Karst in Westfalen
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Karst in Westfalen Karstlandschaften sind Naturräume mit ger mächtig ausgebildete kalkhaltige Kreidekarsttyp auf der Paderborner Gebiet und Identität außergewöhnlichen, lösungsbedingten Schichten des Mittel- und Oberdevon Hochfläche. Diese wird im Osten und Oberflächenformen und hydrographi- mit Karstformen: im westlichen Sauer- Süden von Egge und Sauerland, im Nor- schen Besonderheiten, die als Karster- land die Honseler Schichten des oberen den durch den Hellwegquellhorizont scheinungen bezeichnet werden. Diese Mitteldevon, in denen kleine, isolierte von Geseke bis Lippspringe begrenzt, treten ganz überwiegend in Kalkgestei- Riffkalke vorkommen, die sehr höhlen- auf den die gesamte unterirdische Ent- nen auf (Karbonatkarst), daneben aber reich sind. So befinden sich allein auf wässerung der Hochfläche ausgerichtet auch in Salzgesteinen (Salinarkarst) und dem Gebiet der Stadt Ennepetal vier ist. Die oberirdische Entwässerung Gips. Höhlen mit Ganglängen von über 1 000 erfolgt über die Alme und ihre Neben- Namen gebend für alle Karstland- m, darunter die Kluterthöhle in Milspe flüsse, die im Jahresverlauf zeitweilig Naturraum schaften ist das Kalkgebirge „Karst“ im (5 503 m), die auch als Schauhöhle und auf längeren Strecken trocken fallen. Südwesten Sloweniens, in dem die Er- für Therapiezwecke genutzt wird, und Die Alme führt nahezu in jedem Jahr scheinungen idealtypisch ausgebildet die Heilenbecker Höhle (3 915 m). Etwa mehrere Monate lang im Mittellauf kein sind. Hier gibt es zahlreiche große Höh- gleichaltrig ist der dem Massenkalk Wasser, Ellerbach und Sauer sind strek- len und Höhlenflüsse, Flussschwinden ähnliche, aber nur in einem schmalen kenweise mehr als sechs Monate lang (Ponore) und wasserreiche, sich zeit- Band ausgebildete Sparganophyllum- trocken. Die kleinen Nebentäler der weilig trübende „Karstquellen“. Weit kalk im östlichen Sauerland mit der Hauptflüsse sind nur wenige Tage im verbreitet sind Dolinen, das sind trich- Veledahöhle bei Velmede, einer der Jahr durchflossen, so dass Trockentäler Bevölkerung terförmige Einsenkungen, die durch Lö- tiefsten Höhlen des Rheinischen Schie- als eine Leitform des Karstes der Pader- sung und Einsturz entstehen. Die weni- fergebirges. Auch die unterdevonischen borner Hochfläche gelten können. gen Täler sind zumeist Trockentäler und Hobräcker Schichten sind teilweise kal- Eine zweite Leitform sind Dolinen, führen nur auf kurzen Strecken Wasser. kig ausgebildet. Im Unterkarbon kam es die auf der Paderborner Hochfläche Auf vegetationsfreien Kalkfelsen sind südlich von Arnsberg insbesondere bei auch als Erdfälle bezeichnet werden, da als Kleinformen des Karstes schwer- Sundern zur Ablagerung verkarstungs- ihre Entstehung zumeist mit einem kraft-orientierte Rillen, so genannte fähiger Gesteine, in denen sich ebenfalls plötzlichen, schachtartigen Einsturz ü- Karren ausgebildet. Hinzu kommen ver- mehrere Höhlen gebildet haben. ber einem durch Wasser und Kalklösung schiedene Formen von Karstsedimen- Ein weiteres Karstgebiet liegt am entstandenen Hohlraum beginnt. Wäh- Siedlung ten, insbesondere Kalkausscheidungen Nordoststrand des Sauerlandes im Be- rend diese Hohlformen auf den Feldern an Quellen und Wasserläufen. reich der Cansteiner Hochfläche bei von den Bauern rasch wieder verfüllt Abb. 1 gibt einen Überblick über Marsberg. Hier überlagern geringmäch- werden, entwickeln sie sich in den Wäl- Karsterscheinungen in Westfalen. Dem tige, aber hochprozentige gebankte und dern im Laufe der Zeit durch Nachrut- slowenischen Karst im Formenschatz geklüftete Kalke mit einzelnen Gipsla- schungen zu trichterförmigen Gebilden, am nächsten steht eine Reihe von klei- gen gefaltete Gesteine des Devon und die häufig in Reihen angeordnet sind. nen Karstgebieten im Sauerland, die Karbon, die weitgehend wasserun- Diese zeichnen den Verlauf unterirdi- an Massenkalkvorkommen des Mittel- durchlässig sind. In den hochprozenti- scher Wasserläufe nach, die überwie- und Oberdevon gebunden sind: Die Bri- gen (bis 99 %) Kalken des Zechstein gend von Süden nach Norden ge- Wirtschaft und Verkehr loner Hochfläche, die Warsteiner Hoch- finden sich außer einigen Höhlen und richteten Gesteinsklüften folgen. Nur fläche, der Kalkzug Hagen-Iserlohn- Halbhöhlen (Abris) vereinzelt Dolinen, selten gelingt es Höhlenforschern, in Hönnetal und die Attendorner Massen- Bachschwinden, Trockentäler sowie diese Hohlräume vorzudringen, so zu- kalksenke. Die Karstgebiete werden – eine Reihe von Karstquellen. letzt im April 2005, als sich nach star- der nördlichen Abdachung des Sauer- Einen völlig anderen Charakter als ken Regenfällen und Schneeschmelze landes entsprechend – im Allgemeinen der Karst des Sauerlandes mit seinen zwischen Büren und Haaren in einem von Süden nach Norden entwässert. Am zahlreichen Tropfsteinhöhlen haben die 1956 entstandenen Erdfall erneut ein Kultur Südrand der Kalkvorkommen finden Kreidekarstgebiete am Rande der acht m tiefer Schacht auftat. Vom Grun- sich Bachschwinden, am Nordrand star- Westfälischen Bucht: die Paderborner de des Schachtes erstreckt sich in nörd- Bildung und ke Karstquellen, in denen das versicker- Hochfläche, der Haarstrang und der licher Richtung eine Klufthöhle, die te Wasser wieder zu Tage tritt. In den Oberkreidekamm des Teutoburger Wal- nach ca. 10 m in einen zweiten, sechs m anstehenden Kalken findet man zahlrei- des. Temporäre Trockentäler und Doli- tiefen Schacht übergeht. Nur wenige che Höhlen, Trockentäler, Dolinen und nen sowie zeitweilig und ständig flie- Meter nördlich befindet sich ein weite- vereinzelt auch Karren und Kalktuffbil- ßende Quellen sind hier die vorherr- rer, 25 m tiefer Schacht, der im Septem- dungen. Die gute Ausprägung der Karst- schenden Karsterscheinungen, während ber 2005 entdeckt wurde formen erklärt sich vor allem aus dem Höhlen relativ selten sind und aus- Höhlen sind auf der Paderborner hohen CaCO3-Gehalt der Massenkalke schließlich als Schachthöhlen und Hochfläche selten und grundsätzlich an Gesellschaft und Politik (bis 98 %). schmale, an Klüfte gebundene Gang- Spalten gebunden. Die größte und Neben den Massenkalken finden höhlen ausgebildet sind. längste befindet sich im Sauertal bei sich im Sauerland weitere, aber weni- Am deutlichsten ausgeprägt ist der Grundsteinheim. 30 Geographische Kommission für Westfalen Karst len am Hellweg. Karstlandschaften Höhlen finden Gebiet und Identität l sich im südli- l l l l in Westfalen l l l l l l l l l l l l S l chen Teutobur- ch l a l l l l f l l b l l l er l l l g Rheine l ger Wald nörd- l Minden l Gronau l Ibbenbüren l lich der Pader- l Steinfurt l borner Hochflä- l r ese Ahaus Schöppingen l Herford W l Weser- che (u. a. Hohl- l l O B l steinhöhle und au s Bielefeld Berkel mb l e l rg n Bilsteinhöhle) e Münster l berg- Ems i Naturraum l n Coesfeld l Detmold sowie in den l g l Warendorf Gütersloh l l Bocholt Borken l l Steinbrüchen Westflischel Bucht Horn-B. Meinberg l Dülmen l land bei Anröchte. l Bad Lippspringe Höxter l Lippe Auch im In- l l l l l l l l Paderborn Brakel l l l l l Lippe neren der l l l l l l l l l l l l Salzkotten l Bad Driburg l l Beverungen l l l l Hamm Geseke l l l Lünen Westfälischen l auer l l S Recklinghausen l l l l l l l l l e l A l m l l l Wille- l t Gelsen-ll A e Bucht lassen l n l Turon, Bottrop l a badessen l kchn. Herne u l Soest l Cenoman l Dortmund Unna a r s t r a n g Büren sich vor allem Bochum H a Warburg Zechstein im Bereich der Bevölkerung H Ruhr ö n Recken- Möhnetalsp. Warstein Marsberg Iser- n Dechen- e höhle Arnsberg Baumberge Karbon, lohn Brilon höhle R Bilsteinhöhle Hagen ö Hellefelder h Karsterschei- r Meschede Velmede Kluterthöhle R Heinrichs- u Kalk Sundern h nungen nach- höhle r E Balver n Ennepetal n (S.) Devon, Massenkalk e Höhle weisen. Sie sind p e Sauerland Lüdenscheid Devon, Spargano- V Attahöhle Winterberg jedoch auf Trok- o lm phyllumkalk e Attendorn kentäler und Bigge- Lenne einzelne Doli- Wasserläufe talsperre ständig fließend Eder nen sowie auf Olpe Höhlen zeitweilig fließend Karstquellen Siedlung Lahn über 1000 m Ganglänge Bachschwinde unter 1000 m Ganglänge, und Kalktuff- Siegen Karstquellen Sieg Auswahl vorkommen be- ständig fließend 30 km Schauhöhle schränkt. zeitweilig fließend Im südlichen mit Kalktuff Entwurf: W. FEIGE Dolinen Weserbergland Abb. 1: Karst in Westfalen (Entwurf: W. FEIGE) finden sich Karstformen in Das in den Tälern und in den Doli- sich weite Ackerfluren, von denen in Schichten der Trias, insbesondere im nen versickernde Wasser der Paderbor- niederschlagsreichen Zeiten viel Boden- Muschelkalk östlich der Egge (Ober- Wirtschaft und Verkehr ner Hochfläche tritt am Hellweg zwi- material in Versickerungsstellen einge- wälder Land). Von besonderem Interes- schen Geseke und Bad Lippspringe in schwemmt und in den Quellen wieder se sind hier die relativ zahlreichen Kalk- ständig fließenden Quellen wieder zu zutage gefördert wird. Hier wird es im tuffablagerungen mit sehenswerten Ter- Tage. Die stärkste Quellgruppe bilden Gras um die Quellöffnungen in einem rassenbildungen an Quellen und Bach- die Paderquellen mit einer mittleren ringförmigen Mantel abgelagert und bil- läufen, u .a. bei Willebadessen, Herste Schüttung von 5 m3/s, die zweitstärkste det im Verlaufe von vielen Jahren die und südlich Beverungen. Auch Dolinen die Hederquellen in Salzkotten-Up- Quellschwemmkegel. Sie wurden bis- kommen relativ häufig vor. Sie sind sprunge. In feuchten Jahreszeiten treten lang ausschließlich im Bereich der zum Teil auf Auslaugungen von Gips im Bildung und Kultur bei hohem Karstwasserspiegel auch in Paderborner Hochfläche beobachtet