Kreis Paderborn Paderborn, Den 30.07.2013 Untere Fischereibehörde
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Kreis Paderborn Paderborn, den 30.07.2013 Untere Fischereibehörde Initiative zur Bildung einer „Hegegemeinschaft Äsche im Einzugsgebiet der Gewässer Afte, Alme, Lippe und Altenau“ Protokoll der Informationsveranstaltung vom 18.07.2013, 19:00 Uhr im Hotel Kretzer, 33142 Büren, Wilhelmstraße 2 Die Gründungsinitiative zur Bildung einer „Hegegemeinschaft Äsche“ im obigen Einzugsgebiet, bestehend aus Fritz Becker als Vorsitzendem der Angelfreunde Büren, Ludwig Bartmann, Fischereidezernent der Bezirksregierung Detmold, und Markus Kühlmann vom Ruhrverband, hatte zur Informationsveranstaltung eingeladen. Die Einladung und Tagesordnung wurde mit Anschreiben der Unteren Fischereibehörde des Kreises Paderborn vom 06.06.2013 innerhalb der betroffenen Gebietskulisse an 6 Fischereigenossenschaften, 24 Angelvereine, Graf von Spee als alleiniger Fischereiausübungsberechtigter, 7 Bürgermeister, dem Wasserverband Obere Lippe, der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne e.V., der Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren e.V. , dem Fischereiverband NRW e.V., der Bezirksregierung Detmold und dem Kreisfischereiberater Johannes Lengeling übersandt. TOP 1: Begrüßung durch die Angelfreunde Almetal Herrn Fritz Becker Fritz Becker begrüßt die Anwesenden und stellt fest, dass mit wenigen Aus- nahmen die Angelgewässer in der beschriebenen Gebietskulisse durch die Fischereigenossenschaften und die Angelvereine vertreten sind. Die Bürgermeister und Landrat Müller sind leider terminlich verhindert. Vorgestellt werden die Herren Bartmann, Kühlmann von der Gründungsinitiative. Besonders begrüßt werden Dr. Niepagenkemper vom Fischereiverband NRW, Volker Karthaus vom Wasserverband Obere Lippe, Carsten Schnell in Vertretung der Biologischen Station und der Gemeinschaft für Naturschutz im Altkreis Büren, Kreisfischereiberater Johannes Lengeling und Heiner Bühlbecker als Vertreter der Unteren Fischerei- und Wasserbehörde des Kreises Paderborn. TOP 2: Vorstellung „Äschenprojekt Alme“ Fritz Becker berichtet über den Rückgang der Äschenbestände während des letzten Jahrzehnts. Vor 15 Jahren wurden in der Alme auf 18 Kilometern Gewässerstrecke noch 200 kg gefangen; vor 4 Jahren waren es auf derselben Strecke nur noch 9,4 kg. Die Angelvereine haben sich seither von Jahr zu Jahr zur Schonung der Äsche entschlossen, damit sich die Bestände erholen können. Unstreitig hat der Kormoran große Auswirkungen auf die Äsche. Durch seinen Fraßdruck werden erhebliche Fischmengen entnommen und auch zahlreiche Fische von ihm so verletzt, dass sie an den Folgen verenden. Durch den Erlass der Kormoran-Verordnung im Jahr 2006 war es für 5 Jahre zulässig, den Kormoran im bestimmten Rahmen zu bejagen. Hierdurch konnte nachweislich im Vergleich mit Referenzstrecken an der Alme eine Erholung der Äsche beobachtet werden. Mit einer Neuauflage der Kormoran-VO ist absehbar nicht zu rechnen. Dr. Niepagenkemper vom Landesfischereiverband als auch Herr Kühlmann als Mitglied im Arbeitskreis des Ministeriums konnten hier keine Hoffnung wecken. Auch ein Antrag von Landrat Müller an Minister Remmel aus 2012, aus Artenschutzgründen den Kormoran zur letalen Vergrämung frei zu geben, um die Äsche zu schützen, wurde leider abschlägig beschieden, da noch ergänzende Studien seitens des Landes fehlten. Das Ergebnis dieses Monitorings liegt nach Aussage von Herrn Kühlmann jetzt vor; es besagt, dass zwischen dem Vorhandensein des Kormorans und dem Fischrückgang ein Zusammenhang besteht. Dies sorgte für allgemeine Erheiterung unter den Anwesenden und bringt letztlich zum Ausdruck, dass der Wille zur Bejagung des Kormorans offensichtlich politisch nicht vorhanden ist. Die Auswirkungen der Landwirtschaft mit ihren Stoffeinträgen in die Fließgewässer können ebenfalls zum Fischrückgang führen. Fritz Becker berichtete, dass eine Nachzucht aus 10.000 Bachforellen verendete, weil Gülle von den Feldern in das Gewässer eingetragen wurde. Hier sei es erforderlich, mit der zuständigen Landwirtschaftskammer Kontakt aufzunehmen, damit hier Abhilfe geschaffen wird. Fritz Becker berichtet über den vergeblichen Antrag der Angelfreunde Almetal Büren, eine künstliche Nachzucht von Äschen in der Alme in Büren durch Fördermittel der Landesregierung zu finanzieren. Fischereidezernent Bartmann hat dieses Vorhaben abgelehnt, aber zugleich den Vorschlag unterbreitet, ein solches Vorhaben auf der Ebene einer Hegegemeinschaft Äsche im größeren Einzugsgebiet der Lippe voranzutreiben. Fischereidezernent Bartmann ergänzt, dass er den Antrag der Angelfreunde Almetal Büren auf Bewilligung von Fördermitteln auch deshalb abgelehnt habe, weil die geplante Nachzucht und der Besatz der Fische nicht den geltenden Regelungen entsprochen hätte. Fischzucht sollte in ordentlichen Fischzuchtbetrieben erfolgen, so wie sie von Herrn Kühlmann vom Ruhrverband möglich ist. Herr Kühlmann ist Fachmann, dem eine solche Nachzucht zuzutrauen ist. Fischereidezernent Bartmann erläutert alsdann die Bedeutung der Äsche als Leitfischart in der Alme. Zu Beginn seiner Tätigkeit als Fischereidezerent der Bezirksregierung Detmold im Jahr 1981 waren noch sehr hohe Äschenbestände in den hiesigen Gewässern vorhanden. Später gingen die Bestände zurück, was zweifellos auch mit dem neu eingewanderten Kormoran zu tun hat. Wichtig ist aber auch das Engagement der Fischerei- genossenschaften und der Naturschutzverbände; auch Fische bedürfen der Förderung durch diese Interessenverbände. Die Ursachen für den Fischrückgang sind komplex; auch die Strukturveränderung in der Landwirtschaft führt zu Schadstoffeinträgen sowie zu Sedimentablagerungen im Gewässer und damit zu schlechteren (Über-) -Lebensbedingungen der Fische. Unbestreitbar hat auch die Kormoran-Verordnung insbesondere in der Region Paderborn zu guten Erfolgen geführt; eine Neuauflage ist jedoch nicht abzusehen. Ludwig Bartmann appelliert an alle, dass jetzt die Zeit des Handels gekommen ist. Den hier anwesenden sind noch die Zeiten in Erinnerung, in denen die Äsche zahlreich in den heimischen Fließgewässern zuhause war. Künftige Generationen hätten diesen Bezug überhaupt nicht mehr. Deshalb gilt dem heutigen Projekt seine ausdrückliche Unterstützung. Fischereidezernent Bartmann ist es wichtig, dass in dieser Situation die Angelvereine nicht die falschen Maßnahmen ergreifen. Ein Äschenbesatz zur Stützung des Fischbestandes dürfe deshalb nur erfolgen, wenn deren Herkunft und Übereinstimmung mit der heimischen Äsche zweifellos gegeben ist. Aufgrund genetischer Untersuchungen der TU München-Weihenstephan ist festgestellt worden, dass die Äschenbestände im Reg.-Bezirk Detmold genetisch voneinander abzugrenzende Populationen darstellen. Die Äschenbestände der Weserzuflüsse unterscheiden sich diesbezüglich eindeutig von den Äschen der hiesigen Gewässer des Rheineinzugsgebietes. Die „genetische Reinheit“ der Äschen aus Alme, Afte und oberer Lippe gilt es daher unbedingt zu erhalten, so dass Nachzuchten und Besatz ausschließlich nur von diesen hiesigen autochthonen Fischen abstammen dürfen. Mit Unterstützung von Herrn Kühlmann, den Mitgliedern der Angelfreunde Almetal Büren sowie weiterer Unterstützer aus einigen Angelvereinen habe man im Frühjahr 2013 die Initiative ergriffen und Laichäschen (Milchner und Rogner) aus der Alme und Lippe entnommen und abgestreift. Zunächst verblieben diese Laichäschen in den Teichen in Ringelstein. Anschließend sollen diese Laichäschen in den Mühlengraben der Niedermühle in Büren eingesetzt werden und in den Folgejahren dem erneuten Laichen dienen. Durch diese Regelung wird das Entnehmen laichreifer Äschen aus den Angelgewässern der Alme und der Lippe wesentlich reduziert. Zum anderen ist der Mühlengraben als gutes Äschenlaichgewässer bekannt. Hinzu kommt, dass aufgrund der Verbauung des Mühlengrabens der Kormoran nachweislich keine Möglichkeit zum Räubern hat. Fischereidezernent Bartmann fasst schließlich zusammen, dass ein Bündel an Maßnahmen erforderlich ist, um langfristig Erfolg zu haben: 1. Fischschonbezirke können eine sinnvolle Regelung sein, 2. ein ausgereiftes länderübergreifendes Kormoran-Management ist erforderlich, 3. die Nachzucht von genetisch gewünschten Äschen in Kooperation mit dem Ruhrverband ist zu unterstützen, 4. Maßnahmen zur Gewässerverbesserung, wie z.B. das Spülen von Kiesbänken als Laichhabitat der Äsche, können greifen. 5. Ebenso sollten Anstrengungen unternommen werden, die den Eintrag von Schadstoffen und Sedimenten aus der Landwirtschaft entgegen wirken. 6. Schließlich sind auch Maßnahmen zur Renaturierung der Gewässer und Wiederherstellung der Durchgängigkeit von der Mündung bis zur Quelle eine gesetzliche Forderung. Die Fischereigenossenschaften als öffentlich-rechtliche Körperschaften sollten diese Bestrebungen aktiv unterstützen. Auf Nachfrage zur Durchgängigkeit der Lippe im Bereich der Staudruckanlage in der Lippe in Paderborn-Schloß Neuhaus antwortet Herr Bartmann, dass die Durchgängigkeit sich bisher auf Teilstrecken begrenzt und auf ganzer Strecke noch nicht gegeben ist. Die langjährigen Baumaßnahmen des Wasserverbandes Obere Lippe zur Renaturierung und Herstellung der Durchgängigkeit tragen aber in vielen Bereichen von Lippe, Alme und Altenau zur wesentlichen Verbesserung bei. Fritz Becker ergänzt, dass die Alme als Karstgewässer periodisch trocken fällt und deshalb auf natürliche Weise keine ganzjährige Durchgängigkeit gegeben ist. Darüber hinaus stellen das Regenwasserrückhaltebecken RRB Keddinghausen sowie mehrere Mühlen an der Afte eine künstliche Barriere dar. Markus Kühlmann stellt sich den Teilnehmern als Fischereimeister und Fischereisachverständiger