Fremde, Ferne Welt«

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Fremde, Ferne Welt« Benjamin Langer »Fremde, ferne Welt« Lettre Benjamin Langer, geb. 1976, promovierte in deutscher Philologie und ist an der Freien Universität Berlin tätig. Er hat eine Reihe von literarischen Überset- zungen aus dem Mazedonischen vorgelegt, für die er 2017 von der Mazedoni- schen Akademie der Wissenschaften und Künste ausgezeichnet wurde. Benjamin Langer »Fremde, ferne Welt« Mazedonienimaginationen in der deutschsprachigen Literatur seit dem 19. Jahrhundert Die vorliegende Arbeit wurde 2018 als Dissertation an der Freien Universität Berlin eingereicht. Die Open-Access-Publikation dieses Bandes wurde von der Freien Universität Berlin gefördert. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deut- schen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution 4.0 Lizenz (BY). Diese Lizenz erlaubt unter Voraussetzung der Namensnennung des Urhebers die Be- arbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung des Materials in jedem Format oder Me- dium für beliebige Zwecke, auch kommerziell. (Lizenztext: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de) Die Bedingungen der Creative-Commons-Lizenz gelten nur für Originalmaterial. Die Wiederverwendung von Material aus anderen Quellen (gekennzeichnet mit Quellen- angabe) wie z.B. Schaubilder, Abbildungen, Fotos und Textauszüge erfordert ggf. wei- tere Nutzungsgenehmigungen durch den jeweiligen Rechteinhaber. Erschienen 2019 im transcript Verlag, Bielefeld © Benjamin Langer Umschlaggestaltung: Maria Arndt, Bielefeld Umschlagabbildung: »Monastir (Südansicht)« von Josef Székely. Österreichi- sche Nationalbibliothek, Inventarnummer VUES IV 41084 Druck: Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar Print-ISBN 978-3-8376-4784-6 PDF-ISBN 978-3-8394-4784-0 https://doi.org/10.14361/9783839447840 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: https://www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected] Inhalt Vorbemerkung..........................................................................................7 1 Mazedonien – ein umstrittener Raum. Forschungszugänge .............................. 9 2 Von Pistolen, Luftmatratzen und Flöhen. Prägungen einer bisherigen terra incognita im deutschsprachigen Diskurs des 19. Jahrhunderts ........................ 27 2.1 Terra incognita in Europa. Reiseberichte aus einer unbekannten Region...................................................... 30 2.2 Die Fiktionalisierung des Raumes. Karl May und Mazedonien................................... 51 3 ›Mazedonien‹ und die ›Mazedonier‹ und ihre Etablierung auf den mental maps deutschsprachiger Autoren.................................................................. 69 3.1 Der »Hexenkessel des europäischen Orientes« ....................................................70 3.2 »Finstere Gesichter, hohe, schlanke Gestalten«. Die Herausbildung des ›Heroismus-Stereotyps‹....................................................84 4 Die Vereinnahmung des Raums. Kolonialdiskurs und Erster Weltkrieg .............. 109 4.1 Koloniale Ambitionen in Mazedonien ................................................................. 110 4.2 Die Arbeit der »Mazedonischen Landeskundlichen Kommission (Malako)« ................................................................................... 117 4.3 Der Erste Weltkrieg. Berichte vom Kriegsschauplatz.............................................127 5 Die ›mazedonische Front‹ als literarischer Topos....................................... 147 5.1 Ideologische Zuschreibungen ..........................................................................149 5.2 »NurarmePanjes«. »Antikriegsgeschichten« von der ›mazedonischen Front‹.....................................166 5.3 »In vergessener Mission«. Die Bundeswehr in Mazedonien.....................................172 6 Macedonia heroica sed inferiora. Freiheitskämpfer und Germanen ................... 177 6.1 Goten in Mazedonien......................................................................................179 6.2 Schmutzige Helden....................................................................................... 193 6.3 Bündische Jugend und Hajducken...................................................................208 7 Das ferne Land................................................................................ 217 7.1 Im Morgenland..............................................................................................218 7.2 Wildes Grenzland für harte Männer ..................................................................233 8 »All das schöne Undsoweiter«. Mazedonien bei Peter Handke........................ 245 9 »Ein unentdecktes Land«. Mazedonien als Reisedestination ..........................255 10 »Skopje liegt im Vardartal«. Resümee und Ausblick ....................................273 Dank ................................................................................................. 283 Literaturverzeichnis................................................................................285 Vorbemerkung Die Berichterstattung deutschsprachiger Medien über Mazedonien unterliegt deutlichen Aufmerksamkeitskonjunkturen. Nun, während ich Mitte Januar 2019 die letzten Korrekturen in das Manuskript dieser Arbeit einpflege, ist es gerade in allen Medien präsent. Allerdings erschließt sich einmal mehr nicht in jedem Fall auf den ersten Blick, was genau mit »Mazedonien« gemeint ist. Bezeichnet dieser Begriff nur den Staat, der seit 1991 unter dem Namen »Republik Mazedonien« firmiert? Oder die gleichnamige nordgriechische Provinz? Oder die historische Region, die beides und noch etwas mehr umfasst? Ein Video auf der Webseite der Tagesschau titelt etwas verwirrend: »Aus Mazedonien wird Nord-Mazedonien«, die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung verkündet nicht weniger paradox: »Maze- donien für Nordmazedonien«. Beide Überschriften insinuieren, dass die Republik Mazedonien als pars pro toto für die gesamte Region steht bzw. eben diese Region ist; dass sie sich nun in einen geographisch definierten Teil verwandelt, erscheint in dieser Sichtweise absurd. Vorausgegangen war am 11. Januar 2019 eine Ab- stimmung im Parlament der Republik Mazedonien, aufgrund des ›Namensstreits‹ mit Griechenland in transnationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen »Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien«, die mit denkbar knappem Aus- gang den Weg für eine Verfassungs- und Namensänderung freimachte. Stimmt auch das griechische Parlament dafür, soll die bisherige Republik Mazedonien schon bald offiziell »Republik Nordmazedonien« heißen. Im Gegenzug will die griechische Regierung unter Alexis Tsipras ihre Blockadehaltung aufgeben und dem nördlichen Nachbarland die Mitgliedschaft in der NATO und perspektivisch auch der EU zumindest nicht mehr verstellen. Auf diesen Kompromiss hatten sich die beiden Regierungschefs Alexis Tsipras und Zoran Zaev im Sommer 2018 geei- nigt, um den jahrzehntelang währenden und in der Republik Mazedonien teilweise lähmend wirkenden ›Namensstreit‹ zu beenden. Allerdings muss die Vereinba- rung nun auch im griechischen Parlament eine Mehrheit finden; ob dies gelingt, ist noch fraglich. Die Regierungskoalition ist gerade an der ›Mazedonienfrage‹ zerbrochen, Tsipras muss sich neue Mehrheiten suchen, und der Gegenwind ist groß – wie übrigens auch in der Republik Mazedonien, wo nicht wenige Menschen fürchten, mit einer Namensänderung des Staates ihre ›Identität‹ zu verlieren. 8 »Fremde,ferneWelt« Immerhin sieht der Kompromiss u.a. vor, dass die Landessprache weiterhin »Mazedonisch« heißen soll. Schmerzhaft ist die Namensänderung jedoch allemal. Die weitere Entwicklung in dieser Angelegenheit bleibt abzuwarten. Ebenso ist offen, ob eine Namensänderung auch den alltäglichen Sprachgebrauch verändert oder ob im deutschen Sprachraum in Bezug auf eine »Republik Nordmazedonien« nicht eher weiterhin schlicht von »Mazedonien« gesprochen wird, wie es sich – die oben zitierten Überschriften führen es eindrucksvoll vor – auch in Hinblick auf die »Republik Mazedonien« eingebürgert hat. Zu vermuten ist es, ebenso wie wohl davon auszugehen ist, dass sich die Zuschreibungen, die seit dem 19. Jahrhundert mit »Mazedonien« verbunden sind und die in dieser Arbeit analysiert werden, auch in Bezug auf ein »Nordmazedonien« halten werden. Die Zukunft wird es weisen. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass bei Erscheinen dieses Buches die Republik Mazedonien möglicherweise schon einen neuen Namen trägt. Darüber, dass dann in meinem Text weiterhin der bisherige Name verwendet wird, bitte ich in diesem Falle hinwegzusehen. 1 Mazedonien – ein umstrittener Raum. Forschungszugänge Als 2013 erstmals ein Roman des mazedonischen Schriftstellers Vlada Urošević in deutscher Übersetzung erscheint, veröffentlicht die Schriftstellerin und Journalis- tin Elke Schmitter im Feuilleton des Nachrichtenmagazins Der Spiegel ein Porträt des Autors. In ihrer einfühlsamen Würdigung des damals beinahe achtzigjähri- gen Urošević nimmt sie mehrmals Bezug auf die abseitige Lage seines Landes: ein »kosmopolitischer Surrealist hinter den sieben Bergen« sei er, der im »toten Win- kel Europas [...] ein großes Werk erschaffen« habe (Schmitter 2013: 100), in einer »abgehängten, winzigen Volkswirtschaft am Rande der westlichen Welt« (Schmit- ter 2013: 101).
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