Bernhard Pekari

Einfluss von Social Media auf die mediale Berichterstattung der „alten Medien“ am Beispiel des österreichischen Nationalratswahlkampfes 2013

Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Master of Arts im Rahmen des Universitätslehrgangs “Medienlehrgang“

Univ.-Prof. Dr. Manfred Prisching

Karl-Franzens-Universität Graz und UNI for LIFE

Graz, Mai 2014 1

Ehrenwörtliche Erklärung (Eigenständigkeitserklärung):

„Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet und die den benützten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe.“

Graz, Mai 2014

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Bernhard Pekari

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ABSTRACT

Der Nationalratswahlkampf 2013 war der erste, in dem Social Media, insbesondere Facebook und Twitter, eine relevante Rolle spielte. Die vorliegende Arbeit geht primär der Frage nach, wie die klassischen Medien, vor allem der Printbereich, auf diese Entwicklung reagiert haben und wie sich der Social-Media-Auftritt der wahlwerbenden Parteien in der Nationalratswahlkampf-Berichterstattung der „alten“ Medien niedergeschlagen hat.

Anhand der in der Arbeit dargelegten Fallstudie zeigt sich, dass man die Medienresonanz über die Social Media-Auftritte der Parteien (und der Politikerinnen und Politiker) grundsätzlich in folgende Gruppen einteilen kann:

- Skandale, beziehungsweise Skandalisierungen und Aufgeregtheiten - bewusstes Agenda Setting der Parteien - Analysen und Rankings - indirekte Wirkungen, insbesondere das Verhalten auf Twitter betreffend

Inhaltlich dominierten dabei die Bereiche Sex und Rechtsextremismus – diese beiden Themenbereiche konnten im Verlauf der Wahlauseinandersetzung am meisten für klassisch- mediale Schlagzeilen sorgen. Eher selten gelang es den Parteien hingegen bewusst Akzente in Social Media zu setzen, die im Anschluss von den klassischen Medien übernommen wurden. Zwei weitere auffallende Ergebnisse der Wahlkampf-Fallstudie sind, dass einerseits der jeweilige Social Media-Auftritt der Parteien schon verhältnismäßig früh von den „alten Medien“ unter die Lupe genommen wird und die Häufigkeit der Berichterstattung in Richtung Wahlkampffinale hin abnimmt – und dass besonders Gratistageszeitungen besonders häufig Geschichten aus den sozialen Netzwerken brachten.

The 2013 general election was the first electoral campaign in in which social media, in particular Facebook and Twitter, featured prominently. This thesis primarily asks how traditional media, in particular print media, dealt with this development and how the campaigning parties' social media profiles were reflected in traditional media coverage of the campaign.

The case study presented in this thesis shows that media response to political parties’ – and politicians’ – social media profiles can generally be classified in four groups: 3

- scandals or scandalizing and buzz - deliberate agenda setting by political parties - analysis and rankings - indirect impacts, in particular concerning actions on Twitter

In terms of content, sex and right-wing extremism proved dominant – these two topics generated the most headlines in traditional media during the campaign. Rarely did political parties succeed in deliberately emphasizing issues in social media that were adopted by traditional media. Two more noticeable results from the campaign case study are worth mentioning here: Firstly, traditional media tended to scrutinize the parties' social media profiles at a relatively early stage in the campaign, whereas the number of news items relating to social networks decreased the closer Election Day came. And secondly, that notably free dailies frequently featured news from social networks.

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INHALTSVERZEICHNIS

ABSTRACT 2 1. EINLEITUNG 6 2. ENTWICKLUNG DER SOCIAL-MEDIA-PRÄSENZ DER WAHLWERBENDEN PARTEIEN IM LAUFE DES NATIONALRATSWAHLKAMPFES 12 2.1 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts auf Facebook bis zum Wahlsonntag 13 2.2 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts auf Twitter bis zum Wahlsonntag 17 2.3 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts im Social Media Ranking bis zum Wahlsonntag 20 2.4 Basis-Daten zur Berichterstattung über den Social-Media-Auftritt der Parteien in den klassischen Medien 22 3. DIE BESONDERE ROLLE VON TWITTER UND DER TWITTERIA 28 4. YOUTUBE-CLIPS DER PARTEIEN IN DEN PRINTMEDIEN: SEX, LIEBE UND EIN HAWARA 35 5. SOCIAL MEDIA ALS GRUNDLAGE ZUR SKANDALISIERUNG IN DEN KLASSISCHEN MEDIEN 41 5.1 Die FPÖ-Facebook-Nazis 41 5.2 Nazi-Facebook-Freunde 53 5.3 Die Atombombe eines SPÖ-Politikers 55 5.4 Die grünen One-Way-Tickets in die Türkei 57 5.5 Die schwarze grüne Putzfrau 58 5.6 Supergratispraktikant 61 6. ONLINE FIRST? 62 6.1 Nackter Wahlkampf 62 6.2 Die NSA in Wien 68 6.3 Das Wahlkampf-Game der Grünen 69 6.4 Von Facebook in die Medien – weitere Beispiele aus dem Wahlkampf 72 7. SOCIAL MEDIA ALS INNENPOLITISCHES THEMA IM WAHLKAMPF 76 8. DIE ANALYSEN UND RANKINGS 81 9. ZUSAMMENFASSUNG/SCHLUSSFOLGERUNGEN 99 5

LITERATURVERZEICHNIS 103 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 111

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1. EINLEITUNG

Der abgelaufene Nationalratswahlkampf 2013 war der erste bundesweite Wahlkampf in Österreich, in dem der Einsatz von Social Media eine relevante Rolle spielte. Man kann sogar, wie Ingrid Brodnig, die Falter-Medienressortleiterin es tut, davon sprechen, dass es „der erste wirkliche Wahlkampf im Web“1 war. Denn bei der letzten Nationalratswahl im September 2008 hatte Facebook in Österreich weniger als 100.000 UserInnen, ORF-Moderator Armin Wolf, heute der meistgefolgte Österreicher auf Twitter, hatte gerade erst seinen Twitter- Account angelegt. Nur eine Legislaturperiode später hat Facebook rund drei Millionen österreichische UserInnen, und Twitter gilt als eine der wichtigsten Informationsdrehscheiben, wie der Kommunikationsexperte und burgenländische Landtagsabgeordnete Michel Reimon2 bereits am 2. August 2013 auf seinem Blog festhielt3. In konkreten Zahlen: Laut Facebook waren 3,2 Millionen ÖsterreicherInnen im Jahr 2013 bei Facebook4, der Social Media Radar5 zählte knapp 100.000 österreichische Twitter-Accounts, beinahe 60 Prozent davon waren aktive UserInnen, waren also innerhalb der letzten 60 Tage mit ihrem Account online (detaillierter Stand am 12. Dezember 2013: 97.338 Accounts gesamt, 54.456 aktive Accounts, 36.998 schreibende Accounts, 16.547 lesende Accounts)6.

Zum Vergleich: Laut „Media-Analyse“ hatte die Kronen Zeitung 2.480.000 tägliche Leserinnen und Leser im Jahr 2013 und war damit das meistgelesene Printmedium Österreichs, gefolgt von der Kleinen Zeitung (807.000 Leserinnen und Leser), Österreich (722.000 Leserinnen und Leser), dem Kurier (549.000 Leserinnen und Leser) sowie dem Standard (399.000 Leserinnen und Leser)7.

1 Ingrid Brodnig, Wie sich Politiker im Web selbst beschädigen: Beobachtungen aus dem ersten richtigen Onlinewahlkampf, in Thomas Hofer – Barbara Tóth (Hg.), Wahl 2013. Wien 2013, S. 188. 2 Michel Reimon wurde im Dezember 2013 auf Platz zwei der Grünen KandidatInnenliste für die Wahl zum Europäischen Parlament im Mai 2014 gewählt und legte daraufhin Ende Jänner 2014 sein burgenländisches Landtagsmandat zurück. Er unterrichtet am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien. 3 Vgl.: Michel Reimon, Social Media im Wahlkampf, abrufbar unter http://www.reimon.net/2013/08/02/social-media-im-wahlkampf-warum-mir-twitter-lieber-ist/, 9.4.2014, 19.25 Uhr, Google Chrome. 4 Vgl. http://www.socialmediaradar.at/facebook, 20.12.2013, 16.10 Uhr, Google Chrome. 5 Der Social Media Radar ist ein Service der Social-Media-Agentur Digital Affairs und zeigt die aktuellen österreichischen NutzerInnenzahlen von Facebook und Twitter auf www.socialmediaradar.at. 6 Vgl. Social Media Radar Austria, abrufbar unter http://www.socialmediaradar.at/twitter, 20.12.2013, 16.05 Uhr, Google Chrome. 7 Vgl.: Media-Analyse 2013 – Tageszeitungen Total, abrufbar unter http://www.media- analyse.at/studienPublicPresseTageszeitungTotal.do?year=2013&title=Tageszeitungen&subtitle=Total, 1.4.2014, Google Chrome. 7

Wenige Tage nach der Nationalratswahl analysierte auch der Politikberater Thomas Hofer bei einem Symposium des Friedrich Funder Instituts in Wien: „Das war der erste Online- Wahlkampf, den wir gesehen haben“8. Auch die Forscherinnen und Forscher der Österreichischen Nationalen Wahlstudie AUTNES kamen in ihrer Analyse zum Schluss, dass vor allem Facebook im Wahlkampf relevant genutzt wurde9.

Im internationalen Celebrity-Bereich beziehungsweise in der Popmusikbranche ist es seit Jahren üblich, dass Prominente Statements auf Facebook, Twitter oder Instagram abgeben und von dort ihren Weg in die „alten Medien“ finden. Harald Bauner, Hauptstadtredakteur der Nürnberger Nachrichten, schreibt in seinem Beitrag im Sammelband „Innovation in den Medien“ von Wirtschaftsbossen, RocksängerInnen und SchauspielerInnen, die soziale Medien zunehmend nützen, um sich zu Wort zu melden – „und zwar nicht nur mit Belanglosigkeiten, sondern immer häufiger mit Exklusivmeldungen, die sonst auf keinem anderen Kanal verbreitet werden. Oder zumindest nicht so schnell“10. In der internationalen politischen PR ist allen noch Barack Obamas Foto-Tweet zum Wahlsieg am 7. November 2012 in Erinnerung, auf dem er zur Zeile „four more years“ seine Frau Michelle umarmt11. Das Bild, das nur wenige Momente nach der Wahlentscheidung getwittert wurde, ist bis dato über 700.000-mal retweetet und über 290.000-mal favorisiert worden (Stand 24. Jänner 2014), auf Facebook12 erhielt es mehr als 4,4 Millionen Likes („Gefällt mir“-Klicks) und über 216.000 Kommentare (Stand 24. Jänner 2014) – und ging durch alle Medienkanäle in die ganze Welt. Es war der meist retweetete Twitter-Beitrag des Jahres13 (worüber erst wieder die Medien weltweit berichteten). Wer heute auf Google „four more years“ sucht, erhält rund 508.000 Ergebnisse14. Das Foto wurde freilich bereits im August 2012 von der Fotografin Scout

8 Nach der NR-Wahl: „Große Defizite“ bei Social Media-Kommunikation, in APA, APA0267 5 II 0398 MI, 3.10.2013. 9 Martin Dolezal, Martin Haselmayer, Marcelo Jenny, in Sylvia Kritzinger, Wolfgang C. Müller, Klaus Schönbach (Hg.), Die Nationalratswahl 2013. Wien – Köln – Weimar 2014, S.98. 10 Harald Baumer, Social Media, in Markus Kaiser (Hg.), Innovation in den Medien. München 2013, S. 70,71. 11 @BarackObama, abrufbar unter https://twitter.com/BarackObama/status/266031293945503744, 24.1.2014, 16.30 Uhr, Google Chrome. 12 Facebook.com/BarackObama, abrufbar unter https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151255420886749&set=pb.6815841748.- 2207520000.1390580647.&type=3&theater, 24.1.2014, 17.25 Uhr, Google Chrome. 13 Chenda Ngak, Obama „four more years“ tweet becomes No. 1 retweet, abrufbar unter http://www.cbsnews.com/news/obama-four-more-years-tweet-becomes-no-1-retweet/, 24.1.2014, 16.40 Uhr, Google Chrome. 14 Google-Suchergebnis, abrufbar unter https://www.google.at/search?q=obama+%2B+four+more+years+%2B+twitter&oq=obama+%2B+four+mor e+years+%2B+twitter&aqs=chrome..69i57j0l3.8379j0j8&sourceid=chrome&espv=210&es_sm=93&ie=UTF -8#q=%22four+more+years%22, 24.1.2014, 17.30 Uhr, Google Chrome. 8

Tufankjian aufgenommen, als Barack und Michelle Obama auf Wahlkampftour in Iowa waren15.

In Deutschland betreibt Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits seit 2006 auf www.bundeskanzlerin.de einen Videoblog, durch den sie ihre Botschaften in die digitale Welt überträgt. Die Videos werden zusätzlich über den YouTube-Channel der Bundesregierung verbreitet. Die deutsche Monitoring-Agentur LandauMedia untersuchte im August 2013, wie häufig in Artikeln und Beiträgen von Printmedien, Fernsehen, Internet und Hörfunk auf die Merkel-Videos Bezug genommen wird und kam dabei zu folgendem Ergebnis: Insgesamt wurde in rund 200 Meldungen direkt aus den Merkel-Videos zitiert und damit eine Gesamtreichweite von 55 Millionen Kontakten erreicht, wodurch das in den Anfangsjahren belächelte Videoportal mittlerweile zu einer ernstgenommenen Quelle für JournalistInnen geworden ist16.

Baumer schildert zwei weitere Beispiele aus Deutschland: Erstens einen „Tweet des CDU- Politikers Peter Altmaier vom Januar 2012. Abgesendet um 00.31 Uhr. Altmaier war wochenlang in den Talkshows ein tapferer Verteidiger des in die Schusslinie geratenen Bundespräsidenten Christian Wulff gewesen – bis hin zur Selbstverleugnung. Und dann schickte er kurz vor dem Schlafengehen den berühmt gewordenen Tweet in die Welt, in dem er ,Christian‘ bittet, seine Anwälte ,an die Leine‘ zu legen und diverse Fragen öffentlich zu beantworten. Das war ein erstes, noch vergleichsweise freundliches Abrücken vom Bundespräsidenten, der dann wenige Wochen später auch zurücktrat. Wer als Journalist den Twitter-Account von Peter Altmaier verfolgte, der konnte noch in der Nacht die öffentliche Nachricht an ,Christian‘ nachlesen und musste nicht warten, bis dann irgendwann am nächsten Tag die Nachrichtenagenturen darauf eingingen.“17

Baumers zweites Beispiel: „Für großes Aufsehen sorgte eine Äußerung des SPD- Vorsitzenden Sigmar Gabriel von einer Reise in den Nahen Osten. Er brach ein Tabu, indem er die Lebensumstände von Palästinensern in Hebron mit denen in einem ,Apartheid-Regime‘ verglich. Das sah der diplomatische Sprachcode so nicht vor. Doch Gabriel, bekannt für seine

15 Vgl.: Foto zum Wahlsieg Obamas bereits im August aufgenommen, in APA0272 5 AA 0355 MA, 9. November 2012. 16 Vgl.: Eike Tölle, Wahlkampf 2.0: Videoblog der Kanzlerin wird zur Nachrichtenquelle, in Klas Roggenkamp – Sebastian Schmidtsdorf (Hg.), #BTW13. Berlin - Brüssel. 2013. S.281. 17 Harald Baumer, Social Media, in Markus Kaiser (Hg.), Innovation in den Medien. München 2013, S. 71. 9 spontanen Postings, hatte schon auf Senden gedrückt und konnte die Äußerung nicht mehr zurückholen.“18

Und in Österreich, wo ja eine Woche nach Deutschland, also am 29. September 2013, ein neues Parlament gewählt wurde?

Diese Arbeit, mit einer Case Study als Schwerpunkt und Hauptteil, geht der Frage nach und hat das Ziel, festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen den Social-Media- Aktivitäten der wahlwerbenden Parteien im Nationalratswahlkampf 2013 und der Berichterstattung in den „alten“, klassischen Medien gab, ob dieser gewollt und damit Teil einer Öffentlichkeitsarbeitsstrategie beziehungsweise des Agenda Settings war oder ob hier doch mehr der Zufall Regie führte. Ebenfalls hinterfragt wird, ob das Ausmaß der Berichterstattung über Social-Media-Aktivitäten verhältnismäßig ist oder ob hierbei möglicherweise eine Art von Hype-Journalismus vorherrscht. Es geht in den dargelegten Forschungsfragen also auch um das „Wie“ der Berichterstattung.

Der Begriff Social Media wird in dieser Arbeit vorrangig verwendet, da er sich, der Definition des deutschen Medienwissenschaftlers Stefan Münker folgend, durch die Beteiligung der Nutzerinnen und Nutzer erklärt, also durch den gemeinsamen Gebrauch19. Der in diesem Zusammenhang öffentlich oft nicht ganz korrekt verwendete Begriff Web 2.0 beschreibt hingegen mehr die (technische) Plattform für soziale Medien – und die Bezeichnung „neue Medien“ führt sich aus meiner Sicht selbst ad absurdum, da es immer wieder neuere Medien geben wird, genauso wie Kino oder Fernsehen einst „neue Medien“ waren.

Hierbei auch kurz zur Schreibweise: „Social Media“ ist die im deutschsprachigen Raum am geläufigsten gebrauchte und wird daher auch in dieser Arbeit verwendet. Gerade in Zeitungsartikeln wird jedoch auch gerne „Social-Media“ oder „social media“ geschrieben – in Zitaten werden diese jeweiligen Schreibweisen daher übernommen.

In der Praxis der (politischen) Kommunikation besteht hier bis dato jedenfalls eine Erkenntnislücke, auch die Gründe dafür werden Teil der Arbeit sein. Für jene, die in diesem

18 Ebd. 19 Stefan Münker, Emergenz digitaler Öffentlichkeiten, Frankfurt am Main 2009. S.10. 10

Bereich arbeiten, ist das Ergebnis der Arbeit in jedem Fall relevant, denn der Nationalratswahlkampf 2013 war immerhin nicht der letzte Wahlkampf aller Zeiten und es ist davon auszugehen, dass soziale Netzwerke auch in Zukunft eine Rolle spielen werden.

Neben der Beantwortung der Forschungsfragen soll die Arbeit auch eine Grundlage für die zukünftige Arbeit in diesem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit liefern und möglicherweise in zukünftige diesbezügliche Strategien einfließen. Im Kommunikationsbereich heißt es schließlich oft, dass nichts älter als die Zeitung von gestern sei (und daraus folgend wäre auch nichts älter als beispielsweise der letzte Twitter-Tweet oder das letzte Facebook-Posting). Da somit eine gewisse Schnelllebigkeit vonstattengeht, ergibt eine eingehende Analyse der genannten Forschungsfragen durchaus Sinn, da sie eine Basis für zukünftige Wahlkämpfe in diesem Bereich sein kann.

Das Ziel der Arbeit ist es nicht, am Schluss festzustellen, welche wahlwerbende Partei den besten Social-Media-Wahlkampf gemacht hat oder welche Partei die beste Präsenz in diesem Bereich hatte. Genauso wenig ist das Ziel eine Auflistung der verschiedenen Social-Media- Werkzeuge, die zum Einsatz gekommen sind, denn darüber gibt es bereits genügend Analysen.

Der Schwerpunkt der Beobachtung richtet sich auf die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter, da diesen – aufgrund ihrer quantitativen und qualitativen Verbreitung – die größte Aufmerksamkeit zukommt, wie auch die Recherche für die Arbeit ergeben hat. Auch Blogs, YouTube und Apps werden in der Arbeit maximal gestreift.

Impulsgeber und Motivation für diese Arbeit war meine Mitarbeit im Grünen Social-Media- Team im Rahmen des Nationalratswahlkampfes beziehungsweise meine Tätigkeit als Pressesprecher für den Landtagsklub der Grünen in der Steiermark und für den Grünen Parlamentsklub. Auch wenn diese Arbeit unabhängig von meinem Brotberuf entstanden ist, so hat mich dieser natürlich doch inspiriert. Die angeführten Forschungsfragen sind naturgemäß auch entstanden, wenn man die Wirkung der selbst (mit)administrierten Facebook-Seiten und Twitter-Accounts verfolgt.

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Zwei Anmerkungen zum Abschluss noch zur Schreibweise: Die Arbeit wird gendergerecht formuliert, geschlechtsspezifische Formulierungen in Zitaten werden in ihrer ursprünglichen Form belassen. Und: Da Zeitungen, wenn sie über sich selbst berichten, gerne Versalien verwenden, wird diese Schreibweise in den Zitaten ebenfalls in dieser Form übernommen, da die authentische Wiedergabe der Berichterstattung auch eines der Ziele dieser Arbeit ist.

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2. ENTWICKKLUNG DER SOCIAL-MEDIA-PRÄSENZ DER WAHLWERBENDEN PARTEIEN IM LAUFE DES NATIONALRATSWAHLKAMPFES

Um die grundlegende Annahme der Bedeutung von Social Media im abgelaufenen Nationalratswahlkampf auch mit Zahlen zu unterstützen, wurden die wichtigsten Accounts der wahlwerbenden Parteien im August und September 2013, konkret vom 4. August 2013 (Facebook) beziehungsweise 11. August 2013 (Twitter) bis zum Wahltag am 29. September 2013 beziehungsweise bis zum 6. Oktober 2013 (= der Sonntag nach der Nationalratswahl zwecks eines Vergleichs der Veränderungen der Zahlen innerhalb des Wahlkampfes und kurz nach dem Wahlkampf) einer genauen Beobachtung unterzogen.

Das Ziel dieser Untersuchung war einerseits, zu zeigen, dass das Interesse an den Social- Media-Auftritten der Parteien, je näher der Wahltag rückt, ansteigt, andererseits, dass sich auch die dementsprechenden Aktivitäten der Parteien intensivieren. Dafür wurde ab dem 4./11. August jeden Sonntag die jeweilige Fan- und Follower-Zahl notiert, gleichzeitig aber auch der jeweilige Score des sogenannten Social Media Rankings. Dieses wurde von den Agenturen Super-Fi, Monopol und m-otion entwickelt und betreut, um einen messbaren Indikator für die Performance von österreichischen Marken zu errechnen, der über das reine Zählen von Fans und Followern hinausgeht20. Aktuell sind im Social Media Ranking 5.112 österreichische Marken vertreten21.

Die Auswahl der beobachteten Accounts erfolgte nach dem Prinzip der Relevanz, das heißt, analysiert wurden die offiziellen Partei-Accounts der bei der Nationalratswahl österreichweit kandidierenden Parteien sowie die Accounts von wichtigen ParteivertreterInnen

20 Auf der Homepage des Social Media Rankings wird die genaue Methodik folgendermaßen im Detail erklärt: „Der Algorithmus zur Berechnung des Social Media Rankings unterliegt ständigen Optimierungen, um eine möglichst faire und exakte Auswertung der Statistiken zu gewährleisten. Grundsätzlich setzt sich der Score aus drei Dimensionen zusammen: der Popularität einer Marke, der eigenen Aktivität in Social Media und der Interaktion zwischen Fans und Marke. Dazu werden verschiedene Metriken über die APIs von Facebook, Twitter und Foursquare gesammelt, u. a. die Anzahl der Fans/Followers, die Anzahl der eigenen Posts/Tweets/Checkins und wie sehr diese von den Fans kommentiert/geliket/retweetet werden. Diese Metriken werden nun gewichtet zusammengezählt und auf einen Score zwischen 0 und 100 normalisiert. Hier ist zu beachten, dass z. B. die Aktivität der Fans (Retweets, Kommentare, Wall -Posts, ...) höher gewertet wird als die reine Popularität (Anzahl der Fans/Followers). Dadurch kann es passieren, dass eine populäre Marke mit vielen Fans, aber wenig eigener Aktivität und fehlendem Engagement der Fans einen niedrigeren Score hat als eine nicht so bekannte Marke, die dafür präsenter ist und deren Fans ständig mit der Marke interagieren“ (Methodik, abrufbar unter http://www.socialmediaranking.at/methodik.php, 7.1.2014, 19.35 Uhr, Google Chrome). 21 Vgl.: Social Media Ranking, abrufbar unter http://www.socialmediaranking.at/index.php?all=1&offset=51, 2.4.2014, 19.40 Uhr, Google Chrome. 13

(SpitzenkandidatInnen und im jeweiligen sozialen Netzwerk überdurchschnittlich gut vertretenen KandidatInnen). Nicht einbezogen wurden beispielsweise PolitikerInnen, die zwar auf Twitter oder Facebook gut performen, aber keine NationalratswahlkandidatInnen waren.

2.1 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts auf Facebook bis zum Wahlsonntag

Nun konkret zur Entwicklung der wichtigsten Facebook-Accounts im Laufe der Wahlkampfwochen:

HC Strache

Die Facebook-Seite des FPÖ-Parteiobmanns gilt als die erfolgreichste Politik(erInnen)-Seite Österreichs. Deswegen verzichtet die FPÖ auch auf eine eigene Facebook-Seite der Bundespartei, die Social-Media-Kommunikation läuft über Straches Seite und wird auch dementsprechend beworben.

Am 4. August 2013 hatte sie 136.436 Fans22, am Tag der Nationalratswahl, dem 29. September, hatte sie 165.152 Fans23, eine Woche später sogar 175.38324. Innerhalb des Wahlkampfes vergrößerte sich Straches Facebook-Fanbasis daher um 21 Prozent.

Während des Wahlkampfes, als sich Strache über eine Sperre seiner Seite durch Facebook beklagte, startete die FPÖ die Seite HC Strache 2013, die am 11. August 2013 1.295 Fans25 hatte. Mitte September 2013 wurde die Seite jedoch wieder gelöscht, zuletzt hatte sie am 8. September 2.285 Fans26.

Team Stronach

Die Team-Stronach-Facebook-Seite hatte am 4. August 23.758 Fans27 und war damit hinter der Strache-Seite die zweitpopulärste Parteiseite. Am 29. September hatte sie 55.450 Fans28,

22 https://www.facebook.com/HCStrache, 4.8.2013, 12.15 Uhr, Google Chrome. 23 https://www.facebook.com/HCStrache, 29.9.2013, 9.25 Uhr, Google Chrome. 24 https://www.facebook.com/HCStrache, 6.10.2013, 14.05 Uhr, Google Chrome. 25 https://www.facebook.com/HCStrache2013, 11.8.2013, 11.30 Uhr, Google Chrome. 26 https://www.facebook.com/HCStrache2013, 8.9.2013, 13.00 Uhr, Google Chrome. 27 https://www.facebook.com/TeamStronach, 4.8.2013, 12.20 Uhr, Google Chrome. 28 https://www.facebook.com/TeamStronach, 29.9.2013, 9.30 Uhr, Google Chrome. 14 am 6. Oktober 56.65929. Innerhalb des Wahlkampfes wuchs die Facebook-Fanzahl um 133,4 Prozent.

NEOS – Das Neue Österreich

Die Facebook-Seite der NEOS hatte am 4. August 20.474 Fans30, am Wahl-Sonntag waren es 41.80231, eine Woche danach 46.89232. Innerhalb der Wahlkampfwochen bedeutete das eine Zunahme von 104,2 Prozent.

Die Grünen Österreichs

Die Grünen hatten am 4. August 16.732 Fans33 auf Facebook, am 29. September waren es 31.03834, am 6. Oktober schließlich 34.57535. Das bedeutete ein Plus von 85,5 Prozent innerhalb des Wahlkampfes.

SPÖ

Die Facebook-Seite der SPÖ hatte zu Beginn der Untersuchung am 4. August 13.412 Fans36, am Wahlsonntag waren es 23.570 Fans37, am Sonntag danach 24.66138. Während des Wahlkampfes steigerte sich die Fanzahl um 75,7 Prozent.

ÖVP

11.433 Fans39 verzeichnete die ÖVP-Facebook-Seite am 4. August, am 29. September waren es 13.43340, eine Woche danach 13.59041. Innerhalb des Wahlkampfes wuchs die Zahl der Fans um 17,5 Prozent.

29 https://www.facebook.com/TeamStronach, 6.10.2013, 14.10 Uhr, Google Chrome. 30 https://www.facebook.com/NeosDasNeueOesterreich, 4.8.2013, 12.25 Uhr, Google Chrome. 31 https://www.facebook.com/NeosDasNeueOesterreich, 29.9.2013, 9.35 Uhr, Google Chrome. 32 https://www.facebook.com/NeosDasNeueOesterreich, 6.10.2013, 14.15 Uhr, Google Chrome. 33 https://www.facebook.com/diegruenen, 4.8.2013, 12.30 Uhr, Google Chrome. 34 https://www.facebook.com/diegruenen, 29.9.2013, 9.40 Uhr, Google Chrome. 35 https://www.facebook.com/diegruenen, 6.10.2013, 14.20, Google Chrome. 36 https://www.facebook.com/Sozialdemokratie, 4.8.2013, 12.35 Uhr, Google Chrome. 37 https://www.facebook.com/Sozialdemokratie, 29.9.2013, 9.40 Uhr, Google Chrome. 38 https://www.facebook.com/Sozialdemokratie, 6.10.2013, 14.25 Uhr, Google Chrome. 39 https://www.facebook.com/Volkspartei, 4.8.2013, 12.40 Uhr, Google Chrome. 40 https://www.facebook.com/Volkspartei, 29.9.2013, 9.45 Uhr, Google Chrome. 41 https://www.facebook.com/Volkspartei, 6.10.2013, 14.30 Uhr, Google Chrome. 15

Piratenpartei Österreichs

Zu Beginn des beobachteten Zeitraums hatten die Piraten 5.013 Fans42, am Wahlsonntag waren es 7.71243, am Sonntag darauf 8.05544. Das bedeutete einen Zuwachs während des Wahlkampfes um 53,8 Prozent.

KPÖ – Kommunistische Partei Österreichs

Die KPÖ hatte am 4. August 2.345 Fans45, am 29. September 4.75246 und am 6. Oktober 4.92847 – das bedeutete plus 102,4 Prozent innerhalb des Wahlkampfes.

BZÖ

Zum Auftakt des Beobachtungszeitraums hatte der offizielle BZÖ-Facebook-Auftritt 542 Fans48, am 29. September waren es 94649, eine Woche darauf 97750. Das ergibt ein Plus von 74,5 Prozent.

Sebastian Kurz

Der ÖVP-Integrationsstaatssekretär51 hatte am 4. August 2013 28.208 Fans52 auf Facebook und war damit jener Politiker der Volkspartei mit den meisten Fans, am Wahlsonntag waren es 32.01353, eine Woche danach 32.16554. Das ergab eine Wahlkampfsteigerung um 13,5 Prozent.

42 https://www.facebook.com/PiratenparteiAT, 4.8.2013, 12.45 Uhr, Google Chrome. 43 https://www.facebook.com/PiratenparteiAT, 29.9.2013, 9.50 Uhr, Google Chrome. 44 https://www.facebook.com/PiratenparteiAT, 6.10.2013, 14.35 Uhr, Google Chrome. 45 https://www.facebook.com/kpoe.at, 4.8.2013, 12.50 Uhr, Google Chrome. 46 https://www.facebook.com/kpoe.at, 29.9.2013, 9.55 Uhr, Google Chrome. 47 https://www.facebook.com/kpoe.at, 6.10.2013, 14.40 Uhr, Google Chrome. 48 https://www.facebook.com/bzoe-informationsseite, 4.8.2013, 12.55 Uhr, Google Chrome. 49 https://www.facebook.com/bzoe-informationsseite, 29.9.2013, 10.00 Uhr, Google Chrome. 50 https://www.facebook.com/bzoe-informationsseite, 6.10.2013, 14.45 Uhr, Google Chrome. 51 Sebastian Kurz wurde am 16. Dezember 2013 als Außenminister angelobt. 52 https://www.facebook.com/sebastiankurz.at, 4.8.2013, 13.00 Uhr, Google Chrome. 53 https://www.facebook.com/sebastiankurz.at, 29.9.2013, 10.05 Uhr, Google Chrome. 54 https://www.facebook.com/sebastiankurz.at, 6.10.2013, 14.50 Uhr, Google Chrome. 16

Werner Faymann

Der offizielle Facebook-Account von Bundeskanzler Faymann hatte zu Beginn des Beobachtungszeitraums 8.590 Fans55, am 29. September 9.57756 und eine Woche nach der Wahl 9.76657. Damit wuchs Faymanns Fananzahl um 11,5 Prozent.

Michael Spindelegger

Der Vizekanzler und ÖVP-Spitzenkandidat startete am 4. August 2013 mit 9.358 Fans58 und erreichte am Wahlsonntag 22.836 Fans59. Eine Woche nach der Wahl waren es 22.90760. Damit steigerte die Spindelegger-Seite ihre Fananzahl um 144 Prozent.

Eva Glawischnig

Die Grüne Spitzenkandidatin hatte am 4. August 7.613 Fans61 auf Facebook, am Wahlsonntag 14.23562, am Sonntag danach waren es 14.94763. Das ergibt eine Wahlkampfsteigerung um 87 Prozent.

Josef Bucher

Der Spitzenkandidat des BZÖ hatte zu Beginn des Beobachtungszeitraums 891 Facebook- Fans64, am Wahltag 1.88365, eine Woche später waren es 1.96866. Innerhalb des Wahlkampfes steigerte sich Buchers Fanzahl um 111 Prozent.

55 https://www.facebook.com/bundeskanzlerfaymann, 4.8.2013, 13.05, Google Chrome. 56 https://www.facebook.com/bundeskanzlerfaymann, 29.9.2013, 10.10 Uhr, Google Chrome. 57 https://www.facebook.com/bundeskanzlerfaymann, 6.10.2013, 14.55 Uhr, Google Chrome. 58 https://www.facebook.com/michaelspindelegger, 4.8.2013, 13.10 Uhr, Google Chrome. 59 https://www.facebook.com/michaelspindelegger, 29.9.2013, 10.15 Uhr, Google Chrome. 60 https://www.facebook.com/michaelspindelegger, 6.10.2013, 13.15 Uhr, Google Chrome. 61 https://www.facebook.com/evaglawischnig, 4.8.2013, 13.15 Uhr, Google Chrome. 62 https://www.facebook.com/evaglawischnig, 29.9.2013, 10.20 Uhr, Google Chrome. 63 https://www.facebook.com/evaglawischnig, 6.10.2013, 13.20 Uhr, Google Chrome. 64 https://www.facebook.com/pages/Josef-Bucher/129050540458076, 4.8.2013, 13.20 Uhr, Google Chrome. 65 https://www.facebook.com/pages/Josef-Bucher/129050540458076, 29.9.2013, 10.25 Uhr, Google Chrome. 66 https://www.facebook.com/pages/Josef-Bucher/129050540458076, 6.10.2013, 13.25 Uhr, Google Chrome. 17

2.2 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts auf Twitter bis zum Wahlsonntag

Piratenpartei

Die einzige Wahlkampfstatistik, in der die Piratenpartei vorne ist: Zu Beginn des Beobachtungszeitraumes am 11. August 2013 hatten die Piraten 3.452 Follower67 auf Twitter und damit am meisten der wahlwerbenden Parteien. Am Wahlsonntag, also am 29. September 2013, waren es 3.87268, eine Woche später 3.92269. Innerhalb des Beobachtungszeitraums bis zur Nationalratswahl stieg die Follower-Zahl um 11,2 Prozent an.

HC Strache

Der Twitter-Account der FPÖ beziehungsweise von FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache hatte zu Beginn der Beobachtung am 11. August 2013 3.321 Follower70 auf Twitter. Am Wahltag 29. September 2013 waren es 3.83471, eine Woche danach 4.17972. Im Laufe der beobachteten Wahlkampfwochen steigerte sich die Follower-Zahl um 15,4 Prozent.

SPÖ

Der SPÖ-Twitter-Account hatte am 11. August 3.263 Follower73, am Wahlsonntag 3.83274. Eine Woche nach der Wahl waren es 4.07375. Im Beobachtungswahlkampfzeitraum stieg die Follower-Zahl um 17,4 Prozent.

Team Stronach

@TeamStronach_at folgten am 11. August 3.064 Accounts76, am 29. September waren es 3.67877. Eine Woche danach waren es 3.71478. Das ergibt ein Plus von 20 Prozent innerhalb des Beobachtungszeitraums bis zum Wahltag.

67 https://twitter.com/piratenparteiat, 11.8.2013, 10.00 Uhr, Google Chrome. 68 https://twitter.com/piratenparteiat, 29.9.2013, 10.12 Uhr, Google Chrome. 69 https://twitter.com/piratenparteiat, 6.10. 2014, 15.00 Uhr, Google Chrome. 70 https://twitter.com/HCStracheFP, 11.8.2013, 9.37 Uhr, Google Chrome. 71 https://twitter.com/HCStracheFP, 29.9.2013, 9,28 Uhr, Google Chrome. 72 https://twitter.com/HCStracheFP, 6.10.2013, 14.08 Uhr, Google Chrome. 73 https://twitter.com/SPOE_at, 11.8.2013, 9.42 Uhr, Google Chrome. 74 https://twitter.com/SPOE_at, 29.9.2013, 9.43 Uhr, Google Chrome. 75 https://twitter.com/SPOE_at, 6.10.2013, 14.27 Uhr, Google Chrome. 76 https://twitter.com/TeamStronach_at, 11.8.2013, 12.21 Uhr, Google Chrome. 77 https://twitter.com/TeamStronach_at, 29.9.2013, 9.32 Uhr, Google Chrome. 18

Die Grünen

Die Grünen hatten am 11. August 2013 2.991 Follower79 auf Twitter, am Wahltag waren es 3.97580. Eine Woche danach wurden die Grünen von 4.43481 gefolgt. Das ergab einen Follower-Zuwachs von 32,9 Prozent innerhalb des Wahlkampfes.

NEOS

Die NEOS hatten am 11. August 2.249 Follower82 auf Twitter, am Wahlsonntag 3.22583. Am Sonntag darauf waren es 4.97984. Das bedeutete ein Wahlkampf-Plus in der Höhe von 43,4 Prozent.

ÖVP

Die ÖVP verfügt über zwei verfolgenswerte Accounts, der offizielle Parteiaccount @oevp hat jedoch viel weniger Follower als @oevppk, der „Twitterfeed von Pressekonferenzen der ÖVP“85. Erster hatte am 11. August 236 Follower86, am Wahlsonntag waren es 68987. Eine Woche später waren es 78488. Die Follower-Zahl stieg somit im Laufe der Wahlkampfwochen um 191,9 Prozent.

@oevppk wurde am 11. August von 1.876 Followern89 gefolgt, am 29. September von 2.07590. Eine Woche nach der Wahl waren 2.140 Follower91 zu zählen. Während des Wahlkampfes steigerte sich @oevppk um 10,6 Prozent.

78 https://twitter.com/TeamStronach_at, 6.10.2014, 14.12 Uhr, Google Chrome. 79 https://twitter.com/Gruene_Austria, 11.8.2013, 9.52 Uhr, Google Chrome. 80 https://twitter.com/Gruene_Austria, 29.9.2013, 9,52 Uhr, Google Chrome. 81 https://twitter.com/Gruene_Austria, 6.10.2013, 14.37 Uhr, Google Chrome. 82 https://twitter.com/neos_eu, 11.8.2013, 9.26 Uhr, Google Chrome. 83 https://twitter.com/neos_eu, 29.9.2013, 9.55 Uhr, Google Chrome. 84 https://twitter.com/neos_eu, 6.10.2013, 15.05 Uhr, Google Chrome. 85 https://twitter.com/oevppk, 10.1.2013, 16.57 Uhr, Google Chrome. 86 https://twitter.com/oevp, 11.8.2013, 9.47 Uhr, Google Chrome. 87 https://twitter.com/oevp, 29.9.2013, 9.49 Uhr, Google Chrome. 88 https://twitter.com/oevp, 6.10.2013, 14.33 Uhr, Google Chrome. 89 https://twitter.com/oevppk, 11.8.2013, 9.46 Uhr, Google Chrome. 90 https://twitter.com/oevppk, 29.9.2013, 9.48 Uhr, Google Chrome. 91 https://twitter.com/oevppk, 6.10.2013, 14.32 Uhr, Google Chrome. 19

Peter Pilz

Der Grüne Nationalratsabgeordnete startete mit seinem persönlichen Twitter-Profil als jener Nationalratskandidat in den Wahlkampf, der zu Beginn des Beobachtungszeitraumes am 11. August mit 7.920 Followern92 die meisten hatte. Am Wahlsonntag waren es 8.58193, eine Woche später 8.83194. Er steigerte sich im Wahlkampf um 8,3 Prozent.

Sebastian Kurz

Sebastian Kurz begann am 11. August 2013 mit 6.434 Followern95 auf Twitter, am Wahltag waren es 7.04096 und eine Woche später 7.30097. Das ergab ein Wahlkampf-Plus von 9,4 Prozent.

Stefan Petzner

Der Nationalratsabgeordnete Stefan Petzner kandidierte nur mehr an unwählbarer Stelle für das BZÖ, war aber der einzige seiner Partei, der auf Twitter wahrnehmbar vertreten war. Am 11. August 2013 hatte er 5.038 Follower98, am Wahltag waren es 5.31399, eine Woche danach 5.658100. Das ergab ein Plus im Wahlkampf in der Höhe von 5,5 Prozent.

Matthias Strolz

Der NEOS-Obmann startete mit 1.902 Followern101 auf Twitter, am Wahlsonntag hatte er 3.006102. Eine Woche später hatte er 4.979103 – seine Follower-Zahl stieg damit um 58 Prozent.

92 https://twitter.com/Peter_Pilz, 11.8.2013, 9.53 Uhr, Google Chrome. 93 https://twitter.com/Peter_Pilz, 29.9.2013, 10.00 Uhr, Google Chrome. 94 https://twitter.com/Peter_Pilz, 6.10.2013, 14.45 Uhr, Google Chrome. 95 https://twitter.com/sebastiankurz, 11.8.2013, 10.00 Uhr, Google Chrome. 96 https://twitter.com/sebastiankurz, 29.9.2013, 10.05 Uhr, Google Chrome. 97 https://twitter.com/sebastiankurz, 6.10.2013, 16.05 Uhr, Google Chrome. 98 https://twitter.com/stefan_petzner, 11.8.2013, 10.03 Uhr, Google Chrome. 99 https://twitter.com/stefan_petzner, 29.9.2013, 10.02 Uhr, Google Chrome. 100 https://twitter.com/stefan_petzner, 6.10.2013, 16.30 Uhr, Google Chrome. 101 https://twitter.com/matstrolz, 11.8.2013, 10.12 Uhr, Google Chrome. 102 https://twitter.com/matstrolz, 29.9.2013, 10.05 Uhr, Google Chrome. 103 https://twitter.com/matstrolz, 6.10.2013, 16.25 Uhr, Google Chrome. 20

Josef Bucher

Der Obmann und Spitzenkandidat des BZÖ wurde erst ab dem 25. August 2013 auf Twitter beobachtet – an diesem Tag hatte er 1.402 Follower104. Am Wahlsonntag waren es 1.688105, eine Woche danach 1.804106. Seine Follower-Anzahl vergrößerte sich innerhalb des beobachteten Wahlkampfes um 20,4 Prozent.

Sämtliche beobachtete Politik-Accounts gewannen also im Laufe der Wahlkampfwochen mehr oder weniger massiv an Fans beziehungsweise an Followern dazu.

2.3 Die Entwicklung der wichtigsten Politik-Accounts im Social Media Ranking bis zum Wahlsonntag

Auch die Daten des Social Media Rankings, das ja wie beschrieben einen Wert aus der Popularität einer Marke, der Aktivität in Social Media und der Interaktion zwischen Fans und Marke berechnet, zeichnet ein ähnliches Bild im Beobachtungszeitraum.

Das Team Stronach startete am 12. August 2013 mit einem Score von 45,19 (und damit auf Platz 55 des Gesamtrankings)107, am Montag nach der Nationalratswahl (das Social Media Ranking wird immer montags, 12.00 Uhr, aktualisiert), also am 30. September 2013, verzeichnete es 49,9 Punkte und Platz 31108. Für die NEOS wurde zu Beginn des Beobachtungszeitraumes ein Score von 45,06 (Platz 58)109 berechnet, nach dem Wahltag waren es 49,5 Punkte und Platz 34110. Die Grünen starteten mit 41,98 Punkten (Platz 102)111, am 30. September hatten sie 49,22 (Platz 33)112, womit sie die NEOS im Social Media Ranking knapp überholen konnten.

Die Social-Media-Aktivitäten der FPÖ unter dem Titel HC Strache verzeichneten am 12. August einen Score von 44,78 Punkten (Platz 61)113, nach der Wahl waren die Freiheitlichen

104 https://twitter.com/josef_bucher, 25.8.2013, 12.40 Uhr, Google Chrome. 105 https://twitter.com/josef_bucher, 29.9.2013, 10.07 Uhr, Google Chrome. 106 https://twitter.com/josef_bucher, 6.10.2013, 16.26 Uhr, Google Chrome. 107 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 14.50 Uhr, Google Chrome. 108 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.35 Uhr, Google Chrome. 109 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 14.52 Uhr, Google Chrome. 110 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.37 Uhr, Google Chrome. 111 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 14.51 Uhr, Google Chrome. 112 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.36 Uhr, Google Chrome. 113 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 14.54 Uhr, Google Chrome. 21 auf 53,26 Punkten (Platz 18)114 – und damit jener Polit-Account mit der besten Platzierung Österreichs.

Auch die Großparteien verbesserten sich im Social Media Ranking im Laufe des Wahlkampfes. Die SPÖ startete auf Platz 173 mit 39,23 Punkten115, am Ende landete sie auf Platz 70 mit 45,42 Punkten116. Die ÖVP war am 12. August 2013 noch auf Platz 426 (Score: 31,68)117, am 30. September belegte sie Platz 273 (37,24)118.

Verbessern konnten sich auch das BZÖ, die Piratenpartei und die KPÖ: Das BZÖ kletterte von Platz 1.863 und einem Score von 9,28 auf Platz 1.546 (12,56), die Piratenpartei von Platz 509 (28,98) auf Platz 259 (37,82), und die KPÖ von Platz 910 (19,94) auf Platz 572 (28,72).

Bei den Personen-Accounts ging Sebastian Kurz im Social Media Ranking als Führender in die Beobachtungsphase und hatte am 12. August 2013 einen Score in der Höhe von 40,69 Punkten (Platz 133)119. Diese Position behielt Kurz auch und verzeichnete am 30. September 2013 44,81 Punkte und damit Platz 82120. Bundeskanzler Werner Faymann hatte zu Beginn des Beobachtungszeitraumes 29,67 Punkte (Platz 494)121, am Ende waren es 31,56 Punkte (Platz 484)122. Michael Spindelegger startete bei 27,61 Punkten (Platz 554)123 und verbesserte sich auf 40,25 Punkte (Platz 173)124.

Für NEOS-Spitzenkandidat Matthias Strolz wurden am 12. August 27,49 Punkte berechnet (Platz 557)125 – am Ende hatte er Spindelegger deutlich überholt und landete bei einem Score von 37,91 (Platz 252)126. Stefan Petzner gehört zu den wenigen, die innerhalb des Social Media Rankings im Laufe des Wahlkampfes verloren haben – ein Ergebnis, das sicherlich in Zusammenhang mit seiner aussichtslosen Kandidatur stand. Er verbuchte zu Beginn des Beobachtungszeitraumes einen Score in der Höhe von 25,4 Punkten (Platz 643)127, nach dem Wahlsonntag stand er bei 23,96 Punkten (Platz 773)128.

114 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.37 Uhr, Google Chrome. 115 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.00 Uhr, Google Chrome. 116 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.40 Uhr, Google Chrome. 117 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.01 Uhr, Google Chrome. 118 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.41 Uhr, Google Chrome. 119 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.03 Uhr, Google Chrome. 120 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.42 Uhr, Google Chrome. 121 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.04 Uhr, Google Chrome. 122 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.43 Uhr, Google Chrome. 123 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.05 Uhr, Google Chrome. 124 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.44 Uhr, Google Chrome. 125 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.10 Uhr, Google Chrome. 126 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.46 Uhr, Google Chrome. 127 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.12 Uhr, Google Chrome. 128 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.47 Uhr, Google Chrome. 22

Peter Pilz verbesserte sich von einem Start-Score von 24,25 Punkten (Platz 687)129 auf 33,6 Punkte (Platz 413)130, sein Parteikollege von 23,28 (Platz 728)131 auf 30,07 (Platz 526)132, und die Grüne Spitzenkandidatin Eva Glawischnig von 22,24 (Platz 786)133 auf 35,53 (Platz 351)134.

BZÖ-Spitzenkandidat Josef Bucher hatte am 12. August 2013 einen Score von 12,95 (Platz 1.453)135, am 30. September stand er bei 24,24 (Platz 760)136.

Diese Zahlen zeigen, dass zusätzlich zum vorhin erläuterten gesteigerten Interesse an den politischen Accounts auch die Social-Media-Arbeit der beobachteten Facebook- und Twitter- Seiten intensiviert wurde – mehr Fans/Follower und mehr Interaktion mit diesen bedeuten eine Verbesserung des Social Media Ranking Scores.

2.4 Basis-Daten zur Berichterstattung über den Social-Media-Auftritt der Parteien in den klassischen Medien

Die folgenden Zahlen zeigen, dass soziale Netzwerke in diesem Wahlkampf grundsätzlich ein Thema in den Printmedien waren. Untersucht wurde dabei, in wie vielen Print-Artikeln der wichtigsten Tageszeitungen im Zeitraum 12. September 2013 bis 29. September 2013 österreichische Parteien gemeinsam mit Facebook oder Twitter erwähnt wurden137.

Im Detail:

Erwähnungen SPÖ + Facebook: 110 Artikel

Erwähnungen ÖVP + Facebook: 132 Artikel

129 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.13 Uhr, Google Chrome. 130 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.48 Uhr, Google Chrome. 131 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.14 Uhr, Google Chrome. 132 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.49 Uhr, Google Chrome. 133 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.15 Uhr, Google Chrome. 134 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.50 Uhr, Google Chrome. 135 http://www.socialmediaranking.at/, 12.8.2013, 15.16 Uhr, Google Chrome. 136 http://www.socialmediaranking.at/, 1.10.2013, 16.51 Uhr, Google Chrome. 137 Die Untersuchung wurde mit dem APA-OnlineManager, der Rechercheplattform der Austria Presse Agentur, durchgeführt. Die untersuchten Tageszeitungen waren der Standard, die Presse, die Kleine Zeitung, Kronen Zeitung, Kurier und Österreich, die abgefragten Parteien SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, BZÖ, Team Stronach und NEOS, also jene wahlwerbenden Parteien, die bis zur und/oder ab der Nationalratswahl im Nationalrat vertreten waren/sind. 23

Erwähnungen FPÖ + Facebook: 129 Artikel

Erwähnungen Grüne + Facebook: 131 Artikel

Erwähnungen Team Stronach + Facebook: 67 Artikel

Erwähnungen NEOS + Facebook: 26 Artikel

Gesamt: 595 Artikelnennungen

140

120

100

80

60

40

20

0 SPÖ + ÖVP + FPÖ + Grüne + BZÖ + TS + NEOS + Facebook Facebook Facebook Facebook Facebook Facebook Facebook

Abbildung 1: So oft wurden die wahlwerbenden Parteien im Beobachtungszeitraum gemeinsam mit dem Begriff „Facebook“ in Printartikeln erwähnt (eigene Darstellung aus den Rechercheergebnissen).

Auswertung in Prozenten138:

Erwähnungen SPÖ + Facebook: 18,52 %

Erwähnungen ÖVP + Facebook: 22,18 %

Erwähnungen FPÖ + Facebook: 21,68 %

Erwähnungen Grüne + Facebook: 22,02 %

Erwähnungen Team Stronach + Facebook: 11,26 %

138 Das jeweilige Ergebnis bedeutet, dass in XY Prozent der politischen Artikeln, in denen der Begriff „Facebook“/„Twitter“ vorgekommen ist, auch die Partei XY vorgekommen ist. 24

Erwähnungen NEOS + Facebook: 4,37 %

Facebook-Erwähnungen pro Beobachtungswoche (gesamt):

12. August – 18. August: 47

19. August – 25. August: 149

26. August – 1. September: 112

2. September – 8. September: 76

9. September – 15. September: 57

16. September – 22. September: 80

23. September – 29. September: 102

160

140

120

100

80

60

40

20

0 1 2 3 4 5 6 7

Abbildung 2: In welchen Beobachtungswochen die wahlwerbenden Parteien wie oft mit dem Begriff „Facebook“ in Printartikeln erwähnt wurden (eigene Darstellung aus den Rechercheergebnissen).

25

Erwähnungen SPÖ + Twitter: 42 Artikel

Erwähnungen ÖVP + Twitter: 50 Artikel

Erwähnungen FPÖ + Twitter: 33 Artikel

Erwähnungen Grüne + Twitter: 42 Artikel

Erwähnungen BZÖ + Twitter: 16 Artikel

Erwähnungen Team Stronach + Twitter: 34 Artikel

Erwähnungen NEOS + Twitter: 17 Artikel

Gesamt: 234 Artikelnennungen

60

50

40

30

20

10

0 SPÖ + Twitter ÖVP + FPÖ + Twitter Grüne + BZÖ + TS + Twitter NEOS + Twitter Twitter Twitter Twitter

Abbildung 3: So oft wurden die wahlwerbenden Parteien im Beobachtungszeitraum gemeinsam mit dem Begriff „Twitter“ in Printartikeln erwähnt (eigene Darstellung aus den Rechercheergebnissen).

Auswertung in Prozenten:

Erwähnungen SPÖ + Twitter: 17,95 %

Erwähnungen ÖVP + Twitter: 21, 36 %

Erwähnungen FPÖ + Twitter: 14,10 %

Erwähnungen Grüne + Twitter: 17,95 % 26

Erwähnungen BZÖ + Twitter: 6,84 %

Erwähnungen Team Stronach + Twitter: 13,67 %

Erwähnungen NEOS + Twitter: 7,26 %

Twitter-Erwähnungen pro Beobachtungswoche (gesamt):

12. August – 18. August: 41

19. August – 25. August: 17

26. August – 1. September: 18

2. September – 8. September: 21

9. September – 15. September: 22

16. September – 22. September: 30

23. September – 29. September: 17

45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 1 2 3 4 5 6 7

Abbildung 4: In welchen Beobachtungswochen die wahlwerbenden Parteien wie oft mit dem Begriff „Twitter“ in Printartikeln erwähnt wurden (eigene Darstellung aus den Rechercheergebnissen).

27

Ein deutliches Ergebnis dieser Zahlen ist, dass es viel mehr Artikel gab, in denen die wahlwerbenden Parteien gemeinsam mit dem Begriff Facebook als mit dem Begriff Twitter erwähnt wurden, nämlich etwas mehr als doppelt so viele. Daraus ist ableitbar, dass den Facebook-Auftritten der Parteien von den klassischen Medien mehr Aufmerksamkeit als Twitter geschenkt wurde.

Eine Korrelation der Ergebnisse mit den jeweiligen Stärken der Parteien im jeweiligen sozialen Netzwerk ist hingegen nicht feststellbar – sonst hätte die FPÖ mit der Strache- Facebook-Seite viel stärker vertreten sein müssen. Erkennbar ist jedoch, dass jenen vier Parteien (SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen), die bereits im Nationalrat vertreten waren und bei denen auch davon auszugehen war, dass sie neuerlich in den Nationalrat einziehen würden, eine viel höhere Präsenz zuteilwurde als den neuen Parteien (Team Stronach und NEOS) beziehungsweise jener Partei, mit deren Wiedereinzug allgemein kaum gerechnet wurde (BZÖ). Das ist zumindest teilweise insofern bemerkenswert, als Team Stronach und NEOS etwa auf Facebook deutlich mehr Fans als die Großparteien SPÖ und ÖVP hatten, aber auch mehr als die Grünen.

Sehr auffallend ist, dass sowohl bei Facebook als auch bei Twitter die jeweilige Woche mit der Höchstzahl an politischen Berichten am Beginn des Beobachtungszeitraumes lag: Bei Twitter war es die erste Beobachtungswoche (12. bis 18. August), bei Facebook die zweite (19. bis 25. August). Daraus kann geschlossen werden, dass der Aufmerksamkeitsgrad für Social Media zu Beginn eines Wahlkampfes, noch dazu zu einem Zeitpunkt in der Hauptferienzeit, ein höherer ist als gegen Ende eines Wahlkampfes. Damit läuft dieser Trend genau entgegengesetzt jenem in den sozialen Netzwerken selbst, denn dort stieg, wie vorhin beschrieben, sowohl das Interesse der Userinnen und User (belegt durch die steigende Zahl der Fans und Follower) als auch die Social-Media-Arbeit der Politikerinnen und Politiker sowie der Parteien selbst (siehe Analyse der jeweiligen Scores im Social Media Ranking).

28

3. DIE BESONDERE ROLLE VON TWITTER UND DER TWITTERIA

Twitter wird in Österreich klar von Medien dominiert, insbesondere Journalistinnen und Journalisten traditioneller Medien werden von den Twitter-Userinnen und -usern besonders häufig adressiert, also gefolgt139. Der erste Nicht-Medien-Account im Österreich-Follower- Ranking140 des Social Media Radars ist (mit Stand Jänner 2014) FC-Bayern-München- Fußballer David Alaba mit 5.326 Followern aus Österreich auf Platz 13, ihm folgen auf Platz 18 der Wiener Grün-Gemeinderat (4.502 österreichische Follower) und der Politologe Hubert Sickinger auf Platz 19 (4.398). An der Spitze dieses UserInnen- Rankings liegt ZiB2-Moderator Armin Wolf mit 26.470 österreichischen Followern, dahinter derstandard.at (11.440), ZiB2-Moderatorin Ingrid Thurnher (8.337), Florian Klenk vom Falter (8.088) und profilonline (7.033)141.

Twitter gilt in Österreich, im Gegensatz zu anderen Ländern, als „Nischenmedium für Polit- Interessierte“, wie es Julian Ausserhofer vom Publizistikinstitut der Universität Wien und Mitautor der 2012 erschienenen Studie „Twitterpolitik“ in einem Interview mit der Wiener Zeitung formuliert hat142. Die Twitter-Studie hatte die österreichische Polit-Twitteria 2011/2012 unter die Lupe genommen und dabei auch einen Themenvergleich zwischen dem sozialen Netzwerk und der österreichischen Tagespresse gezogen. Das Fazit: Kurzlebige und aktuelle, sensationelle Ereignisse (wie damals etwa die Occupy-Bewegung oder die Causa Niko Pelinka) stoßen auf Twitter auf stärkeren Widerhall, langatmige Themen (wie 2011/12

139 Vgl.: Claudia Zettel, So zwitschert Österreichs Polit-Twitteria, abrufbar unter http://futurezone.at/netzpolitik/so-zwitschert-oesterreichs-polit-twitteria/24.578.740, 24.1.2014, 14.45 Uhr, Google Chrome. 140 Hinweis: Diese Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen, denn, wie Social Media Radar auf http://www.socialmediaradar.at/twitter_ranking erklärt, können in diesem Ranking als österreichische Follower nur Follower gewertet werden, die als Location auf Twitter einen österreichischen Ort angegeben haben. Bei diesem UserInnen-Ranking nicht berücksichtigt werden können Accounts ohne Angabe eines Orts oder mit falschen Ortsangaben. Wenn nun also beispielsweise ORF-Moderator Armin Wolf insgesamt 99.894 Follower mit Stand Anfang Jänner 2014 hat, davon aber „nur“ 26.470 (erkennbar) österreichische Follower sind, dann darf man davon ausgehen, dass auch ein großer Teil der restlichen 73.424 Follower aus Österreich kommt, da sich das Interesse an einem Moderator einer österreichischen Nachrichtensendung überproportional auf ÖsterreicherInnen beschränken dürfte. Anders ist es wohl etwa bei den Zahlen von Fußballer Alaba: Dessen 5.326 erkennbaren österreichischen Followern stehen insgesamt 286.487 Follower gegenüber – hier ist freilich davon auszugehen, dass aufgrund Alabas Arbeitsplatz in München und seines Bekanntheitsgrades jenseits der österreichischen Grenzen ein großer Teil der Gesamtfollower nicht aus Österreich kommt. 141 Vgl.: Social Media Radar Austria, abrufbar unter http://www.socialmediaradar.at/twitter_ranking, 6.1.2014, 16.45 Uhr, Google Chrome. 142 Vgl.: Ina Weber, Twitter ohne Stars, Sternchen und Frauen, abrufbar unter http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/medien/468439_Twitter-ohne-Stars-Sternchen-und- Frauen.html, 26.1.2014, 18.00 Uhr, Google Chrome. 29 die Finanzkrise oder die Korruptionsskandale) sind unterrepräsentiert143. Karin Thiller, Geschäftsführerin der APA-OTS GmbH, beschrieb die Besonderheit der österreichischen „Twitterlandschaft“ in einem Interview mit folgenden Worten: „Hier trifft sich eine stark vernetzte mediale Community, bestehend aus Journalisten, Politikern und Pressesprechern, in der tagesaktuelle Themen – häufig durchaus kontrovers – diskutiert werden. Wer Twitter aber als Kanal für Pressearbeit versteht, wird hier keine Akzeptanz finden, man gewinnt aber einen guten Einblick in die Sympathien und Antipathien innerhalb der Community.“144 Durchaus bestätigt wurde sie darin von Ingrid Brodnig, Leiterin des Medienressorts beim Falter, die im Wahlkampf beobachtete, wie die Nutzung von Twitter zumindest indirekt negativen Einfluss auf die Berichterstattung nahm.

Als der Falter Ende Juni 2013 über grobe Missstände in der Jugendabteilung der Wiener Justizanstalt Josefstadt berichtete und die damalige Justizministerin Beatrix Karl daraufhin in die ZiB2 am 26. Juni eingeladen wurde, fasste der Standard den TV-Auftritt schlussendlich unter dem Titel „Selbstdemontage einer Ministerin“ zusammen145. Für Brodnig hat jedoch Karls eigener Pressesprecher Sven Pöllauer ordentlich zu dieser Demontage beigetragen: „Auf Twitter zeigte er sich keineswegs einsichtig, sondern reagierte umso aggressiver. Er spielte den Fall herunter, machte sich über Journalisten lustig, die das Ganze thematisierten. Da fielen Sätze wie ,ich glaube, Sie reden nur mit den Experten, von denen Sie IHRE Meinung bestätigt bekommen‘ oder ,ich glaube man sarf (sic!) nicht der Meinung verfallen, dass die Mainstream-Meinung auf Twitter der der Bevölkerung entspricht‘“146. Folglich lautete Brodnigs Fazit in ihrem Beitrag über den Onlinewahlkampf im Sammelband „Wahl 2013“: „Wenn man so aggressiv und vehement einen Standpunkt vertritt, noch dazu einen unhaltbaren, kann man nur verlieren. Das mag ein Extrembeispiel sein, aber es verdeutlicht, dass man sich als politischer Akteur mit so einem schroffen Ton durchaus selbst schadet“147.

143 Vgl.: Julian Ausserhofer, Axel Kittenberger, Axel Maireder, Twitterpolitik. Wien 2012, S.48ff. 144 Tanja Cordes, Etwas anders – die Medienlandschaft in Österreich, abrufbar unter http://www.newsaktuell.de/blog/2013/11/28/etwas-anders-die-medienlandschaft-in-osterreich/, 24.1.2014, 14.55 Uhr, Google Chrome. 145 Vgl.: Michael Völker, Selbstdemontage einer Politikerin, in Der Standard, 28.6.2013, abrufbar unter http://derstandard.at/1371170855140/Selbstdemontage-einer-Ministerin, 19.5.2014, Google Chrome. 146 Ingrid Brodnig, Wie sich Politiker im Web selbst beschädigen: Beobachtungen aus dem ersten richtigen Onlinewahlkampf, in Thomas Hofer – Barbara Tóth (Hg.), Wahl 2013. Wien 2013, S. 188. 147 Ebd. 30

Abbildung 5: Falter-Chefredakteur startet einen Twitter-Dialog mit Karl-Pressesprecher Sven Pöllauer148 (Screenshot).

148 Zu finden auf http://derstandard.at/1371170964370/Wie-es-zum-Shitstorm-fuer-Justizministerin-Karl- kam, 16.1.2014, 23.08 Uhr. 31

Abbildung 6: Fortsetzung des Dialogs zwischen Klenk und Pöllauer149 (Screenshot).

Hier sorgten also nicht Twitter-Tweets selbst für direkte Berichterstattung, aber sie beeinflussten diese.

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky bestätigte im Standard, dass genau das auch der Plan sein könne: Er sehe sich als Korrektiv auf dem Multiplikatorenmarkt, meinte er im Standard- Interview. Denn Twitter bestehe zu einem Großteil aus JournalistInnen und Politikinvolvierten wie PressesprecherInnen, ParteiberaterInnen und -managerInnen. Mit ihnen zu diskutieren bedeute aus Vilimskys Sicht, wertvolle Akzente zu setzen. So empörte er sich etwa auf Twitter, als der Wiener SPÖ-Landtagsabgeordnete Peko Baxant im August 2013 dem rechten Onlinemagazin Erstaunlich.at mit einem „Halt die Fresse Nazisau und schreib mich nicht an“ antwortete150.

149 Ebd. 150 Vgl.: Katrin Burgstaller, Saskia Jungnikl, Das soziale Risiko im Wahlkampf, in Der Standard, 2.9.2013, S.7. 32

Das besondere Merkmal der österreichischen Twitteria, die Dominanz von Medien-Accounts, wird auch dadurch unterstrichen, dass der Socia Media Radar in seinen Einzelauswertungen immer auch ein eigenes Ranking der politischen Pressesprecherinnen und Pressesprecher151 veröffentlicht. Ende 20013 führte dabei Reinhard Pickl-Herk, der Pressesprecher der Grünen Bundessprecherin Eva Glawischnig, mit 1.891 österreichischen Followern, gefolgt von Lisa Fuchs (Pressesprecherin von Gesundheitsminister Alois Stöger), Heimo Lepuschitz (BZÖ- Pressesprecher), Sven Pöllauer (seinerzeitiger Pressesprecher von Justizministerin Beatrix Karl) und Florian Krumöck (Mitarbeiter der Öffentlichkeitsabteilung der Niederösterreichischen Volkspartei).

Abbildung 7: Österreichische Politik-PressesprecherInnen auf Twitter (Screenshot von der Social Media Radar-Homepage).

Jakob Scholz beschrieb 2011 in seiner Diplomarbeit an der Universität Wien den Hintergrund der speziellen Rolle Pickl-Herks als (damaliger Leiter des Grünen Pressebüros) auf Twitter. Sein Account lautet nämlich @gruene_at und war bis Juli 2011 der offizielle Twitter-Account der Grünen. Scholz beschreibt @gruene_at als „ein Paradebeispiel für die Möglichkeiten, die Twitter für Personalisierung gerade bei politischer Kommunikation bietet. Der Beschreibungstext des Accounts lautet zur Zeit der Doppelnutzung: ,Reinhard Pickl-Herk, Leiter Pressebüro, Grüne Österreich. Meinungen sind meine persönlichen Meinungen‘.

Durch diesen Hinweis wird es möglich, mit @gruene_at eine inhaltliche Diskussion zu führen, ohne dass jede Äußerung repräsentativ für die gesamte Partei sein muss. Würden

151 Vgl.: Neues Twitter Ranking für Österreichs JournalistInnen, PressesprecherInnen und PolitikerInnen, abrufbar unter http://www.socialmediaradar.at/top_influencer_twitter, 21.4.2014, 14.30 Uhr, Google Chrome. 33

Äußerungen als Meinung der Grünen deklariert, müssten sie vorher von diversen Personen und eventuell Gremien wie Bundesvorstand o.ä. freigegeben werden. Die Deklaration als Privatmeinung des Pressechefs ist ein Mittelweg“152, denn „einerseits können UserInnen davon ausgehen, dass Pickl-Herk als Mitarbeiter der Partei ,grüne‘ Positionen vertritt, andererseits kann er unmittelbar und spontan auf Anfragen reagieren, da er nicht an Beschlüsse oder Gremien gebunden ist.“153 Und Pickl-Herk kann, da er den Account als Privatperson führt, auch Kritik an Journalistinnen und Journalisten (oder auch an Parteikolleginnen und -kollegen) üben, ohne dass die Grünen als Partei dafür kritisiert werden154: „Durch die Teilpersonalisierung wurden die Vorteile eines ,offiziellen‘ Partei- Auftritts (Reichweite, mediale Aufmerksamkeit) mit denen eines privaten Accounts (Polemik, Kritik, schnelle Reaktionen) verbunden“155, so Scholz, der jedoch auch darauf hinweist, dass die Einführung eines offiziellen Partei-Accounts 2011 (@Gruene_Austria) darauf hindeutet, dass „die starke inhaltliche Positionierung auf einem als offiziell deklarierten Kanal intern nicht unumstritten gewesen sein dürfte“156.

Die Problematik oder der Vorteil der Doppelnutzung eines Twitter-Accounts, also als beruflichen und als privaten Account, betreffen jedoch auch viele Jounalistinnen und Journalisten selbst – wie etwa Armin Wolf, der ebenfalls in seinem Profil festhält: „Die Meinungen sind die meinen“157. Denn durch Twitter haben nun Pressesprecherinnen und Pressesprecher (beziehungsweise Parteien) eine weitere Möglichkeit, direkt mit innenpolitischen Journalistinnen und Journalisten in Kontakt zu treten – und das auf der Bühne der Öffentlichkeit.

152 Jakob Scholz, Die Nutzung Sozialer Medien durch die österreichischen Parlamentsparteien, DA Wien 2011, S.99f. 153 Jakob Scholz, Die Nutzung Sozialer Medien durch die österreichischen Parlamentsparteien, DA Wien 2011, S.100. 154 Vgl.: Edb. 155 Ebd. 156 Jakob Scholz, Die Nutzung Sozialer Medien durch die österreichischen Parlamentsparteien, DA Wien 2011, S.101. 157 @ArminWolf, abrufbar unter https://twitter.com/ArminWolf, 21.4.2014, 15.00 Uhr, Google Chrome. 34

Abbildung 8: Armin Wolf (ORF) im Twitter-Dialog mit dem ÖVP-Partei-Account158 (Screenshot).

158 Ebd. 35

4. YOUTUBE-CLIPS DER PARTEIEN IN DEN PRINTMEDIEN: SEX, LIEBE UND EIN HAWARA

Es sei „bestenfalls ein Nebenbei-Wahlkampf, der auf YouTube stattfindet“159, meinte der deutsche Politologe und Web-2.0-Experte Christoph Bieber in den Salzburger Nachrichten, als dieser den Video-Wahlkampf der Parteien unter die Lupe nahm.

Die Grünen brachte ein YouTube-Spot im Nationalratswahlkampf jedoch immerhin auf die Titelseite der Gratis-Tageszeitung Heute: „Dieses Sex-Video hat Facebook noch nicht gesperrt! Der neueste Wahlkampfspot der Grünen zeigt Männer und Frauen beim gleichgeschlechtlichen Sex (plus ein heterosexuelles Paar) – Start zum Zielgruppenwahlkampf in der lesbisch-schwulen Community“160, wurde berichtet. Die Aufregung über die Nicht-Sperre kam zu früh, denn am nächsten Tag wusste Heute: „Das Sex-Video der Grünen war YouTube dann doch zu extrem! Der Clip (,Heute‘ berichtete), der auch gleichgeschlechtliche Paare beim Sex zeigt, war nur wenige Stunden online - wer ihn Mittwoch sehen wollte, bekam die Mitteilung: ,Dieses Video wurde entfernt, weil sein Content gegen die Nutzungsbedingungen von YouTube verstößt. Das tut uns leid.‘ Die Grünen werben mit dem Clip und dem Slogan ,Unsere Lieblingsstellung: die Gleichstellung‘ um die Stimmen Homosexueller. Auf www.heute.at gibt's das Video noch zu sehen.“161

Zuvor hatten es die Grünen schon mit anderen YouTube-Clips prominent in die Medien geschafft: „Mehr als 150.000 Youtube-User klickten ihren Sommerkinospot mit den Parteichefs auf dem Spielplatz an, jetzt legen die Grünen nach. Das Video ,Kinder, Kinder‘ ist ab heute online (heute.at). Es zeigt, wie Grünen-Chefin Glawischnig den ,kleinen Franky Stronach‘ rügt. Als Nächster ist FP-Chef Strache dran. Hintergrund: ,Wir wollen Nummer 1 bei den Jungen werden‘, so Kampagnenchef Martin Radjaby“162, hieß es in der Gratis- Tageszeitung Heute. Wenige Tage später berichtete Österreich bereits über 170.000 YouTube-Zugriffe163.

Auch die FPÖ setzte auf Videos (insbesondere durch den eigenen YouTube-Kanal FPÖ-TV) und bekam Printberichterstattung: „Dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein Faible für Facebook hat, ist bekannt. Noch kann er seine Seite aber aufgrund einer Sperre nicht selber

159 Iris Burtscher, „Nebenbei-Wahlkampf im Web“, in Salzburger Nachrichten, 5.9.2013, S.11. 160 Nächster Aufreger: Grüner Spot mit „Lieblingsstellungen“, in Heute, 4.9.2013, S.5. 161 YouTube sperrt Grünen-Video, in Heute, 5.9.2013, S.7. 162 Grüne verschaukeln die anderen Wahlkämpfer!, in Heute, 19.8.2013, S.4. 163 Vgl.: Isabelle Daniel, Grünes Spiel "Part of the Game" mit Korruptionspunkten, in Österreich, 5.8.2013, S.8. 36 nutzen – wir berichteten. In diesem Nationalratswahlkampf setzt der FP-General Herbert Kickl dennoch stark auf soziale Netzwerke und dabei besonders auf YouTube. Vor einigen Wochen geisterte ein Video durch das World Wide Web, das eine junge Frau zeigte, die weinend weglief, als ihr klar wurde, dass ihr erster Freund SPÖ wählen würde. Nun bekennen sich die Blauen zu diesem Spot. Ende der Woche kommt das nächste Video: Darin outet sich ,Franzi Berger‘, der Bruder von ,Anna Berger‘ aus dem ersten Spot als FPÖ-Wähler, weil er Strache als ,Hawara‘ ansieht. Am Ende des Videos lässt sich der junge Mann sogar FPÖ eintätowieren. Ob die FPÖ auf beabsichtigte oder unfreiwillige Komik setzt, ist noch nicht bekannt. Die FPÖ will jedenfalls vor der Wahl noch weitere Videos ähnlich drehen“164, berichtete Österreich und behielt recht, denn: „Bislang gab es in Wahlkämpfen der Freiheitlichen ja den berüchtigten Strache-Rap. Dieser passt aber offenbar nicht mehr zum jüngsten Liebeswahlkampf – natürlich ausschließlich für Inländer – der FPÖ. Daher wurde dieses Mal der Strache-Rock/Pop-Song – natürlich auf Deutsch und samt Video – gedreht. Darin wird der FPÖ-Chef im Refrain gepriesen. Und natürlich geht es auch in dem Lied – nach Vorbild deutscher Schlager – um die Interpretation der FPÖ des Wörtchens Liebe oder besser Nächstenliebe. Ob in dem Video artig nur Blonde mit blauen Augen zu sehen sind, wird die FPÖ bei ihrem Wahlkampfauftakt am 31. August in Linz outen“165, kündigte Österreich am 19. August an.

164 Isabelle Daniel, FPÖ setzt auf Social Media und schräge YouTube-Videos, in Österreich, 8.8.2013, S.8. 165 Isabelle Daniel, Strache lässt eigenen Love-Rock-Song komponieren, in Österreich, 19.8.2013, S.8. 37

Abbildung 9: Österreich berichtet über den FPÖ-YouTube-Spot mit Franzi Bergers Tätowierung (Faksimile).

Dass die Grünen und die FPÖ jene Parteien im Wahlkampf waren, die das Medium Video am intensivsten nutzten, zeigt auch dieser Bericht vom 2. September in Heute: „Hartes Match zwischen Grünen und FPÖ auf YouTube: Das Video ,Kinder, Kinder: H.C. Strache‘, in dem die Grünen den FPÖ-Chef aufs Korn nehmen, bricht online alle Rekorde. Es wurde am vergangenen Donnerstag vor dem TV-Duell Glawischnig-Strache online gestellt und in nur drei Tagen von mehr als einer Viertelmillion Usern angeklickt. […] Aber auch die fiktive FPÖ-Familie ,Berger‘ ist im Netz höchst erfolgreich. Gleich drei Spots sind ganz vorne bei den Klicks. Wirbel gibt es aber um den aktuellen Strache-Song ,Liebe ist der Weg‘ von Werner Otti. Er klingt stark wie der Hit ,Run‘ der schottischen Band Snow Patrol. Die FP 38 weist Plagiatsvorwürfe zurück“166. Doch damit nicht genug: „Es war einmal ein allein herrschender Web-König: Tausende Facebooker lagen FP-Chef Strache zu Füßen – bis die Grünen einen neuen Videostil entwickelten, die Macht mit über 331.000 Klicks an sich rissen. Doch die FPÖ ist misstrauisch, ortet Betrug“167, berichtete Heute.

Denn: „Mit exakt 331.168 YouTube-Aufrufen hängt das Video, in dem die Grünen Strache verschaukeln, die erfolgreichste FP-Produktion ,Mein erster Freund‘ (99.092 Klicks, Stand: Sonntag, 12 Uhr) ab. Damit nicht genug, hat auch die grüne Stronach-Satire ,Frank kauft sich einen Spielplatz‘ (148.401) und das Sommerkino mit den übrigen Parteichefs (190.889) mehr Zuspruch als die FPÖ-Videos.

Doch FP-Generalsekretär Herbert Kickl ortet Manipulation: ,Die Grünen frisieren ihre YouTube-Klicks.‘ Indiz sei, dass das Verhältnis zwischen Zugriffszahlen und Bewertungen auseinanderklafft: Und: In den offiziellen You-Tube-Charts kommen die Ökos gar nicht vor, nur das Team Stronach und die FPÖ. Kickl schätzt die Zahl der ,echten‘ Grünen-Klicks auf 100.000. ,Der Rest dürfte auf speziellen US-Webseiten eingekauft worden sein.‘

Die Grünen dementieren vehement. Die Statistik sei eine Momentaufnahme, vor einer Woche habe man noch geführt. Indes ,erzieht‘ Glawischnig in einem neuen Clip (zu sehen: heute.at) Faymann.“168

Wenige Tage vor der Nationalratswahl gab es schließlich noch einmal Heute- Berichterstattung: „Laut Umfragen liegen Grüne und FPÖ bei den jungen Wählern Kopf an Kopf. Mit einem neuen Video wollen die Ökos an die Spitze. Ex-Parteichef erzählt in dem neuen Spot vom ,ersten Mal‘ – vom ersten Mal wählen, wohlgemerkt (Video auf www.heute.at). Unterdessen durchbrach die fünfteilige Youtube- Serie der Grünen die Marke von einer Million Klicks. Immerhin Österreich-Rekord.“169 Zwei Tage danach war schließlich noch einmal die FPÖ dran: „Die FPÖ lässt ab heute auf fpoe.tv ein Anti-ÖVP-Video ausstrahlen. In dem Video lassen sie alle Akteure einschlafen, sobald diese Berichte oder Werbung der ÖVP sehen“170, berichtete Österreich.

166 YouTube-Duell: Rekord für Grüne, Wirbel um FP-Song, in Heute, 2.9.2013, S.4. 167 FP-Attacke: „Die Grünen frisieren YouTube-Klicks“, in Heute, 9.9.2013, S.4. 168 Ebd. 169 Kampf um Jungwähler: Van der Bellen plaudert in Video über das „erste Mal“, in Heute, 20.9.2013, S.5. 170 Isabelle Daniel, Kanzler tourt in drei Tagen durch 9 Länder, ÖVP in Kerngebieten, in Österreich, 22.9.2013, S.10. 39

Die Salzburger Nachrichten waren das einzige Printmedium im Wahlkampf, das den YouTube-Wahlkampf genauer analysierte und von einem Experten, Christoph Bieber von der deutschen Universität Duisburg-Essen, bewerten ließ. Am erfolgreichsten dabei schnitten die Grünen und die FPÖ ab: „Die Grünen sind bei den Zugriffszahlen Spitzenreiter. Die Spots zeigen die Konkurrenz als Kinder auf dem Spielplatz. Spindelegger hat Angst vor den Bienen, Strache hat die fremden Kinder bereits vertrieben, Stronach will nicht still sein. Über 183.000 haben den Hauptspot bis Mittwoch gesehen, fast 300.000 Klicks hat der Einzelspot mit Heinz- Christian Strache. Was sagt Politologe Bieber dazu? ,Das Video ist betont unterhaltsam. Die anderen Politiker sind überzeichnet dargestellt, die Atmosphäre ist sehr stimmig. Wie man an den Zugriffen sieht, gefällt es den Leuten‘“171, schrieb die SN und hielt bei den Freiheitlichen fest: „Recht hohe Zugriffszahlen hat auch die FPÖ. Sie lässt die ,Familie Berger‘ stellvertretend sprechen. Vater, Tochter und Oma Berger kritisieren die ,EU-Bonzen in Brüssel‘, Kriminaltourismus und Steuererhöhungen. Zudem gibt es Einzelspots: Franzi Berger lässt sich gleich das FPÖ-Logo tätowieren. Anna sucht ihren ersten Freund – einzigartig mit strahlend blauen Augen. Ihre Wahl fällt auf HC Strache und die FPÖ. Über 49.000 Aufrufe verzeichnet der Hauptspot, erfolgreicher sind Anna (über 94.000 Aufrufe) und Franzi (über 81.000 Aufrufe). ,Das Video passt zu dem, was die FPÖ darstellen möchte, etwa mit der plakativen Europakritik‘, resümiert Social-Media-Experte Bieber. Von der Machart her sei das Video aber eher Österreich 1.0 statt 2.0. ,Die Zugriffszahlen sind aber nicht schlecht‘“172, so Bieber in den Salzburger Nachrichten, den das offizielle Wahlkampfvideo des Teams Stronach „sehr an den US-Wahlkampf“173 erinnerte.

Kritischer hingegen die Bewertungen für SPÖ und ÖVP: „Das offizielle Video auf dem ÖVP- YouTube-Kanal ist in die Kampagne ,Zukunft aus Tradition‘ eingebettet. Auf viel Zuspruch stößt der Spot nicht: gerade einmal 2600 Aufrufe wurden verzeichnet. Politikexperte Bieber meint: ,Das Video ist klassisch, tut keinem weh. Da ist nichts, was originell oder besonders wäre.‘ Das zeigt sich auch an den Zugriffszahlen. Die SPÖ setzt vor allem aufs Thema Wohnen. Am Beispiel der 25-jährigen Studentin Claudia wird vorgerechnet, wie viel Geld sich in einer Gemeindewohnung sparen lässt. Sehr erfolgreich ist die SPÖ damit nicht, zumindest wenn man die Anzahl der Aufrufe als Kriterium nimmt: Den Hauptspot haben gerade einmal 1900 Menschen gesehen. Wie sieht Bieber das Video? ,Es ist ein deutlicher

171 Iris Burtscher, „Nebenbei-Wahlkampf“ im Web, 5.9.2013, S.11. 172 Ebd. 173 Ebd. 40

Themenspot, eine Art Erklär-Film, der gut ins Netz als Abspielort passt.‘ Allerdings hätte er sich mehr Tempo gewünscht: ,Es ist langatmig‘“174.

Auffällig ist, dass besonders die Gratis-Tageszeitungen Heute und Österreich (Österreich wird vor allem in Wien gratis verteilt) über YouTube-Aktivitäten im Wahlkampf berichteten, beziehungsweise, dass FPÖ und Grüne gerade hier ihre Geschichten platzieren konnten. Ein Hintergrund dafür ist sicherlich das von den Grünen im Sommer ausgerufene Duell um Platz eins bei den Jungwählerinnen und Jungwählern175, ein anderer, dass Gratis-Medien für ihr Produkt einen niedrigeren Ressourceneinsatz haben und daher Geschichten aus dem Internet eine gute und kostengünstige Möglichkeit sind, das Blatt zu füllen.

Der etwa von Baumer beschriebene Trend, wonach PolitikerInnen und Prominente die Medien über Exklusivmeldungen per soziale Netzwerke und insbesondere, so wie die deutsche Kanzlerin Merkel, über ihren Videoblog „füttern“, war in der österreichischen Innenpolitik im Wahlkampf noch nicht angekommen. Selbst der YouTube-Channel der FPÖ, der auch eine eigene FPÖ-Nachrichtensendung publiziert (das sogenannte „FPÖ- TV_Magazin“, das jeden Donnerstag erscheint176), ist auf die Zielgruppe der potenziellen FPÖ-Wählerinnen und Wähler zugeschnitten und nicht auf mögliche klassisch mediale Weiterverarbeitung. Es sei „wichtig, dass die Information schnell und unzensuriert draußen ist, und sich jeder sein Bild machen kann. Wenn wir eine Pressekonferenz haben, ist das Video eine Stunde später online. Wir brauchen keinen künstlichen Schnickschnack, Schnitt oder so, sondern es wird aufgenommen und online gestellt, mit allen Versprechern, und jeder kann sich sein Bild machen, was der Bundesparteiobmann wirklich sagt“177, beschreibt es FPÖ-Mitarbeiter Joachim Stampfer.

174 Ebd. 175 Vgl.: NR-Wahl: Glawischnig will bei Jugendlichen „Nummer Eins“ werden, in APA, APA0277 5 II 0416, 22.8.2013. 176 Vgl.: FPÖ TV, abrufbar unter https://www.youtube.com/user/FPOETVonline, 10.5.2014, 20.32 Uhr, Google Chrome. 177 Jakob Scholz, Die Nutzung Sozialer Medien durch die österreichischen Parlamentsparteien, DA Wien 2011, S. 149. 41

5. SOCIAL MEDIA ALS GRUNDLAGE ZUR SKANDALISIERUNG IN DEN KLASSISCHEN MEDIEN

Der deutsche Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen schrieb in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung über die digitale Revolution á la Facebook und Smartphones als neue Instrumente der Skandalisierung, die in einen, wie er es formuliert, Geschwindigkeitsrausch der Skandalisierung führen, der sich nicht „nur“ online verbreitet, sondern auch von den Leitmedien unterstützt wird178. Das folgende Kapitel behandelt nun Themen, die im Nationalratswahlkampf für Aufregung sorgten und die ihren Ursprung in den sozialen Netzwerken fanden.

5.1 Die FPÖ-Facebook-Nazis

Mit „Die Facebook-Nazis von der FPÖ“ machte die Wochenzeitschrift „News“ am 27. August 2013 in großen Lettern auf und brachte damit den schlagzeilenträchtigsten Facebook- Wahlkampfskandal ins Rollen.

178 Vgl.: Bernhard Pörksen, Neue Instrumente der Skandalisierung, in Süddeutsche Zeitung, 24.12.2012, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/digital/digitale-revolution-neue-instrumente-der-skandalisierung- 1.1557186, 4.5.2014, 12.30 Uhr, Google Chrome. 42

Abbildung 10: News-Cover über den Facebook-Skandal der FPÖ im Wahlkampf (Faksimile).

Auf gleich sechs Seiten wurde im Blatt über eine geheime, also nicht öffentliche, Facebook- Gruppe namens „Wir stehen zur FPÖ“ berichtet, in der es zu zahlreichen rassistischen Postings gekommen war. Mitglieder dieser Gruppe sind auch „höchste FPÖ-Politiker: etwa Johann Gudenus, Bundesparteiobmann-Stellvertreter der FPÖ. Oder der Nationalratsabgeordnete Maximilian Linder. Und Franz Obermayer, EU-Abgeordneter der FPÖ. Und Matias Vernier, Mario Kunasek und Hans-Jörg Jenewein, Nationalratsabgeordnete der FPÖ. Michael Dadak und Udo Guggenbichler, Landtagsabgeordnete in Wien, der Ex-FP- Abgeordnete Werner Königshofer, die Bundesräte Christian Hafenecker und Johannes Ertl. Der Grazer Stadtrat Mario Eustacchio, der Klagenfurter Stadtrat Wolfgang Germ. Der Schriftführer der AUF Rudolf Hannauer ist auch dabei. Dazu noch zahlreiche Bezirks- und Ortsparteiobmänner, Gemeinderäte aus dem gesamten Bundesgebiet und Funktionäre von Vorfeldorganisationen“179, listen Kurt Kuch und Stefan Melichar im Artikel auf. „Wie kann man jemanden in der Partei halten, der auf Facebook postet, dass er alle Moslems verbrennen oder ausradieren möchte? Dass politische Gegner zu erschießen seien? Warum werden

179 Kurt Kuch, Stefan Melichar, Liebe deine Nazis, in News, 22.8.2013, S.28. 43

Parteifunktionäre geduldet, die als Administratoren solcher Gruppen derartige Postings ermöglichen und für deren Verbreitung sorgen? Was ist mit dem Herrn Strache? Fehlt’s am Willen oder am Mut, hier endlich reinen Tisch zu machen? Denn so schwierig ist das ja nicht, sich von politisch völlig durchgeknallten Funktionären zu trennen. Deren Wahnsinnigkeiten sind jedenfalls nicht geeignet, die FPÖ als staatstragend erscheinen zu lassen. Also Herr Strache: Dulden Sie Nazis – oder fliegen die jetzt aus der Partei raus?“180, fragte News- Chefreporter Kuch in seinem dazugehörigen Kommentar.

Da News die Geschichte bereits am Nachmittag davor per OTS-Aussendung ausschnittsweise publik gemacht hatte181, gab es die ersten politischen Reaktionen ebenfalls schon am 21. August, also am Tag vor Erscheinen von News: „Strache muss sich umgehend davon distanzieren und die rechten Hetzer ihrer Ämter entheben“182, forderte SPÖ- Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos per OTS und verlangte von der ÖVP, „,endlich Haltung zu zeigen und eine Koalition mit der FPÖ auszuschließen‘. […] Wie lange will Spindelegger noch warten, um eine Zusammenarbeit mit der FPÖ auszuschließen? Mit der FPÖ ist einfach kein Staat zu machen. Die SPÖ unter Werner Faymann schließt eine Koalition mit der FPÖ dezidiert aus und zeigt auch in dieser Frage eine klare Haltung.“‘, so Darabos183.

Auch die Grünen reagierten rasch: „,FPÖ-FunktionärInnen und Abgeordnete treffen sich in einer geheimen Facebook-Gruppe, um sich dort mit Hetz- und Hassbotschaften aufzumunitionieren und predigen dann öffentlich Nächstenliebe. Das ist Wählertäuschung pur!‘, kritisiert der Grüne Karl Öllinger, Betreiber der Website stopptdierechten.at. ,Da kann sich Parteichef Strache noch so sehr abmühen und mit Engelszungen sprechen: Er kriegt damit das Problem nicht weg!‘

Öllinger sieht sich in seiner Einschätzung der FPÖ durch die neuesten Enthüllungen des Nachrichtenmagazins NEWS über die Facebook-Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ!‘ bestätigt. Ein Problem ist für den Grünen, dass viele FunktionärInnen der FPÖ bestens mit Rechtsextremen und Neonazis vernetzt sind: ,Auch die fallweisen Distanzierungen und Ausschlüsse aus der

180 Kurt Kuch, Die FPÖ und ihr Nazi-Problem, in News, 22.8.2013, S.25. 181 Vgl.: News, NEWS undercover in geheimer Facebook-Gruppe blauer Nazis, OTS0201 5 II 0324 NES0003, 21.8.2013. 182 SPÖ-Bundesorganisation, Darabos zu FPÖ-Facebook-Gruppe: Spindelegger-ÖVP muss sich von FPÖ distanzieren, OTS0206 5 II 0200 NSK0005 CI, 21.8.2013. 183 Ebd. 44

FPÖ nützen nichts, wenn sich die Gesinnungsfreunde danach wieder in einschlägigen Foren zusammenfinden.‘“184, heißt es in der Presseaussendung.

Die APA veröffentlichte bereits um 16.55 Uhr ihre erste Meldung über die News-Geschichte: „Die Freiheitlichen plagen erneut angebliche Aktivitäten von Mitgliedern im Internet. In einer laut Nachrichtenmagazin ,News‘ nicht-öffentlichen Facebook-Gruppe sollen nicht nur politische Gegner aufs Derbste beschimpft worden sein, auch rechtsradikale bzw. antisemitische Postings sollen sich darauf befinden. Unter den knapp 150 Mitgliedern befinden sich laut Vorausbericht auch Bundesparteiobmann-Stellvertreter sowie Nationalrats- und Landtagsabgeordnete. Die FPÖ selbst wollte die Vorwürfe vorerst nicht kommentieren.

,Der ganze Muslime-Scheißhaufen gehört mit Benzin übergossen und angezündet, die Benzinkosten übernimm selbstverständlich ich‘, soll laut ,News‘ in der nicht öffentlichen Facebook-Gruppe gepostet worden sein. Oder: ,Diese Kameldreckfresser gehören ALLE ausradiert, ohne Ausnahme!‘ Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) soll als ,echtes rotes Schwein‘ beschimpft worden sein, das ,ins Grab hinein‘ gehöre. Administratorin soll eine FP- Gemeinderätin aus Bad Fischau sein.

Die politischen Mitbewerber reagierten empört auf das Bekanntwerden der Seite: FPÖ- Obmann Heinz-Christian-Strache müsse sich umgehend davon distanzieren ,und die rechten Hetzer ihrer Ämter entheben‘, sagte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos in einer Aussendung. Den Koalitionspartner ÖVP forderte er auf, eine Zusammenarbeit mit den Freiheitlichen nach der Nationalratswahl auszuschließen.

FPÖ-Funktionäre und Abgeordnete ,treffen sich in einer geheimen Facebook-Gruppe, um sich dort mit Hetz- und Hassbotschaften aufzumunitionieren und predigen dann öffentlich Nächstenliebe‘, kritisierte der Grüne Karl Öllinger. ,Das ist Wählertäuschung pur.“185

Nachdem daraufhin auch die ÖVP per OTS-Aussendung auf die News-Geschichte reagiert hatte („Religionen und damit Gläubige auf eine derart brutale Weise herabzuwürdigen, macht fassungslos. Zumal hier Menschenrechte verletzt werden.“186), folgte um 18.28 Uhr die zweite APA-Meldung zur Geschichte187 – und erst dann meldete sich auch die FPÖ, die laut erster APA-Meldung die Vorwürfe vorerst nicht kommentieren wollte, zu Wort: „FPÖ-

184 Grüner Klub im Parlament, Öllinger: FPÖ-Funktionäre aktiv auf Hetzforum im Internet, OTS0207 5 II 0238 FMB0004, 21.8.2013. 185 FPÖ unter Beschuss wegen hetzerischer Facebook-Gruppe, in APA, APA0449 5 II 0228, 21.8.2013. 186 ÖVP Bundespartei, Rauch: Religionsverhetzung ist zutiefst abzulehnen, OTS0215 5 II 0210 NVP0007 CI, 21.8.2013. 187 Vgl.: Facebook-Hetze: VP-Rauch fordert Stellungnahme der FPÖ-Spitze, in APA, APA0503 5 II 0161, 21.8.2013. 45

Generalsekretär Herbert Kickl wies die heute via NEWS getätigten Behauptungen bezüglich der Facebook-Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ‘ entschieden zurück. Diese Seite sei keine offizielle FPÖ-Seite, sondern eine Privatinitiative. Die Vorwürfe würden schon allein aus diesem Grund völlig ins Leere gehen.

Es handle sich ganz offensichtlich um eine konzertierte Aktion von linken Agitatoren im laufenden Wahlkampf. Die Präsenz von Möchtegern-Stasi-Offizieren wie Uwe Sailer, Karl Öllinger und Co. lasse diesen Schluss genauso klar zu wie das auf Knopfdruck einsetzende Gekreische aus den Parteisekretariaten von Rot und Schwarz. In dieses Bild passe auch, dass in der gesamten Medienberichterstattung keinerlei Hinweis darauf zu finden sei, wer die inkriminierten Facebook-Einträge überhaupt verfasst habe. Es sei nicht auszuschließen, dass Kreise im Umfeld der angeblichen Aufdecker ihrer eigenen Geschichte etwas nachgeholfen hätten. Das Medium Facebook biete dafür ausreichend Möglichkeiten. Der Wahlkampf und möglicherweise schwindende Auflagezahlen wären nachvollziehbare Motive. Der journalistische ,Eifer‘ beschränke sich jedenfalls darauf, freiheitliche Funktionäre dadurch anzuschütten, dass man ihnen das angebliche Lesen von Einträgen zum Vorwurf mache“188, hieß es in der FPÖ-Aussendung, die – um 19.11 Uhr – eine dritte APA-Meldung noch vor dem offiziellen News-Erscheinungstag zur Folge hatte189.

Am nächsten Tag wurde in den Tageszeitungen bereits breit über den Facebook-Skandal berichtet, wobei nicht nur die News-Aussendung beziehungsweise die Reaktionen aus den politischen Büros Inhalt der Berichterstattung waren, sondern auch Neuigkeiten ans Licht der Öffentlichkeit drangen: „Auffliegen lassen hat die Gruppe das linke Netzwerk ,Heimat ohne Hass‘ rund um den Linzer Datenforensiker Uwe Sailer. ,80 Prozent der Gruppenmitglieder kommen aus der FPÖ‘, erzählt Sailer im KURIER-Gespräch. Am Mittwoch zeigte Sailer die Administratoren an. Die Anzeige liegt dem KURIER vor. Drei Monate habe man recherchiert, um die echten Personen hinter den teils anonymen Internet-Profilen herauszufinden. ,Wir haben uns mit zwei gefälschten Profilen dort eingeschleust‘, erklärt Manfred Walter, Sprecher des ,Heimat ohne Hass‘-Netzwerks, die Vorgangsweise. ,In der Gruppe hat sich niemand ein Blatt vor den Mund genommen.‘ Alle rassistischen Postings habe man gespeichert, um sie später belegen zu können.

Informiert wurde auch das Nachrichtenmagazin News: Nach Start der Recherchen brach unter den Administratoren offenbar hektische Betriebsamkeit aus. Einige Gruppenmitglieder

188 Freiheitlicher Parlamentsklub, FPÖ: Kickl: NEWS-Schmuddeljournalismus ohne Substanz, OTS0219 5 II 0241 FPK0010, 21.8.2013. 189 Vgl.: Facebook-Hetze - Kickl weist „Anschüttungen“ zurück, in APA, APA0525 5 II 0150, 21.8.2013. 46 wurden eilig ausgeschlossen. Eine mit den Postings konfrontierte Gruppenadministratorin wollte sich von ,gar nix‘ distanzieren“190, schrieb der Kurier, der die Geschichte offensichtlich ebenso exklusiv wie News hatte, allerdings darauf verzichtet hatte, sie vorab zu bewerben. Die Initiative „Heimat ohne Hass“191 wird ebenfalls im News-Artikel als Aufdecker des Skandals erwähnt, in der News-OTS-Aussendung zur Geschichte wurde sie jedoch nicht genannt.

Der Standard befragte zudem prominente Mitglieder der Facebook-Gruppe: „,Weder ist mir die Seite bekannt noch die Postings, weil ich mir prinzipiell die ganzen schwindligen Seiten nicht anschaue‘, erklärte Gudenus dem Standard, ,wenn es hetzerische Aussagen gibt, distanziere ich mich davon.‘ Mario Eustacchio, Grazer FPÖ-Sicherheitsstadtrat, war am Mittwoch noch Mitglied. Er zeigte sich überrascht, denn ,der Gruppentitel war für mich unverfänglich.‘“192

Die FPÖ nahm die Berichterstattung am Donnerstag zum Anlass, um ihrerseits schon am frühen Vormittag Vorwürfe gegen die Aufdecker der Facebook-Gruppe zu konkretisieren, und schoss sich speziell auf die Initiative „Heimat ohne Hass“ ein: „Ausgesprochen seltsam mutet für FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl die Vorgangsweise der selbsternannten ,Aufdecker‘ rund um den Datenschnüffler Uwe Sailer an, die sich jetzt damit brüsten, eine angeblich ,geheime‘ Facebook-Gruppe ,enttarnt‘ zu haben.

,Der einzige Vorwurf, der gegen freiheitliche Funktionäre erhoben wird, ist, dass sie angeblich irgendwelche Postings gelesen und nicht sofort nach dem Staatsanwalt geschrien haben‘, stellte Kickl klar. ,Wer diese Postings allerdings mit Sicherheit gelesen hat, sind Uwe Sailer und seine Spießgesellen. Da stellt sich natürlich schon die Frage, warum diese Herrschaften nicht umgehend Anzeige erstattet haben.‘ Sailer behaupte außerdem, die wirklichen Namen der Verfasser der fragwürdigen Postings ausgeforscht zu haben, zeige aber

190 Paul Trummer, Jürgen Pachner, „Der Islam gehört ausgerottet“, in Kurier, 22.8.2013, S.3. 191 Die Initiative „Heimat ohne Hass“ beschreibt sich auf ihrer Homepage www.heimatohnehass.at als große Gruppierung von Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen politischen Orientierungen, die sich ursprünglich auf Facebook gebildet habe und das Ziel verfolge, dass man in Österreich frei und ohne Angst leben könne – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion, der ethnischen Zugehörigkeit, sexuellen Orientierung etc. „Heimat ohne Hass“ fordert eine „Heimat ohne Hass“ und eine Befreiung der FPÖ von besagten destruktiven Kräften, heißt es auf der Website (Vgl.: Was ist Heimat ohne Hass, http://www.heimatohnehass.at/p/was-ist-heimat-ohne-hass.html, 9.2.2014, 13.40 Uhr, Google Chrome). Im Impressum der Seite wird als Domaininhaber der Forensiker und Polizist Uwe Sailer angeführt, der schon öfters FPÖ-Verbindungen an den rechten Rand aufgedeckt hat (zum Beispiel rund um die berüchtigte Neonazi-Seite „Alpen-Donau.info) und bereits über 50-mal von der FPÖ angezeigt wurde – bislang jedes Mal ohne Erfolg. 2013 wurde Sailer mit dem Ute-Bock-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet (Vgl.: Colette Schmidt, Beruf Polizist, Berufung Antifaschist: Uwe Sailer, in Der Standard, 24.4.2013, abrufbar unter http://derstandard.at/1363708976995/Beruf-Polizist-Berufung-Antifaschist-Uwe-Sailer, 9.2.2014, 15.13 Uhr, Google Chrome). 192 Colette Schmidt, Hass-Poster in FPÖ-Fangruppe aus Facebook, in Der Standard, 22.8.2013, S.7. 47 trotzdem nicht diese an, sondern die Administratoren. Logisch sei das nicht. Das sei ungefähr so, als wenn man die Post anzeige, wenn sie einen Drohbrief zustelle, und nicht dessen Verfasser. Unter diesem Gesichtspunkt werde die Affäre immer dubioser“193, ließ die FPÖ über die Presseaussendung verlautbaren. Der FPÖ-Parteichef persönlich meldete sich später auf seiner Facebook-Seite zu Wort, wie die APA berichtete: „Strache ortet in der Aufregung rund um eine hetzerische Facebook-Gruppe, der auch prominente Freiheitliche angehört haben, eine Verschwörung. ,Der seit gestern breit getrommelte 'Facebook-Skandal' könnte eine zwischen diversen Medien und den Parteisekretariaten unserer Mitbewerber abgesprochene Aktion gewesen sein‘, postete der Parteichef am Donnerstag“194.

Die Medien schlossen sich der Argumentation der FPÖ jedoch nicht an, die kritische Berichterstattung über die Facebook-Gruppe ging weiter: „Eigentlich war Heinz-Christian Strache schon für das Wahlkampffinale gerüstet gewesen. Mit Frank Stronach, der seine Kanzlerambitionen zunichtemachte, hatte sich der FPÖ-Chef abgefunden. Die enttäuschenden Landtagswahlergebnisse in diesem Jahr sind lange her, die widerspenstigen Landesparteien gezähmt. Und dann das: Das Netzwerk ,Heimat ohne Hass‘ hat am Mittwoch eine nicht öffentliche Facebook-Seite auffliegen lassen, über die Hasstiraden gegen Politiker, Juden und Muslime ausgetauscht wurden. Ein Poster meinte etwa, ,der ganze Muslime-Scheißhaufen‘ gehöre angezündet“195, berichtete die Presse und kommentierte dazu: „Die FPÖ profitiert normalerweise von negativen Schlagzeilen. Die aktuelle Facebook-Affäre hätte sie sich aber wohl lieber erspart... Auf den ersten Blick gibt es eher spärliche Verbindungen der freiheitlichen Partei zu jener ungustiösen Facebook-Gruppe, die am Mittwoch aufgeflogen ist. Ja, einige Spitzenfunktionäre waren Mitglied der Gruppe, aktiv an den Diskussionen beteiligt dürften sie sich aber nicht haben. Und ja, einige Funktionäre der dritten Ebene haben sich aktiv beteiligt, aber auch von diesen sind zumindest bisher keine verwerflichen Äußerungen bekannt. Zumindest strafrechtlich dürfte für FPÖ-Politiker da nichts hängen bleiben.

Aber die strafrechtliche Ebene ist nicht die einzige, die es zu beachten gibt. Es ist schon interessant zu beobachten, in welchem Umfeld sich freiheitliche Funktionäre bewegen. Was denkt sich so ein FPÖ-Politiker, wenn er in einer Facebook-Gruppe, die sich ,Wir stehen zur FPÖ‘ nennt, von einem ,Muslime-Scheißhaufen‘ liest, der ,mit Benzin übergossen und angezündet‘ gehört? Oder von Juden, die einen Dritten Weltkrieg anschüren? Denkt er sich

193 Freiheitlicher Parlamentsklub, FPÖ: Kickl: Angeblicher Facebook-Skandal wird immer dubioser, OTS0035 5 II 0283 FPK0002, 22.8.2013. 194 Facebook-Hetze: Strache ortet Verschwörung, in APA, APA0365 5 II 0087, 22.8.2013. 195 Anzeigen gegen FPÖ-Politiker: Strache vermutet Verschwörung, in Die Presse, 23.8.2013, S.2. 48 da: ,Ein bisserl radikal halt, die Burschen‘? Oder: ,Ein Schwachkopf, aber unser Schwachkopf‘? Oder gar: ,Hat eh recht, aber so offen darf man das doch nicht sagen?

Für die FPÖ ist die Affäre jedenfalls unangenehm. Denn sie durchbricht eine bewährte Strategie im Umgang mit dem Ausländerthema: die Strategie der Andeutungen und der doppeldeutigen Aussagen. Am Beispiel der aktuellen Nächstenliebe-Plakate: Natürlich wissen alle, dass die eigentliche Botschaft nicht lautet, die FPÖ liebt die Österreicher, sondern sie hat etwas gegen Zuwanderer. Die Gegner der FPÖ wissen es und versuchen mit oft untauglichen Mitteln, die Doppeldeutigkeit aufzudecken. Und auch die Anhänger wissen, was eigentlich gemeint ist. Manches muss gar nicht mehr ausgesprochen werden.

Wenn man dann glaubt, unter sich zu sein, wird Klartext gesprochen. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe, zu der nur Hardcore-Fans Zutritt haben, braucht man rassistische Einstellungen nicht mehr diplomatisch verbrämen, da kann man offen sagen, was man sich so über Muslime oder Ausländer im Allgemeinen denkt. Wenn Parteichef Heinz-Christian Strache jetzt wild um sich schlägt und von einer Verschwörung der Medien und Parteizentralen gegen die Freiheitlichen fantasiert, dann ist das mit zunehmender Nervosität erklärbar. Denn es läuft in diesem Wahlkampf gar nicht gut für die FPÖ.“196

Die Krone beließ es österreichweit unter dem Titel „FPÖ unter Beschuss“197 am 23. August noch bei einer eher kurzen Meldung, zwei Tage später nahm sie in einem Interview mit Strache schließlich auf die Geschichte doch sehr deutlich Bezug: „Auf Facebook hat die Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ‘ rassistische Postings übelster Sorte verbreitet. Man solle ,Muslime anzünden‘, ,Politiker erschießen‘, ,Menschen ausradieren‘. Wird da auf der einen Seite Liebe gepredigt und auf der anderen Seite Hass gesät?“198, fragte die Krone den FPÖ- Obmann und Spitzenkandidaten. Und dieser antwortete: „Ich habe Schmutzkübelkampagnen im Wahlkampf gegen die FPÖ erwartet, und so gesehen überrascht mich das nicht. Faktum ist: Das ist keine FPÖ-Seite, und es hat kein einziger FPÖ-Funktionär irgendetwas dort gepostet.“199

Nachfrage der Krone: „Angeblich sind mehrere FPÖ-Politiker Mitglieder dieser Gruppe, schreibt jedenfalls das Nachrichtenmagazin ,News‘.“200

196 Martin Fritzl, Die Kehrseite der freiheitlichen Nächstenliebe, in Die Presse, 23.8.2013, S.2. 197 FPÖ unter Beschuss, in Kronenzeitung, 23.8.2013, S.2. 198 Ebd. 199 Ebd. 200 Ebd. 49

Strache antwortet mit einem Angriff auf News: „,News‘ wie ,Nicht Ein Wort Stimmt‘? Wenn Sie heute auf Facebook sind, können Sie leider von jeder Gruppe hinzugefügt werden, ohne es zu wissen. Diese Politiker haben sich nichts zuschulden kommen lassen, sie sind dort nie beigetreten, sie haben nie etwas gepostet, sie verurteilen diese unglaublich abscheulichen Texte.“201

Zuletzt will die Krone noch wissen: „Wenn Sie ganz ehrlich sind, haben Sie nicht Angst, dass es in so einem Klima leicht zu einer Radikalisierung kommen könnte?“202 – die Antwort von Strache: „Wir sind nicht radikal. Wenn andere manipulativ agieren und die FPÖ denunzieren, dann stellen sie sich damit selbst ins Eck. Also nicht wir säen den Hass.“203

Die Kleine Zeitung widmete sich speziell zwei betroffenen Kärntner FP-Politikern: dem Klagenfurter Stadtrat Wolfgang Germ und dem Bürgermeister sowie Nationalratsabgeordneten Maximilian Linder aus Afritz: „Germ beteuert, von den Inhalten dieser Seite nichts gewusst zu haben. Es könne schon sein, dass er ,irgendwann einmal‘ der Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ‘ beigetreten sei, er habe dort jedoch weder gepostet noch Kommentare abgegeben. Als er von den dort verbreiteten Parolen erfahren habe, wollte er sofort austreten. Das sei ihm jedoch nicht gelungen, weil er die Gruppe auf Facebook nicht gefunden habe. Germ distanziert sich von den Inhalten auf der Seite und meint, diese seien ,auf das Schärfste zu verurteilen‘.

Sich auf Facebook zu präsentieren, sagt Germ, sei für einen Politiker nicht ungewöhnlich. Er werde künftig darauf achten, nicht ohne sein Wissen in Gruppen aufgenommen zu werden, mit denen er sich nicht identifizieren könne.

Der Afritzer Bürgermeister Linder ,verabscheut und verurteilt Extremismus‘. Im Umgang mit Facebook sei er ,zu locker‘ gewesen, sagt Linder, ,das war ein Fehler‘. Wie er Mitglied der radikalen Gruppe wurde, weiß er nicht: ,Ich habe keine Ahnung – ich war nie auf dieser Seite.‘“204 Tags darauf machte sich die Kleine Zeitung in einem Kommentar über Strache dazu lustig und schrieb dem FPÖ-Chef (in ihrer regelmäßig in E-Mail-Form erscheinenden Kommentarkolumne) ein E-Mail: „Es ist stets wichtig, die rechten Schritte zu setzen. Und da legen Sie seit dem Auffliegen jener Facebook-Seite, auf der es an faschistoiden Hasstiraden nur so wimmelt, zügig los. Einerseits sei alles, eh klar, erneut eine Verschwörung gegen die

201 Ebd. 202 Ebd. 203 Liebe predigen und Hass säen, Herr Strache?, in Kronenzeitung, 25.8.2013, S.6. 204 Hetze auf Facebook, FPÖ-Politiker ratlos, in Kleine Zeitung, 23.8.2013, S.24. 50

FPÖ, anderseits forderten Sie, die Hetzer auszuforschen und anzuzeigen. Das sollte machbar sein, denn verwaltet werden soll der üble Sprachschrott ja von einer FPÖ-Gemeinderätin. Die aber tarnt sich offenbar besser als ein Heuhaufen rund um eine Nadel. Die Suche kann also dauern. Daher denken Sie über eine andere Klage nach: gegen den Aufdecker der Sumpfblüten. Was sagt man dazu? Rechts so.“205

In der Graz-Ausgabe der Kronen Zeitung wurde die Geschichte vor dem Hintergrund der Regierungszusammenarbeit von ÖVP und FPÖ in der Landeshauptstadt aufgezogen. „FP- Sympathisanten haben eine vor Nazi-Blödheiten und stupid-primitivem Fremdenhass triefende Facebook-Gruppe (,Wir stehen zur FPÖ‘) eingerichtet, zu der nur wenige Eingeweihte Zugang hatten. Darunter auch bekannte Proponenten der Blauen - einer von ihnen: der Grazer FP-Chef und Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio.

Eustacchio, heißt es im NEWS, habe einschlägige Beiträge gelesen (etwa, dass die Juden den 3. Weltkrieg schüren würden). Von eigenen Hass-Postings ist nicht die Rede.

Eustacchio: ,Ich habe nichts gepostet und mich nicht an Diskussionen beteiligt. Es stimmt, dass ich bei dieser Facebook-Gruppe Mitglied war. Ich wurde eingeladen. Meine Facebook- Einstellungen sind so, dass ich automatisch Mitglied bei der Gruppe bin, die mich einlädt. Das werde ich nun ändern.‘

Und weiter: ,In dieser Gruppe gibt es unzählige auch völlig unverfängliche Postings. Verhetzende Aussagen verurteile ich! Ich bin voll dafür, dass es dafür strafrechtliche Konsequenzen gibt.‘

Relativ milde Kritik an Eustacchio kommt vom schwarzen Grazer ,Koalitionspartner‘– VP- Klubobmann Kurt Hohensinner meint: ,Ein Grazer Stadtregierer hat auf so einer Facebook- Seite nichts verloren. Eustacchio hätte jedenfalls die Staatsanwaltschaft verständigen müssen.‘

Die Glaubwürdigkeit Eustacchios hat den ersten schweren Kratzer erlitten. Ein wenig Politur wird da nicht reichen!“206, schrieb Gerald Richter. Er beließ es aber nicht mit Kritik an Eustacchio, sondern verband die Geschichte, um auch an der Grazer SPÖ- Vizebürgermeisterin Kritik zu üben. „Was für Eustacchio gilt, muss aber auch für andere gelten! Tut es aber nicht…

Es war im November 2012, als die ,Krone‘ berichtete, dass sich die Grazer SP-Chefin Martina Schröck artig für eine Wahlkampfunterstützung bedankte – bei Muslimen, die ganz offen ihrem Judenhass frön(t)en und den militanten Kampf der Muslime verherrlich(t)en.

205 Werner Krause, E-Mail an H.C. Strache, in Kleine Zeitung, 24.8.2013, S.10. 206 Gerald Richter, Viel Betrieb auf Hass-Seiten, in Kronenzeitung, 23.8.2013, S.16. 51

Auch damals ging es um eine Facebook-Seite. Dort stand etwa: ,Diese dreckigen Juden zu ermorden wäre noch zu wenig Strafe!‘ Ein Blick auf die Seite genügte, um zu wissen, wie dort der Hase lief - die Bilder sagten mehr als tausend Worte. Schröck postete damals: ‚Danke Euch für die Unterstützung! Gemeinsam können wir vieles schaffen!‘

Bis heute hat sich die Grazer Vize-Bürgermeisterin nicht davon distanziert. Obwohl sie weiß, dass nicht nur der Verfassungsschutz, sondern auch die Staatsanwaltschaft ein Auge auf jene Facebook-Seite geworfen haben.

Jeder möge selbst beurteilen, welcher ,Sündenfall‘ schwerer wiegt - Eustacchios oder Schröcks.“207

Die Tageszeitung Österreich widmete sich ebenfalls den regionalen Betroffenen und berichtete in ihrem Steiermark-Teil am 24. August, dass der steirische FPÖ-Obmann Gerhard Kurzmann im Rahmen des ORF-Steiermark-Sommergesprächs zur Facebook-Gruppe befragt wurde und dabei die beiden steirischen FPÖ-Politiker Mario Eustacchio und Mario Kunasek verteidigt hatte: „,Ich kenne beide und die würden sich von vielem, was da drinnen steht, distanzieren.‘ Er selbst distanziere sich ,von allem, was als menschenverachtend gelten kann‘. Kunasek und Eustacchio sind mittlerweile aus der Facebook-Gruppe ausgetreten.“208

Strache selbst wählte am 23. August neuerlich seine eigene Facebook-Seite, um ein ausführlicheres Statement zur Angelegenheit abzugeben und dadurch auch eine leichte Strategieänderung der FPÖ in Bezug auf die Vorwürfe einzuleiten, wie die APA berichtete: „,Die verabscheuungswürdigen Hetz-Postings von diversen Usern auf dieser Seite sind offensichtlich auch anonyme Profile, welche auszuforschen und zur Verantwortung zu ziehen sind‘, forderte er am Freitag auf seiner persönlichen Seite im sozialen Netzwerk. FPÖ- Funktionäre, die der Gruppe angehört hatten, hätten sich nichts zuschulden kommen lassen.

,Kein FPÖ-Funktionär hat offensichtlich irgend ein verhetzendes Posting auf die Seite gestellt, auch nicht geteilt, nicht kommentiert, nicht gelesen und auch kein 'like' gedrückt.‘ Die FPÖ und ihre Funktionäre hätten sich nichts von den ,bewusst falschen und inkriminierenden Behauptungen und Unterstellungen‘ zuschulden kommen lassen. Für Strache gehören jene User, die für die hetzerischen Postings in der Facebook-Gruppe verantwortlich sind, ,angezeigt, ausgeforscht und zur Rechenschaft gezogen‘.

,Grundsätzlich finde ich jede 'positive' Unterstützungsseite für die FPÖ toll‘, meinte Strache grundsätzlich in seiner Stellungnahme via Facebook. Aber: ,Verhetzende Hasspostings lehne

207 Ebd. 208 Kurzmann steht hinter Kunasek & Eustacchio, in Österreich, 24.8.2013, S.20. 52 ich zutiefst ab, solche lösche ich auch konsequent und auch die Administratorin dieser privaten Seite versichert, diese auch regelmäßig gelöscht zu haben‘" Die besagte Facebook- Gruppe habe zudem nicht 150, sondern mehr als 1.550 Mitglieder gehabt, unterstrich Strache.“209

News widmete der Facebook-Gruppe in der nächsten Ausgabe neuerlich vier Seiten und berichtete, wie es über Fake-Accounts gelang, in die geheime Gruppe zu kommen, und wie in der Gruppe auf die Enthüllungen reagiert wurde: „Als NEWS vorige Woche die Inhalte der geheimen ,Wir stehen zur FPÖ‘-Gruppe enthüllte, reagierten die Rädelsführer panisch. Zuerst traten einige Spitzenpolitiker wie etwa Bundesparteiobmann-Stellvertreter Johann Gudenus aus der Gruppe aus. Schnell fiel der Mitgliederstand von 150 auf unter 140 Mitglieder.

In einer zweiten Welle wurden dann mögliche ,linke Zecken‘, also Personen, bei denen man es für möglich hielt, die Quelle von NEWS zu sein, aus der Gruppe entfernt. Zu Redaktionsschluss von NEWS waren gerade noch 80 Mitglieder in der Gruppe.

Und schließlich lud ein Gruppenadministrator die absolut vertrauenswürdigsten Mitglieder in eine weitere Geheimgruppe ein.

Man wolle eine ,Sammelklage‘ machen. Alle Mitglieder - in dem Fall sind das ohnehin nur mehr 20 Weggefährten - sollten Material schicken, mit dem man dann zu einem Anwalt gehe. Zitat: ,Wenn wir zusammenhalten werden wir am Ende siegen.‘“210 Allerdings schaffte es auch ein Fake-Account in die neue Gruppe, die den Namen „NSA Austria“ erhielt – und News konnte daher bereits daraus berichten: „Selbst in dieser fast schon sektiererischen neuen Kleingruppe finden sich auch wieder höchst aktive FPÖ-Funktionäre.

Die ,Wir stehen zur FPÖ‘-Administratorin Andrea Kellner gehört etwa zur NSA-Gruppe. Über Kellners Kontakte zu zahlreichen einschlägig bekannten Neonazis berichtete diese Woche news.at unter dem Titel ,Seltsame Freunde‘ umfassend.

Kellner ist freilich nicht die einzige aktive FPÖ-Gemeinderätin in der NSA-Gruppe.

Auch die Imster FPÖ-Gemeinderätin Marion Senger, die sich besonders dem Thema ,Tierbordelle‘ verpflichtet fühlt, ist wieder mit dabei.

FP-Gemeinderätin Senger schrieb NEWS in der Vorwoche sogar persönlich an: ,Tierbordelle‘ gebe es wirklich. Mit ihrem Posting, dass ,90 Prozent‘ der Kunden derartiger Tierbordelle

209 Facebook-Hetze - Strache fordert Konsequenzen für User, in APA; APA0120 5 II 0215 IT, 23.8.2013. 210 Daniel Steinlechner, Kurt Kuch, Stefan Melichar, „Lieber 20 Uwe Scheuch als 100.000 Pakistaner!“, in News, 29.8.2013, S.50 ff. 53

,Muslime‘ seien, da ,diese vor der Ehe keinen Sex haben dürfen außer mit ungläubigen Huren und Tieren‘, habe sie aber ,nicht die Absicht gehabt, gegen Muslime aufzuhetzen‘. Ihr sei es nur ,um die Tiere gegangen‘ - und sie habe sich ,auf eine falsche Information‘ verlassen. Die ,Kunden‘ kämen ,aus allen Kulturbereichen‘. Und von ,gewalttätigen Postings‘ nehme sie ,Abstand‘.

Freilich: Noch am 9. August 2013 hat sie in der Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ‘ einen Baseballschläger gepostet. Zitat: ,...liegt auch gut in der Hand‘. Ihr Posting war direkt unter einem Kommentar zu einem Prügelstock, der dort als ,Meinungsverstärker‘ benannt wurde.

Über die Postings von Frau Senger lässt sich die direkte Verbindung zur FPÖ exzellent dokumentieren: Am 21. August 2013 postet sie in der neuen NSA-Gruppe: ,So Freunde... muss weg, haben nun um 19.30 h Bezirkssitzung zum Thema Wahlkampf... bis später‘

Frau Senger ist kein Einzelfall. Auch der Administrator der NSA- und der ,Wir stehen zur FPÖ‘-Gruppe kam seinem Löschauftrag nicht nach, was wenig verwundert, fiel er doch schon in der ,Wir stehen zur FPÖ!‘-Gruppe als eifriger Hass-Poster auf.

Ein User machte aus seinem Herzen nach der NEWS-Enthüllung keine Mördergrube: ,Na dann bleibe ich ein NAZI und aus‘. Ein anderer User verstieg sich gar dazu, über Kinder der ,Heimat ohne Hass‘-Mitglieder zu schreiben. Die implizite Drohung ist aus dem Kontext, in dem das gepostet wurde, leicht herauslesbar.

Von Einsicht ist ohnehin keine Spur. Der User Garli B. stellte in einem Posting gar einen Vergleich mit dem verurteilten FPK-Politiker Uwe Scheuch an, der einigen FPÖ-Spitzen wohl weniger gefallen dürfte: ,Lieber 20 Uwe Scheuch als 100.000 Pakistaner‘.“211

5.2 Nazi-Facebook-Freunde

Negative Facebook-Schlagzeilen für die FPÖ verursachen in der breiten Öffentlichkeit immer wieder unbekanntere FPÖ-Funktionäre – die Geschichte über die „Facebook-Nazis der FPÖ“ war nicht die einzige. So berichtete der Kurier am 6. September 2013 über zwei Funktionäre der FPÖ-Ortsgruppe Desselbrunn in Oberösterreich, die mit drei führenden Kadern des kriminellen Neonazi-Netzwerks „Objekt 21“ auf Facebook befreundet waren: „FPÖ- Facebook-Freundschaft mit Führungsriege von ,Objekt 21‘“ lautete die Schlagzeile. Und auch der oberösterreichische Landesparteisekretär der FPÖ, Gert Bachmann, musste sich dazu

211 Ebd. 54 rechtfertigen: „Die Landesgruppe sieht kein Problem in der Sache – so etwas kann schon passieren.“ Aufgedeckt hatte die Geschichte der damalige Grüne Nationalratsabgeordnete Karl Öllinger, der im Artikel die offizielle FPÖ-Argumentation als „lachhaft und unglaubwürdig“ kritisiert. Es sei auch erschreckend, wenn derart enge Kontakte zwischen Mitgliedern eines kriminellen Nazi-Netzwerks und freiheitlichen Lokalfunktionären bestünden.212

Knapp vor der Nationalratswahl setzte der Kurier die Berichterstattung in dieser Angelegenheit fort: „Für viel Empörung sorgte Anfang September die Enthüllung, dass zwei FPÖ-Funktionäre aus Desselbrunn nach wie vor auf Facebook mit drei führenden Aktivisten des kriminellen Neonazi-Netzwerks ,Objekt 21‘ befreundet waren. Verfassungsschutz und Justiz ermitteln seit Monaten gegen das verdächtige Trio (den in U-Haft sitzenden Ex- Obmann Manuel S., den Ex-Schriftführer Bernd H. und Ex-Obmann-Stellvertreter Alexander M).

FPÖ-Landesparteisekretär Gert Bachmann stellte sich damals schützend vor die Funktionäre: ,Sie kannten sie nur vom Fortgehen und haben von strafrechtlichen Verwicklungen nichts geahnt.‘ Die Facebook-Freundschaft wurde mittlerweile beendet.

Wie der KURIER nun herausfand, waren die beiden Freiheitlichen nicht die einzigen Lokalfunktionäre in Desselbrunn, die amikale Internet-Kontakte zu hochrangigen Objekt-21- Mitgliedern beibehielten. Bis gestern, Mittwoch, etwa hatten der SPÖ-Ersatzgemeinderat Johannes R. und sein ÖVP-Kollege Michael H. noch den Ex-Schriftführer Bernd H. auf ihrer Freundschaftsliste“213. Und tags darauf: „Die KURIER-Enthüllung, dass Ersatzgemeinderäte der SPÖ und ÖVP Desselbrunn am Donnerstag noch auf Facebook mit einem hochrangigen Objekt-21-Aktivisten befreundet waren, bietet FPÖ-Landesparteisekretär Gert Bachmann die Möglichkeit zur Genugtuung. ,An dem Fall sieht man, dass es sehr wohl möglich ist, mit jemandem befreundet zu sein, ohne dessen politische Einstellung mitbekommen zu haben‘, ätzt er. Für ihn sei das der endgültige Beweis, dass man dubiosen Facebook-Freundschaften kein allzu großes Gewicht beimessen dürfe.

Wie berichtet, war Anfang September zunächst aufgeflogen, dass zwei FPÖ-Funktionäre aus Desselbrunn mit drei führenden Kadern des aufgelösten Neonazi-Netzwerks befreundet waren. Vom KURIER damit konfrontiert, sah Bachmann kein Problem: ,So etwas kann

212 Vgl.: FPÖ-Facebook-Freundschaft mit Führungsriege von „Objekt 21“, in Kurier, 6. September 2013, abrufbar unter http://kurier.at/chronik/oberoesterreich/desselbrunn-fpoe-facebook-freundschaft-mit- fuehrungsriege-von-objekt-21/25.587.499, 21. Jänner 2013, 20.00 Uhr, Google Chrome. 213 Jürgen Pachner, Neonazi als Facebook-Freund, in Kurier, 26.9.2013, S.20. 55 passieren.‘ Die Erklärung seiner Funktionäre, warum sie zu den mutmaßlichen Kriminellen nach wie vor derart amikale Verbindungen hegten: ,Sie wussten nicht, dass gegen die drei Ermittlungen laufen.‘

SPÖ, Grüne und Antifaschisten schenkten dieser Rechtfertigung wenig Glauben: ,In einem kleinen Ort wie Desselbrunn und der medialen Berichterstattung zu dem Fall erscheint es nahezu unmöglich, davon nichts mitbekommen zu haben.‘

Robert Eiter, Sprecher des Netzwerks gegen Rechtsextremismus, verurteilt die anrüchigen Freundschaften von Johannes R. (SP) und Michael H. (VP) scharf. Beide hätten aber glaubhaft versichert, mit braunem Gedankengut nichts am Hut zu haben. Bachmanns Schadenfreude kann Eiter nicht nachvollziehen: ,Im Gegensatz zu den anderen Parteien handelt es sich bei der FPÖ um keinen einmaligen Ausrutscher. Mehrere Funktionäre mussten heuer schon zurücktreten.‘“214

5.3 Die Atombombe eines SPÖ-Politikers

Die SPÖ hatte hingegen wenig Freude mit dem Facebook-Posting eines Grazer Bezirksrates, der seinen Fehler jedoch schnell erkannte und Konsequenzen noch vor der medialen Berichterstattung zog: „Zur Sache steht er, doch für seine Wortwahl hat sich Stefan Parzer entschuldigt. Der SPÖ-Bezirksrat von Graz-Andritz hat auf Facebook geschrieben: Das ,Aufsteirern‘, bei dem 100.000 Menschen das Brauchtum hochleben lassen, sei eine ,Festivität, wo eine taktische Atombombe in der Grazer Innenstadt keinen Unschuldigen töten würde‘. Das Posting ist mittlerweile gelöscht, Parzer ist von seinem Amt zurück – und aus der SPÖ ausgetreten. Die Grazer SPÖ-Chefin Martina Schröck hat Parzers Rücktritt ohne zu zögern angenommen. ,Diese Aussage ist untragbar für mich‘, so Schröck.

Parzer ,schämt‘ sich mittlerweile für seine Worte: ,Ich war nicht in der Lage, meine eigenen Standards zu erfüllen. Daraus habe ich die Konsequenzen gezogen – und würde mir wünschen, wenn andere Politiker das auch so machen würden.‘

Der Grazer ÖVP-Geschäftsführer Bernd Schönegger sprach im Zusammenhang mit dem Atombomben-Posting von einer ,unfassbaren Entgleisung‘ und einem ,kranken Weltbild‘. Seine Aufforderung zum Rücktritt gestern Mittag war allerdings obsolet: Drei Minuten vorher

214 Jürgen Pachner, Schadenfreude bei FP über Neonazi-Kontakte, in Kurier, 27.9.2013, S.20. 56 bestätigte Schröck per Aussendung den Abgang von Parzer“215, berichtete die Kleine Zeitung am 29. August 2013. Gemeldet wurde dieser Vorfall auch im Standard und im Kurier – aus dessen Artikel geht hervor, dass das Posting Parzers durch Nationalratsabgeordneten und Grazer ÖVP-Geschäftsführer Bernd Schönegger bekannt gemacht worden war: „Fehl am Platz sei auch die taktlose Äußerung des roten Bezirksrates im Grazer Bezirk Andritz, befand ÖVP-Graz-Geschäftsführer Bernd Schönegger. Er machte das Posting öffentlich. ,Das ist an Widerwärtigkeit und Schäbigkeit nicht zu übertreffen. Im Weltbild dieses SPÖ-Irrläufers verdienen Menschen anscheinend alleine durch das Tragen einer Tracht den grausamen Tod.‘ Parzer sei keines Amtes der Stadt Graz mehr würdig.“216

Laut Graz-Ausgabe der Kronen Zeitung nahm SPÖ-Chefin den Rücktritt Parzers übrigens „konsequenterweise auf ,Facebook‘“217 an.

Parzers Rücktritt war offenbar noch eine kleine „Facebook-Schrecksekunde“ vorangegangen, wie man der APA-Meldung zur Geschichte entnehmen kann: „Schönegger erklärte, ,dieser Mensch darf keine Sekunde länger ein politisches Mandat ausüben‘. Parzer hatte zunächst auf Facebook noch gepostet, er stehe dazu, in der Form wie er es gemeint habe. Das Aufsteirern sei ,meiner Ansicht nach in Graz vollkommen fehl am Platze‘. Das Posting hatte unter Usern für erboste Kommentare gesorgt.

SPÖ-Chefin Schröck erklärte am Mittwoch dazu: ,Ich bin der Meinung, dass man als Mensch, insbesondere aber als Mandatar über die Wirkung von Worten vorher nachdenken muss. Die Facebook-Aussage von Parzer ist untragbar für mich. Er hat mir seinen Rücktritt angeboten, den ich hiermit annehme‘. Natürlich sei das ,Aufsteirern‘ eine wichtige und tolle Veranstaltung für die steirische Landeshauptstadt. ,Selbstverständlich werde ich wieder daran teilnehmen und ich freue mich darauf‘, schließt Schröck.

Parzer habe ihr eine Stellungnahme zukommen lassen: ,Das betroffene Posting ist im Rahmen einer privaten Diskussion aus dem Zusammenhang genommen worden. Nichtsdestotrotz verstehe ich die Aufregung über diese furchtbare Wortwahl. Wahrscheinlich hätte ich mich, wenn statt ‚Aufsteirern‘ ‚Tuntenball‘ oder eine andere Veranstaltung gestanden wäre, selbst sehr darüber beschwert. Gewalt, auch wenn sie ‚im Scherz‘ genannt wird, ist keine Lösung.

215 „Atombombe“: Rücktritt nach Facebook-Posting, in Kleine Zeitung, 29.8.2013, S.18. 216 „Taktische Atombombe“ für die Grazer Innenstadt: Eklat um SP-Politiker, in Kurier, 29.8.2013, S.24. 217 „Aufsteirern“-Bombe, in Kronenzeitung, 29.8.2013, S.14. 57

Ich schäme mich für diese Aussage und habe entsprechend meinen Rücktritt als Bezirksrat angeboten.‘“218

Die Fälle der Funktionäre aus Desselbrunn sowie des Bezirksrats aus Graz-Andritz zeigen, dass, speziell in Wahlkampfzeiten, jeder Funktionär und jede Funktionärin einer wahlwerbenden Partei in den sozialen Netzwerken unter Beobachtung steht und sich weder unüberlegte Postings noch „Facebook-Freundschaften“ zu ihm oder ihr möglicherweise nicht einmal gut bekannten Personen leisten kann, ohne dass daraus eine Mediengeschichte mit negativem Drall für die eigene Partei entstehen kann. In Graz ist die Bezirksratsarbeit beispielsweise eine ehrenamtliche Tätigkeit, das heißt, es gibt weder Gehalt noch Aufwandsentschädigung für die Mitglieder – trotzdem ist im geschilderten Fall der betroffene Bezirksrat „ein SPÖ-Politiker“, über dessen Posting österreichweit berichtet wird.

5.4 Die grünen One-Way-Tickets in die Türkei

Ingrid Brodnig berichtet in einem Falter-Artikel über einen Fall, bei dem nicht nur die Grundlage einer Skandalisierung in sozialen Netzwerken ihren Ursprung nahm, sondern gleich auch eine Social-Media-Reaktion für medialen Wirbel sorgte: Der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez „kritisierte im vergangenen Sommer die Anhänger des repressiven türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die auch in Österreich demonstrierten, und wollte sie gar in die Türkei abschieben. Auf Facebook schrieb er: ,5000 One-Way-Tickets und keiner würde denen nachweinen.‘ Eine missglückte Aussage, die ebenso missglückte Reaktionen auslöste. ,Fuck you @efganidoenmez‘, twitterte Parteikollege Georg Prack, Landessprecher der Wiener Grünen. Die Beschimpfung machte im Netz die Runde.“219 Doch nicht „nur“ im Internet: Unter der Schlagzeile „Grüne über eigenen Bundesrat entsetzt“ berichtete die Wiener Gratis-Tageszeitung Heute etwa: „Der Landessprecher der Wiener Grünen, Georg Prack, richtet ihm über Twitter ein ,Fuck you‘ aus.“220 Österreich konfrontierte Dönmez sogar mit dem Tweet von Prack und schrieb: „Ein Parteifreund schrieb via Twitter an ihn: ,Fuck you!‘

218 Aufregung um „Atombombe“-Posting – Grazer SPÖ-Politiker trat zurück, in APA, APA0229 5 II 0328, 28.8.2013. 219 Ingrid Brodnig, Beruhigt euch!, in Falter, 16.1.2014, S.20. 220 „Erdogan-Fans raus!“ FP jubelt, Grüne über eigenen Bundesrat entsetzt, in Heute, 18.6.2013, S.4. 58

Doch der Bundesrat lässt sich nicht einschüchtern: ,Ich bleibe bei meiner Aussage‘, sagt er zu ÖSTERREICH.“221

Die Ursprungsgeschichte fand ihren Weg quer durch die österreichische Printmedienlandschaft: „,5000 One-Way-Tickets und keiner würde denen nachweinen‘, postete der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez auf Facebook. Wer einen autoritär-islamischen Führungsstil unterstütze, habe in Österreich nichts verloren“222, schrieb etwa die Presse. „Auf Facebook und Twitter brandet bereits ein ,Shitstorm‘ über Efgani Dönmez auf, auch die eigene Partei geht mit ihrem Bundesrat hart ins Gericht: Der grüne Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner weist die Aussagen von Dönmez ,auf das Schärfste zurück‘, sie stünden ,eindeutig im Widerspruch zur Position der Grünen“223, schrieb der Standard, und Österreich titelte „Auch bei uns: Türkei-Streit eskaliert“ und berichtete vom „Eklat um den Grün- Politiker mit seinem Facebook-Posting über Pro-Erdogan-Demonstranten“224.

Eines hat das Posting dem einer breiten Öffentlichkeit bis dahin wohl eher wenig bekannten Bundesrat jedenfalls gebracht: einen höheren Bekanntheitsgrad. In der Woche vom 16. bis 23. Juli 2013 wurde sein Familienname Dönmez in 99 Artikeln in österreichischen Printmedien genannt225.

5.5 Die schwarze grüne Putzfrau

Die Grünen präsentierten auf ihrer Facebook-Seite im Wahlkampf unter dem Titel „#50Gründe“ täglich einen Grund, grün zu wählen – jeweils mit einem eigenen Sujet, einem Spruch und einer Verlinkung zu ausführlicheren Informationen zum jeweiligen Thema. In die Medien schaffte es davon nur ein einziger „Grund“226:

221 Auch bei uns: Türkei-Streit eskaliert, in Österreich, 18.6.2013, S.2. 222 Grüner: Erdogans Fans sollen ausreisen, in Die Presse, 18.6.2013, S.24. 223 Michael Völker, Grüne gehen auf Distanz zu ihrem Bundesrat, in Der Standard, 18.6.2013, S.3. 224 Auch bei uns: Türkei-Streit eskaliert, in Österreich, 18.6.2013, S.2. 225 Die Untersuchung wurde mit dem APA-OnlineManager, der Rechercheplattform der Austria Presse Agentur, durchgeführt. Die untersuchten Tageszeitungen waren der Standard, die Presse, die Kleine Zeitung, die Kronen Zeitung, Kurier, Österreich und Heute. 226 Vgl.: https://www.facebook.com/diegruenen/photos/pb.21759893033.- 2207520000.1393258817./10151614922268034/?type=3&theater, 24.2.2014, 17.46 Uhr, Google Chrome. 59

Abbildung 11: Standard-Bericht über parteiinternen Ärger bei den Grünen über ein Facebook- Posting (Faksimile).

„,Provokant‘ solle die Kampagne der Grünen sein, meinte Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner - doch nun scheinen sich auch einige Parteikollegen provoziert zu fühlen - zumindest von jenem Sujet, das am Sonntag auf der Facebookseite der Grünen publiziert wurde: Man sieht zwei schwarze Putzfrauen bei der Arbeit, dazu die in grellen Farben unterlegte Frage: ,Wer putzt bei dir?‘ Um das Bild zu erläutern, fügten die Grünen auf Facebook noch eine Erklärung hinzu: ,MigrantInnen müssen in Österreich oft als Sündenböcke herhalten‘, heißt es hier, ,dabei zeigen Studien, dass MigrantInnen mehr Steuern einzahlen, als sie Sozialleistungen empfangen.‘

Heftige Kritik ist die Folge: ,Bitte löschen und entschuldigen‘, antwortete Wien- Gemeinderätin Martina Wurzer auf Facebook. ‚Weg damit sofort!’, ärgerte sich Bezirksrätin Negar Roubani. ,Unglücklich gewählt‘, sei das Bild, meint auch der grüne Landtagsabgeordnete Klaus Werner-Lobo. ,Migranten sollen nicht deshalb Rechte haben, weil sie die Drecksarbeit machen, sondern weil sie einfach Rechte haben sollen so wie wir alle‘. Diese Position werde durch das Sujet unterlaufen.

Montagabend hieß es auf der grünen Facebook-Seite: Es sei ,immer eine Gratwanderung, gesellschaftliche Realitäten plakativ abzubilden und dadurch Gefahr zu laufen, Stereotype zu transportieren‘. Man wolle ,grundsätzlich immer wieder auch Diskussionsprozesse auslösen und dadurch den ersten Schritt setzen, die Realität zu verändern‘.“227

227 Interne Kritik an „provokantem Bild“, in Der Standard, 20.8.2013, S.7. 60

Auch die Presse berichtete über das Posting: „Dazu hagelte es gleich empörte Kommentare: Migranten würden auf das Putzen reduziert, außerdem sei nicht jeder Schwarze gleich Migrant, die Partei würde sich Klischees bedienen. Man solle das Foto entfernen und sich dafür entschuldigen, sind sich jedenfalls die User einig. ,Wir haben absichtlich zugespitzt‘, wehrt sich Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner.

Es sei aber nun einmal so, dass vorwiegend Migranten putzen müssten. Man hätte mit dem Sujet eine Debatte über das Sozialsystem auslösen wollen. Gerade darüber diskutiert aber niemand – ob er das Foto löschen wolle? ,Nein. Aber versuchen, die Debatte wieder in die richtige Richtung zu lenken.‘“228

Diese Geschichte unterscheidet sich in zwei wesentlichen Punkten von der vorherigen: Der „Fehler“, der zur Berichterstattung führte, passierte am offiziellen Facebook-Partei-Account, und statt dass es daran Kritik von den MitbewerberInnen gab, kamen die kritischen Worte medial ausschließlich von eigenen Parteifunktionären – eine Parallele zur Berichterstattung über das weiter oben geschilderte Posting des Grünen Bundesrats Efgani Dönmez.

Erst vier Tage nach der umstrittenen Putzfrauentaktik versuchte freilich die ÖVP in der Tageszeitung Österreich daraus einen Skandal zu konstruieren, der nur indirekt mit dem Sujet an sich zu tun hatte: „50 Sujets haben die Grünen auf Facebook gestellt, um auf diverse Probleme hinzuweisen. Ein Plakat hat dabei für Wirbel und Kritik gesorgt: ,Wer putzt bei dir?‘

Findige ÖVPler haben nun geoutet, dass das dazugehörige Foto von der Agentur iStockphoto zugekauft wurde, also ,nicht authentisch aus dem Leben gegriffen‘ sei. Der grüne Wahlkampfleiter, Martin Radjaby, bestätigt ÖSTERREICH, dass ,wir natürlich auch Sujets zukaufen.‘ Bei den Grünen wundert man sich nun über den ÖVP-Stil.“229

228 Iris Bonavida, Negativwahlkampf beginnt offiziell, in Die Presse, 20.8.2013, S.8. 229 Isabell Daniel, Grüne über „schwarzen Stil“ verärgert – Wirbel um Plakat, in Österreich, 23.8.2013, S.6. 61

5.6 Supergratispraktikant

Die damalige Nationalratskandidatin Brigitte Jank230, Präsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, brachte es durch ein Posting eines Mitarbeiters zu kritischer Berichterstattung im Standard: „Der frühere ÖVP-Chef Josef Pröll suchte einst den ,Superpraktikanten‘, seine Nachfolger in der Volkspartei setzen ebenfalls aufs Prinzip Gratisarbeit: Zumindest legt das ein Bewerbungsaufruf nahe, den ein Mitarbeiter der Wiener Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank auf Facebook posten ließ: ,Zwei Mal unbezahltes (sic!) Praktika beim Wirtschaftsbund Wien – Kampagne zur Nationalratswahl‘ heißt es hier. Und zwar für die ,Mitarbeit in der Kommunikationsabteilung bzw. Leitung des Kampagnenteams‘. Ein Versuch, um bei gleichem Werbeaufwand die Wahlkampfkostendeckelung zu schaffen? Janks Mitarbeiter dementiert das auf Standard- Anfrage: Der Aufruf sei ,unglücklich formuliert‘, man habe lediglich ,zur ehrenamtlichen Mitarbeit einladen‘ wollen.“231

Die angeführten Fälle zeigen: Postings, die nicht direkt aus den Parteizentralen beziehungsweise den dort beheimateten Kommunikationsabteilungen kamen, sondern von privaten Accounts von Politikerinnen und Politikern, unterliegen der viel größeren Gefahr, für einen Skandal beziehungsweise für mediale Aufregung zu sorgen. Da sich soziale Medien mittlerweile als Recherchequellen für Journalistinnen und Journalisten durchgesetzt haben, ist es kein Wunder, dass in diesem Bereich auch nach Skandalen und „Aufregern“ gesucht wird – und dass diese dort auch gefunden werden. Laut einer im Frühjahr 2014 von na-news, einem Unternehmen der dpa-Gruppe, publizierten Studie recherchieren 39 Prozent der deutschen Journalistinnen und Journalisten auf Facebook und 25 Prozent auf Twitter232. Es gibt zwar keine ähnliche Umfrage unter österreichischen Journalistinnen und Journalisten, aber es ist anzunehmen, dass sich die Werte hier nicht übermäßig unterscheiden würden.

230 Brigitte Jank wurde am 29. Oktober 2013 zum Nationalrat angelobt. 231 Jank (ÖVP) sucht Gratis-Wahlhelfer, in Der Standard, 27.8.2013, S.7. 232 Vgl.: na-news aktuell, Recherche 2014, Hamburg 2014. S.21. 62

6. ONLINE FIRST?

Dieses Kapitel behandelt Beispiele aus dem Nationalratswahlkampf, bei denen offensichtlich Postings geschrieben wurden, um dadurch Medienberichterstattung zu erreichen – Agenda Setting per soziale Netzwerke, was der Kommunikationsberater Yussi Pick in seinem Buch „Das Echo-Prinzip“ folgendermaßen beschreibt: „Neue Medien und traditionelle Medien fungieren als Echokammern, die die Stimme einer Gruppe durch gegenseitiges Hin- und Herspielen verstärken“233.

Manche Beispiele, insbesondere die am Schluss angeführten, wären durchaus auch im Kapitel „Skandalisierung“ präsentierbar – sie unterscheiden sich aber von den oben genannten dadurch, dass es zumindest jemanden gab, der sich der (möglichen) Auswirkung auf „klassische“ Medien durchaus bewusst war. Dass es in diesen Fällen zu Berichterstattung in verschiedenen Zeitungen kam, war also zwar nicht das Ziel der wahlwerbenden Parteien, aber das Ziel jener, die die Aktion gesetzt hatten.

6.1 Nackter Wahlkampf

Dass dieses Posting nicht nur die Aufmerksamkeit seiner Facebook-Fans erregen würde, wird FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache nicht überrascht haben: Am 19. August postete er zu den Zeilen „Einmal ein anderes privates Foto aus dem vergangenen Urlaub! Jedenfalls top fit in den Wahlkampf ;-)“234 ein Ganzkörperfoto von sich – bekleidet nur mit einer Badehose, braungebrannt und sonnenölglänzend. Das Posting dürfte eine Reaktion auf Frank Stronach gewesen sein, der sich einige Tage davor für den Kurier sowie für Österreich/Madonna oben ohne ablichten ließ – zumindest lässt darauf die Schlagzeile von Österreich, „HC und Frank im Nackt-Duell“235, schließen. Straches Sommerfoto blieb medial präsent: „,Geile Sau‘ – Fans feiern Strache-Strip… Euphorisch nahm Straches Fangemeinde am Sonntagnachmittag den Badehosen-Strip des FPÖ-Chefs auf – 700 Likes in zwei

233 Yussi Pick, Das Echo-Prinzip, Wien 2013, S.25. 234 Facebook.com/HCStrache, abrufbar unter https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151663411163591&set=pb.74865038590.- 2207520000.1389890686.&type=3&src=https%3A%2F%2Fscontent-b-vie.xx.fbcdn.net%2Fhphotos- ash3%2Ft1%2F1209147_10151663411163591_435810603_n.jpg&size=540%2C960, 16.1.2014, 17.46 Uhr, Google Chrome. 235 HC und Frank im Nackt-Duell, in Österreich, 19.8.2013, S.6. 63

Stunden“236, berichtete Österreich. Die Gratis-Tageszeitung Heute interviewte den FPÖ- Obmann zum Posting und schrieb: „Auf Facebook spaltet das Foto die User. Von ,fesch‘ bis ,peinlich‘ reichen die Kommentare unter dem Bild, das im Süden Ibizas auf dem Anwesen eines Bekannten Straches gemacht wurde. Der FP-Chef nimmt im ,Heute‘-Gespräch Stellung: ,Ich betreibe Sport. Am Foto sieht man mich so, wie mich jeder am Strand sehen kann.‘ Und: ,Ich habe ein gesundes Verhältnis zu meinem Körper.‘“237 Heute befragte außerdem einen Experten zur Causa: „Politik-Berater Thomas Hofer analysiert: ,Das ist der Körperkult, auf den schon Jörg Haider gesetzt hat.‘ Die Parteien würden generell verstärkt dem Trend folgen, wonach im Wahlkampf Inhalte von Emotionen abgelöst werden.“238

Abbildung 12: Heinz-Christian Straches Badehosen-Facebook-Posting (Screenshot von Straches Facebookseite).

236 „Geile Sau“ – Fans feiern Strache-Strip, in Österreich, 19.8.2013, S.7. 237 Strache in Badehose: „Ich habe nichts zu verstecken“, in Heute, 20.8.2013, S.4. 238 Ebd. 64

Die Kronen Zeitung hingegen setzte zuerst eher auf Spott: „Der Erste, der Frankie gezeigt hat, wo der nackte Hammer hängt, ist H.-C. Strache. Sapperlot. Kein fieser Paparazzi war am Werk, der goldbraune Blaue hat das Bild selber an die Menschheit geschickt. Die Kommentare dazu sind weitgehend positiv, aber nicht alle sind jugendfrei. Es ist ein leicht wackliger Schnappschuss, aber trotzdem scharf. Auf der grünen Wiese, nur eingepackt von einem Badehoserl. Der Rest ist Muskulatur in fast frivoler Pracht. Da schau her. Liebesgrüße an das Wahlvolk. Ein bisschen Retro-Look, recht muskelprotzig“239, schrieb Marga Swoboda in ihrer Kolumne. Am 21. August zitierte die Kronen Zeitung Strache schließlich mit der Frage „Soll ich Burka tragen?“240 dazu.

Deutlich distanzierter sah es hingegen beispielsweise der Kurier. Birgit Braunrath kommentierte am 22. August auf der Titelseite unter dem Titel „FPÖ. Zum Verstecken“ folgendermaßen: „,Ich habe nichts zu verstecken‘, prahlte FPÖ-Vorsitzender Strache Mittwochfrüh im Ö1-Interview - in Anspielung auf sein Facebook-Badehosen-Pos(t)ing.

Leider falsch. Der Mann hat jede Menge zu verstecken, wie sich im Lauf des Mittwochs herausstellte. Nämlich jede Menge Spitzenvertreter seiner eigenen Partei.

Denn wie der KURIER und News berichten, war auf Facebook dieser Tage nicht nur der FPÖ-Chef im Schwimmkostüm zu finden, sondern auch eine Hassgruppierung, die die FPÖ ins Schwimmen bringt: Die geschlossene Facebook-Gruppe ,Wir stehen zur FPÖ!‘ hetzte in unaussprechlicher Weise gegen Muslime, Juden und Vertreter anderer Parteien. Namhafte FPÖ-Politiker gehörten ihr an. Forderungen, wie ,ausrotten‘, ,ausradieren‘ und der Ruf nach ,Scharfschützen‘ scheinen in der Welt der Gruppenmitglieder selbstverständliches Vokabular zu sein - sobald sie sich ,unter sich‘ wähnen. Dies ist das zweite Gesicht der FPÖ, das hinter dem der ,Nächstenliebe‘ gut versteckt wird. Aber auf Facebook kann sich niemand verstecken.“241

Der Kurier verband damit Straches Eigen-PR mit jener für die FPÖ unerfreulichen Facebook- Geschichte, mit der sich diese Arbeit in Kapitel 5 auseinandersetzt.

Auch der Standard war distanziert, aber ironischer. Renate Grabner kommentierte am 28. August ebenfalls auf Seite 1: „Der Wahlkampf geht zwar erst so richtig los – erste erkenntnisfördernde Blicke auf diverse Kandidaten, die sich zur Wahl empfehlen, durfte das Stimmvolk aber schon werfen. Bilderln sei Dank, wissen wir ja bereits über die Außenansicht der entblößten (Ober)Körper von Frank Stronach und H.-C. Strache Bescheid. Ein ,Krone‘-

239 Marga Swoboda, Extrem sexy, dieser Wahlkampf, in Kronenzeitung, 20.8.2013, S.32. 240 „Soll ich Burka tragen?“, in Kronenzeitung, 22.8.2013, S.5. 241 Birgit Braunrath, FPÖ. Zum Verstecken, in Kurier, 22.8.2013, S.1. 65

Interview des nächstenliebenden blauen Parteichefs erlaubt nun auch den Blick auf dessen Inneres, also in Straches Gedanken- und Vorstellungswelt – und lehrt uns, dass der ,Badehosen-Politiker‘ (Copyright Michael Häupl) H.-C. Strache (,Soll ich in Zukunft vielleicht einen Burkini tragen?‘) eh schon längst Kanzler ist.“242

Die Presse nahm Straches Badehosen-Posting (und Stronachs Oben-ohne-Bilder) zum Anlass für eine Analyse des Einflusses von nackter Haut auf die Werbung insgesamt: Denn Strache „ist auf Facebook in der Badehose zu sehen, was immerhin eine steirische Anhängerin zum Eintrag ,Geile Sau!‘ animierte“243 – und offenbar JournalistInnen auch inspirierte, andere PolitikerInnen zum Facebook-Foto des FPÖ-Chefs zu befragen, denn wie die Presse auch schreibt: „Eva Glawischnig von den Grünen dagegen reagierte gelassen: ,Als Frau von Volker Piesczek bin ich schwer zu beeindrucken.‘ (Dieser, einst Fußballer, ist ein ziemlich fescher TV-Moderator.)“244 Ein anderer Politiker hingegen nahm das Posting zum Anlass für einen eigenen Angriff auf die FPÖ: „Wer als Politiker keine Inhalte hat, der muss sich eben ausziehen. Seine Badehosen-Politik ist entbehrlich“245, hielt der Wiener Bürgermeister Häupl in einem Krone-Interview fest.

Dass schließlich der Klubobmann der Tiroler Grünen, Gebi Mair, am 25. August 2013 mit einem eigenen „Nackt-Foto“ auf seiner Facebook-Seite auf den Wirbel reagierte, sorgte neuerlich für Berichterstattung in den Printmedien. Mair hatte ein Kletter-Bild von sich, das ihn oben ohne zeigt, gepostet und dazu geschrieben: „Frank Stronach kann es. HC Strache kann es. Geh bitte.“246 Für Österreich war das ein weiterer Grund, einmal mehr über Nacktheit auf ihren Politikseiten berichten zu können: „Jetzt steigen auch die Grünen in den Kampf um den nacktesten und wohlgeformtesten Politkörper ein: Tirols Grün-Klubchef, Gebi Mair postet auf Facebook: ,Frank Stronach kann es. HC Strache kann es. Geh bitte‘, und zeigt sich verantwortungsbewusst zwar mit Helm, aber dafür mit durchtrainiertem, nacktem Oberkörper beim Klettern in den Tiroler Alpen. Eine klare Kampfansage vor allem an Strache. Dieser hatte übrigens gestern noch auf Facebook geätzt, dass Bürgermeister Michael Häupl ,neidig‘ auf seinen ,Körper‘ sei. Ob Strache angesichts des jüngsten Strips des Grünen nun wohl noch mehr trainieren geht?“247

242 Renate Graber, Entblößt euch!, in Der Standard, 28.8.2013, abrufbar unter http://derstandard.at/1376534813197/Entbloesst-euch, 16.1.2014, 19.58 Uhr, Google Chrome. 243 Thomas Kramar, Wir leben in der Ära des Waschbrettbauchs, in Die Presse, 20.8.2013, S.19. 244 Ebd. 245 „Wer will Badehosen-Politiker?“, in Kronenzeitung, 25.8.2013, S.3. 246 Facebook.com/Gebi.Mair, abrufbar unter https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10201030032486900&set=a.1624605928937.2085088.10501503 00&type=1&relevant_count=1, 16.1.2014, 18.30 Uhr, Google Chrome. 247 Jetzt auch Grüne: Tiroler Klubchef oben ohne im Bild, in Österreich, 26.8.2013, S.5. 66

Abbildung 13: Gebi Mairs Facebook-Antwort auf Straches Badehosen-Foto (Screenshot von Mairs Facebookseite).

Die Strache-Facebook-Seite bewies freilich im Wahlkampf, dass sie das von Pick propagierte Echo-Prinzip deutlich verstanden hat. Als die Gratis-Tageszeitung Heute am 27. August 2013 mit der Schlagzeile „MTV Awards Nackt wie Strache“248 – illustriert mit Fotos der Popstars Miley Cyrus und Lady Gaga – aufmachte, postete der FPÖ-Chef die Titelseite am gleichen Tag auf seiner eigenen Seite und schrieb dazu: „Hat man schon so einen Schwachsinn gesehen!?! Die heutige ,Heute‘!“249

248 MTV Awards Nackt wie Strache, in Heute, 27. August 2013, S.1. 249 Facebook.com/HCStrache, abrufbar unter https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151682625338591&set=pb.74865038590.- 2207520000.1397828938.&type=3&theater, 18. April 2014, Google Chrome. 67

Abbildung 14: Heute verglich Strache mit Miley Cyrus und Lady Gaga – der FPÖ-Chef teilte es sofort mit seinen Facebook-Fans (Screenshot von Straches Facebookseite).

Strache gelang es jedenfalls mit diesem Posting, bis zum Ende des Wahlkampfes präsent zu sein – wenn auch oft im Bereich Wahlkampf-Skurrilitäten: „Lustiger fanden manche, dass Frank Stronach seinen 81-jährigen Oberkörper nackt einem Fotografen entgegenhielt und Heinz-Christian Strache sich bemüßigt fühlte, ein eigenes Badehosen-Foto nachzuschießen“250, schrieb etwa die APA in ihrer Wahlkampfbilanz. Straches damalige Lebensgefährtin Andrea Eigner wurde noch am 15. September in einem Österreich-Interview dazu befragt: „Ihr Partner zeigt sich gerne oben ohne. Wie finden Sie das?“251 Ihre Antwort: „Er braucht sich nicht zu verstecken, weil er ja einen gut trainierten Körper hat, den er zeigen

250 NR-Wahl: Ein Wahlkampf wie jeder, in APA, APA0114 5 II 0887, 26.9.2013. 251 HC Strache intim: Die Freundin des FPÖ-Chefs im Interview, in Österreich, 15.9,.2013, S.11. 68 kann. Aber ich bin nicht unbedingt begeistert, wenn er sich so auf Facebook zeigt. Ich hab ihn auch gefragt, ob das wirklich nötig ist.“252

Die Kleine Zeitung grübelte noch wenige Tage vor der Wahl: „Das Badehosenfoto dagegen kann nichts und niemand erklären. Es ist und bleibt ein Rätsel, warum gerade rechtspopulistische Politiker so einen mächtigen Drang verspüren, sich eher unbekleidet fotografieren zu lassen. Ein Drang, dem in diesem Wahlkampf erst Frank Stronach und dann Heinz-Christian Strache nachgegeben haben. Aber was ist die Botschaft einer solchen selbst gewählten Entblößung? Warum zieht sich ein Politiker für die Kamera aus? Um zu sagen: Seht her, ich habe nichts zu verbergen? Seht her, ich würde mein letztes Hemd für ein Bild in der Zeitung geben? Ich bin bereit, Nächstenliebe in all ihren Facetten zu leben? Oder: Falls ich die Wahlen nicht gewinne, kann ich immer noch ins Voting zum ,Mr. Beach Body‘ einsteigen?“253 Auch Österreich rief in seiner Wahlkampf-Analyse am Tag vor der Nationalratswahl das „Nackt-Duell“ noch einmal in Erinnerung: „Heinz-Christian Strache zog prompt nach und präsentierte sich auf Facebook in Badehose“254.

6.2 Die NSA in Wien

Vor dem Hintergrund des Skandals um den amerikanischen Geheimdienst NSA und die Enthüllungen durch Ex-Mitarbeiter Edward Snowden kursierte der Verdacht, wonach die NSA auch in Wien einen Posten betreibe. Der Kommunikationsberater Rudi Fußi und der Grüne Politiker Michel Reimon luden daraufhin auf Facebook beziehungsweise per Facebook-Veranstaltung zum „gemütlichen Sonntagsspaziergang/Fotosafari zur NSA-Villa“ in Wien am 8. September 2013255 – dass mediale Berichterstattung nicht ausblieb, ist nicht überraschend. „,Die NSA betreibt in Wien einen Horchposten. Wichtig: Das ist natürlich keine Demo oder so was. Es ist ein privater Spaziergang für Freunde der Architekturfotografie.‘ So lautet der Aufruf von Kommunikationsberater Rudolf Fussi auf seinem Facebook-Account.

Auch Peter Pilz dabei. Ziel der ,Spaziergänger‘ ist heute die NSA-Villa in der Pötzleinsdorfer Straße 126 in Währing. Die dortige Nobelvilla der US-Botschaft soll eine Mega-

252 Ebd. 253 Ute Baumhackl, Entspannung ist nicht vorgesehen, in Kleine Zeitung, 25.9.2013, S.8. 254 Vom Nackt-Duell bis Strache-Rap, in Österreich, 28.9.2013, S.6. 255 Vgl.: Gemütlicher Sonntagsspaziergang/Fotosafari zur NSA-Villa, abrufbar unter https://www.facebook.com/events/161369237402276/, 24.2.2014, 22.55 Uhr, Google Chrome. 69

Infodrehscheibe sein. Grünen Politiker Peter Pilz will auch dabei sein. Er meinte zu ÖSTERREICH: ,Mein Fotograf ist dort von Polizisten vertrieben worden. Die Innenministerin schützt ihre US-Freunde.‘“256, berichtete Österreich. Die Presse nahm in ihrer Berichterstattung auf die Recherchen und Postings257 des Grünen Nationalratsabgeordneten Peter Pilz Bezug: „Nach den Medienberichten über einen Horchposten des US- Geheimdienstes NSA im 18. Wiener Gemeindebezirk will der grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz den Nationalen Sicherheitsrat einberufen. Zugleich veröffentlichte er auf seiner Facebook-Seite Satellitenfotos einer Villa, in der sich Pilz zufolge der NSA-Posten befinden soll.

Zwei Zeugen bestätigen, dass der Garten bis vor einiger Zeit voller Antennen und Satellitenschüsseln war. ,Inzwischen ist die Technik platzsparender geworden‘, kommentierte Pilz sein Posting auf Facebook. Die US-Botschaft sei Eigentümerin des 4782 Quadratmeter großen Grundstückes, so Pilz.

Die US-Botschaft hat gegenüber der ,Presse‘ dementiert, dass die NSA in einer Villa in Pötzleinsdorf einen geheimen Horchposten etabliert habe. Das hat das Nachrichtenmagazin ,Format‘ berichtet. In der Villa sei ein ,Open Source Center‘ untergebracht, in dem ,öffentlich zugängliche Information aus aller Welt ausgewertet werde‘. Es würden dort keine illegalen Daten gesammelt.“258

6.3 Das Wahlkampf-Game der Grünen

Die Grünen setzten im Wahlkampf beim Launch ihres „Part of the Game“-Games, einem Gratis-Spiel für iPhones, Android-Handys und Facebook, auf „online first“ und posteten auf ihrem Facebook-Account am 4. August 2013: „Oh Yeah! Wir haben eine App am Start! Du möchtest endlich einmal zu schön, zu reich, zu intelligent und ,Part of the Game‘ sein? Es zipft dich an, dass immer alle anderen vor einem Untersuchungsausschuss aussagen dürfen? No more! Sammel die Geldkoffer der Schwiegermama und triff Meischi! ;-)“259

256 Heute Flashmob bei Spionage-Villa der NSA, in Österreich, 8.9.2013, S.27. 257 Vgl.: facebook.com/PeterPilz, abrufbar unter https://www.facebook.com/peterpilz/photos/pb.127399223970566.- 2207520000.1393280316./600426873334463/?type=3&theater, 24.2.2014, 23.15 Uhr, Google Chrome. 258 Pilz fotografiert angebliche Villa der NSA in Wien, in Die Presse, 7.9.2013, S.11. 259 Facebook.com/DieGruenen, abrufbar unter https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151590375208034&set=pb.21759893033.- 2207520000.1389899741.&type=3&theater, 16.1.2014, 20.19 Uhr, Google Chrome. 70

Abbildung 15: Die Grünen präsentierten ihre App als erstes auf Facebook (Screenshot von der Facebookseite der Grünen).

Die Gratis-Tageszeitung Heute machte daraus tags darauf eine Titelgeschichte und beschrieb das Spiel ausführlich: „Als Karl-Heinz Grasser Geldkoffer sammeln, bis Walter ,Meischi‘ Meischberger nackt ist, oder als Peter Hochegger Geld verteilen – das macht eine neue Spiele- App für Smartphones der Grünen möglich. In acht Akten muss der Spieler versuchen, ein ,Korruptometer‘ nach oben zu treiben.“260 Danach schrieb auch die APA im Zuge eines Berichts über eine Pressekonferenz von Eva Glawischnig zum Thema Korruption, in dem die Grünen ihr „Anti-Korruptions-Paket“ vorstellten, über die App: „Das Korruptionsthema bemüht auch eine aktuelle App der Grünen für iPhone und Android-Handys: ,Part of the Game‘ ist ein Gratis-Spiel, in dem die bekannten angeblichen und tatsächlichen Korruptionsfälle der vergangenen Jahre auf die Schaufel genommen werden. Seit einigen Tagen steht es zum Download bereit, dass es im Apple-App-Store derzeit Nummer eins der Gratis-Apps ist, findet Glawischnig wenig überraschend sehr erfreulich.“261

260 Grüne bringen nackten „Meischi“ aufs Handy, in Heute, 5.8.2013, S.4. 261 NR-Wahlkampf – Grüne werben mit Anti-Korruptions-Paket, in APA, APA0195 5 II 0328, 6.August 2013. 71

Könnte man sich also bei Straches Badehosen-Posting die Frage stellen, was das mit dem Wahlkampf beziehungsweise mit Politik zu tun hat, setzten die Grünen hier auf linientreues Agenda Setting 2.0, denn das Thema Korruptionsbekämpfung/Sauberkeit war von Beginn an eines der Grünen Leitthemen in dieser Wahlauseinandersetzung262. Strache und den Grünen ist freilich gemein, dass der jeweilige Inhalt bewusst zuerst mittels sozialem Netzwerk in Umlauf gebracht wurde – im Vertrauen darauf, dass der Content in der jeweiligen Community a) gut ankommt, b) weiterverbreitet wird und c) schlussendlich auch die „alten“ Medien daran nicht vorbeikommen. Wenn Straches Badehosenfoto über 1000-mal geliket wird oder die Grüne App auf Platz eins der iTunes-Charts landet, dann kommen die anderen Medien nicht daran vorbei, auch darüber zu berichten, weil es bereits ein Thema ist. Während es bei Straches Foto naturgemäß grundsätzlich ausgeschlossen ist, das Bild per Presseaussendung an die Medien zu bringen, hätten die Grünen die Möglichkeit gehabt, den Start ihres Spiels per OTS zu verkünden. Sie entschieden sich aber dafür, diesen Kanal erst zu verwenden, um vom großen Erfolg ihres Spiels zu berichten: „Das augenzwinkernde Anti-Korruptionsspiel der Grünen (,Part of the Game-Game‘) hat sich innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Renner unter den Smartphone-Games entwickelt. Bereits nach den ersten 24 Stunden lag das Spiel auf Platz 1 aller Gratis-Apps im App-Store. Insgesamt wurde es in den ersten fünf Tagen mehr als 15.000-mal heruntergeladen.

,Wir setzen in diesem Wahlkampf einen klaren Schwerpunkt auf Social Media. Neben klassischer Onlinewerbung ist vor allem geplant, Inhalte über Online-Campaigning per Email, Website, Facebook & Twitter an die BürgerInnen zu bringen. Dazu wird es unterschiedlich Mikro-Kampagnen mit integriertem Ansatz geben. Unser Part of the Game-Game erinnert dabei augenzwinkernd an die großen Korruptionsfälle der vergangenen Monate und Jahre. Und daran, dass Österreich eine neue, saubere Politik braucht, wie sie für die Grünen seit ihrer Gründung selbstverständlich ist‘, sagt Stefan Wallner, Bundesgeschäftsführer der Grünen.“263

Bewusst gleichzeitig mit Facebook gespielt wurde von den Grünen die mediale Berichterstattung zu einer Aktion, bei der Radfahrerinnen und Radfahrer eigens zusammengestellte Pakete gewinnen konnten: Am 2. September posteten die Grünen das

262 Vgl.: Stefan Wallner, 2013: 5 Wahlen, 5 Wahlsiege – Österreichs Politiklandkarte wird grüner, in Thomas Hofer - Barbara Tóth (Hg.), Wahl 2013, Wien 2013. S. 71, 72. 263 Grüner Klub im Parlament, Grüne: Riesen-Erfolg für Anti-Korruptionsspiel, in OTS0037 5 II 0503 FMB0001 CI, 13. August 2013. 72

„Radlpaket“264 – und am gleichen Tag berichtete Österreich: „Die Grünen setzen ganz auf ihre Zielgruppen: Ab heute verlosen sie auf ihrer Facebook-Seite ein ,RadlerInnen-Paket‘, gefüllt mit Trinkflasche, Luftpumpe und anderen Rad-Gimmicks. Die Gewinner bekommen das Paket zugeschickt oder von einem Jung-Kandidaten überbracht.“265

6.4 Von Facebook in die Medien – weitere Beispiele aus dem Wahlkampf

Die Kronen Zeitung leitete ein Interview mit Frank Stronach mit einem Hinweis auf die Facebook-Aktivitäten seiner Partei ein: „Sechs Wochen vor der Wahl will Frank Stronach die Jugend gewinnen: Per Facebook ruft er zum Wettbewerb gegen Cash auf. Im Interview verteidigt er seine Idee“266.

Wenn , ehemaliger Europaparlamentarier und Nationalratsklubobmann der Grünen, auf Facebook über die Grünen postet, ist ziemlich klar, dass er damit auch in die traditionellen Medien kommt. Und so berichtete die Tageszeitung Österreich am 12. August auch im Rahmen eines kurzen Portraits über den Grünen Kommunikationschef Martin Radjaby: „Er [Anm.: Radjaby] ist für die neuen, frechen Wahlplakate der Grünen zuständig. In der Politszene nimmt man den Wahlkampf äußerst ernst. In den eigenen Reihen nicht immer. Ex-EU-Grüner Johannes Voggenhuber etwa meinte auf Facebook zu den neuen Plakaten: ,Darf man sich dafür auch schämen?‘“267

Ein ungewolltes Video mit der Grünen Vize-Bürgermeisterin von Wien, Maria Vassilakou, schaffte es per Facebook knapp vor der Wahl auch noch in den Printbereich. Österreich berichtete den Sachverhalt: „Ein Video, das unter anderem der ATV-Chefredakteur verbreitete, machte am Donnerstag auf Facebook ganz schnell die Runde: Es zeigt, wie die grüne Stadtvize Maria Vassilakou des Morgens frohen Mutes ins Büro radelt – allerdings mitten auf der Straße, mit Kopfhörern und ohne vor einer Stopptafel anzuhalten.

264 Vgl.: Facebook.com/DieGruenen, abrufbar unter https://www.facebook.com/diegruenen/photos/pb.21759893033.- 2207520000.1393268127./10151640652578034/?type=3&theater, 24.2.2014, 19.55 Uhr, Google Chrome. 265 Grüne verlosen „Wahlkampfpakete“, in Österreich, 2.9.2013, S.6. 266 Richard Schmitt, 100.000 Euro für die beste Idee, in Kronenzeitung, 18.8.2013, S.8. 267 Isabelle Daniel, Martin Radjaby, der Mann, der die Grünen öffnet, in Österreich, 12.8.2013, S.6. 73

,Ich fahre diese Strecke jeden Tag. Acht von zehn Autofahrern winken die Radfahrer einfach durch‘, sagt sie zu ÖSTERREICH. Und selbst wenn: ,Es wäre nur ein Fahrfehler. Ja, auch ich mache Fehler.‘ Viel schlimmer sei: ,Da hat mich jemand mit einer Kamera verfolgt und mir aufgelauert.‘“268

In Wien schaffte es während des Wahlkampfes zudem eine Bürgerinitiative, jene gegen die Auswirkungen der Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße, mehrmals in die Medien – auch aufgrund ihrer Facebook-Aktivitäten beziehungsweise der von ihr gegründeten Facebook- Gruppe. Alleine, dass diese Gruppe laufend größer wurde, sorgte für Berichterstattung. So hieß es am 28. August 2013 in der Kronen Zeitung über den Sprecher der Bürgerinitiative: „Auf Facebook sammelt Weissinger Unterstützer. Tausende folgen ihm bereits. Von der SPÖ (,sagt nichts‘) ist er enttäuscht. Auch Andreas Wimmer lässt dem Ärger Luft: ,Es gibt nur Verlierer. Der 7. Bezirk erstickt im Stau, es werden Millionen Steuergelder verpulvert und eine voll funktionierende Geschäftsstraße zerstört.‘ Die Fuzo-Gegner fordern den früheren Zustand zurück.“269 Tags darauf stand in der Tageszeitung Österreich: „Der Unmut der Anrainer wächst täglich. Die Facebook-Gruppe ,Gegen Mariahilferstraßenumbau‘ bekommt immer mehr Mitglieder - es sind bereits 3.700.“270 Die Gruppe wuchs weiter, wie der Standard am 30. August berichtete: „Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) wollte es ruhig angehen in Sachen Mariahilfer Straße und sich vorerst aus dem Zuständigkeitsbereich der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou heraushalten. Doch der Druck – auch aus der eigenen Partei – wird täglich größer. Eine von dem roten Gewerkschafter Christian Weissinger initiierte Facebook-Seite gegen die neue Fußgängerzone samt Begegnungszonen hat bis jetzt mehr als 4400 Likes. Die Gegner fordern, dass Autos wieder in beide Richtungen fahren können. Von der roten Parteispitze zeigt sich Weissinger enttäuscht.“271

Die Bürgerinitiative wuchs weiter an und versuchte den Protest vom Internet auf die Straße zu verlagern: „Die erste Demo findet am 21. September, 12 Uhr, an der Andreasgasse/Mariahilfer Straße statt. Organisator ist SP-Gewerkschafter und Facebook- Aktivist Christian Weissinger. Auf seiner Seite https://www.facebook.com/umbaumariahilf sind bereits fast 8000 Unterstützer.“272 Tatsächlich demonstrierten dann nicht ganz so viele

268 Wirbel um Facebook-Video mit Vassilakou, in Österreich, 27.9.2013, S.21. 269 Alex Schönherr, Aufstand der Mahü-Anrainer: „Das ist ein reiner Willkürakt“, in Krone, 28.8.2013, S.22. 270 Rot-Grün immer stärker unter Druck, in Österreich, 29.8.2013, S.21. 271 Gegner formieren sich auf Facebook, in Der Standard, 30.8.2013, S.11. 272 Alex Schönherr, Jetzt Demos der Anrainer gegen die Fuzo, in Krone, 13.9.2013, S.26. 74 wirklich vor Ort, wie der Kurier berichtete: „Initiator Christian Weissinger forderte ganz klar: ,Wir wollen die alte Mariahilfer Straße zurück.‘ Mit diesem Wunsch ist er nicht allein. Rund 300 verärgerte Bürger fanden sich gestern in der Einkaufsmeile auf Höhe der Andreasgasse ein. Auf Facebook hat die Initiative bereits mehr als 8300 Likes.“273 Die Facebook-Gruppe war jedoch trotzdem weiter größer geworden und sorgte in den Wahlkampfwochen für jede Menge Sorgenfalten bei den Grünen. Die Berichterstattung über die Diskussionen rund um den Umbau der Mariahilfer Straße entspricht freilich den von Bernhard Pörksen geschilderten neuen Asymmetrien, die laut dem deutschen Medienforscher auch durch Social Media entstehen und die, wie er es formuliert, zu plötzlich aufschäumenden medialen Aufmerksamkeitsexzessen führen274. Den Gegnerinnen und Gegnern des geplanten Umbaus der Wiener Einkaufsmeile besorgte die hohe Zahl an Facebook-Fans in jedem Fall klassisch- medialen „Rückenwind“, der viel stärker war, als wenn es beispielsweise nur die geschilderte Demonstration gegeben hätte.

Negativer Höhepunkt in Sachen Mariahilfer Straße und soziale Netzwerke war jedoch folgende Geschichte: Für „Wirbel sorgte Gerald K., ÖVP-Mitglied und im Wirtschaftsbund Wien-Simmering aktiv. In einem Posting auf Facebook schrieb er der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou eine Gehirnkrankheit zu und empfahl ihr eine Euthanasie-Spritze. Für Vassilakous Sprecher Andreas Baur ,eine unfassbare Entgleisung.‘ Man behalte sich rechtliche Schritte vor. Bei der ÖVP beeilte man sich zu kalmieren. ,Der Mann hat zurecht keinerlei Funktion bei uns‘, sagte VP-Chef Manfred Juraczka. Der Wirtschaftsbund prüft einen Ausschluss“275, berichtete der Kurier, und auch die Presse zog nach: „Die Nerven liegen blank, womit die Auseinandersetzung schmutzig wie selten wird. Ein Mitglied des ÖVP-Wirtschaftsbundes diagnostizierte laut ,Kurier‘ in einem Facebook- Posting der Verkehrsstadträtin eine Gehirnkrankheit und empfahl eine Giftspritze zur Euthanasie. Die Wiener VP betont ausdrücklich, dass der Mann keine Funktion in der Partei besitzt - man distanziere sich in aller Form von diesen Aussagen, der Wirtschaftsbund leitet nun einen Ausschluss ein.“276 Wie etwas später der Kronen Zeitung zu entnehmen war, wurde der Wirbel sogar zum Thema in der angesehenen Schweizer Neuen Zürcher Tageszeitung:

273 Anna-Maria Bauer, Demonstranten fordern: „Wir wollen die alte Mariahilfer Straße“, in Kurier, 22.9.2013, S.24. 274 Vgl.: Bernhard Pörksen, Neue Instrumente der Skandalisierung, in Süddeutsche Zeitung, 24.12.2012, abrufbar unter http://www.sueddeutsche.de/digital/digitale-revolution-neue-instrumente-der-skandalisierung- 1.1557186, 4.5.2014, Google Chrome. 275 Fußgängerzone: Aufregung um Facebook-Posting, in Kurier, 3.9.2013, S.17. 276 Martin Stuhlpfarrer, Mariahilfer Straße: Gipfeltreffen und Entgleisungen, in Presse, 4.9.2013, S.10. 75

„Wobei in der ,NZZ‘ fast alle Beteiligten ihr Fett abbekommen. Vassilakou, die mit ,rätselhaften Botschaften‘ die Wiener verwirrt. Der ÖVP-Mann, der ihr via Facebook das ,Euthanasie-Spritzerl‘ empfohlen hat.“277

Einen Tag vor der Nationalratswahl sorgte dann noch für Schlagzeilen, dass ein Funktionär der Sozialistischen Jugend bei einer FPÖ-Veranstaltung am Grazer Hauptplatz mehrere Hitlergrüße gesehen haben wollte und dies auch per Facebook und Presseaussendung kundtat. Doch: „Nach der Anzeige wegen angeblicher Nazi-Gesten bei FPÖ-Veranstaltung gerät Chef der Sozialistischen Jugend selbst ins Visier der Justiz. Die Polizei bewertet die vermeintlichen ,Hitlergrüße‘ auf dem Grazer Hauptplatz als ,Mitschunkeln‘ während eines Liedes.

Doch der rote Jungpolitiker Sebastian Pay bleibt dabei: ,Wir zeigen nichts aus Verdacht heraus an. Ich habe drei Zeugen, die das auch gesehen haben.‘

,Das‘ sollen nach oben gereckte rechte Arme während einer FPÖ-Wahlkundgebung in Graz Montagabend sein: Pay fotografierte und machte angebliche ,Hitlergrüße bei FPÖ- Veranstaltung‘ über Facebook und Presseaussendungen publik. Sämtliche Parteien reagierten empört und forderten Konsequenzen.

Doch das Landesamt für Verfassungsschutz kann auch nach Überprüfung von neun Stunden Videomaterial keine NS-Wiederbetätigung erkennen. Der einzig identifizierbare junge Mann auf Pays Foto habe bloß während eines Liedes gewunken, das Bild sei nur eine ,Momentaufnahme‘.

Pay, Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Graz, beharrt aber darauf, etwas anderes gesehen zu haben. ,Ich hab' zwei Personen länger beobachtet. Einer hat zwar gewunken, aber davor war seine Hand zehn Sekunden lang oben, unbewegt. Beim Zweiten noch viel länger.‘

Jetzt droht Pay ein eigenes Verfahren, sogar von Amts wegen. Staatsanwalt Hansjörg Bacher hat zwar noch keinen abschließenden Bericht, aber: ,Sollte sich ein Vorwurf als nicht richtig heraus stellen, ist es in solchen Fällen üblich, zu prüfen, ob nicht Verleumdung vorliegt.‘ Auch der Ring Freiheitlicher Jugend will Pay anzeigen. ,Das rote Lügenkonstrukt ist endgültig zusammengestürzt. Die selbst ernannten Nazi-Jäger sollten sich schämen‘, fordert Landesobmann Stefan Hermann“278, wie der Kurier berichtete.

277 Mariahilfer Straße in Schweizer Medien, in Krone, 15.9.2013, S.28. 278 Elisabeth Holzer, „Hitlergruß“: Jungpolitiker droht Verfahren wegen Verleumdung, in Kurier, 28.9.2013, S.31. 76

7. SOCIAL MEDIA ALS INNENPOLITISCHES THEMA IM WAHLKAMPF

Zweimal wurde Social Media im Nationalratswahlkampf 2013 sogar zum innenpolitischen Thema. Am 8. August 2013 erreichte die österreichischen Innenpolitik-Journalistinnen und Journalisten per OTS die Einladung zur Pressekonferenz mit FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz Christian Strache zum Thema „Zensur und Willkür auf Facebook“279.

Darin beschwerte sich Strache tags darauf darüber, dass es ihm Facebook seit über einem Monat unmöglich mache, sein Profil wie gewohnt zu benutzen. Der FPÖ-Politiker berichtete, wie die APA schrieb, „dass sein privater Facebook-Account am 30. Juni zunächst für sieben Tage und am 8. Juli dann für weitere 30 Tage gesperrt worden sei. Für Strache erfolgte die Sperre ,willkürlich‘ und ohne Verstoß gegen die Richtlinien, als Grund habe Facebook ein von ihm gepostetes Foto seiner Freundin mit zwei ihrer Freundinnen bei einem Grillfest angegeben. Der FPÖ-Obmann vermutet hingegen als wahren Grund seine geposteten kritischen Einträge zur Causa Snowden und zu den Überwachungen des US-Geheimdienstes NSA, die mit der Sperre gelöscht worden waren. Eigenartig findet es Strache, dass sein Stellvertreter Johann Gudenus nach einer kurzfristigen Sperre von Facebook zwar entsperrt, nachdem er aber Fotos seines Parteichefs mit Mitarbeitern nach der Einreichung der Wahllisten vor dem Innenministerium gepostet hatte, neuerlich gesperrt worden sei. Nachdem die FPÖ nun am gestrigen Donnerstag die Einladung zur Pressekonferenz ausgeschickt hat, seien nun beide entsperrt worden. Auf seine private Seite habe er damit nun wieder Zugriff, auf seine Fan-Seite jedoch nicht, berichtete Strache. Er beklagte auch, dass er mehrfach versucht habe mit Facebook in Verbindung zu treten, aber keine Antwort erhalten habe.

Die Verantwortung für diese Vorfälle sieht Strache bei der Zentrale von Facebook. Politische Mitbewerber wollte er zwar nicht dafür verantwortlich machen, er verwies aber doch darauf, dass es den Mitbewerbern ein Dorn im Auge sei, dass er der erfolgreichste heimische Politiker in dem sozialen Netzwerk mit fast 140.000 Fans sei. In anderen Ländern wie den USA oder Deutschland sei ein Wahlkampf ohne Facebook gar nicht mehr denkbar“280.

Außer der Austria Presse Agentur berichteten auch noch die Kleine Zeitung, die Kronen Zeitung, Österreich sowie die Presse über die Pressekonferenz – letztere schrieb etwa unter

279 Vgl. Freiheitlicher Parlamentsklub, FPÖ: Aviso: Einladung zur Pressekonferenz, in OTS0103 5 II 0067 FPK0003, 8.8.2013. 280 Strache bekräftigt Kritik an Facebook wegen seiner Sperre, in APA, APA0279 5 II 0451 MI/IT, 9.8.2013. 77 dem Titel „FPÖ: ,Facebook sabotiert Wahlkampf‘“: „…,Ich bin mit Abstand der beliebteste Politiker auf Facebook‘, meint FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Freitag. Rund 130.000 ,Fans‘ erreicht er auf diese Weise mit dem sozialen Netzwerk – in Wahlkampfzeiten besonders wichtig“281.

Obwohl Straches Facebook-Sperre wieder aufgehoben war, gelang es der FPÖ mit dieser Pressekonferenz, die eigentliche Subbotschaft „HC Strache ist der erfolgreichste österreichische Politiker auf Facebook“ als Hauptbotschaft in die Medien zu bringen – und sich gleichzeitig einmal mehr als jener Spitzenkandidat zu positionieren, der gegen „die Mächtigen“ beziehungsweise gegen „das System“ ankämpft.

Am nächsten Tag machte sich die Presse dann freilich in einem satirischen Kommentar doch auch ein wenig lustig über Straches Pressegespräch: „Geht es nach den Bildern auf ihren Startseiten im Netz, dann hat sich Eva Glawischnig dieses Wochenende knapp gegen H. C. Strache durchgesetzt. Die Chefin der Grünen ist auf der Homepage ihrer Bundespartei omnipräsent, aber auch der Obmann der Freiheitlichen neigt zur Übertreibung: 140.000 Freunde habe er inzwischen auf Facebook, tönt er, so viele ,Likes‘! Und das trotz der internationalen Verschwörung gegen die Blauen im Netz!“282, schrieb Norbert Mayer.

Zum zweiten Mal wurde Social Media im September zum innenpolitischen Thema. Der damalige Klubobmann und Mediensprecher der ÖVP, Karlheinz Kopf283, forderte in einem Interview mit dem Standard Social-Media-Regeln für ORF-Redakteurinnen und Redakteure. Es brauche „eine Neuregelung des Onlinebereichs. Wir brauchen Regeln für ORF- Redakteure, die sich online völlig abseits von Objektivität bewegen. Was sie im ORF nicht dürfen, leben sie dort in einer unglaublichen Extensität aus“284, so der Politiker. Auf den Einwurf des Interviewers Harald Fidler, wonach die Freiheit der Meinungsäußerung wohl auch für ORF-Redakteure gelten müsse, meinte Kopf: „Aber lässt sich das trennen? Es ist immer der ORF-Redakteur X oder Y, der sich da etwa auf Twitter oder Facebook äußert. Ich will niemandem sein persönliches Recht nehmen. Aber was ich als Klubobmann sage oder tue, wird auch sofort der ÖVP zugerechnet“285.

281 FPÖ: „Facebook sabotiert Wahlkampf“, in Die Presse, 10.8.2013, S. 6. 282 Norbert Mayer, Der Mediator, in Die Presse, 11.8.2013, S. 45. 283 Karlheinz Kopf wurde nach der Nationalratswahl zum Zweiten Nationalratspräsidenten gewählt. 284 Harald Fidler, „Brauchen Regeln für ORF-Redakteure“, in Der Standard, 14.9.2013, S. 28. 285 Ebd. 78

Der Vorschlag des Klubobmannes sorgte für jede Menge Reaktionen – sowohl bei den angegriffenen ORF-MitarbeiterInnen als auch bei der politischen Konkurrenz. „Das wäre glatte Zensur und zudem eindeutig verfassungswidrig. Statt zu zensurieren, soll sich der ÖVP- Klubobmann doch selbst auf Twitter anmelden und sich der Diskussion mit den Usern stellen. Ich biete Herrn Kopf auch eine Twitter-Einschulung an, da seine Wortmeldungen zeigen, dass er von Twitter ebenso wenig Ahnung hat wie von einer modernen Medienpolitik!"286, verlautbarte Stefan Petzner, Mediensprecher des BZÖ im Nationalrat, per Presseaussendung. SPÖ-Klubobmann und -Mediensprecher Josef Cap287 interpretierte das Interview „als den Versuch, Druck auf den ORF auszuüben“288.

Auch ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz reagierte auf das Kopf-Interview und machte rasch klar, nichts von gesetzlichen Social-Media-Regeln für ORF-MitarbeiterInnen zu halten: „Soweit ich das sehe, gehen die ORF-Journalistinnen und -Journalisten sehr sorgsam und umsichtig mit sozialen Netzwerken um und sind sich ihrer besonderen Verantwortung auch in diesem Bereich bewusst“289, so Wrabetz: „Von einer gesonderten gesetzlichen Beschränkung halte ich nichts“. Über die Reaktion von ORF-Journalist Armin Wolf, der wohl einer der Hauptangesprochenen von Kopf gewesen sein dürfte (Wolf ist bekanntlich mit über 100.000 Followern290 jener Österreicher mit den meisten Followern auf Twitter), berichtete die APA ausführlich: „,Auf die Idee, die dem ORF gesetzlich vorgeschriebene ,Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung‘ auch auf private Facebook- und Twitter-Accounts von Journalisten auszudehnen, muss man erst mal kommen‘, erklärte Wolf am Samstag auf seinem Facebook-Account. ,Man würde meinen, dass der Klubchef einer Regierungspartei weiß, dass das, was er da vorschlägt, geradezu absurd verfassungswidrig wäre.‘ Dabei bleibe Kopf mit seinem Vorschlag erstaunlich inkonsequent, ergänzte der ,ZiB 2‘-Anchorman, der in Österreich der Journalist mit den meisten Twitter-Followern ist, etwas ironisch. ,Völlig ungeregelt bliebe ja dann immer noch, was wir ORFler so in der Kantine bereden, im Freundeskreis oder mit unseren Partnern. Und dringend gesetzlich vorschreiben müsste man natürlich auch, dass ORF-MitarbeiterInnen bei Wahlen ihre Stimme ausgewogen und unparteiisch zu vergeben haben, also entweder weiß wählen oder bei jeder Wahl nachweislich eine andere Partei. Manchmal ist es wirklich schwierig, keine Satire zu schreiben ...‘

286 Pressereferat Parlamentsklub des BZÖ, BZÖ-Petzner: Zensurversuche und Proporzpläne der ÖVP im ORF verhindern!, in OTS0033 5 II 0223 BZC0002 MI, 14.9.2013. 287 Mittlerweile „einfacher“ Abgeordneter der SPÖ 288 SPÖ-Mediensprecher Cap nennt Kopf-Vorschlag zu ORF „nicht akzeptabel“, in APA, APA0075 5 II 0419 MI, 15.9.2013. 289 ORF: Wrabetz lehnt gesetzliche Twitter-Regeln für ORF-Journalisten ab, in APA, APA0257 5 II 0146 MI, 20.9.2013. 290 Vgl.: @ArminWolf, abrufbar unter https://twitter.com/ArminWolf, 6.1.2014, 14.20 Uhr, Google Chrome. 79

Dass sich Politiker gelegentlich über Tweets oder Facebook-Postings von ORF-Journalisten ärgern, kann Wolf verstehen. ,Trotzdem kann das ORF-Gesetz nur regeln, was der ORF tut und was wir im ORF tun.‘ Und natürlich könnten ORF-Journalisten außerhalb ihrer Sendungen nicht einfach äußern, was sie wollen. ,Nur ist dafür nicht Herr Kopf und auch nicht der Gesetzgeber zuständig. Dafür gibt es ORF-interne Regulative, wie in jedem größeren Unternehmen.‘ Wolf verwies auf die von der ORF-Redakteursvertretung im März 2012 ausgearbeiteten ,Social Media-Guidelines‘, die mit einem Satz aus den BBC-Guidelines beginnen. ,Tue nichts Dummes! - So einfach ist es.‘“291

Diesen Satz nahm auch der Standard in seiner Nachfolgegeschichte am 16. September gleich als Titelzeile auf – und holte sich außerdem die Expertise des Verfassungsjuristen Theo Öhlinger dazu: „Vor Plänen, die Richtung Einschränkung der Meinungsfreiheit von ORF- Redakteuren gehen, warnt er im STANDARD-Gespräch: ,Da würde sehr schnell eine verfassungsrechtliche Grenze überschritten.‘ Erst im Juli habe der Verfassungsgerichtshof die Meinungsfreiheit des ORF - und seiner Redakteure - im Zusammenhang mit Social-Media- Auftritten bekräftigt, indem er das im ORF-Gesetz enthaltene Facebook-Verbot für den ORF aufhob. Es verstoße gegen ,verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte auf Meinungsäußerungsfreiheit und Rundfunkfreiheit‘.“292

Der Hintergrund von Kopfs Vorschlag dürfte offensichtlich ein anderer als jener von Strache gewesen sein. Während es Strache dabei (auch) darum ging, sein Image zu bestätigen, hatte Kopf ein realpolitischeres Ansinnen und richtete sich tatsächlich genau gegen den meinungsbildenden Einfluss von ORF-MitarbeiterInnen, im Sinne von MitarbeiterInnen eines öffentlich-rechtlichen Medienbetriebs, in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Twitter. Denn unter den zehn Twitter-Profilen von österreichischen JournalistInnen mit den meisten Followern befinden sich mit Armin Wolf (102.472 Follower), Ingrid Thurnher (20.395), Karim El-Gawhary (18.306), Hanno Settele (15.801), Roman Rafreider (12.824) und Martin Blumenau (11.975) gleich sechs MitarbeiterInnen des ORF293. Und da sich, wie die Autoren der Twitter-Politik-Studie der Universität Wien festgestellt haben, in den letzten Jahren in Österreich auf Twitter ein spezifischer innenpolitischer Kommunikationsraum entwickelt hat, in dem ein relativ offener, niederschwelliger Austausch zwischen unterschiedlichen Gruppen

291 ORF-Journalist Wolf nennt Kopf-Vorschlag „absurd verfassungswidrig“, in APA, APA0238 5 II 0494 MI, 14.9.2013. 292 Lisa Nimmervoll, „Tue nichts Dummes! – So einfach ist es“, in Der Standard, 16.9.2013, S. 6. 293 Vgl.: Journalistinnen und Journalisten, abrufbar unter unter http://twitterlist.ots.at/journalistinnen-und- journalisten/, 6.1.2014, 14.37 Uhr, Google Chrome. 80 und Akteuren stattfindet294, kommt dem diesbezüglichen Einfluss der ORF-MitarbeiterInnen eine entsprechend hohe Bedeutung zu – das alles vor dem Hintergrund, wie ja auch von Öhlinger im Standard-Interview erwähnt, der laufenden rechtlichen Auseinandersetzung über die Frage, ob der ORF soziale Netzwerke überhaupt nützen darf295.

294 Netzwerke und Themen der politischen Twittersphäre in Österreich, abrufbar unter http://www.univie.ac.at/twitterpolitik/, 6.1.2014, 14.55 Uhr, Google Chrome. 295 Kurze Zusammenfassung dieser Causa: Die Medienbehörde KommAustria und der Bundeskommunikationssenat (BKS) hatten im Frühjahr 2012 festgestellt, dass die Facebook-Aktivitäten des ORF nicht mit dem ORF-Gesetz im Einklang sind. Die KommAustria hatte im November 39 entsprechende Facebook-Angebote des öffentlich-rechtlichen Senders beanstandet, der ORF beim BKS dagegen Beschwerde eingelegt. Dieser lehnte die ORF-Berufung Anfang Mai als unbegründet ab, woraufhin sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz an Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshof wandte. Der VfGH lehnte eine aufschiebende Wirkung ab, der VwGH räumte diese ein. Am 26. Juli 2013 hob der VfGH das ORF-Facebook-Verbot auf, da er im Verbot eine Unverhältnismäßigkeit sowie einen Verstoß gegen das Recht auf Meinungsäußerung- und Rundfunkfreiheit sah. Am 17. September 2013 verhängte der BKS ein neuerliches Verbot und argumentierte, basierend auf der VfGH-Entscheidung, dass der ORF auf Facebook durch die Posting-Möglichkeit gegen das gesetzliche Verbot ständiger Foren verstoße. Am 20. September 2013 wurde dieser BKS-Bescheid vom Verfassungsgerichtshof vorläufig außer Kraft gesetzt, bis dieser eine Entscheidung über die Frage der ständigen Foren treffe. 81

8. DIE ANALYSEN UND RANKINGS

Genauso wie die einzelnen Plakatwellen der wahlwerbenden Parteien gerne einer Analyse durch die Medien unterzogen werden, gehört auch der Blick auf den Internetauftritt zu den Standardgeschichten vieler Zeitungen und Zeitschriften.

Am schnellsten war dabei die Kleine Zeitung, die bereits am 4. August 2013, wenngleich auch aus steirischer Sicht, schrieb: „Fast alle Parteien bekommen von professionellen Beobachtern schlechte Noten für ihre Performance im Internet. FH-Online-Experte Heinz Wittenbrink sieht wenig Esprit, auch hierzulande. Einzig die Neos mit ihrem System von politischen ,Tupperware-Partys‘ und die Grünen mit den Sulmkraftwerk-Aktivitäten sowie die Piraten hätten sich bisher ins Zeug gelegt.

Die etablierten Parteien seien ,senderzentriert‘, für sie ist das Netz ,Amtsblatt‘, quasi an den Medien vorbei, ,steife, politische Kommunikation von oben‘. Am schlimmsten stünde es um die SPÖ. Die ÖVP versuche zumindest, die Community als ,Familie‘ anzusprechen. Nur die Grünen kampagnisierten professionell, und Piraten und Neos versuchten das zu tun, was Netz-Standard etwa in Großbritannien sei: den Usern ein Tool zu bieten, mit dem sie selbst etwas für die Partei tun könnten.

SPÖ-Parteichef Franz Voves entschied (nicht zuletzt aufgrund der katastrophalen Erfahrung von Bundeschef Werner Faymann in Bezug auf die sozialen Medien296): ,Wenn ich es nicht

296 Bundeskanzler Faymann hatte am Nationalfeiertag 2011, also am 26. Oktober, seinen offiziellen Facebook-Auftritt www.facebook.com/bundeskanzlerfaymann im Rahmen einer Web 2.0-Offensive gestartet (Vgl.: Nationalfeiertag: "Herzlich willkommen" sagt der Kanzler 2.0., in APA, APA0151 5 II 0488 IT, 26.10.2011). Doch schon bald gab es Kritik daran: Zuerst an den Kosten des Internetauftritts, die laut dem damaligen Staatssekretär Josef Ostermayer bei 98.000 Euro plus 1.880 Euro monatlich lagen (Vgl.: „Social- Media“-Faymann kostete Bundeskanzleramt 98.000 Euro, in APA, APA0409 5 II 0089 MI/CI, 4.11.2011), dann aufgrund von Spekulationen über angeblich falsche Facebook-Fans der Faymann-Seite. Eine vom Monatsmagazin „Datum“ befragte Social-Media-Expertin vermutete als Erste, dass nicht alle Fans echt sein könnten. Manche Personen würden sich auf der Plattform zu bedeckt geben, Sprache und Stil würden sich zudem ähneln (Vgl.: Spekulationen um angeblich falsche Facebook-Fans Faymanns, in APA, APA0488 5 II 0088 MI, 17.11.2011). Die SPÖ bestritt, Fans zugekauft zu haben, und verdächtigte die politische Konkurrenz: „Das Phänomen ,spendierter Freunde‘, wo Unbekannte fremden Seiten Fans kaufen, sei neu. So etwas habe es auch international noch nicht gegeben. Daher gebe es auch keinerlei Filter, um das zu vermeiden: ,Sollte das Schule machen, sind die Auswirkungen auf den Social Media Bereich vermutlich noch gar nicht absehbar‘, schrieb das Kanzlerteam Ende November 2011 in einem via Facebook und www.bundeskanzler.at verbreiteten Rechtfertigungsschreiben (Vgl.: Faymann im Netz - Kanzlerteam mit Rechtfertigungsschreiben, in APA, APA0321 5 II 0377 MI, 28.11.2011) – doch zu diesem Zeitpunkt war der Webauftritt des Bundeskanzlers längst zur Lachnummer verkommen. Wolfgang Bachmayer, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts OGM, meinte zur Causa schon ein paar Tage davor: „Eine Welle von Gelächter, allgemeine Heiterkeit und Verarschung – so lassen sich die derzeitigen Reaktionen auf den mehr als missglückten Start von Werner Faymanns Facebook-Auftritt zusammenfassen. Wir haben es hier auch mit einer politisch zu bewertenden Frage zu tun. Durch dieses PR-Desaster wurden Glaubwürdigkeit und Vertrauen nachhaltig erschüttert.“ Gerade diese Glaubwürdigkeit sei das grundlegende Kapital eines Politikers, so Bachmayer: „Zuerst gab es die Affäre um die gekauften Inserate, mit denen versucht wurde, die 82 selber machen kann, mache ich es gar nicht.‘ Eine Offensive für die Präsenz der Partei und die Vernetzung ihrer internetaffinen Funktionäre bereitet Geschäftsführer Toni Vukan erst für den Landtagswahlkampf 2015 vor.

In der ÖVP sind die überregionalen Aktivitäten genauso bescheiden wie jene der SPÖ. Lokal setzt man auf die ,Steirerglut-Grilltour 2013‘. Für ÖVP-Geschäftsführer Bernhard Rinner hat der Wahlkampf im Internet ,eine hohe Wertigkeit‘, seit man 2010 25.000 User für ein Spiel begeistern konnte (,der Panther ist gestohlen‘). Aber es sei nur ein ,ergänzendes Medium‘. Man setzt auf die Bildsprache: Fotos von den Grillfesten werden von authentischen Anhängern in Facebook und Co verbreitet, die Partei vernetzt die Postings nur.“297

Doppelseitig analysierte der Kurier schon am 18. August 2013, „warum das Internet die Wahl im Herbst mitentscheidet“298, und ließ Expertinnen und Experten den Social-Media-Auftritt der Parteien bewerten:

„,Leider hat sich seit dem Nationalratswahlkampf 2008 nicht viel geändert. Die österreichischen Parteien begreifen soziale Medien immer noch nur als lästige Pflichtaufgabe und nicht als ernst zu nehmendes Medium, um mit Wählern in Kontakt zu treten‘, sagt Karim Bannour, Geschäftsführer der Agentur viermalvier.at, dem KURIER. Soziale Medien würden im Wahlkampf zwar punktuell stärker eingesetzt, aber oft falsch. So würden die Parteien oft den Fehler machen, einfach eine Pressemeldung und parteibuchkonforme Aussage nach der anderen rauszuschießen. ,So etwas funktioniert auf Facebook und Twitter aber nicht. Vielmehr muss man gerade auf diesen Plattformen genau zuhören, was die Menschen bewegt und ihnen durch Interaktion das Gefühl geben, gehört und miteingebunden zu werden‘, sagt Bannour“299 im Kurier. Judith Denkmayr von der Agentur Digital Affairs meinte, dass von den etablierten Parteien die Grünen sehr aktiv seien, „die sich nicht zuletzt durch ihre ,Part of

Bürger zu täuschen, und nun setzt sich dieses Bild in der Online-Welt fort. Das ist ein fatales Signal an die Wähler.“ (Vgl.: Claudia Zettel, Faymanns Facebook-Affäre wird zum PR-Desaster, in futurezone.at, abrufbar unter http://futurezone.at/netzpolitik/faymanns-facebook-affaere-wird-zum-pr-desaster/24.573.975, 30.3.2014, 21.20 Uhr, Google Chrome). Der ebenfalls am 26. Oktober 2011 gestartete offizielle Twitter-Account des Bundeskanzlers, @teamkanzler, ist noch immer online, sendete seinen letzten Tweet jedoch am 22. November 2011 (Vgl.: @teamkanzler, abrufbar unter https://twitter.com/teamkanzler/status/138970417028272128, 30.3.2014, 21.30 Uhr, Google Chrome). Der zur Zeit des Wirbels um Faymanns Web 2.0-Auftritt anonym gestartete Satire-Account @WernerFailmann ist hingegen noch immer aktiv und hat mittlerweile über 9.500 Follower (Vgl.: @Werner Failmann, abrufbar unter https://twitter.com/WernerFailmann, 30.3.2014, 21.35 Uhr, Google Chrome). 297 Claudia Gigler, Claus Albertani, Parteien nur halbherzig im Internet, in Kleine Zeitung, 4. August 2013, S.20. 298 Paul Trummer, Warum das Internet die Wahl im Herbst mitentscheidet, in Kurier, 18. August 2013, S.4,5. 299 Katharina Liedl, Experten bewerten Österreichs Parteien im Netz: „Es passieren noch immer viele Fehler“, in Kurier, 18.8.2013, S.5. 83 the Game‘-Spiele-App klar positioniert hätten, und ebenfalls schnell auf Anfragen reagieren würden. Dass die FPÖ auf eine eigene Facebook-Seite verzichtet, fällt aufgrund der Präsenz von HC Strache mit über 130.000 Facebook-Abonnenten kaum ins Gewicht. Unproblematisch ist diese Taktik laut Denkmayr aber nicht: ,Alles steht und fällt mit dem Spitzenkandidaten und der Sympathie, die diesem vom Wähler entgegengebracht wird. Die FPÖ als Partei ist kaum sichtbar.‘“300

Kritischer der Blick auf die beiden Großparteien. Der Kurier schreibt: „Die Regierungsparteien tun sich noch schwer im Netz. Die ÖVP versucht derzeit verstärkt Facebook-Fans über Display-Werbung zu generieren. Ein Werbevideo mit geschönten Facebook- und Twitterzahlen sowie erfundenen User-Kommentaren sorgte gleich zu Wahlkampfbeginn für Unmut. Die SPÖ hat ihr Facebook-Waterloo nach einem missglückten Start der Bundeskanzler-Seite 2011 schon hinter sich. Laut dem Kommunikationsexperten Yussi Pick habe sich seither viel verbessert. Die Onlinekanäle würden aber immer noch hauptsächlich dafür verwendet, um für traditionelle Medien aufbereitete Botschaften zu verbreiten.“301

Gleichzeitig relativiert der Kurier jedoch auch den Einfluss von Social Media: „Würden die Bürger im Netz die Nationalratswahl im Herbst allein entscheiden, würde Österreich vom Team Stronach und den Neos regiert und Heinz-Christian Strache wäre Bundespräsident“302.

Außerdem lässt der Kurier Politikerinnen und Politiker, die auf Facebook oder Twitter aktiv sind, zu Wort kommen und berichtet: „,Im Moment ist die Schlagzahl erhöht. Die Postings auf Facebook häufen sich, weil ich im Wahlkampf mehr Termine habe‘, sagt Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Während sie bereits seit dem Jahr 2009 bei Facebook ist und fast 4000 ,Gefällt mir‘-Clicks gesammelt hat, verzichten die meisten der SPÖ-Kollegen auf die sozialen Medien. Ein bis zwei Mitarbeiter unterstützen die Ministerin dabei, innerhalb eines Tages versucht sie, auf Anfragen zu antworten. Für Heinisch-Hosek ist es vor allem ein Informationskanal: ,Es ist auch ein Nachweis, was wir als Politiker alles tun.‘

Auch in den Parteizentralen wird seit Wahlkampfbeginn intensiver gepostet und getwittert. Neue Plakate, Wahlkampfauftritte und positive Presseberichte werden unter das Netz-Volk gebracht. Vor allem die Politneulinge vom Team Stronach und den Neos sind sehr umtriebig - und lassen die alten Parteien im Netz alt aussehen: Auf Facebook ist das Team Stronach die beliebteste Partei Österreichs, bei Twitter sind es die Piraten.

300 Ebd. 301 Ebd. 302 Paul Trummer, Warum das Internet die Wahl im Herbst mitentscheidet, in Kurier, 18.8.2013, S.4. 84

,Wir bekommen täglich mehr als 100 Anfragen über die sozialen Netzwerke‘, erzählt Rouven Ertlschweiger vom Team Stronach. Drei Leute betreuen die mehr als 25.000 Facebook- Freunde, Antworten gibt es umgehend. ,Unsere Zielgruppe nutzt das Internet sehr intensiv, daher sind die sozialen Medien für uns sehr wichtig‘, sagt auch André Igler von den Piraten. Und noch einen zentralen Vorteil hätten Twitter, Facebook und Google+: ,Sie sind gratis.‘

Während die Großparteien für den Wahlkampf je sieben Millionen Euro veranschlagt haben, will die Kleinpartei Neos mit einem Budget von 1,3 Millionen den Einzug ins Parlament schaffen - auch dank der sozialen Medien. ,Wir wollen bis zum Wahltag die Nummer eins auf Facebook werden und 35.000 bis 40.000 Freunde haben‘, erzählt Parteigründer Matthias Strolz. Das sei ein Fünftel der angestrebten 200.000 Wählerstimmen. Daher seien für Neos die sozialen Medien ,extrem wichtig‘. Strolz: ,Es ist ein völlig neues Spiel. Bei der letzten Wahl 2008 gab es in Österreich 300.000 Facebook-Nutzer. Jetzt sind es drei Millionen.‘

136.860 davon sind Fans von Heinz Christian Strache. Während die Partei weder ein offizielles Facebook- noch Twitter-Konto hat, ist Strache der beliebteste Politiker im Netz. ,An manchen Tagen bringe ich es auf zehn bis 15 Einträge‘, erzählt er. Die verfasst er meist am Rücksitz seines Autos - am Weg zum nächsten Termin. Facebook ist für ihn ,eine Plattform zur Information und Diskussion abseits der Zensur‘. Aber nicht alles, was er postet, ist politisch. ,Ich verlinke etwa auch Musikvideos, damit die Leute sehen, was mir gefällt.‘ Ihm gehe es darum, ,dass meine Freunde auch den Menschen HC Strache kennenlernen.‘

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter hat Peter Pilz mit knapp 8000 ,Followern‘ die Nase vorn: ,Twitter ist das Medium der Professionisten. Dort erreiche ich Politiker oder Journalisten.‘ Im Wahlkampf will er verstärkt auf Schlüsselbotschaften setzen: ,Dank Social Media kann man abseits der Parteizentralen Themen setzen.‘ Warum er lieber twittert? ,Ich liebe die Geschwindigkeit, die unmittelbare Reaktion.‘

Und auch Sebastian Kurz, beliebtester ÖVP-Politiker auf Facebook (28.500 ,Gefällt-mir‘), schätzt die Möglichkeit, unkompliziert zu kommunizieren: ,Leute, die was zu sagen haben, können mich und mein Team ohne viele Hürden sehr direkt erreichen.‘ Er findet die sozialen Medien generell gut: ,Entscheidend ist aber , dass man den Großteil selbst macht, sonst bringt das nix.‘“303

303 Ebd. 85

Abbildung 16: Vergleich der Online-Auftritte in der Presse (Faksimile).

Unter dem Titel „Wer im Netz die meisten Wähler fischt“ rankte die Presse schon am 25. August 2013 die Auftritte der Parteien. Platz eins ging dabei an die Grünen, gefolgt von den Neos, der FPÖ, dem Team Stronach und der ÖVP. Auf den letzten drei Plätzen landeten die SPÖ, die Piratenpartei und schlussendlich das BZÖ304. Dabei nahm eine Jury für die Presse auch die Social-Media-Aktivitäten unter die Lupe und schrieb unter anderem: „Durchdacht: Dieses Wort beschreibt den Online-Auftritt der Grünen am besten. Die Homepage, die Facebook-Seite und der Twitter-Auftritt: Alles scheint aus einem Guss zu sein. So haben es die Grünen geschafft, unverkennbar zu werden. Außerdem haben sie als einzige Partei sowohl eine App als auch ein Spiel entwickelt. Letzteres ist – obwohl so etwas schnell lächerlich wirken kann – gut gelungen. Auf Twitter sind die Partei und ihre Funktionäre sehr aktiv. Mit dem Nebeneffekt, dass sie dort auch interne Konflikte öffentlich austragen. Der Facebook- Auftritt hat sich Lob verdient – nicht nur jener der Partei, sondern auch der von Eva Glawischnig. Sie sorgt für persönlichen Touch, selbst Fotos ihrer Bürotomaten sind dabei. Das politische Statement darf auch hier nicht fehlen.“305 Bei den Neos hieß es: „Gut ist, dass die meisten Spitzenkandidaten auf Twitter aktiv sind. Auch mit ihrem YouTube-Auftritt kann die Partei punkten. Die Videos sind locker und wirken nicht aufgesetzt“306. Zu den

304 Vgl.: Iris Bonavida, Julia Neuhauser, Wer im Netz die meisten Wähler fischt, in Die Presse, 25.8.2013, S.7. 305 Ebd. 306 Ebd. 86

Freiheitlichen meinte die Presse: „Die FPÖ, das ist online wie offline ihr Parteichef Heinz- Christian Strache. Vor allem auf Facebook bemüht sich Strache, möglichst authentisch rüberzukommen und so die User anzusprechen. Das gelingt ihm, vor allem, weil er viel Persönliches von sich preisgibt – etwa das viel diskutierte Foto in Badehose. Egal, ob es gefällt, aufregt oder zum Lachen bringt: Alles, was emotionalisiert, ist im Netz gut aufgehoben. Und Strache tut dies in jedem Fall. Die FPÖ nutzt das Netz aber auch, um ihre Botschaften ungefiltert zu veröffentlichen, ganz ohne Interpretation der Medien. Die Stärke der Partei ist aber gleichzeitig auch ihre Schwäche: Durch das Netz kommen immer wieder Verbindungen mit der rechten Szene zum Vorschein. Twitter ignoriert die FPÖ fast komplett“307. Lob gab es auch für das Team Stronach: „Was passiert mit dem Team Stronach, wenn Frank stirbt? Diese und ähnliche Fragen beantwortet der Parteigründer auf seinem YouTube-Channel. Er selbst schätzt daran wohl am meisten, dass er bei seinen Monologen nicht unterbrochen wird. Für die Partei sind diese Videos gute PR. Immerhin verbreitet sich so etwas im Web sehr schnell. Einzige Kritik: Die Videos wirken teilweise trocken. Vorbild für andere Parteien könnte das Team Stronach in Sachen Kommunikation auf Facebook sein. Die Partei des Magna-Gründers schafft es nicht nur, Diskussionen anzustoßen, sondern auch, diese am Köcheln zu halten. So gewinnt man Facebook-Freunde nicht nur, sondern behält sie auch. Auch auf Twitter schafft es die Partei, schnell auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren“308.

Kritischer schon die Analyse des ÖVP-Auftritts in sozialen Netzwerken: „Will man sich doch als Wähler informieren, bekommt man auf Spindeleggers Facebook-Seite wenig Inhalte geboten, auch der persönliche Kontakt fehlt. Genauso ist es auf Twitter – hier fällt eigentlich nur Bundesgeschäftsführer Hannes Rauch wirklich auf“309. Ähnlich auch die Presse-Analyse der SPÖ: „Ein neuer Webauftritt, ein eigenes Komitee für Bundeskanzler Werner Faymann (inklusive Homepage) und viele onlineaffine Jungkandidaten: Bei der SPÖ tut sich so einiges. Die Quantität stimmt also. Bei der Qualität hapert es hingegen. Die Seiten sind untereinander nicht koordiniert, eine Gesamtstrategie fehlt. Außerdem findet (zu) wenig Diskussion mit den Usern statt. Auch Faymanns Facebook-Seite wirkt zu starr und kontrolliert. Es gibt kaum Persönliches. Nach dem misslungenen Start in die Online-Welt (Stichwort falsche Freunde) traut man sich wohl nicht mehr viel“310.

307 Ebd. 308 Ebd. 309 Ebd. 310 Ebd. 87

„Bei den Piraten fragt man sich, ob sie überhaupt schon im Wahlkampf angekommen sind. Denn online merkt man kaum etwas davon. Und das, obwohl die Piraten immer wieder betont haben, dass sie vorwiegend im Netz wahlkämpfen wollen. Woran das liegt? Es fehlt wohl auch an finanziellen Mitteln. Dennoch gibt es ein paar Pluspunkte: Es gibt genügend Infos zu ihrem politischen Programm, die Piraten verstehen den NSA-Skandal für sich zu nützen und haben einen guten Twitter-Auftritt. Einige Vertreter engagieren sich dort täglich, und da sich auf Twitter viele Journalisten aufhalten, bringt das Medienpräsenz. Sonst vermisst man allerdings eine klare Strategie“311, so die Presse über die Kleinpartei. Und beim BZÖ stellte die Jury fest: „Der Facebook-Auftritt der Partei und auch jener von Bucher selbst sind nur wenig überzeugend. Zudem kann man sie optisch kaum von einander unterscheiden – daher stellt sich die Frage, ob es beide Auftritte braucht. Eines muss man dem BZÖ-Obmann aber lassen: Er ist der einzige Spitzenkandidat, der selbst twittert – wenn auch nicht allzu regelmäßig“312.

Die Salzburger Nachrichten wiederum waren das einzige Printmedium, das sich die Videos der wahlwerbenden Parteien genauer ansah und von einem Experten analysieren ließ – siehe Kapitel „YouTube-Clips der Parteien in den Printmedien: Sex, Liebe und ein Hawara“.

Der Facebook- und Twitter-Auftritt im Wahlkampf wurde mit einer Grafik samt kurzem Text abgetan. Gelistet wurden die Fan- und Follower-Zahlen von Parteien und ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten – an der Spitze dabei: Michel Reimon von den Grünen beim Twitter-Ranking, gefolgt von Peter Pilz und Sebastian Kurz, Heinz-Christian Strache von der FPÖ beim Facebook-Ranking (hinter ihm das Team Stronach und die NEOS)313. Aber, wie dabei betont wurde: „Fanzahlen alleine sagen nichts aus“314, zitierten die Salzburger Nachrichten Karim-Patrick Bannour, Geschäftsführer der Social-Media-Agentur viermalvier.

311 Ebd. 312 Ebd. 313 Vgl.: Wahlkampf auf Twitter und Facebook, in Salzburger Nachrichten, 5.9.2013, S.11. 314 Ebd. 88

Abbildung 17: Userzahlen-Rankings eignen sich gut für grafische Darstellungen in der Zeitung, wie etwa die Salzburger Nachrichten bewiesen (Faksimile).

„,Das Netz ist in dieser Wahl wichtig wie noch nie. Aber um online zu punkten, packen die Parteien andere Tricks aus‘“315, stellte der Falter am 28. August 2013 doppelseitig fest und berichtete: „Der ,War Room‘ der SPÖ. Der Name klingt martialisch, aber tatsächlich ist es ein normales Großraumbüro in der Löwelstraße, in dem die Partei ihre Wahlkampfzentrale eingerichtet hat. Das Konzept: Alle Verantwortlichen sitzen nah beisammen und können sich im hektischen Wahlkampf rasch absprechen – auch mit Ingrid Gogl. Sie ist die Person, die der SPÖ das Internet erklären soll. Gogl ist sogenannte Social-Communities-Expertin der Agentur Datenwerk, die Partei hat sie engagiert. Ihre Aufgabe als Chefberaterin: Sie muss die Roten ins 21. Jahrhundert und in die sozialen Medien bringen.

Bei einem schwerfälligen Tanker wie der SPÖ ist das wohl nicht so einfach – noch dazu fahren die Sozialdemokraten heuer einen Wahlkampf für die (eher älteren) Kernwähler. Da feiert man bereits kleine Erfolge: ,Online gibt es kein Copy-paste von Pressemeldungen mehr‘, sagt Gogl, so etwas langweile die Facebook-User nur. Sie selbst sieht sich als Übersetzerin zwischen Partei und Netz.

315 Ingrid Brodnig, Wahlkampf, jetzt ganz niedlich, in Falter, 28.8.2013, S.24. 89

Onlinewahlkampf, ein Kinderspiel? Das wäre ein großer Irrtum. Extrem viel Zeit fließt in die Beantwortung und Moderation von Postings oder User-Fragen. Auch müssen die Parteien oft sehr schnell reagieren, um rechtzeitig einen politischen Aufreger zu thematisieren und daraus politisches Kapital zu schlagen. Als aufflog, dass einige FPÖler bei einer rechtsextremen Facebook-Gruppe Mitglied waren, antwortete die SPÖ prompt mit einem Bild: ,Kein Fußbreit der rechten Hetze!‘ Das Sujet wurde 285-mal auf Facebook geteilt, 31.000 User sahen dieses Bild in ihrem Nachrichtenstream. Für die SPÖ, die sich erst langsam an das Web herantraut, ein Erfolg.

Im Netz kann man günstiger relativ viele Menschen erreichen. Aber noch mehr als das: Für einzelne Parteien kann das Web tatsächlich einen Unterschied machen.

,Es geht um Platz eins bei den Jungen. Die Onlinekampagne kann den Grünen dazu verhelfen, die FPÖ bei den Jungwählern zu überholen‘, meint Politikberater Rudi Fußi. Glaubt man Experten wie ihm, haben die Grünen dieses Mal eine extrem professionelle Kampagne. Ein breites Publikum soll weniger mit Inhalten als mit kecken Sprüchen angelockt werden. Vom Plakat bis zum Smartphonespiel ist alles in den gleichen Farben durchdesignt: in Grün, Weiß und Magenta.

Die Grünen stecken auch einen großen Teil ihres Budgets ins Netz: ,Heuer werden es insgesamt fast 530.000 Euro online sein. Vor fünf Jahren waren es nur knapp 100.000 Euro‘, sagt er. Vieles davon fließt in Onlineinserate, einiges in die Entwicklung verschiedener Apps und kurzer Spots, die dann auch Youtube-Hits sind. Niederschwellig und lustig will man sein, um auch andere Wählerschichten anzusprechen.“316

Der Falter beobachtete die Facebook-Aktivitäten der Parteien offenbar für seine Analyse sehr genau – und kam sogar auf die Katze. Beziehungsweise, um genau zu sein, bewies der Falter, dass Katzenfotos nicht nur auf Facebook sehr beliebt sind, sondern dass man es damit sogar in ein Printmedium schaffen kann: „Cat-Content sorgt für hohe Response-Raten, also für Klicks, erklären Onlineexperten. Auch die Parteien nützen das: Zum Weltkatzentag postet das Team Stronach auf Facebook ein niedliches Tier. Die Neos warben für ihre Vorwahlen mit einem neugierigen Kätzchen, das ein Papiersäckchen inspiziert. Dazu der Text: ,Diesmal nicht die Katze im Sack‘. Sogar die SPÖ hat schon Cat-Content ausprobiert. Am Weltkatzentag veröffentlichte man ein Foto aus der Wahlkampfzentrale. Unauffälliges Detail: Eine Genossin trug Katzenohren. ,Als Beraterin geht es mir darum, den Leuten zu zeigen, dass die Kommunikation im Internet Spaß machen kann‘, sagt Gogl. Auf Spaß setzen übrigens auch

316 Ebd. 90 die Neos. Ihre Aktivisten und Aktivistinnen fallen mit sehr fröhlichen, freundlichen Postings auf, die offensichtlich Aufbruchsstimmung vermitteln sollen. Eine geschickte Strategie für eine Neupartei“317.

Abbildung 18: das Katzenposting des Teams Stronach (Screenshot von der Stronach- Facebookseite).

317 Ebd. 91

Abbildung 19: das etwas andere Katzenposting der SPÖ (Screenshot von der Facebookseite der SPÖ).

Doch der Falter wies auch auf die Probleme der Parteien im Netz hin: „Man sollte sich nicht einlullen lassen: Das Web ist nicht nur ein freundlicher Ort mit herzigen Tieren. Wenn Parteien online auffallen, dann oft mit Niederträchtigkeiten oder mit Manipulation. Das zeigen nicht nur die diversen Entgleisungen von FPÖ-Funktionären, sondern auch die Aufregungen rund um gekaufte Freunde. Manch ein Facebook-Fan von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) soll gar nicht real existieren. Integrationsstaatsekretär Sebastian Kurz (ÖVP) wiederum warb neulich in einem Video mit digitalen Anhängern und Erfolgen, die es gar nicht gibt“318.

Ebenfalls in diese Kategorie gehört die wöchentlich erscheinende Serie „#Fundstücke“, mit der das Magazin profil den Wahlkampf begleitete und darin Höhepunkte und Skurriles aus dem Online-Wahlkampf zeigte. Dabei nahm profil jedoch nicht nur auf die Postings und

318 Ebd. 92

Tweets der wahlwerbenden Politikerinnen und Politiker beziehungsweise Parteien Bezug – wie zum Beispiel auf kuriose Plakatkombinationen, die im Internet veröffentlicht wurden. Gleichzeitig baute profil auch seine eigenen Social-Media-Aktivitäten in die Berichterstattung ein: Am 12. August 2013 wurde beispielsweise über eine Twitter-Blitzumfrage von @profilonline, dem offiziellen Twitter-Account von profil, berichtet. @profilonline wurde folgende 140-Zeichen-Frage gestellt: „Welche Partei macht bisher den besten Online- Wahlkampf? Wo liegen die Stärken und Schwächen im Social-media-Auftritt? #wahlprofil“319. Für die Printausgabe wurden vier Antworten, drei davon freilich von ExpertInnen, gegeben:

„@pictureingpe (Petra Bernhardt, Politologin) Online-Wahlkampf! Ah! Vielleicht müssen wir uns einfach alle nur ganz fest einreden, dass es sowas in Österreich gibt

@GarFunkel4 (Valentina Dopona, Studentin) #neos machen gute Figur. Schnelle Antworten, diskussionsbereit

@Werner_beninger (PR-Experte, Ex-Journalist) #gruene: jedenfalls die mit der kürzesten Reaktionszeit auf twitter – congrats

@rudifussi (Unternehmer) grüne sehr gut koordiniert, hohe Schlagkraft. NEOS top bei Twitter-Interaktion und starke Viralität“320.

In der gleichen Ausgabe lieferte profil auch ein eigenes Ranking der Online-Auftritte und vergab in einem sogenannten Online-Barometer Doppelplus, Plus, Minus und Doppelminus an Team Stronach („Der 80-jährige Frank Stronach ist bisher nicht als großer Social-Media- user aufgefallen. Seine Partei hingegen führt doch überraschend mit 25.700 Facebook- Freunden und 3,057 Twitter Followern das Parteien-Ranking an.“321), die NEOS („Die jungen NEOS (Matthias Strolz) lassen die Altparteien locker hinter sich: 22.073 Facebook- und 2.226 Twitter-Anhänger bedeuten Platz zwei.“322), die ÖVP („Dramatische Musik, große Gesten und ein augenzwinkernder Vizekanzler auf der Suche nach Wahlhelfern – im Netz aber erfolglos. Das ,Aufgehts‘-Video schaffte keine 1.000 Klicks.“323) und das BZÖ („Die Band Unheilig untermalt Josef Buchers Wahl-Video fünf Minuten lang mit pathetischem Düster- Schlagerpop. Motto: Händeschütteln ist der halbe Sieg.“324).

319 Philip Dulle, Stephan Wabl, Twitter-Feed, in profil, 12. August 2013, S.28. 320 Ebd. 321 Philip Dulle, Stephan Wabl, Online-Barometer, in profil, 12. August 2013, S.28. 322 Ebd. 323 Ebd. 324 Ebd. 93

Zwei Wochen später ein neues Ranking von profil – und wieder die NEOS vorne: „Die NEOS haben bereits mehr Fans bei Facebook und Twitter als die anderen Parteien.“325

Abbildung 20: Online-Ranking im profil (Faksimile).

Zweimal schaffte es auch FPÖ-Spitzenkandidat Heinz-Christian Strache prominent in die „#Fundstücke“-Reihe. Am 26. August berichtete profil: „Heinz-Christian Strache ließ sich nach der Stronach-Entblößung nicht lange bitten. Sein Oben-ohne-Foto vergleicht er mit jenem von John F. Kennedy. 1.186 Facebook-Fans gefällt das.“326

325 Philip Dulle, Online-Ranking, in profil, 26. August 2013, S.28. 326 Philip Dulle, Zitiert, in profil, 26. August 2013, S.28. 94

Abbildung 21: Strache verglich sich mit John F. Kennedy und schaffte es damit ins profil (Screenshot von Straches Facebookseite).

Und knapp vor der Nationalratswahl brachte profil sogar halbseitig ein Strache-Posting: „Facebook-Scherzkeks H. C. Strache: Auf einem vor der TV-Konfrontation aufgenommenen Foto verpasst der FPÖ-Chef Kanzler Faymann eine Sonnenbrille und schreibt: ,HC Strache mit Bodyguard Werner ;-)‘“327.

327 Philip Dulle, Stephan Wabl, Aus der Witzkiste, in profil, 23. September 2013, S.42. 95

Abbildung 22: Eine halbe Seite im profil gab es für ein augenzwinkerndes Posting von FPÖ- Chef Strache (Faksimile).

Den Launch der Homepage politikeronline.at, auf der das Markt- und Meinungsforschungsinstitut OGM, die Agentur web2watch sowie das Institut für Strategieanalysen dokumentieren, was österreichische Politikerinnen und Politiker in den sozialen Netzwerken posten, nahm die Tageszeitung Österreich zum Anlass für ein Ranking und nannte es „Outing der fleißigsten ,Polit-Tweeter‘“328: „Der burgenländische Grünen-Chef Michel Reimon ist Österreichs fleißigster Politiker, was Social Media angeht. Laut der Homepage politikeronline.at postete er in den letzten drei Monaten auf Facebook und Twitter 1.359 Mal (Stand Montag, 15 Uhr). Nur an 5. Stelle ist FPÖ-Chef Strache, der ja im Wahlkampf besonders auf Facebook setzt“329.

328 Outing der fleißigsten „Polit-Tweeter“, in Österreich, 19.9.2013, S.5. 329 Ebd. 96

Das Ranking im Detail:

1. Michel Reimon (Grüne), 1.359 Posts

2. Mario Kunasek (FPÖ), 989 Posts

3. Kurt Fischer (ÖVP), 878 Posts

4. Marco Schreuder (Grüne), 871 Posts

5. Heinz-Christian Strache (FPÖ), 823 Posts

6. Sonja Ablinger (SPÖ), 470 Posts

7. Klaus Werner-Lobo (Grüne), 432 Posts

8. Manfred Haimbuchner (FPÖ), 307 Posts

9. Johann Gudenus (FPÖ), 284 Posts

10. Ulrike Lunacek (Grüne), 259 Posts330

Angemerkt zu diesem Ranking sei freilich, dass nur drei der aufgezählten Politikerinnen und Politiker einen Bezug zum Nationalrat haben: Die beiden FPÖ-Politiker Kunasek und Strache sind aktuell und waren vor der Wahl Nationalratsabgeordnete, die SPÖ-Politikerin Sonja Ablinger war im Nationalrat, schaffte aber den Wiedereinzug nicht.

Differenzierter berichtete der Standard über das neue Portal: „Die Plattform ermöglicht auch, gezielt Postings zu bestimmten Bereichen auszuwählen – wobei ein Klick auf ‚ÖVP’ nicht nur Postings schwarzer Politiker bringt, sondern auch die Vorwürfe des Grünen-Madatars Werner Kogler, der auf Facebook gepostet hat: ,Die #spindelegger-ÖVP ist moralisch #abgesandelt!‘

Klickt man weiter, landet man auf Koglers Facebook-Seite – hält man sich dagegen an die Hashtags, kommt man zu Postings ad Spindelegger oder zu einer Postingsammlung, die das von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl kreierte Unwort des Wahlkampfs aufgreift.

Folgt man einzelnen Politikern, so stößt man womöglich sogar auf Diskussionen untereinander – etwa wenn sich der ÖVP-Mann Michael Ikrath artig dafür bedankt, dass SPÖ- Abgeordnete Sonja Ablinger anerkennt, dass er (als einer der wenigen seiner Partei) Twitter nicht bloß als Kanal für Aussendungen verwendet, sondern dort tatsächlich diskutiert.

Als wichtiges Feature bietet die Plattform die Möglichkeit, für jeden Politiker die Website, die Facebook- und Twitter-Profile und auch die direkte E-Mail anzuklicken. Filzmaier: ,Das

330 Vgl.: Outing der fleißigsten „Polit-Tweeter“, in Österreich, 19.9.2013, S.5. 97

Motto lautet ,Sprich mit deinem Politiker‘. Die Nationalratswahl wird als Startrampe nutzen.‘ Diese stehe bei dem Projekt jedoch nicht im Mittelpunkt.

Derzeit dürften nur rund 20 Prozent der Mandatare im Social Web aktiv sein, die neue Plattform soll daher auch zur Aktivität animieren“331.

Bei der Präsentation von politikeronline.at verwies der Politologe Peter Filzmaier, einer der Projektpartner, übrigens zudem darauf, dass es sich bei dem Portal auch um ein „Archiv für Journalisten“332 handle, denn, wie die APA schreibt: „Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter ermöglichen es Politikern, mit den Bürgern recht einfach in Kontakt zu treten, mitunter verliert man im umfangreichen Angebot jedoch die Übersicht“333.

Die Beispiele in diesem Kapitel zeigen jedenfalls, dass sich ein gelungener Social-Media- Auftritt in jedem Fall in der klassischen Wahlkampfberichterstattung niederschlägt – und das natürlich vor allem bei jenen, die positiv bewertet werden, im Sinne der wahlwerbenden Parteien. Wenn beispielsweise, wie oben gezeigt, die NEOS im profil-Online-Barometer auf Platz eins landen und diese Meldung mit einem Foto der strahlenden KandidatInnen illustriert wird, dann dürfen sich die MacherInnen des Auftritts auf die Schultern klopfen. Es zeigt sich auch die Wichtigkeit eines durchgängigen Corporate Designs, denn wenn man sich die grafische Gestaltung des Rankings der Presse ansieht, dann bekommen die Parteien damit eine quasi Gratis-Werbefläche in der Zeitung, da die abgedruckten Bilder durchaus auch Inserate sein könnten. Für jene, die im Ranking die Spitzenplätze belegen, ist das auf alle Fälle erfreulich.

Wichtig scheint jedoch auch, dass der Social-Media-Auftritt früh genug gut funktionieren muss, denn die klassischen Medien gaben darüber schon sehr früh im Wahlkampf ihr Urteil. Der Bericht der Kleinen Zeitung am 5. August 2013 erschien beispielsweise schon vor dem

331 Alle Postings auf einen Blick, in Der Standard, 10.9.2013, S.7. 332 Neues Portal Politikeronline.at soll den Dialog mit Bürgern fördern, in APA, APA0240 5 II 0428 MI , 9.9.2013. 333 Ebd. 98 offiziellen Wahlkampfauftakt von SPÖ (29. August 2013334), ÖVP (5. August 2013335), FPÖ (31. August 2013336) oder Grünen (26. August 2013337).

334 Vgl.: SPÖ-Bundesorganisation, Pressedienst, H e u t e Donnerstag, 29. August: Wahlkampfauftakt der SPÖ im Museumsquartier, in OTS0057 5 II 0146 NSK0001, 29. August 2013. 335 Vgl.: NR-Wahl: Spindelegger wünscht sich zum Wahlkampfauftakt „weniger SPÖ“, in APA, APA0277 5 II 0380, 5. August 2013. 336 Vgl.: NR-Wahlkampf wird ernst - Stronach macht Auftakt bei den Auftakten, in APA, APA0059 5 II 0284, 22. August 2013. 337 Vgl.: Grüner Klub im Parlament, AVISO: Montag, 26.08., 10:30 Uhr: Wahlkampfauftakt der Grünen mit Eva Glawischnig, in OTS0131 5 II 0092 FMB0001, 23. August 2013. 99

9. ZUSAMMENFASSUNG/SCHLUSSFOLGERUNGEN

Vor dem Hintergrund, dass Social Media erstmals konkreter und relevanter Bestandteil der Kampagnen der wahlwerbenden Parteien im Nationalratswahlkampf 2013 war, ist es nicht überraschend, dass die jeweiligen Social-Media-Auftritte auch Bestandteil der Berichterstattung der klassischen Medien im Printbereich wurden. Insbesondere mit Facebook und mit Twitter stehen den Parteien neue Plattformen zur Verfügung, um mit ihren Botschaften die Wählerinnen und Wähler zu erreichen – und da es sich ja nicht um einen abgeschlossenen Raum handelt, auch die „alten Medien“.

Aus der Beobachtung des Wahlkampfes heraus kann man die Medienresonanz über die Social-Media-Auftritte der Parteien (sowie der Politikerinnen und Politiker) in folgende Gruppen einteilen:

- Skandale beziehungsweise Skandalisierungen und Aufgeregtheiten - Agenda Setting der Parteien - Analysen und Rankings - Indirekte Wirkungen, insbesondere das Verhalten auf Twitter betreffend

Zusätzlich gab es im abgelaufenen Wahlkampf noch den Punkt „soziale Medien“ als innenpolitisches Thema, hervorgebracht einerseits durch FPÖ-Chef Strache, der sich von Facebook blockiert fühlte, sowie durch die laufende Debatte über den Einsatz von Social Media von ORF-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Die größte (mediale) Reichweite erlangten jedenfalls Postings, die nicht direkt aus den Parteizentralen beziehungsweise den dort beheimateten Kommunikationsabteilungen kamen, sondern von privaten Accounts von Politikerinnen und Politikern. Da sich soziale Medien mittlerweile als Recherchequellen für Journalistinnen und Journalisten durchgesetzt haben, ist es kein Wunder, dass in diesem Bereich auch nach Skandalen und „Aufregern“ gesucht wird – und dass diese dort auch gefunden werden. Das schlagzeilenträchtigste Beispiel dafür waren die vom Wochenmagazin News (in durchaus reisserischer Art und Weise) gemeinsam mit der Initiative „Heimat ohne Hass“ aufgedeckten „Facebook-Nazis der FPÖ“, über die mehrere Tage lang österreichweit berichtet wurde. Rassistische Aussagen, die von FPÖ-Funktionären zumindest gelesen oder gesehen worden sein sollen, sorgten für viel Kritik an der FPÖ im 100

Wahlkampf quer durch alle Medien. Aber auch private Postings des Grünen Bundesrats Dönmez sorgten für „Blätterrauschen“.

Weniger Durchschlag fanden Postings oder Tweets, die von offizieller Stelle kamen. Die größte Ausnahme dabei ist die Facebook-Seite von FPÖ-Chef Strache. Diese hat nicht nur von allen offiziellen Polit-Seiten Österreichs die meisten Fans, sondern ein Posting des Parteichefs in Badehose kam wochenlang in allen Printmedien vor. Das einzige offizielle Partei-Posting, das für Schlagzeilen sowie auch für parteiinternen Wirbel sorgte, war eines von den Grünen, das eine schwarze Putzfrau zeigte und offenkundig missverständlich war.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die offiziellen Parteiseiten unwichtig oder geringschätzig zu behandeln sind – im Gegenteil: Genauso wie jede Plakatkampagne der Parteien mehr oder weniger ausführlich kommentiert und beschrieben wird, geschieht dies mittlerweile auch mit dem Social-Media-Auftritt. Und das tendenziell bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Wahlkampf – die meisten klassischen Medien gaben ihre Urteile dazu schon vor den offiziellen Wahlkampfauftaktveranstaltungen der Parteien ab. Ein gut gemachter Social- Media-Auftritt bringt den wahlwerbenden Parteien also in jedem Fall auch gute Berichterstattung, ein schlechter erntet in den klassischen Medien durchaus Spott und Hohn.

Grundsätzlich gab es mehr Berichterstattung über Social-Media-Aktivitäten im Wahlkampf zu Beginn der Wahlkampfauseinandersetzung, obwohl gleichzeitig die politischen Accounts auf Facebook und Twitter bis zum Wahltag hin ständig mehr Fans und Follower bekamen, also das Interesse in den sozialen Netzwerken größer wurde.

Selten aber doch gelang es denn Parteien auch, nach dem „online first“-Prinzip mit Marketingmaßnahmen zuerst in den sozialen Netzwerken zu punkten und aufgrund des dortigen Erfolgs auch in die klassischen Medien zu kommen. Die besten Beispiele dafür sind einerseits das Korruptions-Game der Grünen, andererseits auch die YouTube-Videos der FPÖ sowie der Grünen, über die vor allem in den (Wiener) Gratis-Tageszeitungen intensiv berichtet wurde.

Dies ist grundsätzlich ein weiterer Trend, der in der Beobachtung des Wahlkampfes festgestellt werden konnte: Die (Gratis-)Zeitungen Heute und Österreich (Österreich wird ja in Wien gratis verteilt) widmeten sich überproportional Social-Media-Themen. Die teilweise durchaus boulevardeske Aufmachung der jeweiligen Geschichten („Sex-Video“, „Hartes 101

Match zwischen Grünen und FPÖ auf YouTube“) würde den Schluss zulassen, dass sich Social-Media-Aufreger sehr gut für den Boulevard eignen – demgegenüber steht jedoch, dass sich die reichweitenstärkste Boulevardzeitung Österreichs, die Kronen Zeitung, an dieser Berichterstattung nur am Rande beteiligte.

Ob die Medienresonanz über Social Media im Wahlkampf generell verstärkt in Richtung „Hype-Journalismus“ ging, lässt sich nicht mit einem pauschalen Ja oder Nein beantworten. Eine diesbezügliche Tendenz ist zwar durch diverse Skandalisierungen und Skandalisierungsversuche zu erkennen, gleichzeitig ist aber festzuhalten, dass, wenn beispielsweise ein Politiker eine strittige Aussage öffentlich postet, diese theoretisch von über 3 Millionen Österreicherinnen und Österreichern auf Facebook gesehen, kommentiert, geliket oder geteilt werden kann – und damit spielen sich solche Angelegenheiten in einem sehr öffentlichkeitsrelevanten Raum ab, der von der Größe her mit den auflagenstärksten Medien des Landes zu vergleichen ist. Die theoretische Ausrede „Aber das war ja nur ein Facebook- Posting“ ist nicht zulässig – es macht keinen Unterschied, ob man in einer Boulevardzeitung oder in einem sozialen Netzwerk beispielsweise über eine Todesspritze für eine Politikerin laut nachdenkt.

Dieses Beispiel, aber auch die „Facebook-Nazis“ oder die Twitter-Auseinandersetzung zwischen dem Pressesprecher der Justizministerin und dem Falter-Chefredakteur zeigen, wie leicht und wie schnell die Kommunikationsabteilungen der Parteien die Kontrolle über das Verhalten ihrer Funktionärinnen und Funktionäre, aber, siehe eben den Fall Pöllauer/Klenk, auch über ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren – wodurch Berichterstattung über soziale Medien für die klassischen Medien oftmals naturgemäß spannender und interessanter ist, als Presseaussendungen zu verwerten und zu verwenden.

Versucht man herauszukristallisieren, ob bestimmte Themen festzumachen sind, die von Social Media kommend größere Chancen haben, auch von den klassischen Medien aufgenommen zu werden, dann zeigen sich hier vor allem zwei Bereiche: Sex und Nazis.

Egal, ob es um „Sex-Videos“ von den Grünen oder nackte Oberkörper von Parteichefs, im speziellen Fall von der FPÖ, ging – Schlagzeilen waren garantiert, genauso wenn Postings im rechtsradikalen Bereich oder an diesem Rand entdeckt wurden. 102

Den Versuch, ihre Wahlkampfthemen auch über diese Schiene zu positionieren, haben in jedem Fall FPÖ und Grüne unternommen – teilweise mit Erfolg, wie die Berichterstattung über das Grüne Korruptions-Game zum Wahlkampfthema Korruptionsbekämpfung oder die Berichterstattung über die YouTube-Filme über die Familie Berger der FPÖ (Straches Hawara – Wahlkampfthema Strache) zeigten. Bei beiden Beispielen dürfte aber im Vordergrund stehen, dass man versucht hat, Berichterstattung über den jeweiligen Wahlkampf um die Zielgruppe der Jungwählerinnen und -wähler zu bekommen.

Welche Schlussfolgerungen treffen nun zum Abschluss auf die einzelnen Parteien speziell zu?

FPÖ und die Grünen sind jene Parteien, die am meisten Berichterstattung über ihre Social- Media-Aktivitäten verbuchen konnten – im Bereich der kritischen beziehungsweise negativen Berichte haben die Parteien jedoch mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. So gab es Kritik an Grünen-Facebook-Postings nur von parteiinternen Kritikerinnen und Kritikern. Genau umgekehrt ist die Situation bei den Freiheitlichen: Kritik an Postings von FPÖ- Funktionärinnen oder -Funktionären kam durchgängig von anderen Parteien. SPÖ und ÖVP haben hingegen eher damit zu kämpfen, überhaupt klassisch-mediale Aufmerksamkeit zu erzielen.

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ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: So oft wurden die Parteien im Beobachtungszeitraum gemeinsam mit dem Begriff „Facebook“ in Printartikeln erwähnt 23 Abbildung 2: In welchen Beobachtungswochen die Parteien wie oft mit dem Begriff „Facebook“ in Printartikeln erwähnt wurden 24 Abbildung 3: So oft wurden die Parteien im Beobachtungszeitraum gemeinsam mit dem Begriff „Twitter“ in Printartikeln erwähnt 25 Abbildung 4: In welchen Beobachtungswochen die Parteien wie oft mit dem Begriff „Twitter“ in Printartikeln erwähnt wurden 26 Abbildung 5: Falter-Chefredakteur startet einen Twitter-Dialog mit Karl- Pressesprecher Sven Pöllauer 29 Abbildung 6: Fortsetzung des Dialogs zwischen Klenk und Pöllauer 30 Abbildung 7: Österreichische Politik-PressesprecherInnen auf Twitter 32 Abbildung 8: Armin Wolf (ORF) im Twitter-Dialog mit dem ÖVP-Partei-Account 34 Abbildung 9: Österreich berichtet über den FPÖ-YouTube-Spot mit Franzi Bergers Tätowierung 37 Abbildung 10: News-Cover über den Facebook-Skandal der FPÖ im Wahlkampf 42 Abbildung 11: Standard-Bericht über parteiinternen Ärger bei den Grünen über ein Facebook-Posting 59 Abbildung 12: Straches Badehosen-Facebook-Posting 63 Abbildung 13: Gebi Mairs Facebook-Antwort auf Straches Badehosen-Foto 66 Abbildung 14: Heute verglich Strache mit Miley Cyrus und Lady Gaga – der FPÖ-Chef teilte es sofort mit seinen Facebook-Fans 67 Abbildung 15: Die Grünen präsentierten ihre App als erstes auf Facebook 70 Abbildung 16: Vergleich der Online-Auftritte in der Presse 85 Abbildung 17: Userzahlen-Rankings eignen sich gut für grafische Darstellungen in der Zeitung, wie etwa die Salzburger Nachrichten bewiesen 88 Abbildung 18: das Katzenposting des Teams Stronach 90 Abbildung 19: das etwas andere Katzenposting der SPÖ 91 Abbildung 20: Online-Ranking im profil 93 Abbildung 21: Strache verglich sich mit John F. Kennedy und schaffte es damit ins profil 94 Abbildung 22: Eine halbe Seite im profil gab es für ein augenzwinkerndes Posting von Strache 95