk- und Fernsehfachmann, Mitbegründer, Chefredakteur der HÖRZU und Gründer einer Stiftung für Medienförderung (Eduard Rhein, Uhlenhorst). Nicht vergessen wurde auch Eduard F. Pulvermann, jüdi- scher Kaufmann, Opfer des Nationalsozialismus. Er schuf 1920 den Parcours des Deut- schen Springderbys in Klein Flottbek, dessen schwierigstes Hindernis nach ihm “Pulver- manns Grab” genannt wird. In Billstedt wird an Pastor Manzke gedacht. Und in der neuen Hafen City erinnert man sich mit drei neuen Stra§en den Seefahrern und Entdeckungs- reisenden Marco Polo, Vasco da Gama und Fernao de Magellan. Wie ich bereits 2003 in der dritten Auflage dieser Publikation bemerkte, sind dem Bau neuer Stra§en in einem Stadtstaat wie Hamburg Grenzen gesetzt. Und auch durch die Errichtung der neuen Hafen City wird es nur wenige neue Stra§en geben. Nachdem nach den drei Entdeckungsreisenden und Seefahrern Stra§en benannt wurden, werden noch weitere neue Straßen gebaut werden, die benannt werden müssen. Dabei stünde es Ham- burg gut an, wenn eine dieser Stra§en nach Lucy Borchardt, der einzigen jüdischen Ree- derin der Welt (Fairplay Reederei in Hamburg) benannt würde. Lucy Borchardt organi- sierte während der Zeit des Nationalsozialismus die Ausbildung von Juden in der See- fahrt, damit diese nach Palästina auswandern konnten. Auch die Reederin Liselotte von Rantzau wäre es wert, dass eine Straße nach ihr benannt werden würde, ebenso die Poli- tikerin Luise Zietz. Diese hatte beim gro§en Hafenarbeiterstreik Ende des 19. Jhds. die Frauen der Hafenarbeiter aufgerufen, sich mit ihren Männern zu solidarisieren. Und nicht vergessen dürfen wir die Zwangsarbeiterinnen, die während der NS-Zeit im Speicher G am Dessauer Ufer untergebracht waren und von dort zu Aufräumarbeiten in den Hafen geschickt wurden. Für die anderen Stadtteile gäbe es ebenfalls eine Vielzahl von Frauen, die es ebenso wie die oben erwähnten Männer wert sind, mit einer Straßenbenennung gewürdigt zu werden. Sie alle an dieser Stelle aufzuzählen, würde allerdings den Rahmen eines Vorwortes sprengen.

Dr. Rita Bake, Juli 2005 Straßenbenennungen: Seismograph für sorgt oftmals für Zündstoff Ð besonders politische Strömungen dann, wenn es sich dabei um Personen der Zeitgeschichte handelt, deren politi- 8881 benannte Stra§en durchziehen sches Wirken sich im Nachhinein als un- Hamburg wie ein komplizierter Schnitt- demokratisch herausstellt. So sei an den musterbogen. Versuch erinnert, die Hindenburgstra§e Bei der Auswahl der Stra§ennamen umzubenennen, nachdem für einen Teil spielten schon immer sehr unterschiedli- der Bevölkerung Hindenburg als Steig- che Motive eine Rolle. In der Alt- und bügelhalter Hitlers galt. Doch Senat und Neustadt, den beiden ältesten Stadttei- Bürgerschaft machten deutlich: die Stra- len Hamburgs, führen uns die Stra§en- §enbenennung sei bereits in den zwan- namen oft in vergangene Epochen und ziger Jahren des 20. Jahrhunderts er- zeigen uns, wie damals der städtische folgt, deshalb solle an der Benennung Lebensraum gestaltet wurde. So erinnert festgehalten werden, handele es sich hier die Knochenhauertwiete daran, dass hier doch um die Ehrung Hindenburgs als seit dem 14. Jahrhundert Schlachter an- Reichspräsident und seiner Verdienste gesiedelt waren. Der Brauerknechtgra- bei der Schlacht bei Tannenberg. Das Er- ben weist seit dem 16. Jahrhundert auf gebnis dieser politischen Auseinander- die Bierbrauer und die benachbarten setzung: die Bezeichnung ãHindenburg- Hopfengärten hin. Und die seit dem straße“ blieb. 14. Jahrhundert mit den lieblichen Na- Anders verlief 1986 die Geschichte mit men Rosen und Lilien benannten Stra- der Umbenennung der Frenssenstra§e in §en in der Altstadt sollen mit feiner Iro- Anne-Frank-Stra§e. In einer Kleinen nie deutlich machen, dass sich ganz in Anfrage des SPD-Abgeordneten Bodo ihrer Nähe die Abdeckerei und der Schümann vom 8.11.1984 an den Senat Armenfriedhof befanden. betreffs Umbenennung von öffentlichen Die meisten Stra§en erhielten Flur- und Straßen, Plätzen und Wegen, wies der Geländebezeichnungen, sind also rich- Abgeordnete darauf hin, dass Gustav tungsweisend und dienen damit der Ori- Frenssen ãschon vor 1920 für die Ver- entierung. Daneben gibt es eine Vielzahl nichtung ‚unwerten‘ Lebens eintrat, die von Stra§en, die z. B. nach Pflanzen und Vertreibung und Vernichtung von Juden Tieren benannt sind, auf ehemaligen befürwortete und einer ‚Rassenreinheit‘ klösterlichen oder kirchlichen Besitz das Wort redete“. Zwei Jahre nach diesen oder öffentliche Gebäude und Wirtshäu- Ausführungen wurde 1986 die Frens- ser hinweisen, sich der deutschen senstra§e in Anne-Frank-Stra§e umbe- Grenzfrage nach dem Ersten Weltkrieg nannt. widmen (z. B. Weichselmünder Straße, Schon diese Beispiele zeigen wie sensi- Zoppoter Straße) oder an Dörfer und bel mit Stra§enbenennungen umzugehen Städte der Umgebung erinnern. ist. Gleichzeitig machen sie deutlich, welche Wichtigkeit Stra§enbenennun- Der Umgang mit der nationalsozialisti- gen zukommt. Stra§ennamen sind ein Teil schen Vergangenheit: Seismograph poli- der Stadtgeschichte und sollen an Flurna- tischer Strömungen men, Ereignisse und Persönlichkeiten er- Ein gutes Viertel aller Hamburger Stra- innern. Der Stra§enname ist aber auch §en ist nach Personen benannt. Und das Teil der persönlichen Adresse jeder Bür- gerin und jedes Bürgers und kann damit nen eine zeitgebundene Steigerung des auch ein Stück Identifikation und Aus- nationalen Gefühls deutlich wird. Noch einandersetzung mit der Person, nach heute trägt die Straße diesen Namen. der die Stra§e, in der man wohnt, be- Nach Anna Wohlwill wurde nach dem nannt wurde, bedeuten. Auch der Grad Zweiten Weltkrieg, 1948, im Stadtteil St. und Stand der Aufarbeitung der Ge- Pauli die Jägerstra§e umbenannt. schichte zeigen sich an der Benennung Aber nicht alle Umbenennungsvorschlä- von Stra§en nach Personen. Und endlich ge, die während der Zeit des Nationalso- bietet die Stra§enbenennung nach Perso- zialismus gemacht wurden, wurden auch nen die Chance, historische Ereignisse umgesetzt: Obwohl bereits auf der Um- und gesellschaftspolitische Zusammen- benennungsliste vertreten, blieb der hänge, die an einer Person der Zeitge- Name „Helma-Steinbach-Straße“ beste- schichte exemplarisch aufgezeigt wer- hen - benannt nach der Aktivistin der Ar- den können, breiten Bevölkerungskrei- beiterbewegung und Mitbegründerin der sen zugänglich und deutlich zu machen Konsumgenossenschaft „Produktion“. und auf diese Weise im Gedächtnis zu Auch nach Jüdinnen und Juden benannte bewahren. Stra§en, die auf der Umbenennungsliste Angesichts dieser Möglichkeiten lie§ der Nationalsozialisten standen, blieben 1984 der CDU-Bürgerschaftsabgeord- manchmal von einer Umbenennung ver- nete Eduard Prosch in einer Kleinen An- schont. Diese ãlasche“ Handhabung wurm- frage an den Hamburger Senat u. a. klä- te den Hamburger Reichsstatthalter Karl ren, „welche Straßen und Plätze Ham- Kaufmann. Im November 1936 schrieb burgs mit Namen jüdischer Menschen er deshalb an das mit den Stra§enum- während der nationalsozialistischen benennungen betraute Hamburgische Herrschaft umbenannt und welche dieser Staatsamt: er teile nicht die vom Staats- Straßen und Plätze nach 1945 wieder amt vertretene Auffassung, ãda§ es wohl rückbenannt wurden?“ Es stellte sich nicht notwendig sei, aus der Reihe der heraus: Die meisten dieser Stra§en und jüdischen Straßennamen diejenigen um- Plätze hatten ihren ursprünglichen Na- zubenennen, die als jüdische Namen men zurückerhalten, oder neue Stra§en nicht ohne weiteres erkenntlich sind waren nach den Personen benannt wor- (...)“. Er fordere daher das Staatsamt auf, den, deren Namen in der Zeit des Natio- auch für diese jüdischen Straßen „bald- nalsozialismus von den Stra§enschildern möglichst Vorschläge vorzulegen“. „gelöscht“ worden waren. So im Falle Doch trotz dieses Appells und der Rüge der 1921 nach der langjährigen Direkto- an das Staatsamt wurde z. B. die Sophien- rin der Schule des Paulsen-Stifts, der Jü- allee, die 1863 im Stadtteil Eimsbüttel din Anna Wohlwill, benannten Stra§e am nach der Frau des jüdischen Grundeigen- Landesinstitut für Lehrerbildung und tümers Samuel Ephraim benannt worden Schulentwicklung. Als 1936/37 ãnach Ju- war, nicht umbenannt. Allerdings wurde den und Marxisten benannte Straßen“ dem Hamburger Adressbuchverlag mit- umbenannt werden sollten, erhielt die geteilt, dass in den Erläuterungen zu die- nach Anna Wohlwill benannte Stra§e sem Stra§enname der Hinweis auf den den Namen ãFelix-Dahn-Straße“ – Ver- jüdischen Ursprung zu unterbleiben ha- fasser volkstümlicher historischer Ro- be. Aus welchen Gründen das Staatsamt mane wie „Ein Kampf um Rom“, aus de- den Forderungen des Reichsstatthalters nicht in allen Fällen folgte, ist nicht be- nannt. Vor noch nicht allzu langer Zeit kannt. deckten historische Forschungen zur Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach Geschichte des Nationalsozialismus auf, und es auch keine geeigneten Stra§en- dass Prof. Peter Mühlens sowohl in schilder mehr gab, wurden viele der seiner Stellung als Institutsdirektor als schon bewilligten Umbenennungen nicht auch als praktisch tätiger Arzt an medi- mehr durchgeführt. zinischen Fleckfieber- und Malaria- Einiges entging in dieser Zeit aber auch forschungsversuchen beteiligt gewesen dem Argusauge der NS-Obrigkeit. So war, die an Insassen des KZ Neuen- benannten 1936 die nationalsozialisti- gamme, an Juden und Jüdinnen des schen Machthaber eine Stra§e nach Elsa Warschauer Ghettos, an sowjetischen Brändström, dem „Engel von Sibirien“, Zwangsarbeitern und an psychisch Kran- die sich während des Ersten Weltkriegs ken der Heilanstalt Langenhorn durch- aufopferungsvoll um die Kriegsgefange- geführt worden waren. Ein Beweis hier- nen in Sibirien gekümmert hatte. Als für ist das Schreiben Prof. Mühlens vom Elsa Brändström auf die Anfrage Hitlers, 10.1.1942 an den Obersturmbannführer ob sie für sein Winterhilfswerk Propa- Sievers in -Dahlem: ãEin Fleckfie- ganda machen wolle, mit einem ent- ber-Ausbruch im Konzentrationslager schiedenen „Nein“ antwortete, daraufhin Neuengamme bei Hamburg gibt mir Ver- mit ihrem Mann in die USA emigrierte anlassung, um Ihre Vermittlung zu bit- und sich dort intensiv um Einreisegeneh- ten, da§ mir als dem hygienischen Bera- migungen für politisch Verfolgte aus ter der hiesigen Gesundheitsverwaltung Deutschland bemühte, erfolgte dennoch bei Ausbrüchen derartiger Epidemien keine Umbenennung der Stra§e. vom Reichsführer-SS die Erlaubnis er- Gleich nach der Befreiung vom National- teilt wird, die Konzentrationslager besu- sozialismus nahm die britische Militär- chen und unter Umständen bei den Kran- regierung Stra§enumbenennungen vor. ken Behandlungsversuche sowie Erpro- Die allseits bekannten Nazi-Größen wur- bungen von Entlausungsmitteln vorneh- den nun nicht mehr durch einen Stra§en- men zu dürfen. Auch die von mir im Tro- namen geehrt. Ehemals nach Juden und peninstitut eingerichtete Fleckfieber- Jüdinnen benannte Straßen erhielten Forschungsstation braucht Material von wieder ihren Platz in der Öffentlichkeit. frischen Fällen. Ohne solche Arbeitsfel- Doch trotz aller Bemühungen, niemals der mit Kranken können die im Labora- mehr eine Stra§e nach einem National- torium (bei Versuchstieren u. a.) erziel- sozialisten zu benennen, schlichen sich ten Forschungsergebnisse nicht prak- Namen ehemaliger Nationalsozialisten tisch ausgewertet werden. Das Hambur- bei Stra§ennamensbenennungen ein, oh- ger Tropeninstitut steht für jede Mitar- ne dass die Namensvergeber davon et- beit bei der Fleckfieberforschung und - was ahnten. Erst die historische For- bekämpfung zur Verfügung.“ schung späterer Jahrzehnte brachte dies 1996 wurde der Peter-Mühlens-Weg ans Licht. So wurde 1945 nach dem 1943 nach der Widerstandskämpferin gegen verstorbenen ehemaligen Leiter des den Nationalsozialismus, Agnes Gierck, Hamburger Tropeninstituts, Professor umbenannt. Mit dieser Umbenennung Peter Mühlens, eine Straße im Stadtteil soll, wie das damalige SPD-Ortsaus- Langenhorn (Peter-Mühlens-Weg) be- schussmitglied Renate Herzog erklärte, ãder vielen Menschen gedacht werden, da§ man Stra§ennamen nicht zum Ge- die aus geringen Gründen verhaftet und genstand politischer Zwistigkeiten ma- gefoltert wurden“. Mit den Stimmen von chen sollte, und da§ es nicht im Sinne SPD und GAL votierte eine Mehrheit im dieser bescheidenen, stillen Frau sei, Ortsausschuss für die Umbenennung. wenn sie auf diese Weise an die Öffent- Die Vertreter der CDU enthielten sich lichkeit gezerrt würde.“ Weiter wurde oder stimmten gegen den Antrag. CDU- gesagt, ãdie Zahl der um Hamburgs Kul- Sprecher Herwart Wiederhold schlug turleben ebenso verdienten Männer und stattdessen vor, Straßen künftig auch Frauen sei so gro§, da§ es nicht genug nach verdienten Kommunalpolitikern [Straßen] gäbe, sie alle zu ehren“. Die der Nachkriegszeit zu benennen, und Stra§enbenennung nach Agathe Lasch führte den langjährigen Ortsausschuss- wurde daraufhin 1948 abgelehnt. vorsitzenden Otto Friedrich Muxfeldt Solche Bedenken hatte der Kollegen- (SPD) an. Dem CDU-Antrag konnte kreis offensichtlich nicht, als es darum schon deshalb nicht Rechnung getragen ging, den 1946 verstorbenen Direktor werden, weil es einen Grundsatzbe- des germanischen Seminars, Conrad schluss der Bezirksversammlung Ham- Borchling, zu ehren. Borchling, der burg Nord gibt, neu gebaute Stra§en schon im Ersten Weltkrieg den flämi- vorrangig nach Widerstandskämpferin- schen Teil Belgiens als deutsche Provinz nen und -kämpfern gegen den National- reklamiert hatte, wurde bereits im Mai sozialismus zu benennen. 1933 NSDAP-Mitglied und unterstützte Die 1950 erfolgte Benennung einer Stra- mit seiner in einer gro§germanischen §e nach dem ehemaligen Direktor des Ideologie wurzelnden Wissenschaft den Germanischen Seminars der Universität neuen Staat. Nach dem Krieg wurde Hamburg, Conrad Borchling, gibt zu Conrad Borchling von der britischen Mi- denken, wenn man berücksichtigt, wie litärregierung seines Amtes enthoben mit der Bitte um eine Stra§enbenennung und zu Lebzeiten nicht rehabilitiert. nach seiner jüdischen und bei der Depor- All dies hinderte jedoch die Stadt Ham- tation umgekommenen Kollegin Agathe burg nicht, des Verstorbenen öffentlich Lasch, der ersten Lehrstuhlinhaberin an zu gedenken. Seit dem 26.7.1950 gibt es der Universität Hamburg, verfahren wur- in Hamburg einen Borchlingweg ganz in de. Bereits 1948 hatte die Bibliothekarin der Nähe des seit 1970 nach Agathe des Germanischen Seminars, Marie Lui- Lasch umbenannten Othmarscher Kir- se Winter, den Vorschlag unterbreitet, chenwegs, einer an der Autobahn enden- eine Stra§e in Hamburg nach Agathe den Sackgasse. Wie formulierte doch Lasch zu benennen. Als die Behörde dar- Walter Jens so treffend: ãWieviel schwe- aufhin um eine Stellungnahme bei dem rer ist es doch, ein einzelnes individuel- damaligen Seminardirektor Niekerken les Opfer zu ehren als viele Millionen.“ bat, einem ehemaligen NSDAP-Mitglied und einstigen Schüler Agathe Laschs’, Männer versus Frauen: Straßenbenen- der nun auf Agathe Laschs ehemaliger nungen nach Männern und Frauen – Stelle amtierte, erklärte dieser: „Bei ei- Seismograph politischer Strömungen ner Erfragung im Kollegenkreise (...) Wie Sie, liebe Leserin und lieber Leser, war man geteilter Meinung. Die Gegner sicherlich bemerkt haben, spielten bei des Gedankens vertraten die Ansicht, den angeführten Beispielen zu Straßen- benennungen Frauen eine wesentliche des 19. Jahrhunderts. Nein, bedeutende Rolle. Und auch der Titel dieser Publika- Frauen können in der Geschichtsschrei- tion weist darauf hin: hier geht es um bung genauso weit zurückverfolgt wer- Hamburgs Straßen, Brücken und Plätze, den wie die Spur bedeutender Männer. die nach Frauen benannt sind. Nur ist es seit jeher eine Frage der Defi- Von den 8881 Stra§ennamen, die im nition, wer als bedeutend gilt. Welche Laufe der Jahrhunderte in Hamburg ver- Kriterien dabei angesetzt werden, defi- geben wurden, sind 310 nach Frauen und nieren sich in diesem Fall aus den Mädchen und ca. 2300 nach Männern be- Geschlechtsrollenbildern der jeweiligen und mitbenannt worden. Das bedeutet: historischen Epochen. So war im Mittel- Gerade mal ca. 12 Prozent der nach Per- alter die Frau als Heilige sicherlich be- sonen benannten Stra§en sind nach Frau- deutend. Und so wurde auch bereits in en be- und mitbenannt. („mitbenannt“ be- der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts deutet: Diese Stra§en wurden nach Famili- in Hamburg eine Stra§e nach einer Heili- en, Ehe- und Geschwisterpaaren selben gen benannt: der Heiligen Katharina von Namens benannt Ð 27 Mal.) In diesen Alexandrien (Katharinenbrücke). In den 12 Prozent sind auch diejenigen Frauen nächsten Jahrhunderten folgten dann mit inbegriffen, die Fabelwesen, Mär- weitere Heilige, so St. Gertrud (18. Jhd.) chenfiguren oder literarische Gestalten und St. Annen (19. Jhd.). sind. Da gibt es z. B. die Hexentwiete, Als bedeutend galten im 19. Jahrhundert den Hexenberg, den Elfsaal, den Nixen- im Zuge des Entstehens der ersten weib- stieg, den Nymphenweg und auch den lichen Wohltätigkeits-Vereine auch sol- Schneewittchenweg. Aber auch bei den che Damen der bürgerlichen Gesell- nach Männern benannten Straßen kom- schaft, die sich der ehrenamtlichen men Märchengestalten vor wie z. B. der Wohltätigkeit verschrieben hatten. So Hänselstieg deutlich macht. Den Meister wurde nach der Etatsrätin und Wohltäte- der Hexen, den Teufel, suchen wir aller- rin Helene Donner die Helenenstra§e be- dings vergeblich. nannt oder die Elise-Averdieck-Stra§e Der geringe Anteil der geehrten Frauen nach der Leiterin des Diakonissenhauses (die rund 70 Stra§en, die lediglich nach „Bethesda“. Ebenso als bedeutend galten frei gewählten Frauennamen oder nach bekannte Schauspielerinnen (erste Mit- den Gattinnen und Töchtern von Gelän- Benennung 1899 bei der Stra§ennamens- debesitzern benannt sind, werden im fol- vergabe ãAckermannstraße“ nach der genden nicht berücksichtigt) macht deut- Schauspielerfamilie Ackermann), Schrift- lich, dass andere Benennungsmotive sich stellerinnen/Dichterinnen (erste Mit-Be- immer wieder in den Vordergrund dräng- nennung 1867 bei der Vergabe des Stra- ten. Erst ein allmähliches Umdenken der §ennamens nach der Gelehrtenfamilie vorschlagenden und beschlie§enden Gre- Unzer), Adlige (erste Benennung einer mien wird dazu führen, dass sich dies lang- Straße in der ersten Hälfte des 20. Jhds.: sam zugunsten der Frauen ändern wird. Auguste-Victoria-Kai), literarische Ge- Dabei mangelt es nicht an bedeutenden stalten (erste Benennungen: Erste Hälfte Frauen. Und diese gibt es nicht erst Ð wie 20. Jhds.: Ortrud- und Sentastra§e). manchmal irrtümlich angenommen wird 1929 im Zuge der Arbeiterbewegung er- Ð seit dem Aufkommen der bürgerlichen folgte die Benennung einer Stra§e nach Frauenbewegung in der zweiten Hälfte einer Gewerkschafterin und Führerin der proletarischen Frauenbewegung, Helma Stellung gestanden hatten. Es wurde zwar Steinbach Ð und im selben Jahr die Eh- noch einer Archäologin (Mestorfweg, rung für eine Patriotin des Vaterlandes: 1953) und einer Botanikerin (Amalie- Anna Lühring. Dietrich-Stieg, 1953) gedacht. Aber dann Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden bei war auch Schluss, obwohl mittlerweile den Stra§enbenennungen auch einer auf ein erhebliches Repertoire bedeutender Bäuerin (Mechthildweg, 1948) und der Frauen zurückgegriffen werden konnte. Geliebten und Förderin eines Dichters Erst im Zuge der neuen Frauenbewegung (Elise-Lensing-Weg, 1948) gedacht. ab Ende der 60er Jahre wurde es vielen Erst seit den 50er Jahren des 20. Jahr- Frauen bewusst, dass viel zu wenig Stra- hunderts werden auch Stra§en nach Ma- §en nach bedeutenden Frauen benannt lerinnen (Modersohnstra§e) benannt. wurden. Und so ging 1973 die Arbeitsge- Das ist nicht verwunderlich, wurden meinschaft Hamburger Frauenorganisa- Frauen doch erst seit der Jahrhundert- tionen (ahf) mit dieser Forderung an die wende nach und nach zum Studium an Öffentlichkeit. Als Folge dieser neuen staatlichen Akademien zugelassen. Frauenbewegung und auch durch den Auffällig ist, dass 1950 gleich zwei verstärkten Einsatz der ersten Leiterin Frauen aus der bürgerlichen Frauenbewe- der „Leitstelle für die Gleichstellung der gung eine Ehrung durch Stra§en- Frau“, Eva Rühmkorf, und der damali- benennungen erhielten (Heymannstra§e gen Ersten Vorsitzenden des Landes- und Helene-Lange-Straße). In den näch- frauenrates Hamburg, der Journalistin sten zwei Jahrzehnten wurden die Frau- Helga Diercks-Norden, werden seit den en der bürgerlichen Frauenbewegung bei 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bei der Stra§ennamensvergabe wieder ver- Straßenbenennungen Frauen stärker be- gessen, obwohl viele dieser Frauen be- rücksichtigt. So wurde z. B. 1984 ein deutendes für die Gleichstellung der Stieg nach der Frauenrechtlerin Gertrud Frau geleistet hatten. Doch zwischen Bäumer und eine Straße nach Lilly Ende der 50er Jahre bis Ende der 60er Braun benannt. Jahre herrschte eine Latenzzeit in der Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhun- Frauenpolitik, sowohl in der Bürger- derts werden nun auch bei den Stra§en- schaft wie in den Frauenverbänden. benennungen Frauen geehrt, die auf Ge- Letztere verloren als Organe einer eigen- bieten tätig waren, die in den Augen der ständigen Frauenbewegung im Bewusst- männlich dominierten Öffentlichkeit bis sein der Öffentlichkeit. Die veröffentlich- dato wenig beachtet worden waren. So te Meinung z. B. nahm die Ziele der Frau- gibt es seit 1984 einen nach einer Heb- enemanzipation und der Gleichstellung amme benannten Weg (Gertrud-Werner- nicht mehr wahr. Vielleicht wirkte sich Weg). Und seit 1995 kommen die Hexen diese frauenpolitische Gesamtsituation nicht nur als Märchengestalten vor, son- auch auf die Auswahl der Stra§en- dern es wird durch die Benennung einer benennungen aus. Nicht nur die Namen Stra§e nach Mette Harden der Hexenver- bedeutender Frauen der bürgerlichen und folgung gedacht, der Millionen unschul- proletarischen Frauenbewegung fanden diger Frauen zum Opfer fielen. sich nicht auf neu aufgestellten Stra§en- Die Kriterien für den Begriff ãbedeu- schildern wieder, ebenso kaum Namen tend“ sind vielfach geprägt worden durch von Frauen, die in beruflich exponierter eine Sichtweise, die in erster Linie Tä- .tigkeiten als bedeutend erachtet, wenn Frauen und Männern, was eine Auseinan- diese Männern zugeordnet werden. Dies dersetzung mit den üblichen Bewer- entspricht einem jahrhundertealtem pa- tungskriterien beinhaltet. Hier bewusst- triarchalen Denken, was seinen öffent- seinsbildend zu wirken kann auch auf lichen Ausdruck findet z. B. in der in dem Gebiet der Stra§enbenennungen er- gro§er Anzahl erfolgten Benennungen folgen. von Stra§en nach Mitgliedern des Rats, Doch selbst wenn Frauen auf gleichem des Senats, der Kirchspielverwaltungen, Gebiet wie Männer Bedeutendes gelei- der Deputationen, der Bürgerschaft, stet hatten, war es nicht selbstverständ- nach Kaufherren, Wissenschaftlern, Ar- lich, dass sie durch die Benennung einer chitekten, Ingenieuren und Männern der Stra§e nach ihrem Namen ebenso geehrt Verwaltung. Jetzt möge vielleicht je- wurden. Deshalb beschloss der Senat mand einwenden: Auf diesen Gebieten 2001 auf Initiative des Senatsamts für waren Frauen doch auch lange Zeit gar Bezirksangelegenheiten und der Landes- nicht tätig gewesen bzw. nicht zugelas- zentrale für politische Bildung, bei einer sen worden. In den Hamburger Senat z. Gruppe von 14 Stra§en- und Wegenamen B. zog doch erst 1946 eine Frau ein. Das die an den Stra§enschildern angebrach- ist richtig. Dagegen arbeiteten Frauen ten Erläuterungen zu den Namensgebern aber in anderen Bereichen und leisteten um Informationen zu deren Ehefrauen dort genauso wichtiges und bedeutendes oder weiblichen Verwandten zu ergän- für die Gesellschaft. Es ist also immer zen, wenn diese ebenfalls Herausragen- nur eine Frage des Betrachtungswinkels des geleistet hatten. Es ging dabei also und der Bewertung von Tätigkeiten. Um nicht Ð wie einige Tageszeitungen kolpor- nur ein Beispiel zu nennen: Konstatiert tierten Ð um die Ehefrau x, y eines bedeu- man, dass die Arbeit einer Hebamme ge- tenden Mannes. Das hätte zu Recht Ð wie nauso von bedeutender Relevanz für den süffisant in den Gazetten vermerkt Ð bei Fortbestand der Gesellschaft ist wie die mehrmals verheirateten Männern wegen Tätigkeit eines Ortsamtsleiters, nach des nur begrenzt zur Verfügung stehen- dem in Billstedt eine Stra§e benannt den Platzes auf den Schildern zu Schwie- wurde, dann hätte auch diese Hebamme rigkeiten geführt. Die Zeitungen führten eine Stra§enbenennung nach ihrem Na- als Beispiel Bundeskanzler Schröder an. men verdient. Dazu eine kleine Anmer- Aber darum ging es ja auch gar nicht. kung am Rande: Gerade Hebammen in Unmissverständlich hatte die Staatliche kleinen Ortschaften/Stadtteilen/Vororten Pressestelle das Projekt vorgestellt. waren in der Bevölkerung ähnlich wie Es handelt sich um folgende Stra§en: ein Ortsamtsleiter bekannt und von gro- ➔ Reimarusstra§e: benannt nach Her- §em Ansehen. Denn taten sie ihre Arbeit mann Samuel R., Professor am Hambur- nicht gut und hochengagiert, dann hätte gischen Akademischen Gymnasium und vielleicht so mancher zukünftige Orts- dessen Sohn, Dr. Johann Albert R., eben- amtsleiter gar nicht das Licht der Welt falls dort Professor. Nun auch benannt erblickt . . . Es gab also niemals einen nach der Tochter und Schwester Elise R., Mangel an bedeutenden Frauen, nach de- Erzieherin Schriftstellerin und zentrale nen Straßen hätten benannt werden kön- weibliche Persönlichkeit der Aufklärung nen. Voraussetzuung dafür ist allerdings in Hamburg. der andere Blick auf die Leistungen von ➔ Wichernsweg: benannt nach dem The- ologen und Gründer des Rauhen Hauses. ➔ Werfelring: benannt nach dem Nun auch benannt nach Amanda W., lei- Schriftsteller Franz W. Nun auch nach tende Mitarbeiterin ihres Mannes. dessen Ehefrau, der Komponistin und ➔ Meriandamm: benannt nach dem Kup- Musikschriftstellerin Alma Mahler-W. ferstecher, Verleger und Schöpfer zahlrei- ➔ Klabundeweg: benannt nach dem cher Stadtansichten, Matthäus M. Nun Journalisten und Bürgerschaftsabgeord- auch benannt nach dessen Tochter Sibylla neten Erich K. Nun auch nach dessen M., Forscherin, Blumen- und Insekten- Ehefrau, der Rechtsanwältin, Richterin zeichnerin, Herausgeberin, Autorin und und 1966 ersten Gerichtspräsidentin in Illustratorin von Büchern über Insekten. der Bundesrepublik Deutschland als Prä- ➔ Klopstockstra§e: benannt nach dem sidentin des Landesarbeitsgerichts Ham- Dichter Friedrich Gottlieb K., nun auch burg, Clara K. nach seiner Ehefrau Meta Moller, ➔ Herschelstra§e: benannt nach dem Schriftstellerin. Astronomen und Entdecker des Planeten ➔ Schopenhauerweg: benannt nach dem Uranus, Sir William H. Nun auch be- Philosophen Arthur Sch., nun auch nach nannt nach dessen Schwester, der Astro- dessen Mutter, der Schriftstellerin Jo- nomin und Ehrenmitglied der Royal hanna Sch. Astronomical Society, Caroline H. ➔ Reichardtstra§e: benannt nach dem ➔ Traunweg: benannt nach dem Fabri- Komponisten und Musikschriftsteller Jo- kanten und Mitbegründer der New-York- hann Friedrich. R., jetzt auch nach dessen Hamburger Gummiwaaren Compagnie, Tochter Caroline Luise R., Sängerin, Mu- Christian Justus Friedrich T. Nun auch sikpädagogin und Komponistin. nach dessen Ehefrau Bertha T., Vor- ➔ Gottschedstra§e: benannt nach dem kämpferin der Hamburger Frauenbewe- Literaturtheoretiker Prof. Johannes gung, Mitbegründerin diverser Frauen- Christoph G: Nun auch benannt nach organisationen. dessen Ehefrau, der ersten vollbeschäf- Mit dieser Aktion wurden 14 bedeutende tigten Journalistin Deutschlands, Luise Frauen geehrt, ohne dass eine Stra§e um- Adelgunde G. benannt werden musste. ➔ Bozenhardweg: benannt nach dem Schauspieler Albert B. Nun auch nach dessen Ehefrau der Schaupielerin Karli B. Beide waren Ð sie als erste Frau Ð Eh- renmitglied des Thalia-Theaters. ➔ Schumannstra§e: benannt nach dem Komponisten, Pianisten und Musik- schriftsteller Robert Sch. Nun auch nach dessen Ehefrau, der Komponistin und Pianistin Clara Sch. ➔ Schlegelsweg: benannt nach den Dichterbrüdern August Wilhelm Sch. und Friedrich Sch. Nun auch nach der Ehefrau des ersteren, Caroline Schlegel- Schelling, Schriftstellerin, Übersetzerin und Redakteurin. Ackermannstra§e sich. Und reitet männlich durch die Gas- Hohenfelde, seit 1899. Konrad Ernst sen.“ (Barbara Becker-Cantarino: Von der Ackermann, Schauspieler, und seine Töch- Prinzipalin zur Künstlerin und Mätresse. ter Dorothea und Charlotte Ackermann, In: Renate Möhrmann (Hrsg.): Die Schau- Schauspielerinnen spielerin. Frankfurt a. M. 1989.) Charlotte Konrad Ernst Ackermann (1.2.1712 oder starb bereits im Alter von 17 Jahren. Als 1710 - 13.11.1771 Hamburg) Todesursache wurde ãSchlaganfall“ ange- gründete die erste stehende Schauspiel- geben. Aber auch die Vermutung ãSelbst- bühne in Hamburg und erhielt 1753 das mord“ nach „moralischem Fall“ (Schwan- Preu§ische Privileg zum Bau eines eigenen gerschaft) wurde geäußert. Theaters. 1755 eröffnte er sein erstes Thea- Dorothea Caroline (12.2.1752 Danzig - ter in Königsberg, das erste größere Privat- 21.10.1821 Altona), ebenfalls Schauspiele- theater in Deutschland mit ca. 800 Plätzen. rin. Spielte als 12jährige junge Liebhabe- Ein Jahr später war Ackermann schon wie- rinnen. ãSie spielte die Minna von Barn- der auf Wanderschaft. Von 1764 bis 1767 helm und die Sara Sampson unter den etwa hauptsächlich in Hamburg. Dort eröffnete 80 (!) neuen Rollen vom März 1759 bis er 1765 das Commoedienhaus an der Stelle Ende 1771; davon waren 13 im Singspiel.“ des alten Opernhauses am Gänsemarkt. (Barbara Becker-Cantarino s. o.) Dorothea Doch das Publikum zeigte sich desinteres- musste sich mühsam durchsetzen, denn sie siert. Ackermann ging wieder auf Gast- galt als hässlich. Ihr Gesicht war von Po- spielreisen. ckennarben entstellt. Lessing nannte sie Marie Magdalena Charlotte Ackermann „kleinäugiges Dortchen“. Am 2.7.1778 hei- (23.8.1757 Stra§burg - 14.5.1775 Ham- ratete sie den Arzt und Schriftsteller Jo- burg) wurde von ihrem Halbbruder Fried- hann Christoph Unzer. Die Ehe wurde 1790 rich Ludwig Schröder die „erste Schauspie- geschieden. Danach trat Dorothea Caroline lerin Deutschlands“ genannt. Begann im nicht mehr als Schauspielerin auf. In ihrem Alter von 4 Jahren in Kinderrollen aufzu- Alter hätte sie die „Alte“ spielen müssen, treten. Als knapp 12jährige spielte sie ju- ãdie auch schauspielerisch wenig attraktiv gendliche Liebhaberinnen. Au§erdem tanz- war, weil es nur wenige Partien in der dra- te sie Solopartien in mimischen Balletten. matischen Literatur gab (und gibt). Um als Sie war schön, blond und schlank und „hat- Berufsschauspielerin Erfolg zu haben, te im Gegensatz zu ihrer kleinäugigen mu§te die Frau nun zunehmend eine ,junge Schwester gro§e, lebhafte Augen, die von Schöne‘ sein, die den Wünschen des (männ- Geist und Feuer sprühten“. (Herbert Eich- lichen) Publikums entsprach.“ (Barbara horn: Konrad Ernst Ackermann. Emsdetten Becker-Cantarino s. o.) 1965.) Ihren größten Erfolg erzielte sie als Sophie Charlotte (10.5.1714 Berlin - Emilia Galotti. Damit feierte sie im Ham- 13.10.1792 oder 1793 Hamburg) geb. Bier- burger Commoedienhaus gro§e Erfolge. eichel, verwitwete Schröder. Mutter von Allerdings ãgetadelt wurde ihr, unweibli- Dorothea und Charlotte Ackermann und ches‘ Reiten, auf das ein Epigramm in des Schauspielers Friedrich Ludwig Hamburg zirkulierte: Das war Emilia, Ga- Schröder, ebenfalls Schauspielerin. Ging lottis Tochter? Nein, es kann Emilia nicht 1740 zum Theater und hatte zwei Jahre sein. Sie, die jüngst andachtsvoll, Um sich lang als Prinzipalin eine eigene Truppe. nicht sehn’n zu lassen, Im Schleier hin zur 1749 heiratete sie Konrad Ernst Acker- Messe schlich, Setzt öffentlich aufs Pferd mann. Sophie Charlotte spielte die tragi- sche Heroine, und da sie viel vom Theater- ging 1910 an das führende amerikanische betrieb verstand, führte sie die Geschäfte Frauencollege Bryn Mawn in Pennsylvania des von ihrem Mann geleiteten Theaters. und unterrichtete dort deutsche Philologie. Trotz der in ihrem Geburtsland erlebten Agathe-Lasch-Weg Benachteiligung litt Agathe Lasch unter Othmarschen seit 1971, 1970Ð1971: der antideutschen Stimmung, die in den Laschweg, vorher Othmarscher Kirchen- USA nach Ausbruch des Ersten Weltkrie- weg. Erste Lehrstuhlinhaberin an der ges herrschte. Sie lie§ deshalb ihren Ver- Universität Hamburg, als Jüdin von den trag, der 1916 ablief, nicht erneuern und Nazis deportiert. (4.7.1879 Berlin Ð kehrte nach Deutschland zurück. 1917 er- am 12.8.1942 deportiert) hielt Agathe Lasch, die durch ihr 1914 er- Am 12. August 1942 in Berlin zusammen schienenes und bis heute noch als Stan- mit ihren beiden Schwestern von der Poli- dardwerk geltendes Buch über die mittel- zei abgeholt. Der Transport jüdischer Bür- niederdeutsche Grammatik einen überra- gerInnen aus Berlin ging am 15. August ab, genden Ruf in der Germanistik erworben kam aber nicht am Bestimmungsort, dem hatte, in Hamburg eine Stelle als Wissen- Konzentrationslager Theresienstadt, an. Ob schaftliche Hilfsarbeiterin am Deutschen Agathe Lasch in einem anderen Vernich- Seminar. Nach Eröffnung der Universität tungslager ums Leben kam, ob sie bereits Hamburg im Jahre 1919 habilitierte Agathe den Transport nicht überstand oder ob sie Lasch. Am 29. Juni 1923 wurde sie durch ihrem Lungenleiden erlag, ist unbekannt. Senatsbeschluss „zum Professor“ ernannt. Agathe Lasch war das dritte von fünf Kin- Als 1926 ein Extralehrstuhl für Niederdeut- dern einer jüdischen Kaufmannsfamilie. sche Philologie eingerichtet wurde, stand Besuchte eine höhere Mädchenschule und Agathe Lasch als einzige Kandidatin auf das Lehrerinnenseminar. der Berufungsliste. Im Herbst 1898 bestand sie die Lehrerin- Seit ihrem 38sten Lebensjahr arbeitete sie nenprüfung, konnte als Jüdin jedoch an kei- am Hamburgischen (niederdeutschen) Wör- ner staatlichen Schule eine Anstellung fin- terbuch und überarbeitete das Mittelnieder- den und musste an Privatschulen unterrich- deutsche Wörterbuch. Sie untersuchte die ten. Entwicklung der Sprache in ihrer Abhän- 1906 Abitur. Als ab 1908 in Preu§en Frau- gigkeit von sozialen Faktoren; Sprachge- en zum Studium zugelassen wurden, be- schichte sah sie eng verknüpft mit der poli- warb sich Agathe Lasch. Der Berliner Ger- tischen Zeitgeschichte. Für das Hambur- manist Roethe weigerte sich, Frauen in sei- ger Wörterbuch untersuchte sie die Gegen- ne Seminare aufzunehmen, und lehnte die wartssprache und führte zahllose direkte Zulassung von Agathe Lasch ab. Sie ging Befragungen durch. Agathe Lasch fühlte an die Universitäten Halle und sich jedoch durch die zeitintensive Tätig- und studierte dort Germanistik. Bekam keit am Wörterbuch eingeengt in ihrer eige- durch Vermittlung von Professor Wilhelm nen Arbeit. Braune an der Heidelberger Universität ein Bei Machtantritt der Nationalsozialisten einjähriges Stipendium. 1909 Doktorarbeit drohte der jüdischen Professorin aufgrund über die Berliner Schriftsprache. Aussich- des ãGesetzes zur Wiederherstellung des ten auf eine wissenschaftliche Karriere be- Berufsbeamtentums“ die sofortige Entlas- standen im deutschen Kaiserreich für Aga- sung. Eingaben ihrer Schülerinnen und die the Lasch als Frau und Jüdin nicht. Sie Stellungnahme skandinavischer Germani- sten verhinderten dies zunächst, aber zum Bis November 1993 trug das Stra§enschild 30. Juni 1934 wurde sie endgültig in den neben den Lebensdaten lediglich den Zu- „Ruhestand“ versetzt. satz „Philologin“. Auf Anregung des Histo- Agathe Lasch erhielt zwar ihre volle Pensi- rischen Seminars der Universität Hamburg on, durfte aber in Deutschland nicht mehr und einer engagierten Bürgerin, Charlotte publizieren. 1937 zog sie zu ihren Schwe- Rehn, wurde das Schild schlie§lich er- stern nach Berlin. 1938 wurde ihr dort der gänzt. Es weist nun ausdrücklich darauf Zutritt zu den Bibliotheken verboten. Be- hin, dass Agathe Lasch die erste Professo- mühungen um Lektorenstellen in Lund und rin auf einem Lehrstuhl an der Hamburger Oslo sowie um einen Lehrstuhl an der est- Universität war und als Jüdin Opfer des Na- nischen Universität in Dorpat scheiterten tionalsozialismus wurde. Ingo Böhle trotz positiver Beurteilungen seitens Con- rad Borchlings, des Direktors des Germani- Agathenstra§e schen Seminars in Hamburg, am Einschal- Eimsbüttel, seit 1899. Frei gewählter ten des Deutschen Auswärtigen Amtes. Name 1941 bat Agathe Laschs ehemalige Schüle- rin Claudine de l’Aigle den Leiter der Lan- Agnesstra§e desunterrichtsbehörde Witt zugunsten der Winterhude, seit 1866. Agnes Ahrens geb. Professorin eine Eingabe bei der Geheimen Repsold. Schwägerin des Unternehmers Staatspolizei Berlin einzureichen. Aus den Adolph Sierich Ð Besitzer des Geländes Unterlagen der Staatsverwaltung lässt sich ersehen, wie Schulbehörde, Rektorat der Agnes-Gierck-Weg Universität und Germanisches Seminar die Langenhorn-Nord, seit 1997. Vorher Pe- Eingabe mit dem Verweis auf die jewei- ter-Mühlens-Weg (siehe Einleitung). lige Nichtzuständigkeit hin und her scho- Agnes Gierck geb. Höhne, Widerstands- ben. Borchling beendete den Vorgang, er kämpferin gegen den Nationalsozialismus, empfand sich au§erstande, entsprechende Langenhorner Hausfrau. (28.2.1886 Wei- Schritte in der Angelegenheit von Frl. Prof. mar - 1944 Hamburg) Lasch zu unternehmen. Agnes Höhne, geboren am 28.2.1886 in Die Pensionszahlungen wurden eingestellt, Weimar, besuchte in Hamburg die Volks- die persönliche Bibliothek Agathe Laschs schule bis zur Selekta und arbeitete an- beschlagnahmt. schließend als Hausangestellte und Plätte- Die Hansestadt Hamburg ehrt heute das rin. 1909 heiratete sie den Arbeiter Karl Andenken ihrer ersten Universitätsprofes- Gierck und bekam drei Kinder. In den 20er sorin. Im Dezember 1992 wurde der vom Jahren trat das Ehepaar der KPD bei. Wäh- Hamburger Senat mit 5.000 DM ausgestat- rend der Zeit des Nationalsozialismus be- tete Agathe-Lasch-Preis zur Förderung des stand Agnes Giercks politische Arbeit für wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem die KPD darin, Spenden für Familien von Gebiet der norddeutschen Sprachforschung Verfolgten zu sammeln, Parteibeiträge zu zum ersten Mal vergeben. Und immerhin kassieren und Schmiere zu stehen. Am gibt es seit 1970 den Agathe-Lasch-Weg in 1.10.1934 wurde sie von der ver- Hamburg-Othmarschen. Siehe dazu weite- haftet und im April 1935 wegen Volks- res in der Einführung Straßenbenennun- verhetzung und Vorbereitung zum Hoch- gen: Seismograph für politische Strömun- verrat zu zwei Jahren Zuchthaus Ð ihr gen. Mann, ihr Sohn und Schwiegersohn zu je anderthalb Jahren Kerker Ð verurteilt. weg bereits stark vorgezeichnet war. So Nach ihrer Entlassung nahm sie die illegale adoptierte sie 1896 ein neunjähriges Mäd- Widerstandstätigkeit wieder auf. Durch die chen, dessen Eltern bei der Cholera ge- Jahre der Verfolgung und Haft sowie den storben waren. Besonders wichtig erschien Tod beider Söhne erlebte Agnes Gierck das ihr der Haushaltungsunterricht für Volks- Kriegsende nicht mehr. Sie starb 1944 nach schülerinnen. Hier sollten junge Frauen langer Krankheit. sparsame Wirtschaftsführung lernen, was für Arbeiterhaushalte sehr notwendig war. Agnes-Wolffson-Stra§e Da solch ein Unterricht nicht an den staatli- Bergedorf, seit 1985. Mäzenin, Wohltä- chen Volksschulen angeboten wurde, grün- terin, Stifterin. Gründerin von Haus- dete Agnes Wolffson, die durch ihr väterli- haltungsschulen. Motivgruppe: Verdiente ches Erbe über ein beträchtliches Vermö- Frauen. (30.11.1849 Hamburg Ð gen verfügte, eine eigene Haushaltungs- 18.3.1936 Hamburg) schule Ð sprich Schulküche. Am 15. Sep- Geboren als Tochter des Rechtsanwalts und tember 1896 startete Agnes Wolffsons Reichstagsabgeordneten Dr. Isaak Wolffson. Schule mit 6 Kursen mit je 20 Schülerin- Hatte noch vier weitere Geschwister (eins nen. Ostern 1897 wurde eine zweite Schule starb im Kleinkindalter). Als ihr Vater Wit- an der Kieler Stra§e 7 und um 1900 die wer wurde, führte sie ihm bis zu seinem dritte Schule an der Humboldtstra§e ein- Tode den Haushalt. gerichtet. Schulgeld wurde nicht genom- Durch ihre Mutter Johanna, geb. Hirsch und men. Die Schülerinnen lernten Kochen und die im Wolffsonschen Hause als Hausdame Backen, Waschen und Plätten, Einmachen tätige Minna Leppoc erhielt Agnes Wolff- und Reinmachen, Kinder- und Kranken- son Zugang zum Frauenverein zur Unter- pflege sowie Wirtschaften mit Hilfe eines stützung der Armenpflege, in dem sich zu führenden Wirtschaftsbuches. 1899/ Frauen der 48er Revolution zusammenge- 1900 gab es 18 Kurse mit 465 Schülerin- schlossen hatten, um auf freisinniger und nen. Als 1906 an zwei staatlichen Mäd- humanitärer Basis den Armen zu helfen und chenvolksschulen Haushaltungsunterricht ihnen Hilfe zur Selbsthilfe anzubieten. versuchsweise obligatorisch eingeführt Von ihren Eltern lernte Agnes Wolffson wurde, schenkte Agnes Wolffson dem selbständiges Handeln, das Entwickeln ei- Hamburger Staat ihre drei Schulküchen gener Ideen und deren Umsetzung, aber und sah damit ihre Arbeit auf diesem Ge- auch das Dienen und Sorgen um andere. biet als beendet an. Nun wandte sie sich Bereits mit 17 Jahren unterrichtete sie un- den Töchtern der Oberschicht zu. 1902 er- entgeltlich deutschen Aufsatz und Gedichte richtete sie in der Tesdorpfstra§e eine Lehr- in der Schule des Paulsenstifts. Zu Hause anstalt für alle Zweige der Haushaltungs- pflegte sie ihre beiden Schwestern und ihre kunde. Agnes Wolffson stellte die Lehre- Mutter bis zu deren Tod. rinnen ein, entwickelte den Lehrplan, der Da Agnes Wolffson unverheiratet blieb, sich von dem der Volksschülerinnen we- wurde sie auch von ihrem Bruder, einem sentlich unterschied. Hier ging es z. B. um Rechtsanwalt, als verfügbare und sorgende die Kunst der feinen Küche. Auch mussten Tante seiner vier Kinder beansprucht. Erst die Eltern für ihre Töchter ein hohes Schul- nach dem Tod des Vaters, nun bereits geld zahlen. 46jährig, begann sie ihr eigenes Leben zu Doch obwohl die Schule gut angenommen leben, das durch ihren bisherigen Lebens- wurde und Agnes Wolffson für den Fortbe- stand der Schule einen beträchtlichen fi- Alter von 80 Jahren führte sie als Bezirks- nanziellen Zuschuss beigesteuert hatte, ausschussdame für den Stadtteil St. Georg schrieb die Schule wegen des zu geringen die Rentnerfürsorge fort. So verteilte sie Startkapitals und der allgemeinen Teuerung einmal in der Woche die Essensmarken. rote Zahlen. Agnes Wolffson musste Geehrt wurde sie 1922 wegen ihrer Verdien- schlie§lich den Hamburger Staat um einen ste um die Haushaltungsschule mit der Anna- Zuschuss bitten Ð solches tat sie nicht gern. Wohlwill-Gedenkmünze. Zu ihrem 80. Lebens- 1901 gehörte Agnes Wolffson dem Vor- jahr benannte der Senat die Haushaltungsschule stand des Vereins für Ferien-Wohlfahrts- in der Humboldtstra§e 99 in Agnes Wolffson- bestrebungen an. Er gründete die Ferienko- Schule um. Da Agnes Wolffson Jüdin war, lonie Waltershof, wo sich Volksschülerin- wurde ihr die Ehrenrente nach der Machter- nen und -schüler, die in schlechten Wohn- greifung durch die Nationalsolzialisten ge- verhältnissen lebten, zwei Wochen lang kürzt. tagsüber erholen konnten. 1911 wurde die Kolonie wegen der anstehenden Hafen- Albertine-Assor-Stra§e erweiterung nach Moorwerder verlegt. Schnelsen, seit 1993. Gründerin und Agnes Wolffson beaufsichtigte die Küche langjährige Leiterin, erste Oberin, der der Ferienkolonie und stellte den Küchen- später nach ihr benannten, in der Nähe zettel zusammen. der Albertine-Assor-Stra§e gelegenen 1910 gründete Agnes Wolffson in der evangelischen Diakonie- und Krankenan- Norderstra§e ein Arbeiterinnenheim. Das stalten. (22.3.1863 Zinten/Ostpreu§en Ð Martha-Helenen-Heim, das nach Agnes 22.2.1953 Hamburg) Wolffsons verstorbenen beiden Schwestern Albertine Assor wuchs mit vier Geschwi- benannt war, bot 60 erwerbstätigen Frau- stern auf. Ihr Vater gab, nachdem er 44 Jah- en Unterkunft in Einzelzimmern sowie re als Maurerpolier gearbeitet hatte, seinen die Teilnahme an Lehrkursen, die der För- Beruf auf, um Prediger in verschiedenen derung der Allgemeinbildung dienen soll- Baptistengemeinden zu werden. Ab Januar ten. Am 3. August 1914 richtete Agnes 1891 wohnte Albertine Assor in Berlin, um Wolfsson im Martha-Helenen-Heim die er- dort eine Ausbildung im Schneiderhand- ste Hamburger Kriegsküche ein. werk zu absolvieren. Doch das gro§e sozia- Durch die Inflation verlor Agnes Wolffson le Elend lie§ sie anders entscheiden. Sie einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens, wandte sich der Gemeindediakonie zu, musste das Heim schlie§en und ihr Haus in wurde ab Juli 1891 Gemeindeschwester in der Badestra§e verkaufen. Sie lebte nun in Berlin-Moabit und kümmerte sich um ar- engen finanziellen Verhältnissen. 1925 beitslose junge Frauen und Stra§enkinder. entschloss sich der Senat, ihr eine Ehren- 1894 arbeitete sie in einem Bochumer rente auszuzahlen. Wohnheim für junge Frauen, ab 1895 war Agnes Wolffson war weiterhin in vielen Gre- sie Gemeindeschwester im Berliner Nor- mien und Vorständen tätig, so im Kuratori- den, ab Oktober 1901 Gemeindeschwester um des Vereins Soziale Frauenschule, des in Stade, ab November 1902 Oberin des Sozialpädagogischen Instituts und des Paul- Diakonissenhauses Tabea in Altona. Ihre sen Stifts. Agnes Wolffson war ehrenamtli- selbstbewussten Ansichten kollidierten mit ches Mitglied im Armenkollegium der All- der Weltfremdheit des Hausvorstandes des gemeinen Armenanstalt und im Vorstand Diakonissenhauses, und es kam zum Bruch. der Hamburger Rentnerhilfe tätig. Noch im Albertine Assor verlie§ ihre Stelle und gründete am 1.5.1907 zusammen mit sie- daraufhin zuerst einmal bei Verwandten ben weiteren abtrünnigen Schwestern in in Ostpreu§en auf. Organisierte aber be- einer kleinen Mietwohnung in der Fett- reits ein Jahr später die Wanderfürsorge. stra§e 20 im Hamburger Stadtteil Eims- Ab 1921 wurde sie die 1. Vorsitzende des büttel ein baptistisches Diakonissen-Mut- Schwesternverbandes, ab Januar 1922 terhaus mit dem Namen Siloah (stille Sen- Leiterin eines christlichen Erholungshei- dung). Nach eineinhalb Jahren hatte der mes in Schorborn/Solling. Als Siloah in Verband schon 22 Schwestern. 1908 er- eine Krise geriet, entschlossen sich die folgte der Umzug in den Schulweg 35/37. Schwestern, Albertine Assor zurückzuho- Die Schwestern, die eine qualifizierte Aus- len. Im März 1925 wurde sie wieder als bildung an einer Krankenpflegeschule er- Oberin eingesetzt. 1927 pachtete sie für hielten und dort auch ihr Staatsexamen ab- Siloah das Krankenhaus Am Weiher, das legten, arbeiteten anfangs hauptsächlich in ab 1928 eine eigene Krankenpflege- der häuslichen Krankenpflege. Von wohl- schule erhielt. Weitere Einrichtungen der habenden Patienten wurden Honorare ver- Schwesternschaft: 1928 Kauf des Hauses langt, arme kostenlos betreut. Siloah- Tornquiststra§e 48 als Altenheim; Kauf Schwestern waren auch in Privatkliniken des Erholungsheims Helenenquelle in Bad tätig. Das verdiente Geld kam in eine Ge- Pyrmont. 1930 Umzug des Mädchenheims meinschaftskasse, aus der alle Kosten be- in die Heimhuderstra§e 78, dort Einrich- stritten wurden. Für ihren vierwöchigen tung eines Leichtkrankenhauses für Frau- Jahresurlaub stand den Schwestern ein en. Hier wurden u. a. erkrankte Dienst- Haus in Malente und später in Bad Pyr- mädchen untergebracht, die bei ihrer Herr- mont zur Verfügung. Weil Albertine Assor schaft nicht ausreichend versorgt wurden. nicht wollte, dass Schwestern im Alter von 1935 Kauf des Hauses Mittelweg 111 als ihren jungen Mitschwestern finanziell ab- Leichtkrankenhaus für Männer. Hier konn- hängig wurden, wurden die Schwestern ten u. a. erkrankte Seeleute Unterkunft fin- sozialversichert. Diese Einstellung wurde den. 1938 Kauf der Klinik Johnsallee. ihr von anderen Diakonissenhäusern als 1941 legte Albertine Assor ihr Amt nieder. ãmangelndes Gottvertrauen“ ausgelegt. Kurz darauf wurde auf staatliches Drän- Ein wichtiges Anliegen von Albertine gen der jüdische Namen Siloah „getilgt“ Assor war: Frauen helfen Frauen, ein und das Werk in Albertinen-Haus umbe- neues Selbstwertgefühl zu entwickeln. nannt. Heute trägt das Werk zu Ehren sei- Deshalb übernahm sie im Januar 1909 ein ner Gründerin den Namen Albertinen- Mädchenheim für alleinstehende erwerbs- Diakoniewerk e.V. Es gehört zum Bund tätige Mädchen in Hamburg-Eilbek. 1911 Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. erfolgte sein Umzug in die Alexander- Alle Einrichtungen Ð das Albertinen-Kran- straße 25 in der Nähe des Hauptbahnhofes. kenhaus und die Altenwohnanlage Alberti- Dort fanden notleidende Frauen Unter- nen-Haus Ð befinden sich in Hamburg kunft. 1910 wurde der Schwesternverband Schnelsen. gegründet, 1918 ein Haus in der Tornquist- stra§e 50 gekauft und zum Mutterhaus Albertinenstieg umgebaut. Eifersucht, Ehrgeiz und Unver- Schnelsen, seit 1993. Nach dem von Alber- stand führten im Oktober 1919 zur Sus- tine Assor gegründeten Diakonissen- pendierung Albertine Assors von ihrem haus Siloah Ð heute das nahegelegene Amt als Oberin bei Siloah. Sie hielt sich Albertinen-Haus Alma-Wartenberg-Platz tischen Parteilinie und auch im Widerspruch Ottensen, seit Nov. 1996 zur Führung der proletarischen Frauenbe- (vorher als Friedenseichenplatz bekannt, wegung befürwortete Alma Wartenberg eine aber ohne offizielle Bezeichnung) Zusammenarbeit mit den „Radikalen“ in- Alma Wartenberg geb. Stähr (22.12.1871 in nerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung. Ottensen-25.12.1928 in Altona), Frauen- Ausgestattet mit einer gehörigen Portion rechtlerin, sozialdemokratische Politikerin Eigensinn und einem starken Willen, die aus Ottensen, Vorkämpferin für Geburtenre- Interessen der Frauen nicht denen der Par- gelung und Mutterschutz tei unterzuordnen, geriet Alma Wartenberg Geboren wurde Alma Wartenberg in “Mot- schon 1906 in Konfrontation mit führenden tenburg”, dem ärmeren Teil von Ottensen, Funktionären: Ein Parteiausschlussverfah- als eines von 12 Kindern einer traditionell ren gegen sie musste zwar eingestellt wer- sozialdemokratischen Zigarrenmacherfami- den, aber als Vertrauensfrau wurde sie trotz lie. Schon ihre Mutter Maria Stähr betätigte Unterstützung ihrer Genossinnen abgesetzt. sich unter dem Sozialistengesetz in getarn- Von nun an legte Alma Wartenberg den ten Frauenbildungsorganisationen. Als jun- Schwerpunkt ihres politischen Engagements ge Frau arbeitete Alma Wartenberg als auf das Thema Mutterschutz und Geburten- Dienstmädchen, bis sie den Schlosser Fer- kontrolle. Ihr lag an der Verbesserung der dinand Wartenberg heiratete, mit dem sie Lebensverhältnisse und der Gesundheit von vier Kinder hatte. Politisch trat sie in die Frauen. Die hohe Säuglingssterblichkeit, die Fu§stapfen ihrer Mutter und baute vor Ort weite Verbreitung der ãFrauenleiden“ infol- die proletarische Frauenbewegung ma§geb- ge der vielen Geburten und Fehlgeburten lich mit auf. Von 1902 bis 1906 wurde sie und auch der häufig praktizierten Abtreibun- auf Frauenversammlungen jährlich wieder gen sowie auch die erschreckende Unkennt- zur sozialdemokratischen Vertrauensfrau im nis der Arbeiterfrauen über körperliche und Wahlkeis Ottensen/Pinneberg gewählt. Um sexuelle Vorgänge hatten sie alarmiert. Sie das politische Engagement von Arbeiter- forderte einen besseren Schutz der Mütter frauen zu fördern – auch gegen den Wider- und der schwangeren Arbeiterinnen. Ihr stand vieler männlicher Parteigenossen Ð Spezialgebiet wurde die Aufklärung der pro- bereiste sie als Agitatorin schleswig-holstei- letarischen Frauen. Dabei kamen ihr Kennt- nische Wahlkreise und erweiterte zu einer nisse zugute, die sie als Dienstmädchen in Zeit, als Frauen per Reichsgesetz die Mit- einer Arztfamilie beim Aushelfen in der gliedschaft in politischen Organisationen Sprechstunde gesammelt hatte. Sie zog mit noch verboten war, das Netz weiblicher Ver- Lichtbilder-Vorträgen über den weiblichen trauenspersonen und Frauenversammlungen Körperbau, über Empfängnisverhütung und Ð parallel zur Parteistruktur aber mit relati- Mutterschutz von Stadt zu Stadt. Im An- ver Autonomie. Als Delegierte nahm sie an schluss an ihre stark besuchten Vorträge – Frauenkonferenzen und Parteitagen teil. mehrere Hundert Zuhörerinnen waren keine 1905 gehörte sie mit zu den Initiatorinnen Seltenheit Ð verkaufte sie öffentlich Verhü- einer Protestkampagne gegen ein skandalö- tungsmittel. Damit brachte sie die Justiz, die ses Urteil des Altonaer Schwurgerichtshofes, Beamtenärzteschaft und kirchliche Kreise als vier junge Männer aus bürgerlichen Krei- im konservativen Kaiserreich gegen sich sen wegen Vergewaltigung eines Dienstmäd- auf. Mehrfach drohten ihr Gefängnisstrafen chens überführt, aber dennoch freigespro- wegen „Vergehens gegen das sittliche Emp- chen wurden. Entgegen der sozialdemokra- finden“. Auch innerhalb der Partei blieb Alma Wartenberg sehr umstritten. Als kurz schen und britischen Volksglauben in Feen. vor dem ersten Weltkrieg die Gesetze gegen WaliserInnen wie Irinnen nannten die Feen Verhütungsmittel und das Abtreibungsver- ‚Mütter‘ oder Segen der Mutter, das Feen- bot verschärft werden sollten, erklärte Alma land galt ihnen als das Land der Frauen Ð Wartenberg, dass allein die Frau das Recht eine Reminiszenz an die matriarchale Gesell- habe, über ihren Körper und die Zahl ihrer schaftsform ihrer Stammesahnen. Im Book Geburten zu bestimmen. Entgegen der offi- of the Dun Cow beschrieb die Feenkönigin ziellen Parteilinie unterstützte sie innerhalb ihr Reich als, das Land des ewigen Lebens, der Sozialdemokratie die heftig debattierte ein Ort, an dem es weder Tod noch Sünde, Idee eines „Gebärstreiks“ als Protest gegen noch Missetaten gibt. Jeder Tag ist ein Fest- den staatlichen „Gebärzwang“, eine Idee, die tag. Wir verrichten jedes wohltätige Werk vor allem bei Arbeiterfrauen auf Zustim- ohne kleinliches Gezänk. Feenhügel galten mung stie§. als Eingänge zum heidnischen Paradies, das In der neuen Republik lie§ sich Alma War- angeblich unter der Erde, dem Wasser oder tenberg als Abgeordnete für die SPD in das den Hügeln entfernter, irgendwo im westli- Altonaer Stadtverordnetenkollegium wählen chen Ozean liegender Inseln verborgen war, und sa§ seit 1925 als einzige Abgeordnete dort, wo die Sonne erlosch.“ (Barbara G. im schleswig-holsteinischen Provinzial- Walker: Das geheime Wissen der Frauen. landtag. 1927 legte sie nach einem Schlag- Ein Lexikon. Frankfurt a. M. 1993.) anfall alle Ämter nieder und starb 1928 im Alter von nur 57 Jahren. Ihr unerschrocke- Am Luisenhof nes Engagement für das Recht der Frauen Farmsen-Berne, seit 1927. Benannt nach auf Selbstbestimmung und freien Zugang zu dem der Stra§e benachbarten Luisenhof Verhütungsmitteln war wegweisend und ist immer noch aktuell. Amália-Rodrigues-Weg Die Benennung des Alma-Wartenberg-Platzes Bahrenfeld, seit 2003. Portugiesische Fado- geht auf historische Forschung und Initiative Sängerin. (Juli 1920 Lissabon Ð 6. 10. der Frauengeschichtsgruppe im Stadtteilarchiv 1999 ebd.) Ottensen zurück. Amália Rodrigues wurde 1920, ihr genaues (Text: Birgit Gewehr von der Frauenge- Geburtsdatum wusste sie selbst nicht, als schichtsgruppe im Stadtteilarchiv Ottensen) Tochter einer Einzelhändlerfamilie gebo- ren. Schon als Kind musste sie mithelfen, Am Elisabethgehölz um zum kargen Lebensunterhalt der Fami- Hamm-Nord, seit 1924. Benannt nach dem lie beizutragen, indem sie mit ihrer Mutter dort sich befindenen Elisabethgehölz im und ihrer Schwester auf dem Markt Obst ehemaligen Sievekingschen Park. Elisabeth verkaufte. Das Singen wurde schon früh zu war die Tochter des Syndikus ihrer Leidenschaft: in ihrer Nachbarschaft Dr. Karl Sieveking sang sie portugiesische Schlager und ernte- te dafür bereits ersten Lohn in Form von Am Feenteich Bonbons. Uhlenhorst, seit 1948. Benannt nach der Mit neunzehn Jahren bekam sie in einem angrenzenden Alsterbucht Feenteich Lokal in Lissabon ihr erstes Engagement „Die alten heidnischen Götter und Göttinnen, als Fado-Sängerin. Schnell wurde Amália Stammesvorfahren und PriesterInnen ver- Rodrigues so beliebt, dass sie auch in ande- wandelten sich im französischen, deut- ren Fado-Lokalen auftrat. 1943 gab sie ihr Auslandsdebüt in Madrid, 1945 reiste sie ben hatte. Die gemeinsame Tochter wurde, nach Brasilien, um dort zu singen, und während ihre Eltern auf Forschungsreisen nahm ihre erste Schallplatte auf. Es folgen waren, in fremde Hände gegeben. Monate- weitere Tourneen durch Europa und Ameri- lang durchzog das Ehepaar Deutschland. ka, selbst nach Japan kam Amália Rodri- Auf ihrem Rücken trug Amalie Dietrich eine gues. Spätestens 1956, als sie im L’Olym- schwere Kiepe mit botanischen Objekten. pia, dem damals berühmtesten Varieté- Neben ihr zottelte ein Hund, der einen Hand- Theater in Paris, auftrat, war sie ein inter- wagen zog. Wilhelm Dietrich übertrug sei- national gefeierter Star. ner Frau das Sammeln, Ordnen und Präpa- Parallel zu ihrer musikalischen Laufbahn, rieren von Pflanzen und Kleintieren. Die Ehe trat Amália Rodrigues auch im Revuethea- scheiterte. Amalie Dietrich sammelte allein ter auf und spielte in mehreren Filmen mit. weiter, verkaufte ihre Objekte an Apotheken, Neben traditionellen portugiesischen Fado- Schulen und Gelehrte Ð und lebte mit ihrer Liedern gehören auch Flamencostücke, ita- Tochter Charitas (siehe: Charitas-Bischoff- lienische und französische Schlager und Treppe) in Armut. Ihren wissenschaftlichen Jazzlieder zu ihrem Repertoire. Viele be- Durchbruch erlangte Amalie Dietrich in kannte portugiesische Dichter und Kompo- Hamburg, wohin sie gezogen war, um in die- nisten schrieben Lieder für sie. ser reichen Stadt ihren Lebensunterhalt Amália Rodrigues, die, wie ein portugiesi- durch den Verkauf ihrer Sammlungen zu fi- scher Politiker zu ihrem Tod schrieb, nanzieren. Der wohlhabende Kaufmann und „Stimme Portugals“, wurde 1999 als bisher Kryptogamenspezialist Heinrich Adolf Mey- einzige Frau im Pantheon neben bedeuten- er nahm sich ihrer an und vermittelte sie an den portugiesischen Politikern und Künst- den Überseehändler Cesar Godeffroy, der lern beigesetzt. ein Museum für Natur- und Völkerkunde er- Der Bezirk Altona, in dem viele der in richten wollte. Amalie Dietrich fuhr für ihn Hamburg lebenden Portugiesen eine zweite 1863 nach Australien. Sie war die erste Frau, Heimat gefunden haben, benannte im Mai die solch eine Expedition unternahm. Nach 2003 eine Stra§e nach Amália Rodrigues, zehn Jahren kehrte sie zurück. Als die Firma um den deutsch-portugiesischen Beziehun- Godeffroy Konkurs machte, gingen Teile des gen Rechnung zu tragen, die durch zahlrei- Godeffroyschen Museums in den Besitz der che kulturelle und gastronomische Ange- Stadt über. Amalie Dietrich erhielt als Kusto- bote gerade in Hamburg-Altona intensiv din eine städtische Anstellung, was damals gepflegt werden. Kerstin Klingel für eine Frau sehr außergewöhnlich war. Die „Acacia Dietrichiani“ und die „Bono- Amalie-Dietrich-Stieg mia Dietrichiana“ und zwei Algenarten wur- Barmbek-Nord, seit 1968. Geb. Nelle, den nach ihr benannt. Botanikerin, Forschungsreisende, Kustodin des Museums für Natur- und Amalienstra§e Völkerkunde in Hamburg. (21.5.1821 Sie- Harburg, seit 1875. Benannt nach Amalie benlehn/Sachsen Ð 9.3.1891 Rendsburg) geb. Kort, Frau des Kaufmanns Geboren als fünftes Kind eines Beutlers. Ludwig Weusthoff Heiratete den Apothekergehilfen Wilhelm Dietrich, der aus einer Botanikerfamilie Amalie-Schoppe-Weg stammte und der sich ganz seinen botani- Barmbek-Nord, seit 1930. Emma Sophie schen Sammlungen und Studien verschrie- Katharina geb. Weise. Auch: Adalbert von Schonen. Erzählerin, Redakteurin Sievekings berufliche Laufbahn führte sie und Autorin von Frauenratgebern. Gön- in die pädagogische Richtung. Sie beteilig- nerin Friedrich Hebbels. (9.10.1791 te sich an der 1815 gegründeten Freischule Burg/Fehmarn Ð 25.9.1858 (laut Brock- für Mädchen und richtete selbst eigene haus) Shenectady/New York) Schulkurse ein. Durch sittliche und religiö- Arzttochter, Bekannte Rahel Varnhagens. se Erziehung wollte Amalie Sieveking Autorin der „Briefstellerin für Damen“. die Mädchen zu tüchtigen Hausfrauen und Diese Schrift gehörte in der zweiten Hälfte Müttern erziehen. des 19. Jhds. in jeden gutsituierten Haus- Amalie Sievekings Hinwendung zur Armen- halt. Amalie Schoppe, die mit Fanny Tar- pflege erfolgte nach der Enttäuschung über now eine Hamburger Mädchenschule leite- eine unerwiderte Liebe zu ihrem Vetter te, war Mutter von drei Söhnen. Nach sie- Karl Sieveking. Für sie bedeutete dies gött- ben unglücklichen Ehejahren trennte sie liche Vorsehung, denn sie begab sich nun in sich 1821 von ihrem Mann, einem Rechts- den Stand der Unverheirateten und wollte, anwalt. Seit 1822 veröffentlichte sie fast um nicht eine unnütze alte Jungfer zu wer- jährlich Erzählungen und Romane. Amalie den, eine sinnvolle Aufgabe übernehmen. Schoppe förderte den Schriftsteller Fried- So erwuchs der Plan, ähnlich den katholi- rich Hebbel, lie§ in ihrer Zeitschrift ãNeue schen Frauenorden, eine Gemeinschaft von Pariser Modeblätter“ (Hamburg 1827 bis Protestantinnen zu gründen. Der Ausbruch 1846) Hebbels Gedichte drucken. Amalie der Cholera in Hamburg im Jahre 1831 gab Schoppe war auch Redakteurin der „Iduna“ den entscheidenden Ausschlag, auf dem (Altona 1831–1839), einer Zeitschrift für Gebiet der tätigen Nächstenliebe zu arbei- die Jugend beiderlei Geschlechts. Sie ver- ten. Amalie Sieveking meldete sich als Pfle- öffentlichte viele Kinder- und Jugend- gerin in der Cholera-Quarantäne des St. schriften, historische Romane, Reise- und Ericus-Hospitals. Dort belie§ sie es jedoch Gedenkbücher. Mehrere ihrer Werke wur- nicht beim Pflegen der Kranken, sondern den übersetzt. 1851 zog sie zu ihrem Sohn machte sich sogleich an die Organisa- Alphons in die USA. Hier richtete sie eine tion des chaotischen Krankenhauswesens. Schule für deutsche Kinder ein. Gleichzeitig entwarf sie die Statuten für ei- nen zu gründenden Weiblichen Verein für Amalie-Sieveking-Weg Armen- und Krankenpflege. Armen, die Volksdorf, seit 1957. Gründete 1832 den unschuldig in Armut geraten waren, sollte weiblichen Verein für Armen- und geholfen werden. So genannte verwahrloste Krankenpflege. (25.7.1794 Hamburg Ð Arme erhielten keine Zuwendung. 1.4.1859 Hamburg) Um sich über den Zustand der Armen ins Senatorentochter und -enkelin. Die Eltern Bild zu setzen, machte die Vereinsvor- starben früh, hinterließen Amalie kein Ver- steherin Ð Amalie Sieveking war es 27 Jah- mögen. Nach dem Tod der Eltern wurde re lang Ð den ersten Besuch bei der emp- Amalie von ihren beiden Brüdern getrennt fohlenen Armenfamilie. und kam zu Verwandten, wo sie den kran- Amalie Sievekings Helferinnen kamen aus ken Sohn des Hauses pflegen und durch dem gehobenen Bürgertum. Sie hatten ge- Handarbeiten und deren Verkauf zu ihrem nügend Zeit und auch die finanzielle Un- Lebensunterhalt beitragen musste. In die- abhängigkeit, sich unentgeltlich solch ei- sem Haushalt wurde sie mit Religion und ner Tätigkeit zu widmen. Voraussetzun für Frömmigkeit vertraut gemacht. Amalie die Aufnahme in den Kreis der Helferin- nen war eine evangelische Glaubens- Zuschüttung in eine Grünanlage umge- haltung und die Überzeugung, dass der wandelt wurde Unterschied zwischen Arm und Reich gottgewollt sei. Arme sollten als Unmün- Angelikaweg dige gesehen werden, denen durch Mitge- Fuhlsbüttel, seit 1946. Frei gewählter fühl und Zuspruch geholfen werden sollte. Name Sie erhielten Naturalien, Kleidung, Haus- haltungsgegenstände und es wurde ihnen Anita-Rée-Straße Arbeit vermittelt. Finanzielle Unterstützumg Bergedorf, seit 1984. Jüdische Malerin bekamen die Armen nur selten. Wer beson- der Hamburger Sezession. Motivgruppe: ders fromm war, erhielt zusätzliche kleine Verdiente Frauen. (9.2.1885 Hamburg Ð Zuwendungen. 12.12.1933 Kampen auf Sylt) 1840 gründete Amalie Sieveking ein Ar- Geboren als zweite Tochter eines jüdischen menwohnstift, das Amalienstift, welches Kaufmanns, der 1871 die deutsche Staats- 9 Wohnungen und ein Kinderkrankenhaus bürgerschaft bekommen hatte. Ihre Mutter mit 2 Zimmern und 14 Betten enthielt. Die war Ð wie es in der NS-Zeit hie§ Ð Halb- ehrenamtlichen Helferinnen kontrollierten jüdin, in Venezuela geboren und katholisch die StiftsbewohnerInnen. Hielten diese erzogen. Anita Rée wuchs mit ihrer Schwe- sich nicht an die strenge Hausordnung, be- ster als „höhere Tochter“ in einer kultivier- suchten nicht die täglichen Andachten, ten Sphäre liberalen Bürgertums auf. Die schickten ihre Kinder nicht regelmäßig Schwestern besuchten eine Privatschule zur Schule oder machten ihre Wohnung und wurden protestantisch getauft und kon- nicht genügend sauber, mussten sie mit firmiert. Anita Rée wurde 1905 Schülerin Strafe rechnen. des Hamburger Malers Arthur Siebelist. In Von der 1848 ausbrechenden bürgerlichen seiner Schule lernte sie die Freilichtmalerei Revolution hielt Amalie Sieveking über- und die klassischen Genres. Nach einer un- haupt nichts. Sie empfand es als völlig wi- glücklichen Liebe zu dem Maler Franz dersinnig, der Arbeiterschicht zu erklären, Nölken ging sie für ein Jahr (1912/13) nach dass diese sich selbst aus ihrem Elend be- Paris. Von 1913 bis 1922 lebte sie dann als freien solle. Demokratie bedeutete für freischaffende Künstlerin in Hamburg im Amalie Sieveking Anarchie. Haus ihrer Eltern am Alsterkamp 12, hatte Amalie Sievekings Armenverein wurde zu dort auch ihr Atelier. 1913 nahm sie an ei- einer festen Institution der hamburgischen ner Ausstellung bei Commeter teil und ge- Armenpflege und von den wohlhabenden hörte fortan zur Hamburger Avantgarde. Bürgern Hamburgs mit reichen Spenden be- Sie wurde Gründungsmitglied der Hambur- dacht. Viele Städte in Deutschland und im gischen Sezession und stellte selbst regel- Ausland gründeten ähnliche Vereine. mäßig aus. Der dreijährige Aufenthalt in Positano (Italien) von 1922 bis 1925 wurde Amandastra§e für sie zum Schlüsselerlebnis. Ihr Malstil Eimsbüttel, seit 1865. Vermutlich frei entwickelte sich vom Impressionismus zu gewählter Name einem neusachlichen Stil. Sie wurde be- kannt, erhielt nach ihrer Rückkehr nach An der Marienanlage Hamburg viele Portraitaufträge und Aufträ- Marienthal, seit vor 1907. Hier befand ge von Fritz Schumacher für zwei Monu- sich eine Lehmkuhle, die nach der mentalwerke. Das Wandbild der ãklugen und törichten Jungfrauen“ in der Gewerbe- dann allerdings bald zum Kommunisti- schule für weibliche Angestellte in der schen Jugendverband (KJVD). Sie nahm Uferstraße wurde 1942 zerstört, während an Demonstrationen teil und spielte politi- das in der Caspar-Voght-Schule gemalte sches Stra§entheater. Im Rahmen ihrer Tä- ãOrpheus und die Tiere“ heute noch zu- tigkeit im KJVD reiste sie 1929 in die Sow- gänglich ist. Anita Rée hatte einen großen jetunion, wo sie vier Monate in einer Ziga- Freundeskreis und beruflichen Erfolg. rettenfabrik in Leningrad arbeitete. Zurück Dennoch war ihre Innenwelt zerrissen. in Deutschland betreute sie zunächst den Hinzu kam, dass mehrere Liebesbeziehun- Aufbau der Antifa-Jugend in Hamburg, be- gen scheiterten. Als das Haus ihrer Eltern vor sie 1931 nach Berlin ging, um dort für verkauft wurde, lebte sie in verschiedenen die Zeitung ãDer Arbeitslose“ zu arbeiten. Wohnungen, ärmlich und möbliert, obwohl Nach der Machtergreifung durch die Natio- sie ausreichende finanzielle Mittel besa§. nalsozialisten im Januar 1933 wurde die 1932 lehnte der Kirchenvorstand der Ans- Zeitung verboten und Anita kehrte nach garkirche das von ihr für den Neubau der Hamburg zurück. Ansgarkirche an der Langenhorner Chaus- Bis 1943 wurde sie neun Mal verhaftet, see gemalte Altarbild wegen ãkultischer während der Verhöre im „Stadthaus“ – dem Bedenken“ ab. Im gleichen Jahr verlor sie Gestapo-Hauptquartier Ð brutal misshan- ihre Wohnung. Da sie nicht wusste wohin, delt und mehrere Male inhaftiert. Doch so- begab sie sich in die Einsamkeit nach Sylt. bald sie freigelassen war, schrieb und ver- Ein Jahr später machte sie ihrem Leben ein teilte sie immer wieder Flugblätter und fun- Ende. Die Kunsthalle besitzt die größte gierte als Kurier zwischen verschiedenen Sammlung der Arbeiten Anita Rées. Widerstandsgruppen.1943 heiratete sie, be- kam eine Tochter und floh mit ihrer Familie Anita-Sellenschloh-Ring aus dem durch die Bombenangriffe schwer Langenhorn, seit 2002. Widerstandskämp- zerstörten Hamburg aufs Land nach ferin. Lehrerin. (6. 12. 1911 Hamburg Ð Schleswig-Holstein. 4. 11. 1997 ebd.) Nach Kriegsende absolvierte Anita Sellen- Als Tochter eines Eimsbüttler Bäckers, der schloh, nach Hamburg zurückgekehrt, eine wegen einer schweren Kriegsverletzung, Ausbildung zur Lehrerin, ein langgehegter die er sich im ersten Weltkrieg zugezogen Berufswunsch, und unterrichtete ab 1948 an hatte, seinen Beruf nicht mehr ausüben der Fritz-Schumacher-Schule, bis sie 1952 konnte und die meiste Zeit arbeitslos war, an der Volks- und Realschule Am Heidberg wuchs Anita Sellenschloh in sehr armen Lehrerin wurde. Hier arbeitete sie bis zu ih- Verhältnissen auf und musste bereits als rer Pensionierung 1974. Ein Schwerpunkt Kind mitarbeiten, um zum kargen Unter- ihres Unterrichts war die Aufarbeitung der halt der Familie beizutragen. Zeit des Nationalsozialismus. Trotzdem hatte sie die Möglichkeit, die da- Nach ihrer Pensionierung widmete sie sich malige „Reformschule“ in der Telemann- verstärkt ihrem sozialen Engagement, sie straße, die die Selbstständigkeit und indivi- trat als Zeitzeugin an Schulen und Univer- duelle Entwicklung der Schülerinnen und sitäten auf, war eine der Gründerinnen der Schüler förderte, zu besuchen. Willi-Bredel-Gesellschaft e.V., Mitglied Im Alter von 16 Jahren trat Anita Sellen- bei der Vereinigung der Verfolgten des Na- schloh zunächst den „Falken“ bei, der so- ziregimes (VVN), und beim Auschwitz- zialistischen Arbeiterjugend, wechselte Komitee. Kerstin Klingel Annaberg Lebenswandel waren die ausschlaggeben- Billstedt, seit vor 1938. Frei gewählter den Kriterien, sie in der Kompanie zu belas- Name sen. Allerdings wurden ihre Kameraden nicht in das Geheimnis um den Soldaten Anna-Hollmann-Weg Kruse eingeweiht, nur der Hauptmann und Blankenese, seit 1942. Romanfigur aus der Kompaniechef wussten Bescheid. Als Gustav Frenssens Roman ãDer Untergang das Korps in Frankreich einmarschiert der Anna Hollmann“, Berlin 1912 war, wurde am 8.4.1814 das Kriegsende Tragische Schicksalsgeschichte. Der Ro- verkündet. Die Lützower zogen nach Ber- man beginnt mit dem Tod eines jungen lin zurück, wo sich das Korps auflöste. Blankeneser Seemanns, der auf der ãAnna Dort, in Berlin, wurde Anna Lühring von Hollmann“ erkrankte und starb. Wilhelm von Preu§en empfangen und von der Fürstin Radziwill ausgezeichnet und Anna-Lühring-Weg beschenkt. Vater Lühring jedoch wollte Horn, seit 1929. Lützower Jäger, Helden- seine Tochter nicht zurück haben. Er groll- mädchen. (3.8.1796 Bremen Ð te ihr, hatte sie sich in seinen Augen doch 25.8.1866 Hamburg) zu unanständig verhalten. Der Hofrat und Geboren als fünftes Kind eines Bremer Schriftsteller Karl Gottlob Heun interve- Zimmermeisters. In der Nacht vom 13. auf nierte beim Bremer Senator Johann Smidt. den 14. Februar 1814 verlie§ sie in den Der Bremer Senat versprach daraufhin, Kleidern ihres Bruders ihr Elternhaus in Anna Lühring gebührend zu ehren. Durch der Bremer Brautstraße, um zu den Lüt- diese Zusage wurde auch Vater Lühring zower Jägern zu gelangen, die vorher durch umgestimmt, und so kehrte Anna Lühring Bremen gezogen waren. Unter dem Namen 1915 nach Bremen zurück. Der Einzug in Eduard Kruse trat sie als freiwilliger Jäger Bremen war imposant, neben dem Wagen in das Lützower Korps ein und zog mit ritten ehemalige Lützower Jäger, an den ihm in den Krieg. Was sie zu diesem Schritt Straßenrändern standen jubelnde Men- bewogen hatte, ist nicht eindeutig zu ermit- schen. Doch schon bald wurde es wieder teln. Vielleicht waren es die verklärten Vor- still um Anna Lühring. 1820 ging sie nach stellungen vom Heldenruhm, die damals Hamburg, arbeitete dort in einem Geschäft stark verbreitet waren. Vielleicht die Sehn- für weibliche Industrieartikel, heiratete sucht nach Abenteuer und Freiheit. Ihr Va- 1823 den Kellner Lucks und wurde 1832 ter glaubte an ein Liebesverhältnis zu ei- Witwe. Sie lebte an der Horner Landstra§e nem Soldaten, das seine Tochter dazu ver- in äußerst bescheidenen Verhältnissen und anlasst hatte, sich in das Lützower Jäger- versuchte sich mit Näharbeiten über Was- korps als Mann verkleidet einzuschleichen. ser zu halten. Manchmal erhielt sie auch Niemand merkte, dass „Eduard Kruse“ eine private Spenden. Nachdem sich ehemalige junge Frau war. Anna Lühring gab sich mu- Lützower Jäger für sie eingesetzt hatten, tig und züchtig. Sie nahm an der Belage- bekam sie ab 1860 von ihrer Mutterstadt rung Jülichs teil, zog mit nach Frankreich. Bremen eine regelmäßige kleine Pension. Auf dem Marsch gen Frankreich erreichte Anna Lühring wurde auf dem Kirchhof zu das Korps in Aachen ein Brief von Vater Hamm in Hamburg beigesetzt. 43 Jahre Lühring. Dadurch wurde die Identität des nach ihrem Tod erhielt die Grabstätte ei- Jägers Kruse entdeckt. Doch das inständige nen neuen Grabstein. Immer dann, wenn Bitten Anna Lührings und ihr vorbildlicher patriotische Gesinnung gefragt war, wurde sich Anna Lührings erinnert – so im Ersten tigkeit nur kurz ausüben, da die dortige Weltkrieg, als auch die weibliche Bevölke- demokratisch gewählte Arbeiterregierung rung zu vaterländischen Taten aufgerufen durch die Reichswehr aufgelöst worden wurde. war Ð an eine demokratische Schulreform war nicht mehr zu denken. 1932 Entzug der Anna-Siemsen-Gang Professur durch den thüringischen natio- Bergedorf, seit 1984. Pädagogin und nalsozialistischen Innenminister Frick. Frauenrechtlerin. Motivgruppe: Verdiente Der politische Lebensweg: Kämpfte mit Frauen. (18.1.1882 Mark/Westf. Ð Marie Stritt für die rechtliche Gleichstel- 22.1.1951 Hamburg) lung der Frau im Bürgerlichen Gesetzbuch. Dr. Anna Siemsen, mit vier Geschwistern Seit 1918 Mitglied der Unabhängigen Sozi- in einem Pastorenhaushalt aufgewachsen, aldemokratischen Partei (USPD), 1919 wurde schon als Kind mit den sozialen Stadtverordnete in Düsseldorf. 1923 Über- Spannungen der damaligen Zeit konfron- tritt in die SPD. Nach ihrer Jenaer Zeit bis tiert und machte sich genauso wie ihre Ge- 1929 im Präsidium der Deutschen Frie- schwister Gedanken um soziale Gerech- densgesellschaft, im Vorstand der Deutschen tigkeit. Anna Siemsens Leitspruch war: Liga für Menschenrechte und der deut- ãNach der Vollkommenheit und nach der schen Sektion der Internationalen Frauen- Glückseligkeit der anderen“ zu trachten. liga für Frieden und Freiheit tätig. 1928 So zu leben wurde ihr nicht leicht gemacht, Kandidatur für die SPD zum Reichstag, denn sie wurde Zeit ihres Lebens von den musste ihr Mandat aus gesundheitlichen politisch herrschenden Schichten ungerecht Gründen vorzeitig (1930) abgeben. Trat ve- behandelt, verfolgt und unterdrückt. hement gegen den Panzerkreuzerbau auf Anna Siemsens beruflicher Lebensweg: und wurde 1931 Mitglied der Sozialisti- Wegen Krankheit Abbruch des Besuchs schen Arbeiterpartei (SAP). Setzte sich für einer höheren Mädchenschule, auf autodi- einen europäischen Zusammenschluss ein. daktischem Wege dann Vorbereitung auf 1924 Veröffentlichung des Buches ãLitera- das Lehrerinnenexamen, daneben tätig als rische Streifzüge durch die Entwicklung Privatlehrerin, weil sie ihre Familie finanzi- der europäischen Gesellschaft“. Veröffent- ell unterstützen musste. Promotion. Nach lichung der Bücher „Parteidisziplin oder dem Examen Lehrerin am staatlichen Düs- sozialistische Überzeugung“ und „Auf dem seldorfer Mädchengymnasium und nach Weg zum Sozialismus“. In diesem Buch dem Ersten Weltkrieg in Düsseldorf die er- übte sie Kritik am sozialdemokratischen ste weibliche Beigeordnete für Erziehungs- Parteiprogramm. fragen. Sie widmete sich hauptsächlich dem Anna Siemsen, Pazifistin und Sozialistin, Berufsschulwesen. 1919 Leiterin des Düs- emigrierte 1933 nach dem Reichstagsbrand seldorfer Fach- und Berufsschulwesens. Im in die Schweiz, blieb dort bis 1946. Auch selben Jahr holte der preu§ische Kultusmi- ihre Brüder August und Hans verlie§en nister Haenisch sie in sein Ministerium Deutschland. Nur ihr Bruder Karl blieb als nach Berlin. Von 1921–1923 Oberschulrä- Rechtsanwalt in Düsseldorf zurück. tin, 1923 Berufung nach Jena als Dozentin In Zürich Heirat mit dem Sekretär der und später als Honorarprofessorin für Päd- Schweizer Arbeiterjugend Walter Vollen- agogik an der dortigen Universität, bekam weider. Es war eine politische Heirat, durch die Aufgabe übertragen, das höhere Schul- welche Anna Siemsen die schweizerische wesen zu organisieren, konnte aber ihre Tä- Staatsbürgerschaft erhielt. Schrieb im Exil viele Artikel über die Friedens-, Frauen-, vorbringen. Anna Siemsen war auch in Europa- und Arbeiterbewegung, wurde Re- der Sozialistischen Bewegung für die dakteurin der Zeitschrift ãDie Frau in Le- Vereinigten Staaten von Europa aktiv. ben und Arbeit“, fuhr nach Spanien, als Die deutsche Sektion erhielt später den dort der Bürgerkrieg ausbrach, um den Wi- Namen Anna Siemsen-Kreis. derständlern gegen das Franco- und Hitler- regime Mut zu machen. Richtete im Auf- Anna-Susanna-Stieg trag der Zentralstelle für Flüchtlinge in- Schnelsen, seit 1948, vorher Mittelweg. ternationale und deutsche pädagogische Gestalt aus einem Reimgedicht aus Karl Kurzlehrgänge ein. Müllenhoffs Buch: Sagen, Märchen und Ende 1946 Rückkehr nach Deutschland Lieder, 1845, S. 483. Motivgruppe: gegen den Widerstand ihres Mannes. Der Holsteinische Geschichte, Sagen und Hamburger Schulsenator Landahl holte Märchen sie nach Hamburg. Sie sollte hier die Im Zuge des Gro§hamburg-Gesetzes, wo- Stelle eines Oberstudiendirektors unter durch z. B. Altona, Ottensen und andere Anrechnung ihrer Dienstjahre und mit Gebiete Hamburger Stadtteile wurden, er- gleichzeitiger Übertragung eines Lehr- gaben sich bei den Stra§ennamen häufig auftrags für neuere Literatur an der Uni- Doppelungen. Aus diesem Grund entschloss versität Hamburg bekommen. Ab 1.1. sich 1938 das NS-Regime, den Mittelweg 1947 übernahm sie zuerst einmal die in Anna-Susanna-Stieg umzubenennen, Leitung des Notausbildungslehrgangs, denn ãinsbesondere Namen aus dem nie- des, wie es später hieß, Sonderlehrgangs derdeutschen Raum“ und „Personen der für die Ausbildung von Volksschulleh- schleswig-holsteinischen Geschichte“ soll- rern. Der Lehrgang wurde Anfang Januar ten bei der neuen Stra§ennamensvergabe 1948 beendet. Im selben Jahr erschien in berücksichtigt werden. Zu der Umbenen- Neuauflage eines ihrer Hauptwerke ãDie nung kam es erst nach dem Zweiten Welt- gesellschaftlichen Grundlagen der Er- krieg. ziehung“. Während ihrer Tätigkeit als Leiterin des Notausbildungslehrgangs Anna Susanna, wartete Anna Siemsen darauf, dass das Sta up un böet Füer. Versprechen Landahls eingelöst würde ,Och nä, myn lewe Moder, und sie eine Planstelle bekäme. Am Dat Holt is so düer.‘ 6.3.1947 erfolgte die lapidare Erklärung des Organisationsamtes: wegen der an- Schüer my den Grapen gespannten Haushaltslage könne die Un fäg’ my dat Hues, Planstelle nicht genehmigt werden. So Hüet Avent kaemt hier war nach Abschluss des Sonderlehr- Dre Junggesellen int Hues. gangs Anna Siemsens Tätigkeit beendet. Sie durfte nicht mehr am Entwurf eines Wöllt se nich kamen, Schulprogramms und am Aufbau eines So wöllt wy se halen neuen demokratischen Schulwesen teil- Mit Päer un mit Wagen, nehmen. Mit Isern beflagen. Ihre pädagogischen Ideen konnte sie noch in der Arbeitsgemeinschaft Sozial- Könnt se nich danzen, demokratischer Lehrer (ASL) Hamburgs So wöllt wy se leren; Wy wöllt se de Scho Familie wurde entdeckt und nach Ausch- In Botter umkeren. witz deportiert. Anne Frank und ihre Schwester starben im Konzentrationslager Anna-von-Gierke-Ring Bergen-Belsen an Typhus. Anne Franks Ta- Bergedorf, seit 1992. Kinderfürsorgerin, gebuchaufzeichnungen wurden nach dem leitende Mitarbeiterin verschiedener Zweiten Weltkrieg unter dem Titel ãDas Kinderfürsorge- und Jugendwohlfahrtsor- Tagebuch der Anne Frank“ publiziert und ganisationen. Mitglied der Nationalver- als Theaterstück umgeschrieben. Am 1. Ok- sammlung 1919. Motivgruppe: Verdiente tober 1956 fand im Hamburger Thalia Frauen. (14.3.1874 Breslau Ð 3.4.1943 Theater die Premiere statt. Das Stück wur- Berlin) de über hundertmal aufgeführt. Tochter des Sozialpolitikers, Rechtshistorikers 1986 wurde die nach dem Schriftsteller und Juristen Otto von Gierke. Helferin in der Gustav Frenssen benannte Frenssenstra§e Kinderfürsorge. 1898 Leiterin eines Berliner in Anne-Frank-Stra§e umbenannt. Siehe Mädchenheims. Ab 1908 Vorsitzende des Ver- dazu näheres in der Einführung „Straßen- eins Jugendheim in Berlin-Charlottenburg, aus benennungen: Seismograph für politische dem 1883 ein Jugendheim hervorging. Dazu Strömungen“. gehörte auch eine Haushaltungsschule, ein Kindergärtnerinnenseminar und eine Wohl- Annemarie-Ladewig-Kehre fahrtsschule. Anna von Gierke war Mitglied Bergedorf, seit 1987. Widerstandskämpfe- in vielen Wohlfahrtsverbänden. Ab 1910 über- rin gegen den Nationalsozialismus. nahm sie die Leitung des Charlottenburger Motivgruppe: Verdiente Frauen. (5.6.1919 Landjugendheims Finkenkrug. 1919/20 wurde Ð 21.4.1945 KZ Neuengamme) sie Mitglied der Weimarer Nationalver- Besuch der Kunstschule von Gabriele sammlung. 1933 wurde Anna von Gierke we- Schmilinsky, danach Graphikerin bei der gen ihrer jüdischen Abstammung aus ihrer Tä- Firma Reemtsma. Nach den Nürnberger tigkeit entlassen. Von Anna von Gierke stammt Rassengesetzen galt sie als Halbjüdin. Ge- die Wortschöpfung „Sozialpädagogik“. Sie be- hörte mit ihrem Bruder und ihrem Vater der gründete den 5. Wohlfahrtsverband, der nach Widerstandsgruppe Kampf dem Faschis- 1945 in Paritätischer Wohlfahrtsverband umbe- mus (KdF) an, in der Menschen aus den nannt wurde. verschiedensten Gesellschaftschichten or- ganisiert waren. Das Programm beruhte auf Anne-Frank-Stra§e einer liberal-bürgerlichen und antifaschi- Blankenese und Sülldorf, seit 1986; stischen Grundhaltung. Zusammen mit ih- vorher: Frenssenstra§e. (12.6.1929 rem Vater und ihrem Bruder wurde Anne- Frankfurt a. M.– März 1945 KZ Bergen- marie Ladewig am 22.3.1945 von der Ge- Belsen) stapo verhaftet und in die Gestapo-Haftan- Kind einer 1933 emigrierten und 1940 in stalt Fuhlsbüttel gebracht. Eine Wider- Amsterdam untergetauchten jüdischen Fa- standsarbeit gegen das NS-Regime konnte milie. Schrieb zwischen 1942 und 1944 Ta- Annemarie Ladewig nicht nachgewiesen gebuch auf dem Dachboden des Hauses in werden. Dennoch gehörte sie zu den 13 der Prinzengracht, wo sie sich mit ihrer Fa- Frauen, die in den Nächten vom 21. bis milie vor der Gestapo versteckt hielt. Sie zum 23.4.1945 im KZ Neuengamme ohne beschreibt ihr Leben in dem Hinterhofver- einen Gerichtsbeschluss erdrosselt wurden. steck und ihre Angst vor Entdeckung. Die (Siehe Margarete-Mrosek-Bogen.) Auch ihr Vater und ihr Bruder wurden zur glei- Sechstes und jüngstes Kind einer Arbeiter- chen Zeit im KZ Neuengamme ermordet. familie. Der Vater, ein Lokomotivführer, starb 1910. 1912 starb die Mutter. Antonie Annenstra§e Möbis, nun Vollwaise, musste gleich nach St. Pauli, seit 1856. Vermutlich frei ge- Abschluss der Hauptschule ihren Lebens- wählter Name in Anschluss an die im unterhalt selbst verdienen, zuerst von 1912 Norderteil der Vorstadt St. Pauli schon bis 1917 als Hausmädchen, dann ab Juni vorhandenen, mit weiblichen Vornamen 1917 als Industriearbeiterin auf der Deut- belegten Stra§ennamen schen Werft in Kiel. Hier setzte sie sich für gewerkschaftspolitische Ziele ein, trat im Anny-Tollens-Weg Januar 1919 in die Gewerkschaft ein, war Rahlstedt, seit 2002. Kommunalpolitikerin, von 1920 bis Juni 1923 Mitglied der SPD Leiterin und Geschäftsführerin der Kinder- und seit Juni 1923 Mitglied der KPD. We- stube Rahlstedt. (3. 12. 1911 Hildesheim - gen ihres politischen Engagements wurde 10. 4. 1989 Hamburg) sie arbeitslos und kam auf die ãschwarze Die als Anna Tollens in Hildesheim gebo- Liste“, was bedeutete, dass sie in Kiel keine rene Anny Tollens kam bereits als Kind mit Arbeit mehr fand. Deshalb zog sie im Som- ihren Eltern nach Hamburg. mer 1925 nach Hamburg. Hier Arbeit in Bald nach dem Zweiten Weltkrieg begann verschiedenen Bereichen, z. B. als Hilfs- Anny Tollens, sich kommunalpolitisch zu pflegerin in der „Irrenanstalt“ Friedrichs- engagieren. Sie war Mitglied im Ortsaus- berg und als Reinmachefrau. Dazwischen schuss Rahlstedt und in der Wandsbeker immer wieder Arbeitslosigkeit. Am 1.8. Bezirksversammlung. Im Rahmen ihrer ak- 1931 wurde sie wegen ãZersetzungshoch- tiven Mitgliedschaft im Bürgerverein verrats“ inhaftiert. Weil sie im September Rahlstedt e.V. als Leiterin des Arbeits- 1931 in die Hamburgische Bürgerschaft ge- kreises Soziales gründete Anny Tollens wählt wurde, wurde sie am 4.11.1931 aus 1964 den bis heute bestehenden Senioren- dem Untersuchungsgefängnis entlassen. kreis „Du und ich“. 1969 hob sie zusam- Antonie Möbis war bis 1933 Mitglied men mit der Vereinigung Jugendheim die (KPD) der Hamburgischen Bürgerschaft. Kinderstube Rahlstedt aus der Taufe, deren Während der NS-Diktatur lebte sie im Leitung und Geschäftsführung sie bis zu Widerstand. Sie war vom 16.9.1933 bis ihrem Tod übernahm. 20.3.1934 im Hamburger Untersuchungs- Anny Tollens bekam 1976 das Bundesver- gefängnis inhaftiert, dann vom 21.3.1934 dienstkreuz verliehen und 1989 die Wands- bis 12.5.1936 15 Monate in Einzelhaft im beker Medaille. Zuchthaus Lauerhof bei Lübeck. Nach der Kerstin Klingel Strafverbüßung kam sie ins KZ Mooringen, aus dem sie am 27.8.1936 entlassen wurde. Antonie-Möbis-Weg Im November 1939 wurde sie denunziert. Eidelstedt, seit 1991. Clara, Hedwig, Sie wurde von der Gestapo verhört, eine Antonie geb. Schmidt. Widerstandskämpfe- Inhaftierung konnte abgewendet werden. rin gegen den Nationalsozialismus, Arbei- Fünf Jahre später kam es zur erneuten In- terin, Kommunistin, Mitglied der Hambur- haftierung. Vom 22.8.1944 bis 24.10.1944 gischen Bürgerschaft von 1931Ð1933. saß sie im KZ Fuhlsbüttel. In ihrem „An- (5.3.1898 Spremberg/Niederlausitz Ð trag auf Ausstellung eines Ausweises für 16.8.1976 Hamburg) politisch, rassisch und religiös durch den Nazismus Verfolgte“ vom 18.12.1946 be- und Hinterbliebende. In Karlsbad, in das antwortete sie die folgenden Fragen zu sie viele Jahre zur Kur fuhr, gründete sie ihrer Zeit in den Konzentrationslagern: die Elisabeth-Rosen-Stiftung, um Kranken ãWurden Sie mi§handelt? Ja getreten und mit geringem Einkommen eine Heilbe- gestoßen. Haben Sie gesundheitliche Schä- handlung zukommen zu lassen. (Name der den erlitten? Ja. Nervenleiden im rechten Stiftung gebildet nach der Heiligen Elisa- Arm.“ beth und den Rosen, die am Gründungstag Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete verkauft wurden.) Während der Cholera- Antonie Möbis als Stationsfrau im Ham- epidemie im Jahre 1892 ging sie zu den Er- burger Hilfskrankenhaus am Weidenstieg. krankten und versuchte, deren Not zu lin- dern. Für ihre wohltätige Arbeit erhielt Antonistra§e Mathilde Arnemann das Preu§ische Luisen- St. Pauli, seit 1800, frei gewählter weib- Kreuz verliehen. Beliebt und bekannt war licher Stra§enname. sie auch in Künstlerkreisen. Denn bereits während ihrer Ehe hatte sie gemeinsam mit Armgartstra§e ihrem Ehemann Kunst gesammelt und Hohenfelde, seit 1872. Armgart de Komol- gleichzeitig junge Talente gefördert. ressche. Älteste bekannte Müllerin der dortigen Kuhmühle. 1481 wird sie in der Aschenputtelstra§e Mitgliederliste der Hausdiener Bruder- Billstedt, seit 1952. Märchen schaft genannt „Ein Mädchen, sanftmütig und gut, ver- liert seine Mutter. Es sieht sich eines Tages Arnemannweg einer schlimmen Stiefmutter gegenüber Barmbek-Nord, seit 1930. Mathilde Arne- und au§erdem zwei unguten Stiefschwe- mann geb. Stammann. Patriotin, Mäzenin, stern.“ (Ulf Diederichs: Who’s who im Wohltäterin, Ehrenbürgerin von Karlsbad. Märchen. München 1995.) Aber Ende gut, (26.3.1809 Hamburg Ð 21.8.1896 Hamburg) alles gut: Ein Königssohn verliebt sich in Tochter des Zimmermeisters Johann Chri- Aschenputtel, und beide werden ein glück- stoph Stammann und seiner Ehefrau So- liches Paar Ð die falschen Schwestern be- phia Margarethe geb. Paetz. Besuch einer straft. Privatschule. Am 19.12.1829 heiratete sie Ulf Diederichs schreibt: ãDie folgenreich- den wohlhabenden Altonaer Kaufmann ste Adaption gelang Walt Disney mit dem und schwedischen Generalkonsul Karl Zeichentrickfilm ,Cinderella‘ (1950). Wie Theodor Arnemann, nach dem die Arne- schon mit ,Snow White‘ 1937 (Schnee- mannstra§e und die Karl-Theodor-Stra§e wittchen) gelang ihm die Kreation eines benannt sind. Sie führten ein großes Haus: amerikanischen Idols, einer Leitfigur, die im Sommer auf ihrem Landsitz in Nien- Hoffnungen, Ängste, Möglichkeiten auf stedten, im Winter in ihrem gro§en Stadt- sich vereinte. Für die einen ein Aufstiegs- haus in der Palmaille in Altona. Nach dem modell, wurde es für andere zum Triumpf Tod ihres Mannes im Jahre 1866 wandte des Guten, zur Belohnung und Anerken- sich Mathilde Arnemann sozialen Aufga- nung braven Verhaltens. (...) Furore mach- ben zu. In den Kriegen 1864, 1866 und te Colette Dowling mit der Enthüllung des, 1870/71 lie§ sie Lazarette einrichten, leite- Cinderella-Complex‘ (1981) als einer re- te diese, organisierte Pflegedienste und küm- gelrecht antrainierten weiblichen Angst merte sich auch persönlich um Verwundete vor Unabhängigkeit. Das ãAschenputtel- Syndrom“, Kennzeichnung einer bestimm- Sie versuchte, die Krisen in der Regierung ten Verhaltensstörung, ging als Terminus in und in der Familie auszugleichen. ãWirkte den psychologischen Wortschatz ein.“ (...) der politischen und literarisch freiheit- lichen Entwicklung der Jahrhundertwende Assorweg entgegen.“ (Lexikon der Frau, Zürich 1953/ Schnelsen, seit 1993. Benannt nach Alber- 1954.). Sie war mehrmals in Hamburg. So tine Assor. (Siehe Albertine-Assor-Stra§e.) am 18. Juni 1898 zur Enthüllung des Rei- terstandbilds Kaiser Wilhelms I. vor dem Augustastra§e Altonaer Rathaus und am 5. September 1904 Bergedorf, seit vor 1936. Benannt nach der im Rahmen der Herbstmanöver. Frau eines Grundstückseigentümers Auguste-Schmidt-Weg Auguste-Baur-Stra§e Bergedorf, seit 1987. Deutsche Frauen- Blankenese, seit vor 1903. Auguste Cae- rechtlerin. Mitbegründerin des Allgemei- cilie. Wohltäterin und Stifterin. (14.6.1821 nen Deutschen Frauenvereins. Motiv- Hamburg Ð 20.4.1895 Hamburg) gruppe: Verdiente Frauen. (3.8.1833 Eines von 11 Kindern des Konferenz- Breslau Ð 10.6.1902 ) rates Georg Friedrich Baur, der auf dem Tochter eines Hauptmanns der Artillerie. Schwalkenberg bei Blankenese ein herrli- Ausbildung als Lehrerin. Im Alter von 28 ches Grundstück mit Park und Villa besa§ Jahren Leiterin einer privaten höheren (heute Baur’s Park). Seiner unverheiratet Mädchenschule in Leipzig, danach Leiterin gebliebenen Tochter lie§ Georg Friedrich des Erziehungsinstituts von Ottilie von Baur im westlichen Teil des Parks eine Steyber. Hier wurde sie u. a. auch Lehrerin stattliche Villa erbauen. Die sozial ein- von Clara Zetkin. Zusammen mit Luise gestellte Auguste Baur vermachte der Otto-Peters (Luise-Otto-Peters-Weg) grün- Blankeneser Kirche eine namhafte Schen- dete sie 1865 den Leipziger Frauenbil- kung. dungsverein, aus dem der Allgemeine Deutsche Frauenverein hervorging. 1869 Augustenhöh Mitbegründerin des Vereins deutscher Leh- Bahrenfeld, seit 1892. Benannt nach der rerinnen und Erzieherinnen, 1890 des All- Frau des Grundeigentümers und Haus- gemeinen Deutschen Lehrerinnenvereins. maklers Richard Sagermann, der 1892 Bis 1895 zusammen mit Luise Otto-Peters diese Stra§e als Privatstra§e anlegte Herausgabe der Vereinszeitschrift des All- gemeinen Deutschen Frauenvereins ãNeue Augustenpassage Bahnen“. Danach gab sie die Zeitschrift St. Pauli, seit 1954. Auguste Victoria, allein heraus. War von 1894 bis 1899 Vor- deutsche Kaiserin und Königin von Preu- sitzende des Bundes Deutscher Frauenver- §en, Gemahlin Kaiser Wilhelm II. eine. Setzte sich besonders für die freie (22.10.1858 Dolzig/Kr. Sorau Ð 11.4.1921 Berufswahl von Frauen aus allen sozialen Haus Doorn/Niederlande) Schichten ein. Schrieb nebenher noch die Tochter des Herzogs Friedrich von Schles- Novellen ãTausendschönchen und Veilchen“ wig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. (1868) und 1895 die Erzählung „Aus schwe- Heirat am 27.2.1881 mit Wilhelm, Prinz rer Zeit“. von Preußen, dem späteren Kaiser Wilhelm II. Sieben Kinder. Galt als ein wenig bigott. Auguste-Victoria-Kai folgenden Jahren verschiedene naturwis- Steinwerder, seit 1902. Als Kai des Kaiser- senschaftliche Fächer. Eine spätere Schüle- Wilhelm-Hafens nach der deutschen Kai- rin ihres Mannes schildert sie als ãlebenslu- serin Auguste Victoria benannt. (Siehe stig und gut aussehend“. Schmal sei sie ge- Augustenpassage.) wesen, schwarze Haare hätte sie gehabt und blaue Augen. Im Jahre 1929 erscheint Bacherweg sie auf der Gehaltsliste ihrer Schule mit ei- Niendorf, seit 1982. Clara und Dr. Walter nem neuen Familiennamen: Clara hatte den Bacher. Politisch und rassisch verfolgtes Studienrat Dr. Walter Bacher geheiratet, der Ehepaar. Motivgruppe: Opfer des Natio- seit einigen Jahren an ihrer alten Schule La- nalsozialismus tein und Griechisch unterrichtete. Clara Bacher: Lehrerin an der Privatschule Auch er hatte jüdische Eltern, war evange- Hofweg 88, Mitglied der SPD. (15.10.1898 lisch getauft, war Ð wie Clara Ð Mitglied der Hamburg Ð am 19.7.1942 deportiert nach SPD und teilte ihre politischen Überzeu- Theresienstadt) gungen: zusammen mit Claras Bruder Ru- Dr. Walter Bacher: Studienrat an der Klo- dolph nahmen die Bachers Ende der zwan- sterschule. SPD Mitglied. (30.6.1893 Ð am ziger, Anfang der drei§iger Jahre aktiv an 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt) den Veranstaltungen und Ausflügen der so- Clara Bacher: Geboren in der Overbeck- zialdemokratischen Volksheimbewegung stra§e 4a, Parterre. Tochter des Kaufmanns und der Sozialistischen Arbeiterjugend teil. Gustav Haurwitz und seiner Frau Bertha, Dann endeten mit einem Schlag die guten geb. Hauer. Die Eltern gehörten der jüdi- Jahre. Wenige Wochen vor dem Machtan- schen Religionsgemeinschaft an, lie§en tritt der Nationalsozialisten war Clara Ba- aber ihre fünfjährige Tochter Clara am cher noch in den Vorstand der neugegrün- 29.7.1903 evangelisch taufen. Mit sieben deten Vereinigung ehemaliger Kloster- Jahren trat Clara in die erste Klasse der an- schülerinnen gewählt worden. Ein dreivier- gesehenen ãUnterrichtsanstalten des Klo- tel Jahr später vermeldet das Protokoll, da§ sters St. Johannis“ ein, der ersten Höheren ãHerr Dr. Bacher (...) beurlaubt“ und „Frau Mädchenschule der Stadt Hamburg, und Dr. Bacher aus der Vereinigung ausgetre- machte dort 10 Jahre später ihren Lyceal- ten“ sei. Die sofort mit Hitlers Ernennung abschluss. Noch im selben Jahr (1915) einsetzende Repression gegen politische wechselte sie in das der Schule angeglie- Gegner und Juden hatte auch das Ehepaar derte Lehrerinnenseminar über. Als sie es Bacher nicht verschont: er wurde, mögli- 1920 verlie§, standen die Zeiten schlecht cherweise auf Grund einer Denunziation für die frisch examinierte Lehrerin: in den aus Kollegenkreisen, im Mai 1933 beur- politischen und wirtschaftlichen Krisen laubt und im Juli aus dem Schuldienst ent- der Nachkriegszeit war es fast aussichtslos, lassen; sie musste ihren Sitz im Vorstand eine Anstellung zu finden. So taucht Clara räumen, während sich die restlichen Mit- Haurwitz’ Name erst 1922 in der Personal- glieder noch bei derselben Zusammenkunft liste einer Schule, des Lyceums von Fräu- „rückhaltlos zu der Staatsauffassung (be- lein Predöhl am Hofweg 88, auf Ð mit ei- kennen), wie sie von der Regierung des nem inflationsbedingten Gehalt von 2256.55 Reiches und des hamburgischen Staates Reichsmark. vertreten wird“. Ein halbes Jahr später – ihr An dieser kleinen neunklassigen Privat- Mann hatte sich vergeblich um eine Anstel- schule unterrichtete Clara Haurwitz in den lung an der jüdischen Knabenschule Tal- mud Tora beworben Ð verlor auch Clara Walter Bacher, war einige Tage vor seiner Bacher ihre Arbeit; das Lyceum von Fräu- Frau in eine der Gaskammern von Ausch- lein Predöhl schloss wegen finanzieller witz-Birkenau geschickt worden. Schwierigkeiten seine Pforten. Falls Clara nicht in dem Güterwaggon ge- In den folgenden Jahren lebte Clara Bacher storben ist, wurde sie auf dieselbe Weise mit ihrem Mann, der infolge der Auswan- umgebracht. Nur 76 Häftlinge tschechischer derung anderer jüdischer Lehrer schließ- Herkunft überlebten diesen Transport. lich doch an der Talmud-Tora-Schule ange- Barbara Brix, Lehrerin der Klosterschule nommen worden war, und ihrer kranken Schwiegermutter in der Gottschedstra§e 4, Behnkenkammer im Stadtteil Winterhude. Zeitweilig unter- Wandsbek, seit 1950, benannt nach der richtete sie nebenamtlich Rechnen und Ma- Kammerdame der Gemahlin Herzog thematik in der Fortbildungsschule, aber Johann Adolphs ihre Bemühungen um eine reguläre Anstel- Er schenkte der Kammerdame auf diesem lung blieben erfolglos. Gelände ein Stück Land. Auch ihre Auswanderungspläne – wohl zu spät verfolgt Ð zerschlugen sich. Ihr Bru- Bei der St. Gertrudkirche der, Dr. Rudolph Haurwitz, der ihr und ih- Uhlenhorst, seit 1913. Benannt nach der rem Mann eng verbunden war, musste sein Lage der Stra§e, die an drei Seiten der Anwaltsbüro schließen. Er hielt sich noch St. Gertrudkirche entlangläuft einige Zeit mit einem Radiogeschäft über Wasser. Eines Tages nahm er sich mit ei- Bei St. Annen nem Pistolenschuss das Leben. Auch seine Altstadt, seit 1869. Benannt nach der und Claras Mutter schied 1941 durch Frei- damals abgebrochenen tod aus dem Leben. St. Annen-Kapelle Nachdem im Juni 1942 alle jüdischen Schulen in Deutschland geschlossen wor- Berta-Kröger-Platz den waren, war auch die letzte Frist für das Wilhelmsburg, seit 1982. Berta, Maria, Ehepaar Bacher abgelaufen. Am 19.7., ei- Sophie geb. Bischoff. Bürgerschaftsab- nem hei§en Sommersonntag, brachte sie geordnete, Einzelhändlerin, Hausange- der Deportationszug in das Konzentrations- stellte. (24.9.1891 Harburg Ð lager Theresienstadt. Das letzte schriftliche 14.1.1962 Hamburg) Zeugnis, das in Hamburg zurückblieb, war Nach dem Besuch der Volksschule, Haus- das Protokoll des Gerichtsvollziehers über angestellte. Seit 1912 Mitglied der SPD. die Versteigerung von vier Silberbestecken Von 1919 bis 1927 Mitglied des Gemeinde- aus dem Besitz der „Clara Sara Bacher“ zu rats Wilhelmsburg und von 1919 bis 1921 einem Erlös von Reichsmark 65.65. Mitglied des Kreistages Harburg. 1921Ð In Theresienstadt überlebte Clara Bacher, 1933 Mitglied des Preu§ischen Landtags, in den Listen als „Arbeiterin“ geführt, noch Wahlkreis Hannover-Ost. Hier war sie zweieinhalb Jahre, bis sie zusammen mit hauptsächlich im Rechtsausschuss und bei 1549 weiteren Männern und Frauen den der Beratung sozialpolitischer Fragen tätig. Zug nach Auschwitz besteigen musste. Während der Zeit des Nationalsozialis- Dort traf der Transport am 9.10.1944 ein, mus hatte sie als Einzelhändlerin ein Brot- eine Woche vor Claras 46. Geburtstag. geschäft am Vogelhüttendeich, das sie auch Ihr Mann, der ehemalige Studienrat Dr. noch nach dem Zweiten Weltkrieg neben ihrer politischen Arbeit weiterführte. Mit- lebte dort in einer Kürschnerwerkstatt, half glied des Vorstandes des SPD-Bezirks Ham- beim Fellespannen und Pelznähen, malte burg Nord-West. Mitglied des Bezirks- Bilder und verkaufte sie für fünf Francs das frauenausschusses Hamburg. Zweite Vor- Stück. Dann erhielt sie das Angebot, als sitzende der Hamburger Arbeiterwohlfahrt Aufseherin in einem Frauengefängnis zu und Kuratoriumsmitglied des Wilhelms- arbeiten. Bertha Keyser führte dort einige burger Krankenhauses. Mitglied der Ham- Neuerungen ein: sang mit den weiblichen burgischen Bürgerschaft von Oktober 1946 Häftlingen, hielt mit ihnen Andacht und be- bis Januar 1962. Ihre politischen Schwer- tete mit ihnen. Weil sich einige Mädchen punkte: Gefängnisfragen und Wiedergut- dabei nicht gut betrugen, wurden Bertha machung. Seit 1957 Mitglied des Präsidi- Keyser diese Tätigkeiten verboten. Sie kün- ums der Hamburgischen Bürgerschaft. digte, wurde Erzieherin in einem Mädchen- Seit 1952 Mitglied des Bürgerausschusses, heim im Elsa§. Auch dort blieb sie nicht 14 Jahre Deputierte der Gefängnisbehörde. lange. Die Anstaltsleitung monierte Bertha Keysers zu gro§e Nachsichtigkeit gegen- Bertha-Keyser-Weg über den Mädchen. Ihr Weg führte sie nun St. Pauli, seit 1983. Helferin der Armen. zur Heilsarmee. Doch auch dort schied sie (24.6.1868 Maroldsweisach bei Co- bald wieder aus, weil ihr die Heilsarmee zu burg Ð 21.12.1964 Hamburg) reglementiert arbeitete. Sie zog nach Nürn- Wuchs mit ihren vier Geschwistern in ein- berg, um im dortigen Armenviertel eine ei- fachen Verhältnissen auf. Nachdem der Va- gene Missionsarbeit aufzubauen. 3 1/2 Jah- ter, ein Schmiedemeister, gestorben war, re später (1912) übergab sie diese Arbeit geriet die Familie in finanzielle Nöte. Bertha der Landeskirche und zog 1913, dem Ruf kam zu einem Onkel nach Nürnberg und des Leiters der Hamburger Strandmission musste in seiner Bäckerei mitarbeiten. folgend, nach Hamburg. Dort arbeitete sie 1885 zog die Mutter mit den Geschwistern ehrenamtlich im Missionshaus in der Ri- nach, Bertha arbeitete nun in einer Spiel- chardstra§e. Auch hier kam es zu Konflik- zeugfabrik, um zum Lebensunterhalt der ten. Bertha Keyser behandelte alle Insassen Familie beizutragen. Später ging sie nach gleich, was der üblichen Praxis wider- Wien, 1902 nach England, arbeitete dort sprach. Neid und Missgunst erschwerten zunächst als Hausangestellte, dann als Rei- ihr die Arbeit. Bertha Keyser baute eine ei- sebegleiterin. Nach dem Tod der Mutter gene Mission auf. Die ersten Räume befan- gab Bertha diese Tätigkeit auf und widmete den sich am Alten Steinweg 25. Hier schuf sich ihrer Berufung, der Tätigkeit in wohl- sie die Mission unter der Stra§enjugend, tätigen Einrichtungen. Sie arbeitete in ei- hinzu kamen die Betreuung von Obdachlo- nem Diakonissenhaus, schied dort jedoch sen und Prostituierten, Armenspeisungen, ein Jahr später wegen unterschiedlicher Straßengottesdienste und Gefängnis- und Auffassung, wie Hilfe zu leisten sei, wieder Krankenbesuche. Die Finanzierung erfolg- aus. Bertha Keyser wollte den Kranken te durch Spenden reicher Kaufleute, Fir- nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stehen, men oder Privatpersonen, die Bertha Keyser sondern ihnen auch kleine materielle Wün- persönlich aufsuchte. sche erfüllen. Nach einem Gastspiel als Im letzten Kriegsjahr zog Bertha Keyser in Kammerzofe bei einer französischen Grä- eine größere Wohnung am Neuen Stein- fin, zog es sie wieder zu den Armen. Sie weg, in der ca. 60 Menschen übernachten ging in die Armenwohnviertel von Paris, konnten. Da sich jedoch die Hausbewohner über den lauten Betrieb beschwerten, wur- Eine gro§e Hamburger Kaffeefirma zahlte de es Bertha Keyser verboten, Obdachlose die Miete ihrer kleinen Ladenwohnung im zu beherbergen. Sie musste ausziehen und Bäckerbreitergang Nr. 7, wohin sie gezo- fand in der Jugendherberge in der Böhm- gen war, nachdem sich die Nachbarschaft kenstra§e ein neues Zuhause mit 80 Betten. aus der Langen Reihe über sie beschwert In den Jahren der Wirtschaftskrise richtete hatte. Bertha Keyser drei Feldküchen ein, aus de- nen täglich 600 Portionen Mittagskost an Berthastra§e die Armen verteilt wurden. 1925 fand Barmbek-Süd, seit 1866. Benannt nach Bertha Keyser eine neue Bleibe in der der Tochter des Grundeigentümers Winkelstra§e, nahe der Musikhalle. Nun F.H.D. Wagner hatte die Mission ein Haus für sich allein. 1927 richtete Bertha Keyser ein Frauen- Bertha-Uhl-Kamp obdachlosenheim in der Winkelstra§e 7 Gro§ Flottbek, seit 1979. Leiterin der ein, das den Namen „Fels des Heils“ er- ehemaligen Kuratoriumsschule in hielt. Groß Flottbek, heute Gebäude der Volks- Für obdachlose Männer fand sie in der Nähe hochschule West, Waitzstra§e 31. des Hauptbahnhofes ein neues Domizil in (25.12.1867 Ð 30.3.1955 Hamburg) der Stiftstra§e. Viele Menschen in Flottbek und Oth- Als die Hamburger Behörde aus der Win- marschen erinnern sich noch an das Bertha- kelstra§e eine Bordellstra§e mit Eisentoren Lyzeum, die frühere höhere Schule für machte, die die Stra§e verschlossen, fand Mädchen, die heute fortgeführt wird als Bertha Keyser in der Rothesoodstra§e eine Koedukationsschule Gymnasium Hochrad. neue Unterkunft. 1929 gründete sie einen Doch kaum jemand wei§ etwas über die Evangelisch-Sozialen Hilfsverein. Die Bei- Frau, die mit dem Namen Bertha-Lyceum träge der Mitglieder dienten zur Unterstüt- geehrt wird. Selbst ehemalige Schülerin- zung der Mission. nen schütteln den Kopf, wenn sie danach Während des Zweiten Weltkrieges konnten gefragt werden, ob sie etwas über Bertha trotz der schwierigen Umstände die Armen- Uhl wissen. speisungen in Kellern und Bunkern weiter- Es ist das Verdienst des Bürgervereins hin durchgeführt werden. Als 1943 ihr drei- Flottbek-Othmarschen, dass die Stadt eine stöckiges Heim Fels des Heils in der Ro- neue Stra§e in Gro§ Flottbek nach ihr be- thesoodstra§e den Bomben zum Opfer fiel, nannte. Seit 1979 gibt es den Bertha-Uhl- suchte sie sofort nach einem neuen Haus. Kamp, eine kleine Sackgasse, in einer Sied- 1945 konnte sie ein kleines Zimmer in der lung von Stadthäusern, abgehend von der Langen Reihe Nr. 93 mieten. Dort wohnte Baron-Voght-Straße in der Nähe der Flott- sie mit Schwester Anna Bandow, die ihr beker Reithalle. den Haushalt führte, und dort wurden auch Um die Jahrhundertwende entstand im auf- die zahlreichen Essensgäste beköstigt. Auch strebenden Dorf Gro§ Flottbek, das sich zu waren mehrere Großküchen bereit, für Ber- einem Villenvorort entwickelte, der Wunsch tha Keysers Missionswerk mitzukochen. nach einer angemessenen Schulbildung für Unter Hamburgs Firmen und Kaufleuten die Kinder der bessergestellten Bevölke- erwarb sich Bertha Keyser viele Freunde, rung. Der Pinneberger Landrat Scheiff und Gönner und Spender, die sie regelmäßig der Blankeneser Propst Paulsen beriefen mit Sach- und Geldspenden unterstützten. zum 22. Januar 1901 die Gro§ Flottbeker Gemeindeversammlung ein und baten die gemeindung in die Stadt Hamburg 1938. Gemeindevertreter um finanzielle Unter- Doch was nun offiziell Oberschule für Mäd- stützung für die Einrichtung von sogenann- chen in Hamburg-Gro§ Flottbek hie§, blieb ten Vorschulklassen, die die Flottbeker Kin- im Bewu§tsein der Bevölkerung noch über der auf die höheren Schulen der Nachbaror- Jahre das Bertha-Lyceum. te Altona und Blankenese vorbereiten soll- Bertha Uhl zog nach Berlin, kehrte aber ten. Gebildet wurde eine Schule mit einem nach dem Zweiten Weltkrieg nach Gro§ Kuratorium als Aufsichtsgremium, das nicht Flottbek zurück und wohnte in der Höl- der Gemeinde gehörte. Die enge Verbin- derlinstra§e. Sie brachte ihrer alten Schule dung wurde aber dadurch deutlich, dass der reges Interesse entgegen und hielt Kontakte Gemeindevorsteher Lüdemann gleichzeitig zu früheren Schülerinnen aufrecht. auch zum Kuratoriumsvorsitzenden ge- Jürgen Timm wählt wurde. Das Kuratorium bestand aus angesehenen Männern der Gemeinde und Bettinastieg hatte u. a. die Aufgabe, die Schulkonzession Osdorf, seit 1953. Elisabeth Catharina Bet- zu beantragen und die Schulleiterin zu be- tina von Arnim. Schriftstellerin. (4.4.1785 rufen. Die ersten Lehrerinnen kamen von Frankfurt/M. Ð 20.1.1859 Berlin) einer gescheiterten Privatschule, offizieller Sie wurde als siebtes Kind des Gro§kauf- Schulleiter wurde zunächst Propst Paulsen. manns Pietro Antonio und der Maximiliane Die intern eingesetzte Schulleiterin, Fräu- La Roche, Enkelin von Sophie von La lein Stehn, konnte aus „äußeren Gründen Roche und Schwester von Clemens Brenta- nicht dauernd für die Schulleitung gewon- no geboren. Nach dem Tod der Mutter wur- nen werden“. So übertrug das Kuratorium de sie mit ihren Schwestern bis zu ihrem zu Ostern 1902 die Schulleitung an Fräu- 13. Lebensjahr in einem Klosterinternat in lein Bertha Uhl, die zuvor 12 Jahre an einer Fritzlar erzogen, dann bei ihrer Gro§mutter Schule in Eberswalde gearbeitet hatte. Mit La Roche in Offenbach. Sie lebte später bei 34 Jahren kam sie nach Gro§ Flottbek. Auf ihrer Schwester Gunda in Marburg, wo sie Grund der guten Arbeit der ersten drei Leh- auch Karoline von Günderrode kennenlern- rerinnen konnte sie die Schule mit gro§em te. 1840 gab sie ihren Briefwechsel mit der Erfolg weiter ausbauen. Aus der drei- Freundin heraus. Befreundete sich 1806 klassigen Vorschule wurde durch jährli- mit Goethes Mutter. Aus deren Erzählun- chen Aufbau einer Klasse eine 10klassige gen über Goethes Kindheit entstanden die Höhere Mädchenschule mit Knabenvor- „Briefbücher“. Besuchte Goethe öfter in schule, die im Jahre 1909 die Anerkennung Weimar. Goethe brach die Beziehung wegen als Lyceum erhielt. 1915 übernahm die Ge- eines Streites zwischen Bettina und Chri- meinde Gro§ Flottbek die bisherige Kura- stiane von Goethe ab. 1811 Heirat mit dem toriumsschule als öffentliches Lyceum und Dichter . Dieser hatte mit erkannte damit auch die hervorragende Ar- Bettinas Bruder Clemens die Liedersamm- beit der Direktorin Bertha Uhl an. Doch lung ãDes Knaben Wunderhorn“ herausge- eine ernstliche Erkrankung führte dazu, dass geben. Sieben Kinder wurden geboren. Die Bertha Uhl vom Sommer 1915 bis Ostern Familie lebte auf Achims Gut Wiepersdorf 1916 beurlaubt werden musste und anschlie- in der Mark und in Berlin. Nachdem ihr §end ihr Amt niederlegte. Ihr zu Ehren er- Mann 1831 gestorben war, lebte Bettina hielt die Schule den Namen Bertha-Lyze- ausschlie§lich in Berlin Unter den Linden um. Diesen Namen behielt sie bis zur Ein- 21 und veröffentlichte in den nächsten 13 Jahren fünf Bücher. Sie pflegte Cholera- Betty Levi (1882-11.7.1942 Deportation ins kranke, kümmerte sich um Arme und hielt KZ Auschwitz, Todesdatum unbekannt), Al- einen literarischen Salon (Gäste u. a. Hum- tonaer Bürgerin jüdischen Glaubens. Opfer boldt, Fürst Pückler-Muskau, Franz Liszt). des Nationalsozialismus Bettina von Arnim wurde zur Sozialkämp- Betty Levi, als Betty Lindenberger 1882 in ferin. Sie veröffentlichte den Band ãDies Ostpreu§en geboren (und amtlich unter dem Buch gehört dem König“, eine empirische ãdeutschen” Namen Berta registriert), Studie über die Armut, die sie dem preu§i- wuchs in Berlin auf. Der Vater war im Fisch- schen König Friedrich Wilhelm IV. widme- geschäft tätig; es mögen verwandtschaftli- te. Darin machte sie die Obrigkeit verant- che Beziehungen zu den Altonaer Fisch- wortlich für das Elend der Untertanen. handelsfirmen Lindenberg bestanden haben. Am 15. Mai 1844 lie§ Bettina von Arnim in Betty war musikalisch begabt und erhielt allen gro§en Zeitungen Deutschlands die eine profunde pianistische Ausbildung. Sie Veröffentlichung eines ãArmenbuches“ an- liebte die Beschäftigung mit Textilen Hand- kündigen, in dem sie ihre Forschungser- arbeiten. Anlässlich einer Hochzeitsfeier be- gebnisse über die Lebenslage der Armen gegnete sie dem Altonaer Juristen Dr. Moses beschrieb. Doch Bettina von Arnim wurde Levi, Mitglied der alteingesessenen Familie bespitzelt, ihre Briefe von der Polizei auf- Cohn/Levi und heiratete ihn 1905. Sie wur- gebrochen. Die dauernden Zusammenstöße de Hausfrau und Mutter von vier Kindern, mit der Zensur veranlassten sie, einen eige- geboren zwischen 1908 und 1916. Das Ehe- nen Verlag zu gründen: die Arnimsche Ver- paar erwarb das Haus in der Klopstockstra§e lagsexpedition. 1847 beschuldigte sie der 23 in Ottensen. Berliner Magistrat der Steuerhinterziehung, Hervorstechende Charakterzüge Betty Le- weil sie bei der Gründung ihres Verlages vis waren: höchste Ansprüche an Genauig- versäumt hatte, die Bürgerrechte zu erwer- keit in künstlerischen und hauswirtschaftli- ben. Sie wurde zu zwei Monaten Gefängnis chen Belangen und Unbeugsamkeit in für verurteilt. Durch Intervention seitens ein- Jüdinnen und Juden schwieriger Zeit. flussreicher Leute wurde die Strafe nicht 1938 verlor Betty Levi ihren Ehemann. Die vollstreckt. Bettina von Arnim erkannte, Tochter Elisabeth und der Sohn Walter hat- dass man sie mundtot machen wollte. In ih- ten 1932 und 1936 das Elternhaus durch Hei- rem Günderrode-Buch (1839) schreibt sie rat nach Dänemark bzw. Emigration nach über die Fürstendiener: „Je dringender die England verlassen. 1939 emigrierten die Forderungen der Zeit ihnen auf den Hals Töchter Käthe und Herta ebenfalls nach Eng- rücken, je mehr glauben sie sich mit Phili- land. Bemühungen, auch für die Mutter eine stertum verschanzen zu müssen und suchen Einreisegenehmigung zu erhalten, scheiter- sich Notstützen an alten, wurmstichigen Vor- ten. urteilslasten und erschaffen Räte aller Art, Nach erzwungenem Verkauf ihres Wohnhau- geheime und öffentliche, die weder heimlich ses wurde die Witwe Betty Levi in ein jüdi- noch öffentlich anders als verkehrt sind Ð sches Altersheim eingewiesen und von dort denn das rechte Wahre ist so unerhört ein- aus am 11. Juli 1942 ins Vernichtungslager fach, da§ schon deswegen es nie an die Rei- Auschwitz deportiert. Sie starb vermutlich he kommt.“ wenig später. Betty Levi steht für viele jüdische Altonaer Betty-Levi-Passage und Altonaerinnen, die in selbstverständli- Ottensen, seit Nov. 1996 cher Gemeinschaft mit den übrigen Einwoh- nerinnen und Einwohnern ein alltägliches, und schlie§lich die melierten, grauen und gänzlich unspektakuläres Leben führten, bis weißköpfigen guten und bösen Mütter. ihre Religionszugehörigkeit zum todeswür- Am Thalia-Theater lernte sie auch ihren digen Makel wurde. Seit 1999 informiert Mann, den Schauspieler Albert Bozenhard eine (vom Stadtteilarchiv Ottensen initiierte kennen. und gestaltete) Gedenktafel am Stra§en- Karli Bozenhard wurde 1929, anlässlich ih- schild unter dem Titel “Eine Altonaer Fa- res 40. Bühnenjubiläums, als erste Frau am milie” über Schicksal, Stammbaum und Thalia-Theater zum Ehrenmitglied er- Stadtgeschichte. nannt. (Text: Ulla Hinnenberg) Brigittenstra§e Blättnerring St. Pauli, seit 1897. Frei gewählter Name Langenbek, seit 1988. Georgine Blättner geb. Goldschmidt. Jüdische Kaufmanns- Brunhildstra§e witwe. Opfer des Nationalsozialismus. Rissen, seit 1939. Benannt nach der Brun- (2.11.1871 Weener Ð am 15.7.1942 depor- hild im Nibelungenlied um 1200 tiert nach Theresienstadt, im KZ umge- Brunhild, die männliche Körperkräfte be- kommen. Genaues Todesdatum unbekannt) sitzt, will nur dem Mächtigsten gehören. Georgine Blättner wurde mit ihrer Schwe- Der starke Siegfried überlistet sie mit Hilfe ster Arondine im Juli 1942 nach Theresien- seiner Tarnkappe und erreicht damit, dass stadt deportiert. Sie kamen dort im Dezem- Brunhild den schwächeren Gunther erhört. ber 1942 bzw. im Oktober 1943 ums Leben. Durch eine Indiskretion seitens Kriemhilds erfährt Brunhild von dem Betrug und ist in Bozenhardweg ihrer Ehre so verletzt, dass sie Rache schwört. Hohenfelde, seit 1958. Nach Albert Bozen- Sie lässt Siegfried durch Hagen töten. hard. Ergänzt 2001 / 2002 um die ebenso bedeutende Ehefrau Karli B. Neuer Erläu- Bussestra§e terungstext: benannt nach dem Schauspie- Winterhude, seit 1876. Johanna lerehepaar Karli (Karoline) B., geb. Hük- Magdalena(e) Busse. Ehefrau des Gelän- ker (11. 6. 1866 Wien Ð 1. 2. 1945 Ham- debesitzers Claes Joachim Rippens. burg), als erste Frau Ehrenmitglied des (10.9.1828 Ð 19.11.1886) Thalia-Theaters, und Albert B. (1860 Ð 1939), Ehrenmitglied des Deutschen Cäcilienstraße Schauspielhauses und des Thalia-Theaters. Winterhude, seit 1914. Cäcilia von Die Tochter des Hausinspektors am Wiener Oldessem. Um 1522 erste protestantische Theater in der Josefstadt spielte schon mit 2 Domina des Klosters St. Johannis 1/2 Jahren ihre erste Rolle in einem Kinder- märchen. Mit 5 Jahren sang sie Couplets Catharina-Fellendorf-Stra§e und spielte alle Hauptrollen in den Kinder- Bergedorf, seit 1995. Gegnerin des Natio- vorstellungen. Später reiste sie als „Wun- nalsozialismus. Mitglied der Widerstands- derkind“ mit eigenen Soloszenen und Vor- gruppe Bästlein-Jacob-Abshagen. trägen. (7.11.1884 Ð 31.3.1944 hingerichtet im Als sie ans Thalia-Theater nach Hamburg Zuchthaus Berlin-Plötzensee) kam, spielte sie z. B. die Galottis und He- Plätterin, lebte in Hamburg in der Richter- ros, später die Anzengruber-Jungfrauen stra§e 3. Ihr Sohn Willi, ein Kraftfahrer und Kommunist, war 1933 in die Sowjetunion kannte weder den Aufenthaltsort der Toch- emigriert. Kehrte illegal im Mai 1942 als ter noch den des Ehemannes. Nachdem sie Fallschirmagent nach Deutschland zurück, ihre Tochter wieder gefunden hatte, kam landete mit dem Fallschirm bei Allenstein Charitas wieder zu fremden Leuten. Die in Ostpreu§en und sollte nach Berlin zu ei- Mutter versuchte, in Hamburg Geld mit ih- ner ihm angegebenen Anlaufstelle. Da die- ren Pflanzen zu verdienen. Als sie Erfolg se nicht mehr existierte, ging er ohne Geld hatte, holte sie ihre Tochter nach. Charitas und Lebensmittelkarten nach Hamburg zu kam zu dem Stockfabrikanten Meyer, der seiner Mutter. Er wusste nicht, dass die Ge- sich für Amalie Dietrich eingesetzt hatte. stapo nach ihm fahndete. Ein Mitbewohner Das Ehepaar Meyer übernahm auch die Auf- aus der Richterstra§e 3 denunzierte Willi sicht über Charitas, als Amalie Dietrich für Fellendorf. Ohne ihm einen Prozess zu ma- zehn Jahre nach Australien ging. Kurze Zeit chen, wurde Willi Fellendorf getötet. Auch wohnte Charitas bei den Meyers, wurde Catharina Fellendorf wurde verhaftet und dann von ihnen zur Ausbildung nach Eisen- am 31. März 1944 im Gefängnis Berlin- ach und Wolfenbüttel geschickt. In Wolfen- Plötzensee hingerichtet. büttel arbeitete Charitas einige Jahre als Lehrerin, ging dann für zwei Jahre nach Charitas-Bischoff-Treppe London und kehrte im Alter von 23 Jahren Blankenese, seit 1928. Geb. Dietrich. nach Deutschland zu den Meyers, die in der Schriftstellerin. (7.3.1848 Siebenlehn/ Zwischenzeit nach Kiel gezogen waren, Sachsen Ð 24.2.1925 Blankenese) zurück. Charitas lernte den Kandidaten der Tochter der Botanikerin und Forschungs- Theologie, Christian Bischoff, kennen. Als reisenden Amalie Dietrich (Amalie-Diet- ihre Mutter aus Australien zurückkehrte, rich-Stieg). Erlebte in ihrer Kindheit viel war Charitas bereits verlobt. Die Mutter war Strenge. Während ihre Eltern auf For- sehr enttäuscht darüber, hatte sie sich doch schungsreisen gingen, blieb Charitas bei vorgestellt, dass ihre Tochter ihr nun wie- Verwandten oder auch Fremden. Sie litt un- der beim Präparieren der Planzen und In- säglich unter der Trennung von ihrer Mut- sekten helfen würde. Charitas heiratete ih- ter, der die häufigen Trennungen ebenso ren Pastor am 8.10.1873. Das Paar zog nach schwer fielen. Kehrten die Eltern nach Roagger in Nordschleswig und bekam drei Hause zurück, musste Charitas beim Prä- Kinder (1874, 1876, 1886). Charitas Bi- parieren von Pflanzen und Insekten helfen. schoff begann erst als verheiratete Frau zu Als die Mutter einmal sehr lange auf Rei- schreiben, zunächst kleine Erzählungen, die sen war, kein Geld schickte und sich auch in der Kieler Zeitung veröffentlicht wur- nicht meldete Ð sie lag schwer erkrankt in den. Durch ihre dort 1886 veröffentlichten einem holländischen Krankenhaus Ð, Skizzen aus Nordschleswig wurde sie so schickte der Vater, der zu Hause geblieben bekannt, dass von nun an selbständige Ver- war, seine Tochter zu fremden Menschen öffentlichungen möglich waren. Charitas und nahm eine Hauslehrerstelle in einem Bischoff arbeitete als Schriftstellerin, Jour- anderen Ort an. Charitas lebte nun bei einem nalistin und Übersetzerin aus dem Däni- fremden Ehepaar und musste nach der schen. Schule für dieses arbeiten. Da sie nicht gut In ihren Romanen kommen die ãunaus- behandelt wurde, wechselte sie die Stelle. löschlichen Eindrücke aus einer harten Als ihre Mutter zurückkehrte, fand diese in Kindheit, das Vorbild ihrer Mutter und spä- ihrem Haus fremde Menschen vor. Sie tere Lebenserfahrungen u. a. als Pastoren- gattin“ zum Ausdruck. (Lexikon der Frau, bei einem Bruder in New York verbracht Zürich 1953/54.) Am bekanntesten wurden hatte, zogen die beiden Frauen auf Rat ei- ihre Biographie über ihre Mutter „Amalie nes Bruders nach Altona, denn dort wohnte Dietrich“ und ihre Autobiographie ãBilder ein Teil der Verwandtschaft. Dort lebte aus meinem Leben“ (1914). Charlotte Niese bis 1900 zusammen mit ih- 1890 zog das Ehepaar Bischoff mit seinen rer Mutter und der jüngeren Schwester im Kindern nach Rendsburg. Dort starb vier Philosophenweg. Dort begann auch der Jahre später Charitas’ Mann durch einen schriftstellerische Erfolg. Charlotte Nie- Unfall. Charitas Bischoff arbeitete weiter- se wurde eine der bekanntesten Holsteini- hin schriftstellerisch und zog mit ihrem schen Heimatdichterinnen, sogar in Schul- jüngsten Kind nach Hamburg. büchern wurden ihre Erzählungen abge- druckt. Charlotte-Niese-Stra§e Charlotte Niese befasste sich auch mit der Osdorf, seit 1929. Heimatdichterin. Frauenfrage. So war sie eine Zeitlang erste (7.6.1851 Burg/Fehmarn Ð Vorsitzende der Altonaer Ortsgruppe des 8.11.1935 Altona) Verbandes Norddeutscher Frauenvereine. Unter sechs Söhnen zunächst einzige Toch- Ziel dieses konservativen Vereins waren ter eines Pastors und seiner Frau – später bessere Bildungs- und Berufschancen für wurde noch eine weitere Tochter geboren. Frauen. Auch in ihren Romanen setzte sich Charlotte Niese erhielt eine ãSpezialausbil- Charlotte Niese mit der Rolle der Frau aus- dung“, sprich, eine andere als ihre Brüder. einander. Sie zeigte immer wieder die ge- Dazu wurde sie zu ihren Gro§eltern ge- sellschaftspolitischen Grenzen auf, an die schickt, wo sie viele Jahre lebte. Charlotte Frauen stie§en. Jedoch trat sie, die selbst Niese bemerkte schon früh, dass die Brüder unter diesen Gegebenheiten litt, nicht für weitaus mehr durften als sie. Sie litt darun- eine Überwindung dieser Verhältnisse ein. ter, klagte aber nicht öffentlich darüber, Charlotte Niese akzeptierte den status quo. sondern schwieg, wie es sich für ein wohl- Die traditionellen Geschlechtsrollenmuster erzogenes Mädchen gehörte. Die Brüder zu durchbrechen, entsprach nicht ihrem erhielten Latein- und Griechischunterricht Temperament und Weltbild. und schlugen eine wissenschaftliche Lauf- bahn ein. Charlotte Niese besuchte das Charlottenstra§e Lehrerinnenseminar und unterrichtete nach Eimsbüttel, seit 1865. Verschiedene Ver- dem Examen in mehreren Familien in sionen: Benannt entweder nach der Toch- Nordschleswig, in der Rheinprovinz und in ter des Grundstücksunternehmers Fett Ascheberg. Als der Vater 1881 starb, kehrte oder nach Charlotte Fett geb. Hellberg, Charlotte zu ihrer Mutter zurück, gab ihren Schwiegermutter des Sohnes des Gelände- Beruf auf und lebte mit ihr bis zu deren vorbesitzers Alexander Bentalon Tornquist Tod im Jahre 1907 zusammen. Nicht mehr als Lehrerin tätig, schaffte sich Charlotte Christinenstra§e Niese den Freiraum, um ihrem lang geheg- Lohbrügge, seit 1865. Christina Johanna ten Wunsch zu schreiben nachzugehen. Georgine Ohl geb. Petersen. Ehefrau Ihre ersten Prosatexte veröffentlichte sie des Geländebesitzers Heinrich Albrecht unter dem männlichen Pseudonym ãLucian Ohl. (20.6.1834 Flensburg Ð Bürger“ in der Kieler Zeitung. Nachdem 20.2.1894 Hamburg). Charlotte Niese mit ihrer Mutter ein Jahr Cilli-Cohrs-Weg kränklich bleiben sollte, Fischerswitwe ge- Finkenwerder, seit 1941 worden war. Um sich und ihre fünf kleinen ãWeibliche Hauptfigur des gleichnamigen Kinder zu ernähren, nähte Greta Cohrs für einaktigen ,irnsthaftig Spill‘ von Gorch andere Leute Festtagskleidung. Ihre Toch- Fock, am 24.1.1914 uraufgeführt von dem ter Cilli war das blühende Leben und sehr Laienensemble ,Gesellschaft für dramati- schön. Gorch Fock verliebte sich in sie. sche Kunst‘ unter der Leitung des Hambur- Cilli Cohrs starb jedoch bereits im Alter ger Bibliothekars Dr. Richard Ohnsorg. Die von achtzehn Jahren an einer Mandelent- titelgebende Rolle ist eine Hommage des zündung. Gorch Fock setzte ihr mit seinem Autors an die von ihm tief bewunderte Roman „Cilli Cohrs“ ein bleibendes Denk- Aline Bu§mann, die schon einige Zeit zum mal. Ohnsorg-Spielkreis gehörte. Thema und Handlungsaufbau des Einakters waren in Del-Banco-Kehre Absprache mit Ohnsorg entstanden, der den Bergedorf, seit 1985. Alma del-Banco Autor zum schnellen Abschlu§ der Nieder- (Alina Henriette del-Banco). Malerin der schrift drängte. Fock schrieb nach der Ur- Hamburgischen Sezession. Motivgruppe: aufführung euphorisch an die Bußmann: Verdiente Frauen. (24.12.1862 Hamburg Ð ,Die Sonnenkraft Ihrer Seele gab mir die 8.3.1943 Blankenese) Kraft, die ,Cili Cohrs‘ zu entwerfen.‘ Entstammte einer alten portugiesisch-jüdi- Die Figur der ,Cili Cohrs‘ ist der von der schen Kaufmannsfamilie aus Hamburg. Heimatkunst inspirierten Vorstellung ge- Wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen schuldet, da§ sich in dieser zugleich harten auf, erhielt eine christliche Erziehung und und heldischen Frau besondere Stammes- um 1895, als gut Dreißigjährige, eine künst- merkmale verkörpern. lerische Ausbildung an der Privatkunst- Nach der Uraufführung von Focks ,Dogger- schule für Damen von Valesca Röver. Vor bank‘ (1912) bedeutete die Inszenierung dem Ersten Weltkrieg ging sie nach Paris und Aufführung der ,Cili Cohrs‘ schon kur- und wurde Schülerin von Fernand Legér, ze Zeit später so etwas wie den ,Durch- Jacques Simon und André l’Haut. Ab 1919 bruch‘ des Versuches von Richard Ohn- wohnte sie bei ihrem Bruder, dem Kauf- sorg, Niederdeutsches Theater als ein Seg- mann Siegmund del-Banco, in verschiede- ment von kultureller Öffentlichkeit in nen Wohnungen in Hamburg. Ihr Atelier Hamburg zu etablieren. Die Uraufführung hatte sie in der Gro§en Theaterstra§e 34/ wurde nicht nur im engeren Zirkel der ,Nie- 35. Alma del-Banco wurde Gründungsmit- derdeutschen‘ mit viel Zustimmung rezen- glied der Hamburgischen Sezession (1919). siert.“ (Mitteilung von Ulf-Thomas Lesle, 1929 bekam sie eine schwere Lungenent- Institut für niederdeutsche Sprache.) Im zündung und geriet zunehmend in wirt- Theaterstück wird der Vorname von Frau schaftliche Bedrängnis. 1933 löste sich die Cohrs mit einem „l“ geschrieben. Sezession auf, um ihre jüdischen Mitglie- In Finkenwerder erzählt man sich über Cili der nicht ausschließen zu müssen, wie es Cohrs, die hier mit zwei „l“ geschrieben die Nazis verlangten. Dadurch hatte Alma wird, eine andere Geschichte. Cilli Cohrs del-Banco keine Ausstellungsmöglichkei- war das älteste Kind von Greta Cohrs geb. ten mehr. Sie zog sich zurück. 1937 wurden Horstmann, die bereits im Alter von 30 Jah- Gemälde und Graphiken von ihr, die in der ren, wenige Tage vor der Geburt ihres fünf- Kunsthalle hingen, in der Aktion ãEntartete ten Kindes Maria, welches ihr Leben lang Kunst“ beschlagnahmt. Nach dem Tod des Bruders musste Alma del-Banco die Woh- de sie schlagartig in ganz Schleswig-Hol- nung und das Atelier aufgeben, sie zog 1938 stein bekannt. Als 1849 der Justizrat starb, zu ihrem Schwager nach Blankenese. Hier ging es Sophie Dethlefs finanziell noch lebte sie bis 1943, zwar unter Hausarrest schlechter. Pastor Rehhoff von der Ham- gestellt, aber geschützt durch die Beziehun- burger Michaeliskirche brachte sie 1853 gen der Familie zu Hermann Göring. Zur zusammen mit ihrer blinden Schwester im Auswanderung fühlte sie sich zu alt. Als neueröffneten Schröder-Stift in Hamburg sie am 7.3.1943 den Deportationsbescheid unter – ein Stift für „Hilfsbedürftige aus nach Theresienstadt erhielt, besorgte sie sich besseren Schichten“. über einen befreundeten Arzt Morphium. Dianaweg Dethlefstwiete Lokstedt, seit 1952. Göttin der Jagd. Lohbrügge, seit 1948. Sophie Auguste 1599 stand hier noch ein Eichenwald, und Dethlefs. Niederdeutsche Dichterin. es wurde darin Jagd betrieben (10.2.1809 Heide Ð 13.3.1864 Hamburg) Klaus Groth, der als Mitbegründer der neu- Dornröschenweg niederdeutschen Lyrik gilt, hielt Sophie Schnelsen, seit 1950. Märchen Dethlefs (im Sterberegister der Katha- Königstochter fällt, nachdem sie sich mit rinenkirche wird sie ãDethleffs“ geschrie- der Nadel einer Spindel in den Finger ge- ben) zwar für die bedeutendste Wegbereite- stochen hat, in einen 100jährigen Tief- rin dieser Literaturgattung, einen tieferge- schlaf. Auch alles um sie herum versinkt in henden Einfluss auf sein Schaffen wies er einen tiefen Schlaf. Um das Schloss wächst jedoch zurück. Dies war die Zeit, als er mit der Zeit eine Dornenhecke, die für alle noch nicht so bekannt war und Sophie Königssöhne, die zur schönen Königstoch- Dethlefs nicht als Konkurrenz fürchtete. ter wollen, zur Todesfalle wird. Genau nach Geboren wurde sie in Heide in so genannten 100 Jahren kommt der richtige Königs- besseren Kreisen, Vater Bankdirektor. Die sohn, er küsst Dornröschen wach. Ricarda Mutter starb bei Sophies Geburt. Sophie Huch (siehe Ricarda-Huch-Ring) machte lebte mit ihren drei Geschwistern in einem ein lyrisches Spiel aus dem Dornröschen- schönen Haus mit Garten. 1835, als Sophie text. ãDer Tiefenpsychologie bot Dornrös- 24 Jahre alt war, wurde der Vater, dessen chen zahlreiche Ansätze. Der lange Schlaf „Kaß in Unordnung weer“, entlassen, das im Schutz der Dornenhecke, die scheinbare Haus verkauft. Zur selben Zeit erlebte So- Passivität der Heldin wurden als Latenz- phie obendrein noch eine unglückliche Lie- phase im Entwicklungs- und Reifungspro- be. Der Vater zog zu seinem Sohn, Sophie ze§ gesehen, die lustig springende Spindel, musste allein zurechtkommen. Eine höhere der Stich in den Finger als sexuelles Erwa- Schulbildung hatte sie nie genossen. Sie chen gedeutet.“ (Ulf Diederichs: Who’s fand eine Stellung im Haus eines Justizrates who im Märchen. München 1995.) – und schrieb Gedichte für Polterabende, Taufen etc. Aber auch ernste Themen griff Dorothea-Kasten-Stra§e sie auf: soziale Not und unerfüllte Liebe. Alsterdorf, seit 1993. Opfer der NS-Eutha- Sie schrieb auch patriotische Gedichte an- nasiema§nahmen. Eine der 629 behin- gesichts des Krieges 1848 zwischen derten Bewohnerinnen und Bewohner der Schleswig-Holstein und Dänemark. Mit ih- Alsterdorfer Anstalten, die deportiert rem Gedicht ãDe Fahrt na de Isenbahn“ wur- wurden und von denen nur 79 die Depor- tation überlebten. (6.3.1907 Hamburg Ð Droste-Hülshoff-Straße 2.5.1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Osdorf, seit 1929. Annette (Anna Elisa- „Am Steinhof“ in Wien) beth) Freiin Droste zu Hülshoff. Dichte- 1943 sollten alle Insassen der Alsterdorfer rin. (10.1.1797 Schloß Hülshoff bei Anstalten, die zu keiner ãproduktiven Ar- Münster/Westf. – 24.5.1848 im äußeren beitsleistung“ fähig waren, ausgesondert Gartenturm des Alten Schlosses Meers- werden, um somit die Anstalten für die Un- burg/Bodensee) terbringung von Arbeitskräften oder Ob- Entstammte einer adligen, katholischen, dachlosen freizumachen. Die Fenster der streng konservativen Familie: Tochter des Busse, mit denen die Anstaltsinsassen ab- Gutsbesitzers Clemens August II. von Dro- transportiert wurden, waren geschwärzt, ste-Hülshoff und der Freiin Therese Luise damit die Menschen nicht aus dem Fenster von Haxthausen. Die Mutter war sehr do- und die Bevölkerung nicht in die Busse hin- minant, und Annette, die nach dem Tod des einsehen konnten. Die Angehörigen der aus Vaters im Jahre 1826 mit der Mutter zu- Alsterdorf Abtransportierten wurden nur rückgezogen auf deren Witwensitz Rüsch- teilweise informiert. Der Abtransport von haus bei Münster zusammenlebte, ordnete 228 Frauen und Männern nach Wien, mit sich ihr unter. Die Mutter lehnte Annettes dem auch Dorothea Kasten aus den literarische Bemühungen ab. Alsterdorfer Anstalten „entfernt“ wurde, Annette erhielt gemeinsam mit ihren drei geschah am 16.8.1943. Als Dorotheas Mut- Geschwistern einen häuslichen Unterricht. ter ihre Tochter in Wien besuchte, fand sie Zwischen 1812 und 1819 erfuhr sie literari- sie in einem sehr desolaten Zustand. Doro- sche Beratung durch Anton Matthias Sprick- thea wollte unbedingt wieder nach Hause, mann, ein ehemaliges Mitglied des Göttinger doch die Anstaltsärzte bedrängten die Mut- Hainbundes und Professor für Staatsrecht in ter, ihre Tochter einschläfern zu lassen. Als Münster. 1814 entstand das Fragment ãBer- Dorothea starb, wog sie nur noch 33 kg ta“. 1815 erste schwere Erkrankung. 1819 – mit einem Körpergewicht von 49 kg war Arbeit an religiösen Gedichten für die Groß- sie in Wien angekommen. 196 von den 228 mutter. 1838 erschien in Münster/Westfalen Frauen und Mädchen, die am 16. August ihr erster, aus Rücksicht auf die Familie an- 1943 aus den Alsterdorfer Anstalten nach onymer, Gedichtband mit dem Titel ãGe- Wien deportiert worden waren, fanden den dichte von Annette Elisabeth von D...H...“. Tod. Dies ist nicht allein auf die in der da- Nur 74 von 500 Exemplaren wurden ver- maligen Zeit schlechte ärztliche Versorgung kauft. Um der häuslichen Enge zu entfliehen, zurückzuführen, sondern auf ein willentli- fuhr Annette häufig zu ihrer Schwester ches Sterbenlassen. Jenny, die auf der Meersburg am Bodensee lebte. Dort war der Schriftsteller Levin Dorotheenstra§e Schücking, den Annette von Droste- Winterhude, seit 1863. Anna Dorothea Hülshoff in einem literarischen Kreis kennenge- geb. Meyer. Mutter des Unternehmers und lernt hatte, inzwischen Bibliothekar geworden. Grundeigentümers Adolph Sierich Sie verliebte sich in den 17 Jahre jüngeren Mann, der ihre Produktivität beflügelte. In die- Dorotheenstraßenbrücke ser Zeit schrieb sie über 50 Gedichte. 1842 wur- Winterhude, seit 1904. Benannt in Anleh- de in den Cottaschen Morgenblättern die Novel- nung an die Dorotheenstra§e le ãDie Judenbuche“ veröffentlicht. Im selben Jahr erschienen bei Cotta „Gedichte“. Von dem Vorschusshonorar, das der Verlag ihr zahlte, Edith-Stein-Platz kaufte sie sich im November 1843 das Bergedorf, seit 1993. Philosophin und Kar- „Fürstenhäuschen“ mit Rebgut oberhalb meliterin. Ordensname: Theresa Benedicta Meersburgs. 1844 gab sie zusammen mit a Cruce. (12.10.1891 Breslau Ð vermutlich Schücking eine Sammlung lyrischer Gedich- ermordet am 9.8.1942 im KZ Auschwitz) te heraus. Schücking verlie§ sie und heiratete Geboren als eines von 11 Kindern einer jü- eine andere. dischen Familie. 1911 Beginn des Studi- ums der Psychologie und Philosophie an Ebner-Eschenbach-Weg der Universität Breslau. Nach vier Seme- Bergedorf, seit 1984. Marie Freifrau von, stern Wechsel nach Göttingen: nun Studi- geb. Gräfin Dubsky, Freiin von Trebo- um der Phänomenologie bei Professor myslyc. Österreichische Schriftstellerin. Husserl. Promotion mit summa cum laude, (13.9.1830 Zdislawitz/Mähren Ð 2.3.1916 folgte Husserl an die Freiburger Universität Wien) und arbeitete dort als seine Assistentin. 1898 erhielt sie als erste Frau das öster- 1917 begann sie mit ihrer Habilitation. Da reichische Ehrenabzeichen für Kunst und Frauen damals dieser akademische Ab- Wissenschaft. 1900 wurde sie zum Dr. h.c. schluss verwehrt wurde, nützte auch die der Universität Wien ernannt. Geboren als Unterstützung durch Husserl nichts. Ihr Gräfin Marie Dubsky in Zdislawitz/Mäh- Antrag auf Habilitation wurde abgelehnt. ren wurde sie nach dem frühen Tod der Zwischen 1917 und 1921 Lebenskrise, da Mutter von Gouvernanten erzogen. Ihre Fa- ihr die Universität verschlossen blieb. Sie milie erkannte ihr schriftstellerisches Ta- kehrte nach Breslau zurück. 1921 verbrach- lent nicht an. 1848 Heirat mit ihrem Vetter te sie einige Monate bei ihrer Freundin Moritz von Ebner-Eschenbach, einem Phy- Hedwig Conrad-Martius in Bergzabern auf siker und späteren Feldmarschall. Lebte deren Obstplantage, die ein Phänomen- von 1848–1856 in Klosterbruck/Mähren. ologInnentreffpunkt war. In dieser Zeit Danach bis zu ihrem Tod im Winter in wandte sie sich, die sich seit ihrem 13. Le- Wien und im Sommer auf Schlo§ Zdisla- bensjahr als Atheistin bezeichnete, dem witz. Christentum zu. 1921 konvertierte sie zum Ermutigt von Franz Grillparzer, begann sie Katholizismus und ging 1923 als Lehrerin als Dramatikerin, wandte sich, nachdem an die Mädchenbildungsanstalt der Domini- sie damit keinen Erfolg hatte, der Prosa zu. kanerinnen nach Speyer. Dort arbeitete sie 1879/80 erschienen ihre „Aphorismen“, es acht Jahre lang und hielt Vorträge und Se- folgten Sprüche, Parabeln, Märchen, Er- minare zum Thema ãqualifizierte Bildung zählungen und Novellen. 1879 Ausbildung für Frauen“. Im Jahre 1932 lehrte sie am als Uhrmacherin (Ehrenmitglied der Wie- Deutschen Institut für wissenschaftliche ner Uhrmachergenossenschaft), gleichzei- Pädagogik in Münster. 1933, nach der tig weiterhin als Schriftstellerin tätig. 1880 Machtergreifung durch die National- veröffentlichte sie in der Deutschen Rund- sozialisten, erhielt sie Berufsverbot. Am schau die Novelle ãLotti, die Uhrmache- 15.4.1934 trat sie in den Kölner Karmeli- rin“, womit sie auch außerhalb Österreichs terorden ein. In dieser Zeit schrieb sie ihr bekannt wurde. 1887 erschien ihr bekann- Hauptwerk ãEndliches und unendliches tester Roman „Das Gemeindekind“, in Sein“. 1938 floh sie in das holländische dem es um soziale Probleme geht. Karmeliterkloster Echt. Nachdem die Nie- derlande von den Nationalsozialisten be- setzt worden war, wurden am 2. August Bruder bzw. dessen Kinder zu Thronerben 1942 alle katholischen Juden der Nieder- zu machen. Eleonores Eltern willigten in lande verhaftet und nach Auschwitz depor- eine Heirat ihrer Tochter zur linken Hand tiert Ð darunter auch Edith Stein. ein, und das Paar zog in das Celler Schloss. Da Eleonore von der Familie des Elebeken Herzogs nicht als ihresgleichen anerkannt Winterhude, seit 1906. Margaretha Ele- wurde, bot ihr der Herzog einen höheren beke. Domina des Nonnenklosters Titel und neuen Besitz an. Eleonore durfte Harvestehude im St. Johanniskloster, wählen zwischen einer ãFrau von Hoya“ einem Damenstift. (Gest. 26.3.1701) oder der ãFrau von Harburg“. Sie ent- Seit dem 27.2.1671 Äbtissin des Nonnen- schied sich für Harburg. Als dem Paar eine klosters Harvestehude im St. Johannisklo- Tochter geboren wurde, war der Herzog ster. Sie bestand auf der Anrede „Domina“. sehr bemüht, eine weitere Rangerhöhung Galt als erste Dame der Hansestadt und seiner Frau zu erreichen. Er erwirkte, dass wollte ihre Souveränität über das Kloster- seine Gevatternschaft der Groten aus Still- gelände nicht mit dem Rat der Stadt teilen. horn ihm ihre Besitzungen auf den Elb- Als im Oktober 1699 der Klosterbürger inseln abtraten. Als Gegenleistung erhiel- Kronenburg, der von Seiten der Hansestadt ten sie die Insel Kirchhof (Neuhof) und über Klosterfragen zu befinden hatte, starb, eine gro§e Geldsumme. 1672 lie§ Herzog ernannte die Domina Elebeke, ohne zuvor Georg Wilhelm die drei Inseln Stillhorn, die beiden Bürgermeister befragt zu haben, Georgswerder und Reiherstieg/Rotehaus, den Oberalten Albert Kohlbrand zum Vor- aus denen das heutige Wilhelmsburg be- steher. Ihr Tod enthob den Rat von der Auf- steht, zu einer Insel zusammendeichen und gabe, gegen die Domina vor Gericht zu zie- nannte sie Wilhelmsburg. Kaiser Leopold hen. ernannte Eleonore und ihre Tochter in Wien zu Gräfinnen zu Wilhelmsburg. Eleonorenweg 1675 fand die offizielle Heirat mit Eleono- Wilhelmsburg, seit 1956. Eleonore re statt, damit wurde sie Herzogin von d’Olbreuse. Seit 1665 Gattin des Herzogs Celle. Nach dieser Heirat fürchtete Her- Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg. zog Georg Wilhelms Bruder, Ernst Au- (1639 d’Olbreuse/Südfrankreich Ð 1722) gust, um seine Erbrechte. Aber auch hier Madame d’Harbourg. Herzog Georg Wil- wussten die beiden Brüder, die ja schon helm (geb. 1624) lernte seine spätere Frau, einmal einen recht merkwürdigen Handel die in Holland lebte, in kennen, als miteinander eingegangen waren, wieder sie dort zu Besuch am hessischen Hof war. Rat. Sie verheirateten ihre Kinder Sophie Der Herzog verliebte sich in sie und folgte Dorothea und Georg Ludwig miteinander. ihr bald nach Holland. Ihren Eltern schlug Damit blieb das Erbe in der Familie. Die er eine morganatische Ehe vor, eine Heirat Ehe wurde jedoch unglücklich, und So- zur linken Hand. Eine andere Heiratsform phie verliebte sich in den Grafen Philipp war nicht möglich. Der Herzog hatte näm- von Königsmarck. Als das Verhältnis be- lich, nachdem er seine Verlobung mit Lie- kannt wurde, kam Graf Philipp bei einem selotte von der Pfalz gelöst und seinen Streit ums Leben, und Sophie Dorothea Bruder Ernst August gebeten hatte, seine wurde nach Schloss Ahlden an der Aller ehemalige Braut zu heiraten, versprochen, gebracht und dort gefangengehalten. Ihre künftig im Zölibat zu leben und seinen beiden Kinder durfte sie nie wiedersehen. Nur ihre Mutter konnte zu Besuch kom- dung machten. Elisabeth entschied sich für men. Diese zog 1705, nach dem Tode ih- das Lehrerinnenexamen, was sie 1916 an der res Mannes, auf das Lüneburger Schloss. Klosterschule abschloss. 1916 bis 1919 un- Später kehrte sie nach Celle zurück, um nä- terrichtete sie an einer privaten Vorschule für her bei ihrer Tochter zu sein, die 32 Jahre Jungen. lang, bis zu ihrem Tode im Alter von 60 Jahren, in Gefangenschaft leben musste. Als Jugendliche noch während ihrer Ausbil- dung hatte sie sich den ãWandervögeln“ an- Elfenwiese geschlossen und genoss diese Zeit der Natur- Marmstorf, seit 1950. Motivgruppe: verbundenheit und der damit verbundenen Märchengeister individuellen Freiheit sehr. Bei diesem Ver- „Elfen wurden für verstorbene Ahnen gehal- ein lernte sie auch ihren zukünftigen Mann ten, die in ihren Grabhügeln weiterlebten. kennen, vor dem sie ihr Vater wegen dessen Im Elfenland herrschte das Matriarchat. deutsch-nationaler Einstellung vergebens Hier wohnten die weiblichen Lichtgeister, warnte: Elisabeth Flügge heiratete ihn nach die die Sonne schufen.“ Die Elfen konnten dem Tod des Vaters 1919. 1920 wurde Sohn ãsowohl wunderschön als auch häßlich Herrmann, 1922 Tochter Maria geboren. Die sein und damit einerseits die Geburt und das Ehe hielt jedoch nicht lange: 1924 trennte Leben, andererseits den Tod verkörpern. Die sich Elisabeth Flügge von ihrem Mann, 1926 Christen lehnten diese alte Theologie, die folgte die Scheidung. Aufgrund ihres Berufs das weibliche Geschlecht in den Mittel- als Lehrerin war es Elisabeth Flügge auch punkt stellte, ab. Dies belegen christliche als alleinerziehende Mutter zeit ihres Lebens Berichte, die die Feste zu Ehren der Elfen möglich, ein finanziell unabhängiges und als Dämonensabbate beschrieben, bei denen selbstbestimmtes Leben zu führen. ,Tänzer und Tänzerinnen mit Pferdefüßen‘ ihre Feenreigen stampfen würden.“ (Barba- Ab 1926 unterrichtete sie an einer privaten ra G. Walker: Das geheime Wissen der Frau- Realschule für Mädchen in Harvestehude, en. Ein Lexikon. Frankfurt a.M. 1993.) die ihren Unterricht nach liberalen reform- pädagogischen Gesichtspunkten gestaltete. Elfriedenweg Alle Konfessionen waren zugelassen und Fuhlsbüttel, seit 1946. Frei gewählter Name nach der Schließung einer benachbarten jü- dischen Schule 1932 wuchsen die von dort Elfsaal kommenden jüdischen Mädchen ganz Jenfeld, seit vor 1933. Flurname selbstverständlich mit den nicht-jüdischen auf. Elisabeth-Flügge-Straße Alsterdorf, seit 2002. Schulleiterin, Gegne- Elisabeth Flügge machte die im Laufe der rin des NS-Regimes. (4.2.1895 Hamburg Ð 30er Jahre beginnende Ausgrenzung der jü- 2.2.1983 ebd.) dischen Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht Als Nachkomme einer Familie mit Freimau- mit: sie pflegte Freundschaften zu den Eltern rer-Tradition wuchs Elisabeth Flügge in ei- der jüdischen Kinder und nahm ihre jüdi- ner Umgebung, geprägt von Toleranz, Vorur- schen Schülerinnen, als ihnen Reisen verbo- teilslosigkeit und sozialem Engagement, ten war, mit in die Ferien in ein von ihr ge- auf. Ihr Vater, ein Kaufmann, sorgte dafür, mietetes Haus in der Lüneburger Heide. Eli- dass seine drei Töchter eine Berufsausbil- sabeth Flügge setzte sich sehr für ihre jüdi- schen Freunde ein, so dass ihre Familie in Lippe – 28.1.1944 im Gefängnis Ham- ständiger Angst vor ihrer Verhaftung lebte. burg-Fuhlsbüttel) Von dieser blieb sie jedoch verschont. Die Katholikin und Hausfrau Elisabeth Mit wachsender Besorgnis hatte Elisabeth Lange lebte in Hamburg-Harburg in der Flügge die Veränderung der Gesellschaft Hoppestedtstra§e 76 und war eine Freundin nach der Machtergreifung der Nationalso- von Dr. Katharina Leipelt, einer Chemike- zialisten im Januar 1933 beobachtet. Sie rin und Jüdin, die mit ihrer Familie schon wollte die politischen Zusammenhänge ver- vor dem Zweiten Weltkrieg einen Wider- stehen und begann im Februar 1933 Zei- standskreis aufgebaut hatte. Ob Elisabeth tungsartikel vorwiegend der Frankfurter Zei- Lange durch ihre Freundschaft zu Kathari- tung und des Hamburger Fremdenblattes na Leipelt zu diesem Kreis gesto§en war auszuschneiden und diese, um eigene Noti- oder ob sie eine Widerstandsgruppe suchte zen ergänzt, in schwarzen Kladden zu sam- und in Folge dessen dann die Freundin Ka- meln. So entstand bis 1935 eine eindrucks- tharina Leipelts wurde, ist nicht bekannt. volle Darstellung der öffentlich dokumen- An Elisabeth Lange erinnert eine Gedenk- tierten Facetten der beginnenden Schrek- tafel, die an der ehemaligen Buchhandlung kensherrschaft der Nationalsozialisten, die Anneliese Tuchel am Jungfernstieg 50 ange- die kritische Elisabeth Flügge bereits damals bracht wurde. ãIn der Buchhandlung die- klarsichtig erkannte. ses Hauses trafen sich während des zwei- Von seiner Mutter nach demokratischen Ge- ten Weltkrieges Gegner des NS-Regimes sichtspunkten zum überzeugten Gegner des bei dem Junior-Chef und Studenten Rein- nationalsozialistischen Regimes erzogen, hold Meyer. Als Widerstandskreis verbrei- lehnte Sohn Herrmann Ende 1944 während teten sie u. a. die Flugblätter der „Wei§en eines Lehrgangs eine Beförderung zum Rose“ aus München. Ende 1943 verhaftete Leutnant ab. Seiner zwangsläufig drohenden die Gestapo etwa 30 Angehörige der Grup- Hinrichtung entging er durch die Äußerung pe. Durch unmenschliche Haftbedingungen seines unwissenden Vaters, sein Sohn habe oder Hinrichtung fanden den Tod: Frederik eine psychische Störung. Die darauf folgen- Geussenhainer, Elisabeth Lange, Dr. Kurt de Abkommandierung in den Kurlandkessel Ledien, Hans Leipelt, Dr. Katharina Lei- in Russland überlebte Hermann nur um we- pelt, Reinhold Meyer, Margarethe Mrosek nige Wochen: er fiel im Januar 1945. Für Eli- und Margaretha Rothe.“ (Siehe Margare- sabeth Flügge war dies die ãschmerzlichste the-Mrosek-Bogen und Margaretha-Rothe- Konsequenz der Erziehung ihrer Kinder“. Weg.) Nach 1945 war Elisabeth Flügge bis zu ihrer Elisabeth Lange, die vermutlich am 17. De- Pensionierung 1958 Schulleiterin an zwei zember 1943 verhaftet worden war, wurde Hamburger Volksschulen. wegen ãVorbereitung zum Hochverrat, 1976 verlieh ihr der israelische Staat die Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung höchste Auszeichnung für Nichtjüdinnen und Abhörens und Verbreitens von Nach- und -juden, die Medaille ãGerechte unter richten ausländischer Sender“ angeklagt. den Völkern“, 1981 bekam sie das Bundes- Elisabeth Lange soll sich angeblich am verdienstkreuz. Kerstin Klingel 28.1.1944 in ihrer Zelle das Leben genom- men haben. Dr. Katharina Leipelt, die Elisabeth-Lange-Weg fürchtete, als Jüdin nach Auschwitz depor- Langenbek, seit 1988. Gegnerin des tiert zu werden, erhängte sich in der Nacht Nationalsozialismus. (7.7.1900 in Eicholz/ vom 8. zum 9.1.1944 im KZ Fuhlsbüttel. Elisabeth-Thomann-Weg Elisabeth-von-Thadden-Kehre Bergedorf, seit 1949. Geb. Harmsen. Bergedorf, seit 1987. Gegnerin des Natio- Heimatdichterin. (10.3.1856 Bergedorf Ð nalsozialismus. Motivgruppe: Verdiente 27.11.1919 Bergedorf) Frauen. (29.7.1890 Mohrungen /Ostpreu- Geboren als Tochter aus zweiter Ehe des §en Ð 8.9.1944) Sattlers, Tapezierers und Kunstmalers Jo- Tochter eines Landrates. 1905 zog die Fa- hannes Nikolaus Harmsen. Da ihre Mutter milie auf das Gut Trieglaff in Pommern. krank war, wuchs Elisabeth Thomann bei Als die Mutter starb, war Elisabeth 20 Jah- ihrem Onkel, dem Ratsherrn Julius Behrens, und re alt. Sie führte nun den Gutshaushalt und seiner Frau auf. Sie besuchte mit der Schrift- erzog die jüngeren Geschwister. Nachdem stellerin Ida Boy-Ed (Ida-Boy-Ed-Stra§e) der Vater 1920 eine zweite Ehe eingegan- die höhere Töchterschule von Dr. Mager in gen war, ergriff Elisabeth von Thadden den Bergedorf. Im Alter von 25 Jahren heiratete Erzieherinnenberuf und machte bei Anna sie ihren Jugendfreund, den Lohgerber Paul von Gierke (Anna-von-Gierke-Ring) das Thomann. Durch die Technisierung in die- Jugendleiterinnenexamen. Danach arbeite- sem Gewerbe wurde Paul Thomann arbeits- te sie im Jugendlager Heuberg auf der los. Um die materielle Existenz des Ehepaa- Schwäbischen Alb und in der Schlossschule res zu sichern, übergab Elisabeth Thomanns Salem. 1927 gründete sie auf Schloss Onkel den beiden sein Lebensmittelgeschäft Wieblingen bei Heidelberg ein evangeli- in der Gro§en Stra§e 26. 1899 verpachtete sches Landerziehungsheim. 1941 nahmen Paul Thomann das Geschäft und wurde Kas- ihr die nationalsozialistischen Machthaber sierer bei der ãBergedorfer Sparkasse von die Heimleitung. Elisabeth von Thadden 1850“. Elisabeth Thomann begann zu arbeitete nun beim Roten Kreuz und musste schreiben. Zum 50jährigen Stiftungsfest des dort erleben, dass auf Hitlers Befehl Briefe Bergedorfer Bürgervereins verfasste sie das von deutschen, in Russland sich befindenen Festspiel „Dat ole Bardörp“. Sie schrieb Kriegsgefangenen vernichtet wurden. Hit- Prologe und Heimatgedichte in plattdeut- ler war der Auffassung, dass solche Briefe scher Sprache. Auch kümmerte sie sich in- die Moral der Soldaten an der Front zerset- tensiv um die Gründung eines Bergedorfer zen würden. 1943 arbeitete Elisabeth von Heimatmuseums. So stellte sie Einnahmen Thadden in verschiedenen Soldatenheimen aus den Aufführungen ihres Stückes ãEin in Frankreich. Bergedorfer Zunftmeister“ dem Aufbau des Elisabeth von Thadden gehörte den christ- Museums zur Verfügung. Das Projekt schei- lich-konservativen Kreisen an. Als terte an der Inflation. Neben ihrer schrift- sie am 10.9.1943 Mitglieder dieser Kreise stellerischen Arbeit engagierte sich Elisa- zu einer Teegesellschaft lud, war auch ein beth Thomann – wie viele bürgerliche Frau- junger Mann dabei, den ihr eine Freundin en Ð auch auf sozialem Gebiet. Sie war eh- aus der Schweiz ans Herz gelegt hatte, weil renamtliche Armenpflegerin, beriet in Fra- er schlechte Erfahrungen mit dem NS-Re- gen der Jugendfürsorge und bei Eheschwie- gime gemacht hatte. Es stellte sich jedoch rigkeiten Ð und war bitter enttäuscht, wenn heraus, dass er ein Spitzel war, der die bei ihre Ratschläge auf unfruchtbaren Boden der Teegesellschaft geführten Gespräche an fielen. Bis zu ihrem Lebensende war sie 1. die Gestapo weitergeleitet hatte. Darauf- Vorsitzende des Vaterländischen Frauenver- hin wurden alle Gäste in der Folgezeit ver- eins und betreute im Ersten Weltkrieg Krie- haftet. Elisabeth von Thadden wurde am gerfrauen und -waisen. 1.7.1944 vom Volksgerichtshof wegen ãWehrkaftzersetzung und Hochverrats“ zum Glieder zu bewegen. Als Dr. Günther als Tode verurteilt. Professor nach Kiel berufen wurde, eröff- 1986 wurden die Namen: Lilo Gloeden, nete Elise Averdieck in St. Georg eine Vor- Marie Terwiel, Gertrud Seele und Elisabeth schule für Knaben, entwickelte eine eigene von Thadden zusammen für die Benennung Lesefibel und verfasste selbst Kinderbü- von Stra§ennamen vorgeschlagen. Das cher, weil ihr die angebotenen nicht kind- Staatsarchiv Hamburg nahm dazu Stellung: gerecht erschienen. Elise Averdieck wollte ãDie vier für Stra§enbenennungen vorge- Stoffe, die die Lebenswelt des Kindes an- schlagenen Frauen (...) waren während des sprachen. So schrieb sie Kinderbücher, Dritten Reiches oppositionellen Kreisen in die im Hamburger Milieu spielten und die Berlin zuzurechnen, unterstützten zum Teil Alltagswelt des Kindes darstellten. Ihre Verfolgte und wurden vom Volks- Bücher hießen z. B. „Karl und Marie“ oder gerichtshof bzw. Reichsgericht zum Tode „Roland und Elisabeth“. 13 Jahre leitete sie verurteilt und hingerichtet. Dem Bezirks- die Vorschule. 1843 wurde Elise Averdieck amt Bergedorf wurde im Rahmen einer Lehrerin der Mädchenklasse in Pastor Vorabstimmung mitgeteilt, dass bisher Rautenbergs Sonntagsschule in St. Georg, Personen, nach denen Stra§en benannt in der unbeschulte Kinder aus der Armuts- wurden, entweder eine Beziehung zu Ham- schicht lesen lernten und Biblische Ge- burg oder überörtliche Bedeutung hatten. schichte hörten. Bei Pastor Rautenberg ar- Letzteres mag bei den hier vorliegenden beitete als Lehrer auch der Theologe Jo- Namen auch eine Frage der politischen hann Hinrich Wichern. 1852 errichtete Eli- Wertung sein, die die Bezirksversammlung se Averdieck mit den Mitarbeitern der mit ihren Vorschlägen getroffen hat.“ Sonntagsschule eine „Kinderkirche“ in der Stiftsstra§e. Aber damit nicht genug. Elise Elise-Averdieck-Stra§e Averdieck wollte auch ein christliches Borgfelde, seit 1896. Leiterin des Diako- Krankenhaus gründen. Der Zufall wollte nissenhauses „Bethesda“, Kinder- es, dass ein Bekannter seine notwendige schriftstellerin. (26.2.1808 Hamburg Ð Krankenhausbehandlung nicht bezahlen 4.11.1907 Hamburg) konnte. Elise Averdieck nahm ihn bei sich Zweitältestes von zwölf Kindern einer zu Hause auf und pflegte ihn zusammen Hamburger Kaufmannsfamilie. Half ihrer mit ihrer Freundin Dora Anderssohn. Ein Mutter im Haushalt und bei der Erziehung Arzt untersuchte den Kranken unentgelt- der jüngeren Geschwister. Als das Geld in lich. Bald kamen weitere Kranke aus der der Familie knapp wurde, ging Elise als Armutsschicht, und Elise Averdiecks Zim- Gesellschafterin zu Madame Schmilinsky mer, das sie als Krankenzimmer zur Verfü- nach St. Georg. Erlebte am 3. November gung gestellt hatte, wurde zu eng. Und wie- 1835, als bereits 27jährige, ihre „Bekeh- der eine Fügung: Zur gleichen Zeit zog ein rung“. Der Glaube wurde das Fundament Großteil ihrer Schüler aus Hamburg weg ihres Lebens. Gott führte und liebte sie. oder wurde aus der Schule entlassen, so Nach ihrer Tätigkeit als Gesellschafterin dass Elise Averdieck kaum noch Kinder zu pflegte sie fünf Jahre lang kranke Kinder in unterrichten hatte. Au§erdem wurde das der Privatklinik des Arztes Dr. Günther am Haus frei, in dem sie ehemals die kranken Borgesch, wo man versuchte, verwachsene Kinder von Dr. Günther gepflegt hatte. Mädchen ohne Streckbetten oder sonstige Damit war der weitere Lebensweg Elise Hängevorrichtungen zum Gebrauch ihrer Averdiecks vorbestimmt. Sie widmete sich von nun an ausschlie§lich der Krankenpfle- Nähkursen und als Gesellschafterin. Eine ge. Am 30.10.1856 erfolgte der Umzug in kleine Erbschaft gab ihr eine gewisse finan- die neuen Räume des ehemaligen Kinder- zielle Freiheit. Als Hebbel auftauchte, ent- krankenhauses von Dr. Günther. Das Haus wickelte sich schnell ein Liebesverhältnis wurde „Bethesda“ genannt. Es finanzierte zwischen den beiden. Nach sechs Wochen sich über Spenden. Au§erdem schenkte ein zog Hebbel in ein Nachbarhaus, vermutlich reicher Kaufmann das Kapital zum Ankauf um den Klatsch zur Ruhe zu bringen. Beide eines Grundstückes bei der Stiftskirche. liebten jedoch nicht gleich intensiv. Elise Elise Averdieck wurde als Vorsteherin für liebte Hebbel stets mehr. Hebbel blieb ein das zu erbauende Krankenhaus gewählt, Jahr in Hamburg. Im März 1836 zog er sie wurde Diakonissenmutter und bildete nach Heidelberg, um dort Jura zu studieren. Schwestern aus, welche ihr Werk im Na- Als er feststellte, dass er dazu keine Beru- men des Herrn zu tätigen hatten. 1860 fand fung hatte, ging er im September desselben die Einsegnung der ersten Hamburger Dia- Jahres nach München, weil er sich dort konissin statt. Zur Krankenpflege kam die mehr Möglichkeiten für seine schriftstelle- Gemeindepflege hinzu. Im Jahre 1881 legte rische Tätigkeit erhoffte. Elise unterstützte Elise Averdieck die Leitung der Anstalt aus ihn aus ihren geringen finanziellen Mitteln. Altersgründen nieder. Nur wenn Hebbel sich einsam und un- glücklich fühlte, liebte er Elise, sobald er Elise-Lensing-Weg aber wieder festen Boden unter den Füßen Barmbek-Nord, seit 1948. Maria Dorothea hatte, verblasste seine Zuneigung. Daran än- Elisabeth. Geliebte Friedrich Hebbels. derte auch die Geburt (1840) und der Tod (14.10.1804 Lenzen an der Elbe Ð (1843) des gemeinsamen Sohnes sowie 18.11.1854 Hamburg) eine erneute Schwangerschaft nichts. Als Ende März 1835 lernte die damals 31jähri- Elise ihre alles erduldende Haltung aufgab, ge den 22jährigen Friedrich Hebbel ken- Vorschläge machte, wie eine Heirat auch nen. Hebbel war von der in Hamburg bei der finanziellen Misere möglich sei, lebenden Schriftstellerin Amalie Schoppe und ihr wahres Verhältnis zu Hebbel nicht (Amalie-Schoppe-Weg) aus der Enge sei- länger verleugnete, indem sie sich dem dä- ner Heimatstadt Wesselburen in Nord- nischen König als Hebbels Verlobte vorstell- dithmarschen nach Hamburg geholt und te, antwortete er: ãWarum mu§test Du? vor dem Steintor bei Elise Lensing, ihrer Hundert Mal in ähnlichen Fällen warst Du Mutter und Elises Stiefvater Ziese unterge- nur meine Cousine.“ Hebbel reiste nach Wien. bracht worden. Elise war die Tochter des Hier wurde ihm zum ersten Mal Anerken- Chirurgen Johann Friedrich Arnold Len- nung zuteil. Er verliebte sich 1846 in die sing und seiner Ehefrau Karoline Maria. Burgschauspielerin Christine Enghaus und Elise verlebte unglückliche Kindertage: der heiratete sie. Elises zweiter Sohn starb 1847. Vater cholerisch und prügelnd. Als er für Christine Enghaus’ Reaktion, die auch ge- unheilbar erklärt worden war, heiratete die rade ein Kind verloren hatte: ãLa§ sie Ð die Mutter einen Schiffer. Aber auch er behan- Mutter Ð zu uns kommen.“ Elise lebte 1 1/2 delte Elise schlecht. Elise erhielt eine päd- Jahre bei Hebbel und Christine Enghaus in agogische Ausbildung in . Mit Wien. Hebbel kümmerte sich kaum um Eli- 19 Jahren kehrte sie nach Hamburg zurück, se. Sie dagegen übertrug ihre ganze Liebe lebte wieder bei ihren Eltern und verdiente auf das Ehepaar und das 1847 dem Ehepaar ihren Lebensunterhalt mit Privatstunden, geborene Kind Tinchen. Als Elise nach Hamburg zurückkehrte, gab Christine ihr Heldin bis zu reifen Frauengestalten der ihren unehelichen Sohn zur Erziehung mit. Klassiker. Als sie 1913 die Bühne am Schau- Elise Lensing starb nach einem qualvollen spielhaus verlie§, wurde sie als erstes Mit- Lungenleiden. Sie erhielt ein Armengrab glied des Ensembles mit der Ernennung auf dem Friedhof in St. Georg. Als der Fried- zum Ehrenmitglied ausgezeichnet. hof eingeebnet wurde, kaufte ihr Christine Der gro§e Theatermann Paul Möhring be- Hebbel eine Grabstätte auf dem Friedhof richtet auch von gewissen Allüren der Ohlsdorf. Franziska Ellmenreich. So soll sie sich, als sie durch Heirat eine Baronin Fuchs- Elisenstra§e Nordhoff geworden war, geweigert haben, Hohenfelde, seit 1866. Vermutlich Anna als Ekdals Frau Gina in Ibsens ãWildente“ Catharina Elisabeth geb. Diebenau. mit einer Schürze auf der Bühne zu er- (1808 Ð 1836) scheinen. Darsteller kleinerer Rollen mus- sten, wenn sie aus ihrer Garderobe kam, Ellmenreichstra§e zur Seite springen und der Dame Platz ma- St. Georg, seit 1948. Franziska chen. Nach ihrem Abgang von der Bühne Ellmenreich. Schauspielerin. im Jahre 1913 zog sich Franziska Ellmen- (28.1.1847 Schwerin Ð 20.10.1931 reich auf ihren Besitz in Herrsching am Herrsching am Ammersee) Ammersee zurück, spielte jedoch in späte- Stammte aus einer der gro§en deutschen ren Jahren noch einige Male am Hambur- Schauspielerfamilien des 19. Jahrhunderts: ger Schauspielhaus. die Mutter, Friederike Ellmenreich, eine berühmte Hamburger Schauspielerin, der Elly-Heuss-Knapp-Ring Vater, Johann Baptiste, Schauspieler und Bergedorf, seit 1991. Sozialpolitikerin, Bassist. Bereits mit 15 Jahren stand Franziska Gründerin des Müttergenesungswerkes. auf der Bühne, debütierte 1862 in Meiningen Motivgruppe: Verdiente Frauen. unter der Regie ihres Vaters, kam 1867 (25.1.1881 Stra§burg Ð 19.7.1952 ) nach Hannover und trat erstmals am Tochter des Nationalökonomen Georg- 31.3.1876 in Hamburg am Altonaer Stadt- Friedrich Knapp. Lehrerin, dann Studium theater auf. Franziska Ellmenreichs Wir- der Volkswirtschaft bei Friedrich Nau- kungskreis in Hamburg waren das Stadt- mann in Berlin. Ehefrau des Bundesprä- theater und das Deutsche Schauspielhaus. sidenten Theodor Heuss. Nach der Heirat Ab 1881 spielte sie zeitweilig mit einer ei- unterrichtete sie in Berlin an sozialen genen Truppe in Amerika und England und Frauen- und Fortbildungsschulen Bür- kam 1887 nach Hamburg zurück, gastierte gerkunde und Volkswirtschaftslehre. Au- in den 90er Jahren viel in Berlin und Wien. §erdem arbeitete sie ehrenamtlich als Franziska Ellmenreich beteiligte sich an Wohlfahrtspflegerin. Während des Ersten der Gründung des Schauspielhauses, sie ge- Weltkrieges gründete sie in Heilbronn die hörte zu den vier Künstler-Sozietairen, denen erste Arbeitsbeschaffungsstelle des Ro- als Aktionäre auch ein künstlerisches Mit- ten Kreuzes. Nach dem Abwurf der spracherecht eingeräumt war. 1913 verab- Atombombe auf Hiroschima am 6. Au- schiedete sich Franziska Ellmenreich von gust 1945 entwickelte Elly Heuss-Knapp der Bühne. Sie war Hamburgs beliebteste zusammen mit der Atomphysikerin Freda Schauspielerin Ð spielte alles von der senti- Wuesthoff und anderen Frauen ein Netz- mentalen Liebhaberin und jugendlichen werk von Friedensgruppen. 1950 gründe- te Elly Heuss-Knapp mit einem Anfangs- sinnen verlie§ das Ehepaar Deutschland kapital von 20.000 DM das Deutsche und emigrierte nach Amerika. Auch dort Müttergenesungswerk. Der Ehrenname führte Elsa Brändström ihre Hilfstätigkeit Elly Heuss-Knapps lautet: Mutter der fort. Sie bemühte sich intensiv um Einreise- Mütter. genehmigungen für politisch Verfolgte aus Deutschland. Elsa-Bauer-Weg Elsa Brändström erfand die ãCare-Pakete“. Alsterdorf, seit 1985. Jüdisches Opfer Sie waren in den Hungerjahren der Nach- des Nationalsozialismus. (9.5.1875 kriegszeit ein Segen für tausende Hambur- Hamburg Ð 6.3.1942 Hamburg). Lehrerin ger Familien. an der Schule Curschmannstra§e. Die Benennung einer Stra§e nach Elsa Als rassisch Verfolgte nahm sie sich Brändström hat eine lange Geschichte. Be- wegen der bevorstehenden Deportation reits 1932 und 1933 forderte die Reichs- das Leben vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener den Hamburger Senat auf, eine Stra§e nach Elsa-Brändström-Straße Elsa Brändström zu benennen. Da nichts Jenfeld, seit 1936. (Von 1936 bis 1965: geschah, wurde am 14. April 1936 ein erneu- Elsa-Brandström-Stra§e. Seit 1965: Elsa- tes Schreiben an den Senat gerichtet. Dies- Brändström-Stra§e.) Schwedische mal antwortete das Hamburgische Staats- Wohltäterin deutscher Kriegsgefangener, amt prompt. In seinem Schreiben vom ãder Engel von Sibirien“, Erfinderin der 23. April 1936 sicherte das Staatsamt der ãCare-Pakete“. (26.3.1888 St. Petersburg Reichsvereinigung zu, bei passender Gele- Ð 4.3.1948 Cambridge/Mass. USA) genheit eine Straße nach Elsa Brändström zu benennen. Gleichzeitig richtete es ein Während des Ersten Weltkrieges half Schreiben an die Behörde für Technik und die schwedische Diplomatentochter Elsa Arbeit, aus dem deutlich wird, warum es Brändström unter Gefahren den Kriegsge- dem Staatsamt nun so dringlich wurde, eine fangenen in Russland/Sibirien mit Decken, Straße nach Elsa Brändström zu benennen: Lebensmitteln und medizinischer Versor- 1937 sollte der Heldengedenktag gefeiert gung. Nach dem Krieg war sie den heim- werden. Elsa Brändströms Verdienste wur- kehrenden Kriegsgefangenen beim Neuan- den damit in den Dienst der Nationalsozia- fang behilflich. listen gestellt. Deshalb erfolgte auch bald Verheiratet war Elsa Brändström mit Pro- eine Straßenbenennung nach Elsa Bränd- fessor Robert Ulrich, der schon bald nach ström. Allerdings hatten dies wohl nicht der Machtübernahme durch die NSDAP alle Behördenvertreter mitbekommen. Ob- mit dem Regime Schwierigkeiten bekam. wohl bereits eine Straße nach Elsa Bränd- Auch Elsa Brändström hatte mit großen ström benannt worden war, sollte Anfang Repressalien zu rechnen, als sie die Anfra- 1937 auf Vorschlag des Ingenieurswesens ge Hitlers, ob sie für sein Winterhilfswerk die Löwenstraße in Hamburg-Eppendorf, Propaganda machen wolle, mit einem ent- die 1879 auf Antrag des Grundeigentümers schiedenen „Nein“ beantwortete. Als das Samuel Ephraim so benannt worden war, in Telegramm von Hitler kam, lebte das Ehe- Elsa-Brandström-Weg umbenannt werden. paar Brändström-Ulrich in einer Villa der Als Begründung heißt es: „Da die Straße Hamburger Bankiersfamilie Warburg an nahe dem Eppendorfer Krankenhaus liegt, der Elbe. Nach ihrem „Nein“ zu Hitlers An- so erscheint die gewählte Bezeichnung hier geeignet.“ Die Baubehörde teilte daraufhin Emilie-Günther-Weg eine Woche später dem Staatsamt mit, dass Lohbrügge, seit 1942. Geb. Siemers. Hei- es bereits eine Elsa-Brandström-Straße gäbe, matschriftstellerin. (1.2.1870 Lohbrügge Ð und schlug für die Umbenennung der Lö- 10.2.1942) wenstra§e den Namen Wiesingerstra§e vor, Geboren als Tochter der alteingesessenen nach dem früheren Oberarzt Dr. Wiesinger Lohbrügger Bauernfamilie Siemers. 1892 vom Allgemeinen Krankenhaus St. Georg. Heirat mit dem Ziegeleibesitzer Hermann Die Löwenstraße wurde jedoch weder in Günther aus Havighorst. Er unterstützte die Elsa Brändström – noch in Wiesingerstra§e schriftstellerische Arbeit seiner Frau und umbenannt. Es gibt sie glücklicherweise lie§ ihre in platt- und hochdeutscher Sprache heute noch. verfassten Gedichte drucken. Zudem er- schienen heimatliche Forschungsartikel, Elsastra§e Erzählungen und Gedichte in der Oldes- Barmbek-Süd, seit 1886. Frei gewählter loer und Bergedorfer Zeitung und im platt- Name deutschen Blatt „De Eckboom“. Für Veran- staltungen des Vaterländischen Frauen- Else-Rauch-Platz vereins und für das Rote Kreuz verfasste Eimsbüttel, seit 1995. Geb. Meyer. Jüdi- Emilie Günther Märchenspiele. Ihr Weih- sches Opfer des Nationalsozialismus. nachtsmärchen „Die beiden Schneiderlein“ Lehrerin an der Grundschule für Knaben, wurde sogar im Hamburger Operettenhaus Lutterothstra§e 78. (28.6.1888 aufgeführt. Auch der Rundfunk sendete ei- Lüneburg Ð am 25.10.1941 deportiert nige ihrer Märchen. Neben ihrer schriftstel- nach Lodz, am 10.5.1942 deportiert ins lerischen Tätigkeit malte Emilie Günther. Vernichtungslager Chelmno, vergast) Anregungen dazu holte sie sich auf Reisen Geboren in Lüneburg, ältestes von drei Kin- im In- und Ausland. Durch Emilie Gün- dern eines Produktenhändlers. 1890 zog die thers Bemühungen erhielt der heutige Stadt- Familie nach Hamburg, wo der Vater als teil Lohbrügge, der durch die Zusammenle- Kaufmann für Elektroartikel arbeitete. 1903 gung der Orte Sande und Lohbrügge ent- traten die Eltern zum evangelisch-lutheri- standen war, seinen Namen. 1917 wurde schen Glauben über. Else wurde 1904 konfir- sie Witwe, und auch ihre erwachsene Toch- miert. Besuch des Lehrerinnenseminars, ab ter starb. Durch die Inflation verlor Emilie 1913 Lehrerin. 1922 Heirat mit dem Inge- Günther ihr Vermögen. nieur Gustav Rauch. 1928/29 wurde die Ehe geschieden. Else Rauch lie§ sich wieder als Emilienstra§e „Fräulein“ ansprechen. Von 1926 bis zur Eimsbüttel, seit 1865. Tochter von Alexan- Entlassung aus dem Schuldienst im Jahre der Bentalon Tornquist. Besitzer des 1933 Lehrerin an der Grundschule für Kna- Geländes. (19.11.1846 Hamburg Ð ben, Lutterothstra§e 78. Sie unterrichtete in 25.11.1905 Bremen) allen in der Unterstufe damals üblichen Fä- chern. Am 25. Oktober 1941 erfolgte die De- Emmastra§e portation ins Getto nach Lodz. Von dort wur- Stellingen, seit vor 1915. Emma Wieck. de sie am 10. Mai 1942 ins Vernichtungsla- Tochter des damaligen Grundeigentümers ger Chelmno transportiert und vergast. und Erbauers Johann Ad. Wieck Emmy-Beckmann-Weg Beckmann wurde deren stellvertretende Niendorf, seit 1980. Hamburgs erste Direktorin. 1924 ging sie als Studienrätin Oberschulrätin, Bürgerschaftsmitglied vor an eine der neu eingerichteten Aufbauschu- und nach dem Zweiten Weltkrieg (DDP len für begabte VolksschülerInnen. 1926 und FDP), ma§geblich an der bürgerli- wurde sie von dem Kollegium der staatli- chen Frauenbewegung beteiligt. (12.4.1880 chen Oberrealschule Hansastraße, der spä- Wandsbek Ð 24.12.1967 Hamburg) teren Helene-Lange-Schule, als Schulleite- Neben ihrer Zwillingsschwester Hanna rin berufen. Emmy Beckmann führte dort hatte Emmy Beckmann noch einen Bruder, die Schülerselbstverwaltung ein und sorgte der später als Pastor arbeitete. Ihre Mutter dafür, dass 1927 die Oberrealschule Hansa- starb nach der Geburt der Zwillinge am stra§e in Helene-Lange-Oberrealschule um- Kindbettfieber, der Vater ging eine neue Ehe benannt wurde. 1927 wurde Emmy Beck- ein, zu den drei Kindern kamen im Laufe mann Hamburgs erste Oberschulrätin. Ihre der Zeit noch vier Geschwister hinzu. Nachfolgerin an der Oberrealschule wurde Harte Kindheit. Trotz zweier Dienstmäd- ihre Schwester Hanna, mit der sie zusam- chen mussten die Zwillingsschwestern im men in der Oberstra§e 68 lebte. Haushalt stark mithelfen und die jüngeren 1933 wurden Emmy Beckmann und ihre Geschwister hüten. In die Berufslaufbahn Schwester Hanna wegen ãnationaler Unzu- der drei Geschwister aus erster Ehe griff verlässigkeit“ von den Nazis vorzeitig pen- der Vater allerdings nicht ein. Die leibliche sioniert. Die Schwestern zogen sich in die Mutter hatte für den Zweck der Ausbildung innere Emigration zurück. Nach 1945 wur- und Bildung der beiden Mädchen eine Erb- de Emmy Beckmann von der Schulbehörde schaft hinterlassen. Nach dem dreijährigen wieder in ihr Amt als Oberschulrätin mit Besuch des Seminars der Klosterschule in dem Ressort Mädchenschulwesen einge- Hamburg bestand Emmy Beckmann im setzt. Dort blieb sie, obwohl sie eigentlich Jahre 1900 das Examen für die Lehrbefähi- nur bis 1948 arbeiten wollte, bis 1949 tätig. gung an mittleren und höheren Schulen. Für ihre Verdienste in der Frauen- und Danach war sie fast drei Jahre Erzieherin in Mädchenbildung erhielt sie 1953 als erste England. Nach einem dreimonatigen Studi- Hamburgerin das Gro§e Bundesverdienst- enaufenthalt in Paris wurde sie 1903 Lehre- kreuz, und 1955 verlieh ihr der Senat den rin an der Töchterschule in Husum. 1906 Professorentitel. 1961 erhielt Emmy Beck- ging sie nach Göttingen und Heidelberg mann als erste Frau vom Hamburger Senat und studierte sieben Semester Geschichte, die Bürgermeister-Stolten-Medaille. Englisch und Philosophie. 1909 Examen. Einen Teil ihrer Zeit widmete Emmy Beck- Von Ostern 1910 bis Ostern 1912 war sie mann auch der Literatur. Von ca. 1914 bis Oberlehrerin an der Privatschule von Fräu- in die 50er Jahre war sie Mitglied litera- lein Schneider, von 1912 bis Ostern 1914 risch-philosophischer Kreise, in denen sie an der Schule des Paulsenstifts zur Vertre- auch Vorträge hielt. Zudem trat sie vor al- tung einer studierenden Lehrerin. 1914 be- lem in den zwanziger Jahren mit Veröffent- warb sie sich an der privaten Hamburger lichungen von Aufsätzen und Literaturkri- Gewerbeschule für Mädchen. Sie erhielt tiken hervor. Meistens schrieb sie über eine Anstellung und blieb dort bis 1924. Dichter, die die Themen Krieg, Niederlage Zwei Jahre vor ihrem Ausscheiden, 1922, und Revolution behandelten. wurde die Schule verstaatlicht, erhielt den Ihre ersten Berührungspunkte mit der bür- Namen Schule für Frauenberufe, und Emmy gerlichen Frauenbewegung erhielt sie 1906 in Göttingen in den von ihr besuchten gedacht waren. 1956 und 1957 veröffent- Oberlehrerinnenseminaren. 1914 gründete lichte sie die Briefsammlungen von Ger- sie in Hamburg den Verband der akade- trud Bäumer und Helene Lange. misch gebildeten Lehrerinnen mit und wur- 1945 bildete Emmy Beckmann u. a. auch mit de bald deren Vorsitzende. Auch war sie Olga Essig den Frauenausschuss. 1946 ge- 1915 Gründungsmitglied des Stadtbundes hörte sie zu den Mitbegründerinnen des Hamburgischer Frauenvereine, dessen stell- Hamburger Frauenringes, in dem sie bis vertretende Vorsitzende sie bis 1918 und in 1952 im Vorstand tätig war. 1948 gründete dessen Vorstand sie bis 1933 war. Ihre päd- sie den Hamburger Akademikerinnenbund agogischen Fähigkeiten stellte sie der Frau- mit. Von 1949 bis 1952 leitete sie den Deut- enbewegung durch stundenweisen Unter- schen Akademikerinnenbund. 1947 war sie richt an der Sozialen Frauenschule zur Ver- auch an der Bildung der Arbeitsgemein- fügung. Au§erdem war sie in der 1912 ge- schaft für Mädchenbildung beteiligt. gründeten Vereinigung für Frauenstimm- Ihren politischen Weg schlug Emmy Beck- recht aktiv, der es in erster Linie um die mann wohl erst ein, nachdem sie in der bür- Gleichstellung von Frau und Mann im vor- gerlichen Frauenbewegung führende Posi- gegebenen Wahlrecht ging. Die Forderung tionen errungen hatte. Als Mitglied der nach Einführung des allgemeinen und glei- Deutschen Demokratischen Partei (DDP) chen Wahlrechts stand erst an nächster Stel- wurde sie 1921 in die Hamburgische Bür- le. Emmy Beckmann wurde Helene Langes gerschaft gewählt. Dort war sie hauptsäch- (Helene-Lange-Stra§e) Nachfolgerin als lich für Schul- und Bildungsfragen zustän- Bundesvorsitzende des Allgemeinen Deut- dig. Sie wehrte sich auch gegen die Kampa- schen Lehrerinnen Verbandes. Dieser Ver- gne gegen das Doppelverdienertum, wo- band forderte neben dem gleichberechtig- nach verheiratete Beamtinnen kündigen ten Zugang von Mädchen zu allen Bil- sollten. Sie erreichte es sogar, dass in Ham- dungseinrichtungen auch die gesonderte burg eine Widerspruchskommission zur Prü- Mädchenschule. Er war der Überzeugung, fung von Härtefällen eingerichtet wurde. dass nur in gesonderten Mädchenschulen Außerdem sprach sie sich für Frauen in lei- dem ãspezifischen Wesen der Frau“ Rech- tenden Positionen aus und forderte, dass nung getragen werden könne. 1933 löste analog zu Männern auch Frauen im glei- sich der ADLV auf. chen Ma§e verbeamtet werden sollten. Bis Emmy Beckmann schrieb weit über 100 1932 stieg sie innerhalb ihrer Bürger- Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, u. a. für schaftsfraktion auf den zweiten Platz. Nach die Zeitschrift der bürgerlichen Frauenbe- 1933 sa§ Emmy Beckmann nicht mehr in wegung „Die Frau“. Zudem verfasste sie der Bürgerschaft. 1949 nahm sie ihre Tätig- Broschüren, und zwischen 1926 und 1936 keit aber wieder auf, diesmal für die FDP. gab sie zusammen mit Irma Sto§ die Reihe 1957 schied Emmy Beckmann aus Alters- ãQuellenhefte zum Frauenleben in der Ge- gründen aus der Bürgerschaft aus. schichte“ (26 Bände) heraus. 1955 setzte sie die Arbeit auf diesem Gebiet fort und Erika-Etter-Kehre gab, zusammen mit der Vorsitzenden der Bergedorf, seit 1985. Erika Else Etter Arbeitsgemeinschaft für Mädchen- und geb. Schulz. Widerstandskämpferin. Frauenbildung, Dr. Elisabeth Kardel, die Mitglied der Widerstandsgruppe ãEtter- ãQuellen zur Geschichte der Frauenbewe- Rose-Hampel“ (22.9.1922 Hamburg Ð gung“ heraus, die vornehmlich für Schulen gehenkt in der Nacht vom 21.4. auf den 22. 4.1945 im KZ Neuengamme) lotte Schulz, am 28. März Erikas Bruder Während des Krieges gehörte Erika Etter, Erich Schulz und am 17. Mai Erika selbst die Hausfrau aus der Alsterdorfer Stra§e verhaftet. Da Erika Etter längere Zeit au- 40, mit ihrem Mann Werner Etter einer §erhalb Hamburgs verbracht und in dieser Hamburger Widerstandsorganisation an, die Zeit ihren Sohn geboren hatte, der jedoch nach Kriegsende als Gruppe Etter-Rose- kurz nach der Geburt im Kinderkranken- Hampel bezeichnet wurde (Etter: Werner haus in Wintermoor gestorben war, konnte Etter; Rose: Elisabeth Rose; Hampel: Ernst die Gestapo weder ihre Beteiligung an Hampel). Erika Schulz, so ihr Mädchen- der Widerstandsgruppe noch Beihilfe zur name, lernte den Orthopädie-Mechaniker Desertion konstruieren. Ihre Verhaftung er- Werner Etter in der Jugendgruppe des Gut- folgte erst, als sie nach einem Besuch bei templer Verbandes kennen. Um Werner Et- ihrem Mann im Zimmer des Gestaposekre- ter, der auch Mitglied des Kommunisti- tärs Helms Lübbers als V-Mann entdeckte. schen Jugendverbandes war, und um Ernst Nach der Festnahme musste sich Erika Etter Hampel sammelten sich nach der Machter- per Unterschrift verpflichten, ihre Wohnung, greifung durch die Nazis befreundete Ju- die Einrichtung und alle Gebrauchsgegen- gendliche aus sozialistischen Elternhäu- stände an die Gestapoangestellte Mary Bek- sern. Werner Etter wurde zum ersten Mal am ker abzugeben. 16. Juni 1934 verhaftet. Sein Prozess fand Der Prozess gegen Werner Etter fand am sieben Monate später, am 17. Januar 1935, 4. und 5. Januar 1945 in Berlin statt. Der statt. Werner Etter wurde zwar noch im sel- Berliner Volksgerichtshof verurteilte ihn ben Jahr aus dem Gefängnis entlassen, zum Tode und lie§ ihn am 19.2.1945 im stand von nun aber unter Gestapoaufsicht. Zuchthaus Brandenburg hinrichten. Erika Deshalb hielt er nur noch zu seinem eng- Etter kam ins KZ Fuhlsbüttel und erfuhr sten Freundeskreis Verbindung, sah und nichts von der Ermordung ihres Mannes. kontaktierte seine weiteren Freunde nur Sie gehörte zu den 13 Frauen, die noch zu noch bei gemeinsamen Wanderungen und Kriegsende aufgrund eines SS-Befehls ohne Sportfesten. So blieb die Gruppe um Wer- Urteil eines Gerichtes auf bestialische Wei- ner Etter, Elisabeth Rose und Ernst Hampel se im KZ Neuengamme in den Nächten der Gestapo bis in den Krieg hinein unbe- vom 21. bis zum 23. April 1945 erdrosselt kannt. Als sie davon Kenntnis erhielt, er- wurden. (Siehe Margarete-Mrosek-Bogen.) presste sie den Wehrmachtshäftling Lüb- Nur Erikas Mutter Charlotte Schulz über- bers, der früher zum Kreis dieser jungen lebte von der sechsköpfigen Familie die Na- Leute gehört hatte. Sie befahl ihm Anfang zizeit. 1944 zu desertieren und auf seinem ãFluchtweg“ alle ehemaligen Freunde auf- Erna-Behling-Kehre zusuchen und ihre Hilfe in Anspruch zu Bergedorf, seit 1987. Widerstandskämp- nehmen. Während dieser Aktion stie§ die ferin der Gruppe „Bästlein-Jacob-Absha- Gestapo auch auf den bei Erika Etters El- gen“. (5.10.1884 – 21.4.1945 KZ tern untergetauchten Erwin Ebhardt aus der Neuengamme) Bästlein-Jacob-Abshagen-Widerstands- Erna Behling war Krankenpflegerin und gruppe. Wegen aktiver Beihilfe zur Deserti- Kommunistin. Sie hatte Kontakt zu Franz on wurden am 8. März 1944 Erika Etters Reetz und dem Ehepaar Zinke (Margit-Zin- Vater Adolf Schulz, am 21. März Erikas ke-Stra§e), die auch im KZ Neuengamme Mann Werner Etter und ihre Mutter Char- ermordet wurden. Illegale Widerstands- arbeit konnte Erna Behling nicht nachge- laubt, um die Abteilung Duncker zu überneh- wiesen werden. Innerhalb der KPD war men. 1936 wurde ihr auch noch die Abtei- Erna Behling als ãrote Krankenschwester“ lung für höhere Wirbeltiere und damit die bekannt, da sie 1923 beim Hamburger Auf- Verantwortung für entscheidende Teile der stand der Kommunisten als Helferin in Er- Schausammlung des alten Zoologischen scheinung getreten war. Sie gehörte zu den Museums übertragen. Erna Mohr war faszi- 13 Frauen, die ohne Urteil auf Anweisung niert von ihrer Arbeit. Das ging sogar so der Gestapo in den Nächten vom 21. bis 23. weit, dass sie Kollegen, die im Zweiten April 1945 im KZ Neuengamme erdrosselt Weltkrieg als Soldaten eingezogen wur- wurden. (Siehe Margarete-Mrosek-Bogen.) den, bat, im Feld Mäuse zu sammeln und sie ihr zwecks Bestimmung der verschie- Erna-Mohr-Kehre denen Arten zu schicken. 1943 zerstörten Bergedorf, seit 1984. Zoologin. Kustodin Bomben Erna Mohrs Werk. Nach dem im Zoologischen Museum. Dr. h. c., Krieg machte sie sich unverdrossen an den Mitglied der „Leopoldina“. (11.7.1894 Wiederaufbau der Sammlungen. Als Aner- Hamburg Ð 10.9.1968 Hamburg) kennung für ihren Einsatz wurde sie am Tochter eines Lehrers. Von 1909 bis 1914 1. Januar 1946 von der Hochschulverwal- Ausbildung am Lehrerinnenseminar. Mit tung als Kustos der Wirbeltierabteilung 18 Jahren begann sie ihre Karriere am Zoo- des Zoologischen Museums übernommen. logischen Museum Hamburg als Zeichne- Noch heute besteht der Grundstock der rin. Im September 1913 wurde sie Mitarbei- von ihr zusammengetragenen wissen- terin in der Fischereibiologischen Abtei- schaftlichen Sammlung. Erna Mohr erhielt lung. Gleichzeitig war sie bis 1934 als Leh- verschiedene Ehrungen: 1944 Ernennung rerin tätig – von 1914 bis 1919 an der zum Mitglied der Kaiserlich-Leopoldi- Volksschule für Mädchen am Rhiemsweg, nisch-Karolinischen Akademie der Natur- von 1919 bis 1930 in den gemischten Klas- forscher in Halle. 1950 Ehrendoktorwürde sen der Hilfsschule Bramfelder Stra§e und der Universität München. 1954 Ernennung von 1930 bis 1934 in der Volksschule am zum Ehrenmitglied des Verbandes deut- Alten Teichweg. scher Zoodirektoren. Erna Mohr setzte Publizierte mit zwanzig Jahren ihre erste sich für das vom Aussterben bedrohte eu- wissenschaftliche Arbeit im ãZoologischen ropäische Wisent ein und arbeitete im Vor- Anzeiger“ und schrieb in den folgenden stand der internationalen Gesellschaft zur Jahren für viele populärwissenschaftliche Erhaltung des Wisents. Sie wurde die erste Publikationen. Zuchtbuchführerin aller in den Zoos leben- Nachdem Erna Mohr einige Zeit in der Fi- den Wisente und erreichte dadurch, dass schereibiologischen Abteilung gearbeitet die europäischen Wisente rein erhalten hatte, wechselte sie in die Abteilung für nie- blieben und nicht mit ihren nordamerika- dere Wirbeltiere. Hier wurde sie vertraut mit nischen ãVerwandten“ gekreuzt wurden. der Anlage von Sammlungen und deren Ord- Erna Mohr war der erste Mensch, dem es nung. Sie erkannte die Wichtigkeit dieser Ar- gelang, verwaiste Fledermausbabys mit ei- beiten für die Wissenschaft und setzte sich nem Puppenschnuller gro§zuziehen. Da- das Ziel, möglichst viele Bestände ins Muse- neben waren auch Ratten, Birkenmäuse, um einzubringen. Als der Abteilungsleiter Känguruhs, Leoparden und Robben ihre Professor Duncker 1934 in Pension ging, Schützlinge. wurde Erna Mohr vom Schuldienst beur- Ernastra§e war in Hamburg Samt- und Seidenhändler Wilhelmsburg, vor 1928. Frei gewählter und besa§ in Wien eine Samt- und eine Name Tapetenfabrik. Das Paar wohnte in Hamburg zuerst in der Nähe der Börse, später am Erste Luisenbrücke Neuen Wall und bekam zwischen 1757 und Hamm-Mitte, seit 1930, siehe Luisenweg. 1768 sieben Kinder. Drei von ihnen starben bald nach der Geburt. Das Paar führte ein Evastra§e gastfreundliches Haus, in das es regelmä- Eilbek, seit 1887. Frei gewählter Name ßig Künstlerinnen und Künstler, Dichter und Schauspielerinnen und Schauspieler einlud, Eva-König-Bogen so auch Lessing. Zwischen ihm und dem Bergedorf, seit 2003. Nach Eva König, Hausherrn entwickelte sich eine enge geb. Hahn (1736-1778), verheiratet in Freundschaft. erster Ehe 1756-1769 mit dem Hamburger Als Engelbert König unerwartet während Kaufmann Engelbert König, in zweiter einer Geschäftsreise in Venedig an einer Ehe 1776-1778 mit Gotthold Ephraim Darmerkrankung mit Darmverschluss starb, Lessing, berühmt wegen ihres Briefwech- kümmerte sich Lessing um Eva König. In sels mit Lessing 1770-1776 geschäftlichen Dingen vermochte er ihr je- doch nicht zu helfen. Eva König übernahm Geboren wurde Eva Hahn in einem drei-ge- die Geschäfte ihres Mannes, reiste auf Mes- schossigen Wohn- und Geschäftshaus in der sen, führte die Seiden- und Tapetenlager und Heidelberger Hauptstra§e 169. Ihr Vater leitete die Wiener Samt- und Tapeten- Heinrich Caspar Hahn war Tuchhändler, ihre manufaktur. Damit war sie eine der weni- Mutter Eva Catharina Hahn geb. Gaub, gen Manufakturbesitzerinnen des 18. Jahr- Tochter eines Hutmachers. Das Ehepaar hunderts. bekam sieben Kinder, von denen zwei nur Lessing und Eva König verliebten sich in- kurz lebten. Heinrich Caspar Hahn starb, als einander. 1771, als sie sich auf einer Rück- seine Tochter Eva zwei Jahre alt war. Dazu reise von Wien nach Hamburg bei Lessing schrieb sie Lessing beim Tode seines Vaters: in Braunschweig aufhielt, machte er ihr ei- “Sie haben ein Glück gehabt, das wenig nen Heiratsantrag. Doch weil beide in finan- Menschen zu Theil wird: Ihren Vater so lan- ziell ungesicherten Verhältnissen lebten, ge zu behalten, bis es nach dem Lauf der wollten sie zuvor diese bereinigen. Wegen Natur fast nicht mehr möglich ist. Ich Un- der vielen Geschäfte, die Eva König in Wien glückliche! Habe den meinigen gar nicht tätigen musste, sahen sich die beiden Lie- gekannt. Ich mu§ nun hiervon abbrechen.” benden nur sehr selten. Ebenso wegen der (30.9.1770). Geschäfte musste Eva König ihre Kinder oft Eva Hahn erfuhr eine gute Erziehung und sehr lange in fremde Obhut geben. Ihr letz- Bildung. Trotz des frühen Todes des Vaters, ter Wienaufenthalt dauerte drei Jahre. In die- blieb die Familie in vermögenden Verhält- ser Zeit sah Eva König weder ihre Kinder nissen. noch ihren Geliebten. Während dieses Wien- Im Alter von achtzehn Jahren lernte Eva aufenthaltes verkaufte sie die Manufakturen. Hahn auf der Hochzeitsfeier ihrer drei Jah- Das Liebespaar hielt den Kontakt zueinan- re älteren Schwester ihren ersten Mann En- der hauptsächlich über Briefe aufrecht. Al- gelbert König (21./22.10.1728 Lüttring- lerdings vergingen oft Monate, bis Lessing hausen - 20.12.1769 Venedig) kennen. Er einen Brief von Eva König erwiderte. Lessing hielt das Getrenntsein nicht aus. Er Beraterin des Präsidenten des Wohlfahrtsam- verfiel immer mehr in seine schon lange wäh- tes, Oskar Martini. Nach der Machtergrei- rende Melancholie, bekam Schreib- fung durch die Nazis wurde Fanny David so- blockaden und ging noch lustloser seiner fort entlassen. Die Jüdische Gemeinde bat Arbeit als Bibliothekar in Wolfenbüttel nach. sie, in der neugegründeten Beratungsstelle 1775 setzte er sich kurzentschlossen in eine für jüdische Wirtschaftshilfe mitzuarbeiten. Postkutsche und reiste zu Eva König nach 1936 wurde Fanny David dort verantwort- Wien. Ein Jahr später heirateten sie endlich. liche Leiterin des gesamten Wohlfahrtswe- Die Hochzeit fand in York im Haus ihres sens. Obwohl auch sie in den Jahren von Freundes Johann Schuback statt. Danach zog 1938 bis 1943 in ständiger Angst um ihr das Paar mit dreien von Eva Königs Kindern Leben war, blieb sie äußerlich ruhig und war aus erster Ehe nach Wolfenbüttel, wo es eine damit Stütze für viele andere Leidende. glückliche Ehe führte, die durch den Tod Eva Nachdem die Jüdische Gemeinde im Juni Königs jäh beendet wurde. Sie starb am 1943 aufgelöst worden war, wurde Fanny 10.1.1778 am Kindbettfieber, nachdem sie David mit den meisten ihrer KollegInnen am am 25.12.1777 mittels einer Zange einen 23. Juni 1943 nach Theresienstadt deportiert. Sohn geboren hatte. Das Kind lebte nur ei- Dort musste sie schwere körperliche Arbei- nen Tag. Nach dem Tod seiner Frau schrieb ten verrichten. Im Oktober 1944 kam sie von Lessing an Elise Reimarus: “Ich muß ein ein- Theresienstadt nach Auschwitz, wo sie gleich ziges Jahr, das ich mit einer vernünftigen nach der Ankunft mit ihrer jüngeren Schwe- Frau gelebt habe, theuer bezahlen (...). Wie ster in der Gaskammer ermordet wurde. oft möchte ich es verwünschen, daß ich auch einmal so glücklich seyn wollen, als andere Fanny-El§ler-Bogen Menschen!” Bergedorf, seit 1987. Österreichische Ballettänzerin. Motivgruppe: Verdiente Fanny-David-Weg Frauen. (23.6.1810 Gumpendorf bei Wien Lohbrügge, seit 1964. Jüdisches Opfer des Ð 27.11.1884 Wien) Nationalsozialismus. Fürsorgeinspektorin, Tochter von Johannes El§ler, dem Kammer- seit 1933 in der Jüdischen Beratungsstelle diener und Notenkopisten Joseph Haydns. für Auswanderer tätig. (2.12.1892 Berlin Ð Die Mutter war Modistin. Zusammen mit ermordet im Mai 1944 in Auschwitz) ihrer Schwester Therese besuchte Fanny Fanny David kam als Kind mit ihrer Mutter El§ler in Wien die Kinderballettschule von nach Altona, wuchs dort mit ihrer Schwester Friedrich Horschelt. Im Alter von 12 Jahren in finanziell ärmlichen Verhältnissen auf. Als tanzte sie ihre ersten Solopartien. 1830 de- man 1921 auf Beschluss der Bürgerschaft bütierte sie in Berlin. Dort wurde sie beson- ein Wohlfahrtsamt einrichtete, wurde Fanny ders als Schweizer Milchmädchen gefeiert. David dort tätig. Ihre Menschenkenntnis, 1833 ging sie nach London. Dann folgte Geduld, Verständnis, innere Ausgeglichen- Paris, wo sie 1836 ihren größten Erfolg in heit und Fachkompetenz bereiteten ihr den der Rolle Florindas, der Chachucha-Tänze- Weg in Leitungsfunktionen. Von 1930 bis rin, in J. Corallis B. Le Diable boiteux hat- 1933 stand sie einer der wichtigsten Wohl- te. Damit führte sie den spanischen Volks- fahrtsstellen in Hamburg vor, der Wohl- tanz auf der Ballettbühne ein. Ihretwegen fahrtsstelle Barmbek, und war damit in die- stürzten sich junge Aristokraten in Schul- sem Bereich die einzige Frau in solch einer den, duellierten sich. Sehr erfolgreich trat Position. Fanny David wurde au§erdem enge Fanny El§ler auch in Amerika auf. 1842 nach Europa zurückgekehrt, tanzte sie in (1843) schrieb Fanny Lewald über das Pro- Wien, Berlin, Brüssel, Dublin und Ham- blem der Konvenienzehe, in ihrem zweiten burg. Am 30.9.1843 gab sie in Hamburg ihr ãJenny“ (1843) über die Unterdrückung von erstes Gastspiel am Hamburger Stadtthea- Juden und Frauen, in ihrem dritten ãEine ter. Im selben Jahr erhielt sie von der Uni- Lebensfrage“ (1845) über die Eheschei- versität Oxford den Titel „Docteur en l’art dung und in ihrem vierten Roman ãDer de la danse“. 1851 gab sie, die eine Vertre- dritte Stand“ (1846) forderte sie, dass der terin des romantischen Stils war, in Wien Lebensstandard der Armutsschicht auf Ko- 12 Abschiedsvorstellungen. sten der besitzenden Schichten zu heben Mit ihrer Tochter Therese wohnte sie nach sei. Das Manuskript ihres ersten Romans 1850 zunächst in Hamburg, kehrte aber legte sie ihrem Bruder und Vater vor und 1855 nach Wien zurück, wo sie bis zu ihrem erhielt nur unter der Bedingung die Erlaub- Tode lebte. Fanny El§ler war eine der größ- nis zur Publizierung, wenn sie ihn anonym ten Ballerinen der romantischen Epoche. veröffentlichen würde. Erst nach Erschei- nen ihres ebenfalls anonym erschienenen Fanny-Lewald-Ring zweiten Romans entschloss sie sich, unter Bergedorf, seit 1984. Geb. Markus. ihrem Namen zu veröffentlichen. Durch Lewald: angenommener Name. Verh. ihre schriftstellerischen Erfolge konnte sie Stahr. Pseudonym Iduna, Adriana. Schrift- sich 1845 eine eigene Wohnung in Berlin stellerin, Erzählerin. Motivgruppe: Ver- leisten. Während einer Italienreise im Jahre diente Frauen. (24.3.1811 Königsberg Ð 1845 lernte sie ihren späteren Ehemann 5.8.1889 ) Adolf Stahr kennen, der damals noch ver- Tochter des jüdischen Kaufmanns Markus, heiratet war. Erst zehn Jahre später, nach- der später den Namen Lewald annahm. Mit dem Stahrs Frau die Scheidung eingereicht 13 Jahren war ihre Schulzeit beendet. Sie hatte, heirateten Fanny Lewald und Adolf hatte nun, wie es sich für junge Mädchen Stahr. Sie lebten nun in Fanny Lewalds ihrer Schicht gehörte, ihre Zeit bis zur Ver- Berliner Wohnung und unternahmen viele heiratung mit Malen, Musizieren und Hand- Reisen durch Europa. 1863 und 1870 ver- arbeiten auszufüllen. Fanny Lewald wider- öffentlichte Fanny Lewald zwei Schriften setzte sich allen Heiratsplänen ihres Vaters. zur Frauenfrage: „Osterbriefe für die Frau- Sie interessierte sich für die emanzipatori- en“ und „Für und wider die Frauen“. In ih- schen Ideen der 48er Revolution und be- nen forderte sie das Recht der Frauen auf schäftigte sich vor allem auch mit der Frau- Erwerb und bessere Arbeitsbedingungen. enfrage. Besonders ihr Erinnerungsbuch Beide Publikationen hatten ein gro§es Echo. „Meine Lebensgeschichte“ ist eine wichti- Obwohl sich Fanny Lewald für die Rechte ge Dokumentation der Lebensverhältnisse der Frau einsetzte, tastete sie den männli- bürgerlicher Frauen im 19. Jahrhundert. chen Herrschaftsanspruch nicht an. Dieses den Frauen vorgeschriebene einge- schränkte Leben war für Fanny Lewald Fanny-Mendelssohn-Platz Anlass, sich intensiv mit der Frauenfrage zu Eimsbüttel, seit 2004. Fanny Mendelssohn beschäftigen. Ihr Cousin August Lewald, Bartholdy (1805-1847), Komponistin und der die Zeitschrift Europa herausgab, unter- Pianistin, Schwester des Komponisten stützte sie in ihren literarischen Bemühun- Felix Mendelssohn Bartholdy. gen. In ihrem ersten Roman „Clementine“ Siehe: Geschwister-Mendelssohn-Stieg Feenteichbrücke nach Zürich und blieben dort 10 Jahre. In Uhlenhorst, seit 1904. Benannt nach der Zürich hatten Frauen seit den 70er Jahren Lage. Im Zuge des Weges ãSchöne des 19. Jhds. die Möglichkeit, an der Uni- Aussicht“ über den Ausfluss des Feen- versität zu studieren. Ilse Frapan nahm im teiches führend Wintersemester 1892/93 das Studium der Botanik und Zoologie auf. Ihr Wunsch war Frapanweg es, zu promovieren und in Hamburg ir- Sülldorf, seit 1965. Elise Therese Levien, gendein kleines Pöstchen zu bekommen, Pseudonym: Ilse Frapan-Akunian, wo sie ihr finanzielles Auskommen hätte Schriftstellerin. Motivgruppe: Jugend- und nebenher schreiben könnte. Aber die schriftstellerin. (3.2.1849 Hamburg Ð Studiengebühren waren enorm hoch, die An- 2.12.1908 Genf) feindungen gegen studierende Frauen uner- Tochter des Instrumentenmachers und spä- träglich. Ilse Frapan brach ihr Studium ab teren Pianofortefabrikanten Carl Heinrich und zog daraus die politischen Konsequen- Eduard Levien und dessen Ehefrau Marie zen, was für sie bedeutete, sich der soziali- Therese Antoinette geb. Gentzsch. Ilse Fra- stischen Bewegung anzuschlie§en. In ihrem pan wurde evangelisch-lutherisch getauft. Kurzroman ãWir Frauen haben kein Vater- Um nicht als Jüdin erkannt zu werden, land“ (1899), in dem sie über die Heimatlo- nahm sie den Namen Ilse Frapan an und er- sigkeit der Frauen in einer patriarchalen gänzte ihn später um den zweiten Namen Gesellschaft schreibt, lässt sie ihre Roman- Akunian. Bevor Ilse Frapan Schriftstellerin heldin die Sätze sagen: „Ich sollte eine Bit- wurde, arbeitete sie 14 Jahre lang als Leh- te an die Behörde schreiben, an irgend ei- rerin an verschiedenen Hamburger Schu- nen Senator bei uns und ihn fragen, ob es len, so auch im Paulsenstift. Der Beruf der nicht irgend eine Staatshülfe für mich Lehrerin befriedigte sie aber nicht. Deshalb giebt. (...) Mir bleibt kein andrer Weg. Bin begann sie neben ihrer Tätigkeit als Lehre- ich nicht ein Hamburger Kind? Giebt es rin, die ihr finanzielle Unabhängigkeit ga- nicht Stipendien für arme Studierende? Bin rantierte, zu schreiben. Ermutigt durch ei- ich nicht arm genug? Ich werde ihnen alles nen wohlwollenden Brief Theodor Vischers, schildern und alles beilegen: meine Studi- dem sie einige Manuskripte geschickt hat- enausweise, mein Aufnahmezeugnis an der te, quittierte sie 1883 den Schuldienst und Zürcher Universität, die Zeugnisse über ging mit ihrer Freundin, der Malerin Esther meine Befähigung zur Matura. Und ich wer- Mandelbaum, nach , um dort am de herzlich bitten: ,Verhelfen Sie mir zur Polytechnikum Theodor Vischers Vorle- Matura, zur Vollendung meiner Studien, sungen über Ästhetik zu hören. Ilse Frapan zur Promotion. Ich werde alles zurückzah- avancierte zunächst zur Hausautorin der re- len, wenn es mir möglich ist. Ich habe den nommierten Zeitschrift ãDeutsche Rund- dringenden Wunsch, etwas Nützliches zu schau“. Aber bald stellten sich Misserfolge leisten, ich werde meiner Vaterstadt keine ein. Zurückgekehrt nach Hamburg, schrieb Unehre machen, ich fühle die Kräfte in mir, sie den sozialkritischen Roman ãErich Hele- etwas für andere zu sein.‘ Ist das zu stolz brink“, der im Hamburger Arbeitermilieu gesprochen? darf ich mir das nicht getrau- des ausgehenden 19. Jhds. spielt. Er wurde en? Ist die Bitte unbescheiden? Die Stadt jedoch nicht angenommen und kam erst ist ja reich, voller Wohlthätigkeitsanstalten, kurz vor ihrem Tod heraus. Finanziell rui- voller Stiftungen. ,Leben und leben lassen‘, niert, zogen die beiden Freundinnen 1892 das ist der Hamburger Wahlspruch. Eine große hülfsbereite Gutmütigkeit geht durch Als Ilse Frapan im November 1908 erfuhr, alle Klassen. (...) Wir sind ja auch eine Re- dass sie unheilbar an Krebs erkrankt sei, publik, der einzelne Bürger steht nicht so nahm sie sich zusammen mit ihrer Freundin weit vom Zentrum wie in den monarchi- am 2.12.1908 das Leben. schen Staaten.“ Aufgrund ihrer Erfahrungen an der Univer- Frauenthal sität in Zürich beschränkte Ilse Frapan ih- Harvestehude, seit 1870 ren Kampf nicht auf die Emanzipation der Das Nonnenkloster Herwardeshude, das in Frau, sondern erweiterte ihn auf das gro§e der Nähe des heutigen Stadtteils St. Pauli Feld der Unterdrückung und Ausbeutung. lag, besaß viel Grundbesitz. Dazu gehörten Sie befreundete sich mit dem Armenier Eppendorf, Winterhude, Alsterdorf, Gro§- Iwan Akunoff, der nach Zürich emigriert Borstel, Niendorf, Lokstedt, Ohlsdorf, war, und engagierte sich fortan in der arme- Eimsbüttel, Bahrenfeld, Ottensen, Othmar- nischen Freiheitsbewegung. 1901 wurden schen, Rissen. Im August 1295 wurde das sie und Iwan Akunoff aus politischen Grün- Kloster in die Gegend der heutigen Stra§en den aus Zürich ausgewiesen. Zusammen mit Harvestehuder Weg, Abteistra§e, Heilwig- Esther Mandelbaum Ð die drei führten eine stra§e und Krugkoppel verlegt. Das neue ménage à trois – gingen die beiden nach Kloster erhielt den Namen Vrouwendal. Genf. Als Ilse Frapan sich von Iwan Dieser Name findet sich in dem Stra§en- Akunoff trennte, blieb sie dennoch in der namen Frauenthal wieder. Gleichzeitig armenischen Freiheitsbewegung und unter- nahm das Kloster seinen alten Namen, stützte sie nicht nur politisch, sondern auch Herwardeshude, mit. Nach ihm wurde finanziell. Um das Geld hierfür aufzubrin- später der Stadtteil, in dem das neue gen, schrieb sie Novellen, die sehr erfolg- Kloster stand, benannt. reich waren. So erschienen z. B. die ãHam- burger Novellen“ in drei, die ãHamburger Friedastra§e Bilder für Hamburger Kinder“ in zehn Auf- Marienthal, seit 1909. Frei gewählter lagen. Ihre sozialkritischen Theaterstücke, Name die 1902 und 1905 am Altonaer Stadttheater und am Ernst Drucker Theater aufgeführt wurden, waren dagegen ein Misserfolg. Ilse Gänselieselweg Frapans naturalistisch-sozialkritischen Billstedt, seit 1952. Motivgruppe: Schriften beleuchten die Lebensbedingun- Märchengestalten gen der Hamburger Unterschicht des aus- gehenden 19. Jahrhunderts. Dieses Engage- Gerlindweg ment für die Arbeiterklasse, ihre Arbeit in Rissen, seit 1957. Gestalt aus der Gu- der armenischen Freiheitsbewegung und drunsage. Anonymes Heldenepos um ihre jahrelange lesbische Lebensgemein- 1240. Motivgruppe: Gestalten aus der schaft mit einer Frau bewogen Hamburgs Gudrunsage Politische Polizei, sie zu bespitzeln. Im Gerlind ist die Mutter Hartmuts von Or- Staatsarchiv Hamburg befindet sich eine manie. Sie beeinflusst ihren Sohn und über- entsprechende Akte, die den Zeitraum von redet ihn, um Gudrun zu werben und sie 1900 bis 1927, also weit über den Tod Ilse gewaltsam zu entführen. Gudrun weist Hart- Frapans hinaus, durch Texte und Zeitungs- mut jedoch ab, Gerlind tyrannisiert und er- ausschnitte abdeckt. niedrigt daraufhin Gudrun. Gertrud-Bäumer-Stieg treute im Reichsinnenministerium das Bergedorf, seit 1984. Frauenrechtlerin, Schulreferat. Von 1919 bis 1933 war Gertrud Politikerin. Motivgruppe: Verdiente Frau- Bäumer Abgeordnete (DDP) des deutschen en. (12.9.1873 Hohenlimburg Ð Reichstages. Mit der Machtergreifung durch 25.3.1954 Bethel) die Nazis verlor sie ihre Stelle als Ministeri- Entstammte einer protestantischen Theolo- alrätin. Während der Zeit des Dritten Rei- genfamilie. Nach dem Tod des Vaters geriet ches publizierte sie weiter, schrieb Romane die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. über mittelalterliche Gestalten und Artikel Gertrud Bäumer wurde Lehrerin und unter- für die Zeitschrift „Die Frau“, die die Frauen richtete ab 1892 an Mädchenvolksschulen. während des Krieges moralisch unterstützen Sie engagierte sich daraufhin im Allgemei- sollten. 1949 wurde sie Mitbegründerin der nen Deutschen Lehrerinnenverein und kam CSU. durch ihn mit der bürgerlichen Frauenbewe- gung in Kontakt. 1900 bestand sie die Gertrudenkirchhof Oberlehrerinnenprüfung und studierte dann Altstadt, seit dem 18. Jahrhundert. Durch Philosophie und Theologie. Gleichzeitig Übertragung der Bezeichnung des an- arbeitete sie sehr eng mit Helene Lange grenzenden Kirchhofes der St. Gertrud- (Helene-Lange-Stra§e) zusammen. Daraus Kapelle entwickelte sich eine lebenslange Arbeits- und Lebensgemeinschaft. 1904 promovierte Gertrudenstra§e Gertrud Bäumer. In dieser Zeit schrieb sie für Altstadt, seit 1943. Gertrud von Nivelles. die von Helene Lange herausgegebene Zeit- Patronin der während des Gro§en Bran- schrift „Die Frau“. 1907 übernahm sie die des 1842 ausgebrannten und danach ab- Redaktion der Zeitschrift „Neue Bahnen“. gerissenen St. Gertrud-Kapelle, zu der die 1910 wurde Gertrud Bäumer Vorsitzende des Straße führt. (Geb. um 626 in Nivelles, Bundes Deutscher Frauenvereine. Unter ursprünglich ein Landsitz der Pippiniden Gertrud Bäumers Führung wurde gleich in Brabant, 20 km südlich von Brüssel – nach der Mobilmachung 1914 der Nationale 17.3.659) Frauendienst gegründet. Selbst noch im Jah- Die heilige Gertrud von Nivelles war die re 1918 verfasste Gertrud Bäumer Durchhal- Tochter Pippins von Landen, dem Älteren, teparolen für die Frauenorganisationen. und der sel. Itta oder Iduberga. Durch den Als 1917 in Hamburg die Doppelinstitution Einfluss ihrer Mutter legte sie bereits im Al- soziale Frauenschule und sozialpädagogi- ter von 12 Jahren das Keuschheitsgelübde ab sches Institut gegründet wurde, wurde Ger- und schlug später eine Heirat mit dem Sohn trud Bäumer als Leiterin eingesetzt. Die des Herzogs von Austrasien aus. Nach dem Frauenschule bot eine zweijährige allgemei- Tod des Vaters führte sie bei ihrer Mutter ein ne soziale Ausbildung, das Institut eine fach- sehr zurückgezogenes Leben. Auf Rat des liche Ausbildung für Sozialarbeiterinnen. Bischofs von Maastricht lie§ Itta ihren Land- Neben Gertrud Bäumer unterrichtete am So- sitz und die Ländereien in Nivelles in ein zialpädagogischen Institut auch ihre Freun- Kloster umwandeln. Mutter und Tochter tra- din Helene Lange. ten dort ein und Gertrud wurde nach dem 1918 gründete Gertrud Bäumer mit Friedrich Tod der Mutter zur ersten Äbtissin des Klo- Naumann die Deutsche Demokratische Par- sters ernannt. Gertrud hielt ihre Nonnen zu tei (DDP). 1920 wurde Gertrud Bäumer die Spinn- und Webarbeiten an und lie§ sie von erste Ministerialrätin Deutschlands und be- irischen Priestern unterrichten. Sie richtete eine Klosterbibliothek ein und begründete Haushaltungsschule bot hauswirtschaftliche neben dem Kloster eine Herberge für Wan- und hauswirtschaftlich-gewerbliche Jahres- derer und Pilger. Einen gro§en Teil ihres Ver- kurse an. Ausbildungsziele waren a) Grund- mögens gab sie auch für den Bau von Kir- lagenkenntnisse für soziale und pflegerische chen aus, weshalb sie oft mit einer Kirche im Berufe sowie für den Beruf der Hausgehilfin Arm dargestellt ist (z. B. auf einem Bild in zu vermitteln und b) Frauen auf handwerkli- der Hamburger St. Jacobi-Kirche). Ihr Ge- che Berufe vorzubereiten (z. B. durch Wä- sundheitszustand hielt jedoch die starke Ar- schenähen, Schneidern, Zeichnen). Diese beitsbelastung nicht aus. Gertrud starb wäh- Ausbildung wurde als Hachscharah aner- rend der Heiligen Messe im Alter von 33 Jah- kannt, d. h. als Vorbereitung jüdischer Ju- ren. Nach ihrem Tod wurde sie zur Schutzpa- gendlicher auf ein Leben in Palästina. Bevor tronin der Reisenden und Kaufleute. Fast alle Gertrud Pardo die Leiterin der Haushal- Hansestädte besaßen im 14. Jahrhundert eine tungsschule wurde, hatte sie bereits den Kapelle oder einen Altar zu Ehren der Heili- Haushaltungskursus der Beratungsstelle für gen Gertrud. Au§erdem war sie die Schutz- jüdische Wirtschaftshilfe geführt, der in der patronin gegen Ratten- und Mäuseplage. Im Heimhuderstra§e 70 ab 1934 eingerichtet Volksglauben gehört sie zu den Frühlings- worden war. Das Ziel der jüdischen Wirt- botinnen und wird als „Sommerbraut“ oder schaftshilfe war es, berufliches Wissen und „erste Gärtnerin“ bezeichnet. Können zu vermitteln, damit sich die Aus- wanderungswilligen in den Kibuzim von Pa- Gertrud-Pardo-Weg lästina oder in den Emigrationsländern eine Alsterdorf, seit 1985. Jüdisches Opfer des neue Existenz aufbauen konnten. Nationalsozialismus. Gewerbeoberlehrerin an der staatlichen allgemeinen Berufs- Gertrud-Seele-Kehre schule für die weibliche Jugend, Bezirks- Bergedorf, seit 1987. Gegnerin des Natio- schule III, Schrammsweg 34. Leiterin der nalsozialimus. Motivgruppe: Verdiente Haushaltungsschule Heimhuderstra§e 70. Frauen. (22.9.1917 Ð 12.1.1945 Berlin) (10.7.1883 Hamburg Ð am 25.10.1941 de- Kind aus einer Arbeiterfamilie. Besuch der portiert nach Lodz, am 3.6.1942 weiter Volks- und Oberrealschule, Arbeitsdienst, deportiert) seit ihrem 18. Lebensjahr in der Kranken- Nachdem Gertrud Pardo 1933 als Gewerbe- pflege tätig, Ausbildung zur Krankenschwe- oberlehrerin entlassen worden war, leitete sie ster, Fürsorgeexamen. Danach im Fürsorge- die Haushaltungsschule Heimhuderstra§e wesen tätig. 1941 Geburt ihrer Tochter Mi- 70. 1935 hatte die Deutsch-Israelitische Ge- chaela. 1942 Evakuierung nach Merke/ meinde von Privatleuten die Häuser Heim- Niederlausitz. Oktober 1943 Rückkehr nach huderstra§e 68 und 70 erhalten. In der Nr. 70 Berlin. richtete die Beratungsstelle für jüdische Gertrud Seele war eine entschiedene Geg- Wirtschaftshilfe zwei Ausbildungslehrgänge nerin des Naziregimes. Während der Kriegs- ein. Im Keller fand ein hauswirtschaftlicher jahre half sie bedrängten Jüdinnen und Ju- Lehrkurs statt und im zweiten Stock gab es den. Weil sie sich in ihrem Evakuierungsort Unterrichtsräume für Nähkurse. Um 1937 Merke während einer Unterhaltung negativ wurden die beiden Ausbildungslehrgänge zu über das Naziregime geäußert hatte, wurde Schulen erweitert: in die jüdische Haushal- sie von der Gestapo beobachtet. Das wurde tungsschule, Abt. B: Externat und die jüdi- ihr zum Verhängnis. Als sie Ð bereits nach sche Fachschule für Schneiderinnen. Die Berlin zurückgekehrt Ð noch einmal nach Merke fuhr, um nach ihrer dort gelagerten wesen war, nach Riga deportiert. Kurz vor Aussteuerwäsche zu schauen, wurde sie der Deportation gaben die Schwestern ein verhaftet und in die Untersuchungshaft- Abschiedsessen. Dabei verabreichten sie anstalten nach Frankfurt/Oder und Berlin ihrer Mutter, die mit ihnen in der Husumer- überführt. Am 6.12.1944 wurde Gertrud straße 37 lebte und die sie hätten zurück- Seele vom Volksgerichtshof zum Tode ver- lassen müssen, ein Schlafmittel. Es war je- urteilt. Ihr Wunsch, noch einmal ihr Kind doch nicht stark genug. Frau Beschütz kam, sehen zu dürfen, wurde nicht erfüllt. (Sie- nachdem ihre Töchter deportiert worden he: Elisabeth-von-Thadden-Kehre.) waren, in das Jüdische Heim an der Schä- ferkampsallee, wo sie bald verstarb. Gertrud-Werner-Weg Bergedorf, seit 1984. Von 1912Ð1957 Geschwister-Mendelssohn-Stieg Hebamme in Allermöhe. Motivgruppe: Neustadt, seit 1999 Verdiente Frauen. (1887Ð1971) Fanny Mendelssohn, verh. Hensel (14.11.1805 Leider war über Gertrud Werner nichts in -14.5.1847) und ihr Bruder Felix Mendels- Erfahrung zu bringen Ð weder im Staatsar- sohn Bartholdy (3.2.1809-4.11.1847). Fanny chiv, beim Deutschen Hebammenverband M.: Komponistin, Pianistin, Dirigentin. Felix noch beim Bezirksamt Bergedorf. Mendelssohn: Komponist Im Park an der Ludwig-Ehrhard-Stra§e ge- Geschwister-Beschütz-Bogen genüber dem Michel, in der Nähe, wo einst Gro§ Borstel, seit 1993. Olga und das Geburtshaus des Geschwisterpaares Marie. Jüdische Opfer des Nationalsozia- stand, stehen die beiden Gedenksteine für lismus. Lehrerinnen. (Marie: 11.2.1882 Felix und Fanny Mendelssohn. Eigens hier- Hamburg Ð deportiert am 6.12.1941 nach für wurde dort ein Weg mit dem Namen ãGe- Riga, genaues Todesdatum unbekannt.) schwister-Mendelssohn-Stieg“ angelegt. (Olga: 28.6.1876 Hamburg Ð deportiert Fanny und Felix Mendelssohn stammten am 6.12.1941 nach Riga, aus einem Bankiershaushalt (Vater: genaues Todesdatum unbekannt) Abraham Mendelssohn, Bankier). Die Mut- Olga: Seit 1904 im Hamburger Schuldienst. ter, Lea geb. Salomon, war eine hervorra- Von 1908 bis 1911 Lehrerin an der privaten gende Pianistin. Sie gab ihrer Tochter schon höheren Mädchenschule Elsa Weis-Mann. früh Klavierunterricht. Fanny begann be- Von 1911 bis 1920 Lehrerin an der Schule reits als Kind zu komponieren und erhielt Marie Busse, dann an der Volksschule mit ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Dehnhaide 60. Ab 1926 an der Schule Kompositionsunterricht bei Carl Friedrich Schwenckestra§e 100. Zelter. Marie: 1903 bis 1908 Lehrerin an der privaten 1816 wurden die Kinder, 1822 die Eltern, höheren Mädchenschule Margarethe Fleck, protestantisch getauft. Die Familie nahm den Milchstraße. 1908 bis 1919 an der Mädchen- Beinamen „Bartholdy“ an. schule Hübbe in der Maria-Louisen-Straße. Die musikalischen Wege der Geschwister Ab 1922 an der Schule Koppel 18. Ab 1928 trennten sich, als Felix begann sich auf den an der Schule Erikastra§e 23. Musikerberuf vorzubereiten, wozu u. a. wei- Die Geschwister Beschütz wurden 1933 aus te Reisen durch halb Europa dazugehörten. dem Schuldienst entlassen. Am 6.11.1941 Fanny hingegen musste zu Hause bleiben. wurden sie zusammen mit ihrer Schwester Ihr war nur die Laufbahn einer Hausfrau und Clara, die im Kinderschutzverein tätig ge- Mutter vergönnt. Obwohl sie professionell ausgebildete Musikerin war, sollte ãdie Mu- hatten. Sophie erlangte nur langsam eine Ab- sik immer nur Zierde, niemals aber Grund- neigung gegen den NS-Staat, hilfreich war ba§ ihres Tuns und Seins werden“, bestimmte dabei der Einfluss ihrer Eltern und die Ein- ihr Vater. So beschränkten sich ihre musika- drücke, die Sophie während ihres Arbeits- lischen Aktivitäten auf die „Sonntagsmusiken“ und Kriegshilfsdienstes gewann. Auch ihr im elterlichen Hause in der Leipziger Stra- Bruder Hans musste erst den Krieg miterle- ße 3 in Berlin. Ursprünglich für Felix ge- ben und in einem Feldlazarett arbeiten, um dacht, damit er vor einem geladenen Publi- sich in den Widerstand zu begeben. Sophie kum seine Kompositionen aufführen konnte, studierte Biologie und Philosophie, ihr Bru- nahm sich Fanny dieser jeden Sonntag statt- der Hans Medizin. Im Mai/Juni 1942 gab er findenen Matinees an. Sie stellte die Pro- mit seiner Schwester und weiteren Kommili- gramme zusammen, ließ Sänger der könig- tonen die ersten vier Flugblätter der „Wei§en lichen Oper und Mitglieder der Hofkapelle Rose“ heraus, die im November 1942 an der auftreten, spielte und dirigierte selbst und Münchener Universität verteilt wurden. In baute sich einen eigenen Chor auf. Auf die- einem weiteren Flugblatt rief Hans Scholl in se Weise bestimmte sie entscheidend das der leidenschaftlichen Sprache der Empö- Berliner Musikleben mit. rung zum Sturz des NS-Regimes auf. Nach Fanny Mendelssohn, verheiratete Hensel, der Niederlage von Stalingrad schrieben die komponierte Lieder, Kammermusikwerke, Geschwister Scholl noch ein Flugblatt, wel- den Klavierzyklus „Das Jahr“, ein Oratori- ches an die Studentenschaft gerichtet war um, die Symphoniekantaten „Hiob“ und und im Februar 1943 verteilt wurde. Auch „Lobgesang“ etc. Erst kurz vor ihrem Tod hierin riefen sie zum Sturz des NS-Staates begann sie gegen den Willen ihres Bruders, und zur Beendigung des Krieges auf. Die aber mit Unterstützung ihres Mannes, des Geschwister Scholl agierten sehr isoliert. Sie Malers Wilhelm Hensel, ihre Werke zu pu- reagierten aus ethischen Motiven, als empör- blizieren. te und unterdrückte junge Menschen. Am Ein Gro§teil ihres kompositorischen Nach- 18.2.1943 wurden die Geschwister verhaftet lasses befindet sich im Mendelssohn-Archiv und am 22.2. vom Volksgerichtshof zum Tode der Berliner Staatsbibliothek. durch das Fallbeil verurteilt und hingerichtet.

Geschwister-Scholl-Stra§e Geschwister-Witonski-Stra§e Eppendorf, seit 1947. Sophie und Hans. Schnelsen, seit 1993. Eleonora Witonska Gegner des Nationalsozialismus, die für (5 Jahre alt) und Roman Witonski die Freiheit des Geistes kämpften. Wider- (7 Jahre alt). Opfer des Nationalsozia- standskreis ãWeiße Rose“. lismus. In der Nacht vom 20. auf den Sophie: (9.5.1921 Forchtenberg/Kocher Ð 21. April 1945 im Keller der Hamburger hingerichtet am 22.2.1943 in München- Schule am Bullenhuser Damm ermordet Stadelheim) Eleonora und ihr Bruder Roman waren die Hans: (22.9.1918 Ingersheim/Jagst Ð hinge- Kinder des Kinderarztes Dr. Seweryn Wi- richtet am 22.2.1943 in München-Stadelheim) tonski aus der polnischen Industriestadt Kinder des Bürgermeisters von Ulm. Hans Radom. ãNach der Besetzung Polens durch Scholl war in der HJ, Sophie Scholl BDM- die deutsche Wehrmacht wurden die Wi- Mitglied. 1938 wurden beide zum erstenmal tonskis am 21. März 1943 gemeinsam mit verhaftet, weil sie, bestärkt durch ihre Eltern, anderen Juden zum Erschie§en auf den ihre „bündische Jugendarbeit“ fortgesetzt Friedhof des Nachbarortes Szydlowiec ge- bracht. Die Mutter, Rucza Witonska, konn- jetzt nachlesen, was es mit dem Namen ih- te sich und ihre beiden Kinder Roman und rer Stra§e auf sich hat und das auch ihren Eleonora hinter Grabsteinen verstecken. Kindern erklären. Denn sie werden wissen Von dort aus sahen sie die Erschie§ung des wollen, wer diese Kinder waren und war- Vaters. Als sie entdeckt wurden, war die um man nach ihnen Stra§en benannt hat. ãAktion“ bereits beendet. Mutter und Kin- Und sie werden verstehen, warum ihre El- der wurden ins Konzentrationslager Ausch- tern sagen: ,Nie wieder!‘“ witz transportiert. Dort wurden die Kinder Der SS-Arzt Dr. med. Kurt Hei§meyer von ihr getrennt und mit 18 anderen ins KZ hatte an den Geschwistern Witonski und Neuengamme gebracht (...). Die Mutter weiteren 18 Kindern im KZ Neuengam- überlebte das Lager. Nach ihrer Befreiung me Impfversuche mit Tuberkulosebazillen suchte sie in vielen Ländern nach ihren durchgeführt, mit dem Ziel, nachzuweisen, Kindern. Erst 1982 erfuhr sie vom Kinder- dass eine zusätzlich gespritzte Dosis Tuber- mord am Bullenhuser Damm in Hamburg. kelbazillen in einen bereits erkrankten Kör- Frau Witonska lebt heute in Paris. Als sie per die Immunität des an TBC Erkrankten zum erstenmal in der Hamburger Gedenk- erhöhen würde. Diese Methode war aller- stätte war und hörte, in Burgwedel werde dings längst als äußerst gefährlich erkannt eine Stra§e nach ihren Kindern benannt, und verworfen worden. Die Kinder erlitten sagte sie: ,Ich bin all diesen Menschen so durch die Impfung starke Schmerzen und dankbar, da§ meine Kinder nicht vergessen gesundheitliche Schäden. Sie bekamen ho- sind.‘ (Günther Schwarberg: Stra§en der Er- hes Fieber, wurden bettlägrig, verloren den innerung. Hrsg. von der Vereinigung ãKin- Appetit. Die durch die injizierten Tuberku- der vom Bullenhuser Damm e.V.“, Ham- losebazillen angeschwollenen Drüsen wur- burg o. J.) den operativ entfernt. Die SS war sich der In dieser Schrift hei§t es zur Stra§enna- Unmenschlichkeit dieser Experimente mensbenennung nach den ãKindern vom durchaus bewusst. Um sie geheimzuhal- Bullenhuser Damm“: „Mit seinem Beschlu§, ten, wurden die Kinder in einer Geheimak- die Stra§en im Neubaugebiet Schnelsen- tion in die Schule am Bullenhuser Damm Burgwedel nach den Kindern zu benennen, gebracht. Diese Schule war am 1.10.1944 die am 20. April 1945 in den Kellern der zu einem Au§enkommando des KZ Neuen- Schule am Bullenhuser Damm von SS- gamme erklärt und mit elektrisch gelade- Schergen ermordet wurden, hat der Orts- nem Stacheldraht umzäunt worden. 592 ausschu§ Lokstedt ein Zeichen ,wider das Häftlinge wurden hier von 16 SS-Männern Vergessen und für die Auseinandersetzung bewacht. Als die Kinder dorthin kamen, mit unserer Geschichte‘ gesetzt. Lange war war die Schule wegen der vier Kilometer das Schicksal der Kinder unbekannt. Der vor Hamburg verlaufenden Front bereits Verfasser dieser Broschüre, der Hamburger geräumt worden. 20 Jungen und Mädchen Journalist Günther Schwarberg, legte das im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, Verbrechen an den 20 Fünf- bis Zwölfjähri- ihre beiden französischen Häftlingsärzte, gen in den siebziger Jahren offen, suchte ihre zwei holländischen Häftlingspfleger ihre Angehörigen und gründete mit ihnen und etwa 30 sowjetische Kriegsgefangene 1979 die ,Vereinigung Kinder vom Bullen- wurden, nachdem sie Morphiumspritzen huser Damm‘. Ihr Ziel ist es, die Erinne- bekommen hatten, im Keller der Schule an rung an die Kinder wach zu halten. (...) Die Schlingen erhängt, die mit Fleischerha- Bewohner/innen von Burgwedel können ken an der Decke befestigt worden waren. Giselaweg suchten die drei Brüder von Goldfeder, mit Fuhlsbüttel, seit 1951. Frei gewählter ihr anzubandeln. Sie erschienen nacheinan- Name der einzeln bei Goldmariken und brachten ihr Kleidung zum Nähen. Und jedesmal bat Goldmariekenweg Goldmariken sie, über Nacht zu bleiben – Schnelsen, seit 1948. Märchengestalt. Aus: was die jungen Herren natürlich mit Freu- Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und den annahmen. Aber was geschah? Lieder. Kiel 1845. Motivgruppe: Holsteini- Goldmariken zauberte die jungen Herren sche Geschichte, Sagen und Märchen fest, den einen an der Haustür, den anderen Das Märchen heißt „Goldmariken und Gold- an der Gartentür. Der dritte musste die gan- feder“ und handelt von der wunderschönen ze Nacht mit einem Kalb an der Leine Tochter eines Edelmannes. Als sich ihre El- durch die Gegend laufen. tern bei einer Ausfahrt verirrten, half ihnen Als der Tag kam, an dem Goldfeder mit sei- ein Pudel, den rechten Weg nach Hause zu ner Freundin Hochzeit halten wollte, musste finden. Als Belohnung forderte er, das von er mit seiner Kutsche an Goldmarikens den Eltern zu bekommen, was ihnen beim Haus vorbei. In diesem Moment wünschte Nachhausekommen zuerst begegnen wür- sich Goldmariken, die Kutsche möge vor de. Dies war Goldmariken, die ihren schon ihrer Tür in einem tiefen Morast versinken, vermissten Eltern freudig entgegenkam. Be- und es geschah. Da die Leute nicht wussten, vor sie jedoch zum Pudel musste, der in dass Goldmariken diesen Unfall verursacht Wirklichkeit eine Hexe war, lehrte sie eine hatte, es ihnen aber klar war, dass Goldma- Nachbarin ãdas Wünschen“. Mit dieser Fä- riken wünschen konnte, baten sie sie zu higkeit ausgestattet, hatte es Goldmariken helfen. Als Lohn für ihre Dienste wünschte bei der Hexe leicht. Alle Arbeit, die ihr auf- sich Goldmariken, an der Hochzeitsfeier getragen wurde und zu der sie gar nicht fä- teilnehmen zu dürfen. Zur Feier erschien hig war, gelang ihr. Denn sie brauchte sich sie mit ihren zwei Tauben, setzte sich an die nur die Erledigung dieser Arbeit wünschen. gedeckte Festtafel, a§ aber nichts und Eines Tages brachte die Hexe einen Prinzen blickte nur traurig. Als man sie fragte, was mit Namen Goldfeder, der sich im Wald ver- sie hätte, antwortete sie: „Täubchen, Täub- irrt hatte, ins Hexenhaus. Goldmariken und chen mag nicht essen, Goldfeder hat Gold- Goldfeder freundeten sich an, und Gold- mariken auf dem Stein vergessen.“ Und mariken war ihm stets behilflich. Es gelang was geschah? Goldfeder erkannte Goldma- ihnen, zu fliehen und zu Goldfeders väterli- riken, lie§ seine Braut sitzen und heiratete chem Schloss zu gelangen. Bevor jedoch sein Goldmariken. Goldfeder das Schloss betrat, beschwor ihn Goldmariken, sich ja von niemandem küs- Gordonkehre sen zu lassen, denn sonst würde er sie auf Bergedorf, seit 1985. Klara Gordon. der Stelle vergessen. Es kam wie es kom- Oberin des Israelitischen Krankenhauses. men musste: Goldfeders ehemalige Freun- Motivgruppe: Verdiente Frauen. din begrüßte ihn mit einem Kuss, und Gold- (20.11.1866 Ð 20.12.1937 Hamburg) feder verga§ Goldmariken auf der Stelle. Am 1. März 1898 kam Klara Gordon als aus- Die todunglückliche Goldmariken zog in gebildete Krankenschwester an das Israeliti- ein Haus ganz in der Nähe des Schlosses. sche Krankenhaus in Hamburg. 1908 wurde Ihren Lebensunterhalt verdiente sie mit Nä- sie dort Oberin und leitete die krankenhaus- hen. Da Goldmariken sehr schön war, ver- eigene Krankenpflegeschule und das Schwe- sternheim, das seit 1902 als unabhängige rakterstärke und Energie, in der sie eine Stiftung geführt wurde. Klara Gordons Ziel schöne Tradition aufrecht erhielt, zum Mu- war es, ãeine Pflegerinnenschule in Anleh- ster nehmen.“ (Mary Lindemann (Hrsg.): nung an das Krankenhaus zu errichten, um 140 Jahre Israelitisches Krankenhaus in jüdische Mädchen und Frauen zu tüchtigen Hamburg, Hamburg 1981.) Krankenpflegerinnen heranzubilden, die in der Schule übernommenen Krankenpflege- Gottschedstra§e rinnen (Schwestern) sowohl in Kranken- und Winterhude, seit 1910, nach Johannes Siechenanstalten zu beschäftigen als auch Christoph Gottsched benannt. Ergänzt der Pflege von Kranken aller Konfessionen 2001/2002 um die ebenso bedeutende in Familien (gegen ein der Stiftung zu ent- Ehefrau Luise Adelgunde Gottsched geb. richtendes Honorar) und in die Armenpflege Kulmus. Neuer Erläuterungstext: benannt unentgeltlich zu entsenden, den Schwestern nach dem Schriftstellerehepaar Luise in Krankheitsfällen bei Erwerbsunfähigkeit Adelgunde Victoria G. (1713-1762), erste und im Alter eine auskömmliche Versorgung vollbeschäftigte Journalistin Deutsch- zu sichern.“ Für alte Schwestern war durch lands, und Prof. Johannes Christoph G. einen Pensionsfond gesorgt. Während des (1700-1766), Literaturtheoretiker Ersten Weltkrieges wurde das Israelitische „Nie mehr würde ich einen berühmten Krankenhaus zum Reservelazarett. Nach Mann heiraten“ soll die „Frau Professor 1933 war das Krankenhauspersonal starken Gottsched“ kurz vor ihrem Tod geäußert Repressalien ausgeliefert. Klara Gordon ver- haben. hielt sich in all diesen Zeiten vorbildlich und Den berühmten Literaturtheoretiker, Sprach- aufopfernd gegenüber ihren Kranken. Bei ih- erzieher und geistigen Führer der Frühauf- rer Verabschiedung sagte der Kuratoriums- klärung, Johannes Christoph Gottsched, vorsitzende Dr. Fritz Warburg: ãSie war eine hatte die Tochter eines königlich-polni- aufrechte Jüdin, allgemein anerkannt als vor- schen Leibarztes bereits im Alter von 17 zügliche Vertreterin ihres Berufes, die voll Jahren kennen gelernt. Da war sie, die zwei tiefem Mitgefühl für alle körperlichen und Fremdsprachen gelernt hatte, schon schrift- seelischen Schmerzen ihrer Glaubensgenos- stellerisch tätig. sen für sie sorgte und doch auch gern Liebes- Fünf Jahre später heiratete das Paar. Luise tätigkeit den Nichtjuden zuwandte, damit je- Kulmus wurde nun die „Gottschedin“ und der den Segen unseres Krankenhauses emp- zur „geschickten Freundin“ ihres Mannes, finde. (...). Stolz und bescheiden, aufrecht der in Leipzig eine Professur hatte und Her- und anspruchslos, überlegt und zurückhal- ausgeber von ãDie vernünftigen Tadlerin- tend, streng gegen sich selbst und andere, nen“, der ersten Wochenschrift für Frauen, aber voll Nachsicht und Verständnis für die war. Schwächen und Fehler ihrer Mitmenschen, Das Ehepaar setzte sich für eine bessere trat uns Clara Gordon entgegen. Indem sie Frauenbildung ein, was jedoch nicht impli- mit ihrer Würde und unermüdlichen Willens- zierte, dass Herr Gottsched die berufliche kraft das innere Leben im Krankenhaus leite- Laufbahn seiner Frau wohlwollend unter- te, straffte sie auch den Willen der Kranken stützte. Recht war es ihm zwar, dass seine und war allen eine Quelle des Trostes und Frau für ihn wissenschaftliche Hilfsarbeiten des Lebensmutes. (...) Wir wollen uns ihre verrichtete – „Galeerenarbeit“ – wie sie die- wundervolle Hingabe an unser Kranken- se Tätigkeiten einmal in einem Brief an ihre haus, dessen wahre Mutter sie war, die Cha- Freundin bezeichnete. Aber ihre selbstän- digen Arbeiten wie das Übersetzen von germeisters Dr. Paul Nevermann als ãFirst Voltaire, Molière, J. Addison und A. Pope Lady“ der Hansestadt. Von 1950 bis 1972 und ihre schriftstellerischen Arbeiten Ð sie war sie im Ortsausschuss Blankenese aktiv; veröffentlichte mit Erfolg Dramen und von 1958 bis 1961 dessen stellvertretende Lustspiele Ð waren ihm wohl ein Dorn im Vorsitzende und von 1969 bis 1972 Vorsit- Auge. So beschwerte sich Luise Gottsched zende. Sie engagierte sich besonders in in Briefen an ihre Freundin über seine Be- der Wohnungs- und Baupolitik. vormundungen. Am 25. Dezember 1973 verstarb sie in ih- Luise Gottsched wurde Deutschlands erste rem Haus in der Rissener Landstra§e 17, in vollberufliche Journalistin und schrieb vie- dem die Familie seit 1939 wohnte. le Artikel in den unter dem Namen ihres Mannes herausgegebenen Zeitschriften. Gudrunstra§e Allerdings waren nur wenige ihrer Artikel Rissen, seit 1949. Nach Kudrun (Anony- mit ihrem Namen gezeichnet. mes Heldenepos, entst. um 1240) ãGudrun (Kudrun) ist die Tochter von König Gretchenkoppel Hetel von Hegelingen und seiner Frau Hil- Poppenbüttel, seit 1947. Flurname de. Sie wird von Hartmut von Ormanie ent- führt, gibt aber seiner Werbung nicht nach. Gretelstieg Sie mu§ deshalb 13 Jahre Magddienst tun, Schnelsen, seit 1970. Märchengestalt, im bis sie von ihrem Verlobten Herwig von Anschluss an die Motivgruppe: Hol- Seeland und ihrem Bruder Ortwein nach ei- steinische Geschichte, Sagen und nem schweren Kampf befreit wird.“ (An- Märchen nemarie und Wolfgang van Rinsum: Lexi- kon literarischer Gestalten, Stuttgart 1988.) Grete-Nevermann-Weg Rissen, seit 1981. Vorsitzende des Ortsaus- Guttmannring schusses Blankenese. (14.1.1907 Klein- Langenbek, seit 1988. Helene und Jacob. Flottbek Ð 25.12.1973 Hamburg/Rissen) (im Amtlichen Anzeiger: Jakob, im Als zweite Tochter der Eheleute Wilhelm und Jüdischen Gedenkbuch: Jacob). Jüdische Ida Faden geboren. Ihr Vater war Handwer- Opfer des Nationalsozialismus. ker (Maler) und nach dem Zweiten Weltkrieg Kaufmannsehepaar aus Wilhelmsburg. als Betriebshandwerker bei Oetker tätig. Helene geb. Goldberg (24.8.1877 Nach dem Besuch der achtjährigen (preußi- Pölitz – am 8.11.1941 deportiert nach schen) Volksschule machte Grete Never- Minsk, im KZ umgekommen, genaues mann eine Lehre als Verkäuferin bei der Todesdatum unbekannt.) Jacob (19.2.1877 Konsum-Genossenschaft (Produktion). Stewnitz Ð am 8.11.1941 deportiert nach 1930 heiratete sie Dr. jur. Paul Nevermann, Minsk, im KZ umgekommen, genaues der nach dem Krieg Senator und Bürger- Todesdatum unbekannt) meister in Hamburg wurde. 1935 wurde der Das Ehepaar hatte einen Textilwarenhandel Sohn Jan, 1937 die Tochter Anke und 1944 und wohnte in der Bornstra§e 18. der Sohn Knut geboren. 51 Jahre lang war Grete Nevermann als Hanne-Mertens-Weg SPD-Mitglied aktiv in der Kommunalpoli- Niendorf, seit 1982. Schauspielerin, Opfer tik tätig und vier Jahre lang, von 1961 bis des Nationalsozialimus. (13.4.1909 Mün- 1965 fungierte sie als Frau des Ersten Bür- chen Ð 22.4.1945 KZ Neuengamme) Abitur, mit 29 Jahren Beginn ihrer Schau- Heimburgstra§e spielerinnenlaufbahn in München. Spielte Osdorf, seit 1928. Wilhelmine. Pseudonym für dort fünf Jahre an den Kammerspielen. Bertha Behrens. Volkstümliche Erzählerin. Bereits in München war sie mehrmals von Hauptmitarbeiterin der „Gartenlaube“. der Gestapo vorgeladen worden, weil sie (7.9.1850 Thale/Harz Ð 9.9.1912 sich offen gegen den Nationalsozialismus Kötzschenbroda) geäußert hatte. Als sie eine gro§e Filmrolle Tochter des Militärarztes und Schriftstel- bekommen sollte, wurde das Angebot in lers Hugo Behrens. Sie war die Nachfolge- letzter Minute zurückgezogen. Hanne rin der Marlitt in der „Gartenlaube“. Ihre Mertens spürte die Gefahr, in der sie Werke wurden in mehrere Sprachen über- schwebte. So war ihr das 1943 unterbreite- setzt (englisch, französisch, holländisch, ita- te Angebot, ans Thalia-Theater nach Ham- lienisch, tschechisch, schwedisch, dänisch). burg zu gehen, sehr willkommen, hoffte sie dadurch doch, der Gestapo zu entkom- Helene-Heyckendorf-Kehre men. Aber auch in Hamburg hielt sie nicht Bergedorf, seit 1987. Widerstandskämpferin den Mund. Auf der Feier eines Bekannten der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe. Schnei- spöttelte sie über Hitler und sang das Lied: derin. Motivgruppe: Verdiente Frauen. (15.11. ãEs geht alles vorüber... zuerst Hitler, dann 1893 Hamburg Ð 21.4.1945 KZ Neuengamme) die Partei.“ Ein anwesender Gestapobeam- Ihr Ehemann Max Heyckendorf, Beamter ter verfasste einen Bericht. Hanne Mertens der Landesversicherungsanstalt, gehörte der wurde am 6.2.1945 wegen angeblicher kommunistischen Widerstandsgruppe Bäst- ãWehrkraftzersetzung“ von der Gestapo lein-Jacob-Abshagen an und war vor der verhaftet und in die Haftanstalt Fuhlsbüttel Gestapo geflüchtet. Helene Heyckendorf gebrach. Dort kam sie in Dunkelhaft. Sie wurde im Dezember 1944 verhaftet. Sie gehörte zu den 13 Frauen, die ohne Urteil gehörte zu den 13 Frauen, die ohne Urteil auf Anweisung der Gestapo in den Näch- auf Anweisung der Gestapo in den Nächten ten vom 21. bis zum 23.4.1945 im KZ vom 21. bis zum 23. 4. 1945 im KZ Neu- Neuengamme erdrosselt wurden. (Siehe: engamme erdrosselt wurden. (Siehe Mar- Margarete-Mrosek-Bogen.) garete-Mrosek-Bogen.)

Heilwigbrücke Helene-Lange-Stra§e Harvestehude, seit 1904, siehe Heilwigstra§e Harvestehude, seit 1950. Pädagogin und Frauenrechtlerin der bürgerlichen Heilwigstra§e Frauenbewegung, Bürgerschafts- Harvestehude, seit 1870. Heilwig, Gemah- abgeordnete. (9.4.1848 Oldenburg Ð lin des Grafen Adolf IV. von Holstein und 13.5.1930 Berlin) Schauenburg. (Vermutl. gest. 1250) Entstammte einer Kaufmannsfamilie. Als Heilwig hatte das 1246 gegründete Non- sie sieben Jahre alt war, starb ihre Mutter, nenkloster, welches sich in der Nähe des mit sechzehn Jahren verlor sie ihren Vater. Dorfes Herwardeshude bei dem heutigen Ihr Vormund verbot ihr die Lehrerinnen- Stadtteil St. Pauli befand, von ihrem Mann ausbildung. Deshalb arbeitete sie bis zur als Witwensitz erhalten. Als ihr Mann 1239 Volljährigkeit als Aupair-Mädchen in einer in das St. Maria-Magdalenen-Kloster eintrat, Erziehungsanstalt im Elsass. Autodidaktisch bestimmte Heilwig ihren Witwensitz zu ei- bereitete sie sich auf das Lehrerinnenex- nem Zisterzienserinnenkloster. amen vor, das sie 1871 in Berlin bestand. Zwischen 1875 und 1890 war sie Leiterin Bürgerschaft und hielt dort am 24.3.1919 des Lehrerinnen-Seminars in Berlin. Von als Alterspräsidentin die Eröffnungsrede. 1890 bis 1900 Leiterin der Realschulkurse 1920 legte sie ihr Mandat nieder, weil sie und seit 1893 auch der Gymnasialkurse für Gertrud Bäumer nach Berlin folgte. Frauen. Sie setzte sich für die Verbesserung von Bildungs- und Ausbildungsmöglich- Helenenstieg keiten von Frauen ein. 1890 gründete sie Altona, seit 1953. Helene Donner mit Auguste Schmidt (Auguste-Schmidt- geb. Schröder. Wohltäterin. In Anlehnung Weg) den Allgemeinen Deutschen Lehre- an die Helenenstra§e rinnenverein (ADLV). Bis 1921 war sie dessen Vorsitzende. 1893 gründete sie die Helenenstra§e Zeitschrift „Die Frau, Monatsschrift für das Altona-Nord, seit 1893. Helene gesamte Frauenleben unserer Zeit“, welche Donner geb. Schröder. sie seit 1916/17 gemeinsam mit Gertrud Etatsrätin. Wohltäterin. (27.12.1819 Bäumer (Gertrud-Bäumer-Stieg) heraus- Hamburg Ð 30.11.1909 Hamburg) gab. 1894 war sie Mitbegründerin des Bun- Stammte aus der alten Hamburger Familie des Deutscher Frauen (BDF), in dessen des Freiherrn von Schröder (Schröderstift). Vorstand sie bis 1906 tätig war. 1902 wurde Mit 18 Jahren heiratete sie den damaligen Helene Lange Leiterin des Allgemeinen Chef des gro§en Handelshauses C.H. Don- Deutschen Frauenvereins (ADF), dem sie bis ner, den Etatsrat Bernhard Donner, und be- 1921 vorstand. Sie lehnte es ab, mit der kam fünf Kinder. Ihr Haus, das Donner- proletarischen Frauenbewegung zusam- Schloss an der Flottbeker Chaussee, wurde menzuarbeiten und kritisierte auch den ra- der Mittelpunkt der Gesellschaft. Offiziere, dikalen Flügel der bürgerlichen Frauenbe- Künstler, Gelehrte und Adlige waren dort wegung. zu Gast. 1865 starb Helene Donners Mann. ãZu Beginn des ersten Weltkrieges bezog Nach seinem Tod widmete sie sich ver- sie militaristische Positionen, sie war für stärkt der Wohltätigkeit. Sie stiftete die Sonn- die Beteiligung am ,Nationalen Frauen- tagsschule in Altona, gründete das Hele- dienst‘. 31 Jahre lebte und arbeitete sie mit nenstift in Altona Ð ein Krankenpflegerin- dessen Gründerin Gertrud Bäumer, die als nenheim Ð und lie§ Ende der 90er Jahre auf ihre Nachfolgerin im BDF die Gleichschal- dem Gelände des Helenstiftes eine Kapelle tung der bürgerlichen Frauenbewegung im bauen, die einen eigenen Seelsorger be- Nationalsozialismus ma§geblich verant- kam. Helene Donner gehörte dem Vorstand wortete.“ (Florence Herve, Ingeborg Nödin- der Ottensener Krippe an und wurde 1870 ger: Lexikon der Rebellinnen. Dortmund in den Vorstand des Vaterländischen Frauen- 1996.) vereins gewählt. Sie wurde Ordensdame des 1919 kamen Helene Lange und Gertrud Luisenordens am Band und Besitzerin des Bäumer nach Hamburg. Helene Lange ar- Wilhelm-Ordens am Band des Schwarzen- beitete als Lehrerin an der neugegründeten Adler-Ordens, den ihr Kaiser Wilhelm II. Sozialen Frauenschule, deren Leiterin Ger- am 18. Juni 1889 anlässlich seines Besu- trud Bäumer wurde. Helene Lange lehrte ches in Altona zur Enthüllung des Denkma- dort als Dozentin für Pädagogik und Psy- les seines Gro§vaters überreichte. Au§er- chologie. Von März 1919 bis Dezember dem erhielt sie den Orden des Roten Kreu- 1920 war sie für die Deutsche Demokrati- zes. Als die Stadt Altona 1885 mit dem sche Partei (DDP) in der Hamburgischen Ausbau des Neumühlener Strandweges be- gann, gab Helene Donner den benötigten nem 1887 gegründeten Fachverein, der aus Teil ihres Geländes ab. dem 1885 gegründeten Verein für Vertre- tung der gewerblichen Interessen der Frau- Helgaweg en und Mädchen Hamburgs (mit 150 Mit- Fuhlsbüttel, seit 1946. Frei gewählter gliedern) hervorgegangen war. Dort wur- Name den die Arbeiterinnen nicht nur in ihren ge- werblichen Interessen unterstützt, es fand Helma-Steinbach-Weg auch Aufklärungs- und Erziehungsarbeit Horn, seit 1929. Gründungsmitglied im Sinne der Sozialdemokratie statt. Helma der ãProduktion“, Gewerkschaftsfunktio- Steinbach bekam jedoch Schwierigkeiten närin. (1.12.1847 Hamburg Ð 7.7.1918 mit den Genossinnen wegen ihres ãunweib- Glünsing/Lauenburg) lichen“ Auftretens und wurde bereits 1888 Geboren als Tochter der verarmten Hambur- wegen ãEigenmächtigkeit“ aus dem Verein ger Kaufmannsfamilie Steiner. Da die Fa- ausgeschlossen. Im Februar 1890 gründete milie den wirtschaftlichen Bankrott vor der sie den Zentralverein der Plätterinnen, der Gesellschaft verbergen wollte, wuchs Hel- ca. 1.000 Mitglieder besa§. ma unter gro§en Opfern und Entbehrungen Als 1890 das Sozialistengesetz aufgehoben auf. Eine vermutlich aus finanziellen Grün- wurde, konnte der erste Sozialdemokrati- den geschlossene Ehe verlief unglücklich, sche Parteitag in Halle abgehalten werden. schon nach kurzer Zeit lie§ Helma Stein- Von den fünf weiblichen Delegierten er- bach sich scheiden. griffen nur Emma Ihrer und Helma Stein- Wie alle bürgerlichen Mädchen ihrer Zeit bach das Wort. Als eine von 4 Frauen unter hatte auch Helma Steinbach eine Erziehung 208 Delegierten nahm die 55jährige Helma in Haushaltsführung und Handarbeit erhal- Steinbach 1892 am ersten Gewerkschafts- ten, konnte rechnen, lesen und schreiben. kongress in Halberstatt teil und vertrat dort Daher war sie nach ihrer Scheidung in der die Interessen der Arbeiterinnen. In einer Lage, sich ihren Lebensunterhalt als Wirt- Resolution, die gegen eine Stimme ange- schafterin, Näherin, Schneiderin, Plätterin nommen wurde, vertrat sie die Ansicht, (Bügelfrau) und Vorleserin bei den Ham- Frauen sollten gemeinsam mit Männern in burger Zigarrenarbeitern selbst zu verdie- einer Organisation arbeiten. Au§erdem for- nen. Anfang der 80er Jahre lernte Helma derte sie die Gewerkschaften auf, auch Steinbach den aus dem Exil in den USA zu- Frauen als Mitglieder aufzunehmen und rückgekehrten Zigarrensortierer Adolf von gezielt um sie zu werben. Helma Steinbach Elm kennen, den späteren Gewerkschafts- hielt nicht viel von Frauengewerkschaften führer, sozialdemokratischen Reichstags- und Arbeiterinnen- und Frauenbildungsver- abgeordneten (1894-1907), Mitbegründer einen, nach ihrer Ansicht ãKlatsch- und der Genossenschaft „Produktion“ und der Zankvereine“. Sie wollte, dass Frauen und Versicherungsgesellschaft ãVolksfürsorge“. Männer Seite an Seite marschieren. Auch Zwischen ihnen entwickelte sich eine fast forderte sie die Aufgabe des Sonderrechtes, drei§ig Jahre dauernde tiefe Freundschaft. wonach Frauen spezielle Frauenvertrete- In den 80er Jahren schloss sich Helma rinnen zu den Parteitagen entsenden konn- Steinbach der politischen Bewegung der ten. Arbeiter und Arbeiterinnen an. Besonders Als im November 1896 ein wilder Streik aktiv war sie im Verein der Hand-, Wei§- unter Hamburgs Hafenarbeitern ausbrach, und Maschinennäherinnen Hamburgs, ei- wurden auch für die Frauen der streikenden Hafenarbeiter und Seeleute Versammlun- Henriette-Herz-Garten gen organisiert, um die vom Streik genauso Bergedorf, seit 1984. Henriette Julie hart betroffenen Frauen zu unterstützen und geb. de Lemos. Schriftstellerin. In Anleh- für den Streik zu gewinnen. An der Frauen- nung an den Namen ãHenriette-Herz- agitation beteiligte sich auch Helma Stein- Ring“ bach. Als das Geld in der Streikkasse knapp wurde, entstand die Idee, die Streikenden Henriette-Herz-Ring künftig durch Lebensmittel zu unterstützen, Bergedorf, seit 1984. Henriette Julie die en gros und damit preisgünstig ein- geb. de Lemos. Schriftstellerin. gekauft werden sollten. Der Streik musste (5.9.1764 Berlin Ð 22.10.1847 Berlin) zwar mangels finanzieller Mittel erfolglos Tochter des sephardischen Arztes de Lemos. aufgegeben werden, die Idee einer Gro§- Heiratete im Alter von 15 Jahren (1779) einkaufsmöglichkeit blieb jedoch bestehen, den 17 Jahre älteren Arzt und Philosophen und es entwickelte sich daraus eine Initiati- Markus Herz. Henriette Herz führte in Berlin ve für einen Konsum- und Sparverein. Im einen literarischen Salon. Dort verkehrten August 1897 wurde ein Ausschuss von neun Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Personen, darunter Helma Steinbach als ein- Wissenschaft und Kultur. Auch war sie Mit- zige Frau, gewählt, den Satzungsentwurf begründerin eines Tugendbundes, dem u. a. für eine Kosumgenossenschaft auszuarbei- Alexander und Wilhelm von Humboldt und ten. Am 3. Februar 1899 wurde die ãPro- später auch F.D.E. Schleiermacher angehör- duktion“ ins Handelsregister eingetragen. ten. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre Als die Nazis die Macht ergriffen, war ih- 1803 musste sich Henriette Herz finanziell nen der Helma-Steinbach-Weg ein Dorn im einschränken. Sie arbeitete nun als Erziehe- Auge. Helma Steinbach galt bei ihnen als rin junger Mädchen. Auf Anregung von Marxistin. Aus diesem Grunde machten im Alexander von Humboldt erhielt sie im ho- Januar 1937 das Ingenieurwesen und das hen Alter eine Pension vom Preu§ischen Hamburgische Staatsamt im Rahmen der König. Aktion ãUmbenennung der nach Juden oder Marxisten benannten Stra§en in Hamburg“ Henriettenstra§e den Vorschlag, den Helma-Steinbach-Weg Eimsbüttel, seit 1865. Tochter von in Souchonstra§e umzubenennen. Ihre Er- Alexander Bentalon Tornquist. Gelände- klärung zu Souchon lautete: „Admiral Sou- vorbesitzer. (27.3.1843 Ð 10.4.1914) chon, der die ,Goeben‘ und ,Breslau‘ durch die Stra§e von Messina nach Konstantino- Henriettenweg pel führte und dadurch mit dazu beitrug, Eimsbüttel, seit 1961. Siehe da§ die Türkei auf die Seite der Mittel- Henriettenstra§e mächte trat.“ Auch wurde der Vorschlag gemacht, den Herschelstra§e Helma-Steinbach-Weg in Oskar-König-Weg, Rahlstedt, seit 1958, nach William Opfer der nationalen Erhebung Ð sprich den Herschel. Ergänzt 2001/2202 um die Nationalsozialisten zuzurechnen Ð, umzu- ebenso bedeutende Schwester Caroline benennen. Die Umbenennung erfolgte je- Herschel. doch nicht. Bis heute gibt es den Helma- Neuer Erläuterungstext: benannt nach Steinbach-Weg. Helene Götschel dem Geschwisterpaar Caroline Lucretia H. (1750-1848), Astronomin, Ehrenmit- Hamburg – 2.3.1943 Selbsttötung glied der Royal Astronomical Society, und während des Transports nach Auschwitz) Sir William H. (1738-1822), Astronom, Tochter von Josef Feiner, Rektor der An- Entdecker des Planeten Uranus ton-Rée-Schule. Studierte Pädagogik und Sie war immer ãdie kleine Schwester“, die arbeitete bis 1933 als Lehrerin an der Schu- „liebe Lina“. Die Tochter eines Militär- le Meerweinstra§e. Mit 25 Jahren heiratete musikers, der ihr Gesangsunterricht gegeben sie Johannes Asmus, bekam zwei Töchter hatte, sah stets voller Bewunderung auf ihren (1925 und 1927). 1933 aus dem Schul- Bruder, den Regimentsmusiker und Astrono- dienst entlassen und Scheidung von ihrem men Wilhelm Herschel. Ihre eigenen Lei- Mann. Sie arbeitete nun als Hilfslehrerin an stungen leugnete sie, obwohl sie ebenso wie einer jüdischen Schule. 1935 zog sie nach ihr Bruder gro§e Verdienste auf dem Gebiet Berlin, ihre Kinder schickte sie vier Jahre der Astronomie erlangte. Neider nannten sie später, durch Vermittlung ihres geschiede- ãdie Kometenjägerin“. Caroline Herschel, nen Mannes, in die Schweiz auf ein Inter- die 1772 ihrem Bruder nach Barth in Eng- nat am Genfer See. Hertha Feiner arbeitete land gefolgt war, wo sie einige Zeit als in Berlin an verschiedenen jüdischen Schu- Konzertsängerin aufgetreten war, führte ih- len. 1941 erfolgte der Zwangseinsatz bei der rem Bruder den Haushalt, der sich der Astro- Jüdischen Gemeinde. Sie musste dort bei nomie zugewandt hatte. 1782 wurde sie sei- den administrativen Vorbereitungen der ne wissenschaftliche Hilfsarbeiterin. Aber Deportationen mitarbeiten. Am 12.3.1943 schon bald wurde sie selbst zu einer Entdeckerin. wurde sie nach Auschwitz deportiert. Auf Zwischen 1786 und 1797 entdeckte sie acht dem Weg dorthin nahm sie sich das Leben. Kometen und drei Nebelflecken. Ab 1787 erhielt sie von König Georg III. von England Herthastra§e als Gehilfin ihres Bruders ein Jahresgehalt Bramfeld, um 1887. Tochter des von 50 Pfund Sterling. Bramfelder Bauern Siemers Gemeinsam mit ihrem Bruder baute sie ein Teleskop. Damit entdeckte er den Planeten Hexenberg Uranus. Altona, früher Wilhelminenstra§e, 1950 Nach dem Tod ihres Bruders im Jahre 1822 umbenannt in Hexenberg. Flurname zog Caroline Herschel nach Deutschland zu- rück und lebte wieder in ihrer Heimatstadt Hexenstieg Hannover. Rissen, seit 1980. Benennung in Anleh- Caroline Herschel erhielt viele Auszeich- nung an Hexentwiete nungen. So verlieh ihr 1828 die ãRoyal Astronomical Society“ die Goldmedaille. Hexentwiete 1835 wurde sie deren Ehrenmitglied. 1846 Rissen, seit 1928. Benannt nach dem Hohl- erhielt sie vom preußischen König Friedrich weg, der durch einen dunklen Tannenwald Wilhelm IV. die Goldene Medaille der Preu- führt. Dem Volksglauben entsprechend §ischen Akademie der Wissenschaften. sollen sich dort Hexen aufgehalten haben

Hertha-Feiner-Asmus-Stieg Heymannstra§e Winterhude, seit 1992. Jüdisches Opfer Eimsbüttel, seit 1950. Lida Gustava des Nationalsozialismus. Lehrerin Heymann. Frauenrechtlerin der radikalen an der Schule Meerweinstra§e. (8.5.1896 bürgerlichen Frauenbewegung. (15.3.1868 Hamburg – 31.7.1943 im Exil in Zürich) druck zu verleihen, gründeten 1902 Lida Gu- Wuchs mit vier Geschwistern in einem rei- stava Heymann, Dr. Anita Augspurg und chen Hamburger Kaufmannshaus auf. Hö- Minna Cauer in Hamburg den Deutschen here Töchterschule und fünfjähriger Pen- Verein für Frauenstimmrecht. Hamburg sionsaufenthalt in Dresden. Zurückgekehrt wurde damit zum Zentrum der Stimm- ins Elternhaus, weigerte sie sich, das Da- rechtsbewegung. Der Verein, der 1903 in sein einer höheren Tochter zu führen und Deutscher Verband für Frauenstimmrecht unterrichtete stattdessen an einer Armen- umbenannt worden war, organisierte 1904 schule. Von ihrem Vater wurde sie als Ver- in Berlin den Gründungskongress des Welt- walterin seines Sechs-Millionen-Nachlas- bundes für Frauenstimmrecht. Die Frauen- ses bestimmt. Als er starb, bedurfte es im- stimmrechtsbewegung war zunächst sehr menser Auseinandersetzungen mit dem erfolgreich. Als aber infolge der preu§i- Hamburger Staat, bis Lida Gustava Hey- schen Wahlrechtsreformbestrebungen der mann dieses Amt antreten konnte. In ihrer Deutsche Verband für Frauenstimmrecht Funktion als Nachlassverwalterin versuch- seine Forderung konkretisierte und auf der te sie soziale Not zu lindern und sich für zweiten Generalversammlung im Jahre Fraueninteressen einzusetzen. 1896 grün- 1907 das allgemeine und gleiche Stimm- dete sie einen Mittagstisch für erwerbslose recht für alle einklagte, kam es zu heftigen Frauen mit angegliedertem Kindergarten. Kontroversen. Ein Teil der Frauen meinte, 1897 richtete sie in der Paulstra§e 9 eine diese Forderung widerspräche der ãNeutra- Art Frauenhaus ein, wo sich Frauen Rat lität“ der Frauenbewegung und schlösse und Schutz holen konnten. 1899 eröffnete sich der SPD an, die sich zum gleichen und sie eine Handelsschule für Mädchen. Ab allgemeinen Wahlrecht für Frauen und ihrem 35. Lebensjahr studierte sie in Berlin Männer bekannte. Es kam zur Spaltung der und München 6 Semester Sozialwissen- Frauenstimmrechtsbewegung. Lida Gusta- schaften. Gleichzeitig engagierte sie sich va Heymann und ihre Freundin Dr. Anita in der radikalen bürgerlichen Frauenbewe- Augspurg gründeten daraufhin 1913 zu- gung. Gründete 1896 mit Helene Bonfort sammen mit Minna Cauer den Deutschen die Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Frauenstimmrechtsbund. Deutschen Frauenvereins. Hier stellten sich Seit Beginn des Ersten Weltkrieges stand in Differenzen zwischen den „Gemäßigten“, der radikalen bürgerlichen Frauenbewe- zu denen Helene Bonfort gehörte, und den gung der Kampf für Frieden an erster Stel- „Radikalen“ ein. Die „Radikalen“, zu denen le. Die Frauenstimmrechtsfrage wurde da- Lida Gustava Heymann gehörte, wollten bei aber nicht vergessen. Vielmehr wurde sich nicht nur mit Wohlfahrtsangelegen- ein enger Zusammenhang zwischen der po- heiten beschäftigen, sondern forderten ein litischen Gleichberechtigung der Frauen stärkeres politisches Engagement. Vehe- und der Friedensfrage gesehen. Man war ment traten sie für die volle staatsbürgerli- der Überzeugung, dass erst dann, wenn che Gleichstellung der Frau ein. 1898 kam Frauen Einfluss auf die Politik hätten, Krie- es zur Abspaltung der „Radikalen“. Lida ge vermeidbar würden. Lida Gustava Hey- Gustava Heymann gründete 1900 mit den mann und zahlreiche andere Frauen aus Abtrünnigen eine Ortsgruppe des Vereins vielen Ländern der Welt organisierten den Frauenwohl, der 1888 in Berlin entstanden ersten internationalen Friedenskongress, war. Um der Forderung nach der staatsbür- der vom 28. April bis 1. Mai 1915 in Den gerlichen Gleichstellung der Frau Nach- Haag stattfand. Lida Gustava Heymann und Dr. Anita Augspurg waren auch Mitbe- Hilda-Monte-Weg gründerinnen der Internationalen Frauen- Bergedorf, seit 1986. Hilde Meisel. Pseud- liga für Frieden und Freiheit (IFFF), die im onym: Hilda Monte. Schriftstellerin, Wider- Mai 1919 in Zürich gegründet wurde und standskämpferin gegen den Nationalsozia- im Juni 1919 in Frankfurt am Main eine lismus. Motivgruppe: Verdiente Frauen. deutsche Sektion erhielt, in der Heymann (31.7.1914 Ð 18.4.1945) und Augspurg führend tätig waren. Im Alter von 15 Jahren schrieb sie für das Lida Gustava Heymann lebte mit ihrer Berliner Blatt des Internationalen Soziali- Freundin Dr. Anita Augspurg, die sie 1896 stischen Kampfbundes ãDer Funke“. Als auf dem Internationalen Frauenkongress in die Nazis die Macht ergriffen, war sie in Berlin kennen gelernt hatte, zusammen. Zu- England und nahm von dort ihre Wider- erst wohnten und arbeiteten sie in Hamburg standstätigkeit gegen Hitler-Deutschland und Berlin, ab 1907 waren München und auf. Über den Internationalen Sozialisti- Berlin ihre Hauptwirkungsstätten. Im März schen Kampfbund fand sie Kontakt zu poli- 1916 erhielt Lida Gustava Heymann vom tischen Freunden in verschiedenen Län- bayerischen Kriegsministerium ein Schrei- dern. Unter dem Pseudonym Hilda Monte ben, aus dem hervorging, dass die von der brachte sie ihren GesinnungsgenossInnen Deutschen Friedensgesellschaft, der Frie- in Deutschland Literatur und Informatio- densvereinigung München und dem Bund nen und half auch so manchem bei der Neues Vaterland betriebene pazifistische Flucht aus Deutschland. Während des Krie- Agitation die öffentliche Sicherheit gefähr- ges schrieb sie in englischer Sprache die de. Das Ministerium drohte Lida Gustava Novelle ãWhere Freedom Perished“. Mit Heymann, ihr den Aufenthalt in Bayern zu dieser Schrift wollte sie im Ausland die verbieten. 1917 wurde sie ausgewiesen. Zwei Lage der Deutschen, die unter der national- Jahre später kehrte sie zurück und nahm am sozialistischen Diktatur litten, verständlich Münchner Rätekongress teil. Von 1919 bis machen. Sie veröffentlichte au§erdem das 1933 gab sie zusammen mit Dr. Anita Buch „The Unity of Europe“. Selbst wäh- Augspurg die Zeitschrift ãDie Frau im Staat“ rend des Krieges versuchte sie immer wie- heraus. Schwerpunktthemen: Friedenspolitik der, nach Deutschland zu kommen. 1939 und Völkerverständigung. Ein parteipoli- unternahm sie diesen Versuch über Lissa- tsches Engagement lehnten beide Frauen ab. bon, musste jedoch auf halbem Wege um- Sie hatten 1908 ihre negativen Erfahrungen kehren und nach England zurückkehren. mit der liberalen deutschen freisinnigen Par- 1944 gelang es ihr, über die Schweiz und tei gemacht. Männerpolitik und Männer- Österreich nach Deutschland zu kommen. parteien kamen für sie nicht mehr in Frage. Im Frühjahr 1945 wurde sie auf dem Rück- Als sich Lida Gustava Heymann und ihre weg von Deutschland in die Schweiz von Freundin Dr. Anita Augspurg Ende Januar einer SS- Patrouille beim illegalen Grenz- 1933 im Ausland befanden, wurde Lida Gus- übergang erschossen. tava Heymanns nicht unerheblicher materiel- ler Besitz beschlagnahmt und sie selbst expa- Hildburgweg triiert. Lida Gustava Heymann und Dr. Anita Lokstedt, seit 1965. Gestalt aus dem Augspurg blieben in der Schweiz im Exil. Wolfdietrichepos B (von Saloniki). 13. Jhd. Auch in der Emigration ging ihr Kampf für Das Wolfdietrichepos B berichtet über das den Frieden weiter, immer wieder riefen sie Liebesabenteuer von Wolfdietrichs Eltern. zum Boykott gegen Hitler-Deutschland auf. Hildburg ist Wolfdietrichs Mutter. Sie wur- de von ihrem Vater in einen Turm einge- ihre ersten Werke veröffentlicht wurden, schlossen, damit sie vor den Zugriffen ga- kam es zu gro§en Konflikten mit der Fami- lanter Herren sicher sei. Doch Wolfdiet- lie ihres Mannes, die es als unschicklich richs Vater verschaffte sich, verkleidet als empfand, eine Schriftstellerin in ihrer Fa- seine eigene Schwester, Zutritt zu Hild- milie zu haben. Ida Boy-Ed zog die Konse- burg. Und es geschah, was geschehen quenzen und ging mit ihrem ältesten Sohn musste: Hildburg wurde schwanger und ge- nach Berlin. Schon nach eineinhalb Jahren bar Wolfdietrich. Wolfdietrich wurde im hatte sie dort gro§en schriftstellerischen Wald ausgesetzt. Wölfe fanden ihn und Erfolg. Sie kehrte nach Lübeck zurück und nahmen ihn als Wolfskind an. Eines Tages wurde nun von der Familie akzeptiert. Ida wurde Wolfdietrich von seinem Opa ge- Boy-Ed schrieb fast 50 Romane und zahl- funden, der das Kind zu seiner Tochter reiche Novellen. Hildburg brachte. Nun hatte Hildburg ihren Ihre bekanntesten Werke sind: „Ich“ (1888), Sohn wieder. Und damit nun alles seine „Ein königlicher Kaufmann“ (1910), bio- Ordnung hatte, wurde ihr erlaubt, ihren graphische Studien über „Charlotte von Kalb“ Schwängerer, den Vater Wolfdietrichs, zu (1912) und ãCharlotte von Stein“ (1916), heiraten. „Die Opferschale“ (1921) und „Das Eine“ (1925). Ida Boy-Ed starb am 13.5.1928 in Hildegardweg einem Travemünder Sanatorium an Herz- Fuhlsbüttel, seit 1951. Frei gewählter Name schwäche. In ihren letzten Lebensjahren war sie fast taub. Hildeweg Rissen, seit 1954. Hilde von Indien. Ida-Ehre-Platz Gestalt aus der Gudrunsage, anonymes Altstadt, ab Mitte 2000. Umbenennung des Heldenepos um 1240 Teils des Gerhart-Hauptmann-Platzes, wel- Hagen, Sohn des irischen Königs Sigbant, cher von der Mönckebergstra§e zur Stein- wird im Alter von sieben Jahren von einem straße führt. Ida Ehre (1900-1989). Schau- Greif auf eine Insel entführt, auf der bereits spielerin, Regisseurin und Prinzipalin der drei entführte Königstöchter leben. Hagen Hamburger Kammerspiele in der Har- besiegt den Greif und kehrt mit den Mäd- tungstra§e chen, darunter Hilde von Indien, nach Ir- Ida Ehre wuchs mit fünf Geschwistern land zurück. Hagen und Hilde heiraten und auf und musste durch den frühen Tod ih- bekommen eine Tochter, die sie Hilde nen- res Vaters, einem Oberkantor, „äußeren“ nen. Diese wird später Gudrun gebären. Mangel erfahren. Ihre Mutter versuchte mit Nähen den Lebensunterhalt zu ver- Ida-Boy-Ed-Stra§e dienen. Die Mutter war es auch, die Ida Bergedorf, seit 1927. Schriftstellerin. Ehres schauspielerische Begabung, die (17.4.1852 Bergedorf Ð 13.5.1928 schon in der Schulzeit auffiel, ernst Travemünde) nahm. Ida Ehre erhielt ein Stipendium an Als Tochter des Verlegers Chr. M. Ed in der K.u.K.-Akademie für Musik und dar- Bergedorf geboren. Die Familie siedelte stellende Kunst. Nach vielen Aufenthal- nach Lübeck um, dort heiratete Ida Ed im ten an verschiedenen Bühnen kam sie Alter von 18 Jahren den Gro§kaufmann 1931 nach Berlin, wo sie für den Rund- Karl J. Boy. Sie bekam vier Kinder und be- funk arbeitete und einen Filmvertrag er- gann schriftstellerisch tätig zu werden. Als hielt. Doch der Film wurde nicht mehr gedreht. Mit der Machtergreifung durch gang Borcherts ãDrau§en vor der Tür“ statt. die Nationalsozialisten erhielt Ida Ehre Für ihre Verdienste um den kulturellen Wie- Berufsverbot. deraufbau der Stadt erhielt sie 1970 die Me- Ihr Mann, der Arzt Dr. Bernhard Heyde, daille für Kunst und Wissenschaft, 1975 den den sie geheiratet hatte, als die gemein- Professorentitel,1983 das gro§e Bundesver- same Tochter Ruth unterwegs war, kün- dienstkreuz und 1985 die Ehrenbürgerschaft digte seine Stellung als Oberarzt. Ge- Hamburgs. j meinsam ging die Familie nach Böblin- gen und eröffnete dort eine Praxis. Doch Ilsenweg die NS-Ideologie machte auch vor dem Sasel, seit 1941. Geb. Terfloth. Ehefrau Privatleben des Paares nicht halt. Als des Besitzers Lind. (Geb. 7.4.1904) überzeugter Deutschnationaler erklärte Bernhard Heyde seiner Frau 1943, er Innocentiastra§e werde zwar sie und die Tochter nicht ver- Harvestehude, seit 1870 lassen, als deutscher Mann könne er aber Für die Straßenbenennung auf dem ehema- nicht mehr mit ihr intim sein. Er erwarte ligen Landsitz des Klosters Harvestehude von ihr keine Treue, und wenn sie gibt es zwei Deutungen: Die Benennung schwanger werden sollte, so würde er erfolgte entweder nach Papst Innocenz IV., das Kind als das seine akzeptieren. Ida der dem 1247 erbauten Nonnenkloster sei- Ehre lernte Wolfgang kennen. Und es be- ne Rechte bestätigte oder nach einer Sage gann ein Dreier- bzw. Vierecksverhält- um 1350. Danach wurde eine Nonne be- nis, denn auch Bernhard Heyde ging eine schuldigt, das Keuschheitsgelübde gebro- au§ereheliche Liebesbeziehung ein. chen zu haben, weil sie sich heimlich mit Bernhard Heyde galt als „wehruntüch- ihrem ehemaligen Verlobten getroffen hat- tig“, da er sich zum Schutze seiner Frau te. Die Nonne beteuerte vergeblich ihre Un- weigerte, sich scheiden zu lassen. 1943 schuld. Sie wurde zum Tode verurteilt und kam Ida Ehre für sechs Wochen ins KZ sollte auf freiem Felde in ungeweihter Erde Fuhlsbüttel. bestattet werden. Vor ihrer Hinrichtung bat Wolfgang wurde von seinem Bruder unter sie, dass ihr Leib im Hügel auf dem Kloster- Druck gesetzt, das Verhältnis mit einer felde begraben und darauf ein Lindenbaum Jüdin aufzugeben. Er verlie§ seine Ge- gesetzt werde. Dazu sprach sie die Worte: liebte und heiratete die Freundin Bern- ãIch verwünsche den Lindenbaum, daß er hard Heydes, Maria. niemals höher wachsen werde, als er jetzt Nach dem Krieg lebten Bernhard Heyde, Ida ist, und das soll als Zeugnis gelten für mei- und Wolfgang in einer gemeinsamen Woh- ne Unschuld; denn so gewi§lich er hinfort nung in der Hallerstra§e. Als Wolfgang nach nicht mehr höher wachsen wird, so gewi§- einigen Jahren diesen Zustand nicht mehr lich sterbe ich, wie ich gelebt, als eine reine aushielt und Ida Ehre ein Ultimatum stellte, und unschuldige Braut Christi.“ bat sie ihren Mann, sie gehen zu lassen. Er jedoch weigerte sich mit der Begründung, Irma-Sperling-Weg wer so lange verheiratet sei wie sie beide, Alsterdorf, seit 1985. Opfer der Euthana- solle sich nicht mehr trennen. Ida Ehre blieb. siema§nahmen des Nationalsozialismus. 1945 gründete Ida Ehre die Kammerspiele Gehörte zu den 228 Mädchen und Frauen, in der Hartungstraße. Ein Jahr später fand die am 16.8.1943 aus den Alsterdorfer hier die legendäre Uraufführung von Wolf- Anstalten in als ãReichspost“ getarnten Bussen in die Tötungsanstalt „Am Stein- Nervenklinik für Kinder getötet. Als Todes- hof“ in Wien gebracht wurden. (20.1.1930 ursache wurden Grippe und Lungenentzün- Hamburg Ð umgebracht am 8.1.1944 in dung verzeichnet, die damals üblichen Anga- der Heilanstalt „Am Steinhof“ in Wien) ben bei Euthanasieopfern, die durch das Me- Hatte bei der Geburt ein sehr geringes Geburts- dikament Luminal getötet worden waren. gewicht und zeigte deutliche Entwicklungsver- Irma Sperlings Schwester „entdeckte“ vor zögerungen. Wuchs als siebtes von 12 Kindern einigen Jahren im Wiener anatomischen In- einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden stitut das Gehirn ihrer Schwester und er- Hamburger Angestelltenfamilie auf. Der Vater reichte, dass die leiblichen Überreste von wurde nach der Machtergreifung durch die Na- Irma Sperling im Mai 1995 auf dem Ohls- zis aus seiner Anstellung bei der Krankenkasse dorfer Friedhof beigesetzt wurden. entlassen Ð er war in der Arbeiterbewegung ak- tiv gewesen. Die Familie geriet in noch größere Isoldeweg wirtschaftliche Not. Die Mutter wurde ernsthaft Rissen, seit 1972. Gestalt aus Richard krank und musste stationär behandelt wer- Wagners Oper ãTristan und Isolde“ (1859). den. Irma Sperling kam für mehrere Monate Motivgruppe: Werke von Richard Wagner in das Kinderkrankenhaus Rothenburgsort. ãBei Wagner wird die Ha§liebe Isoldes zu Dort lernte sie sitzen, stehen und laufen. Als Tristan hervorgehoben: Isolde erkennt in sie entlassen wurde, schickte der Vater sie in Tantris (Tristan) den Mörder ihres Oheims, eine Tageskrippe. Wenige Wochen später, im doch als sie ihn ihrerseits ermorden will, August 1933, gab der Amtsarzt ein psychia- hält sie ein Blick des Todkranken ab. Sie trisches Gutachten ab, in dem Irma Sperling will ihn dann durch Gift töten und mit ihm Schwachsinn bescheinigt und die Unterbrin- sterben, doch Brangäne tauscht den Todes- gung in den Alsterdorfer Anstalten als not- trank gegen den Liebeszauber aus und ket- wendig erachtet wurde. Am 21.12.1933 wur- tet Isolde und Tristan dadurch unwiderruf- de Irma Sperling in die Alsterdorfer Anstal- lich zusammen. Die letzte Begegnung ist ten gebracht. Hier erhielt sie kaum Zuwen- durch das unbedingte Sterbenwollen ge- dung und Förderung. Die Folge: Die erwor- prägt.“ (Annemarie und Wolfgang van Rin- benen Selbständigkeiten wurden wieder ver- sum: Lexikon literarischer Gestalten, Stutt- lernt und Irma Sperling zeigte aggressive gart 1988.) Züge. Am 16. August 1943 wurde Irma Sper- ling mit 227 anderen Mädchen und Frauen Jacqueline-Morgenstern-Weg aus den Alsterdorfer Anstalten in Busse ver- Schnelsen, seit 1993. 12 Jahre alte Fran- frachtet und nach Wien in die Anstalt ãAm zösin aus Paris. Opfer des National- Steinhof“ transportiert. Dort wurden die In- sozialismus. Kindermord in der Schule sassInnen kaum ernährt und erhielten eine am Bullenhuser Damm. (Siehe Geschwis- Überdosierung an Medikamenten. Am 25. ter-Witonski-Stra§e) September 1943 wurde Irma Sperling in den Tochter des Friseurs vom Place de la Pavillon 15 der ãWiener Städtischen Nerven- Republique in Paris, Charles Morgenstern. klinik für Kinder“ verlegt. Zwischen Juli Ihre Eltern stammten aus Czernowitz in der 1942 und April 1945 wurden hier mindestens rumänischen Bukowina und waren nach 336 Kinder getötet, ihre Gehirne gesammelt dem Ersten Weltkrieg nach Frankreich ge- und nach 1945 zum Teil für gehirnanatomi- kommen. Als die deutsche Wehrmacht Pa- sche Forschungen weiterverwandt. Irma ris besetzte, flüchtete das Ehepaar Morgen- Sperling wurde am 8. Januar 1944 in der stern mit seiner Tochter nach Marseille. Aber auch dort waren sie vor den Deut- sitzende des Jüdischen Frauenbundes. Mit- schen nicht sicher. Als die Wehrmacht in glied der Repräsentantenversammlung der Marseille einmarschierte und Hatz auf die Jüdischen Gemeinde zu Berlin (zeitweise Juden machte, wurden die Morgensterns deren Vorsitzende). Stellvertretende Vorsit- denunziert. An Jacquelines Geburtstag, dem zende des Direktoriums des Zentralrats der 26.5.1944, wurde die Familie von der fran- Juden in Deutschland. Vorsitzende der Ge- zösischen Polizei verhaftet. Die Mutter sellschaft für christlich jüdische Zusammen- kam nach Auschwitz und starb dort, der Va- arbeit. Vorstandsmitglied der Liga für Men- ter wurde ãim Januar 1945 in einem offe- schenrechte. Rundfunkratsmitglied der Deut- nen Güterwagen nach Dachau transportiert, schen Welle. erlebte noch die Befreiung und starb am 23. Mai 1945 im Krankenhaus Feldafing.“ Julia-Cohn-Weg Jacqueline Morgenstern ãwurde vom KZ- Alsterdorf, seit 1985. Jüdisches Opfer des Arzt Josef Mengele zu den Tuberkulose- Nationalsozialismus. Lehrerin an der Versuchen ausgesucht, nach Neuengamme Schule Meerweinstra§e und an der Schule gebracht und als Zwölfjährige erhängt.“ für Sprach- und Handelskurse für Auswan- (Günther Schwarberg: Stra§en der Erinne- derer in der Beneckestra§e 6. (14.10.1888 rung. Hamburg o. J.) Hamburg Ð am 6.12.1945 deportiert nach Riga, gestorben zwischen Dezember 1941 Jeanette-Wolff-Ring und 1944 in einem Lager bei Riga) Bergedorf, seit 1992. Geb. Cohen. Wider- Zum 1. April 1930 wechselte Julia Cohn standskämpferin, Bundestagsabgeordnete von der Schule Humboldtstra§e an die neu (SPD), führende Mitarbeiterin in verschie- erbaute Schule Meerweinstra§e. Am 29. denen jüdischen Organisationen Deutsch- Juli 1933 wurde sie aufgrund des ãGeset- lands. Motivgruppe: Verdiente Frauen. zes zur Wiederherstellung des Berufsbeam- (22.6.1888 Bocholt Ð 19.5.1976 Berlin) tentums“, wonach „nichtarische“ Lehrerin- Kindergärtnerin. 1910 Heirat mit einem Kauf- nen und Lehrer keine Beamten sein durf- mann. Ihr Ehemann und zwei ihrer Kinder ten, aus dem Schuldienst entlassen. Erst kamen im KZ um. Weitere Töchter: Julia- nach langen Bemühungen und unter dem ne, Edith, Käthe, Rahel (adoptiert). Seit 1919 Hinweis auf die Kriegsteilnahme ihres Stadtverordnete in Bocholt und Vorstands- Mannes im Ersten Weltkrieg erhielt sie mitglied des Zentralvereins deutscher Staats- ab Oktober 1933 Versorgungsbezüge. Ihr bürger jüdischen Glaubens. Von 1933 bis Mann, Jacob Cohn, der 1927 sein Zigarren- 1935 in Schutzhaft. Danach illegale Parteitä- importgeschäft aufgegeben hatte, arbeitete tigkeit. 1941 Deportation mit der Familie als Buchhalter. Das Ehepaar Cohn hatte ei- ins Getto Riga. 1945 Befreiung aus dem KZ nen Sohn (Paul) und wohnte in der Kloster- Stuthof bei Danzig und Rückkehr mit ihrer allee 13. Am 9. November 1938 wurde Tochter Edith nach Berlin. Verwaltungsan- Jacob Cohn ins KZ Sachsenhausen oder gestellte. 1946 bis 1952 Mitglied der Stadt- Dachau gebracht. Nach vier Monaten in- verordnetenversammlung Gro§-Berlin und tensiver Bemühungen seitens der Familie des Abgeordnetenhauses Berlin (1951). und aufgrund des Fronteinsatzes während Von 1953 bis 1961 Mitglied des Bundesta- des Ersten Weltkrieges wurde Jacob Cohn ges (Vertretung Berlins). 1967 Stadtälteste aus dem KZ mit dem Hinweis entlassen, so in Berlin. Ehrenvorsitzende der Zentral- schnell wie möglich auszuwandern. Die wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland. Vor- Familie Cohn bemühte sich um eine Aus- wanderungsmöglichkeit. Aber sie hatte kei- pflanzt worden war und diese Stra§e be- ne ausländischen Beziehungen, und eine vorzugt vom weiblichen Geschlecht als Einreiseerlaubnis gab es nur, wenn ein Bür- Promenade genutzt wurde. ge die Garantie gab, dass der/die Ein- wanderIn dem neuen Staat nicht zur Last Jungfrauenthal fallen werde. Am 30. Mai 1939 erhielt die Harvestehude, seit 1870. Hochdeutsche Familie dennoch die Ausreisegenehmi- Form eines der mittelalterlichen Namen gung. Das Kind Paul reiste am 21. Mai des Klosters Harvestehude 1939 mit einem Kindertransport nach Eng- land. Für sich selbst wussten die Eheleute Juttaweg die Ausreise nicht zu finanzieren. Als kurze Fuhlsbüttel, seit 1961. Frei gewählter Zeit später der Zweite Weltkrieg ausbrach, Name. Motivgruppe: Weibliche Vornamen war es für Juden kaum mehr möglich, Deutschland zu verlassen. Anfang Dezem- Käte-Latzke-Weg ber 1941 erging an das Ehepaar Cohn die Bergedorf, seit 1996. Widerstandskämpferin Aufforderung, sich am 6. Dezember auf gegen den Nationalsozialismus. Stenotypi- der Moorweide einzufinden, um von dort stin . (8.5.1899 Königsberg Ð 31.3.1945 KZ nach Osten abtransportiert zu werden. Ravensbrück) Herr Cohn glaubte an einen Arbeitsein- Entstammte einer Arbeiterfamilie, lernte satz, weil die Nazis das Ehepaar Cohn auf- 1916 den Hamburger Schneider und Bür- gefordert hatten, einen Spaten mitzuneh- gerschaftsabgeordneten (KPD) Hans West- men. ermann kennen. 1918 trat sie dem Kommu- nistischen Jugendverband Deutschlands Julienstra§e (KJVD) bei und kam 1919 oder 1920 nach Bahrenfeld, seit 1898. Julie Gayen Hamburg. Wurde 1924 Mitglied der KPD geb. von Lenz, seit 1853 verheiratet mit und des Zentralverbandes der Angestellten Th. A. Gayen. (1832-1886) (ZdA). In dieser Zeit wurde sie wegen der Teilnahme an einer nicht genehmigten De- Jungfernbrücke monstration zu einem Monat Gefängnis ver- Altstadt, seit 1887, Name ohne Bezug urteilt. Zwischen 1926 und 1930 arbeitete sie im Büro der Roten Hilfe Hamburg. 1929 Jungfernmühle oder 1930 wurde sie von der Partei ausge- Hausbruch, seit 1944 schlossen und arbeitslos. Durch ihre Be- Eine ehemalige Mühlenbesitzerin soll kanntschaft mit Hans Westermann kam Käte sich an dieser Stelle ein Haus in Form ei- Latzke zur Westermann-Gruppe, einem ner Windmühle ohne Flügel gebaut ha- Zusammenschluss ehemaliger KPD-Mit- ben. Im Volksmund wurde das Haus glieder, die sich schon vor der Machtergrei- „Jungfernmühle“ genannt, weil die Haus- fung durch die Nazis organisiert hatten und besitzerin unverheiratet war. von der KPD als ãVersöhnler“ bezeichnet wur- den, weil sie für eine Verständigung mit der Jungfernstieg SPD eintraten. Aus diesem Grunde waren Altstadt, offiziell benannt seit 1931 die Mitglieder der Westermann-Gruppe auch Seit dem 17. Jahrhundert im Volksmund aus der KPD ausgeschlossen worden. 1933 Jungfernstieg genannt, nachdem der wurde Hans Westermann von der Gestapo Reesendamm 1665 mit Bäumen be- verhaftet, im August 1934 wieder freigelas- sen. Hans Westermann versuchte nun zu er- gendgruppe ãFlorian Geyer“. 1926 Eintritt reichen, dass seine MitstreiterInnen wieder in den Kommunistischen Jugendverband in die KPD aufgenommen wurden, was 1935 Deutschlands und Ð ab 1927 in Hamburg Ð nach Verhandlungen mit Funktionären der il- 1928 Eintritt in die KPD. Ab 1933 im ille- legalen KPD auch geschah. Wenig später, in galen Widerstand. Im Juli 1933 zum ersten der Nacht vom 5. auf den 6. März 1935 wur- Mal verhaftet, wegen Flugblattverteilung. den die Mitglieder der Westermann-Gruppe U-Haft. Verurteilung zu einem Jahr Ge- verhaftet. Hans Wes-termann starb am 16.3. fängnis, danach von 1934 bis 1936 ãSchutz- im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel an den Fol- haft“ in der Haftanstalt Lübeck-Lauerhof. gen der Misshandlungen. Käte Latzke kam 1938 erneute Verhaftung. Zusammen mit vor das Oberlandesgericht und wurde am Lucie Suhling (Lucie-Suhling-Weg) u. a. im 26.6.1935 vernommen und verurteilt. Im Ge- Gefängnis Fuhlsbüttel eingekerkert. 1939 fängnis musste sie unsäglich leiden. Sie hatte lernte sie ihren späteren zweiten Ehemann, Ödeme an den Beinen, Hungertyphus und den ehemaligen KPD-Bürgerschaftsabge- Herzanfälle. 1940 wurde Käte Latzke aus der ordneten Franz Jacob, kennen. 1940 heira- Haft entlassen, es wurde ihr aber verboten, in teten sie. Mit ihm und anderen Wider- Hamburg zu bleiben. So zog sie nach Stral- standskämpferInnen gründete sie die Wi- sund. Hier wurde sie Ende 1943 auf Veran- derstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen. lassung der Hamburger Gestapo wegen ihres In über dreißig Betrieben und Werften ent- Kontaktes zu einer früheren Genossin ver- standen illegale Gruppen, um den Kampf haftet und kam ins KZ Ravensbrück. Dort gegen das Nazi-Regime zu führen. Kathari- starb sie an Typhus. na Jacobs Arbeit bestand u. a. darin, Treffs zu vereinbaren, Geld zu sammeln und Geld- Karolinenstra§e spenden an die Organisation zu überbrin- St. Pauli, seit 1841. Caroline Lucie gen, mit denen ausländische Zwangsarbei- Spalding geb. Reuter. Vermutlich nach der ter und Kriegsgefangene unterstützt wur- Mutter des damaligen Patrons der Vorstadt den. Nach zwei Jahren illegaler Wider- St. Pauli, Senator Spalding, benannt standsarbeit wurde Franz Jacob steckbrief- lich gesucht. Er tauchte unter. Selbst Ka- Katharina-Jacob-Weg tharina Jacob wusste zeitweilig nicht, wo er Gro§-Borstel, seit 1992. Widerstandskämp- sich aufhielt Ð auch nicht, als sie 1942 in ferin gegen den Nationalsozialismus. Mit- einem Luftschutzkeller ihre zweite Tochter glied der Widerstandsgruppe Bästlein-Ja- zur Welt brachte. Franz Jacob wurde ent- cob-Abshagen. Kaufmännische Angestell- deckt und am 4. Juli 1944 verhaftet. Zwei te, Lehrerin. (6.3.1907 Köln – 23.8.1989 Tage später erfolgte die Verhaftung seiner Hamburg) Frau. Die beiden wurden in der Prozess- Arbeiterkind. Hätte gern die höhere Schule serie gegen die Berliner KPD vor den besucht, die Familie besa§ dazu aber nicht Volksgerichtshof gestellt. Franz Jacob wur- die finanziellen Mittel. Katharina Jacob de am 18.9.1944 hingerichtet. Katharina wurde Kontoristin und engagierte sich in Jacob wurde aus Mangel an Beweisen frei- der Jugendgruppe der Gewerkschaft der gesprochen, dennoch von der Gestapo als Angestellten (GDA). Wegen linksgerichteter „Schutzhäftling“ ins Frauenkonzentra- Tendenzen wurde die Jugendgruppe jedoch tionslager Ravensbrück gebracht, wo sie bald verboten. Katharina Jacob gründete bis zur Befreiung vom Hitlerfaschismus daraufhin mit anderen Jugendlichen die Ju- inhaftiert war. 1947 besuchte Katharina Jacob einen Sonderlehrgang bei Anna Siemsen wurde Katharina die Schutzpatronin der (Anna-Siemsen-Gang), um Lehrerin zu Spinnerinnen, Wagner, Müller, Scheren- werden. Ab 1948 unterrichtete sie 25 Jahre schleifer, Chirurgen und Barbiere. Als lang an der Schule Winterhuder Weg in Nothelferin wurde sie u. a. angerufen ge- Hamburg. Au§erdem war sie in der Frie- gen das „Gehemmtsein der Zunge“. densarbeit aktiv: Vorsitzende des Kuratori- Da Katharina sehr bekannt und beliebt war, ums Ehrenhain Hamburger Widerstands- wurde sie die Patronin der St. Katharinen- kämpfer, im Landesvorstand der VVN, der Kirche. DKP und Seniorenvertreterin in der Lehrer- gewerkschaft GEW. Katharinenfleet Altstadt, seit 1960. Katharinenbrücke Benannt nach dem ehemals sich dort Altstadt, seit der 2. Hälfte des 13 Jhds. befindenden Katharinenfleet Katharina von Alexandrien, Prinzessin aus Zypern. Ihr wurde die benachbarte Katharinenkirchhof St. Katharinen-Kirche geweiht. (Im 4. Jhd. Altstadt, seit dem 15. Jhd. am 25. November in Alexandria den Mär- Benannt nach dem Kirchhof der tyrertod gestorben) St. Katharinen-Kirche Sie weigerte sich an dem heidnischen Opferfest des Kaisers Maxantius teilzuneh- men. Sie warf dem König Abgötterei vor Katharinenstra§e und bekannte sich mit gelehrten Worten zum Altstadt, seit dem 14. Jhd. Christentum. 50 Philosophen sollten Ka- Benannt nach der Patronin der tharina widerlegen – sie überzeugte jedoch St. Katharinen-Kirche alle. Die Folge: die Philosophen bekannten sich zum christlichen Glauben, und auch Klabundeweg die Kaiserin und 200 Ritter lie§en sich von Bergstedt, seit 1962, benannt nach Erich Katharina bekehren. Daraufhin wurden alle Klabunde. 2001/2002 ergänzt um die eben- auf kaiserlichen Befehl gemartert und ent- so bedeutende Ehefrau Clara Klabunde. hauptet. Katharina wurde an ein Rad gena- Neuer Erläuterungstext: benannt nach gelt und gefoltert. Als das Rad zerbrach, dem Ehepaar Clara K. (1906-1994), wurde Katharina mit dem Schwert enthaup- Rechtsanwältin, Richterin, 1966 erste Ge- tet. Die Legende erzählt, dass Engel ihren richtspräsidentin in der Bundesrepublik Leib zum Berg Sinai trugen und ihn dort Deutschland als Präsidentin des Landes- bestatteten. Auf diesem Platz steht ein arbeitsgerichts Hamburg, und Erich K. Katharinenkloster. Dargestellt wird Katha- (1907-1950), Journalist und Bürger- rina oft in fürstlicher Bekleidung, mit einem schaftsabgeordneter (SPD) zerbrochenen Rad und einem Schwert. „Ein Urteil müsse tragbar sein – ob es richtig Katharina gilt für Nonnen, Schülerinnen, ist, lasse sich nicht immer eindeutig sagen“, Mägde, Konfektionsarbeiterinnen und Kran- äußerte sich Clara Klabunde über ihre Tä- kenpflegerinnen als Vorbild der Reinheit. tigkeit als Richterin. Wegen ihrer gelehrten Disputation war sie Anfang des 20. Jahrhunderts geboren, gehör- Schutzherrin der Philosophie, der Universi- te Clara Klabunde zu den wenigen Frauen, täten, der Bibliotheken und der Studenten. die in einem seit Jahrhunderten den Männern Durch die erlittenen Folterungen am Rad vorbehaltenen Beruf tätig wurden: der Juri- sterei. In diesem Bereich brachte sie es zur Klärchenbrücke ersten Gerichtspräsidentin der Bundesrepu- Winterhude, seit 1904. In Anlehnung an blik Deutschland. die Klärchenstra§e. (Im Zuge der Verheiratet mit dem Journalisten Erich Klärchenstraße über den Leinpfad- Klabunde, der unter den Nationalsoziali- kanal führend) sten Publikationsverbot hatte und seine Ar- beit aufgeben musste, arbeitete Clara Kla- Klärchenstra§e bunde von 1933 bis Anfang der 50er Jahre Winterhude, seit 1866. Clara Octavia als Rechtsanwältin. geb. Repsold. Zweite Frau des Unterneh- Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Clara mers und Grundeigentümers Adolph Klabunde, deren Mann nun Vorsitzender Sierich der SPD-Bürgerschaftsfraktion war, ehren- amtliches Mitglied einer Reihe von Gremi- Kleine Marienstra§e en. Im Rahmen der Entnazifizierungsverfah- Altona, vor 1737. Anna Maria Eiffler geb. ren war sie als Spruchkammervorsitzende, Kupferschmidt aus Marschhacht. Ehefrau au§erdem im beratenden Ausschuss für das des Bürgermeisters Eiffler Pressewesen, im Vorstand des Hamburgi- schen Anwaltsvereins und der Vereinigung Klopstockstra§e weiblicher Juristen und Volkswirte tätig. Ottensen, seit 1846, benannt nach dem Nachdem ihr Mann 1950 gestorben war, Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock. ging Clara Klabunde in den Staatsdienst 2001/2002 ergänzt um die ebenso bedeu- und wurde Richterin. Neben dieser Tätig- tende Ehefrau Meta Moller. Neuer Er- keit fungierte sie 25 Jahre als Verfassungs- läuterungstext: benannt nach Friedrich richterin am Hamburgischen Verfassungs- Gottlieb K. (1724-1803), Dichter, und gericht und gehörte außerdem lange dem dessen Ehefrau Margaretha, genannt Meta Vorstand des Hamburgischen Richterver- K. (1728-1758), unter dem Namen Meta eins an. Moller bekannt, Schriftstellerin 1952 wurde Clara Klabunde zur Vorsitzen- Tochter aus gutem Hause. Geboren in Ham- den am Landesarbeitsgericht Hamburg und burg 1728. Der Vater, ein Kaufmann, starb, zur Landesarbeitsgerichtsdirektorin beru- als Meta Moller 8 Jahre alt war. Die Mutter fen und war entscheidend bei der Entwick- heiratete ein zweites Mal. Doch das Verhält- lung des damals nur teilweise kodifizierten nis zu dem Stiefvater war so schlecht, dass Arbeitsrechts beteiligt, welches den sozia- Meta zu ihrer Schwester Elisabeth Schmidt len Gegebenheiten der Nachkriegszeit an- zog. gepasst werden musste. Meta Moller war ãeine sprachenkundige und Am 1. September 1966 wurde Clara Klabunde literarisch interessierte junge Frau, die im als erste Frau in der Bundesrepublik Deutsch- Kreise von Hagedorn verkehrte und eine land zur Präsidentin des Landesarbeitsge- Reihe der Mitarbeiter der ‘Bremer Beiträge’ richtes ernannt. Fünf Jahre wirkte sie als auch persönlich kannte. Für die 1744 ge- Gerichtspräsidentin und trat 1971 in den gründeten ‘Neuen Beyträge zum Vergnügen Ruhestand. Für ihre Verdienste um das des Verstandes und Witzes’, die wegen ihres Rechtswesen erhielt Clara Klabunde die Erscheinungsortes kurz die ‘Bremer Beiträ- Medaille für Treue Arbeit im Dienste des ge’ genannt wurden, war Klopstock eine Volkes in Silber. Zentralfigur, zumal seitdem er dort 1748 die ersten drei Gesänge des ‘Messias’ veröffent- licht hatte. Um dieses Zentralgestirn herum fes Nachsinnen.“ (Ebenda, S. 13.) kreisten Namen wie Nikolaus Dietrich Über ihre erste Begegnung mit Klopstock im Giseke, Karl Christian Gärtner oder Johann April 1751 schrieb Meta: ãNun mache ich Andreas Cramer, mit denen Meta Moller in die Thür auf, nun sehe ich ihn Ð Ja hier mu§te Kontakt war. ich Empfindungen malen können. – Ich hatte Eben jene ersten drei Gesänge des ‘Messias’ schon so viele Fremde gesehen, aber niemals aber sollten der jungen 23jährigen Frau ge- hatte ich einen solchen Schrecken, einen sol- wisserma§en zum Schicksal werden. Von ei- chen Schauer empfunden. Auch hatte gar ner Schwester Metas ist ein Bericht erhalten, nicht die Meynung, da§ ein ernsthafter Dich- der auf eindrückliche Weise die Vorgeschich- ter finster und mürrisch aussehen, schlecht te ihrer Begegnung mit Klopstock darstellt. gekleidet seyn und keine Manieren haben Elisabeth Schmidt, so der Name der Schwe- müsse aber ich stellte mir doch auch nicht ster, hält im Rückblick eine Geschichte fest, vor da§ der Verfasser des Messias so süß aus- die uns auch einen Eindruck in gelegentlich sehe, und so bis zur Vollkommenheit schön seltsame Zugangswege von Frauen zur Lite- wäre (Denn das ist Klopstock in meinen Au- ratur verschaffen kann: ‘Meta hat den Messi- gen, ich kanns nicht helfen, daß ichs sage).“ as dadurch zuerst kennen lernen, da§ sie et- (Ebenda, S. 9.) was von den 3 ersten Gesängen, in Papillot- Gegen den Willen von Metas Familie verlob- ten (Haarwickler) zerschnitten auf der Toilet- ten sich die beiden im Sommer 1752. Zwei te einer ihrer Freundinnen gefunden, wel- Jahre später fand die Hochzeit statt. Das Paar ches sie zusammen geklebt, und mit gro§em zog nach Dänemark, wo es in Lyngby bei Beyfall gelesen; Giseke vielem Feuer ge- Kopenhagen lebte. 1758 starb Meta Klop- fragt: Ist mehr von diesen (!) göttlichen Ge- stock nach der Entbindung ihres ersten Kin- dicht zu haben und wo? Und wer ist der Ver- des, das tot geboren wurde. Sie wurde auf fasser. Gisekens Antwort war: Es sind erst 3 dem Kirchhof von Ottensen an der Christi- Gesänge heraus in den Beyträgen ich will sie anskirche beerdigt. Das Grab befindet sich mitbringen; und der Verfasser hei§t Klop- heute noch dort. stock Ð ja wen sie den kennen lernten, so Meta Moller konnte hervorragend schreiben. würde ich ganz ausgethan das wäre ganz der Ihre Briefe sind später veröffentlicht worden. Freund für die Mollern (...)“ (F. u. H. Tie- Sie schrieb auch Dramen, so z. B. ãAbels mann (Hrsg.): Meta Klopstocks Briefwech- Tod“. sel 1980, S. 15.) Giseke vermittelte auch die Begegnung, Kollwitzring nach der Meta verlangte. Bei seinem näch- Billstedt, seit 1971. Käthe Kollwitz. Gra- sten Zusammentreffen mit Klopstock in phikerin, Bildhauerin. Malerin. Braunschweig sagte er: „Höre Klopstock (8.7.1867 Königsberg Ð 22.4.1945 Schloss du must in Hamburg: ein Mädchen besu- Moritzburg bei Dresden) chen die heist Mollern. Ich gehe nicht nach Entstammte einem sozial engagierten El- Hamburg: um Mädchen zu sehen, nur ternhaus. Der Vater gab sein Jurastudium Hagedorn will ich sehen; ach Klopstock das auf, um als Maurermeister seinem sozialen Mädchen must du sehen daß ist so ein ganz Engagement nachgehen zu können, die Mut- ander Mädchen als andere, sie ließt den Mes- ter kam aus einer undogmatischen freireli- sias mit Entzücken, sie kent dich schon, sie giösen Theologenfamilie. Käthe Kollwitz’ erwartet dich, nun noch lang und breit Meta Maltalent wurde von ihren Eltern sehr ge- beschrieben Klopstock: geräth dabey in tie- fördert. Von 1885 bis 1886 Studium an der Künstlerinnenschule Karl Stauffer-Berns das Plakat ãNie wieder Krieg“ entworfen. in Berlin. 1888 bis 1889 Malstudium bei Es folgte der Ausschluss aus der Preu§i- Ludwig Herterich in München. 1890 kehrte schen Akademie der Künste. 1936 erhielt sie in ihre Heimatstadt Königsberg zurück. sie ein offizielles Ausstellungsverbot, ihre Durch realistische Darstellungen, vor allem Arbeiten wurden als „entartet“ aus der des Arbeitermilieus, ergriff sie für das Pro- Akademie und dem Kronprinzenpalais ent- letariat Partei. 1891 heiratete sie den Arzt fernt. Käthe Kollwitz zog sich in die innere Karl Kollwitz und zog mit ihm in die Nähe Emigration zurück. In dieser Zeit war sie Bremens. 1892 und 1896 wurden ihre bei- voller Resignation. Besonders schlimm den Söhne geboren. Käthe Kollwitz’ Ar- wurde es für Käthe Kollwitz, als 1940 ihr beitsbereiche waren die der Mutter, Haus- Mann starb, 1942 ihr Enkel in Russland fiel frau, Arzthelferin in der Praxis ihres Man- und 1943 ihre Wohnung in Berlin ausge- nes und die der Künstlerin. Ein wesentli- bombt wurde. 1944 zog Käthe Kollwitz nach ches Thema ihres künstlerischen Schaffens Mo-ritzburg bei Dresden. war die Frau, die Menschlichkeit und Ge- fühl vermittelt und Partei ergreift. Käthe Kriemhildstra§e Kollwitz kämpfte mit ihrer Malerei für den Rissen, seit 1933. Gestalt aus dem Nibe- Frieden und soziale Gerechtigkeit. Sie lungenlied, anonymes Heldenepos um 1200 stellte immer wieder Menschen in Not dar. Kriemhild, verheiratet mit Siegfried, wird Nach der Uraufführung von Gerhard Haupt- zur Rächerin. Nachdem Hagen, unter Mit- manns ãDie Weber“ entstand 1893 ihr Zy- wissen von Kriemhilds Brüdern, Siegfried klus ãEin Weberaufstand“. Hier ist, wie in umgebracht hat, trauert Kriemhild jahre- ihrem Zyklus ãBauernkrieg“ (1903-1908), lang um ihren geliebten Mann. Aus Trauer die arme, verhärmte, aber nicht resignie- wird Rache. Kriemhild gibt der Liebes- rende Frau die zentrale Figur. 1898 erfolgte werbung des Hunnenkönigs Etzel nach, ihre Aufnahme in die Berliner Sezession. um an dessen Machtmittel zu gelangen 1907 erhielt sie den ãVilla Romana-Preis“ und nimmt dann blutige Rache an ihrer Sip- und mit ihm ein Atelier in Florenz. Als sie pe. wieder nach Berlin zurückkehrte, entwarf sie Plakate, Aufrufe und Flugblätter. In den Lagerlöfstraße zwei Weltkriegen erlebte Käthe Kollwitz Wellingsbüttel, seit 1947. Früher Buchen- persönlich viel Leid. Im Ersten Weltkrieg weg. Selma Lagerlöf. Schwedische fiel einer ihrer beiden Söhne. Durch das von Schriftstellerin. Nobelpreisträgerin für ihr geschaffene Mahnmal, welches 1932 Literatur (1909). (20.11.1858 auf auf dem Soldatenfriedhof in Roggevelde/ Gut Marbacka/Värmland – 16.3.1940 Belgien aufgestellt wurde, setzte sie ihrem auf Gut Marbacka) Sohn ein Denkmal. An der Akademie in Tochter eines Gutsbesitzers auf Värmland. Berlin leitete sie das Meisteratelier für Gra- Nach dem Tod des Vaters musste der Guts- phik. 1918 wurde sie als erste Frau Profes- hof verkauft werden. Selma Lagerlöf, die sor an der Preu§ischen Akademie der Kün- durch Kinderlähmung gehbehindert war, ste. 1933 wurde sie von den Nationalsozia- besuchte das Lehrerinnenseminar und war listen aus der Akademie entlassen Ð sie hat- von 1885 bis 1895 als Pädagogin tätig. Ihr te mit ihrem Plakat für eine Arbeiterein- Roman „Gösta Berling“ (1891) war ihr er- heitsfront gegen den Nationalsozialismus ster gro§er literarischer Erfolg. Er wurde geworben. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie verfilmt und kam 1929 mit Greta Garbo als Gräfin Dohna in die deutschen Kinos. Zum (8.11.1910 – am 2.2.1945 in Plötzensee Welterfolg wurde Selma Lagerlöfs Roman hingerichtet) „Nils Holgerssons wunderbare Reise“ (in Liesbeth Rose wurde am 20. Mai 1944, im schwedisch 1906/07, in deutsch 1907/08 Zuge einer Denunziation, von der Gestapo erschienen). 1909 erhielt sie den Nobel- verhaftet. Sie hatte Soldatenbriefe mit anti- preis für Literatur ãin Würdigung des hoch- faschistischem Inhalt an die Front ge- strebenden Idealismus, der reichen Phanta- schickt und illegales Widerstandsmaterial sie und der vergeistigten Darstellung, die verteilt. Sie kam in die Sonderhaftanstalt sich in ihrer Dichtung offenbaren“. 1914 Potsdam und hoffte bis zuletzt, dass sie nur wurde Selma Lagerlöf als erste Frau in die wegen ãaktiver Beihilfe zur Desertion“ an- Schwedische Akademie gewählt. Sie konn- geklagt werden würde. Doch noch bevor te nun den Gutshof zurückkaufen. Selma das Gericht zusammenkam, war ihr Todes- Lagerlöf war in der Frauenstimmrechts- urteil gefällt. Begründung: „Wehrkraftzer- und Friedensbewegung aktiv. Während der setzung, Feindbegünstigung und Vorberei- Zeit des Nationalsozialismus half sie politi- tung zum Hochverrat“. In ihrem Todesurteil schen Flüchtlingen. hie§ es: ãDie Angeklagte hat gemeinsam mit dem halbjüdischen kommunistischen Funk- Lelka-Birnbaum-Weg tionär Kristeller kommunistische Propa- Schnelsen, seit Nov. 1996. Nach Lelka B., ganda betrieben und insbesondere junge 12 Jahre, Polin, Opfer des Nationalsozia- Wehrmachtsangehörige mit diesem Gift lismus; gehörte zu den 20 fünf bis zwölf Jah- verseucht.“ re alten jüdischen Kindern aus fünf Natio- nen, die in der Nacht vom 20. zum 21. April Lilo-Gloeden-Kehre 1945 im Keller der Schule Bullenhuser Bergedorf, seit 1987. Dr. jur. Elisabeth Damm von Angehörigen der SS erhängt Charlotte, genannt Lilo. Geb. Kusnitzky. wurden, nachdem an ihnen im KZ Neuen- Gegnerin des Nationalsozialismus. Motiv- gamme medizinische Experimente vorge- gruppe: Verdiente Frauen. (19.12.1903 Köln – nommen worden waren am 30.11.1944 in Berlin hingerichtet) Tochter des Kölner Sanitätsrats Kusnitzky Leiserweg und seiner Ehefrau geb. Freiin von Lilien- Langenbek, seit 1988. Hedwig und Julius cron. 1938 Heirat mit dem Architekten Leiser. Jüdische Opfer des National- Erich Gloeden. Das Ehepaar lebte in Ber- sozialismus. Ehepaar aus Harburg-Wil- lin, war entschiedener Gegner des Nazi-Re- helmsburg. Hedwig geb. Goldberg gimes und half WiderstandskämpferInnen (27.11.1879 Stra§burg Ð am 6.12.1941 und Jüdinnen und Juden. Nach dem miss- deportiert nach Riga). Julius glückten Anschlag auf Hitler am 20. Juli (24.12.1876 Köln – am 6.12.1941 1944 flüchtete der an dem Anschlag betei- deportiert nach Riga) ligt gewesene Generalmajor Fritz Lin- demann zum Ehepaar Gloeden. Lindemann Liesbeth-Rose-Stieg wurde denunziert und am 3. September Bergedorf, seit Ende 1995. Vorher: Elisa- 1944 in der Wohnung der Gloedens verhaf- beth-Rose-Stieg, benannt 1995, Wider- tet, mit ihm auch Erich und Charlotte standskämpferin. Mitglied der Wider- Gloeden und Elisabeth Kusnitzky, Char- standsgruppe Etter-Hampel-Rose (Siehe lotte Gloedens Mutter. Die drei wurden am Erika-Etter-Kehre.) Schneidermeisterin. 27. November vom Volksgerichtshof verur- teilt und am 30. November 1944 hingerich- Männern der sozialdemokratischen Partei tet. Bis zuletzt hatte Erich Gloeden ver- und mit amerikanischen Frauenrechtlerin- sucht, seine Frau und Schwiegermutter zu nen bekannt. Zwei Jahre nach der Hochzeit schützen, indem er aussagte, dass die beiden starb Georg von Gizycki. Frauen nicht gewusst hätten, wen sie beher- Lily Braun engagierte sich im Verein Frau- bergt hätten, zumal der General unter fal- enwohl und wollte zwischen der bürgerli- schem Namen eingeführt worden war. Als chen Frauenbewegung und den Arbeiterin- jedoch das Todesurteil gegen Erich Gloe- nen vermitteln. Dieser Versuch scheiterte, den gefällt wurde, erklärte Lilo Gloeden, und Lily Braun wandte sich der Sozialde- dass sie sehr wohl gewusst hatte, wen sie mokratie zu. Bekannt wurden ihre Werke verborgen hatten. Auch ihre Mutter be- „Frauenfrage“ (1901) und „Memoiren ei- kannte sich zu der politischen Überzeu- ner Sozialistin“, letzteres ein Bestseller. gung ihrer Kinder. In Zeitabständen von je Lily Braun ãbefa§te sich mit der Doppel- zwei Minuten wurden Erich, Lilo und Lilos belastung der Frauen und den daraus ent- Mutter Elisabeth Kusnitzky in Berlin-Plöt- stehenden Schwierigkeiten, sich gewerk- zensee enthauptet. schaftlich zu organisieren; und sie bot Lö- sungen an, die noch heute revolutionär Lily-Braun-Stra§e klingen. Sie untersuchte Probleme wie zum Bergedorf, seit 1985. Geb. Kretschman, Beispiel die Minderqualifikation von Frau- verw. Gizycki. Schriftstellerin und en und die Konkurrenz der Geschlechter Frauenrechtlerin. (2.7.1865 Halber- auf dem Arbeitsmarkt. Sie forderte gleichen stadt Ð 9.8.1916 Berlin-Zehlendorf, Lohn für gleichwertige Arbeit“, schreibt laut Brockhaus) Inge Stolten in ihrer Kurzbiographie über Tochter des preu§ischen Generals Hans Lily Braun in dem Buch „Frauen, Porträts von Kretschman, Enkelin der Baronin Jenny aus zwei Jahrhunderten“. Hrsg. v. Hans von Gustedt, illegitime Tochter von Jerome Jürgen Schultz, Stuttgart 1981. Napoleon, König von Westfalen. Lily Braun Ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes hei- schrieb über ihre Großmutter das Erinne- ratete Lily Braun den Sozialdemokraten rungsbuch ãIm Schatten der Titanen“ (1909). und Chefredakteur des ãVorwärts“, Hein- Sie lebte das standesgemäße Leben einer rich Braun. Mit ihm gründete sie später die Aristokratin, übte aber schon früh heftige Zeitschrift „Die Neue Gesellschaft“. Hein- Kritik an dieser Lebensweise. Mit Mitte rich Braun zählte zu den Revisionisten. Sie zwanzig sagte sie den Satz: ãDie Macht des wollten die bestehende Gesellschaftsord- Kapitalismus muß gebrochen werden.“ nung durch Reformen verändern. Auch Lily Als der Vater den Kaiser im Manöver bei- Braun verfolgte dieses Ziel, und so wurde nahe geschlagen hätte, musste er seinen Clara Zetkin ihre entschiedende Feindin. Abschied nehmen. Dadurch änderte sich Ihre Auseinandersetzungen wurden zu ei- das Leben der Familie von Kretschman nem offenen Machtkampf. schlagartig. Als Lily Braun 28 Jahre alt Lily Brauns Ideen machten sie zur Au§en- war, heiratete sie Professor Georg von seiterin. Sie stellte die traditionelle Fami- Gizycki, Nationalökonom, Kathedersozia- lienform in Frage, forderte Zentralküchen list, Herausgeber der Zeitschrift ãEthische und „für bestimmte Häusergruppen (...) Kultur“ – und schwerkrank. Durch ihn Turn- und Spielplätze, mit Kindergärtne- lernte sie die sozialistischen Theorien ken- rinnen und Erzieherinnen, die von den El- nen, und durch ihn wurde sie mit führenden tern gemeinsam bezahlt werden“, schreibt Inge Stolten. Lily Braun wurde schlie§lich rin der Widerstandsgruppe Bästlein- wegen angeblicher Unzuverlässigkeit aus Jacob-Abshagen. Hausfrau. (26.12.1894 der Berliner Frauenorganisation ausge- Lunden/Dithmarschen – erhängt am schlossen und zog sich allmählich aus der 14.2.1944 im KZ Neuengamme) aktiven Politik zurück. Sie arbeitete nun Stammte aus einer Landarbeiterfamilie. Ih- vorwiegend literarisch und trat für die freie ren Mann, Gustav Bruhn, lernte sie in Kiel Liebe ein. ã(...) Ab 1914 gehörte sie – ganz kennen, als er dort zur 1. Marinedivision im Widerspruch zu ihrem früheren Engage- einberufen war. Gustav Bruhn schloss sich ment – zu den Befürwortern des ersten dem Spartakusbund an und zog 1918 mit Weltkriegs und des deutschen Nationalis- seiner Frau nach Heide/Dithmarschen. Dort mus.“ (Florence Herve, Ingeborg Nödinger: nahm er an Streiks und so genannten Hun- Lexikon der Rebellinnen. Dortmund 1996.) gerkrawallen teil und wurde bald als ãroter Gustav“ bekannt. 1920 trat das Ehepaar Lisa-Niebank-Weg Bruhn der KPD bei. 1928 wurde Gustav Horn, seit 2001. Widerstandskämpferin Bruhn in den Preu§ischen Landtag ge- gegen den Nationalsozialismus. Lehrerin. wählt. 1934 wurde Lisbeth Bruhn von der (22. 7. 1913 Hamburg Ð 4. 4. 1980 Peking) Gestapo verhaftet und wegen ãVorberei- Lisa Niebank war bereits als Schülerin der tung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren Ge- damaligen „Reformschule“ in der Tele- fängnis verurteilt. Nach ihrer Entlassung mannstra§e in einer dort gegründeten Wi- aus der Strafanstalt Lübeck-Lauerhof kam derstandsgruppe aktiv, die Flugblätter ge- sie für mehrere Monate ins Gestapogefäng- gen die Nationalsozialisten verteilte und nis Fuhlsbüttel in „Schutzhaft“. Plakate an Hauswände klebte. Nachdem Gustav Bruhn war von 1935 bis 1939 im die Gruppe von den Nationalsozialisten Zuchthaus, dann im KZ Sachsenhausen. zerschlagen worden war und mehrere Grup- Nach der Entlassung zog er zu seiner Frau penmitglieder ins Gefängnis gekommen nach Hamburg. Das Ehepaar Bruhn setzte waren, unterstützte Lisa Niebank politisch seine Widerstandstätigkeit fort. Im Oktober verfolgte Mitglieder, besorgte ihnen Geld, 1942 wurden viele Mitglieder der Wider- Unterkünfte oder Lebensmittelkarten. standsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen ver- Nach dem zweiten Weltkrieg arbeitete Lisa haftet, unter ihnen auch Lisbeth Bruhn. Niebank ab 1950 als Lehrerin in Bergedorf, Als kurz vor Prozessbeginn, im Sommer zwischen 1954 und 1965 an der Volks- und 1943, schwere Bombenangriffe auf Ham- Realschule Beim Pachthof und an der burg einsetzten, erhielten viele Untersu- Grundschule Stengelestra§e. Dann ging sie chungsgefangene zwei Monate Hafturlaub, nach Peking und unterrichtete am dortigen so auch das Ehepaar Bruhn. Obwohl ihnen Fremdspracheninstitut bis zu ihrem Tod zur Auflage gemacht worden war, sich 1980 Deutsch. In Peking wurde sie in nicht mit anderen „Mittätern“ zu treffen, einem Ehrengrab beigesetzt. nahmen die freigelassenen Mitglieder der Die überzeugte Demokratin setzte sich Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe Kontakt aktiv für die Völkerverständigung, und ins- zueinander auf und vereinbarten, sich bis besondere für die Versöhnung mit Israel Kriegsende verborgen zu halten. Gustav ein. Kerstin Klingel Bruhn lebte illegal bei der Familie Tennig- keit (Tennigkeitweg), seine Frau Lisbeth bei Lisbeth-Bruhn-Stra§e Klara Dworznik. Auch jetzt im Untergrund Bergedorf, seit 1985. Widerstandskämpfe- wurde der illegale Widerstand weiter be- trieben. Der Gestapo gelang es, einen V- Kernphysik und der Radioaktivität arbeite- Mann in die Gruppe einzuschleusen. Die te. 1926 erhielt sie die Ernennung zur Pro- Folge: am 16. Dezember 1943 wurde Gu- fessorin. Nach der Machtergreifung durch stav Bruhn der Gestapo ausgeliefert, Lis- die Nationalsozialisten verlie§ Lise Meit- beth Bruhn am 3. Februar 1944 von der ner 1938 Deutschland. Kurz darauf ent- Gestapo verhaftet. Das Ehepaar Bruhn er- deckte Otto Hahn die Kernspaltung. Seine hielt „Sonderbehandlung“. Das bedeutete, Ergebnisse interpretierte und überprüfte ohne Gerichtsverfahren wurden das Ehe- Lise Meitner aus dem Exil in Stockholm. paar und weitere zwei Mitglieder der Bäst- Gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch lein-Jacob-Abshagen Widerstandsgruppe publizierte sie die erste theoretische Erklä- ins KZ Neuengamme gebracht und am sel- rung zur Kernspaltung. ben Tag im Exekutionsbunker erhängt. Ihr Leben galt der Forschung. 1966 erhielt sie zusammen mit Otto Hahn und Fritz Liseistieg Strassmann den Enrico Fermi Preis für die Rahlstedt, seit 1971. Gestalt aus Theodor Entdeckung der Kernspaltung. Storms Erzählung „Pole Poppenspäler“. Der Nobelpreis für diese Entdeckung war Motivgruppe: Theodor Storms Werke 1944 allerdings nur an Otto Hahn und Fritz Lisei ist die neunjährige Tochter eines Pup- Strassmann gegangen. Lise Meitner wurde penspielers. Paul (Pole Poppenspäler), die mit ihm nicht bedacht. Hauptfigur der Erzählung, und Lisei lernen sich als Kinder kennen. Paul macht aus Ver- Lottestra§e sehen die Mechanik einer Puppe ka- Lokstedt, um 1900. Von der Terrain- putt, und Lisei wird dafür beschuldigt. Aus gesellschaft „Jägersche Erben Berlin und Angst vor Strafe verstecken sich die beiden Schlesien“ angelegt und benannt nach einer Puppenspielaufführung im Auf- führungsraum. Es entwickelt sich zwischen Louise-Schroeder-Stra§e ihnen eine Kinderliebe. Lisei muss jedoch Altona, seit 1960. Bürgermeisterin von mit ihren Eltern weiterziehen. Erst zwölf Berlin, Präsidentin des Deutschen Städte- Jahre später sehen sich beide durch Zufall tags, Stadtverordnete in Altona. wieder. Sie heiraten, bekommen ein Kind (2.4.1887 Altona Ð 4.6.1957 Berlin) und führen bis zu ihrem Lebensende eine 1910 Eintritt in die SPD. Glänzende Dis- harmonische Ehe. kussions- und Versammlungsrednerin. Er- hielt 1916 Sitz im Vorstand der Altonaer Lise-Meitner-Park SPD. Von 1919 bis 1933 Stadtverordnete in Bahrenfeld, seit 1997, umbenannt nach Altona. 1919 bis 1920 Mitglied der Deut- der jüdischen Kernphysikerin Prof. Dr. schen Nationalversammlung in Weimar. Lise Meitner (1878-1968), vorher hie§ das 1919 Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt. ehemalige Landschaftsschutzgebiet Von 1920 bis 1933 Mitglied des Deutschen ãFlottbeker Drift“ Reichstags. 1946 bis 1951 Bürgermeisterin Seit 1997 wird westlich des DESY-Gelän- und Stellvertreterin des Oberbürgermei- des die bedeutende österreichische Physi- sters von Berlin. 1947 bis 1948 amtierende kerin Lise Meitner gewürdigt. Oberbürgermeisterin von Berlin. Von 1951 Geboren in Wien zog Lise Meitner 1907 bis 1952 Mitglied des Abgeordnetenhauses nach dem Studium in Wien nach Berlin, wo von Berlin. 1949 bis zu ihrem Tod im Jahre sie mit Otto Hahn in den Bereichen der 1957 Mitglied des Deutschen Bundestages. Entstammte einer Proletarierfamilie, Vater nalen Hochspannung im Zeichen der ,Blok- Bauarbeiter und Funktionär in der Sozial- kade Berlins‘ weltbekannt geworden, als demokratischen Partei. Louise Schroeder ihr infolge der Mitte August 1948 auf russi- besuchte bis zu ihrem 14. Lebensjahr die sches Verlangen erfolgten Ablehnung des Mittelschule in Altona, ging dann andert- zum Oberbürgermeister gewählten Prof. halb Jahre zur Gewerbeschule für Mädchen Ernst Reuter durch die Alliierten die allei- in Hamburg. Sie wurde Büroangestellte, nige Verantwortung zufiel. Nach der aber- später war sie 16 Jahre lang Privatsekre- maligen Wahl Reuters zum Oberbürger- tärin einer großen Versicherungsfirma. Ge- meister Anfang Dezember 1948 fungierte hörte 1919 in Weimar zu den ersten 41 sie als amtierende Oberbürgermeisterin weiblichen Abgeordneten der Verfassung weiter, legte dann aber ihre Berliner Ämter gebenden Nationalversammlung. Ihr Ar- Mitte September 1949 nieder, nachdem sie beitsgebiet war die Sozialpolitik. Ehren- als Vertreterin Berlins in den Deutschen amtlich war sie bis März 1925 Vorsteherin Bundestag gewählt worden war. Ihm ge- des Pflegeamtes Altona. Am 23. März 1933 hörte sie bis zu ihrem Tod an. Der Stadtrat verweigerte sie ihre Zustimmung zum Er- von Paris verlieh Louise Schroeder Mitte mächtigungsgesetz. Die Folge: Verbot des Juni 1949 die Plakette der Stadt Paris. Sie politischen Wirkens, unter Polizeiaufsicht gehörte auch im gleichen Jahr der deut- gestellt, tägliche Meldepflicht auf dem Re- schen Delegation des Vorbereitenden Euro- vier, keine Arbeitslosenunterstützung. Zog parates in Brüssel an und war bis Januar von Altona nach Hamburg, versuchte, sich 1957 im Europarat in Stra§burg als deut- dort eine bescheidene Existenz mit einem sches Mitglied tätig.“ (Ruth Schüler zum Bäckerladen aufzubauen. Aber auch dort 10. Todestag Louise Schroeders. In: Die Schikanen, Verhöre, Verhaftungen. 1938 Jarrestadt, Kommunales Mitteilungsblatt suchte sie in Berlin Zuflucht. Hier mietete der SPD, Juni 1967.) Louise Schroeder er- sie sich eine Hinterhofwohnung, wurde ar- hielt das Gro§es Bundesverdienstkreuz mit beitslos, arbeitete später als Sekretärin und Stern und Schulterband und als erste Frau dann als Sozialbetreuerin in einem Bauun- in der Geschichte Berlins deren Ehren- ternehmen. Gleich nach Kriegsende wieder bürgerwürde. Ihr Engagement galt beson- politisch für die SPD aktiv. Wurde 1945 in ders den Frauen. Sie stritt für eine Liberali- den Vorstand der Berliner SPD und 1946 in sierung des Pharagraphen 218, für die so- die Stadtverordnetenversammlung von Ber- ziale Besserstellung lediger Mütter, Land- lin gewählt. Im Dezember 1946 wurde sie frauen etc. und war Landesvorsitzende der Bürgermeisterin und 3. Stellvertreterin des Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holsteins. Oberbürgermeisters von Berlin, Dr. Ost- rowski. Nachdem dieser im Mai 1947 zu- Lucie-Suhling-Weg rückgetreten war, wurde Louise Schroeder Bergedorf, seit 1985. 1986 Schreibweise stellvertretende Oberbürgermeisterin. Als im des Namens und Sterbedatum geändert. Juni 1947 die Stadtverordnetenversamm- Bisher Lucy-Suhling-Weg. Geb. Wilken. lung den SPD-Politiker Ernst Reuter zum Widerstandskämpferin. Mitglied der KPD. Oberbürgermeister wählte, versagten die So- Kaufmännische Angestellte. (20.6.1905 wjets dieser Wahl ihre Zustimmung. Louise Bochum Ð 28.10.1981 Hamburg) Schroeder blieb also weiterhin Regierungs- ãNach dem Besuch der Volks- und Han- oberhaupt. ãIn dieser Stellung ist sie dann delsschule, Lehre als kaufmännische Ange- im Jahre 1948 in den Tagen der internatio- stellte. Ab 1927 Mitarbeiterin bei der Inter- nationalen Arbeiterhilfe in Essen, später Katharina Hochmuth (Katharina-Jacob- Mitarbeiterin der KPD, Bezirk Ostpreu§en Weg), der späteren Frau Franz Jacobs.“ (An- und freie Mitarbeiterin der Partei-Zeitung dreas Klaus: Gewalt und Widerstand in in Königsberg. 1930 Heirat, danach bei der Hamburg-Nord während der NS-Zeit. Ham- ,Hamburger Volkszeitung‘ bis zum endgül- burg 1986.) Dort lernte Lucie Suhling eine tigen Verbot der kommunistischen Zeitun- Gruppe Kommunisten kennen. Man traf sich gen und der KPD. Ab 1933 erwerbslos, Sep- zu geselligen Abenden und diskutierte über tember 1933 Geburt des ersten Kindes, dem die politischen Ereignisse. Am 30. 12. 1938 später noch zwei weitere folgten. Seit 1933 wurden die Suhlings wieder festgenommen, die in der Widerstandsbewegung. 1934 erste Kinder ins Waisenhaus gebracht. Lucie Suhling Verhaftung und Einlieferung in das Kon- kam ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel. zentrationslager Fuhlsbüttel. 1935 Verur- 1943 kam Carl Suhling in das berüchtigte Be- teilung zu zwei Jahren Zuchthaus. Ende 1936 währungsbataillon 999. Er kehrte nicht zurück. Entlassung. Wieder illegale Arbeit und er- Lucie Suhling überlebte, war nach dem neute Verhaftung 1938. KZ Fuhlsbüttel bis Krieg aktiv im VVN/Bund der Antifaschi- 1939. Nach der Entlassung wieder illegale sten und referierte z. B. in Schulen über Tätigkeit, 1944 erneute Verhaftung. Nach ihre Erfahrungen während der Zeit des Na- der Befreiung 1945 Parteiarbeit in der KPD tionalsozialismus. und Volkskorrespondent der ,Hamburger Volkszeitung‘.“ (Gerda Zorn: Frauen im Luisenhofstieg Widerstand.) Billstedt, seit 1948. Früher Louisenweg. Lucie Suhling und ihr Mann Carl waren Benannt nach dem Öjendorfer Freihof, der Mitglieder der KPD. Ihre illegale Tätigkeit nach der Tochter des Besitzers Wöhler bestand u. a. darin, Personalunterlagen von „Luisenhof“ hieß. Der 94 ha umfassende KPD-Mitgliedern in ihrem Siedlungshaus Hof wurde 1920 parzelliert in Langenhorn zu verstecken. Nachdem Carl Suhling 1933 drei Monate in Haft gesessen Luisenstra§e hatte und mehrere Hausdurchsuchungen bei Marienthal, vor 1938. Motiv unklar, wahr- dem Ehepaar durchgeführt worden waren, scheinlich frei gewählter Name vernichtete das Ehepaar Suhling die Doku- mente. 1936 und 1937 waren beide in Haft. Luisenweg „Nach ihrer Entlassung führten sie nur noch Hamm-Mitte, seit 1865. Julie Luise. Be- im geringen Umfang illegale Tätigkeiten nannt nach der Tochter des Senators aus. Ihr Kontakt zu alten Freunden war wei- P.H.W. Gro§mann aus Hamm. (Geb. 1848) testgehend abgebrochen. Das Ehepaar Suh- ling arbeitete nun meist allein. Mit einem Luise-Otto-Peters-Weg Kinderdruckkasten stellten sie Flugblätter Bergedorf, seit 1985. Pseudonym: Otto mit der Aufschrift: ,Wehrt Euch! Es gibt Krieg‘ Stern. Schriftstellerin, Publizistin, her. Au§erdem malten sie mit einem be- Frauenrechtlerin der bürgerlichen Frau- freundeten Ehepaar Parolen an Häuserwände. enbewegung. (26.3.1819 Mei§en Ð Weil Lucies Schwiegereltern, bei denen das 13.3.1895 Leipzig) Ehepaar Suhling wohnte, befürchteten, Tochter eines Gerichtsdirektors. Wuchs mit auch verhaftet zu werden, baten sie das Ehepaar, drei Schwestern in einer bürgerlich-fort- sich eine andere Bleibe zu suchen. So zog schrittlichen Familie auf. Begeisterte sich 1938 Lucie Suhling mit ihrer Tochter zu für die Bewegung „Junges Deutschland“. Im Alter von 17 Jahren wurde sie Waise. Zeitschrift „Neue Bahnen“, dem Vereins- Sie suchte sich selbst ihren Vormund und organ des Allgemeinen Deutschen Frauen- begann, sich der Schriftstellerei zuzuwen- vereins. 1866 erschien ihre Schrift ãDas den. Reiste durch viele deutsche Länder, Recht der Frauen auf Erwerb“. sah im Erzgebirge und in Schlesien das Elend und die Not der Arbeiterschicht. Ver- Luxweg öffentlichte 1846 den sozialkritischen Ro- Billwerder, seit 1956. Frieda Lux. Sie war man ãSchlo§ und Fabrik“, dessen zweiter nach 1913 in der Frauenbewegung in und dritter Teil beschlagnahmt wurden. Sie Billwerder tätig. Mitglied des Elternrats, setzte die Veröffentlichung beim sächsischen nach 1945 Leiterin der Arbeiterwohl- Kultusminister durch, indem sie Überarbei- fahrt. (8.1.1890 Ð 9.2.1953) tungen vornahm. 1847 publizierte sie poli- tische Lyrik: ãLieder eines deutschen Mäd- Lydiastra§e chens“. Sie gehört neben Auguste Schmidt Wandsbek, seit 1884. Tochter des Kauf- (Auguste-Schmidt-Weg) und Henriette manns Joseph Morewood. (15.12.1818 Goldschmidt zu den Gründerinnen des All- Wandsbek Ð 28.8.1904 Wandsbek) gemeinen Deutschen Frauenvereins und war 30 Jahre lang dessen Vorsitzende. Ziel Maetzelweg dieses Vereins war u. a. die ökonomische Volksdorf, seit 1960. Emil Maetzel (1877 Ð Unabhängigkeit der unverheirateten Frau. 1955) Maler und Baudirektor und seine 1849 gab Luise Otto in Mei§en die politi- Ehefrau Dorothea Maetzel, geb. Johannsen, sche „Frauen-Zeitung“ heraus, die von Frau- Malerin. (6.2.1886 Lensahn/Holstein Ð en des Mittelstandes gelesen wurde. Das 8.2.1930 Hamburg) Motto der Zeitung lautete: ãDem Reich der Geboren als fünftes von sechs Kindern des Freiheit werb ich Bürgerinnen.“ Luise Otto Amtmanns Christian August Johannsen forderte Demokratie und einen Bürgerin- und seiner Ehefrau Friederike Auguste geb. nenstatus mit allen Rechten und Pflichten. Körner. In ihrer Kindheit erkrankte Doro- Gleichzeitig empörte sie sich in ihrer ãFrau- thea Maetzel an Gelenkrheumatismus, der en-Zeitung“ über die in Berlin lebende Lui- zu einem lebenslangen Herzleiden führte se Aston, die das Recht der Frauen auf eine und an dem sie im Alter von 44 Jahren freizügige Sexualität forderte. In Luise Ot- starb. Von 1906 bis 1909 besuchte sie die tos Augen waren dies unmoralische For- Gewerbeschule für Mädchen in Hamburg, derungen, durch die das Verlangen nach um Zeichenlehrerin zu werden. Emil Gleichstellung der Frau in Verruf geraten Maetzel, der spätere Oberbaurat und Leiter würde. Ende 1850 wurde die „Frauen-Zei- der Hamburger Stadtbauabteilung, der tung“ verboten. Luise Otto wurde polizei- selbst gern Malerei studiert hätte, erkannte lich observiert und Hausdurchsuchungen ihre Begabung. Sie heirateten, und es wur- durchgeführt. Im Gefängnis verlobte sie den vier Kinder geboren. Emil Maetzel un- sich mit August Peters, der als Teilnehmer terstützte seine Frau in ihrer künstlerischen der bürgerlichen Revolution von 1848 eine Laufbahn. Das Paar arbeitete intensiv zu- Zuchthausstrafe absa§. 1858 erfolgte die sammen. Oft konnte man nicht unterschei- Heirat. Das Ehepaar Otto-Peters zog nach den, ob ein Bild von ihr oder von ihm Leipzig. Dort gaben sie die ãMitteldeutsche stammte. Zwischen 1919 und 1921 entstan- Volks-Zeitung“ heraus. Bis zu ihrem Tod den Dorothea Maetzel-Johannsens gro§for- war Luise Otto-Peters Mitherausgeberin der matige expressionistische Kompositionen. Das Ehepaar war Gründungsmitglied der auch heute noch der Schwank als vermeint- Hamburgischen Sezession. Nach 1925 liche ,Charakterkomödie‘ etikettiert wird. wandte sich Emil Maetzel der Neuen Sach- Das Motiv der ,getrösteten Witwe‘ ist in lichkeit zu, malte Bilder, die seine Frau vielerlei Varianten ein ubiquitäres Schwank- nicht sehr schätzte. Sie suchte eigene Wege muster.“ (Ulf-Thomas Lesle, Institut für und ging für ein halbes Jahr nach Paris. niederdeutsche Sprache) Ende 1926 malte sie überlebensgroße fi- gürliche Kompositionen an zwei Wände ei- Mania-Altmann-Weg nes Kinderheimes in Lüneburg. Mit der Schnelsen, seit 1992. Fünf Jahre alte Polin künstlerischen Trennung von ihrem Mann aus Radom. Opfer des Nationalsozialis- lockerte sich auch die menschliche Bezie- mus. Kindermord in der Schule am hung. Bullenhuser Damm. (Siehe Geschwister- Witonski-Stra§e) Magdalenenstra§e Manias Vater wurde im KZ Mauthausen er- , seit 1860. Catharina Magda- mordet. Bevor Mania und ihre Mutter lena geb. Kalckbrenner. Ehefrau des nach Auschwitz deportiert wurden, waren Oberalten, Gärtnerei- und Geländebe- sie in verschiedenen anderen Lagern gewe- sitzers Johann Heinrich Böckmann. (Ge- sen. Die Mutter überlebte das Lager, sie tauft 26.2.1777 Hamburg Ð 17.11.1864 starb 1971. Sie hat nie erfahren, was mit Hamburg) Mania geschah, nachdem man ihr das Kind in Auschwitz weggenommen hatte. Maike-Harder-Weg Poppenbüttel, seit 1984. Gestalt aus einem Margarete-Mrosek-Bogen Werk des niederdeutschen Dichters Bergedorf, seit 1995. Gegnerin des Natio- Hermann Bo§dorf nalsozialismus. Hausfrau. (25.12.1902 Ð Richtige Schreibweise bei Hermann Bo§- 21.4.1945 KZ Neuengamme) dorf ãMeike“. Gehörte zu den 13 Frauen und 58 Männern, ãEinzige tragende weibliche Figur in Her- die am 18. April 1945, kurz vor Ende des mann Bo§dorfs (1877-1921) Hallig-Schwank Zweiten Weltkrieges, aus dem Polizeige- ,De rode Ünnerrock‘ – vom Autor selbst als fängnis Hamburg-Fuhlsbüttel ins KZ Neu- ,Volkskomeedi‘ bezeichnet, ein Klassiker engamme überführt und in den Nächten der niederdeutschen Bühnenliteratur. (UA vom 21. bis zum 23. April 1945 umge- 26.11.1921 Niederdeutsche Bühne Ham- bracht wurden. Nacheinander wurden sie burg.) nackt nebeneinander an Schlachterhaken Als ,Wittfru‘ von ungefähr 40 Jahren bleibt erhängt. Bevor sie ermordet wurden, mus- die Bühnenfigur oberflächlich im Gegen- sten sie dem Geschehen zusehen. satz zu den Männerrollen, die eher durch- Margarete Mrosek war mit der jüdischen gestaltet sind. Bo§dorf gelingt es nicht, die Familie Leipelt befreundet, die zum Freun- Figur der Meike Harder so differenziert an- deskreis um Reinhold Meyer (Reinhold- zulegen, da§ hier von einem Charakter ge- Meyer-Stra§e), Margaretha Rothe (Marga- sprochen werden könnte. Die Figur gehorcht rete-Rothe-Weg) und Heinz Kucharski ge- einem bloß äußeren Pragmatismus (,Nod hörte. Diese Gruppe wurde nach dem Krieg brickt Keden‘) – im Verständnis des Autors als Hamburger Zweig der Wei§en Rose be- Ausdruck einer spezifisch niederdeutschen nannt. Lebenshaltung und Grund mit dafür, da§ Vermutlich wurde Margarete Mrosek am 7. Dezember 1943 von der Gestapo verhaftet. zeiten und die Wellenlänge des „Deutschen Da das Belastungsmaterial nicht ausreich- Freiheitssenders“. Durch ihr Studium lern- te, um sie vor ein Gericht zu stellen, wurde te Margaretha Rothe auch den Ordinarius Margarete Mrosek mit den anderen 12 für Kinderheilkunde, Prof. Rudolf Degk- Frauen ohne Urteil erhängt. Unter diesen witz, kennen, der ihre antinazistische Hal- Frauen waren auch Erna Behling (Erna- tung teilte und sie darin bestärkte. 1941/42 Behling-Kehre), Erika Etter (Erika-Etter- erweiterte sich der Freundeskreis, zu ihm Kehre), Marie Fiering (Marie-Fiering- stie§ auch der Chemiestudent Hans Leipelt Kehre), Helene Heyckendorf (Helene-Hey- (Leipeltstra§e). Margaretha Rothe war ckendorf-Kehre), Annemarie Ladewig (An- durch Heinz Kucharski mit Reinhold Mey- nemarie-Ladewig-Kehre), Hanne Mertens er (Reinhold-Meyer-Stra§e), dem Junior- (Hanne-Mertens-Weg) und Margit Zinke chef der sich am Jungfernstieg 50 befin- (Margit-Zinke-Stra§e). Da den Frauen kein denden Buchhandlung ãAgentur des Rau- Prozess gemacht worden war, ahnten sie hen Hauses Jos. P. Meyer“, bekannt gewor- nicht, als sie ins KZ Neuengamme kamen, den. (Die Buchhandlung wurde von Rein- was ihnen bevorstand. Sie glaubten, sie hold Meyers Schwester Anneliese Tuchel würden entlassen werden. bis zu deren Tod im Jahre 2000 unter dem Namen ãBuchhandlung Anneliese Tuchel“ Margaretenhof geführt. Heute befindet sich in der ehemali- Lehmsahl-Mellingstedt, seit 1946. Be- gen Buchhandlung ein Friseurladen.) Rein- zeichnung des an diesem Wege gelegenen hold Meyer, der gleichzeitig auch Germa- Bauernhofs nistikstudent war, befreudete sich mit Mar- garetha Rothe. Sie trafen sich nachts mit Margaretenstra§e Heinz Kucharski und dem Medizinstuden- Eimsbüttel, seit 1870. Vermutlich ten Albert Suhr im Keller der Buchhand- Margaretha Auguste geb. Ahlff. Ehefrau lung, um, wie Anneliese Tuchel schreibt, des Geländevorbesitzers Heinrich Jacob ãdie verbotene Literatur zu lesen und zu Fett. (1.2.1815 Ð 27.6.1890) diskutieren. Wir ahnten, da§ Reinhold et- was Gefährliches tat, aber keiner fragte da- Margaretha-Rothe-Weg nach. Denn sein Freundeskreis setzte sich Niendorf, seit 1982. Gegnerin des Natio- ja zusammen aus Leuten, von denen wir nalsozialismus. Studentin der Medizin. wu§ten, das sind alles Nazigegner. Es ver- Motivgruppe: Opfer des Nationalsozialis- band diese ganze Gruppe vor allem der mus. (13.6.1919 Hamburg Ð 15.4.1945 Zorn gegen die geistige Unfreiheit. Das Leipzig) Wort ,Widerstandskämpfer‘ ist hier sicher Lichtwarkschülerin. Medizinstudentin an nicht angebracht, das ist besetzt durch Leu- der Universität Hamburg. Traf sich mit an- te wie Stauffenberg. Diese jungen Men- deren ehemaligen LichtwarkschülerInnen schen haben gekämpft für die Freiheit des bei ihrer früheren Lehrerin Erna Stahl, wo Geistes, indem sie Texte abschrieben, ver- sie politische Themen diskutierten und die breiteten und auch über die Zeit nach dem von den Nazis verbotene Literatur und Ma- ,Dritten Reich‘ diskutierten. (...) Der Freun- lerei kennen lernten. Schloss sich dem anti- deskreis begann nach der Hinrichtung der faschistischen Kreis ihres Schulkameraden Scholls aktiv zu werden.“ (Anneliese Tu- Heinz Kucharski an. Zusammen mit ihm chel: Der braucht keine Blumen. Erinne- verbreitete sie auf Flugblättern die Sende- rungen an Reinhold Meyer. Hamburg 1994.) Traute Lawrenz, Medizinstudentin und schen Krankenhaus St. Jacob: ãIch liege als Freundin von Margaretha Rothe, und Hans Privatperson!!!!! Abteilung BG. Kein Brief Leipelt ãbrachten zumindest das letzte Flug- geht durch die Zensur, solange ich hier bin! blatt der Wei§en Rose nach Hamburg. Ohne Alarme wäre es ein Paradies! Warum Das wurde gemeinsam gelesen und solche mu§ es nur so weit von Hamburg entfernt Texte wie von Erich Kästner: ,Ihr und die sein?!“ (Angela Bottin: Enge Zeit. Berlin, Dummheit zieht in Viererreihen in die Ka- Hamburg 1992.) sernen der Vergangenheit.‘ Die wurden ab- Der Freundeskreis um Margaretha Rothe, geschrieben mit der Maschine und weiter- Reinhold Meyer, Heinz Kucharski etc. verteilt. (...) Sie haben ein Netz gesponnen. wurde nach dem Krieg ãHamburger Zweig Und davor hatte die Gestapo am meisten der Weißen Rose“ benannt. Angst. (...) Leider lie§ man ihnen nicht viel Zeit. Ihre Treffen flogen auf durch Verrat,“ Margit-Zinke-Stra§e so Anneliese Tuchel. Am 9.11.1943 wur- Bergedorf, seit 1995. Widerstandskämpfe- den Margaretha Rothe, Heinz Kucharski rin. Mitglied der Widerstandsgruppe und Marie Leipelt verhaftet. Im November Bästlein-Jacob-Abshagen. Hausfrau. 1944 wurde Margaretha Rothe aus dem (18.1.1914 München Ð 21.4.1945 KZ Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel über Berlin Neuengamme) nach transportiert. Seit dem Margit Zinke wurde von dem Offizier Wol- 10.2.1945 befand sie sich im Frauenge- demar Emil Fleischner und seiner Ehefrau fängnis Leipzig-Kleinmeusdorf. Als sie dort Martha geb. Eha adoptiert, wovon sie wahr- ankam, war sie bereits schwer erkrankt und scheinlich erst im Alter von siebzehn Jah- wurde deshalb am 18.2.1945 ins Gefäng- ren erfuhr. 1919 schied Woldemar Fleisch- nislazarett und von dort am 6.3.1945 ins ner aus dem Militärdienst aus. Es ist nicht Städtische Krankenhaus St. Jacob ge- genau geklärt, ob gesundheitliche Gründe bracht. Dort starb sie am 15.4.1945 an den oder Woldemars Fleischers antinazistische Folgen einer Lungentuberkulose. Zur To- Einstellung dafür ausschlaggebend gewe- desursache schrieb ihre Schwester Inge- sen waren. Die Familie zog nach Hamburg borg Staudacher-Rothe am 13. Juni 1989 in und bewohnte eine großbürgerliche Woh- ihrem „In memoriam“ (befindlich im nung im Jungfrauenthal. Margit Zinke be- Staatsarchiv Hamburg). Sie starb ãan den suchte die katholische höhere Mädchen- Krankheiten, die sie sich während der Haft schule am Holzdamm, später ging sie in ein zugezogen hatte und für die sie zum Teil Internat nach Eutin. Sie war sehr sportlich. von klein auf eine Disposition zeigte. Gre- Als sie sich in einen drei Jahre älteren Poli- tha verbrachte die letzten 5 Wochen ihres zeiwachtmeister verliebte, der ihren Eltern kurzen Lebens als Privatpatientin in dem o. nicht standesgemäß erschien, kam es zu ei- g. Krankenhaus bei optimaler Pflege und nem gro§en Streit. Kurz darauf, im Jahre erfuhr hier gro§e menschliche Zuwendung 1934, starb der Vater. Die Mutter gab der seitens des Personals und einer Mitpatien- Tochter eine Mitschuld. Margit zog aus tin. Alle anderen Darstellungen ihres Todes dem Elternhaus aus. Die Mutter kehrte nach und Sterbeortes, wie sie erst kürzlich noch Süddeutschland zurück. Der Kontakt zwi- trotz vorherigen Hinweises auf die Unrich- schen Mutter und Tochter brach ab. Ein Jahr tigkeit publiziert wurden, entsprechen nicht später heiratete Margit ihren Polzeiwacht- der Wahrheit.“ Margaretha Rothe selbst meister und wohnte mit ihm, der 1933 aus schrieb am 9. März 1945 aus dem Städti- dem Polizeidienst ausgeschieden war und nun im Hafen arbeitete, in sehr bescheide- Bergedorf, der über Margit Zinke eine klei- nen Verhältnissen. 1936 wurde das erste ne Biographie geschrieben hat.) Kind geboren, welches wegen der beengten Verhältnisse bei Margit Zinkes Schwieger- Maria-Louisen-Brücke mutter aufwuchs. 1937 und 1939 wurden Winterhude, seit 1904. In Anlehnung die beiden Söhne geboren. 1941 ließ sich an die Maria-Louisen-Stra§e das Ehepaar scheiden. Margit Zinke zog mit ihren Söhnen in den Falkenried 26, Haus 10 Maria-Louisen-Stieg und lernte dort ca. 1942 den Elektriker Paul Winterhude, seit 1953. In Anlehnung an Zinke kennen und lieben. Er war KPD-Mit- die Maria-Louisen-Stra§e glied und beteiligte sich nach 1933 am ille- galen Widerstand. Dafür saß er 1935/36 für Maria-Louisen-Stra§e zehn Monate im Gefängnis. Nach seiner Winterhude, seit 1863. Maria-Louise Entlassung arbeitete er auf der Stülken- geb. Lembcke. Erste Ehefrau des werft, auf der sich während des Krieges Grundeigentümers Adolph Sierich, kommunistische Widerstandsgruppen orga- Besitzer des Geländes nisiert hatten, die der Widerstandsorganisa- tion Bästlein-Jacob-Abshagen angehörten. Mariannenweg Auch um Paul Zinke und das Ehepaar Fie- Fuhlsbüttel, seit 1946. Frei gewählter ring (Marie-Fiering-Weg) bildete sich eine Name Widerstandsgruppe, deren Haupttreffpunkt die Kellerwohnung der Fierings war. 1943 Marianne-Wolff-Weg wurde Paul Zinke als politisch Vorbestrafter Barmbek-Nord, seit 1930. Geb. Niemeyer. zum Bewährungsbatallion 999 eingezogen. Witwe des Dichters Karl Immermann. Im selben Jahr half Margit Zinke dem Sie gab dem geselligen, musikalischen kommunistischen Widerstandskämpfer Hans Leben Hamburgs Anregungen. (8.9.1819 Hornverger (ohne Gerichtsurteil 1944 im Magdeburg Ð 17.2.1886 Hamburg) KZ Neuengamme gehenkt) unterzutauchen. Geboren in Magdeburg als älteste Tochter Am 23. April 1944 wurde Paul Zinke aus eines Arztes. Die Mutter starb, als Marian- dem Bewährungsbatallion entlassen. Am 1. ne sechs Jahre alt war. Mit 13 Jahren ging Juli 1944 heirateten Margit und Paul Zinke. Marianne bereits von der Töchterschule ab, Im selben Jahr kam ihre Tochter auf die weil der Vater der Meinung war, dass Mäd- Welt. Am 27. November 1944 wurde Paul chen nicht viel lernen bräuchten. Sie sollte Zinke und zwischen dem 3. und 8. Feburar sich von nun an selbst beschäftigen und ein 1945 Margit Zinke verhaftet und ins Gesta- wenig Französisch lernen. Nach dem Tod pogefängnis Fuhlsbüttel gebracht. Die Kin- des Vaters zog sie, dem Wunsche ihres Va- der kamen in ein Kinderheim nach Reinbek ters folgend, zu ihrer Gro§mutter nach und wurden von dort auf verschiedene Pfle- Halle. Die jüngeren Schwestern kamen gestellen verteilt. Margit Zinke gehörte zu aufs Land. Da es dort keine Schule gab, hol- den 13 Frauen, die ohne Urteil im KZ Neu- te Marianne ihre Schwestern nach Halle engamme in den Nächten vom 21. bis zum und unterrichtete sie dort. Marianne Wolff 24. April 1945 erdrosselt wurden. (Siehe lernte den Dichter Karl Immermann ken- Margarete-Mrosek-Bogen.) nen. Er trennte sich ihretwegen von seiner (Recherchen zu Margit Zinke erstellt von langjährigen Freundin. Marianne wurde dem Namensauschuss der Gesamtschule nun die Ehefrau des Dichters. Das junge Ehepaar zog nach Düsseldorf. Marianne ein für Armen- und Krankenpflege. Im Lau- Wolff war 20 Jahre alt und hatte, wie sie fe der Jahre erlitt ihr Mann mehrere kleine selbst feststellte, nur als Immermanns Frau Schlaganfälle, wodurch er immer weniger eine gesellschaftliche Stellung. Am 12. Au- am geistigen Leben teilnehmen konnte. Er gust 1840 gebar Marianne eine Tochter. Zur starb am 14.5.1880. Marianne Wolff zog in gleichen Zeit erkrankte Karl Immermann ein kleineres Haus in einem Hamburger an einer Lungenentzündung und starb Vorort. Für längere Zeit sorgte sie noch für knapp zwei Wochen nach der Geburt des den nach jahrelanger Abwesenheit heimge- Kindes. Nun begann eine schwere Zeit für kehrten ältesten Sohn. Am 17.2.1886 starb die Witwe Immermann. Um sich mit ihrem sie nachmittags in ihrem Lehnstuhl sitzend. Kind finanziell über Wasser zu halten, un- terrichtete sie Töchter befreundeter Famili- Maria-Terwiel-Kehre en. Au§erdem ordnete sie den Nachlass ih- Bergedorf, seit 1987. Widerstandskämpfe- res Mannes und verhandelte mit Verlegern. rin gegen den Nationalsozialismus. Als 1847 ihre Tante starb, ging Marianne Motivgruppe: Verdiente Frauen. (7.6.1910 Wolff mit ihrer Tochter nach Hamburg, um Boppard Ð 5.8.1943 Berlin). (Siehe Elisa- ihrem Onkel Julius Guido Wolff und seinen beth-von-Thadden-Kehre) 6 Kindern den Haushalt zu führen. Acht Tochter eines hohen Verwaltungsbeamten. Monate später heiratete sie ihn, den Direk- 1929 Abitur. Studium der Rechtswissen- tor der 1846 eröffneten Eisenbahnlinie schaften. Da ihre Mutter Jüdin war, wurde Berlin-Hamburg. Julius Guido Wolff be- Maria Terwiel nicht zum Referendarex- kleidete viele Ehrenämter und genoss ho- amen zugelassen. Ihr Vater, der Sozialde- hes Ansehen in Hamburg. Zu den 7 Kin- mokrat und Katholik war, wurde 1933 in dern gesellten sich im Laufe der Zeit 4 wei- Stettin seines Amtes enthoben. Die Familie tere. 1855 fand auch noch eine 10jährige zog nach Berlin. Maria Terwiel arbeitete Verwandte Aufnahme. Neben ihren um- dort als Sekretärin in einem französisch- fangreichen hausfraulichen und mütterli- schweizerischen Textilunternehmen. Als der chen Pflichten übernahm Marianne Wolff Zweite Weltkrieg ausbrach und der franzö- auf Wunsch von Amalie Sieveking (Ama- sische Firmenleiter als Kriegsgefangener lie-Sieveking-Weg) zwei Jahre lang den behandelt wurde, setzte Maria Terwiel Unterricht einer Reihe junger Mädchen. durch, dass er seine Zwangsarbeitsstunden Au§erdem erzog sie in ihrem Haus, wel- in seiner Firma ableisten durfte. Maria ches in dem Ruf stand, ein mit christlichem Terwiel nahm Kontakt zu der Widerstands- Geist erfülltes Haus ohne Engherzigkeit zu gruppe des Hauptmanns Schulze-Boysen sein, eine Anzahl junger Baslerinnen und auf und nutzte deren Beziehungen zur Ver- Engländerinnen. Marianne Wolff galt als breitung der Predigten des Bischofs von sehr klug und hilfsbereit. Sie half bei Kon- Galen und zur Beschaffung von Pässen für flikten und Eheschwierigkeiten, gab wer- gefährdete Jüdinnen und Juden. Maria Ter- denden Müttern Ratschläge, nahm Menschen wiel war überzeugte Katholikin. Im Januar mit Eheproblemen für einige Zeit auf, half 1943 wurde sie zusammen mit ihrem Ver- in seelischen Nöten. Gleichzeitig hatte sie lobten Helmut Himpel vom Reichskriegs- noch Zeit, ein Buch zu schreiben: ãKarl Im- gericht zum Tode verurteilt. Das Urteil mermann und seine Werke“ (1870). Zu- wurde am 5. August 1943 vollstreckt. sammen mit ihrem Mann übte sie christli- che Nächstenliebe im Sievekingschen Ver- Marie-Fiering-Kehre Marienring Bergedorf, seit 1985. Widerstandskämpfe- Marienthal, vor 1938. Benennung rin gegen den Nationalsozialismus. unklar, wahrscheinlich in Anlehnung an Mitglied der KPD. Hausfrau (28.9.1897 den Stadtteilnamen Marienthal Hamburg Ð 21.4.1945 KZ Neuengamme) Die Hausfrau aus dem St. Georgskirchhof Marienstra§e 26 wurde im Dezember 1944 gemeinsam Harburg, seit 1860. Nach dem 1844 mit ihrem Ehemann Ernst und ihrer Schwe- eröffneten Krankenhaus „Marienstift“ an ster Frieda Wischnewski verhaftet. Eine der Bremer Stra§e Beteiligung an der Widerstandsarbeit konn- Marienterrasse te Marie Fiering nicht nachgewiesen wer- Uhlenhorst, seit 1863. Vermutlich nach den. Sie gehörte zu den 13 Frauen, die im Maria geb. Wollmer, der Ehefrau des KZ Neuengamme in den Nächten vom 21. Grundeigentümers Söllner bis zum 23. 4. 1945 erdrosselt wurden. Marienthaler Stra§e Marie-Henning-Weg Hamm-Nord, seit 1899. Ein von der Bergedorf, seit 1995. Geb. Mancke, Baronin von Kielmannsegg als verh. Rohde, verwitwete Henning. Mit- Witwensitz erbautes Haus, das dem Ort glied der Hamburgischen Bürgerschaft den Namen gab (KPD). Verfolgte des Naziregimes. ãDer Wandsbeker Guts-Besitzer Freiherr (26.12.1895 Ð 5.1.1948) von Kielmannsegg hatte am Mühlenteich Nach der Ermordung ihres Mannes und einen Witwensitz mit dem Namen ,Marien- Bürgerschaftsabgeordneten Ernst Hen- thal‘ eingerichtet, den seine Witwe seit 1684 ning (KPD) wurde Marie Henning 1931 bewohnte. (...) Über dieses ,Haus Marien- bis 1933 Mitglied der Hamburgischen thal‘ schrieb im Jahre 1773 der Gutsver- Bürgerschaft (KPD). Sie wohnte mit ihren walter Richter: ,Das Haus Marienthal allda drei Kindern in Hamburg-Bergedorf in der war an Gastwirte vermietet, welche ein heil- Hassestra§e 11. Während der NS-Zeit loses Handwerk daraus machten, jungen wurde sie mehrfach von der Gestapo in- unbändigen Leuten Gelegenheiten zu ge- haftiert. ben, Gesundheit, Vermögen und Ehre bei liederlichen Metzen aufzuopfern.‘“ (Alfred Marienhöhe Pohlmann: Unser Wandsbek. Hamburg Blankenese, seit 1928. 1906 erwarb die 1975, S. 41.) Nach Pohlmann soll aber der neu gegründete Blankeneser-Marien- ãheutige Ortsteil Marienthal (...) mit die- höhe-Terrain-A.G. zu Hamburg von den sem Haus Marienthal nicht das geringste zu Erben des Vorbesitzers von Heeren tun“ haben. das Gut Marienhöh, welches seit ca. 1872 so genannt wurde Marta-Damkowski-Kehre Bergedorf, seit 1986. Politikerin, Marienhof Widerstandskämpferin, SPD- Poppenbüttel, umbenannt 1950. Marie Bürgerschaftsabgeordnete. (16.3.1911 Henneberg. Ehefrau des Gutsbesitzers Stade Ð 11.8.1982 Hamburg) Albert Cäsar Henneberg. (1835 Ð 20.11.1906) Entstammte einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie. Im Alter von zwölf Jahren trat sie den „Kinderfreunden“ bei, später wurde sie Mitglied der Sozialistischen Ar- der Gefängnisbehörde tätig und leitete bis beiter Jugend (SAJ) und trat mit etwa 17 1958 die Frauenstrafanstalt Hamburg. Sie Jahren (1928) dort wieder aus, weil sie sich war auch wesentlich am Aufbau von ãpro an der Belegung der Kredite für den Pan- familia“ und des Referats „Familienförde- zerkreuzer Potemkim nicht beteiligen woll- rung“ in der Sozialbehörde beteiligt und te. Als Folge einer früheren Begegnung mit arbeitete in der Arbeitsgemeinschaft Ham- dem sozialistischen Philosophen Leonhard burger Frauenorganisationen mit. Von No- Nelson trat sie 1925 dem Internationalen vember 1946 bis Oktober 1953 gehörte sie Sozialistischen Kampfbund (ISK) bei, der der Hamburgischen Bürgerschaft an und die „Anpassungspolitik“ der SPD ablehnte. setzte sich dort immer wieder für eine Von 1929 bis 1932 war Marta Damkowski grundlegende Reform des Pharagraphen 218 Hörerin an der Philosophisch-Politischen ein. Auch stritt sie im Nachkriegsparlament Akademie des ISK in Melsungen. Ab 1933 für eine bessere Nahrungszuteilung für steuerte der ISK seine Arbeit zunächst vom Säuglinge. Neben ihrer parlamentarischen Ausland aus. Marta blieb in Deutschland Arbeit war Marta Damkowski in der Zeit und arbeitete in der Illegalität. Sie musste von 1947 bis 1953 Mitglied im Bundes- in diesen Jahren viel reisen und innerhalb frauenausschuss, im Parteirat der SPD und Deutschlands oft umziehen Ð von einer ille- arbeitete mit am Godesberger Programm galen Anlaufstelle zur nächsten. Damit ihre (Frau und Familie). Noch im Alter war Arbeit nicht aufflog, musste sie der Gesta- Marta Damkowski im Vorstand der Arbeits- po jeden politischen Freund als ihren neue- gemeinschaft sozialdemokratischer Frau- sten Liebhaber ausgeben. Deshalb galt sie en Altona, im Distriksvorstand Sülldorf- dort als Hure und wurde später während ih- Rissen und im Landesverband der Arbeiter- rer Haftzeit oft unflätig beschimpft. 1937/ wohlfahrt Hamburg tätig. 38 initiierten die Nazis eine gro§e Verhaf- tungswelle. Trotz einer verschlüsselten War- Marthastra§e nung konnte Marta Damkowski, die sich Eimsbüttel, seit 1870. Vermutlich eine damals in Bremen aufhielt, nicht mehr dem Geländebesitzer Adolph Hermann rechtzeitig fliehen. Sie, ihr Bruder und auch Mei§ner nahestehende Person ihr späterer Mann – die beiden Männer ge- hörten der SAJ an – wurden verhaftet. Der Mary-Marcus-Kehre Volksgerichtshof verurteilte Marta Dam- Bergedorf, seit 1985. Marianne kowski 1938 zu einer einjährigen Gefäng- Marcus. Direktorin der Israelitischen nisstrafe wegen ãVorbereitung zum Hoch- Töchterschule. Motivgruppe: verrat“. Da Marta Damkowski keine Aus- Verdiente Frauen. (16.8.1844 sagen machte, wurde sie wochenlang in Hamburg Ð 22.4.1930) Dunkelhaft gehalten. 1940, gleich nach- Mary Marcus wuchs in finanziell beschei- dem Marta Damkowski und ihr Freund aus denen Verhältnissen auf. Schon als Kind der Haft entlassen worden waren, heirate- musste sie die Benachteiligung und Zu- ten sie. 1941 kam ihr Sohn zur Welt. Ihr rücksetzung als Jüdin, als Mädchen und Mann fiel 1944. Nach Kriegsende trat Mar- als Kind armer Eltern erleben, schreibt Ur- ta Damkowski der SPD bei. Von 1946 bis sula Randt in ihrem Buch ãCarolinenstra§e 1949 arbeitete sie als Frauensekretärin der 35. Geschichte der Mädchenschule der Hamburger Landesorganisation der SPD. Deutsch-Israelitischen Gemeinde in Ham- Später war sie als Verwaltungsangestellte burg 1884 -1942“. Mary Marcus’ schulische und pädagogische Laufbahn verlief wie hinaus. Neben Hebräisch wurde Englisch folgt: 1851 bis 1859 Besuch der Töchter- und Literatur und als Wahlfach Französisch schule von Fräulein Johanna Lenning und gelehrt. Die Schule hatte bald einen guten zusätzlicher Besuch des Seminarkurses von Ruf und konnte mit den Anforderungen von Herrn Vo§. Von Oktober 1859 bis März 1862 Realschulen Schritt halten. 1930 erfolgte unterrichtete sie an der höheren Töchter- die offizielle Anerkennung als Realschule. schule von Fräulein Minna Samson. Zwi- Nach dem Tod von Mathilde Lippmann lei- schen 1862 und 1868 Erzieherin bei der Fa- tete Mary Marcus die Schule allein weiter. milie S. Spitz in Brünn. Ab April 1868 Sie trat erst im Alter von 80 Jahren, 1924, Schulvorsteherin der Israelitischen Mäd- in den Ruhestand. Zu ihrem Abschied er- chenschule von 1798. Ab 1. April 1884 zu- hielt sie die Urkunde einer ãMary-Marcus- sammen mit Mathilde Lippmann Direkto- Stiftung“, die, wie Ursula Randt schreibt, rin der zur selben Zeit eröffneten Israeliti- „aus Beiträgen des Schulvorstandes, ehe- schen Töchterschule der Deutsch-Israeliti- maliger Lehrer, Schülerinnen und Freunde schen Gemeinde in Hamburg. Die Schule der Jubilarin hervorgegangen war; das Geld setzte sich aus der israelitischen Mädchen- war für die berufliche Fortbildung von schule von 1798 und der Armen-Mädchen- Schülerinnen der Israelitischen Töchter- schule der Deutsch-Israelitischen Gemein- schule nach dem Schulabschlu§ be- de von 1818, von der Mathilde Lippmann stimmt“. kam, zusammen. Das Amt einer Schulvorsteherin war da- Mathildenstra§e mals etwas besonderes. Denn die Leitung St. Pauli, seit 1865. Wahrscheinlich die staatlicher Schulen hatten ausschlie§lich Schwägerin oder die Nichte des Grundei- Männer. Ursula Randt schreibt: ãDie Israe- gentümers Eduard Buhbe litische Töchterschule war von den 113 Schulen, die der Aufsicht der II. Sektion Mechthildweg der Oberschulbehörde unterstellt waren, Niendorf, umbenannt 1948. Früher nach Klassen- und Schülerinnenzahl die Quellental. Mechtildis, Bäuerin in umfangreichste.“ Auf die neue Schule gin- Niendorf vor 1347 gen mehr als 500 Schülerinnen, die zwi- Mechthild ist vermutlich eine der ältesten schen sechs und vierzehn Jahre alt waren Niendorfer Hufnerinnen. Weit vor 1347 und aus der ärmeren Bevölkerungsschicht vermachten die Niendorfer Bauern Ulfer kamen. Mary Marcus strebte eine gründli- und Sigfrid der Eppendorfer Kirche eine che Ausbildung der Mädchen an, denn nur Geldrente zum Andenken an ihre Eltern so sah sie eine Chance für sie, aus ihrer so- Ulfer und Mechthild. zialen Schicht aufzusteigen. Mary Marcus zeichnete Strenge, Korrektheit, aber auch Meckelburgsweg Zartgefühl und Behutsamkeit aus. Neuen Veddel, seit 1922. Zu Ehren des Veddeler Unterrichtsmethoden stand sie aufgeschlos- Brauereibesitzers Johann Andreas sen gegenüber. Besonderen Wert legte sie Paul Meckelburg und seiner Schwester auf freies und flie§endes Sprachvermögen Margarete, die 1882 ein nicht unbe- der Kinder. deutendes Vermögen stifteten, damit aus Vom 1. Schuljahr an lernten die Kinder frei den Zinsen unbescholtene, unverschuldet zu sprechen. Der Lehrplan reichte über den in Not geratene oder arbeitsunfähige der staatlichen Hamburger Volksschulen Personen, die auf dem Stadtdeich, in der anliegenden Stra§e und auf der Veddel ren. 1705 veröffentlichte sie ihre Ergebnis- wohnten, unterstützt wurden se in dem Buch ãMetamorphosis Insectorum Surinamensium“. Diese erste wissenschaft- Meriandamm liche Arbeit über Surinam enthält 60 Kup- Billstedt, seit 1948, benannt nach dem ferstiche. Radierer und Kupferstecher Matthäus Sibylla Merian wurde zu einer bedeutenden Merian. 2001/2002 ergänzt um die ebenso Kupferstecherin und Forscherin. bedeutende Tochter Maria Sibylla Merian. Neuer Erläuterungstext: benannt nach Mestorfweg Matthäus M. (1593-1650), Kupferstecher, Sülldorf, seit 1953. Johanna Mestorf. Verleger und Schöpfer zahlreicher Stadt- ãFräulein Professor“, Direktorin des ansichten, und dessen Tochter Maria Schleswig-Holsteinischen Museums für Sibylla M. (1647-1717), Forscherin, Blu- vaterländische Altertümer in Kiel. men- und Insektenzeichnerin, Herausgebe- (15.4.1828 Bramstedt Ð 20.7.1909 Kiel) rin, Autorin und Illustratorin von Büchern Viertes von neun Kindern des Arztes Jacob über Insekten Heinrich Mestorf und seiner Ehefrau Anna Bekannt als Naturforscherin wurde die Maria Sophia geb. Rosen. Der Vater wid- Tochter des berühmten Kupferstechers und mete sich mit Leidenschaft der Altertums- Verlegers Matthäus Merian der Ältere forschung. Er starb, als Johanna neun Jahre durch die Veröffentlichung ihres Werkes alt war. Johannas Mutter zog mit ihren noch ãDer Raupen wunderbare Verwandlung lebenden fünf Kindern nach Itzehoe. Dort und sonderbare Blumennahrung“ im Jahre besuchte Johanna das Blöckersche Institut 1679 (Teil 1) und 1683 (Teil 2). Maria und zog mit 20 Jahren als Gesellschafterin Sibylla, deren Vater starb, als sie drei Jahre und Erzieherin nach Schweden zum Grafen alt war, erhielt ersten Malunterricht von ih- Piper-Engsö. Hier lernte sie die Archäolo- rem Stiefvater, dem Stilllebenmaler J. Marell. gie Germaniens und nordische Sprachen ken- Mit 18 Jahren heiratete sie seinen Schüler nen. Wegen ihrer zarten Gesundheit musste J. A. Graff, zog mit ihm nach Nürnberg, be- sie Schweden nach einigen Jahren verlas- kam zwei Kinder und gründete eine Mal- sen und lebte eine zeitlang als Begleiterin und Stickschule für Mädchen. der Gräfin Falletti di Villa felletto in Italien. 16 Jahre dauerte die Ehe, dann trennte sich 1859 zog sie mit ihrer Mutter zu ihrem Bru- Sibylla Merian von ihrem Mann, kehrte mit der nach Hamburg. Hier beschäftigte sie ihren Kindern zuerst zu ihrer Mutter nach sich vornehmlich mit Mythologie und Ar- Frankfurt zurück und ging dann vier Jahre chäologie und machte sich zur Aufgabe, später nach Schloss Walta in Westfriesland, die archäologische Literatur Skandina- wo sie in Gemeinschaft der pietistischen viens durch Übersetzungen dem deutschen Labadisten lebte. Publikum zugänglich zu machen. Johanna 1691 zog sie mit ihren Töchtern nach Amster- Mestorf war Mitglied der Anthropologi- dam, wo sie einen Handel mit gefärbten Stof- schen Gesellschaft und später Gründerin fen und selbsthergestellten Farben betrieb. seines Schleswig-Holsteinischen Zweigver- Sibylla Merian war 53 Jahre alt, als sie Ð eins. Sie nahm 1869 am anthropologischen unterstützt durch die Stadt Amsterdam Ð Kongress in Kopenhagen teil, und der Ham- mit einer ihrer Töchter nach Surinam segel- burger Senat schickte sie 1871 als Vertrete- te. Dort verbrachte sie zwei Jahre mit Sam- rin zum Anthropologenkongress nach Bo- meln, Präparieren, und Zeichnen von Tie- logna. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie in dieser Zeit als Sekretärin für die auslän- 1909, trat sie von ihrem Amt als Direktorin dische Korrespondenz bei der Hamburger des Museums zurück. Lithographischen Anstalt C. Adler. Da Frauen erst 1900 Zugang zur Universi- Mette-Harden-Stra§e tät bekamen, hatte Johanna Mestorf sich Kirchwerder, seit 1995. Einwohnerin ihre archäologischen Kenntnisse autodidak- aus Kirchwerder-Sande. 1612 der tisch aneignen müssen. Zu Beginn der 70er Zauberei angeklagt und gefoltert, be- Jahre war ihr wissenschaftliches Ansehen teuerte standhaft ihre Unschuld bereits so bedeutend, dass Johanna Mestorf Infolge einer Anklage gegen Joachim Witte 1873, als 45jährige, Kustodin am Museum aus Kirchwerder wurde Mette Harden von für vaterländische Altertümer in Kiel wur- dem Angeklagten als Zauberin bezeichnet. de. Als ihr Vorgesetzter, Professor Handel- Wie es dazu kam: Bevor Joachim Witte mann, 1891 starb, wurde Johanna Mestorf selbst zum Angeklagten wurde, hatte er ge- zur Direktorin des Museums ernannt und gen den Landvogt von Kirchwerder ge- erhielt im Alter von 71 Jahren den Titel klagt, weil dieser ihn einen Zauberer, Schelm „Professor“. Johanna Mestorf war die erste und Dieb genannt hatte. Im Laufe des Pro- Frau, die in Preu§en einen Professorentitel zesses wurde der Ankläger Witte jedoch bekam. Sie wurde au§erdem von der medi- selbst zum Angeklagten, denn der Land- zinischen Fakultät der Universität Kiel an- vogt konnte seine einst gegen Witte vorge- lässlich der Vollendung ihres 81. Lebens- tragenen Beschuldigungen glaubhaft ma- jahres zum Ehrendoktor ernannt. Weiter chen. Unter der Folter gestand Witte, Vieh- besa§ sie die ihr von der Kaiserin verliehe- verzauberungen begangen zu haben, und ne silberne Frauenverdienst-Medaille am beschuldigte drei Frauen der Zauberei, un- wei§en Bande, die kleine goldene Medaille ter ihnen Mette Harden. Nach seinen Aus- für Wissenschaft und die schwedische Me- sagen hatte sie ein Strohbündel als Zauber- daille der Gemahlin König Oskors I. Neben mittel benutzt, welches Joachim Witte auf ihrer Tätigkeit als Direktorin förderte sie ihr Verlangen auf das Land des Landvogts die Wissenschaft durch eine umfangreiche gelegt hatte. Den Grund für Mettes Scha- literarische Tätigkeit. Neben Übersetzun- denszauber gegen den Landvogt lieferte gen der Arbeiten nordischer Gelehrter auf Witte gleich mit: Mettes Sohn hatte vor ei- archäologischem und anthropologischem nigen Jahren den Bruder des Landvogts tot- Gebiet lieferte Johanna Mestorf zahlreiche geschlagen und wurde seitdem vom Land- eigene Arbeiten, von denen eine ganze vogt verfolgt. Mette Harden wollte sich da- Reihe, namentlich diejenigen über Moor- für rächen. leichen, weit über den Kreis der Fachge- Den der Zauberei beschuldigten Frauen wurde lehrten hinaus Aufsehen erregten. So z.B. der Prozess gemacht, und sie wurden gefol- ihre Werke „Urnenfriedhöfe in Schleswig- tert. Die Frauen blieben jedoch standhaft Holstein“ und „Vorgeschichtliche Altertü- und beteuerten immer wieder ihre Unschuld. mer aus Schleswig-Holstein“. Eigene Aus- Daraufhin wandte sich der Amtmann an grabungen machte Johanna Mestorf nicht. das Lübecker Gericht und bat um weitere Neben ihren wissenschaftlichen Veröffent- Instruktionen. Das Gericht untersuchte den lichungen schrieb sie im Alter von 39 Jah- Fall und stie§ auf eine Ungeheuerlichkeit: ren einen Roman mit dem Titel ãWiebeke Ohne Indizien und ohne wohlbeleumdete Kruse, eine holsteinische Bauerntochter“. Zeugen angehört zu haben, war es zu Fol- Erst drei Monate vor ihrem Tod, im Juli terungen gekommen. Niemals hätte man allein dem Ankläger glauben dürfen. Die drei Dresden Ð 20.11.1907 Worpswede) Frauen wurden freigelassen. Aber damit war Malte 400 Bilder und schuf ein Vielfaches die Sache noch nicht erledigt. Selbst als Witte, an Zeichnungen. Zu ihren Lebzeiten hat sie der schon sehr alt war, seinen Tod nahen nur ein einziges Bild verkauft. fühlte, blieb er bei seinen Beschuldigungen Paula Becker entstammte bürgerlichen Ver- gegen die drei Frauen. Das war für Bürger hältnissen. Sie beschloss im Alter von 16 und Landleute der Beweis, dass die drei Jahren, nachdem sie in London die School Frauen doch schuldig seien. Die Bevölke- of Arts besucht hatte, ein eigenständiges rung stachelte sich gegenseitig auf, und als die Leben als Künstlerin zu führen. Doch ihre Frauen aus dem Gefängnis entlassen werden Familie, die kein Verständnis für Paulas sollten, schalten die Landleute die Frauen künstlerische Ambitionen hatte, wollte, dass „Zaubersche“ und bedeuteten ihnen, dass sie sie zuerst einmal in Bremen das Lehrerin- im Land unerwünscht seien. Selbst die An- nenseminar absolvierte. Von 1896 bis 1897 drohung einer Geldstrafe seitens der Obrig- studierte sie dann in Berlin an der Malerin- keit konnte die Landleute nicht dazu veran- nenschule, da an staatlichen Akademien lassen, mit ihren Beschuldigungen aufzu- Frauen nicht zugelassen waren. 1898 er- hören. Der Zorn gegen die Frauen war so hielt sie in Worpswede Unterricht bei Fritz massiv, dass der Amtmann sich gezwungen Mackensen. Paula Modersohn war faszi- sah, die Frauen weiterhin gefangen zu hal- niert von der Landschaft und der ärmlichen ten. Die Obrigkeit bestand aber darauf, die bäuerlichen Bevölkerung, so dass sie bereits Frauen freizulassen. Die Landleute hinge- wenig später, im Herbst 1898, nach Worps- gen forderten einen neuen Scharfrichter, wede zog. Trotz vernichtender Kritiken, die der die Frauen befragen sollte. Die Ge- ihre erste Ausstellung im Jahre 1899 in der richtsbarkeit lie§ sich jedoch nicht beirren Bremer Kunsthalle erhielt, gab sie nicht auf. und entließ die Frauen aus dem Gefängnis. Sie lernte den Maler und Witwer Otto Mo- Es kam zum Tumult. Die Landleute gaben dersohn kennen und lieben, sie heirate- nicht nach und wandten sich nun selbst an ten im Mai 1901. Nun hatte sie die Pflich- die Lübecker Obrigkeit. Und obwohl die ten einer Hausfrau und Mutter für Moder- Frauen sich bereits in Freiheit befanden, sohns Tochter zu übernehmen. Das brachte verlangten die Landleute eine erneute In- sie in Konflikte, und da auch Paulas Mann haftierung und peinliche Befragung. Falls ihre künstlerischen Leistungen nicht genü- dies nicht möglich sei, sollten die Frauen gend anerkannte, wurde es Paula Moder- des Landes verwiesen werden. Die Lübek- sohn in Worpswede zu eng. 1903 ging sie ker Obrigkeit blieb hart, denn hätte sie für einige Monate nach Paris und lernte solch einem Begehren stattgegeben, hätten dort die Malerei Cezannes, van Goghs und in Zukunft die Beamten ihrer Pflicht nach Gauguins kennen. Durch Rilke wurde sie Ausführung der von der Gerichtsobrigkeit mit Rodin bekannt. 1906 kehrte sie nach erlassenen Rechte nicht mehr nachkommen Worpswede zurück. Aber sie konnte sich in können. Die aufrührerischen Landleute mus- die dortigen Verhältnisse nicht mehr einfin- sten empfindliche Geldstrafen zahlen. den. Im Februar 1906 trennte sie sich von ihrem Mann und zog wieder nach Paris. Modersohnstra§e Dort besuchte sie Otto Modersohn, gegen Wilhelmsburg, seit 1951. Paula Moder- ihren Willen. Da er ihr ein eigenes, gro§es sohn-Becker. Malerin. Motivgruppe: Atelier versprach, kehrte sie mit ihm nach Worpsweder Künstlerkreis. (8.2.1876 Worpswede zurück – und wurde schwan- ger. Anfang November kam ihre Tochter wenn diese sich aus ihrer christlich-zivili- auf die Welt. Vierzehn Tage nach der Ge- satorischen Ordnung rei§en lassen. Nixen burt starb Paula Modersohn-Becker an ei- sind Wunsch- und Schreckbilder zugleich. ner Embolie. Nonnenstieg Harvestehude, seit 1870. Benannt nach Monikastra§e dem Kloster Harvestehude. (1295 Ð 1530) Eilbek, seit 1957. Frei gewählter Name Das 1246 in dem bei Hamburg gelegenen Dorf Herwadeshude von Heilwig (siehe Münterweg Heilwigstra§e), der Frau des Grafen Adolf Billstedt, seit 1971. Gabriele Münter. des IV. von Holstein, gegründete Zisterzien- Malerin. Motivgruppe: Moderne Maler. serinnenkloster, zog 1295 an die Oberalster (19.2.1877 Berlin Ð 19.5.1962 Murnau) um. Obwohl es sich um ein Frauenkloster 1897 erhielt Gabriele Münter Zeichenun- mit gewählter Äbtissin handelte, wurden terricht an einer Düsseldorfer Damen- die Nonnen in wichtigen religiösen, rechtli- Kunstschule. Danach unternahm sie eine chen und ökonomischen Angelegenheiten zweijährige Reise nach Amerika. 1901 be- durch Männer vertreten. Die meisten Non- gann sie ein Studium an der Schule des nen stammten aus angesehenen Hamburger Künstlerinnenvereins in München und be- Bürgerfamilien, wobei der Eintritt in das suchte danach die private Kunstschule der Kloster selten aus freiem Entschluss der „Phalanx“, wo sie Wassily Kandinsky, ihren Töchter erfolgte, häufig stand gezielte Fa- späteren Lebensgefährten, kennen lernte. milien- oder Erbschaftspolitik dahinter. 1909 wurde ihr Haus in Murnau zum Treff- Andererseits bildete das Klosterleben eine punkt der Neuen Künstlervereinigung, die Alternative zum Eheleben, da es den Frau- sie mitbegründet hatte. Ab 1911 stellte sie en ermöglichte, ledig zu bleiben und trotz- mit der von Kandinsky und Franz Marc dem gesellschaftliches Ansehen und wirt- initiierten Künstlergruppe „Blauer Reiter“ schaftliches Abgesichertsein zu genie§en. aus. Als der Erste Weltkrieg begann, musste Das Leben im Kloster war stark reglemen- Kandinsky Deutschland verlassen. Gabrie- tiert durch Gottesdienste, Gebetsstunden le Münter blieb zurück und malte viele Jah- und standesgemäße Arbeiten wie Verwal- re nicht mehr. Während des NS-Regimes tungsangelegenheiten und Handarbeiten. galt ihre Kunst als entartet. Für die Hausarbeit wurden ab dem 14. Jahr- hundert so genannte Laienschwestern Ð Neuer Jungfernstieg Neustadt, um 1825, im Anschluss an den meist ärmere Frauen – aufgenommen. Namen ãJungfernstieg“ 1530, im Zuge der Reformation wurde das Kloster von einer aufgebrachten Menge Nixenstieg zerstört und die Nonnen vertrieben. Marmstorf, umbenannt 1950. Früher Nornenweg Rosenweg. Motivgruppe: Märchengeister Rahlstedt, seit 1946. Altnordische Germanische Wasserfeen, seit der Roman- Schicksalsgöttinnen tik häufiges Motiv in der Literatur. Wasser- „Die Edda-Dichtung erwähnt sie als ,drei frauen, Melusinen, Undinen bewohnen eine geheimnisvolle Wesen‘, die die Geheimnis- Gegenwelt zur Gesellschaft. Sie sind Na- se des Universums enthüllten und das Buch turwesen, die erotische Verführung symbo- des Schicksals schrieben. Die älteste Norne lisieren und den Männern den Tod bringen, war Mutter Erde, Ertha, Urth, die das Schick- sal und das Schöpfungswort verkörpert. Mit ihrem Wasserkruge sa§ in der einsa- Die Nornen lebten in der Höhle, am Grund men Mittagsstunde die Najade am Quelle des Lebensquells, in Urdabrunnr, dem kos- und lie§ mit sanftem Murmeln des Baches mischen Mutterleib unter der Wurzel des klare Flut hinströmen. Gefährlich aber wa- Weltbaumes. Sie waren älter als der älteste ren die Liebkosungen der Najaden; sie um- ,himmlische Vater‘ und hatten Macht über armten den schönen Hylas, des Herkules jeden Gott. Die Todesnorne Skuld war eine Liebling, als er Wasser schöpfte, und zogen Variante von Skadi, der namensgebenden ihn zu sich in den Brunnen herab. Verge- Mutter Skandinaviens, die eine typische bens rief Herkules seinen Namen, nie ward Zerstörergöttin war. Es hie§, da§ Skuld am sein Liebling mehr gesehen. Jüngsten Tag das ganze Universum mit Im heiligen Dunkel des Waldes wohnten dem Todesfluch belegen würde. Skuld zer- die Dryaden; und die Hamadryade bewohn- schnitt, wie die dritte der Moiren, den Le- te ihren einzigen Baum, mit dem sie ge- bensfaden aller Geschöpfe. In der Erzähl- boren ward und starb. Wer einen solchen tradition heidnischer Balladen wurden die Baum erhielt, dem dankte die Nymphe ihr Nornen zu Feen.“ (Barbara G. Walker: Das Leben. Ð So ward selbst die leblose Natur geheime Wissen der Frauen. Ein Lexikon, ein Gegenstand des teilnehmenden Wohl- Frankfurt a.M. 1993.) wollens der Sterblichen.“ (Karl Philipp Mo- ritz: Götterleben oder Mythologische Dich- Nymphenweg tungen der Alten. In: Karl Philipp Moritz: Wilstorf, seit 1935. Märchenmotiv Werke. Hrsg. von Horst Günther. 2. Aufl. Wesen aus der griechischen Mythologie, Bd.2. Frankfurt a.M. 1993.) die das Band zwischen Göttern und Men- schen knüpfen. „Die unerschöpfliche Dich- Nyswanderweg tungskraft der Alten schuf sich Wesen, wo- Eidelstedt, seit 1994. Dr. Marie durch die Phantasie die leblose Natur be- Nyswander. Amerkanische Spezialistin für seelte. Die Quellen, die Berge, die Wälder, die Behandlung Drogenabhängiger, die einzelnen Bäume hatten ihre Nymphen. Mitentwicklerin der Methadontherapie. Man knüpfte gern die Idee von etwas Gött- (13.3.1919 Nevada Ð 1986) lichem an das Feste und Bleibende, was die Die Psychiaterin Marie Nyswander hatte einzelnen Menschengeschlechter überlebt, die bahnbrechende Idee, Drogenabhängige an den festgegründeten Berg, den immer- nicht nur psychisch zu behandeln, sondern strömenden Quell und die tausendjährige ihnen auch medikamentöse Hilfe anzubie- Eiche. Alle diese Dichtungen aber waren ten. Zusammen mit ihrem Mann, dem In- gleichsam nur der Widerschein vom Gefühl ternisten und Leiter einer Kommission für erhöhter Menschlichkeit, der sich aus dem die Behandlung Drogenabhängiger, Dr. Vin- Spiegel der ganzen Natur zurückwarf und cent Dole, stie§ sie in der 60er Jahren auf wie ein reizendes Blendwerk über der Wirk- den Wirkstoff Methadon, welcher gegen lichkeit gaukelnd schwebte. Ende des Zweiten Weltkrieges von deut- So schweifte die Oreade auf den Bergen schen Wissenschaftlern der Firma Hoechst umher, um mit ihren Schwestern im Gefol- entwickelt worden war und unter dem Na- ge der Diana die Spur des Wildes zu verfol- men „Dolorphine“ als Schmerzmittel ein- gen, jeder zärtlichen Neigung ihr Herz ver- gesetzt werden sollte. Während Marie Nys- schließend, so wie die strenge Göttin, die wander die Arbeit mit den Patienten über- sie begleitete. nahm, führte Dr. Vincent Dole die Gesprä- che und Verhandlungen mit Behörden und kümmern. Kam daher erst mit 10 Jahren zur Institutionen. Auf die Idee, eine Stra§e nach Schule und musste schon im Alter von Marie Nyswander zu benennen, kam der 13 Jahren täglich 12 Stunden in einer Nähe- Arzt Dr. Josh von Soer, der Koordinator der rei arbeiten. Sie wurde Fabrikarbeiterin, ãPalette I“, der Initiative für humane Hilfe dann Heimarbeiterin. Begann trotz der So- Drogenabhängiger in Hamburg (IHHD). Es zialistengesetze bereits in den 80er Jahren ist die erste Stra§e in der Welt, die nach Ma- des 19. Jhds. ihre gewerkschaftliche Tätig- rie Nyswander benannt wurde. keit. Sie war von 1900 bis 1908 die ãZentral- vertrauensperson“ der Frauen in der SPD. Ortrudstra§e Barmbek-Süd, seit 1904. Gestalt aus Paulinenallee Richard Wagners Oper „Lohengrin“, 1850 Altona, seit 1863. Pauline Edelhein geb. ãOrtrud ist eine freie Erfindung Wagners. Arnthal. Schwägerin des Geländebesitzers Die noch tief im germanischen Götterglau- Samuel Ephraim. (23.3.1843 Ð 28.12.1905) ben verwurzelte Gestalt ist die eigentliche Gegenspielerin Elsas von Brabant. Sie hat Paulinenplatz deren Bruder Gottfried in einen Schwan ver- St. Pauli, seit 1869. In Anlehnung wandelt und ihren Gemahl Telramund an- an die Paulinenstra§e gestiftet, Elsa des Brudermords anzuklagen. Sie reizt schlie§lich Elsa, die verhängnis- Paulinenstra§e volle Frage zu stellen. Elsa ist Fürstin und St. Pauli, seit 1860. Frei gewählter Name wird von Telramud, einem Dienstmann ih- res verstorbenen Vaters, auf Einlösung ei- Poppenpriel nes angeblichen Eheversprechens verklagt. Finkenwerder, seit 1933. Hier befand sich Der namenlose ,Schwanenritter‘ Lohengrin beim Haus einer alten Frau namens besiegt den Verleumder in einem gerichtli- Meta Popp ein Wasserloch. Im Volksmund chen Zweikampf und heiratet Elsa. Als Elsa genannt: Meta Poppen ehr Lock ihn nach glücklichen Ehejahren auf Anstif- ten der neidischen Gräfin von Kleve nach Rahel-Varnhagen-Weg dem Namen fragt, mu§ er sie und seine Bergedorf, seit 1984. Rahel (Antonie Kinder verlassen. Bei Wagner stellt Elsa Friederike) Varnhagen von Ense geb. Levin. die verbotene Frage nach der Herkunft am 1810 umbenannt in Rahel Robert. Hochzeitsabend unter starkem psychischen Autorin literarischer Briefe und Tagebü- Druck und bricht zusammen, als Lohengrin cher, Kritikerin und Saloniere. entschwindet.“ (Annemarie und Wolfgang Motivgruppe: Verdiente Frauen. van Rinsum: Lexikon literarischer Gestal- (19.5.1771 Berlin Ð 7.3.1833 Berlin) ten, Stuttgart 1988.) Bedeutendste Frau der Romantik. Eine der bekanntesten Berliner Jüdinnen des 19. Ottilie-Baader-Stra§e Jhds. Älteste Tochter eines jüdischen Kauf- Bergedorf, seit 1985. Führend in der prole- manns und Bankiers in Berlin. Übernahm tarischen Frauenbewegung. (30.5.1847 nach dem Tod ihres Vaters (1790) die Erzie- Frankfurt a.d.O. Ð 24.7.1925 Berlin) hung der Geschwister und führte zwischen Als ihre Mutter starb, war Ottilie Baader 1790 und 1806 in der Dachstube des elterli- 7 Jahre alt und musste sich nun um den kran- chen Hauses in der Jägerstraße 54 einen Sa- ken Vater und ihre 3 jüngeren Geschwister lon. Es war der erste Salon einer unverhei- rateten Frau. In Rahels erstem Salon waren Matthias Claudius, der Redakteur des in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts ãWandsbecker Bothen“, lernte seine Rebec- Prinz Louis Ferdinand von Preu§en, Fried- ca kurz vor Weihnachten 1770 kennen, als er rich Schlegel, Jean Paul, die Brüder Hum- sich die Haustürschlüssel für sein zu mieten- boldt, F. Schleiermacher, die Brüder Tieck, des Haus am Lübecker Steindamm beim Clemens von Brentano u. a. anzutreffen. Zimmermann Behn abholen wollte. Die äl- 1800 scheiterte Rahels Verlöbnis mit dem teste Tochter, die 16jährige Anna Rebecca, Grafen Karl von Finckenstein, 1804 ging war allein zu Hause und versuchte gemeinsam ihre Beziehung zum spanischen Gesand- mit Claudius, den verschlossenen Wand- schaftssekretär Don Rafael de Urquijo in schrank zu öffnen, in dem sich die Schlüssel be- die Brüche. Als Preu§en 1806 von Frank- fanden. Die beiden verliebten sich ineinander. reich besetzt wurde, geriet Rahel Varnhagen Am 15. März 1772 heirateten sie, obwohl in wirtschaftliche Bedrängnis. In dieser Zeit Claudius’ Gehalt als Redakteur nicht aus- intensivierten sich ihre Frauenfreundschaf- reichte, um eine Familie zu ernähren. Re- ten wie z. B. zu der ehemaligen Geliebten becca wurde für den 14 Jahre älteren Claudius Louis Ferdinands, Pauline Wiesel. Zu Ra- „sein Bauernmädchen“ und der Ruhepol, an hels männlichen Gesprächspartnern gehör- dem er Halt und Frieden fand. Nun wohnten te ab 1808 Karl August Varnhagen von sie beide im Haus am Steindamm. Sechs Ense, den sie 1814 heiratete. Kurz vor der Monate nach der Hochzeit wurde ihr Sohn Mat- Heirat lie§ sich Rahel Varnhagen von Ense thias zu früh geboren. Wegen der ständigen evangelisch taufen. Das Ehepaar lebte in Geldsorgen nahm Matthias Claudius eine Frankfurt a. M., Wien und Karlsruhe und Stelle in Darmstadt als Oberlandkommissar an. kehrte 1819 nach Berlin zurück. Dort eröff- Doch das Ehepaar wurde krank vor Heim- nete Rahel Varnhagen von Ense ihren zwei- weh und kehrte nach Wandsbek zurück. ten Salon, der zum Treffpunkt der Romanti- Rebecca Claudius bekam viele Kinder: im ker und des Jungen Deutschland wurde. September 1772 Matthias (starb als Baby), Dort trafen sich u. a. Bettina von Arnim 1774 Karoline, 1775 Christiane, 1777 Anna, (Bettinastieg), Heine, Grillparzer, Hegel, 1779 Auguste, 1781 Henriette (Claudius Mendelssohn-Bartholdy und Fanny Hensel wünschte sich sehnlichst einen Jungen). (Geschwister-Mendelssohn-Stieg). 1783 Johannes, 1784 Rebekka, 1786 Mat- Rahel Varnhagen von Ense plädierte für die thias (starb im Alter von zwei Jahren), 1789 freie Liebe und setzte sich für die Gleichbe- Friedrich, 1792 Ernst, 1794 Franziskus. rechtigung von Frau und Mann ein. Ihre Haushalt und Kinder zehrten an Rebeccas umfangreiche Korrespondenz publizierte Kräften und sie unternahm mit Claudius sie seit 1812 anonym in Zeitschriften. Nach einige Kuraufenthalte. Rebecca Claudius ihrem Tod veröffentlichte ihr Mann ihre starb 17 Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Briefsammlung in drei Bänden unter dem Titel ãRahel. Ein Buch des Andenkens für Reginenstra§e ihre Freunde“. Rothenburgsort, seit 1870. Unbekanntes Benennungsmotiv Rebeccaweg Marienthal, seit 1970. Anna Rebecca Reichardtstra§e Claudius geb. Behn. Ehefrau von Matthias Bahrenfeld, seit 1929, benannt nach Jo- Claudius. (1754 Wandsbek Ð 26.7.1832 hann Friedrich Reichardt. 2001/2002 Wandsbek) ergänzt um die ebenso bedeutende Tochter Caroline Luise Reichardt. te Louise Reichardt auch als Komponistin. Neuer Erläuterungstext: benannt nach Ca. 80 Lieder sind von ihr bekannt. Johann Friedrich R. (1752-1814), Kompo- nist und Musikschriftsteller, und dessen Reimarusstra§e Tochter Caroline Luise R. (1779-1826), Neustadt, seit 1902, benannt nach Her- Sängerin, Musikpädagogin und Komponi- mann Samuel Reimarus und Johann stin, zuletzt in Hamburg Albert Reimarus. 2001/2002 ergänzt um Die älteste Tochter des preu§ischen Hof- die ebenso bedeutende Tochter und kapellmeisters, Komponisten und Wegbe- Schwester Elise Reimarus. Neuer Er- reiters romantischer Liedkunst, Johann läuterungstext: benannt nach Hermann Friedrich Reichardt und der Sängerin und Samuel R. (1694-1768), Professor am Komponistin Juliane Benda gründete 1816 Hamburger Akademischen Gymnasium, in Hamburg zusammen mit Johann Hein- dessen Sohn Dr. Johann Albert Heinrich rich Clasing den Musik-Verein, der später R. (1729-1814), Professor ebenda und in der 1819 ins Leben gerufenen Singaka- Arzt und deren Tochter bzw. Schwester demie aufging. Margaretha Elisabeth, genannt Elise R. Caroline Louise Reichardt übernahm die (1735-1805), Erzieherin, Schriftstellerin Einstudierung des Chores. 1818 initiierte und zentrale weibliche Persönlichkeit der die Händel-Liebhaberin ein Musikfest in Aufklärung in Hamburg der St. Michaelis Kirche mit über 500 Mit- Margareta Elisabeth (genannt Elise) wirkenden, bei dem u. a. der „Messias“ auf- Reimarus hatte zwei Geschwister und war die geführt wurde. Tochter von Hermann Samuel Reimarus, Ihre musikalische Bildung hatte Louise Professor für orientalische Sprachen am Reichardt während der Gesellschaften be- Akademischen Gymnasium und seiner kommen, die im Hause ihres Vaters in Frau Johanna Friederike geb. Fabricius, Giebichenstein bei Halle gegeben worden die ebenfalls einer Gelehrtenfamilie ent- waren. In dieses Haus, der ãHerberge der stammte. Romantik“ kamen , Clemens Elise Raimarus blieb unverheiratet und im Brentano, Novalis, Achim von Arnim, Elternhaus an der Fuhlentwiete 122 woh- Friedrich Schleiermacher und Henrik Stef- nen. Auch ihr Bruder, der Arzt und Natur- fens. Diese gesellige Runde des Vaters war forscher Johann Albert Hinrich, kehrte mit Louise Reichardts Ausbildungsstätte. Hier seiner zweiten Frau Sophie 1770 in die eignete sie sich ihre geistige und musikali- Fuhlentwiete zurück, nachdem sein Vater sche Bildung an und gewann die Freund- zwei Jahre zuvor gestorben war. schaft junger Romantiker. Man führte ein offenes Haus, dessen Mit- Nachdem ihre zwei Bräutigame gestorben telpunkt die Frauen Elise und Sophie waren, blieb Louise Reichardt ledig. Unter- Reimarus waren. Ihr „Theetisch“ bildete stützt von der Familie Sillem, gewann sie in bald einen weit über die Grenzen der Stadt Hamburg schnell eine gro§e Zahl von hinaus berühmten Ort der Hamburger Auf- Musikschülerinnen aus angesehenen Fami- klärung. lien, so dass sie fünf Jahre später eine eige- Elise Reimarus hatte eine umfangreiche ne private Musik- und Singschule für Frau- Bildung genossen. Sie übernahm die Er- en und Mädchen einrichtete und einen ziehung ihres Neffen und ihrer Nichte. Frauenchor gründete. Später unterrichtete sie auch an der 1787 Neben ihrer pädagogischen Tätigkeit wirk- von ihrer Freundin Caroline Rudolphi (1754-1811) gegründeten „Erziehungsan- te den Kindern des Industriezeitalters die stalt für junge Demoiselles von sechs bis Natur nahegebracht werden. 21 Jahren“ (Rudolphiplatz). Zu der praktischen pädagogischen Arbeit Reitzeweg gesellte sich ein schriftstellerisches Werk. Gro§ Borstel, seit 1951. Johanne Caroline Zwischen 1764 und 1766 schrieb die einem Agnes Reitze geb. Leopolt, SPD Reichs- aufklärerischen Bildungsideal verpflichte- tagsabgeordnete, führende Funktionärin der te Elise Reimarus Texte für Kinder. Au§er- sozialdemokratischen Frauenbewegung. dem lie§ 1778 Joachim Heinrich Campe (16.1.1878 Hamburg Ð 22.2.1949 Hamburg) zwei die Kindererziehung theoretisch fun- Entstammte einer Arbeiterfamilie. Besuch- dierende Stücke von Elise Reimarus in den te die Volksschule bis 1892, war danach 2 vom Dessauischen Philanthropinum her- 1/2 Jahre als Dienstmädchen tätig. Später ausgegebenen „Pädagogischen Unterhal- arbeitete sie bis zu ihrer Heirat im Jahre tungen“ drucken. 1900 mit dem sozialdemokratischen Jour- Elise Reimarus übersetzte Dramen aus dem nalisten Johannes Carl Kilian-Reitze als Englischen und Französischen. Über ihre Buchdruckereigehilfin. Wurde durch ihre Übersetzung des „Cato“ von Joseph Addison Arbeit mit der Arbeiterbewegung vertraut führte sie mit Lessing, mit dem sie seit sei- und trat 1902 in die SPD ein. 1904 besuchte ner Hamburger Zeit freundschaftlich ver- sie mit ihrem Mann für ein halbes Jahr die bunden war, einen Briefwechsel. Parteischule in Berlin. Au§erdem nahm sie zwischen 1904 und 1907 an wissenschaftli- Reinheimerweg chen Lehrkursen in Hamburg und Berlin Iserbrook, seit 1953. Sophie. Kindergärt- teil. Seit dieser Zeit war sie auch in der nerin, Kinderbuchautorin. Erste Auto- SPD-Frauenbewegung tätig. 1916 wurde sie rin des neugegründeten Kinderbuchverla- Vorstandsmitglied der Hamburger SPD, der ges Friedrich Schneider. (20.7.1874 sie bis 1919 angehörte. Bis 1931 war sie Brüssel – 9.10. 1935 Hofheim/Taunus) regelmäßig Delegierte bei den SPD-Frau- Ihr Vater besa§ eine Fabrik zur Produktion enkonferenzen und SPD-Parteitagen auf von Brüsseler Spitzen. 1886 zog die Fami- Reichsebene. Als im April 1918 erstmals lie nach Frankfurt am Main. Sophie Rein- eine gemeinsame Kundgebung der bürger- heimer wollte Kindergärtnerin werden. Ihre lichen und sozialdemokratischen Frauen für Eltern hatten wegen der zarten Konstitution das Frauenstimmrecht im Gewerkschafts- ihrer Tochter jedoch starke Bedenken. Den- haus stattfand, war Johanne Reitze daran noch setzte Sophie Reinheimer ihren Be- wesentlich beteiligt. Sie vertrat die Politik rufswunsch durch und machte eine Kinder- des Burgfriedens und hatte sich für die Be- gärtnerinnenausbildung, die auf den Ideen willigung der Kriegskredite ausgesprochen. Friedrich Fröbels basierte. Sophie Reinhei- Johanne Reitze war Beiratsmitglied des mer erzählte ihren Kindergartenkindern Ge- Hamburger Kriegsversorgungsamtes, des schichten, und 1909 erschien ihr erstes Kin- Speiseausschusses der Kriegsküchen, Pfle- derbuch ãAus Tannenwalds Kinderstube“. gerin der Kriegshilfe und der Kriegshinter- 1913 begann die langjährige Zusammenar- bliebenenfürsorge. 1919 wurde Johanne beit mit dem Franz Schneider Verlag, des- Reitze Mitglied der Deutschen National- sen Ziel es war, Kindern kindgerechte Bü- versammlung (37. Wahlkreis) für die SPD. cher anzubieten. Sophie Reinheimer schrieb Von 1919 bis 1921 war sie au§erdem Mit- märchenhafte Erzählungen. Durch sie soll- glied der Hamburgischen Bürgerschaft, von 1919 bis 1933 Mitglied des reichsweiten Annährung an Richard. Als sich Ricardas SPD-Parteiausschusses. 1944, in dem Jahr Schwester Lilly von Richard scheiden lie§, als ihr Mann starb, wurde sie von der Ge- heirateten Richard und Ricarda. Aber auch stapo verhaftet und kam in Schutzhaft. diese Ehe wurde unglücklich, und es kam Nach dem Zweiten Weltkrieg war Johanne zur Scheidung. In dieser Zeit wandte sich Reitze aktiv am Wiederaufbau der Arbeiter- Ricarda Huch dem historischen Roman zu. wohlfahrt beteiligt. Vorher hatte sie mehr Autobiographisches in ihre Romane einflie§en lassen. Nun nach Ricarda-Huch-Ring den vielen zwischenmenschlichen Enttäu- Bergedorf, seit 1985. Pseudonym: schungen begann sie, durch ihre histori- Richard Hugo. Erzählerin, Lyrikerin, schen Romane „sich mit den großen männ- Schriftstellerin und Historikerin. lichen Helden zu identifizieren. (...) Die hi- (18.7.1864 Braunschweig Ð 17.11.1947 storischen Romane und Biographien halfen Schönberg/Taunus) ihr, die persönliche Misere zu transzendie- Als jüngstes von drei Kindern einer Braun- ren“, so Inge Stephan. Ricarda Huch schrieb schweiger großbürgerlichen Kaufmannsfa- u.a. über Wallenstein, Luther und Bakunin. milie geboren. Die Ehe der Eltern war zer- 1931 erhielt sie den Goethepreis der Stadt rüttet, der Vater trieb die Familie in den fi- Frankfurt. 1933 sollte sie eine Loyalitäts- nanziellen Ruin, er kümmerte sich mehr erklärung für das NS-Regime unterschrei- um Literatur und Kunst als um Geschäfte. ben. Sie tat es nicht und trat aus Protest ge- Ricarda hatte eine unglückliche Liebesbe- gen die Judenverfolgung und gegen den ziehung zu ihrem Vetter Richard, der ihre Ausschluss von Käthe Kollwitz (Kollwitz- ältere Schwester Lilly geheiratet hatte. In ring) aus der Preu§ischen Akademie der dieser Situation des familiären Untergangs Künste aus, in der sie 1926 Mitglied gewor- begann Ricarda Huch, in Zürich Geschich- den war. Ihre Haltung gegenüber dem NS- te, Philosophie und Philologie zu studieren. Regime blieb kompromisslos. Ihre Werke 1892 promovierte sie als eine der ersten wurden in dieser Zeit natürlich kaum ver- deutschen Frauen und traf sich mit Richard, legt. Nach Kriegsende übernahm Ricarda den sie heimlich immer noch liebte und den Huch den Ehrenvorsitz des Kulturbundes in sie in ihren Gedanken zu einem Ideal stili- der sowjetisch besetzten Zone und das Eh- siert hatte. ãRichard jedoch flieht, von den renpräsidium des zentralen deutschen übersteigerten Ansprüchen Ricardas und Frauenausschusses. Zudem war sie Ehren- der eigenen Courage in panischen Schrek- präsidentin des ersten gesamtdeutschen ken versetzt, mit einer melodramatischen Schriftstellerkongresses nach Kriegsende, Geste zurück in die Arme seiner Ehefrau der vom 5. bis 8. Oktober in Berlin statt- nach Braunschweig“, so Inge Stephan in fand und an dem über 200 Schriftstellerin- ihrer Kurzbiographie über Ricarda Huch in nen und Schriftsteller aus vielen Ländern dem 1990 von Hans Jürgen Schultz heraus- teilnahmen, um einen gemeinsamen Stand- gegebenen Buch „Frauen, Porträts aus zwei ort für den geistigen Wiederaufbau Deutsch- Jahrhunderten“. Ricarda stürzte sich dar- lands zu finden. Wegen unterschiedlicher aufhin in eine neue Beziehung, in der sie ideologischer Standpunkte kam es jedoch aber kaum geistige Berührungspunkte fand. zu einer Aufspaltung in ein westliches und Dennoch heiratete sie den neuen Mann an ein östliches Lager. Ricarda Huch fungierte ihrer Seite und bekam eine Tochter. 1906 in diesem Ost-West-Konflikt als Integra- kam es zur Scheidung und zu einer erneuten tionsfigur. 1946 begann sie, an einem Buch über den Übersetzungen und Sprachunterricht. Sie antifaschistischen Widerstand zu schreiben. wurde passives Mitglied der Künstlergruppe Kurz vor ihrem Tod im Jahre 1947 übergab die „Brücke“, die 1905 von Ernst Ludwig sie ihre Aufzeichnungen dem Schriftsteller Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt- Günther Weissenborn, der sie in seinem 1953 Rottluff und Fritz Bleyl gegründet worden erschienenen Buch ãDer lautlose Aufstand“ war. Auch Emil Nolde gehörte der Gruppe verarbeitete. an. Rosa Schapire hielt den Einführungs- vortrag bei der ersten in Schleswig-Holstein Riwka-Herszberg-Stieg veranstalteten Nolde-Ausstellung (Haders- Schnelsen, seit 1993. Sechs Jahre alte leben vom 16. bis zum 23.2.1908). Nolde Polin aus Zdunska Wola. Opfer des Natio- war begeistert von Rosa Schapire und ihrer nalsozialismus. Kindermord in der Schule Art, seine Kunst zu interpretieren. Aller- am Bullenhuser Damm (siehe Geschwi- dings kam es zwischen den beiden bald zu ster-Witonski-Stra§e) einer Entfremdung, was zeitgleich mit Tochter eines Tuchfabrikanten. Auf der Noldes Austritt aus der „Brücke“ geschah. Flucht vor den Deutschen wurde die Fami- 1908, nach einigen unruhigen Wanderjah- lie gefangen genommen und nach Ausch- ren, die Rosa Schapire auch nach England witz transportiert. Der Vater wurde in Bir- brachten, lie§ sie sich in Hamburg nieder. kenau ermordet. Die Mutter „überlebte das Sie zog in die Osterbekstra§e 43 und lie§ Lager und ging in die USA. Sie wurde die Wände in ihrer Wohnung von Schmidt- schwer krank, hatte einen Schlaganfall und Rottluff bemalen. Rosa Schapire wurde zur litt an Depressionen. Als ihr das Foto von großen Förderin Schmidt-Rottluffs. 1910 Riwka vorgelegt wurde, erkannte sie ihre besa§ sie bereits eine vollständige Samm- Tochter nicht.“ (Günther Schwarberg: Stra- lung seiner Grafik. Schmidt-Rottluff por- §en der Erinnerung. Hamburg o.J.) traitierte sie mehrere Male. 1913 löste sich die „Brücke“ auf. Rosa Schapire, obwohl Rosa-Schapire-Weg hauptsächlich mit Schmidt-Rottluff beschäf- Bergedorf, seit 1989. Dr. Rosa Schapire. tig, setzte sich auch für die anderen Mit- Kunsthistorikerin und Übersetzerin, Samm- glieder der „Brücke“ ein. Als Schmidt-Rott- lerin expressionistischer Kunst. Förderin luff und andere Künstler in den Ersten Welt- des Malers Karl Schmidt-Rottluff. krieg zogen, ergriff Rosa Schapire 1916 (9.9.1874 Brody Ð 1.2.1954 London) die Initiative zur Gründung des Deutschen Geboren als viertes von fünf Kindern einer Frauenbundes zur Förderung deutscher bil- angesehenen jüdischen Familie im öster- dender Kunst. Dieser Frauenbund, zu dem reich-polnischen Gebiet. Rosa Schapire auch Ida Dehmel gehörte und der in ande- wuchs zweisprachig auf und studierte als ren deutschen Städten Zweigvereine besa§, eine der ersten Frauen Kunstgeschichte. Da hatte sich ein ähnliches Ziel wie die „Brük- es damals noch sehr ungewöhnlich war, ke“ gesetzt. Er wollte „Brücken zwischen dass Frauen studierten, erfuhr Rosa Scha- Schaffenden, Genießenden und Museen“ pire immer wieder Repressalien und Miss- errichten: ãDie Hauptaufgabe der Organi- achtung. So war dann auch das Thema ihrer sation besteht darin, Gemälde und plasti- ersten nachweisbaren Veröffentlichung als sche Werke anzukaufen und sie deutschen Studentin nicht zufällig gewählt. Der Titel: Museen, die moderne Kunst sammeln, als ãEin Wort zur Frauenemanzipation“. Rosa Geschenk anzubieten, um Kunstwerke der Schapire verdiente sich ihr Studium mit Gegenwart rechtzeitig ihren Platz in jenen Stätten anzuweisen, die die edelsten Werke Gallery, in dem Museum, dem sie ihre der Vergangenheit aufbewahren.“ (Rosa Schmidt-Rottluff-Sammlung als Dank für Schapire: Der Frauenbund zur Förderung die ihr in London erteilte Gastfreundschaft deutscher bildenden Kunst. In: Die literari- geschenkt hatte. sche Gesellschaft 4. Hamburg 1918.) Mit Hilfe dieser Vereinigung erreichte Rosa Rosenrotweg Schapire, dass in der Hamburger Kunsthalle Billstedt, seit 1952. Motivgruppe: Sonderausstellungen moderner Kunst durch- Märchengestalten geführt wurden, bei denen auch die Werke 2 hübsche, fromme, arbeitsame und gute Schmidt-Rottluffs gezeigt wurden. 1917 Töchter einer armen Witwe lernen im Wald kaufte der Frauenbund ein Bild von einen Bären kennen, mit dem sie herumtol- Schmidt-Rottluff und schenkte es der Ham- len. Als es Frühjahr wird, verlässt er sie, um burger Kunsthalle. Nach dem Ersten Welt- seine Schätze vor diebischen Zwergen in krieg sah Rosa Schapire, bedingt durch die Sicherheit zu bringen. Die beiden Schwe- neuen politischen Verhältnisse, bessere Mög- stern haben unterdessen dreimal eine Be- lichkeiten für die Durchsetzung und Aner- gegnung mit einem dreisten Zwerg, der je- kennung der modernen Kunst. desmal einen Sack voller Schätze bei sich Ihren Lebensunterhalt verdiente Rosa Scha- hat. Der Bär entdeckt den Zwerg und tötet pire durch Vorträge, Museumsführungen ihn. In diesem Moment fällt sein Bärenfell und Kunst- und Sprachkurse an der Ham- ab, und ein schöner Königssohn steht vor burger Volkshochschule. Eine feste Anstel- den Schwestern. Schneewei§chen wird seine lung wollte sie nicht, dies widersprach ih- Frau. ãBruno Bettelheim sah den Mär- rem Drang nach Selbständigkeit. In den chentypus Tierbräutigam für gegeben an zwanziger Jahren, als es in der Hamburger und die Protagonisten in je zwei Figuren Gesellschaft en vougue war, kleine Gesell- gespalten: einmal die rettenden Mädchen, schaften zu geben, bei denen Wissenschaft- zum anderen der freundliche Bär, der gar- lerInnen zu bestimmten Themen sprachen, stige Zwerg (anziehende und absto§ende war Rosa Schapire eine gern gesehene Re- Natur des Sexualpartners).“ (Ulf Diede- ferentin. Auch nach 1933 hielt sie in Häu- richs: Who’s who im Märchen. München sern der Hamburger Gesellschaft Vorträge. 1995.) Nach der Machtergreifung durch die Nazis versuchte Rosa Schapire, unter fremden Na- Rotkäppchenweg men zu schreiben. Dies, und auch das Hal- Billstedt, seit 1952. Motivgruppe: ten von Vorträgen, musste sie bald aufge- Märchengestalten ben. 1939 nutzte sie die Chance zur Emi- Als Rotkäppchen ihre Großmutter in deren gration nach London. Au§er ihrer Schmidt- Waldhütte besuchen will, findet sie in Gro§- Rottluff-Sammlung durfte sie nichts mit- mutters Bett einen Wolf vor, der sich als ihre nehmen. In London lebte sie sehr beschei- Gro§mutter verkleidet hat. Der Wolf frisst den in einem Zimmer, die Schmidt-Rott- Rotkäppchen. ãIm Zuge der Zivilisation luff-Bilder gaben ihr ein Gefühl von Hei- wurde diese Wolfsfigur immer mehr ver- mat. Sie blieb in England und schrieb ab harmlost, wie auch Rotkäppchen zuneh- 1950 in „Eidos“ und „Connoisseur“ über mend braver, kleiner, unerotischer gehandelt wichtige Ereignisse in der gegenwärtigen wurde. Romanisten wie Felix Karlinger sa- deutschen Kunst und Literatur. Rosa Scha- hen im Argotausdruck ,rotes Käppchen‘ die pire starb am 1.2.1954 in der Londoner Tate- Monatsblutung gekennzeichnet. Psycho- analytiker wie Erich Fromm interpretierten sie sich Anregung und Hilfe. Tatsächlich es analog, als Erreichen der weiblichen Reife, kann das von ihr 1785 gegründete Erzie- und deuteten das wölfische Hinunterschlin- hungsinstitut für junge Demoiselles als gen als kannibalisch sich vollziehenden Ge- weibliches Pendant zu Campes pädagogi- schlechtsakt, die Steine (die Rotkäppchen scher Anstalt betrachtet werden“, schreibt Inge dem erschossenen Wolf in den Bauch gelegt Grolle in der Hamburgischen Biografie hat) hingegen (Symbole der Sterilität) als Bd.1. 2001, auf Seite 260f. vergeltende Bestrafung.“ (Ulf Diederichs: Caroline Rudolphi hatte nun in der Ham- Who’s who im Märchen. München 1995.) mer Landstra§e ihre Anstalt, wo auch Elise Reimarus unterrichtete (siehe Reimarus- Rudolphiplatz stra§e). Caroline Rudolphi ãvertrat eine ge- Barmbek-Nord, seit 1930, benannt nach schlechtsspezifische Bildung: Ihrer Mei- Caroline Rudolphi (1754-1811), Pädago- nung nach sollte alle Verstandeskultur vom gin und Gründerin einer Erziehungsan- Manne ausgehen, die Entwicklung des ei- stalt im Stadtteil Hamm gentlich weiblichen Charakters, des Zart- In der zweiten Hälfte des 18. Jhds. entstan- gefühls, hingegen Aufgabe von Frauen den die ersten Institute, wie das der Ham- sein“, so Inge Grolle weiter. burgerin Caroline Rudolphi, die den Mäd- 1803 verlie§ Caroline Rudolphi Hamburg chen ebenso das Recht auf Bildung zuge- aus finanziellen Erwägungen und zog mit standen wie Jungen. Die Pädagogin Caroli- ihrer Erziehungsanstalt nach Heidelberg. ne Rudolphi hatte 1787 an der Hammer Landstraße 75 eine „Erziehungsanstalt für Sapperweg junge Demoiselles“ von sechs bis 21 Jahren Iserbrook, seit 1953. Agnes Sapper gegründet. Ihr Vater, der sehr früh starb, geb. Brater. Kinder- und Jugendbuch- war Lehrer am Potsdamer Militärwaisen- autorin, Erziehungsschriftstellerin haus gewesen. ãCaroline musste durch Handar- (12.4.1852 München Ð 19.3.1929 Würzburg) beiten zum Broterwerb der Familie beitra- Agnes Sapper war die Tochter des Juristen, gen und konnte sich nach dem Elementar- Publizisten und Politikers Karl Brater. Ju- unterricht nur autodidaktisch weiterbilden. gend und Schulzeit in Erlangen. 1875 Hei- Ihre in empfindsamen Stil verfassten Ge- rat mit dem späteren Gerichtsnotar und Lo- dichte wurden von dem Komponisten Jo- kalpolitiker Eduard Sapper. Es wurden drei hann Friedrich Reichardt (Reichardtstra§e) Kinder geboren. 1882 erste schriftstelleri- veröffentlicht und fanden viel Beachtung. sche Tätigkeit. Kleine Erzählungen für Kin- Caroline wurde Gouvernante auf einem der und populärwissenschaftliche Erzie- Rittergut bei Neubrandenburg, wo sie ihre hungsbücher, so z. B. 1895 ãDie Mutter un- pädagogische Begabung entfaltete. Als sie ter ihren Kindern. Ein Büchlein für Müt- die Stellung wechseln wollte, baten die El- ter“. „Das erste Schuljahr. Erzählung für Kin- tern sie, ihre vier Töchter zur weiteren Er- der von sieben bis zwölf Jahren“ (1895). ziehung mit sich zu nehmen. Sie zog mit „Das kleine Dummerle und andere Erzäh- ihnen zunächst nach Trittau, wo ihr Bruder lungen“ (1904). „Die Familie Pfäffling. Eine Ludwig (...) als Hauslehrer bei dem Päd- deutsche Wintergeschichte“ (1907). Dieses agogen Joachim Heinrich Campe wirkte. In dreibändige Werk wurde zum Höhepunkt Campes ‘Kinderbibliothek’ hatte Caroline ihres schriftstellerischen Schaffens und ei- Rudolphi bereits Gedichte und Artikel ver- nes der erfolgreichsten Jugendbücher des öffentlicht. Von der Nähe zu ihm versprach 20. Jahrhunderts. Die Geschichte der ãFa- milie Pfäffling“ ist ein Loblied auf die ehe ein. Ihr Mann hatte ihr nach der Geburt deutsche Familie. Agnes Sapper zeigt, dass ihres unehelichen Kindes, das kurz nach der es möglich ist, trotz materieller Not zufrie- Geburt gestorben war, zur Seite gestanden. den und glücklich zu sein. Während des Er- Das Paar lebte in Jena, wo Caroline Schle- sten Weltkrieges erschien das ãKriegs- gel Mitglied des „Frühromantikerkreises“ büchlein für unsere Kinder“ (1914) und in wurde. Caroline Schlegel war von hoher den 20er Jahren z. B. „Lili. Erzählung aus Intellektualität, half ihrem Mann bei Shake- dem Leben eines mutterlosen Kindes“ speare-Übersetzungen und bei der Heraus- (1924). Nach Agnes Sappers Tod wurden gabe der Zeitschrift „Athenaeum“. Au§er- ãDie Heimkehr und andere Erzählungen dem schrieb sie Literaturrezensionen und aus Krieg und Frieden“ (1938) und „In Not war Redakteurin. bewährt und andere Geschichten“ (1966) 1803 kam es zur Scheidung. Caroline herausgegeben. Schlegel heiratete den zwölf Jahre jüngeren Philosophen F. W. J. v. Schelling. Das Paar Schlegelsweg zog nach München. Caroline Schlegel- Eilbek, seit 1904, benannt nach den Schelling wurde wegen dieser Liebe gesell- Dichterbrüdern August Wilhelm und Fried- schaftlich diskriminiert. rich Schlegel. 2001/2002 ergänzt um die Bekannt wurde sie durch ihre Briefe, die ein ebenso bedeutende Ehefrau von August Wil- Dokument der Geistesgeschichte der Ro- helm Schlegel, Caroline Schlegel-Schelling. mantik sind. Neuer Erläuterungstext: benannt nach den Dichterbrüdern August Wilhelm Sch. (1767- Schneewittchenweg 1845) und Friedrich Sch. (1772-1829) und Billstedt, seit 1952. Motivgruppe: der Ehefrau des ersteren 1796-1803, Caro- Märchengestalten line Schl.-Schelling (1763-1809), Schrift- Schneewittchen und die sieben Zwerge. stellerin, Übersetzerin, Redakteurin „Die propere, sanftmütige, eher passive Im Alter von 25 Jahren wurde Caroline ,Snow White‘ entwickelte sich zum weibli- Böhmer geb. Michaelis Witwe. Die Tochter chen Idol. In der Nachkriegszeit nahm die- eines Professors für Orientalistik und Theo- se mediengestützte Entwicklung zu – was logie und Mutter von drei Kindern Ð nur ein wiederum Psychologen und Kulturan- Kind überlebte – war eine begeisterte An- thropologen beschäftigte. Hedwig von Beit hängerin der Französischen Revolution. sah die Vergiftungsepisode in neuem Licht: Nach dem Tod ihres Mannes war sie von ,Diese Vergiftung geschieht mit Gegenstän- Clausthal-Zellerfeld über Göttingen und den weltlicher Eitelkeit und Putzsucht und Marburg a. d. Lahn nach gezogen, hierin, besonders aber in dem Umstand, wo sie sich den Ideen der Mainzer Republik da§ sich Schneewittchen davon verlocken verschrieb. Sie trat ein für die Emanzipation läßt, liegt der Beweis ihrer Zusammenge- des Volkes und für das Recht auf weibliche hörigkeit mit der eitlen Stiefmutter. Es ist Selbstbestimmung. ihre eigene weltlich-ehrgeizige Schattensei- Schwanger von einem Soldaten aus dem te, von der sie eingeschnürt wird‘. Bruno französischen Freiheitsheer kam Caroline Bettelheim untersuchte später die verschie- Böhmer 1793 wegen ihrer republikanischen denen Bedeutungsebenen, etwa die sexuel- Gesinnung in mehrmonatige Haft. le Beimischung der Farbsymbole, die im 1796 heiratete sie den Literaturhistoriker A. vorödipalen Bereich anzusiedelnden Zwer- W. Schlegel. Sie gingen eine Freundschafts- ge, das Sargstadium als Vorbereitung zur Reife.“ (Ulf Diederichs: Who’s who im bedeutendsten Vertreterinnen der musikali- Märchen. München 1995.) schen Romantik in Deutschland.

Schumannstra§e Schopenhauerweg Barmbek-Süd, seit 1876, benannt nach Ottensen, seit 1945, benannt nach Arthur dem Pianisten und Komponisten Robert Schopenhauer. 2001/2002 ergänzt um die Schumann. 2001/2002 ergänzt um die ebenso bedeutende Mutter Johanna Scho- ebenso bedeutende Ehefrau Clara Schu- penhauer. Neuer Erläuterungstext: be- mann. Neuer Erläuterungstext: benannt nannt nach Arthur Sch. (1788-1860), nach dem Musikerehepaar Clara Sch. Philosoph und dessen Mutter Johanna (1819-1896), Pianistin und Komponistin, Sch. (1766-1838), Schriftstellerin. Herausgeberin der Werke ihres Mannes, Nach Hamburg war das republikanisch ge- und Robert Sch. (1810-1856), Pianist, sinnte Ehepaar Schopenhauer mit seinem Musikschriftsteller und Komponist Sohn Arthur 1793 gekommen, als Danzig, Clara Wieck erhielt bereits im Alter von die Geburtsstadt Johanna Schopenhauers, 5 Jahren durch ihren Vater, einen Klavier- in der sie auch ihren zwanzig Jahre älteren, pädagogen, eine Ausbildung zur Pianistin. reichen Mann kennen gelernt hatte, von Als Wunderkind trat sie ab ihrem 11. Le- Preu§en annektiert worden war. Johanna bensjahr im Leipziger Gewandhaus zum er- Schopenhauers Mann stürzte sich 1805 aus sten Mal öffentlich auf. Es folgten Konzert- dem Speicher seines Hauses am Neuen reisen durch ganz Europa. Wandrahm 92. Gegen den Willen des Vaters heiratete sie, Nach dem Tod des Ehemannes hielt Johan- als sie volljährig war, Robert Schumann. na Schopenhauer nichts mehr in Hamburg. Das Paar bekam 8 Kinder. Doch trotz der Befreit von einer unglücklichen Ehe und vielen anfallenden Hausarbeit gab sie wei- ausgestattet mit einem beträchtlichen Erbe, terhin Konzerte und komponierte zahlrei- zog es sie mit ihrer 1797 geborenen Tochter che Lieder, ein Klaviertrio, Klavierstücke Adele nach Weimar. Ihr Haus wurde und Romancen. schnell zu einem geselligen Mittelpunkt 1854 wurde Robert Schumann in eine Ner- der Stadt. Dies hatte zwei Gründe: Johanna venheilanstalt eingeliefert. Er litt an De- Schopenhauer, die zeitlebens einen Wider- pressionen, was eine starke Belastung für willen gegen den Gedanken hegte, „für ein die Familie bedeutete. Zwei Jahre später gelehrtes Frauenzimmer zu gelten“, war starb Robert Schumann. Clara Schumann eine weitreichend gebildete und gewandte musste nun den Lebensunterhalt für ihre Frau. zahlreichen Kinder selbst bestreiten. Nach- Als Johanna Schopenhauer und ihre Tochter dem sie 1878 nach Frankfurt a. M. gezogen Adele 1819 durch den Zusammenbruch ei- war, erhielt sie dort eine Professur für Kla- nes Danziger Bankhauses einen gro§en Teil vier am Hoch’schen Konservatorium. Ihr ihres Vermögens verloren, musste Johanna letzter öffentlicher Auftritt war im Jahre ihre schriftstellerische Tätigkeit zum Brot- 1888. Mit Unterstützung des Komponisten erwerb machen. Schon ihr erster Roman Johannes Brahms, mit dem sie eng befreun- „Gabriele“ (1819-1821), der der Heldin Op- det war, gab sie den Nachlass ihres Mannes fer und Entsagung auferlegt, wurde ein gro- heraus. Clara Schumann hinterlie§ ein §er Erfolg. Johanna Schopenhauer schrieb Werk von 25 Opus-Zahlen: Klaviermusik, Reisebücher und Romane und wurde zu einer Lieder, ein Klavierkonzert. Sie war eine der bekannten Unterhaltungsschriftstellerin. Johanna Schopenhauer starb 1839 in Jena, unter dem Namen „Unglück“ eine Stellung unversöhnt mit ihrem Sohn Arthur, von als Diener am Hofe an. Der Königssohn, dem sie zeitlebens ein schwieriges Verhält- nun ohne seine Siebenschön, erwählt eine nis getrennt und den sie nach dem Bruch im standesgemäße Braut. Als es zur Brautfahrt Mai 1814 nie wieder gesehen hatte. geht, an der alle Bedienten teilnehmen Ihre Tochter Adele Schopenhauer wurde müssen, singt Unglück: „Siebenschön bin ebenfalls eine bekannte Schriftstellerin. Sie ich genannt. Unglück ist mir wohlbekannt.“ war au§erdem noch Musikerin und Malerin. Der Prinz erkennt daraufhin Siebenschön. Es kommt zwischen den beiden zu einem Sentastra§e Happy End. Barmbek-Süd, seit 1904. Gestalt aus Richard Wagners Oper ãDer Fliegende Siegrunweg Holländer“ (1843) Rissen, seit 1960. Sigrun, Gestalt aus der „Senta ist die Erlöserin, die zu grenzenloser Nibelungensage Hingabe und zum Liebestod bereite Frau. Schreibweise in der Nibelungensage: Sig- Als die Tochter des norwegischen See- run. Eine Walküre, die Helgi, der Sohn Sig- manns Daland dem sagenhaften Holländer munds und Sigyns, im Kampf gegen Höd- gegenübertritt, ist sie ihm schon im Traum brodd als Gattin erkämpft. Sigrun stirbt aus begegnet und fühlt sich seit langem ihm zu- Gram, nachdem ihr Bruder Dag an Helgi gehörig. Sie verspricht ihm Treue bis in den Blutrache verübt hat, weil dieser Dags Va- Tod und stürzt sich ins Meer, als er an ihr ter getötet hatte. zweifelt.“ (Annemarie und Wolfgang van Rinsum: Lexikon literarischer Gestalten, Slamatjenbrücke Stuttgart 1988.) Neustadt, seit 1960, Matjen = Mädchen; slam = Slum, unsauber Siebenschön In der Nähe der Brücke, die an einer Stelle Lokstedt, umbenannt 1948. Früher Lin- der Ost-West-Straße über das Alsterfleet denallee. Märchengestalt aus: Karl führt, soll sich ein Bordell befunden haben. Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder. 1845. Motivgruppe: Holsteinische Ge- Sophie-Dorothea-Stieg schichte, Sagen und Märchen Wilhelmsburg, seit 1997. Sophie Dorothea Siebenschön, Tochter armer Dorfleute, ist (1666-1726), Gräfin von Wilhelmsburg, Toch- schöner als jedes andere Mädchen, arbeit- ter des Herzogs Georg Wilhelm in Celle, des sam, geschickt und sittsam. Wenn sie sonn- Gründers und Namengebers der Herrschaft tags zum Gottesdienst geht, trägt sie als Wilhelmsburg 1672 Zeichen ihrer Sittsamkeit einen Schleier Siehe nähere biographische Angaben unter vor dem Gesicht. Das weckt die Neugierde ãEleonorenweg“, benannt nach Eleonore d’Ol- des Königssohns. Nachdem er ihr dreimal breuse, die Mutter von Sophie Dorothea. Geschenke geschickt hat, treffen sich beide Sophie Dorothea wurde später als die „Mut- jeden Abend bei der gro§en Eiche. Als der ter der Könige“ bezeichnet: denn ihre Toch- König von der unstandesgemäßen Liebes- ter heiratete den Soldatenkönig Friedrich beziehung erfährt, läßt er Siebenschöns El- Wilhelm I und wurde die Mutter Friedrich ternhaus in Brand setzen. Dabei kommen des Gro§en. Dorotheas Sohn Georg-Ludwig Siebenschöns Eltern um. Siebenschön kann wurde 1727 Georg II von Gro§britannien. sich retten und nimmt in Mannskleidung Sophie-Kloers-Weg brachten Sauerstoff-Atmungsgeräte; die von Jenfeld, seit vor 1938. Geb. Kessler, Pseu- ihm gebauten Gasschutzgeräte und Groß- donym Wilh. von der Mühle. Wandsbeker Gasschutzgeräte usw. Sein Schaffen hat Schriftstellerin. In einschlägigen Lexika sich besonders segensreich im Kriege aus- wird sie Kloer§ geschrieben. (5.1.1866 gewirkt.“ Wandsbek Ð 31.1.1927 Hamburg) Eine Umbenennung erfolgte nicht. Aller- Schon als Kind verlor Sophie Kloer§ ihre dings wurde dem Hamburger Adressbuch- Eltern. Im Alter von 21 Jahren veröffent- verlag mitgeteilt, dass in den Erläuterungen lichte sie ihr erstes Buch, welches für die zum Straßennamen der Hinweis auf den jü- nächsten zwanzig Jahre ihr einziges Ge- dischen Ursprung zu unterbleiben habe. schriebenes blieb, denn Sophie Kloer§ hat- te sich um ihren Haushalt und ihre Kinder Sophienstra§e zu kümmern – Zeit zum Schreiben fand sie Wilstorf, seit 1922. Sophie Juliane dabei kaum. 1895 hatte sie nach langem Wilhelmine geb. Oneken. Mutter des Brautstand den Altphilologen Heinrich Syndikus Tilemann Kloer§ geheiratet, der als Lehrer in Doberan, Berlin, Bärwalde, Arnstadt und schlie§lich Sophienterrasse in Schwerin tätig war. Harvestehude, seit 1861. Vermutlich Einige Werke von Sophie Kloer§: Hambur- nach Maria Sophia Friederica geb. Gold- ger Blut (Erzählung, 1909). Lieder und mann. Ehefrau des Geländebesitzers Balladen (1909). Vaterland und Vaterhaus J.F.W. Reimers. (28.10.1825 St. Thomas/ (1915). Jungmädelgeschichten (1918). Jan Westindien Ð 17.12.1918 Hamburg) Feuerkopf (1920). Der neue Geist (Roman, 1922). Hille Hadersen (Roman, 1925). Sophie-Schoop-Weg Sturm in Schmalebek (Roman, 1926). Die Bergedorf, seit 1995. Jüdisches Opfer verhexten Sparten. Geschichten von klei- des Nationalsozialismus. Setzte nen Leuten (1928). Die silberne Orgel. Ge- sich für französische und sowjetische schichten von der Insel Sylt (1931). Kriegsgefangene ein. (12.12.1875 Ð 3.1.1945 KZ Auschwitz) Sophienallee Nach den Bombenangriffen auf Hamburg Eimsbüttel, seit 1863. Sophia geb. Arnthal. im Jahre 1943 meldete sich Sophie Schoop (26.3.1837 Ð 27.10. 1895 Hamburg). Frau freiwillig zum Kartoffelschälen in der Not- des jüdischen Grundeigentümers Samuel küche am Pa§moorweg. Da in der Gegend Ephraim auch Kriegsgefangenenbaracken standen, Im Wege der Umbenennung jüdischer Stra- sah Sophie Schoop das dortige Elend. Sie ßennamen während der NS-Zeit machten wies mutig auf die Missstände hin und gab das Ingenieurwesen und das Staatsamt den Kriegsgefangenen manche Zigarette und 1936/37 den Vorschlag, die Allee in Drä- Brot. Als ein in der Notküche zum Helfen gerstraße umzubenennen. Zu Dräger wurde eingeteilter Kriegsgefangener beschimpft erklärt: „Bernhard Dräger, gest. 12.1.1928, wurde, stand sie ihm zur Seite und äu§erte dem bahnbrechenden Ingenieur auf vielen spontan: ãRussen sind auch Menschen.“ Gebieten der Technik; hier sind zu nennen Dieser Satz wurde ihr zum Verhängnis. Am die bahnbrechenden Erfindungen für die nächsten Tag (Januar 1944) wurde sie von Verwendung der Stahlflaschen für hohen der Gestapo verhaftet. Ihr Mann, der ihret- Druck von Gasen; die von ihm herausge- wegen zum mosaischen Glauben konver- tiert war, erfuhr nur durch Zufall, wo seine Herzens in den Tempel von Jerusalem. Frau hingekommen war. Sophie Schoop saß im Gestapogefängnis Hamburg-Fuhls- Sterntalerstra§e büttel und wurde ohne Gerichtsverhand- Billstedt, seit 1952. Motivgruppe: lung nach Auschwitz transportiert. Ein Jahr Märchengestalten nach ihrer Verhaftung erhielt Herr Schoop Ein armes, elternloses kleines Mädchen be- aus Auschwitz die Sterbeurkunde seiner sitzt nichts weiter au§er ihrer Kleidung auf Frau. Ihrem Denunzianten wurde zwar nach dem Leib und einem Stück Brot. Dies we- dem Krieg der Prozess gemacht. Er wurde nige verschenkt sie auch noch an arme jedoch mangels Beweisen freigesprochen. Menschen. Schlie§lich steht sie nackend da. Und plötzlich fallen Sterne vom Him- St. Annenbrücke mel, die, sobald sie auf die Erde gefallen Altstadt, seit 1881, siehe Bei St. Annen sind, zu harten Goldtalern werden. Das Die Brücke führt über das St.-Annen-Fleet. Mädchen hat nun auch wieder ein Hemd- chen an und sammelt die Taler dort hinein. St. Annenufer Sterntaler war das einzige Märchenmotiv Altstadt, seit 1890. Benennung als nach auf deutschen Banknoten (Tausend-DM- der Stra§e ãBei St. Annen“ führende Schein). ãNach altem Volksglauben sind Uferstra§e am St. Annenfleet Sternschnuppen ein Glückszeichen, hier Die Heilige Anna ist die Mutter Marias. verknüpft mit der Idee einer Belohnung für Bereits im Jahre 550 wurde ihr zu Ehren christliche Nächstenliebe.“ (Ulf Diederichs: eine Kirche in Konstantinopel erbaut. Das Who’s who im Märchen. München 1995.) Fest St. Annas wird seit 1558 gefeiert und wird am 26. Juli begangen. St. Anna ist der Susannenstra§e Inbegriff der Mütterlichkeit. Sie wurde die St. Pauli, seit 1860 und wieder seit Okto- Lieblingsheilige des katholischen Volkes, ber 1945. Vermutlich nach der ältesten ist die Patronin der Bergleute und der Müt- Tochter des Grundeigentümers Clas Julius ter und wird besonders bei einem Kinder- Bieber. Zwischen dem 30.1.1934 und wunsch angerufen. Oktober 1945: Heinrich-Dreckmannstra§e Die Geschichte der Heiligen Anna: Anna und Joachim aus dem königlichen Ge- Susettestra§e schlecht Davids bekamen keine Kinder. Ottensen, umbenannt 1950. Früher Anna und Joachim gelobten schlie§lich, Ohlendorffs Allee. Susette Gontard geb. wenn ihnen Gott ein Kind schenken würde, Borkenstein. Geliebte Hölderlins, würden sie es ihm und seinem Dienst wei- seine „Diotima“. (6.2.1769 Hamburg Ð hen. Die Hohepriester nahmen jedoch die 22.6.1802 Frankfurt am Main) Opfergabe des Ehepaares nicht an. Darauf- Tochter des Kommerzienrats und Lust- hin floh Joachim ins Gebirge. Nach zwan- spieldichters Heinrich Borkenstein aus zig Jahren erschien dem Joachim in der Hamburg und älteste von vier Geschwi- Wüste und der weinenden Anna in deren stern. 1786 heiratete sie den Frankfurter Kammer zur gleichen Stunde ein Engel mit Bankier Jacob Gontard und zog mit ihm der Botschaft, dass Gott sie erhört habe. nach Frankfurt. Zeitweilig besa§ sie auch Maria wurde geboren. Die ersten drei Le- noch eine Sommerwohnung in Ottensen. bensjahre blieb das Kind bei den Eltern, 1795 erhielt Hölderlin eine Hauslehrer- dann gaben die Eltern ihr Kind schweren stelle bei den Gontards, um den Sohn Hen- ry zu unterrichten. Susette Gontard und rungsreichen Jahren im Kaukasus kehrten Hölderlin verliebten sich ineinander. Diese sie nach Österreich zurück. 1887 hörte Liebe wurde für Hölderlin zum zentralen Bertha von Suttner von der britischen Frie- Ereignis seines Lebens und Susette wurde densbewegung. Damit begann ihr Einsatz die „Diotima“ seines „Hyperion“. Seine gegen den Militarismus. Zwei Jahre später Beziehung zu Susette empfand er als ãeine erschien ihr Antikriegsroman ãDie Waffen ewige fröhliche heilige Freundschaft mit nieder“, der seither in viele Sprachen über- einem Wesen, das sich recht in dies arme, setzt wurde und die Friedensidee populär geist- und ordnungslose Jahrhundert verirrt machte. 1891 gründete sie die Österreichi- hat“. Susette Gontard schrieb an Hölderlin: sche Gesellschaft der Friedensfreunde und ãWenige sind wie Du! und was auch jetzt 1892 wurde sie Mitbegründerin der Deut- nicht würckt, bleibt sicher für künftige schen Gesellschaft für Friedensfreunde. Zeiten.“ Zwischen Hölderlin und Susettes Zwischen 1892 und 1899 gab sie die Zeit- Mann kam es wegen dieser Liebesver- schrift heraus, die den Namen ihres Ro- bindung zu einer Auseinandersetzung, wor- mans trug. 1905 erhielt sie als erste Frau für aufhin Hölderlin 1798 die Familie Gontard ihre Friedensarbeit und für ihr Buch „Die verlie§. Susette Gontard hatte vier Kinder: Waffen nieder“ den Friedensnobelpreis. Henry (1787-1816), Henriette (1789-1830), Da sie sich durch ihre Schriftstellerei fi- Johanna Helene (1791-1820), Friederike nanzieren musste, schrieb sie neben politi- Amalie (1791-1832) und starb vier Jahre, schen Artikeln auch Romane, in die sie ihre nachdem Hölderlin das Gontardsche Haus politischen Ansichten einflocht. Bertha von verlassen hatte, bei der Pflege ihrer erkrank- Suttner sympathisierte auch mit der Frau- ten Kinder an Röteln. enbewegung. Sie setzte sich für die materi- elle Absicherung der Frau ein und unter- Suttnerstra§e stützte den radikalen Teil der bürgerlichen Altona, umbenannt 1950. Früher Wieland- Frauenbewegung in ihrem Kampf um eine stra§e. Bertha Freifrau von Suttner geb. neue Sexualmoral: Frauen sollten ihre eige- Gräfin von Kinsky. Österreichische Pazifi- nen Ansprüche an Sexualität verwirklichen stin und Schriftstellerin. Erhielt 1905 den dürfen. Friedensnobelpreis. (9.6.1843 Prag Ð 21.6.1914 Harmannsdorf bei Wien) Tennigkeitweg Geboren als Tochter eines pensionierten Poppenbüttel, seit 1985. Käthe und Richard. Offiziers. Arbeitete als Hauslehrerin in der Widerstandskämpfer. Mitglieder der Familie Suttner, verliebte sich in den Sohn Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abs- des Hauses, verlor daraufhin ihre Stellung hagen. Käthe geb. Schlichting (2.4.1903 Ð und arbeitete einige Zeit als Sekretärin bei 20.4.1944 Gefängnis Hamburg- Alfred Nobel in Paris. Sie konnte alle Hei- Fuhlsbüttel); Richard (5.9.1900 Ð ratspläne ihrer Eltern erfolgreich vereiteln, 12.12.1944 KZ Neuengamme) um 1876 endlich heimlich den sieben Jahre Kontoristin und Gymnastiklehrerin. Arbei- jüngeren Baron Arthur von Suttner zu hei- tete als Angestellte im Hamburger Gewerk- raten. Sie zogen in den Kaukasus und ver- schaftshaus, machte dort für die Bäcker- suchten, durch Bertha von Suttners Schrift- gewerkschaft die frauenpolitische Arbeit. stellerei ihren Lebensunterhalt zu verdie- Als sie später im Metallarbeiterverband tä- nen. Es entstanden Romane und feuilleto- tig war, lernte sie dort ihren zukünftigen nistische Beiträge. Nach neun entbeh- Mann, den Dreher Richard Tennigkeit, ken- nen. Er war aktives Mitglied des Kommu- Im März 1933 Flucht aus München in die nistischen Jugendverbandes Deutschland, Schweiz. Am 30.9.1933 Neueröffnung der der KPD, der Metallarbeitergewerkschaft, ãPfeffermühle“ in Zürich. 1934 bis 1936 Obmann der Werftlehrlinge und wurde 1926 Europatournee. Von 1937 an am Schau- Gemeindevertreter in Berne. Nach der spielhaus in Zürich tätig. Wichtige Rollen Machtergreifung durch die Nazis gingen spielte sie in den Zürcher Brecht-Urauffüh- Käthe und Richard Tennigkeit in den ille- rungen. Sie war die Titelgestalt in Brechts galen Widerstand. Beide waren aktive Mit- „Mutter Courage und ihre Kinder“ (UA glieder der Hamburger Widerstandsgruppe 1941). Von 1949 bis 1952 spielte sie an Bästlein-Jacob-Abshagen. Das Ehepaar Ten- Brechts Berliner Ensemble. Seit 1949 trat nigkeit gewährte vielen Widerstands- sie auch wieder an den Münchner Kammer- kämpferInnen, die sich vor der Gestapo spielen auf. Aus Sympathie für Peter Stein verstecken mussten, Unterschlupf. Im Fe- und sein Kollektiv-Theater spielte sie bei bruar 1944 wurden Käthe und Richard der Neueröffnung der Berliner Schaubüh- Tennigkeit von der Gestapo verhaftet. Kä- ne am Halleschen Ufer die Titelrolle in the kam ins Gestapogefängnis Fuhlsbüttel Gorki/Brechts Stück „Die Mutter“ (1970). und Richard ins KZ Neuengamme. Käthe Sie hatte auch Gastspiele in Hamburg und Tennigkeit war besonders harten Haftbe- trat in Filmrollen auf, spielte z. B. in dem dingungen ausgesetzt, sie sollte den Auf- Film „Mädchen in Uniform“. Friedrich enthaltsort ihres Genossen Heyckendorf Dürrenmatt schrieb für sie sein Theater- (Helene-Heyckendorf-Kehre) verraten. Kä- stück „Der Besuch der alten Dame“. 1955 the Tennigkeit starb am 20. April 1944 in erhielt sie den Bundesfilmpreis. Ab 1966 ihrer Zelle in Fuhlsbüttel. Ob es Mord oder trat Therese Giehse mit eigenen Brecht- Selbsttötung war, ist nie aufgeklärt worden. programmen auf. Therese Giehse war eine Richard Tennigkeit erkrankte Ende 1944 an Verfechterin des Sozialismus. Typhus, erhielt nur unzureichende ärztliche Versorgung und starb am 12.12.1944 im Theresenweg KZ Neuengamme. Nienstedten, seit 1932. Frei gewählter Name Therese-Giehse-Bogen Bergedorf, seit 1985. Schauspielerin. Theresienstieg (6.3.1898 München – 3.3.1975 München) Uhlenhorst, seit 1846. Conradine Entstammte einer jüdischen Kaufmanns- Therese geb. Sievert. Ehefrau des Mitei- familie. 1918 bis 1920 Schauspielunterricht gentümers der Uhlenhorst, Dr. August in München, ab 1920/21 Engagements in Abendroth. (1805 Ð 1874) Siegen, Gleiwitz, Landshut, an der Bayeri- schen Landesbühne und am Schauspiel- Thüreystra§e haus München. Von 1926 bis 1933 an den Niendorf, seit 1982. Magda und Paul. Leh- Münchener Kammerspiele bei Otto rerin, Politikerin (KPD), Falkenberg. Profilierte sich als gro§artige Mitglied der Widerstandsgruppe Bästlein- Menschenbildnerin. 1929 lernte sie bei den Jacob-Abshagen. Motivgruppe: Opfer Endproben zur „Dreigroschenoper“ Bert des Nationalsozialismus. Magda Thürey: Brecht kennen. Am 1.1.1933 eröffnete sie in (4.3.1899 Hamburg Ð 17.7.1945 Hamburg). München zusammen mit Erika Mann das Paul Thürey: (16.7.1903 Ð 26.6.1944 enthaup- antifaschistische Kabarett ãPfeffermühle“. tet im Untersuchungsgefängnis Hamburg) Verbrachte ihre Kindheit mit ihrem Bruder den war. Nach dem Beginn des Zweiten Curt im Hamburger Stadtteil Harvestehude Weltkrieges fungierte der Laden insbeson- und besuchte das Emilie-Wüstenfeld-Ly- dere als wichtige Verbindungsstelle für die zeum. Die Mutter kam aus einer Gro§kauf- kommunistische Bästlein-Jacob-Abshagen mannsfamilie. Der Vater, aus einer Arbeiter- Widerstandsgruppe. In Seifenkartons wur- familie stammend, war Kapitän und ver- den Flugblätter und illegale Druckschriften starb kurz vor Ausbruch des Ersten Welt- versteckt; es fanden Treffs statt, bei denen krieges. Von 1914 bis 1919 studierte Mag- Informationen ausgetauscht und neue Ak- da Thürey am Lehrerseminar Hohe Weide tionen geplant wurden. 1942 nahm die Ham- im Stadtteil Eimsbüttel. Magda Thürey ar- burger Gestapo Paul Thürey fest. Er wurde beitete in der Wandervogelbewegung und 1944 bei den Hamburger Kommunisten- bei der Freideutschen Jugend mit. Zudem prozessen zum Tode verurteilt und am war sie ein künstlerischer Mensch und 26. Juni 1944 im Alter von 41 Jahren im schloss sich in der Studienzeit bohemearti- Hamburger Untersuchungsgefängnis ent- gen Kreisen junger Menschen mit kommu- hauptet. Magda Thürey wurde von der Ge- nistischen Ideen an. In den Jahren 1919 bis stapo am 30.10.1943 in Schutzhaft genom- 1933 unterrichtete sie Volksschulklassen an men und ins Gefängnis Fuhlsbüttel ge- den Schulen Lutterothstra§e Nr. 80 und Meth- bracht. Der Seifenladen wurde von der Ge- fesselstra§e Nr. 28. Au§erdem trat sie der stapo zu einer Falle umfunktioniert, so dass Gesellschaft der Freunde des vaterländi- es zu weiteren Verhaftungen kommunisti- schen Schul- und Erziehungswesens bei. scher Widerstandskämpfer und -kämpfe- Anfang der 20er Jahre wurde Magda Thü- rinnen kam. rey Mitglied der KPD und war kurz vor Magda Thürey litt seit ihrem 31sten Le- 1933 zeitweilig für ihre Partei in der Ham- bensjahr an Multipler Sklerose. Durch die burgischen Bürgerschaft als Spezialistin Haftbedingungen verschlechterte sich ihr für Schulfragen tätig. 1933 wurde sie von Gesundheitszustand rapide. Aber erst nach- den Nazis sofort ohne jeglichen finanziel- dem sie fast völlig bewegungsunfähig ge- len Ausgleich aus dem Schuldienst entlas- worden war, wurde sie 1944 in das Kran- sen, denn Paragraph 2 des ãGesetzes zur kenhaus Langenhorn auf die Station für Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Nervenkranke verlegt. Auch dort erhielt sie verbot BeamtInnen eine Mitgliedschaft in nicht die notwendige medizinische Versor- der KPD. gung. Magda Thüreys Bruder, ein Lehrer, Magda Thürey heiratete ihren langjährigen der ebenfalls 1933 durch die Nazis aus dem Freund Paul Thürey. Zu dieser Zeit war er Schuldienst entlassen worden war, konnte bereits arbeitslos. Um sich eine Existenz sie erst nach der Kapitulation Nazideutsch- aufzubauen, kauften die Eheleute von ihren lands aus der Gefangenschaft holen. Kurze Ersparnissen ein Seifengeschäft in der Oster- Zeit später, am 17. Juli 1945, starb Magda straße im Stadtteil Eimsbüttel, welches sie Thürey im Alter von 46 Jahren. später in die Eimsbüttler Emilienstraße Nr. Ingo Böhle 30 verlegten. Als Paul Thürey 1939 in den Conz-Elektromotoren-Werken, einem Rü- Thusneldastra§e stungsbetrieb, Arbeit fand, führte Magda Stellingen, seit 1929. Tochter des Segestes, den Laden allein weiter, der seit Beginn des Gattin des Cheruskerfürsten Arminius Nationalsozialismus für die KPD zu einem Ein Jahr nach ihrer Heirat mit dem Cherus- Treffpunkt für ihre illegale Arbeit gewor- kerfürsten Arminius (14 nach Christus) lie- ferte ihr Vater sie den Römern aus. Thus- Emanzipation der Frau ein. nelda wurde im Triumpfzug des Germani- Bertha Traun war auch Gründungsmitglied cus mitgeführt. Ihr weiteres Schicksal ist un- des Sozialen Vereins zur Ausgleichung bekannt. konfessioneller Unterschiede. Ebenso war sie am Zustandekommen der Hochschule Tonistra§e für das weibliche Geschlecht beteiligt. Eilbek, umbenannt 1887. Früher Bertha Traun fühlte sich von ihrem Mann Jungmannstra§e. Mitglied der Familie von nicht geliebt und als Ehefrau und Mutter Carl Schomburgk. Vermutlich Sidonie = nicht ausgefüllt. Sie verliebte sich in Johan- Toni, die Schwester des Architekten nes Ronge. Er erwiderte ihre Liebe und ver- Schonburgk (Lüders) (geb. 1847 Hamburg trat die gleichen Ansichten von der Eman- Ð gest. 1895 Heiligenstadt) zipation der Frau wie sie. Bertha Traun lie§ sich scheiden und heiratete 1851 in London Traunweg Johannes Ronge. Dorthin war das Paar mit Neuland, seit 1942, benannt nach Christi- dreien von Berthas sechs Kindern gezogen, an Justus Friedrich Traun. Ergänzt um die nachdem in Deutschland der Druck der Re- ebenso bedeutende Ehefrau Bertha Traun. aktion auf die freien Gemeinden sich ver- Neuer Erläuterungstext: benannt nach stärkt hatte. In London richtete Bertha dem Ehepaar (verh. v. 1818-1850) Christi- Ronge einen Kindergarten ein. Nachdem an Justus Friedrich T. (1804-1881), Fabri- das Paar 1857 nach Manchester übergesie- kant, Mitbegründer der unmittelbar west- delt war, gründete Bertha Ronge das Man- lich benachbarten späteren ãNew-York- chester Fröbel Committee zur Verbreitung Hamburger Gummiwaren Compagnie“, des Kindergartens und eine Ausbildungs- und Bertha T. (1818-1863), Vorkämpferin stätte für Kindergärtnerinnen. 1861 kehrten der Hamburger Frauenbewegung, Mitbe- die Ronges nach Deutschland zurück und gründerin diverser Frauenorganisationen zogen nach Breslau. Im selben Jahr initiier- Die Tochter des reichen Stockfabrikanten te Bertha Ronge dort eine Versammlung H.C. Meyer war mit dem Kompagnon ihres von Frauen, auf der sie die pädagogischen Vaters, Christian Justus Traun, dem Mitbe- Vorstellungen Fröbels darlegte. Resultat gründer der Harburger Gummi-Kamm- dieser Versammlung war die Gründung ei- Comp. verheiratet. Über Geschäftsbezie- nes Vereins, der die finanziellen Mittel für hungen ihres Mannes zu Herrn Wüstenfeld die Einrichtung von Kindergärten beschaf- lernte sie Emilie Wüstenfeld kennen. 1847 fen wollte. Doch die Behörden wollten die gründeten die beiden Frauen mit noch wei- Konzession für einen solchen Kindergarten teren 30 Frauen den Frauenverein zur Un- nicht geben, in dem so viel „Unfug“ wie terstützung der Deutschkatholiken. Diese Radschlagen und Spielen betrieben wurde. propagierten ein nicht an eine Konfession Daraufhin entschloss sich Frau Ronge, eine gebundenes, demokratisches Gemeindele- Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen zu ben. Hier erhielten auch Frauen Wahl- und errichten. 1863 zog das Ehepaar Ronge Mitspracherecht, woran in den Amtskir- nach Frankfurt am Main. Dort verstarb chen nicht zu denken war. An expo- Bertha Ronge zwei Jahre später, in den nierter Stelle stand der exkommunizierte letzten Lebenswochen gepflegt von ihrer Priester Johannes Ronge, der von Bertha Freundin Emilie Wüstenfeld. Bertha Ronge Trauns fortschrittlich gesinntem Vater pro- wurde auf dem Hamburger Friedhof zu St. tegiert wurde. Ronge trat auch für die Petri neben ihrem ehemaligen Schwieger- vater beerdigt. Auch ihr erster Ehemann, Ursula-Querner-Stra§e der 18 Jahre nach Bertha Ronges Tod eben- Bergedorf, seit 1985. Bildhauerin. Motiv- falls in Frankfurt am Main starb, erhielt sei- gruppe: Verdiente Frauen. (10.5.1921 ne letzte Ruhestätte neben seinem Vater Dresden Ð 23.6.1969 Hamburg) und Bertha Ronge. 1948 in Lübeck Meisterprüfung in Holz- Als Bertha Ronges Sohn aus erster Ehe, bildhauerei. 1946 bis 1949 Studium der der Senator Dr. Heinrich Traun, 1907 eine Bildhauerei an der Landeskunstschule Ham- Grabstelle auf dem Ohlsdorfer Friedhof burg bei Edwin Scharff. 1950 Atelier in kaufte, lie§ er 1908 seinen Go§vater, sei- Hamburg. 1952 Stipendium des Lichtwark- ne Mutter und seinen Vater dorthin umbet- Preises Hamburg. 1953 Heirat mit dem ten. Maler Claus Wallner. 1959 Rompreis (Villa Massimo). Wiederholte Aufenthalte in Itali- Unzerstra§e en. 1961 zusammen mit Claus Wallner Ein- Altona, seit 1867, benannt nach Johann richtung eines Sommerateliers auf Ponza, August Unzer (1727-1799), Arzt und einer kleinen italienischen Felseninsel. Schriftsteller und seiner Frau Johanna 1964 Edwin-Scharff-Preis der Freien und Charlotte Unzer (1725-1782), Dichterin, Hansestadt Hamburg. Werke von ihr befin- und nach Johann Christoph Unzer (1747- den sich in der Kunsthalle Hamburg und in 1809), Arzt, Stadtphysikus, Dichter und der Kunsthalle Rostock. Plastiken von ihr nach Heinrich Friedrich Unzer (1783- stehen auch auf Hamburger Plätzen, an 1814), Arzt Schulen, Kirchen und sonstigen Gebäuden. Geboren in Halle an der Saale heiratete sie So die Bronzegruppen die „Bürger von 1751 den Arzt Johann August Unzer. Er hat- Billstedt“, die Gruppe „Erlkönig“ in Neu- te bei ihrem Vater, einem Organisten und wiedenthal, die ãTwen-Gruppe“ in Rahl- Komponisten, Musikunterricht erhalten. stedt und der ãTaucher“ am Schwimmbad Das Paar zog nach Altona und bekam zwei am Bondenwald in Niendorf. Nach ihrem Kinder, die jedoch kurz nach der Geburt Aufenthalt auf Ponza wurden drahtige Men- starben. Im Jahr ihrer Hochzeit erschienen schen ihre Lieblingsgegenstände bei der unter Charlotte Unzers Namen eine Zusam- Gestaltung von Bronzen. Da sie eine be- menfassung und Erläuterung der damaligen geisterte Taucherin war, modellierte sie Philosophie zugeschnitten auf das weibli- Schwimmer und Taucher, so z. B. ãZwei che Geschlecht: ãGrundriss einer Taucher“, „Auftauchender“, „Taucher mit Weltweißheit für das Frauenzimmer“ und Harpune“. Daneben schuf sie zerklüftete „Grundriss einer natürlichen Historie und Torsen, bewegte Akte. Für die Hansestadt eigentlichen Naturlehre für das Frauenzim- Hamburg schuf sie viele Plastiken, die heu- mer“. te auf öffentlichen Plätzen stehen. Ursula Charlotte Unzers Bücher fanden ein gro§es Querner hatte mit ihrem Mann zwei Kin- Echo unter der Leserinnenschaft. Auch der. durch die Veröffentlichung ihrer Gedichte ãVersuch in Scherzgedichten“, die teilweise Uteweg anzüglich waren, erhielt sie gro§e Populari- Rissen, seit 1951. Gestalt aus dem tät. Nibelungenlied Carlotte Unzer war eine Vertreterin der Auf- Ute ist die Mutter Kriemhilds und der Bur- klärung und setzte sich für Frauenbildung gundenkönige Gunther, Gernot und Giesel- ein. her. ãSie warnt ihre Kinder vergeblich vor den Folgen ihrer Handlungen; sie vermag Nach dem Tod von Franz Werfel im Jahre die Träume, in denen sich die drohenden 1945 übernahm Alma Mahler-Werfel die Ver- Gefahren ankündigen, zu deuten.“ (Anne- waltung des künstlerischen Nachlasses ihres marie und Wolfgang van Rinsum: Lexikon Mannes. literarischer Gestalten. Stuttgart 1988.) Wichernsweg Wassermannpark Hamm-Mitte, seit 1890, benannt nach dem Schnelsen, seit 2003. H. Wassermann. Theologen Johann Heinrich Wichern, 8-jährige Polin. Opfer des Nationalsozia- ergänzt 2001/2002 um die ebenso bedeu- lismus. Kindermord in der Schule am tende Ehefrau Amanda Wichern. Neuer Bullenhuser Damm (Geschwister- Erläuterungstext: benannt nach dem Witonski-Stra§e) Ehepaar Johann Heinrich W. (1808-1881), Theologe, Gründer des Rauhen Hauses, Werfelring und Amanda W. (1810-1888), Leitende Bramfeld, seit 1961, benannt nach Franz Mitarbeiterin ihres Mannes Werfel. 2001/2002 ergänzt um die berühm- Nachdem Johann Heinrich Wichern 1833 mit te Ehefrau Alma Maria Mahler-Werfel. seiner Mutter und seiner Schwester ins Rauhe Neuer Erläuterungstext: benannt nach Haus gezogen war, die ersten zwölf Jungen dem Ehepaar (verh. v. 1929-1945) Franz hier untergebracht worden waren und ein Jahr W. (1890-1945), Schriftsteller, und Alma später bereits ein weiteres Haus gebaut wor- Maria Mahler-W. (1879-1964), Komponi- den war, wurden ab 1835 auch Mädchen im stin und Musikschriftstellerin Rauhen Haus aufgenommen. Im selben Jahr Die ausgebildete Pianistin und Komponistin, verlobte sich Johann Heinrich Wichern mit Tochter des Wiener Malers Emil Schindler, der Sonntagsschullehrerin Amanda Böhme. heiratete 1902 den 19 Jahre älteren Komponi- Sie heirateten, als das Vorsteherhaus errichtet sten und Dirigenten Gustav Mahler. Er verbot war. Amanda Wichern unterstützte ihren ihr schon während ihrer Verlobungszeit das Mann und leitete in seiner Abwesenheit das Komponieren, ohne sich jemals mit ihren Rauhe Haus, ein Rettungshaus für verwahrlo- Kompositionen beschäftigt zu haben. Damit ste Unterschichtskinder. Sie war auch für die brach er ihre Schaffenskraft und sie kompo- aufgenommenen Mädchen und deren Ar- nierte fortan nie wieder. beitsgebiete zuständig. Während des Aufbaus Nach dem Tod ihres Mannes 1911 verliebte des Rauhen Hauses bekam das Ehepaar sie sich in den Maler Oskar Kokoschka. Das 9 Kinder. Paar hatte eine dreijährige leidenschaftliche Beziehung. 1915 ging sie dann die Ehe mit Wiebkestieg dem Architekten Walter Gropius ein. Das Rahlstedt, seit 1958. Wiebke Pogwisch: Paar bekam zwei Kinder, die allerdings im Gedicht von Detlev von Liliencron. Kindesalter starben. Fünf Jahre nach der Motivgruppe: Liliencron und Gestalten Hochzeit mit Gropius lie§ sich Alma Mahler aus seinen Werken scheiden. 1929 heiratete sie den Schriftsteller Das Haupt des heiligen Johannes auf der Franz Werfel, mit dem sie schon eine zehn- Schüssel jährige Liebesbeziehung verband. Während der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte Dei Gratia Domina, das Paar 1938 über Frankreich und Spanien in Wiebke Pogwisch, Abbatissa, die USA. Thront auf ihrem Fürstenstuhle Vor dem adlichen Convent. Diese blutbemalte Stirn.

Heilwig Qualen, Mette Tynen, Immer lebt in ihr der Abend, Abel Rantzow, Geesche Ahlfeldt, Als im Wald die Vögel sangen, Barbe Wohnsfleth, Drud Rugmooren, Als die holden blauen Augen Benedicte Reventlow. Küßte Detlev Gadendorp.

Diese Klosterfräulein lauschen Wiebke Pogwisch, die Äbtissin, Sehr andächtig der Äbtissin, Spricht zuerst mit milden Worten, Der Äbtissin Wiebke Pogwisch, Redet dann in strengen, harten, Dei gratia Dominae. Hält ihr vor das Kruzifix.

Vor den Schwestern auf der Schüssel, Und mit totenblassem Antlitz, Und die Schüssel war von Golde, Zögernd langsam geht das Mädchen, Liegt das Haupt Johanns des Täufers, Neigt den kleinen Mund zum Kuss, Schauderhaft aus Holz geschnitzt. Schallend klingt im Hof ein Huf.

Eine Stiftung Isern Hinnerks, Sporen klirren, Türen fallen, Sohn von Geert, dem Gro§en Grafen. Und die Treppe stürmt ein Ritter, Als er fromm geworden, schenkte Vor den Schwestern beugt die Knie Isern Hinnerk diesen Kopf. Lächelnd Detlev Gadendorp.

Doch er machte zur Bedingung, Hat das Mädchen rasch im Arme, Jedes Fräulein, das zur Nonne Und zwei Ärmchen schlagen hastig Werden wollte, werden mu§te, Sich um seinen starken Nacken Ð Sollte küssen diesen Kopf. Frei! Im Sattel ruht sie schon.

Au§erdem noch, wenn die Nonnen Steinerstarrt in ihren Sesseln Diesen Kopf behalten wollten, Sitzen stumm die Klosterfräulein, Gab er sieben große Dörfer Steinerstarrt auch die Äbtissin, An den adlichen Konvent. Dei gratia Domina.

Anfangs sträubten sich die Schwestern, Doch wie stets es noch gewesen, Gar zu scheu§lich war das Schnitzwerk; Neugier macht ein Weib lebendig; Doch die Schüssel ist von Golde, Um das Bogenfenster drängen Und die Dörfer bringen Zins. All die lieben Nönnelein.

Vor der Schüssel, vor den Frauen, Schauen in die Frühlingsfelder, Auf den Marmorfliesen knieend, Hören wie die Lerchen singen, Betet unter hei§en Schauern, Fern am Waldesrand ein Hufblitz Betet Caja von der Wisch. Sendet letzten Gruß zurück.

Ihre jungen blauen Augen Wilhelmine-Hundert-Weg Streifen jenes Haupt mit Grauen, Bergedorf, seit 1995. Widerstandskämpfe- Und sie kann sie nimmer küssen, rin gegen den Nationalsozialismus. Mit- glied der Hamburger Widerstandsgruppe Westendarp im Fröbelverein und im späte- ãEtter-Rose-Hampel-Gruppe“ (Erika- ren Paulsen-Stift aufnahmen, um ihnen ei- Etter-Kehre) ne gute Erziehung und Elementarkenntnis- (4.7.1896 – am 8.5. 1945 für tot erklärt) se zu vermitteln. Es waren die Kinder der Sie wurde auf Betreiben der Hamburger Ge- Armen, für die es damals noch keine staat- stapo im April 1945 aus dem Frauenkon- liche Schule gab. Als sie am 3.11.1866, erst zentrationslager Ravensbrück in ein Arbeits- 25 Jahre alt, mit der Leitung der Schule des kommando nach Oranienburg gebracht und Paulsenstiftes betraut wurde, stellte sie ihre dort umgebracht. ganze Kraft in den Dienst der Anstalt, die von nun an eine Entwicklung von der Ar- Wilhelminenbrücke menschule bis zur zehnstufigen höheren Altstadt, seit 1976 Mädchenschule durchmachte. Die Schule Die Brücke führt über das Kehrwiederfleet war bereits 1866 keine reine Armenschule zur Straße „Am Sandtorkai“. mehr. Zu den aus den Kursen übernomme- nen Fächern kamen naturwissenschaftlicher Wohlwillstra§e Anschauungsunterricht und Englisch hinzu, St. Pauli, seit 1948. Anna Wohlwill. 1867 Gymnastikunterricht, 1868 Pflichten- Langjährige Leiterin der Schule des lehre, 1869 Maschinennähen und 1870 Fran- Paulsenstiftes. (20.6.1841 Seesen/Harz Ð zösisch. Schon 1866 und 1867 wurden die 30.12.1919 Hamburg) Lehrerinnenbücherei, die Zeitschriftensamm- Geboren als viertes von fünf Kindern des lung und die Schülerinnenbücherei ange- Lehrers an der Hamburger Stiftungsschule, legt. Als der Staat 1871 siebenstufige Mäd- einer jüdischen Stiftung, und späteren Di- chen-Volksschulen errichtete, verfolgte er rektors der Jacobsen-Schule in Seesen, einfacherere Lehrziele als die der Schule Dr. Emanuel Wohlwill und seiner Ehefrau. des Paulsenstifts. 1880 hatte diese acht Der Vater starb, als Anna Wohlwill 6 Jahre Klassen mit 369 Kindern. Durch stete Ver- alt war. Frau Wohlwill zog daraufhin mit besserung der Lehrweise erfüllte die Schu- ihren Kindern nach Hamburg zurück und le in acht Jahren die Anforderungen der da- wohnte an der Alsterchaussee. Anna Wohl- maligen neunjährigen höheren Mädchen- will besuchte die Privatschule von Herrn schule. 1881 verfügte die Oberschulbe- Kröger. Dann erhielt sie mit einigen ande- hörde, dass die Schule in die Sektion für ren Altersgenossinnen zwei Jahre Privatun- höhere Schulen aufgenommen wurde. Die terricht in Geschichte, Deutsch, Literatur, endgültige Anerkennung als höhere Mäd- Naturwissenschaften und Mathematik. Au- chenschule erhielt die Schule 1893, als sie §erdem wurde sie auch von ihren Brüdern aus Platzmangel in die Bülaustraße 20 auf Emil Wohlwill, dem späteren Naturwissen- ein staatliches Grundstück gezogen war. schaftler, der die ãNorddeutsche Affinerie“ Mit der Anerkennung als höhere Mädchen- zu einem bedeutenden Unternehmen ent- schule wurde die Schule des Paulsenstiftes wickelte, und Adolf Wohlwill, dem späteren „halböffentlich“ – sie diente nun als Ersatz Professor für Geschichte, unterrichtet. Da für eine fehlende staatliche höhere Mäd- es zu ihrer Zeit noch keine Lehrerinnen- chenschule. Auch wurde eine Freistellen- bildungsanstalten in Hamburg gab, stand sie stiftung für begabte Kinder aus ärmeren Fa- ohne jemals eine Prüfung abgelegt zu ha- milien gegründet. Die Stiftung vergab 20 ben, seit ihrem 15. Lebensjahr vor den Kin- ganze und 50 halbe Freistellen. 1906 be- dern, die Johanna Goldschmidt und Amalie kam sie anlässlich des 40. Dienstjubiläums von Anna Wohlwill 25.000 MK aus den Als 1936/37 das Staatsamt und das Inge- Schulersparnissen. Zugleich erhielt sie den nieurwesen Vorschläge zur Umbenennung Namen Anna-Wohlwill-Stiftung. der nach Juden und Marxisten benannten Ostern 1894 war die Schule eine neunstu- Stra§en machen sollten, schlugen sie Jo- fige Anstalt mit 562 Schülerinnen in vier- hann-Klefeker-Stra§e vor. Dazu ihre Erklä- zehn Klassen; zwei Jahre später, 1896, hat- rung: ãNach ihm war früher (1801) eine te sie in siebzehn Klassen 760 Schülerin- Stra§e benannt worden, die aber in einen nen, und 1908 konnte das zehnte Schuljahr üblen Ruf kam durch die Ansiedlung von ãeingeweiht“ werden. Dirnen; später (1922) wurde sie umbenannt Von Anfang an kümmerte sich die Schule in ,Mauerstraße‘. Vor kurzem hat nun ein um die Ferienerholung ihrer stärkungsbe- unmittelbarer Nachkomme von Johann dürftigen und armen Schülerinnen. Man Klefeker, der Oberst Professor S. Klefeker, suchte für sie Unterkünfte bei Bauern in der Direktor der Deutschen Heeresbücherei in Umgebung Hamburgs und zahlte das Ent- Berlin und Schöpfer des Büchereiwesens gelt dafür. 1882 wurde für diese Zwecke des Reichsheeres, den Antrag gestellt, den die Ferienstiftung der Schule des Paulsen- Namen Johann Klefeker durch Benennung stiftes gegründet. 47 Schülerinnen fuhren einer Stra§e nach ihm wieder zu Ehren zu nach vorheriger ärztlicher Untersuchung bringen. Da der Syndikus Johann Klefeker zur Erholung aufs Land. Da jedoch nicht sich seinerzeit um Hamburg sehr verdient jede Unterkunft bei einem Bauern vorbild- gemacht hat, und zwar im diplomatischen lich war, wollte die Schule ein eigenes Dienst als Leiter der auswärtigen Angele- Heim gründen. Am 7. 6.1896 konnte dieser genheiten, soll dieser Bitte entsprochen Plan realisiert werden, denn Frau Laura werden.“ Der Bitte wurde nicht entspro- Beit hatte dem Paulsenstift ein Feriener- chen: ãAuf Grund des Erlasses des Reichs- holungsheim am Timmendorfer Strand ge- ministers des Inneren vom 27. Juli 1938 stiftet. Es wurde „Olgaheim“ genannt, nach über jüdische Straßennamen“ wurde die der verstorbenen Tochter der Stifterin. 1906, Anna-Wohlwill-Stra§e in Felix-Dahn- anlässlich ihres 50jährigen Lehrerinnenju- Stra§e umbenannt. (Siehe weiteres dazu in biläums, verlieh der Senat Anna Wohlwill der Einführung „Straßenbenennungen: ein eine goldene Denkmünze, die damit zum Seismograph für politische Strömungen“.) ersten Mal einer Frau zuteil wurde. Am Nach Anna Wohlwill wurde drei Jahre 1.4.1911 wurde Anna Wohlwill im Alter nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eine von 70 Jahren pensioniert und übergab die Stra§e benannt, diesmal im Stadtteil St. Leitung der Schule an Hanna Glinzer. Ob- Pauli. wohl sie erblindet war, blieb Anna Wohl- will im Schulvorstand und erteilte weiter- Wuthenowstra§e hin Unterricht in sozialer Hilfstätigkeit. Jenfeld, seit 1947. Alwine Wuthenow geb. Außerdem förderte sie die Waldschulidee Balthasar, Pseudonym: Annemariek und richtete zusammen mit ihrer Freundin Schulten. Niederdeutsche Schriftstellerin Agnes Wolffson (Agnes-Wolffson-Stra§e) aus Pommern (16.9.1820 Neuenkirchen b. in der ersten Woche nach Ausbruch des Er- Greifswald Ð 8.1.1908 Greifswald) sten Weltkrieges eine Kriegsküche im Kel- Vater Pastor, später Superintendent in Gütz- ler des Schulhauses ein. Nach ihrem Tode kow. 1843 heiratete Alwine Balthasar den wurde die an der Lehrerfortbildungsanstalt Bürgermeister von Gützkow. Alwine Wuthe- entlangführende Straße nach ihr benannt. now war eine plattdeutsche Dichterin, ver- öffentlichte zunächst in Fritz Reuters Un- vergeblich um ihre Entlassung aus dem terhaltungsblatt plattdeutsche Gedichte. Schuldienst gebeten. Am 15.7.1944 reichte Lebte zeitweise in einer Heilanstalt. sie schließlich die Kündigung ein. Sie wur- de mit der Begründung des Lehrerbedarfs Yvonne-Mewes-Weg abgewiesen. Gleichzeitig wandte sich die Alsterdorf, seit 1985. Lehrerin, leistete, Schulbehörde an den Reichsstatthalter Karl ohne einer Widerstandsgruppe anzugehö- Kaufmann mit der Bitte, ein Exempel zu ren. Widerstand. Motivgruppe: Verfolgte statuieren, da es sich hier um eine Art von des Nationalsozialismus und Terroropfer. Arbeitsverweigerung handele. Ein Kündi- (22.2.1900 Karlsruhe Ð 6.1.1945 im gungsgesuch war keine strafbare Hand- Frauenkonzentrationslager Ravensbrück) lung, um aber Yvonne Mewes trotzdem be- Kam 1920 als 20jährige mit ihren Eltern langen zu können, dachte sich die Schulbe- (Zahnarztfamilie) nach Hamburg, studierte hörde einen raffinierten Plan aus: Yvonne hier und wurde 1927, im Alter von 27 Jah- Mewes sollte der Parteikreisleitung zur ren, Studienassessorin an der damals noch Fliegerschadens-Beseitigung zugewiesen privaten evangelischen Heilwigschule in werden und in der Flickstube der NS-Frau- der Isestra§e. Yvonne Mewes war Lehrerin enschaft arbeiten. Man hoffte, dass sie diese für Deutsch, Französisch und Englisch. Arbeit verweigern würde und man sie dar- 1938 wurde sie auf eigenen Wunsch in den aufhin gerichtlich belangen könnte. Aber öffentlichen Schuldienst übernommen und Yvonne Mewes tappte nicht in die ihr ge- wechselte an die Schule Curschmannstra- stellte Falle. Sie nahm den Dienst an. Dar- ße. Hier erlebte sie die Zwänge des NS- aufhin übergab die Schulbehörde den Fall Schulalltags. 1942 kam Yvonne Mewes der Mewes an die Gestapo. Dabei stützte sie Aufforderung der Schulbehörde, als Lehre- sich ausdrücklich auf eine Beurteilung des rin in der Kinderlandverschickung zu arbei- Schulleiters von Yvonne Mewes, Dr. Hans ten, nicht nach. Sie befürchtete, dass die Lüthje, der sie 1943 in einem Brief an die Kinder dort durch die NSDAP und die Schulbehörde folgendermaßen charakteri- Hitlerjugend stark beeinflusst würden und siert hatte: ãEin bis zum Fanatismus wahr- sie als Lehrerin über ihre Unterrichts- heitsliebender Mensch, der keine Bindung gestaltung nicht frei entscheiden könne. anerkennt und anerkennen will, sich rück- Daraufhin wurde sie mehrfach versetzt, zu- sichtslos gegen alles stemmt, was nach nächst an die Schule Caspar-Voght-Stra§e Zwang aussieht, sich nach allen Kräften ge- und dann zurück an die Heilwigschule. gen die notwendigen Anforderungen der 1943 wurde Yvonne Mewes ausgebombt. Gemeinschaft sträubt. Sie ist alles in allem Sie zog zu ihrer Schwester nach Passau und der Prototyp eines Individualisten, in ihre unterrichtete dort. Die Hamburger Schul- Ideen verrannt, schwer, wenn überhaupt, behörde forderte sie mehrere Male vergeb- belehrbar und anderen Gedanken kaum lich auf zurückzukommen. Als sie schlie§- zugänglich.“ (Herbert Diercks: Friedhof Ohls- lich zurückkehrte, kam sie an die Wald- dorf. Hamburg 1992.) Die Gestapo brachte dörfer-Oberschule für Mädchen, später Yvonne Mewes in die Gestapo-Haftanstalt wieder an die Heilwigschule. 1943 kam sie Fuhlsbüttel, wo sie starken Schikanen aus- der erneuten Aufforderung zum Einsatz in gesetzt war. So musste sie längere Zeit in der Kinderlandverschickung schlie§lich Dunkelhaft sitzen und bekam in dieser Zeit nach. auch keine Nahrung. Weder die Haftrichter Seit sie in Passau gewesen war, hatte sie noch die Staatsanwaltschaft stellten bei Yvonne Mewes ein strafbares Verhalten fest. Die Schulbehörde bestand aber auf ei- ner strengen Verwarnung und Belehrung, anderenfalls wollte sie an der Übergabe Yvonne Mewes’ an die Gestapo festhalten. Als die verantwortlichen Beamten der Schulbehörde dann doch allmählich Skru- pel bekamen, war es zu spät: die Gestapo hatte Yvonne Mewes bereits in ihren Hän- den. Einen Tag vor Weihnachten 1944 wur- de sie ins KZ Ravensbrück gebracht. Dort starb sie am 6.1.1945 an Hungertyphus.

Zweite Luisenbrücke Hamm-Süd, seit 1930, siehe Luisenweg Die Brücke führt beim Luisenweg über den Südkanal.

Zylberbergstieg Schnelsen, seit 1992. Ruchla Zylber- berg. 9jährige Polin aus Zawichost. Opfer des Nationalsozialismus. Kindermord in der Schule am Bullenhuser Damm (Geschwister-Witonski-Stra§e) Tochter eines Schuhmachers. Er flüchtete vor den Deutschen nach Russland und wollte seine Familie nachholen, aber die Einwanderungserlaubnis erreichte die Fa- milie zu spät. Die Mutter kam mit ihren beiden Töchtern nach Auschwitz, wo sie und die jüngere Tochter ermordet wurden. Ruchla wurde ins KZ Neuengamme gebracht. Nach dem Krieg suchte der Vater seine Familie. Er wanderte nach Deutschland und dann in die USA aus.

Zylberbergstra§e Schnelsen, seit 1992. Siehe Zylberberstieg Auflistung der Stra§ennahmen nach Wilhelminenbrücke, 1976 Stadtteilen Ida-Ehre-Platz, Schauspielerin, in der Reihenfolge der Benennungsjahre Prinzipalin, 2000

Altona: Alsterdorf: Kleine Marienstra§e, Anna Maria Eiffler, Julia-Cohn-Weg, jüd. Opfer des NS, 1985 vor 1737 Irma-Sperling-Weg, Euthanasieopfer Paulinenallee, Schwägerin d. Gelände- des NS, 1985 besitzers, 1863 Yvonne-Mewes-Weg, Gegnerin des NS- Unzerstra§e, auch nach der Dichterin Regimes, 1985 Charlotte Unzer, 1867 Gertrud-Pardo-Weg, jüd. Opfer des NS, Helenenstra§e, Helene Donner, Etatsrätin, 1985 1893 Elsa-Bauer-Weg, jüd. Opfer des NS, 1985 Hexenberg, Flurname, 1950 Dorothea-Kasten-Stra§e, Euthanasieopfer Suttnerstra§e, Bertha, Pazifistin, des NS, 1993 Schriftstellerin, 1950 Elisabeth-Flügge-Straße, Schulleiterin, Helenenstieg, Helene Donner, Etatsrätin, Gegnerin des NS-Regimes, 2002 1953 Louise-Schroeder-Stra§e, Politikerin, Bahrenfeld: 1960 Augustenhöh, Frau d. Grundeigentümers, 1892 Altstadt: Julienstra§e, Frau v. Th. Gayen, 1898 Katharinenbrücke, nach der Heiligen K., Reichardtstra§e, 1929, auch nach Luise 13. Jhd. R., Komponistin, 2001/2002 Katharinenstra§e, nach der Patronin der Lise-Meitner-Park, Kernphysikerin, 1997 St. Katharinen-Kirche, 14. Jhd. Amália-Rodrigues-Weg, Fadosängerin, Katharinenkirchhof, nach dem Kirchhof 2003 der St. Katharinen-Kirche, 15. Jhd. Barmbek-Nord: Gertrudenkirchhof, Weg am Kirchhof, Arnemannweg, Mathilde A., Wohltäterin, 18. Jhd. 1930 Bei St. Annen, nach der St. Annen- Marianne-Wolff-Weg, Wohltäterin, 1930 Kapelle, 1869 Amalie-Schoppe-Weg, Schriftstellerin u. St. Annenbrücke, siehe ãBei St. Annen“, Gönnerin Hebbels, 1930 1881 Rudolphiplatz, Pädagogin, 1930 Jungfernbrücke, ohne Bezug, Elise-Lensing-Weg, Freundin Hebbels, 1887 1948 St. Annenufer, nach der Uferstra§e am Amalie-Dietrich-Stieg, Botanikerin, 1968 St. Annenfleet, 1890 Jungfernstieg, Barmbek-Süd: 1931 Berthastra§e, Tochter d. Grundeigentümers, Gertrudenstra§e, Patronin der St. Gertrud- 1866 Kapelle, 1943 Schumannstra§e, 1876, auch nach Clara S., Katharinenfleet, nach dem Katharinen- Komponistin, 2001/02 fleet, 1960 Elsastra§e, frei gewählter Name, 1886 Ortrudstra§e, aus R. Wagners „Lohengrin“, Marie-Fiering-Kehre, Widerstandskämp- 1904 ferin, 1985 Sentastra§e, aus R. Wagners ãDer Fliegen- Luise-Otto-Peters-Weg, Publizistin, de Holländer“, 1904 Frauenrechtlerin, 1985 Lily-Braun-Stra§e, Schriftstellerin, Bergedorf: Frauenrechtlerin, 1985 Eva-König-Bogen, verheiratet in zweiter Ottilie-Baader-Straße, Führerin der Ehe mit Gotthold Ephraim Lessing, proletarischen Frauenbewegung, 1985 Fabrikantin, 2003 Hilda-Monte-Weg, Widerstandskämpferin, Ida-Boy-Ed-Stra§e, Schriftstellerin, 1927 Schriftstellerin, 1986 Augustastraße, Frau d. Grundstückseigen- Marta-Damkowski-Kehre, Widerstands- tümers, vor 1936 kämpferin, Politikerin, 1986 Elisabeth-Thomann-Weg, Heimat- Helene-Heyckendorf-Kehre, dichterin, 1949 Widerstandskämpferin, 1987 Rahel-Varnhagen-Weg, Schriftstellerin, Auguste-Schmidt-Weg, Frauenrechtlerin, 1984 1987 Henriette-Herz-Ring, Schriftstellerin, Annemarie-Ladewig-Kehre, Widerstands- 1984 kämpferin, 1987 Henriette-Herz-Garten, dito Erna-Behling-Kehre, Widerstandskämpfe- Gertrud-Werner-Weg, Hebamme, 1984 rin, 1987 Gertrud-Bäumer-Stieg, Frauenrechtlerin, Gertrud-Seele-Kehre, Gegnerin des NS- Pädagogin, 1984 Regimes, 1987 Fanny-Lewald-Ring, Schriftstellerin, 1984 Fanny-El§ler-Bogen, Tänzerin, 1987 Erna-Mohr-Kehre, Zoologin, 1984 Maria-Terwiel-Kehre, Widerstands- Ebner-Eschenbach-Weg, Marie von E., kämpferin, 1987 Schriftstellerin, 1984 Lilo-Gloeden-Kehre, Gegnerin des NS- Anna-Siemsen-Gang, Frauenrechtlerin, Regimes, 1987 Pädagogin, 1984 Elisabeth-von-Thadden-Kehre, Gegnerin Anita-Rée-Straße, Malerin, 1984 des NS-Regimes, 1987 Ursula-Querner-Stra§e, Bildhauerin, 1985 Rosa-Schapire-Weg, Kunsthistorikerin, Therese-Giehse-Bogen, Schauspielerin, 1989 1985 Elly-Heuss-Knapp-Ring, Politikerin, Ricarda-Huch-Ring, Schriftstellerin, 1985 Gründerin des Müttergenesungs- Erika-Etter-Kehre, Widerstandskämpferin, werkes, 1991 1985 Jeanette-Wolff-Ring, Widerstandskämp- Del-Banco-Kehre, Alma D., Malerin, 1985 ferin, 1992 Gordonkehre, Klara, Oberin des Israeliti- Anna-von-Gierke-Ring, schen Krankenhauses, 1985 Kinderfürsorgerin, Mitglied d. Natio- Agnes-Wolffson-Stra§e, Wohltäterin, 1985 nalversammlung, 1992 Mary-Marcus-Kehre, Direktorin der Edith-Stein-Platz, Philosophin, Israelitischen Töchterschule, 1985 Karmeliterin, 1993 Lisbeth-Bruhn-Stra§e, Widerstandskämp- Margit-Zinke-Stra§e, Widerstandskämp- ferin, 1985 ferin, 1995 Lucie-Suhling-Weg, Widerstandskämp- Margarete-Mrosek-Bogen, Gegnerin ferin, 1985 des NS-Regimes, 1995 Marie-Henning-Weg, Politikerin, Anne-Frank-Straße, jüd. Opfer des NS, Verfolgte des NS, 1995 1986 Wilhelmine-Hundert-Weg, Widerstands- kämpferin, 1995 Borgfelde: Catharina-Fellendorf-Stra§e, Widerstands- Elise-Averdieck-Stra§e, Leit. d. kämpferin, 1995 Diakonissenhauses „Bethesda“, 1896 Liesbeth-Rose-Stieg, Widerstandskämpfe- rin, 1995 Bramfeld: Sophie-Schoop-Weg, jüd. Opfer des NS, Herthastra§e, Tochter des Bauern Siemers, 1995 um 1887 Käte-Latzke-Weg, Widerstandskämpfe- Werfelring, 1961, auch nach Alma Mahler- rin, 1996 Werfel, Komponistin, Musikschriftste- lerin, 2001/02 Bergstedt: Klabundeweg, 1962, auch nach Clara K., Eidelstedt: Gerichtspräsidentin, 2001/02 Antonie-Möbis-Weg, Widerstandskämp- ferin, Mitgl. d. Bürgerschaft, 1991 Billstedt: Nyswanderweg, Marie, amerikan. Spezia- Annaberg, frei gewählter Name, vor listin f. Methadontherapie, 1994 1938 Luisenhofstieg, Tochter d. Besitzers, Eilbek: 1948 Evastra§e, frei gewählter Name, 1887 Meriandamm, 1948, auch nach Sibylla M. Tonistra§e, Mitgl. Familie Schomburgk, Naturforscherin, 2001/02 1887 Sterntalerstraße, Märchen, 1952 Schlegelsweg, 1904, auch nach Caroline Schneewittchenweg, Märchen, 1952 Schlegel-Schelling, Schriftstellerin, Rotkäppchenweg, Märchen, 1952 2001/02 Rosenrotweg, Märchen, 1952 Monikastra§e, frei gewählter Name, 1957 Gänselieselweg, Märchen, 1952 Aschenputtelstraße, Märchen, 1952 Eimsbüttel: Kollwitzring, Käthe K., Malerin, 1971 Sophienallee, Frau d. Grundbesitzers, Münterweg, Gabriele M., Malerin, 1971 1863 Henriettenstra§e, Tochter des Billwerder: Geländebesitzers, 1865 Luxweg, Frieda L., Frauenbeweg., Leit. d. Emilienstra§e, Tochter des Arbeiterwohlfahrt, 1956 Geländebesitzers, 1865 Charlottenstra§e, Verwandte ( Tochter Blankenese: oder Schwiegermutter) des Auguste-Baur-Stra§e, Wohltäterin, vor Grundstücksbesitzers, 1865 1903 Amandastra§e, frei gewählter Name, 1865 Marienhöhe, Gut Marienhöh, 1928 Marthastra§e, Schwägerin des Geländebe- Charitas-Bischoff-Treppe, Schriftstellerin, sitzers, 1870 1928 Margaretenstra§e, Frau d. Geländevor- Anna-Hollmann-Weg, literarische Gestalt, besitzers, 1870 1942 Agathenstra§e, frei gewählter Name, 1899 Heymannstra§e, Lida Gustava H., Hamm-Mitte: Frauenrechtlerin, 1950 Luisenweg, Tochter d. Senators Henriettenweg, Tochter des Geländebe- Gro§mann, 1865 sitzers, 1961 Wichernsweg, 1890, auch nach Amanda Else-Rauch-Platz, jüd. Opfer des NS, 1995 W., leitende Mittarbeiterin ihres Man- Fanny-Mendelssohn-Platz, Komponistin nes, 2001/02 und Pianistin, 2004 Erste Luisenbrücke, Tochter d. Senators P. H. U. Gro§mann, 1930 Eppendorf: Geschwister-Scholl-Stra§e, auch nach Hamm-Nord: Sophie Sch., GegnerIn des Marienthaler Stra§e, nach dem Witwensitz NS-Regimes, 1947 der Baronin von Kielmannsegg, 1899 Am Elisabethgehölz, Tochter v. Dr. Karl Farmsen-Berne: Sieveking, 1924 Am Luisenhof, landwirtschaftl. Betrieb,1927 Hamm-Süd: Finkenwerder: Zweite Luisenbrücke, 1930 Poppenpriel, Wasserloch der Meta Popp, 1933 Harburg: Cilli-Cohrs-Weg, Gestalt aus Gorch Fock, Marienstra§e, nach Krankenhaus 1941 „Marienstift“, 1860 Amalienstra§e, Frau eines Kaufmanns, Fuhlsbüttel: 1875 Angelikaweg, frei gewählter Name, 1946 Helgaweg, frei gewählter Name, 1946 Harvestehude: Elfriedenweg, frei gewählter Name, 1946 Sophienterrasse, Ehefrau d. Mariannenweg, frei gewählter Name, 1946 Geländevorbesitzers, 1861 Hildegardweg, frei gewählter Name, 1951 Innocentiastra§e, Nonne oder Papst Giselaweg, frei gewählter Name, 1951 Innocenz IV., 1870 Juttaweg, frei gewählter Name, 1961 Heilwigstra§e, Gemahlin des Grafen Adolf IV., 1870 Gro§ Borstel: Nonnenstieg, Kloster Harvestehude, 1870 Reitzeweg, Johanne R., Frauenthal, Hochdt. Form des Klosters Reichstagsabgeordnete (SPD), 1951 Harvestehude, 1870 Katharina-Jacob-Weg, Widerstands- Jungfrauenthal, Hochdt. Form des kämpferin, 1992 Klosters Harvestehude, 1870 Geschwister-Beschütz-Bogen, jüd. Opfer Heilwigbrücke, Gemahlin des Grafen des NS, 1993 Adolf IV., 1904 Helene-Lange-Straße, Pädagogin, Gro§ Flottbek: Frauenrechtlerin, 1950 Bertha-Uhl-Kamp, Direktorin eines Lyzeums, 1979 Hausbruch: Jungfernmühle, Mühlenbesitzerin, 1944 Hohenfelde: Anita-Sellenschloh-Ring, Widerstands- Elisenstra§e, Anna C. Diebenau, 1866 kämpferin, 2002 Armgartstraße, Müllerin, 1872 Ackermannstra§e, auch nach Dorothea Lehmsahl-Mellingstedt: und Charlotte A., Schauspielerinnen, Margaretenhof, Bauernhof, 1946 1899 Lohbrügge: Bozenhardweg, 1958, auch nach Karli B., Christinenstra§e, Ehefrau d. Schauspielerin, 2001/02 Geländebesitzers, 1865 Emilie-Günther-Weg, Horn: Heimatschriftstellerin, 1942 Helma-Steinbach-Weg, Gewerkschafterin, Dethlefstwiete, Sophie D., Dichterin, 1948 1929 Fanny-David-Weg, jüd. Opfer des NS, Anna-Lühring-Weg, Soldatin, 1929 Fürsorgeoberinspektorin, 1964 Lisa-Niebank-Weg, Widerstandskämpferin, 2001 Lokstedt: Iserbrook: Lottestra§e, von d. Terraingesellschaft so Sapperweg, Agnes S., Schriftstellerin, 1953 benannt, um 1900 Reinheimerweg, Sophie R., Kinderbuch- Siebenschön, Märchen, 1948 autorin, 1953 Dianaweg, Göttin der Jagd, 1952 Hildburgweg, Gestalt aus dem Jenfeld: Wolfdietrichepos, 1965 Elfsaal, Flurname, vor 1933 Elsa-Brändström-Straße, schwedische Marienthal: Philosophin, Hilfe für Kriegsge- An der Marienanlage, Lehmkuhle, vor fangene, 1936 1907 Sophie-Kloers-Weg, Schriftstellerin, vor 1938 Friedastra§e, frei gewählter Name, 1909 Wuthenowstra§e, Alwine, plattdeutsche Luisenstra§e, frei gewählter Name, vor Schriftstellerin, 1947 1938 Marienring, Anlehnung an Stadtteilnamen Kirchwerder: Marienthal, vor 1938 Mette-Harden-Stra§e, der Hexerei Rebeccaweg, Ehefr. v. M. Claudius, 1970 angeklagt, 1995 Marmstorf: Langenbek: Nixenstieg, Märchengeister, 1950 Guttmannring, jüd. Opfer des NS, 1988 Elfenwiese, Märchengeister, 1950 Elisabeth-Lange-Weg, Widerstands- kämpferin, 1988 Neuland: Blättnerring, Georgine B., jüd. Opfer des Traunweg, 1942, auch nach Bertha T. NS, 1988 Frauenrechtlerin, 2001/02 Leiserweg, auch nach Hedwig L., jüd. Opfer des NS, 1988 Neustadt: Neuer Jungfernstieg, 1825 Langenhorn: Reimarusstra§e, 1902, auch nach Elise R. Agnes-Gierck-Weg, Widerstandskämpferin, Erzieherin, 2001/02 1997 Slamatjenbrücke, 1960 Geschwister-Mendelssohn-Stieg, Poppenbüttel: Komponisten, 1999 Gretchenkoppel, Flurname, 1947 Marienhof, Ehefrau d. Gutsbesitzers, 1950 Niendorf: Maike-Harder-Weg, lit. Person aus Werk Mechthildweg, Bäuerin, 1948 v. H. Bo§dorf, 1984 Emmy-Beckmann-Weg, Pädagogin, Tennigkeitweg, Käthe u. Richard, Frauenrechtlerin, 1980 Widerstandskämpfer, 1985 Hanne-Mertens-Weg, Schauspielerin, NS-Opfer, 1982 Rahlstedt: Thüreystra§e, Paul u. Magda T., Nornenweg, altnord. Widerstandskämpfer, 1982 Schicksalsgöttinnnen, 1946 Margaretha-Rothe-Weg, Gegnerin des Wiebkestieg, Gedicht ãWiebke Pogwisch“ NS-Regimes, 1982 von D. Liliencron, 1958 Bacherweg, Clara und Dr. Walter, Herschelstra§e, 1958, auch nach Caroline jüd. Opfer des NS, 1982 H., Astronomin, 2001/02 Liseistieg, Gestalt aus Theodor Storms Nienstedten: Werk „Pole Poppenspäler“, 1971 Theresenweg, frei gewählter Name, 1932 Anny-Tollens-Weg, Kommunalpolitikerin, Leiterin Kinderstube Rahlstedt, 2002 Osdorf: Heimburgstra§e, Wilhelmine, Rissen: Schriftstellerin, 1928 Hexentwiete, Volksglaube, 1928 Droste-Hülshoff-Stra§e, Annette v. Kriemhildstra§e, Nibelungen, 1933 Dichterin, 1929 Brunhildstra§e, Nibelungen, 1939 Charlotte-Niese-Stra§e, Heimatdichterin, Gudrunstra§e, Heldenepos, 1949 1929 Uteweg, Nibelungen, 1951 Bettinastieg, B. von Arnim, Dichterin, Hildeweg, Gudrunsage, 1954 1953 Gerlindweg, Gudrunsage, 1957 Siegrunweg, Nibelungen, 1960 Othmarschen: Isoldeweg, aus Richard Wagners Oper Agathe-Lasch-Weg, jüd. Opfer des NS, ãTristan und Isolde“, 1972 Hochschullehrerin, 1971 Hexenstieg, Volksglaube, 1980 Grete-Nevermann-Weg, Politikerin, Ottensen: Ortsausschuss Blankenese, 1981 Klopstockstra§e, 1846, auch nach Meta Rothenburgsort: Moller, Schriftstellerin, 2001/02 Reginenstra§e, unbekannte Benennung, Schopenhauerweg,1945, auch nach 1870 Johanna S., Schriftstellerin, 2001/02 Susettestra§e, S. Gontard, Geliebte Rotherbaum: Hölderlins, 1950 Magdalenenstra§e, Witwe d. Gelände- Alma-Wartenberg-Platz, Frauenrechtlerin, besitzers, 1860 1996 Betty-Levi-Passage, Sasel: Opfer des Nationalsozialismus,1996 Ilsenweg, Ehefrau d. Besitzers, 1941 Schnelsen: Annenstra§e, frei gewählter Name, 1856 Goldmariekenweg, Märchen, 1948 Susannenstra§e, vermutl. älteste Tochter d. Anna-Susanna-Stieg, Gestalt aus Grundeigentümers, 1860 Reimgedicht, 1948 Paulinenstra§e, frei gewählter Name, Dornröschenweg, Märchen, 1950 1860 Gretelstieg, Märchen, 1970 Mathildenstraße, Schwägerin des Zylberbergstieg, Ruchla Z., Opfer des NS, Geländebesitzers, 1865 Kindermord Schule Bullenhuser Paulinenplatz, frei gewählter Name, 1869 Damm, 1992 Brigittenstra§e, frei gewählter Name, Zylberbergstra§e, Ruchla Z., Opfer des NS, 1897 Kindermord Schule Bullenhuser Wohlwillstra§e, Anna W., Direktorin d. Damm, 1992 Schule des Paulsenstifts, 1948 Mania-Altmann-Weg, Opfer des NS, Augustenpassage, dt. Kaiserin, 1954 Kindermord Schule Bullenhuser Bertha-Keyser-Weg, Helferin der Armen, Damm, 1992 1983 Jacqueline-Morgenstern-Weg, Opfer des NS, Kindermord Schule Bullenhuser Steinwerder: Damm, 1993 Auguste-Victoria-Kai, dt. Kaiserin, 1902 Geschwister-Witonski-Stra§e, Opfer des NS, Kindermord Schule Bullenhuser Stellingen: Damm, 1993 Emmastra§e, Tochter d. Assorweg, Albertine A., Gründ. der Grundeigentümers Wieck, vor 1915 Diakonie- und Krankenanstalten, 1993 Thusneldastra§e, Tochter des Segestes, Riwka-Herszberg-Stieg, Opfer des NS, 1929 Kindermord Schule Bullenhuser Damm, 1993 Sülldorf: Albertinenstieg, nach A. Assor, 1993 Mestorfweg, Johanna M., Direktorin d. Albertine-Assor-Stra§e, 1993 Museums f. vaterl. Altertümer, 1953 Lelka-Birnbaum-Weg, Opfer des Natio- Frapanweg, Ilse F., Schriftstellerin, 1965 nalsozialismus, Kindermord Schule Bullenhuser Damm, 1996 Uhlenhorst: Wassermannpark, Opfer des Nationalso- Theresenstieg, Ehefrau. des Miteigentü- zialismus, Kindermord Schule mers der Uhlenhorst, 1846 Bullenhuser Damm, 2003 Marienterrasse, Frau d. Grundeigentümers, 1863 St. Georg: Feenteichbrücke, Flurname, 1904 Ellmenreichstra§e, Franziska E., Bei der St. Gertrudkirche, Heilige, Schauspielerin, 1948 1913 Am Feenteich, nach dem Feenteich St. Pauli: benannt, 1948 Antonistra§e, frei gewählter Name, 1800 Veddel: Karolinenstra§e, Mutter d. Patrons d. Meckelburgsweg, Margarete M., Vorstadt St. Pauli, 1841 Wohltäterin, 1922 Volksdorf: Dorotheenstraßenbrücke, Mutter des Amalie-Sieveking-Weg, Gründ. des weibl. Geländebesitzers, 1904 Vereins f. Armen- u. Krankenpflege, Elebeken, Domina des St. 1957 Johannisklosters, 1906 Maetzelweg, Malerin, 1960 Gottschedstra§e, 1910, auch nach Luise G., Wandsbek: Schriftstellerin, 2001/02 Lydiastra§e, Tochter d. Kaufmanns Cäcilienstraße, Domina im Kloster St. J. Morewood, 1884 Johannis, 1914 Behnkenkammer, Kammerdame, 1950 Maria-Louisen-Stieg, Frau d. Geländebesitzers, 1953 Wellingsbüttel: Hertha-Feiner-Asmus-Stieg, jüd. Opfer Lagerlöfstraße, Selma L., Dichterin, 1947 des NS, 1992

Wilhelmsburg: Ernastra§e, frei gewählter Name, vor 1928 Modersohnstra§e, Paula M., Malerin, 1951 Eleonorenweg, E. d‘Olbreuse, Gattin d. Herzogs Georg W. von Braunschweig, 1956 Berta-Kröger-Platz, Bürgerschaftsabgeordnete, 1982 Sophie-Dorothea-Stieg, Gräfin von Wilhelmsburg, 1997

Wilstorf: Sophienstra§e, Mutter d. Syndikus Tilemann, 1922 Nymphenweg, Märchengestalt, 1935

Winterhude: Dorotheenstra§e, Mutter d. Geländebesitzers, 1863 Maria-Louisen-Stra§e, Frau d. Geländebesitzers, 1863 Agnesstraße, Schwägerin d. Geländebesitzers, 1866 Klärchenstraße, Ehefrau d. Geländebesitzers, 1866 Bussestraße, Ehefrau d. Geländebesitzers, 1876 Klärchenbrücke, in Anlehnung an die Klärchenstraße, 1904 Maria-Louisen-Brücke, Ehefrau d. Geländebesitzers, 1904 Dank

Frau Holst und Herrn Beschütz (Geschwi- ster Beschütz), Pastor Eisenblätter Alberti- nen Diakoniewerk (Albertine Assor), Frau Bernhardt Israelitisches Krankenhaus (Kla- ra Gordon), Frau Dr. Randt (jüdische Leh- rerinnen), Frau Mangelsdorff (Marie Hen- ning), Frau Büttner, Herrn Dr. Richter, Herrn Kohrn, Herrn Sielemannn Staatsar- chiv Hamburg, Frau Oldenburg, Herrn Dreckmann Museum für Bergedorf und die Vierlande (Elisabeth Thomann, Emilie Günther), Initiative für humane Hilfe Dro- genabhängiger (Marie Nyswander), Herrn Dr. Garbe KZ-Gedenkstätte Neuengamme (Erna Behling, Erika Etter, Marie Fiering, Helene Heyckendorf, Annemarie Ladewig, Margarete Zinke), Dr. Hagener Gesamt- schule Bergedorf (Margit Zinke), Barbara Brix Klosterschule (Clara Bacher), Gerd Spiekermann NDR-Hamburg-Welle (Mei- ke Harder, Cilli Cohrs) Jürgen Timm (Bertha Uhl), Ingo Böhle (Agathe Lasch, Magda Thürey), Anneliese Tuchel (zur ãWeißen Rose“, Elisabeth Lan- ge, Margaretha Rothe), Dr. Knut Never- mann (Grete Nevermann), Ulf-Thomas Lesle, Institut für niederdeutsche Sprache (Meike Harder, Cili Cohrs), Frau Hennig Arbeitsstelle für Mitteldeutsche Wörterbü- cher (Hildburg), Frau Fuchs und Herrn Kloevekorn (Wiebke Pogwisch), Herrn Thießen (Senatsamt für Bezirksangele- genheiten), Kerstin Klingel, Brita Reimers für verschiedene inhaltliche Hinweise. Titel aktuell-neu 23.08.2005 11:27 Uhr Seite 1

Rita Bake Wer steckt dahinter?

Nach Frauen benannte Strassen, Plätze und Brücken in Hamburg Wer steckt dahinter? nach frauen benannte strassen in hamburg

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Bildung und Sport Amt für Bildung Landeszentrale für politische Bildung

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