UID 1982 Nr. 32, Union in Deutschland
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_ Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland Bonn, den 21. Oktober 1982 Für die Aktion Am 6. März Regierungs- erklärung Bundeskanzler wird gewählt Helmut Kohl liegen jetzt sämtliche Materia- Am 6. März wird gewählt. Daran gibt es keinen lien vor. Ausführliche Vorstel- Zweifel. Wir wollen diese Neuwahlen, weil wir lung mit Abbildungen und Be- °ten Vertrauenserweis unserer Mitbürger su- stellformular im rosa Teil. Au- ßerdem ein wichtiger Hinweis chen, wir wollen eine Vertrauensabstimmung, zum Mitgliederwerbeprospekt. erklärte Helmut Kohl am Schluß der Debatte • des Bundestages über seine Regierungserklä- rur Für eine Politik »g. Der Bundeskanzler sagte u. a.: der Erneuerung ir ^ stehen am Ende einer dreitägigen Debatte über Musterrede zur Regierungser- die Regierungserklärung der neuen Bundesregie- klärung — im grünen Teil rur»g. Es waren drei Tage, die naturgemäß nach den Politischen Ereignissen der letzten Wochen aufwüh- leide Reden und Stunden enthielten. Ich habe mich • DEBATTE Demüht, in diesen drei Tagen zuzuhören. Ich habe Programm der Konzentration: ^•ch bemüht, auch die Anregungen und die kon- Weichen zur Erneuerung gestellt struktive Kritik, die gekommen ist, in mich und in un- Seite 5 Sere Arbeit aufzunehmen. • ARGUMENTE ^'ne Regierung, die von sich selber sagt und in An- Schmidt sollte lieber schweigen spruch nimmt, eine Regierung, eine Koalition der Mit- Seite 9 |® begründen zu wollen, muß die Fähigkeit haben, „Dolchstoßlegende" ist widerlegt Kritik zu ertragen, zuzuhören und hinzuzulernen. Seiten Das zweite, was ich sagen möchte, vor allem an die • GEWERKSCHAFTEN Adresse der beiden Vorsitzenden der Koalitionsfrak- tio Hat der DGB die Ursachen der nen von FDP und CDU/CSU, der Kollegen Krise schon vergessen? Seite 13 ^ischnick und Dregger, ist ein Wort des Dankes — auch für meine Kollegen in der Regierung — für die • FRAKTION Die Zusammensetzung der (Fortsetzung auf Seite 2) Fraktionsführung Seite 14 UiD 32- 21. Oktober 1982 • Seite 2 (Fortsetzung von Seite 1) zu sagen. Sinn von Gesprächen ist, daß man miteinander redet. Ich habe Sie dazu Unterstützung, für die wohlwollende kriti- eingeladen. sche Wegbegleitung, die sie uns zugesagt Wenn ich Ihre Plakate und Ihre öffent- haben. lichen Äußerungen richtig interpretie- Gehen Sie bitte davon aus, daß die re, kann es gar keinen Zweifel geben, von mir geführte Bundesregierung daß es im Deutschen Bundestag nur weiß, was Koalition heißt: daß man eine einzige starke Willenserklärung dem anderen nicht zumuten darf, was gibt: Wir wollen diese Wahlen haben- man nicht selbst zugemutet haben — Und wir werden sie haben! möchte. Zusammenarbeit zwischen Herr Kollege Brandt, ich karte auch nicht Koalitionsfraktionen und Regierung nach; denn alles das, was Sie an Verfas- heißt, daß ein partnerschaftliches Ver- sungsempfehlungen und -Überlegungen hältnis und kein Verhältnis irgendei- hier mit in die Debatte einbrachten, hätte ner Abhängigkeit von der einen oder mein geschätzter Amtsvorgänger von die- der anderen Seite gegeben ist. ser Stelle aus praktizieren können. Das Dritte, was ich sagen möchte, ist ein Bundeskanzler Helmut Schmidt, Herr Kol- Wort — ich möchte es ganz persönlich lege Brandt, hatte es in der Hand, Neu- sagen — an den Kollegen Brandt, auch in wahlen in Gang zu setzen. Er war nicht der gemeinsamen Eigenschaft als Partei- bereit, im Rahmen der gegebenen Verfas- vorsitzende. Herr Kollege Brandt, zum sungslage das Thema Neuwahlen anzuge- Thema Neuwahlen will ich nur noch einmal hen, sondern er war dazu nur auf dem We- wiederholen, was ich hier gesagt habe: Es ge über Absprachen neben der Verfas- bleibt beim 6. März 1983. Ich habe Sie ein- sung her bereit. geladen — und ich habe es dankbar emp- Ein weiterer Punkt: Herr Kollege Brandt funden, daß Sie, wenn ich Ihre Formulie- ich verstehe, daß Ihnen das Wort „Bun- rung richtig verstehe, diese Einladung an- desregierung" in unserem Zusammen- genommen haben —, gemeinsam mit den hang nur schwer über die Lippen geht. Ich anderen -Fraktions- und Parteivorsitzen- habe auch nichts dagegen, wenn Sie von den Gespräche über dieses Thema aufzu- einer „Übergangsregierung" sprechen. Ich nehmen. habe auch nichts dagegen, wenn Sie hier den Kollegen Strauß zitieren. Das ist in Herr Brandt, Sie haben moniert — wir wol- diesem Zusammenhang wirklich ganz und len jetzt vor dem Forum der deutschen gar in Ordnung, wenn Sie das tun. Öffentlichkeit ganz offen miteinander re- den —, daß ich nicht in allen Einzelheiten Vor Ihnen steht aber kein Übergangs' Vorschläge gemacht habe. Ich habe das kanzler, Herr Kollege Brandt. Das bewußt nicht gemacht, obwohl ich es tun müssen Sie zur Kenntnis nehmen. könnte und tun kann; denn ich will Ge- Weil ich gesagt habe, daß ich diese Neu- spräche. wahlen will, will ich auch noch einmal sa- Gespräche aber setzen voraus, daß ich gen, warum — von allem anderen abgese- nicht zu Beginn dieser Gespräche das hen —: Ich, die Koalitionsfraktionen und Prestige der Regierung einbringe und Ih- die von mir geführte Regierung wollen die- nen dann im Guten oder im Bösen — wir se Neuwahlen, weil wir den Vertrauenser- wollen es abwarten — vielleicht die Gele- weis unserer Mitbürger suchen. Wir wol- genheit gebe, leichter ja oder leichter nein len eine Vertrauensabstimmung. UiD 32- 21. Oktober 1982 • Seite 3 Herr Kollege Brandt, gibt es eigent- derfinden. Nun, Herr Kollege Brandt, das lich in der parlamentarischen Ge- Prinzip Hoffnung ist ein wichtiges Prinzip. schichte der deutschen oder irgend- Die Geschichte der parlamentarischen einer anderen Demokratie einen legi- Demokratie hat Ihnen allerdings gezeigt, timeren, einen faireren, einen ehrli- daß Ihnen persönlich — nicht Ihrem Nach- cheren Vorschlag einer Regierung als folger — nur ein einziges Mal dieser Vor- den, in einer ganz gewiß schwierigen teil der parlamentarischen Entscheidung Lage vor das Volk hinzutreten, dem zukam. Volk Opfer zuzumuten, und zu sagen: Lassen Sie uns doch jetzt ohne Streit — Jetzt wollen wir dennoch wählen — Streit gibt es im Wahlkampf genug — in weil wir die Wahrheit zur Wahl stellen diese Wahl gehen. Lassen Sie uns doch wollen? gemeinsam an den Wähler appellieren. Ich sage das nicht nur an Ihre Adresse, Der Wähler wird über die Mehrheit ent- lcr> sage das an die Adresse so vieler gut- scheiden. Ich sehe dieser Entscheidung Wlll>ger Mitbürger, auch Wähler aus dem mit großer Ruhe entgegen. La9er der Union und der FDP, ja, auch Ich bin damals im Jahre 1976 — in ei- feiner eigenen politischen Freunde, bis in ner schwierigen Lage der Union —, dleses Haus, in die Bundestagsfraktion, nicht von Bonn aus, angetreten und J^er in die Parteiführung der Union hinein: habe es mir zugetraut. Ich habe mit VVir haben gar keinen Grund zum Klein- 48,6% ein Ergebnis erreicht, das das st. Herr Brandt, Sie haben recht: Es ist zweithöchste Ergebnis in der deut- 2uv'el taktiert worden. Hier wird eben nic schen Parlamentsgeschichte ist. Ich ht taktiert. traue mir ein noch besseres Ergebnis ,er steht eine Regierung vor Ihnen, hier von diesem Platz aus zu. Das nur, da- eht ein deutscher Bundeskanzler vor lh- mit wir ganz klar sehen, wie wir an en- der den Leuten nicht sagt, es sei al- das Thema herangehen. s gut, es werde noch besser, sondern er den Leuten die Wahrheit sagt, der die Aber, Herr Kollege Brandt, wir werden na- türlich den Bürgern auch sagen, was sich °sungsmöglichkeiten vor sie hinstellt, er sagt: Wir müssen Opfer bringen, und in diesen Jahren im Lande ereignet hat. ennoch bitte ich bei dieser nächsten Wir werden davon sprechen, welche Erb- Wahl um euer Vertrauen. last wir von Ihnen übernommen haben. Wir werden den Bürgern sagen, was zu Wir werden nicht vor die Wähler tre- tun ist, um die Krise des Landes zu mei- ten und, wie Sie es 1976 und 1980 ge- stern. tan haben, die Probleme verniedli- Die Leute erwarten Rechenschaft von Ih- chen. Wir werden sie auch nicht dra- nen, Herr Brandt. Sie haben in diesen 13 matisieren. Beides bringt uns nichts, Jahren regiert. wir werden versuchen, die Wahrheit Sie haben versagt. Das muß deutlich wer- 2u sagen, die Wahrheit über die wirkli- den. che Lage in der Welt und in der Bun- desrepublik Deutschland. Wer von den Arbeitnehmern redet, muß, wenn er das Ganze im Blick hat, genauso Her r Brandt, Sie haben dann - das ist von den Unternehmern, von den Beamten, °ch völlig in Ordnung - die Hoffnung von den Angestellten, von den Leuten aus ^gesprochen, daß Sie sich dann nach dem Mittelstand, von den Bauern, von den er Wahl als die stärkste Fraktion hier wie- Jungen, von den Alten, von den Schülern UiD 32- 21. Oktober 1982 • Seite 4 und Studenten reden. Wir wollen nicht — Denn Haß ist ein schlechter Ratgeber. Haß Blüm hat richtig davon gesprochen — zur ist im privaten Leben ein schlechter Rat- Klassengesellschaft des 19. Jahrhunderts geber, und Haß ist in der Politik ein mise- zurück. rabler Ratgeber. Wir haben genug Gele- Wir wollen nicht, daß die geballte genheit, uns hart und kritisch auseinan- Faust des Genossen, sondern die derzusetzen: über die wirtschaftliche La- ausgestreckte Hand des Partners ge, über die unterschiedliche Betrachtung Symbol für unsere Zeit und für die Zu- der Wege, die zum Ziel führen. kunft ist. Wir wollen in dieser neuen Phase in der Was das politische Votum der Arbeit- Geschichte unserer Bundesrepublik nehmerschaft in der Zukunft anlangt, so Deutschland eine Gesellschaft mit einem bin ich ganz sicher, daß diese Arbeit- menschlichen Gesicht. Zum menschlichen nehmerschaft auf Grund der immer größer Gesicht gehört für mich, daß wir — wie werdenden Einsicht nicht bereit sein wird, immer wir politisch denken und auch Ihren Weg zu grünen fernen Höhen mitzu- handeln mögen — zunächst nicht dazu gehen. Wer diesem Weg zu einer Jeinsa- aufgerufen sind, neue Gräben aufzurei- ger-Bewegung folgen wird — denken Sie ßen, sondern Gräben zuzuschütten, auf- nur an die Energievorsorge, um nur ein einander zuzugehen. Beispiel für viele zu nennen —, wird unter Das ist es, was wir in diesem Augenblick der Arbeitnehmerschaft gewiß nicht den brauchen, wenn wir Frieden nach draußen ersten Zuspruch finden.