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Seniorenpolitisches Gesamtkonzept für den Landkreis Donau-Ries

Pflege und Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Donau-Ries

2. Fortschreibung 2019 Herausgeber Landratsamt Donau-Ries Pflegstraße 2 86607 Donauwörth Telefon: 0906/74-0 Telefax: 0906/74-273 E-Mail: [email protected] Web: www.donau-ries.de

Ansprechpartner Seniorenpolitik und Behindertenbeauftragter Herr Christian Trollmann Telefon: 0906/74-546 Telefax: 0906/74-43546 E-Mail: [email protected]

Zusammenstellung und Bearbeitung durch:

Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Theodor-Heuss-Platz 1 86150 Telefon: 0821/346-298-0 Telefax: 0821/346-298-8 E-Mail: [email protected]

Die 2. Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung wurde in der öffentlichen Sitzung des Kreistages am 16.07.2020 einstimmig beschlossen. Vorwort

Vorwort

Liebe Bürgerinnen und Bürger, es freut mich sehr, Ihnen mitteilen zu dürfen, dass in unserem schönen Landkreis Donau-Ries immer mehr ältere Bürgerinnen und Bürger leben. Und die Tendenz ist steigend. Wir werden immer Älter und erfreuen uns bester Gesundheit. Darauf deutet die Statistik zur demografischen Entwicklung hin.

Im Jahr 2010 hat der Kreistag das Seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises Donau-Ries beschlossen. Ein Teil dieses Konzeptes ist die Pflegebedarfsprognose im Rahmen des Handlungsfeldes „Betreuung und Pflege“. Sie wurde jetzt auf Basis der aktuellen Bevölkerungserwartungen fortgeschrieben. Weitere Grundlagen waren die Daten, die uns von den Anbietern ambulanter und stationärer Leistungen zur Verfügung gestellt wurden, sowie ein Expertengespräch mit den im Landkreis agierenden Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen und den Vertretern der Wohlfahrtsverbände. Für die zahlreiche und konstruktive Mitarbeit möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken.

Ambulant vor Stationär - solange wie möglich selbstbestimmt zuhause leben können, das ist das Motto der Seniorenpolitik. Hierbei wird im Landkreis Donau-Ries bereits großartige Arbeit geleistet: 75,1 % der Pflegebedürftigen werden in unserem Landkreis zuhause gepflegt. Das ist der zweithöchste Wert in ganz Schwaben. Darauf gilt es aufzubauen und durch eine geeignete Angebotslandschaft sowie passende Maßnahmen hinzuwirken. Die Bausteine hierfür sind vielfältig und umfassen beispielsweise wichtige Themen wie den Aus- und Aufbau der Beratungsstruktur und der Hilfen vor Ort. Hierfür wurden in der Pflegebedarfsprognose geeignete Maßnahmen herausgearbeitet.

„Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu.“ – dieser weise Satz stammt vom römischen Philosophen Cicero. Mit der aktualisierten Pflegebedarfsplanung will der Landkreis Donau-Ries seinen Beitrag dazu leisten, dass es Seniorinnen und Senioren ermöglicht wird, mit einer positiven Einstellung dem Thema Alter begegnen zu können.

Stefan Rößle Landrat Gliederung

Gliederung

Vorwort Landrat ...... 3

Gliederung...... IV

Darstellungsverzeichnis ...... V

Einführung ...... 8

Betreuung und Pflege im Landkreis Donau-Ries ...... 13

1 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand ...... 15 1.1 Ambulante Pflegedienste ...... 15 1.2 Stationäre Einrichtungen ...... 27 1.3 Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege ...... 35 1.4 Tagespflege (§ 41 SBG XI) ...... 39 1.5 Nachtpflege (§ 41 SBG XI) ...... 43 1.6 Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich ...... 44 1.6.1 Beratungsangebote zum Thema „Älter werden“ ...... 44 1.6.2 Besondere Zielgruppen ...... 47 1.6.3 Altersstruktur ...... 54 1.6.4 Geschlechterverteilung ...... 55 1.6.5 Verteilung der Pflegegrade ...... 56 1.6.6 Personalsituation ...... 58 1.6.7 Arbeitskreise und Vernetzung ...... 64 1.6.8 Planungen der Pflegeeinrichtungen ...... 65 1.6.9 Bedarf an Angeboten/Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries ...... 66

2 Pflegebedarfsprognose für den Landkreis Donau-Ries ...... 68 2.1 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik ...... 68 2.2 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029 ...... 74 2.2.1 „Status Quo“-Variante ...... 75 2.2.2 Variante „ambulant vor stationär“ ...... 81 2.3 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen ...... 84

3 Einschätzung und Handlungsempfehlungen ...... 95

Anhang ...... 108

IV Darstellungsverzeichnis

Darstellungsverzeichnis

Darstellung 1: Übersicht des Rücklaufs bei den einzelnen Bestandserhebungen ...... 14 Darstellung 2: Standorte ambulanter Pflegedienste nach Anzahl der Dienste im Landkreis Donau-Ries ...... 16 Darstellung 3: Wirkungsbereiche der ambulanten Pflegedienste nach dem jeweiligen Standort der Dienste ...... 18 Darstellung 4: Angebote, die – neben SGB XI und SGB V-Leistungen – in Eigenleistung von den ambulanten Diensten erbracht werden – Vergleich der Jahre 2015 und 2019 ...... 21 Darstellung 5: Hilfebedarfe, die benötigt, aber nicht adäquat vermittelt werden können, Vergleich der Jahre 2015 und 2019 ...... 23 Darstellung 6: (Bisherige) Betreuungsdauer der Kunden ambulanter Pflegedienste ...... 26 Darstellung 7: Standorte der stationären Einrichtungen nach Anzahl der Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries und den umliegenden Landkreisen ...... 28 Darstellung 8: Herkunft der Bewohner stationärer Einrichtungen ...... 33 Darstellung 9: Verweildauer der Bewohner ...... 34 Darstellung 10: Angebot an fester Kurzzeitpflege im Landkreis Donau-Ries ...... 36 Darstellung 11: Standorte von Tagespflegeangeboten nach Anzahl und Art des Angebots im Landkreis Donau-Ries ...... 40 Darstellung 12: Beratungsangebote der Pflegeeinrichtungen und Träger von Behinderteneinrichtungen innerhalb des Landkreises Donau-Ries .... 46 Darstellung 13: Zielgruppenvergleich ambulant und (teil-)stationär ...... 48 Darstellung 14: (Institutionelle) Wohn- und Pflege-/Betreuungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen im Landkreis Donau-Ries ...... 50 Darstellung 15: Angebote und Rahmenbedingungen zur Betreuung und Pflege von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung ...... 52 Darstellung 16: Altersverteilung der Kunden der ambulanten Dienste im Vergleich zu den Bewohnern der stationären Einrichtungen ...... 55 Darstellung 17: Geschlechterverteilung der ambulant betreuten Personen und Bewohner stationärer Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries ...... 56 Darstellung 18: Ambulant betreute Personen und Bewohner stationärer Einrichtungen nach Pflegegraden ...... 57

V Darstellungsverzeichnis

Darstellung 19: Mittlere Jahrgangsstärken der 15- bis 17-Jährigen und der 63-65-Jährigen im Landkreis Donau-Ries ...... 61 Darstellung 20: Beschäftigung und Bedarf an ehrenamtlichen Helfern ...... 62 Darstellung 21: Arbeitskreise und Vernetzungsgremien der Pflegeeinrichtungen ...... 64 Darstellung 22: Planungen der Pflegeeinrichtungen ...... 66 Darstellung 23: (Zukünftiger) Bedarf an Angeboten/Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries ...... 67 Darstellung 24: Entwicklung der Zahl der Empfänger von Pflegeversicherungs- leistungen im Landkreis Donau-Ries 1999 – 2017 ...... 68 Darstellung 25: Entwicklung der Anteile der Empfänger von Pflegeversicherungs- leistungen im Landkreis Donau-Ries 1999 – 2017 ...... 69 Darstellung 26: Wohnsituation pflegebedürftiger Personen in den Landkreisen und kreisfreien Städten Schwabens, Ende 2017 ...... 70 Darstellung 27: Inanspruchnahme von Pflegeleistungen nach Art der Leistung Ende 2017, Vergleich Landkreis Donau-Ries, Landkreise Schwaben, Schwaben, Landkreise Bayern und Bayern ...... 71 Darstellung 28: Index der Pflegebedürftigen in Südbayern und im südlichen Mittelfranken im Vergleich zu Bayern Ende 2017 ...... 73 Darstellung 29: Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen (alle Leistungsarten) im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten, „Status Quo“-Variante ...... 75 Darstellung 30: Prognose der Zahl zu Hause lebender Pflegebedürftiger im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten, „Status Quo“-Variante ...... 76 Darstellung 31: Prognose des Bedarfs an vollstationärer Dauerpflege im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten, „Status Quo“-Variante ...... 77 Darstellung 32: Prozentuale Anstiege der Pflegebereiche bis 2037 im Vergleich im Landkreis Donau-Ries ...... 78 Darstellung 33: Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis regionaler Inanspruch- nahmequoten – „Status Quo“-Variante ...... 79 Darstellung 34: Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistungen 2017 – 2037, „Status Quo“-Variante – Landkreis Donau-Ries ...... 81

VI Darstellungsverzeichnis

Darstellung 35: Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2029 auf Basis regionaler Inanspruch- nahmequoten – Variante „ambulant vor stationär“ ...... 82 Darstellung 36: Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Art der Leistungen 2017 – 2029, Variante „ambulant vor stationär“ –Landkreis Donau-Ries ...... 83 Darstellung 37: Anteil der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen im Falle der Varianten „Status Quo“ und „ambulant vor stationär“ ...... 84 Darstellung 38: Versorgte Personen mit Kurzzeitpflege – Modellrechnung auf Basis des aktuellen Kurzzeitpflegeangebots im Landkreis Donau-Ries ...... 87 Darstellung 39: Von ambulanten Diensten betreute pflegebedürftige Personen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2029 ...... 90 Darstellung 40: Anteil Demenzkranker an den jeweiligen Altersgruppen in Westdeutschland im Jahr 2002 ...... 91 Darstellung 41: Prognose der Zahl an Demenz Erkrankter im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis von GKV-Prävalenzraten ...... 92 Darstellung 42: Pflegebedürftige zu Hause – Variantenvergleich ...... 93 Darstellung 43: Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen – Variantenvergleich ...... 93 Darstellung 44: Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries 2002 – 2037 mit Wanderungen ...... 108 Darstellung 45: Beratungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen außerhalb des Landkreises Donau-Ries ...... 109 Darstellung 46: (Institutionelle) Wohn- und Pflege-/Betreuungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen außerhalb des Landkreises Donau-Ries ...... 110 Darstellung 47: Angebote und Rahmenbedingungen zur Betreuung und Pflege von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung außerhalb des Landkreises Donau-Ries ...... 111 Darstellung 48: Personal und offene Stellen in den Pflegeeinrichtungen...... 112

VII Einführung

Einführung

Vorliegend findet sich die 2. Fortschreibung der – in den Jahren 2010 und zuletzt 2015 erstell- ten – Pflegebedarfsplanung für den Landkreis Donau-Ries. In 2 Berichtsteilen wird zum einen der Bestand, zum anderen der Bedarf an Pflege- und Betreuungsangeboten im Landkreis dar- gelegt. Am Ende des Berichts sind die abgeleiteten Maßnahmen und Handlungsempfehlungen enthalten. Die Grundlage des 1. Berichtsteils bilden die Ergebnisse der durchgeführten Befragungen aller Pflegeeinrichtungen1 im Landkreis. Diese werden durch die Ergebnisse der Befragung der sta- tionären Einrichtungen in den angrenzenden Kommunen der Nachbarlandkreise, der Träger von Behinderteneinrichtungen und des Expertengesprächs „Pflegebedarfsprognose“ ergänzt. Der Aufbau dieses 1. Berichtsteils erfolgt dabei nach folgendem Schema. Darstellung der/des  Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015  Bestands: Was hat sich innerhalb der letzten Jahre verändert?  Einschätzung der Akteure Der 2. Teil legt die aktuelle Zahl an Pflegeleistungsempfängern dar und zeigt in Form einer Abschätzung auf, wie sich diese zukünftig entwickeln wird bzw. welcher künftige Pflegebedarf sich im Landkreis Donau-Ries ergeben wird (Pflegebedarfsprognose). Diese erfolgt in 2 Varian- ten. Bei der 1. Variante handelt es sich um eine sog. „Status-Quo“-Prognose, also eine Fort- schreibung auf Basis der aktuellen Situation, in Verbindung mit den demografischen Ergebnis- sen der Bevölkerungsprognose. Der 2. Prognosevariante – und dies folgt tendenziell eher der Leitidee des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts – wird der Gedanke „ambulant vor stationär“ zugrunde gelegt. Durch den Vergleich dieser 2 Prognosen wird letztendlich der Spielraum sicht- bar, in den der Landkreis durch gezielte Maßnahmen eingreifen kann.

Zielsetzung Die Zielsetzung dieses Berichts liegt darin, an die – im Jahr 2015 formulierte – Pflegebedarfs- planung des Landkreises anzuknüpfen, aktuelle Pflegebedarfe aufzudecken und insbesondere auch weiterhin günstige Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dem im Gesetz verankerten Grundsatz „ambulant vor stationär“ künftig noch stärkeres Gewicht zukommt. Dazu werden an geeigneten Stellen auch die Ergebnisse der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen aus den Jahren 2015 und 20172 herangezogen, um die jeweiligen Entwicklungen aufzuzeigen.

1 „Pflegeeinrichtungen“ sind im Folgenden ein Sammelbegriff für ambulante Pflegedienste, stationäre Ein- richtungen, Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen. 2 Vom Landratsamt Donau-Ries durchgeführte Befragung.

8 Einführung

Gesetzliche Grundlagen

Betreuung und Pflege sind zentrale Bereiche, wenn es um die Versorgung älterer Bürger geht. Standen früher vor allem die stationären Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt der Bedarfs- planung, so hat sich dies inzwischen geändert.3 Ausschlaggebend hierfür waren gesetzliche Än- derungen in den letzten Jahren, vor allem aber die zahlreichen Neuerungen im Zuge der jüngs- ten Pflegereform, die nachfolgend in Kürze dargelegt sind. Zur Stärkung der häuslichen Pflege ergaben sich durch das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG4) einige Leistungserweiterungen. Die Situationen der Pflegebedürftigen und insbeson- dere deren Angehörigen wurden dadurch nachhaltig verändert, sie haben seitdem auch mehr Wahlmöglichkeiten. Besonders hervorzuheben ist, dass demenziell erkrankte Menschen seit diesem Zeitpunkt mehr Leistungen und mit der häuslichen Betreuung auch zielgenauere Leis- tungen aus der Pflegeversicherung erhalten können. Ebenso ist damit die Förderung alterna- tiver Wohnformen verbunden. Durch das Erste Pflegestärkungsgesetz (PSG I), das am 01.01.2015 in Kraft trat, erfolgte eine erneute Erweiterung der Leistungen für Pflegebedürftige und deren Angehörige. Ebenso wurde die Zahl der zusätzlichen Betreuungskräfte in stationären Pflegeeinrichtungen erhöht und ein Pflegevorsorgefond eingerichtet. Weitere wichtige Veränderungen sind die verbesserten Kom- binationsmöglichkeiten der Leistungen aus der Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, der Ausbau der Leistungen für Tages- und Nachtpflege, die Stärkung niedrigschwelliger Betreuungs- und Entlastungsangebote sowie eine Erhöhung der Zuschüsse für Umbaumaßnahmen und Pflege- hilfsmittel.5

Das Zweite Pflegestärkungsgesetz (PSG II) (01.01.2016) sorgte dafür, die pflegerische Versor- gung noch weiter auszubauen und Pflegebedürftigen sowie deren Angehörigen mehr Unter- stützung zu gewährleisten (u. a. bessere Absicherung der Angehörigen in der Renten- und Ar- beitslosenversicherung, Ausbau der Beratung und Informationsarbeit). Zu den wichtigsten Neu- regelungen gehört die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Die bisherigen 3

3 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hrsg.), Kommunale Seniorenpolitik, München 2009, S. 20 f. 4 Vgl. Gesetz zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung (Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz (PNG)) vom 23.10.2012 (BGBl. I, S. 2246). Das Gesetz trat am 01.01.2013 in Kraft. 5 Bundesministerium für Gesundheit (2017): Die Pflegestärkungsgesetze. Alle Leistungen zum Nachschlagen. Bonn, 2017 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/Broschueren/P SG_Alle_Leistungen.pdf, Stand: November 2019.

9 Einführung

Pflegestufen werden seit dem 01.01.2017 durch 5 Pflegegrade ersetzt, wodurch der Pflege- bedarf noch differenzierter und bedarfsgerechter erfasst werden kann. 6 Durch das Dritte Pflegestärkungsgesetz (PSG III) (01.01.2017) wurde dieser neue Pflegebedürf- tigkeitsbegriff schließlich in das Sozialgesetz (SGB XII) aufgenommen. Daneben sieht das Gesetz eine Stärkung der Rolle der Kommunen in der Pflege vor, was insbesondere für das vorliegende Konzept von zentraler Bedeutung sein wird. Im Rahmen dessen soll sichergestellt werden, dass die benötigten Hilfen den Pflegebedürftigen sowie pflegenden Angehörigen möglichst schnell zugehen, was durch eine Stärkung der Pflegeberatung in den Kommunen i. S. einer „Beratung aus einer Hand“ zu gewährleisten ist (u. a. Aufbau von Pflegestützpunkten). Am 19.11.2019 trat die Richtlinie zur investiven Förderung von Pflegeplätzen sowie der Gestal- tung von Pflege und Betreuung im sozialen Nahraum (Förderrichtlinie Pflege im sozialen Nah- raum – PflegesoNahFöR) in Kraft. Diese fördert u. a. die Einrichtung von Kurzzeit-, Tages- und Nachtpflege. Bevorzugt behandelt werden Antragsteller, bei denen eine sozialräumliche Pla- nung zum Beispiel basierend auf einem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept gemäß Art. 69 AGSG und ein Bedarf an entsprechenden Pflegeplätzen vorliegen (Vgl. Kapitel 2.3, 2.4 und 2.5).7 Am 01.01.2020 ist zudem das Gesetz zur Entlastung unterhaltspflichtiger Angehöriger in der Sozialhilfe und Eingliederungshilfe (Angehörigen-Entlastungsgesetz8) in Kraft getreten, mit dem die Regierung die Angehörigen von Pflegebedürftigen unterstützen will. Mit dem Gesetz sollen erwachsene Kinder pflegebedürftiger Eltern, die in einer stationären Einrichtung/einem Heim versorgt werden, finanziell entlastet werden. Die Sozialhilfeträger dürfen erst dann auf das Ein- kommen der Kinder zurückgreifen, wenn ihr Jahresbruttoeinkommen 100.000 Euro übersteigt. Da das Gesetz erst seit Kurzem in Kraft getreten ist und dazu noch keine empirischen Belege vorliegen, können mögliche Auswirkungen des Angehörigen-Entlastungsgesetzes auf die zukünftige Entwicklung von Pflegeplätzen bei der Prognose nicht berücksichtigt werden. Die weiteren Entwicklungen hierzu müssen allerdings genau verfolgt werden.

6 Bundesministerium für Gesundheit (2017): Die Pflegestärkungsgesetze. Alle Leistungen zum Nachschlagen. Bonn, 2017 https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/Broschueren/P SG_Alle_Leistungen.pdf, Stand: November 2019. 7 Vgl. https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2019/510/baymbl-2019-510.pdf, Stand: Dezember 2019. 8 Vgl. https://www.bmas.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/bundeskabinett-beschliesst-angehoerigen- entlastungsgesetz.html, Stand: Februar 2020.

10 Einführung

Begriffsbestimmungen

In Kapitel 2 werden die Begriffe aus der Pflegeversicherungsstatistik verwendet. Diese weichen teilweise von den Begriffen aus den Gesetzen SGB XI und SGB V sowie dem PfleWoqG9 ab: Mit „ambulant“ werden im Zusammenhang mit Daten aus der Pflegeversicherungsstatistik Leis- tungen benannt, die als Sachleistungen i. d. R. durch ambulante Pflegedienste erbracht wer- den.10 Mit dem Begriff „vollstationäre Dauerpflege“ werden ausschließlich stationäre Leistun- gen i. S. eines nicht befristeten Aufenthaltes in einer stationären Einrichtung bezeichnet. Leis- tungen der Kurzzeitpflege (und auch der Tages- und Nachtpflege) sind darin nicht enthalten. Angebote der Tagespflege werden in der Pflegeversicherungsstatistik als teilstationäre Leistun- gen bezeichnet. Leistungsfälle der Tagespflege sind je nach häuslicher Situation in den Summen der ambulanten Pflege bzw. des Pflegegeldes enthalten. Personen, die Kombileistungen aus ambulanten und Pflegegeldleistungen beziehen, werden in der Pflegeversicherungsstatistik grundsätzlich bei der „ambulanten Pflege“ mitgezählt. Nicht als Kombileistung wird die gesetz- lich vorgeschriebene, pflegequalitätssichernde „Pflegeberatung“ durch ambulante Dienste ver- standen. Die Kurzzeitpflege ist in der Pflegeversicherungsstatistik in der Summe der vollstati- onären Pflege (als Differenz aller Fälle und der vollstationären Dauerpflege) enthalten.

Methodische Hinweise Der vorliegende Bericht bezieht sich in seinen Ausführungen teilweise auf unterschiedliche Er- hebungszeitpunkte.  Die Daten aus den aktuellen Bestandserhebungen (schriftliche Befragungen der Pfle- geeinrichtungen, Träger von Behinderteneinrichtungen) beziehen sich auf den 01.07.2019. Den beiden letzten Befragungen der Pflegeeinrichtungen aus den Jahren 2015 und 201711 lagen die Stichtage 31.12.2014 und 30.06.2017 zugrunde.  Die für die Pflegebedarfsprognose verwendeten Daten aus der Pflegeversicherungs- statistik basieren aktuell auf dem Jahr 2017. Der letzten Pflegebedarfsprognose lagen hingegen die Daten aus dem Jahr 2013 zugrunde.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im vorliegenden Bericht auf die gleichzeitige Ver- wendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet Die Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter (männlich/weiblich/divers).

9 Gesetz zur Regelung der Pflege-, Betreuungs- und Wohnqualität im Alter und bei Behinderung (Pflege- und Wohnqualitätsgesetz – PfleWoqG). 10 Vgl. www.statistik.bayern.de/veroeffentlichungen/index.php?cat=c17_Sozialleistungen. html&page=2, Stand, November 2019. 11 Die letzte Bestandserhebung der Pflegeeinrichtungen erfolgte durch das Landratsamt im August 2017.

11 Einführung

Darüber hinaus ist zu beachten, dass geringfügige Abweichungen bei der Prozentberechnung (zu 100 %) und Summenbildung der prognostizierten Daten aufgrund von Rundungen zustande kommen können.

12 Betreuung und Pflege im Landkreis Donau-Ries

Betreuung und Pflege im Landkreis Donau-Ries

Betreuung und Pflege sind zentrale Bereiche, wenn es um die Versorgung älterer Menschen geht. Früher standen dabei vor allem die stationären Pflegeeinrichtungen im Mittelpunkt der Bedarfsplanung, was sich mittlerweile allerdings geändert hat.12 Ausschlaggebend für diesen Wandel waren in den letzten Jahren vor allem die zahlreichen gesetzlichen Neuerungen (vgl. Einführung). Die Pflegelandschaft wurde dadurch erheblich umstrukturiert. Im Mittelpunkt stand und steht seither die Stärkung der ambulanten Versorgung. Um den geschilderten Forderungen des Gesetzgebers wie auch den Wünschen vieler älterer Bürger nach einem möglichst langen Verbleib in der eigenen Wohnung bzw. im heimischen Umfeld gerecht werden zu können, ist eine ausreichende Pflegeversorgung durch ambulante Dienste erforderlich. Darüber hinaus werden Angebote der Tages- und Kurzzeitpflege benötigt, die Entlastungsmöglichkeiten vor allem für die Angehörigen pflegebedürftiger Menschen schaf- fen. Eine angemessene Ausstattung mit stationären Pflegeplätzen ergänzt das Angebot für die- jenigen, die zu Hause nicht mehr gepflegt werden können oder wollen. Im Juli/August 2019 wurden alle ambulanten Pflegedienste, stationären Einrichtungen und Ta- gespflegeeinrichtungen, die im Landkreis Donau-Ries tätig sind, befragt. Ziel war es, den vor- handenen Bestand an pflegerischen Angeboten zu erfassen. Neben der Art der Angebote wur- den hierbei außerdem Daten zu anstehenden Planungen (konzeptionell, baulich), Informati- onen zu den Kunden/Bewohnern/Gästen, Vernetzungsaktivitäten, zur Personalsituation, zum Einsatz von Ehrenamtlichen und zum zukünftigen Bedarf an pflegerischen Angeboten im Land- kreis erfasst. Zudem erfolgte eine detaillierte Befragung der ambulanten Dienste und stationä- ren Einrichtungen zu ihren Nutzern. Darüber hinaus wurden auch stationäre Einrichtungen mit einem sehr grenznahen13 Sitz au- ßerhalb des Landkreises Donau-Ries einbezogen. Das Ziel der Befragung bestand vor allem darin, herauszufinden, wie viele bzw. welcher Anteil an Senioren aus dem Landkreis (Wohnsitz vor Einzug in die stationäre Einrichtung im Landkreis Donau-Ries) in stationären Einrichtungen außerhalb des Landkreises versorgt werden bzw. wird. Zur Einschätzung der aktuellen Versorgungsituation von älteren Menschen mit Behinderung fand ebenso eine Erhebung aller Träger von Behinderteneinrichtungen im Landkreis sowie den umliegenden Landkreisen statt. Hintergrund war der in der letzten Fortschreibung (2015) ermittelte, aufkommende Bedarf im Zusammenhang mit der Versorgung dieser besonderen Zielgruppe.

12 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (Hrsg.), Kommunale Seniorenpolitik, München 2010, S. 20 f. 13 Gemeint sind Einrichtungen in Gemeinden, die an eine Gemeinde im Landkreis Donau-Ries grenzen.

13 Betreuung und Pflege im Landkreis Donau-Ries

Der Stichtag für alle Angaben bzw. Informationen war bei allen Befragungen 01.07.2019.

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über den Rücklauf aller Befragungen.

Darstellung 1: Übersicht des Rücklaufs bei den einzelnen Bestandserhebungen

Verteilte Zurückgekommene Rücklaufquote Bestandserhebung der… Fragebögen Fragebögen (in %) (absolut) (absolut) ambulanten Pflegedienste 11 11 100% stationären Einrichtungen 12 12 100% im Landkreis Donau-Ries stationären Einrichtungen 27 13 48% außerhalb des Landkreises eigenständigen 4 4 100% Tagespflegeeinrichtungen Träger von Behinderteneinrichtungen 3 3 100% im Landkreis Donau-Ries Träger von Behinderteneinrichtungen 5 2 40% außerhalb des Landkreises

Quelle: SAGS 2019.

14 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

1 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand

1.1 Ambulante Pflegedienste Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Weiterer, bedarfsgeleiteter Ausbau bzw. Anpassung des ambulanten und stationären Pflege- und Betreuungsangebots im Sinne von „ambulant vor stationär“, damit Menschen mit (hohem) Pflege- und Betreuungsaufwand so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben können.  Ausbau von Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige durch niedrigschwellige Betreuungsangebote und hauswirtschaftliche Hilfen.  Verbesserte Kooperation zwischen Kurzzeit- und ambulanter Pflege bzw. Betreutem Wohnen zur Ermöglichung einer schnelleren Rückkehr in die häusliche Umgebung.  Prüfung der Schaffung einer Intensivpflege im Landkreis.  Verbesserung und Erweiterung des Angebots an ambulanter Palliativpflege und Hospizarbeit.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Die 11 Pflegedienste mit Sitz im Landkreis Donau-Ries sind geografisch günstig über den ge- samten Landkreis verteilt (vgl. Darstellung 2), was eine gute Erreichbarkeit der einzelnen Land- kreisgemeinden vermuten lässt. Unabhängig davon zeigt sich eine gewisse Konzentration der Dienste in die großen und größeren Landkreiskommunen. Dies betrifft insbesondere die Städte Donauwörth und Nördlingen. Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt eine starke Konstanz an Anbietern im ambulanten Be- reich. So übernehmen diese 11 Pflegedienste bereits seit 2015 die ambulante Versorgung im Landkreis.

15 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Darstellung 2: Standorte ambulanter Pflegedienste nach Anzahl der Dienste im Landkreis Donau-Ries, Stand: Juli 2019

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste.

16 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Ein Blick auf die Standorte der ambulanten Dienste alleine lässt keine Beurteilung der Versor- gungslage zu, da die Dienste stets in einem gewissen Umkreis mobil sind. Umso wichtiger ist deshalb die Betrachtung ihres Aktionsradius. Wie Darstellung 3 erkennen lässt, gibt es keine Landkreisgemeinde, die nicht von einem der Pflegedienste angefahren bzw. versorgt wird. Gleichzeitig zeigt sich, dass die Pflegedienste vor- wiegend im näheren Umfeld ihres Sitzes und in den umliegenden Gemeinden tätig sind. Gerade die Pflegedienste in den großen Kommunen, wie Donauwörth und Nördlingen versorgen hinge- gen Kunden auch aus weiter entfernt liegenden Kommunen.

17 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste Darstellung 3: Wirkungsbereiche der ambulanten Pflegedienste nach dem jeweiligen Standort der Dienste Standort Donauwörth Nördlingen Wohnort Kunden Wemding Monheim Deinigen Harburg Hainsfarth Rain Gesamt Pflegedienst (3 Dienste) (2 Dienste) Alerheim 23 23 Amerdingen 11 11 Asbach-Bäumenheim 28 28 Auhausen 5 12 17 Buchdorf 12 4 16 Daiting 5 4 9 Deiningen 13 * 14 Donauwörth 178 4 182 Ederheim 16 16 Ehingen 3 3 Forheim 4 4 Fremdingen * 14 15 Fünfstetten 24 24 Genderkingen 17 17 Hainsfarth 15 15 Harburg * * 101 103 Hohenaltheim 3 3 Holzheim 7 14 21 Huisheim 23 23 Kaisheim 27 * * 29 Maihingen 8 8 Marktoffingen 7 7 14 Marxheim * 30 31 Megesheim 8 8 Mertingen 37 37 Mönchsdeggingen 23 12 * 37 Monheim 30 * 30 * 62 Möttingen * 26 5 * 33 Munningen 12 12 Münster 14 14 Niederschönenfeld 11 11 18 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste Standort Donauwörth Nördlingen Wohnort Kunden Wemding Monheim Deinigen Harburg Hainsfarth Rain Gesamt Pflegedienst (3 Dienste) (2 Dienste) Nördlingen 23 260 * 285 Oberndorf 3 17 20 Oettingen * 49 50 Otting 11 11 Rain 111 111 Reimlingen 21 21 Rögling 6 6 12 Tagmersheim 6 6 12 Tapfheim 27 8 35 Wallerstein 17 8 25 Wechingen 12 12 24 Wemding 95 3 98 Wolferstadt 15 15 k.A. * * Gesamt 363 169 52 143 132 345 142 214 1.560 *) Werte unter 3 dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ausgewiesen werden. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste.

19 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Angebotsspektrum der ambulanten Pflegedienste

Das Leistungsangebot von ambulanten Pflegediensten umfasst verschiedene Bereiche, dazu gehören:  Grundpflege,  pflegerische Betreuungsmaßnahmen,  häusliche Krankenpflege nach § 37 SGB V (Krankenversicherung),  Beratung von Pflegebedürftigen/Angehörigen und  Hilfen bei der Haushaltsführung.

Darüber hinaus gibt es weitere Angebote, welche die ambulanten Pflegedienste im Landkreis Donau-Ries in Eigenleistungen anbieten.

Neben der Grundpflege, Betreuung und häuslichen Krankenpflege bietet ein Großteil der am- bulanten Pflegedienste im Landkreis Donau-Ries aktuell einen Hausnotruf an, erbringt haus- wirtschaftliche Unterstützung (gemäß der Einstufung eines Pflegegrads) (jeweils 11 Dienste) und/oder Angebote zur Unterstützung im Alltag14 (9 Dienste). Darüber hinaus bietet eine nen- nenswerte Anzahl an Diensten Hauskrankenpflegekurse an (8 Dienste). Ein Vergleich mit den Befragungsergebnissen aus den Jahren 2015 und 201715 zeigt, dass vor allem Angebote im Bereich Hausnotruf sowie – und das in den letzten beiden Jahren – Haus- krankenpflegekurse und die Sozialberatung ausgebaut wurden. Demgegenüber gibt es aktuell weniger Angebote zur Unterstützung im Alltag, Essen auf Rädern, Palliativpflege durch Personal mit entsprechender Weiterbildung, Hospizarbeit und Nachtpflege. Der Rückgang an Hauswirt- schaftshilfen für Personen ohne Einstufung gemäß SGB XI ist vermutlich als Folge der Pflege- reform und damit der Umstellung der 3 Pflegestufen auf die 5 Pflegegrade zu sehen, wodurch die Zahl an Personen mit Leistungsbewilligung deutlich zunahm. Folglich bieten aktuell alle 11 Pflegedienste hauswirtschaftliche Unterstützung gemäß SGB XI an (vgl. Darstellung 4).

14 Angebote zur Unterstützung im Alltag nach § 45a SGB XI haben seit dem 01.01.2017 die niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangebote nach § 45c SGB XI ersetzt, ohne dass dies zu inhaltlichen Änderungen der Angebote führte. Darunter fallen Betreuungsangebote, Angebote zur Entlastung Pflegender und Ange- bote zur Entlastung im Alltag (Entlastungsangebote). Dementsprechend wurden die Angebote zur Unterstützung im Alltag bei den Befragungen in den Jahren 2015 und 2017 unter dem Begriff „niedrigschwellige Angebote“ abgefragt. Für den Vergleich der aktuellen Angebote (2019) mit denen aus den Jahren 2015 und 2017 werden neben der Kategorie „niedrigschwellige Angebote“ unter den Begriff „Angebote zur Unterstützung im Alltag“ auch die stundenweise Betreuung, Betreuungsgruppen, ehramtliche Helferkreise und Angehörigengruppen gefasst. 15 Die Befragungsergebnisse aus dem Jahr 2017 werden in den beiden nachfolgenden Grafiken aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht angeführt, sie finden an ausgewählten Stellen dennoch Berücksichtigung im Text.

20 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Darstellung 4: Angebote*, die – neben SGB XI und SGB V-Leistungen – in Angebote undInstitutEigenleistung Planungen für Sozialplanung, von denambulanter ambulanten Jugend- und Diensten Pflegedienste Altenhilfe, erbracht werden – (Beteiligung an der BefragungGesundheitsforschung durch 10 ambulante und Dienste)Statistik (SAGS) Leistungen, dieVergleich von den Pflegediensten der Jahre –2015neben und SGB XI2019 und V – selbst Angeboten werden Nennungen absolut 11 Hausnotruf 10 Hauswirtschaftliche Unterstützung (gemäß SGB XI)*** 11 9 Angebote zur Unterstützung im Alltag** 11 8 Hauskrankenpflegekurse 8 6 Hilfe bei Anträgen (Sozialberatung) 8 5 Essen auf Rädern/Menüdienst 6 4 Betreutes Wohnen zu Hause 2 4 Hauswirtschaftshilfe (allgemein ohne Einstufung) 9 3 Verleih von Pflegehilfsmitteln 3 2 Fahrdienst 2 Palliativpflege (durch Personal mit 2 Weiterbildungsqualifikation Palliativ Care) 5 n=jeweils 11; Nachtpflege 2 Mehrfachnennungen möglich Hospizarbeit 1 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Befragung 2019 Befragung 2015 21

Die Befragungsergebnisse aus dem Jahr 2017 werden in dieser Grafik aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht angeführt, sie finden an ausgewählten Stellen dennoch Berücksichtigung im Text. *) Die Kategorie Intensivpflege wurde 2019 abgefragt, aber nicht genannt. **) Unter Angebote zur Unterstützung im Alltag nannten die Dienste 2019: Stundenweise Betreuung/ Einzelbetreuung in der Häuslichkeit (7 Dienste) und hauswirtschaftliche Versorgung (4 Dienste). ***) Wurde bei der Befragung 2015 in dieser Form nicht erfasst. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste.

In der letzten Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung aus dem Jahr 2015 lag ein besonderes Augenmerk auf der häuslichen Palliativpflege. Hierfür gibt es zwar spezialisierte und bundes- weit verbreitete Dienste, u. a. wird diese Aufgabe aber auch von ambulanten Pflegediensten übernommen.

Nahezu alle Dienste erwarteten hierzu in den kommenden Jahren einen steigenden Bedarf. Dies deckte sich auch mit den Ergebnissen aus der Befragung 2017. Ein entsprechendes Ange- bot bestand 2015 durch 5 und 2017 durch 4 Pflegedienste, die übrigen Pflegedienste dachten außerdem über einen zukünftigen Angebotsausbau nach. Ein quantitativer Ausbau des Ange- bots kann bis heute nicht festgestellt werden. Ein Angebot an ambulanter Palliativpflege besteht auch aktuell durch 5 Anbieter, bei 2 davon kommen Palliativ-Care-Fachkräfte zum Einsatz, die hierzu über eine entsprechende Weiterqualifizierung verfügen (vgl. Darstellung 4). Da der Großteil der Pflegedienste (9 Dienste) auch derzeit einen zukünftig steigenden Bedarf

21 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste in diesem Bereich sieht, besteht bei weiteren 4 Diensten die Überlegung, ein solches Angebot zukünftig zur Verfügung zu stellen. Als Gründe für einen steigenden Bedarf werden genannt:  Fehlendes Angebot an stationärer Betreuung (u. a. Hospizplätze, Betten auf der Palliativstation) (4 Dienste),  Demografische Entwicklung (3 Dienste),  Wunsch der Menschen so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben und auch dort sterben zu können (2 Dienste),  Frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus (2 Dienste),  Menschen sind aufgeschlossener, informierter diesen Angeboten gegenüber und nehmen sie häufiger in Anspruch (1 Dienst).

Erfasst wurde auch, ob die ambulanten Pflegedienste die Pflege, Betreuung und hauswirt- schaftliche Versorgung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften übernehmen. Während in der Befragung im Jahr 2015 bereits 1 Pflegedienst angab, dass dies auf ihn zutrifft, sind es mittlerweile 6 Pflegedienste. Bei allen 5 Diensten, die eine solche Versorgung bislang nicht übernehmen, besteht grundsätzlich Interesse. Lücken im pflegerischen Angebot sehen aktuell fast alle ambulanten Dienste (10 Dienste), ins- besondere im Zusammenhang mit Fahrdienten (8 Dienste), Kurzzeitpflege (6 Dienste), Ange- boten zur Unterstützung im Haushalt und Nachtpflege (jeweils 5 Dienste). Darüber hinaus nennt fast jeder 3. Dienst Angebote zur Unterstützung im Alltag, Tagespflege und Begleitdiens- te (jeweils 4 Dienste). An die Dienste hierzu herangetragene Hilfebedarfe können demnach häufig nicht adäquat vermittelt werden (vgl. Darstellung 5).

22 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Darstellung 5: Hilfebedarfe, die benötigt, aber nicht adäquat WelcheGesundheitsforschung Hilfebedarfe werden undbenötigt, Statistik können (SAGS) aber nicht vermitteltadäquat werden vermittelt können, Vergleich werden? der Jahre 2015 und 2019 Nennungen absolut 8 Fahrdienste 6 6 Kurzzeitpflege 6 5 Unterstützung im Haushalt 6 5 Nachtpflege 3 Angebote zur Unterstützung im 4 Alltag** 4 Tagespflege 6 4 Begleitdienste 4 3 (Stundenweise) Betreuung 4 Beratung und Maßnahmen 3 zur Wohnungsanpassung 4

Hilfe bei Anträgen** 2 n=10 Anderes* 3 Mehrfachnennungen möglich

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Befragung 2019 Befragung 2015

23

Die Befragungsergebnisse aus dem Jahr 2017 werden in dieser Grafik aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht angeführt, sie finden an ausgewählten Stellen dennoch Berücksichtigung im Text. *) Unter der Kategorie Anderes wurden genannt: Einkaufslisten, Fußpflege für Hausbesuche und Essen auf Rädern (jeweils 1 Dienst). **) Diese Kategorien wurden in der Befragung 2015 nicht abgefragt. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste.

Die Betreuung durch die 11 ambulanten Pflegedienste erfolgt durchschnittlich fast 16 Stunden pro Tag. Im Vergleich zur letzten Befragung 2017 hat die tägliche Betreuungszeit damit leicht zugenommen. Lag diese 2017 noch durchschnittlich bei 14,5 Stunden pro Tag.

Auf die Frage, wie flexibel die Einrichtungen auf Kundenwünsche eingehen können, antworten auch aktuell alle Pflegedienste, dass sie sich sehr um Flexibilität bemühen, um auf die Kunden- wünsche einzugehen. Zum Teil scheitert dies allerdings an den vorhandenen Ressourcen und damit u. a. am Personal.

23 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Nutzung digitaler Hilfsmittgel bzw. Techniken in der Pflege

„Der Einsatz von Technik in der Pflege ist kein neues Phänomen. Technische Hilfsmittel prägen seit Langem den Pflegealltag und entlasten Pflegende bei ihrer Arbeit. Die Digitalisierung ver- ändert die Arbeitswelt jedoch grundlegend, indem sie nicht nur neue Technologien hervor- bringt, sondern ganze Arbeitsprozesse umpflügt.“16 Um zu erfahren, welche Rolle dieses Thema bei den Pflegeeinrichtungen im Landkreis Donau-Ries spielt, wurde u. a. auch danach gefragt, ob und inwiefern sie in ihrer pflegerischen Arbeit auf digitale Hilfsmittel und Techniken zurück- greifen. Entsprechend den Befragungsergebnissen greifen alle 11 ambulanten Pflegedienste auf derartige Techniken zurück. Dabei geht es vor allem um eine mobile Datenerfassung, also eine Erfassung von erbrachten (Pflege-)Leistungen mittels eines Smartphones oder eines MDA- Gerätes (Scanner) (11 Dienste). Darüber hinaus nutzen 6 der Pflegedienste die sogenannte Strukturierte Informationssammlung (SIS)17 bzw. eine computergestützte Dokumentation. Bei SIS handelt es sich um ein Konzept, das eine konsequente Orientierung an den individuellen Bedürfnissen der pflegebedürftigen Person im Rahmen eines erstellten Maßnahmen- oder Pflegeplans ermöglicht.

Strukturdaten von Kunden ambulanter Dienste

Die 11 Dienste versorgen zum Stichtag 01.07.2019 insgesamt 1.560 Personen18 mit Wohnort im Landkreis Donau-Ries. Bei der Befragung aus dem Jahr 2015 wurden von diesen 11 Diensten 1.45319, im Jahr 2017 1.24620 Personen betreut. Während sich damals ein Durchschnitt an Pfle- gebedürftigen je Pflegedienst von 132 bzw. 113 Personen ergab, liegt dieser aktuell bei gut 140 Personen und hat sich damit (zum Teil deutlich) erhöht. Dabei reicht die Spannweite aktuell von 52 bis 226 betreuten Personen mit Wohnsitz im Landkreis Donau-Ries je Pflegedienst. Bei der Hälfte der Kunden ambulanter Pflegedienste handelt es sich um Alleinlebende. Im Ver- gleich zu anderen Landkreisen ist dieser Wert vergleichsweise hoch. Bei den letzten Abfragen lag dieser Anteil noch bei 44 % (2015) bzw. 45 % (2017).

16 Vgl. Initiative Neue Qualität der Arbeit. Geschäftsstelle c/o Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsme- dizin (BAuA) (2018): Wie intelligente Technologien die Arbeit professionell Pflegender verändern. S. 5, Berlin 17 Vgl. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/s/strukturierte- informationssammlung-sis-als-element-des-strukturmodells.html, Stand: November 2019 18 Ohne Kunden mit Pflegebesuchen nach § 37 Absatz 3 SGB XI. 19 Ohne Kunden mit Pflegebesuchen nach § 37 Absatz 3 SGB XI. 20 Ohne Kunden mit Pflegebesuchen nach § 37 Absatz 3 SGB XI.

24 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Der Großteil (703 Personen) der betreuten Kunden21 erhält aktuell ausschließlich Leistungen der Krankenkasse (SGB-V-Leistungen). 397 weitere Personen beziehen ausschließlich ambulan- te Pflegeleistungen nach SGB XI. Die Zahl an Kunden mit kombinierten Leistungen (SGB-XI und SGB-V-Leistungen) beläuft sich auf aktuell 392 Personen. Bei rund 12 % der betreuten Kunden (267 Personen) handelt es sich um Selbstzahler von Pflegeleistungen. Neben Kunden aus dem Landkreis Donau-Ries, übernehmen 4 Pflegedienste auch die Versor- gung von Kunden mit Wohnsitz außerhalb des Landkreises. Die Zahl beläuft sich auf 36 Perso- nen, die alle von Pflegediensten mit Sitz in Donauwörth, Monheim und Nördlingen betreut wer- den. Die ambulanten Pflegedienste führen auch Pflegebesuche nach § 37 Abs. 3 SGB XI durch. Im 1. Halbjahr 2019 belief sich die Zahl an durchgeführten Pflegebesuchen laut den Angaben aller 11 Pflegedienste auf 1.792. Eine wichtige Leistung von ambulanten Pflegediensten, deren Nachfrage derzeit stetig steigt, ist das Angebot an hauswirtschaftlicher Versorgung. Hierunter fallen sämtliche Tätigkeiten der täglichen Haushaltsführung, wie z. B. Putzen, Wäscheversorgung, Einkauf etc. Zum Stichtag nahm gut jeder 6. ambulant Betreute entsprechende Leistungen in Anspruch. Der Großteil der Kunden (328 Personen) erhielt derartige Leistungen, die von der Pflegeversicherung finanziert wurden, bei weiteren 37 Fällen fand keine solche Finanzierung statt. Pflegebedürftige und deren Angehörige können zur Erleichterung des täglichen Lebens im Rah- men der häuslichen Pflege zusätzlich sogenannte Angebote zur Unterstützung im Alltag nach § 45a SGB XI in Anspruch nehmen. Zum Stichtag erhielten im Landkreis Donau-Ries 486 Perso- nen derartige Leistungen, die von insgesamt 8 Pflegediensten übernommen wurden. Im Landkreis Donau-Ries liegt die durchschnittliche Betreuungszeit von Kunden ambulanter Pflegedienste bei 3,4 Jahren. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigen sich damit keine nennens- werten Veränderungen, lag die mittlere Betreuungsdauer 2015 wie auch 2017 bei 3,0 Jahren. Ein Großteil der aktuell Betreuten fällt in die Kategorie „Betreuungsdauer 1 bis unter 3 Jahre“ (34 %). In etwa gleich großen Anteilen haben die Dienste darüber hinaus Kunden, die entweder bis unter einem Jahr (26 %) oder zwischen 3 und 7 Jahren (28 %) betreut werden. Eine Betreu- ung in den Kategorien über 7 Jahren findet vergleichsweise weniger häufig statt (vgl. Darstel- lung 6).

21 Die Zahlen beziehen auf alle Kunden der ambulanten Dienste und damit auch auf einen geringen Anteil (2 %) an Kunden mit Wohnsitz außerhalb des Landkreises Donau-Ries.

25 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ambulante Pflegedienste

Darstellung 6: (Bisherige) Betreuungsdauer der Kunden ambulanter Pflegedienste Betreuungsdauer absolut in % Unter 3 Monaten 153 10% 3 bis unter 6 Monate 106 7% 6 Monate bis unter 1 Jahr 140 9% 1 Jahr bis unter 3 Jahre 538 34% 3 bis unter 5 Jahre 275 18% 5 bis unter 7 Jahre 150 10% 7 bis unter 10 Jahre 124 8% 10 Jahre und mehr 74 5% Gesamt 1.560 100%

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste.

Betreuung der Kunden durch ausländische Betreuungskräfte Die Betreuung und Pflege durch ausländische – vermutlich meist osteuropäische22 – Betreu- ungskräfte entwickelt sich seit einigen Jahren zu einer ergänzenden Unterstützung oder auch Alternative zu den ambulanten Pflegediensten und v. a. zur stationären Versorgung. Für eine Einschätzung dieser Situation im Landkreis Donau-Ries wurden die ambulanten Pflegedienste auch im Rahmen der aktuellen Befragung – wie bereits in den Jahren 2015 und 2017 – hierzu befragt. Vier ambulanten Diensten ist bekannt, dass insgesamt 40 Kunden zusätzlich zu den professionellen Leistungen des Pflegedienstes auch unterstützende Hilfen von ausländischen Arbeitskräften in Anspruch nehmen. Sieben weitere Pflegedienste können bzw. möchten hierzu keine Einschätzung abgeben. Interessant ist hierzu ein Blick auf die Ergebnisse der Vorjahre, der dabei Folgendes zeigt: Im Jahr 2015 fand bei 54 Kunden, 2017 bei 110 Kunden (jeweils 10 Dienste) nach Aussagen der Pflegedienste eine entsprechende Betreuung durch ausländische Kräfte statt. Die Zahl und damit die Dunkelziffer dürfte aktuell demnach nochmals deutlich hö- her sein, bedenkt man, dass nur 4 Dienste, in den Vorjahren allerdings 10 Dienste hierzu eine Aussage machten. Es ist anzunehmen, dass die Anzahl an derart Betreuten etwas unter dem Wert aus dem Jahr 2017 liegen dürfte.

22 Vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/211011/interview-mit-helma-lutz, Stand: November 2019.

26 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

1.2 Stationäre Einrichtungen

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Weiterer, bedarfsgeleiteter Ausbau bzw. Anpassung des ambulanten und stationären Pflege- und Betreuungsangebots im Sinne von „ambulant vor stationär“, damit Menschen mit (hohem) Pflege- und Betreuungsaufwand so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben können.  Ausbau von Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige durch niedrigschwellige Betreuungsangebote und hauswirtschaftliche Hilfen.  Vereinbarungen mit stationären Einrichtungen zur Beschränkung von „Fremdbelegungen“ bzw. Priorisierung der Belegung durch „tatsächliche“ pflegebedürftige Personen (in vollstationärer Dauerpflege und Kurzzeitpflege).

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Den Möglichkeiten einer pflegerischen Versorgung zu Hause, sind nicht selten Grenzen gesetzt, beispielsweise wenn die Angehörigen der großen Belastung nicht (mehr) gewachsen sind oder die Pflege so umfangreich und zeitintensiv ist, dass sie zuhause nicht mehr geleistet werden kann. Häufig ist dann ein Pflegeplatz die gewünschte Alternative. Im Landkreis Donau-Ries stehen hierzu zum Stichtag 01.07.2019 insgesamt 12 stationäre Ein- richtungen zur Verfügung (vgl. Darstellung 7). Im Vergleich zur Pflegebedarfsplanung 2015 und auch zur Befragung 2017 ergaben sich bezüglich der Standorte und Zahl an stationären Einrich- tungen damit keine Veränderungen. Geografisch verteilen sich die stationären Einrichtungen vorwiegend auf die großen und größeren Kommunen. Insgesamt lässt sich aus ihrer Lage eine gute Verteilung über den gesamten Landkreis feststellen.

27 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Darstellung 7: Standorte der stationären Einrichtungen nach Anzahl der Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries und den umliegenden Landkreisen, Stand: Juli 2019

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen.

28 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Zusätzlich zu den stationären Einrichtungen im Landkreis werden in die aktuelle Pflegebedarfs- planung erstmals auch stationäre Einrichtungen der angrenzenden Nachbarlandkreise mitein- bezogen. Hintergrund war die Frage nach der stationären Versorgung von Personen aus dem Landkreis Donau-Ries, die nun in stationären Einrichtungen außerhalb des Landkreises versorgt werden. Hierzu wurden insgesamt 27 weitere stationäre Einrichtungen befragt, die ebenfalls in Darstellung 7 aufgeführt sind. Eine aktive Beteiligung erfolgt durch 13 dieser stationären Ein- richtungen. Damit beteiligte sich – mit Ausnahme des Landkreises Heidenheim (Baden-Würt- temberg) – mindestens eine Einrichtung aus jedem der umliegenden Nachbarlandkreise. Die 12 stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries stellen zum Stichtag 01.07.2019 ins- gesamt 1.000 Pflegeplätze zur Verfügung. Gegenüber der letzten Pflegebedarfsplanung hat sich das Platzangebot in der Summe damit bislang kaum verändert. Hintergrund ist die Schaffung von 2 weiteren Pflegeplätzen durch das Bürgerspital Donauwörth bei gleichzeitiger Reduzie- rung des Platzangebots um ebenfalls 2 Pflegeplätze durch die Fürstin Wilhelmine Alten- und Pflegeheim Stiftung in Wallerstein, die sich quantitativ nicht niederschlägt. Im Zuge von bauli- chen Maßnahmen wird sich das Platzangebot allerding zukünftig – wenn auch nur – geringfügig verändern. Dementsprechend werden im Zentrum für Betreuung und Pflege am Hofgarten Oettingen aufgrund eines Umbaus 15 Pflegeplätze wegfallen, durch einen Neubau des Bürger- spitals Donauwörth werden hingegen 18 neue Pflegeplätze geschaffen. Geografisch bedeutet dies eine Reduzierung des Platzangebots im nördlichen bzw. eine Erweiterung von Pflegeplät- zen im Süden des Landkreises. In der Summe werden somit insgesamt 3 Pflegeplätze mehr im Landkreis vorhanden sein.

Einen beschützenden Bereich für Personen mit richterlichem Unterbringungsbeschluss haben derzeit 2 stationäre Einrichtungen im Landkreis – das Donau-Ries Seniorenheim Rain am Lech und die Fürstin Wilhelmine Alten- und Pflegeheim Stiftung in Wallerstein. Im Jahr 2015 waren es noch 3 Einrichtungen. Einer dieser Anbieter war das BRK Pflegezentrum am Mangoldfelsen in Donauwörth. Diesen Bereich gibt es aber mittlerweile nicht mehr. Die Zahl an beschützenden Plätzen beläuft sich aktuell auf insgesamt 29. Gegenüber den Vorjahren (2015, 2017) sind es aktuell 19 beschützende Plätze weniger.

Neben Plätzen im beschützenden bzw. geschlossenen Bereich besteht durch das Zentrum für Betreuung und Pflege am Hofgarten Oettingen ein weiteres Angebot für Menschen mit einer Demenzerkrankung. Diese Demenzabteilung wird allerdings offen geführt und stellt insgesamt 14 entsprechende Plätze zur Verfügung.

29 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Konzeptionelle Ausrichtung, Angebote und Nutzung digitaler Hilfsmittel und Techniken 8 Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries sind in der – für die Pflegebranche – traditionellen Stationsstruktur organisiert. Ein Modell aus Hausgemeinschaften/Wohngruppen findet sich bei 4 Einrichtungen. Stationäre Einrichtungen verfügen über das Angebot eines Mittagstisches. Neben den eigenen Bewohnern des jeweiligen Hauses steht dieser bei 7 der 12 Einrichtungen auch Bürgern offen, die nicht in der Einrichtung leben. Nach den Aussagen aller 7 Einrichtungen wird dieses Angebot von durchschnittlich 3 Bürgern pro Tag genutzt. Angebote zur Entlastung von pflegenden Angehörigen, auf denen häufig die Hauptlast der Pfle- ge liegt, bestehen von Seiten der stationären Einrichtungen vor allem in Form von Kurzzeit- und Tagespflege (vgl. Kapitel 2.3 und 2.4). Das Schloss Hochaltingen Haus St. Marien in Fremdingen bietet darüber hinaus Beratungsgespräche für Angehörige ihrer Bewohner/Gäste an. Ähnlich wie im ambulanten Bereich schätzen auch die stationären Einrichtungen den zukünf- tigen Bedarf an stationärer palliativer Pflege als (weiter) steigend ein. Dies entspricht auch den Befragungsergebnissen aus den Jahren 2015 und 2017. Als Gründe für einen steigenden Bedarf werden genannt:  Zunehmende Zahl hochbetagter, multimorbider Menschen (4 Einrichtungen),  Demografische Entwicklung, die zum Rückgang häuslicher Pflege führt (Abnahme an pflegenden Angehörigen, Zunahme der Zahl alleinlebender Senioren etc.) (2 Einrichtungen),

 Steigende(r) Wunsch/gezielte Nachfrage nach stationärer Palliativversorgung (2 Einrichtungen),  Überforderung der pflegenden Angehörigen (1 Einrichtung),  Neue Möglichkeiten der palliativen Versorgung (1 Einrichtung).

Vor dem Hintergrund der erwarteten Zunahme des Bedarfs im Bereich stationärer palliativer Versorgung geben 2 Einrichtungen an, zukünftig ein entsprechendes Angebot bereitstellen zu wollen. Bei insgesamt 5 stationären Einrichtungen werden derartige Leistungen bereits er- bracht. Zwei Einrichtungen verfügen hierzu über spezielle Pflegekonzepte im Bereich der Palli- ativpflege (Zentrum für Betreuung und Pflege am Hofgarten Oettingen, Bürgerspitals Donau- wörth).

30 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Die stationären Einrichtungen wurden auch nach Kooperationen im Bereich der Hospiz- und/ oder Palliativversorgung befragt. Im erstgenannten Bereich gibt es eine entsprechende Zusam- menarbeit bei allen 12 stationären Einrichtungen. Die 10 Einrichtungen, die hierzu nähere Angaben machten, nennen ausschließlich die Hospizgruppe Donau-Ries e. V. Eine Zusammen- arbeit mit Palliativdiensten besteht aktuell bei 9 Einrichtungen und das wiederum nahezu ausschließlich mit nur einer Institution, der Pallicare Nordschwaben, die über eine Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) verfügt (7 Einrichtungen). Zwei weitere Einrichtungen nennen darüber hinaus die Palliativstation der Klinik Nördlingen. Bei einem jeweiligen Großteil der Einrichtungen erfolgt die Kooperation mit den entsprechenden Hospiz- und/oder Palliativ- diensten regelmäßig und im eigenen Haus (8 von 12 bzw. 6 von 9 Einrichtungen). Wie die ambulanten Pflegedienste, greift auch ein Großteil der stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries in ihrer pflegerischen Arbeit bereits auf digitale Techniken und Hilfsmittel zurück. Dies betrifft aktuell 10 der 12 Einrichtungen. Alle 10 Einrichtung nennen hierzu die Ein- führung einer (computer-/EDV-gestützten) Pflegedokumentation bzw. das Konzept der Struk- turierten Informationssammlung (SIS)23. Eine Einrichtung gibt außerdem an, dass sie ihre Perso- nalplanung sowie Abrechnung computergestützt durchführt.

Ergänzendes Angebot durch die stationären Einrichtungen in den angrenzenden Nachbarlandkreisen

Ergänzt wird das stationäre Angebot im Landkreis Donau-Ries durch das der stationären Ein- richtungen in den umliegenden Landkreisen. Die 13 stationären Einrichtungen, die sich an der Befragung beteiligten, stellten zum Stichtag insgesamt 742 Pflegeplätze zur Verfügung. Zwei Einrichtungen bieten darüber hinaus einen beschützenden Bereich für Personen mit richterli- chem Unterbringungsbeschluss, mit insgesamt 53 Plätzen, an. In einer weiteren Einrichtung erfolgt die Pflege dieser Zielgruppe integrativ. Hierfür stehen 12 weitere entsprechende Plätze zur Verfügung.

Auch der Großteil der stationären Einrichtungen in den angrenzenden Gemeinden der Nach- barlandkreise finden sich in Form einer traditionellen Stationsstruktur (8 Einrichtungen). Weite- re 3 sind als Wohngruppen, weitere 2 als Hausgemeinschaften organisiert.

23 Vgl. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/s/strukturierte- informationssammlung-sis-als-element-des-strukturmodells.html, Stand: November 2019

31 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Belegungsquote und Anfragen Zum Stichtag 01.07.2019 belief sich die Zahl an Bewohnern in den 12 stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries auf 968 (pflegebedürftige) Personen. Der Großteil (94 %) lebt im Pfle- gebereich (Wohnen mit Pflegegrad). Zwischen 5 % und 6 % der Bewohner gelten als „Rüstige“ und verfügen somit (noch) nicht über einen Pflegegrad. Bei der Befragung im Jahr 2015 lag der Anteil an „rüstigen“ Bewohnern bei rund 17 % und damit deutlich höher. Die durchschnittliche Auslastungsquote betrug in den 12 stationären Einrichtungen zum Stichtag 95 %. Die im Jahr 2015 ermittelte Quote lag mit 96 % etwas höher. 2017 betrug sie 94 %. Allerdings berichten die Verantwortlichen der stationären Einrichtungen von aktuellen Belegungsproblemen aufgrund von Personalmangel, was in Einzelfällen sogar schon zu Auf- nahmestopps führte (vgl. Kapitel Personalsituation). Deshalb dürfte die Auslastungsquote nochmals höher liegen. Hinweise hierfür ergeben sich auch durch die Aussagen der Einrich- tungen zur Nachfrage nach ihrem stationären Angebot. Acht der 12 Einrichtungen berichten davon, Interessenten für einen Pflegeplatz im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) regel- mäßig abgewiesen zu haben. Nur 3 Einrichtungen in Rain am Lech, Wallerstein und Mertingen konnten der Nachfrage im genannten Zeitraum i. d. R. gerecht werden. Im Monat Juni 2019 hatten die 10 hierauf antwortenden stationären Einrichtungen in der Sum- me gut 260 Anfragen nach Pflegeplätzen. Die geringste Zahl belief sich dabei auf 15, die Einrich- tung mit den meisten Anfragen zählte 46 Anfragen im Monat Juni. Auf das bisherige Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) gerechnet belief sich die durchschnittliche Anzahl monatlicher Anfragen im Mittel aller Einrichtungen auf 20 (10 Einrichtungen).

Zum Stichtag 01.07.2019 befanden sich bei 9 stationären Einrichtungen knapp 180 Personen auf einer Warteliste. Die Spannweite reicht dabei von 3 bis maximal 40 Personen. Bei 9 der 12 Einrichtungen im Landkreis gibt es Einschränkungen bei der Aufnahme von Bewoh- nern. Dies betrifft vor allem Intensivpflegepatienten (u. a. Beatmungsbedürftigkeit, Wachko- ma) und Personen mit ansteckenden Krankheiten (jeweils 7 Einrichtungen). Weitere Aus- schlusskriterien sind Fremd-/Selbstgefährdung (5 Einrichtungen), Hinlauftendenz (4 Einrichtun- gen) und/oder das Vorliegen eines gewissen Alters (zu jung bzw. zu alt) (2 Einrichtungen).

Herkunft der Bewohner stationärer Einrichtungen 82 % der Bewohner der stationären Einrichtungen stammen aus dem Landkreis Donau-Ries selbst, rund 12 % aus angrenzenden Landkreisen Bayerns und Baden-Württembergs. Lediglich 6 % wohnten vor ihrem Einzug im restlichen Bundesgebiet. Bei den Bewohnern aus dem weite- ren Umfeld handelt es sich vermutlich vermehrt um Senioren, deren Kinder im Landkreis leben (vgl. Darstellung 8). Das Verhältnis von Bewohner aus dem Landkreis Donau-Ries und Bewohnern von außerhalb ist seit 2015 somit nahezu konstant. Im Jahr 2015 betrug der Anteil an Landkreisbewohnern 83 %, bereits 2017 reduzierte er sich auf die – auch aktuell eruierten – 82 %.

32 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Darstellung 8: Herkunft der Bewohner stationärer Einrichtungen Herkunft Häufigkeit in % Landkreis Donau-Ries 794 82% Angrenzende Landkreise in Bayern* 87 9% Angrenzende Landkreise in 28 3% Baden-Württemberg** Übriges Bayern 29 3% Übriges Bundesgebiet 27 3% Weiter weg 2 0,2% Keine Angabe 1 0,1% Gesamt 968 100%

*) Es handelt sich hierbei um die Landkreise , Weißenburg-Gunzenhausen, Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Aichach-Friedberg, Augsburg, a. d. Donau. **) Es handelt sich hierbei um die Landkreise Heidenheim und Ostalbkreis. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen. In Korrespondenz dazu wurden auch die stationären Einrichtungen in den angrenzenden Ge- meinden der Nachbarlandkreise dazu befragt, ob und wie viele Bewohner ursprünglich aus dem Landkreis Donau-Ries (Wohnort vor Einzug in die stationäre Einrichtung) stammen. Zwölf24 der 13 stationären Einrichtungen verfügten zum Stichtag 01.07.2019 über ein entsprechendes Be- wohnerklientel. Dies betrifft die Einrichtungen in Pöttmes, Bopfingen (bei jeweils 2 Einrich- tungen), Burgheim, Treuchtlingen, Neresheim, Wassertrüdingen, Wellheim, Bissingen, Unter- schneidheim und Meitingen. Die Fallzahl dieser Bewohner ist allerdings sehr gering und beläuft sich auf lediglich 49 Personen (Angaben von 11 Einrichtungen). Allerdings entfallen alleinig 24 und damit knapp die Hälfte dieser auf die Pro Seniore Residenz in Bissingen (Landkreis Dillingen a.d. Donau). Bei den übrigen Einrichtungen bewegen sich die Zahlen zwischen 1 und maximal 6 Bewohnern aus dem Landkreis Donau-Ries. Gemessen an allen Bewohnern, die zum Stichtag einen Pflegeplatz belegen, bedeutet dies, dass es sich im Mittel bei rund 6 % der Bewohner dieser Einrichtungen um Personen aus dem Landkreis Donau-Ries handelt. Wird die stationäre Einrichtung in Bissingen – die aufgrund ihres hohen Anteils zu gewissen Verzerrung in der Ge- samtschau führt – hierbei nicht berücksichtigt, so ergibt sich ein durchschnittlicher Anteil von nur noch 4 %.

24 Das AWO-Pflegeheim Wassertrüdingen wurde zum Zeitpunkt der Befragung komplett saniert, weshalb we- niger Plätze zur Verfügung standen und demnach auch weniger Bewohner vorhanden waren. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass auch dort zum Teil Bewohner aus dem Landkreis Donau-Ries mitversorgt wurden bzw. werden.

33 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Stationäre Einrichtungen

Bei dem Großteil dieser Bewohner handelt es sich um Personen mit den Pflegegraden 3 und 4. Da bei allen 49 Bewohnern aus dem Landkreis Donau-Ries eine Einstufung in die Pflegeversi- cherung durch den Erhalt eines Pflegegrads vorliegt, sind diese im jeweiligen Pflegebereich der Einrichtung untergebracht. Ein Bewohner aus dem Landkreis Donau-Ries wird zum Stichtag ge- rontopsychiatrisch versorgt.

Verweildauer der Bewohner Darstellung 9 zeigt die Verweildauer der Bewohner, die im Zeitraum 01.01.2019 bis 30.06.2019 in den stationären Einrichtungen verstarben (53 %) oder wieder auszogen (47 %). Der Großteil derjenigen, die aufgrund eines Auszugs die Einrichtung verließen, wurde im Anschluss daran zu Hause gepflegt (92 %).

Es wird deutlich, dass ein großer Teil (64 %) nur für eine sehr kurze Zeit (bis unter 6 Monate) in den stationären Einrichtungen lebte. Der hohe Anteil derjenigen, die unter 1 Monat in der Ein- richtung blieben (49 %) lässt sich (auch) anhand des großen Anteils an Kurzzeitpflegegästen erklären, die nach ihrem Aufenthalt wieder zu Hause gepflegt werden. Diese Vielzahl von Be- wohnern mit kurzen Aufenthaltszeiten belastet die Einrichtungen stark, da die Vorbereitungen für den Einzug (wie Beratungsgespräche, Einrichtungsvertrag, Aufnahme der Informationen über den Bewohner etc.) und die Eingewöhnungsphase in der Zeit nach dem Einzug sowohl für die Bewohner als auch für die Mitarbeiter sehr aufwendig und intensiv sind. Die durchschnittliche Verweildauer liegt derzeit bei 1,1 Jahren; im Jahr 2015 betrug sie 1,3 Jahre.

Darstellung 9: Verweildauer der Bewohner

Verweildauer Anzahl in % aller Austritte

Weniger als 1 Monat 186 49% 1 Monat bis unter 6 Monate 55 15% 6 Monate bis unter 1 Jahr 31 8% 1 Jahr bis unter 2 Jahre 31 8% 2 Jahre bis unter 3 Jahre 28 7% 3 Jahre bis unter 4 Jahre 14 4% 4 Jahre und länger 34 9% Gesamt 379 100%

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen.

34 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege

1.3 Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Schaffung von mehr festen Kurzzeitpflegeplätzen.  Bedarfsgerechter zukünftiger Ausbau der Verhinderungspflege.  Verbesserte Kooperation zwischen Kurzzeit- und ambulanter Pflege bzw. Betreutem Wohnen zur Ermöglichung einer schnelleren Rückkehr in die häusliche Umgebung.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Die Kurzzeit- und Verhinderungspflege sind zeitlich befristete stationäre Aufenthalte. Kurzzeit- pflege kann in Form von eingestreuten als auch dauerhaften/festen Plätzen angeboten werden. Eine hohe Anzahl eingestreuter Kurzzeitpflegeplätze hat allerdings zur Folge, dass diese bei steigender Nachfrage nach stationären Dauerpflegeplätzen in zunehmendem Maße für die Kurzzeitpflege nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies führt zu einer Planungsunsicherheit für pflegende Angehörige. Ein vordringliches Ziel sollte deshalb die Bereitstellung von dauerhaften Kurzzeitpflegeplätzen in stationären Einrichtungen sein. Die Schaffung und Förderung dieser wird seit einiger Zeit durch die Richtlinie Pflege – WoLeRaF25 unterstützt. Ebenso fördern die erweiterten Vergütungsvereinbarungen (PSG III) für Anbieter von Kurzzeitpflegeplätzen (Modell „Fix plus x“)26 die Schaffung von dauerhaften Kurzzeitpflegeplätzen in stationären Einrichtungen (vgl. hierzu auch Kapitel 3, Kurzzeitpflege). Seit 01.01.2020 fördert der Landkreis Donau-Ries selbst die verbindliche Bereitstellung von

25 Vgl. https://www.stmgp.bayern.de/service/foerderprogramme/foerderung-kurzzeitpflege/, Stand: August 2019. Träger von Einrichtungen haben dabei die Möglichkeit, für einen nicht belegten Kurzzeitpflegeplatz je Tag einen Pauschalbetrag von maximal 100 Euro bis zu höchstens 10.000 Euro pro Jahr zu beantragen. Dies soll die vollstationären Pflegeeinrichtungen von den mit der Bereitstellung von Kurzzeitpflegeplätzen einherge- henden finanziellen Risiken entlasten und Hemmungen bei der Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen abbau- en. Die Förderung gilt für mindestens 3 Jahre und ist nicht kombinierbar mit dem Modell „Fix plus x“. Träger, die demnach bereits Kurzzeitpflegeplätze nach dem Modell „Fix plus x“ bereitstellen, können eine Förderung nach der Richtlinie WoLeRaF nicht in Anspruch nehmen. 26 Vgl. https://www.fokus-sozialmanagement.de/modell-fix-plus-x-verbesserte-konditionen-fuer-die- leistungsabrechnung-bei-kurzzeitpflege-in-bayern/, Stand: August 2019. Demnach „[…] erhalten Einrichtungen, die sich freiwillig verpflichten, […] feste Plätze für Kurzzeitpflegegäste zu reservieren, verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen bei der Preisbildung. Diese gelten […] für alle Kurzzeitpflegegäste – nicht nur bei den fest reservierten Plätzen – sondern darüber hinaus flexibel für weitere Kurzzeitpflegegäste“. Die Bereitstellung von festen Kurzzeitpflegeplätzen richtet sich dabei nach der Zahl der vorhandenen Pflegeplätze je Einrichtung. Somit müssen Einrichtungen mit unter 100 Pflegeplätzen 2, Einrichtungen mit 100 bis 199 Pflegeplätzen 3, Einrichtungen mit 200 bis 299 Pflegeplätzen 4 feste Kurzeit- pflegeplätze etc. zur Verfügung stellen (Mindestplatzzahl). Die bereit gestellte Platzzahl muss von den Ein- richtungen für mindestens 12 Monate vorgehalten werden.

35 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege

Kurzzeitpflege27. Die Förderung gilt zunächst für die Förderjahre 2019 und 2020. Jeder verbind- lich vorgehaltene Kurzzeitpflegeplatz wird mit höchstens 5.000 Euro pro Jahr gefördert (vgl. Anhang). Im Landkreis Donau-Ries bieten zum Stichtag (01.07.2019) 11 Einrichtungen Kurzzeitpflege in eingestreuter Form an. Die Zahl belief sich an diesem Tag auf mindesten 37 Plätze. Darüber hinaus besteht durch 8 stationäre Einrichtungen ein Angebot an festen Kurzzeitpflegeplätzen (vgl. Darstellung 10).

Darstellung 10: Angebot an fester Kurzzeitpflege im Landkreis Donau-Ries Anzahl der Name der Einrichtung Ort Art der Förderung Plätze Altenheim St. Vinzenz Nördlingen 3 "Fix plus x" Donau-Ries Seniorenheim Rain am Lech Rain am Lech 3 "Fix plus x" Ellen Märker-Haus Harburg 2 "Fix plus x" AWO Seniorenheim Mertingen Mertingen 2 "Fix plus x" WoLeRaF- Bürgerspital Donauwörth Donauwörth 2 Programm Pflegezentrum Bürgerheim Nördlingen 2 Ohne Förderung Donau-Ries Seniorenheim Monheim Monheim 1 Ohne Förderung Donau-Ries Seniorenheim Wemding Wemding 1 Ohne Förderung Gesamt - 16 -

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen. Das bestehende Kurzzeitpflegeangebot wird zukünftig vermutlich noch weiter zunehmen. Nach den Aussagen von 2 weiteren Einrichtungen sind diese gerade dabei, ein Angebot an festen Kurzzeitpflegeplätzen nach dem Modell "Fix plus x" zu schaffen. Diese würde eine Zunahme um weitere 4 Plätze (2 Plätze je Einrichtung) bedeuten. Daneben gibt es auch bei den beiden noch übrigen stationären Einrichtungen Überlegungen, zukünftig ein Angebot an festen Plätzen be- reit zu stellen. In der letzten Pflegebedarfsplanung aus dem Jahr 2015 bestand ein Angebot an Kurzzeitpflege durch 10 Einrichtungen in eingestreuter und durch 2 Einrichtungen in Form von dauerhaften Plätzen. Die Zahl an festen Kurzeitpflegeplätzen belief sich auf 13. Entsprechend den Befra- gungsergebnissen aus dem Jahr 2017 reduzierte sich dieses dauerhafte Angebot in den Folge- jahren auf 3 Plätze (Ellen-Märker-Haus, Harburg). Hintergrund ist der Wegfall eines Kurzzeit- pflegeangebots über 10 Plätze mit eigenem Versorgungsvertrag. Alle 12 stationären Einrich- tungen stellten während der Befragung 2017 Kurzzeitpflege eingestreut zur Verfügung. Mit

27 Zum Zeitpunkt der Befragung bestand diese Fördermöglichkeit noch nicht.

36 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege aktuell 16 dauerhaften Plätzen ergab sich im Vergleich der letzten beiden Jahre zwar wieder ein Ausbau, bezogen auf das Jahr 2015 kann allerding kaum von einem quantitativen Ausbau an festen Plätzen die Rede sein. Es fand seither vielmehr nur eine Verteilung des dauerhaften Kurzzeitpflegeangebots auf mehr Einrichtungen statt, was mit einer besseren geografischen Verteilung des Angebots einhergeht. Im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) konnten die stationären Einrichtungen insgesamt 453 Kurzzeitpflegegäste aufnehmen. 131 dieser wurden im Anschluss an ihren Kurzzeitpflege- aufenthalt in die vollstationäre Pflege der Einrichtung übernommen. Ob diese Übernahme be- reits vor der Aufnahme in die Kurzzeitpflege feststand und somit geplant war oder sich erst im Laufe des Kurzzeitpflegeaufenthalts ergab, wurde im Rahmen der Befragung nicht eruiert. Die Anfragen für einen entsprechenden Platz lagen im genannten Zeitraum und im Vergleich zu den tatsächlichen Aufnahmen allerdings deutlich höher. Die Zahl belief sich auf mindestens 801 Anfragen (8 Einrichtungen). Im Durchschnitt bedeutet dies ca. 100 Anfragen von Januar bis Ende Juni 2019 pro Einrichtung. Allerdings ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass pflegen- de Angehörige häufig in verschiedenen Einrichtungen anfragen, um sich einen geeigneten Kurz- zeitpflegeplatz im gewünschten Zeitrahmen zu sichern. Daher sind in der Anzahl an Anfragen Doppelungen enthalten. Das große Interesse an Kurzzeitpflege schlägt sich auch in der Auslastung der Kurzzeitpflege- plätze sowie der konkreten Nachfrage danach nieder: Erfragt wurde die durchschnittliche Aus- lastung im Zeitraum von April bis einschließlich Juni 2019. Wie die Ergebnisse zeigen, lag diese im Mittel aller 9 auf diese Frage antwortenden Einrichtungen bei rund 95 %. Dies geht einher mit der hohen Nachfrage nach Kurzzeitpflege. 8 Einrichtungen berichten von regelmäßigen Ablehnungen im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni). Die übrigen 4 stationären Einricht- ungen mussten Interessenten vor allem in Stoßzeiten (z. B. Urlaubs-/Ferienzeiten) ablehnen. In allen Fällen übersteigt die Nachfrage das Angebot. Alle 12 Anbieter von Kurzzeitpflege nehmen auch demenziell erkrankte Personen auf. Aller- dings dürfen diese keine Hinlauftendenz (9 Einrichtungen), Selbst-/Fremdgefährdung (3 Ein- richtungen) oder Suchtprobleme (1 Einrichtung) aufweisen. Darüber hinaus darf auch keine Notwendigkeit einer beschützenden Abteilung (1 Einrichtung) bestehen. „Reichen Leistungen der häuslichen Krankenpflege nach § 37 Absatz 1a SGB V bei schwerer Krankheit oder wegen akuter Verschlimmerung einer Krankheit, insbesondere nach einem Krankenhausaufenthalt, nach einer ambulanten Operation oder nach einer ambulanten Kran- kenhausbehandlung, nicht aus […]“28 und liegt keine Pflegebedürftigkeit mit Pflegegrad 2, 3, 4 oder 5 im Sinne des Elften Buches vor, so erbringt die Krankenkasse die erforderliche Kurzzeit-

28 Vgl. https://www.sozialgesetzbuch-sgb.de/sgbv/39c.html, Stand: November 2019

37 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Kurzzeitpflege (§ 42 SBG XI) und Verhinderungspflege pflege (nach § 42 SGB XI) für eine Übergangszeit. Diese Leistung kann u. a. auch durch statio- näre Einrichtungen erbracht werden.29 Eine Aufnahme und Betreuung diesen Klientels ist auch bei allen 12 Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries möglich. Im Zeitraum vom 01.01.2019 bis 30.06.2019 fand eine entsprechende Betreuung in der Kurzzeitpflege von insgesamt 31 Perso- nen statt (Angaben von 11 Einrichtungen). Als Ergänzung zum Kurzzeitpflegeangebot innerhalb des Landkreises Donau-Ries bestehen in den grenznah gelegenen stationären Einrichtungen der Nachbarlandkreise bei 9 Einrichtungen zum Stichtag 50 eingestreute, bei 2 weiteren Einrichtungen 4 feste Kurzzeitpflegeplätze. Einen Bedarf an Kurzzeitpflege im Landkreis Donau-Ries sehen 7 der 11 Pflegedienste, 5 der 12 stationären Einrichtungen und 2 der 4 eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen.

Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen: Bei der Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen wurden die 3 Träger im Landkreis Donau-Ries sowie 5 weitere Träger außerhalb – in den Landkreisen Günzburg und Dillingen a.d. Donau – befragt. Eine Beteiligung erfolgt durch 5 der 8 Träger (vgl. Darstellung 1). Kurzzeitpflege wird von 3 der 5 Träger, allerdings ausschließlich in eingestreuter Form angebo- ten. Es handelt sich dabei um  das Diakoneo KdöR, Oettingen,  die Lebenshilfe Donau-Ries, Nördlingen und  Regens Wagner, Dillingen a.d. Donau. Keiner dieser 3 Träger kann der Nachfrage nach Kurzzeitpflege i. d. R. gerecht werden. Anfragen nach Kurzzeitpflege erreichen in regelmäßigen zeitlichen Abständen auch den Träger Sankt Johannes, Marxheim, obwohl dieser gar kein Kurzzeitpflegeangebot bereitstellt.

Einschätzung der Akteure

Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“:

Nach Meinung der Experten beim Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“ wäre es gut, wenn der Landkreis selbst feste Kurzzeitpflegeplätze fördern würde – sowohl vorhandene wie neu geschaffene. Das könnte einen Anreiz für Träger darstellen, die dies bislang ablehnten. Im Landkreis werden vorrangig zusätzliche Kapazitäten im Bereich Kurzzeitpflege benötigt.

29 Vgl. Ebd.

38 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Tagespflege (§ 41 SBG XI)

1.4 Tagespflege (§ 41 SBG XI)

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Bedarfsgerechter zukünftiger Ausbau der Tagespflege.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert?

Bestandserhebungen: Neben der Kurzzeit- und Verhinderungspflege steht (pflegenden) Angehörigen, die beispiels- weise berufsbedingt keine Rund-um-die-Uhr-Betreuung gewährleisten können, das Angebot der Tagespflege zur Verfügung. Wie der Name bereits vermuten lässt, erfolgt die Betreuung tagsüber; abends und am Wochenende übernehmen die Angehörigen die Betreuung (vgl. hier- zu auch Kapitel 3, Tagespflege). Der Landkreis Donau-Ries fördert seit 01.01.2020 die verbindliche Bereitstellung von Tages- pflegeplätzen30. Die Förderung gilt zunächst für die Förderjahre 2019 und 2020 und erfolgt jährlich pro verbindlich vorgehaltenem Tagespflegeplatz (vgl. Anhang). Im Landkreis Donau-Ries gibt es 4 eigenständige31 Tagespflegeeinrichtungen, die gemeinsam insgesamt 67 feste Plätze anbieten. Zwei Tagespflegeeinrichtungen haben ihren Sitz in Donau- wörth, die übrigen beiden sind in Oettingen und Deiningen ansässig. Außerdem bietet das Altenheim St. Vinzenz in Nördlingen 6 weitere dauerhafte und die Fürstin Wilhelmine Alten- und Pflegeheim Stiftung in Wallerstein 4 eingestreute Tagespflegeplätze an (vgl. Darstellung 11). Beide stationären Einrichtungen stellten auch bereits bei der letzten Pflegebedarfsplanung 2015 sowie zum Zeitpunkt der Befragung 2017 ein entsprechendes Tagespflegeangebot bereit. Wie die Planungen in Darstellung 22 zeigen, wird das Tagespflegeangebot im Landkreis Donau- Ries zukünftig noch weiter ausgebaut. Zum einen werden die 3 der 4 eigenständigen Tages- pflegeeinrichtungen mit Sitz in Donauwörth und Deiningen ihr Platzangebot um weitere ins- gesamt 50 Plätze erweitern. Zum anderen plant das Altenheim St. Vinzenz in Nördlingen eine eigene Tagespflege mit 20 bis 25 Plätzen. Darüber hinaus wird durch die Caritas Sozialstation in Wemding eine weitere Tagespflege entstehen. Hierzu wird ein eigenes Gebäude zur Verfü- gung stehen.

30 Zum Zeitpunkt der Befragung bestand diese Fördermöglichkeit noch nicht. 31 Unter einer eigenständigen Tagespflege versteht man die teilstationäre Betreuung und Versorgung pflege- bedürftiger Menschen tagsüber, die in einer speziell dafür vorgesehenen ggf. abgeteilten Einrichtung erfolgt. Dies ist in Abgrenzung zu einer stationären Einrichtung der Altenhilfe zu sehen, die neben der vollstationären Dauerpflege auch (eingestreute) Tagespflegeplätze innerhalb dieser Einrichtung zur Verfügung stellt.

39 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Tagespflege (§ 41 SBG XI)

Innerhalb der letzten 4 Jahre ist somit vor allem ein Ausbau im Bereich der dauerhaften Ta- gespflege im Landkreis festzustellen, der sich auch zukünftig fortsetzt. Gab es 2015 nur 2 eigen- ständige Tagespflegeeinrichtungen, sind es zum aktuellen Zeitpunkt bereits 4. Dieser Ausbau schlägt sich aber vor allem in den Platzzahlen nieder, die von 45 festen im Jahr 2015 auf aktuell 7332 dauerhafte Plätze angewachsen sind.

Darstellung 11: Standorte von Tagespflegeangeboten nach Anzahl und Art des Angebots im Landkreis Donau-Ries, Stand: Juli 2019

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen und Tagespflegeeinrichtungen. Von den 4 eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen wurden im Zeitraum 01.07.2018 bis 30.06.2019 insgesamt 253 Personen versorgt, die sich auf die 67 Tagespflegeplätze verteilten.

32 Inklusive der 6 dauerhafte Tagespflegeplätze des Altenheims St. Vinzenz in Nördlingen.

40 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Tagespflege (§ 41 SBG XI)

Die wöchentliche Verfügbarkeit der dauerhaften Plätze aller 4 eigenständigen Tagespflegeein- richtungen liegt bei 5 Tagen pro Woche (jeweils von 8:00 Uhr bis 17:00 Uhr bzw. bei einer Ein- richtung bis 16:30 Uhr). Die Fürstin Wilhelmine Alten- und Pflegeheim Stiftung in Wallerstein offeriert ihr eingestreutes Angebot 7 Tage pro Woche. Mindest-Buchungszeiten für einen Tagespflegeplatz gibt es bei 2 der 4 eigenständigen Tages- pflegeeinrichtungen. Demnach ist eine Buchung nur ganztags bzw. halbtags möglich. Einschränkungen bei der Aufnahme von Gästen bestehen bei 5 der 6 Anbieter von Tagespflege, darunter neben allen 4 eigenständigen Einrichtungen auch die Fürstin Wilhelmine Alten- und Pflegeheim Stiftung in Wallerstein. Die Ausschlusskriterien beziehen sich insbesondere auf Gäste mit einer Hinlauftendenz, zu starken körperlichen Beeinträchtigungen (jeweils Intensiv- pflegepatienten (beatmete Personen, Wachkoma etc.)), Gästen mit ansteckenden Krankheiten und Minderjährige (jeweils 1 Anbieter). Neben der eigentlichen Leistungserbringung – der Tagespflege – bestehen durch die Tagesbe- treuung Herbstzeit in Deiningen weitere Angebote zur Unterstützung pflegender Angehöriger. Dementsprechend werden Gesprächsgruppen mit Angehörigen, Infoveranstaltungen, oder Ein- zelgespräche mit Angehörigen angeboten. Diese Angebote bestehen allerdings ausschließlich für Angehörige, deren Pflegebedürftigen auch Gäste der Tagesbetreuung sind. Auch die eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen wurden zum Einsatz digitaler Medien in der Pflege befragt. Bei 2 dieser ist dies aktuell der Fall. Genannt wurde neben der Pflegedokumen- tation bzw. -planung (u. a. mit dem Programm DAN) (2 Anbieter), die programmunterstütze Abrechnung, Verwaltung und Erstellung des Dienstplans.

Die Nachfrage nach einem Tagespflegeplatz ist von Einrichtung zu Einrichtung sehr unter- schiedlich. Während die eigenständigen Tagespflegen in Deiningen und Donauwörth (BRK-Ta- gespflege) die Nachfrage i. d. R. bedienen können, gelingt es den anderen beiden Tagespflegen wie auch dem Altenheim St. Vinzenz nicht. Bei der Tagespflege Oettingen und der Johanniter Tagespflege in Donauwörth ergibt sich somit eine durchschnittliche Wartezeit für einen Tages- pflegeplatz von 11 Wochen. Der unterschiedlichen Nachfragesituation entsprechend schwan- ken auch die Angaben zur durchschnittlichen Auslastung in den eigenständigen Tagespflege- einrichtungen. Im Durchschnitt ergibt sich eine Auslastung von 92 %. Zu den Leistungen der Tagespflege zählt u. a. die Sicherstellung einer Beförderung von der Wohnung zur Tagespflege und zurück – falls diese nicht von den Angehörigen durchgeführt wird. Alle 4 eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen haben hierzu einen eigenen Fahrdienst, die Tagesbetreuung Herbstzeit in Deiningen nutzt darüber hinaus einen externen Anbieter (Ta- xiunternehmen). Einschränkungen bezüglich der Entfernung innerhalb des Einzugsgebiets – also dass Tagespflegegäste aufgrund einer weiteren Entfernung zwischen ihrem Wohnort und dem Standort der Tagespflege nicht abgeholt bzw. nach Hause gebracht werden – bestehen bei keiner der eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen.

41 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Tagespflege (§ 41 SBG XI)

Ergänzt wird das Tagespflegeangebot innerhalb des Landkreises Donau-Ries durch die einge- streuten Plätze von 4 grenznahgelegenen stationären Einrichtungen der Nachbarlandkreise. Diese stellen zum Stichtag mindestens 14 Plätze zur Verfügung. Einen Bedarf an Tagespflege im Landkreis sehen 4 der 11 Pflegedienste wie auch 3 der 12 sta- tionären Einrichtungen.

Einschätzung der Akteure

Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“: Die Teilnehmer des Expertengesprächs weisen darauf hin, dass im Landkreis dringend zusätzli- che Kapazitäten im Bereich der Tagespflege benötigt werden.

42 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Nachtpflege (§ 41 SBG XI)

1.5 Nachtpflege (§ 41 SBG XI)

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Schaffung eines Angebots der ambulanten Nachtpflege/Nachtwache.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Ein weiteres Angebot zur Entlastung pflegender Angehöriger ist die Nachtpflege. Sie ist ein Äquivalent zur Tagespflege und unterstützt die Angehörigen von Pflegebedürftigen mit einem unregelmäßigen Tag-Nacht-Rhythmus. Demzufolge findet Nachtpflege vor allem bei Pflegebe- dürftigen mit Schlafstörungen oder einer Demenzerkrankung statt. Außerdem wird sie häufig im Bereich der Intensiv- und Palliativpflege genutzt, sodass die Angehörigen über Nacht zur Ruhe kommen können. Im Zuge der Pflegereform kam es auch zu erweiterten Ansprüchen im Bereich der Nachtpflege. Somit können seit dem 01.01.2015 auch Leistungen der Nachtpflege neben der ambulanten Pflegesachleistung/dem Pflegegeld in vollem Umfang in Anspruch genommen werden, ohne dass eine Anrechnung der Leistungen erfolgt. Ein Anspruch auf Nachtpflege besteht seit Anfang 2017 für alle Versicherten mit den Pflegegraden 2 bis 5. Personen mit Pflegegrad 1 können ihren Entlastungsbetrag hierfür einsetzen33. Derzeit gibt es im Landkreis Donau-Ries keine Nachtpflege. Ein Bedarf an Nachtpflege wird von Seiten einzelner Pflegeeinrichtungen allerdings durchaus gesehen34 (vgl. Darstellungen 5 und 23).

Einschätzung der Akteure

Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“: Gerade im Zusammenhang mit der Betreuung von Menschen mit einer schweren Demenz dis- kutierten die Experten die Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit einer Nachtpflege, sodass sich die Angehörigen dieser Zielgruppe in der Nacht erholen können.

33 Vgl. Bundesministerium für Gesundheit (2017): Die Pflegestärkungsgesetze. Alle Leistungen zum Nachschlagen, Berlin, S. 17, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Pflege/Broschueren/P SG_Alle_Leistungen.pdf, Stand: November 2019. 34 Nachtpflege wird von einigen Pflegeeinrichtungen zwar als Bedürfnis formuliert, gemäß den Ergebnissen der bayerischen Pflegeversicherungsstatistik gab es in Bayern Ende 2017 allerdings keinen entsprechenden Leis- tungsfall.

43 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

1.6 Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Im Folgenden werden ausgewählte Befragungsinhalte, die bei allen Befragungen identisch wa- ren, im Vergleich dargestellt.

1.6.1 Beratungsangebote zum Thema „Älter werden“ Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Mehr Information für Senioren und ihre Angehörigen zum Thema Pflege im Landkreis.  Ausbau von Pflegeberatung (freie Plätze, Kosten, Kostenübernahme, Anträge etc.).

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Ein wesentliches Erkenntnisinteresse von Seiten des Landratsamtes lag bei den aktuellen Be- standserhebungen der Pflegeeinrichtungen u. a. auch auf dem Thema Beratung bzw. Bera- tungsangebote zum Thema „Älter werden“. Dementsprechend wurden die Anbieter ambulan- ter und (teil-)stationärer Pflege ebenso wie die Träger von Behinderteneinrichtungen auch hier- zu befragt. In der nachfolgenden Tabelle sind ausschließlich die Beratungsangebote der befrag- ten Institutionen mit Sitz innerhalb des Landkreises Donau-Ries aufgeführt. Im Anhang finden sich ergänzende Beratungsangebote der Institutionen mit Sitz außerhalb des Landkreises, die im Rahmen der Bestandserhebungen hierzu befragt wurden (vgl. Darstellung 45).

Wie die nachfolgende Darstellung zeigt, führt ein Großteil der Pflegeeinrichtungen sowie Träger von Behinderteneinrichtungen eine Beratung zu allgemeinen Themen, die die Pflege und Be- treuung Älterer betreffen, durch. Zentral sind dabei die Themen Vorsorgevollmacht und Patien- tenverfügung. Ein nennenswerter Teil der ambulanten Pflegedienste sowie eine eigenständige Tagespflegeeinrichtung beraten darüber hinaus zum Thema pflegerelevanter Wohnungsbau. Generell lässt sich allerdings vor allem aus den Antworten der Pflegeeinrichtungen (Anbieter ambulanter und (teil-)stationärer Pflege) unter der Kategorie „sonstige Beratungen“ heraus- lesen, dass sehr häufig ganz breit zum Thema Pflege beraten wird. Dies reicht von Anfragen zum Thema Pflegeversicherung (Antragsstellung Pflegegrad, allgemein zu Pflegegraden etc.) über Informationen zum Thema Demenz bis hin zur Darlegung der Möglichkeiten einer pflegeri- schen Versorgung. Zwei Träger von Behinderteneinrichtungen bieten darüber hinaus eine sogenannte gesundheitliche Versorgungsplanung35 für die letzte Lebensphase an (§ 75 Abs. 1 Satz 1 SGB XII gemäß § 132g Abs. 1 SGB V) an. Dieses Angebot richtet sich an Menschen mit

35 Vgl. https://www.gkv- spitzenverband.de/krankenversicherung/hospiz_und_palliativversorgung/letzte_lebensphase/gesundheitlic he_versorgungsplanung.jsp, Stand: November 2019.

44 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich zunehmendem Lebensalter und/oder chronisch fortschreitenden Erkrankungen und beinhaltet neben einer Betreuung auch ein individuell zugeschnittenes Beratungsangebot über die medizinisch-pflegerische Versorgung in der letzten Lebensphase. Vor allem bei den ambulanten Pflegediensten (8 Dienste) und Tagespflegeeinrichtungen (2 An- bieter) stehen die Beratungsangebote auch Personen offen, die nicht Kunde bzw. Gast des je- weiligen Angebots sind. Dies gilt auch bei 2 der 3 Träger von Behinderteneinrichtungen. Bei den stationären Einrichtungen wird hingegen vor allem kundenbezogen beraten. Darüber hinaus wurde erfragt, ob und in welcher Form die befragten Institutionen Beratungs- angebote für pflegende Angehörige bereitstellen. Auch dies erfolgt bei dem Großteil der Be- fragten – insbesondere aber durch alle ambulanten Pflegedienste, die auch hierzu sehr breit beraten. Darüber hinaus erfolgt eine Unterstützung für Angehörige durch 4 Pflegedienste in Form von Gesprächsgruppen oder Kursen in der häuslichen Umgebung. Im stationären Bereich werden die Angehörigen von Bewohnern ebenso ganz allgemein beraten. Zudem erfolgt eine Beratung im Rahmen des Entlassmanagements oder einem Angehörigenabend. Die Tagespfle- geeinrichtungen nennen vor allem Anfragen zu Entlastungsangeboten, die Träger von Behin- derteneinrichtungen Elterngespräche oder Angebote in Form eines Angehörigentreffens im Rahmen dessen entsprechend beraten wird. Die ambulanten Pflegedienste bieten auch dieses Beratungsangebot im Vergleich zu den an- deren Pflegeeinrichtungen häufiger für Angehörige an, deren Pflegebedürftigen nicht Kunde des Dienstes sind (vgl. Darstellung 12).

45 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich Darstellung 12: Beratungsangebote der Pflegeeinrichtungen und Träger von Behinderteneinrichtungen innerhalb des Landkreises Donau-Ries Eigenständige Träger von Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen Tagespflegeeinrichtungen Behinderteneinrichtungen (n=11) (n=12) (n=4) (n=3) Beratungsangebot zu allge- …3 Träger von meinen Themen des „Älter- …10 ambulante Dienste …9 Einrichtungen …3 Tagespflegeeinrichtungen Behinderteneinrichtungen werdens“ vorhanden durch… Vorsorgevollmacht: 8 Nenn. Vorsorgevollmacht: 7 Nenn. Vorsorgevollmacht: 2 Nenn. Vorsorgevollmacht: 3 Nenn. Patientenverfügung: 7 Nenn. Patientenverfügung: 8 Nenn. Patientenverfügung: 2 Nenn. Patientenverfügung: 3 Nenn. Pflegerelevanter Pflegerelevanter Wohnungsbau: 8 Nenn. Wohnungsbau: 1 Nenn. Sonstiges: 9 Nenn. Sonstiges: 6 Nenn. Sonstiges: 3 Nenn. Sonstiges: 2 Nenn. Beratung zu folgenden  Allgemein zur Pflege  Pflegegrade  Allgemein zur Pflege  Gesundheitliche Themen:  Thema Demenz  Thema Demenz  Thema Demenz Versorgeplanung  Pflegeversicherung  Hospiz-/Palliativ-  Sozialhilfe (§ 75 Abs. 1 Satz 1 (u. a. Antragsstellung versorgung  Unterstützungs- SGB XII gemäß § (MDK))  Expertenstandards möglichkeiten zu 132g Abs. 1  Entlassung  Angebote der Haus SGB V)  Eigene Angebote Einrichtung  Palliative Versorg. Das Beratungsangebot besteht auch für Interessier- …2 Träger von …8 ambulante Dienste …5 Einrichtungen …2 Tagespflegeeinrichtungen te, die nicht Kunden/Bewoh- Behinderteneinrichtungen ner/Gäste sind, durch… …11 ambulante Dienste, und zwar: …8 Einrichtungen, und zwar: …3 Tagespflegeeinrichtungen, und …3 Träger von  Allgemein zur Pflege (5 Nenn.)  I.R.d Entlassmanagements zwar: Behinderteneinrichtungen, und  Pflegeberatung gemäß § 37 SGB XI  Angebote der Einrichtung  Entlastungsangebote (2 Nenn.) zwar: Beratungsangebot für  Monatliche Gesprächsgruppen  Allgemein zur Pflege  Kostendeckung der  Elternberatung pflegende Angehörige  Kurse/Schulung für pflegende (jeweils 2 Nenn.) Tagespflege  I.S.v. Angehörigentreffen vorhanden, durch… Angehörige (jeweils 2 Nenn.)  Finanzielle Unterstützung (1 Nenn.) (jeweils 1 Nenn.)  durch Gerontopsychiatrischen  I.R.d Angehörigenabende Dienst (1 Nenn.) (jeweils 1 Nenn.) Das Beratungsangebot be- steht auch für pflegende An- gehörige, deren Pflegebe- …1 Träger von …9 ambulante Dienste …4 Einrichtungen …1 Tagespflegeeinrichtung dürftige nicht ihre Kunden/ Behinderteneinrichtungen Bewohner/Gäste sind, durch… Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen und Träger von Behinderteneinrichtungen. 46 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Exkurs: Einrichten eines Pflegestützpunktes (PSP) im Landkreis Donau-Ries

Zur wohnortnahen Beratung, Versorgung und Betreuung der Bevölkerung werden in Bayern Pflegestützpunkte im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften des § 7c Sozialgesetzbuch (SGB) XI eingerichtet. Die Verwaltung des Landratsamtes Donau-Ries wurde mit dem Beschluss des Kreisausschusses vom 03.12.2019 dazu beauftragt, die notwendigen Schritte für die Errichtung eines Pflegestützpunktes in die Wege zu leiten, sobald die dafür benötigten rechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind.

Einschätzung der Akteure Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“: Nach Ansicht der Experten wird die Beratung von Angehörigen immer wichtiger und umfan- greicher. Hierbei könnte der geplante Pflegestützpunkt eine gute Anlaufstelle darstellen.

1.6.2 Besondere Zielgruppen Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Modernisierung und Erweiterung der stationären Einrichtungen um zielgruppenorientierte Konzepte, v. a. für Menschen mit Demenz und/oder anderen gerontopsychiatrischen Erkrankungen, z. B. durch die Schaffung von Hausgemeinschaften, Ausbau der Aufenthaltsbereiche, Anlage von „Demenzgärten“ im Außenbereich.  Prüfung eines aufkommenden Bedarfes an „kultursensibler Pflege“.  Berücksichtigung neuer Zielgruppen in der Pflege: Ältere Menschen mit Behinderung/psychischen Erkrankungen, Menschen mit Migrationshintergrund, auch jüngere Menschen mit hohem Pflegebedarf.  Prüfung einer entsprechenden konzeptionellen Weiterentwicklung der stationären Pflegeeinrichtungen/Behinderteneinrichtungen.  Angebote für spezielle Pflege in stationären Einrichtungen und im ambulanten Bereich (z. B. Wachkoma, Beatmung, schwere Hirnschädigung etc.).

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen:

Die Pflege und Betreuung älterer Menschen mit zusätzlichen – nicht altersbedingten – Ein- schränkungen stellt die Pflegeeinrichtungen vor spezielle Anforderungen. Dies gilt u. a. bezüg- lich Älterer mit einer Demenzerkrankung. Eine Pflege und Betreuung demenziell Erkrankter findet – den Erhebungsergebnissen zufolge – aktuell durch nahezu alle Pflegeeinrichtungen statt (vgl. Darstellung 13). Im ambulanten Bereich ist somit gut ein Fünftel aller Kunden von einer Demenzerkrankung betroffen, in den stationären Einrichtungen beläuft sich der Anteil

47 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich auf rund 44 %36. Während im ambulanten und teilstationären Bereich (Tagespflege) die Zahl an demenziell Erkrankten seit 2015 kontinuierlich zunimmt, ist sowohl die Anzahl an demenziell Erkrankten in den stationären Einrichtungen als auch die Zahl an stationären Einrichtungen, die eine entsprechende Zielgruppe betreuen und pflegen, rückläufig. Ebenso stellt die Pflege und Betreuung von älteren Menschen mit Migrationshintergrund und/ oder mit Behinderung (§ 2 Abs. 1 SGB IX) die Pflegeeinrichtungen vor besondere (und neue) Herausforderungen. Wie Darstellung 13 zeigt, spielen diese beiden Zielgruppen im Landkreis Donau-Ries aktuell noch eine eher untergeordnete Rolle, wenn auch die Zahl in den vergan- genen Jahren seit 2015, vor allem im ambulanten und stationären Bereich, leicht angestiegen ist. Dementsprechend liegt der Anteil an Personen mit einem Migrationshintergrund an allen Betreuten im ambulanten und stationären Bereich aktuell bei nur lediglich jeweils 2 % bzw. 4 %. Ältere Menschen mit Behinderung werden in noch deutlich geringerem Umfang betreut (vgl. Darstellung 13). Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Besondere ZielgruppenGesundheitsforschung unter den Patient/innen/ und Statistik (SAGS) DarstellungBewohner/innen/GästenBetreute 13: Patient/innen/ Zielgruppenvergleich Bewohner/innen/Gästen der Pflegeeinrichtungen ambulant nach ausgewählten und (teil-)stationär Merkmalen

Anzahl der Dienste/Einrichtungen, die aktuell Kunden/Bewohner/Gäste mit den dargestellten Merkmalen betreuen 16 12 11 12 10 9 8 8 6 5 5 4 3 3 4 2 2 2 2 1 1 1 0 Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen Tagespflegeeinrichtugen Dementiell Erkrankte_2015** Dementiell Erkrankte_2019 Ältere mit Migrationshintergrund_2015 Ältere mit Migrationshintergrund_2019 Ältere Menschen mit Behinderung_2015 Ältere Menschen mit Behinderung_2019 Anzahl der Kunden/Bewohner/Gäste 2015 2019 2015 2019 2015 2019 Demenziell Erkrankte 261 458 520 369 28 152 Ältere mit Migrationshintergrund 19 37 10 18 - 4 Ältere mit Behinderungen 8 22 2* 1* - 1

*) Aufnahmen im Jahr 2014 bzw. im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni). 26 **) Quelle:Gemeint SAGS 2019, ist Bestandserhebungendas jeweilige derJahr, Pflegeeinrichtungen, in dem die Stichtag: Befragung 01. Juli 2019 erfolgte. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen Pflegeeinrichtungen.

36 Der Anteil wurde auf Basis der Angaben (Anzahl an Demenz erkrankter Bewohner) von 9 Einrichtungen berechnet.

48 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen:

In der letzten Pflegebedarfsplanung aus dem Jahr 2015 stand der Landkreis Donau-Ries vor der Fragestellung, wie und wo ältere Menschen mit (geistiger) Behinderung und/oder psychischen Erkrankungen im Landkreis bedarfsgerecht, pflegerisch versorgt werden können. Da hierzu die Maßnahme formuliert wurde, dass dies zukünftig eine vordingliche Aufgabe der Behinderten- einrichtungen bleiben soll, sollte mit einer gesonderten Befragung der Träger von Behinderten- einrichtungen nun erhoben werden, inwiefern eine solche Betreuung mittlerweile funktioniert, welche Angebote vorhanden sind, aber auch wie die Rahmenbedingungen hierzu sind. Neben den 3 Trägern von Behinderteneinrichtungen im Landkreis Donau-Ries  Diakoneo KdöR, Oettingen,  Lebenshilfe Donau-Ries, Nördlingen und  Sankt Johannes, Marxheim wurden zudem 5 weitere Träger im angrenzenden Landkreis Dillingen a.d. Donau befragt:  Lebenshilfe Dillingen, Dillingen a.d. Donau,  Regens Wagner, Dillingen a.d. Donau,  Regens Wagner Glött,  Elisabethenstiftung, Lauingen (Donau) und  CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, Gundelfingen. Eine Beteiligung erfolgte durch alle 3 Träger im Landkreis Donau-Ries sowie 2 von 5 Trägern im Landkreis Dillingen a.d. Donau.

Der Fokus liegt nachfolgend wiederum auf den Ergebnissen der Träger von Behinderteneinrich- tungen im Landkreis Donau-Ries. Ergänzende Informationen der Träger im Landkreis Dillingen a.d. Donau sind im Anhang dargestellt (vgl. Darstellungen 46 f). An einigen Textstellen wird allerdings auf die ergänzenden Angebote dieser Träger verwiesen. Die 3 Träger im Landkreis Donau-Ries stellen ein breites Angebot an stationären und ambulan- ten Wohn-, Pflege- bzw. Betreuungsangeboten zur Verfügung, die in der nachfolgenden Grafik im Einzelnen dargestellt sind. Die Lebenshilfe Donau-Ries und der Träger Sankt Johannes (seit 01.01.2020) verfügen jeweils über Einrichtungen mit einem beschützenden Bereich für Personen mit richterlichem Unter- bringungsbeschluss. Die Zahl beläuft sich aktuell auf 37 beschützende Plätze.

49 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Darstellung 14: (Institutionelle) Wohn- und Pflege-/Betreuungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen im Landkreis Donau-Ries Träger Stationäres Angebot Teilstationäres Angebot Ambulantes Angebot  Ambulant Betreutes Wohnen in der Region Nördlingen Diakoneo KdöR,  Wohngruppen unterschiedlicher Größe - Begleitetes Wohnen in Oettingen- Oettingen - Begleitetes Wohnen in Wemding

 Wohnstätten für geistig und körperlich behinderte Menschen in Nördlingen und eine in Asbach-  Ambulant betreutes Lebenshilfe Donau- Bäumenheim Wohnen in Nördlingen, Ries, Nördlingen  2 Wohnstätten für psychisch kranke Menschen in Appartments Nördlingen (Wohngruppen, Wohngemeinschaften, Appartements)

 Häuser und Wohngruppen in Schweinspoint  Wohnhaus am Schloß  Außenwohngruppen in Marxheim und Lechsend  Förderstätte „AKTIV“ Schweinspoint, Sankt Johannes,  Wohnangebote in Rain und Donauwörth  Tagesstätte OASE  Kleingruppen in Marxheim  Wohnangebot für Menschen mit erworbener  Seniorentreff im Schloß Donauwörth, Einzelwohnen Hirnschädigung in Donauwörth in Donauwörth, Rain u. a.

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen.

50 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Die Angebote der 3 Träger im Landkreis sind dabei so vielfältig, dass Zielgruppen mit körperli- chen, geistigen, Sinnesbehinderungen (Hören und Sehen), sozial-emotionalen Beeinträchtigun- gen, chronischen und psychischen Erkrankungen versorgt werden können. Zudem stellt der Träger St. Johannes, Marxheim die Betreuung von Menschen mit erworbener Hirnschädigung (MEH) sicher. Somit kann davon ausgegangen werden, dass im Landkreis Donau-Ries generell gute Voraussetzung für eine Versorgung von Menschen mit Beeinträchtigungen bestehen. Eine allgemeine Beratung erfolgt bei allen 3 Trägern i. d. R. über eigene beratende Stellen, wie die Offenen Hilfen, die Offene Behindertenarbeit (OBA), den familienentlastenden Dienst (FED) oder ähnliches. Der Träger Sankt Johannes, Marxheim stellt außerdem das Angebot der Ergän- zenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB)37 zur Verfügung. Es handelt sich hierbei um ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördertes und unentgeltliches Beratungsan- gebot für Menschen mit (drohender) Behinderung und deren Angehörige insbesondere über Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe. Darüber hinaus besteht durch einen Träger eine Beratung zu sozialen-administrativen Vorgängen. Ergänzend hierzu gibt es speziell für Men- schen mit einer Hörbehinderung ein Beratungsangebot in Augsburg durch den Träger Regens Wagner (vgl. hierzu auch Kapitel 2.5 Beratungsangebote zum Thema „Älter werden“). Im Folgenden wird nun dargelegt, inwiefern und durch welche Träger eine Pflege und Betreu- ung von älteren Menschen38 mit Behinderung/Beeinträchtigungen möglich ist bzw. bereits stattfindet. Eine Aufnahme dieser Zielgruppe in die Wohn-/Pflegeangebote erfolgt generell bei allen 3 Trägern – i. d. R. sofern eine Eingliederungshilfe nach dem SGB XII erbracht wird. Dem- entsprechend belegen zum Stichtag 01.07.2019 auch bei allen 3 Trägern ältere Personen mit Behinderung/Beeinträchtigung einen Wohn-/Pflegeplatz. Der Anteil an allen Bewohnern (über alle Angebote der Träger hinweg) beläuft sich zum angesprochenen Stichtag im Mittel auf 23 % (Spannweite zwischen 10 % und 33 % an allen Bewohnern). Nach eigenen Aussagen aller 3 Trä- ger gelingt die Pflege und Betreuung dieser Zielgruppe in den jeweiligen Einrichtungen gut. Alle 3 Träger von Behinderteneinrichtungen im Landkreis stellen besondere Angebote/beson- dere Gruppen für ältere Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung zur Verfügung. Dabei handelt es sich um spezielle Wohnangebote oder tagesstrukturierende Angebote (vgl. Darstel- lung 15).

37 Vgl. https://www.gemeinsam-einfach-machen.de/GEM/DE/AS/Umsetzung_BTHG/EUTB/EUTB_node.html, Stand: November 2019. 38 Unter dem Begriff „ältere Menschen“ sind im Folgenden Menschen ab dem Renteneintrittsalter zu verste- hen.

51 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Darstellung 15: Angebote und Rahmenbedingungen zur Betreuung und Pflege von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung

Besondere Angebote/Gruppen Träger für die Zielgruppe

 Bereitstellung von Wohnangeboten für Diakoneo KdöR, Oettingen Menschen mit Behinderung eines jeden Lebensalters

 Spezielle Wohngruppen mit entsprechender Sankt Johannes, Marxheim technischer Ausstattung  Differenzierte Tagesstrukturangebote

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen.

Bei allen 3 Trägern steht zur Betreuung und Pflege auch entsprechend qualifiziertes Personal zu Verfügung. Neben einer beruflichen Qualifizierung zur Arbeit mit Menschen mit Behin- derung/Beeinträchtigung in Form von Heilerziehungspflegern oder Heilerziehungspflege- helfern, verfügen diese auch alle über Alten- oder Kranken/- bzw. Gesundheitspfleger. Anfragen nach einem Wohn-/Pflegeplatz von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträch- tigung im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) gab es – mit Ausnahme der Lebenshilfe Donau-Ries, Nördlingen – bei allen Trägern. Die Zahl belief sich dabei auf 85 Personen. Eine Aufnahme aller Anfragen erfolgte dabei allerdings nur durch den Träger Sankt Johannes, Marx- heim. Beim Diakoneo KdöR scheiterte die Aufnahme an dem Fehlen einer (primär) diagnosti- zierten geistigen Behinderung des Interessenten. Zwei Träger im Landkreis Dillingen a.d. Donau konnten die Interessenten hingegen aufgrund von fehlenden freien Plätzen nicht aufnehmen. Alle Träger im Landkreis berichten von einer gleichbleibenden Nachfrage nach einem Wohn- /Pflegeplatz von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigungen innerhalb der letzten 3 Jahre. Wie eine weitere Einschätzung der 3 Träger mit Sitz im Landkreis Donau-Ries zeigt, erachten diese die Versorgung von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigungen im Landkreis als – zumindest zum Teil – ausreichend. Für eine (weitere) zukünftige Verbesserung der Versor- gung dieser Zielgruppe werden genannt:  Ausbau der Netzwerkarbeit,  Das Ordnungsrecht betreffende und praxisorientierte Lösungen.

52 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Einschätzung der Akteure

Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“: Nach Ansicht der Experten besteht ein Bedarf zur Versorgung von Menschen mit einer Demenz- erkrankung. Wie die Erfahrungen der stationären Einrichtungen deutlich machen, steigt die Zahl an Demenzkranken im (teil-)stationären Bereich stark an. Angebote für demenziell verän- derte Personen sind hingegen kaum vorhanden. Problematisch ist dabei vor allem die Betreu- ung von Personen mit einer schweren Demenz („Demenz ist nicht gleich Demenz“), die aggres- sives Verhalten zeigen oder andere Bewohner belästigen. Nicht alle Mitarbeiter in den Einrich- tungen sind nach eigenen Aussagen allerdings geschult, um die Betreuung von Menschen mit einer schweren Demenzerkrankung zu übernehmen. Darüber hinaus gerät das Personal dabei häufig an seine Grenzen (Zitat einer Einrichtungsleitung: „Pflegekräfte wollen zum Teil nicht mehr“). Zum Teil erreiche man mit der Betreuung dieser Personengruppe schon die Grenze zur Psychiatrie. Wird die Demenzerkrankung erst im Laufe des stationären Aufenthalts des Bewohners schwer- wiegender, ist dies weniger problematisch und man versucht damit umzugehen. Problematisch sind die Neuaufnahmen von Menschen, die bereits an einer schweren Demenz leiden, denn dann ist eine 1:1 Betreuung notwendig, die von den Einrichtungen nicht geleistet werden kann. Entsprechendes Klientel kommt häufig über die Kurzzeitpflege in die Einrichtungen (viele An- fragen). Funktionsuhren sind keine Lösung, da diese nur ein Signal abgeben, wenn das Haus verlassen wird. Vor Vandalismus (Zerstören des Inventars) schützen diese aber nicht. Für eine angemessene Betreuung dieser Zielgruppe ist nach Einschätzung der Experten ein Kon- zept notwendig, das mehr Personal vorhält. Denkbar wäre auch die Schaffung einer speziellen Einrichtung für Menschen mit einer schweren Demenzerkrankung. Wie ein Experte aus der Be- hindertenhilfe berichtet, gibt es dort sogenannte Sondergruppen, die ausschließlich für Per- sonen mit sehr hohem Hilfebedarf gedacht sind. Zwar ist die Form der Separierung umstritten, allerdings ist die Betreuung aufgrund angepasster Rahmenbedingungen (u. a. mehr Personal, Schulungen etc.) leichter. Zur Diskussion stand darüber hinaus ein Angebot der Nachtpflege, sodass sich die Angehörigen dieser Zielgruppe in der Nacht erholen können.

Darüber hinaus erachten die Experten eine entsprechende Schulung des Pflege- und Betreu- ungspersonals zur Betreuung von Menschen mit (einer schweren Demenz) als wichtig. Mit dem Inkrafttreten der Pflegestärkungsgesetze besteht zwar die Möglichkeit sogenannte „Betreu- ungskräfte gemäß §§ 43b, 53c SGB XI“ oder Demenzbegleiter zur Alltagsunterstützung und Be- treuung demenziell Erkrankter einzusetzen bzw. Personal entsprechend schulen zu lassen, dies ist nach Meinung der Experten allerdings viel zu kurz gegriffen. Während die Schulung zum

53 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Demenzbegleiter einen Stundenumfang von lediglich 160 Stunden umfasst, dauert die Absol- vierung einer gerontopsychiatrischen Zusatzausbildung mehrere Jahre. Im Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“ wurde das digitale Demenzregister Bayern „digiDEM“39 vorgestellt, das als Teil der bayerischen Demenzstrategie entwickelt wurde (Januar 2019). Im Rahmen einer Langzeitstudie soll zum einen ein Demenzregister aufgebaut werden (Forschung zum Krankheitsverlauf). Zum anderen geht es auch um die Entwicklung digitaler Angebote für Demenzkranke. Stationäre Einrichtungen können sich bereit erklären, Koopera- tionspartner zu werden, um somit dazu beizutragen, das angesprochene Demenzregister bzw. eine aktuelle Datenbasis mitaufzubauen.

1.6.3 Altersstruktur

Die nachfolgende Grafik zeigt die Altersstruktur der Kunden der ambulanten Dienste im Ver- gleich zu der der Bewohner von stationären Einrichtungen. Hieran zeigen sich grundsätzliche Unterschiede, was zu folgendem Schluss führt: Je älter Pflegebedürftige sind, desto häufiger werden diese in stationären Einrichtungen versorgt. Dies gilt insbesondere für Senioren ab ei- nem Alter von 85 Jahren. Die Pflege und Betreuung jüngerer Pflegebedürftiger wird und kann hingegen noch vielfach im häuslichen Umfeld durch ambulante Dienste und mit Unterstützung von Angehörigen geleistet werden (vgl. Darstellung 16). Dies wird auch am Durchschnittsalter der Kunden von ambulanten Pflegediensten im Vergleich zu dem der Bewohnern stationärer Einrichtungen deutlich. Hier ergibt sich ein Verhältnis von 80 zu 86 Jahren, wie bereits 2015 und 2017.

Ein weiterer Vergleich der Altersstruktur der Bewohner stationärer Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries mit jenen aus ganz Bayern zeigt – mit Ausnahme einer Altersgruppe – nur marginale Unterschiede, die sich im Bereich von maximal 3 % bewegen. Mit 29 % sind die 85- bis 89-jähri- gen Bewohner stationärer Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries deutlich stärker vertreten als in der gesamtbayerischen Verteilung. Dort liegt der Anteil der entsprechenden Altersgruppe bei lediglich 24 %, was einen Unterschied von 5 % bedeutet.

Auch der entsprechende Vergleich im Bereich der ambulanten Pflege zwischen dem Landkreis Donau-Ries und Bayern zeigt eine sehr ähnliche Verteilung.

39 Vgl. https://digidem-bayern.de/, abgerufen am 08.10.2019

54 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Darstellung 16: Altersverteilung der Kunden der ambulanten Dienste im Vergleich zu den Bewohnern der stationären Einrichtungen Ambulante Pflege Stationäre Pflege Landkreis Landkreis Bayern Bayern Donau-Ries Donau-Ries Alter absolut in % absolut in % absolut in % absolut in % unter 60 129 8% 7.867 8% 9 1% 4.434 4% 60 bis unter 65 48 3% 2.862 3% 15 2% 3.187 3% 65 bis unter 70 73 5% 4.295 4% 30 3% 4.644 4% 70 bis unter 75 111 7% 6.361 7% 42 4% 6.563 6% 75 bis unter 80 187 12% 14.387 15% 98 10% 14.446 13% 80 bis unter 85 367 24% 21.683 22% 185 19% 21.826 19% 85 bis unter 90 351 23% 22.168 23% 281 29% 27.134 24% 90 bis unter 95 234 15% 13.849 14% 208 22% 21.688 19% 95 und älter 60 4% 4.119 4% 99 10% 8.519 8% Gesamt 1.560 100% 97.591 100% 967* 100% 112.441 100%

*) Zu 1 Bewohner wurden keine Angaben zum Geburtsjahr gemacht. Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen sowie den Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Pflegeversicherungsstatistik, Stichtag: 15.12.2017.

1.6.4 Geschlechterverteilung Wie die nachfolgende Darstellung zeigt, ist das Geschlechterverhältnis bei den unter 65-Jähri- gen, die ambulante Pflege erhalten, relativ ausgeglichen. Erst mit steigendem Alter der Kunden nimmt der Anteil an ambulant versorgten Frauen stetig und überproportional stark im Ver- gleich zu den Männern zu. Die Zunahme des Frauenanteils bei den Kunden der ambulanten Dienste resultiert aus dem für die gegenwärtige ältere Bevölkerung „typischen Pflegemodell“: Die Ehefrauen, die im statistischen Durchschnitt 5 Jahre jünger sind als ihre Ehemänner, über- nehmen deren Pflege und Betreuung. Da die Lebenserwartung der Frauen höher ist als die der Männer, benötigen sie im höheren Alter selbst Hilfe. Diese wird dann überwiegend durch am- bulante Dienste erbracht. Ein anderes Bild zeigt sich bei der Geschlechterverteilung der Bewohner stationärer Einrichtun- gen. Während das Verhältnis in der Altersgruppe bis unter 65 Jahre geringfügig von den Män- nern dominiert wird (aber: man beachte die geringen Fallzahlen) und es sich in der Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen nahezu ausgleicht, kehrt es sich für die beiden darauffolgenden Alters- gruppen deutlich um. Gerade bei den höheren Altersgruppen (ab 75 Jahre) kommen allerdings auch im stationären Bereich die Auswirkungen des oben dargestellten „typischen Pflegemo- dells“ zu tragen, was sich eben in einer deutlich stärkeren weiblichen Besetzung niederschlägt.

55 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, GesundheitsforschungGeschlechterverteilung und nach Statistik Altersgruppen (SAGS) Darstellung 17: AmbulanteGeschlechterverteilung Dienste im Vergleich der zu ambulant den stationären betreuten Einrichtungen Personen und Bewohner stationärer Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries

Absolute Nennungen 100% 90% 124 184 179 88 80% 75 84 35 70% 13 60% 50% 40% 464 369 464 195 30% 107 93 37 20% 11 10% 0% unter 65 Jahre 65 bis 74 Jahre 75 bis 84 Jahre 85 Jahre u. ä. unter 65 Jahre 65 bis 74 Jahre 75 bis 84 Jahre 85 Jahre u. ä. (177 (182 (553 (643 (24 (72 (283 (588 Kunden) Kunden) Kunden) Kunden) Bewohner) Bewohner) Bewohner) Bewohner)

Ambulante Dienste (n=1.555*) Stationäre Einrichtungen (n=967*) Frauen Männer

*) Zu 5 Kunden*) Zu 5 Patienten der ambulanten der ambulanten Pflegedienste Pflegedienste und und einem 1 BewohnerBewohner der stationärender stationären Einrichtung Einrichtung wurden wurden keine keine Angaben zum Geschlecht gemacht. Ein Zuordnung war somit nicht möglich. Angaben zum Geschlecht gemacht. Eine Zuordnung war somit nicht möglich. 27 Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der ambulanten Pflegedienste und stationären Einrichtungen.

1.6.5 Verteilung der Pflegegrade

Von den ambulant betreuten Personen haben 13 % keinen Pflegegrad. Sie erhalten entweder SGB-V-Leistungen, d. h. medizinische Sachleistungen, die auf der Grundlage von ärztlichen Ver- ordnungen erbracht werden oder tragen die Kosten für die ambulante Pflege selbst (Selbstzah- ler). Darüber hinaus ergibt sich für die Verteilung der Leistungen auf Personen mit einem Pfle- gegrad ein typisches Bild für den ambulanten Bereich: Einstufungen in die Pflegegrade 4 und 5 haben außerhalb von stationären Pflegeeinrichtungen nur einen geringen Anteil an den als pflegebedürftig eingestuften Personen insgesamt. Das weist darauf hin, dass eine pflegerische Versorgung von Personen mit Pflegegrad 4 im häuslichen Bereich an seine Grenzen stößt. Im stationären Bereich sind die Anteile an Personen ab einem Pflegegrad 3 folglich deutlich häufiger vertreten. Demengegenüber spielen in diesem Bereich Personen mit Pflegegrad 1 oder keiner Einstufung eine vergleichsweise geringere Rolle (vgl. Darstellung 18).

56 Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Darstellung 18:Vergleich Ambulant der Pflegegrade betreute Personen der Kunden/Bewohner und Bewohner stationärer Einrichtungen der ambulantennach Pflegegraden Dienste und stationären Einrichtungen

Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen (Angaben von 11 Diensten) (Angaben von 12 Einrichtungen) 1 0,1% 78 215 34 200 5% 60 14% 126 4% 13% 6% 231 13% 73 24% 5% 119 7% 545 207 35% 21% 330 21% 309 32%

n=1.560 n=968

Pflegegrad 1 Pflegegrad 2 Pflegegrad 3 Pflegegrad 4 Pflegegrad 5 Kein Pflegegrad k.A.

Quelle:Quelle: AfA/SAGS 2019, SAGS Bestandserhebungen 2019 nach derden Pflegeeinrichtungen, Ergebnissen Stichtag:der Bestandserhebungen 01. Juni 2019 der ambulanten Pflegedienste 28 und stationären Einrichtungen.

Mit Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes III erfolgte ab dem 01.01.2017 auch eine Um- stellung der zuvor gültigen 3 Pflegestufen auf die nun 5 geltenden Pflegegrade. Durch die somit bedingte noch differenziertere und bedarfsgerechtere Erfassung des Pflegebedarfs – vor allem von Personen mit demenziellen Erkrankungen – haben sich die Anteile der eingestuften Perso- nen gegenüber den Vorjahren (Einstufung in Pflegestufen) deutlich verändert. Insgesamt erhal- ten nun mehr Personen entsprechende Pflegeleistungen.

57 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

1.6.6 Personalsituation

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Verstärkung der Ausbildungsinitiativen sowie Steigerung der Werbemaßnahmen für den Pflegeberuf (v. a. im Bereich der Pflegefachkräfte).  Fortbildung von Pflegepersonal im Bereich Gerontopsychiatrie.  Ehrenamt fördern und verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für das Ehrenamt.  Kontinuierlich und eventuell durch jährlich wiederkehrende Veranstaltungen wie z. B. einer Messe.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert?

Bestandserhebungen: Der Fachkräftemangel im Pflegebereich ist seit einiger Zeit zu einem ernstzunehmenden Prob- lem geworden. Um die Situation im Landkreis Donau-Ries besser einschätzen zu können, wur- den die Pflegeeinrichtungen auch zu diesem Thema befragt. Das Personal im ambulanten Bereich belegt – mit Ausnahme der Leitungsebene und der Aus- zubildenden – über nahezu alle Qualifikationen hinweg im Durchschnitt deutlich häufiger nur eine Ein-Drittel- bzw. Zwei-Drittel-Stelle. Im stationären Bereich besetzen die Angestellten hin- gegen – und das über fast alle Qualifikationen hinweg – mindestens eine 60 %-Stelle, was einen größeren Umfang an Vollzeitbeschäftigten bedeutet. Bei den Tagespflegeeinrichtungen wiede- rum zeigt sich, dass sowohl die Leitungs- als auch die (examinierten) Pflegekräfte im Mittel einen geringen Anteil an Vollzeitäquivalenten (VZÄ) aufweisen (max. eine halbe Stelle), wäh- rend vor allem Pflegehilfskräfte und Hauswirtschafts(fach)kräfte mindestens eine halbe Voll- zeitstelle innehaben (vgl. Darstellung 48, Anhang). Interessant ist zudem ein Blick auf die offenen Stellen der Pflegeeinrichtungen. Diese bestehen vor allem im stationären Bereich, wenn gleich es auch im ambulanten Bereich unbesetzte Stel- len gibt (vgl. Darstellung 48, Anhang). Im stationären Bereich wird Personal über alle Qualifika- tionen hinweg mit Ausnahme von Leitungskräften gesucht. Mit je 2 Vollzeitstellen besteht hier vor allem der Bedarf an (examinierten) Pflegekräften mit einer gerontopsychiatrischen Zusatz- ausbildung (5 Einrichtungen) sowie Pflegehilfskräften (3 Einrichtungen). Ebenso mangelt es an Palliativ-Care-Fachkräften, die im Durschnitt je eine Vollzeitstelle besetzen müssten (3 Einrich- tungen). Im ambulanten Bereich wird vor allem nach (examinierten) Pflegekräften, Hauswirt- schafts(fach)kräften sowie Pflegehilfskräften gesucht. Bei den erstgenannten fehlt im Mittel 1 Person pro Dienst (3 Dienste), die jeweils eine 80 %-Stelle besetzten müsste. Bezüglich der Hauswirtschafts(fach)kräfte sowie Pflegehilfskräfte fehlen hingegen durchschnittlich 2 Perso- nen pro Dienst (1 bzw. 2 Dienste), die eine 60 %- bzw. ganze Vollzeitstelle zu füllen hätten. Die Tagespflegeeinrichtungen beklagen aktuell ausschließlich einen Mangel an Pflegehilfskräften.

58 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Hier fehlt bei 2 Tagepflegen je eine Person mit einer halben Vollzeitstelle (vgl. Darstellung 48, Anhang). Vor dem Hintergrund der bereits aktuell – zum Teil schwierigen – Personalsituation sollten die Pflegeeinrichtungen außerdem angeben, ob Interessenten im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni 2019) aufgrund von Personalmangel nicht aufgenommen werden konnten. Im ambu- lanten Bereich mussten 4 Dienste insgesamt 10 Personen abweisen, 6 Personen davon auf- grund personeller Engpässe (Angaben von 2 Diensten). Unter den stationären Einrichtungen kam es im befragten Zeitraum bei 3 Einrichtungen zu Abweisungen von Interessenten aufgrund von Personalmangel. Die Zahl belief sich dabei auf 64. Das AWO Seniorenheim Mertingen be- richtete sogar davon, aufgrund von fehlendem Personal seit einiger Zeit immer mal wieder Auf- nahmestopps verhängen zu müssen, die zum Teil mehrere Wochen andauern. Vor diesem Hin- tergrund fielen alleine 60 dieser nicht belegten Plätze auf diese Einrichtung. Während die an- gespannte Personalsituation im ambulanten und stationären Bereich somit zum Teil drastische Konsequenzen zeigt, kam es bei den eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen nur bei einer der 4 Einrichtungen zu Aufnahme- und Belegungsproblemen aufgrund von Personalmangel. Für eine genauere Einschätzung der personellen Situation – perspektivisch für die nächsten Jahre – wurden die Pflegeeinrichtungen darüber hinaus gefragt, wie viele Personen ihres der- zeitigen, festangestellten (Fach-)Pflegepersonals aktuell im Alter von 57 Jahren und älter sind und somit innerhalb der nächsten 10 Jahre in den Ruhestand gehen. Bei den Tagespflegeein- richtungen betrifft dies in der Summe zwar nur 10 Personen, umgelegt auf das gesamte (Fach- ) Personal der 4 eigenständigen Tagespflegeeinrichtungen macht dies dennoch einen Anteil von rund 19 %40 aus. Ein ähnliches und zum Teil noch deutlicheres Bild zeigt sich für die stationären Einrichtungen und ambulanten Pflegedienste. Dementsprechend werden bei den 12 stationä- ren Einrichtungen innerhalb der nächsten 10 Jahre insgesamt 107 Personen und damit rund jeder 6. Mitarbeiter (ca. 14 % des (Fach-)Pflegepersonals41) in den Ruhestand gehen. Bei den ambulanten Pflegediensten ist dieser Anteil mit 25 % nochmals deutlich größer und betrifft da- mit ein Viertel aller derzeitigen Mitarbeiter (80 Personen).

Der Wegfall des Personals, das in Kürze in den Ruhestand geht, wäre möglicherweise zu kom- pensieren, gäbe es im Landkreis Donau-Ries eine ausreichende Zahl an jungen Menschen, die diese Lücke schließen könnten. Wie Darstellung 19 zeigt, ist der Anteil der 15- bis 17-Jährigen im Mittel (mittlere Jahrgangsstärken der 15- bis 17-Jährigen) und damit die Gruppe an poten-

40 Darin enthalten sind neben (examinierten) Pflegefachkräften, auch Hilfskräfte, Hauswirtschafts(fach)kräfte, Auszubildende und sonstige Beschäftigte, aber keine Leitungskräfte (wegen Doppelungen) 41 Darin enthalten sind neben (examinierten) Pflegefachkräften, auch Hilfskräfte, Hauswirtschafts(fach)kräfte, Auszubildende und sonstige Beschäftigte, aber keine Leitungskräfte (wegen Doppelungen)

59 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich ziellen jungen Leuten, die für eine Ausbildung im Bereich der Altenpflege in Frage kämen, aller- dings bereits seit einigen Jahren stark rückläufig. Die Ursache hierfür liegt im allgemeinen, zum Teil historisch bedingten Geburtenrückgang in diesem Jahrhundert. Diese rückläufige Entwicklung (der 15- bis 17-Jährigen) wird sich auch in den nächsten Jahren bis ca. 2027 weiter fortsetzen. Selbst wenn die Position der Pflegeberufe auf dem Ausbildungs- markt damit zukünftig verbessert werden würde, ist es somit eine sehr große Herausforderung, die bereits vorhandene Lücke im Landkreis zu schließen. Darüber hinaus kann auch nicht davon ausgegangen werden, dass der überwiegende Teil dieser jungen Leute einen im Vergleich zu anderen Berufszweigen nicht immer als attraktiv eingestuften Beruf (Wertschätzung, Anker- kennung, Arbeitszeiten, Gehalt etc.) in der (Alten-)Pflege wählt. Zur Besetzung von Stellen in diesem Bereich stehen demnach zukünftig immer weniger potenzielle Ausbildungskandidaten zur Verfügung.

60 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich Darstellung 19: Mittlere Jahrgangsstärken der 15- bis 17-Jährigen und der 63-65-Jährigen im Landkreis Donau-Ries Anzahl der 15-bis 17- Anzahl der 63-65-Jährigen Entwicklung der Differenz: Differenz: Entwicklung der Jährigen im Landkreis im Landkreis Donau Ries 63-65-Jährigen Ausbildungskandidaten Ausbildungskandida- Jahr 15-17-Jährigen in %, Donau Ries (Ausbil- (Personen, die in Rente in %, und Personen, die in ten und Personen, die 2005=100% dungskandidaten) gehen) 2005=100% Rente gehen, absolut in Rente gehen, in % 2005 1.729 100% 1.530 100% 199 13% 2006 1.735 100% 1.374 90% 361 26% 2007 1.685 97% 1.244 81% 441 35% 2008 1.631 94% 1.104 72% 526 48% 2009 1.568 91% 1.116 73% 452 40% 2010 1.555 90% 1.151 75% 404 35% 2011 1.508 87% 1.304 85% 204 16% 2012 1.542 89% 1.372 90% 170 12% 2013 1.530 88% 1.447 95% 83 6% 2014 1.515 88% 1.476 96% 39 3% 2015 1.539 89% 1.495 98% 44 3% 2016 1.485 86% 1.522 99% -38 -2% 2017 1.452 84% 1.592 104% -140 -9% 2018 1.377 80% 1.624 106% -247 -15% 2019 1.346 78% 1.690 110% -344 -20% 2021 1.294 75% 1.799 118% -504 -28% 2023 1.259 73% 1.931 126% -672 -35% 2025 1.249 72% 2.086 136% -837 -40% 2027 1.242 72% 2.134 139% -893 -42% 2029 1.289 75% 2.172 142% -883 -41% 2031 1.314 76% 2.082 136% -768 -37% 2033 1.386 80% 1.947 127% -561 -29% 2035 1.387 80% 1.814 119% -427 -24% 2037 1.377 80% 1.683 110% -306 -18% Quelle: SAGS 2019 nach den Daten des Bayerischen Statistischen Landesamtes.

61 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Das festangestellte Fachpflegepersonal in den Pflegeeinrichtungen wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. Am häufigsten kommen diese in den (teil-)stationären Einrichtungen zum Einsatz. Eine Aufwandentschädigung für den ehrenamtlichen Dienst erfolgt dabei aber eher selten und dabei vor allem im ambulanten Bereich. Innerhalb der letzten 2 Jahre (seit Juni 2017) ist die Zahl an Ehrenamtlichen – laut den Pflegeeinrichtungen – tendenziell eher gesunken. Vielleicht gerade deshalb besteht von Seiten aller Pflegeeinrichtungen (ambulant und (teil-)sta- tionär)) – und auch hier wiederum häufiger durch die (teil-)stationären Einrichtungen – ein Be- darf an (weiteren) Ehrenamtlichen. Diese werden vorwiegend in Form eines Besuchsdienstes und/oder zur Betreuung bzw. Beschäftigung von Bewohnern benötigt (vgl. Darstellung 20).

Darstellung 20: Beschäftigung und Bedarf an ehrenamtlichen Helfern

Eigenständige Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen Tagespflege- Ehrenamtliche (n=11) (n=12) einrichtungen (n=4)

…4 ambulante Dienste …10 Einrichtungen  Ohne Aufwandsent- Beschäftigung  Ohne Aufwandsent- schädigung: 1 Person von schädigung: 87 Personen …4 Tagespflege- (bei 1 Dienst) Ehrenamtlichen (bei 7 Einrichtungen) einrichtungen  Mit Aufwandsent- durch…  Mit Aufwandsent- schädigung: 23 Personen schädigung: keine (bei 4 Diensten)

 Zahl ist unverändert Veränderung seit (2 Dienste)  Zahl ist unverändert Juni 2017  Zahl ist zurückgegangen (6 Einrichtung) Wurde nicht erfragt innerhalb der (2 Dienste)  Zahl ist zurückgegangen letzten 2 Jahre  Zahl ist gestiegen (4 Einrichtung) (1 Dienst)

…2 ambulante Dienste …8 Einrichtungen zur/für Bedarf an  Betreuung,  Angebote zur (weiteren)  Besuchsdienst, …2 Tagespflege- Unterstützung im Alltag, Ehrenamtlichen  Begleitung/Hol- und einrichtungen  Besuchsdienst, durch… Bringdienst (jeweils 4  Verteilung von Essen auf Nenn.) Rädern (jeweils 1 Nenn.)

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen.

62 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Einschätzung der Akteure

Expertengespräch „Pflegebedarfsprognose“: Die Experten weisen darauf hin, dass fehlende, zusätzliche Kapazitäten in der Tages- und Kurz- zeitpflege nicht geschaffen werden können, wenn das nötige Personal fehlt. Durch die im Jahr 2020 beginnende „Generalistische Ausbildung“42 wird sich die Situation noch einmal verschär- fen. Die Experten sehen dabei vor allem die „Altenpflege“ als großen Verlierer. Demnach ist nicht zu erwarten, dass Pflegefachleute nach Abschluss ihrer Ausbildung Einrichtungen wählen, in denen sie schlechter bezahlt werden und ein ständiger Personalmangel herrscht, sondern vielmehr die Kliniken bevorzugen. Ebenso wird der aktuelle Personalschlüssel in den stationären Einrichtungen kritisiert, der kei- neswegs mehr den heutigen Anforderungen entspräche. Durch die Zunahme der multimorbi- den, hochbetagten, dementiell veränderten Bewohner werden die Anforderungen an die Fach- lichkeit immer höher. Hinzu kommen die neuen Qualitätsprüfungen und andere Vorschriften, im Rahmen derer der bürokratische Aufwand (u. a. Erstellung von Dokumentationen) der Ein- richtungen immer größer wird und deren Bearbeitungszeit zu wachsenden Anteilen auf Kosten der Pflege geht. Der Anspruch an die Fachlichkeit wird somit immer höher. Die Gewinnung von Fachkräften bzw. die Kompensation des Pflegefachkräftemangels sollte somit absolut vorrangig sein, um die künftigen Aufgaben zu erfüllen. Dabei sei eine Zusammenarbeit zwischen den un- terschiedlichen Stellen (u. a. VHS, Landratsamt (Bündnis für Fachkräfte DONAURIES), Touris- musverband) von zentraler Bedeutung.

Vorgeschlagen wurde eine Orientierung an zahlreichen Projekten aus dem Ausland. Damit ver- bunden sei aber letztendlich fast immer die Bereitstellung von Wohnraum für diese Arbeits- kräfte. Somit könnte ein Ansatzpunkt im Landkreis Donau-Ries darin bestehen, an den Schul- standorten für dieses Bewerberklientel bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Ebenso ist es nach Meinung der Experten dringend notwendig, den Berufszweig „Pflege“ in ein neues attraktiveres Bild in der Öffentlichkeit zu setzen. Nach Aussagen des Landratsamtes Donau-Ries gibt es hierzu auch bereits entsprechende Aktionen.

42 Vgl. https://www.stmgp.bayern.de/pflege/generalistische-pflegeausbildung/, Stand: November 2019.

63 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

1.6.7 Arbeitskreise und Vernetzung

Zielsetzung aus der Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung 2015

 Enge Kooperation der ambulanten Dienste mit Nachbarschaftshilfen vor Ort, unter Einbezug des Betroffenen und seiner Angehörigen.  Verbesserte Kooperation zwischen Kurzzeit- und ambulanter Pflege bzw. Betreutem Wohnen zur Ermöglichung einer schnelleren Rückkehr in die häusliche Umgebung.

Darstellung des Bestandes: Was hat sich verändert? Bestandserhebungen: Ein Großteil der ambulanten Pflegediente (9 Dienste) wie auch der stationären Einrichtungen (10 Einrichtungen) ist in Arbeitskreisen oder Vernetzungsgremien vertreten. Die Arten der Ko- operationen sind dabei sehr vielfältig. Am häufigsten werden allerdings trägerinterne Vernet- zungsgremien genannt, die in Form von Treffen von Pflegedienst- oder Einrichtungsleitern er- folgen. Ebenso sind einige Pflegeeinrichtungen im Arbeitskreis Gerontopsychiatrie vertreten. Vor dem Hintergrund der seit einiger Zeit wachsenden Bedeutung des Konzepts Gesundheits- regionplus und auch der engen inhaltlichen Verknüpfung zur Seniorenarbeit ist eine nennens- werte Zahl an Pflegeeinrichtungen darüber hinaus in entsprechenden Arbeitskreisen zum The- ma Gesundheit engagiert. Zu nennen ist außerdem die Kooperation einiger Pflegedienste und stationären Einrichtungen mit dem (örtlichen) Seniorenbeirat. Weitere Kooperationen bzw. Vernetzungspartner sind in Darstellung 21 aufgeführt. Die Pflegeeinrichtungen führen damit aber im Wesentlichen ihre bereits 2015 besehenden Kooperationen weiter, sodass man von stabilen und gefestigten Netzwerken ausgehen kann.

Darstellung 21: Arbeitskreise und Vernetzungsgremien der Pflegeeinrichtungen

Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen (n=9) (n=10) Arbeitskreise/Gremien (Trägerinterne (Trägerinterne Vernetzungsgremien 5 Nenn. Vernetzungsgremien 6 Nenn. PDL-, Einrichtungsleiter-Treffen) PDL-, Einrichtungsleiter-Treffen) AK Gerontropsychiatrie 3 Nenn. AK Gerontropsychiatrie 6 Nenn.

Gesundheitsregionplus Donau-Ries Gesundheitsregionplus Donau-Ries 2 Nenn. 3 Nenn. Gesundheitsforum Donau-Ries (AK Gesundheitsversorgung)

Arbeitskreis Altersforschung (AfA) 3 Nenn.

Gremien auf Landesebene 2 Nenn. (u. a. Bayerischer Städtetag)

Netzwerk Pflege Stadt Nördlingen 2 Nenn.

64 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen (n=9) (n=10)

MBSA Netzwerk 1 Nenn.

Fallbesprechungen Erfahrungsaustausch mit anderen 1 Nenn. Häusern Sonstige

Fachtag DW Bayern 3 Nenn. Seniorenbeirat (u. a. Nördlingen) 3 Nenn. Seniorenbeirat (u. a. Donauwörth, Asbach- 3 Nenn. Hygienekommission 2 Nenn. Bäumenheim) Mehrgenerationenhaus Jeweils Hospizverein Jeweils Kooperationen mit Pflegeschulen 1 Nenn. Treffen mit Schulen/ASA 1 Nenn.

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen.

Weitere wichtige Kooperationspartner sind Kliniken und Krankenhäuser, vor allem dann, wenn es um das sogenannte Überleitungsmanagement geht. Dies betrifft insbesondere die ambulan- ten Pflegedienste, um den Übergang von Patienten in die Klinik und von der Klinik nach Hause zu organisieren. Nach Aussagen von nur 4 der 11 Pflegedienste funktioniert die Überleitung im Landkreis i. d. R. gut. Sieben Dienste benennen jedoch Schwierigkeiten. Dabei geht es insbeson- dere um mangelnde Informationen bezüglich der weiteren Pflege und zum Patienten (u. a. fehlerhafte Verordnungen zu HKP-Leistungen, kein Entlassungsbrief, schlechte Übergabebe- richte) (6 Dienste), ungünstige Entlass-Zeiten (Freitag, abends oder Wochenende), zu kurzfris- tige Entlassungen (jeweils 5 Dienste) und fehlende Medikamentenmitgabe (3 Dienste).

1.6.8 Planungen der Pflegeeinrichtungen Bestandserhebungen: Alle Pflegeeinrichtungen mit Sitz bzw. Tätigkeitsbereich im Landkreis Donau-Ries wurden da- nach gefragt, ob und welche Planungen sie im Versorgungsangebot bzw. bezüglich ihrer Plätze innerhalb der nächsten rund 2 Jahre durchführen werden (vgl. Darstellung 22). Drei der 4 eigen- ständigen Tagespflegeeinrichtungen geben dabei an, dass sie ihr Angebot zukünftig um insge- samt 50 Plätze erweitern werden. Darüber hinaus planen die Caritas Sozialstation in Wemding sowie das Altenheim St. Vinzenz in Nördlingen jeweils eine Tagespflege. Ebenso wird das Bür- gerspital Donauwörth in Donauwörth sein stationäres Angebot ausbauen. Hierzu wird ein Neu- bau mit 18 zusätzlichen Plätzen entstehen. Demgegenüber werden im Zentrum für Betreuung und Pflege in Oettingen zukünftig 15 Plätze weniger zur Verfügung stehen. Hintergrund sind Umbau und Renovierungsmaßnahmen. Konzeptionelle Planungen bestehen ausschließlich durch die Caritas Sozialstation Monheim, die neue Versorgungsangebote plant sowie durch das Schloss Hochaltingen Haus St. Marien in Fremdingen (vgl. Darstellung 22).

65 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Darstellung 22: Planungen der Pflegeeinrichtungen (konzeptionell, Ausbau Plätze) Eigenständige Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen Tagespflege- (n=1) (n=4) einrichtungen (n=3) Caritas-Sozialstation Monheim Altenheim St. Vinzenz, Nördlingen: e. V., Monheim:  Ersatz des Personen- Johanniter Tagespflege,  Räumliche Veränderung, /Lastenaufzugs nach Donauwörth: neue Versorgungsangebote, baurechtlichen Vorschriften  Ausbau um 23 Plätze personelle Veränderungen  Tagespflege mit 20 bis 25 Plätzen

Caritas Sozialstation, Bürgerspital Donauwörth, Tagesbetreuung Wemding: Donauwörth: Herbstzeit, Deiningen:  Schaffung einer Tagespflege  Neubau mit 18 Plätzen  Ausbau um 17 Plätze

Zentrum für Betreuung und Pflege, BRK Tagespflege, Oettingen: Donauwörth:  Umbauten, Renovierung Nasszelle  Ausbau um 10 Plätze  Abnahme um 15 Plätze

Schloss Hochaltingen Haus St. Marien, Fremdingen OT Hochaltingen:  Vertiefung unseres Palliativkonzepts

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen.

1.6.9 Bedarf an Angeboten/Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries Bestandserhebungen: Einen (zukünftigen) Bedarf sehen die Pflegeeinrichtungen insbesondere in den Bereichen (dau- erhafter) Kurzzeit- und Tagespflege. Darüber hinaus fehlt es – wenn auch in deutlich geringe- rem Maße – an weiteren Angeboten, die zur Entlastung pflegender Angehöriger beitragen und zwar in Form von stundenweisen Betreuungsangeboten. Ebenso mangle es im Landkreis Donau-Ries an Fahrdiensten, Essen auf Rädern oder Begleitdiensten. Wie an anderer Stelle des Berichts erwähnt und bereits im Jahr 2015 erhoben, sieht ein Teil der Pflegeeinrichtungen ebenso einen Bedarf an Nachtpflege. Weitere Bedarfe sind der nachfolgenden Tabelle zu ent- nehmen (vgl. Darstellung 23).

66 Vorhandene Pflegeinfrastruktur – Bestand: Ausgewählte Befragungsinhalte im Vergleich

Darstellung 23: (Zukünftiger) Bedarf an Angeboten/Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries Eigenständige Ambulante Pflegedienste Stationäre Einrichtungen Tagespflegeeinrichtungen (n=7) (n=8) (n=2)

(Dauerhafte) Kurzzeitpflege (u. a. auch Trennung: KZP Kurzzeitpflege (Dauerhafte) Kurzzeitpflege 7 Nenn. aufgrund von Urlaub der Angehörigen vs. KZP 5 Nenn. nach Krankenhausentlassung vs. generell KZP (dauerhafte Plätze))

 Tagespflege Jeweils Tagespflege 3 Nenn.  Hospizversorgung 4 Nenn. (Dauerhafte) Kurzzeitpflege 2 Nenn.  Hauswirtschaftliche Dienste/ Jeweils Unterstützung im Haushalt 3 Nenn.  Fahrdienst  Essen auf Rädern  Stundenweise Betreuungsangebote Jeweils  Stundenweise Betreuung  Einrichtungen für "jüngere Menschen" 2 Nenn.  Nachtpflege Jeweils unter 60 Jahren  Begleitdienst 2 Nenn.  Angebote zur Unterstützung im Alltag

 Einrichtung für jüngere pflegebedürftige/  Pflegestützpunkt psychisch kranke Menschen  Hilfe bei Anträgen Jeweils  Seniorenbeirat Jeweils  Vollstationäre Pflege Jeweils  Essen auf Rädern 1 Nenn.  Pflegestützpunkt 1 Nenn.  Hospizversorgung 1 Nenn.  Beratung und Maßnahmen zur  Nachtpflege Wohnungsanpassung  Ambulante Dienste

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtungen.

67 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik 2 Pflegebedarfsprognose für den Landkreis Donau-Ries

2.1 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik Zur Ermittlung der bisherigen Entwicklung der Anzahl pflegebedürftiger Personen im Landkreis Donau-Ries wird auf die Pflegestatistik des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegever- sicherungsstatistik) zurückgegriffen. Es handelt sich hierbei um eine Vollerhebung, die in zwei- jährigem Rhythmus bereits zehnmal durchgeführt wurde. In der aktuellsten Pflegestatistik von Ende 2017 ist erstmals auch eine Untergliederung nach Pflegegraden enthalten. Der Prognose des Pflegebedarfs und demnach der Abschätzung der zukünftigen Anzahl Pflegebedürftiger wird die Bevölkerungsvorausberechnung für den Landkreis Donau-Ries 2017-2037 des Bayeri- schen Landesamtes für Statistik zu Grunde gelegt.

Wie Darstellung 24 zeigt, entwickelt sich die Anzahl der Pflegeleistungsempfänger im Landkreis Donau-Ries, über den gesamten Beobachtungszeitraum (1999-2017) hinweg, leicht schwan- kend. Ein erster Hochpunkt ergibt sich für das Jahr 2001. In den darauffolgenden Jahren bewegt sich die Zahl dann auf Instituteinem leicht für Sozialplanung,schwankenden und Jugend vor allem- und niedrigeren Altenhilfe, Niveau, das sich bis 2015 fortsetzt. Im ÜbergangGesundheitsforschung zu 2017 steigt die Gesamtzahl und Statistik dann (SAGS) auf 3.544 Personen.

Darstellung 24: EntwicklungEntwicklung der der Zahl Zahl der Empfängerder Empfänger/innen von Pflegeversicherungs von - Pflegeversicherungsleistungenleistungen im Landkreis imDonau Landkreis-Ries 1999 Donau – 2017*)-Ries 1999 – 2017 Entwicklung in % (Tabelle), 1999=100% bzw. absolute Zahlen (Diagramm) 4.000

3.000 1.806 1.560 1.390 1.318 1.375 2.000 1.493 1.394 1.262 1.254 1.294

884 1.000 783 770 803 708 764 782 803 787 795 854 499 588 560 549 571 583 654 710 676 0 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017**

Leistungsempfänger insgesamt, absolut 2.700 2.912 2.736 2.614 2.612 2.672 2.827 2.798 2.854 3.544

Leistungsempfänger insgesamt in %, 100% 108% 101% 97% 97% 99% 105% 104% 106% 131% 1999=100%

Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld

*) Seit*) Personen, dem Erhebungsjahr die Pflegegrad 2009 1 haben ist i nund der teilstationäre Statistik des Pflege Bayerischen beanspruchen, Landesamtes werden grundsätzlich für Statistik dem von Bereich 2011 ambulantdie Zahl derund teilstationär zugeordnet. Im Landkreis Donau-Ries lag die Fallzahl Ende 2017 bei 4. Tagespflegegäste anteilig in den ambulanten Leistungen und den Pflegegeldleistungen enthalten, Kurzzeitpflege wird SAGSunter 2019 stationär nach Daten ge führt.des Bayerischen In dieser Landesamtes Darstellung für wurde Statistik die Kurzzeitpflege als teilstationäre Pflegeleistung mit der am- 3 bulanten Pflege zusammengefasst. **) Personen, die Pflegegrad 1 haben und teilstationäre Pflege beanspruchen, werden grundsätzlich dem Bereich ambulant und teilstationär zugeordnet. Im Landkreis Donau-Ries lag die Fallzahl Ende 2017 bei 4. Quelle: SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik.

68 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik

Zu beachten ist, dass durch die Pflegestärkungsgesetze I bis III eine Ausweitung der Leistungs- berechtigten im Übergang von 2015 zu 2017 erfolgte. Diese betrifft vor allem den häuslichen Bereich. Ein Vergleich der Anteile der einzelnen Leistungsarten zeigt Folgendes: Mit rund 51 % erhält der Großteil der Pflegeleistungsempfänger im Landkreis Donau-Ries aktuell Pflegegeld und wird somit familiär-häuslich gepflegt. Knapp jeder 4. Pflegebedürftige (24 %) wird von einem ambu- lanten PflegedienstInstitut versorgt für und/ Sozialplanung,oder nimmt eine Jugend Kurzzeitp- undflege Altenhilfe, in Anspruch. Der Rest und damit ein weiteres ViertelGesundheitsforschung leben in einer stationären und EinrichtungStatistik (SAGS) (25 %) (vgl. Darstellung 25). Darstellung 25: Entwicklung der Anteile der Empfänger von Pflegeversicherungs- Relative Entwicklung der Empfänger/innen von Pflegeversicherungsleistungenleistungen im Landkreis im Landkreis Donau-Ries Donau1999 – 2017-Ries 1999 – 2017 Absolute Zahlen (Tabelle), bzw. Anteil in % (Diagramm) 100%

80% 55% 54% 51% 48% 48% 48% 49% 47% 48% 51% 60%

40% 31% 30% 30% 28% 28% 28% 25% 26% 26% 29% 20% 18% 20% 20% 21% 22% 22% 23% 25% 24% 24% 0% 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017*

Leistungsempfänger insgesamt, absolut 2.700 2.912 2.736 2.614 2.612 2.672 2.827 2.798 2.854 3.544

Leistungsempfänger insgesamt in %, 100% 108% 101% 97% 97% 99% 105% 104% 106% 131% 1999=100%

Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld

*) Personen, die Pflegegrad 1 haben und teilstationäre Pflege beanspruchen, werden grundsätzlich dem Bereich ambulant und *) teilstationär Personen, zugeordnet. die Pflegegrad Im Landkreis 1 haben Donau und-Ries teilstationäre lag die Fallzahl Pflege Ende beanspruchen, 2017 bei 4. werden grundsätzlich dem Bereich ambulant und teilstationär zugeordnet. Im Landkreis Donau-Ries lag die Fallzahl Ende 2017 bei 4. SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik 4 Quelle: SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Der letzten Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung im Landkreis Donau-Ries (2015) lagen die Pflegeversicherungsdaten aus dem Jahr 2013 zugrunde. Vergleicht man die entsprechenden Anteile von damals und heute, so zeigt sich, dass der Anteil derjenigen, die zuhause gepflegt werden (Pflegegeld- und ambulante/teilstationäre Leistungsempfänger), weiter angestiegen ist. Lag dieser im Jahr 2013 noch bei rund 73 %, beläuft er sich im Jahr 2017 auf 75 %. Damit setzt sich die ansteigende Entwicklung privat bzw. zuhause gepflegter Personen fort, die bereits im letzten Pflegebedarfsplan (2015) postuliert wurde. Insbesondere dieser letzte und sehr star- ke Anstieg dürfte – neben eigenen Interventionen des Landkreises zur Stärkung der häuslichen Pflege als Folge der Umsetzungen aus der letzten Pflegebedarfsplanung – die Auswirkung der jüngsten Pflegereform und den damit einhergehenden Leistungsausweitungen im ambulanten Bereich und der Stärkung der Pflege zuhause sein. Ein differenzierter Blick auf die zuhause Ge- pflegten zeigt, dass vor allem der Anteil der Geldleistungsempfänger deutlich anstieg, der Anteil

69 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik der Empfänger, die ambulante und/oder teilstationäre Leistungen erhalten, entwickelte sich im Landkreis Donau-Ries weitestgehend konstant. Ein Blick auf den gesamten Regierungsbezirk Schwaben zeigt, dass der Anteil an privat bzw. zuhause Gepflegten im Landkreis Donau-Ries (75,1 %) hoch ist (vgl. Darstellung 26). Lediglich der Landkreis Augsburg weist mit 75,4 % einen geringfügig höheren Wert auf. Für Gesamtbay- ern lässt sich entsprechend der Daten aus der bayerischen Pflegeversicherungsstatistik ein Wert von 71,8 % ermitteln.

Darstellung 26: Wohnsituation pflegebedürftiger Personen in den Landkreisen und kreisfreien Städten Schwabens, Ende 2017

Pflegebedürftige Landkreis/kreisfreie Stadt Zu Hause Vollstationär Zu Hause in Schwaben Gesamt Lebende Betreute Lebende in % Kreisfeie Städte Schwaben Augsburg, Stadt 9.699 2.763 6.936 71,5% , Stadt 1.511 525 986 65,3% (Allgäu), Stadt 1.912 602 1.310 68,5% , Stadt 1.487 400 1.087 73,1% Kreisfreie Städte 14.609 4.290 10.319 70,6% Schwaben Landkreise Schwaben Aichach-Friedberg 3.200 799 2.401 75,0% Augsburg 7.253 1.781 5.472 75,4% Dillingen a.d.Donau 2.994 931 2.063 68,9% Günzburg 3.512 973 2.539 72,3% Neu-Ulm 4.524 1.282 3.242 71,7% (Bodensee) 2.592 853 1.739 67,1% Ostallgäu 3.662 958 2.704 73,8% Unterallgäu 4.000 1.228 2.772 69,3% Donau-Ries 3.544 884 2.660 75,1% Oberallgäu 3.753 1.037 2.716 72,4% Landkreise Schwaben 39.034 10.726 28.308 72,5% Regierungsbezirk 53.643 15.016 38.627 72,0% Schwaben Bayern 399.357 112.441 286.916 71,8%

Stand: 15.12.2017 (Pflegestatistik) Quelle: SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik.

70 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik

Der Anteil an Pflegebedürftigen im Landkreis Donau-Ries, die in einer stationären Einrichtung wohnen, nahm in den letzten Jahren hingegen spürbar ab. Lag dieser im Jahr 2013 (Pflegebe- darfsplanung 2015) noch bei 28 % und einige Jahre zuvor sogar über 30 %, beläuft er sich aktu- ell auf nur noch 25 %. Auch dies dürfte die Folge der oben genannten bundes- wie auch land- kreisweiten Entwicklungen und Interventionen sein. Im Vergleich zu den in Darstellung 27 auf- geführten Gebietskörperschaften (Landkreise Schwaben, Regierungsbezirk Schwaben, Land- kreise Bayern und Bayern (jeweils 28 %)) liegt der Anteil an Pflegebedürftigen, die in einer sta- tionären Einrichtung wohnen, im Landkreis Donau-Ries deutlich niedriger. Die aktuelle Auslastungsquote der 12 stationären Einrichtungen liegt bei rund 95 %. Allerdings dürfte diese weit höher liegen, würde das Problem des Fachkräftemangels nicht bereits so gra- vierend sein, dass Einrichtungen Anfragen von Interessenten aufgrund personeller Engpässe ablehnen oder sogar einen Aufnahmestopp verhängen mussten (vgl. Kapitel 1.2). Interessant ist zudem ein Blick auf die Pflegedaten, differenziert nach privater/häuslicher Pflege (Pflegegeldempfänger) und professionell organsierter Pflege (ambulant/teilstationäre und voll- stationäre Leistungsempfänger). Das Verhältnis beläuft sich Ende 2017 im Landkreis Donau- Ries auf 51 % zu 49 % und ist damit fast ausgeglichen. Der Anteil an privat geleisteter Pflege stieg damit seit 2013 um 8 % an; der Anteil an professioneller Pflege ist um 7 % zurückgegan- gen. Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Darstellung 27: Inanspruchnahme von Pflegeleistungen nach Art der Leistung Ende Inanspruchnahme2017, von Vergleich Pflegeleistungen Landkreis Donau nach-Ries Art, Landkreise der Leistung Schwaben, Ende 2017 Vergleich Landkreis Donau-RegierungsbezirkRies, Landkreise Schwaben, Schwaben, Regierungsbezirk Landkreise Bayern Schwaben, und Landkreise Bayern Bayern, Bayern

Landkreis Donau-Ries Landkreise Schwaben 3.544 Leistungsempfänger 39.034 Leistungsempfänger

854 9.062 24% 23% 1.806 19.246 49% 51% 884 10.726 25% 28%

Regierungsbezirk Schwaben Landkreise Bayern Bayern 53.643 Leistungsempfänger 289.831 Leistungsempfänger 399.357 Leistungsempfänger

13.308 69.862 25% 25.319 25% 140.232 24% 47% 47% 15.016 48% 79.737 28% 28% 28%

Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld 5 Quelle: SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik.

71 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik

Welche Leistungen von den Pflegebedürftigen tatsächlich in Anspruch genommen werden, ist nach den vorliegenden Erfahrungen i. d. R. insbesondere von 3 Faktoren abhängig:  Wohnsituation: Im ländlichen Umfeld ist der Anteil der Personen, die in einem Einfami- lienhaus leben, i. d. R. höher als in der Stadt.  Familiäre Situation: Im eher ländlichen Umfeld ist der Anteil von Kindern, die im selben Wohnort wie die Eltern leben und die Versorgung bzw. die Koordination der notwen- digen Leistungen übernehmen können, im Regelfall höher als im städtischen Umfeld.43  Infrastruktur: Je nachdem, ob in einem Landkreis mehr ambulante oder stationäre Pfle- geangebote vorhanden sind, wird die Inanspruchnahme entsprechender Leistungen ge- steuert bzw. beeinflusst. Eine gut ausgebaute ambulante Infrastruktur unterstützt den Wunsch vieler Senioren, so lange wie möglich zuhause wohnen und leben zu können.

Die Darstellung 28 zeigt, in welchem Maße in den Landkreisen und kreisfreien Städten Südbay- erns und des südlichen Mittelfrankens Pflegeversicherungsleistungen in Anspruch genommen werden bzw. wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist pflegebedürftig zu werden. Der Freistaat Bay- ern entspricht in unserer Darstellung dem 100 %-Wert. Auf Basis und in Abhängigkeit dessen werden die Inanspruchnahmen für die anderen Gebietskörperschaften (relative Inanspruch- nahme) errechnet. Um einen adäquaten Vergleich zu ermöglichen, wurde der Alters- und Ge- schlechtsaufbau standardisiert, was bedeutet, dass alle entsprechenden Unterschiede heraus- gerechnet wurden.44 In Gebietskörperschaften, die über 100 % liegen, werden somit – standardisiert – häufiger Pfle- geleistungen in Anspruch genommen als im bayernweiten Durchschnitt oder in Landkreisen/ kreisfreien Städten, die unter 100 % liegen. Der Landkreis Donau-Ries liegt mit einem Index von 88 % unter dem gesamtbayerischen Indexwert. Im Jahr 2013 (Pflegebedarfsplanung 2015) lag der Wert mit 85 etwas niedriger. Im Vergleich zu den übrigen Landkreisen und kreisfreien Städ- ten Schwabens weist der Landkreis Donau-Ries aktuell Werte im Mittelfeld auf. Die geringsten Indexwerte finden sich für Schwaben im südlichen Teil mit dem Landkreis Oberallgäu (73) und der kreisfreien Stadt Kempten (82) (vgl. Darstellung 28).

43 Hierbei ist zu beachten, dass Kombinationsleistungen aus ambulanten Leistungen und Pflegegeldleistungen statistisch dem ambulanten Bereich zugeordnet sind. 44 Analog zur Alters- und Geschlechtsstandardisierung in medizinischen Studien.

72 Pflegebedürftige Personen und ihre derzeitige Versorgung im Landkreis Donau-Ries: Ergebnisse der Pflegestatistik

Darstellung 28: Index der Pflegebedürftigen in Südbayern und im südlichen Mittelfranken im Vergleich zu Bayern Ende 2017, Bayern = 100 %

Quelle: SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik.

73 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

2.2 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Grundlage der Prognose für die Anzahl pflegebedürftiger Menschen im Landkreis Donau-Ries ist die Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen nach den Kriterien Höhe der Pflegegrade bzw. stationäre/ambulante Versorgung/Geldleistungen für den Zeitraum der nächsten rund 10 bzw. 18 Jahre. Hierfür werden geeignete Pflegeprofile aus den Daten der bayerischen Pflege- versicherungsstatistik nach Altersklassen und Geschlecht mit den Ergebnissen der Bevölke- rungsvorausberechnung des Bayerischen Landesamtes für Statistik (2017 – 2037) durch SAGS kombiniert.

Prognostiziert wird der Pflegebedarf für alle Pflegegrade für den Zeitraum bis 2037 bzw. 2029. Die Pflegebedarfsprognose erfolgt – wie bereits 2015 – in 2 Varianten:  Die sogenannte Basisvariante geht von einer „Status-Quo“-Annahme aus: Dabei wird unterstellt, dass das Auswahlverfahren zu Pflegender und ihrer Angehörigen zwischen ambulanten und stationären Leistungen aus der Pflegeversicherung konstant bleibt. Gleichzeitig wird die Veränderung der Alters- und Geschlechtszusammensetzung der zukünftigen Bevölkerung berücksichtigt.  Die 2. Variante geht davon aus, dass der Landkreis Donau-Ries den in Art. 69 Abs. 2 AGSG formulierten Grundsatz „ambulant vor stationär“ als Ziel nachhaltig verfolgt. Demzufolge wird sich der Anteil der zuhause bzw. privat gepflegten und betreuten Personen über den Prognosezeitraum leicht erhöhen. Dies erfordert den Erhalt beziehungsweise einen Ausbau der dazu benötigten Infrastruktur.

74 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Varianten der Bedarfsdeckung

In den folgenden Darstellungen 29 ff. wird die Schätzung des Bedarfs an Pflegeleistungen im Landkreis Donau-Ries von 2017 bis 2037 bzw. 2029 auf der Basis regionaler Inanspruchnahme- quoten abgebildet. Um die Alternativen zu verdeutlichen, wurden die beiden Varianten zukünf- tiger Bedarfsdeckung berechnet.

2.2.1 „Status Quo“-Variante Bei der „Status Quo“-Variante wird die Zunahme der Zahl pflegebedürftiger Personen entspre- chend der regionalen (landkreisspezifischen) Inanspruchnahmequoten auf die zu Hause leben- den Pflegebedürftigen aufgeteilt.

Wie die Darstellung 29 zeigt, wird die Zahl der pflegebedürftigen Personen nach der Modell- rechnung im Landkreis Donau-Ries von 3.544 Personen im Jahr 2017 in den kommenden Jahren bis 2029 um 21 % auf 4.281 Personen ansteigen. Demnach wird es im Landkreis in den nächsten ca. 10 Jahren über 700 Pflegebedürftige mehr geben. Nach 20 Jahren sind dies aus heutiger Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Sicht gut 1.300 Pflegebedürftige mehr. Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Schätzung des Bedarfs an Pflegeleistungen (alle Leistungsarten) Darstellung 29: Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen (alle Leistungsarten) für den Landkreis Donau-Ries 2017–2037 auf derim Landkreis Basis regionaler Donau-Ries 2017Inanspruchnahmequoten – 2037 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten,„Status Quo“ „Status-Variante Quo“-Variante

Entwicklung in % (Diagramm), 2017 = 100% bzw. absolute Zahlen (Tabelle) 160% 137% 121% 127% 114% 120% 108% 100%

80%

40%

0% 2017 2021 2025 2029 2033 2037

Landkreis 3.544 3.819 4.056 4.281 4.502 4.851 Donau-Ries

Anstieg in %, 2017=100%

Quelle: SAGS 2019 Schätzung auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Pflegeversicherungsstatistik, Stand: 15.12.2017 9 Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

75 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Ein differenzierter Blick auf die Entwicklung bei den Pflegeleistungsempfängern zeigt in dieser Variante einen Anstieg der Zahl der zu Hause lebenden pflegebedürftigen Personen von 2.660 im Jahr 2017 auf mehr als 3.500 nach 20 Jahren (bis 2037). In absoluten Zahlen bedeutet das ein Plus von mehr als 500 Personen, in den nächsten ca. 10 Jahren (bis 2029) und eines von gut 900 Personen in den nächsten 20 Jahren, die zuhause versorgt werden müssen bzw. wollen. In den Zahlen von Darstellung 30 sind auch (anteilig) die Personen erfasst, die (zum Stichtag der Erhebung) vorübergehend Kurzzeitpflege in Anspruch genommen haben. Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Darstellung 30: Prognose der Zahl zu Hause lebender Pflegebedürftiger Schätzungim Landkreis der Zahl Donau zu Hause-Ries 201 lebender7 – 2037 Pflegebedürftigerauf Basis für den Landkreis Donau-Ries 2017–2037, regionaler Inanspruchnahmequoten,„Status Quo“-Variante „Status Quo“-Variante

Entwicklung in % (Diagramm), 2017 = 100% bzw. absolute Zahlen (Tabelle) 160% 134% 119% 125% 120% 107% 113% 100%

80%

40%

0% 2017 2021 2025 2029 2033 2037

Landkreis 2.660 2.851 3.013 3.165 3.323 3.573 Donau-Ries

Anstieg in %, 2017=100%

Quelle: SAGS 2019 Schätzung auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik, Pflegeversicherungsstatistik, Stand: 15.12.2017 11 Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

76 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Die Anzahl der in einer stationären Einrichtung lebenden Pflegebedürftigen (Empfänger von vollstationärer Dauerpflege) steigt im Prognosemodell nach der „Status-Quo“-Variante im Landkreis Donau-Ries von 884 im Jahr 2017 in den nächsten 20 Jahren auf 1.278 (bis zum Jahr 2037). Dies bedeutet mittelfristig (bis 2029) einen Anstieg um mehr als 230 Personen, die dann einen Platz in einer stationären Einrichtung benötigen, und langfristig um knapp 400 Personen (vgl. Darstellung 31).Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Darstellung 31:Schätzung Prognose des Bedarfs des Bedarfs an anvollstationärer vollstationärer Dauerpflege Dauerpflege fürim den Landkreis Landkreis Donau Donau-Ries 201-Ries7 – 20 201737 auf– Basis2037, „Status Quo“-Variante regionaler Inanspruchnahmequoten, „Status Quo“-Variante

Entwicklung in % (Diagramm), 2017 = 100% bzw. absolute Zahlen (Tabelle) 160% 145% 133% 126% 118% 120% 109% 100%

80%

40%

0% 2017 2021 2025 2029 2033 2037 Landkreis 884 967 1.043 1.116 1.179 1.278 Donau-Ries

Anstieg in %, 2017=100%

Quelle: SAGS 2019SAGS Schätzung 2019 Prognoseauf Basis der aufDaten Basis des Bayerischen der Daten Landesamtes des Bayerischen für Statistik, LandesamtesPflegeversicherungsstatistik, für Statistik Stand: 15.12.2017 13 (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017). Darstellung 32 zeigt die prozentuale Entwicklung der einzelnen Leistungs- bzw. Pflegebereiche bis 2037. Nach der „Status-Quo“-Variante würde sich – wie auch bereits bei der letzten Pflege- bedarfsplanung dargestellt – ein vergleichsweise insgesamt stärkerer Anstieg der Zahl an Per- sonen ergeben, die vollstationär versorgt werden müssen. Dies ist dadurch zu begründen, dass die Bevölkerung im Landkreis aufgrund des demografischen Wandels immer älter wird und Ältere grundsätzlich häufiger in (stationären) Einrichtungen betreut werden, wodurch der An- teil an vollstationär Versorgten steigt. Ob und inwiefern das vor Kurzem in Kraft getretene Gesetz zur Entlastung unterhaltspflichtiger Angehöriger in der Sozialhilfe und in der Eingliede- rungshilfe (das sogenannte Angehörigen-Entlastungsgesetz) Einfluss auf diese Entwicklung nimmt, kann derzeit (noch) nicht abgeschätzt werden. Daher werden in der Pflegebedarfs- prognose hierzu keine Annahmen zugrunde gelegt. Entsprechend geringer steigt der Anteil an zu Hause versorgten Personen im Landkreis, anteilig an allen Leistungsarten gesehen, fällt er sogar leicht ab (vgl. Darstellung 33).

77 Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, PrognoseGesundheitsforschung des Bedarfs an Pflegeleistungen und Statistikbis zum Jahr (SAGS) 2037 bzw. 2029

Darstellung 32: ProzentualeProzentuale Anstiege Anstiege der der Pflegebereiche Pflegebereiche bis bis 2037 2037 im Vergleich im Landkreis Donau-Ries im Vergleich im Landkreis Donau-Ries

160% 145% 133% 137% 126% 127% 134% 118% 121%119% 125% 107% 114% 120% 108% 109% 113% 100%100%100%

80%

40%

0% 2017 2021 2025 2029 2033 2037 Alle Leistungen 3.544 3.819 4.056 4.281 4.502 4.851 zu Hause 2.660 2.851 3.013 3.165 3.323 3.573 vollstationär 884 967 1.043 1.116 1.179 1.278

Anstieg alle Leistungen Anstieg zu Hause Gepflegter Anstieg vollstationär Betreuter

Anmerkung:SAGS 2019 nach Geringfügige Daten des Bayerischen Abweichungen Landesamtes für bei Statistik der Summenbildung durch Rundungen. 15 Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

In der folgenden Darstellung werden die Ergebnisse der „Status Quo“-Variante noch einmal zusammengefasst und zugleich weiter aufgegliedert. Im Jahr 2017 beträgt der Anteil der zu Hause lebenden und betreuten Pflegebedürftigen im Landkreis Donau-Ries – wie bereits dar- gestellt – 75,1 %. Aufgrund der demografischen Effekte und damit der überproportionalen Zu- nahme der Zahl der Hochaltrigen wird der Anteil der zu Hause Gepflegten bis zum Jahr 2029 auf voraussichtlich 73,9 %, bis 2037 weiter auf 73,7 %, sinken. Dieser Rückgang an zu Hause lebenden pflegebedürftigen Landkreisbewohnern beruht somit auf einer Veränderung in der Alterszusammensetzung der älteren Wohnbevölkerung.

78 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Darstellung 33: Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2037 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten – „Status Quo“-Variante Zu Hause lebende Personen, Hiervon: Leistungsempfänger3) Anteil der zu Hause Alle Leistungs- Betreuung durch: Jahr gepflegten Personen in empfänger1) In vollstationärer Zu Hause Angehörige Ambulanten Kurzzeitpflege Tagespflege2) % Dauerpflege Lebende Lebende1) (Pflegegeld) Pflegedienst 1 2 3 4 5 6 7 8 9 2011 2.827 783 2.044 1.390 613 41 59 72,3% 2013 2.798 770 2.028 1.318 667 43 84 72,5% 2015 2.854 803 2.051 1.375 638 38 69 71,9% 2017 3.54445 884 2.660 1.806 805 49 119 75,1% 2018 3.612 905 2.707 1.834 822 74,9% 2019 3.691 927 2.763 1.868 844 74,9% 2021 3.819 967 2.851 1.922 876 74,7% 2023 3.925 1.000 2.925 1.968 902 74,5% 2025 4.056 1.043 3.013 2.022 933 74,3% 2027 4.165 1.078 3.086 2.069 959 74,1% 2029 4.281 1.116 3.165 2.117 987 73,9% 2031 4.382 1.147 3.235 2.161 1.011 73,8% 2033 4.502 1.179 3.323 2.216 1.042 73,8% 2035 4.658 1.223 3.435 2.286 1.082 73,7% 2037 4.851 1.278 3.573 2.370 1.133 73,7% 1) Spalte 4 zeigt die Summe aus Spalte 5, 6 und 7. Personen, die Kurzzeit- bzw. Tagespflege in Anspruch nehmen, werden nach ihrer Rückkehr in das häusliche Umfeld von Angehörigen bzw. ambulanten Pflegediensten gepflegt und betreut. 2) In Spalte 5 und 6 enthalten. 3) Die Werte geben an, wie viele Personen zum Stichtag, z. B. 15.12. Kurzzeit- bzw. Tagespflege in Anspruch nehmen. Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung entstehen durch Rundungen. Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

45 Die Angaben in dieser und den nachfolgenden Tabellen beziehen sich jeweils auf einen bestimmten Stichtag. Demnach empfingen beispielsweise am 15.12.2017 im Landkreis Donau-Ries insgesamt 3.544 Personen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Vergleicht man die Zahl der Bewohner zu einem Stichtag z. B. am 15.12. eines Jahres mit der Zahl der Plätze – wie dies im Rahmen der Analyse der Pflegestatistik erfolgt – können an diesem Stichtag genauso viele Pflegebedürftige versorgt werden, wie Plätze vorhanden sind.

79 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Die Zahl der Hochaltrigen und damit auch der demenzkranken bzw. psychisch veränderten Per- sonen in den höheren Altersgruppen, die unter „Status-Quo“-Bedingungen nicht mehr zu Hau- se versorgt werden können, nimmt vermutlich weiter zu. Das liegt daran, dass es weniger pfle- gende Angehörige gibt, die Versorgungsinfrastruktur nicht ausreicht und/oder die Barrierefrei- heit des Wohnumfelds nicht gewährleistet ist. Erfahrungen der stationären Einrichtungen ma- chen ferner deutlich, dass die Gruppe der Schwer-Demenzkranken zunehmend größer wird und deren Betreuung die pflegenden Angehörigen vor große Herausforderungen stellt. Hinzu kom- men die durch das Pflegestärkungsgesetz III bewirkten Leistungserweiterungen für diese Ziel- gruppe, die eine erhöhte Inanspruchnahme an professionellen Pflegeleistungen intendier(t)en: Demenziell Erkrankte, wie auch Menschen mit einer geistigen oder psychischen Beeinträchti- gung, haben seither einen gleichberechtigten Zugang zu Leistungen der Pflegeversicherung. Seit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs wird Pflegebedürftigkeit nicht län- ger daran gemessen, wie lange ein Mensch am Tag Hilfe benötigt, sondern daran, wie selbst- ständig der Alltag bewältigt werden kann, welche Fähigkeiten noch vorhanden sind und wie viel personelle Unterstützung dafür notwendig ist. Daraus folgt: Werden die benötige Infrastruktur und die Dienstleistungsangebote für die Ziel- gruppe der Demenzkranken und deren pflegende Angehörige nicht (weiter) ausgebaut, steigt die Notwendigkeit, mehr Personen im stationären Bereich unterzubringen. Die Prognosewerte für die Kurzzeit- und Tagespflege wurden zur Vermeidung von Fehlinter- pretationen in den Darstellungen 33 und 35 nicht dargestellt. Der Hintergrund ist Folgender: Eine entsprechende Abschätzung auf Basis der tatsächlichen Inanspruchnahme Ende 2017 im Landkreis Donau-Ries würde bei weitem nicht die tatsächliche, aktuelle und zukünftige Nach- frage nach diesen beiden wichtigen Unterstützungsangeboten wiedergeben. Sie ist nur ein „Schlaglicht“ auf die – zufällige, geringe – Nutzung am Stichtag. Aus den verschiedenen Erhe- bungen und zahlreichen Diskussionsbeiträgen der Experten wird deutlich, dass bereits aktuell eine starke Nachfrage nach Kurzzeit- wie auch Tagespflege besteht. Entsprechend der demo- grafisch bedingten Nachfragesteigerungen und der angestrebten Stärkung des häuslichen bzw. ambulanten Bereichs ist mit einem erheblich steigenden Bedarf an Kurzzeit- und Tagespflege zu rechnen. Die zu erwartende Steigerung ist dabei prozentual mindestens so hoch wie die Steigerung in der häuslichen Pflege.

80 PrognoseInstitut des Bedarfsfür Sozialplanung, an Pflegeleistungen Jugend bis zum- undJahr 2037 Altenhilfe, bzw. 2029 Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Darstellung 34: Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Entwicklung der EmpfängerArt der Leistungen von Pflegeversicherungsleistungen2017 – 2037, „Status Quo“-Variante – Landkreisnach Art der Leistungen 2017Donau – 2037,-Ries „Status Quo“-Variante – Landkreis Donau-Ries

Entwicklung in absoluten Zahlen 5.000

4.000 2.370 2.216 3.000 2.022 2.117 1.806 1.922 2.000 1.278 1.116 1.179 884 967 1.043 1.000 854 930 990 1.047 1.106 1.203 0 2017 2021 2025 2029 2033 2037

Landkreis 3.544 3.819 4.056 4.281 4.502 4.851 Donau-Ries

Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld

Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung durch Rundungen. SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik 14 Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

2.2.2 Variante „ambulant vor stationär“ In der Darstellung 33 wurde gezeigt, dass bei der „Status Quo“-Variante der Anteil der zu Hause lebenden pflegebedürftigen Landkreisbewohner von 2017 (75,1 %) bis zum Jahr 2029 konti- nuierlich um 1,2 Prozentpunkte auf 73,9 % und bis 2037 weiter auf 73,7 % absinken würde. Wie bereits bei der letzten Pflegebedarfsplanung aus dem Jahr 2015, hält der Landkreis Donau-Ries auch aktuell weiter am Prinzip „ambulant vor stationär“ fest. Zur Umsetzung dessen wird ein Zielwert (Anteil der zu Hause Gepflegten) von 76 % festgelegt. Im Gegensatz zur bereits darge- stellten „Status-Quo“-Prognose erfolgt die Prognose nach dem Grundsatz „ambulant vor stati- onär“ für einen kürzeren Zeitraum. Der Hauptgrund dafür ist eine genauere Planbarkeit, denn bei der Pflege handelt es sich um einen Bereich, in dem es aufgrund unterschiedlicher Faktoren zu schnellen Veränderungen kommen kann. Somit gilt der Zielwert von 76 % für das Jahr 2029 und damit für die nächsten 10 Jahre.

Anteil der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen Die nachfolgenden Darstellungen 35 und 36 zeigen die Pflegebedarfsprognose für die Jahre 2017 bis 2029 nach der Variante „ambulant vor stationär“. Dabei wird eine häusliche Versor- gungsquote von 76 % bis zum Jahr 2029 angestrebt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwen- dig, die ambulante Infrastruktur für pflegebedürftige Bewohner des Landkreises auch weiter zu stärken. Ebenso sind Angebote zur Unterstützung pflegender Angehöriger notwendig.

81 Prognose des Bedarfs an Pflegeleistungen bis zum Jahr 2037 bzw. 2029

Darstellung 35: Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2029 auf Basis regionaler Inanspruchnahmequoten – Variante „ambulant vor stationär“ Zu Hause lebende Personen, Hiervon: Leistungsempfänger3) Betreuung durch: Anteil der zu Hause Alle Leistungs- Jahr gepflegten Personen empfänger In vollstationärer Zu Hause Angehörige Ambulanten Kurzzeitpflege Tagespflege 2) in % Dauerpflege Lebende Lebende1) (Pflegegeld) Pflegedienst

1 2 3 4 5 6 7 8 9 2017 3.544 884 2.660 1.806 805 49 119 75,1%

2018 3.612 898 2.714 1.839 825 75,1%

2019 3.691 915 2.776 1.877 847 75,2%

2021 3.819 940 2.878 1.940 884 75,4%

2023 3.925 960 2.964 1.995 914 75,5%

2025 4.056 986 3.070 2.061 951 75,7%

2027 4.165 1.006 3.159 2.117 981 75,8%

2029 4.281 1.028 3.254 2.177 1.015 76,0%

1) Spalte 4 zeigt die Summe aus Spalte 5, 6 und 7. Personen, die Kurzzeit- bzw. Tagespflege in Anspruch nehmen, werden nach ihrer Rückkehr in das häusliche Umfeld von Angehörigen bzw. ambulanten Pflegediensten gepflegt und betreut. 2) In Spalte 5 und 6 enthalten. 3) Die Werte geben an, wie viele Personen zum Stichtag, z. B. 15.12.2017 Kurzzeit- bzw. Tagespflege in Anspruch nehmen. Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung entstehen durch Rundungen. Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

82 PrognoseInstitut des fürBedarfs Sozialplanung, an Pflegeleistungen Jugend bis zum- undJahr 2037 Altenhilfe, bzw. 2029 Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Darstellung 36: Entwicklung der Empfänger von Pflegeversicherungsleistungen nach Entwicklung der EmpfängerArt der Leistungen von Pflegeversicherungsleistungen 2017 – 2029, Variante „ambulant vor stationär nach Art“ – der Leistungen 2017 – 2029, Variante „ambulant vor stationär“ Landkreis Donau-Ries Landkreis Donau-Ries Entwicklung in absoluten Zahlen 5.000

4.000

2.177 3.000 1.940 2.061 1.806 2.000 986 1.028 884 940 1.000 854 938 1.009 1.077 0 2017 2021 2025 2029

Landkreis 3.544 3.819 4.056 4.281 Donau-Ries

Ambulant & Teilstationär Vollstationär Pflegegeld

Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung durch Rundungen. SAGS 2019 nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik 18 (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

Die Zahl der pflegebedürftigen Personen, die einen vollstationären Dauerpflegeplatz benötigen werden, steigt nach der Variante „ambulant vor stationär“ von 884 im Jahr 2017 um 144 Perso- nen auf 1.028 im Jahr 2029 (Anstieg von 16 %). Das sind nach den Berechnungen 89 Personen weniger als in der „Status Quo“-Variante. Auf der anderen Seite nimmt die Zahl der zu Hause lebenden Personen von 2.660 im Jahr 2017 auf 3.254 Personen im Jahr 2029 zu. Im Unterschied zur „Status Quo“-Variante ergibt sich eben- falls eine Differenz von 89 Personen. Die Darstellung 37 zeigt die veränderten Anteile der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen an deren Gesamtzahl in den beiden Varianten bis 2029: Für die „Status Quo“-Variante ergibt sich ein Anteil von 73,9 %, für die Variante „ambulant vor stationär“ der angestrebte Wert von 76,0 %.

Der zwischen den beiden Linien in der nachfolgenden Darstellung entstandene Abstand stellt letztlich den Gestaltungsspielraum für die weitere Entwicklung dar.

83 Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen Anteil der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen im Darstellung 37: Falle „StatusAnteil derQuo“ zu undHause von lebend „Ambulanten Pflegebedürftigen vor Stationär“ im Falle der Varianten „Status Quo“ und „ambulant vor stationär“

In % der Pflegebedürftigen 80%

75,1% 76,0% 75% 73,9%

70%

65% 2017 2021 2025 2029

Status Quo-Variante Ambulant vor Stationär-Variante

Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017). 19

2.3 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Vollstationäre Pflege Im Falle der „Status Quo“-Variante müssten bis zum Jahr 2029 1.116 Personen vollstationär – und damit gut 230 Personen mehr als 2017 – versorgt werden. Ein Blick auf das Jahr 2037 macht eine Mehrversorgung von knapp 400 Personen deutlich. Zum Stichtag 01.07.2019 stellten alle 12 stationären Einrichtungen insgesamt 1.000 Pflegeplätze im Landkreis zur Verfügung, davon 29 Plätze im beschützenden Bereich. Diese werden durch 2 Einrichtungen bereitgestellt.46 Um festzustellen, ob und inwiefern die vorhandenen Pflegeplätze zukünftig ausreichen, ist ein detaillierter Abgleich der Daten aus der Pflegeversicherungsstatistik mit den erhobenen Be- wohnerdaten erforderlich. Nach den der Pflegebedarfsprognose zugrundeliegenden Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik sind zum Stichtag 15.12.2017 gut 880 Personen aus dem Landkreis Donau-Ries in stationären Einrichtungen untergebracht. Wie die Ergebnisse der Bestandserhebungen zeigen, stammt ein sehr großer Anteil (82 %) der Bewohner der stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries auch tatsächlich aus dem Landkreis (Wohnort vor Einzug in die stationäre Einrich- tung war Landkreis Donau-Ries). Zugleich versorgen die stationären Einrichtungen in den umlie- genden Landkreisen nur einen vergleichsweise kleinen Anteil an Bewohnern, die vor Einzug in

46 Ergebnisse der Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries, Stichtag: 01.07.2019.

84 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen die stationäre Einrichtung im Landkreis Donau-Ries wohnten. Dieser beläuft sich im Durschnitt auf deutlich unter 10 %. Wechselwirkungen im stationären Bereich in diesem Ausmaß, wie für den Landkreis Donau-Ries festgestellt, bewegen sich somit in einem ganz normalen Rahmen, da nicht selten der Wohn- oder Arbeitsort der Kinder den Standort der stationären Einrichtung der Eltern bestimmt. Bei den zukünftigen Planungen im Landkreis Donau-Ries sind diese Wech- selwirkungen somit nicht relevant. Problematisch scheint vielmehr die personelle Situation in den stationären Einrichtungen. Demnach gaben 3 Einrichtungen an, dass sie im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) aufgrund von Personalmangel insgesamt 64 Pflegeplätze nicht be- legen konnten. Dies betraf insbesondere eine stationäre Einrichtung, die bereits seit Wochen einen Aufnahmestopp aufgrund fehlender Fachkräfte verhängt hat. Der reine Bestand an Plät- zen ist somit kein Garant für die Verfügbarkeit dieser. Ausschlaggebend ist vielmehr das Perso- nal in den Einrichtungen, was bei allen zukünftigen Planungen unbedingt mitbedacht werden muss.

Auf Basis der „Status Quo“-Variante und vor dem Hintergrund einer ausreichenden Verfüg- barkeit an Pflegepersonal sind die vorhandenen Platzzahlen nur noch bis zum Jahr 2023 aus- reichend. Im Jahr 2025 würden 43, im Jahr 2029 bereits über 116 Plätze mehr benötigt, um den Bedarf zu decken (vgl. Darstellung 33). Im Fall der Variante „ambulant vor stationär“ und unter der Voraussetzung eines entsprechenden Infrastrukturausbaus müsste bis zum Jahr 2029 für 1.028 Personen eine vollstationäre Pflege und Betreuung angeboten werden. Dies sind 89 Per- sonen weniger als bei der „Status Quo“-Variante.

Kurzzeitpflege

Seit Inkrafttreten der Pflegestärkungsgesetze besteht die Möglichkeit, den Anspruch auf Kurz- zeitpflege durch bessere Kombination der Leistungen von Kurzzeit- und Verhinderungspflege von zuvor 4 auf bis zu 8 Wochen pro Jahr47 zu erhöhen. Der pro Kalenderjahr verfügbare, noch nicht verbrauchte Leistungsbetrag für Verhinderungspflege kann somit auch für Leistungen der Kurzzeitpflege eingesetzt werden. Diese Rechtslage führte in den vergangenen Jahren auch zu einer deutlichen Ausweitung des tatsächlichen Bedarfs an Kurzzeitpflege, auch im Landkreis Donau-Ries. Auch kommt es dadurch zu einer längeren Verweildauer, wodurch sich die tatsäch- lich zur Verfügung stehende Anzahl an Kurzzeitpflegeplätzen pro Leistungsempfänger und pro Jahr verringert und dadurch insgesamt weniger Personen in Kurzzeitpflege betreut werden können.

47 Diese Ansprüche gelten seit dem 01.01.2017 für Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5.

85 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Um auf die steigende Nachfrage nach Kurzzeitpflege zu reagieren gibt es mittlerweile unter- schiedliche Förderprogramme, die von den Pflegeeinrichtungen genutzt werden können. Ge- meint sind das Modell „Fix plus x“48 und die Richtlinie Pflege – WoLeRaF49. An dieser Stelle sei allerdings darauf hingewiesen, dass Kurzzeitpflegeplätze, die nach dem Modell „Fix plus x“ ge- fördert werden, nicht als zusätzliche Plätze zur Verfügung stehen. Vorhandene vollstationäre Plätze werden hierzu lediglich in dauerhafte Kurzzeitpflegeplätze umgewandelt. Mit der Richt- line WoLeRaF wird hingegen sowohl eine Neuschaffung von festen Kurzzeitpflegeplätzen als auch eine Umwandlung von vollstationären Pflegeplätzen in dauerhafte Kurzzeitpflegeplätze gefördert. Seit Mitte November 2019 gibt es zudem die Richtlinie PflegesoNahFöR, mit der ebe- nfalls die Einrichtung von Kurzzeitpflege unterstützt wird. Diese Förderung ausschließlich die Neuschaffung von dauerhaften Kurzzeitpflegeplätzen in einer stationären Einrichtung. Hierzu werden bis zu 60 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, die pro Kurzzeitpflegeplatz auf maximal 70.000 Euro begrenzt sind gefördert.50 Sofern diese Betragsgrenzen nicht erreicht werden, gilt eine maximale Förderquote von bis zu 90 % (vgl. Kapitel Einführung, gesetzliche Grundlagen). Darüber hinaus besteht seit 01.01.2020 auch durch den Landkreis Donau-Ries eine eigene För- derung für die Bereitstellung verbindlicher Kurzzeitpflegeplätze (vgl. Anhang, Kapitel 2.3). Nach den Erkenntnissen aus den Bestandserhebungen bieten 11 der 12 stationären Einrichtun- gen im Landkreis Donau-Ries eingestreute Kurzzeitpflege an. Zum Stichtag 01.07.2019 belief sich die Zahl an Plätzen auf mindestens 37. Ein Angebot an dauerhafter Kurzzeitpflege besteht durch insgesamt 8 stationäre Einrichtungen im Landkreis. Diese stellen hierzu 16 entsprechen- de Plätze zur Verfügung. Zwei weitere stationäre Einrichtungen sind gerade dabei, ein Kurzzeit- pflegeangebot nach dem Modell „Fix plus x“ mit insgesamt 4 Plätzen zu schaffen. Bei den übri- gen 2 Einrichtungen bestehen derzeit Überlegungen zur Schaffung eines dauerhaften Kurzzeit- pflegeangebots (vgl. Kapitel 2.3). Im Vergleich zur letzten Pflegebedarfsplanung (2015) konnte das Kurzzeitpflegeangebot in den vergangenen Jahren somit etwas ausgebaut werden. Die Nachfrage nach Kurzzeitpflegeplätzen lässt sich nach Aussagen der Einrichtungen aktuell kaum decken, sodass die Einrichtungen Anfragen von Kurzzeitpflegegästen regelmäßig oder mindestens in Stoßzeiten (Urlaubs-/Ferienzeiten) abweisen müssen. Im bisherigen Jahr 2019 (Januar bis Ende Juni) zählten 8 Einrichtungen insgesamt 801 Anfragen nach einem Kurzzeit- pflegeplatz. Neben mindestens 37 (Stichtagszahl) eingestreuten Plätzen standen diesen Anfra-

48 Das Modell „Fix plus x“ wurde zusammen mit Vertretern der Landespflegesatzkommission unter Federfüh- rung des bpa entwickelt. 49 Vgl. https://www.stmgp.bayern.de/service/foerderprogramme/foerderung-kurzzeitpflege/, Stand: Oktober 2019. 50 Vgl. https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2019/510/baymbl-2019-510.pdf, Stand: Dezember 2019.

86 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen gen 9 feste Plätze gegenüber. Hier gilt es zu bedenken, dass Interessierte i. d. R. bei verschie- denen Einrichtungen anfragen und mehrfach abgelehnt werden. Auch können Personen, die von einer Einrichtung abgewiesen wurden, durchaus bereits einen Platz in einer anderen Ein- richtung gefunden haben. Die tatsächliche Anzahl an Interessenten, die keinen Kurzzeitpflege- platz erhalten, dürfte demnach geringer sein, als es sich durch die absolute Summe der Ableh- nungen vermuten lässt (vgl. Kapitel KZP). Neben den Anbietern von Kurzzeitpflege (stationäre Einrichtungen), weisen auch die ambu- lanten Pflegedienste und Tagespflegeeinrichtungen darauf hin, dass ihrer Einschätzung nach (dauerhafte) Kurzzeitpflegeplätze im Landkreis fehlen (8 von 14 Institutionen). Ausgehend vom erhobenen Kurzzeitpflegeangebot der stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries findet sich in Darstellung 38 eine Abschätzung darüber, wie viele Personen pro Jahr aktuell in Kurzzeitpflege versorgt werden können. Rechnerisch wird hierzu eine durchschnitt- liche Verweildauer von 4 Wochen51 und eine 30-%ige (Variante 1) bzw. 50 %-ige (Variante 2) Verfügbarkeit der eingestreuten Plätze angenommen (vgl. Darstellung 38).

Darstellung 38: Versorgte Personen mit Kurzzeitpflege – Modellrechnung auf Basis des aktuellen Kurzzeitpflegeangebots im Landkreis Donau-Ries

Versorgte Personen Versorgte Personen Versorgte Personen pro Jahr durch 16 feste durch 37 eingestreute durch KZP insgesamt KZP-Platz Plätze pro Jahr Variante 1 30%-ige Verfügbarkeit 208 144 352 eingestreuter KZP-Plätze Variante 2 – 50%-ige Verfügbarkeit 208 241 449 eingestreuter KZP-Plätze

Versorgte Personen Versorgte Personen Versorgte Personen pro Jahr durch 20* durch 37 eingestreute durch KZP insgesamt feste KZP-Platz Plätze pro Jahr Variante 1 30%-ige Verfügbarkeit 260 144 404 eingestreuter KZP-Plätze Variante 2 – 50%-ige Verfügbarkeit 260 241 501 eingestreuter KZP-Plätze *) Hier sind bereits die geplanten 4 Kurzzeitpflegeplätze der 2 stationären Einrichtungen berücksichtigt, die angeben, gerade dabei zu sein, entsprechend des Modells „Fix plus x“ Kurzzeitpflege zu schaffen. Quelle: SAGS 2019 Schätzung auf Basis der Ergebnisse aus den Bestandserhebungen der stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries (Stichtag: 01.07.2019).

51 Die Annahme von 4 Wochen gründet auf der oben angeführten Leistungsausweitung, die sich im Zuge der Pflegereform und insbesondere mit Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes I ergab.

87 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Unter den vorausgegangenen Annahmen und entsprechend der aktuellen Zahl an Kurzzeitpfle- geplätzen könnten so pro Jahr rechnerisch nach Variante 1 352, nach Variante 2 449 Personen mit Kurzzeitpflege versorgt werden. Finden bei der Abschätzung auch bereits die 4 festen Plätze Berücksichtigung, die von 2 Ein- richtungen derzeit geschaffen werden und somit in Kürze zur Verfügung stehen werden, so könnten pro Jahr rechnerisch sogar 404 (Variante 1) bzw. 501 (Variante 2) Personen mit Kurz- zeitpflege versorgt werden. Eine Gegenüberstellung dieser Zahlen mit der absoluten Summe von Anfragen nach Kurzzeit- pflege im Jahr 2019 zeigt deutlich, dass das derzeit vorhandene Angebot nicht ausreichend ist.

Tagespflege

Auch im Bereich der Tagespflege wurden die Leistungen für Pflegebedürftige und deren Ange- hörige durch die Pflegestärkungsgesetze (PSG) erweitert. Mit der im PSG I enthaltenen Neure- gelung werden seit Anfang 2015 Zuschüsse zur Tages- (wie auch Nacht-)Pflege unabhängig da- von gewährt, ob bereits Pflegegeld oder Pflegesachleistungen bezogen werden. Es findet somit keine Anrechnung von Leistungen mehr statt. Auch Demenzerkrankte haben durch das PSG I einen Anspruch auf Tagespflege.52 Neben der jüngst in Kraft getretenen Richtlinie PflegesoNahFöR53, nach der neu geschaffene Tagespflegeplätze bis zu 25.000 Euro pro Jahr gefördert werden, besteht seit Anfang 2020 eine eigene Förderung von verbindlichen Tagespflegeplätzen durch den Landkreis Donau-Ries (vgl. Anhang, Förderrichtlinien).

Im Landkreis Donau-Ries gibt es aktuell 4 eigenständige Tagespflegeeinrichtungen (vgl. Kapitel 2.4) – mit Sitz in Donauwörth (2 Tagespflegen), Oettingen und Deiningen, wodurch der Norden und Süden des Landkreises mit je 2 Einrichtungen versorgt ist. Diese stellen gemeinsam 67 Ta- gespflegeplätze zur Verfügung und werden ihr Platzangebot zukünftig weiter ausbauen. Da- rüber hinaus besteht auch bei 2 der 12 stationären Einrichtungen ein Angebot an Tagespfle- geplätzen. Diese stellten zum Stichtag insgesamt 4 eingestreute und 6 dauerhafte Plätze zur Verfügung. Das Altenheim St. Vinzenz in Nördlingen, das bereits Tagespflege anbietet, wird sein Angebot in den nächsten Jahren um eine eigene Tagespflege mit 20 bis 25 Plätzen erweitern. Ebenso soll eine eigenständige Tagespflege in der Stadt Wemding entstehen.

52 Vgl. https://www.dmrz.de/wissen/ratgeber/pflegestaerkungsgesetz?gclid=EAIaIQobChMIx9nLt MSi5QIVy513Ch3hLg8SEAAYASAAEgKQAPD_BwE, Stand: Oktober 2019. 53 Vgl. https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2019/510/baymbl-2019-510.pdf, Stand: Dezember 2019. Bei Umbau- oder Modernisierungsmaßnahmen von Tagespflegeplätzen erfolgt eine Förderung bis zu 60 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens aber 25.000 Euro pro entsprechendem Platz.

88 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Im Vergleich zur letzten Pflegebedarfsplanung fand ein deutlicher Ausbau des Tagespflegean- gebots – insbesondere an festen Plätzen – im Landkreis statt. Seit 2015 entstanden 2 neue eigenständige Tagespflegeeinrichtungen, wodurch sich die Zahl an festen Plätzen von damals 45 auf heute um 7354 Plätze erhöhte. Auch die geografische Verteilung der Angebote hat sich seither verbessert, sodass Angebote sowohl im Norden als auch im Süden des Landkreises vor- handen sind. Befragt nach der Auslastung der Plätze, geben 2 der 4 eigenständigen Tagespflegeeinrichtun- gen an, dass sie die Nachfrage i. d. R. bedienen können. Bei den übrigen 2 Tagespflegen sowie einer stationären Einrichtung, die Tagespflege anbietet, übersteigt hingegen das Angebot die Nachfrage, sodass längere Wartezeiten bestehen. Bei den beiden eigenständigen Tagespflege- einrichtungen ergibt sich somit eine durchschnittlich Wartezeit von 11 Wochen.

Auch im Zusammenhang mit Tagespflege sieht ein Teil der stationären Einrichtungen und am- bulanten Dienste einen Mangel im Landkreis (6 von 23 Institutionen). Allerdings stellt sich die Situation in diesem Bereich – gerade auch vor dem Hintergrund des künftigen Ausbaus an Ta- gespflegeplätzen bzw. -angeboten weitaus besser dar als im Zusammenhang mit Kurzzeitpfle- ge.

Methodischer Hinweis: Versorgungspotenzial durch Plätze in (teil-)stationären Einrichtungen Bestehen in einer stationären Einrichtung beispielsweise 100 Plätze, ist die Zahl der Pflegebe- dürftigen, die durch die Einrichtung in einem bestimmten Zeitraum (z. B. einem Jahr) versorgt werden können, abhängig von der mittleren Verweildauer. Liegt diese bei einem Jahr oder mehr, können und werden also auch 100 Pflegedürftige in einem Jahr versorgt. Liegt die mittlere Verweildauer unter einem Jahr, können demzufolge mehr Pflegebedürftige versorgt werden. Bei einer mittleren Verweildauer von einem halben Jahr ist daher eine Ver- sorgung von (bis zu) 200 Pflegebedürftigen möglich. Bei einer mittleren Verweildauer von mehr als einem Jahr, können gleichzeitig 100 Pflegedürf- tige versorgt werden. Liegt die mittlere Verweildauer jedoch bei 2 Jahren können pro Jahr nur 50 Neuaufnahmen realisiert werden. Vergleicht man die Bewohnerzahl an einem Stichtag (z. B. am 15.12. eines Jahres) mit der Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze – wie dies im Rahmen der Analyse der Pflegestatistik er- folgt – wird angenommen, dass an diesem Tag genauso viele Pflegebedürftige versorgt werden können, wie Plätze vorhanden sind.

54 Inklusive der 6 dauerhaften Tagespflegeplätze des Altenheims St. Vinzenz in Nördlingen.

89 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Versorgung mit ambulanten Pflegediensten

Ambulante Pflegedienste sollen nach § 70 Abs. 5 AVSG (Verordnung zur Ausführung der Sozialgesetze vom 02.12.2008) mit Festbeträgen aus bereitgestellten Haushaltsmitteln geför- dert werden (Investitionskostenförderung). Eine entsprechende Investitionskostenförderung besteht auch durch den Landkreis Donau-Ries. Einzelheiten hierzu finden sich im Anhang. Grundlagen für die Förderung sind die Zahlen der pflegebedürftigen Personen, die entspre- chende Leistungen nach SGB XI erhalten bzw. der Mitarbeiter, die entsprechende Leistungen erbringen. Wie oben dargestellt, nimmt die Zahl der ambulant zu versorgenden Personen im Landkreis Donau-Ries zu. Sie unterscheidet sich aber – wenn auch nur in geringem Maße – in den beiden Prognosevarianten (vgl. Darstellung 39).

Darstellung 39: Von ambulanten Diensten betreute pflegebedürftige Personen im Landkreis Donau-Ries 2017 – 2029 „Status Quo“-Variante Variante „ambulant vor stationär“ Jahr Kunden absolut In %, 2017=100 % Kunden absolut In %, 2017=100 % 2017 805 100% 805 100% 2018 822 102% 825 102% 2019 844 105% 847 105% 2020 860 107% 866 108% 2021 876 109% 884 110% 2022 888 110% 898 112% 2023 902 112% 914 114% 2024 922 115% 937 116% 2025 933 116% 951 118% 2026 948 118% 968 120% 2027 959 119% 981 122% 2028 970 120% 994 124% 2029 987 123% 1.015 126%

Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017). Die prognostizierte Entwicklung der Zahl der von ambulanten Pflegediensten betreuten Per- sonen für die Jahre 2017 bis 2029 kann als Grundlage für eine bedarfsgerechte Festsetzung der Förderbeträge im Rahmen verfügbarer Haushaltsmittel herangezogen werden (vgl. Darstellung 39).

90 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Entwicklung Demenzerkrankter im Landkreis Donau-Ries

Die Zahl der demenzkranken Personen wird in den nächsten Jahren erheblich steigen. Das liegt an der allgemeinen, höheren Lebenserwartung und dem steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung. Darstellung 40 zeigt die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken (De- menzprävalenzen) – differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht in Westdeutschland im Jahr 200255. Daran wird deutlich, dass die Erkrankungswahrscheinlichkeit (Prävalenzrate) für Demenz bei den 75- bis 79-jährigen Frauen in Westdeutschland bei 7 % liegt, bei Männern bei 6 %. In der Altersgruppe der 80- bis 84-Jährigen (beider Geschlechter) sind diese Werte nahezu doppelt so hoch. BeiInstitut älteren fürPersonen Sozialplanung, steigen sie Jugenddann sprunghaft- und Altenhilfe, an. Demnach lag die Wahr- Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) scheinlichkeit für eine 94-jährige Frau aus Westdeutschland an Demenz zu erkranken im Jahr 2002 bei 37 %. Anteil Demenzkranker an den jeweiligen Altersgruppen Darstellung 40: Anteil Demenzkranker an den jeweiligen Altersgruppen in Westdeutschland im Jahr 200 in Westdeutschland im Jahr 2002 In Prozent 100%

80%

60%

40% 37% 31% 28% 23% 24% 18% 20% 10% 13% 6% 7% 1% 1% 2% 1% 3% 3% 0% 60-64 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90-94 95 und älter

Männer Frauen

Quelle: SAGS 2019 nach einer Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung Quelle: SAGS 2019 nach einer Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Demografischen Wandels auf Basis von GKVdes-Daten demograf aus dem ischenJahr 2002 Wandels auf Basis von Daten der GKV von 2002. 16

Im Jahr 2011 lebten fast 2.000 demenzkranke Personen im Landkreis Donau-Ries. Bis zum Jahr 2029 wird die Zahl auf fast 2.400 Personen und damit um 23 % steigen (vgl. Darstellung 41). Mit dem Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz wurden die Leistungen für Personen mit erheblich ein- geschränkter Alltagskompetenz (Stichwort: Demenz) erstmals erweitert. Weitere Veränderun- gen erfolgten durch die Pflegestärkungsgesetze (PSG I und II). Durch sie und die eingeführten

55 Die Prävalenzdaten der Demenzerkrankung basieren dabei auf der Publikation „Prävalenz und Inzidenz von Demenz in Deutschland – eine Studie auf Basis von Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen von 2002“, dem Diskussionspapier 24 des Rostocker Zentrums zur Erforschung des demografischen Wandels aus dem Jahr 2009 der Autorinnen Uta Ziegler und Gabriele Doblhammer.

91 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

5 Pflegegrade stehen u. a. Menschen mit psychischen Defiziten wie z. B. einer Demenzerkran- kung seit dem 01.01.2017 bei staatlichen Unterstützungsleistungen stärker im Fokus. Die Grundlage für eine Einstufung der Pflegebedürftigkeit liegt nicht länger auf (rein) körperlichen Defiziten. Diese Leistungsausweitung hatte Auswirkungen auf die Nachfrage nach entsprechen- den Angeboten: Sie ist spürbar gestiegen – und das nach den Ergebnissen des Expertenge- sprächs „Pflegebedarfsprognose“ auch im Landkreis Donau-Ries. Entsprechende Angebote müssen bereitgestellt bzw. zum Teil (neu) geschaffen werden. Gemeint ist eine Vielzahl unter- schiedlicher Angebote,Institut die ins fürbe sonSozialplanung,dere auch die EntlasJugendtung- und von Altenhilfe,pflegenden Angehörigen zum Ziel haben. Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Prognose der Zahl an Demenz Erkrankter im Darstellung 41: Prognose derLandkreis Zahl an Demenz Donau Erkrankter-Ries im Landkreis Donau-Ries 2017–20172037 – 2037auf der auf BasisBasis von von GKV GKV-Prävalenzraten-Prävalenzraten

Entwicklung in % (Diagramm), 2017 = 100% bzw. absolute Zahlen (Tabelle) 160% 143% 130% 123% 115% 120% 108% 100%

80%

40%

0% 2017 2021 2025 2029 2033 2037

Landkreis 1.942 2.097 2.242 2.380 2.524 2.779 Donau-Ries

Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik Quelle: SAGS 2019(Pflegestatistik, Schätzung auf Basis Stand: der Daten 15. 12.des 2017)Bayerischen. Landesamtes für Statistik, Pflegeversicherungsstatistik, Stand: 15.12.2017 17

Eine besondere Herausforderung im Landkreis Donau-Ries ergibt sich in diesem Zusammen- hang mit der Betreuung Schwerstdemenzerkrankter, deren Zahl deutlich zunimmt und die insbesondere über die Kurzzeitpflege in die stationären Einrichtungen kommen. Hier gilt es, nach angemessenen Lösungen zu suchen, die sowohl zu einer Entlastung pflegender Ange- höriger als auch für die Einrichtungen zu keiner (weiteren) „Belastung“ führen.

92 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Fazit

Bedarfsentwicklung im Landkreis Donau-Ries Die beiden dargelegten Prognosevarianten geben den Rahmen vor, innerhalb dessen der Landkreis und die kreisangehörigen Städte, Märkte und Gemeinden zukünftig ihren Weg finden müssen. Wie bereits bei der letzten Pflegebedarfsplanung aus dem Jahr 2015 wird der Land- kreis Donau-Ries seine Pflegelandschaft auch zukünftig entsprechend der Variante „ambulant vor stationär“ ausrichten. Die Schaffung zusätzlicher Plätze in stationären Einrichtungen ist bei der Umsetzung der Va- riante „ambulant vor stationär“ aktuell keine vordringliche Aufgabe für den Landkreis. Zur Um- setzung muss stattdessen der ambulante Bereich gestärkt werden – und zwar durch eine be- darfsgerechte Schaffung zusätzlicher Angebote, welche die häusliche Pflege unterstützen. Dazu gehört u. a. die Bereitstellung von Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige. Je nach Ausgestaltung der Angebote im Landkreis werden die Pflegebedürftigen also entweder ver- stärkt in den vollstationären Bereich abwandern oder zu Hause wohnen bleiben. Mit Blick auf das Jahr 2029 könnte durch eine entsprechende Steuerung eine Anzahl von ca. 89 Personen von der Schaffung verbesserter ambulanter Strukturen profitieren und zu Hause ambulant versorgt werden. Das zeigen die folgenden Darstellungen.

Darstellung 42: Pflegebedürftige zu Hause – Variantenvergleich 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 „Status Quo“-Variante 2.660 2.763 2.851 2.925 3.013 3.086 3.165

Variante 2.660 2.776 2.878 2.964 3.070 3.159 3.254 „ambulant vor stationär“ Differenz 0 13 27 40 57 72 89

Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung durch Rundungen. Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

Darstellung 43: Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen – Variantenvergleich 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 „Status Quo“-Variante 884 927 967 1.000 1.043 1.078 1.116

Variante 884 915 940 960 986 1.006 1.028 „ambulant vor stationär“ Differenz 0 13 27 40 57 72 89

Anmerkung: Geringfügige Abweichungen bei der Summenbildung durch Rundungen. Quelle: SAGS 2019 Prognose auf Basis der Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik (Pflegestatistik, Stand: 15.12.2017).

93 Erläuterungen zu den Betreuungsarten im Einzelnen

Durch die weitere Ausrichtung der Pflegelandschaft im Landkreis Donau-Ries an der Variante „ambulant vor stationär“ für die kommenden Jahre bis 2029 soll demnach der bereits aktuell sehr hohe Anteil häuslich gepflegter pflegebedürftiger Landkreisbewohner von 75,1 % auf 76,0 % erhöht werden (vgl. Darstellungen 33 und 35). Vor dem Hintergrund der demografi- schen Entwicklung, hier insbesondere die Zunahme an Hochbetagten, sollte die ambulante Infrastruktur im Landkreis weiter gestärkt werden. Unterstützt wird der Ausbau der häuslichen Pflege seit einigen Jahren – wie bereits dargestellt – auch durch Bemühungen des Gesetzgebers. Durch die Ausdehnung der Finanzierung von ambulanten und teilstationären Pflegeleistungen wird ein deutlicher Anreiz für Betroffene und deren Angehörige geschaffen, diese Angebote zu nutzen (vgl. Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz – PNG56, Erstes Pflegestärkungsgesetz57). Dies gilt auch für Träger, die Angebote in diesen Be- reichen aus- bzw. aufzubauen. Die Leistungserweiterungen betreffen u. a. niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote, Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie Leistungen der Tages- und ambulanten Nachtpflege.

56 Gesetz zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung (Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz – PNG) vom 23.10.2012 (BGBl. I, S. 2246). Das Gesetz trat am 01.01.2013 in Kraft. 57 Das Gesetz trat am 01.01.2015 in Kraft.

94 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

3 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse und der Pflegebedarfsprognose sowie einer Abwägung aller Fakten ist prinzipiell davon auszugehen, dass der Großteil der zukünftig pflegebedürftigen Personen durch eine konsequente Weiterentwicklung der häuslichen Betreuungs-, Pflege- und Unterstützungsleistungen weiter zu Hause wohnen bleiben kann.

Versorgung durch ambulante Pflegedienste; Nachbarschaftshilfen Aufgrund der demografischen Struktur und dessen Wandels ergibt sich für die nächsten Jahre ein starker Anstieg der Pflegebedürftigen im Landkreis Donau-Ries. Ausgehend vom Jahr 2017 ist ein Plus von rund 750 Pflegebedürftigen bzw. eine Steigerung um gut 20 % bis 2029 zu er- warten. Gut jeder 2. Pflegeleistungsempfänger im Landkreis Donau-Ries (51 %) erhält aktuell (Ende 2017) Pflegegeld und wird somit familiär-häuslich gepflegt. Die ambulante Versorgung von Pflegebedürftigen wird im Landkreis Donau-Ries von privaten Pflegediensten und Wohlfahrtsverbänden übernommen. Diese sind flächendeckend über den gesamten Landkreis verteilt, wodurch Kunden aus allen Gemeinden versorgt werden können. Derzeit übernehmen sie die Versorgung von 1.560 Personen im Landkreis Donau-Ries. Gegen- über 2015 gibt es keine Veränderung in der Zahl wie auch der Standorte der Dienste. Diese Beständigkeit an Anbietern – die im ambulanten Bereich keineswegs als selbstverständlich an- zusehen ist – weist auf gefestigte Strukturen der ambulanten pflegerischen Versorgung im Landkreis hin. Davon dürften sowohl die Anbieter (u. a. fester Kundenstamm, Netzwerkstruk- turen) selbst, als auch die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen (u. a. Kenntnis über Ange- bote) profitieren. Im Sinne des Grundsatzes „ambulant vor stationär“ gilt es, diese Angebotsstruktur auch zu- künftig zu stärken, um einen Verbleib der Pflegebedürftigen in der häuslichen Umgebung zu unterstützen. Seit 2015 bzw. 2017 fand bereits ein Ausbau einzelner Angebote statt. Dies betraf u. a. die Versorgung mit hauswirtschaftlichen Dienstleistungen, die inzwischen von der Pflege- versicherung gefördert und von allen 11 Diensten angeboten wird. Doch scheint gerade diese Versorgung im Landkreis bislang nicht überall problemlos zu funktionieren und – als Folge von Leistungsausweitungen der Pflegestärkungsgesetze – demnach ein ungedeckter Bedarf zu be- stehen. Gleiches gilt für Angebote zur Unterstützung im Alltag, die z. B. über den Entlastungs- betrag § 45b SGB XI finanziert werden können. Nach § 45a SGB XI übernehmen dies Pflege- dienste oder vom ZBFS anerkannte Angebote – mit ehrenamtlichen Helfern, unter pflegefach- licher Anleitung. Nicht unwesentlich dürfte in diesem Zusammenhang der hohe und gegenüber den Vorjahren weiter gestiegene Anteil an ambulant Betreuten sein, die alleine leben. Sie sind die Hauptzielgruppe dieser Angebote. Geht man davon aus, dass dieser Anteil – durch Abnah- me des familiären Betreuungspotenzials (u. a. Wegzug der Kinder potenziell Pflegebedürftiger)

95 Einschätzung und Handlungsempfehlungen und Zunahme kinderloser Älterer – künftig weiter steigen wird, ist die Schaffung weiterer ent- sprechender Hilfsangebote notwendig. Da es insbesondere die Nachbarschaftshilfen sind, die Einzelfallhilfen auf ehrenamtlicher Basis leisten, sollten u. a. auch sie als potentielle Anbieter derartiger Angebote im Landkreis in Betracht gezogen werden. Der Ausbau von Nachbar- schaftshilfen sollte durch den Landkreis in Form von Beratung und Vernetzung aktiv unterstützt werden.

Vollstationäre Dauerpflege Die vorhandenen Pflegeplätze sind nach beiden Prognosevarianten rechnerisch für die Emp- fänger vollstationärer Leistungen aus dem Landkreis Donau-Ries nur noch wenige Jahre ausrei- chend. Der Großteil der Einrichtungen hat allerdings bereits aktuell Schwierigkeiten die Nach- frage zu bedienen. Die Schaffung weiterer Plätze ist derzeit dennoch keine vordingliche Auf- gabe, liegt der Fokus der nächsten Jahre auf einer Stärkung des ambulanten Bereichs. Die „Be- legung von Pflegeplätzen durch Rüstige“, die bei der Erstellung der letzten Pflegebedarfspla- nung ein durchaus ernstzunehmendes Problem darstellte, hat sich mittlerweile gelöst. Der ent- sprechende Anteil an Bewohnern sank von damals knapp 17 % auf aktuell 6 % und befindet sich damit auf einem – im Vergleich mit anderen Landkreisen – normalen Niveau. Durch einen eben- falls nicht auffällig hohen Anteil an „Fremdbelegungen58“ und mit einer demnach guten „Eigen- versorgungsquote“ (82 %) – was auch die Ergebnisse der Befragung der stationären Einrichtun- gen aus den angrenzenden Landkreisen bestätigen – besteht darüber hinaus eine gute Pla- nungsgrundlage zur Abschätzung des künftigen Bedarfs in diesem Bereich. Eine rein quantita- tive Betrachtung der vorhandenen Pflegeplätze ist hierbei aufgrund der schwierigen Personal- situation im Landkreis Donau-Ries allerdings nicht ausreichend. Wie die Realität in den statio- nären Einrichtungen zeigt, können verfügbare Plätze zum Teil nicht belegt werden, da Pflege- personal fehlt. Im schlimmsten Falle führte dies im Landkreis bereits zu Aufnahmestopps. Es ist demnach wichtig, bereits kurzfristig nach Lösungen zu suchen, die dem Fachkräftemangel ent- gegenwirken und dies sowohl auf Bundes-, Landes- aber auch – entsprechend den vorhande- nen Möglichkeiten – auf Landkreisebene. Darüber hinaus ist es wichtig, auch die Entwicklung von Angebot und Nachfrage nach Pflegeplätzen gerade in den nächsten Jahren gut zu beob- achten. Daher ist eine regelmäßige Überprüfung der Nachfrage oder Reaktionszeiten (Dauer, bis ein Pflegeplatz erhalten wird) anzuraten. Einen Ausbau von Pflegeplätzen erachten wir – u. a. auch vor dem Hintergrund kürzlich erfolgter gesetzlicher Änderungen (Angehörigen-Ent- lastungsgesetz) – erst mittelfristig als notwendig.

58 Bewohner stationärer Einrichtungen, deren Wohnort vor Einzug in die Einrichtung außerhalb des Landkreises Donau-Ries lag.

96 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Aktuell noch unklar sind Aus- und Umbaupläne in 2 stationären Einrichtungen, darunter das Bürgerspital. Dieses gibt Pläne für einen Neubau mit weiteren 18 Plätzen und 2 festen Kurzzeit- pflegeplätzen nach der Richtlinie WoLeRaF an.

Kurzzeitpflege

Für die Zukunft ist mit einer weiteren Bedarfsausweitung im Bereich der Kurzzeitpflege zu re- chnen, will man pflegenden Angehörigen und Menschen mit Pflegebedarf eine häusliche Pflege ermöglichen. Hintergrund ist zum einen die steigende Zahl betreuungsbedürftiger Personen. Zum anderen steigt die Nachfrage aktuell durch die Ausweitung der Leistungsansprüche durch das PSG I bis III.

Im Landkreis Donau-Ries gibt es neben 16 festen einige eingestreute Kurzzeitpflegeplätze (zum Stichtag 01.07.2019: mindestens 37 eingestreute Plätze). Von einem quantitativen Ausbau an festen Plätzen kann seit der letzten Pflegebedarfsplanung somit nicht die Rede sein, obwohl der Großteil dieser neu entstanden ist. Es fand vielmehr nur eine regionale Umverteilung statt. Ein großes eingestreutes Kurzzeitpflegeangebot hat im Gegensatz zu dauerhaften Kurzzeitpfle- geplätzen den Nachteil, dass sie bei einer steigenden Nachfrage nach vollstationären Dauer- pflegeplätzen in zunehmendem Maße für die Kurzzeitpflege nicht mehr zur Verfügung stehen. Pflegende Angehörige stehen dann vor dem Problem, dass sie Plätze nicht weit im Voraus bu- chen können, es zudem schwierig sein kann, einen Urlaub oder Kur-/Krankenhausaufenthalte fest zu planen oder überhaupt einen Kurzzeitpflegeplatz zu erhalten. Auch bei einem möglichen Aufnahmestopp wegen akutem Personalmangel in den stationären Einrichtungen muss davon ausgegangen werden, dass dies zuerst zu Lasten der eingestreuten Kurzzeitpflegeplätze geht. Die Versorgungssituation im Bereich der Kurzzeitpflege im Landkreis Donau-Ries wird sowohl von den ambulanten Diensten und (teil-)stationären Einrichtungen als auch von den Teilneh- mern des Expertengesprächs „Pflegebedarfsprognose“ als nicht ausreichend eingeschätzt. Dies unterstreicht aus empirischer Sicht auch die Modellrechnung zur jährlichen Versorgung Pflege- bedürftiger mit dem vorhandenen Kurzzeitpflegeangebot im Landkreis (vgl. Darstellung 38). Eine Gegenüberstellung dieser Zahlen mit der absoluten Summe von Anfragen nach Kurzzeit- pflege im Jahr 2019 zeigt deutlich, dass das derzeit vorhandene Angebot nicht ausreichend ist.

Dies bestätigen auch die Ergebnisse des IGES-Instituts, das im Auftrag des Bayerischen Staats- ministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) ein Gutachten zur Kurzzeitpflege in Bayern erstellte – mit Einzelanalysen für alle 96 kreisfreien Städte und Landkreise. Demnach sind die Kapazitäten für Kurzzeitpflege in den stationären Einrichtungen in Bayern – und damit der

97 Einschätzung und Handlungsempfehlungen großen Mehrheit der Landkreise und kreisfreien Städte – nicht ausreichend, um den Bedarf zu decken und das eben auch im Landkreis Donau-Ries.59

In Anbetracht dessen ist ein (weiterer) Ausbau an Kurzzeitpflege im gesamten Landkreis drin- gend erforderlich. Dies betrifft insbesondere den Ausbau dauerhafter Kurzzeitpflegeplätze, zu deren Schaffung die Träger von Einrichtungen die entsprechenden Förderprogramme intensi- ver nutzen sollten. Gemeint sind die Förderung des Freistaates – „Fix plus x“ und die Richtlinie WoLeRaF60 sowie die – kürzlich – in Kraft getretene Förderrichtlinie Pflege im sozialen Nahraum (PflegesoNahFöR)61. Seit Anfang des Jahres stellt das Landratsamtes Donau-Ries zudem selbst eine Förderung zur Schaffung von bestehenden dauerhaften Kurzzeitpflegeplätzen zur Verfü- gung, die einen zusätzlichen Anreiz für die Einrichtungen darstellen soll (vgl. Anhang, Förder- richtlinien).

Tagespflege Die Versorgungslage im Bereich der Tagespflege hat sich im Landkreis Donau-Ries durch einen starken Ausbau in den letzten Jahren deutlich verbessert. Gab es im Jahr 2015 45 feste und 5 eingestreute Plätze, hat sich die Zahl an dauerhaften Tagespflegeplätzen auf aktuell 73 erhöht. Die geografische Lage der Angebote lässt dabei auf eine gleich gute Versorgung des nördlichen und südlichen Landkreises schließen. Aus fachlicher Sicht (Expertengespräch „Pflegebedarfs- prognose, Bestandserhebungen) gibt es allerdings durchaus Hinweise auf einen Bedarf an Ta- gespflege. Diese Annahme wird nochmals verstärkt, bedenkt man, dass aus bekannten Grün- den künftig mit einer weiteren Bedarfsausweitung zu rechnen ist. Allerdings dürfen bei dieser Bewertung die geplanten Tagespflegeangebote bzw. der Ausbau an Tagespflegeplätzen nicht unberücksichtigt bleiben, die einen Teil der Nachfrage zukünftig abfangen könnten (vgl. Kapitel 1.4). Inwiefern sich die Situation im Bereich der Tagespflege dadurch allerdings tatsächlich ent- spannt, ist abzuwarten. Vor dem Hintergrund dieser anstehenden Entwicklungen ist zu emp- fehlen, die Angebots- und Nachfragesituation auf kommunaler Ebene zukünftig zu beobachten

59 Basierend auf den Pflegeversicherungsdaten bis 2015. Vgl. IGES (2019): Kurzzeitpflege in Bayern. Teil B: Kreisanalysen 60 Richtlinie WoLeRaF (seit 8/2018): Im Rahmen einer Projektförderung können für die Neuanschaffung oder die Umwandlung von dauerhaften Kurzzeitpflegeplätzen in dauerhafte Kurzzeitpflegeplätze (für mindestens 3 Jahren) pro Projekt maximal 100 Euro je nichtbelegtem Tag bis zu einer Höchstgrenze von 10.000 € je Platz gewährt werden. (Max. 90% des einrichtungsindividuellen Tagessatzes). „Fix plus x“ (seit 1/2018): Eine Pflegeeinrichtung muss 2 Kurzzeitpflegeplätze vorhalten. Ab 100 Pflegeplätzen 3, und ab 200 Plätzen 4. Vorteil: 315 Berechnungstage (statt 355) und 1:16,5 werden zugrunde gelegt. Ein einheitlicher Personalschlüssel von 1:2,4 bleibt über alle Pflegegrade bestehen. Berechnungsgrundlage gilt für alle Aufnahmen in der Kurzzeitpflege. 61 Diese fördert bis zu 60 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, die pro Kurzzeitpflegeplatz auf maximal 70.000 Euro begrenzt sind.

98 Einschätzung und Handlungsempfehlungen und mittelfristig in regelmäßigen Abständen zu evaluieren, z. B. in Form einer Abfrage von Bele- gungs-/Auslastungsquoten sowie Wartelisten. Beim Ausbau von Tagespflege ist stets auf eine regional ausgewogene Verteilung mit Tages- pflegeangeboten im gesamten Landkreis zu achten. Vor dem Hintergrund des bestehenden Be- darfs sind die jüngsten Bemühungen des Landkreises an dieser Stelle positiv hervorzuheben, neben der Kurzzeitpflege auch bestehende dauerhafte Tagespflegeplätze selbst zu fördern. Eine Förderung dauerhafter Tagespflegeplätze erfolgt seit Anfang dieses Jahres (vgl. Anhang, Förderrichtlinien). Auch die Schaffung von Tagespflege wird durch die Förderrichtlinie Pflege im sozialen Nahraum (PflegesoNahFöR) unterstützt.62

Nachtpflege Ein Angebot an Nachtpflege gibt es im Landkreis Donau-Ries nicht. Laut der Fachexperten scheint hierzu allerdings dennoch ein Bedarf zu bestehen. Die Nachtpflege könnte demnach insofern u. a. eine Unterstützung für Angehörige von Pflegebedürftigen mit einer schweren De- menz darstellen. Gerade diese Zielgruppe, deren Zahl seit einiger Zeit stark zunimmt, stellt die stationären Einrichtungen wie auch die Angehörigen vor ganz besondere Herausforderungen. Es wird empfohlen, ein Nachtpflegeangebot an bis zu 2 Standorten im Landkreis aufzubauen und die tatsächliche Nachfrage zu evaluieren. Träger haben auch hier die Möglichkeit einen Förderantrag gemäß der Förderrichtlinie Pflege im sozialen Nahraum (PflegesoNahFöR) zu stellen.63

Demenzerkrankte Personen Aktuell handelt es sich bei knapp der Hälfte der Bewohner der stationären Einrichtungen (44 %64) und gut einem Fünftel der Kunden ambulanter Pflegedienste um Menschen mit De- menz. In den kommenden Jahren wird diese Personengruppe im Landkreis nahezu kontinuier- lich weiter zunehmen. Demensprechend wird die Zahl Demenzkranker im Landkreis Donau-Ries

62 Die Höhe der Zuwendung beträgt hier bis zu 25.000 Euro pro neu geschaffenem Tagespflegeplatz. Bei Umbau- oder Modernisierungsmaßnahmen von Tagespflegeplätzen erfolgt eine Förderung bis zu 60 % der zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens aber 25.000 Euro pro entsprechendem Platz. Vgl. https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2019/510/baymbl-2019-510.pdf, Stand: Dezember 2019. 63 Die Höhe der Zuwendung beträgt bis zu 25.000 Euro pro neu geschaffenem Nachtpflegeplatz. Vgl. https://www.verkuendung-bayern.de/files/baymbl/2019/510/baymbl-2019-510.pdf, Stand: Dezember 2019. 64 Der Anteil wurde auf Basis der Angaben (Anzahl an Demenz erkrankter Bewohner) von 9 Einrichtungen berechnet.

99 Einschätzung und Handlungsempfehlungen von aktuell 1.942 Personen bis 2029 auf ca. 2.400 Personen (Zuwachs: 23 %) ansteigen. In den nächsten 20 Jahren wird sich die Zahl bereits auf rund 2.800 Personen (Zuwachs: 43 %) belauf- en. Gelingt die empfohlene deutliche Stärkung der häuslichen Versorgung im Landkreis Donau- Ries, so wird für die stationären Einrichtungen ein steigender Anteil an Bewohnern mit höhe- rem Pflegebedarf aber auch mit dementiellen Erkrankungen erwartet. Dies ist eine Folge des weiteren Anstiegs des Eintrittsalters in die stationären Einrichtungen und steht im Zusammen- hang mit der Frage, inwieweit eine häusliche Versorgung auch von (stärker) dementiell Erkrank- ten möglich ist. In den stationären Einrichtungen im Landkreis Donau-Ries ist genau diese Entwicklung bereits spürbar. Die seit einiger Zeit wahrgenommene steigende Zahl an Personen mit einer schweren Demenz stellt die Einrichtungen dabei vor große Herausforderungen. Gemeint sind Personen, die aufgrund ihrer Erkrankung aggressives Verhalten zeigen oder andere Bewohner belästigen. Problematisch sind dabei vor allem die Neuaufnahmen, die i. d. R. über die Kurzzeitpflege in die Einrichtungen kommen. Zwar gibt es für Demenzkranke, für die ein richterlicher Unterbrin- gungsbeschluss vorliegt im Landkreis 2 stationäre Einrichtungen mit einem beschützenden Pfle- gebereich, allerdings scheinen die 29 hierfür zur Verfügung stehenden Plätze nicht ausreichend zu sein. Einen bedarfsgerechten Ausbau hierzu gilt es zukünftig dennoch regelmäßig zu prüfen. Gebraucht werden aber vielmehr neue und darauf angepasste Konzepte in den Einrichtungen. Diese müssen zum einen angemessene Rahmenbedingungen vorsehen (u. a. räumliche Aus- stattung). Zum anderen ist ausreichendes und entsprechend qualifiziertes Personal erforder- lich. Entsprechende, innovative Beispiele finden bereits in anderen Bundesländern, die dem Landkreis Donau-Ries – im Sinne von „Best-Practice-Beispielen“ – sicherlich eine gewisse Orien- tierung geben können. In die Diskussion um neue bzw. alternative Betreuungsmöglichkeiten sind u. a. auch die lokalen Fachexperten aus der Behindertenhilfe einzubinden, die ihr Wissen um entsprechende Angebote (zur Betreuung von Personen mit sehr hohem Hilfebedarf) ein- bringen können.

Alternativ kann durch die Schaffung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften, die auf demenzkranke Personen ausgerichtet sind, dieser Bedarf wohnortnah gedeckt werden. Unter- stützung und Interesse hierfür bestehe von Seiten einiger Pflegedienste, die sich vorstellen könnten, die Pflege, Betreuung und hauswirtschaftliche Versorgung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften zukünftig zu übernehmen. Ambulant betreute Wohngemeinschaften bieten eine Alternative zur Unterbringung in statio- nären Einrichtungen, aber auch zur häuslichen Versorgung. Besonders hervorzuheben ist, dass die Angehörigen in den ambulant betreuten Wohngemeinschaften für Demenzkranke hohe Mitsprache- und Gestaltungsmöglichkeiten haben und so eine nutzer- und bedürfnisorientierte Versorgung und Betreuung sicherstellen können. Ggf. ist die Einrichtung von ambulant betreu- ten Wohngemeinschaften (auch) für Menschen mit Demenz auch im Landkreis Donau-Ries

100 Einschätzung und Handlungsempfehlungen sinnvoll und sollte unterstützt werden. Dabei empfiehlt es sich, beratend die Koordinationss- telle „ambulant betreute Wohngemeinschaften“ sowie die Fachstelle für Pflege- und Behinder- teneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) des Landratsamtes Donau-Ries einzubeziehen65. Daneben müssen auch Entlastungsangebote für die pflegenden Angehörigen geschaffen wer- den, bei denen nach wie vor die Hauptlast der Pflege und Betreuung liegt. Zu nennen ist das „Digitale Demenzregister Bayern“ (digiDEM Bayern)66 – an dem auch bereits der Landkreis im Rahmen der Gesundheitsregionplus teilnimmt. Dieses bietet in Form einer On- line-Plattform Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen sowie für Ehrenamtliche. Ziel ist es, die Lebensverhältnisse der Erkrankten und ihrer Angehörigen insbe- sondere in den ländlichen Regionen zu verbessern. Dort, wo die Angebotsdichte im Vergleich zum städtischen Raum geringer ist und lange Anfahrtswege notwendig sind, die Menschen angesichts der Pflegebelastung in vielen Fällen nicht mehr auf sich nehmen, können digitale Angebote wie digiDEM Bayern dazu beitragen, Versorgungslücken zu schließen. Auch der Land- kreis Donau-Ries wird das „Digitale Demenzregister Bayern“ (digiDEM Bayern) zukünftig unter- stützen und bewerben. Zusätzlich ist ein Ausbau des Angebots für demenzkranke Personen im stationären Bereich sinnvoll und notwendig. Vor dem Hintergrund des Grundsatzes der Selbstbestimmung sollten dabei vor allem technische Lösungen in Betracht gezogen werden (Demenzarmbänder, Funk- tionsuhren etc.). Zudem sollten die besonderen Bedürfnisse Demenzkranker konzeptionell noch besser berücksichtigt werden. Dies ist durch die Schaffung von Hausgemeinschaften67 oder des Anlegens von Demenzgärten im Außenbereich stationärer Einrichtungen möglich. Zur Unterstützung einer Versorgung von Demenzkranken zu Hause ist zudem die Aufnahme von Menschen mit einer Demenzerkrankung in der Kurzzeitpflege nötig. Darüber hinaus ist ein, wie unter dem Punkt Tagespflege bereits erwähnt, entsprechender Ausbau im Zusammenhang mit Tagespflege erforderlich.

Ältere, pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund

Alt gewordene pflegebedürftige Personen mit einem Migrationshintergrund nehmen im Land- kreis – wie auch bei der letzten Pflegebedarfsplanung – aktuell noch eine eher untergeordnete Rolle ein. Dies bestätigen vor allem die Bestandsdaten, nach denen nur wenige Pflegeeinrich- tungen aktuell die Pflege und Betreuung entsprechender Pflegebedürftiger übernehmen. Es

65 Informationen unter www.ambulant-betreute-wohngemeinschaften.de 66 Vgl. https://dgidem-bayern.de/, abgerufen am 08.10.2019 67 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren und Jugend (2005): Neue Wohn- und Betreuungsformen im heimlichen Kontext, München, S. 15ff.

101 Einschätzung und Handlungsempfehlungen gilt dennoch die Entwicklungen hierzu in den nächsten Jahren zu beobachten, um ggf. entspre- chende Strukturen einer „kultursensiblen Pflege“ aufbauen zu können.

Ältere, pflegebedürftige Menschen mit Behinderung Während die Versorgung von älteren Menschen mit (geistiger) Behinderung und/oder psychi- schen Erkrankungen im Landkreis Donau-Ries vor ein paar Jahren (Pflegebedarfsplanung 2015) nicht sichergestellt war, hat sich dies mittlerweile geändert. Nach den Bestandsdaten erfolgt die Pflege und Betreuung demnach vorwiegend in speziellen Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Dementsprechend gering ist die Zahl dieser Zielgruppe, die sich in den stationä- ren Einrichtungen der Altenhilfe findet. Mit dem bestehenden Angebot der Träger von Behin- derteneinrichtungen im Landkreis Donau-Ries scheinen gute Voraussetzungen für eine umfas- sende Versorgung zu bestehen – und das durch spezielle Angebote auch für Ältere mit Behin- derung. Inwiefern das bestehende Angebot für ältere Menschen mit Behinderung im Landkreis damit ausreichend ist, kann nicht eingeschätzt werden. Um dieser Zielgruppe und deren Ange- hörigen eine schnelle Vermittlung in die entsprechenden Angebote gewährleisten zu können, ist eine funktionierende Netzwerkarbeit wichtig. Demnach sollten auch die stationären Einrich- tungen der Altenhilfe mit den Trägern von Behinderteneinrichtungen Kooperationen aufbauen. Darüber hinaus sollte in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung entsprechend der Altenhilfe geschultes Personal zur Verfügung stehen. Ebenso gilt es Beratungs- und Vernet- zungsstrukturen (neu) zu schaffen, z. B. durch den Pflegestützpunkt und das Netzwerk Alten- hilfe. Auch zukünftig soll die Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung im Landkreis Donau-Ries aber eine vordringliche Aufgabe der Behinderteneinrichtungen bleiben.

Fachkräftemangel Der Fachkräftemangel in der Pflege schlägt sich auch deutlich im Landkreis Donau-Ries nieder. Die Auswirkungen dessen sind dabei zum Teil so schwerwiegend, dass Kunden bzw. Bewohner von einem Großteil der Dienste und stationären Einrichtungen regelmäßig abgewiesen werden müssen. In einer stationären Einrichtung kam es innerhalb der letzten Zeit sogar zu mehrmali- gen Aufnahmestopps. Die Belegung von freien Pflegeplätzen scheitert demnach an mangeln- dem Personal. Dabei fehlt es insbesondere an (examinierten) Pflegefachkräften, Pflegehilfs- kräften und Hauswirtschafts(fach)kräften. Die Probleme, die mit dem Fachkräftemangel ver- bunden sind, sind dabei vielschichtig.

Wie ein Blick in die Zukunft zeigt, wird der Anteil der 15- bis 17-Jährigen und damit der poten- ziellen Ausbildungskandidaten und späteren Berufsanfängern im Landkreis Donau-Ries in den nächsten Jahren deutlich abnehmen. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Renteneintritte in den nächsten Jahren stark zu. Dies bedeutet, dass es selbst bei einer Verbesserung des Ausbildungs- marktes im Pflegebereich eine große Herausforderung ist, die bestehende Lücke an Pflege- (fach)kräften im Landkreis zu schließen. Es ist vielmehr von einer weiteren Verschärfung des

102 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Problems auszugehen, da zur Besetzung von entsprechenden freiwerdenden Stellen und zu- sätzlich benötigten Stellen zukünftig immer weniger potenzielle Ausbildungskandidaten zur Verfügung stehen werden. Abzuwarten ist außerdem, welchen Einfluss, die ab dem Ausbil- dungsjahr 2020 beginnende „generalistische Pflegeausbildung“ auf den Bereich der Altenpfle- ge haben wird. Durch die vereinte Ausbildung der 3 Berufe Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger und Altenpfleger befürchten die Experten eine Abwan- derung von Berufsstartern in die Kliniken. Dennoch sollte die Förderung der Ausbildungsbereit- schaft von Altenpflege- und Betreuungspersonal ein Weg von mehreren sein, dem Pflegefach- kräftemangel entgegen zu wirken. Hierzu ist eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit in Form von Aktionstagen, Kampagnen, Projekten (z. B. care4future68, „Girls´ Day“/“Boys´ Day“) und Veran- staltungen im Landkreis notwendig, um das Image des Pflegeberufs zu verbessern. Der Land- kreis Donau-Ries wird durch die GesundheitsregionPlus im Rahmen eines Projekts hierzu ver- schiedene Aktionen anbieten. Darüber hinaus ist auch eine öffentliche Diskussion über die Ar- beitsbedingungen, die Bezahlung, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie (Work-Life-Balance/ Work-Family-Balance) und die Wertschätzung von Pflegekräften erforderlich.

Ebenso müssen strukturelle Veränderungen im Landkreis durchgeführt werden, um dem Fach- kräftemangel entgegenzuwirken. Denkbar wäre die Schaffung professioneller Strukturen für die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern. Über dies hinaus ist in diesem Rahmen auch eine berufliche Qualifizierung von in Frage kommenden Personen durch das Arbeitsamt oder das Jobcenter denkbar.

Auch gezielte Anwerbeprogramme von Fachkräften im Ausland sind zu prüfen. Hierzu gibt es bereits beispielhafte Projekte im Ausland, an denen man sich orientieren könnte. Letztendlich ist dies aber fast immer damit verbunden, dass Wohnraum zur Verfügung gestellt werden muss. Somit könnte ein Ansatzpunkt im Landkreis darin bestehen für dieses Bewerberklientel bezahl- baren oder sogar weitgehend kostenlosen Wohnraum an den Schul-, Ausbildungs- und Arbeits- standorten bereit zu stellen. Auf Anraten der Experten könnten hierfür die Investitionskosten- zuschüsse genutzt werden. Diese werden für das Jahr 2019 erstmals durch den Landkreis für den Seniorenbereich zur Verfügung gestellt – die Kriterien für die Vergabe stehen bislang noch offen.

Bei der Gewinnung von Fachkräften im In- und Ausland ist eine Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Stellen (u. a. VHS, Landratsamt (Bündnis für Fachkräfte DONAURIES), Touris- musverband) von zentraler Bedeutung.

68 Es handelt sich hierbei um ein innovatives Konzept zur regionalen Nachwuchskräftesicherung in den Pflege- berufen, ein vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf den Weg gebrachtes und bis 2013 gefördertes Projekt. Vgl. https://care4future.de/care4future-konzept/, Stand: November 2019.

103 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Im Bereich der ambulanten Versorgung sind Absprachen zwischen Pflegediensten zu unterstüt- zen, um unnötige Wegezeiten durch Bündelung von Kundenbesuchen zu reduzieren.

Vernetzung und Kooperation der Akteure Vernetzung ist die Grundlage zur Umsetzung einer besser abgestimmten, effektiveren Leis- tungserbringung und regionaler Absprachen. Ziel ist, beruflich Pflegende, Pflegedienst- und Einrichtungsleitungen und weitere Interessierte (z. B. Nachbarschaftshilfen, Seniorenbeauf- tragte) gleichberechtigt zusammen zu bringen. Der Austausch soll dazu dienen, gemeinsame Problemstellungen, gegenseitige Erwartungen, aber auch mögliche Maßnahmen für den Landkreis Donau-Ries zu besprechen und eine Plattform für einen konstruktiven Austausch zu bieten.

Entsprechend den Bestandsdaten ist der Großteil der ambulanten Dienste und stationären Ein- richtungen in Arbeitskreisen oder Vernetzungsgremien vertreten. Die Arten der Vernetzung sind dabei sehr vielfältig – meist handelt es sich aber um trägerinterne Kooperationen.

Neben dem Erhalt und der Förderung bestehender Kooperationen wird außerdem die Schaf- fung eines Netzwerks Altenhilfe empfohlen, in dem z. B. die Seniorenbeauftragten der Gemein- den, die Nachbarschaftshilfen und die Anbieter von Beratungsangeboten zusammenkommen. Der Aufbau des Netzwerkes sollte durch den Landkreis initiiert werden.

Beratungsstruktur

Die Ergebnisse der Bestandserhebungen haben gezeigt, dass ein Großteil der Pflege- wie auch der Träger von Behinderteneinrichtungen im Allgemeinen zu Themen des „Älterwerdens“ bera- ten. Häufig erfolgt eine entsprechende Beratung auch für Interessierte von außerhalb. Ein Beratungsangebot ist demnach insbesondere dort vorhanden, wo ein Pflegeanbieter seinen Sitz hat. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass sich Ratsuchende ohne einen bestehenden Bezug zu den Anbietern zuallererst an Pflegeeinrichtungen wenden, sondern eher nach Beratungsstellen suchen.

Seit April 2019 hat der Landkreis Donau-Ries hierzu einen eigenen Seniorenbeauftragten, der zugleich auch Behindertenbeauftragter ist. Als Anlaufstelle berät und vermittelt er rund um seniorenpolitische und die Behindertenpolitik im Landkreis betreffende Themen und Fragestel- lungen. Aktuell plant der Landkreis gemeinsam mit den Pflegekassen und dem Bezirk Schwaben darüber hinaus die Einrichtung eines Pflegestützpunktes. Dieser scheint vor allem auch vor dem Hintergrund als sinnvoll und notwendig, da die Beratung von Angehörigen aus fachlicher Sicht immer wichtiger und umfangreicher wird. Entsprechend den Wünschen der Experten sollte hierzu eine neutrale Anlaufstelle geschaffen werden.

104 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Die Aufgaben der Pflegestützpunkte richten sich nach den Vorgaben des § 7c Abs. 2 SGB XI. Folgendes sollte der Pflegestützpunkt leisten:  Umfassende sowie unabhängige Auskunft und Beratung o zu den Rechten und Pflichten nach dem Sozialgesetzbuch, o zur Auswahl und Inanspruchnahme der bundes- und landesrechtlich vorgesehenen Sozialleistungen, o zu sonstigen Hilfsangeboten und o Pflegeberatung nach § 7a SGB XI (Case Management) in Verbindung mit den Richtlinien nach § 17 Abs. 1a SGB XI.

 Vernetzung (Care-Management) aufeinander abgestimmter pflegerischer und sozialer Versorgungs- und Betreuungsangebote, d. h. o Kooperation und Kontakt mit den Kranken- und Pflegekassen, Anbietern, Behörden, Angehörigen und sonstigen beteiligten Akteuren. o Pflege und Ausbau eines eigenen Netzwerks. o Tätigkeiten, die der Gewinnung, Betreuung und Erfassung von Netzwerkpartnern und der Pflege einer diesbezüglichen Datenbank dienen. o Fallunspezifische Weitergabe von Informationen an Netzwerke.  Begleitung der Aufgabenerledigung des Pflegestützpunktes durch eine adäquate Öffentlichkeitsarbeit. Die Errichtung des Pflegestützpunktes im Landkreis Donau-Ries ermöglicht es schließlich, die bestehenden Kompetenzen und Kapazitäten der vorhandenen Beratungsstellen, Angebote der Krankenkassen und des Landkreises zu bündeln und den Bürgern „unter einer Nummer“ zur Verfügung zu stellen. Zur Förderung der Bekanntheit des Pflegestützpunktes und einer ausrei- chenden Annahme muss dieser angemessen und fortlaufend beworben werden.

Bei der Schaffung des Pflegestützpunktes sollen die bestehenden spezialisierten Beratungsan- gebote und -stellen der Wohlfahrtsverbände und anderen Anbieter nicht ersetzt, sondern viel- mehr ergänzt und ihre Kompetenzen miteingebunden werden.

Monitoring

Zur kurzfristigen Überprüfung des Umsetzungsstandes der formulierten Handlungsempfehlun- gen und Fortschreibung der Pflegebedarfsplanung sollte der Landkreis auch zukünftig ein be- gleitendes Monitoring durchführen. Ähnlich wie im Jahr 2017 könnte das Landratsamt eine selbstständige Erhebung bei den Pflegeeinrichtungen auf Basis des aktuellen Erhebungsinstru- ments durchführen.

105 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Zusammenstellung der Maßnahmen und Empfehlungen

Empfehlungen Maßnahmen

Ausbau von Nachbarschaftshilfen. Der Landkreis unterstützt beim Aufbau der Nachbarschaftshilfen durch Beratung und Vernetzung. Mittelfristiger Ausbau der Pflegeplätze in Fortlaufende Evaluierung durch den

den stationären Einrichtungen; Landkreis. regelmäßige Überprüfung der Nachfrage und Reaktionszeiten. Ausbau von dauerhaften Durch die Förderrichtlinien des Landkreises Kurzzeitpflegeplätzen. werden bestehende dauerhafte Kurzzeitpflegeplätze gefördert. Ausbau von Tagespflegeplätzen. Durch die Förderrichtlinien des Landkreises werden bestehende Tagespflegeplätze gefördert. Prüfung der Etablierung eines Angebots Fortlaufende Evaluierung durch den an Nachtpflege. Landkreis. Angebote zum Thema Demenz. Der Landkreis unterstützt und bewirbt das „Digitale Demenzregister Bayern“ (digiDEM Bayern). Prüfung des Bedarfs im beschützenden Fortlaufende Evaluierung durch den Bereich. Landkreis. Prüfung eines aufkommenden Bedarfes Fortlaufende Evaluierung durch den an „kultursensibler Pflege“. Landkreis. Auf- und Ausbau von Kooperationen Schaffung von Beratungs- und zwischen stationären Einrichtungen der Vernetzungsstrukturen, z. B. durch den Altenhilfe und (Trägern von) Pflegestützpunkt und das Netzwerk Behinderteneinrichtungen. Altenhilfe. Programm zur Gewinnung von Der Landkreis wird durch die Pflegekräften durch Anreize zur GesundheitsregionPlus im Rahmen eines Ausbildung, Imagekampagnen, Verbleib- Projekts verschiedene Aktionen anbieten. und Rückkehrprogramme in den Pflegeberuf, Gewinnung von ausländischen Fachkräften. Schaffung eines Netzwerks Altenhilfe. Der Landkreis initiiert den Aufbau des Netzwerks. Mögliche Teilnehmer sind beispielsweise die Seniorenbeauftragten der Gemeinden, die Nachbarschaftshilfen und die Anbieter von Beratungsangeboten. Ausbau der Beratungsstruktur. Errichtung eines Pflegestützpunktes durch den Landkreis, die Pflegekassen und den Bezirk.

106 Einschätzung und Handlungsempfehlungen

Empfehlungen Maßnahmen

Begleitendes Monitoring der formulierten Der Landkreis begleitet und überprüft den Handlungsempfehlungen. Umsetzungsstand der Handlungsempfehlungen.

107 Anhang Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Anhang Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS)

Darstellung 44: EntwicklungEntwicklung der der älteren älteren Bevölkerung Bevölkerung im im LandkreisLandkreis Donau Donau-Ries-Ries 2002 2002 – – 20372037 mit Wanderungenmit Wanderungen

In % (Diagramm), 2017=100 % bzw. in Personen (Tabelle) 200%

150%

100%

50%

0% 2002 2007 2012 2017 2022 2027 2032 2037

Alter in Jahre 65-69 6.592 7.786 5.614 7.125 8.135 9.715 10.333 9.148 70-74 5.414 6.101 7.090 5.195 6.562 7.507 8.991 9.594 75-79 4.384 4.635 5.214 6.271 4.610 5.831 6.710 8.081 80-84 3.070 3.355 3.515 4.159 4.982 3.740 4.771 5.551 85 u. ä. 2.113 2.497 2.968 3.358 4.000 4.878 4.577 5.224

65-69 Jahre 70-74 Jahre 75-79 Jahre 80-84 Jahre 85 Jahre u. ä.

Quelle:SAGS 2019 SAGSnach Daten 2019 des nachBayerischen Daten Landesamtes des Bayerischen für Statistik Landesamtes für Statistik. 31

108 Anhang Darstellung 45: Beratungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen außerhalb des Landkreises Donau-Ries

Träger von Behinderteneinrichtungen Beratungsangebote (n=2) Beratungsangebot zu allgemeinen Themen des „Älterwerdens“ …1 Träger von Behinderteneinrichtungen vorhanden durch… Vorsorgevollmacht: 1 Nenn. Patientenverfügung: 1 Nenn.

Sonstiges: 1 Nenn. Beratung zu folgenden Themen:  Gesundheitliche Versorgungsplanung (§ 75 Abs. 1 Satz 1 SGB XII gemäß § 132g Abs. 1 SGB V)  Referent im Bereich Pflege  Unterstützte Kommunikation Das Beratungsangebot besteht auch für Interessierte, die nicht …keinen Träger von Behinderteneinrichtungen Kunden/Bewohner/Gäste sind, durch…

Beratungsangebot für pflegende …keinen Träger von Behinderteneinrichtungen Angehörige vorhanden, durch…

Das Beratungsangebot besteht auch für pflegende Angehörige, deren Pflegebedürftige nicht ihre …keinen Träger von Behinderteneinrichtungen Kunden/ Bewohner/Gäste sind, durch… Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebung der Träger von Behinderteneinrichtungen.

109 Anhang

Darstellung 46: (Institutionelle) Wohn- und Pflege-/Betreuungsangebote der Träger von Behinderteneinrichtungen außerhalb des Landkreises Donau-Ries

Träger Stationäres Angebot Teilstationäres Angebot Ambulantes Angebot

Wohngruppen für verschiedene Lebensalter im SGB XII Bereich/250 Plätze und Einrichtung nach SGB XI/ 30 Plätze:  Werkstätte für Menschen mit  Wohnen für Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung, Dillingen a.d. Donau,  Ambulant begleitetes Behinderung (ver. Gruppen in Dillingen a.d. Donau)  Heilpädagogische Tagesstätte, Dillingen Wohnen in Dillingen a.d.  Wohnen für Erwachsene mit geistiger Behinderung a.d. Donau, Donau und Augsburg (Außenwohngruppen, Wohngemeinschaften,  Integr. Kindergarten und Kinderkrippe,  Offene Hilfen, Regens Wagner Einzelwohnen) (ver. Angebote in Dillingen a.d. Dillingen a.d.Donau,  Offene Behindertenarbeit Dillingen Donau)  Schulvorbereitende Einrichtung (SVE), (OBA), a.d.Donau  Wohnen für Gehörlose in Dillingen a.d. Donau Dillingen a.d. Donau, I  Familienunterstützender und Augsburg  Integr. Kinderhort, Dillingen a.d. Donau, Dienst,  Wohnen für Senioren in Dillingen a.d. Donau  Tagesstätte für Erwachsene und Senioren  Schulbegleitung,  Wohnangebot für Senioren mit Hörschädigung nach dem Erwerbsleben, Dillingen a.d.  ambulanter Pflegedienst in Augsburg Donau  Regens-Wagner- (3 km von Dillingen a.d. Donau entfernt)

CAB Caritas Augsburg Betriebsträger Vollstationäres Wohnangebot mit Tagesstruktur,

gGmbH, Gundelfingen Emmausheim, Gundelfingen

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen.

110 Anhang

Darstellung 47: Angebote und Rahmenbedingungen zur Betreuung und Pflege von älteren Menschen mit Behinderung/Beeinträchtigung außerhalb des Landkreises Donau-Ries

Besondere Angebote/Gruppen Träger für die Zielgruppe Regens Wagner Dillingen a.d. Donau  Tagesstruktur in Tagesstätte (TENE) CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, Emmausheim,  Stundenweise Tagesbetreuung Grundelfingen

Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Befragung der Träger von Behinderteneinrichtungen.

111 Anhang In der nachfolgenden Grafik ist – unterschieden nach Art der Pflegeeinrichtung – in der jeweils ersten Zeile die durchschnittliche Zahl an Beschäftigen dargestellt. In Zeile 2 ist die Summe der Beschäftigten über der jeweiligen Pflegeeinrichtung aufgeführt. Die Zeilen 3 und 4 geben Auskunft über die offenen Stellen. Hierzu wird zuerst die durchschnittliche Anzahl an offenen Stellen, danach die Summe der offenen Stellen in allen Pflegeeinrichtungen ausgewiesen. Die Bemerkungen in den Klammern neben den angesprochenen Werten bezeichnen die entsprechenden Vollzeitäquivalente (VZÄ). In den Spalten sind die unterschiedlichen Quali- fikationen aufgeführt, die die bereits genannten Durchschnitts- und Summenwerte ausdifferenzieren.

Darstellung 48: Personal und offene Stellen in den Pflegeeinrichtungen, Summen und Mittelwerte Darunter: Darunter: Darunter: Pflegefachkräfte Darunter: Pflegefachkräfte mit Pflegefachkräfte mit Hauswirt- Leitungs- Pflegekräfte Pflege- Auszu- An- mit geronto- Palliativ-Care- einer Zusatzausbil- einer Zusatz- schafts- kräfte (examiniert) hilfskräfte bildende dere* psychiatrischer Fachkräfte dung im Bereich ausbildung im Bereich (fach)kräfte Zusatzausbildung Schmerzmanag. Wundmanagement Ø Zahl Personal 2 (1,8) 19 (10,8) 1 (0,5) 1 (0,7) 1 (0,8) 2 (1,3) 5 (2,4) 7 (2,9) 3 (3,0) 2 (0,8) (Ø VZÄ) (11 Antw.) (11 Antw.) (6 Antw.) (5 Antw.) (1 Antw.) (9 Antw.) (10 Antw.) (11 Antw.) (5 Antw.) (5 Antw.) Σ Personal 23 (20,0) 193 (118,9) 6 (2,1) 5 (2,7) 1 (0,8) 18 (10,3**) 47 (24,4) 74 (28,6) 14 (12,0) 10 (4,1) (Σ VZÄ) (11 Antw.) (11 Antw.) (6 Antw.) (5 Antw.) (1 Antw.) (9 Antw.) (10 Antw.) (11 Antw.) (5 Antw.) (5 Antw.) Ø Anzahl offene Stellen 1 (0,8) 1 (0,8) 1 (k.A.) 2 (1,0) 2 (0,6) Ambulante Pflegedienste (3 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (2 Antw.) (Ø VZÄ) Σ offene Stellen 3 (2,3) 1 (0,8) 1 (k.A.) 2 (1,0) 3 (1,3) (Σ VZÄ) (3 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (2 Antw.) Darunter: Darunter: Darunter: Pflegefachkräfte Darunter: Pflegefachkräfte mit Pflegefachkräfte mit Hauswirt- Auszu- Leitungs- Pflegekräfte Pflege- An- mit geronto- Palliativ-Care- einer Zusatzausbil- einer Zusatz- schafts- bilden-

kräfte (examiniert) hilfskräfte dere* psychiatrischer Fachkräfte dung im Bereich ausbildung im Bereich (fach)kräfte de Zusatzausbildung Schmerzmanag. Wundmanagement Ø Zahl Personal 4 (3,3) 20 (13,5) 3 (2,1) 2 (1,3) 2 (1,4) 2 (1,5) 24 (15,4) 19 (10,6) 3 (1,5) 11 (5,7) (Ø VZÄ) (12 Antw.) (12 Antw.) (11 Antw.) (8 Antw.) (2 Antw.) (5 Antw.) (11 Antw.) (7 Antw.) (12 Antw.) (7 Antw.) 76 Σ Personal 42 (36,0) 234 (162,0) 29 (23,4) 13 (9,1) 3 (2,8) 8 (6,0) 261 (169,8) 134 (74,4) 35 (16,3) (39,9) (Σ VZÄ) (12 Antw.) (12 Antw.) (11 Antw.) (8 Antw.) (2 Antw.) (5 Antw.) (11 Antw.) (7 Antw.) (12 Antw.) (7 Antw.) Ø Anzahl offene 1 (1,3) 2 (1,1) 1 (1,0) 1 (k.A.) 1 (k.A.) 2 (1,0) 1 (0,5) 2 (1,7) 1,1 (k.A.) Stationäre EinrichtungenStationäre Stellen (4 Antw.) (5 Antw.) (3 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (3 Antw.) (1 Antw.) (3 Antw.) (2 Antw.) (Ø VZÄ) Σ offene Stellen 5 (5,0) 8,1 (4,5) 4 (2,0) 1 (k.A.) 1 (k.A.) 6 (2,0) 1 (0,5) 5 (5,0) 1,1 (k.A.) (Σ VZÄ) (4 Antw.) (5 Antw.) (3 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (3 Antw.) (1 Antw.) (3 Antw.) (2 Antw.)

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Darunter: Darunter: Darunter: Pflegefachkräfte Darunter: Pflegefachkräfte mit Pflegefachkräfte mit Hauswirt- Auszu- Leitungs- Pflegekräfte Pflege- An- mit geronto- Palliativ-Care- einer Zusatzausbil- einer Zusatz- schafts- bilden- kräfte (examiniert) hilfskräfte dere* psychiatrischer Fachkräfte dung im Bereich ausbildung im Bereich (fach)kräfte de Zusatzausbildung Schmerzmanag. Wundmanagement Ø Zahl Personal 2 (0,7) 4 (1,5) 1 (k.A.) 1 (k.A.) 1 (k.A.) 3 (1,8) 2 (0,8) 7 (1,8) (Ø VZÄ) (4 Antw.) (4 Antw.) (2 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (4 Antw.) (2 Antw.) (4 Antw.) Σ Personal 6 (2,9) 14 (5,8) 2 (k.A.) 1 (k.A.) 1 (k.A.) 10 (5,3) 3 (1,7) 27 (7,3)

Tagespflegeeinrichtungen (Σ VZÄ) (4 Antw.) (4 Antw.) (2 Antw.) (1 Antw.) (1 Antw.) (4 Antw.) (2 Antw.) (4 Antw.) Ø Anzahl offene Stellen 1 (0,5) (2 Antw.) (Ø VZÄ) Σ offene Stellen 2 (1,0) Eigenständige (Σ VZÄ) (2 Antw.) *) Unter die Kategorie „Andere“ fallen bei den…  ambulanten Diensten: Verwaltung.  stationären Einrichtungen: Betreuungskräfte, Service-Kräfte.  Tagespflegeeinrichtungen: Betreuungskräfte, Reinigungskräfte, FSJ-ler, Verwaltungsmitarbeiter, Ehrenamtliche, Mitarbeiter des Fahrdienstes. **) Eine Pflegekraft befindet sich derzeit in Erziehungsurlaub. Ihre Vollzeitäquivalente wurden folglich nicht beachtet. Zeichenerklärung: Ø = Durchschnitt, Σ = Summe, VZÄ = Vollzeitäquivalente Quelle: SAGS 2019 nach den Ergebnissen der Bestandserhebungen der Pflegeeinrichtung.

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