Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Rechtswissenschaften an der Karl-Franzens-Universität Graz

Die Themen populistischer Parteien aus rechts- und politikwissenschaftlicher Sicht Länderstudie Österreich

abgelegt von Bernhard Turni

Betreuer: Ass.-Prof. Mag. Dr.iur. Klaus Poier am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft

Ehrenwörtliche Erklärung

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländischen Prüfungsbe- hörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, 11.06.2015 Turni Bernhard

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Vorwort

"Politik braucht Sprache, die Vergangenheit deutet, Gegenwart prägt und gemeinsame Suche nach der Zukunft ermöglicht." 1

Populismus in seiner Gesamtheit, und nicht „nur“ als Phänomen des zwanzigsten und einund- zwanzigsten Jahrhunderts, zu erfassen, stellt noch eine klaffende Lücke in der politikwissen- schaftlichen Forschung dar. Der Schluss dieser Lücke ist für weitere und tiefergehende For- schungsarbeiten im Bereich des Populismus von essentieller Bedeutung. Unerlässlich hierfür ist es, die Themen der populistischen Parteien näher zu ergründen. Vor allem am Beispiel des Landes Österreich, das eine vielfältige und auch vielseitige Populismusdiskussion2, nicht zu- letzt durch besondere politische Konstellationen und politische Führungspersönlichkeiten wie JÖRG HAIDER verursacht aufweist, ist die Ergründung populistischer Themen neben dem For- schungsaspekt, auch für den tieferen politischen Diskurs von Interesse.

Ein herzliches Dankeschön ist den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Mediathek der Uni- versitätsbibliothek Graz, sowie der Landesbibliothek des Landes Steiermark für die Unterstüt- zung bei der Recherche der Zeitungsartikel auszusprechen. Ein ganz besonderer Dank gebührt dem Diplomarbeitsbetreuer KLAUS POIER für die Bereitschaft anstehende Fragen zu erörtern und für den Denkanstoß für das Verfassen der vorliegenden Arbeit. Auch MARLENE KARGER und MICHAEL SCHIRGI für die Unterstützung bei den ersten Schritten in der Medienanalyse ein herzliches Dankeschön. Ein großes Danke gilt ebenso ANITA BODLOS und MARTIN DOLEZAL von „AUTNES“ für Erklärungen und die Bereitschaft bei der Medienanalyse unter- stützend zur Seite zu stehen. Für Ermutigung und Hilfe sei auch DANIEL AUINGER, CSUK ANTONIA, JULIA JURI, MANUEL NEUBAUER, JOHANN PICHLER und BISMA SHAHID und gedankt.

Ein großes Dankeschön meinen Eltern für die Unterstützung beim „Abenteuer“ des rechtswis- senschaftlichen Studiums.

1 MANTL, Wolfgang: Politikanalysen. Untersuchungen zur pluralistischen Demokratie, Wien, Köln, Graz 2007, 19. 2 Diese Diskussion geht in der internationalen Presse sogar so weit, dass Österreich als Wurzel des Übels des Populismus, wo ein Pakt mit dem Teufel eingegangen wurde („Pact avec le diable en Autriche“), bezeichnet wird. Vgl. UMP: la droite française à l'heure de l'euro-populisme, in: http://fr.myeurop.info/2012/11/26/ump-la-dro- ite-francaise-a-l-heure-de-l-euro-populisme-6503 (10.04.2015). II | S e i t e

Inhaltsverzeichnis

1.0 Einleitung ...... 1

2.0 Verfassung, politisches System und Parteienrecht in Österreich ...... 6

2.1 Grundzüge der Verfassung und des politischen Systems ...... 6

2.1.1 Politisches System Österreichs ...... 8

2.1.2 Sozialpartnerschaft als österreichisches Spezifikum ...... 9

2.2 Parteienrecht ...... 11

2.2.1 Allgemeines ...... 11

2.2.2 Verfassungsrechtliche Garantien ...... 14

2.2.3 Parteienfinanzierung ...... 18

3.0 Parteienlandschaft unter besonderer Berücksichtigung des Phänomens „Populismus“ ...... 21

3.1 Allgemeines ...... 21

3.2 Populismusdiskussion in Österreich ...... 24

3.3 Die politischen Parteien im Einzelnen ...... 28

3.3.1 Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) ...... 28

3.3.2 Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) ...... 33

3.3.3 Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) ...... 38

3.3.4 Die Grünen ...... 46

3.3.5 Team Stronach ...... 50

3.3.6 NEOS ...... 55

3.4 Zwischenresümee: Auswahl der Parteien als Fallobjekt ...... 57

4.0 Die Österreichische Medienlandschaft ...... 58

4.1 Allgemeines ...... 58

4.1.1 Medien und Politik ...... 59

4.2 Fernsehen...... 61

4.3 Printmedien ...... 63

4.3.1 Historische Entwicklung ...... 63

4.3.2 Aktuelle Situation ...... 64

4.3.3 Eigentümerverhältnisse ...... 67

4.3.4 Zielgruppenanalyse ...... 68

4.4 Auswahl der Medien ...... 70

5.0 Medienanalyse ...... 72

5.1 Allgemeines ...... 72

5.2 Quantitative und qualitative Analyse ...... 77

5.2.1 Institutionenreform ...... 79

5.2.2 Wohlfahrtsstaat ...... 80

5.2.3 Wirtschaft ...... 81

5.2.4 Immigration ...... 81

5.2.5 Budget ...... 83

5.2.6 Gesellschaft ...... 84

5.2.7 Europa ...... 85

5.2.8 Ideologie ...... 86

5.2.9 Bildung und Kultur ...... 86

5.2.10 Sicherheit ...... 87

6.0 Conclusio ...... 88

7.0 Literaturverzeichnis ...... 95

Abbildungsverzeichnis

ABBILDUNG 1: TV-NUTZUNGSZEITEN 2013 NACH ALTERSGRUPPEN IN MINUTEN PRO TAG. QUELLE: HTTP://MEDIARESEARCH.ORF.AT,

ABGERUFEN AM 20.08.2014 ...... 61

ABBILDUNG 2: : TV-NUTZUNG 2013 IM TAGESVERLAUF NACH ALTERSGRUPPEN. QUELLE: HTTP://MEDIARESEARCH.ORF.AT;

ABGERUFEN AM 20.08.2014 ...... 62

ABBILDUNG 3: REICHWEITE DER ÖSTERREICHISCHEN TAGESZEITUNGEN 2010 BIS 2013; QUELLE:

HTTP://WWW.STATISTIK.AT/WEB_DE/STATISTIKEN/MENSCHEN_UND_GESELLSCHAFT/BILDUNG_UND_KULTUR/KULTUR/BUECH

ER_UND_PRESSE/021215.HTML; ABGERUFEN AM 30.05.2015 ...... 67

ABBILDUNG 4: ÜBERSICHT DER THEMENNENNUNGEN MIT WAHLKAMPFHINTERGRUND (POLITICS, POLITIKER IN DER ALLG.

BERICHTERSTATTUNG, REGIERUNGSBILDUNG) ...... 74

ABBILDUNG 5: ÜBERSICHT DER NENNUNGEN MIT KLASSIFIKATION (DAFÜR/NEUTRAL/DAGEGEN)...... 75

ABBILDUNG 6: GESAMTZAHL DER NENNUNGEN NACH PARTEI ...... 76

ABBILDUNG 7: THEMEN DER POPULISTISCHEN PARTEIEN AUF EBENE 1 OHNE WAHLKAMPFBEZUG ...... 77

ABBILDUNG 8: THEMEN DER POPULISTISCHEN PARTEIEN GETRENNT NACH PARTEI AUF EBENE 1 ...... 77

ABBILDUNG 9: VERGLEICH DER THEMEN AUF EBENE 1 IN PROZENTEN. TS INNERER KREIS - FPÖ ÄUßERER KREIS ...... 78

ABBILDUNG 10: AUSWERTUNG DES THEMAS INSTITUTIONENREFORM (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 79

ABBILDUNG 11: AUSWERTUNG DES THEMAS WOHLFAHRTSSTAAT (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2)...... 80

ABBILDUNG 12: AUSWERTUNG DES THEMAS WIRTSCHAFT (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 81

ABBILDUNG 13: AUSWERTUNG DES THEMAS IMMIGRATION (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 81

ABBILDUNG 14: AUSWERTUNG DES THEMAS BUDGET (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 83

ABBILDUNG 15: AUSWERTUNG DES THEMAS GESELLSCHAFT (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 84

ABBILDUNG 16: AUSWERTUNG DES THEMAS EUROPA (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 85

ABBILDUNG 17: AUSWERTUNG DES THEMAS BILDUNG UND KULTUR (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 86

ABBILDUNG 18: AUSWERTUNG DES THEMAS SICHERHEIT (EBENE1) NACH UNTERKATEGORIEN (EBENE2) ...... 87

Abkürzungsverzeichnis

ALG Alternative Liste Graz allgem. allgemein ALO Alternative Liste Österreichs Anm. Anmerkung Aufl. Auflage BGBl Bundesgesetzblatt BPräsWG Bundespräsidentenwahlgesetz B-VG Bundes-Verfassungsgesetz BZÖ Bündnis Zukunft Österreich bzw. beziehungsweise EMRK Europäische Menschenrechtskonvention EU Europäische Union FPÖ Freiheitliche Partei Österreichs GO-BR Geschäftsordnung des Bundesrates GOG-NR Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates Grüne Die Grünen Hg. Herausgeber i.H.v. in der Höhe von i.S.d im Sinne des KPÖ Kommunistische Partei Österreichs m.w.N mit weiteren Nachweisen Mio. Millionen N Nennungen Neos NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum OGH Oberster Gerichtshof ORF Österreichischer Rundfunk ÖVP Österreichische Volkspartei PartFörG Parteien-Förderungsgesetz PartG Parteiengesetz PresseFG Presseförderungsgesetz spezif. spezifisch SPÖ Sozialdemokratische Partei Österreichs STGG Staatsgrundgesetz stv. stellvertretend TS Team Stronach überarb. überarbeitet vgl. vergleiche VfGH Verfassungsgerichtshof VGÖ Vereinte Grüne Österreichs VwGH Verwaltungsgerichtshof ZP-EMRK Zusatzprotokoll der Europäischen Menschenrechtskonvention

1.0 EINLEITUNG

Ziel dieser Arbeit ist es, die Themen der populistischen Parteien in Österreich zu erfassen und auf einer generellen Ebene die Möglichkeit zu einer inhaltlichen Zuordnung zu geben. Die vor- liegende Arbeit analysiert durch die Anwendung empirischer Methoden die Themen der ös- terreichischen populistischen Parteien. Auf Grund der Forschungsfrage nach den Themen von populistischen Parteien in Österreich sollen jedoch nicht nur die primäre, für den durch- schnittlichen politischen „Normalverbraucher“ leicht zu entschlüsselnde Ebene der Themen ergründet werden, sondern darüber hinausgehend die tieferliegenden Themenkreise, auf die nicht nur in Wahlkampfzeiten gerne zurückgegriffen wird, erörtert werden.

Über den Bereich der empirischen Zahlen und Daten hinausgehend sind im österreichischen Kontext auch aktuelle politische Entwicklungen, wie der Umstand, dass zur letzten National- ratswahl auch zwei politische Newcomer-Parteien angetreten sind, die jeweils ein über fünf Prozent liegendes Ergebnis erreichen konnten,3 zu berücksichtigen. Trotz vielfältiger Populis- musliteratur mit österreichischem Bezug, die einerseits für die Einordnung einer Partei als po- pulistisch keine Zweifel lässt, ist andererseits die Frage, ob die übrigen Parteien, im Speziellen sind hier die oben genannten politischen Newcomer zu nennen, als populistisch einzuordnen sind, erst weitgehend zu klären.

Populisten beurteilen das politische Geschehen weniger als eine Arena der Kompromissfin- dung, sondern eher als ein Durchsetzen der Interessen der Mächtigen eines Staates. Vorran- giges Ziel ist es daher auch, auf ihre Themen bezogen, der Stimme der schweigenden Mehrheit den Durchbruch zu verschaffen. Der Volkswille gilt als zentrales Element.4 Dazu bedarf es ei- nes sinnstiftenden Elementes, der Schaffung von gemeinschaftlichen und homogenen Vorge- hensweisen und Ansichten.5

3 Vgl. Nationalratswahl 2013. Österreich, Endergebnis inklusive aller Wahlkartenergebnisse 2013, in: http://wahl13.bmi.gv.at/ (15.08.2014). 4 Vgl. HARTLEB, Florian: Nach ihrer Etablierung - rechtspopulistische Parteien in Europa. Begriff - Strategie - Wir- kung, Sankt Augustin, Berlin 2011, 20. 5 Vgl. GEDEN, Oliver: Die Renaissance des Rechtspopulismus in Westeuropa, in: Internationale Politik und Gesell- schaft, 2009, H. 2, hier 96 f. 1 | S e i t e

Die wissenschaftliche Forschung beschäftigt sich im Zusammenhang mit Populismus vorder- gründig mit der theoretisch-definitorischen Klärung des Begriffes.6 Aus diesem Forschungsfeld heraus haben sich verschiedene theoretische Erklärungsversuche von Populismus entwickelt. Einer der Ansätze ist es, Populismus als ideologisches Konzept eigener Art zu erfassen.7 Somit eine Form von Ideologie, die ohne weitere Elemente für sich alleine bestehen kann.

Ein weiterer Ansatz der Lehre geht von einem bloß rudimentär bestehenden, ideologischen Konzept aus, das erst durch die Kombination mit anderen ideologischen Elementen seine volle Wirkung erreicht.8 Essentiell für dieses Verständnis von Populismus ist, wie MUDDE erörtert, dass bloß bestimmte gesellschaftliche Themenbereiche von dem ideologischen Grundkonzept des Populismus erfasst werden können.9 Eine Erfassung außerhalb dieser Themenbereiche lie- gender Themen wäre nach dieser Ansicht nicht möglich. Dies führt in letzter Konsequenz dazu, dass es für Populismus untaugliche Themengebiete geben müsste.

Nach Ansicht PRIESTERs handelt es sich bei Populismus hingegen um eine bloße Strategie zum Erwerb der Macht in demokratischen Systemen.10 Eine Auffassung, die zwangsläufig dazu führt, dass populistische Parteien, wenn sie dieses Ziel erreicht haben, nicht mehr als populis- tisch zu bezeichnen sind.11 TAGGARD schlägt in diesem Zusammenhang in eine ähnliche Kerbe und meint, dass Populismus als reine Organisationsform zu erfassen sei.12

HARTLEB wiederum identifiziert vier Dimensionen des Populismus. Erstens eine technische Dimension, der eine antielitäre Haltung inhärent ist; zweitens eine personelle Dimension,

6 Vgl. WINDER, Georg: Populistische Kommunikation - die üblichen Verdächtigen?, in: PLASSER, Fritz (Hg.): Erfolg- reich Wahlkämpfen. Massenmedien und Wahlkampagnen in Österreich, 225–250, hier 227. 7 Vgl. MÉNY, Yves/Yves SUREL (Hg.): Democracies and the Populist Challenge 2002. 8 Prägend ist hierfür der Begriff der „thin centered ideology“. Vgl. CANOVAN, Margaret: Taking politics to the people: populism as the ideologiy of democracy, in: MÉNY, Yves/SUREL, Yves (Hg.): Democracies and the Populist Challenge 2002, 25–44, hier 25 ff. 9 Vgl. MUDDE, Cas: The Populist Zeitgeist, in: Government and Opposition, 39 (2004), H. 4, 542–563 10 Vgl. PRIESTER, Karin: Rechter und linker Populismus: Annäherung an ein Chamäleon 2012, 42–44. 11 Beispielhaft sei hier auf die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 verwiesen. Ausführungen zur Doppel- rolle als Regierungspartei und populistischer Partei finden sich im Kapitel zur Geschichte der FPÖ unten. 12 Vgl. TAGGART, Paul: New populist parties in Western Europe, in: West European Politics, 18 (1995), H. 1, 34– 51. 2 | S e i t e diese verlangt nach einer Führungspersönlichkeit die für die Partei steht; drittens eine inhalt- liche Dimension, die starke Feindbilder schürt; und schlussendlich viertens eine mediale Di- mension, welche die Medienfokussierung der populistischen Partei ausdrückt.13

DECKER weist auf die Widersprüchlichkeit der verschiedenen Definitionen hin und definiert die dem Populismus inhärente Antinomie als ideologische Konsequenz einer Ideologie, die in einem „Dualismus von individueller Freiheit und gemeinschaftlicher Einbindung begründet wird“.14 Die verschiedenen formalen Aspekte des Populismus, wie eine Rhetorik, die demago- gische Elemente benutzt, sind zwar kennzeichnendes Kriterium des Populismus, können je- doch nach Ansicht DECKERs auch zum Inhalt bzw. zur Ideologie mutieren.15

Zusammenfassend zu den verschiedenen Begriffsdefinitionen von Populismus führt WINDER aus, dass zwei grundlegende Merkmale alle Ansichten verbinden. Erstes Merkmal sind die pe- jorativ-wertenden Züge all jener Definitionen, die sich mit Populismus als ideologisches Kon- zept beschäftigen. Ein Umstand, der darauf zurückzuführen ist, dass diese Konzepte sich zu einem großen Teil auf rechtspopulistische Parteien konzentrieren.16 Zweites Merkmal ist, wie bereits von VAN KESSEL festgestellt wurde, der Aufstand der „einfachen Leute“ gegen das Es- tablishment.17

Die meiner Ansicht nach zentralen Elemente von populistischen Parteien sind die Politik des „Wir“ gegen „Die-da-oben“, das Schüren von Feindbildern, die Emotionalisierung von Politik, das Auftreten als Anti-Establishment Partei sowie die Anwendung professionalisierter Medi- enstrategien. Entscheidend ist meiner Ansicht nach auch, dass von populistischen Parteien für komplexe Probleme simplifizierte Lösungen präsentiert werden. Dieser Bestandteil der Nega- tion der Komplexität von Sachverhalten führt auch zur Negation der Notwendigkeit von kom- plexen Lösungen und Kompromissen.18 Alle genannten Kriterien müssen über einen längeren

13 HARTLEB, Florian: Rechtspopulistische Parteien, Berlin 2005, 15. 14 DECKER, Frank: Parteien unter Druck: Der neue Rechtspopulismus in den westlichen Demokratien 2013, 43. 15 DECKER, Frank: Die populistische Herausforderung. Theoretische und ländervergleichende Perspektiven, in: DECKER, Frank (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?, 1. Aufl, Wiesbaden 2006, 9–33, hier 76 f. 16 WINDER (Fn. 6), 228. 17 Vgl. VAN KESSEL, Stijn: Explaining the Electoral Performance of Populist Parties: The Netherlands as a Case Study, in: Perspectives on European Politics and Society, 12 (2011), H. 1, 68–88. 18 Vgl. HARTLEB, Florian: Populismus als Totengräber oder mögliches Korrektiv der Demokratie, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 2012, H. 62, 22–30, hier 26. 3 | S e i t e

Zeitraum gegeben sein und sind für die spätere Kategorisierung der Parteien als populistisch maßgebend.

Auch hinsichtlich der Schaffung eines kohärenten und möglichst allumfassenden Populismus- begriffes kann die Erforschung der populistischen Themen von immenser Bedeutung sein. Erst durch die wissenschaftliche Erforschung der Themen wird die Kategorisierung, ob es sich bei Populismus selbst um eine Ideologie oder um einen Politikstil handelt, meiner Ansicht nach zu erfassen sein. Ein Ansatz, der somit nicht „top down“ sondern „buttom up“ versucht, den Po- pulismusbegriff zu klären.

Das Ende des Populismus, im Besonderen des Rechtpopulismus, dem man im Jahr 2005 nur noch marginale Stimmenzuwächse prophezeite, ist aus heutiger Sicht in Europa keineswegs nahe. Im internationalen Trend lässt sich erkennen, dass die populistischen Parteien wieder zulegen, es kann von einer Renaissance des Populismus gesprochen werden.19 Europa erreicht die zweite Welle des Populismus. Die Unterschätzung der in der ersten Welle gescheiterten Parteien stellt die zentrale Bedrohung der politischen Systeme dar.20

Die verschiedenen Ansätze für Themen der populistischen Parteien divergieren in der inter- nationalen Betrachtung sehr stark. Sie reichen von rechten bis hin zu linken ideologischen Ein- stellungen.21 In Westeuropa, so auch in Österreich, ist seit den 1980er Jahren die Vormacht- stellung der rechten Populisten gegeben, deren Kernthemen nach der bisherigen wissen- schaftlichen Auffassung die Einwanderungspolitik, eine kritische Haltung gegenüber der Euro- päischen Union22, islamischer Minderheiten23 und Asylpolitik24 betreffen. Welche Themen bei populistischen Parteien in Österreich vorherrschend sind, wird in dieser Arbeit durch die An- wendung empirischer Methoden festzustellen versucht.

Auf Basis des theoretischen Konzeptes bearbeitet die vorliegende Arbeit die Themen der po- pulistischen Parteien in Österreich. Die Themen sollen möglichst umfassen und aufgeschlüs- selt dargestellt werden, um eine treffsichere inhaltliche Feststellung zur Forschungsfrage zu

19 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 93–95. 20 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 94. 21 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 95. 22 Vgl. DECKER, Frank: Der neue Rechtspopulismus, 2., überarbeitete Aufl, Opladen 2004, 93. 23 Vgl. DECKER (Fn. 22), 92. 24 Vgl. DECKER (Fn. 22), 88. 4 | S e i t e erhalten. Fundament der Analyse bilden Zeitungen, da diese im Vergleich zu Presseaussen- dungen eine größere Reichweite und eine auf Kernaussagen fokussierte Berichterstattung be- inhalten. Entscheidend sind für meine Analyse jene Themen, die in der Bevölkerung wahrge- nommen und für die ausgewählten Parteien als prägend empfunden werden. Dies ist durch die Analyse der Themen, mit welchen die populistischen Parteien in den Printmedien vertre- ten sind, möglich. Bei der Auswahl der zu analysierenden Zeitungen wird auf eine Qualitäts- zeitung, und eine Boulevardzeitung zurückgegriffen. Dies soll eine möglichst große themen- bezogene Streuung ermöglichen. Die Analyse findet durch Zuweisung der Themen, die in Zu- sammenhang mit den als populistisch qualifizierten Parteien genannt werden, statt. Als Stich- probe für die Untersuchung wurde ein Betrachtungszeitraum von acht Wochen gewählt. Die- ser Beobachtungszeitraum beginnt acht Wochen vor der letzten nationalen Parlamentswahl, die in Österreich am 29. September 2013 stattgefunden hat. Näheres zur Auswahl der Medien und zur Vorgehensweise bei der Analyse findet sich in gleichnamigen Kapiteln unten.

Soweit in der vorliegenden Arbeit auf natürliche Personen bezogene Bezeichnungen aus Grün- den des besseren Verständnisses sowie der leichteren Lesbarkeit in männlicher Form ange- führt sind, beziehen sie sich auf Frauen gleichermaßen.

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2.0 VERFASSUNG, POLITISCHES SYSTEM UND PARTEIENRECHT IN ÖSTER- REICH

2.1 GRUNDZÜGE DER VERFASSUNG UND DES POLITISCHEN SYSTEMS

Als Ergebnis verschiedenster Bemühungen und Bestrebungen ist das Einsetzen der Demokra- tisierung und Parlametarisierung in Österreich im Jahr 1848 festzumachen.25 Als Geburts- stunde der österreichischen Demokratie kann laut POIER die Ausrufung der Ersten Republik angesehen werden.26 1918 begründeten die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsra- tes in der Organisationsform der Nationalversammlung den Staat „Deutschösterreich“.27 1920 wurde der Kern des Bundesverfassungsrechtes, das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG 1920)28 in der Nationalversammlung beschlossen. Vorangegangen war eine lange Debatte unter den sich innenpolitisch feindlich gegenüberstehenden politischen Lagern.29 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den Gräueltaten des Nationalsozialismus wurde 1945 die Republik Österreich wiederbegründet, indem formal an die Erste Republik angeknüpft wurde und die Verfassung der Ersten Republik übernommen wurde.30 Der Mythos von der Opferrolle Öster- reichs im Nationalsozialismus sollte sich bis in die 1990er Jahre halten.31 Aus dem Dreipartei- enparlament, wie es nach der Gründung der Zweiten Republik ausgeprägt war, entwickelte sich im Laufe der Jahre das heutige Mehrparteienparlament.32

Aus der Ersten Republik leitet sich auch das föderale System Österreichs her. Durch die Über- nahme der Verfassung der Ersten Republik wurden jedoch auch die Problemfelder dieses

25 Vgl. MANTL (Fn. 1), 35. 26 JURI, Julia/Veronika KRYSL/Manuel NEUBAUER: Tagungsbericht: Demokratiekonferenz der drei Länder Lich- tenstein, Österreich und Schweiz, in: BALTHASAR, Alexander/BUSSJÄGER, Peter/POIER, Klaus (Hg.): Herausfor- derung Demokratie. Themenfelder: Direkte Demokratie, e-Democracy und übergeordnetes Recht, Wien 2014, 209–230, hier 210. 27 Vgl. ÖHLINGER, Theo/Harald EBERHARD: Verfassungsrecht, 9., überarb. Aufl, Wien 2012, RZ 40. 28 Bundes-Verfassungsgesetz vom 01.Oktober 1920 (B-VG), BGBl 1920/1. 29 Vgl. POIER, Klaus: Provisorisch, kompromisshaft, parteienstaatlich: zur (direkten) Demokratie in Österreich, in: BALTHASAR, Alexander/BUSSJÄGER, Peter/POIER, Klaus (Hg.): Herausforderung Demokratie. Themenfelder: Di- rekte Demokratie, e-Democracy und übergeordnetes Recht, Wien 2014, 12–22, hier 16 f. 30 Vgl. POIER (Fn. 29), 18–20. 31 Nennenswert ist in diesem Zusammenhang die Rede von FRANZ VRANITZKY am 8.Juli 1991 im österreichischen Nationalrat, in der er von der Opferthese abrückte. Siehe UHL, Heidemarie: Das "erste Opfer". Der österreichi- sche Opfermythos und seine Transformationen in der Zweiten Republik, 11, in: http://www.demokratiezent- rum.org/fileadmin/media/pdf/uhl_opfer.pdf (25.04.2015). 32 Vgl. FISCHER, Heinz: Die Sozialdemokratische Partei Österreichs, in: MANTL, Wolfgang (Hg.): Politik in Öster- reich. Die Zweite Republik : Bestand und Wandel, Wien 1992, 327–349, hier 334. 6 | S e i t e

„Verfassungsprovisoriums“ übernommen. 33 Dazu gehören unter anderem eine markante Form des Föderalismus und ebenso der Bundesrat als machtlose Länderkammer auf Bundes- ebene. Das österreichische Verfassungssystem zeichnet sich durch starke Zersplitterung in einzelne Gesetze aus, was zu einer generellen Unübersichtlichkeit der österreichischen Ver- fassung beiträgt.34 Neben der Bundesverfassung bestehen neun differenzierte Landesverfas- sungen, die von den Landesparlamenten beschlossen werden.35 Den Landtagen ist bei einer formalen Betrachtung im Rahmen der politischen Systeme der Bundesländer eine wichtige Stellung zuzusprechen.36 Österreich ist seit 1. Jänner 1995 EU-Mitglied. Durch die Mitglied- schaft Österreichs bei der Europäischen Union ist es zu einer Kompetenzverschiebung und zu signifikanten Änderungen im politischen System Österreichs gekommen.37

Österreich ist eine repräsentative Demokratie.38 Direkt gewählt werden in Österreich neben dem Bundespräsident (6 Jahre mit einmaliger Wiederwahl – Art 60 Abs 5 B-VG), der National- rat (5 Jahre – Art 27 Abs 1 B-VG), die Landtage (5/6 Jahre - je nach Landesverfassung), die Abgeordneten zum Europäischen Parlament, Gemeinderäte und in manchen Bundesländern auch die Bürgermeister. Es gelten für alle Wahlen kraft Homogenität der Wahlrechtsprinzipien die Grundsätze des gleichen, unmittelbaren, persönlichen, freien und geheimen Wahlrech- tes.39 Instrumente der direkten Demokratie bleiben in Österreich wenig stark ausgeprägt. POIER spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die direktdemokratischen Instrumente in Österreich keine echten Instrumente in Form von Ausgleich und Korrektiv durch die Bürger darstellen, sondern vielmehr Instrumente der regierenden politischen Parteien sind, die diese

33 Vgl. POIER (Fn. 29), 19. 34 Vgl. ESTERBAUER, Fried: Das politische System Österreichs. Einführung in die Rechtsgrundlagen und die politi- sche Wirklichkeit, Graz 1995, 11 f. 35 Zu den Verfassungssystemen der Bundesländer siehe insbesondere MARKO, Joseph/Klaus POIER: Die Verfas- sungssysteme der Bundesländer: Institutionen und Verfahren repräsentativer und direkter Demokratie, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, 944–956. 36 Vgl. AIGNER, Dagmar: Die Landtage, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, 959–973, hier 959. 37 Vgl. FALKNER, Gerda: Zur "Europäisierung" des österreichischen politischen Systems, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, 82–93. 38 Vgl. PELINKA, Anton/Sieglinde ROSENBERGER: Österreichische Politik. Grundlagen, Strukturen, Trends, 1.A., Wien 2000, 67 f. 39 Vgl. BERKA, Walter: Verfassungsrecht. Grundzüge des österreichischen Verfassungsrechts für das juristische Studium, 3., aktualisierte Aufl, Wien, New York, NY 2010, RZ 513–523. 7 | S e i t e als Mittel zur Legitimation eigener Entscheidungen nützen.40 Es mangelt seiner Ansicht nach auch an bürgerlicher Selbstorganisation und Eigeninitiative.41

Im internationalen Vergleich findet sich Österreich im Democracy Ranking 2014, dass die De- mokratiequalität an Hand von fünf unterschiedlich gewichteten Kategorien misst,42 auf Platz elf,43 ein Wert der hinter dem vieler anderer europäischer Staaten zurückbleibt.

2.1.1 POLITISCHES SYSTEM ÖSTERREICHS

Das politische System des Landes Österreich ist von Willensbildung in der Form von wechsel- seitigen Abhängigkeiten und Auswirkungen geprägt und dominiert.44 Es kennzeichnet sich durch die dezentralisierte Form des Regierungssystems, demnach durch ein föderales System, und durch eine stark ausgeprägte Parteienlandschaft. Österreich wird auf Grund des Pluralis- mus der Parteien als „Mehrparteiendemokratie“ bezeichnet.45 Die Parteienlandschaft ist so- wohl auf der kommunalen, der regionalen und der bundesländerumfassenden Ebene ausge- prägt.46 Das österreichische politische System zeichnet sich durch das Nebeneinander des Bundespräsidenten und des Nationalrates bzw. der Regierung aus. Das politische System wird als „parlamentarische Präsidentschaftsrepublik“ bezeichnet, in welcher die Komponenten des parlamentarischen und präsidentiellen Systems ineinanderfließen.47 Es handelt sich um eine Konkordanz- bzw. Proporzdemokratie.48 Die Wahlbeteiligung ist in Österreich ständig im Sin- ken begriffen. Im Hinblick auf politische Eliten werden von der Bevölkerung mangelnde Re- formbereitschaft sowie unzureichende Effektivität bzw. Qualität politischer Entscheidungen

40 POIER, Klaus: Neue Belebung der sachunmittelbaren Demokratie in Österreich? Aktuelle Trends und Entwick- lungen, in: NEUMANN, Peter (Hg.): Sachunmittelbare Demokratie im interdisziplinären und internationalen Kon- text 2009/2010. Deutschland, Liechtenstein, Österreich, Schweiz und Europa, Baden-Baden 2012, 116–133, hier 128.m.w.N. 41 POIER, Klaus: Sachunmittelbare Demokratie in Österreichs Ländern und Gemeinden: Rechtslage und empiri- sche Erfahrungen im Überblick, in: NEUMANN, Peter (Hg.): Sachunmittelbare Demokratie im interdisziplinären und internationalen Kontext 2008/2009. Deutschland, Österreich, Schweiz, 1. Aufl, Baden-Baden 2010, 31–57, hier 51–53. 42 Vgl. Demokratiebefund 2014. Vorgelegt am 30.09.2014 durch den Sprecher der Initiative Heinrich Neisser, 7– 9, in: http://www.mehrheitswahl.at/material/Demokratiebefund-2014-gesamt.pdf (01.06.2015). 43 Vgl. Democracy Ranking. Ranking for Individual Countries, in: http://democracyranking.org/?page_id=14 (01.04.2015). 44 Vgl. ESTERBAUER (Fn. 34), 11 f. 45 Vgl. ADAMOVICH, Ludwig Karl/Bernd-Christian FUNK/Gerhart HOLZINGER: Grundlagen, 2., aktualisierte Aufl, Wien 2011, RZ 108. 46 Vgl. ESTERBAUER (Fn. 34), 11–13. 47 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 60. 48 Vgl. LEHMBRUCH, Gerhard: Verhandlungsdemokratie: Beiträge zur vergleichenden Regierungslehre 2013, 16– 58. 8 | S e i t e angeprangert. Dieser Vertrauensverlust führt zu einem großen Zulauf auf Seiten der Protest- parteien.49

Das Verhältnis von Staat und Kirche in Österreich ist ein ambivalentes und historisch gepräg- tes. Es kann trotz der gesetzlichen Trennung von Kirche und Staat im Falle Österreichs nicht von einem laizistischen System ausgegangen werden.50 MANTL bezeichnet die Beziehung der Begriffe Kirche, Staat, Gesellschaft als „magisches Dreieck“.51 Ausdruck für die heutige Verbin- dung zwischen Staat und Kirche ist das Konkordat.52

Nähere Ausführungen zur österreichischen Parteienlandschaft bzw. zu den Parteien in der Mehrparteiendemokratie Österreich finden sich unten in eigenen Kapiteln. Für Erörterungen zum österreichischen Mediensystem darf ebenso auf das entsprechende Kapitel unten ver- wiesen werden.

2.1.2 SOZIALPARTNERSCHAFT ALS ÖSTERREICHISCHES SPEZIFIKUM

Nebst politischen Parteien sind die Verbände entscheidende Handlungsträger des politischen Prozesses. Es ist zwischen zwei Formen von Verbänden zu unterscheiden, einerseits den Kam- mern als die gesetzlichen, beruflichen Interessensvertretungen53 und andererseits den Verei- nen nach dem Vereinsgesetz.54 Die Tätigkeit der politischen Parteien, welchen ein umfassen- der Vertretungsanspruch immanent ist, wird schon gesetzlich von jener der Sozialpartner, de- ren Tätigkeitsbereich nur einen spezifischen Bereich zur Vertretung erfasst, abgegrenzt.55

49 Vgl. POIER, Klaus: Repräsentative und direkte Demokratie im Parteienstaat Österreich, in: KARL, Beatrix u.a. (Hg.): Steirisches Jahrbuch für Politik 2012, Graz 2013, 187–194, hier 187. 50 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 137. 51 MANTL, Wolfgang: Das magische Dreieck Kirche-Staat-Gesellschaft, in: HARTMANN, Gerhard (Hg.): Dokumen- tation Nationalkomitee, Wien 1979, 21–24, hier 21. 52 Das erste Konkordat wurde 1933 unterzeichnet. 1960 wurde, durch eine Diskussion über den Fortbestand das Konkordats nach Ausrufung der Zweiten Republik veranlasst, ein Zusatzkonkordat mit einigen inhaltlichen Ergän- zungen (Schulbereich, Ehefrage,…) geschlossen. Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 203–205. 53 Kammern sind Körperschaften des öffentlichen Rechtes und Selbstverwaltungsträger. Es besteht Zwangsmit- gliedschaft. Die Mitgliedschaft bei einer Kammer ist Konsequenz der jeweiligen beruflichen Tätigkeit. Vgl. ÖHLIN- GER, Theo: Die Verankerung von Selbstverwaltung und Sozialpartnerschaft in der Bundesverfassung, in: Journal für Rechtspolitik, 16 (2008), H. 3, 186–192. 54 Ein solcher Verein nach dem Vereinsgesetz sind beispielsweise der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) oder die Vereinigung Österreichischer Industrieller (VÖI). 55 Vgl. WIESER, Bernd: §§ 1 PartG, in: KORINEK, Karl/HOLOUBEK, Michael (Hg.): Österreichisches Bundesverfas- sungsrecht. Textsammlung und Kommentar, Wien 1999, RZ 11. 9 | S e i t e

Nach der Bestimmung des Art 120a Abs 2 B-VG anerkennt die Republik die Rolle der Sozial- partner, achtet deren Autonomie und fördert den sozialpartnerschaftlichen Dialog.56 Die ver- fassungsrechtliche Grundlage für die Kammern findet sich, außer in einzelnen Kompetenzar- tikeln wie Art 10 Abs 1 Z B-VG, auch in der Ermächtigung des einfachen Gesetzgebers Selbst- verwaltungskörper einzurichten (Art 120a ff B-VG).57

Für das österreichische politische System ist die Sozialpartnerschaft ein prägendes Element, ein Umstand der nicht zuletzt zu der im internationalen Vergleich hohen politischen Stabilität in Österreich beiträgt.58 Diese kooperativ-konzentrierte Ausprägung der Sozialpartnerschaft, die über eine partikuläre Interessenpolitk hinausgeht, ist Anfang der 1960er Jahre in seiner heutigen Form entstanden.59 Die Sozialpartnerschaft kann als „institutionalisierter“ Klassen- kampf zwischen Kapital und Arbeit bezeichnet werden, sie ist eine „spezifische institutionelle Ausprägung des politischen Systems“.60 Zu den institutionell-organisatorischen Voraussetzun- gen zählt die organisierte Lenkung gesellschaftlicher Interessen.61 Die Organisationsform der Kammern mit Ausprägung der Zwangsmitgliedschaft wird auch kritisch gesehen.62 Die Kam- mern besitzen eine binnendemokratische Struktur. Diese Struktur erhält ihre Ausprägung ei- nerseits durch Partizipation der Mitglieder in der Form von Kammerwahlen und andererseits durch institutionalisierte63 Möglichkeiten zur Kontrolle.64

Aus struktureller Sicht kann die Sozialpartnerschaft als ein mehrdimensionales Netzwerk mit institutionalisierten, formellen und informellen, horizontalen und vertikalen Interaktionen zwischen den verschiedenen Akteuren verstanden werden.65 Wie MARKO konstatiert, besteht

56 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 105a. 57 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 369. 58 Vgl. MARKO, Joseph: Verbände und Sozialpartnerschaft, in: MANTL, Wolfgang (Hg.): Politik in Österreich. Die Zweite Republik : Bestand und Wandel, Wien 1992, 429–479, hier 429. 59 Vgl. TÁLOS, Emmerich: Sozialpartnerschaft. Kooperation-Konzentrierung-politische Regulierung, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 390–409, hier 391–395. 60 MARKO (Fn. 58), 435. m.w.N. 61 Vgl. OBINGER, Herbert/Emmerich TÁLOS: Sozialstaat Österreich zwischen Kontinuität und Umbau. Eine Bilanz der ÖVP-FPÖ-BZÖ-Koalition, 1. Aufl, Wiesbaden 2006, 7. 62 Die Kritik an diesem System hat bereits der VdU aufgegriffen. Eine inhaltliche Programmatik die von Jörg Haider fortgesetzt wurde und bis zum heutigen Tag Niederschlag in der kritischen Haltung gengenüber den Kammern in der FPÖ fußt. Vgl. MARKO (Fn. 58), 439. 63Als Beispiel für diese institutionalisierte Kontrolle sei hier der Kontrollausschuss der Arbeiterkammern genannt. 64 Vgl. TÁLOS, Emmerich: » Zwangskammerstaat«? Zur Demokratiequalität der Sozialpartnerschaft, in: Reihe Po- litikwissenschaft / Political Science Series, 1996, H. 29, hier 9. 65 Vgl. TÁLOS (Fn. 59), 396–401. 10 | S e i t e eine enge Verflechtung der Verbände mit den politischen Parteien, der Regierung und der Verwaltung. Erst diese Verflechtung ermöglicht die seiner Ansicht nach typischen Kompro- missgelegenheiten und Koordinierungszwänge im österreichischen System der Konkordanz- demokratie.66 Erwähnenswert ist, dass in verschiedenen Bundesgesetzen zudem die Begut- achtungsmöglichkeit von Gesetzesentwürfen vor Einbringung in den Nationalrat durch die So- zialpartner vorgesehen ist.67 Auch im Verlauf der Wirtschaftskrise 2008 spielte die Sozialpart- nerschaft eine tragende Rolle und hat sich in der Krise bewährt.68 „Die Sozialpartnerschaft konnte in den letzten Jahren nicht nur wesentliche Maßnahmen der Krisenbewältigung mit- gestalten, sondern bewies sich auch als Garant sozialer Stabilität in Österreich.“69

2.2 PARTEIENRECHT 2.2.1 ALLGEMEINES

Parteien spielen in einem repräsentativ-demokratischen System, wie dem österreichischen, eine übergeordnete Rolle. Parteien bündeln die Interessen der Wähler, sie haben die Funktion der Zielfindung, der Elitenrekrutierung bzw. der Regierungsbildung, der Aggregation und Arti- kulation, sowie die Funktion der Mobilisierung und Sozialisation.70 Die Existenz und Vielfalt politischer Parteien ist ein wesentlicher Bestandteil der demokratischen Ordnung.71 Das nach WIESER in Art 1 B-VG implizit verankerte System der Mehrparteiendemokratie ist nach Art 44 B-VG ebenso ein Element des demokratischen Baugesetzes und daher als Bestandteil der verfassungsrechtlichen Grundordnung anzusehen.72 Hinsichtlich der kompetenzrechtli- chen Einordnung bestehen in der Lehre verschiedene Ansätze, die Kompetenz des Bundes bleibt dabei jedoch unbestritten. Bis 1947 waren die politischen Parteien neben den allgemei-

66 MARKO (Fn. 58), 455. 67 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 436. 68 Vgl. LEITL, Christoph: Hat sich die Sozialpartnerschaft in der Krise bewährt?, in: Gesellschaft und Politik, 49./50. (2014), H. 4/13 - 1/14 Doppelnummer, 43–49. 69 ASCHAUER, Paula u.a.: Wie bewältigt(e) Österreich die Krise?, in: Gesellschaft und Politik, 49./50. (2014), H. 4/13 - 1/14 Doppelnummer, 7–21, hier 11. 70 Vgl. BELLERS, Jürgen/Rüdiger KIPKE: Einführung in die Politikwissenschaft 2006, 149.m.w.N. 71 Durch eine doppelte Verankerung (B-VG und PartG) sieht WIESER eine allenfalls stattfindende ersatzlose Auf- hebung des § 1 Abs 1 PartG nicht als Abgehen vom Mehrparteiendemokratieprinzip. WIESER (Fn. 55), RZ 17–19. 72 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 17. 11 | S e i t e nen Regeln des Vereinsgesetzes auch restriktiven Bestimmungen über politische Vereine un- terworfen.73 EISNER, KOGLER und ULRICH kommen auf dieser Basis unter Anwendung der Ver- steinerungstheorie zur Ansicht, dass Art 10 Abs 1 Z 7 B-VG anzuwenden ist, womit das Partei- enrecht kompetenzmäßig dem „Vereins und Versammlungsrecht“ zuzurechnen ist.74 Die in- stitutionelle Ausgestaltung der „Volkssouveränität“ in Bezug auf repräsentative bzw. plebiszi- täre Entscheidungsmechanismen sowie der rechtliche Rahmen zur konkurrenzorientierten Parteiendemokratie wurde durch das Parteiengesetz 1975 (PartG 1975) ausgestaltet.75 Seit 2012 finden sich umfassende rechtliche Regelungen zu den politischen Parteien im Parteien- gesetz 201276 (PartG 2012).77 Politischer Hintergrund für die Einführung des PartG 2012 und des damit zusammenhängenden Parteien-Förderungsgesetz 2012 (PartFörG 2012)78 sowie der Novelle zum Bundespräsidentenwahlgesetz 1971 (BPräsWG)79 war die Forderung nach mehr Transparenz hinsichtlich der Finanzierung von politischen Parteien, die Vermeidung von weiteren Korruptionsskandalen und Verbesserung des Ansehens der Politik.80

Das österreichische System unterscheidet zwischen der Wahlpartei, der politischen Partei und dem Klub.81 Als Wahlpartei wird „eine Wählergruppe, die sich unter Führung einer unterschei- denden Parteibezeichnung und unter Aufstellung einer Parteiliste an der Wahlwerbung betei- ligt“82 bezeichnet. Eine klare Definition für eine politische Partei war vor der Einführung des Parteiengesetzes 2012 nicht vorhanden.83 Heute kennt § 1 Abs 2 des PartG eine Legaldefini- tion für politischen Parteien als „dauernde organisierte Verbindung,[84] die durch gemeinsame

73 Vgl. MANTL (Fn. 1), 43. 74 Vgl. EISNER, Christian/Michael R. KOGLER/Andreas ULRICH: Recht der politischen Parteien. Kommentar : Par- teiengesetz, Parteien-Förderungsgesetz, GRECO-Empfehlung und Bericht, RZ 15. 75 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 65. 76 Parteiengesetz 2012 (PartG 2012), BGBl. I Nr. 84/2013. 77 Das PartG 2012 ersetzte das alte Parteiengesetz (PartG 1975). Die bis dahin geltende Rechtslage war nicht geeignet die internationalen Vorgaben zur Parteientransparenz zu erfüllen. Siehe ErläutRV 1782 BlgNR XXIV GP, 2-3. 78 Bundesgesetz über Förderungen des Bundes für politische Parteien 2012 (PartFörG 2012), BGBl. I Nr. 57/2012 79 Bundespräsidentenwahlgesetz 1971 (BPräsWG), BGBl. I Nr. 115/2013. 80 Vgl. ZÖGERNITZ, Werner/Stephan LENZHOFER: Politische Parteien - Recht und Finanzierung, Wien 2013, 24. 81 Vgl. MANTL (Fn. 1), 42. 82 Österreichische Bundesregierung: Bericht der Bundesregierung an den Nationalrat über ihre Rechtsauffassung betr. die Stellung der polit. Parteien im öff. Leben 25.05.1966. und in späterer Folge §2 Z2 PartG 2012. 83 MANTL hielt die Definition des Parteienberichts 1966 als unzutreffend und ergänzt diese um das Element der regelmäßigen Teilnahme an Wahlen zu den allgemeinen Vertretungskörpern. Eine Kritik die in § 1 Abs 2 PartG ihre Berücksichtigung fand. Siehe MANTL (Fn. 1), 43. 84 Als dauernde organisierte Verbindung ist eine andauernde, rechtlich fundierte Verbindung von Personen zu verstehen. Die Gründung von politischen Parteien ist auch durch juristische Personen möglich. Vgl. ZÖGER- NITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 28. 12 | S e i t e

Tätigkeit auf eine umfassende Beeinflussung der staatlichen Willensbildung, insbesondere durch Teilnahme an Wahlen zu allgemeinen Vertretungskörpern (…),[85] abzielt[86] und deren Satzung beim Bundesministerium für Inneres hinterlegt ist“. Als Klub wird der nach der jewei- ligen Geschäftsordnung des Vertretungskörpers87 gebildete Zusammenschluss bezeichnet.88 Den Klubs kommen zahlreiche Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit in den Vertretungskörpern zu.89

Der Gründungsvorgang von politischen Parteien nach PartG lässt sich grob gefasst in drei Sta- dien unterteilen (§ 1 Abs 4 PartG). Grunderfordernis ist, dass die politische Partei für ihre Tä- tigkeit eine Satzung beschließt. Die Satzung muss gemäß § 1 Abs 4 Z 1 bis Z 4 PartG die Organe der Partei90 und deren Vertretungsbefugnis, die Rechte und Pflichten der Mitglieder, die Glie- derung der Partei und Bestimmungen über eine etwaige freiwillige Auflösung der Partei ent- halten. Die beschlossene Satzung wird dann beim Innenministerium hinterlegt (§ 1 Abs 2 PartG). Das Ministerium ist zur Führung einer Liste91 verpflichtet.92 Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang, dass das Bundesministerium für Inneres nach PartG keine Kom- petenz zur inhaltlichen Prüfung der Satzung hat und die Gründung nach dem PartG nicht ver- sagen kann.93 Auch bei Unvollständigkeit darf das Innenministerium die Hinterlegung nicht verweigern.94 Die antragsstellende politische Gruppierung wird in diesem Falle jedoch nicht rechtsfähig i.S.d. Parteiengesetzes. Schlussendlich ist gemäß § 1 Abs 4 PartG die Veröffentli-

85 Eine Definition die nach Ansicht von ZÖGERNITZ und LENZHOFER eine unglückliche ist, da streng begrifflich betrachtet nach den Wahlordnungen nicht die politischen Parteien, sondern die wahlwerbenden Parteien an den Wahlen teilnehmen. Vgl. ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 28 f. 86 Von einer Pflicht zur Teilnahme an Wahlen durch politische Parteien kann nicht ausgegangen werden. Die Nichtteilnahme zieht auch nicht den Verlust der Rechtspersönlichkeit einer Partei nach sich. Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 27.m.w.N. 87 Klubs bestehen in verschiedenen Ausprägungen. Es ist zwischen Klubs im Nationalrat gem. § 7 GOG-NR, Frak- tionen im Bundesrat gem. § 14 GO-BR, parlamentarischen Klubs gemäß der Bundesverfassung und den Landtags- klubs zu unterscheiden. 88 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 6.m.w.N. 89 Vgl. LENZHOFER, Stephan: Die Parteienfinanzierung in Österreich, Vienna 2010, 42. 90 Zwingend vorgesehen sind ein parteiinternes Leitungsorgan, eine Mitgliederversammlung und ein Aufsichts- organ (§ 1 Abs 4 Z 1 PartG). 91 Das Parteienregister ist unter http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Service/parteienverz/files/Parteienverzeich- nis_Stand_2015_03_31.pdf abrufbar. 92Vgl. ErläutRV 1782 BlgNR XXIV GP, 3. 93 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 362. 94 Vgl. ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), RZ 18. 13 | S e i t e chung in geeigneter Weise durch die politische Partei notwendig, womit dem Informationsbe- dürfnis der Bevölkerung gegenüber nachgekommen werden soll.95 Eine Pflicht zur Mitteilung der Organwalter und Funktionäre besteht nicht.96 Es genügt die Publikation der Satzung auf der Homepage der Partei. Das PartG sieht, auch wenn die Veröffentlichung nicht durchgeführt wird, keine Sanktion vor; einziges Mittel um die Verpflichtung sicher zu stellen ist die Kontrolle durch die Öffentlichkeit.97 Die Partei behält dennoch ihre Rechtspersönlichkeit.98

Die Rechtsstellung der politischen Parteien ist in Österreich eine unklare. Während die herr- schende Lehre politische Parteien als juristische Personen des Privatrechts sieht, 99 sind ZÖGERNITZ und LENZHOFER der Meinung, dass es sich daher auf Grund ihrer Stellung zwi- schen privatem- und öffentlichem Recht um juristische Personen sui generis handelt.100 Die Anwendung der herrschenden Ansicht führt dazu, dass Streitigkeiten der Partei und ihrer Mit- glieder vor den Zivilgerichten zu entscheiden sind.101 Mit Hinterlegung einer gesetzeskonfor- men Satzung beim Innenministerium erhalten die Parteien Rechtspersönlichkeit,102 eine Kon- stituierung als Verein ist nicht mehr notwendig.103 Hinsichtlich der Rechtspersönlichkeit einer Partei zwischen der Gründung und der Hinterlegung der Satzung beim Bundesministerium für Inneres ziehen ZÖGERNITZ und LENZHOFER die Konstruktion einer aufschiebenden Bedingung heran, was bedeutet, dass die geschlossenen Verträge erst mit Erlangung der Rechtspersön- lichkeit wirksam werden.104

2.2.2 VERFASSUNGSRECHTLICHE GARANTIEN

Das österreichische Parteiensystem ist rechtlich weitgehend unbeschränkt. Das Parteienge- setz enthält zudem in § 1 PartG mehrere verfassungsrechtliche Garantien für politische Par- teien. § 1 Abs 3 PartG enthält die Gründungsfreiheit für politische Parteien, was bedeutet,

95 Vgl. ErläutRV 1782 BlgNR XXIV GP, 4. 96 Vgl. RASCHAUER, Bernhard: Die Rechtsstellung politischer Parteien, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz (Hg.): Das österreichische Parteiensystem, Wien 1988, 556–567, hier 262. 97 Vgl. EISNER/KOGLER/ULRICH (Fn. 74) 98 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 48–51. 99 Siehe ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 364., BERKA (Fn. 39), RZ 233. und insbesondere OGH 9.11.1978, 6 Ob 727/78. 100 ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 28. 101 Vgl. RASCHAUER (Fn. 96), 562 f. 102 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 364. 103 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 365. 104 ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 28. 14 | S e i t e dass für die Gründung von Parteien keine besonderen Voraussetzungen inhaltlicher Natur not- wendig sind.105 § 1 Abs 3 zweiter Halbsatz schränkt die Gründungsfreiheit jedoch insoweit ein, dass die Gründung einer politischen Partei nicht frei ist, wenn dies bundesverfassungsrechtlich anders bestimmt wird. Dies verweist auch auf die Anwendung des Verbotsgesetzes (Ver- botsG)106 und der Art 9 bzw. Art 10 des Staatsvertrages von Wien (StV von Wien),107 welche beide im Verfassungsrang stehen.108 Es bestehen keine sonstigen Verbotsgründe.

Das VerbotsG verbietet gem. § 1 die NSDAP. § 3 VerbotsG enthält ein allgemeines Verbot der Wiederbetätigung.109 Der VfGH konkretisierte in seiner Judikatur die Kriterien zur Beurteilung, ob ein Verstoß gegen das Verbotsgesetz vorliegt. Ein Verstoß ist nach Ansicht des VfGH unab- hängig davon gegeben, ob Formulierungen bei einer isolierten Betrachtung als typischer Aus- druck einer nationalsozialistischen Ideologie gewertet werden können. Es kommt auf eine Ge- samtbetrachtung an, die sowohl den Inhalt der Gedanken, als auch den Sprachgebrauch um- fasst.110 Das Verständnis des Verbotes ist daher im Sinne von „wehret den Anfängen“ ein sehr weites.111 Es besteht kein bestimmtes Verfahren nach dem eine Verletzung des Verbotsgeset- zes durch eine antragsstellende Personengruppe abgehandelt wird, der Innenminister ist da- her auch nicht zu einer bescheidmäßigen Ablehnung einer eingebrachten Satzung befugt.112 Der VfGH beschreitet in seiner Judikatur den Weg, dass die Gruppierung keine Rechtspersön- lichkeit nach PartG erlangt, wenn sie gegen die Bestimmungen des Parteiengesetzes verstößt. Ein solcher Mangel ist nach Ansicht des VfGHs von jedem Gericht und jeder Verwaltungsbe- hörde inzident im Falle eines anhängigen Verfahrens wahrzunehmen.113 BERKA hält diese Vor- gehensweise für rechtspolitisch kritisch.114 Das hier beschriebene Leiterkenntnis zum Verbot politischer Partien des VfGH beschränkt sich in der Ausführung jedoch auf einen beispielhaf- ten Verweis auf den § 3a VerbotsG. Bei einer Gesamtbetrachtung der Judikatur des VfGHs in

105 Vgl. ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 39. 106 Verbotsgesetz (VerbotsG), BGBl 1992/148. 107 Staatsvertrages von Wien (StV von Wien), BGBl. Nr. 59/1964 108 Vgl. ÖHLINGER/EBERHARD (Fn. 27), RZ 366. 109 1988 wurde durch den Verfassungsgerichtshof (VfSlg 11761/1988) der Nationaldemokratische Partei (NPD – Norbert Burger) aufgrund des Verstoßes gegen das Verbotsgesetz die Rechtspersönlichkeit der politischen Partei aberkannt. Die Gründungsfreiheit der politischen Parteien findet somit bei einer offenen nationalsozialistischen Wiederbetätigung ihre Grenze. Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 140. 110 Vgl. VfSlg. 11.258/1987. 111 WIESER (Fn. 55), RZ 62. 112 Vgl. BERKA (Fn. 39), RZ 231. 113 Vgl. VfSlg. 9648/1983. 114 BERKA (Fn. 39), RZ 231. 15 | S e i t e diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass der VfGH zwischen den möglichen Verbotstat- beständen „hin und herspringt“.115

Nach § 1 Abs 3 PartG darf die Tätigkeit der Parteien „keiner Beschränkung durch besondere Rechtsvorschriften unterworfen werden“. Dies wird als Bestandsfreiheit der Parteien bezeich- net und impliziert einen verfassungsrechtlich gewährleisteten Bestandsschutz politischer Par- teien. Dieser Schutz umfasst auch die Freiheit der Parteien in ihrer Finanzierung.116 Weitere Elemente des Bestandsschutzes finden sich in Art 26 B-VG sowie in der Freiheit der Wahl gem. Art 3 des 1 Zusatzprotokolls der Europäischen Menschenrechtskonvention (1. ZP-EMRK).117 Dennoch sind auch die politischen Parteien an die allgemeinen Rechtsvorschriften, welche durchaus geeignet sein können, ihre Tätigkeit zu beschränken, gebunden.118 Beschränkungen sind zudem zulässig, solange in der Norm der begünstigende Charakter den beschränkenden Charakter überwiegt. § 1 Abs 4 Z 4 und § 1 Abs 5 PartG normieren die Beendigungsfreiheit der Parteien. Die politischen Parteien können durch ihre Mitglieder oder Organe jederzeit aufge- löst werden (§ 1 Abs 5 PartG).

In Bezug auf populistische Parteien ist festzuhalten, dass nach geltendem österreichischem Recht keine Verbotstatbestände bestehen, außer jene des Verbotsgesetzes und des StGG. Die Gründung politischer Parteien ist beschränkt, es bestehen aber keine weiteren Parteienver- bote.119 Hinsichtlich der Themen von Parteien hat der Verfassungsgerichtshof festgestellt, dass das Bundesministerium für Inneres bei der Prüfung, ob die Gründung der Partei in einem Widerspruch zum Bundesverfassungsrecht steht, nicht nur die Satzung sondern, auch das Par- teiprogramm heranziehen kann.120 Die thematische Ausrichtung kann daher in diesem Sta- dium von großer Bedeutung sein. Jedoch ist auch anzumerken, dass eine einmal rechtskon- form erworbene Rechtspersönlichkeit einer politischen Partei nicht jegliches zukünftige Ver- halten einer Partei ermöglicht. Vielmehr gilt der Vorbehalt, dass nur verfassungsrechtlich nicht

115 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 61. 116 Vgl. ZÖGERNITZ/LENZHOFER (Fn. 80), 39. 117 Erstes Zusatzprotokolls der Europäischen Menschenrechtskonvention (1. ZP-EMRK), BGBl III 1998/30. 118 Vgl. Oberster Gerichtshof 09.11.1978, 6 Ob 727/78; 4 Ob 342/83. 119 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 54–57.m.w.N. 120 Vgl. VfSlg 11.761/1988; VfSlg. 11.258/1987. 16 | S e i t e verletzendes Verhalten erlaubt ist. § 1 Abs 3 PartG sanktioniert daher auch ein Abtriften recht- lich konform bestehender politischer Parteien in verfassungswidrige Tätigkeiten. Eine solche „Metamorphose“ führt zum Verlust der Rechtspersönlichkeit der Partei.121

121 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 59–60.m.w.N. 17 | S e i t e

2.2.3 PARTEIENFINANZIERUNG

Hinsichtlich der Finanzierung der politischen Tätigkeit von Parteien gibt es für Parteien meh- rere Möglichkeiten, es wird zwischen staatlicher und nichtstaatlicher Finanzierung unterschie- den.122 Neben der staatlichen Subvention der politischen Parteien kommen auch private Fi- nanzierungen, Mitgliedsbeiträge, eigene Einkünfte aus betrieblicher Tätigkeit, Spenden und Finanzierungen mittels Krediten in Betracht.123

Die breit ausgebaute staatliche Parteienfinanzierung stellt die wichtigste Einnahmequelle der politischen Parteien dar.124 Eine ausschließliche Finanzierung der Parteien125 durch ein staat- liches Förderungssystem wäre nach Ansicht BERKAS aus demokratiepolitischer Sicht bedenk- lich. 126 Der Gesetzgeber muss bei dem Anspruch der Parteien auf Zahlung aus dem staatlichen Finanzierungssystem dem Grundsatz der Gleichheit eine große Bedeutung zusprechen. Dies ist wichtig um die Entstehung von neuen Parteien nicht indirekt zu beschränken. Ebenso als rechtspolitisch problematisch kann der Umstand angesehen werden, dass die im Nationalrat vertretenen Parteien selbst über die staatlich zugestandenen Mittel entscheiden.127 Argu- mente für die staatliche Parteienförderung sind sowohl die Erfüllung von verfassungsrechtlich zugewiesenen Aufgaben, die Eindämmung der Gefahr einer korrupten Geldbeschaffung – wie MANTL es bezeichnet die Bewahrung vor der „Flucht in die Korruption“128 oder auch die Stär- kung der Offenheit des demokratischen Systems, auch wenn neue Parteien gegenüber den staatlich etablierten nach dem geltenden System einen massiven finanziellen Nachteil ha- ben.129 Wichtigster verfassungsrechtlicher Maßstab der gesetzlichen Regelungen zur Partei- enfinanzierung ist der Gleichheitsgrundsatz gem. Art 7 B-VG.130

Grundsätzliche Bestimmungen über die Finanzierung der Parteien finden sich im PartG. Auf Bundesebene finden sich einfachgesetzliche Regelungen über die Fördermittel des Bundes im

122 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 76. 123 Vgl. LENZHOFER (Fn. 89), 5. 124 Vgl. LENZHOFER (Fn. 89), 11ff. 125 In der Lehre gibt es sogar Stimmen, die bereits eine überwiegende Finanzierung ablehnen. Siehe WIESER (Fn. 55), RZ 82.m.w.N. 126 BERKA (Fn. 39), RZ 240. 127 Vgl. LENZHOFER (Fn. 89), 15–19. 128 MANTL (Fn. 1), 87. 129 Vgl. SICKINGER, Hubert: Politikfinanzierung in Österreich, Wien 2009, 461. 130 Vgl. WIESER (Fn. 55), RZ 84. 18 | S e i t e

Parteien-Förderungsgesetz (PartFörG). 131 Darüber hinaus bestehen in den Bundesländern Landesgesetze zur Parteienförderung. Förderungswürdig nach den Bestimmungen der § 4 und § 5 PartG sind politische Parteien. Diese Determinierung wird durch § 13 PartG auf wahlwer- bende Parteien, die keine politischen Parteien sind, ausgedehnt. LENZHOFER kritisiert die be- griffstechnisch unsaubere Verwendung des Begriffes der „wahlwerbenden Partei“, da diese nie eine politische Partei sein kann bzw. auch nicht umgekehrt. Die beiden Ausprägungen sind klar voneinander zu trennen.132 § 3 PartG sieht jährliche Förderungen durch Bund, Länder und Gemeinden vor. Nach Satz zwei beträgt die Förderung mindestens 3,10 Euro, aber höchstens 11 Euro pro Wahlberechtigten. Den Ländern wird die Kompetenz zur Regelung innerhalb der doppelten Rahmenbeträge zugesprochen. Die Novelle des PartG 2012 hat durch § 4 PartG auch eine Beschränkung der Wahlwerbungsausgaben festgelegt. Für Wahlwerbung in Zusam- menhang mit Wahlen der allgemeinen Vertretungskörper oder dem Europäischen Parlament dürfen maximal 7 Millionen Euro aufgewendet werden. In § 4 Abs 2 PartG werden demonst- rativ Tatbestände für Ausgaben für die Wahlwerbung aufgezählt, ein Umstand, den LENZHOFER kritisiert, weil dadurch eine willkürliche Zuordnungsmöglichkeit der Wahlkampf- ausgaben für die Parteien besteht.133 Ausgaben der wahlwerbenden Personen bis zu einem Betrag von 15.000 Euro bleiben unberücksichtigt (§ 4 Abs 1 PartG). Die Rechenschaftspflichten wurden 2012 umfassend verschärft und mit Sanktionsmechanismen versehen.

Das PartFörG 2012 sieht in § 1 die jährliche Förderung der politischen Parteien durch den Bund vor. Das Gesamtvolumen der Fördermittel wird an Hand der Multiplikation der Wahlberech- tigten zum Nationalrat mit 4,6 Euro errechnet. Jede im Nationalrat mit mindestens fünf Abge- ordneten 134 vertretene Partei erhält den Grundbetrag i.H.v 218 000 Euro (§ 1 Abs 2 Z 1 PartFörG), der verbleibende Betrag wird auf die übrigen im Nationalrat vertre- tenen Parteien nach Verhältnis der für sie abgegebenen Stimmen verteilt

131 Vgl. LENZHOFER, Stephan: Die neue Parteienfinanzierung: Mehr Transparenz im Tausch gegen höhere staatli- che Zuwendungen, in: http://www.jusportal.at/die-neue-parteienfinanzierung-mehr-transparenz-im-tausch-ge- gen-hohere-staatliche-zuwendungen_stephan-lenzhofer/ (15.04.2015). 132 LENZHOFER, Stephan: Die neue Parteienfinanzierung: Mehr Transparenz im Tausch gegen höhere staatliche Zuwendungen, in: http://www.jusportal.at/die-neue-parteienfinanzierung-mehr-transparenz-im-tausch-gegen- hohere-staatliche-zuwendungen_stephan-lenzhofer/ (15.04.2015). 133 LENZHOFER, Stephan: Die neue Parteienfinanzierung: Mehr Transparenz im Tausch gegen höhere staatliche Zuwendungen, in: http://www.jusportal.at/die-neue-parteienfinanzierung-mehr-transparenz-im-tausch-gegen- hohere-staatliche-zuwendungen_stephan-lenzhofer/ (15.04.2015). 134 Diese Anzahl entspricht der Gründungsvoraussetzung für einen politischen Klub im Nationalrat gemäß § 7 Bundesgesetz vom 4. Juli 1975 über die Geschäftsordnung des Nationalrates (GOG-NR), BGBl. I Nr. 99/2014. 19 | S e i t e

(§ 1 Abs 2 Z 2 PartFörG). Politische Parteien, die den Einzug in den Nationalrat nicht geschafft haben erhalten, wenn sie die Hürde von einem Prozent der Stimmen überschritten haben, einen Betrag in der Höhe von 2,5 Euro pro für sie abgegebener Stimme (§ 1 Abs 3 PartFörG). Sonderbestimmungen bestehen bei der Vergabe von Förderungen für politische Tätigkeit im Parlament.

Zusätzliche Einnahmequelle der Parteien stellt in Österreich die „Parteisteuer“135 dar. Die Re- gelungen zu dem Parteisteuern finden sich meist in den Organisationsstatuten der Parteien.136 Aus verfassungsrechtlicher Sicht sind Parteisteuern durchaus kritisch zu betrachten und ent- behren einer konkreten gesetzlichen Grundlage. Sie stehen auch im Spannungsfeld zum Grundsatz des freien Mandates gemäß Art 56 Abs 1 B-VG.137 Zudem hat der OGH festgestellt, dass es sich bei der Bindung zwischen Parteien und Mitgliedern um eine bloß privatrechtliche Bindung handelt. Die Einklagbarkeit zur Entrichtung ist daher nur auf dem Zivilrechtsweg ge- geben.138 Eine Qualifikation von Parteisteuern als erhöhte Mitgliedsbeiträge wird von einem Teil der Lehre durch die unterschiedliche steuerliche Behandlung von Mitgliedsbeiträgen und Parteisteuern139 nicht angenommen. SICKINGER qualifiziert Parteisteuern, wenn sie statuta- risch vorgesehen sind, als Mitgliedsbeiträge. Wenn sie jedoch nicht statutarisch vorgeschrie- ben sind, ordnet er sie als Parteispenden ein.140

135 Bei der Parteisteuer entrichtet ein Mitglied das ein politisches Amt bekleidet einen gewissen Prozentsatz sei- nes Einkommens durch dieses Amt an seine Partei bzw. den politischen Klub. Gerechtfertigt wird diese „Abgabe“ durch den Umstand, dass das erhaltene Amt durch die Unterstützung der Partei erreicht wurde. Vgl. LENZHOFER (Fn. 89), 9–11. 136 Beispielhaft sei hier auf den § 20 des SPÖ Organisationsstatutes verwiesen, der dem Bundesparteivorstand das Recht zuspricht über die Einhebung einer Mandatsabgabe Beschluss zu fassen. Siehe Das Organisationssta- tut. In der Fassung nach dem 43. Ordentlichen Bundesparteitag 2014, in: https://spoe.at/sites/default/fi- les/spoe_statut_2014_monitor.pdf (11.04.2015). 137 Artikel 56 Abs 1 B-VG: „Die Mitglieder des Nationalrates und die Mitglieder des Bundesrates sind bei der Aus- übung dieses Berufes an keinen Auftrag gebunden.“ 138 Vgl. Oberster Gerichtshof 9.11.1978, 6 Ob 727/78. 139 Vgl. VwGH 5.5.1988, 88/13/0030. 140 SICKINGER (Fn. 129), 233 f. 20 | S e i t e

3.0 PARTEIENLANDSCHAFT UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DES PHÄNOMENS „POPULISMUS“

3.1 ALLGEMEINES

Nach SARTORI141 ist das System der Beziehungen, das aus dem Parteienwettbewerb resultiert, als Parteiensystem zu bezeichnen.142 Österreich ist ein Parteienstaat. Die ersten Grundstruk- turen zur parteipolitischen Organisation finden sich bereits im Feudalsystem, schlussendlich waren es auch politische Parteien, die die Erste Republik143 gründeten. Ebenso wurde auch die Zweite Republik durch politische Parteien auf Grund eines parlamentarischen Systems aus- gerufen. Aus dieser engen Verquickung von Parteien und politischem System ist erkennbar, dass das österreichische politische System lediglich im Zusammenhang mit politischen Par- teien zu erfassen und zu denken ist.144 Den Parteien kommt somit sowohl eine staatsgrün- dende-, staatstragende als auch gesellschaftsbeherrschende Funktion zu.145

Die Entwicklung des österreichischen Parteiensystems ist eine überaus differenzierte146 und kann in vier Phasen eingeteilt werden, die für das Verständnis der heutigen Parteienlandschaft essentiell sind. Die erste Phase bezeichnet die unmittelbare Nachkriegszeit, bei der die Besat- zungsmächte nur die Kandidatur der SPÖ, der ÖVP und der KPÖ erlaubten.147 Danach folgt die Periode der 1950er Jahre, in denen zahlreiche Parteiengründungen, wie auch die des dritten Lagers,148 stattfanden. In der dritten Periode kommt es zu einem teilweisen Umbruch der Par- teienlandschaft Österreichs, die KPÖ schied aus dem Parlament aus und konnte ihre damalige

141 SARTORI begründete zur Vergleichbarkeit und Typisierung von Parteiensystemen verschiedene Typologien. Das österreichische Parteiensystem ist nach der Typisierung SATORIs ein bipolares da von zwei Parteien be- herrscht, zudem durch geringe Polarität gekennzeichnet und zentripetal zur Mitte orientiert. Vgl. PELINKA, An- ton/Fritz PLASSER: Compared to What? Das österreichische Parteiensystem im internationalen Vergleich, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz (Hg.): Das österreichische Parteiensystem, Wien 1988, 17–35, hier 20. 142 Vgl. SARTORI, Giovanni: Parties and Party Systems: A Framework for Analysis, Cambridge 1976, 44. 143 Zur Ersten Republik siehe einführend GOLDINGER, Walter: Die Erste Republik, in: Institut für Österreichkunde (Hg.): Die Entwicklung der Verfassung Österreichs vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Wien 1970, 112–120. 144 Laut MANTL sind die Parteien für die Demokratie unerlässlich, obwohl sie auch de Mitwirkungsrechte des Staatsbürgers beschränken, sogar den demokratischen Prozess blockieren können. Die Qualität eines demokra- tischen Staates ist untrennbar mit jener der politischen Parteien verbunden. MANTL (Fn. 1), 34. 145 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 131–133. 146 Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 18 f. 147 Nach der Typisierung von BLONDEL war das Parteiensystem der Zweiten Republik ein Zweiparteiensystem. BLONDEL, Jean: Introduction to Comparative Government, London 1969, 153–176. 148 Als drittes Lager werden in Österreich die deutschnationalen sowie die nationalliberalen Wählergruppen be- zeichnet die sich in Parteien wie der FPÖ verfestigt haben. 21 | S e i t e

Stärke bis zum heutigen Tage nicht wieder erlangen.149 Die weitere Entwicklung, die teilweise bis heute andauert, ist wiederum von der Entstehung neuer Parteien150 wie den Grünen, dem BZÖ oder auch dem Team Stronach geprägt und zeichnet sich durch eine immer stärker wer- dende Wählermobilität, sowie der Erosion aktiver Parteibindungen, dem sogenannten „Dea- lignment“, aus.151 Das heutige Parteiensystem in Österreich kann auf Grund einer eine große Anzahl von Parteien umfassender Parteienlandschaft, von denen jedoch keine Partei eine ab- solute Mehrheit auf Bundesebene erreichen kann, als ein System des gemäßigten Pluralismus bezeichnet werden. Es handelt sich um eine „bipolare Politik mit zentripetalem Parteienwett- bewerb“ meist in der Form von Koalitionsregierungen.152

In Österreich waren mit Stand vom 26.11.2014 erstmals 1000 Parteien registriert,153 eine Zahl die seit den 1990er Jahren stark angestiegen ist.154 Zum damaligen Zeitpunkt waren nur 334 Parteien nach dem österreichischen Parteiengesetz registriert, von denen nach einem stren- gen Maßstab zwischen 1945 und 1980 48 verschiedene kandidiert haben.155 Es ist jedoch an- zumerken, dass auch heute nicht alle der registrierten Parteien ihre Parteitätigkeit bei Wahlen ausüben. Ausschlaggebend für die Entwicklung dieses breiten Parteienspektrums sind, histo- risch gesehen, sowohl Aspekte des Klassenkampfes, der Religion, als auch der regionalen Schwerpunkte.156 PELINKA und ROSENBERGER identifizieren zwischen den österreichischen Parteien die Konfliktlinien der Nation, des Postmaterialismus, des Liberalismus, der bewussten

149 Nach dem zweiten Weltkrieg hatte die KPÖ noch über 130.000 Mitglieder. Heute nimmt die KPÖ nur mehr in Graz eine Sonderstellung ein wo sie 2012 mit 19,86 Prozent zweitstärkste Partei wurde. Zur Entwicklung der KPÖ von 1918 bis 2008 siehe BAIER, Walter: Das kurze Jahrhundert. Kommunismus in Österreich, KPÖ 1918 bis 2008, Wien 2009. 150 MÜLLER, Wolfgang: Das Parteiensystem, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des politischen Systems Öster- reichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 181–196, hier 187 f. 151 Vgl. PLASSER, Fritz/Peter ULRAM: Wechselwahlen: Analysen zur Nationalratswahl 2006 2007, 167–176. 152 Vgl. MÜLLER (Fn. 150), 189 f. 153 Vgl. AICHINGER, Philipp: Österreich, das Land der (exakt) 1000 Parteien, in: http://diepresse.com/home/poli- tik/innenpolitik/4605424/Osterreich-das-Land-der-exakt-1000-Parteien (27.12.2014). 154 Mit Stand vom 31.03.2015 sind in Österreich 1013 Parteien Registriert. Siehe Parteienregister, in: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_Service/parteienverz/files/Parteienverzeichnis_Stand_2015_03_31.pdf (26.04.2013). 155 Vgl. MÜLLER (Fn. 150), 187. 156 Vgl. MÜLLER (Fn. 150), 187–191. 22 | S e i t e

Exklusion bzw. Inklusion und die Konfliktlinien des Geschlechtes.157 Ein hohes Maß an „In- tegration, Konzentration,[158] Penetration und Legitimation“159 markieren die Stellung des ös- terreichischen Parteiensystems.

Nicht alleine durch das parlamentarische Regierungssystem bedingt, ist in Österreich der Par- teientypus der Mitglieder bzw. Lagerpartei160 stark ausgeprägt.161 Im internationalen Ver- gleich zeigt sich ein weit höherer Organisationsgrad der politischen Parteien, ein Trend der jedoch im Gesamten rückläufig ist.162 Dennoch ist festzustellen, dass der ländlich geprägte Be- reich, große Teile der Bauernschaft, der Gewerbetreibenden und der aktiven Katholiken der ÖVP nahe stehen und bei Wahlen diese ankreuzen.163 Die Mehrzahl der Arbeiter und der städ- tischen Bevölkerung sind eher der SPÖ, der FPÖ und teils auch den Grünen wohlgesonnen.164 Die vormals angenommene Sonderstellung des österreichischen Systems auf Grund ebendie- ser Lagermentalitäten, einer stringenten Unterteilung und einer „Versäulung“, ist heute nicht mehr gegeben.165 Langfristig gesehen verfügt die SPÖ jedoch über eine größere Anzahl an Stammwählern als die ÖVP.166 Die SPÖ muss jedoch ihrerseits starke Stimmverluste zugunsten der Protestparteien (FPÖ, Grüne) befürchten.167 Durch eine Analyse der Entwicklung der Wah- len der letzten Jahre in Österreich zeigt sich eine Erosion der Traditionsparteien mit einer vor- mals starken Stammwählerschicht, die durch einen gesellschaftlichen Wandel in Form von In- dividualisierung und Pluralisierung und der damit abnehmenden Parteibindung geprägt ist.168

157 PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 137 f. 158 Die Konzentration der Wählerstimmen ist jedoch in Österreich zunehmend im Abnehmen begriffen. Von 1970 bis 1983 lag der Anteil der auf die Großparteien entfallenden Stimmen noch bei 92,7 Prozent. Heute liegt dieser Wert auf Bundesebene nur mehr bei knapp über 50 Prozent. Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 22. 159 PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 21. 160 Hinsichtlich der Motivation der Österreicher zur Parteimitgliedschaft stellten bereits PELINKA und PLASSER 1988 einen überwiegenden Formalcharakter des Parteibuches fest. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 26–28. 161 Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 25–27. 162 Vgl. ESTERBAUER (Fn. 34), 50–55. 163 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 137. 164 Zu den Umwälzungen hinsichtlich der Stammwählerschichten in Österreich siehe ULRAM, Peter/Fritz PLAS- SER: Parteien ohne Stammwähler? Zerfall der Parteibindungen und Neuausrichtung des österreichischen Wahl- verhaltens, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz/MEIXNER, Wolfgang (Hg.): Die Zukunft der österreichischen De- mokratie. Trends, Prognosen und Szenarien, Wien 2000, 169–203. 165 Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 27. 166 Vgl. FILZMAIER, Peter: Ein Regierungsdesaster, in: KOHL, Andreas u.a. (Hg.): Jahrbuch für Politik 2008, 23–39, hier 36. 167 Vgl. FILZMAIER (Fn. 166), 36 f. 168 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 36. 23 | S e i t e

Die politische Lagerbildung verliert zunehmend ihre Bedeutung und wird durch neue Motiva- tionen der Bevölkerung in Bezug auf autonomes politisches Handeln, zum Beispiel in Form von Bürgerinitiativen, ersetzt.169 Die Bevölkerung wünscht sich das Auseinanderbrechen von Poli- tik und Parteipolitik. Sogar apolitische Themenbereiche werden geschaffen. Eine Entwicklung, die versucht Parteibuchwirtschaft, Privilegien und sündteure Wahlschlachten hintanzuhal- ten.170 Die in der Ersten Republik noch bestehenden, stark dogmatisch geprägten Parteipro- gramme, sind schon mit dem Beginn der Zweiten Republik gemäßigteren Haltungen gewi- chen.171 Die Programmatik der einzelnen Parteien ist pluralistisch geworden.172 KIRCHHEIMER zeichnet das resignative Bild der Entwicklung der Parteien von Weltanschauungs- und Klas- senparteien hin zu Volksparteien und schlussendlich zu den heutigen Allerweltsparteien.173

3.2 POPULISMUSDISKUSSION IN ÖSTERREICH

In der internationalen politikwissenschaftlichen Populismusforschung nimmt Österreich mit seiner Parteienlandschaft als Fallobjekt eine bedeutende Stellung ein, obwohl das österreichi- sche politische System erst seit einem vergleichsweise kurzen Zeitraum mit populistischer Po- litik konfrontiert ist.174 Erst mit dem politischen Durchbruch der Rechtspopulisten steigt auch das sozial- und politikwissenschaftliche Interesse an diesen Phänomenen an.175

Eine Unterscheidung zwischen Rechts- und Linkspopulismus ist in Österreich, in Ermangelung klar links ausgerichteter populistischer Parteien, schwer vorzunehmen.176 Festzustellen ist, dass die Österreich betreffende Populismusdiskussion sich auch aus diesem Grund vor allem mit den politisch rechts ausgerichteten Parteien, also der FPÖ, beschäftigt. Dies wurde nicht zuletzt auch durch die Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 (Kabinett „Schüssel I“ bzw.

169 HORNER, Franz: Programme-Ideologien: Dissens oder Konsens, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des poli- tischen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 197–209, hier 197–199. 170 Vgl. MANTL, Wolfgang: Reformtendenzen im österreichischen Parteiensystem, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz (Hg.): Das österreichische Parteiensystem, Wien 1988, 331–367, hier 358–360. 171 Zum Umbruch der sozial- und christlichdemokratischen Parteien in Österreich siehe MANTL (Fn. 170), 331– 367. 172 Vgl. HORNER (Fn. 169), 199–202. 173 KIRCHHEIMER, Otto: Der Weg zur Allerweltspartei, in: LENK, Kurt/NEUMANN, Franz (Hg.): Theorie und Sozio- logie der politischen Parteien, Neuwied/Berlin 1968, hier 120–122. 174 Vgl. MORASS, Michael/Helmut REISCHENBÖCK: Die Parteien und Populismus in Österreich, in: PELINKA, An- ton/BREITLING, Rupert (Hg.): Populismus in Österreich, 1. Aufl, Wien 1987, 36–60, hier 36. 175 Vgl. BETZ, Hans-Georg: Rechtspopulismus in Westeuropa : aktuelle Entwicklungen und politische Bedeutung, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 31 (2002), H. 3, 251–264, hier 252. 176 Vgl. MORASS/REISCHENBÖCK (Fn. 174), 39. 24 | S e i t e

„Schüssel II“) ausgelöst. Diese Regierungsbeteiligung der FPÖ löste große Proteste177 auch auf internationaler Ebene aus.178 In Österreich ist somit eine spezifisch rechte Variante des Popu- lismus vorherrschend. Eine Abgrenzung von den Parteien des rechten Randes findet, im Falle der FPÖ, dadurch statt, dass weder Demokratie noch Menschenrechte geleugnet werden.179 International ist festzustellen, dass die Parteien, die dezidiert neofaschistische Inhalte propa- gieren,180 bei Wahlen nahezu bedeutungslos sind und hinter jenen mit rechtspopulistischer Ausrichtung zurückbleiben.181 Der Vergleich zwischen dem österreichischem Populismus und dem im Rest von Westeuropa zeigt vor allem, dass die populistischen Parteien in den ehemals kommunistischen Staaten in einer Verbindung mit den vorangegangenen Regimen stehen. Diese Verbindung ist vor allem ideologischer Herkunft und bedient sich des Antikapitalismus und einer kritischen Haltung gegenüber dem Westen. Auch in der FPÖ finden sich diese The- men, jedoch ohne eine Verbindung dieser Themen mit einem vorangegangenen Regime.182

Die FPÖ gilt als Paradebeispiel einer rechtspopulistischen Partei, die sich durch eine marktli- beralere Haltung als die übrigen rechtspopulistischen Parteien Europas auszeichnet.183 Im ös- terreichischen Kontext wird in der aktuellen politischen Landschaft die Form des „neuen Po- pulismus“ als führend bezeichnet.184 Als Basis für den Aufstieg der FPÖ in Österreich sind „grundlegende wirtschaftliche, soziale und strukturelle Veränderungen der modernen postin- dustriellen Gesellschaften“ anzusehen.185 Zudem ist davon auszugehen, dass die FPÖ wegen ihrer innerparteilichen Organisation, ihrer Kommunikationsstrategien und einer Gabe zur pro- grammatischen Anpassung so erfolgreich war bzw. seit jüngster Zeit wieder ist.186 Die FPÖ hat

177 Zu einer medienanalytischen Auswertung der Proteste im Jahr 2002/2003 siehe BÄRENREUTER, Chris- toph/Stephan HOFER: Zur Außenwahrnehmung der FPÖ: Mediendiskurs in Frankreich, Israel, und Schweden über die Nationalratswahlen und die Regierungsbeteiligungen in den Jahren 1999/200 und 2002/2003, in: Öster- reichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 33 (2004), H. 3, 327–340. 178 Vgl. DECKER, Frank (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?, 1. Aufl, Wiesba- den 2006, 10. 179 Vgl. BETZ (Fn. 175), 251. 180 Beispielhaft sei hier die deutsche NPD angeführt. 181 Vgl. BETZ (Fn. 175), 252. 182 Vgl. HEINISCH, Reinhard: Right-Wing Populism in . A Case for Comparison, in: Problems of Post-Com- munism,, 55 (May/June 2008,), H. 3, 40–56, hier 52. 183 Vgl. KAILITZ, Stefan: Das ideologische Profil rechter (und linker) Flügelparteien in den westeuropäischen De- mokratien. Eine Auseinandersetzung mit den Themen Herbert Kitschelts, in: BACKES, Uwe/JESSE, Eckhard (Hg.): Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich, Göttingen 2006, 283–321, hier 295. 184 Vgl. DECKER (Fn. 15), 12–22. 185 BETZ (Fn. 175), 257.m.w.N. 186 Vgl. HEINISCH (Fn. 182), 54. 25 | S e i t e sich als populistische Partei in Österreich bewusst außerhalb der etablierten politischen Par- teien aufgestellt, jedoch nicht außerhalb der Demokratie.187 Parteien wie die FPÖ schaffen vielmehr ein neues politisches Umfeld in der Demokratie, das zur Etablierung einer absoluten Anti-System Opposition führt.188

Anzumerken ist, dass sowohl eine große Anzahl an politikwissenschaftlicher, als auch an po- pulärwissenschaftliche Literatur zu JÖRG HAIDER,189 der ehemaligen Gallionsfigur des europä- ischen Rechtspopulismus,190 besteht. HEINISCH ist der Meinung, dass nie mehr ein populisti- scher Politiker so präsent und dominant sein wird als es JÖRG HAIDER am Zenit seiner politi- schen Karriere war.191 Daraus ist zunehmend abzuleiten, dass populistische Parteien von ihren Führungspersönlichkeiten geprägt sind. Dieser populistische „Leader“ hat somit als relativ au- tonome Persönlichkeit maßgeblichen Einfluss auf Themenagenda und die damit verbundene Möglichkeit die Gesellschaft nach seinen eigenen Vorstellungen zu formen. Er ist daher mehr als ein bloßer Avatar.192

Die zukünftige Entwicklung der populistischen Parteien, und dies nicht nur in Österreich, ist aus Sicht der politikwissenschaftlichen Forschung als eine gespaltene anzusehen. Einerseits lassen sich starke Tendenzen hin zur Neoliberalisierung und zur Entwicklung von koalitionsfä- higen Parteien, vergleichsweise sollte hier die Entwicklung des BZÖ193 angeführt werden, er- kennen. Andererseits ist, nach Ansicht HELLMUTHs, jedoch auch eine Radikalisierung bzw. ein Mittelweg als „Patchwork der Identitäten“ festzustellen. Diese Umstände führen in Österreich seiner Meinung nach zur Entstehung eines postmodernen Populismus, der zu einer jahrmarkt-

187 Vgl. PROBST, Lothar: Jörg Haider und die FPÖ:. Anmerkungen zum Rechtspopulismus in Österreich, in: WERZ, Nikolaus (Hg.): Populismus. Populisten in Übersee und Europa, Opladen 2003, 113–127, hier 120. 188 Vgl. Reinhard Heinisch: Success in opposition – failure in government: explaining the performance of right- wing populist parties in public office, in: West European Politics, 26 (2003), H. 3, 91–130, hier 124. 189 Beispielhaft siehe hierzu BERNDT, Susanna (Hg.): Die neuen VerFührer. Populismus heute, Graz 2001 190 Vgl. SOLMAZ, Khorsand: Die Waisen von Kärnten, in: http://www.netz-gegen-nazis.de/artikel/die-waisen- von-kaernten (29.12.2014). 191 FRÖLICH-STEFFEN, Susanne/Lars RENSMANN (Hg.): Populisten an der Macht : populistische Regierungspar- teien in West- und Osteuropa, Wien 2005, 42. 192 Siehe Gegenteilige Ansicht MACHO, Thomas: Politische Avatare. Jörg Haider und die Mediendemokratie, in: HAUCH, Gabriella/HELLMUTH, Thomas/GUTSCHNER, Peter (Hg.): Populismus. Ideologie und Praxis in Frankreich und Österreich, Innsbruck 2002, 165–171, hier 167 f. 193 CAP bezeichnet die Gründung des BZÖ als „Letzten Akt“ „im Regierungsschauspiel“. Die politische Spitze der FPÖ war aus der eignen Partei ausgetreten und hatte sich unter dem Namen Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) neu formiert. Vgl. CAP, Josef: Kamele können nicht fliegen. Von den Grenzen politischer Inszenierung, Wien 2005, 192 f. 26 | S e i t e

ähnlichen Themenfindung - es wird jeweils das Thema aufgegriffen, das scheinbar die meiste volksbezogene Durchschlagskraft besitzt - tendiert.194 Es kann zudem davon ausgegangen werden, dass sich die politische Ausrichtung der FPÖ weg von einer „rechtspopulistischen Par- tei mit extremistischer Ausdrucksweise“ hin zu jener einer Regierungspartei entwickeln könnte.195 Zudem ist zweifelsfrei ein enormer Einfluss der FPÖ auf das österreichische politi- sche System, durch die Etablierung des Ausländerthemas, einer kulturkonservativen Einstel- lung und einer skeptischen Haltung gegenüber allem Politischen, festzustellen.196 MÜLLER und JENNY gehen nach dem Wechsel der FPÖ in die Regierungsrolle im Jahre 2000 von einer Ent- wicklung Österreichs hin zu einer Konflikt- oder Mehrheitsdemokratie, mit einer Verminde- rung des parlamentarischen Konsenses, aus.197 Auch der österreichische Populismus lebt vom „Skandal“ und der „Krise“, die beide häufig von den populistischen Parteien selbst inszeniert werden.198

Weitere Erörterungen zur Einordnung der politischen Parteien als populistisch finden sich in den jeweiligen Kapiteln unten über die populistische Ausrichtung der Parteien.

194 Vgl. HELLMUTH, Thomas: >>Patchwork<< der Identitäten. Ideologische Grundlagen und politische Praxis des Populismus in Frankreich und Österreich, in: HAUCH, Gabriella/HELLMUTH, Thomas/GUTSCHNER, Peter (Hg.): Populismus. Ideologie und Praxis in Frankreich und Österreich, Innsbruck 2002, 9–45, hier 34–36. 195 KOPEINIG, Margaretha/Christoph KOTANKO: Eine europäische Affäre.: Der Weisen-Bericht und die Sanktio- nen gegen Österreich 2000, 80. 196 Vgl. HEINISCH (Fn. 182), 54. 197 MÜLLER, Wolfgang/Marcelo JENNY: „Business as usual“ mit getauschten Rollen oder Konflikt- statt Konsens- demokratie? Parlamentarische Beziehungen unter der ÖVP-FPÖ-Koalition, in: Österreichische Zeitschrift für Po- litikwissenschaft, 33 (2004), H. 3, 309–326, hier 323. 198 Vgl. ROSENBERGER, Sieglinde Katharina: Rechtspopulismus. Kurzfristige Mobilisierung der vox populi oder an- haltende Herausforderung der repräsentativen Demokratie?, in: FRÖLICH-STEFFEN, Susanne/RENSMANN, Lars (Hg.): Populisten an der Macht : populistische Regierungsparteien in West- und Osteuropa, Wien 2005, 35-49, hier 46. 27 | S e i t e

3.3 DIE POLITISCHEN PARTEIEN IM EINZELNEN

Die Reihung der Beschreibungen der politischen Parteien Österreichs erfolgt anhand der Er- gebnisse der letzten Nationalratswahl, die ja ohnehin den Betrachtungszeitraum beendet.

3.3.1 DIE SOZIALDEMOKRATISCHE PARTEI ÖSTERREICHS (SPÖ)

GESCHICHTE

Erste Ansätze einer österreichischen Arbeiterbewegung finden sich in der bürgerlichen Revo- lution 1848, die erst nach der französischen Revolution auf Österreich übergriff.199 Die als ein Ausfluss der Revolution in Österreich gegründeten Arbeiterbildungsvereine, die sich ideolo- gisch und organisatorisch am „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ orientierten, waren zu- erst nur zersplitterte Einzelgruppen. Eine Vereinigung der verschiedenen Strömungen der 1847 gegründeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs (SDAP) erfolgte unter der Führung von VIKTOR ADLER in Hainfeld 1888/1889200, wo auch eine erste Prinzipienerklärung der Sozialdemokratie verabschiedet wurde. Die Entwicklung nach Hainfeld war von einem ra- santen Aufstieg, und dies vor allem in Wien, geprägt. So wuchs die Sozialdemokratie bereits 1890 auf 50.000 Mitglieder an. Auch der 1. Mai als Feiertag der Arbeiterschaft wurde erstmals 1890 begangen201 und mit der politischen Forderung nach einem 8-Stunden Arbeitstag, sowie der Forderung nach einem allgemeinen Wahlrecht bekräftigt. Die erste Wahl, an der die neu formierte sozialdemokratische Partei im Jahre 1891 teilnahm, führte durch das Kurienwahl-

199 International ist die sozialistische Bewegung als Reaktion auf durch die von JAMES WATT erfundene Dampf- maschine und als Gegenpol zu der dadurch entstandenen frühkapitalistischen Wirtschaftsweise zu verstehen. Weiterführendes zur frühen sozialistischen Bewegung siehe in MEYER, Thomas: Sozialismus, 1. Aufl, Wiesbaden 2008; MEYER (Fn. 199), 21ff. 200 Vgl. UCAKAR, Karl: Die Sozialdemokratische Partei Österreichs, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des poli- tischen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 210–226, hier 211. 201 Vgl. Sozialdemokratische Partei Österreichs, Landesorganisation Wien: Hainfelder Parteitag, Wien, in: http://www.dasrotewien.at/hainfelder-parteitag.html (27.08.2014). 28 | S e i t e recht nach altem Ständeprinzip zu keinem Mandat, verstärkte jedoch die Forderung der Sozi- aldemokratie nach einem allgemeinen und gleichen Wahlrecht,202 das schließlich 1907 in ei- ner bescheidenen Form203 auch Erfolgt hatte.204 In den ersten auf Grund dieses neuen Wahl- rechts abgehaltenen Wahlen war die sozialdemokratische Arbeiterpartei bereits die stärkste Einzelfraktion.205

Nach Zusammenbruch der Monarchie im November 1918 sahen es die Sozialdemokraten als eine ihrer Kernaufgaben an den Aufbau eines neuen Staates voranzutreiben und die parla- mentarische Kontinuität zu gewährleisten. Die parlamentarische Kontinuität wäre ohne die ausgleichende und stabilisierende Tätigkeit der Sozialdemokratie nicht durchsetzbar gewesen. Die Sozialdemokratie beschritt in dieser Zeit den Weg der ideologischen Fortentwicklung des Marxismus mit der Bezeichnung „Austromarxismus“. 206 Eine Koalitionsregierung zwischen den bürgerlichen Parteien und der Sozialdemokratie zerbrach 1920 nachdem weitreichende sozialpolitische Maßnahmen umgesetzt worden waren.207 1926 wurde das Linzer Parteipro- gramm, das die wesentliche Handschrift von OTTO BAUER trug, und eine Durchsetzung der Demokratie auch mit den Mitteln der Diktatur208 vorsah, verabschiedet.209 Markant ist auch der 30. Jänner 1927. An diesem Tag waren im burgenländischen Schattendorf zwei Tote auf Grund einer Auseinandersetzung zwischen den bewaffneten Kampforganisationen des linken „Republikanischen Schutzbundes“ und den rechten Verbindungen der „Heimwehr“ und der „Frontkämpfer“ zu beklagen. Als Folge des mehrheitlich freisprechenden Urteils der Geschwo- renen im Fall Schattendorf kam es am 15 Juli 1927210 in Wien zu Demonstrationen durch die

202 Gefordert wurde dieses bereits 1893. Vgl. ADLER, Victor: Das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht und das Wahlunrecht in Österreich, Wien 1893. 203 Vgl. FISCHER (Fn. 32), 329. 204 Vgl. PELINKA, Peter: Eine kurze Geschichte der SPÖ. Ereignisse, Persönlichkeiten, Jahreszahlen, Wien 2005, 11–16. 205 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 212. 206 Vgl. FISCHER (Fn. 32), 330. 207 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 212 f. 208 Die Diktatur galt auch nach der Auffassung von KARL MARX als legitime Zwischenstufe zur Erreichung der sozialistischen Gesellschaft. In diesem Sinne ist der Begriff der „Diktatur“ auch im Linzer Programm zu verstehen. 209 Zum Linzer Parteiprogramm siehe LESER, Norbert: Der Sturz des Adlers. 120 Jahre österreichische Sozialde- mokratie : ein Lesebuch für Leser-Leser, 1. Aufl, Wien 2008, 74–79. 210 Die Ereignisse in Schattendorf und die Ereignisse am 15. Juli 1927 markieren den Zensurpunkt für den späteren Untergang der Ersten Republik. Weiterführend siehe auch HINDELS, Josef: 15. Juli 1927: Niemals vergessen! 1977. 29 | S e i t e

Arbeiterschaft, am Ende des Tages waren 84 Tote und hunderte Verwundete gezählt. Die so- zialdemokratische Arbeiterpartei blieb bis zur Machtergreifung durch die Austrofaschisten, die 1933 durch die Ausschaltung des Parlaments durch den christlich-sozialen Bundeskanzler ENGELBERT DOLLFUSS erfolgte, in der Opposition. In den Tagen des Februar 1934 beklagte die Sozialdemokratie nach eigenen Angaben rund 1200 Tote, tausende gefangene Funktionäre und das Verbot der Partei sowie das Verbot der Gewerkschaft. Regierung und Heimwehr hat- ten die Arbeiterbewegung und den „letzten Rest der Demokratie in Österreich“ zerschla- gen.211 In der Zeit des NS-Regimes leisteten Kleingruppen der Sozialdemokratie, ebenso wie Teile der kommunistischen, monarchistischen und katholischen Bewegung Widerstand.212

Am 14.04.1945 erfolgte die Neugründung der SPÖ. Sie stellte mit KARL RENNER, trotz seiner vormaligen Befürwortung des Anschlusses an Deutschland, im Jahr 1945 den ersten Bundes- präsidenten.213 Es folgten verschiedene Regierungskonstellationen214 und ab 1966 bis 1970 eine Oppositionszeit, die zur innerparteilichen Neuausrichtung mit Überarbeitung des Partei- programmes genutzt wurde.215 Am 01.03.1970 wurde die SPÖ unter Parteiobmann BRUNO KREISKY mandatsstärkste Partei und bildete eine Minderheitsregierung. 1971 errang sie bei den Wahlen sogar die absolute Mehrheit.216 Durch diese Mehrheitsverhältnisse bestärkt, be- gann die SPÖ mit einer Reformpolitik die als „Österreichischer Weg“ bezeichnet wird.217 Diese Reformpolitik gipfelte 1979 in einem Wahlergebnis von rund 51 Prozent.218 Die darauffolgen- den Regierungsperioden sind, nach einem kurzen Intermezzo der SPÖ mit der FPÖ,219 sowie der ÖVP mit der FPÖ, von großen Koalitionen mit der ÖVP geprägt. In den Jahren 1999 bis

211 FISCHER (Fn. 32), 331. 212 Vgl. PELINKA (Fn. 204), 32–44. 213 Vgl. DANN, Otto: Nation und Nationalismus in Deutschland, 1770-1990 1993, 327 f. 214 Die erste Regierung der Zweiten Republik war eine Konzentrationsregierung mit einer absoluten Mehrheit der ÖVP. Die KPÖ schied 1947 aus. Darauf folgten große Koalitionen. 1966 erreichte die ÖVP die absolute Mehrheit. 215 Vgl. Sozialdemokratische Partei Österreichs: Große Koalitionen nach dem Krieg, Wien, in: https://www.rotbe- wegt.at/#/epoche/1945-1955 (26.12.2014). 216 Vgl. PELINKA (Fn. 204), 45–58. 217 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 213. 218 Vgl. Sozialdemokratische Partei Österreichs: Die Ära Kreisky, Wien, in: https://www.rotbewegt.at/#/epo- che/1970-1983 (18.12.2014). 219 Die „kleine Koalition“ der SPÖ mit der FPÖ dauerte insgesamt 3 Jahre (1983-1986). Weiterführend siehe hierzu PELINKA, Anton: Die kleine Koalition. SPÖ-FPÖ, 1983-1986, Wien 1993. 30 | S e i t e

2006 befand sich die SPÖ in der Opposition, am 11.01.2007 wurde die Regierung GUSEN- BAUER, eine große Koalition mit der ÖVP, angelobt. Seit der Nationalratswahl in 2013 regiert die SPÖ mit Kanzler WERNER FAYMANN wiederum in großen Koalitionen mit der ÖVP.220

Hinsichtlich ihrer Parteistruktur ist die SPÖ als klassische „Vorsitzendenpartei“ zu bezeichnen. Die Basis der SPÖ bilden die Ortsorganisationen,221 welche die Mitglieder regional zusammen- fassen. Durch die Mitglieder werden die Vorsitzenden der Ortsgruppen gewählt. Die Zusam- menfassung aller Ortsorganisationen einer Region wird als Bezirksorganisation bezeichnet. Alle Bezirksorganisationen eines Bundeslandes zusammen, ergeben dann die Landesorganisa- tion. Zudem besteht noch eine große Anzahl von Neben- und Fachorganisationen. Das höchste Organ der SPÖ stellt der Bundesparteitag dar.222 Spitze der Partei ist der Bundesparteivorsit- zende. Seit 2008 bekleidet Bundeskanzler WERNER FAYMANN dieses Amt.

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

Die SPÖ prägt ein hohes Maß an ideologischer Kontinuität und organisatorischer Beharrlich- keit,223 die auch als Unmut zum Beschreiten von neuen Wegen und zum organisatorischen Wandel gedeutet werden kann. Die ideologischen Grundfesten der SPÖ224 wurden bereits am Hainfelder Gründungsparteitag festgelegt und enthielten das „Herausführen des gesamten Volkes, ohne Unterschied der Nation,[225] der Rasse und des Geschlechtes, aus den Fesseln der ökonomischen Abhängigkeit“.226 Die noch grundsätzliche Ablehnung des Parlamentarismus im Hainfelder Parteiprogramm wurde im späteren 1901 beschlossenen Programm verwor- fen.227 Die größten inhaltlichen Forderungen der frühen Sozialdemokratie beschäftigten sich

220 Vgl. Sozialdemokratische Partei Österreichs: Erfolgreicher Kurs in stürmischen Zeiten, in: https://www.rotbe- wegt.at/#/epoche/2008-heute (19.12.2014). 221 Ortsorganisationen werden auch als „Sektionen“ bezeichnet. 222 Vgl. FISCHER (Fn. 32), 343–346. 223 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 211. 224 Die Ideengeschichte des Sozialismus beginnt nach Ansicht KAISERS bereits als Geschichte aller „Produzieren- den und Revoltierenden die der Welt der Etablierten, der Satten und Saturierten Widerstand geleistet haben“. KAISER, Peter: Ideengeschichte des Sozialismus, Klagenfurt 2010. 225 Die Nationalitätenfrage war eine der Hauptfragen bei Gründung der Sozialdemokratie in Österreich. Der Brün- ner Parteitag 1899 folgte noch einem territorialem Nationalitätenprogramm, währen durch Karl Renner später im Personalitätsprinzip auch der nationale Flügel berücksichtigt wurde. Weiteführend siehe LESER (Fn. 209), 28ff. 226 Vgl. Prinzipienerklärung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs. „Hainfelder-Programm“ 1888/1889 und die „Einigungs-Resolution“, Hainfeld, in: http://www.marxismus.at/Assets/pdf/hainfeld.pdf (26.12.2014). 227 Vgl. FISCHER (Fn. 32), 335. 31 | S e i t e mit dem gleichen Zugang zum Wahlrecht und arbeitsrechtlichen Fragestellungen,228 ein Um- stand der die damalige Schlüsselposition als Partei der Arbeiterklasse unterstreicht. In Zeiten von BRUNO KREISKY, also den 1970er-Jahren, sind vor allem die Vollbeschäftigung, die Inves- titionsförderung und eine daraus resultierende Einkommens- sowie Budgetpolitik vorrangige Ziele. Diese Ausrichtung wird in Anlehnung an die Ideen von JOHN MAYNARD KEYNES auch als „Austrokeynesianismus“ bezeichnet.229

Trotz einer ideologisch marxistisch orientierten, sozialdemokratischen Bewegung ist die SPÖ aus heutiger Perspektive, mag dies aus der Regierungsverantwortung oder der breit gefächer- ten Mitgliederstruktur resultieren, als pragmatische Partei zu beurteilen.230 Sie würde zwar keinem ihrer offensichtlichen Programmpunkte widersprechen, jedoch ist ein situationselas- tisches Moment, vor allem durch den starken Einfluss der Sozialpartner, als wohl einfluss- reichster, sei hier der Gewerkschaftsbund genannt, gegeben.231 Das Grundsatzprogramm der SPÖ, zu dessen Reformierung bereits umfassende Bestrebungen in einer Reformgruppe ihren Ausdruck finden, umfasst nicht nur die klassischen, der Arbeiterbewegung zuzuordnenden Themen, sondern auch breit gefächerte Themengebiete, die auf den Grundwerten der Sozial- demokratie, der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität beruhen.232 Die SPÖ ver- fügt, wie auch die ÖVP, über eine große Anzahl von Stammwählern und wird in der Literatur wegen ihrer Mitgliederstärke als Mitgliederpartei bezeichnet.233 Ein Umstand, der durch die Entwicklung der letzten Jahre, zunehmend in das Hintertreffen gerät. Die SPÖ schmort im ei- genen Saft, wie FERDINAND LACINA es konstatiert.234 Dies wurde durch eine mangelnde in- nerparteiliche Reformbereitschaft, als auch durch personelle Verengung, der durch BRUNO KREISKY geöffneten Partei, verursacht. Aktuelle Themen müssen wieder aufgegriffen werden und dies muss nicht zuletzt in einem reformierten Parteiprogramm fußen.235 PELINKA stellt

228 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 211. 229 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 213. 230 Vgl. BUTZLAFF, Felix/Matthias MICUS/Franz WALTER: Genossen in der Krise? Europas Sozialdemokratie auf dem Prüfstand 2011, 37 f. 231 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 222 f. 232 Vgl. SPÖ - Das Grundsatzprogramm. Beschlossen am außerordentlichen Bundesparteitag in Wien 30.-31 Ok- tober 1998, Wien 1998. 233 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 133. 234 Vgl. JOHN, Gerald: "Die SPÖ schmort im eigenen Saft", in: http://derstandard.at/1392687626129/Die-SPOe- schmort-im-eigenen-Saft (10.03.2014). 235 Vgl. JOHN, Gerald: "Die SPÖ schmort im eigenen Saft", in: http://derstandard.at/1392687626129/Die-SPOe- schmort-im-eigenen-Saft (10.03.2014). 32 | S e i t e sogar fest, dass die SPÖ, veranlasst durch ihre weitreichend permanente Regierungsverant- wortung, die Fähigkeit zur Modernisierung verloren hat.236 Die Funktion als Arbeiterpartei kommt der Großpartei SPÖ zunehmend abhanden. Sie wurde bereits bei den Nationalrats- wahlen 1999 durch die FPÖ, die die Mehrheit der Arbeiterstimmen erhielt, übernommen.237

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

Die SPÖ verstand es, genauso wie die ÖVP, nach 1945 als eine Weltanschauungs- und Milieu- partei ihre Wählerinnen und Wähler durch ideologische Überhöhungen und durch die Bildung von scheinbar außerpolitischen Milieus238 zu binden.239 Heute, im Gegensatz zu Zeiten des Be- ginns der Sozialdemokratie in Österreich, ist die SPÖ nicht als populistische Partei zu qualifi- zieren. Diese Meinung teilt auch die Literatur. Gängige Simplifizierungen in Wahlkampfzeiten sind nicht geeignet dieses Bild zu verzerren. Die SPÖ ist als eine statische Partei zu bezeichnen, die sich im Wesentlichen auf die formalen Elemente der Demokratie,240 sowie reaktionäre po- litische Konzepte beschränkt.

3.3.2 DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSPARTEI (ÖVP)

GESCHICHTE

Die Geschichte der Vorläufer der heutigen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) beginnt in den 60er bis 90er Jahren des 19. Jahrhunderts,241 bei dem sich katholisch Konservative zusammen- schließen um dem Liberalismus den Kampf anzusagen. 1893 wurde die „Christlichsoziale Par- tei“ mit klerikaler Ausrichtung von KARL LUEGER gegründet. Bei den Reichsratswahlen 1907 erreichten die Christlichsozialen 66 Mandate.242 In der Ersten Republik fand eine Neuausrich- tung der Partei durch IGNATZ SEIPL statt.243 Die Christlichsozialen erhielten in dieser Phase

236 PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 138. 237 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 137. 238 Als Beispiele dieser außerpolitischen Milieus bieten sich im Falle der SPÖ der Automobil- und Radfahrerbund Österreichs (ARBÖ) sowie die Naturfreunde an. Ein Umstand der in Folge verstärkter Vorschriften zur Transpa- renz der Parteienfinanzierung einen Wandel erfahren hat. 239 Vgl. PELINKA/ROSENBERGER (Fn. 38), 132 f. 240 Vgl. UCAKAR (Fn. 200), 226. 241 Bedeutendster Vertreter dieser Epoche ist KARL FREIHERR VON VOGELSANG (1818-1890). Er fügte dem Stän- desystem einen weiteren Stand, den des Berufsstandes hinzu. Die ständische Gesellschaft des Mittelalters war Basis für seine Gesellschaftskonzeption. Siehe EUCHNER, W. u.a.: Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland: Sozialismus - Katholische Soziallehre - Protestantische Sozialethik. Ein Handbuch 2005, 638. 242 Vgl. BOYER, John W.: Karl Lueger (1844-1910). Christlichsoziale Politik als Beruf, Wien, Köln, Weimar 2010, 249–300. 243 Vgl. KLEMPERER, Klemens von: Ignaz Seipel: Staatsmann einer Krisenzeit 1976. 33 | S e i t e eine wirtschaftsliberale und republikanisch orientierte Ausprägung. Durch den Staatsstreich von ENGELBERT DOLLFUSS kam es zur Ausschaltung des Parlamentes und zu einem ständisch- autoritären Regime in Österreich.

Die Geburt der christlich-demokratischen Parteien in Europa244 nach dem Zweiten Weltkrieg ist als eine logische Entwicklung und Reaktion auf das Verbannen der konfessionellen Parteien durch das nationalsozialistische Regime zu sehen.245 In Österreich galt es, durch LEOPOLD FIGL, LOIS WEINBERGER, FELIX HURDES und HANS PERNTER veranlasst, eine Bündelung der christlichen Gewerkschafter, der niederösterreichischen Bauernbundfunktionäre, sowie der Gruppe der Wirtschaftstreibenden zu vollziehen. Diese Einigung im Jahr 1945 wird als eigent- liche Geburtsstunde der Österreichischen Volkspartei bezeichnet. Die mittlerweile 70 jährige Geschichte der ÖVP war von den nur rund zwanzig anwesenden Gründungsmitgliedern im Wiener Schottenstift wohl auch nicht im Entferntesten zu erträumen. 246 Aus dieser Zeit stammt auch die in Bünden organisierte Struktur der heutigen ÖVP.247 Eine Organisations- form, die auch innerparteilich als Herausforderung erfasst wird und laut MÜLLER die Charak- terisierung als „mittelbare Partei“ zulässt.248

Bereits bei ihrer Gründung im April 1945 war die ÖVP um ein starkes Bekenntnis zum Parla- mentarismus und um eine stringente Abgrenzung von ihrer Vorgängerpartei, der Christlichso- zialen Partei,249 bemüht.250 Dennoch bestanden sowohl ideologische, als auch personelle Kon- tinuitäten, da die ÖVP aus denselben Gruppen, nämlich jener der Angestellten, der Bauern und jener der Gewerbetreibenden, ihr Führungspersonal rekrutierte. 251 Das ideologische Grundkonzept ist ein unterstrichener österreichischer Patriotismus mit einem klaren Bekennt-

244 Die frühesten christlich-konservativen Bewegungen erfassten sich als politische Manifestation des Katholizis- mus. Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 18. 245 Vgl. REICHHOLD, Ludwig: Geschichte der ÖVP, Graz, Wien, Köln 1975, 18 f. 246 BUSEK, Erhard: Die Österreichische Volkspartei, in: MANTL, Wolfgang (Hg.): Politik in Österreich. Die Zweite Republik : Bestand und Wandel, Wien 1992, 349–368, hier 349 f. 247 Vgl. REICHHOLD (Fn. 245), 59–62. 248 Vgl. MÜLLER, Wolfgang: Die Österreichische Volkspartei, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 227–246, hier 349–351. 249 Diese Ablehnung ist als Resultat der schlechten Erfahrungen mit dem politischem Katholizismus und der Ab- lehnung jeglicher heilserwartender bzw. heilsversprechender Politik nach dem Naziregime zu sehen. Vgl. CHOR- HERR, Thomas: Eine kurze Geschichte der ÖVP. Ereignisse, Persönlichkeiten, Jahreszahlen, Wien 2005, 10ff. 250 Vgl. BUSEK (Fn. 246), 350. 251 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 227. 34 | S e i t e nis zum parlamentarisch-demokratischen Parteienstaat in einer bürgerlich liberalen Ausprä- gung.252 Die vormals enge Verbindung zum katholischen Klerus wurde gelockert, wurde aller- dings in Wahlkampfzeiten bis in die 60er Jahre durch finanzielle Unterstützung seitens der Kirche gerne wieder aufgewärmt.253 Am Ende der 1960er Jahre führte die Anfreundung von Kirche und Sozialdemokratie zu einer weitgehenden Einstellung der kirchlichen Unterstüt- zung. Durch eine Wahlniederlage in den 1970er Jahren kam es auch zum ideologischen Bruch, da eine mit den kirchlich-katholischen Vorstellungen verbundene Politik nicht mehr mehr- heitsfähig war.254 Die christlich-konservativen Werte und Moralvorstellungen sind der ÖVP aber bis heute erhalten geblieben.

Die 1970er und 1980er Jahre sind auch als Höhepunkt der ÖVP Mitgliederzahlen, die auf Basis der drei Bünde ermittelt werden, anzusehen. Seit diesem Zeitpunkt sind sie stetig im Fallen, haben sich jedoch nach 2002 auf einem hohen Niveau stabilisiert. Ein Wert, der im internati- onalen Vergleich für bürgerliche Parteien außerordentlich hoch ist, wobei eine genaue Analy- sierung der Mitgliederzahl, nicht zuletzt auf Grund der bündischen Struktur, differenzierter zu betrachten ist.255 Zudem ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass die meisten Mitglie- der der ÖVP aus der bündischen Struktur stammen. Die ÖVP hat durch ebendiese Struktur veranlasst, stärker als die politischen Mitbewerber mit internen Machtverhältnissen und Strukturen zu kämpfen. Politische Karrieren erfolgen meist aus diesen Bünden heraus und auch im Falle einer Regierungsbeteiligung wird auf diese Struktur möglichst genau durch Re- präsentation in den Resorts Bedacht genommen.256

Einen international deutlich beachteten Höhepunkt in der Geschichte der ÖVP stellt die Kolla- tion mit der FPÖ257 in den Jahren 2000 bis 2004 dar.258 Prägende politische Persönlichkeit ist in diesem Zeitraum der bisher letzte ÖVP Bundeskanzler WOLFGANG SCHÜSSEL, ein Zeitraum,

252 Vgl. BUSEK (Fn. 246), 351. 253 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 227 f. 254 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 236 f. 255 Vgl. MÜLLER, Wolfgang: Die Österreichische Volkspartei, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, 341–363, hier 346 f. 256 Vgl. MÜLLER (Fn. 255), 349–351. 257 Die Koalition der ÖVP mit der FPÖ führte zu umfassenden Protesten in der Bevölkerung und auch auf interna- tionaler Ebene. Zu einem Resümee über die Blau-Schwarze Regierung siehe TÁLOS, Emmerich: Politik in Schwarz- Blau/Orange. Eine Bilanz, in: TÁLOS, Emmerich (Hg.): Schwarz-blau. Eine Bilanz des "Neu-Regierens", Wien 2006, 326–344. 258 Vgl. CHORHERR (Fn. 249), 51–75. 35 | S e i t e der gerne auch als „Schüssel Ära“ bezeichnet wird.259 Seit der Nationalratswahl 2002 kommt der ÖVP die Rolle als entscheidender Spieler im Parteiensystem zu. Von ihrer Stärke ist es abhängig, welche Koalitionsvarianten in Betracht kommen, auch wenn sie ihre Stellung als stärkste Partei verloren hat, behält sie die Stellung als Median-Partei.260 Nach der Abwahl SCHÜSSELS 2006 gab es seit 2007 keinen ÖVP Bundeskanzler mehr.261 Die ÖVP hielt bei der Nationalratswahl 2013 bei 24,0 Prozent.262

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

Die ÖVP zeichnet sich durch eine ideologische Kontinuität, die durch die parteiinternen Macht- positionierungen der bündischen Struktur geprägt ist, aus.263 Schon in ihren Entstehungsjah- ren werden drei Grundfragen beantwortet. Die monarchistisch-legitimistischen, die antipar- teistaatlich-autoritären und die anschlussfreundlichen Tendenzen werden abgelehnt.264 Die ÖVP ist bereits von ihrer Entwicklung her nie eine Programmpartei gewesen.265 Die ideologi- sche Einordnung der ÖVP muss daher im Vergleich zu ihren politischen Mitbewerbern breiter gefasst werden und bedarf der Anwendung einer breiteren Definition von Ideologie.266 Ideo- logische Grundkonzepte sind im Vergleich weniger stark ausgeprägt. Oppositionsphasen in der früheren Vergangenheit sind jedoch von einer intensiveren Programmarbeit geprägt, die meist eine Neupositionierung und den damit verbundenen Wahlerfolg ermöglichen sollte.

Eine erste Prägung erhielt die ÖVP durch die Idee einer christlichen Sozialreform,267 die auch die Notwendigkeit der Existenz von verstaatlichten Betrieben anerkannte. Einen programma- tischen Wandel erhielt diese Einstellung in den 1950er Jahren. Der staatliche Eingriff wird ab diesem Zeitpunkt als negatives Element erfasst.268 Eine Entwicklung, die sich heute in dem

259 Weiterführend zur „Ära Schüssel“ siehe BISCHOF, Günter/Fritz PLASSER (Hg.): The Schüssel era in Austria 260 Vgl. MÜLLER (Fn. 255), 362. 261 Vgl. CHORHERR (Fn. 249), 51–78. 262 Vgl. Nationalratswahl 2013. Österreich, Endergebnis inklusive aller Wahlkartenergebnisse 2013, in: http://wahl13.bmi.gv.at/ (15.08.2014). 263 So ist auch die Entwicklung der Parteiideologie der ÖVP in diesem wie MÜLLER es betitelt „innerparteilichen Kräfteparallelogramms“ zu beurteilen. Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 242. 264 Vgl. BUSEK (Fn. 246), 352. 265 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 238. 266 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 238 f. 267 Historische Quellen der christlichen Sozialreform sind die Schriften von WILHELM EMMANUEL VON KETTLER sowie die Enzyklika „Rerum novarum“ von Papst LEO XVIII. Zur Entwicklung in Österreich siehe AUER, Cle- mens/Rudolf WEILER: Rerum novarum und die christliche Sozialreform in Österreich: Beiträge zur Geschichte einer Wechselwirkung 1991. 268 Vgl. MÜLLER (Fn. 248), 239. 36 | S e i t e durch die ÖVP besetzten Leistungsbegriff, dem Gegenspieler zum Gerechtigkeitsbegriff der SPÖ, und der Forderung nach einer entfesselten Wirtschaft, wiederfindet. Dieser Leistungsbe- griff ist, wie der Philosoph KONRAD PAUL LIESSMANN erörtert, untrennbar mit den Vorstel- lungen einer bürgerlich-konservativen Gesellschaft verbunden und sagt in seinen Grundfesten aus, dass der Status in der Gesellschaft einzig ein Ergebnis der eigenen Anstrengungen ist. Ein Leistungsbegriff, der jedoch durch eine realpolitsche Betrachtung der ÖVP Abstriche er- fährt.269 Nach den 1960er Jahren ist die ÖVP, die sich in den Jahren davor auch nach rechts geöffnet hatte, von einer Versachlichung und Verwissenschaftlichung der Politik geprägt,270 wiederum ein Element, das sich bis zum heutigen Tag anhält. In den folgenden Jahren kommt es, immer verbunden mit Wechseln an der Parteispitze, zu inhaltlichen Neupositionierung und zum Aufgreifen neuer Themen, immer auch korrespondierend mit verschiedenen Rollen als Regierungs- bzw. Oppositionspartei.271

Geblieben sind der ÖVP seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tage die Spannungsfelder zwi- schen „Konservatismus und sozialreformerischen Tendenzen, zwischen kleinbürgerlichen Pro- vinzialismus und „großdeutschen“ Attitüden, zwischen Zentralismus und Föderalismus, sowie zwischen politischem Katholizismus und „liberalem Säkularismus“.272 Vereinfacht kann das ideologische Mosaik der ÖVP nach der Ansicht MÜLLERs in drei Dimensionen geteilt werden. Einerseits der Dimension der Wirtschafts- und Sozialpolitik, andererseits der Gesellschafts- und Kulturpolitik, und zudem, in eine ökologische Achse der Politik.273

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Element des innerparteilichen ideologischen Dis- kurses schwach ausgeprägt ist, BUSEK begründet diesen Umstand damit, dass sich die explizite Diskussion über neue Antworten in der ÖVP durch einen breit gefächerten „Methoden-Plura- lismus“ hinsichtlich der Realitätsfeststellung, als schwierig erweist.274 Die ÖVP forciert heute

269 LINSINGER, Eva: Leistung: Die ÖVP hat einen neuen ideologischen Kampfbegriff, Wien 2011, in: http://www.profil.at/home/leistung-die-oevp-kampfbegriff-295476 (26.03.2015). 270 BUSEK bezeichnet diese Entwicklung hin zur antiideologischen Technokraten-Partei als reflexionswürdig. Vgl. BUSEK (Fn. 246), 353. 271 Vgl. CHORHERR (Fn. 249), 51–78. 272 BUSEK (Fn. 246), 352. 273 MÜLLER (Fn. 255), 359. 274 Vgl. BUSEK (Fn. 246), 354. 37 | S e i t e zudem eine zielorientierte Interessens- und Klientelpolitik, die zwar ihre Stammwählerschich- ten bedient, aber ideologische Entwicklung nur kaum oder in begrenztem Maße zulässt.275 Ein Verlust der parteiinternen ideologischen Identität ist ebenso wie bei der SPÖ zu befürchten. Das Verständnis der Politik aus einer christlichen Verantwortung heraus wird auch in Zukunft für die ÖVP prägend bleiben.276

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

Ebenso wie bei der SPÖ, ist auch bei der ÖVP, trotz einer starren Parteistruktur und einer im Vergleich zu den anderen Partien stark ausgeprägten Identifikationswirkung über die Bünde, keine populistische Ausrichtung gegeben. Die klassischen Elemente einer populistischen Par- tei sind auch hier nicht gegeben.277

3.3.3 DIE FREIHEITLICHE PARTEI ÖSTERREICHS (FPÖ)

GESCHICHTE

Die Gründung der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) im Jahre 1955 fußt in ihrer program- matischen als auch in ihrer personellen Dimension im Verband der Unabhängigen (VdU).278 Der VdU wurde 1949 vornehmlich von ehemals im Nationalsozialismus aktiven Personen ge- gründet, deren Einfluss innerhalb des Verbandes bis zu seiner Auflösung stetig zunahm.279 Poltische Aktivitäten des VdU waren mangels Einflusses im Parlament meist auf die Bekritte- lung des sozialen Standes ehemaliger Nationalsozialisten beschränkt. Ein liberaler Flügel des VdU konnte sich intern nicht durchsetzen.280 Der VdU zersplitterte aufgrund von Wahlnieder- lagen in den 1950er Jahren. Eine dieser Splittergruppen ist die heutige FPÖ.281 Sie bleibt bis

275 Vgl. „Lobbying für Banken, Bauern und die Vermögenden“, in: http://schwarzbuchoevp.at/nikolaus-kowall/ (22.03.2014). 276 Vgl. BUSEK (Fn. 246), 359. 277 Historisch beachtenswert ist jedoch, dass die ÖVP durchaus populistische Führungspersönlichkeiten aufweist. KARL LUEGER, der in weniger als einem Jahrzehnt die Gemeindepolitik neu ordnete, kann als solche Persönlich- keit erfasst werden. Weiterführend siehe BOYER (Fn. 242). 278 Vgl. FRISCHENSCHLAGER, Friedhelm: Die Freiheitliche Partei Österreichs, in: MANTL, Wolfgang (Hg.): Politik in Österreich. Die Zweite Republik : Bestand und Wandel, Wien 1992, 368–405, hier 368. 279 Zur Geschichte des VdU siehe HÖBELT, Lothar: Von der vierten Partei zur dritten Kraft. Die Geschichte des VdU, Graz 1999. 280 Bereits hier lässt sich die Spannung finden, die auch in gemäßigter Form in der FPÖ zu finden ist. Gemeint ist die Spannung zwischen nationaler Basis und liberaler Führung. Siehe HÖBELT (Fn. 279), 63 f. 281 Vgl. PFAHL-TRAUGHBER, Armin: Volkes Stimme? Rechtspopulismus in Europa, Bonn 1994, 47–49. 38 | S e i t e zum heutigen Tag, trotz vielfältiger Absplitterungen auch von der FPÖ,282 die jedoch gerne wieder in den „Schoß“ der FPÖ zurückkehren, die Manifestation des dritten Lagers.283

Die FPÖ war bei ihrer Gründung noch stärker national gefärbt als der zusammengebrochene VdU, obwohl die deutschnationale Linie des VdU nicht in das erste FPÖ Programm übernom- men wurde.284 Die ersten zehn Jahre der Geschichte der FPÖ auf Bundesebene beschränken sich auf diese ideologisch nationale Ausrichtung. Die FPÖ befindet sich zu diesem Zeitpunkt in einem von den politischen Mitbewerbern abgeschlossenen,285 nahezu bedeutungslosen, Be- reich. Der Versuch, die Partei aus dieser Isolation zu führen, findet unter dem Bundesobmann FRIEDRICH PETER in den 1960er Jahren statt. Er forcierte dies durch Einbindung intellektueller Kreise in die Organisation und durch inhaltliche Öffnung der Partei.286 Dies führte dazu, dass die FPÖ auch eine von der SPÖ geführte Minderheitenregierung unterstützte. Die folgende geschichtliche Periode der 1970er Jahre ist von weitgehender politscher Akzeptanz der FPÖ geprägt287 und ermöglichte auch die erste Regierungsbeteiligung. Zu diesem Zeitpunkt ist die FPÖ im österreichischen System zwar klar dem rechten Lager zuzuordnen, jedoch in einer sehr gemäßigten Form. Festzustellen ist jedoch auch, dass die FPÖ für die Regierungsarbeit gänzlich unvorbereitet war. Der damalige Bundesobmann STEGER wollte die FPÖ in eine bürgerliche Richtung lenken.288

Erst mit dem Sturz Stegers am Bundesparteitag 1986289 durch einen jungen, aufstrebenden Politiker namens JÖRG HAIDER, tritt die FPÖ in die Phase des populistischen Protestes ein.290

282 So wurde zum Beispiel 1993 das Liberale Forum (LIF) als Abspaltung von der FPÖ gegründet. Eine weitere Abspaltung stellt das 2005 gegründete BZÖ dar. 283 Der Begriff des „Dritten Lagers“ findet sich bei WANDRUSZKA der von der Lagertheorie ausgeht. Die FPÖ wird demnach als Nachfolgerin des nationalen VdU als nationales bzw. drittes Lager bezeichnet. WANDRUSZKA, Adam: Österreichs politische Struktur. Die Entwicklung der Parteien und polit. Bewegungen, in: BENEDIKT, Hein- rich (Hg.): Geschichte der Republik Österreich, Wien 1954, 289–485. Ablehnend hierzu vgl. FRISCHENSCHLAGER (Fn. 278), 370. 284 Vgl. FRISCHENSCHLAGER (Fn. 278), 373 f. 285 Vgl. FRISCHENSCHLAGER (Fn. 278), 368. 286 Vgl. LUTHER, Kurt Richard: Die Freiheitliche Partei Österreichs, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des politi- schen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 247–262, hier 248. 287 Vgl. FRISCHENSCHLAGER (Fn. 278), 368. 288 Vgl. LUTHER, Kurt Richard: Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) und das Bündnis Zukunft Österreich, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, hier 364 f. 289 Nach den Ereignissen am Parteitag 1986 und der erneuten Dominanz des deutschnationalen Flügels beendete die SPÖ die Koalition mit der FPÖ. Vgl. FRÖLICH-STEFFEN, Susanne: Die Identitätspolitik der FPÖ: Vom Deutsch- nationalismus zum Österreich-Patriotismus, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 33 (2004), H. 3, 281–297, hier 285. 290 Vgl. LUTHER (Fn. 288), 365. 39 | S e i t e

Die Führung JÖRG HAIDERs führte 1999 zu einem enormen Wahlgewinn für die FPÖ, die mit 26,9 Prozent der Stimmen die ÖVP überholte und zweitstärkste Kraft wurde.291 Dies ist ein Umstand, der schlussendlich in der schwarz-blauen Koalition, wenn auch ohne Beteiligung von JÖRG HAIDER, mit der neuen FPÖ-Chefin SUSANNE RIESS-PASSER seinen Ausdruck fand.292 Mit der im Jahr 2000 übertragenen Regierungsverantwortung begann eine Phase der FPÖ, in der erkannt werden musste, dass nicht alle in Wahlzeiten propagierten Reformen umsetzbar wa- ren, was einerseits auf den erfahrenen Regierungspartner ÖVP und andererseits auf die Schranken des institutionellen Systems zurückzuführen war.293 Dies führte zwangsläufig zu ei- ner Entfernung von Parteibasis und Regierungsbank. HAIDER verstand es als de facto Partei- führer, von Kärnten aus die Bundespolitik zu torpedieren.294 In der Wählergunst war die FPÖ ebenso abgesunken, der Glanz der ehemals kritischen Partei war verblasst.295 Die Folge war, dass bei dem vom rechten Flügel der FPÖ 2002 abgehaltenen Parteitag in Knittelfeld, die FPÖ regelrecht implodierte. Sowohl SUSANNE RIESS-PASSER, PETER WESTENTHALER und KARL- HEINZ GRASSER verließen die FPÖ, die ersten zwei auch die Regierungsbank.296 Die Doppel- rolle der FPÖ war gescheitert, es folgten im Jahr 2002 Neuwahlen, bei welchen die FPÖ auf 10,0 Prozent abrutschte.297 Zudem akzentuiert, wird das Bild einer deinstitutionalisierten und auf eine Führungsspitze ausgerichteten Partei durch die Unfähigkeit der FPÖ einen Führungs- streit zu lösen.298 Sie hatte sich als Anti-Establishment-Partei disqualifiziert. Die Stabilisierung der Partei gelang erst, nach mehreren personellen Wechseln an der Spitze der Partei als HEINZ-CHRISTIAN STRACHE 2005 zum Bundesparteiobmann gewählt wurde und seitdem eine

291 Vgl. Nationalratswahl 1999 - Wahltag, Stichtag, Gesamtergebnis 1999, in: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/nationalrat/1999/Ergebnis.aspx (02.04.2015). 292 Vgl. LUTHER (Fn. 288), 365. 293 Das Scheitern einer populistischen Partei in der Regierungsrolle ist nicht nur in Österreich sondern auch in Italien (BERLUSCONI I) oder auch in Hamburg (Schillpartei) zu erkennen. Vgl. hierzu HEINISCH, Reinhard: Die FPÖ – Ein Phänomen im internationalen Vergleich. Erfolg und Misserfolg des identitären Rechtspopulismus, in: Ös- terreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 33 (2004), H. 3, 247–261, hier 257. 294 Vgl. PALLAVER, Günther/Reinhold GÄRTNER: Populistische Parteien an der Regierung - zum Scheitern ver- dammt? Italien und Österreich im Vergleich, in: DECKER, Frank (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?, 1. Aufl, Wiesbaden 2006, 99–119, hier 104–107. 295 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 92. 296 Vgl. ORF: FPÖ für Jahre in der Krise, in: http://orf.at/stories/2139380/2139352/ (29.03.2015). 297 Vgl. Nationalratswahl 2002 - Wahltag, Stichtag, Gesamtergebnis 2002, in: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/nationalrat/2002/Gesamtergebnis.aspx (01.04.2015). 298 Vgl. HEINISCH (Fn. 293), 257. 40 | S e i t e stringente Oppositionspolitik verfolgt.299 Wenige Wochen zuvor hatte JÖRG HAIDER das Bünd- nis Zukunft Österreichs (BZÖ) gegründet und eine neue Partei geboren.

Die Konsolidierungsphase der FPÖ war auch mit dem Bruch mit ihrer ehemaligen Galionsfigur JÖRG HAIDER verbunden, der für die marode Parteikasse verantwortlich gemacht wurde. Der Wiederaufstieg des dritten Lagers wurde beschworen.300 Zum heutigen Zeitpunkt stellt die FPÖ- sowohl wegen ihrer beachtlichen Wahlerfolge als auch wegen ihrer Stellung als Traditi- onspartei eine europäische Ausnahme dar.301 Bei der Nationalratswahl 2013 erreichte sie 20,5 Prozent und lag damit nur 3,5 Prozentpunkte hinter der zweitstärksten Partei, der ÖVP.302

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

Wie auch bei den beiden Großparteien haben in der FPÖ sowohl programmatische als auch strukturell substantielle Veränderungen stattgefunden.303 Europaweit betrachtet ist sie im Vergleich zu anderen populistischen Parteien, die dem demokratisch-rechten Flügel angehö- ren, sozialdemokratisch orientiert.304 Niederschlag findet dieser Umstand auch darin, dass die FPÖ in der Zielgruppenanalyse vor allem mit der Sozialdemokratie konkurriert.305 Sinnbild da- für ist, wie auch im Nationalratswahlkampf 2013, die Forderung nach einem weiteren Ausbau des Wohlfahrtsstaates - allerdings nur für Österreicher wohlgemerkt.306

Bei seiner Neukonstituierung war das dritte Lager in Österreich noch stark von der Idee einer ethnischen und soziokulturellen Bindung an das deutsche Volk geprägt.307 In den 1960er Jah-

299 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 101. 300 Vgl. MÖLZER, Andreas: Freiheit schreibt auf Eure Fahnen! 1848-2008: Das Dritte Lager, Erbe und Auftrag, Wien 2008, 209–213. 301 Vgl. PELINKA, Anton: Die FPÖ im internationalen Vergleich. Zwischen Rechtspopulismus, Deutschnationalis- mus und Österreich-Patriotismus, in: conflict & communication online, 1 (2002), H. 1, hier 1. 302 Vgl. Nationalratswahl 2013. Österreich, Endergebnis inklusive aller Wahlkartenergebnisse 2013, in: http://wahl13.bmi.gv.at/ (15.08.2014). 303 Vgl. HORNER (Fn. 169), 199. 304 Vgl. KAILITZ (Fn. 183), 311. 305 Im Vergleich zur Nationalratswahl 2008 sind bei der Nationalratswahl 2013 rund 51 000 SPÖ Wähler zur FPÖ gewandert. Dies sind rund 4 Prozent. Von der FPÖ sind 42 000 zur SPÖ gewandert. Dies entspricht einem Pro- zentsatz von 5 Prozent. Siehe hierzu Wahlanalyse Nationalratswahl 2013, Wien 2013, in: http://www.strategie- analysen.at/bg/isa_sora_wahlanalyse_nrw_2013.pdf (20.03.2015). 306 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 95 f. 307 Vgl. HORNER (Fn. 169), 199. 41 | S e i t e ren kam es in der FPÖ im Rahmen einer Profilsuche zur Aufnahme eines liberalen Kurses, wo- bei jedoch das Bekenntnis zum deutschen Volk 308 im 1985 beschlossenen Grundsatzpro- gramm aufgenommen wurde.309 Erst durch JÖRG HAIDERs Parteiführung ab 1986 ist nach PLASSER und ULRAM der Schwenk auf einen populistischen Kurs zu beobachten, der sich, un- ter dem weitgehenden Verzicht programmatischer Inhalte, hin zu dem parteipolitischen Kanal für Protesthaltungen, Ärger und Enttäuschung entwickelt.310 Der inhaltliche Bruch mit der deutschen Idee der FPÖ findet 1995 ebenso durch HAIDER statt, der der „Deutschtümelei“ eine Absage erteilte und die neue Form des „Österreichpatriotismus“ in das Parteiprogramm aufnahm. Nicht zuletzt, um die Ängste der Bevölkerung vor Globalisierung und kultureller Ver- flachung aufzugreifen.311

Die FPÖ ist in ideologischer Hinsicht gewillt, zwischen rechts- und linkspopulistischen Forde- rungen zu wechseln. Bei gesellschaftspolitischen Themenbereichen fischt die FPÖ gerne rechts der Mitte,312 bei sozialen Themengebieten ist eine Tendenz hin zu linken Positionen zu erkennen. Diese Anfälligkeit zum programmatischen Wechsel war in besonderer Weise beim Thema Europa zu beobachten.313 Erst relativ spät wurde die „Macht“ des Ausländerthemas im politischen Diskurs durch die FPÖ entdeckt.314 Im Vergleich dazu ist das BZÖ, das seine grund- sätzliche Prägung von JÖRG HAIDER erhalten hat, von einer pragmatischeren Linie geprägt, auch wenn sich thematisch große Überschneidungen mit der FPÖ in der Europa-, der Einwan- derungs- und der Sozialpolitik zeigen.315

Die FPÖ selbst ist stets bemüht zu unterstreichen, dass ihre ideologischen Konzepte mehr von Realismus als Radikalität geprägt sind.316 Entscheidend für einen zukünftigen Erfolg der FPÖ wird es, wie für alle populistischen Parteien in Europa, sein ihre Wahlerfolge zu kontinuieren

308 Bei einer Analyse des freiheitlichen Ideenkonzeptes ist festzustellen, dass bis in die 1990er Jahre eine kultur- nationale Ausrichtung vorherrscht. Unter Hinweis auf Sprache, Kultur und Geschichte wird das Konzept einer großdeutschen Kulturgemeinschaft vertreten. Vgl. FRÖLICH-STEFFEN (Fn. 289), 285. 309 Vgl. HORNER (Fn. 169), 199 f. 310 Vgl. PLASSER, Fritz/Peter ULRAM: Großparteien in der Defensive, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz (Hg.): Das österreichische Parteiensystem, Wien 1988, 79–102, hier 98. 311 Vgl. FRÖLICH-STEFFEN (Fn. 289), 287. 312 Vgl. NOVAK, Rainer: Weshalb Michael Spindelegger auf der Stelle tritt, in: Die Presse, 10.09.2013, 2 313 Ab Beginn der 1990er Jahre änderte die FPÖ unter der Führung JÖRG HAIDERs ihre positive Grundhaltung zur Europäischen Union und sprach sich beim EU-Referendum gegen den Beitritt aus. Vgl. LUIF, Paul: Österreich und die Europäische Union, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Handbuch, Wien 2006, 862–883 314 Vgl. PFAHL-TRAUGHBER (Fn. 281), 57. 315 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 102. 316 Vgl. MÖLZER (Fn. 300), 208–212. 42 | S e i t e und ihre fragile Glaubwürdigkeit als Anti-Establishment-Partei unter den wechselnden Rah- menbedingungen aufrecht zu halten.317 Das Ziel ist somit nicht primär eine Regierungsbeteili- gung, sondern das Erreichen der Stellung als Zünglein an der Waage in der österreichischen politischen Landschaft.

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

In der internationalen politikwissenschaftlichen Forschung gilt die FPÖ318 als Paradebeispiel einer populistischen Partei.319 Auch HARTLEB arbeitet die Klassifizierung der FPÖ als populis- tische Partei auf.320 Zur Einordnung der FPÖ als populistische Partei wird auf die in der Einlei- tung aufgestellten Kriterien zu Klassifikation von populistischen Parteien zurückgegriffen.

„Politik des „Wir“ gegen „die-da-oben“321 Der „kleine Mann“ steht im Zentrum der Bemühungen der populistischen Partei.322 Es werden Eliten angeprangert und die „Stimme des Volkes“ als wahre politische Macht im Staat propa- giert. Diese Abgrenzung wird von HARTLEB als „vertikale Dimension“ des Populismus bezeich- net.323 Im Falle der FPÖ ist dieses Element eindeutig gegeben, da die FPÖ die Regierungspar- teien SPÖ und ÖVP als Reformblockierer bezeichnet.324 Auch hinsichtlich der Sprachmuster lässt sich die Abgrenzung von Eliten erkennen.325 Hierzu gehört das „Schüren von Vorurteilen gegen die politische Klasse“.326 Auch der Ruf nach mehr Demokratie ist als Aufstand gegen die

317 Vgl. GEDEN (Fn. 5), 93. 318 PELINKA und Plasser sprechen bereits 1988 im Falle der FPÖ von einem „neu formierten Populismus“. Vgl. PELINKA/PLASSER (Fn. 141), 31. 319 Siehe zur Einordnung der FPÖ als populistische Partei unter anderem FRÖLICH-STEFFEN, Susanne: Rechtspo- pulistische Herausforderer in Konkordanzdemokratien. Erfahrungen aus Österreich, der Schweiz und den Nie- derlanden, in: DECKER, Frank (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?, 1. Aufl, Wiesbaden 2006, 144–165; HELLMUTH (Fn. 194), 9–45.; PELINKA, Anton/Rupert BREITLING (Hg.): Populismus in Österreich, 1. Aufl, Wien 1987:; GEDEN, Oliver: Diskursstrategien im Rechtspopulismus. Freiheitliche Partei Ös- terreichs und Schweizerische Volkspartei zwischen Opposition und Regierungsbeteiligung, 1. Aufl, Wiesbaden 2006; HARTLEB (Fn. 4). 320 HARTLEB (Fn. 4), 41–47. 321 HARTLEB (Fn. 4), 42. 322 Vgl. RENSMANN, Lars: Populismus und Ideologie, in: DECKER, Frank (Hg.): Populismus. Gefahr für die Demo- kratie oder nützliches Korrektiv?, 1. Aufl, Wiesbaden 2006, 59–80, hier 64. 323 HARTLEB (Fn. 4), 20. 324 Vgl. STRACHE, Heinz-Christian: Auf der Suche nach neuen Wegen, in: KARL, Beatrix u.a. (Hg.): Steirisches Jahr- buch für Politik 2012, Graz 2013, 143–144, hier 143. 325 Vgl. Verwendungen der Begriffe „Systemparteien“, „Privilegienritter“, „Systemparteien durch Jörg Haider. Vgl. ÖTSCH, Walter: Demagogische Vorstellungswelten. Das Beispiel der Freiheitlichen Partei Österreichs, in: HAUCH, Gabriella/HELLMUTH, Thomas/GUTSCHNER, Peter (Hg.): Populismus. Ideologie und Praxis in Frankreich und Österreich, Innsbruck 2002, 93–105, hier 98. 326 HARTLEB (Fn. 4), 42. 43 | S e i t e politische Klasse zu verstehen.327 Die Rolle als „Anti-Establishment-Partei“328 und als „plebis- zitär ausgerichtete Partei“329 wird von der FPÖ erfüllt, da sie einerseits die bürokratische staat- liche Organisation kritisiert und andererseits mit ihrer Forderung nach der Einführung von mehr direkter Demokratie die Macht dem Volk, als wahrem Souverän, zurückgegeben will.330

„Schüren von Feindbildern"331 Vorurteile und Feindbilder richten sich nicht nur gegen die „herrschende“ politische Klasse,332 sondern auch gegen gesellschaftliche Entwicklungen,333 oder staatliche Institutionen.334 Es wird ein undifferenziertes und stark vereinfachtes Bild einer meist dichotomen Gesellschaft gezeichnet. In vielen Fällen wird mit antimodernistischen, romantisch-verklärten Utopien agiert.335 Bei der FPÖ ist das Schüren von Feindbildern mit der Warnung vor einer multikultu- rellen Gesellschaft,336 oder einer Islamisierung Österreichs,337 festzustellen. Der Islam wird nicht als kulturhistorischer Teil Europas angesehen und somit abgelehnt.338 Auch die Europä- ische Union muss als Sündenbock herhalten und wird als Symbol ausufernder Bürokratie, so- wie als Angriff auf die österreichische Souveränität an den Pranger gestellt.339 Der Anti-Inter- nationalismus und die forcierte Anti-Europa-Politik sind bereits im Laufe der 90er Jahre für die FPÖ bestimmendes programmatisches Element geworden.340 Die ideologische Ausrichtung

327 Vgl. MORASS/REISCHENBÖCK (Fn. 174), 42 f. 328 HARTLEB, Florian: Rechts- und Linkspopulismus. Eine Fallstudie anhand von Schill-Partei und PDS, 1. Aufl, Wiesbaden 2004, 75ff. 329 HARTLEB (Fn. 328), 98ff. 330 Vgl. Handbuch freiheitlicher Politik. Ein Leitfaden für Führungsfunktionäre und Mandatsträger der Freiheitli- chen Partei Österreichs 4. Auflage/2013, 89–92, in: http://www.fpoe.at/fileadmin/Content/portal/PDFs/_doku- mente/2013_handbuch_freiheitlicher_politik_web_01.pdf (02.01.2015). 331 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 42. 332 Vgl. PFAHL-TRAUGHBER (Fn. 281), 55–58. 333 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 43. 334 Angemerkt sei hier das Auftreten der FPÖ gegen die Kammern und die Sozialversicherungsträger in Öster- reich. Vgl. PELINKA/BREITLING, Populismus (Fn. 319), 46. 335 Vgl. REISIGL, Martin: "Dem Volk aufs Maul schauen, nach dem Mund reden und Angst und Bange machen", in: EISMANN, Wolfgang (Hg.): Rechtspopulismus. Österreichische Krankheit oder europäische Normalität?, Wien 2002, 149–198, hier 155. 336 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 41. 337 Beispielhaft sei hier auf die Wahlplakate im Nationalratswahlkampf 2006 der FPÖ verwiesen, die die Aufschrift „Daham statt Islam“ trugen und „Keinen Millimeter Boden dem Islamismus“ forderten. 338 Vgl. Strache: "Daham statt Islam" war Verkürzung, in: http://derstandard.at/2000012852210/Strache-Da- ham-statt-Islam-war-Verkuerzung (15.04.2015). 339 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 43. 340 Vgl. HEINISCH (Fn. 293), 224 f. 44 | S e i t e der FPÖ geht über einen bloßen Konservatismus hinaus und ist daher eindeutig dem Rechtpo- pulismus zuzuordnen.341

„Emotionale Besetzung des Ausländerthemas“342 Zu den horizontalen Feindbildern, die spezifisch die rechte Variante des Populismus nach HARTLEB charakterisieren und die mit einer strikten Abgrenzung zu Immigranten, Kriminellen und Fremden arbeiten,343 kommt die Emotionalisierung dieser Themenbereiche hinzu. Auch Verschwörungtheorien können in diesem Zusammenhang auftreten.344 Durch den Anti-Inter- nationalismus erhielt die FPÖ die Möglichkeit, latente Ängste in der Bevölkerung anzuspre- chen. Dazu zählen beispielsweise der „Schutz der Heimat“, der „Verlust der eigenen Identität“ oder auch das Anprangern von „Sozialschmarotzern“.345 Es wird mit bewussten Simplifizierun- gen gespielt und eine Projektion sozialer sowie gesellschaftlicher Herausforderungen auf Aus- länder findet statt.346 Die Emotionalisierungskomponente lässt sich meiner Ansicht nach bei der FPÖ nicht nur in Bezug auf Ausländer feststellen, sondern auch in Bezug auf die Europäi- sche Union.347

„Anwendung professionalisierter Medienstrategien“348 Populistische Führer verdanken ihren Erfolg auch der multimedialen Kommunikation politi- scher Themen. Sie agieren im Kostüm von Gladiatoren, Schauspielern und Hoffnungsträ- gern.349

Ihre Bewegungen sind notwendigerweise autoritär, mit einem „Guru“ im Machtzentrum und einem inneren, ihm loyal ergebenen Führungskreis, organisiert.350 Dies unterstreicht auch die

341 Zur Abgrenzung des Rechtspopulismus vom Konservatismus siehe HARTLEB (Fn. 4), 21–23. 342 HARTLEB (Fn. 4), 42. 343 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 22. 344 Vgl. ÖTSCH (Fn. 325), 101 f. 345 Vgl. HEINISCH (Fn. 293), 255. 346 Vgl. PFAHL-TRAUGHBER (Fn. 281), 57. 347 Vgl. KHOL, A.: Österreichisches Jahrbuch für Politik 2007 2008, 45–47. 348 HARTLEB (Fn. 4), 43. 349 Vgl. PLASSER, Fritz: Die populistische Arena: Massenmedien als Verstärker, in: PELINKA, Anton/BREITLING, Rupert (Hg.): Populismus in Österreich, 1. Aufl, Wien 1987, 84–108, hier 84 f. 350 Vgl. ÖTSCH (Fn. 325), 99. 45 | S e i t e mediale Zentralisierung auf eine Person. Die FPÖ arbeitet mit der bewussten Inszenierung ih- rer Parteichefs. Ausdruck dafür ist, dass die Führungsspitze der FPÖ auch in Landtagswahl- kämpfen medial omnipräsent ist.351

Das Element der Kontinuität der Ausübung der populistischen Elemente ist bei der FPÖ gege- ben, da diese seit den 1990er benützt werden. Die FPÖ ist daher sowohl populistisch, was sich durch ihre eindeutige Programmatik, das (einfache) Volk gegen die Eliten zu verteidigen, zeigt, als auch rechtspopulistisch, da sie zu der Verteidigung dieser homogegen Gruppe sowohl eth- nische als auch nationale Feindbilder verwendet.352

3.3.4 DIE GRÜNEN

GESCHICHTE

Die frühe historische Entwicklung der Grünen in Österreich ist als eher unklare Protestphase zu qualifizieren. Gemeinsames Element der aufkommenden grünen Bewegungen in Europa war einerseits ein „Unbehagen in der Kultur“ und die Politisierung der Umweltfrage.353 Das Fragen nach dem „Woher?“ und dem „Wohin?“ bildete das zentrale Element der frühen grü- nen Bewegungen.354 Die Geschichte der Grünen ist als Geschichte der zeitgenössischen De- mokratie, als Reaktion auf die etablierte politische Konsens- und Liberalisierungspolitik der 1970er Jahre,355 zu begreifen.356 Die ersten Träger dieser grünen gesellschaftlichen Grundhal- tung waren Bürgerinitiativen, die sich mittelbar aus den Umwälzungen der 1968er-Generation ergaben. Die erste aus diesen Bürgerinitiativen geformte politische Bewegung in Österreich fand sich in durch einen Zusammenschluss mehrere kommunalpolitisch tätiger Bür- gerinitiativen zu einer Bürgerliste zusammen. Der Kurs der Bürgerliste wurde 1977 mit zwei

351 Siehe hierzu Beispielhaft die Wahlplakate der FPÖ Steiermark im Landtagsvorwahlkampf 2015, die neben dem Konterfei der steirischen Kandidaten meist auch jenes von Heinz Christian Strache enthalten. 352 Vgl. PELINKA (Fn. 301), 1 f. 353 Vgl. RIEKMANN, Sonja: Die Grüne Alternative, in: MANTL, Wolfgang (Hg.): Politik in Österreich. Die Zweite Republik : Bestand und Wandel, Wien 1992, 405–429, hier 405–409. 354 Vgl. DACHS, Herbert: Grünalternative Parteien, in: DACHS, Herbert (Hg.): Handbuch des politischen Systems Österreichs, 2., durchgesehene Auflage, Wien 1992, 263–274, hier 264. 355 Die politischen Machtstrukturen waren in den 1970er Jahren in Österreich von einer Entwicklung der großen Parteien hin zu Volksparteien, einem starken Bekenntnis zur Konkordanzdemokratie und der Verschmelzung Le- gislative und Exekutive geprägt. 356 Vgl. RIEKMANN (Fn. 353), 406 f. 46 | S e i t e

Mandaten honoriert, 1982 erreichte man mit JOHANNES VOGGENHUBER auch ein Mandat im Salzburger Stadtrat.357

Die Geschichte der Grünen in Österreich steht in enger Verbindung mit der Zwentendorf-Frage 1978.358 Den ersten Höhepunkt im Protest gegen das Atomkraftwerk in Zwentendorf bildete eine Demonstration am 12. Juni 1977 mit rund 7000 Teilnehmern.359 Der Durchbruch der Grü- nen abseits von Protestbewegungen und Bürgerlisten ließ aber, trotz dieses Erfolges, noch auf sich warten. Erst durch die Besetzung in der Haimburger Au kam es zu einem Einigungsprozess der zersplitterten Bewegung.360

Die Geburtsstunde der Grünen war eher holprig und in zwei verschiedene Gruppierungen ge- teilt. Auf der einen Seite befanden sich die bürgerlichen Grünen (VGÖ) - und auf der anderen Seite die alternativen, links ausgerichteten Grünen (ALG/ ALÖ) mit Schwerpunkt in Graz und Wien.361 Die ALG war die treibende Kraft für die Gründung einer Bundespartei im Jahre 1982. Ein Bestreben, das schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt war. 1986 kandidierte FREDA MEISSNER-BLAU bei den Bundespräsidentenwahlen und erreichte den zweiten Wahl- gang.362 FREDA MEISSNER-BLAU war es auch, die nach den innenpolitischen Umwälzungen und der gescheiterten Einigung zwischen linkem und konservativem Lager bei der National- ratswahl mit der Liste „Die Grünen Alternativen – Liste Freda Meissner-Blau“ den Einzug in das Parlament mit 8 Mandaten schaffte. Ein Parlamentsklub wurde gegründet.363 Schlussend- lich fand 1987 in Klagenfurt der Parteigründungskongress statt. Der VGÖ existierte nach ge- scheiterten Einigungsverhandlungen parallel weiter. 1993 erhielt die Partei den Namen „Die Grünen“. Die weitere Entwicklung ist von einer Angleichung an die traditionellen Parteien ge- prägt und beinhaltete die Erarbeitung einer umfassenden Programmatik, die nicht nur Um- weltthemen umfasste.364

357 Vgl. DACHS (Fn. 354), 264. 358 Bei der Abstimmung am 05.11. 1978 sprachen sich 50,47 Prozent der Österreicher gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes aus - obwohl das Kraftwerk bereits zu 98 Prozent fertiggestellt war. Siehe STADLER, Gerhard: Das industrielle Erbe Niederösterreichs: Geschichte, Technik, Architektur 2006, 912–914. 359 Vgl. PRUCKNER, Othmar: Eine kurze Geschichte der Grünen. Ereignisse, Persönlichkeiten, Jahreszahlen, Wien 2005, 14–17. 360 Vgl. RIEKMANN (Fn. 353), 418–420. 361 Vgl. DACHS (Fn. 354), 205 f. 362 Vgl. RIEKMANN (Fn. 353), 422–424. 363 Vgl. PRUCKNER (Fn. 359), 37–40. 364 Vgl. RIEKMANN (Fn. 353), 426–428. 47 | S e i t e

Die Grünen können von ihrem Typ her als „postindustrielle Rahmenparteien“ bezeichnet wer- den.365 Höchstes entscheidungs- und willensbildendes Organ der Grünen Bundespartei ist der Bundeskongress, der mindestens einmal jährlich einberufen wird und 188 Delegierte, die Na- tionalratsabgeordneten, Bundesratsabgeordneten, Landtagsabgeordneten und Bundespar- teivorstandsmitglieder umfasst.366 Zudem gibt es auf Bundesebene auch einen Bundesvor- stand, einen erweiterten Bundesvorstand und eine Bundestagung.367 Die Grünen sind im ös- terreichischen Parteiensystem als Kleinpartei einzustufen, da sie sowohl von Fremdstruktu- ren, als auch der staatlichen Parteienfinanzierung abhängig sind.368 Seit 2008 haben sich die Grünen zu der glaubwürdigsten Kontrollpartei entwickelt. Mehr als die Hälfte der Nicht-Par- teiwähler hält die Grünen für kompetent. Wichtig für gute bundesweite Ergebnisse sind für die Grünen die Städte, wichtigstes Klientel sind gut ausgebildete Wähler. Herausforderungen stellen jedoch der innerparteilich konstatierte Mangel an Themen und die bis zum heutigen Tag nicht erreichte Regierungsverantwortung auf Bundesebene dar.369 In den Ländern sind die Grünen mittlerweile in vier Landesregierungen vertreten. Seit 2008 leitet EVA GLAWISCHNIG-PIESCZEK, als Nachfolgerin von , die Geschi- cke der Grünen. Bei der Nationalratswahl 2013 erreichten die Grünen ein Ergebnis von 12,4 Prozent.370

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

Die Grünen wurden in den 1980er Jahren als Antwort auf Sehnsüchte nach alternativen Le- benskonzepten und den damit verbundenen Politikentwürfen gegründet. Das Spektrum ihrer thematischen Ausrichtung versucht sowohl den linken Rand der SPÖ als auch bisher politisch nicht beheimatete Wählergruppen zu erreichen.371 Zentrale Elemente ihrer frühen politischen

365 Vgl. DACHS, Herbert: Bürgerlisten und Grün-Alternative Parteien in Österreich, in: PELINKA, Anton/PLASSER, Fritz (Hg.): Das österreichische Parteiensystem, Wien 1988, 181–207. 366 Vgl. DACHS, Herbert: Die Grünalternativen Parteien, in: DACHS, Herbert (Hg.): Politik in Österreich. Das Hand- buch, Wien 2006, 389–401, hier 393. 367 Vgl. Statuten der Partei. Beschlossen am 33. Bundesparteitag, in: https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&cad=rja&uact=8&ved=0CCkQF- jAC&url=https%3A%2F%2Fwww.gruene.at%2Fpartei%2Fprogramm%2Fparteiprogramm%2Fstatu- ten.pdf&ei=XXozVbDjHIL0auHKgYAC&usg=AFQjCNHoRgCNvMR2yANAEZwOSbj48MLvWQ (10.04.2015). 368 Vgl. DACHS (Fn. 366), 400. 369 Vgl. FILZMAIER, Peter: Zwischen Regierung und Protest, in: http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/poli- tik/3721480/zwischen-regierung-protest.story (25.08.2014). 370 Nationalratswahl 2013. Österreich, Endergebnis inklusive aller Wahlkartenergebnisse 2013, in: http://wahl13.bmi.gv.at/ (15.08.2014). 371 Vgl. PLASSER/ULRAM (Fn. 310), 98. 48 | S e i t e

Agenda sind der Umweltschutz, die Emanzipation der Frau und das Streben hin zu einer nach- haltigen Demokratiereform.372 Die Bewegung definiert sich über den Widerstand gegen Groß- projekte, Atomkraft, Straßenprojekte und Aufrüstung.373

Das erste Parteiprogramm der Grünen im Jahr 1986 war noch kurz ausgestaltet und enthielt Punkte in den Bereichen Energie, Verkehr, Bildung und Demokratie. Ein erstes offizielles Par- teiprogramm wurde 1990 erlassen und enthielt fünf Schritte, um die Grundsätze der Freiheit, Gleichheit, Solidarität, Toleranz und Gewaltenteilung umzusetzen.374 Durch dieses Programm fand auch eine programmatische Ausweitung der Grünen statt, weg von einer one-issue Partei hin zu einer multi-issue Partei. Ein Grundsatzprogramm der Grünen gibt es erst seit 2001, es bearbeitet sowohl sozialpolitische, gesellschaftspolitische als auch wirtschaftspolitische The- men. Die Grundwerte sind nach diesem Programm ökologisch, solidarisch, selbstbestimmt, basisdemokratisch, gewaltfrei und feministisch.375

Zudem ist bei den Grünen eine zunehmende Personenzentrierung im Auftreten der Partei festzustellen. Die Veränderung von der „Protestpartei“ hin zu einer „Veränderungspartei“ ist den Grünen geglückt. Das ohnehin fragile parteiinterne Gefüge könnte jedoch, wie DACHS es sieht, im Falle einer Regierungsbeteiligung auf eine harte Probe gestellt werden.376

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

Die in der frühen Phase als politische Partei vorhandenen Elemente einer populistischen Partei sind zum Zeitpunkt der Nationalratswahl 2013 nicht mehr gegeben. Die Grünen sind keine

372 Direkte Demokratie in der Form von Volksbegehren und Volksabstimmungen stellte in den 1970ern größten- teils totes Recht dar. Bis zum heutigen Tag wurde das Mittel der fakultativen Volksabstimmung nur einmal (Atom- kraftwerk Zwentendorf) verwendet. Die 1988 eingeführte Möglichkeit der Volksbefragung wurde erst 2013 zum ersten Mal angewandt. Vgl. GAMPER, Anna: Was heißt "mehr direkte Demokratie"? Versuch einer Sichtung, in: ÖHLINGER, Theo/POIER, Klaus (Hg.): Direkte Demokratie und Parlamentarismus. Wie kommen wir zu den besten Entscheidungen?, Wien, Köln, Graz 2015, 183–200, hier 191–193. 373 Vgl. PRUCKNER (Fn. 359), 11. 374 Gefordert wurden eine „Demokratie von unten, starke Parlamente, Schutz vor Diskriminierung, Schutz der Meinungsfreiheit und die Demokratisierung aller Gesellschaftsbereiche“. Vgl. DACHS (Fn. 366), 390. 375 Vgl. Grundsatzprogramm der Grünen. Beschlossen beim 20. Bundeskongress der Grünen am 7. und 8. Juli 2001 in Linz 2001, 12–18, in: https://www.gruene.at/partei/programm/parteiprogramm/gruenes-grundsatzpro- gramm.pdf (18.04.2015). 376 DACHS (Fn. 366), 400 f. 49 | S e i t e

Anti-Establishment Partei mehr, sondern gelten längst als etablierte politische Partei mit Wil- len zur Regierungsverantwortung. Meiner Ansicht nach sind die Grünen nicht als populistische Partei zu qualifizieren.

3.3.5 TEAM STRONACH

GESCHICHTE

Das Team Stronach stellt neben den Neos die jüngste der im österreichischen Parlament ver- tretenen Parteien dar. Erste Formierungstendenzen einer politischen Gruppierung rund um den aus Österreich stammenden Multimillionär FRANK STRONACH sind im Jahr 2011 zu erken- nen.377 Nach der Gründung des „Frank Stronach Institutes für soziale Gerechtigkeit“ wollte FRANK STRONACH zuerst beim BZÖ oder beim Liberalem Forum einsteigen. Nach gescheiter- ten Verhandlungen mit beiden Parteien gründete FRANK STRONACH im August 2012 seine eigene Partei unter dem Namen „Team Stronach für Österreich“.378 Die Parteistatuten wurden am 25. September 2013 beim Innenministerium hinterlegt, die Partei erhielt dadurch Rechts- persönlichkeit.

Bereits in den ersten Wochen nach der Parteigründung schlossen sich vier Nationalratsabge- ordnete dem Team Stronach an.379 Der Klubstatus konnte jedoch erst nach dem Wechseln einer weiteren Abgeordneten vom BZÖ zum Team Stronach380 erreicht werden.381 Die Klub- gründung war aus rechtlicher Sicht zuerst umstritten,382 wurde aber schließlich genehmigt.383 Bei der Nationalratswahl 2013 erhielt das Team Stronach 5,7 Prozent der Stimmen384 und

377 Vgl. Timeline: Die Entstehungsgeschichte des Team Stronach für Österreich, Wien 2012, in: http://www.mei- neabgeordneten.at/News/detail/Timeline.-Die-Entstehungsgeschichte-des-Team-Stronach-f%C3%BCr- %C3%96sterreich (05.04.2015). 378 Vgl. Österreich hat jetzt ganz offiziell eine Stronach-Partei, in: http://diepresse.com/home/politik/innenpoli- tik/1294216/Osterreich-hat-jetzt-ganz-offiziell-eine-StronachPartei?from=suche.intern.portal (20.04.2015). 379 Darunter ein SPÖ Abgeordneter, ein BZÖ Abgeordneter und zwei fraktionslose Abgeordnete. 380 Der Klubstatus wird gemäß § 7 Geschäftsordnungsgesetz (GOG-NR) dann gewährt wenn sich mindestens fünf Mitglieder des Nationalrates zu einem Klub zusammenschließen. Die Abgeordneten müssen jedoch derselben Wahlpartei angehören. 381 In Österreich hatte ein ähnlich gelagerter Sachverhalt wie bei dem Team Stronach bereits 1993 bei der Klub- bildung des Liberalen Forums (LIF) stattgefunden. 382 Vgl. Vor Entscheidung über Klub Team Stronach - offene Fragen zu klären. Parlamentskorrespondenz Nr. 838 vom 30.10.2012, Wien 2012, in: http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2012/PK0838/index.shtml (01.06.2015). 383 Vgl. Team Stronach für Österreich erhält Klubstatus. Parlamentskorrespondenz Nr. 879 vom 08.11.2012, Wien, in: http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2012/PK0879/index.shtml (20.04.2015). 384 Vgl. Nationalratswahl 2002 - Wahltag, Stichtag, Gesamtergebnis 2002, in: http://www.bmi.gv.at/cms/BMI_wahlen/nationalrat/2002/Gesamtergebnis.aspx (01.04.2015). 50 | S e i t e blieb weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. FRANK STRONACH nahm sein Nationalrats- mandat zwar vorerst an, legte es aber, wie bereits erwartet, nach nur drei Monaten zurück.385 Er ist bis zum heutigen Tag Parteiobmann und „Galionsfigur“ des Team Stronach. Hinsichtlich der Organisationsstruktur des Team Stronach ist eine Zentralisierung auf den Obmann festzu- stellen.386

Die letzten Entwicklungen des Team Stronach sind von einem Kommen und Gehen geprägt. Einzelne Landesgruppen überlegten wiederholt die Abspaltung von der Bundespartei.387 Auch personell sind die Fronten nach dem Rücktritt von KATHRIN NACHBAUR als Klubobfrau und ihrem Ausstritt aus der Partei im Jahr 2014 zunehmend unklar.388 FILZMAIER bezeichnet die Entwicklungen als „bizarr“. Er sieht die Partei noch nicht als tot – vielmehr hat sie nach seiner Interpretation den Status eines „prominenten Untoten“.389 Bei Wahlumfragen hält das Team Stronach aktuell bei einem Prozent.390

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

STRONACH trat als international erfolgreicher Unternehmer mit seiner Wahlbewegung an, um Veränderungen in Österreich zu bewirken. 391 Im Juli 2013 stellte FRANK STRONACH das Grundsatzprogramm für sein Team vor. Es umfasst die zentralen Werte der Wahrheit, der Transparenz und der Fairness. Die Bürger sollen volle Einsicht in politische Vorgänge haben

385 Vgl. Dossier Frank Stronach, Wien, in: http://www.meineabgeordneten.at/Abgeordnete/Frank.Stronach (18.04.2015). 386 Vgl. SATZUNG der politischen Partei „Team Stronach für Österreich“, in: http://www.teamstronach.at/bun- despartei/statuten?file=files/team-stronach/content/downloads/Parteistatuten/150206_Statuten%20TSOe.pdf (20.04.2015). 387 Vergleiche hierzu die Abspaltungstendenzen des Kärntner Team Stronach 2013. Kärntner Team Stronach stellt sich hinter Köfer, in: http://derstandard.at/1379293255389/Kaerntner-Team-Stronach-erwaegt-Abspaltung (23.04.2015). 388 Vgl. Team Stronach: Droht die Spaltung?, in: http://diepresse.com/home/politik/innenpoli- tik/4603495/Team-Stronach_Droht-die-Spaltung (19.04.2015). 389 Vgl. METZGER, Ida: Nach Nachbaur-Rücktritt: Team Stronach irritiert, in: http://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CCIQF- jAA&url=http%3A%2F%2Fkurier.at%2Fpolitik%2Finland%2Fruecktritt-bei-team-stronach-nachbaur-pokert-um- ihren-job%2F98.414.336&ei=2ig1VcrKIor8ygOc5IGQBA&usg=AFQjCNHHx57CseKLIZm6O-_xoPFL- QL7xA&bvm=bv.91071109,d.bGQ (19.04.2015). 390 Vgl. Wahlumfrage Österreich:. Sonntagsfrage, in: http://neuwal.com/wahlumfragen/stream.php?cid=1#facts (20.04.2015). 391 Vgl. TUCEK, Rudolf: Die Vermutung einer Enttäuschung. Eine Streitschrift für und gegen Frank Stronach und sein Team, 1., Aufl, Wien 2013, 12. 51 | S e i t e und die Wahrheit zu Zahlen, Daten und Fakten erhalten.392 Das Team Stronach bezeichnet seine ideologische Ausrichtung als weder links noch rechts.393

Das Team Stronach zeichnet sich ideologisch durch ein klares Bekenntnis zur Marktwirtschaft mit freiem Unternehmertum aus. Verwaltungsreformen werden zur Senkung der Ausgaben des Staates gefordert und eine Demokratiereform inklusive Abschaffung des Bundesrates ist für das Team Stronach wichtig.394 Das Team Stronach verfolgt zudem einen kritischen EU-Kurs und tritt für die Abschaffung des Euros und für eine nationale Währungen ein.395 ÖTSCH geht sogar so weit, das Team Stronach wegen inhaltlicher und entstehungsgeschichtlicher Paralle- litäten, als österreichische Variante der Tea Party zu bezeichnen.396

Hinsichtlich des Wertes des Programmes des Team Stronach spalten sich die Meinungen in der medialen Berichterstattung. Es enthält zu wenig Konkretes, bei genauerer Betrachtung kann festgestellt werden, dass es sich um ein Programm handelt, dass gutverdienende Bürger mehr unterstützt als Personen mit niedrigem Einkommen.397 STRONACH verfolgt mit seiner Partei somit einen rigiden moralischen Neoliberalismus.398 Zudem förderte FRANK STRONACH mit seiner finanziellen Unterstützung des Team Stronach einen politischen Opportunismus, der, wie KATHRIN STAINER-HÄMMERLE sagt, nach dem Tod JÖRG HAIDERs heimatlos gewor- den war.399

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

Für die Einordnung als populistische Partei im Fall des Team Stronach wird auf die Grundqua- lifizierung einer populistischen Partei gemäß der Ausführungen in der Einleitung zurückgegrif- fen, da bisher keine Lehrmeinung zur Klassifikation des Team Stronach als populistische Partei

392 Vgl. Grundsatzprogramm. Team Stronach, Wien 2013, 9–12, in: http://www.teamstronach.at/themen/partei- programm-pdf (10.04.2015). 393 Vgl. Sieben Monate danach: Stronach hat ein Parteiprogramm, in: http://diepresse.com/home/politik/innen- politik/1386630/Sieben-Monate-danach_Stronach-hat-ein-Parteiprogramm?_vl_backlink=/home/index.do (17.04.2015). 394 Vgl. Grundsatzprogramm. Team Stronach, Wien 2013, 16–22, in: http://www.teamstronach.at/themen/par- teiprogramm-pdf (10.04.2015). 395 Vgl. LÖWENSTEIN, Stephan: Milliardär gründet eurokritische Partei, in: http://www.faz.net/aktuell/poli- tik/ausland/oesterreich-milliardaer-gruendet-eurokritische-partei-11906349.html (20.04.2015). 396 ÖTSCH, Walter: Das Team Stronach: Die Österreichische Tea Party, in: Die Presse, 19.08.2013, 22–23. 397 PUCHLEITNER, Klaus: Frank Stronach: Was sein Programm tatsächlich wert ist, in: http://www.format.at/po- litik/frank-stronach-was-programm-356529 (20.04.2015). 398 Vgl. ÖTSCH (Fn. 396), 22 f. 399 HÄMMERLE, Kathrin: Kommen und Gehen. Neue Listendynamik im alten Parteiensystem, in, 77–88, hier 81. 52 | S e i t e besteht. Zur Ausführung der Begriffe darf auf die Einordnung der FPÖ als populistische Partei verwiesen werden. Die Betrachtung findet im Zeitpunkt der Nationalratswahl 2013 statt.

„Politik des „Wir“ gegen „die-da-oben“400 Die „vertikale Dimension“401 des Populismus ist im Falle des Team Stronach eindeutig gege- ben. Das Team Stronach prangert die privilegierte „Elite“ an. 402 Dies sind nach Ansicht FRANK STRONACHs vor allem Berufspolitiker, Staatsbeamte und Gewerkschafter.403 Zusam- mengefasst und damit simplifiziert wird diese Gruppe durch den Begriff der „Funktionäre“. Freunderlwirtschaft soll eingedämmt werden. Die etablierte politische Klasse hat nach dem Grundsatzprogramm des Team Stronach aufgehört für das Wohl der Menschen zu sorgen, Machterhalt stehe jetzt im Vordergrund.404 Die gebetsmühlenartige Wiederholung dieser An- sichten unterstreicht das Element des „wir dort unten“ gegen die politische Klasse „dort oben“. Beim Team Stronach stehen die guten, arbeitenden Menschen im Kampf gegen die Bösen, die Privilegierten im Staat.405

„Schüren von Feindbildern"406 Die „horizontale Dimension“407 wird durch das Team Stronach nicht im gleichen Maße erfüllt wie durch die FPÖ. Nach HARTLEB bezeichnet dieses Kriterium jedoch eine „spezifisch rechte Variante“ des Populismus.408 Auch wegen der programmatischen Tendenz des Team Stronach allgemeingültige Werte und Ordnungen bzw. Ideen zu vertreten, ist das Team Stronach dem

400 HARTLEB (Fn. 4), 42. 401 HARTLEB (Fn. 4), 20. 402 Stronach bezeichnet Österreich als in vielen Bereichen scheindemokratisch. Vgl. STRONACH, Frank: Für uns ist es eine Ehre, unserem Land zu dienen!, in: KARL, Beatrix u.a. (Hg.): Steirisches Jahrbuch für Politik 2012, Graz 2013, 149–150, hier 149. 403 Vgl. ÖTSCH (Fn. 396), 22 f. 404 Vgl. Grundsatzprogramm. Team Stronach, Wien 2013, 16, in: http://www.teamstronach.at/themen/partei- programm-pdf (10.04.2015). 405 Vgl. ÖTSCH (Fn. 396). 406 HARTLEB (Fn. 4), 42. 407 HARTLEB (Fn. 4), 20. 408 HARTLEB (Fn. 4), 11. 53 | S e i t e

Konservatismus und nicht dem Rechtspopulismus zuzuordnen.409 Ein „Denken in Feindbil- dern“ wie DECKER es als Merkmal für populistische Parteien festlegt,410 ist wegen dem Feind- bild der „Funktionäre“ im Falle des Team Stronach jedoch jedenfalls vorhanden. Die herr- schende politische Klasse soll auf zugesprochene Privilegien verzichten. Die Funktionäre sind der äußere Feind,411 FRANK STRONACH agiert als Fürsprecher für das Volk. „Biologische Ge- waltmetaphern“412 und das „emotionale Besetzen des Ausländerthemas“413 finden im Fall des Team Stronach nicht statt.

„Emotionalisierung und Angstmache“414 Das Team Stronach verwendet Emotionalisierungen vor allem im Bereich der EU-Politik und bei dem bereits angesprochen Thema der Funktionäre. Wortwahl und Präsentation sind dazu prädestiniert, die Stimmung in der Bevölkerung anzuheizen. Dies geschieht durch Aufwertung des eigenen Wählerklientels, bei dem vorhandenen Statusängste bewusst verstärkt und auf ein Feindbild fokussiert werden.415 Dies führte auch beim Team Stronach zu einer Stilisierung von Frank Stronach als Retter und Heilsbringer.416 Zudem ist, wie im Falle der Abschaffung der Sozialversicherungsträger oder der Todesstrafen-Diskussion, eine Vorliebe für radikale Lösun- gen zu erkennen.417

409 Vgl. HARTLEB (Fn. 4), 21–23. 410 DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phä- nomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 411 Laut STRONACHS Ansicht sagen Politiker nicht die Wahrheit, neigen zur Korruption, denken nur an ihren ei- genen Vorteil, und denken in Parteibüchern. Vgl. ZIRNIG, Dieter: Transkript zum Interview von Armin Wolf mit Frank Stronach in der ZIB2 am 9. April 2013, in: http://neuwal.com/index.php/2013/04/09/transkript-armin- wolf-im-gesprach-mit-frank-stronach-orf-zib2-9-april-2013/ (18.04.2015). 412 DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phä- nomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 413 HARTLEB (Fn. 4), 42. 414 DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phä- nomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 415 Vgl. DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phänomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 416 Vgl. Stronach präsentiert sich in Kanada als unser Retter, in: http://www.heute.at/news/poli- tik/art23660,837332 (23.04.2015). 417 Vgl. DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phänomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 54 | S e i t e

„Anwendung professionalisierter Medienstrategien“418 FRANK STRONACH wurde nach der Parteigründung bis hin zur Nationalratswahl 2013 regel- recht als Star inszeniert. Gegenangriffe auf seine Person wurden als Akte des politischen Es- tablishments gesehen um den politischen Neueinsteiger zu schwächen. Provokationen sowie Tabubrüche spielen auch in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle.419 Trotz meist skurriler TV-Auftritte von FRANK STRONACH420 sind die Kriterien der Provokation und des Tabubruches erfüllt.

Ebenso vorhanden sind bei einer Betrachtung des Parteiprogrammes des Team Stronach Simplifizierungen, da für komplexe Probleme meist Funktionäre und die politische Struktur Österreichs verantwortlich gemacht werden. Die meiner Ansicht nach notwendigen Elemente sind über eine längere Dauer gegeben und werden nicht nur in Wahlkampfzeiten genützt. Das Team Stronach ist bei einer Gesamtbetrachtung als populistische Partei zu qualifizieren und daher in die Analyse einzubeziehen.

3.3.6 NEOS

GESCHICHTE

Die Neos sind die zweite kurz vor der Nationalratswahl 2013 gegründete Partei. Die Neos sind aus den Bewegungen „Phönix“ und „Österreich spricht“ hervorgegangen. Ihren formellen Gründungsakt hatte die Partei am 27. Oktober 2012 in Wien. Bei diesem wurde auch MATTHIAS STROLZ zum Vorsitzenden gewählt. Bereits bei der Nationalratswahl 2013 bildeten die Neos mit dem Liberalen Forum ein Wahlbündnis,421 2014 fand die Fusion statt. Bei der Nationalratswahl erreichten die Neos 5,0 Prozent422 und blieben hinter dem eigenen Ziel von 10 Prozent zurück.

418 HARTLEB (Fn. 4), 43. 419Vgl. DECKER, Frank: Populismus. Erscheinungsformen, Entstehungshintergründe und Folgen eines politischen Phänomens, in: http://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/41192/was-ist-rechtspopulis- mus?p=all (23.04.2015). 420 Vgl. HÄMMERLE (Fn. 399), 81. 421 Vgl. Piraten, Neos und andere Wutbürger, in: http://derstandard.at/1358304018240/Piraten-Neos-und-an- dere-Wutbuerger (23.04.2015). 422 Vgl. Nationalratswahl 2013. Österreich, Endergebnis inklusive aller Wahlkartenergebnisse 2013, in: http://wahl13.bmi.gv.at/ (15.08.2014). 55 | S e i t e

Die Organe der Neos Bundespartei sind die Mitgliederversammlung, der Vorstand und der erweiterte Vorstand.423 Höchstes Organ der Neos ist die Mitgliederversammlung, sie besteht aus allen Parteimitgliedern.424 Die Mitgliederversammlung findet mindestens einmal im Jahr statt und kann auch durch Beschluss des Vorstandes bzw. auf Begehren von mindestens 20 Prozent der Mitglieder einberufen werden.425 Die Kompetenzen der Mitgliederversammlung umfassen die Wahl/Abwahl des Parteivorsitzenden oder auch eine jährliche Organisationse- valuierung. Explizit in der Satzung vorgesehen sind auch Möglichkeiten der Mitgliederbeteili- gung via Internet.426 Ein Spezifikum der Neos ist es, dass für die Erstellung von Listen für bun- desweite Wahlen eine Online-Vorwahl stattfindet. Die endgültige Wahl der Parteiliste erfolgt dann durch die Mitgliederversammlung. Nominiert sind dafür jenen Kandidaten, die eine Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen.427 Funktionsperioden sind bei nicht direkt gewählten Funktionsträgern auf 15 Jahre in demselben Organ beschränkt, bei Regie- rungsämtern auf maximal 10 Jahre. Durch einen Beschluss der Mitgliederversammlung mit 2/3-Mehrheit kann von dieser Beschränkung abgesehen werden.428 Die Satzung bestimmt zu- dem, dass alle Ausgaben der Partei offenzulegen sind.429

INHALTLICHE POSITIONIERUNG

Die Neos verfügen über umfassend entwickelte Programme mit konkreten Forderungen. Ziel der Neos war es seit Gründung der Partei, eine Alternative für jene zu sein, die die Reformre- sistenz der etablierten Parteien ablehnen und denen die FPÖ zu extrem ist.430 Kernthemen der

423 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 5, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 424 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 6, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 425 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 6, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 426 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 7, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 427 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 8, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 428 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 12, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 429 Vgl. Satzung NEOS - Das Neue Österreich und Liberales Forum, 20, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/03/NEOS_Satzung_210215.pdf (23.04.2015). 430 Vgl. BONAVIDA, Iris: Die „Neos“-Liberalen, in: http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/1303009/Die- NeosLiberalen (20.04.2015). 56 | S e i t e

Neos sind die Stärkung des Parlamentes, eine Entpolitisierung von Schulen,431 und eine Ab- schaffung der Landtage, wenn die Länder nicht eine größere finanzielle Verantwortung über- nehmen.432 Sie fordern eine Stärkung der Demokratie und dies in der Form von Beteiligung via Internet. Auch die Personenwahl bildet ein zentrales Element dieser Forderung nach mehr Demokratie.433

POPULISITSCHE AUSRICHTUNG

Schon beim zentralen Element der Feindbilder ist keine Äquivalenz zu der FPÖ oder dem Team Stronach festzustellen. Die bloße Medienfokussierung, die zweifelsohne gegeben ist, reicht nicht aus, um die Klassifikation als populistische Partei zuzulassen. Die Botschaften der Neos sind von einer positiven Grundhaltung geprägt und tendenziell nach vorne gerichtet. Angst- mache in Form vom Schüren latent vorhandener Ängste findet nicht statt. Einfache Lösungen werden von den Neos nicht aufgegriffen. Forderungen sind zu einem großen Teil mit konkre- ten Möglichkeiten zur Umsetzung verknüpft. Die Neos sind daher nicht als populistische Partei zu qualifizieren.

3.4 ZWISCHENRESÜMEE: AUSWAHL DER PARTEIEN ALS FALLOBJEKT

Als klassische Groß- und Regierungsparteien bleiben die SPÖ und die ÖVP in der Auswahl als Fallobjekt für die vorliegende Studie ex ante außer Betracht. Die Klassifizierung als populisti- sche Partei ist bei der FPÖ zweifelsohne gegeben. Hier kann auf die obigen Ausführungen zur populistischen Ausrichtung der FPÖ verwiesen werden. Auch wenn die Grünen am Anfang po- pulistische Elemente aufgewiesen haben, sind sie nun eindeutig nicht mehr als populistisch zu qualifizieren. Hinsichtlich der Neos ist festzustellen, dass das Benützen von wahlspezifischen Themen und Agitationsmustern eines Wahlkampfes nicht ausreicht, um die Klassifikation als populistische Partei zu erreichen. Bei dem zweiten „Newcomer“ der Nationalratswahlen 2013, dem Team Stronach, kann auf die Ausführungen zur populistischen Ausrichtung verwiesen werden. In die Analyse werden daher die FPÖ und das Team Stronach einbezogen.

431 Vgl. Wir erneuern Österreich. Unsere Pläne für ein neues Österreich, 23–28, in: https://neos.eu/wp-con- tent/uploads/2015/04/150221_NEOS_Plaene-f%C3%BCr-ein-neues-Oesterreich.pdf (15.04.2015). 432 Vgl. Piraten, Neos und andere Wutbürger, in: http://derstandard.at/1358304018240/Piraten-Neos-und-an- dere-Wutbuerger (23.04.2015). 433 Vgl. Wir erneuern Österreich. Unsere Pläne für ein neues Österreich, in: https://neos.eu/wp-content/uplo- ads/2015/04/150221_NEOS_Plaene-f%C3%BCr-ein-neues-Oesterreich.pdf (15.04.2015). 57 | S e i t e

4.0 DIE ÖSTERREICHISCHE MEDIENLANDSCHAFT

4.1 ALLGEMEINES

Medien sind nicht die Öffentlichkeit, Medien produzieren die öffentliche Meinung.434 In de- mokratischen Systemen besitzen Massenmedien nach allgemeiner Ansicht drei Hauptfunktio- nen: Die Informationsvermittlung, die konstruktive Mitwirkung an der politischen Meinungs- bildung sowie die Leistung von Kontrolle und Kritik.435 Daher ist die Unabhängigkeit der Mas- senmedien, und dies nicht nur im politischen Kontext, von herausragender Bedeutung.436

HALLIN und MACINI437 nennen für das in den nord- und mitteleuropäischen Staaten vorherr- schende demokratisch-korporatistische Modell438 vor allem zwei zentrale, einander überlap- pende und bedingende Strukturmerkmale des Mediensystems: Erstens: Die Koexistenz von Partei und Massenpresse439. Zweitens: Die Existenz eines Parallelismus zwischen Medien und politischen Akteure mit einem hohen Professionalisierungsgrad.440

434 Vgl. NASSMACHER, Hiltrud: Politikwissenschaft, 2., unwesentlich veränd. Aufl, München [u.a.] 1995, 46. 435 Vgl. CHILL, Hanni/Hermann MEYN: Funktionen der Massenmedien in der Demokratie, in: Informationen zur politischen Bildung, H. 260. 436 Vgl. FILZMAIER, Peter: Wag the dog, in: FILZMAIER, Peter/KARMASIN, Matthias/KLEPP, Cornelia (Hg.): Politik und Medien, Medien und Politik, Wien 2006, hier 9. 437 DANIEL HALLIN und PAOLO MANCINI begründeten 2004 ein System zur internationalen Vergleichbarkeit von Medienlandschaften. Sie Unterscheiden grundsätzlich zwischen demokratisch-korporatistischen Systemen, wie sie in den meisten Staaten Nordeuropas vorherrschen, liberalen Systemen, die in den Vereinigen Staaten ausge- prägt sind, und polarisiert-pluralistischen Systemen die in Südeuropa zu finden sind. Siehe HALLIN, Daniel/Paolo MANCINI: Comparing media systems. Three models of media and politics, Cambridge, New York 2004. 438 PLASSER und LENGAUER gehen für die Klassifikation des Österreichischen Mediensystems noch ein Schritt weiter und stellen eine, in Ermangelung klarer Regelungen, entstandene „oszillierende Kommunikationskultur“ fest, die systematische Spannungen des politischen Systems noch verstärkt. PLASSER, Fritz/Günther LENGAUER: Rules of the Game: Österreichs politische Kommunikationsstruktur im internationalen Vergleich, in: PLASSER, Fritz (Hg.): Erfolgreich Wahlkämpfen. Massenmedien und Wahlkampagnen in Österreich, 29–55, hier 51 f. 439 Als Parteipresse werden Druckschriften, die von politischen Parteien herausgegeben werden bezeichnet. Massenpresse nennt man Druckschriften von informativem Charakter mit hoher Auflage und Reichweite, die nicht von politischen Parteien herausgegeben werden. 440 Zur Parteipresse in Österreich siehe HALLIN/MANCINI (Fn. 437), 156–159. 58 | S e i t e

4.1.1 MEDIEN UND POLITIK

Das Verhältnis von Medien und Politik bezeichnet, nicht nur in Österreich, ein System, das vom wechselseitigen Austausch geprägt ist.441 Es handelt sich jedoch nicht um eine symbioti- sche Beziehung im eigentlichen Sinne.442 Nach der Ansicht KARMASINs übersetzen und trans- portieren Medien Politik in die Gesellschaft. Sie verbreitern und vermassen, sie kommunizie- ren, und sie verändern strukturell die Politik; Medien manipulieren und werden aber auch selbst manipuliert, sie steuern und werden gesteuert.443 Ein Verhältnis, das für den außenste- henden Betrachter zunehmend ein paradoxes Ausmaß erreicht, denn Medien sind nicht nur altera pars sondern auch aktiver Teil der Politik geworden.444 Medien sind aktiv am Themen- setzungsprozess des politischen Diskurses beteiligt und entscheiden tagtäglich, welches Thema auf der Titelseite und welches nur am Rande erscheint. Erfolgreiche politische Kom- munikation benötigt massenmediale Aufmerksamkeit, sowie das Aufgreifen von Botschaften und Argumenten.445 So sah es auch JOSEF CAP in seiner damaligen Position als SPÖ Klubob- mann im Parlament: „Eine politische Auseinandersetzung entscheidet sich ja schon in der Frage, was [Anm. in den Medien] Thema ist und was nicht."446 Parteien sowie Politiker benö- tigen, um medial wahrgenommen zu werden, eine Mischung aus dem richtigen Thema, einer darauf gründenden Botschaft und ein korrelierendes Image.447

Damit prägen Medien die öffentliche Meinung und bezeichnen sich, von ihrem eigenen Ein- fluss überzeugt, auch selbst gerne als vierte Macht im Staat.448 Medien sind eine Instanz der Machtkontrolle, Variable der jeweiligen Machtformation ebenso wie ein Werkzeug der

441 Vgl. HAAS, Hannes: Dynamik im Marketing, Stagnation im Journalismus. Zum Strukturwandel politischer Kom- munikation, in: FILZMAIER, Peter/KARMASIN, Matthias/KLEPP, Cornelia (Hg.): Politik und Medien, Medien und Politik, Wien 2006, 67–79. 442 Siehe VORHOFER, Kurt: Zur "Symbiose" zwischen Politikern und Journalisten, in: MOCK, Alois u.a. (Hg.): Politik für das dritte Jahrtausend. Festschrift für Alois Mock zum 60. Geburtstag, Graz 1994, 103–106, hier 103 f. 443 KARMASIN, Matthias: Die Medialisierung der Medienpolitik: Organisation der Selbstorganisation, in: Österrei- chische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 35 (2006), H. 4, 379–389, hier 381. 444 Vgl. KARMASIN (Fn. 443), 381. 445 Vgl. PLASSER, Fritz: Erfolgsfaktoren der politischen Kommunikation, in: PLASSER, Fritz (Hg.): Erfolgreich Wahl- kämpfen. Massenmedien und Wahlkampagnen in Österreich, 17–29, hier 20–22. 446 BEYRL, Maria/Flooh PERLOT: Politische Kommunikation in Österreich- Generalverdacht der Inszenierung? Ein Streifzug durch die österreichische Mediendemokratie, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 35 (2006), H. 4, 391–405, hier 394. 447 Vgl. FILZMAIER, Peter: Personalisierung und Mediendemokratie un Österreich, in: POIER, Klaus (Hg.): Persön- lichkeiten und Demokratie: wie wählen wir die besten Köpfe?, Wien [u.a.] 2011, 27–42, hier 39. 448 Vgl. FILZMAIER, Peter: Das österreichische Politik- und Mediensystem im internationalen Vergleich, in: FILZ- MAIER, Peter/PLAIKNER, Peter/DUFFEK, Karl (Hg.): Mediendemokratie Österreich, Wien 2007, 119–142, hier 133–135. 59 | S e i t e

Machtverstärkung.449 Der Journalist per se besitzt nicht die Macht, Dinge durchzusetzen; er steht an einer sekundären Machtposition. Jedoch ist auch die Macht der Politik begrenzt. Ihre Macht ist bloß als „Chance“ einen bestimmten Willen durchzusetzen zu verstehen.450

Auch die kontinentalen und länderspezifischen Aspekte müssen in diesem Zusammenhang hervorgestrichen werden.451 So sehen deutschsprachige Journalisten ihren primären Aufga- benbereich darin, hinter die Stellungnahmen der Beteiligten, also vor allem jenen der Politik, zu blicken und deren Wahrheitsgehalt zu durchleuchten, während ihre amerikanischen Kolle- gen ihre Aufgabe vorwiegend auf die faire Wiedergabe aller Meinungen zu einem bestimmten Themengebiet beschränken.452 Gerade dieser Aspekt macht die Stärke der europäischen und damit auch der österreichischen Medien deutlich. Der journalistische Bearbeiter hat die Mög- lichkeit, einzelne Aspekte einer politischen Aussage in den Vordergrund zu stellen, oder als Nebensache abzutun. Diese Art von Journalismus wirkt somit richtungslenkend und stellt für sich selbst genommen bereits eine Form von Politik dar.453 Das Verhältnis von Medien und Politik ist somit ein Vielschichtiges, das jeweils geeignet ist, sowohl der einen, als auch der anderen Seite ein großes Ausmaß an Bedeutung und Raum zuzumessen. Ein System, das von einem gegenseitigen Geben und Nehmen, von einem gemeinsamen Entwickeln und Prägen von neuen Maßstäben gekennzeichnet ist.

Dieser Einfluss der Politik auf Medien und auch umgekehrt, kann jedoch ebenso als Chance erfasst werden.454 Als Chance für die Bevölkerung die möglichst weitreichende Transparenz über politische Hintergründe zu bekommen, als Chance für die Politik die Bevölkerung auch über die Notwendigkeit unpopulärer politischer Entscheidungen zu informieren sowie auch

449 Vgl. KARMASIN, Matthias: Die gesteuerten Selbstläufer:. Kommunkationswissenschaftliche Anmerkungen zum komplexen Verhältnis, in: FILZMAIER, Peter/KARMASIN, Matthias/KLEPP, Cornelia (Hg.): Politik und Medien, Medien und Politik, Wien 2006, 104–122, hier 106. 450 Vgl. VORHOFER (Fn. 442), 104. 451 Für einen ausführlichen Vergleich siehe PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 43–51. 452 Vgl. SEETHALER, Josef/Gabriele MELISCHEK: Die Pressekonzentration in Österreich im europäischen Vergleich, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 35 (2006), H. 4, 337–360, hier 349. 453 Hinsichtlich der Kontakte zwischen Politikern und Journalisten herrscht in Österreich ein dichtes Kommunika- tionsnetz vor. Jeder zweite innenpolitische Journalist wird mehrmals in der Woche von Pressesprechern der Par- teien kontaktiert. Es ist jedoch ein eng gestricktes Eliten-Netzwerk, welches die redaktionelle mit der politischen Machtelite verbindet, zu erkennen. Siehe hierzu weiterführend PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 47–49. 454 Vgl. KARMASIN (Fn. 443), 384. 60 | S e i t e als Chance für die Medien die Politik als mehr als einen reinen Inszenierungs- und Erlebnispark zu verstehen.455

4.2 FERNSEHEN

Das Fernsehen ist nicht nur in Öster- reich, sondern im internationalen Ver- gleich das führende Nachrichtenme- dium.456 Im Verhältnis zu anderen euro- päischen Staaten ist eine zeitlich später erfolgende Liberalisierung des Radio- und des Fernsehbereiches zu erken- nen. 457 In der Eurobarometerumfrage Abbildung 1: TV-Nutzungszeiten 2013 nach Altersgruppen in Minuten pro Tag. Quelle: http://mediaresearch.orf.at, Abgerufen am 20.08.2014 wird klar aufgezeigt, dass der Anteil de- rer, die sowohl Fernsehen als auch Zei- tungen mehrfach wöchentlich nutzen stark zunimmt, jedoch die generelle Regelmäßigkeit ab- nimmt, sich in eben diesen Medien, politisch zu informieren.458 Die klassische Nachrichten- sendung zählt, wie auch der Blick über den Tellerrand hinaus zu anderen europäischen Län- dern zeigt, in Österreich nur selten zu den meistgenutzten Fernsehsendungen. Das Interesse für politische Nachrichten ist, mit Ausnahme der skandinavischen Staaten, überproportional groß.459 Im Vergleich dazu lagen in den Jahren, in denen das österreichische Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte,460 das Fernsehen und die Zeitung mit rund 60 Prozent als pri- märe politische Informationsquelle gleich auf.461

455 Vgl. HAAS (Fn. 441), 72–75. 456 In einer zur österreichischen Nationalratswahl 2008 durchgeführten Studie (N=1160) gaben 86,5 Prozent der befragen an dass sie sich in erster Linie über das Fernsehen zum nationalen politischen Geschehen informieren. Siehe LENGAUER, Günther/Fritz PLASSER/Gilg SEEBER: Media Milieus: Politische Informations- und Mediennut- zungstypen., in: PLASSER, Fritz (Hg.): Erfolgreich Wahlkämpfen. Massenmedien und Wahlkampagnen in Öster- reich, hier 62 f. 457 Vgl. PLAIKNER, Peter: Die Medienlandschaft zwischen Donau-Wasserkopf und Alpen-Herrgottswinkel, in: FILZ- MAIER, Peter/PLAIKNER, Peter/DUFFEK, Karl (Hg.): Mediendemokratie Österreich, Wien 2007, 179–210, hier 179. 458 Vgl. Europäische Kommission: Die Mediennutzung in der Europäischen Union. Standard Europarometer 78 Herbst 2012. 459 Vgl. HAAS (Fn. 441), 72–75. 460 Der erste reguläre Fernsehbetrieb beginnt in Österreich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. 461 Vgl. FILZMAIER (Fn. 436), 11. 61 | S e i t e

Die Tagesreichweite des Fernsehens be- trug in Österreich 2013 im Jahresschnitt 61,9 Prozent. 462 Der durchschnittliche Österreicher verbrachte im Jahr 2013 168 Minuten vor dem Fernsehgerät (Siehe Abbildung 2). 463 Als, mit Aus- nahme der verfügbaren Onlinefernse- hinhalte, vorwiegend an einen Standort Abbildung 2: : TV-Nutzung 2013 im Tagesverlauf nach Altersgruppen. Quelle: gebundene Einrichtung spricht das http://mediaresearch.orf.at; Abgerufen am 20.08.2014 Fernsehen vorwiegend Menschen mit einem geringem Mobilitätsgrad an. Die berechnete durchschnittliche Nutzungsdauer steigt mit dem Alter an (siehe Abbildung 1). Generell ist festzuhalten, dass Frauen häufiger fernse- hen als Männer, jedoch auch eine insgesamt höhere politische Informationsnutzung als Män- ner aufweisen.464 Ebenso ist eine Korrelation der Fernsehnutzung mit der Höhe des Bildungs- grades465 bzw. des Einkommens festzustellen. Berufs- und Fachschulabsolventen konsumie- ren um rund 10 Prozent mehr Fernsehen als Hochschulabsolventen.466 Im Jahr 2005 hatten bereits 99 Prozent der österreichischen Haushalte ein Fernsehgerät.467

Eine besondere Stellung im Bereich des Fernsehens kommt in Österreich dem „Österreichi- schen Rundfunk“ (ORF) zu.468 Der ORF produziert in seinen Studios nicht nur Fernsehen, son- dern ist auch Marktführer im Bericht der Radios, von denen er insgesamt 12 (9 Landesradios

462 PLASSER und LENGAUER sprechen von einem „Quasi-Informationsmonopol“ des ORF. PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 32 f. 463 Vgl. ORF-Medienforschung: Fernsehnutzung in Österreich, in: http://mediaresearch.orf.at/index2.htm?fern- sehen/fernsehen_nutzungsverhalten.htm (15.08.2014). 464 Vgl. LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 63. 465 Festgehalten muss werden, dass höhergebildete Personen den TV-Nachrichten eine geringe Bedeutung bei- messen. Für Wähler ohne Matura sind diese wesentlich wichtiger. Vgl. LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 64 f. 466 Vgl. VASKOVICH, Nadja: Der Publikumsmarkt in Österreich - Status quo und Perspektiven, in: FILZMAIER, Pe- ter/PLAIKNER, Peter/DUFFEK, Karl (Hg.): Mediendemokratie Österreich, Wien 2007, 165–178, hier 169–171.. 467 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 134. 468 Zu einer Auseinandersetzung mit dem österreichischem Staatsfunk und seinem speziellen Auftrag siehe SZYSZKOWITZ, Gerald: Staatsrundfunk versus Fernsehfreiheit., in: MOCK, Alois u.a. (Hg.): Politik für das dritte Jahrtausend. Festschrift für Alois Mock zum 60. Geburtstag, Graz 1994, 377–381. 62 | S e i t e und 3 überregionale Radios) betreibt. Es ergeben sich zudem auch Interessenseinflüsse469 hin- sichtlich der Berichterstattung des ORF, der zwar durch Gesetz und Statut zur ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet ist, aber dennoch durch Einflussnahme von staatlichen Institu- tionen bedroht ist.470 Beim Punkt der Finanzierung weist der ORF im europäischen Vergleich Besonderheiten auf. Der ORF finanziert sich grob gesprochen aus Gebühren, Werbeeinnah- men und sonstigen Einnahmen. Die durchaus in einem erheblichen Ausmaß bestehende Ein- nahmequelle der Werbung stellt einen, von der Europäischen Kommission vielfach kritisierten Umstand dar, da in anderen europäischen Staaten die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten großen Werbebeschränkungen unterworfen sind.471 Eine weitere Besonderheit ist, dass der ORF, trotz eines umfassenden Satelliten- und Internetfernsehangebotes, vor allem mit seinen regionalen Landesstudios hohe Reichweiten hat und marktanteilmäßig der erfolgreichste Fernsehsender im nationalen Gebiet ist.

4.3 PRINTMEDIEN

Der ursprüngliche und traditionelle Weg der politischen Kommunikation erfolgt über Print- medien, vordergründig Tageszeitungen, da diese meist über eine genügend hohe Streuung in der Bevölkerung verfügen472 und auch auf Grund ihres täglichen Erscheinens die Möglichkeit des Agenda Settings bieten.473 Österreich ist im Hinblick auf das Potential der Printmedien und ihrer meinungsbildenden Funktion als „Boulevard-Demokratie“ zu bezeichnen.474

4.3.1 HISTORISCHE ENTWICKLUNG

Die historische Entwicklung der österreichischen Printmedien beginnt mit dem Erscheinen der wöchentlichen „Ordinari-Zeitung“ 1621 in Wien. In der Periode des Zweiten Weltkrieges kam

469 PLASSER und LENGAUER bezeichnen Österreich als jenes Land in dem politische Machtinteressen am stärks- ten gewillt sind personelle und redaktionelle Entscheidungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu beeinflus- sen. Siehe PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 37. 470 Vgl. FILZMAIER (Fn. 436), 9 f. 471 Vgl. ZANKL, Erwin: Das Ideal des öffentlich-rechtlichen Anspruchs und die ernüchternde Realität, in: FILZ- MAIER, Peter/PLAIKNER, Peter/DUFFEK, Karl (Hg.): Mediendemokratie Österreich, Wien 2007, 159–164, hier 159–161.. 472 Die politischen Parteien fokussieren ihre Kommunikation je nach Botschaft und Zielpublikum auf die reichwei- tenstärksten Leitmedien. Vgl. PLASSER (Fn. 445), 21. 473 Vgl. SCHRANZ, Harry: Agenda Setting, in: FILZMAIER, Peter/PLAIKNER, Peter/DUFFEK, Karl (Hg.): Mediende- mokratie Österreich, Wien 2007, 211–227, hier 213–217. 474 Vgl. PLASSER (Fn. 445), 21. 63 | S e i t e es, der propagandistischen Medienlogik der Nationalsozialisten folgend, zu einer starken Reg- lementierung und Zensur des Pressewesens. Die erneute Erstellung eines eigenständigen ös- terreichischen Zeitungs- und Pressewesen war nach dem Zweiten Weltkrieg mit enormen Mühen verbunden. Die Besatzungsmächte kontrollierten nicht nur das politische, wirtschaft- liche und gesellschaftliche Leben, sondern veröffentlichten auch als Erste wieder Zeitungen. Die Veröffentlichung von Tageszeitungen war zu Beginn nur den politischen Parteien, unter vorheriger Kontrolle und Zensur, gestattet. Am Beginn stand hier das Blatt „Neues Österreich“, das gemeinsam von SPÖ, ÖVP und KPÖ am 25.04.1945 erstmals herausgegeben wurde. Durch ein vermehrtes Zeitungssterben in den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts, welches zu einer Verkleinerung des Marktes führte, gingen die Boulevardzeitungen, allen voran die 1959 erneut gegründete Kronenzeitung ,als Sieger hervor.475

Nach Etablierung einer Medienlandschaft, die in ihren Anfängen noch 37 Tageszeitungen um- fasste, folgt seit den 1980er Jahren eine zunehmende Neuorganisation des Printmediensek- tors in Österreich. Diese Neuorganisation ist von einem Tageszeitungssterben, dem Wandel der Parteizeitungen in unabhängige Zeitungen (vgl. hier vor allem die Entwicklung der Kärnt- ner Tageszeitung), sowie von der zunehmenden finanziellen Beteiligung ausländischer Kapi- talgeber geprägt.476

4.3.2 AKTUELLE SITUATION

Im internationalen Vergleich zeichnet sich die österreichische Medienlandschaft durch eine deutlich erhöhte Presse- und Medienvielfalt sowie eine starken Regionalisierungskomponente aus.477 Für PLAIKNER weist der österreichische Zeitungsmarkt zudem ein starkes West-Ost- Gefälle auf.478

In Österreich erschienen im Jahr 2013 neben 14 Tageszeitungen, die wegen Konkurses einge- stellte Kärntener Tageszeitung wird hier nicht berücksichtigt, auch zwei Gratis-Tageszeitun-

475 Vgl. STEINMAURER, Thomas: Medien und Medienpolitik in Österreich - ein Überblick, Innsbruck-Wien-Bozen 2012, 5–8, in: http://www.politischebildung.com/pdfs/35steinmaurer.pdf (11.08.2014). 476 Vgl. PÜRER, Heinz: Praktischer Journalismus in Zeitung, Radio und Fernsehen, 2. Aufl, Konstanz 1996, 415.. 477 Vgl. HALLIN/MANCINI (Fn. 437), 75ff. 478 PLAIKNER, Peter: Die Neue, in: FILZMAIER, Peter/KARMASIN, Matthias/KLEPP, Cornelia (Hg.): Politik und Me- dien, Medien und Politik, Wien 2006, 95–103, hier 95. 64 | S e i t e gen. Die Netto-Reichweite der österreichischen Tageszeitungen belief sich im Beobachtungs- zeitraum auf 72,8 Prozent. 479 Neben den Tageszeitungen erlangen Gratiszeitungen, wie „Heute“ und „Österreich“, die beide als Boulevardmedien einzuordnen sind, in Österreich ei- nen immer höheren Stellenwert. Bei einem Boulevardanteil von mehr als 60 Prozent bleibt den Qualitätszeitungen nur ein enges Marktsegment.480 „Heute“ konnte in Wien sogar die „Kronenzeitung“ von ihrer Marktspitzenposition verdrängen und übt daher mittlerweile kei- nen unbedeutenden politischen Einfluss in Wien aus.481

Für den österreichischen Zeitungsmarkt gilt die grundlegende Unterscheidung in Qualitätszei- tungen, Boulevardzeitungen und Zeitungen die sich in eben diesem Spannungsfeld bewegen. Qualitätszeitungen sind, im Gegensatz zu Boulevardzeitungen, in der allgemeinen Auffassung mit einer erhöhten Seriosität ihrer Inhalte, sowie einer meist gehobenen Ausdrucksweise ver- bunden. Der potentielle Käuferkreis der Qualitätszeitungen ist, gerade auch wegen dieser Ein- schränkung, kleiner als jener der Boulevardzeitungen. Jedoch genau dieser verkleinerte Käu- ferkreis ist für die aktuelle Stimmung im Land als Multiplikator essentiell. Es ergibt sich für die österreichische Medienlandschaft somit folgende Zuordnung der Tageszeitungen:

Boulevardzeitung Qualitätszeitung Kronenzeitung Kleine Zeitung Der Standard Österreich Kurier482 Die Presse Heute Salzburger Volkszeitung Wirtschaftsblatt Oberösterreichische Nachrich- Wiener Zeitung ten Tiroler Tageszeitung Salzburger Nachrichten Vorarlberger Nachrichten Neues Volksblatt

479 Vgl. Tageszeitungen- und Internet-Reichweite auf Augenhöhe, in: http://www.atmedia.at/news/klassische- medien/tageszeitungen-und-internet-reichweite-auf-augenhoehe/04-04-2013/18328/ (15.08.2014). 480 Vgl. PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 31. 481 Vgl. STEINMAURER, Thomas: Medien und Medienpolitik in Österreich - ein Überblick, Innsbruck-Wien-Bozen 2012, 8 f., in: http://www.politischebildung.com/pdfs/35steinmaurer.pdf (11.08.2014). 482 Der Kurier mit einer Reichweite von rund 8 Prozent ist nach Ansicht PLASSERs und LENGAUERs tendenziell eher dem Qualitätssegment zurechenbar. PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 31. 65 | S e i t e

Der österreichische Zeitungsmarkt ist zudem in überregionale und regionale Zeitungen, die meist über eine Monopolstellung verfügen, aufgegliedert.

Die größten errechneten Reichweiten erzielte die „Kronen Zeitung“ mit 2,687 Mio. Leser und einem Marktanteil von 37,4 Prozent Anteil, mit Abstand gefolgt von „Heute“, einer Gratiszei- tung mit Wiener Schwerpunkt, und der „Kleinen Zeitung“, mit Auflagen alleine in Kärnten und der Steiermark mit 13,9 Prozent bzw. 11,3 Prozent Leseranteil. Im Marktsegment der Quali- tätszeitungen lag „Der Standard“ mit einer Reichweite von 5,0 Prozent vor der „Presse“ und den „Salzburger Nachrichten“ (jeweils 3,7 Prozent), der Abstand ist somit ein deutlicher (siehe Abbildung 3).483

Die „Kronenzeitung“ stellt nicht nur in Österreich ein Phänomen dar, sondern rangiert unter den weltweit meistgelesenen Tageszeitungen und ist, trotz der geringen österreichischen Be- völkerungszahl, auch in absoluten Zahlen unter den weltweit führenden Tageszeitungen zu finden.484 Vergleichsweise seien hier die Reichweiten der führenden deutschen Boulevardzei- tung, der „Bild Zeitung“, und dem englischsprachigem Pedant, „The Sun“, die jeweils unter 20 Prozent liegen, angemerkt.485 Heute steht der Zeitungsmarkt in Österreich vor dem Problem stetig sinkender Verkaufszahlen und sieht sich in seiner Existenz bedroht.486

483 Vgl. Statistik Austria: P4. Reichweite der österreichischen Tageszeitungen 2010 bis 2012, Wien, in: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/kultur/buecher_und_presse/index.html (15.08.2014). 484 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 140 f. 485 Vgl. PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 30–35. 486 Vgl. LACKNER, Herbert: Die Zeitungen stehen in einem schweren Existenzkampf, in: http://www.pro- fil.at/home/medien-die-zeitungen-existenzkampf-345090 (11.05.2015). 66 | S e i t e

Abbildung 3: Reichweite der österreichischen Tageszeitungen 2010 bis 2013; Quelle: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/men- schen_und_gesellschaft/bildung_und_kultur/kultur/buecher_und_presse/021215.html; Abgerufen am 30.05.2015

4.3.3 EIGENTÜMERVERHÄLTNISSE

Der österreichische Zeitungsmarkt ist ein stark umkämpfter Markt, dies äußert sich vorder- gründig in einer im internationalen Vergleich eher geringen Anzahl von Lesern, als auch in der andauernderen Konkurrenz zwischen den großen Medienkonzernen, der News-Verlags- gruppe, der Kronenzeitung bzw. Mediaprint und der Styria AG. Insbesondere für die Print- medien gelten heute die Prinzipien des freien Marktes.487

Auch ein Einfluss starker außerösterreichischer wirtschaftlicher Interessen ist im nationalen Mediengeschäft zu erkennen. Der deutsche Verlagskonzern „Westdeutsche Allgemeine Zei- tung“ ist an den auflagen- und reichweitenstärksten Tagezeitungen (Krone und Kurier) mit jeweils knapp 50 Prozent beteiligt. Kurier und Krone verfügen mit Anteilen an der Mediaprint- Gesellschaft (Umsatz 2005: 500 Millionen Euro) über ein potentes Druck- und Vertriebssys- tem. Die Gratiszeitung „Heute“ steht wiederum zu 74 Prozent im Eigentum einer Stiftung von GEORG KRIEBERNEGG und von EVA DICHAND, der Ehefrau des Kronenzeitungchefs CHRISTOPH DICHAND.488

487 Vgl. NASSMACHER (Fn. 434), 47. 488 Vgl. FIDLER, Harald: "Heute" gehört Eva Dichands Stiftung 2012, in: http://derstan- dard.at/1334797246846/Heute-gehoert-Eva-Dichands-Stiftung (20.08.2014). 67 | S e i t e

Die Verlagsgruppe NEWS, die vordergründig in Form von wöchentlich bzw. monatlich erschei- nenden Hochglanzmagazinen publiziert, ist zu 75 Prozent in Hand von Gunner+Jahr. Ein wei- terer „big player“ ist die Styria AG (Umsatz 2005: 451 Millionen Euro) mit der „Kleinen Zei- tung“, der „Presse“ sowie mehreren Lokalblättern, privaten Radiosendern und Buchverlagen. Die Styria AG steht im ausschließlichen Besitz der „Katholischen Presseverein Privatstif- tung“489 und hat somit von Eigentümerseite nicht den vergleichbaren Druck zur Erwirtschaf- tung von Gewinn. „Der Standard“ ist, nach mehrmaligen Wechseln in den Eigentümerverhält- nissen, seit 2008 wiederum im Besitz von OSCAR BRONNER (12,55 Prozent) bzw. der Bronner- Familienstiftung (85,64 Prozent) sowie einigen Kleinaktionären.490

In Österreich besteht zudem eine umfassende Presseförderung, gemäß Presseförderungsge- setz 2004 (PresseFG 2004)491. Im Jahr 2013 wurde ein Gesamtvolumen von 10 839 000 Euro an 124 förderwürdige Antragsteller ausbezahlt. Österreichs Printmedien finanzieren sich zu einem großen Teil auch über Inserate. Die bewusste Beeinflussung der Berichterstattung mit- tels Inseraten zeigt für die Österreichischen Parteien nach einer Studie von LENGAUER und HAYEK nur partielle Wirkung. 492

4.3.4 ZIELGRUPPENANALYSE

In Österreich liest ein im europäischen Vergleich (Österreich: 44 Prozent, EU-25: 35 Prozent) hoher Prozentsatz Tageszeitungen.493 Im direkten Vergleich zeigt sich sehr stark die Dominanz des Fernsehens, so kauften bereits im Jahre 2005 nur 80 Prozent der österreichischen Haus- halte eine Tageszeitung. 494 Die Zahl der verkauften Auflagen der österreichischen Tageszei- tungen geht konstant zurück.495

489 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 138–141. 490 Vgl. Offenlegung gemäß § 25 Abs. 2 und 3 MedienG, in: http://derstandarddigital.at/1339639354723/Offen- legung-gemaess--25-Abs-2-und-3-MedienG (19.08.2014). 491 Presseförderungsgesetz 2004 (PresseFG 2004)491, BGBl. I Nr. 40/2014. 492 Zum Verhältnis von redaktioneller Berichterstattung und Inseraten in Printmedien siehe LENGAUER, Gün- ther/Lore HAYEK: Machen Inserate den Ton? Einfluss der Parteianzeigen auf die redaktionelle Berichterstattung, in: PLASSER, Fritz (Hg.): Erfolgreich Wahlkämpfen. Massenmedien und Wahlkampagnen in Österreich, 163–188. 493 Vgl. Europäische Kommission (Fn. 458). 494 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 134. 495 Vgl. Statistik Austria: P1. Zahl und Erscheinen der Zeitungen sowie Zahl der Fachpresse und Corporate Publi- shing 1960 bis 2012, Wien, in: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/kultur/bue- cher_und_presse/index.html (16.08.2014). 68 | S e i t e

49 Prozent der Österreicher beziehen ihre politischen Informationen aus Zeitungen.496 Die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen repräsentiert die größte Leserzahl in Österreich. In Hinsicht auf den „Konsum“ von Printmedien ist statistisch gesehen eine Korrelation zwischen den jeweili- gen Bildungsgraden und den beruflichen Stati gegeben. Als Faustregel kann gesagt werden, dass je höher der jeweilige Status ist, desto häufiger wird zu Zeitungen gegriffen.497 Der öster- reichische Marktführer, die Kronenzeitung, hat in allen Bildungsschichten hohe Reichweiten, jedoch im Vergleich mit andern Bildungsschichten überproportional höhere im Bereich der Pflicht-, Berufs- und Fachschulabsolventen. Dies ist ein Umstand der zudem ihr Image als „Stimme des kleinen Mannes“ verkörpert. Im Bereich der Maturanten liegt der „Kurier“ auf gleicher Höhe, im Bereich der Universitäts- und Fachhochschulabsloventen können sogar der „Der Standard“, der „Kurier“ und „Die Presse“ mit „Der Krone“ gleichziehen.498 In absoluten Zahlen am Beispiel der Zeitung „Der Standard“ ausgedrückt lesen rund 144 000 Akademiker den Standard, jedoch nur um 2000 (142 000) weniger die Kronenzeitung.499

Im Bereich der politischen Meinungsbildung durch eine Zeitung erreichen „Der Standard“, „Die Presse“ und die „Salzburger Nachrichten“, verglichen mit ihren Reichweiten, eine weit überproportionale Wirkung.500

Hinsichtlich der geschlechterspezifischen Aspekte ergibt sich für den österreichischen Zei- tungsmarkt ein überaus homogenes Bild. Vor allem bei der „Kronenzeitung“ überrascht den Beobachter, welcher eher eine patriarchale Grundstimmung in der journalistischen Haltung dieser Zeitung mit dem damit verbunden Leserkreis vermuten würde, die annähernd gleich hohe Reichweite bei Männern (38,7 Prozent – 1 350 000) und Frauen (37,4 Prozent – 1 337 000).501 In absoluten Zahlen erreichen die österreichischen Tageszeitungen sogar mehr Frauen (2 649 000) als Männer (2 576 000). Bei Betrachtung der Reichweiten verschiebt sich dieses Bild jedoch zu Gunsten der Männer mit einer Reichweite von 73,9 Prozent bzw. bei den

496 Vgl. FILZMAIER (Fn. 436), 11. 497 Vgl. LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 64. 498 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 134. 499 Von Interesse ist es hier auch anzumerken, dass Beispielsweise FPÖ und BZÖ überhaupt nicht im „Standard“ inserieren. Siehe LENGAUER/HAYEK (Fn. 492), 182 f. 500 Vgl. PLAIKNER (Fn. 457), 183–186. 501 Vgl. Statistik Austria: P2. Tageszeitungen und Wochenzeitungen 1960 bis 2012 nach Bundesländern, Wien, in: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/kultur/buecher_und_presse/index.html (16.08.2014). 69 | S e i t e

Frauen von 71,7 Prozent. Hinsichtlich der Konsumation von bestimmten Zeitungstypen lässt sich für die Tageszeitungen statistisch keine zuverlässige Aussage treffen.502

4.4 AUSWAHL DER MEDIEN

Es ist unbestritten, dass das Fernsehen gegenwärtig das am stärksten genutzte, und somit das primäre, politische Informationsmedium ist.503 Dennoch kommt der Tageszeitung in den nord- und mitteleuropäischen Staaten ein hoher und in letzter Konsequenz nicht zu unterschätzen- der Stellenwert zu, der die ursprüngliche Rolle der Tageszeitung als das dominierende Medium der politischen Kommunikation bis heute verkörpert.504 Daher wird in dieser Arbeit auf die Zeitung als ebendieses Medium zurückgegriffen. Die Auswahl der Zeitungen, die zur besten Abbildung der medialen Wahrnehmung und den damit verbundenen Themen der populisti- schen Partei dienen sollen, umfasst daher eine Qualitätszeitung und ein Boulevardmedium.

Für die Auswahl des Boulevardmediums ergibt sich in Österreich ein klares, unmissverständli- ches Bild. Die „Kronenzeitung“ als Marktbolide ist hier als Tageszeitung heranzuziehen. Dies ergibt sich vor allem aus der enormen Marktpräsenz, ebenso wie aus der, auch im internatio- nalen Vergleich, enormen Reichweite. Auch ihre selbstzugesprochene Sonderstellung als „Stimme des kleinen Mannes“ sowie auch die in Wahlkampfzeiten gerne eingenommene Sym- pathisantenhaltung zu bestimmten politischen Parteien unterstreicht die Funktion als wichti- ger politischer Thementransporteur. Ihr politisches Spektrum reicht von linken bis hin zu rech- ten Themenkomplexen und umfasst, je nach journalistischer Aufgabenstellung, somit meh- rere politische Parteien. Der Standpunktewechsel und somit auch die politische Bandbreite der „Kronenzeitung“ lassen sich besonders gut am Thema EU ablesen. Mitte der 1990er Jahre wurde die Europäische Union durch die „Kronenzeitung“ durchaus positiv bewertet. Wie in der Gegenwart eine Inhaltsanalyse von ARENDT zeigt, wird die EU nun innerhalb der Krone- Berichterstattung überwiegend negativ bewertet.505 Grundsätzlich ist eine proletarisch orien- tierte Grundstimmung zu erkennen, die sich auch in der Zahl der deklarierten Parteiwähler

502 Vgl. Statistik Austria: P4. Reichweite der österreichischen Tageszeitungen 2010 bis 2012, Wien, in: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bildung_und_kultur/kultur/buecher_und_presse/index.html (15.08.2014). 503 Siehe LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 92. 504 Vgl. SEETHALER/MELISCHEK (Fn. 452), 347. 505 ARENDT, Florian: Wie wirkt die Krone? Ein Überblick über den Stand der Forschung über die Wirkung der Kronen Zeitung, Wien, in: http://www.medienimpulse.at/articles/view/210 (20.08.2014). 70 | S e i t e ausdrückt, welche Boulevardmedien „absolut“ nutzen.506 Hinsichtlich der Regionalausgaben der Kronenzeitung wird nur die überregionale Ausgabe zur Beurteilung der Themen der popu- listischen Parteien herangezogen. Eine Berücksichtigung der regionalen Themen würde das Bild im Hinblick auf die bloße „Überregionalität“ der Qualitätszeitung verzerren.

Bezüglich der Auswahl einer Qualitätszeitung ist die Auswahl jedoch nicht so leicht vorzuneh- men. Die Auswahl fällt hier auf „Die Presse“ und lässt sich aus folgenden Fakten begründen: „Die Presse“ ist im Eigentum der Styria AG,507 die als ein Konterpart der Kronenzeitung und Mediaprint ein spezielles Interesse an der Abgrenzung von eben diesem wirtschaftlichen Kon- kurrenten hat. Dies zeigt sich auch durch eine umfassend abzugrenzenden Blattlinie und einer stark differenzierten journalistischen Bearbeitung von Themen. Die Stellung als Qualitätszei- tung ist zudem unumstritten.508 In diesem Zusammenhang sind auch die verschiedenen Ziel- gruppen der Presse und der Kronenzeitung zu bemerken, die für die Analyse der populisti- schen Themen einen breiteren Betrachtungshorizont ermöglichen.509

„Die Presse“ hat mit 3,7 Prozent Reichweite einen ausreichenden Wert. Diese liegt zwar hinter den Reichweiten des „Standards“, aber dennoch ist „Die Presse“ als Qualitätsmedium heran- zuziehen. Vor allem mit ihrer politischen Orientierung, die möglichst konträr zu jener der Bou- levardzeitung sein sollte, kann „Die Presse“ punkten.510 „Der Standard“ ist dem links-liberalen politischem Feld511 in Österreichs zuzuordnen.512 Die politische Ausrichtung der „Presse“ ist dem bürgerlich-konservativen Flügel Österreichs stärker zuzuordnen als dem links-liberalen. Sie stellt daher ein ideales Gegengewicht zu der eher proletarischen Ausrichtung der „Kronen- zeitung“ dar.

506 Absolute Boulevardmediennutzer sind in Österreich zu 32,6 Prozent der SPÖ und zu 31,0 Prozent der FPÖ zuzuordnen. Bei der Kronenzeitung-Exklusivnutzung beträgt dieser Wert bei SPÖ Wählern 17,4 Prozent. Siehe LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 74–76. 507 Vgl. FILZMAIER (Fn. 448), 138–141. 508 Vgl. PLASSER/LENGAUER (Fn. 438), 30 f. 509 Den größten Wählerpool finden bei der exklusiven Qualitätszeitungsnutzung die Grünen mit 16,3 Prozent vor. Statistisch lesen nur 3,2 Prozent der FPÖ Wähler und 0,0 Prozent der BZÖ-Wähler ausschließlich Qualitätszeitun- gen. Vgl. LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 75. 510 Hinsichtlich der Nutzung der Zeitung „Die Presse“ ergibt dich das Bild, dass sie am häufigsten (12,5 Prozent) von Grünen und am zweithäufigsten von ÖVP-Sympathisanten (11,4 Prozent) genutzt wird. Vgl. LENGAUER/PLAS- SER/SEEBER (Fn. 456), 75 f. 511 Vgl. LENGAUER/HAYEK (Fn. 492), 184. 512 Der Standard wird überdurchschnittlich viel von Grünen (25 Prozent) und dem Klientel der SPÖ (11,1 Prozent) zur politischen Information genutzt. Vgl. LENGAUER/PLASSER/SEEBER (Fn. 456), 75 f. 71 | S e i t e

5.0 MEDIENANALYSE

5.1 ALLGEMEINES

Grundlage für die vorliegende Analyse sind, wie bereits erörtert, Zeitungen. Inhaltsanalytisch untersucht wurden die Zeitungen „Die Presse“ und „Die Kronenzeitung“. Untersucht wurden Artikel mit Bezug auf die als populistisch kategorisierten Parteien FPÖ und Team Stronach. Der Beobachtungszeitraum umfasst acht Wochen vor der letzten nationalen Wahl, die am 29. Sep- tember 2013 stattgefunden hat.

Entscheidend für die Aufnahme eines Artikels in die Analyse ist sein inhaltich-gegenständlicher Bezug auf ein politisches Thema in Verbindung mit der Nennung einer beobachteten Partei. Selbiges gilt für die Nennungen offizieller Parteisprecher (Klubobläute,…). Artikel aus den re- gionalen Auskoppelungen der Zeitungen bleiben unberücksichtigt, da sie vorwiegend länder-, bezirks- und gemeindepolitsche Themen enthalten. Ankündigungen auf Artikel in derselben Ausgabe, Leserbriefe, Fernsehprogramme, Nennungen in den Titeln der Artikel, Werbungen und Bildunterschriften ohne inhaltliche Nennungen im Artikel wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt. Eine Berücksichtigung derselben würde zu einer mehrmaligen Nennung ohne inhaltlich ausreichend konkrete Basis führen. Die „Presse am Sonntag“ wird nicht bewertet, da es sich um eine selbstständige Zeitung handelt. Die Inhaltsanalyse wurde anhand der Voll- ausgaben der Zeitungen vorgenommen. Zusätzlich fand eine Abfrage in der Zeitungsdaten- bank „Wiso“ statt, um alle Artikel zu erfassen. Nennungen, die im Zusammenhang mit den Spitzenkandidaten der beobachteten Parteien und einem Thema vorgenommen wurden, wer- den den jeweiligen Parteien zugerechnet.

Jeder Artikel mit Nennung einer beobachteten Partei bildet eine Analyseeinheit. Die Codie- rung erfolgte auf der Artikelebene, was bedeutet, dass sowohl die Nennung mehrerer Parteien als auch die mehrfache Nennung einer Partei möglich ist. Die Codierung wurde mittels sieben verschiedenen Variablen (Datum, Zeitung, Partei, Thema Ebene 1, Thema Ebene 2, Thema Ebene 3, Wertung - Einstellung der Partei zum Thema) vorgenommen. Die Variable „Zeitung“ definiert, aus welcher Zeitung der Artikel entnommen wurde, jene der „Partei“, welcher Partei der Artikel zuzuordnen ist. Durch das Element der „Wertung“ wird definiert, ob die Partei dem Thema positiv gesinnt ist (+1) und für eine Umsetzung plädiert, ob die Partei die Umsetzung als negativ ablehnt (-1), oder ob keine wertende Aussage aus dem Artikel abzuleiten war (0).

72 | S e i t e

In den verschiedenen Variablen „Thema“ wurden die Nennungen der Parteien in den Artikeln den passenden Themen zugeordnet. Für die Themen wurden als Basis zur Kategorisierung die „AUTNES Kategories“ herangezogen.513 Die Einordnung der Themen erfolgte auf drei unter- schiedlichen Ebenen. Die Ebene 1 ist die generellste, die Ebene 3 jene mit den meisten Kate- gorien und somit die genaueste.

Pro Zeitungsartikel konnten mehrere Themen codiert werden, jedoch nur einmal dasselbe Thema auf Ebene 3 pro Partei für den gleichen inhaltlichen Hintergrund, da ein Artikel ja meh- rere Themen aufgreifen kann. Die Anzahl der Themennennungen ist aus diesem Grund auch eine höhere als die bloße Anzahl der Artikel. Bei verschiedenen inhaltlichen Grundlagen für die Nennung desselben Themas in einem Artikel wird eine Mehrfachnennung des Themas vor- genommen. Wurden für eine Partei mehrere verschiedene Themen auf Ebene 1 genannt, so wurde eine mehrmalige Codierung vorgenommen. Wurden innerhalb einer Ebene 1 auf Ebene 2 mehrere Themen genannt, fand ebenso eine mehrmalige Nennung der Themen statt. Bei mehreren Nennungen auf Ebene 3 wurde, wenn mehrere spezielle Themen nicht voll erfüllt wurden, dem allgemeinen Thema der Vorzug vor dem spezifischem Thema gegeben. Bei kei- nem passenden Überthema wurde eine mehrmalige Nennung vorgenommen. Wenn ein spe- zifisches Thema auf Ebene 3, welches auf Basis der Nennung eindeutig zuordenbar war, exis- tierte, wurde dieses als Kategorie herangezogen. Untenstehend ein Beispiel für die Aufschlüs- selung der Nennungen.

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema Thema Thema Kurzbeschrei- +1/0/-1 I NR 1 NR2 NR3 bung D

Die Codierung erfolgte, wenn möglich immer auf der Ebene 3, da diese die genauste Bezeich- nung des Themas enthält. In der Analyse wurde das Augenmerk jedoch auf die Ebene 2 gelegt und nur zur Konkretisierung der Themen der Ebene 2 auf die Ebene 3 zurückgegriffen. Eine generelle Betrachtung der Themen auf Ebene 3 hätte zu einer zu großen Streuung der The- menbereiche geführt, womit die generelle Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit außer

513 Für eine Gesamtliste der verwendeten Kategorien siehe DOLEZAL, Martin u.a.: Analyzing Manifestos in their Electoral Context: A New Approach Applied to Austria, in: Political Science Research and Methods, 2002-2008. 73 | S e i t e

Sicht geraten würde. In diesem Zusammenhang ergibt sich jedoch das Problem, dass auf Ebene 2 eine mehrmalige Nennung der Themen durch die Fokussierung auf die Ebene 3 bei der Kategorisierung besteht. Dies ist ein Umstand, der bei der Gesamtbetrachtung jedoch außer Acht gelassen werden kann, da die Wertungen ja für beide, als populistisch qualifizier- ten Parteien gleich vorgenommen worden sind und im Vergleich zwischen den Parteien die festgestellten Werte ihre Aussagekraft behalten. Insgesamt wurden durch die Anwendung dieser methodischen Vorgehensweise in den beiden Zeitungen 367 Artikel und 1146 zuorden- bare Nennungen erhoben.

Themennennungen

Wahlkampf 45% Weitere Themen

55%

Abbildung 4: Übersicht der Themennennungen mit Wahlkampfhintergrund (Politics, Politiker in der allg. Berichterstattung, Regierungs- bildung)

Die Analyse hat einen qualitativen Fokus und beschäftigt sich daher auch in der Conclusio mit den in der Literatur, den populistischen Parteien zugesprochenen Themen, und ob diese mit den erhobenen Themen übereinstimmen. Die Themen, die den Wahlkampf betreffen (Politics, Politik in der allg. Berichterstattung und Regierungsbildung), nahmen in der medialen Bericht- erstattung 45 Prozent bei einer gemeinsamen Betrachtung beider Parteien ein, der Fokus in der Analyse liegt wegen der Forschungsfrage jedoch nicht auf diesem Bereich, sondern auf den Themen der populistischen Parteien und bleibt daher weitestgehend unberücksichtigt (siehe Abbildung 4). Die nicht einordenbaren Themen blieben auf den jeweiligen Ebenen in der grafischen Auswertung immer unberücksichtigt.

74 | S e i t e

Datum Zeitung Seite Titel Par- Thema Thema Thema Kurzbeschreibung tei NR 1 NR2 NR3 29.08.2013 Die Presse 1 Wahlkampfmärchen und FPÖ Politics Wahl- Wahlum- Artikel über Wahl- 0 die Wirklichkeit kampf fragen kampfmärchen die den (Wahlab- Wählern von den politi- sicht/- schen Parteien aufge- präfe- tischt werden. Die FPÖ renz) liegt laut diesem Artikel bei Wahlumfragen bei 18 – 20 Prozent. 07.09.2013 Krone 2 Sieg und Patt bei TV-Duel- TS Politics Wahl- TV-Kon- Allgemeiner Artikel 0 len kampf frontatio- über TV-Diskussion. Die nen der Zuseher sehen das Duell Spitzen- als herbe Niederlage für kandida- Frank Stronach gegen ten (spe- Faymann (SPÖ). zif.)

148; 13% Übersicht Nennungen 257; 22%

Nennung Dafür Neutrale Nennung Nennung Dagegen

738; 65%

Abbildung 5: Übersicht der Nennungen mit Klassifikation (dafür/neutral/dagegen)

Zusätzlich wurden die Themen dahingehend kategorisiert, ob die populistische Partei sich für oder gegen die Umsetzung des Themas ausgesprochen hat. Wenn aus dem Artikel nicht klar hervorgegangen ist, wie die Partei zu dem genannten Thema steht, wurde eine neutrale Nen- nung angenommen. Die Auswertung zeigt, dass für die meisten Themennennungen keine Zu- ordnung, ob die Partei sich für oder gegen das Thema ausspricht, möglich ist. Bei den katego- risierbaren Nennungen überwiegen die Nennungen, die sich gegen (257 N) ein genanntes Thema aussprechen jene, die sich für (148 N) ein genanntes Thema aussprechen (siehe Abbil- dung 5). Dies bestätigt die Stellung der populistischen Parteien als „Gegenparteien“.

75 | S e i t e

Datum Zei- Sei Titel Partei Thema Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung tung te NR 1 11.09.2013 Krone 44 Regie- TS Wohl- Gesundheitssys- Private Krankenversi- Artikel im Rahmen der Ge- 1 rung ge- fahrts- tem cherung sundheitsserie der Krone gen Op- staat bei der alle Parteien sich position zu einem Thema äußern. Das Team Stronach hält nach eigener Aussage eine private Krankenversi- cherung für wichtig. 20.09.2013 Die 26 Pizzi- FPÖ Gesell- Patriotismus/Nati- Patriotismus/Nationa- Ironischer Kommentar 0 Presse cato 10 schaft onalismus/Heimat lismus/Heimat (all- über die Sorge der FPÖ Oktober gem.) Kärnten über die neu ge- staltete 10. Oktober Feier der neunen Landesregie- rung. 28.09.2013 Die 6 Wahlhilf FPÖ Europa EU: Verträge/In- Hilfe in der europ. Übersicht über alle Forde- - Presse e für un- tegrations- Staatsschuldenkrise rungen der politischen 1 ent- schritte/Euro (ESM; Z.B. Griechen- Parteien. Die FPÖ will den schlos- land, PIGS) Ausstieg aus dem ESM sene und dem Euro.

Nennungen nach Partei 501; 44% Team Stronach FPÖ 645; 56%

Abbildung 6: Gesamtzahl der Nennungen nach Partei

Bei Betrachtung aller kategorisierbaren Nennungen (Abbildung 6) entfielen 56 Prozent (645 N) der insgesamt 1146 Nennungen auf die FPÖ und 44 Prozent (501 N) auf das Team Stronach (siehe Abbildung 6). Die FPÖ erhielt in absoluten Zahlen somit 144 mehr kategorisierbare Nen- nungen als das Team Stronach. Bei einem direkten Vergleich der beiden Parteien miteinander ist dieses Verhältnis der Nennungen zu beachten, um eine direkte Vergleichbarkeit herstellen zu können.

76 | S e i t e

5.2 QUANTITATIVE UND QUALITATIVE ANALYSE

Die Ebene 1 stellt, wie bereits erörtert, die generellste Ebene der Analyse dar. Betrachtungen auf dieser Ebene erlauben es, die Überthemen zu erfassen. In späterer Folge werden die größ- ten Themenbereiche der Ebene 1 durch eine genauere Betrachtung auf Ebene 2 bzw. in man- chen Fällen auf Ebene 3 dargestellt. Aus der Analyse der Themen beider Parteien im Betrach- tungszeitraum unter Außerachtlassung der Themengebiete des Wahlkampfes (Politics, Politik in der allg. Berichterstattung und Regierungsbildung) ergibt sich das in den Abbildungen 7-9 dargestellte Bild.

Theme Ebene 1 ohne Wahlkampf 114 120 100 80 79 80 72 56 53 60 45 43 38 40 32 20 7 6 5 5 0

Abbildung 7: Themen der populistischen Parteien auf Ebene 1 ohne Wahlkampfbezug

Themen Ebene 1 ohne Wahlkampf nach Partei 70 65 65 60 49 46 46 50 40 32 33 33 32 33 34 24 22 30 1721 20 12 20 11 7 10 10 4 2 3 2 5 4 3 FPÖ 0 TS

Abbildung 8: Themen der populistischen Parteien getrennt nach Partei auf Ebene 1

77 | S e i t e

Themen Ebene 1 Gengenüberstellung TS (außen ) und FPÖ (innen)

1% 13% 8% Außenpolitik Bildung und Kultur 12% 1%5% 6% 12% Budget 1% Bundesheer 9% 9% Europa 1% 18% 1% Gesellschaft 3% 4% Ideologie 9% Immigration Infrastruktur 8% 1% 17% 9% Institutionenreform Sicherheit 8% 1% 17% 4% Umweltschutz 3% Wirtschaft 19% Wohlfahrtsstaat

Abbildung 9: Vergleich der Themen auf Ebene 1 in Prozenten. TS innerer Kreis - FPÖ äußerer Kreis

Die Auswertung der Themen auf Ebene 1 unter Außerachtlassung der Wahlkampfthemen (Ab- bildung 7) zeigt, dass die beiden Parteien in einer Gesamtbetrachtung die meisten themenbe- zogenen Nennungen im Bereich der Institutionenreform (114 N) haben. Gefolgt wird dieser Themenbereich vom Thema Wohlfahrtsstaat und Wirtschaft, welche mit 80 bzw. 79 Nennun- gen nahezu gleichauf liegen. Der viertstärkste Themenbereich ist jener der Immigration (72 N), gefolgt von den Themenbereichen Budget (56 N), Gesellschaft (53 N) und Europa (45 Nen- nungen). Festzustellen ist, dass von insgesamt 14 möglichen Themenbereichen bei Außeracht- lassung der Wahlkampfthemenbereiche in der Kategorisierungsliste, auf Ebene 1 alle 14 The- men angesprochen wurden. Die Themenbereiche Umweltschutz (7 N), Außenpolitik (6 N), Bundesheer (5 N) und Infrastruktur (5 N) können wegen der geringen Anzahl ihrer Nennungen jedoch außer Ansatz gelassen werden. In einer prozentuellen Betrachtung liegen diese The- menbereiche bei der Gesamtbetrachtung beider Parteien bei je rund einem Prozent aller Nen- nungen. Der Fokus der genaueren Bearbeitung der Themen auf Ebene 1 durch Filterung der Ebene 2 liegt somit bei den neun größten Themenbereichen.

78 | S e i t e

5.2.1 INSTITUTIONENREFORM

Institutionenreform - Ebene 2

50 45

40

30 FPÖ 19 20 TS 14

10 7 8 4 4 3 3 3 0 Direkte Demokratie Politisches System/Regierungssystem Reform der Parteien Reform des Parlaments Verhalten von Verwaltung - öffentlicher Dienst Politikern/Korruption/Skandale

Abbildung 10: Auswertung des Themas Institutionenreform (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Der Themenbereich der Institutionenreform auf Ebene 1 umfasst auf Ebene 2 als Themen das politische System/Regierungssystem, das Verhalten von Politikern, Themen der Verwaltung sowie der direkten Demokratie. Bei der Aufschlüsselung der Ebene 1 Institutionenreform auf die Ebene 2 (siehe Abbildung 10) ergibt sich, dass der Themenbereich „Verhalten von Politi- kern/Korruption/Skandale“ die größte Stellung einnimmt. Die FPÖ wird mit diesem Thema mehr als drei Mal häufiger genannt, als das Team Stronach (FPÖ (45 N) : (14 N) TS). Zu erklären ist dieser hohe Wert an Nennungen für die FPÖ durch die umfassende Berichterstattung zum Telekomprozess und dem damit verbundenen Vorwurf der illegalen Parteienfinanzierung. Ein Beispiel für die Kategorisierung in diesem Zusammenhang:

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema NR1 Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung 14.09.2013 Die Presse 6 Telekom: FPÖ Institutionen- Verhalten Illegale Par- Bericht über den Prozess 0 Das große reform von Politi- teienfinan- im Zusammenhang mit Zittern am kern/Korrup- zierung/Kor- der Telekom. Ex-FPÖ- Ende tion/Skandal ruption Werber Rumpold hat be- reits Strafe im Zusammen- hang mit illegaler Partei- enfinanzierung erhalten.

Beim Team Stronach wurden die meisten Nennungen innerhalb des Themenbereiches Institu- tionenreform bei dem Thema Verwaltung – öffentlicher Dienst vorgenommen. Bei den The- men Reform der Parteien sowie bei Reform des Parlaments war nur das Team Stronach in der Kategorisierung vertreten. Beim Thema direkte Demokratie überwiegen die Nennungen der FPÖ. Auffallend ist bei der Auswertung des Themenbereiches Institutionenreform, dass die 79 | S e i t e

Anzahl der Nennungen der Parteien stark auseinandergehen und das Team Stronach mehr Themen (6 N) in seiner Agenda aufgenommen hat als die FPÖ (4 N).

5.2.2 WOHLFAHRTSSTAAT

Wohlfahrtsstaat - Ebene 2 25 20 21 20

15

10 7 6 5 4 4 5 2 2 3 2 2 2 0 Familien/Kinder/Jugendliche Gesundheit: Gesundheitssystem Pension Pflege & Sport/Freizeit Wohlfahrtsstaat (allgem.) Rechte/Pflichten von Betreuung/Behinderte Individuen

FPÖ TS

Abbildung 11: Auswertung des Themas Wohlfahrtsstaat (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Beim Themengebiet Wohlfahrtsstaat überwiegt bei beiden Parteien das Thema Gesundheits- system (siehe Abbildung 11). Ein Umstand, der einerseits einer mehrtägigen Sonderberichter- stattung der Kronenzeitung zum Thema Gesundheit mit Darstellung der Ideen aller Parteien, aber auch der Diskussion um Vereinheitlichung der Kassen zuzurechnen ist. Von den 41 Nen- nungen zum Gesundheitssystem sind bei einer genaueren Analyse beider Parteien die Zusam- menlegung der Krankenkassen/Einsparungen in der Verwaltung (Chipkarte) (je 6 N) und die Liberalisierung/ der Wettbewerb im Gesundheitssektor (FPÖ (1 N) : (4 N) TS) die beiden meist- genannten Themen. Die weiteren Themen des Themenkreises Wohlfahrtsstaat sind bei einer Gesamtbetrachtung annähernd gleich stark ausgeprägt, wobei jedoch immer die FPÖ die The- menführerschaft innehat.

80 | S e i t e

5.2.3 WIRTSCHAFT

Wirtschaft - Ebene 2 13 13 14 12 10 9 10 8 8 5 6 3 4 3 4 2 2 1 2 2 2 2 0

FPÖ TS

Abbildung 12: Auswertung des Themas Wirtschaft (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Bei den Wirtschaftsthemen überwiegen die Nennungen des Team Stronach (46 N) jene der FPÖ (33 N). Gleichauf liegen die beiden Parteien bei dem am stärksten vertretenen Thema, nämlich dem Finanzsektor/Banken-Thema. Arbeitnehmer werden von beiden Parteien häufi- ger angesprochen als Unternehmen. Landwirtschaft ist jedoch nur für das Team Stronach und Globalisierung sowie Konsumenten/Wohnen nur für die FPÖ ein Thema. Das Team Stronach wurde 4-mal öfter beim Thema Markt/Liberalisierung/Deregulierung genannt als die FPÖ (siehe Abbildung 12).

5.2.4 IMMIGRATION

Immigration - Ebene 2 30 28 25 21 20 15 10 4 4 5 5 1 2 2 2 2 1 0 (Anti-)Rassismus Asyl/Flüchtlinge Ausländer und Arbeitsmarkt Ausländer und Kriminalität Ausländer und Sozialsystem Einwanderung/Immigration Integration von Ausländern Islam allgemein

FPÖ TS

Abbildung 13: Auswertung des Themas Immigration (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

81 | S e i t e

Beim Thema Immigration ist die klare Themenführerschaft der FPÖ in allen Unterkategorien zu erkennen (siehe Abbildung 13). Im Zusammenhang mit dem Team Stronach wurde dieses Thema nur sieben Mal genannt, im Vergleich liegen bei der FPÖ in Summe 65 Nennungen vor. Diese enorme Abweichung der Nennungen kann nicht durch die allgemein festgestellte grö- ßere Anzahl der Nennungen der FPÖ im Vergleich zum Team Stronach relativiert werden. Der Themenbereich der Einwanderung/Immigration allgemein ist bei der FPÖ mit 28 Nennungen am stärksten ausgeprägt. Bei einer näheren Analyse auf Ebene 3 ergibt sich, dass in der Kate- gorie Einwanderung/Immigration allgemein die Nennungen beim Thema Einwanderung/Aus- länder (allgem.) (23 N) überwiegen. Ein Beispiel für eine solche Kategorisierung findet sich untenstehend. Beim zweitstärksten Thema der Ebene 2 Asyl/Flüchtlinge sind die Nennungen zur Abschiebung illegaler Ausländer/Asylwerber aus Drittstaaten (8 N) gleich stark mit jenen zu Asylmissbrauch/Asyl-Missbrauch (8 N) ausgeprägt. Diese Nennungen resultieren in einem großen Maße aus der Diskussion um die Abschiebung der Votivkirchenbesetzer. Ein Beispiel für eine solche Nennung findet sich auch untenstehend.

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema NR1 Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung 07.08.2013 Die Presse 1 Für Bil- FPÖ Immigration Einwande- Einwande- Artikel über den Vor- - dungs- rung/Immig- rung/Auslän- schlag der Bildungspflicht 1 pflicht bis ration allge- der (allgem.) bis 18 um bessere Integra- 18 mein tion zu ermöglichen. Die FPÖ sieht dies kritisch und fordert strengere Auslän- derpolitik. 29.07.2013 Kronenzei- 3 Politwirbel FPÖ Immigration Asyl/Flücht- Abschiebung Artikel zur Abschiebung 1 tung um Ab- linge illegaler Aus- der Votivkirchenbesetzer. schiebung länder/Asyl- FPÖ meint, dass Flücht- der Illega- werber aus linge bereits viel früher len aus der Drittstaaten hätten abgeschoben wer- Votivkir- den sollen. Und kritisiert, che dass Wien zum Magneten für Menschen aus allen Ländern geworden ist.

82 | S e i t e

5.2.5 BUDGET

Budget - Ebene 2 20 15 15 11 10 8 8 5 4 5 3

0 Budget, Steuern allgemein Steuern für Individuen Steuern für Staatsverschuldung Unternehmen

FPÖ TS

Abbildung 14: Auswertung des Themas Budget (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Beim Thema Steuerreform sind die meisten Nennungen im Bereich von Steuern allgemein zu finden. Hier finden sich bei der FPÖ mehr Nennungen als beim Team Stronach. Nahezu gleich stark ausgeprägt sind die Themen der Steuern für Individuen (12 N) und Steuern für Unter- nehmen (13 N). Im Themenbereich des Budgets und der Staatsverschuldung wurden nur Nen- nungen des Team Stronach vorgenommen (siehe Abbildung 14). Der Themenbereich der Steu- ern war im Wahlkampf zur Nationalratswahl 2013 eines der prägenden Themen.514

514 Wahlanalyse Nationalratswahl 2013, 9, in: http://www.sora.at/fileadmin/downloads/wah- len/2013_NRW_Wahlanalyse.pdf (01.05.2015). 83 | S e i t e

5.2.6 GESELLSCHAFT

Gesellschaft - Ebene 2 20 17

15 13

10 7 6 5 3 2 2 1 1 0 Gleichberechtigung Medien Partnerschaft und sexuelle Orientierung Patriotismus/Nationalismus/Heimat Religion

FPÖ TS

Abbildung 15: Auswertung des Themas Gesellschaft (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Der Themenbereich Gesellschaft weist im Bereich Patriotismus/Nationalismus/Heimat die meisten Nennungen für die FPÖ (17 N) und im Bereich Medien die meisten Nennungen für das Team Stronach auf (13 N). Partnerschaft und sexuelle Orientierung wurde als Thema nur vom Team Stronach aufgegriffen. Religion spielte für die FPÖ eine mehr als dreimal größere Rolle als für das Team Stronach (siehe Abbildung 15). Die Nennungen der FPÖ in Zusammen- hang mit dem Thema Religion kommen wiederum durch die Debatte um die Abschiebung der Votivkirchenbesetzer, wozu auch kirchliche Würdenträger Statements abgaben, ein Umstand der von der FPÖ kritisiert wurde, in ihrem konkreten Ausmaß zustande. Das Team Stronach kritisierte im Bereich der Medien vor allem den Einfluss der Parteien im ORF (9 N), die FPÖ setzte sich am meisten mit Pressefreiheit/kritischer Öffentlichkeit (4 N) auseinander.

84 | S e i t e

5.2.7 EUROPA

Europa - Ebene 2 20 17

15 10 10 10 5 5 2 1 0 Eu: allgemein EU: Erweiterung EU: Policies EU: Verträge/Integrationsschritte/Euro

FPÖ TS

Abbildung 16: Auswertung des Themas Europa (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Wiederum überwiegen bei den Nennungen der EU-Themen die Nennungen der FPÖ (33 N) jene des Team Stronach (12 N) in einem dem allgemeinen Trend der Nennungen übersteigen- den Ausmaß (siehe Abbildung 16). Mit 17 bzw. 10 Nennungen ist der Themenbereich EU-Ver- träge, Integrationsschritte, bzw. des Euro der am häufigsten genannte für beide Parteien. Bei einer näheren Analyse der Unterkategorien in diesem Bereich finden sich die meisten Nen- nungen bei der FPÖ (10 N) und auch beim Team Stronach (8 N) im Zusammenhang mit dem Euro (ECU). Zwei Beispiele für die auf diesen Zahlen basierenden Nennungen finden sich un- tenstehend. Die Themen EU: allgemein sind meist nicht näher zu konkretisieren, aber von ei- ner negativen Sicht auf die EU geprägt. Hierzu siehe das dritte Beispiel in der nachfolgenden Auflistung.

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema NR1 Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung 17.09.2013 Die Presse 7 EU-Posi- FPÖ Europa Artikel zur Einstellung der - tion wird Parteien gegenüber der 1 Wahl mit- EU. Strache (FPÖ) hat sich entschei- für Volksabstimmung den über Euro-Austritt ausge- sprochen.

24.08.2013 Die Presse 6 Stronach TS Europa EU: Ver- Euro (ECU) Artikel über Wahlkampf- - will Läden träge/Integ- auftakt und Wahlprogram 1 länger of- rations- des Team Stronach. Stro- fen halten schritte/Euro nach will für jedes Land der EU eine eigene Wäh- rung.

85 | S e i t e

22.08.2013 Die Presse 2 Vor dem FPÖ Europa Eu: allgemein Nicht ein- Interview mit Strache - Islam habe ordenbar (FPÖ) zu verschiedenen 1 ich Res- Themen. Strache (FPÖ) pekt spricht sich gegen Fehl- entwicklungen in der EU aus.

5.2.8 IDEOLOGIE

Die genauere Betrachtung der Kategorie Ideologie auf Ebene 2 bleibt bei dieser Betrachtung außer Ansatz, da sie zumeist ideologische Einordnungen der FPÖ oder des Team Stronach um- fasst, die von Dritten getroffen wurden. Zudem besteht auf Ebene 2 nur eine Kategorie, was eine Betrachtung auf Ebene 3 notwendig machen würde.

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema NR1 Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung 12.08.2013 Die Presse 3 Grüne: "Die FPÖ Ideologie Parteiideolo- Rechts/Nati- Interview mit dem Bun- 0 Mauer in der gie onal desgeschäftsführer der ÖVP bricht" Grünen. Laut Grünen han- delt es sich bei der FPÖ um eine Partei mit Krimi- nalitätshintergrund die rechte Positionen vertritt.

5.2.9 BILDUNG UND KULTUR

Bildung und Kultur - Ebene 2 15 14 12

10

4 5 3 2 1 1 1 0 Bildung allgemein Kultur Schule Universität und Fachhochschule

FPÖ TS

Abbildung 17: Auswertung des Themas Bildung und Kultur (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Im Kategoriebereich Bildung und Kultur wurden die meisten Nennungen beim Themenbereich Schule vorgenommen. Diese setzen sich unter anderem aus 7 Nennungen zu Lehrern (als so- ziale Gruppe) und 5 Nennungen des Team Stronach zu mehr Schulautonomie zusammen (siehe Abbildung 17). Die sieben Nennungen betreffend Lehrern lassen sich aus der Diskussion zur Reformierung des Lehrerdienstrechtes ableiten. Bei einer Gesamtbetrachtung gleich stark 86 | S e i t e vertreten sind die Themen Bildung allgemein sowie Themen betreffend Universität und Fach- hochschule mit je 5 Nennungen. Nahezu nicht angesprochen wurde der Bereich der Kultur.

5.2.10 SICHERHEIT

Sicherheit - Ebene 2 20 17

15

10 6 5 3 2 2 1 1 0 Kriminalitätsbekämpfung Strafausmaß/Strafvollzug Strafverfolgung Terrorismus Wirtschaftskriminalität Kriminalitätsprävention (allgem.)

FPÖ TS

Abbildung 18: Auswertung des Themas Sicherheit (Ebene1) nach Unterkategorien (Ebene2)

Eine im ersten Moment wohl überraschende Wertung findet sich bei genauerer Betrachtung der Ebene 2 beim übergeordneten Thema Sicherheit. Mit 17 Nennungen ist im Bereich der Kategorie Strafausmaß/Strafvollzug eine große Anzahl an Nennungen für das Team Stronach vorhanden (siehe Abbildung 18). Dieser Umstand lässt sich mit mehreren Nennungen im Zu- sammenhang mit der von FRANK STRONACH getätigten Aussage zur Todesstrafe für Berufskill- er und dem damit verbundenen medialen Echo erklären. Bei der Betrachtung der Nennungen beider Parteien sind 56 Prozent der Nennungen auf die Diskussion rund um die Todesstrafe zurückzuführen. Sonst sind die Nennungen im Bereich der Sicherheit schwach ausgeprägt.

Datum Zeitung Seite Titel Partei Thema NR1 Thema NR2 Thema NR3 Kurzbeschreibung 06.09.2013 Kronenzei- 2 Stronach TS Sicherheit Strafaus- Todesstrafe Stronach fordert in Fern- 1 macht Todes- maß/Straf- seh-Interview die Todes- tung strafe zum vollzug strafe. Wahl- kampfthema

87 | S e i t e

6.0 CONCLUSIO

Der Conclusio vorangestellt werden muss, um verifizierbare Aussagen über die Themen popu- listischer Parteien in der beobachteten Periode treffen zu können, eine Betrachtung der allge- meinen Themen des Nationalratswahlkampfes 2013. Interessant sind in diesem Zusammen- hang, wegen der Quellenauswahl in Form von Tageszeitungen, vor allem die in den Tageszei- tungen vertretenen Themen. WIPPERSBERG, CZERMAK, HOFFERBERT und KOLL haben die in- haltlichen Schwerpunktthemen des Nationalratswahlkampfes aufgrund des Pressespiegels der APA-DeFacto analysiert.515 Nach dieser Analyse waren die hier demonstrativ angeführten zehn Schwerpunktthemen nach ihrer Relevanz jene des Wahlkampfes per se (1498 N – 82,1 Prozent aller genannten Themen), die Kritik an anderen Parteien (366 N), Steuerpolitik allgem. (175 N), Koalitionsspekulationen (171), Bildung (162 N), Korruption (102 N), Arbeitsplätze (72 N), Asyl (67 N), Pensionen (66 N) und die Besteuerung von Vermögen (60 N).516 Nach einer Studie von IMAS und SORA für den ORF waren es die Themen der Bildung, der Arbeitsplätze sowie der Steuern, über die im Wahlkampf am meisten diskutiert wurde. An den weiteren Plätzen folgen die Themenbereiche der Zuwanderung und Integration, der Wirtschaft und der Pensionen. Im Vergleich unwichtig waren die Themen der Sicherheit, des Wohnens und des Verkehrs.517

Eine Spiegelung dieser Themen in der für diese Arbeit vorgenommenen Kategorisierung ist, in Ermangelung der Kategorisierungsliste und des Codebuches der Analyse zur Nationalratswahl 2013, nicht zweifelsfrei zu treffen. Festzustellen ist jedoch sicherlich, dass die Themen des Wahlkampfes nach der oben angeführten Analyse der Themen der Nationalratswahl mit den in meiner Auswertung nicht berücksichtigten Themenbereichen der Politics sowie der Themen über Politiker in der allg. Berichterstattung übereinstimmen (siehe Abbildung 6). Auch der Themenbereich der Koalitionsspekulationen findet sich in dem in der Analyse außer Ansatz gelassenen Themenkreis der Regierungsbildung wieder. Kritik an anderen Parteien bildete in

515 In dieser Analyse blieben die Themen der regelmäßigen Regierungsgeschäfte, Nennungen des Telekompro- zesses, der Linzer Swap-Affäre sowie Berichte die sich ohne direkten Parteibezug mit Markt- bzw. Meinungsfor- schung beschäftigten unberücksichtigt. Vgl. WIPPERSBERG, Julia u.a.: Die Nationalratswahl 2013 in den Print- medien, in: HOFER, Thomas (Hg.): Wahl 2013. Macht - Medien - Milliardäre ; [Analysen zur Nationalratswahl], 2. Aufl, Wien, Berlin, Münster 2014, 163–187, hier 163–165. 516 Vgl. WIPPERSBERG u.a. (Fn. 515), 170–173. 517 Vgl. Wahlanalyse Nationalratswahl 2013, 9 f., in: http://www.sora.at/fileadmin/downloads/wah- len/2013_NRW_Wahlanalyse.pdf (01.05.2015). 88 | S e i t e der vorliegenden Auswertung keine Themeneinheit und kann daher nicht gegenübergestellt werden. Sehr wohl vergleichbar sind die Themen der Steuerpolitik allgem., die sich auf Ebene 1 beim Thema Budget wiederfinden und die Themen Bildung, die in der Ebene 1 unter Bildung und Kultur widergespiegelt werden. Die weiteren, in der Analyse der für die Nationalratswahl als wichtig gefilterten Themen, finden sich teilweise auch in den Unterkategorien. Das nach meiner Analyse am stärksten ausgeprägte Thema der Institutionenreform (siehe Abbildung 7) war kein generell vertretenes Thema im Nationalratswahlkampf.518 Themen des Wohlfahrts- staates (siehe Abbildung 11) wurden nach meiner Auswertung auch durch die populistischen Parteien angesprochen, dies jedoch in einem größeren Ausmaß als in der Gesamtbetrachtung der Nationalratswahl, wo sich die Themen der Familie auf Platz 10 und jene der Gesundheit auf Platz 16 finden. Der Bereich Wirtschaft bildet das drittstärkste Thema meiner Auswertung, durch die Aufsplitterung in der Analyse zur Nationalratswahl kann diese Stellung jedoch nicht äquivalent verglichen werden. Gleiches gilt für den Themenbereich des Budgets. Themen der Immigration waren auch im Nationalratswahlkampf unter den 10 stärksten Themen zu finden. In der Analyse der Themen der populistischen Parteien sind sie bereits auf Platz vier zu vertre- ten. Die breite Palette des Themas EU zeigte sich in der Analyse nicht als allgemeines Wahl- kampfthema und ist daher im vorliegenden Kontext von größerer Bedeutung.

Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass die Themen der populistischen Parteien von den allgemeinen Themen der Nationalratswahl divergieren bzw. im Vergleich mit den allge- meinen Themen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Dies ist vor allem bei den Themen In- stitutionenreform, Wohlfahrtsstaat, Immigration und Europa festzustellen. Von enormer Be- deutung ist diese Feststellung, da durch sie davon ausgegangen werden kann, dass für die als populistisch qualifizierten Parteien Österreichs im Betrachtungszeitraum eigene, von jenen der allgemeinen politischen Parteien und der allgemeinen politischen Agenda verschiedene Themen bestehen. Erst dies ermöglicht die Betrachtung der Themen per se und leitet in einer ersten überblicksmäßigen Betrachtung von der Definition des Populismus als bloßes Stilele- ment weg.

Im österreichischen Kontext können auf Basis der vorangegangenen Darstellungen im Bereich des Themas Institutionenreform im Speziellen jene Themen, die die Reform der Verwaltung

518 Vgl. e contrario WIPPERSBERG u.a. (Fn. 515), 170 f. 89 | S e i t e sowie das Verhalten von Politikern betreffen, als für populistische Parteien prägend festge- stellt werden (siehe Abbildung 10). Diesem Grundtenor zurechenbar sind im weiteren Sinne auch die Nennungen bezüglich der Reform bzw. Verschlankung der Verwaltung im Gesund- heitsbereich (siehe Abbildung 11). Ein weiterer prägender Themenbereich ist jener der Immig- ration, dies hat die Auswertung vor allem für die FPÖ ergeben (siehe Abbildung 13), wo die Detailthemen der Einwanderung und des Asyls eine dominante Rolle einnehmen. Hervorste- chend ist für die populistischen Parteien ebenso das Thema Europa, das für die anderen Par- teien im Nationalratswahlkampf keine Rolle gespielt hat. Auch das Thema Sicherheit spielte in der Auswertung der Themen der populistischen Parteien eine weit bedeutendere Rolle als bei den übrigen Parteien. Dies ist ein Faktum, welches jedoch einzig auf die von FRANK STRONACH zur Todesstrafe getroffenen Aussagen zurückzuführen ist (siehe Abbildung 18). Das Thema Budget war in der Ausprägung der Diskussion rund um eine Steuerreform allgemeines Wahl- kampfthema und ist daher, ebenso wie das Thema Sicherheit, nicht als für die beiden populis- tischen Parteien prägend zu qualifizieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Themenbereich der Bildung und Kultur, der sich wie bereits erörtert, zu einem großen Teil aus der Diskussion um ein neues Leherdienstrecht ableiten lässt (siehe Abbildung 17). Im Analysebereich Gesellschaft (siehe Abbildung 15) sind vor allem die Themen Medien und Patriotismus für die populisti- schen Parteien prägend.

Festgehalten werden muss jedoch, dass die Themen des Team Stronach und der FPÖ, die beide als populistisch qualifiziert wurden, in mehreren Bereichen divergieren und nicht als einheitlich festzustellen sind (siehe Abbildung 9). Besonders stark zeigt sich dies bei den The- men Immigration und Wirtschaft. Während das Thema der Immigration zu 90 Prozent von der FPÖ dominiert wird, wird das Thema Wirtschaft zu 58 Prozent, von dem im direkten Vergleich weniger genannten Team Stronach, besetzt.519 Diese Beobachtung führt dazu, dass die The- men der populistischen Parteien in Österreich bei einer separaten Betrachtung geeignet sind, sich zu unterscheiden. Dieser Umstand findet sich in der Literatur, in länderübergreifender Form, bei GEDEN wieder. Es ist nach der Ansicht GEDENS davon auszugehen, dass Themen je nach Land in differenzierter Form auftreten können.520 In weiterer Folge ist, als ein zentrales

519 Die von KAILITZ vertretene Auffassung, dass sich die FPÖ durch eine im internationalen Vergleich mit den übrigen rechtspopulistischen Parteien martkliberalere Haltung auszeichnet konnte in der vorgenommenen Ana- lyse nicht bestätigt werden. KAILITZ (Fn. 183), 295. 520 GEDEN (Fn. 5), 4 f. 90 | S e i t e

Element meiner Feststellungen, davon auszugehen, dass für die Feststellung von Themen po- pulistischer Parteien innerhalb eines Landes, in welchem mehrere verschiedene populistische Parteien bestehen, eine Unterscheidung hinsichtlich der wahrgenommenen Themen notwen- dig ist. Diese Ansicht bestätigt sich auch in der Betrachtung von Themen aus theoretischer Sicht bei Annahme eines fiktiven politischen Systems, in dem zwei konträre, also beispiels- weise eine links- und eine rechtspopulistische Partei vorhanden sind. Divergierende Themen in einem solchen System sind nicht als Grundvoraussetzungen zu sehen, werden jedoch auch wegen der Abgrenzungsfunktion zwischen den Parteien meist gegeben sein. Inwieweit diese Themen wechseln können, konnte durch die Einschränkung des Betrachtungszeitraumes in der vorliegenden Arbeit nicht geklärt werden. Es ist jedoch, wenn der Meinung Folge geleistet wird, dass es sich im Falle des Populismus um eine sogenannte „dünne Ideologie“ handelt, welche, wie PRIESTER und FREEDEN es sehen, dazu tendiert sich durch mimetische Anpassung an der politischen Umwelt bzw. aktuellen politischen Themen zu orientieren,521 von einer Ver- schiebung der Themenbereiche auszugehen. Eine Änderung in der politischen Debatte erfor- dert somit auch die Änderung der Themen der populistischen Parteien. Dieser Auffassung ist meiner Meinung nach Folge zu leisten, was dazu führt, dass es sich bei den festgestellten The- men um eng mit dem aktuellen Zeitgeist in Verbindung stehenden Elementen handelt, die nicht als statische Themen erfasst werden können. Die Ansicht HELLMUTHs, der im Falle der Themen der postmodernen populistischen Parteien von einer jahrmarktähnlichen Themenfin- dung spricht, ist daher auch nach meiner Ansicht folgerichtig.522

Gewisse Themen der Parteien können jedoch, bei einer die Anzahl der Nennung pro Partei berücksichtigenden Betrachtungsweise, in meiner Analyse auch als übereinstimmend festge- stellt werden. Dies gilt vordergründig für die Forderungen nach Institutionenreformen bzw. der Forderung nach den damit verbundenen Änderungen im politischen System Österreichs (siehe Abbildung 10). Auch die Themennennungen im Zusammenhang mit der Europäischen Union schlagen in diese Kerbe. Die Kritik am Euro und die allgemeine kritische Haltung gegen- über der Europäischen Union bilden hier die zentralen Elemente (siehe Abbildung 16). All diese Forderungen können unter den Schlagworten „Aufbrechen verhärteter Strukturen“ zu- geordnet werden. Dieses Element ist nach HARTLEB als prägendes Merkmal des Populismus

521 PRIESTER (Fn. 10), 12 f. m.w.N. 522 HELLMUTH (Fn. 194), 34–36. 91 | S e i t e in seiner technischen Definition festzustellen.523 Auch DECKER identifiziert die weitgehende Ablehnung repräsentativdemokratischer Institutionen und die damit in Verbindung stehende Forderung nach Durchsetzung des wahren Willens des Volkes als Grundideologie jeder popu- listischen Partei. Am Primat der Politik wird jedoch festgehalten. 524

Bemerkenswertes liefert auch die Betrachtung der Einstellungen der größten von der Natio- nalratswahl klar zu trennenden Themenbereichen der Ebene 1. Beim Thema Europa sind 73 Prozent der Nennungen mit einer ablehnenden Haltung der Parteien in Verbindung zu brin- gen, eine positive Nennung konnte für kein Thema der Untergruppe Europa vorgenommen werden. Beim Themenbereich der Immigration muss eine differenzierte Betrachtung stattfin- den. Die meisten Nennungen mit einer positiven Kategorisierung stehen im Zusammenhang mit der Abschiebung von illegalen Asylwerbern. Die meisten der ablehnenden sind in der Un- terkategorie Einwanderung, Immigration allgem. zu finden und bestätigen die ablehnende Haltung vorwiegend der FPÖ. 15 von insgesamt 16 negativen Nennungen sind hier der FPÖ zuzurechnen. Beim Themenbereich der Institutionenreform ist der Großteil der Nennungen, wenn man die Nennungen im Zusammenhang mit dem Prozess zur illegalen Parteienfinanzie- rung (siehe Abbildung 10) außer Ansatz lässt, von einer Grundhaltung, die sich für pro Institu- tionenreformen ausspricht, geprägt. HARTLEB bezeichnet Populismus als eine „Anti-Status- quo-Ideologie“.525 Eine Reduktion der populistischen Parteien auf das Ausüben von Gegenpo- sitionen kann meiner Meinung nach durch die Ergebnisse der vorliegenden Auswertungen entkräftet werden. Populistische Parteien sind durchaus fähig für die Umsetzung eines The- mas einzutreten, wie die Analyse im Falle der Forderungen nach Institutionenreformen zeigt. Nicht verneint werden kann jedoch, dass diesen Themen meist eine Antikomponente (Anti- ausländer, Antiestablishment,…) inhärent ist (siehe Abbildung 5).

Bei einer Betrachtung der festgestellten Themen in einem größeren zeitlichen Umfeld kann auch festgestellt werden, dass das Thema der Todesstrafe erst durch Frank Stronach in Öster- reich seine populistische Besetzung erfahren hat. Dieses Faktum führt meiner Ansicht nach

523 HARTLEB (Fn. 4), 15. 524 DECKER (Fn. 14), 45. 525 HARTLEB, Florian: Rechts- und Linkspopulismus im westeuropäischen Vergleich - Zur strukturellen und inhalt- lichen Bestimmung eines eigenständigen Parteitypus, in: BACKES, Uwe/JESSE, Eckhard (Hg.): Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich, Göttingen 2006, 105–146, hier 108 f. 92 | S e i t e dazu, dass Themen erst durch das Aufnehmen einer Partei in ihre Agenda zu einem populisti- schen Thema mutieren können (siehe Abbildung 18). Ein Umstand, der auch meine Ansicht, dass grundsätzlich jedes Thema populistisch besetzt werden kann, unterstreicht. Durch das Aufgreifen des Themas der Todesstrafe findet meiner Meinung nach zudem ein starker Tabubruch statt, der in meiner Analyse auch als ein Charakteristikum der Themen von popu- listischen Parteien zu sehen ist. Im Fall der FPÖ stellt dies, durch eine Analyse von Presse- aussendungen der FPÖ auch BAUER fest: „Jedes mediale Aufreger-Thema wird von den Rechtspopulisten dankbar aufgegriffen und in die sattsam bekannte Themen- und Argumen- tationspalette eingeordnet.“526

Als Kernaussagen der Betrachtungen der vorliegenden Arbeit können daher die folgenden Feststellungen für die Themen der populistischen Parteien in Österreich getroffen werden. Grundsätzlich sind Themen, die von populistischen Parteien stärker wahrgenommen werden als von den etablierten Parteien, vorhanden. Diese Themen können bei verschiedenen popu- listischen Parteien sowohl gänzlich unterschiedlich, als auch unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Prägendste Themen sind aktuell jene der Institutionenreform und für die FPÖ jene der Immigration. Das Thema der Institutionenreform findet sich in den verschiedensten Berei- chen, wie beispielsweise in Forderungen nach Reform des Gesundheitssystems und der For- derung nach Reform der Europäischen Union, wieder. Gemeinsames Element der Themen im österreichischen Kontext ist, dass die Parteien nicht nur gegen Themen auftreten, sondern sich auch für die Umsetzung bestimmter Forderungen einsetzen. Bei einer Gesamtbetrach- tung sind die analysierten Themen der populistischen Parteien in Österreich dem politisch mitte-rechten Spektrum zuzuordnen.

Es ist festzuhalten, dass meiner Ansicht nach eine isolierte Betrachtung der Themen der po- pulistischen Parteien nicht vorgenommen werden kann, sondern die Themen nur in ihrem je- weiligen zeitgeschichtlichen Kontext zu erfassen sind. Die Unzufriedenheit des Volkes mit der politischen Umsetzung gewisser, für sie als wichtig angenommener Themenbereiche, ist mei- ner Meinung nach als Basis für das Aufgreifen der Themen durch die populistischen Parteien anzusehen.

526 Vgl. BAUER, Werner: Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien in Europa, 13, in: http://www.politik- beratung.or.at/uploads/media/Rechtspopulismus_02.pdf (05.06.2015). 93 | S e i t e

Nach Ansicht MANTLs sind es gerade die „Leistungsschwächen, Demokratiedefizite (..), Glaub- würdigkeitsverluste durch unsanktionierte Korruptionsfälle, Privilegien der Berufspolitiker und Verschwendung, Bürokratisierung der Parteiarbeit sowie die zunehmende Verständi- gungsschwierigkeiten infolge der technisch-massenmedialen Züge einer ritualisierten und theatralischen Politik“,527 die bereits seit den späten 1980er Jahren in Österreich die Großpar- teien stark treffen und die Wähler hin zu Protestparteien lenkt. Die ausgelöste Reaktion in der Bevölkerung reicht von der grundsätzlichen Entfernung und Entfremdung von der Politik bis hin zu eigenem politischen Engagement (Anm. MANTL spricht in diesem Zusammenhang von „politischer Apathie“ und „politischer Aktivität“) und ist im metaphorischen Sinne als Treib- stoff der populistischen Parteien zu sehen. Eine Ansicht, die meiner Meinung nach durchaus als Sukkuss der vorliegenden Analyse bestätigt werden kann.

527 MANTL (Fn. 170), 352. 94 | S e i t e

7.0 LITERATURVERZEICHNIS

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