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Dokumentation Der Landkreis Neu- und seine Vorläufer – eine Verwaltungsgeschichte Neu-Ulm und seine Vorläufer Der Landkreis

Peter Wischenbarth Der Landkreis Neu-Ulm und seine Vorläufer – eine Verwaltungsgeschichte Peter Wischenbarth

Der Landkreis Neu-Ulm und seine Vorläufer – eine Verwaltungsgeschichte

Herausgegeben vom Landkreis Neu-Ulm 2012 Impressum

Herausgeber und Selbstverlag Landkreis Neu-Ulm Telefon 07 31 / 70 40 - 0 Kantstraße 8 Telefax 07 31 / 70 40 - 665 89231 Neu-Ulm [email protected]

Umschlagbild Vorne: Schloss in als Standort des Bezirksamtes und Landratsamtes Illertissen bis 1961; Bezirksamtmann Hans Kätzlmeier; Landratsamt Neu-Ulm in der Maximilianstraße (bis 1982); Im Büro mit Landrat Arno Backe (1946); Heutiges Landratsamt Neu-Ulm in der Kantstraße. Hinten: Heutiges Landratsamt Neu-Ulm

Umschlaggestaltung Designbüro Bauer GmbH & Co. KG Neu-Ulm

Redaktion Textagentur Kommunikation Publikation Thomas Vogel M.A. sowie Peter Wischenbarth, Walter Wörtz, Jürgen Bigelmayr und Brigitte Hollmer

Satz Landratsamt Neu-Ulm, Martina Plaschke

Druck Datadruck,

© Landkreis Neu-Ulm 2012 Jegliche Vervielfältigung ist ohne Genehmigung des Herausgebers untersagt ISBN 978-3-9812654-6-0 Impressum Inhaltsverzeichnis 3 Vorwort des Landrats 5

Zentralistisch und straff Das Königreich Bayern und der Aufbau moderner Verwaltungsstrukturen 9

Eine Neuordnung unter Geburtswehen Das politische Gebiet des heutigen Landkreises Neu-Ulm seit 1802 14

„…sondern die Beamten mit Sicherheit am Amtssitze angetroffen werden“ Die Bestimmungen und Vorgaben für die Verwaltungen in Bayern 21

Verwaltungsschloss mit Spucknapf und Luftschutzkeller Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Illertissen 25

Akuter Platzmangel als treuer Begleiter Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Neu-Ulm 33

„…im Dienste nie anders als in der Amtstracht“ Respektsperson und unabkömmlicher Sachwalter des Obrigkeitsstaats 42

Im Schatten des Hakenkreuzes Unterwanderung durch linientreue Nationalsozialisten und der abrupte Neustart 1945 47

Erste Schritte in die wieder gewonnene Demokratie Die ersten Kreistagswahlen in den Nachkriegsjahren 50

„…sicher nicht nach jedermanns Geschmack“ Geburt des Landkreises Neu-Ulm im Zuge der Kreisreform 1972 53

Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Illertissen 59

Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Neu-Ulm 82

Anmerkungen 110 Zitat-Abkürzungen 127 Benutzte Archive und Behörden 127 Quellen zu Bezirksamtmännern und Landräten von Illertissen 127 Quellen zu Bezirksamtmännern und Landräten von Neu-Ulm 128 Dank 128 Bildnachweise 129 Reproduktionsgenehmigungen 130 Liste der Dienstperioden von Bezirksamtmännern und Landräten in Illertissen 131 Liste der Dienstperioden von Bezirksamtmännern und Landräten in Neu-Ulm 132 Ansprache von Capt. Renalds (Militärregierung) zur ersten Kreistagssitzung am 28.05.1946 in Illertissen 133 Rede von Landrat Burkhart zum Abschied des Altlandkreises Illertissen 1972 133

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Vorwort

Im Laufe der Zeit hat sich das Landratsamt von einer bürokratischen Behörde alten Schlages zu einem modernen und bürgerorientierten Dienst- leistungsunternehmen gewandelt. Diese Ent- wicklung nachzuzeichnen, hat sich der Kreis- archivpfleger des Landkreises Neu-Ulm, Peter Wischenbarth, zur Aufgabe gemacht. Anlass dafür gab das 40-jährige Gründungsjubiläum des heutigen Landkreises Neu-Ulm, der am 1. Juli 1972 neu gebildet wurde.

Peter Wischenbarth hat sich bei seinen Recher- chen, die in die vorliegende Publikation einge- flossen sind, indes nicht auf die vergangenen 40 Jahre beschränkt, sondern blickt zurück bis zu Montgelas’ tief greifender Verwaltungsmo- dernisierung im jungen Königreich Bayern, das 1806 auch unter Einbeziehung der schwäbischen Wie der Ministerpräsident muss sich auch der Landstriche rechts der entstanden war. Landrat in den kritischen Augen der Bürger bewähren und sich Wahlen stellen. Das ist gut Die seither ins Land gegangenen zwei Jahrhun- so, schließlich ist in der Demokratie das Volk der derte waren geprägt von Kriegen, Revolutionen, Souverän. Boomzeiten und Krisen und nicht zuletzt vom atemberaubenden technischen Fortschritt, der Gut, so meine ich, war – bei allen Brüchen – auch in die Amtsstuben eingezogen ist. Man auch die Entwicklung, die unser Landkreis ge- denke nur an Elektrizität, fließend Wasser, nommen hat. Dennoch müssen wir getreu der Telefon, Fotokopierer, Computer, E-Mail und Devise „Nichts ist so gut, als dass es nicht noch Internet. Aber nicht nur die Technik schritt besser werden könnte“ die Zukunft gestalten, rasant voran, sondern auch die allgemeinen um im Wettbewerb mit anderen Gebietskör- Umgangsformen im Verwaltungsablauf und die perschaften nicht stehen zu bleiben oder gar Formulierungen im Amtsdeutsch veränderten zurückzufallen. sich grundlegend. Hieß es in Schriftstücken einst devot-geschnörkelt: „Aller Durchlauchtigster, Wirtschaftlich prosperiert der Landkreis Neu- Großmächtigster König, Allergnädigster König Ulm. Nach nur etwas mehr als einem Jahr hat die und Herr“, so belässt man es heutzutage, nach- heimische Wirtschaft die schwerste Wirtschafts- dem wir keine Monarchie mehr haben, bei einem und Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg bra- schlichten „Sehr geehrter Herr Ministerprä- vourös hinter sich gelassen und ist von Neuem sident“. durchgestartet. Davon zeugt die niedrige Arbeits-

5 losenquote von nur 2,9 % (Stand: Mai 2012). Weitere Vorhaben sind Gegenstand des Kreisent- Gleichzeitig spiegelt dieser Wert, der sich nahe wicklungsprogramms, das in einem zweijährigen der statistischen Vollbeschäftigung befindet, aber Bürgerbeteiligungsprozess mit themenbezogenen die Probleme zahlreicher einheimischer Betriebe, Arbeitskreisen erarbeitet und im Mai 2012 vom benötigtes Personal zu rekrutieren. Gemeinsam Kreistag verabschiedet worden ist. Es zeigt auf, mit den Kammern und dem Nachbarlandkreis welche Aufgaben sich dem Landkreis stellen, Günzburg haben wir deshalb eine breit angelegte will er auch in Zukunft wirtschaftlich in der Initiative zur Fachkräftesicherung gestartet. Champions League spielen.

Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Bildungs- Modellregion will der Landkreis Neu-Ulm auch politik. Die Bildungslandschaft im Landkreis in Sachen Klimaschutz werden. Zurzeit entwi- Neu-Ulm zeichnet sich durch ein breit gefächer- ckelt ein Münchner Beratungsunternehmen für tes Angebot aller Schularten aus. Ein fundiertes uns ein integriertes Klimaschutzkonzept – wieder Studium ist an der Hochschule Neu-Ulm und im unter Einbeziehung von Bürgern und Fachver- benachbarten Ulm an der Hochschule oder der tretern. Universität möglich, die neben zahlreichen Lehr- stühlen auch renommierte Forschungsinstitute Eine epochale Herausforderung ist auch für und das Uni-Klinikum umfasst. Die Universität unseren Landkreis der demografische Wandel. und ihre Forschungsinstitute sowie die beiden Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept, das der Hochschulen haben weit über die Region hinaus Kreistag im Dezember 2009 verabschiedet hat, einen guten Ruf. Gleichwohl dürfen wir uns da- empfiehlt 46 Maßnahmen, die in den nächsten rauf nicht ausruhen. Darum habe ich als Landrat zwei Jahrzehnten möglichst umgesetzt werden das Ziel ausgegeben, den Landkreis Neu-Ulm sollen, um den Landkreis für die Alterung der als ausgewiesene Bildungsregion in Bayern und Gesellschaft fit zu machen. Deutschland zu etablieren. Jährlich fließen dazu aus dem Kreishaushalt rund 25 Millionen Euro Eine zentrale Stellung im Gesundheitswesen in den Betrieb, den Ausbau und die Modernisie- nehmen die drei Kliniken im Landkreis ein. An rung von Schulen, die Schulausstattung und die allen drei Häusern wurden in den letzten Jahren Förderung von Schülerinnen und Schülern. Auch Modernisierungs- und Erweiterungsinvestiti- die Kindergärten werden konsequent zu Kinder- onen in jeweils zweistelliger Millionenhöhe tagesstätten mit Krippen für unter dreijährige vorgenommen. Dies und ein integriertes Klinik- Mädchen und Buben ausgebaut. Im Rahmen management, dem es gelang, die medizinische der Bildungsoffensive des Landkreises wurden und pflegerische Qualität mit der Wirtschaftlich- zudem erste Förderprojekte in Gang gesetzt, wie keit des Krankenhausbetriebes in Einklang zu das Übergangsmanagement vom Kindergarten bringen, trugen dazu bei, dass die drei Kliniken in die Grundschule oder das „Haus der kleinen im Wirtschaftsjahr 2010 erstmals allesamt Forscher“. Überschüsse abwarfen. Im Wirtschaftsjahr 2011

6 konnte dieser Erfolg wiederholt werden. Und Zukunft ist weiter viel Inspirierendes für Geist auch der Wirtschaftsplan 2012 sieht für keine der und Seele von den Roggenburger Prämonstra- Kliniken ein Defizit vor. Unsere Kliniken zählen tensern zu erwarten. In freudiger Erwartung darf damit zu den wenigen kommunalen Kranken- man deshalb auch dem Abschluss der General- häusern in Bayern und Deutschland, die keinen sanierung des Klostergebäudes entgegenblicken, Verlustausgleich aus Steuermitteln benötigen. So die mit Gesamtkosten von 18,8 Millionen Euro soll es nach Möglichkeit bleiben. veranschlagt ist.

Der Landkreis hat eine hervorragende Infra- Diese Visionen und Aufgaben für den Landkreis struktur. Was noch fehlt, ist die Wiederinbetrieb- Neu-Ulm stehen in enger Beziehung zu dessen nahme der Bahnstrecke Senden-Weißenhorn Historie. Ohne die Kenntnis des Vergangenen für den Personenverkehr und darauf aufbauend kann das Zukünftige nicht angemessen und im ein regionales S-Bahn-Netz. Die Reaktivierung Sinne des Gemeinwohls gerecht und richtig dieser Bahnstrecke ist ein erster Schritt zur gestaltet werden. „Wer in der Zukunft lesen will, Verwirklichung dieses Zukunftskonzepts. Sie muss in der Vergangenheit blättern“, schrieb der ist nun in greifbare Nähe gerückt. Wenn alles französische Schriftsteller und Politiker André klappt, könnte Mitte Dezember 2013 bereits der Malraux (1901 – 1976). erste Personenzug wieder auf der Strecke fahren. Damit geht dann ein lang gehegter Wunsch vieler Deshalb ist es an der Zeit, die Geschichte der Bürgerinnen und Bürger in Erfüllung. Ange- Landkreisverwaltung durchgängig zu erzählen. sichts ständig steigender Spritpreise dürften viele Mögen die Leserinnen und Leser bei der Lektüre Bürger diese Möglichkeit als Alternative zum dieses Buches jene Befriedigung empfinden, die Individualverkehr wählen. aus dem Gewinn neuer Erkenntnisse erwächst.

Nicht vergessen werden darf aber auch die Kultur, denn sie ist – frei nach August Ever- ding – nicht nur Zutat, sondern Sauerstoff eines Gemeinwesens. Die Pflege der Kultur ist eine der vornehmsten Aufgaben der Kreisverwaltung und -politik. Vier kreiseigene Museen gibt es in Oberfahlheim, Illertissen, Kellmünz und Rog- genburg. In der nur rund 2.700 Seelen zählenden Erich Josef Geßner Gemeinde Roggenburg befindet sich ein kultu- Landrat des Landkreises Neu-Ulm reller Magnet, der Anziehungskraft weit über den Landkreis Neu-Ulm hinaus entfaltet: das Kloster Roggenburg mit seinem Bildungszentrum für Familie, Umwelt und Kultur. Mit Blick in die

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Zentralistisch und straff Das Königreich Bayern und der Aufbau moderner Verwaltungsstrukturen So sehr auch unsere Gegend unter seiner inter- Beseitigt wurden alle Relikte der Leibeigen- ventionistischen Politik Ende des 18., Anfang des schaft. Ebenso nach dem Vorbild Frankreichs 19. Jahrhunderts litt, so sehr profitierte sie auf wurde die bayerische Verwaltung organisiert: mittlere Sicht von Napoleon Bonapartes Eingrif- zentralistisch und straff. fen. Er war es, der den Anstoß zu tiefgreifenden Das Königreich Bayern war 1837 in acht Kreise Umwälzungen der bisherigen politischen Verhält- eingeteilt, welche als Verwaltungseinheiten der nisse gab und so Europa in einem ersten Schritt mittleren Ebene den heutigen Bezirken ent- in die Moderne führte. Mit dem in hunderte sprechen. Das Gebiet des heutigen Landkreises Klein- und Kleinststaaten zersplitterten Heiligen Neu-Ulm gehörte zum Kreis Schwaben und Römischen Reich Deutscher Nation brachte Neuburg. Diese Kreise hatten wiederum Unter- er ein erstarrtes und nicht mehr lebensfähiges gliederungen, anfangs die Landgerichte, später Gebilde zu Fall. die Bezirksämter. Der Frieden von Lunéville zwischen Frankreich Besagte Landgerichte wurden bereits ab 1802 und Österreich vom 9. Februar 1801 beendete etabliert. Sie waren zugleich Verwaltungs- und den Zweiten Koalitionskrieg. Kurpfalzbayern Justizbehörde, 1 ein struktureller Defekt, da die musste auf seine linksrheinischen Gebiete ver- Unabhängigkeit der Richter so nicht gewährlei- zichten, doch wurden ihm dafür im Reichsde- stet war. Denn diese waren in ihrer Doppelfunkti- putationshauptschluss 1803 Teile Frankens und on als Verwaltungsbeamte weisungsgebunden. Schwabens zugesprochen. Mit diesem Beschluss, Daneben existierten weiterhin patrimoniale Herr- gefasst von einem Ausschuss des damaligen schaftsgerichte privilegierter Grundherren, ein Reichstags, fand die Herrschaft des Adels und Überbleibsel aus dem alten System. Gleichzeitig der Kirche ein Ende, die geistlichen Güter wur- wurden unter dem reformorientierten Staatsmini- den säkularisiert und viele weltliche mediatisiert, ster Maximilian von Montgelas (1759–1838; Mi- also „verweltlicht“, und damit eingezogen. Die nister von 1799–1817) mit dem Gemeindeedikt bislang Freien Reichsstädte verloren ihre Selb- genauestens die Gemeindegrenzen definiert, um ständigkeit. dann im ländlichen Bereich einheitlich aufge- Im Frieden von Pressburg, am 26. Dezember baute Verwaltungseinheiten („Ruralgemeinden“) 1805 zwischen Frankreich und dem abdankenden entstehen zu lassen. Habsburger Kaiser Franz II. geschlossen, wurden Zu den Aufgaben der Landgerichte dieser mehrere mit Napoleon verbündete deutsche Fürs- „älteren Ordnung“ zählte die Abwicklung von tentümer zu Königreichen proklamiert, darunter Gütererwerbs- und Verkaufsverträgen, die Nach- Bayern. Aus dem bisherigen Herzog Maximilian lassregelung, die standesamtlichen Geschäfte IV. wurde so offiziell am 1. Januar 1806 der sowie die Aufsicht über Schul-, Kirchen-, Spital- „König Maximilian I. von Bayern“. und Straßenbehörden. 2 Ihr Personal bestand aus Die am 1. Mai 1808 erlassene Verfassung ge- dem Landrichter als Amtsleiter, der eine ju- währte Freiheits- und Gleichheitsrechte und band ristische Ausbildung haben musste und auch den König durch seinen auf sie abgelegten Eid. bürgerlicher Herkunft sein konnte, ferner einem

9 Das Königreich Bayern im Jahre 1808 mit seinen 15 Verwal- tungskreisen: I Mainkreis, II Pegnitzkreis, III Naabkreis, IV Rezatkreis, V Altmühlkreis, VI , VII Lechkreis, VIII Regenkreis, IX Unterdonaukreis, X Isarkreis, XI Salzachkreis, XII Illerkreis, XIII Innkreis, XIV Eisakkreis, XV Etschkreis. Zusätzlich ist der heutige Landkreis Neu-Ulm eingetragen.

10 Das Königreich Bayern im Jahre 1812 mit seinen 9 Verwal- tungskreisen: I Mainkreis, II Rezatkreis, III Regenkreis, IV Oberdonaukreis, V Unterdonaukreis, VI Illerkreis, VII Isarkreis, VIII Salzachkreis, IX Innkreis. Zusätzlich ist der heutige Landkreis Neu-Ulm eingetragen.

11 Aktuar, ebenfalls Jurist, mehreren Schreibern „Kreis Schwaben und Neuburg“ umbenannt. und dem Gerichtsdiener. Wo nötig, wurde diese Diese Bezeichnung sollte bis 1939 Gültigkeit Kernmannschaft noch durch Assessoren ergänzt. behalten. Steuerangelegenheiten waren indes bei den Ren- 1822 wurden auf der Ebene des Kreises erstmals tämtern angesiedelt, die unabhängig von diesen so genannte „Land-Räte“ eingesetzt, Gremien, Verwaltungen arbeiteten und einen eigenen von welchen man sich Anregungen zur Gesetz- Beamtenstab zur Verfügung hatten. gebung und die Erörterung von Verfügungen Doch noch einmal zurück ins Jahr 1803, als die erwartete und die neben anderem für die Bewilli- baierische „Provinz Schwaben“ gebildet wurde, gung von Umlagen zuständig sein sollten. Dieser welcher auch die bisherige Freie, gleichwohl fi- Versuch scheiterte jedoch schon nach wenigen nanziell ausgeblutete Reichsstadt Ulm zugeschla- Monaten. Erst am 15.08.1828 und damit nach der gen wurde. Dieses „Schwaben“ war wiederum Thronbesteigung Ludwigs I. wurde die „Einfüh- verwaltungsmäßig in drei Kreise untergliedert: 3 rung der Landräthe“ gesetzlich bestimmt. 6 Oberdonaukreis, Lechkreis und Illerkreis. Der Zu einer entscheidenden Reform kam es im Zuge Bereich des heutigen Landkreises Neu-Ulm der Revolution 1848/49, als die systemwid- gehörte damals dem Oberdonaukreis 4 an, dessen rigen Gebilde der Patrimonialgerichtsbarkeiten Hauptstadt Ulm war. Das Königreich Bayern abgeschafft wurden und deren Befugnisse an die reichte im Jahre 1808 von im Norden Landgerichte fielen. bis Trient im Süden – und Würzburger Ungelöst war nach wie vor die Frage der Gewal- Territorium fehlten noch. tenteilung, die erst unter König Maximilian II. Im Zuge eines neuerlichen Gebietstausches, gesetzlich verankert wurde. Das Schlüsseldoku- besiegelt im Staatsvertrag von Compiègne am ment ist das Gesetz vom 10.11.1861. Mit ihm 18.05.1810, wurde Ulm sehr zu seinem Unwil- wurde in Bayern die „alte Ordnung“ abgelöst len dann an Württemberg abgetreten, worauf und durch die „neue Ordnung“ ersetzt. Jetzt kam Eichstätt die Rolle als Hauptstadt übernahm. Der es zur Einführung von Landgerichten mit rein einstige Lechkreis wurde aufgelöst und dessen juristischen Funktionen. Ab 1877 wurden diese Gebiete den neuen Verwaltungen von Iller-, Isar- „Amtsgerichte“ genannt. Auf der Verwaltungs- und Oberdonaukreis zugeschlagen. Durch den ebene entstanden im Zuge des Reformgesetzes heutigen Landkreis Neu-Ulm verlief nun von Bezirksämter, die auf einer eigenen bürokra- Senden über die Grenze zwischen tischen Verfassung fußten. Ihre Aufgabe war Iller- und Oberdonaukreis. Das Königreich die Verwaltung des Staates auf unterer Ebene Bayern verlor damals alle Gebiete südlich des einschließlich der Polizei. Sowohl den Land- Alpenhauptkammes, also Südtirol und Trentino. gerichten wie den Bezirksämtern waren eigene Bereits im Jahre 1817 kam es zu einer weiteren Verfügungsgebiete zugeordnet, welche aber nicht Umgestaltung. Man vergrößerte im Zuge einer zwangsläufig deckungsgleich sein mussten. bayerischen „Kreisvereinigung“ den Oberdo- „Neuburg und Schwaben“ wurde per Verord- naukreis mit Gebieten des Illerkreises sowie nungen 1862 und 1879 in neun Bezirksämter Teilen des Isarkreises. Neuer Verwaltungssitz des unterteilt, 7 denen jeweils eigene Verwaltungsbe- Oberdonaukreises war nun . Die süd- hörden zustanden. 8 Zwei davon waren Neu-Ulm lichen bayerischen Gebiete 5 Feldkirch, Monta- und Illertissen. Die seinerzeit gefasste territoriale fon und Reutte wurden an Österreich abgetreten. Aufgliederung in einzelne Bezirksamtsspren- 1837 wurde der Oberdonaukreis schließlich in gel blieb im Prinzip bis 1972 ohne wesentliche

12 Veränderung bestehen, ungeachtet der Gebiets- mium. Als Ursprung kann man die Institution der reform durch das Selbstverwaltungsgesetz vom Distriktgemeinde ansehen, einen Gemeindever- 22.05.1919, wodurch die ehemaligen Distriktsge- band, den es als Selbstverwaltungskörperschaft meinden an die Grenzen der Bezirksamtssprengel ab 1852 in den ehemaligen Landgerichtsspren- angepasst wurden. 9 geln gab und den – auf unterer Verwaltungs- 1939 kam es zur Umbenennung der Bezirksämter ebene – sämtliche Gemeinden eines Landge- in „Der Landrat“, woraus 1947 die Bezeichnung richtsprengels bildeten. 11 „Landratsamt“ wurde. Dementsprechend änderte Zu den Aufgaben einer solchen Distriktsgemein- sich die Benennung des Bezirks in „Landkreis“. de gehörten die Unterhaltung und Schaffung von In Folge erhielt der bisherige übergeordnete Distriktsanstalten (Kranken- und Armenhäuser, „Kreis“ nun die Bezeichnung . Heime, Sparkassen), die Anlage und Pflege von Die Nomenklaturen „Der Landrat“ und „Land- Distriktsstraßen, die Anschaffung und Unterhal- kreis“ entstammen der preußischen Verwaltungs- tung von Feuerlöschgeräten, die Hebammenaus- tradition; beide Begriffe stifteten wegen ihrer bildung, die Unterhaltsbeiträge für Tierärzte und verbalen Ähnlichkeit anfangs einige Unklarheit vieles mehr. in der Bevölkerung und, wie die Akten zeigen, Da der Distriktsrat wegen seiner großen Mitglie- sogar bei den Zuständigen der Entnazifizierungs- derzahl für die laufenden Geschäfte zu schwer- verfahren, als die damaligen Landräte sich vor fällig war, wählte man einen Distriktsausschuss den Spruchkammern verantworten mussten. 10 mit sechs Mitgliedern und dem Bezirksamtmann Durch die Gebietsreform von 1972 schrumpfte als Vorstand, dessen Votum bei Stimmengleich- die Zahl der Landkreise in Bayern von 143 auf heit den Ausschlag gab. Distriktsgemeinde und derzeit 71. Die Landkreise heutiger Verfasstheit Distriktsrat existierten bis ins 20. Jahrhundert. sind Gebietskörperschaften mit dem Recht zur Dann, mit der Revolution in Bayern 1919, be- Selbstverwaltung. Zu ihren Pflichtaufgaben seitigte man sie schließlich. Ihre Nachfolger, der zählen beispielsweise die Bereiche Abfallbesei- Bezirk und der Bezirkstag, waren mit wesentlich tigung, Sozialhilfe für Erwerbsunfähige, Kran- mehr Selbstverwaltungsrechten ausgestattet. kenhäuser und Kreisstraßen, Bau und Unterhalt Die Bezirksräte wurden nun vom Volk gewählt. der weiterführenden sowie von Förderschulen. Bezirkstage, Bezirksausschüsse und auch deren Je nach Finanzlage engagieren sich die Land- Vorsitzende bestimmte man ab sofort durch freie, kreise mit kulturellen Aktivitäten, in der Land- geheime und gleiche Wahl. Die Bezirksamtmän- schaftspflege und dem Jugendsport. Als unterste ner gehörten den Gremien nicht mehr an. staatliche Verwaltungseinheit übernehmen die Die Nationalsozialisten lösten mit dem Gleich- Landratsämter ebenso Aufgaben des Freistaates schaltungsgesetz vom 07.04.1933 12 die Institu- Bayern. Hierzu gehören die Bereiche Auslän- tion des Bezirksausschusses auf. Der Bezirkstag derrecht, Baugenehmigungen, Kfz-Zulassungen, wurde auf neun Mitglieder reduziert. Als deren Naturschutz, Gesundheitsdienst und Veterinäran- Vorstand wirkte nun wieder der Bezirksober- gelegenheiten. amtmann, wobei der Bezirkstag nur noch die Eine Genese eigener Art hat der heutige Bezirk, Funktion eines Beirates erhielt. mit dem Bezirkstag als seinem politischen Gre-

13 Eine Neuordnung unter Geburtswehen Das politische Gebiet des heutigen Landkreises Neu-Ulm seit 1802 Die Säkularisierung der Klöster 1802, der Pariser Zimmern der ehemaligen Prälatur des Klosters Staatsvertrag vom 10.05.1810, bei welchem die eingerichtet. Als für den Landrichter, den Rent- heute noch gültige Iller-Donaugrenze zwischen beamten und den Landgerichtsdiener im Kloster Württemberg und Bayern festgelegt wurde, Dienstwohnungen geschaffen wurden, kam das und die Revolution 1848/49, mit der die letzten Oberamtshaus zum Verkauf. Landgerichtsge- Patrimonialrechte abgeschafft wurden – all diese bäude und insbesondere das Amtszimmer waren politischen Weichenstellungen hatten gravieren- baulich in einem schlechten Zustand, wie 1816 de Auswirkungen auch auf das Gebiet, das im aktenkundig wurde. Die Fensterstöcke waren so Mittelpunkt dieser Untersuchung steht. Ab 1862 alt, dass die Fenster mit Papier verklebt werden umspannte es die Bezirksämter Neu-Ulm und mussten, um den Luftzug zu unterbinden. Klage Illertissen, die später in die Landkreise Neu-Ulm erregten ebenso die Fußböden, die so uneben und und Illertissen übergingen. Der heutige Land- morsch waren, dass alles im Zimmer wackelte, kreis Neu-Ulm ist Ergebnis der Gebietsreform wenn man es betrat. Bis auf den Einbau von von 1972. Winterfenstern geschah jedoch nichts. Stattdes- Durch die Säkularisierung betroffen waren hier sen gab es Überlegungen, das Amtsgebäude in die zwei Klöster Roggenburg und . Roggenburg dem Fürsten von Thurn und Taxis Einen guten Eindruck von den dramatischen zu überlassen und das Landgericht samt Rentamt Tagen in Roggenburg übermittelt der Übernah- nach Weißenhorn zu verlegen, das dem Staat mebericht: ein Gebäude zur unentgeltlichen Überlassung „Am 29. November kam der pfalzbaierische angeboten hatte. 2 Oberamtmann Paul in einem 4-spännigen Im Jahr 1862 löste man schließlich das Landge- Postwagen hier an, stieg in der Behausung des richt Roggenburg auf und schlug diese Verwal- hiesigen Herrn Oberamtmanns v. Gimmi ab, tungseinheit dem nahen und größeren Weißen- verfügte sich in dessen Begleitung in die Abtey, horn zu. Für den Umzug der Akten waren 62 überreichte seine schriftlich und gedruckten Fuhrwerksfahrten nötig. 3 Aufträge, enthob den Herrn Prälaten aller seiner Ebenso wie in Roggenburg kam es auch bei der Regierungs-Geschäfte, nahm die Herrn Beamten Auflösung des Klosters Elchingen schlussendlich in eidliche Pflichten, und forderte alle Untertha- zum Zerfall des Besitztums. Bei der bayerischen nen, deren Ausschüsse schon versammelt waren, Territorialeinteilung der Provinz Schwaben auf, ihrem nunmehrigen Herrn, Sr. Churfürstl. im Jahre 1804 wurden das Oberamt Elchingen Durchlaucht zu Pfalzbaiern Treue und Gehorsam und das Pflegamt Fahlheim dem in Elchingen zu geloben.“ 1 konstituierten kurpfalzbayerischen Landge- Die klösterlichen Amtssitze Roggenburg, richt zugeteilt. Elchingen bekam außerdem ein Stoffenried und Oberhausen wurden zu einem Rentamt. Durch den Pariser Staatsvertrag von Landgericht mit Rentamt vereinigt. Der Land- 1810 wurde sodann das ehemalige, bei der Krone richter nahm Quartier im Oberamtshaus, seine Bayerns verbliebene Oberamt Elchingen mit dem Amtsräume wurden in den sehr geräumigen Pflegamt Fahlheim dem Landgericht Günzburg

14 zugeteilt und gleichzeitig das Landgericht El- Wieder wurde der Anschlag entfernt, am 26.12. chingen aufgelöst. 4 durch einen kaiserlichen Kommissär aus Günz- Bei all diesen Vorgängen der Neuordnung wurde burg. Das hatte Konsequenzen. Nicht nur, dass die betroffene Bevölkerung natürlich nicht bereits Tags darauf vom Amt Pfuhl ein neuer gefragt. Immerhin wurden alte, tradierte Ver- angebracht wurde, es wurden für die kommenden bindungen aufgelöst. Wesentlich stärker noch eineinhalb Jahre zudem sieben Mann vom bay- mussten die bisherigen Ortsherrn den Einschnitt erischen Militär in Reutti stationiert, zuständig empfinden, verloren sie doch einen Großteil ihrer für die Bewachung des Plakates und den Erhalt bisherigen Privilegien. Der verwaltungstechni- der öffentlichen Ruhe. Schließlich erteilte das sche Übergang von der österreichischen Ober- bayerische Landgericht Söflingen dem weiterhin herrschaft zum bayerischen Staat war mit der protestierenden Baron Wyttenbach einen derben Schmälerung ihrer örtlichen Vormachtstellung Verweis und nötigte ihn damit zur Ruhe und zur verbunden und verlief nicht überall reibungslos, Nachgiebigkeit. 5 wie die Ereignisse in Reutti belegen. Dort kam Auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Neu- es sogar zu regelrechten Sabotagehandlungen Ulm wurden Oberämter und Pflegämter gebildet. seitens der bisherigen Herrschaft. Von 1802 bis 1803 war man der Verwaltung der Am 30. November 1802 war in dem Dorf ein provisorischen Regierung in unterge- Männertrio aus dem Lehrer und späteren Bürger- ordnet, ab 1803 dann der kurpfalzbayerischen meister Martin Dauner, dem alten Kirchenbauer Landesdirektion Ulm unter der Präsidiumsfüh- Balthasar Botzenhardt sowie Georg Junginger rung von Wilhelm Frhr. v. Hertling. 6 Einige nach Pfuhl aufs Amt Seiner kurfürstlichen Male noch kam es später zu Gebietsänderungen Durchlaucht von Pfalz-Bayern beordert worden, der Land- und Herrschaftsgerichte. wo es den Huldigungseid auf den neuen Landes- Zum Illerkreis, der bis 1817 bestand und dann herrn schwören sollte. dem Oberdonaukreis zugeschlagen wurde, 7 ge- Unmittelbar nach diesem Akt zitierte der örtliche hörten: das Landgericht Elchingen (1810–1811, Gutsherr, Baron von Wyttenbach, die drei Män- danach Eingliederung ins Landgericht Günz- ner zu sich, um ihnen zu eröffnen, dass der Eid burg), das Landgericht Illertissen (1810–1817), nichtig sei. Im Beisein der Männer wurde dann das Landgericht Roggenburg (1810–1817) und die am Wirtshaus ausgehängte Verordnung der das Herrschaftsgericht Illereichen. bayerischen Regierung von dem Schlossverwal- Auf dem Gebiet des Oberdonaukreises lagen: ter abgerissen. das Landgericht Elchingen (1808–1810), das Bereits am nächsten Tag traf in Reutti eine Schwarzenbergische Herrschaftsgericht Illerei- Delegation aus Pfuhl mit militärischer Beglei- chen (1817–1834), das Landgericht Roggenburg tung ein, welche das Verordnungs-Plakat wieder (1808–1810 und 1817–1862) sowie das Landge- anbrachte. Dem Verwalter wurde die Verhaftung richt Illertissen (1808–1810 und 1817–1862). angedroht, sollte es erneut entfernt werden. Um Von 1802 bis 1810 gehörte Ulm zum Königreich seine Inhalte bekannt zu machen, erging eine Bayern. Es war Hauptstadt der Kurpfalzbaieri- Anordnung der Regierung an die Pfarrer, die schen Provinz Schwaben mit Sitz der Landes- Verordnung von der Kanzel aus zu verlesen – direktion unter Graf Arco. Neu-Ulm existierte was in Reutti dem Geistlichen wiederum von damals noch nicht. 1810 erfolgte dann im Seiten der Ortsherrschaft untersagt wurde. Der aufgezeigten Gebiet die Grenzziehung zwischen Streit währte den ganzen Dezember hindurch. Württemberg und Bayern entlang der Linie Iller

15 Das Gebiet des heutigen Landkreises Neu-Ulm im Jahre 1805. Das Territorium ist gekennzeichnet durch zahlreiche Oberämter und Pflegämter.

16 und Donau. Ulm war damit von bayerischer gericht und Rentamt Illertissen zugesprochen Verwaltung endgültig losgelöst. wurde. 9 Später wurden die anderen Patrimoni- Noch bis 1848 hielten sich hartnäckig einige algerichte ebenso in die Landgerichte eingeglie- Patrimonialgerichte. Zu nennen sind Illerei- dert. 10 chen, 8 und das Gräflich-Fuggersche Mit Datum vom 21.02.1862 entstanden unter Herrschaftsgericht Weißenhorn. Die Auflösung König Maximilian II. zwischen Donau und Iller in Illereichen erfolgte, als die Herrschaft 1834 an die Bezirksämter Illertissen und Neu-Ulm mit das Königreich Bayern überging und dem Land- ihren Sprengeln. Das Neu-Ulmer Verwaltungs-

Landkarte des ehemaligen Bezirkes Neu-Ulm (um 1870).

17 Landkarte des ehe- maligen Landkreises Illertissen (1954).

18 gebiet war zunächst relativ klein und umfasste lediglich 12.234 Einwohner 11 in 35 Gemeinden. Das Amt Illertissen hingegen, dem die Landge- richte Illertissen, Roggenburg und Babenhausen zugeschlagen wurden, brachte es auf 32.903 Einwohner 12 in 83 Orten. Dieser Bezirksamts- Sprengel reichte damals noch von Balmertshofen bis Heimertingen, Ellzee und Ebershausen. Bei einer Gebietsreform 1879 musste er 39 seiner Gemeinden (43,8 %) abgeben und umfasste da- mit nur noch 44 Orte und ein Gebiet von 299,74 Quadratkilometern. 13 Das Bezirksamt Neu-Ulm, dem der komplette Amtsgerichtssprengel Weißenhorn mit 21 Kom- munen 14 zugeschlagen wurde, umfasste somit jetzt 56 Gemeinden auf einer Fläche von 351,68 Ortsschild der Ge- meinde Ebersbach. Quadratkilometern 15. Die restlichen aus Illertis- sen losgelösten Gemeinden gingen an die Ämter Krumbach 16 und . 17 Diese regionalen Verwaltungseinheiten 18 blieben in ihrer Form in den Altlandkreisen Illertissen und Neu-Ulm bis zum Jahre 1972 erhalten. Die Gemeinden hatten damals schon Ortsschilder. Das Amtsgericht Babenhausen bestand bis 1932, als es dann im Zuge von Sparmaßnahmen aufgelöst und in den Gerichtsbezirk Illertissen eingegliedert wurde. Eine große Kreisreform erfolgte erst wieder 1972. Für den Landkreis Illertissen und dessen Kreistag bedeutete dies das Ende seiner Existenz. Der größte Teil von ihm wurde mit dem Altland- kreis Neu-Ulm fusioniert. Für ein Jahr firmierte das Gebiet als „Illerkreis“, bis Innenminister Dr. Bruno Merk 1973 diese Benennung aufhob und dafür die Bezeichnung „Landkreis Neu-Ulm“ einführte. 19 Dieser Landkreisreform vorausgegangen waren langwierige Diskussionen, wobei der ehemalige Landrat Dr. M. Rauth dem Problem viel Kraft und Zeit widmete. Erst mit der letzten Gebietsände- Ortsschild des rung 1978 wurde das Reformwerk abgeschlossen. Marktes Pfaffen- hofen.

19 Letzter Kreistag des Altlandkreises Iller- tissen (1972).

Letzter Kreistag des Altlandkreises Neu- Ulm (1972).

20 „…sondern die Beamten mit Sicherheit am Amtssitze angetroffen werden“ Die Bestimmungen und Vorgaben für die Verwaltungen in Bayern Die Gewaltenteilung, also die Verteilung der bildeten sie das Verbindungsglied zwischen Staatsgewalt auf mehrere Staatsorgane – Exe- Regierungsstellen und Kommunen und verfügten kutive, Legislative, Judikative – zum Zwecke über keine Selbstverwaltungsrechte. der Machtbegrenzung, ist Bestandteil jeder Weisungen zum Dienstablauf erteilte das Baye- modernen Demokratie. Gegen den Absolutismus rische Staatsministerium, Kammer des Innern, so gerichtet, zählte dieses Prinzip zu den Forderun- beispielsweise zur Führung von Ein- und Aus- gen von Staatsphilosophen der Aufklärung. Im laufbüchern 3 oder zum Registraturwesen 4. Königreich Bayern stand es bereits 1828 erstmals Selbst der Brandschutz in den Amtshäusern zur Diskussion. Aber erst 1848 wurde die Gewal- entging der Regelung nicht. Zur Feuersicherheit tenteilung als rechtliche Verpflichtung aufgestellt musste, so besagte es die Vorschrift, auf dem und schließlich 1862 über die Einrichtung der Dachboden Löschwasser gelagert werden. 5 Distriktsverwaltungsbehörden festgeschrieben. Der Geschäftsbereich eines Bezirksamts umfass- Im Regierungsblatt von damals heißt es: te die gesamte innere Staatsverwaltung mitsamt „Die Regierungsbezirke diesseits des Rheins Polizei. Die Aufgaben des Amts entsprachen werden (…) in Verwaltungs-Districte eingeteilt. somit jenen, welche die bis zum 1. Juli 1862 Für jeden dieser Districte wird ein Bezirksamt als existierenden Landgerichte (älterer Ordnung) Verwaltungsbehörde bestellt“. 1 innehatten, jedoch abzüglich der Justiz und der Carl v. Nar stellte dazu fest: dem Richteramt überwiesenen Polizeistrafge- „Ausgeschieden aus dem Wirkungskreise der walt. Die Kompetenzen des Bezirksamts waren Landgerichte ist die innere Verwaltung und verzahnt mit dem Geschäftsbereich des Ministe- Polizei, und es sind zur Besorgung dieser Ge- riums des Innern. Zu nennen sind die Aufgaben- genstände neue Verwaltungsämter geschaffen, gebiete: welche nach Maßgabe der höchsten Organi- sationsverordnung vom 24. Februar 1862 den • Militärgegenstände Namen Bezirksämter führen, und in der Regel • Medizinalwesen den geographischen Umfang von zwei bis drei • Allgemeine Landespolizei der bisherigen Landgerichte haben“. 2 • Kommunal- und Stiftungsangelegenheiten Vorbild zur Einrichtung der bayerischen Bezirks- • Kultus und Unterricht ämter war die Pfalz, wo schon seit 1817 Land- • Landwirtschaft, Handel, Gewerbe, Industrie kommissariate bestanden haben. Bezirksämter • Kredit- und Assekuranzwesen. die sich, wie etwa Illertissen und Neu-Ulm, an der Landesgrenze Bayerns befanden, waren mit Über die Bürgermeister von Landgemeinden, Grenzangelegenheiten befasst und hatten dabei ebenso die städtischen Magistrate nicht un- landeshoheitliche Aufgaben zu übernehmen. mittelbar dem Kreis unterstellter Städte, über Davon abgesehen waren die Ämter lediglich un- Kirchenverwaltungen und Brandversicherungs- terste staatliche Behörden. Als den Regierungen Inspektoren waren die Bezirksämter die Auf- direkt unterstellte Distriktsverwaltungsbehörde sichtsbehörde.

21 Seine Kommunikation nach außen wickelte stellte, bestand für die Beamten eine pro Woche das Bezirksamt entweder über Boten oder per zweitägige Präsenzpflicht im Amt: Post ab. Bei der Versendung von Postkarten „Um die Amtsangehörigen gegen die Unan- und Briefen innerhalb der Behörden und zu den nehmlichkeit fruchtloser Gänge möglichst sicher Gemeinden war es vom Porto befreit. 6 An Werk- zu stellen, sind zwei Tage in der Wochen als Amtstage mit der Bedeutung festzusetzen, dass Faltbrief vom kgl. an diesen Tagen auswärtige Geschäfte ohne Bezirksamt Illertis- dringende Noth nicht vorgenommen, sondern die sen an den Jedeshei- Beamten mit Sicherheit am Amtssitze angetrof- mer Bürgermeister fen werden.“ 8 (1893). Der Vorstand des Bezirksamts und dessen Asses- sor in den Landgerichtsorten des Bezirkes hatten feste Sprechstunden. Im Illertisser Gebiet waren für Babenhausen je zwei Montage im Monat vor- geschrieben, in Weißenhorn waren es der erste bis dritte Mittwoch jeden Monats. 9 Im Neu-Ul- mer Bezirk erübrigten sich auswärtige Amtstage, da es hier keine weiteren Landgerichtsgemeinden gab. Postkarte vom kgl. Ein Bezirksamt beschäftigte im Schnitt zwischen Bezirksamt Illertis- sechs bis zehn Mitarbeiter, darunter der Amts- sen an den Bürger- meister in Rennerts- diener und der Kutscher für die Amtskarosse. hofen (1912). An seiner Spitze stand der Bezirksamtmann, ein Bezirksamtsassessor war dessen „rechte Hand“ und Vertretung. Angestellt waren zudem zwei bis drei Amtsschreiber. 10 Nicht zu vergessen der Bezirksarzt 1. Klasse, den jedes Bezirkssamt ernannte. 11 Um einen ordnungsgemäßen Dienstbetrieb zu garantieren, bestand folgende Vorschrift: „Zum Kanzleidienste ist wenigstens ein Individu- tagen hatten die Ämter von 8 bis 12 Uhr und von um zu berufen, welches des formellen Dienstes 14 bis 18 Uhr geöffnet. Und selbst am Sonntag zur Führung des Geschäfts-Journals, zur Besor- musste das Amt besetzt sein, wenn auch auf das gung der Registratur und zur Behandlung des „unbedingt notwendige Maß eingeschränkt und Tax- und Stempelwesens vollkommen mächtig insbesondere während des Hauptgottesdienstes ist.“ eingestellt“. 7 Sonntagsdienst im Amt war noch Außerdem war für den Diener ein „beleumun- nach 1900 üblich. Alle drei bis vier Wochen nur deter Laufbote“ als Ersatzmann anzuwerben, war den Bezirksamtsdienern ein völlig dienstfrei- welcher bei Abwesenheit des Amtsdieners die er Sonntag garantiert. Botengänge erledigte. „Seine Verpflichtung wird Da ein Besuch beim Bezirksamt von auswärts ein für allemal, und zwar auf Handgelübde, damals mitunter ein zeitraubendes Vorhaben dar- vorgenommen.“ 12

22 Bedienstete und deren Kinder beim Bezirksamt und Amtsgericht Illertis- sen. In der 3. Reihe steht der Amtsdiener Georg Bögelein in Uniform (um 1902).

Im Vergleich zu heute hatten die Ämter damals Nach ihrer Machtübernahme 1933 machten sich winzige Personalstäbe, doch war entsprechend die Nationalsozialisten sofort daran, auch die auch die Zahl der zu bearbeitenden Verwaltungs- Bezirksämter in ihrem Sinne zu infiltrieren. Die vorgänge und -angelegenheiten noch wesentlich Verwaltung sollte nun die Ideologie der NSDAP geringer. Wurden der Amtsvorstand und der vertreten und in ihrer Struktur das neue System Assessor unmittelbar vom Ministerium ernannt, verkörpern. Zur Überwachung und Beeinflussung oblag dem Bezirksamtmann die Einstellung der des Amts wurden „Beauftragte des Sonderkom- Amtsdiener 13 und Schreiber. missars bei der Obersten SA-Führung“ einge- Über mehr als 70 Jahre änderte sich der Karriere- setzt, kurz „Sonderkommissar“ genannt. 14 weg in einem Bezirksamt in Bayern nicht. Es gab Weil diese in der Regel eher im Hintergrund Anwärter, Kanzleiangestellte, Verwaltungsbeam- agierten, tauchen sie, obwohl sie eine entschei- te und den Vorstand. Sie alle standen – je nach dende Stellung in der Behörde innehatten, in den Dienstzeit – im angehenden oder vollzogenen Amtsblättern nur selten auf. Eine der wenigen Beamtenstatus. Spuren in diesen Organen findet sich im Amts-

23 blatt Illertissen vom 08.06.1933 mit einer eher gend andere Unbelastete zur Verfügung stünden. 17 trivialen Bekanntmachung bezüglich der Eier- Die Militärregierung forderte denn auch deren preise. 15 sofortige Entlassung und gab bekannt, dass man 1936 trat eine grundlegende Amtsreform in einige Personen nochmals überprüfen werde. Kraft. Nun gab es Angestellte und Beamte glei- In den Nachkriegsjahren nahm das Verwaltungs- chermaßen, und die Stufe des Verwaltungs-Ober- volumen der Landratsämter stetig zu, obwohl sekretärs wurde gestrichen. Dafür schaltete man zunächst in den 1950er Jahren mit den Abteilun- zwischen dem Verwaltungs-Oberinspektor und gen Ausgleichs-, Ernährungs- und Flüchtlings- dem Amtsvorstand den Regierungs-Assessor und amt temporäre Aufgaben wieder entfielen. Stark Regierungsrat ein. 16 Letzterer hatte die Aufgabe, erweitert wurden hingegen die Bereiche Kfz, gleich wie der Sonderkommissar, die Interessen Soziales und Ausländerrecht. der NSDAP im Amtsgeschehen zu vertreten Nach 1945 entfiel für die Landräte die Pflicht und gegebenenfalls auch durchzusetzen. Frauen zum Bezug der Dienstwohnung im Amtsgebäu- konnten auch nach der Reform grundsätzlich nur de. Zuvor wurde bei einem Amtswechsel jeweils bis zur Kanzleisekretärin aufsteigen. akribisch der Bauzustand der Amts- und der Verwaltungs-Oberinspektoren, auch nach 1936 in Dienstwohnräume protokolliert. Über deren Aus- der Amtshierarchie zwar grundsätzlich vorge- gestaltung bestanden zu Zeiten des Königreichs sehen, wurden wohl nicht in allen Bezirksäm- Bayern genaue Vorschriften: tern eingesetzt. So gab es sie aus unbekannten „Die Verwendung von Tapeten anstatt Tünche Gründen nicht in den Ämtern Illertissen und auf Rechnung des Baufondes ist gestattet. Der Neu-Ulm. Preis der Tapeten darf einen Kreuzer pro Qua- Schwierig war die Zeit unmittelbar nach dem dratfuß nicht überschreiten. Tapeziert werden Zweiten Weltkrieg, als viele Beamte und An- darf erst dann, wenn die Tünche so mangelhaft gestellte wegen ihrer politischen Vergangenheit geworden ist, dass sie ohnehin erneuert werden der Stelle enthoben wurden und Ersatzpersonal, müsste. Verboten ist das Tapezieren weiterhin in darunter viele Heimatvertriebene, zum Verwal- feuchten Räumen, in Wartezimmern, Gängen, tungsdienst rekrutiert wurde. Die Personalpolitik Vorplätzen und in Registraturen, deren Wände war von den Militärbehörden scharf überwacht mit Actenregalien und Kästen verstellt sind.“ 18 worden. 1946 wurde von ihrer Seite bemängelt, Ein Teil der Renovierungen musste vom Nutzer dass Landratsämter (bis 1947 hießen sie offiziell im Übrigen selbst besorgt werden, für andere noch „Der Landrat“) teilweise wieder ehemalige Arbeiten war hingegen die kgl. Baubehörde Parteigenossen eingestellt hätten, obwohl genü- zuständig. 19

24 Verwaltungsschloss mit Spucknapf und Luftschutzkeller Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Illertissen Illertissen kann auf eine lange Tradition in der überörtlichen Verwaltung zurückblicken. Mit den Vöhlin war der Ort Zentrum einer Herrschaft. Ab 1802 fanden dann im Schloss das Landgericht (älterer Ordnung) und das Rentamt ihren Platz. 1862 kam noch das Bezirksamt hinzu, ab 1947 in Landratsamt umbenannt. Nach 99 Jahren räumte es 1961 seinen Platz im Schloss und bezog ein neues Gebäude in der Ulmer Straße 20. Nach der Kreisreform 1972 verblieb letztendlich nur eine Zweigstelle des Landratsamts Neu-Ulm in Illertissen. Das Illertisser Amt war, wohl seiner Lage in der „Provinz“ geschuldet, für die Beamten häufiger eine Art „Startpunkt“ in ihrer Karriere. Dies bemerkt man besonders deutlich in den Biogra- fien der Vorstände, nachzulesen weiter hinten in diesem Buch. Ab 1802 wurden in dem staatlichen Komplex Das Illertisser Die Ämter im Überblick: zwei Ämter eingerichtet. Im Hauptgebäude Schloss mit dem Sitz 1862 – 1961 Illertissen, Schloss, Bezirks- und befand sich nun das Landgericht 1 (älterer Ord- des Bezirksamtes Landratsamt nung), im Vorderen Schloss war das Rentamt (um 1930/40). 1961 – 1972 Illertissen, Ulmer Straße, Landrats- untergebracht. 2 Mit der Verwaltungsreform 1862 amt musste zusätzlich noch das Bezirksamt unterge- Seit 1972 Illertissen, Ulmer Straße, Zweig- bracht werden, welches im Hauptgebäude den stelle des Landratsamts Neu-Ulm ersten Stock zugewiesen bekam. Das Landge- richt (neuerer Ordnung) hatte seine Lokalitäten Die im 16. und 17. Jahrhundert blühende Herr- im Erdgeschoss. schaft der Vöhlin erfuhr anschließend infolge Die Räumlichkeiten des Bezirksamts waren an- von Misswirtschaft einen steten Niedergang. Im fangs in sehr mangelhaftem Zustand, wie in einer Jahre 1756 musste das Illertisser Herrschaftsge- Beanstandung festgehalten ist: biet einschließlich des Schlosses an Kurbayern „Bekanntlich haben die Decken in einigen Zim- verkauft werden. Das Schlossgebäude mit der mern der Amtslokalitäten des kgl. Bezirksamts Kanzlei bewohnte und nutzte daraufhin ein nicht unbedeutende Sprünge und bereits lösen Oberamtmann des Kurfürstentums, welcher die sich aus denselben nicht blos sandige Theile, Kabinettsherrschaft Illertissen, die weiterhin der sondern sogar Bröckchen bis zur Größe von Reichsritterschaft angehörte, verwaltete. kleinen Nüssen ab…“ 3

25 Auch die Stuckdecken sorgten für Probleme Löschwasser durchfeuchteten die Decken und und mussten restauriert werden. Die Schäden Wände, die Stuckatur im Treppenaufgang war waren so groß, dass Bewohner und Bedienstete beschädigt, Diensträume waren verrußt. 7 gesundheitliche Probleme befürchteten und sogar Einige Beamten hatten im Schlosskomplex davontrugen. Eine Klage des Personals betraf die ihre Wohnungen. Der Vorstand des Rentamts kalten Böden. Der Fußboden im 1. Stock hatte bewohnte das Vordere Schloss, der Oberamts- einen Hohlraum zur Belüftung, was zirkulierende richter hatte sein Domizil im Französischen Bau Kaltluft zur Folge hatte. und der Bezirksamtmann seines im 2. Stock 1904 führte der Bezirksamtmann Keidel an, dass des Schloss-Hauptgebäudes. Außerdem hatten „das Schlossgebäude den Winden stark ausge- der Amtsdiener und, nachweisbar für 1926, ein setzt und bekanntermaßen sehr zugig ist.“ 4 In der Bezirksamtsoffiziant je eine kleine Wohnung im Dienstwohnung funktionierte nur ein Ofen. Alle Zwischentrakt. anderen waren beschädigt oder unpraktisch. Ins Die Dienstwohnung des Bezirksamtmanns um- selbe Horn stieß der Bezirksamtmann Stähler: fasste sieben Zimmer plus Küche, Bad, Kammer „… im allgemeinen herrscht aber im Treppen- sowie einen kleinen Raum für die Magd. Jedoch haus, den Fluren und Zimmern ein oft uner- ließ die Wohnqualität sehr zu wünschen übrig, träglicher Zugwind, dem ich mein nun in den die Räume in dem alten Schlossgemäuer waren 5. Monat hinein dauerndes Ischias-Leiden zu so gut wie immer kalt, weshalb beispielsweise verdanken habe. (…) Der schlechte Zustand der der Bezirksamtmann Friedrich Laar für sein Fensterverschlüsse dürfte großenteils dadurch Wohnzimmer 1889 einen neuen Kachelofen verschlimmert worden sein, dass man früher den beantragte. 1871 wurde der Kochherd vergrößert, Anfängen dieses Übels durch Einstopfen von da er die Bedürfnisse der fünfköpfigen Familie Tuch- und Wattestreifen entgegenarbeiten wollte. des Bezirksamtmanns Rupprecht nicht erfüllte. 8 Das gleichzeitige Anziehen von Schrauben etc. 1873 ließ man zum Zwecke der Wasserversor- und Anbringen weiterer Reiber verursachte dann gung im Schlossgebäude einen 30 Fuß tiefen ein immer größeres Lockerwerden der ganzen Brunnen graben und aufmauern. 9 Fenstergefüge.“ 5 Die Amtslokalitäten bestanden aus dem Vor- Weitere Schäden traten am Schloss auf, als Iller- standszimmer, der Kasse, der Kanzlei, zwei tissen am 16.11.1911 von einem Erdbeben heim- Assessorenzimmern und drei Räumen für die gesucht wurde. Dabei wurde ein Teil des Süd- Registratur. Hatte der Distrikt eine Tagung, wich westflügels beschädigt, im Mauerwerk zeigten man wegen der ungenügenden Lokalitäten in sich Risse. Am 24. April 1945, in der Endphase eine Gastwirtschaft am Ort aus. Der Bezirksamt- des Zweiten Weltkriegs, wurde das Gebäude von mann Stähler lieferte dafür 1911 eine schlüssige mehreren Granaten getroffen, als die Amerikaner Begründung: Illertissen besetzten. Und schließlich kam es am „Diese Versammlungen nehmen immer einen 10.01.1947 zu einem Schadensfeuer im Südwest- Zeitraum von mindestens 6 Stunden in An- flügel. Den Flammen fielen diverse Akten zum spruch und werden deshalb gewöhnlich von Opfer, darunter die gesamte Statistik des Flücht- einer Mittagspause unterbrochen. Würde sich lingskommissars, ferner Unterlagen und Kartei nun in dieser Pause die ganze Versammlung den des Kreiswohnungsamts, Bezugsscheinblöcke Schloßberg hinab in eine Wirtschaft begeben, so des Ernährungsamts und ein Teil der in der Re- wäre die Wiederaufnahme der Verhandlung auf gistratur abgelegten alten Akten. 6 - und mindestens 2 Stunden in Frage gestellt.“ 10

26 1912 räumte das Rentamt einige Zimmer im vor- ganze Reihe von Investitionen, um den Amtsitz deren Schlossgebäudekomplex (heute Bienenmu- funktionstüchtig zu halten, wie nachfolgende seum, 1. OG) und stellte diese dem Bezirksamt Beispiele belegen. So brachte der Bezirksamt- zur Verfügung, das darin Räumlichkeiten für Sit- mann 1886 schlagende Argumente für eine zungen, die Registratur und das Versicherungs- Beleuchtung des Fußweges vom Schloss in den amt einrichtete. Als nach dem Ersten Weltkrieg Ort in Stellung: die Wohnungsnot akut wurde, vermietete man „Es ist dies für die Wohnungsnutznießer und für Zimmer des Amtsrichters an Bedürftige. Das Be- die nach eingetretener Dunkelheit etwa noch zirksamt hatte dem Personal des Kommissionärs bei Amt vorhandenen Personen, z.B. für die im vom Kommunalverband vorübergehend Räume Markte wohnenden Beamten und Bediensteten im Versicherungsamt bereitzustellen. 11 äußerst fatal, für den Gefängnisdienst wegen der Die Raumnot wurde immer prekärer. 1934 hatten Gefahr der Entweichung von Einzuliefernden lediglich der Bezirksamtsvorstand und sein sehr bedenklich und für die im Amtsgerichts- Nebenbeamter (Assessor) noch ein eigenes Büro. bzw. Rentamts-Gebäude verwahrten Kassen Der Verwaltungsinspektor musste sich zusam- höchst bedrohlich.“ 16 men mit dem Journalführer, dem Amtsoffizianten Schon ein Jahr später wurden fünf Laternen in- und einem Schreibmaschinen- und Telefonfräu- stalliert. 17 Deren Betreuung oblag laut Vertrag lein ein Zimmer teilen. Das Sekretärzimmer war dem Schneidermeister Anton Rohrhirsch aus ebenfalls mit zwei Personen besetzt. In der Not Illertissen. 18 Weiterhin beantragte Bezirksamt- nutze man schließlich drei Räume der relativ mann Laar im Jahre 1887 Fahnen mit den Landes- großzügig angelegten Registratur, welche sich und den Reichsfarben, 19 wobei Flaggen mit den im Korridorbau zwischen dem Hauptgebäude Ausmaßen 8 m Länge und 1,5 m Breite ins Auge und dem Vorderen Schloss befand, als Sitzungs-, gefasst wurden. 20 Noch im gleichen Jahr erging Beratungs- und Reservezimmer. Die Registratur der entsprechende Auftrag. 21 wurde verkleinert. 12 1936 erhielt das Bezirksamt In der Praxis zeigten die Fahnen, die an Stangen schließlich zwei Dienstzimmer vom Rentamt hingen, 22 indes einige Tücken, neigten sie doch zugesprochen, die sich im Erdgeschoss des Vor- dazu, sich daran zu verwickeln, was wiederum deren Schlossgebäudes befanden. 13 die Aufgabenstellung schuf, „daß Personen, Noch im Mai 1945 wurden im Landratsamt und welche Gewandtheit im Klettern und Schwindel- in der unbewohnten ehemaligen Dienstwohnung freiheit besaßen, die Spitzen der Flaggenstangen des Landrats Räume abgeteilt und als Büros ver- zu erreichen suchten“. 23 wendet. Im 2. Stock waren nun das Ernährungs- Zur Erhöhung der Feuersicherheit schaffte der amt und das Straßenverkehrsamt unterge- Magistrat der Gemeinde von der Firma Magirus/ bracht. 14 Als 1948 die Wirtschaftsämter ihre Ulm 1902 eine Schubleiter an. Weil wegen der Diensträume im Schloss aufgeben mussten, Höhe des Schlossgebäudes eine extra lange Lei- gab es kurzzeitig Überlegungen, die frei ge- ter nötig war, erging an die Staatsregierung die wordenen Zimmer als Wohnungen für woh- Bitte zur Beteiligung an den Kosten. 24 nungslose Finanz- und Zollbeamte Illertissens Im Zweiten Weltkrieg schenkte man dem Gebäu- auszuweisen 15, was jedoch aus Kostengründen defeuerschutz noch mehr Aufmerksamkeit. Im unterblieb. Der Umzug in den Neubau 1961 Oktober 1942 forderte das Bezirksamt Illertissen beendete diese Drangsal. für seinen Dachboden eine Druckimprägnierung, Gleichwohl erfolgten im Laufe der Zeit eine weil sich in der Nähe des Schlosses Rüstungs-

27 industriewerke befanden. 25 Im November des Nebenanschlüsse fürs Telefon installiert. 31 Schon gleichen Jahres wurde zudem der Luftschutzkel- seit 1911 gab es einen Rotary-Vervielfältigungs- ler des Amts gegen Giftgas abgedichtet. 26 apparat. 32 Sämtliche Anschaffungen, vom einzelnen Tin- Der Wandel spiegelt sich nicht zuletzt an der Ge- tenfass bis hin zu Möbeln, finden sich in den im staltung von Briefköpfen und Stempeln. Noch bis Staatsarchiv Augsburg gelagerten Verzeichnis- 1905 wurden die Briefköpfe mit Hand geschrie- sen. 27 Kurios aus heutiger Sicht mutet es an, dass ben, mitunter auch noch, als bereits Briefpapier 1913 gar für jeden Raum – außer dem des Amts- mit der Aufschrift „K. Bezirksamt Illertissen“ vorstandes – ein Spucknapf angefordert wurde. eingeführt war. Für einen besonderen Sparwillen 1901 wurde für das Büro des Amtmanns ein Kas- spricht, dass man 1926 immer noch Formulare senschrank beschafft 28 und bereits 1905 durch aus wilhelminischer Zeit mit dem alten Aufdruck ein größeres und feuersicheres Modell ersetzt. 29 „K. Bezirksamt Illertissen“ verwendete. Das 1908 betraf die Neuerung den Schreibdienst, „K.“ wurde hierbei einfach durchgestrichen. als eine erste Schreibmaschine Einzug hielt. 1937 lautete die Aufschrift: „Der Vorstand des Ein weiterer Fortschritt kam 1913, 30 als das Bezirksamts Illertissen“ und ab 1939 „Der Land- Bezirksamt zudem ans Stromnetz angeschlossen rat des Kreises Illertissen“. Nach dem Krieg hieß wurde und ein Telefon bekam. 1920 wurden fünf es „Landratsamt Illertissen“.

Verschiedene Brief- köpfe des Bezirks- amtes bzw. Land- ratsamtes Illertissen im Wandel der Zeit: 1887, 1905, 1920, 1887 1905 1937, 1943, 1950.

1920 1937

1943 1950

28 Ein eigenes Amtsblatt gab es in der Frühphase Als nach der Währungsreform die Finanzlage des Bezirksamts Illertissen noch nicht. Amtliche der Landkreise sehr angespannt war, legte der Mitteilungen wurden im Neu-Ulmer Anzeigen- Illertisser Landrat Dr. Bohl einen Sparkatalog blatt veröffentlicht und ab 1870 im Schwäbi- vor, worin Dienstreisen, die Benutzung von schen Tagblatt des Iller-, - und Günzboten. Dienstfahrzeugen, Telefonate und der Verbrauch 1874 führte man das „Amtsblatt des königl. des Büromaterials geregelt wurden. So detailliert bayerischen Bezirks-Amts Illertissen“ ein, des- war die Aufstellung, dass sie die Vorgabe erhielt, sen Kopfzeile sich immer wieder änderte. Vom die im Porto günstigeren Postkarten den Briefen 27.07.1945 bis einschließlich 07.11.1947 durfte vorziehen, wenn dies deren Inhalt erlaubt. 33 das Amtsblatt nur mit Genehmigung der Militär- Gleichzeitig rüffelte Bohl, dass einige Referenten regierung erscheinen. und Angestellte des Landratsamts mehr als einen Die Dienstsiegel änderten sich mit den Wech- freien Samstag pro Monat nehmen würden, was seln der Regierungsformen in Deutschland. zu unterbinden er ankündigte. 34 Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Siegel Der Blick soll im Weiteren auf die Bediensteten bis einschließlich 1947 kein Wappen. Erst ab des Amts gerichtet werden. Über das Personal 1948 stempelte das Amt in Illertissen mit neuem am Illertisser Bezirksamt im 19. Jahrhundert ist Hoheitszeichen. sehr wenig bekannt. Offenbar herrschte jedoch hier in den frühen Jahren eine ausgesprochene Personalnot. So beklagt sich der Bezirksamt- Verschiedene Stem- mann Rupprecht im Jahr 1864, dass „man auf pel des Amtes Iller- dem Lande wesentlich schlechter Amtsschreiber tissen: Bezirksamt bekommt, weil dies meist Junggesellen sind und 1900, Bezirksamt sie das Leben in der Stadt bevorzugen.“ Bei der 1937, Der Landrat des Kreises 1940 und 1900 1930 Verwaltungsreform 1862 hatte das Landgericht 1946, Landratsamt sämtliche Schreiber abgezogen. 35 Lückenlos 1947 und 1960. bekannt sind die Amtsdiener für den Zeitraum von 1862 bis nach 1931. 36 Wesentlich besser informiert ist man über die Personallage seit dem frühen 20. Jahrhundert. 37

1937 1940 Während des Ersten Weltkriegs war das Bezirks- amt Illertissen zeitweise nicht mehr vollständig besetzt, da sich einige Mitarbeiter im Kriegsein- satz befanden. 1931, also inmitten der Weltwirt- schaftskrise, zählte das Bezirksamt Illertissen gerade einmal fünf Bedienstete, 38 deren Zahl 39 1946 1947 sich in der NS-Zeit wieder deutlich erhöhte. Heinrich Bischofberger sei als Beispiel herange- zogen für einen Mitarbeiter, dessen Bezirkslauf- bahn weitgehend lückenlos dokumentiert ist. Er begann diese am 20. Mai 1908 als Inzipient am Bezirksamt Markt Oberdorf. Nach dem Kriegs- 1960 dienst wurde er 1919 ans Bezirksamt Illertissen

29 versetzt, wo er als ungeprüfter Assistent begann. Vorgabe zwangsläufig die Problematik, dass Am 01.04.1920 ernannte man ihn zum Sekretär damit nun erfahrene Kräfte fehlten, während ihre und 1931 zum Verwaltungsobersekretär. oft unerfahrenen Nachfolger manchmal binnen Ein starker personeller Schnitt erfolgte im Mai weniger Tage eingewiesen werden mussten. 1945, als durch Befehl der amerikanischen Um die entstandenen Personallücken möglichst Militärregierung auf einen Schlag 27 Mitarbeiter schnell zu schließen, wurden zur Aufrechterhal- wegen ihrer Verstrickungen ins NS-Regime 40 tung der Dienstgeschäfte ab Juni 1945 insgesamt vom Dienst entlassen wurden. Bis Ende des Jah- 17 Mitarbeiter eingestellt. 42 Die Abteilungen res 1945 folgten weitere Entlassungswellen aus Fahrbereitschaft, Kfz-Zulassung, Kreiswoh- gleichem Grund, wovon nochmals 29 Bedienste- nungsamt, Kreisbauamt, Kreiskassenverwaltung, te betroffen waren. 41 Schulspeisung, Ernährungsamt und Wirtschaft- Die Entlassungen hatten der damaligen kommis- samt besetzte man nun sogar komplett neu. 43 sarische Landrat Eugen Endres und sein Amts- Sechs ehemalige Beamte 44 wurden schließlich nachfolger Arno Backe auszusprechen, worüber zwischen 1946 und 1949 wieder zum Dienst es entsprechende Meldelisten an die Militärregie- berufen. rung gibt. Im Jahr 1946 waren am Landratsamt Illertissen So nachvollziehbar der Wunsch nach einem bereits wieder beinahe 50 Beschäftigte in 33 Bü- „unbelasteten“ Amt war, so ergab sich aus dieser ros tätig. In seiner neunmonatigen Amtszeit stell-

Meldung des Land- rats Arno Backe über von der Militärre- gierung geforderte Personalentlassungen aus dem Landratsamt Illertissen wegen deren Zugehörigkeit zur NSDAP (1945).

30 te Landrat Arno Backe gleich 29 Personen ein, 45 musste davon auf Anordnung der Militärregie- rung aber wieder einen Teil entlassen. Weitge- hend abgeschlossen war der Verwaltungsaufbau in Illertissen erst 1950. Das Amt umfasste damals 15 Referate. Geöffnet für Publikumsverkehr war es damals montags, mittwochs und samstags von 9 bis 12 Uhr. 46 Extremer Brennstoffmangel zwang Ende 1947 zu Einschränkungen. Trotz der 45-Stundenwoche war das Landratsamt in Illertissen fortan an den Samstagen geschlos- sen. 47 Ab August 1948 waren dann wieder durchgehende Öffnungszeiten von Montag bis Samstag möglich. 48 Ehemaliges Ein- Zu einer schnellen Lösung sah sich der Kreistag gangsschild beim 1960 gezwungen, als das Land dem Landkreis Landratsamt Iller- die Baulast für das Schlossgebäude übertragen tissen. wollte. Der Landkreis verzichtete jedoch auf dieses „Geschenk“, das ihm zu teuer gekommen wäre, und entschloss sich stattdessen zum Bau Im Keller des Amtsgebäudes befanden sich die eines neuen Verwaltungsgebäudes. Den Bau- Registratur, die Kreisbildstelle und die Haus- entwurf übernahm Kreisbaumeister Körner in meisterwohnung. Der 3. Stock, als Dachetage Zusammenarbeit mit Regierungsdirektor Ott von ausgebaut, war durch das Ausgleichsamt und die der Regierung von Schwaben. Nach nur einjähri- Währungsausgleichsstelle belegt. ger Bauzeit konnte das neue Landratsamtsgebäu- Ende der 1960er Jahre hielt die EDV immer de mit seinen 54 Büroräumen am 5. September mehr Einzug in den Dienstbetrieb. Eine umfas- 1961 seiner Bestimmung übergeben werden. Die sende Datenverarbeitung im Bereich Wohngeld, Kosten für den sehr nüchtern gehaltenen Bau Besoldung, Fleischbeschau und Ausbildungs- betrugen nur 520.000 D-Mark. Schon 1968 war förderung war um 1968 durch den Anschluss an ein Erweiterungsbau notwendig, der die Kapazi- die Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in tät auf 74 Büroräume 49 mit 128 Arbeitsplätzen 50 Bayern möglich geworden. 51 erweiterte. Die Kreisgebietsreform 1972 brachte einen Untergebracht waren in dem neuen Amtsgebäude großen Schnitt. Für den neuen Großlandkreis neben den bisherigen Referaten zusätzlich die war das Illertisser Amtsgebäude zu klein. Zwar Dienststellen von Schulrat und Bezirksfürsorge. war die Stadt Illertissen bereit, die komplette Auch ein großer Sitzungssaal war vorhanden. An Kreisverwaltung am Ort aufzunehmen, doch seiner Stirnseite hing das Epitaph des Schloss- setzte sich letztendlich die Stadt Neu-Ulm mit kaplans Marx Mantz aus dem Jahr 1598. ihren Wünschen durch. Gewissermaßen als

31 Das Amtsgebäude des Landratsamtes Illertissen in der Ulmer Straße 20 (um 1970).

„Trostpflaster“ richtete man in Illertissen eine Nebenstelle des Landratsamts ein. Heute sind in dem Gebäude die Referate Kfz-Zulassungsstelle, Jugendpflege, Lebensmittelkontrolle, Sozialpäda- gogik, Schwangerschaftsberatung und Kreisbild- stelle untergebracht. Außerdem hat die Polizei ihre Dienststelle im Gebäude.

Ehemaliger Sitzungs- saal im Landratsamt Illertissen.

32 Akuter Platzmangel als treuer Begleiter Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Neu-Ulm Neu-Ulm ist eine junge Ansiedlung. Noch 1811 auf der so genannten „Insel“ einen Neubau mit nur aus wenigen Häusern bestehend, erhielt der Remisen zu errichten, was einem Voranschlag Ort in diesem Jahr bereits ein provisorisches zufolge 26.814 fl gekostet hätte. Obwohl mitsamt Polizeikommissariat mit landgerichtlichem Wir- den Umbaukosten kaum günstiger, entschloss kungskreis. Diese Funktion behielt er bis 1831. man sich 1862 zum Erwerb der Immobilie des Von 1832 bis 1842 existierte sodann ein Land- Maurermeisters Ansperger in der Augsburger gericht 1. Klasse (Landkommissariat). Am 31. Straße 30, damals noch „Haus Nr. 122“. Im März 1842 schuf man schließlich aus Teilen der Erdgeschoss wurden die Amtslokalitäten des Landgerichte Günzburg, 1 Illertissen und Weißen- königlichen Landgerichts 2 untergebracht, den horn das eigenständige Neu-Ulmer Landgericht. ersten Stock nahm das königliche Bezirksamt 1862 kam das Bezirksamt, die spätere Kreisver- in Beschlag, und in der zweiten Etage hatte der waltung, hinzu, das im Laufe der Zeit diverse Bezirksamtmann seine Dienstwohnung. Amtsgebäude innehatte. Neu-Ulm, 1869 zur Stadt erhoben, schied 1891 Das Bezirksamt als kreisfreie Stadt aus dem Bezirksamtssprengel Neu-Ulm (Haus aus, wurde aber im Zeitraum von 1940 bis 1948 mit Balkon) in der wieder mit dem Kreis vereint. Anschließend war Augsburger Straße die Stadt abermals kreisfrei, bis sie letztendlich 30 (1932). mit der Kreisreform 1972 endgültig ihren freien Status verlor und in den Landkreis eingebunden wurde.

Die Ämter: 1862 – 1945 Neu-Ulm, Augsburger Straße 1945 Weißenhorn, Mädchenrealschule 1945 – 1946 Weißenhorn, Claretiner-Kolleg 1946 – 1962 Neu-Ulm, Am Illerkanal 1962 – 1982 Neu-Ulm, Maximilianstraße Ab 1982 Neu-Ulm, Kantstraße

Die Amtsgebäude Schon im Jahre 1860, also zwei Jahre vor der eigentlichen Einführung der Verwaltungsreform, machte man sich Gedanken über einen zukünfti- gen Standort des neu zu schaffenden Bezirks- amts in Neu-Ulm. Im November 1861 schlug die Regierung von Schwaben und Neuburg vor,

33 Schon zwei Jahre später mussten bauliche Erwei- zungen, welche sie vom Parterre aus bis zum terungen vorgenommen werden: Ein Stall für zweiten Stockwerk zu erleiden hat, nur unter zwei Pferde, eine Wagenremise, eine Heu- und Anwendung bedeutender Kraft benützbar“. 5 Strohlage und eine Kutschen-Stube waren nötig. 3 Wenigstens waren die Zimmer des Bezirksamts An dem Gebäude selbst zeigten sich gravie- relativ geräumig. 1899 wurden ein größeres rende Mängel, die der Bezirksamtmann Müller Treppenhaus an der Nordflanke des Hauses benannte: angebaut und die Raumnutzung geändert. Als das „Die Bauten in dem Amtsgebäude zu Neu-Ulm Landgericht auszog, belegte das provisorische (…) sind äußerst nachlässig und mangelhaft Rentamt 6 die Zimmer. 1902 bekam dieses ein ausgeführt und contrastiren in höchst unangeneh- eigenes Gebäude. Wohl hatte hier vor 1911 auch mer Weise mit den gelungenen Bauten anderer das Historische Museum Räumlichkeiten, bis Ämter. Die Fußböden sind theilweise mit schief dieses ins neue Schulgebäude an der Offenhauser laufenden Brettern und ganz uneben gelegt, Straße transferiert werden konnte. 7 Beschläge an Fenstern und Thüren so schlecht Da das Bezirksamt zunehmend unter akutem gemacht, dass sie bereits herabhängen; die Thüre Platzmangel litt, wurde 1941 das Nachbargebäu- nach dem Hofe zu ganz zerbrochen, so dass sie de in der Maximilianstraße 8, die frühere Gast- nicht die geringste Sicherheit bietet (…) In der wirtschaft Prinz Carl, erworben und umgebaut. Wohnung des Landrichters kann man im Schlaf- Untergebracht waren hierin die Geschäftsräume zimmer durch die Lamperin ins Freie sehen (…) des Gendarmerie-Kreisführers, der Volkskartei Das Wasser des Punzbrunnens im Amtsgebäude und Kennkartenstelle sowie Büros des Kreisju- ist so schlecht, dass es selbst zum Waschen nicht gend- und des Versicherungsamts. zu brauchen ist, und einen ekelhaften Geruch Ende der 1930er Jahre war die Heizungs-Situa- hat…“ tion prekär, wie in einem Bericht des Amtsver- Als 1877 in zwei Bezirksamtsräumen neue Bö- wesers Wallenreiter von 1939 nachzulesen ist, den gelegt wurden, meldete Bezirksamtsvorstand worin dringend ein neuer Ofen fürs Amtszimmer v. Fischer ans Landbauamt Augsburg: des Landrats gefordert wurde: „Mit dem Legen der Böden ist das Ausräumen „Der jetzige Ofen lässt sich nicht genügend der beiden Amtszimmer für Störungen im gere- regulieren und muss auch in der Übergangszeit gelten Geschäftsgange des Amts unvermeidlich als Dauerbrenner benützt werden, weil er bei je- verbunden und da bekanntermaßen die Arbeits- dem Einheizen das Zimmer stark mit Rauch und leute zu Neu-Ulm mit ihren Arbeiten durchaus Kohlenoxydgas erfüllt. Die Folge ist, dass die nicht eilen, haben sie voraussichtlich sogar auf Zimmertemperatur immer über 22 °C ist, obwohl längere Zeit Bestand…“ 4 ich oft Türen und Fenster öffne. Der Kohlenver- Klage führte nicht minder der neue Bezirksamt- brauch ist unnötig groß. Fortdauernder Katarrh ist mann Kätzlmeier in Neu-Ulm, der 1895 in seiner die Folge dieses unerträglichen Missstandes.“ 8 Dienstwohnung einen teilweise durchgetretenen Die Sanierung des Gebäudes wurde obsolet, weil Bretterboden monierte. In einem anderen Zim- es durch den Luftangriff vom 1. März 1945 voll- mer hatte die Decke einen Riss und der Verputz ständig in Schutt und Asche gelegt wurde. Nach drohte herabzufallen. Schließlich war noch „die dem Krieg entstand an seiner Stelle das Gebäude Hausglocke infolge der mannigfachen Überset- des Finanzamts.

34 Das am 01.03.1945 durch Bomben voll- kommen zerstörte Landratsamtsge- bäude in Neu-Ulm, Augsburger Straße.

Was seine technische Ausstattung betrifft, war Beschäftigte des Landratsamtes. 12 das Amt nicht immer auf der Höhe der Zeit. Der Wie üblich hatte auch in Neu-Ulm der Amts- Stromanschluss erfolgte um 1902. 9 Die Illumi- vorstand seine Dienstwohnung im Staatsgebäu- nation war nach heutigem Maßstab dürftig, denn de. Standesgemäß umfasste sie neben Küche, als Beleuchtungskörper kamen Glühlampen mit Bad und Abort acht weitere Zimmer. Als bei der Stärke von „5, 10 und 16 Normalkerzen“ Kriegsbeginn Landrat Friedrich Schreck zum zum Einsatz. 10 Eine Schreibmaschine ist erst ab Wehrdienst einberufen wurde, überließ man die dem Jahre 1919 nachzuweisen – also 11 Jahre seit November 1939 leerstehende Dienstwoh- später als im Illertisser Amt. nung vorübergehend dem Ernährungsamt, bis Überliefert sind die Namen einer ganzen Reihe dieses Mitte Juli 1940 dem neuen Landrat Julius von Nebenbeamten und Angestellten. 11 Im Ver- Taschke weichen musste. 1945 fand der Kreis- gleich zum Bezirksamt Illertissen war Neu-Ulm obersekretär Karl Bauer hier Unterschlupf, denn personell besser ausgestattet, möglicherweise Landrat Dr. Heiser hatte dem Ausgebombten drei wegen der Nachbarschaft zu Ulm. Beim Bom- Räume untervermietet. 13 benangriff auf Neu-Ulm am 01.03.1945 starben 4

35 Das wenige Aktenmaterial, was von dem weit- gehend zerstörten Amt unversehrt geblieben war, wurde im März 1945 nach Weißenhorn ins Gebäude der Mädchenrealschule verbracht, wo das Amt für etwa einen Monat provisorisch ein- gerichtet wurde. Heute befindet sich in dem Haus die Hirschapotheke. 14 Wohl noch während der letzten Kriegstage wur- den Räume des Claretiner-Kollegs zu Landrats- amtsräumen, nachdem die erste Ausweichstelle aufgegeben worden war. Nach Kriegsende kam die Militärregierung hinzu. 1946 durften die Patres wieder in ihr Haus einziehen, 15 zunächst aber nur ins Dachgeschoss. Im März 1946 hatte das Landratsamt einschließ- lich Abwicklungsstelle, Flüchtlingskommissariat, Rechts: Fahrbereitschaft und Requisitionsbüro bereits Weißenhorn, Haupt- 74 Mitarbeiter, deutlich mehr als Illertissen mit straße 8 im Jahre damals weniger als 50 Bediensteten. Die öffent- 1952. Hier befand lichen Amtszeiten waren in Weißenhorn jeweils sich ab März 1945 auf Dienstag und Donnerstag festgesetzt. für kurze Zeit das provisorische Land- ratsamt Neu-Ulm.

Das Gebäude der Claretiner in Weißen- horn und Sitz des Landratsamtes Neu- Ulm in den Jahren 1945 und 1946.

36 Als Nebenstelle unterhielt die Weißenhorner Behörde noch Räume im Amtsgericht Neu-Ulm, Schützenstraße 17, welches den Krieg offenbar unversehrt überstanden hatte. Bereits im Mai 1945 konnte das Amtsgericht wieder seine Arbeit aufnehmen. Das „Gastspiel“ des Landratsamts in Weißen- horn währte nur kurze Zeit. Schon am 15. Juni 1946 war die Amtsstelle aufgegeben worden, 16 nachdem die Behörde nun ihren neuen Sitz in Neu-Ulm im ehemaligen HJ-Heim am Illerkanal genommen hatte. 17 Im Zuge dieser Umverlage- rung wurde auch die provisorische Zweigstelle im Amtsgebäude Neu-Ulm aufgegeben. Im Amt untergebracht waren neben der Militär- regierung zunächst der Landrat und die Abtei- lungen Gemeindewesen, politische Überprüfung, Preisbehörde, Veterinärwesen, Standesamts- biete umbenannte. Die vormaligen Geschäfts- Das ehemalige Ge- wesen, Gewerbewesen, Kreiskasse, Schulrat, bereiche Entnazifizierung (Referat IVa), Er- bäude des Landrats- Kanzlei und Registratur. 18 Zusätzlich gab es ab nährungsamt (Referat VIa) und Übersetzungen amts am Illerkanal in 18. September 1946 jeweils mittwochs in Wei- konnten aufgelöst werden. Dafür kam beispiels- Neu-Ulm (um 1970). ßenhorn einen Sprechtag im Nebenzimmer des weise die Kfz-Zulassungsstelle hinzu. Gasthauses zum „Engel“ 19 ab Ende September Insgesamt hatte der Landkreis Neu-Ulm damals im Weißenhorner Rathaus. 20 93 Beschäftigte, am Amt selber sowie in der Obwohl der Platz knapp war, verlegte man 1956 Kreisberufsschule, im Kreisgarten, der Volks- das noch in Weißenhorn befindliche Flücht- hochschule, der Kreisjugendpflege und als Stra- lingsamt nach Neu-Ulm, bis dieses Ende 1957 ßenwärter. 35 davon waren Heimatvertriebene, aufgelöst werden konnte. 21 14 Schwerbeschädigte. Im Jahre 1959 zeichnete sich nach zähen Ver- handlungen endlich ein Neubau des Landrats- Tabelle 1: Personalverteilung zwischen Staat und amts ab. Das bisherige Gebäude wurde 1962 an Landkreis im Landratsamt Neu-Ulm 1952: eine Firma verkauft. 22 Bereits Ende 1961 konnte das Amt sein neues Gebäude in der Maximilian- Staatliches Personal Landkreis-Personal straße beziehen. Beamte: 10 Beamte: 15 Wie sah nun der innere Betrieb des Landratsamts Angestellte: 6 Angestellte: 47 aus? Unter Landrat Siebert (1946–1948) ver- – Arbeiter: 15 zeichnete der Geschäftsverteilungsplan 16 Refe- rate. Das Personal umfasste damals insgesamt 62 Eine weitere Umstrukturierung gab es 1953. Beamte und Angestellte, laut damaliger Statistik Auffallend ist, dass das Landratsamt zu 90 % 28 Männer, 24 Fräuleins und zehn Frauen. staatliche Aufgaben wahrnehmen musste, hierfür Landrat Köhl nahm 1952 einige Neustrukturie- aber lediglich neun Beamte und eine Angestellte rungen vor, wobei man die Referate in Sachge- zur Verfügung hatte. 23

37 Die Nebenämter Gegen den Weißenhorner Vorstoß legten die Do- Mit der Rückkehr des Landratsamts aus Wei- naugemeinden des Landkreises heftigen Wider- ßenhorn nach Neu-Ulm 1946 wurde noch im spruch ein. Sie argumentierten, das Amt gehöre gleichen Jahr im Feuerwehrhaus in der Hermann- nach Neu-Ulm, um „mit Ulm ein Wirtschaftszen- Köhl-Straße 29 eine Zweigstelle eingerichtet. trum für das bayerische Hinterland zu bilden“. Untergebracht waren dort Ernährungsamt, Nersingen, Thalfingen, Ober- und Unterelchin- Wirtschaftsamt, Fahrbereitschaft, Bezirksfür- gen, Burlafingen, Straß, Leibi, Ober- und Un- sorgeverband, Jugendamt, Kreisbaumeister, terfahlheim sowie Steinheim forderten ultimativ Heeres-Abwicklungsstelle, Ausländersuchdienst eine Volksabstimmung. Außerdem drohten und die Bezirksinspektion der Landpolizei. 24 sie, bei einer Amtsverlegung nach Weißenhorn Beim Umzug des Landratsamts in den Neubau verwaltungsmäßig aus dem Kreis Neu-Ulm Maximilianstraße 2 im Jahre 1962 gab man diese auszuscheiden und sich entweder dem Landkreis Außenstelle auf. Günzburg oder gar Ulm anzuschließen. 27 Ein weiteres Nebenamt wurde im Oktober 1946 Als das bayerische Innenministerium eine ab- in der Schützenstraße 58 eröffnet, welches das wartende Haltung einnahm und auf einen nötigen Bayerische Straßen- und Flussbauamt beherberg- Landtagsbeschluss verwies, legte Weißenhorn te. Mit dem Umzug in den Neubau Maximilian- nach und bot 1955 zum Bau der Behörde als straße erübrigten sich diese Büroräume. Lockmittel eine Million Mark an. Vergeblich. Weißenhorn hatte übrigens auch noch nach dem Ausschlaggebend bei der Entscheidung für Neu- Wegzug des Amts versucht, es zurückzugewin- Ulm war das seinerzeitige wirtschaftliche Projekt nen. Zur Bekräftigung richtete die Stadt an den „Iller-Donau-Blau-Region“. Kreistag eine entsprechende Petition, welche von Nun war der Weg frei für die Neubau-Planungen 27 Gemeinden getragen war. 25 Auch der Kreis- an der Maximilianstraße. Der Neu-Ulmer Stadt- tag plädierte in einer Abstimmung am 3. Dezem- rat beschloss am 4. April 1955 dafür einen etwa ber 1948 mit 28 gegen 14 Stimmen klar für den 1.000 Quadratmeter großen Bauplatz kostenlos Standort Weißenhorn. In einer „Denkschrift der zur Verfügung zu stellen. Erschließungskosten Stadt Weißenhorn“ wurden dem Staatsministeri- wurden ebenfalls nicht erhoben und sogar kos- um Gründe für eine Verlegung in die Fuggerstadt tenloses Bauschnittholz wurde angeboten. Diese vorgelegt. Leistungen waren jedoch mit der Bedingung Dass die Stadt Neu-Ulm wegen ihrer Kreisunmit- verknüpft, dass das Bauvorhaben noch im Laufe telbarkeit keinen Anspruch auf ein Landratsamt des Jahres 1955 ernsthaft in Angriff zu nehmen habe, war eines der Argumente, die zentralere sei. 28 Die Baukosten veranschlagte man auf über Lage Weißenhorns im Kreis ein weiteres. An- 800.000 Mark. 29 geführt wurde ferner, dass man seit der Verwal- Beschluss, Planung und Bau zogen sich jedoch tungsreform im Jahre 1862 den Standort des bis 1962 hin. Den Entwurf des Gebäudes mit Bezirksamts in Neu-Ulm ständig als Unrecht Atrium erstellte der Stadtbaurat und Regierungs- empfunden habe. baumeister Hartweg. Als Vorleistung wurden 1949/50 sogar schon Gebaut wurde auf dem Areal des 1899 erbauten Pläne gefertigt. Die historische Schranne, einer und kriegszerstörten Zwölfer-Kasinos. Eine der bedeutendsten Bauten der lokalen Geschich- Betonwanne, wegen des hohen Grundwasserspie- te, hätte für einen winkelförmigen Bau weichen gels eigentlich nötig, ersparte man sich und ent- müssen. 26 schied sich für einen Rohrkeller, welcher jedoch

38 nur in gebückter Haltung (sic!) zu begehen war. Am 28. Mai 1962 konnte der Neubau bezogen werden. Am Eingang wurde die Bronze-Skulptur „Der Sämann“ von Hans Bühler als „Kunst am Bau“ aufgestellt. 30 Unmittelbar neben dem Landratsamt hatte das Staatliche Gesundheitsamt sein Gebäude. Schon von Anfang an konnte das Gebäude den Platzbedarf nicht decken. Die Folge davon war, dass die Raumnot bereits in den Jahren 1962 bis 1965 ein gravierendes Ausmaß annahm und man neue Büroräume beschaffen musste. 1966 wurden deshalb das Dachgeschoss ausgebaut und das Kreisjugendamt, Sozialhilfe und Verkehrswe- sen in angemietete Räume in die Donaustraße 33 ausgelagert. Das Ausgleichsamt verlegte man in Ins bisherige Hauptgebäude zog das Finanzamt Das ehemalige Land- die Kasernstraße 4. 31 ein, es ist zwischenzeitlich durch einen privaten ratsamt in Neu-Ulm, Im Zuge der Kreisgebietsreform 1972 32 wurde Neubau ersetzt. Maximilianstraße 2. das Problem erneut akut, galt es doch fortan, 1973 wagte man den Einstieg in die EDV. Bereits Rechts befindet sich einen Landkreis mit rund 133.000 Einwohnern 1974 ließ sich dann das Landratsamt bei der das Gebäude des früheren Gesund- zu verwalten. Da zugleich bisher von der Stadt Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in heitsamtes (1962). Neu-Ulm erledigte Aufgaben hinzukamen, blieb Bayern (AKDB) 34 anschließen. nichts anderes übrig, als eine Reihe weiterer Räumlichkeiten anzumieten. Insgesamt existierten schließlich neben dem Hauptsitz zehn weitere Büro-Standorte in Neu- Ulm. Es waren dies: Augsburger Straße 19; Brückenstraße 3 (Staatliches Schulamt); Donau- straße 31A; Donaustraße 33 (Kfz-Zulassungs- stelle, Papierverbrennungsanlage des Landrat- samts); Hermann-Köhl-Straße 12: Kasernstraße 4 (Sozialhilfeverwaltung); Marienstraße 3 (Kreis- jugendamt und Veterinäramt); Maximilianstraße 12 (Amt für Ausbildungsförderung); Rathaus, Zimmer 38 (Verbraucherschutz); Reuttier Str. 31. Konnte zwar im März 1973 die Neuorganisation des jungen Landkreises abgeschlossen werden, 33 so kam es im späteren Dienstbetrieb durch die räumliche Zerrissenheit zu erheblichen Erschwer- nissen im internen Dienstbetrieb. Dieser Zustand sollte noch bis 1982 anhalten, dann entstand in Erste Bürgermeister-Sitzung im Sitzungssaal des Landratsamtes Neu-Ulm, der Kantstraße ein neues Landratsamtsgebäude. Maximilianstraße 2 (1962).

39 am 15. Mai 1981. Ende 1982 wurde das neue Gebäude bezogen. Die offizielle Einweihung erfolgte schließlich am 19. Mai 1983. Das polygonale Gebäude mit Kupferfassade war bei der Planung mit 23 Millionen Mark kalkuliert worden. Letztendlich kostete der Neubau dann rund ein Drittel mehr, nämlich 32 Millionen Mark. Das Amt hatte in den Jahren 1998 und 2001 zwei schwere Schadensfälle zu überstehen. Am 19. November 1998 brach im 4. Stock, ausgelöst durch einen technischen Defekt und ausgerechnet während einer Kreisausschuss-Sitzung, ein Feuer aus, das sich zum Großfeuer ausweitete. Der gro- ße Sitzungssaal wurde dabei schwer beschädigt, in der 3. Etage kam es zu Wasserschäden. Der Brand war nur schwer unter Kontrolle zu brin- gen, da sich Brandnester zwischen Gebäudewand Heutiges Gebäude Kantstraße 8 und Nebenstellen und Außenverkleidung befanden. Die Feuerwehr des Landratsamtes Den Beschluss zu einem Neubau fällte der musste daher die Kupferverschalung teilweise in Neu-Ulm, Kant- Kreistag bereits am 4. November 1974. Mehrere herunterreißen. 37 Die Reparaturen dauerten bis straße 8. Standortvarianten wurden geprüft. Letztend- zum Jahr 2000, der Schaden belief sich auf 4,7 lich einigte man sich auf einen Standort beim Millionen Mark. Hallenbad zwischen Neu-Ulm und Offenhausen. Knapp drei Jahre nach dem Brand gab es am 4. Das Baugelände mit einer Fläche von 11.449 Juli 2001 erneut einen Zwischenfall. Aus einem Quadratmetern stellte die Stadt Neu-Ulm zur unsachgemäß installierten Wasserboiler im 3. Verfügung. Da auf dem Grundstück, das vorher Stock traten über Nacht mehrere hundert Liter der Stadt Ulm gehörte, der Vorbehalt „Sport und Wasser aus. Der Schaden belief sich auf rund öffentliche Aufgaben“ eingetragen war, musste 400.000 Mark. Neu-Ulm an Ulm eine Nachzahlung von 50 Mark pro Quadratmeter bezahlen. 35 Den Architektenwettbewerb gewann das Archi- tekturbüro Karl Glöckler aus Beimerstetten. Der Neubaustart verzögerte sich jedoch, weil das Gutachten über die lokalen Grundwasserstände fehlerhaft war. Im Sommer 1979 mussten daher nochmals das Fundament und das Untergeschoss neu geplant werden. 36 Im Kellergeschoss befin- det sich ein Schutzraum für den Katastrophenfall Brand des Land- für 1.270 Personen. ratsamtes am Am 16. November 1979 konnte endlich der 19.11.1998. Grundstein gelegt werden, Richtfest feierte man

40 Noch in den frühen 1990er Jahren wurde ein Anfang des Jahres 2007 waren beim Landrats- Großteil der Schreibarbeiten an Schreibma- amt Neu-Ulm (einschließlich den in sonstigen schinen erledigt, es waren jetzt aber auch schon Kreiseinrichtungen eingesetzten Mitarbeitern) Computer-Terminals im Einsatz. Kontinuierlich insgesamt 529 38 Beamte, Angestellte, Arbeiter hielt die EDV weiter Einzug. Heute gibt es in und Auszubildende tätig, davon 84 (rund 16 %) jedem Büro mindestens einen EDV-Arbeitsplatz. Beschäftigte des Staates. Fünf Jahre später beträgt die Zahl der Mitarbeiter insgesamt 532, bei 88 Beschäftigten des Staates. Der Anteil der Das Verwaltungsse- Frauen an der Gesamtzahl der Beschäftigten kretariat 3 im Land- beträgt rund 56 %. ratsamt Neu-Ulm. Der Computer hat Das Landratsamt Neu-Ulm ist heute in sechs noch keinen Einzug Geschäftsbereiche gegliedert: ins Büro gefunden (1980er Jahre). • Zentrale Angelegenheiten, Schulen • Kommunales, Ausländer, Soziales • Bauen, Gewerbe-, Gesundheits- und Veterinärrecht • Umwelt, Verkehr, Sicherheit und Ordnung • Öffentlicher Gesundheitsdienst • Veterinärwesen.

Inzwischen hat auch das neue Landratsamt neben Das Textverarbei- der Dienststelle Illertissen schon wieder weite- tungs-Sekretariat des re Außenstellen. In der Dienststelle Illertissen Landratsamtes Neu- werden vor Ort u.a. Dienstleistungen der Kfz- Ulm im technischen Zulassungsstelle sowie des Fachbereichs Jugend Umbruch. Neben den und Familie erbracht. üblichen Schreibma- schinen stehen schon Im Gebäude gegenüber dem Amtsgebäude in die ersten Compu- Neu-Ulm in der Kantstraße befinden sich u.a. ter zur Verfügung die Geschäftsbereiche Öffentlicher Gesundheits- (1990er Jahre). dienst und Veterinärwesen. Seit 2005 sind Mitarbeiter des Landratsamtes Zwischen 1999 und 2001 beteiligte sich der Neu-Ulm sowie der Agentur für Arbeit in der Landkreis mit seiner EDV-Abteilung sehr erfolg- ARGE SGB II Neu-Ulm bzw. im Jobcenter Neu- reich mit dem Pilotprojekt „Telebehörden“ an Ulm gemeinsam mit dem Vollzug der Grundsiche- der High-Tech-Offensive des Freistaats Bayern. rung für Arbeitsuchende befasst. Zudem ist dort Beim Landkreisbehördennetz für die Kommunen seit 2011 eine Servicestelle des Landratsamtes ist das Landratsamt noch heute „Schaltzentrale“. Neu-Ulm für Bildung und Teilhabe eingerichtet.

41 „…im Dienste nie anders als in der Amtstracht“ Respektsperson und unabkömmlicher Sachwalter des Obrigkeitsstaats Wie konnte man königlicher Bezirksamtsvor- benhausen. Im örtlichen Geschehen war ein Be- stand werden? Voraussetzungen waren ein Jura- zirksamtmann eine hochrangige Persönlichkeit, studium mit anschließender mittlerer Beamten- wie aus dem hohen Aufwand für diesen Akt zu laufbahn. Beginnend als Amtsanwärter, war der schließen ist. Die Dienstkleidung, eine Uniform, zukünftige Staatsbeamte zunächst Accessist und signalisiert das ebenso. nach der zweiten Staatsprüfung Assessor, womit er in seiner Funktion und in seinem Aufgaben- Die Amtskleidung bereich schon als „Nebenbeamter“ des Amtsvor- Bereits im Jahr 1800 legte man in Bayern für die standes galt. Die Einsetzung als Vorstand und Staatsbeamten die Uniformierung fest: somit als Repräsentant des Königreichs Bayern „Itens Sammentliche Landrichter in ganz Baiern, erfolgte qua Berufung und setzte eine entspre- der oberen Pfalz, Neuburg und Sulzbach erhalten chende Qualifikation und Beurteilung voraus. zur Grundfarbe der Uniformen naturelgrau, von Die höchste Beförderungsstufe war für den der Farbe, wie die Fracks unserer - und Re- Bezirksamtsvorstand der Rang eines Regierungs- gierungsräthe mit gelbmetallenen Knöpfen, ohne rats. Das Ministerium des Innern in München Buchstaben. Der Galarock hat den Schnitt eines und die Regierung von Schwaben und Neuburg Staatskleides mit einer einfachen Reihe Knöpfen, in Augsburg waren für die Vorstände von Illertis- deren 3 auf der Brust zugemacht werden, einen sen und Neu-Ulm die vorgesetzten Stellen. stehenden Kragen, Weste mit Schossen, und Erst das Selbstverwaltungsgesetz von 1919 kurze Beinkleider.“ 1 beendete die Bevormundung der kommunalen Da in Kleidungsfragen bei der Repräsentation Verwaltungen. Zwar wurde der Bezirksamtmann des Staates nichts dem Zufall überlassen blei- nach wie vor vom Staat bestellt, den Bezirken ben sollte, wurde selbstverständlich auch eine aber räumte man nun als Körperschaft des Uniform für besondere Anlässe eingeführt, die öffentlichen Rechts das Recht auf Selbstverwal- „Gala-Uniform“: tung ein. Den Staatsbehörden blieb die Rechts- aufsicht vorbehalten. Die Bezirksräte, also die heutigen Kreisräte, wurden erstmals direkt vom Volk gewählt. Fortan war der Sprung auf diese Führungsposition erst ab der Stufe eines Ober- amtmanns möglich. Die Amtseinführung eines neuen Bezirksvor- stands war mit einem feierlichen Akt verbunden, zu welchem eine große Zahl von Honoratioren geladen wurde. Weit über 100 waren es, als Wil- Gala-Uniform eines helm Roth im Jahr 1914 in Illertissen „installiert“ bayerischen Land- wurde. Die einzigen Frauen darunter waren die richters um 1820. Krankenhausoberinnen von Illertissen und Ba-

42 „Auf dem Kragen überquer gegen die Mitte 80. Geburtstags von Prinzregent Luitpold. Der desselben ein mit Gold gesticktes, oder auf Bezirksamtmann präsentierte sich in Gala-Uni- Stickereyart bordiertes Knopfloch, jedoch ohne form mit Zweispitz und Degen. 2 Einfassung des Kragens, als der Aufschläge.“ Uniformbeispiel Zur Gala musste ein Degen getragen werden. Ab eines bayerischen 1833 wurde in Bayern die Landrichter-Uniform Bezirksamtmanns. vereinfacht: Hans Kätzlmeier „Die Beamten tragen als Interimsdienstkleid ei- (Neu-Ulm) 1901. nen Ueberrock von Tuch von der Grundfarbe der Gala-Uniform mit liegendem schwarz-samtenem Kragen und matten gelbmetallenen Knöpfen. Der Ueberrock hat lange, bis kurz oberhalb des Knies reichende Schöße ohne Taschenklappen, jedoch auf der linken Hüfte mit einem Degenschlitz versehen, weite Aermel mit einem 16 Zentimeter langen sogenannten Rollaufschlag von der Farbe des Rockes ohne Knöpfe, auf der Brust zwei, oben weiter auseinanderstehende, gegen die Tail- le bis auf einen Zwischenraum von 12 Zentime- ter sich verengenden Reihen von je fünf Knöpfen und auf dem Rücken zwei Taillenknöpfe, welche 10 Zentimeter auseinanderstehen.“ 3 Durch die Uniform sollten sich die Beamten von der übrigen Bevölkerung abheben und dadurch Autorität ausstrahlen. Deswegen war vorge- schrieben, dass die Beamten „im Dienste nie anders, als in der Amtstracht erscheinen sollen.“ 4 Recht kurios aus heutiger Sicht mutet es an, dass Als 1862 die große Verwaltungsreform in Kraft sogar die Verhaltensetikette der Beamtenschaft in trat, umfasste diese selbstverständlich ebenfalls eine Vorschrift gegossen war: eine neue Bekleidungsordnung: „Die Reihenfolge der Beamten bei dem Zusam- „Wo das Tragen der Gala-Uniform nicht geboten mentreffen in Amtshandlungen und bei besonde- erscheint, ist ihnen gestattet, als Dienstzeichen ren Feierlichkeiten ist geregelt. Hiernach gebührt eine Schirmmütze von blauem Tuche nach bei corporativem Zusammentritte unter den Maßgabe der Verordnung vom 21. Mai 1833 zu Vorständen nicht collegial organisierter Behörden tragen, deren Verzierung für die Bezirksamtmän- dem kgl. Bezirksamtmann der Vortritt…“ 7 ner und Bezirksamts-Assessoren nach Anlage Mit dem Ende des Königreichs Bayern ver- jener Verordnung sich bemisst.“ 5 schwand auch die Gala-Uniform der Bezirks- Selbstverständlich war auch dies nicht das letzte amtsvorstände für immer in den Schränken. Wort in Sachen Amts-Mode. 6 Aus dem Jahr Sie trugen nun, in freier Auswahl der Modelle, 1901 existiert eine Fotographie des damaligen moderne und zeitgemäße Anzüge. Die Kleider- Bezirksamtsvorstands Hans Kätzlmeier, aufge- ordnung für öffentliche Festivitäten kehrte nach nommen auf einer Feier in Reutti aus Anlass des dem Ende der Weimarer Republik jedoch zurück.

43 Im NS-Staat mussten die Vorstände bei öffent- und praktischen Ärzte, die Erlassung distriktspo- lichen Auftritten tragen: schwarze Schuhe und lizeilicher Anordnungen, die „Militärconscripti- schwarze Hosen, Handschuhe und eine Schirm- on“, Landwehrangelegenheiten, die Installation mütze, einen dreiviertellangen Mantel sowie eine der Pfarrer, die Unionsvolkszählung und die Hakenkreuz-Armbinde. Erstattung der periodischen Verwaltungs- und Uniformbeispiel Rechenschaftsberichte sowie das „administrative eines Landrats im Tax- und Deposit- und auch das Feuerlöschwe- Dritten Reich. Dr. sen“. 10 Hermann Dinkel Eine 1896 erschienene Zeitungsmeldung belegt, (Illertissen) um dass der damalige Bezirksamtmann seine Pflich- 1940. ten bis ins Detail erfüllte: „Die von der Feuerwehr-Requisiten-Fabrik von C.D. Magirus in Ulm für die hiesige Gemeinde und nach gelieferten neuen Saug- und Druckspritzen wurden gestern durch Herrn Kgl. Bezirksamtmann Schuster und Herrn Bezirks- feuerwehrvertreter Diem einer Prüfung unterzo- gen.“ 11 Außerdem war der Bezirksamtmann Vorsitzender des Distriktrates und des Distriktausschusses der Gemeinden. Und ab 1927 wurde er zum gesetz- lichen Leiter des Bezirksausschusses bestimmt. Unternahm der Amtmann eine Dienstreise, war ihm das Führen eines Diätentagebuchs vorge- schrieben. 12 Die Bezirksamtmänner wurden wiederum von „Inspektoren“, zumeist Regie- Die Aufgaben rungs-Präsidenten oder Regierungs-Direktoren, Als Leiter der unteren staatlichen Verwaltungs- kontrolliert und beurteilt. behörden waren die Bezirksamtsvorstände Da ein bayerischer Bezirksamtmann für die Lei- „Staatsrepräsentanten“. Zu ihren Aufgaben zählte tung seines Bezirkes allein verantwortlich war, etwa die regelmäßige Visitation der Gemeinden. durfte er sich ohne Genehmigung der Kreisregie- Begutachtet wurden hierbei die Kassenbücher, rung nicht länger als 24 Stunden außerhalb des Schule, Kirche und Armenhaus. 8 Zum Katalog Amtsbezirks aufhalten. 13 Bei seiner Abwesenheit weiterer Aufgaben zählten Baufallschätzungen übernahm der dienstälteste Assessor die Leitung an Gebäuden kirchlicher Pfründen, die Betei- der Amtsgeschäfte. Wöchentlich mussten die ligung an Schulvisitationen, Apotheken- und Vorstände von Illertissen und Neu-Ulm an die Wegevisitationen, der Katastrophenschutz so- kgl. Kreisregierung von Schwaben und Neuburg wie die Oberaufsicht zur Verhinderung von Epi- Bericht erstatten über besondere Ereignisse, demien und ansteckenden Viehkrankheiten. 9 darunter „Unglücksfälle von Bedeutung“, „Stö- In ihre ausschließliche Kompetenz fielen die rungen des Nahrungsbestandes und des Credit- „Geschäfte bezüglich der Landtagswahlen“, die wesens“, „Einschreitungen gegen die Presse“ Verpflichtung und Qualifizierung der Gerichts- (sic!), „Confessionelle Conflikte von größerer

44 Tragweite“ oder „Reisen des Monarchen oder 1892 erhielt der Bezirksamtmann mindestens von Mitgliedern der kgl. Familie“. 14 Überliefert 4.080 Mark. 24 ist beispielsweise ein Bericht des Neu-Ulmer Bezirksamtsvorstands v. Fischer über den Besuch Tabelle 1 Jahresgehalt von Beamten des kgl. des Kaisers in Ulm/Neu-Ulm im Jahr 1872. Staatsministeriums des Innern 1892: In einem „Qualifikationsbuch“ musste der Vor- stand über seine Angestellten Bericht ablegen 15 Oberpostinspektor 4.920 – 6.000 Mark und diese Beurteilungen in Auszügen einmal Gymnasial-Rektor 4.920 – 6.000 Mark jährlich ans Innenministerium weiterleiten. 16 Ordentlicher Prof. der Uni 4.560 – 5.640 Mark Wollte ein Beamter heiraten, benötigte er dafür Landgestüts-Tierarzt 4.080 – 5.160 Mark die Zustimmung der Bezirksvorstands. 17 Bezirksamtmann 4.080 – 5.150 Mark Amtmännern stand eine Dienstwohnung zu, 18 sie Rentbeamter 3.840 – 4.920 Mark durften auf der anderen Seite im Amtsbezirk kei- Kreisarchivar 3.720 – 4.800 Mark nen Grundbesitz haben. 19 In Illertissen standen Bezirksamtsassessor 2.340 – 3.420 Mark den Vorständen von Bezirks- und Rentamt sowie Amtsrichter 2.280 – 3.360 Mark des Landgerichts sogar eigene Gartenflächen für Grenzoberkontrolleur 2.280 – 3.360 Mark den Obst- und Gemüseanbau zur Verfügung. Bezirksärzte 1. Klasse 1.980 – 3.060 Mark Gereist wurde vor Beginn des Eisenbahn- und Förster (neuerer Ordnung) 1.890 – 2.610 Mark später des Automobilzeitalters per Pferd und Karosse. Vor 1862 waren die Vorstände, die In der gerade aufkommenden Industrie brachte es damaligen Landrichter, zur Pferdehaltung sogar ein Chemiearbeiter zum Vergleich auf rund 1.440 ausdrücklich verpflichtet und das änderte sich Mark im Jahr, ein Hafenarbeiter in Bremerha- auch bei den Bezirksamtmännern nicht 20, denn: ven verdiente rund 3.000 Mark – so viel wie ein „Bei wichtigen Vorfällen, sei es bei Tag oder Bezirksarzt. Nacht, hat sich der Bezirksamtmann sogleich an Dem gegenüber standen im Jahr 1900 folgende Ort und Stelle zu begeben. Daher er sich, wenn Lebenshaltungskosten: 25 er nicht selbst Pferde hält, der steten und unbe- dingten Verfügbarkeit eines Dienst-Fuhrwerks Tabelle 2: Lebenshaltungskosten im Jahr 1900: rechtzeitig versichern muß.“ 21 Im frühen 20. Jahrhundert dürften die Illertisser 1 kg. Schweinefleisch 1,50 Mark und Neu-Ulmer Bezirksamtmänner auch ein 1 kg Butter 1,86 Mark Dienstfahrrad benutzt haben 22. 1 kg Weizenmehl 0,36 Mark 1 kg Kaffee 4,15 Mark Die Besoldung 1 Ztr. Kartoffeln 2,63 Mark Ein Amtsvorstand verdiente 1862 nach der Ein- 1 Ztr. Kohlen 1,20 Mark führung der Bezirksämter 1.500 Gulden, 1870 1 Anzug 10–75 Mark lag der Grundsold bei 2.000 Gulden pro Jahr. 23

45 Die Auszeichnungen Bezirksamtmänner als Verantwortliche für ihren Bei einem außergewöhnlichen Engagement Bezirk schier unabkömmlich waren und sie lockten Orden und Medaillen als Auszeichnun- oft lange Arbeitstage hatten. Ihr Pensionsalter gen für die Vorstände, welche bei Festanlässen war auf das 70. Lebensjahr festgesetzt. 29 Diese getragen werden mussten. 26 Sicherheitshalber Vorgabe erfüllte in den Bezirken Illertissen und wurde in einer Einladung zur Ordensverleihung Neu-Ulm jedoch nur der Illertisser Amtsvorstand an den Illertisser Bezirksamtmann Rupprecht Johann Baptist Rupprecht, der sogar erst mit 72 1875 daran erinnert, dass man in „Gala-Anzug Jahren in den Ruhestand ging. Anderen war dies und Auszeichnung“ zu erscheinen habe. Nach aus gesundheitlichen Gründen verwehrt. 30 In der einer Verordnung aus dem Jahr 1827 mussten NS-Zeit kam es zu Zwangspensionierungen aus nach dem Tode des Trägers die Ordenszeichen 27 politischen Gründen, so geschehen mit Wilhelm durch Vermittlung der Verwaltungsämter an den Roth in Illertissen und mit Friedrich Schreck in Ordensschatz zurückgegeben werden. 28 Neu-Ulm. Mindestens fünf Vorstände 31 erlebten Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Renteneintrittsalter nicht.

46 Im Schatten des Hakenkreuzes Unterwanderung durch linientreue Nationalsozialisten und der abrupte Neustart 1945 Mit der Machtübernahme durch die Nationalso- Kreistags entsprechend dem geltenden Führer- zialisten wurde die kommunale Selbstverwal- prinzip auf den Landrat über. 2 Diesem blieb es tung stark eingeschränkt und die bürokratische fortan überlassen, die Mitglieder des Kreistages Verwaltung eng an die Interessen und Ziele in wichtigen Angelegenheiten zur Beratung des Regimes gekoppelt. Ab 1935 erhielt ein beizuziehen oder selbst zu entscheiden. 3 Als Großteil der Bezirksämter einen Regierungs- Kontrollgremium war der Kreistag somit weitge- rat mit juristischer Promotion von der Partei hend kaltgestellt. Unter besonderer Beobachtung zugeteilt, welcher die Rolle der rechten Hand standen die Bezirks- bzw. Landräte nach 1933 des Amtsvorstands einnahm, ohne dass dessen von anderer Seite. arbeitsmäßige Entlastung das Hauptziel gewesen Der NSDAP-Kreisleiter war berechtigt, ihnen wäre. Vielmehr sollte mit diesen Berufungen „Anregungen“ zu behördlichen Vorhaben und linientreuer Kräfte eine politische Kontrolle und Maßnahmen zu geben und sie – wie die Mög- die Einhaltung nationalsozialistischer Grund- lichkeit zu Eingriffen umschrieben wurde – vom sätze durch die Vorstände gewährleistet werden, Standpunkt der „Menschenführung“ aus auf deren Entscheidungsspielräume somit nochmals maßgebliche Gesichtspunkte aufmerksam zu weiter eingeschränkt wurden. Dr. Karl Häupler in machen. 4 Illertissen und Dr. Hermann Dinkel in Neu-Ulm Ihrer exponierten Stellung gemäß wurde von den nahmen diese Positionen der „Aufpasser“ ein. Landräten mehr als eine bloß formale Mitglied- Solche Doppelstrukturen waren innerhalb der schaft in der NSDAP, vielmehr eine unbedingte Verwaltungsapparate des NS weit verbreitet und Loyalität gegenüber dem NS-System erwartet. führten nicht selten zu einem erbitterten Kompe- Zogen sie Zweifel auf sich, so wurden sie unter tenzgerangel unter den Betroffenen. Eine weitere massiven Druck gesetzt und sogar abgesetzt, so Verwaltungsreform 1939 ebnete den Weg, dass wie es Eugen Endres widerfahren ist. Der Ober- diese strammen Parteigenossen kurz danach bis amtmann des Bezirks Illertissen wurde 1938 in an die Spitze vorrücken konnten. den „Wartestand“ und am 1943 schließlich in den Um die Bevölkerung auch terminologisch auf die Ruhestand versetzt, weil er sich u.a. kirchlich zu Verwirklichung des Einheitsstaats nach einem sehr engagiert hatte. In Neu-Ulm sah sich Fried- siegreichen Krieg vorzubereiten, wurde eine rich Schreck ab 1938 immer stärkeren Angriffen Reihe von Umbenennungen vorgenommen. Mit seitens der örtlichen Kreisleitung ausgesetzt, so der dritten Verordnung über den Neuaufbau des dass er völlig resigniert 1939 um die Versetzung Reiches vom 28.11.1938 wurde die Bedeutung in den Ruhestand bat – was ihm auch sofort ohne der Begriffe „Kreis“ und „Bezirk“ vertauscht und Widersprache genehmigt wurde. die Bezeichnung Bezirksamtmann gestrichen. Aus den Inhabern der entsprechenden Positionen Improvisierter Neubeginn wurden nun Landräte. 1 Mit „Der Landrat“ wurde Nach der Kapitulation Hitler-Deutschlands seither die Behörde, also das spätere Landrats- wurde ein Großteil der Beamten, Angestellten amt, bezeichnet. 1939 gingen die Befugnisse des und Arbeiter der öffentlichen Verwaltungen nach

47 und nach ihrer Stellung enthoben. 5 Entscheidend bestellt wurden, erhielten sie ihre bisherigen für eine eventuelle spätere Wiedereinstellung Dienstbezüge plus eine Dienstaufwandsent- war der Ausgang des Verfahrens vor der Spruch- schädigung von 100 Reichsmark. Den übrigen kammer, welche über den Grad der schuldhaften kommissarischen Landräten wurden schließlich Verstrickung in die Machenschaften des NS- monatliche Bezüge von 500 Reichsmark zuge- Regimes zu befinden hatte. Wer in Verwaltungen sprochen. 9 tätig war, bedurfte dafür der ausdrücklichen In den frühen Nachkriegsjahren übten in Iller- Genehmigung der zuständigen Militärregierung. tissen die Landräte ihre Tätigkeit noch neben- Die amerikanische Militärregierung hatte ab 19. beruflich aus. Arno Backe erhielt beispielsweise Mai 1945 offiziell die Verwaltungskoordination ein Jahresgehalt von 6.608 Reichsmark 10, sein übernommen. In ihrer Direktive JCS 1067 steht: Nachfolger Albert Vollmann 6.096 Reichsmark. „Die Durchführung der Besetzung und Ver- Letztgenannter betrieb noch einen Weinhandel. waltung soll gerecht, aber entschlossen und In Neu-Ulm hingegen waren die Landräte schon zurückhaltend sein. Eine Verbrüderung mit der damals hauptamtlich tätig. deutschen Führung und der Bevölkerung ist ener- Illertissens erster Nachkriegslandrat war Eugen gisch zu unterbinden.“ 6 Endres, der noch vor der Kapitulation von NS- Deutschland, nämlich am 1. Mai 1945, eingesetzt wurde und lediglich bis 3. September 1945 am- tierte. In Neu-Ulm war dies der Verwaltungsin- spektor Hans Vollmann (19.05. bis 10.07.1945). Sie waren „Könige“ unter der Kuratel der örtli- chen Militärregierung, hatten wegen der umfang- reichen Säuberungen von NS-belasteten Mitar- beitern kaum kompetente Verwaltungskräfte zur Verfügung und sahen sich konfrontiert mit einem Berg von sehr elementaren Problemen, wie er sich in einem kriegszerstörten Land auftürmt. Ob die Schwierigkeiten in der Zusammenar- beit mit den Militärbehörden der Grund für die oft kurze Amtsdauer war? Die Landräte Albert Vollmann (Illertissen) und Dr. Lüneburg (Neu- Ulm) wie auch der Landrat Dr. Göggl (Illertis- sen) führten sämtlich Klage, die eigentlich eine Büro der ameri- Schon ab Mai 1945 7 berief sie kommissarische schiere Selbstverständlichkeit in Anbetracht der kanischen Militärre- Landräte zu Verwaltungsvorständen, nicht selten Situation war: dass man die Militärregierung gierung in Illertissen, mit der schroffen Formulierung „… dies ist ein auf seiner Seite haben müsse, um den Dienst Krankenhausstraße 2 Befehl“, wie es in beispielsweise verrichten zu können. Hinzu kam der Unmut bei (1946). Dr. Otto Bohl, dem späteren Landrat von Iller- den Betroffenen der Entnazifizierung, den sie auf tissen, ergangen war. Die Ausgewählten waren sich zogen. Es ergibt sich der Eindruck, dass die häufig Privatpersonen, von denen anfangs eine Jahre des Neuanfangs belastet waren durch ein unentgeltliche Arbeit erwartet wurde. 8 Klima des Misstrauens, der Diffamierungen, aber Soweit Beamte zu kommissarischen Landräten auch der Korruption.

48 Die Landräte Lüneburg und Siebert (beide Neu- In dieser Zeit versuchten auch die ehemaligen Ulm), die quasi amtsverpflichtet waren, ebenso NS-Landräte Dinkel (Illertissen) und Dr. Heiser wie Albert Vollmann, suchten gegenüber der Mi- (Neu-Ulm) einen Neuanfang. Nach ihrer Entnazi- litärregierung eigene Vorstellungen umzusetzen, fizierung kam es mit der Bayerischen Regierung was dazu führte, dass sie deren starken Arm zu zu langwierigen Korrespondenzen, ging es doch spüren bekamen und vorzeitig abgesetzt wurden. um die Anerkennung ihrer früheren Dienstzeiten Bei Siebert, auch noch Erster Bürgermeister der und um eine Wiederanstellung als Staatsbeamte. Stadt Neu-Ulm, kam die hochproblematische Dinkel wurde schließlich 1950 in die Bayerische Ämterverquickung hinzu. Die Wahl Vollmanns, Versicherungskammer übernommen, Dr. Heiser der vom 21. August 1946 bis Januar 1947 hingegen musste bis 1956 auf seine Anstellung amtierte, wurde selbst von der CSU, damals im beim Verwaltungsgericht warten. Illertisser Kreistag stärkste Fraktion, als Fehlent- scheidung angesehen.

„Politisches Unbe- denklichkeitszerti- fikat“ der Militär- regierung für Dr. Siebert als Landrat (08.07.1946).

49 Erste Schritte in die wieder gewonnene Demokratie Die ersten Kreistagswahlen in den Nachkriegsjahren

Nach der deutschen Kapitulation vom 8./9. Mai Männer und Frauen an der Spitze ihrer Land- 1945 ging alle staatliche Gewalt auf die Sieger- kreise heute eher „Landkreis-Manager“ für das mächte über. Die Maximen ihrer Regierungspo- „Unternehmen Landratsamt“, das sich seinerseits litik waren Entmilitarisierung, Bestrafung der als Dienstleistungsbetrieb definiert. Schuldigen des Hitler-Regimes und die Erzie- Die ersten Gemeinderatswahlen in den Landkrei- hung zur Demokratie. sen Illertissen und Neu-Ulm wurden bereits am Die am 19. Mai 1945 etablierte amerikanische 27. Januar 1946 abgehalten. Ihnen folgten drei Militärregierung für den Bereich Neu-Ulm nahm Monate später am 28. April 1946 die Kreistags- ihren Sitz zunächst in Weißenhorn, wo sich seit wahlen. 1 Die Wahlversammlungen, von denen dem Krieg ebenso der Amtssitz des Landkreises in der ersten Aprilhälfte von den zugelassenen befand. Von hier aus regelten die Amerikaner das Parteien eine ganze Reihe abgehalten wurden, gesamte öffentliche Leben. Da nach ihren Vor- mussten mindestens 48 Stunden vorher über das stellungen die Demokratie von unten wachsen Landratsamt bei der Militärregierung angemeldet sollte, wurden zunächst Wahlen auf kommunaler und von dieser genehmigt werden. 2 Ebene angesetzt. Die vorläufige Landkreisord- nung von 1946 führte die Selbstverwaltung der Landkreise durch die vom Volk gewählten Kreis- tage wieder ein. Der Kreistag wiederum wählte den Landrat, der somit nicht länger ein vom Staat ernannter und eher unpolitischer Sachwalter und Beamter, sondern gewählter Kommunalbeamter Erste Kreistagswahl war und ist. In Amtsunion ist er sowohl Vorstand nach dem Kriege der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde und in Vöhringen Chef der Landkreisverwaltung als auch Vorsit- (28.04.1946). zender des Kreistags und des Kreisausschusses. Die gewählten Landräte wurden von der Mili- tärregierung auf ihre politische Integrität hin überprüft, und nur wer ein „politisches Unbe- denklichkeitszertifikat“ erhielt, durfte das Amt bekleiden. Seit der neuen Landkreisordnung vom 16. Fe- bruar 1952 wird der Landrat schließlich direkt Stimmauszählung durch das Volk gewählt. Bis heute gründet sich bei der ersten Kreis- auf dieser hohen Legitimation die starke Stellung tagswahl nach dem dieses Amtes. Einst Repräsentant des Obrig- Kriege in Illertissen keitsstaates und je nach Persönlichkeit vielleicht (28.04.1946). überdies patriarchale „Vaterfigur“, sind die

50 Im Kreis Illertissen waren insgesamt 30 Kreis- dieser zweiten Wahl nun 33 Mitglieder. 20 Nach räte zu bestimmen, vier Parteien traten zur Wahl der CSU mit 17 Kreisräten 21 wurde hier die SPD an: CSU, SPD, KPD und BP (Bauern- und zweistärkste Fraktion mit neun Sitzen 22, gefolgt Wirtschaftspartei). Letztgenannte Partei stellte von der FW (Freien Wählervereinigung) mit 7 zusammen mit der Vereinigung „Die Brücke“ Sitzen 23 und der Liste „WAHR“ (6 Sitze) 24. Die eine gemeinsame Liste auf. Die Abstimmung „Union der Ausgewiesenen“ schließlich stellte konnte die CSU mit deutlicher Mehrheit für sich fortan vier Kreisräte 25, die KPD ging leer aus. entscheiden und mit 16 Räten 3 in den neuen Bei den Wahlen im Jahr 1952 trat in Illertissen 26 Kreistag einziehen. Mit acht Sitzen 4 stellte die die CSU in Listenverbindung mit der FDP und der Bauern- und Wirtschaftspartei die zweitgrößte BP (Bauern- und Wirtschaftspartei) an und konnte Fraktion, gefolgt von der SPD mit vier Sitzen 5. 22 Sitze 27 erringen. Die zweitstärkste Fraktion Die KPD konnte zwei Sitze 6 gewinnen. 7 Beim stellte die Liste „WAHR“ mit 11 Sitzen. 28 Die Wahlergebnis der KPD fällt Vöhringen, die SPD konnte hingegen nur 5 Kreisräte 29 und die Arbeitergemeinde, deutlich aus dem Rahmen. KPD sogar nur einen einzigen 30 einbringen (Tab. Dort kam sie auf 75,7 % der Stimmen und hatte 1). Insgesamt waren 39 Kreisräte zu wählen. dadurch mit Abstand das beste Ergebnis im Im Neu-Ulmer Kreis zählte das Gremium 1952 Kreis. Der kommunistische Kreisrat Josef Dürr nun 45 Mitglieder. 31 Die CSU erreichte 19 war gleichzeitig einige Jahre Bürgermeister in Sitze 32, gefolgt von der SPD mit 12 Sitzen 33. Vöhringen. „WAHR“ 34, Christliche Freie Wählervereinigung Im Kreis Neu-Ulm hatte ebenfalls die CSU (CFW) 35, Sozialer Block (SB) 36 und Block der die Nase vorne mit 33 Sitzen 8, gefolgt von der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) 37 SPD mit zehn Sitzen 9. Die KPD konnte zwei stellten die restlichen 14 Kreisräte (Tab. 2). Kreisräte 10 einbringen. Die Bauern- und Wirt- Bei der nächsten Wahl im Jahr 1956 zeigte es sich schaftspartei war hier bei der Kreistagswahl nicht deutlich, dass sich das Parteienspektrum inzwi- angetreten. 11 schen stabilisiert hatte, kam es doch nur noch zu Bereits zwei Jahre später, am 25.04.1948, kleineren Verschiebungen. In Illertissen 38 kamen wurden erneut Kreistagswahlen abgehalten. Ab neben CSU 39, SPD 40 und „WAHR“ 41 noch der diesem Zeitpunkt betrug der Wahlturnus vier Jah- BB (Bürgermeisterblock) 42 und die Freie Wäh- re, um dann mit der Wahl im Jahr 1960 auf sechs lergemeinschaft/Deutsche Partei (FW/DP) 43 in Jahre verlängert zu werden. den Kreistag (Tab. 1). Auch im Neu-Ulmer Bei der Kreistagswahl 1948 waren in Illertissen Kreis 4 erhielten neben CSU 45 und SPD 46 39 Sitze zu vergeben, um die sich jetzt sieben kleinere politische Vereinigungen Kreistagssitze, Parteien und Listen bewarben. 12 Mit deutlichem so der CFW 47, der Gesamtdeutsche Block Vorsprung lag wiederum die CSU mit 14 Sitzen GDB 48 und die Union der Vertriebenen. 49 vorne 13, gefolgt von der Liste „WAHR“ (Über- (Tab. 2) parteiliche Wählergemeinschaft aller Heimatver- Frauen waren in den frühen Kreistagen nur sehr triebenen und Rentner) mit 9 gewählten Kreisrä- wenige vertreten. 1948 gehörten dem Kreistag ten 14 und der Bauern- und Wirtschaftspartei mit Neu-Ulm lediglich zwei Rätinnen an: die Haus- 8 Sitzen 15. SPD 16, die Union der Ausgewiesenen frau Genovefa König (SPD) aus Senden-Freu- (UA) 17, Parteilose Wählergruppe (PW) 18 und denegg und die Pfuhler Hausfrau Marie Sommer KPD 19 teilten sich die restlichen acht Sitze. (Union der Ausgewiesenen). 1956 kam über den Im Landkreis Neu-Ulm umfasste der Kreistag bei GDB bzw. den BHE die aus Senden stammende

51 Jugendfürsorgerin Anni Kraus in den Kreistag. mium einzog. Es war dies Elisabeth Bürzle aus Im Landkreis Illertissen dauerte es gar bis zur Tiefenbach von der CSU. 50 Wahl 1966, bis erstmals eine Frau in das Gre-

Tabelle 1: Die ersten Kreistagswahlen im Landkreis Illertissen 1946 1948 1952 1956 Partei Stimmen Sitze Stimmen Sitze Stimmen Sitze Stimmen Sitze CSU 4.345 16 226.010 14 285.959 18 SPD 1.073 4 82.749 4 91.656 5 105.359 6 BP 2.314 8 152.276 8 KPD 564 2 29.313 1 22.498 1 7.971 - WAHR 167.406 9 198.487 11 127.236 8 UA 47.989 2 PW 28.490 1 CSU/FDP/BP 399.325 22 BB 90.636 5 FW/DP 27.374 1 BB = Bürgermeisterblock, BP = Bauern- u. Wirtschaftspartei, DP = Deutsche Partei, FW = Freie Wählergemeinschaft, PW = Parteilose Wählergruppe, UA = Union der Ausgewiesenen, WAHR = Überparteiliche Wählergemeinschaft aller Heimatvertriebenen und Rentner.

Tabelle 2: Die ersten Kreistagswahlen im Landkreis Neu-Ulm 1946 1948 1952 1956 Partei Stimmen Sitze Stimmen Sitze Stimmen Sitze Stimmen Sitze CSU 9.908 33 325.722 17 347.790 19 396.405 23 SPD 3.124 10 176.593 9 220.515 12 206.653 11 KPD 610 2 14.067 - 9.766 - 8.454 - UA 78.867 4 FW 139.460 7 WAHR 129.981 6 82.448 4 CFW 114.446 6 SB 37.675 2 BHE 52.021 2 CFW 119.891 6 GDB 42.194 2 UV 53.340 3 BHE = Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten, BP = Bauern- u. Wirtschaftspartei, CFW = Christliche Freie Wähler- vereinigung (Verbund aus Bauern- u. Wirtschaftspartei, FDP, Sozialem Block und Freier Wählergemeinschaft), FW = Freie Wählergemeinschaft, GDB = Gesamtdeutscher Block, SB = Sozialer Block, UA = Union der Ausgewiesenen, UV = Union der Vertriebenen, WAHR = Überparteiliche Wählergemeinschaft aller Heimatvertriebenen und Rentner.

52 „…sicher nicht nach jedermanns Geschmack“ Geburt des Landkreises Neu-Ulm im Zuge der Kreisreform 1972 In seiner 1967 abgegebenen Regierungserklärung nannte der bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel eine umfängliche „Gebietsreform“ in Bayern als die wichtigste innenpolitische Auf- gabe der neuen Legislaturperiode. Das Reform- vorhaben, das sich schließlich über ein Jahrzehnt hinzog, gliederte sich in zwei Bereiche. Da war einmal die Neugliederung Bayerns in Land- kreise und kreisfreie Städte. Im Dezember 1971 beschlossen und im Juli 1972 in Kraft getreten, wurden aus vormals 143 Landkreisen insgesamt 71 neue Kreise geformt, 23 von vormals 48 kreisfreien Städten verloren ihre Kreisfreiheit. Zum andern verringerte sich im Zuge der kom- munalen Gebietsreform die Zahl der bayerischen Gemeinden um über zwei Drittel auf noch etwas mehr als 2000. Diese Reform lief ebenfalls 1972 an, zunächst auf freiwilliger Basis, und wurde im Jahr 1978 mit Zwangseingemeindungen abge- schlossen. Ziel der Reform war die Stärkung der Leistungs- fähigkeit der Kommunen wie der Kreise, die sich in dieser Zeit verstärkt neuen Aufgaben gegen- übersahen, die mit den bisherigen Mitteln und Personalstäben aber oft kaum mehr zu erfüllen waren. Im ländlichen Bereich bestand für die Gemeinden auch die Möglichkeit, Verwaltungs- gemeinschaften zu bilden. Geplant war ferner die Verlagerung von Zuständigkeiten auf untere Ebenen. Die Gemeinden, so wurde als Frist fest- gesetzt, sollten bis spätestens 1976 ihren neuen Zuschnitt gefunden haben, was nicht überall gelang. Mancherorts war dieser nicht selten von heftigen politischen Auseinandersetzungen begleitete Prozess erst 1978 abgeschlossen. Ver- Plakat zur Gebietsre- einzelt wurden Eingemeindungen danach wieder form 1972. rückgängig gemacht, circa 300 Gemeinden schie-

53 den aus einer Verwaltungsgemeinschaft wieder terung befürchtete. Große Kreisstädte, so ihre aus und verwalten sich seither wieder alleine. Argumentation, hätten eine höhere Kreisumlage Treibende Kraft der Reform war der damalige zu zahlen. Die Belastung würde zwischen einer Bayerische Innenminister Bruno Merk. Was und 2,4 Millionen Mark betragen, lautete die die Landkreis-Neugliederung betrifft, so sah er Prognose der Stadt, die einen ablehnenden Kurs diese als Teil eines umfassenden Konzeptes zur einschlug: Weiterentwicklung der gesamten staatlichen „Nach Wirtschaftskraft, Steueraufkommen, Verwaltung. Nach seinen Vorstellungen sollten Verwaltungsleistung und Wachstumstendenz hat die bestehenden Landkreise nicht zerschnitten, Neu-Ulm vor vielen anderen Städten die Kreis- sondern zusammengelegt werden sowie kreis- freiheit verdient.“ 3 freien Städte, sofern sie den zunehmend größeren Im Juli 1971 gab die Bayerische Staatsregie- Verwaltungsaufgaben nicht mehr gewachsen rung einen 330 Seiten umfassenden Entwurf zur waren, in diese eingegliedert werden. 1 Neugliederung der Landkreise und kreisfreien Bereits am 1. März 1971 formulierte der Iller- Städte heraus. Darin wurde die Stadt Neu-Ulm tisser Kreistag den Wunsch, zusammen mit als vorläufiger Kreissitz vorgesehen, begründet Babenhausen in einen neuen Landkreis Neu- damit, dass die Stadt eine „starke zentralörtliche Ulm zusammengelegt zu werden. Die Markträte Funktion besitzt“. Als provisorischer Name für von Babenhausen stimmten dann jedoch alsbald das neue Gebilde wurde „Illerkreis“ festgelegt. wider Erwarten anders ab und sprachen sich für In dem Papier wurde erkannt, dass Babenhausen eine Eingliederung in den künftigen Memminger im neuen Illerkreis eine „ungünstige Randlage“ Kreis aus. Letztendlich wurde die Marktge- einnähme, im Landkreis Unterallgäu jedoch die meinde dann dem Kreis Unterallgäu zugeordnet. Chance hätte, als „Kleinzentrum“ ausgewiesen Damit stand die Gefahr einer Zersplitterung des zu werden. Altlandkreises Illertissen im Raum. Bis zum 10. September 1971 konnten sich die Grundsätzlich positiv stand der Altlandkreis Neu- Kommunen im Anhörungsverfahren zu den Ulm der Neugliederung gegenüber, wie in einer Plänen äußern. Dabei zeigte sich, dass neun Stellungnahme zum Ausdruck gebracht wurde: Gemeinden um Babenhausen entgegen des- „Grundsätzlich stimmt der Landkreis Neu-Ulm sen Votum dem Illerkreis angehören wollten: dem Vorschlag der Bayerischen Staatsregierung Kettershausen, Bebenhausen, Mohrenhausen, zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und Tafertshofen, Zaiertshofen, Heretshofen, Kirch- kreisfreie Städte zu. Auch die Eingliederung der haslach, Winterrieden und Olgishofen. Die ur- bisherigen kreisfreien Stadt Neu-Ulm in den sprünglichen Pläne ordneten hingegen Tafertsho- neuen Landkreis wird als notwendig angese- fen und Zaiertshofen dem Günzburger Kreis zu. 4 hen, weil dadurch nicht nur eine leistungsfähige Der Schulverband Kettershausen wiederum, eben Verwaltungs- und Gebietseinheit geschaffen frisch gegründet, lehnte die geplante Kreisreform wird, die jederzeit in der Lage ist, die dem neuen ab, weil seine Mitgliedsgemeinden 5 den Land- Landkreis obliegenden Pflicht und übertragenen kreisen Unterallgäu und Günzburg zugewiesen Aufgaben ordnungsgemäß und wirtschaftlich zu werden sollten und damit, so das Hauptargument, erfüllen.“ 2 der Verband völlig auseinander gerissen würde. Ganz anders fiel die Reaktion der Stadt Neu-Ulm Am 25. September 1971 kam es deshalb zu aus, welche die Kreisreform für sich als Demü- einer Protestkundgebung auf dem Illertisser tigung empfand und eine finanzielle Verschlech- Marktplatz, zu welcher auch Politiker eingeladen

54 waren. Die Abgeordneten MdB Ludwig Feller- Ende Oktober lenkte Minister Bruno Merk in der maier (SPD), MdL Franz Josef Schick (CSU), Problematik des Kettershausener Schulverbandes Landrat Josef Burkhart, sein Stellvertreter Xaver ein, die Schulverbandsgemeinden sollten nun in Brauchle, der Illertisser Kreistag und zahlrei- den Illerkreis eingegliedert werden. 9 Doch kam che Bürgermeister der Gemeinden kamen. Als es dazu nicht. Die nach Kettershausen einge- Sprecher der Aktion wirkte der Mohrenhausener meindeten Günzorte Bebenhausen, Mohrenhau- Bürgermeister Edmund Schweikart. 6 sen, Tafertshofen und Zaiertshofen bildeten mit Der Demonstrationskorso führte vom Günz- Babenhausen eine Verwaltungsgemeinschaft und tal durchs Rothtal nach Illertissen. Auf einem traten 1978 schließlich dem Landkreis Unterall- anonymen Flugblatt stand: „Wir sollen einen gäu bei. Die beiden Gemeinden Ettlishofen und Kreistag lieben, der uns jetzt schon abgeschrie- Silheim wechselten im gleichen Jahr zum Land- ben!“ Als der Protestzug Illertissen erreichte, kreis Günzburg. spielte die Stadtkapelle auf. Der Kettershausener Merk zog die Kreisreform mit straffer Führung Bürgermeister Franz Wöhr sprach stellvertretend durch. Gleich zu Beginn der Reformbemühungen für die fünf Günztalgemeinden. In drastischen kündigte er an: Worten verurteilte er „das Verbrechen der Regie- „Ich werde nicht einfach Beschlüsse von Ge- rung an der Selbstverwaltung“. Bürgermeister meinderäten und Abstimmungsergebnisse der Wiest aus Untereichen forderte in seiner Rede Gemeindebürger vollziehen, wenn mein Haus eine Solidarität mit den fünf Gemeinden, deren nicht vorher eingehend geprüft hat, welche Aus- Mandatsträger mit Rücktritt drohten. 7 wirkungen diese Beschlüsse auf die Umgebung Jetzt regte sich auch in Babenhausen, dessen haben. Es muss eine ausgewogene Entwicklung Markträte sich ja für die Loslösung entschie- des ganzen Landes erreicht werden.“ den hatten, zaghafter Widerstand. Dort lief Die Kreisreform war in Bayern ein heißes Eisen eine Unterschriftenaktion, die ebenfalls für den und höchst umstritten. Gegner setzten im Okto- Beitritt zum Illerkreis warb. 8 1.753 Bürger ber 1971 ein Volksbegehren durch. Sie wollten unterzeichneten den Appell, entsprechend 60 % eine Änderung des Artikels 9 der Bayerischen der Wahlberechtigten. Ein Wechsel Babenhau- Verfassung erreichen und pochten darauf, dass sens in den Illerkreis hätte diesem rund 9.000 die Neueinteilung der Landkreise und Bezirke Einwohner mehr eingebracht, was wiederum nur aufgrund einer vorherigen Anhörung der gravierende Folgen für Neu-Ulm gehabt hätte. betroffenen Bürger vonstatten gehen solle. Bis Denn in diesem Falle hätte es, wegen der hohen zum 23. November 1971 konnte man sich in die Landkreis-Einwohnerzahl, die Kreisfreiheit be- Unterschriftenlisten eintragen. halten müssen. Allein deshalb war ein Umlenken Die Tücken lagen im juristischen Detail. Wären Babenhausens in der Praxis zu dem Zeitpunkt das Begehren und der darauffolgende Bürgerent- nicht mehr durchführbar. scheid erfolgreich gewesen, hätte die Gebiets- Neu-Ulm war zu diesem Zeitpunkt bereits der Sta- reform letztendlich völlig neu diskutiert werden tus einer Großen Kreisstadt mitsamt Selbstverwal- müssen. 10 So weit kam es aber nicht. Das Volks- tungs-Privilegien zugesprochen worden, welche begehren konnte keinen Erfolg verbuchen – auf einer kreismittelbaren Stadt per se nicht zustanden. den Listen in den Rathäusern standen am Ende Außerdem bedachte man die Stadt bei der Gebiets- der Eintragungsfrist viel zu wenige Unterschrif- reform großzügig mit Umlandgemeinden. ten. 11

55 Die Gebiets- und Kreisreform wurde dann unter großem Zeitdruck umgesetzt. 12 Die Herausfor- derung im Illerkreis bestand darin, in kürzester Zeit die Stäbe der ehemaligen Landratsämter Neu-Ulm und Illertissen sowie Teile der Stadt- verwaltung Neu-Ulm zu einer neuen Verwaltung zu verschmelzen und diese räumlich unterzubrin- gen. Am 1. Juli 1972 war es dann so weit. Der neue Landkreis, noch hieß er „Illerkreis“, wurde aus der Taufe gehoben. Er besaß eine Fläche von 526 Quadratkilometern, auf denen 133.000 Ein- wohner (Stand 1972) in damals noch 54 selbst verwalteten Kommunen lebten. Bis 1978 reduzierte sich deren Zahl auf 17 – fünf Städte, vier Märkte und acht Gemeinden. Wenige Jahre nach der Reform wurden in einer Korrektur die Bibertalgemeinden Hetschwang, Der Neu-Ulmer Ettlishofen und Silheim dem Günzburger Land- Landrat Dr. Max kreis zugeschlagen. Heute umfasst der Landkreis Rauth bei Erläute- Neu-Ulm mit einer Fläche von 515 Quadratkilo- rungen zum refor- metern weiterhin 17 Verwaltungsgemeinden. Die mierten Landkreis Einwohnerzahl liegt aktuell bei fast 166.000. Neu-Ulm (1972/73). Nach Einführung des neuen Illerkreises erklärte der damalige Landrat Dr. Max Rauth: „Die Kreisreform, wie sie sich heute darstellt, ist stimmung, welche die endgültigen Namen der sicher nicht nach jedermanns Geschmack. Es gibt Landkreise und die Sitze der Kreisverwaltungen gewichtige Gegenargumente von grundsätzlichen festlegte, trat am 1. Mai 1973 in Kraft. Aus dem Fragen der Verwaltungsgliederung überhaupt, Illerkreis wurde damit der Landkreis Neu-Ulm. über Größe und Zuschnitt bis zu zahllosen Die Stadt Neu-Ulm wurde zum Sitz der Kreisver- Detailfragen. Seit 1. Juli 1972 sind aber Fakten waltungsbehörde bestimmt, was wegen der ge- geschaffen und man muss zugestehen, dass sie meinsam mit der Stadt Ulm ausgeübten Funktion eine große Zahl von Chancen für die Verbesse- als Oberzentrum begründet wurde. 14 Dies löste rung unserer Lebensverhältnisse und vor allem in Illertissen, das nach 110 Jahren den Kreissitz die Zukunftsvorsorge beinhalten.“ 13 verlor und zudem den Abzug vieler Ämter ver- Bis Mitte des Jahres 1973 konkurrierten die kraften musste, heftige Proteste aus. Als Aus- beiden Städte Neu-Ulm und Illertissen um den gleich erhielt Illertissen vom bayerischen Staat Verwaltungssitz, der noch nicht endgültig fest- eine finanzielle „Entschädigung“: acht Millionen gelegt war. Im neuen Kreistag hatte Illertissen Mark zum Bau eines neuen Sportzentrums. 15 sogar eine Zwei-Stimmen-Mehrheit. Doch der Illertissen hat sich heute zu einem Mittelzentrum hatte darüber nicht zu entscheiden. des südlichen Landkreises Neu-Ulm weiterent- Die vom Bayerischen Landtag erlassene Be- wickelt.

56 Das Wappen des Landkreises Neu-Ulm

Das Landkreiswappen – 1966 vom Bayerischen Innenministerium genehmigt – deutet in seiner Heraldik auf drei ehemalige Herrschaften hin, welche im heutigen Gebiet des Kreises Neu- Ulm begütert waren. Die gekrönte Mohrin mit goldenem Bischofshut in der Hand verweist auf die Grafen von Kirchberg, rote Schrägbalken er- innern an die Grafen von Berg, und das Hifthorn zeigt die Herren von Neuffen an. Das Wappen entwarf Horst Gaiser, gestaltet wurde es vom Nördlinger Heraldiker Rudolf Mußgnug.

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Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Illertissen

Johann Baptist Rupprecht Bezirksamtmann in Illertissen: 1862–1886

1814 Geboren in Kirchenthumbach 1838 Regierung von Oberbayern, praktische Prüfung 1838 Regierung von Oberbayern, Rechtspraktikant 1840 Regierung von Oberbayern, Rechtsinzipient 1846 Regierung von Oberbayern, Appellations-Gerichtsaccessist 1847 Landgericht Mindelheim, II. Assessor 1850 Landgericht Sonthofen, I. Assessor 1853 Landgericht Göggingen, I. Assessor 1856 Landgericht Zusmarshausen, Landrichter 1862 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1886 Ruhestand 1903 Verstorben in Illertissen

Johann Baptist Rupprecht, am 24.10.1814 Nicht wieder voll genesen zurückgekehrt, stand geboren, war studierter Jurist und zuletzt als zeitweilig seine Versetzung oder Pensionierung Landrichter in Zusmarshausen tätig, 1 bevor er, im Raum. 1880, da war Rupprecht 65 Jahre von Regierungsseite wegen seiner guten Ge- alt, wurde er zum Regierungsrat ernannt. Seine schäftsführung geschätzt, 1862 an die Spitze des Beurteilungen waren durchwachsen. Am 10. neu gebildeten Bezirksamts in Illertissen berufen Januar 1875 wurde ihm dessen ungeachtet das wurde. Er trat die Stelle am 15. Juni 1862 an. 2 Ritterkreuz 1. Klasse verliehen. 1886 in den Drei Jahre im Dienst, bat er aus gesundheitli- Ruhestand versetzt, 3 verstarb er 1903 88-jährig chen Gründen um einen zweimonatigen Urlaub. in Illertissen.

59 Friedrich Laar Bezirksamtmann in Illertissen: 1886–1890

1840 Geboren in Schongau 1865 Bezirksamt Wasserburg, Praktikant 1867 Regierung von Schwaben und Neuburg, Accessist 1868 Regierung von Schwaben und Neuburg, Präsidialsekretär 1870 Bezirksamt Illertissen, Funktionär 1871 Bezirksamt Krumbach, Assessor 1886 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1890 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsrat 1899 Verstorben in Augsburg

Geboren am 06.11.1840 in Schongau, studierte Friedrich Laar an der Universität München Jura. Seine berufliche Karriere führte ihn erstmals 1870 nach Illertissen. Zum Amtmann befördert, war Friedrich Laar ab dem 15.02.1886 Vorstand des dortigen Bezirksamtes. 4 Seine Beurteilungen all die Jahre hindurch sind gleichlautend. Laar wird als eine stille, etwas verschlossene Person charakterisiert: „Seine etwas kongestive 5 Körperkonstitution veranlasst ihn, manchmal auf die Jagd zu gehen, was jedoch ohne irgendwelche Schädigung des Dienstes geschieht.“ Zum Regierungsrat befördert, wies man ihm 1890 eine Stelle bei der Regierung von Schwa- ben und Neuburg zu. 6 Wohl bald nach dem Weg- gang aus Illertissen war Friedrich Laar erkrankt und starb nach langem Leiden am 16.11.1899 im Alter von 59 Jahren in Augsburg. Dankesanzeige als Nachruf für den nach Augsburg wechselnden Bezirksamt- mann Laar (1890).

60 Eugen Hüber Bezirksamtmann in Illertissen: 1890–1891

1844 Geboren in München 1868 Staatsgericht München, Vorbereitungspraxis 1869 Landgericht , Vorbereitungspraxis 1870 Bezirksamt Miesbach, Vorbereitungspraxis 1871 Landgericht München, Vorbereitungspraxis 1871 Staatsprüfung 1871 Bezirksamt , Praktikum 1872 Bezirksamt Augsburg, Praktikum 1873 Regierung von Schwaben und Neuburg, Accessist 1873 Bezirksamt Neu-Ulm, Accessist 1873 Bezirksamt , Accessist 1875 Bezirksamt Augsburg, Accessist 1875 Bezirksamt Kemnath, Accessist 1876 Bezirksamt Laufen, Accessist 1877 Bezirksamt Landau/Isar, Assessor 1881 Bezirksamt Augsburg, Assessor 1890 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1891 Verstorben in Illertissen

Der am 27.04.1844 in München geborene Hüber, studierter Jurist, war nur für wenige Monate in Illertissen tätig. Seine beruflichen Stationen führ- ten ihn an diverse Bezirksämter. Gesundheitlich war er angeschlagen. 1890 zum Amtsvorstand ernannt, war er zuvor über 17 Jahre als Assessor tätig gewesen. 7 Schon ein Jahr später verstarb er am 06.07.1891 im 48. Lebensjahr in Folge eines Schlaganfalls in Illertissen. 8

Zeitungsanzeige über den Tod von Bezirksamtmann Eugen Hüber im Jahre 1891 (Iller-, Roth- u. Günzbote 09.07.1891).

61 Georg Schuster Bezirksamtmann in Illertissen: 1891–1896

1845 Geboren in Bamberg 1870 Frankreichfeldzug 1872 , große Staatsprüfung Jura 1873 Bezirksamt Bamberg, Praktikant 1874 Bezirksamt Ansbach, Praktikant 1874 Regierung von Oberfranken, Accessist 1875 Bezirksamt , Funktionär 1876 Bezirksamt Nürnberg, Funktionär 1876 Bezirksamt Griesbach, Funktionär 1879 Bezirksamt Brückenau, Assessor 1885 Polizeidirektion München, Assessor 1888 Polizeidirektion München, Polizeirat 1891 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1896 Regierung von Unterfranken und , Regierungsrat ? Verstorben in Würzburg (?)

Schuster wurde am 25.07.1845 als Kaufmanns- Jahr später um seine Versetzung zurück nach Sohn geboren. Der Teilnehmer des deutsch- München. 1896 wechselte er nach Würzburg als französischen Kriegs 1870/71 begann seine Regierungsrat und beendete seine Karriere in berufliche Laufbahn 1873 am kgl. Bezirksamt der Position eines kgl. Regierungsdirektors. In Bamberg. Zuvor an der Polizeidirektion Mün- seiner kurzen Amtszeit in Illertissen hatte er das chen tätig und zum Polizeirat ernannt, wurde Vertrauen seiner Bediensteten schnell erworben er von dort im August 1891 als Vorstand ans und konnte sich der allgemeinen Beliebtheit und Bezirksamt Illertissen versetzt. 9 Sich in der Hochachtung erfreuen. 10 „Provinz“ unwohl fühlend, bat er bereits ein

62 Ernst Fruhmann Bezirksamtmann in Illertissen: 1896–1900

1854 Geboren in Memmingen 1880 Staatsprüfung Jura 1880 Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, Accessist als Aushilfe 1883 Bezirksamt Illertissen, Assessor 1888 Bezirksamt , Assessor 1889 Polizeidirektion München, Assessor 1892 Polizeidirektion München, Polizeirat 1896 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1900 Regierung von Niederbayern, Regierungsrat 1912 Regierung von Niederbayern, Oberregierungsrat 1920 Ruhestand (Regierungsdirektor) ? Verstorben in (?)

Der gebürtige Memminger, Sohn eines Rates am ein, das nach zwei Jahren genehmigt wurde. Obersten Handelsgericht und Jurist, wurde 1883 1896 schließlich kehrte er – als Bezirksamtmann – „in provisorischer Eigenschaft“ als Assessor an seine frühere Wirkungsstätte in Illertissen ans Bezirksamt Illertissen versetzt, wo er sich zurück. 11 Über sein Wirken ist wenig bekannt, „sehr eifrig, fleißig und zu jeder dienstlichen er galt als tüchtiger, aber nur durchschnittlich Arbeit bereit gezeigt“ hat. Er ehelichte Karolina begabter Beamter, welcher häufig Gemeindevi- Rupprecht, die Tochter des amtierenden Illertis- sitationen vornahm und durch sein freundliches, ser Bezirksamtsvorstands, und bekam mit ihr drei gewinnendes Wesen Zuneigung in der Bevölke- Söhne. „Aus Mangel irgendeiner Auswahl von rung gewann. Allerdings „spricht derselbe viel Wohnungen“ in Illertissen bezog die Familie ein und wird in seinen Auseinandersetzungen etwas kleines und offenbar feuchtes Häuschen. Wegen unklar und ermüdend“. 1900 verließ er Illertissen der unzumutbaren Wohnverhältnisse reichte und wurde Regierungsrat in . 12 Sein Fruhmann Ende 1886 ein Gesuch um Versetzung Sterbedatum ist nicht bekannt.

63 Leopold Schwab Bezirksamtmann in Illertissen: 1900–1904

1900 Regierung der Oberpfalz und , Assessor 1900 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1904 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsrat 1913 Regierung von Schwaben und Neuburg, Oberregierungsrat und Direktor ? Verstorben in Augsburg (?)

Über Schwab ist leider wenig bekannt, denn Per- sonalakten liegen nicht mehr vor. Nach Illertissen an die Spitze des Bezirksamts wechselte er im Jahr 1900 von der Stelle als Regierungsassessor bei der kgl. Regierung, Kammer des Innern, der Oberpfalz und Regensburg aus. 13 Zum Regie- rungsrat ernannt, wurde er 1904 zur kgl. Regie- rung von Schwaben und Neuburg, Kammer des Innern, versetzt. 14 Anlässlich seines Abschieds schrieb der Iller-, Roth- und Günzbote am 22.09.1904: „Wir gratulieren dem allbeliebten Herrn Amts- vorstande zu seiner wohlverdienten Beförderung, können jedoch nicht umhin, dem Bedauern der Amtsbevölkerung über seinen Weggang vom hiesigen Amte zu verleihen.“ Seine Karriere beendete er als Direktor des Ober- versicherungsamts Augsburg, 15 wo er vermutlich auch verstorben ist. Ein schönes Familienfoto existiert aus der Zeit seiner Amtstätigkeit in Illertissen. Familie Leopold Schwab in Illertissen (um 1902).

64 Joseph Keidel Bezirksamtmann in Illertissen: 1904–1909

1865 Geboren in München 1888 Theoretische Prüfung Jura 1889 Amtsgericht München I, Praktikant 1890 Landgericht München I, Praktikant 1890 Bezirksamt München I, Praktikant 1891 Polizeidirektion München 1891 Anwaltskanzlei Rosenbusch, Praktikant 1892 Regierung von Oberbayern, Accessist 1893 Bezirksamt Marktheidenfeld, Assessor 1893 Bezirksamt Laufen, Funktionär 1893 Bezirksamt Marktheidenfeld, Assessor 1897 Bezirksamt , Assessor 1904 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1909 Bezirksamt Erding, Amtmann 1931 Ruhestand 1931 Umzug nach München ? Verstorben in München (?)

Sein Vater Christian Keidel war kgl. Geheimer chen Versammlung mit lautem Beifall aufge- Sekretär und Rechnungsrat bei der Intendantur nommen. Nach dem Installationsakt verkehrte des I. Armeekorps. Josef Keidel, 1865 in Mün- er mit den anwesenden Honoratioren, Pfarrern, chen geboren, studierte Jura, und durchlief eine Bürgermeistern, Lehrern etc. in offener freundli- Reihe beruflicher Stationen, bevor er als 39-Jäh- cher Weise.“ 16 riger die Leitung des Illertisser Bezirksamts Aus seiner Dienstzeit als Bezirksamtmann in Il- übernahm. Seine Einstufung als „militärisch lertissen ist bislang nichts bekannt. In einer Beur- dauernd untauglich“ deutet auf eine schlechte teilung aus dem Jahr 1908 wird Keidel attestiert, gesundheitliche Verfassung hin. zwar ein guter Bezirksamtmann zu sein, jedoch 1901 veröffentlichte er als „literarisch eifrig Tä- „etwas mehr Energie würde die Durchführung tiger“ den IX. Band der Fuchsberger’schen Ent- der verschiedenen im Bezirke schwebenden scheidungen der Krankenversicherung sowie die Projekte wohl beschleunigen“. von ihm bearbeitete 3. Auflage der Graef’schen Seinem Versetzungsgesuch wurde 1909 statt- Handausgabe des Gewerbe-Unfallversicherungs- gegeben. 17 Erding war daraufhin über 22 Jahre gesetzes. hinweg der Wirkungsschwerpunkt seiner weite- Über seine Amtseinführung heißt es: ren Karriere. Joseph Keidel entwickelte sich in „Bezirksamtmann Josef Keidel tritt gewandt auf Erding auch zu einem leidenschaftlichen Maler mit sehr guten Umgangsformen. Seine Anspra- und fand damit in der Kunstszene Anerkennung. che bei der Installation war wohl durchdacht, Er fertigte Porträt- und Landschaftsbilder an. sachgemäss, ruhig und frei von Überschweng- 1931 verzog er nach München. 18 lichkeiten gehalten; sie wurde von der zahlrei-

65 Alfred Stähler Bezirksamtmann in Illertissen: 1909–1914

1867 Geboren in Bergzabern 1897 Bezirksamt , Assessor 1902 Bezirksamt Germersheim, Assessor 1904 Freiwilligen-Jahr bei der Landwehr I 1906 Regierung von Oberfranken, Regierungsassessor 1909 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1914 Regierung von Mittelfranken in Ansbach, Regierungsrat 1914 Heeresdienst 1917 Reichsgetreidestelle Berlin, Oberregierungsrat 1920 Regierung in Speyer, Oberregierungsrat 1921 Regierung in Speyer, nichtständiges Mitglied des Direktoriums der Reichsgetreidestelle 1924 Regierung in Speyer, Regierungsdirektor 1932 Ruhestand 1938 Verstorben in Speyer

Geboren am 22.04.1867 als Sohn des Bezirks- trockene und mitunter etwas schroffe Art seines arztes Dr. Stähler in Bergzabern/Pfalz, kam Vorgängers.“ 20 Stähler nach Beendigung seines Jurastudiums Alfred Stähler war der erste Vorsitzende des im 1897 als Assessor ans Bezirksamt Forchheim. Jahr 1909 gegründeten „Vereins für Altertums- Seit 1902 am Bezirksamt Germersheim, zeigte und Heimatkunde in Illertissen und Umgebung“. er dort große Initiative im Vollzug der Versiche- 1914 wurde er zum Regierungsrat in Ansbach rungsgesetze und in der Schnakenbekämpfung. ernannt 21, um kurz danach schon Heeresdienst in Als kgl. Regierungsassessor in Bayreuth wurde Frankreich abzuleisten. er 1909 zum Bezirksamtmann in Illertissen In der von Frankreich seit 1918 besetzten Pfalz, ernannt. 19 Hier setzte sich Stähler besonders für wo er seit 1920 tätig war, fiel er durch passive die Landwirtschaft ein. 1911 erhielt er für die Widerstandshandlungen auf, derentwegen er erfolgreiche Abwehr des Iller-Hochwassers den 1923 kurzzeitig sogar interniert wurde. 22 Verdienst-Orden des Hl. Michael 4. Klasse. In Er verstarb 71-jährig am 04.10.1938 in Speyer. einer Bewertung von 1909 heißt es: „Das frische lebhafte Wesen Stählers sagt der Be- völkerung zweifellos besser zu, als die einsilbige

66 Wilhelm Roth Bezirksamtmann: 1914 und 1917–1921

1872 Geboren in Illertissen 1897 München, juristische Staatsprüfung 1898 Militärzeit 1900 Bezirksamt Neustadt/Saale, Assessor 1905 Bezirksamt Miesbach, Assessor 1910 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsassessor 1914 Bezirksamt Illertissen, Amtmann 1914 Heeresdienst 1917 Bezirksamt Illertissen, Regierungsrat 1921 Bezirksamt Rosenheim, Amtsvorstand 1933 Ruhestand ? Verstorben in Nussdorf/Inn

In Illertissen am 18.02.1872 als Sohn eines aller Gemeinden ans elektrische Netz geht auf kgl. Bauamtmanns geboren, studierte Wilhelm seine Initiative zurück. Der Zusammenschluss Roth Jura in München. Seine Beamtenlaufbahn aller an die Lechwerke angeschlossenen 18 begann er 1900 als Bezirksamtsassessor in Neu- Bezirksämter in einen Schutz- und Trutzverband stadt/Saale. Mit 41 ernannte man ihn 1914 zum war ebenfalls sein Werk. Alle ihm zugedach- Bezirksamtmann von Illertissen. 23 Aber schon ten Ehrungen lehnte er ab. Seine Frau Maria, ein halbes Jahr später wurde er zum Kriegsdienst geborene Frohwein 26, war ebenfalls sehr aktiv in einberufen. Während der Abwesenheit Roths Illertissen und arbeitete im Roten Kreuz mit. führte der vom Bezirksamt Augsburg kommen- 1921 kam dann für Roth die Versetzung ans de Bezirksamts- bzw. Regierungsassessor Hans Bezirksamt Rosenheim, wo er sich viele Me- Jäger die Dienstgeschäfte. riten erwarb. Zum 1. Juli 1933 versetzte man Wilhelm Roth zog sich im Krieg eine Knieverlet- Roth, inzwischen 61-jährig, in den Ruhestand. zung zu. Im Februar 1917 übernahm er erneut die Zu Kriegsbeginn bekam er aber den Befehl, die Leitung des Bezirksamts Illertissen 24, und wenig Leitung des Wirtschaftsamtes in Bad Aibling zu später wurde der zum Regierungsrat befördert. 25 übernehmen. Diese Stellung behielt er auch nach Roth setzte den Gedanken eines eigenen land- 1945 noch bei. wirtschaftlichen Fachberaters für den Bezirk in Wilhelm Roth siedelte schließlich nach Nuss- die Tat um und ließ die Jungviehweide bei Iller- dorf/Inn über, wo er dann drei Tage nach seinem tissen vergrößern und verbessern. Der Anschluss 81. Geburtstag am 21.02.1953 verstarb.

67 Hans Jäger Bezirksoberamtmann in Illertissen: 1921–1931

1876 Geboren in Nürnberg 1902 Juristische Staatsprüfung 1904 Staatsministerium des Innern, Geschäftsaushilfe 1906 Bezirksamt , Assessor 1911 Bezirksamt Augsburg, Assessor 1911 Ministerium des Innern, Dienstleistungshilfe 1912 Bezirksamt Augsburg, Assessor 1914 Bezirksamt Illertissen, Amtsverweser 1916 Bezirksamt Illertissen, Amtsverweser und Regierungsassessor 1917 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsassessor 1919 Regierung von Schwaben und Neuburg, Amtmann 1920 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsrat 1. Klasse und Oberamtmann 1921 Bezirksamt Illertissen, Oberamtmann 1931 Bezirksamt Sonthofen, Oberamtmann 1936 Vorübergehender Ruhestand 1936 Verstorben in Sonthofen

Der Jurist, 1876 in Nürnberg geboren, begann 1922 eine Obstausstellung, im darauffolgenden seine berufliche Laufbahn beim kgl. Innenmi- Jahr wurde eine Bezirkstierschau abgehalten. nisterium. Kommissarisch war er vom 1. August Aber auch um die Belange der Feuerwehr küm- 1914 bis zum 20. Februar 1917 als Amtsverwe- merte sich Hans Jäger. ser in Illertissen eingesetzt. Hans Jäger, er blieb Trotz der schwierigen Zeitumstände konn- zeitlebens ledig, wohnte damals zusammen mit te Jäger fünf gemeindliche Wasserleitungen seinem verwitweten und bejahrten Vater privat und zwei Schulhausneubauten verwirklichen. in Illertissen bei der Familie Eberle 27, denn die Weiterhin erbaute der Bezirk 1923 in Illertissen Amtswohnung war für den an der Front ste- das Bezirkssparkassengebäude. 1930 erhielt er henden Wilhelm Roth reserviert. Nachdem die die Große Silberne Vereinsgedenkmünze des Lebensmittelversorgung in Kriegszeiten sehr Landwirtschafts-Vereins für Jäger. angespannt war, entschloss sich Hans Jäger Seinen Unmut erregte gegen Ende seiner Dienst- selbst ein Schwein zur Fleischversorgung zu zeit in Illertissen der Vorstoß des Neu-Ulmer halten. Mit Entschließung vom 15. April 1921 Oberbürgermeister Nuißl, ihn an das dortige wurde er als Oberamtmann des Bezirks Iller- Bezirksamt zu versetzen. Jäger wurde daraufhin tissen eingesetzt, 1923 beförderte man ihn zum im Staatsministerium vorstellig, um sein Desin- Oberregierungsrat. Hans Jäger förderte insbe- teresse an Neu-Ulm zu erklären, behielt sich aber sondere die Landwirtschaft, speziell die Vieh- andere Optionen vor. Zum 1. September 1931 zucht. Unter seiner Leitung stand die dem Bezirk versetzte man Jäger dann ans Bezirksamt Sont- Illertissen gehörende Jungviehweide und die hofen. Ob dies auf seinen Wunsch hin erfolgte, genossenschaftliche Schweinezuchtanstalt bei ist nicht bekannt. Seine Gesundheit litt jedoch Illertissen. Auf seine Anregung hin veranstaltete zunehmend, am 30. Juni 1936 verstarb er. der Bezirks-Obstbauverein Illertissen im Herbst

68 Eugen Endres Bezirksoberamtmann in Illertissen:1931–1937; Landrat: 1945

1880 Geboren in Hanhofen 1908 , zweite juristische Staatsprüfung 1908 Regierung in Speyer, Assessor 1914 Kriegsdienst 1915 Bezirksamt Regen, Amtmann 1925 Bezirksamt Neustadt/Haardt, Amtmann 1928 Bezirksamt Neustadt/Haardt, Regierungsrat 1931 Bezirksamt Illertissen, Vorstand 1938 Wartestand 1943 Ruhestand 1945 Kommissarischer Landrat 1945 Ruhestand 1951 Verstorben in Illertissen

Geboren wurde Endres am 6. August 1880 in In Beurteilungen schnitt er daher nur noch mit Hanhofen, Kreis Speyer, 28 als Sohn eines Leh- „ausreichend“ ab, die Voraussetzungen für den rers. Nach dem Studium der Rechts- und Staats- Posten eines Bezirksamtsvorstands wurden ihm wissenschaften in München schlug er die höhere abgesprochen. Die eigentlichen Gründe waren Verwaltungslaufbahn ein. 1931 wurde er, inzwi- politischer Natur: schen Regierungsrat, nach Illertissen versetzt, wo „Es wurde festgestellt, dass Bezirksoberamtmann er offiziell bis 24.11.1937 als Oberamtmann an Endres in Illertissen bei seiner fachlich äußerst der Spitze des Bezirksamtes stand. Eugen Endres schwachen Beurteilung nicht länger als Bezirks- weigerte sich, nach 1933 der NSDAP beizutre- oberamtmann verwendet werden kann, zumal er ten, was ihm letztendlich den Posten kostete. darüber hinaus kirchlich stark gebunden sein soll.“

Links: Eugen Endres (5. v.l. sitzend) als Mitglied der Musterungskom- mission (1936).

Rechts: Wohnung des Bezirksamtmannes Eugen Endres in Regen (1924).

69 Daher wurde Endres ab 01.03.1938 in den War- fraglich, doch könnte er sicherlich beim Reichs- testand versetzt. Bereits 1934 hatten die braunen luftschutzbund oder in ähnlichen Organisationen Machthaber ins Bezirksamt Illertissen den Re- brauchbare Arbeit leisten.“ 29 gierungsrat Dr. Karl Häupler, einen linientreuen Trotz des Vorstoßes versetzte man Endres am Nationalsozialisten, eingeschleust, um Endres‘ 01.07.1943 in den Ruhestand. Schließlich wurde Arbeit besser politisch kontrollieren zu können. er doch noch einmal reaktiviert: von der nach der Besetzung installierten Militärregierung, welche Endres wegen seiner antinazistischen Einstellung am 1. Mai 1945 zum kommissarischen Landrat von Illertissen bestimmte. In dieser Funktion verwendete er sich in den Ent- nazifizierungsverfahren für Illertisser Geschäfts- leute, die im Dritten Reich Mitläufer gewesen sein sollen. Dieses Engagement war der Militär- Regierungsrat Dr. regierung offenbar unliebsam. Als Eugen Endres jur. Karl Gottlieb bereits nach fünf Monaten, am 03.09.1945, das Häupler (um 1940). Amt abgeben musste, wurde eine andere Sprach- regelung für die Gründe gefunden: Von Häupler ist bekannt, dass er dem Illertisser „Im Auftrage der Militärregierung ist Herr Landwirt Georg Schneider 1935 sowie einem Oberamtmann Endres ab 03.09.1945 nicht mehr Hilfsarbeiter aus Altenstadt mit Einlieferung ins Landrat. Herr Endres scheidet aus seinem Amt Konzentrationslager gedroht hat. im Hinblick auf sein Alter, seinen Gesundheits- Dr. Dinkel, Nachfolger von Eugen Endres als zustand und seinen selbst geäußerten Wunsch, Landrat, schlug 1943 eine Reaktivierung des unter voller Würdigung seiner langen und treuen ehemaligen Oberamtmanns in allerdings sub- Dienste.“ 30 alterner Position vor. Hintergrund der ins Auge 71-jährig verstarb er am 3. April 1951, zufälli- gefassten Dienstverpflichtung dürfte der gravie- gerweise am gleichen Tag wie seine Zwillings- rende Arbeitskräftemangel in Folge des für NS- schwester Lina. Deutschland immer negativeren Kriegsverlaufs Mit Endres war übrigens auch Paul Schneeber- gewesen sein: ger, sein Stellvertreter, von der Militärregierung „Soweit festgestellt werden kann, ist Oberamt- seines Amtes enthoben worden. Schneeberger mann Endres gesund und einsatzfähig. Eine Be- trat daraufhin in die Dienste der Militärregierung schäftigung hat er nicht aufgenommen. Er geht für „besondere Aufgaben“. 31 Wenige Monate sehr viel spazieren und spielt in Betlinshausen später fiel er jedoch bei ihr in Ungnade und wur- Orgel. Wenn ich recht unterrichtet bin, wurde En- de im Juli 1946 angeklagt, wissentlich die Mili- dres allerdings am Star bereits zweimal operiert, tärregierung betrogen zu haben, indem er einer jedoch scheinen die Operationen seine Sehfähig- politisch unzuverlässigen Person half, sich eine keit nicht beeinträchtigt zu haben. Während der Vertrauensstellung zu sichern. Den Angeklagten letzten Jahre wurde eine gewisse Gedächtnis- sprach man schuldig und verurteilte ihn zu zwölf schwäche festgestellt, die sich oft unangenehm Monaten Gefängnishaft und einer Geldstrafe von bemerkbar gemacht hat. Ob Endres als leitende 10.000 Reichsmark. 32 Kraft eingestellt werden könnte, erscheint sehr

70 Dr. Hermann Dinkel Bezirksoberamtmann u. Landrat in Illertissen: 1938–1945

1901 Geboren in Würzburg 1920 Schütze beim Freikorps Epp 1924 Erste Juraprüfung 1924 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Referendar 1927 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, große Staatsprüfung 1928 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Regierungsassessor 1929 Bezirksamt Illertissen, Regierungsrat und Amtsverweser 1935 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtsverweser 1937 Bezirksamt Illertissen, Amtsverweser 1937 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtsverweser 1938 Bezirksamt Illertissen, Amtsverweser 1938 Bezirksamt Illertissen, Oberamtmann bzw. Landrat 1943 Bezirksamt Illertissen, Landrat unter Mitverwaltung des Bezirksamts Neu-Ulm 1945 Internierungslager Langwasser 1948 Entlassung aus dem Internierungslager 1950 Bayerische Versicherungskammer München, Referent 1950 Bayerische Versicherungskammer München, Regierungsrat 1951 Bayerische Versicherungskammer München, Oberregierungsrat 1958 Verstorben in München

Als Schüler war Dinkel, 1901 als Sohn eines schaftsleiter im RDB 34 und ab Mai 1938 Kreis- Oberpostinspektors geboren, Mitglied des Frei- gruppenführer des NSRB 35 für den Kreis Iller- korps Epp, 33 das an der blutigen Niederschlagung tissen. Beim RDB war Dr. Dinkel ab Juli 1935 der Münchner Räterepublik beteiligt war. Den Kreisschulungsleiter. Als Mitglied ließ er sich Abschluss am humanistischen Gymnasium machte auch einschreiben beim Reichsluftschutzbund er dann mit Note 1 im Jahre 1920. (ab 11.09.1933), bei der NS-Volkswohlfahrt (ab Dem Jurastudium folgte als erste berufliche Stati- 01.07.1934), beim Deutschen Roten Kreuz (ab on 1928 eine Stellung als Regierungs-Assessor bei 1937), dem Reichskolonialbund (ab 1938) und der Regierung von Unterfranken. Am 1. De- beim Altherrenbund der deutschen Sudeten (ab zember 1929 avancierte er zum Regierungsrat, 1938). wurde ans Bezirksamt Illertissen versetzt und führ- te dort kommissarisch im September und Oktober 1931 die Dienstgeschäfte des Bezirksoberamt- manns Hans Jäger. Dr. Dinkel, damals wohnhaft in der Apothekerstraße in Illertissen, heiratete 1932. Im Juni 1933 trat er als Mitglied Nr. 3.289.088 in die NSDAP ein und gehörte von November 1933 Heldengedenktag in bis Frühjahr 1935 der SA an. Gleichzeitig war er Illertissen. Rechts im von Juni 1934 bis 06.02.1935 Kreisrechtsstellen- Bild Dr. Dinkel (um leiter, vom 15.05.1933 bis 06.02.1935 Kreisfach- 1940).

71 1935 wechselte er ans Bezirksamt Neu-Ulm. 36 Als Demling, welcher der SS angehörte, als politischer 1937 die Demission von Endres in Illertissen be- „Aufpasser“ fungierte und dessen Berufung Dr. kannt wurde, übernahm Dinkel dort für einige Wo- Dinkel nicht verhindern konnte. chen die Stelle des Amtsvertreters. Dies wieder- Mit Vorsicht zu genießen sind Dinkels zur eigenen holte sich ein Jahr später noch einmal. 37 Im glei- Entlastung gemachte Aussagen nach dem Krieg. chen Jahr wurde er dann endgültig Vorstand des Er behauptete, er habe sich für Bürger eingesetzt, Bezirksamtes bzw. des Landratsamtes Illertissen. gegen die Anschuldigungen der Wehrmachtzerset- In Dinkels Amtszeit fallen demnach die Ausschrei- zung oder des Abhörens von Feindsendern erhoben tungen gegen die jüdische Bevölkerung am 10. wurden. Ferner behauptete er, die Durchführung November 1938 im Zuge der Reichspogromnacht. des Kruzifixerlasses sowie Sabotagehandlungen der „Es werden in kürzester Zeit Aktionen gegen Juden SS hinter der amerikanischen Front verhindert zu stattfinden“. Dieser berüchtigte Funkspruch erreicht haben. Andererseits gab es vom damaligen Illertis- auch die Gendarmerie-Inspektion des Bezirksamts ser Altbürgermeister Rimmele schwerste Anschul- Illertissen. Daraufhin werden sechs in Altenstadt digungen gegen Dr. Dinkel. wohnende Juden in „Schutzhaft“ genommen. Über Am 26. April 1945, wenige Tage nach der Beset- die Ausschreitungen am Abend und in der Nacht zung der Region durch amerikanische Truppen, desselben Tages, als ein aus Vöhringen einfallender wurde er abgesetzt, am 17. März 1945 schließlich SS-Sturm judenfreundliche Bewohner mit Sprech- inhaftiert, zuerst im Internierungslager Langwasser, chören anprangerte und die Synagoge verwüstete, anschließend in Ludwigsburg. Am 1. Mai 1948 wurde das Amt durch die örtliche Polizei ins Bild wurde er aus der Haft entlassen. Die Spruchkam- gesetzt. Die Rolle, welche das Bezirksamt als bü- mer stufte Dinkel am 23.06.1948 als „Mitläufer“ rokratischer Arm des NS-Verfolgungsapparats bzw. ein. 40 Dr. Dinkel als Amtsvorstand bei der Arisierung des Eine Rückkehr ins Beamtenverhältnis war ihm Vermögens der Altenstadter Juden spielte, wäre zunächst verwehrt, seine Rolle im Nationalsozialis- noch aufzuarbeiten. mus noch lebendig. Ministerialdirektor Ritter von 1941 drängte es Dinkel zur Kriegsteilnahme. Seine Lex meinte, Dr. Dinkel wäre nach seinen Erkennt- Bitte, ihn aus der Stellung als UK 38 herauszuneh- nissen ein „strammer Nationalsozialist“ gewesen, men, wurde jedoch abschlägig beschieden mit er sei daher als juristischer Referent in der Obersten der Begründung, dass inzwischen schon jüngere Baubehörde nicht tragbar. Jahrgänge für den Verwaltungsdienst in Anspruch Schließlich tat sich für Dr. Dinkel 1950 eine Türe genommen werden müssten. Bei seiner letzten auf: Er bekam eine Anstellung als Referent in den Musterung war er als KV 39 befunden worden. Abteilungen Tierversicherung und Veterinärangele- Im März 1943 erklärte ihn das Reichsinnenminis- genheiten der Bayerischen Versicherungskammer, terium als Landrat für „völlig unentbehrlich“. Seit was seine unterbrochene Karriere beflügelte. 1950 März 1943 hatte er zusätzlich das Landratsamt in zum Regierungsrat befördert und schon ein Jahr Neu-Ulm mitzuverwalten. später zum Oberregierungsrat, war er maßgeblich Die Rolle Dinkels in der NS-Zeit wäre noch genau- beteiligt am Aufbau der Bayerischen Tierseuchen- er unter die Lupe zu nehmen, beispielsweise ob sei- kasse, der Bayerischen Landestierversicherungsan- ne freiwillige Meldung zur Wehrmacht aus innerer stalt und der Bayerischen Schlachtviehversicherung. Überzeugung erfolgte oder ob er damit innerpartei- Dinkel verstarb als Regierungsdirektor am lichem Druck ausweichen wollte. Immerhin sah er 24.02.1958 nach kurzer schwerer Krankheit erst eine zunehmende Konfrontation mit Regierungsrat 56-jährig in München.

72 Arno Bruno Werner Backe Kommissarischer Landrat in Illertissen: 1945–1946

1906 Geboren in Wiesbaden 1922 Abitur am Gymnasium in Wiesbaden 1922 Höhere Handelsschule Frankfurt 1924 Kaufmännische Tätigkeit in Wiesbaden und Berlin 1928 Fa. Heraeus in Hanau, Chemiker 1939 Kriegsdienst (Polenfeldzug) 1941 Wieland-Werke Vöhringen, Chemiker 1945 Kommissarischer Landrat Illertissen 1946 Treuhänder 1948 Wieland-Werke Vöhringen, Chemiker und Laborleiter 1971 Antritt der Rente 1979 Verstorben in Neu-Ulm

Der 1906 in Wiesbaden geborene Backe gab am Landratsamt Illertissen ein nur neunmonatiges Gastspiel. Von Haus aus Chemiker, zog er 1941 nach Vöhringen/Iller, wo er eine Stelle als La- borleiter bei den Wieland-Werken bekam. Dieses Arbeitsverhältnis währte 30 Jahre bis zu seinem Landrat Arno Backe Eintritt in die Rente am 30.04.1971. bei der Erledigung Unterbrochen wurde die lange Firmenzugehörig- von Dienstgeschäf- keit bei Wieland unmittelbar nach Kriegsende, ten im Landratsamt als Arno Backe kommissarischer Landrat und Illertissen (1946). von 1946 bis 1948 Treuhänder war. Eingesetzt von der Militärregierung am 4. September 1945, 41 erfüllte er seine Aufgaben integer und nach bestem Wissen und Gewissen. Mit persön- lichem Einsatz gelang es ihm, vielen Bedürftigen Hilfe zu gewähren. So leitete er im Februar 1946 im Landkreis beispielsweise Wohltätigkeits- Veranstaltungen zugunsten Kriegsversehrter in die Wege. Bei den Aufführungen tanzte das Landrat Arno Backe „Schlossballett“ 42 und sogar der Landrat selbst im Landratsamt brachte humorvolle Einlagen. Illertissen (1946).

73 Ein Malheur passierte ihm bei der Rückkehr von Sein Rechenschaftsbericht 43 anlässlich seines einer Dienstreise, als er seinen Wagen schwung- Ausscheidens vermittelt recht anschauliche Ein- voll ins schöne Eingangsportal des Landratsam- drücke über die Nöte dieser Zeit: tes steuerte. „Wer die Elendsflut auf den Landratsämtern Momentaufnahme erlebt, der weiß, dass ein Landrat Rat des Landes des Autounfalls im im Lande der Ratlosen zu sein hat. Ich habe mich Landratsamt Illertis- stets bemüht, durch Anhören, Mitverstehen und sen 1946 (Aquarell- gutes Zureden die Bittsteller zu beschwichtigen zeichnung). und zu trösten; denn wir haben wenig zu geben und viel Not zu verteilen. In früheren Zeiten wa- ren meist zwei Juristen auf den Landratsämtern angestellt. Ich musste ohne Juristen auskommen. Ich stand allein in meinem Handeln und Denken, und doch nicht allein, denn ich hatte Referenten und Angestellte, die das Ihre taten, trotz häufiger Angriffe kritisch eingestellter Personen.“ Als der Landrat erstmals in freier Wahl bestimmt 1948 kandidierte Backe als Parteiloser sowohl wurde, damals noch durch den Kreistag, verlor bei der Kreistags- als auch bei der Vöhringer er die Abstimmung am 3. Mai 1946 mit zehn zu Gemeinderatswahl erfolglos. Außerdem war 18 Stimmen gegen seinen Mitbewerber Albert Backe, als Halbjude potentielles Opfer des Vollmann von der CSU. Ein Kreistagsmitglied NS-Verfolgungsapparats, Delegierter der VVN erklärte dem zwar Parteilosen, aber politisch eher („Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“), links stehenden Backe die Wahlniederlage mit in welcher Funktion er als Redner auftrat. 44 1979 den Worten: „Ja wissen’s, ein Preuss’ und dann ist er 77-jährig verstorben. noch das falsche Gesangsbuch – das ist zuviel!“

Gruppenaufnahme des „Schlossballetts“ unter Mitwirkung von Angestellten des Landratsamtes Illertissen. 5. v.l. Landrat Arno Backe (24.02.1946).

74 Albert Vollmann Kommissarischer Landrat in Illertissen: 1946

1896 Geboren in Illertissen 1912 Stuttgart, Ausbildung zum Weinhändler 1914 Kriegsdienst 1926 Illertissen, Übernahme der väterlichen Weinhandlung 1945 Illertissen, Zweiter, Bürgermeister 1945 Illertissen, Erster Bürgermeister 1946 Illertissen, Kommissarischer Landrat 1946 Illertissen, Niederlegung des Amtes als Landrat 1948 Illertissen, stellvertretender Landrat 1952 Illertissen, Abwahl als stellvertretender Landrat 1956 Illertissen, stellvertretender Landrat 1957 Illertissen, zweiter Bürgermeister 1958 Illertissen, als stellvertretender Landrat und zweiter Bürgermeister ausgeschieden 1985 Verstorben in Illertissen

Als Sohn des Weinhändlers Anton Vollmann Bereits nach sechs Monaten trat er zurück. Er 1896 in Illertissen geboren, übernahm Albert kam damit wohl einer Amtsenthebung zuvor, die Vollmann 1926 das elterliche Geschäft. 45 Aus Capt. Guzak von der Militärregierung Illertissen der 1931 geschlossenen Ehe gingen neun Kinder gegen ihn wegen angeblicher Nazifreundlichkeit hervor. 46 am 8. November 1946 beantragt hatte. Drei Jahre war Albert Vollmann im Gemeinderat Albert Vollmann hingegen gab als Rücktritts- von Illertissen, bis er durch die „Machtergrei- grund das von der Militärregierung gegen einige fung“ der Nazis sein Mandat verlor. Aktenkundig NSDAP-Mitglieder ausgesprochene Arbeits- ist die Verurteilung zu einer Geldstrafe, weil er verbot an, was gegen seinen Willen geschah. und seine Frau auf der Weihnachtsfeier des Roten Nach seiner Darstellung handelte es sich dabei Kreuzes 1938 den Hitler-Gruß verweigert hatten. um „Zwangs-Parteigenossen“, welche Sühne Ab August 1945 erneut im Gemeinderat, beklei- geleistet hätten und entnazifiziert worden seien. dete er zunächst das Amt des Zweiten, dann des Darunter waren u.a. der für den Landkreis Ersten Bürgermeisters, das er im Februar 1946 sehr wichtige Kreisbaumeister Benkner, einige niederlegte. Mit Unterstützung der CSU wurde er Lehrkräfte und sogar ein ehrenamtlich tätiger bei der ersten Kreistagssitzung am 28. Mai 1946 Kirchendiener. mit 18 zu 10 Stimmen gegen den Amtsinhaber Im Amtsblatt ließ die Militärregierung verlaut- Backe zum Landrat gewählt. Von der Civil Ad- baren, es dürften keine entnazifizierten Natio- ministration Branch der Militärregierung wurde nalsozialisten und Armee-Offiziere eingestellt Vollmann als „politisch akzeptabel und annehm- werden. 47 bar“ beurteilt.

75 Zum zunehmenden Misstrauen der Amerikaner sein Amt niedergelegt, er habe aber seine demo- gegen Vollmann 48 mag dessen Beschwerde bei kratischen Pflichten vernachlässigt49 und sei als der Militärregierung in Schwaben beigetragen Kreisvorsitzender der CSU entlassen. 50 Diese haben, wonach von amerikanischen Soldaten aus Entlassung wurde später via Presse dementiert 51, ohne Requisitionsschein Möbel- kurz danach sogar auch von der Militärregierung beschlagnahmungen auch bei Entnazifizierten selbst. Die damalige Situation war geprägt von durchgeführt worden seien. Zudem sah er sich Widersprüchen. dem Vorwurf ausgesetzt, er habe sich bei einem Später kehrte Albert Vollmann dann noch als – von der Militärregierung überwachten – Ge- stellvertretender Landrat (2. Juni 1948–2. Mai spräch angeblich respektlos gegen die Militärbe- 1952 und 1. Mai 1956–13. Dezember 1958) und hörde geäußert. zwölf Jahre als CSU-Kreisrat zurück auf die Bei der Kreistagssitzung am 11. März 1947 Kreis-Bühne. Zwischen 1948 und 1966 gehörte dementierte der anwesende Direktor der Militär- er dem Illertisser Gemeinderat an. 1985 verstarb regierung, J.P. Montgomery, Vollmanns Darstel- er 88-jährig nach längerer Krankheit. lung und betonte, dieser habe aus freien Stücken

76 Dr. Erich Göggl Landrat in Illertissen: 1947–1948

1913 Geboren in München 1938 Technische Hochschule München, Promotion 1939 München, Teilhaber der Fa. Graphia 1939 Kriegsdienst 1945 Flüchtlingsamt Memmingen, Amtsleiter 1947 Illertissen, Landrat 1948 Memmingen, Buchhändler 1951 München, Fa. Mandruck, Sachbearbeiter 1951 München, Deutsche Revisions und Treuhand AG, Assisstent 1953 , Donau-Kraftwerk Jochenstein AG, Sachbearbeiter 1954 München, Bayerische Elektrizitätswerke, Personalleiter 1957 München, Bayerische Landesbodenkreditanstalt, stellv. Abteilungsleiter 1967 Hannover, Landesbank, Bankdirektor 1976 Ruhestand 1997 Verstorben in Hannover

Göggl, Jahrgang 1913, wuchs in München auf scheiterte – der CSU-Kandidat und Regierungsrat und war promovierter Wirtschaftswissenschaft- Cronauer wurde zwar mit 16 gegen 14 Stimmen ler. Er wurde Geschäftsführer einer Firma und gewählt 53, nahm die Wahl aber aus gesundheit- noch 1939 zur Wehrmacht einberufen. Seine Frau lichen Gründen nicht an –, wurde Göggl auf Lilli soll in dieser Zeit einer antinazistischen Vorschlag der CSU-Bezirksvereinigung Schwa- Gruppe angehört haben. Verraten an die Gestapo, ben als deren damaliger Verbandsvorsitzender wurde sie am 3. März 1944 verhaftet und wegen als Kandidat aufgestellt. Im zweiten Wahlgang Hochverrats angeklagt. Dr. Göggl beorderte man konnte er sich am 11. März 1947 mit einer Stim- hierauf unverzüglich nach München, um ihn me Mehrheit gegen Karl Bicker von der Bauern- zu verhören. Es gelang ihm, mutmaßlich unter und Wirtschaftspartei durchsetzen. Ausspielung seines Offiziersranges und einer Erst 34-jährig, nahm Göggl im April 1947 die Notlüge eine sofortige standrechtliche Erschie- Dienstgeschäfte als Landrat auf. Schon bald ßung seiner Frau abzuwehren. Die rechtzeitige wuchs die Ablehnung gegen ihn, in der Bevölke- Besetzung Münchens durch die amerikanische rung wie in seiner Partei. Armee verhinderte Schlimmeres. 52 Göggl war in seinem Amt sehr unsicher, denn er Ab November 1945 war Dr. Göggl als Amtsleiter hatte seine Abwahl zu befürchten. Man warf ihm mit den vorbereitenden Maßnahmen des Flücht- vor, sich mehr um sein Wohlwollen bei der Mili- lingskommissariats für den Stadt- und Land- tärregierung zu kümmern als um das der Bevöl- kreis Memmingen betraut. Als im benachbarten kerung, die mit ihren Problemen häufig an den Illertissen am 29.01.1947 eine Landratswahl Assessor Hotincean verwiesen wurde, welcher

77 gegenüber der Militärregierung unerschrockener Am 01.06.1948 eröffnete er – sich der Politik auftrat. Im Kreistag brachte dies Göggl weitere abwendend – die Göggl’sche Buchhandlung in Minuspunkte ein. Memmingen, anschließend wechselte er in die Folge seines Auftretens war, dass ihn seine private Wirtschaft und beendete seine Karriere eigene Partei fallen ließ. Da eine Abwahl per als Bankdirektor. 1997 ist er verstorben. Misstrauensvotum nicht möglich war, wurde er nunmehr nur „geduldet“. Im April 1948, nach Ablauf seiner Amtszeit, stellte er sich nicht erneut zur Wahl.

78 Dr. Otto Bohl Landrat in Illertissen: 1948–1958

1885 Geboren in Ludwigshafen 1903 Uni Heidelberg und München, Jurastudium ? Amtsgerichte Landau, Ludwigshafen und Frankenthal, Bezirksamt Ludwigshafen, Rechtspraktikant 1912 Bayerisches Innenministerium München, Assessor 1913 Bezirksamt Illertissen, Assessor 1922 Bayerisches Sozialministerium München, Assessor 1922 Bayerisches Innenministerium München, Assessor 1930 Augsburg, Oberbürgermeister 1933 Amtsenthebung als Oberbürgermeister 1934 , Leiter der Bäderverwaltung 1946 Bad Kissingen, Oberbürgermeister und Landrat des Kreises 1946 Amtsenthebung 1948 Illertissen, Landrat 1952 Illertissen, Wiederwahl als Landrat 1958 Ruhestand 1969 Verstorben in Illertissen

1885 als Sohn eines Hauptlehrers geboren, Nach Kriegsende wurde er durch die amerika- wuchs Otto Bohl im damals bayerischen Lud- nische Militärregierung mit den Worten „Dies wigshafen auf. 54 Als Jurist trat er 1913 die Stelle ist ein Befehl!“ als Oberbürgermeister der Stadt eines Assessors am dortigen Bezirksamt an. Zu Kissingen und zugleich als Landrat des gleichna- Beginn des Jahres 1922 wurde er ans Bayerische migen Landkreises eingesetzt und ein Vierteljahr Sozialministerium berufen. 1925 trat er der BVP später wegen Widersetzlichkeit seiner Ämter und bei und 1927 hatte er einen maßgeblichen Anteil wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP (seit an der Entstehung der Bayerischen Gemeinde- 1937) auch schon wieder abgesetzt. ordnung. Am 02.06.1948 wurde Dr. Bohl dann zum Land- 1929 gewann er die Oberbürgermeisterwahl in rat des Landkreises Illertissen gewählt und am Augsburg 55 und bekam es dort mit den drama- 30.03.1952 in seinem Amt bestätigt. Er gehörte tischen Folgen der Weltwirtschaftskrise und der CSU an. 60 1958 zog er sich 73-jährig in den der erstarkenden NSDAP zu tun. 56 Mitte 1933 Ruhestand zurück. Seine letzte öffentliche Amts- schied er unter Druck aus dem Amt. 57 handlung war die Grundsteinlegung zum Bau der Von Verhaftung bedroht, nahm er ein Jahr später Illertisser Realschule. die Stellung als Generaldirektor der Bäderver- Er verstarb am 24.10.1969 in Illertissen. waltung Bad Kissingen 58 an. Seine beiden Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg.59

79 Dr. Ulrich Vinzenz Wagner Landrat in Illertissen: 1958–1969

1927 Geboren in Krumbach 1946 Philosophisch-Theologische Hochschule Dillingen, Jurastudium 1947 Universität Erlangen, Jurastudium 1949 Universität Erlangen, erste juristische Staatsprüfung 1950 Promotion 1950 Amtsgericht Krumbach, Referendar 1951 Landgericht Memmingen, Referendar 1952 Notariat Clemens Reiner in Krumbach, Referendar 1952 Landratsamt Krumbach, Referendar 1952 Finanzamt Krumbach, Referendar 1952 Verwaltungsgericht Augsburg, Referendar 1953 Regierung von Schwaben, Referendar 1954 Regierung von Schwaben, Zweite Große Staatsprüfung 1954 Regierung von Schwaben, Regierungsassessor 1955 Landratsamt Wasserburg, Regierungsassessor 1955 Landratsamt Nördlingen, Regierungsassessor 1955 Landratsamt Wasserburg, Regierungsassessor 1956 Landratsamt Wasserburg, Regierungsrat 1957 Landratsamt Illertissen, Regierungsrat 1958 Illertissen, Landrat 1964 Illertissen, Wiederwahl als Landrat 1969 Verstorben in Illertissen

Der gebürtige Krumbacher, Jahrgang 1927, am 23. März 1958 mit 97,74 % der gültigen wuchs in einer Arbeiterfamilie auf. Damals Stimmen. 61 Bei der erneuten Wahl am 8. März in diesem Milieu noch die große Ausnahme, 1964 wurde Dr. Wagner mit 91 % in seinem Amt besuchte er das Gymnasium und absolvierte bestätigt. Seine Gegenkandidaten waren Josef anschließend ein Jurastudium. Gegen Kriegsende Burkhart und Karl Bicker. 62 wurde er noch zur Wehrmacht einberufen. In seiner Ära wurden die Kreiskrankenhäu- 1950 begann Ulrich Wagner seinen Vorberei- ser Illertissen und Babenhausen erweitert, die tungsdienst als Rechtsreferendar und promovier- Kreisgärtnerei Jungviehweide eingerichtet, das te während seiner ersten Anstellung beim Amts- Landratsamt neu gebaut, die Kreisberufs- und gericht Krumbach. 1954 trat er in den höheren Realschulen Vöhringen und Illertissen eingerich- Verwaltungsdienst ein. tet. Wagner forcierte den Bau von Kreisstraßen Eine Tätigkeit als juristischer Staatsbeamter beim und die Modernisierung des Feuerschutzes. Landratsamt Illertissen war nicht von langer Er arbeitete mit hohem Einsatz. Dauer, weil er schon bald, gerade 31-jährig, die Am 13. August 1969 setzte er nach schwerer Nachfolge von Landrat Bohl antrat, gewählt Erkrankung seinem Leben selbst ein Ende.

80 Josef Burkhart Landrat in Illertissen: 1969–1972

1915 Geboren in Attenhofen bei Weißenhorn 1927 Wieland-Werke Vöhringen, Elektriker-Lehre 1939 Kriegsdienst 1958 Illertissen, stellvertretender Landrat 1969 Illertissen, Landrat 1972 Aufhebung des Landkreises 1987 Verstorben in Vöhringen

1915 als Sohn eines Attenhofener Bäckermeisters 10.148 Stimmen gegen zwei Mitbewerber, Eckart geboren, begann Burkhart im Alter von zwölf Schwarzer (SPD: 5.500 Stimmen) und Karl Bi- Jahren bei Wieland in Vöhringen eine Ausbil- cker (FWG/ FDP: 4.306 Stimmen), durchsetzen. dung als Elektriker. Durch Selbststudium bildete Nur drei Jahre war Burkhart als Landrat tätig, bis er sich weiter, mit der Absicht das Ingenieur- die Gebietsreform dem selbstständigen Landkreis examen abzulegen, was sich wegen des Zweiten Illertissen 1972 ein Ende setzte. Ambitionen, sich Weltkriegs jedoch zerschlug. für die Landratswahl des neuen Illerkreises auf- Nach 1945 startete Burkhart seine politische stellen zu lassen, hatte er nicht mehr und zog sich Laufbahn, trat in die CSU ein, wurde in den ganz aus dem aktiven politischen Leben zurück. Vöhringer Gemeinderat berufen und 1946 in Burkhart war Gründungsmitglied des Caritasver- diesen gewählt, wo er seine Fraktion führte. 1947 eins Illertissen und maßgeblich an der Entstehung war Burkhart Gründungsmitglied des Orts- und des Caritasheims in Vöhringen beteiligt, das er Kreisverbandes der CSU und wurde CSU-Kreis- bis zu seinem Ruhestand 1980 schließlich leitete. vorsitzender, was er bis 1970 bleiben sollte. 1948 Als Landrat galt Burkharts Bestreben u.a. der Ver- zog er in den Kreistag Illertissen ein und gehörte besserung der Straßeninfrastruktur im Landkreis. dem Gremium mit vierjähriger Unterbrechung Er gab den Anreiz, die beiden Kreiskrankenhäuser bis 1969 an. 1956 übernahm Burkhart den CSU- Illertissen und Babenhausen auszubauen und die Fraktionsvorsitz im Kreistag. Dieses Amt übte er Trägerschaft des Kollegs der Schulbrüder und lange aus. der Johannes-von-La Salle-Realschule finanziell 1964 verlor er die Bürgermeisterwahl in Vöhrin- abzusichern. Sein Engagement galt schon früh der gen gegen Otto Stocker. 1958 bis 1969 amtierte Kirche. Er wurde Pfarrführer der Vöhringer Pfarr- er im Landkreis Illertissen als stellvertreten- jugend während des Dritten Reichs und stand auch der Landrat. Nach dem Freitod des Illertisser in dieser Zeit fest zu seinem Glauben. Außerdem Landrats UlrichWagner trat er 1969 zur Wahl war er im Pfarrgemeinderat und in der Kirchen- als dessen Nachfolger an und konnte sich mit verwaltung tätig. Er verstarb am 28. Mai 1987.

81 Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Neu-Ulm

Franz Müller Bezirksamtmann in Neu-Ulm: 1862–1868

? Geboren in (?) 1849 Landgericht Illertissen, II. Assessor 1849 Landgericht Schwabmünchen, II. Assessor 1855 Landgericht Schwabmünchen, I. Assessor 1860 Landgericht Neu-Ulm, Landrichter 1862 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtmann 1868 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsrat 1879 Ruhestand 1880 Verstorben in Augsburg

Über Franz Müller ist relativ wenig bekannt, „Vermöge Allerhöchster Entschließung vom vielleicht deshalb, weil er seinen Dienst zwar ge- 21ten April 1862 No 9790 haben sich Seine Ma- wissenhaft, aber weitgehend spurenlos versehen jestaet der König, im Vollzuge der Allerhöchs- hat. Wohl um das Jahr 1820 geboren, war er 1849 ten Verordnung vom 24ten Februar 1862 die zunächst Landgerichts-Assessor (Rechtsprakti- Einrichtung der Distrikts-Verwaltungs-Behörden kant) in Illertissen und in Schwabmünchen. An betr. Allergnädigst bewogen gefunden, den den Revolutionsbewegungen der Jahre 1848/49 bisherigen Landrichter Franz Müller zu Neuulm war Franz Müller beteiligt, wenn auch nicht vom 15ten Juni l. Js. an zum Bezirksamtmann hervortretend. Er zog sich später ganz aus der in Neuulm mit einem nach Art. I und III der politischen Szene zurück, 1 stand allerdings auf allerhöchsten Verordnung vom 20. Juli 1848 sich einer Schwarzen Liste „der vorzüglich beteiligten ausscheidenden Gehalte von jährlich 1.500 fl zu Personen in den Revolutionsjahren“ 2, welche die ernennen. Derselbe hat die nach Maßgabe obiger Regierung von Schwaben als Untersuchungsbe- Allerhöchster Verordnung vom 24. Februar l. J. richt verfasste. etatsmäßig festgestellten Funktions-Nebenbezü- 1855 wurde er dennoch zum Landgerichts-As- ge, übrigens keine freie Wohnung zu genießen sessor befördert und erhielt schließlich 1860 die und sich auch allen Modifikationen ohne Rekla- Stelle des Landrichters in Neu-Ulm. Im Zuge der mation zu unterwerfen, welche hinsichtlich jener Verwaltungsreform 1862 rückte er an die Spitze Nebenbezüge künftig etwa eintreten zu lassen, des Bezirksamts Neu-Ulm. Im Versetzungs- für gut befunden werden.“ schreiben heißt es:

82 Wegen eines nicht näher bekannten Verdienstes Im Jahr 1867 gab Müller um Versetzung ein und gegenüber dem „Ausland Württemberg“ verlieh wechselte 1868 zur Regierung Schwaben und König Karl von Württemberg bei einem Be- Neuburg nach Augsburg. 1880, ein Jahr nach such in Ulm am 30. Juli 1864 Franz Müller das dem Eintritt in den Ruhestand „wegen körperli- Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens. Wenig später cher Leiden und hiedurch herbeigeführter dau- gewährte ihm das Staatsministerium des König- ernder Funktionsunfähigkeit“, verstarb er 1880 in lichen Hauses und des Äußeren „die allerhöchste Augsburg. Bewilligung zur Annahme einer fremden Decora- tion“.

Abschiedsschreiben von Regierungsrat Müller beim Weg- gang vom Bezirk- samt Neu-Ulm 1868 (Neu-Ulmer Tagblatt 16.12.1868).

83 Dr. Joseph Ritter v. Groh Bezirksamtmann in Neu-Ulm: 1869–1872

? Geboren in (?) 1869 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtmann 1872 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg in Würzburg, Regierungsrat 1880 Verwaltungsgerichtshof in Augsburg, Regierungsrat 1885 Regierung von Schwaben und Neuburg, Regierungsdirektor 1891 Verstorben in Augsburg

Die Akten über ihn sind sehr dürftig. 3 Joseph 1880 berief man ihn zum Rat des Verwaltungsge- v. Groh wird wohl um 1830 das Licht der Welt richtshofs in Augsburg sowie zum Stellvertreter erblickt haben. 1869 wurde er als Vorstand des des Kompetenzsenats. 4 Dieses Gremium wurde Bezirksamts Neu-Ulm eingesetzt. Schon drei als eine Art Schiedsgericht einberufen, 5 um bei Jahre später, am 31.05.1872, wechselte er als einem Kompetenzkonflikt zwischen dem Verwal- Regierungsrat nach Würzburg zur Regierung von tungsgerichtshof und den Verwaltungsbehörden Unterfranken und Aschaffenburg. Im gleichen zu entscheiden. 6 Zum Regierungsdirektor stieg Jahr verlieh ihm der König von Württemberg er 1885 auf. 7 Hoch dekoriert 8 verstarb er 1891 – ähnlich wie schon bei Franz Müller – das in Augsburg. Württembergische Ritterkreuz 1. Klasse für seine „internationalen“ Aktivitäten zwischen Neu-Ulm und Ulm.

84 Edmund v. Fischer Bezirksamtmann in Neu-Ulm: 1872–1894

1829 Geboren in München 1847 Universität München, Jurastudium 1853 Staatsprüfung 1853 Landgericht München, Praktikant 1859 Landgericht München, Assessor 1862 Bezirksamt Neu-Ulm, Assessor 1872 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtmann 1884 Bezirksamt Neu-Ulm, Regierungsrat 1895 Ruhestand 1896 Verstorben in Neu-Ulm

Edmund v. Fischer erblickte 1829 in München Senden und Wullenstetten, der Bau von Schulen als Sohn eines Staatsrats das Licht der Welt. in Gerlenhofen, Silheim, Ettlishofen, Holz- Aus Anlass der Verwaltungsreform 1862 schrieb schwang, Neu-Ulm (Realschul-Gebäude), Pfuhl, Edmunds Vater an die kgl. Regierung, man möge Thalfingen und Wullenstetten. Umgebaut wurden seinen Sohn weiterhin im Bereiche der inneren die Schulhäuser in Aufheim, Grafertshofen, Verwaltung beschäftigen, denn aufgrund seiner Hegelhofen, Pfaffenhofen, Reutti und Witzighau- bisherigen Tätigkeit habe dieser keine ausrei- sen. Daneben erfolgte die Gründung mehrerer chende Erfahrung auf dem Sektor des Rechtswe- landwirtschaftlicher Fortbildungsschulen. In sens. Volkertshofen erbaute man ein Armenhaus, jene Im gleichen Jahr noch wurde Edmund v. Fi- in Hittistetten und Pfaffenhofen wurden saniert. scher wunschgemäß an ein Bezirksamt, jenes in In Pfuhl errichtete man ein Spital. In sämtlichen Neu-Ulm, versetzt, wo er, 42-jährig, 1872 zum Gemeinden wurde das Feuerlöschwesen neu Amtsvorstand ernannt wurde. 9 1876 wird er in organisiert und mit Löschutensilien ausgestat- einer Beurteilung zwar als rührige, angenehme, tet. Neue Wasserspritzen erhielten Aufheim, talentvolle und beliebte Persönlichkeit beschrie- Burlafingen, Ettlishofen, Hausen, Hittistetten, ben, bei schriftlichen Arbeiten jedoch hatte er Holzheim, Nersingen, Neuhausen, Oberelchin- so gravierende Defizite, dass er einen guten gen, Oberhausen, Offenhausen, Pfaffenhofen, Nebenbeamten für die Büroarbeiten benötigte. Pfuhl, Reutti, Steinheim, Witzighausen und 1884 erfolgte in Neu-Ulm die Ernennung zum Wullenstetten. In Holzschwang, Offenhausen, Regierungsrat. Pfuhl, Raunertshofen und Wullenstetten wurden Wegen Krankheit ließ sich v. Fischer 1895 in den Feuerlöschweiher angelegt; in Aufheim, Ay, Ruhestand versetzen 11, und bereits 1896 verstarb Ettlishofen, Hittistetten, Holzschwang, Leibi, er in Neu-Ulm. Oberhausen, Offenhausen, Pfuhl, Raunertshofen, Fischers Engagement brachte dem Neu-Ulmer Unterfahlheim und Witzighausen neue Spritzen- Bezirk einen gehörigen Investitions- und Mo- häuser erbaut. Das Distriktsstraßennetz erwei- dernisierungsschub auf vielen Gebieten. 12 Dazu terte man von 36 auf 51 km, landwirtschaftliche zählt die Restaurierung der Kirchen in Burla- Fortbildungsanstalten wurden eingerichtet. fingen, , Kadeltshofen, Pfaffenhofen,

85 Hans Kätzlmeier Bezirksamtmann in Neu-Ulm: 1895–1902

1853 Geboren in Greding 1874 Universität Würzburg, Jurastudium 1876 Universität Erlangen, Jurastudium 1881 Regierung von Mittelfranken in Ansbach, Große Staatsprüfung 1881 Regierung von Oberpfalz und Regensburg, Praktikant 1883 Bezirksamt Gunzenhausen, Assessor 1895 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtmann 1902 Bezirksamt Neu-Ulm, Regierungsrat 1903 Bezirksamt Augsburg, Vorstand 1908 Bezirksamt Pegnitz, Vorstand 1913 Bezirksamt Pfaffenhofen/Ilm, Vorstand 1918 Ruhestand 1930 Verstorben in Pfaffenhofen/Ilm

Geboren 1853 in Greding als Sohn eines Rechts- Gesellschaftskreisen Ulms verkehrte und er dort anwalts, war Hans Kätzlmeier für das Militär als „sichtliche Bevorzugung und Ansehen“ erfuhr. dauernd untauglich eingestuft. Nach dem Jurastu- Genau diese Orientierung ins württembergische dium begann er seine Beamtenlaufbahn in Gun- Ulm aber erregte beim Neu-Ulmer Bürgermeister zenhausen. Ins Bezirksamt Neu-Ulm trat er 1895 Kollmann nach Angaben Kätzlmeiers Neid und ein als Nachfolger des Bezirksamtmanns Edmund Missgunst. Angeblich habe dieser eifersüchtig re- von Fischer. 13 agiert auf den gesellschaftlichen Vorrang, welcher Sein Start in Neu-Ulm war schwierig, stand der nun einmal ihm als dem Bezirksamtmann zuge- Neuling doch noch lange im Schatten seines be- standen habe. Eine Fotografie, entstanden 1901 liebten Vorgängers. In Folge brachte man jetzt in Reutti auf einer Feier zum 80. Geburtstag von dem dienstälteren Oberamtsrichter mehr Respekt Prinzregent Luitpold, nährt den Eindruck eines entgegen als dem neuen Bezirksamtmann. Kätzl- von Prestigedenken geprägten Beamten, so stolz, meier reagierte trotzig und zog seine Konsequen- wie er darauf in Galauniform posierte. zen, indem er jeglichen Verkehr mit den Neu- Die Beförderung 1902 zum Königlichen Regie- Ulmer Beamten abbrach. 14 rungsrat 15 wurde in einem Empfehlungsschreiben Ende 1898 erkrankte Kätzlmeier infolge dienst- der Regierung durchaus im Sinne Kätzlmeiers be- licher Überanstrengung an hochgradiger Neuras- gründet, verträte dieser doch „bei offiziellen Fest- thenie und musste daher um einen dreimonatigen lichkeiten in Ulm die bayerisch-politische Behör- Urlaub für eine Kur ersuchen, von der er genesen de und könne den württembergischen Beamten, zurückkehrte. welche meist hochklingende Titel haben, nicht Später äußerte sich Kätzlmeier selbstbewusst über länger zurückstehen“. seine Amtszeit in Neu-Ulm. Er war davon über- Kätzlmeier fand sich mit seiner Arbeit im Bezirk- zeugt, das Prestige der bayerischen Beamtenschaft samt Neu-Ulm aber niemals richtig zurecht, wes- gehoben zu haben, dadurch, dass er in den besten halb er sich 1903 an das Bezirksamt Augsburg ver-

86 Bezirksamtmann Hans Kätzlmeier (Pfeil) beim Festakt zum 80. Geburts- tag des Prinzre- genten Luitpold am 12.03.1901 in Reutti.

setzen ließ. 16 Die Abschiedsfeier im Saal der „Stadt 1913 erfolgte die Versetzung nach Pfaffenhofen. 19 Athen“ nutzte er dazu, seine Arbeit zu loben. Den Der nun schon über 60-jährige Kätzmeier erhielt Bezirk habe er bei seinem Amtsantritt vor acht Jah- 1914 eine gute Beurteilung vom kgl. Regierungs- ren, so wörtlich, schlecht organisiert vorgefunden. präsidenten: Jetzt könne er ihn wohlgeordnet seinem Nachfolger „… er ist ein (…) rüstiger, frischer energischer übergeben. 17 Die Beförderung zum Regierungsrat Mann, der an dem Wirkungskreise in dem neuen 1903 18 sprach er ebenfalls seinem „pflichteifrigem Amtsbezirke großes Interesse und Gefallen hat.“ und ersprießlichem Wirken im Amte“ zu. Wohl seiner Zwangspensionierung zuvorkom- Als seine Krankheit erneut ausbrach, trat er in den mend, reichte er 1918 erfolgreich einen Antrag zur vorläufigen Ruhestand, um dann 1908 in Pegnitz Pensionierung ein. 1930 verstarb er im Alter von wieder eine Stelle als Bezirksamtmann anzutreten. 77 Jahren.

87 Karl Risch Bezirkoberamtmann in Neu-Ulm: 1903–1930

1865 Geboren in Würzburg 1883 Universität Würzburg, Jurastudium ? Universität Leipzig, Jurastudium ? Universität Erlangen, Jurastudium 1887 Amtsgericht Brückenau, Vorbereitungspraxis ? Amtsgericht Würzburg, Vorbereitungspraxis ? Bezirksamt Würzburg, Vorbereitungspraxis ? Stadtmagistrat Würzburg, Vorbereitungspraxis ? Rechtsanwaltskanzlei in Würzburg, Vorbereitungspraxis 1890 Große Staatsprüfung 1891 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Praktikant 1891 Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Accessist 1892 Bezirksamt Zweibrücken, Assessor 1896 Regierung der Pfalz, Sekretär 1901 Regierung von Schwaben und Neuburg, Assessor 1903 Bezirksamt Neu-Ulm, Amtmann 1910 Bezirksamt Neu-Ulm, Regierungsrat 1920 Bezirksamt Neu-Ulm, Oberregierungsrat 1930 Ruhestand 1933 Verstorben in Ulm

Geboren im Jahre 1865 in Würzburg, kam tens in Pfaffenhofen, der Musterteichanlage in Karl Risch aus einer angesehenen bayerischen Tiefenbach bei Holzschwang und der Jungvieh- Beamtenfamilie. Sein Vater war kgl. Universi- weide Luippen.“ tätsprofessor und Geheimer Rat. Dem Jurastu- Dass die Förderung landwirtschaftlicher Produk- dium folgte 1892 der Eintritt in den Staatsdienst tion schon vor dem Ersten Weltkrieg begonnen als Bezirksamtsassessor in Zweibrücken. 1901 wurde, nicht zuletzt durch eine bezirkseigene wurde er Assessor bei der Kgl. Regierung von Schweinemästerei bei Reutti und eine Obstan- Schwaben und Neuburg. 20 lage in Thalfingen, erwies sich in den Notjahren 1903 übernahm Risch als Vorstand das Bezirks- nach 1918 als Glücksfall für den Bezirk. Sie war amt Neu-Ulm. 21 1907 lobte der Regierungsprä- ein wesentlicher Grund dafür, „dass die Ernäh- sident nach einer Visitation, dass er Karl Risch rungsverhältnisse im Kreis trotz aller Engpässe „für den besten Bezirksamtmann des Regie- weitaus besser waren als vielerorts.“ Als die rungsbezirkes Schwaben und Neuburg“ halte. Fettlieferungen 1918 versiegten, schritt Risch 1911 wurden einzelne von Rischs Projekten auf kurzerhand ein und regelte selbst die Verteilung. landwirtschaftlichem Gebiet hervorgehoben: In einem Wochenbericht vom 16.09.1918 an die „Was unter der tatkräftigen Leitung eines tüchti- Regierung in Augsburg schrieb er hierzu: gen und einsichtsvollen Bezirksamtsvorstandes „In Weißenhorn fand eine nach hunderten zäh- auf dem Gebiete der Landwirtschaft geleistet lende Ansammlung der Bewohnerschaft vor dem werden kann, zeigte der Besuch der Schweine- Rathaus wegen ungenügender Fettabgabe statt. zuchtanstalt in Weißenhorn, des Musterschulgar- Die wiederholt von der Sachlage in Kenntnis

88 gesetzte Landesfettstelle hatte eine genügen- Der Plan stieß auf Widerstand seitens der Dar- de Regelung nicht rechtzeitig eintreten lassen. lehensgenossenschaften, die sich durch den ge- Durch selbständiges Eingreifen gelang es mir, planten Zusammenschluss der gesamten Bauern- Abhilfe zu schaffen.“ 22 schaft des Bezirks zu einer großen Einkaufs- und Nach 1918 kam es durch Karl Risch zu weiteren Verkaufsgenossenschaft hintergangen fühlten. Gründungen landwirtschaftlicher Produkti- In seinem Weltbild durch und durch Monarchist, onsstätten in Gestalt der Fischzuchtanstalt bei zählte Risch zu jener Beamtengeneration, die Unterfahlheim sowie des Bezirksobstgartens sich in der pluralistischen Weimarer Demo- in Weißenhorn. Auf einem anderen Blatt steht kratie und im Parlamentarismus nur schlecht Rischs Einsatz für das rechtsgewirkte „Freikorps zurechtfand. Sein Herz schlug immer für das Epp“, für das er 1919 verstärkt die Werbetrom- Königreich. Bis unmittelbar vor Kriegsende 1918 mel rührte. formulierte er Durchhalteparolen, noch am 26. 1920 zum Oberregierungsrat ernannt, 23 galt sein Oktober rief er zur Zeichnung von Kriegsanlei- Tatendrang nun der Gründung einer landwirt- hen auf. schaftlichen Genossenschaft, mit dem Zweck, Risch war ein guter Freund des Ulmer Oberbür- Erzeugern und Verbrauchern unter Ausschaltung germeisters Heinrich von Wagner. 24 Er trat 1930 des Zwischenhandels kostengünstige Waren in den Ruhestand und verstarb 68-jährig 1933 in anbieten zu können. Die Landwirtschaft sollte Ulm. auf diese Weise billige Güter und Gerätschaften erhalten.

89 Friedrich Schreck Bezirksoberamtmann in Neu-Ulm: 1930–1939

1878 Geboren in Frankenthal ? Regierung von Oberbayern, Accessist 1908 Bezirksamt Regen, Assessor 1914 Heeresdienst 1915 Bezirksamt Rosenheim, Amtmann 1923 Bezirksamt Bogen, Oberamtmann 1930 Bezirksamt Neu-Ulm, Vorstand 1939 Ruhestand 1946 Verstorben in Bogen

Schreck,1878 in Frankenthal/ Pfalz geboren, zung wurde sichtbar in einem Streitfall mit stammte aus einer Beamtenfamilie. Nach dem dem Ortsgruppenleiter von Pfaffenhofen. Der Studium begann er seine Beamtenlaufbahn 1908 Kreisleiter Rödel verfasste hierzu einen „poli- als Bezirksamtsassessor in Regen. tischen Lagebericht“, worin der „Parteigenosse Einhergehend mit der Beförderung zum Ober- Oberregierungs-Rat Schreck“ als ein „alter, ein- amtmann (Regierungsrat 1. Klasse) im Jahre gefleischter Bürokrat und Paragraphenreiter, der 1923, übernahm er die Führung des Bezirk- längst abgebaut gehört“, bezeichnet wurde. samts Bogen, wo ihn nicht zuletzt die jährlichen In der Folgezeit kam es immer wieder zu Hochwasser der Donau „eine Menge Unannehm- Angriffen gegen Friedrich Schreck, weswegen lichkeiten und Schwierigkeiten dienstlicher und er im Juli 1939 demoralisiert sein Gesuch um persönlicher Natur, von denen andere Bezirke Versetzung in den Ruhestand eingab. Als Gründe verschont bleiben“, einbrachten. Nach mehre- führte Schreck an, dass er den Anforderungen ren Eingaben um Versetzung durfte er 1930 das des Dienstes gesundheitlich in keiner Weise mehr Bezirksamt Neu-Ulm übernehmen. gewachsen sei. Hierzu legte er ein ärztliches 1933 sah er sich mit einer Anfrage von Dr. Koll- Gutachten bei. 26 mann konfrontiert, dem Sohn des ehemaligen Zum 01.11.1939 schied Schreck, damals Neu-Ulmer Bürgermeisters und angestellt beim 61-jährig, dann ohne amtliche und öffentliche Staatsministerium des Innern, inwieweit Oberre- Würdigung mit einem jährlichen Ruhegeld von gierungsrat Schreck „arischer Abstammung“ sei. 10.700 RM aus dem Amt aus. Politisch war das Auch wurden an seiner politischen Zuverlässig- Ruhestandsgesuch Schrecks nicht unerwünscht, keit Zweifel angemeldet – im diktatorischen NS- denn die Dienststellen wurden sukzessive durch Staat ein gezielt eingesetztes Mittel, um Beamte „linientreue Männer“ ersetzt. Als Interim führte gefügig zu machen oder aber ihre Absetzung sein bisheriger Stellvertreter, Regierungsassessor einzuleiten. Konrad, die Geschäfte, bis Julius Taschke den Trotz seines Parteieintritts, der am 1. Dezember Vorstand im Dezember 1939 übernahm. 1933 erfolgt war, 25 galt Schreck noch 1938 in Friedrich Schreck zog nach der Pensionierung Parteikreisen als „abträglich“. Diese Einschät- nach München, wo er 1946 verstarb. 27

90 Julius Taschke Landrat in Neu-Ulm: 1940–1941

1895 Geboren in München 1914 Heeresdienst 1934 München, SS-Hauptamt 1935 Berlin, SS-Hauptamt ? Frankfurt/Oder, SS-Hauptamt 1938 München, SS-Hauptamt 1940 Neu-Ulm, Landrat 1941 Verstorben in Neu-Ulm

Über Taschkes Werdegang verraten die spärlichen hatte und welche Ausbildung ihn dafür qualifi- Quellen wenig, Personalakten sind nicht (mehr) zierte, lässt sich anhand der vorliegenden Quellen vorhanden. 28 Dennoch konnten im Berliner nicht beantworten. Offenbar machte parteipoli- Bundesarchiv, Abteilung Deutsches Reich, noch tisches Engagement die fehlende administrative einige Unterlagen ermittelt werden. Erfahrung wett. Julius Taschke wurde 1895 in München geboren. Nach anderthalb Jahren des Wartens wurde Julius Der NSDAP war er am 1. Mai 1928 beigetreten Taschke mit Erlass vom 04.05.1940 vom „Reichs- und erhielt die Mitgliedsnummer 89.025. Im Mai minister des Innern mit der kommissarischen 1934 trat Taschke der SS hauptamtlich bei, 29 Wahrnehmung der Dienstgeschäfte des Landrates woraufhin er in München als Adjutant des Chefs in Neu-Ulm beauftragt“. 31 In einer damaligen des Ernährungsamts im SS-Hauptamt eingesetzt Beurteilung wird erwähnt, dass Taschke „jeder- wurde. 1935 versetzte man Taschke als Stabsfüh- zeit rückhaltlos für die Belange der Bewegung rer des Abschnitts XII nach Berlin 30 und dann eintritt.“ Die offizielle Amtseinsetzung als Land- nach Frankfurt/Oder, wo er seinen Dienst als rat erfolgte am 01.06.1940. 32 Taschke wohnte Obersturmführer im Stab Heinrich Himmlers, des zunächst in UIm und bekam erst ab 22.07.1940 Reichsführers SS, zu verrichten hatte. Spätestens die Dienstwohnung im Amtsgebäude zugewie- ab Anfang 1938 war Taschke SS-Hauptsturmfüh- sen, weil diese „aus gesundheitlichen Gründen“ rer und Pressevertreter in München. renoviert werden musste. Zu dieser Zeit versuchte Taschke, sich als Bür- Seine Beförderung zum SS-Sturmbannführer, germeister einsetzen zu lassen. Vom Münchner die geplant war, erlebte Taschke nicht mehr. Er Hauptamt für Kommunalpolitik wurde hierauf in erlag am 14. Januar 1941 einem Herzinfarkt. 33 Erwägung gezogen, Taschke als Bürgermeister Beerdigt wurde er in München-Pullach. in Bad Aibling zu installieren, doch zog man ihm Nach Taschkes Tod übernahm sein Stellvertreter schließlich einen Ortskundigen vor. Darauf reich- Wallenreiter für fast ein Jahr seine Stelle interims- te Taschke im Oktober 1938 beim Staatsminis- weise. 34 Nach der Entnazifizierung war Wal- terium in München das Gesuch ein, ihn doch als lenreiter in Augsburg Oberregierungsrat bei der Landrat zu verwenden. Welchen Beruf er erlernt Regierung von Schwaben.

91 Dr. Eduard Heiser Landrat in Neu-Ulm: 1942–1943

1904 Geboren in Linz 1922 Handelshochschule Wien 1923 Universität Wien, Juristische Fakultät 1923 Universität Innsbruck, Juristische Fakultät 1924 Universität Innsbruck, rechtshistorische Prüfung 1926 Universität Innsbruck, judizielle Staatsprüfung 1926 Universität Innsbruck, staatswissenschaftliche Prüfung und Promotion 1927 Landes- und Bezirksgericht Linz, juristisches Praktikum 1929 Rechtsanwaltsanwärter 1933 Übersiedlung nach Deutschland 1935 Einbürgerung 1936 Militärdienst 1936 Amtsgericht Nürnberg, beigeordneter richterlicher Beamter 1936 Oberlandesgericht Nürnberg, Gerichtsreferendar 1937 Oberlandesgericht Nürnberg, Große Staatsprüfung 1937 Amtsgericht Nürnberg, Assessor 1937 Regierung von Niederbayern und der Oberpfalz, Assessor 1938 Bezirksamt Roding, Geschäftsaushilfe 1938 Ernennung zum Regierungsassessor 1938 Landeshauptmannschaft Salzburg 1939 Ernennung zum Regierungsrat 1939 Landratsamt Hallein/Österreich, Landrat 1941 Landratsamt Preßnitz, Landrat 1942 Landratsamt Neu-Ulm, Landrat 1943 Heeresdienst 1945 Internierungslager 1946 Entlassung aus dem Internierungslager 1946 Rechtsanwaltskanzlei in Neu-Ulm 1956 Verwaltungsgericht Ansbach, Staatsanwalt 1957 Bayerisches Verwaltungsgericht Bayreuth, Verwaltungsrichter 1958 Bayerisches Verwaltungsgericht Würzburg, Verwaltungsrichter 1960 Bayerisches Verwaltungsgericht Würzburg, Oberverwaltungsrichter 1961 Verstorben in Würzburg

Geboren wurde Anton Eduard Heiser 1904 in Turnerbund aus. Nach einer Anzeige floh er am Linz/Österreich. Der promovierte Jurist enga- 15.09.1933 nach Deutschland, wo er 1935 von gierte sich in seiner Heimat für die NSDAP seit der Regierung von Oberbayern eingebürgert seinem Beitritt im Februar 1932, als er zunächst wurde. als Kreisredner eingesetzt war. 35 Als die NSDAP 1948 stellte er dies anders dar: in Österreich verboten wurde, hielt er an dieser „Der Grund warum ich Ende 1933 nach Deutsch- Tätigkeit fest, übte sie allerdings nun getarnt im land ging, war kein politischer; ich hatte mich

92 vielmehr infolge Arbeitslosigkeit an meinen Offenbar fiel Heiser in Ungnade bei Gauleiter schon in Deutschland tätigen älteren Bruder 36 Wahl, weil er im Herbst 1942 einen Fall „schwe- gewandt mit der Bitte, mir eine Stelle zu ver- rer Verfehlungen“ eines Bürgermeisters im Land- schaffen. Dass ich in Wahrheit ein politischer kreis Neu-Ulm gerichtlich ahnden lassen wollte, Flüchtling gar nicht sein konnte, geht schon dar- was Wahl zu verhindern trachtete. Wenig später aus hervor, dass ich zur Zeit meiner Ausreise nach äußerte sich der Gauleiter bei einer Versammlung Deutschland Ende 1933 weder Parteimitglied in Neu-Ulm zu dem Fall und meinte, „dass Dr. noch Angehöriger einer Gliederung war. Mei- Heiser längste Zeit Landrat gewesen sei“. nem Eintritt in die NSDAP im Februar 1932 war Tatsächlich wurde Heiser im März 1943 dann nämlich schon im September des gleichen Jahres zur Kriegsflak-Artillerie-Schule nach München- wieder der Austritt aus politischer Enttäuschung Freimann eingezogen, ohne in der militärischen und Interesselosigkeit gefolgt. (…) In die NSDAP Hierarchie Fuß zu fassen. Bei Kriegsende diente bin ich erst ab 01.05.1936 wieder eingetreten er als Flakhelfer in der Nähe von Wertingen. Die (…), da nach der Ausbildungsordnung für Juris- Amtsgeschäfte in Neu-Ulm führten vertretungs- ten eine Staatsanstellung nur als Parteimitglied weise die Herren Dr. Dinkel und Merckel, derweil möglich war. (…) Es liegt in der Natur der Sache, Heiser am Landratsamt offiziell als „entbehrlich“ dass ich bei meinem Bewerbungsschreiben galt. Räume seiner Neu-Ulmer Dienstwohnung anfangs 1937 meine persönlichen Verhältnisse so wurden im Januar 1945 für den bombengeschä- darstellen musste, dass sie den Anforderungen des digten Kreisobersekretär Karl Bauer zur Unter- NS-Staates entsprachen.“ vermietung bestimmt. Vom 1. Januar bis zum 30. September 1933 war Am 31. Mai 1945 wurde Heiser interniert, 37 aber Heiser SS-Bewerber und ab 29. September 1933 schon 1946 rehabilitiert. Er führte nun in Neu- SA-Truppführer, was der Angabe des zwischen- Ulm 38 eine Rechtsanwaltskanzlei und bemühte zeitlichen Parteiaustritts widerspricht. sich jahrelang um Wiedereinstellung in den Von März bis Mai 1936 absolvierte er in Fürth Staatsdienst. Erst 1956 gelang ihm dieses, als er seinen Militärdienst und nahm dann eine Tätig- Staatsanwalt beim Verwaltungsgericht Ansbach keit am Amtsgericht Nürnberg auf. Es folgten werden konnte. 1957 wurde er zum Verwal- eine ganze Reihe weiterer beruflicher Stationen, tungsrichter in Bayreuth ernannt, ein Jahr später nach 1938 auch wieder im „angeschlossenen“ versetzte man ihn nach Würzburg, wo er 1960 Österreich, bis er 1942 die Leitung des Landrats- Oberverwaltungsrichter wurde. Im Jahr darauf amts Neu-Ulm übernahm. verstarb er.

93 Dr. Hermann Dinkel Stellvertretender Landrat: 1943–1945 Siehe Landräte Illertissen

Hans Vollmann Kommissarischer Landrat in Neu-Ulm: 1945

1886 Geboren in Fellheim 1906 Bezirksamt Neu-Ulm, ungeprüfter Assistent 1914 Bezirksamt Neu-Ulm, Staatsbeamtenprüfung 1914 Bezirksamt Neu-Ulm, Verwaltungssekretär 1923 Bezirksamt Neu-Ulm, Verwaltungsobersekretär 1945 Weißenhorn, kommissarischer Landrat 1945 Landratsamt, Zweigstelle Neu-Ulm, Regierungsinspektor 1950 Verstorben in Neu-Ulm

Vollmann (Jahrgang 1886), aus Fellheim stam- Verwaltungssekretär. 41 Die Militärregierung mend, war nach dem Tod des Vaters mit der setzte ihn am 19. Mai 1945 als kommissarischen Mutter und seinen vier Geschwistern um 1900 Landrat ein. Aber bereits am 10. Juli 1945 wurde nach Neu-Ulm 39 gekommen, wo die Mutter in Vollmann als ehemaliges NSDAP-Mitglied der Kasernstraße 52 bis in die 1920er Jahre ein wieder entlassen. 42 Beim Landratsamt Neu-Ulm Spezereigeschäft führte. 40 versah er dann weiterhin seinen Dienst als Ver- 1906 trat Vollmann die Stelle des ungeprüften waltungsoberinspektor. Assistenten am Bezirksamt Neu-Ulm an und Hans Vollmann verstarb am 2. Januar 1950 in wurde nach der Staatsprüfung im Jahr 1914 Neu-Ulm 63-jährig an einem Herzinfarkt.

94 Andreas Beck Kommissarischer Landrat in Neu-Ulm: 1945

1900 Geboren in Oberhausen bei Weißenhorn 1945 Weißenhorn, kommissarischer Landrat 1945 Bürgermeister von Weißenhorn 1946 Weißenhorn, Kaufmann 1967 Verstorben in Ulm

Andreas Beck, 1900 in Oberhausen (Lkr. NU), ernannt. Zudem in der CSU kommunalpolitisch geboren, war Gründer eines Käsespezialgeschäfts engagiert, wählte man ihn am 24. Juli 1945 zum mit Großhandel in Weißenhorn, welches sich zu Bürgermeister in Weißenhorn. Die mit Inter- einem führenden Unternehmen dieser Branche essenskollisionen verbundene Doppelfunktion entwickelte. Durch seine außergewöhnlichen löste er durch seinen Rücktritt als Landrat am 3. Fachkenntnisse berief man Beck in leitende September 1945 auf. Andere Quellen sprechen Gremien seines Gewerbes. Beck gehörte u.a. von gesundheitlichen Problemen und einer Order der Notierungskommission der Süddeutschen der Militärregierung als eigentliche Rücktritts- Butter- und Käse-Börse – auch Kemptener Börse gründe. 43 Als Bürgermeister wurde er dann noch genannt – an und war Vorstandsmitglied des im gleichen Jahr von dem Kaufmann Wilhelm Milchwirtschaftsverbandes. Denzel abgelöst. Am 10. Juli 1945 wurde er von der örtlichen Mi- Im Krankenhaus Ulm ist Andreas Beck am 23. litärregierung zum Landrat des Kreises Neu-Ulm Dezember 1967 mit 67 Jahren verstorben.

95 Walter Lüneburg Kommissarischer Landrat in Neu-Ulm: 1945–1946

1907 Geboren in Offenbach/Main 1926 Quito, kaufmännische Lehre 1928 Quito, Angestellter beim väterlichen Busunternehmen 1933 Quito, Geschäftsführer des Busunternehmens 1935 Offenbach 1936 Spremberg, Angestellter bei Römmler AG 1939 Kriegsdienst 1940 Köln-Bickendorf, Herbig-Haarhaus, Leiter der Handelsabteilung 1942 Opatow, Straßenbaugesellschaft Oemler, Einkäufer 1942 , kaufmännischer Angestellter bei Stockhardt & Schmidt-Eckert 1943 Müllrose, Kraftfahrzeugwerk „Ford“, Verantwortlicher für Logistik 1944 Neu-Ulm, Transportbeauftragter Trako Speer 1945 Landratsamt Weißenhorn, kommissarischer Landrat 1946 U-Haft 1949 Neu-Ulm, Porzellangeschäft, Geschäftsführer 1986 Verstorben in Zusmarshausen

Walter Lüneburg, geboren 1907 in Offenbach/ nung offen ließ, schlug Lüneburg vor, ihn ins Main, war Sohn eines Regierungs-Baumeisters Beamtenverhältnis zu übernehmen. Andernfalls und Unternehmers. Nach dem Abitur folgte er würde er seinen ursprünglichen Plan weiterver- dem Vater nach Quito (Ecuador), absolvierte dort folgen, in Neu-Ulm ein Einzelhandelsgeschäft in den Jahren 1926 und 1927 eine kaufmännisch- für Glas, Porzellan und Haushaltsartikel zu technische Lehre im väterlichen Omnibus-Ver- eröffnen. Dies tat er dann wohl auch, obwohl er kehrsunternehmen, das er schließlich erwarb und Landrat blieb, was ihm Vorwürfe einbrachte, er führte. Aus gesundheitlichen Gründen musste verquicke sein Amt mit privaten Geschäftsinter- er jedoch Ende 1935 nach Deutschland zurück- essen. kehren, wo er nun für diverse Firmen tätig war. Walter Lüneburg geriet bald stark ins öffentliche Während des Kriegs arbeitete er für die „TraKo Kreuzfeuer. Zu einem Eklat kam es, als er im Speer“ bei den Ford-Werken, wo Militärlaster Dezember 1945 den Studienrat Richard Ur- instandgesetzt wurden. Seit November 1944 wantschky als Flüchtlingskommissar einstellte dort Transportbeauftragter, nahm er in Neu-Ulm und sich zwei Wochen später Richard Gellhorn, seinen Wohnsitz. 44 Flüchtlingskommissar für Memmingen, bei ihm Nach Kriegsende bewarb er sich im Juli 1945 vorstellte als offiziell vom Regierungspräsidium beim Landrat in Weißenhorn um eine Arbeits- für dieses Amt im Landkreis Neu-Ulm bestellt. stelle, wodurch die amerikanische Militärregie- Gellhorn führte in der Folgezeit Intrigen gegen rung mit Gouverneur Major Ritterspacher auf Lüneburg. Selbst der Leiter des Polizeiamts Neu- ihn aufmerksam wurde, die ihn kurzerhand und Ulm wurde zu Nachforschungen angesetzt. Man im Befehlston Ende August 1945 zum Landrat warf Lüneburg vor, er habe in seinem Personal- ernannte. Sein Dienstsitz war Weißenhorn. fragebogen unwahre Angaben gemacht. Er hatte Da die Militärregierung die Frage der Entloh- seinen Beitritt in die NSKK und seine Position

96 als „Rottenführer“ verschwiegen. Mitglied der Spezialgeschäft für Glas, Porzellan, Hotelge- NSDAP aber war er nie gewesen. schirr“ in Neu-Ulm, Augsburger Straße 23. Im Mai 1946 wurde er seines Amtes als Land- Wohnhaft war er in der Memminger Straße 59 in rat enthoben und vom Kreisausschuss am Neu-Ulm. 45 79-jährig verstarb er 1986 in einer 28.05.1946 Dr. Siebert zu seinem Nachfolger Zusmarshausener Klinik. 46 gewählt. Über den weiteren Lebenslauf Lüneburgs ist nicht viel bekannt. 1949 führte er ein „Fach- und

97 Dr. Ferdinand Siebert Landrat in Neu-Ulm: 1946–1948

1912 Geboren in Neu-Ulm 1931 Oberrealschule Illertissen, Abitur 1938 Promotion und Lehramtsprüfung 1939 Württembergischer Schuldienst 1940 München, Theresiengymnasium 1941 , Mädchen-Oberrealschule 1944 Strafdienst im Volkssturm 1946 Neu-Ulm, 1. Bürgermeister 1946 Neu-Ulm, Landrat 1948 Neu-Ulm, Realschule 1949 Neu-Ulm, Realschule, Ernennung zum Studienrat 1952 Kempten, Landrat 1959 München, Maria-Theresia-Oberrealschule 1960 München, Gisela-Gymnasium 1977 Antritt des Ruhestandes 2000 Verstorben in München

Der gebürtige Neu-Ulmer, Jahrgang 1912, war CSU im Landkreis Neu-Ulm und stellte sich bei studierter Volkswirt mit der Zusatzprüfung für der Bürgermeisterwahl in Neu-Ulm als CSU- das Lehramt Wirtschaftswissenschaften und Geo- Kandidat zur Verfügung. Der Stadtrat wählte ihn graphie. Mit dem Eintritt in die NSDAP 1938 47 am 29.04.1946 mit zehn gegen fünf Stimmen stand der Aufnahme in den Schuldienst bald dar- zum Ersten Bürgermeister der Stadt. Am 28. Mai auf nichts mehr im Weg. Ab 1941 war Siebert an 1946 bestimmte ihn der Kreistag 48 zudem zum der Mädchen-Oberrealschule in Ingolstadt tätig, neuen Kreisoberhaupt. 49 Diese Personalunion wo er Schwierigkeiten bekam und gemaßregelt war gesetzlich nicht korrekt und wurde von der wurde, weil er mit Schulklassen kirchliche Ein- Militärregierung auf Dauer für unzulässig erklärt. richtungen besuchte und er bei Flaggenhissungen Die politische Überprüfung ergab keine Einwän- und zu Feierlichkeiten des Führer-Geburtstags zu de. Anfang August 1946 entschied sich Siebert spät oder gar nicht erschien. für den Posten des Landrats und kündigte seine Ein Parteifunktionär äußerte sich voller Miss- Bürgermeisterstelle auf. fallen über Siebert: „Der Mann ist politisch Dr. Siebert hatte damals als Landrat schwere Zei- unzuverlässig und darf sich auf etwas gefasst ten zu bestehen. Mitte des Jahres 1946 begann machen.“ Im Februar 1944 wurde er, obwohl von nämlich die große „Flüchtlingswelle“ den Land- der Kreispolizeibehörde Ingolstadt im September kreis Neu-Ulm zu erfassen. Es mussten von der 1943 als vollkommen wehruntauglich eingestuft, Verwaltungsseite aus ungeheure Anstrengungen der Kreisleitung Ingolstadt vorgeführt und dann im Wohnungs-, Versorgungs- und Sozialwesen einer Strafeinheit der Wehrmacht überstellt. gemeistert werden. Nach Kriegsende war Siebert Mitbegründer der

98 1948 wechselte Siebert zur Freien Wählerverei- hinaus!“ Die gereizte Stimmung im Saal gipfelte nigung. Am 23. April kam es zu einem heftigen darin, dass Held und Kippes die Treppen hinun- Eklat bei einer Wahlveranstaltung in Thalfingen, ter gestoßen wurden, wovon sie Blutergüsse und in dessen Folge Georg Köhl, CSU-Kreisvorsit- andere Blessuren davon trugen. zender und späterer Landrat, sogar Strafanzeige Bei der nächsten Wahl am 2. Juni 1948 entschied stellte. sich der Kreistag dann für Georg Köhl als neuen Nachdem er seinen eigenen Vortrag beendet Landrat. Im September begann Siebert als Lehrer hatte, wollte Siebert die Ausführungen von Josef an der Neu-Ulmer Realschule, am 1. März 1949 Kippes aus Weißenhorn unterbinden, der für die wurde er verbeamtet. 50 CSU ans Rednerpult trat. Siebert berief sich auf 1952 gewann Siebert in Kempten die Wahl zum sein Hausrecht und verwies den Redner kurzer- Landrat. hand an dessen Platz zurück. Auf einen verärger- 1959 wechselte Siebert dann endgültig in den ten Zwischenruf eines Versammlungsteilnehmers Schuldienst nach München. 51 – „Wir wollen von euch Neu-Ulmern nichts Im Jahre 1977 trat Dr. Siebert seinen Ruhestand hören, schaut dass ihr hinauskommt!“ – rief an. Er verstarb im Jahr 2000 im 88. Lebensjahr Siebert: „Auch Herr Held und Dr. Weikert haben in München. hier nichts zu suchen. Hinaus mit Euch, werft sie

99 Georg Köhl Landrat in Neu-Ulm: 1948–1964

1894 Geboren in Neu-Ulm 1914 Heeresdienst 1918 Landwirtschaftlicher Praktikant 1919 München, Studium an der Technischen Hochschule 1921 Finanzverwaltung 1933 Reaktivierter Offizier 1948 Neu-Ulm, Landrat 1952 Neu-Ulm, Wahlbestätigung als Landrat 1958 Neu-Ulm, Wahlbestätigung als Landrat 1964 Ruhestand 1975 Verstorben in Neu-Ulm

Georg Köhls Eltern waren der Generalleutnant zum Landrat gewählt. Bei der Wahl im März Wilhelm Köhl, geboren in Kaiserslautern, und 1952 führte er mit einem Ergebnis von 45,4 % Walburga Mahler, die aus einer Brauerei-Gast- das Bewerberfeld vor H. Ospald (SPD) 54 und stätte in Pfaffenhofen/Roth stammte. Einer seiner dem Rechtsanwalt Engelhart an und setzte sich Brüder war der bekannte Ozeanflieger Hermann schließlich bei der Stichwahl mit 24 von 45 Köhl. Zudem war er der Onkel von Bärbel Rueß, Stimmen durch. Im März 1958, als der Land- der „Seherin“ von Marienfried. 52 rat erstmals direkt vom Volk bestimmt wurde, Georg Köhl, Jahrgang 1894, schlug eine mili- konnte Köhl auch diese Wahl für sich entschei- tärische Laufbahn ein. Nach Absolvierung des den. Auf ihn entfielen 64 % der Stimmen. 1964 Kadettenkorps stand er während des Ersten Welt- kandidierte Georg Köhl aus Altersgründen nicht kriegs meist an der Front. Nach Hitlers Macht- mehr, da er bereits im 69. Lebensjahr stand. übernahme ließ Köhl sich als Offizier reaktivie- Als Landrat leistete Georg Köhl viel Aufbauar- ren und wurde in die Wehrmacht übernommen. beit. Der Kreis Neu-Ulm hatte unter den baye- Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Kommandeur rischen Landkreisen einen der stärksten Zuzüge eines Artillerieregiments teil. Von August 1933 mit rund 16.000 Heimatvertriebenen zu bewäl- bis Januar 1934 war er Mitglied der NSDAP und tigen. Die Lage auf dem Wohnungs- und dem der SA 53, der Spruchkammer galt er 1947 als Arbeitsmarkt war entsprechend angespannt. „entlastet“. Nach Kriegsende studierte er an der Gleich nach Amtsantritt setzte er sich für die Technischen Hochschule München und schlug Umnutzung der früheren Wehrmachtsanlagen eine Beamtenlaufbahn ein. Straß und Weißenhorn für Industrie und Gewer- Aus der Kriegsgefangenschaft nach Pfaffenhofen be ein. Aus dem Frauenlager der ehemaligen zurückgekehrt, betätigte sich Köhl nun auch ver- Muna Straß entstand das Gelände für eine neue stärkt politisch. Der CSU angehörend, wurde er Wohnsiedlung. 55 Auf dem Muna-Gelände selbst am 2. Juni 1948 mit 26 zu 17 Stimmen erstmals wurden 13 Industriebetriebe mit insgesamt 600

100 Beschäftigten angesiedelt. 56 Auch an anderen 1950 wurde das Jugendsozialwerk für die Kreise Orten des Landkreises gelang die Ansiedlung Neu-Ulm, Illertissen, Krumbach und Günzburg von Betrieben. ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Berufsnot Zuvor ausschließlich aus Kiesstraßen bestehend, in den vier Landkreisen zu bekämpften und wurde das Kreisstraßennetz während der Ära Jugendliche während der beruflichen Ausbildung Köhl zum größten Teil asphaltiert. Mit Nach- zu unterstützen. druck setzte er sich für den Neubau von Schulen Von 1945 bis 1960 war Georg Köhl Vorsitzen- ein. In seiner Amtszeit kam es im Altlandkreis der des CSU-Kreisverbands Neu-Ulm/Land, Neu-Ulm zu nicht weniger als 25 größeren zu deren Gründungsmitgliedern er auch zählte. Schulhausneubauten und -umbauten sowie zum Nach längerer Krankheit ist er 1975 81-jährig Neubau der Landwirtschaftsschule, der Kreis- verstorben. berufsschule in Weißenhorn und der Landwirt- schaftsschule in Pfaffenhofen.

Übergabe der Amtsgeschäfte vom scheidenden Landrat Georg Köhl (rechts) an dessen Nachfolger Max Rauth (links) im Jahre 1964.

101 Maximilian Rauth Landrat in Neu-Ulm: 1964–1973

1911 Geboren in Reinhartshausen 1929 Ulm, Realgymnasium, Abitur 1935 Würzburg, medizinisches Staatsexamen 1935 Hannover, Rotes-Kreuz-Krankenhaus, Stationsarzt 1937 Hannover, Rotes-Kreuz-Krankenhaus, Facharzt Chirurgie 1939 Heeresdienst 1945 Hannover, Facharztpraxis 1947 Weißenhorn, Krankenhaus, Chefarzt 1964 Landratsamt Neu-Ulm, Landrat 1970 Neu-Ulm, Wahlbestätigung als Landrat 1972 Neu-Ulm, Wahlbestätigung als Landrat 1973 Verstorben in Neu-Ulm

Rauth kam 1911 in Reinhartshausen (Kreis Augs- burg) als Sohn des Volksschullehrers Max Rauth zur Welt. Aufgewachsen ist er zusammen mit seinen drei jüngeren Schwestern im Schulhaus in Wullenstetten. Er studierte Medizin, obwohl er zunächst eine Ingenieurslaufbahn einschlagen wollte. Nach der Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie wurde er am 1. Mai 1939 zur Wehr- macht eingezogen, bis September 1943 war er an mehreren Kriegsschauplätzen als Stabsarzt im Einsatz. Schließlich wurde Rauth in Afrika selbst schwer verwundet. Nach dem Krieg ließ er sich zunächst in Han- nover nieder, wo er eine eigene Facharztpraxis führte. Im Juli 1947 wurde er dann Chefarzt am Krankenhaus der Weißenhorner Spitalstiftung. Hier erwarb er sich einen Ruf als „besorgter Vater in Notsituationen“. Seit 1948 war er auch politisch tätig. Er wurde Der Stabsarzt Max Kreistagsmitglied und ab 1956 als Mitglied der Rauth mit militä- SPD-Fraktion deren Vorsitzender. 1960 wählte rischen Auszeich- man ihn in den Stadtrat von Weißenhorn, wo er nungen (um 1944). die SPD-Fraktion führte und zum 2. Bürgermeis-

102 ter gewählt wurde. 57 1961 konnte er in dieser Am 12. Juni 1972 wurde er in seinem Amt Funktion zusammen mit Bürgermeister Anton nochmals bestätigt, als es galt, für den neuen Huber und der Weißenhorner Bevölkerung Willy Illerkreis (später Landkreis Neu-Ulm) einen Brandt in Weißenhorn empfangen. Zwischen Landrat zu wählen. Auf Rauth entfielen 53,25 % Februar und Mai 1962 und dann nochmals zwi- der Stimmen, einziger Gegenkandidat war Gerd schen Oktober 1962 und Januar 1963 war er so- Anzinger (CSU), ehemaliger Bürgermeister von gar Erster Bürgermeister der Stadt Weißenhorn. Senden-Ay. Max Rauths maßgebliche Verdienste als Landrat lagen in der Schulreform. Er war besonders an der Verwirklichung des Pfuhler Schulzentrums beteiligt, dem Straßenbau galt ebenso sein Enga- gement. Viel Geschick zeigte Rauth bei der Ge- staltung des neuen Landkreises Neu-Ulm infolge der Bayerischen Gebietsreform. Galt es doch, die Altlandkreise Illertissen und Neu-Ulm zu einem Max Rauth (rechts) funktionstüchtigen Gebilde zusammenzuführen. als Bürgermeister- Rauth verstarb vor Ablauf seiner Amtszeit. Er Vertreter beim erlitt am 30. November 1973 auf der Heimfahrt Empfang für Willy von einer Sitzung des Kreisjugendrings einen Brandt in Weißen- Herzinfarkt. Trotz schneller Einlieferung ins horn (1961). Krankenhaus kam für den 62-Jährigen jede Hilfe zu spät. Nach 17-jähriger Tätigkeit im Spitalkrankenhaus Seine große Popularität als Landrat wird in Weißenhorn wurde Rauth am 1. Mai 1964 zum einem spontanen Ausspruch einer 80-jährigen Landrat gewählt, als er sich mit 53,95 % gegen Kreisbürgerin deutlich, nachdem sie vom Tode H.J. Ludyga, Oberrechtsrat aus München, durch- des Landrats erfahren hatte: „Wär’ doch ich für setzen konnte. Bei der Landratswahl 1970 war ihn gestorben!“ Rauth dann der einzige Bewerber.

103 Franz Josef Schick Landrat in Neu-Ulm: 1974–1996

1936 Geboren in Ellzee 1943 Volksschule Ellzee 1947 Humanistisches Gymnasium Günzburg 1956 Pädagogische Hochschule Augsburg 1958 1. Lehramtsprüfung 1961 2. Lehramtsprüfung 1961 Lehrer an der Volksschule Mattsies 1963 Studium für das Lehramt an Realschulen in München 1964 Studienrat an der Realschule 1970 Mitglied des Bayerischen Landtags 1974 Neu-Ulm, Landrat 1980 Neu-Ulm, Wiederwahl Landrat 1985 Neu-Ulm, Wiederwahl Landrat 1990 Neu-Ulm, Wiederwahl Landrat 1996 Ruhestand

Geboren wurde Franz Josef Schick 1936 in Ell- diesen Plan schließlich gegen den erbitterten zee (Lkr. Günzburg). Er war bereits mehr als ein Widerstand einer Bürgerinitiative und der Stadt Jahrzehnt in seinem erlernten Lehrerberuf tätig, Weißenhorn durchsetzen. In solchen Situationen als er 1970 als Abgeordneter in den Bayerischen zeigte sich, was in ihm steckte. Und das hat er Landtag gewählt wurde. Nur wenige Monate getan, unerschrocken, mutig, manchmal auch später, im März 1971, wurde er außerdem zum kampfeslustig hat er sich dem Wind gestellt und Zweiten Bürgermeister von Nersingen gewählt. sich behauptet. Man könnte dies auch Charakter- Diese beiden Ämter bekleidete er bis ins Jahr stärke nennen. Sicher hätte er es sich da und dort 1974. auch leichter machen können. Doch das hätte Dann ließ sich Schick für die Landratswahl als nicht zu ihm gepasst, zu einem Mann, dem es CSU-Kandidat aufstellen und gewann diese nie lag, die Dinge schönzureden, nur um ande- gegen Kaspar Apfelböck (SPD) überzeugend mit ren gefällig zu sein, dem nichts mehr zuwider 73 % der gültigen Stimmen. Damit begann für war, als dem Zeitgeist zu huldigen oder sich ihm Schick eine 22-jährige Zeit als Neu-Ulmer Land- zu unterwerfen. Das hätte nicht zum Bild eines rat und eine gute Zeit für den Landkreis Neu- Politikers wie Franz Josef Schick gepasst, der Ulm. Bei den Landratswahlen 1980, 1985 und leidenschaftlich, auf einem festen weltanschau- 1990 wurde er jeweils in seinem Amt bestätigt. lichen Fundament, mit einem scharfen Verstand Die zweite Hälfte der 1980er Jahre waren land- und einem unbestechlichen, sicheren Urteil die kreispolitisch bestimmt durch die Debatte über ihm gestellten Aufgaben anpackte und unseren eine dauerhafte Lösung der Müllentsorgung. Landkreis und seine positive Entwicklung über Schick trat vehement für den Bau einer Müllver- zwei Jahrzehnte prägte wie kein anderer Landrat brennungsanlage in Weißenhorn ein und konnte vor ihm.

104 Die Konfrontation in Sachen Müllverbren- Klosters das Klostermuseum eröffnen werden. nung blieb bei der folgenden Landratswahl am Während Schicks Amtszeit wurde schließlich 18.03.1990 nicht ohne Auswirkung. Die CSU in Kellmünz – nach neuerlichen Ausgrabungen verlor ihre absolute Mehrheit im Kreistag. Schick durch die Münchner Kommission zur Erfor- meinte nach der Wahl: „Im Grunde war es ein schung des spätrömischen Rätiens – ein archäo- Volksentscheid in Sachen Müll.“ 58 Nach Ablauf logischer Park im ehemaligen Römerkastell dieser Amtsperiode trat Franz Josef Schick 1996 eingerichtet und in Illertissen das Bienenmuseum nicht mehr zur Wahl an. im Schloss, wozu Senator Forster seine Samm- Schon als Landtagsabgeordneter und später dann lung stiftete. als Landrat setzte sich Schick für die Sanierung Als die deutsch-deutsche Grenze gefallen war, der durch Kiesabbau übermäßig belasteten oder setzte sich Landrat Schick maßgeblich für eine zerstörten Landschaftsbereiche – insbesondere Partnerschaft der Landkreise Neu-Ulm und der Auwälder entlang der Donau und Iller – ein. Hettstedt (Sachsen-Anhalt) ein. Der Partner- Dazu entwickelte das Landratsamt in den Jahren schaftsvertrag wurde von den beiden Landräten 1975 und 1976 Landschaftsgestaltungs- und im Oktober 1991 unterzeichnet. Er pflegte mit Sanierungspläne für die „Kraterlandschaft“ im großem Engagement auch die Partnerschaft des Donautal. Zahlreiche kleinere Kiesgruben und Landkreises Neu-Ulm mit der Südtiroler Markt- Baggerseen wurden als Lebensräume für gefähr- gemeinde Prad am Stilfser Joch. dete Tier- und Pflanzenarten erschlossen. Durch Schick gelang es, die Auflösung des Kranken- die Initiative von Schick gründete man 1974 den hauses Weißenhorn abzuwenden und dieses Verein für Naherholung im Landkreis Neu-Ulm, wie die Illertisser und die Neu-Ulmer Klinik zu dessen Vorsitzender er bis zu seinem Ausschei- erweitern. den aus dem Amt war. Sein besonderes Augenmerk galt dem Auf- und Besonders schutzbedürftige Feuchtgebiete wie Ausbau eines flächenartigen, den verschieden- beispielsweise das Obenhauser, das Gannertsho- artigen Begabungen entsprechend gegliederten fer und das Illerberger Ried wurden vom Land- Schul- und Bildungswesens. Es gelang ihm, den kreis aufgekauft und als Landschaftsschutzgebie- Streit der Städte Vöhringen und Senden um den te ausgewiesen. Einen großflächigen Kiesabbau Standort des neuen Illertal-Gymnasiums beizu- im oberen Rothtal verhinderte er. legen, welches schließlich in dem auf halbem Hohe Priorität genoss bei Schick die Erhaltung Wege liegenden Illerzell erbaut wurde. In seiner historischer Bausubstanz. Die im damaligen Amtszeit begann er auch mit dem ersten Um- Trend der Zeit liegenden Baumodernisierungen und Erweiterungsbau des Nikolaus-Kopernikus- wurden von ihm durch bedachte Verhandlungs- Gymnasiums, der 2002 eingeweiht werden konn- politik in die richtigen Bahnen geleitet. Schick te. Er kämpfte für Neu-Ulm als Standort einer hat es auch verstanden, wieder „Leben“ ins Klos- Fachhochschule und wirkte im Gründungskura- ter Roggenburg zu bringen. So richtete man in torium ebenso mit wie heute im Förderverein. einem Teil des Klostergebäudes die Grund- und Einer seiner wohl größten Erfolge war die Wie- Teilhauptschule Roggenburg ein. Er zählte zu derbelebung des Klosters Roggenburg, an der er den Unterstützern, als die Prämonstratenser eine beteiligt war und die er mit der Gründung des Neugründung des Klosters wagten. 1991 konnte Vereins der Freunde des Klosters Roggenburg, außerdem vom Landkreis im Nordwesttrakt des dessen Vorsitzender er bis zu seinem Ausschei-

105 den war und dessen Ehrenvorsitzender er heute Ein Schwerpunkt der Arbeit Schicks war auch ist, begleitete. Er hat damit den Grundstein für die bedarfsgerechte Ergänzung des schulischen eine Entwicklung des Klosters und damit auch Angebotes in unserem Landkreis, das auch die der Gemeinde Roggenburg gelegt, der weit in die Gründung der Volkshochschule im Landkreis Zukunft hineinwirken wird und schon heute reife Neu-Ulm, deren Vorsitzender er auch noch lange Früchte trägt. nach seinem Ausscheiden aus dem Amt als Land- Während Schicks Amtszeit kam es zum Neubau rat war, mit einschloss. Als Landrat, der aus dem des Landratsamts in der Kantstraße. Schulbereich kam, wusste er, dass gute Bildung die beste Aussteuer und der wertvollste Rohstoff die Begabungen sind. Außerdem setzte sich Schick für die Fusion der Sparkassen Neu-Ulm und Illertissen ein. Der Natur stark verbunden, ist Schick im Pri- vatleben Imker und Fischer mit Leidenschaft. Er war 27 Jahre Präsident der schwäbischen Fischer. Seine Liebe zur Kunst wird durch die Einrichtung der Dauerausstellung im Museum für bildende Kunst in Oberfahlheim im Jahr 1999 unterstrichen, das von seinem Nachfolger unter seinem Zutun gegründet wurde. Der Bundespräsident zeichnete Schick in Aner- kennung seines verdienstvollen Wirkens im Jahr 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und im Jahr 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse aus. Der Freistaat Bayern ehrte ihn 1995 mit dem Bayerischen Verdienstorden. Die Marktgemeinde Prad am Stilfser Joch verlieh ihm 1996 aufgrund seiner herausragenden Grundsteinlegung Dass der Landkreis Neu-Ulm wirtschaftlich gut Verdienste um die Partnerschaft die Ehrenbürger- am 16.11.1979 mit dasteht, ist der guten Infrastruktur zu verdanken, würde, der Landkreis Neu-Ulm 2002 aufgrund Ansprache durch deren Ausbau Schick mit Nachdruck betrieben seiner herausragenden Verdienste die Ehren- Landrat F.J. Schick. hat. Amtsbezeichnung „Altlandrat“.

106 Erich Josef Geßner Landrat in Neu-Ulm: seit 1996

1944 Geboren in Altenstadt/Iller 1954 Dillingen, Bischöfliches Knabenseminar 1956 Illertissen, Kolleg der Schulbrüder 1962 Ausbildung mit fachwissenschaftlichem Studium 1965 Staatsexamen als Dipl.-Rechtspfleger 1966 Rechtspfleger beim Amtsgericht Memmingen 1972 Altenstadt, Erster Bürgermeister 1976 Vöhringen, Erster Bürgermeister 1978 Vöhringen, Wiederwahl Erster Bürgermeister 1984 Vöhringen, Wiederwahl Erster Bürgermeister 1990 Vöhringen, Wiederwahl Erster Bürgermeister 1996 Neu-Ulm, Landrat 2002 Neu-Ulm, Wiederwahl Landrat 2008 Neu-Ulm, Wiederwahl Landrat

Geßner wurde 1944 in Altenstadt/Iller in ein zum Bürgermeister von Vöhringen zu gewinnen. christlich orientiertes Elternhaus hineingeboren. Geßner zögerte, weil Vöhringen in der Nach- Nach Schule und Berufsausbildung mit fachwis- kriegszeit einen KPD-Bürgermeister hatte und senschaftlichem Studium war er sechs Jahre lang anschließend einen Amtsinhaber der SPD, der beim Amtsgericht Memmingen als Rechtspfleger, allerdings altershalber nicht mehr kandidierte. u. a. in Nachlass- und Vormundschaftssachen, Doch letztlich stimmte Geßner einer Kandidatur in Zivil- und Strafsachen, sowie beim Register- zu und trat 1976 in Vöhringen zur Wahl an, die gericht für den Landgerichtsbezirk Memmingen er mit 54 % für sich entscheiden konnte. Nicht tätig. 1968 gründete er in Altenstadt einen CSU- weniger als 20 Jahre – mit den Wiederwahlen Ortsverband. 1978, 1984 und 1990 – sollte er dieses Amt in- 1972 wurde er überraschend als Bürgermeister- nehaben. In dieser Zeit ist es ihm gelungen, den kandidat vorgeschlagen und gewann die Wahl Landkreis davon zu überzeugen, dass in Illerzell gegen den Fraktionsvorsitzenden der SPD im das Illertal-Gymnasium Vöhringen gebaut wird, Marktgemeinderat auf Anhieb mit 67,15 %, das in Sichtnähe zur Stadt Senden Gymnasium obwohl er zuvor kommunalpolitisch noch nicht für die Städte Senden und Vöhringen sein sollte. in Erscheinung getreten war. Gleichzeitig wurde Von 1984 bis 1990 war er Stellvertreter des er in den Kreistag des neu geschaffenen Land- Landrats. Bei der Landratswahl 1996 konnte kreises Illerkreis, später umbenannt in Landkreis Geßner 55,5 % der Wählerstimmen auf sich Neu-Ulm, gewählt. Schon mit 30 Jahren führte vereinigen. 2002 wurde er mit einem Ergebnis Geßner die CSU-Kreistagsfraktion als Vorsitzen- von 60,9 % in diesem Amt bestätigt. Gegen ihn der, und zwar von 1974 bis 1984. Nachdem er waren Rosl Schäufele (SPD) und einer seiner sich mit seiner politischen Arbeit einen Namen weiteren Stellvertreter als Landrat, der dama- gemacht hatte, wurde 1975 die CSU Vöhringen lige Nersinger Bürgermeister Dieter Wegerer bei ihm vorstellig, um ihn für eine Kandidatur (FWG), angetreten.

107 Aus seiner wegen Altersgründen letzten Land- Altlandrat Franz Josef Schick, dafür, dass dieses ratswahl 2008 ging Geßner mit 63,9 % wiederum Ziel erreicht und die Profilbildung der Hochschu- siegreich hervor, einzige Gegenkandidatin war le geschärft wurde. Antje Esser (SPD). Ein Höhepunkt war 2002 die Eröffnung eines Als Bürgermeister hatte Geßner den Fall der Zentrums für Familie, Umwelt und Kultur im Mauer genutzt und eine Partnerschaft mit der Kloster Roggenburg, das von einem Trägerver- Stadt Hettstedt in Sachsen-Anhalt gegründet. bund aus Bezirk Schwaben, Landkreis Neu-Ulm, Unnatürliche Grenzen waren ihm immer ein Gemeinde Roggenburg und den Prämonstraten- Dorn im Auge. Deshalb war er als Landrat auch sern betrieben wird. Vorsitzender des Träger- Mitbegründer des Vereins „Innovationsregion verbunds ist seit der Gründung Geßner. Er ist Ulm – Spitze im Süden e. V.“, weil er Landes- auch Vorsitzender des Vereins der Freunde des grenzen nicht als etwas Trennendes, sondern als Klosters Roggenburg, eine Aufgabe, die er von etwas Verbindendes sieht. Es war ihm deshalb seinem Vorgänger übernommen hat. schon im ersten Landratswahlkampf ein Anlie- Es gelang ihm auch, die Müllverbrennung aus gen, den Landkreis grenzüberschreitend als einen der parteipolitischen Diskussion zu nehmen und Wirtschaftsraum zu definieren. Diskussionen zu versachlichen und das schon Außerdem war er darauf bedacht, das Bildungs- von seinem Vorgänger angestrebte Museum für angebot im Kreis auszubauen und zu fördern. Er bildende Kunst in Oberfahlheim zu installieren. sanierte und erweiterte das Sonderpädagogische Eine der großen Aufgaben war die Neuorgani- Förderzentrum in Pfuhl und baute mit der Errich- sation und bleibt die Sicherung der drei Kreis- tung des Sonderpädagogischen Förderzentrums kliniken, wofür 2005 durch die Zustiftung der in Illertissen 2006 die Schullandschaft aus. Nicht Kreiskrankenhäuser Neu-Ulm und Illertissen in vergessen darf man auch die Schulsanierung die Kreisspitalstiftung eine wichtige Grundlage und -erweiterung des Nikolaus-Kopernikus- geschaffen wurde. Gleichzeitig baute man die Gymnasiums, das in seiner Amtszeit, weil die Kliniken weiter aus. 2010 schrieben alle drei Schülerzahlen exorbitant stiegen, noch einmal Kliniken erstmals schwarze Zahlen. Die Reform erweitert werden sollte. Das Lessing-Gymnasium hat sich also als richtig erwiesen. Neu-Ulm wurde in seiner Amtszeit den Bedürf- Ein Erfolg für den Landkreis war 2002 der Ge- nissen eines modernen Gymnasiums angepasst. winn von 13 Unternehmen zur Teilnahme an dem Das Illertal-Gymnasium Vöhringen sowie die Modellprojekt „Ökoprofit“, das den effizienten Berufsschule Neu-Ulm erhielten eine Mensa, Umgang mit Rohstoffen und Energie mit der das Illertal-Gymnasium auch weitere, dringend Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit verknüpfte. notwendige Räumlichkeiten. Außerdem sanier- Ein Erfolg war auch die von Geßner angestoßene te er die Realschulen in Neu-Ulm und Pfuhl Verwaltungsreform, die zu schnelleren Genehmi- energetisch. Derzeit erweitert und saniert er die gungsverfahren geführt hat. Ihm ist bewusst, dass Realschule Vöhringen. der Landkreis nur handlungsfähig ist, wenn die Wichtig war Geßner immer auch, dass Neu- Wirtschaft floriert. Wir„ sind in der Champions Ulm Standort einer selbstständigen Hochschule League, und wir müssen daran arbeiten, dass wir wird. Er kämpfte mit vielen anderen, wie z. B. in der Champions League bleiben“, ist ein oft dem damaligen Bundesfinanzminister Dr. Theo gehörter Ausspruch von ihm. Waigel, der damaligen Oberbürgermeisterin und Das ist wohl auch der Grund, weshalb er vor heutigen Staatsministerin Dr. Beate Merk und zwei Jahren die organisatorischen und perso-

108 nellen Voraussetzungen dafür geschaffen hat, die Grundlage für die ab 2005 in Kraft getretene zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern des Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Landkreises ein Kreisentwicklungsprogramm zu Sozialhilfe geschaffen. Seit 2012 firmiert diese erarbeiten, bei dem ein Schwerpunkt die Bildung Arbeitsgemeinschaft unter „Jobcenter Neu-Ulm“. ist. Geßner will den Landkreis Neu-Ulm zur Bil- Dem Netzwerk-Gedanken verpflichtet, förderte dungsregion machen, weil Bildung nach seiner Geßner bürgerschaftliches Engagement ebenso Auffassung das beste Kapital für ein sinnerfülltes wie das Zusammenwirken der Wirtschaft und der Leben und einen prosperierenden Landkreis ist. Hochschulen sowie gesellschaftlicher Gruppie- Der Kreistag hat das Kreisentwicklungspro- rungen. Im Jahr 2004 rief er privat mit seiner gramm im Mai 2012 beschlossen, und Geßner Frau die Prämonstratenserstiftung Roggenburg freut sich, dass sein Aufruf an die Bürgerin- ins Leben. 59 Einem Vermächtnis einer Angestell- nen und Bürger nicht ohne Echo blieb. In vier ten des Landratsamtes Neu-Ulm ist es zu verdan- Arbeitskreisen haben über einen Zeitraum von ken, dass er dem Kreistag 2006 auch vorschlagen ca. zwei Jahren zahlreiche Bürger Vorschläge zur konnte, eine Bürgerstiftung ins Leben zu rufen. Weiterentwicklung des Landkreises gemacht und Der Bundespräsident zeichnete Geßner in Aner- damit die Zukunft mitgestaltet. kennung seiner Verdienste im Jahr 1991 mit dem Schon lange vor der Umweltkatastrophe von Bundesverdienstkreuz am Bande aus. Der Frei- Fukushima wurde für die kreiseigenen Gebäude staat Bayern verlieh ihm 2005 den Bayerischen ein Energiesparcontracting eingeführt, bei dem Verdienstorden. 60 2006 erhielt er mit der Würde die Investitionen durch eingesparte Energie- eines „Ritters vom Orden des heiligen Papstes kosten finanziert werden. 2012 folgt die Erar- Silvester“ den höchsten päpstlichen Orden für beitung eines Klimaschutzkonzeptes, das mit Laien, 61 verliehen wegen seines Einsatzes für Bürgerbeteiligung und dem Rat von Energie- das Kloster Roggenburg, das Kloster Helfta und experten aufzeigen soll, was zu tun ist, um alle die Brüder der christlichen Schulen in Illertissen. lokal möglichen Klimaschutzziele zu erreichen. Die Stadt Vöhringen verlieh ihm 2002 die Ehren- 2004 wurde durch die Gründung einer Arbeits- bürgerwürde, die Hochschule Neu-Ulm 2005 die gemeinschaft SGB II mit der Agentur für Arbeit Würde eines Ehrensenators.

109 Anmerkungen

Das Königreich Bayern und der Aufbau moderner Verwaltungsstrukturen 1) T. Reich, Herrschaftsbildung und Herrschaftskräfte auf dem Gebiet des Altlandkreises Illertissen. Inaugural-Dissertation, Augsburg 2000, S. 716 (www.opus-bayern.de/uni-augsburg/ volltexte/2005/103/). 2) W. Wüst, Das Kreisgebiet im Königreich Bayern, in: Landkreis Unterallgäu, Mindelheim 1987, S. 121. 3) Anm. 1, S. 715. 4) Einschließlich der Landgerichte Elchingen und Ulm-Söflingen. 5) W. Volkert (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980, München 1983, S. 398. 6) B. Hagel, Vom Landrath des Oberdonaukreises zum Bezirkstag Schwaben (1828–1987), in: Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben, P. Fried (Hrsg.), Heft 5, 1988. 7) RgBl. für das Kgr. Bayern 1862, S. 409 sowie GVBl. 1879, S. 665. 8) A. Kellner, Statistisches Amtshandbuch für den kgl. bayerischen Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, Augsburg 1888, S. 20. 9) Anm. 5, S. 45. 10) OMGUS ist die Abkürzung für: Office of Military Government for , United States. 11) O. Weber, Von den Distriktsgemeinden zum Landkreis der Gegenwart, in: Landkreis Unterallgäu (Hrsg.), Landkreis Unterallgäu, Mindelheim 1987, S. 134. 12) GVBl. 1933, S. 105.

Das politische Gebiet des heutigen Landkreises Neu-Ulm seit 1802 1) L. Weiler, Denkmal der Dankbarkeit und Verehrung dem ehemaligen Reichsstifte Roggenburg und seinen Vorstehern, vorzüglich dem letzten Abte und Reichsprälaten Thaddäus Aigler, errichtet, Augsburg 1822, S. 104f. 2) J. Rottenkolber, Die Aufhebung des Reichsstiftes Roggenburg, in: Der Heimatfreund. Geschichtliche Heimatblätter des Museumsvereins Weißenhorn 9, 1935, S. 34. 3) H. Niederwieser, Roggenburg. Führer durch das ehemalige Reichsstift, Augsburg 1921, S. 8. 4) Deutsche Gaue, Sonderheft 43, 1905, S. 18. 5) F. Rabich, Chronik von Reutti und Jedelhausen, Neu-Ulm 1984, S. 9f. 6) J. Holl, Geschichte der Stadt Weißenhorn, Neudruck Weißenhorn 1983, S. 206. 7) W. Volkert (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980, München 1983, S. 398. 8) Bis 1831 war in Osterberg ein Patrimonialgericht 1. Klasse, dann wurde es in ein Patrimonialgericht 2. Klasse umgewandelt (T. Reich, Herrschaftsbildung und Herrschaftskräfte auf dem Gebiet des Altland- kreises Illertissen. Inaugural-Dissertation, Augsburg 2000, S. 264 [www.opus-bayern.de/uni-augsburg/ volltexte/2005/103/]). 9) A.a.O., S. 420. 10) Zusammenfassend zur Behördenorganisation im Gebiet des Altlandkreises Illertissens ab dem Jahre 1800 (siehe Anm. 8 (T. Reich), S. 714–724).

110 11) A. Kellner (Bearb.), Statistisches Amts-Handbuch für den kgl. bayer. Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, Augsburg 1882, S. 4. 12) A.a.O. S. 3. 13) A.a.O. S. 34. 14) Neu-Ulm bekam die Gemeinden: Attenhofen, Balmertshofen, Beuren, Biberach, Biberachzell, Biberberg, Bubenhausen, Emershofen, Grafertshofen, Hegelhofen, Illerberg, Illerzell, Ingstetten, Meßhofen, Niederhausen, Oberhausen, Oberreichenbach, Schießen, Thal, Wallenhausen und Weißenhorn. 15) Anm. 11, S. 55. 16) Krumbach erhielt die Gemeinden Breitenthal, Ebershausen, Ellzee, Hausen, Höselhurst, Nattenhausen, Oberegg, Oberwiesenbach, Seifertshofen, Stoffenried, Unterwiesenbach, Wattenweiler und Weiler. 17) Memmingen erhielt die Gemeinden Boos, Fellheim, Heimertingen, Niederrieden und Pleß. 18) Zwischen den Bezirksamtssprengeln wurden Grenztafeln angebracht nach der Vorgabe: „Die Grenztafeln der Bezirksämter haben die Benennung des Bezirksamtes und Landgerichts, so weit die Grenzlinien zu- sammenfallen, zu enthalten. Im Innern der Bezirksämter haben die Landgerichts-Grenztafeln weiter zu bestehen.“ (Kgl. Amtsblatt 1862, S. 2424). 19) Mit eingeschlossen in den Landkreis wurde auch die bis dahin kreisfreie Stadt Neu-Ulm. Nach § 7 der am 01.05.1973 in Kraft getretenen Verordnung wurde die Namensänderung des Landkreises wirksam (ABl. NU, Nr. 24, 22.06.1973, S. 155).

Die Bestimmungen und Vorgaben für die Verwaltungen in Bayern 1) RgBl. für das Kgr. Bayern 1862, S. 410. 2) Carl v. Nar, Handbuch der bayerischen Distrikts-Verwaltungs-Behörden, Ansbach 1870 (3. Aufl.), S. 2. 3) ABl. MInn 1873, S. 425. 4) A.a.O., S. 535. 5) RgBl. für das Kgr. Bayern 1851, Sp. 184. In der Vorschrift heißt es: „Die Anschaffung, Erhaltung, das Füllen und Entleeren der auf den Dachböden zur Feuersicherheit befindlichen Wasserbrenten und Wasserkufen.“ 6) GVBl. 1879, S. 1198. 7) P. Adelberger, Das königliche Bezirksamt Erding 1862–1919, in: Vom Landgericht zum Landratsamt. Erdinger Land 8, 1984, S. 104f. 8) Anm. 2, S. 48. 9) Kgl. Bayerisches Kreisamtsblatt von Schwaben und Neuburg Nr. 48, 3. Juni 1862, Sp. 761. 10) W. Pechmann, Wirkungskreis der bayerischen Distrikts-Verwaltungsbehörden zunächst der Bezirksämter, Bamberg 1870 (3. Aufl.), S. 3. 11) A.a.O., S. 4. 12) Anm. 7, S. 8. 13) Die Kleiderordnung für die Bezirksamtsdiener lautete: „Ihre Dienstkleidung besteht in einem dunkelblauen Rocke mit stehendem Kragen und zwei Reihen weißer metallener Knöpfe, dann einer dunkelblauen Schirmmütze.“ (Anm. 10, S. 8). 14) Siehe hierzu auch: Z. Zofka, „… wir sind doch kein demokratischer Staat mehr?“ Nationalsozialistische Machtergreifung auf dem Lande – Günzburg in der NS-Zeit. Heimatkundliche Schriftenreihe für den Landkreis Günzburg 30, 2007, S. 69. 15) ABl. BA ILL 1933, S. 57.

111 16) Karrierestrukturen in den Bezirksämtern (bis 1939) Vor 1936 1936–1939 Amtsvorstand Amtsvorstand – Regierungsrat – Regierungs-Assessor Verw.-Oberinspektor Verw.-Oberinspektor Verw.-Inspektor Verw.-Inspektor Verw.-Obersekretär – Verw.-Sekretär Verw.-Sekretär Verw.-Assistent Verw.-Assistent Kanzleiobersekretär Kanzleiobersekretär Kanzleisekretär(in) Kanzleisekretär(in) Kanzleiassistent(in) Kanzleiassistent(in) Kanzleigehilf(in) Kanzleigehilf(in) Hilfsassistent Hilfsassistent Anwärter Anwärter – Dauerangestellter – Zeitangestellter

17) LRA NU, Registratur, Akt 014/5. 18) Revision über das Tapezierverbot von Beamtenwohnungen und Amtszimmern, RgBl. für das Kgr. Bayern 1863, Sp. 489–494. 19) RgBl. für das Kgr. Bayern 1851, Sp. 161–222.

Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Illertissen 1) Erster Beamter war der Landrichter von Wildt. 2) Der vormalige kurfürstliche Oberamtmann Paul übernahm das Rentamt. Diesem Amte war auch die Forstverwaltung unterstellt. 3) StAA, Landbauakten Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 4) A.a.O. 5) A.a.O. 6) ABl. ILL, Nr. 3, 17.01.1947, S. 1 u. 4. 7) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 18. 8) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 9) A.a.O. 10) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 138. 11) A.a.O. 12) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 35. 13) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 18. 14) A.a.O. 15) A.a.O. 16) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 41. 17) A.a.O.

112 18) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 41. 19) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 20) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 41. 21) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 22) A.a.O. 23) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 41. 24) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 25) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 18. 26) A.a.O. 27) StAA, BA Illertissen, Nr. 635. 28) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 137. 29) A.a.O. 30) StAA, BA Illertissen, Nr. 635. 31) A.a.O. 32) A.a.O. 33) StAA, BA Illertissen, Nr. 4347. 34) A.a.O. 35) StAA, BA Illertissen, Nr. 2233. 36) Amtsdiener für das Bezirksamt in Illertissen waren: 1862–1866 Gregor Wohlfart, versetzt ans Bezirksamt . 1866–1871 Franz Fassnacht, verstorben 1871. 1871–1892 Georg Klojer, zuvor Oberbrigadier der Gendarmerie-Compagnie der Oberpfalz zu Regensburg. Trat 1892 in Ruhestand. 1892–1897 Augustin Walter, verstorben 1897. 1897–1929 Georg Bögelein, zuvor Oberlazarettgehilfe im kgl. 2. Infanterieregiment . Trat 1929 in Ruhestand. 1929–1931 NN, wurde ab 1931 an die Polizeidirektion Nürnberg-Fürth versetzt. 1931– ? Josef Boner. (StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1992, Nr. 139). 37) Im Bezirksamt Illertissen des frühen 20. Jahrhunderts waren beschäftigt: 1) A. Niedhammer, Bezirksamts-Assessor bis 1914. 2) Dr. O. Bohl, Bezirksamts-Assessor 1914–1922. 3) K. Bockmeier, Sekretär ab 01.09.1910. 4) D. Kirner, Sekretär ab 01.10.1912. 5) S. Eberhard, Sekretär ab 01.07.1913, seit 1921 Obersekretär. 6) F. Heider, ab 01.07.1914 Sekretär im Bezirksamt Neu-Ulm (ABl. MInn 1914, S. 259). 7) W. Kohler, ab 15.12.1907 ungeprüfter Assistent, Prüfung 1914, Sekretär ab 01.10.1919, später Regie- rungs-Inspektor und von Mai 1948 bis Oktober 1949 Bürgermeister von Illertissen. Dann Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen. 8) H. Bischofsberger, ab 20.05.1908 Inzipient, Prüfung 1916, Sekretär ab 01.04.1920. 9) M. Wilhelm, ab 01.11.1873 Amtsgehilfe, ab 01.05.1895 ungeprüfter Assistent, man versetzte ihn auf sein Ansuchen hin zum 01.03.1914 „wegen nachgewiesener Dienstunfähigkeit“ in den dauernden Ruhestand (ABl. MInn 1914, Nr. 6, S. 114). 10) J. Schaumann, ab 01.05.1906 Inzipient, ab 01.04.1914 ungeprüfter Assistent, ließ sich 1917 ans Bezirksamt Mindelheim versetzen (ABl. MInn 1917, Nr. 9, S. 101).

113 11) O. Öchsle, ab 16.01.1920 ungeprüfter Assistent, ab 1921 Assistent. 12) L. Fischer, ab 08.04.1913 Schreibkraft, ab 1921 Assistentin. 13) L. Walter, ab 23.02.1914 Inzipient. 14) A. Sauter, ab 03.02.1920 Inzipient. 38) 1931 hatte das Bezirksamt Illertissen fünf Bedienstete: 1) Sebastian Eberhard, Verwaltungsinspektor. 2) Willibald Kohler, Verwaltungsinspektor. 3) Heinrich Bischofberger, Verwaltungsobersekretär. 4) Ottmar Öchsle, Verwaltungssekretär. 5) Alfons Sauter, Kanzleiobersekretär. 39) Zwischen 1933 und 1937 waren im Bezirksamt Illertissen beschäftigt: 1) S. Eberhard, ab 01.08.1925 Verwaltungsinspektor. 1934 in Ruhestand. 2) W. Kohler, ab 01.11.1930 Verwaltungsinspektor. 3) H. Bischofberger, ab 01.07.1927 Verwaltungs-Obersekretär. 4) O. Öchsle, ab 01.12.1927 Verwaltungs-Sekretär. 5) K. Weber, ab 01.09.1932 Verwaltungs-Assistent. 6) A. Sauter, ab 01.07.1931 Kanzleisekretär. 7) E. Haf, ab 1936 Dauerangestellte. 8) Dr. H. Dinkel, Regierungsrat, bis 1935 in Illertissen. 9) Dr. K. Häupler, Regierungsrat, ab 1936 beim Illertisser Bezirksamt. 10) Welz, SS-Sturmhauptführer und Beauftragter des Sonderkommissars der Obersten SA-Führung, ab 1933 beim Illertisser Bezirksamt. (H. Wünschel, A. Heigl, Taschenjahrbuch für Staatsverwaltungsbeamte, Jgg. 20–23, 1933–1937). 40) Margarethe Belle; Georg Benkner; Paula Blumenstein; Josef Boner; Hans Goßmann; Frieda Grübner; Emma Haf; Maria Heinrich; Elisabeth Held; Margarethe Hempel; Maria Höck; Mathilde Hörwick; Josephine Kampitsch; Willibold Kohler; Hans Konrad; Franz Maurer; Anton Mayer; Anni Müller; Rosa Probst; Leni Rogg; Emma Sailer; Alfons Sauter; Anton; Magda Schaich; Schwertschlag; Anna Vogel; Hans Voithenleitner; Hans Wachter (LRA NU, Registratur, Akt 030/2,2). 41) Zum 01.05.1945 wurden aus dem Landratsamtsdienst Illertissen entlassen: Sieglinde Brönner; Josefa Fuchs; Babette Groß; Maria Häckelsmüller; Rosa Jehle; Dora Kornegger; Anton Rohrmeier; Alfred Weiß. Zum 01.06.1945 wurden entlassen: Xaver Rau; Anton Schwertschlag. Zum 01.07.1945 wurden entlassen: Paula Blumenstein; Sofie Starle. Zum 31.12.1945 wurden entlassen: Kreisstraßenwärter Anton Bertle, Kreiskassenverwalter Johann Hegelein; Andreas Hertel; Eduard Höbel; Dolmetscherin Helene v. Kahlden; Wohnungskommissar Karl Lang; Kreisgärtner Anton Landerer; Leiter des Ernährungsamts Franz Maurer; Fahrbereitschaftsleiter Anton Mayer; Hilfskraft des Kreisbaumeisters Max Moser; Verwalter der Kreisjungviehweide Max Sattler; Regierungs-Obersekretär Gustav Sauter; Regierungsrat Norbert Steiger (von der Militärregierung am 08.11.1945 verhaftet) und die drei Angestellten Emma Haf, Margarethe Hempel und Irmgard Vocke (LRA NU, Registratur, Akt 030/2,2). 42) Karl Biker; Josef Boner; Erwin Bürzle; Josef Fuchs; Josef Gassner; Elfriede Grübner; Maria Heinrich; Elisabeth Held; Leopold Hotincean; Richard Klemm; Siegfried Lang; Johann Konrad; Viktor Roubal; Alfons Sauter; Josef Schaitler; Waltraud Silvar; Irma Spiegel. 43) Eingestellt wurden: Anton Ambil; Adolf Beer; Georg Benkner; Kurt Biegert; Josef Binder; Hans Bischofberger; Karl Doberauer; Kurt Drescher; Josef Gareis; Arnold Haase; Walter Hafenrichter; Franz Heinrich; Felizitas Hensler; Maria Höck; Otto Hohbach; Josefina Kampitsch; Karl Lang; Maria Lang;

114 Josef Langenwalter; Gertrud Liedtke; Franz Lindner; Anna Müller; Elisabeth Nechwatal; Oskar Poppenberger; Wilhelm Schmid; Josef Schotela; Erich Schottländer; Wilhelm Sohn; Johann Stölzle; Oskar Sussmann; Max Tanner; Raimund Tauchen; Fritz Thielscher; Andreas Zanker (LRA NU, Registra- tur, Akt 030/2,2). 44) Darunter waren Regierungsinspektor Heinrich Bischofberger, Paul Kehrle, Gertrud Walcher und der Anwärter beim Bezirksfürsorgeverband Hans Konrad (LRA NU, Registratur, Akt 030/2,2). 45) Kreiskasse (2 Angestellte), Ernährungsamt (1 Vorsteher, 8 Sachbearbeiter), Straßenverkehrsstelle (1 Leiter, 4 Angestellte), Fürsorgeamt (1 Sachbearbeiter, 2 Angestellte), Wirtschaftsamt (von Mai bis August 1945 geschlossen; dann 1 Leiter, 4 Sachbearbeiter, 5 Schreibkräfte). 46) ABl. ILL, Nr. 2, 11.01.1946, S. 1. 47) ABl. ILL, Nr. 45, 07.11.1947, S. 1. 48) ABl. ILL, Nr. 35, 27.08.1948, S. 1. 49) Die Verteilung der Büroräume sah folgendermaßen aus: Erdgeschoss 21, 1. Obergeschoss 17, 2. Ober- geschoss 20 und im Dachgeschoss 16 Büroräume. Durch den Erweiterungsbau waren hierbei 24 Büro- räume und 6 Registraturen gewonnen worden. 50) LRA NU, Registratur, Akt 043/1. 51) LRA NU, Registratur, Akt 040/6/1.

Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Neu-Ulm 1) Zum Landgericht Günzburg gehörten bis dahin die Orte Neu-Ulm, Burlafingen, Finningen, Hausen, Holzheim, Holzschwang, Neuhausen, Oberelchingen, Offenhausen, Pfuhl, Reutti, Steinheim und Thalfingen. 2) Das zugehörige Amtsgerichtsgefängnis befand sich im Keller. 3) StAA, Akten des Landbauamts Augsburg, Nr. 36. 4) StAA, Landbauakten Augsburg, Nr. 37. 5) StAA, Landbauakten Augsburg, Nr. 38. In den Amtslokalitäten waren hingegen Tapeten vorgeschrieben. 6) Der Amtsdiener Xaver Schreiber musste zunächst seine Wäsche in der Küche waschen, da noch kein Waschraum für ihn vorhanden war. Wenig später durfte der Diener die Waschküche des Bezirksamtmanns mit benützen, bis für ihn schließlich eine eigene Waschküche eingerichtet wurde. 7) G. Buck, Chronik der Stadt Neu-Ulm, Neuauflage Neu-Ulm 1989, S. 154. 8) A.a.O. 9) Der VDE-Geschichtsausschuss in Darmstadt bestätigt die Datierung der Pläne und der darin einge- zeichneten Elektrosymbole (Schreiben von Prof. Dr.-Ing. A. Warner, Darmstadt [Pressemitteilung des VDE]). 10) StAA, Landbauakten Augsburg, Nr. 38. 11) Im Zeitraum von 1913 bis 1922: F. Röder, Bezirksamts-Assessor bis 1914 in Neu-Ulm. O. Kollmann, Bezirksamts-Assessor bis 1920. Br. Helbig, Bezirksamts-Assessor ab 1921. H. Reichenbacher, Sekretär, gefallen am 18.06.1917. F. Meder, Offiziant ab 01.08.1907, Sekretär ab 01.01.1909. J. Miller, Sekretär ab 01.09.1909. D. Kirner, 1915 vom BA Illertissen kommend, Sekretär, ab 01.04.1920 Obersekretär.

115 W. Oberhofer, nach Mindelheim versetzt, ab 01.04.1917 Sekretär. L. Weber, ab 01.10.1912 Sekretär, ab 01.04.1920 Obersekretär. Thad. Schreiber, ab 01.09.1921 Obersekretär. H. Vollmann, ab 01.10.1906 ungeprüfter Assistent, ab 1921 Assistent. F.X. Miller, ab 05.04.1908 ungeprüfter Assistent, ab 1921 Assistent. G. Schmitt, ab 01.05.1913 Inzipient, ab 01.10.1919 ungeprüfter Assistent, ab 01.04.1920 Sekretär. M. Luibl, ab 16.08.1920 ungeprüfter Assistent. H. Gareißen, ab 03.08.1908 Inzipient. J. Bischofberger, ab 19.07.1915 Inzipient. Aus: A. Heigl, Taschenkalender für das mittlere Verwaltungspersonal (1913–1922). Im Zeitraum von 1931 bis 1937: Donatus Kirner ab 01.04.1920 Verwaltungsinspektor, 1934 in Ruhestand. Thaddäus Schreiber ab 01.09.1929 Verwaltungsinspektor. Hans Vollmann ab 01.11.1923 Verwaltungsobersekretär. Franz X. Miller ab 01.11.1925 Verwaltungsobersekretär. Max Luibl ab 01.01.1930 Verwaltungsobersekretär. Johann Graf ab 01.06.1931 Anwärter, ab 01.02.1932 geprüfter Verwaltungs-Assistent, zum Jahresbe- ginn 1935 ans Bezirksamt Laufen versetzt. A. Haggenmüller Anwärter, ab 1935 beim Bezirksamt Neu-Ulm. A. Ihle Dauerangestellter, ab 1935 beim Bezirksamt Neu-Ulm. K. Bauer Dauerangestellter, ab 1935 beim Bezirksamt Neu-Ulm. Dr. H. Dinkel Regierungsrat, ab 1936 beim Bezirksamt Neu-Ulm. 12) StAA, Spruchkammerakten Illertissen. 13) StAA, Landbauamt Augsburg, Nr. 42. 14) Für Informationen dankt Verf. Herrn Stadtarchivar W. Ott, Weißenhorn. 15) Die Patres hatte man 1942 aus dem Claretiner-Gebäude ausquartiert. 16) ABl. NU, Nr. 25, 07.06.1946, S. 160. 17) Das Baugesuch hierzu befindet sich im StadtA Neu-Ulm. 18) ABl. NU, 15.06.1946. 19) ABl. NU, Nr. 38, 14.09.1946, S. 39. 20) ABl. NU, Nr. 41, 28.09.1946, S. 41. 21) In den Akten wird durchweg nur die Bezeichnung „Flüchtlinge“ verwendet, obwohl die meisten Betroffenen Heimatvertriebene waren. 22) Zur Firmengruppe Constantin Rauch gehörten das Metallwerk Glockerau GmbH, Albert Schacht – Werk für optische Geräte –, und die Hydromatik GmbH. Als Schwesterfirma existierte noch die Hydrostahl GmbH. 23) Vierteljahresbericht des Landratsamts Neu-Ulm an die Regierung von Schwaben, 27.06.1956 (LRA NU, Registratur, Akt 016/5). 24) ABl. NU vom 15.06.1946. 25) LRA NU, Registratur, Akt 014/1/1–5. 26) Entsprechende Pläne verwahrt das Stadtarchiv Weißenhorn (freundl. Mitteilung durch Herrn Stadtarchivar W. Ott an Verf.). Den Plan, den Verwaltungsmittelpunkt nach Weißenhorn zu verlegen, unterstützten die Gemeinden Attenhofen, Ay, Balmertshofen, Berg, Beuren, Biberach, Biberachzell, Biberberg, Buben- hausen, Emershofen, Grafertshofen, Hegelhofen, Illerberg, Illerzell, Ingstetten, Meßhofen, Niederhausen, Oberreichenbach, Pfaffenhofen, Raunertshofen, Roth, Schießen, Thal, Volkertshofen, Wallenhausen,

116 Witzighausen, Wullenstetten (Vierteljahresbericht des Landratsamts Neu-Ulm an die Regierung von Schwaben, Juni/Sept. 1956. LRA NU, Registratur, Akt 016/5). 27) Südwest-Presse, Jan. 2008: „Sieg der Zentrale oder Servus Landkreis“. 28) LRA NU, Registratur, Akt 014/1/1–5. 29) LRA NU, Registratur, Akt 041/6. 30) Die Bronze-Plastik steht inzwischen am Weiher in Hausen. 31) Die Räume für die Nebenstellen wurden ab dem 21.01.1966 angemietet. 32) Personell schloss man einen erheblichen Teil der Stadtverwaltung Neu-Ulm dem Landratsamt an. 33) Zur Neuorganisation gehörte auch die Errichtung eines zentralen Textverarbeitungssekretariats und dreier zentraler Verwaltungssekretariate. Außerdem wurden die Vorzimmer der Abteilungs- und Sachgebietsleiter abgeschafft (Landratsamt Neu-Ulm [Hrsg.], Zehn Jahre Landkreis Neu-Ulm [1972–1982], Neu-Ulm 1982, S. 4). 34) LRA NU, Registratur, Akt 040/6/1. 35) Illertisser Zeitung, 29.07.1975: „Ulm besteht auf Nachzahlung“. 36) Illertisser Zeitung, Nr. 147, S. 22: „Gutachter-Irrtum kostet Millionen. Neubau des Landratsamts gestoppt“. 37) Südwest-Presse, 20.11.1998: „Feuer und Löschwasser zerstören große Teile des Landratsamtes“. 38) Bei der Zählung sind sämtliche Mitarbeiter(innen) von Nebenstellen wie beispielsweise Tierärzte, Schulamt, Abfallwirtschaftsbetrieb, Kreisspitalstiftung, Kreisbildstellen, Feuerwehrführungskräfte, Naturschutzwächter, Bauhof und Straßenwacht berücksichtigt.

Respektsperson und unabkömmlicher Sachwalter des Obrigkeitsstaats 1) BayHStA, MA 70575. 2) BayHStA, MA 70575. 3) RgBl. für das Kgr. Bayern 1833, S. 705ff. 4) A.a.O. 5) RgBl. für das Kgr. Bayern 1862, S. 412. 6) BayHStA, MA 70575; Ergänzungsband zum Finanz-Ministerialblatt für das Königreich Bayern, Jg. 1865 (1866) S. 171. 7) W. Pechmann, Wirkungskreis der bayerischen Distrikts-Verwaltungsbehörden zunächst der Bezirksämter, Bamberg 1870 (3. Aufl.), S. 3. 8) Im StAA liegen Visitationsberichte für einzelne Orte aus dem Bezirk Illertissen auf. 9) Anm. 7, S. 16. 10) C. v. Nar, Handbuch der bayerischen Distrikts-Verwaltungs-Behörden, Ansbach 1870 (3. Aufl.), S. 51. 11) Iller-, Roth- u. Günzbote vom 12.04.1896. 12) Anm. 10, S. 64f. 13) A.a.O., S. 47. Der Bezirksamtsvorstand hatte 4–6 Wochen Urlaub im Jahr. 14) StAA, Regierung, Nr. 9601–9639. 15) Anm. 10, S. 59. 16) Anm. 10, S. 60. 17) Revisionsgesetz der Verehelichungs-Vorschriften für Adspiranten: RgBl. für das Kgr. Bayern 57, 18.08.1868, Sp. 1609–1612 und RgBl. für das Kgr. Bayern 58, 31.08.1868, Sp. 1633–1638.

117 18) GVBl. 1879, S. 1547. 19) Verfassungsurkunde des Königreich Bayerns, Beil. IX, § 21. 20) Anm. 10, S. 63. 21) RgBl. für das Kgr. Bayern 1862. Beim Bezirksamt Dillingen gab es eigens einen Kutscher für die Amtskarosse. 22) Aufzeichnungen von Dr. O. Bohl über das Bezirksamt Ludwigshafen (StadtA Illertissen, Ordner: „Erinnerungen an den Altlandkreis Illertissen“). 23) Anm. 7, S. 4. 24) Kgl. Allerhöchste Verordnung, die Gehaltsbezüge der pragmatischen Staatsdiener betreffend. GVBl. 1892, S. 209–265. 25) Löhne und Preise in vier Jahrtausenden. Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer Bd. 35. 26) Auszeichnungen Illertisser Bezirksamtsvorstände: 1875 Johann Baptist Rupprecht Ritterkreuz 1. Kl. Des Verdienstordens des Hl. Michael 1 191 Alfred Stähler Prinz-Luitpold-Medaille 1 191 Alfred Stähler Verdienstorden des Hl. Michael 4. Kl. 1930 Hans Jäger Große Landwirtschafts-Gedenkmünze in Silber

Auszeichnungen Neu-Ulmer Bezirksamtsvorstände: 1864 Franz Müller Württemb. Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens 1. Kl. 1877 Edmund v. Fischer Württemb. Ritterkreuz des Friedrichs-Ordens 1. Kl. ? Edmund v. Fischer Ritter des kaiserlich preußischen Kronenordens 3. Kl. ? Edmund v. Fischer Inh. des Verdienstkreuzes für das Jahr 1870/71 1908 Karl Risch Südwestafrika-Gedenkmünze 1910 Karl Risch Verdienstorden des Hl. Michael 4. Kl. 1910 Karl Risch Landwirtschafts-Jubiläumsmedaille 1 191 Karl Risch Prinzregent-Luitpold-Medaille 1916 Karl Risch König-Ludwig-Kreuz 1917 Karl Risch Ludwigsmedaille in Silber 1918 Karl Risch Württemb. Wilhelmskreuz 1920 Karl Risch Eisernes Kreuz 2. Kl.

27) Zu den Bayerischen Hausritterorden gehörten jene vom Hl. Hubertus, vom Hl. Georg und vom Hl. Michael. 28) RgBl. für das Kgr. Bayern 1827, S. 609. 29) Verfassungsurkunde § 22, Lit. C der IX. Beilage. 30) Fruhmann, Keidel, v. Fischer, Stähler, Endres, Kätzlmeier, Risch. 31) Laar, Hüber, Jäger, Dinkel, Heiser.

Unterwanderung durch linientreue Nationalsozialisten und der abrupte Neustart 1945 1) K. Geiger: Zwischen Loyalität und Widerstreben, Opportunismus und Ablehnung, in: Geschichte im Landkreis Neu-Ulm, 4. Jg., 1998, S.114. 2) Durch die „Verordnung über die Aufhebung von Beschlusszuständigkeiten und Anhörungsrechten von Vertretungskörperschaften und kollegialen Behörden in der Kreisinstanz“ vom 26.09.1939, in: RgBl. 1939, S. 1981.

118 3) Gemäß der Anordnung über die Verwaltungsführung in den Landkreisen vom 28.12.1939 trug damit der Landrat allein die Verantwortung für die ordnungsgemäße Erfüllung aller Aufgaben der staatlichen Ver- waltung und der Selbstverwaltung des Landkreises (RgBl. 1940, S. 45). 4) O. Weber, Von den Distriktsgemeinden zum Landkreis der Gegenwart, in: Landkreis Unterallgäu (Hrsg.), Landkreis Unterallgäu, Mindelheim 1987, S. 136. 5) Dies wurde am 05.03.1946 durch das Gesetz zur Befreiung des Nationalsozialismus’ und Militarismus’ (Art. 58) festgelegt. 6) S. Boenke, K. v. Zwehl, „Angesichts des Trümmerfeldes…“ Begleitheft zur Ausstellung anlässlich des 40. Jahrestages der Bayerischen Verfassung. Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 13/86, München 1986, S. 43. 7) Die Kapitulation Deutschlands erfolgte am 8. Mai 1945. 8) Schreiben des Bayer. Staatsministeriums des Innern an den Regierungspräsidenten in Augsburg vom 14.08.1945 (LRA NU, Registratur, Akt 015/ 1–2). 9) LRA NU, Registratur, Akt 015/1, Schreiben des Staatsministerium des Innern vom 14.08.1945 an das Landratsamt in Weißenhorn. 10) LRA NU, Registratur, Akt 030/2,2.

Die Kreistagswahlen in den Nachkriegsjahren 1) Kreistag Illertissen. (v.l.n.r.): Erste Reihe (sitzend): Oskar Kult, Vöhringen; Franz Schilder, Illertissen; zweiter stellvertretender Landrat Karl Felder, Au; stellvertretender Landrat Josef Burkhart, Vöhringen; Landrat Dr. Ulrich Wagner, Illertissen; Ehrenkreisrat und Altlandrat Dr. Otto Bohl, Illertissen; Alfons Eichner, Illertissen; Adolf Mutzel, Greimeltshofen; Wendelin Wahl, Oberroth. Zweite Reihe (stehend): Bürgermeister Johann Zeller, ; Otto Rimmele, Illertissen; Oswald Maschke, Babenhausen; Josef Brandl, Babenhausen; Walter Agert, Illereichen-Altenstadt; Norbert Horber, Vöhringen; Bürger- meister Georg Opitz, Illereichen-Altenstadt; Karl Bicker, Illertissen; Hermann Kolb, Illertissen; Josef Steinle, Babenhausen; Ferdinand Fürst, Babenhausen; Otto Birnbickel, Babenhausen; Ludwig Berchtold, Vöhringen; Georg Mang, Bebenhausen; Christian Fischer, Illertissen. Dritte Reihe (stehend): Josef Hertle, Illereichen-Altenstadt; Karl Weber, Illereichen-Altenstadt; Ludwig Schneid, Bellenberg; Bürgermeister Siegfried Ott, Illertissen; Josef Klinger, Vöhringen; Franz Winter, Kettershausen; Kurt Zacharias, Babenhausen; Bürgermeister August Haas, Gannertshofen; Bürgermeister Xaver Huber, Reichau; Bürgermeister Josef Hudler, Babenhausen; Xaver Brauchle, Babenhausen; Adolf Johne, Babenhausen; Adolf Fässler, Oberschönegg; Martin Ohmayer, Zaiertshofen. 2) ABl. ILL, Nr. 14, 05.04.1946. 3) Kreisräte der CSU im Landkreis Illertissen 1946: Adolf Bertele, Hans Wachter, Albert Binder, Sebastian Bucher, Josef Wirth, Hans Fürst, Ottmar Linder, Josef Winter, Valentin Dauner, Josef Ranz, Xaver Abt, Johann Schwehr, Albert Vollmann, Sebastian Sonntag, Engelbert Rogg, Georg Stölzle. 4) Kreisräte der Bauern- u. Wirtschaftspartei im Landkreis Illertissen 1946: Georg Stegmann, August Haas, Max Weinhart, Hans Adler, Leopold Vogt, Franz Reiser, Georg Ohmayer, Josef Simmler. 5) Kreisräte der SPD im Landkreis Illertissen 1946: Josef Klinger, Karl Felder, Wilhelm Frasch, Bernhard Rudi. 6) Kreisräte der KPD im Landkreis Illertissen 1946: Josef Dürr, Alfred Rau. 7) ABl. ILL, Nr. 18, 03.05.1946 u. Nr. 19, 10.05.1946. 8) Kreisräte der CSU im Landkreis Neu-Ulm 1946: Anton Schmied, Konstantin Vidal, Franz Dichtl, Albert Heinle, Josef Multer, Josef Mareis, Johann Burkhart, Eduard Held, Johann Riggenmann, Erwin

119 Benkler, Anton Huber, Martin Wiedemann, Franz Harder, Konrad Daub, Andreas Zwiebel, Gottlieb Guther, Konrad Pfuhler, Robert Walz, Anton Winkle, Gordian Pechmann, Anton Ilg, Andreas Beck, Hermann Joos, Sebastian Betz, Georg Kübrich, Otto Denzel, Wilhelm Schurr, Georg Fasold, Anton Stetter, Hubert Windeisen, Andreas Baur, Adalbert Sailer, Johann Hopp. 9) Kreisräte der SPD im Landkreis Neu-Ulm 1946: Josef Dirr, Adolf Wolf, Otto Rossmann, Anton Schlecker, Josef Würstle, Johann Pröbstle, Karl Häfner, Otto Pannes, Karl Spahr, Johann Egger. 10) Kreisräte der KPD im Landkreis Neu-Ulm 1946: Heinrich Wiedenmann, Josef Stötter. 11) ABl. NU, Nr. 20, 04.05.1946. 12) ABl. ILL, Nr. 20, 14.05.1948. 13) Kreisräte der CSU im Landkreis Illertissen 1948: Albert Vollmann, Hans Wachter, Josef Ranz, Adolf Bertele, Sebastian Sonntag, Josef Winter, Hans Fürst, Josef Burkhart, Josef Weinhart, Adolf Fässler, Sebastian Bucher, Wendelin Wahl, Karl Harder, Josef Wirth. 14) Kreisräte der WAHR im Landreis Illertissen 1948: Alois Nusko, Hubert Parschan, Hans Mohles, Hans Lang, Erhard Gröger, Adolf Frank, Gottfried Kölbl, Willi John, Norbert Meder. 15) Kreisräte der BP im Landkreis Illertissen 1948: Georg Stegmann, Dr. Franz Matt, Rudolf Kurz, August Haas, Richard Steib, Josef Wanner, Josef Jenuwein, Leopold Vogt. 16) Kreisräte der SPD im Landkreis Illertissen 1948: Josef Klinger, Albert Böhme, Karl Felder, Josef Schotola. 17) Kreisräte der Union der Ausgewiesenen im Landkreis Illertissen 1948: Otto Boumas, Hans Richter. 18) Kreisrat der Parteilosen Wählergruppe im Landkreis Illertissen 1948: Karl Frommeld. 19) Kreisrat der KPD im Landkreis Illertissen 1948: Josef Dürr. 20) ABl. NU, Nr. 20, 20.05.1948. 21) Kreisräte der CSU im Landkreis Neu-Ulm 1948: Konstantin Vidal, Gottlieb Guther, Karl Mareis, Franz Rupp, Albert Heinle, Andreas Bilmayer, Georg Köhl, Franz Harder, Otto Denzel, Alois Schäfer, Engelbert Amann, Johann Kießling, Thomas Kast, August Zeller, Jakob Leutenmaier, Anton Menth, Anton Ilg. 22) Kreisräte der SPD im Landkreis Neu-Ulm1948: Adolf Wolf, Heinrich Geiß, Karl Schmitt, Karl Häfner, Anton Schlecker, Johann Klein, Johann Löffler, Karl Spahr, Genovefa König. 23) Kreisräte der Freien Wählervereinigung im Landkreis Neu-Ulm 1948: Dr. Ferdinand Siebert, Dr. Max Rauth, Josef Mannes, Karl Gairing, Anton Huber, Michael Ihle, Thomas Stölzle. 24) Kreisräte der WAHR im Landkreis Neu-Ulm 1948: Josef Gawenda, Oskar Neumann, Rudolf Basko, Franz Berger, Kurt Hoyer, Karl Bock. 25) Kreisräte der UA im Landkreis Neu-Ulm 1948: Marie Sommer, Dr. Willibald Flatzek, Josef Schiller, Walter Weickert. 26) ABl. ILL, Nr. 12, 18.04.1952. 27) Kreisräte der CSU / FDP / Bauern- u. Wirtschaftspartei im Landkreis Illertissen 1952: Georg Stegmann, Ferdinand Fürst, Josef Bertele, Dr. Egon Krauss, Sebastian Bucher, Georg Mang, Adolf Fässler, Franz Reiser, Dr. Franz Matt, Adolf Bertele, Hans Kößler, Adolf Mutzel, Karl Bicker, Karl Lang, Josef Jans, Hans Weinhart, Sebastian Käufler, Wendelin Wahl, Albert Vollmann, Martin Schlichting, Anton Schwehr, Josef Müller. 28) Kreisräte der WAHR im Landkreis Illertissen 1952: Rudolf Gertler, Gerhard Richter, Dr. Fritz Sogl, Adolf Johne, Dr. Werner Müller, Dr. Alfred Gotzmann, Walter Hanl, Oskar Kult, Gottfried Kölbl, Walter Agert, Theo Volkmann. 29) Kreisräte der SPD im Landkreis Illertissen 1952: Josef Klinger, Franz Schilder, Albert Böhme, Karl Felder, Karl Rauer. 30) Kreisrat der KPD im Landkreis Illertissen 1952: Josef Dürr. 31) ABl. NU, Nr. 62, 19.04.1952.

120 32) Kreisräte der CSU im Landkreis Neu-Ulm 1952: Konstantin Vidal, Georg Köhl, Karl Mareis, Franz Rupp, Albert Heinle, Anton Glöckler, Franz Engelhart, Andreas Bilmayer, Jakob Leutenmaier, Georg Wörz, Berthold Keller, Otto Denzel, Franz Harder, Fritz Kling, Engelbert Amann, Alois Bezet, Bernhard Völk, Matthäus Gerstlauer, Josef Hiller. 33) Kreisräte der SPD im Landkreis Neu-Ulm 1952: Leo Schiele, Heinrich Geiß, Adolf Wolf, Friedrich Bosch, Karl Schmidt, Adolf Lintner, Karl Spahr, Franz Proske, Franz Faulhammer, Sebastian Engelhart, Franz Matejka, Hermann Neugebauer. 34) Kreisräte der WAHR im Landkreis Neu-Ulm 1952: Hans Heine, Alfred Lang, Josef Gröger, Franz Leiter. 35) Kreisräte der Christlich freien Wählervereinigung (CFW) im Landkreis Neu-Ulm 1952: Karl Salzmann, Dr. Max Rauth, Michael Ihle, Franz Riggenmann, Anton Huber, Hermann Schaller. 36) Kreisräte des Sozialen Blockes (SB) im Landkreis Neu-Ulm 1952: Leonhard Salzmann, Willibald Platzek. 37) Kreisräte vom Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) im Landkreis Neu-Ulm 1952: Kurt Hoyer, Ferdinand Neumann. 38) ABl. ILL, Nr. 7, 06.04.1956. 39) Kreisräte der CSU im Landkreis Illertissen 1956: Karl Bicker, Josef Wanner, Ferdinand Fürst, Josef Burkhart, Albert Vollmann, Dr. Franz Matt, Adolf Mutzel, Georg Mang, Leopold Vogt, Alfons Eichner, Sebastian Bucher, Josef Müller, Hans Stempfle, Josef Jans, Alfons Neumeier, Alois Obermeier, Otto Birnbickel, Adolf Fässler. 40) Kreisräte der SPD im Landkreis Illertissen 1956: Josef Klinger, Franz Schilder, Karl Felder, Karl Weber, Ludwig Schneid, Josef Brandl. 41) Kreisräte der WAHR im Landkreis Illertissen 1956: Oskar Kult, Rudolf Gertler, Gerhard Richter, Dr. Alfred Gotzmann, Dr. Werner Müller, Adolf Johne, Walter Agert, Gottfried Kölbl. 42) Kreisräte des Bürgermeisterblocks (BB) im Landkreis Illertissen 1956: Josef Bertele, August Haas, Josef Hudler, Josef Dürr, Andreas Ohmayer. 43) Kreisrat der Freien Wählergemeinschaft (FW) und der Deutschen Partei (DP) im Landkreis Illertissen 1956: Dr. Egon Krauss. 44) ABl. NU, Nr. 86, 13.04.1956. 45) Kreisräte der CSU im Landkreis Neu-Ulm 1956: Konstantin Vidal, Georg Köhl (hat Wahl abgelehnt, Ersatz: Georg Wörz), Anton Glöckler, Oskar Mareis, Berthold Keller, Engelbert Happle, Fritz Fischer, Karl Mayer, Franz Rupp, Bernhard Völk, Michael Ihle, Josef Hiller, Franz Engelhart, Fritz Kling, Jakob Leutenmaier, Andreas Schmid, Otto Denzel, Albert Heinle, Andreas Bilmayer, Josef Wilhelm, Lorenz Faul, Josef Hermann, Franz Riggenmann. 46) Kreisräte der SPD im Landkreis Neu-Ulm 1956: Heinrich Geiß, Franz Faulhammer, Ludwig Schäfer, Karl Schmidt, Adolf Lintner, Karl Spahr, Bruno Knappe, Hermann Neugebauer, Rudolf Frieb, Herbert Maxelon, Leo Schiele. 47) Kreisräte des Verbundes aus Christlich freier Wählervereinigung (CFW) im Landkreis Neu-Ulm 1956: Karl Salzmann, Dr. Max Rauth, Anton Huber, August Erne, Leonhard Salzmann, Ulrich Eitele. 48) Kreisräte des Gesamtdeutschen Blocks (GDB) und des Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) im Landkreis Neu-Ulm 1956: Emil Frisch, Anni Kraus 49) Kreisräte der Union der Vertriebenen (UV) im Landkreis Neu-Ulm 1956: Josef Gröger, Alfred Klein, Franz Leiter. 50) ABl. ILL, Nr. 7, 07.04.1966.

121 Geburt des Landkreises Neu-Ulm im Zuge der Kreisreform 1972 1) LRA NU, Registratur, Akten 013/2. 2) A.a.O. 3) A.a.O. 4) Illertisser Zeitung, 31.08.1971: „20 Gemeinden haben schon gesprochen – Bisher klares Votum für den Illerkreis“. 5) Im Schulverband Kettershausen befanden sich die Orte Kettershausen, Bebenhausen, Mohrenhausen, Tafertshofen und Zaiertshofen. 6) Illertisser Zeitung, Nr. 220, 24.09.1971: „Fünf Gemeinden gehen für den Illerkreis auf die Barrikaden“. 7) Illertisser Zeitung, Nr. 222, 27.09.1971: „Mandatsträger von 5 Gemeinden drohen geschlossen mit Rücktritt“. 8) Illertisser Zeitung, 23.10.1971: „Unterschriftenaktion will doch noch Anschluss an den Illerkreis er- reichen“. 9) Illertisser Zeitung, 29.10.1971: „Aber es bleibt bei der Absage an den Illerkreis“. 10) Illertisser Zeitung, 12.10.1971: „Seit Mittwoch läuft das Volksbegehren“. 11) Illertisser Zeitung, Nr. 267, 19.11.1971: „Das Volk steht abseits beim Volksbegehren“. 12) Als Landtagsabgeordneter arbeitete damals der spätere Neu-Ulmer Landrat F.J. Schick an der Gesetzge- bung für die Gebietsreform mit. 13) LRA NU, Registratur, Akten 013/2. 14) Bayerischer Landtag 7. Wahlperiode, Drucksache 7/3863, S. 2 und GuVBl. Nr. 9, 1973, S. 218. 15) Landkreis Neu-Ulm 25 Jahre. Verlagsbeilage der Illertisser und Neu-Ulmer Zeitung Nr. 262, 14.11.1997.

Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Illertissen 1) S. Hiereth, Die Landrichter, Bezirksamtmänner und Landräte im Kreisgebiet, in: Landkreis Unterallgäu (Hrsg.), Mindelheim 1987, S. 132. 2) Im Jahre 1872 erhielt Rupprecht dann ein Jahresgehalt von 2.300 Gulden und 1875 immerhin 2.500 Gulden. 3) ABl. MInn 1886, S. 53. 4) A.a.O., S. 54. 5) Kongestiv bedeutet „Blutandrang bewirkend“. 6) ABl. MInn 1890, S. 381. 7) A.a.O., S. 383. 8) ABl. MInn 1891, S. 262. 9) A.a.O., S. 292. 10) Iller-, Roth- und Günzbote 11.04.1896. 11) ABl. MInn 1896, S. 119. 12) ABl. MInn 1900, S. 442. 13) A.a.O., S. 442. 14) ABl. MInn 1904, S. 460. 15) ABl. MInn 1912, S. 260. 16) Anm. 14, S. 460. 17) ABl. MInn 1909, S. 231. 18) StadtA Erding, Meldekartei Keidel. Freundliche Mitteilung durch Herrn M. Hiermer vom 26.09.2006 an Verf.

122 19) Anm. 17, S. 231. 20) Gemeint ist der Bezirksamtmann Josef Keidel. 21) ABl. MInn 1914, S. 43. 22) Pfälzische Rundschau, 01.12.1932: „Regierungsdirektor Stähler tritt in den Ruhestand“. Am 12.02.1924 kam es sogar zum Sturm auf das Bezirksamt Pirmasens und zur Ausrufung der Autonomen Pfalz durch Heinz Orbis. Die Durchführung scheiterte jedoch. 23) Anm. 21, S. 44. 24) StAA, BA Illertissen, Nr. 4364, Amtsübergabe. 25) ABl. MInn 1917, S. 328. 26) Der Vater von Maria Frohwein war kgl. Oberstabsarzt 1. Kl. 27) Mündl. Mitteilung von Herrn E. Eberle, Illertissen, an Verf. 28) Außerdem gab es noch als weitere Schwester Maria Endres. 29) BayHStA, MInn 83463. 30) ABl. ILL, Nr. 7, 07.09.1945, S. 1. 31) A.a.O. 32) A.a.O. 33) Vom 04.07.1919 bis 12.04.1920 als Schütze Angehöriger der 4. Kompanie der Marschgruppe Würzburg der Bayer. Schützenbrigade 21 des Freikorps Epp. 34) Die Abkürzung RDB bedeutet Reichsbund der Deutschen Beamten. 35) Die Abkürzung NSRB bedeutet Nationalsozialistischer Rechtswahrerbund. 36) Dr. Dinkel wohnte während dieser Zeit in Neu-Ulm, Schützenstraße 5. 37) StAA, Landbauamt Memmingen, Abgabe 1969, Nr. 18. 38) Die Abkürzung UK bedeutet „Unabkömmlich“. 39) Die Abkürzung KV bedeutet „Kriegsverwendungsfähig“. 40) StAA, Spruchkammerakten Illertissen. 41) Anm. 30. 42) Die Tänzerinnen waren: Gretl Belle (Fahrbereitschaft), Lisl Frank (Wirtschaftsamt), Erika Goldmann (Landratsamt), Lisl Held (Landratsamt), Rosel Probst (Wirtschaftsamt), Leni Rogg (Wirtschaftsamt), Dora Schikora (Landratsamt) und Gertrud Walcher (Amtskasse) (ABl. ILL, Nr. 8, 22.02.1946). 43) ABl. ILL, Nr. 23, 07.06.1946, S. 3. 44) ABl. ILL, Nr. 14, 03.04.1947, S. 2. 45) Information aus dem Vollmann-Stammbaum, StadtA Illertissen. 46) A.a.O. 47) ABl. ILL, Nr. 46, 15.11.1946, S. 1 u. Nr. 47, 22.11.1946, S. 1. 48) Cpt. Juette O. Renalds wurde abgelöst durch Cpt. Francis W. Guzak im Oktober/November 1946. 49) Schwabenland – Heimatland 14.03.1947, S. 6. 50) LRA NU, Registratur, Akt 014/5. 51) Schwäbische Landeszeitung 30.05.1947, S. 6. 52) Mitteilung von Wally Göggl an Verf. 53) Gegenkandidaten waren bei der Landratswahl Karl Bicker (Bauern- und Wirtschaftspartei) und Albert Böhme (SPD). 54) StadtA Bad Kissingen, Meldekartei. 55) StadtA Augsburg, P 14/62. 56) B. Gotto, Nationalsozialistische Kommunalpolitik. Administrative Normalität und Systemstabilisierung durch die Augsburger Stadtverwaltung 1933–1945. Studien zur Zeitgeschichte ( Institut für Zeitgeschichte, Hrsg.) Bd. 71, 2006, S. 35 u. 43.

123 57) B. Gotto, Machtergreifung und Gleichstellung, in: M. Cramer-Fürtig, B. Gotto (Hrsg.), „Machtergreifung“ in Augsburg. Anfänge der NS-Diktatur 1933–1937. Beiträge zur Geschichte der Stadt Augsburg Bd. 4, 2008, S. 25. 58) Dr. O. Bohl ebnete in Augsburg für Josef Mayr von der NSDAP den Weg als kommissarischen 2. Bür- germeister. Wenig später, als Dr. Bohl von seinem Amt beurlaubt war, revanchierte sich hierfür Mayr, welcher nun geschäftsführender Bürgermeister war, bei Dr. Bohl, in dem er ihm den Posten als General- direktor bei der Staatlichen Bäderverwaltung Bad Kissingen verschaffte. Dies war möglich, weil die Stadt Augsburg als Verwalterin der Stiftung Hessing Einfluss hatte (G. Krüger, „Otto Bohl“, in: M. Cramer- Fürtig, B. Gotto [Hrsg.], „Machtergreifung“ in Augsburg. Anfänge der NS-Diktatur 1933–1937. Beiträge zur Geschichte der Stadt Augsburg Bd. 4, 2008, S. 318.). 59) Albert Bohl war Oberleutnant und fiel 1944. Reinhold Bohl blieb 1945 im Felde. 60) Dr. Bohl bekam im Jahre 1952 als Landrat ein Grundgehalt von 808 DM pro Monat. 61) Als jüngster Landrat amtierte damals Dr. Frey in Schwabmünchen, welcher ebenfalls ein gebürtiger Krumbacher und guter Schul- und Studienfreund von Dr. Wagner war. 62) ABl. ILL, Nr. 8, 1964, S. 19.

Kurzbiografien der Bezirksamtsvorstände und Landräte in Neu-Ulm 1) D. Nickel, Die Revolution 1848/49 in Augsburg und Bayerisch-Schwaben. Schwäbische Geschichts- quellen und Forschungen 8, 1965, S. 236. 2) Geheimes Staatsarchiv München, MA 1921, GM Nr. 96. 3) Ebenso ist unklar, ob Dr. Joseph v. Groh mit Dr. August Groh in einem Verwandtschaftsverhältnis stand. Jener August Groh war 1862 Bezirksamtsassessor in Neuburg unter dem Bezirksamtmann Graf von Fugger-Kirchberg (A. Kellner [Bearb.], Statistisches Amts-Handbuch für den kgl. bayer. Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, Augsburg 1862, S. 10). 4) ABl. MInn 1880, S. 100. 5) A.a.O., S. 99f. 6) Siehe hierzu auch Art. 29, Ziff. 3 des Gesetzes vom 18.08.1879, die Entscheidung der Kompetenzkonflikte zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden oder dem Verwaltungsgerichtshofe betr. 7) ABl. MInn 1885, S. 50. 8) Ritter Joseph von Groh wurde er am 02.11.1886 mit dem Ritterkreuz des königlichen Verdienstordens der bayerischen Krone ausgezeichnet, am 04.12.1886 erhielt er vom württembergischen König das Commenthur-Kreuz 2. Klasse des württembergischen Friedrichs-Ordens (ABl. MInn 1886, S. 315; ABl. MInn 1887, S. 27). 9) „Extraditionsbericht des kgl. Regierungs-Assessors von Pledl vom 24.06.1872: „Der gegenwärtige Bezirksamtsvorstand E. Fischer ist von dem besten Willen beseelt, das übernommene Amt in einem nach allen Richtungen befriedigenden Zustand zu erhalten und in seinem weiteren Berufskreise allen Anforde- rungen zu genügen.“ 10) Seine Frau verstarb im Jahre 1890. 11) ABl. MInn 1895, S. 8. 12) Aufgelistet in einer Notiz der bayerischen Regierung (BayHStA, MInn 40271). 13) In Gunzenhausen wurde Dr. A. Hahn Nachfolger Kätzlmeiers als Accessist (ABl. MInn 1895, S. 8). 14) Das hier von Kätzlmeier an den Tag gelegte Verhalten des Zurückziehens und des Kontaktabbruchs zu anderen Beamten zeigte er schon als Assessor in Ansbach.

124 15) ABl. MInn 1903, S. 40. 16) BayHStA, MInn 64425; ABl. MInn 1902, S. 677. 17) Neu-Ulmer Anzeiger, 03.01.1903. 18) ABl. MInn 1903, S. 40. 19) ABl. MInn 1913, S. 17. 20) ABl. MInn 1902, S. 677. 21) Neu-Ulmer Anzeiger, 04.01.1903. 22) StAA, Regierung, Nr. 9636. 23) Gehaltsangaben aus dieser Zeit sind für zwei Jahre bekannt. 1920 verdiente Risch 16.800 Mark und 1921 waren es 57.000 Mark. 24) Ulmer Bilder-Chronik, Bd. 4, S. 123. 25) Friedrich Schreck war zudem in verschiedenen Verbänden Mitglied: Verein für deutsche Jugendherbergen, Reichsbund der Deutschen Beamten, NS-Volkswohlfahrt, NS-Fliegerkorps, Reichsluftschutzbund, Deutsches Rotes Kreuz, Volksbund für Deutsche im Ausland und Reichskolonialbund. 26) Im ärztlichen Gutachten werden als Beschwerden u.a. angeführt: „Fühlt sich dienstunfähig wegen allge- meiner Nervosität und Unruhe, regt sich selbst über Kleinigkeiten unverhältnismäßig stark auf; klagt über große Müdigkeit, wenig Appetit.“ In der ärztlichen Beurteilung heißt es daher: „Nach Vorgeschichte und Befund handelt es sich im Wesentlichen um Herzerweiterung und nicht unerhebliche Blutdruckerhöhung, Stauungsbronchitis und Stauungsniere, Zahnmangel und chronischen Magenkatarrh, sowie um allgemeine Nervosität…“ 27) Mitteilung vom Standesamt Frankenthal mit Schreiben vom 22.12.2006 an Verf. 28) Akten im BayHStA. 29) SS-Nr. 171710. 30) BArch, „Sammlung Research“ (ehem. BDC), Sammelliste 43, S. 1, Taschke, Julius. 31) BArch, PK/Parteikorrespondenz (ehem. BDC), Taschke, Julius. 32) StAA, Landbauakten Augsburg Nr. 42. 33) Neu-Ulmer Anzeiger, 16.01.1941, „Abschied von Landrat Pg. Julius Taschke“. 34) Ulmer Bilder-Chronik, Band 5b, S. 537. F. Raberg, Biografisches Lexikon für Ulm und Neu-Ulm, Neu-Ulm 2010, S. 453. 35) A.a.O. 36) Der Bruder Karl Heiser war damals Intendant der städtischen Bühnen Baden-Baden und später Gemeindearzt. 37) Ein UK-Antrag für den Landrat wurde abgelehnt. 38) Dr. Heiser wohnte zunächst in Roth bei Pfaffenhofen, dann ab spätestens 1951 in Neu-Ulm – vorerst in der Schützenstraße 36 und schließlich in der Augsburger Straße 6. 39) Vollmann-Stammbaum, Archiv Illertissen. 40) Adressbuch Ulm/Neu-Ulm 1898 und 1900. Um 1930 verstarb Anna Vollmann und das Geschäft im Erd- geschoss übernahm der Schneidermeister Otto Mayer. Er verkaufte dort Kolonial-, Rauch- und Kurzwaren. 41) Vollmann-Stammbaum, StadtA Illertissen. 42) BayHStA, MInn 96047. 43) LRA NU, Registratur, Akt 1015/1, Meldung von ehemaligen Landräten an die CSU-Zentrale in München vom 20.08.1970; ABl. NU, Nr. 4, 08.09.1945, S. 1. 44) Lüneburg wohnte in Neu-Ulm bis zur kriegsbedingten Zerstörung der Stadt in der Donaustraße 33a, danach in der Memminger Straße 59. 45) Adressbuch Ulm/Neu-Ulm für das Jahr 1949, Neu-Ulm 1949.

125 46) Hinweise des Friedhofsamts Zusmarshausen und aus dem Standesamt Offenbach/Main. 47) Von 1936 bis 1945 war er zudem Mitglied der NSRWB. 48) Der neu gewählte Kreistag hielt seine erste Sitzung hierzu im Vereinsheim der Sport- und Spielvereini- gung „Eintracht“ in Neu-Ulm ab. 49) ABl. Lkr. NU 07.06.1946, S. 155. 50) LRA NU, Registratur, Akt 014/4/2. 51) Angaben aus den Jahresberichten des Gisela-Gymnasiums München. 52) Lisl Gutwenger, Die Seherin von Marienfried. Sind Bärbels Leben und Botschaft glaubwürdig?,Stein am Rhein 1997, S. 25. 53) Georg Köhl war von November 1933 bis Januar 1934 noch SA-Rottenführer (LRA NU, Registratur, Akt 015/1). 54) Hermann Ospald aus Haunstetten kandidierte bei der ersten Bundestagswahl am 14.08.1949 für die SPD im Bundeswahlkreis Dillingen (ABl. NU, Nr. 33, 04.08.1949, S. 115). 55) Ebenso gründete er die Heimatvertriebenen-Siedlung in Unterfahlheim. 56) Auch die Niederlassung der Fa. Spannbeton GmbH in Unterfahlheim, das seinerzeit größte Spezialun- ternehmen für Montage und Spannbeton im Bundesgebiet mit 160 Arbeitern, ist auf die Initiative Georg Köhls zurückzuführen. 57) Bayerische Staatskanzlei, Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.), Unser Landkreis Neu-Ulm (o.J.), S. 33. 58) Illertisser Zeitung, 19.03.1990, S. 25. 59) Die Stiftung verfolgt als Zweck die Förderung der Prämonstratensergemeinschaft im Kloster Roggenburg sowie die Unterstützung des Klosters bei Investitionen in Kirche, Kloster und Bildungszentrum. Vor- sitzender der Stiftung ist E.J. Geßner. 60) Neu-Ulmer Zeitung, 12.07.2005: „Die höchste Auszeichnung für Landrat Geßner“. 61) Neu-Ulmer Zeitung, 05.07.2006: „Landrat jetzt ein Ordens-Ritter“.

126 Quellen Zitat-Abkürzungen ABl. BA ILL: Amtsblatt des Bezirksamtes Illertissen ABl. BA NU: Amtsblatt des Bezirksamtes Neu-Ulm ABl. MInn: Amtsblatt des Ministeriums des Innern BA: Bezirksamt BArch: Bundesarchiv BayHStA: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München GdeA: Gemeindearchiv GVBl: Gesetz- und Verordnungsblätter ILL: Illertissen Kgl.: Königlich Kgr.: Königreich LG Landgericht LRA NU: Landratsamt Neu-Ulm MInn: Ministerium des Innern NU: Neu-Ulm RgBl.: Reichsgesetzblatt StAA: Staatsarchiv Augsburg StANü: Staatsarchiv Nürnberg StadtA: Stadtarchiv …

Benutzte Archive und Behörden Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (BayHStA), Bundesarchiv Berlin, Abt. Deutsches Reich, Familienbuch- stelle München, Gemeindearchiv Buch, Gemeindearchiv Pfaffenhofen, Gemeindeverwaltung Konzell, Gemein- deverwaltung Zusmarshausen, Registratur Landratsamt Neu-Ulm, Schularchiv Gisela-Gymnasium München, Staatsarchiv Augsburg (StAA), Staatsarchiv München (StAMü), Staatsarchiv Nürnberg (StANü), Staatsbibliothek München, StadtA Augsburg, Stadtarchiv Bad Kissingen, Stadtarchiv Erding, Stadtarchiv Illertissen, Stadtarchiv Landshut, Stadtarchiv München, Stadtarchiv Neu-Ulm, Stadtarchiv Offenbach/Main, Stadtarchiv Rosenheim, Stadtarchiv Speyer, Stadtarchiv Weißenhorn, Stadtarchiv Würzburg, Stadtbibliothek München, Stadtbibliothek Ulm, Standesamt Frankenthal, Standesamt Illertissen, Standesamt Ludwigshafen, Standesamt Memmingen, Stan- desamt München, Standesamt Offenbach/Main, Zeitungsarchiv Illertisser Zeitung, Zeitungsarchiv Neu-Ulmer Zeitung.

Quellen zu Bezirksamtmännern und Landräten von Illertissen Backe, Arno Werner: Inga Backe, Neu-Ulm/Offenhausen. Bohl, Otto: StadtA Illertissen. Burkhart, Josef: Edmund Burkhart, Vöhringen. Dinkel, Hermann: BayHStA MInn 83373, 83826, 83827. Endres, Eugen: BayHStA MInn 83463. Fruhmann, Ernst: BayHStA MInn 64267. Göggl, Erich: BayHStA MInn 96134; Wally Göggl, Hannover.

127 Hüber, Eugen: BayHStA MInn 40450. Jäger, Hans: BayHStA MInn 78409. Keidel, Joseph: BayHStA MInn 78446; StadtA München PA 16112. Laar, Friedrich: BayHStA MInn 40509. Roth, Wilhelm: BayHStA MInn 78964; StadtA Rosenheim. Rupprecht, Johann Baptist: BayHStA MInn 36894. Schuster, Georg: BayHStA MInn 64837. Schwab, Leopold: StadtA Illertissen. Stähler, Alfred: BayHStA MInn 79176. Vollmann, Albert: BayHStA MInn 96421. Wagner, Ulrich Vinzenz: BayHStA MInn 96425.

Quellen zu Bezirksamtmännern und Landräten von Neu-Ulm Beck, Andreas: BayHStA MInn 96047; Neu-Ulmer Zeitung, Nr. 297, 27.12.1967, S. 18: „Andreas Beck gestor- ben“. Fischer, Edmund: BayHStA MInn 40271. Geßner, Erich Josef: LRA NU. Groh, Joseph: BayHStA Ordensakten 8320. Heiser, Anton, Eduard: BayHStA MInn 83826, 83827; Angaben aus: K. Geiger, Zwischen Loyalität und Wider- streben, Opportunismus und Ablehnung, Gesch. Lkr. Neu-Ulm 4, 1998, S. 121. Kätzlmeier, Hans: BayHStA MInn 64425. Köhl, Georg: Personalakt LRA NU. Lüneburg, Walter Karl August Leonhard: BayHStA MInn 96263. Fanz Müller: BayHStA MInn 40585. Rauth, Maximilian: IZ 3.12.1973; Angaben von Helga Rauth, Ay. Risch, Karl: BayHStA MInn 78944; Angaben aus: K. Geiger, Zwischen Loyalität und Widerstreben, Opportunis- mus und Ablehnung, Gesch. Lkr. Neu-Ulm 4, 1998, S. 114ff. Schick, Franz Josef: LRA NU. Schreck, Friedrich: BayHStA MInn 79087; Angaben aus: K. Geiger, Zwischen Loyalität und Widerstreben, Op- portunismus und Ablehnung, Gesch. Lkr. Neu-Ulm 4, 1998, S. 119. Siebert, Wilhelm Ferdinand: BayHStA MInn 96351. Taschke, Julius: BayHStA MInn 85200; Angaben aus: K. Geiger, Zwischen Loyalität und Widerstreben, Opportu- nismus und Ablehnung, Gesch. Lkr. Neu-Ulm 4, 1998, S. 121. Vollmann, Hans: StadtA Illertissen; StadtA Neu-Ulm.

Dank Frau I. Backe, Offenhausen; Herrn T. Backe, Illertissen-Tiefenbach; Frau E. Bartetzko, Stadtarchiv Bad Kissin- gen; Herrn E. Burkhart, Vöhringen; Frau T. Buttenberg; Herrn E. Eberle, Illertissen; Herrn K. Eggert, Berlin: Frau W. Göggl, Hannover; Herrn T. Hecker, Registratur Landratsamt Neu-Ulm; Herrn M. Hiermer, Stadtarchiv Erding; Herrn Karl Hoibl, Universitätsbibliothek Regensburg; Herrn M. Hofmann, Landratsamt Neu-Ulm; Frau G. Keßlinger, Illertissen; Herrn E. Keßlinger, Illertissen; Herrn A. Löffelmeier, Stadtarchiv München; Frau J. Loos, Stadtarchiv Neu-Ulm; Herrn A. Maier, Registratur Landratsamt Neu-Ulm; Herrn J. Meyer, Nürnberg; Herrn W. Ott, Stadtarchiv Weißenhorn; Herrn H. Ranker, Stadtarchiv Illertissen; Frau H. Rauth, Ay; Frau S. Schempp, Registratur Landratsamt Neu-Ulm; Herrn Stöckl, Standesamt Illertissen; Frau H. Wohlketzetter, Finningen; Frau H. Zellner, Stadtarchiv Speyer. 128 Bildnachweise (angegeben nach Seitenzahlen)

Das Königreich Bayern und der Aufbau moderner Verwaltungsstrukturen 10, 11 P. Wischenbarth.

Das politische Gebiet des heutigen Landkreises Neu-Ulm seit 1802 16 Wolfgang Zorn / Karl-Ludwig Ay, Karte VI,1: Die Territorien Schwabens 1802 (Ausschnitt), in: Historischer Atlas von Bayerisch-Schwaben, hg. von der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft Augsburg, 2. Aufl., 1. Lie- ferung, Augsburg 1982; 17, 18 StadtA Illertissen; 19 (oben) P. Wischenbarth; 19 (unten) GdeA Pfaffenhofen; 20 (oben) Illertisser Zeitung vom 24.6.1972, S. 33; 20 (unten) H. Rauth.

Die Bestimmungen und Vorgaben für die Verwaltungen in Bayern 22 (links und rechts) Kreisarchivpflege Neu-Ulm;23 StadtA Illertissen.

Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Illertissen 25 StadtA Illertissen; 28 LRA NU, Registratur; 28 (unten rechts) StAA, BA Illertissen, Akt 4358; 29 Kreisar- chivpflege NU; 30 LRA NU, Registratur, Akt 030/2/2; 31 P. Wischenbarth; 32 (oben) LRA NU, Registratur, Akt 043/1-3; 32 (unten) LRA NU, Registratur.

Zur Geschichte des Bezirks- und Landratsamts Neu-Ulm 33 StadtA Neu-Ulm, D1 FS, V.1.1.1. aus Besitz Zeilmeir; 35 StadtA Neu-Ulm (Aus: B. Treu, Das Neu-Ulmer Rathaus. Vom Staatszimmer zum Rathaus als Stadtmittelpunkt, Neu-Ulm 2005, S. 58); 36 (oben und unten) StadtA Weißenhorn, Fotosammlung; 37 Kreisarchivpflege NU; 39 (oben) LRA NU; 39 (unten) Aus: Neu-Ulmer Stadt- und Landanzeiger, Nr. 233, 9.10.1962: Bürgermeister und bayerische Bauordnung“; 40, 41 LRA NU.

Respektsperson und unabkömmlicher Sachwalter des Obrigkeitsstaats 42 BayHStA, MA 70575; 43 StadtA Neu-Ulm, FS III.12.10.1., Fotograf A. Eberwein, Neu-Ulm (Ausschnitt); 44 StadtA Illertissen.

Die Infiltration durch linientreue Nationalsozialisten und der abrupte Neustart 1945 48 T. Backe; 49 LRA NU, Registratur.

Die ersten Kreistagswahlen in den Nachkriegsjahren 50 T. Backe.

Geburt des Landkreises Neu-Ulm im Zuge der Kreisreform 1972 53 LRA NU, Registratur, Akt 13/2/2; 56 H. Rauth; 57 LRA NU, Kreisarchivpflege.

Kurzbiografien der Bezirksamtvorstände und Landräte in Illertissen 60, 64, 68, 81 StadtA Illertissen; 61 Aus: Iller-, Roth- u. Günzbote, 9.7.1891; 65 Aus: Erdinger Anzeiger, Nr. 83, 11.4.1931; 66 BayHStA Müchen, MINN 79176; 67 StadtA Rosenheim, Fotosammlung; 69 G. Keßlinger; 70 StANü, Polizeipräsidium Nürnberg-Fürth Nr. 804; 71 (oben) BayHStA Müchen, MINN 83373; 71 (unten), 75, 80 E. Eberle; 73, 74 (unten) T. Backe; 74 (oben) I. Backe; 77 BayHStA Müchen, MINN 96134; 79 LRA NU, Registratur.

129 Kurzbiografien der Bezirksamtvorstände und Landräte in Neu-Ulm 83 Neu-Ulmer Tagblatt, 16.12.1868; 86 und 87 StadtA Neu-Ulm, FS III.12.10.1., Fotograf A. Eberwein, Neu- Ulm; 90 BayHStA Müchen, MINN 79087; 91 StadtA Neu-Ulm, D1, FS III.2.3.; 92 BayHStA Müchen, MINN 83826; 95, 98, 100, 101 LRA NU, Registratur 014/1/3; 96 StadtA Neu-Ulm, A01, 7346; 102, 103 H. Rauth; 104, 106, 107 LRA NU, Kreisarchivpflege.

Reproduktionsgenehmigungen für die Abbildungen S. 16: Schwäbische Forschungsstelle Augsburg 10.05.2012 S. 26 unten rechts: Staatsarchiv Augsburg 10.05.2012 S. 42, 66, 71, 77, 90, 92: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München 10.05.2012 S. 33, 43, 86, 87, 91, 96: Stadtarchiv Neu-Ulm, Aktenzeichen 323-31 vom 22.05.1012 S. 70: Staatsarchiv Nürnberg, Aktenzeichen 5051.2-696/1 vom 29.05.2012

130 Liste der Dienstperioden von Bezirksamtmännern und Landräten

Bezirksamtmänner und Landräte in Illertissen 1862 – 1886 Johann Baptist Rupprecht 1886 – 1890 Friedrich Laar 1890 – 1891 Eugen Hüber 1891 – 1891 Beichhold, kgl. Assessor 1891 – 1896 Georg Schuster 1896 – 1900 Ernst Fruhmann 1900 – 1904 Leopold Schwab 1904 – 1909 Josef Keidel 1909 – 1914 Alfred Stähler 1914 – 1914 Wilhelm Roth 1914 – 1917 Hans Jäger, Amtsverweser 1917 – 1921 Wilhelm Roth 1921 – 1931 Hans Jäger 1931 – 1937 Eugen Endres 1937 – 1937 Dr. Dinkel, Amtsverweser 1937 – 1938 Dr. Karl Häupler, Amtsverweser 1938 – 1945 Dr. Hermann Dinkel 1945 – 1945 Eugen Endres 1945 – 1946 Arnold Werner Backe 1946 – 1946 Albert Vollmann (CSU) 1947 – 1948 Dr. Erich Göggl (CSU) 1948 – 1958 Dr. Otto Bohl (CSU) 1958 – 1969 Dr. Ulrich Vinzenz Wagner 1969 – 1972 Josef Burkhart (CSU)

Stellvertretende Landräte in Illertissen 1945 Paul Schneeberger 1945 – 1948 Leopold Hotincean 1948 – 1952 Albert Vollmann (CSU) 1952 – 1956 Georg Stegmann (Freie Wählervereinigung) 1956 – 1958 Albert Vollmann (CSU) 1958 – 1969 Josef Burkhart (CSU) 1969 – 1972 Xaver Brauchle (CSU)

131 Bezirksamtmänner und Landräte in Neu-Ulm 1862 – 1868 Franz Müller 1869 – 1872 Dr. Joseph Ritter von Groh 1872 – 1894 Edmund v. Fischer 1895 – 1902 Hans Kätzlmeier 1903 – 1930 Dr. Karl Risch 1930 – 1939 Friedrich Schreck 1939 – 1940 Wallenreiter, Amtsverweser 1940 – 1941 Julius Taschke 1941 Wallenreiter, Stellvertreter 1942 – 1943 Dr. Anton Heiser 1943 – 1945 Dr. Dinkel und Regierungsrat Merckel, Stellvertreter 1945 unbesetzt 1945 Hans Vollmann 1945 Andreas Beck (CSU) 1945 – 1946 Walter Lüneburg 1946 – 1948 Dr. Ferdinand Siebert (CSU) 1948 – 1964 Georg Köhl (CSU) 1964 – 1973 Dr. Max Rauth (SPD) 1973 – 1974 Interim 1974 – 1996 Franz Josef Schick (CSU) Seit 1996 Erich Josef Geßner (CSU)

Stellvertretende Landräte 1948 – 1951 Josef Gawenda (Überparteiliche Wählergemeinschaft) 1951 – 1972 Konstantin Vidal (CSU) 1972 – 1984 Gerd Anzinger (CSU) 1984 – 1990 Erich Josef Geßner (CSU) 1990 – 1996 Hermann Geiger (SPD) 1996 – 2008 Peter Schmid (CSU) Seit 2008 Roland Bürzle (CSU)

132 Ansprache von Capt. Renalds (Militärregierung) zur ersten Kreistagssitzung am 28.5.1946 in Illertissen

Meine Herren! diesen Kreis zu einem der besten und tüchtigsten in Sie befinden sich heute im Begriff, die erste Sitzung Schwaben zu machen und dass dieser Kreis vorbild- des Kreistages abzuhalten, in welcher nur Ihr eigener lich und führend sein möge in dem Aufbau einer freier Wille und Wunsch Ihre Leitsterne sind. Dieses, freien demokratischen Regierung, und dass Sie meine meinen Herren, ist die erste Gelegenheit in dreizehn Herren, in Ihrer Eigenschaft als Häupter des Kreises Jahren, nach Belieben Ihren Wunsch und Willen zu niemals zu einer neuerlichen Erniedrigung Deutsch- äußern. Sie, meine Herren, sind von den Einwohnern lands beitragen. Ich fordere Sie auf, den Blick in die dieses Kreises als deren Vertreter in den Kreistag Zukunft zu richten und ich versichere Ihnen, dass die gewählt worden. Sie sind mit einer heiligen Pflicht Militärregierung jederzeit bereit ist, Sie tatkräftig mit beauftragt worden, nämlich mit der Pflicht, den Willen aller Hilfe, die wir Ihnen bieten können, zu unterstüt- des Volkes auszuführen. Selbstsüchtige Wünsche und zen. Ich danke jedem Einzelnen für die Unterstützung, persönliche Motive und Verdienste dürfen sich nicht die der Militärregierung bis heute zu Teil geworden in den Vordergrund drängen. Ich hoffe, meine Herren, ist und bin bereit, jederzeit mit Ihnen als dem Kreistag dass Ihre Anstrengungen während dieser Kreistags- zusammenzuarbeiten. sitzung glänzende Ergebnisse zeitigen und dass Sie (Quelle: LRA NU, Registratur Akt 014/5.) als die Vertreter des Volkes dazu beitragen mögen,

Rede von Landrat Burkhart zum Abschied des Altlandkreises Illertissen 1972

Sehr verehrte Frau Kreisrat, sehr geehrte Kreisräte, auf zu bestehen. Er wurde – von den verantwortlichen sehr geehrte Gäste, liebe Mitarbeiter! Männern unserer Staatsregierung als zu klein befun- Diese letzten Tage des Bestehens unseres traditionsrei- den – eingegliedert in zwei neu geschaffene größere chen Landkreises Illertissen veranlassen mich, Rück- Landkreise, also zweigeteilt. Schon einmal war unser schau zu halten und Bilanz zu machen. Landkreis das Opfer einer Gebietsreform – nur ist da- Um es gleich vorweg zu nehmen: mals nach umgekehrten Vorzeichen verfahren worden; Unter dem Schlussstrich, den wir heute ziehen, steht ein er wurde offensichtlich als „zu groß“ erachtet. Der im erfreuliches Positivum. Was uns die Rückschau aus ver- Jahre 1879 aus 83 Gemeinden bestehende Landkreis – gangenen Jahren und Jahrzehnten vorweist, so kann ich – oder wie er damals hieß: Landgerichtsbezirk – musste und so glaube ich – können wir alle mit Stolz behaupten: auf ein Gebiet, das nurmehr 44 Gemeinden ausmachte, Eine aktive Bilanz. Sie bezeugt in erster Linie den Erfolg verkleinert werden. Seine Grenzen reichten damals von der wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Landkreis, Fellheim im Süden, bis Beuren im Norden. „Ironie des aber auch die kommunalpolitischen Leistungen. Schicksals“ im wahrsten Sinne des Wortes. Im Zuge der am 01.07.1972 wirksam werdenden Ge- Trotz dieser etwas zynischen Bemerkungen anerkenne bietsreform in Bayern hört unser Landkreis Illertissen ich die Notwendigkeit der heutigen Gebietsreform. Sie

133 meine Herren, wie ich selbst, waren zu konstruktiver Schwaben. Seine Bevölkerungszunahme liegt weit über Mitarbeit an dieser Reform bereit. Unser Bestreben al- dem schwäbischen und bayerischen Durchschnitt. lerdings war, den Landkreis als Einheit in einem neuen Die insgesamt verkehrsgünstige Lage lässt weiterhin größeren Landkreis eingebracht zu wissen. Die engen ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bindungen erwarten. Den Hauptanteil werden dabei die Gemeinden und Verflechtungen innerhalb unseres Landkreises Iller- im Bereich der Illerachse aufnehmen müssen. tissen – in jahrzehntelanger Gemeinsamkeit gewachsen – Das Gebiet unseres Landkreises ist in starkem Maße sollten erhalten bleiben und von keiner neuen Land- gewerblich strukturiert. Im Jahre 1970 z. B. arbeiteten kreisgrenze durchschnitten werden. von den rund 21.000 Erwerbspersonen 55 % im pro- Diesem unserem Bemühen ist von Seiten der Bayeri- duzierenden Gewerbe, 25 % im Dienstleistungsbereich schen Staatsregierung leider nicht entsprochen worden. und nur noch 20 % in der Landwirtschaft. Vergleicht Darauf nochmals einzugehen, ist müßig; die Entwick- man die Industriebeschäftigtenzahlen pro 1.000 Einw. lung ist Ihnen noch allzu bewusst (…). nach dem Stande vom 30.06.1968 (näher zurückliegen- Der Landkreis Illertissen bestand 92 Jahre unverändert. de Zahlen liegen leider nicht vor), so kann festgestellt Bis zum Beginn der Gemeindereform im Landkreis, wel- werden, dass der Landkreis Illertissen hier den 2. Rang che zum 01.01.1970 mit der Eingliederung der Gemeinde hinter Augsburg in Schwaben einnimmt. Es zählt zu den Dietershofen b. Illertissen in die Gemeinde Obenhausen am stärksten industrialisierten Gebieten Bayerns. eingeleitet wurde, zählte der Landkreis Illertissen 44 Aus dieser günstigen wirtschaftlichen Struktur resultier- Gemeinden. Gegenwärtig sind es noch 39 Gemeinden. te eine Steuerkraft, die weit über dem Durchschnitt der Nach dem 2. Weltkrieg galt es, das politische Leben 143 bayer. Landkreise lag. Mit DM 168,92 Steuerkraft auch in unserem Landkreis nach demokratischen je Einw. stand der Landkreis im Jahre 1971 an 14. Stelle Grundsätzen neu zu ordnen. in Bayern. Der Landesdurchschnitt betrug DM 131,94 Am 28.05.1946 fand vormittags 8.30 Uhr im Bahnhof- je Einw. Die Umlagekraft bezifferte sich 1971 auf DM hotel in Illertissen die erste Kreistagssitzung nach dem 193,88 je Einw. Im Jahre 1972 ist sie auf DM 214,89 je 2. Weltkrieg statt. Auf der Tagesordnung standen: Einw. angestiegen. Diese Umlagekraft hat der Land- 1. Entgegennahme eines allgem. Rechenschaftsberichtes, kreis mit Umlagesätzen beansprucht, die sich unter dem 2. Wahl des Landrates (auf 2 Jahre), schwäb. und bayer. Durchschnitt bewegen. Von jeher 3. Bestimmung und Wahl der versch. Ausschüsse. schon wurde durchaus bewusst die Linie einer mög- Die am 28.04.1946 gewählten Kreisräte waren sämtliche lichst finanziellen Schonung der Gemeinden verfolgt, anwesend. Den Wahlausschuss zur Wahl des Landrates um die Gemeinden als die primären Erscheinungsfor- bildeten Herr Hans Fürst, Gast- und Landwirt aus Baben- men der Selbstverwaltung für ihre eigenen Aufgaben hausen als ältestes Mitglied sowie Herr Max Weinhart, leistungsfähig zu erhalten. Kaufmann und Bürgermeister aus Illertissen und Herr Dank dieser günstigen wirtschaftlichen Entwicklung Albert Binder, Fabrikmeister aus Vöhringen (…). haben sowohl der Landkreis Illertissen als auch seine Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg mit seiner neuartigen kreisangehörigen Gemeinden im Bereich der Erfüllung industriellen Zivilisation brachte ein starkes Anwachsen kommunaler Aufgaben Leistungen vollbracht, die sich unseres Landkreises, vor allem entlang dem wichtigen sehen lassen können. Ich darf nur an das nahezu 500 km Verkehrsstrang im Illertal. Hier entwickelte sich Vöhrin- umfassende Straßennetz von Gemeinde- und Kreisstra- gen zum verkehrsreichsten Ort im Landkreis, Illertissen ßen hinweisen, das fast vollständig ausgebaut ist (…). zur Stadt. Das Gebiet des bisherigen Landkreises Iller- Wohl wissen wir, dass so manche Wünsche trotzdem tissen gehört zu den wachstumsstärksten Gebieten in noch unerfüllt geblieben sind. Ich denke nur an die Er-

134 weiterung des Kreiskrankenhauses Illertissen, an den en darf ich mich ebenfalls herzlich bedanken. Ich war Neubau der Illertaltangente und einer Verbindungsstra- bemüht, meine ganze Arbeitskraft zum Wohle des Land- ße „Osterberg – Illereichen – Altenstadt“ und an die kreises und seiner Bewohner einzusetzen. Fertigstellung des Neubaues der Gewerblichen, kauf- In dieser Abschiedsstunde gilt mein besonderer Dank männischen und hauswirtschaftlichen Kreisberufsschu- auch den Gemeinden mit ihren Herren Bürgermeister len mit Berufsaufbauschulen. und nicht zuletzt auch der gesamten Bevölkerung des Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass Landkreis Landkreises, die mir in meiner Verwaltungsarbeit so und Gemeinden den ihnen als Selbstverwaltungsorgane freundlich und verständnisvoll entgegengekommen sind. durch die Verfassung und die Landkreis- und Gemein- Mein Dank gilt ferner den Mitarbeitern im Landratsamt deordnung gestellten Aufgaben weitgehend gerecht ge- und den Betrieben und Anstalten des Landkreises, die in worden sind. Wir können – so meine ich – auf das bis- dieser Abschiedssitzung durch die Leiter der Betriebe und her zum Wohle unserer Bürger in Gemeinden und im Anstalten und durch die Abteilungs- und Sachgebietslei- Landkreis Geschaffene recht stolz sein. ter des Landratsamtes vertreten sind. Deren Leistungen Mit diesem Stolz und der Freude über das Geschaffene – besonders in den vergangenen letzten Monaten – ver- und in der Hoffnung auf eine weitere glückliche Zu- dienen hohes Lob und Anerkennung. Zugleich kann ich kunft wollen wir der Auflösung unseres Landkreises sagen, dass der Kreistag stets bemüht war, den Be- Illertissen und der Aufteilung auf zwei neue und größere diensteten ein sozial gerechter Dienstherr zu sein und Landkreise entgegensehen. gegenüber jedem Bediensteten seiner Fürsorgepflicht in Am 30.06.1972 endet auch die letzte Amtsperiode eines vollem Umfange zu genügen. Kreistages von Illertissen. Meine Tätigkeit als Landrat Dem ganzen bisherigen Landkreis Illertissen und seinen findet damit ebenfalls ihren Abschluss. Bewohnern wünsche ich ehrlichen Herzens Frieden und Ich darf Ihnen, sehr verehrte Kreisrätin und verehrte Wohlfahrt und Gottes Segen. Kreisräte herzlich Dank sagen für die allzeit freundli- Sehr verehrte Frau Kreisrat, sehr geehrte Kreisräte! che und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Kreistag. Ich erlaube mir, Ihnen aus Anlass der Auflösung des Besonders freut es mich, dass die relativ wenigen Jahre Landkreises ein bescheidenes Geschenk in Form einer meiner Dienstzeit gekennzeichnet waren von fruchtba- Erinnerungsmedaille zu überreichen. Ich darf Ihnen diese rer Zusammenarbeit, fernab von jeder parteipolitischer Medaille durch Mitarbeiter des Amtes übergeben lassen. Konfrontation. Für das mir entgegengebrachte Vertrau- (Quelle: LRA NU, Registratur)

135 Landkreis Neu-Ulm

Geografische Daten: Fläche: 515,65 qkm Höchster Geländepunkt: 612 m über NN bei Osterberg Niedrigster Geländepunkt: 452 m über NN im Donauholz Längste Nord-Süd-Ausdehnung: 41 km Längste West-Ost-Ausdehnung: 20 km

136 Dokumentation Der Landkreis Neu-Ulm und seine Vorläufer – eine Verwaltungsgeschichte Neu-Ulm und seine Vorläufer Der Landkreis

Peter Wischenbarth Der Landkreis Neu-Ulm und seine Vorläufer – eine Verwaltungsgeschichte