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83 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

4.1 Geschichtliche Übersicht Die größte Blüte erlebte der Bergbau im Mit- telalter zwischen dem 10. und 14. Jahrhun- Der Schwarzwälder Bergbau besitzt eine sehr dert. Er begünstigte auch die Entwicklung Frei- alte Tradition. Archäologische Ausgrabungen burgs und ermöglichte den Bau des Freiburger bei Bad Sulzburg im Südschwarzwald erbrach- Münsters mit seinen großartigen Fenstern. Auch ten, dass hier schon in der Jungsteinzeit, vor mit den ausgedehnten Wassersammelanlagen ca. 7 000 Jahren, Bergbau auf Roteisenerze zum Betrieb von Wasserhebeeinrichtungen, wie umging. Die aus dem Hämatit erzeugte blut- z. B. bei oder im Suggental, sind rote Farberde, das sog. Rötel, diente als ritu- uns beeindruckende Zeugnisse eines umfang- eller Farbstoff. Die frühesten Zeugnisse eines reichen Erzbergbaus dieser Zeit erhalten geblie- auf Wert- und Gebrauchsmetalle ausgerich- ben. teten, systematischen Eisen- und Buntmetall- erzbergbaus in Südwestdeutschland, kombi- Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die niert mit z. T. ausgedehnten Verhüttungsan- Gewinnungsaktivitäten bedingt durch Kriege, lagen, stammen aus der keltischen Zeit vor Pestepidemien, vielleicht auch wegen der aus- rund 2 600 Jahren. ländischen Silberkonkurrenz und des damit einhergehenden Preisverfalls, vor allem jedoch Auch die Römer waren im Schwarzwald als wegen der zunehmenden Kosten für einen in Berg- und Hüttenleute tätig, wobei sie sicher in größere Tiefen vordringenden Bergbau deutlich den meisten Fällen den keltischen Spuren folg- zurück. Trotzdem gab es während des 16. Jahr- ten. Mit dem Zerfall des römischen Reiches im hunderts in einigen Revieren aufgrund der ver- 4. Jahrhundert stagnierte auch der Bergbau, besserten Bergbautechnik und der günstigeren die östliche Rheinseite mussten die römischen Bergrechtsregelungen noch einmal rege Berg- Truppen bereits um 260 n. Chr. verlassen. Die bauaktivitäten. nachrückenden Alemannen scheinen nur sehr bescheidenen Eisenerzbergbau am Schwarz- Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg waldrand betrieben zu haben. Im Karolinger- und den späteren Erbfolgekriegen kam der Erz- reich zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert bergbau erst im 18. Jahrhundert wieder in Gang; wurde im Kraichgau, im Elsass, bei Neuenbürg er entwickelte sich aber in den einzelnen Re- im Nordschwarzwald sowie im Untermünstertal vieren des Schwarzwalds recht unterschiedlich. und bei Sulzburg der Metallerzbergbau wieder Gebiete mit intensivem Bergbau existierten ne- in größerem Umfang aufgenommen. ben solchen, in denen alle Gruben verlassen lagen. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam Viele Bergbaureviere des Schwarzwalds wei- dann der Bergbau auf Schwerspat auf, weil die- sen eine lange wechselvolle Geschichte auf, ses Mineral in steigendem Maße zur Produktion bei der mehrere Bergbauphasen durch oftmals von Farbstoffen benötigt wurde. In der ersten lange Zeiten ohne jegliche Bergbau- oder Ver- Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde am Schau- hüttungsaktivität unterbrochen wurden. Als ein insland im größten Bergwerk des Schwarz- Musterbeispiel kann das zuvor erwähnte kleine walds zwar noch intensive Metallerzgewinnung Revier Sulzburg im Südschwarzwald (Abb. 4) betrieben und bei Menzenschwand gab es angeführt werden. Hier fand auf den Gängen kurzzeitig Uranbergbau, jedoch dominierte bis Riester und Himmelsehre – beides Quarz-Fluo- etwa in die 1970er Jahre eindeutig der Spat- ritgänge mit Blei-Silber-Zinkerzen (MAUS 1993) – bergbau. Von den vielen Fluss- und Schwer- während der römischen Kaiserzeit, im Mittel- spatgruben ist heute nur noch die Grube Clara alter und im 16. sowie im 18. Jahrhundert Berg- bei Oberwolfach in Betrieb. Sie hat zwischen- bau statt (STEUER 1999 c, GOLDENBERG 1999). zeitlich eine Tiefe von 700 m erreicht.

84 4 Bergbau

Die bergbaugeschichtliche Entwicklung der ein- weist der Hochschwarzwald mit rund 3 °C fast zelnen Reviere im Schwarzwald verlief schon die gleichen Mittelwerte wie Südisland auf. Die allein wegen der Vielfalt der abgebauten Roh- Niederschlagsmengen sind im Schwarzwald mit stoffe und der unterschiedlichen Beschaffenheit 2 000 mm / Jahr viermal so hoch wie im Ober- der Lagerstätten nicht einheitlich. Daneben führ- rheingraben. te die territoriale Zersplitterung zu ganz spezi- fischen Eigenheiten. Als wichtigste Herrschafts- Bei einem geschichtlichen Rückblick ist zu be- gebiete sind die Vorderösterreichischen, Mark- denken, dass das Klima in den vergangenen gräflich-Badischen, Geroldseck´schen, Fürsten- Ja hrtausenden signifikanten Schwankungen un- bergischen und Württembergischen zu nennen terworfen war. Wir leben heute in einem Klima- (SLOTTA 1983). In der hochmittelalterlichen Peri- optimum, das selbst am Schwarzwaldrand me- ode spielten auch die Zähringer und verschie- diterranen Pflanzenarten gute Wachstumsbedin- dene Klöster sowie die Bischöfe von und gungen bietet. In der Zeit zwischen ca. 1 400 und Straßburg eine große Rolle. Trotz der vielen regi- 1 900 n. Chr. gab es hingegen eine deutliche Ab- onalen und lokalen Eigenheiten wird im folgen- kühlung des Erdklimas. Diese Phase wird da- den Kapitel der Versuch gemacht, einen Abriss her auch als die „ Kleine Eiszeit “ bezeichnet; da- der geschichtlichen Entwicklung des Bergbaus bei stellt die Zeit zwischen etwa 1650 und 1715 im gesamten Schwarzwald zu geben. den kältesten Abschnitt der Wetterbeobachtun- gen dar (SCHÖNWIESE 2001). Hingegen existierte in etwa zwischen 1 100 und 1 400 eine als „ mit- 4.2 Die montanhistorische telalterliches Klimaoptimum “ bezeichnete Er- Entwicklung wärmungsphase. Genau in dieser Zeitspanne tref- fen wir eine Periode mit besonders intensivem Bergbau im Schwarzwald an, wohingegen in der Vorbemerkungen Zeit zwischen 1 400 und dem frühen 18. Jahrhun- dert eine auch von Kriegen und Hungersnöten Zum besseren Verständnis der Geschichte des gekennzeichnete Depression zu verzeichnen ist. Bergbaus im Schwarzwald ist es nützlich, einige Dies deutet darauf hin, dass es nicht nur politi- Fakten aus den Gebieten der Geologie, Geomor- sche und technische Rahmenbedingungen wa- phologie und Klimatologie zu berücksichtigen. ren, welche die Entwicklung des Bergbaus be- Wie zuvor ausgeführt wurde, geht der große Un- einflusst haben, sondern auch klimatische. terschied in Geländehöhe und Gesteinsunter- grund – mit Auswirkungen auf Klima, Böden, Besonders im Südschwarzwald boten die engen Wasserhaushalt u. v. m – auf die erdgeschicht- Täler und steilen, erosionsgefährdeten Hänge zu- lich relativ junge Herauswölbung der Kruste am dem wenig günstigen Siedlungsraum. So reizvoll Oberrhein zurück. Der Höhenunterschied zwi- die Landschaft des Schwarzwalds heute auf un- schen der Freiburger Bucht (ca. 200 m NN) sere „ motorisierte Gesellschaft “ wirkt – für die und dem (1493 m NN), die nur 20 km Menschen der Antike und des Mittelalters war es voneinander entfernt sind, ist beachtlich. Zwi- ein schwer zu erschließendes und zu besiedeln- schen dem Mittelgebirge und seinem Umland des Gebiet. Dass es dennoch so früh Stück für existieren daher gravierende klimatische Unter- Stück erobert und genutzt wurde, dürfte u. a. schiede, weshalb der Schwarzwald im Gegen- auf die benachbarte, klimatisch günstige Ober- satz zu den umgebenden Niederungen und rheinebene mit vergleichsweise großer Bevölke- flachen Mittelgebirgen bis ins Hochmittelalter rungsdichte zurückzuführen sein. Der Metallin- hinein nur sehr zögerlich besiedelt wurde. Wäh- halt der Lagerstätten allein löste sicherlich keine rend heute im Oberrheingraben ungefähr die großen Aufsuc hungstätigkeiten aus, denn die gleichen klimatischen Bedingungen wie in Süd- Erzvorkommen im Schwarzwald waren meist frankreich anzutreffen sind (11 °C Jahresmittel), schwierig zu erschließen. Die relativ geringen

85 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Metallmengen verteilen sich hier auf eine Un- zahl von Mineralgängen, deren Erkundung und bergmännische Gewinnung größere Anstren- gungen verlangten als z. B. im Harz oder in Ti- rol. So stellte schon C. J. SELB um 1810 (zitiert in: FÖHRENBACH 1910: 13) fest, dass sich selbst das so bedeutende Revier des Kinzigtals in seinen Erträgen vergleichsweise bescheiden ausnahm. Hier wurden in 18 Jahren rund 7 000 Mark 7 Silber gewonnen, im Harz und im Kö- nigreich Westfalen hingegen in nur einem Jahr (1809) rund 50 000 bzw. 61 000 Mark Silber. Aus lagerstättenkundlicher Sicht ist zu ergänzen, dass die Schwarzwälder Mineralgänge zwar in der Regel arm an Metallerzen sind, hinge- gen vielfach bedeutende Anreicherungen von Fluss- und Schwerspat aufweisen. Es steht da- her zu erwarten, dass besonders auf diese sog. Industrieminerale auch künftig Bergbau im Schwarzwald umgehen wird.

Vorgeschichtlicher Bergbau

Die Nutzung der mineralischen Rohstoffe im Schwarzwald und seinem unmittelbaren Um- feld begann schon in vorgeschichtlicher Zeit. Im Neolithikum (Jungsteinzeit) wurden nörd- lich von Bad Sulzburg und östlich davon, am ▲ Abb. 70 Rammelsbacher Eck, Roteisenerze gewonnen Jungsteinzeitlicher Abbau bei Sulzburg (Abb. 70). Die neolithischen Bergleute bauten zur Gewinnung roter Farberde (Rötel). die in Quarz-Barytgängen nesterartig auftre- tenden Hämatiterze ab (Abb. 43), um daraus rote Farbpigmente zu erzeugen (ZIMMERMANN die Hämatitvorkommen über lange Zeit hinweg & GOLDENBERG 1991, GOLDENBERG & MAASS 1999). immer wieder aufgesucht wurden. Nach radio- Benötigt wurde der tiefrote Farbstoff wohl vor metrischen Altersdatierungen an Holzkohlen, allem für Körperfarben und rituelle Zeremonien. die 1997 bei den Rötelabbauen nahe Bad Sulz- Der Nachweis eines solchen Roteisenerzberg- burg geborgen werden konnten, fand der Ab- baus ist in Mittel- und Westeuropa bislang ein- bau zwischen 5 255 und 4 940 v. Chr. statt, also zigartig. Die Ausgrabungen durch das Institut vor rund 7 000 Jahren, d. h. zur Zeit der band- für Ur- und Frühgeschichte der Universität Frei- keramischen Kultur (vgl. Sonderausstellung im burg wiesen zahlreiche Bergbauspuren nach. Landesbergbaumuseum Sulzburg 2004–2005). So wurden z. B. die Reste von 5 000 bis 10 000 Es handelt sich hierbei somit um den ältesten Geröllschlägeln gefunden, was anzeigt, dass nachgewiesenen Bergbau in Deutschland.

7 Mark: seit dem Mittelalter Bezeichnung für einen abgewogenen und mit Schlagmarke (marca) versehenen Silberbar- ren; je nach Herkunft wog er 190–280 g. In den Schwarzwälder Bergbaugebieten lag das Normgewicht einer Mark Silber bei rund 234 g (vgl. METZ 1977, 1980).

86 4 Bergbau

Ebenfalls während der Jungsteinzeit wurde Luftzufuhr optimal genutzt werden konnten, zu- zwischen Rhein und Schwarzwald Bergbau gleich schützte die Isolierschicht aus Lehm und auf Kieselknollen betrieben. Aus diesen begehr- Boden vor Wärmeverlust und vor der Witterung ten und über weite Entfernungen gehandelten (Abb. 71). Das schwefelfreie und stark man- kieseligen Konkretionen, auch als Jaspis oder ganhaltige Eisenerz ermöglichte die Erzeugung Silex bezeichnet, wurden Werkzeuge und Waf- hochwertigen Eisens für Arbeitsgeräte, Werk- fen hergestellt. Am Isteiner Klotz bei Klein- zeuge und Waffen. In die Latènezeit datierte kems, einem aus Weißjura-Kalksteinen beste- Rennöfen und Schlackenfunde belegen auch henden Zeugenberg am Oberrhein, sind über für das Gebiet bei Liel und Hertingen im Mark- eine Länge von ca. 300 m Abbaustufen und gräflerland keltische Eisenerzverhüttung (GASS- kleine höhlenartige Vertiefungen aus der Zeit MANN 1999). von ca. 4 000–1 800 v. Chr. erhalten. Der Abbau im Kalkstein wurde sowohl mit Feuersetzen Silber- und Potin-Münzen sowie Gussreste als auch mit Schlägeln vorgenommen (SCHMID wurde n in einer keltischen, spätlatènezeitlichen 1951, 1980), die mit besonders harten und Siedlung bei Ehrenstetten südlich von Freiburg, zähen Geröllen aus den Kiesablagerungen des westlich unterhalb der Erzgänge im Ehrenstetter Rheins (vor allem aus dem Alpenraum stam- Grund, ausgegraben (DEHN 1984). Im Gewerbe- mende Quarzitgerölle) bestückt waren. Auch gebiet Niedermatten westlich von Kirchhofen an anderen Stellen im Markgräflerland lassen im Markgräflerland wurde in den Alluvionen der sich Abbaustellen von Jaspis- bzw. Hornstein- Möhlin, in die auch der Ehrenstetter Ahbach knollen vermuten (WEISGERBER 1993, KAISER entwässert, eine spätlatènezeitliche Keramik- 1999). scherbe neben Holzkohleaschen und Metallres- ten gefunden. Es gilt daher als wahrscheinlich, Der planmäßige Erzbergbau im Schwarzwald dass am Schwarzwaldrand bei Ehrenstetten im blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. Buntmetallbergbau in der vorrömischen Eisenzeit wurden im umgegangen ist (FOELLMER 1999). Auch für die Schwarzwald Eisen-, Buntmetall- und Silbererze bedeutende keltische Siedlung im Dreisamtal bergmännisch gewonnen und in unmittelbarer bei Kirchzarten (Tarodunum) nimmt man auf- Nähe der Gruben verhüttet. Besonders hervor- grund der großen Zahl gefundener Münzen, zuheben sind die Grabungen bei Neuenbürg im welche die gleiche Zusammensetzung wie bei Nordschwarzwald, wo die ältesten keltischen Ehrenstetten aufweisen, an, dass auf den nahe- Verhüttungsspuren Mitteleuropas nachgewiesen liegenden Erzgängen am Fuße des Schauins- werden konnten (GASSMANN 1995, 2001, Stadt lands zu dieser Zeit Erzbergbau stattfand (BURK- Neuenbürg 2004). Neben umfangreichen Schla- HARDT & DEHN 1992, FOELLMER 1999, STEUER ckenhalden konnten bisher rund 50 Schmelz- 1999 b). Überhaupt verdichten sich die Hinweise, öfen im Grabungsfeld bei Waldrennach lokali- dass die Kelten über ein umfangreiches Wis- siert werden (Abb. 71 und 72). Am Hang unter- sen in der Metallurgie, Münztechnik und Glas- halb der im Tagebau abgebauten Eisenerz- herstellung verfügten, wie die zahlreichen bis- gänge – wie sie in der Grube Frischglück heute herigen Funde von Münzen und Schmuck am wieder zugänglich sind (Kap. 5.1) – ging vor Oberrhein erkennen lassen 8. Für die zur Münz- rund 2 600 Jahren umfangreiche und systema- herstellung verwendeten Kupfer-Zinn-Blei-An- tische Eisenverhüttung um. Die in Reihen ange- timon-Legierungen bot der Schwarzwald die ordneten Rennfeueröfen waren so in den Hang meisten Metallrohstoffe, nur Zinn musste impor- gebaut worden, dass die Hangwinde für die tiert werden.

8 vgl. Mitteilungen der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt ( www.archaeobasel.ch ) und Badische Zeitung vom 5.8.2004.

87 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Die nächste wichtige Bergbauperiode fällt in die Zeit des Imperium Romanum . Die römische Besatzung währte im östlichen Oberrheingebiet von etwa 70 bis 260 n. Chr. Funde römischer Keramik an den bereits keltisch genutzten Ver- hüttungsplätzen im Markgräflerland legen nahe, dass die Eisenproduktion hier bis in das 2. Jahr- hundert n. Chr. fortgesetzt wurde (GASSMANN 1999). Im Nordschwarzwald bei ist ebenfalls römische Eisenverhüttung nachgewie- sen, die der keltischen nachfolgte. Für das erz- (A) reiche Kinzigtal ist römischer Bergbau vor allem in der Zeit nach 74 n. Chr. wahrscheinlich, als der Limes von Rhein- und Donautal nach Nor- den bis dorthin vorgeschoben wurde. Für das nahegelegene Revier Prinzbach geht KIRCH- HEIMER (1976) ebenfalls von römischen Wurzeln aus.

Im Südschwarzwald und im angrenzenden Markgräflerland wurde in der römischen Periode an mehreren Orten auch Silber- und Bleierz- bergbau mit zugehöriger Verhüttung betrie- ben, so bei Badenweiler, Heitersheim, Sulz- burg und am Mauracher Berg bei Denzlingen am Ausgang des Elztales, wie umfangreiche Ausgrabungen in den letzten Jahrzehnten erge- ben haben.

Badenweiler: Anfang des 19. Jahrhunderts hat- te schon CARL AUGUST GYSSER im Mörtel der Mauern der Burg Badenweiler Minerale aus be- nachbarten Erzgängen gefunden. Damit konn- te das Alter des Bergbaus wenigstens auf das 11. Jahrhundert zurückgeführt werden. KIRCH- HEIMER (1971, 1976) untersuchte mit gleicher (B) Zielsetzung den Mörtel des römischen Thermal- bads von Badenweiler und konnte darin eben- ▲ Abb. 71 falls zerstoßenen Bleiglanz, Baryt, Fluorit und Bei archäologischen Grabungen freigelegte keltische Quarz aus den Hydrothermalgängen der Um- Kuppelöfen zur Eisenerzverhüttung (Rennöfen) und gebung (vermutlich vom Badenweiler-Quarz- ihre Funktionsweise. riff) nachweisen. Das große Thermalbad war wahrscheinlich zwischen 100 und ca. 230 n. Chr. (A) Das Bild zeigt zwei freigelegte Rennöfen, Grabung in Betrieb gewesen (NUBER 2002). Der Verputz, 1995 im Gewann Schnaizteich nahe der Grube Frisch- dem man Sand von den Bergbauhalden bei- glück (Kap. 5.1) bei Neuenbürg im Nordschwarzwald. gemischt hatte, stammt aus der ersten Hälfte (B) Rekonstruktionszeichnung eines Kuppelofens (aus: des 3. Jahrhunderts (STEUER 1999 b). Damit war GASSMANN 1998). erstmals römischer Bergbau im Schwarzwald

88 4 Bergbau

◄ Abb. 72 Schlacken der 2600 Jahre alten Eisenerzverhüttung bei Neuenbürg.

Im Bild links unten das Ausgangsmaterial, ein Brauneisenerz mit Schwerspat (Grube Frischglück). Lange Bildseite entspricht ca. 15 cm in der Natur.

nachgewiesen. Ob das z. B. für die Wasserlei- vom nahe gelegenen Quarzriff (WERNER in Vor- tungen im römischen Bad benötige Blei aus den bereitung). Als rotes Farbpigment für die Be- Gruben südlich und südöstlich von Badenweiler malung der Wände wurde Hämatit verwendet, oder von Sulzburg stammt, ist unklar. Es könn- wie er im Schwarzwald zwischen Badenwei- te vielleicht sogar teilweise aus Südengland im- ler und Sulzburg reichlich in Quarz-Barytgän- portiert worden sein (GOLDENBERG 2003). Dass gen auftritt. die Quarz- und Schwerspatgänge südlich Ba- denweiler reichlich leicht zu gewinnenden Blei- Auch bei Heitersheim, im Gelände der Villa glanz enthalten, kann heute noch unter Tage Urbana, wurden Eisen- und Buntmetallerze im Karlstollen oder am umfangreichen Halden- (Blei, Kupfer, Silber) geschmolzen und verarbei- material der Gruben Altemannfels, Hausbaden tet (GOLDENBERG 2003). Bei neuen Untersuchun- und Fürstenfreude überprüft werden (Abb. 45). gen von Wandputzen der Villa Urbana zeigte Hier befinden sich auch zahlreiche feuerge- sich, dass in der jüngeren Bauphase (180 bis setzte Stollen und Abbaue, die sehr wohl aus 260 n. Chr.) 9 als Magerungsmittel für die Kalk- der Zeit des antiken Bergbaus stammen kön- mörtel Pochsande von Bergwerken im Schwarz- nen (Abb. 73). wald verwendet wurden. Sie enthalten neben Quarz und Schwerspat auch Bleiglanz (WERNER Das Baumaterial für das weitläufige Gebäude in Vorbereitung). Dies belegt, dass zu dieser wurde gleichermaßen in unmittelbarer Nähe Zeit in der Nähe – wahrscheinlich bei Sulzburg gewonnen (WITTMANN 1982). Die älteste Drai- oder Badenweiler – Gangbergbau und Aufberei- nageschicht unter dem aus Hauptrogenstein tung betrieben wurden. Römischer Bergbau bei bestehenden Fundament des römischen Bade- Sulzburg ist durch Funde von Bleiglätte und gebäudes in Badenweiler besteht aus Halden- Verhüttungsschlacken neben römischer Kera- material, vor allem Hornsteinquarz, Baryt und mik im Bereich des nahe am Riestergang gele- Pseudomorphosenquarz (Quarz nach Fluorit) genen Badegebäudes aus dem 2. und 3. Jahr-

9 Mündliche Mitteilung Fr. Dr. G. SEITZ, Abteilung für Provinzialrömische Archäologie der Universität Freiburg.

89 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

hundert n. Chr. belegt (MAUS 1979, KALTWASSER bestätigen können, so wäre für den Schwarz- 1993, BECKER 1999, HAASIS-BERNER 1999 b, GOL- wald das erste Mal ein römisches Bergwerk DENBERG 2003). nachgewiesen, das durch den späteren Berg- bau im betroffenen Bereich nicht mehr verän- dert wurde (Abb. 74). Nur einige Abschnitte wur- den im 16. / 17. Jahrhundert vergrößert (Abb. 75).

Silber war vor allem für Schmuck und Haus- haltsgegenstände in vermögenden römischen Haushalten von großer Bedeutung. Eindrucks- voll wird dies durch den großen Silberschatz von Augusta Raurica (Schweiz, bei Basel) belegt, der 1961 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt wurde. Prächtige silberne Schalen, Schüsseln, Bestecke, Leuchter, Medaillons und Münzen im Gesamtgewicht von 58 kg waren in einem ver- grabenen Schatz enthalten und haben die seit- her vergangenen rund 1 700 Jahre unbeschadet überstanden (Römermuseum, CH 4302 Augst).

Zu Beginn des 4. Jahrhunderts setzte die ger- manische Besiedlung im Vorfeld der römischen Kastelle ein. In der alemannischen Zeit wur- den wohl nur lokal Eisenerzbergbau und -ver- hüttung betrieben, so zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert bei Vörstetten und Mengen 10. Ab 700 n. Chr. scheint es jedoch bereits Erz- verhüttung im Nordschwarzwald gegeben zu haben, wenn vielleicht auch in bescheidenem ▲ Abb. 73 Umfang. Hierauf deuten Einträge metallhaltiger Feuergesetzter Ort. Stäube in den Mooren dieses Gebiets (FREN- ZEL 2003). Mit der Methode des Feuersetzens im Quarzgang bei Ba- denweiler (Bereich der Grube Hausbaden) aufgefahrener Im 9. Jahrhundert begannen „ die Karolinger “ kleiner Erkundungstollen (undatiert). mit systematischem Erzbergbau. Die aktuellen Grabungen bei Neuenbürg – oben bereits im Zusammenhang mit den spektakulären Funden Im Zuge der Recherchen zu diesem Buch wur- keltischer Rennöfen beschrieben – konnten auch den wir auch auf Funde von tönernen Lampen- Eisenerzverhüttung aus der Zeit um 800 n. Chr. schälchen aufmerksam, die in der Grube Sil- nachweisen (Stadt Neuenbürg 2004). Der Erz- bergründle (Kap. 5.3) bei der Ausgrabung der bergbau erreichte von ca. 1 000 bis 1 400 sei- alten Grubenbaue im Jahr 1989 und 2002 ne Blütezeit, sicher auch begünstigt durch das gemacht wurden. Nach Auskunft von Bergbau- mittelalterliche Klimaoptimum, das von ca. 1 100 archäologen und unter Berücksichtigung der bis 1 360 andauerte (vgl. FRENZEL 2003). Von Art der Grubenanlage ist römischer Bergbau großer Bedeutung war die politische und gesell- denkbar. Falls spätere Grabungen diese These schaftliche Stabilisierung, die im 9. Jahrhundert

10 Vortrag von C. BÜCKER, Montanarchäologische Arbeitstagung in Freiburg vom 11. bis 12.7.2003.

90 4 Bergbau

▲ Abb. 74 ▲ Abb. 75 Mit Schlägel und Eisen aufgefahrener Stollen Mit Schlägel und Eisen aufgefahrener Stollen mit ovalem Querschnitt. mit kastenförmigem Querschnitt.

Stollen mit dieser Form sind charakteristisch für hochmit- Stollen mit dieser Form sind charakteristisch für den telalterlichen oder älteren Bergbau. Grube Silbergründ- Bergbau des ausgehenden Mittelalters und der frühen le bei Seebach, Oberer Stollen, aufgefahren im Granit, Neuzeit. Grube Silbergründle bei Seebach, Erzknappen- Höhe ca. 1,4 m. loch-Stollen, aufgefahren im Granit, Höhe ca. 1,85 m.

eingesetzt hatte (Übertragung der römischen burg liefert dafür gute Hinweise (ZETTLER 1993, Ka iserwürde auf KARL DEN GROSSEN im Jahr DENNERT 1993). Archäologisch und historisch 800 n. Chr.). Die eindeutige Datierung von Erz- belegt ist die Existenz von frühmittelalterlichem gruben des frühen Mittelalters ist noch nicht Silberbergbau im Kraichgau, im Elsass und im gelungen. Jedoch gibt es Hinweise, dass – zu- Südschwarzwald, z. B. im Münstertal, für das mindest in den bereits zu keltischer oder römi- 8. und 9. Jahrhundert (STEUER 1999 a, HILDE- scher Zeit aufgeschlossenen Gangrevieren – BRANDT 2001). im 9. und 10. Jahrhundert intensiver Bergbau umging, der zunächst zur Gründung von Ort- Ausgedehnter Untertagebergbau ging nach- schaften, dann auch von Klöstern und Burgan- weislich im 10. Jahrhundert im Muldental um, lagen führte. Die Geschichte der Stadt Sulz- einem Seitental des Münstertales (Kap. 5.11).

91 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Hier wurden bei Vortriebsarbeiten im Jahr 1956 Als wichtigstes Zeugnis eines bedeutenden hoch- ausgedehnte mittelalterliche Grubenbaue an- mittelalterlichen Bergbaus wird eine Schenkungs- gefahren, in denen sich vor Ort Holzkohlereste urkunde des Salierkaisers Konrad II. angese- vom Feuersetzen fanden. Diese konnten mittels hen. Konrad II. schenkt mit dieser Urkunde vom Radiokarbonmethode auf das Jahr 953 da- 15. Dezember 1028 der bischöflichen Kirche zu tiert werden (KIRCHHEIMER 1971). Schon GYSSER Basel sein Recht an den Silbergruben im Breis- hatte im 19. Jahrhundert nachgewiesen, dass gau (genauer im Südschwarzwald). Es handelt der Mörtel der im Jahr 993 geweihten Kirche sich hierbei um das älteste bekannte und als St. Cyriak in Sulzburg weingelben Fluorit ent- „ echte Urkunde “ betrachtete schriftliche Doku- hält, was ebenfalls auf Bergbau in dieser Zeit ment, in dem sich ein deutscher König mit dem hinweist (GYSSER 1819, vgl. auch METZ 1959 b). Bergbau befasst (KIRCHHEIMER 1971, HÄGERMANN 1984). Das besondere an dieser Urkunde ist, In den Bachsedimenten der Möhlin in Boll- dass die „ fossiones argenti “, also die Silber- schweil wurden neben Verhüttungssc hlacken gruben, selbst bzw. ihre grobe Lage benannt auch Keramikscherben aus der Zeit um 1 100 werden: Kropbach, zwischen Staufen und Unter- gefunden; anhand der Ausdehnung der an- münstertal 11 gelegen, „Steinebronnen“ (im Ober- thropogen kontaminierten Auensedimente, der münstertal zwischen St. Trudpert und Spielweg), nachweisbaren Metallgehalte in diesen und das Sulzburger Tal, der „ Luxberc “, gut 2 km süd- des Umfangs der Bergbauspuren bei St. Ulrich lich von Sulzburg, und Badenweiler. und Sulzburg schätzte FOELLMER (1999) die ins- gesamt abgebaute Roherzmenge (spätlatène- Wahrscheinlich war das Interesse an diesen zeitlich bis mittelalterlich) in diesem Gebiet Silberbergwerken auch von anderer Seite groß, auf 270 000 t mit einem Metallgehalt von fast wie z. B. von Seiten der Zähringer, denn noch zwei 13 000 t Blei und 167 t Silber; gewonnen wer- weitere Urkunden sind bekannt, die dieses Recht den konnten daraus vermutlich rund 4 400 t Blei bestätigen: Lothar III. wiederholt im Jahre 1131 und 100 t Silber. die Schenkungsurkunde von Konrad II. von 1028 für das Bistum Basel, und Friedrich I. gewährt Die ältesten bisher nachgewiesenen Siedlungs- 1154 dem Basler Bischof das Recht, im gan- spuren in Freiburg gehen ebenfalls auf die Ver- zen Bistum Silberbergbau zu betreiben (HÄGER- hüttung von silberhaltigen Erzen zurück. Um das MANN 1984). Jahr 1100 waren im Bereich der heutigen Grün- wälderstraße Nr. 16–18 Silber und Kupfer er- Besonders ertragreich war der Silberbergbau schmolzen worden (SCHADEK & UNTERMANN 1996). zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert, der Auch bei den archäologischen Ausgrabungen in ab dieser Zeit vornehmlich durch Unternehmer- den Kulturschichten unterhalb des ehemaligen Gewerkschaften betrieben wurde. Die wichtigs- Freiburger Augustinerklosters (heute Augustiner- ten Silberbergbaureviere dieser Zeit waren die museum an der Salzstraße) wurden Reste ei- bei Neubulach, Prinzbach, Wittichen, Hausach nes aus dem 12. und 13. Jahrhundert stammen- und Haslach im Kinzigtal, Suggental und Glot- den quadratischen Gebäudes freigelegt, in des- tertal, Schauinsland und St. Ulrich, Münstertal sen Hof Metall verarbeitet wurde. Die Badische und . Am Schauinsland begann der ins- Zeitung vom 29. Mai 2004 titelte mit Bezug auf gesamt rund 800-jährige Erzbergbau im 13. Jahr- die frühe Stadtgeschichte Freiburgs: „ Reichtum hundert (Abb. 76). Zahlreiche Hüttenstandorte dank der Erze “. Im nahen Suggental ging im und umfangreiche Halden mit Keramik und Holz- 11. und 12. Jahrhundert ebenso wie im Glotter- kohleresten, die mittels 14 C-Datierung in die Zeit tal vermutlich umfangreicher Silberbergbau um zwischen 1200 und dem 14. Jahrhundert ein- (Kap. 5.9). gestuft werden können, belegen, dass in die-

11 vgl. Ausführungen in Kap. 4.3, Nr. 23.

92 4 Bergbau ser Zeit im Glottertal umfangreicher Silber- und Auf die großen Grabenanlagen zur Herleitung Bleibergbau umgegangen ist (HAASIS-BERNER von Wasser, um Wasserkünste und Pochwerke et al. 1999) (Abb. 194). Die Ausgrabungen bei zu betreiben, soll nachfolgend noch eingegan- St. Ulrich (Abb. 98) konnten nachweisen, dass gen werden. In dieser chronologischen Be- hier zwischen dem 13. und dem Beginn des trachtung ist bereits der Urgraben am Kandel 14. Jahrhunderts unmittelbar vor den Gruben zu erwähnen; sein Baubeginn ist durch den eine befestigte Burganlage von Bergbauunter- glücklichen Umstand belegt, dass wegen der nehmern, u. a. von der Familie des Ritters JO- Besitzverhältnisse an Grund und Boden am HANNES SNEWLIN aus Freiburg, errichtet wurde. 2. Mai 1284 eine Erlaubnisurkunde angefer- Von dieser Turmburg aus, die mit einer Schild- tigt wurde (HAASIS-BERNER 2001). Mit dem Bau und Ringmauer sowie einem Burggraben be- des Grabens muss sofort angefangen worden wehrt war (FRÖHLICH & STEUER 2000), konnten die sein, da schon im Jahr 1288 durch ein katastro- Gewerken die Gruben und Aufbereitungsanla- phales Unwetter die Gruben im Suggental zer- gen kontrollieren. stört wurden, womit der mittelalterliche Bergbau hier sein Ende fand (Kap. 5.9). Das Unglück, bei dem möglicherweise über 150 Bergleute ums Leben kamen (METZ 1961), ist zugleich das erste überlieferte Grubenunglück im Schwarzwald.

Diese oft viele Kilometer langen Grabensysteme zur Sammlung und Beileitung von Wasser bele- gen eine für das Mittelalter fortschrittliche Tech- nik und Organisation. Jene auch als Kunstgräben bekannten Kanäle werden im Schwarzwald als Wuhre bezeichnet. So wurden bei Todtnauberg, im Sulzbachtal, am Schauinsland und im Sug- gental im 13. und 14. Jahrhundert umfangreiche Wässergräben und Teiche für die Beaufschla- gung von Wasserrädern angelegt, mit denen Wasserhebeeinrichtungen zur Sümpfung der Erzgruben, vielleicht auch Pochwerke und Bla- sebälge der Hütten betrieben werden konn- ten (MÜLLER 1999, HAASIS-BERNER 1999 a, 2001). Hervorzuheben ist der o. g. 15 km lange Wuhr- oder Urgraben im Suggental.

Besonders ausgedehnte Wuhren wurden auch im Hotzenwald im Zusammenhang mit der Ver- hüttung von Eisenerz zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert errichtet (ALBIEZ 1979); das ▲ Abb. 76 Hochsaler Wuhr, das bei Laufenburg in den Rhein Niedriger Suchstollen am Schauinsland. mündet, ist mit seinen Seitenarmen 27 km lang. Kleinere Teich- und Grabenanlagen existierten Dieser mit dem beidhändig geführten Spitzhammer auf- im Ehrenstetter Grund bei und ver- gefahrene Stollen st ammt vermutlich aus dem 13. / 14. mutlich auch bei Sulzburg sowie am Schauins- Jahrhundert (vgl. Abb. 77). Grube Schauinsland, Quer- land. Große Wasserzuleitungssysteme waren schlag vom Gegentrum III-Stollen, Höhe ca. 0,9 m. im Schwarzwald also schon im 13. Jahrhundert

93 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald in Gebrauch, während sie z. B. im Harzer Berg- des 14. Jahrhunderts gewesen sein. Offensicht- bau erst ab dem 17. Jahrhundert angelegt wur- lich sehr ergiebige Silbergewinnung ist für das den; kleinere Wasserzuleitungen hat es dort Revier Prinzbach im Jahr 1262 dadurch belegt, jedoch auch schon früher gegeben. dass ein durch den Bergbau reich gewordener Prinzbacher Bürger dem Straßburger Bischof Bedeutend muss der Erzbergbau bei Prinzbach die beachtliche Silbermenge von 230 Mark (rund und Haslach im Kinzigtal im 13. und zu Beginn 54 kg) leihen konnte (ZIMMERMANN 1990).

▲ Abb. 77 Darstellung bergmännischer Arbeiten in den Gruben des Schauinslands, Originaldarstellung von ca. 1350.

An der Basis jeder der drei Fensterbahnen im sog. Schauinsland- oder Snewelin-Fenster im Freiburger Münster sind Bergleute bei Abbau oder Förderung dargestellt – symbolisch dafür, dass der Silbersegen des Schauinslands die groß- zügige Ausstattung dieses Kirchenbaus gestattete. Die Bergleute tragen Schutzhelme und arbeiten im Fackelschein; in goldgelben Farbtönen leuchtet das Erz (vgl. Abb. 78 und 207). Der Schriftzug lautet: „ DIS GULTEN DIE FRONER ZE DEM SCHOWINSLANT “ (Dies stifteten die Bergbautreibenden des Schauinslands). Weitere Erläuterungen s. Text.

94 4 Bergbau

ZIMMERMANN weist zum damaligen Wert dieser gehenden Mittelalter vollendet wurde. Ihr Bau Silbermenge daraufhin, dass die vermögende wurde ausschließlich von der Bürgerschaft finan- Stadt Frankfurt a. M. im Jahr 1241 mit 280 Mark ziert, die nach der Stadtgründung 1120 durch Silber den höchsten Jahressteuersatz im Reich Handel und später durch den aufblühenden Sil- zu zahlen hatte. Im Reichssteuerverzeichnis von berbergbau zu bemerkenswertem Wohlstand 1241 ist Haslach als staufischer Reichssteuer- gekommen war. Im Münster sind zwei Glasfens- und Verwaltungsmittelpunkt genannt, wobei die ter mit Bergbauszenen vorhanden. Bei diesen um 1320–1350 entstandenen Fenstern handelt es sich um die ältesten Bergbaudarstellungen des deutschsprachigen Raumes, zugleich sind es die eindrucksvollsten derartigen Darstellun- gen aus dem Mittelalter (BECKSMANN et al. 1996). Im Dieselmuot- und im Schauinsland-Fenster sind Bergleute bei Erzabbau und -förderung detailgenau abgebildet (Abb. 77 und 78). Man weiß deshalb genau, welche Arbeitskleidung die Bergleute damals getragen haben.

Im bedeutenden mittelalterlichen Revier von Todtnau treten silberhaltige Sulfiderze in Quarz- Fluoritgängen auf. Der Bergbau begann hier im 12. Jahrhundert und wurde ab dem 13. Jahr- hundert unter der Leitung des Klosters St. Bla- sien zu einer ersten Blüte geführt. Ab 1322 ▲ Abb. 78 wurde im Auftrag der Freiburger Grafen auf den Ausschnitt aus dem Dieselmuot- oder Tulenhaupt- sog. Gauchgängen (Abb. 56) bei Todtnauberg Fenster im Freiburger Münster. Bergbau betrieben, die bis in eine Tiefe von 200 m erschlossen wurden. Um 1356 sollen hier Bei dieser auf das Jahr 1340 datierten Darstellung ist bei einem großen Grubenunglück ca. 300 Berg- ein Hauer vor Ort dargestellt, der mit zwei Spitzhäm- leute ums Leben gekommen sein; unklar ist, ob mern das Gestein nach der Schlägel- und Eisentechnik es sich um eine Auswirkung des großen Erd- bearbeitet. Er trägt einen wahrscheinlich aus Hanf gefer- bebens von Basel handelte. Vo n 1360 bis 1516 tigten Schutzhelm. Der Grube Dieselmuot verdankte die wurde der Bergbau von einer aus Patriziern, wohlhabende Kaufmannsfamilie Tulenhaupt offensichtlich Bischöfen und Äbten bestehenden Gewerk- einen beachtlichen Teil ihres Reichtums. schaft „ zum Gauch “ betrieben. Ein Licht auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses Reviers im Mit- hohe Summe von 40 Mark (etwa 10 kg Fein- telalter wirft die 1511 aufgestellte und nachträg- silber), die Haslach zu entrichten hatte, bele gt, lich von Kaiser Maximilian gebilligte Gewerken- dass auch dieser Ort sehr vermögend war (HIL- ordnung für die Grube Gauch (SCHLAGETER 1989). DENBRAND 2003). Die erste Nennung eines Erzbergwerks im Das bekannteste und sicher auch eindrucks- Nordschwarzwald stammt aus dem Jahr 1322 vollste Zeugnis des von den Erzgängen am (SCHNÜRLEN 1921); sie betrifft eine Grube bei Schauinsland, im Münstertal und im Todtnauer Neubulach. Möglicherweise geht der Bergbau Revier herrührenden mittelalterlichen Bergse- bereits auf die staufische Zeit um 1100 zurück gens stellt das Freiburger Münster dar. Bei die- (SLOTTA 1983), jedoch fehlen wegen häufiger sem handelt es sich um die einzige gotische Stadtbrände und Kriegswirren entsprechende Großkirche in Deutschland, die noch im aus- Urkunden (Kap. 5.2).

95 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

(Grube Teufelsgrund, Kap. 5.11) ein Hauer einen Spitzhammer, E x k u r s wurden jedoch bereits im 10. Jahr- um den anderen ins Gestein zu hundert lange Stollen und tiefe treiben (Abb. 78) – eine der ty- Bergmännische Arbeit Schächte im harten Gneis ange- pischen Schlägel- und Eisenar- mit Schlägel und Eisen legt, was wahrscheinlich macht, beit verwandte Vorgehensweise. sowie mit der Keilhaue dass hier mit Schlägel und Ei- Abb. 80 zeigt, wie Agricola die sen und nicht nur mit der Keil- Nutzung dieser Werkzeuge beo- haue gearbeitet wurde. Daneben bachtet hat und welche charak- Besonders faszinierend sind in wurde der sog. Fimmel einge- teristischen Spuren in den mittel- historischen Bergwerken die mit setzt, ein eiserner Spitzkeil ohne alterlichen bis frühneuzeitlichen Bergeisen und Schlägel heraus- Stielloch. AGRICOLA (1556) stellte Bergwerken davon künden. gehauenen Stollen und Schächte, die verschiedenen Gerätschaften die oftmals mit bildhauerischer nebeneinander dar (Abb. 79). Präzision erstellt wurden (Abb. 74 bis 76, 170, 187). Man spricht Im Schauinsland-Fenster im Frei- von Schlägel- und Eisenarbeit. burger Münster wurde um das Hierbei wurde ein eiserner Schlä- Jahr 1340 ein sitzender Bergmann gel (Fäustel) und ein „ Bergeisen “ mit einem spitzen, beidhändig ge- oder „ Eisen “ verwendet. Das Ei- führten Gezäh bei der Arbeit dar- sen hatte dabei die Funktion ei- gestellt (Abb. 77). Im etwa gleich- nes mit einer Spitze versehenen alten Dieselmuot-Fenster nutzt Meißels, welcher nicht mit der anderen Hand geführt werden musste (Verletzungsgefahr), son- dern über einen Holzstiel im- mer in der optimalen Eingriffs- (A) richtung gehalten werden konnte. In der Mitte des Eisens befindet sich eine ausgeschmiedete Öff- nung, in welche Holzstiele un- terschiedlicher Länge eingesteckt werden konnten.

(B) Nach KÖRLIN & WEISGERBER (2004) soll die Schlägel- und Eisenarbeit erst im Spätmittelalter aufgekom- ▲ Abb. 80 men sein. Bis ins 14. Jahrhundert Schlägel- und Eisenarbeit. hinein sei nur die Keilhaue – ein dem heutigen Geologenhammer (A) Hauer bei der Schlägel- und ähnlicher Pickhammer – einge- Eisenarbeit, nach AGRICOLA 1556: setzt worden sein. Mit der Keil- 6. Buch. haue konnten aber nur grobe, tief (B) Sorgfältige Schlägel- und Ei- gerillte Stöße in weicheren Ge- ▲ Abb. 79 senarbeit in einer Haspelkammer steinen wie Kalkstein, Tonstein, Darstellung bergmännischer von 1530, Grube Caroline bei Sandstein, Kohle oder Steinsalz Gezähe (Werkzeuge) von Sexau, 6. Sohle. Lange Bildseite erzeugt werden. Im Münstertal GEORGIUS AGRICOLA (1556). entspricht ca. 1 m in der Natur.

96 4 Bergbau

Auf der Grube Caroline gelang schreibt, dass die auf den Neu- nen wurde die Keilhaue, bei fes- bei der Ausgrabung eines Ge- enbürger Eisenerzgängen ver- teren Sprengstoff verwendet. Vor senks, das anhand der den- wendeten Bergeisen im neuen der Erfindung von Sprengstoffen drochronologischen Bestimmung Zustand 20–23 cm lang waren (unter Tage erstmals angewandt der zu seinem Verbau genutz- und etwa 3 Pfund wogen. Das Anfang des 17. Jahrhunderts ten Hölzer in das Jahr 1530 da- Eisen konnte – durch ständiges im südelsässischen Giromagny) tiert werden konnte (vgl. Beitrag Nachschärfen durch den Berg- mussten die sehr harten und zä- von TEGEL, S. 24 ff.), der Fund schmied – so lange genutzt wer- hen Gesteine durch Feuersetzen einer Reihe verschiedener Ge- den, bis es etwa die Hälfte des „ gezwungen “ werden; an der ty- zähe (Abb. 81 A), darunter auch Ausgangsgewichts aufwies. Nach pischen gewölbeartigen Form der ganz typische Bergeisen, die be- BERNER wurde aber häufig ohne feuergesetzten Grubenbaue kann legen, dass hier im ausgehenden Stiel gearbeitet und das Eisen man sicher erkennen, wo diese Me- Mittelalter und in der frühen Neu- mit dem drei Pfund schweren thode eingesetzt wurde (Abb. 73). zeit die Schlägel- und Eisenarbeit Handfäustel, dem Schlägel, in üblich war. das Gestein getrieben. Dies ge- Die Keilhaue wurde ebenfalls im schah z. B. dann, wenn für den 19. Jahrhundert bei aufgelocker- Die meisten auf den alten Gru- Einsatz des Eisens mit Stiel tem Gestein verwendet, wie es ben gefundenen Gezähe dürften nicht genügend Platz vorhanden auf den Erzgängen in Oberflä- aus dem 18. und 19. Jahrhun- war. Bei Benutzung des 6 Pfund chennähe oft angetroffen werden dert stammen. Der detaillierte schweren Treibfäustels wurde der kann. Viele Gänge werden auch Bericht von BERNER (1851) be- Stiel jedoch immer in das Auge von sog. Lettenbestegen oder des Eisens gesteckt. Jeder Hauer Ruscheln begleitet (Abb. 22). Es wurde zur Schicht mit einem handelt sich hierbei um ganz zer- Treibfäustel, einem Handfäustel riebenes, oft stark toniges, gering und 4 bis 6 Bergeisen ausgerüs- standfestes Gestein, das zunächst tet, die an einem Riemen hingen; herausgeschlagen wird, um Raum das Gesamtgewicht seines Werk- zum leichteren Lösen des festeren zeugs, das er bei der Einfahrt mit- Ganggesteins zu schaffen. Auch (A) nahm, betrug also rund 10 kg. das durch Sprengen gelockerte Gestein wird mit der Keilhaue he- Die Schlägel- und Eisentechnik rausgebrochen. Mit Kratze und wurde bis in das 19. Jahrhundert Trog wurde das gelöste Material bei Gesteinen mittlerer Festigkeit endlich in Eimer, Karren oder För- eingesetzt; bei weicheren Gestei- derwagen verladen.

◄ Abb. 81 (B) Bei den Ausgrabungen auf historischen Bergwerken im Schwarz- wald aufgefundene bergmännische Werkzeuge (Länge der Berg- eisen 6–10 cm).

(A) Ensemble aus dem Sumpf des Haspelschachts auf der 6. Sohle der Grube Caroline bei Sexau (der Schacht wurde dendrochronologisch auf den Zeitraum 1528–1530 datiert): Bergeisen, Treibfäustel, Treibkeil, Kratze, Eisenbeschläge von Fördergefäßen, Nägel. (B) Werkzeuge (vermutlich 18. Jh.) aus der Grube Segen Gottes bei Schnellingen: Bergeisen, Handfäustel, schwerer Treibfäustel, Meißel. (C) (C) Bergeisen (undatiert) von der Grube Hausbaden bei Badenweiler.

97 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Bemerkenswert ist, dass die Blütezeit des bau in einem Gebiet, dessen Erzgänge wegen Schwarzwälder Erzbergbaus im Mittelalter liegt, ihrer komplizierten Strukturen und nur sporadi- während er in anderen mitteleuropäischen Re- schen Erzführungen sowieso einen aufwändigen vieren, wie Tirol, dem Harz, dem Rheinischen Bergbau erforderten. Der Dreißigjährige Krieg Schiefergebirge und dem Erzgebirge erst deut- 1618–1648 setzte schließlich auch den verblie- lich später seine beste Zeit erreichte, obwohl die benen Bergbauunternehmungen ein Ende. Lagerstätten in diesen Gebieten oft wesentlich reicher sind bzw. waren als in Südwestdeutsch- Zur Besserung der schwierigen Verhältnisse land. Sicher begünstigten die klimatischen Be- scheint es örtlich verschiedene organisatorische dingungen des Gebietes am Oberrhein in der Bemühungen der Mächtigen gegeben zu haben. Zeit vor 1400 nicht nur die Besiedlung, sondern Im Revier Schauinsland entstand z. B. auf Ver- auch das Wirtschaftsleben. anlassung des Freiburger Grafen EGENO IV. im Jahre 1372 das „ Dieselmuoter Weistum “ (METZ Im Schwarzwald ging in der Zeit um 1350 / 60 1966). Bei diesem droben uff der halden zuo die Erzgewinnung deutlich zurück; im späten dem Diesselmuot entstandenen ältesten berg- 14. und im 15. Jahrhundert gab es kaum mehr männischen Rechtsgutachten im süddeutschen Bergbauaktivitäten. Als möglichen Grund führt Raum (SCHNÜRER 1988: 122) handelt es sich SCHLAGETER (1989) für den Südschwarzwald zugleich um die älteste in deutscher Sprache das große Erdbeben von Basel im Jahr 1356 verfasste Aufzeichnung von Bergbaugepflogen- an, das auch den Einsturz von Grubenanlagen heiten. SCHNÜRER bringt die Entstehung des ausgelöst haben soll. Durch die völlige Zer- Weistums mit den wirtschaftlichen Schwierig- störung der Stadt infolge des Bebens und des keiten des Erzbergbaus am Schauinsland und anschließenden Stadtbrandes war mit Sicher- den dadurch ausgelösten Streitigkeiten unter heit zunächst weniger Interesse und Kapital für den Fronern in Zusammenhang. den Bergbau vorhanden. Irgendwann im Zeitraum zwischen 1500 und Gravierender dürften jedoch die Auswirkun- 1565 wurden auch Vermessungsfachleute, sog. gen der Pest gewesen sein. Im Zeitraum 1348– Schiner, aus Tirol geholt, um die alten Gruben 1352 wütete die erste Pestepidemie am Ober- um Todtnauberg zu vermessen (STÖRK 1997). rhein, der möglicherweise rund ein Drittel der Dies belegt ebenso wie die großen Anstren- Bevölkerung zum Opfer fiel (OHLER 2001). Auch gungen zur Wasserlösung, dass man bemüht entlegene Bergreviere blieben von derartigen war, durch verbesserte Planung und Infrastruk- Epidemien nicht verschont; bei der Seuche um tur den Bergbau in den alten Revieren wieder 1519 /1520 starben z. B. im Revier Todtnauberg rentabel zu machen. Die Bemühungen hatten zahlreiche Bergleute. Hinzu kam ab der Wende jedoch keinen dauerhaften Erfolg, denn nach vom 14. zum 15. Jahrhundert der Rückgang der 1600 gab es auch in diesem im Mittelalter so Jahrestemperaturen, was während der Phase bedeutenden Revier bei Todtnau keinen Berg- der „ Kleinen Eiszeit “ (vgl. Kap. 4.1) zu Missernten bau mehr (METZ et al. 1957). und Hungersnöten führte. Gesellschaftliche Un- ruhen, wie sie z. B. durch den Bauernkrieg 1525 Zur Organisation des Bergbaus ist anzumer- dokumentiert werden, spielten ebenfalls eine ken, dass er zunächst von den Bergleuten große Rolle, evtl. auch der langsam aufkom- selbst auf eigene Rechnung betrieben wurde. mende Fernhandel. Die voranschreitende Aus- Die Erlaubnis dazu musste von den Territorial- beutung der oberflächennahen Metallanreiche- herren erteilt werden (HILSCH 2004). Diese rungen, die damit verbundene Notwendigkeit beriefen sich auf das sog. Bergregal 12, das sie eines immer kostenspieligeren Tiefbaus, Holz- vom König erhalten hatten oder aus eigenem mangel, weitere Epidemien und kriegerische Machtanspruch für sich reklamierten. Das Ge- Auseinandersetzungen erschwerten den Berg- winnungsrecht konnte vom Territorialherren an

98 4 Bergbau interessierte Unternehmer weitergegeben wer- Nachdem der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) den. Die oben genannte Urkunde über den die wenigen zu Beginn des 17. Jahrhunderts Bau des Urgrabens am Kandel von 1284 zeigt, noch verbliebenen Bergbauaktivitäten gänz- dass für einzelne Unternehmungen mit beson- lich zunichte gemacht hatte, lag der Schwarz- ders hohem Kapitalbedarf bereits im 13. Jahr- wälder Bergbau rund ein halbes Jahrhundert hundert die später übliche Organisationsform der still. Bemühungen zur Wiederaufnahme gab bergrechtlichen Gewerkschaft genutzt wurde. Die es erst verstärkt mit Beginn des 18. Jahrhun- Regelungen für den Bergwerksbetrieb waren in derts. Wie so oft kamen die ersten Impulse weiten Bereichen des alten Europas sehr ähn- von außen. So veranlasste Fürst ANTON EGON lich, weil die wandernden Bergleute ihre rechtli- V. FÜRSTENBERG-HEILIGENBERG, der seit 1697 als chen Auffassungen („Berggewohnheiten “) aus Statthalter AUGUSTS DES STARKEN fungierte und den vorherigen in die neuen Bergbaugebiete deshalb auch den Sächsischen Bergbau ken- mitbrachten. Aufgrund besonderer Erfordernisse nen gelernt hatte, die Fürstenberger in Donau- in den jeweiligen Bergbaurevieren und bestimm- eschingen, sächsische Bergbausachverständi- ter Zielvorstellungen der Landesherren wurden ge mit der Bewertung der Kinzigtäler Berg- diese Berggewohnheiten gelegentlich als sog. werke und Erzgänge zu beauftragen (BLIEDTNER Bergordnungen schriftlich festgehalten, wobei & MARTIN 1986). Ab 1700 wurde dann auf den regelungsbedürftige Besonderheiten ergänzt kupfererzreichen Quarzgängen bei Rippoldsau wurden. und ab 1703 bei Wittichen auf den kobalt- und silbererzführenden Schwerspatgängen erneut Im frühen 16. Jahrhundert erschienen die ers- Bergbau betrieben. Besonders durch die Er- ten Bücher über den Bergbau. Für den Süd- folge im Revier Wittichen wurde die Suche deutschen Raum ist besonders die „Cosmogra- nach Erzlagerstätten im Kinzigtal angeregt. Im fie“ oder „ Cosmographia “ des SEBASTIAN MÜNS- Jahr 1725 standen 26 Bergwerke bei Witti- TER von Bedeutung. Er begann mit seinen Arbei- chen, Schapbach und Haslach in Betrieb. Die ten an diesem Werk im Jahr 1528. 1544 lag die geringe Ergiebigkeit der bereits im Mittelal- erste Auflage vor, die aber erst wenige Aussa- ter abgebauten Gänge und die hohen Kosten gen zum Bergbau enthielt. 1530 war das Buch für Aufwältigungsmaßnahmen und Wasserhal- „ Bermannus “ von GEORG AGRICOLA erschie- tung führten zur Schließung vieler Gruben. nen, das ebenfalls in Basel gedruckt wurde. 1731 wurde nur noch auf vier Gruben gefördert Mit AGRICOLA hatte MÜNSTER regen Briefverkehr (SLOTTA 1983). Ab 1766 / 1767 kam es jedoch (WILSDORF 1954). In der Auflage der „ Cosmo- wegen der reichen Silbererzfunde auf der Gru- graph ia “ von 1550 nahm er auch den Bericht be Wenzel im Frohnbachtal bei Oberwolfach des Landrichters JOHANN HUBINSACK (auch HAU- (Kap. 5.7) und der günstigen Entwicklung auf BENSACK) über den Bergbau im Lebertal auf der Grube Friedrich Christian zu einem erneu- (Kap. 2). Die darin abgedruckten Holzschnitte ten Aufschwung, der etwa bis zur Jahrhundert- (Abb. 6 und 7) stammten vom Holzschneider wende reichen sollte. Zwischen 1775 und 1777 RUDOLF MANUEL DEUTSCH, der auch die berühm- waren 32 Gruben in Betrieb. Rund 100 Jahre ten Darstellungen in AGRICOLAs „ Zwölf Büchern lang, also bis 1825 / 1830, erlebte das Kinzigtal über den Bergba u “ anfertigte, die 1556 erst- zahlreiche, obgleich selten beständige Berg- mals erschienen. bauaktivitäten.

12 Das Bergregal war das uneingeschränkte Verfügungsrecht des Landesherren über eine bestimmte Auswahl von Mine- ralen. Schriftlich festgelegt wurde der Begriff des Bergregals erstmals in der Ronkalischen Konstitution (1158), in der Kaiser Friedrich I. Barbarossa sein Verfügungsrecht auf Silber und Salz verkündet hat (zunächst nur in Italien gültig). In der Goldenen Bulle (1356) wird das Bergregal auf die Kurfürsten erweitert und im Westfälischen Frieden (1648) auch allen anderen Fürsten zuteil.

99 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Während aus dem Mittelalter keinerlei Vermes- WASSER 1994), am Schauinsland ab 1730. Im sungen von Schwarzwälder Grubenbauen über- Südschwarzwald wurden die alten Grubenbe- liefert sind, liegen uns aus dem 18. Jahrhundert triebe ab ca. 1720 / 25 wieder aufgenommen einige aufschlussreiche Risse vor. Besonders (SCHLAGETER 1989). aus dem Kinzigtäler Bergbau haben sich meh- rere handkolorierte Karten und markscheideri- SLOTTA (1983: 1185 f.) stellte für den barockzeit- sche Vermessungen erhalten (Abb. 82 und 83). lichen Bergbau fest, dass dieser „i m Mittle- ren Schwarzwald nur ganz selten Gewinne Im Revier Freiamt-Sexau begannen die ersten erbracht hat, dass er vielmehr im Ganzen ge- Versuche zur Wiederinbetriebnahme der mittel- sehen eher Zubuße gefordert hat “. Als Ursa- alterlichen Anlagen um 1729 (WERNER & KALT- che gibt er zahlreiche organisatorische Fehler in der Verwaltung und technische Mängel bei Abbau, Aufbereitung und Verhüttung an, aber auch schlechte Planung und fehlende Ver- messung, wodurch Stollenbauten oftmals un- nötig aufwändig und teuer wurden.Bereits der nächste Bergbautreibende auf derselben Gru- be begann erneut ohne Informationen über die Erfahrungen der Vorgänger und musste kost- spielige Fehler in Kauf nehmen – hierfür liefert die Bergbaugeschichte der Grube Segen Got- tes bei Haslach-Schnellingen im 18. Jahrhun- dert anschauliche Beispiele (Kap. 5.6). Bei den für die Betriebsführung zuständigen Schicht- meistern handelte es sich meist um Händler, Handwerker oder Schreiber, also um Fach- ▲ Abb. 82 fremde, die über keinerlei Bergbauerfahrung Ausschnitt aus einem historischen Grubenplan. verfügten (KEMPF 1923). Besonders gravierend war, dass es selten zu einer soliden Kapitalbil- Darstellung der Grube Sophia im Böckelsbach bei Wit- dung kam und dass keine gemeinschaftlich be- tichen aus dem Jahr 1745 (Fürstlich Fürstenbergisches triebenen Aufbereitungs- und Hüttenanlagen Archiv, Donaueschingen).

◄ Abb. 83 Beispiel eines markscheiderischen Seigerrisses aus dem 18. Jahrhundert.

Der Seigeriss von 1726 stellt Stollen und Schächte der Gru- be Segen Gottes bei Schnel- lingen dar (Fürstlich Fürsten- bergisches Archiv, Kasten I, Fach V, Oz 30 / 30 c).

100 4 Bergbau mit einer erfahrenen Betriebsführung vorhan- den waren. Nicht selten waren von vornherein In 20 Paragraphen wurde von der Fürstlichen betrügerische Absichten im Spiel. Die Landes- Rentkammer zu für den Betrieb der Carolinengrube bei Sexau Folgendes geregelt: herren – selbst unerfahren im Bergbau – waren in der Regel an schnellem Reichtum in- § 1 teressiert und gaben Vorschüsse für Unter- Oberaufsicht durch das Fürstenhaus nehmungen, die in Wahrheit wenig aussichts- § 2 Befugnis der Gewerkschaft, die Erze zu gewinnen reich waren. Oft verschwanden die Empfänger und aufzubereiten der Gelder „ bei Nacht und Nebel “, wie Bei- § 3 spiele aus Sulzburg oder dem Kinzigtal zeigen. Verbot der Schädigung des Eigentums Dritter Zur besseren Regelung des Bergbaus wurden durch den Bergbau bzw. Verpflichtung zur Ersatzleistung in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts zunehmend § 4 herrschaftliche Verordnungen erlassen. Ein Berufung des Schichtmeisters und Erteilung des schönes Beispiel für eine solche Ordnung ist Siegels mit badischem Balkenwappen von der Grube Caroline bei Sexau (Kap. 5.8) in § 5 den Akten des Generallandesarchivs Karlsruhe Vierteljährliche Berichtspflicht an das zuständige Fürstliche Oberamt erhalten, die im Namen von „ Carl Friedrich, von §§ 6, 7 Gottes Gnaden Markgraf zu Baden und Hoch- Disziplinarische und strafrechtliche Aufsicht des berg, Landgraf zu Sausenberg, Graf zu Spon- Schichtmeisters und des Oberamts heim und Eberstein, Herr zu Röteln, Baden- § 8 weiler, Lahr, Mahlberg und Kehl “ im Jahr 1780 Freier Zu- und Wegzug von fremden Bergleuten § 9 durch die Fürstliche Rentkammer in Karlsru- Zollabgaben he erlassen wurde (s. Kasten). Wie das neben- §0 1 stehende Beispiel zeigt, war die Führung eines Erlaubnis zur Errichtung von Kunstgezeugen, Bergwerks stark reglementiert und die hohen, Pochen, Erzwäschen und Wasserteichen nach vielfältigen Abgaben gestalteten den Betrieb ei- Erwerb der nötigen Grundstücke und Entschädigung eines Wasserrechtsinhabers ner Grube oft recht schwierig. § § 11, 12 Anlage einer Bergschmiede und zugleich Verbot, Zur Größe der Bergbaubetriebe im 18. Jahr- andere als für das Bergwerk benötigte Waren zu hundert liegen uns nur wenige genaue An- erzeugen, Betrieb einer Bergwirtschaft ausschließ- lich für die Bergleute gaben vor. Zumeist handelte es sich um zwei §3 1 bis drei Bergleute, die von etwa derselben An- Abgabepflicht des Ertrages von zwei Freikuxen an das zahl von Förderknechten und Zimmerleuten un- Amalienstift und den Feldeseigentümer terstützt wurde. Die Gruben im zuvor genannten § 41 Revier Freiamt-Sexau wurden in ihrer besten Zeit Verpflichtung zur Leistung des Zehnten in Geld oder in durch Verhüttun g erzeugtem Metall von 10 bis 40 Personen starken Belegschaften § 51 betrieben. Für das Jahr 1783 ist bekannt, dass Verbot des Erwerbs von Holz aus den Wäldern auf der Grube Caroline bei Sexau ein Steiger der Markgrafschaft und fünf Hauer angelegt waren, die nach Be- §§ 16, 17, 18 darf von Scheidejungen für die Erzvoraufberei- Buchführung und Buchprüfung, Verbot des Verkaufs oder der Verpfändung der Grube oder der Schulden- tung unterstützt wurden (WERNER & KALTWASSER aufnahme ohne Erlaubnis des Oberamts 1994). Auf der Grube Segen Gottes bei Schnel- § 19 lingen (Kap. 5.6) waren Ende des 18. Jahrhun- Verlust der Bergbauerlaubnis bei nicht ordnungs- derts 11 Bergleute beschäftigt, deren Namen gemäßem Betrieb oder bei Unterbrechung des Betriebs über mehr als ein Jahr im Steinacher Kirchenbuch vermerkt sind (HIL- § 02 DENBRAND 2003). Auf der silbererzreichen Gru- Verpflichtung zur Neubeantragung des Bergbaulehens be Wenzel (Kap. 5.7), aus deren Erz im Zeit- im Falle, dass im Fürstenhaus der Erbfall eintritt. raum 1766–1818 rund 4 000 kg Silber produziert

101 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

wurden, waren im Jahr 1777 ein Steiger, ein erzbergbau (ALBIEZ 1982, SCHULTE-FISCHEDICK Schmied, 15 Hauer, fünf Hunde- bzw. Karren- 1998). Daneben wurde das Eisenerz des Braun- läufer und Haspelknechte sowie ein Scheid- juras in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahr- bub, also zusammen 23 Beschäftigte, angelegt hunderts am Schönberg bei Freiburg und bei (VOGELGESANG 1865). Auf den Kupfererzberg- Lipburg abgebaut. werken bei Neubulach arbeiteten Anfang des 18. Jahrhunderts nach einer Lohnliste neben Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die dem Steiger 11 Hauer, fünf Huntläufer, vier Fackel- meisten Erzbergwerke wieder stillgelegt – nur knechte und ein Anschläger, zusammen also in wenigen Revieren gingen die Arbeiten wei- 22 Bergleute (MEIER 1984). Hingegen waren im ter, so z. B. im Kinzigtal, auf dem Schauinsland Mittelalter und im 16. Jahrhundert in den großen und im Münstertal auf der Grube Teufelsgrund Revieren oft mehrere hundert Bergleute be- (Kap. 5.10 und 5.11). Von großer Bedeutung schäftigt (vgl. Kap. 5.6 und 5.9). Auch im Hau- war die Zink- und Bleierzlagerstätte Schauins- serbachtal bei Hausach im Kinzigtal sollen im land bei Freiburg, auf der bis 1954 umfangrei- 16. Jahrhundert rund 300 Bergleute gearbeitet cher Be rgbau umging. Das letzte Erzbergwerk haben, und für das Revier Sulzburg wird berich- im Kinzigtal war die Grube Friedrich-Christian tet, dass hier noch kurz vor dem Dreißigjährigen bei Wildschapbach, auf der ebenfalls bis 1954 – Krieg 400–500 Arbeiter im Bergbau beschäftigt wenn auch mit zahlreichen längeren Unterbre- waren (GYSSER 1819). chungen – Bergbau stattfand. Hier wurde vor- nehmlich Bleiglanz abgebaut. Weitgehend unabhängig von den Silber- und Bleigruben ist die Entwicklung der Eisenerz- Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden mehre- bergwerke zu sehen, die auf Erzgängen im re Berichte über den Erzbergbau im Schwarz- Kristallin des Schwarzwalds oder in den Sedi- wald, die heute noch wertvolle Datenquellen mentgesteinen der Vorbergzone betrieben wur- darstellen. Im Jahr 1781 legte z. B. der Freiherr den. Die Geschichte des Bergbaus im Revier von VERNIER einen Bericht über das Bergwe- Freiamt-Sexau zeigt aber beispielhaft, dass der sen in Vorderösterreich vor, und schon 1786 Abbau von oberflächennahen Eisenerzen auch folgte die „ Haubtrelation über alle in den k. k. zur Freilegung von Silber-Blei-Mineralisationen oesterreichischen Vorlanden befindliche, theils führen konnte (WERNER & KALTWASSER 1994). wirklich in Bau stehende 2ten theils aufgelas- Wie eingangs erwähnt, hat der Eisenerzberg- sene Gruben und Bergwercke “ des Ritter von bau im Schwarzwald schon keltische Wurzeln; CARATO. 1865 verfasste der Fürstlich Fürsten- seine Blüte hatte er aber im 18. Jahrhundert, wo bergische Berginspektor W. M. VOGELGESANG sei- vor allem bei Neuenbürg (Kap. 4.1), Hohberg ne „ Geognostisch-bergmännische Beschreibung bei Zell a. H. und im Simonswald bei Kollnau im des Kinzigthaler Bergbaues “. Als er den Be- Elztal Abbau umging. Auf den Eisen-Mangan- richt über die 31 wichtigsten „ Kinzigthaler ed- er zgängen bei Eisenbach erfolgte zwischen len Bergwerke von 1700–1857 “ niederschrieb, dem 16. und 19. Jahrhundert Eisenerzbergbau. lagen die Gruben „unter der Ungunst der Zeit- Von größerer Bedeutung waren die Bohnerzvor- verhältnisse darnieder“, jedoch hoffte man kommen in Gebieten mit ausgedehnten Kalk- durch die Auswertung und Publikation der steinschichten des Deckgebirges und vor allem Berichte aus dem Fürstlichen Archiv und durch die oolithischen Eisenerze im Mitteljura (auch „ praktische Winke zum künftigen Betrieb der als „ Braunjura “ bezeichnet wegen des hohen Bergwerke „ wieder Bergbauinteressenten zu Eisengehalts der Schichten), deren Gewinnung gewinnen. am westlichen Schwarzwaldrand bei Ringsheim (Grube Kahlenberg) wahrscheinlich schon zu Ganz typisch für das 18. und 19. Jahrhundert ist keltischer und römischer Zeit aufgenommen wur- die romantische Betrachtungsweise der Natur de. Im Jahr 1969 endete hier der moderne Eisen- und der Berufe, die unmittelbar mit der Nutzung

102 4 Bergbau ihrer Schätze zu tun haben. Ein prominentes Begeistert durch die Berichte des Vaters und Beispiel liefert der Dichter GEORG PHILIPP FRIED- die prachtvollen Erzstufen, die dieser bei seinen RICH VON HARDENBERG (1772–1801), genannt Erzählungen vorzeigte, beschloss Benedikt, NOVALIS 13, mit seiner 1799–1800 geschriebenen auch Bergmann zu werden, als die englische Erzählung „ Heinrich von Ofterdingen “. Hier Bergbaufirma „ Kinzigthal Mining Association “ lässt er einen Bergmann erzählen (Auszug): 1847 den Betrieb wieder aufnahm. Im Alter von 16 Jahren fing er zunächst als Kübelfüller „ Der ist der Herr der Erde, und Haspelzieher an. Er wurde Lehrhauer und Wer ihre Tiefen mißt, schließlich Vollhauer, was ihn mit großem Stolz Und jeglicher Beschwerde erfüllte. Die anschauliche Erzählung Benedikts In ihrem Schoß vergißt. “ kommentiert HANSJAKOB so:

„ Wer ihrer Felsenglieder „ Tag und Nacht unter der Erde arbeiten und Geheimen Bau versteht, das für ein Glück halten, ist eine Kunstleistung Und unverdrossen nieder ersten Rangs, die noch vermehrt wird durch Zu ihrer Werkstatt geht. “ die Tatsache, dass die Knappen und ihre Lehr- buben, wenn sie nachts einfuhren zu zehn- „ Er ist mit ihr verbündet, stündiger Arbeit, jeder nur ein Stück schwar- Und inniglich vertraut, zes Brot mit in die Grube nahm. “ Und wird von ihr entzündet, Als wär sie seine Braut. “ Nach der Schicht mussten die Felder bestellt oder im Wald Holz gemacht werden, da der Bergmanns- „ Er sieht ihr alle Tage lohn nicht ausgereicht hätte, um eine Familie zu Mit neuer Liebe zu ernähren. Wenn Benedikt tagsüber keine Feldar- Und scheut nicht Fleiß und Plage, beit zu verrichten hatte, zerschlug er große Steine Sie läßt ihm keine Ruh. “ zu Straßenschotter, womit er sich etwas Geld hin- zuverdienen konnte – die einzige regelmäßige Volksschriftsteller wie der 1837 in Haslach im Einnahme. Im Jahr 1878 pachtete er die Grube Kinzigtal geborene Pfarrer und Politiker HEIN- Herrensegen von den Fürstenbergern und nahm RICH HANSJAKOB nahmen sich des Themas an sie mit Unterstützung seiner drei Buben wieder und gaben Zeugnis davon, wie hart der Erz- auf, die nun in dem Alter waren, in dem er unter bergbau in dieser Zeit war. In seiner Erzäh- Tage angefangen hatte. Die Grube war 30 Jahre lung „ Erzbauern “ lieferte HANSJAKOB 1899 eine „ kalt gelegen “, und der 900 m lange Hauptstol- authentische Schilderung eines Bergmannsle- len war so verbrochen, dass die vier Bergleu- bens im Schwarzwald im ausgehenden 19. Jahr- te drei Jahre benötigten, bis sie das alte Ort hundert, in der er über den „ Benedikt auf dem erreicht hatten. Nun mussten Suchstollen und Bühl “ berichtete (Abb. 84). Im Jahr 1897 machte Überhauen angelegt werden, um fündig zu wer- er die für ihn so beeindruckende Bekannt- den, doch der Erfolg ließ lange auf sich warten. schaft mit dem 1831 geborenen Waldbauern und Bergmann, der sein Haus am Hirschbach, „ O, manche Nacht hab´ ich, in der Grube arbei- einem Zufluss des Wildschapbachs, nahe der tend, unzählige Vaterunser gebetet, Gott möge Gruben Friedrich-Christian und Herrensegen mir und meinen Kindern helfen. Seit Jahren hatte (heute ist hier noch der Straßburger Stol- Tag und Nacht arbeiten, Schulden machen, sie- len zugänglich). Sein Vater hatte bis 1823 als ben Kinder ernähren müssen und kein Erz fin- Hauer in der Grube Herrensegen gearbeitet. den, das war himmelschreiend ! “

13 NOVALIS studierte von 1797 bis 1799 an der berühmten Bergakademie in Freiberg /Sachsen Bergbau und Geologie und lernte hierbei die reichen Erzgruben des Freiberger Reviers kennen.

103 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Kurz vor Weihnachten 1881 wurde endlich ein Auf zahlreichen Gängen, die durch den alten blei- und silberreiches Erzmittel angetroffen, Erzbergbau bereits bekannt waren, begann ab aus dem in den ersten drei Monaten 50 Zentner Mitte des 19. Jahrhunderts der Schwerspat- Erz gewonnen werden konnten. Da aber keiner- bergbau, weil man den reinweißen Baryt für lei Infrastruktur zur Aufbereitung der Erze vor- die Herstellung lichtechter Farben (Lithopone) handen war, musste erstmal eine Scheidehütte benötigte. Im 20. Jahrhundert wuchs das Inte- mit Poch- und Waschwerk errichtet werden, um resse auch an dem in der Regel auf gleicher die Erze verkaufsfähig zu machen. Außerdem Lagerstätte vorkommenden Flussspat, aus dem galt es, eine Schmelzhütte zu finden, die das man z. B. Hüttenspat (als Flussmittel für den Erz abkaufte. Die schwierige Beschaffenheit Hochofenprozess, daher der Name!), Kryolith der Vererzung, vor allem das rasche Auskeilen (zur Aluminiumherstellung) und Säurespat pro- der Erzlinsen auf dem Friedrich-Christian-Gang duzierte (Kap. 3.3). Der Spatbergbau wurde (Abb. 33) und die geringe Standfestigkeit des vielerorts dadurch behindert, dass die Lager- Gebirges überforderte jedoch den kleinen Pri- stätten durch alte auf Metallerze verliehene vatbetrieb, weshalb er 1896 eingestellt werden Berechtsame für neue Interessenten nicht oder musste. nur schwer erreichbar waren. Durch das Ergän- zungsgesetz zum Bergrecht vom 2. Juli 1924 konnten alte Rechte aufgehoben werden, wenn die Besitzer den Bergbau nicht binnen drei Jah- ren wieder aufnahmen. So wurde auch auf der früheren Erzgrube im Teufelsgrund (Untermüns- tertal) durch den Verzicht der Erben auf die al- ten Bergrechte nach 1926 Spatbergbau möglich (SCHLAGETER 1989).

Zu den größten Ganglagerstätten Europas ge- hört der bis 30 m mächtige Flussspatgang der Grube Käfersteige bei Pforzheim, der mindes- tens bis ca. 500 m unter Tage bauwürdige Gang- mächtigkeiten und Gehalte aufweist (Kap. 3.3.1, Abb. 57). Der Abbau von Fluorit und Baryt be- gann hier im Jahr 1935. Der in den letzten Jahr- zehnten auf die Herstellung von Säurespat aus- gerichtete Abbau wurde 1997 eingestellt, vor allem weil die Flussspat-Billigimporte aus China für einen nachhaltigen Preisverfall sorgten (vgl. aber Kap. 6: Ausblick).

◄ Abb. 84 Darstellung bergmännischer Arbeit im 19. Jahrhundert.

Illustration mit erläuterndem Text in der Erzählung „ Erzbauern “ von HANSJAKOB (1899).

104 4 Bergbau

Im Mittleren Schwarzwald ging im 19. und Grube Clara bei Oberwolfach, die seit 1850 20. Jahrhundert auf mehreren alten Gruben, zur Schwerspat- und ab 1978 auch zur Fluss- in denen zuvor Erze gesucht worden waren, spatgewinnung betrieben wird, aber auf alten Spatbergbau um. Die bedeutendste ist die Bergbau mindestens aus dem 17. Jahrhundert

◄ Abb. 85 Moderner Bergbau im Südschwarzwald.

Flu ssspatbergbau im Gebiet Branden- berg-Fahl, Grube Brandenberg, Erz- rollen im Flussspat- gang (Foto 1956).

▲ Abb. 86

Flussspatbergbau ► Abb. 87 im Gebiet Branden- Bergleute der berg-Fahl. Gewerkschaft Finstergrund Grube Brandenberg. unter Tage Bergleute am (um 1955). Rollenaustrag (Foto 1956).

◄ Abb. 88 Bergleute der Gewerkschaft Finstergrund vor den Tagesanlagen in Wieden (um 1955).

105 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald zurückgeht (Kap. 3.3.2). In der Grube Friedrich- von St. Blasien, Anton und Tannenboden, Wer- Christian-Herrensegen bei Wildschapbach er- ner IV und Finstergrund bei Wieden (1924–1974) folgte bis 1953 Erzbergbau (Silber, Kupfer, Blei), sowie Teufelsgrund im Münstertal (1942–1958). danach wurde die Erzsuche eingestellt und man Die beiden letztgenannten Gruben sind heute begann mit dem Abbau von Flussspat. Finan- wieder teilweise für den Besucher zugänglich zielle Schwierigkeiten führten jedoch bereits (Kap. 5.11 und 5.12). Außerdem wurde bei Ai- 1955 zur endgültigen Schließung der Grube tern, Grafenhausen bei Neustadt, Igelschlatt und (BLIEDTNER & MARTIN 1886). Die Flussspatgrube Brenden (beide Krs. Waldshut-T iengen) sowie He sselbach bei Ödsbach ENE von wur- in Brandenberg (Krs. Lörrach) Spatbergbau be- de in den 1950er und 60er Jahren betrieben. trieben. Die Abb. 85 und 86 aus dem Jahr 1956 zeigen Bergleute der Brandenberger Flussspat- Umfangreicher Fluss- und Schwerspatbergbau gr ube bei der Arbeit. Beflügelt wurde der Spat- ging außerdem im Südschwarzwald um (Abb. 85 bergbau im Schwarzwald auch durch den Ko- bis 88), insbesondere auf den Gruben Gottes- reakrieg, der ab Sommer 1950 einen weltweiten ehre (Bergbau 1955–1989) bei Urberg südlich Flussspatboom auslöste (ZIEHR 1985).

Chronologische Übersicht zur Bergbaugeschichte

■ Jungsteinzeit, ca. 5 000 v. Chr.: Hämatitbergbau 9. Jahrhundert, ausgehend von zur römischen Zeit im Südschwarzwald bei Sulzburg (Rötel aus Quarz- angelegten Gruben. gängen im Kristallin des Schwarzwalds); 14 C-Da- ■ 1028: Kaiser Konrad II. überträgt seine Bergbau- tierungen erbrachten, dass dieser Bergbau rund rechte an den Basler Bischof; erste urkundliche Er- 7 000 Jahre alt ist (Zeit der linearbandkeramischen wähnung von Bergwerken bei Badenweiler, Sulz- Kultur). burg und im Münstertal. ■ 4000 v. Chr.: Silexbergbau bei Kleinkems (Kiesel- ■ um 1100: Erzschmelze in Freiburg, ab ca. 1120 knollen aus Jurakalksteinen). Freiburger Münze. ■ Keltische Zeit, 2.–1. Jahrhundert v. Chr.: Silb er- ■ 1100 bis etwa 1360: Mittelalterliches Klima- erzbergbau am Schwarzwaldrand (z. B. bei Ehren- optimum. stetten, am Rande des Südschwarzwalds); latène- ■ 1131 und 1154: Urkunden von Lothar III. und zeitliche Eisenerzverhüttung im Gebiet südlich von Friedrich I. erneuern das Recht, dass der Basler Neuenbürg (vgl. Kap. 4.1). Bischof Silberbergbau im und im ganzen ■ Römische Zeit, 1.–3. Jahrhundert n. Chr.: Erz- Bistum betreiben darf. bergbau (Blei, Silber) bei Sulzburg und Baden- ■ ca. 1200: Intensiver Silber- und Bleibergbau im weiler, Eisenverhüttung am Mauracher Berg bei Glottertal und im Suggental, 1284: Baubeginn am Denzlingen nördlich von Freiburg i. Br., Bleierz- insgesamt ca. 15 km langen Wasserzuleitungs- bergbau bei Seebach (?), Eisenerzbergbau bei system („ Urgraben “) vom Kandel bis in das Sug- Neuenbürg im Nordschwarzwald, Blei-Silberge- gental, zugleich erste Nennung von Bergbauge- winnung bei Wiesloch im Kraichgau. werken (reiche Freiburger Kaufleute); erste Nen- ■ Karolingerzeit, 8.–10. Jahrhundert: Bergbau im nung einer Wasserkunst in Europa. Kraichgau und Elsass sowie Untermünstertal und ■ 1288: Großes Grubenunglück im Suggental. Umgebung; um 953 Silberbergbau in der Grube ■ 1320–1350: Bergbaufenster im Freiburger Müns- Teufelsgrund (Münstertal) mittels Schlägel und ter: älteste Darstellung bergbaulicher Szenen im Eisen sowie Feuersetzen, Anfänge einer rasch deutschsprachigen Raum. aufkeimenden Bergbausiedlung bei Sulzburg im ■ 1348–1352: Erste Pestepidemie am Oberrhein.

106 4 Bergbau

Dem Uranerzbergbau war nur eine kurze Periode wiesen, wobei die meisten in den alten Berg- beschieden. Die Uranprospektion im Schwarz- baurevieren lagen. Jedoch kam es nur in der wald war im Zeitraum 1911 bis 1922 begonnen Grube Krunkelbach bei Menzenschwand am worden. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde Fuße des Feldbergs im Zeitraum 1961–1990 die Suche erneut aufgenommen, wobei zu- zum Abbau von Uranerz, das hier in E–W strei- nächst die alten Bergbauhalden im Kinzigtal chenden Hämatit-B arytgängen in wirtschaft- und bei Wittichen untersucht wurden. 1960 er- licher Menge und Konzentration auftritt. Nach teilte das Wirtschaftsministerium Baden-Würt- Konkurs der Betreiberfirma wurden im Auftrag temberg die erste Konzession zur Aufsuchung des Landes Baden-Württemberg im Jahr 1991 von Uranerzen im Schwarzwald (KIRCHHEIMER Sanierungsarbeiten durchgeführt und durch 1982). Die Prospektionsarbeiten im Schwarz- Fremdfirmen Erzreste von ca. 5 000 t abgebaut. wald, die mehrere internationale Firmen in ver- Danach wurd e die Grube geflutet. Die insge- schiedenen Konzessionen betrieben, dauerten samt geförderte Uranerzmenge beläuft sich auf bis Anfang der 80er Jahre. Zahlreiche uranhal- 100 000 t, woraus 720 t Urankonzentrate gewon- tige Mineralisationen wurden hierbei nachge- nen werden konnten (LBA 1991).

■ 1372: Erste deutschsprachige Berggesetzge- ■ 1850: Beginn des Bergbaus auf Schwerspat in der bungen: Dieselmuoter Bergweistum am Schauins- Grube Clara bei Oberwolfach (ab 1978 auf Fluss- land, erlassen am 30. Juni 1372 durch den Frei- spat). burger Grafen EGENO IV.; Bergordnung des öster- ■ 1935: Beginn des Abbaus von Fluorit und Baryt reichischen Landrichters JOHANN V. ÜSENBERG für auf der Grube Käfersteige bei Pforzheim auf dem das Münstertal. größten Flussspatgang Mitteleuropas. ■ ab ca. 1403: Freiburg wird Mitglied im Rappen- ■ 1954: Schließung der Grube Schauinsland, des münzbund (1344–1584). letzten Metallerzbergwerks im Schwarzwald. ■ 1448: Erste (erhaltene) Verleihung für den Nord- ■ 1961–1990: Uranerzbergbau auf der Grube Krun- schwarzwald, erlassen vom Badischen Markgraf kelbach bei Menzenschwand. CHRISTOPH für den Bergbau auf der Grube Königs- ■ 1970: Eröffnung der ersten beiden Besucherberg- wart bei , nördlich von . werke im Schwarzwald: Schaubergwerk Teufels- ■ zwischen 1500 und 1565: Genaue Vermessung grund der Gemeinde Untermünstertal und Hella- des Bergbaugebiets bei Todtnauberg und Archi- Glück-Stollen bei Neubulach. vierung der wichtigsten Ergebnisse auf dem „ Kreuz- ■ 1996: Schließung der Flussspatgrube Käfersteige felsen “, einem markscheiderischen Dokument aus bei Pforzheim trotz großer Lagerstättenvorräte. einer gesellschaftlich unruhigen Zeit. ■ 1999: Wiederaufnahme der Silbererzgewinnung ■ 1525: Bauernkriege, kurz danach (ab ca. 1528) als Beiprodukt des Schwerspatabbaus auf der aber örtlich wieder intensive Bergbaubemühungen Grube Clara bei Oberwolfach. (z. B. im Revier Freiamt-Sexau und im Lebertal). ■ 2003: Das 13. Besucherbergwerk im Schwarzwald, ■ 1550: Erste gedruckte Darstellung des Bergbaus die Grube Segen Gottes bei Schnellingen, wird am Oberrhein (SEBASTIAN MÜNSTER). für Besucher geöffnet (Probebetrieb). ■ 1598: Erste Bergordnung für das gesamte Her- ■ 2004: Der Bergbau auf der Grube Clara erreicht zogtum Württemberg. eine Tiefe von 700 m. Die Wiederaufnahme der Pro- ■ 1618–1648: Dreißigjähriger Krieg, dramatischer spektion auf Fluss- und Schwerspat im Schwarz- Niedergang des Bergbaus. wald und des Flussspatbergbaus auf der Grube ■ 1700–1800: Barockzeitlicher Erzbergbau, oft cha- Käfersteige bei Pforzheim werden angesichts der ra kterisiert durch kurzzeitigen Nachlesebergbau. gestiegenen Weltmarktpreise erwogen.

107 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

(A) (B)

▲ Abb. 89 Bergkirche in Neubulach.

(A ) Außenansicht der St. Jodokuskirche. (B) Chorraum, Grabstein des GALLUS GRICKLER (GRÜCKLER) von 1570.

Heute ist von den ehemals vielen hundert Erz- 4.3 Bergbauzeugnisse über Tage und Spatbergwerken nurmehr die Grube Clara bei Oberwolfach (Sachtleben Bergbau GmbH) Neben den in Kap. 5 beschriebenen, montan- in Betrieb, die mehrere mächtige Fluss- und historisch bedeutsamen Aufschlüssen in den Schwerspatgänge abbaut. Die Gänge reichen heutigen Besucherbergwerken gibt es in ihrer mindestens bis 1 000 m unter Gelände. Der mo- Umgebung auch eine Reihe bemerkenswerter derne Bergbau hat die 700 m-Sohle zwischen- bergbaugeschichtlicher Zeugnisse über Tage. zeitlich erreicht (Abb. 64). Aufgrund der seit Es muss darauf hingewiesen werden, dass es 2003 stärkeren Nachfrage ist der Weltmarktpreis sich auch bei den zahlreichen Halden, Pingen für Fluorit wieder deutlich gestiegen. Einer der und Tagebauen im Schwarzwald um Objekte früheren Hauptlieferanten, die VR China, kauft handelt, die unter Denkmalschutz stehen. Über seit dem Jahr 2003 verstärkt Fluorit und andere einige sehr aufschlussreiche montanhistorische Rohstoffe ein. Es wird daher bereits in Erwä- Zeugnisse, die zugleich gut zugänglich sind, gung gezogen, im Schwarzwald erneut mit der wird nachfolgend kurz berichtet. Die Beschrei- Prospektion auf Flussspatgänge zu beginnen bung erfolgt ebenso wie im Kap. 5 in Nord– oder verlassene Bergwerke wieder zu öffnen. Süd-Reihenfolge.

108 4 Bergbau

(1) Pforzheim: Große, in Sandstein ausgeführte (4) Freudenstadt: Stadtkirche, frühere Berg- Portale der Würmtal-Rampe und des Würmtal- kirche (1601–1614), zweischiffige Hallenkirche Stollens der 1996 aufgelassenen Grube Käfer- am Marktplatz der ehemaligen württembergi- steige bei Pforzheim, Würmtal, direkt an der schen Bergbaustadt. Landesstraße L 572 (Abb. 58). Christophstal, westlich von Freudenstadt: In der (2) Neuenbürg: Grabungsareal im Gewann im 16. und 17. Jahrhundert entstandenen Berg- Schnaizteich (nahe „ Frischglück-Pfad “, der zum bau- und Hüttensiedlung befanden sich um 1624 gleichnamigen Besucherbergwerk führt, vgl. An- ein Messingwerk mit Kupferhammer, eine Mes- hang, Teil 2) mit großen Pingen des keltischen singbrennhütte, zwei Messinghämmer, eine Gal- und frühmittelalterlichen Eisenerzbergbaus. meimühle, eine Schmelzhütte mit Probierhaus, ein Eisenwerk mit Hammer sowie verschiedene (3) Neubulach: Altstadt mit Bergkirche (St. Jo- Wohn- und Verwaltungsgebäude. In einem ge- dokuskirche) mit gut erhaltenen Grabsteinen der nauen Lageplan von 1778 sind die sog. oberen Pfarrer aus der Familie GRÜCKLER aus den Jah- und unteren Werke in Christophstal dargestellt. ren 1570, 1615, 1654 und 1683 (Abb. 89, vgl. Die Geschichte des ehrwürdigen Industrieortes LORENZ & SCHMAUDER 2003), Silbertor und ehe- maliger Bergvogtei aus dem 15. Jahrhundert. In der Bergvogtei ist heute das Mineralienmuseum untergebracht (vgl. Anhang, Teil 2).

▲ Abb. 90 Das „ Bärenschlössle “ in Christophstal.

1627 errichtetes ehemaliges Wohnhaus des General- faktors der Messinghütte PETER STEIN.

► Abb. 91 Das „ Bergmännle “ im Bärenschlössle.

Kopie der einst in der Stadtkirche befindlichen Berg- mannsfigur.

109 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald ist in den letzten Jahren eingehend dokumen- tiert worden (HECKMANNS 1999, SCHNURR 1999, STRÖBELE 1999). Weitgehend im Originalzustand befindet sich das 1627 errichtete, als „ Bären- schlössle “ bekannte repräsentative ehemalige Wohnhaus des Generalfaktors der Messinghüt- te PETER STEIN. Das heute als Restaurant ge- nutzte Gebäude ist an seinen Treppengiebeln gut zu erkennen (Abb. 90) und beherbergt in- nen ein Glasfenster mit Bergbaudarstellungen sowie die Holzfigur „ das Bergmännle “ (Abb. 91) (vgl. HERTEL 1981). Im großen Steinbruch westlich (A) von Freudenstadt, am der Stadt zugewandten Osthang des Finkenbergs, und von hier in NW- Richtung: zahlreiche Stollen, Pingen und Hal- den, die vom Bergbau auf dem Dorotheagang und den ablaufenden Gangtrümern künden.

Friedrichstal, nördlich von Freudenstadt, Gemein- de Baiersbronn: Lehrpfad im „ Tal der Hämmer “, historische Gebäude des von 1761 bis 1990 be- deutenden Standorts der Eisenwarenfabrikation, Museum mit verschiedenen Hämmern zur Eisen- verarbeitung (vgl. Anhang, Teil 2). Das hier ge- legene ehemalige Hüttenwerk der SHW dient (B) heute der Herstellung von Kleingeräten. Im Mu- seum am Königshammer-Weiher sind funktions- ▲ Abb. 92 tüchtige Rekonstruktionen verschiedener Eisen- Bergbauhalden, Bergbaugebiet bei Wittichen. hämmer ausgestellt. Der bei METZ (1977, S. 259) dargestellte Schwanzhammer des alten Sensen- (A) Überwachsene Halde am Davidstollen. werks befindet sich heute im Waffenmuseum in (B) Durch Mineraliensammler freigelegte Halde an der Oberndorf a. N. Grube Sophia (Fotos 2004).

(5) Wildschapbach: Stollenmundloch des Straßburger Stollens der historischen Grube baulehrpfad bei der Schmiedestollenhalde, vgl. Friedrich-Christian im Hirschbachtal, direkt an Anhang, Teil 2). Hier wurden Uranglimmer im der Talstraße gelegen, daneben ehemaliges granitischen Haldenmaterial gefunden, was zur Zechenhaus der Grube (heute Bauernhaus, Untersuchung der alten Gruben im Rahmen der Hirschbach Nr. 6) und Reste der Tagesanlagen Uranprospektionskampagnen geführt hat (zu- der Grube Herrensegen. letzt Ende der 1970er Jahre).

(6) Wittichen: Westlich des ehemaligen Klos- (7) Oberwolfach: Alter Tagebau der Grube ters, vor allem im Bereich der Täler des Böckels- Clara am Schwarzenbruch zwischen Rankach- bachs und des Schmiededobels, sind noch Reste tal und Hirschbachtal; hier wurde ein mächtiger, des einst sehr bedeutenden Silber-Kobaltberg- steilstehender Schwerspatgang im Gneis abge- baus erhalten; einzelne Stollenmundlöcher und baut (Abb. 31). Der Tagebau ist zwischenzeitlich oftmals ausgedehnte Bergbauhalden sind noch zu weitgehend verfüllt, jedoch sind randlich noch erkennen (Abb. 92, Tafelerläuterungen am Berg- Schwerspatgänge aufgeschlossen.

110 4 Bergbau

▲ Abb. 93 ▲ Abb. 94 St. Anna, Schutzheilige der Bergleute. St. Barbara, Schutzheilige der Bergleute.

Altarfigur in der ehemaligen Bergkirche von Hausach- Figur am Gebäude des 1806 aufgegebenen Bergamts in Dorf im Kinzigtal. Haslach im Kinzigtal.

(8) Hausach: Hausacher Dorfkirche im Orts- mit Wasserkraft angetriebenen Erzpoche, von teil Dorf (Hauserbach), davor ein von den Dorfer Verhüttungsanlagen und einem Zechenhaus Erzbrüdern 1973 aufgestellter Bergmannsbrun- (Abb. 110). Im Hauserbachtal wurde ein ca. nen. Die im 11. Jahrhundert errichtete Dorfkir- 10 km langer bergbauhistorischer Wander- und che wurde im 16. Jahrhundert wegen der zahl- Lehrpfad angelegt, der an wiederhergestellten reichen Bergleute im Hauserbachtal (Grube Stollenmundlöchern den Gruben St. Bernhard „ Unsere liebe Frau “) erheblich erweitert; der im Hauserbach (15. bis 18. Jahrhundert) und rechte Seitenaltar ist der Hl. Anna als Schutz- Elisabeth am Kreuzberg (Ende des 18. Jahrhun- patronin der Bergleute geweiht (Abb. 93); an derts) vorbeiführt (Anhang, Teil 2). der Nordwand Büste der Hl. Barbara. (9) Haslach im Kinzigtal: Bergbaubrunnen im Hauserbachtal, am südlichen Ortsrand von Hau- Ortsteil Schnellingen, Ecke Schnellinger Stra- sach-Dorf: Das im August 2004 eingeweihte ße / Schloßbergstraße mit der Darstellung fast Bergbaufreilichtmuseum der Dorfer Erzbrüder lebensgroßer Bergleute unter Tage (Abb. 109), mit originalgetreuen Rekonstruktionen einer im Jahr 1997 bei der 500-Jahrfeier der Gemeinde

111 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

vier sind beschrieben bei WERNER & FRANZKE ( 1994) sowie WERNER & KALTWASSER (1994).

(12) Kandelgebiet und Suggental: Ur- bzw. Wuhrgraben, ein 15 km langer Wassergraben, der zur Versorgung der Wasserhebeeinrich- tungen und Aufbereitungsanlagen im Suggen- tal gegen Ende des 13. Jahrhunderts errichtet wurde (METZ 1961, HAASIS-BERNER 1999 a, 2001), Reste des Zuleitungssystems sind zwischen ▲ Abb. 95 Platte und dem oberen Suggental zu finden (vgl. Ortswappen von Prinzbach – Hinweis auf die Berg- Kap. 5.9). Bei diesem Urgraben handelt es sich bauvergangenheit. um eines der bedeutendsten Denkmäler des Me- tallerzbergbaus in Deutschland (SLOTTA 1983).

Schnellingen eingeweiht. Am ehemaligen Berg- Sandsteinstele am alten Friedhof im Suggental amt in Haslach besonders schöne Statue der (Abb. 96), möglicherweise im späten 18. Jahr- St. Barbara (Abb. 94). hundert errichtet zur Vermessung der zu dieser Zeit noch vorderösterreichischen Gruben durch (10) Prinzbach: Pfarrkirche St. Mauritius, im Zuge des Bergbaus zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert als „ Bergkirche “ erheblich erwei- tert (WESTERMANN 2002); Reste der Stadtmauer der im 13. Jahrhundert entstandenen Bergbau- stadt Prinzbach (erste Erwähnung 1257) finden sich auf der Südseite des Tales, oberhalb der Bergwerksstraße. Im Rathaus, über dessen Ein- gang das Gemeindewappen mit den drei Berg- eisen angebracht ist (Abb. 95), befindet sich eine kleine Ausstellung zur Geschichte der mit- telalterlichen Bergbaustadt Prinzbach (Informa- tionen über Herrn WESTERMANN, Verkehrsamt Stadt Biberach i. K., Tel. 0 78 35 / 83 09).

(11) Sexau: Westlich des Eberbachtals mit der Grube Caroline (Kap. 5.8): Reste der Silber- und Bleischmelze für das Revier Freiamt-Sexau, öst- lich unterhalb der weitläufigen Hochburgruine ge- legen, bei der Gebäudegruppe ehemaliges Ver- waltungsgebäude mit großer Freitreppe (SLOTTA 1983). Bergbauspuren und interessante geolo- gisch-lagerstättenkundliche Aufschlüsse im Re-

► Abb. 96 Vermutlicher Markscheiderstein auf dem alten Friedhof im Suggental (Foto 2003).

112 4 Bergbau

Ritter V. CARATO (HAASIS-BERNER 2003). Auf dem Weg zum Friedhof passiert man die Halden- und Stollenmundlöcher des heute als Grube Erich bezeichneten Bergwerks (Kap. 5.9).

(13) Denzlingen: Schachtpingen im Einbollen- wald bei Vörstetten (alemannischer und späterer Eisenerzbergbau).

(14) Freiburg: Im Freiburger Münster, mit des- sen Bau um 1200 begonnen wurde, sind drei prächtige Glasfenster erhalten, die von Schwarz- wälder Bergbautreibenden gestiftet wurden. In zweien dieser etwa um 1320–1350 entstande- ▲ Abb. 97 nen Fenster sind Bergleute bei der Arbeit dar- Schlussstein des 1567 errichteten Tores der Freibur- gestellt (Abb. 77 und 78); es handelt sich um ger Münze in der Freiburger Altstadt (Münzgasse). die ältesten Bergbaudarstellungen im deutsch- sprachigen Raum (BECKSMANN et al. 1996, STEUER & ZETTLER 1996). Das Dieselmuot-Fenster, nach seinen Stiftern auch Tulenhaupt-Fenster ge- Hauptförderstollens der von 1937–1942 betriebe- nannt, befindet sich im südlichen Seitenschiff nen Eisenerzgrube Schönberg (DENNERT 1988). (3. Joch, über dem Lammportal) und zeigt zwei Ganz im Stil der 1930er-Jahre sind Bergleute detailgenau dargestellte Bergbauszenen. Auf bei der Bohrarbeit dargestellt. diesem Fenster erfolgte die erste Erwähnung der am Schauinsland gelegenen Grube „ Diesel- (16) Ebringen: Auf der Süd- und Westseite des muot “. Das Schauinsland-Fenster, nach der Stif- Schönbergs finden sich noch zahlreiche Zeugen terfamilie auch Snewlin-Fenster genannt, stellt dieses Eisenerzbergbaus (Stollenmundlöcher, das einzige Farbfenster im Hochschiff dar Tagebaue, Halden, Schurfgräben, großes Erzsilo (1. Joch); es ist ebenfalls nach Süden gerichtet, im Wald oberhalb von Ebringen, Fundamente die Bergbaudarstellungen sind allerdings nur der Erzseilbahn), der in den Eisenoolithen des von der Michaelsempore gegenüber bzw. vom Braunjuras umging. Das karbonatische Eisenerz auf der Nordseite des Hochschiffs gelegenen wurde im Ruhrgebiet als Zuschlagstoff bei der Umgang einzusehen. Schließlich ist noch das Verhüttung von vorwiegend silikatischen Eisen- nach Norden gerichtete, aus dem Jahr 1515 erzen aus dem Lahn-Dill-Gebiet und aus Skan- stammende Farbfenster in der St. Anna-Kapelle dinavien benötigt. zu nennen, das an seinem Spruchband erkennen lässt, dass es von den Betreibern der St. Anna- (17) Ehrenkirchen: Radstube und Reste eines Grube bei Todtnauberg gestiftet wurde. Staudamms im Ehrenstetter Grund. Rund 4 km südöstlich vom Ortsausgang Ehrenstetten be- In der Nähe des Freiburger Münsters liegt findet sich auf der südlichen Talseite des Ehren- die Münzgasse; erhalten ist hier der Schluss- stetter Grunds, bei 425 m NN, eine nach oben stein des Tores zur Freiburger Münze von 1567 offene 5–6 m tiefe Radstube über einem ver- (Abb. 97). füllten Schacht, die im Volksmund als „ Esels- brunnen “ bezeichnet wird. Diese etwa 40 m2 (15) Freiburg: Im Ortsteil St. Georgen befindet große, kammerartig in den Fels gehauene Rad- sich unscheinbar hinter Wohngebäuden verbor- stube weist an der Südostecke ein niedriges gen das denkmalgeschütze Mundloch des sog. Stollenmundloch auf, über dem Reste eines Eisenbahnstollens, des Wasserlösungs- und vermutlich älteren rundlichen Schachtes zu er-

113 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

kennen sind. GOLDENBERG (1990) geht von ei- nem Durchmesser des zur Wasserhebung ver- wendeten Kunstrads von 8–9 m aus.

Etwa 180 m oberhalb der Radstube, nahe der Linglegrundhütte, befinden sich Reste eines Staudammes, der heute von zwei Wegen und dem Bach durchschnitten wird. Dieser dürfte vor Aufschotterung des Talgrundes mindestens 6 bis 7 m hoch gewesen sein. Staudamm und Radstube waren durch einen schmalen Hang- (A) kanal miteinander verbunden. Unmittelbar süd- lich der Radstube, bei ca. 485 m NN oberhalb im Wald, befinden sich die offenen Tagschächte der „ Linglelöcher “. Anhand der Keramikfunde und aufgrund der Analogie zum nur 2 km nord- östlich gelegenen Grubenfeld an der Birchiburg bei St. Ulrich wird die Anlage in das 13. Jahr- hundert eingestuft (GOLDENBERG 1990, STEUER 1993).

(18) Schauinsland bei Freiburg: Gegentrum- Stollen (Besucherbergwerk, Kap. 5.10) am Schau- insland mit Halden, Stollenmundlöchern, land- schaftlich reizvoll gelegenem Bergbaulehrpfad (B) (1999 eingeweihter, 5 km langer Erzkasten-Rund- weg), ehemaliges Bergmannshaus „ Fallerhäusle “ am Mundloch des Gegentrum IV-Stollens. ▲ Abb. 98 Bergbauburg „ Birchiburg “ aus dem (19) Freiburg-Kappel: Im Ort Bergmanns- 13. und 14. Jahrhundert, Bollschweil-St. Ulrich. brunnen von 1908, Mundloch des Tiefen Stollens beim Hercherhof, im oberen Kapplertal Mund- (A) Nordmauer mit vorgelagerten Anbauten (Foto 2002). löcher von Kappler- und Leopoldstollen, unter- (B) Freigelegte Nordwestecke der Ringmauer (Foto 2000). halb des Kapplerstollens auf der östlichen Tal- seite Bergmannsheim (errichtet um ca. 1900), südöstlich oberhalb des Kapplerstollens große Grube Schauinsland angelegt wurde (ausführ- Bergbauhalden aus der Zeit zwischen dem 13., liche technische Beschreibung bei SLOTTA 1983). 14. und 19. Jahrhundert, ferner die Molshof- Der 680 m lange Stollen wurde 1972 vom Bun- Siedlung im Großen Tal südlich von Kappel, an- desverwaltungsamt zum bombensicheren Film- gelegt in den 1930er Jahren für die Bergleute archiv der Bundesrepublik Deutschland ausge- im Schauinsland-Bergwerk. baut. Es handelt sich hierbei um den „ Zentralen Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland “, (20) Oberried: Um 1912 fertiggestelltes, noch der unter Sonderschutz nach den Regeln der in Betrieb befindliches Wasserkraftwerk mit ei- Haager Konvention steht. Auf den Polyester-Fil- nem 21 m hohen, aus großen Granitquadern er- men sind Ablichtungen wichtiger historischer und richteten Druckturm, daneben das Mundloch des zeitgenössischer Dokumente enthalten. Derzeit Barbarastollens (Oberrieder Tiefstollen), der zur lagern hier rund 1 300 Behälter, die Filme mit ei- Wasserzuleitung für das Kraftwerk Oberried der ner Gesamtlänge von rund 16 Mio. m enthalten.

114 4 Bergbau

(21) St. Ulrich: Das ca. 20 x 40 m große Aus- (22) Staufen, Untermünstertal: Etzenbach und grabungsareal an der „ Birchiburg “ im Tal der Möh- Etzenbacher Poche, SE von Staufen, Südhang lin, kurz vor der Ortschaft St. Ulrich, mit Stollen des Baderskopfs im Unteren Münstertal, am aus dem 13. und 14. Jahrhundert (Abb. 67 und Fußweg vom Weiler Poche nach Etzenbach: 98) (FRÖHLICH & STEUER 2000, 2003) und zahl- kleine offene Stollen direkt am Wanderweg so- reichen großen Tagebauen, Pingen und Hal- wie Pingen und Schächte ca. 100 m oberhalb den. Klosterkirche in St. Ulrich mit Statue der von Poche. Hier wurden im Mittelalter oder früher Hl. Barbara im Altarraum, gestiftet im Jahr 1762 NW–SE und NNE–SSW verlaufende Mineral- von den Schauinslander Bergleuten; im Hof vor gänge mit silberführenden Fahlerzen und Blei- dem ehemaligen Benediktinerpriorat interes- glanz abgebaut bzw. bergmännisch untersucht, santer, reich verzierter brunnenbeckenartiger, die denen von Kropbach und St. Ulrich ähnlich sog. St. Ulricher „ Taufstein “ aus dem 12. Jahr- sind. Im Hangschutt findet man reichlich weißen, hundert (?); der etwa 6,5 t schwere Sandstein- z. T. auch rötlichen, grobblättrigen Schwerspat block war möglicherweise der Mahlstein einer und hämatitführenden Hornstein; Nebengestei- Erzaufbereitungsanlage (MAUS 2000). ne sind Paragneise mit Quarzporphyrgängen.

▲ Abb. 99 Tiefe grabenartige Tagebaue auf einem Erzgang, auch als „ Verhaue “ bezeichnet.

Kropbach am Eingang des Münstertals. Erläuterungen s. Text (Fotos 2003).

115 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

(23) Untermünstertal: Tiefe Tagebaue („ Ver- von ausgehen, dass andere Gangabschnitte reicher an haue “) bei Kropbach am Eingang des Münster- silberführendem Bleiglanz waren. tals (Abb. 99), südlich oberhalb der Kropbach- höfe am Nordhang der Galgenhalde. Die ca. Durch nachgebrochene Kluftkörper dürften die Tagebaue 130 m lange Reihe mit vier tiefen Tagebauen seit ihrer Auflassung einige Meter hoch aufgefüllt und da- setzt rund 100 m südlich des aufgelassenen Por- bei erweitert worden sein; dies erklärt, warum Schlägel- phyrsteinbruchs an der L 123 an. Die 10 bis 45 m und Eisenspuren (wie im Schindlergrund) im Mulden- langen und heute noch bis 12 m tiefen, senk- tal kaum mehr zu finden sind. Interessant ist, dass die rechten Tagebaue folgen einer Zone mit schma- Bergbautreibenden dort, wo nur taubes Gestein ansteht len, NNW–SSE streichenden Quarz-Barytgän- (der Mineralgang also auskeilt), zwischen den einzelnen gen im Paragneis. Es handelt sich um besonders Tagebauen Bergfesten mit senkrechten Wänden stehen beeindruckende Zeugnisse des Altbergbaus im ließen, ohne diese mit Stollen zu schwächen. Dies machte Schwarzwald. SLOTTA (1983: 1305) schreibt über sicherlich den Bergbau, insbesondere die Förderung auf- sie: „ Monumentalität und riesige Ausmaße die- wändiger, bot aber die nötige Standsicherheit. Das Ge- ser Verhaue sind wahrscheinlich im Bereich der biet der Galgenhalde bei Kropbach weist eng benachbart Bundesrepublik beispiellos . “ neben dem o. g. Typ von erzführenden Quarzgängen eine Reihe von etwa N–S bis NNE–SSW, also parallel zum Leider sind die südlichen Tagebaue seit 1999 Oberrheingraben verlaufenden zink- und bleierzreichen durch Sturmholz weitgehend unzugänglich. Über Quarz-S chwerspatgängen auf, die SCHÜRENBERG (1957) das Alter des Bergbaus ist wenig bekannt. Die ein- als Typ Kropbach bezeichnete. Im auflässigen Porphyr- zigen montanarchäologisch verwertbaren Fun- steinbruch steht ein 15–40 cm mächtiger brekziöser Zink- de im Haldenmaterial sind Keramikscherben aus blendegang an (Gangfläche 22 / 85° E). Der Gang soll un- dem 13. und 14. Jahrhundert (GOLDENBERG 1990). ter Tage bis 1 m mächtig und auf einer Länge von 450 m Die Art der Bergbauspuren und der Typus der verfolgt worden sein. abgebauten Erzmineralisation zeigen auffällige Verwandtschaft mit den Verhältnissen im Berg- (24) Muldental: Tiefe grabenartige Tagebaue baugebiet am Birkenberg bei St. Ulrich, das („ Verhaue “) am Osthang des Schindlergrundes ebenfalls in das 13. und 14. Jahrhundert datiert nahe der Grube Teufelsgrund; sie erstrecken wird (FRÖHLICH & STEUER 2000). Um 1486 werden sich in NNE–SSW-Richtung (0–20°) auf über Zinseinkünfte aus dem Bergwerksort Kropbach 400 m Länge, sind zumeist 7–9 m, selten auch erwähnt, sonst ist aus den Archivalien wenig über bis 20 m breit und heute noch 10–14 m tief. die dortigen Gruben bekannt. Sehr viel später, nämlich zwischen 1730 und ca. 1790, wurden hier Entlang der gangparallelen Klüftung sind die Gneise Tiefstollen vorgetrieben und weitere Schächte nachgebrochen, so dass kaum mehr ursprüngliche Bear- geteuft (SCHLAGETER 1989). beitungsspuren zu erkennen sind. An einer Stelle wurde einem schmalen Gang (noch erhalten: 2–5 cm breites, SCHÜRENBERG (1957) schreibt über den Gang, den er „ Gal- schwach vererztes Quarztrümchen, Streichen / Fallen: genhalde II “ nennt, dass er 300 m lang und bis 0,5 m 2 / 60–80° W) mit Feuersetzen nachgegangen. Im Tage- mächtig gewesen sei. Die Gangstücke im Haldenmaterial bau ist gut zu erkennen, dass die Gneisfoliation senkrecht (weißer Quarz und grobspätiger, jüngerer Baryt) zeigen zum Mineralgang orientiert ist (90 / 58° N). An diagonal Gangmächtigkeiten von 10–15 cm an. Im Haldenmaterial zum Gang verlaufenden Kluftzonen bricht das Nebenge- ist in der Quarzgrundmasse feinkörniges Erz zu finden, stein in den Abbau nach – ein Prozess, der besonders im das Anhaltspunkte über die Art der abgebauten Vererzung Frühjahr rasch vor sich geht. Es ist auch hier davon aus- liefert. Es handelt sich um ein Mischerz, das aus etwa zugehen, dass der ursprüngliche Tagebau deutlich tiefer 60 % Pyrit und Markasit, 26 % Arsenkies, 6 % Bleiglanz war als die heutigen Reste erkennen lassen. und 4 % Zinkblende besteht (LGRB-Analyse). Der Silber- gehalt dieses auf Halde geworfenen Erzes lag unter Südlich des Muldenbachs und ca. 1 km vor der 0,01 %; man kann angesichts der Größe der Abbaue da- Grube Teufelsgrund: Reste des 1835 errichte-

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▲ Abb. 100 ▲ Abb. 101 Ehemaliges Pochwalzwerk der Grube Teufelsgrund, Ehemaliges Verwaltungsgebäude der Gewerkschaft errichtet 1835 (Foto 2003). Finstergrund am südlichen Ortsausgang von Wieden- Säge (Foto 2003).

ten, ab 1852 von der deutsch-englischen Gruben- AG Minifossi 1997). Bei Todtnauberg stand der gesellschaft betriebenen Walzpochwerks der tiefe Radschacht („Radschert“) der Grube Gauch, Grube Teufelsgrund (Abb. 100). Auf einem Stich dessen Position heute noch durch eine deutliche von 1839 ist es bereits dargestellt (METZ 1980: Geländeeinsenkung und eine große Schacht- Abb. 136). Davon sind heute noch das quer zum halde am Nordostende der Ortschaft im Gewann Bach orientierte, zweigeschossige Bürogebäude Büreten zu erkennen ist. Direkt an der Serpen- und das Pochwerk erhalten (Beschreibung bei tinenstraße bei Aftersteg liegen die Stollen der SLOTTA 1983: 1305 f.); das einst dazwischen ge- Grube Gauch; der Erbstollen ist heute zur Brun- legene Walzwerk wurde durch ein Wohnhaus nenstube ausgebaut. ersetzt. (27) Sulzburg: Landesbergbaumuseum, dane- (25) Wieden, Ortsmitte: Bergmannsbrunnen, ben Stadtbrunnen mit dem Bergbausiegelwap- gestiftet vom langjährigen Betriebsdirektor der pen von 1283 (dem ältesten deutschen Stadt- Grube Finstergrund CARL WÖLFEL. wappen mit einer Bergbaudarstellung), Kloster- kirche St. Cyriakus aus dem 10. Jahrhundert (LIST Wiedenbachtal – zwischen Wieden und Utzen- 1965); ein Balken im Turm der Kirche konnte feld: Verwaltungsgebäude der Gewerkschaft auf das Jahr 996 datiert werden. Die Gründung Finstergrund vor dem Mundloch des Anton-Stol- des Klosters und der Burg auf dem Schloss- lens (Abb. 101) am südlichen Ortsausgang von berg geht wahrscheinlich auf den ertragreichen Wieden-Säge, Wasserkraftwerk dieser Gewerk- Bergbau des 9. bis 12. Jahrhunderts zurück schaft, etwa 3 km talabwärts (noch in Betrieb). (DENNERT 1993).

(26) Todtnauberg: Markscheider- bzw. Schiner- (28) Sulzbachtal: Zahlreiche tiefe, grabenarti- stein, „ Kreuzfelsen “ oder „ Schatzstein “ genannt, ge Tagebaue liegen auf dem ca. 1,3 km langen bei den Todtnauer Wasserfällen (Abb. 102, aus- Gangausbiss des NNE–SSW gerichteten Him- führliche Beschreibungen bei STÖRK 1997 und melsehreganges beiderseits des Sulzbachtales

117 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

◄ ▼ Abb. 102 Der Markscheiderstein „ Kreuzfelsen “ bei Todtnauberg.

(A) Gesamtansicht des Felsblockes, östlich der Todtnauer Wasserfälle (Maßstab: 1 m).

(B) Östlicher Teil des Blockes mit den Meißelmarken um das Symbol für den Großen Radschacht (15. und 16. Jahr- hundert) bei Todtnauberg. Die Meißelmarken symbolisie- ren den Verlauf der Gauchgänge und die Lage von Stol- lenmundlöchern (Beschreibung bei STÖRK 1997 und AG Minifossi 1997).

(A) (B)

(z. B. GOLDENBERG 1990, MAUS 1993 b). Hier bau- (29) Badenweiler: Große Halden und Abbaue ten die Gruben Riester (nördlich des Tales) und des uralten Bergbaus auf Blei, besonders an Himmelsehre (südlich des Tales). Auf der nörd- der Sophienruhe, im Bereich Hausbaden und am lichen Seite der Talstraße gegenüber dem Sä- Altemannfels zwischen Badenweiler und Seh- gewerk ist ein Stollenmundloch der Grube Ries- ringen (SLOTTA 1983, BECHERER & KONRAD 1988). ter erhalten. Hinter dem Campingplatz liegt das Besonders beeindruckend sind die Bergbau- vergitterte Mundloch der Grube Gottessegen spuren um den Altemannfels, einen Abschnitt (Mittelalter und 18. Jahrhundert). des hier bis 35 m mächtigen, als „ Quarzriff “ bezeichneten Mineralganges. Hier sind große, Rund 4 km südöstlich von Sulzburg zwischen tiefe Tagebaue und besonders schöne Feuer- Rammelsbacher Eck und Schlossberg: Spuren setzabbaue erhalten (Abb. 73 und 103), si- des neolithischen Rötelbergbaus (GOLDENBERG cher die ausgedehntesten, die man heute im & MAAS 1999) entlang eines steilstehenden, Schwarzwald an der Oberfläche finden kann. brekziösen Quarzgangs mit Baryt und Hämatit Am Altemannfels, bei ca. 620 m NN, sind zu- (Abb. 43). Die Aufschlüsse zeigen, dass es sich dem große Gangabbaue zugänglich, die insge- um eine NW–SE gerichtete, 15–20 m breite, sinis- samt rund 90–100 m tief reichen. Südlich vom trale Scherzone mit mehreren schmalen Quarz- Bachriss, der von Pkt. 652,4 nach Westen gängen mit Baryt und Fluorit handelt. Die starke verläuft (vgl. topografische Karte 1 : 25 000), Verkieselung des Gneises führte dazu, dass die führt der Wanderweg direkt zu einem dieser Scherzone durch die Erosion als Geländerippe tiefen Abbaue im Bereich Hausbaden. Südlich herausmodelliert wurde. oberhalb von Badenweiler (Karlstraße, neben

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Haus Bergmannsrast) liegt der auf einem erz- reichen Quarz-Barytgang aufgefahrene, früher als „ Römerstollen “ bezeichnete Karlstollen, der im vorderen Teil während des Dritten Reichs teilweise zu einem Bunker ausgebaut wurde. Heute ist hier eine Erdbebenmessstation des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Berg- bau untergebracht.

Römisches Thermalbad in Badenweiler (über- dachtes Ausgrabungsareal unterhalb der Cas- siopeia-Therme): Hier wurden aus Pochwerks- abgängen stammende Gangminerale im Mörtel nachgewiesen, was römischen Bergbau bei Ba- ▲ Abb. 104 Gipsbergwerk Sehringen.

In Verfall begriffene Bergschmiede der von 1922 bis 1964 betriebenen Gipsgrube bei Sehringen südlich von Baden- weiler am Schwarzwaldrand (Foto Sommer 2004).

denweiler belegt (vgl. Kap. 4.2). Jüngst wurde in der Basisschicht des Fundaments reichlich Gangmaterial vom Quarzriff festgestellt.

An der Straße (L 132), nur wenige Hundert Meter nördlich der ersten Häuser von Sehringen, beim „ Gipsgrubenweg “, liegen die Reste der Überta- geanlagen des von 1922 bis 1964 betriebenen Gipsbergwerks mit Verladeanlage an der Straße, Trafohaus und Bergschmiede (Abb. 104) ober- halb im Wald; der Verfall dieser Gebäude ist lei- der schon weit fortgeschritten. Auf zwei Sohlen wurde in den am Schwarzwaldrand steilgestell- ten Schichten des Keupers Gipsstein abgebaut und für die Zementproduktion nach Kleinkems gebracht. Der verfallene obere Stollen befindet sich im Gelände oberhalb der Bergschmiede, der untere Stollen liegt unterhalb des Parkplat- ▲ Abb. 103 zes an der Straße (hier Reste der Verladeein- Feuergesetzte Abbauhohlräume richtungen). im Bergbaugebiet am Badenweiler-Quarzriff. (30) Horbach-Wittenschwand, südwestlich von In steiler Hanglage auf der Westseite des als „ Quarzriff “ St. Blasien im Südschwarzwald: Auflässiger Tage- bezeichneten mächtigen Quarzganges, dort wo im 18. Jahr- bau der zwischen 1801 und 1876 periodisch in hundert die Grube Hausbaden in Betrieb war, befinden Förderung stehenden Nickelerzgrube Friedrich- sich mehrere Versuchsabbaue im Quarzgang, die mit der August nördlich des Ortsteils Wittenschwand, Methode des Feuersetzens aufgefahren wurden. westlich des Klosterweihers; darunter erstreckt

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sich ein verzweigtes Grubengebäude (s. METZ oftmals nach dem Einbruch der Stollenmund- 1980: Abb. 171). Die Erzführung war im tektoni- löcher und Schächte, nach Baumaßnahmen, in- schen Grenzbereich zwischen drei großen Peri- folge von Hangrutschungen oder durch die starke dotitlinsen und dem umgebenden Gneisanatexit Bewaldung nicht mehr ohne aufwändige Such- am reichsten und bestand vor allem aus Pyrrho- arbeiten auffindbar. Hierfür bieten die Ausgra- tin, untergeordnet Kupferkies, Pentlandit, Bra- bungsarbeiten z. B. bei Neuenbürg, Seebach, voit und Gersdorffit (weitere Informationen bei: Sexau und Suggental anschauliche Beispiele SAWATZKI 1990). (Kap. 5.1, 5.3, 5.8 und 5.9).

(31) Urberg, südöstlich von Wittenschwand: Naturgemäß führten die Bergbauaktivitäten ver- Halden der 1989 geschlossenen Flussspatgru- gangener Jahrhunderte auch zur beschleunigten be Gottesehre bei Urberg, oberhalb der Stra- Freisetzung der in den Erzmineralen enthaltenen ße von Dachsberg ins Albtal bei Oberbildstein. Schwermetalle, die sonst nur in „ geologischen Lagerstätte und Bergbau sind ausführlich bei Zeiträumen “ durch die natürliche Erosion freige- METZ (1980) beschrieben. setzt worden wären. Menschliche Eingriffe in die Natur können auch zu Belastungen der Umwelt, (32) Fohrenbachmühle: Nordwestlich von Nög- also von Boden, Wasser, Flora und Fauna führen. genschwiel liegen beiderseits des Segalenbachs Deshalb soll auch auf diese Zeugnisse des Berg- tiefe und ausgedehnte Tagebaue auf einem NNE baus im Schwarzwald eingegangen werden. streichenden, bleiglanzreichen Quarz-Fluorit- Gang (METZ 1980). Der alte Bergbau im Schwarzwald galt beson- ders den Metallerzen. Die vorherrschenden Erz- (33) Brenden: Ausgedehnte Halden und Tage- minerale der Schwarzwälder Hydrothermalgänge baue befinden sich östlich des Mettmatales am sind Pyrit, Zinkblende, Bleiglanz und Fahlerz, un- Silberberg im Gewann Mettmaholz (W Buggen- tergeordnet Kupferkies, also schwefelige Ver- ried, NNE Brenden, Topographische Karte 8215 bindungen vor allem von Eisen (Fe), Zink (Zn), Ühlingen-Birkendorf). Der zuletzt bis 1962 in Blei (Pb), Kupfer Cu), Arsen (As), Antimon (Sb) Abbau stehende Quarz-Fluorit-Baryt-Gang der und Silber (Ag). Die Aufbereitung und Verhüttung Flussspatgrube Brenden enthält teilweise derben galt besonders dem bleiglanz- und fahlerzreichen Bleiglanz, der schon Gegenstand eines vermut- Material, was zu Anreicherungen besonders von lich mittelalterlichen Bergbaus war (METZ 1980). Blei und Arsen im Bereich der Pochwerke und Schlackenhalden um Verhüttungsanlagen führte. Am Schauinsland ging ab dem 19. Jahrhundert Weitere Beschreibungen und Hinweise auf bergbau- auch umfangreicher Zinkerzbergbau um, wo- geschichtliche Zeugnisse sind vor allem in folgenden durch die mit der Zinkblende vergesellschafteten Arbeiten zu finden: METZ et al. (1957), METZ (1977, 1980), Metalle Blei und Cadmium (Cd) auch an die Ober- SLOTTA (1983), BLIEDTNER & MARTIN (1986), SCHLAGE- fläche gebracht wurden. Da das Zerkleinern des TER (1989), SCHÜRENBERG (1989), WERNER & KALTWAS- Roherzes, also des mineralischen Gemenges SER (1994), KNAUSENBERGER (2001), HUTH (2002), LORENZ von Gangarten (Quarz, Schwerspat, Flussspat, & SCHMAUDER (2003) sowie HUTH & JUNKER (2004). Calcit usw.) und Metallerzen, i. d. R. in Pochwer- ken erfolgte, die mit Wasserkraft angetrieben wurden und deshalb in der Nähe der Wasserläufe Neben den kulturhistorisch wertvollen Zeugnis- angelegt waren, konnten auch Erzpartikel leicht sen hat der Bergbau natürlich auch zahlreiche mit dem fließenden Wasser abtransportiert wer- Halden, Pingen und Stollenmundlöcher hin- den. Am Rand des südlichen Schwarzwalds, be- terlassen. Viele Halden sind stark überwachsen, sonders bei Staufen, Sulzburg und Bollschweil, andere nach Grabungsarbeiten wieder freige- wurde zerkleinertes, metallhaltiges Gestein von legt (Abb. 92). Mittelalterliche Bergwerke sind de r Aufbereitung sowie Verhüttungsreste bei

120 4 Bergbau starken, episodisch auftretenden Niederschlä- 4.4 Entwicklung der Schwarz- gen durch die Bäche weit in das Vorland ver- wälder Besucherbergwerke frachtet. HURRLE (1983) untersuchte die Halden im Schauinsland- und Münstertalgebiet und Besucherbergwerke erlauben Einblicke in den fand, dass von allen Metallen Blei die höchs- traditionsreichen Bergbau Mitteleuropas – Aus- ten Konzentrationen aufweist. „ Gegenüber den gangspunkt der modernen Industriegeschichte tolerierbaren Maximalgehalten der Kulturbö- (WILD 1998). Von den vielen hundert kleineren den ist im durchschnittlichen Haldenmaterial und größeren historischen Bergwerken, die einst Blei 100-fach, Zink 10-fach, Kupfer 4-fach, Cad- im Schwarzwald betrieben wurden, sind heute mium 5-fach und Arsen am Schauinsland 5- wieder 13 der Öffentlichkeit zugänglich. Die Aus- fach, im Untermünstertal sogar 60-fach ange- grabungsarbeiten erfordern großen personellen, reichert.“ (HURRLE 1983: 47). technisch-materiellen und finanziellen Einsatz. Am schwierigsten sind zumeist die Aufwälti- Wie schädlich sind diese Relikte des alten Berg- gungs- und Sicherungsarbeiten an den Stollen- baus für unsere Umwelt ? Die Landesanstalt für mundlöchern, da das Gebirge hier am stärksten Umwelt (LfU) ging dieser Frage an 222 Bergbau- aufgelockert ist (Abb. 105). Das Wiederherstellen standorten im Schwarzwald nach und unter- der Befahrbarkeit von Schächten stellt die Aus- suchte rund 400 Bergbau- und Aufbereitungs- gräber ebenso vor beachtliche technische An- halden. Nur bei fünf Halden wurden in den un- forderungen (Abb. 106). Oft dauern die Arbeiten mittelbar aus den Halden austretenden Wäs- zur Freilegung verschlossener Grubenräume sern die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung viele Jahre. überschritten, die z. B. für Pb und As bei 0,05 mg pro Liter liegen. „ Im Wasser von Bächen und Flüs- Die nicht selten auch gefahrvollen Arbeiten un- sen wurden die Trinkwassergrenzwerte stets ter Einsatz einfacher und erschwinglicher Tech- unterschritten “ (LfU-Statusbericht Altlasten BW, nik sind mit großen Mühen verbunden. Enge, Oktober 1997). Dies liegt daran, dass z. B. Blei im Feuchtigkeit, nachdrückende Abraum- oder Ver- Boden unter den in Mitteleuropa herrschenden bruchmassen, Wasser- und Standfestigkeitspro- humiden Klimabedingungen weitgehend immobil bleme gehören zum Alltag einer Ausgrabung un- ist; dort bilden sich schwerlösliche Verbindungen ter Tage. Zudem müssen die Arbeiten sehr sorg- vor allem mit Eisen-, Aluminium- und Mangan- fältig und umsichtig erfolgen, einerseits aus si- oxiden (SCHACHTSCHABEL et al. 1998). Diesem Um- cherheitlichen Aspekten, andererseits aus Grün- stand verdanken wir, dass von den vielen, in der den des Denkmalschutzes. An historischen An- Regel überwachsenen Halden im Schwarzwald lagen darf nur etwas verändert werden, wenn keine oder nur geringe Bleibelastungen ausgehen. es wegen der Sicherheit dringend erforderlich ist. Oft muss der Fels sofort nach Entfernen der Haldenmaterial sollte jedoch nicht zerkleinert Verbruch- oder Abraummassen unterfangen und zur Befestigung von Verkehrswegen ge- werden, und nicht selten ist es notwendig, den nutzt werden, insbesondere weil dadurch metall- dazu eingebrachten Verbau schon nach weni- haltige Stäube freigesetzt werden können. Auch gen Jahren wieder auszubessern. für den Obst- und Gemüseanbau eignen sich die alten Halden- und Hüttenstandorte nur mit Ein- Derartige Ausgrabungen sind nur durch das im- schränkungen (UVM 1995 a + b). Bei der Nutzung mense Engagement von Menschen möglich, die von Wässern, die unmittelbar aus alten Erzberg- großes Interesse am alten Bergbau, an Geolo- werken austreten, für die Trinkwasserversorgung gie und Mineralogie besitzen. Fast alle Arbei- sind in jedem Falle hydrochemische Untersuchun- ten erfolgen ehrenamtlich. Unterstützt werden sie gen anzuraten, ggf. müssen geeignete Wasser- vo n den Gemeinden sowie von Behörden, Förder- behandlungsmaßnahmen vorgenommen werden vereinen und vielen Spendern, oft aus der hei- (z. B. LINDENBECK & WIRSING 1996). mischen Industrie.

121 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Seit dem Jahr 1975 betreut das frühere Landes- bergamt, jetzige Landesbergdirektion am LGRB (Freiburg), die Arbeiten aus bergtechnischer und sicherheitlicher Sicht. Möglich wurde dies durch das Bergrechtsänderungsgesetz vom 8.4.1975, mit welchem dem Landesbergamt Baden-Würt- temberg als erste Bergbehörde in der Bundesre- publik Deutschland die Aufsicht über Besucher- bergwerke und Schauhöhlen übertragen wurde (DUDENHÖFFER 1982). Landesdenkmalämter ste- hen bei den Ausgrabungen beratend zur Seite, da (A) jedes historische Bergwerk unter Denkmalschutz steht. Ihr Anliegen ist es, die Erhaltung historischer Zeugnisse und die notwendigen Freilegungs- und Sicherungsmaßnahmen so zu vereinen, dass beides möglich ist: Denkmalschutz und öffent- licher Zugang zu den Zeugnissen der Ge schich- te. Ge ologen, Mineralogen und Historiker nut- zen die wieder zugänglichen Bergwerke für ihre Forschungen und tragen so dazu bei, dass die- se ganz ungewöhnliche „ Bergbauperiode “ der Besucherbergwerke in der Erinnerung erhalten bleibt.

Viele dieser Bergwerke blicken bereits auf einige (B) Jahrzehnte erfolgreicher Arbeit zurück. Die Besu- cherzahlen zeigen (Abb. 107), dass das Interesse an der Untertagewelt anhält. Das gilt auch für die ▲ Abb. 105 Gruben, in die der Besucher über Fahrten (Leitern) Aufwältigungs- und Sicherungsarbeiten in wenig beleuchtete, feuchte Schächte absteigen zur Herrichtung eines Besucherbergwerks. muss und die weder über eine luxuriöse Gruben- bahn noch über Gastronomie verfügen. Bergwerke (A) Öffnung eines Stollens eines historischen Berg- sind wie Fenster in die Erd- und Menschheitsge- werks, hier auf dem Christiansgang bei Neuenbürg im schichte und an Authentizität von keinem „ norma- Jahr 1978. Es handelte sich um eine versuchsweise Auf- len “ Museum mit Bildern und Exponaten erreich- wältigung zu einem Besucherbergwerk, die aber aufgrund bar. Für den in den letzten Jahren anwachsenden der schwierigen Verhältnisse im „ Alten Mann “ 1979 auf- „ Geotourismus “, der sich wohltuend vom Sensa- gegeben werden musste. tions- und Massentourismus abhebt, sind die Be- sucherbergwerke ein besonders attraktives Ziel (B) Nach einem erneuten Versuch auf dem nahegelege- (WILD 1998, HUTH 2002, HUTH & JUNKER 2004). nen Frischglück-Stollen gelang die Freilegung und Siche- rung alter Abbaue auf einem Eisenerzgang (s. Kap. 5.1). Die ersten Bestrebungen zur Erforschung und Vor dem ausgebauten Stollenmundloch der Grube Frisch- Bewahrung der Geschichte des alten Schwarz- glück versammelten sich die Aktiven kurz vor Eröffnung wälder Bergbaus und der Erschließung alter des Besucherbergwerks im Jahr 1985. Grubenanlagen für die Öffentlichkeit gab es, soweit uns bekannt, zu Beginn des 20. Jahr- hunderts. Auslöser war der Tourismus. Der Be-

122 4 Bergbau sitzer des Bad Teinacher Badhotels, nordwest- lich von Neubulach gelegen, hatte 1905 durch Zufall Verhüttungsschlacken und nach anschlie- ßender gezielter Suche den nahe gelegenen St. Georg Stollen aufgefunden (SCHMIDT 1907).

„ Der Verein, der das Recht, den Stollen gegen Entgeld den Fremden zugänglich zu machen durch Vertrag vom Bergwerkseigentümer er- worben hat, hat mit vieler Mühe und bedeu- tendem Aufwande den Stollen herrichten und fahrbar machen lassen, in der Hoffnung, da- durch dem Wanderer und Kurgast einen neuen Anziehungspunkt für den Badort geschaffen zu haben “ (MEIER 1984).

Im Jahr 1957 wurde in Hausach-Dorf im Kin- zigtal eine Vereinigung unter der Bezeichnung „ Dorfer Erzbrüder “ gegründet, die nach Berg- bauspuren in der Umgebung suchte, Stollen- mundlöcher öffnete und ausbaute sowie schrift- liche Dokumente sichtete. Im Jahr 2004 eröff- nete diese Vereinigung das erste Freilicht-Berg- baumuseum im Schwarzwald, zu dem neben einem Rundwanderweg durch das alte Bergbau- gebiet im Hauserbachtal südlich von Hausach- ▲ Abb. 106 Dorf auch ein funktionstüchtiges Pochwerk, Herrichtungsarbeiten unter Tage. eine kleine Schmelzhütte und ein Zechenhaus gehören (Abb. 110). Arbeiten im Schachtkorb zur Anbringung von Leitern für den geplanten Besucherbetrieb, Besucherbergwerk Im Mai 1968 erwarb die Gemeinde Untermüns- Freudenstadt (Foto 1996). tertal das Bergwerk Teufelsgrund von der Bar- bara-Erzbergbau GmbH, dem letzten Betreiber, vor allem, um das Wasserreservoir der alten Beide Gruben erfuhren von Beginn an größ- Grubenbaue in niederschlagsarmen Jahren nut- tes Publikumsinteresse. Das hat sich bis heute, zen zu können, aber auch, um hier schrittweise 34 Jahre nach der Eröffnung, nicht geändert. ein Besucherbergwerk zu errichten. Im Mai Weitere historische Bergwerke konnten in den 1970 wurde die Grube Teufelsgrund als erstes Folgejahren der Öffentlichkeit zugänglich ge- Bergwerk im Schwarzwald für Besucher eröff- macht werden. Die nachfolgende chronologische net. Aufstellung gibt einen Überblick über die schritt- weise Entstehung des vielfältigen Angebots: Im Januar 1969 wurde die „ Stollengemeinschaft Neubulach “ als Bürgerinitiative für die Aufwäl- ■ 1970: Am 23. Mai wird die im Muldental (Süd- tigung des alten Hella-Glück-Stollens und sei- schwarzwald) gelegene Grube Teufelsgrund, Ge- nen Ausbau zum Besucherbergwerk gegrün- meinde Untermünstertal, als erstes Besucherbe rg- det. Schon am 13. Juni 1970 konnte der „ Hella- werk im Schwarzwald seiner Bestimmung übergeben. Glück-Stollen“ als zweites Besucherbergwerk Im Juni folgt der Hella-Glück-Stollen im Bergbau- im Schwarzwald eröffnet werden. revier Neuenbürg (Nordschwarzwald).

123 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

■ 1982: Das Besucherbergwerk Grube Finstergrund pro Jahr ergibt. Das bislang größte Besucher- bei Wieden und das Landesbergbaumuseum in interesse gab es im Jahr 1991 mit über 300 000 Sulzburg werden eröffnet. Besuchern, die geringste Besucherzahl wurde ■ 1984: Der Erzknappenlochstollen der Grube Silber- im Jahr 1986 mit 95 000 Besuchern regist- gründle in Seebach wird als Besucherbergwerk zu- riert, was auf die vorübergehende Einstellung gelassen. der Führungen im größten Besucherbergwerk ■ 1985: Die Frischglück-Grube bei Neuenbürg be- des Landes, der Grube Kochendorf bei Heil- grüßt am 30. März ihre ersten Besucher. bronn, wegen Baumaßnahmen zurückzuführen ■ 1987: Auf dem St. Anna-Stollen der Grube Erich im ist. Generell ist im Schwarzwald aufgrund des Suggental findet der erste „ Tag der offenen Tür “ statt. steigenden Angebots an Besucherbergwerken ■ 1988: Die aus dem 13. bis 15 Jahrhundert stammen- eine allmähliche Zunahme der Besucherzahlen den Grubebaue der Grube Caroline bei Sexau wer- zu verzeichnen. In den Jahren 2002 und 2003 den für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. befuhren 256 000 bzw. 251 000 Besucher die ■ 1997: Nach mehr als 20 Jahren Forschungs-, Frei- für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke legungs- und Instandsetzungsarbeiten wird am Frei- in Baden-Württemberg, allein im Schwarzwald burger Schauinsland ein Teil der größten Erzgrube im rund 117 000 bzw. 119 000 (s. Tabelle unten). Schwarzwald als „ Museums-Bergwerk Schauins- land “ eröffnet. Im Einzelnen wurden in den Jahren 2002 und ■ 1999: Anlässlich der 400-Jahrfeier der Stadt Freu- 2003 folgende Besucherzahlen für die Schwarz- denstadt wird das Besucherbergwerk Freudenstadt wälder Besucherbergwerke registriert (Statistik eingeweiht. der Landesbergdirektion am LGRB): ■ 2000: Im Mai finden im Oberen Stollen der Grube Himmlisch Heer bei Hallwangen erste Besucher- 2002 2003 führungen statt, im Juni öffnet der Hoffnungsstollen Hella-Glück-Stollen, Neubulach 22 604 22 001 bei Todtmoos seine Pforten. Grube Schauinsland, Freiburg 19 300 23 812 ■ 2001: Eröffnung der Grube Wenzel im Frohnbach- Grube Frischglück, Neuenbürg 19 141 16 613 tal bei Oberwolfach. Grube Teufelsgrund, Untermünstertal 13 500 14 000 ■ 2003: Das Besucherbergwerk Segen Gottes bei Grube Finstergund, Wieden 11 660 10 800 Schnellingen, Haslach im Kinzigtal, nimmt den Pro- Hoffnungsstollen, Todtmoos 10 133 7 785 bebetrieb auf. Grube Wenzel, Oberwolfach 9 720 10 600 ■ 2004: Bei Neubulach werden die unterhalb des Hel- Grube Himmlisch Heer, Hallwangen 4 660 5 170 la-Glück-Stollens gelegenen Grubenbaue (Wasser- Grube Silbergründle, Seebach 2 687 2 346 und Marien-Stollen) für Sonderführungen freigegeben, Besucherbergwerk Freudenstadt 1 300 1 100 die oberen Stollen im Gewann Silbergründle bei See- Grube Segen Gottes, Haslach 800 3 400 bach werden für die Öffentlichkeit hergerichtet. Das Grube Caroline, Sexau 608 681 Besucherbergwerk Segen Gottes bei Haslach im Grube Erich, Suggental 557 382 Kinzigtal wird am 12. September zusammen mit dem Summe 116 670 118 690 neu errichteten Servicegebäude offiziell eingeweiht.

Das Diagramm der Abb. 107 zeigt die Entwicklung Erläuterungen zur vorstehenden Tabelle und Abb. 107: der Besucherzahlen der Bergwerke im Land seit Die Grube Segen Gottes wurde im Jahr 2002 noch zum dem Jahr 1983. Heute sind in Baden-Württem- Besucherbergwerk hergerichtet, die Betreiber konnten berg 17 Besucherbergwerke in Betrieb, 13 davon daher keine regelmäßigen Besucherführungen durchfüh- im Schwarzwald. Seit der statistischen Erfas- ren. Die beiden Gruben bei Sexau und im Suggental sind sung im Jahr 1983 haben insgesamt 4,7 Mio. nur an einigen Wochenenden, bei „ Tagen der offenen Tür “ Besucher die Gruben befahren, woraus sich und nach Terminabsprache zu befahren, daher liegen ein Durchschnitt von rund 224 000 Besuchern die Besucherzahlen deutlich unter denen der regelmä-

124 4 Bergbau

▲ Abb. 107 Entwicklung der Besucherzahlen auf den für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerken in Baden- Württemberg zwischen den Jahren 1983 und 2003 (nach Statistik der Landesbergdirektion am LGRB).

ßig geöffneten Gruben. Das erste Besucherbergwerk im Schwarzwald, die Grube Teufelsgrund im Südschwarz- wälder Münstertal, konnte seit dem Jahr 1983 über 20 000 Besucher pro Jahr begrüßen. Erst ab dem Jahr 1997 nahmen die Besucherzahlen ab, was vor allem auf den Rückgang der Feriengäste im Schwarzwald zurück- zuführen ist. Dies gilt auch für den Hella-Glück-Stollen bei Neubulach, den im Zeitraum 1983–1997 im Mittel 34 000 Besucher befahren haben. Er liegt aber mit 22 604 Gästen heute noch an der Spitze der Schwarzwälder Bergwerke. Recht konstant ist das allgemeine Interesse an der Grube Finstergrund bei Wieden, die 2002 mit 11 660 Besuchern sogar mehr Gäste begrüßen konnte als im

► Abb. 108 Denkmalpflege im Umfeld der Besucherbergwerke.

Öffnung und Sicherung einer historischen Stollenanla- ge an einem Bergbaulehrpfad. Im Bild das im Frühjahr 2004 gesicherte Stollenmundloch der Grube Elisabeth am Kreuzberg (bei Hausach).

125 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald

Jahr 1983 (10 000), als noch wenige andere Gruben für die Öffentlichkeit zugänglich waren; das beste Ergebnis wurde im Jahr 1985 mit 18 000 Besuchern erzielt. Die im Jahr 1985 eröffnete Besuchergrube Frischglück bei Neu- enbürg konnte für die ersten Jahre von 1985 bis 1991 jährlich rund 20 000 Besucher melden. Bis zum Jahr 1999 gingen die Besucherzahlen auf 13 427 zurück, um dann aber wieder auf über 19 000 zu steigen.

▲ Abb. 110 Erstes Bergbaufreilichtmuseum im Schwarzwald.

Das kleine, im August 2004 eingeweihte Bergbaufreilicht- museum der „ Dorfer Erzbrüder “ mit originalgetreuen Re- konstruktionen einer mit Wasserkraft angetriebenen Erz- poche (rechts im Bild), eines Schmelzofens und eines Zechenhauses (links).

Auch über Tage wurden umfangreiche Arbeiten zur Sicherung von Stollenmundlöchern, zur An- lage von bergbaugeschichtlichen oder geolo- gischen Lehrpfaden, zur Errichtung von Denk- mälern und kleinen Museen vorgenommen, die dem Besucher heute gute Einblicke in den histo- rischen Bergbau im Schwarzwald ermöglichen (Abb. 108 bis 110).

Bergmännische Traditionspflege

Dem 1975 gegründeten Landesverband ba- den-württembergischer Bergmannsvereine und bergmänni scher Musikvereine 14, in dem derzeit 21 Vereine mit rund 4 000 Mitgliedern organi- ▲ Abb. 109 siert sind, gehören als stärkste Fraktion auch Bergbaubrunnen in Haslach-Schnellingen. 10 Vereine an, die Besucherbergwerke betrei- ben, sechs davon aus dem Schwarzwald. Je Der an der Schnellinger Straße, Ecke Schloßbergstraße ein Verein kommt aus dem Elsass und aus der gelegene Brunnen mit Darstellungen von Bergleuten bei Schweiz. Ein dem Landesverband zugehöriger Abbau und Förderung wurde im Jahr 1997 anlässlich der Förderkreis unterstützt das Landesbergbaumu- 500-Jahrfeier der Gemeinde Schnellingen errichtet. Er seum in Sulzburg. Der Vorsitzende des Lan- wurde von FRIEDER HASER aus Haslach-Schnellingen ge- desverbands und sein Stellvertreter stammen staltet. aus traditionsreichen Besucherbergwerken im

14 Geschäftsstelle: Urachstraße 23, 79102 Freiburg i. Br., Tel. 07 61 / 7 04 00-0; Informationen unter: www.lvbergmannsvereine-bw.de

126 4 Bergbau

Nordschwarzwald (CHRISTIAN PROSS aus Neu- z. B. im Oktober 2003 in Oberwolfach anläss- bulach, JÜRGEN HÄRTER aus Neuenbürg). Die lich einer Festveranstaltung der Grube Wenzel Gründung des Landesverbands erfolgte durch (Abb. 111). Gemeinsames Ziel ist die Förde- die Bergmannsvereine und Bergmannskapel- rung der Bergbautradition und der Besucher- len in Buggingen und Wieden, deren Ziel es bergwerke. ist, nach Schließung der Bergwerke das berg- männische Brauchtum und die Kameradschaft Zu festlichen Anlässen tragen heute auch die der Bergleute in Baden-Württemberg lebendig „ ehrenamtlichen Bergleute “ stolz ihre Tracht, zu halten. Dazu gehört auch die Ausrichtung die sie nach historischen Vorbildern anfertigen von Bergmannstagen oder Bergparaden, wie ließen (Abb. 112).

◄ Abb. 111 Bergmännisches Brauchtum.

Im Bild Bergleute der Schwer- und Flussspatgrube Clara bei der Berg- parade in Oberwolfach am 26. Ok- tober 2003.

◄ Abb. 112 Bergmännische Traditions- pflege auf den Besucherberg- werken des Schwarzwalds.

Die ehrenamtlichen Bergleute der Grube Frischglück bei Neuenbürg mit der im Jahr 1971 neu gestal- teten, aber an historischen Vorbil- dern ausgerichteten Bergmanns- tracht.

127 Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald