25 JAHRE GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE INHALT

Vorwort 5

Grüne ERFOLGSGESCHICHTEN TEIL 1 01 Umweltschutz wird zur Institution 6 02 Österreich bleibt frei von Gentechnik 8 03 Tierschutz ist Gesetz – und zwar ein bundesweit einheitliches 10 04 Die Landwirtschaft wird grün(er) 12 05 Green Jobs 14 06 Atomkraft? Nein Danke! 16 07 Grüner Strom für Österreich 18

Grüne Pionierinnen 20 Grüne ERFOLGSGESCHICHTEN TEIL 2 08 „Alle Neune!“ – Grüne in allen Landtagen 22 09 Wir leben die Quote 24 10 Abschaffung der PolitikerInnenpensionen 26 11 Barrierefreiheit für alle 28 12 Finanztransaktionssteuer entwaffnet SpekulantInnen 30 13 BürgerInnenpartizipation und BürgerInnenfinanzierung 32 14 Diese 25 Grünen Erfolge wurden in einem gemeinsamen Workshop erarbeitet, AufdeckerInnen der Nation 34 zu dem alle (Ex-)Abgeordneten und MitarbeiterInnen eingeladen waren. 15 Stoppt die Rechten 36 16 Rehabilitierung der Wehrmachtsdeserteure 38 AutorInnen Marlies Meyer, Lukas Hammer, Jens Karg, Brigid Weinzinger, 17 Kunstrückgabe 40 , Judith Neyer, Gerhard Jordan, Anita Bernroitner, 18 Ausbau der Demokratie in der EU 42 Felix Ehrnhöfer, Gabi Stauffer, Josef Meichenitsch, Monika Feigl-Heihs, 19 Bleiberecht wird Gesetz 44 Wolfgang Niklfeld, Lukas Wurz, Thomas Geldmacher, Hannes Metzler, 20 Jakob Redl, Eike Pressinger, Ewa Dziedzic, Esther Lurf Grüne Grundsicherung: Aufbruch in das Sozialsystem der Zukunft 46 21 Bundespflegegeldgesetz 48 Impressum 22 Eingetragene PartnerInnenschaft 50 Herausgeber Die Grünen, Rooseveltplatz 4 – 5, 1090 Wien, www.gruene.at; 23 Getrennter Ehename 52 Grüner Klub im Parlament, 1017 Wien 24 Wählen ab 16 54 Redaktion Sumaya Musa, Reinhard Pickl-Herk, Doris Schmidauer, Walter Schmidt, 25 Abschaffung der Studiengebühren 56 Marlene Sindhuber, Martin Radjaby, Johanna Stögmüller, Jonas Vogt

Redaktionsschluss November 2011 Grafische Gestaltung Super-Fi, 1040 Wien Fotoimpressionen 58 Druck Druckerei Janetschek, Gußhausstr. 24 – 26, 1040 Wien

Ident-Nr. A-10484 www.druckmedien.at Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE

VORWORT

25 Jahre Grüne – das bedeutet eine lange Liste von Erreichtem: von der erhal- ten gebliebenen Hainburger Au über gentechnikfreie Landwirtschaft bis zu Wind- rädern und Solarpaneelen auf Österreichs Dächern. Die österreichische Gesell- schaft hat sich verändert. Auch die Rolle der Frauen – sie sind stärker und selbst- bewusster geworden. Die Debatte um soziale Gerechtigkeit ist längst eröffnet, die Bevölkerung stemmt sich mittlerweile gegen die Geiselhaft der völlig entfesselten Finanzmärkte. Vieles von diesem Um- und Neudenken können wir Grüne uns selbstbewusst auf unser Konto schreiben. Von dem Moment an, als die ersten Grünen mit Freda Meissner-Blau in das Parlament eingezogen sind, konnten wir den Druck in bestimmten Fragen noch erhöhen. Zur Umweltpolitik als Thema kamen ebenso die Menschen- und Grundrechte. Auch hier ist es uns gelungen, eigenständige, oft einsame Positionen glaubwürdig zu vertreten. Der Schutz der bedrohten Natur und der Schutz von Minderheiten standen immer im Mittel- punkt unserer politischen Arbeit. Die Erfolge geben uns recht.

Seit 25 Jahren haben Österreichs Wählerinnen und Wähler eine echte Alterna- tive an der Wahlurne. Das verdanken wir einer Gruppe engagierter Menschen, die aufgestanden sind – für die Umwelt, für eine bessere Gesellschaft. Es war dieser Tage gar nicht opportun, sich dem Establishment entgegenzustellen. Das Beson- dere daran: Es ging nicht nur um ein oder wenige Projekte. Nein, ein Aufwecken der Gesellschaft war das Ziel, eine Veränderung der Politik. Und das nicht nur von außen. Unsere Vorgängerinnen und Vorgänger gründeten eine Partei und zogen ins altehrwürdige Parlament. Meine erste Wahl war – von der ersten Wahl an – Grün. So geht es vielen meiner Generation – und wir sind dankbar dafür.

Seit 25 Jahren bietet Grün die Chance, vom antiquierten Lagerdenken wegzu- kommen. Denn dieses hat das Prinzip: das eine auf Kosten des anderen. Oder: Wer für etwas ist, muss folgerichtig gegen etwas anderes sein. Grün hingegen steht für Respekt gegenüber dem einen und dem anderen; was ausschließt, schließt sich selbst aus. Nicht Schwache gegenüber Schwächeren ausspielen, nicht Raubbau betreiben auf Kosten unserer Existenzgrundlage – sondern erhalten und verbes- sern. Wir haben etwas weiterzugeben – an die nächsten Generationen und das in bestmöglichem Zustand. Das ist mein politisches Credo, das ist Grün.

Eva Glawischnig Bundessprecherin und klubobfrau der Grünen die grünen

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4 5 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Nachhaltigkeit \ als Gesellschafts- entwurf: Die Grünen schreiben 01 sich von Anfang an die schonen- de Nutzung von natürlichen Ressourcen und Lebensgrundlagen auf ihre Fahnen. Umweltschutz wird zur institution Von Beginn ihrer parlamentarischen Geschichte an Mehr Umweltpolitik war die Forderung der ersten Stunde der Grünen im Parla- kämpften die Grünen für eine Stärkung der Umweltpolitik. ment. Schon bei der ersten Parlamentssitzung am 17. Dezember 1986 erhoben die Umweltschutz sollte nicht mehr zufällig geschehen, Grünen – noch vor ihrer Angelobung – Einspruch gegen die Tagesordnung und beantragten, die Wahl eines Ausschusses für Gesundheit und Umweltschutz als sondern durch entsprechende Gesetze und Institutionen weiteren Punkt auf die Tagesordnung zu setzen. überwacht und sichergestellt werden. Mit dem Einzug der Grünen in den Nationalrat wurde die Umweltpolitik unwider- ruflich auf eine neue Ebene gehoben. Die Umwelt sollte einen festen Platz in den demokratischen Institutionen bekommen. Vor dem Einzug der Grünen gab es keinen eigenständigen Umweltausschuss im Parlament. Aus der Opposition her- aus prägten die Grünen fortan die österreichische Umweltpolitik wie keine ande- re Partei. Die Einrichtung des Umweltausschusses war sowohl die erste Forde- rung als auch der erste Erfolg von Freda Meissner-Blau und ihren sieben Kollegen.

Luftreinheit und Lärmschutz Weitere Erfolge stellten sich ein, auch wenn die erlassenen Gesetze den Grünen meist nicht weit genug gingen. Beispielhaft dafür ist der grüne Antrag aus 1987 zur Änderung der Verfassung, damit der Bund Gesetze zur Luftreinhaltung, zur Lärmbekämpfung und zur Abfallwirtschaft fassen könne. 1988 wurde bereits eine Bundeskompetenz für Luftreinhaltung (mit Ausnahme des Hausbrands) und für die Abfallwirtschaft (ebenfalls mit Ausnahmen) beschlossen, ein bundesweiter Lärmschutz lässt noch heute auf sich warten. Aus dem Vorstoß von Bundesminis- ter Josef Pröll im Jahre 2008, eine Bundeskompetenz für den Klimaschutz zu schaffen, wurde nichts. Das 2011 beschlossene Klimaschutzgesetz verdient seinen

Namen nicht. Es spart nicht ein Gramm CO2. Keine Frage also: Es gibt noch viel zu die grünen

© tun für die Grünen.

6 7 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die Gentechnik \ birgt unkalku- lierbare Risiken für Umwelt und 02 KonsumentInnen. Die Grünen setzen sich dafür ein, dass Österreich gentechnikfrei bleibt. Österreich blEibt frei von gentechnik Die Grünen setzten, gegen den Trend, von Anfang an auf die biologische Landwirtschaft und gegen eine Ab 1997 wurden in Österreich mehrere Gentech-Importverbote für Mais und Natur zerstörende industrielle Nahrungsmittelproduktion. Raps ausgesprochen. Auf Basis grüner Anträge wurden Importverbote für die Rapssorten Ms8, Rf3 und Ms8xRf3 sowie die Maissorte MON 863 einstimmig im Gemeinsam mit vielen engagierten BürgerInnen gelang es bisher, österreichischen Parlament beschlossen. 2001 wurden im Frühsommer Verunrei- den Gentechnik-Anbau zu verhindern. nigungen von Maisfeldern in Österreich festgestellt. Ca. 2.500 Hektar wurden untergepflügt und die Bauern entschädigt. Auf Initiative der Grünen wurde ein Saatgut-Gentechnik-Gesetz erarbeitet und im Dezember 2001 erlassen. Dieses Gesetz stellt bis heute sicher, dass gentechnikfreies Saatgut zur Verfügung steht. Außerdem brachte es den österreichischen Saatgutfirmen einen unerwarteten wirtschaftlichen Erfolg.

Gemeinsam mit den Ländern Die meisten österreichischen Bundesländer nehmen aktiv am Bündnis der gen- technikfreien Regionen teil. Mit dem grünen Landesrat Rudi Anschober war Oberösterreich gemeinsam mit der italienischen Region Toskana Gründungsmit- glied dieses Bündnisses, welches inzwischen 169 Regionen umfasst. Oberöster- reich hatte sein striktes Verbotsgesetz auch vor dem EuGH verteidigt, bekam in letzter Instanz jedoch nicht Recht. Derzeit arbeitet Oberösterreich an einer flä- chendeckenden Ausweisung kulturartenbezogener Anbauverbote. Das Recht der europäischen KonsumentInnen auf eine gentechnikfreie Ernäh- rung und das Recht der BäuerInnen auf eine gentechnikfreie Landwirtschaft muss umfassend gewährleistet werden. Dies geht nur, wenn wir die Gentechnik nicht auf unsere Felder lassen. Die Zukunft der europäischen Landwirtschaft ist stock.xchng

© gentechnikfrei.

8 9 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Tiere sind keine \ Gegenstände, sondern leidens- fähige Lebewesen 03 mit eigenen Be- dürfnissen, die zu beachten und zu respektieren sind. Dafür kämpfen die Grünen an vorderster Front. Tierschutz ist gesetz und zwar ein Uneinheitlicher ging’s gar nicht mehr: neun verschiedene Landesgesetze, ver- bundesweit einheitliches schiedenste Einzelregelungen, eine zahnlose Paragraph-15a-Vereinbarung in Sachen Tierhaltung. Der Tierschutz war uneinheitlich, auf niedrigem Standard Das Bundestierschutzgesetz hat den Stellenwert des geregelt. Die Tierschutzbewegung trat gemeinsam für ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz und für hohe Standards in der Tierhaltung ein – zwölf lange Jah- Tierschutzes erhöht und damit eine Schrittmacherfunktion re hindurch. Jahre, in denen sich die Grünen im Parlament immer wieder für den für weitere gesetzliche Verbesserungen übernommen. Tierschutz und strenge gesetzliche Regelungen einsetzten. Die Bemühungen gip- Auf Initiative der Grünen wurden in den Jahren danach felten in einem Volksbegehren, das von den Grünen massiv unterstützt wurde. viele weitere Beschlüsse des Parlaments gefasst. Eine fertig ausgearbeitete Gesetzesvorlage gab es zu diesem Zeitpunkt bereits. Die Grünen hatten den mit NGOs ausgearbeiteten Gesetzestext als Antrag einge- bracht und so ins parlamentarische Geschehen eingeschleust.

Tierschutz wird Gesetz In den Jahren 2003 und 2004 war es dann soweit, die ÖVP gab ihren Widerstand auf, intensive parlamentarische Verhandlungen zum Tierschutzgesetz begannen. Dass das Gesetz durchgesetzt werden konnte, ist sicher der eine große Erfolg – ein gemeinsamer Erfolg von Tierschutzbewegung und Grünen. Der andere Erfolg sind die inhaltlichen Errungenschaften im Tierschutzgesetz –  Nach jahrelanger Totalblockade durch dass es nicht nur irgendein Gesetz wurde, sondern eines mit teilweise hohen Stan- die ÖVP und zähem Ringen kommt das 2004 Bundestierschutzgesetz zustande. dards. Nicht in allen Bereichen konnten die Forderungen durchgesetzt werden, doch das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Der größte Einzelerfolg: ein Das Bundestierschutzgesetz tritt Verbot der Legebatterien für Hühner. Mindestens so wichtig sind deutliche Aussa- am 1. Jänner in Kraft, doch hat es 2005 gen dazu, was als Tierquälerei zu werten ist. Und schließlich – hitzig umkämpft – nicht alle Defizite beseitigt. ein Verbot der Anbindehaltung von Kühen sowie ein Verbot von Elektroschockge- räten in der Ausbildung von Hunden. Die Erfolge der letzten Jahre in Sachen Tier- schutz dürfen gefeiert werden. Sie sind aber letzten Endes nur eines: ein klarer die grünen

© Auftrag für weiteres Engagement für den Tierschutz!

10 11 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

\ 04

Die Landwirt-

schaft wird Bio? Logisch! Biolandbau ist die Strategie Grün(er) der Zukunft.

Die biologische Landwirtschaft ist das Politik-Instrument 1986 wurde die biologische Landwirtschaft im Grünen Bericht noch nicht einmal für ländliche Entwicklung und Umweltschutz. erwähnt. Dieser ist, nach Eigendefinition, das „umfassende Informations- und Wir setzen uns dafür ein, dass nur noch jene Leistung der Nachschlagewerk der heimischen Land- und Forstwirtschaft und des ländlichen Raums“. 1987 hatten wir in Österreich ca. 350 zertifizierte biologisch wirtschaf- Landwirtschaft mit Steuergeldern gefördert wird, die auch tende Betriebe. Beim EU-Beitritt waren es schon 18.542. 2010 liegen wir bei einen gesellschaftlich gewünschten Nutzen bringt. 21.728 und damit auf einer weltweiten Spitzenposition.

Österreich is(s)t Bio Sicher wäre es vermessen, die Erfolgsgeschichte der (heimischen) Bioproduktion allein den Grünen auf die Fahnen zu schreiben. Die unermüdliche Arbeit vieler Bio-PionierInnen sowie der Umweltschutzorganisationen und nicht zuletzt die Einführung eines Bio-Segments in den heimischen Supermärkten haben das ihre zum Erfolg beigetragen – aber eben auch die Grünen. Hieß es 1990 im Forschungsprojekt der Bundesanstalt für Bergbauernfragen noch „Eine wichtige Rolle spielt bei der Hälfte der Bio-KonsumentInnen die Ideologie bzw. die Weltanschauung. Sie sind betreffend der weltweiten ökologischen Prob- leme von einem gewissen Pessimismus geprägt“, so kann man heute in Österreich feststellen: Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Dazu haben die Grünen mit Anträgen im Nationalrat und zahlreichen Aktionen einen Beitrag leisten können. Auf unsere Initiative gab es beispielsweise 1993 die erste parla- mentarische Enquete zum Biolandbau. Gentechnikfreiheit, Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide, keine Mono- kulturen, das Schonen der natürlichen Ressourcen Boden und Wasser, ein tier­ gerechterer Umgang – all das zeichnet die biologische Landwirtschaft aus. Wir die grünen/super-fi

© brauchen mehr davon.

12 13 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

„Wenn’s der \ Umwelt gut geht, geht’s der Wirtschaft gut.“ 05 In den vergange- nen Jahren hat sich gezeigt, dass es einen wach- senden Markt für Green Jobs gibt. Green jobs Vor 25 Jahren war es für weite Teile der Gesellschaft unvorstellbar, ambitionierten Umweltschutz mit erfolgreicher Wirtschaftspolitik zu verbinden. Heute stellt keiner mehr infrage, dass grüne Technologien Wirtschaftsmärkte der Zukunft sind. Während die Politik früher noch Angst vor Umweltpolitik hatte und sie als „Jobkiller“ fürchtete, bangen Wirtschaft und Politik mittlerweile eher darum, die vordersten Plätze im Zug Richtung Green Economy zu verpassen. Denn: Green Economy schafft krisensichere Arbeitsplätze. Anfangs waren noch Forderungen nach strengen Ge- und Verboten für die Wirt- schaft der Kern grüner Umweltpolitik, um die negativen Auswirkungen der Wirt- schaft auf die Umwelt einzubremsen. Später erarbeiteten die Grünen mit Alexan- der Van der Bellen konkrete Modelle, wie die Spielregeln unserer Marktwirtschaft umgestaltet werden können, ohne die Marktwirtschaft selbst abzuschaffen. Öko- logisches und soziales Handeln sollte gefördert, ressourcenverschwenderisches und verschmutzendes Handeln hingegen verteuert werden.

Von der Avantgarde in den Mainstream Wer hätte Ende der 80er-Jahre gedacht, dass es einmal eine „Grüne Wirtschaft“ gibt, die bei den Wirtschaftskammerwahlen einen Wahlerfolg nach dem anderen einfährt? Wer hätte zu dieser Zeit geglaubt, dass grüne PolitikerInnen auf Wirt- schaftsgipfeln gefragte RednerInnen sind, um von Green Jobs und Energiewende zu erzählen? Wer hätte darauf gewettet, dass gerade im Industrie-Bundesland Oberösterreich grüne Umweltpolitik erfolgreich umgesetzt wird? Nach unermüdlicher grüner PionierInnenarbeit innerhalb und außerhalb des Parlaments sind grüne Ideen im Mainstream angekommen. 25 Jahre nach unse- rem Einzug in den Nationalrat ist grüne Rhetorik fixer Bestandteil der Program- me von Parteien, Wirtschafts- und Industrieverbänden. Damit nicht weitere 25 Jahre verstreichen müssen, bis dieser Rhetorik auch Taten folgen, braucht es martin eder, michael reynaud/epa

© weiterhin grünen PionierInnengeist und unermüdliches Engagement.

14 15 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Vereinte Kräfte \ für den Ausstieg aus der Atom- kraft, für die 06 Energiewende. Gegen Atom­ energie sein, heißt grün sein! Atomkraft?

Nein Danke! Im November 1978, rund vier Monate vor dem Unfall von Harrisburg, stimmten 50,47 Prozent der ÖsterreicherInnen gegen die so genannte „friedliche“ Nutzung seit 25 Jahren kämpfen die Grünen der Atomkraft. Zwentendorf wurde nie in Betrieb genommen und mit dem Bau von zwei weiteren geplanten Kernkraftwerken wurde nicht mehr begonnen. gegen ATomkraft Bis heute enthält der Widerstand gegen die Nutzung der Atomkraft die wichtigs- ten Elemente des grünen Grundkonsenses: die Forderung nach einer zukunftsfä- Bevor in Österreich grüne Parteien gegründet wurden, existierte higen, ökologischen Energiepolitik, die Ablehnung von risikoreichen Großtech- bereits eine starke Umweltbewegung, die die Voraus­setzungen nologien und des damit verbundenen Sicherheitsstaates, die Verweigerung von für einen grünen Durchbruch auch im Parlament geschaffen hat. militärischer und atomarer Aufrüstung, die Wachstumskritik an der Wirtschaft sowie die Vorstellung, dass wichtige politische Weichenstellungen die Einbezie- Ein Meilenstein auf diesem Weg war die Volksabstimmung hung der Bevölkerung voraussetzen. über das Atomkraftwerk Zwentendorf. Kampf gegen die europäische Atompolitik Dass der Anfang zugleich auch das Ende der österreichischen Atompolitik war und bis heute geblieben ist, ist dem konsequenten, nimmermüden Kampf der Grünen gegen die Atomkraft zu verdanken. Ohne die Grünen hätte der Anti- Atom-Konsens über die Parteigrenzen hinweg nicht gehalten. Keine andere poli- tische Kraft im Land hat so konsequent über die Gefahren der Atomenergienut- zung aufgeklärt und in unzähligen parlamentarischen und außerparlamentari- schen Initiativen Handlungsebenen gegen grenznahe Atomkraftwerke aufgezeigt. Grüne ÖsterreicherInnen haben auch seit 25 Jahren im europäischen Anti-Atom- Kampf mitgewirkt und die Bundesregierung auf Kurs gehalten. Wir haben mitge- holfen den Castor-Transport aufzuhalten und die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf zu verhindern. Wir stimmen als einzige österreichische Partei im Europaparlament konsequent gegen die Subventionierung der Atomkraft und treiben auch heute noch mit der „Abschalten! Jetzt!“-Kampagne den europawei- ten Atomausstieg weiter voran. Aber vor allem machen wir mit unserem Einsatz für die grüne Energiewende der Atomkraft den Garaus. Die erneuerbaren Energien werden die Atomkraft dahin die grünen

© verbannen, wo sie hingehört: in die Geschichtsbücher und Endlager.

16 17 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die grüne Energie- \ wende kommt in Schwung und auch im Kampf gegen die 07 gefähr­liche Atom- kraft ist das neue Ökostromgesetz ein wichtiger Baustein, dem jetzt weitere folgen müssen. Grüner Strom für Österreich Vier Jahre lang herrschte in Österreich weitgehender Stillstand beim Ausbau von Ökostrom. Nach vereinten Der Anteil von erneuerbarer Energie in Österreich sinkt. Basierte die (Brutto-) Anstrengungen der Grünen könnte das Ökostromgesetz Stromversorgung Österreichs im Jahr 2000 noch zu 72 Prozent auf erneuerbarer von 2011 die Wende beim Ausbau der erneuerbaren Energie, waren es 2008 nur noch 63 Prozent. Österreich wurde vom Stromexpor- teur zum Atomstromimportland. Verantwortlich dafür war das auf Initiative der Energien in Österreich bringen. Bundesregierung laufend verschlechterte Ökostromgesetz, das 2006 schließlich völlig kaputtnovelliert war. Der Schwerpunkt lag seitdem auf der Begrenzung der Kosten statt auf dem Ausbau. Das Ökostrom-Gesetz 2006 hat in vielen Bereichen zu einem Ausbaustopp geführt, insbesondere in der Windkraft. Beispiele für die Ökostromflaute in Österreich: Der Solarstrom-Anteil in Bayern liegt bei sechs Prozent und ist somit 60 Mal größer als der österreichische; in Tschechien wur- den im Jahr 2009 20 Mal (!) mehr Solarstromanlagen gebaut als in Österreich; vier Jahre lang wurde in Österreich keine Windkraftanlage in Betrieb genommen – und das obwohl wir zu den Weltmarktführenden dieser Technologie gehören.

Ökostromgesetz Neu: Ein grüner Verhandlungserfolg Nachdem im März 2011 ein sehr schwacher erster Entwurf vorgelegt wurde, sah es nicht gut aus für die Wende beim Ökostrom. Da das Gesetz allerdings eine 2/3-Mehrheit im Parlament brauchte und damit die Stimmen einer Oppositions- partei, war der Weg zu intensiven Verhandlungen mit den Grünen frei. Der erfolg- reiche Abschluss erfolgte am 7. Juli 2011 mit dem Beschluss des neuen Ökostrom- gesetzes im Nationalrat. Das neue Gesetz bringt deutliche Verbesserungen beim Ökostrom-Ausbau mit sich. Es stellt die Finanzierung eines ambitionierten Aus- baus von Ökostromanlagen sicher und gibt Anlagenbetreibern in Österreich die häufig geforderte Planungssicherheit. Die Grünen haben durchgesetzt, dass das Fördervolumen für neue Ökostromanlagen jährlich um zusätzlich 50 Millionen Euro angehoben wird. Endlich gibt es ambitionierte Mindestziele für den die grünen

© Ökostromausbau bis 2020.

18 19 GRÜNE PIONIERiNNEN

Freda Ulrike Terezija Meissner-Blau Lunacek Stoisits Erste Klubobfrau Erste offen lesbische Politikerin im Erste Burgenland-Kroatin im Nationalrat; Nationalrat; Mitglied zum Europäischen dzt. Volksanwältin; im NR als Sprecherin für Frau Präsidentin! Meine spärlich vertretenen Parlament; Europasprecherin Minderheiten und Menschenrechte aktiv Damen und zahlreichen Herren! Es ist normal anders zu sein! Dobar dan, poštovane dame i gospodo.* Wir sind eine radikale Gruppe: radikal deshalb, (Guten Tag, sehr geehrte Damen und Herren) weil wir an die Wurzeln der Übel gehen wollen

und die Übel, die uns plagen und die noch Mit diesen Worten begann Terezija Stoisits jede Parlamentsrede. größeren Gefahren, die unseren Kindern und Enkeln drohen, erkennen und beseitigen wollen.

Efgani Dönmez ALEV Erster türkisch-stämmiger Bundesrat KORUN Helene Erste türkisch-stämmige Manfred Srb Ein deutlich sichtbares Signal NR-Abgeordnete Erster Abgeordneter im Rollstuhl Jarmer und eine Selbstverständlichkeit ist, dass auch Erste gehörlose NR-Abgeordnete ein türkisch-stämmiger Abgeordneter Wir sind endlich dort angekommen, Hohes, allzu Hohes Haus!* seine oberösterreichische Heimat wo MigrantInnen Gesetze Schreien nützt nichts … in Wien vertreten kann. selbst mitbestimmen können. peter rigaud, die grünen, jürg christandl, katharina gossow, ünal uzunkaya

* Spielte damit auf die fehlende Barrierefreiheit im Parlament an. ©

20 21 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Maria Vassilakou \ hat gut lachen: Seit 2010 sitzen die Grünen neben 08 Oberösterreich auch in Wien in der Regierung.

„Alle Neune!“ Grüne in allen Landtagen Während den Grünen schon 1986 der Einzug in den Nationalrat gelang, war dies auf Ebene der neun Landtage ungleich schwerer und dauerte zwei Jahrzehnte. Die Gründe dafür waren Hindernisse im Wahlrecht – z. B. 50 amtlich bestätigte Unterstützungserklärun- gen in allen Bezirken Niederösterreichs für die Kandidatur, hohe Grundmandats- mangelnde Organisationsstrukturen in einigen Bundesländern. hürden von ca. acht bis elf Prozent in den Wahlkreisen Kärntens – und „allmäch- tige Landeskaiser“ mit großem Einfluss auf die regionale Medienlandschaft mach- ten den Grünen zu schaffen.

Rückblende und Ausblick Die Ausgangslage war von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. „Pionier“ war Vorarlberg, wo schon 1984 eine AL/VGÖ-Plattform mit dem Biobauern Kas- panaze Simma an der Spitze mit sensationellen 13 Prozent in den Landtag einzog. Doch anderswo lief es zunächst weit weniger gut: Im September 1986 folgte die Steiermark, ebenfalls mit einer Plattform, die aber bald darauf, so wie jene in Vor- arlberg, zerfiel. Viele Jahre lang verhinderten VGÖ-Gegenkandidaturen, oftmals unterstützt durch andere Parteien, Erfolge auf Landesebene. Die nächsten Schritte waren: Salzburg und Tirol im März 1989, Wien im Novem- ber 1991, und der Wiedereinzug in der Steiermark im Dezember 1995, Oberöster- reich im Oktober 1997, Niederösterreich im März 1998, Burgenland im Dezember 2000 und schließlich Kärnten im März 2004. Wahlhilfe von Nationalratsabgeordneten war dabei oft entscheidend für den Ein- zug: , Rudi Anschober und wechselten vom Parla- ment in die Landtage, und das starke Engagement von Eva Glawischnig trug 2004 zum Überwinden der Grundmandatshürde in Kärnten bei – damit „war der Sack voll“. Heute gibt es gewählte Grün-MandatarInnen flächendeckend in ganz Öster- reich und in zwei Bundesländern (Oberösterreich seit 2003, Wien seit 2010) auch erfolgreiche Regierungsbeteiligungen. Zu zeigen, was Grüne bewegen können, auch in stimmenschwächeren Bundesländern, ist eine der Herausforderungen für martin juen

© die Zukunft.

22 23 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die gesellschaft­ \ liche Gleichstel- lung von Frauen und Männern 09 sollte selbstver- ständlich sein. Doch für dieses Ziel muss noch immer gekämpft werden. wir leben die quote Vor dem Einzug der Grünen glich das Parlament einer Männerrunde: Nur neun Prozent der Sitze waren mit Frauen besetzt. Mit Freda Meissner-Blau zog die erste Klubobfrau in den Nationalrat ein. Die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist für die Grünen selbstverständlich. Der Feminismus ist ein im Grundsatzprogramm verankerter Grundwert der Grü- nen, der nicht zuletzt auch als eine parteiinterne Quote umgesetzt wird: 1989 wur- de eine Frauenquote von mindestens 50 Prozent für politische Funktionen in den Parteistatuten festgeschrieben. Die österreichischen Grünen haben sich damit sogar die weitestgehende Quotenregelung aller Grünparteien Europas verordnet.

die quote als partei-praxis Von den 183 Abgeordneten des Nationalrats sind derzeit 50 Frauen (27,32 Pro- zent). Nur bei den Grünen sind die Hälfte der Mandate mit Frauen besetzt. Im Gegensatz zu anderen Parteien existiert unsere Quote also nicht nur auf dem Papier, sondern ist gelebte Praxis. Angesichts des beschämend niedrigen Frauen- anteils der anderen Parteien im österreichischen Parlament haben die Grünen einen Gesetzesantrag erarbeitet, der klare Anreize bietet, mehr Mandate mit Frauen zu besetzen. Konkret soll dies durch die Bindung eines Teils der Parteien- bzw. der Klubfinanzierung an die Frauenquoten in den Parlamentsklubs erzielt werden. Doch nicht nur in der Politik, in allen gesellschaftlich wichtigen Führungspositi- onen müssen Frauen vertreten sein. Mit großer Hartnäckigkeit ist es nicht zuletzt auch mit Hilfe der Grünen gelungen, traditionelle Männerbastionen, wie die Wie- ner Philharmoniker oder die Spanische Hofreitschule, für Frauen zu öffnen. Doch es liegt noch viel Arbeit vor uns, denn wir wollen die besten Köpfe statt der best- die grünen

© vernetzten Männer in den Spitzenpositionen dieses Landes sehen.

24 25 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Durch die Pensions­ \ reform sind die Alters­bezüge von PolitikerInnen klar 10 geregelt und nicht mehr gegenüber „normalen“ Pen­ sionen privilegiert.

Abschaffung der Politikerinnenpensionen Die Grünen setzten eine Pensionsreform durch, nach der PolitikerInnen nach ihrer aktiven Zeit nicht mehr deutlich privilegiert behandelt werden. Die PolitikerInnenbezüge PolitikerInnen verfügten vor der Reform über ein sehr privilegiertes Pensions- wurden in Form einer Pyramide geregelt. recht: Sie erwarben bereits nach sehr kurzer Zeit (zehn Jahre für Abgeordnete bzw. vier Jahre für Regierungsmitglieder) Anspruch auf einen Ruhebezug. Die Pensionen waren – verglichen mit anderen Systemen – sehr hoch. Weiters sah das Bezügerecht vor der Reform Vorrückungen wie im BeamtInnen- dienstrecht vor. Die Bezüge neuer Abgeordneter waren damit niedriger als jene von dienstälteren MandatarInnen. Auch die Relationen zwischen den Bezügen entsprachen nicht mehr einem modernen Politikverständnis: So war der Bezug des Bundespräsidenten doppelt so hoch wie jener des Bundeskanzlers.

Mehr Gerechtigkeit im Pensionsrecht Das System der PolitikerInnenpensionen wurde abgeschafft. PolitikerInnen blei- ben im Pensionssystem ihres Zivilberufes versichert bzw. gehören dem ASVG- System an. PolitikerInnen, die bereits einen Pensionsanspruch erworben hatten, behielten diesen auch nach der Reform. Für PolitikerInnen, die noch keinen Anspruch erworben hatten, galten Übergangsbestimmungen. Für alle neu gewähl- ten PolitikerInnen galt und gilt nur noch das Pensionssystem ihres Zivilberufs bzw. das ASVG. Die Vorrückungen wurden ebenfalls abgeschafft. Der Bezug steigt demnach mit der Dauer der Funktionsausübung nicht mehr an. Die Relationen zwischen den Bezügen wurden zurechtgerückt. Der Bezug des Bundespräsiden- ten wurde deutlich gekürzt, jener des Bundeskanzlers etwas erhöht. Die Einkom- men der PolitikerInnen sind in einer „Bezügepyramide“ geregelt und können nicht willkürlich festgelegt werden. Auch wenn heute nur mehr wenige Pensionen aus dem alten PolitikerInnenpen- sionsrecht zu Stande kommen: Sehr viele bestehende PolitikerInnenpensionen nach dem „Altrecht“ sind unverschämt hoch (bis zu 10.000 Euro und mehr). Hier stock.xchng

© muss der Gesetzgeber mit progressiven Pensionssicherungsbeiträgen eingreifen.

26 27 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die Gleichstellung \ von Behinderten Menschen darf kein Lippenbe- 11 kenntnis sein. Betroffene Menschen und Verbände müssen ihre Rechte ein- klagen können. barrierefreiheit für alle Behinderte Menschen sind in vielen Lebensbereichen erheblichen

Diskriminierungen ausgesetzt. Sie werden nicht gleich geachtet, 1997 wurde Artikel 7 der Österreichischen Bundesverfassung um die Sätze „Nie- in ihren Entscheidungen und Entfaltungsmöglichkeiten bevormundet mand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die Republik (Bund, und an der gleichberechtigten Teilnahme am Leben Länder und Gemeinden) bekennt sich dazu, die Gleichbehandlung von behinder- in der Gesellschaft gehindert. ten und nichtbehinderten Menschen in allen Bereichen des täglichen Lebens zu gewährleisten“ ergänzt. Diese Verfassungsbestimmung musste jedoch erst mit Leben erfüllt werden. 1998 brachten auf Initiative der Grünen alle fünf damals im Nationalrat vertre- tenen Parteien die Petition „Bus und Bahn für alle – Resolution für ein Gleich- stellungsgesetz“ ein. Die Grünen starteten eine Serie von parlamentarischen Anfragen. Aufgrund dieser Anfragen und auf Druck der Behindertenbewegung wurde im Bundeskanzleramt eine „Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Rechts- ordnung hinsichtlich behindertendiskriminierender Bestimmungen“ eingerich- tet, die von 1998 bis 1999 arbeitete. Seit 4. März 1999 liegt der Gesamtbericht der Arbeitsgruppe vor.

lücken im gesetz Am 6. Juli 2005 wurde die Anerkennung der Gebärdensprache und das Bundes- Behindertengleichstellungsgesetz beschlossen. Das Gesetz beinhaltet jedoch nicht, was der Name verspricht. Behinderte Menschen können Diskriminierun- gen aufzeigen und durch ein Schlichtungsverfahren Schadenersatz erhalten. Es gibt jedoch keine gesetzliche Verpflichtung, dass die Diskriminierung abge- schafft werden muss. Es fehlt auch eine Beweislastumkehr und ein echtes Ver- bandsklagerecht. Im Behindertengleichstellungsgesetz fehlen weiters wichtige Bereiche wie der gesamte Bildungsbereich. Zur Anerkennung der Österreichi- schen Gebärdensprache (ÖGS) fehlen große Teile der notwendigen gesetzlichen Umsetzung. So dürfen beispielsweise gehörlose Menschen keine LehrerInnen- photocase.com

© ausbildung absolvieren.

28 29 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Gewinne privati- \ sieren, Verluste sozialisieren: Die Auswirkungen 12 des Casino-Kapi- talismus müssen durch staatliche Maßnahmen gezähmt werden. Finanztrans- aktionssteuer eNTwaffnet Spekulantinnen Die Finanztransaktionssteuer verringert die Gewinne der SpekulantInnen, ohne Wir Grüne waren gemeinsam mit der NGO Attac die ersten, sinnvolle Absicherungsgeschäfte zu reduzieren. Sie entwaffnet also Spekulant­ die für eine Finanztransaktionssteuer eingetreten sind. Innen und bringt auf europäischer Ebene 50 Milliarden Euro an Einnahmen für Die Basis dafür bildete die so genannte Tobin-Steuer. sinnvolle Projekte. Ziel ist es, spekulative Finanztransaktionen durch eine im schatten der krise kleine Besteuerung unrentabel zu machen. 2005 waren wir noch die einzige Fraktion im Parlament, die sich für eine solche Steuer aussprach. Die anderen Fraktionen belächelten uns. Taten uns als illusori- sche Fantasten ab. Doch niemand konnte erklären, warum es internationalen Spe- kulantInnen so leicht gemacht wurde, horrende Gewinne einzusacken. 2006 lie- ßen sich ÖVP, SPÖ und FPÖ nach schwierigen Verhandlungen von einem gemein- samen Vier-Parteien-Entschließungsantrag im Parlament überzeugen. Weitere Schritte folgten zäh, aber doch. Während die österreichischen Regierungsvertre- terInnen auf europäischer Ebene diese Steuer nur halbherzig verfolgten, brach die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise über uns herein. Im März 2011 waren wir Grüne im Europäischen Parlament federführend an der Verabschiedung der Forderung nach Einführung einer Finanzstransaktionssteu- er beteiligt. Immer mehr RegierungspolitikerInnen schlossen sich dieser Forde- rung an. Und im Herbst 2011 kündigte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso die Umsetzung einer Finanztransaktionssteuer bis zum Jahr 2014 an. Der Vorschlag liegt auf dem Tisch. Nun liegt es an den Mitgliedstaaten der EU, die Finanztransaktionssteuer formell zu beschließen. Die Finanztransaktionssteuer steht also kurz vor ihrer Einführung. Allerdings sind noch einige wesentliche Schritte erforderlich. Vor allem Großbritannien ist gegen die Einführung einer solchen Steuer. Wenn sich Großbritannien aber wei- ter weigert, muss die Finanztransaktionssteuer eben auf Ebene der Euro-Staaten die grünen

© eingeführt werden.

30 31 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Der BürgerInnen- \ initiativenverein der Grünen unterstützt seit 13 20 Jahren Bürger­ Innen, die sich für den Schutz der Umwelt und der Grund- rechte einsetzen. Unter anderem verleiht er den BürgeriNnen- „Goldenen Igel“. partizipation Im September 1991 konstituierte sich der Grün-Alternative Verein zur Unterstüt- und Bürgerinnenfinanzierung zung von BürgerInneninitiativen (BIV). Er wird aus den Beiträgen der Mitglieder des Grünen Klubs dotiert und hat in diesen 20 Jahren mit 668.000 Euro die Arbeit Die Grünen entstanden aus basisdemokratischen Initiativen von BürgerInneninitiativen zum Schutz der Umwelt und der Menschenrechte und sind diesen immer verbunden geblieben. Seitdem kämpfen unterstützt. So gingen 38.558,17 Euro allein an die NETT (Nein zur Ennsnahen die Grünen für eine rechtliche und finanzielle Stärkung von Transittrasse) für Rechtsanwalts- und Sachverständigenkosten zum erfolgrei- chen Schutz des Ennstals. Die BürgerInnen vor Ort leisten einen wertvollen bürgerschaftlichem Engagement auch fernab von Parteien. Beitrag zur Umweltpolitik und verdienen neben öffentlicher Anerkennung auch finanzielle Unterstützung.

BürgerInnen kämpfen für die Natur 1993 landeten die Grünen einen wesentlichen parlamentarischen Verhandlungs- erfolg: die rechtliche Anerkennung von BürgerInneninitiativen im Umweltver- träglichkeitsprüfungs-Verfahren. Mit 200 Unterschriften und einer Stellungnah- me zu einem geplanten Projekt können die BürgerInnen der Standort- und der Nachbargemeinden eine BürgerInnenpartei bilden und durch alle Instanzen das „Umweltrecht einklagen“. Das war insofern ein Novum, als bis dahin Einzelper-  Gründung des Grün-Alternativen sonen nur ihre Gesundheit, ihr Eigentum oder ihren Brunnen verteidigen konn- Vereins zur Unterstützung von 1991 BürgerInnen-Initiativen (BIV). ten, aber nicht direkt die Einhaltung der Emissionsstandards oder die Achtung Der BIV feiert 20-jähriges Jubiläum. eines Naturschutzgebiets. Es waren etwa die BürgerInneninitiativen, die die 2011 Bis zum September 2011 sind über rechtswidrige UVP-Genehmigung der Steirischen Landesregierung für das 667.000 Euro an die BürgerInneninitiativen Motorsportzentrum Spielberg 2004 zu Fall brachten. ausgeschüttet worden. Wer wirklich mitmischen will, muss jedoch rechtlich hohe Anforderungen erfül-  Der BIV verwaltet ein jährliches len, fachlich auf gleichem Niveau den Gutachten des Projektbetreibers und der Budget von derzeit rund 50.000 Euro, 50K das aus Beiträgen von grünen Abgeordneten UVP-Behörde entgegentreten. Das kostet sehr viel ehrenamtliche Arbeit und (zum Nationalrat, Bundesrat und Europa­ Geld. Das ist wie David gegen Goliath oder wie der kleine Igel gegen die Planier- parlament) gespeist wird. raupe. Eine staatliche Unterstützung von BürgerInneninitiativen und Umwelt­ organisationen, die sich in UVP-Verfahren zum Schutz der Umwelt einsetzen, die grünen

© wäre daher angebracht.

32 33 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

\ Peter Pilz und Herbert Fux haben – zuerst im Untersuchungsausschuss zum Kri- 14 minalfall rund um die Lucona und die damit in Zusammenhang stehende Ver- wicklung von Regierungsmitgliedern sowie danach im Fall Noricum – eine neue Qualität parlamentarischer Aufklärung erreicht. Die Erhebungen rund um den neutralitätsgesetzwidrigen Export von Voest-„Großkanonen“ in die kriegsfüh- renden Staaten Iran und Irak sowie zu mysteriösen Todesfällen beteiligter Perso- nen führten zur rechtskräftigen Verurteilung von sieben Managern und einem Minister.

Politische Glaubwürdigkeit Aufdeckerinnen Heute setzt sich diese Tradition fort in der führenden Rolle der Grünen bei der Aufdeckung des Schwarz-Blauen Korruptionssumpfes, beginnend bei Eurofighter über BUWOG bis Telekom. Als Vorsitzende von Untersuchungsausschüssen, der Nation durch parlamentarische Anfragen, eigene Recherchen und schließlich durch prä- zise Anzeigen bei den Justizbehörden erzwingen die Grünen Aufklärung und Seit dem Einzug in den Nationalrat stehen die Grünen für mehr Strafverfolgung und üben Kritik an Machtmissbrauch und Vertuschung. Transparenz und die Aufdeckung politischer Skandale. Damit eng verbunden ist das Bemühen um eine Schärfung der Kontrollinstru- Wo früher gepackelt und vertuscht wurde, hat die parlamentarische mente des Parlaments. Die Ausweitung der Rechnungshofkompetenzen wurde Kontrolle durch die Grünen erst Zähne bekommen. schon erreicht, die Umgestaltung von Untersuchungsausschüssen als Minderhei- tenrecht ist noch ein wesentliches Ziel. Das völlige Fehlen grüner Korruptions- skandale seit 25 Jahren im Nationalrat belegt die Glaubwürdigkeit dieses Einsat- zes für eine saubere Politik.

Auf der „Jagd“ nach Skandalen, Korruption und Fehlverhalten: Glaubwürdigkeit ist das wich­ tigste Kapital der Politik. Sie kann nur durch Trans­ parenz gewonnen werden. die grünen/super-fi

©

34 35 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Rechte Umtriebe \ lassen sich nicht immer per Gesetz verbieten. Wich- 15 tig ist, dass die Zivilgesellschaft Rechtsextremis- mus entschieden entgegen tritt. Stoppt die Rechten Mit dem Projekt „Stoppt die Rechten“ konnten Querverbindungen zwischen der FPÖ und radikalen Neonazis aufgedeckt, Das Projekt „Stoppt die Rechten“ entstand aufgrund der Bedrohung durch eine die Hintermänner der Website Alpen-Donau.info enttarnt wiedererstarkte gewaltbereite Neonazi-Szene und dem immer stärker werden- und der Kampf für eine offene und demokratische den Einfluss rechtsextremen Gedankenguts in der FPÖ. Die Neonazi-Szene trat mit Alpen-Donau.info offener und organisierter auf, agierte gewaltbereit, überfiel Kultur gestärkt werden. Lokale und bedrohte ihr unliebsame Organisationen und Personen. Die Querver- bindungen in die FPÖ waren virulent, greifbarstes Beispiel dafür sind zwei ehe- malige Mitarbeiter des dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf.

DIE HETZE BEENDEN „Stoppt die Rechten“ war maßgeblich daran beteiligt, die „Hintermänner“ von Alpen-Donau.info aufzudecken. Durch den massiven Druck wurde Alpen-Donau. info in ihren Handlungen eingeschränkt und schlussendlich wurde die Hetze beendet. Durch diese Arbeit wurden die Strukturen um Alpen-Donau.info zer- schlagen und die Neonazi-Szene stark geschwächt. Die FPÖ kam durch diese „Aufdecker“-Arbeit, ihre Verbindungen in die Neonazi- Szene und durch die Meinungen manch ihrer Funktionäre in Bedrängnis und in eine für sie bis dahin unbekannte Situation, eine Verteidigungsrolle einnehmen zu müssen. Die Ermittlungsbehörden, die sich beim Thema Neonazismus und Rechtsextremismus träge bis fahrlässig verhielten, wurden unter Zugzwang gesetzt. „Stoppt die Rechten“ ist ein einzigartiges Projekt in Österreich. Es ist die einzige Webseite, die derart umfassend rechtsextreme Handlungen sammelt und Infor- mationen darüber anbietet. Gemeinsam mit dem DÖW ist „Stoppt die Rechten“ Vorkämpfer gegen den Rechtsextremismus. Die zukünftige Aufgabe des Projekts liegt im weiteren Zurückdrängen rechtsextremer Tendenzen, in einer Sensibili- sierung für das Thema Rechtsextremismus und dadurch in einer Stärkung demo- die grünen

© kratischer Grundwerte.

36 37 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Was lange währt, \ wird endlich gut: Fast 65 Jahre dauerte es, bis 16 die Wehrmachts­ deserteure Gerechtigkeit bekamen. Rehabilitierung der Wehrmachts- deserteure „Mit den Stimmen der Regierungsfraktionen und der Grünen hat heute der Nati- Zehn Jahre lang kämpften die Grünen parlamentarisch onalrat sämtliche noch nicht aufgehobene NS-Unrechtsurteile aufgehoben. für die Rehabilitierung von Wehrmachtsdeserteuren Damit sind auch alle Deserteure aus Hitlers Armeen rehabilitiert.“ Was die Par- und die Aufhebung der Unrechtsurteile des NS-Regimes. lamentskorrespondenz vom 21. Oktober 2009 lapidar zusammenfasste, war der Abschluss eines zehnjährigen Ringens um die juristische und gesellschaftliche 2009 wurde dieses Ziel endlich erreicht, Rehabilitierung der Opfer der NS-Militärjustiz und um die Anerkennung der aber noch immer bleiben Fragen offen. Desertion als Akt des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Der Kampf begann 1999 mit parlamentarischen Anfragen der Grünen und einer Entschließung des Nationalrates, historische Untersuchungen zu österreichi- schen Wehrmachtsdeserteuren durchführen zu lassen, um in der Folge die ergan- genen Urteile aufzuheben. Die Widerstände gegen dieses Projekt waren enorm, denn Wehrmachtsdeserteure markieren die Sollbruchstelle des österreichischen Opfermythos. Wer die Deserteure anerkennt, muss die Rolle der Soldaten zumin- dest infrage stellen.

Nicht länger „ehrlos“ Es gab Teilerfolge und Rückschläge, aber Andreas Wabl, Terezija Stoisits und spä- ter Albert Steinhauser und Harald Walser ließen sich nicht entmutigen, stand ihnen doch mit dem 2002 gegründeten Personenkomitee „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz“ und dessen Sprecher Richard Wadani, einem ehema- ligen Deserteur, ein Bündnispartner mit langem Atem zur Seite. Der Beschluss des Aufhebungs- und Rehabilitationsgesetzes im Herbst 2009 gab allen Beteilig- ten recht. Die Neubewertung der Desertion aus der Wehrmacht bedarf aber noch der Veran- kerung in der Bevölkerung. Daher kämpfen die Grünen für die Errichtung eines reuters/heinz-peter bader

© Deserteursdenkmals in Wien

38 39 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Unrecht bleibt \ Unrecht. Raub- kunst muss auch nach Jahrzehnten 17 an ihre enteig­ neten Besitzer­ Innen resti­- tuiert werden. Kunst- rückgabe Österreich verfügt über ein im internationalen Vergleich hervorragendes Gesetz zur Rückgabe von in der NS-Zeit geraubten Kunstgegenständen. Das ist ein Verdienst der Grünen, haben wir doch die zuständigen MinisterInnen immer wieder Die Geschichte um das „Bildnis Wally“ von Egon Schiele begann Anfang 1998 mit auf Schwachstellen aufmerksam gemacht. der Beschlagnahmung von zwei Schiele-Gemälden aus der Sammlung Leopold durch die New Yorker Staatsanwaltschaft. „Raubkunst“ lautete der Verdacht. Dadurch wurde Österreichs Politik auf schmerzhafte Weise darauf aufmerksam gemacht, dass sich nach wie vor eine gro- ße Anzahl von Kunstwerken in österreichischen Museen befand, die zwischen 1938 und 1945 ihren jüdischen EigentümerInnen geraubt worden waren. Ministerin Elisabeth Gehrer wies zwar bereits im Jänner 1998 die Bundesmuseen an, die Provenienzforschung zu intensivieren; dass es aber zu Jahresende 1998 tat- sächlich ein Kunstrückgabegesetz gab, welches dann auch konsequent angewen- det wurde, ist der parlamentarischen Arbeit von Madeleine Petrovic und Terezija Stoisits zu verdanken, die den Druck mit Anträgen und Anfragen erhöht hatten.

Mängel im gesetz Das Kunstrückgabegesetz bewährte sich zwar im Großen und Ganzen, dennoch wiesen die Grünen, konkret Terezija Stoisits und Wolfgang Zinggl, die zuständi- gen MinisterInnen unermüdlich auf die Mängel des Gesetzes hin. Im Jahr 2009 trug Ministerin Claudia Schmied diesem Engagement in einer umfassenden Novelle Rechnung. Das Kunstrückgabegesetz bezieht sich ausschließlich auf die Bundesmuseen und enthält daher einen großen Wermutstropfen: Das Leopold Museum — das als Pri- vatstiftung organisiert ist — ist davon nicht betroffen. Die Grünen werden sich weiterhin vehement dafür einsetzen, dass auch das Leopold Museum dazu ver- manfred thumberger/leopold museum

© pflichtet wird, geraubte Kunst zurückzugeben.

40 41 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die Grünen sind \ überzeugte Euro- päerInnen. Doch die Europäische 18 Union kann nur überleben, wenn die demokrati- schen Rechte aus- gebaut werden. Ausbau der Demokratie in der EU

Nach der positiven Volksabstimmung über den Beitritt Österreichs Die Grünen treten auf allen politischen Ebenen für eine Stärkung der Grund- und zur EU begann für die Abgeordneten des Grünen Klubs der Kampf Freiheitsrechte, der demokratischen und parlamentarischen Mitbestimmung um den Ausbau der Demokratie in der Europäischen Union. sowie für Transparenz und Rechtsstaatlichkeit ein. Trotz eines schwierigen Umfelds – zwischen offen europafeindlichen Parteien der Rechten und bisweilen Wir treten für eine Stärkung des Europaparlaments, der nationalen opportunistisch agierenden Regierungsparteien, die nur den eigenen Machter- Parlamente und der europäischen BürgerInnen ein. halt als Ziel hatten – konnten die Grünen entscheidende Akzente setzen, um die Union demokratischer zu gestalten.

Mitwirkungsrechte und europäische Verfassung Als Zünglein an der Waage für die Zweidrittelmehrheit konnte Johannes Voggen- huber weitreichende Mitwirkungsrechte für den Nationalrat herausverhandeln. Die österreichischen Regierungsmitglieder sind seither zur vollen Information über alle EU-Vorhaben verpflichtet, ihr Handeln im Rat kann durch den National- rat vorgegeben werden. 2011 wurden auf Betreiben von Alexander Van der Bellen das EU-Informationsgesetz und eine Geschäftsordnungsnovelle beschlossen. Die parlamentarische EU-Datenbank wird weitgehend öffentlich. Im Jahr 2002 begannen die Verhandlungen über eine Verfassung für Europa, die heute in abgeänderter Form als Vertrag von Lissabon in Kraft ist. Johannes Vog- genhuber erkämpfte gegen den Willen des Vorsitzenden, Valéry Giscard d’Estaing, nicht nur die Arbeitsgruppe „Soziales Europa“, sondern konnte die Stärkung des Europäischen Parlaments und die Einführung einer europäischen BürgerInnen- initiative durchsetzen. Die „Verordnung über die BürgerInneninitiative“ wurde im Februar 2011, stark geprägt von den Forderungen der Grünen, angenommen. Ab April 2012 können bereits eine Million BürgerInnen die politische Agenda der die grünen

© EU aktiv mitgestalten.

42 43 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Nicht nur Arigona \ gehört zu uns: Auch abseits von prominenten 19 Fällen kämpfen die Grünen für ein klar definiertes Bleiberecht. Bleiberecht wird Gesetz Hinter dem Begriff Bleiberecht steht die grüne Grundhaltung: „Kein Mensch ist illegal!“ Grüne fordern für Nicht-mehr-rechtmäßig-Aufhältige menschlichere Gesetze, die den langjährig integrierten Viele Menschen lebten zwar jahrelang in Österreich und integrierten sich, wur- den aber ohne Rücksicht abgeschoben. Bevor die Grünen diesen Missstand durch Personen einen legalen Aufenthalt ermöglichen. intensive Medienarbeit zu konkreten Fällen zum öffentlichen Thema machten, unterlag die Zukunft dieser Menschen der willkürlichen Entscheidung des Innen- ministeriums. Es gab keine rechtlichen Kriterien, wer bleiben durfte. Die Grünen forderten daher „Recht statt Willkür“ in Form eines Bleiberechts. Die Forderung nach einem „Recht auf Bleiberecht“ rückte durch die Debatte um Arigona Zogaj, die dem Kampf ein mediales Gesicht verlieh, in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Immerhin handelte es sich bei den Zogajs um den Paradefall lang- jährig hier lebender AsylwerberInnen: gut integrierte Kinder und eine Mutter, die arbeitet. „Die Familie Zogaj gehört zu uns“, meinten die Grünen und starteten eine Petition, die 10.000 Unterschriften erreichte. Letztendlich bekamen Arigona und ein Teil ihrer Familie eine Aufenthaltsbewilligung, wenn auch kein eigentli- ches „Bleiberecht“.

Bleiberecht kommt ins Gesetz Nicht zuletzt aufgrund des medialen und öffentlichen Drucks, den die Grünen und die Zivilgesellschaft aufgebaut haben, kam das Bleiberecht 2009 ins Gesetz. Die- ses ist nun Antragsrecht und wird nach vorgegebenen Kriterien geprüft. Das bedeutet für viele Bleiberechtsfälle ein Stück mehr Menschenwürde und Rechts- sicherheit. Die Grundhürde ist genommen, noch ist aber viel zu tun: Die Bleibe- rechtsregelung ist mangelhaft. Sie ist schwammig und lückenhaft. Immer noch werden gut integrierte Personen – trotz ihrer Verankerung in Österreich – abge- schoben und Kinder in Schubhaftgefängnisse gesteckt. Die Grünen kämpfen wei- die grünen

© ter für klare Stichtagsregelungen und unmissverständliche Kriterien.

44 45 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Der Sozialstaat \ darf Bedürftige nicht wie Bitt- stellerInnen 20 behandeln. In einer modernen Gesellschaft darf es keine Existenzangst mehr geben. Grüne Grundsicherung: Aufbruch in das Sozialsystem

der Zukunft Das österreichische Sozialsystem verwaltet die Vergangenheit. Patchwork-Fami- lien, prekäre Beschäftigung oder Niedriglöhne blendet das österreichische Sozi- Die sozialen Fragen der Zukunft können nicht mit Konzepten alrecht völlig aus. Nicht so die Grünen: Seit Mitte der 90er-Jahre entwickelt Karl der 70er-Jahre beantwortet werden. Das Konzept der Öllinger Antworten auf die sozialen Probleme der Gegenwart und der Zukunft. Eine Antwort, die Chancen eröffnet, statt Steine in den Weg zu legen: die Grund- Grünen Grundsicherung gibt den Menschen die Möglichkeit, sicherung. Die Grundidee: Nur wer sich keine Sorgen um die eigene Existenz ohne Existenzangst etwas für sich und die Gesellschaft zu tun. machen muss, kann andere Probleme – Bildungsdefizite, gesundheitliche Proble- me, private Sorgen – lösen. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern vor allem um Information, Beratung, Zugang zu Bildung und Gesundheit. Und es geht darum, die immer größer werdenden Belastungen des Arbeitslebens besser ertragen zu können – etwa mit der Möglichkeit von Sabbaticals. Die Grüne Grundsicherung verbessert nicht nur das Leben jener, die unmittelbar Hilfe brauchen, sondern aller Menschen in diesem Land.

Grundsicherung bestimmt die Debatte Was Mitte der 90er-Jahre als Illusion abgetan wurde, bestimmt heute die Debatte: „Schuld“ daran ist nicht zuletzt Maria Vassilakou, die im Wiener Landtagswahl- kampf 2005 mit der Grundsicherung vorpreschte und alle anderen Parteien am falschen Fuß erwischte. Die Folge: 2006 stellte die Bundesregierung ein Modell für eine einheitliche soziale Absicherung vor – die Mindestsicherung, die sich aber als eine substanzlose Mini-Sicherung entpuppte. Soziale Sicherheit muss in der Zukunft mehr bedeuten als Almosen und Bürokra- tie. Da sind sich die Grünen mit der Caritas, der Diakonie, der Volkshilfe sowie der Armutskonferenz einig. Mit dem Modell der Grünen Grundsicherung und vielen PartnerInnen in Österreich sind wir am besten Weg zu einem Sozialsystem, das die grünen

© den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.

46 47 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Der Pflegebe- \ darf in unser Gesellschaft steigt drastisch. Wichtig 21 ist, den Betroffe- nen ein selbstbe- stimmtes Leben zu ermöglichen. Bundes- Pflegegeldgesetz Ein eigenständiges Leben trotz Pflegebedürftigkeit wird sowohl für pflegebedürftige Menschen als auch für deren Angehörige immer schwieriger. Forderungen nach einem bedürfnisgerechten Pflegegeld und einer persönlichen Assistenz für Menschen mit Behinderung sind noch genau so aktuell wie vor 25 Jahren.

Vor dem Bundespflegegeld gab es in Österreich ein unstrukturiertes und unüber- schaubares Angebot an Geld- und Sachleistungen (z. B. Hilflosenzuschuss) mit nicht erklärbaren Unterschieden in der Leistungshöhe. Ein massives Aktivwer- den der Behindertenbewegung im Zuge der „Dekade der Menschen mit Behinde- rungen“ und Anträge der Grünen führten 1987 zur Einrichtung einer Arbeitsgrup- pe im Sozialministerium. Der Endbericht wurde jedoch nicht behandelt, dies führte zu österreichweiten Protesten, Mahnwachen und einem zehntägigen Hun- gerstreik von Betroffenen in der Säulenhalle des Parlaments. In der Regierungs- vorlage 1990 wurde die Neuordnung der Pflegevorsorge als eine zentrale sozial- politische Aufgabe festgelegt und im Dezember 1992 wurde das Bundespflege- geldgesetz im Nationalrat beschlossen.

Pflegegeld für ein selbstbestimmtes Leben Seit seiner Einführung 1993 hat das Pflegegeld jedoch um etwa 20 Prozent an Wert verloren. Denn im Gegensatz zu den Pensionen gibt es beim Pflegegeld keine regelmäßige, jährliche Inflationsanpassung. Seit 2011 wurde auch noch der Zugang zu den Pflegegeldstufen 1 und 2 verschärft. Der nachzuweisende Betreu- ungsbedarf für diese Pflegegeldstufen wurde angehoben. Einige tausend Men- schen, die nach der alten Regelung noch Anspruch auf Pflegegeld gehabt hätten, stock.xchng

© werden jetzt gar nichts mehr erhalten.

48 49 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

„Wollen Sie so \ heiraten?“ Die Standesamtaktion der Grünen und 22 das dazugehörige Video aus 2009.

Eingetragene Partnerinnen-

Die Grünen Andersrum wurden in der Gründungsphase maßgeblich von Terezija schaft Stoisits, Doris Pollet-Kammerlander, Friedrun Huemer oder Theresia Haidlmay- er unterstützt. Bereits im Gründungsjahr waren Madeleine Petrovic, Eva Glawi- Nur bei den Grünen sind lesbische, bisexuelle, schwule und schnig, Christoph Chorherr, Karl Öllinger und Alexander Van der Bellen auf der transgender Lebensformen von der Bezirks- und Gemeindeebene ersten Regenbogenparade in Wien. 1999 wurde dann mit Ulrike Lunacek die bis zum Europäischen Parlament sichtbar. Daher sind erste bekennende Lesbe im Parlament angelobt. 1998 gab es einen Antrag der Grünen an den Landtag betreffend Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebens- die Grünen die einzigen, die glaubwürdig deren Rechte vertreten. gemeinschaften im Wiener Vertragsbedienstetenrecht und 1999 eine symbo­ lische Trauung im Schloss Schönbrunn mit Grünen als Trauzeugen.

Gleichstellung von Lesben und Schwulen Unzählige Anträge, Podiumsdiskussionen, Initiativen, Kampagnen, offene Briefe und Veranstaltungen zum Thema folgten. Diskriminierende Paragraphen (wie Werbe- und Vereinsverbot) wurden weitgehend abgeschafft; Gleichstellung im Miet- und Erbrecht sowie des Besuchs-, Auskunfts- und Mitbestimmungsrecht im Spital, gemeinsamer Antrag auf Gemeindewohnung, Aufnahme von Pflegekin- dern – zu tun gab es genug. Vieles konnte dank der Grünen erreicht werden. 2004 begann schließlich die Erarbeitung eines modernen Modells zur rechtlichen Absi- cherung von gleich- und verschiedengeschlechtlichen Paaren – das Ergebnis war der Zivilpakt (ZIP). Die nachfolgenden Jahre kam die Diskussion um eingetragene PartnerInnenschaften langsam ins Rollen. Die Grünen Andersrum machten in ihren Stellungnahmen Druck auf die GesetzesgeberInnen. Vor der Abstimmung 2009 über die eingetragene PartnerInnenschaft im Nationalrat wurde auf der Demo „Erstklassige Rechte“ weiter auf die Beseitigung der Ungleichbehandlun- gen gepocht. Viele Diskriminierungen konnten so verhindert werden, auch wenn das EP-Gesetz nach wie vor an die 60 Ungleichbehandlungen aufweist. Es war aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, der ohne Grüne wohl noch die grünen

© immer nicht erfolgt wäre.

50 51 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Auch eine Ehe \ mit getrenntem Ehenamen kann eine glückliche 23 Ehe sein. Das Eheglück hängt nicht am gemein- samen Namen. Getrennter Ehename Mitte der 90er-Jahre setzten die Grünen Frauen ein Zeichen gegen die Privilegierung des männlichen Nachnamens. Seitdem gibt es keinen Zwang mehr zum gemeinsamen Ehenamen. Doch wie in allen Bereichen heißt es auch hier: Es gibt noch viel zu tun. „Durch die Eheschließung nimmt die Frau den Familiennamen des Mannes an.“ Dies war bis 1976 die einzige Option für Frauen: heiraten und anders heißen. Den Namen und damit einen Teil ihrer eigenen Identität aufgeben. Im Jahr 1976 wur- de in einem ersten Schritt auch der umgekehrte Fall möglich, nämlich dass das Ehepaar den Namen der Frau annimmt. Die Anwendungsfälle hielten sich – gelin- de gesagt – in Grenzen. Eher wurde von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, dem Familiennamen den angestammten Namen anzuhängen.

Gemeinsam leben bedeutet nicht gleich heiSSen Das alles war aber den Grünen Frauen zu wenig. 1989 wurde im Zuge eines Anti- diskriminierungspakets der „getrennte Ehename“ beantragt. Mann und Frau soll- ten auch bei Eheschließung ihren jeweiligen Namen behalten können. Der Zwang zum gemeinsamen Ehenamen sollte endlich der Vergangenheit angehören. Die- ser Wunsch wurde im Mai 1995 Wirklichkeit. Seither machen zahlreiche Ehepaare davon Gebrauch. Allerdings gibt es noch einen wesentlichen Haken: Für Kinder muss nach wie vor ein gemeinsamer Fami- lienname bei der Eheschließung bestimmt werden. Im Fall, dass keine Einigung getroffen werden kann, gilt der Familienname des Mannes als gemeinsamer Fami- lienname. Das versetzt die Frau in eine deutlich schlechtere Position und schränkt ihren Verhandlungsspielraum stark ein. Teile des Antrags der Grünen aus 1989 sind also nach wie vor offen: Weg mit der Privilegierung des Mannesnamens. Und: Kinder sollen ebenso die Möglichkeit bekommen, die Namen der Eltern als Dop- stock.xchng

© pelnamen zu tragen.

52 53 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Die Jugend ist \ unsere Zukunft. Deshalb ist es wichtig, ihr eine 24 angemessene Teilhabe am poli- tischen Gesche- hen zu sichern. Wählen ab 16 Die Grünen stehen für die politische, gesellschaftliche und demokratische Teilhabe von Jugendlichen. Die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre war auch ein Erfolg Grüner Politik. Der erste grüne Antrag zur Senkung des Wahlalters auf 16 wurde im Jahre 1991 im Vorher mussten aber viele Widerstände überwunden werden. Nationalrat eingebracht. 1992 wurde das Wahlalter immerhin schon einmal von 19 auf 18 Jahre gesenkt. In der dem Beschluss vorangegangenen Debatte meinte Walter Geyer: „In Österreich gibt es angeblich mehr als eine Viertelmillion AlkoholikerInnen; es gibt Menschen, die physisch und psychisch krank sind und so weiter. Hier macht das Wahlrecht keinen Unterschied. Ich finde das sehr gut. (…) Umso betrüblicher finde ich, dass in dieser Zeit eine relativ große Personengruppe in dem Alter, in dem das politische Interesse erwacht, nämlich zwischen 16 und 19, vom Wahlrecht ausgeschlossen ist, zu einem Zeitpunkt, wo sie viele andere recht- liche Handlungen wirksam vornehmen können, wo sie eine Geschäftsfähigkeit haben, wo sie testierfähig sind, wo sie zum Bundesheer gehen können, wo sie hei- raten können, wo sie Lehrverträge abschließen können und so weiter. Vom Wahl- recht sind sie ausgeschlossen, was meiner Meinung nach auch sachlich nicht  Der erste grüne Antrag zur gerechtfertigt ist.“ Senkung des Wahlalters auf 16 wird im 1991 Nationalrat eingebracht. wahlrecht bedeutet teilhabe Das Wahlalter wird zumindest 15 Jahre später, nach hartnäckig wiederholten Anträgen der grünen Jugendspre- 1992 von 19 auf 18 Jahre gesenkt. cherInnen, sollte es so weit sein: Mit der Wahlrechtsnovelle 2007 wurde das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt. Damit wurden (nach Schätzungen in der Plenar-  Mit der Wahlrechtsnovelle 2007 2007 debatte im Parlament) 160.000 bis 180.000 Jugendliche wahlberechtigt. Wahl- wird das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt. recht bedeutet Teilhabe an gesellschaftlichen und demokratischen Prozessen und ist ein Zeichen gegen die Politikverdrossenheit. Die Erweiterung des Kreises der Wahlberechtigten bleibt trotzdem auf der Agen- da der Grünen: Die grünen Anträge für ein Wahlrecht für MigrantInnen werden stock.xchng

© hoffentlich einmal von Erfolg gekrönt sein.

54 55 ERFOLGS Jahre GRÜNE ERFOLGSGESCHICHTE GESCHICHTE

Bildung darf \ keine Ware sein. Der Kampf gegen Studiengebühren 25 war auch ein Kernanliegen der Uniproteste.

Abschaffung der Studiengebühren Die Wiedereinführung von Studiengebühren kann die finanziellen Probleme der Universitäten nicht lösen. Sie halten vor allem Studierende aus unteren und mittleren Einkommensschichten vom Studium ab. Im Jahr 2001 wurde von der blau-schwarzen Bundesregierung Studiengebühren in der Höhe von 363,60 Euro eingeführt. Als Gründe für die Einführung nannte die Regierung die hohe Zahl an „ScheinstudentInnen“, die lange Durchschnitts- dauer der Studien und die unzureichende Finanzierung der Universitäten. Die finanzielle Situation der Unis verbesserte sich nicht, die Wartezeiten auf Semina- re eben so wenig, weiterhin brechen viele Studierende ihr Studium ab. Im September 2008, nachdem die ÖVP die Koalition beendet hatte und in Neu- wahlen ging, nutzen die Grünen die Gunst der Stunde und verhandeln mit SPÖ und FPÖ über die Abschaffung der Studiengebühren. Die Verhandlungen sind schwierig, können aber schließlich erfolgreich abgeschlossen werden. Der Antrag von Grünen, SPÖ und FPÖ auf Abschaffung der Studiengebühren wird am späten Abend des 24. September 2008 im Nationalrat gegen die Stimmen von ÖVP und BZÖ beschlossen.

Neuregelung Im Juli 2011 erklärt der Verfassungsgerichtshof die umfangreichen Ausnahmere- gelungen für Studiengebühren für verfassungswidrig. Die Regierung muss also die Frage der Studiengebühren neu regeln. Die ÖVP pocht seither mit allen Mitteln auf Wiedereinführung. Die Grünen plädieren hingegen für die völlige Abschaffung aller Studiengebühren. Denn ein Viertel der Studierenden ist bereits jetzt armuts- gefährdet. Knapp zwei Drittel der Studierenden müssen neben dem Studium durchschnittlich 20 Stunden arbeiten, um ihr Studium finanzieren zu können. Studiengebühren würden damit vor allem Studierenden aus unteren und mittle- ren Einkommensschichten vom Studium abhalten und die Rate der Studien­ daniel weber

© abbrüche erhöhen.

56 57 © alle fotos: die grünen Vor 25 Jahren zogen die Grünen erstmals in den Nationalrat ein und brachten neue, für diese Zeit revolutionäre Ideen und Anliegen mit.

Die Zeit brachte Rückschläge, aber auch viele Erfolge mit sich. Einige dieser Erfolge sind in dieser Broschüre gesammelt. Sie zeigen, dass sich die Anstrengungen gelohnt haben und geben Kraft für die nächsten 25 Jahre. Grüne Ideen waren ihrer Zeit immer voraus – damals wie heute.

Gerade deshalb lohnt es sich, für sie zu kämpfen.