Das Magazin VON ABSOLVENTUM UND der UNIVERSITÄT MANNHEIM aUSGABE 1|2018

Schwere- los Was Stipendien an der Universität Mannheim bewegen

Zukunfts- fragen der Ökonomie Neuer SFB nimmt Arbeit auf

Chancen- bereiter Studentische Initiativen helfen Kindern Als die Universität Mannheim vor etwas mehr als zehn Jah- ren begann, ein eigenes Stipendiensystem aufzubauen, war sie eine der Pionierinnen unter den deutschen Universitäten. Heute spiegelt das weitgefächerte Stipendienangebot und die große Zahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten den Erfolg dieses Unterfangens, aber auch die Exzellenz unserer Studierenden wider: Im akademischen Jahr 2017/2018 förderte die Universität Mannheim mit Unterstützung ihrer Freunde allein in ihren hochschuleigenen Stipendienprogram- men mehr als 250 Studierende. Dazu kommen noch hunder- te von Stipendiatinnen und Stipendiaten, die von externen Organisationen, Auslands- oder Begabtenförderungswerken mit einem Stipendium ausgezeichnet werden. Mit welchen Stipendien die Universität Mannheim ihre Studierenden finanziell und ideell fördert – und was Mannheimer Stipen- diatinnen und Stipendiaten ausmacht – das lesen Sie im LIEBE Schwerpunkt ab Seite 12.

LESERINNEN Die Universität Mannheim hat aber nicht nur engagierte und ausgezeichnete Studierende, auch ihre Wissenschaftlerinnen UND LESER und Wissenschaftler konnten in den vergangenen Monaten erneut große Erfolge aufweisen: So hat etwa der Wirtschafts- wissenschaftler Prof. Dr. Christoph Rothe einen der begehr- ten Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates erhalten (S. 8). Er ist damit schon der sechste Forscher an der Universität Mannheim, der mit einem ERC Grant ausge- zeichnet wurde. Zudem haben im vergangenen Jahr gleich zwei Sonderforschungsbereiche die Gutachter der DFG über- zeugt: Der SFB „Politische Ökonomie von Reformen“ wurde für eine dritte Förderphase bis 2021 verlängert (S. 35). Am neuen SFB/TR 224 haben Wissenschaftlerinnen und Wissen- schaftler der Universitäten Mannheim und Bonn gerade damit begonnen, aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und Veränderungen aus ökonomischer Perspektive zu erforschen (S. 37). Und auch in der Doktorandenausbildung hat die Universität Mannheim weitere wichtige Erfolge zu verzeichnen: Das Graduiertenkolleg „Statistische Modellierung komple- xer Systeme und Prozesse“ wird mit Unterstützung der DFG Doktorandinnen und Doktoranden für vier weitere Jahre auf die Herausforderungen von Big Data vorbereiten (S. 47).

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CAMPUSLEBEN 70 Uni Mannheim auf INHALT Instagram 60 Im Ernstfall zu spät Studierende decken medizinische FORUM BILDUNG Missstände auf 61 54 IT-Startup covexo mehr- 1|2018 Die Öffnung der fach ausgezeichnet 62 Wissenschaft Uni verabschiedet Startup-Atmosphäre Open-Access-Strategie 44 auf dem Campus 63 12 Die Zukunft der Hohe Zufriedenheit mit Vorlesung Uni-Services 64 Massive Open Online Courses 45 Schwerelos – Chancenbereiter Was Stipendien an der Universität Darf ich das oder Studentische Initiativen helfen Kindern 65 Mannheim bewegen muss ich sogar? Interview mit Wirtschaftsethiker FORSCHUNG Bernward Gesang 46 „Ein starkes Signal für Mannheim“ Interview mit dem Prorektor für Studium und Lehre Thomas Puhl 14 Millionen für Zehn Millionen für Doktoranden 47 Engagement für Engagierte die Erforschung von Freiräume für Deutschlandstipendiaten 16 Reformen Vom Hörsaal auf die Sonderforschungsbereich 884 wird Kinoleinwand Bronnbacher Stipendium bis 2021 verlängert 35 Auszeichnung für innovatives Profil Kulturelle Bildung für zukünftige Führungskräfte 18 CSR-Seminar 49 Muttersprachen nach Chance auf eine bessere Zukunft der Migration 36 65 Neuer Rektor gewählt Das neue Mannheimer Chancenstipendium 20 Thomas Puhl übernimmt Finanzmärkte, Digita- NETZWERK sein Amt im Oktober 6 Stipendien in Zahlen 22 lisierung, Chancen- gleichheit Mehr Raum für die Spitzensport-Stipendium Neuer SFB untersucht gesellschaftliche Die Norweger erobern MENSCHEN Universität Interview mit den Stipendiengebern Klaus und Gregor Greinert 24 Herausforderungen 37 Mannheim zurück Bauprojekte: Norwegische Alumni beim Was ist fertig, was steht an? 7 „Der Spitzensport ist ein Teil Wenn das ABSOLVENTUM-Homecoming Day 50 Preise und von mir“ Gedächtnis lügt Auszeichnungen 66 Hochdotierte Stipendiaten über ihren Alltag zwischen Studium und Spitzensport 26 Forscher untersuchen MCEI Seed Award Förderung Prozesse des Vergessens 38 Startup Mirabesque ausgezeichnet 52 FORSCHER-Porträt Christoph Rothe erhält ERC Grant 8 Einmal Baikalsee und zurück Prof. Dr. Sabine Sonnentag 68 Im Auslandssemester mit dem Go East-Stipendium 28 Junge Frauen und In Verbindung bleiben Weitere zehn Millio- IT-Berufe 39 vom anderen Ende Ein Wiedersehen mit nen für SFB 884 8 „Eine Struktur der Welt 54 Simon Müller 70 mit Vorbildfunktion“ Sharing Economy Neuer Dekan Interview zu zehn Jahren GESS 30 Neue Nachwuchsforschergruppe Neue Geschäftsführerin Willkommen an der WIM 9 platforms2share gestartet 41 Sabrina Scherbarth leitet die Stiftung Neue Professorinnen und Die Studienstiftung Universität Mannheim 56 Professoren 72 Zukunftsfragen der Gastbeitrag des ehemaligen Vertrauensdozenten Jochen Hörisch 32 Weniger Freiheit = Ökonomie mehr Gleichheit 10 Jahre Sustainable Es war einmal … Neuer SFB nimmt Arbeit auf 10 Bildungsunterschiede in Deutschland 42 Business Summit 58 Studieren ohne Abitur 74 FORUM 1|2018 6–7 PROFIL

PROFIL 1|2018

Am 1. Oktober übernimmt Prof. Dr. Thomas Puhl das Amt des Rektors Foto: Stefanie Eichler Im ehemaligen Kohlenkeller der Universi- tät lernen und netzwerken heute MBS- Studierende und Konferenzteilnehmer Foto: Kirsten Bucher Neuer Rektor gewählt B6 von innen: Gemeinsam mit A5 bildet das Forschungs- und Lehrgebäude das Zentrum des neuen Campus West Foto: Elisa Berdica Die Universität Mannheim hat Prof. Dr. Thomas Puhl zu ihrem neuen Rektor gewählt. Der Rechtswissenschaftler er- hielt in einer gemeinsamen Sitzung von Senat und Universitätsrat die meisten Mehr Raum für die Universität Stimmen.

Neben ihm kandidierte die Romanistik- Die Universität wächst, doch das im vergangenen Herbst offiziell eröffnet. Ideen für den Friedrichspark professorin Dr. Eva Eckkrammer, die Schloss wächst nicht mit. Um den stei- Nun studieren dort die Führungskräfte Um Ideen für die bauliche Entwicklung ebenfalls von der Findungskommission genden Raumbedarf zu decken, hat die von morgen – in zwei Hörsälen, zehn der Universität und des Friedrichsparks zur Wahl vorgeschlagen wurde. Puhl tritt Universität in den vergangenen drei Jah- Gruppenarbeitsräumen und einem Kon- zu sammeln, hatten Stadt und Land im die Nachfolge von Prof. Dr. Ernst-Ludwig ren kräftig angebaut und den Neubau ferenzbereich. Juni einen gemeinsamen städtebau- von Thadden nach der Ernennung durch in B6 erfolgreich abgeschlossen. Auch lichen Wettbewerb ausgeschrieben. den Ministerpräsidenten im kommenden das Studien- und Konferenzzentrum Forschen und lernen in B6 Insgesamt wurden 24 Entwürfe einge- Oktober an. Von Thaddens Amtszeit der Mannheim Business School wurde Seit dem Herbstsemester haben auch reicht – nun stehen die Gewinner fest: endet am 30. September 2018. im vergangenen Herbst eröffnet. In die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die Architekten Mathias Hähnig und einem städtebaulichen Wettbewerb hat des Sonderforschungsbereichs „Poli- Martin Gemmeke aus Tübingen haben Thomas Puhl wurde 1955 in Bonn gebo- die Universität zudem gemeinsam mit tische Ökonomie von Reformen“, die zusammen mit dem Landschaftsarchi- ren. Er studierte Rechtswissenschaft an Stadt und Land Ideen für ihre bauliche Doktorandinnen und Doktoranden der tekten Stefan Fromm den ersten Preis den Universitäten Bonn und Genf und Zukunft gesammelt. Graduate School of Economic and Soci- für ihren Entwurf erhalten. Ihr Vorschlag wurde 1985 in Bonn promoviert. 1997 al Sciences (GESS) und das Team der sieht fünf Gebäude vor – darunter ein habilitierte er sich bei Paul Kirchhof an Neubau der Mannheim Stabsstelle Gleichstellung und soziale Sportzentrum und ein Gebäude für die der Universität Heidelberg. Seit 1995 ist Business School eröffnet Vielfalt einen neuen Arbeitsplatz. Sie Philosophische Fakultät – die sich ent- der Jurist an der Universität Mannheim Was bislang nicht mehr als ein alter forschen und arbeiten in den über 150 lang der Bismarckstraße säumen. Die tätig, seit 1999 als Inhaber des Lehr- Kohlenkeller war, ist seit kurzem Heimat Doppel- und Großraumbüros des For- Grünfläche mit Büschen und Bäumen stuhls für Öffentliches Recht, Finanz- und des Studien- und Konferenzzentrums schungs- und Lehrgebäudes in B6. Für auf dem Gelände des Friedrichsparks Steuerrecht, Öffentliches Wirtschafts- der Mannheim Business School. Die un- Studierende sind neue Seminarräume wollen die Architekten größtenteils er- recht und Medienrecht. Seit 2012 ist terirdischen Räume im Westflügel des und Hörsäle sowie ein offener Raum halten. Unterführungen sollen das neue er Prorektor für Studium und Lehre im Schlosses – durch eine Glasfront mit mit farbenfrohen Gruppenarbeitsplätzen Areal außerdem mit der Rheinpromena- Rektorat der Universität Mannheim. (KB) dem Schlosspark verbunden – wurden entstanden. de verbinden. (LS) FORUM 1|2018 8–9 PROFIL Universität begründet Deutsches Integrations- und Migrations- zentrum mit

Das Mannheimer Zentrum für Eu- ropäische Sozialforschung (MZES) beteiligt sich am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM). Das neue Forschungszentrum des Bundes soll die Expertise von sieben wissenschaftlichen Instituten mit besonderer Kompetenz in der Integrations- und Migrationsforschung bündeln. Von Mannheimer Seite ist der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Frank Kalter in die Leitung des DeZIM berufen worden. Unterstützung beim Aufbau des Weitere Zehn Zentrums erhält die Universität Mann- Millionen für heim vom Land Baden-Württemberg, mit Sonder- dessen Hilfe eine neue Professur für Prof. Dr. Christoph Rothe / Foto: Elisa Berdica Dekanwechsel Migration und Integration an der Fakultät forschungs- für Sozialwissenschaften entstehen wird. bereich 884 an der WIM-Fakultät Hochdotierte EU-Förderung für Mannheimer Ökonom Die bisherige Arbeit hat die Gutachter Zum 15. September 2017 hat Dr. Bernd Fakultät neue Kontakte zur Wirtschaft überzeugt: Die Deutsche Forschungs- Lübcke den Posten des Dekans an der herstellen und sie bei der Einwerbung gemeinschaft fördert den Sonderfor- Fakultät für Wirtschaftsinformatik und von Drittmitteln unterstützen“, sagt Lüb- Der Statistik-Experte Prof. Dr. Christoph Inzwischen ist sie eines der am häufigs- schungsbereich 884 „Political Economy Wirtschaftsmathematik cke. „Mein Anspruch Rothe hat einen Consolidator Grant des ten verwendeten Instrumente der empiri- of Reforms“ (SFB) für weitere vier Jahre (WIM) übernommen. Er ist, einen Beitrag zur Europäischen Forschungsrates (ERC) in schen Wirtschaftsforschung – vor allem, in vollem Umfang mit zehn Millionen folgt damit auf Prof. Dr. Weiterentwicklung Höhe von 880.000 Euro erhalten. Mit wenn man kausale Zusammenhänge Euro. Der 2010 gegründete SFB erhielt Heinz Jürgen Müller nach und Attraktivität der Hilfe der Förderung will er in den kom- erforschen will, aber nicht experimentie- bereits 2014 eine Verlängerung und hat dessen sechsjähriger Fakultät für Lehrende menden vier Jahren die so gennannte ren kann. nun die Zusage für die dritte und letzte Amtszeit. und Studierende zu Regressions-Diskontinuitäts-Analyse Phase erhalten. leisten und, aufbauend Prof. Dr. Frank Kalter / Foto: AfP Asel – eine neue Methode der empirischen Seit Juli 2017 ist Rothe Professor für Nach einem Studium der auf dem Bestehenden, Wirtschaftswissenschaften – verbessern Statistik an der Fakultät für Volkswirt- Am SFB 884 untersuchen Mannheimer Mathematik und Physik gemeinsam mit ihnen „Bei Themen wie Migration, Integration und ihre Anwendungsmöglichkeiten schaftslehre der Universität Mannheim. Wirtschafts- und Politikwissenschaft- an den Universitäten Mar- Ideen für eine zu- und Partizipation zählt die Universität erweitern. Nach Professuren an der Toulouse ler unter der Leitung von Prof. Dr. burg, Heidelberg und Sie- kunftsweisende Strate- Mannheim mit dem Mannheimer Zen- School of Economics und der New Yorker Thomas König die Gründe für Erfolg und gen und seiner Promotion gie zu entwickeln.“ trum für Europäische Sozialforschung Viele staatliche Gesetze und Regulie- Columbia University kam er zurück nach Scheitern von Reformen. In den kom- in Reiner Mathematik war schon seit Längerem zu den Top- rungen sind so konzipiert, dass an einer Mannheim, wo er 2009 promoviert menden vier Jahren sollen neben dem Lübcke 30 Jahre lang als Lübckes Vorgänger, Adressen für Forscher aus ganz Europa bestimmten Schwelle eine Änderung wurde. Rothes Schwerpunkt ist die Öko- erfolgreichen Abschluss aller Teilprojekte Manager in Unternehmen Prof. Dr. Heinz Jürgen und darüber hinaus“, sagt Rektor Ernst- greift: Wer beispielsweise mehr als 450 nometrie – ein Teilgebiet der Wirtschafts- zwei wichtige Ziele erreicht werden: Die tätig – darunter zwölf Jah- Müller, war der erste Ludwig von Thadden. „Dass das MZES Euro verdient, ist voll versicherungs- und wissenschaften, das die ökonomische gewonnen Ergebnisse sollen verstärkt in re in unterschiedlichen hauptamtliche Dekan eines der sieben Gründungsmitglieder steuerpflichtig. Arbeitslosenunterstüt- Theorie sowie mathematische Methoden die öffentlichen Reformdebatten einge- Führungspositionen bei der WIM-Fakultät. der DeZIM-Gemeinschaft ist, belegt zung steht nur Menschen mit einem und statistische Daten zusammenführt. bracht und die Forschungsstrukturen, die Continental, als IT-Direktor bei Goodyear Während seiner Amtszeit von 2011 bis einmal mehr das hohe Ansehen, das Lohn unterhalb dieser Grenze zu. Die Der ERC wählt jedes Jahr die vielver- der Sonderforschungsbereich dann über Dunlop Tires, als Vorstand des Bereichs 2017 brachte er gezielt die Internatio- die Mannheimer Sozialforschung unter RD-Analyse setzt genau an solchen sprechendsten Forschungsprojekte aus, insgesamt zwölf Jahre aufgebaut hat, IT und Logistik beim Baumarktunterneh- nalisierung in der Fakultät voran, unter Experten genießt – nicht nur in der Wis- Schwellen an und ermöglicht es, Kandi- um sie mit einem Consolidator Grant zu langfristig gesichert werden. Besonderes men Hornbach und als CIO der Messe anderem mit neuen Austauschformaten senschaft, sondern auch in der Politik.“ daten zu vergleichen, die knapp darüber fördern. Die Preise richten sich an ex- Merkmal dieser Strukturen ist die För- Frankfurt AG. wie „Research Internships“. Auch an Ziel des bundesweiten Netzwerks oder darunter liegen. So lässt sich etwa zellente Wissenschaftlerinnen und Wis- derung und Integration von Nachwuchs- der Einführung des neuen Masterstu- ist es, Forschungslücken zur Flücht- herausfinden, wie sich der Bezug von senschaftler, deren Promotion zwischen wissenschaftlern in Forschungsteams, In seiner neuen Funktion als Dekan sieht diengangs „Mannheim Master in Data lingsthematik, zu europäischen und Arbeitslosenunterstützung auf die Dauer sieben und zwölf Jahren zurückliegt. die über Disziplin- und Ländergrenzen sich Lübcke in erster Linie als Moderator Science“ und der Initiierung von MITRA globalen Migrationsbewegungen und zu der Arbeitslosigkeit auswirkt. Diese neue Rothe ist der sechste Wissenschaftler hinausgehen. (RED) innerhalb der Fakultät und Botschafter (Mannheim Interdisciplinary Trust Re- Integrationsfragen zu schließen und eine Methode ist erst in den vergangenen 15 an der Universität Mannheim, der einen nach außen: „Gern möchte ich in Zu- search Alliance) war Müller maßgeblich wissenschaftsbasierte Politikberatung zu Jahren systematisch entwickelt worden. ERC Grant erhalten hat. (YK) Mehr dazu auf Seite 35. sammenarbeit mit den Lehrstühlen der beteiligt. (LS) etablieren. (NH) FORUM 1|2018 10–11 PROFIL Die Universität Mannheim in den aktuellen Rankings 10 Jahre Dokto- randenausbil- dung auf höchs- THE-Ranking: Unter den besten zwölf Masterrankings: BWL an der Spitze tem Niveau Prozent weltweit Im Financial Times (FT) Master in Im aktuellen Times Higher Education Management Ranking konnte der Rund 1.500 Bewerbungen pro Jahr, (THE) World University Ranking erreicht Studiengang „Mannheim Master 233 abgeschlossene Promotionen, Pro- die Universität Mannheim Platz 125 von in Management“ (MMM) seine movierende aus über 40 verschiedenen 1.102 bewerteten Universitäten welt- Vorjahres-Position um zwei Plätze Ländern: Seit ihrer Gründung 2007 hat weit. In den Fächerrankings verbessert verbessern und erreicht weltweit Rang die von der Exzellenzinitiative geförderte sie sich im Bereich Wirtschaftswissen- 12. Neben dem Studiengang wurden Graduate School of Economic and Social schaften um 3 Ränge auf Platz 20, in auch einzelne Studienfächer gerankt: Sciences (GESS) viel erreicht. Die GESS den Sozialwissenschaften von Rang 55 In „Economics“ erreichte der MMM bildet angehende Forscherinnen und im vorhergehenden Jahr auf Rang 31, international die Spitzenposition, in Forscher im Rahmen einer strukturierten in der Psychologie belegt sie Platz 90. „Organizational Behavior“ Rang 2, Doktorandenausbildung aus, mit Fokus Das THE Ranking ist das weltweit ein- in „Finance“ Rang 7. Auch in der auf empirische und quantitative Metho- zige Ranking, das forschungsintensive aktuellen Studierendenbefragung des den und nach besten internationalen Universitäten in ihren Kernaufgaben Centrums für Hochschulentwicklung Standards. Die Promovenden studieren Lehre, Forschung, Forschungseinfluss, (CHE) sind die Bewertungen für den an einem von drei integrierten Dokto- SFB-Sprecher für den Standort Mannheim: Prof. Dr. Martin Peitz Foto: Elisa Berdica Wissenstransfer und Internationalisie- MMM außerordentlich gut: Als einzige randenzentren für Volkswirtschaftslehre, rung insgesamt bewertet. staatliche Universität neben der Uni- Betriebswirtschaftslehre und Sozial- versität Göttingen erreicht Mannheim wissenschaften. „Dieser inhaltliche in fünf Hauptkategorien ausschließlich Zuschnitt gepaart mit einem Fokus auf Neuer Sonderforschungsbereich Spitzenbewertungen und steht damit Interdisziplinarität und wissenschaftliche Wirtschaftswoche: deutschlandweit an erster Stelle. Exzellenz macht die GESS als Graduier- untersucht Zukunftsfragen der Mannheimer Alumni haben tenschule in Deutschland einzigartig“, Ökonomie hervorragende Karrierechancen sagt Geschäftsführerin Dr. Nora Berning.

In der aktuellen Personalerbefragung Handelsblatt: Forschungsstärkste Anders als bei der Individualpromotion Wie lässt sich Chancengleichheit and Financial Stability“ umfasst drei der Wirtschaftswoche gab über ein VWL-Fakultät Deutschlands lernen die Doktoranden an der GESS fördern? Wie sollten Märkte angesichts Säulen: Familien- und Bildungspolitik, Drittel der Befragten an, dass die BWL- von mehreren Doktorvätern und -müt- der Internationalisierung und Digitali- Internationalisierung und Digitalisierung, Absolventinnen und -Absolventen der Das Handelsblatt hat in seinem ak- tern, können sich mit Promovierenden sierung reguliert werden? Wie kann ein sowie Regulierung von Finanzmärkten. Universität Mannheim ihre Erwartungen tuellen VWL-Ranking die Mannheimer ihrer Kohorte über Forschungsprojekte stabiles Finanzsystem gestaltet werden? Sonderforschungsbereiche sind langfris- am besten erfüllen. Die Mannheimer Abteilung erneut als forschungsstärks- austauschen. „Dadurch sind unsere Stu- Antworten auf diese Fragen wird ein tige, auf bis zu zwölf Jahren angelegte BWL ist damit seit 2002 zum 14. Mal te volkswirtschaftliche Fakultät in dierenden im Schnitt besser und breiter neuer Sonderforschungsbereich (SFB) an Forschungseinrichtungen der Hochschu- Spitzenreiter. Auch der VWL und der Deutschland ausgewiesen. Nach 2011 ausgebildet als Promovierende, die an den Universitäten Bonn und Mannheim len. Sie ermöglichen die gemeinsame Wirtschaftsinformatik wird bescheinigt, und 2013 nimmt sie damit zum dritten einem einzigen Lehrstuhl promovieren“, geben. Die Deutsche Forschungsgemein- Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller hervorragende Alumni auszubilden: Sie Mal innerhalb von sechs Jahren die sagt Prof. Dr. Edgar Erdfelder, Leiter der schaft (DFG) fördert das Forschungspro- und aufwendiger Forschungsvorhaben, erzielten Rang 3 mit jeweils 15 Prozent führende Position in Deutschland ein. GESS. Der Erfolg der letzten zehn Jahre gramm in den nächsten vier Jahren mit dienen der institutionellen Schwerpunkt- (VWL) und 18 Prozent (Wirtschaftsin- Das hat noch keine andere Fakultät er- zeigt sich auch auf dem Arbeitsmarkt. rund neun Millionen Euro. und Strukturbildung und bestehen aus formatik) der Nennungen. Für die rund reicht. Das Handelsblatt-Ranking wird „Fast drei Viertel unserer Absolventinnen einer Vielzahl von Teilprojekten. (RED) 500 Personalverantwortlichen deutscher alle zwei Jahre erstellt. Es basiert auf und Absolventen entscheiden sich nach Der neue SFB „Economic Perspectives Unternehmen zählte unter anderem, ob den Publikationsleistungen der Wis- ihrer Promotion für eine wissenschaft- on Societal Challenges: Equality Mehr dazu auf Seite 37. die Absolventen Erfahrung in der Projekt- senschaftlerinnen und Wissenschaftler liche Karriere“, sagt Dr. Nora Berning. of Opportunity, Market Regulation, arbeit haben, zweisprachig ausgebildet in den letzten zehn Jahren und gilt im „Sie erhalten unter anderem Positionen sind, aktuelle Probleme der Branche ken- deutschsprachigen Raum als das füh- als Assistenzprofessorinnen und -pro- nen und Lösungsansätze dafür finden. rende Forschungsranking in der VWL. fessoren an renommierten Forschungsin- stituten oder Universitäten, wie der Immer aktuell informiert: Abonnieren Sie kostenlos den Newsletter Universität St. Gallen, Tilburg, Yale oder der Universität Mannheim mit allen Neuigkeiten, Veranstaltungen der London School of Economics.“ (LS) und Terminen im Überblick. www2.uni-mannheim.de/newsletter Mehr dazu auf Seite 30. FORUM 1|2018 12–13 SCHWERPUNKT

SCHWERPUNKT 1|2018

FOTOGRAF: ELMAR WITT

Mit der Faszination für Bildbearbeitung SCHWERELOS fing alles an: Als Schüler erlag Elmar Witt zunächst dem Photoshop-Zauber. Was Stipendien an der Universität Mannheim bewegen Als Retusche und Montage dem damals 15-Jährigen nicht mehr ausreichten, bekam er von seinem Vater – ebenfalls ein Fotograf – seine erste Spiegelreflex- kamera geschenkt. Der Grundstein für Text: Linda Schädler 165 Deutschlandstipendien sind für leistungsstarke und eine Fotografenlaufbahn war gelegt. engagierte Studierende Anerkennung und finanzielle Förderung Nach seiner Ausbildung, die ihn zeit- zugleich; 58 Sportstipendien unterstützen Spitzensportler bei weise in den hohen Norden verschlug, tipendien befreien Studierende von so mancher Last: der Doppelbelastung zwischen Studium und Sport; 8 Bronn- und Assistenzjahren bei renommier- Sie geben ihnen finanzielle Sicherheit, schaffen Frei- bacher Stipendien vermitteln zukünftigen Führungskräften ten Fotografen in der Region machte Sräume für Studium, Leistungssport oder gesellschaftli- kulturelle Kompetenzen; mehr als 40 Stipendien im Jahr halten sich Elmar Witt 2012 als Fotograf und ches Engagement. Sie vermitteln Zugang zu Netzwerken, zei- GESS-Promovenden beim Forschen den Kopf frei; 12 Mannhei- Bildbearbeiter mit den Schwerpunkten gen neue Perspektiven auf oder eröffnen Bildungschancen. mer Chancenstipendien geben jungen Menschen in Notlagen Porträt- und Werbefotografie selbststän- Schon seit 1908 – ein Jahr nach Gründung der damaligen die Möglichkeit, an der Universität Mannheim zu studieren; und dig. 2016 hat der gebürtige Weinheimer Handelshochschule – werden an der Universität Mannheim hunderte von Auslandsstipendien ermutigen Mannheimer Stu- seinen Schaffensmittelpunkt nach Stipendien an vielversprechende Studierende vergeben. Doch dierende jedes Jahr, internationale Erfahrungen an Partneruni- Mannheim verlegt. Zu seinen Kunden lange Zeit bleiben Stiftungen, private Förderer und öffentliche versitäten im Ausland zu sammeln. Und auch bei unabhängigen gehören kleine und große Unternehmen Institutionen in ihren Anstrengungen Einzelkämpfer. Stipendiengebern wie der Studienstiftung des deutschen Volkes in der Region. setzen sich die Mannheimer Studierenden durch: Mit über 120 Zu ihrem 100-jährigen Jubiläum entscheidet sich die Univer- Stipendiatinnen und Stipendiaten gehört die Universität Mann- Elmar Witt liebt die Inszenierung, sität Mannheim, die Kräfte ihrer Unterstützer zu bündeln: der heim für die Studienstiftung zu den fünf Universitäten mit der markante Porträts sind sein Stecken- Startschuss für ein breites, hochschuleigenes Stipendienan- höchsten Stipendienquote in Deutschland. pferd. Dabei geht es ihm gebot. Im ersten Jahr werden zunächst 124 leistungsstarke nie darum, Menschen und Studierende mit der Hilfe privater und öffentliche Förderer Das lateinische Wort stips steht für Spende – und Gewinn. Motive glattzubügeln oder zu von den Studiengebühren entlastet. Doch schnell kommt Ein Gewinn ist ein Stipendium nicht nur für die Mannheimer verfremden. Vielmehr nutzt er ein Stipendium nach dem anderen, ein Förderer nach dem Stipendiatinnen und Stipendiaten, sondern auch für die Lichtführung, Farbgebung und anderen hinzu. Stipendiengeber und die Universität. Jede ausgezeichnete gezielte Nachbearbeitung, um Stipendiatin und jeder Stipendiat an der Universität Mann- Stimmung und Charakter per- Heute erleichtert die Universität Mannheim gemeinsam mit heim zeigt: Hier studieren begabte junge Menschen, die fekt herauszuarbeiten. Für die ihren vielen Unterstützern hunderten von Studierenden das den Willen haben, weiterzukommen und etwas zu bewegen. FORUM-Fotostrecke hat er so Leben – durch speziell zugeschnittene Stipendienprogram- Herausragende Persönlichkeiten, die es wert sind, dass man Stipendiatinnen und Stipen- me. Die Bandbreite der Stipendien ist besonders: ihnen die ein oder andere Last von den Schultern nimmt. diaten im Schloss Mannheim Julian Otchere, Sportstipendiat, Bachelor Wirtschaftsinformatik zum Schweben gebracht. FORUM 1|2018 14–15 SCHWERPUNKT

FORUM: Leistungsstipendien wie die Stipendien der Begab- zu engagieren und zu verantwortungsbewussten Menschen tenförderungswerke oder das Deutschlandstipendium stehen heranzuwachsen. immer wieder in der Kritik, Studierende aus bildungsnahen Haushalten zu begünstigen und die Bildungsungleichheit Überblick FORUM: Viele Universitäten hatten in den ersten Jahren Pro- zwischen Akademiker- und Nicht-Akademikerkindern weiter zu bleme, genügend Förderer für das Deutschlandstipendium zu vergrößern. Ist das aus Ihrer Sicht ein berechtigter Kritikpunkt? begeistern. Nicht jedoch die Universität Mannheim. Sie konnte zu Beginn sogar über das vorgegebene Kontingent hinaus Stipendi- Puhl: Ich finde es durchaus berechtigt, Eliten zu fördern. Ein en vergeben. Was hat diese Uni anders gemacht als andere? Gemeinwesen, das keine verantwortungsbewussten Eliten „Ein starkes Signal hat, läuft Gefahr zu scheitern. Wir brauchen Eliten und vor Puhl: Wir haben unser Umfeld schon immer gepflegt und allem solche, die ihre Fähigkeiten und ihr Kapital so einset- hatten früh ein breites Netzwerk von Leuten, die sich der zen, dass sie nicht nur das eigene Portemonnaie, sondern Universität verbunden fühlen. Die Freunde der Universität auch das Gemeinwohl fördern. Wenn wir uns aber fragen, wer für Mannheim“ Mannheim pflegen seit den 50er Jahren das Unternehmens- denn das Potenzial hat, zu so einer Elite zu gehören, dann netzwerk und sind bis heute der größte Stipendiengeber. sollten wir auf die richtigen Indikatoren setzen. Natürlich ist ABSOLVENTUM dagegen war bei seiner Gründung 1995 das es so, dass Kinder aus doppelten Akademiker-Haushalten erste Absolventennetzwerk in Deutschland. Das war eine im Studium statistisch am erfolgreichsten sind. Die Herkunft Prof. Dr. Thomas Puhl, Prorektor für Studium und Lehre Foto: Elisa Berdica Idee, die wir ein wenig von den Amerikanern abgekupfert hat- ist also noch immer oft entscheidend für den Studienerfolg. ten. Diese Vernetzung mit der Gesellschaft und vor allem mit Wenn junge Menschen aber aus schwierigen Verhältnissen den Alumni ist ganz wichtig. Die Amerikaner sagen nicht: „Ich kommen und nicht bei einem Abiturschnitt von 1,0 gelandet Das 100-jährige Uni-Jubiläum zahle meine Steuern und damit habe ich meine Schuldigkeit sind, haben sie vielleicht trotzdem mehr Potenzial – weil sie gab 2007 den Startschuss: getan.“ Sie fühlen eine Verpflichtung derE inrichtung gegen- auf dem Weg dorthin Hindernisse zu überwinden hatten, die Um die besten Studieren- Initiative einer einzelnen über, die sie gefördert und stark gemacht hat – bis in die dreimal so groß waren. Das lässt erwarten, dass sie auch den von den damals frisch Familie entstanden, der die nächste Generation. Glücklicherweise findet dieser Gedanke künftig besonders viel aus sich „herausholen“. Damit es eingeführten Studien- berufliche Zukunft junger auch in Deutschland eine wachsende Verbreitung. nicht zu einer ständigen Reproduktion der gleichen Eliten gebühren zu entlasten, Spitzensportler sehr wichtig kommt und anderes Potenzial brach liegt, müssen wir uns in entschloss sich die ist. Das Bronnbacher FORUM: Was bewegt Menschen, Unternehmen oder Einrich- den Auswahlgremien die Lebensläufe unter diesem Aspekt Universität Mannheim, Stipendium wurde vom tungen dazu, Stipendienprogramme zu unterstützen? genau anschauen. ein hochschuleigenes Sti- Kulturkreis der deutschen Puhl: Das ist sehr unterschiedlich. Unternehmen können pendium aufzubauen. Was Wirtschaft angestoßen, den Wunsch haben, gute Leute zu finden und Kontakte zu FORUM: Seit vergangenem Herbst gibt es ein neues Stipendi- mit nur einem Programm einem Verein, der künftigen Studierenden herzustellen. Oder sie fördern ein bestimmtes um an der Universität Mannheim: das Mannheimer Chancen- begann, hat sich über Führungskräften einen Sinn Studienfach, einfach weil sie dieses für bedeutend halten. stipendium. Es soll begabte Studierende unterstützen, die sich die Jahre zu einem breiten für künstlerische Prozesse und Ein anderer hat eine erfolgreiche Firma aufgebaut, weil er bei in finanziellen Notlagen befinden. Ist das ein Versuch, dieses Angebot entwickelt. Wozu es Denkweisen vermitteln möchte. uns eine gute Ausbildung genossen hat, und möchte jetzt mit Potenzial besser auszuschöpfen? überhaupt Stipendien braucht, Zusammengenommen geht von un- einem Stipendium etwas zurückgeben. So hat jeder Mäzen was Förderer dazu bewegt, jungen serem bunten Stipendien-System so frei entschieden, eigene Schwerpunkte zu setzen und ganz Puhl: Ja, deswegen halte ich das Mannheimer Chancen- Menschen ein Studium zu finanzie- ein gemeinsames, enorm starkes Signal persönliche Anliegen umzusetzen. Und dass die Leute das stipendium der Stiftung Universität Mannheim für ein ren, und warum Stipendien auch denen für Mannheim aus, das zeigt: Wir haben tun, ist in jedem Einzelfall hoch anzuerkennen. wichtiges Ergänzungselement unseres Stipendiensystems. zu Gute kommen, die keins haben – darüber gute Leute, die wir in ihrer Vielfalt fördern und in Es darf nicht sein, dass jemand nicht studieren kann oder sprach FORUM mit Prof. Dr. Thomas Puhl, Prorektor für ihren unterschiedlichen Belangen ernst nehmen. FORUM: Haben auch andere Studierende etwas von der ho- schlechtere Studienbedingungen hat, nur weil der finanzielle Studium und Lehre. hen Stipendiendichte an der Universität Mannheim? Hintergrund in der Familie nicht so stimmt. Das Chancen- FORUM: Stipendien verbinden viele in erster Linie mit finanzi- stipendium soll diejenigen auffangen, die durch die sozia- eller Förderung. Sind sie mehr als ein Taschengeld für fleißige Puhl: Das sehe ich schon so. Wenn wir einen besonders ho- len Maschen unseres Systems fallen – meistens sind das Interview: Katja Bär und Linda Schädler Studierende? hen Anteil an Stipendiaten haben, dann ist das ein Beleg da- Studierende aus Nicht-EU-Ländern, die keinen Anspruch auf für, dass viele der besten Köpfe bei uns landen. Schauen wir BAföG haben, aber vereinzelt auch deutsche Studierende, bei Puhl: Die ideelle Förderung spielt – nicht nur bei vielen uns beispielsweise die Studienstiftung des deutschen Volkes denen mehrere widrige Umstände zusammenkommen. FORUM: Herr Professor Puhl, in den vergangenen zehn Jahren Stipendiengebern, sondern auch für die Studierenden – oft an. Bei denen sind wir derzeit unter den fünf Prozent der er- ist viel passiert. Heute hat die Universität Mannheim als eine eine entscheidende Rolle. Beispielhaft dafür ist etwa die folgreichsten Universitäten in Deutschland: 1,25 Prozent un- FORUM: Ist in nächster Zeit ein weiterer Ausbau der Stipendi- von wenigen deutschen Hochschulen ein eigenes Stipendien- gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit unterschied- serer Studierenden bekommen ein Stipendium der Studien- en geplant? system: Sie fördert akademische und sportliche Leistung, lichsten Kunstformen beim Bronnbacher Stipendium oder stiftung. Der bundesdeutsche Durchschnitt liegt dagegen bei Studierende in finanziellen Notlagen, kulturelle Bildung und die Koordinationshilfe für Spitzensportlerinnen und Spitzen- nur 0,34 Prozent. Das ist eine Art Ranking, das zeigt: Unsere Puhl: Da wir auf das Engagement privater Förderer angewie- Auslandsaufenthalte. Steckt hinter dieser ganzen Vielfalt auch sportler, die sich der Doppelbelastung von Leistungssport Studierenden sind klasse. Und das wiederum ist gegenüber sen sind, ist das schwer zu sagen. Die Universität selbst eine Strategie? und akademischer Ausbildung aussetzen. Die Tragweite der Bewerbern, aber auch gegenüber zukünftigen Professoren ein darf aus Steuermitteln keine Stipendien vergeben, da wir finanziellen Förderung sollte man jedoch auch nicht unter- gutes Argument: „Wenn ihr schlaue Studierende haben wollt, unsere Gelder nur für die vom Landeshaushalt vorgegebenen Puhl: Jedes unserer Stipendien hat gewiss eine ganz eigene schätzen. Sie ist für Studierende und Doktoranden nach wie mit denen es Spaß macht zu arbeiten, dann müsst ihr nach Zwecke verwenden dürfen. Was wir aber tun können, ist in Entstehungsgeschichte und geht auf die Initiative unter- vor wichtig, da sie sonst unter dem Druck stehen, arbeiten Mannheim kommen.“ Das ist ein wechselseitiger Verstär- der Öffentlichkeit den Gedanken zu fördern, dass es lohnend schiedlicher Förderer zurück. Nehmen wir beispielsweise das oder bei ihren Eltern „betteln“ zu müssen. Ein Stipendium kungsmechanismus, von dem alle profitieren. Und natürlich ist, sich privat zu engagieren und in künftige Generationen Deutschlandstipendium. Das ist der vom Bund finanzierte bedeutet ein Stück Unabhängigkeit und schafft Freiräume. nimmt jeder Absolvent den guten Ruf Mannheims mit – etwa zu investieren. Der Gedanke der generationenübergreifenden Nachfolger unseres ersten Stipendiums, das die Universi- Und das ist uns als Universität ein besonderes Anliegen: Wir ins Bewerbungsgespräch bei seinem künftigen Arbeitgeber. Solidarität ist in Deutschland noch nicht weit genug verbrei- tät 2007 mithilfe ihrer guten Kontakte in die Wirtschaft, zu möchten nicht nur, dass unsere Studierenden sich ein pro- Wenn diese „Marke Mannheim“ stimmt, tut das also jedem tet. Wenn wir da einen Kulturwandel schaffen, dann ist nach den Freunden der Universität und ABSOLVENTUM auf den fundes Wissen in ihrem Fach aneignen, sondern auch, dass gut, der bei uns seinen Abschluss macht. oben noch viel möglich. Weg gebracht hat. Das Sportstipendium wiederum ist auf sie den Kopf frei haben, um sich außerhalb des Studiums FORUM 1|2018 16–17 SCHWERPUNKT

sie. Die meisten Stipendien stiftet die Vereinigung „Freunde che Aufgabe, indem wir die Studierenden dabei unterstützen, der Universität Mannheim“. Im aktuellen Jahr vergibt sie 17 ihren Fokus auf das Studium und ihr Engagement richten zu Stipendien, die an Studierende aller Fakultäten vergeben können“, ergänzt sie. werden. Wirtschaft und Gesellschaft Die BWL-Studentin Weihua Wang weiß das zu schätzen: „Das Der Ruf der Universität Mannheim ist gut, die Absolventen Stipendium ist sehr wertvoll. Durch die finanzielle Unter- sind begehrt. Das macht auch die Studierenden für Unter- stützung sind wir Stipendiaten weniger auf einen Nebenjob nehmen attraktiv: Sie sehen das Stipendium zum einen als angewiesen und erhalten einen größeren Gestaltungsfrei- Engagement für eine Form gesellschaftlichen Engagements, zum anderen als raum.“ Wang selbst, deren Stipendium anteilig von der BASF Möglichkeit, sich als potenzieller Arbeitgeber zu präsentieren. finanziert wird, nutzt diesen gleich für mehrere Ehrenämter. „Die Studierenden, die für das Stipendium ausgewählt werden, Seit vielen Jahren engagiert sich die gebürtige Chinesin, die zeichnen sich durch Engagement, gute Noten und Leistung mit acht Jahren nach Deutschland kam, beim chinesischen Engagierte aus. So kommen wir gezielt mit jungen Menschen in Kontakt, Kulturzentrum Rhein Neckar e.V., dessen stellvertretende die Eigenschaften mitbringen, auf die wir auch bei zukünfti- Vorsitzende sie ist. Darüber hinaus ist sie politisch aktiv. Seit gen Mitarbeitern Wert legen“, sagt Ute Richter vom Bereich 2014 sitzt sie für die Grünen im Stadtrat von Schwetzingen, Talent Acquisition bei der BASF. Auch der Stipendiengeber hat die Grüne Jugend Kurpfalz-Hardt gegründet und ist seit von Debora Nöltner, der Industriedienstleister Bilfinger, nutzt einem Jahr Sprecherin im Kreisvorstand. In Kürze wird sie ihr das Stipendium als Rekturierungsinstrument. „Durch einen Masterstudium abschließen. Dass sie von dem Stipendium 165 Deutschlandstipendien hat die Universität regelmäßigen Austausch in Form von Mails, Telefonaten und auch über das Studium hinaus profitieren wird, davon ist sie Mannheim im aktuellen Studienjahr vergeben. persönlichen Treffen erhalten unsere Stipendiaten erste Einbli- überzeugt: „Es hat eine Signalwirkung, wenn man das Stipen- cke in das Unternehmen, welche durch Praktika und Werk- dium bekommen hat.“ Mit ihrer Einschätzung dürfte Wang Das Stipendium honoriert nicht allein hervorra- studententätigkeiten vertieft werden können“, erklärt Julia richtig liegen, denn die Unternehmen wissen: Wer durch das gende Noten, sondern auch gesellschaftliches Schäfer vom Talent Management bei Bilfinger. G„ leichzeitig Programm gefördert wurde, hat schon während des Studiums Engagement. sehen wir unsere Beteiligung am Programm als gesellschaftli- vollen Einsatz bewiesen.

Text: Katja Bauer

ehr gute Noten, Praktikum in einer Großkanzlei und Bachelorarbeit nach dem vierten Semester – was S Debora Nöltner in ihrem Studium zur Unternehmensju- ristin leistet, ist eindrucksvoll. In ihren Semesterferien betreut sie außerdem Demenzkranke in der Sozialstation Neckarau- Almenhof und engagiert sich in einer Ballettgruppe. Das vom Bund initiierte Deutschlandstipendium ist für Studierende wie sie gemacht: Wer herausragende universitäre Leistungen er- bringt und sich darüber hinaus gesellschaftlich engagiert oder besondere Hürden auf dem Lebensweg überwinden musste, hat gute Chancen, gefördert zu werden.

Seit vergangenem Herbst ist Nöltner nun Deutschlandstipen- diatin. Über die Anerkennung freut sich die 22-Jährige: „Es ist eine schöne Auszeichnung und eine Bestätigung für das, was man bisher geleistet hat.“ Jedes Jahr vergibt die Universität Mannheim rund 170 dieser Stipendien. Die Idee ist nicht ganz uneigennützig: Deutschland braucht leistungsfähigen Nach- wuchs. Das sehen auch die Unternehmen so und beteiligen sich ebenso wie der Bund jeweils zur Hälfte finanziell am Stipendium. 300 Euro bekommen die Stipendiaten monat- lich – mindestens für ein Jahr, längstens für die Dauer der Regelstudienzeit.

Die privaten Stipendiengeber, die das Stipendium zur Hälfte finanzieren, muss jede Universität selbst akquirieren. Das ist die Aufgabe von Lisa-Marie Lindner. „Die Universität Mann- heim hat bereits 2007 ein Stipendiensystem aufgebaut und dieses dann 2011 auf das Deutschlandstipendium umge- stellt. Von Beginn an konnten wir Unternehmen, Stiftungen,

aber auch Absolventen und private Förderer aus der Region Weihua Wang, Deutschlandstipendiatin, dafür gewinnen, sich am Programm zu beteiligen“, berichtet Mannheim Master in Management FORUM 1|2018 18–19 SCHWERPUNKT

KuLTUR Mit Kunst an die eigenen Grenzen gehen

Seit 2004 vergibt der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft an der Universität Mannheim das Bronnbacher Stipendium. Ein Jahr lang lernen Stipendiatinnen und Stipendiaten in Workshops mit renommierten Künstlern und Kulturschaffen- den kreativer zu denken, sich auf Neues einzulassen und auch hin und wieder die Kontrolle abzugeben – Kompetenzen, die sie als zukünftige Führungskräfte gut gebrauchen können. Rebecca Ullrich, Bronnbacher Stipendiatin, Absolventin Das Bronnbacher Stipendium des Mannheim Master in Management Das Stipendium richtet sich an Masterstudierende und Promovierende der Wirtschafts- und Rechtswissenschaf- Text: Linda Schädler ten, die zum Start des Stipendiums an der Universität eingeschrieben sind. Bei besonderer Qualifikation kön- nen sich auch Bachelor-Studierende bewerben. Bewerbe- rinnen und Bewerber sollten sich fachlich und persönlich s ist bereits dunkel im Frankfurter Bahnhofsviertel, als Rechtswissenschaften künstlerische Prozesse näherbringen schleift, ein Fotokopierer heult oder eine Lüftung summt, eilen durch außerordentliche Leistungen auszeichnen und zehn junge Menschen die Straße entlang gehen, im und sie für neue Denkweisen und Perspektiven öffnen will. An sie herbei, um das Geräusch mit ihrem Handy aufzunehmen. zukünftig als Manager oder Unternehmer Verantwortung E Gänsemarsch an Dönerbuden, Baustellen und Blumen- neun Themen-Wochenenden treffen die Stipendiaten eines Zurück im Quartier diskutieren sie die Aufnahmen, schneiden übernehmen wollen. Die nächste Bewerbungsrunde geschäften vorbei. Wie auf Kommando bleiben sie alle paar Jahrgangs, Studierende und Neu-Absolventen der Universität sie zurecht und ordnen sie neu an: Sie erschaffen eine Kom- startet Ende 2018. Minuten gleichzeitig stehen, halten sich zunächst das eine Ohr Mannheim und des Karlsruher Instituts für Technologie, auf position aus typischen Stadtgeräuschen. zu, dann das andere. Ein Kioskbesitzer winkt seinen Kollegen Künstlerinnen und Künstler unterschiedlicher Branchen – von www.bronnbacher-stipendium.de zu sich ans Fenster, um ihm das Spektakel zu zeigen. „Es Literatur und Malerei bis zu Tanz und Musik. Theorie pauken Was solche Erfahrungen bei den Stipendiaten bewirken, das war faszinierend zu erleben, wie viele Geräusche uns täglich steht nicht im Fokus. Stattdessen sollen die Stipendiatinnen untersucht Charlotte Rauth gerade in ihrer Masterarbeit an der umgeben, wie laut sie sind und wie unterschiedlich sie sich und Stipendiaten erleben, was es heißt, selbst Kunst zu Universität Hildesheim. Sie ist selbst Alumna des Bronnba- anhören“, sagt Rebecca Ullrich, 26, Absolventin des Mann- schaffen. cher Stipendiums und möchte überprüfen, ob es seine Ziele heim Master in Management. „Aber ich bin froh, dass wir den tatsächlich erreicht. „Ich bin zwar noch in der Anfangsphase, chenende vor einer leeren Leinwand stand und einfach nicht Audio-Walk erst am Ende des Bronnbacher Jahres gemacht An ihrem letzten Wochenende treffen die Stipendiaten in aber es ist schon jetzt erstaunlich, was viele Alumni berichten. weiterkam, war das für mich ein fast schmerzhafter Moment“, haben. Früher wäre es mir unangenehm gewesen, so viel Frankfurt auf Hannes Seidl, Komponist für Neue Musik. „Wir Sie haben das Gefühl, durch den Austausch mit den Künstlern sagt Christoph-Donatus Sander, Unternehmensjurist-Absolvent Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.“ schaffen es natürlich nicht, an einem Wochenende ein ganzes und der Gruppe kreativer, eigenständiger und empathischer der Uni Mannheim und Rechtsreferendar. „Aber seitdem lasse Stück zu komponieren“, sagt Seidl. „Die Stipendiatinnen und geworden zu sein“, sagt Rauth. „Und dass sie Probleme im ich mich wertfreier auf neue Situationen ein.“ Rebecca Ullrich, Sich überwinden, an die eigenen Grenzen gehen – das ist Stipendiaten bekommen aber ein Bewusstsein für Alltagsklän- Beruf ganz anders angehen.“ die inzwischen bei einem Frankfurter Startup arbeitet, hat für Rebecca Ullrich inzwischen selbstverständlich geworden. ge und einen Einblick in den Prozess des Komponierens.“ das Stipendium dabei geholfen, ihre Stärken und Schwächen Sie ist Stipendiatin des Bronnbacher Stipendiums, einem Nach einer kurzen Einführung ins Thema ziehen sie einzeln Nicht alles planen zu können, auch einmal zu scheitern – das besser kennen zu lernen: „Dass uns das Stipendium einen Förderprojekt des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, durch Straßen und Geschäfte, um Tonmaterial zu sammeln. ist für viele Stipendiaten eine der wichtigsten Erfahrungen geschützten Raum bietet, in dem wir uns einfach ausprobieren das Studierenden und Promovierenden der Wirtschafts- und Sobald in der Nähe ein Rollkoffer über die Bordsteinkante während des Bronnbacher Jahres. „Als ich beim Malereiwo- können, fand ich wahnsinnig wertvoll.“ FORUM 1|2018 20–21 SCHWERPUNKT

Lebensläufe hängen an diesem Tag an einer sen. „Selbstverständlich haben auch Deutsche finanziellen Auch Nini Asatiani aus Georgien ist froh über die finanzielle Pinnwand im Rektorat. Die Mannheimer Absol- Bedarf. Uns wurde jedoch schnell klar, dass gerade die Unterstützung. Die 20-jährige BWL-Studentin, die insgesamt 27venten Normann Stassen und Margitta Frölich internationalen Studierenden unsere Hilfe benötigen.“ Grund sieben Sprachen spricht, hat zwei Jahre lang Vollzeit gear- vom Rheinhyp Unterstützungsfonds sitzen zusammen mit dafür sind auch die Studiengebühren in Höhe von 1.500 beitet, um in Deutschland zu studieren. Weil Nicht-EU-Bürger den anderen Mitgliedern der Auswahlkommission davor. Sie Euro pro Semester, die das Land Baden-Württemberg seit eine eingeschränkte Arbeitserlaubnis haben, konnte Nini sich haben eine schwere Entscheidung zu treffen: Hinter den vergangenem Herbst für Nicht-EU-Bürger erhebt. die erste Zeit nichts dazu verdienen. Ihr Erspartes war nach 27 Lebensläufen stecken 27 Schicksale von Studierenden, einem Jahr weg und auch ihre Eltern können sie nicht unter- die für das neue Mannheimer Chancenstipendium in Frage Osman Suntay ist einer der zwölf Stipendiatinnen und Sti- stützen: Ihr Vater ist auf Arbeitssuche, ihre Mutter Lehrerin kommen. Viele von ihnen stammen aus krisengebeutelten pendiaten, die die Kommission nach intensiver Einzelprüfung – jedoch völlig unterbezahlt. „Wer im Ausland studiert hat, Staaten außerhalb der EU wie Afghanistan, Bangladesch ausgewählt hat. Ohne das Mannheimer Chancenstipendium kann heute aber auch in Georgien einen gutbezahlten Job oder Syrien. „Das hat uns alle sehr getroffen“, sagt Stas- hätte der türkische Student nicht nach Deutschland kommen finden“, sagt sie. „Deshalb will ich unbedingt in Deutschland können. BAföG, Studienkredite oder reguläre Stipendienpro- einen Abschluss machen.“ gramme – was für Studierende aus der EU selbstverständlich ist, ist für Osman außer Reichweite. Und er hat noch ein viel größeres Problem: In seiner Heimat wird er politisch verfolgt. Seine Universität wurde von der Regierung geschlossen, viele „Wenn es uns gelingt, wenigs- seiner ehemaligen Kommilitonen und Professoren sitzen im Gefängnis. Wäre Osman nicht geflohen, hätte man ihn tens ein paar jungen Menschen ebenfalls festgenommen – weil er sich politisch engagierte ein Studium zu ermöglichen, und bei friedlichen Demonstrationen gegen die Medienzensur mitlief. „Das nimmt mich psychisch alles sehr mit“, erzählt er ist schon viel erreicht.“ mit gesenktem Blick. „Die Angst, dass meinen Freunden etwas zustoßen könnte, frisst mich manchmal regelrecht auf. Ich hatte riesiges Glück und bin sehr dankbar, dass ich hier weiter Politikwissenschaft studieren kann.“

SOZIALES

Normann und Marie-Luise Stassen hatten bereits 2016 den Chance Grundstein für das Chancenstipendium gelegt: 100.000 Euro stellten sie der Universität Mannheim für junge begabte Menschen zur Verfügung, die ohne finanzielle Unterstüt- zung nicht studieren könnten. Die Stipendiaten wissen das auf eine Engagement der Unternehmerfamilie zu schätzen. „Ich habe großes Glück, sie kennen gelernt zu haben. Sie geben uns nie das Gefühl, dass sie uns finanzieren. Ganz im Gegenteil bessere – sie ermahnen uns immer dazu, nicht dauernd so furchtbar dankbar zu sein“, sagt Nini und lacht.

Im vergangenen Jahr hat sich dem Stipendium der Stif- Zukunft tung Universität Mannheim noch ein größerer Geldgeber angeschlossen: Der Unterstützungsfonds der ehemaligen Rheinischen Hypothekenbank, mit dem diese einst Mitarbei- Ihre Eltern sind schwer krank, sie werden in ihrer terinnen und Mitarbeiter in Notlagen unterstützte, beteiligt Heimat politisch verfolgt, flohen vor dem Krieg sich mit einer Zustiftung von 1,2 Millionen Euro. Damit ist oder vor Wirtschaftskrisen – zwölf Studierende, die die Finanzierung des Stipendiums nachhaltig gesichert. „Die Idee dahinter passt sehr gut zu unserem Vereinszweck. sich in einer prekären Notlage befinden, fördert die Deshalb haben wir uns entschieden, einen großzügigen Teil Stiftung Universität Mannheim in diesem Jahr erst- unseres Vermögens an die Universität Mannheim und damit mals mit dem Mannheimer Chancenstipendium. in gute Hände zu geben“, erklärt Margitta Frölich, eine der Ermöglicht wird es durch die Spenden und Zustif- ehemaligen Vorstände und Liquidatoren des Vereins. tungen der Marie-Luise und Normann Stassen-Stif- Auch im kommenden Herbst werden Normann Stassen und tung sowie des Rheinhyp Unterstützungsfonds. Margitta Frölich gemeinsam mit Vertretern der Universität wieder Stipendiatinnen und Stipendiaten auswählen. Und auch dann wird die Entscheidung vermutlich wieder nicht Text: Nadine Diehl leicht fallen. „Man kann nie allen helfen“, sagt Stassen. „Aber wenn es uns gelingt, wenigstens ein paar jungen Menschen Mannheimer Chancenstipendiaten: Nini Asatiani, Bachelor BWL, ein Studium zu ermöglichen, ist schon viel erreicht.“ und Osman Suntay, Master Politikwissenschaft FORUM 1|2018 22–23 SCHWERPUNKT

Stipendien in ZahlEN Abischnitt der Deutschlandstipendiaten: Stipendien von der Universität Mannheim 1,4

Anteil der Stipendiaten an der Gesamtzahl private 47 der Studierenden: Entwicklung der jährlichen Stipendiengeber vergeben gemeinsam mit der Prozent Fördersumme: Universität Mannheim jährlich 2,1 252 2007: 126.000 € Stipendien 2018: 882.000 €

Stipendien externer Förderorganisationen Top 3 der am Top 5 der häufigsten vergebenen größten privaten Stipendien: Stipendiengeber:

1. Deutschlandstipendium - Familie Greinert - Freunde der Universität Mannheim Die Studienstiftung des 2. Spitzensport-Stipendium - BASF Metropolregion Rhein-Neckar - Wilhelm Müller-Stiftung deutschen Volkes 600 ERASMUS- 3. Mannheimer Chancenstipendium - Allianz Deutschland fördert rund Stipendien werden jedes Jahr an Studierende der Univer- 1,25 Prozent sität Mannheim vergeben. der Studierenden an der Uni Mannheim mit einem Stipendium.

Seit 50 Jahren vergibt die Ekkehard-Stiftung bereits Beihilfen und Stipendien für internationale Studierende an der Universität Mannheim. Damit ist sie unter den Sie ist damit der „älteste“ Stipendiengeber. Damit können fast Top 5 100 Prozent der Universitäten mit aller Studienaufenthalte innerhalb den prozentual meisten Europas mit einem ERASMUS- 2007 hat die Universität Mannheim damit begonnen, Stipendiaten. Stipendium gefördert werden. ein eigenes Stipendiensystem aufzubauen. FORUM 1|2018 24–25 SCHWERPUNKT

„Viele unserer Absolventen bekommen tolle Jobs und haben eine große Karriere vor sich.“

deshalb eine Koordinatorin, die die Sportlerinnen und Sportler entwickeln – und dass auch Professorinnen und Professoren berät und bei der Studienplanung unterstützt, vor allem wenn mittlerweile bei der Veranstaltung dabei sind. Wir alle sind Prüfungen und Wettkämpfe kollidieren. danach immer richtig motiviert.

FORUM: Sie sagen, das Finanzielle spiele eine untergeordnete FORUM: Was ist aus den bisherigen Absolventen geworden? Rolle. Es kommen aber doch auch besondere Kosten auf die Verfolgen Sie die Lebenswege? Sportler zu durch die Wettkämpfe, die Reisen... Klaus Greinert: Die gehen ihren Weg. Spitzensportler können Gregor Greinert: Tatsächlich können sehr wenige Sportler arbeiten. Die sind diszipliniert, strukturiert und ehrgeizig. Den vom Spitzensport leben – vom Fußball mal abgesehen. Und Wettkampfgedanken, den sie im Sport gelernt haben, über- deshalb muss für sie natürlich ein anderes Lebensmodell her. tragen viele nahtlos auf den Beruf. Sich zurücklehnen, wenn Förderer Gregor Greinert (2. v.r.) mit der Spitzensportbeauftragten Sarah Seidl (mitte), Prof. Dr. Ulrich Falk, Sie brauchen richtige Sponsoren. Aber dieses Problem können sie etwas erreicht haben – das ist nicht ihre Sache. Wenn wir Rektor Ernst-Ludwig von Thadden und Dezernent Dr. Christian Queva (v.l.) / Foto: Matthias Hangst wir mit dem Stipendium allein nicht lösen. Das ist ein Thema unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten in Jobs vermitteln, der Sportförderung allgemein. ist das Feedback immer: „Bringt uns noch mehr davon“.

SPORT Klaus Greinert: Der Staat tut in Gregor Greinert: Das überwiegen- dieser Richtung viel zu wenig, obwohl de Gros unserer Stipendiaten und der Spitzensport gesellschaftlich Alumni hat einen hervorragenden Ab- eine sehr große Rolle spielt – auch schluss gemacht. Sie kommen in der „Das Sport- als Vorbild für den Nachwuchs. Regel schnell in guten Unternehmen unter. Wir haben einige in unseren Gregor Greinert: Da ist nicht nur der eigenen Firmen, bei Röchling, Duravit Staat in der Pflicht, sondern auch die und Rheinmetall beispielsweise. stipendium ist ein Privatwirtschaft. Es gibt Unterneh- Als Geschäftsführer habe ich selbst men, die sponsern ein paar Sportler. beobachtet, was für interessante Ar- Aber strukturelle Förderung, von der beitnehmer Sportler sind. Sie haben deutschen Sporthilfe abgesehen, fin- eine ungeheure Zielstrebigkeit. absolutes det selten statt. Leuchtturmprojekte wie das Stipendium sind da wichtig. FORUM: Aus dem Mannheimer Wir planen deshalb, zukünftig noch Sportstipendium ist nun das mehr Unterstützer zu gewinnen – Spitzensport-Stipendium Metropolre- Erfolgsmodell“ auch solche, die gezielt einzelne gion Rhein-Neckar entstanden, mit Stipendiaten finanzieren. dem jetzt auch exzellente Sportler an der Universität Heidelberg gefördert Seit 2009 unterstützt die Unternehmerfamilie Greinert mit, dass sie es im Studium schwer hatten, weil die Uni mit FORUM: Gestartet ist das Sportsti- werden. Welche Pläne stehen in junge Spitzensportler bei ihrem Studium an der Universität den Wettkampfterminen zeitlich nicht gut zusammenging. pendium 2009 mit 8 Stipendiaten, nächster Zeit sonst noch an? Mannheim mit einem Stipendium. Wie hat sich das Stipen- Ich habe mich an meine eigene Sportlerkarriere und meine inzwischen werden 58 Spitzensport- dium seither entwickelt? Was machen ehemalige Stipendi- Berufsausbildung erinnert gefühlt. Ich hatte damals kein ler gefördert. Sind Sie zufrieden mit Gregor Greinert: Eine Sache auf un- aten heute? Und wo soll es in Zukunft hingehen? Darüber Stipendium, aber Eltern und ältere Freunde, die mich unter- der Entwicklung? serer To-do-Liste ist die Ehemaligen- hat FORUM mit den Stipendiengebern Klaus und Gregor stützt haben. Ohne die hätte ich das alles gar nicht schaffen Pflege. Wir haben bereits eine Ko- Greinert gesprochen. können. Wir haben uns deshalb überlegt, was wir beitragen Gregor Greinert: Die Zahlen sprechen für sich. Wenn man operation mit ABSOLVENTUM, möchten den Alumni-Gedanken können, um Spitzensportlern zu helfen. bedenkt, wie vielen Sportlerinnen und Sportlern durch das bei den Stipendiaten und den Unterstützern aber noch weiter Stipendium das Studium ermöglicht wurde, und wenn man kultivieren. Ich sehe ja jetzt schon die Tendenz: Viele unserer Interview: Katja Bär und Linda Schädler Gregor Greinert: Viele denken bei Stipendien erst einmal an sieht, dass es nahezu keine Studienabbrecher gab, dann ist Absolventen bekommen tolle Jobs und haben eine große Karri- Geld. Hier ist aber etwas anderes noch wichtiger: Spitzen- das Sportstipendium ein absolutes Erfolgsmodell. ere vor sich. Da kann man nur hoffen, dass sie sich in zwanzig FORUM: Vor acht Jahren initiierten Sie auf eigene Faust ein sportler haben das Problem, dass sie bewertet und behan- Jahren an uns erinnern. Sportstipendium an der Universität Mannheim und leisteten delt werden wie alle anderen Studierenden auch. Sie haben Klaus Greinert: Auch weil wir stets die Unterstützung der Uni- damit Pionierarbeit in Deutschland. Was war Ihre Motivation? aber ein ganz anderes Arbeitspensum. Sportler haben keine versität hatten. Da hat sich in den vergangenen Jahren einiges Klaus Greinert: Dazu gehört aber auch, dass wir sie dazu Freizeit, wenn sie mit dem Lernen fertig sind, sondern müssen getan, gerade bei den Professoren. Die meisten kennen das motivieren, ihre Erfahrungen an kommende Stipendiaten Klaus Greinert: Die ganze Geschichte war für uns eine Her- viele Stunden trainieren, auf ihre Ernährung achten und ein Sportstipendium inzwischen und haben Verständnis für die weiterzugeben und im Beruf den Gedanken, der hinter dem zensangelegenheit. Ich selbst war Hockey-Nationalspieler und hohes Maß an Disziplin aufbringen. Da bleibt wenig Zeit. Sportler. Das merkt man auch bei unserem jährlichen Stipen- Sportstipendium steht, in die Welt zu tragen. Vielleicht finden engagiere mich immer noch im Mannheimer Hockeyclub. Von Training, Wettkampftermine und Studium zeitlich unter einen diatentreffen. Das ist für mich ein Highlight. Es macht richtig sie in ihren Unternehmen ja auch weitere Unterstützer. Je einigen unserer Spielerinnen und Spieler bekam ich damals Hut zu bringen – das ist das Schwierige. Wir beschäftigen Spaß, zu sehen, wie toll sich die Stipendiaten im Studium mehr, desto besser. FORUM 1|2018 26–27 SCHWERPUNKT

SPORT „Der Spitzensport ist ein Teil von mir“

Den Alltag zwischen Training, Wettkampf und kann ich meinen Sport noch genauso ausüben, wie ich es vor Studium zu meistern, ist für die 58 Stipendi- dem Studium getan habe. Stabhochsprung ist ein Teil von mir, den ich nicht aufgeben möchte. Ich bin sehr dankbar, dass das atinnen und Stipendiaten des Spitzensport- Sportstipendium mir die Möglichkeit gibt, zu studieren und trotz- Stipendiums Metropolregion Rhein-Neckar oft dem meiner Leidenschaft auf hohem Niveau nachzugehen.“ eine Herausforderung. Wie sie mit der Doppel- belastung umgehen und wie ihnen das Stipendi- Cécile Pieper (23), Feldhockey Bachelor Psychologie um dabei hilft, darüber hat FORUM mit vier von Weltmeisterin 2018 / Bronze-Medaille bei den Olympischen ihnen gesprochen. Spielen 2017 „Ich spiele Hockey, seit ich sieben bin. Seit 2009 bin ich in der Nationalmannschaft. Da ich für Spiele immer wieder um die Interviews: Mona Wenisch halbe Welt fliegen muss, ist es schwierig, meine Karriere als Sportlerin mit einem Studium zu vereinbaren. Als ich bei den Olympischen Spielen in Rio war, musste ich mich voll auf die Lisa Hattemer (25), Kunstrad Wettkämpfe im August konzentrieren. Da konnte ich dann ein Mannheim Master in Management Semester lang nicht an den Klausuren teilnehmen. Das ist ein Aktuelle Weltrekordhalterin / Weltmeisterin 2016 Extremfall, aber auch dabei hat mir das Sportstipendium gehol- „Als Sportlerin brauche ich einen sehr strukturierten Tages- fen: Ein weiteres Semester dran zu hängen, um die Klausuren ablauf. Zwar studiere ich in Mannheim, muss für Training und aufzuholen, wäre ohne das Sportstipendium vielleicht nicht Wettkämpfe aber viel reisen. Durch das Sportstipendium möglich gewesen. Die finanzielle Zuwendung finde ich ebenfalls bekomme ich Hilfe dabei, Uni-Termine und Klausuren entspre- toll, da die meisten von uns Sportarten betreiben, von denen chend zu legen oder zu verschieben. Auch die Gemeinschaft man auch als Spitzensportler nicht leben kann.“ der Sportler hier in Mannheim finde ich sehr schön. Egal ob bei einem gemeinsamen Besuch eines Eishockeyspiels, bei Jannik Abbou (19), Mountainbike Downhill einer Rudereinheit auf dem Neckar oder bei der alljährlichen Bachelor Wirtschaftspädagogik Begrüßungsfeier der Sportstipendiaten – auf andere Spitzen- WM-Nominierung / Podestplatz in der „Elite“, der besten sportler zu treffen und mich mit ihnen austauschen zu können, Rennsportkategorie ist für mich sehr wertvoll.“ „Ich trainiere je nach Trainingsphase 16 bis 30 Stunden pro Woche – manchmal sogar mehr. Zusätzlich noch zu studieren, Julian Otchere (19), Stabhochsprung ist super anstrengend. Das Sportstipendium erleichtert mir Bachelor Wirtschaftsinformatik aber vieles. Ich habe beispielsweise eine Ansprechpartne- EM-Teilnahme 2017 rin, die mir bei der Koordination von Training, Wettkämpfen „Dass ich für das Sportstipendium ausgewählt wurde, ist eine und Studium hilft. Ich wüsste gar nicht, wie ich das sonst unheimliche Motivation. Es bescheinigt mir, was ich sportlich alles schaffen sollte. Vor allem die extra Tutorien, die wir alles schon erreicht habe und was in meiner Karriere noch bekommen, machen vieles einfacher. Denn bei einem vollen möglich ist. Ich habe erst im vergangenen Semester mit dem Trainingsplan bleibt nicht viel Zeit zum Lernen. Bisher habe Studium angefangen und höre öfter von Kommilitonen, dass ich dank des Stipendiums glücklicherweise keine Abstriche Jannik Abbou, Sportstipendiat, Bachelor Wirtschaftspädagogik sie kaum noch Zeit für Sport haben. Durch das Stipendium machen müssen – weder beim Sport, noch beim Studium.“ FORUM 1|2018 28–29 SCHWERPUNKT

AUSLAND EINMAL BAIKALSEE UND ZURÜCK

Dank zahlreicher Auslandsstipendien wird ein Se- „Unter den Austauschstudierenden auf dem Campus waren mester im Ausland für Studierende an der Univer- hauptsächlich Asiaten und Westeuropäer“, sagt er. „Und die Deutschen, die mit mir dort waren, waren fast alle russisch- sität Mannheim immer selbstverständlicher. Viele stämmig.“ Er selbst habe keine Scheu vor Osteuropa gehabt, von ihnen zieht es nach Westeuropa, die USA aber auch Freunde und Bekannte hatten sich über sein Rei- oder Kanada. Mit dem „Go East“-Stipendium er- seziel gewundert. „Viele haben mich gefragt, was ich denn in mutigen die Universität Mannheim und der DAAD Russland will“, erzählt Jonas Ronellenfitsch. „Aber ich fand das Land schon immer spannend, weil es sich kulturell so Studierende dazu, entgegen dem Westwärts- stark von Westeuropa unterscheidet. Und das Stipendium Trend einmal den Sprung nach Osten zu wagen. war natürlich auch ein schöner Bonus.“

Seine Entscheidung hat Jonas Ronellenfitsch nicht bereut. Text: Linda Schädler Trotz der politischen Spannungen der vergangenen Jahre sei er als Deutscher immer sehr freundlich behandelt worden. it fünf anderen Passagieren drängt sich Jonas Und auch fachlich und kulturell habe er aus dieser Zeit viel Ronellenfitsch in einem kleinen Abteil der Transsibi- mitgenommen: „Das Studium in Russland ist viel interakti- M rischen Eisenbahn. Seit drei Tagen ist er so schon ver, mit regelmäßigen Tests während des Semesters. Es war unterwegs zum Baikalsee nahe der russisch-mongolischen anstrengend, aber ich habe auch viel dadurch gelernt“, sagt Grenze. Draußen – es ist ein Wintertag in Südsibirien – sind der ehemalige Student des Mannheim Master in Manage- die Temperaturen auf minus 30 Grad gefallen, bei seiner ment, der seit seinem Abschluss 2017 bei McKinsey and Ankunft ist der See von einer dicken Eisschicht bedeckt. Für Company arbeitet. Seine neue kulturelle Kompetenz in Bezug den Austauschstudenten aus Mannheim ist diese Reise eine auf Russland habe er in seinem Job zwar noch nicht ge- besondere Erfahrung – nicht nur wegen der schneebedeck- braucht, „aber persönlich fand ich es trotzdem bereichernd, ten Landschaft, die sich vor ihm auftut. „Wenn man mehrere die Perspektive der Russen kennen zu lernen – und natürlich Tage mit so vielen Menschen auf kleinstem Raum lebt, dann auch ihre Gastfreundschaft.“ lernt man sich sehr gut kennen“, erzählt er. „Ich war beein- druckt und überrascht, wie herzlich die Russen in meinem Abteil waren. Sie haben mich und meinen Begleiter sogar jeden Abend zum Essen eingeladen.“ Weitere Stipendien für Inco- Vorurteile zwischen Ost und West abbauen – das ist eines mings und Outgoings der Ziele des „Go East“-Stipendiums des Deutschen Aka- Die besten Aussichten auf Erfolg haben Bewerber bei demischen Austauschdienstes (DAAD), das Jonas Ronel- den größten Stipendienprogrammen: ERASMUS (Europa), lenfitsch im Wintersemester 2016 einen Austausch mit der PROMOS (Übersee, Bachelor) und dem Baden-Württem- Staatlichen Universität Sankt Petersburg ermöglichte. Mit der berg-STIPENDIUM (Übersee, Master). Mehrere kleine finanziellen Förderung möchten der AAD D und die Universität Stipendienprogramme wie das „Go East“-Stipendium Mannheim Studierende dazu ermutigen, ihr Austauschse- fördern gezielt Auslandsaufenthalte in bestimmten mester nicht in den Trendregionen Nordamerika, Westeu- Ländern, beispielsweise in der Schweiz, den USA oder ropa oder Ostasien zu verbringen – sondern in Russland, Israel. Internationale Studierende, die ihr Studium in Osteuropa und dem Kaukasus. „Deutsche Universitäten Mannheim absolvieren, unterstützen der DAAD (teilweise sind bei russischen und osteuropäischen Studierenden sehr in Kooperation mit Stiftungen, wie der Ekkehard-Stiftung beliebt, sie kommen gern für ein Semester oder länger nach im Rahmen von sog. „Matching-Funds-Stipendien“), die Deutschland“, sagt Lukas Dausend vom Akademischen Baden-Württemberg-Stiftung, aber auch das AAA mit Hilfe Auslandsamt (AAA) der Universität Mannheim. „Umgekehrt von Landesmitteln in Form von unterschiedlichen Stipen- haben deutsche Studierende Russland und Osteuropa bei dien wie etwa für die Erstellung der Abschlussarbeit, das ihrer Wahl aber selten auf dem Schirm.“ Absolvieren eines Double/Joint-Degree oder aber für das Engagement in Projekten des AAA. Während seines Semesters in Sankt Petersburg hat Jonas Ronellenfitsch dieses Ungleichgewicht ebenfalls bemerkt. www2.uni-mannheim.de/io/studium_im_ausland

Jonas Ronellenfitsch, „Go East“-Stipendiat, Absolvent des Mannheim Master in Management FORUM 1|2018 30–31 SCHWERPUNKT

Berning: Es gibt harte Kennzahlen, von Thadden: Graduiertenschulen gehören in Deutschland die wir uns anschauen. Das sind nicht zum Inventar, auch heute noch nicht. Es mussten völlig GRE-, GMAT- und TOEFL-Scores, neue Strukturen geschaffen werden und das war in den also generalisierte Tests. In dem ersten Jahren nicht einfach. Man muss Fakultätsstrukturen Moment, wo ein Absolvent – egal aufbrechen, neue Studienordnungen, Prüfungsordnungen von welcher Universität – die Top- und Promotionsordnungen schreiben. Ohne das Geld der Scores erreicht, hat er die gleichen Exzellenzinitiative wäre das nicht möglich gewesen. In dieser Chancen, zu einem Interview einge- Hinsicht hat sie viel bewirkt. Und die Auszeichnung hat auch laden zu werden, wie jeder andere. geholfen, Kolleginnen und Kollegen zu überzeugen, die der Umstrukturierung skeptisch gegenüberstanden. von Thadden: Wir versuchen natür- lich, die besten Bewerberinnen und FORUM: Wenn Sie die GESS von 2017 mit der von 2007 Bewerber zu bekommen, und an renommierten Universitäten vergleichen – hat sich der ganze Aufwand gelohnt? wie Oxford, London oder Paris lernt man einfach eine ganze Menge, das ist nicht zu leugnen. Mein Eindruck bei den Bewer- Erdfelder: Wenn ich allein die Veränderungen bei uns in der bern ist aber zumindest im deutschsprachigen Raum eher Psychologie sehe, bin ich sehr zufrieden. Einer der wichtigs- umgekehrt. Wenn ich meinen Master an einer unbekannten ten Erfolgsindikatoren ist die Anzahl der Publikationen und Debora Nöltner, Deutschlandstipendiatin, Bachelor Unternehmensjurist Uni gemacht habe und unbedingt etwas in der Wissenschaft die Reputation der Zeitschriften, in denen publiziert wird. werden will, dann gehe ich im Anschluss in die große weite 2007 war es Standard, die Dissertation als Monografie zu Welt. Und die liegt glücklicherweise in Nordbaden. veröffentlichen. Die haben dann maximal fünf Leute gelesen. Heute publizieren unsere Doktoranden deutlich mehr – und FORUM: Der Anteil der GESS-Promovierenden aus dem Ausland in sehr hochrangigen Zeitschriften. Das ist ein toller Erfolg. Die Doktorandenschule GESS: hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt, liegt Auch bei den Placements der Absolventinnen und Absolven- inzwischen bei 32 Prozent. Wie ist dieser immense Zuwachs ten sieht man den Unterschied. Die machen mittlerweile gelungen? Karriere in großen Unternehmen oder an namhaften Universi- täten wie Tilburg, St. Gallen oder Yale. „Eine Struktur mit Berning: Ich glaube, gutes Marketing hat dabei eine große Rolle gespielt. Wir waren von 2015 bis 2017 auf 17 internati- FORUM: Die GESS hat bereits viel Erfolg im Gepäck. Was wün- onalen Messen vertreten und das hat gefruchtet. Vor allem in schen Sie sich noch für die Zukunft? Asien, das wissen wir aus unseren Evaluationen. Wir sind aber VorbildfunktiOn“ auch auf andere Trends eingegangen, wie die Einführung einer von Thadden: Wir müssen dar- Early Application Deadline. Als es die noch nicht gab, sind uns auf achten, dass die GESS nicht viele internationale Bewerber abgewandert, weil sie von ande- einfach als Komplement gesehen ren Universitäten früher eine Zusage bekommen haben. wird, sondern die Lehrstuhlpro- Wer einen Platz an der Graduate School of Economic and iertenschule gibt es hingegen eine Kohorte von Studierenden motion ganz abgelöst wird. Die Social Sciences (GESS) ergattert, kann relativ sorglos in – sie besuchen gemeinsam die Methodenkurse, tauschen sich Erdfelder: Auch den Werbeeffekt Exzellenzinitiative wollte einen die Zukunft schauen: Die Promovierenden forschen min- untereinander aus und lernen von mehreren Professorinnen und durch unsere Absolventinnen und Strukturwandel in der Doktoranden- destens ein Jahr mit Vollzeitstipendium, reisen kostenfrei Professoren. Das ist sehr sinnvoll. Denn Doktoranden sollen in Absolventen darf man nicht ver- ausbildung und den haben wir in zu Konferenzen ins Ausland und sind nach ihrer Promotion ihrer Promotion verschiedene Kompetenzen unter Beweis stel- kennen. Die erste Generation hat Mannheim angestoßen. Wenn man international an vielen Unis gefragt. Rektor Prof. Dr. Ernst- len und die lernen sie am besten von den jeweiligen Fachleuten. auf dem akademischen Markt Fuß erfolgreich bleiben will, muss man Ludwig von Thadden hat den Aufbau der GESS im Zuge der Meine GESS-Doktoranden waren immer besser ausgebildet, als gefasst, im In- und Ausland. Damit weitergehen. Exzellenzinitiative als damaliger Leiter verantwortet. ich es bin. So etwas ist naturgemäß nicht möglich, wenn ich der werden auch deren Studierende auf Im Interview mit FORUM erzählen er, der heutige Leiter Einzige bin, der ihnen diese Fähigkeiten vermittelt. die GESS aufmerksam. Erdfelder: Es gibt auch ein paar Baustellen, an denen wir Prof. Dr. Edgar Erdfelder und die Geschäftsführerin Dr. Nora arbeiten. Seit ein paar Jahren versuchen wir zum Beispiel Berning, wie sich die GESS seither entwickelt hat, was Erdfelder: Die Doktorandinnen und Doktoranden haben auch FORUM: Bekommen die GESS-Pro- noch gezielter, interdisziplinäre Projekte anzuregen – unter Bewerberinnen und Bewerber mitbringen sollten und wie es den Vorteil, dass wir den Hauptbetreuer für ihre Dissertation movierenden ein Stipendium über anderem mit einem Research Day, aus dem wir im Frühjahrs- in Zukunft weitergehen soll. wechseln können, wenn diese irgendwann in eine Richtung die gesamte Laufzeit der Promotion? semester erstmals ein komplettes Seminar machen. Wir geht, für die der ursprüngliche Betreuer nicht mehr ideal ist. wollen auch noch stärker Drittmittel akquirieren. Wir haben Oder wenn Konflikte auftreten. Früher sind die Leute in sol- Berning: Die Finanzierung für das erste Promotionsjahr ist in der Vergangenheit bereits zwei DFG-Graduiertenkollegs Interview: Katja Bär und Linda Schädler chen Fällen oft aus dem System gefallen. Heute können wir im in jedem Fall über ein Stipendium gesichert. Und sofern die eingeworben, dieser Erfolg macht Mut. Und dann möchte ich Interesse des Doktoranden und eines besseren Abschlusses Mittel verfügbar sind, wird das Stipendium über das erste Jahr gern sehen, wie unsere Statistiken 2027 aussehen. Ich wür- das Betreuungsteam ändern. Auch Teil einer Gruppe mit ande- hinaus verlängert. Alternativ werden die Doktorandinnen und de mir wünschen, dass die GESS dann genauso gut dasteht FORUM: Die GESS hat einen sehr guten Ruf und ist unter ren Promovierenden zu sein, erleben die GESS-Studierenden Doktoranden nach der Kursphase über ein Drittmittelprojekt wie heute. Bewerbern gefragt: Im vergangenen Jahr haben sich über 1.500 als sehr positiv. oder in einer Arbeitsgruppe finanziert, bleiben aber nach wie Studierende auf 42 Plätze beworben. Was macht die Ausbildung vor GESS-Doktoranden und Teil ihrer Kohorte. von Thadden: Ich glaube, sie wird dann sogar noch besser so besonders? FORUM: Die Konkurrenz unter den Bewerberinnen und Bewer- dastehen. Das ist ein sich selbst verstärkender Prozess. An bern ist hoch. Was müssen sie mitbringen, um aufgenommen FORUM: Die GESS entstand 2007 im Zuge der Exzellenzinitia- der GESS ist in den letzten fünf Jahren hervorragend gear- von Thadden: Traditionell promovieren deutsche Lehrstühle ihre zu werden? Haben auch Bewerber eine Chance, die nicht von tive. Wäre die Graduiertenschule auch ohne Exzellenzinitiative beitet worden. Man merkt einfach, das ist eine Struktur mit Doktorandinnen und Doktoranden individuell. An der Gradu- einer der großen Eliteuniversitäten kommen? geplant worden? Vorbildfunktion. FORUM 1|2018 32–33 SCHWERPUNKT

Begabtenförderwerke Der diskrete Charme der Studienstiftung: Die Ferien-Akademie

Gastbeitrag von Prof. Dr. Jochen Hörisch

„ Wenn man nach einem und nur einem Schlüsselwort setzung mit neuen Gesichtern, Theorien, Methoden, Kenntnis- sucht, das die spezifische Aura und den Charme der sen und Ansichten konnte und kann in der Epoche der Module Studienstiftung charakterisieren soll, so muss man nicht und ECTS-Punkte erst recht kein Uni-Alltag bieten. lange suchen. Es hat einen Klang, der schon junge Schüler verzaubert (Ferien), es bemüht ein gut etabliertes Fremdwort Alles, was normalerweise beim Erklingen des Wortes ‚Studi- aus ältesten Bildungskontexten (Akademie), es kombiniert enstiftung‘ assoziiert wird (von den überangepassten Stre- also zwei Substantive aus verschiedenen Sphären zum Kom- bern über neurotische Pseudo-Hochbegabte bis zur hohen positum und lautet: „Ferien-Akademie“. Wer beim Erklingen Quote von Studienstiftlern bei der RAF) – all das verblasst im dieses Wortes leuchtende Augen bekommt, offenbart sich Vergleich zur Strahlkraft des Konzepts Ferien-Akademie, das als jemand, der in das profane Geheimnis der Studienstiftung jeden Sommer mit neuem Leben erfüllt wird. Es ist nachhal- initiiert ist. Das dahinterstehende Konzept hat sich, seit ich tig in jedem Wortsinne. Heute sind ‚Netzwerk‘ und ‚netzwer- 1971 das Glück hatte, erstmals an einer solchen Ferien- ken‘ positiv besetzte Worte, in den 70-er und 80-er Jahren Akademie im bezaubernden Dolomiten-Ort Völs am Schlern sprach man (zu Recht abwertend) von ‚Seilschaften‘. Was teilzunehmen, nicht verändert. nichts daran änderte, dass zahlreiche bei Ferien-Akademien gestiftete Freundschaften das Leben und die Karrieren so Denn da gibt es nichts zu optimieren. Junge Studierende, gut wie aller Studienstiftlerinnen und Studienstiftler ent- genauer: ca. 150 junge Stipendiatinnen und Stipendiaten ka- schieden geprägt haben. Dennoch oder eben deshalb dürfen men und kommen bis heute für volle vierzehn Sommertage an sie davon überzeugt sein, dass die Studienstiftung, um mit reizvollen Orten zusammen, um werktäglich von 9-12:30 Uhr dem französischen Philosophen Jacques Derrida zu spre- in ihren jeweiligen Arbeitsgruppen mit zwei oder drei chen, der Leitidee einer „unbedingten Universität“ Dozenten zusammenzuhocken und zu ergründen, verpflichtet ist. was die Welt bzw. bestimmte Welt-Ausschnitte im Innersten zusammenhält. Nachmittags, “ abends und an den beiden Wochenenden blieb Foto: Markus Proßwitz viel Zeit, um weiter zu diskutieren, zu wandern, zu schwimmen, zu musizieren, zu tanzen, sich zu verlieben oder Freundschaften fürs Leben zu schließen. Jochen Hörisch

Ein so simples wie brillantes Konzept. Hier legt ein Die Studienstiftung des deutschen Volkes fördert dankbarer Überzeugungstäter Zeugnis ab, was schon aktuell 148 Studierende an der Universität Mannheim. daraus ersichtlich ist, dass ich als Student gleich viermal an Jochen Hörisch war bis zur Promotion selbst Stipendiat solchen Ferien-Akademien teilgenommen habe – und dann und über lange Jahre als federführender Vertrauensdo- mit zunehmender Nostalgie noch siebenmal als (Vertrauens-) zent der Studienstiftung an der Universität Mannheim Dozent. Keiner dieser elf mal vierzehn Ferien-Akademietage aktiv. Mit einem Augenzwinkern beschreibt er in seinem

Christoph-Donatus Sander, Bronnbacher Stipendiat, war eine Enttäuschung. Der Grund liegt auf der Hand. Eine so Gastbeitrag, was für ihn das Wesen der Begabtenförde- Absolvent des Studiengangs Unternehmensjurist verdichtete und zugleich gelassene Lust an der Auseinander- rungswerke ausmacht: die Ferienakademie. FORUM 1|2018 34–35 FORSCHUNG

Zählt das als FORSCHUNG Argument? Bei komplexen Entscheidungen stehen Individuen und Organisationen vor einer 1|2018 Vielzahl von Alternativen. Welche Argu- mente sprechen zum Beispiel für eine Neue Projekte an Frauenquote in Unternehmen, gegen ein der Universität bedingungsloses Grundeinkommen oder Weitere zehn Millionen Mannheim die Einführung einer Reichensteuer? In dem DFG-Schwerpunktprogramm für die Erforschung Produktionsprozess fehleranfällig. Oft „Robust Argumentation Machines“ müssen Ingenieure beim Kunden vor Ort entwickeln Wissenschaftlerinnen und von Reformen nachbessern – und das ist kosten- und Wissenschaftler unterschiedlicher Mehr Jobsicher- zeitintensiv. Könnte man vorher virtuell Disziplinen Methoden, um Argumente Warum manche Reformen Erfolg haben und andere scheitern, das heit bei Export- testen, wie sich die Maschinen am aus Textdokumenten zu extrahieren und untersuchen Mannheimer Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler unternehmen? besten vernetzen lassen, könnte das zu validieren. So könnten Computer in der realen Welt die Inbetriebnahme bei einer Suchanfrage relevante Für- seit 2010 am Sonderforschungsbereich „Political Economy of Re- Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas und beschleunigen, Kosten senken und und Gegenargumente finden und auf forms“. Ihre Arbeit hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Osteuropas hat dazu geführt, dass mit Fehler vermeiden. Genau daran forscht ihre Qualität und Stärke hin prüfen. überzeugt: Sie fördert den Sonderforschungsbereich mit zehn Milli- diesen Regionen auch mehr gehandelt die Wirtschaftsmathematikerin Prof. Gemeinsam mit Kollegen der Universität wird. Doch welche Auswirkungen hat das Dr. Simone Göttlich. Sie entwickelt ein Heidelberg erforscht der Lehrstuhl für onen Euro für weitere vier Jahre. Auch der Antrag auf drei Mercator- auf Arbeitnehmer in Deutschland? Prof. neuartiges Netzwerkmodell, mit dem der Künstliche Intelligenz von Prof. Dr. Hei- Fellowships wurde genehmigt. Dr. Sebastian Findeisen, Juniorprofessor Materialfluss simuliert und der optimale ner Stuckenschmidt in einem Teilprojekt, für Makro- und Entwicklungsökono- Materialeinsatz bereits im Vorfeld virtuell wie man Maschinen beibringen kann, mik, will in diesem Zusammenhang berechnet werden kann. Argumente zu verstehen und mit Hilfe insbesondere drei Aspekte untersuchen: Förderer: von Softwareprogrammen auf ihre Plausi- Das Klima erwärmt sich, unsere Gesell- dominieren“, sagt Prof. Dr. Thomas Kö- Jobstabilität, Lohnunterschiede und Deutsche Forschungsgemeinschaft bilität hin zu prüfen. schaft altert, die Migration nimmt zu: Um nig, Leiter des Mannheimer SFBs. „Mit geografische Arbeitsmobilität. Werden Förderer: den Herausforderungen der nächsten dem German Internet Panel beschreiten Jobs durch verstärkten Handel mit dem Deutsche Forschungsgemeinschaft Jahrzehnte erfolgreich zu begegnen, sind wir jedoch neue Wege in der Umfrage- Ausland beispielsweise sicherer – und Wie misst man dringend weitreichende Reformen nötig. forschung, mit unseren Analysen politi- wenn ja, gilt das für junge Handelsun- Textqualität im di- Doch viele Reformvorhaben werden scher Texte sind wir Vorreiter in Sachen ternehmen genauso wie für traditionelle gitalen Zeitalter? Die Folgen der immer wieder verzögert oder scheitern Big Data, und mittlerweile führen wir Fel- Exporteure? Wird die Lohnungleichheit in Handwerksreform sogar, wie etwa beim Ausstieg aus der dexperimente in Afrika und Asien durch, Deutschland durch den wirtschaftlichen Posts und Nachrichten in sozialen Kohleenergie oder der Integration von die es uns sogar erlauben, stichhaltige Aufstieg bestimmter Staaten hervorgeru- Netzwerken entsprechen nicht immer Lange war ein Meisterbrief zwingende Geflüchteten. Die genauen Gründe Aussagen über Ursache und Wirkung fen? Und sind Mitarbeiter von deutschen den Erwartungen, die man an redigierte Voraussetzung, um einen Handwerksbe- für den Erfolg und das Scheitern von von Reformen in Entwicklungsländern Exportunternehmen geografisch mobiler, Texte in der Presse, der Wissenschaft trieb zu eröffnen. Seit 2004 gilt diese Reformen erforschen Mannheimer zu machen.“ weil sie eventuell verstärkt bei den oder der Literatur stellt. Wie wirkt sich Regel nur noch für knapp die Hälfte aller Wirtschafts- und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas König Handelspartnern im Ausland arbeiten? das auf unsere Schriftsprache und auf Handwerksberufe. Der Wirtschaftsso- Foto: Ricardo Wiesinger in 15 fächerübergreifenden Teilprojekten In der dritten Förderphase werden drei Fragen wie diesen will der Wirtschafts- die Entwicklung unserer Schreibkom- ziologe Prof. Henning Hillmann, Ph.D., am Sonderforschungsbereich (SFB) frühere Mannheimer Professorinnen wissenschaftler in seiner Studie auf den petenzen aus? Auf diese Frage gibt es untersucht in seinem neuesten For- „Political Economy of Reforms“. Welchen und Professoren – Nicole Baerg von der Grund gehen. bislang nur wenig empirisch fundierte schungsprojekt, wie sich diese Liberali- Einfluss hat der Parteienwettbewerb auf University of Essex, Bernhard Ebbing- Förderer: Antworten. Im Projekt MIT.QUALITÄT sierung auf Beschäftigung, Gehälter und Reformvorhaben? Wie bilden sich Wähler haus von der University of Oxford und Deutsche Forschungsgemeinschaft arbeitet Prof. Dr. Angelika Storrer vom individuelle Karriereverläufe auswirkt. eine politische Meinung? Und wie be- Gerard Van den Berg von der University Lehrstuhl Germanistische Linguistik der Die Ergebnisse sollen einen empirisch „Mit unseren Analy- einflussen Wählermeinungen wiederum of Bristol – den Sonderforschungsbe- Universität Mannheim gemeinsam mit fundierten Beitrag zum verbesserten Ver- Parteien und Politiker? Das sind Fragen, reich als Mercator-Fellows unterstützen. Maschinen Forscherinnen aus der Europäischen ständnis der Effekte von Deregulierung sen politischer Texte denen die Forscherinnen und Forscher Gemeinsam wollen die Forscherinnen virtuell in Akademie EURAC in Bozen und dem Ins- auf den Arbeitsmarkt liefern. Hillmann sind wir Vorreiter in seit 2010 auf den Grund gehen. Die und Forscher in den letzten vier Jahren Betrieb nehmen titut für Deutsche Sprache daran, diese erwartet beispielsweise, dass durch Sachen Big Data.“ DFG verlängert die Förderung nun zum nicht nur alle Teilprojekte erfolgreich Lücke zu schließen. Dafür entwickeln sie die geringeren Eintrittsbarrieren mehr zweiten Mal – mit weiteren zehn Millio- abschließen. Damit die gewonnenen In der Getränkeindustrie durchlaufen pro ein Modell, das die Qualität von Texten Personen in freie Handwerke eintreten nen Euro. Ergebnisse auch in die öffentliche Re- Stunde bis zu 50.000 Flaschen ein Pro- erfasst und dabei auch Aspekte be- und neue Unternehmen gründen. Dieser formdebatte einfließen können, werden duktionssystem – materialflussintensiv rücksichtigt, die für das Kommunizieren Effekt könnte insbesondere für Zuwande- „Es war weder einfach noch selbst- alle Daten und Vorgehensweisen des nennen das die Wissenschaftler. Meist in sozialen Netzwerken relevant sind. rer mit ausländischen Berufsqualifikati- verständlich, dass wir uns erneut SFBs öffentlich zugänglich gemacht. sind Maschinen in solch einem System Für ausgewählte Qualitätsdimensionen onen von Bedeutung sein und zu deren gegen eine starke Konkurrenz aus den Auch die Forschungsstrukturen – etwa Sonderanfertigungen und individuell werden dann Messmethoden entwickelt wirtschaftlichen Integration beitragen. Lebens-, Natur- und Ingenieurwissen- die Förderung und Einbindung von Nach- miteinander verbunden. Das macht die und an Fallstudien evaluiert. Förderer: schaften durchgesetzt haben, die diese wuchswissenschaftlern in länder- und Inbetriebnahme und insbesondere die Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Förderungslinie der DFG mit fast 90 fächerübergreifenden Forschungsteams Eingliederung neuer Maschinen in den VolkswagenStiftung Fritz Thyssen Stiftung Prozent der Sonderforschungsbereiche – sollen langfristig gesichert werden. (RED) FORUM 1|2018 36–37 FORSCHUNG

Neuer Sonderforschungsbereich untersucht gesellschaftliche Wie sich Muttersprachen Herausforderungen aus ökonomischer nach der Migration verändern Perspektive

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue uni- Die Universitäten Mannheim und Bonn etablieren gemeinsam versitätsübergreifende Forschergruppe, welche die grammatischen einen neuen Sonderforschungsbereich. Die Deutsche For- Innovationen bilingualer Sprecherinnen und Sprecher erforscht. schungsgemeinschaft (DFG) fördert diesen mit mehr als neun Millionen Euro in den ersten vier Jahren.

Wie lässt sich Chancengleichheit för- dern? Wie sollten Märkte angesichts von Internationalisierung und Digitalisierung reguliert werden? Wie kann ein stabiles Finanzsystem aussehen? Der Sonder- forschungsbereich (SFB) „Economic Perspectives on Societal Challenges: „Es lassen sich deutliche Veränderungen Equality of Opportunity, Market Regu- „Die beiden Standor- lation, and Financial Stability“ an den in der Herkunftssprache beobachten. Universitäten Mannheim und Bonn soll te Bonn und Mann- Prof. Dr. Martin Peitz Deutsch-Muttersprachler im Ausland sa- Antworten auf diese Fragen geben. Die heim ergänzen sich Foto: Elisa Berdica gen Sätze wie ‚Ich fühle nicht gut‘ oder DFG fördert das Forschungsprogramm in hervorragend und den nächsten vier Jahren mit mehr als Forscherinnen und Forscher an Lösungen, ‚Wenn ich ein kleines Mädchen war‘.“ neun Millionen Euro. ermöglichen eine in- wie Märkte reguliert werden können, ternational sichtbare um Konsumenten vor übermächtigen „Die beiden Standorte Bonn und Forschung.“ Konzernen zu schützen, Umweltschä- Prof. Dr. Rosemarie Tracy Mannheim ergänzen sich hervorragend den zu vermeiden und für alle Gesell- Foto: Stefanie Eichler und ermöglichen eine international schaftsgruppen einen sicheren Zugang sichtbare Forschung. Damit rückt die zu Produkten und Dienstleistungen zu Volkswirtschaftslehre als Sozialwissen- gewährleisten. In sieben Einzelprojekten Wenn Deutsche nach ein paar Wochen verbessern und erweitern. Erwartet wer- englischsprachigen Ausland leben, bei- schaft in den Blick, die zur Bewältigung wollen sie unter anderem herausfinden, oder Monaten im Ausland zurück in den neue Erkenntnisse zur besonderen spielsweise auf Reflexivpronomen oder gesellschaftlicher Herausforderun- und Forscher beschäftigen sich mit wie Fusionsgesetze die Innovations- und die Heimat kommen, sprechen sie oft Dynamik von Sprachvariationen, Sprach- verwenden Konjunktionen anders als im gen beiträgt“, sagt der Mannheimer der Frage, wie sozioökonomischer Hin­ Investitionsfreude von Unternehmen be- anders. Sie sagen nach der Rückkehr wandel und sprachlichen Repertoires in Standarddeutschen. „Sie sagen Sätze Ökonomieprofessor Dr. Martin Peitz, tergrund, Geschlecht oder ethnische einflussen und ob Datenschutzrichtlinien aus den USA Sätze wie „Wo ist mein Kontaktsituationen. wie ‚Ich fühle nicht gut‘ oder ‚Wenn ich stellvertretender Sprecher des Sonder- Zugehörigkeit sich auf den späteren Bil- die Privatsphäre von Verbrauchern auf Passport?“, „Ich fühle fein“ oder nach ein kleines Mädchen war‘“, erläutert die forschungsbereichs. Mit Methoden der dungs- und Karriereerfolg von Menschen Online-Plattformen effektiv schützen. einem Aufenthalt in Frankreich „Ich habe Das Mannheimer Team unter der Leitung Sprachwissenschaftlerin. Im Vergleich theoretischen und empirischen Wirt- auswirken. Auf Basis der Ergebnisse 23 Jahre“. Was für manche Zuhörer wie von Prof. Dr. Rosemarie Tracy vom mit weiteren Studien mit mehrspra- schaftsforschung wollen Wissenschaft- geben sie Handlungsempfehlungen, wie Finanzmarktstabilität Prahlerei klingt, ist eine normale Folge Lehrstuhl für Anglistische Linguistik geht chigen Kindern, die mit Englisch und lerinnen und Wissenschaftler im SFB die Politik Familien und Schulen dabei des Sprachkontakts. Eine von der DFG der Frage nach, wie sich das Deutsche Deutsch als doppelter Muttersprache drei Schwerpunktgebiete erforschen und unterstützen kann, Kindern Fach- und Die dritte Säule des neuen SFBs befasst bewilligte Forschergruppe untersucht als Minderheitensprache in den USA und aufwachsen, möchte das Forscherteam Politikmaßnahmen entwickeln, mit denen Entscheidungskompetenzen zu vermit- sich mit den Ursachen von Finanz- nun, wie sich Muttersprachen über Jahre Namibia im Kontakt mit dem Englischen herausfinden, welche Sprecher – mehr- die jeweiligen Institutionen optimal regu- teln, die für den späteren Lebenserfolg marktkrisen und der Regulierung von oder Jahrzehnte durch den Kontakt mit verändert. Das Projekt erhebt dafür sprachige Kinder, Jugendliche oder liert werden können: entscheidend sind. Finanzmärkten, insbesondere den Wech- einer fremden Sprache verändern. In Daten von deutschen Emigrantinnen Erwachsene – für Sprachinnovationen selwirkungen zwischen individuellen insgesamt acht Teilprojekten wollen For- und Emigranten der zweiten Auswande- und -wandel verantwortlich sind. Die Chancengleichheit und soziale Mobilität Marktregulierung, Internationalisierung Finanzentscheidungen, Systemrisiken scherinnen und Forscher der Universität rergeneration und vergleicht diese mit anderen Projekte der neuen Forscher- und Digitalisierung und staatlichen Eingriffen. Die Wissen- Mannheim und sieben weiterer Univer- bereits in einem früheren DFG-Projekt gruppe untersuchen den Wandel des Tür- In diesem Schwerpunkt soll untersucht schaftler hinterfragen bereits durchge- sitäten den Sprachgebrauch bilingualer erhobenen Daten von Auswanderern der kischen, Griechischen und Russischen werden, wie bildungs- und familienpoliti- Ob länderübergreifende Online-Shops, führte Regulierungsmaßnahmen kritisch. Sprecherinnen und Sprecher mit Migrati- ersten Generation. „Schon aus den vor- im Kontakt mit den Majoritätssprachen sche Maßnahmen individuelle Entschei- Preisvergleichsseiten oder soziale Netz- Sie untersuchen beispielsweise, ob die onshintergrund – sogenannte „Heritage handenen Daten lassen sich deutliche Deutsch und Englisch und vergleicht die dungen und Vorstellungen beeinflussen werke – Internationalisierung und Digi- Regulierung bestimmter Finanzmärkte Speakers“ – in den USA und in Deutsch- Veränderungen in der Herkunftssprache mehrsprachigen Teilnehmer der Studie und wie dadurch Chancengleichheit und talisierung haben Produktmärkte in den nur dazu führt, dass sich Aktivitäten und land analysieren und so Theorien zum beobachten“, sagt Tracy. So verzichten jeweils mit Muttersprachlern dieser soziale Mobilität in der Gesellschaft ge- ­ letzten Jahren grundlegend verändert. Risiken in weniger regulierte Bereiche Sprachkontakt und zur Sprachvariation viele Deutsch-Muttersprachler, die im Sprachen. (RED) fördert werden kann. Die Forscherinnen In diesem Schwerpunkt arbeiten die verlagern. (RED) FORUM 1|2018 38–39 FORSCHUNG

Junge Frauen für IT-Berufe gewinnen

In ihrem neuen Projekt geht die Mannheimer Juniorprofessorin Dr. Julia Krönung der Frage nach, warum so wenige junge Frau- en IT-Berufe ergreifen. Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bekam sie dafür eine Förderung in Höhe von 330.000 Euro für die kommenden drei Jahre.

Prof. Dr. Julia Krönung / Foto: privat

Wenn das Junge Frauen nutzen Informationstech- Technologien sehr intensiv nutzen, diese in empirischen Untersuchungen quanti- Gedächtnis lügt nologie (IT) und digitale Medien genauso aber nicht zum Beruf machen“, so die tativ zu bewerten und zu untermauern. stark wie ihre männlichen Altersgenos- Wirtschaftswissenschaftlerin. Denn oft Mit den Ergebnissen des Forschungspro- sen. Sie schreiben Blogs, kaufen online zieht es Menschen in Branchen, für de- jekts will Krönung Handlungsempfehlun- Die DFG fördert die Einrichtung einer Emmy Noether-Nachwuchs- ein und verwenden Smartphone-Apps ren Themen sie sich schon in der Jugend gen für Unterrichtsinhalte, Schulungen gruppe an der Universität Mannheim. Ab Mai 2018 untersucht das mit ähnlicher Begeisterung und genauso begeistert haben. und Lehrerausbildung erarbeiten, und Team aus Psychologinnen und Psychologen, wie gut sich ältere intensiv. Stehen sie aber vor der Wahl auch den Universitäten neue Wege des richtigen Berufs, scheuen sie meist „Fragt man junge Frauen, warum sie sich für die Anwerbung von jungen Frauen Erwachsene an Informationen und ihre Quellen erinnern. Studiengänge, die mit Informationssys- gegen IT-Berufe entscheiden, wissen sie aufzeigen. „Wir können es uns als Ge- temen, Informatik oder Mathematik zu es oft selbst nicht so genau“, erklärt sellschaft nicht leisten, ein so riesiges tun haben – so genannte MINT-Fächer. Krönung. „Viele denken, sie seien zu Potenzial ungenutzt zu lassen“, ist Der Frage, warum das so ist, geht die technisch und zu mathematisch.“ Im Krönung überzeugt. Im Zuge des demografischen Wandels können“, sagt Kuhlmann. Eine Gedächt- Juniorprofessorin Dr. Julia Krönung in Zuge der Digitalisierung der Wirtschaft nimmt der Anteil von über 60-Jährigen nisstrategie, die getestet werden soll, ihrem Projekt „Do IT! – Erfassung sozio- und des öffentlichen Sektors eröffnen Die Leiterin des Forschungsprojekts in unserer Gesellschaft stetig zu. Die ist das Erinnern von Quellen mithilfe kultureller Hemmnisse für die Wahl von sich jungen Frauen in IT-bezogenen Fä- selbst ist in ihrem heutigen Fachgebiet neue Emmy Noether-Nachwuchsfor- mentaler Bilder. Erzählt zum Beispiel IT-Berufswegen von Frauen“ nach. chern ganz neue Berufsfelder, insbeson- Wirtschaftsinformatik eher zufällig gelan- schergruppe unter der Leitung von Ju- eine Bekannte vom Schnorcheln im dere an der Schnittstelle zum Manage- det. Da sie in ihrem BWL-Studium dem niorprofessorin Dr. Beatrice Kuhlmann Ägyptenurlaub, so könnte man sich die Die Idee dazu ist in ihren eigenen ment, zur Soziologie oder Psychologie. Fach Accounting aus dem Weg gehen untersucht die grundlegende Frage, Bekannte mit Schnorchelausrüstung Uni-Veranstaltungen entstanden. Die wollte, wählte sie Wirtschaftsinformatik. wie sich das Erinnerungsvermögen von vor einer Pyramide vorstellen. Mithilfe Vorlesungen und Seminare der Junior- Im Rahmen des dreijährigen Forschungs- Heute ist sie glücklich damit. Und setzt Erwachsenen im Laufe des Lebens dieses Bildes erinnere man sich – so professorin für E-Business und E-Govern- projekts will die studierte Wirtschaftswis- sich dafür ein, dass junge Frauen ihre verändert – und schlägt Strategien vor, das Ergebnis einer früheren Studie – ment sind an der Fakultät für Betriebs- senschaftlerin zunächst junge Frauen, Chancen wegen unbegründeter Vorurtei- um dem Vergessen entgegenzuwirken. sowohl an die Information, den Schnor- wirtschaftslehre sehr gut besucht, die vor ihrem Abitur stehen, in kleinen le nicht verpassen. (YK) Prof. Dr. Beatrice Kuhlmann In der Studie steht zum ersten Mal das Foto: Elisa Berdica chelurlaub in Ägypten, als auch an die doch männliche Studenten bildeten Fokusgruppen zu IT-Studiengängen und Erinnern und Vergessen von Quellen im Bekannte als Quelle. von Anfang an die Mehrheit. „Ich habe IT-Berufen befragen. Im zweiten Schritt Vordergrund – also wann, wo und wie an Erkrankungen wie Demenz oder mich gefragt, warum Frauen digitale geht es darum, die neuen Erkenntnisse Menschen eine Information erhalten Parkinson leiden, die das Vergessen Mit dem Emmy Noether-Programm haben. Stammt der Gesundheitstipp noch verstärken. Die Studienteilneh- unterstützt die Deutsche Forschungsge- beispielsweise aus einer Zeitung, von merinnen und -teilnehmer erhalten meinschaft (DFG) besonders qualifi- einem Facharzt oder einem Bekannten? Informationen aus unterschiedlichen zierte Nachwuchswissenschaftlerinnen Fehlt die Erinnerung an solche Details, Quellen und werden nach wenigen und Nachwuchswissenschaftler. Die kann das weitreichende Folgen haben: Minuten, mehreren Stunden, Tagen und DFG fördert die Forschergruppe, die Denn halten wir eine Quelle für zuver- Wochen zu ihren Erinnerungen befragt. neben Prof. Dr. Beatrice Kuhlmann aus lässig, verlassen wir uns auch eher auf Die Leiterin der Forschungsgruppe legt drei Doktorandinnen und Doktoranden ihre Information. den Fokus der Studie ganz klar auf das besteht, für mindestens drei Jahre gesunde Altern. „Es geht mir nicht nur mit rund 450.000 Euro. Weitere Die Forscherinnen und Forscher unter- darum, besser zu verstehen, welche Fördermittel von bis zu 430.000 suchen für die Studie die Vergessens- kognitiven Einbußen bei Gesunden im Euro für eine anschließende zwei- prozesse bei Probanden ab 60 Jahren, Alter unvermeidlich sind, sondern auch, te Projektphase wurden von der die kognitiv gesund sind – also nicht wie Menschen diese kompensieren DFG bereits in Aussicht gestellt. (MK) FORUM 1|2018 40–41 FORSCHUNG

Dr. Christiane Grill Foto: privat Worüber spricht Mannheim?

Ein Forscherteam des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozial- forschung (MZES) untersucht die Alltagsgespräche der Mannheimer. Erste Ergebnisse zeigen: In der Mannheimer Bevölkerung ist das aktu- elle politische Geschehen Gesprächsthema Nummer eins – und nicht selten hängt danach der Haussegen schief.

Seit Juni 2017 leitet Dr. Dominika Wruk (2. v.l.) die interdisziplinäre Nachwuchsgruppe platforms2share Foto: Gerhard Kopatz

Welche Themen bewegen die Mannhei- Wenn Mannheimer über Politik spre- mer? Mit wem, wann und wo sprechen chen, dann am häufigsten mit ihrer Mehr Teilhabe am Teilen Prof. Dr. Rüdiger Schmitt-Beck sie darüber? Am MZES untersuchen Familie. Jedoch gibt es gerade dort Foto: MZES Wissenschaftlerinnen und Wissen- auch am meisten Streit über politische Am Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim (ifm) ist die interdisziplinäre schaftler in der repräsentativen Studie Fragen und Ereignisse, während mit „Mannheimer Stadtgespräch“, wie Freunden und Bekannten seltener strit- Nachwuchsforschergruppe platforms2share gestartet. In Zusammenarbeit mit Forschern am Demokratie von den Bürgerinnen und tig diskutiert wird. „Wir versuchen nun Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin und am Fraunhofer Institut für Bau- Bürgern im Alltag gelebt wird. Um das zu verstehen, wieso die Intensität einer physik in Stuttgart geht sie der Frage nach, welche Chancen neue Organisationsformen und herauszufinden, haben die Forsche- Beziehung zwischen Gesprächspartnern rinnen und Forscher Prof. Dr. Rüdiger einen Einfluss darauf hat, wie oft und Technologien für die Sharing Economy bieten. Schmitt-Beck, Dr. Christiane Grill und wie strittig diese über Politik sprechen“, Manon Metz zwischen Mai und Septem- sagt der Wissenschaftler. ber 2017 rund 1.600 Menschen aus An digitale Formen des Teilens und schaften positivere Wirkungen erreicht gefördert. Sie ist interdisziplinär aufge- den Mannheimer Stadtteilen befragt. Insgesamt beteiligen sich die Mann- Tauschens in der Sharing Economy wer- werden können“, sagt Dr. Dominika stellt und beleuchtet die neuen Modelle Von Interesse waren für die Wissen- heimer Bürger sehr unterschiedlich am den hohe Erwartungen geknüpft: Ihre Wruk, Leiterin der Nachwuchsgruppe aus unterschiedlichen Perspektiven. schaftler keineswegs nur die „großen“ öffentlichen Leben. „Doch ein Großteil Nutzer erhoffen sich eine bessere Res- platforms2share. Bisher gibt es kaum Dabei wird beispielsweise erforscht, ob Themen – wie etwa die Flüchtlings- äußert seine Meinung im Bekann- sourceneffizienz, günstigere Preise und Forschungsergebnisse zu dem Thema, und wie politische und institutionelle thematik oder die Bundestagswahl – tenkreis sowie am Arbeitsplatz und mehr soziale Teilhabe. Plattformen wie die Wissenschaftler untersuchen die Rahmenbedingungen die Gründung sondern auch persönliche Erfahrungen trägt somit zu einer gesellschaftlichen Airbnb oder Uber werden in der öffentli- neuartigen Modelle quasi während der neuer Organisationsformen fördern oder bei der Arbeit, Familienangelegenheiten Debatte bei“, fasst Schmitt-Beck die chen Debatte jedoch auch zunehmend Markt im Entstehen ist. Noch gibt es erschweren. Auch mit der Rolle von

Manon Metz oder kommunale Ereignisse. Ergebnisse der ersten Befragungsrunde kritisch betrachtet: Gewinne würden von wenige Beispiele solcher Genossen- Technologien wie der Blockchain-Tech- Foto: privat zusammen. In der zweiten Befragungs- den Unternehmen zentral abgeschöpft, schaften, doch das Angebot wächst: nologie, die sichere Geldtranskationen Erste Ergebnisse zeigen nun: Ein Groß- runde, die im Januar gestartet ist, gesetzliche Regelungen umgangen und Das Berliner Unternehmen WeChange zwischen Computern möglich machen teil der Mannheimerinnen und Mannhei- untersuchen die Forscher nun weitere ökologische Vorteile – beispielsweise bietet beispielsweise Software und soll, beschäftigen sich die Forsche- mer interessiert sich für Politik – und Gesprächsthemen und die Einstellun- durch die größere Reisefreudigkeit der Kommunikationslösungen an. Fair- rinnen und Forscher. Zudem soll die streitet auch darüber. „Für uns ist es gen der Bürger zu ihrem Leben in Mann- Nutzer – nivelliert. Langsam formiert mondo ist mit eBay oder Amazon gesellschaftliche, wirtschaftliche und spannend zu sehen, dass die Politik in heim und Deutschland. Die vollständi- sich eine Gegenbewegung: Wohnungs- vergleichbar und als alternativer Online- ökologische Wirkung der neuen Organi- den Alltagsgesprächen der Mannheimer gen Ergebnisse der Studie, die von der eigentümer, Künstler oder Autobesitzer Marktplatz aktiv. Und bei Resonate, das sationsformen untersucht werden. (YK) Bürger eine zentrale Rolle einnimmt“, Deutschen Forschungsgemeinschaft schließen sich zunehmend auf eigene Musikdienste anbietet, sind Künstler sagt Schmitt-Beck, der die Studie leitet. (DFG) mit 750.000 Euro gefördert wird, Faust zusammen – ohne, dass Gewinn- und Hörer Eigentümer der Plattform. institut-fuer-mittelstandsforschung.de/ „Viele Menschen unterhalten sich zu werden ab Mitte 2018 veröffentlicht anteile an einen zentralen Plattform- Beide bekommen Gewinnanteile. platforms2share Hause, am Arbeitsplatz oder andernorts – unter anderem auf der Website des Betreiber abgeführt werden müssen. über aktuelle Entwicklungen in Deutsch- Projekts. (NH/LS) Die sechsköpfige Nachwuchsgruppe land und der Welt – wie die Bundestags- „In unserem Projekt untersuchen wir, platforms2share wird vom Bundesmi- wahl, die Politik Donald Trumps oder mannheimer-stadt-gespraech.de ob durch alternative Organisationsfor- nisterium für Bildung und Forschung Deutschlands Verhältnis zur Türkei.“ men wie Kooperativen und Genossen- mit 2,3 Millionen Euro für fünf Jahre FORUM 1|2018 42–43 FORSCHUNG

INTERVIEW Weniger Freiheit = Mehr Gleichheit?

Macht es eine Gesellschaft gleicher, wenn man den Eltern die Freiheit nimmt, selbst darüber zu entscheiden, auf welche Schule ihr Kind geht? Dieser Frage ist der Soziologe Dr. Jörg Dollmann vom Mannheimer Zentrum für Europäische So- zialforschung auf den Grund gegangen und gewann dafür gleich mehrere Preise – den Bojanovsky-Forschungspreis der Universität und einen Award für den besten Artikel des Jahres im international renommierten European Sociological Review.

Dr. Jörg Dollmann / Foto: Elisa Berdica

kann – das geschieht aber eher entlang sozialer anstatt Interview: Nadine Diehl „Unverbindliche Schulempfehlungen reduzieren die ethnische ethnischer Grenzen. Migranteneltern haben oftmals ein Ungleichheit, erhöhen aber die soziale Ungleichheit – niedrigeres Bildungsniveau und sind sozial schlechter ge- stellt. Entscheidet sich der Lehrer im Zweifelsfall gegen eine beides gleichzeitig zu verbessern, scheint nicht möglich.“ FORUM: Nach fast 40 Jahren Rot-Grün bekam Nordrhein- Gymnasialempfehlung, wird dies schnell als Diskriminierung Westfalen 2005 eine schwarz-gelbe Landesregierung – aus gegen die Herkunft des Schülers wahrgenommen. Damit der unverbindlichen Schulempfehlung wurde eine verbind- wäre ich jedoch vorsichtig. Im Einzelfall mag das vorkommen. liche. In einem natürlichen Experiment konnten sie testen, wel- Es zeigt sich jedoch in vielen Forschungsarbeiten, dass ethni- che Auswirkungen das auf die soziale Ungleichheit hat. Was ist sche Diskriminierung für die generellen Muster, die wir mit FORUM: Wie geht es dann aber nach der Grundschule weiter FORUM: Das würde dann ja aber heißen, dass es trotz der ihr Ergebnis? Blick auf Bildungsungleichheiten beobachten, keine zentrale – reichen die hohen Bildungsaspirationen der Eltern für ein ambitionierten Entscheidungen keine soziale Mobilität gibt, Rolle zu spielen scheint. Abi aus? wenn es die Kinder am Ende doch nicht schaffen? Dollmann: Wenn sich die Eltern an das, was die Lehrer ihnen vorschreiben, halten müssen, ist das sozial weniger selek- FORUM: Für welchen Bildungsweg entscheiden sich Eltern, Dollmann: Am Beispiel von Baden-Württemberg kann man Dollmann: Doch die gibt es, denn einige schaffen es ja tiv. Es ist ein bekannter Befund, dass Bildungsaspirationen wenn sie frei wählen dürfen? sehen, dass dem nicht unbedingt so ist. Als die grün-rote dennoch, aber diese Mobilität benötigt eben Zeit. Die dritte, abhängig sind von der sozialen Schicht. Plakativ formuliert: Landesregierung die unverbindliche Schulempfehlung einge- teilweise aber auch bereits die zweite Einwanderergenera- Die Anwältin will, dass ihr Kind Abitur macht – egal wie. Dollmann: Hier laufen aus ethnischer und sozialer Sicht führt hat, mussten mehr Schüler die fünfte Klasse wieder- tion schließen in ihrem Bildungserfolg schon deutlich zur Dem Arbeiter reicht unter Umständen schon der Realschul- ebenfalls unterschiedliche Prozesse ab. Migranten haben holen oder sogar auf die Realschule wechseln. Es ist davon deutschen Bevölkerung auf. Und diese Bildungsunterschie- abschluss, obwohl sein Kind vielleicht zu mehr fähig wäre. genauso wie sozial höher gestellte Schichten sehr hohe Aspi- auszugehen, dass Migrantenkinder, die durchschnittlich de – sofern sie in späteren Generationen noch bestehen Verbindliche Schulempfehlungen können da als soziales rationen für ihre Kinder – unabhängig von deren Leistungen. eher schwächere Leistungen in der Schule erzielen, beson- – sind dabei größtenteils nichts spezifisch Ethnisches. Korrektiv dienen. Das hängt wohl damit zusammen, dass viele mit dem Ziel ders von diesen Klassenwiederholungen betroffen sind. Die Menschen, die man aus der Türkei in den 60ern nach hierherkommen, ihrer Familie ein besseres Leben zu ermög- Derart ambitionierte Bildungsentscheidungen und mögli- Deutschland holte, waren eben keine Hochschulabsolventen, FORUM: Wenn die Lehrkraft wirklich objektiv urteilt. Könnte lichen. Wann immer sie die Chance haben, ihrem Kind einen che Folgeprobleme findet man übrigens nicht nur am Ende sondern wurden oftmals als Hilfsarbeiter angeworben. Das es aber nicht sein, dass man einer kleinen Charlotte eher das besseren Bildungsweg zu ermöglichen, machen sie das auch der Grundschulzeit. Auch nach dem Realschulabschluss braucht dann einfach Zeit, bis irgendwann einmal ein Kind Abitur zutraut als einem kleinen Ahmed? – das gilt besonders für türkische Familien. Überlässt man wechseln mehr Schüler mit Migrationshintergrund auf ein als erstes in der Familie ein Gymnasium besucht und studie- ihnen die Entscheidung, handeln sie ähnlich wie die Akade- Gymnasium als Deutsche. Ich untersuche in einem neuen ren geht. Wären es damals alle Ärzte gewesen, würde das Dollmann: Damit wären wir bei einem anderen Punkt, näm- mikerfamilien. Unverbindliche Empfehlungen reduzieren also Forschungsprojekt, wie sie dabei abschneiden. Erste Befun- heute sicherlich anders aussehen. lich ethnischen Bildungsungleichheiten und deren Ursachen. die ethnische Ungleichheit, während sie die soziale Ungleich- de deuten darauf hin, dass sie es auf diesem zweiten Weg Lehrkräfte ziehen in ihre Empfehlungen Prognosen mit ein, heit erhöhen – beides gleichzeitig zu verbessern, scheint vergleichsweise seltener zum Abitur schaffen als Schüler ob es das jeweilige Kind auf dem Gymnasium schaffen nicht möglich zu sein. ohne Migrationshintergrund. FORUM 1|2018 44–45 BILDUNG

Open Science: Die Öffnung der Wissenschaft

In Zukunft sollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihren gesamten Forschungsprozess der weltweiten Wissenschaftscommunity und der Öffentlichkeit online zugänglich machen. Open Science nennt sich die Idee, die von der EU und der Bundesregierung unterstützt wird. Die Universität Mannheim hat nun eine eigene Strategie dazu verabschiedet. BILDUNG Leere Hörsäle: Der Ministerrat der Europäischen Union „Die meisten Verlage erlauben unter Die Zukunft will Open Access bis zum Jahr 2020 bestimmten Bedingungen den Autoren 1|2018 zum Standard des wissenschaftlichen eine Zweitveröffentlichung. So schließt der Vorlesung? Publizierens machen: Ob Umfragedaten, das eine das andere nicht aus“, sagt Quellenmaterial oder Multimedia-Daten Zumstein. Die Universität hat gemeinsam wie Bilder und Videos – nicht nur die mit dem baden-württembergischen Sich online weiterbilden oder sie also vollkommen unabhängig von Ort heterogene Zielgruppen. Es ist wichtig Studie selbst, sondern alle Daten, die Wissenschaftsministerium zudem und Zeit. „In der Produktion sind MOOCs für den Lernerfolg, sich individuell an dafür analysiert wurden, sollen in Zukunft einen Fonds aufgesetzt, mit dem sie Vorlesungen von zu Hause aus allerdings aufwendiger als Präsenzveran- deren Lern- und Motivationsbedürfnisse für jeden online kostenlos verfügbar Wissenschaftler beim Publizieren in Open- besuchen – mit Massive Open staltungen, da man sie völlig neu denken anzupassen“, erklärt der Wissenschaftler. sein. Das gilt auch für die methodische Access-Zeitschriften unterstützt. „Da Online Courses (MOOCs) ist das muss“, erklärt Prof. Dr. Dirk Ifenthaler, Die minutiöse Planung hat sich gelohnt: Herangehensweise oder Software, die solche Zeitschriften ihre Artikel frei zur der den MOOC der MBS wissenschaftlich „Während bei MOOCs normalerweise zum Auswerten verwendet wurde. „Durch Verfügung stellen, haben sie ein anderes für Studierende und Berufstätige begleitet. „Es reicht nicht, Vorlesungen 10 Prozent aller Teilnehmer ein Zertifikat Open Science sollen Wissenschaftler Geschäftsmodell und veröffentlichen nur weltweit ganz einfach. Die Mann- einfach per Video aufzuzeichnen und erwerben, war die Quote im MBS-Kurs auf der ganzen Welt die jeweilige Vorge- gegen eine Gebühr. Mit dem Fonds wollen heim Business School hat die online zu stellen. Die Videos und Lern- mit 20 Prozent doppelt so hoch“, so Dr. hensweise nachvollziehen und Schritt wir unseren Wissenschaftlern diese finan- materialien sollten speziell für den Kurs Florian Heger, Leiter der Abteilung IT und digitalen Massenvorlesungen im für Schritt selbst wiederholen können“, zielle Hürde nehmen.“ entwickelt werden.“ Learning an der MBS. Auch dass die Vor- sagt Dr. Philipp Zumstein von der Univer- vergangenen Jahr zum ersten Mal lesung auf Anhieb so viele Teilnehmerin- sitätsbibliothek. „Dadurch erhofft man Obwohl der Fonds erst im vergangenen für sich getestet. Weitere sollen nen und Teilnehmer angezogen hat, freut sich eine weltweite Beschleunigung des Oktober gestartet ist, liegen bereits nun folgen. das Team. „Wir haben kaum Werbung für Forschungsprozesses.“ schon jetzt etliche Anfragen vor. Die die Veranstaltung gemacht“, sagt Heger. Universitätsbibliothek bietet den Wis- „Es war ein Testlauf, mit dem wir schauen Zumstein ist Open-Access-Beauftragter senschaftlern außerdem die Möglichkeit, Der Testlauf war ein voller Erfolg: 700 wollten, ob es überhaupt einen Markt für der Universität und berät die Mannheimer eigene Open-Access-Zeitschriften zu grün- Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten ein solches Angebot gibt.“ Den gibt es Forscherinnen und Forscher zu allen den und zu verlegen. Einige Lehrstühle sich für die neue Ringvorlesung „Value- offenbar: Weitere Kurse seien deshalb rechtlichen und organisatorischen Fragen haben bereits Interesse bekundet. (ND) Based Management“ an der Mannheim schon in Planung. dieser neuen Form des Publizierens. Business School (MBS) angemeldet, Diese habe für Wissenschaftler viele um in dem sechswöchigen Kurs von Derzeit sind MOOCs zur reinen Weiter- Prof. Dr. Dirk Ifenthaler Vorteile. „Mit Open Access lassen sich Mannheimer Professorinnen und Pro- Foto: Siegfried Herrmann bildung gedacht. In Zukunft sei aber die eigenen Forschungsergebnisse weiter fessoren zu lernen, was wertorientierte denkbar, dass Mannheimer Studierende verbreiten denn je. Sie erreichen nicht Unternehmensführung ausmacht. Am Dirk Ifenthaler forscht zu Digital Learning. damit auch ECTS-Punkte erwerben nur eine größere Wissenschaftscommu- OPEN ACCESS ersten Vorlesungstag bleiben die Hörsäle Während seiner Zeit als Adjunct Professor können. „Besonders Grundlagenkurse nity, sondern auch die Gesellschaft und allerdings leer. Die Teilnehmer sitzen an der Deakin University in Melbourne und Propädeutika lassen sich mit hoch- die Politik“, erklärt Zumstein. Damit die Open Access bezeichnet den freien Zu- stattdessen zu Hause am Schreibtisch, entwickelte er das Lern-Design für den wertigen MOOCs sehr gut ersetzen“, sagt Ergebnisse und Daten für alle gut zu gang zu Veröffentlichungen im Internet auf der Couch oder im Café – und das ist ersten australischen MOOC. Auf Basis Ifenthaler. An einigen amerikanischen finden sind, ist der Mannheimer Server und ist die notwendige Voraussetzung auch so gewollt. dieser Erfahrungen und neuesten For- Universitäten sind sie daher schon fester MADOC, auf dem die Wissenschaftler der für Open Science – eine Bewegung, schungserkenntnissen hat er auch den Bestandteil des Lehrplans. Vollkommen Universität kostenlos publizieren können, die die gesamte Bevölkerung, seien „Value-Based Management“ ist ein MOOC der MBS konzipiert. „Es hat sich ausgedient hätten Präsenzveranstaltun- auf internationalen Plattformen gelistet es Laien oder Experten, an Forschung, Massive Open Online Course (MOOC) gezeigt, dass Videos unter sechs Minuten gen aber nicht. „Für Seminare und Klein- und für Google Scholar optimiert. Dies wissenschaftlichen Daten und dem – der erste, der von der MBS produziert mit Texteinblendungen oder interaktiven gruppenkurse, bei denen die Diskussion alles ist Teil der kürzlich vom Rektorat Forschungsprozess als solchem und durchgeführt wurde. Die kostenlosen Elementen für die Lernmotivation am bes- und Reflexion im Vordergrund stehen, verabschiedeten Open-Access-Strategie. teilhaben lassen möchte. Open- Online-Kurse sind vor allem für Berufstä- ten sind, das haben wir in unserem Kurs sind Präsenzveranstaltungen nach wie vor Access-Publikationen sind öffentlich tige und Studierende aus dem Ausland natürlich berücksichtigt“, so Ifenthaler. besser geeignet“, so Ifenthaler. „Durch Einige Forscherinnen und Forscher seien im Internet zugänglich und können attraktiv, denn die Teilnehmer lernen die Zudem arbeite das Team gerade daran, MOOCs könnten Lehrende genau dafür jedoch skeptisch, weil sie weiterhin in uneingeschränkt und ohne Kosten für Inhalte über Vorlesungsvideos, vertiefen die Lernfortschritte der Teilnehmer in mehr Zeit gewinnen.“ (LS) den angesehensten und tradiertesten den Nutzer im Volltext gelesen, herun- sie in Diskussionsforen und werden über Echtzeit zu erfassen und ihnen intelligen- Fachzeitschriften publizieren möchten. tergeladen und vervielfältigt werden. Online-Tests geprüft. Beim Lernen sind tes Feedback zu geben. „Wir haben sehr mbsx.education/courses FORUM 1|2018 46–47 BILDUNG

treffen, wenn wir Repräsentanten wählen, die in FORUM: So kann Philosophie die Welt verän- unserem Auftrag abstimmen. Das erspart uns dern? niemand. Gesang: Nehmen Sie ein einfaches psycholo- FORUM: Entscheiden wir denn nicht bereits auf gisches Experiment: Eines zeigt etwa Kinder Basis unserer Moralvorstellungen? beim Bonbonklauen. Sobald man einen Spiegel aufhängt, so dass die Kinder sich selbst sehen Gesang: Die eigene Alltagsmoral ist oft geprägt und sich bewusst werden, was sie da tun, nimmt von ziemlich großen Widersprüchen. Nur keiner die Zahl der geklauten Bonbons rapide ab. glaubt, dass das ihn oder sie selbst betrifft. Kon- Ähnlich kann man mit philosophischen Argu- frontiert mit ethischen Fragen sieht man jedoch, menten versuchen, den Leuten einen Spiegel dass wir meistens nach einem ziemlich prinzi- vorzuhalten und ihnen zu zeigen, was sie eigent- pienlosen Patchwork von Intuition handeln. Und lich tun. Diese Erkenntnis kann Einstellungen da das moralische Handeln einen großen Teil unseres Selbst- verändern und Leute zu einem anderen Handeln bewegen. Es wertgefühls ausmacht, können wir es uns eigentlich nicht leis- ist natürlich schwierig, aus diesen kleinen Laborsituationen ten, unsere Standards auf Sand zu bauen, wie das im Alltag große Bewegungen entstehen zu lassen oder die Welt als häufig passiert. Fast jeder kann davon profitieren, sich dieser Ganzes ein Stückchen weiter zu bewegen. Andererseits haben Prof. Dr. Bernward Gesang Foto: Thomas Tröster philosophischen Herausforderung zu stellen. wir wenig anderes als die Macht der Ideen und müssen darauf setzen, dass es letztendlich in den Köpfen zu einem Fort- FORUM: Geht der Trend nicht europaweit eher zur Vereinfa- schritt kommt. INTERVIEW chung und zum Populismus? FORUM: Utilitaristen geht es um die Vergrößerung des Wohl- Gesang: Ich muss gestehen, dass der politische Trend der stands. Wo führt das hin, wenn wir alle utilitaristisch handeln? letzten Jahre mich sehr überrascht hat – angefangen bei Trump und dem Brexit bis hin zur politischen Lage in einigen Gesang: Zur Maximierung des Glücks auf der Welt. Ein „Darf ich das osteuropäischen Ländern. Da optimistisch zu bleiben, ist Beispiel gibt der australische Philosoph Peter Singer, der die tatsächlich ein hartes Stück Arbeit. Aber Philosophie ist nicht Bewegung „The Life You Can Save“ ins Rollen gebracht hat. Er gleich unverdauliche Kost: Seit Beginn der Aufklärung versucht hat sich der Aufgabe verschrieben, das Leiden und die Armut oder muss ich man auch in der Philosophie, die Menschen emotional zu auf der Welt zu mindern. Das wäre jemand, den ich zurzeit als packen, indem man Argumente lebhaft veranschaulicht. Kandidat für den Friedensnobelpreis sehen würde. sogar?“

Der Mannheimer Philosophieprofessor Bernward Gesang FORUM: Sie schreiben in Ihrem Buch, dass sich immer mehr stellt in seinem 2017 erschienenen Buch „Darf ich das Menschen ins Private zurückziehen. Millionenför- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft setzung komplexer mathematischer oder muss ich sogar?“ ethische Fragen, die zum Nachden- derung für die (DFG) hat die Förderung für das Gradu- Strategien.“ Das erfordere eine Umori- ken anregen. Dabei bezieht er als bekennender Utilitarist Gesang: Ja, das war überhaupt der Anlass mein Buch zu iertenkolleg „Statistische Modellierung entierung in der statistischen Methodik. selbst Stellung. Wie wir durch die praktische Anwendung schreiben. Ich wollte damit Menschen erreichen, die ethischen Doktoranden- komplexer Systeme und Prozesse – Mo- Die Doktorandinnen und Doktoranden von Philosophie diese Welt ein bisschen besser machen Fragen gegenüber aufgeschlossen sind, aber sich mit solchen ausbildung in derne nichtparametrische Ansätze“ bis entwickeln deshalb stochastische können, erklärt er im Interview mit FORUM. aus verschiedenen Gründen nicht auseinandersetzen möch- Mathematik und 2022 verlängert. Doktorandinnen und Modelle und statistische Verfahren, mit ten. Diese Leute wollte ich quasi aufrütteln, sich vom Sofa zu Doktoranden promovieren hier in den denen die Struktur solcher Datensätze erheben. Statistik Bereichen Mathematik und Statistik. besser verstanden werden kann. Interview: Yvonne Kaul Ihre Forschungsprojekte reichen von FORUM: Sie sprechen dazu eine ganze Reihe von alltäglichen Die Universitäten Mannheim und ökonomischen Fragestellungen über die Betreut und gefördert werden die Pro- moralischen Fragen an, etwa die Flüchtlingskrise, die Entwick- Modellierung von Wettervorhersagen movierenden von Wissenschaftlerinnen lungshilfe, auch die Energiewende. Muss man sich da überall Heidelberg erhalten über die bis hin zu statistischen Verfahren in der und Wissenschaftlern der Universitäten einmischen? nächsten viereinhalb Jahre insge- Medizin. Ein besonderer Fokus liege Mannheim und Heidelberg. „Die samt fünf Millionen Euro für die dabei auf Big Data, erklärt Prof. Dr. Leif Schwerpunkte beider Universitäten Gesang: Es ist keineswegs ein Appell, in allen diesen Berei- Döring, Sprecher des Graduiertenkol- ergänzen sich sehr gut, mit dem Fokus chen aktiv zu werden. Das könnte schnell überfordern. Das Weiterführung ihres gemeinsamen legs und Stochastik-Professor an der auf Wahrscheinlichkeitstheorie in Mann- Buch soll vielmehr zeigen, dass dieselbe Theorie des ethi- Graduiertenkollegs. Universität Mannheim: „In der Statistik heim und mathematischer Statistik in schen Utilitarismus in sehr unterschiedlichen Anwendungs- finden im Moment einschneidende Heidelberg“, sagt Döring. „Wir freuen feldern zu plausiblen Ergebnissen führt. Es ist aber auch so, Veränderungen statt. Es werden immer uns, dass wir die Zusammenarbeit mit dass wir als Wähler tatsächlich mit Entscheidungen in diesen größere Datenmengen gesammelt und Heidelberg fortsetzen können, weil wir Themengebieten konfrontiert werden. Von uns wird letztend- die zunehmenden Rechnerkapazitäten am Kolleg gemeinsam wichtige Grundla- lich erwartet, auf allen diesen Feldern Entscheidungen zu erlauben immer öfter die praktische Um- genarbeit leisten.“(RED) FORUM 1|2018 48–49 BILDUNG

Entstanden sind die Filme im Rahmen des Seminars „CSR Videos“ des Lehr- stuhls für Corporate Social Responsibli- ty. Seit Oktober 2016 setzen sich darin pro Semester bis zu 25 Studierende filmisch mit aktuellen Nachhaltigkeits- fragen auseinander. Das Seminar ist Bestandteil des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanzierten HAREBE-Projekts, das Lehr- veranstaltungen mit Praxisbezug fördert. „Neben den technischen Fertigkeiten lernen Studierende bei uns, Projekte eigenständig zu planen, durchzuführen und zu dokumentieren”, sagt Jenni Sipilä, die das Seminar gemeinsam mit Prof. Dr. Laura Marie Edinger-Schons betreut. „Das sind Fähigkeiten, die im Arbeitsleben sehr gefragt sind.“ Für das innovative Konzept wurde der Lehrstuhl Im Atlantis-Kino schauten sich die Studierenden ihre Dokumentationen gemeinsam mit ihren Interviewpartnern an als eine von 35 Einrichtungen von der Fokus auf Fernost Foto: Elisa Berdica amerikanischen Akkreditierungsorgani- sation AACSB (Association to Advance Collegiate Schools of Business) 2017 Über den Tellerrand des eigenen Fachs blicken – mit Wahlfächern wie Vom Hörsaal auf die mit dem Preis „Innovations that inspire“ Romanistik, Psychologie oder Informatik ist das für Studierende des Abendstimmung in Tokio / Foto: Ulrich Ambach ausgezeichnet. Über 300 Hochschulen Mannheim Master in Management (MMM) schon seit Jahren selbst­ Kino-Leinwand aus 33 Ländern hatten sich beworben. verständlich. Seit dem Herbstsemester 2017 lernen sie mit dem neuen Modul „Asienkompetenz“ nun auch die Sprachen, Kulturen und Wirt- Theorie, Projektplanung, Filmdreh: In einem Seminar des Lehrstuhls schaftsräume Ostasiens besser kennen. für Corporate Social Responsibility lernen Studierende, wie man Nach- haltigkeit filmisch in Szene setzt. Von der internationalen Akkreditie-

Der asiatische Markt zählt wirtschaft- rungsorganisation AACSB wurde das innovative Lehrkonzept mit dem lich zu den bedeutendsten Handels- idealen Überblick über die chinesische „Innovations that Inspire Award“ ausgezeichnet. plätzen weltweit. Auch in deutschen beziehungsweise japanische Kultur“, Unternehmen spielen insbesondere chi- erklärt Didi Zhang, Leiterin Fremdspra- nesische Firmen als Wirtschaftspartner chenkompetenz Chinesisch an der Der kleine Kino-Saal ist fast bis auf den eine immer größere Rolle. Sich in Asien Fakultät BWL, die das neue Wahlfach letzten Platz gefüllt. Auf der Leinwand „Durch die fettnäpfchenfrei zu bewegen – insbeson- gemeinsam mit ihrer Kollegin Ryoko Ao- huschen Studierende im Zeitraffer über Interviews ist mir Die Organisatorinnen: Prof. Dr. Laura Marie Edinger- dere in Business-Situationen – das fällt yagi, Leiterin Fremdsprachenkompetenz den Ehrenhof. Kurz darauf ist ein älterer Schons (r.) und Jenni Sipilä / Foto: Elisa Berdica Europäern wegen der großen kulturellen Japanisch, aufgebaut hat. „Ein wichtiger „Das Wahlmodul Herr allein im Hörsaal zu sehen. Er bewusst geworden, und sprachlichen Unterschiede jedoch Fokus liegt natürlich auch auf der Wirt- lächelt zunächst, wirkt fast amüsiert. dass es für viele oft schwer: Wie spreche ich ranghöhere schaftspolitik der beiden Länder.“ Asienkompetenz Doch dann hält er inne, sein Blick Anne Sofsky, 24, Studentin im Master Personen korrekt an? Wann darf ich das vermittelt den Stu- wird nachdenklich. „Manchmal habe Probleme bereits Kultur und Wirtschaft, hat die Doku- Jackett ablegen? Für Unerfahrene kein Entstanden ist das Modul auf Anregung ich das Gefühl, zu viel zu reden, mich eine Lösung gibt.” mentation über Seniorenstudierende leichtes Terrain. der Studierenden. „An einigen europäi- dierenden profunde aufzudrängen“, sagt er in akzentfreiem mitproduziert. Die theoretischen und schen Business Schools gibt es schon Sprachkenntnisse Englisch. „Dann versuche ich, mich technischen Grundlagen dafür hat sie in Sprachkenntnisse auf- und Unsicher- ähnliche Angebote auf Masterniveau“, zurückzunehmen und den Jüngeren im den Kick-off-Sessions und Workshops heiten abbauen – mit dem neuen sagt Zhang. „Auch bei uns wurde die und einen idealen Kurs den Vortritt zu lassen.“ Der ältere des Seminars erworben. „Für Filmanfän- Wahlfach „Asienkompetenz“ ist das für Nachfrage danach immer größer.“ Überblick über die Herr ist Seniorenstudent an der Universi- Mannheim“ auseinandergesetzt. Ihr Film ger wie mich war das natürlich trotzdem MMM-Studierende seit dem Herbstse- MMM-Student Keren Deng, 27, freut tät Mannheim. ist eine von sechs Dokumentationen, eine riesige Herausforderung“, sagt sie. mester 2017 möglich. Das Modul läuft sich, nun im Master seine Japanisch- chinesische bezie- die beim Filmfestival des Lehrstuhls für „Aber ich habe viel dazugelernt, nicht nur über zwei Semester und besteht aus Kenntnisse und interkulturelle Kom- hungsweise japani- Was ältere Bürger zum Studium moti- Corporate Social Responsibilty im Mann- organisatorisch und technisch. Durch vier Bausteinen: zwei Sprachkursen petenz weiter verbessern zu können: viert, woher die unsichtbare Wand zwi- heimer Atlantis-Kino zu sehen sind. Alle die Interviews ist mir bewusst geworden, in Japanisch oder Chinesisch, für „Die Asienkompetenz ist ein perfekter sche Kultur.” schen jungen und älteren Studierenden drehen sich um Nachhaltigkeit an der dass es für viele Probleme bereits eine die Vorkenntnisse benötigt werden, Anschluss an den Sprachunterricht und kommt, und wie man die Generationen Universität Mannheim – von verantwor- Lösung gibt: Man muss nur mit den einem Landeskundeseminar und einer das Auslandssemester in Tokio, die zusammenbringen könnte – mit diesen tungsvoller Managementausbildung über richtigen Menschen sprechen.“ (LS) Gastvorlesung, gehalten von wech- ich während meines Bachelorstudiums Fragen haben sich Studierende der Vandalismus bis zu gesunder Ernährung selnden renommierten Professoren absolviert habe. Damit kann ich mich Universität Mannheim in dem Dokumen- – und präsentieren dabei nicht nur Pro- Eine Auswahl der Filme ist unter dem der Asienkunde. „Das Wahlmodul Asien- optimal auf eine internationale Karriere tarfilm „Bridging the Gap – Intergene- bleme und Hintergründe, sondern auch Suchbegriff „Chair of CSR Uni Mannheim“ kompetenz vermittelt den Studierenden vorbereiten.“ (RR/LS) rational Exchange at the University of einzigartige Lösungsansätze. auf YouTube zu sehen. profunde Sprachkenntnisse und einen FORUM 1|2018 50–51 NETZWERK

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Ein Highlight für viele Absolventen aus Norwegen: das Treffen mit ihrem ehemaligen Marketingprofessor Hans Raffée (vorne mitte) Foto: Ye Fung Tchen

Das Wetter in Mannheim hat sich auf Schon bei der Begrüßung zwei Tage vor die Straßen Mannheims und lassen sich Die Norweger den Besuch der Norwegerinnen und dem Fest kommen Erinnerungen hoch: die Geschichte des Wasserturms, des erobern Mannheim Norweger eingestellt: Frostiger Wind und Für viele der Teilnehmerinnen und Teil- Paradeplatzes und des Schlosses erläu- ABSOLVENTUM skandinavische Kälte empfangen die nehmer ist das Wiedersehen mit Prof. tern. Auch das Netzwerken kommt an Homecoming Day zurück Gäste auf dem Ehrenhof der Universität Dr. Hans Raffée, ehemaliger Inhaber diesem Wochenende nicht zu kurz: Beim Mannheim. Die Norweger haben sich des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebs- ABSOLVENTUM-Homecoming Day treffen Der ABSOLVENTUM-Homecoming Day auf den Weg gemacht, ihre ehemalige wirtschaftslehre und Marketing II an der sich die Norweger mit Alumni aus aller findet jeden September im Rahmen Universität zu besuchen – teilweise Universität Mannheim und ABSOLVEN- Welt und tauschen Erinnerungen aus. des Schlossfests statt. Das Event Früher haben Sie im Audimax über Klausuren das erste Mal nach 53 Jahren. Initiiert TUM-Ehrenpräsident, ein Highlight ihrer bietet ehemaligen Studierenden gebrütet und abends im Schneckenhof die Norwe- wurde das Treffen von Per Knudsen. Er Reise. Bei der darauf folgenden Führung Beim Schlossfest selbst darf für viele sowie Professorinnen und Professo- gerfete zu einer Mannheimer Legende gemacht – selbst war 1967 von Norwegen mit dem durch das Schloss und die Universität Norwegerinnen und Norweger neben ren eine gute Gelegenheit, sich bei Schiff nach Deutschland gereist, um in bestaunen die Gäste, was sich seit Konzerten und Feuerwerk vor allem Snacks und Getränken austauschen, beim ABSOLVENTUM-Homecoming Day netzwerken Mannheim sein Studium der Betriebs- ihrem Abschluss verändert hat. Traf eines nicht fehlen: die Schneckenhof- über die neuesten Entwicklungen sie mit Alumni aus aller Welt und feiern mit 15.000 wirtschaftslehre aufzunehmen. Damals man sich vor 50 Jahren regelmäßig bei Party. Vor 47 Jahren riefen Knudsen und an ihrer Alma Mater zu informieren anderen Besuchern das Schlossfest. Viel hat sich stellten die Norweger den größten Anteil Räucherlachs, Ziegenkäse und Aquavit seine Kommilitonen die Norwegerfete oder eigene Projekte vorzustellen. Im an internationalen Vollzeitstudierenden. zur Norwegerfete auf dem Schneckenhof, und damit die erste Schneckenhofparty Anschluss können Teilnehmerinnen verändert, seit die ersten norwegischen Studieren- Jetzt – 50 Jahre nach dem Beginn sprechen die ehemaligen Kommilitonin- überhaupt ins Leben. Seitdem tanzen und Teilnehmer gemeinsam oder den nach Mannheim kamen. Aber einiges ist auch seines Studiums – hat er mit der Unter- nen und Kommilitonen jetzt bei einer Studierende jede Woche im Innenhof der einzeln das Schlossfest erkunden geblieben: neben guter Stimmung vor allem eine stützung von Absolvent Haakon Hofgaard Weinprobe in der Pfalz über gemeinsame Universität – auch zum Abschluss des oder in der ABSOLVENTUM-Lounge Dahl aus Oslo seine Landsleute wieder Erinnerungen und neue Eindrücke. Schlossfests. Knudsen könnte also in weiternetzwerken. Eingeladen sind spürbare Verbundenheit zur Universität. nach Mannheim eingeladen. 72 Norwe- drei Jahren ein weiteres 50-jähriges Ju- alle ABSOLVENTUM-Mitglieder. ger sind seinem Aufruf gefolgt und zum Das deutsche Regenwetter hält die nor- biläum begehen. Und wer weiß, vielleicht Schlossfest im vergangenen September wegischen Gäste am nächsten Tag nicht kommen dann wieder ehemalige Studie- für ein Wochenende an ihre Alma Mater davon ab, die Stadt zu erkunden. Mit rende aus Norwegen nach Mannheim, zurückgekehrt. Regenjacke und Pulli ziehen sie durch um an ihrer Alma Mater zu feiern. (MW) FORUM 1|2018 52–53 NETZWERK

Startup Mirabesque gewinnt MCEI Seed Award „Über die Jahre ist 10.000 Euro zum Ausbau ihres Startups Mirabesque hat Victoria Seibert (mitte) gewonnen in unserer Area ein Tänzerinnen und Tänzern aus ganz Europa die Suche nach Kostümen Foto: Ye Fung Tchen und Ausstattung erleichtern – das ist das Ziel des jungen Startups großes Netzwerk Mirabesque. Gerade arbeiten die drei Gründerinnen am Aufbau ihres Prof. Dr. Christoph Spengel mit den Gastrednern der Jahresversammlung: Dr. Ulrich Störck, Dr. Frank Schmidt aus Alumni und För- und Dr. Hans Maier (v.l.n.r.) / Foto: Ultimate Art eigenen Online-Shops. Für die Idee wurden sie mit dem Seed Award derern gewachsen, des Mannheim Center for Entrepreneurship and Innovation (MCEI) „Jetzt können wir das wir noch stärker ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. endlich Gas geben Ein Forum für den pflegen wollen.“ und mit dem Geld Steuernachwuchs unsere erste Unter Mitgliedern der Mannheimer Grün- handlungsmöglichkeit für die Patienten eigene Kollektion Die Fächer Steuerlehre und Rechnungslegung haben bei BWL- deren Gründung der Verein initiiert hat, derszene ist die MCEI Startup-Lounge zu finden. Reportix möchte das Versi- Studierenden keinen leichten Stand. Seit 2011 hilft der Verein kommen Studierende nun auch früher im im Café L3 ein beliebter Treffpunkt. Nor- cherungsgeschäft durch den Einsatz von produzieren lassen.“ „Mannheim Forum Accounting & Taxation“ (MaFAT) ihnen des- Studium mit Steuerthemen in Berührung. malerweise geht es hier entspannt zu. Blockchain-Technologie digitalisieren und Darüber hinaus bietet MaFAT Studieren- Junge Gründerinnen und Gründer treffen revolutionieren. Und Victoria Seibert, halb mit spannenden Tagungen, Workshops und Preisen auf den, Alumni und Netzwerkpartnern eine sich unter dem Semester rund alle zwei Gründerin des Startups Mirabesque und die Sprünge – mit Erfolg. Plattform zum Austausch, organisiert Wochen zum Netzwerken, Plaudern selbst begeisterte Tänzerin, will gemein- Fachvorträge und Tagungen und beteiligt und zur Vorstellung neuer Ideen. Doch sam mit ihren Mitgründerinnen Hannah Idee entwickelt und ein Mindestmaß an sich an studentischen Events wie der heute liegt Spannung in der Luft: Das Fuchs und Jana Hoffmann ein Problem Formalität erreicht. 10.000 Euro zu ge- „Das Interesse unserer Studierenden an die Umstellung auf Bachelor- und Master- jährlichen Networking Party, die von der Mannheim Center for Entrepreneurship lösen, das Tanzbegeisterte in ganz winnen ist für sie also ein entscheiden- Steuern und Rechnungslegung hat in den studiengänge kam, gab es für Studieren- Studierendeninitiative des MaFAT orga- and Innovation (MCEI) steht kurz davor, Europa aus dem Alltag sehr gut kennen: der Schritt – möglicherweise das Quänt- letzten zwei Jahren merklich zugenom- de auf einmal weniger Möglichkeiten, sich nisiert wird. „Das Highlight in unserem das beste Startup des Jahres 2017 Wie kommt man ohne großen Aufwand chen Erfolg, das darüber entscheidet, ob men“, sagt Marcel Olbert, MaFAT-Mitglied im Studium zu spezialisieren“, erklärt Dr. Kalender ist die Jahresveranstaltung im mit dem Seed Award auszuzeichnen. an günstige Kostüme, Bühnenschmuck und wie gut es mit der Markteinführung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ralf Braunagel, erster Vorsitzender und September“, sagt Dr. Braunagel. „Mit Auf die Gewinner wartet ein Preisgeld in und Tanzaccessoires für Freizeit, Shows vorangeht. Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Gründungsmitglied des Vereins. „Der hochkarätigen Sprechern und brandaktu- Höhe von 10.000 Euro, gestiftet von der und Wettbewerbe? Ihr Onlineshop soll Steuerlehre von Prof. Dr. Christoph Wettbewerb der Areas um Studierende ellen Themen wie der Digitalisierung im Heinrich-Vetter-Stiftung. die Marktlücke schließen und Tänzer Ein wenig nervös sind die Finalisten da- Spengel. „Das wissen wir aus unseren wurde härter und die Fächer Steuerlehre Steuerrecht im vergangenen Jahr, ziehen aller Sparten mit passender Ausrüstung her alle – trotzdem überzeugen sie durch Vorlesungsevaluationen. Studierende und Rechnungslegung sind etwas ins wir jedes Mal um die 300 Teilnehmerin- 18 Teams hatten sich um die Starthilfe versorgen. souveräne Präsentationen und sind auf sprechen uns auch immer öfter an, weil Hintertreffen geraten.“ nen und Teilnehmer an.“ beworben, drei davon hat die Jury ins die Fragen der Jury gut vorbereitet. Wer sie sich in dem Bereich weiter speziali- Finale gewählt. Sie sind heute hier vor Eine Sache haben die drei Finalisten ge- am Ende als Gewinner nach Hause geht, sieren möchten.“ Zu verdanken ist dieser Dass sie in den letzten Jahren wieder an Für die Zukunft plant MaFAT, seine Aktivi- Ort, um ihre Geschäftsidee zu „pitchen“ meinsam – denn sie ist Voraussetzung bleibt bis zum letzten Augenblick span- Aufwärtstrend, so Olbert, vor allem dem Beliebtheit gewonnen haben, dazu tragen täten weiter auszubauen. „Über die Jahre – also vor der Jury und dem Publikum zu für eine erfolgreiche Bewerbung: Mindes- nend. Als der Moderator schließlich Mira- kontinuierlichen Engagement des „Mann- nicht zuletzt die zahlreichen Aktivitäten ist in unserer Area ein großes Netzwerk präsentieren. Was die Ideen der Finalis- tens eines ihrer Team-Mitglieder studiert besque zum Sieger kührt, strahlt Victoria heim Forum Accounting & Taxation“ des Vereins bei: MaFAT fördert Studieren- aus Alumni und Förderern gewachsen, ten betrifft, so könnten sie kaum unter- derzeit an der Universität Mannheim Seibert, die als einzige aus ihrem Team (MaFAT). de und Nachwuchswissenschaftler im Be- das wir noch stärker pflegen wollen“, so schiedlicher sein: Das Startup evid.one oder hat hier einen Abschluss gemacht. zu Pitch und Preisverleihung erscheinen reich Steuerlehre und Rechnungslegung Braunagel. Wegen großer Schnittstellen bietet Arztpraxen und Krankenhäusern Darüber hinaus stehen die Finalisten konnte. „Jetzt können wir endlich Gas 2011 von Professoren und Alumni der nicht nur mit Stipendien und Preisen wie mit den Rechtswissenschaften möchte eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte allesamt nicht komplett am Anfang ihrer geben und mit dem Geld unsere erste Area Accounting und Taxation gegründet, dem MaFAT Stipendium Taxation oder der Verein zukünftig auch Studierende im Datenbank, die ihnen dabei helfen soll, Startup-Karriere, sondern haben bereits eigene Kollektion produzieren lassen“, soll MaFAT der Area zu mehr Sichtbarkeit dem MaFAT Research Award. Mithilfe der Studiengang Unternehmensjurist stärker schnell und einfach die passende Be- einen fortgeschrittenen Prototyp ihrer sagt die Gründerin. (KHO) verhelfen. „Als mit der Bologna-Reform gleichnamigen Studierendeninitiative, ansprechen. (LS) FORUM 1|2018 54–55 NETZWERK

Angekommen: Seit 1994 lebt ABSOLVENTUM-Mitglied Dirk Meissner in Südafrika In Verbindung Foto: Jetline Action Photo bleiben vom anderen Ende Tausende Kilometer entfernt und der Universität Wie eröffne ich eine trotzdem nah: Absolventum-Mitglied Julia Heiss Regionalgruppe? Foto: privat der Welt Dirk Meissner Als ABSOLVENTUM-Mitglied haben Kapstadt, Südafrika (9.329 km) Sie jederzeit die Möglichkeit, eine „Ich habe 1992 mein BWL-Diplom von eigene Regionalgruppe ins Leben zu ABSOLVENTUM ist nicht nur die älteste und größte Alumniverei- der Universität Mannheim erhalten und Torsten Treuholz rufen – ein Anruf oder eine E-Mail nigung Deutschlands. Mit Regionalgruppen in über 50 Städten bin danach für ein Jahr nach Südafrika ge- Bogotá, Kolumbien (9.083 km) genügt. Die Neugründung wird auf der weltweit ist sie auch global bestens vernetzt. Aus allen Kontinen- gangen. Das Land hat mich seitdem nicht „Ich habe mein Auslandssemester Webseite und über den Newsletter mehr losgelassen. Die Lebensqualität ist in Bogotá verbracht und dabei meine bekannt gemacht, sodass sich Alumni ten halten Mannheimer Alumni Kontakt mit ihrer Alma Mater – toll, wir haben zwei Ozeane, Berge, gute jetzige Frau kennengelernt, eine Kolum- aus Ihrer Region bei Ihnen melden jeder auf seine Weise. FORUM sprach mit drei der am weitesten Schulen und hervorragende Weingüter. bianerin. Gemeinsam haben wir dann können. Als Regionalgruppenleiter entfernten Absolventinnen und Absolventen. Seit 1994 bin ich in Kapstadt fest an- entschieden, unseren Lebensmittelpunkt haben Sie es selbst in der Hand, wie sässig. Ich lebe hier mit meiner Frau und nach Bogotá zu verlegen, wo ich nun stark Sie sich engagieren wollen. meiner 17-jährigen Tochter und arbeite für als Deutschlehrer am Goethe-Institut Auch an Orten, wo außer Ihnen keine eine Unternehmensberatung, die auslän- arbeite. Kontakt zur Uni Mannheim halte weiteren Alumni dauerhaft leben, sind geworden und habe ein Haus gekauft. Mit dische Investoren in Südafrika betreut. ich auf vielfältige Weise: Im vergangenen Regionalgruppen als Anlaufstelle für Interviews: Nadine Diehl meinen Kommilitonen aus dem Studium Kontakt zur Uni halte ich zum einen über Jahr stand ich in einem ABSOLVENTUM ABSOLVENTUM-Mitglieder von großer in Mannheim stehe ich immer noch in meinen ehemaligen Freundeskreis aus Skype-Gespräch als Ansprechpartner Bedeutung – zum Beispiel wenn Julia Heiss Kontakt, wir schreiben und telefonieren Mannheim, den ich sehe, so oft es geht. für Studierende und Alumni bereit, die sie beruflich oder für ein Auslands- Auckland, Neuseeland (18.228 km) regelmäßig. Ich vermisse die Leute, mit Dieses Jahr haben wir Silvester miteinan- sich für Südamerika interessieren. studium in Ihre Stadt kommen. „Nach meinem Bachelor in Mannheim denen ich studiert habe. Deshalb habe der gefeiert, letztes Jahr waren wir über Einmal habe ich auch ein Blockseminar und meinem Master an der London ich eine Regionalgruppe in Auckland die Feiertage Skifahren. Seit zehn Jahren gemeinsam mit dem Mannheimer His- School of Economics war ich für ein gegründet und hoffe, dass es ehemalige bin ich außerdem Regionalgruppenleiter toriker Prof. Dr. Hiram Kümper gehalten. Ansprechpartnerin Jahr in Neuseeland, bevor der Ernst Mannheimerinnen und Mannheimer in Kapstadt. Unsere Gruppe ist klein, sie Für mich ist es wichtig, dass man im bei ABSOLVENTUM: des Lebens losging. Als Trainee bei zu mir ans andere Ende der Welt ver- besteht aus mir und zwei weiteren Absol- Ausland so viele Kontakte wie möglich Sibylle Runz Ernst&Young in München durfte ich schlägt. Mit ihnen könnte ich viele schö- ventinnen. Wir gehen ab und zu etwas hält – besonders zur Heimat. Ich bin Tel.: dann nochmal für drei Monate am ne Erinnerungen teilen, die uns mit der trinken, unterhalten uns über alte Profes- auch gern Anlaufstelle für Mannheimer +49 621 181-1057 Standort Auckland arbeiten – und dort Uni Mannheim verbinden. Aber ich stehe soren, wo wir durchgefallen sind und wie Studierende, die an die Uni hierher E-Mail: bin ich schließlich geblieben. Das ist auch gerne für Mannheimer Austausch- wir es dann trotzdem geschafft haben. kommen – auch wenn das Abenteuer [email protected] nun über zwei Jahre her. Mittlerweile studierende als Kontaktperson bereit, Das klingt banal, ist aber eine unglaublich natürlich größer ist, wenn man alles mannheim.de bin ich in der Metropole sesshaft die nach Auckland kommen wollen.“ emotionale Verbindung.“ selbst erkundet.“ FORUM 1|2018 56–57 NETZWERK Wir suchen keine Follower. Sondern Menschen, die uns digital vorantreiben.

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Sabrina Scherbarth, Stiftungsmanagerin (EBS) Mannheimer Foto: Miriam Bender Migrations- Neue Geschäfts- forschung führerin bei Im neuesten Bericht des UNO-Gene- der Stiftung ralsekretärs António Guterres „Making Migration Work for All“ sind Vorschläge der 2016 gegründeten Alliance of Lea- Mit Sabrina Scherbarth hat die Stiftung Marketingdirektorin, dann als Leiterin ding Universities on Migration (ALUM) Universität Mannheim zum ersten Mal des Präsidialbüros und Geschäftsfüh- eingeflossen. ALUM ist ein Netzwerk eine hauptamtliche Geschäftsführerin. rerin einer Weiterbildungs­gesellschaft von 20 europäischen Universitäten, das Die Diplomkauffrau bringt nicht nur tätig. Nach mehr als acht Jahren im sich zum Ziel gesetzt hat, Forschung und eine große Leidenschaft für Bildungs- Hochschulsektor wechselte Scherbarth Politik bei der Bewältigung des globalen themen, sondern auch langjährige zu einer Stiftung für Hochbegabung in Flüchtlings- und Migrationsproblems zu- Erfahrung im Hochschul-Fundraising Wiesbaden, wo sie knapp zwei Jahre sammen zu bringen. Auch die Universität und Stiftungs­wesen mit: Nach ihrem das Fundraising, Marketing und die Mannheim gehört dem Netzwerk an. „Es PR leitete. Um ihr Stiftungs­wissen zu ist ein großartiger Erfolg für uns“, freut professionalisieren, absolvierte sie sich die Politikwissenschaftlerin Prof. „Ich will durch berufsbegleitend ein Intensivstudium Dr. Lilli Banholzer, die das Projekt lokal meine Arbeit zur Stiftungs­managerin und Stiftungs­ betreut. „Unser Team in Mannheim ist beraterin an der EBS Executive Educa- sehr aktiv im ALUM-Netzwerk und zurzeit daran mitwir- tion. passiert wirklich viel.“ ken, dass junge Ihre Arbeit für die Stiftung Universität Der Bericht des UNO-Generalsekretärs Menschen ihre Mannheim ist Sabrina Scherbarth ein greift Vorschläge von ALUM auf, die Chancen auf ei- persönliches Anliegen. Es berühre sie, zuvor auf einem Workshop in Syrakus, welche Hindernisse junge Menschen auf Italien, im Frühjahr 2017 erarbeitet wur- nen erfolgreichen ihrem Bildungsweg überwinden müssen den. Konkret geht es dabei um einen Lebensweg auch – und wie oft Chancen vertan würden, stärkeren Austausch zwischen Wissen- weil das Verständnis in der Familie oder schaftlern und politischen Entschei- ergreifen können.“ das eigene Selbstvertrauen fehle. „Ich dungsträgern sowie mehr Unterstützung will durch meine Arbeit daran mitwirken, für Migrationsforschung seitens der dass junge Menschen ihre Chancen auf Regierungen. ALUM spricht sich auch Abschluss an der Goethe-Universität einen erfolgreichen Lebensweg auch dafür aus, zur Lösung des globalen Mi- Frankfurt war Sabrina Scherbarth ergreifen können“, sagt Scherbarth. Ihr grationsproblems die Perspektive aller zunächst in der Konsumgüter-Branche Ziel sei es daher, die Marke und den beteiligten Länder zu berücksichtigen: tätig, doch ihre Faszination für Bildungs­ Grundstock der Stiftung weiter aufzubau- des Herkunftslandes, des Transit- sowie themen führte sie schnell an die EBS en, um Forschung, Lehre und Stipendien des Empfängerstaates. (YK) Universität für Wirtschaft und Recht in an der Universität noch stärker unter- Wiesbaden. Dort war sie zunächst als stützen zu können. (RED) www.alum.global

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Informiere dich jetzt unter Zehn Jahre www.fasihi.net/karriere. Sustainable Wir freuen uns auf deine Bewerbung! Business Summit consulting & training & project management technical support Mit der Verantwortung, die Sportler und Outdoorsport- Unternehmen gegenüber der Umwelt haben, beschäf- tigten sich rund 30 Studierende beim 19. Sustainable Business Summit an der Universität Mannheim. Die Veranstaltung rund um das Thema Nachhaltigkeit wurde vor zehn Jahren von den Freunden der Universität Mann- +49 (0) 6 21 - 52 00 78 - 234 [email protected] heim e.V. initiiert und ist mittlerweile fester Bestandteil www.fasihi.net/karriere des Semesterprogramms des Lehrstuhls für Corporate business software & design & Beim Mountainbiking auf dem Ehrenhof testeten Studierende, was man als Bildmaterial: © Minerva Studio – Fotolia, Führungskraft vom Actionsport lernen kann / Foto: Elisa Berdica Social Responsibility (CSR). app development web technologies © vectorfusionart – Fotolia

Wer nach zehn Jahren nun zum ersten „Wenn die Natur in 30 Jahren Sport als Tool der Personalführung“ Mal etwas vom Sustainable Business zerstört ist, verlieren wir unseren setzten sich die Studierenden selbst Summit hört, braucht sich nicht zu wun- Geschäftszweck“, gibt Lisa Fiedler vom aufs Mountainbike und lernten, wie sich dern. Bis vor kurzem war das Programm Bergsportausrüster VAUDE in ihrem Methoden aus dem Actionsport ins als „CSR-Wochenende“ bekannt. Eröffnungsvortrag zu bedenken. Gerade Berufsleben übertragen lassen. Am Kern der Veranstaltung ändert für Outdoorsport-Unternehmen müsse der modernere Name jedoch nichts: Umweltschutz deshalb ein wichtiges An- „Alles in allem war es die perfekte Mi- Nach wie vor dreht sich an zwei Tagen liegen sein. Ob und wie Sport im Freien, schung aus Theorie und Interaktivem“, DIGITAL pro Semester alles um das Thema Nachhaltigkeit und Unternehmertum findet die Teilnehmerin Lisa Timm, 22, unternehmerische Verantwortung, im zusammenpassen – darüber haben die VWL-Studentin. „Und die Gruppengrö- vergangenen Semester ging es speziell rund 30 Studierenden der Universität ßen waren genau richtig.“ Dass der um Firmen für Outdoor-Sport. Denn Mannheim diskutiert. Sustainable Business Summit bei Stu- VISIONARY ob Wandern, Skifahren oder Klettern – dierenden wie Unternehmen nach wie Sport im Freien hält zwar fit und macht Gelernt haben sie in den Vorträgen und vor so beliebt ist, das freut nicht nur Workshops vor allem, worauf jeder beim den Lehrstuhl, sondern auch Dr. Josef Sport im Freien achten sollte oder wie Zimmermann, den ersten Vorsitzenden „Wenn die Natur Outdoorsport-Unternehmen Umwelthe- der Freunde der Universität. Der Verein rausforderungen begegnen: Referentin hatte das Event vor zehn Jahren mit in 30 Jahren zer- Lisa Fiedler erklärte beispielsweise, wie auf den Weg gebracht: „Damals war stört ist, verlie-­ VAUDE versucht, die Lebensdauer von nachhaltiges Denken noch sehr exo- Outdoor-Sportgeräten zu verlängern, tisch“, erklärt er. „Wir freuen uns, dass ren wir unseren damit diese nicht schon nach kürzester Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Politik Geschäftszweck.“ Zeit ihren Geist aufgeben und entsorgt immer mehr an Bedeutung gewinnt – werden müssen. Was Wanderer oder und sogar schon in der Ausbildung.“ (LG) Radfahrer tun können, um die Umwelt Spaß. Wer sich dabei gedankenlos zu schonen, erfuhren die Studierenden #creativity verhält, kann der Natur jedoch schnell im Vortrag von Peter Welk, dem ersten schaden, sei es als Hobbysportler oder Vorsitzenden des Deutschen Alpenver- Jens-Uwe Bornemann, Networker, digital pioneer, founder of UFA Lab. Scouting out digital trends before others do. als Sportgeräte-Hersteller. eins (DAV). Und im Workshop „Action- Diplomat and pragmatist, connecting old and new economy. Digital nomad and mobile worker, mostly up in the air, coming back down to earth by going offl ine and out into nature. Senior Vice President Digital Europe, FremantleMedia.

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CAMPUSLEBEN

Hashtag #unimannheimabroad haben 1|2018 Studierende der Universität Mannheim im vergangenen Semester bereits viele Ein- Universität drücke von ihren Auslandsaufenthalten in jetzt mit Kanada, den USA, Portugal oder Schwe- den geteilt. So auch die BWL-Studentin #myunima Tsvetina Yancheva, die ein Semester in Südkorea verbrachte. „Ich mag es, Bilder auf für die Uni zu machen. So fühle ich mich mit anderen Studierenden in Mannheim Instagram noch stärker verbunden“, sagt Yancheva. Gemeinsam mit dem SWR haben Mannheimer Wirtschaftsinformatikstudenten die Notfallversorgung in 3.400 Orten überprüft Auch Fotos von aktuellen Events und Foto: Getty Images Bilder von Lieblingsorten im Schloss, studentischen Aktionen, Lieblingsorten Wohltätigkeitsaktionen studentischer auf dem Campus und Eindrücke aus dem Initiativen oder Eindrücke aus dem Alltag der Studierenden sind zu sehen. Auslandssemester: Seit vergangenem Im Ernstfall zu spät Herbst verfolgen und gestalten Studie- Mit der Präsenz auf Instagram trifft rende das Geschehen an der Universität die Universität den Puls der Zeit: Die Mannheim über Instagram mit. Beliebtheit der App nimmt laut Daten Wie schnell ist der Rettungswagen im Solche statistisch validen Aussagen kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss. Was des Statistik-Portals Statista immer Notfall da? Dieser lebenswichtigen Fra- aus den teils unveröffentlichten sie vereint, ist die Überzeugung, dass „Das Schöne an Instagram ist, dass wir weiter zu. Im Sommer vergangenen ge ging der Südwestrundfunk mit einem Rettungsdienstdaten zu ziehen, war Statistik nicht nur unerlässlich, sondern alles, was an unserer Uni passiert, mit Jahres hatte sie allein in Deutschland groß angelegten Datenjournalismus- für das Journalistenteam des SWR auch spannend ist. Aus diesem Grund Bildern erzählen können“, sagt Online- 15 Millionen aktive Nutzer. Und auch Projekt auf den Grund. Unterstützung keine einfache Aufgabe. Um den Berg sind sie Mitglied in der studentischen Redakteurin Martina Johann von der Ab- die Zahl der Abonnenten des Instagram- bei der Auswertung erhielt das Journalis- an Daten zu bewältigen, suchte das Initiative „Students‘ Association for Data teilung Kommunikation und Fundraising, Accounts der Universität Mannheim tenteam von der Initiative STADS, die im Team Hilfe bei Experten, die versiert im Analytics & Statistics“ (STADS), an deren die den neuen Instagram-Account der wächst täglich. Sechs Monate, nachdem vergangenen Herbst von Wirtschaftsma- Umgang mit Zahlen sind – und fand sie Gründung im vergangenen Herbst sie Universität Mannheim @uni_mannheim @uni_mannheim online gegangen ist, thematikstudierenden an der Universität an der Universität Mannheim: Die Wirt- auch maßgeblich beteiligt waren. Ihre ins Leben gerufen hat. Vor allem für möchten bereits 1.700 Nutzer täglich Mannheim gegründet wurde. schaftsmathematikstudenten Alexander Hauptaufgabe sieht STADS darin, den Studieninteressierte ist Instagram als über das Geschehen an der Uni mit Freudenberg, Moritz Kern und Niklas Universitätsalltag durch mehr Praxisbezug Informationsmedium interessant: „Sie Bildern informiert werden. (AL) Wer im Notfall die 112 wählt, bekommt Resch von der Studierendeninitiative zu ergänzen – zum Beispiel vermittelt die bekommen so schon im Vorhinein einen Hilfe – darauf ist Verlass. Die Zeit, die STADS erklärten sich schnell dazu Initiative vertiefende Methodenkenntnisse Eindruck vom Studium im Schloss.“ vergeht, bis die Rettungskräfte vor bereit, den SWR bei der Analyse und ma- und zeigt mögliche Berufsfelder auf. Die Alumni wiederum blieben mit Instagram Ort sind, schwankt jedoch von Region thematischen Modellierung der Daten zu Arbeit für den SWR war das erstes Projekt besser über das Geschehen an der zu Region: Mehr als 1.800 rheinland- unterstützen. Später arbeitete außerdem der Hochschulgruppe. Künftig möchte sie Universität im Bilde. „Und Studierende pfälzische und mehr als 900 baden- noch ihr Kommilitone Benedikt Geier an sich aber in weiteren Beratungsprojek- können den Account mitgestalten, indem württembergische Gemeinden sind – aus stochastischen Problemen mit. ten engagieren und an Wettbewerben sie Fotos aus ihrem Studienalltag auf medizinischer Perspektive betrachtet – teilnehmen. „Statistiker braucht man Instagram veröffentlichen und mit den unterversorgt. Statistisch gesehen hatte Für das Projekt waren jedoch nicht nur in Zeiten von Big Data in unzähligen Hashtags #myunima oder #unimann- jeder dritte Rheinland-Pfälzer 2016 sogar statistische Kenntnisse vonnöten: „Im Bereichen. Wir möchten daher Brücken heimabroad versehen oder @unimann- nur eine 50-Prozent-Chance, dass der SWR-Funkhaus in Baden-Baden haben zwischen Theorie und Praxis schlagen heim taggen“, so Johann. „Die teilen wir Rettungsdienst innerhalb von zehn Minu- wir unsere Ergebnisse dann präsentiert“, und zeigen, wie vielfältig Statistik als dann auf dem offiziellen Account.“ ten nach dem Notruf vor Ort war. Diese berichtet Alexander Freudenberg. „Dafür Berufsfeld ist“, erklärt Alexander. Bisher alarmierenden Erkenntnisse ermittelte mussten wir sie auch sprachlich und gra- ist das STADS schon gelungen – trotz Palmen in Beverly Hills, der erste Schnee der SWR gemeinsam mit Mannheimer phisch verständlich aufbereiten.“ Die vier des kurzen Bestehens hat die Initiative Fotos: Constanze Freyberger (rechts), Martina Johann (links), in Quebec, abenteuerliche Posen vor Studierenden in seinem Recherche- Wirtschaftsmathematikstudenten ken- bereits rund 40 statistikbegeisterte Tsvetina Yancheva (oben) Wasserfällen auf den Azoren – unter dem Projekt „Hilfe im Notfall“. nen sich aus dem Studium und stehen Mitglieder gewonnen. (KHO) FORUM 1|2018 62–63 CAMPUSLEBEN

Q-Summit: Startup-Atmosphäre auf dem Campus

Q-Summit – das Event steht für Innova- mer – Studierende, Gründer und Pro- tion, Wissenschaft und Gründergeist. fessionals von Universitäten, Startups Innerhalb eines Jahres hat sich die und etablierten Unternehmen – fanden erste von Studierenden gegründete den Weg ins Schloss, um beim ersten Entrepreneurship-Konferenz zu einem Q-Summit dabei zu sein. Für die Vorträge Treffpunkt der Mannheimer Startup- und Workshops gewann das Team um Szene entwickelt. Im April fand der Kirschner erfolgreiche Startup-Gründer Gründergipfel zum zweiten Mal statt, wie Robert Bach von Coffee Circle und auch dieses Jahr wieder mit spannen- Lea-Sophie Cramer von Amorelie, die den Rednern und Workshops. ebenfalls in Mannheim studiert hat.

Nutzen das EXIST-Gründerstipendium, um ihre Cloud weiterzuentwickeln: Lukas Gentele, Fabian Kramm und Daniel Thiry (v.l.) / Foto: covexo

Ein idealer Ort zum Netzwerken: das Inno-Village IT-Startup von Mannheimer Fotos: Leonie Kopetzki Absolventen mehrfach ausgezeichnet

Vorstand. „Entrepreneurship, Social Software auf dem eigenen Desktop und synchronisiert den Code in Echtzeit und Durch den fließenden Übergang vom Entrepreneurship und Intrapreneurship gleichzeitig in der Cloud mit anderen überträgt ihn dann automatisch in die Studium zur Gründung stellte sich für – das sind die drei Säulen von ‚Q‘. Alle Programmierern entwickeln – das von Cloud.“ Gentele, Thiry und Kramm nie bewusst Veranstaltungen haben wir einem dieser drei Mannheimer Absolventen gegrün- die Frage nach einem Standortwechsel. Überthemen zugeteilt“, sagt Culley. Au- dete IT-Unternehmen covexo macht es Die Idee zu dem Startup hatten die Sie sind froh, ihr Startup in Mannheim ßerdem habe der Fokus noch stärker auf möglich. Im Januar 2018 ist ihre Platt- ehemaligen Studenten der Universität gegründet zu haben: „In der Gründer- Workshops und Diskussionen gelegen. form an den Markt gegangen und be- Mannheim bei der Arbeit in ihrem ersten szene hier fühlen wir uns wohl, weil sie Highlights des vergangenen Jahres sind reits jetzt schon mehrfach ausgezeich- Unternehmen, einer Web-Agentur. Da thematisch gut zu uns passt. Und auch Für seine Podiumsdiskussionen bringt der Q-Summit die größten Startups der Produktwirtschaft aber geblieben – wie der Pitch-Battle, bei net: mit dem EXIST-Gründerstipendium sie selbst Software für Kunden pro- die Unterstützung von Uni und Stadt ist und der technologieorientierten Branche zusammen / Foto: Leonie Kopetzki dem junge Gründer ihre Ideen vor einer vom Bundeswirtschaftsministerium und grammierten, kannten sie das Dilemma sehr gut“, so Gentele. Doch auch nach Investoren-Jury präsentieren, und das dem Existenzgründerpreis der Stadt zwischen web- und desktopbasierter der Markteinführung im Januar bleibt für Inno-Village – ehemals Startup Village – Mannheim. Entwicklung aus eigener Erfahrung. die drei Gründer eine Frage spannend: Zuerst war es nur eine Idee im Freun- Und auch von der Mannheim Business im Schneckenhof, in dem Unternehmen, „Wir wollten das Problem lösen und Werden die Kunden das Produkt lang- deskreis. „Wir hatten das Gefühl, dass School, dem Mannheim Center for Gründer und Startups sich und ihre au- Software in der Cloud zu entwickeln hat die Software-Entwicklung durch eine fristig annehmen? Dank positiver Rück- Social Entrepreneurship immer wichtiger Entrepreneurship and Innovation (MCEI) ßergewöhnlichsten Produkte vorstellen. viele Vorteile: Mehrere Entwickler kön- eigene Plattform – die covexo Cloud – meldungen und den ersten Registrie- wird, aber das Thema an der Universität der Uni Mannheim sowie zahlreichen nen gleichzeitig auf Prototypen zugreifen, verbessern“, sagt Thiry. Kurz vor ihrem rungszahlen sind sie optimistisch. Dass Mannheim noch nicht genug Aufmerk- Unternehmen erhielten die Studierenden Für die Zukunft plant das Team, den sich gegenseitig Feedback und Hilfe- Masterabschluss im vergangenen Jahr sie im vergangenen November auch samkeit erhalten hat“, sagt Julian Unterstützung für das dreitägige Event. Q-Summit noch stärker als Marke zu stellung geben. „Trotzdem bleiben viele erhielten die drei Jung-Gründer die noch den Existenzgründerpreis MEXI Kirschner, 21, BWL-Student und Head „Zusätzlich haben fast hundert freiwillige etablieren. Als eine kleine Gruppe von Entwickler bei ihren desktopbasierten Zusage für das EXIST-Gründerstipendium der Stadt Mannheim gewonnen haben, of Corporate Relations im Q-Summit- Helfer mitangepackt“, sagt Kirschner. Kommilitonen etwas so Großes auf die Programmen, weil diese oft funktionaler des Bundesministeriums für Wirtschaft sehen sie als Zeichen, dass ihr Konzept Team. Dagegen wollten er und seine „Und auch wenn beim ersten Mal noch Beine gestellt zu haben, sei aber auch sind“, sagt Lukas Gentele, Geschäfts- und Energie sowie der EU. Das Grün- aufgeht. Trotzdem lassen Gentele, Thiry Freunde etwas tun. Sie entschlossen nicht alles glatt gelaufen ist, waren wir jetzt schon ein besonderes Gefühl, findet führer von covexo. Mit dem Software- dungsvorhaben war gesichert: Neben und Kramm in ihrer Arbeit nicht nach: sich kurzerhand, eine Innovations- und überwältigt von dem riesigen Erfolg.“ Kirschner. „Manchmal sehen wir uns Startup wollen er und seine Mitgründer einer finanziellen Förderung in Höhe von Derzeit konzentrieren sie sich auf das Gründer-Konferenz ins Leben zu rufen. gerne wie Q aus James Bond. Wir haben Daniel Thiry und Fabian Kramm zukünftig mehr als 120.000 Euro erhielten die Sti- Marketing, doch das Team soll weiter In einer Stadt wie Mannheim mit reger Aus den Anfängerfehlern der ersten mit unserer Idee etwas ganz Neues die besten Eigenschaften beider Platt- pendiaten auch Unterstützung durch die wachsen. „Wir wollen die Software stetig Startup-Szene stieß die Idee schnell auf Konferenz hat das Q-Summit-Team geschaffen. Der Name Q steht für Inno- formen zusammenbringen. „Entwickler Universität, die ihnen den Mannheimer verbessern und erweitern“, so Gentele. Interesse. inzwischen gelernt. Die zweite Konferenz vation und Neugier, und das passt genau können dank covexo dann weiterhin IT-Wissenschaftler Dr. Christian Bartelt „Ganz abgeschlossen ist die Entwicklung sei stärker strukturiert gewesen, so zu den Zielen des Q-Summit.“ (MW) ihre gewohnten Desktopprogramme vom Institut für Enterprise Systems als so einer Plattform ja nie.“ (LG) Bereits im April 2017 war es so weit: Lara Culley, 19, BWL-Studentin und nutzen“, erklärt Fabian Kramm. „covexo Mentor zur Seite stellte. Etwa 600 Teilnehmerinnen und Teilneh- Marketing-Beauftragte im Q-Summit- www. q-summit.de FORUM 1|2018 64–65 CAMPUSLEBEN

Unterstützung durch professionelle Trai- ner. Medizin-Student Leonhard Bamberg ist Mitglied im Mannheimer Vorstand und betreut parallel einen Schüler. „Er heißt Kenan und seine Familie lebt seit ungefähr drei Jahren in Deutschland“, erzählt Leonhard. „Uns verbindet vor allem die Liebe zum Sport. Wir treffen Rund 75 Schülerinnen und Schüler betreuen die Leselernhelfer an Mannheimer uns daher öfter zum Fußball- oder Grund- und Förderschulen / Foto: Leselernhelfer Mannheim e.V. Basketballspielen.“ Seine Aufgabe als Mentor sieht Leonhard darin, Freund und Vorbild zu sein und seinem Mentee Chancenbereiter: Chancen zu eröffnen, die ihm bisher Mit dem großen Angebot an Gruppenarbeitsplätzen in der UB sind Studierende sehr zufrieden verschlossen waren. Beispielsweise hat Foto: Anna Logue Studentische Initiativen er Kemal bei der Bewerbung für einen Praktikumsplatz bei Mercedes geholfen helfen Kindern und ihm kostenlose Englischnachhilfe Hohe Zufriedenheit vermittelt. Die vielseitige Unterstützung macht sich schnell bemerkbar: Nach mit Services der Viele Studierende der Universität Eltern nicht vorgelesen bekommen“, kurzer Zeit zählt Kemal bereits zu den Mannheim engagieren sich in einer glaubt Lea. An dieser Stelle setzt die Ini- Besten in seiner Klasse – eine Tatsache, Universität der rund 50 akkreditierten Initiativen. tiative an: Sie baut Lesepartnerschaften die Leonhard stolz macht. (KHO) Gleich mehrere verfolgen das Ziel, zwischen Studierenden der Universität benachteiligte Kinder und Jugendliche und Kindern an Mannheimer Grund- und Die Universität Mannheim belegt nicht zu kurz“, sagt Jessica Kaiser, Leiterin zu unterstützen – darunter die „Lese- Förderschulen auf. Für den Zeitraum nur Spitzenplätze in internationalen der Abteilung Benutzungsdienste der UB. lernhelfer“ und „Rock your Life!“, die von mindestens einem Semester trifft MEHR Studierenden- Rankings. Angestellte und Studierende „Es freut uns daher besonders, dass sich für mehr Bildungsgerechtigkeit und sich jeder „Leselernhelfer“ einmal initiativen für Kinder bescheinigen auch Bestnoten bei wir in gemeinsamer Finanzierung mit Chancengleichheit einsetzen. wöchentlich mit einem Schüler, um Serviceleistungen von Universitäts- Rektorat und Studierenden seit Anfang Ob reguläre Kurse oder Events wie das Girls‘ Day lesen zu üben. Leas Schützling hat sich Arbeiterkind.de unterstützt Schüle- bibliothek und Hochschulsport. Das 2017 täglich erweiterte Öffnungszeiten Tennis-Turnier: Die Vielfalt des Sportprogramms Sie helfen Arbeiterkindern auf dem dadurch schnell verbessert und sich rinnen und Schüler aus nicht-akade- kommt an / Foto: Felix Bruns zeigen die Ergebnisse der letzten bis 23 Uhr in den Bibliotheksbereichen Weg zum Studium, geben kostenlos zu Weihnachten sogar selbst ein Buch mischen Familien und ermutigt sie zu Nutzerbefragungen. anbieten können.“ Für die Zukunft plant Nachhilfe oder ermutigen zum Lesen. gewünscht. „Als Vorstand kümmere ich einem Hochschulstudium.­ die UB unter anderem, Forschende stär- Yoga-Zentrum so abgelegen liegt“, sagt Gleich sieben verschiedene Studieren- mich nun hauptsächlich darum, dass KinderHelden hilft Grundschulkindern, Demnach sind 94 Prozent der Befragten ker zu unterstützen – mit besonderen Christian Burgahn, Leiter des Instituts deninitiativen der Universität Mannheim in Zukunft weitere solcher Lesepartner- ihr Selbstvertrauen zu stärken und mit dem Serviceangebot der Universi- Arbeitsbereichen und Services zum für Sport. „Doch wir arbeiten bereits setzen sich in ihrer Hauptaufgabe für be- schaften zu Stande kommen“, sagt Lea. ihre Lernfähigkeit­ zu steigern. tätsbibliothek (UB) „zufrieden“ bis „sehr digitalen Publizieren. daran. Geplant ist beispielsweise ein Ge- nachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Projekt.Ausbildung unterstützt zufrieden“. Besonders schätzen die sundheitsforum in zentraler Lage. Neben Lea Rauh studiert im vierten Semester Auch die Initiative „Rock your Life!“ Werkrealschüler mit sechswöchigen Nutzer das Angebot elektronischer und Auch der Hochschulsport erhielt in dem Tanz- und Yogazentrum sollen dort BWL und ist seit vergangenem Herbst vermittelt Mentoring-Partnerschaften Mentoring-Programmen bei ihrem Start gedruckter Medien, die Ausstattung der der letzten Befragung sehr gute Be- Selbstbehauptungskurse für Frauen und Vorstandsmitglied bei den „Leselernhel- zwischen Schülern und Studierenden der ins Berufsleben. Bibliotheksbereiche und die Beratung wertungen. Vor allem mit der Vielfalt Präventionskurse stattfinden.“ Auch für fern“. Das Motto der Hochschulgruppe Universität und der Universitätsmedizin Studenten bilden Schüler bietet durch Bibliotheksbeschäftigte. Auch der angebotenen Kurse, dem Preis- neue sportliche Trends zeigt sich das lautet „Bildung fängt beim Lesen an“ Mannheim. Diese begleiten Jugendliche, Kindern aus einkommensschwachen der Relaunch der UB-Website, das Leistungs-Verhältnis und der Arbeit Institut offen: Das E-Sports-Angebot ist – ein Grundsatz, von dem auch Lea die kurz vor dem Hauptschulabschluss Familien kostenlose Nachhilfe. neue Ausleihzentrum und die „Working der Übungsleiter waren die Befragten bei den Studierenden bereits ein Erfolg. überzeugt ist. Die Kinder, die von den stehen, auf dem Weg in den Beruf Studenteninitiative­ für Kinder setzt Bays“ für Gruppenarbeit im Infocenter sehr zufrieden. Kritisch beurteilt wurde Und ab diesem Semester stehen weitere Leselernhelfern unterstützt werden, tun oder auf eine weiterführende Schule. sich für familiär benachteiligte Kinder trugen dazu bei. Trotz all des Lobes allerdings die Erreichbarkeit einiger neue Kurse wie Kickboxen für Frauen sich mit dem Lesen schwer. „Verant- Da „Rock Your Life!“ Teil eines bun- ein, um gemeinsam ihre schulischen gab es auch Kritik: „Die Studierenden Sportstätten. „Vor allem Frauen gehen und historisches Fechten auf dem Pro- wortlich dafür sind oft Sprachbarrieren desweiten Netzwerks ist, erhalten die Leistungen und Berufschancen­ zu empfanden unsere Öffnungszeiten als abends ungern ins Yoga, weil das gramm. (KS) oder die Tatsache, dass viele von ihren Mentorinnen und Mentoren regelmäßig verbessern. FORUM 1|2018 66–67 MENSCHEN

Prof. Klaus Adam, Ph.D. Foto: Stefanie Eichler

MENSCHEN Prof. Dr. Eva Eckkrammer Foto: Stefanie Eichler 1|2018 Prof. Michèle Tertilt, Ph.D. Foto: Stefanie Eichler

Prof. Thomas König lich erhielten Prof. Bode und Michael beziehungen, ist zum Mitglied des Hochschule Mann- Unter den einfluss- an die Universität Mannheim berufen. zum Mitglied der Westerburg für ihren Artikel „Supply Wissenschaftlichen Beirats des Bun- heim wählt Prof. Eva reichsten Beiträ- Als Advisory Professor an der Shanghai Leopoldina gewählt Chain Risk and Risk Mitigation: Which desfinanzministeriums gewählt worden. Eckkrammer zur gen der vergange- Jiao Tong University förderte er den Strategies Tackle IdentifiedR isks Most Der Beirat berät politische Entschei- Ratsvorsitzenden wissenschaftlichen Austausch zwischen Efficiently?“ den Best Paper in Supply dungsträger durch wissenschaftlich nen 40 Jahre den beiden Universitäten. Die Nationale Wissenschaftsakade- Chain Management Award vom Institute fundierte Gutachten und Analysen in Die Hochschule Mannheim hat die Ro- Anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums mie Leopoldina hat Prof. Dr. Thomas for Supply Management, der größten verschiedensten Themengebieten. manistikprofessorin Dr. Eva Eckkrammer hat das European Journal of Operational König, Inhaber des Lehrstuhls für Organisation ihrer Art weltweit. Im Jahr 2011 erhielt Adam einen der einstimmig zur Vorsitzenden ihres Hoch- Research einen Sonderband mit den 40 Trauer um Prof. Politische Wissenschaft II, zu ihrem renommierten Starting Grants des Eu- schulrats gewählt. Zudem wählte sie der einflussreichsten Beiträgen seit Beste- Sabine Matthäus Mitglied gewählt. Die Nationale Akade- ropean Research Council. Er ist zudem Senat der Karl-Franzens-Universität Graz hen herausgegeben. Bereits auf Platz mie der Wissenschaften Leopoldina, Prof. Michèle Ter- Forschungsprofessor bei der Deutschen in den Universitätsrat. Eckkrammer war 8 findet sich der Artikel „Quantitative Die Universität Mannheim trauert um gegründet 1652, ist eine der ältesten tilt zum Fellow Bundesbank und Mitglied der Heidelber- von 2010 bis 2014 Prorektorin der Uni- models for reverse logistics: A review“ Prof. Dr. Sabine Matthäus, die im Alter Wissenschaftsakademien der Welt. Zu der Econometric ger Akademie der Wissenschaften. versität Mannheim. Sie ist Akademische des Logistikprofessors Dr. Moritz Fleisch- von 67 Jahren verstorben ist. Sabine Mitgliedern werden hervorragende Wis- Direktorin des Institut Français Mannheim mann, aus dem laut der Zitationsdaten- Matthäus studierte von 1970 bis 1974 senschaftlerinnen und Wissenschaftler Society ernannt und engagiert sich als Mitglied des bank Scopus 1.023 Mal und laut Google Wirtschaftspädagogik an der Humboldt- aus aller Welt gewählt. König ist neben Prof. Michèle Tertilt, Ph.D., zählt zu Hochschulrats der Deutsch-Französischen Scholar 2.620 Mal zitiert wurde. Universität zu Berlin. Dort arbeitete Prof. Dr. Sabine Sonnentag das zweite den international renommiertesten Ars legendi-Preis Hochschule in Saarbrücken. sie nach der Promotion im Jahr 1978 Mitglied der Fakultät für Sozialwissen- Wirtschaftswissenschaftlern. Seit 2010 für Prof. Döring als wissenschaftliche Mitarbeiterin im schaften in der Leopoldina. hat sie eine VWL-Professur an der Uni- Trauer um Prof. Wissenschaftsbereich Wirtschaftspäda- versität Mannheim. Nun wurde sie zum Stochastikprofessor Dr. Leif Döring Renommierte Ma- Franz Steffens gogik. 1995 erfolgte der Wechsel an die Fellow der Econometric Society gewählt, hat den Ars legendi-Fakultätenpreis für nagementzeit- Universität Mannheim, zunächst als Ver- Zwei Best Paper die einen auserlesenen Kreis interna- exzellente Hochschullehre erhalten. schrift wählt Prof. Die Universität Mannheim trauert um tretung, dann als Inhaberin der Professur Awards für Procu- tionaler Forscherinnen und Forscher Er entwickelte ein Konzept für indivi- Matthias BRauer in Prof. Dr. Franz Steffens, der im Alter für Berufs- und Wirtschaftspädagogik. rement-Stiftungs- vereinigt, um den Fortschritt der theore- dualisierte Tutorien, die sich nach den von 84 Jahren verstorben ist. Steffens Die von Sabine Matthäus verantworteten tischen Wirtschaftswissenschaft in ihrer Interessen und Problemen der teilneh- Editorial Board hatte die Wirtschaftsinformatik an der Inhalte der Lehre, ihre Forschungsarbei- lehrstuhl Beziehung zur Statistik und Mathematik menden Studierenden richten. Dabei Prof. Dr. Matthias Brauer, Professor Universität Mannheim gegründet und ten und die wissenschaftliche Leitung voranzutreiben. werden Musterlösungen beispielsweise für Strategisches und Internationales war Leiter und Gründer des BIT Instituts. von Modellversuchen stehen für die Doppelte Auszeichnung für Prof. Dr. als YouTube-Videos hochgeladen, die Management, ist neues Mitglied des Franz Steffens studierte von 1955 bis Relevanz ihrer wissenschaftlichen und Christoph Bode: Auf der 77. Academy of sich die Studierenden in Ruhe anschau- Editorial Board der weltweit renommier- 1959 Wirtschafts- und Sozialwissen- praktischen Interessen. Sie ehrte ihr Management-Konferenz in Atlanta wur- Mannheimer Öko- en können. Der Ars legendi-Preis ist ten Managementzeitschrift Journal of schaften an der Universität zu Köln, wo unermüdliches Engagement beim Aufbau den er und sein Kollege Maximilian Me- nom in Wissen- die höchste deutsche Auszeichnung im Management, die er mit seiner Expertise er 1965 auch promoviert wurde. Die wirtschaftspädagogischer Studiengänge rath für ihren Beitrag „Supply Disruption schaftlichen Beirat Bereich der universitären Lehre. Er wird bei der Begutachtung eingereichter Habilitation im Fach BWL folgte 1972 an an Universitäten in Osteuropa, ihre Management: The Early Bird Catches the an Wissenschaftler vergeben, die sich Artikel unterstützen wird. Die Ernennung der Goethe-Universität Frankfurt. Im glei- von Respekt und Empathie getragene Worm, but the Second Mouse Gets the berufen durch herausragende, innovative und zum Mitglied erfolgte aufgrund Brauers chen Jahr wurde Steffens als Ordinarius Betreuung der Studierenden sowie ihre Cheese?“ mit dem renommierten Chan Prof. Klaus Adam, Ph.D., Inhaber des beispielgebende Leistungen in Lehre, herausragender Reputation in der Ma- für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Bereitschaft, sich für die akademischen Hahn Best Paper Award geehrt. Zusätz- Lehrstuhls für Internationale Wirtschafts- Beratung und Betreuung auszeichnen. nagementforschung. Organisation und Wirtschaftsinformatik Belange der Universität einzusetzen. FORUM 1|2018 68–69 MENSCHEN

FORSCHER-Porträt: Prof. Dr. Sabine Sonnentag

Die To-do-Liste wächst minütlich, die Deadline droht oder der Kollege stänkert: Arbeit und Studium zählen zu den größten Stressfaktoren im Leben der Deut- schen. Wie wirkt sich Stress im Job auf das Wohlbefinden und das Gesund- heitsverhalten Berufstätiger aus? Und wie erholen sie sich am besten davon? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Psychologin Prof. Dr. Sabine Sonnentag in ihrer Forschung. Seit 2010 ist die gebürtige Münchnerin Inhaberin des Lehr- stuhls für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Mannheim.

Text: Linda Schädler Will wissen, wie sich ein stressiger Job auf das Wohlbefinden von Menschen auswirkt: Prof. Dr. Sabine Sonnentag Foto: Elisa Berdica

s ist fast 17 Uhr an einem Montagnachmittag. Der Be- Genau das falle vielen Menschen aber schwer – vor allem Wann immer Sabine Sonnentag von ihrer Forschung erzählt, tionen – in Braunschweig, Gießen, Nijmegen, sowie an der sprechungsraum von Prof. Dr. Sabine Sonnentag liegt solchen, die sich stark mit ihrem Job identifizieren. Um spricht sie deutlich schneller, ihre Augen lächeln. Sie ist fas- Michigan State University, der Universität Amsterdam und E im zweiten Stock des Ehrenhofs Ost. Draußen ist es sich trotzdem von einem harten Arbeitstag abzulenken, sei ziniert von ihrem Thema, das merkt man ihr an. Dabei hätte zuletzt in Konstanz, wo sie auch Prorektorin für Forschung bereits dunkel, durch die geschlossenen Fenster hört man es essentiell, sich auch in der Freizeit kognitiv zu fordern. sie noch als Studienanfängerin nicht gedacht, dass sich die war. Auf ihrem Weg zur Professur habe sie aber vor allem gedämpft die Straßenbahn klingeln. Nach einem typischen „Aktivitäten, die die Gedanken von der Arbeit fernhalten, sind Arbeitspsychologie einmal zu ihrem Schwerpunkt entwickeln ihre Zeit in den Niederlanden geprägt: „Die Forschungs-Com- Wochentag bringt sie Studierende und Berufstätige von der dafür besonders geeignet. Das können für jeden Menschen würde. Zu abstrakt und naiv sei damals ihre Vorstellung vom munity dort war schon in den 1990ern sehr international und Vorlesung oder der Arbeit nach Hause. Doch für viele ist der andere Dinge sein – zum Beispiel ein Sport oder ein Hobby, Psychologiestudium ge- viel publikationsorientierter, Arbeitstag damit noch nicht zu Ende – zumindest im Kopf, in dem man völlig aufgeht“, so Sonnentag. Sie selbst ziehe wesen. Ein Schlüsseler- als wir es in Deutschland wa- das weiß Sabine Sonnentag. es nach draußen in die Natur, zum Radfahren oder Wandern. lebnis hatte die angehen- „Die Frage, was Arbeit für ren“, sagt Sonnentag. „Diese „Ich könnte jetzt sagen: Ich mache das, weil die Forschung de Psychologin allerdings Erfahrung war ein wichtiges Seit 2010 ist die gebürtige Münchnerin Professorin für gezeigt hat, dass Natur gut für die Erholung ist“, sagt bereits in ihrer Orientie- Menschen bedeutet und Puzzleteil für mich. Sie hat Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Sonnentag. „Aber ich glaube, ich brauche das einfach als rungswoche an der Freien wie sie uns positiv und auch mir gezeigt, dass Forschung Mannheim. In ihrer Forschung untersucht sie, wie sich der Ausgleich zum Schreibtischjob.“ Universität Berlin: „Ich auch anders gemacht werden tägliche Stress im Beruf auf das Wohlbefinden und das habe einen Vortrag eines negativ beeinflusst, hat mich kann – und dass man die ei- Gesundheitsverhalten von Menschen auswirkt – und wie sie In einer Gesellschaft, in der ein stressiger Job fast schon renommierten Psycho- nicht mehr losgelassen.“ gene beschauliche Welt nicht sich am besten davon erholen. In Querschnitts- und Längs- zum Statussymbol geworden ist und sich in den Unternehmen logieprofessors gehört, für die ganze halten darf.“ schnittstudien sammelt sie dafür unter anderem mithilfe von Krankheitstage in Folge von Burnout häufen, sind Sonnentags dessen Team ein großes Smartphone-Apps und Fragebögen, die die Studienteilnehmer Forschungsergebnisse bedeutsam, ihr Know-how gefragt: Be- Projekt zur Psychologie am Arbeitsplatz durchgeführt hat. Dass sich Sonnentag letztendlich an der Universität Mann- mehrmals täglich ausfüllen, Unmengen von Daten. „Um reits 2011 wurde die Psychologin in die renommierte Wissen- Dass man so etwas überhaupt untersuchen kann, hat einen heim niedergelassen hat, sei für sie keine schwere Entschei- sich richtig zu erholen, ist es besonders wichtig, sich von schaftsakademie Leopoldina aufgenommen, die öffentlich zu starken Eindruck bei mir hinterlassen. Seitdem hat mich die dung gewesen. Das Gesamtpaket habe gestimmt. „Dank der negativen Erlebnissen bei der Arbeit zu distanzieren. Das gesellschaftlichen und politischen Themen Stellung bezieht. Frage, was Arbeit für Menschen bedeutet und wie sie sie po- vielen Unternehmen in der Region eignet sich die Umgebung ist die Quintessenz dessen, was wir in unserer Forschung Vor kurzem wählte sie die Association for Psychological Science sitiv und auch negativ beeinflusst, nicht mehr losgelassen“, sehr gut, um arbeits- und organisationspsychologische herausgefunden haben“, erklärt Sonnentag. „Es kann zwar zudem zu einer ihrer Fellows. Doch auch mit Unternehmen sagt sie. Forschung zu betreiben“, sagt Sonnentag. „Und die starke helfen, nach der Arbeit noch einmal gezielt über ein Problem oder der breiten Bevölkerung teilt Sonnentag ihr Wissen – wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Ausrichtung der nachzudenken, um eine Lösung zu finden. Ewiges Grübeln etwa indem sie öffentliche Vorträge hält oder als Expertin in Nach ihrem Studium war Sonnentag auf Wanderschaft, Uni Mannheim hat zu mir als Arbeitspsychologin natürlich sollte man aber vermeiden.“ überregionalen Zeitungen Rede und Antwort steht. forschte an mehreren nationalen und internationalen Sta- einfach super gepasst.“ FORUM 1|2018 70–71 MENSCHEN

„Ich hatte Mannheim ausgewählt, weil ich von den Besten lernen wollte, und so war es dann auch. Ich habe viele extrem intelligente und inspirierende Menschen kennengelernt, mit denen mich heute tiefe Freundschaften verbinden.“

ich von den Besten lernen wollte, und so war es dann auch. Netzwerken von Maschinen befindet“, erklärt er. „Künstliche Ich habe viele extrem intelligente und inspirierende Menschen Intelligenz, Machine Learning, Bio- und Nano-Engineering, kennengelernt, mit denen mich heute tiefe Freundschaften Gehirnforschung – all diese Technologien werden die Welt in verbinden“, erzählt er. „Mein Studium hat mich Demut gelehrt einer Art und Weise verändern, auf die die Gesellschaft und – und mir die eigenen Grenzen aufgezeigt.“ die politischen Entscheidungsträger nicht vorbereitet sind.“

Hinter seinem Bilderbuch-Lebenslauf würde man diese Grenz- Genau das will „The Future Society“ ändern: Müllers NGO erfahrungen nicht vermuten: Abschluss mit Glanznoten, geför- agiert deshalb weltweit, kooperiert mit der OECD, Industrie- dert von der Studienstiftung des deutschen Volkes, Bronn- verbänden und Regierungsorganisationen, organisiert Round- bacher Stipendiat. Direkt nach dem Studium bekam Simon tables und Panel-Diskussionen. Immer geht es um dieselben Müller einen Job bei der Boston Consulting Group (BCG), einer drängenden Fragen: Wie verändert die Automation den der Top-Beratungsfirmen der Welt, wo er heute für die Felder Arbeitsmarkt? Wie lässt sich verhindern, dass Algorithmen Strategie, Technologie und Robotik zuständig ist. Mit gerade nach Nationalität, Hautfarbe oder Sexualität diskriminieren? Will mit seiner NGO Politik und Gesellschaft auf technologische Herausforderungen vorbereiten: ABSOLVENTUM-Mitglied Simon Müller Foto: George Lok mal 30 Jahren hat er als General Manager das BCG Hender- Und wo bleibt bei all dem die Privatsphäre? son Institute für das Unternehmen aufgebaut – ein Think Tank in New York, in dem verheißungsvolle Strategiemodelle von Dass der BWL-Absolvent sich so sehr für Technik interes- morgen ausgetüftelt werden. siert, kommt nicht von ungefähr. Schon als Kind habe er Lichtschranken, Alarmanlagen und Verstärker zusammenge- Ein Wiedersehen mit … Simon Müller ist ein Überflieger. Doch einer, der die Ellen- lötet. Später ging er auf ein technisches Gymnasium in der bogen einklappt und immer wieder nach rechts und links Nähe von Frankfurt. Ende der 90er Jahre gründete er als schaut: Neben dem straffen BWL-Studium hat er Philoso- Schüler mit Freunden ein kleines Startup: Sie digitalisierten SIMON MÜLLER phie-Vorlesungen in Heidelberg besucht, um Antworten Dokumente für Betriebe, klassifizierten sie und luden sie ins auf wirtschaftsethische Fragen zu finden; als Bronnbacher Intranet hoch – die erste Welle des Content Management. Stipendiat hat Simon Müller künstlerische Prozesse kennen „Ich war schon immer unternehmerisch unterwegs. Und Tech- gelernt – für ihn eine unglaublich bereichernde Erfahrung. nik war immer ein treibender Faktor in meinem Leben“, sagt Simon Müller studierte von 2005 bis 2010 BWL Text: Nadine Diehl Seine Freude am Erkunden fachfremder Gebiete führte auch der heute 32-Jährige. an der Universität Mannheim. Danach verschlug zu einem weiteren wichtigen Abschnitt in seinem Leben: es ihn über Berlin, Köln und New York nach Bos- 2013 ließ er sich von der Arbeit freistellen, um einen Master Bei der Boston Consulting Group kann Simon Müller beide in Public Administration an der Harvard Kennedy School zu Leidenschaften ausleben, dabei erwarten ihn immer wieder ton ins Hauptquartier einer der größten Unter- absolvieren. „Das Studium in Harvard war für mich transfor- neue Herausforderungen. Bis heute ist er der Firma des- nehmensberatungen der Welt, der Boston Consul- Uhr in Boston. Bei Simon Müller klingelt das mativ“, erzählt Müller. „Es ist wirklich ein magischer Ort, an halb treu geblieben, eine Rückkehr nach Deutschland ist ting Group. Nach einem Master an der Harvard Telefon, seine Alma Mater ist am Apparat. Es ist den Idealisten und Pragmatiker aus allen Winkeln der Erde kurzfristig nicht in Aussicht. Den Kontakt zur Heimat lässt 11 kein Wiedersehen, der Weg für ein persönliches pilgern, um sich Verbündete für ihr Anliegen zu suchen. Ar- Simon Müller dennoch nicht abbrechen: Er ist Leiter der Kennedy School gründete er 2014 die weltweit Treffen wäre zu weit – höchstens also ein Wiederhören. Was mutsbekämpfung, Migration, Menschenrechte – welches Feld ABSOLVENTUM-Regionalgruppe in Boston und verbringt regel- agierende NGO „The Future Society“ mit. nicht schlimm ist. Simon Müller muss man nicht sehen. In auch immer, dort findet man Mitstreiter.“ mäßig Silvester und Pfingsten mit seinen Studien-Freunden seiner Stimme schwingt bei jedem Satz unüberhörbar Begeis- in Europa. „Es ist immer wieder ein Erlebnis, in die Heimat terung mit – für all die Dinge, die er tut und die, die er bereits Auch er hat sie gefunden – für eine NGO namens „The zurückzukehren. Wenn man so lange weg gewesen ist, be- hinter sich gebracht hat. Wie sein BWL-Studium in Mannheim Future Society“, die sich mit den gesellschaftlichen Heraus- kommt man einen ganz anderen Blick darauf“, erzählt Müller. beispielsweise. Erinnerungen werden in ihm wach – an eine forderungen von exponentiellen Technologien wie Künstlicher „Brezeln und Weißbier schmecken jetzt zum Beispiel viel bes- intensive Zeit, mit langen Nächten in der „Bib“ und auf dem Intelligenz beschäftigt. „Wir stehen vor einer neuen Stufe ser als früher.“ Lachen dringt durch den Hörer vom anderen Schneckenhof. Mit Professoren und Kommilitonen, von denen der Evolution, in der Intelligenz nicht mehr auf die Köpfe von Ende der Welt – und eine Stimme, die selbst von den kleinen er sich inspiriert fühlte. „Ich hatte Mannheim ausgewählt, weil Individuen beschränkt ist, sondern sich in den distribuierten Dingen im Leben begeistert klingt. FORUM 1|2018 72–73 MENSCHEN

Prof. Hartmut Höhle, Ph.D. Willkommen Lehrstuhl für Enterprise Systems AN DER UNIVERSITÄT MANNHEIM Prof. Dr. Jan Texte: Katja Bauer, Kathrin Holstein, Liane Weitert Prof. Annelies Henrik Klement Blom, Ph.D. Professur für Öffentliches Recht, Ökono- Professur für Methoden der Empirischen mische Analyse des Rechts und Öffentli- Sozialforschung, insbesondere Internet ches Wirtschaftsrecht­ Panel Surveys Foto: Felix Zeiffer Wie kann im Internetzeitalter sicherge- Prof. Dr. Foto: Simon Dörrenbacher stellt werden, dass der Einzelne die Kon- Moritz Renner „Enterprise Systems“ – sprich Informa- trolle über seine Daten behalten kann? tionstechnologien, die Unternehmen zur Und wie lässt sich das vom Gerichtshof Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Optimierung ihrer Geschäftsprozesse der Europäischen Union kreierte Recht Internationales und Europäisches nutzen – sind Gegenstand der Forschung auf Vergessen durchsetzen – in einer Wirtschaftsrecht und Lehre von Hartmut Höhle. Im Herbst- Welt, in der alle Informationen auf semester 2017 hat Höhle den gleich- Dauer gespeichert sind? Mit Fragen wie namigen Lehrstuhl an der Fakultät für diesen beschäftigt sich das Öffentliche Betriebswirtschaftslehre übernommen. Informationsrecht, einer der Forschungs- Hier arbeitet er nun an der Entwicklung schwerpunkte von Prof. Dr. Jan Henrik innovativer Methoden zur Bewertung Klement. Der 42-Jährige ist zum Früh- und Verbesserung der Softwaresysteme jahrssemester 2018 an die Universität von Unternehmen. Auch die Sicherheit Mannheim gewechselt. In der Lehre moderner Softwaresysteme steht bei will er den Studierenden neben den Höhle im Fokus seiner Forschung. Er Grundlagen im Öffentlichen Recht auch betrachtet den Umgang mit Risiken bei das Zusammenwirken mit dem Zivilrecht der Verarbeitung zugehöriger Daten und Foto: Natalie Frank näherbringen. „Dabei ist es mein Ansatz, trägt in seinen Lehrveranstaltungen dazu die Studierenden nicht nur gut auf bei, Studierende für die Problemfelder das juristische Examen vorzubereiten, der Nutzung großer Datensätze (Big Daten zu sammeln, zu ordnen, zu analy- Forschungsschwerpunkte: sondern sie gleichzeitig zu ermuntern, Foto: Elisa Berdica Data) zu sensibilisieren. „Technische sieren und auf ihre Relevanz für Politik • Umfragen und Datenerhebungen das geltende Recht weiterzudenken“, Neuerungen, aber auch gesellschaft- und Gesellschaft zu überprüfen – das ist • Datenqualität sagt Klement. Weitere Schwerpunkte Seit Dezember 2017 hat Prof. Dr. Moritz erklärt Renner, der seine Habilitation licher Wandel führen dazu, dass sich das Fachgebiet von Annelies Blom. Seit • Langzeitstudien seiner Arbeit bilden das deutsche und Renner den Lehrstuhl für Bürgerliches zum Konzernrecht der Banken geschrie- die Anforderungen an Firmensoft- und Sommer 2017 ist sie Professorin für Me- • Verknüpfung von Umfragedaten mit europäische öffentliche Wirtschaftsrecht Recht, Internationales und Europäisches ben hat. Im Anschluss hatte er Rufe an Hardware ständig erhöhen“, erklärt Höh- thoden der Empirischen Sozialforschung Big Data und das Umweltrecht, insbesondere in Wirtschaftsrecht inne. Aktueller Schwer- die Universitäten Bremen und Erfurt. le. „Daher sind Enterprise Systems von an der Universität Mannheim. Ganz neu den Gebieten Energie, Immissionsschutz punkt seiner Forschung ist das interna- Angenommen hat er den der Universität großer strategischer Relevanz. Ich sehe in Mannheim ist sie jedoch nicht, zuvor Ausgewählte Stationen: und Kreislaufwirtschaft. Seine Kennt- tionale Kreditrecht. Dabei geht es um Mannheim, „weil ich hier ein Umfeld es als hochaktuelle und spannende war die Sozialwissenschaftlerin bereits • 1998-2003: Studium am University nisse in diesen Bereichen wird Klement Verträge, die Unternehmen mit Banken vorfinde, das zu meinen Schwerpunkten Herausforderung, Unternehmen beim als Juniorprofessorin an der Universität College Utrecht, Niederlande, und der auch in den neuen Masterstudiengang schließen, um zum Beispiel eine Über- passt, sowohl was die Ausrichtung des Einsatz zukunftsfähiger Systeme zu tätig. Annelies Blom ist außerdem Pro- University of Oxford, Vereinigtes Wettbewerbs- und Regulierungsrecht nahme zu finanzieren. Zu diesem Zweck Studiums angeht als auch die Arbeitsge- unterstützen.“ jektleiterin am Sonderforschungsbereich Königreich einbringen. nehmen Unternehmen hohe Kredite bei biete der Kollegen.“ 884 („Political Economy of Reforms“) • 2003-2005: Mitarbeiterin am National mehreren Banken auf, die ihren Sitz in Forschungsschwerpunkte und leitet dort unter anderem das Center for Social Research in London Forschungsschwerpunkte unterschiedlichen Ländern haben. Die Forschungsschwerpunkte • Design, Implementierung und „German Internet Panel“ (GIP) – eines • 2005-2009: Mitarbeiterin beim GESIS • Deutsches und europäisches Verträge für diese Finanzierung werden • Bankrecht Verwendung von Enterprise Systems der größten Online-Umfrage-Panels Leibniz Institut für Sozialwissenschaf- Verfassungs- und Verwaltungsrecht schnell komplex und können von den ver- • Internationales Wirtschaftsrecht • Sicherheitsmanagement im Rahmen Deutschlands. Im Rahmen des Panels ten und Promotion an der Essex • Öffentliches Wirtschaftsrecht schiedenen nationalen Rechtsordnungen • Rechtstheorie von Enterprise Systems werden alle zwei Monate rund 5.000 University, Vereinigtes Königreich • Informationsrecht kaum erfasst werden. „So ist ein selbst- Deutsche mit einem vom SFB entwickel- geschaffenes internationales Recht der Ausgewählte Stationen Ausgewählte Stationen ten Fragebogen zu wirtschaftlichen und Ausgewählte Stationen Wirtschaft entstanden, das mittlerweile • 2017: Habilitation an der Humboldt- • 2011: Ph.D. an der Victoria University politischen Themen befragt. Die gewon- • 2013–2018: Lehrstuhl ­für Staats- und in vielen Bereichen standardisiert ist Universität zu Berlin of Wellington, Neuseeland nen Daten werden Wissenschaftlern aus Verwaltungsrecht­ (W3) an der und auf Musterverträgen basiert. Wenn • 2012-2017: Lichtenberg-Professur für • 2011-2012: Lecturer an der Australian der ganzen Welt in anonymisierter Form Universität des Saarlandes es zu Konflikten kommt, geht es darum, transnationales Wirtschaftsrecht an national University, Canberra, Australien zur Verfügung gestellt – eine relevante • 2013: Habilitation an der Ruprecht- eine Lösung zu finden, die sich an den der Universität Bremen • 2013-2017: Assistant und Associate Aufgabe, denn „für belastbare Forschung Karls-Universität Heidelberg internationalen Standards orientiert, • 2010-2012: Rechtsreferendar am Professor an der University of sind belastbare Daten unersetzlich“, • 2012 und 2013: Lehrstuhlvertretun- aber trotzdem rechtlich bindend ist“, Kammergericht in Berlin arkansas, USA findet Annelies Blom. gen an der Universität Mannheim FORUM 1|2018 74–75 ES WAR EINMAL IMPRESSUM

Herausgeber Der Rektor der Universität Mannheim Die Präsidentin von Absolventum Mannheim

Objektleitung Es war Katja Bär Chefredaktion Katja Bär (verantwortlich) (KB), Linda Schädler (LS), einmal ... Nadine Diehl (ND) Bildmotiv einsetzen Redaktion (KAB) (YK) Willkommen bei Bosch. Studieren Katja Bauer , Yvonne Kaul Abteilung Kommunikation Hier bewegen Sie Großes. ohne Abitur? und Fundraising Universität Mannheim www.start-a-remarkable-career.de Schloss, 68131 Mannheim Wer darf studieren und Telefon: 0621 181-1016 wer erhält eine Absage? [email protected] Nach dem Zweiten Let’s be remarkable. ABSOLVENTUM MANNHEIM Weltkrieg stand die Absolventennetzwerk der Universität Wirtschaftshochschu- Mannheim e. V. le Mannheim bei der Schloss, 68131 Mannheim Zulassung von Studie- Telefon 0621 181-1057 renden vor enormen [email protected] www.absolventum.de Herausforderungen. Gemeinsam Großes bewegen. Bewerben Sie sich jetzt. 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Fotografie In 18-24 Monaten durchlaufen Sie verschiedene Stationen im In-  Überdurchschnittlich gutes Master- oder Diplomstudium, Elmar Witt, Ulrich Ambach, AfP Asel, Miriam und Ausland und übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben gerne mit Promotion oder erster Berufserfahrung damalige Wirtschaftshochschule aber Ein anderer Bewerber hatte Dienst an Bender, Elisa Berdica, Felix Bruns, Kirsten wesentlich schwieriger: In einer Zeit, in der Westfront geleistet und konnte nach Bucher, covexo, Simon Dörrenbacher, Ste- innerhalb der Themenbereiche Internet der Dinge, Automatisier-  Studienrichtungen: (Wirtschafts-)Informatik, technische Infor- der Kriegsheimkehrer mit Notabitur, Ost- dem Krieg nicht mehr in seine besetzte fanie Eichler, Natalie Frank, Constanze Frey- tes Fahren der Zukunft oder Industrie 4.0. Dabei arbeiten Sie in matik, Elektrotechnik, Mathematik, Wirtschaftsingenieurwesen flüchtlinge ohne Dokumente oder Aus- Heimat zurückkehren. 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Ein Postamtmann bezeugte Leonie Kopetzki, Leselernhelfer Mannheim Zulassungsvoraussetzungen – doch die- lediglich mit einer eidesstattlichen Erklä- e.V., Anna Logue, George Lok, MZES, App-Entwicklung oder Algorithmenentwicklung, Machine Learning oder der Entwicklung von Algorithmen (C++, Python und/oder se umzusetzen, war oft problematisch. rung, dass der Bewerber in Ostpreußen Piper Verlag, Kirstin Niedernolte, Markus und Embedded Software gesammelt? Dann legen wir gemeinsam Matlab) Dokumente des Universitätsarchivs erfolgreich die Reifeprüfung abgelegt Proßwitz, Arthur Rewak, ROCK YOUR LIFE! mit Ihnen den Grundstein für Ihre Zukunft als Führungskraft bei  Internationale Erfahrungen, mindestens einen mehrmonatigen Mannheim e.V., SFB 884, Ye Fung Tchen, zeugen von der schwierigen Aufgabe: hatte. Beglaubigungen seiner ehemali- Bosch. Das erwartet Sie: Auslandsaufenthalt Thomas Tröster, Ultimate Art, Universitätsar-  Flexibler Starttermin und ein unbefristeter Arbeitsvertrag  Anspruchsvolle Industriepraktika Das Abgangszeugnis von Herrn J. steht gen Lehrer wollte er nachreichen, sobald chiv, Ricardo Wiesinger, Tsvetina Yancheva, beispielhaft für ganze Jahrgänge, die sie vorhanden waren. Felix Zeiffer, thinkstockphotos  Individuelle Programmgestaltung mit vielfältiger Weiterbildung  Unternehmerisches Denken, Flexibilität, Eigeninitiative, im Laufe des Krieges den Reifevermerk  4-6 Stationen in verschiedenen Bereichen sowie eine interkulturelle Kompetenz verfrüht erhielten: „Dem Schüler wird auf Da kein Fall dem anderen glich, schloss Druck Auslandsstation  Gute Deutsch- und Englischkenntnisse ABT Print und Medien GmbH  Intensive Einbindung ins Tagesgeschäft und in Projekte  Ausgeprägter Führungsanspruch Grund der nachgewiesenen Einberufung sich der erste Mannheimer Nachkriegs- Bruchsaler Straße 5  Gezielte Vorbereitung auf weltweite Führungsaufgaben mit zum Wehrdienst gemäss Erlass des rektor Prof. Dr. Walter Waffenschmidt 69469 Weinheim Herrn Reichsministers für Wissenschaft, oft mit anderen Hochschulen kurz oder persönlichem Mentor Erziehung und Volksbildung […] die Reife bat das Kultusministerium um Klärung Anzeigen Ihr zukünftiger Arbeitsort bietet Ihnen Service-Dienstleistungen, firmeneigene Parkmöglichkeiten, zahlreiche Gesundheits- und Sport- zuerkannt.“ Ein solches Notabitur – da- von Streitfällen. Die beiden Bewerber Service und Marketing GmbH Universität Mannheim aktivitäten, Verpflegungsmöglichkeiten vor Ort, Kinderbetreuung, medizinische Versorgung, ländliche Umgebung rin waren sich die Rektoren einig – qua- hatten übrigens Glück: Sie konnten Vanessa Huth lifizierte nicht umfassend fürs Studium. ihr Wirtschaftsstudium in Mannheim Campus Service Für solche Fälle richtete die Wirtschafts- aufnehmen. (RH) Schloss, 68131 Mannheim Telefon 0621/181-1146 [email protected] Starten Sie etwas Großes. www.service.uni-mannheim.de Referenzcode 60631066 – Bewerben Sie sich online unter: Das FORUM im Internet: Copyright bei Universität Mannheim. Alle Rechte www.start-a-remarkable-career.de www.uni-mannheim.de/forum vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. UNIVERSITÄT MANNHEIM SERVICE & MARKETING Career Network

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